Einzelhandelskonzept
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Einzelhandelskonzept
Einzelhandelskonzeption für die Gemeinde GILCHING Auftraggeber: Gemeinde Gilching Projektleitung: Dr. Stefan Leuninger Projektbearbeitung: Dipl. Geogr. Sonja Tutsch Dipl. Geogr. Timo Steiner München, im Dezember 2008 Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg | Büros in Erfurt, Köln, München 80337 München, Kapuzinerstraße 9 Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl Telefon: 0 89 / 53 90 63 9-0 Telefax: 0 89 / 53 90 63 9-11 eMail : office.muenchen@gma.biz, http://www.gma.biz Einzelhandelskonzeption Gilching Vorbemerkung Im März 2008 erteilte die Gemeinde Gilching der GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA), Büro München, den Auftrag zur Erstellung eines Einzelhandelskonzeptes für den gesamten Gemeindebereich. Für die Bearbeitung der vorliegenden Untersuchung wurde im April 2008 von der GMA eine Kompletterhebung des örtlichen Einzelhandelsbestandes durchgeführt. Im Mai 2008 erfolgte eine Befragung von insgesamt 400 Kunden zum Einzelhandelsstandort Gilching und im Juni 2008 eine Befragung von 20 Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben. Darüber hinaus standen der GMA Daten und Informationen des Statistischen Bundesamtes, des Statistischen Landesamtes, der Gemeinde Gilching sowie GMA-interne Unterlagen aus Einzelhandelsanalysen in der Region und in ganz Deutschland zur Verfügung. Die Daten der Untersuchung wurden von den Mitarbeitern der GMA nach bestem Wissen erhoben, mit der gebotenen Sorgfalt aufbereitet und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgewertet. Im Juli und September 2008 wurden zwei Workshops durchgeführt, um die Ergebnisse und das weitere Vorgehen abzustimmen. Hieran nahmen u. a. Einzelhändler, der Bürgermeister der Gemeinde Gilching, Vertreter des Gemeinderates, des örtlichen Gewerbevereins, der Gemeinde Gilching, der Wirtschaftsförderung des Landkreises Starnberg und der GMA teil. Die vorliegende Untersuchung dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung für kommunalpolitische und kommunalplanerische Entscheidungen der Gemeinde Gilching. Eine Vervielfältigung und Weitergabe der Untersuchung bedarf der schriftlichen Zustimmung der Gemeinde Gilching und der GMA. GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH München, im Dezember 2008 THS/SRT Einzelhandelskonzeption Gilching INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorbemerkung I Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen 3 1. Aufgabenstellung 3 2. Entwicklungstendenzen des Einzelhandels 5 2.1 Entwicklungen auf der Nachfrageseite 5 2.2 Entwicklungen auf der Angebotsseite 6 2.3 Standortentwicklung 8 3. Rechtliche Rahmenbedingungen 10 3.1 Grundlagen für die räumliche Planung 10 3.2 Steuerung der Standortentwicklung durch Ausweisung von zentralen Versorgungsbereichen 13 Standortbeschreibung und strukturelle Rahmenbedingungen der Gemeinde Gilching 16 4.1 Siedlungsgebiet, zentralörtliche Bedeutung, Verkehrsanbindung 16 4.2 Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur 19 II Bevölkerung und Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 26 1. Marktgebiet und Bevölkerung 26 2. Kaufkraftpotenzial im abgegrenzten Marktgebiet 29 3. Kaufkraftentwicklung bis 2012 / 2020 30 III Situationsanalyse des Einzelhandelsstandorts Gilching 34 1. Aktueller Einzelhandelsbestand 34 2. Situation im Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) 40 2.1 Einzelhandelsbesatz 40 2.2 Dienstleistungsbesatz 43 2.3 Zusammenfassende Bewertung des Gilchinger Ortszentrums 45 3. Nahversorgung in der Gemeinde Gilching 46 3.1 Entwicklungen und Perspektiven der Nahversorgung 46 3.2 Anforderungen an Nahversorgungszentren und Schlussfolgerungen 47 3.3 Nahversorgungszentrum Sonnenstraße 49 3.4 Nahversorgungszentrum Starnberger Weg 50 4. Einzelhandelskonzeption Gilching 3.5 Größere Anbieter mit Nahversorgungsfunktion 51 3.6 Bewertung der Nahversorgung 52 4. Umsatzleistung, Kaufkraftbindung und Kaufkraftbewegungen 56 5. Bewertung des Einzelhandelsstandortes Gilching anhand ausgewählter Kennziffern 58 6. Zusammenfassendes Profil des Einzelhandelsstandortes Gilching 60 IV Ergebnisse der Haushaltsbefragung 61 1. Aufgabenstellung / Befragungsmethodik 61 2. Ergebnisse der Haushaltsbefragung in Gilching 62 3. Zusammenfassung 96 4. Fazit 97 V Entwicklungsperspektiven des Einzelhandel- und Dienstleistungsstandorts Gilching 99 1. Entwicklung der Rahmenbedingungen 99 2. Umsatzerwartung und Verkaufsflächenentwicklung 100 2.1 Prognostizierte Umsatzerwartung des Gilchinger Einzelhandels 100 2.2 Zusätzlicher Verkaufsflächenentwicklungsspielraum bis 2020 102 3. Ergänzungs- und Entwicklungspotenziale nach Warengruppen 105 VI Einzelhandelskonzept für Gilching 109 1. Städtebauliche Ziele eines Einzelhandelskonzeptes 109 2. Standortkonzept 110 2.1 Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) 110 2.2 Nahversorgungszentren 114 2.3 Dezentrale Standortbereiche 117 3. Sortimentskonzept 118 4. Empfehlungen zur Umsetzung des Konzeptes 120 5. Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Einzelhandels 122 VII Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse 125 Karten-, Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Anhang Einzelhandelskonzeption Gilching I Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen 1. Aufgabenstellung Die Gemeinde Gilching (ca. 17.120 Einwohner1) ist nach dem aktuellen Landesentwicklungsprogramm (LEP) Bayern (2006) als Siedlungsschwerpunkt im Verdichtungsraum München eingestuft. Gilching wird damit eine Versorgungsfunktion für Kommunen im direkten Umland vergleichbar der eines zentralen Ortes zugewiesen. Die Gemeinde Gilching verfolgt das städtebauliche Ziel, die Innenentwicklung zu stärken und den sog. Außenbereich vor einer weiteren Zersiedlung möglichst zu schützen. Mit dieser Zielsetzung sind auch Einzelhandelsentwicklungen zu erörtern. U.a. liegen Anfragen für die Ansiedlung von Lebensmittelmärkten (Discounter, Vollsortimenter) vor. Zur langfristigen Sicherung des zentralen Versorgungsbereiches und der flächendeckenden Nahversorgung möchte die Gemeinde Gilching ein Einzelhandelskonzept erstellen lassen. Ziel der Konzeption ist es, eine wirtschaftlich und städtebaulich zukunftsfähige Einzelhandelsentwicklung zu gewährleisten. Mit der Einzelhandelskonzeption sollen Entwicklungspotenziale aufgezeigt, die Nahversorgung und die Entwicklung des zentralen Versorgungsbereiches gesichert und qualitativ weiter entwickelt werden. Unter Berücksichtigung der Entwicklungspotenziale für einzelne Standortlagen und Branchen soll die vorliegende Untersuchung Grundlagen für die langfristige Entwicklung des Versorgungsstandortes Gilching liefern und als Leitfaden für die zukünftige Einzelhandels- und Standortpolitik im Gemeindegebiet dienen. Dabei sind zwei wichtige Impulsprojekte, mit Auswirkungen auf die handelsstrukturelle Entwicklung, zu beachten (Überplanung des an der Römerstraße gelegenen Areals im Bereich der neuen Ortsmitte; städtebauliche Überplanung der sog. Gilchinger Glatze). Weiteres Augenmerk gilt außerdem der Standortplanung für eventuelle Neuansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben. Hier ist zu gewährleisten, dass Neuansiedlungen nicht zu Beeinträchtigungen der gewachsenen Standort- und Versorgungsstrukturen führen. Im Rahmen der Erstellung vorliegender Untersuchung werden folgende Arbeitsschritte durchgeführt: 1 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung; Stand 31.12.2007 3 Einzelhandelskonzeption Gilching Darstellung allgemeiner Trends in der Entwicklung der Einzelhandels- und Standortstrukturen sowie des bau- und planungsrechtlichen Rahmens zur Steuerung der Standortentwicklung im Einzelhandel. Darlegung der wesentlichen einzelhandelsrelevanten Strukturdaten der Gemeinde Gilching. Analyse des Einzelhandelsstandortes Gilching durch Aufnahme der örtlichen Bestandsdaten, Darstellung der Bestandsentwicklung, Ermittlung von Versorgungskennziffern und Vergleich mit anderen Kommunen. Bewertung der zentralen Versorgungsbereiche und der Nahversorgungslagen in Gilching in Hinblick auf Ihre Zukunftsfähigkeit. Auswertung von Kunden- und Händlerbefragungen sowie Expertengesprächen zur Beurteilung des Einkaufsortes Gilching. Abgrenzung des Marktgebietes des Gilchinger Einzelhandels, Ermittlung der dortigen Bevölkerungs- und Kaufkraftpotenziale und Berechnung der Kaufkraftströme. Darstellung der Entwicklungsperspektiven des Gilchinger Einzelhandels bis zum Jahr 2020 unter Berücksichtigung von Bevölkerungs- und Kaufkraftprognosen, Standortentwicklungen und Verkaufsflächenzusatzbedarfe einzelner Branchen. Erarbeitung eines Einzelhandelskonzeptes als Entwicklungsleitbild der zukünftigen Handelsentwicklung, basierend auf einer Standort- und Sortimentskonzeption. Zusammenfassung der Ergebnisse. 4 Einzelhandelskonzeption Gilching 2. Entwicklungstendenzen des Einzelhandels Eine Beurteilung der Entwicklungschancen des Einzelhandelsstandortes Gilching kann nicht losgelöst von wesentlichen Entwicklungslinien des Einzelhandels in Deutschland erfolgen. Die wesentlichen strukturprägenden Aspekte des Wandels können auf Verhaltensänderungen der Konsumenten (Nachfrageseite) und der Handelsunternehmen (Angebotsseite) zurückgeführt werden. 2.1 Entwicklungen auf der Nachfrageseite Auf der Nachfrageseite sind folgende wesentliche Veränderungen hervorzuheben: Verändertes Ausgabeverhalten: Von der Steigerung der Konsumausgaben der privaten Haushalte in den letzten 10 Jahren konnte der Einzelhandel nur unterproportional profitieren. So sank zwischen 1991 und 2005 der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben von 34 % auf 27 %, während gleichzeitig die Ausgaben für Energie, Miete, Freizeit und sonstige Lebenshaltungskosten anstiegen. Hinzu kommt eine weitgehende Sättigung der Haushalte bei der Ausstattung mit langfristigen Bedarfsgütern. Auch die verstärkte Akzeptanz preisbetonter Vertriebstypen (z. B. Discounter, Schnäppchenmärkte) ist Ausdruck einer Konsumzurückhaltung seitens der Kunden. Für das Jahr 2010 prognostiziert das Statistische Bundesamt einen Anteil des Einzelhandels am privaten Verbrauch von nur noch 25 %. Ausdifferenzierung der Nachfrage: Die ursprüngliche trennscharfe Unterscheidung der Verbraucher in Zielgruppen wird zunehmend von einem sog. „hybriden“ Kunden abgelöst, der nicht mehr entweder „Billigprodukte“ oder „Exklusives“ will, sondern vielmehr beides. Die steigende Erwartungshaltung der Verbraucher schafft dabei v. a. bei unprofilierten Kleinhändlern Probleme. Letztlich führt das hybride Kaufverhalten zu einem Verlust der „Mitte“ zu Gunsten niedrigpreisiger, jedoch auch höherpreisiger Angebote. Der Marktanteil hochwertiger Produkte steigt leicht, der von Billigprodukten deutlich an, während das mittlere Preissegment zurückgehen wird. Veränderte soziodemografische Zusammensetzung der Bevölkerung: Als wichtige Determinanten des Einkaufsverhaltens sind die Veränderung des Altersgefüges, eine Abnahme der durchschnittlichen Haushaltsgröße und eine zuneh5 Einzelhandelskonzeption Gilching mende Zahl von Migranten (Ausländer, Aussiedler) zu berücksichtigen. Alle diese Faktoren führen zu einer Ausdifferenzierung der Nachfrage. Gestiegene Mobilität: Durch die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Pkws entwickelten sich autokundenorientierte Einzelhandelsstandorte, welche außerhalb geschlossener Siedlungsbereiche liegen. Als besonders profitabel erwiesen sich Einzelhandelsstandorte an Schnittstellen von überregionalen Verkehrsachsen, Durchgangs- und Ausfallstraßen mit hoher Verkehrsfrequenz. Als weiterer wichtiger Trend im Verbraucherverhalten ist das steigende Anspruchsniveau bei abnehmender Toleranz (z. B. Beeinträchtigungen durch Laufwege zum Geschäft, Ladenschlusszeiten) zu benennen, das eine sinkende Standort- und Unternehmensbindung („Standort-Hopping“) zur Folge hat. Der moderne Verbraucher ist informiert, vergleicht Angebote und akzeptiert auch weitere Wege, um bestimmte Käufe zu tätigen. 2.2 Entwicklungen auf der Angebotsseite Auf der Angebotsseite gewinnen folgende Trends an Einfluss auf die Einzelhandelsund Standortentwicklung: Die Konzentrationstendenz im Einzelhandel setzt sich fort: Der Marktanteil von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 2,5 Mrd. € wird in den nächsten zwei bis drei Jahren auf etwa 80 % anwachsen. In der Folge werden v. a. kleinflächige und unproduktive Betriebe in ungünstigen Standortlagen aus dem Wettbewerb ausscheiden. In diesem Zusammenhang ist auch die oftmals problematische Nachfolgersuche von alteingesessenen Fachgeschäften zu nennen. Bereits in den vergangenen 10 Jahren ging die Zahl der Arbeitsstätten im deutschen Einzelhandel daher um über 20 % zurück (vgl. Abb. 1). 6 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitsstätten und Verkaufsflächen im Einzelhandel 73.418 30,0 72.497 28,8 70.263 70.000 28,6 Arbeitsstätten 68.352 28,0 66.819 27,0 26,4 60.000 27,7 64.934 65.000 25,9 26,1 29,0 62.872 27,0 61.460 26,0 26,2 VK in Mio. m² 75.000 58.910 25,4 25,0 55.000 24,0 1998 1999 2000 2001 2002 Arbeitsstätten 2003 2004 2005 2006 VK Quelle: GMA-Darstellung nach EHI, Handel aktuell, 2007 Wachstum der Einzelhandelsflächen: Der zurückhaltenden Nachfrage steht ein nach wie vor dynamisches Wachstum der Einzelhandelsflächen gegenüber. So stieg die Verkaufsfläche zwischen 1998 und 2006 in Deutschland um ca. 13 % (vgl. Abb. 1). Der Verkaufsflächenzuwachs vollzog sich dabei überwiegend außerhalb der Stadt- und Ortszentren, wo häufig keine Flächen für die besonders expansiven großflächigen Betriebe zur Verfügung standen. Als Folge wurde ein Verdrängungswettbewerb ausgelöst, welcher v. a. zu Lasten des City-Handels und der integrierten Stadtteilzentren und Nahversorgungslagen geht. Die Zunahme von flächenintensiven Verkaufsformen beruht einerseits auf dem Ersetzen von Personal durch Verkaufsfläche, andererseits wird sie auch durch veränderte logistische Konzepte (Mindestabnahmemengen usw.) und den Einsatz neuer Technologien am Point of Sale bedingt. Durch den Flächenzuwachs und den Vormarsch von preisaggressiven Anbietern sank gleichzeitig die Flächenproduktivität. Entwicklung der Betriebstypen: Mit den Flächen- und Umsatzentwicklungen ging ein Rückgang der Beschäftigtenzahl im Einzelhandel einher. Ursache hierfür ist auch eine Veränderung der Bedeutung der Betriebstypen zu Gunsten personalextensiver Formate. So sank der Marktanteil der traditionellen Bediengeschäfte seit 1980 kontinuierlich, während v. a. die Marktanteile filialisierter Fachgeschäfte 7 Einzelhandelskonzeption Gilching und preisbetonter Betriebstypen wie Fachmärkte, Lebensmitteldiscounter und Sonderpostenmärkte wuchsen. Während Fachmärkte Anfang der 80er Jahre erst etwa 3 % des Einzelhandelsumsatzes erzielen konnten, stieg ihr Marktanteil bis zum Jahr 2004 auf etwa 23 % an. Da v. a. in historischen Innenstädten Fachmarktkonzepte nur mit erheblichen Anstrengungen in historischer Bausubstanz unterzubringen sind, ist ein weiterer Ausbau dieses Betriebstyps in nicht integrierten, Pkw-orientierten Lagen zu erwarten. Umgehung des klassischen Einzelhandels durch Internet und Werksverkauf: Relevante Marktanteile in ausgewählten Branchen (z. B. Bücher, Elektrogeräte, Geschenkartikel, Spielwaren) wird das Internet-Shopping verstärkt an sich binden können. Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2010 in den relevanten Sortimenten bis zu 5 % des Kaufkraftvolumens auf das virtuelle Einkaufen entfallen. Gleichzeitig nutzen v. a. Textil- und Porzellanhersteller die Möglichkeiten, über Herstellerverkauf bzw. FOC-Standorte den klassischen Einzelhandel zu umgehen. 2.3 Standortentwicklung Als Ergebnis der Entwicklungen auf der Nachfrageseite und im Einzelhandel kann eine Neubewertung von Standorten festgehalten werden, die sich wie folgt zusammenfassen lässt: Der Einzelhandel und das Lebensmittelhandwerk ziehen sich aus Wohngebieten und Streulagen zurück. Die innerörtlichen Haupt- und Nebengeschäftslagen hatten als Einzelhandelsstandorte einen Bedeutungsverlust hinzunehmen. Der Einzelhandel bildet nach wie vor eine wesentliche Leitfunktion von Innenstädten, die Entwicklung eines attraktiven, komplementären Dienstleistungsangebote ist jedoch zwingend geboten. Das ursprünglich auf fußläufige Erreichbarkeit abgestimmte Netz der Einzelhandelsstandorte (primäres Einzelhandelsnetz) wurde durch ein zweites, autokundenorientiertes Angebotsnetz überlagert (sekundäres Einzelhandelsnetz, umgangssprachlich „Grüne Wiese“). Bei den Zentralen Orten in allen Stufen findet eine verstärkte Polarisierung zwischen „Gewinner- und Verliererstandorten“ statt. Die Kunden und Investoren, aber auch die mittelständischen Einzelhändler reagieren sehr sensibel auf Potenziale 8 Einzelhandelskonzeption Gilching und Chancen bzw. Defizite oder sich abzeichnende Risiken an den jeweiligen Standorten. Unter Berücksichtigung der relevanten Einflussfaktoren ist von einem weiteren Bedeutungsgewinn autokundenorientierter Standorte auszugehen, der im Ergebnis zu einer weiteren Verschärfung der Standortkonkurrenz zwischen zentralen (Stadtzentrum / Ortsmitte/ Nahversorgungslagen) und dezentralen Lagen führt. Die Angebotspalette am Stadt- und Ortsrand wird durch die Neubündelung der dort vorhandenen Kapazitäten breiter und tiefer, aber auch tendenziell hochwertiger. Die Stellung der Stadt- bzw. Ortszentren als Einzelhandelsstandorte wird überall dort, wo keine klare Planungs- und Entscheidungsgrundlagen vorhanden sind und keine gezielten Maßnahmen ergriffen werden, tendenziell weiter geschwächt. Um dieser Handelsentwicklung entgegenzutreten bzw. auf ihre Entwicklung Einfluss nehmen zu können, müssen insbesondere Stadtplanung und Wirtschaftsförderung geeignete Instrumentarien einsetzen. Dazu können u. a. Bebauungspläne, in denen konkrete Aussagen zur Sortiments- und Größenstruktur des zugelassenen Einzelhandels festgelegt werden, oder die Ausweisung und Festlegung von Nahversorgungszentren dienen, um bestimmte Einzelhandelslagen in der Stadt oder der Gemeinde zu schützen oder auch bestimmte Ansiedlungsbegehren abzuweisen. Anderseits gehören eine zielgerichtete Ansiedlungspolitik, die sich an Entwicklungschancen orientiert, sowie ein aktives Flächenmanagement zweifelsohne zu den zentralen einzelhandelsbezogenen Aufgabenstellungen der kommunalen Wirtschaftsförderung. Für die Gemeinde Gilching werden diese aktuellen Entwicklungen v.a. durch die neuen, großflächigen Angebote in Landsberg und München-Freiham deutlich (Möbel-, Elektro-, Bau- und Heimwerkermärkte sowie jeweils die Randsortimente). 9 Einzelhandelskonzeption Gilching 3. Rechtliche Rahmenbedingungen 3.1 Grundlagen für die räumliche Planung Die wesentlichen Rechtsgrundlagen für die räumliche Planung von Einzelhandelsstandorten stellen das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) dar. Nach § 11 Abs. 3 Bau NVO ist für Neuansiedlungen großflächigen Einzelhandels2 (ab 1.200 m² Geschossfläche bzw. ca. 800 m² Verkaufsfläche3) die Ausweisung eines Kernoder entsprechenden Sondergebietes erforderlich. Es ist zu belegen, dass dabei keine raumordnerischen oder städtebaulichen Auswirkungen wie Schädigungen der Umwelt, der infrastrukturellen Ausstattung, des Verkehrs, der Versorgung der Bevölkerung, der Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche, des Orts- und Landschaftsbildes oder des Naturhaushaltes eintreten können. Neben den Instrumentarien der BauNVO ist eine Steuerung der Einzelhandelsentwicklung auch durch landesplanerische Überprüfung von Einzelhandelsgroßprojekten vorgesehen. Die Ziele, Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung werden im Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 der Bayerischen Staatregierung und im einschlägigen Regionalplan Oberfranken-West (1999) genannt. Das Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006 legt hierzu als wesentliche Ziele fest: „Die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung mit Einzelhandelseinrichtungen … soll sichergestellt werden. Dabei ist die Versorgung möglichst durch eine Vielfalt von Betrieben unterschiedlicher Größen anzustreben. … Es ist anzustreben, dass die Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte und ihrer Innenstädte, Ortskerne und Stadtteilzentren durch die Errichtung oder Erweiterung von Einzelhandelsbetrieben nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Flächen für Einzelhandelsgroßprojekte sollen in der Regel nur in Unterzentren und Zentralen Orten höherer Stufen sowie in Siedlungsschwerpunkten (geeignete Zentrale Orte) ausgewiesen werden. … Die Ausweisung soll in städtebaulich integ- 2 Gemäß aktueller Rechtssprechung des Bundesverwaltungsgerichtes kann die Großflächigkeit eines Einzelhandelsbetriebes ab ca. 800 m² Verkaufsfläche angenommen werden (vgl. u. a. BVerwG 4 C 3.05 und 4 C 10.04 vom 24.11.2005). 3 Verkaufsfläche wird in dieser Analyse wie folgt definiert: „Verkaufsfläche ist die Fläche, die dem Verkauf dient, einschließlich der Gänge, Treppen in den Verkaufsräumen, Standflächen für Einrichtungsgegenstände, Kassenzonen, Schaufenster und sonstiger Flächen, sowie sie dem Kunden zugänglich sind, sowie Freiverkaufsflächen, soweit sie nicht nur vorübergehend genutzt werden.“ (Einzelhandelserlass NRW vom 7.5.1996, Ziffer 2.2.4). 10 Einzelhandelskonzeption Gilching rierter Lage mit einer den örtlichen Gegebenheiten entsprechenden Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr erfolgen.“4 Bei der Beurteilung von Einzelhandelgroßprojekten ist auf die Innenstadtrelevanz der Warengruppen abzustellen. Städte und Gemeinden haben mit BauGB und BauNVO ein planungsrechtliches Instrumentarium zur Hand, mit dem die Standortentwicklung im Einzelhandel gesteuert werden kann. Dabei sind zunächst folgende Gebietskategorien grundlegend zu unterscheiden: 1. Gebiete mit Bebauungsplänen (§ 30 BauGB) Werden in Bebauungsplänen die in der BauNVO bezeichneten Baugebiete festgelegt, sind Einzelhandelsbetriebe nach Maßgabe der §§ 2 bis 9 BauNVO – teils ausdrücklich als Läden oder Einzelhandelsbetriebe, teils allgemein als Gewerbebetriebe – in allen Baugebieten möglich. Für Einzelhandelsgroßbetriebe enthält der § 11 Abs. 3 BauNVO eine Sonderregelung für alle Baugebiete. Einkaufszentren und großflächige Einzelhandelsbetriebe mit bestimmten städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen sind außer in Kerngebieten nur in speziell ausgewiesenen Sondergebieten zulässig. Der letzte Satz des § 11 Abs. 3 beinhaltet dabei eine widerlegbare Regelvermutung. 2. Nicht beplanter Innenbereich (§ 34 BauGB) Nach § 34 Abs. 1 BauGB ist ein Vorhaben innerhalb der Siedlungsfläche zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und gleichzeitig die Erschließung gesichert ist. Nach § 34 Abs. 2 BauGB ist hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung die BauNVO anzuwenden, wenn die Eigenart der näheren Umgebung einem der Baugebiete der BauNVO entspricht. 3. Außenbereich (§ 35 BauGB) Im Außenbereich sind Einzelhandelsbetriebe nicht vorgesehen. Sollen dort Betriebe genehmigt werden, setzt dies die Aufstellung eines Bebauungsplanes voraus. 4 Quelle: Landesentwicklungsprogramm Bayern 2006, Abschnitt 1.2.1. 11 Einzelhandelskonzeption Gilching Die Anwendung der §§ 11 Abs. 3 BauNVO und § 34 BauGB erfolgt stets fallbezogen und stellt wegen des Einzelfallcharakters nur eine Reaktion dar. Demgegenüber kann die Bauleitplanung vorbeugende Regelungen treffen und die zukünftige Standortentwicklung dadurch systematisch steuern. Die sicherste Form der Problembewältigung für die kommunale Praxis sind die im BauGB und in der BauNVO dargelegten Festsetzungsmöglichkeiten in Bebauungsplänen, im Hinblick auf den Ausschluss und/oder die Gliederung von Einzelhandelsflächen. Damit können Gemeinden über die Beschränkungen des § 11 Abs. 3 BauNVO hinaus weitergehende Bebauungsplanfestsetzungen über die Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben (auch für nicht großflächige Betriebe) treffen. Nach § 1 Abs. 5 und 9 BauNVO können – ggf. räumlich beschränkt – Einzelhandelsbetriebe generell oder bestimmte Arten von Einzelhandelsbetrieben ausgeschlossen oder als nur ausnahmsweise zulässig festgesetzt werden. Weiter differenzierende Festsetzungen sind möglich, sofern die allgemeine Zweckbestimmung des Baugebietes gewahrt bleibt. Handelsbetriebe einzelner Branchen oder Warengruppen können flächen begrenzt oder ausgeschlossen werden. Positive wie negative (Branchen-)Festsetzungen sind gleichermaßen bei Vorliegen der sonstigen materiell-rechtlichen Voraussetzungen nach § 1 Abs. 5 und 9 BauNVO als Gliederungsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Baugebiete zulässig. 12 Einzelhandelskonzeption Gilching 3.2 Steuerung der Standortentwicklung durch Ausweisung von zentralen Versorgungsbereichen Eine weitere Möglichkeit zur räumlichen Steuerung der Einzelhandelsentwicklung ist das Instrument der Sortimentsfestsetzung. Dieses wird in Deutschland als „Sortiments- und Standortleitbild“ seit 30 Jahren zum Erhalt und zur Attraktivierung des Einzelhandelsstandortes Hauptgeschäftslage und anderer schützenswerter Standortlagen verwendet. Ausgehend von dem für die Attraktivität von innerstädtischen Lagen typischen Geschäftsbesatz wurden diejenigen Sortimente als innenstadtrelevant abgegrenzt, die sowohl für zentrale Geschäftslagen als auch für die Nahversorgungslagen unverzichtbar sind und deren Zentralität begründen. Im Umkehrschluss wurden diejenigen Sortimente als nicht innenstadtrelevant bestimmt, die als weniger bzw. nicht bedeutsam für die Zentrumsentwicklung eingeordnet werden konnten. Dieses Instrumentarium der Sortimentsfestsetzung (innenstadtrelevant – nicht innenstadtrelevant) hat sich im Gegensatz zu in früheren Jahren praktizierten Flächenfestsetzungen ohne entsprechende Sortimentshinweise als rechtssicher erwiesen. So können mit dem Instrumentarium des § 1 Abs. 5, 9 und 11 BauNVO die innenstadtrelevanten Sortimente z. B. in nicht integrierten Gewerbegebieten ausgeschlossen werden. Wichtigste Referenzgröße ist der „zentrale Versorgungsbereich“, der mit der Novellierung des BauGB im Jahr 2004 einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfuhr. Hierfür wurde § 34 BauGB um einen neuen Absatz 3 ergänzt, der besagt, dass von Vorhaben keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden ausgehen dürfen5. Somit muss nun für alle nach § 34 Abs. 1 und 2 BauGB zu bewertenden Vorhaben zusätzlich geprüft werden, ob entsprechende schädliche Auswirkungen zu erwarten sind. Daraus ergibt sich auch für Gilching die Notwendigkeit der inhaltlichen Definition und räumlichen Verortung von zentralen Versorgungsbereichen. Bezüglich der inhaltlichen Definition herrschen in der aktuellen Diskussion unterschiedliche Auffassungen. Strittig sind bisher v. a. die Mindestanforderungen an Größe und Ausstattung sowie die Frage der städtebaulichen Integration. Zentrale Versorgungsberei- 5 § 34 Abs. 3 BauGB i. d. F. der Bek. vom 23.09.2004, geändert durch Art. I des Gesetzes vom 21.12.2006. 