Industrieverband Körperpflege

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Industrieverband Körperpflege
H y g i e n e p r o d u k t e
– unentbehrlich im täglichen Leben
H y g i e n e p r o d u k t e
– unentbehrlich im täglichen Leben
Inhalt
Seite
1.
!
Wir möchten Sie informieren ...
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2.
!
Körperhygiene – Voraussetzung für Wohlbefinden
3
3.
!
Ein offenes Wort
4
4.
!
Hygiene – nicht immer selbstverständlich!
6
5.
!
„Nur einmal“ ist hygienischer
7
6.
!
Die Verantwortung, hautnah zu sein
12
7.
!
Zellstoff, Zellwolle, Tissue – wie geschaffen für Hygiene
15
8.
!
Zellstoffherstellung – ein kontrollierter Prozess
17
9.
!
Wohlverstandene Hygiene ist auch umweltfreundlich
20
10.
!
Ein Tuch für alle Fälle – das Taschentuch
28
11.
!
Service von der Rolle – Toilettenpapier
31
12.
!
Fortschritt in die Wiege gelegt – Höschenwindeln
34
13.
!
Sicherheit rund um die Uhr – Monatshygiene und Wäscheschutz
38
!
Tampons
39
!
Binden
42
4.
!
Qualität als Prozess
47
15.
!
Vorteile auf der ganzen Linie
47
16.
!
Zum guten Schluss
48
!
!
!
!
Stichwortverzeichnis
Liste weiterführender Literatur
Internetadressen
Impressum
49
50
51
52
2
!
Wir möchten Sie informieren ...
!
über Hygieneprodukte:
Taschentücher, Toilettenpapier, Tampons, Binden, Babywindeln und mehr
!
über ihren Beitrag zu einem sauberen und gesunden Leben
!
über Forschung und Entwicklung, Herstellung und Qualitätssicherung
!
und nicht zuletzt über die Verträglichkeit von Hygieneprodukten
für Mensch und Umwelt.
Hygieneprodukte (oder Hygieneerzeugnisse)
wahr, den Anwendern hochwertige und siche-
sind moderne Erzeugnisse für den einmaligen
re Produkte zur Verfügung zu stellen.
Gebrauch. Sie erlauben die Reinigung und
Pflege des Körpers auf besonders angeneh-
Diese Broschüre richtet sich an interessierte
me, bequeme und gründliche Weise.
Verbraucher und Fachleute und enthält Angaben zu Zweck, Herstellungsweise, Sicherheit
Als Gegenstände des täglichen Bedarfs sind
und Umweltverträglichkeit von Hygienepro-
Hygieneerzeugnisse fester Bestandteil des
dukten. Sie liefert Hintergrundinformationen
heutigen Lebens. Sie werden mehrmals täglich
und beantwortet häufig gestellte Fragen. Wei-
verwendet. Die Hersteller von Hygieneerzeug-
tere Auskünfte erteilen auf Wunsch gerne der
nissen messen daher der Verlässlichkeit und
Industrieverband Körperpflege- und Waschmit-
Qualität ihrer Produkte eine grundlegende Be-
tel e.V. (IKW) und die Hersteller von Hygie-
deutung bei. Sie nehmen ihre Verantwortung
neerzeugnissen.
3
!
Körperhygiene – Voraussetzung für Wohlbefinden
Hygiene: nicht bloß ein anderes Wort für
So verstanden, zielt Hygiene auf das phy-
Sauberkeit. Der Begriff geht auf die grie-
sische und psychische Wohlergehen des
chische Göttin der Gesundheit, Hygieia,
Menschen. Falsche oder fehlende Hygie-
zurück. Doch trotz des antiken Ursprungs
ne dagegen kann ernsthafte, unter Um-
steht hinter Hygiene ein sehr modernes,
ständen sogar gesundheitsbedrohliche
ganzheitliches Konzept:
Folgen haben.
Hygiene umfasst alles Heilsame, Gesun-
Für die große Mehrzahl der Menschen –
de und der Gesundheit Förderliche. Ge-
Männer und Frauen, Erwachsene, Ju-
sundheit wiederum sieht den Menschen
gendliche und Kinder – ist „Körperpflege“
in seiner Gesamtheit von Physis, Psyche
ein positiv besetzter Begriff. Sie betreiben
und sozialen Beziehungen; sie ist mehr
regelmäßig Körperpflege, um gesund zu
als das Fehlen von Krankheit. Die Weltge-
bleiben und auf andere attraktiv und
sundheitsorganisation (WHO) beispiels-
sympathisch zu wirken. Ganz oben auf
weise definiert Gesundheit als körper-
ihrer Werteskala steht der Wunsch nach
liches, seelisches und soziales Wohlbefin-
Wohlbefinden und Gepflegtheit. Dass
den.
dazu die Reinigung und Pflege des Körpers gehört, ist eine Selbstverständlichkeit. Dass das heute effektiv und einfach
möglich ist, dafür sorgen auch moderne
Hygieneprodukte.
4
!
Ein offenes Wort
Für jeden Menschen ist Körperhygiene
Einige wichtige Fakten sollen trotzdem
eine äußerst intime Angelegenheit, ge-
angesprochen werden, denn Unwissen-
prägt von Erziehung, Konventionen und
heit und Scham sind eine häufige Quelle
individuellen Einstellungen. Was für den
von Fehlverhalten. Das gilt gerade für die
einen eine ganz natürliche Sache ist,
Genital-Anal-Region. Auch heute noch
kann für einen anderen Tabubruch und
teilweise tabuisiert, werden Themen aus
Verletzung des Schamgefühls bedeuten.
dem Intimbereich oft nur mit Scheu und
manchmal auch gar nicht besprochen. So
kann es vorkommen, dass äußerlich gepflegte, modisch erscheinende Menschen
schlichtweg aus mangelnder Kenntnis der
richtigen Intimhygiene diesen sensiblen
Körperbereich nicht optimal reinigen und
pflegen.
5
Dabei hat Hygiene im Intimbereich eine
Abbau der Ausscheidungsprodukte durch
besonders große Bedeutung. Gerade hier
Bakterien und andere Mikroorganismen
zeigt sich der Zusammenhang von Sau-
erfolgt schnell und kann zu unangeneh-
berkeit und Gesundheit sehr deutlich,
men Gerüchen führen. Auch die Gefahr
denn es herrschen spezielle biologische
physiologischer Störungen, wie die Be-
Gegebenheiten.
siedlung mit Hautpilzen, ist besonders
hoch. Die regelmäßige Körperreinigung
Das gilt vor allem für die weibliche Intim-
dient daher hauptsächlich der Entfernung
region. Zum einen ist die Haut sehr zart
der körpereigenen Abbauprodukte und
und besonders reizempfindlich. Anderer-
Sekrete. Für diese Aufgaben steht eine
seits kommt sie mit Körperausscheidun-
Vielzahl effektiver und sicherer Hygiene-
gen wie Harn, Faeces (Stuhl) und Men-
produkte zur Verfügung.
struationssekret in Berührung. Der Feuchtigkeitsaustausch zwischen Haut und Umgebung wird nicht nur durch die starke
Fältelung der Haut selbst, sondern zusätzlich durch die Kleidung behindert. So
kann der Schweiß nur schlecht verdunsten und bildet ein ideales Klima für die
Vermehrung von Mikroorganismen. Der
6
!
Hygiene – nicht immer selbstverständlich!
Schnupfen, Husten, Stuhlgang, Menstruation –
war die Regel. Das Stofftaschentuch bedeutete
Körperausscheidungen gehören zur mensch-
zwar einen Fortschritt, die Infektionsgefahr war
lichen Existenz wie Hunger und Durst. Doch
damit aber noch nicht gebannt.
die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, mit
der heute Körperhygiene praktiziert wird, ist
Am schlimmsten erging es den Frauen. Lange
eine Errungenschaft jüngeren Datums. Es gab
Zeit wurden sie während der Menstruation als
auch Zeiten, da war Körperhygiene nun wirk-
„unrein“ gemieden. Dabei spielten auch die
lich kein Vergnügen:
unzureichenden
hygienischen
Verhältnisse
eine Rolle.
Früher musste eine Handvoll Heu nach dem
Stuhlgang genügen. Von gründlicher Reinigung
Aufgerollte Stoffpfropfen, Lappen oder Strick-
konnte da keine Rede sein. Auch Betuchtere,
binden als Menstruationsschutz waren nicht
die sich – wiederverwendbare – Stoffläppchen
dazu geeignet, Sauberkeit zu gewährleisten
leisten konnten, waren nicht wesentlich besser
und ein alltägliches, aktives Leben zu ermög-
dran.
lichen. Zu allem Übel waren die Frauen zusätzlich den „Hinterlassenschaften“ der ganzen
Ebenso wenig stellte zerrissenes Zeitungspa-
Familie ausgesetzt: Beim Säubern und Wickeln
pier eine bedarfsgerechte Lösung dar. Unhy-
der Kinder ebenso wie bei der großen
gienisch auch die Reinigung von Nase und
Wäsche.
Rachen: Öffentliches Schneuzen und Spucken
7
!
„Nur einmal“ ist hygienischer
Grundlegende Veränderungen bewirkte erst
Von dort aus war es nicht mehr weit bis zu der
der wissenschaftliche Fortschritt. Er identifizier-
Erkenntnis, dass Hygiene auch für die bei der
te Bakterien und Viren als Verursacher von In-
Körperpflege verwendeten Materialien zu gel-
fektionskrankheiten. So wurden das mehrfach
ten hat. Und dass der Weg zu mehr Hygiene
benutzte Stofftaschentuch als Herd der Wie-
vor allem über den häufigen Wechsel bzw. die
deransteckung, die ungenügend gereinigten
einmalige Benutzung von Hygieneprodukten
oder beim Aufbewahren infizierten Strickbin-
führt. Ein Anfang war gemacht. Jetzt begann
den als Nährboden für Krankheitserreger ent-
die Suche nach geeigneten Werkstoffen.
larvt.
Zunächst wurden nur ganz allmählich LösunGleichzeitig rückte die fehlende oder mangel-
gen für die drängendsten Hygieneprobleme
hafte Hygiene als eine Hauptursache gesund-
gefunden. Wirkliche Abhilfe brachte erst die
heitlicher Gefährdungen immer stärker ins Be-
fortschreitende Industrialisierung. Man erkann-
wusstsein. Der Umkehrschluss war schnell zu
te, wie gut sich die neuen technischen Mög-
ziehen: Ein hohes Maß an Hygiene war Vo-
lichkeiten für eine bessere und einfachere Hy-
raussetzung für Gesundheit.
giene nutzen ließen. In diese Zeit fiel die Erfindung des Zellstoffs.
