Ausgabe 6 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
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Ausgabe 6 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
COLUMBUS Zeitschrift von und für Studenten/innen des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg Vo l l e F a h r t v o r a u s : N e u e s a u s d e r L e h r e r b i l d u n g von Dr. Erich Streitenberger Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Oktober 2006 In dieser Ausgabe: Organigramm der verschiedenen Beratungsstellen für Lehramtsstudierende Am 1. Oktober 2005 nahm das Zentrum für Lehrerbildung an unserer Universität seinen Betrieb auf, und wenn ich zu Beginn meiner Vorstellung im letzten ColumbusHeft (Ausgabe 3/06, p. 2f.) noch bemerkte, dass dies „nahezu unbemerkt von der universitären Öffentlichkeit“ geschehen sei, so hat das „Unternehmen Lehrerbildung“ mittlerweile ziemlich an Fahrt gewonnen, was sich vor allem in der stark gestiegenen Zahl der Beratungsgespräche, Email-Anfragen und Einladungen zu Informations- und Orientierungsveranstaltungen äußert. Außerdem wächst die Homepage des Zentrums konstant weiter und wurde kürzlich u.a. um eine Linkliste erweitert, so dass es sich lohnt, sie regelmäßig anzuklicken und sich mit dem aktuellen Stand der Dinge vertraut zu machen. Neben dem neuen Flyer des Zentrums für Lehrerbildung (http://zlb.uni-hd.de/ download/info-flyer-neu200607.pdf) steht auf der Homepage jetzt auch eine Übersicht über das Lehramts-Beratungssystem als pdf-Dokument zum Download bereit (http:// zlb.uni-hd.de/download/laberatungssystem.pdf). Diese Übersicht informiert Sie nicht nur darüber, mit welchen Fra- gen zum Lehramtsstudium Sie sich an welche Stelle wenden können, sondern gibt Ihnen zusätzlich die Möglichkeit, durch einen Mausklick auf die jeweilige Einrichtung direkt mit deren Homepage verbunden zu werden. Wenn Sie diese Datei auf dem Desktop Ihres Rechners platzieren, haben Sie bequem und mit wenigen Klicks Zugriff auf die für Ihr Studium wichtigen Beratungseinrichtungen. Soweit zum aktuellen Stand der Dinge am ersten Geburtstag des Zentrums für Lehrerbildung Heidelberg. Da die Zukunft ja bekanntlich vor uns – und vor allem vor Ihnen Die gescheiterte Exzellenz 4 Exkursionstagebuch La Réunion 6 Neuigkeiten aus der PIG 9 Doktorarbeit über Kinderbetreuung 10 Portrait Volker Schniepp 12 Praktikum im Nationalpark 16 Portrait Dr. Heike Jöns 18 ERASMUS Montpel- 20 lier Rundmails aus Indo- 22 nesien Sprachschule in Guatemala 24 Themen in dieser Ausgabe: • Neue Rubriken: Kurzmitteilungen und Termine • Praktikumsbericht Regionalverband RheinNeckar • Vorstellung des CarloSchmidStipendiatenprogramm • Was macht eigentlich die Fachschaft? Seite 2 – liegt, soll es jetzt auch um diesen Blick nach vorne gehen. Dr. Erich Streitenberger: Ambitionierter Geschäftsführer des Zentrums für Lehrerbildung Das neue Logo des Zentrums für Lehrerbildung Die derzeitigen Einstellungschancen im beruflichen Schulwesen sind exzellent. Sie werden es den Medien entnommen haben: Die Arbeiten an der großen Herausforderung der kommenden Jahre, der Weiterentwicklung der badenwürttembergischen Lehramtsstudiengänge vom Staatsexamen zu einer gestuften Bachelor-/MasterStudienstruktur im Rahmen des so genannten „BolognaProzesses“ (Schaffung eines europäischen Hochschulraums bis 2010), sind nun definitiv begonnen worden, und im Augenblick wird an einer Grundkonzeption gearbeitet, die anschließend sukzessive mit Inhalten zu füllen sein wird. Es wird also noch etwas dauern. Wenn Sie in den letzten Semestern das Bundesland gewechselt haben, werden Sie gemerkt haben, dass diese Umstrukturierung der Lehramtsstudiengänge in den verschiedenen Bundesländern in sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten geschieht und dass gegenwärtig in so vielen verschiedenen, zum Teil wenig kompatiblen Studienstrukturen gearbeitet wird, dass die angestrebte Einheitlichkeit am Horizont noch gar nicht so recht erkennbar ist. Falls Sie in naher Zukunft einen Wechsel der Universität planen, sollten Sie sich daher vorab bei der aufnehmenden Universität genau nach deren Modalitäten erkundigen, damit Sie bei der Anrechnung von Scheinen und sonstigen Nachweisen keine bösen Überraschungen erleben. Neben möglichen Problemen beim Wechsel des Studienorts stellen sich angesichts der demographischen Entwicklung in unserem Land und des zunehmend dramatischer gezeichneten Rückgangs der Schüler/innenzahlen in den nächsten Jahren (worunter in besonderer Weise die Hauptschule zu leiden haben wird, die von vielen ja bereits abgeschrieben ist) viele Lehramtsstudierende die bange Frage nach ihren Einstellungschancen, auf die ehrlicherweise niemand eine definitive Antwort geben kann, weil – wie wir ja immer wieder aus dem Munde von Politiker/innen hören – primär die finanzielle Situation des Landes die Einstellungen steuert, deren Zahl dann beträchtlich hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück bleibt. Da wilde Spekulationen auf diesem Gebiet für Sie nicht besonders hilfreich sind, möchte ich Ihnen lieber hier einige Denkanstöße geben und Informationsquellen nennen, damit Sie sich selbst ein Bild machen, über Ihre individuelle (berufs)biographische Entwicklung nachdenken und dann auf einer soliden Informationsgrundlage Ihre persönliche Entscheidung treffen können. Bei dieser Entscheidungsfindung müssen neben den beiden Annahmen, dass als Konsequenz aus sinkenden Schüler/innenzahlen aus finanziellen Gründen leider auch sinkende Lehrer/innenzahlen zu erwarten sein werden (es wäre doch eine geradezu idyllische Vorstellung, endlich einmal in Kleingruppen unterrichten zu können) und dass die finanzielle Lage des Landes sich in den kommenden Jahren eher nicht verbessern wird, auch Ihre persönliche Risikobereitschaft, Flexibilität und Mobilität zentrale Parameter sein. Wichtigste Informationsquelle in allen Fragen, die die Lehrer/inneneinstellung in Baden-Württemberg betreffen, ist sicherlich das stets aktuell gehaltene Lehrereinstellungsportal Baden-Württemberg unter der Internet-Adresse: http:// www.lehrereinstellungbw.de (LOBW = Lehrer Online Baden-Württemberg). Dort finden Sie neben aktuellen Informationen, so genannten „schulscharfen“ Stellenausschreibungen und weiteren Einstellungsangeboten die rechtlichen Grundlagen der Lehrer/inneneinstellung, das Formular für eine Online-Bewerbung (das wird der Bewerbungsmodus für Lehrer/innen der Zukunft sein) und alle Informationen und Formulare rund um den Vorbereitungsdienst (Referendariat). In diesem Zusammenhang lohnt sich auch für Studierende mit dem Ziel des Lehramts an allgemein bildenden Gymnasien die Überlegung, ob nicht angesichts schlechter werdender Einstellungschancen im allgemein bildenden Bereich ein Vorbereitungsdienst mit anschließenden besseren Einstellungschancen im beruflichen Schulwesen (sofern sich die Studienfächer für den beruflichen Bereich eignen) in Betracht zu ziehen wäre. Ein Übergang ins allgemein bildende Schulwesen ist übrigens nach der Einstel- Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 lung in den Schuldienst an einer beruflichen Schule zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Zusatzprüfung durchaus möglich. Für nähere Informationen zum beruflichen Schulwesen und zu den Möglichkeiten, die Sie dort haben, steht Ihnen mein Mannheimer Kollege Matthias Schneider (Kontakt: 0621/1812201, zfl@unimannheim.de, http://zfl.unimannheim.de/) gerne im Rahmen seiner Beratungszeiten zur Verfügung. Das berufliche Schulwesen könnte auch beim Praxissemester interessant sein: Studierende mit dem Ziel des Lehramts an allgemein bildenden Gymnasien können nämlich durchaus ihr Schulpraxissemester an einer beruflichen Schule absolvieren, ohne dass dies einen Einfluss auf die spätere Berufsentscheidung hat. Bei der Meldung zur Wissenschaftlichen Prüfung muss lediglich der Nachweis des 13-wöchigen Schulpraxissemesters er- bracht werden, unabhängig davon, ob es an einer beruflichen Schule oder an einem allgemein bildenden Gymnasium stattgefunden hat. Da die allgemein bildenden Gymnasien der Metropolregion immer relativ rasch besetzt sind, bleibt für viele Bewerberinnen und Bewerber nur noch der Weg in kleinere Gymnasien des Hinterlandes. In den beruflichen Schulen im Raum Heidelberg-MannheimKarlsruhe stehen dagegen in der Regel genügend Praktikumsplätze zur Verfügung, so dass sich der Wunsch, das Schulpraxissemester z. B. an einer Schule in Heidelberg zu absolvieren, möglicherweise eher in einer beruflichen Schule als in einem allgemein bildenden Gymnasium realisieren lässt. In jedem Fall aber gilt: Beginn der Online-Meldefrist für das Schulpraxissemester ist der 15. Februar 2007! Wie 2006 wird dann der erste Meldetag (15.02.) Seite 3 ohne „Windhund-Prinzip“ laufen, aber ab 16.02. gilt wieder: Wer zuerst kommt… Abschließend möchte ich betonen, dass ich mich sehr darüber freue, dass die Aktivitäten des Zentrums für Lehrerbildung so positiv wahrgenommen werden, weil dies zeigt, dass die Konzeption stimmt, auch wenn ich bei meiner bereits geäußerten Einschätzung bleibe, dass die Personalstruktur als Ein-PersonenBetrieb vor dem Hintergrund des Dienstleistungsgedankens mittelfristig zu überdenken ist: Wenn ich nämlich bei auswärtigen Informationsveranstaltungen und Tagungen auftrete bzw. mich bei Kongressen selbst über den aktuellen Stand der Dinge informiere, muss die Geschäftsstelle leider geschlossen bleiben, was sich bedauerlicherweise gelegentlich auch auf Sprechstundentermine auswirkt. Hierfür bitte ich um Ihr Verständnis – aber Sie können mir ja eine nette Mail schicken… A u f d e m We g v o n d e r S c h u l e i n d i e S c h u l e Infoveranstaltung des ZLB von Christina Preusker Am Montag, den 16. Oktober, fand in der Neuen Aula erstmals die mit rund 500 Studierenden sehr gut besuchte Informationsveranstaltung des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) statt. Nach einem einführenden Überblick über die Lehrerausbildung, kamen Fachleute der Universität und des Heidelberger Seminars für Didaktik und Lehrerbildung zu Wort, die über Einzelheiten des pädagogischen Begleitstudiums, des EPG, des Schulpraxissemesters sowie des Referendariats informierten und im Anschluss bereitwillig Fragen der Studierenden beantworteten. Die große Zahl der Anwesenden zeigt zum einen den Bedarf an Information, zum anderen aber auch den Erfolg des Konzepts: „Nie im Traum hätte ich mit solch einem riesigen Interesse gerechnet“, gibt Dr. Streitenberger, der Leiter des ZLB offen zu und ergänzt: „Das war natürlich nur dank des großen Entgegenkommens der lehrerausbildenden Institute der Universität möglich, die darauf geachtet haben, dass es bei ihren eigenen Einführungsveranstaltungen nicht zu einer Terminüberschneidung kam.“ Natürlich gibt es beim ersten Mal kleinere und größere Pannen. Deshalb freut sich Dr. Streitenberger über Feedback, damit die nächste Veranstaltung im April 2007 noch besser wird. Sprechstunden des ZLB während der Vorlesungszeit: Kurzberatung (max. 10 Min): Dienstag 10-11.30 Uhr Donnerstag 14-15.30 Uhr Ausführliche Beratung: Nach Vereinbarung per E-Mail oder Telefon Gute Informationslage am Zentrum für Lehrerbildung Infomaterial Die von den Referenten freigegebenen PowerpointPräsentationen der Veranstaltung finden sich auf der Homepage des ZLB: http://zlb.uni-hd.de/ downloads.html. Seite 4 „Freitag der Dreizehnte“ - Ein Drama von Claudia Wiese Die Bühne: Journalisten stehen gedrängt in der Aula der Universität und starren auf die Großleinwand. Gleich soll es losgehen, die Pressekonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft - live aus Bonn. Ranking von Universitäten als ausschlaggebender Faktor für Qualität? Das Stück: Die Übertragung fällt aus, der Konferenztisch bleibt leer, Rektor Hommelhoff ist nirgends zu sehen und auch der Pressesprecher der Uni, Herr Schwarz, ist wohl ins Dunkle geflüchtet. Letzter Akt - Das Drama nimmt seinen Lauf: Es wird verkündet „Die Münchner Universitäten sowie die Universität Karlsruhe sind dabei“. Prorektor Tröger ist sichtlich enttäuscht. Ansonsten sieht man nur überraschte Journalisten und Studenten. Damit hatte niemand gerecht. Oder doch? Aus der Traum von der Eliteuniversität Heidelberg? Was ist passiert? 1,9 Milliarden Euro werden im Rahmen der Exzellenzinitiative für universitäre Spitzenforschung bereitgestellt. Seit Monaten hatten die Wissenschaftler an ihren Anträgen gefeilt, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Doch obwohl der Heidelberger Graduiertenschule „Fundamental Physics“ und dem Exzellenzcluster „Zelluläre Netzwerke“ ausgezeichnete Qualität bestätigt wurden, reichte das Zukunftskonzept der Dritten Säule nicht zum Elitestatus. Hat man sich zu sehr auf dem Ruf der Universität ausgeruht? Was ist schief gelaufen? Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird dazu hoffentlich noch eine Erklärung abgeben. Danach kann sich die Universität intensiv auf die zweite Auswahlrunde im Oktober vorbereiten, durch die wir es dann schaffen sollten. Eines steht jedenfalls fest. Vorerst wird niemand mehr antworten „ach, an der Eliteuni“, wenn ich erzähle, dass ich in Heidelberg studiere. Die Erfolgreichen And the winner is: Graduiertenschule "Fundamental Physics" und das Cluster "Zelluläre Netzwerke". „Fundamental Physics“ heißt das Gebiet, auf dem in den nächsten fünf Jahren, Doktoranden ausgebildet werden. Knapp über eine Million Euro pro Jahr werden dafür zur Verfügung stehen. Die Grundlagenphysik erhält wieder einen neuen Aufschwung und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Graduiertenschule wird eine starke internationale Ausrichtung erhalten. Teilnehmer werden nach weltweiter Ausschreibung ausgewählt und das Ausbildungsprogramm soll in englischer Sprache erfolgen. Doch die Ausbildung wird sich nicht auf die Physik beschränken, sondern auch Schlüsselkompetenzen gehören dazu. Zum Beispiel wissenschaftliches Schreiben, Präsentationstechniken, Drittmitteleinwerbung und Projektleitung sind weitere Themen im Ausbildungsprogramm. Und wohin mit den Millionen? Der größte Teil der zusätzlichen Mittel wird die Neueinstellung weiterer Dozenten genutzt werden, die die Ausbildung verbessern sollen. Zusätzlich wird den jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben, sich als Hochschullehrer zu qualifizieren. "Zelluläre Netzwerke" heißt das Cluster, das in den nächsten fünf Jahren mit bis zu 39 Millionen Euro gefördert wird. Große Fortschritte im Verständnis molekularer Vorgänge führen zu neuen Fragestellungen, der sich die biomedizinische Forschung widmen will. In dem Cluster soll deshalb unter anderem erforscht werden, wie wir Funktion, Struktur und Entwicklung biologischer Netzwerke erklären können, die Grundlage jeden Lebens sind. Über 70 Arbeitsgruppen aus den Biowissenschaften, der Medizin, Mathematik, Chemie und Physik der Heidelberger Universität und der außeruniversitären Institute Deutsches Krebsforschungszentrum, Europäisches Institut für Molekularbiologie, Max-PlanckInstitut für Medizinische Forschung und Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim sind in dem Cluster integriert. Die Millionen aus der Exzellenzinitiative werden unter anderem zur Förderung interdisziplinärer Projekte und zur Einrichtung internationaler Doktoranden- und Postdoktorandenprogramme verwendet. Zusätzlich werden zwei Professuren und sechs Nachwuchsgruppen eingerichtet. Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Seite 5 E x z e l l e n z i n i t i a t i v e : Wa r t e n a u f d a s n ä c h s t e Mal Interview mit Prof. Meusburger von Claudia Wiese Die Universität Heidelberg ist in der ersten und zweiten Säule weiter gekommen, aber nicht in der dritten mit dem Konzept „Der Heidelberger Weg“. Kam das für Sie sehr überraschend? Die Überraschung für uns bestand darin, dass nur drei Universitäten ausgewählt wurden. Wenn fünf ausgewählt worden wären, hätten wir uns sehr gute Chancen ausgerechnet. Ich finde es wichtig, dass wir in den ersten zwei Säulen erfolgreich waren, denn dort geht es um die Wissenschaftlichkeit. Die dritte Säule hätte zwar das große Geld gebracht, aber dort geht es eher um Zukunftskonzepte und Strukturverbesserungen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Für mich persönlich ist es wichtig, dass sich die ersten beiden Säulen durchgesetzt haben. Vor allem aber, dass sich die Wissenschaftlerkommission gegenüber den Wissenschaftspolitikern durchgesetzt hat. Es ist wesentlich besser für die Universität, wenn die Wissenschaftspolitik nicht zu viel reinredet und ich warte lieber noch ein Jahr auf das Geld, bin mir aber dessen sicher, dass Qualität belohnt wird und nicht die Lobbyarbeit. Was beinhaltet das Konzept der dritten Säule? In erster Linie geht es um eine Verbesserung der Forschungsbedingungen. Das fängt bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an, setzt sich fort bei der Einrichtung von strukturierten Promotions- studiengängen, von Graduiertenschulen und von verschiedenen Maßnahmen, wie man die Situation der Forschenden und Lehrenden verbessern kann, bis hin natürlich zu anderen Zukunftskonzepten, die sehr wichtig sind, um hochkarätige Wissenschaftler nach Heidelberg zu holen. Ist bereits bekannt, was die Gründe dafür sind, dass Heidelberg in der dritten Säule nicht weitergekommen ist? Sicher hat jeder da seine eigenen Ideen, aber wir sollten den offiziellen Bericht der DFG abwarten. Ich glaube aber, dass dieses ganze Verfahren der Exzellenzinitiative schon deshalb sehr wichtig und sehr fruchtbar für die Uni war, weil man auf allen Ebenen eine Art Gewissenserforschung gemacht hat, weil überall neue, gute Ideen gesammelt worden sind, und selbst wenn wir jetzt noch nicht erfolgreich waren, hat es einen Schwung in Gang gesetzt, den wir nützen müssen. Was bedeutet die Exzellenzinitiative ihrer Meinung nach für Deutschland. Ist es ein sinnvoller Wettbewerb oder eher nicht? Der Wettbewerb war auf jeden Fall sinnvoll, weil er die Universitäten gezwungen hat, über bestimmte Dinge nachzudenken, bestimmte Dinge neu zu strukturieren, neue Ideen zu sammeln und sich einem harten Wettbewerb zu stellen. Über die Kriterien der Exzellenzinitiative kann man natürlich streiten. Als Vertreter eines kleinen Faches bin ich mit dem Konzept der Exzellenzinitiative nicht immer ganz glücklich gewesen. Es war maßgeschneidert für die großen naturwissenschaftlichen Fakultäten, für die Ingenieur- und Technikfakultäten bzw. für Fakultäten, wo noch Massenpromotionen üblich sind. In sehr vielen Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften sind aber gerade die Individualpromotionen die besten. Die zweite Kritik an diesem Gesamtkonzept ist folgende: Die Suche nach großen Clustern und Verbünden ist ja richtig, aber man muss überlegen in welcher Phase einer wissenschaftlichen Innovation das überhaupt möglich ist. Eine neue kreative Idee ist genau deshalb kreativ, weil sie erst wenige haben. Und wenn es erst einmal 50, 60 oder 100 Kollegen in Deutschland gibt, die notwendig sind, um so einen Cluster zu bilden, dann ist die Innovationskurve schon weit fortgeschritten, und das ist aus meiner Sicht nicht mehr sehr innovativ. Für praktische Anwendungen kann es sehr gut sein, aber eine Universität sollte das Ziel haben, kreativ zu sein und möglichst viele Wissenschaftler zu haben, die vor anderen auf eine neue Idee kommen. Und das ist im Konzept der DFG überhaupt nicht vorgesehen gewesen. Hätte die dritte Säule auch Auswirkungen auf uns Studierende? Für die Studierenden hätte es selbstverständlich auch Auswirkungen, weil es die Möglichkeit gegeben hätte, die Betreuungssituation zu verbessern. Es war daran gedacht, Lehrprofessuren einzuführen und es gab verschiedene Konzepte, um die Betreuungsintensität in der Lehre zu verbessern. Seite 6 G r o ß e E x k u r s i o n L a R é u n i o n : E i n Ta g e b u c h von Katharina Fricke, Rebecca Kohlhauer, Anne Marmann und Kerstin Mewes 17.9. Cirque de Mafate: aaaahhhh, ooooohhhh... 19.9 Der Piton des Neiges und die WOLKE 18.9. Was man mit Bartflechten alles anstellen kann... 19.9. Die WOLKE 19.9. Le Grand Bénare 20.9. Südsee-Feeling (kurz vor dem Sonnenbrand) Samstag 16.09.06 – Ankunft in St. Denis Liebes Tagebuch, heute morgen sind wir in St. Denis gelandet, die Sonne brennt, Nobite© (Insektenschutzmittel) stinkt, der Passat weht, I.s Hut fliegt, aber die Frisur sitzt. Wir stiegen in die weißen VWBusse und erlebten sofort den ersten bouchon von St. Denis. Dann bezogen wir die Zimmer, hängten Moskitonetze auf, begrüßten eventuelle mehrbeinige Mitbewohner und machten uns auf, die ersten Frittungen (durch den Kontakt mit heißer Lava gehärtete und rotgefärbte Sedimentgesteine) unseres Lebens kennen zu lernen. Nach einem Vorgeschmack auf die zahlreichen kommenden Serpentinen, hingen wir bei den Kanonen vor dem Hotel ab, um darauf zu warten, dass „einer um 18 Uhr das Licht ausknipst“. (vgl. Eitel 17:09 Uhr). Sonntag 17.09.06 – Der schmale Grat Liebes Tagebuch, heute wurden wir zum ersten Mal mit der erosiven Hangentwicklung nach Wirthmann (1973) konfrontiert, die uns die ganze Exkursion über begleiten sollte. Der erste Geoorgasmus ereilte uns beim Blick in den Cirque de Mafate mit seinen steilen Kesselwänden und Zwischentalscheiden. Bei unserer ersten Wanderung konnte S. nur mit Mühe von näheren Bekanntschaften mit großen, schwarzen, achtbeinigen Inselbewohnern abgehalten werden. Montag 18.09.06. – SpeedVerwitterung oder Wie schnell schmilzt der Zuckerkegel? Liebes Tagebuch, heute ging die Fahrt durch unseren zweiten Cirque, den Cirque de Salazie, und über den Col de Fourche liefen wir in den Cirque de Mafate zur Plaine des Tamarins. Eine vermeintliche Fumerole entpuppte sich als Haufen brennender Autoreifen. Zum ersten Mal erlebten wir DIE WOLKE [Passatwolke, die: Zieht täglich nach eigenem Gutdünken um die Mittagszeit auf, um nachts wieder zu entschwinden]. Nach erfolgreich abgeschlossenem Cirque-Hopping wies uns der Geomorphologie-Experte M. bei einem letzten Panoramablick auf den innerhalb von 70 ka ausgeräumten Cirque de Salazie auf die enorme Verwitterung hin. Dienstag 19.09.06 – Geoorgastische Ausblicke Liebes Tagebuch, mit Baguette, Wasser und dicken Pullis im Gepäck machten wir uns heute auf, den Grand Bénare zu erklimmen. Schon auf dem Weg kamen wir in den Genuss, zahlreiche didaktische Bilder von Passatinversion, Föhnmauern und edaphischer Trockenheit für die zukünftige Lehrprobe zu schießen. Am Gipfelkreuz wurde die Gruppe mit gerecht geteilten Baguettes, Windstille und wunderbaren Aussichten belohnt. Mittwoch, 20.09.06 – Angriff der Killergurken Liebes Tagebuch, an unserem Transfertag zum nächsten Hotel kam erst die Arbeit (Referate) und dann das Vergnügen (Planschen im Indischen Ozean). Allerdings versetzten die Bewohner des Saumriffes (Seegurken) die eine oder andere Exkursionsteilnehmende in Panik. In Le Baril freuten wir uns über unser tolles Hotel direkt am Meer und genossen abends die rauschende Brandung und den Blick auf die Milchstraße. Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Donnerstag, 21.09.06 – Too fast, too furious Liebes Tagebuch, über zahlreiche Serpentinen (der Leitbus zählte 199, das Loveshuttle nur 129) gelangten wir in unseren dritten Cirque, den Cirque de Cilaos. Spätestens jetzt haben wir einen Hang zu La Réunion entwickelt. Die Fahrer erfreuten sich an der kurvenreichen Strecke und ließen nicht nur in Kurve 87 (bzw. 68) die Reifen quietschen. Nachdem DIE WOLKE den Cirque in Nebel hüllte, endete der Exkursionstag am Strand. Freitag, 22.09.06 – Mr. Lava Lava oder „Der Wortspielbus“ Liebes Tagebuch, heute fuhren wir um den Piton de la Fournaise, spazierten über Aa-Lava (Aua!) und Pahoehoe-Lava (Boah-Ey, he!) und schauten uns Bourbon-Vanille in allen Verarbeitungsstadien an. Um die Fahrzeit zu versüßen, schmissen A.& A. eine Runde Zuckerrohr. Und für die Unersättlichen gab es dann nach der Crème – pardon, dem Grand Brûlé (Zone mit Lavaströmen – nicht essbar!) auch noch eine kreolische Kirche mit Zuckerguss-Dekoration in Ste. Anne. Samstag, 23.09.06 – Die perfekte Welle Liebes Tagebuch, heute wurden wir am Cap Méchant von zehn Meter hohen Wellen geduscht. Danach herrschte bei der Fahrt durch die Höhenstufen Richtung Plaine des Cafres Ungewissheit… Warmer Feuchtwald? Kühler Feuchtwald? Oder etwa Bergnebelwald? Wo wächst Kohl? Wo wächst Ananas? Wo wachsen Bananen? Und Avocados? Zuckerrohr? Auf der Plaine des Cafres (aka Massif Central) angekommen, erlitten mehrere Exkursionsteilnehmende einen Temperaturschock und mussten die Badewanne aufsuchen. Sonntag, 24.09.06 – Volcano Liebes Tagebuch, heute ging es endlich auf den Piton de la Fournaise, einen der aktivsten Vulkane der Erde, der auch schon während der letzten Tage immer dezent geraucht hatte. Nun wollten wir endlich Lava sehen! Dazu mussten wir aber zuerst die staubige Plaine des Sables in unseren Expeditionsfahrzeugen durchqueren und die junge Caldera (5 ka), vorbei an ameisenhügelähnlichen Parasitärkratern (0.253 ka) frohgemut durchschreiten. Unser Aufstieg zum Krater war gesäumt von Schlacken, Bomben, Laven und Lapilli sowie sandalentragenden Kindern und bananen essenden Vu lkan Gendarmen. Oben angekommen warteten wir dann zusammen mit zahlreichen anderen Schaulustigen und dem Finger am Auslöser auf die regelmäßigen Rülpser des Vulkans. Auf dem Rückweg erwartete uns noch ein geomorphologisches Knobelspiel in Form eines (un)sichtbaren Calderenrandes. Hier war „Geomorpheeling“ gefragt („Das sieht doch ein blinder Geograph mit Krückstock“ , vgl. Eitel). Im Licht der untergehenden Sonne wurde später noch jeder Exkursionsteilnehmende unter größten Vorsichts- Seite 7 maßnahmen von Seiten des Exkursionsleitenden an den Rand eines atemberaubenden Sprengtrichters geleite(l)t. Montag, 25.09.06 – In einem Land vor unserer Zeit Liebes Tagebuch, heute war wieder ein Nobite©-Tag, denn unsere Zeitreise führte uns in den fossilen Cirque de Bébour. Nebelwald mit Baumfarnen und ein gutgelaunter dino-imitierender Exkursionsleitender vermittelten uns einen Eindruck vom Mesozoikum. Wir bahnten uns einen Weg durch den matschigen Dschungel, gespickt mit Hindernissen (in Form von Baumstämmen auf Kopfhöhe). Aus der Schlammschlacht des Forêt de Bébour ging F. als verdreckte Siegerin hervor, wohingegen Exkursionsleitender und –begleitender auf wundersame Weise unversehrt blieben. Dienstag, 26.09.06 – Der mit dem Saprolith ma(h)lt Liebes Tagebuch, „So saprolithisierte Basalte habe ich noch nie gesehen“ – wenn das der Exkursionsleitende sagt, dann ist das wahrlich geoorgastisch. Und hinter jeder Kurve des Dimitile lauerte die nächste Saprolithwand darauf, von Exkursionsteilnhemenden mit bloßer Hand zerbröselt und als Kriegsbemalung verwendet zu werden. Nachdem wir uns schließlich der Faszination von Saprolith und Tafoni entreissen konnten, warteten vergnügte Stunden in der blauen Lagune auf uns. - Fortsetzung nächste Seite - 21.9. Der Leitbus in der 156. (bzw. 102.) Serpentine 22.9. Begeisterte Exkursionsteilnehmer auf Stricklava im Grand Brûlé 23.9. Leider hat keiner ein Foto gemacht, als alle vor der nächsten Welle davonliefen... 