13 Einzelhandelskonzeption Gilching che dienen der Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen. Es handelt sich dabei mindestens um das Hauptzentrum eines Ortes (z. B. Innenstadt, Ortszentrum), meist wird der Begriff aber auch auf Stadtteil- und Nahversorgungszentren ausgedehnt6. Aus städtebaulicher Sicht muss ein zentraler Bereich eine städtebauliche Integration, d. h. bauliche und funktionale Integration in einen Siedlungszusammenhang mit wesentlichem Wohnanteil, aufweisen. Da der Gesetzgeber mit der Erarbeitung des § 34 Abs. 3 BauGB den Schutz v. a. der Innenstädte beabsichtigte, kann i. d. R. von der Notwendigkeit der städtebaulichen Integration ausgegangen werden. Letztlich geht es um den Schutz von städtebaulich gewünschten Versorgungsbereichen. Daher sind in dem vorliegenden Einzelhandelskonzept alle Versorgungsbereiche, die sowohl funktional als auch städtebaulich den Charakter eines Zentrums aufweisen, inhaltlich benannt und räumlich abgegrenzt worden. Zentrale Versorgungsbereiche ergeben sich sowohl aus den tatsächlichen Verhältnissen als auch aus Planungen (z. B. geplantes Versorgungszentren in Entwicklungs- oder Sanierungsgebieten). Für die Beurteilung der tatsächlichen Verhältnisse stellen regelmäßig aktualisierte Untersuchungen eine wesentliche Grundlage dar. Für die Anerkennung geplanter zentraler Versorgungsbereiche ist zwischen formellen und informellen Planungen zu unterscheiden. Die formelle Planung betrifft Darstellungen und Festsetzungen in Bebauungsplänen sowie Festlegungen in Raumordnungsplänen als Fest- und Fortschreibung der tatsächlichen Verhältnisse. Informelle Planungen (z. B. Einzelhandelskonzeptionen) können dann als rechtliche Grundlage für Planungen gewertet werden, wenn sie vom Stadt- oder Gemeinderat als intern bindendes Element beschlossen werden.7 Bei der räumlichen Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche kommt dem Einzelhandel eine konstituierende, allerdings nicht allein gestaltende Funktion zu. Die vorhandenen oder geplanten Einzelhandelsbetriebe müssen in einem räumlichen und funktionalen Zusammenhang entsprechend der Bedeutung des Zentrums stehen, der Maßstab ist hier die fußläufige Erreichbarkeit. Ergänzend werden bei der Abgrenzung der Versorgungsbereiche die Standorte öffentlicher und privater Dienstleistungen berücksichtigt. Zur Abrundung der Bereiche kommen darüber hinaus städtebauliche Gegebenheiten (z. B. Ringstraße, Topografie, markanter Wechsel der Bebauungsstruktur) und die Lage bedeu6 So geschehen im Urteil des OVG NRW Münster, 7. Senat, zu § 34 Abs. 3 BauGB, 11.12.2006, 7 A 964/05. 7 Vgl. hierzu OVG Lüneburg, Beschluss vom 30.11.2005, 1 ME 172/05. 14 Einzelhandelskonzeption Gilching tender Infrastruktureinrichtungen und öffentlicher Einrichtungen (z. B. Rathaus, Bahnhof) zum Tragen. Abbildung 2: Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche städte- Komplementärnutzungen bauliche (= Ergänzung) Einzelhandel (= Basis) Rahmenbedingungen Quelle: GMA-Darstellung 2008 Von entscheidender Bedeutung bei der Abgrenzung Zentraler Versorgungsbereiche sind neben dem Einzelhandelsangebot auch das Dienstleistungsangebot (private und öffentliche Dienstleistungen) und das gastronomische Angebot. Letztere sind wichtige Frequenzbringer und von entscheidender Bedeutung für die Attraktivität zentraler Lagen. 15 Einzelhandelskonzeption Gilching 4. Standortbeschreibung und strukturelle Rahmenbedingungen der Gemeinde Gilching Wesentliche Einflussfaktoren auf die Entwicklungsperspektiven des Einzelhandelsstandortes Gilching sind die demografischen, wirtschaftlichen und siedlungsstrukturellen Rahmenbedingungen, aber auch die Lagekonstellation zu weiteren Zentren sowie die verkehrliche Anbindung. Aufgrund dessen werden diese Aspekte nachfolgend dargestellt. Zudem dienen sie als Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen. 4.1 Siedlungsgebiet, zentralörtliche Bedeutung, Verkehrsanbindung Die Gemeinde Gilching (17.036 Einwohner8) liegt im nördlichen Bereich des Landkreises Starnberg im Regierungsbezirk Oberbayern. Landesplanerisch ist Gilching Teil des Stadt- und Umlandbereiches des Verdichtungsraums von München und speziell als Siedlungsschwerpunkt ausgewiesen. Laut Landesentwicklungsplan Bayern (Teil A Kap. II 2.2.1) sollen Siedlungsschwerpunkte „zentralörtliche Versorgungsaufgaben in allen Stadtund Umlandbereichen übernehmen und zu einer Ordnung der Siedlungsentwicklung beitragen“. Des Weiteren sollen sie so „entwickelt und gesichert werden, dass sie ihre Versorgungsaufgaben mit Gütern und Dienstleistungen des Grundbedarfs (…) dauerhaft erfüllen“. Zusätzliche Bedeutung erfährt Gilching aufgrund seiner Lage an der im Regionalplan München festgesetzten „Entwicklungsachse mit überregionaler Bedeutung“. In 10 km Entfernung befindet sich das nördlich von Gilching gelegene Mittelzentrum Fürstenfeldbruck, ca. 15 km südlich das Mittelzentrum Starnberg. Beide Orte weisen so eine wichtige Versorgungsfunktion für ihr Umland auf. Im Hinblick auf die Bereitstellung von Arbeitsplätzen spielt vor allem die ca. 25 km nordwestlich gelegene Landeshauptstadt München eine entscheidende Rolle. Das Siedlungsgebiet der Gemeinde Gilching gliedert sich in den Kernort Gilching, bestehend aus Argelsried (952 Einwohner), Gilching und Neugilching (zusammen 14.952 Ein- 8 Quelle: Gemeinde Gilching, Stand 31.12.2007, Abweichend von den Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung (Stand 31.12.2007: 17.120) 16 Einzelhandelskonzeption Gilching wohner) und dem räumlich getrennt liegenden Ortsteil Geisenbrunn (1.132 Einwohner)9. Da der Kernort aus drei Orten zusammen gewachsen ist, besteht kein gewachsenes, traditionelles Ortszentrum. Die Entwicklung des Marktplatzes in den frühen 2000er Jahren stellt einen Versuch dar, solche Strukturen als Treff- und Identifikationspunkt für die Gilchinger Bevölkerung zu schaffen. Die Planungen hierfür gehen bis in die 1980er Jahre zurück. Zwischen den Ortsteilen Neugilching, Gilching und Argelsried erstrecken sich Freiflächen. Dieses Areal, die sog. Gilchinger Glatze, befindet sich südwestlich der neuen Ortsmitte. Sie soll nach dem Siegerentwurf aus dem Ideenwettbewerb „Gilchinger Glatze“10 in den nächsten Jahren mit Wohnbebauung vorwiegend größeren Maßstabs versehen werden. Zudem ist ein sog. zentralen Stadtgarten vorgesehen, um das Gebiet zusätzlich aufzuwerten. Hierbei entsteht auch über den neuen Marktplatz eine Verbindung zum zentralen Versorgungsbereich, der sich im Gebiet entlang der Römerstraße erstreckt. Neben der Ortsmitte als Haupteinkaufslage bestehen kleinere Nahversorgungszentren im Gebiet Starnberger Weg und Karolinger Straße sowie im Bereich der Sonnenstraße und Marsstraße. Darüber hinaus befindet sich im Gewerbegebiet Gilching-Süd eine kleine Fachmarktagglomeration. Ein weiteres Gewerbegebiet ist im Westen von Gilching gelegen; hier sind allerdings keine größeren Einzelhandelsansiedlungen zu verzeichnen. Die verkehrliche Erreichbarkeit von Gilching kann als sehr gut bezeichnet werden. Die Gemeinde ist über die Bundesautobahn 96 (München – Lindau) an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Anschlussstellen sind Oberpfaffenhofen (Nr. 32) sowie Gilching (Nr. 33). Darüber hinaus ist Gilching über die Staatsstraße 2069 (Starnberg – Fürstenfeldbruck) zu erreichen. Im Bereich öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist Gilching über die S5 (Herrsching – Holzkirchen) an das S-Bahn-Netz des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes angeschlossen. Insgesamt sind drei S-Bahn-Haltestellen vorhanden: Geisenbrunn, Gilching-Argelsried und Neugilching. Des Weiteren verfügt Gilching über fünf regionale Buslinien in Richtung Oberpfaffenhofen, Starnberg, Inning, Fürstenfeldbruck und Gauting. 9 Quelle: Gemeinde Gilching, Stand 31.12.2007 10 Vgl. Dokumentation Ideenwettbewerb „Gilchinger Glatze“, 2006 17 Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 1: Lage der Gemeinde Gilching GMA-Darstellung 2008 18 Einzelhandelskonzeption Gilching 4.2 Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur Die Gemeinde Gilching zählte laut Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung am 31.12.2007 Einwohner 17.12011. In den Jahren 1997 bis 2007 ist die Bevölkerung absolut um 1.572 Personen gestiegen, was einer Zunahme von rund 10,1% entspricht (vgl. Tab. 1). Dieser Einwohnerzuwachs liegt über der Zuwachsrate des Landkreises Starnberg mit 7,3 % sowie der des Regierungsbezirks Oberbayern mit einem Bevölkerungszuwachs von rund 8,1 %. In Bayern betrug das Bevölkerungswachstum im Referenzzeitraum lediglich rund 3,8 %. Insgesamt ist somit die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Gilching als sehr positiv zu bewerten. Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Gilching 1997 – 2007 Einwohner Gilching LK Starnberg Oberbayern Bayern Veränderung 1997 / 2007 1997 2007 absolut in % 15.548 17.120 + 1.572 + 10,1 120.696 129.515 + 8.819 + 7,3 3.991.937 4.313.446 + 321.509 + 8,1 12.066.375 12.520.332 + 453.957 + 3,8 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Stand: jeweils 31.12., GMA-Berechnungen 2008 Bezüglich der Altersstruktur ist festzuhalten, dass in Gilching seit dem Jahr 2000 eine zunehmende „Alterung“ der Bevölkerung zu beobachten ist. Einer prozentualen Abnahme der unter 40-Jährigen steht parallel eine Zunahme der Klasse der ab 40-Jährigen gegenüber. Im Vergleich zum Landkreis Starnberg und zum Regierungsbezirk Oberbayern zeigt sich jedoch ein deutlich niedrigerer Anteil an Personen über 65 Jahren in Gilching. Gilching ist bezüglich der Bevölkerungsstruktur eine „junge Gemeinde“. 11 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Stand 31.12.2007; Abweichend von den Angaben der Gemeinde Gilching, 17.036, Stand ebenfalls 31.12.2007 19 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 3: Altersstruktur der Gilchinger Bevölkerung 2000 / 2007 im Vergleich 45 38,5 36,8 36,6 35,0 34,7 40 35 31,6 29,2 27,9 Anteil in % 30 27,0 23,9 25 20 21,0 18,0 19,2 18,3 17,7 17,6 16,8 15 19,1 18,4 12,5 10 5 0 bis unter 20 Jahre Gilching 2000 20 bis unter 40 Jahre 40 bis unter 65 Jahre Gilching 2007 LK Starnberg 2007 65 Jahre und älter Oberbayern 2007 Bayern 2007 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, GMA-Darstellung 2008 In der Bevölkerungsprognose des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung wird für den Landkreis Starnberg wie auch für die benachbarten Kreise weiterhin eine positive Bevölkerungsentwicklung vorhergesagt. So ist für den Landkreis Starnberg von 2007 bis zum Jahr 2012 ein Bevölkerungsanstieg von ca. 2,6 % zu erwarten. Danach wird ein verlangsamtes Wachstum prognostiziert, das zwischen 2012 und 2020 ca. 2,8 % beträgt. Damit liegt der Landkreis Starnberg, dem die Gemeinde Gilching angehört, relativ deutlich über dem Durchschnitt von Oberbayern.12 Die Gemeinde Gilching rechnet (in einer eigenen Bevölkerungsprognose) bis zum Jahr 2012 im Vergleich zu 2007 mit einem Bevölkerungswachstum von 1,7 % und bis 2020 noch einmal mit einem Wachstum um 2,0 %. Die Prognosewerte liegen somit hinter den Werten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung.13 Aus gutachterlicher Sicht ist jedoch mit einer stärkeren Bevölkerungszunahme als in beiden Prognosen zu rechnen. Zum einen fiel das Bevölkerungswachstum in der Gemeinde 12 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2025, Variante W1a. 13 Quelle: Gemeinde Gilching 20 Einzelhandelskonzeption Gilching Gilching in der Vergangenheit deutlich stärker aus als im gesamten Landkreis Starnberg, was auch zukünftig auf überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum schließen lässt. Zum anderen ist durch geplante Wohnbauprojekte in der Gemeinde, u.a. die geplante Entwicklung auf der „Gilchinger Glatze“, mit zusätzlichem Zuzug zu rechnen. Nach Angaben der Gemeinde Gilching ist in näherer Zukunft auch mit mehreren großen Gewerbeansiedlungen im Gewerbegebiet Süd zu rechnen. Durch die entstehenden Arbeitsplätze ist ebenfalls von einem erhöhten zukünftigen Zuzug auszugehen. In den Tabellen 2 und 3 sind die Baugenehmigungen und Baufertigstellungen in Gilching zwischen 2000 und 2007 dargestellt. Insgesamt zeigen die Daten eine ausgeprägte Wohnungsbaudynamik in der Gemeinde. Insbesondere ist hier das Jahr 2004 zu nennen, in welchem die Zahl der Baufertigstellungen von Wohngebäuden mit 47 ihren Höhepunkt erreichte. Im gesamten Betrachtungszeitraum liegen die Werte der Baugenehmigungen wie auch die der Baufertigstellungen für Einfamilienhäuser sehr deutlich über den Werten für Wohngebäude mit zwei oder mehr Wohnungen. Diese Tatsache belegt die Bedeutung der Gemeinde Gilching als attraktiver Wohnstandort, vor allem für Familien. Insgesamt verdeutlichen die zuvor genannten Daten die Ausweisung Gilchings als Siedlungsschwerpunkt im Regionalplan München. 21 2002 40 38 1 1 2001 36 25 11 2000 45 35 3 7 17 2 46 65 2003 2002 31 23 8 2001 44 35 2 7 2000 52 40 6 6 3 1 23 27 2003 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, GMA-Berechnungen 2008 Daten neue Wohngebäude insgesamt neue Wohngebäude mit 1 Wohnung neue Wohngebäude mit 2 Wohnung neue Wohngebäude mit 3 oder mehr Wohnung Jahr Tabelle 3: Baufertigstellungen in der Gemeinde Gilching 2000 – 2007 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, GMA-Berechnungen 2008 Daten genehmigte Wohngebäude insgesamt genehmigte Wohngebäude mit 1 Wohnung genehmigte Wohngebäude mit 2 Wohnung genehmigte Wohngebäude mit 3 oder mehr Wohnung Jahr Tabelle 2: Baugenehmigungen der Gemeinde Gilching 2000 - 2007 Einzelhandelskonzeption Gilching 13 1 33 47 2004 4 1 20 25 2004 4 1 27 32 2005 3 3 29 35 2005 1 4 30 35 2006 6 5 39 50 2006 6 3 23 32 2007 6 5 33 44 2007 48 18 234 300 22 2000 - 2007 Summe 55 20 265 340 2000 - 2007 Summe Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im regionalen Vergleich 1 Soz.vers.pfl. Beschäftigte Veränderung 2000 2007 3.136 3.442 + 306 + 9,8% 35.579 36.730 + 1.151 + 3,2% Oberbayern 1.579.444 1.622.014 + 42.570 + 2,7% Bayern 4.363.293 4.411.238 + 47.945 + 1,1% Gilching LK Starnberg 1 absolut in % am Arbeitsort Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, jeweils 30.06., GMA-Berechnungen 2008 Im Jahr 2007 wies die Gemeinde Gilching insgesamt 3.442 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und damit einen deutlichen Zuwachs um 9,8% im Vergleich zu 2000 auf. Damit liegt die Beschäftigungszunahme deutlich über der des Landkreises Starnberg sowie des Regierungsbezirks Oberbayern und auch Bayern. Auch in der Zukunft ist, insbesondere auch durch die zu erwartenden Gewerbeansiedlungen im Gewerbegebiet Süd, mit einer starken Zunahme der Beschäftigtenzahlen zu rechnen. Mit rund 200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten pro 1.000 Einwohner verfügt die Gemeinde Gilching über eine durchschnittliche Beschäftigtendichte. Als wichtiger Faktor im Hinblick auf den Arbeitsmarkt ist die geographische Nähe zum Oberzentrum München mit seinem vielfältigen Arbeitsplatzangebot zu nennen. Gilching weist entsprechend einen negativen Pendlersaldo auf (3.442 Beschäftigten am Arbeitsort stehen 6.092 Beschäftigte am Wohnort gegenüber)14. In Verbindung mit den Daten zu Baufertigstellungen und Baugenehmigungen unterstreicht dies nochmals die Bedeutung von Gilching als bevorzugten Wohnstandort. 14 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Stand 30.06.2007. 23 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 4: Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2007 Anteil in % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 1,7 29,8 Gilching 33,4 35,1 1,2 LK Starnberg 30,0 21,7 47,1 30,2 23,6 45,5 0,7 Oberbayern 0,8 Bayern 37,0 Land- und Forstwirtschaft / Fischerei Handel, Gastgewerbe und Verkehr 22,6 39,6 Produzierendes Gewerbe sonstige Dienstleistungen Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Stand 30.06.2007; GMA-Bearbeitung 2008 Bei der Betrachtung der Beschäftigung nach Wirtschaftsbereichen zeigt sich, dass das produzierende Gewerbe in Gilching unterdurchschnittlich stark ausgeprägt ist. Der Wert liegt mit 29,8% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwar nur knapp unter den Werten des Landkreises Starnberg und des Regierungsbezirks Oberbayern, jedoch deutlich unter dem Wert des Freistaates Bayern. Der Bereich der sonstigen Dienstleistungen ist ebenfalls relativ schwach ausgeprägt. Der Wert von 35,1% liegt deutlich unter den Werten des Landkreises Starnberg, von Oberbayern und Bayern. Der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr nimmt demgegenüber eine starke Stellung in Gilching ein. Mit 33,4% der versicherungspflichtig Beschäftigten liegt der Wert sehr deutlich über den Werten der Vergleichsregionen. Dennoch nimmt der Tourismus in Gilching im Vergleich zu anderen Städten in der Region bislang nur einen sehr geringen Stellenwert ein. Aktuell verzeichnet die Gemeinde Gilching 3 Übernachtungsbetriebe mit mehr als 8 Betten. Die Auslastung betrug in den letzten zwei Jahren ca. 34%, womit Gilching deutlich hinter dem Durchschnitt des Landkreis 24 Einzelhandelskonzeption Gilching Starnberg (ca. 42 %) und dem Durchschnittswert von Oberbayern (ca. 40 %) zurück bleibt. Bei einer Betrachtung der absoluten Anzahl der Gästeübernachtungen in Gilching ist in den letzten zehn Jahren ein leichter Rückgang um ca. 2,2 % festzustellen (1997: 10.299 Übernachtungen; 2007: 10.071 Übernachtungen).15 Mit dem prosperierenden Gewerbegebiet an der Autobahn sind weiterhin positive Beschäftigungswirkungen mit entsprechenden zusätzlichen Kaufkraftpotenzialen (Pendler) verbunden. Auch die Bevölkerungsentwicklung ist als positive Rahmenbedingung für den Einzelhandel zu nennen. 15 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Stand September 2007 25 Einzelhandelskonzeption Gilching II Bevölkerung und Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 1. Marktgebiet und Bevölkerung Die Abgrenzung des Marktgebietes ist die wichtigste Voraussetzung zur Ermittlung des Einwohner- und Kaufkraftpotenzials des Gilchinger Einzelhandels und zur Berechnung der Kaufkraftströme. Als Marktgebiet wird in dieser Untersuchung derjenige Bereich definiert, innerhalb dessen die Verbraucher den Einzelhandelsstandort Gilching voraussichtlich regelmäßig aufsuchen16. Bei der konkreten Abgrenzung des Marktgebietes wurden insbesondere folgende Einflussfaktoren berücksichtigt: Einzelhandelsbesatz (insbesondere hinsichtlich Betriebsgrößen- und Sortimentsstruktur, Fristigkeit der angebotenen Waren, Attraktivität der Geschäfte) Strukturdaten des Untersuchungsraums (z. B. Bevölkerungsschwerpunkte, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur, administrative Grenzen) Lage der Einzelhandelsschwerpunkte und verkehrliche Erreichbarkeit topografische Bedingungen Einzelhandelsausstattung der Umlandkommunen ausgewählte Zeit- und Distanzwerte des Verbraucherverhaltens (= empirische Erfahrungswerte). Nicht alle der in Gilching ansässigen Einzelhandelsbetriebe strahlen in gleichem Umfang in das Marktgebiet aus. Auf einzelbetrieblicher Ebene bestehen z. T. Kundenverflechtungen, die über das abgegrenzte Marktgebiet hinausgehen. Die Anziehungskraft hängt – neben der Fristigkeit des Bedarfs – v. a. von der Attraktivität und Größe des Anbieters ab. Diese Verflechtungen werden bei den weiteren Berechnungen als Umsätze mit sog. Streukunden behandelt. Hierzu zählen etwa gelegentliche Einkäufe von einpendelnden Arbeitnehmern oder Touristen. 16 Das so abgegrenzte Marktgebiet ist nicht identisch mit dem landesplanerisch festgelegten Verflechtungsbereich des innerstädtischen Einzelhandels. 26 Einzelhandelskonzeption Gilching Insgesamt verfügt Gilching kaum über großflächige Einzelhandelsbetriebe. Es bestehen keine SB-Warenhäuser und mit Ausnahme des Müller Marktes im Gewerbegebiet Süd, keine großflächigen Fachmärkte, die eine starke Magnetfunktion übernehmen könnten. Hohe Ausstrahlungswirkung erreichen jedoch neben dem Oberzentrum München auch das Mittelzentrum Fürstenfeldbruck und der Siedlungsschwerpunkt Germering, wobei besonders München auch eine zentrale Bedeutung als Arbeitsort aufweist. Das Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels bleibt daher im Kern auf die Gemeinde Gilching und die nördlich gelegene Gemeinde Alling sowie die im Südwesten gelegenen Orte Weßling und Wörthsee beschränkt. Einzelne Ortsteile der angrenzenden Gemeinden Gauting (Unterund Oberbrunn) und Krailling (Gut Hüll, Frohnloh und Pentenried) können lediglich als Ergänzungsgebiet angesehen werden. Vor dem Hintergrund der regionalen Wettbewerbssituation und der verkehrlichen Erreichbarkeit der Gemeinde Gilching lässt sich das Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels17 demnach wie unten dargestellt abgrenzen und zonieren (vgl. Karte 2). In Gilching selbst (Zone I) ist die höchste Kundenbindung zu unterstellen. Als Zone II wurden die unmittelbar angrenzenden Gemeinden Alling und Weßling abgegrenzt. Zone III umfasst, unter Berücksichtigung des Einzelhandelsangebots im Umland und aufgrund der räumlichen Nähe bzw. guten Erreichbarkeit, zudem die Gemeinde Wörthsee. Hier ist allerdings angesichts der Nähe zu konkurrierenden Wettbewerbsstandorten von einem deutlich geringeren Kaufkraftzufluss nach Gilching auszugehen. Weitere Kaufkraftzuflüsse in den Gilchinger Einzelhandel aus dem Ergänzungsgebiet und z. B. von Pendlern oder Touristen, werden im weiteren Verlauf der Untersuchung in Form von sog. Streuumsätzen berücksichtigt. Zone I: Gilching ca. 17.120 EW Zone II: Alling, Weßling ca. 8.641 EW Zone III: Wörthsee ca. 4.667 EW Zone I – III insgesamt ca. 30.428 EW.18 17 Abweichend vom landesplanerisch festgelegten Verflechtungsbereich des innerstädtischen Einzelhandels. Diesem ist lediglich die Gemeinde Gilching selbst zugeordnet. 18 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung; Stand: 31.12.2007 27 Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 2: Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 28 Einzelhandelskonzeption Gilching 2. Kaufkraftpotenzial im abgegrenzten Marktgebiet Die Berechnung der im abgegrenzten Marktgebiet erschließbaren Nachfragepotenziale wird speziell für den Ladeneinzelhandel und das Ladenhandwerk vorgenommen. Dabei werden aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes sowie GMA-Kaufkraftwerte zu Grunde gelegt. Nach Berechnungen der GMA liegt die einzelhandelsrelevante Nachfrage (inkl. Apotheken und Ladenhandwerk) in den alten Bundesländern für die abgegrenzten Bedarfsgüter im Jahr 2008 bei ca. 5.264 € pro Kopf der Wohnbevölkerung. Davon entfallen auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor ca. 1.788 € p. a., auf den gesamten Nichtlebensmittelsektor ca. 3.476 € p. a.. Neben den Pro-Kopf-Ausgabewerten ist zur Berechnung des Kaufkraftpotenzials das lokale Kaufkraftniveau zu berücksichtigen. Für die Gemeinde Gilching und die weiteren Kommunen im Marktgebiet ist von einem stark überdurchschnittlichen Kaufkraftkoeffizienten auszugehen.19 Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren beläuft sich das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotenzial im Marktgebiet aktuell auf insgesamt ca. 184,9 Mio. € (vgl. Tab. 2). Davon betreffen: ca. 102,8 Mio. € (ca. 56 %) die Gemeinde Gilching ca. 51,8 Mio. € (ca. 28 %) die Zone II ca. 30,3 Mio. € (ca.16 %) die Zone III. Davon entfallen ca. 62,8 Mio. € (ca. 34 %) auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 122,1 Mio. € (ca. 66 %) auf den Nichtlebensmittelbereich. 19 Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Nürnberg, errechnet die Kaufkraftkoeffizienten auf der Grundlage der Steuerstatistik. Für die Gemeinde Gilching liegt der Kaufkraftkoeffizient bei 113,9 und damit um 13,9 % über dem Bundesdurchschnitt (= 100,0). In den anderen Orten im Marktgebiet schwankt der Kaufkraftkoeffizient zwischen 111,4 (Weßling) und 123,1 (Wörthsee). 29 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 2: Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2008 Kaufkraft in Mio. € Warengruppe / Bedarfsbereich Marktgebiet gesamt Zone I Zone II Zone III Nahrungs- und Genussmittel 34,9 17,6 10,3 62,8 Gesundheit, Körperpflege 12,5 6,3 3,7 22,5 2,2 1,1 0,6 3,9 49,6 25,0 14,6 89,2 Bücher, PBS*, Spielwaren 5,0 2,5 1,5 9,0 Bekleidung, Schuhe, Sport 13,2 6,7 3,9 23,8 Überwiegend mittelfristiger Bedarf 18,2 9,2 5,4 32,8 9,2 4,6 2,7 16,5 Hausrat, Einrichtung, Möbel 10,1 5,1 3,0 18,2 Sonstiger Einzelhandel 15,7 7,9 4,6 28,2 Überwiegend langfristiger Bedarf 35,0 17,6 10,3 62,9 Nichtlebensmittel gesamt 67,9 34,2 20,0 122,1 102,8 51,8 30,3 184,9 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf Überwiegend kurzfristiger Bedarf Elektrowaren Einzelhandelswaren gesamt * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Berechnungen 2008 (ca.-Werte, gerundet) 3. Kaufkraftentwicklung bis 2012 / 2020 Die mittelfristige Entwicklung des Kaufkraftvolumens im Marktgebiet der Gemeinde Gilching ist einerseits abhängig von konjunkturellen Einflüssen und dem künftigen Verbraucherverhalten, andererseits von der Bevölkerungsentwicklung. Für die Kaufkraftprognose wird unterstellt, dass sich die Verbraucher in ihrem Spar- und Ausgabeverhalten bis zum Prognosehorizont 2012 bzw. 2020 „normal“ verhalten, d. h. keine wesentlichen Veränderungen der Sparquote und des Ausgabeverhaltens eintreten. Vor dem Hintergrund der derzeit absehbaren konjunkturellen Entwicklung dürfte nur noch mit geringen realen Kaufkraftsteigerungen zu rechnen sein. Die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft wird nach GMA-Berechnungen im Jahr 2012 ca. 5.333 € pro Kopf der Wohnbevölkerung betragen, im Jahr 2020 ca. 5.502 €. 30 Einzelhandelskonzeption Gilching Bei Zugrundelegung der Prognosen des statistischen Landesamtes zur zukünftigen Einwohnerentwicklung in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck ist für die Gemeinden innerhalb des Marktgebietes bis zum Jahr 2012 noch ein leichter Bevölkerungsanstieg in Höhe von ca. 2 – 3 % gegenüber 2007 zu erwarten20. Für die Gemeinde Gilching bedeutet dies eine leichte Steigerung der Bevölkerungszahl auf rund 17.565 Einwohner. Für die anderen Kommunen kann ebenfalls von geringen Bevölkerungszunahmen ausgegangen werden. Im gesamten Einzugsgebiet erhöht sich die Einwohnerzahl damit um ca. 775 Personen (gegenüber 2007) auf ca. 31.200. Aus gutachterlicher Sicht ist jedoch mit einer stärkeren Bevölkerungszunahme zu rechnen. Gründe hierfür sind der stärkere Bevölkerungsanstieg in Gilching im Vergleich zum Landkreis Starnberg in der Vergangenheit und eine zu erwartende Fortsetzung dieses Trends, die dynamische Entwicklung am Wohnungsmarkt, u. a. durch die geplante Entwicklung der „Gilchinger Glatze“ und die zu erwartenden Gewerbeansiedlungen im Gewerbegebiet Süd. Aus diesem Grund wird für die Berechnung der prognostisch zu erwartenden Kaufkraft im Jahr 2012 mit einem zusätzlichen Bevölkerungswachstum von 500 Personen bis zu diesem Zeitpunkt ausgegangen. Somit errechnet sich für das abgegrenzte Marktgebiet im Prognosejahr 2012 ein Kaufkraftvolumen von insgesamt ca. 194,9 Mio. € (vgl. Tab. 3). Gegenüber 2007 entspricht dies einem nominalen Kaufkraftzuwachs von ca. 10,0 Mio. € (ca. 5,4 %). 