8
Nachdem es 1865 einem Amerikaner erst-
Willkommene Erleichterung
mals gelang, Papier aus Holzschliff zu erzeu-
Die technische Möglichkeit, die gewünschten
gen, brach eine neue Ära an. Nun war es
Produkte in großen Mengen zu sehr niedrigen
möglich, nicht nur hartes Papier, sondern auch
Kosten herzustellen, war die Geburtsstunde
weiche, saugfähige, textilähnliche Bahnen zu
der „Einmal-Idee“. Dass dadurch die tägliche
produzieren. Das war der Startschuss für die
Hygiene viel einfacher und bequemer, und
Entwicklung von Hygieneprodukten.
damit „machbar“ wurde, hat ihre Durchsetzung bei den Verwendern sehr erleichtert.
Die neuen technischen Verfahren reiften rasch
zum industriellen Einsatz heran. Seit etwa
Trotzdem war die Technik zunächst schneller,
1885 werden Hygieneprodukte in Deutsch-
als sich Gewohnheiten und Einstellungen ver-
land industriell gefertigt. Von da an setzte sich
ändern ließen. Bevor die neuen Hygienepro-
die neue Idee rasch durch und wurde zu
dukte endgültig Abwehr und Hindernisse über-
einem großen Erfolg.
wunden hatten, war geduldige Überzeugungsarbeit zu leisten. Heute gibt es an der täglichen Entscheidung der Verbraucher längst
keinen Zweifel mehr:
9
Hinzu kommt der große Zuwachs an Unabhängigkeit und Mobilität auf Reisen, in der
Freizeit und beim Sport. Hygieneprodukte sind
ein fester Bestandteil der Lebensqualität geworden. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie
es erlauben, mit ganz natürlichen Dinge ohne
jede Peinlichkeit umzugehen.
Zellstoffprodukte für die individuelle Hygiene
gehören zu den weitverbreitetsten Konsumgütern. Und das aus gutem Grund: Wegen ihrer
vielfältigen Problemlösungen und des gesundheitlichen Nutzens ebenso wie aufgrund der
Bequemlichkeit, Sicherheit und des Wohlgefühls, das sie vermitteln.
10
Jeden Tag ein neuer Beweis: Verbrauch von Hygieneprodukten
Dass Hygieneprodukte aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken
sind, bestätigt ein Blick auf die Zahlen:
!
4,7
Milliarden Papiertaschentücher (10er Pack)
!
3,8
Milliarden Rollen Toilettenpapier (à 200 Blatt)
!
3,3
Milliarden Höschenwindeln
!
2,8
Milliarden Binden
!
1,9
Milliarden Tampons
!
3,3
Milliarden Slipeinlagen
!
1,9
Milliarden Stück Feucht-Toilettenpapier
!
4,2
Milliarden Wattepads
werden allein in Deutschland jährlich gekauft (Stand 2000, privater und gewerblicher Verbrauch; Schätzungen des IKW).
Umgelegt auf den einzelnen Verbraucher, sind
die Zahlen noch immer imposant: Der statistische Pro-Kopf-Verbrauch von Papiertaschentüchern beträgt jährlich etwa 580 Stück. Durchschnittlich werden in privaten Haushalten
mehr als 20 Blatt Toilettenpapier pro Tag und
Person benutzt. Ein Baby benötigt bis zum
11
Marktwachstum Hygieneprodukte
(vor 1993 nur alte Bundesländer)
Sauberwerden täglich etwa 4-5 Höschenwindeln. Und nahezu jede Frau verwendet zwi-
Milliarden
Stück
schen Menarche und Menopause pro Jahr
5,0
rund 200 Binden oder Tampons und zusätzlich über 100 Slipeinlagen.
Das Wissen, dass Produkte zur einmaligen Ver-
Papiertaschentücher
(10er Pack)
4,5
4,0
Wattepads
3,5
Toilettenpapier
(Rollen à 200 Blatt)
3,0
Slipeinlagen
Höschenwindeln
wendung eine Grundvoraussetzung für die
tägliche Hygiene sind, hat innovative Unternehmen immer wieder zur Entwicklung neuer
Produkte motiviert. Denn der Bedarf an praktikablen, hygienischen Lösungen besteht per-
Binden
2,5
manent, und es kommen ständig neue Anwendungsmöglichkeiten hinzu. So folgten Ta-
2,0
Tampons
Feucht-Toilettenpapier
schentüchern und Toilettenpapier im Laufe der
Jahre Kosmetiktücher, Erfrischungstücher, Ser-
1,5
vietten, Küchentücher.
1,0
Auch in Zukunft werden die steigenden Ansprüche der Verbraucher an die Körperpflege
0,5
und sich verändernde Rahmenbedingungen
zur Entwicklung neuer, weiter verbesserter Hygieneprodukte führen.
0
1978
1988
1993
2000
12
!
Die Verantwortung, hautnah zu sein
Alle Hygieneprodukte kommen unmittelbar
Die Vorgaben des Gesetzes
mit der menschlichen Haut in Berührung. Das
Die Anforderungen an Hygieneprodukte sind
gilt für Toilettenpapiere ebenso wie für Ta-
in Gesetzen und Verordnungen genau gere-
schentücher oder Kosmetiktücher. Intimhygie-
gelt. Rechtlich betrachtet, zählen Intimhygie-
neerzeugnisse sind darüber hinaus dazu be-
neerzeugnisse, wie Binden, Slipeinlagen, Tam-
stimmt, Körperausscheidungen aufzunehmen.
pons, Höschenwindeln oder Windeleinlagen,
Der Kontaktbereich von Intimhygieneerzeug-
ebenso wie trockene Hygienepapiere, z. B.
nissen ist die empfindliche Genitalregion.
Taschentücher, Kosmetiktücher, Papierhandtücher und Toilettenpapier, zu den Bedarfs-
Diese Besonderheit stellt hohe Anforderungen
gegenständen im Sinne des deutschen Le-
an die Beschaffenheit und Qualität der Hygie-
bensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes
neprodukte – vom Rohstoff über die Fertigung
(LMBG). Ebenfalls Bedarfsgegenstände im
bis zum Endprodukt und seiner Verpackung.
Sinne des LMBG sind feuchte Hygienepapiere,
wie Toiletten-, Baby- und Erfrischungstücher.
Bei diesen Produkten unterliegt jedoch die
Tränklösung der Kosmetik-Verordnung, nach
der alle Inhaltsstoffe auf der äußeren Verpackung anzugeben sind. Dazu werden die Inhaltsstoffe mit ihrer INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredient)-Bezeichnung gut sichtbar aufgeführt. Die „INCI“-No-
13
menklatur wird weltweit einheitlich verwendet.
Qualitätssicherung
Inkontinenzprodukte hingegen sind Medizin-
Im Bewusstsein ihrer Verantwortung haben die
produkte, die dem Medizinproduktegesetz (MPG)
Hersteller von Hygieneprodukten die gesetz-
unterliegen; sie werden vor allem in Apothe-
lichen Anforderungen durch umfangreiche ei-
ken oder Sanitätsgeschäften vertrieben.
gene Qualitätsregeln erweitert. Sie beginnen
bei der Eingangskontrolle der Rohstoffe, die
Das LMBG legt fest, dass Bedarfsgegenstände,
sorgfältig auf ihre Eignung untersucht werden,
wie Hygiene- oder Intimhygieneerzeugnisse,
und enden in umfangreichen Tests, die die
bei bestimmungsgemäßem oder vorhersehba-
Sicherheit des Produktes nach seiner Einfüh-
rem Gebrauch sicher sein müssen.
rung in den Markt gewährleisten. Bei der Verarbeitung und Produktion wird weitgehend
Es dürfen nur solche Produkte vermarktet wer-
vollautomatisch und unter sicheren hygieni-
den, die gesundheitlich unbedenklich sind.
schen Bedingungen gearbeitet. Dabei stellt der
Hersteller auch die mikrobiologische Unbe-
Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Ver-
denklichkeit vom eingehenden Rohstoff bis
braucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV)
zum Endprodukt sicher.
als zuständige Behörde hat deshalb in Zusammenarbeit mit den Herstellern Kriterien
Verträglichkeit
zur Beurteilung von Intimhygieneerzeugnissen
Seit Jahrzehnten werden Hygieneprodukte
erarbeitet. Sie umfassen die üblicherweise ver-
milliardenfach verwendet, ohne dass es zu
wendeten Rohstoffe, Reinheitskriterien und
nennenswerten Unverträglichkeiten gekom-
viele andere Aspekte mehr.
men wäre. Obwohl es kaum eine empfindlichere Hautregion als den Po und Genitalbereich von Babys gibt, wurde bei Höschenwin-
14
deln weniger als eine Unverträglichkeitsreak-
Verpackung als Hygieneschutz
tion pro neun Millionen Produktanwendungen
Um Hygieneprodukte auch nach dem Kauf so
registriert. In diesen Fällen war die Ursache
gut wie möglich vor ungewollten Verunreini-
häufig ein Anwendungsfehler. So führt eine zu
gungen zu schützen, haben die Hersteller zum
lange Tragedauer zu erhöhter Hautfeuchtigkeit,
Teil sehr spezifische Verpackungen entwickelt.
die Hautreizungen nach sich ziehen kann.
Sie erleichtern das Entnehmen der einzelnen
Tücher, Tampons, Binden oder Windeln und
Um Hautreizungen und allergische Reaktionen
schützen die übrigen vor äußeren Einwirkun-
nach menschlichem Ermessen von vornherein
gen. Die Verpackung ist deshalb ein absolut
auszuschließen, werden die für die Herstellung
notwendiger und aus Hygienegründen wichti-
von Hygieneprodukten verwendeten Materia-
ger Bestandteil des Produkts.
lien mit Körper- oder Hautkontakt auf ihre toxikologische und dermatologische Eignung hin
untersucht. Schon geringe Produktänderungen
führen zu neuen Bewertungen, gegebenenfalls auch Testungen.
15
!
Zellstoff, Zellwolle, Tissue – wie geschaffen für Hygiene
Ausgangsmaterial für die allermeisten Hygieneprodukte ist Zellstoff. Entweder unverändert
oder zu Zellwolle (besser bekannt als Viskose)
oder Tissue veredelt, werden diese Materialien
seit langem in Hygieneprodukten eingesetzt.
Während Zellstoff seinen Beitrag eher „im Verborgenen“, z. B. als Saugkern von Binden oder
Höschenwindeln, leistet, wird Zellwolle überwiegend in Tampons verwendet. Tissue sorgt
für einen guten Hautkontakt: Es ist weich und
dünn und bleibt doch fest, wenn es voll Flüssigkeit gesaugt ist. Zart zur Haut, schmiegt es
sich an, ist leicht und luftig. Seinen Namen
verdankt Tissue (Gewebe) der Ähnlichkeit seiner Eigenschaften mit textilen Stoffen. Nur
dass es nicht aus Wolle, Baumwolle oder
Seide „gewebt“ ist, sondern aus den Zellulosefasern von Nadel- und Laubbäumen.