24.9. Lava!!! 25.9. Im Nebelwald warten hinterhältige Baumstämme auf Studentenköpfe Seite 8 28.9. Der Dodo - Ein ausgestorbener Großvogel als Maskottchen des lokalen Biers Mittwoch, 27.09.06 – Und der Kreis schließt sich... Liebes Tagebuch, eigentlich ist Takamaka einer der niederschlagsreichsten Orte der Welt (bis 12 m) und ständig im Griff DER WOLKE. Aber: „Das habe ich so frei noch nie gesehen“ (vgl. Eitel). So konnten wir beim Anblick der beeindruckenden grünen Schlucht gebührend Abschied von der erosiven Hangentwicklung nehmen. Zurück in St. Denis, beim letzten Abendmahl, muss- ten sich einige Exkursionsteilnehmende wegen kulinarischer Vokabelschwäche mit Nierchen (rognons!!) zufrieden geben, während sich andere an einer halben Kuh erfreuten. Donnerstag, 28.09.06 – La Dodo lé là! Liebes Tagebuch, nach schweißtreibendem Packen und letzten hastigen Einkäufen für die Daheimgebliebenen versammelte sich die inzwischen eng zusammengewachsene Gruppe, um sich auf die Spuren des Dodo zu begeben. Die Besichtigung der Brauerei des nationalen Biers „La Dodo“ war der krönende Abschluss einer perfekten Exkursion voller Berge, Täler, Hänge, Höhenstufen, Lava, Baumfarne, Zuckerrohr (produkte) und DER WOLKE. По Дону гуляет, по Дону гуляет, по Дону гуляет Казак молодой... von Elise Dietrich Don-Kosaken Der Don Habt Ihr gewusst, dass in Bankautomaten in Rostovam-Don meistens höchstens um die 1000 Euro drin sind? (Schwierig, wenn 30 Leute kommen, von denen jeder über 500 Euro abheben will, um den Kurs zu bezahlen.) Es gibt ein russisches Sprichwort, das ungefähr so lautet: „Mama aus Odessa und Papa aus Rostov“ – ersteres steht für die diebische, das zweite für die mörderische Vorliebe der Einwohner dieser beiden Städte und das Sprichwort bezieht sich folglich auf Leute, die… na ja, glücklicherweise blieben wir von ähnlichen Bekanntschaften verschont. Die verschiedenen Eindrücke lassen sich schwerlich in einen einzigen Bericht fassen. Deshalb im Folgenden kein Bericht, sondern einige meiner Eindrücke: SDie Hermitage in St. Petersburg Der Don. Und die Diskoschiffe. Wodkaverkauf flaschenweise. Und die tief lilafarbenen Sonnenunter- gänge, die den Eindruck von der „Luftsauberkeit“ bestätigen. Dozenten, die mit uns Studenten in die Nacht tanzen. Der Leiter der Abteilung für den Austausch menschlich nahe, mit uns aus dem Schiff schwankend. Ich glaube, jeder von uns hat etwas in Russland wieder gefunden und auch etwas dort zurückgelassen. Für die meisten von uns wird es nur einer von vielen Russlandaufenthalten sein. So viel wie in Russland habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesungen. Fast wie in der Schule, aber einer der schönsten Augenblicke war das Abschlusskonzert nach den ersten drei Wochen in Rostov-amDon. Jede der 4 bis 6köpfigen Russisch-Gruppen trug ein russisches Lied, Gedicht, Stück oder Märchen vor. Die Russen lieben Feierlichkeiten. Der Abschluss unseres Rostover Sprachkurses wurde mit Sekt begossen und mit Konfekt versüßt. Jeder trat einzeln vor um seine parteibuchgleiche Urkunde entgegenzunehmen sowie den Berg an Geschenken zur Erinnerung an die Rostover Staatliche Universität. Da waren die ersten drei Wochen mit vielerlei Erlebnissen schon vorbei: Unser Fluss Don, das Asovsche Meer (beide Gewässer zum Baden eher ungeeignet), Sotschi am Schwarzen Meer mit Ausblick auf die Kaukasischen Berge, etliche kulturelle und kulinarische Schmankerl. Ein regelmäßiger Tagesablauf, wie ihn ein Student kaum mehr gewöhnt ist: Drei Mal täglich zu festen, Zeiten mit Küche wie bei Muttern auf russisch versorgt werden, zwischen den Mahlzeiten die Sprachkurse und Vorlesungen und an den Wochenenden zahlreiche Ausflüge. Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Da die Rostover Studenten zu der Zeit in Ferien waren, bekam man diese nur im Wohnheim zu Gesicht. Und ob man sich in diesen Wohnheimen, die über Nacht verschlossen sind, sicher oder gefangen fühlen soll, musste auch jeder für sich selbst entscheiden. Immerhin war die Sperrstunde in Sankt Petersburg erst um 1 Uhr und nicht schon um 23 Uhr (mit Klopfen und lieben Worten hat man die gute Wächterdame aber auch noch später aus ihrem Bett bekommen – auf weiche Herzen stößt man in Russland allemal). Fast zwei Tage Zugfahrt durften genossen und ein immenser Temperaturabfall vom sommerlich warmen Rostov zum herbstlich kalten Sankt Petersburg musste überstanden werden. Gegen Rostov-am-Don erschien Sankt Petersburg sehr nüchtern, brachial und ablenkungsreich – vom eigentlichen Kurs und uns selbst. Eine Woche in Sankt Petersburg heißt vielmehr als Tourist erleben, drei Wochen Rostov-am-Don und Umgebung heißt Russland leben. Einige Fakten zum Schluss: Es ist eigentlich ein Russisch-Sprachkurs für Anfänger (in den verschiedenen Gruppen reichte das Niveau von gar keinen Vorkenntnissen bis zu mehreren Jahren Schulrussisch), die Kurse finden in Rostovam-Don/St. Petersburg oder Tomsk/Moskau jeweils vier Wochen in den Monaten Juli bis September statt. Seite 9 machen dies möglich. Unsere um die 30 Personen starke Gruppe bestand aus Studenten und Graduierten aus ganz Deutschland (man kann noch bis zu zwei Jahre nach Abschluss des Studiums an solch einem Sprachkurs teilnehmen!) – ein buntes Gemisch an Persönlichkeiten mit den verschiedensten Fächern, Hintergründen und Beweggründen diesen Russisch-Kurs zu machen. Weitere Informationen gibt es beim Akademischen Auslandsamt oder direkt beim DAAD (Interessierten kann ich gerne auch meinen eigenen offiziellen Bericht für den DAAD schicken: elise.dietrich@web.de). Russische Babuschkas St. Petersburg - Das eigentliche Venedig Der DAAD bietet einen guten Rahmen für ein Fortkommen in der russischen Sprache: ca. 1200 Euro Stipendium (+ etwa 300 Euro Eigenbeteiligung) Vorgeschmack auf den Kaukasus Neuigkeiten aus der Praktikumsinitiative (PIG) von Christina Preusker In diesem Semester bietet die Praktikumsinitiative Geographie erstmal in Kooperation mit dem Finanzdienstleister MLP ein professionelles Berufsstarterseminar an. Am 8. November 2006 findet das für Studierende im Hauptstudium ausgerichtete Seminar in den Räumen der MLP statt. Das Seminar beinhaltet wichtige Informationen über den Arbeitsmarkt und zu den verschiedenen Bewerbungsphasen - damit der Übergang von der Hochschule in den Beruf möglichst effizient und erfolgreich verläuft. Die Teilnehmer lernen das Erstellen einer perfekten Bewerbungsmappe und werden auf Vorstellungsgespräche fundiert vorbereitet. Themen werden unter anderem die Konzeption einer individuellen Bewerbungsstrategie, Form und Inhalt der Bewerbungsunterlagen und die richtige Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch sein. Es wird der Ablauf eines Vorstellungsgespräches trainiert und geklärt, mit welchen Fragen gerechnet werden muss. Highlights werden Tipps zur Absicherung zum Berufsstart, eine Liquiditätsbetrachtung, die rich- tige Bewerbungsstrategie sowie eine Untersuchung Selbstbild versus Fremdbild sein. Anmeldungen sind noch bis zum 8. November per Email über die Praktikumsinitiative möglich: pig_heidelberg@web.de. Alle Interessenten erhalten im Anschluss per Mail genaue Informationen zum weiteren Anmeldeverfahren. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 beschränkt. Um die optimale Ausnutzung der Kapazität zu gewährleisten wird eine Kaution von 5 Euro erhoben. Seite 10 Doktorarbeit über soziale Netzwerke für die Kinderbetreuung von Dr. Ute Forster Dr. Ute Forster Mit einem Glas Sekt nach der Disputation im April dieses Jahres habe ich meine Doktorandenzeit am Geographischen Institut abgeschlossen. Neben einem Projekt über Jugendförderung im ländlichen Raum galt in dieser Zeit mein Interesse hauptsächlich einem derzeit viel diskutierten Thema: Der Bedeutung der Kinderbetreuung für die Vereinbarung von Beruf und Familie. Betreuungseinrichtungen für Kinder sind in Deutschland in regional sehr unterschiedlicher Dichte und Qualität vorhanden. Insbesondere im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit von hoch qualifizierten Müttern steht die Frage nach bedarfsgerechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten zum Diskurs. Die Perspektive einer handlungstheoretischen Sozialgeographie lenkt dabei den Fokus auf die Handlungsoptionen bzw. -beschränkungen, die sich durch bestehende Möglichkeiten der Kinderbetreuung ergeben. In einer empirischen Untersuchung habe ich 435 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitäten Heidelberg und Leipzig mittels eines Online-Fragebogens befragt und mit einer Auswahl von 26 Müttern und Vätern qualitative Interviews durchgeführt. Darin wurde nach der Bedeutung von privaten und institutionellen Betreuungsmöglichkeiten, sowie dem regionalen und gesell- schaftlichen Kontext der Kinderbetreuung gefragt. Auf Basis der erhobenen Daten konnte ich zeigen, dass neben den Großmüttern die Freundinnen, die in der Nähe des Wohnortes leben, die wichtigsten Betreuungspersonen sind. Freunde und Verwandte übernehmen die Kinderbetreuung, wenn dies spontan bzw. bei unvorhergesehenen Ereignissen nötig ist. Institutionelle Betreuungsangebote werden daher meist nicht ersetzt, sondern durch Hilfe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis ergänzt. Während die Frauen aus Heidelberg Unterstützung annehmen, um Lücken des institutionellen Betreuungsangebots auszugleichen, wollen die Frauen aus Leipzig lange Aufenthaltszeiten in den Institutionen verkürzen und den Anteil an individueller Betreuung erhöhen. Die Unterstützung durch das verwandtschaftliche bzw. freundschaftliche Netzwerk wird von den Befragten als bedeutend eingeschätzt, auch wenn der zeitliche Betreuungsumfang durch Freunde und Verwandte geringer ist, als der der Institutionen. Neben den bereits bekannten regionalen Disparitäten der institutionellen Betreuungsmöglichkeiten, die durch die historische Entwicklung in der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik bedingt sind, weist die Analyse von Einstellungen und Wertehaltungen der befragten Akademikerinnen in Heidelberg und Leipzig auf unterschiedliche Konzepte der Vereinbarung von Beruf und Familie hin. Die Antizipation herkömmlicher Geschlechterrollen und die damit verbundenen Leitbilder zu Erwerbstätigkeit und Mutterschaft beeinflussen dabei offensichtlich nicht nur die alltägliche Organisation der Kinderbetreuung, sondern auch das biographische Handeln im Lebensverlauf. Die Dissertation dokumentiert den Ablauf der Forschungsarbeit und stellt Ergebnisse der Untersuchung in einen gesamtdeutschen Kontext. Insgesamt war ich etwa dreieinhalb Jahre mit der Arbeit beschäftigt. Neben vielen anderen Dingen habe ich dabei gelernt: Um eine Doktorarbeit nicht nur zu beginnen, sondern auch abzuschließen ist eine große Portion intrinsische Motivation, Idealismus, Interesse und Freude am Thema sowie am selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten nötig. Da die Dissertation im Fach Geographie meist ein einsames Geschäft ist, muss man sich selbst motivieren und die unvermeidbaren Durststrecken selbstdiszipliniert überwinden – was nicht immer ganz einfach ist. Ist die Promotion erfolgreich abgeschlossen geht es an die Publikation im Internet oder in Buchform. Meine Dissertation wird in den nächsten Wochen unter dem Titel „Soziale Netz- Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 werke für die Kinderbetreuung – eine vergleichende Untersuchung am Beispiel von Akademikerinnen in Heidelberg und Leipzig“ im Meidenbauer Verlag erscheinen. Für weitergehende Fragen zum Thema Doktorarbeit stehe ich gerne zur Verfügung. Seite 11 Weitere Informationen: ute.forster@urz.uniheidelberg.de Einige Überlegungen zum Thema Doktorarbeit von Dr. Ute Forster Vor dem Entschluss eine Doktorarbeit zu beginnen muss zunächst die eigene Motivation klar sein und folgende Fragen sollte jeder potentielle Doktorand für sich beantworten: -Welches Arbeitsumfeld wünsche ich mir? ist es sinnvoll sich mit „Plan“ an die Arbeit zu machen: Die einzelnen Arbeitsschritte müssen zuerst inhaltlich durchdacht und dann mit ein Zeitplan erstellt werden. Gewöhnlich sind die ersten Zeitpläne ambitioniert angelegt und werden im Laufe des Arbeitens immer wieder revidiert. Das liegt oft daran, dass man erstmal keine Ahnung davon hat, wie lange die einzelnen Arbeitsschritte dauern und man darüber hinaus leicht übersieht, dass auch Pausen und Freizeit einplant werden müssen. Es ist daher gerade am Anfang wichtig Tagesund Wochenpläne zu erarbeiten und auch einen Arbeitsplan für die gesamte Arbeit zu erstellen. Ist man nun fest entschlossen die Arbeit zu beginnen Am wichtigsten ist es, mit Doktoranden und Fachleu- -Wo liegt die Forschungsfont meines Themengebiets und wie kann ich mein Thema sinnvoll eingrenzen? -Wer wird mich betreuen? -Wie möchte ich mich finanzieren – berufsbegleitende Promotion, Jobben, Stipendium? -Setze ich mir ein zeitliches Limit? ten zu sprechen, Erfahrungen mit Gleichgesinnten auszutauschen, sein Vorhaben vorzustellen und zu diskutieren – also seine eigenen Netzwerke zu spinnen. Hilfreiche Hinweise zum Thema Doktorarbeit finden sich auch in zahlreichen Büchern und im Internet. Weitere Informationen: http://www.dfg.de/ forschungsfoerderung/ index.html http:// www.doktorandenforum.de http:// www.promovierendeninitiative.de/ http://thesis.de/ Mitteilungen in aller Kürze von Christina Preusker und Kathrin Heinzmann Prof. Dr. Alexander Siegmund wurde am 10. Oktober 2006 zum Honorarprofessor am Geographischen Institut der Universität Heidelberg ernannt. Hiermit steht er den Studierenden der Heidelberger Geographie künftig als Examensprüfer (vorerst Diplom und Magister) im Bereich Physiogeographie zur Verfü- gung. Bislang konnten die Studierenden Herrn Prof. Siegmund im Kurs zur Einführung in die Fernerkundung an der Pädagogischen Hochschule kennen lernen. Prof. Eitel hat am 17. Oktober 2006 seine Position als Dekan der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Gesamtfakultät der Univer- sität Heidelberg, die er seit dem Wintersemester 04/05 inne hatte, abgegeben. Zum 1. Oktober 2006 hat Prof. Meusburger turnusmäßig die Position als geschäftsführender Direktor des Geographischen Instituts von Prof. Gebhardt übernommen. Prof. Dr. Alexander Siegmund Seite 12 Zwischen Kreativität und Projektionen - Der geheimnisvolle Mister X. in der Berliner Str. von Claudia Wiese Die Seidenstraße: Kartographisch aufgearbeitet von Volker Schniepp Mister X.: Volker Schniepp Die meisten Studenten kennen ihn gar nicht, unseren Kartographen. Dabei wäre wohl die Mehrzahl der Mitarbeiter am Geographischen Institut ohne ihn ganz einfach aufgeschmissen. Volker Schniepp - Ein Kartograph mit Leib und Seele. Schon in der Schule war er begeistert von unserem blauen Planeten gepresst auf ein Stück Papier. „Mein Erdkundelehrer war daran wohl nicht ganz unschuldig“, erzählt er. „Er hat den Unterricht einfach sehr interessant gemacht.