20 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2025, Variante W1a. Für den LK Starnberg wird von 2007 bis 2012 ein Wachstum von ca. 2,6 % erwartet, für den LK Fürstenfeldbruck ca. 2,2 % 31 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 3: Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2012 Kaufkraft in Mio. € Warengruppe / Bedarfsbereich Marktgebiet gesamt Zone I Zone II Zone III Nahrungs- und Genussmittel 37,2 18,3 10,7 66,2 Gesundheit, Körperpflege 13,5 6,6 3,9 24,0 2,4 1,2 0,7 4,3 53,1 26,1 15,3 94,5 Bücher, PBS*, Spielwaren 5,3 2,6 1,5 9,4 Bekleidung, Schuhe, Sport 14,0 6,9 4,0 24,9 Überwiegend mittelfristiger Bedarf 19,3 9,5 5,5 34,3 9,9 4,9 2,8 17,6 Hausrat, Einrichtung, Möbel 10,7 5,3 3,1 19,1 Sonstiger Einzelhandel 16,5 8,1 4,8 29,4 Überwiegend langfristiger Bedarf 37,1 18,3 10,7 66,1 Nichtlebensmittel gesamt 72,3 35,6 20,8 128,7 109,5 53,9 31,5 194,9 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf Überwiegend kurzfristiger Bedarf Elektrowaren Einzelhandelswaren gesamt * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Berechnungen 2008 (ca.-Werte, gerundet) Bis zum Jahr 2020 geht die Prognose des Statistischen Landesamtes in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck von einer positiven Einwohnerentwicklung aus. Gegenüber 2007 beträgt die Bevölkerungszunahme ca. 5,5 % im LK Starnberg, ca. 4,6 % im LK Fürstenfeldbruck. Auch zwischen 2012 und 2020 wird jedoch aus gutachterlicher Sicht aus den oben genannten Gründen mit einer stärkeren Bevölkerungszunahme für die Gemeinde Gilching gerechnet. Für die Berechnungen wird gegenüber 2012 von einer zusätzlichen Bevölkerungszunahme von 300 Personen ausgegangen. Für das abgegrenzte Marktgebiet ergibt sich somit für das Prognosejahr 2020 ein Kaufkraftvolumen von insgesamt ca. 203,7 Mio. € (vgl. Tab. 4). Gegenüber 2007 entspricht dies einem nominalen Kaufkraftzuwachs von ca. 18,8 Mio. € (ca. 10,2 %). Gegenüber 2012 ist dies ein Zuwachs um 8,8 Mio. € (ca. 4,5 %). 32 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 4: Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2020 Kaufkraft in Mio. € Warengruppe / Bedarfsbereich Zone I Zone II Zone III Marktgebiet gesamt Nahrungs- und Genussmittel 39,0 19,0 11,1 69,1 Gesundheit, Körperpflege 14,3 7,0 4,1 25,4 2,5 1,2 0,7 4,4 55,8 27,2 15,9 98,9 Bücher, PBS*, Spielwaren 5,6 2,7 1,6 9,9 Bekleidung, Schuhe, Sport 14,7 7,2 4,2 26,1 Überwiegend mittelfristiger Bedarf 20,3 9,9 5,8 36,0 Elektrowaren 10,4 5,1 2,9 18,4 Hausrat, Einrichtung, Möbel 11,2 5,5 3,2 19,9 Sonstiger Einzelhandel 17,2 8,4 4,9 30,5 Überwiegend langfristiger Bedarf 38,8 19,0 11,0 68,8 Nichtlebensmittel gesamt 75,9 37,1 21,6 134,6 114,9 56,1 32,7 203,7 Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf Überwiegend kurzfristiger Bedarf Einzelhandelswaren gesamt * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Berechnungen 2008 (ca.-Werte, gerundet) 33 Einzelhandelskonzeption Gilching III Situationsanalyse des Einzelhandelsstandorts Gilching 1. Aktueller Einzelhandelsbestand Die nachfolgenden Daten beruhen auf einer vollständigen Erhebung des Gilchinger Einzelhandels, die im April 2008 von GMA-Mitarbeitern durchgeführt wurde. Dabei wurden die Betriebe nach Umsatzschwerpunkt den einzelnen Warengruppen zugeordnet. Demnach gab es zum Zeitpunkt der Erhebung in der Gemeinde Gilching insgesamt: 122 Betriebe des Ladeneinzelhandels und Ladenhandwerks eine Gesamtverkaufsfläche von ca. 18.220 m² eine Brutto-Umsatzleistung von ca. 77,4 Mio. €. Tabelle 5: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Hauptwarengruppen Hauptwarengruppen / Bedarfsbereiche Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche in m² Umsatz in Mio. € Nahrungs- und Genussmittel 43 8.720 -- Gesundheit / Körperpflege 10 1.605 -- 6 1.040 -- 59 11.365 56,5 Bücher, PBS*, Spielwaren 9 845 -- Bekleidung, Schuhe, Sport 24 2.580 -- überwiegend mittelfristiger Bedarf 33 3.425 11,6 7 420 -- Hausrat, Einrichtung, Möbel 10 1.050 -- Sonstiger Einzelhandel 13 1.960 -- überwiegend langfristiger Bedarf 30 3.430 9,3 Nichtlebensmittel gesamt 79 9.500 34,9 122 18.220 77,4 Blumen / Pflanzen, zoologischer Bedarf überwiegend kurzfristiger Bedarf Elektrowaren Einzelhandel gesamt * PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) 34 Einzelhandelskonzeption Gilching Hiervon entfallen auf Anbieter von Nahrungs- und Genussmitteln: 43 Betriebe (= ca. 35 % des Gesamtbestandes) mit ca. 8.720 m² VK (= ca. 48 % der Gesamtverkaufsfläche) und ca. 42,5 Mio. € Brutto-Umsatz (= ca. 55 % des Gesamtumsatzes). Auf Nichtlebensmittel-Anbieter entfallen: 79 Betriebe (= ca. 65 % des Gesamtbestandes) mit ca. 9.500 m² VK (= ca. 52 % der Gesamtverkaufsfläche) und ca. 34,9 Mio. € Brutto-Umsatz (= ca. 45 % des Gesamtumsatzes). Gegenüber der ifh-Untersuchung aus dem Jahr 2001 weist der Gilchinger Einzelhandelsbestand einen leichten Zuwachs im Gesamtbestand auf. Insgesamt sind aktuell 10 Betriebe mehr in Gilching ansässig als noch 2001. Die positive Entwicklung bei den Betriebszahlen ist allgemein unüblich; zeigt aber die dynamische positive Entwicklung der Gemeinde auf. Die Verkaufsfläche ist um etwa 2.000 m² angestiegen. Dieser Zuwachs ist vor allem dem Lebensmittelhandel zuzuschreiben. 35 Karte 3: Einzelhandelsbestand Gilching Einzelhandelskonzeption Gilching Quelle: GMA-Bearbeitung 2008 Kartengrundlage Stadt Gilching Sonstiger Einzelhandel Hausrat, Möbel Elektrowaren Bekleidung, Schuhe, Sport Bücher, PBS, Spielwaren Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf Gesundheit, Körperpflege Nahrungs- und Genussmittel Branchen Betriebe < 100 m² VK Betriebe >= 100 m² und < 400 m² VK Betriebe >= 400 m² und < 800 m² VK Betriebe > 800 m² VK Legende: 36 Einzelhandelskonzeption Gilching Die Verteilung des Einzelhandelsbestands nach Ortsteilen zeigt, dass im Ortsteil Gilching zwar mit ca. 60 % die Mehrheit der Betriebe ansässig ist, diese jedoch nur über einen Anteil von ca. 36 % der Verkaufsflächen verfügen. Hingegen sind im Ortsteil NeuGilching bei einem Anteil von ca. 31 % der Betriebe ca. 45 % der Verkaufsflächen zu finden. Dies zeigt, dass die Betriebe im Ortsteil Neugilching im Durchschnitt über größere Verkaufsflächen als im Ortsteil Gilching verfügen. Die Einzelhandelsbetriebe im Gewerbegebiet Süd verfügen über die durchschnittlich größten Verkaufsflächen, da sie bei einem Anteil von nur ca. 4 % der Betriebe ca. 15 % der Verkaufsflächen bereitstellen. Während im Ortsteil Argelsried mit einem Anteil von ca. 5 % der Betriebe und einem Verkaufsflächenanteil von ca. 4 % ein kleiner Teil des Einzelhandelsbesatzes vor zu finden ist, hat im Ortsteil Geisenbrunn, der vom Kernort (Gilching, Neugilching, Argelsried) getrennt liegt, kein Einzelhandelsbetrieb seinen Standort. Tabelle 6: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Ortsteilen Betriebe Ortsteil Anzahl Verkaufsflächen Anteil in m² Anteil Gilching 73 60 % 6.625 36 % Neugilching 38 31 % 8.190 45 % 6 5% 675 4% --- --- --- --- 5 4% 2.730 15 % 122 100 % 18.220 100 % Argelsried Geisenbrunn Gewerbegebiet Süd Insgesamt Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) Hinsichtlich der Einstufung nach Einkaufslagen (vgl. Tab. 7) zeigt sich, dass der Gilchinger Ortskern nur in Hinsicht auf die Zahl der Betriebe (ca. 54 %) einen überdurchschnittlichen Anteil einnimmt. Da hier kleinflächige Anbieter dominieren, vereinigt der Ortskern nur ca. 34 % der Verkaufsfläche auf sich. Die durchschnittliche Betriebsgröße beläuft sich auf ca. 92 – 93 m² Verkaufsfläche. 37 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 7: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Standortlagen Betriebe Standortlage Anzahl Verkaufsflächen Anteil in m² Anteil Ortskern 66 54 % 6.105 34 % Ergänzungsstandorte mit Nahversorgungsfunktion 21 17 % 4.365 24 % Streu-/ Nebenlagen (integriert) 25 21 % 3.300 18 % Gewerbegebiete / dezentrale Lagen 10 8% 4.450 24 % 122 100 % 18.220 100 % Insgesamt Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) Den Ergänzungsstandorten mit Nahversorgungsfunktion (Bereich Starnberger Weg und Karolinger Straße sowie Bereich Sonnenstraße und Marsstraße) wurden 21 Betriebe zugeordnet, die gemeinsam über ca. 24 % des gesamten Verkaufsflächenbestandes der Gemeinde Gilching verfügen. Beide Nahversorgungszentren befinden sich im Ortsteil Neugilching. Der im Ortsteil Gilching liegende Haupteinkaufsbereich vereinigt 66 der 73 der im Ortsteil Gilching ansässigen Betriebe. Insgesamt befinden sich ca. 20 % der Gilchinger Betriebe mit zusammen ca. 18 % der Verkaufsfläche ihren Standort in integrierten Streu- oder Nebenlagen, wobei sich die durchschnittliche Verkaufsfläche auf ca. 130 m² beläuft. Dabei handelt es sich überwiegend um kleinflächige Anbieter (u.a. Bäckereien, Obst- und Gemüsegeschäfte sowie Blumen- und Schreibwarenläden) sowie um zwei größere Lebensmittelmärkte (Tengelmann und Lidl), die Nahversorgungsfunktionen für die umliegende Wohnbevölkerung übernehmen. In dezentraler Lage in Gewerbegebieten bzw. außerhalb der Siedlungsräume sind insgesamt 10 Betriebe ansässig, die allerdings 24 % der Verkaufsflächen auf sich vereinigen. Die Hälfte dieser Betriebe befindet sich im Gewerbegebiet Gilching-Süd in einer Verbundlage. Die Durchschnittsgröße beträgt hier ca. 445 m² Verkaufsfläche je Betrieb. Insgesamt sind über die Hälfte der Einzelhandelsbetriebe, die ihren Standort in dezentraler Lage in Gewerbegebieten bzw. außerhalb der Siedlungsräume haben, der Branche Nahrungsund Genussmittel zuzuordnen (vier Getränkemärkte und ein Lebensmitteldiscounter sowie eine Bäckerei). Die übrigen vier Anbieter verteilen sich auf die Branchen Bücher/Zeitschriften, Gesundheit und Körperpflege, Blumen/Pflanzen sowie Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf. 38 Einzelhandelskonzeption Gilching Die Analyse der Größenstruktur macht deutlich, dass die kleinflächigen Betriebe (bis 299 m² VK) zwar über einen Anteil von knapp 85 % am Gesamtbestand verfügen, jedoch nur 34 – 35 % der Gesamtverkaufsfläche auf sich vereinigen. Entsprechend verteilt sich der Großteil der Verkaufsfläche auf die mittel- und großflächigen Betriebe in Gilching. Insgesamt verfügen die sechs großflächigen Betriebe (ab 800 m² VK) über 32 % der Gesamtverkaufsfläche. Abbildung 5: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Größenklassen 53 Betriebe Verkaufsfläche 1.590 2.325 0% unter 50 m² 36 2.360 20% 50 - 99 m² 6.105 13 6 5.840 40% 60% Anteil am Gesamtbestand 100 - 299 m² 14 300 - 799 m² 80% 100% ab 800 m² Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) Die Betriebstypenstruktur wird von eigentümergeführten Fachgeschäften dominiert, ca. 82 % aller Betriebe in Gilching sind als solche einzustufen (vgl. Tab. 8). Bei ca. 16 % der Betriebe handelt es sich um vornehmlich selbstbedienungsorientierte Betriebstypen wie Supermärkte, Discounter und Fachmärkte. Die Fachgeschäfte verfügen nur über 34% der Gesamtverkaufsfläche während die übrigen Betriebsformen – ausgenommen der Einzelhandelsmischformen – über 63% der Verkaufsfläche bereitstellen. 39 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 8: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Betriebstypen Betriebe Betriebstyp Verkaufsflächen Anzahl Anteil in m² Anteil 100 82% 6.365 35% Supermärkte 5 4% 3.310 18% Lebensmitteldiscounter 4 3% 2.770 15% Fachmärkte 11 9% 5.345 30% Mischformen des Einzelhandels* 2 2% 430 2% 122 100% 18.220 100% Fachgeschäfte Insgesamt * Tankstellen Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) 2. Situation im Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) 2.1 Einzelhandelsbesatz Das Gilchinger Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) verläuft im Wesentlichen entlang der Römerstraße – im Norden bis zum Parsbergweg und im Süden bis zur Landsberger Straße. Zudem ist der Bereich zwischen der Karolinger Straße, der Pollinger Straße und der S-Bahnlinie dem zentralen Versorgungsbereich zuzuordnen. Abgestuft nach der Einzelhandelsdichte können für den Zentralen Versorgungsbereich aktuell folgende Wertigkeiten unterschieden werden: Haupteinkaufslage Nebenlagen Die Haupteinkaufslage erstreckt sich vorwiegend entlang der Römerstraße von Höhe Welfenstraße bis zur S-Bahnlinie. Außerdem ist der Bereich Am Markt dieser Lage zuzuordnen. Zu den Nebenlagen zählt das restliche Gebiet des Zentralen Versorgungsbereichs, das nicht der Haupteinkaufslage zugeordnet ist. 40 Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 4: Haupteinkaufslage(n) in der Ortsmitte Legende Haupteinkaufslage Tabelle 9: Einzelhandelsbestand im Gilchinger Ortszentrum nach Lagebereichen Betriebe Lagebereich Anzahl Verkaufsflächen Anteil in m² Anteil Haupteinkaufslage 45 68,2% 4.485 73,5% Nebenlage 21 31,8% 1.620 26,5% Ortszentrum gesamt 66 100,0% 6.105 100,0% Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet) Wie die Tabelle 10 zeigt, entfallen ca. 68 % der Betriebe und ca. 74 % des Verkaufsflächenbestands im Ortszentrum auf die abgegrenzte Haupteinkaufslage. Diese weist einen recht breiten Sortimentsmix auf und umfasst Anbieter aus allen Hauptwarengruppen. Größter Anbieter im Ortszentrum ist der in einer Nebenlage am Bahnhof befindliche Supermarkt Edeka. In der Hauptlage ist der Drogeriemarkt Rossmann, gefolgt vom Naturkostladen Keimling, der Betrieb mit der größten Verkaufsfläche. Keiner der Betriebe ist jedoch größer als 800 m². Neben wenigen mittelflächigen Betrieben (300 – 800 m²) ist ein 41 Einzelhandelskonzeption Gilching großer Teil der Betriebe als kleinflächig oder in der Mehrzahl sogar kleinstflächig (unter 100 m²) zu bezeichnen. Mit keinem Händler über 150 m² ist der Bekleidungseinzelhandel im Ortszentrum von Gilching sehr kleinflächig strukturiert. Lediglich im Bereich Schuhe und Sport gibt es zwei Händler, die in die Spanne zwischen 100 und 300 m² Verkaufsfläche fallen. Im Bereich des neu gestalteten Marktplatzes haben vorwiegend Betriebe aus den Branchen Geschenkartikel / Haushaltswaren sowie Bekleidung ihren Standort. Ein großer Teil der Fläche wird jedoch von Dienstleistungs- und Gastronomiebetrieben eingenommen. Insgesamt ist die Frequenz des als Fußgängerzone gestalteten Marktplatzes sehr gering. Dies wird auch durch leer stehende Ladenlokale dokumentiert. In den Nebenlagen (v.a. Karolinger Straße, Pollinger Straße und Am Bahnhof) befinden sich außer der Buchhandlung am Bahnhof nur kleinstflächige Einzelhändler. Diese sind vorwiegend dem kurz- und langfristigen Bedarf zuzuordnen. Als Leerstände wurden bei der GMA-Erhebung im Ortszentrum insgesamt sechs Ladenlokale erfasst. Dies entspricht einem Anteil von ca. 9 % der Ladenlokale im Ortszentrum. Bezüglich der räumlichen Verteilung ist festzuhalten, dass sich drei der sechs Leerstände am Marktplatz befinden. Die drei anderen Leerstände befinden sich im nördlichen Teil der Römerstraße. Einer in dem als Nebenlage eingestuften Bereich und zwei am Rand der Hauptlage. Besonders im Bereich des Marktplatzes tragen die Leerstände deutlich zu Einbußen bei der Attraktivität und der Aufenthaltsqualität des Areals bei. Deutlich wird in Gilching das Fehlen von größeren, Frequenz erzeugenden Magnetbetrieben in der Ortsmitte. Ferner ist zu konstatieren, dass die räumliche Konzentration des Einzelhandels in der Ortsmitte zu gering ausgeprägt ist. 42 Einzelhandelskonzeption Gilching 2.2 Dienstleistungsbesatz Da der Einzelhandel in den kommenden Jahren einen gewissen Bedeutungsverlust in Ortszentren und Innenstädten erfahren wird, ist das Vorhandensein eines leistungsfähigen Komplementärbesatzes wichtig. Im Gilchinger Ortszentrum wird das Einzelhandelsangebot durch zahlreiche Gastronomie-, Freizeit- und Dienstleistungseinrichtungen, I-Betriebe ergänzt. Gastronomiebetriebe weist das Ortszentrum fast ausschließlich in der Hauptlage, besonders konzentriert in der neuen Ortsmitte, auf. Hier verfügt Gilching über ein Spektrum von Restaurants und Cafés sowie ein Bistro. Bei den Erhebungen im Ortszentrum im April 2008 wurden insgesamt 10 Gastronomiebetriebe ermittelt. Übernachtungsbetriebe befinden sich nicht im Ortszentrum. (vgl. Tab. 11). Besonders hervorzuheben für eine Kommune dieser Größenordnung ist das Kino, welches sich in der Nebenlage Am Bahnhof befindet. Tabelle 10: Gastgewerbebestand im Gilchinger Ortszentrum 2008 Lagekategorie Betriebstyp Hauptlage Nebenlage Ortszentrum gesamt Restaurant 5 -- 5 Bistro, Imbiss 1 -- 1 Schankwirtschaft, Kneipe -- -- -- Café, Eiscafé 3 1 4 Gastronomiebetriebe insgesamt 9 1 10 Quelle: GMA-Erhebung 2008 Im Bereich Dienstleistungen wurden bei den Erhebungen im Ortszentrum insgesamt 75 Einrichtungen festgestellt (vgl. Tab. 12). Der größte Teil hiervon (29) entfällt auf medizinische Dienstleister (Allgemeinärzte, Fachärzte, Zahnärzte, Kieferorthopädie, Physiotherapie, Massage, Heilpraktiker, Tierarzt u.ä.). Konsumnahe Dienstleister wie Reisebüros, Reinigungen, Änderungsschneidereien, Friseure und Kosmetiksalons bilden mit 16 Betrieben die zweitgrößte Gruppe. Hiernach folgen Banken und Versicherungsbüros (12), freie Berufe (4 Anwaltskanzleien, 2 Steuerberater und 1 Consultingunternehmen) und sonstige Dienstleister (Krankenkassen, Verbände, Fahrschulen, Nachhilfeeinrichtungen, 43 Einzelhandelskonzeption Gilching Musikschule, Kopierläden, Fotostudios u.a. - zusammen 13). Neben den privatwirtschaftlichen Dienstleistern wurden auch öffentliche Einrichtungen erhoben (Rathaus und Verwaltung der Gemeinde sowie Stadtbücherei). Die Dienstleistungsbetriebe konzentrieren sich hauptsächlich auf die Römerstraße, den Marktplatz und die Pollingerstraße. Konzentrationen von medizinischen Dienstleistern befinden sich in der Pollingerstraße und im südlichen Teil der Römerstraße. Tabelle 11: Dienstleistungsbestand im Gilchinger Ortszentrum 2008 Lagekategorie Betriebstyp Hauptlage Nebenlage Ortszentrum gesamt Öffentliche Einrichtungen / Bildungseinrichtungen -- 2 2 Medizinische Dienstleister 18 11 29 Konsumnahe Dienstleister 13 3 16 Banken, Versicherungen 11 1 12 Unternehmensnahe freie Berufe 5 -- 5 Sonstige Dienstleister 9 2 11 Dienstleistungsbetriebe insgesamt 56 19 75 Quelle: GMA-Erhebung 2008 Dienstleistungen zählen zu den wichtigsten „Ergänzungsnutzen“ eines Ortszentrums (Kopplungstätigkeiten; Frequenzerhöhung). In Gilching gibt es neben dem Einzelhandel einen beachtlichen Dienstleistungsbesatz in der Ortsmitte. 44 Einzelhandelskonzeption Gilching 2.3 Zusammenfassende Bewertung des Gilchinger Ortszentrums Zusammenfassend sind die Stärken und Schwächen des Gilchinger Ortszentrums als Zentraler Versorgungsbereich mit den dort verorteten Einzelhandels- und Komplementärangeboten wie folgt zu bewerten: Stärken: + breites Angebotsspektrum im Einzelhandel + viele Inhabergeführte Betriebe; zum Teil spezialisierte Betriebe + großer Anteil am gesamtstädtischen Betriebsbesatz des Einzelhandels + insgesamt (noch) relativ geringe Leerstandsquote in Gilching gesamt + kostenlose Parkierungsmöglichkeiten (straßenbegleitend und im Bereich des Marktplatzes) + grundsätzlich vorhandenes Gastronomieangebot + hoher Besatz an Allgemein- und Fachärzten + attraktives Kino + Banken im Ortskern als Frequenzbringer Schwächen: – mittel- und großflächige Einzelhandels-Magnetbetriebe im Ortszentrum fehlen – Angebotsdefizite im Bereich Bekleidung und Elektrowaren – Leerstände am Marktplatz – Attraktivität der Römerstraße (Fassaden, Straßengestaltung) nimmt in Nebenlagen ab – Schließung der Post – Frequenzbringer am Marktplatz fehlt (z.B. Metzger) – Zufahrt zu Stellplätzen am Marktplatz nicht optimal – „Länge“ der Haupteinkaufsstraße – Akzeptanzprobleme beim Stellplatzangebot – geringe Dimensionierung der Lebensmittelmärkte 45 Einzelhandelskonzeption Gilching 3. Nahversorgung in der Gemeinde Gilching 3.1 Entwicklungen und Perspektiven der Nahversorgung Seit einigen Jahren ist ein Rückzug von Einzelhandelsbetrieben sowohl im ländlichen Raum als auch in Stadtteillagen und Wohngebieten festzustellen. Die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln, Zeitschriften, Schreibwaren, Drogeriewaren, Wasch- und Putzmitteln, kleineren Haushaltswaren, Kleintextilien, Blumen und Apothekerwaren in unmittelbarer Nähe des Wohnortes ist oft nicht mehr möglich. Mit dem Rückzug des Handels aus Wohnlagen geraten auch konsumnahe Dienstleister unter Druck, so etwa die Reinigung, Bank, Sparkasse oder Post. Die Ursachen für den Rückzug des Einzelhandels aus Nahversorgungslagen sind vielfältig, lassen sich jedoch letztendlich der schwindenden Rentabilität zurechnen. Abbildung 6: Entwicklung der Nahversorgung – früher, heute, morgen typische Einkaufsorte Früher Heute Morgen Einkauf um die Ecke Autokundenorientierte Standorte auf der „Grünen Wiese“ Ambulanter Handel? Tankstellen? Einkauf im nächsten großen Ort Verkehrsmittel Einkauf zu Fuß Einkauf mit dem Auto Internet? Wettbewerbsvoraussetzungen Preisbindung Preiswettbewerb der Unternehmen Preis- und LogistikWettbewerb Betriebstyp Tante Emma Edeka, Aldi u. ä. Großdiscounter / SB-Warenhaus Betreiber vor Ort Kaufmann Filialist / Franchisenehmer Handel im Verbund? Handelsorganisation lokale, regionale Genossenschaft deutschland- und europaweit agierende Unternehmen Weltkonzerne Quelle: GMA-Standortforschung 2008 46 Einzelhandelskonzeption Gilching Als Folgen der Entwicklung der Handelsstruktur und des Verbraucherverhaltens sind bundesweit derzeit folgende Trends festzuhalten: Die Zahl möglicher Betreiber hat sich in den einzelnen Branchen in den letzten 20 Jahren auf eine Hand voll leistungsfähiger Unternehmen reduziert (Konzentration der Anbieter durch Übernahmen, Fusionen und Konkurse). Die Nahversorgung in Gebieten mit weniger als 4.000 – 5.000 Einwohnern als Marktpotenzial gestaltet sich zunehmend schwieriger, wobei es kaum eine Rolle spielt, ob diese Bereiche „auf dem flachen Land“ oder „mitten in der Stadt“ liegen. Die Handelsunternehmen konzentrieren ihre Standortnachfrage auf wenige Standorte, bauen dort aber dann größere Einheiten (im Lebensmittelbereich mindestens 800 m² Verkaufsfläche). Entsprechend groß müssen die Grundstücke sein (ab ca. 4.000 m² für einen einzelnen Markt). Als wesentliche Gebäude- und Grundstücksanforderungen sind zu beachten, dass die Gebäude stets gut einsehbar und verkehrlich gut erreichbar sein sollen, d. h. möglichst direkt an einer Hauptausfallstraße liegen. Verkaufsräume und Parkierungseinrichtungen sollen grundsätzlich ebenerdig arrangiert. 3.2 Anforderungen an Nahversorgungszentren und Schlussfolgerungen Ausgehend von der räumlichen Verteilung bzw. Konzentrationen des Einzelhandels im Gilchinger Stadtgebiet soll diese Analyse zukunftsfähige Nahversorgungszentren identifizieren und im späteren Verlauf praktikable Ansatzpunkte für eine Stabilisierung bzw. Weiterentwicklung dieser Einkaufslagen liefern. Zur konkreten Identifikation von Nahversorgungszentren wurde das in Abbildung 7 dargestellte Idealschema der Ausstattung verwendet. Zugrunde gelegt wurden hierbei die Erkenntnisse aus gesamtstädtischen GMAUntersuchungen vergleichbarer Städte. Neben quantitativen Aspekten wurden auch qualitative Faktoren berücksichtigt, die sich in zahlreichen GMA-Projekten als relevant für die Tragfähigkeit, Nachhaltigkeit und Profilierung von Nahversorgungszentren erwiesen haben. 47 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 7: Ausstattungsprofil eines idealtypischen Nahversorgungszentrums Anforderungen Nahversorgungszentrum Einzugsbereich Wohnquartier, Stadtteil mind. 5.000 – 6.000 Einwohner, ca. 1.500 – 2.000 im fußläufigen Nahbereich Branchenmix kurzfristiger Bedarf (Nahrungs- und Genussmittel) Betriebsgrößenmix 1 – 2 Betriebe bis 1.000 m² VK, ca. 5 – 10 kleinere Betriebe Kundenmagneten Supermarkt / Discounter Betriebstypenmix Supermarkt / Discounter Lebensmittelhandwerk Fachhandel / Filialen (u. a. Drogerie, Apotheke, Blumen, Schreibwaren / Lotto) Preissegmente unteres bis mittleres Niveau Komplementärnutzungen Poststelle / Postagentur Bankfiliale / EC-Automat Ärzte Friseur Reisebüro evtl. Reinigung Restaurant / Bistro / Imbiss Veranstaltungen / Animation Kinder- und Familienfeste Außenverkauf ambulanter Markt Verkehr / Aufenthaltsqualität Stellplätze Bushaltestelle Fußweg- / Fahrradweganbindung Berollbarkeit Kinderspielmöglichkeiten Sitzbänke Quelle: GMA-Standortforschung 2008 Bei der Bestandserhebung wurden zwei Standortbereiche identifiziert, die als Nahversorgungszentren klassifiziert werden können. Diese Standorte erfüllen bereits nahezu die im Idealschema dargelegten Anforderungen. Beide befinden sich im Ortsteil Neugilching, an der Sonnenstraße (u. a. Edeka / Schlecker) sowie an der Starnberger Straße (u. a. Rewe / City Kauf). Diese Standorte verfügen über ein ausreichend vielfältiges Angebot sowie notwendige Magnetbetriebe. Zum Bereich Sonnenstraße ist jedoch anzumerken, dass der Edeka-Markt als Magnet für ein Nahversorgungszentrum eher klein dimensioniert ist. Die 48 Einzelhandelskonzeption Gilching anderen Anforderungen sind jedoch weitestgehend erfüllt. Zum Standortbereich Starnberger Weg ist zu erwähnen, dass das Angebot an Komplementärnutzungen ausbaufähig ist. Im Folgenden werden die bereits genannten, im Rahmen der GMA-Erhebung identifizierten Nahversorgungszentren näher beschrieben bzw. bewertet. Zudem werden weitere Standorte mit Nahversorgungsfunktionen vorgestellt, um abschließend Aussagen über die Nahversorgung im Gilchinger Gemeindegebiet zu treffen. 3.3 Nahversorgungszentrum Sonnenstraße Das Nahversorgungszentrum Sonnenstraße befindet sich im Ortsteil Neugilching im Bereich der gleichnamigen S-Bahn-Haltestell. Es erstreckt sich von der S-Bahnlinie im SüdOsten bis zur Sonnenstraße im Nord-Westen und entlang der Sonnenstraße ab der Ecke St.-Egidi-Straße im Süd-Westen bis Höhe Marsstraße im Nord-Osten. Das Gebiet nördlich und westlich des Nahversorgungsstandortes ist geprägt durch Einfamilienhäuser. Nordöstlich des Zentrums, zwischen der Sonnenstraße und der S-Bahnlinie, befinden sich Wohnblocks älteren Baujahrs. Im gesamten Gebiet süd-östlich der Bahnlinie befinden sich Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und einige Mehrfamilienhäuser. Die nächstgelegenen, größeren Lebensmittelmärkte sind in der Landsberger Straße (Tengelmann) ca. 500 Meter südlich und ca. 750 Meter nord-östlich (Lidl) und an der Ecke Starnberger Weg / Orionstraße ca. 750 Meter nördlich (Rewe). Der Standort hat eine wichtige Nahversorgungsfunktion für weite Teile des Ortsteils Neugilching. Wichtigster Magnetbetrieb ist der Supermarkt Edeka. Hinzu kommen drei Bäckereien, ein Fotogeschäft, ein kleines Elektrofachgeschäft, ein Schreib- und Haushaltswarengeschäft, ein Drogeriefachmarkt (Schlecker), zwei Schuhgeschäfte, eine Apotheke, eine Lottoannahmestelle, ein Feinkostanbieter und ein Asia-Markt. Insgesamt überwiegen Waren des kurz- und mittelfristigen Bedarfs. Ergänzt wird das Einzelhandelsangebot durch vielfältige Dienstleistungsangebote. Verschiedenste Anbieter medizinischer Dienstleistungen wie ein Arzt, ein Zahnarzt, Krankengymnastik, Hypnotherapie, zwei Naturheilpraxen und ein ambulanter Pflegedienst sind am Standort ansässig. Hinzu kommen gastgewerbliche Anbieter: ein Asia-Restaurant, eine Pizzeria und ein Hotel. Abgerundet wird das Dienstleistungsangebot durch eine Bank, einen Friseurbetrieb, einen Schlüsseldienst mit Schuhreparatur, eine Fahrschule und ein Reisebüro. 