16
Baumstämme
Wasser
Küchentücher
Prägung
Tissue:
Zur Herstellung von Tissue wird die Zellstoffmi-
Die richtige Mischung macht’s
schung gereinigt und, wenn nötig, schonend
Zur Herstellung von Tissue werden unter-
gemahlen. Mit geringen Mengen von Binde-
schiedliche, besonders hochwertige Zellstoff-
mitteln (z. B. Stärkeprodukte) in reichlich Was-
sorten benötigt. Denn erst die richtige Kompo-
ser vermischt und als dünne Schicht auf
sition der Bestandteile führt zu einem Produkt
einem Sieb gleichmäßig zum Trocknen verteilt,
mit bestimmten Eigenschaften. Beispielsweise
wird es anschließend von einem Zylinder ab-
sorgt Zellstoff von Nadelhölzern mit seinen
geschabt. Beim Trocknungsprozess kreppt sich
langen Fasern vor allem für Reißfestigkeit. Zell-
die Schicht für das bloße Auge kaum sichtbar,
stoff von Laubhölzern ist für die Saugfähigkeit
gibt so dem Tissue mehr Volumen und macht
verantwortlich und Weichheit wird häufig
es noch weicher und saugfähiger.
durch Zumischung von Eukalyptus-Zellstoff gewährleistet.
Leistung in jeder Lage
Je nach Produkt wird Tissue in zwei oder meh-
Aber nicht nur die Baumart beeinflusst die Be-
reren Lagen (Taschentücher, Kosmetiktücher)
schaffenheit des Zellstoffs, sondern auch das
verarbeitet. Manchmal wird die Oberfläche mit
Holzwachstum selber. So besitzen z. B. lang-
einer
sam wachsende Hölzer aufgrund unterschied-
Taschentücher), manchmal wird es bedruckt
licher Faserlängen eine höhere Festigkeit als
(Toilettenpapier, Küchentücher). Bei der Her-
schnell wachsende. Je nach Rezeptur können
stellung von Binden und Höschenwindeln
mit der richtigen Mischung Tissues mit den
dient es auch als Abdeckung für den Saugkör-
unterschiedlichsten Eigenschaften hergestellt
per aus Zellstoffflocken und saugfähigen Poly-
werden.
meren. Tissue muss sich – wie Zellstoff auch
Prägung
versehen
(Toilettenpapier,
– mit anderen Materialien, z. B. Vliesstoffen,
17
Polymeren (Quellkörper), Gummi, Kunstfasern
Die Stoffe, die für Hygieneprodukte wie ge-
oder Baumwolle, gut verarbeiten lassen. Eben-
schaffen sind, müssen also besonders vielsei-
so muss die reibungslose Verarbeitung in Hoch-
tig sein, um nach dem Herstellungsprozess
geschwindigkeitsmaschinen gewährleistet sein.
ihren Zweck erfüllen zu können.
!
Zellstoffherstellung – ein kontrollierter Prozess
Zellstoff, ein reines Naturprodukt, ist mengenmäßig der wichtigste Rohstoff in Hygieneerzeugnissen. Seine Faserstoffe bestehen bis zu
99 Prozent aus Zellulose. Zellstoff für Hygieneprodukte wird meist aus Nadelhölzern (Fichte,
Kiefer), aber auch aus Holzabfällen von Sägewerken gewonnen.
Holz wiederum setzt sich im Durchschnitt aus
ca. 45 Prozent Zellulose (natürliches, aus Glukoseeinheiten aufgebautes Polymer), ca. 8-30
Prozent Hemizellulosen (natürliche Polymere
aus verschiedenen Zuckermolekülen), ca. 2730 Prozent Lignin (Mischpolymer, das als
brauner „Kleber“ die Fasern des Holzes zu-
18
sammenhält) und ca. 1-5 Prozent sekundären
Zellulosefasern werden von der Lauge ge-
Pflanzenstoffen (z. B. Proteine, Lipide, Wach-
trennt und so lange gründlich gewaschen, bis
se) zusammen.
alle Laugenreste herausgespült sind.
Bei der Herstellung von Zellstoff wird das Holz
Die Kochlauge und die darin enthaltenen Che-
zunächst von der Rinde befreit und in Hack-
mikalien werden zurückgewonnen und erneut
maschinen zu Schnitzen zerkleinert. Zur Ge-
für die Zellstoffherstellung eingesetzt. Der Lau-
winnung von Zellstoff werden die Hackschnit-
genüberstand – in ihm sind Harze, Lignin, Lipi-
ze durch Kochen mit Wasser und Chemikalien
de und andere sekundäre Pflanzenstoffe ent-
in Druckgefäßen von Lignin, Hemizellulosen
halten – wird getrocknet und zur Energiege-
und Harzen befreit. Die einzelnen Zellulosefa-
winnung verbrannt. Dabei fällt so viel Energie
sern werden dabei schonend freigelegt.
an, dass der Bedarf für den Kochprozess vollständig gedeckt werden kann. Nicht selten
Zum Einsatz kommen sowohl das Sulfit- als
wird sogar noch ein Überschuss produziert.
auch das Sulfatverfahren; entsprechend ent-
Aus dem herausgelösten Lignin und den Har-
steht Sulfit- oder Sulfat-Zellstoff. Beim Sulfitver-
zen können außerdem Terpentin bzw. Harzsei-
fahren erfolgt der Aufschluss des Holzes bei
fen hergestellt werden. Die Verwertung dieser
125-160 °C mit Sulfit- oder Hydrogensulfitlö-
Rohstoffe trägt wesentlich zur Entlastung des
sungen. Beim Sulfatverfahren wird das Lignin
Abwassers bei.
mit wässrigen Lösungen von Natriumhydroxid,
Natriumsulfid, Natriumcarbonat, Natriumsulfat
Neueste Verfahren für die Zellstoffherstellung
und Natriumsulfit mehrere Stunden lang bei
arbeiten anstatt mit den Schwefelverbindun-
maximal 180 °C gekocht. Dabei lösen sich Lig-
gen Sulfat und Sulfit mit organischen Lösungs-
nin und Harze, die die Holzfasern binden. Die
mitteln wie Ethanol und Methanol. Da diese
19
nahezu vollständig wiedergewonnen werden
In der Vergangenheit wurde für die Bleiche
können, lassen sich im Vergleich zu den bishe-
unter anderem elementares Chlor eingesetzt.
rigen Verfahren die Umweltbelastungen weiter
Dabei entstanden organische Chlorverbindun-
reduzieren.
gen. Heute haben die führenden Zellstoffhersteller ihren Produktionsprozess von der Blei-
Bleiche
che mit elementarem Chlor auf die elementar-
Durch den Kochprozess können das Lignin
chlorfreie Bleiche oder auf das in den achtzi-
und andere sekundäre Pflanzenstoffe nicht
ger Jahren entwickelte Verfahren der Sauer-
vollständig entfernt werden; der Zellstoff bleibt
stoffbleiche umgestellt. Als Oxidationsmittel
dunkel gefärbt. Für die meisten Papier- und
werden Chlordioxid, Wasserstoffperoxid und
Karton-Qualitäten vollkommen unproblema-
Ozon verwendet, die unter ökologischen
tisch, wird die Verwendbarkeit der Zellulose für
Aspekten deutlich besser abschneiden.
andere Zwecke, gerade auch für die Weiterverarbeitung zu Hygieneprodukten, durch diese
Abhängig von der Wahl des Oxidationsmittels,
Verbindungen beschränkt.
wird heute zwischen ECF-gebleichtem und
TCF-gebleichtem Zellstoff unterschieden. Er-
Deshalb müssen die Zellulosefasern weiter
folgt die Zellstoffbleiche ohne Verwendung
aufbereitet und noch verbliebene Ligninreste
von elementarem Chlor (z. B. Bleiche mit Hy-
in einem Bleichprozess entfernt werden. Der
pochlorit oder Chlordioxid), spricht man von
Reinigungsschritt bedeutet nicht nur Entfär-
ECF-Zellstoff (ECF: Elementar-Chlor-Frei). Wer-
bung. Er verbessert auch die Gebrauchseigen-
den ausschließlich chlorfreie Verbindungen zur
schaften des Zellstoffs, wie das Saugvermögen
Bleiche eingesetzt (z. B. Sauerstoff, Wasser-
und die Weichheit.
stoffperoxid oder Ozon), handelt es sich um
TCF-Zellstoff (TCF: Total-Chlor-Frei).
20
Bei Sulfit-Zellstoff, bei Baumwolle und teil-
sogenannte CSB-Wert, ist auf Bruchteile des
weise auch bei Sulfat-Zellstoff ist der Einsatz
Ausgangswertes von 1968 gesunken. Trotz-
der Oxidationsbleiche mit Sauerstoff oder
dem wird an der kontinuierlichen Verbesse-
Chlordioxid inzwischen Standard. Dadurch ist
rung der Verfahren gearbeitet. In Skandinavien
es gelungen, die Belastung des Abwassers mit
beispielsweise konnte durch weitere Verfah-
schwer abbaubaren chlororganischen Verbin-
rensoptimierungen der Einsatz von Bleich-
dungen um mehr als 90 Prozent zu reduzie-
mitteln innerhalb von zehn Jahren halbiert
ren. Der Sauerstoffbedarf des Abwassers, der
werden.
!
Wohlverstandene Hygiene ist auch umweltfreundlich
Die Hersteller von Hygieneprodukten arbeiten
ständig daran, ihre Produkte möglichst umweltverträglich und umweltschonend herzustellen. Um schon bei der Herstellung der Ausgangsprodukte modernste und umweltschonende Produktionsverfahren sicherzustellen,
stehen sie in engem Dialog mit ihren Rohmaterial-Lieferanten.
21
Zellstoff
ten, der Artenvielfalt oder der Bodenqualität.
– ein nachwachsender Rohstoff
Auch der Bedarf der einheimischen Bevölke-
Ausgangsmaterial für Hygieneprodukte wird
rung an Arbeitsplätzen und Erholung wird be-
vor allem aus Kiefern, Fichten, Birken und zu
rücksichtigt.
einem geringen Teil Eukalyptus-Bäumen gewonnen. Der Anbau und die Ernte von Holz ist
Die Zellstoffindustrie ist der Hauptabnehmer
in vielen Ländern Skandinaviens, Nordameri-
der bei der Pflege von Wäldern ständig anfal-
kas und Südeuropas ein wichtiger forstwirt-
lenden Mengen an kümmernden, krummen,
schaftlicher Zweig. Ebenso wie in Deutschland
durch Wind oder Schnee abgebrochenen oder
erfolgt die Bewirtschaftung der Wälder nach
einfach überzähligen Bäumen, die nicht als
den Grundsätzen der Nachhaltigkeit: Die Forst-
Bau- oder Möbelholz Verwendung finden.
und Zellstoffindustrie pflanzt jährlich mehr
Ebenso werden Sägeabfälle aus Sägewerken
Bäume an, als geschlagen werden. Sowohl in
verarbeitet.
