Jahresbericht Jugend 2008 - Landeskriminalamt Niedersachsen
Transcription
Jahresbericht Jugend 2008 - Landeskriminalamt Niedersachsen
Landeskriminalamt Niedersachsen Abteilung 3, Dezernat 32 - Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Jugend soll ihre eigenen Wege gehen, aber ein paar Wegweiser können nicht schaden. Pearl S. Buck Hannover, Mai 2009 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung Begriffserläuterung 4-5 6 1 Allgemeine Erkenntnisse 7-11 1.1 Bekannt gewordene Fälle 7 1.2 Aufgeklärte Fälle / Aufklärungsquote 7 1.3 Fallzahlen Minderjähriger 8 1.4 Bevölkerung 1.5 Delinquenz im Überblick 2 Tatverdächtige 12 - 32 2.1 Tatverdächtige insgesamt 12 - 28 9-10 11 2.2 Minderjährige Tatverdächtige 12-16 2.2.1 2.2.2 2.2.3 Allgemeines Kinder / Jugendliche Häufigkeit einzelner Delikte 12 – 13 13 – 15 15 – 16 2.3 Deutsche Tatverdächtige 17 – 18 2.4 Nichtdeutsche Tatverdächtige 19 – 22 2.5 Aussiedler 22 – 25 2.6 Tatverdächtigenbelastungszahl 26 – 28 29 – 31 2.7 Minderjährige Intensivtäter 2.7.1 2.7.2 Bedeutung minderjähriger Intensivtäter Kriseninterventionsteam (KIT) 3 Modelle zur Eindämmung der Jugenddelinquenz 3.1 Vorrangiges Jugendverfahren (VJV) 3.2 Weitere Modelle / Maßnahmen 33 - 35 4 Spezielle Deliktsbereiche 36 - 49 32 33 - 35 33 4.1 Rohheitsdelikte 36 – 42 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Allgemeines Körperverletzungen Raubdelikte 36 – 37 37 – 39 40 - 42 4.2 Diebstahlskriminalität 42 – 47 4.2.1 4.2.2 Allgemeines Ladendiebstahl 42 – 45 45 - 47 4.3 Sachbeschädigung 47 - 49 4.3.1 Allgemeines 47 – 49 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 1 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 4.3.2 Erkenntnisse/Maßnahmen der Dienststellen zur Graffitibekämpfung 5 Besondere Kriminalitätsformen 50 - 69 5.1 Drogenmissbrauch 50 - 52 5.2 Straftaten an Schulen 52 – 58 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 52 52 – 53 53 –55 55 56 – 57 5.2.8 Allgemeines Fallzahlen Tatverdächtige Opfer Rohheitsdelikte an Schulen Gem. Rd.Erl. des MK, MI, MJ vom 30.09.03, „Zusammenarbeit von Schule, Polizei, Staatsanwaltschaft“ Rd.Erl. MK vom 15.02.2005 „Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen an Schulen“ Präventionsmaßnahmen der Polizei 5.3 Gruppenkriminalität 59 - 60 5.4 Straftaten gegen das Sprengstoff- , Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz 61 - 62 5.5 Politische motivierte Kriminalität 62 – 69 5.5.1 5.5.2 5.5.5 5.5.6 5.5.6.1 5.5.6.2 5.5.6.3 Allgemeines Lagedarstellung 62 – 67 Präventionsmaßnahmen “Informations- und Aufklärungskampagne „Wölfe im Schafspelz“ Maßnahmen der Polizeiinspektionen Weitere Maßnahmen 68 - 69 6 Jugendgefährdung 70 - 90 5.2.7 49 57 – 58 58 58 6.1 Erkenntnisse über minderjährige Opfer von Straftaten 70 – 71 6.1.1 6.1.2 6.1.3 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Sexueller Missbrauch von Kindern Täter-Opfer-Beziehung bei Sexualdelikten 71 – 72 72 – 73 73 - 74 6.2 Kinderpornografie 74 - 75 6.3 Kindeswohlgefährdung 76 – 80 6.3.1 6.3.2 6.3.3 Misshandlung von Schutzbefohlenen Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht Prävention und Intervention im Vorfeld von Straftaten 77 – 78 78 78 - 80 6.4 Jugendschutz 80 – 83 6.4.1 6.4.2 6.4.3 Zusammenarbeit mit anderen Behörden Jugendschutzkontrollen Jugendmedienschutz 81 81 – 82 82 - 83 6.5 Alkoholmissbrauch 84 – 86 6.6 Vermisste Minderjährige 87 – 89 6.7 Suizide und Suizidversuche Minderjähriger 89 - 90 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 2 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 90 6.8 Schulabsentismus 6.8.1 6.8.2 Programm zur Vermeidung von unentschuldigter Abwesenheit vom Unterricht (ProgeSs) Erkenntnisse aus den Dienststellen 7 Prävention 7.1 PaC – Prävention als Chance 7.2 Hausaufgabenheft für Drittklässler 93 7.3 Präventionsprojekte gegen Sucht 93 - 96 7.4 Gewaltpräventionsprojekte 97 – 101 7.5 Projekte gegen sexuellen Missbrauch 101 - 103 7.6 Sonstiges (Modelle/Projekte/Materialien) 103 - 104 7.7 Sonstige Präventionstätigkeiten 104 - 105 8 Aus- und Fortbildung 106 - 107 9 Fazit 108 - 109 91 - 105 91- 92 Anlagen Nichtdeutsche Tatverdächtige in einzelnen Deliktsbereichen 1999 – 2008 1 Tatverdächtige Aussiedler in einzelnen Deliktsbereichen 1999 – 2008 2 Tatverdächtigenbelastungszahlen der Polizeidirektionen/ Polizeiinspektionen in Niedersachsen 2005 - 2008 3 Tatverdächtige Rohheitsdelikte 1999 – 2008 4 Tatverdächtige Diebstahlsdelikte 1999 – 2008 5 Tatverdächtige Rauschgiftdelikte 1999 – 2008 6 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss 1999 – 2008 7 Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2004 - 2008 8 Flyer des LKA Niedersachsen zur Änderung des WaffG 9 http://www.lka.niedersachsen.de/praevention/kinder_jugend/index.php Impressum Herausgeber: Landeskriminalamt Niedersachsen Dezernat 32-Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Am Waterlooplatz 11 30169 Hannover Landesbeauftragte für Jugendsachen Pia Magold Telefon: 0511/26262-3241 - 3244 E-Mail: jugendsachen@lka.polizei.niedersachsen.de Der Jahresbericht ist im Internet eingestellt und unter www.lka.niedersachsen.de / Kriminalstatistik abrufbar. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 3 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Vorbemerkung In den landesweiten Jahresbericht des LKA Niedersachsen sind die Berichte der Polizeiinspektionen in Niedersachsen sowie Erkenntnisse aus der Abteilung 3 (Analyse, Prävention, Ermittlung) und der Abteilung 4 (Polizeilicher Staatsschutz) des LKA Niedersachsen eingeflossen. Eingebracht wurden auch Erfahrungen und Erkenntnisse, die aus der engen Zusammenarbeit mit anderen Institutionen entstanden sind. Auf Grund geänderter Bearbeitungszuständigkeiten nach der Umorganisation im Jahr 2004 werden Delikte und sonstige Fälle von Heranwachsenden auch bei Diversionsgeeignetheit nicht mehr der polizeilichen Jugendsachbearbeitung zugeordnet. Es erfolgt daher nur noch eine zahlenmäßige Darstellung der Kriminalität der Heranwachsenden. Überwiegende Grundlage des Berichtes ist das Zahlenmaterial der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Landes Niedersachsen, das seit 2005 auf Basis des niedersächsischen polizeilichen Vorgangsverwaltungssystems „NIVADIS“ erhoben wird. In der PKS werden - mit Ausnahme der Staatsschutz- und Verkehrsdelikte - grundsätzlich alle bei der Polizei bekannt gewordenen Straftaten (inklusive der mit Strafe bedrohten Versuche) registriert. Die Erfassung erfolgt nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen bei Abgabe der Ermittlungsakten an die Staatsanwaltschaft. Mit dem Berichtsjahr 2008 wurden in der PKS bundesweit grundlegende Veränderungen vorgenommen. Die Daten der einzelnen Bundesländer werden nicht mehr aggregiert, sondern in Form von Einzeldatensätzen an das Bundeskriminalamt (BKA) weitergeleitet. Die niedersächsischen Daten werden – wie auch die der anderen Bundesländer – für die Erstellung des Bundeslagebildes vom BKA selbst aufbereitet. Die Zählung der Tatverdächtigen richtet sich in Niedersachsen jetzt nach den bundesweit gültigen Grundsätzen der „Straftatenspezifischen Tatverdächtigenzählung (SsTB)“. Diese Zählweisenänderung kann die Höhe von Abweichungen einzelner Werte gegenüber den Vorjahren beeinflussen1. Beispiel: Ein 13-jähriger Nichtdeutscher (Kind) begeht am 25.02.2008 einen Ladendiebstahl. Am 17.09.08 wird er als 14-Jähriger – jetzt Jugendlicher und Deutscher – mit einen Handtaschenraub erfasst. Dies bedeutet, dass er beim Handtaschenraub als deutscher Jugendlicher erfasst wird, für den Ladendiebstahl als nichtdeutsches Kind. Bei den Straftaten insgesamt muss er, da das Kriterium Tatzeitende gilt, als deutscher Jugendlicher erfasst werden. Die Auswirkungen der PKS-Umstellung auf die Gesamtzahl der Tatverdächtigen Minderjährigen in Niedersachsen sind zu vernachlässigen. Sehr wohl gibt es, bedingt durch die o.a. Attributzählung, Abweichungen in den einzelnen Deliktsbereichen. Für den vorliegenden Jahresbericht bedeutet das, dass keine aussagekräftigen Angaben zu den Bereichen Ziffer 5.3 Gruppenkriminalität und Ziffer 6.5 Alkoholmissbrauch getätigt werden können. Die hier vorliegenden Zahlen sind mit denen der vergangenen Jahre nur noch bedingt vergleichbar. Eine weitere – auf den bundesweiten Regularien basierende Veränderung - führt zu einer Verschiebung von bestimmten Deliktsschlüsseln aus der Hauptgruppe 2 (Rohheitsdelikte / Körperverletzungen) in die Hauptgruppe 6. Anmerkung: Die im Jahresbericht in den Vorjahren festgeschriebenen PKS-Daten wurden n i c h t den neuen Deliktsschlüsseln angepasst. 1 Betroffen sind ausschließlich Tatverdächtigenattribute (Alter, Nationalität, pp.). Fallbezogene Auswertungen (Versuch, Tatort, pp.) sind von der Zählweisenänderung nicht betroffen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 4 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Durch diese Umstellung verzögerte sich die Berichtserstellung der Polizeiinspektionen mehrfach. Die Erhebung der diesjährigen Daten wurde als sehr mühselig geschildert und war teilweise nur unter hohem personellen Aufwand möglich. Bei der Beurteilung der Daten der PKS ist generell zu beachten, dass diese Daten nur das „Hellfeld“ darstellen; die der Polizei nicht bekannt gewordenen Straftaten bilden ein „Dunkelfeld“, das je nach Deliktsbereich unterschiedlich hoch ist und zu dem keine definitiven Aussagen über Täter, Opfer und Schadenshöhen getroffen werden können. Erfahrungsgemäß ist das Dunkelfeld bei speziellen Delikten, wie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und beim Ladendiebstahl sehr hoch. Delikte von Kindern und Jugendlichen werden von den Polizeidienststellen am Wohnort des Täters (Wohnortprinzip) bearbeitet, in der PKS jedoch nach Tatorten registriert. Die Bearbeitung der Jugenddelinquenz findet in Niedersachsen nach der Umorganisation im Dezember 2004 in den speziell dafür eingerichteten „Fachkommissariaten 6“ der Polizeiinspektionen bzw. „Arbeitsfeldern 4“ der Polizeikommissariate statt. Mit der Schaffung der speziellen Ermittlungseinheiten wurde der Erkenntnis Rechnung getragen, dass die Jugendsachbearbeitung nicht mit der Ermittlungstätigkeit in anderen Bereichen gleich zu setzen ist. Natürlich gilt es auch hier zunächst den Nachweis der strafbaren Handlung zu führen bzw. den oder die Täter zu überführen. Im Anschluss daran erfolgt aber die wesentlich intensivere Beschäftigung mit dem Täter und seinem Umfeld, als es in anderen Ermittlungseinheiten bei vergleichbaren Delikten der Fall wäre. Neben dem Aufzeigen möglicher Konsequenzen delinquenten Handelns gegenüber dem minderjährigen Täter besteht ein wesentlicher Teil der Tätigkeit polizeilicher Jugendsachbearbeitung darin, ggf. eine weitergehende Betreuung für den Minderjährigen zu initiieren. Dieses wiederum erfordert einen guten Kontakt zu allen mit der Sozialisation junger Menschen beschäftigen Institutionen und Personen. Die Herstellung bzw. die Aufrechterhaltung dieser erforderlichen Kontakte ist sehr zeitintensiv. Ebenso erfordert die Tätigkeit in der polizeilichen Jugendsachbearbeitung ein hohes Maß an Eigenmotivation, da spektakuläre und imagefördernde Fälle hinsichtlich der polizeilichen Tätigkeit eher selten sind. Sich der eigenen Rolle bei den minderjährigen Tatverdächtigen (u.a. erster Kontakt mit staatlichen Institutionen nach delinquentem Verhalten, erstmalig Konsequenzen, die über den sozialen Nahraum hinausgehen oder aber langjähriger Kontakt mit minderjährigen Intensivtätern usw.) und der damit verbundenen Verantwortung bewusst zu sein, erfordert eine große Identifikation mit dem Tätigkeitsbereich.2 Die Beauftragten für Jugendsachen (BfJ) sind in das Präventionsteam bei der jeweiligen Polizeiinspektion eingegliedert. Grundlage der Arbeit der BfJ und FK 6/AF 4 bildet der RdErl. des MI v. 28.07.2005 „Leitlinien für die polizeiliche Bearbeitung von Jugendsachen“3. Dort ist u. a. festgeschrieben, dass der Jahresbericht Jugend durch die Leiter der FK 6 zu fertigen ist. Erkenntnisse und Aktivitäten der polizeilichen Prävention werden durch die BfJ eingebracht. 2 Jahresbericht 2008 PI Verden http://www.lka.niedersachsen.de/praevention/kinder_jugend/index.php 3 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 5 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Begriffserläuterungen Jugendkriminalität Unter Jugendkriminalität wird die Delinquenz der Minderjährigen, d. h. die von Kindern und Jugendlichen verübten Straftaten, verstanden. Altersstruktur • • • • Kind ist, wer noch nicht 14 Jahre alt ist, Jugendlicher ist, wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist, Heranwachsender ist, wer 18, aber noch nicht 21 Jahre alt ist, Erwachsener im Sinne dieses Berichtes ist, wer 21 Jahre oder älter ist. Bekannt gewordener Fall ist jede rechtswidrige (Straf-)Tat einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche, denen eine polizeilich bearbeitete Anzeige zu Grunde liegt. Aufgeklärter Fall ist die Straftat, bei der nach dem (kriminal-) polizeilichen Ermittlungsergebnis ein mindestens namentlich bekannter oder auf frischer Tat ergriffener Tatverdächtiger festgestellt worden ist. Tatverdächtiger (TV) ist jeder, der nach dem polizeilichen Ermittlungsergebnis aufgrund zureichender tatsächlicher Anhaltspunkte verdächtig ist, eine rechtswidrige (Straf-) Tat begangen zu haben. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen (Definitionen siehe §§ 25 ff. Strafgesetzbuch). Schuldausschließungsgründe bleiben unberücksichtigt. Die PKS zählt als Tatverdächtige z. B. auch schuldunfähige Kinder (§ 19 StGB) und Personen, die wegen seelischer Störungen schuldunfähig sind (§ 20 StGB). Zählweise für Tatverdächtige in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) – Echttatverdächtigenzählung Die Zählung der Tatverdächtigen richtet sich seit 2008 nach den bundesweit gültigen Grundsätzen der „Straftatenspezifischen Tatverdächtigenzählung (SsTB)“. Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) sind Personen ausländischer Staatsangehörigkeit und Staatenlose. Opfer im Sinne dieser Richtlinien sind natürliche Personen, gegen die sich die mit Strafe bedrohte Handlung unmittelbar richtete. Täter - Opfer - Beziehung gibt die, vom Opfer aus gesehen, engste Beziehung, z. B. Verwandtschaft oder Bekanntschaft, Landsmannschaft, flüchtige Vorbeziehung oder ungeklärte Vorbeziehung an. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 6 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 1. Allgemeine Erkenntnisse 1.1 Bekannt gewordene Fälle Im vergangenen Jahr wurden bei der Polizei 589.967 Straftaten (2007: 607.075) erfasst. Das sind 17.108 Fälle weniger als im Vorjahr und entspricht einer Veränderung von -2,82%. Erneut verlief die Entwicklung in den einzelnen Deliktsbereichen recht unterschiedlich. Für die einzelnen Deliktsobergruppen gilt folgendes: • Bei den Straftaten gegen das Leben gab es einen fast 9-prozentigen Rückgang von 413 auf 377 Delikte (-36 Delikte). • Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind erneut angestiegen. Es wurden 6.295 Delikte (+13%) registriert. • Bei Rohheitsdelikten werden nach wie vor steigende Fallzahlen verzeichnet. Es wurden 3.903 Fälle (+5%) mehr registriert. Erneut ist dies auf steigende Körperverletzungszahlen zurückzuführen (+1.488 Fälle), sowie auf die Tatsache, dass erstmals 2.899 Fälle von „Stalking“ hierunter erfasst worden sind. Die Fallzahlen der Raubdelikte sind von 4.756 auf 4.355 Fälle zurückgegangen (-8%). • Es wurden erneut weniger Diebstahlsdelikte angezeigt (-17.008 Fälle = -7%) • Die Vermögens- und Fälschungsdelikte sind diesjährig um -5.085 Fälle bzw. -4,% zurückgegangen. • Im Bereich der sonstigen Straftatbeständen (StGB) gab es einen fast 1-prozentigen Rückgang. • Die Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze sind nach 2007 erneut angestiegen. Es wurden 41.610 Straftaten (+3%) angezeigt. 1.2 Aufgeklärte Fälle / Aufklärungsquote Tabelle 1: Aufgeklärte Fälle/Aufklärungsquote 1999 - 2008 1999 Aufgeklärte Fälle Aufklärungsquote in % 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 275.345 299.629 298.594 324.142 317.598 316.577 335.197 335.101 345.192 345.331 50,25 53.08 52,67 53,27 53,50 53,91 55,72 55,52 56,86 58,53 Es wurden 139 Fälle mehr aufgeklärt als 2007. Im 10-Jahresvergleich wurde die bislang höchste Aufklärungsquote erreicht, die zum Vorjahr nochmals um 1,67%-Punkte gesteigert werden konnte. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 7 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 1.3 Fallzahlen Minderjähriger Tabelle 2: Aufgeklärte Fälle nach Alter 1999 - 2008 1999 Kinder 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 15.192 14.446 13.996 13.703 13.015 11.654 11.679 11.561 11.823 12.113 Anteil in % 5,52 Jugendliche 4,82 4,68 4,22 4,09 3,68 3,48 3,45 3,43 3,51 37.367 38.825 40.780 42.781 40.012 39.959 43.101 42.693 42.108 42.465 Anteil in % 13,56 12,95 13,66 13,20 12,60 12,62 12,86 12,74 12,20 12,30 Minderjährige gesamt 52.559 53.271 54.776 56.484 53.027 51.613 54.780 54.254 53.931 54.578 Anteil Minderjähriger in % Heranwachsende 19,08 17,77 18,34 17,42 16,69 16,30 16,34 16,19 15,63 15,81 32.898 37.604 38.817 39.386 38.638 37.187 40.455 41.005 42.170 42.055 Der seit 2005 zu beobachtende Rückgang der von den Minderjährigen begangenen aufgeklärten Fälle wurde dieses Jahr gestoppt. Die Anzahl der Fälle Minderjähriger ist geringfügig angestiegen (+1,2%). Gegenüber dem Vorjahr hat auch die Zahl der aufgeklärten Fälle bei Kindern um 2,4% zugenommen. Bei den jugendlichen Tatverdächtigen ist es erstmals seit 2005 wieder zu einem Anstieg gekommen. Dieser beträgt +0,8%. Gleichzeitig haben sich auch die Anteile der Kinder und Jugendlichen bzw. Minderjährigen gesamt an den aufgeklärten Fällen erhöht. Im 10-Jahresvergleich wurde bei den Minderjährigen gesamt nach 2007 jedoch noch der zweitniedrigste Wert erreicht. Insgesamt sollte die Entwicklung noch nicht als besorgniserregend angesehen werden. Während der Anteil der Minderjährigen landesweit 15,81% betrug, lagen die Werte in Braunschweig mit 10,68%, Göttingen mit 12,61% und Osnabrück mit 13,72% darunter. Anderseits wurden regional auch TV-Anteile von 20% mitgeteilt (PI Stade, PI Delmenhorst/OldenburgLand, PI Verden/Osterholz). Die PI Verden/Osterholz führt dies u.a. auf eine Intensivierung der Ermittlungstätigkeit im Bereich des Fahrraddiebstahles zurück. Grafik 1: Fallzahlen Minderjähriger 1999 - 2008 50.000 45.000 40.000 38.825 37.367 42.781 43.101 40.012 39.959 42.693 42.108 42.465 40.455 41.005 42.170 42.055 38.817 39.386 38.638 37.604 37.187 35.000 30.000 40.780 32.898 25.000 20.000 15.192 13.996 15.000 14.446 10.000 13.015 13.703 11.654 11.679 11.561 11.823 12.113 5.000 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 8 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 1.4 Bevölkerung Das Landesamt für Statistik hat zum Stichtag 31.12.2007 in Niedersachsen 7.971.684 Einwohner verzeichnet. Tabelle 3: Bevölkerung in Niedersachsen, Stand 31.12.2007 insgesamt Deutsche Ausländer gesamt m w gesamt m w gesamt m w 1.094.182 561.131 533.051 1.034.712 530.750 503.962 59.470 30.381 29.089 Kinder Jugendliche Minderjährige gesamt 372.795 191.469 181.326 344.731 177.019 167.712 28.064 14.450 13.614 1.466.977 752.600 714.377 1.379.443 707.769 671.674 87.534 44.831 42.703 280.395 144.354 136.041 257.785 132.822 124.963 22.610 11.532 11.078 Heranwachsende 6.224.312 3.014.591 3.209.721 5.804.348 Erwachsene 2.798.993 3.005.355 419.964 215.598 204.366 7.971.684 3.911.545 4.060.139 7.441.576 3.639.584 3.801.992 530.108 271.961 258.147 Niedersachsen gesamt 4 Grafik 2: Bevölkerung in Niedersachsen 1999 - 2008 1.500.000 1.220.796 1.230.617 1.250.000 1.224.500 1.227.986 1.189.610 1.143.658 1.094.182 1.206.444 1.167.917 1.118.731 1.000.000 750.000 500.000 335.390 335.543 339.524 372.795 348.079 360.055 367.686 375.092 377.371 374.879 250.000 2 5 2 .0 6 9 2 5 7 .5 6 0 2 6 2 .8 7 0 2 6 2 .4 7 6 2 6 0 .8 9 2 2 5 8 .9 5 3 2 6 3 .2 9 4 2 6 8 .7 6 8 2 8 0 .3 9 5 2 7 7 .0 6 3 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Seit 2001 werden in Niedersachsen kontinuierlich weniger Kinder verzeichnet. Im 10 Jahresvergleich leben aktuell 130.318 weniger Kinder in Niedersachsen als 1999. Damit einher geht, dass auch der Anteil der Kinder an der Bevölkerung in den letzten Jahren geringfügig abgenommen hat. Auffällig ist, dass in den letzten zwei Jahren auch die Bevölkerungszahlen für Jugendliche zurückgegangen sind. Die Vorjahre wiesen noch Anstiege auf. Dies wirkte sich in der Folge auf den Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung aus, der ebenfalls leicht zurückging. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 9 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 4: Vergleich Bevölkerungsanteil / Tatverdächtigenanteil Bevölkerungsanteil in % Tatverdächtigenanteil in % 2004 2005 2006 2007 2008 2004 2005 2006 2007 2008 Kinder 14,88 14,59 14,30 14,01 13,72 5,63 5,25 5,20 5,16 5,24 Jugendliche 4,59 4,68 4,72 4,69 4,67 13,50 13,13 13,17 12,85 12,76 Minderjährige gesamt 19,47 19,28 19,02 18,70 18,39 19,13 18,38 18,37 18,01 18,00 Heranwachsende 3,23 3,29 3,36 3,47 3,51 10,56 10,91 10,78 10,93 10,78 Nach wie vor sind jugendliche Tatverdächtige gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil deutlich überrepräsentiert. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass es sich bei den von ihnen begangenen Straftaten zumeist um leichtere Verfehlungen handelt. Allgemein kann gesagt werden, dass für Minderjährige das Entdeckungsrisiko bei der Begehung von Straftaten größer ist und sie dadurch leichter ermittelt werden können. Häufig erkennen sie auch nicht die Ernsthaftigkeit der Situation und können die Folgen ihres Handelns nicht abschätzen. Größere Abweichungen gab es landesweit bei folgenden Dienststellen: Die Polizeiinspektionen Cloppenburg/Vechta und Emsland/Grafschaft Bentheim weisen Bevölkerungsanteile Minderjähriger von 23,06 bzw. 21,66 auf. In Braunschweig dagegen beträgt der Anteil der Minderjährigen an der Gesamtbevölkerung nur 8,50%. In Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel, Gifhorn, Delmenhorst/Oldenburg-Land und Wilhelmshaven/Friesland lagen die Anteile der minderjährigen Tatverdächtigen bei über 20%. Die Landeshauptstadt Hannover weist einen Bevölkerungsanteil Minderjähriger von nur 14,93% auf. Dem gegenüber steht ein Tatverdächtigenanteil von 12,90%. Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung liegt wie im Jahr 2007 bei rund 6,6%. Der Anteil der nichtdeutschen Kinder an den Kindern-Gesamt ist erneut zurückgegangen und liegt bei 5,43%. Gleiches gilt für die nichtdeutschen Jugendlichen, deren Anteil gemessen an der jeweiligen Altersgruppe der Gesamtbevölkerung bei 7,52% liegt. Erhebungen zu Aussiedlern liegen landesweit nicht vor. 4 Stichtag: 31.12.2007 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 10 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 1.5 Delinquenz im Überblick Tabelle 5: Delinquenz im Überblick 2008 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle gesamt 601.557 603.597 607.075 589.967 -2,81 Aufgeklärte Fälle insgesamt 335.197 335.101 345.192 345.331 +0,04 Aufgeklärte Fälle Minderjähriger 54.780 54.254 53.931 54.578 +1,19 Aufklärungsquote Minderjähriger 9,10% 8,98% 8,88% 9,25% +0,37 Tatverdächtige (TV) gesamt 236.712 234.851 239.714 237.406 -0,96 Minderjährige TV 43.506 43.145 43.186 42.725 -1,06 Anteil Minderjähriger TV an TV gesamt 18,38 18,37 18,01 18,0 -0,01 Bevölkerungsanteil Minderjähriger an Bevölkerung gesamt 19,28 19,02 18,70 18,39 -0,31 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 43.060 36.669 36.494 33.779 -7,43 Anteil NDTV an TV gesamt 18,19% 15,61% 15,22% 14,22% -1,0 Bevölkerungsanteil Ausländer an Bevölkerung gesamt 6,70% 6,68% 6,64% 6,64% 0,0 Minderjährige NDTV 6.759 5.463 5.435 5.077 -6,58 15,53% 12,58% 12,58% 11,88% -0,7 Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 11 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2. Tatverdächtige 2.1 Tatverdächtige insgesamt Nach dem Rückgang in 2006 und dem Anstieg in 2007 ist im Berichtsjahr die Zahl der Tatverdächtigen-gesamt wieder einmal gesunken (-0,9%). Gegenüber 2007 wurden 2.308 Tatverdächtige weniger gezählt. In den Dienststellen wurden ebenfalls überwiegend sinkende TV-Zahlen festgestellt. Die Anzahl der Aussiedler, die statistisch gesehen als Deutsche gelten, hatte sich 2007 gegenüber dem Vorjahr drastisch verändert. Wurden in den letzten Jahren stets weniger Tatverdächtige gezählt, stieg die Zahl der ATV in Niedersachsen gesamt und auch in den meisten Polizeiinspektionen erheblich an, was 2007 u.a. auf die geänderte Erfassungsmodalitäten zurückzuführen war. Dieser drastische Anstieg hat sich 2008 nicht fortgesetzt. Gleichwohl sind die TV-Zahlen um 7,13% angestiegen. Der Ausländeranteil ist erneut rückläufig und liegt bei knapp über 14%. Landesweit weist die PI Emsland die höchste Anzahl NDTV (Grenzlage) auf, während die PI Northeim mit 91,5% den höchsten Anteil der DTV registrierte. Der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Tatverdächtigen in Niedersachsen in den letzten 10 Jahren zu entnehmen. Tabelle 6: Tatverdächtige in Niedersachsen 1999 - 2008 TV insgesamt 5 Deutsche Anteil in % TV TV 6 Anteil in % Aussiedler Nichtdeutsche TV 2 Anteil in % 1999 199.791 157.334 78,75 5.726 3,64 42.457 21,25 2000 210.853 167.819 79,60 6.390 3,80 43.037 20,40 2001 209.948 169.158 80,58 6.790 4,01 40.790 19,42 2002 224.008 181.674 81,10 8.100 4,46 42.334 18,90 2003 229.455 187.028 81,51 8.881 4,75 42.427 18,49 2004 225.000 185.486 82,44 8.727 4,70 39.514 17,56 2005 236.712 193.652 81,80 8.054 4,16 43.060 18,20 2006 234.851 198.182 84,39 5.368 2,70 36.669 15,61 2007 239.714 203.220 84,77 16.982 8,36 36.494 15,22 2008 237.406 203.627 85,77 18.194 8,93 33.779 14,23 2.2 2.2.1 Minderjährige Tatverdächtige Allgemeines Wie bereits unter den Vorbemerkungen dargestellt, hat es in Niedersachsen im Jahr 2008 eine Umstellung der PKS-Zählweise gegeben. Das nachfolgende Beispiel, das sich auf das TV-Attribut „Alter zur Tatzeit“ bezieht, zeigt, welche Auswirkungen dieses auf den Bereich der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen hat. Beispiel: Beispiel: Ein 13-jähriger Nichtdeutscher (Kind) begeht am 25.02.2008 einen Ladendiebstahl. Am 17.09.08 wird er als 14-Jähriger – jetzt Jugendlicher und Deutscher – mit einen Handtaschenraub erfasst. Dies bedeutet, dass 5 6 Anteil an Gesamttatverdächtigen Anteil an deutschen Tatverdächtigen Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 12 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 er beim Handtaschenraub als deutscher Jugendlicher erfasst wird, für den Ladendiebstahl als nichtdeutsches Kind. Bei den Straftaten insgesamt muss er, da das Kriterium Tatzeitende gilt, als deutscher Jugendlicher erfasst werden. Die Tatverdächtigenzahlen 2008 sind daher nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar. Dies gilt insbesondere in den einzelnen Deliktsbereichen und ist stets bei der Betrachtung des dargestellten Zahlenmaterial zu berücksichtigen. 2.2.2 Kinder / Jugendliche Die Jugendkriminalität bewegt sich in den letzten Jahren auf einem fast gleichbleibend hohen Niveau. 42.725 Tatverdächtige waren 2008 jünger als 18 Jahre. Diese Tatverdächtigenzahl ist 1% niedriger als im Vorjahr. Insgesamt gab es einen Rückgang von 461 minderjährigen Tatverdächtigen. Im Zehnjahresvergleich (1999 bis 2008) ist jedoch ein Anstieg von fast 3,0 % zu verzeichnen. Auffallend ist, dass Anzahl der TV-Kinder – nach 2007 –, trotz abnehmender Bevölkerungszahlen erneut angestiegen ist. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig als besorgniserregend angesehen werden, da im Bereich der Kinderdelinquenz das Hellfeld in noch höherem Ausmaß als bei anderen Gruppen stark von Schwankungen der Anzeigepraxis abhängig ist. Insgesamt haben sich die Tatverdächtigenzahlen von 2007 auf 2008 wie folgt verändert: Kinder : +64 TV entsprechend +0,52% Jugendliche: -525 TV entsprechend –1,70% Heranwachsende: -607 TV entsprechend –2,32%. Diese Zahlen variieren bei den Polizeidirektion und -inspektion stark; eine landeseinheitliche Entwicklung ist nicht zu erkennen. Festzustellen ist, dass sich die TV-Zahlen der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden im Jahr 2008 unterschiedlich entwickelten. Während die Zahl der TV-Kinder steigt, gehen die Tatverdächtigenzahlen der Jugendlichen und Heranwachsenden zurück. Kinder sind 2008 mit 5,24% (2007: 5,16%), Jugendliche mit 12,76% (12,85%) und Heranwachsende mit 10,78% (10,92%) an allen TV beteiligt. Unter 21-Jähriger sind mit 28,78%, Minderjährigen - wie auch im Jahr 2007- mit rund 18% an den Gesamttatverdächtigen beteiligt. In den Polizeiinspektionen liegen die Anteile der Minderjährigen zwischen 14% und 20%. Bei einzelnen jugendtypischen Delikten liegt dieser Anteil jedoch deutlich höher (siehe Tabelle 8). Bei den minderjährigen Tatverdächtigen liegt der Schwerpunkt seit Jahren in der Altersgruppe der 16 bis 18-Jährigen; 2008 mit 16.028 Tatverdächtigen. Der Anteil der unter 18-Jährigen an den Gesamttatverdächtigen entspricht seit Jahren in etwa ihrem Anteil an der minderjährigen Gesamtbevölkerung (siehe Ziffer 1.4), wobei die Mehrzahl der Delikte - entgegen ihrem Bevölkerungsanteil - von Jugendlichen begangen werden. 11.664 minderjährige Tatverdächtige waren im Berichtsjahr weiblichen Geschlechts. Ihr Anteil an den Minderjährigen beträgt unverändert 27% und liegt damit 3%-Punkte über dem Anteil der weiblichen Gesamttatverdächtigen (24%). 31.061 Tatverdächtige sind männlich, entsprechend 73%. Gegenüber 2006/2007 sind diesbezüglich keine wesentlichen Änderungen zu verzeichnen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 13 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 7: Minderjährige Tatverdächtige 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 TV gesamt 199.791 210.853 209.948 224.008 229.455 225.000 236.712 234.851 239.714 237.406 Kinder 14.845 14.909 14.180 13.864 14.368 12.665 12.424 12.213 12.371 12.435 männlich 10.404 10.761 10.341 4.441 weiblich 4.148 3.839 9.891 10.585 9.210 8.908 8.920 8.954 9.096 3.973 3.455 3.516 3.293 3.417 3.339 3.783 Jugendliche 26.648 27.762 28.456 29.927 29.984 30.375 31.082 30.932 30.815 30.290 männlich 19.994 20.036 21.568 22.209 22.590 22.542 22.961 22.640 22.468 21.965 6.654 weiblich 6.926 6.888 7.718 7.394 7.833 8.121 8.292 8.347 8.325 Minderjährige gesamt 41.493 42.671 42.636 43.791 44.352 43.040 43.506 43.145 43.186 42.725 Heranwachsende 20.732 23.263 23.162 24.280 24.070 23.756 25.817 25.336 26.198 25.591 männlich 16.834 18.894 18.706 19.587 19.436 18.946 20.451 20.051 20.870 20.360 3.898 weiblich 4.369 4.456 4.693 4.634 4.819 5.366 5.285 5.328 5.231 Die Zahl der tatverdächtigen Kinder ist zwar geringfügig angestiegen, jedoch wurden gegenüber 1999 mittlerweile 16% weniger Kinder auffällig. Ihr Anteil an den minderjährigen Tatverdächtigen beträgt 29%. Die Anzahl der jugendlichen Tatverdächtigen ist nach 2006 und 2007 erneut gesunken (-1,7%), bewegt sich jedoch immer noch auf hohem Niveau. Der Anteil Jugendlicher an den minderjährigen Tatverdächtigen beträgt 71%. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Veränderungen im Verlauf der letzten 10 Jahre. Grafik 3: Tatverdächtige 1999 – 2008 35.000 27.762 30.000 28.456 29.927 30.932 30.815 30.290 30.375 31.082 29.984 26.648 25.000 23.263 20.000 23.162 25.817 24.280 24.070 23.756 25.336 26.198 25.591 20.732 15.000 12.435 14.845 14.909 14.180 13.864 14.368 12.665 12.424 10.000 12.213 12.371 5.000 0 1999 2000 2001 2002 Kinder 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranw achsende Der hier nicht abgebildeten Tabelle der Altersgruppen kann entnommen werden, dass in der Gruppe der weiblichen Minderjährigen erneut die 14 bis16-jährigen Tatverdächtigen dominieren. Ihr Anteil liegt bei über 31%. Bei den männlichen Minderjährigen nehmen die 16 bis 18jährigen Tatverdächtigen (76% der TV sind männlich) eine herausgehobene Stellung ein. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 14 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Tatverdächtigenzahlen müssen in Relation zur Bevölkerung gesehen werden, um Veränderungen bewerten zu können. Hier ist festzustellen, dass bereits seit 2001 die Bevölkerungszahlen der in Niedersachsen lebenden Kinder zurückgehen; von 2006 auf 2007 (letzte verfügbare Daten) allein um 2,19%, während die Anzahl der Einwohner insgesamt stagniert. Die Zahl der Jugendlichen war im vergangenen Jahr um 0,55% rückläufig, während es einen leichten Anstieg bei der heranwachsenden Bevölkerung gab (+1,2%). Die Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) wird als Maßzahl für die Häufigkeit der Registrierung von Tatverdächtigen für die jeweilige Bevölkerungsgruppe verwendet (siehe auch Ziffer 2.6). Anzumerken ist, dass zuvor beschriebene Entwicklungen der Tatverdächtigen für Niedersachsen nicht auf die einzelnen Dienststellenbereiche übertragbar sind. Dort können aufgrund anderer Voraussetzungen (örtliche Gegebenheiten, Bevölkerungs-/ Infrastruktur pp.) völlig unterschiedliche Tendenzen vorhanden sein. Die PI Delmenhorst/Oldenburg-Land und Rotenburg/Wümme haben für ihren Bereich festgestellt, dass weibliche Minderjährige immer mehr in den Vordergrund rücken. Dies muss weiter beobachtet werden. 2.2.3 Häufigkeit einzelner Delikte Als Deliktsschwerpunkte der Jugendkriminalität sind im Wesentlichen Eigentums-, Rohheitsdelikte (Körperverletzungen) und Sachbeschädigungen zu nennen. In der Regel setzt das Begehen dieser Delikte keine besonderen Fertigkeiten voraus. In vielen Fällen sind die Geschädigten/Opfer ebenfalls Minderjährige. Mit Anteilen von über 40% ragen folgende Delikte heraus: Sonstige Raubtaten auf Straßen, Diebstahl aus Kiosk, Diebstahl von/aus Automaten, Fahrraddiebstahl, Krad- und Mopeddiebstahl, Sachbeschädigung. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 15 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 8: Prozentuale Anteile minderjähriger TV an einzelnen Deliktsgruppen 2008 Kinder Straftaten gesamt Rohheitsdelikte darunter ....Raub, räub. Erpressung ....Handtaschenraub ....Sonstige Raubtaten auf Straßen ....Raub in Whg. ....Körperverletzung ....gef./schwere Körperverletzung ....sonstige gef. KV ....gef. KV auf Straßen / Wegen ....vors. leichte KV Straft. gg. pers. Freiheit Diebstahl gesamt darunter ....Ladendiebstahl ....Diebstahl aus Kiosk ....Diebstahl in/aus Whg. ....TWE ....Diebstahl von/aus Automaten ....Fahrraddiebstahl ....Krad- u. Mopeddiebstahl Betrug Urkundenfälschung Hausfriedensbruch Gewaltdarstellung Beleidigung Sachbeschädigung Sonstige SB auf Str. / Wegen Straftaten gg. Nebengesetze Verst. WaffG Rauschgiftdelikte Jugendliche Minderjährige Heranwachsende unter 21-Jährige Erwachsene Gesamt 5,24 12,76 18,00 10,78 28,78 71,22 4,08 14,65 18,73 13,01 31,74 68,26 4,75 26,82 31,57 20,65 52,22 47,78 6,02 28,57 34,59 29,32 63,91 36,09 6,38 37,53 43,91 24,05 67,97 32,03 0,69 9,26 9,95 21,53 31,48 32,41 4,64 16,22 20,86 14,29 35,15 64,85 6,03 22,75 28,78 18,93 47,70 52,30 5,63 17,85 23,48 15,92 39,40 60,60 6,38 28,47 34,85 22,17 57,02 42,98 3,83 14,05 17,88 12,53 30,40 69,60 1,94 9,53 11,47 8,45 19,92 80,08 11,70 22,33 34,02 10,75 44,77 55,23 16,84 22,11 38,95 5,71 44,66 55,34 7,35 37,55 44,90 19,59 64,49 35,51 4,06 17,32 21,38 16,40 37,78 62,22 6,39 17,47 23,86 16,43 40,29 59,71 7,53 33,84 41,37 17,03 58,40 41,60 10,38 34,62 45,00 17,23 62,23 37,77 5,20 55,86 61,06 18,56 79,62 20,38 0,58 5,80 6,38 10,73 17,11 82,89 0,81 10,53 11,34 8,23 19,57 80,43 3,18 18,40 21,57 12,38 33,95 66,05 20,73 43,90 64,63 10,98 75,61 24,39 2,74 10,69 13,43 9,31 22,74 77,26 12,98 28,78 41,76 15,63 57,39 42,61 15,45 41,21 56,66 18,24 74,89 25,11 0,71 8,59 9,30 14,86 24,16 75,84 17,02 17,02 34,04 63,20 97,24 60,59 0,31 9,07 9,38 17,85 27,23 72,77 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 16 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2.3 Deutsche Tatverdächtige Nach wie vor sind rund 88% der 42.725 minderjährigen Gesamttatverdächtigen Deutsche (einschließlich der Aussiedler). Die 37.648 deutschen Minderjährigen unterteilen sich in 29% Kinder und 71% Jugendliche. Dies ist nach wie vor identisch mit der Verteilung der Altersgruppen bei den minderjährigen Gesamttatverdächtigen. Unverändert gegenüber den beiden Vorjahren ist auch der prozentuale Anteil der weiblichen deutschen minderjährigen Tatverdächtigen von 27%. Die Anzahl der deutschen tatverdächtigen Kinder ist wie schon 2007 zum Vorjahr um 1,32% angestiegen, die der Jugendlichen um 0,3% zurückgegangen. Der Anteil der minderjährigen deutschen Tatverdächtigen an den deutschen Tatverdächtigen gesamt beträgt unverändert 18,48% und liegt damit etwas über dem Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen an den Gesamttatverdächtigen (18%). Tabelle 9: Deutsche Tatverdächtige 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 TV gesamt 157.334 167.819 169.158 181.674 187.028 185.486 193.652 198.182 203.220 203.627 Kinder 11.912 12.122 11.611 11.513 11.941 10.562 10.409 10.591 10.741 10.883 männlich 8.227 8.644 8.357 8.152 8.711 7.607 7.391 7.683 7.728 7.930 weiblich 3.685 3.478 3.254 3.361 3.230 2.955 3.018 2.908 3.013 2.953 Jugendliche 21.764 22.936 23.904 25.212 25.350 25.792 26.338 27.091 27.010 26.765 männlich 16.137 17.062 17.874 18.434 18.780 18.871 19.236 19.654 19.567 19.275 weiblich 5.627 5.874 6.030 6.779 6.570 6.921 7.102 7.437 7.443 7.490 Minderjährige gesamt 33.676 35.058 35.515 36.725 37.291 36.354 36.747 37.682 37.751 37.648 Heranwachsende 16.032 18.497 18.758 19.781 19.748 19.654 21.162 21.744 22.714 22.332 männlich 12.972 15.013 15.127 15.952 15.860 15.565 16.599 17.092 18.001 17.677 weiblich 3.060 3.484 3.631 3.829 3.888 4.089 4.563 4.652 4.713 4.655 In den Polizeiinspektionen lagen die Anteile der minderjährigen deutschen Tatverdächtigen an der Gesamtzahl der deutschen Tatverdächtigen zwischen 13% (Hannover-Stadt) und 22,9% (PI Delmenhorst/Oldenburg-Land). Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 17 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 10: Prozentuale Anteile deutscher minderjähriger TV an Deliktsgruppen 2008 Kinder Straftaten gesamt Rohheitsdelikte darunter ....Raub, räub. Erpressung ....Handtaschenraub ....Sonstige Raubtaten auf Straßen ....Raub in Whg. ....Körperverletzung ....gef./schwere Körperverletzung ....sonstige gef. KV ....gef. KV auf Straßen / Wegen ....vors. leichte KV Straft. gg. pers. Freiheit Diebstahl gesamt darunter ....Ladendiebstahl ....Diebstahl aus Kiosk ....Diebstahl in/aus Whg. ....TWE ....Diebstahl von/aus Automaten ....Fahrraddiebstahl ....Krad- u. Mopeddiebstahl Betrug Urkundenfälschung Hausfriedensbruch Gewaltdarstellung Beleidigung Sachbeschädigung Sonstige SB auf Str. / Wegen Straftaten gg. Nebengesetze Verst. WaffG Rauschgiftdelikte Jugendliche Minderjährige Heranwachsende unter 21-Jährige Erwachsene Gesamt 5,34 13,14 18,49 10,97 29,46 70,54 3,97 14,68 18,65 13,33 31,98 68,02 4,44 26,37 30,81 21,76 52,57 47,43 5,79 24,79 30,58 32,23 62,81 37,19 5,80 35,50 41,30 25,88 67,18 32,82 0,92 9,51 10,43 21,47 31,90 68,10 4,48 16,23 20,71 14,63 35,35 64,65 5,85 22,71 28,56 19,51 48,08 51,92 5,48 18,05 23,52 16,50 40,02 59,98 6,12 28,00 34,12 22,75 56,87 43,13 3,71 14,21 17,92 12,87 30,79 69,21 1,95 9,71 11,66 8,51 20,17 79,83 12,05 23,18 35,23 10,83 46,06 53,94 17,60 23,11 40,72 5,38 46,10 53,90 7,28 39,32 46,60 20,39 66,99 33,01 4,10 17,11 21,21 16,65 37,86 62,14 6,83 18,37 25,20 15,77 40,98 59,02 6,92 34,46 41,38 18,70 60,09 39,91 10,01 34,97 44,98 17,87 62,85 37,15 4,95 57,52 62,48 19,08 81,56 18,44 0,53 5,60 6,12 10,79 16,91 83,09 0,91 11,86 12,77 8,19 20,96 79,04 3,29 18,13 21,42 12,89 34,31 65,69 20,00 45,00 65,00 11,25 76,25 23,75 2,64 10,57 13,21 9,27 22,47 77,53 12,81 29,07 41,88 16,04 57,92 42,08 15,23 41,48 56,72 18,56 75,28 24,72 0,73 9,22 9,95 15,85 25,80 74,20 2,72 17,29 20,01 17,52 37,52 62,48 0,33 9,68 10,00 18,55 28,55 71,45 Besonderheiten/Auffälligkeiten wurden von den Dienststellen nicht mitgeteilt. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 18 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2.4 Nichtdeutsche Tatverdächtige Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) sind Personen ausländischer Staatsangehörigkeit und Staatenlose. Nicht darunter fallen Aussiedler und eingebürgerte Ausländer. Diese werden in der PKS als Deutsche erfasst. Eine separate Erfassung des Status „eingebürgert“ oder „Migrationshintergrund“ findet in der PKS nicht statt. Das nachfolgende statistische Zahlenmaterial muss daher immer unter diesem Focus betrachtet werden. Ebenso muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass bestimmte Delikte nur von Ausländern begangen werden können (z. B. Verstöße gegen das Ausländer- / Asylverfahrensgesetz) und dass auch die Fallzahlen überörtlich agierender ausländischer Täter einfließen. Zum Stichtag 31.12.2007 lebten 87.534 minderjährige Ausländer in Niedersachsen. Der Anteil der minderjährigen Ausländer an allen Minderjährigen (1.466.977), die in Niedersachsen leben, beträgt 5,96%. Tabelle 11: Überblick NDTV Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) gesamt Anteil NDTV an TV gesamt 2007 2008 36.669 36.494 33.779 -7,44 15,22 % 14,22% -1,0 15,61% Nichtdeutsche Minderjährige TV 5.463 Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Veränderung 07/08 in % 2006 12,58% 5.435 5.077 -6,58 12,58% 11,88% -0,7 Gegenüber 2007 sind die TV-Zahlen um 7,44% zurückgegangen. Diese Tendenz lässt sich sowohl für die Kinder als auch für die Jugendlichen bestätigen. So nahm die Zahl der unter 14-jährigen Tatverdächtigen um 4,79% gegenüber 2007 ab. Für die Jugendlichen ist sogar ein Rückgang von 7,36% aufzeigbar. Betrachtet man die beiden Geschlechtergruppen der Minderjährigen, so lässt sich ein minimal höherer Rückgang bei den weiblichen Minderjährigen gegenüber den männlichen Minderjährigen feststellen (6,65% zu 6,56%). Tabelle 12: Nichtdeutsche Tatverdächtige 1999 - 2008 1999 TV gesamt 2000 42.457 43.034 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 40.790 42.334 42.427 39.514 43.060 36.669 36.494 33.779 Kinder 2.933 2.787 2.569 2.351 2.427 2.103 2.015 1.622 1.630 1.552 männlich 2.177 2.117 1.984 1.739 1.874 1.603 1.517 1.237 1.226 1.166 756 670 585 612 553 500 498 385 404 386 Jugendliche 4.884 4.826 4.552 4.714 4.634 4.583 4.744 3.841 3.805 3.525 männlich 3.857 3.774 3.694 3.775 3.810 3.671 3.725 2.986 2.901 2.690 weiblich 1.027 1.052 858 939 824 912 1.019 855 904 835 Minderjährige gesamt 7.817 7.613 7.121 7.065 7.061 6.686 6.759 5.463 5.435 5.077 Heranwachsende 4.700 4.766 4.404 4.499 4.322 4.102 4.655 3.592 3.484 3.259 männlich 3.862 3.881 3.579 3.635 3.576 3.381 3.852 2.959 2.869 2.683 838 885 825 864 746 721 803 633 615 576 weiblich weiblich Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 19 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Der Anteil der minderjährigen NDTV an den gesamten NDTV liegt bei 15,0%, während der Anteil aller minderjährigen Tatverdächtigen an allen Tatverdächtigen bei 18% liegt. Diese Differenz von 3 Prozentpunkten ist seit Jahren feststellbar. Der Anteil der weiblichen minderjährigen NDTV an den minderjährigen NDTV beträgt 24%, während dieser bei den minderjährigen Gesamttatverdächtigen 27% beträgt. Setzt man die Anzahl der minderjährigen NDTV in Beziehung zu ihren Anteil an der Bevölkerung, ist festzustellen, dass diese überproportional belastet sind. Bei jungen Nichtdeutschen ist die TVBZ fast doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe der Deutschen, wie die folgende Tabelle veranschaulicht. Tabelle 13: TVBZ der deutschen / nichtdeutschen Tatverdächtigen 2005 - 2008 Kinder Jugendliche Heranwachsende Nichtdeutsch Deutsch Nichtdeutsch Deutsch Nichtdeutsch Deutsch 4.459 2.007 15.646 7.639 19.576 8.835 3.881 2.050 12.953 7.791 15.397 8.859 4.107 2.080 13.210 7.805 15.225 8.936 4.093 2.154 12.561 7.764 14.414 8.663 2005 2006 2007 2008 Grafik 4: Nichtdeutsche Tatverdächtige 1999 - 2008 6.000 4.884 5.000 4.000 4.700 4.826 4.552 4.715 4.766 4.404 4.499 4.583 4.643 4.744 3.841 4.655 4.322 3.805 3.592 3.000 2.933 2.000 2.427 2.787 2.569 2.351 3.525 4.102 3.484 3.259 2.103 1.622 2.015 1.630 1.000 1.552 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Bei Betrachtung der Verteilung der nichtdeutschen Tatverdächtigen in bestimmten Deliktsgruppen zeigt sich, dass sowohl bei den NDTV wie auch bei den minderjährigen deutschen TV nach wie vor die Rohheits- und Diebstahlsdelikte sowie Sachbeschädigungen den Schwerpunkt bilden; eine typische „Ausländerkriminalität“ bei Minderjährigen ist nicht erkennbar. Insbesondere bei den Rohheitsdelikten ist keine große Abweichung erkennbar. Allerdings ist der Handtaschenraub mit einem Anteil von 50% bei NDTV auffällig. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 20 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 14: Prozentuale Anteile nichtdeutscher minderjähriger TV an Deliktsgruppen 2008 Kinder Straftaten gesamt Rohheitsdelikte darunter ....Raub, räub. Erpressung ....Handtaschenraub ....Sonstige Raubtaten auf Straßen ....Raub in Whg. ....Körperverletzung ....gef./schwere Körperverletzung ....sonstige gef. KV ....gef. KV auf Straßen / Wegen ....vors. leichte KV Straft. gg. pers. Freiheit Diebstahl gesamt darunter ....Ladendiebstahl ....Diebstahl aus Kiosk ....Diebstahl in/aus Whg. ....TWE ....Diebstahl von/aus Automaten ....Fahrraddiebstahl ....Krad- u. Mopeddiebstahl Betrug Urkundenfälschung Hausfriedensbruch Gewaltdarstellung Beleidigung Sachbeschädigung Sonstige SB auf Str. / Wegen Straftaten gg. Nebengesetze Verst. WaffG Rauschgiftdelikte Jugendliche Minderjährige Heranwachsende unter 21-Jährige Erwachsene Gesamt 4,59 10,44 15,03 9,65 24,68 75,32 4,72 14,48 19,20 11,15 30,35 69,65 5,77 28,32 34,10 16,99 51,09 48,91 4,55 45,45 50,00 13,64 63,64 36,36 8,38 44,50 52,88 17,80 70,68 29,32 0,00 8,49 8,49 21,70 30,19 69,81 5,59 16,13 21,71 12,25 33,96 66,04 6,95 22,93 29,88 15,89 45,77 54,23 6,36 16,91 23,27 13,12 36,39 63,61 7,79 31,00 38,79 19,00 57,79 42,21 4,59 13,03 17,62 10,29 27,91 72,09 1,87 8,59 10,46 8,11 18,58 81,42 9,68 17,48 27,16 10,29 37,45 62,55 12,60 16,52 29,11 7,57 36,68 63,32 7,69 28,21 35,90 15,38 51,28 48,72 3,78 18,78 22,57 14,73 37,30 62,70 4,61 13,82 18,42 19,08 37,50 62,50 9,78 31,52 41,30 10,87 52,17 47,83 12,82 32,36 45,18 13,06 58,24 41,76 7,38 40,98 48,36 13,93 62,30 37,70 0,91 7,01 7,92 10,37 18,29 81,71 0,53 6,67 7,19 8,33 15,53 84,47 2,33 20,41 22,74 8,45 31,20 68,80 50,00 0,00 50,00 0,00 50,00 50,00 3,65 11,79 15,44 9,68 25,12 74,88 14,82 25,55 40,37 11,04 51,41 48,59 18,51 37,26 55,77 13,70 69,47 30,53 0,61 6,05 6,66 10,83 17,49 82,51 3,03 15,15 18,18 13,52 31,70 68,30 0,22 5,28 5,50 13,44 18,94 81,06 Erheblichen Einfluss auf das Verhalten deutscher und nichtdeutscher Minderjährigen haben familiäre Strukturen, das soziale Umfeld und der prägende Umgang mit Gleichaltrigen und / oder sich daraus entwickelnden Freizeitaktivitäten. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 21 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Kommission Polizeiliche Kriminalprävention hat im Jahr 2007 ihre Initiative zur Gewaltprävention bei Zuwanderern gestartet und zahlreiche Präventionsmaterialien zur Thematik herausgebracht (siehe auch www.polizei-beratung.de). Besonderheiten/Auffälligkeiten wurden von den Dienststellen nicht mitgeteilt. Fallbeispiel: Ein in Deutschland geborener 16-jähriger Türke wurde von einer Gruppe von sieben überwiegend türkischen Jugendlichen und Deutschen mit Migrationshintergrund ohne erkennbaren Grund körperlich attackiert. Dem Opfer wurde mit Fäusten in das Gesicht geschlagen und er wurde am Boden liegend mit beschuhten Füssen wiederholt getreten, so dass er schwere Verletzungen erlitt, u.a. die Fraktur eines Wadenbeines. Lt. rechtsmedizinischem Gutachten waren die Handlungen zur Tatzeit akut lebensbedrohlich. Alle Tatverdächtigen waren polizeilich bekannt. Auch das Opfer und seine jugendlichen Begleiter waren bereits polizeilich in Erscheinung getreten. Das Verhalten des Opfers konnte nicht zweifelsfrei geklärt werden. 2.5 Aussiedler Seit dem 01.01.1998 werden in Niedersachsen Aussiedler in der PKS erfasst, so dass Aussagen über die Anzahl der straffällig gewordenen Aussiedler möglich sind. Seit Frühjahr 2007 werden in Niedersachsen alle diejenigen Tatverdächtigen als „Aussiedler“ erfasst, welche die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, aber in bestimmten „klassischen“ Aussiedlerherkunftsländern geboren sind7. Die aktuelle Zählweise löst die bisherige, durch potenzielle Untererfassungen gekennzeichnete und am rechtlichen Status „Aussiedler“ orientierte, ab. Sie kommt der tatsächlichen Zahl tatverdächtiger Aussiedler deutlich näher und entspricht weit eher der Realität, da sie nicht mehr von den sehr unterschiedlichen Bewertungen einer großen Zahl polizeilicher Sachbearbeiter/-innen abhängt. Daraus folgt jedoch, dass Vergleiche mit den Zahlen der alten Zählweise für die Jahre 1998 bis 2006 nicht möglich und zulässig sind. Daher erfolgt nur eine zahlenmäßige Auflistung. Ferner ist zu bemerken, dass für den Vergleich unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen notwendige Berechnungen von TVBZ nicht angestellt werden können, da weiterhin keine flächendeckenden validen Zahlen zur Aussiedlerwohnbevölkerung in Niedersachsen existieren. Im Jahr 2008 wurden 18.194 tatverdächtige Aussiedler (ATV) gezählt, darunter 2.681 Minderjährige. Während die Gesamtzahl der ATV um 7,1% gestiegen ist, gab es Rückgänge in den Altersgruppen der Minderjährigen und Heranwachsenden. Fast jeder 7. ATV ist minderjährig. Der Anteil der 18.194 ATV an den 237.406 Tatverdächtigen in Niedersachsen beträgt 7,66%; an den 203.627 deutschen Tatverdächtigen 8,93%. Aufgrund sinkender Zuwanderungszahlen werden sich diese Anteile in den nächsten Jahren deutlich verringern, insbesondere bei den Minderjährigen, da u.a. der Geburtsort für die statistische Erfassung zu Grunde gelegt wird. 7 Albanien, Bulgarien, China, Jugoslawien bzw. Nachfolgestaaten, Tschechoslowakei bzw. Nachfolgestaaten, Polen, Rumänien, Ungarn, UdSSR bzw. die Nachfolgestaaten Armenien, Turkmenistan, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Weißrussland, Kirgisistan, Tadschikistan, Ukraine, Lettland, Litauen, Estland, Moldau, Aserbeidschan, Georgien. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 22 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 15: Tatverdächtige Aussiedler 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 TV gesamt 5.769 6.417 6.760 8.100 8.881 8.727 8.054 5.368 16.982 18.194 männlich 4.718 5.344 5.670 6.754 7.473 7.261 6.727 4.496 13.578 14.425 weiblich 1.051 1.073 1.090 1.346 1.408 1.466 1.327 872 3.404 3.769 Kinder 620 677 593 600 657 494 409 211 496 477 männlich 466 544 477 457 540 384 316 156 364 weiblich 154 133 116 143 117 110 93 55 132 Jugendliche 1.596 1.661 1.667 1.845 1.876 1.989 1.676 1.006 2.355 männlich 1.271 1.342 1.384 1.495 1.570 1.608 1.347 837 1.837 325 319 283 350 306 381 329 169 518 Minderjährige gesamt 2.216 2.338 2.260 2.445 2.533 2.483 2.085 1.217 2.851 2.681 Heranwachsende 1.072 1.248 1.233 1.467 1.548 1.479 1.395 924 2.574 2.378 männlich 951 1.114 1.086 1.290 1.376 1.297 1.220 814 2.211 weiblich 121 134 147 177 172 182 175 110 363 weiblich 2007 2008 2.204 An den 42.725 minderjährigen TV sind die minderjährigen ATV mit 6,2% beteiligt, an den minderjährigen deutschen Tatverdächtigen (37.648) mit 7,12%. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die prozentualen Anteile nur geringfügig verändert. Zahlen zur geschlechtsspezifischen Verteilung in den Altersgruppen lagen aus technischen Gründen bis zur Fertigstellung des Berichtes nicht vor. An der Tatsache, dass überwiegend männliche ATV handeln, dürfte sich jedoch nichts geändert haben. Der nachfolgenden Tabelle sind die Anteile in den einzelnen Deliktsbereichen zu entnehmen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 23 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 16: Prozentuale Anteile tatverdächtiger Aussiedler nach Deliktsbereichen 2008 8 . Kinder Jugendliche Minderjährige Heranwachsende unter 21-Jährige Erwachsene Gesamt Straftaten gesamt Rohheitsdelikte darunter ....Raub, räub. Erpressung ....Handtaschenraub ....Sonstige Raubtaten auf Straßen ....Raub in Whg. ....Körperverletzung ....gef./schwere Körperverletzung ....sonstige gef. KV ....gef. KV auf Straßen / Wegen ....vors. leichte KV Straft. gg. pers. Freiheit Diebstahl gesamt darunter ....Ladendiebstahl ....Diebstahl aus Kiosk ....Diebstahl in/aus Whg. ....TWE ....Diebstahl von/aus Automaten ....Fahrraddiebstahl ....Krad- u. Mopeddiebstahl Betrug Urkundenfälschung Hausfriedensbruch Gewaltdarstellung Beleidigung Sachbeschädigung Sonstige SB auf Str. / Wegen Straftaten gg. Nebengesetze Verst. WaffG Rauschgiftdelikte 2,62 12,11 14,74 13,07 27,81 72,19 1,34 13,14 14,48 16,37 30,84 69,16 1,25 21,68 22,94 24,37 47,31 52,69 0,00 26,32 26,32 31,58 57,89 42,11 1,25 27,92 29,17 31,25 60,42 39,58 0,00 11,11 11,11 17,78 28,89 71,11 1,44 13,94 15,37 17,40 32,78 67,22 2,13 18,95 21,08 23,22 44,30 55,70 2,25 13,10 15,34 19,36 34,71 65,29 2,01 24,60 26,62 26,62 53,24 46,76 0,99 11,60 12,59 14,37 26,95 73,05 1,08 8,71 9,78 9,17 18,95 81,05 5,47 18,20 23,67 10,91 34,58 65,42 6,87 15,88 22,75 4,69 27,44 72,56 5,13 30,77 35,90 15,38 51,28 48,72 1,05 17,02 18,06 18,06 36,13 63,87 1,45 13,04 14,49 20,29 34,78 65,22 3,53 29,41 32,94 32,94 65,88 34,12 4,59 28,59 33,19 16,30 49,48 50,52 0,78 55,81 56,59 19,38 75,97 24,03 0,04 5,62 5,66 13,03 18,70 81,30 0,32 12,70 13,02 4,13 17,14 82,86 1,16 17,77 18,94 16,61 35,55 64,45 22,22 44,44 66,67 33,33 100,00 0,00 0,88 9,50 10,39 12,60 22,98 77,02 5,75 25,85 31,60 20,88 52,48 47,52 7,75 36,58 44,33 25,84 70,18 29,82 0,11 6,27 6,38 15,35 21,74 78,26 0,37 13,65 14,02 21,40 35,42 64,58 0,00 5,52 5,52 15,69 21,21 78,79 Die Verteilung der ATV nach Delikten ist der Anlage 2 zu entnehmen. 8 Delikte mit einer Beteiligung von mehr als 30 % sind hervorgehoben. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 24 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die PI Rotenburg hat berichtet, dass bislang bei den deutsch-russischen Jugendlichen besonders auffällig war, dass sie sich häufig auf den Parkplätzen der Einkaufszentren, in Parkanlagen und Kinderspielplätzen in einer größeren Personenanzahl trafen und dort dann teilweise hemmungslos Alkohol konsumierten. Dies hat sich nach dortiger Erfahrung in den letzten Jahren deutlich reduziert. Die jugendlichen Aussiedler treten nicht mehr so augenfällig in Erscheinung und die polizeilichen Einsätze in diesem Zusammenhang halten sich ebenfalls in Grenzen. Dabei hat sich die Arbeit eines deutsch-russischen Streetworkers in Rotenburg positiv bewährt. Seine Arbeit hat deutlich zu einer Entspannung beigetragen. Von ihm wird ein „offenes Sportprojekt“ betreut, das in den Räumlichkeiten städtischer Schulen unterschiedliche Sportangebote für junge Leute von 15-25 ermöglicht. Neben Ballsportarten wird auch ein Fitnessraum betrieben. Das Motto dieser Arbeit lautet: „Fit und gut drauf – Kraft ohne Gewalt“. Das Angebot wird von ausländischen und deutschen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund genutzt, aber hauptsächlich von den Jugendlichen, die aus den sozialschwachen Schichten stammen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 25 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2.6 Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) Die Tatverdächtigenbelastungszahl ist die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen, errechnet auf 100.000 Einwohner des entsprechenden Bevölkerungsanteils, jeweils ohne Kinder unter 8 Jahren. TVBZ = Tatverdächtige ab 8 Jahren x 100.000 Einwohnerzahl ab 8 Jahren Tabelle 17: TVBZ Kinder 1999 - 2008 Jahr TV Kinder Bevölkerung Kinder TVBZ 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 14.020 14.083 13.476 13.152 13.585 11.957 11.770 11.633 11.705 11.852 +147 (+1,25%) 533.878 545.512 551.012 554.218 549.146 542.974 535.612 532.285 526.235 518.179 -8.056 (-1,53%) 2.626 2.582 2.446 2.373 2.473 2.202 2.197 2.185 2.224 2.287 +63 (+2,83%) Veränderung zum Vorjahr Tabelle 18: TVBZ Jugendliche 1999 - 2008 Jahr TV Jugendliche Bevölkerung Jugendliche TVBZ 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 26.648 27.762 28.456 29.927 29.984 30.375 31.082 30.932 30.815 30.290 -525 (-1,7%) 335.390 335.543 339.524 348.079 360.055 367.686 375.092 377.371 374.879 372.795 -2.084 (-0,55%) 7.945 8.273 8.381 8.598 8.327 8.261 8.286 8.197 8.220 8.125 -95 (-1,15%) Veränderung zum Vorjahr Tabelle 19: TVBZ Heranwachsende 1999 - 2008 Jahr TV Heranwachsende 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 20.732 23.263 23.162 24.280 24.070 23.756 25.817 25.336 26.198 25591 - 607 (-2,31%) Veränderung zum Vorjahr Bevölkerung Heranwachsende 252.069 257.560 262.870 262.476 260.892 258.953 263.294 268.768 277.063 280.395 + 3.332 (+1,20%) Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen TVBZ 8.225 9.032 8.811 9.250 9.226 9.173 9.805 9.427 9.456 9.127 - 329 (-3,47%) 26 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Grafik 5: Tatverdächtigenbelastungszahl 1999 - 2008 12.000 10.000 9.032 8.225 9.250 8.811 8.000 7.945 8.274 8.598 8.381 9.805 9.174 9.226 8.261 8.328 8.287 9.427 8.197 9.456 9.127 8.220 8.125 6.000 4.000 2.626 2.582 2.000 2.474 2.446 2.373 2.197 2.202 2.224 2.287 2.185 0 1999 2000 2001 2002 Kinder 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Die einzelnen TVBZ der Dienststellenbereiche sind der Anlage 3 zu entnehmen. Die Entwicklung in diesen Altersgruppen stellt sich regional sehr unterschiedlich dar; eine Vielzahl von Einflussfaktoren muss dabei berücksichtigt werden. Näheres über örtliche Besonderheiten ist den Berichten der jeweiligen Polizeiinspektionen zu entnehmen. Die PI Cloppenburg hat festgestellt, dass es sich bei der Region des Oldenburger Münsterlandes nach wie vor um eine der „sichersten Regionen“ handelt, insbesondere, was die kriminelle Belastung von Minderjährigen betrifft. Bei den TVBZ weisen diese seit Jahren landesweit die niedrigsten Belastungszahlen auf. Nachfolgende Grafiken visualisieren die regionale Verteilung der TVBZ in Niedersachsen bezogen auf Kinder und Jugendliche. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 27 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Grafik 6: Regionale Verteilung der TVBZ Kinder 2008 Grafik 7: Regionale Verteilung der TVBZ Jugendliche 2008 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 28 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2.7 2.7.1 Minderjährige Intensivtäter Bedeutung minderjähriger Intensivtäter Jugenddelinquenz ist eines unter vielen Alltagsphänomenen, dass den polizeilichen Arbeitsalltag begleitet. Die überwiegende Anzahl der minderjährigen Täter zeigt delinquentes Verhalten als Episode. Nach der ersten Reaktion staatlicher Stellen begehen die meisten jungen Täter keine weiteren Straftaten mehr. Eine nähere Betrachtung zeigt eine kleine Anzahl von Tatverdächtigen auf, bei denen sich ihr abweichendes Verhalten zu einer „kriminellen Karriere“ verfestigt. Sie werden zu Intensivtätern (MIT = Minderjährige Intensivtäter). Der Einstieg in die Kriminalität erfolgt oftmals über kleinere Diebstahlsdelikte und setzt sich über Aggressionsdelikte bis zu Raubstraftaten fort. Daraus ergibt sich ein Problem für alle Beteiligten im Bereich allgemeiner Jugendarbeit und speziell der polizeilichen Jugendsachbearbeitung. Hier gilt es in Zusammenarbeit mit anderen Behörden (Staatsanwaltschaft, Gericht, Jugendamt/-gerichtshilfe) gezielt und frühzeitig einzugreifen. Eine bundesweit einheitliche Definition für den Begriff Intensivtäter gibt es nicht. In Niedersachsen orientiert sich die Kategorisierung und Bearbeitung von Fällen dieser Zielgruppe an der Definition gemäß den „Leitlinien für die polizeiliche Bearbeitung von Jugendsachen“ sowie des „Vorrangigen Jugendverfahrens (VJV)“. Demnach handelt sich um Minderjährige, die • für eine Reihe voneinander unabhängiger nicht unerheblicher Taten verantwortlich sind, • schwerwiegende und auffällige Gewalttaten begangen haben, insbesondere, wenn deren Opfer oder die Allgemeinheit vor der Gefahr der Wiederholung geschützt werden müssen, • bei denen die Gefahr besteht, dass sie durch ein kriminelles Umfeld (z. B. Banden oder Cliquen) in weitere nicht unerhebliche Straftaten abgleiten. In der Definition sind keine eindeutigen Parameter festgelegt worden. Unabhängig von der Anzahl der Delikte bzw. dem Delikt selbst ist es grundsätzlich eine Einzellfallentscheidung, ob ein minderjähriger Täter als Intensivtäter eingestuft wird. Die Zuordnung erfolgt aufgrund der mit ihnen gemachten Erfahrungen, der persönlichen Kenntnis, der an der polizeiliche Jugendsachbearbeitung beteiligten Personen und der sogenannten weichen kriminogenen Faktoren (Jugendgefährdung, Verwahrlosung, Schulschwänzen, Abhängigkeit). In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Klassifizierung als MIT zwischen den einzelnen Polizeibehörden und –dienststellen zum Teil erheblich differiert. Die offene Definition MIT ermöglicht den verschiedenen Dienststellen eigene Interpretationen. Auch im Berichtsjahr variierte die von den Polizeiinspektionen gemeldete Anzahl von MIT extrem. Während knapp die Hälfte der Polizeiinspektionen Zahlen im einstelligen Bereich meldeten, gab es auch Bereiche, die bis zu 78 Personen als MIT einstuften. Insgesamt wurden in Niedersachsen ca. 500 Minderjährige als Intensivtäter eingestuft. Im Rahmen der 21. Dienstbesprechung des Leiters des LPPBK mit den Leitern der Polizeibehörden am 05.02.2008 erhielt das LKA NI den Auftrag, zur Bekämpfung der Jugendkriminalität eine Konzeption für minderjährige Intensivtäter zu erarbeiten. Folgende Verfahrensweise wurde dabei festgelegt: • Einrichtung einer Arbeitsgruppe unter Federführung des LKA und Beteiligung der Polizeibehörden sowie bei Bedarf anderer betroffener Behörden/Einrichtungen (z. B. Staatsanwaltschaft und Jugendämter) Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 29 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • Entwicklung einheitlicher Standards bei der Auslegung der Intensivtäterdefinition (ggf. Änderung der Definition) • Erarbeitung eines landeseinheitlichen abgestuften Maßnahmenkonzeptes für Intensivtäter (Beachtung der Schwellentäterproblematik; ggf. verschiedene Kategorien; Einbeziehung bestehender Konzepte) • Prüfung der Notwendigkeit und ggf. Einrichtung einer landeseinheitlichen Datei für minderjährige Intensivtäter • Erstellung eines landeseinheitlichen Lagebildes über minderjährige Intensivtäter und Aufnahme als Teilbeitrag (Ziffer 2.7) in den Jahresbericht des LKA „Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen“ Mit Schreiben vom 25.03.2008 wurden die Polizeibehörden gebeten, je eine Vertreterin/einen Vertreter (aus den Bereichen Dez. 11, Leiter FK 6 bzw. AF 4 sowie Jugendsachbearbeitung) in die Arbeitsgruppe des LKA zu entsenden. Weiterhin wurde mit dem MJ (Jugendrichter), der STA Hannover sowie dem Jugendamt Hannover und Braunschweig Kontakt aufgenommen und um entsprechende Mitarbeit an der Konzeption gebeten. Die Arbeitsgruppe, die sich am 24.04.2008 zu ihrer konstituierenden Sitzung traf, setzte sich schließlich aus folgenden Teilnehmern zusammen: LKA Niedersachsen Pia Magold LBfJ / Leiterin der AG LKA Niedersachsen Otmar Brandes Sachbearbeiter Dez. 32.4 PD Braunschweig Christian Flohr Leiter FK 6, PI BS PD Göttingen Klaus-Eckhard Dirnberger Vertreter Leiter FK 6, PI Hameln PD Hannover Monika Taut Dez. 11, Sachb. KB PD Lüneburg Birgit Thieme Leiterin ZKD, PI Celle Klaus-Dieter Röschke Dez. 11, Sachb. KB PD Oldenburg Bernd Junker Sachb. AF 4, PK Achim PD Osnabrück Michael Huning Sachb. FK 6, PI Osnabrück STA Hannover Christin Stüven Jugendstaatsanwältin MJ (AG Hann. Münden) Dr. Thomas Matusche Jugendrichter in Hann. Münden, derzeit tätig im MJ Jugendamt Hannover Carsten Amme KSD Fachberatung Im Jahr 2008 fanden insgesamt acht AG-Treffen statt. Die Polizeibehörden wurden im November 2008 einbezogen und um Stellungnahme zum bisherigen Entwurf gebeten. Das Landesrahmenkonzept wurde im Januar 2009 fertiggestellt. Es wurde ein Fokus darauf gelegt, dass die Maßnahmen in der Praxis auch umsetzbar sind. Kernstück des Konzeptes ist die einheitliche Einstufung von Schwellen- sowie Intensivtätern (z.B. Faktorisierung von Straftaten) sowie die Vernetzung mit anderen Behörden und Einrichtungen. Derzeit liegt das Konzept dem MI vor und befindet sich in der Abstimmungsphase mit den weiteren beteiligten Ministerien. Mit einer Umsetzung wird im Sommer 2009 gerechnet. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 30 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Fallbeispiele: • Ein 14jähriger und ein 17jähriger Schüler brachen im Jahr 2008 über mehrere Monate in insgesamt 40 Objekte (Schulen, Gewerbebetriebe, Vereinsheime) ein und entwendeten Bargeld, Laptops, Mobiltelefone und Spirituosen. Beide Täter konnten vorläufig festgenommen und U-Haftbefehle erwirkt werden. Der geschätzte Schaden lag bei mehreren Tausend Euro. Die geständigen Täter wurden bereits erstinstanzlich zu langjährigen Jugendstrafen verurteilt. Beide Jugendlichen waren voll geständig, ließen sich jedoch weder nach Terminen bei der Polizei oder gar Gerichtsverhandlungen von der sofortigen Begehung neuer Straftaten abhalten. Im Rahmen der Bearbeitung dieser Einbruchsserie, konnten auch zwei Raubstraftaten (Handtaschenraub), Verstöße gegen das WaffG und eine Sexualstraftat (sexuelle Nötigung) aufgeklärt werden. • Ein 17-jähriger MIT beging seit 2004 eine Vielzahl von Straftaten im Bereich der Eigentums- sowie Rohheitsdelikte bis hin zum schweren Raub. Obwohl bereits bekannt war, dass er eine Freiheitsstrafe im offenen Vollzug der JVA Göttingen-Leineberg antreten sollte, wurde aufgrund zweier gefährlicher Körperverletzungen, die er trotz bestehender Bewährung begangen hatte, die U-Haft auf Grund der Wiederholungsgefahr angeregt. Der Anregung auf Verhängung der U-Haft wurde gefolgt. Da er beim ersten Festnahmeversuch geflüchtet war, wurde vom offenen Vollzug abgesehen und er wurde nach seiner Festnahme in den geschlossenen Vollzug der Jugendanstalt Hameln überstellt. • Ein 15-jähriger Jugendlicher forderte in Begleitung von zwei Mittätern sein Opfer auf, das Handy herauszugeben. Als „Argumentationshilfe“ hielten die Täter Teleskopschlagstöcke in den Händen. Aufgrund der Weigerung der Herausgabe erhielt das Opfer zunächst einen Hieb mit dem Schlagstock gegen den Kopf, kurz darauf wurde ihm mit einem Messer in die Schulter gestochen. Das Opfer konnte zunächst flüchten, wurde aber von den Tätern eingeholt, zu Boden gebracht und gegen den Kopf getreten. Nur zehn Tage später trat dieser 15-Jährige erneut als Täter auf, als er ein anderes Opfer unter Vorhalt einer Schusswaffe zur Herausgabe des mitgeführten Handys zwang. Ein Durchsuchungsbeschluss wurde erlassen, die Durchsuchung verlief jedoch negativ. Der beantragte Haftbefehl – wegen Wiederholungs- und Fluchtgefahr -wurde zunächst nicht ausgestellt. Diese Straftaten wurden zum Anlass genommen, den Jugendlichen in das Intensivtäterprogramm aufzunehmen. Wenig später versuchte der 15-Jährige auf ein Opfer aus der vorherigen, schweren Raubstraftat einzuwirken und wollte es zu einer „geschönten Aussage“ bei der bevorstehenden Gerichtsverhandlung nötigen. Wegen Verdunklungsgefahr konnte jetzt ein Untersuchungshaftbefehl erwirkt werden. • Zwei minderjährige Intensivtäter waren 2006 durch mehrere Einbruchsdiebstähle, Sachbeschädigungen und Brandstiftungen mit sehr hohen Schadenssummen (insgesamt über 200.000.-Euro) sowie anderen Straftaten auffällig geworden. Einer dieser Jugendlichen fand nach massiven Problemen im Elternhaus und Aufenthalt im Strichermilieu zunächst in einer Einrichtung des hannoverschen Jugendamtes eine Unterkunft. Später wurde er in einer Einrichtung im Kreis Gifhorn untergebracht. Da der Jugendliche jedoch auch im dortigen Bereich weitere Straftaten beging, wurde er im November 2007 wegen mehrerer Bedrohungen/Nötigungen zu einer Jugendstrafe von 2 Jahren und 1 Monat verurteilt. Der zweite minderjährige Intensivtäter fiel dagegen nicht weiter polizeilich auf, kam freiwillig einmal in der Woche zu seinem Jugendkontaktbeamten auf die Dienststelle und besucht weiterhin das Gymnasium. In seiner Freizeit ist er als freier Mitarbeiter in einem privaten Hörfunksender tätig und hat dort sogar schon eine Sendung zu dem Thema Jugendkriminalität moderiert. Aufgrund einer positiven Prognose konnte er Ende 2008 aus der Datei „Minderjährige Intensivtäter“ genommen werden. • Seit seinem 10. Lebensjahr hat ein jetzt 18-jähriger Deutscher bis Ende 2008 88 Straftaten verübt. Es begann mit Sachbeschädigungen an Pkw, Diebstählen, Körperverletzungen und Hausfriedensbruch. Zu den geschiedenen Eltern hatte er keinen Kontakt mehr und kam schließlich mit 12 Jahren in wechselnde Heime. Ein 2007 wegen gefährlicher Körperverletzung durch ein Gericht ausgesprochener Freizeitarrest wurde in soziale Arbeitsstunden umgewandelt. Die Diebstähle nahmen 2008 zu. Mehrmonatige Aufenthalte auf einem Ausbildungsschiff nutzte der inzwischen Jugendliche auch zu Straftaten im Ausland. Nach Rückkehr und weiteren Einbruchsdiebstählen gelang es dann kurz vor Jahresende, in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und dem Jugendgericht, dass ein Haftbefehl ausgestellt wurde. • In der PI Goslar wurde gegen einen wegen Eigentumsdelikten einschlägig bekannten 17-jährigen MIT in insgesamt 19 Fällen ermittelt. Nach aufwändigen Ermittlungen konnten ihm auch Brandlegungen in Wohnhäusern und Papiercontainern mit einer Gesamtschadenssumme von ca. 250.000.- Euro nachgewiesen werden. Er stand bei den Tatausführungen überwiegend unter Alkoholeinfluss. Die erhebliche Gefährdung von Personen wurde von ihm in Kauf genommen. Gegenüber einer Zeugin hatte er dazu angegeben: „Da kenne ich kein Erbarmen.“ Er wurde nach einem umfangreichen Geständnis am 10.11.08 vorläufig festgenommen und auf Antrag der Staatsanwalt vorgeführt. Durch das AG Goslar -Jugendgericht-, wurde eine einstweilige Unterbringung angeordnet. Zur Zeit ist er im Landeskrankenhaus Moringen geschlossen untergebracht und wird regelmäßig auf seine Gefährlichkeit für die Allgemeinheit begutachtet. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 31 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 2.7.2 Kriseninterventionsteam (KIT) Im September 2002 wurde bei der (damaligen) Bezirksregierung Hannover, Dezernat 407 Niedersächsisches Landesjugendamt (NLJA), ein interdisziplinäres Kriseninterventionsteam (KIT) eingerichtet. Gemäß Gem.RdErl. MS, MI und MK v. 25.07.2005 „Stärkung der Zusammenarbeit der Landesoberbehörden hinsichtlich der Problematik hochdelinquenter Kinder“ war die Arbeit des KIT fortzuführen. Personell setzt sich das KIT derzeit aus einem Vertreter des MS, Landesamt für Soziales, Jugend und Familie, Fachgruppe Kinder, Jugend und Familie (Federführung), einem Vertreter der Landesschulbehörde, Abteilung Hannover, einer Staatsanwältin der StA Hannover und zwei Vertretern des Landeskriminalamtes Niedersachsen, Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen, zusammen. Der per Erlass definierte Arbeitsauftrag sollte mit Ablauf des 30.09.2007 überprüft werden. MS, MJ, MK, MI sowie die Mitglieder des KIT verständigten sich im Frühjahr 2008 darauf, dass das KIT vorerst im bisherigen Rahmen seine Arbeit fortsetzt. Sollten sich im Zusammenhang der im Herbst 2008 eingesetzten interministeriellen Arbeitsgruppe „Integration, Prävention und Repression“ neue Erfordernisse ergeben, würde der Arbeitsauftrag des KIT entsprechend angepasst werden. Ein diesbezügliches Ergebnis steht noch aus. Dem KIT wurden im Jahr 2008 weder aus dem Bereich der Jugendämter noch von der Polizei Fälle übermittelt. Es bleibt zu vermuten, dass die Vernetzung von Jugendämtern, anderen Einrichtungen sowie der Polizei auf örtlicher Ebene mittlerweile so gut funktioniert, dass auch schwierige Probleme mit Kindern und Jugendlichen mit eigenen Mitteln vor Ort gelöst werden können. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 32 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 3. Modelle zur Bekämpfung der Jugendkriminalität 3.1 Vorrangiges Jugendverfahren (VJV) Als gezielte Maßnahme zur Bekämpfung der Jugendkriminalität ist das „Vorrangige Jugendverfahren“ (VJV) zu benennen, welches neben den Konzepten zur Bekämpfung/Betreuung minderjähriger Intensivtäter in Niedersachsen Anwendung findet. Im Jahr 2007 wurde in Zusammenarbeit zwischen MI und MJ das „vorrangige Jugendverfahren“ flächendeckend eingeführt. Durch verkürzte Abläufe zwischen Justiz und Polizei sollen dabei Fälle von Jugendkriminalität, bei denen es geboten erscheint, innerhalb von 6 Wochen bearbeitet werden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass eine staatliche Reaktion auf jugendliches Fehlverhalten auf dem Fuße folgt, um eine größtmögliche erzieherische Wirkung zu erzielen. Das Vorrangige Jugendverfahren war zuvor seit November 2002 als Modellprojekt an ausgewählten Standorten (mindestens an einem Amtsgerichtsbezirk innerhalb des Zuständigkeitsbereiches einer Staatsanwaltschaft / bei allen Polizeidirektionen) durchgeführt worden. In der Modellphase sollten die Verfahren innerhalb von 4 Wochen abgearbeitet werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieser Zeitraum für die Verfahrensbearbeitung oft nicht ausreichend war, so dass eine Verlängerung auf 6 Wochen vorgenommen wurde. Die insgesamt positiven Erfahrungen mit dem VJV führten schließlich zur der o. a. flächendeckenden Einführung. Im Jahr 2008 wurden 93 Verfahren von der Polizei als VJV angeregt. Aus unterschiedlichen Gründen (z.B. aufwändige Ermittlungen und Beweiserhebungen, Sammelverfahren, Beteiligung mehrerer Täter, Kapazitätsprobleme usw.) konnten nicht alle vorgeschlagenen Verfahren als VJV bearbeitet werden. 3.2 Weitere Modelle / Maßnahmen Neben den unter Ziffer 2.7 genannten Maßnahmen zur Bekämpfung minderjähriger Intensivtäter sind weitere örtlich vorhandene Projekte/Maßnahmen/Vereinbarungen zu benennen: • PI Oldenburg-Stadt/Ammerland (Verkürzung der polizeilichen Bearbeitungsdauer von Tätervorgängen im Bereich Rohheitsdelikte – Zielvereinbarung 2008) Durch die bevorzugte Sachbearbeitung von Ermittlungsvorgängen mit minderjährigen Tatverdächtigen in den Deliktsbereichen Körperverletzung und Raub sollte im Jahr 2008 eine Verkürzung der Dauer der polizeilichen Sachbearbeitung erfolgen. Hierdurch sollten Staatsanwaltschaft und Gericht in die Lage versetzt werden, zeitnah („Die Strafe folgt auf dem Fuße“) Entscheidungen treffen zu können. Dieses Ziel wurde erreicht. Die durchschnittliche Ermittlungsdauer von 61 Tagen vom Jahr 2007 wurde im Berichtsjahr (trotz Personalengpässen) auf durchschnittlich 58 Tage reduziert. • PI Oldenburg-Stadt/Ammerland (Ersterteilung einer Fahrerlaubnis; Datenübermittlung an die Stadt Oldenburg/Mitteilung von sog. “Aggressionspotenzialfällen”) Auf der Grundlage der Fahrerlaubnisverordnung genügt für die Datenübermittlung durch die Polizei bereits der konkrete Verdacht, die betreffende Person könne nicht (mehr) zum Führen von Kraftfahrzeugen geeignet sein. Der Erteilung bzw. Wiedererteilung kann auch entgegenstehen, wenn der Antragsteller/ die Antragstellerin bereits ein hohes Aggressionspotenzial, insbesondere im Zusammenhang mit bekannt gewordenen Gewaltdelikten (Körperverletzung, Raub pp.) gezeigt hat. Bei der Antragstellung im Zusammenhang mit der Ersterteilung der Fahrerlaubnis (inkl. Anträge auf begleitetes Fahren) wurde seitens Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 33 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 der Stadt Oldenburg bisher darauf verzichtet, sog. „Führungsanfragen“ hinsichtlich der vorliegenden polizeilichen Erkenntnisse stellen. So wurde Personen eine Fahrerlaubnis erteilt, die bereits erheblich polizeilich in Erscheinung getreten waren. Durch eine EDVÜberprüfung erfolgt jetzt die Feststellung, ob relevante Erkenntnisse, insbesondere im Gewalt- und Drogenbereich vorliegen. War dies der Fall, erfolgte eine “Führungsanfrage” (schriftliche Anfrage der Stadt Oldenburg m.d.B. um Übermittlung polizeilicher Erkenntnisse) zur Prüfung der charakterlichen Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen. Im Zuge dieser seit November 2008 durchgeführten Verfahrensweise wurden ca. 20 Ersterteilungsanträge unter dem Vorbehalt abgelehnt, zunächst eine MPU zur Feststellung der charakterlichen Eignung durchzuführen. • PI Harburg („Szenekundige Beamte“ (SKB) – Erfahrungsbericht) Aufgrund verschiedenster Vorfälle im Jahr 2006 kam es nach Einrichtung eines „Runden Tisches“, an dem die verschiedensten Einrichtungen und Behörden der Stadt Winsen (Luhe) vertreten waren, ab Januar 2007 zum Einsatz eines „Szenekundigen Beamten“ (SKB) beim ESD der PI Harburg. Dieser blieb Angehöriger seiner Dienstabteilung und übte sein „Nebenamt“ dann aus, wenn es die Dienststärke ermöglichte bzw. es für die Wahrnehmung seiner Sonderaufgaben notwendig war. Als Ziele der Tätigkeit wurden u.a. definiert: Informationsgewinnung, Kontaktaufnahme zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund und zu anderen Institutionen, Ansprechpartner für andere Dienstzweige. Es zeigte sich, dass ein Mitarbeiter mit diesem Tätigkeitsfeld nicht ausreichte. Deshalb wurde er ab Januar 2008 durch einen zweiten SKB verstärkt. Voraussetzung für diese Tätigkeit ist eine möglichst umfassende Auseinandersetzung mit den kulturellen und religiösen Eigenheiten des Islam und des Problemfeldes Migration. Mittlerweile sind die SKB ein fester Bestandteil des PK Winsen (Luhe). Ihre Tätigkeit hat zur Erreichung von folgenden, positiv auf das polizeiliche Einsatzgeschehen wirkender, Faktoren beigetragen: • Festigung von Kontakten zu devianten und delinquenten Jugendlichen • Schaffung einer gegenseitigen Vertrauensbasis • Verringerung des Aggressionspotentials des polizeilichen Gegenübers bei Einsätzen • einsatzrelevante Informationsbeschaffung und –verarbeitung • Verringerung polizeilichen Einsatzaufkommens • Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bevölkerung Darüber hinaus kann die Arbeit der SKB durchaus als ein Beitrag zur Integration Jugendlicher und junger Erwachsener mit problematischen sozialen Umfeldern gewertet werden. • PI Celle (Elternabende) In Celle haben sich im Jahr 2008 mehrere männliche Jugendliche zu einer Gruppe an einem sozialen Brennpunkt zusammengefunden und fielen durch Provokationen aller Art auf. Es wurde die Gefahr gesehen, dass sich eine „Gang“ bildet, die durch provozierte Schlägereien und die Begehung von Straftaten die Bevölkerung verunsichert. Nach ersten Feststellungen handelte es sich um 14 junge Leute unterschiedlicher Nationalität. Die betroffenen Eltern wurden zu einem „Elternabend“ in die Räume des Projektes „Ambulante Betreuung“ eingeladen. Mit Mitarbeitern des Jugendamtes, des Sozialamtes, der Jugendgerichtshilfe, der Staatsanwaltschaft, des Projektes „Ambulante Betreuung“, der Polizei und den eingeladenen Eltern sollte gemeinsam erörtert werden, wie eine EskalaLandeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 34 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 tion vermieden werden kann. Der Einladung folgten nur wenige Eltern. Dennoch beruhigte sich die Lage deutlich. Wahrscheinlich haben die Anschreiben mit den Einladungen dazu geführt, dass die Eltern auf ihre Kinder entscheidend eingewirkt haben. Mit einer weiteren Gruppe auffälliger Jungen wurde ebenso verfahren. Der Einladung folgte jedoch nur die Mutter eines Minderjährigen, mit der die Probleme nicht umfassend geklärt werden konnten. Für diese Jungengruppe laufen noch die Bemühungen, sie für ein gemeinsames Projekt (Fahrradparcoursfahren) im Stadtteil zu gewinnen. • PI Aurich (Täter-Opfer-Ausgleich) Erwähnenswert an dieser Stelle ist die weiter positive Entwicklung der Maßnahmen des Täter – Opfer – Ausgleich (TOA ). Danach wurden durch das Mediationsbüro der Volkshochschule Emden im vergangenen Jahr insgesamt 198 Fälle mit jugendlichen und teilweise heranwachsenden Beteiligten behandelt. Dabei war es in allen vorgeschlagenen Fällen möglich, einen Ausgleich (Entschuldigung, Umgangsregeln, Schmerzensgeld, Schadensersatz u.ä.) zu erreichen. Aus der Erfahrung im späteren Umgang mit Beteiligten kann angegeben werden, dass die dort getroffenen Regelungen bei den jugendlichen Tätern eine nachhaltige Wirkung hatten. Folgende weitere Projekte/Maßnahmen/Vereinbarungen wurden bereits im Jahresbericht 2007 ausführlich beschrieben und auch im Jahr 2008 fortgeführt: • PI Hameln/Holzminden/Pyrmont; “Balanced Score Card“ • PI Stade; Projekt „Clever – Sozialpädagogische Gruppenarbeit mit straffällig gewordenen Kindern“ • PI Cloppenburg/Vechta; Projekt „Leharschule in Cloppenburg“ • PI Osnabrück; „OSC – Osnabrück Community“ • PI Diepholz; „Vorgezogene Diversion“ • PI Oldenburg-Stadt/Ammerland; Verfahrensweise bei sog. „Karrierestartern“ • PI Braunschweig; Zielvereinbarung (Intensivierung der Schulkontakte, Optimierung des Informationsaustausches mit beteiligten Institutionen, Verkürzung der Bearbeitungsdauer auf max. 6 Wochen) • PI Wolfsburg/Helmstedt; Life-Line, Streetlife Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 35 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 4 Spezielle Deliktsbereiche 4.1 4.1.1 Rohheitsdelikte Allgemeines Zu den Rohheitsdelikten gehören insbesondere Körperverletzungen, Raubdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Die insgesamt sehr hohe Anzahl der unter 21-jährigen TV in diesem Deliktsfeld erklärt sich aus der Tatsache, dass diese Delikte häufig in Gruppen und/oder aus einer Gruppensituation heraus begangen werden, welche gerade bei der Lebensweise von Minderjährigen eine große Rolle spielt. Als besonders jugendtypisch zeichnen sich die Raub- und Körperverletzungsdelikte aus. Wie der Ziffer 2.2.3 zu entnehmen ist, liegen hier die Anteile der Minderjährigen je nach Delikt zwischen 20% und 40%. Rechnet man dann noch die Werte der Heranwachsenden dazu, werden Anteile von 30% bis fast 70% erreicht. Der Anstieg der Fallzahlen um mehr als 5% erklärt sich u.a. durch die Tatsache, dass erstmals „Stalking-Fälle“ hierunter erfasst worden sind, die mit 2.899 Fällen zu Buche schlagen. Tabelle 20: Rohheitsdelikte 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 66.983 71.484 73.481 77.384 +5,31 Aufgeklärte Fälle 59.329 62.908 64.767 68.778 +6,19 Aufklärungsquote 88,57% 88,00% 88,14% 88,88% +0,74 Tatverdächtige (TV) gesamt 61.579 63.051 64.793 66.753 +3,03 Minderjährige TV 11.566 12.207 12.485 12.503 +0,14 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 11.345 10.155 10.241 9.848 -3,84 Anteil NDTV an TV gesamt 18,42% 16,11% 15,80% 14,75% -1,05 2.263 2.046 2.057 1.891 -8,07 19,56% 16,76% 16,47% 15,12% -1,35 Rohheitsdelikte Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Im Berichtsjahr begingen insgesamt 21,9% aller tatverdächtigen Kinder und 32,28% aller tatverdächtigen Jugendlichen ein Rohheitsdelikt. Minderjährige stellen unverändert fast 19% der Tatverdächtigen in dieser Deliktsgruppe. Im direkten Vergleich zu 2007 sind die Anteile der einzelnen Altersgruppen gleich geblieben. Während bei den Gesamttatverdächtigen (+3,03%), den Kindern (+4,17%) und den Heranwachsenden (+3,55%) ein Anstieg der Rohheitsdelikte erfolgt ist, stagniert die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen auf hohem Niveau. Erstmalig hat es bei den weiblichen Jugendlichen nur einen geringfügigen Anstieg gegeben. Noch sind Mädchen im Vergleich zu anderen Deliktsbereichen hier unterrepräsentiert; die weiblichen minderjährigen Tatverdächtigen stellen im Bereich der Rohheitsdelikte lediglich 19,7% der Tatverdächtigen. Im Vergleich zu 2007 fällt auf, dass im Bereich der Rohheitsdelikte – nach 2007 – erneut ein gravierender Anstieg bei den weiblichen Tatverdächtigen im Alter von 18 bis 21Jahren um 9,36% stattgefunden hat. Ursache hierfür ist das vermehrte Auftreten von Körperverletzungen, welche durch junge Frauen begangen werden. Ein solches Phänomen konnte in den vergangenen Jahren nicht beobachtet werden. Die in den letzten Jahren zu beobachtende zunehmende Beteilung weiblicher Tatverdächtiger an Gewaltdelikten wird derzeit im LKA Niedersachsen gesondert analysiert. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 36 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 21: Tatverdächtige Rohheitsdelikte 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige 43.978 46.790 48.050 52.735 55.400 57.053 61.579 63.051 64.793 66.753 männlich 37.921 40.325 41.217 45.005 47.159 48.520 52.269 53.270 54.290 55.936 weiblich 6.057 6.465 6.833 7.730 8.241 8.533 9.310 9.781 10.503 10.817 Kinder 2.031 2.165 2.125 2.244 2.354 2.780 2.477 2.603 2.615 2.724 männlich 1.747 1.808 1.767 1.845 1.906 2.280 1.993 2.126 2.135 2.243 284 357 358 399 448 500 484 477 480 481 Jugendliche 6.383 6.836 6.958 7.429 7.963 8.832 9.089 9.604 9.870 9.779 männlich 5.330 5.705 5.779 6.056 6.457 7.119 7.329 7.759 7.899 7.794 weiblich 1.052 1.131 1.179 1.373 1.506 1.713 1.760 1.845 1.971 1.985 Minderjährige gesamt 8.414 9.001 9.083 9.673 10.317 11.612 11.566 12.207 12.485 12.503 Heranwachsende 5.005 5.519 5.613 6.163 6.397 6.624 7.562 7.748 8.388 8.686 männlich 4.494 4.910 5.007 5.464 5.635 5.818 6.653 6.850 7.362 7.564 511 609 606 699 762 806 909 898 1.026 1.122 weiblich weiblich Fallbeispiele: • Auf dem Weg zur Pause hält ein Schüler erst ein Eisentor zu und schlägt es dann mit voller Wucht einer Mitschülerin gegen den Kopf. Hämatome am linken Jochbein und unter dem linken Auge sind die Folge. Das verletzte Mädchen gibt in der Vernehmung an, dass dieser tatverdächtige Mitschüler sie schon mehrere Monate bei verschiedenen Anlässen massiv mit den Füßen tritt und den Fäusten schlägt. Der Tatverdächtige erklärt sein vorsätzliches Handeln mit den Worten: „Nur so.“ Auch nach dieser Tat zeigt der Tatverdächtige überhaupt keine Reue und/oder Unrechtsbewusstsein. • Zwei 8-jährige Grundschülerinnen geraten in Streit und es kommt zu Tätlichkeiten in der Aula. Eine weitere Schülerin meldet diesen Vorfall dem Lehrer und als Folge wird dieses Mädchen dann unmittelbar darauf im Flurbereich zum Opfer eines tätlichen Angriffes. Die Tatverdächtige tritt von hinten an das Opfer heran und würgt es mit beiden Armen am Hals. Das Krankenhaus attestiert sichtbare Verletzungen. Die tatverdächtige Schülerin wird unverzüglich an eine andere Schule umgesetzt. 4.1.2 Körperverletzungsdelikte Insgesamt sind 54.155 Fälle bekannt geworden und damit 2,83% mehr als im Vorjahr, wobei die Aufklärungsquote erneut bei 90% liegt. Diese konnte zu 2007 nochmals leicht gesteigert werden. Auch 2008 war fast jeder fünfte Tatverdächtige minderjährig. Diese Gruppe stellt genau 20,85% aller Tatverdächtigen in diesem Deliktsfeld, die Heranwachsenden machen 14% der Tatverdächtigen aus. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 37 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 22: Körperverletzungsdelikte Körperverletzungsdelikte 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 47.560 50.824 52.667 54.155 +2,83 Aufgeklärte Fälle 43.069 45.750 47.395 48.887 +3,15 Aufklärungsquote 90,56% 90,02% 89,99% 90,27% +0,28 Tatverdächtige (TV) gesamt 47.340 48.574 50.121 50.455 +0,67 Minderjährige TV 9.542 10.280 10.572 10.523 -0,46 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 8.447 7.577 7.628 7161 -6,12 17,84% 15,60% 15,22% 14,20% -1,02 1.817 1.702 1.710 1.555 -9,06 19,04% 16,55% 16,17% 14,77% -1,4 Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Im Jahr 2008 wurden gegen 50.455 Tatverdächtige im Bereich der Körperverletzungen ermittelt. Dies entspricht einem Anstieg von 0,67% gegenüber 2007. Darunter befanden sich 4,63% Kinder, 16,21% Jugendliche und 14,29% Heranwachsende. Dies ist zum Vorjahr nahezu unverändert. Tabelle 23: Tatverdächtige Körperverletzungen 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige 33.297 34.996 35.982 39.744 42.256 43.824 47.340 48.574 50.121 50.455 männlich 28.442 29.850 30.666 33.666 35.642 37.000 39.878 40.790 41.776 42.201 weiblich 4.855 5.146 5.376 6.078 6.614 6.824 7.462 7.784 8.345 8.254 Kinder 1.547 1.647 1.637 1.755 1.877 2.348 2.085 2.228 2.223 2.340 männlich 1.321 1.351 1.337 1.419 1.500 1.919 1.678 1.812 1.817 1.937 226 296 300 336 377 429 407 416 406 403 Jugendliche 4.909 5.338 5.429 5.877 6.413 7.227 7.457 8.052 8.349 8.183 männlich 4.054 4.382 4.449 4.751 5.131 5.795 5.976 6.460 6.692 6.544 855 956 980 1.126 1.282 1.432 1.481 1.592 1.657 1.639 Minderjährige gesamt 6.456 6.985 7.066 7.632 8.290 9.575 9.542 10.280 10.572 10.523 Heranwachsende 3.912 4.204 4.337 4.844 5.101 5.398 6.113 6.354 6.920 7.212 männlich 3.487 3.726 3.876 4.307 4.509 4.732 5.366 5.620 6.098 6.316 425 478 461 537 592 666 747 734 822 896 weiblich weiblich weiblich Die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen ist im Vergleich zu 2007 minimal rückläufig (-0,46%). Die Anzahl der tatverdächtigen Jugendlichen in diesem Deliktsbereich ist mit rund 2% zu 2007 deutlicher rückläufig, während die Anzahl der tatverdächtigen Kinder um 5,26% gestiegen ist. Der seit 10 Jahren bestehende kontinuierliche Anstieg der minderjährigen Tatverdächtigen scheint auf hohem Niveau zu stagnieren. Der Anteil der weiblichen minderjährigen Tatverdächtigen (2.042 TV) an ihrer Altersgruppe beträgt 19,40% und liegt damit auf Vorjahresniveau. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 38 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Aus Salzgitter wurde berichtet, dass männliche Tatverdächtige, insbesondere mit Migrationshintergrund, vermehrt zeigen und auch offen äußern, dass es in vielen Fällen „um die Ehre geht“. Ist ein Bruder angeblich beleidigt worden pp., geschieht es häufig, dass der vermeintliche Täter plötzlich von ihm völlig fremden Personen angegriffen wird, weil die Ehre wieder hergestellt werden muss. Alkoholeinfluss spielte 2008 bei 1.673 Minderjährigen bei der Begehung von Körperverletzungen eine Rolle. Zu der Bedeutung von Alkoholeinfluss bei Körperverletzungen siehe Anlage 7. Grafik 8: Tatverdächtige Körperverletzungen 1999 - 2008 9.000 8.183 8.000 6.413 7.000 7.227 7.457 8.052 8.349 6.920 7.212 5.877 6.000 4.909 5.338 5.429 6.113 5.000 4.337 4.000 3.000 5.101 5.398 4.204 3.912 2.340 2.228 1.877 1.647 2.000 1.000 4.844 6.354 1.547 1.637 2.348 1.755 2.085 2.223 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 Jugendliche 2004 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Im Bereich der Körperverletzung liegt der Schwerpunkt der von Minderjährigen begangenen Delikte bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Dies ist auf die Tatsache zurück zuführen, dass Minderjährige durch ihr überwiegend gemeinschaftliches Handeln bei der Tat den Tatbestand des § 224 StGB erfüllen. Dies gilt insbesondere bei der gefährlichen Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen, wobei der Anteil der 3.720 Minderjährigen an allen Tatverdächtigen (10.674) ca. 35% beträgt. Insgesamt gab es bei den Körperverletzungsdelikten 14.276 minderjährige Opfer, entsprechend 22,82% der Gesamtopferzahl. 67% der minderjährigen Opfer waren männlich. Dies ist seit Jahren unverändert. Gerade bei diesem Delikt spielt die Gruppendynamik zunehmend eine größere Rolle Fallbeispiel: Ein Gruppe deutscher Jugendlicher wollte an einem Badesee auf eine Torwand schießen. Sie baten eine dort aufhältige Gruppe türkischer Jugendlicher etwas Platz zu machen. Dies wurde abgelehnt, möglicherweise hat es auch einen unfreundlicheren Wortwechsel gegeben. Die Gruppe der deutschen Jugendlichen zog dann unverrichteter Dinge ab. Die türkischen Jugendlichen haben aber sofort telefonisch Freunde informiert und man hat die deutsche Gruppe aufgesucht. Ein deutscher Jugendlicher wurde dann im Schutz der Gruppe von zwei Haupttätern massiv zusammen geschlagen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 39 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 4.1.3 Raubdelikte 5,62% aller Rohheitsdelikte sind Raubdelikte. 2008 lag der Anteil der Minderjährigen bei diesen Delikten bei 31%. Die Aufklärungsquote konnte erheblich gesteigert werden und liegt bei über 64%. Die Fallzahlen nahmen im Berichtsjahr erneut ab (-8,43%). Tabelle 24: Raubdelikte Raubdelikte 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 4.990 4.762 4.756 4.355 -8,43 Aufgeklärte Fälle 2.995 2.831 2.894 2.806 -3,04 Aufklärungsquote 60,02% 59,45% 60,85% 64,43% +3,58 Tatverdächtige (TV) gesamt 4.319 4.018 4.164 3.956 -4,99 Minderjährige TV 1.423 1.328 1.272 1.249 -1,80 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 1.352 1.069 1.029 918 -10,78 31,30% 26,61% 24,71% 23,20% -1,51 457 355 326 313 -3,98 32,11% 26,73% 25,63% 25,06% -0,57 Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Seit 1999 werden sinkende TV-Zahlen bei den Minderjährigen beobachtet. 2008 wurden 1,81% weniger Minderjährige durch Raubtaten auffällig; damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Gegenüber 1999 sind die Tatverdächtigenzahlen der Minderjährigen um 25% gesunken. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Minderjährigen an den Gesamttatverdächtigen beim Raub um 14 Prozentpunkte zurückgegangen. Wie bereits im letzten Jahr festgestellt, scheinen Raubdelikte bei den Minderjährigen an Stellenwert zu verlieren. Jedoch stellen Minderjährige immer noch 31 % der Tatverdächtigen in diesem Deliktsfeld. Weibliche Minderjährige sind hier im Vergleich zu anderen Deliktsbereichen mit 10,88% deutlich unterrepräsentiert, jedoch weisen sie – wie im vergangenen Jahr – mit ca. 9% die stärksten Zuwachsraten auf. Tabelle 25: Tatverdächtige Raubdelikte 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige 3.697 3.819 3.774 3.751 3.985 3.874 4.319 4.018 4.164 3.956 männlich 3.364 3.477 3.436 3.390 3.658 3.523 3.957 3.708 3.800 3.589 weiblich 333 342 338 361 327 351 362 309 364 367 Kinder 423 443 365 314 349 304 234 188 183 188 männlich 375 397 327 285 314 259 200 172 160 163 weiblich 48 46 38 29 35 45 34 16 23 25 Jugendliche 1.244 1.206 1.200 1.151 1.127 1.171 1.189 1.140 1.089 1.061 männlich 1.112 1.101 1.105 1.037 1.032 1.064 1.083 1.054 988 950 132 105 95 114 95 107 106 86 101 111 1.667 1.649 1.565 1.465 1.476 1.475 1.423 1.328 1.272 1.249 weiblich Minderjährige gesamt Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 40 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Heranwachsende 628 709 650 675 757 692 849 828 847 817 männlich 602 659 598 621 706 657 805 788 800 756 weiblich 26 50 52 54 51 35 44 40 47 61 1.089 1.061 Grafik 9: Tatverdächtige Raubdelikte 1999 – 2008 1.400 1.200 1.200 1.244 1.189 1.127 1.206 1.171 1.151 1.000 709 628 650 828 849 757 800 1.140 847 817 692 675 600 400 423 443 365 200 314 349 304 234 188 183 188 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende 743 minderjährige TV (59% der minderjährigen Gesamttatverdächtigen Raub (1.249 TV)) haben ein Raubdelikt auf Straßen, Wegen oder Plätzen begangen. Die Tathandlungen sind durch die bevorzugte Erlangung von Bargeld und Trendbekleidung (Mützen, Turnschuhe, Jacken) sowie Handys und MP 3-Player gekennzeichnet. Hieran hat sich seit Jahren nichts geändert. In Osnabrück wurde festgestellt, dass die Forderungen nach geringen Bargeldsummern oder auch geringwertigen Gegenständen den Rückschluss zulassen, dass nicht mehr nur Bereicherungsabsicht eine Rolle spielt, sondern auch Gründe wie „cool gelten“, „Macht ausüben“, „Anerkennung in Cliquen“. Die Dienststellen berichten immer noch, dass derartige Delikte von den Minderjährigen verharmlosend als „abziehen“ bezeichnet und nicht als Verbrechenstatbestand erkannt werden und sich die Täter nur in den seltensten Fällen Gedanken über die Gefühlslage ihrer Opfer machen. In der Prävention und bei der Sachbearbeitung muss daher weiterhin verstärkt darauf geachtet werden, dass die richtigen rechtlichen Begriffe Verwendung finden. Eine Analyse des Deliktsfeldes für den Bereich Hannover-Stadt hat folgendes ergeben: Auffällig bei der Begehungsweise ist hier oftmals das Auftreten einer Tätergruppe, die aus zwei und mehr Personen besteht. Eine Person ist der Rädelsführer und der/die anderen leisten allein durch ihre Anwesenheit Unterstützung bei der Tatausführung. So eingeschüchtert geben die Opfer entweder die geforderten Gegenstände heraus oder lassen sich vom Rädelsführer durchsuchen und die Gegenstände abnehmen. Kommen die Täter damit nicht zum Erfolg, erfolgt die Anwendung körperlicher Gewalt. Der Einsatz von Waffen ist bei den Jugendlichen eher selten. Gelegentlich wird der Besitz eines Messers gegenüber dem Opfer Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 41 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 behauptet oder durch Bewegungen unter der Kleidung angedeutet. Es gibt selten eine Vorbeziehung zwischen den Tätern und den Opfern. Die Situation scheint eher spontan und zufällig zustande gekommen zu sein. Beschriebene Täter werden nahezu immer als Südoder Osteuropäer geschildert. Die Opfer sind eher selten ausländischer Abstammung. Ermittelte Täter zeigen nur selten ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein. Für sie scheint dieser Deliktsbereich eher einen sportlichen Charakter zu haben. Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass über diese nicht selten polizeiliche Vorerkenntnisse in diesem Deliktsbereich vorliegen. Die Annahme, dass die Raubtaten in dunklen Ecken, abgesetzt von möglichen Zeugen, begangen werden, ist nicht unbedingt zutreffend. Oftmals werden Taten auch dort begangen, wo sich viele Menschen aufhalten. Die Tat sieht für den neutralen Betrachter oft wie eine Streitigkeit unter Schülern aus und wird nicht als Raub erkannt. Aufgrund steigender Fallzahlen hat die PI Wolfsburg bereits im Jahr 2006 eine Zielvereinbarung geschlossen, die 2008 fortgeschrieben wurde. Im Rahmen der Konzeption wurden Kontrollmaßnahmen und Gefährderansprachen durchgeführt. Aufgrund dieser Erkenntnisse konnten im Berichtsjahr 2008 eine Reihe von Raubstraftaten geklärt werden. Fallbeispiele: • Zwei 14-jährige Tatverdächtige fassen gemeinsam den Entschluss und nähern sich zielgerichtet dem Opfer, wobei ein Täter den Hals und die Arme von hinten fixiert und der andere Täter klar und massiv seine finanziellen Forderungen formuliert. Falls das Opfer am anderen Tag das geforderte Bargeld nicht übergeben würde, dann käme ein Messer zum Einsatz. Als das Opfer das Geld nicht überreicht, wird dieses erneut massiv gewürgt. Seitens der Staatsanwaltschaft wird beantragt, das Hauptverfahren vor dem Amtsgericht zu eröffnen. • Als Täter für einen schwerer Raub in einer Wohnung im Stadtgebiet Stade konnte ein 17-jähriger NDTV ermittelt werden, gegen den durch das Amtsgericht Stade ein Untersuchungshaftbefehl erlassen wurde. Der Täter war erst Ende 2007 aus der JVA Hameln entlassen worden, wo er eine Jugendstrafe wegen gleichgelagerter Straftaten verbüßt hatte. Der Jugendliche war bereits im Jahre 2005 durch einen brutalen Überfall auf eine 74-jährige Stader Stadtführerin in Erscheinung getreten. Der Raub auf die stadtbekannte Geschädigte, die durch Schläge und Tritte lebensgefährlich verletzt wurde, hatte landkreisweit für ein breites Medienecho gesorgt und zu kontroversen Diskussionen hinsichtlich der Sicherheitslage in der Stadt Stade geführt. Durch das Jugendschöffengericht wurde der damals 17-jährige Haupttäter zu 4 Jahren Jugendhaft ohne Bewährung und der damals 14-jährige nichtdeutsche Mittäter zu einem vierwöchigen Jugendarrest verurteilt. Wegen weiterer Raubtaten folgte 2006 eine erste Haftstrafe bis Dezember 2007. • Zwei 17- und 18-Jährige wurden von einer Gruppe Jugendlicher mit einem Messer bedroht und beraubt. Aufgrund der exakten Täterbeschreibung konnten ein 17-Jähriger und ein 16-Jähriger identifiziert werden. Gegen beide Personen wurde U-Haftbefehl erlassen. Folgeermittlungen führten zu acht weiteren TV die insgesamt 12 Taten begangen hatten. Bei den Taten handelte es sich um schweren Diebstahl, schweren. Raub, räuberische Erpressung und Diebstahl. 4.2 4.2.1 Diebstahlsdelikte Allgemeines Erneut sind die Fallzahlen bei den Diebstahlsdelikten zurückgegangen (-6,74%). Auch 2008 haben fast die Hälfte (47%) der unter 18-jährigen Gesamttatverdächtigen (42.725) primär Diebstahlsdelikte begangen, insbesondere Diebstähle ohne erschwerende Umstände (17.204 minderjährige TV), z. B. Ladendiebstähle. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 42 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 26: Diebstahlsdelikte Diebstahlsdelikte 2005 2006 2007 Veränderung 2007/08 in % 2008 Bekannt gewordene Fälle 269.936 260.219 252.308 235.300 -6,74 Aufgeklärte Fälle 81.326 77.717 78.657 77.151 -1,91 Aufklärungsquote 30,13% 29,87% 31,17% 32,79% +1,61 Tatverdächtige (TV) gesamt 64.881 62.013 60.785 59.291 -2,46 Minderjährige TV 20.684 20.888 19.937 20.173 1,18 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 12.553 10.384 9.744 8.888 -8,78 Anteil NDTV an TV gesamt 19,35% 16,74% 16,03% 14,99% 1,04 3.270 2.656 2.439 2.414 -1,03 15,80% 12,71% 12,23% 11,96% -0,27 Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Etwa ein Drittel der Tatverdächtigen sind Minderjährige (34%) und ca. 11% Heranwachsende. Dies ist mit geringen Abweichungen seit Jahren unverändert. Gegenüber 1999 hat sich der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen nur geringfügig von 35,48% auf 34,02% verändert, so dass eine „Stabilisierung“ dieser Deliktsauffälligkeit bei Minderjährigen festzustellen ist. Im 10-Jahreszeitraum sind die Tatverdächtigenzahlen insgesamt (-15,55%) sowie in allen Altersgruppen rückläufig, insbesondere bei den Kindern (-34,07% ). Im Jahr 2008 wurden wieder mehr minderjährige TV registriert (+1,18%), während es einen Rückgang bei den Heranwachsenden (-2,07%) gab. Tabelle 27: Tatverdächtige Diebstahlsdelikte 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige 70.218 69.187 67.007 71.408 70.019 66.174 64.881 62.013 60.785 59.291 männlich 47.791 47.470 46.590 49.545 49.492 46.034 46.042 4.3987 43.602 42.225 weiblich 22.427 21.717 20.417 21.863 20.527 20.140 18.839 18.026 17.183 17.066 Kinder 10.519 10.243 9.330 8.948 8.961 7.500 7.163 7.107 6.747 6.935 männlich 6.781 6.893 6.356 5.888 6.175 4.989 4.700 4.805 4.422 4.586 weiblich 3.738 3.350 2.974 3.060 2.786 2.511 2.463 2.302 2.325 2.349 Jugendliche 14.400 13.471 13.567 14.063 13.505 13.348 13.521 13.781 13.190 13.238 männlich 9.941 9.236 9.516 9.657 9.536 9.147 9.346 9.412 9.193 9.023 weiblich 4.459 4.235 4.051 4.406 3.969 4.201 4.175 4.369 3.997 4.215 Minderjährige gesamt 24.919 23.714 22.897 23.011 22.466 20.848 20.684 20.888 19.937 20.173 Heranwachsende 7.111 7.246 6.943 7.391 7.096 6.482 6.785 6.536 6.508 6.373 männlich 5.485 5.624 5.393 5.799 5.569 5.020 5.325 5.151 5.262 5.059 weiblich 1.626 1.622 1.550 1.592 1.527 1.462 1.460 1.385 1.246 1.314 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 43 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Grafik 10: Tatverdächtige Diebstahlsdelikte 1999 - 2008 16.000 14.400 14.000 13.567 14.063 12.000 10.519 13.471 10.243 10.000 8.000 6.000 7.111 7.246 13.505 13.348 13.521 13.190 13.238 13.781 8.948 8.961 9.330 6.943 7.391 7.096 4.000 7.500 7.107 6.747 6.935 7.163 6.785 6.536 6.508 6.482 6.373 2004 2008 2.000 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 Jugendliche 2005 2006 2007 Heranwachsende Weiterhin ist fast jeder dritte minderjährige Tatverdächtige im Diebstahlsbereich weiblichen Geschlechts (6.564 TV = 32%), bei den Heranwachsenden ist es jede fünfte TV (1.314 = 20%). Dies ist bedingt durch den hohen Anteil der Ladendiebstähle, die bevorzugt von weiblichen Minderjährigen begangen werden. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Fahrraddiebstähle, die von Minderjährigen begangen werden (siehe Anlage 5). Hier hat es erneut eine Zunahme der TV-Zahlen Minderjähriger gegeben. Der Präventionsrates Rotenburg/Wümme hat mehrere sogenannte „Stadtfahrräder“ angeschafft, da festgestellt wurde, dass von den Minderjährigen nicht hochwertige, gesicherte Räder entwendet werden, sondern zumeist im ‚Vorbeigehen’ jene Räder, die nicht abgeschlossenen waren. Diese wurden dann überwiegend selbst weiter genutzt, um einen „mobilen Untersatz“ zu haben. Die jetzt beschafften Stadträder sollen unverschlossen im Stadtgebiet Rotenburg für jedermann zur Verfügung stehen. Auf diese Weise hofft man, den Diebstahl von ungesicherten Fahrrädern, die lediglich zum Fahren benutzt werden, einzudämmen. Der Start dieses Projektes soll 2009 erfolgen; es bleibt abzuwarten, ob auch der gewünschte Erfolg eintreten wird. Fallbeispiele: • Ende 2008 ermittelten die Beamten der PI Leer/Emden zwei jugendliche Täter, die dort einen Schuleinbruch begangen haben sollen. Es stellte sich heraus, dass beide zudem in ein Lebensmittelgeschäft eingebrochen waren und dort Zigaretten und Geld im Wert von 1.220 € entwendet hatten. Es sah bei der Tatortaufnahme zunächst so aus, als hätten die Täter ein Loch in die Glasscheibe der Tür geschlagen. Durch die Vernehmung wurde bekannt, dass bei der Tat eine selbstgebaute „Luftdruck - Kartoffelkanone“ benutzt worden war, mit der eine Batterie durch die Scheibe geschossen wurde. Das Tatwerkzeug war leider schon vernichtet, war dem der folgenden Abbildung ähnlich: Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 44 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Täter brachen zudem in einen Freizeitmarkt ein und entwendeten dort 25 Schreckschusswaffen, die sie später unter sich teilten und an andere Jugendliche verkauften. Auch hier gingen sie mit einer ungewöhnlichen Energie vor. Sie hatten sich über das Internet mit dem Geld aus dem ersten Einbruch ein „Pickset“ gekauft. Mit einem dieser „Schlagschlüssel“ öffneten sie das Schloss zu dem Markt und drangen ein. Aufgrund dieser Vorgehensweisen bestanden erhebliche Zweifel daran, dass dieses sowie der Schuleinbruch Ersttaten der beiden waren. Letztendlich stellte sich heraus, dass beide bereits vor diesen Taten einige kleinere Einbrüche begangen hatten, bei denen sie u.a. das „Pickset“ ausprobieren wollten. • Im Zeitraum Oktober/November 2008 kam es zu einer Serie von Motorrollerdiebstählen. Der Hinweis von Betreuern eines Kinder- und Jugendheimes war ausschlaggebend dafür, dass insgesamt 5 Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren ermittelt werden konnten, die eine Reihe von derartigen Diebstählen einräumten. Wiederholt wurden Motorroller kurzgeschlossen und damit gefahren. In einem Fall wurde ein Verkehrsunfall verursacht und der Täter flüchtete. In einem weiteren Fall wurde der entwendete Motorroller in einem Fluss versenkt. Er konnte nicht wieder aufgefunden werden. Von den Tatverdächtigen wurde im Laufe der Vernehmungen auch ein Einbruchsdiebstahl in eine Gaststätte eingeräumt. Weiterhin begingen zwei der Täter einen Einbruchdiebstahl in das Büro des Kinder- und Jugendheimes und einen weiteren PkwAufbruch. Die Beschuldigten haben darüber hinaus Betäubungsmittel konsumiert. 4.2.2 Ladendiebstahl Ladendiebstähle sind eine Domäne für Minderjährige. 56% der minderjährigen Diebstahlstatverdächtigen sind hier zu finden. Die Ladendiebstähle stellen 5,8% der Gesamtstraftaten in Niedersachsen. Die Anzahl der registrierten Ladendiebstähle und der Tatverdächtigen verzeichnet nach den Rückgängen der letzten Jahre diesjährig Zuwächse. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote geringfügig zurückgegangen. Der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen an den Gesamttatverdächtigen Ladendiebstahl beträgt 39% (17% Kinder, 22% Jugendliche). Die 11.284 minderjährigen Tatverdächtigen unterteilen sich in 43% Kinder und 57% Jugendliche. Vielfach handelt es sich um Ersttäter, die nicht wieder auffällig werden. Hierzu tragen sicherlich auch die von den Jugendsachbearbeitern geführten „Erzieherischen Gespräche“ bei, die den jungen Ersttätern ihr delinquentes Verhalten bewusst machen. Teilweise führen diese Gespräche zu „größeren Geständnissen“ und damit zur Aufklärung weiterer Straftaten. In diesem Deliktsfeld liegt der Anteil der weiblichen Minderjährigen bei ca. 45% und damit ungewöhnlich hoch. Im Vergleich dazu sind es z.B. bei den Rohheitsdelikten nur 19% weibliche TV. Die Fallzahlen der Ladendiebstähle können durch die Polizei nur bedingt beeinflusst werden, da die Anzeigenerstattung in der Regel durch die geschädigten Geschäfte erfolgt und abhängig von der Aufmerksamkeit des Verkaufspersonals bzw. dem Einsatz von technischen Sicherungseinrichtungen bzw. Detektiven ist. 2007 hatte in Hameln eine Befragung einzelner Mitarbeiter von Warengeschäften ergeben, dass aus Zeit- und Kostengründen nicht jeder festgestellte Ladendiebstahl auch tatsächlich bei der Polizei zur Anzeige gebracht wird. Ein Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 45 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 daraufhin an die Geschäftsführung versandtes polizeiliches Informationsschreiben führte im Jahr 2008 zu einem vermehrten Anzeigenaufkommen. In vielen Fällen dürfte der Wunsch nach teuren „Luxusartikeln/Markenwaren“, die eine Teilhabe und Status unter ihresgleichen gewährleisten bzw. verleihen, als ein Erklärungsansatz für die Diebstahlshandlung gesehen werden. Daneben existieren hier aber auch andere Motive wie z.B. die altersgemäße Bereitschaft zu Regelverletzungen oder Mutproben. Inwieweit darauf die immer wieder geführte „Armutsdiskussion“ bei Minderjährigen auch Einfluss hat, kann seitens der Polizei nicht verlässlich festgestellt werden. Tabelle 28: Ladendiebstähle 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 39.019 35.398 33.198 34.324 +3,39 Aufgeklärte Fälle 36.852 33.206 31.367 32.330 +3,07 Aufklärungsquote 94,45% 93,81% 94,48% 94,19% -0,29 Tatverdächtige (TV) gesamt 33.823 30.834 28.665 28.971 +1,06 Minderjährige TV 11.084 11.109 10.318 11.284 +9,36 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 6.618 5.238 4.612 4.414 -4,29 19,57% 16,99% 16,09% 15,23% -0,86 1.716 1.356 1.215 1.285 +5,76 15,48% 12,20% 11,77% 11,38% -0,39 Ladendiebstähle Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Nach wie vor berichten die Dienststellen, dass bei Mädchen bevorzugtes Stehlgut oftmals Kosmetika, Wäsche, Hygieneartikel, Mode-Accessoires und bei Jungen Musik- oder Computer-CD ´s, Zigaretten und Gegenstände der Unterhaltungselektronik oder Sportbekleidung sind. Kinder bevorzugen Süßigkeiten und Spielwaren. In Rotenburg/Wümme wurde festgestellt, dass das Verbot des Verkaufs von Zigaretten aus Automaten nicht zu einer feststellbaren „Beschaffungskriminalität“ geführt hat. Für Hannover-Stadt gilt folgendes: Ladendiebstähle werden sowohl von allein handelnden Minderjährigen als auch aus kleinen Gruppen heraus begangen. Die Jungengruppen bestehen - wenn überhaupt - im Gegensatz zu den Mädchengruppen selten aus mehr als zwei Beteiligten. Einzelne Jugendliche werden im Rahmen einer Mutprobe zur Tatbegehung überredet. Bei den Kleingruppen sind oftmals gruppendynamische Prozesse feststellbar, die dazu führen, dass – insbesondere bei weiblichen Minderjährigen – die Gruppenmitglieder in einem regelrechten „Klaurausch“ von Kaufhaus zu Kaufhaus ziehen. Dort begehen sie gemeinschaftlich und/oder sich gegenseitig unterstützend Ladendiebstähle. bis sie schließlich bei einer Tatbegehung entdeckt werden. Im Zuge der Ermittlungen wird oftmals eine Vielzahl von Diebstählen zugegeben bzw. aufgeklärt. Bei den männlichen Tatverdächtigen ist dies eher selten der Fall. Die PI Northeim/Osterode hat folgendes berichtet: Auffällig ist das geringe Unrechtsbewusstsein der Minderjährigen und das bewusste Lügen bezüglich des tatsächlichen Ablaufs. Die Ermittlungsführung in diesem Bereich wird immer aufwändiger und die Warenhäuser können diese Befragungs-/Ermittlungszeiten nur sehr mühsam aufbringen. Bei den ersten polizeilichen Maßnahmen ist mittlerweile auffällig, dass die Minderjährigen die entwendeten Gegenstände immer öfter nicht mehr freiwillig herausgeben und die förmliche Durchsuchung (Person / Sachen) durch den Polizeibeamten angeordnet werden muss. Die tatverdächtigen Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 46 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Minderjährigen treten in der Gruppe auf, um einerseits das Personal abzulenken und andererseits sich „cool“ als Ladendieb zeigen. Wo es angeblich „einfache“ Geschäfte gibt, wird als Tipp weiter gegeben. Die Eltern nehmen ihre Minderjährigen bei der Rückführung immer häufiger kommentarlos auf. Grafik 11: Tatverdächtige Ladendiebstähle 1999 – 2008 10.000 9.000 8.000 8.739 7.673 7.466 7.539 8.100 6.831 7.757 7.000 6.358 6.911 6.000 6.593 6.408 5.179 4.851 4.000 3.319 3.176 2.000 3.040 3.072 6.405 6.297 5.792 5.000 3.000 6.233 2.780 4.812 4.526 4.879 2.367 2.168 1.882 1.000 1.554 1.655 0 1999 2000 2001 Kinder 2002 2003 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Weitere Tabellen zu den Diebstahlsdelikten sind der Anlage 5 zu entnehmen. Fallbeispiel: Im Juli 2008 wurden gegen 10 männliche deutsche Jugendliche ein Ermittlungsverfahren wegen diverser Ladendiebstähle eingeleitet. Es handelt sich um Schüler eines Gymnasiums, die in den Pausen regelmäßig in einen in der Nähe befindlichen Lebensmitteldiscounter gingen und dort zielgerichtet, teilweise auf Bestellung von Mitschülern, Diebstähle geringwertiger Sachen begingen. Die Verfahren sind bei der Justiz sämtlich eingestellt worden, da es sich weitgehend um Ersttäter gehandelt hat. Der polizeiliche Arbeitsaufwand war hoch und gestaltete sich zum Teil, durch schwierige Elternarbeit, aufwendig. Es wurde in einem Fall ein Verfahren gegen einen Vater wegen Beleidigung des ermittelnden Beamten eingeleitet. Das Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt. 4.3 4.3.1 Sachbeschädigung Allgemeines Als ein weiteres jugendtypisches Delikt ist die Sachbeschädigung anzusehen. Die Sachbeschädigungen stellen 12 % der Gesamtstraftaten in Niedersachsen. Sie unterteilen sich u. a. in 25.132 Sachbeschädigungen an Kfz (Vorjahr 26.193) und 17.429 Sachbeschädigungen auf Strassen, Wegen oder Plätzen (Vorjahr 19.961). Nach dem Anstieg von 6% im Jahr 2007, haben sich die Fallzahlen diesjährig kaum verändert. Dies ist ungewöhnlich, da seit Jahren steigende Fall- und Tatverdächtigenzahlen zu verzeichnen waren. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 47 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 29: Sachbeschädigungen 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 65.177 70.542 73.254 72.992 -0,36 Aufgeklärte Fälle 19.612 20.679 21.207 22.345 +5,37 Aufklärungsquote 30,09% 29,31% 28,95% 30,61% +1,66 Tatverdächtige (TV) gesamt 18.072 18.808 20.028 20.404 +1,87 Minderjährige TV 7.007 7.414 8.356 8.520 +1,96 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 1.890 1.634 1.761 1.667 -5,33 10,46% 8,68% 8,79% 8,16% -0,63 756 591 686 673 -1,89 10,78% 7,97% 8,20% 7,89% -0,31 Sachbeschädigungen Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Grafik 12: Tatverdächtige Sachbeschädigungen 1999 - 2008 7.000 5.872 6.000 4.600 5.000 4.000 3.000 4.860 4.737 4.744 5.871 5.287 3.918 2.038 2.000 4.180 2.212 4.305 2.482 2.351 2.244 2.414 2.586 2000 2001 2002 2003 2.126 2.276 2.701 2.336 2.440 2.147 2.051 1.000 3.206 3.189 2.991 2.485 2.127 2.648 0 1999 Kinder 2004 Jugendliche 2005 2006 2007 2008 Heranwachsende Fast 42 % der Tatverdächtigen sind in diesem Deliktsbereich minderjährig. Der Anteil der Kinder an den 8.520 minderjährigen Tatverdächtigen beträgt 31 %, der der Jugendlichen 69 %. Es dominieren auch hier mit erneut ca. 89 % die männlichen minderjährigen Tatverdächtigen (7.577). Weibliche Tatverdächtige spielen keine Rolle, sie sind eher Mitläuferinnen. Alkoholkonsum spielt bei Kindern keine Rolle, jedoch standen 1.372 der 5.872 Jugendlichen (23%) bei Tatbegehung unter Alkoholeinfluss. Fallbeispiel: Eine dreiköpfige stark alkoholisierte Jugendgruppe gelangte im Innenstadtbereich von Northeim auf den Terrassenbereich eines Einfamilienhauses. Dort verwüsten sie hochwertige Sessel und sprangen bei der Flucht auf eine ausgefahrene Markise und beschädigen diese erheblich. Die Erziehungsberechtigten versuchten schriftlich und fernmündlich bei der Geschädigten diese Sachbeschädigungen als „dumme Streiche“ herab zu spielen und wollten damit die Rücknahme des Strafantrages erreichen. Den enormen Alkoholkonsum erklärten sie hingegen nicht. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 48 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Bei den Sonstigen Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen oder Plätzen wurden 17.429 Fälle mit 6.317 Tatverdächtigen erfasst, ca. 56% waren minderjährig (976 Kinder und 2.603 Jugendliche). Hierunter fallen auch die sogenannten Farbschmierereien (Graffiti-Delikte), die seit 01.01.2008 gesondert in der PKS ausgewiesen werden. 4.3.2 Erkenntnisse / Maßnahmen der Dienststellen zur Bekämpfung von Graffiti Sachbeschädigung durch Graffiti wird in Gifhorn durch den Beauftragten für Jugendsachen in Unterrichtseinheiten in Schulen im Hinblick auf das Straf- und Haftungsrecht thematisiert. In Hannover und Osnabrück werden Grafftidelikte zentral durch eine Ermittlungsgruppe bearbeitet. In Hannover ist man zudem eine Partnerschaft mit der Bundespolizei eingegangen, die ein gemeinsames Arbeiten ermöglicht. Sowohl Osnabrück als auch Hannover und Diepholz arbeiten mit „Ordnungsverfügungen Graffiti“, die ein Mitführungsverbot von graffitirelevanten Utensilien zu bestimmten Zeiten in der Innenstadt beinhalten. Im Jahr 2008 wurden in Hannover wurden 15, in Osnabrück 10 Verfügungen dieser Art erlassen. Fallbeispiele: • Im März 2008 wurden ein 17-jähriger Jugendlicher und ein 18-jähriger Heranwachsender in einem Gewerbegebiet in Hildesheim dabei beobachtet, wie sie offenkundig Farbschmierereien anbrachten. Die herbeigerufene Polizei konnte die Beschuldigten noch auf frischer Tat betreffen. Nach anfänglichem Leugnen gaben die beiden Beschuldigten zu, an dortigen Häusern „Graffitis“ angebracht zu haben. Die Beschuldigten gaben schließlich zu, noch weitere “TAG´s“ verwendet zu haben. Insgesamt gaben sie 110 Farbschmierereien zu. Beide Beschuldigte haben sich nach der Vernehmung mit dem Jugendamt Hildesheim in Verbindung gesetzt. Im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleichs wurde die Entfernung der Farbschmierereien vom Jugendamt Hildesheim koordiniert. • 2008 wurde in Gifhorn ein umfangreiches Ermittlungsverfahren gegen eine Sprayer-Gruppe, bestehend aus 4 Mitgliedern, geführt. Als „Crew-Tag“ wurde der Schriftzug „ETA“ verwendet. Es konnten dieser Gruppe ca. 60 Straftaten mit einem geschätzten Gesamtschaden von ca. 40.000 € nachgewiesen werden. Wegen des steigenden Aufkommens von Sachbeschädigungen durch Graffiti wurde im Jahr 2008 durch Einrichtung einer Graffiti-Datei im Fachkommissariat 6 versucht, dem Trend rechzeitig entgegen zu wirken. Als erster Erfolg dieser Datei dürfte die Klärung des vorgenannten Verfahrens zu werten sein. • Im Bereich der PI Nienburg wurden die Personaldaten eines 16-jährigen Sprayers bekannt und in der Folge ca. 50 Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Sachbeschädigung betrieben. Auch die Wohnungsdurchsuchung erbrachte einschlägige Hinweise, die den Tatverdacht untermauerten. Unmittelbar vor einer erwarteten, geständigen Aussage wurde aber durch einen Verwandten des Tatverdächtigen die Problematik des „Schadensersatzes“ vorgebracht. Vermutlich unter dem Eindruck der dann zu zahlenden hohen Geldbeträge unterblieb das Geständnis und die Verfahren mussten als nicht beweisbar an die zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben werden. • Eine Häufung angezeigter Fälle wurde im Bereich des Polizeikommissariates Einbeck festgestellt. Die dortigen intensiven Ermittlungen führten zur Aufklärung dieser erheblichen Sachbeschädigungen; die geschätzte Schadenssumme dürfte hier bei ca. 30.000 € liegen. Eine Jugendgruppe (10 Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren) ist in wechselseitiger Tatbeteiligung aufgetreten, indem öffentliche Wände (z.B. Pfarrhaus, Straßenmeisterei, Städt. Gebäude, Schulen, Bushaltestellen, Stromverteilerkästen, private Hausfassaden) durch Graffiti-Schmierereien beschädigt wurden. Eine richterlich angeordnete Durchsuchung führte zum Auffinden von Sprühmaterial und Schablonen. Im Internet (Chatroom) erfolgte eine rege Kommunikation über diese Straftaten und selbstverständlich hinterließ die Gruppe auch sichtbar ihre „TAG`s“. • In Aurich konnte im Jahr 2008 eine Serie von über 20 Sachbeschädigungen durch Graffiti mit einem Gesamtschaden im 5-stelligen Bereich aufgeklärt werden. Die zwei Haupttäter, ein Jugendlicher und ein Heranwachsender, glaubten sich in Kreisen von „Streetart-Künstlern“ zu bewegen. So waren sie auf dem Weg eine „Crew“ zu gründen, was unweigerlich weitere Straftaten zur Folge gehabt hätte. Mit dabei war auch noch ein heranwachsender Anstifter, ein jugendlicher „Writer“ außerhalb der Crew und ein undefinierbarer Freundesund Unterstützerkreis, welcher bis auf wenige Ausnahmen in Graffiti kein Unrecht erkennt. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 49 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5 Besondere Kriminalitätsformen 5.1 Drogenmissbrauch Drogenkonsum hat viele Ursachen, wie z. B. Persönlichkeitsdefizite, Zugangsmöglichkeiten zu bestimmten Kreisen, Protestverhalten gegenüber Eltern, Schule oder der Gesellschaft, Über- oder Unterforderung, Frust, Neugier und Gruppendruck. Bei der vergleichenden Betrachtung des Zahlenmaterials muss auf das besonders hohe Dunkelfeld und den Zusammenhang zur polizeilichen Ermittlungsintensität hingewiesen werden, da Rauschgiftdelikte im Gegensatz zu anderen Straftaten, wie z. B. den Eigentumsdelikten, selten angezeigt werden und von der Verfolgungsintensität der Polizei abhängig sind. Dies ist nur ein Kriterium dafür, dass die Fall- und Tatverdächtigenzahlen in den einzelnen Dienststellen stark von einander abweichen und von Jahr zu Jahr teilweise starken Schwankungen unterliegen können. Tabelle 30: Rauschgiftdelikte 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % Bekannt gewordene Fälle 25.938 25.481 27.153 28.285 +4,17 Aufgeklärte Fälle 24.680 24.080 25.999 26.885 +3,41 Aufklärungsquote 95,15% 94,50% 95,75% 95,05% -0,70 Tatverdächtige (TV) gesamt 22.091 21.243 22.826 23.542 +3,13 Minderjährige TV 3.812 2.776 2.196 2.209 +0,59 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 3.926 3.257 3.480 3.237 -6,98 17,77% 15,33% 15,25% 13,74% -1,51 411 268 200 178 -11,0 10,78% 9,65% 9,10% 8,05 -1,05 Rauschgiftdelikte Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt Die 28.522 gemeldeten Fälle der Rauschgiftkriminalität setzen sich aus 28.285 Rauschgiftdelikten sowie 237 Fällen der direkten Beschaffungskriminalität zusammen. Die direkte Beschaffungskriminalität hat an der RG-Kriminalität nur einen Anteil 0,83%, spielt also keine Rolle; ist jedoch zum Vorjahr um 63% angestiegen. Während die Tatverdächtigenzahlen insgesamt um 3% angestiegen sind, ist bei den minderjährigen Tatverdächtigen nur ein geringer Zuwachs (+0,59%) zu verzeichnen. Steigende TVZahlen weisen insbesondere die 14 bis 16-Jährigen (+11,46%) auf. Damit setzt sich der rückläufige Trend der TV-Zahlen der letzten beiden Jahre leider nicht in allen Altersgruppen fort. Der Anteil der Minderjährigen an den Tatverdächtigen beträgt nur noch 9,38% und ist damit seit 2005 erneut gering zurückgegangen. Kinder spielen in diesem Deliktsbereich nach wie vor keine Rolle, Jugendliche sind mit 9,07% an den 23.542 Tatverdächtigen beteiligt. Insgesamt haben 5,17% aller 42.725 tatverdächtigen Minderjährigen ein Rauschgiftdelikt begangen. Veränderung zum Vorjahr sind dabei nicht feststellbar. Unter den 2.209 minderjährigen TV ist die Altersgruppe der 16 bis 18-Jährigen mit 65% am häufigsten vertreten. Auch in diesem Deliktsbereich dominieren die männlichen minderjährigen Tatverdächtigen (1.878). Nur ca. 15% aller minderjährigen Tatverdächtigen sind weiblich (331 TV). Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 50 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 31: Tatverdächtige Rauschgiftdelikte 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 18.303 21.269 20.007 21.779 22.112 21.045 22.091 21.243 22.826 23.542 124 170 237 222 275 231 186 110 71 73 männlich 94 137 190 179 219 170 132 86 62 51 weiblich 30 33 47 43 56 61 54 24 9 22 Jugendliche (14 bis 16 Jahre) 943 1.177 1.157 1.463 1.456 1.457 1.238 807 628 700 männlich 760 943 939 1.168 1.167 1.173 1.003 646 506 564 weiblich 183 234 218 295 289 284 235 161 122 136 Jugendliche (16 bis 18 Jahre) 1.994 2.344 2.105 2.446 2.457 2.523 2.388 1.859 1.497 1.436 männlich 1.715 2.036 1.851 2.096 2.121 2.208 2.077 1.636 1.311 1.263 279 308 254 350 336 315 311 223 186 173 Minderjährige gesamt 3.061 3.691 3.499 4.131 4.188 4.211 3.812 2.776 2.196 2.209 Heranwachsende 4.428 5.512 4.832 5.181 4.999 4.675 4.728 4.576 4.628 4.202 männlich 3.957 4.901 4.262 4.566 4.424 4.241 4.234 4.087 4.196 3.804 471 611 570 615 575 434 494 489 432 398 TV-Gesamt Kinder weiblich weiblich Die „Allgemeinen Verstöße mit Betäubungsmitteln“ (sog. Konsumentendelikte) weisen 19.994 Fälle mit 17.337 Tatverdächtigen auf, darunter 1.870 Minderjährige. Das bedeutet, dass das Gros der 2.209 minderjährigen Rauschgifttatverdächtigen (84%) in diesem Bereich auffällig wird. Schwerpunkt ist auch hier die Altersgruppe der 16 bis 18-Jährigen (1.210 TV). Die in der Anlage 6 befindlichen Tabellen geben einen Überblick über die Altersstruktur und Drogenarten bei den „Allgemeinen Verstößen mit Betäubungsmitteln“. Im LKA Niedersachsen wird seit 2004 eine Aufstellung der erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) in Niedersachsen geführt. Auch 2008 befanden sich darunter keine Kinder, dafür aber 39 (26 m/13 w) Jugendliche und 145 (123 m/21 w) Heranwachsende. Die Zahl der Drogentoten stieg um 20 Tote auf 94 Personen. Jugendliche befanden sich nicht darunter, dafür aber erstmalig ein Kind. Die 13-Jährige wurde tot in der Wohnung ihrer Großmutter, bei der sie zusammen mit ihrem Bruder drei Tage ihrer Ferien verbrachte, aufgefunden. Laut Angaben ihres Bruders hatten beide am Abend zuvor Heroin, Kokain und Ecstasy zu sich genommen. Hierbei handelte es sich um den Konsum der „Reste“, die sie sich vor den Ferien zum Ausprobieren gekauft hatten. Diese Einnahme führte laut Obduktion zum Tod durch BtM-Vergiftung. Ausführliche Informationen zum Thema Rauschgiftkriminalität sind dem Jahresbericht „Rauschgiftkriminalität“ des LKA Niedersachsen, zu entnehmen. Die Entwicklung in den Polizeiinspektionen verlief recht unterschiedlich und wurde insbesondere durch Großereignisse (Hurricane-Festival) oder durch gezielte Schwerpunktsetzung beeinflusst. In der PI Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen wird ab dem Jahr 2009 im Rahmen eines Projektes die Sachbearbeitung von BtM-Delikten Jugendlicher vom Fachkommissariat 2 auf das Fachkommissariat 6 verlagert. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 51 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Acht Dienststellen haben erneut die Feststellung getroffen, dass trotz vielfältiger Aufklärungsarbeit u. a. durch die Polizei, bei Minderjährigen oft noch der Glaube vorherrscht, dass Cannabisbesitz in geringen Mengen erlaubt ist. Minderjährige haben oft ein gering ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein. Das Rauchen von Cannabisprodukten wird nicht mehr als verwerflich angesehen. Die gesundheitlichen Gefahren des Cannabiskonsums werden unterschätzt und als beherrschbar dargestellt. Durch die Dienststellen wird vielschichtige Aufklärungsarbeit (u. a. Vorträge, Projektbeteiligung, Teilnahme an Gesundheitswochen) geleistet, wobei ein Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Schulen besteht. Erfreulicherweise sind immer mehr Schulen an einer Zusammenarbeit mit der Polizei zur Suchtproblematik interessiert. Weiterhin ist hier das Projekt „Don´t drug and drive“ zu nennen, das sich gezielt an junge Fahranfänger richtet. 5.2 5.2.1 Straftaten an Schulen Allgemeines Mit der landesweiten Einführung des Vorgangsbearbeitungssystems NIVADIS und der damit ab 2006 verbundenen ganzjährig automatisierten PKS - Erfassung wurde ein Auswertemerker „Schulkontext“ festgeschrieben; dies ermöglicht eine verlässliche Auswertung der entsprechenden Phänomene. Tabelle 32: Straftaten an Schulen; Überblick 2006 Bekannt gewordene Fälle Aufgeklärte Fälle Aufklärungsquote 2007 2008 Veränderung 2007-08 in % 10.523 9.796 8.575 -12,46 6.022 5.667 5.124 -9,58 57,27% 57,85% 59,76% +1,91 Tatverdächtige (TV) 7.444 7.099 6.332 -10,80 Minderjährige TV 6.559 6.273 5.684 -9,39 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 1.172 1.148 967 -15,77 15,74% 16,17% 15,27% -0,9 Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV 1.040 Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt 1.024 888 -13,28 15,85% 14,42% 15,62% +1,2 Die Entwicklung der Fall- / TV-Zahlen in den Polizeiinspektionen verlief sehr unterschiedlich. 5.2.2 Fallzahlen Der Anteil der Straftaten im Schulkontext an den Gesamtstraftaten (589.967) betrug im Jahr 2008 1,45% und hat sich somit gegenüber 2007 nur unwesentlich verändert. Den größten Anteil daran hatte die Diebstahlskriminalität mit 4.032 Fällen (= 47,02%), gefolgt von den Rohheitsdelikten mit 2.598 Fällen (=30,30%) und den sonstigen Straftatbeständen (StGB) mit 1.455 (=16,97%). Dies entspricht dem Abbild der Jugendkriminalität insgesamt. Nur eine geringe Rolle spielten Raubdelikte (in den Rohheitsdelikten enthalten) und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit Anteilen von 1,04% bzw. 0,91%. Gegenüber dem Vorjahr haben sich diese Zahlen nur unwesentlich verändert. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 52 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Auffallend ist, dass: • die Fallzahlen insgesamt sowie in den jugendtypischen Deliktsbereichen weiterhin zurückgehen. Der Rückgang der Gesamtfallzahlen erklärt sich u.a. daraus, dass weniger Diebstähle (-726 Fälle), insbesondere aus Dienst-, Büroräumen pp. (-173), von Fahrrädern (-262) sowie Sachbeschädigungen (-125 Fälle) angezeigt worden sind. Insbesondere beim Fahrraddiebstahl weichen die Fallzahlen von Jahr zu Jahr stets erheblich sowohl nach unten als auch nach ob ab und beeinflussen so das Gesamtbild der Fallzahlen. • erstmalig die Körperverletzungsdelikte (-166 Fälle) zurückgegangen sind. Es ist zu früh, bereits jetzt von einer Trendwende zu sprechen oder diese Entwicklung auf die Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen zurückzuführen. Nach wie vor bilden die Mehrzahl der „sonstigen Straftatbestände (StGB)“ die Sachbeschädigungen und bei den „Verstößen gegen strafrechtliche Nebengesetze“ die Rauschgiftdelikte, insbesondere Verstöße mit Cannabis. Tabelle 33: Straftaten an Schulen; Deliktsbereiche Delikte 2006 Straftaten gesamt Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung Rohheitsdelikte gesamt Raub Körperverletzung Diebstahl gesamt Diebstahl von Fahrrädern Vermögens- und Fälschungsdelikte Sonstige Straftatbestände (StGB) Sachbeschädigung Strafrechtliche Nebengesetze Rauschgiftdelikte 10.523 114 2.880 135 2.342 5.064 2.194 149 1.866 1.228 450 405 5.2.3 2007 9.796 112 2.831 119 2.361 4.758 2.329 144 1.633 1.002 318 242 2008 8.575 78 2.598 89 2.195 4.032 2.067 108 1.455 877 304 231 Veränderung 2007-08 in % -12,46 -30,36 -8,23 -25,21 -7,03 -15,26 -11,25 -25,0 -10,90 -12,48 -4,4 -4,55 Tatverdächtige Im Berichtsjahr waren 13,30% aller minderjährigen Tatverdächtigen (42.725) im Zusammenhang mit Straftaten an Schulen auffällig. Gegenüber 2007 bedeutet dies einen Rückgang um 1,22 Prozentpunkte. Der Anteil der Minderjährigen an den 6.332 Tatverdächtigen beträgt 89,76%, darunter befinden sich 30% Kinder. Am stärksten ist die Altersgruppe der 14 bis 16-Jährigen vertreten (37,87%). Die Tatverdächtigenzahlen sind in allen Altersgruppen rückläufig. 2008 erfolgt lediglich eine Zunahme der tatverdächtigen männlichen Kinder und weiblichen Jugendlichen in der Altersgruppe 16 bis18 Jahre. Bei den NDTV trat diese Veränderung nicht auf. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 53 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 34: Straftaten an Schulen; Tatverdächtige Tatverdächtige gesamt 2006 2007 2008 Veränderung 2006 NDTV gesamt 2007 2008 Veränderung 2007-08 in % 2007-08 in % TV gesamt 7.444 7.099 6.332 -10,80 1.172 1.148 967 -15,77 männlich weiblich Kinder gesamt männlich weiblich Jugendliche 14-16 Jahre 6.019 1.425 2.059 1.699 360 2.786 5.659 1.440 1.917 1.532 385 2.705 5.081 1.241 1.905 1.588 317 2.398 -10,21 -13,82 -0,63 3,66 -17,66 -11,35 973 199 332 286 46 409 934 214 334 273 61 422 797 170 292 250 42 373 -14,67 -20,56 -12,57 -8,42 -31,15 -11,61 männlich weiblich Jugendliche 16-18 Jahre männlich weiblich Jugendliche gesamt 2.173 613 1.714 1.432 282 4.500 2.056 649 1.651 1.378 273 4.356 1.893 505 1.381 1.084 297 3.779 -7,93 -22,19 -16,35 -21,34 8,79 -13,25 332 77 299 246 53 708 335 87 268 223 45 690 298 75 223 182 41 596 -11,04 -13,79 -16,79 -18,39 -8,89 -13,62 Minderjährige gesamt 6.559 6.273 5.684 -9,39 1.040 1.024 888 -13,28 männlich weiblich Heranwachsende gesamt Erwachsene gesamt 5.304 4.966 4.565 1.255 1.307 1.119 482 449 322 403 377 326 -8,07 -14,38 -28,29 -13,53 864 176 79 53 831 193 68 56 730 158 43 36 -12,15 -18,13 -36,76 -35,71 Bei den Tatverdächtigen im Schulkontext überwiegen mit einem Anteil von fast 80% die männlichen Tatverdächtigen. Weibliche Minderjährige stellen je nach Altersgruppe zwischen 16% und 21% der Tatverdächtigen. Inwieweit diese zukünftig eine größere Rolle spielen, bleibt bei der z.Zt. unterschiedlichen Entwicklung der weiblichen Tatverdächtigenzahlen abzuwarten. NDTV sind mit 15,27% an den Tatverdächtigen an Schulen beteiligt. Alle Altersgruppen weisen hier einen Rückgang auf. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der Tatverdächtigen in den einzelnen Deliktsbereichen auf. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im Bereich der Rohheitsdelikte, was sicherlich auch mit dem Erlass zur „Zusammenarbeit von Schule, Polizei und Staatsanwaltschaft bei Straftaten an Schulen“ und der damit verbundenen Anzeigepflicht in Zusammenhang steht9. Auch berichten die Dienststellen über eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Schulen, was sicherlich auch zu veränderten Fallzahlen beigetragen hat. Gemessen an den jeweiligen Gesamttatverdächtigenzahlen begehen NDTV häufiger Rohheitsdelikte, insbesondere Körperverletzungen. In den anderen Deliktsbereichen sind keine so großen Abweichungen zwischen TV-Gesamt und NDTV feststellbar. Dieses konnte bereits im Jahr 2007 festgestellt werden. 9 Zusammenarbeit zwischen Schule, Polizei und Staatsanwaltschaft. RdErl. des MK, – 201-51 661, des MI, - 2351603/4-1 und des MJ – 4210 – S 3.202, vom 30.09.2003. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 54 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 35: Straftaten an Schulen; Tatverdächtige in einzelnen Deliktsbereichen Delikte TV-Gesamt Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung Rohheitsdelikte gesamt darunter Raub Körperverletzung Diebstahl gesamt darunter Diebstahl von Fahrrädern Vermögens- und Fälschungsdelikte Sonstige Straftatbestände (StGB) darunter Sachbeschädigung Strafrechtliche Nebengesetze darunter Rauschgiftdelikte 5.2.4 Tatverdächtige gesamt NDTV gesamt 2007 2008 Anteil Veränderung 2007 2008 Anteil Veränderung in % 2007-08 in % in % 2007-08 in % 7.099 6.332 100,00 -10,80 1.148 967 100,00 -15,77 127 111 1,75 -12,60 21 20 2,07 -4,76 3.735 3.368 53,19 -9,83 704 622 64,32 -11,65 172 136 2,15 3.251 2.919 46,10 1.783 1.469 23,20 356 276 4,36 135 126 1,99 -20,93 -10,21 -17,61 -22,47 -6,67 41 609 277 48 14 45 530 199 32 20 4,65 54,81 20,58 3,31 2,07 9,76 -12,97 -28,16 -33,33 42,86 1.436 1.334 21,07 -7,10 191 149 15,41 -21,99 703 380 592 346 9,35 5,46 -15,79 -8,95 49 50 56 43 5,79 4,45 14,29 -14,00 289 254 4,01 -12,11 35 26 2,69 -25,71 Opfer Die Opferzahlen sind zurückgegangen. Kinder und Jugendliche treten fast zu gleichen Teilen als Opfer in Erscheinung. Ihr Anteil an den Opfern beträgt zusammen 91% und liegt noch höher, als es ihrem Anteil an den Tatverdächtigen entspricht. Dabei ist der Anteil der Kinder an den Opfern sogar um 15% höher als ihr Anteil an den Tatverdächtigen. Parallel zu dem Anstieg der männlichen tatverdächtigen Kinder sind auch ihre Opferzahlen – und nur hier angestiegen. Das Verhältnis männlich/weiblich liegt unverändert bei ca. 70:30. Tabelle 36: Opfer an Schulen 2006 Opfer gesamt männlich weiblich Kinder gesamt männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich Minderjährige gesamt männlich weiblich Heranwachsende gesamt Erwachsene gesamt 2007 2008 Anteil in % Veränderung 2007-08 in % 3.698 2.489 1.209 1.580 1.090 490 1.728 1.193 535 3.308 2.283 1.025 113 3.314 2.258 1.056 1.400 974 426 1.544 1.077 467 2.944 2.051 893 96 3.025 2.095 930 1.372 1.000 372 1.381 955 426 2.753 1.955 798 90 100 69,26 30,74 45,35 2,97 -8,72 -7,22 -11,93 -2,00 2,67 -12,68 -10,56 -11,33 -8,78 -6,49 -4,68 -10,64 -6,25 277 274 182 6,01 -33,58 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 45,65 91,00 55 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5.2.5 Rohheitsdelikte an Schulen Tabelle 37: Rohheitsdelikte an Schulen; Überblick 2006 Bekannt gewordene Fälle Aufgeklärte Fälle Tatverdächtige (TV) Minderjährige TV Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen gesamt 2.880 2.775 3.832 3.493 722 18,84 656 18,78 2007 2.831 2.731 3.735 3.404 704 18,55 631 18,54 2008 2.598 2.517 3.368 3.121 622 18,47 578 18,52 Veränderung 2007-08 in % -8,23 -7,84 -9,83 -8,31 -11,65 -0,08 -8,40 -0,02 Rohheitsdelikte im Schulkontext sind seit 2006 rückläufig. Insgesamt sind 2008 28,89 % aller Straftaten an Schulen in diesem Deliktsbereich zu finden und werden, wenn sie geschehen, häufig medienwirksam aufgearbeitet. Spektakuläre Fälle hat es 2008 in Niedersachsen nicht gegeben. Das Thema wurde im Jahr 2008 durch die Thematik „Amoklagen“ an Schulen abgelöst. Hier hat es zahlreiche Androhungen von Amoklagen gegeben, die gemeinsam mit schulischen und/oder polizeilichen Mitteln gelöst worden sind. Eine Ernsthaftigkeit der Situation lag in keinem der Fälle vor. Fallbeispiele: • Am 07.02.2008 äußerte ein zur Tatzeit 17-jähriger Schüler einer Berufsschule nach einem Fehlverhalten gegenüber einem Lehrer die Worte: „Ich hätte Bock, hier mal richtig Amok zu laufen, einem fett in den Kopf zu schießen!“ Ferner drohte er dem Lehrer: „Ich steche Dich ab!“. Der Schüler war bereits polizeilich wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz in Erscheinung getreten, Beleidigungen wie „Arschloch“, „Pisser“, „Bastard“ und „Fick Deine Mutter!“ sind bei ihm an der Tagesordnung. Er kann als allgemein schwierig beschrieben werden und tritt gerade im Beisein seiner Freunde extrem cool und respektlos auf. Eine Gefährderansprache im Beisein der Eltern wurde durchgeführt. Eine konkrete Gefährdung hinsichtlich einer bevorstehenden Amok-Tat oder eines sonstigen Gewaltverbrechen gegen eine Lehrkraft an der Schule wurde nicht gesehen. • Der Schulleiter einer Hauptschule teilte der Polizei fernmündlich mit, dass ein namentlich bekannter ehemaliger Schüler einen Amoklauf in der Hauptschule angekündigt habe. Der vermeintliche Täter sei mittlerweile Schüler der Berufsbildenden Schule. Nach Befragung sämtlicher Zeugen und Ermittlungen im persönlichen Umfeld des 16-jährigen Beschuldigten, wurde die Schulleitung der BBS über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt und der Schüler aus dem laufenden Unterricht genommen. Nachdem durch die hier geführten Ermittlungen von keinem ernsthaften Tatvorsatz für den avisierten Amoklauf ausgegangen werden konnte, wurden mit der Schulleitung lediglich einige Maßnahmen zur Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls des Lehrerkollegiums abgesprochen. Der Schulbetrieb sollte ordnungsgemäß stattfinden. Durch Indiskretionen von Seiten der Schule sind jedoch immer mehr Informationen zum angeblichen Amoklauf breitgefächert über Schüler und Eltern an die Öffentlichkeit gelangt. Eine Vielzahl besorgter Eltern und Lehrer verschiedener Schulen riefen teils über Notruf auf der Dienststelle an, um an Informationen zu gelangen. Kaufleute lehnten es ab, ihre in Schulnähe befindlichen Geschäfte wegen der erwarteten Amoklage zu öffnen. Örtliche Pressevertreter erwarteten umfassende Informationen und begannen selbstständig mit Recherchen. Der mutmaßliche Täter wurde durch Mitschüler massiv unter Druck gesetzt. Aufgrund der veränderten Ausgangslage wurden schließlich weitere, präventive Maßnahmen vorgenommen. Der Schulbetrieb fand schließlich am betreffenden Tage ohne Zwischenfälle statt. Von den ca. 900 Schülern des Schulzentrums erschienen etwa nur die Hälfte zum Unterricht. • Der Fall eines 17-jährigen Schülers löste eine Reihe umfassender polizeilicher Sofortmaßnahmen, Ermittlungen und Initiativen aus. Ein Mädchen meldete sich bei der örtlich zuständigen Polizeidienststelle und berichtete von einem gleichaltrigen Jungen, mit dem sie sich im ICQ-Chatforum regelmäßig austausche. Dieser habe in der vergangenen Nacht einen Amoklauf angekündigt. Demnach habe er die Möglichkeit, an Waffen und Munition heranzukommen und verfüge auch über die Bauanleitung für eine Rohrbombe. Er werde zuerst einige Leute in der Schule plattmachen, dann seine Mutter und dann sich selber. Der Junge ließ sich namentlich ermitteln und in einem Berufsschulzentrum ausfindig machen. Hier stellte sich heraus, dass er in der für ihn neuen Schule und Klasse völlig isoliert war, im Unterricht nicht mitkam und sich durch seine Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 56 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 gesamte familiäre und schulische Situation offenbar zutiefst verunsichert und verletzt fühlte. Auf seinem PC fanden sich Bilder und Fotomontagen, die ihn in vermummten und schwerbewaffneten Kämpferposen zeigten, auf einem der Bilder zudem mit einer Todesliste im Hintergrund. Nach Abschluss der ersten polizeilichen Maßnahmen konnte der Junge unmittelbar in die Obhut des Jugendnotdienstes und von dieser in eine kinderpsychiatrische Untersuchung übergeben werden. Mittlerweile erhält er eine Rundumbetreuung (u.a. mit Schulaufgabenhilfe etc.), und auch sporadische Besuche „seines“ polizeilichen Sachbearbeiters, und zwar insbesondere dann, wenn es zu auffälligen Unregelmäßigkeiten kommt (er insbesondere unentschuldigt dem Unterricht fern bleibt). Für die eigentliche Tathandlung (den angekündigten Amoklauf) hat ihm das Jugendgericht 40 Sozialstunden auferlegt. Rohheitsdelikte im Schulkontext zeichnen sich durch eine hohe Aufklärungsquote aus. Sie liegt bei über 96%. 53% aller Straftäter im Schulkontext (6.332) und 54% aller minderjährigen Straftäter (5.684) sind in diesem Deliktsbereich zu finden. Deliktischer Schwerpunkt sind weiterhin die Körperverletzungen, die über 84% der Rohheitsdelikte ausmachen, während die Raubdelikte, Nötigungen und Bedrohungen nur 15% der Rohheitsdelikte darstellen; ihr Anteil an den Gesamtdelikten beträgt 4,5%. Tabelle 38: Fallzahlen Rohheitsdelikte an Schulen Fallzahlen 2006 Delikte gesamt Rohheitsdelikte darunter Raubdelikte Körperverletzung Nötigung Bedrohung Erpressung 2007 2008 Anteil in % Veränderung 2007-08 in % Gesamt Rohheitsdelikte 10.523 9.796 8.575 100 2.880 2.831 2.598 30,30 100,00 -8,23 135 2.342 122 262 73 119 2.361 87 258 63 89 2.195 71 227 44 1,04 25,60 0,83 2,65 0,51 3,43 84,49 2,73 8,74 1,69 -25,21 -7,03 -18,39 -12,02 -30,16 -12,46 Fallbeispiele: • An einer berufsbildenden Schule in Hildesheim kam es zu einem polizeilichen Einsatz. Der seinerzeit 17jährige türkischstämmige Jugendliche bedrohte mit einem Messer in der Hand Polizeibeamte und wurde schließlich trotz erheblichen Widerstandes durch die Einsatzkräfte überwältigt. Zuvor hatte er mit dem verbotenen Butterflymesser Mitschüler bedroht. Vorausgegangen war ein Beziehungsstreit hinsichtlich eines gleichaltrigen Mädchens sowie eine körperliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf auch der Beschuldigte durch Faustschläge verletzt wurde. • Eine 16-jährige Schülerin schlägt nach einem verbalen Streit einer Mitschülerin heftig mit dem Klassenbuch ins Gesicht. Im weiteren Verlauf riss sie dem Opfer auch noch Haarbüschel aus. Nur der massive Einsatz der Lehrerin verhinderte eine Eskalation. • Zwei 16-jährige Internatsschülerinnen verstehen sich überhaupt nicht und der gemeinsame Duschgang wird zum täglichen Streit und weitet sich zu verbalen Beleidigungen im Tagesverlauf aus. Auf dem Schulgelände schüttet die eine Beteiligte später der anderen Nagellackentferner über die Kopfhaut. • Zwei 15-jährige Schüler bedrohen ihren Mitschüler, indem sie ihm den Schulweg versperren und eine Eisenstange deutlich als Drohung anheben. 5.2.6 Gem.Rd. Erl. MK, MI und MJ vom 30.09.2003, „Zusammenarbeit von Schulen, Polizei und Staatsanwaltschaft“ Auch im Berichtsjahr 2008 wurde gemäß des Erlasses die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Schulen weiter verbessert und intensiviert. Das Verhältnis kann als kooperativ, vertrauensvoll und grundsätzlich als sehr positiv beschrieben werden. An den meisten Schulen sind die direkten Ansprechpartner der örtlichen Polizeidienststellen bekannt und oft ist direkt die Schulleitung Ansprechpartner für die Polizei. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 57 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die per Erlass geforderten regelmäßigen Besprechungen haben nicht flächendeckend stattgefunden; zum Teil mit der Begründung, dass sich diese Besprechungen durch den ständigen vertrauensvollen Kontakt zur Polizei erübrigen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Umsetzung mit unterschiedlich großen aber zumeist positiven Schritten voranschreitet. Bemerkenswert ist dabei, dass Schulen mit offensichtlichen Problembereichen (sozial schwache Schüler, bekannte BTM-Probleme etc.) eher an der Umsetzung des Erlasses interessiert sind als Schulen, die einen „guten Ruf“ zu wahren haben. 5.2.7 Rd.Erl. vom 15.02.2005, „Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen“ Der vorgenannte Erlass ergänzt den Gem.Rd. Erl. MK, MI und MJ vom 30.09.2003, „Zusammenarbeit von Schulen, Polizei und Justiz“ Erlass vom 30.09.2003. Auch im Berichtsjahr wurde von den Dienststellen mitgeteilt, dass die Polizei nur vereinzelt von Schulen in die Erstellung eines Sicherheitskonzeptes einbezogen wurde. Viele Schulen entwickeln dieses Konzept in eigener Zuständigkeit. Jedoch ist zu beobachten, dass die Nachfrage für Beratungsgespräche mit der Häufung von Amokandrohungen sichtlich zunimmt. Bei Maßnahmen zur Gewaltprävention wird häufig die Polizei hinzugezogen. 5.2.8 Präventionsmaßnahmen der Polizei Schulen zeigen nach wie vor reges Interesse an Präventionsveranstaltungen der Polizei zu den Themen Sucht, Gewalt, Jugendkriminalität und Zivilcourage. Exemplarisch werden im Folgenden einige Präventionsmaßnahmen dargestellt. Detailliertere Ausführungen sind der Ziffer 7 Prävention zu entnehmen. • Mitinitiierung und Beteiligung an Projekttagen und –wochen gegen Sucht, Gewalt, Zivilcourage und Medienkompetenz • Vorträge und Diskussionsforen zu Themen wie Jugendkriminalität und jugendtypischen Delikten • Mitwirken bei Elternversammlungen und Lehrerfortbildungen • Polizeisprechstunden an Schulen • Austausch der aktuellen Lage an Runden Tischen • Aufarbeitung von Gewaltvorfällen oder Diebstählen unter Schülern Weitere Präventionsmaßnahmen sind unter Ziffer 7 des Berichtes aufgeführt. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 58 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5.3 Gruppenkriminalität Minderjähriger Junge Menschen begehen aus unterschiedlichen Gründen sehr häufig Straftaten gemeinschaftlich oder in Gruppen. So werden einige Straftaten eher zufällig gemeinschaftlich begangen, die überwiegende Anzahl jedoch durch lockere Zusammenschlüsse von jungen Tätern, meist ohne festen Anführer. Die Taten werden abwechselnd in der Beteiligung und in verschiedenen Deliktsbereichen durchgeführt. Die Motivation ist unterschiedlich; Straftaten werden aus Langeweile, Übermut, Abenteuerlust, Imponiergehabe, aber auch aus Perspektivlosigkeit begangen. Die Gruppenzugehörigkeit ergibt sich meist aus dem Freundeskreis, aus der Schule, Vereinen oder anderen Bekanntschaften, also dem sozialen Umfeld. Bandenmäßige Strukturen unter den Jugendgruppen wurden im Berichtsjahr nicht festgestellt, jedoch sind zahlreiche Gruppierungen jugendlicher Straftäter bei erheblichen Straftaten in Erscheinung getreten, die statistisch als „nicht alleinhandelnde Tatverdächtige“ erfasst wurden. Meist sind es jedoch lose und spontane Zusammenschlüsse Minderjähriger, die häufig aus einer Laune heraus – oftmals - auch unter dem Einfluss von Alkohol oder einer sich bietenden Gelegenheit Straftaten begehen. Besonderheiten wurden seitens der Polizeiinspektionen nicht gemeldet. Aufgrund der Tatsache, dass die PKS-Zählweise umgestellt worden ist und diesjährig nur das personenbezogene Merkmal „nicht alleinhandelnd/unbekannt“ abgerufen werden kann, erfolgt nur eine Darstellung der aktuellen Situation. Vergleiche zu den Vorjahren verbieten sich. Fast 56% aller minderjährigen Tatverdächtigen handelten nicht alleine sondern in Gruppen. Tabelle 39 : Nicht alleinhandelnde Tatverdächtige 2008 Tatverdächtige (TV) gesamt 237.406 Nicht alleinhandelnde TV gesamt 71.104 Anteil nicht alleinhandelnder TV an TV-Gesamt 29,95% Minderjährige TV 42.725 Nicht alleinhandelnde Minderjährige 23.901 Anteil nicht alleinhandelnder minderjähriger TV an minderjährigen TVGesamt 55,94 Es wurden 7.627 Kinder und 16.274 Jugendliche als „nicht alleinhandelnd“ registriert. Das bedeutet, dass ca. 61% der erfassten 12.435 straffälligen Kinder und 54% aller 30.290 jugendlichen Gesamttatverdächtigen ihre Taten aus der Gruppe heraus begingen. Unter den 23.901 nicht alleinhandelnden Minderjährigen befanden sich 17.836 männliche Minderjährige. Die 6.065 weiblichen nicht alleinhandelnden Tatverdächtigen stellen ca. ¼ der minderjährigen Tatverdächtigen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 59 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die typischen Delikte, auf Grund von Gruppendynamik oder Imponiergehabe, in Gruppen oder aus Gruppen heraus begangen werden, sind Diebstähle, Sachbeschädigungen und Rohheitsdelikte/Körperverletzungen (siehe auch Ziffer 4: Spezielle Deliktsbereiche). Das Phänomen der Gruppenkriminalität Minderjähriger wird durch deutlich zahlreiche Bespiele der Dienststellen deutlich, welche unter den einzelnen Ziffern des vorliegenden Berichtes dargestellt sind. Tabelle 40: Anteile nicht alleinhandelnder minderjähriger Tatverdächtiger in jugendtypischen Deliktsbereichen 2008 Diebstahl KörperRaub auf Strasverletzung sen 10.523 743 Sachbeschädigung 8.520 TV Minderjährige gesamt 20.173 Nicht alleinhandelnde Minderjährige gesamt 11.967 5.848 614 6.554 59,32 55,57 82,63 76,92 Anteil in % Tabelle 41: Nicht alleinhandelnde Tatverdächtige in jugendtypischen Deliktsbereichen 2008 Altersgruppen Gesamt Kinder Jugendliche Heranwachsende Diebstahl Körperverletzung 24.092 16.502 4.041 1.334 7.926 4.514 3.338 3.324 Sachbeschädigung Raub auf Straßen 10.514 1.256 2.171 87 4.383 527 1.779 320 Rotenburger Kreiszeitung vom 28.02.09 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 60 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5.4 Straftaten gegen das Sprengstoff-, Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz Nur 0,56 % aller gemeldeten Straftaten 2008 sind Straftaten gegen das Sprengstoff-, Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz. Darunter befinden sich 92 Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, 3.184 Verstöße gegen das Waffengesetz und 43 Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Der Einsatz von Hieb- und Stichwaffen durch Minderjährige lässt sich anhand der PKS nicht abbilden. Einfluss auf die Fallzahlen haben auch immer aktuelle gesetzliche Änderungen. So wurde zum 01.04.08 das Waffengesetz erneut verschärft. U.a. beinhaltet die Neufassung des Gesetzes ein Führungsverbot für Anscheinswaffen und bestimmte tragbare Gegenstände (Hieb-, Stoßwaffen, Einhandmesser....). Das LKA Niedersachsen hat zur Bekanntmachung der Änderungen einen Flyer herausgegeben (siehe Anlage 9). Tabelle 42: Straftaten gegen das Sprengstoff- , Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz Straftaten gegen das Sprengstoff- , Waffenund Kriegswaffenkontrollgesetz 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007-08 in % Bekannt gewordene Fälle 3.108 3.288 3.283 3.319 +1,10 Aufgeklärte Fälle 2.964 3.113 3.121 3.163 +1,35 Aufklärungsquote 95,37% 94,68% 95,07% 95,30% +0,23 3.249 3.378 3.501 3.443 -1,65 Minderjährige TV 598 540 716 681 -4,88 Nichtdeutsche Tatverdächtige (NDTV) 537 407 477 429 -10,06 12,46 -1,16 Tatverdächtige (TV) gesamt Anteil NDTV an TV gesamt Minderjährige NDTV 16,52 % 12,04 % 13,62 % 88 Anteil minderjähriger NDTV an Minderjährigen 14,71% gesamt 72 96 78 -18,75 13,33% 13,45% 11,45 -2,0 Der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen an den 3.443 Gesamttatverdächtigen beträgt fast 20% und liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen wieder zurück gegangen (-4,88%). Ein Trend ist zur Zeit nicht erkennbar. Es bleibt zu beobachten, welche Bedeutung Waffen zukünftig bei Minderjährigen einnehmen werden. 14% der minderjährigen Tatverdächtigen sind Kinder und 86% Jugendliche. Als Schwerpunkt ist erneut die Altersgruppe der 16 bis 18-jährigen Tatverdächtigen auszumachen (338 TV). Auch in diesem Deliktsbereich dominieren die männlichen Minderjährigen (665 TV). Weibliche Minderjährige spielen keine Rolle (16 TV). Analog zu der fallenden Anzahl aller minderjährigen TV ist auch die Zahl der minderjährigen NDTV gesunken. Fast 89% der minderjährigen Tatverdächtigen sind Deutsche. In den Dienststellen werden teilweise gegenläufige Tendenzen beobachtet, für die es keine Erklärungsansätze gibt. Vielfach wird berichtet, dass Minderjährige meist Verstöße durch das Mitführen/den Besitz von Messern/Schlagringen oder Softairwaffen begehen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Tatverdächtigen im 10-Jahresvergleich auf. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 61 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 43: Entwicklung der Tatverdächtigen 1999 – 2008 Tatverdächtige 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Gesamt 1.827 1.969 1.699 1.879 2.820 2.950 3.249 3.378 3.501 3.443 Kinder 48 49 45 58 85 93 90 51 109 95 männlich 48 49 44 58 84 93 89 49 106 93 weiblich 0 0 1 0 1 0 1 2 3 2 119 120 120 151 223 197 192 189 268 248 117 115 118 147 214 193 189 186 259 244 2 5 2 4 9 4 3 3 9 4 143 148 126 145 245 282 316 300 339 338 134 138 123 138 238 272 303 296 323 328 9 10 3 7 7 10 13 4 16 10 Minderjährige gesamt 310 317 291 354 553 572 598 540 716 681 Heranwachsende 247 280 236 251 414 469 498 577 548 586 männlich 243 268 226 240 402 451 478 559 531 571 4 12 10 11 12 18 20 18 17 15 Jugendliche (14 bis 16 Jahre) männlich weiblich Jugendliche (16 bis 18 Jahre) männlich weiblich weiblich Fallbeispiele: • Ein Straßenbahnführer hatte in Hannover-Bothfeld beobachtet, wie zwei Jugendliche mit einer sogenannten „Kartoffelkanone“ schossen. Die Straßenbahn bzw. der Straßenverkehr waren jedoch nicht das Ziel. Eine polizeiliche Überprüfung der beiden Jungen (14 und 15 Jahre) ergab, dass die Kartoffelkanone selbst gebaut war. Die Munition bestand aus Golfbällen und als Treibgas wurde Haarspray eingesetzt. Die Waffe wurde sichergestellt und eine Anzeige nach dem Waffengesetz gefertigt. • In der Oststadt von Hannover schlugen zwei junge Männer (17 und 20 Jahre) mit einem Totschläger auf das ihnen bekannte Opfer (15 Jahre) ein, nachdem es schon am Vortage zu Streitigkeiten gekommen war. Das Opfer musste verletzt mit dem Rettungswagen in die Medizinische Hochschule gebracht werden. Bei einer Wohnungsdurchsuchung konnten noch 2 Messer und 2 Äxte sichergestellt werden. • Zwei Jugendliche (15 und 16 Jahre) hantierten mit einem Kleinkalibergewehr und machten Schießübungen. Das Gewehr hatten sie sich zuvor aus dem nicht ordnungsgemäß gesicherten Waffenschrank des Vaters des 16-Jährigen geholt. Dabei schossen sie auch gezielt auf einen hölzernen Unterstand, der sich in der Nähe befand, wohl wissend, dass sich darin 2 Personen befanden. Eines der Projektile durchschlug den Unterstand nur wenige Zentimeter vom Kopf der einen Person entfernt. In ihren Befragungen gaben sie an, dass sie die beiden Leute in dem Unterstand nur erschrecken wollten und nicht mit der Durchschlagskraft der Kugeln gerechnet hätten. Die Waffe wurde eingezogen, gegen dem Vater wurde ebenfalls ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetzes eingeleitet. 