49 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 12: Vorhandene Ausstattung nach Hauptwarengruppen Nahrungs- und Genussmittel vorhanden Gesundheit, Körperpflege vorhanden Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf nicht vorhanden Bücher, PBS, Spielwaren vorhanden Bekleidung, Schuhe, Sport vorhanden Elektrowaren vorhanden Hausrat, Einrichtung, Möbel vorhanden Sonstiger Einzelhandel Nicht vorhanden Einzelhandel insgesamt 1.595 m² Stand: April 2008. 3.4 Nahversorgungszentrum Starnberger Weg Das Nahversorgungszentrum Starnberger Weg liegt an der Grenze zwischen den Ortsteilen Gilching und Neugilching, an der Ecke Starnberger Weg / Orionstraße. Südlich und nördlich des Standortes befinden sich Wohngebiete, vorwiegend bebaut mit Einfamilienhäusern. Auf dem Areal westlich des Zentrums befindet sich Wohnbebauung größeren Maßstabs (Wohnblocks). Nördlich dieses Gebietes schließt ein Gewerbegebiet, westlich ein Schul- und Sportzentrum an. Östlich des Nahversorgungszentrums befindet sich die sog. „Gilchinger Glatze“, eine weitläufige, ebene, unbebaute Fläche. Auf diesem Gelände ist ein größeres Wohnbauprojekt geplant. Der Einzelhandelsstandort erfüllt wichtige Nahversorgungsfunktionen für Teile von Gilching und Neugilching. Folgende Einzelhandelsbetriebe sind hier ansässig: ein Lebensmittel-Vollsortimenter (Rewe), eine Bäckerei, ein Feinkostanbieter, ein Getränkeanbieter, ein Computerladen, ein Modefachmarkt, ein Küchenstudio und ein Bau- und Heimwerkermarkt. Als Nahversorgungsrelevant sind dabei lediglich die Lebensmittelanbieter einzustufen. Allerdings ist anzumerken, dass der Supermarkt auch nahversorgungsrelevante Sortimente führt, die nicht dem Lebensmittelbereich zuzuordnen sind. Das komplementäre Dienstleistungsangebot ist als ausbaufähig einzustufen (u. a. Perspektive: Gilchinger Glatze). 50 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 13: Vorhandene Ausstattung nach Hauptwarengruppen Nahrungs- und Genussmittel vorhanden Gesundheit, Körperpflege nicht vorhanden Blumen, Pflanzen, zoolog. Bedarf nicht vorhanden Bücher, PBS, Spielwaren nicht vorhanden Bekleidung, Schuhe, Sport vorhanden Elektrowaren vorhanden Hausrat, Einrichtung, Möbel vorhanden Sonstiger Einzelhandel vorhanden Einzelhandel insgesamt 2.750 m² Stand: April 2008. 3.5 Größere Anbieter mit Nahversorgungsfunktion Neben den angeführten Nahversorgungszentren und den Betrieben im Zentralen Versorgungsbereich befinden sich zwei weitere größere Betriebe im Gemeindegebiet von Gilching, die Nahversorgungsfunktionen erfüllen: Tengelmann, Landsberger Straße Lidl, Landsberger Straße Der Tengelmann-Markt in der Landsberger Straße erfüllt Nahversorgungsfunktionen für den südwestlichen Teil des Ortsteils Neugilching. Der zweite größere Betrieb mit Nahversorgungsfunktion befindet sich ebenfalls in der Landsberger Straße, zwischen den Ortsteilen Argelsried und Neugilching, in der Nähe der Gilchinger Volks- und Grundschule und der Straßenmeisterei. Allerdings ist die Nahversorgungsfunktion dieses Marktes nicht über zu bewerten, da im direkten Umfeld nur relativ wenig Wohnbevölkerung lebt. 51 Einzelhandelskonzeption Gilching 3.6 Bewertung der Nahversorgung Durch Anbieter im Ortszentrum, in den beiden genannten Nahversorgungszentren sowie die weiteren größeren Anbieter mit Nahversorgungsfunktion kann die Nahversorgungssituation in weiten Teilen der Gemeinde Gilching als gut bezeichnet werden. Allerdings ist anzumerken, dass im Ortsteil Geisenbrunn keinerlei Einzelhandel vorzufinden ist. Die Ansiedlung größerer Betriebe mit Nahversorgungsfunktion (z.B. Supermarkt, Discounter) ist jedoch, wie bereits erwähnt, aufgrund fehlender Kaufkraftpotenziale, nicht realistisch. Die Ansiedlung von Betrieben des Lebensmittelhandwerks (Bäcker, Metzger) wäre denkbar und sinnvoll. Die tragende Säule der Nahversorgung stellt der Lebensmitteleinzelhandel dar. In Karte 5 wird die Verteilung aller Lebensmittelanbieter im Gilchinger Gemeindegebiet dargestellt. Karte 6 zeigt den fußläufigen Einzugsbereich der wesentlichen Lebensmittelanbieter (ab einer Verkaufsfläche von ca. 300 m²). Als fußläufiger Einzugsbereich wird ein Umkreis um die jeweiligen Märkte mit einem Radius von 400 Meter definiert. 52 Karte 5: Metzger Bäcker 53 Getränkehandel Quelle: Kartengrundlage Gemeinde Gilching GMA-Bearbeitung 2008 Lebensmittelgeschäfte (< 400 m² VK) Discounter Supermarkt Legende: Räumliche Verteilung der Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels in Gilching Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 6: Quelle: GMA-Bearbeitung 2008 Kartengrundlage Gemeinde Gilching 400 m Radius wesentliche Lebensmittelanbieter Legende: Fußläufiger Einzugsbereich der wesentlichen Lebensmittelmärkte in Gilching Einzelhandelskonzeption Gilching 54 Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 5 zeigt, dass zwei größere Teile des Kernorts der Gemeinde Gilching nicht über eine adäquate Nahversorgung verfügen: Der nördlich Bereich des Ortsteils Gilching und der östliche Teil von Neugilching. Zudem ist eine fußläufige Nahversorgung im Bereich des Ortseingangs in Argelsried sowie im westlichen Teil des Ortsteils Neugilching nicht oder nur eingeschränkt möglich. Der östliche Teil von Neugilching verfügt über keinerlei Versorgungsstrukturen. Eine Ansiedlung größerer Betriebe scheint nicht realistisch, da sowohl die Flächenverfügbarkeit wie auch die verkehrliche Erreichbarkeit als problematisch zu werten sind. Allerdings sollte aus gutachterlicher Sicht angestrebt werden, eine Grundversorgung der Bevölkerung, z.B. in Form von Betrieben des Lebensmittelhandwerks (Bäcker, Metzger), zu gewährleisten. Im zweiten größeren Standortbereich ohne adäquate Nahversorgung, im Norden des Ortsteils Gilching gelegen, sind ebenfalls keine größeren Betriebe zur Nahversorgung ansässig. Allerdings sind hier mehrer kleinere Anbieter ansässig, die eine Grundversorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs, vor allem mit Lebensmitteln, gewährleisten. Zu nennen sind hier eine Bäckerei, eine Metzgerei, ein Obst- und Gemüsemarkt sowie ein Blumenladen. Die Ansiedlung eines großflächigen Anbieters zur Nahversorgung wäre wünschenswert, ist jedoch aufgrund geringer Entwicklungspotenziale nur schwer zu realisieren. Die marktfähige Verkaufsflächendimensionierung beläuft sich bei Discountern bei einer Größenordnung ab ca. 800 m² VK, bei Vollsortimentern (Supermarkt) ab ca. 1.000 bis 1.200 m² Verkaufsfläche. Hinzu kommen weitere Flächen für Lagerung, Büro etc. 55 Einzelhandelskonzeption Gilching 4. Umsatzleistung, Kaufkraftbindung und Kaufkraftbewegungen Im Nachfolgenden werden die Kaufkraftbewegungen für den Einzelhandel im Marktgebiet von Gilching getrennt nach Nahrungs- und Genussmitteln und Nichtlebensmitteln ermittelt. Damit wird die Kaufkraftbindung in der Gemeinde Gilching sowie die Umlandbedeutung des Gilchinger Einzelhandels dargestellt. Insgesamt erzielte der Gilchinger Einzelhandel 2008 nach GMA-Berechnungen eine Brutto-Umsatzleistung von ca. 77,4 Mio. €. Davon entfielen bereinigt21 ca. 35,6 Mio. € auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 41,8 Mio. € auf den Bereich der Nichtlebensmittel. Dem bereinigten Jahresumsatz in den Betrieben mit Nahrungs- und Genussmitteln von 35,6 Mio. € steht im abgegrenzten Marktgebiet ein Kaufkraftpotenzial von ca. 62,8 Mio. € gegenüber. Die Umsatzleistung im Bereich Nahrungs- und Genussmittel setzt sich nach dem Marktanteilskonzept nach räumlichen Gesichtspunkten wie folgt zusammen: Zone I: ca. 74 – 75 % von 34,9 Mio. € = ca. 26,1 Mio. € Zone II: ca. 30 – 31 % von 17,6 Mio. € = ca. 5,4 Mio. € Zone III: ca. 19 – 20 % von 10,3 Mio. € = ca. 2,0 Mio. € Streuumsätze (u. a. Pendler) = ca. 2,1 Mio. €. In Zone I (Gilching) ist die Kaufkraftbindungsquote im Lebensmittelbereich mit ca. 74 – 75 % relativ hoch, lässt jedoch noch geringe Entwicklungsspielräume nach oben erkennen. Eine Steigerung der Kaufkraftbindung ist u.a. durch teilweise nötige Modernisierungsbzw. Erweiterungsmaßnahmen im Bereich Supermarkt / Discounter zu erreichen. Im Umland ist die Versorgungsfunktion der Gemeinde bei Nahrungs- und Genussmitteln deutlich geringer als in Zone I. Für die Nicht-Lebensmittel ergibt sich bei den Einzelhandelsbetrieben der Gemeinde Gilching eine bereinigte Umsatzleistung22 in Höhe von ca. 41,8 Mio. €. Der ermittelten Umsatzleistung steht im abgegrenzten Marktgebiet ein verfügbares Kaufkraftvolumen von insgesamt ca. 122,1 Mio. € gegenüber. Nach räumlichen Gesichtspunkten setzt sich die 21 D. h. Randsortimente der Lebensmittelmärkte wurden dem Non-Food-Bereich zugeordnet. 22 D. h. inkl. Randsortimente der Lebensmittelmärkte. 56 Einzelhandelskonzeption Gilching betriebliche Umsatzleistung bei den Nichtlebensmitteln in Gilching gemäß Marktanteilskonzept im Modell wie folgt zusammen: Zone I: ca. 47 – 48 % von 67,9 Mio. € = ca. 32,0 Mio. € Zone II: ca. 20 – 21 % von 34,2 Mio. € = ca. 7,0 Mio. € Zone III: ca. 8 % von 20,0 Mio. € = ca. 1,6 Mio. € Streuumsätze (u. a. Pendler) = ca. 1,2 Mio. €. Die Kaufkraftbindung des Einzelhandels der Gemeinde Gilching ist bei den Nichtlebensmitteln in allen drei Zonen deutlich geringer als bei den Lebensmitteln. In Zone I wird ca. 47 – 48 % der Kaufkraft in Gilching gebunden, in Zone II ca. 20 – 21 %. Von der Kaufkraft des übrigen Marktgebiets können ca. 8 % vom Gilchinger Einzelhandel gebunden werden. Der restliche Umsatz wird durch Streuumsätze generiert. 57 Einzelhandelskonzeption Gilching 5. Bewertung des Einzelhandelsstandortes Gilching anhand ausgewählter Kennziffern Um eine erste qualitative Bewertung der Strukturdaten zum Einzelhandelsbestand in Gilching zu ermöglichen, werden wesentliche Kennziffern den bundesweiten GMAVergleichkennziffern gegenübergestellt. Diese GMA-Vergleichskennziffern stellen den Durchschnittswert von Kommunen mit Einwohnerzahlen zwischen 15.000 und 20.000 Einwohnern dar, deren Einzelhandelsbestände der GMA aus Primärerhebungen vorliegen. Die Vergleichskennziffern sind jedoch nicht als Zielgröße oder Richtwert zu verstehen, sondern sollen lediglich der Vergleichbarkeit und der Orientierung dienen. Hierbei ist auch zu beachten, dass die Einzelhandelsstruktur in Gilching, einer Gemeinde im Verdichtungsraum München, von der Struktur einer Gemeinde gleicher Größenordnung, beispielsweise aus dem ländlichen Raum, abweicht. Der Einzelhandelsbesatz der Gemeinde Gilching lässt sich wie folgt charakterisieren: Gilching verfügt im gesamten Einzelhandel über ca. 7,1 Arbeitsstätten je 1.000 Einwohner. Davon entfallen ca. 2,5 Arbeitsstätten auf den Nahrungs- und Genussmittelsektor und ca. 4,6 Arbeitsstätten auf den Nichtlebensmittelsektor. Bezogen auf 1.000 Einwohner existiert im gesamten Gilchinger Einzelhandel ein Verkaufsflächenbesatz von ca. 1.065 m² Verkaufsfläche, davon ca. 509 m² im Nahrungs- und Genussmittelsektor und ca. 555 m² im Nichtlebensmittelsektor. Der Verkaufsflächenbesatz von ca. 1.065 m² je 1.000 Einwohner liegt deutlich unter den Vergleichswerten von Kommunen vergleichbarer Größenordnung. Der Durchschnittswert dieser Kommunen liegt bei 1.659 m² Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner und somit ca. 56 % über dem Wert der Gemeinde Gilching. Besonders deutlich zeigt sich die flächenmäßige, relative Unterausstattung bei Waren des langfristigen Bedarfsbereichs (Elektrowaren, Hausrat/Einrichtung/Möbel, sonstiger Einzelhandel) und beim Bereich Bekleidung / Schuhe / Sport, der dem mittelfristigen Bedarfsbereich zuzuordnen ist. Zurückzuführen ist dies aus gutachterlicher Sicht vor allem auf die gute Ausstattung des Umlands bei diesen Sortimenten, speziell in der nahe gelegenen Landeshauptstadt München. Auch die Haus- 58 Einzelhandelskonzeption Gilching haltsbefragung hat ergeben, dass die Einkaufsorientierung der Einwohner des Marktgebietes bei diesen Sortimenten verstärkt auf München gerichtet ist. Die relative Betriebsausstattung Gilchings, d.h. die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe je 1.000 Einwohner, liegt mit 7,12 ebenfalls unter dem Durchschnitt der Vergleichskommunen (7,91 Betriebe je 1.000 Einwohner, also ca. 11 % über der Ausstattungskennziffer von Gilching), allerdings nicht so deutlich wie die Verkaufsflächenausstattung. Dies spiegelt den relativ kleinflächigen Einzelhandelsbesatz in Gilching wider. Tabelle 14: Versorgungskennziffern des Gilchinger Einzelhandels 2008 Anzahl der Betriebe je 1.000 Einw. Hauptwarengruppen Gilching GMAKennziffer* Verkaufsfläche je 1.000 Einw. Gilching GMAKennziffer* Nahrungs- und Genussmittel 2,5 2,5 509 529 Gesundheit / Körperpflege 0,6 0,6 94 65 Blumen / Pflanzen / zool. Bedarf 0,3 0,5 61 41 Bücher, PBS**, Spielwaren 0,5 0,4 49 32 Bekleidung, Schuhe, Sport 1,4 1,3 151 238 Elektrowaren 0,4 0,6 25 55 Hausrat, Einrichtung, Möbel 0,6 0,8 61 267 Sonstiger Einzelhandel 0,8 1,2 114 432 Einzelhandel gesamt 7,1 7,9 1.064 1.659 * Ausstattungswerte von Kommunen mit 15.000 – 20.000 Einwohnern ** PBS = Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren Quelle: GMA-Erhebung 2008 (ca.-Werte, gerundet, ggf. Rundungsdifferenzen) 59 Einzelhandelskonzeption Gilching 6. Zusammenfassendes Profil des Einzelhandelsstandortes Gilching Der Standort Gilching weist verschiedene positive und negative Eigenschaften auf, die sich auf seine Qualität als Versorgungsstandort auswirken. Die aktuellen Stärken und Schwächen des Einzelhandelsstandortes Gilching können wie folgt zusammengefasst werden: Positive Standortfaktoren + Teil der dynamischen Metropolregion München + positive Bevölkerungsprognose im gesamten Marktgebiet + stark überdurchschnittliches Kaufkraftpotenzial im gesamten Marktgebiet + gute regionale und überregionale verkehrliche Erreichbarkeit von Gilching sowohl im ÖPNV (S-Bahnanschluss, Regionalbuslinien) als auch im MIV (A 96) + gute verkehrliche Erreichbarkeit der Einkaufsschwerpunkte im Gemeindegebiet + gute Nahversorgung in weiten Teilen des Gemeindegebietes + Streukundenpotenziale durch Pendler und Besucher (Fünf-Seen-Land) Negative Standortfaktoren − keine größeren Magnetbetriebe im Zentralen Versorgungsbereich (=Ortszentrum) − außerhalb der Römer Straße und der Nahversorgungszentren nur relativ geringe Einzelhandelskonzentration − Schaffung von Flächen für großflächige Einzelhandelsbetriebe im Ortszentrum nur eingeschränkt möglich − Lebensmittelmärkte z.T. zu kleinflächig und modernisierungsbedürftig − „Länge“ der Haupteinkaufsstraße 60 Einzelhandelskonzeption Gilching IV Ergebnisse der Haushaltsbefragung 1. Aufgabenstellung / Befragungsmethodik Ergänzend zur Branchen- und Standortanalyse des Einzelhandels sowie der komplementären Nutzungen in der Gemeinde Gilching wurde eine Haushaltsbefragung durchgeführt, um Aufschlüsse über den Gilchinger Einzelhandel aus Sicht der Konsumenten zu erlangen. Die telefonisch durchgeführte Haushaltsbefragung fand im Mai 2008 statt. Insgesamt wurden 400 Haushalte befragt, davon 200 Personen aus der Gemeinde Gilching und 200 Personen aus den angrenzenden Kommunen im Marktgebiet1. Die Antworten der Befragten konnten alle in die Auswertung einbezogen werden; aufgrund der Anzahl der Befragungen ist von einem repräsentativen Ergebnis auszugehen. Als Grundlage der Haushaltsbefragung in Gilching diente ein differenzierter Fragebogen, der insgesamt 18 Fragestellungen enthielt. Dabei wurden folgende Themenbereiche abgedeckt: − − 1 Verbraucherverhalten ņ Einkaufshäufigkeit / Einkaufsfrequenz ņ Verkehrsmittelwahl für den Einkauf ņ Gründe für bzw. gegen einen Einkauf in Gilching ņ bevorzugter Einkaufsort nach Warengruppen Bewertung der Gemeinde Gilching als Einkaufsort ņ Qualität des Angebotes ņ Verkehrs- und Parkplatzsituation ņ fehlende Sortimente und Angebote ņ Verbesserungsvorschläge Das Marktgebiet der Gemeinde Gilching lässt sich abgrenzen in Zone I (Gilching), Zone II (Alling, Weßling) und Zone III (Wörthsee). 61 Einzelhandelskonzeption Gilching Die insgesamt 400 Befragten weisen folgende sozio-demographischen Merkmale auf: − − Altersgruppe − bis 35 Jahre: 44 Befragte bzw. ca. 11 % − 36 – 45 Jahre: 87 Befragte bzw. ca. 22 % − 46 – 65 Jahre: 158 Befragte bzw. ca. 39 % − über 65 Jahre: 111 Befragte bzw. ca. 28 % Geschlecht − männlich: 124 Befragte bzw. 31 % − weiblich: 276 Befragte bzw. 69 % Von den Befragten leben 70 Personen (ca. 18 %) in 1-Personen-Haushalten, 157 Personen (ca. 39 %) in 2-Personen-Haushalten, 65 Personen (ca. 16 %) in 3-PersonenHaushalten und 103 Personen (ca. 26 %) in 4- oder Mehr-Personen-Haushalten. Etwa 1 % der Befragten (5 Personen) gab darüber keine Auskunft. Räumlich betrachtet wohnt die eine Hälfte der Befragten in der Gemeinde Gilching, davon ca. 23 % im Ortsteil Gilching, ca. 20 % im Ortsteil Neugilching, ca. 5 % im Ortsteil Argelsried und ca. 3 % im räumlich getrennt liegenden Ortsteil Geisenbrunn. Die andere Hälfte der Befragten aus den angrenzenden Umlandkommunen verteilt sich auf die Gemeinden Weßling (ca. 20 %), Wörthsee (ca. 17 %) und Alling (ca. 12 %). Es ist anzumerken, dass die dargestellte Verteilung der Befragten im Vorfeld festgelegt wurde und sich an einer gewichteten Einwohnerverteilung im Marktgebiet orientiert. 2. Ergebnisse der Haushaltsbefragung in Gilching Im nachfolgenden Kapitel werden die wesentlichen Ergebnisse der Haushaltsbefragung im Marktgebiet der Gemeinde Gilching erläutert. Die Präsentation erfolgt in Form einer kurzen textlichen Interpretation der wichtigsten Erkenntnisse. Besonders markante Resultate werden zudem in Diagrammform optisch veranschaulicht. Die Kommentierung der Befragungsergebnisse folgt der Fragenreihenfolge des Interviewbogens. 62 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 1: „Wie häufig kaufen Sie in Gilching ein?“ Mit dieser Frage soll die Intensität der Kundenbindung in der Gemeinde Gilching, die durch die Häufigkeit des Besuchs zum Ausdruck gebracht wird, untersucht werden. Im Ergebnis zeigt sich für Gilching insgesamt eine hohe Einkaufsfrequenz. Knapp 75 % der Befragten geben an, ihre Einkäufe täglich oder zumindest einmal pro Woche in Gilching zu erledigen. Alle 1-2 Wochen tätigen ca. 11 % der Befragten ihre Besorgungen, alle 1-2 Monate suchen ca. 5 % der Befragten Einzelhandelsgeschäfte in Gilching auf. Etwa 9 % der Befragten führen an, seltener als alle 1-2 Monate in Gilching einzukaufen. Differenziert man die Antworten nach dem Wohnort der befragten Personen ergeben sich beachtliche Unterschiede in der Einkaufshäufigkeit, die in Abbildung 1 dargestellt sind. Abbildung 8: Einkaufshäufigkeit in Gilching nach Wohnorten 2,9% 34,3% Wörthsee 18,6% 14,2% 30,0% 1,3% 55,0% Weßling 26,2% 7,5% 10,0% 2,0% 64,0% Alling 14,0% 6,0% 14,0% 2,0% 36,0% Gilching 1,0% 0% täglich 61,0% 10% 20% 30% mindestens einmal wöchentlich 40% 50% 60% alle 1-2 Wochen 70% 80% alle 1-2 Monate 90% 100% seltener Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 63 Einzelhandelskonzeption Gilching Der Großteil der Befragten aus der Gemeinde Gilching (ca. 61 %) wie auch aus dem Umland (in der Summe ca. 50 %) sucht mindestens einmal wöchentlich Einzelhandelsgeschäfte in Gilching auf. Der Anteil der Befragten, die täglich ihre Einkäufe am Wohnort tätigen, ist mit ca. 36 % naturgemäß in Gilching größer als in der umliegenden Bevölkerung, wo durchschnittlich nur ca. 2 % täglich nach Gilching zum Einkaufen fahren. Letztere suchen Gilching stattdessen in längerfristigen Abständen auf, ca. 20 % der Befragten erledigen ihre Einkäufe alle 1-2 Wochen bzw. ca. 10 % alle 1-2 Monate in Gilching, während nur ca. 2 % der Gilchinger dies anführen. Etwa 18 % der Befragten in den Nachbargemeinden geben an, seltener als alle 1-2 Monate in Gilching einzukaufen. Unter den Gilchinger Einwohnern beträgt dieser Anteil lediglich ca. 1 %. Die Kundenbindung nimmt demnach mit zunehmender Entfernung von der Gemeinde Gilching stark ab, ein Umstand, der aus gutachterlicher Sicht auf die dichten Angebotstrukturen im Umfeld der Gemeinde Gilching und deren Lage im Stadt-Umlandbereich der Verdichtungsregion München zurückzuführen ist. Neben der räumlichen Verteilung wird die Einkaufsintensität auch von der Altersstruktur der Befragten beeinflusst, wobei grundsätzlich über alle Altersgruppen hinweg eine relativ ausgeprägte Einkaufsorientierung nach Gilching besteht. Lediglich bei den 46 – 65Jährigen bzw. bei den über 65-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die seltener als alle 1-2 Monate in Gilching einkaufen, überdurchschnittlich hoch. Da jedoch gerade diese Bevölkerungsgruppe als besonders zahlungskräftig gilt und Aspekte wie das zunehmend verfügbare Zeitbudget oder das Pflegen sozialer Kontakte erhebliches Potential für eine Steigerung der Einkaufshäufigkeit beinhalten, ist es aus gutachterlicher Sicht erwägenswert, die Bedürfnisse dieser Altersstufen in der weiteren Einzelhandelsentwicklung gezielt zu berücksichtigen. Im Gegensatz dazu sticht in der Altersgruppe der 36 – 45-Jährigen die ausgeprägte tägliche Einkaufsorientierung hervor und auch in der Gruppe der unter 35Jährigen gibt ein Großteil an, mindestens einmal pro Woche in Gilching einzukaufen. 64 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 2: „Welche Hauptgründe sprechen aus Ihrer Sicht für einen Einkauf in Gilching?“ Frage 3: „Welche Hauptgründe sprechen aus Ihrer Sicht gegen einen Einkauf in Gilching?“ Im lokalen und regionalen Standortwettbewerb besitzt Gilching aus Sicht der Verbraucher sowohl Vor- als auch Nachteile. Um die ortsspezifischen Besonderheiten herauszuarbeiten, wurde den Befragten eine Liste mit diversen Lagefaktoren zur Bewertung vorgelegt. Es konnten maximal drei Angaben gemacht bzw. eigene Gründe angeführt werden. Positiv sind aus Sicht der Befragten die in Abbildung 9 angeführten Vorzüge des Einkaufsstandortes Gilching hervorzuheben (Gründe für einen Einkauf). Abbildung 9: Gründe für einen Einkauf in Gilching Nähe / Erreichbarkeit gutes Angebot der persönliche Kontakt aus Gewohnheit gute PKW-Erreichbarkeit Einkaufsatmosphäre guter Service / Bedienung Verbindung mit Arztbesuch / sonst. Erledigungen weil ich dort Freunde und Bekannte treffe ist mein Arbeitsort günstige Preise gutes Parkplatzangebot günstige Öffnungszeiten gute Erreichbarkeit mit ÖPNV 0% Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 5% 10% 15% 20% Wohnort Gilching 25% 30% 35% 40% 45% Wohnort außerhalb 50% Während für die Befragten aus Gilching in erster Linie die Nähe bzw. Erreichbarkeit ausschlaggebend für den Einkauf in der Wohngemeinde ist, nennen die Befragten im Umland das Kopplungspotenzial mit komplementären Erledigungen als Hauptgrund für die Einkaufsfahrt nach Gilching. Sowohl für die Gilchinger, als auch für ihre Nachbarn sprechen des Weiteren das gute Angebot, der persönliche Kontakt sowie ihre Gewohnheiten im 65 Einzelhandelskonzeption Gilching Einkaufsverhalten für einen Einkauf in Gilching. Für die Befragten aus Gilching stellen außerdem die gute PKW-Erreichbarkeit, die Einkaufsatmosphäre, der gute Service und das Kopplungspotential weitere Argumente dar; für die Befragten von außerhalb Gilchings ist auch die Möglichkeit sich mit Freunden oder Bekannten zu treffen von größerer Bedeutung. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie stark der Einkauf in Gilching – abgesehen vom guten Angebot – von äußeren Einflüssen (Nähe, Erreichbarkeit) bzw. inneren Einstellungen (Gewohnheiten, soziale Kontakte) abhängt. Die örtliche Gestaltung der Preise und Öffnungszeiten veranlasst hingegen nur Wenige für ihre Einkäufe nach Gilching zu kommen. Auch die Aspekte Erreichbarkeit mit dem ÖPNV und Parkplatzangebot weisen keine positiven Effekte für einen Einkauf in Gilching auf. Im Hinblick auf die Altersverteilung fällt auf, dass bei den unter 35-Jährigen das gute Angebot eher selten als Grund angeführt wird, das Pflegen von Gewohnheiten, Treffen von Freunden oder das Aufsuchen Gilchings als Arbeitsort hingegen eine überdurchschnittliche Rolle spielt, in der Altersgruppe der 36 – 45-Jährigen die gute PKW-Erreichbarkeit und auch das gute Angebot sehr positiv bewertet werden, während die Einkaufsatmosphäre nur selten als Motivation für einen Einkauf genannt wird, in der Altersgruppe der 46 – 65-Jährigen die räumliche Nähe und das Kopplungspotential mit sonstigen Erledigung ausschlaggebend für den Einkauf in Gilching sind, während - mit dem Alter allgemein abnehmend - das Argument einer guten PKWErreichbarkeit weniger relevant ist, bei den über 65-Jährigen sowohl der persönliche Kontakt und der gute Service, als auch die Einkaufsatmosphäre und die Möglichkeit der Verbindung u.a. mit Arztbesuchen häufiger als Einkaufsgrund angeführt wird. Im Gegenzug wurden auch die wesentlichen Standortnachteile von Gilching als Einkaufsort erfasst und in Abbildung 10 veranschaulicht (Gründe gegen einen Einkauf). Als Hauptgrund gegen einen Einkauf in Gilching spricht aus Sicht der Gilchinger in erster Linie das geringe Angebot bzw. die fehlende Auswahl, sowie nachrangig das mangelhafte Parkplatzangebot und das hohe Preisniveau. Ähnlich beurteilen dies auch die Befragten im Umland, die an erster Stelle die geringe Anzahl an Parkplätzen, sowie untergeordnet die geringe Auswahl und die Entfernung als besonders negativ einschätzen. 66 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 10: Gründe gegen einen Einkauf in Gilching zu geringes Angebot / fehlende Auswahl zu wenige Parkplätze Preisniveau Einkaufsatmosphäre fehlt auswärtiger Arbeitsort schlecht mit ÖPNV zu erreichen ungünstige Öffnungszeiten Entfernung Verkehrssituation 0% 5% 10% 15% 20% Wohnort Gilching 25% 30% 35% 40% 45% 50% Wohnort außerhalb Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Während das geringe Angebot bzw. die fehlende Auswahl und das hohe Preisniveau überdurchschnittlich häufig jüngere Altersklassen von einem Einkauf abhalten, wird das geringe Parkplatzangebot durch alle Altersstufen hinweg als wesentlicher Standortnachteil angesehen. Bei den 36 – 45-Jährigen häufen sich zudem die Negativnennungen hinsichtlich der fehlenden Einkaufsatmosphäre. Insgesamt betrachtet wurden im Vergleich eindeutig weniger Gründe gegen einen Einkauf in Gilching genannt, als Gründe für einen Einkauf angeführt wurden Die Zahl der Negativnennungen liegt mit 279 (davon 136 Nennungen aus Gilching und 143 Nennungen aus dem Umland) deutlich unter der Zahl der 755 Positivnennungen (davon 419 aus Gilching und 336 aus dem Umland). Am kritischsten gegenüber dem Einzelhandelsstandort Gilching ist die Altersgruppe der 46 - 65-Jährigen eingestellt; sie weisen in ihrer Altersklasse die meisten Negativnennungen (aber auch Positivnennungen) auf1. 