Nordamerika als auch in Skandinavien – den
Haupterzeugerländern von Zellstoff – ist der
Sparsamer Energieeinsatz
Waldbestand in den letzten Jahrzehnten er-
Zur Herstellung von Zellstoff, Tissue und Hy-
heblich gewachsen.
gieneprodukten wird Energie benötigt. Die
modernen Zellstoffwerke sind jedoch fast völ-
Die Hersteller von Zellstoff sind sich ihrer Ver-
lig unabhängig von externem Strom oder Heiz-
antwortung bewusst, die vielfältigen Funktio-
öl. Sie bestreiten ihren Energiebedarf zum
nen der Wälder zu schützen. So wird nicht nur
allergrößten Teil aus der Verbrennung der bei
Holz „produziert“, sondern die Forstwirtschafts-
der Produktion anfallenden Holzreststoffe und
pläne beinhalten auch weitergehende Maß-
Laugenüberstände. Zusätzliche Energie wird
nahmen, wie die Erhaltung von Feuchtgebie-
nicht für die Herstellung des Zellstoffs selbst,
22
sondern nur für seine Weiterverarbeitung zu
100 Prozent. Gerade die Verwendung von Alt-
den Endprodukten benötigt.
papier macht beim Recycling zusätzliche Maßnahmen nötig: Um die Zellulosefasern zurück-
Wasser
zugewinnen, müssen in aufwendigen Prozes-
Auch der Einsatz von Wasser für die Zellstoff-
sen große Mengen an Füllstoffen, Druckfarben
und Tissueproduktion wird kontinuierlich redu-
und Leimstoffen entfernt werden. Das erfor-
ziert. Verbesserte Verfahren haben den Was-
dert nicht nur den Einsatz von Wasser und
serbedarf seit 1974 um über 70 Prozent ver-
Energie, sondern führt auch zu Schlammabfäl-
mindert. Ziel der Zellstoffindustrie ist es, die
len, die deponiert oder mit hohem Ascherück-
Entstehung von Abwasser möglichst völlig zu
stand verbrannt werden müssen. Für die Tis-
vermeiden. Die Produktionsabwässer werden
sueherstellung kommt zudem nur Altpapier
in der Regel in betriebseigenen Kläranlagen
von besonders guter Qualität in Frage. Da die
biologisch gereinigt. Sie unterliegen strengen
Zellulosefasern bei jedem Recycling-Zyklus
behördlichen Auflagen, deren Einhaltung ge-
kürzer und brüchiger werden, ist ihre Wieder-
nauestens überwacht wird. So wird die Belas-
verwertbarkeit begrenzt.
tung der Oberflächengewässer durch Abwässer der Zellstoffbe- und -verarbeitung auf
Entsorgung von Hygieneprodukten
einem umweltverträglichen Niveau gehalten.
Toilettenpapier gelangt fast ausschließlich ins
Abwasser. Es wird in der kommunalen Kläran-
Altpapier-Recycling
lage heraus gefiltert und mit anderen Rück-
Vor allem zur Herstellung von Toilettenpapier
ständen verbrannt. Es kann aber auch auf
wird Altpapier eingesetzt. Im Durchschnitt sind
einer Deponie biologisch abgebaut werden.
es etwa 71 Prozent; bei manchen Sorten be-
Die für bedrucktes oder farbiges Toilettenpa-
trägt der Anteil an recyceltem Papier bis zu
pier eingesetzten Farben sind ausnahmslos
23
ungiftig und umweltverträglich. Tampons soll-
Gebrauchte Hygieneerzeugnisse verbrennen
ten über den Hausmüll entsorgt werden. Da
rückstandsfrei und ungiftig. Bei der kontrollier-
sie in der Hauptsache aus Zell- und/oder
ten Abfallverbrennung werden die Kunststoffe
Baumwolle bestehen, sind sie biologisch ab-
in die Luftbestandteile Kohlendioxid und Was-
baubar und damit ökologisch unproblematisch.
ser umgewandelt. Die hohe Qualität der Rohstoffe und ihr guter Brennwert wirken sich
Papiertaschentücher,
Küchentücher,
Watte-
selbst auf die Zusammensetzung der Asche
pads, Binden, Slipeinlagen und Babywindeln
positiv aus. Ebenso unproblematisch ist die
sind Bestandteil des häuslichen Abfalls. Ge-
Deponierung
brauchte Hygieneerzeugnisse machen zwi-
Kunststoffanteile bei Binden, Slipeinlagen und
schen 4 und 6 Prozent des gesamten Haus-
Höschenwindeln verhalten sich dabei völlig
mülls in Deutschland aus. Legt man das reine
umweltneutral; es werden keine umweltrele-
Gewicht des Hygieneerzeugnisses (ohne Kör-
vanten Schadstoffe freigesetzt.
von
Hygieneprodukten.
Die
perausscheidungen) zugrunde, beträgt dieser
Anteil nur etwa 1,2 bis 1,8 Prozent. In der
Wenn eine entsprechende Infrastruktur zur
Bundesrepublik werden Haushaltsabfälle zu
Verfügung steht, können Hygieneerzeugnisse
etwa einem Drittel verbrannt und zur Hälfte
nach ihrem Gebrauch in speziellen mecha-
deponiert. In beiden Fällen stellen Hygiene-
nisch-biologischen Behandlungsanlagen (z. B.
produkte kein Entsorgungsproblem dar. Weni-
Kompostierung, Biovergasung) entsorgt wer-
ger bedeutende Entsorgungswege sind z. B.
den. Das gilt vor allem für Papiertaschentü-
die mechanisch-biologische Stabilisierung, die
cher, die in Deutschland schon heute teilweise
Verwendung als Ersatzbrennstoff etc.
mit dem Biomüll gesammelt werden. In verschiedenen Pilotstudien wurde nachgewiesen,
dass gebrauchte Babywindeln, nach Abtren-
24
nung der nicht abbaubaren Anteile wie Kunst-
scheidungen bei 30 bis 70 Prozent liegt? Das
stoffe, in modernen Kompostieranlagen zu-
recyclingfähige Material – ohnedies ein Ge-
sammen mit Biomüll gut kompostiert werden
misch
können. Der gewonnene Kompost ist hoch-
Kunststoffen – macht nur einen relativ gerin-
wertig und aus hygienischer Sicht unproble-
gen Teil des gesamten Abfallproduktes aus.
aus
Zellstoff
und
verschiedensten
matisch.
Aus hygienischen Gründen kann recycelter
Recycling von Hygieneprodukten
Zellstoff aus gebrauchten Höschenwindeln
– ein sinnvoller Weg?
und Inkontinenzprodukten ohne großen tech-
Das Innovationstempo bei Hygieneerzeugnis-
nischen Aufwand nicht mehr für die Produk-
sen ist sehr hoch. Die Materialzusammenset-
tion von Hygieneprodukten eingesetzt werden.
zung von Binden, Höschenwindeln und Inkon-
Er kann allenfalls noch bei der Papierherstel-
tinenzprodukten ändert sich permanent. Da
lung Verwendung finden. Folien und Vliesstof-
die Technik der Recyclinganlagen nicht kurzfri-
fe einer Windel ergeben Mischkunststoffe,
stig ohne größeren Aufwand adaptiert werden
deren Qualität für eine Wiederverwertung in
kann, sind Hygieneprodukte nur in begrenz-
Hygieneprodukten nicht geeignet ist. Diese
tem Maß für die Wiederverwertung geeignet.
Stoffe werden hauptsächlich verbrannt oder
deponiert bzw. für Kunststoffprodukte von nie-
Doch völlig unabhängig von den technischen
derer Qualität eingesetzt.
Problemen macht das Recyceln der Produkte
weder aus quantitativen noch aus qualitativen
Unter Berücksichtigung sämtlicher ökologi-
Gründen Sinn. Denn was soll noch recycelt
scher und ökonomischer Aspekte sowie der
werden, wenn bei gebrauchten Hygienepro-
nur begrenzten Wiederverwertbarkeit des ge-
dukten der Gewichtsanteil von Körperaus-
wonnenen Materials stellt das Recycling von
25
gebrauchten Hygieneerzeugnissen derzeit kei-
Materialien eine ökologisch unproblematische
ne Alternative zu den üblichen Entsorgungs-
Entsorgung gewährleistet.
wegen des Hausmülls, wie Verbrennung, Deponierung und biologische Behandlung, dar.
Ökobilanz von Höschen- und
Baumwollwindeln
Entsorgung des
Seit ihrer Markteinführung Mitte der siebziger
Verpackungsmaterials
Jahre werden Höschenwindeln in Europa
Als äußere Verpackungsmaterialien werden bei
immer häufiger verwendet. Wegen der vielen
Hygieneprodukten vor allem Kunststofffolien
Vorteile, z. B. Verbesserungen bei Auslaufschutz
sowie Kartons und als Transportverpackung
und Hautfreundlichkeit, und ihrem Komfort
Wellkartons und Pappe eingesetzt. Die Ver-
haben sie die traditionelle Baumwollwindel
packungsmaterialien müssen aufgrund der
weitgehend ersetzt. Trotz der hohen Akzeptanz
Verpackungs-Verordnung vom Handel bzw.
wird gelegentlich auf vermeintlich höhere Um-
dem Hersteller zur Wiederverwertung zurückge-
weltbelastungen durch Höschenwindeln im
nommen werden. Die Sammlung und Sortie-
Vergleich zu Stoffwindeln verwiesen. Zur Beur-
rung erfolgt über das Duale System Deutsch-
teilung der Umweltverträglichkeit beider Win-
land.
delarten haben unabhängige Umweltinstitute
und Universitäten in Europa und den USA in
Bei der Kartonverpackung ist der Recyclingan-
den letzten Jahren Ökobilanzen erstellt. Darin
teil sehr hoch. Die nicht erfassten Kartons wer-
sind die umweltrelevanten Daten beider Win-
den gemeinsam mit den nicht wiederverwert-
delarten über den gesamten „Lebensweg“, von
baren Verpackungsfolien in der Abfallverbren-
der Produktion der Rohmaterialien bis hin zur
nung thermisch verwertet oder deponiert. In
Entsorgung des gebrauchten Produktes, erfasst.
beiden Fällen ist durch die umweltneutralen
26
Die Ökobilanzen von Höschenwindeln begin-
Baumwollwindel durch die Windelwäsche und
nen bei der Gewinnung von Holz, erfassen die
bei der Höschenwindel durch den Einmalge-
Zellstoff- und Folienherstellung und enden bei
brauch verursacht. So schneiden Höschenwin-
der Entsorgung der benutzten Höschenwindel.
deln bei der Abwasserbelastung besser ab,
Bei Baumwollwindeln werden der Anbau der
während Baumwollwindeln bei der Abfallmen-
Baumwolle, die Herstellung, aber auch die
ge vorne liegen. In der Summe sämtlicher um-
Windelwäsche und der Waschmittelverbrauch
weltrelevanter Aspekte jedoch – Rohstoffmen-
berücksichtigt. Abschließend werden die ver-
ge, Energiebedarf, Wasser, Abfälle, Abluft und
schiedenen Umweltauswirkungen quantifiziert
Abwässer – weist keine der beiden Windelar-
und der Rohstoff- und Energiebedarf, die be-
ten eindeutige Vorteile auf.
nötigte Wassermenge sowie Abluft, Abwässer
und Abfälle miteinander verglichen.