5.5 5.5.1 Politisch motivierte Jugendkriminalität (PMK) Allgemeines Der politisch motivierten Kriminalität werden Straftaten/Ordnungswidrigkeiten zugeordnet, wenn u.a. Hinweise dafür vorliegen, dass sie • den demokratischen Willensbildungsprozess beeinflussen sollen, der Erreichung oder Verhinderung politischer Ziele dienen oder sich gegen die Realisierung politischer Entscheidungen richten, • sich gegen die Freiheitlich demokratische Grundordnung richten, Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 62 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • gegen eine Person gerichtet sind, wegen ihrer politischen Einstellung, Nationalität, Volkszugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, Herkunft, oder aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, ihrer Behinderung, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesellschaftlichen Status. Grundlage für die Erhebung der Fallzahlen zur Darstellung der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) sowie des Umfanges und der Entwicklung der Kriminalität und Gefährdung von Kindern und Jugendlichen ist der Kriminalpolizeiliche Meldedienst - Politisch motivierte Kriminalität - (KPMD-PMK). In Niedersachsen werden die Fallzahlen in einer so genannten lebenden Eingangsstatistik geführt, so dass die Fallzahlen -auch der Vorjahre- einer laufenden Veränderung unterliegen10. Die Fallzahlen im Bereich des Polizeilichen Staatsschutzes setzen sich aus so genannten echten Staatsschutzdelikten11 und sogenannten unechten Staatsschutzdelikten zusammen, bei denen eine politische Motivation nachgewiesen werden kann, zumindest aber vermutet wird. „Echte“ Staatsschutzdelikte müssen selbst dann gemeldet werden, wenn im Einzelfall eine „politische Motivation“ explizit ausgeschlossen werden kann12. Im Unterschied zur allgemeinen Kriminalität, die in der PKS erfasst wird, spielt das Motiv im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung des Polizeilichen Staatsschutzes eine herausragende Rolle. Die Delikte in diesem Kriminalitätssegment werden den drei folgenden klassischen Phänomenbereichen zugeordnet: • Politisch motivierte Kriminalität – Links (PMK-L) • Politisch motivierte Kriminalität – Rechts (PMK-R) • Politisch motivierte Ausländerkriminalität (PMAK) Bei einigen Delikten ist jedoch eine Zuordnung zu einem dieser Bereiche nicht bzw. nicht eindeutig möglich. In solchen Fällen gelten diese Delikte dann als „Sonstige/nicht zuzuordnen/ohne explizite politische Motivation“. 5.5.2 Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige Bei den jüngeren tatverdächtigen Personen, insbesondere den Kindern, ist in diesen Kriminalitätsbereichen zunächst nicht von einer expliziten politischen Motivation auszugehen. Erst mit zunehmendem Alter und einem damit einhergehenden zunehmenden Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge kann eine politische Motivation eher unterstellt werden. Aufgrund der geringen Fallzahlen sind jedoch kaum verlässliche Aussagen und Bewertungen hinsichtlich der Altersgruppen möglich. Tabelle 44: Anzahl der Delikte und Anzahl der Tatverdächtigen 2008 (Zahlen 2007 in Klammer) Fallzahlen PMAK PMK-Rechts PMK-Links Sonstige/nicht zuzuordnen Gesamt Nds. gesamt 668 (163) 1.840 (1.793) 927 (673) 290 (202) 3.725 (2.831) dav. aufgeklärt 292 (39) 879 (921) 321 (257) 41 (24) 1.652 (1.343) 0 (1) 15 (32) 2 (43) 18 (13) 35 (89) als TV: Kinder (0-13) 10 Bsp.: Eine als fremdenfeindliche Brandstiftung gemeldete Tat stellt sich als Versicherungsbetrug heraus. Straftatbestände gem. §§ 80-83, 84-86a, 87-91, 94-100a, 102-104a, 105-108e, 109-109h, 129a, 129b, 234a oder 241 StGB 12 Bsp.: Ein 8-Jähriger malt ein Hakenkreuz an die Tafel. 11 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 63 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Fallzahlen PMAK PMK-Rechts PMK-Links Sonstige/nicht zuzuordnen Gesamt Jugendliche (14-17) 15 (12) 244 (282) 67 (368) 50 (64) 376 (726) 5.5.3 Jugendkriminalität im Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität (PKM) -Links- Dem Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität -links- sind Delikte zugeordnet, wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Einstellung des Täters Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie nach verständiger Betrachtung einer „linken“ Orientierung zuzurechnen sind, insbesondere bei Bezügen zum Anarchismus oder Kommunismus einschließlich Marxismus. Die Gesamtzahl der Delikte im Phänomenbereich PMK -Links- ist von 673 im Jahr 2007 auf 927 im Berichtsjahr 2008 gestiegen, was einem quantitativen Anstieg von etwa 38% entspricht. Im Bereich der Politisch motivierten Jugendkriminalität -Links- ist die Zahl der Delikte von 124 (2007) auf 167 im Jahr 2008 gestiegen. Das stellt einen Anstieg von ca. 35% dar. Dabei ist aber ein zahlenmäßiger Rückgang der jugendlichen Gewalttäter zu verzeichnen (359 2007 zu 14 im Jahr 2008). Die hohen Täterzahlen im Jahr 2007 (u.a. 79 Fälle §§ 125, 125a StGB - 278 Fälle § 224 StGB) waren auf mehrere demonstrative Aktionen im Themenzusammenhang „Bildungspolitik“, Demonstrationen gegen Veranstaltungen der rechten Szene sowie eine gewalttätige Protestaktion gegen Castortransporte im November in Lüchow zurückzuführen. In lediglich drei Fällen (2007: 3) wurden Jugendliche Opfer politisch motivierter Straftaten. Die Opferzahlen sind auf die Konfrontationen mit dem politischen Gegner meist außerhalb des eigentlichen Demonstrationsgeschehens zurückzuführen. Auslöser für die Begehung dieser Straftaten waren zum größten Teil in der politischen Einstellung des Gegenübers bzw. seinem äußeren Erscheinungsbild zu begründen. Die 167 statistisch erfassten Delikte durch Kinder und Jugendliche (2007: 124) verteilen sich hauptsächlich auf die folgenden Rechtsverstöße: • 62 Verstöße gegen das VersG • 32 Sachbeschädigungen • 12 Fälle von Körperverletzung • 10 Fälle von Nötigung bzw. Bedrohung sowie • 51 andere Delikte mit jeweils einstelligen Fallzahlen Hauptthemen im Bereich der Politisch motivierten Jugendkriminalität waren wie bereits auch in den Vorjahren die Themenfelder Antifaschismus, Antiimperialismus sowie die Energieund Bildungspolitik. Die Begehung von Straftaten unter Alkoholeinfluss hat sich gegenüber dem Vorjahr 2007 (vier Fälle) auf sieben Fälle im Jahr 2008 erhöht. Alle Täter gehören der Altersstufe 14 bis 17 Jahre an. Drei Täter begingen hierbei ein Gewaltdelikt. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 64 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5.5.4 Jugendkriminalität im Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität Rechts- Dem Phänomenbereich Politisch motivierte Kriminalität -rechts- sind Delikte zugeordnet, wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Einstellung des Täters Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass sie nach verständiger Betrachtung einer „rechten Orientierung“ zuzurechnen sind, insbesondere bei Bezügen zu völkischem Nationalismus, Rassismus, Sozialdarwinismus oder Nationalsozialismus. Für 2008 ist im Bereich der PMK -Rechts- mit 1.840 Delikten gegenüber 2007 mit 1.793 Straftaten eine leichte Steigerung um 3% zu verzeichnen. Die Zahl der Straftaten der Politisch motivierten Jugendkriminalität -Rechts- ist von 420 (2007) auf 338 im Jahr 2008 gesunken. Das stellt einen Rückgang von ca. 24% dar. Für das Jahr 2008 wurden 259 Täter (2007:314) erfasst. Kinder und Jugendliche begingen 2008 u.a.: • 161 Verstöße gegen § 86a StGB– Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) • 44 Volksverhetzungen gem. § 130 StGB • 14 Fälle von Körperverletzungen • 8 Fälle von Sachbeschädigungen sowie • 213 andere Delikte mit jeweils einstelligen Fallzahlen Auslöser für die Begehung derartiger Straftaten waren zwischen Jugendlichen größtenteils die vermeintliche politische Einstellung des Gegenübers bzw. sein äußeres Erscheinungsbild. So wurde z.B. ein Jugendlicher jüdischen Glaubens von einem Jugendlichen (serbischer Herkunft) grundlos in den Rücken getreten oder es folgten anlässlich eines normalen Rockkonzertes wechselseitig bedingte Angriffe zwischen rechts und linksmotivierten Jugendlichen. Bei den Propagandadelikten wurden, wie schon in den zurückliegenden Jahren, insbesondere Hakenkreuzschmierereien z.B. in Kindergärten und auf dazugehörigen Parkplätzen festgestellt. Darüber hinaus wurde im Internet auf einer für Kinder eingerichteten Seite ein Hakenkreuz festgestellt. Lautes Abspielen von indizierter Musik sowie „Sieg-Heil-Rufe“ in der Öffentlichkeit gehören auch zur typischen Begehungsform von Jugendlichen und Kindern im Rahmen der Propagandadelikte. Nach wie vor werden in dieser Altersstruktur strafrechtlich relevante Musik-CDs zum Teil in Unkenntnis ihrer Bedeutung ausgetauscht. Polizeilich werden derartige Aktionen nur in Einzelfällen bekannt. Bei den insgesamt 15 Fällen (2007: 11) von Gewaltdelikten dominieren die Körperverletzungen (14 Fälle), die insbesondere im Rahmen von Konfrontationen gegen sogenannte „Feindbilder“ z.B. aus der linken Szene oder aber gegen Mitbürger ausländischer Herkunft verübt werden. Die Opferzahlen sind rückläufig. Mit 16 Fällen für das Jahr 2008 (2007: 27) bedeutet dies eine Abnahme jugendlicher Opfer von politisch motivierten Straftaten um 11 Fälle (-40%). Die Opferzahlen sind in erster Linie auf die Konfrontationen mit dem örtlichen politischen Gegner zurückzuführen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 65 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 In zwei Fällen lagen bei Kindern als Opfer fremdenfeindliche Motive zugrunde. So wurde z.B. eine Schülerin türkischer Herkunft von einem Erwachsenen gewürgt und geschüttelt. Anderseits waren Kinder zum Teil ausländischer Herkunft nur mittelbar betroffen (z.B. wegen Lärmbelästigung angegangen worden). Bei den Straftaten unter Alkoholeinfluss ist 2008 mit 58 Delikte (2007: 46) eine Steigerung um 12 Taten (26%) festzustellen. Sie wurden ausschließlich von der Altersgruppe der 14 bis 17-Jährigen begangen. Bei vier Fällen handelte es sich dabei um Gewaltdelikte. Bewertung: Bei der politisch motivierten Jugendkriminalität -Rechts- ist bei einer leichten Steigerung des Gesamtstraftatenaufkommens der PMK in diesem Phänomenbereich ein Rückgang der Straftaten festzustellen. Der Zugang zu rechtsextremistischem Gedankengut erfolgt insbesondere über das Medium Musik. Es wird durch die rechte Szene gezielt eingesetzt, um auch Kinder und Jugendliche zu werben. Dabei hat sich der Trend der letzten Jahre fortgesetzt, zur Verbreitung rechter Ideologie auch andere Musikformen, wie z.B. Hip-Hop, zu nutzen. Dabei nimmt das Internet mit der Möglichkeit des beliebigen Herunterladens von Musikdateien eine immer größere Bedeutung ein. Für die Themen „Wirtschaftskrise“ oder „Arbeitslosigkeit“ sind gerade Jugendliche und Heranwachsende sehr empfänglich und stellen somit ein gutes Rekrutierungspotenzial für die rechtsextremistische Szene. Probleme in der Schule und Familie, Perspektivlosigkeit, Frustration und mangelnde Fähigkeit der kritischen Auseinandersetzung und Konfliktbewältigung verstärken die Gefahr der Hinwendung zu rechten Gruppen/Gruppierungen. 5.5.5 Jugendkriminalität im Phänomenbereich Ausländerkriminalität (PMAK) Politisch motivierte Diesem Phänomenbereich werden Delikte zugeordnet, wenn in Würdigung der Umstände der Tat und/oder der Erkenntnisse über den Täter Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass die durch die nichtdeutsche Herkunft geprägte politische Einstellung des Täters entscheidend für die Tatbegehung war, insbesondere wenn sie darauf gerichtet ist, Verhältnisse und Entwicklungen im In- und Ausland oder aus dem Ausland Verhältnisse und Entwicklungen in der Bundesrepublik zu beeinflussen. Delikte der politisch motivierten Ausländerkriminalität können auch durch deutsche Staatsangehörige begangen werden. Im Berichtszeitraum stieg die Zahl der tatverdächtigen Kinder bzw. Jugendlichen im Phänomenbereich der Politisch motivierten Ausländerkriminalität von 13 auf 15 Personen im Vergleich zum Vorjahr an. Dabei handelte es sich ausschließlich um männliche Jugendliche. Ihr Anteil beträgt damit 4,8% (Vorjahr 19,1%) an der Gesamttatverdächtigenzahl. Trotz des Anstiegs der absoluten Zahlen ist der Anteil dieser Gruppe am Gesamttatverdächtigenaufkommen rückläufig. Der deutlichen Erhöhung der Tatverdächtigenzahlen im Bereich der Politisch motivierten Ausländerkriminalität lagen im wesentlichen Exekutivmaßnahmen am 09.02.2008 gegen das Kurdistan Volkshaus „Mala Gel“ zu Grunde. Einige (5) der festgestellten Täter waren Heranwachsende. Die Gesamtzahl der Delikte ist im Betrachtungszeitraum im Bereich der politisch motivierten Ausländerjugendkriminalität auf 26 Delikte (2007: 15) angestiegen und beträgt somit etwa 4% der Delikte in diesem Phänomenbereich. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 66 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Ein Verfahren wegen eines Verstoßes gegen § 20 VereinsG richtet sich gegen sieben Jugendliche, die Bilder im Schülerforum SchülerVZ veröffentlicht hatten, auf denen sie sich mit Flaggen und Zeichen der mit Betätigungsverbot belegten PKK zeigten. Folgende Delikte wurden durch Kinder bzw. Jugendliche begangen: • zwei Körperverletzungsdelikte (§ 223, 224 StGB) mit drei Tatverdächtigen, • zwei Sachbeschädigungen mit zwei Tatverdächtigen, • zwei Bedrohungsdelikte mit zwei Tatverdächtigen, • ein Verstoß nach § 130 StGB mit einem Tatverdächtigen, • ein Verstoß gem. § 126 StGB (Störung des öff. Friedens durch Androhung von Straftaten) mit einem Tatverdächtigen • sowie 14 Verstöße nach § 20 VereinsG mit 20 Tatverdächtigen • zwei Beleidigungen mit zwei Tatverdächtigen • ein Diebstahl (von Wahlplakaten der NPD) mit zwei Tatverdächtigen • ein Verstoß gegen § 27 VersG mit einem Tatverdächtigen Fallbeispiele: • Während der Fußball-EM kam es während einer Public Viewing-Veranstaltung zu Streitigkeiten zwischen Personen türkischer und kurdischer Herkunft. Ein kurdischer Jugendlicher riss eine auf der Motorhaube eines Pkw befestigte türkische Stoffflagge ab. Nach Zeugenangaben habe er am Tatort geäußert, dass er dies getan habe, weil er etwas gegen Türken habe und diese eine brennende Flagge in das Geschäft seiner Familie geworfen haben sollen. • Ein deutscher Jugendlicher iranischer Abstammung drohte im Schülerforum SchülerVZ (Internet) die Tötung und Verletzung von Menschen durch Äußerungen wie „Ich werde alle umbringen, die nicht Muslime oder Iraner sind“ an. Ferner stellte er sich mit einer Schusswaffe abgebildet dar. Bei einer durchgeführten Hausdurchsuchung wurden u.a. verbotene Gegenstände (nicht schussfähige Pistole, Wurfstern) aufgefunden. Letztgenanntes Beispiel untermauert die seit längerem feststellbare zunehmende Bedeutung des Internets als Medium insbesondere für jüngere politisch motivierte Straftäter. Darüber hinaus spielt die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen für die PKK eine erhebliche Rolle. Der Nachwuchs wird weiterhin u.a. bei öffentlichen Veranstaltungen der YEKKOM13 angeworben, um diesen gezielt zu schulen. Eine Einwilligung der Eltern bzw. der Betroffenen liegt hierbei nicht in allen Fällen vor. Obwohl derartige Fälle 2008 im Jahr nicht angezeigt wurden, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Viele Betroffene teilen den Ermittlungsbehörden die entsprechenden Sachverhalte aus Angst vor Repressalien nicht mit. Fallbeispiele: • Ein 15- und ein 16-jähriger Jugendlicher werden bei einer Kontrolle mit frisch benutzten Sprühschablonen und Farbdosen festgestellt. Den beiden können insgesamt drei Farbschmierereien nachgewiesen werden. Es handelte sich dabei um linksmotivierte Farbschmierereien. • Zwei Jugendliche rufen während der Anne-Frank-Ausstellung aus einem Fenster des Rathauses „Heil Hitler“ und strecken den rechten Arm zum „Hitlergruß“ aus. Sie werden trotz verspäteter Anzeigenerstattung ermittelt. Fraglich ist, ob sie aus einer politischen Motivation heraus handelten oder nur die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler wollten. 13 Dachorganisation; Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 67 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 5.5.6 Präventionsmaßnahmen 5.5.6.1 Informations- und Aufklärungskampagne „Wölfe im Schafspelz“ Die Polizeiliche Kriminalprävention des Bundes und der Länder hatte im Frühjahr 2006 mit dem Medienpaket „Wölfe im Schafspelz“ auf die Entwicklung reagiert, dass junge Menschen auf rechte Ideologien zurückgreifen, um ihre Probleme zu lösen. Seitdem kommt es bundesweit an weiterführenden Schulen zum Einsatz. Damit sollen Jugendliche für neue Erscheinungsformen des Rechtsextremismus sensibilisiert und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit rechtsextremen Gedankengut angeregt werden. Das Medienpaket besteht aus dem Spielfilm „Platzangst“ für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 mit dazugehörigen Filmbegleitheft für Pädagogen sowie einer Dokumentation zum Thema Rechtsextremismus für Lehrkräfte und für Schüler der Klassenstufen 10 bis 12. Die Einführung wurde bundes- und landesweit durch Schülerwettbewerbe begleitet. Die Umsetzung der Aufklärungskampagne erfolgte durch die nds. Polizeidienststellen. Im Jahr 2008 wurden die 10 Siegerspots des Bundeswettbewerbes auf DVD gebracht und bundesweit verteilt. In Niedersachsen sind 1.682 DVD´s zur Auslieferung gekommen. 5.5.6.2 Maßnahmen der Polizeiinspektionen • Gefährderansprachen • Vortragsveranstaltungen in Schulen/Unterstützung von Schulprojekten zur Thematik • Verteilung von Präventions-/Unterrichtsmaterialien • Teilnahme an Jugendleiterlehrgängen zum Thema Rechtsextremismus • Sensibilisierung von Gaststättenbetreibern bzw. Inhabern von veranstaltungsgeeigneten Räumlichkeiten • Vortragsveranstaltungen/Fortbildungen Vertrauenslehrer • Zusammenarbeit mit dem Nds. Landesamt für Verfassungsschutz in Bezug auf die Ausstellung “Verfassungsschutz gegen Rechtsextremismus – Demokratie schützen“ • Initiierung eines direktionsweiten Projektes zur Bekämpfung des Rechtsextremismus an Schulen durch die PD Oldenburg • Mitarbeit in neu gegründeten Arbeitskreisen zur Thematik • Aufklärungsarbeit zum „Projekt Schulhof“ (kostenlose Verteilung von CD´s mit rechtsextremistischen Inhalten als Wahlkampfmittel der NPD) z.B. Kreisbrandmeister-Dienstbesprechung; 5.5.6.3 Weitere Maßnahmen • Mit einer neuen Broschüre unterstützt das Nds. Innenministerium die Kommunen im Kampf gegen Rechtsextremismus. Die Broschüre mit dem Titel „Förderung politischer Handlungsmöglichkeiten gegen Rechtsextremismus in den Kommunen“ enthält u.a. Informationen über Hilfe und Beratung des Verfassungsschutzes für Städte und Gemeinden, Informationen zu den Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Niedersachsen. Näheres siehe unter http://www.mi.niedersachsen.de/servlets/download?C=49491273&L=20 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 68 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • Die Wanderausstellung des Niedersächsischen Verfassungsschutzes gibt einen Überblick über die aktuellen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus. Ein kurzer Film führt in das Thema der Ausstellung ein und vermittelt einen Eindruck von den jüngeren Entwicklungen der rechtsextremistischen Szene. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Beispiele rechtsextremistischer Musik. Zwei "Musikboxen" demonstrieren eine Auswahl von jeweils zwölf rechtsextremistischen Musikstücken unterschiedlicher Stilrichtungen. Neben Liedtexten und CD-Illustration werden auf den Bildschirmen Kurzprofile der Bands sowie Angaben über Indizierung und strafrechtliche Relevanz der Musik dargeboten. Gerade weil die Musik auf emotionale Wirkung zielt und Tabus bricht, ist sie für Jugendliche verführerisch. Auf diese Weise hat die rechtsextremistische Musik und Symbolik einen Wirkungsradius erlangt, der über das von den Verfassungsschutzbehörden registrierte Potenzial hinausreicht. In einer weiteren Media-Box erhält der Ausstellungsbesucher einen Einblick in die nur schwer kontrollierbare Nutzung des Internets durch Rechtsextremisten. Anhand der Themenfelder Vertriebe, Kameradschaften, Internetforen, Musikgruppen und Revisionismus werden Internetaktivitäten von Rechtsextremisten veranschaulicht. Es besteht die Gefahr, dass Jugendliche über den Austausch in den Foren an die rechtsextremistische Szene herangeführt werden. Deshalb wird dieses Problem in der Ausstellung differenziert dargestellt. Neben Foren und Chatrooms thematisiert dieser Part der Ausstellung den rechtsextremistischen InternetVersandhandel sowie die Verbreitung revisionistischer, also geschichtsverfälschender Literatur. Der ideologische Gehalt solcher Machwerke ist nicht immer leicht zu erkennen. Es besteht die Gefahr, dass im Internet recherchierende Schüler unbedacht Publikationen heranziehen, die den Nationalsozialismus verherrlichen. Auch hiervor soll die Ausstellung warnen. Näheres siehe unter http://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/master/C15007653_N1190653_L20_ D0_I541.html. • Der Arbeitsschwerpunkt Rechtsextremismus beim Landespräventionsrat Niedersachsen (LPR) setzt seit 2007 die beiden Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend „VIELFALT TUT GUT“ – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ sowie „kompetent. für Demokratie - Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“ in Niedersachsen um. In beide Programme ist das LKA Niedersachsen personell eingebunden. Näheres siehe unter www.lpr.niedersachsen.de. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 69 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6. Jugendgefährdung Gem. Polizeidienstvorschrift (PDV) 382 liegt aus polizeilicher Sicht eine Jugendgefährdung immer dann vor, wenn Minderjährige Opfer rechtswidriger Taten werden, ihnen unmittelbare Gefahr für ihr körperliches, geistiges oder seelisches Wohl droht oder sie Einflüssen ausgesetzt sind, die befürchten lassen, dass sie in die Kriminalität abzugleiten drohen. Indikatoren dafür ergeben sich aus den nachfolgenden Erkenntnissen: 6.1 Erkenntnisse über minderjährige Opfer von Straftaten Opfer im Sinne der PKS-Richtlinien sind natürliche Personen, gegen die sich ein unmittelbarer Täterangriff richtet, der die persönlichen Rechtsgüter wie Leben, Gesundheit, Freiheit oder sexuelle Selbstbestimmung verletzt oder bedroht. Opferdaten werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik nur bei folgenden Delikten erfasst: • Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, fahrlässige Tötung); Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (z.B. Sexualdelikte unter Gewaltanwendung oder Ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses, sexueller Missbrauch von Kindern, Exhibitionistische Handlungen, Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger oder der Prostitution, Menschenhandel); Raub/räuberische Erpressung, Körperverletzungsdelikten (z.B. Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, gefährliche und schwere Körperverletzung/Vergiftung, Misshandlung von Schutzbefohlenen), Straftaten gegen die persönliche Freiheit (z.B. Erpresserischer Menschenraub Freiheitsberaubung, Geiselnahme); Körperverletzung im Amt, leichtfertige Verursachung des Todes eines anderen durch Abgabe von BtM (§ 30 Abs. 1 Nr. 3 BtMG); Brandstiftung mit Todesfolge; Einschleusen mit Todesgefolge Landesweit wurden im Berichtsjahr 81.872 Opferstraftaten mit 95.766 Opfern gezählt. Die Anzahl der Opferstraftaten ist gegenüber 2007 um 5,21% angestiegen. Nachdem 2007 die Opferzahlen seit dem Jahr 1995 erstmalig gesunken waren, wurde im Berichtsjahr ein Zuwachs um 1,27% verzeichnet. Unter den Gesamtopfern befanden sich 21.415 Minderjährige mit einem Anteil von 22%, 12.393 Heranwachsende (Anteil von 13%) und 61.958 Erwachsene (Anteil von 65%). 9% der Gesamtopfer sind Kinder und 13% sind Jugendliche. Diese Anteile haben sich zum Vorjahr nicht verändert; d. h. erneut ist fast jedes vierte Opfer minderjährig. Die Anzahl der minderjährigen Opfer insgesamt ist erneut gesunken. Diesjährig wurden sogar 3,2% weniger Minderjährige als Opfer eine Straftat verzeichnet. Bei der Betrachtung der Gesamtopferzahlen ist festzustellen, dass die Gefahr der Opferwerdung für männliche Personen stets größer ist als für weibliche Personen (ca. 60:40). Bis auf Kindern unter 6 Jahren gilt dieses für alle Altersgruppen. So liegt der Anteil der männlichen minderjährigen Opfer an den Gesamtminderjährigen wie im Vorjahr bei 60%. Anders verhält es sich bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hier sind die minderjährigen Opfer (2.764 Opfer) überwiegend weiblich (81%). Erneut sind 94% der Opfer (95.766) im Bereich der Rohheitsdelikte zu finden. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 70 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tabelle 45: Opfer 1999 - 2008 Opfer 1999 2000 2001 Gesamt 59.803 63.566 64.246 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 70.605 72.844 74.624 83.534 100.962 94.562 95.766 Kinder 6.587 6.737 6.727 7.369 7.231 7.454 7.961 8.923 8.929 8.824 männlich 3.718 3.741 3.834 4.112 4.023 4.073 4.315 5.002 4.909 4.964 weiblich 2.869 2.996 2.893 3.257 3.208 3.381 3.646 3.921 4.020 3.860 Jugendliche 7.667 8.224 8.368 9.420 9.489 10.291 11.293 13.386 13.213 12.591 männlich 5.120 5.442 5.464 6.000 6.030 6.563 7.113 8.436 8.413 7.873 weiblich 2.547 2.782 2.904 3.420 3.459 3.728 4.180 4.950 4.800 4.718 Minderjährige gesamt 14.254 14.961 15.095 16.789 16.720 17.745 19.254 22.309 22.142 21.415 männlich 8.838 9.183 9.298 10.112 10.053 10.636 11.428 13.438 13.322 12.837 weiblich 5.416 5.778 5.797 6.677 6.667 7.109 Heranwachsende 6.099 7.287 7.263 7.595 7.891 8.388 10.018 12.373 12.205 12.393 männlich 4.081 4.814 4.943 5.071 5.309 5.745 6.709 8.483 8.466 8.432 weiblich 2.018 2.473 2.320 2.524 2.582 2.643 3.309 3.890 3.739 3.961 7.826 8.871 8.820 8.578 Unverändert gegenüber den Vorjahren ist, dass • in der Altersgruppe der 6 bis 14-Jährigen die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit 1.567 Opfern einen Schwerpunkt darstellen, hier insbesondere Mädchen (1.234) als Opfer bekannt werden, • in der Altersgruppe der 14 bis 18-Jährigen eindeutig die Opferwerdung von Rohheitsdelikten (11.680 von 18.548 minderjährigen Opfern) überwiegt. Eindeutiger Schwerpunkt sind hierbei die Körperverletzungen. Von den 14.276 minderjährigen Opfern befinden sich 9.159 in der Altersgruppe 14 bis 18 Jahre. Insbesondere bei den Körperverletzung sind Jungen überproportional betroffen. Tabelle 46: Opfer 2008 in verschiedenen Deliktsbereichen (Zahlen 2007 in Klammern) Opfer Gesamt Mord 47 (36) Mordversuch 48 (70) Straft. gg. sex. 4.676 Selbstbestimmung (4.789) Sonstige Raubtaten 2.052 auf Straßen (1.942) gefährl./schwere 20.601 Körperverletzung (21.500) davon gef./sch. KV 10.444 auf Straßen (11.957) 6.1.1 bis 6 Jahre 6-14 Jahre m 1 (0) 2 (2) 111 (75) 2 (4) 52 (53) 16 (18) m w m 0 (1) 0 (0) 0 (0) 1 (0) 0 (1) 0 (0) 333 1.234 72 (378) (1.348) (73) 153 41 436 (100) (23) (384) 888 382 2.379 (922) (359) (2.677) 425 214 1.555 (528) (185) (1.859) w 0 (1) 0 (1) 233 (225) 0 (0) 47 (32) 21 (10) 14-18 Jahre 18-21 Jahre w m w 3 (0) 0 (0) 0 (0) 1 (0) 1 (1) 5 (5) 781 17 360 (28) (364) (840) 37 329 23 (35) (316) (38) 878 3.002 706 (885) (3.071) (650) 458 1.887 310 (523) (2.067) (310) Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind gegenüber 2007 um 13,87% angestiegen. Insgesamt wurden 6.295 Delikte angezeigt. Ihr Anteil an den Gesamtstraftaten liegt bei unter einem Prozent. Die Aufklärungsquote im Jahr 2008 beträgt 86,85%. Es wurden 5.569 Tatverdächtige festgestellt, darunter 576 Jugendliche, die mit einem Anteil von 10% eine Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 71 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 untergeordnete Rolle spielen. Daher wird dieser Phänomenbereich im Jahresbericht auch nicht gesondert betrachtet. Insgesamt sind 3.923 Fälle mit 4.676 Opfern bekannt geworden, dabei wurden 2.764 minderjährige Opfer festgestellt. Gegenüber 2007 bedeutet das einen Rückgang von fast 6%. Der Anteil der minderjährigen Opfer in diesem Deliktsbereich beträgt 60%. Eine grafische Darstellung ist in der Anlage 8 abgebildet. Tabelle 47: Opfer von Straftaten gg. die sex. Selbstbestimmung in exemplarischen Deliktsbereichen Delikt Straftaten gg. die sex. Selbstbestimmung darunter Vergewaltigung sonst. sex. Nötigung sexueller Missbrauch von Kindern darunter Exhibitionismus vor Kindern insges. weibl. männl. insges. weibl. männl. insges. weibl. männl. insges. weibl. männl. insges. weibl. männl. Opfer 2007 2008 bis 6 Jahre 2007 2008 6-14 Jahre 2007 2008 14-18 Jahre 2007 2008 4.789 4.108 681 828 802 26 803 736 67 1.865 1.452 413 464 369 95 300 225 75 12 11 1 1 0 1 272 206 66 28 25 3 1.726 1.348 378 25 22 3 52 36 16 1.593 1.246 347 436 344 92 913 840 73 201 199 2 294 278 16 4.676 3.973 703 825 794 31 724 670 54 1.733 1.330 403 356 271 85 344 233 111 2 1 1 7 4 3 301 204 97 23 10 13 1.567 1.234 333 24 23 1 45 33 12 1.432 1.126 306 333 261 72 853 781 72 223 217 6 241 230 11 Unter den Straftaten gg. die sex. Selbstbestimmung bildet der sexuelle Missbrauch von Kindern einen Opferschwerpunkt. Experten gehen gerade im Bereich der Sexualdelikte von einem hohen Dunkelfeld aus. Hier ist noch vielfältige Aufklärungsarbeit nicht nur durch die Polizei zu leisten. Daher ist die Polizei bestrebt, ihr Fachwissen bei Runden Tischen/Arbeitskreisen auf örtlicher Ebene einzubringen. 6.1.2 Sexueller Missbrauch von Kindern In diesem Deliktsbereich wurden 1.322 Fälle registriert. Aufgeklärt wurden 1.136 Fälle (= 85,93%). Damit verzeichnet dieser Deliktsbereich nach einem Zuwachs von 11% im vergangenen Jahr, jetzt wieder einen Rückgang von 4,55%. Insgesamt wurden 1.112 Tatverdächtige ermittelt, darunter 93 Kinder und 193 Jugendliche sowie 88 NDTV. 36% der Tatverdächtigen sind 30 bis 50 Jahre alt. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Rückgang der Opferzahlen um 7% erkennbar, der auf die Altersgruppe der 6 bis14-Jährigen zurückzuführen ist. 76 % der 1.733 Opfer sind Mädchen. Die Bearbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern ist weitgehend durch Taten im sozialen Nahbereich gekennzeichnet. Diese Fälle sind für Kinder sehr belastend. Bei den Taten ohne Vorbeziehung handelt es sich in der Regel um Fälle von Exhibitionismus vor Kindern ohne jeglichen Körperkontakt. Fallbeispiel: • Bei der Polizei in Hildesheim erschien eine Grundschullehrerin zusammen mit einer Muter und ihren 9 und 10 Jahre alten Kindern, die einen sexuellen Missbrauch zum Nachteil der beiden Kinder durch den Stiefvater offenbarten. Die beiden Kinder mussten in Abwesenheit ihrer leiblichen Mutter den Stiefvater sexuell befriediLandeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 72 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 gen. Der Beschuldigte hatte die beiden Mädchen unter psychischen und physischen Druck gesetzt, um zu verhindern, dass sie sich ihrer Mutter anvertrauen. Über gleichaltrige Mitschülerinnen sind die ersten Vorfälle der Grundschullehrerin bekannt geworden, die sich an die Polizei wandte. Der Tatverdächtige wurde in Untersuchungshaft genommen. Er räumte ein, sich an der 10-jährigen Stieftochter bis zu 100mal oral, anal und vaginal vergangen zu haben und die 9-jährige Stieftochter bis zu 60mal sexuell missbraucht zu haben. Für diese Taten wurde er zu einer 6-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Im Rahmen der Ermittlungen wurden weitere Straftaten wegen sexuellen Missbrauchs von bekannt. Wegen Verbreitung pornografischer Schriften war bei ihm zurückliegend bereits eine Freiheitsstrafe verhängt worden. 