1 Die Altersgruppe der 46 – 65-Jährigen erweist sich generell bei allen Fragestellungen als besonders kritisch, was im Hinblick auf GMA-Erfahrungswerte jedoch nicht unüblich ist. 67 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 4: „An welchen Standorten in Gilching kaufen Sie überwiegend ein?“ Mit der Frage nach den unterschiedlichen Einkaufsstandorten innerhalb Gilchings sollen die Präferenzen der Kunden bei der räumlichen Einkaufsstättenwahl analysiert werden. Auffällig ist die insgesamt deutliche Orientierung beim Einkauf auf den Ortsteil Gilching (ca. 61 %), der gerade auch von den außerhalb von Gilching Wohnenden bevorzugt aufgesucht wird. Mit einigem Abstand folgen der Ortsteil Neugilching (ca. 19 %) und das Gewerbegebiet Süd als Einkaufsort auf der Grünen Wiese (ca. 12 %), am seltensten genannt wurde der Ortsteil Argelsried (ca. 7 %); ca. 1 % der Befragten machte keine Angaben zu dieser Frage. Während für Ortsansässige auch der Ortsteil Neugilching als Nahversorgungsstandort attraktiv erscheint, bevorzugen die befragten Personen im Umland im Zuge der Erreichbarkeitsvorteile eher das Gewerbegebiet (vgl. Abb. 11). Abbildung 11: Nutzung der Gilchinger Einkaufsstandorte 0% 10% 20% 30% 50% 60% 57,0% Ortsteil Gilching 70% 64,5% 27,5% Ortsteil Neugilching 11,0% Ortsteil Argelsried 8,0% 6,0% Gewerbegebiet-Süd 6,0% keine Angaben 40% 17,5% 1,5% 1,0% Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Betrachtet man die Verteilung innerhalb der unterschiedlichen Altersklassen, so zeigt sich, dass die Altersgruppe der unter 35-Jährigen vermehrt im Gewerbegebiet einkauft; mit zunehmendem Alter geht der Trend indes hin zum Standort Ortszentrum. In der Gruppe der über 65-Jährigen zeigt sich zudem eine Fokussierung auf den Ortsteil Neugilching; die räumliche Nähe zum Wohnstandort ist hierfür als potenzieller Hauptgrund anzuführen. 68 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 5: „Wie lange halten Sie sich durchschnittlich in Gilching für Einkaufstätigkeiten auf?“ Um die Besuchsintensitäten und somit die Qualität des Einkaufsortes Gilching aus Sicht der Konsumenten abschätzen zu können, wurden die befragten Haushalte zu ihrer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer für Einkaufstätigkeiten in der Gemeinde interviewt. Nahezu die Hälfte und damit der Großteil der Befragten (ca. 49 %) gibt an, sich zwischen 30 und 60 Minuten in Gilching aufzuhalten. Einen Kurzbesuch von unter 30 Minuten statten knapp ein Drittel der Befragten (ca. 28 %) der Gemeinde ab. Für einen längeren durchschnittlichen Aufenthalt von 1 bis 2 Stunden kommt hingegen nur mehr knapp ein Fünftel der Befragten (ca. 19 %) nach Gilching. Ein sehr geringer Teil der Befragten (ca. 3 %) gibt eine Besuchsdauer von länger als zwei Stunden an; ca. 1 % der Befragten machte keine Angaben zu dieser Frage. Insgesamt wird damit deutlich, dass mit ca. 77 % der Großteil der Besucher (nur) bis zu 60 Minuten in Gilching verweilt. Abbildung 12: Verweildauer für Einkaufsaktivitäten in Gilching 0% 10% 20% 30% 60% 23,0% 47,5% 50,5% über 30 Min. bis 60 Min. 19,0% 19,0% über 60 Min. bis 2 Std. keine Angaben 50% 32,5% bis 30 Minuten länger als 2 Stunden 40% 1,0% 5,5% 0,0% 2,0% Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 69 Einzelhandelskonzeption Gilching Bei einer Unterscheidung der Antworten nach dem Wohnort der Befragten ist zu konstatieren, dass die Gilchinger Bürger im Vergleich zu den Umlandbewohnern zu etwas kürzeren Aufenthaltszeiten neigen (vgl. Abb. 12). In Verbindung mit der höheren Einkaufsfrequenz ist dies jedoch als grundsätzlich normal einzustufen. Differenziert nach Altersklassen ist darüber hinaus die mit zunehmendem Alter häufigere Nennung von Besuchszeiten unter 30 Minuten auffällig, während die jüngere Altersstufe gerne auch länger als 2 Stunden in Gilching verweilt. Dies ist insbesondere auf die Verbindung eines Einkaufs mit Treffen von Freunden etc. zurück zu führen. 70 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 6: „Wie häufig suchen Sie zudem auch Handwerks-, Dienstleistungsbzw. Gastronomieeinrichtungen in Gilching auf?“ Um die Bedeutung von Komplementärnutzungen beurteilen zu können, wurde den befragten Haushalten diese Frage zu potenziellen komplementären Handwerks-, Dienstleistungs- bzw. Gastronomiebesuchen in Gilching gestellt. Zusätzliche, den Einzelhandel ergänzende Leistungen, werden von den Befragten vergleichsweise selten wahrgenommen. Im Durchschnitt nutzen die Befragten alle 1 bis 2 Monate Dienstleistungs- bzw. Gastronomieangebote. Noch seltener verbinden Sie Einkäufe mit dem Aufsuchen von Handwerksbetrieben in Gilching. Lediglich Banken bzw. Versicherungen werden von Gilchinger Bürgern etwa alle 1 bis 2 Wochen in Verbindung mit einem Einkauf aufgesucht (vgl. Abb. 13). Dies gilt im Wesentlichen über alle Altersgruppen hinweg, wobei naturgemäß in jüngerem Alter etwas häufiger das Kino oder andere Freizeitangebote genutzt werden, während in höherem Alter Besuche beim Arzt eine zunehmende Rolle spielen. Die Häufigkeit der Nutzung von Komplementärangeboten deckt sich in etwa mit den Ergebnissen anderer GMA-Befragungen. Grundsätzlich ist der Gemeinde Gilching, gerade vor dem Hintergrund einer allgemein steigenden Bedeutung dieser Komplementärnutzungen, Steigerungspotenzial zu attestieren. Abbildung 13: Nutzung ergänzender Angebote in Gilching seltener / nie alle 1-2 Monate alle 1-2 Wochen mind. 1x pro Woche mehrmals wöchentlich täglich K ul tu rv e in o K en st al tu ng ra n ch er un ge e ap i ,V er si en an k n o. ä. rz te Ä tr on om ie io th er B Wohnort außerhalb Ph ys Wohnort Gilching G as H an d w er ke r keine Angaben Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 71 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 7: „Wenn Sie an das gastronomische Angebot in Gilching denken, wie beurteilen Sie folgende Punkte?“ Um im gastronomischen Angebot der Gemeinde Gilching die von den Kunden wahrgenommenen Defizite und Vorzüge aufzuzeigen, um daraus Verbesserungspotentiale abzuleiten zu können, wurden den Befragten ausgewählte Kriterien zu dieser Thematik genannt, die diese nach Schulnoten von 1 (= sehr gut) bis 5 (= mangelhaft) bewerten konnten. Insgesamt wird das gastronomische Angebot in Gilching von den befragten Personen mit der Gesamtnote 2,5 bewertet, in Worten also gut bis befriedigend. Überdurchschnittlich gut schneiden dabei die Kriterien Öffnungszeiten und Erreichbarkeit mit der Note 2,1 ab, während das Angebot an speziellen Veranstaltungen (Note 3,1) und das Preis-/ Leistungsverhältnis (Note 2,7) eher schlechtere Noten erzielen. Weitere Kriterien, wie die Angebotsvielfalt, die Qualität der Speisen und Getränke, die Servicequalität, die Einrichtung der Betriebe und die Aufenthaltsatmosphäre bekommen durchwegs Noten zwischen 2 und 3. Diese Beurteilung ist unabhängig vom Wohnort der Befragten und gilt im Wesentlichen über alle Altersgruppen hinweg (vgl. Abb. 7). Abbildung 14: Bewertung des gastronomischen Angebots in Gilching Angebotsvielfalt 5 Angebot an speziellen Veranstaltungen 4 Qualität der Speisen und Getränke 3 2 1 Lage / Erreichbarkeit Preis-/ Leistungsverhältnis 0 Servicequalität Öffnungszeiten Aufenthaltsatmosphäre Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Gestaltung / Einrichtung der Betriebe Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 72 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 8: „Welches Verkehrsmittel benutzen Sie überwiegend, um für Einkäufe nach Gilching zu gelangen?“ Die Verkehrsmittelwahl gibt Aufschluss über die Erreichbarkeit und die verkehrliche Anbindung von Gilching, ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Gemeinde als Einkaufsort. Insgesamt zeigt sich, dass der motorisierte Individualverkehr mit einem Anteil von ca. 71 % eindeutig die stärkste Ausprägung im Rahmen der Verkehrsmittelwahl darstellt. Zu Fuß (ca. 14 %) oder mit dem Fahrrad (ca. 11 %) kommen insgesamt etwa ein Viertel der Befragten nach Gilching. Die S-Bahn spielt mit ca. 4 % dagegen eine deutlich untergeordnete Rolle. Abbildung 15: Verkehrsmittelwahl für den Einkauf in Gilching Wohnort außerhalb Wohnort Gilching 0% 10% zu Fuß 20% 30% PKW 40% 50% S-Bahn 60% 70% Fahrrad 80% 90% 100% keine Angabe Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Erwartungsgemäß wird im Umland wesentlich häufiger auf das Auto zurückgegriffen, als das im Wohnort Gilching der Fall ist (vgl. Abb. 15). Die befragten Umlandbewohner kommen nahezu ausschließlich mit dem PKW (ca. 92 %), die S-Bahn spielt für diese Gruppe als Verkehrsmittel mit ca. 7 % eine nachgeordnete Rolle. Mit dem Fahrrad kommt nur knapp 1 % der Befragten aus dem Umland für Einkaufszwecke nach Gilching. Die Befragten aus Gilching wählen hingegen nur in etwa der Hälfte der Fälle das Auto für ihre Einkaufsfahrt (ca. 50 %), sondern gehen häufiger zu Fuß (ca. 28 %) oder greifen auf das Fahrrad zurück (ca. 21 %). Die S-Bahn spielt hier mit knapp 1 % nur eine geringe Rolle. 73 Einzelhandelskonzeption Gilching Erwartungsgemäß zeigt sich bei der Betrachtung der PKW-Nutzer ein abnehmender Nutzungsgrad mit zunehmendem Alter. Die Gruppe der über 65-Jährigen kommt öfter zu Fuß oder wählt das Fahrrad als Verkehrsmittel. Auch der ÖPNV stellt für diese Bevölkerungsschicht ein attraktives Verkehrsmittel dar. Insgesamt betrachtet stellt eine gute verkehrliche Erreichbarkeit im Individualverkehr einen entscheidenden Faktor im Einkaufsverhalten der Gilchinger Bürger sowie insbesondere der Bewohner des Umlandes dar. 74 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 9: „Wie oft fahren Sie zum Einkaufen in andere Orte als Gilching?“ Mit dieser Frage sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie oft andere Orte außerhalb Gilchings zum Zweck des Einkaufens aufgesucht werden und wie hoch somit der Wettbewerbsdruck und die Einzelhandelskonkurrenz im Umland der Gemeinde Gilching sind. Welche Orte dies im Einzelnen sind, wird in Frage 10 ausführlicher behandelt. Etwa die Hälfte der Befragten kauft nur alle 1 bis 2 Monate (ca. 23 %) oder seltener bzw. nie (ca. 27 %) in einer anderen Stadt bzw. Ort ein. Demgegenüber steht gut ein Drittel der Befragten, die alle 1 bis 2 Wochen (ca. 15 %) oder sogar mindestens einmal in der Woche (ca. 22 %) Einkäufe in Wettbewerbsstädten erledigen. Deutlich häufiger, also mehrmals wöchentlich (ca. 8 %) oder täglich (ca. 1 %), suchen allerdings weniger als ein Zehntel der Befragten andere Städte im Umland auf; ca. 4 % der Befragten machten keine Angaben zu dieser Frage. Trotz des engen Netzes an Versorgungsstandorten im StadtUmlandbereich der Verdichtungsregion München kann sich Gilching somit prinzipiell vergleichsweise gut im Wettbewerb behaupten. Abbildung 16: Einkaufshäufigkeit in Wettbewerbsstädten 20,5% seltener / nie 33,0% 13,0% alle 1-2 Monate 34,0% 15,0% 15,5% alle 1-2 Wochen 34,5% mind. 1x pro Woche mehrmals wöchentlich täglich keine Angaben Wohnort außerhalb 0% Wohnort Gilching 9,0% 12,0% 3,5% 1,0% 1,0% 4,0% 4,0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 75 Einzelhandelskonzeption Gilching Differenziert man die Befragten nach der räumlichen Verteilung ihrer Wohnorte, so ist festzustellen, dass die Einkaufsorientierung nach Gilching bei den Gilchinger Bürgern deutlich ausgeprägter ist als bei den Umlandbewohnern. Während also die Gilchinger Bürger wesentlich seltener andere Städte bzw. Orte für ihre Einkäufe aufsuchen, kann die Gemeinde die befragten Umlandbewohner in geringerem Umfang an sich binden (vgl. Abb. 16). Verteilt nach Alterklassen zeigt sich eine deutlich stärkere Orientierung der jüngeren Kunden zu benachbarten Wettbewerbsstädten als bei den älteren Konsumenten. Die ältere Generation weist somit unter anderem aufgrund ihrer tendenziell eingeschränkteren Mobilität in ihrem Einkaufsverhalten eine stärkere Orientierung nach Gilching auf; des Weiteren spielt auch der persönliche Kontakt beim Einkauf für diese Bevölkerungsschicht eine vergleichsweise wichtige Rolle (vgl. Frage 2). Jüngere Altersstufen hingegen versorgen sich tendenziell vermehrt auch am Arbeitsort bzw. auf dem Weg dorthin (vgl. Frage 2). 76 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 10: „Wo kaufen Sie die folgenden Warengruppen bevorzugt ein? Anhand dieser Frage kann eine differenzierte Analyse der Einkaufsorientierung der Befragten für einzelne Sortimente vorgenommen werden. Damit werden branchenbezogene Stärken und Schwächen des Einzelhandelsangebotes in der Gemeinde Gilching deutlich. Neben Gilching wurden als alternative Einkaufsorte Germering, Fürstenfeldbruck, Starnberg und München, sowie die Bezugsmöglichkeiten Internet bzw. Versandhandel vorgegeben. Darüber hinaus konnten von den Befragten weitere Einkaufsorte genannt werden. Die Einkaufsorientierung der Gilchinger Bürger bei Lebensmitteln ist deutlich auf den Wohnort Gilching ausgerichtet (vgl. Abb. 17). Rund 96 % aller Befragten kaufen ihre Lebensmittel bevorzugt am Heimatort ein. Deutlich untergeordnet hat nur noch Germering (ca. 3 %) eine ergänzende Bedeutung für die Versorgung der Gilchinger Bürger mit Lebensmitteln, die restliche Nachfrage teilt sich auf weitere umliegende Orte auf (ca. 1 %). Aus dem Kreis der Befragten mit Wohnsitz außerhalb von GiIching suchen ca. 42 % die Gemeinde Gilching auf, um sich dort mit Lebensmittel zu versorgen. Die Nachfrage verteilt sich hier stattdessen auf benachbarte (Wohn-) Standorte, allen voran Weßling mit ca. 27 %, gefolgt von Wörthsee mit ca. 20 %. Der eher niedrige Prozentsatz für Gilching lässt sich also mit der Versorgung der Umlandbewohner in Abhängigkeit vom vorhandenen Angebot vor Ort erklären. Untergeordnet spielen für die Befragten außerhalb von Gilching beim Lebensmitteleinkauf weiterhin die Städte Fürstenfeldbruck mit ca. 5 %, sowie München und Germering mit jeweils ca. 2 % bzw. sonstige Orte in der Umgebung (ca. 2 %) eine Rolle. Abbildung 17: Bevorzugte Einkaufsorte bei Lebensmitteln 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Gilching Germering Fürstenfeldbruck Starnberg München Weßling Wörthsee sonstige Orte Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Wohnort Gilching Wohnort außerhalb 77 Einzelhandelskonzeption Gilching Beim kurz- und mittelfristigen Bedarf (ohne Lebensmittel) besitzt Gilching für die befragten Bürger aus Gilching ebenfalls teils hohe Bedeutung als Einkaufsort. Rund 94 % aller Befragten aus Gilching decken ihren Bedarf bei den Sortimenten Drogerie-, Parfümerie- und Apothekerwaren am Wohnort. Auch die Warengruppen Bücher, Schreibwaren (ca. 77 %) und Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf (ca. 66 %) werden bevorzugt vor Ort eingekauft. Ergänzend sind bei Büchern u.ä. die Stadt München (ca. 7 %) und der Versandhandel (ca. 6 %), sowie bei Blumen u.ä. die Gemeinde Germering (ca. 19 %) von maßgeblicher Bedeutung; die übrige Nachfrage verteilt sich auf weitere umliegende Orte. Im Bekleidungssegment hat Gilching hingegen deutliche Kaufkraftabflüsse zugunsten benachbarter Wettbewerbsorte hinzunehmen; im Durchschnitt kaufen hier nur ca. 12 % der Befragten vor Ort ein. Die Gilchinger orientieren sich dabei in erster Linie nach München, was aufgrund der Angebotssituation und der räumlichen Nähe nicht überrascht. Insbesondere beim Einkauf von Damen- (ca. 56 %) und Herrenbekleidung (ca. 54 %) suchen mehr als die Hälfte der Befragten Einzelhandelsgeschäfte im Oberzentrum auf. Daneben spielt auch der Versandhandel in diesem Bereich mit ca. 5 % eine nennenswerte Rolle; weitere Einkaufsorte stellen neben Germering und Fürstenfeldbruck sonstige benachbarte Orte dar. Auffallend ist zudem im Bereich Kinderbekleidung der hohe Anteil fehlender Angaben (ca. 59 %), ein Indiz dafür, dass seitens der Befragten keine eindeutige Einkaufsorientierung bzw. bei den Befragten derzeit kein persönlicher Bedarf besteht. Bei Sport- und Freizeitartikeln sowie Schuhen und Lederwaren hat Gilching zwar ebenfalls mit Wettbewerbsbetrieben aus München zu kämpfen. Bei diesen Warengruppen geben dennoch ca. 40 % bzw. 43 % der befragten Gilchinger ihre Heimatgemeinde als bevorzugten Einkaufsort an. Am Hauptwettbewerbsstandort München tätigen im Gegenzug ca. 30 % der Befragten bei Sport- und Freizeitartikeln und ca. 40 % der Befragten bei Schuhen und Lederwaren hauptsächlich ihre Einkäufe; die übrige Nachfrage verstreut sich auch hier wiederum auf Germering und Fürstenfeldbruck sowie weitere Nachbarorte im Umfeld. Für die befragten Personen aus dem angrenzenden Umland sind im mittelfristigen Bereich generell auch Einkaufsorte außerhalb Gilchings von größerer Bedeutung (vgl. Frage 9). Neben der Stadt München suchen die Befragten dabei vermehrt auch die umliegenden Wettbewerbsstandorte Germering, Fürstenfeldbruck sowie sonstige wohnortnahe Stand- 78 Einzelhandelskonzeption Gilching orte auf. Prinzipiell ähnelt die jeweilige Einkaufsorientierung für die unterschiedlichen Sortimente jedoch stark den Angaben bzw. Gewohnheiten der Gilchinger Bevölkerung. Abbildung 18: Bevorzugte Einkaufsorte beim kurz- und mittelfristigen Bedarf (ohne Lebensmittel) für die Befragten aus Gilching Drogerie-, Parfümerie-, Apothekerwaren Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf Bücher, Schreibwaren Damenbekleidung Herrenbekleidung Kinderbekleidung Sport-, Freizeitartikel Schuhe, Lederwaren 0% Gilching Germering 10% 20% Fürstenfeldbruck 30% Starnberg 40% München 50% 60% Internet / Versand 70% 80% sonstige Orte 90% 100% keine Angabe Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Im mittelfristigen Bedarfsbereich – mit den für ein Ortszentrum attraktivitätsbestimmenden Branchen – ist demnach eine teils deutliche Einkaufsorientierung nach München, sowie ergänzend nach Germering und Fürstenfeldbruck festzustellen. Die Versorgungsfunktion der Gemeinde Gilching ist zwar aus landesplanerischer Sicht in erster Linie auf die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen des Grundbedarfs ausgerichtet, mit Blick auf ein dynamisches und ansprechendes Ortszentrum ist das angesprochene Angebotsdefizit jedoch zumindest kritisch zu hinterfragen. Aus Sicht der Befragten ist speziell im Bekleidungssegment ein merkliches Entwicklungspotenzial vorhanden, um die Einkaufsorientierung wenigstens in Teilen wieder auf Gilching zu richten. Im langfristigen Bedarfsbereich ist ein heterogenes Einkaufsverhalten der in Gilching lebenden Befragten erkennbar, das zum großen Teil durch die vorhandenen Angebotsstrukturen in der Gemeinde geprägt ist. Während v. a. in der Warengruppe Optik (ca. 60 %), gefolgt von Haushaltswaren (ca. 45 %), Foto (ca. 44%), Bau-, Heimwerkerbedarf und Eisenwaren (ca. 39 %), sowie Uhren und Schmuck (ca. 38 %) eine vergleichsweise starke Orientierung zugunsten von Gilching zu konstatieren ist, wird insbesondere im Bereich 79 Einzelhandelskonzeption Gilching Möbel und Einrichtung (ca. 2 %) nur eine unterdurchschnittliche Quote erreicht, was aufgrund des nur gering ausgeprägten Angebots nicht verwundert. Als wichtigster Wettbewerbsstandort ist auch in diesem Bedarfsbereich die Stadt München zu nennen; um Möbel und Einrichtungsgegenstände zu besorgen, fahren mehr als die Hälfte der Befragten aus Gilching (ca. 52 %) bevorzugt in die Landeshauptstadt. Auch bei Elektrowaren und Unterhaltungselektronik (ca. 46 %) und bei Haus-, Tisch-, Bettwäsche und Gardinen (ca. 42 %), sowie bei Uhren und Schmuck bzw. Hausrat (jeweils ca. 31 %) suchen die Gilchinger Bürger gehäuft Einzelhandelsbetriebe in München auf. Im Bau-, Heimwerkerbedarf, Eisenwaren (ca. 27 %) und bei Elektrowaren (ca. 15 %) orientieren sich die Gilchinger Bürger zudem vermehrt auch nach Germering, speziell im Fotosegment (ca. 11 %), bei Haus-, Tisch-, Bettwäsche, Gardinen (ca. 9 %) und Elektrowaren (ca. 6 %) stellt auch der Versandhandel eine zunehmende Konkurrenz für den stationären Einzelhandel dar (vgl. Abb. 19). Die befragten Personen aus dem Umland suchen im langfristigen Bedarfsbereich Gilching insbesondere für den Einkauf der Warengruppen Bau-, Heimwerkerbedarf und Eisenwaren (ca. 44 %) und Haushaltswaren (ca. 33 %) auf. Auch in den Sortimenten Optik (ca. 28 %), Foto (ca. 23 %), Haus-, Tisch-, Bettwäsche, Gardinen (ca. 23 %) sowie Uhren und Schmuck (ca. 21 %) und Elektrowaren (ca. 18 %) fahren die Umlandbewohner vergleichsweise häufig nach Gilching. Um Waren aus dem Bereich Möbel und Einrichtung zu besorgen kommen hingegen nur ca. 4 % nach Gilching. Grundsätzlich spielen für die Umlandbewohner neben Gilching auch in diesem Bedarfsbereich umliegende Konkurrenzstandorte wie Germering oder Fürstenfeldbruck bzw. die jeweiligen Wohnstandorte eine weitaus größere Rolle im Einkaufsverhalten als für die Bewohner aus Gilching. Übereinstimmende Antworten der Befragten zeigen sich beim Einkaufsverhalten bei den Sortimenten Möbel und Einrichtung, Haus-, Tisch-, Bettwäsche und Gardinen, Elektrowaren sowie Uhren und Schmuck; wie auch die Befragten aus Gilching fahren die Befragten aus dem Umland gehäuft nach München, um hier ihre Einkäufe zu tätigen. 80 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 19: Bevorzugte Einkaufsorte beim langfristiger Bedarf für die Befragten aus Gilching Elektrowaren, Unterhaltungselektronik Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel Möbel, Einrichtung Haus-, Tisch-, Bettwäsche, Gardinen Bau-, Heimwerkerbedarf, Eisenwaren Foto Optik Uhren, Schmuck 0% Gilching Germering 10% 20% Fürstenfeldbruck 30% Starnberg 40% München 50% 60% Internet / Versand 70% 80% sonstige Orte 90% 100% keine Angabe Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Zusammenfassend zeigt die Analyse der Einkaufsorientierung nach einzelnen Warengruppen folgende angebotsbezogene Stärken: Lebensmittel Drogerie-, Parfümerie-, Apothekerwaren Bücher, Schreibwaren Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf Optik Foto Haushaltswaren, GPK, Geschenkartikel Bau-, Heimwerkerbedarf, Eisenwaren. Kaufkraftabflüsse, die einerseits aus der geringen Auswahl bzw. Attraktivität des Angebots in Gilching und andererseits aus der hohen Anziehungskraft der umliegenden Wettbewerbsstandorte resultieren, bestehen v. a. für folgende Sortimente: Bekleidung Spielwaren Sport-, Freizeitartikel Möbel Elektrowaren, Unterhaltungselektronik Haus-, Tisch-, Bettwäsche, Gardinen. 81 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 11: „Denken Sie einmal an die Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten in Gilching. Wie beurteilen Sie folgende Punkte?“ In Frage 11 steht eine qualitative Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten in Gilching im Mittelpunkt. Die Befragten konnten dabei zu ausgewählten Kriterien ein Urteil abgeben (vgl. Abb. 13), indem sie Schulnoten von 1 (= sehr gut) bis 5 (= mangelhaft) vergaben. In der Gesamtbetrachtung bescheinigen die Konsumenten den Einkaufsmöglichkeiten in Gilching mit der Durchschnittsnote 2,5 eine gute, aber noch steigerungsfähige Qualität. Besonders positiv werden die Kriterien Freundlichkeit der Bedienung (Note 2,1), Ladenöffnungszeiten (Note 2,2), qualifizierte Beratung (Note 2,3) und Service (Note 2,4) beurteilt. Schlechter schneiden die Aspekte Einkaufsatmosphäre (Note 2,5), Aufenthaltsqualität, Geschäftsgestaltung und Preis-/ Leistungsverhältnis (jeweils Note 2,6) sowie Angebotsvielfalt (Note 3,0) ab (vgl. Frage 2 und 3). Diese Bewertung deckt sich über alle Altersstufen und Wohnstandorte hinweg weitgehend. Aus gutachterlicher Sicht stellen die positiv bewerteten Aspekte qualifizierte Beratung und Service Standortvorteile gegenüber den Wettbewerbsstädten dar, die es gilt gezielt auszubauen und offensiv zu vermarkten. Abbildung 20: Bewertung der Einkaufssituation in Gilching Preis-/ Leistungsverhältnis 5 Aufenthaltsqualität 4 Freundlichkeit der Bedienung 3 2 Service 1 qualifizierte Beratung 0 Ladenöffnungszeiten Angebotsvielfalt Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Einkaufsatmosphäre Gestaltung der Geschäfte Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 82 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 12: „Welche Maßnahmen der Gemeindeverwaltung bzw. einer Werbegemeinschaft könnten aus Ihrer Sicht zu einer Attraktivitätssteigerung des Einzelhandelsstandortes Gilching beitragen?“ Mit dieser Frage wurde den Befragten die Möglichkeit gegeben, anhand einer Reihe von möglichen vorgegeben Maßnahmen aufzuzeigen, wie aus Sicht der Konsumenten der Einkaufsort Gilching attraktiver werden kann (insgesamt 587 Nennungen) (vgl. Abb. 14). Darüber hinaus konnten die interviewten Personen auch eigene Anregungen oder Vorschläge einbringen (insgesamt 76 Nennungen). Mehrfachnennungen waren möglich. Mehr als die Hälfte aller Befragten (ca. 51 %) gibt an, dass verkehrliche Verbesserungen (z.B. durch die geplante Umgehungsstraße, mehr Parkmöglichkeiten) zu einer höheren Attraktivität Gilchings führen könnten. Das Thema Erreichbarkeit und Parken stellt somit aus Sicht der Kunden einen wesentlichen Standortfaktor dar. Weitere Verbesserungen wünschen sich die Befragten zudem im Hinblick auf eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes (z.B. mehr Sitzgelegenheiten, mehr Grünflächen); beachtliche ca. 40 % der Befragten sehen hier Bedarf für weitergehende Maßnahmen. Auch der verstärkte Einsatz von Marketingmaßnahmen (z.B. Aufbau Stadtmarketing) (ca. 24 %), der Ausbau der öffentlichen Dienstleistungsangebote als Komplementärangebote (z.B. Gesundheitsangebote) (ca. 21 %) und eine generell verstärkte Ansiedlungspolitik (ca. 12 %) beinhalten nach Ansicht der Befragten Potential für eine Steigerung der Einzelhandelsattraktivität Gilchings. Eigene Anregungen seitens der Konsumenten bezogen sich insbesondere darauf, vorhandene Defizite im lokalen Einzelhandel zu beseitigen (z.B. einheitliche Ladenöffnungszeiten) (ca. 4 %) und mehr Freizeitmöglichkeiten (z.B. kulturelle Veranstaltungen) anzubieten (ca. 2 %). Von den insgesamt 400 Befragten gaben 335 Personen Angaben zu dieser Thematik, davon 182 Personen aus Gilching und 153 Personen aus den Umlandgemeinden. Während sich die Gilchinger Bürger Maßnahmen vor allem in der Gestaltung des öffentlichen Raumes, einer verstärkten Ansiedlungspolitik und einem Ausbau des öffentlichen Dienstleistungsangebotes wünschen, sind insbesondere verkehrliche Maßnahmen und verstärkte Marketingmaßnahmen sowohl aus Sicht der Befragten aus dem Umland, als auch aus Gilching sinnvoll. 83 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 21: Maßnahmen für eine Attraktivitätssteigerung des Einzelhandelsstandortes Gilching 0% 20% 40% verkehrliche Verbesserungen 100% 40,3% verstärkte Marketingmaßnahmen 23,5% Ausbau der öffentlichen Dienstleistungsangebote 20,5% verstärkte Ansiedlungspolitik mehr Freizeitangebote 80% 51,0% ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes Defizite im Einzelhandel beseitigen 60% 11,5% 3,8% 1,5% Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 84 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 13: „Wenn Sie an die Verkehrs- und Parkplatzsituation im Ortskern von Gilching denken, wie beurteilen Sie folgende Punkte?