In jedem Fall betrachten die europäischen
Hersteller von Hygieneerzeugnissen die Öko-
Die Untersuchungen zeigten, dass der Bedarf
bilanzierung als ein wertvolles Instrument. Sie
an fossilen Energieträgern bei beiden Windel-
nutzen es, um in Kooperation mit renommier-
arten in etwa vergleichbar ist. Gleiches gilt für
ten, unabhängigen Umweltinstituten und Uni-
die Emissionen, die jeweils mit der Energieer-
versitäten das Umweltprofil ihrer Produkte und
zeugung zusammenhängen. Die hauptsäch-
der Verpackungen weiter zu verbessern.
lichen Umweltauswirkungen werden bei der
27
Parameter zu Erstellung der Umweltbilanz für Höschenwindeln
Energie
Wasser
Holz
Zellstoff
Erdöl
Polyethylen
Polypropylen
Polyacrylat
Wasser-Emissionen
Luft-Emissionen
Höschenwindel
Abfälle
Parameter zu Erstellung der Umweltbilanz für Baumwollwindeln
Energie
Wasser
Baumwolle
Baumwollherstellung
Öle/Fette
Waschmittelherstellung
Erdöl
Elektrizitätserzeugung
Baumwollwindel
Wäsche
Fossile Brennstoffe
Abfälle
Luft-Emissionen
Wasser-Emissionen
28
!
Ein Tuch für alle Fälle – das Taschentuch
Mit dem Siegeszug des Zellstoffs ging die Er-
leistete es einen wichtigen Beitrag zur Eindäm-
findung zahlreicher Hygieneerzeugnisse ein-
mung von Infektionskrankheiten wie Erkältun-
her. 1894 entstand in Deutschland das erste
gen. Bald kamen Produktvarianten mit Men-
Papiertaschentuch der Welt. Unter dem kaiser-
thol hinzu. Heute werden außerdem Papier-
lichen Patent Nr. 81094 produzierte eine Göt-
taschentücher mit Pflegelotion, z. B. Aloe Vera
tinger Papierfabrik erstmals ein glyceringetränk-
oder Linden-Extrakt, sowie dreilagige Varianten
tes Papiertaschentuch für den einmaligen hy-
zur gleichzeitigen Nutzung als Kosmetik- und
gienischen Gebrauch. Geburtsstunde des wohl
Taschentuch angeboten.
bekanntesten Papiertaschentuches war der
29. Januar 1929, als die Marke „Tempo“ beim
Der statistische Pro-Kopf-Verbrauch von 1,6
Reichspatentamt in Berlin angemeldet wurde.
Taschentüchern pro Tag zeigt, dass das ur-
„Tempo“ wurde von Anfang an aus reinem
sprüngliche Einsatzgebiet inzwischen wesent-
Zellstoff hergestellt. Nur wenig früher war in
lich ausgeweitet wurde: Das Papiertaschen-
Amerika eine ältere „Halbschwester“ des
tuch hat sich zu einer hygienischen Lösung in
Tempo-Tuches auf den Markt gekommen: das
allen Lebenslagen entwickelt. Mit seiner Hilfe
zweilagige Kleenex, das in Deutschland haupt-
werden Tränen und Schweißtropfen getrock-
sächlich als Kosmetiktuch bekannt ist.
net, Mund und Hände abgewischt, Verschüttetes aufgesaugt, Brillen geputzt, Autoscheiben
Zunächst war das mehrlagige Tissue-Tuch vor
gesäubert und Schuhe gewischt. Es bietet un-
allem als Schnupftuch während der Erkältungs-
zählige saubere Problemlösungen und ist
zeit gedacht. Mit seiner einmaligen Nutzung
immer schnell zur Hand.
29
zarte Randprägung
Zusammengefaltetes
Papiertaschentuch
4 weiche Lagen
Aufbau eines Papiertaschentuches
Viel Leistung für wenig Geld
Nach dem Wunsch der Verbraucher sollen Pa-
83 von 100 Taschentuchverwendern benut-
piertaschentücher vor allem weich, fest, saug-
zen zum Naseputzen ausschließlich Papier-
fähig, hygienisch und preiswert sein. Das
taschentücher. Bei Frauen liegt der Anteil sogar
Kunststück, zwei so gegensätzliche Eigenschaf-
noch höher. Fast die Hälfte aller Verbraucher
ten wie Weichheit und Festigkeit in einem Tis-
greift mindestens einmal pro Tag zum Ta-
sue-Tuch zu vereinen, hat kontinuierliche Ent-
schentuchpäckchen.
wicklungsarbeit erfordert. Überzeugend ist
auch der Preis eines Papiertaschentuchs. Trotz
30
steigender Rohstoffkosten liegt er kontinuier-
Prägung miteinander verhaftet sind. Jedes ein-
lich bei ca. 1,7 Pfennig (0,9 Cent) pro Stück.
zelne Tuch ist nach einem ausgefeilten System
gefaltet, damit es platzsparend gepackt und
Im Laufe der Jahrzehnte sind Milliarden von
zeitsparend entfaltet werden kann. Die Stan-
Papiertaschentüchern benutzt worden, ohne
dardversion hat eine Kantenlänge von etwa
dass es zu Beanstandungen gekommen wäre
22 cm; die kleineren Pocket-Varianten sind so
– weder zu Hautunverträglichkeiten noch zu
kompakt und handlich, dass man sie auch in der
allergischen Reaktionen. Das spricht vor allem
Hemd- oder Blusentasche unterbringen kann.
für die hohe Qualität der eingesetzten Rohstoffe, aber auch für ein Höchstmaß an Hygiene bei der Herstellung und Verpackung.
Papiertaschentücher:
Perfekte Quadrate
Obwohl Papiertaschentücher seit über 70 Jahren hergestellt werden, hat sich ihr Aufbau
kaum verändert. Sie bestehen aus mehreren,
meist vier dünnen Tissue-Lagen, die ein Quadrat bilden und rundherum am Rand durch
31
!
Service von der Rolle – Toilettenpapier
In Deutschland hat jeder 65-Jährige durch-
nete sich durch angenehme Weichheit bei
schnittlich 184 Tage seines Lebens auf dem
gleichzeitiger Festigkeit und Saugfähigkeit aus.
stillen Örtchen verbracht und dabei insgesamt
1972 kam hochwertiges dreilagiges Papier auf
rund 2100 Rollen Toilettenpapier verbraucht.
den Markt und 1977 – als Weltneuheit – das
Davor lag der lange Weg von der „Methode
erste feuchte Toilettenpapier. 1984 folgte die
Heu“ bis zur Toilettenhygiene in Rollenform.
vierlagige Variante.
Ein Zwischenschritt war das „Closetpapier Sanitas“, das geschnitten und abgepackt im letz-
Bis heute ist der Trend zu mehrlagigen Toilet-
ten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts auf den
tenpapieren ungebrochen. Der Verbraucher er-
Markt kam; 10.000 Blatt zu 4,50 Mark. Dabei
wartet Saugkraft und Reißfestigkeit, gleichzeitig
handelte sich aber noch um dünnes, hartes,
hautschonende Weichheit. Auch Wellness und
bräunliches Papier minderer Qualität.
Pflege werden ihm zunehmend wichtiger.
Deshalb gibt es inzwischen Toilettenpapiere
Erst 1928 gelang dem Schwaben Hans Klenk
mit pflegenden Inhaltsstoffen, z. B. Pro-Vitamin
(= „Hakle“) mit einer perforierten Krepp-Rolle
B5, Kamille oder Kräuterwirkstoffen, die gereiz-
eine bahnbrechende Innovation. Die Rolle mit
te und entzündete Haut lindernd reinigen.
garantierter Blattzahl bekam ein Etikett, womit
der Schritt vom gesichtslosen, bräunlichen Sa-
Spezialprodukte runden die Toilettenhygiene
nitärpapier zum Markenartikel vollzogen war.
ab: Feuchtes Hygienepapier zur Nachreini-
30 Jahre später wurde das erste Marken-Tis-
gung, entweder in Form von Einzelblättern in
suepapier in Deutschland eingeführt. Es zeich-
einer Entnahmebox oder separat in Briefchen
32
verpackt. Die Eigenschaften der Lotionen rei-
licher Anteil der Bevölkerung unter hämorrhoi-
chen von neutral, erfrischend und beruhigend
dalen Beschwerden leidet, die bis zu offenen
bis zu besonders schonenden Varianten bei
Wunden reichen. Deshalb werden Tissue-Toi-
Analbeschwerden.
lettenpapiere aus hochwertigen Rohstoffen
hergestellt, und zwar mit demselben hohen
Der durchschnittliche private Toilettenpapier-
Hygienestandard wie Papiertaschentücher. Aus
Verbrauch in Deutschland beträgt jährlich rund
Altpapier gewonnenes Toilettenpapier wird zu-
46 Rollen à 200 Blatt pro Person. Damit lie-
sätzlich besonderen Prüfungen auf Unbedenk-
gen die Bundesbürger im Mittelfeld: In Spa-
lichkeit unterzogen.
nien beispielsweise verbraucht man etwa 50
Prozent weniger, in Schweden etwa 50 Pro-
Rollen mit Format
zent mehr.
Das Rollenformat von Toilettenpapieren ist
heute nahezu einheitlich. Der maximale Rol-
Qualifizierte Beiträge zu schonender
lendurchmesser wird von den genormten
Hygiene
Maßen der Rollenhalter bestimmt. Auch das
Dass für einen Zweck wie Toilettenpapier die
Blattformat beträgt fast immer 14x10 cm. Da-
Qualität nicht gerade „vom Feinsten“ sein
gegen bevorzugt man beispielsweise in den
muss, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Das
USA etwas breitere und dafür kürzere Maße.