“ Das Kartographiestudium absolvierte Volker Schniepp an der Fachhochschule in Karlsruhe. Für seine Diplomarbeit ging er sogar knapp 4 Monate nach Hanoi, Vietnam, und arbeitete bei der dortigen obersten vietnamesischen Vermessungs- und Kartographiebehörde. Arbeitsprobe von Volker Schniepp Nach Abschluss des Studiums arbeitete er für einen kanadischen Verlag in Vancouver und wer sich für Uruguay, Peru oder Feuerland interessiert, wird nicht drum rum kommen, auch einmal eine Karte von Volker Schniepp in der Hand zu halten. Danach erstellte er in Frankfurt Flugkarten für Piloten, war an der Katholischen Universität Eichstätt – Ingolstadt als technischer Angestellter beschäftigt und an der FH Karlsruhe Assistent und Laboringenieur. Ein bewegtes Leben. Seit November 2003 haben wir ihn allerdings ganz für uns. Was er hier macht? „Ich erstelle Karten, Kartogramme, Diagramme und Abbildungen für Professoren und die wissenschaftlichen Mitarbeiter“, selbst Buchcover, wie zum Beispiel das neue Cover des HGG-Journals erstellt er. Versucht sich jemand selbst an der Kartenerstellung, so steht Volker Schniepp beratend zur Seite und ist darüber hinaus der Ansprechpartner für die Kartensammlung und betreut diese mit. Gefragt ist er allemal, selbst von völlig fachfremden Instituten. „Für die Bewerbung bei der Exzellenzinitiative bat mich der Pressesprecher der Uni Heidelberg, Herr Schwarz, Abbildungen zu erstellen.“ Für seine Arbeit benutzt er hauptsächlich die Graphikprogramme Freehand, CorelDraw und Illustrator, doch auch unser hauseige- nes Programm Mercator hat nach Volker Schiepp seine Vorteile. „Es ist sehr einfach zu erlernen und grundlegende Dinge der thematischen Kartographie können damit gut geübt werden, z.B. Methodenwahl oder Klassenbildung.“ Dennoch, für eine professionelle und ansprechend aussehende Karte kommt man um ein gutes Graphikprogramm nicht herum, jedenfalls nicht solange ArcGIS keine besseren Graphikfunktionen bereitstellt. Es ist schade, dass er mit Studenten eher wenig zu tun hat. Als technischer Mitarbeiter eingestellt, wird man ihn nie als Dozenten in einem Kartographiekurs zu Gesicht bekommen. Trotzdem darf man mutig sein und auch ohne vorhandene Sprechzeiten an seiner Tür klopfen. Man wird freundlich empfangen und kann sich trotz seines vollen Zeitplans über Hilfe und Beratung bei der Kartenerstellung freuen. Und wenn man Glück hat, hört man Geschichten von seinem Lieblingsland Zypern: „Mein großer Traum ist es, einmal eine Karte von Zypern zu erstellen.“ Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Seite 13 St r č p r s t s k r z k r k : S p r a c h k u r s i n d e r g o l d e n e n St a d t von Christina Die Sommerschule für slawistische Studien fand in diesem Jahr bereits zum 50. Mal statt. Diesen Sommer konnten die Organisatoren 208 Teilnehmer aus 38 Ländern in Prag begrüßen. Die vierwöchigen Sprachkurse wurden im Gebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität abgehalten. Dieses liegt fünf Gehminuten vom Altstädter Ring am Ufer der Moldau mit überwältigendem Blick auf die Prager Burg. Vor Kursbeginn wurde ein Einstufungstest – bestehend aus einem schriftlichen sowie mündlichen Teil – durchgeführt, der die leistungsgemäße Einordnung der Teilnehmer in die Sprachkurse I bis IV gewährleisten sollte. Die Kurstypen I und II bestanden aus einem täglichen 5stündigen Sprachkurs in deutscher, englischer oder französischer Sprache. Kurstyp III beinhaltete neben drei Stunden Sprachunterricht einen Konversationskurs in tschechischer Sprache. Fortgeschrittene konnten im Kurstyp IV nach einem zweistündigen Grammatikkurs zwischen einem Konversationskurs, einem Seminar zu Gesprächen über tschechische Literatur sowie einem Seminar über tschechische Wirtschaft/Politik und Kultur wählen. In diesem Kurstyp hatte jeder Teilnehmer ein Referat über eine Persönlichkeit der tschechischen Geschichte vorzubereiten sowie ein Essay zu verfassen. In der vierten und fünften Stunde besuchten fortgeschrittene Teilnehmer Vorlesungen zu tschechischer Sprach- und Literaturwissenschaft sowie tschechischer Geschichte und Kultur. Im Laufe der dritten Woche der Sommerschule fand zudem in den Räumen der Philosophischen Fakultät das „Internationale Symposium: Tschechisch als Fremdsprache“ statt, zu dem fortgeschrittene Teilnehmer ebenfalls eingeladen waren und diese Möglichkeit des internationalen wissenschaftlichen Austausches gerne nutzten. An Nachmittagen und Wochenenden wurden diverse Exkursionen und kulturelle Aktivitäten angeboten. Ziele waren hierbei u. a. Marienbad, Karlsbad, Pilsen, Lidice wie auch das Rathaus der Stadt Prag. Untergebracht waren alle Teilnehmer im Studentenwohnheim Kajetánka in Prag 6 – eine Unterkunft ab dem 8 Stockwerk ermöglichte einen herrlichen Blick auf die Prager. Die Innenstadt und somit auch das Institut waren in rund 20 Min. zu erreichen. Erfreulicherweise beinhaltete das Stipendium auch eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr. Den Teilnehmern der Sommerschule stand in der in das Wohnheim integrierten Mensa täglich ein Frühstück, sowie ein warmes – traditionell der Preusker tschechischen Küche recht deftiges – Mittag- sowie Abendessen zur Verfügung. Organisatorisch war der ganze Monat sehr gelungen. Die Dozenten wie auch die studentischen Mitarbeiter waren stets sehr engagiert und hilfsbereit. Prag selbst ist natürlich immer eine Reise wert. In diesem Monat hatten wir – und ich denke, ich spreche hier für alle Teilnehmer – die einmalige Möglichkeit, diese wunderbare Stadt von einer anderen, persönlicheren Seite kennen zu lernen. Ein solcher Intensivkurs bietet insbesondere Studierenden, die bereits Grundkenntnisse in dieser Aneinanderreihung von Konsonanten erwerben konnten oder ein Semester in Tschechien planen, eine sehr gute Möglichkeit, in interessanter und vor allem freundlicher Atmosphäre, ihr Vokabular in kürzester Zeit enorm aufzustocken. Eine Bewerbung um ein Stipendium lohnt also in jedem Fall. Bewerbungsunterlagen gibt es im Infozimmer des Akademischen Auslandsamtes – Bewerbungsschluss ist Mitte Januar. Die Karlsbrücke am Morgen Tschechische Exkursionsbusse Abendstimmung in der tschechischen Hauptstadt Völkerverständigung auf Tschechisch Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich diesen Sprachaufenthalt selbst zu finanzieren. Mehr dazu sowie weitere Infos zur Sommerschule unter: http://lsss.ff.cuni.cz/. Prager Burg und Hradčin Seite 14 Die finanzielle Seite der Entwicklung - Die K f W- B a n k a l s A r b e i t s f e l d f ü r G e o g r a p h e n ? von Kathrin Heinzmann Das Logo der KfW-Bankengruppe Schwerpunktländer der KfWBankengruppe Im Rahmen des Institutskolloquiums hielten Michaela Gennes und Volker Karl von der „Kreditanstalt für Wiederaufbau“ (KfW) am 11. Oktober 2006 im Hörsaal der Physiogeographie einen Vortrag zum Thema „Kreislaufwirtschaft im Wassersektor Chinas“. Enge Verbindungen zwischen der KfW und dem Geographischen Institut bestehen derzeit in der Kooperation im BMBF-Forschungsprojekt „Urumqi: Steuerung umweltsensitiver Stoffkreisläufe zur nachhaltigen Stadtentwicklung in einem Trockengebiet“ von Prof. Eitel (siehe auch in Columbus 4, S. 17). Bei der KfW-Bankengruppe handelt es sich um eine 1948 ursprünglich aus Mitteln des Marshallplans gegründete Förderbank der Bundesrepublik Deutschland. Diese gliedert sich in die KfW-Förderbank, die KfW-Mittelstandsbank, die KfW-Ipex-Bank, die DEG sowie die KfW Entwicklungsbank. Letztere erfüllt innerhalb der deutschen Entwicklungszusammenarbeit die Umsetzung der finanziellen Aspekte der Entwicklungspolitik der Bundesregierung. Die finanzielle Zusammenarbeit dient dabei überwiegend der Finanzierung von Sachgütern und Anlageinvestitionen und wird in den Entwicklungsländern hauptsächlich in Form günstiger Kredite zur Verfügung gestellt. Dies geschieht entweder für konkret vereinbarte Projekte oder Programme, als Warenhilfe zur Deckung eines bestimmten dringend benötigten Einfuhrbedarfs oder als Strukturhilfe zur Unterstützung struktureller Anpassungen in Entwicklungsländern. In dieser Hinsicht arbeitet die KfWEntwicklungsbank eng mit der GTZ zusammen, welche für die Umsetzung der technischen Entwicklungszusammenarbeit verantwortlich ist. „Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist politischer geworden“, betont Michaela Gennes in ihrem Vortrag. Dies betrifft selbstverständlich auch die Finanzierung von Entwicklungsprojekten. Regional fand unter der Regierung Schröder eine Schwerpunktsetzung innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit statt: Weg vom sog. Gießkannenprinzip profitieren nun nur noch ausgewählte Partnerländer wie zum Beispiel China, Indien, Sambia oder Peru von der deutschen Entwicklungshilfe. Neben den regionalen wurden darüber hinaus thematische Schwerpunkte für die deutsche Entwicklungspolitik gesetzt: Im Wesentlichen umfassen diese Schwerpunkte die Bereiche Demokratie- und Friedensentwicklung, Umweltschutz und nachhaltige Ressourcennutzung sowie Wirtschaftsförderung. „Langfristig gesehen sollen größere Programme anstelle von kleineren Projekten durchgeführt werden“, so Gennes. Im Kontext des Umweltschutzes und der nachhaltigen Ressourcennutzung stellt die Siedlungswasserwirtschaft einen Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit dar. „Deutschland ist international der größte bilaterale Geldgeber in der Siedlungswasserwirtschaft“, führt Volker Karl aus. Aus dem Portfolio der KfWEntwicklungsbank werden derzeit knapp 3,6 plus 1,7 Mrd. Euro aus lokalen Finanzierungsquellen für die Siedlungswasserwirtschaft bereitgestellt. Bislang kommen diese Gelder vor allem Staaten des mittleren und nahen Ostens sowie Osteuropas zu Gute, wohingegen Asien bislang noch den kleinsten Teil der Gelder für sich verbuchen kann. „Das Hauptproblem innerhalb der Wasserwirtschaft Chinas liegt im Ressourcenmanagement“, betont Volker Karl. Der grundsätzlichen, klimatischen Benachteiligung gerade der nördlichen, arideren Gebiete der Volksrepublik stehen die anthropogen bedingten Auswirkungen in Form massiver Umweltverschmutzungen gegenüber. Laut Karl sind in etwa „60 Prozent der Flussläufe und 75 Prozent der Seen schon jetzt für die normale Trinkwasseraufbereitung nicht mehr nutzbar“. Neben diesen industriell und landwirtschaftlich bedingten Verschmutzungen stellt die ineffiziente Wassernutzung die Hauptkomponente des sinkenden relativen Was- Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 serangebotes dar. Allein in der Trinkwasserversorgung wird aufgrund der mangelhaften Infrastruktur von chinesischer Seite von 20 bis 25 Prozent ausgegangen. „Vermutlich sind 30 bis 40 Prozent jedoch realistischer“, fügt Karl hinzu. Darüber hinaus sind die Wassertarife in sozialistischer Manier zu niedrig angesetzt, was sich in einem hohen Pro-KopfVerbrauch niederschlägt. Die deutsch-chinesische Entwicklungszusammenarbeit besteht bereits seit 1985. Bisher wurden von deutscher Seite etwa 2.750 Mio. Euro investiert. Etwa 830 Mio. Euro wurden dabei aus KfW-Eigenmitteln beigesteuert. Der Hauptschwerpunkt innerhalb der Siedlungswasserwirtschaft der KfW-Entwicklungsbank besteht im Ausbau der Wasserinfrastruktur (u. a. Brauchwasseraufbereitung, und Kläranlagenbau). Im Allgemeinen trägt die chinesische Seite dabei 70 bis 80 Prozent der Investitionsleistungen. Über die Art des Wasserinfrastrukturprojekts bestimmt die chinesische Seite, die im ersten Schritt einen umfassenden Antrag auf finanzielle Förderung bei der Bundesregierung stellen muss. Vor der Auftragsvergabe erfolgt ein intensiver politischer Dialog zwischen beiden Staaten, in dem sich die deutsche Seite im Wassersektor verstärkt um eine Einflussnahme hinsichtlich verursachergerechterer Wassertarife und höherer Umweltstandards in China bemüht. „Die chinesische Umweltgesetzgebung ist vergleich- Seite 15 bar mit den europäischen Normen“, führt Volker Karl aus, „das Problem besteht in der Umsetzung und Durchführung der Gesetze“. In dieser Hinsicht betont er das pragmatische Handeln der Chinesen, den von ihm sog. „chinese style“. So bedarf es zur Schließung von stark umweltbelastenden Betrieben zuerst eines handfesten Umweltskandals, infolge dessen die Chinesen jedoch in kürzester Zeit den betroffenen Betrieb aus dem Verkehr ziehen. Mit weitreichenden Folgen für bereits umgesetzte Entwicklungsprojekte. So beträgt beispielsweise die Auslastung einer von der KfW-Entwicklungsbank finanzierten Brauchwasseranlage im Südosten Chinas nach Schließung der gröbsten Umweltsünder heute lediglich 5 bis 10 Prozent. man es vielleicht von einer Bank erwarten würde.