6.1.3 Täter-Opfer-Beziehung bei Sexualdelikten Gerade im Bereich der Sexualdelikte ist es erforderlich, sich die Beziehungen zwischen Tätern und Opfern näher anzuschauen. In den Medien wird oft über spektakuläre Fälle mit Fremdtätern berichtet, was dazu führen kann, dass in der Elternarbeit nicht berücksichtigt wird, dass der Täter überwiegend aus dem sozialen Umfeld kommt. Die PKS schlüsselt die Opferbeziehungen nach Alter auf. Die Angaben werden anhand der Aussagen der Opfer oder durch polizeiliche Ermittlungen erhoben. Trotz zahlreicher Bemühungen der verschiedensten Institutionen werden längst noch nicht alle Sexualdelikte bekannt. Es herrscht nach wie vor ein großes Dunkelfeld vor, was sicherlich auch auf die häufige Nähe zum Täter zurückzuführen ist. Festzustellen ist, dass bei Sexualdelikten seit Jahren überwiegend Beziehungen zwischen Tätern und Opfern bestehen. Dieser Umstand steht im Gegensatz dazu, dass häufig noch vor „fremden Tätern“ gewarnt wird. Tabelle 48: Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Täter-Opfer-Beziehung Verwandtschaft Bekanntschaft Landsmann bei Ndt. flüchtige Vorbeziehung keine Vorbeziehung Ungeklärt bis 6 Jahre m/w 2007 2008 36 128 45 134 19 61 34 49 0 0 0 0 4 7 4 8 5 14 7 10 10 15 17 24 6 – 14 Jahre m/w 2007 2008 55 247 48 240 137 408 112 401 0 1 0 0 50 154 32 122 75 386 83 324 57 143 53 134 14 – 18 Jahre m/w 2007 2008 7 72 7 75 33 337 35 325 0 0 0 0 7 127 7 110 21 202 9 186 4 92 14 82 Bei insgesamt 1.788 minderjährigen Opfern bestand eine Beziehung zum Täter. In 31% der Fälle (549 Opfer) gab es zwischen dem Opfer und dem Täter so gar eine verwandtschaftliche Beziehung. Dies ist geringfügig mehr als 2007. Es bleibt festzustellen, dass in allen drei Altersgruppen das Vorhandensein einer Beziehung zwischen Tätern und Opfern überwiegt. Besonders ausgeprägt ist dies in der Altersgruppe der 6 bis 14-Jährigen mit 955 bekannten Täter-Opfer-Beziehungen und dort bei weiblichen Opfern (763 Beziehungen). Hieraus lässt sich ableiten, dass Missbrauchsfälle meistens im persönlichen Umfeld der Minderjährigen auftreten. Es gilt weiterhin, dass Dunkelfeld aufzuhellen und die Opfer bzw. das Umfeld zu einer Anzeige zu ermutigen. 943 der minderjährigen Opfer haben angegeben keine bzw. eine ungeklärte Beziehung zum Täter zu haben. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Fälle von Exhibitionimus. Die Opfer waren in der Regel Zufallsopfer. Fallbeispiele: • Der diensthabende Bademeister (61 Jahre) ist dem späteren 13-jährigen Opfer als Vertrauensperson durch die Schwimmbadbesuche bekannt. Mit interessanten Angaben und weiteren Vorwänden lockte der Täter das Kind in einen nicht zugänglichen Bereich. Dort nutzte der Täter die Hilflosigkeit des Kindes aus und führte sexuelle Berührungen und Küsse durch. Der Täter widersprach in seiner Vernehmung allen Vorwürfen. • In einer ersten polizeilichen Vernehmung durch die Jugendsachbearbeiterin beschreibt eine 16-Jährige die Abläufe in ihrem Jugendzimmer, wo sie durch ihren leiblichen, angetrunkenen Bruder zuerst mit Zungenküs- Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 73 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 sen angegangen und anschließend gewaltsam entkleidet und missbraucht wurde. In den nachfolgenden Monaten kommt es zu Wiederholungen dieses Missbrauches in der elterlichen Wohnung und erst das Gespräch mit der Freundin kann diese Straftaten beenden und es erfolgt die Anzeigenerstattung. Der später aufgesuchte Frauenarzt kann eine Schwangerschaft verneinen. Eine ärztliche Begleitung durch die Jugendpsychiatrie war unumgänglich. Grafik 13: Täter- /Opferbeziehungen bei Sexualdelikten 2008 600 513 500 407 360 400 288 300 200 179 195 154 82 100 187 117 83 1 0 0 96 41 17 12 bis 6 Jahre 6.2 6 - 14 Jahre ungeklärte Beziehung keine Vorbeziehung flüchtige Vorbeziehung Landsmann Bekanntschaft Verwandtschaft 0 14 - 18 Jahre Kinderpornografie Schnelle Internetzugänge sind in vielen Haushalten vorhanden, die Anzahl derartiger Zugänge hat in den vergangenen Jahren ständig zugenommen. Die scheinbare Anonymität des Mediums Internet scheint vielfach Anreiz zu sein, den Weg der Legalität zu verlassen. Tabelle 49: Fallzahlen in einzelnen Deliktsbereichen Fälle gesamt 2004 Verbreitung pornografischer Schriften darunter Verbreitung kinderpornografischer Schriften (Erzeugnisse) durch gewerbs-/und bandenmäßiges Handeln Besitz/Verschaffung von Kinderpornografie Verbreitung von Kinderpornografie 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007/08 in % 1.035 1.247 1.287 1.573 2.345 +49,08 24 35 29 24 12 -50,00 481 463 513 686 1.238 +80,47 244 423 339 444 292 -34,23 Gegenüber 2007 ist mit 49% ein erheblicher Anstieg in der Gesamtbetrachtung dieses Deliktsfeldes zu beobachten, wobei die „Verbreitung kinderpornografischer Schriften (Erzeugnisse) durch gewerbs-/und bandenmäßiges Handeln erneut zurückgegangen ist. Gleiches gilt für die Verbreitung von Kinderpornografie. Erschreckend ist der Anstieg der Fälle, in denen der Besitz bzw. die Verschaffung von kinderpornografischem Material verfolgt werden musste. Hier haben sich die Fälle zum Vorjahr fast verdoppelt. Zum einen kann diese Steigerung noch immer mit den Verfahren der „Operation Himmel“ in Verbindung gebracht werden, die erst im Berichtsjahr in die polizeiliche Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 74 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Kriminalstatistik eingeflossen sind. Zum anderen werden sogenannte „peer to peerNetzwerke“ (eDonkey2000 etc.) verstärkt automatisiert überwacht. Diese Steigerung der Fallzahlen ist in fast allen Polizeiinspektionen spürbar gewesen. Es wurde berichtet, dass die Verfahren sehr zeitaufwendig sind, viel Personal binden und zu einer enormen psychischen Belastung der Sachbearbeiter führen. Auch wurde festgestellt, dass sich durch die zunehmende Berichtserstattung in den Medien vermehrt „aufmerksame Bürger“ an die Polizei wenden und Hinweise auf pornografische Seiten geben. Der Trend, in den Besitz von kinderpornografischem Material zu gelangen, ist ungebrochen. Inwieweit ein „access-blocking“, wie immer wieder gefordert wird, letztmalig durch die Bundesregierung auf dem III. Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern im November 2008, einzelnen Nutzern den Zugang zu derartigem Material verwehren wird, bleibt abzuwarten. Offenbar muss multimediale Kompetenz noch immer mit dem Besitz von kinderpornografischen Bild- oder Filmmaterial unterstrichen werden. In den Köpfen vieler Bürger sind es nur Bilder, die heruntergeladen werden. Vergessen wird dabei, dass jede Abbildung und jede Filmsequenz den sexuellen Kindesmissbrauch dokumentieren. Die rechtlichen Voraussetzungen für die Speicherung von Verbindungsdaten greifen noch nicht. Die überwiegende Zahl der Provider wartet noch Gerichtsurteile ab, in denen abschließend geklärt werden soll, ob und wie diese rechtlichen Vorschriften umgesetzt werden müssen. Hier ist allerdings in naher Zukunft mit entgültigen Entscheidungen zu rechnen. Seit dem 05.11.2008 ist der § 184 c StGB – Verbreitung, Erwerb und Besitz von jugendpornografischen Schriften in Kraft. Hintergrund war die Erwägung des Rechtsausschusses, dass die Verbreitung, der Erwerb und der Besitz kinderpornografischer Schriften einen höheren Unrechtsgehalt aufweisen als die Verbreitung, der Erwerb und der Besitz jugendpornografischer Schriften.14 Mit der Gesetzesänderung einher erging auch eine Ergänzung der §§ 15 und 18 des Jugendschutzgesetzes. Es ist zu erwarten, dass diese Vorschrift einen ernormen Zuwachs polizeilichen Handelns herbeiführen wird. In diesem Kontext ist auch der Besitz und die Verschaffung sogenannter „Posingbilder“ zu sehen, der durch Rechtsnormänderung strafrechtlich wiederum relevant geworden ist. Die Anzahl der durchgeführten Umfangsverfahren hat zwar abgenommen, dafür wurden jedoch innerhalb eines Verfahrens mehr strafprozessual eigenständige Verfahren abgewickelt, so dass die Anzahl der Beschuldigten etwa auf Vorjahresniveau geblieben ist. Tabelle 50: Entwicklung der Umfangsverfahren 2004 Anzahl der Umfangsverfahren 89 2005 147 2006 2007 118 89 2008 59 Veränderung 2007/08 in % -33,70 Umfassende Informationen zum Thema Kinderpornografie finden sich unter: www.polizeiberatung.de/aktionen/Kinderpornografie Die Seite gibt wertvolle Tipps, benennt Ansprechpartner und Hilfeeinrichtungen und gibt Verhaltensratschläge für den Fall der Konfrontation mit entsprechenden Inhalten im Internet. 14 JMS-Report – Oktober 5/2008 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 75 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6.3 Kindeswohlgefährdung Im vergangenen Jahr hat es erfreulicher Weise keine aufsehenerregenden kindlichen Todesfälle in Niedersachsen gegeben. Das Thema war jedoch häufig in der Presse vertreten, da es zahlreiche Initiativen gab, noch mehr zum Schutz der Kinder zu tun. Nennenswert ist hier u.a. die Initiative des Bundesjustizministeriums bezüglich der Einführung eines erweiterten Führungszeugnisses und des Gesetzes zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls. Das Statistische Bundesamt hat in einer Pressemitteilung vom 15.07.200815mitgeteilt, dass die Jugendämter 2007 statistisch 77 Kinder Tag für Tag in Obhut genommen haben; 8% mehr als im Jahr 2006. Dies lässt aufhorchen, ist jedoch nur eine Maßnahme, um das Leid der Kinder zu verringern. Bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung existiert ein großes Dunkelfeld, weil die Tat in der Regel in der Abgeschlossenheit der familiären Wohnung geschieht, so dass ein Eingreifen von Außen oft nur schwer möglich ist. Das große Dunkelfeld bewirkt eine nur sehr unvollständige Abbildung der mit dieser Problematik verbundenen Straftaten in der PKS mit der Folge, dass zwar Hinweise auf die quantitative und qualitative Relevanz dieser Fälle gegeben werden können, ein verlässliches Bild vom Ausmaß und der Entwicklung dieses Phänomens damit aber nicht erstellt werden kann. Hier muss das Umfeld der betroffenen Kinder weiter sensibilisiert werden, um diese als Helfer zu gewinnen und in die Lage zu versetzen, mögliche Verdachtsfälle zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. In diesem Zusammenhang bedarf es auch rechtlicher Grundkenntnisse, damit potenzielle Zeugen und Helfer im Bewusstsein von Rechtssicherheit handeln können. Dieses Thema wurde durch die KPK-Initiative „Förderung des Zeugen- und Helferverhaltens bei Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung“ aufgegriffen. Die Initiative richtet sich an Lehrkräfte der Grundschule und Förderschule sowie der Sekundarstufe I, Sozialpädagogische Fachkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher, Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger, ehrenamtlich und hauptamtliche Multiplikatoren aus dem Bereich des Sports und auch beispielsweise der offenen Jugendarbeit. In einer ressortübergreifenden Projektgruppe bestehend aus Vertretern der Kultusministerkonferenz, der Ministerkonferenz für Arbeit und Soziales, der Jugend- und Familienministerkonferenz, der Sportministerkonferenz und des Programms Polizeiliche Kriminalprävention wird eine Handreichung für Lehrer, Erzieher und Sporttrainer erarbeitet. Diese enthält Informationen zur Erkennung von Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung sowie zur angemessenen Reaktion bei Verdachtsfällen. Darüber hinaus werden für die breitere Öffentlichkeit Informationen im Internetportal www.polizei-beratung.de bereit gestellt. Für Multiplikatoren ist didaktisches Material vorgesehen, mit dem sie die Initiative sowie die Medien inhaltlich vorstellen und für deren Verbreitung werben können. 15 Jamt; Heft 07-08 / 2008 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 76 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6.3.1 Misshandlung von Schutzbefohlenen Tabelle 51: Misshandlung von Schutzbefohlenen 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007-08 in % Fälle TV Gesamt NDTV Opfer gesamt Opfer 0-14 Jahre 247 273 43 281 195 287 312 42 319 197 354 353 48 404 247 376 416 47 418 292 369 410 56 400 300 392 423 72 444 308 368 430 72 436 303 402 474 79 502 368 461 553 80 573 434 421 479 65 525 385 -8,68 -13,38 -18,75 -8,38 -11,29 2008 wurden fast 9% weniger Fälle als 2007 registriert. Im 10-Jahresvergleich gab es lediglich im Vorjahr mehr Fälle. Die Aufklärungsquote lag in den letzten 10 Jahren unverändert bei 98 bis 100% - wird ein Fall bekannt, dann ist auch nahezu immer die Zuordnung zu einem/einer Tatverdächtigen möglich. Die Tatverdächtigen setzen sich aus 194 Frauen und 285 Männern zusammen. Die Altersgruppe der 30 bis 40-Jährigen mit 175 Tatverdächtigen ist am stärksten vertreten, gefolgt von den 40 bis 50-Jährigen mit 148 Tatverdächtigen. Sehr junge Tatverdächtige (bis 18 Jahre) sind eher selten (2 Kinder und 5 Jugendliche im Jahr 2008). Alkoholeinfluss spielte bei 37 Tatverdächtigen eine Rolle. Die PKS 2008 weist 421 Fälle mit 525 Opfern auf, davon 474 Minderjährige. Die Mehrzahl der 525 Opfer ist unter 14 Jahre alt (73%). Einhergehend mit dem Rückgang der Fallzahlen, weisen alle Opfergruppen Rückgänge auf. Zu beachten ist, dass es Fälle gibt, bei denen mehr als ein Opfer vorhanden ist. Die Opferentwicklung wird auf Tabelle 53 näher dargestellt. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob der Rückgang der Fallzahlen evtl. damit zusammenhängt, dass die Jugendämter im Vorfeld häufiger tätig wurden, d.h. unterbindende oder präventive Maßnahmen ergriffen worden sind, und es somit nicht mehr zu einer Anzeigenerstattung gekommen ist. Tabelle 52: Altersstruktur der Opfer; Misshandlung von Schutzbefohlenen 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Opfer Gesamt männlich weiblich Kinder bis 6 Jahre männlich weiblich Kinder 6 bis 14 Jahre männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich Minderjährige Opfer Gesamt 281 158 123 81 49 32 114 66 48 50 27 23 245 319 165 154 85 47 38 112 67 45 78 34 44 275 404 190 214 103 56 47 144 80 64 69 23 46 316 418 197 221 118 47 71 174 76 98 85 49 36 377 400 172 228 118 76 98 182 75 107 68 35 33 368 444 216 228 114 55 59 194 101 93 99 44 55 407 436 224 212 118 71 47 185 100 85 88 38 50 391 502 271 231 157 89 68 211 124 87 100 51 49 468 573 273 300 205 100 105 229 128 101 95 32 63 529 525 256 269 176 97 79 209 114 95 89 29 60 474 Veränderung 2007-08 in % -8,38 -6,23 -10,33 -14,15 -3,00 -24,76 -8,73 -10,94 -5,94 -6,32 -9,38 -4,76 -10,40 Die PI Göttingen berichtet von einer sehr positiven Zusammenarbeit mit der Kinderklinik des Universitätsklinikums Göttingen. Das Verhalten der dortigen Ärzte wird als vorbildlich geschildert. Es wird jeweils im Einzelfall entschieden, ob die Einschaltung des zuständigen Jugendamtes dem Kind zukünftig genügend Schutz bietet oder ob darüber hinaus strafverfolLandeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 77 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 gende Schritte einzuleiten sind. Polizei und Staatsanwaltschaft werden als Partner in den Präventionsbemühungen für das Kindeswohl gesehen. 6.3.2 Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht Im Berichtsjahr wurde in 63 Fällen gegen 81 Tatverdächtige (30 männlich/ 51 weiblich) ermittelt. Wie schon in den Vorjahren waren es überwiegend weibliche Tatverdächtige, die in Erscheinung traten. Die Mehrzahl der Tatverdächtigen war in der Altersgruppe der 30 bis unter 40-Jährigen (38 TV) zu finden. Acht der 12 NDTV befinden sich ebenfalls in der Altersgruppe der 30 bis unter 40-Jährigen. Unter Alkoholeinfluss standen sich 20 Tatverdächtige. Minderjährige als Täter spielten nach wie vor keine Rolle. Tabelle 53: Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht 1999 - 2008 1999 2000 2001 2002 2003 2005 2006 2007 2008 Veränderung 2007-08 in % Bekannt gewordene Fälle Aufgeklärte Fälle Aufklärungsquote in % TV Gesamt NDTV Anteil NDTV an TV Gesamt in % 58 56 47 75 67 65 65 68 63 -7,35 57 56 47 74 67 64 65 64 62 98,28 100 100 98,67 100 98,46 100 94,12 98,14 68 79 59 85 85 81 89 78 81 21 11 15 22 10 15 6 12 15 22,06 26,58 18,64 17,65 25,88 12,34 16,85 7,69 14,82 -3,13 +4,30 3,85 100,00 7,13 Eine Aufschlüsselung der Opferzahlen ist nicht möglich, da es sich nicht um ein Opferdelikt im Sinne der PKS handelt und somit keine Opferangaben zu erlangen sind. 6.3.3 Prävention und Intervention im Vorfeld von Straftaten Das Modellprojekt „Koordinierungszentren Kinderschutz - Kommunale Netzwerke früher Hilfen“ hat bereits im Bericht 2007 Erwähnung gefunden. Da das Projekt fortbesteht und die Polizei eingebunden ist, wird nachfolgend ein kurzer Sachstand gegeben. Das LKA Niedersachsen hat die zentrale Koordinierung des auf drei Jahre angelegten Projektes im Polizeibereich an den vier Standorten in der Stadt Lüneburg, Stadt und Region Hannover, Stadt Oldenburg und Stadt Braunschweig übernommen. Inhaltlich wird das Eckpunktepapier des MS bei der polizeilichen Umsetzung vor Ort begleitet. Die Gesamtverantwortung obliegt dem im Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit gebildeten Lenkungsausschuss. Der Sachstand der „Koordinierungszentren Kinderschutz - Kommunale Netzwerke früher Hilfen“ wird beispielhaft anhand des Modellstandortes Hannover dargestellt. Das Koordinierungszentrum Kinderschutz Hannover hat im März 2008 seine Arbeit aufgenommen. Gemeinschaftliche Träger des Projektes sind die Landeshauptstadt Hannover und die Region Hannover. Die genannten Projektträger bilden gemeinsam mit dem Hauptkooperationspartner, dem Kinderkrankenhaus auf der Bult, die Entscheidungsebene in einer Lenkungsgruppe. Für die Erarbeitung und Umsetzung von Maßnahmen sind zwei Projektkoordinatorinnen verantwortlich. Daneben soll ein Beirat, in dem u.a. auch die Polizeidirektion Hannover vertreten ist, die inhaltliche Arbeit des Koordinierungszentrums Kinderschutz unterstützen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 78 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Beiratsmitglieder können Anregungen zur Umsetzung von Maßnahmen geben und haben darüber hinaus die Aufgabe von Multiplikatoren, in dem sie für den Informationstransfer in die eigene Organisation sorgen. Der inhaltliche Schwerpunkt am Modellstandort Hannover liegt auf der Vernetzung des Gesundheitswesens (GW) und der Jugendhilfe (JH) für die Zielgruppe der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren (besonderer Fokus: 0 – 3 Jahre). In dem Zusammenhang sollen verbindliche Kooperationsstrukturen geschaffen sowie vorhandene Hilfsangebote vernetzt und weiterentwickelt werden. Das erste Jahr des bis zum August 2010 ausgelegten Modellprojektes diente der Lenkungsgruppe zum Erstellen einer Bestandsanalyse auf der Ebene des Gesundheitswesens (GW) und der Jugendhilfe (JH). Die Bestandanalyse führte zu folgendem Ergebnis für den Standort Hannover: • • • • • In den einzelnen Institutionen bestehen bereits gute Organisationsstrukturen zum Kinderschutz Definierte Prozessabläufe bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung sind vorhanden und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekannt Es besteht ein hohes Interesse, mit externen Institutionen / Professionen zu einer standardisierten Vorgehensweise zu kommen Klar definierte Verantwortlichkeiten sowie Verbindlichkeit werden als erforderlich angesehen Es besteht der Wunsch nach Qualifizierung im Kinderschutz Auf der Basis dieser ersten Ergebnisse wurde am 14. Januar 2009 der Beirat zum Koordinierungszentrum Kinderschutz Hannover einberufen. Diesem Beirat gehört neben diversen anderen Behörden, Einrichtungen, Institutionen und medizinischen Vertretern aus der Kinder- und Jugendmedizin, eine Vertreterin der Polizeidirektion Hannover an. Anlässlich der konstituierenden Beiratssitzung wurden seitens der Lenkungsgruppe folgende Handlungsempfehlungen als Fazit der Bestandsanalyse eingebracht: I. II. III. Interdisziplinäre Zusammenarbeit • Information über die jeweiligen Arbeitsgebiete • Festlegung der Ansprechpartner • Definition der Schnittstellen • Kompatibilitätsprüfung der internen Prozessabläufe Standardisierung der Prozessabläufe • Festlegung von Risikofaktoren / Indikatoren • Definition von Schwellenwerten • Festlegung von verbindlichen Reaktionsketten Produkt: schriftliche Kooperationsvereinbarung Qualifizierung • Modulares Qualifizierungsprogramm (Überblickswissen und vertiefende Themenbereiche) Das weitere Vorgehen, insbesondere die fachliche Arbeit in themenorientierten interdisziplinären Arbeitsgruppen, wurde verabredet. Der Beirat wendet sich im Rahmen zukünftiger Sitzungen der inhaltlichen Arbeit unter Hinzuziehung weiterer Experten zu. In den Standorten Stadt Braunschweig und Stadt Oldenburg ist das Projekt analog umgesetzt worden. Probleme sind dabei nicht bekannt geworden. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 79 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Fallbeispiele: • Die leibliche Mutter und ihr Lebensgefährte stehen im Verdacht, ihre 2 und 8 Jahre alten Kinder körperlich misshandelt zu haben. Seitens der Kinderklinik und der Familienrichterin ergehen die Feststellungen zur Kindeswohlgefährdung, so dass eine Unterbringung in einer Pflegefamilie unabdingbar ist. Bei der rechtsmedizinischen Geschädigtenuntersuchung zeigen die Kinder sichtbare, äußere Verletzungsmerkmale von stumpfer Gewalt ( Hämatome im Gesicht, Brustbereich, Unterkiefer, zum Teil schon verschorfte Schürf- / Kratzwunden, fehlender Zahn ). • Gegen die Eltern von 7 Kindern im Alter von 4 bis 19 Jahren wurde bereits im Jahr 2005 ein Strafverfahren wegen „Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht“ eingeleitet. Den Eltern wurde vorgeworfen, durch die gröbliche Verletzung ihrer Fürsorge- und Erziehungspflicht einen kriminellen Lebenswandel ihrer Kinder bewirkt zu haben. Staatliche Hilfen (Jugendamt pp.) zur Abwendung dieser Situation wurden nicht in Anspruch genommen bzw. abgelehnt. Mit Ausnahme des Jüngsten sind bereits sämtliche Kinder im erheblichen Maße strafrechtlich in Erscheinung getreten. Der älteste Sohn wird in der Datei „Erwachsene Intensivtäter“ geführt; die beiden jüngeren Schwestern waren „Minderjährige Intensivtäter“ (beide sind zwischenzeitlich volljährig) und ein 14-jähriger Bruder wurde 2007 als Intensivtäter in die Datei aufgenommen. Nach Einholung/Vorlage von Stellungnahmen des Jugendamtes zu der familiären Situation kam dieser Fall im Sommer 2007 zur Anklage. Dieses Verfahren wurde vorläufig gegen die Auflagen der Sicherstellung eines regelmäßigen Schulbesuches des 14-jährigen Sohnes und des Besuches eines Deutschkurses durch die Eltern eingestellt. Gegen beide Auflagen wurde von Seiten der Eltern verstoßen. Anfang März 2008 fand eine erneute Verhandlung beim Amtsgericht Hannover gegen die Eltern des Intensivtäters wegen Verletzung der Fürsorgepflicht statt. Seitens des Jugendamtes konnte sichergestellt werden, dass der Sohn regelmäßig eine Heimschule besucht, in der er auch untergebracht wurde. Vor diesem Hintergrund wurde das Verfahren wiederum vorläufig gegen die Auflage des Besuches eines Deutschkurses durch die Eltern eingestellt. Der erkennende Richter machte aber deutlich, dass bei einem erneutem Verstoß gegen die Auflage das Verfahren abermals eröffnet wird und in diesem Falle mit einer Bestrafung zu rechnen ist. Zwischenzeitlich ist der junge Intensivtäter aus dem Heim zurück und wohnt wieder bei seinen Eltern. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. • In der Wohnung kam es zu einem heftigen Streit zwischen Mutter und Tochter. Im Verlauf dieses Streits schlug die Mutter der 13-Jährigen mit einem Besenstiel auf den Kopf, schubste die Tochter zu Boden und hielt sie dort fest. Auf dem Boden liegend hat die Mutter der Tochter zweimal in den Arm gebissen und sie mit den Fäusten in den Rücken geschlagen. Anschließend verwies die Mutter ihre Tochter aus der Wohnung. Das Mädchen ging zunächst zu einer Freundin und wurde dann zur Polizei gebracht. Dort sagte die 13-Jährige aus, dass es in der Vergangenheit schon häufig zu Handgreiflichkeiten durch die Mutter gekommen sei und sie in ihrem Heimatland zwangsverheiratet werden soll. Das Mädchen wurde im Krankenhaus untersucht, wo sie stationär verblieb. Das Jugendamt wurde in Kenntnis gesetzt und strafrechtliche Ermittlungen gegen die Mutter eingeleitet. 6.4 Jugendschutz In der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) existiert ein Summenschlüssel für Jugendschutzbestimmungen, der in den letzten 10 Jahren landesweit zwischen 88 und 140 Straftaten auswies, wobei diese durch „Verbreitung von kinderpornografischen Erzeugnissen“ geprägt wurden. Da nur Straftaten (§ 27 II JuSchG) und keine Ordnungswidrigkeiten erfasst werden, hat dieser Summenschlüssel keinerlei Aussagekraft zum Jugendschutz, so dass auf eine weitere Darstellung verzichtet wird. Adressat beim Jugendschutz sind primär Erwachsene (Betreiber/Verantwortliche, Konzessionsinhaber) und nicht Minderjährige selbst. Das Jahr 2008 wurde durch die Konzeption „Intensivierung der Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung von Straftaten durch alkoholbeeinflusste minderjährige Personen“ geprägt und zusätzlich von der Diskussion um „Testkäufe“ dominiert. Es ist festzustellen, dass Alkoholkonsum offensichtlich öffentlich toleriert wird. Gesetze zum illegalen und übermäßigen Verzehr werden allein nicht ausreichen um diesem Phänomen beizukommen. Hinsichtlich des Alkoholkonsums müssen Eltern und Erwachsene Vorbild für Minderjährige sein. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass sie ihren Kindern Alkohol verbieten und Fehlverhalten kritisieren. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 80 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6.4.1 Zusammenarbeit mit anderen Behörden Die Zusammenarbeit mit anderen im Jugendschutz zuständigen Behörden (Jugend- / Ordnungsämter, Verwaltungsbehörden) wird allgemein als problemlos und gut bezeichnet. Nur sehr selten wird bemängelt, dass die Kommunen die ihnen originär zugewiesene Aufgabe des kontrollierenden Jugendschutzes und des Vollzuges der Vorschriften des Jugendschutzgesetzes nicht wahrnehmen.16 In vielen Landkreisen/Städten/Gemeinden existieren gemeinsame Arbeitsgruppen zwischen Jugendamt und Polizei, in denen Konzeptionen erarbeitet und fortgeschrieben werden. U.a. sind eigenständige Projekte entstanden, wie z.B. „Hart am Limit – das Projekt Halt“ in Osnabrück als Modellstandort und anderen Kommunen; „Alkohol-frei-willig-ohne“ in Rotenburg; „Keine Kurzen für die Kurzen“ in Cloppenburg/Vechta; „Alkoholfreie Zone – Bona Vita“ in Lüneburg; „STOP-Stark ohne Promille“ in Goslar oder „Streetlife“ in Wolfsburg. Fallbeispiele: • In der PI Gifhorn konnte auf Initiative der Polizei zusammen mit den Jugendbehörden erreicht werden, dass beim alljährlichen „Steinhorster Bierathlon“ das Mindestalter der Teilnehmer auf 18 Jahre heraufgesetzt wurde. • In der PI Cloppenburg/Vechta wurde eine „Richtlinie“ zwischen Polizei, Ordnungsamt und Gastwirten beschlossen, nach der unter 16-Jährige grundsätzlich keinen Zutritt haben und ausschließlich Bundespersonalausweise (BPA) und keine Schülerausweise akzeptiert werden. • Bei dem Projekt „U 18 - Tanzrauschparty ganz ohne Alkohol und Nikotin“ in Delmenhorst/Oldenburg-Land mit einer Resonanz von über 1.000 Teilnehmern wird Jugendlichen gezeigt, dass Feiern auch ohne Alkohol möglich ist. 6.4.2 Jugendschutzkontrollen Die PI Goslar unterscheidet mittlerweile in präventive und repressive Kontrollen, wobei alle involvierten Fachbereiche (Jugendschutz, Jugendhilfe, Ordnungsamt, Polizei) vertreten sind. Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass das größtmögliche Fachwissen vor Ort ist und sofort gehandelt werden kann. Die PI Diepholz hat auf den Schwerpunkt „Alkoholmissbrauch durch Minderjährige“ mit einer eigenen Konzeption reagiert und u.a. eine Jugendkontrollgruppe eingerichtet, die mehrere Kontrollen auf Volksfesten und in Discotheken durchgeführt und dabei Ordnungswidrigkeiten festgestellt hat. Die Kontrollen haben in der Öffentlichkeit eine positive Resonanz erbracht. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft werden Strafverfahren wegen Körperverletzung eingeleitet, wenn eine strafmündige Person Alkohol an einen Minderjährigen abgegeben hat, der durch den Konsum eine Alkoholkonzentration von über einem Promille und Ausfallerscheinungen zeigt. Bei einer Alkoholvergiftung, die ärztlich behandelt werden muss, werden in jedem Fall die Ermittlungen wegen Verdachts der Körperverletzung aufgenommen. In Diepholz wurde bislang sechs Strafverfahren eingeleitet. Bei den ab Ende des Jahres 2008 von der Verwaltung und Polizei gemeinsam durchgeführten Testkäufen von Alkohol durch Minderjährige wurden Beanstandungsraten von bis zu 70% festgestellt. Allerdings konnten, z.B. im Raum Hannover mit 158 Verkaufsstellen, auch nur 7% der insgesamt 2.000 Verkaufsstellen in Stadt und Region Hannover kontrolliert werden. Im Laufe der Diskussion, auch um das Verbot von „Flatrate- und ähnlichen All-InclusiveParties“, wurden verstärkt Kontrollen der Discotheken hinsichtlich Eintrittsbeschränkungen durchgeführt. Die Kontrollergebnisse bei den Discotheken sprechen überwiegend für ein 16 LKA NI, Richtlinie: „Jugendschutz – Zuständigkeiten der Polizei und Jugendämter“, Hannover 2004 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 81 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 verantwortungsbewusstes Verhalten der beruflichen Konzessionsinhaber. Erziehungsbeauftragungen müssen beispielsweise von den Eltern vor Ort und in Anwesenheit des Begleiters unterschrieben werden, dazu wird der BPA des Minderjährigen am Eingang hinterlegt. Minderjährige werden dazu mit farbigen Bändern oder Stempeln gekennzeichnet, um dem Thekenpersonal die Abgabe zu erleichtern. Hierbei bleibt jedoch das Problem, dass Minderjährige von volljährigen Gästen nicht erlaubte Getränke erhalten. Probleme bereiten teilweise nichtprofessionelle Veranstalter bei Stadtteil-, Schützenfesten oder Zeltfeten. Ihnen werden zwar Hinweise zur Einhaltung des Jugendschutzes bei der Gestattung der Feste übersandt, diese werden aber nicht immer in der erforderlichen Form umgesetzt. Fallbeispiel: • Die PI Rotenburg berichtet von einem „Schützenfest, bei dem die Verantwortlichen mit der Einhaltung des JuSchG überfordert waren. „Zettel zur Erziehungsbeauftragung lagen einfach so herum!