Gegenteil ist der Fall: An der Qualität eines Toilettenpapiers wird nicht gespart. Denn gerade
Bei allen mehrlagigen Toilettenpapieren wird
die Analregion mit ihren Schleimhäuten ist aus
die Haftung der Einzellagen untereinander
dermatologischer und mikrobiologischer Sicht
sowie die Festigkeit des Blattes durch Prägen
besonders empfindlich und deshalb anfällig
erreicht, ein Effekt, der sich durch punktuelles
für Infektionen. Hinzu kommt, dass ein erheb-
Verkleben noch steigern lässt. Mehrlagige Pa-
33
geprägte Vertiefungen
Tissue-Lagen
eingeschlossene Luftpölsterchen
Aufbau eines mehrlagigen Toilettenpapiers
piere kombinieren Lagen aus besonders wei-
chern ist auch das Aussehen des Toilettenpa-
chen Zellstofffasern mit besonders dicken und
piers wichtig. Sie treffen ihre Wahl aus einer
sicheren Lagen aus dichtem Faserverbund. Be-
immer größer werdenden Palette an Farben
sondere Weichheit wird durch die Strukturie-
und Mustern, zum Teil auch parfümierten Pro-
rung der Oberfläche erzielt. Vielen Verbrau-
dukten.
34
!
Fortschritt in die Wiege gelegt – Höschenwindeln
Als Vorläufer der ersten industriell hergestellten
ter mit Höschenwindeln gewickelt. Das spricht
Einwegwindel gilt eine abgewandelte Binde,
für die bessere Hautverträglichkeit der Produk-
die die Firma VP Schickedanz 1929 entwickel-
te ebenso wie für die Zeitersparnis gegenüber
te. Ab 1961 gab es in Deutschland Moltex Tra-
anderen
pezwindeln, im gleichen Jahr kam in den USA
haben Höschenwindeln die Eltern vom um-
die Marke „Pampers“ der Firma Procter &
ständlichen und mühsamen Wickeln befreit
Gamble auf den Markt. Die heute bekannten
und den Babys ein Vielfaches an Bewegungs-
Höschenwindeln stammen von Anfang der
freiheit und Hygiene beschert.
Wickelsystemen.
Darüber
hinaus
siebziger Jahre; sie wurden seitdem ständig
verbessert. 1987 wurden dem Zellstoff erst-
Höschenwindeln werden für jedes Windelalter
mals Polymere beigegeben, um den Urin noch
angeboten – von der Geburt bis zum dritten
besser speichern zu können. Die 1995 einge-
oder vierten Lebensjahr. Die Windelgrößen
führten Klettverschlüsse erlauben es, die Win-
sind den unterschiedlichen Altersstufen ange-
deln auch mit vercremten Händen zu schlie-
passt und entsprechen den spezifischen An-
ßen. Heute gibt es Höschenwindeln mit at-
forderungen. Beispielsweise haben Kranken-
mungsaktiver Außenseite.
hausgrößen einen Nabelausschnitt, durch den
die Abheilung des Nabels erleichtert wird. Bei
Seit Ende der achtziger Jahre haben sich hoch-
den kleineren Größen wird durch eine relativ
saugfähige Höschenwindeln am Markt endgül-
große Saugkörperbreite im Schritt einer mög-
tig durchgesetzt. Heute werden in Deutsch-
lichen
land über 90 Prozent aller Kinder im Windelal-
(„Breitwickeleffekt“). Dagegen hat die größte
Hüftgelenksschädigung
vorgebeugt
35
elastisches
Taillenbündchen
Klettverschlüsse
Auslaufschutz
aus Polypropylenvlies
Polypropylenvlies
Verteilerauflage
Saugkörper aus
Zellstoff-Flocken und
Superabsorber
Außenhülle aus VliesFolien-Verbundmaterial
oder Polyethylenfolie
elastische Bänder
Aufbau einer Windel
Windelgröße eine geringere Schrittbreite und
möglichen auch bikiniartig geschnittene Hös-
eine höhere Saugkraft. Damit können die hö-
chenwindeln mit hohem Beinausschnitt und
heren Urinmengen älterer Kinder aufgenom-
schmalem Schritt. Zusätzliche Auslaufsperren
men werden, ohne ihren Bewegungsdrang zu
um die Beinchen verhindern das Austreten
behindern. Eine höhere Bewegungsfreiheit er-
von wässrigem Stuhl, z. B. bei Durchfall.
36
Seit einigen Jahren stehen auch Lernhöschen
sensibilisierenden Eigenschaften besitzen. Dass
für die Sauberkeitserziehung zur Verfügung.
diese Aufgaben gelöst wurden, belegen zahl-
Diese mehrfach verwendbaren Windeln haben
reiche klinische Studien. Sie bestätigen, dass
keine
Klebebänder
Höschenwindeln völlig unbedenklich sind. Das
oder Klettverschlüsse, sondern werden mit
Entstehen der Windeldermatitis wird nicht be-
Hilfe eines elastischen Bundes hoch- und he-
günstigt, sondern im Gegenteil verhindert.
wiederverschließbaren
runtergezogen – entweder mit Unterstützung
der Eltern oder vom Kind alleine. Dadurch ver-
Bei der Produktentwicklung sind darüber hi-
einfacht sich der oft unter Zeitdruck erfolgende
naus ganz praktische Probleme zu lösen, z. B.
Gang zur Toilette und die Kinder lernen recht
Fragen zur richtigen Passform, dem Schutz vor
bald, alleine zur Toilette zu gehen.
Auslaufen oder der einfacheren Handhabung
beim Anlegen und Entsorgen der Windel. Aus
Bestmöglicher Schutz für zarte
diesem Grund wird bei der kontinuierlichen
Babyhaut
Verbesserung von Höschenwindeln interdiszi-
In den letzten Jahren haben sich Höschenwin-
plinär geforscht und entwickelt: Dermatologen,
deln zu einem komplexen High-Tech-Produkt
Toxikologen, Kinderärzte, Biologen, Chemiker,
mit einer Vielzahl ausgefeilter Details entwi-
Ingenieure und nicht zuletzt die Verbraucher
ckelt. Dafür waren große Forschungsanstren-
arbeiten dabei eng zusammen.
gungen erforderlich, denn der intensive, ständige Hautkontakt der Windel stellt besondere
Modernste Materialien für Hygiene
Anforderungen an die Hautverträglichkeit der
Die Hauptfunktion einer Windel besteht darin,
verwendeten Materialien. Sie müssen höch-
Urin so schnell wie möglich aufzusaugen und
sten Sicherheitsanforderungen genügen, phy-
damit zu verhindern, dass die zarte Babyhaut
siologisch unbedenklich sein und dürfen keine
feucht wird. Denn feuchte Haut kann insbe-
37
sondere im Zusammenwirken mit Verdau-
halb besonders für Windeln geeignet, weil es
ungsenzymen aus dem Stuhl besonders leicht
die Flüssigkeit auch unter Druck festhält, z. B.
geschädigt werden.
wenn sich das Baby setzt.
Zentrales Element einer Windel ist der Saug-
Der zweite wichtige Bestandteil einer Hös-
kern; er macht ungefähr 70 Prozent des Ge-
chenwindel ist das Innenvlies aus Polypropy-
wichts aus. Früher wurden die Saugeigenschaf-
len. Es leitet den Urin sehr schnell zum Saug-
ten der Windeln von der Faserlänge und -struk-
kern und schließt zur anderen Seite hin ab, so
tur der Zellulose bestimmt. Heute besteht das
dass fast keine Flüssigkeit an die Haut zurück-
Saugkissen neben Zelluloseflocken zu etwa
dringen kann. Darunter liegt eine Verteilerauf-
gleichen Gewichtsanteilen aus einem vernetz-
lage, durch die der Urin möglichst schnell über
ten, hochmolekularen Polyacrylat. Dieser mo-
den gesamten Saugkörper verteilt wird. Diese
derne Kunststoff saugt die Flüssigkeit nicht nur
Entwicklung hat geschlechtsspezifische Win-
auf, sondern schließt sie durch Gelbildung ein.
deln überflüssig werden lassen. Den Ab-
Damit ist der Urin sicher in der Windel gespei-
schluss bildet eine Außenschicht, häufig aus
chert und kann selbst bei lebhaften, aktiven
Polyethylen, die wasserundurchlässig, jedoch
Babys nicht mehr an die Haut zurückgelangen.
atmungsaktiv ist.
Wegen seiner enormen Saugkraft wird Poly-
Zur Höschenwindel gehören außerdem Innen-
acrylat auch „Superabsorber“ genannt. Das
bündchen an den Längsseiten und elastische
Speichervermögen
entsalztem
Abschlüsse an den Beinen. Bei den Ver-
Wasser bis zum 500fachen der eigenen
schlusssystemen haben sich wegen ihrer
Masse; bei Urin ist es immer noch die 30-
leichten Handhabung und der Wiederver-
40fache Menge. Polyacrylat ist vor allem des-
schließbarkeit Klettverschlüsse durchgesetzt.
beträgt
bei
38
Zusätzlichen Komfort bieten z. B. auch elasti-
gen ab. Die verschiedenen Rohmaterialien,
sche Taillenbündchen.
wie Zellstoff, Vlies und Folie, werden direkt von
der Rolle verarbeitet. Durch computergestützte
Je nach Größe wiegt eine Höschenwindel zwi-
Konfektionsmaschinen werden die einzelnen
schen 25 und 60 Gramm. Die Produktion läuft
Materialien zusammengeführt, verklebt, gefal-
vollautomatisch unter hygienischen Bedingun-
tet, geschnitten und verpackt.
!
Sicherheit rund um die Uhr – Monatshygiene und Wäscheschutz
Zu allen Zeiten gab es sowohl intra- als auch
Jahrhunderts von der damaligen Verbandstoff-
extravaginale Methoden der Menstruationshy-
Fabrik Paul Hartmann unter der Marke „Mulpa-
giene. So wurden in Ägypten bereits vor etwa
Damenbinde“ auf den Markt gebracht. Ein ver-
3500 Jahren Tampons aus Flachs gerollt. Auch
gleichbares Produkt in USA datiert aus dem
selbstgemachte Binden waren schon sehr früh
Jahr 1886. Dabei handelte es sich um ein
in Gebrauch. Beide Möglichkeiten sind also
Wattekissen in einem Mulleinschlag. 1926
nicht neu. Neu sind allerdings die Perfektion
folgten in Deutschland Monatsbinden mit dem
und Hygiene, mit denen Tampons und Binden
Markennamen Camelia. Sie bestanden aus
heute hergestellt werden. Ebenso wurde der
Lagenzellstoff in einem Netzschlauch.
Tragekomfort stark verbessert.
Die Geschichte des modernen Tampons ist
Die ersten industriell gefertigten Einmalbinden
jünger. Die Entwicklung des ersten Einmal-
wurden in Deutschland gegen Ende des 19.