“ „Im Allgemeinen beträgt die Erfolgsrate von KfWfinanzierten Entwicklungsprojekten im Wassersektor Chinas um die 70 Prozent, bei einer 75-prozentigen Auslastung sowie einer Vollkostendeckung nach zwei Jahren“, erläutert Michaela Gennes. Diese Erfolge führt Volker Karl auf „lokal angepasste Lösungsstrategien“ im Spannungsfeld zwischen naturräumlicher Ressourcennutzung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zurück. In diesem Zusammenhang betont Michaela Gennes, die von Haus aus Soziologin ist, die Interdisziplinarität innerhalb der KfWEntwicklungsbank: „Unser Team ist interdisziplinär gemischt und besteht nicht nur aus Betriebswirten, wie Neben Ihrem TraineeProgramm bietet die KfWEntwicklungsbank darüber hinaus studienbegleitende Praktika von mindestens 3 Monaten in verschiedenen Referaten an. Aktuell sucht das Auslandsreferat der KfW-Entwicklungsbank beispielsweise einen Praktikanten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit (siehe auch Aushang am PIG-Büro). In dieser Hinsicht richtet sich auch das 12- bis 15monatige TraineeProgramm der KfWEntwicklungsbank für Hochschulabsolventen/ innen nicht ausschließlich an Wirtschaftswissenschaftler. Als entscheidende Auswahlkriterien gelten hier neben der Studienleistung, erste praktische Erfahrungen in Entwicklungsländern sowie sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch und gute Sprachkenntnisse in einer weiteren Fremdsprache (v. a. Spanisch, Französisch oder Russisch). Ein erfolgreicher Abschluss des Postgraduiertenprogramms des DIE (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik) erhöht die Chancen für eine Aufnahme in das TraineeProgramm noch zusätzlich. Weitere Informationen: www.kfw.de Das Institutskolloquium In regelmäßigen Abständen finden während des Semesters anthropo– wie physiogeographische Vorträge am Geographischen Institut statt. Diese beschäftigen sich mit aktuellen Forschungsthemen in der Geographie. Alle Mitarbeiter und Studenten sind herzlich zu diesen Vorträgen eingeladen. Seite 16 Praktikum mit Exkursionscharakter im N a t i o n a l p a r k S ä c h s i s c h e S c h w e i z von Katharina Das Felsentor auf dem „Kuhstall“ Die Basteibrücke mit dem Lilienstein im Hintergrund Eine komplett neue Erfahrung war für mich ein siebenwöchiges Umweltpraktikum beim Nationalparkund Forstamt Sächsische Schweiz in der Abteilung „Naturerfahrung und Interpretation“ im Herbst 2005. Es stellte ein absolutes Kontrastprogramm zum Unialltag dar, denn ich war jeden Tag in der Natur unterwegs. Die heutige Abgrenzung zwischen Landschaftsschutzgebiet und Nationalpark Sächsische Schweiz „winnetou“ auf der Felsenbühne Rathern Ross Der Nationalpark Sächsische Schweiz ist Teil des Elbsandsteingebirges, das im geologischen Sinne kein Gebirge, sondern eine durch Erosion geprägte Tallandschaft ist, die typische geomorphologische Besonderheiten aufweist. Sehr häufig und sehr schön ist beispielsweise die Wabenverwitterung zu sehen. Die stark zerklüftete Landschaft zeigt sich in Basaltund erhärteten Sandsteinkuppen sowie tief eingeschnittenen Tälern. Charakteristisch für diese Gegend sind die Tafelberge. Der bekannteste und einzige rechts der Elbe auf deutschem Gebiet ist der Lilienstein, der auch das Logo des Nationalparks bildet. Am Fuße des Liliensteins, der sich mit seinen 415 m. ü. M. etwa 300 Meter über der Elbe erhebt, betreibt das Nationalparkamt ein umgebautes Seminarsgebäude. Die vielfältige Landschaft bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, etwa Wanderungen auf unterschiedlichen Naturlehrpfaden, klettern (allerdings ohne Magnesia, wegen der Erodibilität der Sandsteinfelsen), Rad fahren, fotografieren bei verschiedensten Lichtverhältnissen, Schifffahrten auf der Elbe Richtung Prag oder Dresden und kulturelle Angebote wie Museen, Schlösser oder die Felsenbühne Rathen. Zusammen mit sechs weiteren Praktikanten und einem Zivi wohnte ich in einer WG im Dachgeschoss des Nationalparkgebäudes in Bad Schandau. Unsere Arbeit war sehr abwechslungsreich. Nach einer einwöchigen Trainingsveranstaltung, in der wir das Nationalparkgelände erwanderten und Besonderheiten dieser schützenswerten Landschaft kennen lernten, wirkten wir am Nationalparkprogramm der Herbstsaison mit, dessen Ziel es war, Touristen jeglicher Altersklassen die Natur näher zu bringen. Dafür wurden spezielle Tagesprogramme erarbeitet, die sich an verschiedene Altersgruppen richteten und die Natur als Lebens- und Erholungsraum thematisierten. Die Programme sahen im allgemeinen so aus, dass die Besuchergruppen nach einer gemeinsamen Einstiegsphase in drei kleinere Gruppen aufgeteilt wurden, die sich mit jeweils einem Mitarbeiter auf unterschiedlichen Routen im Nationalparkgelände bewegten und an verschiedenen Stationen Aspekte zu einem Oberthema kennen lernten. Bei den jüngeren Altersgruppen sahen die Stationen Bewegungsspiele und Geschichten vor, bei den älteren stand die Stille der Natur und ihre Geräusche im Gegensatz zum Stadtleben in Form von Meditationsübungen oder Poesie im Vordergrund. Oberthemen waren zum Beispiel die Kreisläufe der Natur mit den drei Unterthemen C-Kurs, O-Kurs und H-Kurs zu den drei Elementen Kohlen-, Sauerund Wasserstoff (Klassen- Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 stufe 3), Waldbilder mit den Untergruppen Grund, Schlucht und Ebenheit als Teilräume des Waldgebietes, in dem dieses Programm stattfand (Klassenstufe 9-12), oder Waldhusche mit den Untergruppen Geologie, historische Waldnutzung und Waldkunde/ Naturgenuss. Nach etwa vier bis sechs Stunden trafen die drei Kleingruppen an einer Grillstelle wieder zusammen und gemeinsam wurde das Oberthema durch die Verknüpfung der drei Teilprogramme abgeschlossen. Jedes Programm erforderte von uns Praktikanten die inhaltliche Vorbereitung sowie das Abgehen der Wege. Bei der thematischen Vorbereitung profitierten wir von unseren unterschiedlichen Studienfachrichtungen: Biologie, Forstwirtschaft, Forstwissenschaft, Geographie, Kulturmanagement und Umweltpädagogik. Außerdem erkundeten wir neue Wege für weitere Programme, absolvierten eine gemeinsame Trainingseinheit mit dem angrenzenden Nationalpark Böhmische Schweiz, waren mit den Rangern unterwegs und ich begleitete ein einwöchiges Austauschprogramm einer Schulklasse in den Partnernationalpark Bayerischer Wald, wo wir bei Grafenau die dortige Gegend und ihre Besonderheiten (Lusen, Glasbläserei, Borkenkäferproblematik) kennen lernten. Obwohl die einzelnen Programme auch sehr anstrengend waren, weil wir mit den typischen Problemen der Städter zu kämpfen hatten („Wieso müssen wir hier so viel gehen?“ „Alles, was länger als 200 Meter ist, fahren wir aber mit dem Auto!“) und besonders die jüngeren Teilnehmer ständig zum Wandern animiert werden mussten, kam ich mir wie auf einer großen Exkursion vor - zumal ich unmittelbar vor meinem Praktikum an der zweiwöchigen Alpen-Exkursion teilnahm. Von St. Moritz fuhr ich nach Dresden, wo ich abends nach dreizehn Stunden Zugfahrt meine Eltern traf, das Exkursionsgepäck zum Teil gegen das Praktikumsgepäck und mein Fahrrad, das hier ein unverzichtbares Fortbewegungsmittel war, austauschte und am nächsten Tag das Praktikum mit der Trainigseinheit begann. Täglich lernte ich neue Ecken des Nationalparks kennen und sah einige Sachverhalte „live“, über die ich während meines bisherigen GeographieStudiums gehört und gelesen hatte. Während der Programme musste ich dies anwenden, denn die Besucher stellten viele Fragen. Und dabei erkannte ich auch – vor allem bei Kindern, die immer weiter fragen, bis sie es verstanden haben – ob ich die Fragen zufrieden stellend beantworten konnte – beispielsweise die Bedeutung von saurem Boden. Die meist arbeitsfreien Wochenenden nutzte ich, um besondere Stellen der Gegend zu erkunden wie etwa die Bastei, das Polenztal mit seinen Grotten, die Festung Königsstein, die Seite 17 Schrammsteine oder eine beeindruckende Inszenierung von „Winnetou“ auf der Felsenbühne Rathen. Während dieser Zeit achteten wir Praktikanten verstärkt auf die Natur und registrierten bei den täglichen Touren kleine Veränderungen in Flora und Fauna, die der jahreszeitliche Übergang von Sommer zu Herbst mit sich bringt: Abnehmende Tageslängen, erste Nachtfröste, Verfärben des Laubs, Laubabwurf und das Anlegen von Nahrungsvorräten vieler Tiere für deren Überwinterung. Während des Praktikums hatte ich mit vielen interessanten und unterschiedlichen Menschen zu tun, sei es nun bei der Vorbereitung oder der Durchführung der Programme. Für mich war die Mischung aus Aufenthalt in der Natur und Kontakt mit Menschen eine beeindruckende Erfahrung. Quadersandstein in der Sächsischen Schweiz Weitere Informationen: www.praktikum-fuer-dieumwelt.de Das Logo des Nationalparks: Der Lilienstein mit der ihn umfließenden Elbe Seite 18 Dr. Heike Jöns: Netzwerke, Netball und Nottingham Interview von Kathrin Heinzmann Die Universität Nottingham Sie arbeiten seit dem letzten SoSe als wissenschaftliche Angestellte am Geographischen Institut Heidelberg. Sie sind hier aber keine Unbekannte, oder? Von 1992 bis 1997 habe ich am Geographischen Institut studiert. Anschließend war ich sieben Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Professor Meusburger tätig. In dieser Zeit habe ich promoviert, gelehrt, ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft bearbeitet und die Hettner Lecture mitgestaltet. Da ich als Studentin Hiwijobs in Physio-, Anthropogeographie und als Tutorin innehatte und wir bis 1999 alle zusammen im Neuenheimer Feld 348 untergebracht waren, habe ich an beiden Institutsstandorten langjährige Bekannte. Dr. Heike Jöns Oxford Die letzten beiden Jahre haben Sie an der Universität Nottingham/UK verbracht. Was hat sich am Institut verändert? Es gibt eine Reihe neuer Kolleginnen und Kollegen, andere wiederum haben das Institut verlassen, und die Studierenden im Grundstudium, die mir in Vordiploms- und Zwischenprüfungen begegnen, kenne ich noch nicht. Neu ist auch die Symposiumsreihe Knowledge & Space, während die Hettner Lecture nach zehn Jahren zu Ende gegangen ist. Die größte organisatorische Herausforderung ist meiner Ansicht nach die Einführung des Bachelorstudiums im kommenden Jahr. Zudem bereichern COLUMBUS und der Ge- tränkeautomat in den – ebenfalls neuen – studentischen Aufenthaltsräumen das Leben am Institut. Was haben Sie in Nottingham genau gemacht? In England habe ich als Feodor Lynen Stipendiatin der Alexander von Humboldt Stiftung zwei Jahre lang geforscht. Mein Ziel war es, internationale Netzwerke der Universitäten Oxford und Cambridge im 20. Jahrhundert zu untersuchen und dabei von der Kompetenz am Gastinstitut zu profitieren. Die Bearbeitung des Projektes erforderte Archivarbeit, so dass ich mehrmals in der Woche zwischen Nottingham, Oxford und Cambridge gependelt bin. Als ich auf detaillierte Statistiken und Korrespondenzen zur Vergabe der Ehrendoktorwürden gestoßen bin, habe ich meinem Gastgeber, Professor Heffernan, vorgeschlagen, gemeinsam den ersten wissenschaftlichen Artikel zur politischen und internationalen Bedeutung von Ehrendoktorwürden zu schreiben. Dies war äußerst spannend, da manche Kandidaten und Geehrte mit Innenund Außenministerium, aber auch in der Öffentlichkeit, kontrovers diskutiert wurden und Ehrendoktorate im Zweiten Weltkrieg als Mittel auswärtiger Kulturpolitik dienten. Mein zweiter Forschungsschwerpunkt befasste sich mit der Entwicklung transnationaler Reisen von Wissenschaftlern der Universität Cambridge im Zeitraum 1885 bis 1954. Dazu habe ich im Universitätsarchiv Reiseanträge ausgewertet, die Aussagen zu vier Fragekomplexen erlauben: zur internationalen Vernetzung von Forschung und Lehre in verschiedenen Fachgebieten; zur Bedeutung von zirkulärer Mobilität für die Formierung globaler Wissenszentren; zur kulturellen und politischen Bedeutung moderner Universitäten und zu den Beziehungen zwischen Wissen und Raum. In Nottingham habe ich regelmäßig Gastvorträge gehört und an Forschungsseminaren teilgenommen, selbst einen Vortrag gehalten, Barbecues besucht und veranstaltet, Tennis gespielt und mit den Kolleginnen gegen die Studentinnen im Netball, einer englischen Variante des Basketballs, deutlich verloren – wie auch die Kollegen im Fußball. Was sind die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem britischen Hochschulwesen? Meiner Erfahrung nach wird in England oft mehr Wert auf die vorlesungsund seminarbegleitende Lektüre von Büchern und Texten gelegt, deren Inhalte regelmäßig in Essays abgefragt werden. In meinen Seminaren gebe ich daher eine moderate Liste prüfungsrelevanter Pflichtlektüre vor. In Nottingham scheinten Forschung und Lehre vieler Dozenten wissenschaftlicher und weniger praxisorientiert ausgerichtet zu sein als es meinem Ein- Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 druck nach in der deutschsprachigen Geographie oft gefordert wird. Forschungsorientierte Lehre bedeutet, dass einzelne Sitzungen grundlegender Vorlesungen und Seminare von den jeweiligen Spezialisten gehalten werden, während wir in Heidelberger Proseminaren die volle Breite der Humangeographie abdecken. In England gibt es aber auch kleinere Institute, an denen Dozenten sehr verschiedene Themen unterrichten. Forschungsprofile sind aber