“ Frage 14: „Wenn Sie jetzt nur an den Bahnhof Gilching-Argelsried denken, wie beurteilen Sie folgende Punkte?“ Zur Beurteilung der verkehrlichen Erreichbarkeit und der Parkplatzsituation in Gilching – zunächst im Ortskern der Gemeinde Gilching, dann am Bahnhof Gilching-Argelsried – wurden wie schon bei vorhergehenden Fragestellungen die vorgegebenen Kriterien von den befragten Personen nach Schulnoten bewertet (vgl. Abb. 15 bzw. 16). Insgesamt wird die verkehrliche Situation im Ortskern der Gemeinde Gilching von allen Befragten mit der Durchschnittsnote 3,0 als merklich verbesserungsfähig eingestuft. Abbildung 22: Beurteilung der Verkehrs- / Parkplatzsituation im Gilchinger Ortskern Parkplatzangebot 5 4 Entfernung zwischen Parkplätzen und Einkaufslagen 3 Fußgängerfreundlichkeit 2 1 0 Erreichbarkeit mit PKW Fahrradfreundlichkeit Erreichbarkeit mit ÖV Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 85 Einzelhandelskonzeption Gilching Bei der Beuteilung der Verkehrssituation im Ortskern wird von den Befragten aus Gilching wie von den Befragten aus dem Umland nur die Erreichbarkeit mit dem PKW (Note 2,2) überwiegend positiv bewertet. Merklich negativer fällt die Beurteilung der Kriterien Fußgängerfreundlichkeit und Entfernung zwischen Parkplätzen und Einkaufslagen (jeweils Note 2,7) aus. Am schlechtesten schneiden die Aspekte Erreichbarkeit mit Öffentlichen Verkehrsmitteln (Note 3,3) und Fahrradfreundlichkeit bzw. Parkplatzangebot (jeweils Note 3,4) ab. Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen aus Frage 3, 8 und 12. Die Beurteilung der verkehrlichen Situation im Ortskern von Gilching zeigt dabei keine gravierenden Unterschiede bei den Befragten aus den verschiedenen Wohnstandorten, auch bei der Berücksichtigung der Altersstruktur lassen sich keine besonderen Auffälligkeiten feststellen. Das Thema Erreichbarkeit und Verkehr ist somit aus gutachterlicher Sicht ein generell wichtiger Teilaspekt zur Attraktivierung des Einzelhandelsstandortes Gilching. Für die Bewertung der verkehrlichen Situation am Bahnhof Gilching-Argelsried wurden den befragten Personen ähnliche Kriterien genannt, die diese bewerten sollten (vgl. Abb. 16). Mit einer Durchschnittsnote von 3,4 – im Vergleich zur Bewertung der verkehrlichen Situation am Ortskern mit 3,0 – offenbaren sich hier aus Sicht der Konsumenten ebenfalls Defizite bzw. Verbesserungsbedarf (vgl. Frage 12). Insbesondere die Gestaltung des Bahnhofsumfeldes (Note 3,8) und die Anschlussmöglichkeiten für Buslinien (Note 3,6) werden von den Befragten nur mit ausreichend benotet und schneiden zudem bei den Befragten aus Gilching tendenziell schlechter ab als bei den im Umland wohnenden Befragten. Auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder (Note 3,1) werden von den Gilchingern etwas schlechter bewertet als von den übrigen Befragten, das Parkplatzangebot (Note 3,0) schneidet hingegen bei den außerhalb von Gilching wohnenden Befragten etwas schlechter ab (vgl. Frage 8). Im Hinblick auf die Altersstruktur steht (ähnlich wie bei Frage 13) wiederum die Gruppe der 46 – 65-Jährigen der verkehrlichen Situation am Bahnhof Gilching-Argelsried tendenziell kritischer gegenüber. 86 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 23: Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation am Bahnhof Gilching-Argelsried Parkplatzangebot 5 4 3 2 1 Gestaltung des Bahnhofumfeldes Abstellmöglichkeiten für Fahrräder 0 Anschlussmöglichkeiten für Buslinien Wohnort Gilching Wohnort außerhalb Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 87 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 15: „Welche positiven oder negativen Veränderungen sind Ihnen in den letzten 2 – 3 Jahren in Gilching aufgefallen?“ Um die Entwicklung in verschiedenen einzelhandelsrelevanten Bereichen besser einschätzen zu können, wurden die befragten Personen gebeten, mögliche Veränderungen ausgewählter Gesichtspunkte zu bewerten (vgl. Abb. 17). Die Befragten konnten dazu Aussagen treffen, ob sich das jeweilige Kriterium ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verbessert, verschlechtert oder konstant entwickelt hat. Abbildung 24: Positive und negative Veränderungen im Erscheinungsbild Gilchings Ortsgestaltung Erreichbarkeit mit OPNV Parkplatzsituation Gastronomie, Cafes Werbung Bedienung, Beratung Gestaltung der Geschäfte Warenangebot 0% besser 20% gleich geblieben 40% 60% schlechter 80% 100% keine Angabe Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Insgesamt zeichnen die Antworten ein eher positives Bild. Bei nahezu allen abgefragten Aspekten wird eine Verbesserung oder zumindest eine gleich bleibende Entwicklung bescheinigt. Besonders positiv schneiden die Entwicklungen im Warenangebot, in der Geschäfts- und in der Ortsbildgestaltung sowie im Bereich Gastronomie ab (vg. Frage 2). Bedeutsame Negativentwicklungen werden im Gegensatz dazu von den Befragten (v.a. aus Sicht der Umlandbewohner) nur bei der Parkplatzsituation wahrgenommen (vgl. Frage 3 bzw. 13). Bei der Ortsbildgestaltung fällt trotz der eher positiv wahrgenommenen Entwicklung auch der vergleichsweise hohe Prozentanteil negativ wahrgenommener Ver88 Einzelhandelskonzeption Gilching änderungen (v.a. aus dem Kreis der Befragten aus Gilching) auf, was die teils zwiespältige Meinung der Befragten zum Thema „Neue Ortsmitte“ widerspiegelt. Keine wesentlichen Veränderungen gibt es aus Sicht der Konsumenten insbesondere in der Durchführung von Werbemaßnahmen und der Entwicklung des ÖPNV-Angebots (vgl. Frage 12 bzw. 13). Über alle Wohnstandorte und Altersklassen hinweg decken sich diese Ergebnisse grundsätzlich weitgehend. Die mittleren Altersklassen äußern sich tendenziell besonders kritisch, gerade auch bei den Aspekten Parkplatzsituation, Ortsbild- und Geschäftsgestaltung. Die über 65 Jährigen geben hingegen vergleichsweise oft eine Verschlechterung des ÖPNV-Angebots an, während die unter 35-Jährigen lediglich in der Werbung des Einzelhandelsstandortes Gilching eindeutige Verschlechterungen erkennen. 89 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 16: „Welche Warengruppen, Artikel, Preissegmente, Magnetbetriebe und Angebote vermissen Sie in Gilching?“ Von den insgesamt 400 Befragten konnten 202 Personen Angaben zu dieser offen formulierten Frage machen, die dazu dient, mögliche Angebotsdefizite aus Sicht der Kunden aufzuzeigen. Insgesamt wurden 326 Anregungen (davon 231 Nennungen aus Gilching und 95 aus dem Umland) zur Ergänzung des Einzelhandelsangebots in Gilching genannt; Mehrfachnennungen waren möglich. Als deutlichen Hauptwunsch äußern die Befragten mit 190 Nennungen (ca. 48 % der Antworten) in erster Linie Ergänzungen des Angebotes in der Warengruppe Bekleidung, Schuhe, Sport (mit den Schwerpunkten Oberbekleidung, Schuhe, sowie Mode für Senioren, jugendliche Mode, preisgünstige und hochwertige Bekleidung, Sondergrößen) (vgl. Abb. 18). Diese Aussage korreliert mit dem in Frage 10 aufgezeigtem Defizit, dass diese Sortimente im Allgemeinen bevorzugt außerhalb Gilchings (v.a. in München) besorgt werden bzw. Gilching für diese Sortimente als Einkaufsort weniger attraktiv erscheint. Angebotsdefizite in Gilching 70% 70% 60% 60% 50% 48% 50% 40% 40% 30% 30% 20% 9% 10% 20% 9% 6% 5% 3% 2% 1% 0% ek le id un H g, au Sc sr hu at ,E he ,S in ri c po ht so rt u ns ng tig N ,M ah er öb ru Ei el ng nz sel un ha nd d G el en us sm itt El el ek tr ow G ar es en un So dh ns ei tig t, B K es üc ör he pe r, rp PB fle S, ge Sp ie lw ar en 0% 10% Antworten nach Wohnort Antworten insgesamt Abbildung 25: B insgesamt Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Wohnort Gilching Wohnort außerhalb 90 Einzelhandelskonzeption Gilching Weitere Ergänzungswünsche – wenngleich weitaus seltener genannt – betreffen die in Abbildung 18 dargestellten Sortimente. Vorschläge für Ergänzungen im Bereich sonstiger Einzelhandel beziehen sich dabei vor allem auf die Warengruppen Bau- und Heimwerkerbedarf, sowie Uhren und Schmuck; zudem wird hier auch das fehlende Angebot eines Kauf- bzw. Warenhaus mit gemischtem Sortiment zur Sprache gebracht. Im Bereich Nahrungs- und Genussmittel fällt des Weiteren eine vergleichsweise hohe Nachfrage speziell im Bereich Feinkostprodukte auf. Besonders eindringlich wird der Wunsch nach einer Erweiterung des Angebots in den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Sport (ca. 67 %), sowie Hausrat, Einrichtung, Möbel (ca. 10 %), Elektrowaren (ca. 9 %) und Nahrungs- und Genussmittel (ca. 8 %) seitens der befragten Bürger aus der Gemeinde Gilching kundgegeben. Aus dem Kreis der befragten Umlandbewohner äußern sich hingegen generell weitaus weniger zu dieser Frage, grundsätzlich überwiegt aber auch hier das Interesse an einer Erweiterung im Segment Bekleidung, Schuhe, Sport. Unterscheidet man nach Altersklassen, so ist festzustellen, dass die jüngeren bzw. mittleren Gruppen besonders Angebote im Bereich Bekleidung, Schuhe, Sport, sowie Elektrowaren und Körperpflege vermissen, während die über 65-Jährigen lediglich Ergänzungen im Nahrungsmittelbereich begrüßen würden, ansonsten aber relativ zufrieden mit dem derzeitigen Warenangebot sind. Zusammenfassend lassen sich für die Gemeinde Gilching anhand dieser Frage somit Rückschlüsse auf eine evtl. Ergänzung des bestehenden Sortiments insbesondere in den Segmenten junge und preisbewusste Mode sowie Spezialangebote (z.B. Sondergrößenmode oder Feinkost) ziehen. 91 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 17: „Wenn Sie Gilching mit anderen Gemeinden vergleichen, was fällt Ihnen besonders positiv bzw. negativ auf?“ Im regionalen Vergleich verfügt die Gemeinde Gilching zum einen aus Sicht der eigenen Bevölkerung, zum anderen aus der Perspektive der Umlandbewohner über Vorzüge und Nachteile. Um diese näher identifizieren zu können, wurden die Befragten gebeten aufzuzählen, was sie besonders positiv oder negativ an ihrer Heimat- bzw. Nachbargemeinde bewerten. Dabei wurden keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben, sondern bewusst eine so genannte offene Fragestellung gewählt; Mehrfachnennungen waren möglich. Vergleicht man die Ergebnisse (vgl. Abb. 19 und 20), so zeigt sich ein sehr ambivalentes Bild. Zu den herausragenden Positivkriterien bzw. Stärken der Gemeinde Gilching zählen das Warenangebot (ca. 11 %), sowie die Ortsgestaltung (u.a. neues Ortszentrum mit Marktplatz) und die hohe Wohnqualität (familien- und kinderfreundliches Ambiente) (jeweils ca. 9 %) (vgl. Frage 2). Als weitere Attraktivitätsfaktoren werden von den Befragten der hohe Freizeitwert, die überschaubaren Wege, die zentrale Lage, die gute Infrastruktur, die Aspekte Parken und Verkehr und die bauliche Ästhetik mit viel Grün genannt (vgl. Abb. 19). Stellt man diesen Punkten die Negativkriterien gegenüber, so ist festzustellen, dass prinzipiell dieselben Antwortgruppen – jedoch in abweichender Reihenfolge – auch hier genannt werden. Als entscheidende Negativkriterien bzw. Schwächen der Gemeinde Gilching sehen die Befragten demnach den Bereich Parken und Verkehr (Durchgangsverkehr, geringes Parkplatzangebot v.a. im Innenbereich, keine Fahrradwege) (ca. 20 %), die Ortsgestaltung v.a. im Zentrum (kein „gewachsener“ Ort, wenig „Grün“, Bahnhofsgestaltung) (ca. 18 %) und die geringen Freizeitangebote v.a. für Jugendliche (ca. 11 %). Weiterhin negativ äußern sich die Befragten über die fehlende Aufenthaltsqualität (kein „Flair“), Defizite im Einzelhandelsangebot, sowie den vorhandenen Fluglärm (bzw. Autobahnlärm) (vgl. Abb. 20). 92 Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildung 26: Positive Aspekte der Gemeinde Gilching 0% 5% gutes Warenangebot 10% 20% 11,3% Gestaltung Ortszentrum / Marktplatz 9,3% angenehme Atmosphäre, hohe Wohnqualität 9,3% hoher Freizeitwert 5,5% kurze Wege, überschaubar 4,5% zentrale Lage, Umgebung 4,3% gute Infrastruktur 4,3% Parken und Verkehr schöne Stadt, viel Grün 15% 2,8% 1,8% Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Abbildung 27: 20% 15% Negative Aspekte der Gemeinde Gilching 10% 5% 0% Parken und Verkehr 19,5% Ortsbildgestaltung, v.a. Zentrum 18,0% wenig Freizeitangebote, v.a. für Jugendliche 11,0% fehlende Aufenthaltsqualität, kein Flair 5,5% Defizite im Einzelhandelsangebot 5,0% 2,5% Fluglärm 2,3% Sonstiges Quelle: Quelle:GMA-Haushaltsbefragung, GMA-Haushaltsbefragung, 20082008. 93 Einzelhandelskonzeption Gilching Absolut betrachtet überwiegen die Negativantworten mit insgesamt 255 Nennungen (von 187 der 400 Befragten) gegenüber den Positivantworten mit insgesamt 211 Nennungen (von 166 der 400 Befragten). Im Vergleich mit anderen GMA-Haushaltsbefragungen ist dieses Verhältnis als eher ungewöhnlich zu bezeichnen. Offenbar ist das Interesse der Gilchinger Bürger an einer Aufwertung des Einzelhandels- und Wohnstandortes derart groß, dass sie sich inhaltlich intensiv damit auseinander gesetzt haben und daher vergleichsweise viele Kritikpunkte anführen konnten. Bei einer differenzierteren räumlichen Betrachtung fallen deutliche Unterschiede in der Innen- bzw. Außenwahrnehmung auf. Grundsätzlich sind gerade die Gilchinger Bürger zum einen relativ zufrieden mit ihrem Heimatort (135 Positivnennungen im Vergleich zu 76 Nennungen aus dem Umland), zum anderen stehen sie ihrem Wohnort aber auch kritischer gegenüber als die Befragten im Umland (164 Negativnennungen im Vergleich zu 91 Nennungen aus dem Umland). Aus Sicht der Gilchinger Bevölkerung werden insbesondere die Kriterien Wohnqualität, Warenangebot, zentrale Lage, aber auch der Bereich Parken und Verkehr eher positiv bewertet, während für die außerhalb Gilchings wohnenden Befragten insbesondere die Gestaltung des neuen Ortszentrums positiv wahrgenommen wird. Besonders negativ aus Sicht der Gilchinger Bürger fallen hingegen gerade auch die Ortsbildgestaltung, sowie das geringe Freizeitangebot, Defizite im Einzelhandelsangebot und der Fluglärm auf. Für die Befragten außerhalb Gilchings wird hingegen der Aspekt Parken und Verkehr schlechter als von der eigenen Bevölkerung bewertet. 94 Einzelhandelskonzeption Gilching Frage 18: „Würden Sie bei einer Einführung einer direkten Busverbindung zwischen Alling und Gilching diese nutzen, um zu Einkäufen oder Erledigungen nach Gilching zu kommen?“ Diese Zusatzfrage wurde den befragten Personen nur gestellt, wenn sie Alling als ihren Wohnort angegeben hatten und soll Aufschlüsse darüber liefern, ob eine entsprechende Busverbindung auf die Akzeptanz der Bevölkerung stieße bzw. genutzt würde. Von den insgesamt 50 Personen, denen diese Frage gestellt wurde, gaben mehr als die Hälfte der Befragten (ca. 54 % bzw. 27 absolut) an, eine derartige ÖPNV-Verbindung zu nutzen, weitere ca. 20 % (10 absolut) zeigen sich unschlüssig. 13 Personen (ca. 26 %) lehnen dieses zusätzliche ÖPNV-Angebot ab. Alle diejenigen ohne eigenen PKW1 und auch mehr als die Hälfte mit eigenem PKW (ca. 51 % bzw. 24 absolut) sprechen sich für diese Anbindung aus. Insbesondere mit zunehmendem Alter (ca. 56 % der 46 – 65Jährigen und ca. 67 % der über 65-Jährigen) findet dieses Angebot vermehrt Anklang. Nutzung einer direkten Busverbindung zwischen Alling und Gilching 70% 70% 60% 60% 50% 50% 40% 40% 30% 30% 20% 20% 10% 10% 0% 0% nein insgesamt 36 bis 45 Jahre über 65 Jahre 1 ja Antworten nach Altersklassen Antworten insgesamt Abbildung 28: weiß nicht bis 35 Jahre 46 bis 65 Jahre Quelle: GMA-Haushaltsbefragung, 2008 Es ist anzumerken, dass insgesamt nur 3 der hier befragten Personen angaben, über keinen PKW zu verfügen. 95 Einzelhandelskonzeption Gilching 3. Zusammenfassung Angesichts der dichten Angebotsstrukturen im Umfeld der Gemeinde Gilching, die in der Landesplanung dem Stadt-Umlandbereich der Verdichtungsregion München zugeordnet wird, ist mit zunehmender Entfernung vom Wohnort Gilching generell eine abnehmende Kundenbindung festzustellen. Die grundsätzliche Einkaufsorientierung am Standort Gilching fokussiert sich bei allen Befragten in erster Linie auf den Ortskern von Gilching. Bewohner aus dem Umland, die nahezu ausschließlich mit dem PKW zum Einkaufen kommen, suchen daneben im Zuge der Erreichbarkeitsvorteile vermehrt auch das Gewerbegebiet Süd auf; für Ortsansässige, die ihre Einkäufe gerne auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad tätigen, sind auch wohnortnahe Einzelhandelsstandorte im eigenen Ortsteil attraktiv. Die Beurteilung des Einzelhandelsstandortes Gilching von außen („Fremdwahrnehmung“) ist geprägt durch die eher positive Wahrnehmung der Kriterien Kopplungspotenzial und Gestaltung des Ortszentrums, sowie die eher negative Wahrnehmung im Bereich verkehrliche Erreichbarkeit und Parkplatzangebot. Aus der Innenperspektive („Eigenwahrnehmung“) schneidet der Einzelhandelsstandort Gilching bei den Kriterien PKW- Erreichbarkeit und Parkplatzsituation weitaus weniger schlecht ab; zudem werden die zentrale Lage, sowie der persönliche Kontakt bzw. Service und Beratung als wesentliche Standortvorzüge Gilchings bewertet. Die derzeitige Angebotsauswal sowie die Ortsbildgestaltung werden von den Befragten stark unterschiedlich bewertet. Die bislang als eher unbefriedigend einzustufende Einkaufsatmosphäre spiegelt sich als Konsequenz in der geringen Aufenthaltsdauer (bis zu 60 Minuten) gerade auch der Gilchinger Bevölkerung wider. Während sich die Gilchinger Bürger Maßnahmen für eine Attraktivierung des Einzelhandelsstandortes Gilching insbesondere in der Gestaltung des öffentlichen Raumes (z.B. mehr Sitzgelegenheiten, mehr Grünflächen), einer verstärkten Ansiedlungspolitik (z.B. Mode, Schuhe, Feinkost) und einem Ausbau des öffentlichen Dienstleistungsangebotes zur Komplementärnutzung wünschen (z.B. Gesundheitsangebote), sind verkehrliche Maßnahmen (z.B. neue Umgehungsstraße, mehr Parkmöglichkeiten) und verstärkte Marketingmaßnahmen (z.B. Aufbau von Management- / Marketingstrukturen, Serviceoffensive Gilching) sowohl aus Sicht der Befragten aus dem Umland, als auch aus Gilching sinnvoll. 96 Einzelhandelskonzeption Gilching 4. Fazit Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung werden im Folgenden unter dem Blickwinkel der GMA-Bestandserhebung kurz kommentiert. Besonderes Augenmerk wird neben der weiteren Angebotsgestaltung auf mögliche verkehrliche Maßnahmen in Gilching gelegt. Die derzeit allgemein zu beobachtenden Entwicklungen auf der Nachfrageseite1 zeigen sich auch im Verhalten der im Rahmen der Haushaltsbefragung interviewten Personen: Differenzierte Konsumstrukturen (Polarisierung der Nachfrage), die gestiegene Mobilität (Pkw-orientierte Einkaufsstättenwahl), das steigende Anspruchsniveau (Mehrfachorientierung) sowie das Kopplungsverhalten (Verbinden von Einkauf und Dienstleistung bzw. Gastronomie) kennzeichnen generell auch die Nachfragestrukturen in Gilching und Umgebung. Das vorhandene Einzelhandelsangebot in Gilching wird von den Befragten grundsätzlich positiv bewertet (vgl. Frage 2, 15, 17). Anhand von Versorgungskennziffern lässt sich jedoch vor allem im mittel- bis langfristigen Bedarfsbereich (untergeordnet auch bei Nahrungs- und Genussmitteln) ein vergleichsweise geringer Verkaufsflächenbesatz feststellen2. Aus qualitativer Sicht stellt der kleinteilige Einzelhandelsbestand mit geringem Filialisierungsgrad - vor allem am neu gestalteten Ortskern - einerseits eine Stärke des Gilchinger Einzelhandels dar, da dadurch ein individuelles Einkaufsimage erzeugt werden kann (vgl. Frage 12). Andererseits birgt das Fehlen überregional bekannter Anbieter die Gefahr, dass sich Kunden verstärkt zugunsten von Wettbewerbsstandorten im Umland orientieren (vgl. Frage 4 bzw. 10). Zusätzlich kann auch die Aufenthaltsqualität bzw. die Einkaufsatmosphäre Gilchings vom modernen Ambiente des neuen Ortskerns profitieren (vgl. Frage 5). Die derzeit vorhandenen Leerstände im Bereich des Marktplatzes bzw. die Fassaden-, und Straßengestaltung in Nebenlagen mindern jedoch bislang die erlebte Einkaufsqualität (vgl. Frage 3 bzw. 17). 1 Vgl. Einzelhandelsanalyse, Kap. I. 2 Vgl. Einzelhandelsanalyse, Kap. III. 97 Einzelhandelskonzeption Gilching Unerlässlich für die Akzeptanz und weitere Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Gilching aus Konsumentensicht ist insbesondere der Standortfaktor verkehrliche Erreichbarkeit und Stellplatzangebot (vgl. Frage 8, 12, 13, 17). Sowohl überregional als auch regional kann die verkehrliche Anbindung Gilchings als sehr gut bezeichnet werden, auch das vorhandene ÖPNV-Angebot (S-Bahn, Busverkehr) ermöglicht eine gute Erreichbarkeit und verbindet Gilching mit den angrenzenden Kommunen im Stadt-Umlandbereich des Verdichtungsraumes München. Dieser Umstand zeigt sich in der ausgeprägten Mehrfachorientierung der hochmobilen Bevölkerung zugunsten von Alternativstandorten im Umland (vgl. Frage 8 bzw. 9), die regionale Wettbewerbssituation wird dadurch zusätzlich gefördert. Auch der ausgeprägte Pendlerverkehr von Gilching (Wohnort) nach München und Umgebung (Arbeitsort) trägt dazu bei und führt zudem zu einer hohen Verkehrsbelastung in der Gemeinde Gilching. Aus Sicht der Kunden gilt es künftig, bestehende verkehrliche Defizite zu beheben, was sich auf Maßnahmen sowohl für den fließenden, als auch für den ruhenden Verkehr bezieht (vgl. Frage 3, 12, 13). Neben Verbesserungen in der Erreichbarkeit im Individualverkehr (z.B. Entlastung des zentralen Versorgungsbereiches der Römerstraße vom Durchgangsverkehr durch den Bau der geplanten Umgehungsstraße), sind auch Überlegungen für eine Angebotserweiterung im ÖPNV (z.B. zusätzliche Buslinie zwischen Alling und Gilching), sowie Maßnahmen im Bereich der Fußgängerfreundlichkeit denkbar. Da jedoch aus objektiver Sicht die vorhandene Ausstattung bzw. Anbindung grundsätzlich als gut zu bezeichnen ist, müssen sich die weiteren Maßnahmen zudem insbesondere auch auf Verbesserungen in der Wahrnehmung der verkehrlichen Erschließung (z.B. durch ein Parkleitsystem, aktives Marketing) beziehen. Insgesamt wird deutlich, dass die Ergebnisse der Haushaltsbefragung mit den Ergebnissen der GMA-Strukturuntersuchung übereinstimmen. Die verkehrliche Erreichbarkeit in Verbindung mit dem Stellplatzangebot wird von den Kunden weitaus schlechter wahrgenommen als objektiv festzustellen ist. 98 Einzelhandelskonzeption Gilching V Entwicklungsperspektiven des Einzelhandels- und Dienstleistungsstandorts Gilching Unter Einbeziehung wichtiger Rahmendaten für die weitere demographische und wirtschaftliche Entwicklung in der Gemeinde Gilching werden im Folgenden die einzelhandelsbezogenen Entwicklungsperspektiven beurteilt. 1. Entwicklung der Rahmenbedingungen Für die Gemeinde Gilching und für die übrigen Gemeinden im Marktgebiet wurde vom Statistischen Landesamt Bayern eine positive Entwicklung der Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2020 prognostiziert. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck, dem die im Marktgebiet gelegene Gemeinde Alling angehört, ist laut Statistik von 2007 bis 2012 mit einer Bevölkerungszunahmen von rund 2,2 % zu rechnen. Von 2012 bis 2020 wird ein Wachstum von weiteren rund 2,3 % prognostiziert. Für den Landkreis Starnberg, dem Gilching und die übrigen Gemeinden des Marktgebietes angehören, wird die Bevölkerung bis 2012 um rund 2,6%, von 2012 bis 2020 um weiter 2,8% ansteigen1. Aus gutachterlicher Sicht ist jedoch, aus bereits genannten Gründen, mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum in der Gemeinde Gilching zu rechnen. 1 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für Bayern bis 2025, Variante W1a. 99 Einzelhandelskonzeption Gilching 2. Umsatzerwartung und Verkaufsflächenentwicklung 2.1 Prognostizierte Umsatzerwartung des Gilchinger Einzelhandels Zur rechnerischen Ermittlung der Umsatzprognose für den Gilchinger Einzelhandel für das Jahr 2020 werden unterschiedliche Prämissen verwendet. Dabei handelt es sich insbesondere um unterschiedliche Annahmen der erreichbaren Marktanteile (Szenarien A und B). Diese werden im Folgenden auf die bereits in Kap. II prognostizierten Kaufkraftvolumina bezogen. Die im Rahmen dieser modellhaften Betrachtung der künftigen Einzelhandelsentwicklung zugrunde gelegten Szenarien zeigen die Perspektiven für die weitere Einzelhandelsentwicklung im Gemeindegebiet auf und sind im Rahmen der Einzelhandelssteuerung zu berücksichtigen. Szenario A: Konstante Marktanteile für den Prognosezeitraum bis 2020 (stabile Einzelhandelsentwicklung) Unter der Annahme, dass der ortsansässige Einzelhandel seine Versorgungsbedeutung im Marktgebiet bis zum Jahre 2020 auf einem stabilen Niveau halten wird, ist ein Umsatzvolumen von ca. 85,9 Mio. € (zu aktuellen Preisen) zu erwarten. Zur Berechnung wird folgende Formel angewandt: Marktanteile 2008 x Kaufkraftprognose + Kaufkraftzufluss = Umsatzvolumen 2020 (Szenario A) Nahrungs- und Genussmittel: Zone I: ca. 74 – 75 % von 39,0 Mio. € = ca. 29,2 Mio. € Zone II: ca. 30 – 31 % von 19,0 Mio. € = ca. 5,8 Mio. € Zone III: ca. 19 – 20 % von 11,1 Mio. € = ca. 2,2 Mio. € Streuumsätze: ca. 5 – 6 % des Gesamtumsatzes = ca. 2,3 Mio. € Umsatz gesamt ca. 39,5 Mio. € 100 Einzelhandelskonzeption Gilching Nicht-Lebensmittel: Zone I: ca. 47 – 48 % von 75,9 Mio. € = ca. 35,8 Mio. € Zone II: ca. 20 – 21 % von 37,1 Mio. € = ca. 7,6 Mio. € Zone III: ca. 8 – 9 % von 21,6 Mio. € = ca. 1,7 Mio. € = ca. 1,3 Mio. € Streuumsätze: ca. 3 % des Gesamtumsatzes Umsatz gesamt ca. 46,4 Mio. € Bei einer weitgehend unveränderten, stabilen Marktposition des Gilchinger Einzelhandels im Marktgebiet ist bis zum Jahr 2020 mit einer Umsatzsteigerung um 8,5 Mio. € bzw. um knapp 11 % zu rechnen. Diese Umsatzsteigerung lässt sich sowohl auf steigende ProKopf-Ausgaben sowie die Bevölkerungszunahme im gesamten Marktgebiet, speziell aber in Gilching, zurückführen. Szenario B: Erweiterte Marktanteile für den Prognosezeitraum bis 2020 (dynamische Einzelhandelsentwicklung) In Szenario B wird von einer dynamischen Einzelhandelsentwicklung in der Gemeinde Gilching ausgegangen. Dabei wird eine Verbesserung und in Teilen eine Ausweitung der Angebotsstruktur, eine Stärkung des Branchenmixes und eine Optimierung der absatzpolitischen Maßnahmen zu Grunde gelegt, die im Ergebnis zu einem Ausbau der Marktposition im gesamten Marktgebiet bis zum Jahre 2020 führen. Diese Annahme findet sich in einer sortimentsspezifischen Erhöhung der angesetzten Marktanteile wieder. Die Berechnungsformel lautet somit: Erweiterte Marktanteile x Kaufkraftprognose + Kaufkraftzufluss = Umsatzvolumen 2020 (Szenario B) Nahrungs- und Genussmittel: Zone I: ca. 77 – 78 % von 39,0 Mio. € = ca. 30,1 Mio. € Zone II: ca. 32 – 34 % von 19,0 Mio. € = ca. 6,3 Mio. € Zone III: ca. 20 – 21 % von 11,1 Mio. € = ca. 2,3 Mio. € Streuumsätze: ca. 5 – 6 % des Gesamtumsatzes = ca. 2,4 Mio. € Umsatz gesamt ca. 41,1 Mio. € 101 Einzelhandelskonzeption Gilching Nicht-Lebensmittel: Zone I: ca. 50 - 52 % von 75,9 Mio. € = ca. 38,7 Mio. € Zone II: ca. 20 – 25 % von 37,1 Mio. € = ca. 8,3 Mio. € Zone III: ca. 10 – 11 % von 21,6 Mio. € = ca. 2,2 Mio. € Streuumsätze: ca. 5 % des Gesamtumsatzes = ca. 2,6 Mio. € Umsatz gesamt ca. 51,8 Mio. € Bei einer Annahme von erweiterten Marktanteilen durch eine dynamische Einzelhandelsentwicklung des Gilchinger Einzelhandels kann bis zum Jahr 2020 in einer optimistischen Einschätzung insgesamt ein Umsatzvolumen (zu aktuellen Preisen) von ca. 92,9 Mio. € erreicht werden. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung von 15,5 Mio. € gegenüber 2008, was einem Anstieg um ca. 20 % entspricht. Tabelle 15: Szenarien zur Umsatzerwartung für den Einzelhandel in der Gemeinde Gilching für das Jahr 2020 Gilching Szenario Zufluss von außerhalb Gesamt Umsatz in Mio. € A Konstante Marktanteile 65,0 20,9 85,9 B Erweiterte Marktanteile 68,8 24,1 92,9 Basisjahr 2008 58,1 19,3 77,4 Quelle: GMA-Berechnungen, 2008. 2.2 Zusätzlicher Verkaufsflächenentwicklungsspielraum bis 2020 Der rechnerische zusätzliche Entwicklungsspielraum bis zum Jahr 2020 wird aus der prognostizierten Umsatzerwartung bzw. Umsatzsteigerung gegenüber dem Basisjahr sowie unter Verwendung von durchschnittlichen Verkaufsflächenproduktivitätswerten des leistungsfähigen Einzelhandels errechnet. Die Flächenprognose zeigt den Rahmen auf, der ohne Umsatzumverteilungen zu Lasten bestehender Betriebe in Gilching realisiert werden kann. Qualitative und standortbezogene Faktoren bleiben zunächst unbeachtet. 102 Einzelhandelskonzeption Gilching Szenario A: konstante Marktanteile Stellt man der prognostizierten Umsatzsteigerung bis zum Jahr 2020 (d.h. ca. 8,5 Mio. €) die notwendigen Flächenproduktivitäten gegenüber, so lässt sich über alle Sortimentsbereiche rein rechnerisch ein Verkaufsflächenspielraum von rund 2.450 – 2.850 m² bzw. rund 13 – 16 % gegenüber der Verkaufsflächenausstattung des Basisjahres 2008 erkennen. Diese Prognose gilt unter der Prämisse, dass die Kaufkraftbindung des Einzelhandels der Gemeinde Gilching und der Kaufkraftzufluss aus dem Umland im Wesentlichen unverändert bleiben. Differenziert nach Lebensmitteln und Nicht-Lebensmitteln ergeben sich folgende Entwicklungsspielräume: Im Lebensmittelbereich ist unter den Prämissen des Szenario A bis 2020 mit einer Umsatzsteigerung von 3,9 Mio. € zu rechnen. Diese Umsatzsteigerung entspricht einem Verkaufsflächenspielraum von etwa 950 – 1.050 m², was einer Zunahme von rund 10 – 12 % der aktuellen VK im Lebensmitteleinzelhandel entspricht. Ohne Umverteilungen gegenüber ansässigen Einzelhandelsbetrieben ist im Non-FoodBereich durch die prognostizierte Umsatzsteigerung in Gilching in Höhe von ca. 4,6 Mio. € bis 2020 ein Verkaufsflächenspielraum von ca. 1.500 – 1.800 m² zu erkennen, was einer Verkaufsflächenerweiterung bei Nicht-Lebensmitteln von ca. 16 – 19 % gegenüber 2008 entspricht. Szenario B: erweiterte Marktanteile Unter der Annahme, dass der Gilchinger Einzelhandel seine Versorgungsbedeutung im Marktgebiet bis zum Jahre 2020 deutlich ausbauen und somit eine Umsatzsteigerung von ca. 15,5 Mio. € generieren kann, lässt sich rechnerisch ein zusätzlicher Verkaufsflächenspielraum für alle Sortimente von ca. 4.600 – 5.550 m² prognostizieren. Dies entspricht einer Verkaufsflächenzunahme von rund 25 – 30 % gegenüber dem aktuellen Bestand. 103 Einzelhandelskonzeption Gilching Im Lebensmittelbereich ist, unter den Annahmen von Szenario B, bis 2020 eine Umsatzsteigerung von rund 5,5 Mio. € gegenüber 2008 zu erwarten. Ohne Umverteilungen gegenüber bestehenden Betrieben sind somit etwa 1.300 – 1.550 m² zu realisieren. Dies Entspricht einer Ausweitung der Lebensmittel-VK um etwa 15 – 18 % gegenüber dem Basisjahr 2008. Im Non-Food-Bereich lassen sich bis 2020 durch die prognostizierte Umsatzsteigerung in Höhe von ca. 10,0 Mio. € ohne Umverteilungseffekt ca. 3.300 – 4.000 m² realisieren, was einen Verkaufsflächenzuwachs gegenüber 2008 von ca. 35 – 42 % bedeutet. 104 Einzelhandelskonzeption Gilching 3. Ergänzungs- und Entwicklungspotenziale nach Warengruppen Zu den möglichen Angebotsergänzungen und Empfehlungen zur Branchenentwicklung sind im Einzelnen folgende Aspekte anzuführen: Der Bereich Nahrungs- und Genussmittel ist in Gilching durch vier Supermärkte, vier Discounter, verschiedene Getränkemärkte, Bäckereien und Metzgereien vertreten. Zudem befindet sich ein größerer, moderner Anbieter aus dem Bereich Naturkost in Gilching. Hinzu kommen diverse Spezialanbieter (Feinkost, Gemüseläden). Insgesamt sind die genannten Anbieter relativ gleichmäßig über das Gemeindegebiet verteilt, so dass in weiten Teilen eine fußläufige Nahversorgung gewährleistet ist. Alleine von der Anzahl der Anbieter erscheint das Angebot angemessen. Allerdings ist in diesem Zusammenhang darauf zu verweisen, dass bei den Supermärkten und Discountern zum Teil Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf besteht. Von den vier Lebensmitteldiscountern erfüllen lediglich zwei die Anforderungen an einen modernen Markt dieses Betriebstyps. Einer davon befindet sich im Gewerbegebiet Süd, der andere in der Landsberger Straße. Die anderen zwei Discounter befinden sich in der nördlichen Römerstraße. Sie können als zu kleinflächig und entwicklungsbedürftig charakterisiert werden. Ähnlich verhält es sich mit den Supermärkten in der Gemeinde Gilching. Lediglich ein Anbieter hat mit etwa 1.000 m² Verkaufsfläche annähernd die Größe eines modernen Supermarktes. Die anderen drei sind deutlich kleiner. Insgesamt ist also ein gewisses Defizit an Lebensmittelmärkten der üblichen Größenordnung zu konstatieren. Aufgrund des relativ geringen Verkaufsflächenspielraums ist von einem Beheben dieser Defizite durch eine ungesteuerte Neuansiedlung abzuraten. Vielmehr sollten die bestehenden Märkte modernisiert bzw. erweitert werden. Eine Ausnahme stellt der Standortbereich Ortsmitte dar. Zur Stärkung und Attraktivierung des Gebietes erscheint die Ansiedlung eines modernen Supermarktes oder Discounters sinnvoll. Für den nördlichen Teil des Ortsteils Gilching gilt es, dem Angebotsdefizit aktiv entgegen zu treten. Aus der Warengruppe Gesundheit / Körperpflege sind drei Drogeriefachmärkte, fünf Apotheken sowie ein Sanitätshaus in Gilching ansässig. Der größte der Drogeriemärkte befindet sich im Gewerbegebiet Süd (Müller, ca. 1.100 m² VK, davon 105 Einzelhandelskonzeption Gilching ca. 800 Drogerieartikel). Von den beiden anderen ist einer kleinflächig, der andere hat eine mittlere Größenordnung. Insgesamt ist diesem Segment noch ein gewisser Entwicklungsspielraum zuzuschreiben. Eine Ansiedlung eines modernen Drogeriefachmarktes im Bereich des Ortszentrums, ggf. auch durch Verlagerung des bestehenden Marktes in der Römerstraße, zur Aufwertung und Stärkung des Zentrums, ist aus gutachterlicher Sicht sinnvoll. Der Bereich Blumen und Gartenbedarf ist in Gilching durch einen größeren, mittelständischen Gartenfachbetrieb im Ortsteil Neugilching sowie drei Blumengeschäfte im Ortsteil Gilching abgedeckt. Konkrete Defizite wurden hier nicht festgestellt. Aus dem Bereich zoologischer Bedarf sind lediglich zwei kleine Fachgeschäfte in Gilching ansässig. Allerdings ist auf die Randsortimente anderer Anbieter zu verweisen (Lebensmittelmärkte, Drogeriemärkte, Heimwerkermarkt). Der Betriebstyp eines Fachmarktes fehlt. Für eine Kommune dieser Größenordnung ist das Angebot als unterdurchschnittlich zu werten, woraus sich Entwicklungsspielräume ableiten lassen. Bücher / Schreibwaren / Spielwaren werden in Gilching von zwei Buchhandlungen, zwei Spielwarenfachgeschäften und mehreren Kiosks angeboten. Hinzu kommen die Randsortimente verschiedener anderer Anbieter (z.B. Müller, Kaufhaus Herz, Lebensmittelmärkte). Konkrete Angebotsdefizite sind nicht zu erkennen. Der Bereich Bekleidung ist geprägt durch vorwiegend kleinflächige Fachgeschäfte im Ortsteil Gilching, speziell im Bereich Römerstraße und Am Markt. Hier befinden sich insgesamt 14 Anbieter, unter ihnen eine Vielzahl spezialisierter Fachgeschäfte, wie ein Trachtenanbieter und ein Anbieter hochwertiger Leder- und Pelzwaren. Besonders hervorzuheben ist auch die, für eine Gemeinde dieser Größe, hohe Zahl an Anbietern von Kindermode. Vier Betriebe dieses Segments befinden sich in Gilching. Der größte Modeanbieter ist City Kauf Mode im Nahversorgungszentrum Starnberger Weg in Neugilching. Insgesamt bestehen im Bekleidungsbereich deutliche Ausstattungsdefizite, was sich sowohl im Vergleich mit ähnlich großen Gemeinden als auch in der Haushalts- und Händlerbefragung zeigte (Kaufkraftabflüsse sind die Folge). Ergänzungen sind im Ortszentrum v. a. mit einem größeren Textilfachmarkt, der für die Ortsmitte Magnetfunktionen übernehmen kann, sowie mit kleineren spezialisierten Anbietern (z. B. Jugend- und Trendmode, Übergrößen, Monolabelstores etc.) sinnvoll. Zum Schutz des Ortszentrums sollten Ansied- 106 Einzelhandelskonzeption Gilching lungen von entsprechenden Fachmärkten und Markenshops außerhalb der Haupteinkaufslage, v. a. aber an dezentralen Standorten, unterbleiben. Das Sortiment Schuhe ist durch vier Fachgeschäfte vertreten. Zwei davon befinden sich im Ortsteil Neugilching, zwei im Ortsteil Gilching. Größter Anbieter ist das Kaufhaus Herz im Bereich des Nahversorgungszentrums Sonnenstraße in Neugilching, gefolgt vom Schuhhaus Raab in der Römerstraße in Gilching. Wie auch im Textilbereich ist auch bei Schuhen das Fehlen eines modernen Fachmarktangebotes zu konstatieren. Aus gutachterlicher Sicht ist die Ansiedlung eines solchen Fachmarktes im Bereich der Ortsmitte zur Stärkung dieses Bereichs sinnvoll. Sportartikel werden in der Gemeinde Gilching von drei Betrieben angeboten, die sich alle in der Römerstraße im Ortsteil Gilching befinden. Größter Anbieter ist Intersport Aigner. Für eine Gemeinde dieser Größenordnung ist das Angebot als ausreichend zu werten. Entwicklungspotenziale bestehen in Spezialsegmenten. Das Angebot in der Warengruppe Elektrowaren ist in Gilching nur schwach ausgeprägt. Lediglich ein kleinflächiger Anbieter von Unterhaltungselektronik, ein Computerfachgeschäft und drei Fotozubehöranbieter befinden sich in der Gemeinde Gilching. Hinzu kommt das Randsortiment des Drogeriefachmarktes Müller im Gewerbegebiet Süd, welcher Tonträger und Computerzubehör führt. Insgesamt ist das Angebot stark unterdurchschnittlich. Allerdings ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass diese Angebotsdefizite von der Bevölkerung Gilchings wie dem Umland nicht als solche wahrgenommen werden. Dies ergab die telefonische Haushaltsbefragung. Zurückzuführen ist dies auf die Nähe zur Landeshauptstadt München sowie anderer Städte im Umfeld, in denen ein ausreichendes, modernes Angebot dieser Warengruppe vorzufinden ist. Von Seiten der Landesplanung liegt die flächenmäßige Obergrenze für die Ansiedlung eines Betriebes dieses Segments bei 500 m² Verkaufsfläche. Für einen modernen Fachmarkt ist diese Dimensionierung als nicht marktfähig einzustufen. Im Bereich Hausrat / Einrichtung / Möbel ist für Gilching im interkommunalen Vergleich eine unterdurchschnittliche Ausstattung festzuhalten. Der Bereich Haushaltswaren ist hierbei mit fünf kleinflächigen Anbietern, die sich alle im Ortsteil Gilching befinden, am besten abgedeckt. Anbieter von Heimtextilien befinden sich drei im Gemeindegebiet. Hinzu kommt ein Küchenstudio im Nahversorgungszentrum Starnberger Weg. Im Bereich Einrichtung / Möbel ist lediglich ein kleinerer Anbieter in Gilching vorzufinden. Trotz des geringen Angebots in dieser Waren107 Einzelhandelskonzeption Gilching gruppe kann nicht von einer Untervorsorgung gesprochen werden. Grund ist die Nähe zu München und zu anderen Städten im Umland, die umfangreiche Möbelangebote vorhalten. In die Warengruppe Sonstiger Einzelhandel fallen verschiedene Sortimente. Im Bereich Bau- und Heimwerkerbedarf sind ein Heimwerkermarkt im Nahversorgungszentrum Starnberger Straße und die BayWa Am Römerstein sowie ein Fußbodenmarkt und ein Markt für Tapeten, Bodenbeläge und Farben in der Gemeinde Gilching ansässig. Ein großer, moderner Bau- und Heimwerkermarkt befindet sich jedoch nicht am Ort. Der Sortimentsbereich Optik ist durch zwei Anbieter in Gilching und einen in Neugilching abgedeckt. Uhren- bzw. Schmuckanbieter befinden sich zwei im Ortsteil Gilching, ein dritter hat 2008 sein Geschäft aufgeben. Der Bereich Fahrradhandel ist durch zwei Fachgeschäfte, eines im Ortsteil Gilching und eines im Ortsteil Argelsried, vertreten. 108 Einzelhandelskonzeption Gilching VI Einzelhandelskonzept für Gilching 1. Städtebauliche Ziele eines Einzelhandelskonzeptes Auf Basis der in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Bestandsanalyse und der prognostizierten Entwicklungsspielräume im Einzelhandel kann ein zukunftsorientiertes Planungskonzept für die Gemeinde Gilching abgeleitet werden. Hiermit sollen folgende Ziele erreicht werden: eine Stabilisierung und Attraktivierung des Ortszentrums als zentraler und integrierter Einkaufs- und Dienstleistungsstandort. eine qualitativ und quantitativ adäquate Versorgung der Bevölkerung möglichst im Fußläufigen Bereich eine aktive Profilierung städtebaulich integrierter Versorgungslagen gegenüber großflächigen Einzelbetrieben an autokundenorientierten bzw. dezentralen Standortlagen im Gemeindegebiet und im Umland eine optimale Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen und eine effiziente Auslastung der Verkehrsinfrastruktur durch die Bündelung der Verkehrsströme Zur Sicherung und geordneten Weiterentwicklung des Einzelhandels ist die Verabschiedung des Einzelhandelskonzeptes im Gemeinderat erforderlich (= politische Selbstbindung). Dieses Konzept sollte künftig als Grundlage zur Beurteilung von Erweiterungs- und Ansiedlungsvorhaben sowie zur Formulierung von Standortprioritäten im Zuge der vorbereitenden und verbindlichen Bauleitplanung herangezogen werden. Oberziel ist das Bekenntnis zum Einzelhandelsstandort Gilching und die Weiterentwicklung seiner Versorgungsfunktionen. Wichtigstes Teilziel hierfür ist die Stabilisierung und Attraktivierung des Ortszentrums. Auch die Aufwertung bzw. der moderate Ausbau der Standorte mit Nahversorgungsfunktion sollte verankert sein. Um eine objektive Prüfung künftiger Ansiedlungs- und Verlagerungsvorhaben zu ermöglichen, muss das Einzelhandelskonzept folgende städtebaulich relevante Kernelemente enthalten: 109 Einzelhandelskonzeption Gilching ein sortimentsbezogenes Leitbild, das als Grundlage für die weitere Beurteilung von Ansiedlungsvorhaben heranzuziehen ist (= Sortimentskonzept) die Formulierung von räumlichen Prioritäten zur Weiterentwicklung der Flächen des Einzelhandels nach Standorten (= Standortkonzept). 2. Standortkonzept Im Standortkonzept ist zwischen den vorhandenen Lagekategorien – zentrale bzw. nichtzentrale Lagen – zu differenzieren. Als wesentliche Grundlage hierfür muss zunächst eine räumliche Abgrenzung der einzelnen Versorgungslagen getroffen werden, wobei insbesondere der derzeitige Geschäftsbesatz sowie das städtebauliche Erscheinungsbild als wesentliche Kriterien dienen. 2.1 Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) Vorrangiger Standort zur Ansiedlung innenstadtrelevanter Sortimente sollte das Ortszentrum sein. Das Gilchinger Ortszentrum erstreckt sich vorwiegend entlang der Römerstraße; im Südosten ab der Einmündung der Rosenstraße, im Nordwesten bis zur Abzweigung des Parsbergweges. Weiterhin ist das Gebiet zwischen der Pollinger Straße und der Römerstraße, ab der Karolinger Straße bis zur Bahnlinie, dem Ortszentrum zuzurechnen. Diese Abgrenzung basiert auf städtebaulichen und topografischen Gegebenheiten sowie dem Einzelhandels- und komplementären Dienstleistungsangebot in diesem Bereich. Zur Stärkung der Einzelhandelsfunktionen sollten sich Ansiedlungs- und Aufwertungsmaßnahmen vor allem auf die Haupteinkaufslage konzentrieren. Diese erstreckt sich entlang der Römerstraße von der Welfenstraße bis Am Zwinger und umfasst zudem den Bereich der neuen Ortsmitte Am Markt. Um die angestrebte Konzentration des Angebotes in diesem Bereich zu erreichen, genießen Betriebe außerhalb dieser Haupteinkaufslage zwar Bestands- und auch Erweiterungsschutz, jedoch sollten größere Neuansiedlungen möglichst auf die Haupteinkaufslage gelenkt werden, soweit hier geeignete Flächen zur 110 Einzelhandelskonzeption Gilching Verfügung stehen oder entwickelt werden können. Allerdings ist anzumerken, dass das Flächenpotenzial in diesem Gebiet begrenzt ist. Im Bereich der neuen Ortsmitte sind zwar aktuell Leerstände zu verzeichnen, diese Flächen sind jedoch aufgrund ihres kleinteiligen Zuschnitts für verschiedenen Nutzungen, wie z.B. einen modernen Lebensmittel- oder Fachmarkt, nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzbar. Eine potenzielle Entwicklungsfläche in dieser zentralen Lage befindet sich nordwestlich gegenüber dem Markt an der Römerstraße, zwischen dem Raiffeisengebäude und der Einmündung der Rathausstraße. Zur Entwicklung dieses Bereiches wurde von der Gemeinde Gilching bereits ein Architektenwettbewerb initiiert und ein Plangutachten „Römerstraße“ erstellt. Der Siegerentwurf des Architekturbüros Tilch und Drexler, Diessen a. D., sieht für das Areal gegenüber dem Markt eine Grünfläche, die Post sowie verschieden Freizeitnutzungen vor (Espressobar, Pilsbar, Literaturcafe). Zusätzlich soll ein Lebensmittel-Vollsortimenter am Weiherweg angesiedelt werden. Bereits in der Beurteilung der Empfehlungskommission wird jedoch angemerkt, dass dieser „Vollversorger am Weiherweg (…) stadtfunktional und erschließungstechnisch nicht überzeugend“ ist. Diese Einschätzung teilt auch die GMA. Eine Ansiedlung eines Vollsortimenters am Weiherweg, laut Architektenentwurf ohne ebenerdige Parkmöglichkeiten, ist aus gutachterlicher Sicht kaum zu realisieren. Vielmehr sollte angestrebt werden, einen Lebensmittelmarkt (Discounter, Supermarkt) auf dem angesprochenen Areal gegenüber dem Markt anzusiedeln. Dieser Betrieb würde als Magnet für den gesamten Bereich der neuen Ortsmitte dienen. Aus gutachterlicher Sicht sollte zudem die Ansiedlung weiterer Magnetbetriebe für dieses Areal angestrebt werden. Zu denken ist hier vor allem an ein modernes Fachmarktangebot in den Bereichen Textil und Schuhe. Sinnvoll aus gutachterlicher Sicht wäre auch die Ansiedlung eines Drogeriefachmarktes. Allerdings ist hierzu anzumerken, dass etwa 100 Meter vom Standort entfernt bereits ein solcher Markt besteht. Laut Siegerentwurf im Plangutachten „Römerstraße“ ist zudem für die zurzeit brachliegende Fläche an der Ecke Römerstraße / Karolingerstraße ein Kaufhaus vorgesehen. Aus Sicht der GMA ist die Grundstücksfläche für eine derartige Ansiedlung jedoch zu klein dimensioniert. Zum genannten Areal nordöstlich des Marktes ist außerdem auf die Besitzverhältnisse hinzuweisen. So ist das sog. Posthochhaus im Besitz der angrenzenden Raiffeisenbank. Nach Angaben der Gemeinde Gilching plant die Raiffeisenbank zurzeit 111 Einzelhandelskonzeption Gilching den Erhalt und die Modernisierung des Posthochhauses, was zu Konflikten mit den vorgeschlagenen Nutzungen führt. Tabelle 16: GMA-Umsetzungsskizze für eine Projektentwicklung auf der potenziellen Entwicklungsfläche an der Römerstraße Mögliche (Leit-) Sortimente Benötigte Verkaufsfläche Lebensmittel 1.200 m² Betriebstyp Supermarkt Discounter Fachgeschäft (z.B. Feinkost/Fisch) Bekleidung 500 – 800 m² Fachmarkt Fachgeschäft Schuhe 300 – 600 m² Fachmarkt Fachgeschäft Drogeriewaren 300 – 500 m² Fachmarkt Sonstiges 100 – 200 m² Shops Dienstleister Bei einer Projektentwicklung an der Römerstraße sind aus gutachterlicher Sicht neben dem in der Umsetzungsskizze in Tabelle 16 dargestellten Sortimentsmix folgende Anforderungen zu erfüllen, um die nötige Attraktivität, Ausstrahlung und Magnetwirkung des Projektes zu erreichen: Æ mindestens 2.000 – 3.300 m² Gesamtverkaufsfläche Æ maximal 1,5 – 2 Etagen für Einzelhandel Æ direkte Anbindung an Stellplätze Æ ergänzende Dienstleistungsflächen 112 Einzelhandelskonzeption Gilching Eine weitere potenzielle Entwicklungsfläche befindet sich am Rand des Zentralen Versorgungsbereich südwestlich der neuen Ortsmitte an der Pollinger Straße. Die Fläche ist im Besitz der Gemeinde Gilching. Es bestehen Überlegungen, dort mittelfristig das Rathaus und ein Bürgerhaus anzusiedeln. Auch über Einzelhandelsnutzungen wurde von Seiten der Gemeinde Gilching nachgedacht. Aus Sicht der GMA ist diese Fläche für größere Einzelhandelsansiedlungen allerdings nur sehr eingeschränkt nutzbar. Ein Grund hierfür ist die nicht optimale Anbindung an die neue Ortsmitte und die Römerstraße. Zudem ist die verkehrliche Erschließung, welche nur über die Pollinger Straße möglich ist, als problematisch zu werten. Karte 7: Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) Zentraler Versorgungsbereich potenzielle Ergänzungsfläche GMA-Abgrenzung, 2008. 113 Einzelhandelskonzeption Gilching 2.2 Nahversorgungszentren Im Gemeindegebiet von Gilching wurden bei der GMA-Erhebung zwei Nahversorgungslagen i. S. von typischen Nahversorgungszentren identifiziert (vgl. Kapitel III). Das Nahversorgungszentrum Sonnenstraße übernimmt Versorgungsfunktionen für weite Teile des Ortsteils Neugilching. Es befindet sich im Bereich der S-Bahn-Haltestelle Neugilching und erstreckt sich von der S-Bahnlinie im Süd-Osten bis zur Sonnenstraße im Nord-Westen und entlang der Sonnenstraße ab der Ecke St.-Egidi-Straße im Süd-Westen bis Höhe Marsstraße im Nord-Osten. Das Gebiet nördlich und westlich des Nahversorgungsstandortes ist geprägt durch Einfamilienhäuser. Nord-östlich des Zentrums, zwischen der Sonnenstraße und der S-Bahnlinie, befinden sich Wohnblocks älteren Baujahrs. Im gesamten Gebiet süd-östlich der Bahnlinie befinden sich Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und einige Mehrfamilienhäuser. Die nächstgelegenen, größeren Lebensmittelmärkte sind in der Landsberger Straße (Tengelmann) ca. 500 Meter südlich-westlich und ca. 750 Meter nord-östlich (Lidl) und an der Ecke Starnberger Weg / Orionstraße ca. 750 Meter nördlich (Rewe). Wichtigster Magnetbetrieb ist der Supermarkt Edeka. Hinzu kommen drei Bäckereien, ein Fotogeschäft, ein kleines Elektrofachgeschäft, ein Betrieb mit Schuhen, Schreib- und Haushaltswaren, ein Drogeriefachmarkt (Schlecker), ein weiteres Schuhgeschäft, eine Apotheke, eine Lottoannahmestelle, ein Feinkostanbieter und ein Asia-Markt. Insgesamt überwiegen Waren des kurz- und mittelfristigen Bedarfs. Ergänzt wird das Einzelhandelsangebot durch vielfältige Dienstleistungsangebote. Verschiedenste Anbieter medizinischer Dienstleistungen wie ein Arzt, ein Zahnarzt, ein Krankengymnast, Hypnotherapie, zwei Naturheilpraxen und ein ambulanter Pflegedienst sind am Standort ansässig. Hinzu kommen gastgewerbliche Anbieter: ein Asia-Restaurant, eine Pizzeria und ein Hotel. Abgerundet wird das Dienstleistungsangebot durch eine Bank, einen Friseurbetrieb, einen Schlüsseldienst mit Schuhreparatur, eine Fahrschule und ein Reisebüro. 114 Einzelhandelskonzeption Gilching Karte 8: Nahversorgungszentrum Sonnenstraße Nahversorgungszentrum Sonnenstraße GMA-Abgrenzung, 2008. Das Nahversorgungszentrum Starnberger Weg erfüllt Nahversorgungsfunktionen für Teile von Neugilching und Gilching. Es befindet sich an der Grenze zwischen den genannten Ortsteilen, an der Ecke Starnberger Weg / Orionstraße. Südlich und nördlich des Standortes befinden sich Wohngebiete, vorwiegend mit Einfamilienhäusern. Auf dem Areal westlich des Zentrums befindet sich Wohnbebauung größeren Maßstabs (Wohnblocks). Nördlich dieses Gebietes schließt ein Gewerbegebiet, westlich ein Schul- und Sportzentrum an. Östlich des Nahversorgungszentrums befindet sich die sog. „Gilchinger Glatze“, eine weitläufige, ebene, unbebaute Fläche. Auf diesem Gelände ist ein größeres Wohnbauprojekt geplant. Der Einzelhandelsstandort erfüllt wichtige Nahversorgungsfunktionen für Teile von Gilching und Neugilching. Folgende Einzelhandelsbetriebe sind hier ansässig: ein Lebensmittel-Vollsortimenter (Rewe), eine Bäckerei, ein Feinkostanbieter, ein Getränkeanbieter, ein Computerladen, ein Modefachmarkt, ein Küchenstudio und ein Bauund Heimwerkermarkt. Als Nahversorgungsrelevant sind dabei die Lebensmittelanbieter einzustufen. Allerdings ist anzumerken, dass der Supermarkt auch nahversorgungsrele115 Einzelhandelskonzeption Gilching vante Sortimente führt, die nicht dem Lebensmittelbereich zuzuordnen sind. Die anderen Sortimente sind dem lang- und mittelfristigen Bedarf zuzuordnen. Aus gutachterlicher Sicht ist eine Erweiterung des Angebotsspektrums um komplementäre Dienstleistungsund Gastronomieangebote sinnvoll (gerade vor dem Hintergrund perspektivisch zu erwartender zusätzlicher Bevölkerungspotenziale auf der „Gilchinger Glatze“). Karte 9: Nahversorgungszentrum Starnberger Weg Nahversorgungszentrum Starnberger Weg potenzielle Ergänzungsfläche GMA-Darstellung 2008 GMA-Abgrenzung, 2008. Grundsätzlich sollte im Bereich der genannten Nahversorgungszentren eine weitere Ansiedlung zentrenrelevanter Anbieter in großen Maßstab verhindert werden, um nicht einen Einkaufsgegenpol zum Ortszentrum zu schaffen. Klein dimensionierte Angebotsergänzungen sind – auch im zentrenrelevanten Bereich – jedoch als weitgehend unproblematisch zu bewerten. Aus gutachterlicher Sicht erscheint es zudem sinnvoll, Teile der prognostizierten Verkaufsflächenspielräume, speziell im Lebensmittelbereich, für eine Erweiterung bzw. Modernisierung der Lebensmittelmärkte zu nutzen, um diese auch zukünftig wettbewerbsfähig zu erhalten. 116 Einzelhandelskonzeption Gilching Bei Realisierung des geplanten Wohnbauprojektes auf der „Gilchinger Glatze“ wäre auch die Errichtung eines weiteren größerer Anbieter mit Nahversorgungsfunktion im Bereich des Nahversorgungszentrums Starnberger Weg denkbar, um hier die Angebotsstrukturen auszubauen. 2.3 Dezentrale Standortbereiche Dezentrale Standortbereiche befinden sich an nicht integrierten Standorten, meist Gewerbegebieten, und weisen keine fußläufige Nähe zu Wohngebieten auf. Sie sind daher in hohem Maße verkehrsorientiert. Das Angebot umfasst überwiegend flächenextensive und SB-orientierte Betriebe wie Fachmärkte, Discounter oder SB-Warenhäuser. Grundsätzlich ist aus handelswirtschaftlichen, verkehrlichen und städtebaulichen Gründen auch in dezentralen Lagen eine Konzentration der Einzelhandelsbetriebe auf wenige, flächenmäßig begrenzte Standortbereiche zu empfehlen. Im Gemeindegebiet von Gilching befindet sich lediglich eine dezentrale Standortlage im Gewerbegebiet Süd. Wesentliche Anbieter in diesem Bereich sind Aldi, Müller und Toom Getränke. Zur Stärkung des Ortszentrums und der Nahversorgungsstandorte ist von weiteren Einzelhandelsansiedlungen in diesem Bereich abzusehen. Nach Angaben der Gemeinde Gilching sind keine weiteren Ansiedlungen geplant. Mit der geplanten Ansiedlung mehrerer Industrieunternehmen in näherer Zukunft ist auch eine Flächenverfügbarkeit für größere Einzelhandelsansiedlungen nicht mehr gegeben. 