Tampons („Tampax“) erfolgte 1936 in den
39
USA. In Deutschland kam 1950 der „o.b.“-Tam-
betrafen die Form und Oberfläche des Tam-
pon („o.b.“ = ohne Binde) auf den Markt. Trotz
pons. Durch eine gleichmäßig runde Ausdeh-
seiner historischen Vorläufer war der innerlich
nung wurde zudem ein Höchstmaß an Zuver-
getragene Menstruationsschutz zunächst sehr
lässigkeit sichergestellt.
ungewohnt. Die Idee überzeugte jedoch
schnell, denn sie bot Frauen einen großen Zu-
Ende der siebziger Jahre kamen zu Binden
wachs an Lebensqualität, Aktivität und Mobi-
und Tampons die Slipeinlagen hinzu. Sie ent-
lität inbegriffen. Sie ermöglichte, uneinge-
wickelten sich rasch zu einem großen Erfolg
schränkt Sport zu treiben; selbst Schwimmen
und bilden inzwischen eine eigenständige Pro-
war möglich. Im Laufe der Jahre wurden
duktkategorie. Heute ist für 40 Prozent aller
immer mehr Größen für die verschiedensten
Frauen die Verwendung von Slipeinlagen als
Bedürfnisse sowie unterschiedliche Einführhil-
täglicher Wäscheschutz selbstverständlich.
fen angeboten. Weitere Produktentwicklungen
!
Tampons – die unsichtbare Lösung
Die Hauptaufgabe von Tampons ist es, die
Menstruationsflüssigkeit bereits in der Vagina
vollständig und schnell aufzunehmen. Wenn
der Tampon vollgesaugt, d.h. gesättigt ist, lässt
er weitere Flüssigkeit – ähnlich wie ein
Schwamm – durch. Je nach Marke und Größe
kann ein Tampon zwischen 5 und 19 g Men-
40
struationsflüssigkeit aufnehmen. Die verschie-
Bei der Tamponherstellung werden die Saug-
denen Tampongrößen variieren in ihren Ab-
materialien zu einem Vliesband geformt und,
messungen und Saugleistungen. Man unter-
je nach Tampongröße, maschinell in Abschnit-
scheidet digitale Tampons, die mit dem Finger
te bestimmter Länge getrennt. Dabei stehen
in die Vagina eingeführt werden, und Applika-
zwei Methoden zur Wahl: Entweder werden
tor-Tampons, bei denen der Tampon mittels
die Vliesbandabschnitte zunächst zu einem
Einführhilfe (Applikator) an der richtigen Stelle
Wickel geformt, mit einem Rückholbändchen
platziert wird.
versehen und abschließend zu einem Zylinder
gepresst. Oder das Vliesband wird in rechtecki-
Tampons sind gepresste Wattewickel und set-
ge Stücke zerteilt, vernäht und in Längsrich-
zen sich aus einem Saugkörper aus Baumwoll-
tung gepresst. Der verlängerte Nähfaden dient
und/oder Zellwollfasern mit Rückholfaden zu-
dann als Rückholband.
sammen. Die Saugmaterialien für Tampons
entsprechen den Reinheitsanforderungen für
Ein hauchdünnes Vlies umhüllt den Tampon
Verbandwatte des Europäischen Arzneibuches
und trägt dazu bei, dass sich Watteteilchen
(Ph. Eur.). Tampons haben sich sowohl in der
nicht ablösen. Außerdem werden dadurch Ein-
klinischen als auch in der milliardenfachen
führbarkeit und Entfernbarkeit erleichtert. Die
praktischen Anwendung in über 50 Jahren als
Applikatoren bestehen entweder aus be-
hygienisch und medizinisch unbedenklich er-
schichteter Pappe oder Kunststoff bzw. aus
wiesen. Umfangreiche Analysen und Kontrol-
einer Kombination beider Materialien.
len vom Eingang der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt gewährleisten ihre Sicherheit und
Die Verpackung hat allen Anforderungen an
einen permanent hohen Qualitätsstandard.
Hygiene, Handhabung und Unversehrtheit des
Tampons zu genügen. Digital-Tampons sind in
41
verlängerter Nähfaden
als Rückholbändchen
gerollter Vliesbandabschnitt
vernähte Vliesbandabschnitte
Rückholbändchen
Tampon mit Applikator
gepresster Zylinder
Aufbau von Tampons
einer Folien-Hülle verpackt, die üblicherweise
bekannt z. B. auch als Tablettenverpackung
am Rundkuppenende gezwirbelt und auf der
oder für Lippenpflegestifte). Applikationstam-
Seite des Rückholfadens gefaltet ist. In der
pons sind in Hochglanzfolien oder Seidenpa-
Mitte befindet sich ein Aufreißstreifen. Eine an-
pier eingesiegelt. Durch Verpackung unmittel-
dere Form der Einzelverpackung ist der Blister
bar nach der Herstellung ist sichergestellt, dass
(spezielle
nur hygienisch einwandfreie Produkte zur Ver-
Verpackung
mit
flächigem
Ab-
schluss, wird durch Zerstören oder mit Hilfe
eines vorgesehenen Verschlusses geöffnet;
braucherin gelangen.
42
!
Binden und Slipeinlagen – neue Produkte für eine neue Bewegungsfreiheit
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in
Tagen des größten Blutverlusts steht die Saug-
Deutschland fast ausschließlich Binden und
fähigkeit von Bindenprodukten an erster Stelle.
Vorlagen
Menstruations-
Daneben ist der Wäscheschutz ein wichtiges
schutz verwendet. Erst mit Einführung der
Kriterium. Das gilt insbesondere für die ver-
Tampons ging die ursprüngliche Marktdomi-
schiedensten Bewegungsabläufe, wie Sitzen,
nanz der Bindenprodukte zurück. Sie haben
Gehen, Liegen, Turnen oder Radfahren. Die
sich inzwischen bei einem Marktanteil von fast
Binde muss deshalb auch unter extremer dy-
60 Prozent stabilisiert. Die Zeit der „dicken“
namischer Beanspruchung ihre Form und
Monatsbinden ist jedoch vorbei. Inzwischen
ihren exakten Sitz im Slip beibehalten, im
steht ein Angebot unterschiedlichster Produkte
trockenen und feuchten Zustand gleicherma-
zur Verfügung: Je nach individuellem Bedarf
ßen. Darüber hinaus muss die Produktoberflä-
gibt es Binden in unterschiedlicher Größe und
che wegen ihrer Lage im äußeren Genitalbe-
Saugkapazität. Von der ultradünnen über die
reich besonders weich, anschmiegsam und
durchschnittlich dimensionierte bis zur langen
hautfreundlich sein. Weiterhin sind für die Ver-
(Nacht-)Binde. Je nach Zuschnitt und Dicke
braucherin die Trockenheit und Sauberkeit der
können die Produkte zwischen 5 und 10 g
Produktoberfläche, ein hoher Tragekomfort
(teilweise sogar noch mehr) Menstruations-
und die Sicherheit vor Geruchsbildung wichtig.
als
extravaginaler
flüssigkeit aufnehmen.
Für die tägliche Intimhygiene oder als WäscheDie Anforderungen an den extravaginalen
schutz stehen Slipeinlagen zur Verfügung. Sie
Menstruationsschutz ergeben sich durch den
werden bei natürlichem Ausfluss und an den
Verlauf der Menstruation. Vor allem in den
„schwächeren Tagen“ sowie bei leichter Harn-
43
Flügel
menstruelle Flüssigkeit
Perforierte Folie
bzw. Vliesstoff
durchlässige Membran
bzw. Vlies
Saugkörner
aus Zellstoff und
Superabsorber
Aufbau einer Binde
inkontinenz verwendet. Sie geben aber auch
Entwicklung besonders dünner Produkte, die
in Kombination mit Tampons zusätzliche Si-
durch den Einsatz hochabsorbierender Sub-
cherheit. Slipeinlagen werden parfümiert und
stanzen wie Superabsorber auf Basis von Poly-
unparfümiert, jeweils auch in atmungsaktiven
acrylaten (siehe Höschenwindeln) oder auch
Varianten angeboten. Hinzu kommen Unter-
spezieller Bahn-Materialien möglich wurde,
schiede in Größe, Form und Dicke. Auch die
wirkt sich positiv auf den Tragekomfort aus.
44
Die jüngsten Innovationen betreffen Slipein-
dungen möglichst rasch in den Saugkörper
lagen, die auch in knapp geschnittenen und
eindringen und sich dort verteilen können. Der
dunkelfarbigen Dessous verwendbar sind.
Flüssigkeitstransport wird im Allgemeinen durch
Kapillarwirkung im Saugkörper erreicht: Die
Komfortable Perfektion
Kapillarwirkung und die Polymere sind auch
Die mittlere Tragedauer von Binden und Slip-
maßgebend für das Flüssigkeitsrückhaltever-
einlagen beträgt am Tag etwa 4-6 Stunden, in
mögen, insbesondere unter dynamischer Be-
der Nacht sogar 7 bis 9 Stunden. Insbesonde-
anspruchung und Druckbelastung. Die Tro-
re Binden müssen daher über eine sehr hohe
ckenheit und Sauberkeit der Oberfläche ge-
Saugkapazität verfügen. Dagegen reicht bei
währleisten spezielle Materialien. Der Sicher-
Slipeinlagen ein geringeres Saugvermögen; sie
heit vor Geruchsbildung dient die Ausstattung
können dünner und kleiner als Binden konzi-
mit geruchsbindenden Substanzen, mit haut-
piert werden.
verträglichen Duftstoffen oder mit geruchlosen
Deo-Wirkstoffen, die das Zersetzen von Men-
Zuständig für die Aufnahmefähigkeit der Pro-
struationsflüssigkeit verzögern.
dukte ist der Saugkörper im Inneren. Er besteht aus Zellstoff- oder Zellulosefasern, zum
Binden und Slipeinlagen werden mit selbstkle-
Teil auch aus Kunststofffasern oder vernetzten
benden Streifen im Schritt des Slips befestigt.
hochmolekularen Polyacrylaten (Superabsor-
Einige Produkte sind mit Flügeln unterschied-
ber), die mit Zellstoff vermischt sind. Diese
licher Form und Größe ausgestattet. Das ver-
quellfähigen Polymere ermöglichen einen be-
bessert den Halt in der Unterwäsche und trägt
sonders dünnen Binden-Produktaufbau.
so auch zu einem größeren Wäscheschutz bei.
Um die Saugkapazität des gesamten Saugkörpers optimal zu nutzen, müssen die Ausschei-
45
Vliesabdeckung/
perforierte Folie
körperseitig
Verklebung
Saugkern
Verklebung
Wäscheschutzfolie/Vlies
Haftkleber
Silikonpapier, abziehbar
körperabgewandte Seite
Aufbau einer dicken Binde
Die Technik macht’s
deckt. Auf der Unterseite der Slipeinlagen wird
Die Automation in der Herstellung ist so weit
eine Wäscheschutzfolie oder ein Wäsche-
fortgeschritten, dass in nur einer Minute 1000
schutzvlies aufgebracht. Mit beheizten Präge-
und mehr Binden und Slipeinlagen produziert
walzen werden die Ränder verschlossen, da-
werden können. Bei dünnen Binden und Slip-
nach Positionshaftkleber und Silikonpapier auf-
einlagen werden die absorbierenden Materia-
gebracht.
lien mit Heißkleber aufeinander befestigt und
anschließend auf der Oberseite mit einer
Die Herstellung von dicken Binden beginnt mit
Vliesstoffbahn oder perforierter Folie abge-
dem Zerfasern von Zellstoffrollen. Aus den
46
Zellstoffflocken werden die Saugkörper ge-
aufgebracht und anschließend die Ränder ver-
formt. Auch hier erfolgt die Abdeckung der
schlossen.