meist spezialisierter als in Deutschland – hier mehr Breite, dort mehr Tiefe. Die Qualität wissenschaftlicher Vorträge variiert auch in England individuell, während in Forschung und Lehre Instrumente einer interinstitutionellen Qualitätskontrolle durch Fachkollegen existieren, die es in Deutschland nicht gibt. Sie beschäftigen sich vor allem mit akademischen Netzwerken, wofür Ihnen 2005 auch der Wissenschaftspreis für Anthropogeographie verliehen wurde. Was haben sich Ihre Studierenden darunter vorzustellen? Transnationale akademische Netzwerke sind wichtige Bestandteile jüngerer Globalisierungsprozesse, und in Zeiten eines zunehmend globalen Wettbewerbs um Wissen und hochqualifizierte Arbeitskräfte kommt der internationalen Einbindung der Universitäten eine gesellschaftliche Schlüsselstellung zu. Doch aus welchen Ländern kommen Gastwissenschaftler nach Deutschland und wo arbeiten deutsche Wissenschaftler im Ausland? Wie haben sich die globa- len Interaktionsmuster entwickelt und wie unterscheiden sich diese nach Fachgebieten? Warum werden Wissenschaftler verschiedener Fächer, Länder und Karrierephasen international mobil und welche Auswirkungen sind mit ihren Auslandsaufenthalten verbunden? Diese Fragen habe ich anhand von persönlichen Leitfadeninterviews und postalischen Befragungen mehrerer tausend Wissenschaftler weltweit untersucht. Gegen Ende der 1990er Jahre beklagten zum Beispiel die großen deutschen Zeitungen eine mangelnde Attraktivität Deutschlands für ausländische Studierende und Wissenschaftler und führten dies auf eine sinkende Qualität von Forschung und Lehre zurück. In meinen Arbeiten konnte ich zeigen, dass diese Darstellung in Teilen falsch und irreführend ist – und wer kommt nach Deutschland, wenn dort die Qualität der Wissenschaft bezweifelt wird? Erstens weisen Statistiken zu Forschungsoutput und internationaler Kooperation auf eine steigende Qualität der Forschung seit den 1980er Jahren. Zweitens nimmt im Ausland aus historischen Gründen – mehr als hundert Jahre nach den großen Auswanderungswellen und mehr als 60 Jahre nach der Zeit des Nationalsozialismus – die Zahl der Personen mit biographischen Deutschlandbezügen und deutschen Sprachkenntnissen ab. Kulturelle Interessen und persönliche Bezüge beeinflussen aber nicht nur die Wahl der Forschungsthemen, sondern auch die Entschei- Seite 19 dung, wo man ein sabbatical verbringt. In Zukunft müssen somit über wissenschaftliche Anreize hinausgehende Maßnahmen entwickelt werden, um langfristig das Interesse an Deutschland wach zu halten. Aus theoretischer Sicht versuche ich zu erklären, wie unterschiedliche Grade von Materialität und Immaterialität wissenschaftlicher Praxis typische Interaktionsmuster in verschiedenen Arbeitsrichtungen bedingen. Dies ist ebenfalls praxisrelevant, da Wissenschaftsministerien und Hochschulen überlegen, internationale Wissenschaftskontakte zu evaluieren und daran die Vergabe von Forschungsmitteln zu knüpfen. Wenn aber ein experimentell arbeitender Physiker viel mehr international kooperiert als ein theoretisch arbeitender Physiker und dieser wiederum international aktiver ist als eine empirisch forschende Soziologin, sagt dies weniger über die Qualität ihrer Forschungen als über ihre Fachkulturen aus, deren Unterschiede ich aus einer räumlichen Perspektive erklären möchte. Spannende Themen für künftige Diplom- und Staatsexamensarbeiten sind zum Beispiel, wie sich die internationalen Kontakte der Universität Heidelberg entwickelt haben; mit welchen Strategien die Universität ihre Internationalisierung betreibt und was es für Studierende bedeutet, ins Ausland zu gehen oder von Dozenten aus dem Ausland unterrichtet zu werden. - Fortsetzung nächste Seite - Sie halten im WiSe ein Proseminar und ein Hauptseminar zusammen mit Prof. Meusburger. Was erwarten Sie als Dozentin von Ihren Studierenden? Von meinen Studierenden erwarte ich eine gewisse Begeisterung für geographische Fragestellungen und die damit verbundene Bereitschaft, wissenschaftlich zu arbeiten, sich ausgehend von Literaturempfehlungen selbständig in ein Thema einzulesen, Ideen und Gedanken strukturiert zu präsentieren, Fragen zu stellen und gemeinsam zu erörtern. Damit verbunden ist die Erwartung, dass Pflichtlektüre und Thesenblätter vor dem jeweiligen Seminar gründlich gelesen werden, um darauf aufbauend inhaltsreich und konstruktiv kritisch diskutieren zu können. Seite 20 Die Universität Cambridge In Ihrer Publikationsliste sticht ein eher kunstgeschichtlicher Aufsatz zur „Lübecker Marienkirche als Hauptbau der kathedralgotischen Backsteinarchitektur im Ostseeraum“ hervor. Haben Sie eine besondere Beziehung zur Kunst oder zu Lübeck? Im Nebenfach habe ich Kunstgeschichte studiert und mein besonderes Interesse galt schon immer romanischen Kirchen und gotischen Kathedralen. Da meine Großeltern in Lü- beck wohnten, meine Eltern dort aufgewachsen sind und ich an der Ostsee fast jede Schulferien verbracht habe, konnte ich eine besondere Beziehung zur Lübecker Altstadt aufbauen. Seit jeher fasziniert mich die eindrucksvolle Silhouette dieser Weltstadt des Mittelalters, die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert das Haupt der Hanse war. Die Lübecker Marienkirche sticht nicht nur durch ihre exponierte Lage auf dem höchsten Punkt des Stadthügels hervor, sondern auch durch die Leistung ihrer Erbauer, erstmals die französische Hausteingotik in Backstein übersetzt zu haben. Dies machte den Bau mit der höchsten im Mittelalter vollendeten Doppelturmfassade der Welt zum Vorbild für zahlreiche Nachfolgebauten im Ostseeraum und mich neugierig auf die darin zum Ausdruck kommenden, in Grundriss, Aufriss und Formenschatz materialisierten überregionalen Kontaktnetze. Highlights aus dem Leben eines Erasmus von Katrin Pfefferle St u d e n t e n Ein Sturm zieht auf... Nach dem üblichen Bewerbungsprocedere für ein ERASMUS-Stipendium im Januar bzw. Februar 2005, trat ich Anfang September 2005, knapp zwei Wochen vor Unibeginn, schließlich die Reise ins Ungewisse an. Es wird dunkel: Ein Unwetter mit Hochwasserfolgen kündigt sich an Ich hatte mich als Geographie- und Französischstudentin über beide Institute beworben. Wichtig war mir lediglich: Eine französischsprachige Uni – möglichst nahe am Mittelmeer, an der ich meine beiden Fächer würde studieren können. So wandte ich mich an Herrn Dr. Freytag, um mich für Perpignan zu bewerben, sowie an den ERASMUSKoordinator des Romanischen Seminars, der für Montpellier zuständig war. Ich entschied mich schließlich für Montpellier, da ich dort die Möglichkeit hatte, zehn Monate zu bleiben. Das Auslandssemester trat ich Anfang September in der Hoffnung an, im mediterranen Raum noch etliche sonnige Strandtage auskosten zu können. Weit gefehlt - denn als die RheinNeckar-Zeitung auf der Titelseite über Hochwasser und Überschwemmung in der Partnerstadt Heidelbergs berichtete, war ich, zur Begrüßung, mittendrin. So wurde ich in der ersten Nacht meines Auslandsaufenthalts wegen Unwettergefahr vom Campingplatz evakuiert, wo ich während der Zimmersuche bleiben wollte, und musste, wie viele Urlauber, auf einer Turnmatte in einer Sporthalle nächtigen. Vom Croix Rouge wurden wir mit Lunch-Paketen versorgt. Am nächsten Morgen gab es zwar Entwarnung, jedoch stand schon das nächste Problem an, da die Zufahrt nach Montpellier gesperrt war. Der Fluss Lez, der größtenteils im kanalisierten Flussbett durch Montpellier fließt, war über seine Ufer getreten und sorgte nun für Verkehrschaos. So verstrich ein weiterer Tag, bis ich endlich einige Termine zur Zimmerbesichtigung wahrnehmen konnte… Während der kommenden Wochen lebte ich mich ein und es gelang mir allmählich, obwohl kein Vorlesungsverzeichnis vorhanden war, geschweige denn ein kommentiertes, herauszufinden, welche Veranstaltung wann und wo stattfindet. Überhaupt gab es in Geo nur sehr wenige „ERASMÜS“, verglichen mit anderen Fächern. In Montpellier gibt es drei Universitäten: die Uni für Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Medizin und Naturwissenschaften, welche die älteste ihresgleichen in ganz Frankreich ist, die „Science Po“, an der man Jura, Politik und Wirtschaftswissenschaften studieren kann und die Université Paul-Valéry für Literatur, Sprachen, Künste, Sozial- und Geisteswissenschaften, worunter auch die Geographie fällt. Sowohl Physio- als auch Anthropogeographie sind hier vertreten. Während die CM (= Cours Magistraux bzw. die Vorlesungen) recht gut gefüllt sind, kommen auf ein TD (= Travail Dirigé bzw. Seminar) auch mal 30 bis 50 Studenten. Auch aus diesem Grund haben die Seminare, wie das gesamte universitäre System, tendenziell einen verschulteren Charakter… Auch wenn man den Bestand der Fachliteratur in der Montpellier’schen UB bzw. der Institutsbibliothek mit der hiesigen vergleicht, lernt man die Heimatuni doch wieder sehr zu schätzen. Wohl auch aus diesem Grund, findet sich die Paul Valéry in nationalen Rankings eher auf den hinteren Rängen wieder. Die Studentenschaft der Paul-Valéry ist allerdings, wie in ganz Frankreich, sehr aktiv. So kamen wir ERASMUS-Studenten am Donnerstag, den 23.02.06, nachdem das Sommersemester gut fünf Wochen wieder in vollem Gange war, nichts ahnend an die Uni und fanden dort von Tischen und Stühlen verbarrikadierte Gebäude vor und einen Hörsaal, in dem sich viele Studenten versammelten, die verschiedene Beschlüsse und Forde- rungen verabschiedeten. Hauptsächlich war es deren Ziel, den CPE (= Contrat Première Embauche), der von Premierminister Dominique de Villepin durchgesetzt werden sollte, zu verhindern. Dieser Vertrag sollte Arbeitgebern in Unternehmen von mehr als 20 Mitarbeitern ermöglichen, junge Arbeitnehmer unter 26 Jahren während der ersten zwei Jahre des Arbeitsverhältnisses, ohne Begründung und ohne Vorwarnung zu entlassen. Der Streik wurde erst am 18.04. (nach fast 2 Monaten!!!) wieder aufgehoben, nachdem am 07.04. die französische Regierung nach landesweit anhaltenden Protesten bekannt gegeben hatte, das Gesetz umgehend zurückziehen und in eine Neugestaltung des Gesetzes Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften mit einbeziehen zu wollen. Während der beiden Monate des Streiks kam es zu mehreren Großdemonstrationen mit bis zu 15 000 Teilnehmern. Auch wenn dieser universitäre Stillstand viele ERASMUS-Studenten dazu veranlasst hat, vorzeitig abzureisen und im Allgemeinen die recht häufigen Streiks der öffentlichen Verkehrsmittel des Öfteren Pläne durchkreuzen können, muss man sagen, dass hierzulande ein Funke dieser Gesinnung und dieses Engagements fehlt. So war der Aufruhr wegen des CPE in diesem Jahr seit den 1968ern die größte Studentenbewegung der Geschichte – und schließlich konnte dieses Gesetz verhindert werden. Ich selbst nutzte die „unfreiwillig“ verlängerten Semesterferien, indem ich, Seite 21 neben dem Demonstrieren, viel reiste. Was ein Generalstreik bedeuten kann, hat auch die Exkursionsgruppe von Herrn Freytag feststellen müssen. Anstatt in Montpellier, musste sie in Girona (Spanien) landen und schließlich mit dem Taxi nach Perpignan fahren. Die Exkursionstage mit den Heidelbergern vom 04. bis zum 12.04. in Montpellier und Perpignan wurden für mich zu einem weiteren geographischen Höhepunkt meines Aufenthalts, insbesondere weil ich zuvor enttäuscht feststellen musste, dass die Montpellier’schen Geo-Studenten, praktisch keine Exkursionen machen. So hatte ich die Gelegenheit, den LanguedocRoussillon, wo ich seit sieben Monaten lebte, noch einmal mit ganz anderen Augen zu sehen. Nur das Wetter spielte leider an unseren Exkursionstagen meist nicht ganz so mit … Dank der naturräumlichen Gunstlage (meist auch klimatisch) bietet Montpellier, als siebtgrößte Stadt Frankreichs, viele Möglichkeiten zur Lebensgestaltung, wodurch mein ERASMUSStudium zu einem unvergesslichen und sehr lohnenswerten Aufenthalt wurde. Großdemonstration in Montpellier... Evakuierungsrefugium: Eine Sporthalle in Frontignan Frierende Studierende auf der Perpignan-Montpellier-Exkursion … am Tag des Generalstreiks Seite 22 Selamat Pagi! - Rundmails aus Indonesien Interview mit Isabelle Kollar von Claudia Wiese Rundmail vom 17. Dezember 2005 „Die letzten Wochen gingen echt schnell um. Bei der Arbeit musste ich meine letzten Fragebögen am Telefon eintreiben, Beamte (ich glaube nicht nur indonesische) sind zum Teil super langsam und bequem, aber naja, ich habe außer 3 Stück alle anderen zurückbekommen, das ist doch was! Und auch bei meinem anderen Teil der Arbeit, GIS, hab ich Erfolg gehabt. Um meine tollen und sauteuren Satellitenbilder auch richtig auswerten zu können, haben wir einen Ground Checking Fieldtrip gestartet, 2 Tage mit dem Speedboat durch einen district hier gebraust und geschaut, wo welches Waldstück gebrannt hat oder eben nicht. Zum Teil war es wie ein Dschungelabenteuer, so nahe kam man den Pflanzen im Boot und so abenteuerlich war es auf jeden Fall für mich, die anderen sind es wahrscheinlich eher gewohnt. Wir sind zu bestimmten Punkten gefahren, um zu klären ob die Flächen gebrannt haben (burnscars) oder nicht, haben dazu GPS benutzt und die Bauern gefragt, die eigentlich überall anzutreffen waren. Meistens hatte ich sogar recht mit dem Feuer, auch wenn es die Leute erst nach 10 Minuten oder so zugegeben haben.“ „Ich melde mich aus dem warmen Indonesien.