117 Einzelhandelskonzeption Gilching 3. Sortimentskonzept Aufgabe des sortimentsbezogenen Leitbildes ist es, diejenigen Einzelhandelsbranchen festzulegen, welche für die Nutzungsvielfalt und Attraktivität wichtiger Einkaufslagen (Ortszentrum, Nahversorgungslagen) verantwortlich sind. Sortimente, die maßgeblich zu einem aus städtebaulicher Sicht wünschenswerten Einkaufserlebnis beitragen, werden als innenstadtrelevant bezeichnet. Grundlage der Einordnung bilden die Ausführungen des LEP (vgl. Abb. 29). Sortimente, die andererseits in integrierten Einkaufslagen aufgrund ihrer Standorterfordernisse (z. B. Flächengröße, An- und Abtransport der Waren, Höhe der Miete) nicht angesiedelt werden können und zudem für das Ortszentrum nur begrenzt attraktivitätsbestimmend sind, können auch außerhalb der zentralen Versorgungszentren etabliert werden. Diese werden als nicht innenstadtrelevant bezeichnet (vgl. LEP). 118 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabelle 17: LEP-Liste zur Unterscheidung innenstadtrelevanter und nicht innenstadtrelevanter Waren Innenstadtrelevante Waren Nicht innenstadtrelevante Waren Nahrungs- und Genussmittel, inkl. Lebensmittelhandwerk, Reformwaren, Naturkost Drogerie- und Parfümeriewaren, Kosmetika, Wasch- und Putzmittel Möbel, Küchenmöbel Teppiche, Bodenbeläge Arzneimittel, orthopädische und medizinische Produkte Bau- und Heimwerkerbedarf (Baustoffe, Bauelemente, Bad- und Sanitäreinrichtungen, Installationsbedarf, Eisenwaren, Tapeten, Farben, Lacke) Blumen Gartenartikel, Gartenbedarf, Pflanzen Zooartikel, Tiere, Tiernahrung, -pflegemittel Kfz, Kfz-Zubehör, Fahrzeugteile, Reifen Bücher, Zeitschriften, Zeitungen Boote und Zubehör Papier- und Schreibwaren, Büro- und Schulbedarf, Bastelartikel Brennstoffe, Mineralölerzeugnisse, Holz- und Holzmaterialien, Kohle Büromaschinen, Büroeinrichtung (ohne Büromöbel), Organisationsmittel, Computer Spielwaren, Baby- und Kinderartikel Oberbekleidung, Wäsche, Strümpfe Haus- und Heimtextilien (ohne Teppiche und Bodenbeläge), Stoffe, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf Schuhe Leder- u. Kürschnerwaren, Galanteriewaren Sportartikel, Campingartikel, Fahrräder Elektrogroßgeräte für den Hausbedarf (weiße Ware), Unterhaltungselektronik (braune Ware), Nähmaschinen, Leuchten Foto, Fotozubehör Glas / Porzellan / Keramik, Geschenkartikel, Haushaltswaren, Silberwaren, Devotionalien Antiquitäten, Kunstgegenstände Brillen und -zubehör, optische Erzeugnisse, feinmechanische Erzeugnisse Uhren, Schmuck Briefmarken Musikinstrumente, Musikalien Waffen, Jagd- und Angelbedarf Quelle: LEP 2006 Bayern, Anlage zur Begründung zu B II 1.2.1.2; GMA-Bearbeitung 119 Einzelhandelskonzeption Gilching 4. Empfehlungen zur Umsetzung des Konzeptes Zur Schaffung einer gesicherten Rechtsgrundlage für zukünftige Einzelhandelsentwicklung ist der Beschluss des Sortiments- und Standortkonzeptes im Gemeinderat zu empfehlen. Das Instrumentarium der Sortimentsfestsetzung (zentrenrelevant – nicht zentrenrelevant) hat sich im Gegensatz zu früher angewandten Flächenfestsetzungen ohne entsprechende Sortimentshinweise als rechtssicher erwiesen. Mit dem Instrumentarium ist es möglich, die zentrenrelevanten Sortimente an autokundenorientierten Standorten (Fachmarktstandorte) auszuschließen (§ 1 Abs. 4, 5 und 9 BauNVO). Als städtebauliche Begründung für eine solche differenzierte Bebauungsplanfestsetzung sind zulässig: Ein konkret zu schützender oder zu fördernder Bereich: „Solche besonderen städtebaulichen Gründe können in der Planung, in der Realisierung und Sicherung von Innenstadt- oder Innerortsanierungen oder städtebaulichen Entwicklungen liegen, wie in der Förderung und Sicherung sonstiger innerstädtischer Bebauungsplanausweisungen“.1 Eine bestimmte Nutzungen ausschließende Festsetzung ist planerisch gerechtfertigt, wenn das vorgegebene Ziel (z.B. Sicherung und Entwicklung eines innerörtlichen Bereiches) aus heutiger prognostischer Sicht damit erreicht werden kann. Vorhalten und Sicherung eines Gebietes für das produzierende Handwerk, Gewerbe oder die Industrie und Sicherung dieser Absicht durch die Bauleitplanung. Somit bietet das Sortimentsleitbild als ein Baustein des Einzelhandelskonzeptes in Zusammenhang mit dem BauGB und der BauNVO ein planungsrechtliches Instrumentarium, mit dem die Standortentwicklung des Einzelhandels in Gilching auch zukünftig gesteuert werden kann. 1 Vgl. hierzu Birk, H. –J.: Der Ausschluss von Einzelhandelsflächen in Bebauungsplänen. In : Zeitschrift für öffentliches Recht und öffentliche Verwaltung, Heft 8, Seite 281 ff., 1988. 120 Einzelhandelskonzeption Gilching Zur Umsetzung des sortimentsbezogenen Leitbildes sind folgende Aspekte zu beachten: Berücksichtigung der Standorthierarchie mit den Standortkategorien Ortszentrum, Nahversorgungslage und dezentrale Standortlage. Planungsrechtliche Ermöglichung von Einzelhandel in den zentralen Lagen als Grundlage für weitere Ansiedlungen (Grundstücks- und Baurechtspolitik). Begrenzung oder Ausschluss von Einzelhandelssortimenten außerhalb der Versorgungszentren; als Stufen der Begrenzung kommen in Betracht: Ausschluss zentrenrelevanter Sortimente zusätzlicher Ausschluss großflächiger nicht zentrenrelevanter Sortimente Ausschluss des gesamten Einzelhandels Konsequente Prüfung von Vorhabens- und Erschließungs- bzw. Bebauungsplänen durch die Gemeinde Gilching, um sicherzustellen, dass die durch das Instrument „Flächenausschluss oder Begrenzung von Sortimenten außerhalb der zentralen Lagen“ angestrebten Ziele auch tatsächlich erreicht werden können. 121 Einzelhandelskonzeption Gilching 5. Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Einzelhandels Zusätzlich zur generellen Steuerung des Einzelhandels über ein Sortiments- und Standortleitbild sind weitere Maßnahmen zur Aufwertung Gilchings als Einzelhandelsstandort zu empfehlen. Sinnvolle Ansätze wurden dabei teilweise bereits in der Untersuchung sichtbar. Auch die Kunden- und Händlerbefragung sowie die durchgeführten Workshops lieferten hierzu wertvolle Hinweise. Ansiedlung eines Magnetbetriebs aus dem Lebensmittelsektor (Discounter ab ca. 800 – 1.000 m² Verkaufsfläche, Vollsortimenter ab ca. 1.000 m² Verkaufsfläche) im Standortbereich Ortszentrum / neue Ortsmitte Etablierung eines Fachmarktangebotes in den Bereichen Textil (ab ca. 500 m² Verkaufsfläche) und Schuhe (ab ca. 300 m² Verkaufsfläche) als zusätzlichen Magneten für den Standortbereich Ortszentrum / neue Ortsmitte Weitere Abrundung des Angebotsspektrums in der neuen Ortsmitte, z.B. durch spezialisierte Modeangebote (z.B. Mono-Label-Stores, preiswerte Mode, Mode ab Größe 48), durch Feinkostanbieter oder eine Metzgerei als Frequenzbringer Abstimmung der Kernöffnungszeiten Qualitativer Ausbau des Angebots an Veranstaltungen (Märkte, Kunst, Kultur, Feste) zur Belebung der neuen Ortsmitte sowie zur Kundenbindung / Neukundengewinnung Sicherung und Entwicklung der wohnortnahen Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs (Modernisierung / Erweiterung der bestehenden Betriebe mit Nahversfunktion) Aufwertung der Stellplatzsituation im Ortszentrum Aufbau von leistungsfähigen Standort-Management-Strukturen (Strukturentwicklung, Marketing, Kommunikation / Koordinierung, Flächenmanagement), um die Zielerreichung zu gewährleisten. Diese Aufgaben sind aus Sicht der GMA nicht 122 Einzelhandelskonzeption Gilching von der Gemeindeverwaltung in ihrer aktuellen Zusammensetzung zu bewältigen. Vielmehr ist es dringend erforderlich, hierfür zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Erstellung eines 3-Jahres-Plans zur möglichst raschen und kontinuierlichen Umsetzung der Maßnahmen zur Attraktivierung der Ortsmitte (Prüfung von PPPStrukturen). 123 Einzelhandelskonzeption Gilching Aufgaben des Standort- und Strukturmanagements Gilching (SMG) Erstellung eines strategischen und operativen 3-Jahres-Plans Maßnahmenkatalog / Impulsprogramm Meilensteine (zeitlich, inhaltlich) Festlegung von Erfolgsindikatoren zur Zielerreichungskontrolle Koordinierung / Kommunikation Abstimmung und ggf. Zusammenführung der verschiedenen lokalen Initiativen, u.a. Gewerbeverein, „Lebendiges Gilching“ Vermittlung zwischen Immobilienbesitzern und Ladeninhabern, z.B. bzgl. Mietkonditionen, Modernisierung / Umbau der Ladenlokale Schnittstelle zwischen öffentlicher Verwaltung, Gewerbetreibenden, Immobilienbesitzern, Projektentwicklern, Investoren, regionaler Wirtschaftsförderung etc. Marketing Optimierung des Marktwesens systematisches Veranstaltungsmanagements (u.a. Gewerbeschau, Sportevents im Zentrum) Internetpräsenz und Ausschilderung Flächenmanagement Leerstandsmanagement (z.B. frühzeitiges identifizieren von möglichen Leerständen) aktive Ansiedlungspolitik (u.a. Unterstützung von Immobilieneigentümern) Erreichbarkeitsmanagement Vorbereitende Projektentwicklung für die Entwicklungsfläche Römerstraße Klärung von Eigentumsverhältnissen (Posthochhaus) Investoren-/ Projektentwickleransprache Erstellung eines Nutzungskonzepts Quelle: GMA-Zusammenstellung 2008 124 Einzelhandelskonzeption Gilching VII Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse Im März 2008 wurde die GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH, Büro München, mit der Erarbeitung einer versorgungsstrukturell und städtebaulich orientierten Einzelhandelskonzeption für die Gemeinde Gilching beauftragt. Die Ergebnisse der Bestandsanalyse sowie ihre gutachterliche Bewertung sind in zwei projektbegleitenden Workshops erläutert und mit Vertretern der Gemeinde Gilching, des örtlichen Gewerbeverbands, verschiedener weiterer Gewerbetreibender sowie sonstigen interessierten Bürgern diskutiert worden. Anregungen und Vorschläge wurden aufgenommen und sind in die Konzeption eingeflossen. Insgesamt lassen sich die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung wie folgt zusammenfassen: Die Gemeinde Gilching (ca. 17.120 Einwohner) liegt im nördlichen Bereich des Landkreises Starnberg im Regierungsbezirk Oberbayern. Landesplanerisch ist Gilching als Siedlungsschwerpunkt im Verdichtungsraum der Landeshauptstadt München ausgewiesen. Als Marktgebiet erschließt der Gilchinger Einzelhandel neben dem eigenen Gemeindegebiet (Zone I) die Gemeinden Alling und Weßling (Zone II) sowie die Gemeinde Wörthsee (Zone III). Die Pro-Kopf-Kaufkraft liegt in allen Gemeinden des Marktgebietes sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt leben derzeit ca. 30.450 Einwohner im Marktgebiet, die über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft von ca. 184,9 Mio. € verfügen. Vom Kaufkraftvolumen entfallen ca. 56 % auf die Gemeinde Gilching. Laut Bevölkerungsprognose des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung ist für den Landkreis Starnberg, dem die im Marktgebiet gelegenen Gemeinden Gilching, Weßling und Wörthsee angehören, bis 2020 mit einer Bevölkerungszunahme von 5,5 % gegenüber 2007 zu rechnen. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck, dem die Gemeinde Alling zuzuordnen ist, wird im Prognosezeitraum von einem Bevölkerungszuwachs von 4,6 % ausgegangen. Aus gutachterlicher Sicht, wie auch nach Einschätzung der Gemeindeverwaltung von Gilching, ist für Gilching jedoch mit einem deutlich höheren Anstieg der Wohnbevölkerung zu rechnen. Ein Grund hierfür ist die geplante Entwicklung der „Gilchinger 125 Einzelhandelskonzeption Gilching Glatze“ als Wohngebiet. Zudem lag das Bevölkerungswachstum Gilchings in der Vergangenheit deutlich über den Werten des Landkreises Starnberg und auch zukünftig dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Das Einzelhandelsbestand der Gemeinde Gilching umfasste zum Zeitpunkt der Erhebung 122 Betriebe des Ladeneinzelhandels und des Ladenhandwerks mit einer Verkaufsfläche von insgesamt ca. 18.220 m² und einer Bruttoumsatzleistung von ca. 77,4 Mio. €. Davon entfallen 43 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von zusammen etwa 8.720 m² auf den Bereich Nahrungs- und Genussmittel, 79 Betriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 9.500 m² sind dem Non-Food-Bereich zuzuordnen. Strukturell ist der Einzelhandelsbesatz der Gemeinde Gilching, vor allem im Ortszentrum, als kleinteilig zu beschreiben. Im interkommunalen Vergleich liegt die Einzelhandelsausstattung unter dem Durchschnitt. Der prognostisch zu erwartende zusätzliche Verkaufsflächenspielraum der Gemeinde Gilching bis 2020 beträgt bei einer moderaten Prognose (gemittelte Prognose aus den Szenarien „gleiche Marktanteile“ und „steigende Marktanteile“ des Gilchinger Einzelhandels) ca. 4.200 m². Hiervon entfallen ca. 1.400 m² auf Nahrungs- und Genussmittel und ca. 2.800 m² auf Nicht-Lebensmittel. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten sollten v. a. im Ortszentrum Magnetbetriebe angesiedelt werden, um die Angebotsvielfalt zu erhöhen, die Lage zu stabilisieren und die geleisteten Investitionen (v.a. im Bereich der neuen Ortsmitte) abzusichern. Denkbar sind hier Lebensmittelmärkte (Supermarkt, Discounter) und Fachmärkte aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe und Drogeriewaren. Aus versorgungsstruktureller Sicht sollte ein Teil des Verkaufsflächenspielraums, v. a. im Lebensmittelbereich, zudem zur Erweiterung und Modernisierung bestehender Betriebe mit Nahversorgungsfunktion genutzt werden. Zusätzliche großflächige Betriebe sollten außerhalb des Ortszentrums nicht angesiedelt werden. Der Einkaufsort Gilching ist durch einen relativ breiten Branchenmix an Bedarfsgütern des kurz- und mittelfristigen Sektors geprägt. Der langfristige Bedarfsbereich ist in Gilching eher schwach ausgeprägt, was zum einen an der Gemeindegröße, zum anderen an dem stark ausgeprägten Angebot dieser Güter im Umland, speziell in der nahe gelegenen Landeshauptstadt München, liegt. Die Flächenproduktivitätswerte der Gilchinger Einzelhandelsbetriebe bewegen sich in allen Branchen im Rahmen branchenüblicher Vergleichswerte. 126 Einzelhandelskonzeption Gilching Die Lebensmittelanbieter, aber auch die sonstigen Anbieter aus dem kurzfristigen Bedarfsbereich, sind relativ gleichmäßig über das Gemeindegebiet verteil, so dass in weiten Teilen Gilchings eine gute Nahversorgung gewährleistet ist. Jedoch ist anzumerken, dass in zwei Bereichen des Gilchinger Kernorts (Gilching, Neugilching, Argelsried) die Nahversorgung nicht optimal gewährleistet ist. Zum einen ist dies der südöstliche Teil des Ortsteils Neugilching, das Areal zwischen der Landsberger Straße und der A 96. Das Gebiet ist vorwiegend geprägt durch Einfamilienhäuser. Eine Ansiedlung größerer Nahversorger ist sowohl aufgrund fehlender Flächenverfügbarkeit wie auch aufgrund eingeschränkter Kaufkraftpotenziale aus gutachterlicher Sicht schwer zu realisieren. Die Ansiedlung von Betrieben des Lebensmittelhandwerks wäre aus gutachterlicher Sicht jedoch erstrebenswert, um die Nahversorgungssituation zu verbessern. Der zweite Bereich mit nicht adäquater Nahversorgung befindet sich im nördlichen Teil des Ortsteils Gilching. Größere Anbieter des kurzfristigen Bedarfsbereichs sind hier nicht ansässig. Allerdings ist hier eine Lebensmittel-Grundversorgung durch zwei Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäcker und Metzger) sowie einen Obsthändler gewährleistet. Zudem ist die Nahversorgung im vom Ortkern getrennten Ortsteil Geisenbrunn nicht gewährleistet. Ebenso wie im südöstlichen Teil des Ortsteils Neugilching ist jedoch auch hier die Ansiedlung größerer Nahversorger aus genannten Gründen nicht realistisch. Die Ansiedlung von Betrieben des Lebensmittelhandwerks wäre jedoch auch hier erstrebenswert. Zur Schaffung der entsprechenden Rahmenbedingungen für eine zukunftsorientierte und geordnete Gemeindeentwicklung empfiehlt die GMA die politische Selbstbindung an das Sortiments- und Standortkonzept, das innenstadtrelevante und nicht-innenstadtrelevante Sortimente sowie schützenswerte Lagen definiert. Das Konzept zielt dabei vorwiegend auf eine Konsolidierung und Stärkung des Ortszentrums als Einkaufsstandort ab. Zudem sollen dadurch die Nahversorgungszentren geschützt werden. Die Zuordnung der Sortimente richtet sich an der Liste des LEP aus. Für die Umsetzung der beschriebenen Entwicklungsziele ist angesichts der derzeitigen Standortstruktur – und der ermittelten Standortpotenziale – der Aufbau einer leistungsfähigen Standort-Management- bzw. –Marketing-Struktur in Gilching unerlässlich (= SMG Standort-Management-Gilching). Zwei Rahmenbedingungen 127 Einzelhandelskonzeption Gilching für den nachhaltigen Erfolg einer Management- bzw. Marketing-Struktur gilt es festzuhalten: Zum einen gilt es, notwendige Ressourcen und Zuständigkeiten festzulegen (hierfür ist ein umsetzungsorientiertes Strategie- und Impulsprogramm zu erarbeiten), unerlässlich ist ferner eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft. 128 Einzelhandelskonzeption Gilching KARTEN-, TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Kartenverzeichnis Karte 1: Lage der Gemeinde Gilching 18 Karte 2: Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 28 Karte 3: Einzelhandelsbestand Gilching 36 Karte 4: Haupteinkaufslage(n) in der Ortsmitte 41 Karte 5: Räumliche Verteilung der Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels in Gilching 53 Fußläufiger Einzugsbereich der wesentlichen Lebensmittelmärkte in Gilching 54 Karte 6: Karte 7: Ortszentrum (Zentraler Versorgungsbereich) 113 Karte 8: Nahversorgungszentrum Sonnenstraße 115 Karte 9: Nahversorgungszentrum Starnberger Weg 116 Einzelhandelskonzeption Gilching Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Gilching 1997 – 2007 19 Tabelle 2: Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2008 30 Tabelle 3: Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2012 32 Prognose der einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Marktgebiet des Gilchinger Einzelhandels 2020 33 Tabelle 5: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Hauptwarengruppen 34 Tabelle 6: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Ortsteilen 37 Tabelle 7: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Standortlagen 38 Tabelle 8: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Betriebstypen 40 Tabelle 9: Einzelhandelsbestand im Gilchinger Ortszentrum nach Lagebereichen 41 Tabelle 10: Gastgewerbebestand im Gilchinger Ortszentrum 2008 43 Tabelle 11: Dienstleistungsbestand im Gilchinger Ortszentrum 2008 44 Tabelle 12: Vorhandene Ausstattung nach Hauptwarengruppen 50 Tabelle 13: Vorhandene Ausstattung nach Hauptwarengruppen 51 Tabelle 14: Versorgungskennziffern des Gilchinger Einzelhandels 2008 59 Tabelle 15: Szenarien zur Umsatzerwartung für den Einzelhandel in der Gemeinde Gilching für das Jahr 2020 102 GMA-Umsetzungsskizze für eine Projektentwicklung auf der potenziellen Entwicklungsfläche an der Römerstraße 112 LEP-Liste zur Unterscheidung innenstadtrelevanter und nicht innenstadtrelevanter Waren 119 Tabelle 4: Tabelle 16: Tabelle 17: Einzelhandelskonzeption Gilching Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitsstätten und Verkaufsflächen im Einzelhandel 7 Abbildung 2: Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche 15 Abbildung 3: Altersstruktur der Gilchinger Bevölkerung 2000 / 2007 im Vergleich 20 Abbildung 4: Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen 2007 24 Abbildung 5: Einzelhandelsbestand in Gilching 2008 nach Größenklassen 39 Abbildung 6: Entwicklung der Nahversorgung – früher, heute, morgen 46 Abbildung 7: Ausstattungsprofil eines idealtypischen Nahversorgungszentrums 48 Abbildung 8: Einkaufshäufigkeit in Gilching nach Wohnorten 63 Abbildung 9: Gründe für einen Einkauf in Gilching 65 Abbildung 10: Gründe gegen einen Einkauf in Gilching 67 Abbildung 11: Nutzung der Gilchinger Einkaufsstandorte 68 Abbildung 12: Verweildauer für Einkaufsaktivitäten in Gilching 69 Abbildung 13: Nutzung ergänzender Angebote in Gilching 71 Abbildung 14: Bewertung des gastronomischen Angebots in Gilching 72 Abbildung 15: Verkehrsmittelwahl für den Einkauf in Gilching 73 Abbildung 16: Einkaufshäufigkeit in Wettbewerbsstädten 75 Abbildung 17: Bevorzugte Einkaufsorte bei Lebensmitteln 77 Abbildung 18: Bevorzugte Einkaufsorte beim kurz- und mittelfristigen Bedarf (ohne Lebensmittel) für die Befragten aus Gilching 79 Abbildung 19: Bevorzugte Einkaufsorte beim langfristiger Bedarf für die Befragten aus Gilching 81 Abbildung 20: Bewertung der Einkaufssituation in Gilching 82 Abbildung 21: Maßnahmen für eine Attraktivitätssteigerung des Einzelhandelsstandortes Gilching 84 Abbildung 22: Beurteilung der Verkehrs- / Parkplatzsituation im Gilchinger Ortskern 85 Abbildung 23: Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation am Bahnhof Gilching-Argelsried 87 Abbildung 24: Positive und negative Veränderungen im Erscheinungsbild Gilchings 88 Abbildung 25: Angebotsdefizite in Gilching 90 Abbildung 26: Positive Aspekte der Gemeinde Gilching 93 Abbildung 27: Negative Aspekte der Gemeinde Gilching 93 Abbildung 28: Nutzung einer direkten Busverbindung zwischen Alling und Gilching 95 Einzelhandelskonzeption Gilching ANHANG Politische Selbstbindung im Gemeinderat Die Prognose der Entwicklungspotenziale des Gilchinger Einzelhandels weist rechnerisch nur einen relativ geringen Verkaufsflächenspielraum von rund 4.200 m² bis zum Jahr 2020 auf. Hiervon entfallen rund 1.400 m² auf Nahrungs- und Genussmittel und rund 2.800 auf den Bereich Nichtlebensmittel. Diese Entwicklungsspielräume sind vorrangig zur Angebotsergänzung bzw. –abrundung im Zentralen Versorgungsbereich (=Ortszentrum) sowie zur Modernisierung bzw. Erweiterung bestehender Betriebe in den Nahversorgungszentren zu nutzen. Aus gutachterlicher Sicht ist deshalb zu empfehlen, außerhalb des Ortszentrums eine restriktive Ansiedlungspolitik zu verfolgen und dadurch die nur begrenzt vorhandenen einzelhandelsbezogenen Investitionsvolumina zielgerichtet in die zentralen Lagen (Zentraler Versorgungsbereich, zwei Nahversorgungszentren) zu leiten. Zur Umsetzung der vorliegenden Einzelhandelskonzeption wird der Gemeinde Gilching ein zweistufiges Vorgehen empfohlen: 1. Räumliche Definition und Beschluss derjenigen Bereiche, die als Investitionsvorranggebiete des Einzelhandels und als städtebaulich schutzwürdig einzustufen sind (Zentraler Versorgungsbereich, Nahversorgungszentren). 2. Beschluss eines sortimentsbezogenen Leitbildes der Einzelhandels- und Standortentwicklung. Das sortimentsbezogene Leitbild legt diejenigen Einzelhandelsbrachen fest, welche wesentlich zur Nutzungsvielfalt und Attraktivität zentraler Einkaufslagen beitragen und deshalb ausschließlich in den im Einzelhandelskonzept ausgewiesenen Versorgungszentren angesiedelt werden sollten. Der Beschluss der Konzeption sollte bis zum Jahr 2014/15 terminiert werden. Danach sind die Grundlagen der festgelegten Standortstrategie auf ihre weitere Gültigkeit zu überprüfen. Einzelhandelskonzeption Gilching Als Beschlussvorlage für den Gilchinger Gemeinderat wird folgender Text empfohlen: Der Gilchinger Gemeinderat nimmt die Ergebnisse des Einzelhandelskonzeptes 2008, erstellt durch die GMA, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, zustimmend zur Kenntnis. Die Gemeinde Gilching beschließt das Einzelhandelskonzept Gilching 2008 als inhaltliche Grundlage zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung. Die Bauleitplanung zur Steuerung der Flächen von Einzelhandelsansiedlungen wird an den Kriterien des Einzelhandelskonzeptes ausgerichtet. Bis auf weiteres ist dieses Einzelhandelskonzept als Grundlage für das weitere Vorgehen in der Stadtplanung und Einzelhandelsentwicklung anzusehen. Das vorliegende Konzept wird der Entwicklung im Einzelhandel in einem regelmäßigen Turnus (spätestens alle 6 Jahre) angepasst. Bei Planungen zu konkreten Einzelprojekten dient das Einzelhandelskonzept als Grundlage der Entscheidungsfindung und planungsrechtlichen Absicherung. Vorhaben, die außerhalb der Vorranggebiete liegen bzw. Flächen, die nicht dargestellt sind, entsprechen nicht dem Einzelhandelskonzept. Oberste Priorität genießt der Schutz und der Ausbau des Einzelhandels im Ortszentrum (= Zentraler Versorgungsbereich). Außerdem werden die abgegrenzten Nahversorgungszentren Sonnenstraße und Starnberger Weg als Vorranggebiete benannt. Als sortimentsbezogene Grundlage dient die Liste des LEP mit den innenstadtrelevanten und nicht innenstadtrelevanten Sortimenten. Abwägungsspielraum ergibt sich bei Tiernahrung sowie den großvolumigen Elektrogeräten. Die Versorgungsbereiche sind mit den verfügbaren planungsrechtlichen Mitteln in ihrer Entwicklung zu schützen. Die Bebauungspläne sollen sukzessive an die Erfordernisse des Einzelhandelskonzepts angepasst werden. Die nachfolgend herausgehobenen Leitlinien sind zu beachten. - Der Bestandsschutz für bestehende Betriebe auch ausserhalb der definierten Vorrangflächen beinhaltet auch die Möglichkeit zur Durchführung von moderaten Flächenerweiterungen (ca. 10 - 15 %). Für Betriebe im Zentralen Versorgungsbereich gibt es keine Obergrenze. - Innenstadtrelevanter Einzelhandel ist im Zentralen Versorgungsbereich (= 0rtsmitte) unter Beachtung der der landesplanerischen Vorgaben uneingeschränkt möglich. In dezentralen Standortbereichen sind Neuansiedlungen mit innenstadtrelevanten Sortimenten generell nicht zulässig. Einzelhandelskonzeption Gilching - Zur Förderung der Ortsmitte sind auch kleinflächige Betriebe mit innenstadtrelevanten Sortimenten gezielt auf den Zentralen Versorgungsbereich zu lenken. - Innenstadtrelevanter Einzelhandel ist als Randsortiment bis zu einer Größenordnung von max. 10 % der realisierten Verkaufsfläche möglich, sofern durch die Sortimentsstruktur negative Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche vermieden werden Im Zentralen Versorgungsbereich muss – abgesehen von den landesplanerischen Vorgaben – keine Beschränkung der innenstadtrelevanten Randsortimente erfolgen. - Lebensmitteleinzel- und Getränkemärkte sind in integrierten Lagen zulässig, sofern die Nahversorgung im fußläufigen Wohnumfeld spürbar gestärkt wird und die drei definierten Versorgungsbereiche in ihrer Funktion nicht gefährdet werden. - Nicht innenstadtrelevanter Einzelhandel ist im Rahmen der landesplanerische Vorgaben im gesamten Gemeindegebiet zulässig. Zur Förderung der räumlichen Konzentration sollten klein- und großflächige Betriebe nach Möglichkeit an bestehende Standorte gelenkt werden. - Als Ausnahmen sind Verkaufsstellen von landwirtschaftlichen Betrieben, Handwerksbetrieben, produzierenden oder weiterverarbeitenden Betrieben zulässig. Verkaufsstellen von landwirtschaftlichen, handwerklichen, produzierenden und weiterverarbeitenden Gewerbebetrieben können zugelassen werden, wenn die Errichtung im betrieblichen Zusammenhang steht, eine deutliche flächen- und umsatzmäßige Unterordnung zum Hauptbetrieb besteht, eine räumliche und sortimentsbezogene Zuordnung zum Hauptbetrieb gegeben ist und wenn eine Obergrenze von max. 300 m² VK nicht überschritten wird.