Oberseite mit Vliesstoff oder perforierter Folie
Ultradünne Binden bestehen ebenfalls aus
und auf der Unterseite mit einer Wäsche-
mehreren Lagen, wobei das Saugmaterial
schutzfolie. Ähnlich dem Herstellungsverfahren
(Bahn-Material) auf Basis von Zellstofffasern
von Slipeinlagen und dünnen Binden werden
und Kunststofffasern oder einem Gemisch von
der Positionshaftkleber und das Silikonpapier
Zellstoff und Polyacrylat hergestellt wird.
Aufbau von ultradünnen Binden / Slipeinlagen
körperseitig
Abdeckung: Vlies
oder perforierte Folie
Verklebung
Transferlage
Verklebung
Saugkern
Verklebung
Wäscheschutzfolie/Vlies
Haftkleber
körperabgewandte Seite
Silikonpapier, abziehbar
47
!
Qualität als Prozess
Techniken. Auf diese Weise werden die vorhandenen Hygieneprodukte kontinuierlich verbessert und neue Anwendungen mit optimier-
Auch bei Hygieneprodukten spielen Markenar-
ten Eigenschaften geschaffen.
tikel seit über sechzig Jahren eine führende
Rolle. Für die Verbraucher steht eine Marke für
gleichbleibend hohe, sichere und zeitgemäße
!
Vorteile auf der ganzen Linie
Qualität. So kann der Verbraucher ein Höchstmaß an Qualität, Verträglichkeit und Sicherheit
voraussetzen und sich bei seiner Kaufent-
Der weitaus größte Teil von Hygieneprodukten
scheidung ausschließlich vom Produktnutzen,
gelangt über Drogerien und Supermärkte zum
dem Anwendungszweck und seinen Vorlieben
Verbraucher. Aber auch Apotheken und Sani-
leiten lassen.
tätsgeschäfte sind mit ihrer Fachkompetenz
wichtige Vertriebspartner. Sie alle haben eine
Damit die Hersteller ihr Versprechen auch in
für die Markenartikel wichtige Verteilerfunktion.
Zukunft aufrechterhalten können, fließen die
Im Gegenzug bieten Markenartikel aber auch
Wünsche der Verbraucher kontinuierlich in die
Vorteile für den Handel. Sie erlauben es, hoch-
Konzeption und damit in die Qualität und Leis-
wertige Produkte anzubieten, die die Verbrau-
tungsfähigkeit von Markenartikeln ein. Die sich
cher bevorzugen. Durch ihre Innovationskraft
verändernden Bedürfnisse stets aufs Neue zu
tragen sie zur Attraktivität des Verkaufsangebo-
erkennen, gehört auch bei Hygieneerzeugnis-
tes bei. Begleitend macht eine breit gestreute
sen zu den wichtigsten Voraussetzungen. Ihre
Werbung Millionen von Verbrauchern immer
Umsetzung erfolgt auf Basis neuester For-
wieder auf die Vorteile der Markenartikel auf-
schungserkenntnisse und mit Hilfe innovativer
merksam. Und nicht zuletzt profitiert der Han-
48
del von der Sicherheit einer langfristig orientierten Produkt- und Vertriebspolitik. So sorgen
die Hersteller von Markenartikeln dafür, dass
Hygieneprodukte für Verbraucher und Handel
gleichermaßen eine „saubere Sache“ sind!
!
Zum guten Schluss
Liebe Leserin, lieber Leser, wir hoffen, dass
Ihnen diese Broschüre wertvolle Informationen geliefert hat. Wenn Sie noch Fragen
haben, wenden Sie sich bitte an:
Industrieverband Körperpflegeund Waschmittel e.V. (IKW)
Karlstraße 21
60329 Frankfurt am Main
Telefax:
(069) 25 03 45
E-Mail:
info@ikw.org
Internet:
www.ikw.org
49
!
Stichwortverzeichnis
Altpapier-Recycling
22
Binden
6, 7, 10ff, 14ff, 23f, 38f, 42ff
Bleiche
19f
Energie
18, 21f, 26f, 51
Entsorgung
22f, 25f, 51
Gesetzliche Vorschriften
12, 50
Höschenwindeln
10ff, 15f, 23ff, 34ff, 50
Menstruation/Monatshygiene
6, 38, 50
Ökobilanz
25ff
Papiertaschentuch
10, 23, 28ff
Qualität
12f, 19, 22ff, 30, 40, 47
Recycling von Hygieneprodukten
24f
Slipeinlagen
10ff, 23, 39, 42ff
Superabsorber
35, 37, 43f
Tampons
10ff, 14f, 23, 38ff
Tissue
15f, 21f, 28, 30ff
Toilettenpapier
10ff, 16, 22, 31ff
Umwelt
19f, 22f, 26f, 50f
Verbrauch von Hygieneprodukten
10, 28, 31f
Verpackung
12, 14, 25f, 30, 40f
Verträglichkeit
13f,25, 30, 34, 36, 47
Wasserbedarf
22
Zellstoff
7, 9, 15ff, 24, 26ff, 33ff, 38,43ff
Zellwolle
15, 40f
50
!
Liste weiterführender Literatur
„Menstruation – Monatshygiene im Wandel von
1900 bis heute“, Ausstellungskatalog über eine
Allgemein zu Hygieneerzeugnissen
Ausstellung
des
Hessischen
Landesmuseums
„Die Menstruation und ihre Tabus“, E. Püschel,
Darmstadt, 1998, von Sabine Zinn-Thomas und
Schattauer-Verlag 1988
Walter Stolle; ISBN 3926527-52-8
„Die unpässliche Frau, Sozialgeschichte der Men-
„Körperhygiene und Sauberkeit im internationalen
struation und Hygiene 1860-1985“, S. Hering und
Vergleich“, R. Berger, Zbl. Bakt. Hyg. B, 187, 422-
G. Maierhof, Centaurus-Verlag, Pfaffenweiler, 1991
507 (1989)
„Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwen-
„Menstruation und Monatshygiene“, Zinn-Thomas,
dung kosmetischer Mittel“, W. Umbach, Hrsg, 2. Er-
Sabine, Dissertation Münster 1997
weiterte Auflage, 1995, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart
Rechtliche Regelungen
Gesetz über den Verkehr mit Lebensmitteln, Ta-
„Höschenwindeln – Gesundheitliche Vorteile und
bakerzeugnissen, kosmetischen Mitteln und sonsti-
Umweltaspekte“, Broschüre, Industrieverband Kör-
gen Bedarfsgegenständen (Lebensmittel und Be-
perpflege- und Waschmittel, Karlstraße 21, 60329
darfsgegenständegesetz), in der Fassung vom 9.
Frankfurt am Main, 1. Auflage April 1997
September 1997
„Bedarfsgegenstände – Recht, Technologie, Che-
Beurteilungskriterien zu Hygienepapieren; Bundes-
mie, Wechselwirkungen; Eine Einführung“, Alfred
gesundheitsblatt 3/96, S. 123
Montag, 1. Auflage, Hamburg, Behr, 1997. ISBN 386022-375-5
51
Hinweise zur Beurteilung von Intimhygieneerzeug-
Liao, Environmental Toxicology and Chemistry, 13
nissen; Bundesgesundheitsblatt 3/96, S. 124
(1994), S. 1707-1716
Umwelt/Entsorgung
Resource and Environmental Profile Analysis of
Environmental and technical-economic Assessment
Children’s Diaper Systems, B.J. Sauer, C.C. Hilde-
of diaper/inco waste treatment options in the Ne-
brandt, W.E. Franklin, R.G. Hunt, Environmental To-
therlands, Final Report, Nr. 1996/24, Haskoning;
xicology and Chemistry, 13 (1994), S. 1003-1009
Netherlands; Ministry of Housing, Spatial Planning
and the Environment; Industry, Construction, Pro-
Vergleichende Umweltbilanzen für Produkte am
duct- and Consumeraffairs (ipc 650); P.O. Box
Beispiel von Höschen- und Baumwollwindeln, R.
30945, 2500 GX, The Hague, The Netherlands
Lentz, M. Franke, K.J. Thomé-Kozmiensky; in: Konzepte in der Abfallwirtschaft 2, EF-Verlag für Ener-
„A Life-cycle Inventory of Baby-diapers Subject to
gie- und Umwelttechnik GmbH, Herausgeber W.
Canadian Conditions“, A.T. Vizcarra, K.V. Lo, P.H.
Schenkel, K.J. Thomé-Kozmiensky, 1989
!
Internet-Adressen
Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e.V. (IKW)
www.ikw.org
Forum „Hygiene und Umwelt“
www.forum-hygiene.de
European Disposables and Nonwovens Association (EDANA)
www.edana.org
Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP)
www.vdp-online.de
52
J
Die Broschüre entstand unter Mitwirkung folgender Hersteller von Hygieneerzeugnissen:
Hakle-Kimberly Deutschland GmbH,
Gassnerallee 45-47, 55120 Mainz
www.kimberly-clark.com
www.hakle-kimberly-pr.com
Paul Hartmann AG,
Paul-Hartmann-Straße 12, 89522 Heidenheim/Brenz
www.hartmann-online.com
www.molimed.de
www.rialadycare.de
Procter & Gamble Service GmbH,
Sulzbacher Straße 40, 65824 Schwalbach/Taunus
www.procterundgamble.de
www.pampers.de
www.bounty.de
www.alldays.de
www.alwaysyou.de
www.tempo-web.de
Johnson & Johnson GmbH,
Kaiserswerther Straße 270, 40474 Düsseldorf
www.jnjgermany.de
www.ob-online.de
www.ob-online.de/teens
www.ob-online.de/carefree
SCA Hygiene Products,
München Airport Center (MAC)
Terminalstraße Mitte 18
85356 München-Flughafen
www.sca.com
Ontex Mayen GmbH
Robert-Bosch-Straße 8
56727 Mayen
www.moltex.de
Impressum:
Herausgeber:
© Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW),
Karlstraße 21, 60329 Frankfurt am Main
1. Auflage Juni 2001
1. Nachdruck März 2002
© Layout, Fotos, Zeichnungen: Traudel Hagmann
c/o publishing+design, Offenbach / www.p-d.de
außer Hintergrundfoto Titel: Klatschmohnwiese:
Creativ Collection
Druck: Druckerei Sulzmann, 63179 Obertshausen, Tel. 0 61 04/4 45 71