“ So lautete der erste überraschende Satz, den ich von dir aus Indonesien erhielt, bis ich feststellte, dass du dort deine Diplomarbeit schreibst. Mittlerweile bist du fertig. Wie bist du dazu gekommen? Mein Ziel war es, die Diplomarbeit außerhalb der Uni zu schreiben, da es dort oft zu wenig Betreuung gibt. Deshalb habe ich u. a. über www.geobranchen.de nach GIS-Firmen gesucht und mich bei verschiedenen beworben. Es gab natürlich viele Absagen, aber ich hatte dann die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Themen. Die erste Möglichkeit war eine Arbeit über die Automatisierung von Fernerkundungsdaten im Irak über die Uni Freiberg. Die Diplomarbeit hätte ich dann in Freiberg, Sachsen geschrieben. Meine zweite Möglichkeit, die ich auch ergriffen habe, war eine Diplomarbeit zur Bewertung von Feuerrisikokarten zu schreiben, innerhalb eines Entwicklungshilfeprojekts in Sumatra, Indonesien, die über die GISFirma ZEBRIS in München lief. Warum genau ging es bei deiner Diplomarbeit? Ich hatte die Aufgabe, Feuerbedrohungskarten zu evaluieren, die in dem laufenden Entwicklungshilfeprojekt SSFFMP (South Sumatra Forest Fire Management Project) entwickelt wurden. Es gab zwei Ansätze: Erstens die Bewertung der Karten mit GIS- Analy- sen und die Abschätzung der Genauigkeit der Eingangsdaten der Karten und zweitens die Einschätzung des Nutzens der Karten durch die behördlichen Nutzer mit Hilfe von Fragebögen. Wie genau sah dein Arbeitsablauf aus? Zuerst musste ich mich in die Feuerthematik und das Entwicklungshilfeprojekt einarbeiten. Dazu gehörte zum Beispiel auch die Erstellung von Karten, die ich aber noch in München bei der ZEBRIS GbR durchgeführt habe. Mein Betreuer Herr Rücker hatte die Feuerbedrohungskarten (Fire Threat Maps) erstellt. Außerdem habe ich, bevor ich für drei Monate nach Indonesien ging, mit Rücksprache des GIS-Experten in Indonesien und der Feuermanagement Expertin in Deutschland, Fragebögen für meine Evaluation erstellt. Das Projekt befand sich in Palembang, der Provinzhauptstadt Süd Sumatras. Ich war erst einmal damit beschäftigt das Projekt und die Mitarbeiter kennen zu lernen und mich in Indonesien einzuleben. Diese Zeit fiel genau mit dem Fastenmonat Ramadan zusammen. Die Fragebögen wurden nun mit Hilfe von Studenten ins Indonesische übersetzt und ich unternahm Vorbereitungen für einen Workshop zur Evaluation der Feuerbedrohungskarten und zum Ausfüllen der Fragebögen. Anfangs nahm ich auch noch an anderen Workshops und Terminen in Distrikten teil, z.B. bei Behördengängen und ich nahm an einem „participatory land use planning workshop“ in einem entfernten Dorf teil. Die Genauigkeit der Feuerkarten musste mit Hilfe von Vergleichen mit „Hotspot“Daten (frühere Feuerereignisse) und durch Vergleiche mit aus Satellitenbildern kartierten Brandflächen (burnscars) analysiert werden. Zur Verbesserung der Brandflächenkartierung gab es eine zweitägige Feldbegehung mit NGO-Leuten und Projektmitarbeitern. Wir suchten vermutete Brandflächen auf und befragten die lokale Bevölkerung u.a. zu ihren Anbaumethoden und dem Einsatz von Feuer. Wieder in Deutschland mussten alle mitgebrachten Ergebnisse ausgewertet werden. Dazu gehörte die Fragebogenauswertung, weitere GIS Analysen, darunter auch Abschätzung der Genauigkeit der Eingangsdaten (Landnutzungskartierung), Verfeinerung der Resultate und dann natürlich das Schreiben der Diplomarbeit. So, und wie war’s? Allgemein fand ich die Betreuung in München bei der Firma ZEBRIS und auch im Projekt sehr gut. Es war eine Abwechslung, eine neue Stadt (München) und auch ein neues Land (Indonesien) kennen zu lernen. Besonders gefiel mir, direkt in einem Entwicklungshilfeprojekt mitarbeiten zu können, den Arbeitsalltag dort, in einem Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 fremden Land, kennen zulernen und auch neue Freunde zu finden. Es ist spannend in einer neuen, ganz anderen Umgebung zu arbeiten, obwohl es auch nicht immer leicht ist. Man muss sich erst an die andere Mentalität der Menschen gewöhnen, an anderes Essen zum Beispiel. Sprich, alles ist sehr viel anders! Die Auslandserfahrung fand ich sehr wichtig und gut und sie hilft mir hoffentlich auch einen Job zu finden. Schließlich zeigt es, dass man flexibel ist und auch in ungewohnter Umgebung arbeiten kann. Ein Problem könnte jedoch werden, dass das Thema etwas an den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes vorbei geht, dafür hat man aber bessere Karten in Seite 23 der Entwicklungszusammenarbeit, sofern man das machen möchte. Ich persönlich fände solch eine Arbeit doch zu stressig und es ist auch nicht beziehungs- und freundschaftsfreundlich im Ausland zu arbeiten. „Saya memberi salam kami.“ Wenn sonst kein Platz ist werden die Häuser auch auf dem Fluss gebaut. So haben sie dann gleich einen Badeplatz, obwohl man sich gut überlegen sollte, ob man da reingehen möchte... D a s C a r l o - S c h m i d - St i p e n d i a t e n p r o g r a m m von Constanze Lucht Das Carlo-SchmidStipendiatenprogramm wurde 2001 gestartet und ist vor allem für deutsche Studierende und Graduierte gedacht, die an Praktika in internationalen Organisationen und EU – Institutionen interessiert sind. Das Programm soll helfen, die Wettbewerbschancen interessierter und hoch qualifizierter Akademikerinnen und Akademiker im internationalen Verwaltungsbereich zu verbessern. Namensgeber des Programms ist der Völkerrechtler Prof. Dr. Carlo Schmid (1896 – 1979). Carlo Schmid war nicht nur einer der Väter des Grundgesetzes - er setze sich auch für die europäische Integration und die friedliche Kooperation zwischen den Staaten des Europarates ein. Aufgrund dessen ist es nicht verwunderlich, dass das Programm auch das Ziel hat, die interkulturelle Kompetenz der Praktikanten zu stärken. Die Finanzierung des Carlo-Schmid-Programms erfolgt größtenteils über das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – ein weiterer Finanzier ist die Robert Bosch Stiftung. Die Durchführung des Programms unterliegt dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Bei der Programmumsetzung sind die Robert Bosch Stiftung, der Tönissteiner Kreis (Verein zur Förderung vom Führungsnachwuchs für internationale Aufgaben ) und das Auswärtige Amt beteiligt. Bei der Bewerbung für das Programm stehen den Bewerbern zwei Programmlinien offen: 1. Programmlinie A Hier können sich Leute bewerben, die sich direkt und in Eigeninitiative bei einer Internationalen Organisation oder Institution der Europäischen Union erfolgreich für ein Praktikum beworben haben. Dauer des zu fördernden Praktikums: Drei bis sechs Monate. 2. Programmlinie B Hier handelt es sich um Bewerbungen auf Praktikumsangebote, die verschiedene internationale Organisationen zur Verfügung stellen. Die Bewerbung muss hier jedoch exakt auf das ausgeschriebene Profil abzielen. Den Interessenten ist es möglich, sich auf bis zu zwei Angebote zu bewerben. Dauer des Praktika: Vier bis zehn Monate. Formale Bewerbungskriterien sind neben einem abgeschlossenen Grundstudium oder Hochschulabschluss (letztes Hochschulexamen darf nicht länger als zwei Jahre zurückliegen), die Auseinandersetzung mit internationalen Fragestellungen während des Studiums. Das Höchstalter zum Bewerbungsschluss beträgt 28 Jahre. Sehr gutes Englisch und gute Kenntnisse in Französisch/einer zweiten Fremdsprache werden ebenfalls vorausgesetzt. Die nächste Ausschreibung wird zum Jahreswechsel 2006/2007 erfolgen. Die Praktika werden zwischen dem 1. September 2007 und dem 30. Juni 2008 abgeleistet. Weitere Informationen: http://www.daad.de/ ausland/ foerderungsmoeglichkeiten/ ausschreibungen/05545.de.html Völkerrechtler Carlo Schmid Seite 24 G u a t e m a l a : S p r a c h s c h u l e m i t s o z i a l e m H i n t e rgrund von Indra Enterlein und Jan Walter Am 29. Dezember 1996 unterzeichneten die Regierung und die Guerilla nach jahrelangen Verhandlungen den endgültigen Friedensschluss. Nach 36 Jahren wurde der Bürgerkrieg formell für beendet erklärt. 200.000 Menschen wurden während der Auseinandersetzungen getötet, viele weitere sind immer noch als „vermisst“ gemeldet. 93% der dokumentierten Fälle gehen auf das Konto der staatlichen Sicherheitskräfte, für 3% war die Guerilla verantwortlich. Bei den 626 Massakern und der Auslöschung von über 400 Dörfern waren 80% der Opfer Indígenas – das Militär hat sich an einem Genozid an der einheimischen Mayabevölkerung schuldig gemacht. Eine Bestrafung der Täter wird es nicht geben. Das „Gesetz für die Nationale Versöhnung“, das einem Amnestiegesetz gleichkommt, schließt die Strafverfolgung der Mörder praktisch aus. ————————————Im Oktober 2005, einem Monat vor unserer Reise, wurde Guatemala von den Ausläufern des Hurrikans Stan schwer getroffen. Über 1.000 Menschen kamen durch Überschwemmungen, Erdrutsche und Schlammlawinen ums Leben. Bei unserer Ankunft war die Infrastruktur noch nicht wiederaufgebaut. Zehntausende verloren ihre Unterkunft und Nahrungsgrundlage. Seine Entstehung verdankt der Lago de Atitlán (auf 1562 Metern Höhe) vulkanischer Aktivität Im Endeffekt war eine Blinddarmoperation der Grund, weshalb wir einen einmonatigen Zwischenstopp auf unserer Reise nach Costa Rica in Guatemala machten. Der Flug musste wegen der OP umgebucht werden - wegen den Grenzformalien wollten wir keinen Zwischenstopp in den USA machen - und als die Reisebürofrau an der Grenze ihrer Geduld angelangt war, fanden wir diesen Flug. Zwei Tage vor Abflug wurde ich durch die Internetseite http:// www.Guatemala365.org auf die Sprachschule „Proyecto Lingüistico Quetzalteco“ (PLQ) aufmerksam. Die Seite beurteilt Sprachschulen in Guatemala nach aufgelisteten Kriterien, interessanterweise nicht nur nach der Qualität des Unterrichts und den Lehrmitteln, sondern auch nach dem Gehalt der Lehrer und ob die Schule soziale Projekte fördert. PLQ stand auf dem ersten Platz. An einem Samstagmorgen im November saßen wir im Flugzeug, kamen abends in Guatemala Stadt an. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Quetzaltenango. Diese Stadt mit dem schwer auszusprechenden Namen, die von allen einfach Xela (sprich: Tschela) genannt wird, liegt etwa 4 Stunden westlich der Hauptstadt. Am Nachmittag standen wir bereits im Büro der PLQ und unterhielten uns mit einem der Gründer der Sprachschule. Sofort begeisterte uns der kleine Innenhof voller bunter Blumentöpfe und kleiner Tische, an denen jeweils ein Lehrer mit einem Schüler saß. Das sah sehr, sehr fleißig aus, was für eine angenehme Arbeitsatmosphäre! Fünf Stunden Einzelunterricht jeden Tag, zusätzlich vormittags Freizeitprogramm und am Wochenende Ausflüge wenn man möchte – das ist doch die Herausforderung für einen Studenten, der sich sonst jeden Tag selber strukturieren muss... Genau diese Schule sollte es also sein, die mein Bild von Guatemala prägte, mir nicht nur die spanische Sprache, sondern ebenfalls die unfassbar brutale Vergangenheit dieses Landes, welche die Gegenwart immer noch prägt, vermitteln würde. Nach mehreren Semestern Geographie und der intensiven Auseinandersetzung mit Entwicklungsansätzen, stehe ich inzwischen meinem Berufswunsch der Entwicklungszusammenarbeit eher kritisch gegenüber. Der Entwicklungsansatz einer Sprachschule mit Touristen – das kann doch wohl auch nur eine Werbestrategie sein. Oder etwa doch nicht? Für die Mehrzahl der Sprachschulen im Land gilt das wohl, aber diese Schule meint und tut was sie sagt. Entwicklung eines in sich solidarischen eigenständigen Projektes, Entwicklung von Solidarität und Hilfe in die Guatemaltekische Gesellschaft hinein, sowie Entwicklung von Begreifen bei den fast ausschließlich europäischen sowie US-amerikanischen Schülern. Korruption, eines der wohl meist gebrauchten Worte in Zentralamerika sollte von vorneherein durch ein regelmäßig wechselndes Führungsteam verhindert werden. Die Schule sieht ihren Bildungsauftrag nicht nur alleine im Spanischunterrichten, sondern erhebt den Anspruch das Interesse der Schüler auf die Geschichte, Kultur und Politik des Landes zu richten – und zwar aus der Perspektive der Guatemalteken. Die Schüler wohnen in ausgewählten Gastfamilien, die sozial benachteiligt sind, oft allein erziehende Mütter, die durch ihr Zusatzeinkommen die Schulbildung ihrer Kinder sichern können. Sehr viele Guatemalteken sind persönlich - durch Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Freunde oder die eigene Familie – von den Morden und dem „Verschwindenlassen“ während des Bürgerkriegs betroffen. Manche Lehrer waren damals – und sind es noch heute – politisch engagiert, um die unfassbare soziale Ungerechtigkeit und den Völkermord an den Indígenas öffentlich publik zu machen und die damalige Regierung zu stürzen. Von diesem politisch engagierten Geist lebt die Schule heute. Mit wachsenden Spanischkenntnissen werden die Nachfragen immer häufiger – die Antworten oft immer trauriger. Dennoch war für mich die Schule ein Ort der Hoffnung. Drei Wochen wohnten wir in Xela und erkundeten täglich die Region mit einem besonderen „Touriführer“. Er brachte uns zum einen zu touristischen Sehenswürdigkeiten – etwa zu religiösen Orten der Maya, in der sich in unseren Augen eine merkwürdige Mischung von Maya- und christlichen Elementen etablierte: Eine heilige Puppe, die von Kerzen umkreist Alkohol eingeflößt bekommt, damit er den Gebeten und Wünschen der Gläubigen nachkommt. Zum anderen zeigte er uns Orte, an denen die Guerilla damals aktiv war. Die letzte Woche verbrachten wir in der „escuela de la montana“, eine Schwesterschule der PLQ, die in einem der ärmsten ruralen Gebiete des Landes Kern eines Mikroentwicklungsprojektes ist. Die Schüler wohnen im Schulgebäude, essen jedoch zusammen mit Gastfamilien. Diese lebten und arbeiteten auf einer Kaffeeplan- tage – zuletzt ohne Lohn und gründeten eine Gewerkschaft als sie ihre Kinder nicht mehr ernähren konnten; Sie verloren den Kampf. Ohne Gehalt mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen – dies funktionierte jedoch nur mit Unterstützung des Roten Kreuzes, welches ihnen ermöglichte Land zu kaufen und darauf Häuser zu bauen. Einen Stromanschluss und eine Wasserversorgung haben diese Häuser nicht. Diese Familien profitieren von der Schule. Zum einen erhalten sie ein Zusatzeinkommen durch die Verpflegung der Sprachschüler, zum anderen profitieren die Familien durch indirekte Maßnahmen. Hygienevorschriften müssen erlernt werden, die Familie bekommt regelmäßig Essen, indem Gemüse stets ein Bestandteil ist, das Trinkwasser muss abgekocht werden. Es gibt Förderprogramme für die Ausbildung der Jugendlichen, jedoch ist dies erst im Aufbau und kann leider noch nicht allen gewährt werden. Da die Sprachschule immer wieder Kurse für Kinder und Eltern anbietet und die Sprachschüler auch Kinderbetreuung übernehmen, arbeiten Schüler, Schule und Familien eng zusammen. Die Familien arbeiten für diese Unterstützung und müssen sich deshalb nicht als hilfsbedürftiger Empfänger fühlen. Sie können ihre Kritik anbringen, selber Vorschläge vorbringen und sich für ihre eigenen Belange stark machen. Ohne die Familien könnte das System der Schule nicht Seite 25 funktionieren, die Familien profitieren durch die Infrastruktur und die Schüler haben die Möglichkeit die Realität Guatemalas abseits vom normalen Tourismus kennenzulernen, dürfen Fragen an Betroffene stellen und lernen Guatemala aus der Perspektive der benachteiligten Mehrheit seiner Einwohner kennen. Die Lehrer erhalten ein faires Gehalt und haben gute Arbeitsbedingungen. Natürlich läuft noch nicht alles perfekt, aber in der Schule kann man ein Projekt finden, was als kleines Rädchen versucht die Gesellschaft Guatemalas positiv zu verändern. Busplatz in Quetzaktenango: Die Körbe werden, wenn sie voll gepackt sind, auf das Dach des Busses gehievt. In so einen Bus passen so viele Leute wie hineinwollen. Klassenzimmer in der „escola de la montana“ Weitere Informationen: www.guatemala365.org www.hermandad.com Basisinformationen über die República de Guatemala : - 13 Mio. Einwohner - 50% der Guatemalteken sind Indígenas - 2/3 der Bevölkerung sind fehl- und unterernährt -29% der Bevölkerung sind Analphabeten Indra und Jan unterwegs in Guatemala Wochenmarkt in Zunil: Traditionell gekleidete Indígenas verkaufen Obst, Gemüse und Blumen Das Seebecken des Lago de Atitlán ist ein Einbruchkessel, der sich durch Abdämmung allmählich mit Wasser gefüllt hat. Seite 26 S e c h s Wo c h e n d i e A r b e i t s w e l t i n e i n e r B e h ö r d e genießen... von Verena Trinkaus Der Regionalverband Rhein-Neckar Vorab ist wichtig zu wissen, dass es sich hierbei um ein eigeninitiiertes Praktikum handelt, d.h. es war nicht ausgeschrieben, sondern ich hatte schlichtweg angefragt, ob ich sechs Wochen „reinschnuppern“ dürfe. Das war prinzipiell kein Problem, lediglich bei der Zusage musste ich hartnäckig bleiben, die ich nach mehreren Telefonaten und E-Mails endlich bekam. te ich diese anhand von Gesetzen und rechtlichen Verordnungen prüfen und auch dazu Stellung nehmen. Somit verbrachte ich die meiste Zeit am Schreibtisch. Interessant dabei war, dass die Größenordnung der Vorhaben von der Erweiterung eines Reitplatzes bis hin zur Planung eines Einkaufzentrums reichte (soviel zum Thema „Abbau von Bürokratien“). Mein Arbeitstag begann um 8.30 und endete um 16 Uhr. Ich wurde der Abteilung „Regionalverband Unterer Neckar“ zugeteilt, der sich mit baden-württembergischen Belangen befasst. Hierbei muss erwähnt werden, dass der Raumordnungsverband länderübergreifend agiert. Das betrifft neben Teilen von BadenWürttemberg auch Gebiete von Rheinland-Pfalz und Hessen. Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Juli 2005 unterliegen alle betroffenen Gebiete der drei Länder gleichem Recht, wodurch die Handlungsfähigkeit des Verbandes deutlich erhöht wurde. Bei sehr großen Vorhaben, die enorme Einschneidungen in den Raum vornehmen, werden vorab alle möglichen Beteiligten angehört. Das beginnt bei diversen Umweltämtern (Forst, Wasser, Boden) und endet mit Vertretern der betroffenen Kommunen. Solche Sitzungen sind für einen Geographen sehr interessant, da versucht wird alle Geofaktoren zu prüfen und in Einklang zu bringen, sowohl in physischer als auch anthropogeographischer Hinsicht. Doch nun zurück zu meinem Aufgabenfeld. Da der Raumordnungsverband als staatliche Planungsbehörde den Kommunen übersteht, müssen alle Bauvorhaben, Pläne oder Projekte aus der Region zunächst hier eingereicht werden. Der Verband muss dazu Stellung nehmen, d.h. er stimmt einem Vorhaben zu oder nicht. In den ersten Wochen durf- Der Raumordnungsverband als Planungsbehörde beteiligt sich neben der Genehmigung von Bauvorhaben auch an verschiedenen Projekten, die der Region zu Gute kommen. Neben der Ausarbeitung von Stellungnahmen nahm ich somit an diversen Besprechungen, Sitzungen und Veranstaltungen teil. Das Arbeitsklima im Verband ist sehr angenehm, was möglicherweise auch an den vielen Geographen liegt, die dort arbeiten. ☺ Alle sind freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Die Arbeitsweise an sich lässt erkennen, dass man sich in einem staatlichen Betrieb befindet. Es kann mit wenig Druck und Stress gearbeitet werden. Als Fazit kann ich sagen, dass das Praktikum für diese sechs Wochen sehr interessant war. Zum einen wurde sichtbar, was ein Raumordungsverband überhaupt bedeutet und welche Aufgaben er wahrnimmt. Zum anderen fand ich es positiv überraschend wie in der Praxis die Theorie aus dem Geographiestudium, das Verknüpfen der Naturmit den Geisteswissenschaften, ermöglicht wird. Da jedoch der Grad der Eigenverantwortung und initiative bei diesem Praktikum relativ gering war, kann ich es nur für den „Blick über die Schulter“ und auch nicht länger als über den besagten Zeitraum empfehlen, vorausgesetzt es wird nicht explizit eine bestimmte Aufgabe angeboten. Weitere Informationen: www.region-rhein-neckardreieck.de Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Seite 27 Neue Erstsemester: Herzlich Willkommen! von Kathrin Heinzmann Alles neu macht der Herbst! Auf jeden Fall trifft dies auf die knapp 120 neuen Geographiestudierenden zu, welche am 11. Oktober auf der Orientierungseinheit von Prof. Meusburger begrüßt wurden. Auch in diesem Jahr lichtete das Erstsemestertutorenteam den Wald des anfänglichen Uni-Chaos: „Welche Nebenfächer soll ich besuchen?“, „Wie läuft das mit der Einführungsveranstaltung?“, „Wieviele Semesterwochenstunden sollte mein Stundenplan beinhalten?“… Fragen über Fragen, die das zur Hälfte aus neue (Kristiane Brahm, Diana Griesinger und Sarah Keller) und alten (Elise Dietrich, Alexander Erlewein und Lydia Füssel) Tutoren bestehende Team kompetent beantwortete. „Besonders gut hat mir der Rallye-Tag gefallen“, meint Johannes. „Die Bekanntschaft mit dem Campus und allen wichtigen Einrichtungen ist besonders als Ersti sehr bedeutend. Dabei neue Kontakte mit Tutoren und der Fachschaft schließen zu können wird mir den Einstieg sicher erleichtern“. Die geographischen Leistungen der Neuen wurde bei der Rallye auch gleich auf die Probe gestellt: Mit einer Verlustquote von lediglich zwei Studierenden… Neben einer Einführung in die Studienordnungen, einer Vorstellung der geographischen Initiativen und der Einschreibung in die Übungskurse der Einführung, stellt das gegenseitige Kennenlernen einen Hauptbestandteil der Orientie- rungseinheit dar. Um die anfängliche Scheu vor dem Neuen zu nehmen hilft nichts besser als erste Kontakte zu Kommilitonen, die genau in derselben Situation stecken. „Die durch das Frühstück erzeugte familiäre Atmosphäre macht Mut sich in das anfängliche Chaos des Studentenlebens zu stürzen“, betont Stephanie. „Um alles perfekt zu machen fehlten nur noch die Vollkornbrötchen“, fügt sie lächelnd hinzu. Alles neu macht der Herbst! In diesem Sinne wünscht auch das Redaktionsteam von Columbus den neuen Erstsemestern einen guten Start an der Universität und hofft, den einen oder anderen bei den nächsten Redaktionssitzungen auch herzlich Willkommen zu heißen… Te r m i n e , Te r m i n e , Te r m i n e zusammengestellt von Kathrin Heinzmann 31. Oktober 2006: Begrüßungsvortrag der HGG für Erstsemester: Christoph Siart berichtet über seine „Geoarchäologischen Forschungen auf Kreta“. 14. November 2006: Der besondere HGGVortrag von Prof. Dr. Joachim Schultis zu den „aktuellen Problemen der Heidelberger Stadtentwicklung“. 8. November 2006: Berufstarterseminar der PIG in Kooperation mit dem Finanzdienstleister MLP. 28. November 2006: HGG-Vortrag von Prof. Dr. Achim Schulte zum „Hochwasser und Hochwasserschutz in Deutschland“. 9. November 2006: 1. Redaktionssitzung im Wintersemester 2006/2007 von Columbus 29. November 2006: Informationsveranstaltung „Berufsperspektiven für Geographen“ des Mento- renprogramms in Kooperation mit dem Tutorium für das Hauptstudium. 12. Dezember 2006: HGG-Vortrag von Prof. Dr. Robert Pütz zur „Stadt und Sicherheit“. 19. Dezember 2006: Dr. Elvira Graner berichtet im Rahmen des Institutskolloquiums über die „lokale Produktion, globales Monitoring: Nepals Teppiche auf dem Weg zum Weltmarkt. Die neuen Erstsemester im WS 06/07 Jahrgang 2, Ausgabe 4/06 Fachschaft aktuell Liebe Leser, liebe Leserinnen von Columbus, IMPRESSUM Herausgeber: Columbus - Redaktionsteam Ruprecht-Karls-Universität Geographisches Institut Berliner Str. 48 69120 Heidelberg Email: geozeitung_columbus@yahoo.de Internet: www.geog.uni-heidelberg.de Redaktionsteam: Markus Forbriger Kathrin Heinzmann Fabian Löw Constanze Lucht Anne Marmann Christina Preusker Martina Ries Niklas Schenck Claudia Wiese Petr Zajicek Layout: Kathrin Heinzmann Weitere Mitarbeiter/innen: Elise Dietrich Indra Enterlein Dr. Ute Forster Katharina Fricke Rebecca Kohlhauer Kerstin Mewes Katrin Pfefferle Katharina Ross Dr. Erich Streitenberger Verena Trinkaus Jan Walter die Fachschaft stellt sich ein weiteres mal vor. Diesmal jedoch unter einem anderen Aspekt. Wir wollen Vorurteile abbauen und auf uns aufmerksam machen. In der folgenden Tabelle erfahrt ihr, was ihr schon immer über die Fachschaft Geographie wissen wolltet: Gleichzeitig möchten wir alle Erstsemester - Herzlich Willkommen - auf das Hüttenwochenende hinweisen. Dies ist eine Veranstaltung nur für Erstsemester mit der Fachschaft. Zum Kennenlernen, Spaß haben und was euch sonst noch so einfällt. Das ganze findet, wie schon der Name sagt, in einer einsamen Hütte im Odenwald (Neunkirchen) statt. Für Speis und Trank wird gesorgt, es fällt lediglich ein Unkostenbeitrag von 10 € für euch an. 1 2 3 4 5 6 7 8 Schon gewusst? Fachschaften gibt es in BaWü eigentlich gar nicht. Fachschaftler sind im Grunde aber auch nur Menschen. GeographieFSler/-innen sind alle Studierende im Fach Geographie. Es gibt demzufolge mehr oder weniger „aktive“ und „passive“ Fachschaftler. "Aktive" Fachschaftler sind häufig im Keller des BST -Instituts anzutreffen. Im Keller ist es immer sauber, warm und trocken -idealer Lebensraum! Hier gehen unspektakuläre Dinge vor sich wie Kaffe kochen, Mails checken, ... Fachschaftler hocken allem Anschein nach den ganzen Tag vor den PCs?! Manche FS-ler erwecken den Eindruck, sie wären hier eingezogen... 9 In regelmäßigen Abständen gibt es Phasen erhöhter Aktivität! 10 FS-Sitzung ist neuerdings immer monatgs ab 18.30 Uhr... 11 Nach getaner Arbeit zocken Fachschaftler ganz gerne (...) 12 DVDs stehen auch manchmal auf dem Programm. 13 Bei uns kann man günstig Getränke abstauben... 14 Kommt vorbei und rein, wir beißen nicht! 15 Bewerbung ist nicht nötig, Kuchen mitbringen reicht. *grins* 16 Die Fachschaft ist keine Gruppe eingeschworener Leute! 17 22 Fachschaftler wollen wissen, wo ihr Probleme im Studium habt. Fachschaftler funktionieren als Kontaktstelle zw. Studis und Dozis... Fachschaftler mischen sich für euch in Gremien, Konferenzen uä. ein... Fachschaftler versuchen an jeder möglichen Schraube zu drehen... Ganz nachvollziehbar sind unsere Aktionen dabei vielleicht nicht immer... Die Aufgaben sind nicht so klar verteilt, aber jeder tut das was er kann. Wenn ihr Interesse an der Fachschaftsarbeit habt, dann schaut doch einfach montags ab 18.30 Uhr mal vorbei. Wir würden uns über euer Erscheinen sehr freuen. 23 Es gibt zB folgende feste Punkte in der Fachschaftsarbeit: 24 Weitere Informationen: www.fsgeog.uni-hd.de 28 Da gibts das Hüttenwochenende für Erstsemster... Das Geocamp ist der sommerliche Verwandte vom Hüttenwochende! Einmal pro Semester veranstalten wir die Atlasfete -immer anders! Immer zum Semesterwechsel gibts von uns was zu lesen -im KVV. Es gibt neben Fachschaftlern auch noch Tutoren und HiWis am Institut. 29 Tutoren und HiWis werden bezahlt -Fachschaftler leider nicht. 30 Aber irgendwie macht Arbeit mit all den Leuten auch Freude! ... Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren/innen verantwortlich. Redaktionsschluss: 15. Januar 2007 (für Beiträge für die nächste Ausgabe von Columbus) 0 18 19 20 21 25 26 27 In eigener Sache Liebe Leser, Ihr haltet die nunmehr 6. Ausgabe von Columbus in Euren Händen und wir hoffen, Euch wieder eine interessante Bandbreite von Informationen, Berichten und Eindrücken liefern zu können. Beiträge von Studierenden sind jederzeit herzlich willkommen. Das Redaktionsteam lädt auch alle interessierten Studierenden zu unserer nächsten Redaktionssitzung am Do, 9. November ab 16:15 Uhr im Tutorenraum ein. Einen guten Start ins neue Semester wünscht Euch Euer Redaktionsteam