“ Anzeigen nach dem Jugendschutzgesetz wurden nicht nur nach Kontrollen, sondern in vielen Fällen aus der allgemeinen Sachbearbeitung (z.B. nach Vernehmungen in anderer Sache) gefertigt. Bei durchgeführten Kontrollen wurden Jugendliche oftmals mit mitgebrachten Getränken angetroffen. Die meisten entgingen durch freiwilliges Wegschütten einem Platzverweis. Festgestellte Trends und Fallbeispiele: • In Hannover stellte man einen (zumindest subjektiven) Trend zu härteren Getränken und eine deutliche Zunahme mitgebrachter Getränke zu öffentlichen Veranstaltungen fest. • In Northeim wurden deutlich alkoholisierte Sorgeberechtigte festgestellt. Erziehungsbeauftragte waren in vier Fällen mit Werten von über 1,62%o AAK stark angetrunken. In sechs Fällen konnten Eltern ihre Jugendlichen nicht abholen, weil sie selbst unter Alkoholeinfluss standen. • In Stade wird Minderjährigen in einigen Discos grundsätzlich der Eintritt verwehrt. Weitere Fallbeispiele siehe Ziffer 6.5 des Berichtes. 6.4.3 Jugendmedienschutz Zu den Gefährdungen für Minderjährige zählen die nicht altersentsprechenden, jugendgefährdenen oder verbotenen Darstellungen in den Bereichen Gewaltverbrechen, Rechts- oder Linksextremismus und (Kinder-) Pornografie. Dazu kommen noch Gefahren, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sein können, wenn Erwachsene das Internet beispielsweise zur Kontaktaufnahme mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs nutzen. Die Möglichkeiten der „Neuen Medien“ (Handy, Internet, Web 2.0, Online-PC-Spiele, Communities, Chat-Rooms, Foren) scheinen unbegrenzt, die Vorteile überwiegen und keiner möchte auf sie verzichten. Festzustellen ist ein fehlendes Risiko- und Unrechtsbewusstsein bei den Nutzern. Was technisch machbar ist, ist scheinbar vertretbar. Diverse Beispiele zeigen Gefahren auf Opfer oder Täter zu werden und deuten auf ein gänzlich verändertes Reaktions- und Kommunikationsverhalten junger Leute hin, bei dem die scheinbare Anonymität (Verwendung von „Nicknamen“) oder bewusst gefälschten Identitäten („Fake“) eine große Rolle zu spielen scheint. Fallbeispiele: • In Langenhagen wird ein Foto mit mehreren Schülern (mit Schlagstock, Messer und Schlagring bewaffnet) in eine Community gestellt. Im Schneeballsystem wurden hierzu 2.000 Aufrufe mit 400 erniedrigenden, beleidigenden und religionsverachtenden Kommentaren von Mitschülern verzeichnet. Im weiteren Verlauf kam es Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 82 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 zu tatsächlichen Körperverletzungen mit mehreren Beteiligten in der Schule, die umfangreiche Ermittlungen der Polizei nach sich zogen. • In Cloppenburg fertigt ein 13-jähriges Mädchen von sich Fotos in Unterwäsche und sendet diese an eine angebliche „Modelagentur“. Der Täter hatte auf diese Weise weit über 1.000 Fotos von weiblichen Kindern auf seinem PC gespeichert. Anmerkung: Auch wenn hierbei noch nicht ein Missbrauchstatbestand aus dem StGB gegeben sein sollte, könnte dennoch ein Verstoß nach § 4 Jugendmedienschutzstaatsvertrag (JMStV) vorliegen, wenn die Fotos im Internet „angeboten“ werden. • Ein 11-jähriger Junge macht in einem Chat-Room Bekanntschaft mit einem 25-jährigen Mann, der ihn schließlich ohne Wissen der Eltern insgesamt fünfmal heimlich besucht. Der pädophile Täter hat im Laufe der Chat-Beziehung dem 11-jährigen Jungen beim Chatten erklärt, welche Einstellungen er am PC verändern muss, so dass Geschwister und Eltern keine Rückschlüsse ziehen und Nachforschungen anstellen können! Die Wohnorte liegen 200 km auseinander. • In mehreren Fällen wurden heimliche Bild- und Tonaufnahmen von Personen illegal aus geschützten Räumen aufgenommen und anschließend ins Internet eingestellt oder über Handy verbreitet. Die Verschiebung der Kriminalität in die digitale Medienlandschaft macht auch vor dem Jugendschutz nicht halt. Fallbeispiel: • In Harburg hat ein Verkäufer über eine Verkaufsplattform Alkohol (Branntwein) an Minderjährige veräußert. Im Berichtsjahr wurde die ressortübergreifende Zusammenarbeit (präventiv und repressiv) mit den zuständigen Behörden und Einrichtungen aus dem Medienschutzbereich (Niedersächsische Landesmedienanstalt, Jugendschutz.net, Klicksafe, Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) vorangetrieben. Konzepte, Kampagnen oder Tagungen, z.B. den Safer Internet Day von Klicksafe oder die kostenlose Vortragsmodule der NLM für Schulen, hat das LKA den polizeilichen Präventionsteams in Niedersachsen empfohlen. Das LKA ist beim „Runden Tisch Medienkompetenz“ vertreten, der bei der Staatskanzlei angegliedert ist und per Landtagsentschließung gebildet wurde. Um die Gefährdungen für Minderjährige zu minimieren kann es nicht allein das Ziel sein, die Gefahren des Internets gegenüber Kindern und Jugendlichen ausschließen zu wollen, indem man lediglich auf Maßnahmen des Vorenthaltens von bestimmten Internetangeboten (z.B. durch den Einsatz von Filtersoftware) zurückgreift. Vielmehr müssen Kinder und Jugendliche auf die möglichen Gefahren vorbereitet, ihre Fragen beantwortet und zu einem sicherheitsbewussten Verhalten in der virtuellen Welt hingeführt werden. Die Steigerung ihrer Medienkompetenz ist dabei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen, die folglich die Einbindung aller Verantwortlichen zwingend erfordert.17 Die Polizei ist in das bundesweite Konzept „Bekämpfung der Kriminalität im Internet – Gefahren des Internets für Kinder und Jugendliche“ eingebunden, woraus die Kampagne „Kinder sicher im Netz“ entstanden ist. Im Berichtsjahr wurde vermehrt der Wunsch vernommen, für die Nutzer der neuen Medien einen Führerschein (Cyber-Licence) einzuführen. Der § 1 der StVO – Grundregel - könnte als Beispiel für eine Verkehrs-Ordnung im Internet herangezogen werden: „Die Teilnahme am (Straßen-) Internetverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Jeder (Verkehrs-) Internetteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“ 17 Konzeption „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren des Internets“ ProPK Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 83 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6.5 Alkoholeinfluss Mit einer Gesamtzahl von 3.712 tatverdächtigen Minderjährigen unter Alkoholeinfluss im Jahr 2008 liegt der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtzahl der alkoholisierten Straftäter (33.853 TV unter Alkohol) bei rund 11%. Im Jahr 2007 lag dieser Anteil noch bei 12,1%. Noch im Jahr 2007 waren 4.551 minderjährige Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss verzeichnet worden, was gegenüber 2006 einen Anstieg um 1.732 Tatverdächtige (61,73%) bedeutete. Eine Fortschreibung dieser Auswertung ist für 2008 nicht mehr möglich, da die Umstellung der Zählweise auf den SsTB-Standard keine vergleichbaren Daten zu den Tatverdächtigen liefert. Der 10-Jahresvergleich der einzelnen Delikte ist als Anlage 7 zwar beigefügt, ist jedoch nur eingeschränkt nutzbar. Um das Phänomen des Alkoholeinflusses bei Minderjährigen beschreiben zu können, wird bei der Darstellung der minderjährigen Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss von dem bisherigen Prinzip der TV-Zahlen abgewichen und die folgenden Ausführungen stützen sich auf die Anzahl der aufgeklärten Fälle. Hier lässt sich für die Altersgruppen der Minderjährigen ein verlässlicher 10-Jahresvergleich erstellen. Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle abgebildet: Tabelle 54:Aufgeklärte Fälle unter Alkoholeinfluss 1999 Gesamt Kinder Jugendliche (14 bis 16 Jahre) Jugendliche (16 bis 18 Jahre) Minderjährige Heranwachsende 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung z. 2008 Vorjahr in % Veränderung z. Vorjahr in % 25.492 26.948 26.460 29.728 31.346 31.232 35.151 32.799 45.828 39,72 50.501 10,20 62 55 20 47 55 36 61 34 93 173,53 112 20,43 411 563 684 576 691 624 654 531 1047 97,18 1.086 3,72 1986 2121 2093 2307 2272 2482 3155 2407 3951 64,15 4232 7,11 2.459 2.739 2.797 2.930 3.018 3.142 3.870 2.972 5.091 71 5.430 6,66 3.520 3.883 3.817 4.479 4.669 4.570 5.457 5.049 7.934 57,14 8995 13,37 Die Betrachtung der Fallzahlen bestätigt zum einen den enormen Anstieg der alkoholbeeinflussten Straftaten junger Menschen von 2006 auf 2007, zum anderen bestätigt sich die Vermutung eines weiteren, wenn auch deutlich schwächeren Anstiegs von 2007 auf 2008. Hier ist für die Gruppe der Minderjährigen ein Anstieg von 6,66% zu verzeichnen, deutlich größer ist der Anstieg bei den Heranwachsenden. Diese Hellfeldbefunde einer zunehmenden Bedeutung von Alkoholisierung junger Menschen stehen im Einklang mit in den letzten Jahren publizierten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten. So kommt eine Studie im Auftrag der WHO für das Jahr 2008 zu dem Ergebnis, dass die Rate des Konsums von Alkohol bei Minderjährigen um 22% im Vergleich zu den zwei vorangegangenen Jahren zugenommen hat.18 Auch die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchgeführte Studie der Jahre 2004 - 2007 prognostiziert einen weiteren Anstieg des Konsums von Alkohol bei Minderjährigen19. Es wurde festgestellt, dass nach einem Rückgang 2005 im Jahr 2007 vermehrt 12 bis 17-jährige junge Menschen regelmäßig Alkohol trinken (2007: 22% wenigstens einmal 18 Richter, Matthias; Hurrelmann, Klaus et al.; Gesundheit, Ungleichheit und jungendliche Lebenswelten, 2008. Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 19 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Alkoholkonsum der Jugendlichen in Deutschland 2004 – 2007. Ergebnisse der Repräsentativbefragungen, Köln 2007. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 84 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 pro Woche) und diejenigen, die Alkohol trinken, vermehrt zu exzessivem Trinken neigen (2007: 26% einmal im Monat mehr als 5 Gläser an einem Tag). Die Spuren dieses Konsumverhaltens lassen sich in der PKS deutlich erkennen. Die Dienststellen berichten, dass Alkohol aus der Lebenswelt junger Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Alkohol wird in der Gesellschaft toleriert, bagatellisiert, verharmlost, unterschätzt und von den Jugendlichen und Heranwachsenden oft exzessiv konsumiert. Das sogenannten „Vorglühen“ vor Veranstaltungen ist üblich. Der Alkohol dazu wird der elterlichen Bar entnommen oder käuflich erworben. Das führt dann häufig dazu, dass Minderjährige „volltrunken“ aufgegriffen werden oder Feiern ausarten und nicht mehr kontrollierbar sind. So hat es auch 2008 zahlreiche polizeiliche Einsätze gab. In Hildesheim lief ein 11-jähriges Mädchen sturzbetrunken einem Busfahrer vor das Fahrzeug. Der Fahrer konnte gerade noch rechtzeitig bremsen und die Polizei verständigen. Es wurden 2,26 Promille nachgewiesen. In Aurich wurde eine 15-Jährige nach einer Maibaumfeier mit 3,9 Promille von Passanten auf dem Boden liegend aufgefunden. Eine 14-jährige Schülerin wurde in Cuxhaven mit dem Verdacht einer Alkoholvergiftung in eine Klinik eingeliefert. Das Mädchen war zuvor nach dem Genuss von Wodka auf dem Schulhof zusammengebrochen. Es ist weiter davon auszugehen, dass gerade bei Minderjährigen die unter Alkoholeinfluss stehen, die Steuerungsfähigkeit und Hemmschwelle stark herabgesetzt ist und dadurch die Gewaltbereitschaft wesentlich gefördert wird. Bestätigt wird dies durch die Ausführungen der PI Osnabrück, die festgestellt hat, dass im polizeilichen Alltag die Zahl der Einsätze und Lagen, bei denen es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Polizeivollzugsbeamten und alkoholisierten Minderjährigen kommt, zunehmen. Gleichzeitig steigert sich auch die „Qualität“ der Konfrontationen und die Bereitschaft, körperliche Gewalt einzusetzen bzw. verbal ausfallend und beleidigend zu werden. Dies zieht in vielen Fällen Strafverfahren wegen Widerstand, Körperverletzung, Beleidigung, Sachbeschädigung pp. und einen, verglichen zum ursprünglichen Anlass, unverhältnismäßig hohem Aufwand nach sich: ärztliche Untersuchungen und/oder Blutentnahmen; das Sichern von Spuren und Beweismitteln; das Fertigen von Protokollen, Berichten und Stellungnahmen sowie das Zuführen zu Sorgeberechtigten, Inobhutnahmestellen usw.. So berichten Einzeldienstbeamte von Ereignissen, bei denen sie, obwohl in Überzahl, größte Probleme und Schwierigkeiten mit völlig außer Rand und Band geratenen Jugendlichen hatten. Diese waren aufs äußerste erregt und infolge ihres Alkohol- und/oder Drogenkonsums und „Adrenalinschubs“ quasi schmerzunempfindlich, entwickelten unglaubliche Kräfte und Ausdauer bei der Abwehr polizeilicher Maßnahmen und konnten nur schwer gebändigt und vor sich selbst geschützt werden konnten. Gleiche Erfahrungen wurden auch von Ermittlungsbeamten gemacht. Dies zeigt auf, dass das Phänomen „Alkoholmissbrauch“ weiter im Blickpunkt stehen muss und auch die Polizei in ihren Bemühungen nicht nachlassen darf. Neben weiteren polizeilichen Maßnahmen (siehe Ziffer 7.3) versucht das Konzept „Intensivierung der Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung von Straftaten alkoholbeeinflusster Minderjähriger“ Einfluss auf den Phänomenbereich zu nehmen (siehe Ziffer 6.4). Die PD Braunschweig hat ein Symposium zum Thema „Saufen ist zum Trend geworden – zusehen oder handeln“ durchgeführt. 120 Teilnehmer aus Polizei, Einrichtungen der Jugendhilfe, Schulen und Justiz kamen zusammen, um Informationen und Wissen auszutauschen. Landesweit wurde das Bundesprojekt „HaLt - Hart am LimiT“ gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen in einigen Kommunen eingeführt (http://www.halt-projekt.de). Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 85 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Fallbeispiele: • Im vergangenen Jahr fiel eine 17jährige Jugendliche durch besonders renitentes Verhalten auf. Nach übermäßigem Alkoholkonsum lag sie in offensichtlich hilflosem Zustand auf der Straße. Als die herbeigerufene Streife eintraf und sie nach Hause bringen wollte, widersetzte sie sich, versuchte die eingesetzten Polizeibeamten zu treten und beleidigte diese zu allem Überfluss auch noch aufs Übelste. Festgestellter Blutalkoholwert um 20.45 Uhr: 1,62 Promille. • Ein Jugendlicher (16 Jahre) warb per Internet in SchülerVZ für die Teilnahme an einer Trinkparty. Bei der Kontrolle wurden dann tatsächlich 30 - 40 Leute vor Ort angetroffen, die sofort flüchteten, als sich die eingesetzten Beamten näherten. Weitere 13 Jugendliche wurden überprüft, bei denen insgesamt 3 Alkoholtests durchgeführt werden mussten. Der höchste Wert lag bei 1,02 Promille. • Im Rahmen einer polizeilichen Kontrolle wurde u. a. ein stark alkoholisierter 15-Jähriger angetroffen. Er gab an, einen Viertel Liter Wodka getrunken zu haben und führte ein Butterflymesser mit sich. Neben der Strafanzeige nach dem Waffengesetz wurde auch eine Ordnungswidrigkeitenanzeige gegen den Verkäufer eines Lebensmittelmarktes gefertigt, der den Wodka an den Jugendlichen verkauft hatte. Der Vater holte seinen Sohn von der Wache ab; das Jugendamt wurde benachrichtigt. • In Hannover gerieten im Oktober 2008 in den frühen Morgenstunden zwei Jugendgruppen aneinander. Insgesamt 15 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren festgestellt, die mit Flaschen und Holzlatten aufeinander losgegangen waren. Vier Personen wurden verletzt. Alle Beteiligten waren alkoholisiert. • Drei Jugendliche (16/17 Jahre) und ein Heranwachsender (18 Jahre) zogen den Nachtstunden Wodka trinkend durch die Gegend. Dabei kam es zu vier Sachbeschädigungen mit einem Gesamtschaden von fast 2.000.-Euro. Durch die jungen Täter wurde ein Hausgeländer verbogen, die Scheibe einer Hauseingangstür eingetreten, ein Motorroller umgeworfen und gegen einen PKW getreten. Ein Atemalkoholtest ergab Werte zwischen 1,24 und 3,00 Promille. • Bei einem Osterfeuer kam es zu größeren Schlägereien zwischen Jugendlichen und Heranwachsenden. Den eingesetzten Beamten standen 100 sehr aggressive Personen gegenüber, die aufgrund ihres Alkoholgenusses auf eine Ansprache nicht reagierten. Die Veranstaltung wurde aufgelöst. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 86 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 6.6 Vermisste Minderjährige Gemäß PDV 389 gelten Minderjährige als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthalt unbekannt ist. Sie gelten selbst dann als vermisst, wenn sie Opfer einer Kindesentziehung geworden sind und ihr Aufenthalt im Ausland bekannt ist. Grundsätzlich muss bei abgängigen Minderjährigen von einer Gefahr für Leib oder Leben ausgegangen werden und zwar solange, bis die polizeilichen Ermittlungen andere Ansätze ergeben. Die dargestellten Zahlen basieren auf den Erhebungen der Polizeiinspektionen für ihre Dienstbereiche. Aufgrund der dort erfolgten unterschiedlichen Erfassung (u. a. manuelle Erfassung, Dateiauswertung) bzw. Erfassungskriterien, der unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten, stellen die nachfolgenden Angaben nur Anhaltswerte dar. Tabelle 55: Vermisste in Niedersachsen 2008 VP insgesamt PD Hannover - Stadt m w Kinder m Jugendliche w m Mehrfach abgängig w 454 159 295 68 36 32 386 123 263 224 PI Aurich/Wittmund 318 187 131 42 25 17 276 162 114 143 PI Braunschweig 107 52 55 9 7 2 98 45 53 9 PI Burgdorf 171 0 0 37 PI Celle 153 42 111 17 7 10 136 35 101 102 PI Cloppenburg/Vechta 259 108 151 66 37 29 193 71 122 40 PI Cuxhaven/Wesermarsch 185 103 82 65 42 23 120 61 59 27 PI Delmenhorst/OL-Land 185 99 86 20 10 10 165 89 76 34 99 20 134 PI Diepholz 191 75 116 31 23 8 160 52 108 PI Emsland/Grafsch.Benth. 324 175 149 77 49 28 247 126 121 PI Garbsen 457 129 328 121 50 71 336 79 257 PI Gifhorn 267 89 178 31 19 12 236 70 166 PI Goslar 93 54 39 8 6 2 85 48 37 30 PI Göttingen 66 30 36 11 6 5 55 24 31 16 PI Hameln/Holzminden 46 5 41 8 2 6 38 3 35 PI Harburg 115 52 63 15 8 7 100 44 56 31 PI Hildesheim 285 97 188 26 6 20 259 91 168 141 PI Leer/Emden 135 54 81 34 20 14 101 34 67 75 PI Lüneburg/DGB/UE 199 76 123 37 17 20 162 59 103 67 PI Nienburg/Stadthagen 139 53 86 36 19 17 103 34 69 49 57 15 42 20 7 13 37 8 29 12 PI Oldenburg/Ammerland 277 111 166 34 21 13 243 90 153 89 PI Osnabrück-Stadt/OS-L 534 224 310 119 50 69 415 174 241 47 PI Rotenburg/Wümme 254 137 116 36 25 11 217 112 105 169 PI Salzgitter/PE/WF 79 17 62 18 6 12 61 11 50 13 PI Soltau-Fallingbostel 98 45 53 24 14 10 74 31 43 16 PI Stade 375 131 244 59 11 48 316 120 196 57 PI Verden/Osterholz 111 35 76 17 7 10 94 28 66 35 PI Wilhelmshaven/FRI 178 97 81 67 44 23 111 53 58 62 PI Northeim/Osterode PI Wolfsburg/Helmstedt Niedersachsen Gesamt 20 78 26 52 7 3 4 71 23 48 20 6.189 2.477 3.541 1.160 577 546 5.029 1.900 2.995 1.607 Eine Aufschlüsselung nach Geschlechtern war nicht möglich Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 87 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Bei der Betrachtung der Zahlen muss auch bedacht werden, dass nicht jede Abgängigkeit Minderjähriger der Polizei mitgeteilt wird, im Gegenzug hierunter aber auch die nur kurzfristig abwesenden Minderjährigen, insbesondere Heiminsassen, fallen. Die Gesamtzahlen der vermissten Minderjährigen werden stark geprägt durch das Meldeverhalten von Heimen und sonstigen Einrichtungen und sind daher stets großen Schwankungen unterworfen. Die Bearbeitung von Vermisstensachen Minderjähriger ist in den „Leitlinien für die polizeiliche Bearbeitung von Jugendsachen“ geregelt. Die Gesamtentwicklung in den Dienststellen ist sehr unterschiedlich und auch abhängig von der Anzahl der Heime/ Einrichtungen, die in dem Bereich angesiedelt sind. Mindestens 2.757 Minderjährige waren aus Heimen oder sonstigen Einrichtungen abgängig. In 1.200 Fällen verschwanden die Minderjährigen aus dem Elternhaus. In vielen Fällen handelte es sich um kurzfristige (teilweise mehrfache) Abwesenheiten der Minderjährigen bzw. Überschreitungen der Ausgangsfristen. Überwiegend kehrten die Vermissten freiwillig zurück oder wurden nach Fahndungsausschreibungen der Polizei im örtlichen Bereich bzw. im Bundesgebiet aufgegriffen und zurückgeführt. Erneut stellen die vermissten Jugendlichen mit fast 80 % den Hauptanteil an den minderjährigen Vermissten in Niedersachsen dar. 57 % aller Vermissten sind weiblichen Geschlechts. Dies ist sicherlich auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass das Anzeigeverhalten bei vermissten weiblichen Minderjährigen höher ist als bei den Jungen, bedingt durch die Angst der Erziehungsberechtigten, dass das Mädchen Opfer einer Straftat werden könnte. Die Beweggründe für das Weglaufen können vielschichtig sein und sind oft entwicklungsbedingt. Der Polizei gegenüber werden die Gründe nicht immer angegeben, auch wenn diese sich bemüht, die Motive zu erfragen, um ggf. Hilfestellung geben zu können. Auch Eltern und Erziehern gegenüber werden die Motive meist nicht offenbart. In Fällen, in denen der Polizei die Motive bekannt geworden sind, wurden am häufigsten familiäre Probleme und Abenteuerlust angegeben. Fallbeispiele: • In Braunschweig waren 3 männliche Jugendliche 20 bzw. 10 und 9 mal abgängig; ein Mädchen insgesamt 14 mal. Auch in Verden hat sich eine Jugendliche 14 mal unerlaubt aus der Jugendeinrichtung entfernt. In Osnabrück war eine 14-Jährige 35 mal abgängig, verbunden mit zahlenreichen eingeleiteten Strafverfahren. Eine 15-Jährige wurde dort insgesamt 30 mal zur polizeilichen Fahndung ausgeschrieben. • Eine 15-jährige Realschülerin meldete sich aus einem Musikverein ab und beendete Freundschaften. Nachdem sie zweimal durch ihre Mutter kurzfristig als vermisst gemeldet wurde, entwich sie Ende 2007 aus einer Einrichtung mit unbekanntem Ziel. In den folgenden Monaten gab es keine Lebenssignale; die Jugendliche war ohne BPA, Versichertenkarte, Bargeld und persönlichen Gegenständen unterwegs. Erst bei ihrer Inobhutnahme im August 2008 in Berlin wurden die familiären Verhältnisse und persönlichen Probleme deutlich. Die verantwortliche Fachbehörde begann ihre Arbeit mit dem Ziel, den Schulabschluss nachzuholen und ein Ausbildungsziel zu definieren. Die mittlerweile 16-Jährige öffnet sich Erfolg versprechend dieser Hilfestellung. • Anfang Dezember 2008 hatte eine 17-Jährige ihren Lebensbereich im LK Osterholz verlassen. Schriftliche Unterlagen und ihren Computer hatte sie mitgenommen, um zu verhindern, dass Eltern und Polizei ihren Aufenthalt ermitteln konnten. Im Rahmen der durchgeführten umfangreichen Ermittlungen ergab sich der Verdacht einer Straftat (Entziehung Minderjähriger) gegen einen 42-jährigen Mann. Das Mädchen wurde bei dem Mann tatsächlich aufgefunden. Der Tatvorwurf gegen ihn wurde noch erweitert (Straftaten gg. die sexuelle Selbstbestimmung). Das Mädchen befindet sich wieder im Elternhaus. • Eine Gruppe von 6 bis 7 Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren hielt die Polizei in Atem. Diese waren fast alle in Heimen untergebracht und innerhalb einer Woche im November 2008 mehrfach abgängig. Dies gestaltete sich derart, dass die Polizeibeamten sie aufgriffen und im Heim ablieferten, diese kurze Zeit später wieder wegliefen. Während ihres Herumtreibens begingen sie diverse Straftaten wie Ladendiebstähle, „Schwarz- Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 88 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 fahrten“ mit der Bahn und Fahrraddiebstähle. In einem anderen Fall stahlen sie einer Frau eine Handtasche, in der sie Fahrzeugschlüssel und Fahrzeugpapiere vorfanden. Schnurstracks begaben sie sich zu deren Auto, mit dem sie dann eine Spritztour machten, bei der das Fahrzeug beschädigt wurde. Gründe für ihre Abgängigkeit waren Abenteuerlust, aber auch Streitigkeiten in den Heimen, weil sie sich nicht an die Regeln halten wollten. 6.7 Suizide und Suizidversuche Minderjähriger Suizide und Suizidversuche werden bei Bekanntwerden zwar von der Polizei bearbeitet, finden jedoch keinen Eingang in die Polizeiliche Kriminalstatistik. Suizide werden der Polizei als nicht natürliche Todesfälle gemeldet. Auszugehen ist von einem größeren Dunkelfeld, da es keine gesetzliche Meldepflicht für Suizidversuche gegenüber der Polizei gibt und viele Gründe dafür denkbar sind, dass insbesondere bei Suizidversuchen minderjähriger Personen die Polizei von den Sorgeberechtigten nicht informiert wird. Die folgenden Zahlen basieren auf den Erhebungen der Polizeidienststellen, wobei keine einheitlichen Kriterien zur Informationsgewinnung zu Grunde liegen. Tabelle 56: Suizide und Suizidversuche Minderjähriger 2002 - 2008 2002 Suizide männlich weiblich Suizidversuch männlich weiblich 9 6 3 64 24 40 2003 4 1 3 89 28 61 2004 9 7 2 64 20 44 2005 14 10 2 41 15 26 2006 9 7 2 56 22 34 2007 11 5 6 63 17 43 2008 7 2 5 34 16 18 Unter den 7 verstorbenen Minderjährigen befanden sich zwei Kinder (weiblich), zwei männliche Jugendliche und drei weibliche Jugendliche. Alle Suizide wurden durch Erhängen begangen. Von den 34 polizeibekannten Suizidversuchen wurden vier von Kindern (1 männlich / 3 weiblich) und 30 von Jugendlichen, je 15 m/w durchgeführt. Auffallend ist, dass häufig durch Tabletteneinnahme oder Beibringen von Schnittverletzungen versucht wurde, sich das Leben zu nehmen. Über die Hintergründe des Verhaltens liegen der Polizei nur in wenigen Fällen Informationen vor. Nach wie vor sind es Probleme im Elternhaus, in der Schule oder Liebeskummer, die als Ursachen für die Suizide und Suizidversuche genannt worden sind. Auch zu den Begehungsarten lassen sich keine generellen Aussagen treffen. Fallbeispiele: • In ihrem Kinderzimmer erhängte sich ein 13-jähriges Mädchen aufgrund der Trennung von ihrem Freund. Sie konnte noch reanimiert werden, verstarb aber später im Krankenhaus. • Im ausgebauten Dachgeschoss des Elternhauses strangulierte sich ein 17-Jähriger. Ein konkretes Motiv konnte nicht ermittelt werden. • Ein 13-jähriges Mädchen schluckte aus Liebeskummer Herztabletten und wurde unter zunächst bestehender Lebensgefahr in ein Krankenhaus eingeliefert. • Nach Beziehungsstreitigkeiten fügte sich ein 17-Jähriger mit einem Küchenmesser Schnittverletzuzungen im Unterarmbereich zu. Er wurde ins Krankenhaus eingewiesen und verblieb dort 3 Tage. • Ein 16-jähriges Mädchen suizidierte sich durch Erhängen im Heizungsraum (Keller) des Elternhauses. Fremdverschulden konnte durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung des Leichnams zweifelsfrei ausgeschlossen werden. Ein eindeutiges Motiv für die Handlung fand sich durch die Ermittlungen nicht. Bekannt wurde lediglich, dass das Mädchen am Nachmittag des 8.12.2008 einen Streit mit seinem jüngeren Bruder gehabt hatte, bei dem es um die Nutzung eines Handys gegangen sein soll. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 89 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • Eine 15-jährige Schülerin zeigt sich im CHAT sehr depressiv und im allgemeinen Lebensbereich fällt das Mädchen durch ihre auffällige Kleidung und Sprache auf. Die aufmerksame Klassenlehrerin deutet das Verhalten und die Andeutungen von Mitschülern mittlerweile als Suizidversuch und erlassgemäß wird die Polizei verständigt. Die Ermittlungen im näheren Umfeld von Familie und Freunden ergeben den Hinweis auf die 21 typische „EMO-Jüngerin“ . In vielen Gesprächen mit den Eltern, Geschwistern, Lehrern und dem gefährdeten Mädchen kommt es nach Wochen zu einem erfreulichem Ergebnis: Die schwarze Kleidung wird vernichtet, die Frisur wieder freundlich und aktuell und die schulischen Leistungen sind besser geworden. Im Landkreis Northeim nahm man das Thema Suizid bei Kindern und Jugendlichen sehr ernst und gründete Anfang 2008 einen „Runden Tisch Suizidprävention“. Im Verbund mit dem Verein für Suizidprävention Hildesheim wurde das Thema in Schulen aufgearbeitet. Ergänzend wurde die Ausstellung des Hildesheimer Vereins mit dem Titel „Zuhören ist cool. Wegsehen ist tödlich“ gezeigt und begleitet. Näheres siehe unter http://www.suizidpraevention-hildesheim.de. 6.8 6.8.1 Schulabsentismus Schulschwänzerprojekt: Pilotprojekt zur Vermeidung von unentschuldigter Abwesenheit vom Unterricht (ProgeSs) Das unter Federführung des Nds. Kultusministeriums von 2002 bis 2004 durchgeführte Pilotprojekt wurde nach wie vor nicht landesweit umgesetzt. Die Ergebnisse der Evaluation sind unter www.kriminalpraevention.niedersachsen.de abrufbar. 6.8.2 Erkenntnisse aus den Dienststellen Festzustellen ist, dass sich in zahlreichen Städten und Landkreisen Arbeitsgruppen mit der Thematik beschäftigten, wobei die Polizei nicht zwangsläufig in die Arbeit eingebunden ist. Einige der seit Jahren existierenden Projekte wurden auch 2008 fortgeführt. Beispielhafte Projekte: „Lust auf Schule“; Stade „Schulschwänzer-Hotline“; Celle „Runder Tisch Jugendhilfe und Schule“; Cuxhaven/Wesermarsch (2008 wurde ein Interventionsleitfaden erstellt) „AK Schulverweigerung“, Braunschweig (2008 wurde ein Reader Schulverweigerung und Schulschwänzen erstellt) „Auszeit“, „Prompt“, „Perspektivkurs für schulschwänzende Jugendliche“, Osnabrück Teilprojekt „Schulschwänzer“, PD Hannover Festzustellen ist, dass die Thematik „Schulschwänzen“ inzwischen in das Alltagsgeschäft der Polizei eingeflossen ist. Die PD Hannover, PI Hameln und PI Stade führen z.B. regelmäßig Schulschwänzerkontrollen durch, während andere Dienststellen lediglich im Rahmen der ESD-Streifen auf Schulschwänzer achten. Bei festgestelltem Schulschwänzen werden, je nach örtlichen Gegebenheiten, weitere Maßnahmen getroffen. 21 EMO = Ist die Bezeichnung für einen Jugendlichen, der eine sehr traurige Lebensweise hat und durch stärkeres Betonen von Gefühlen wie Verzweiflung und Trauer sowie durch die Beschäftigung mit gesellschaftlichen, politischen und zwischenmenschlichen Themen auszeichnet. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 90 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 7. Prävention 7.1 PAC – Prävention als Chance Im LKA NI wurde mit dem Gemeinde-Unfallversicherungsverband (GUV) Hannover in Kooperation mit der Beauftragten für Gewaltprävention der Niedersächsischen Landesschulbehörde (LSchB), Standort Hannover, das ganzheitliche Präventionsprogramm „PaC Prävention als Chance - Schulbezogene Gewaltprävention im Verbund“ entwickelt. PaC – Prävention als Chance – versteht sich als ein Programm, das bestehende bewährte Angebote zur Gewaltprävention verschiedener Anbieter in Form eines Bausteinsystems inhaltlich und methodisch aufeinander abgestimmt hat und sich mit diesem Gesamtpaket an einen örtlichen Verbund aus Kindertageseinrichtungen, Grund- und weiterführenden Schulen sowie an Träger der Jugendhilfe richtet. Die Programmziele • Förderung und Stärkung sozialer Kompetenzen • Verbesserung des Gruppen-, Klassen- und Schulklimas • Reduzierung von Gewalt und anderen Regelverletzungen • Reduzierung von Verletzungen und Sachschäden • Nachhaltige Verankerung von Gewaltprävention an Schulen und Kindertageseinrichtungen werden in verbindlichen und wählbaren Bausteinen verfolgt, die die Handlungsebenen - Training sozialer Kompetenzen, insbesondere beim Umgang mit Konflikten, für die Zielgruppen Kinder und Jugendliche, Erzieher/-innen und Lehrer/-innen sowie Eltern - Intervention bei Konflikten - Einzelfallhilfe für Kinder und Jugendliche mit besonderen Problemlagen bedienen. Die örtliche Polizei • ist Netzwerkpartner in der Intervention • ist Kooperationspartner, z. B. im Baustein „Sicherer Schulweg“ • ergänzt Bausteine durch die übliche Polizeiarbeit in Schulen PaC will unter anderem auch die Verantwortlichkeiten anderer Berufsgruppen in einem ursachenorientierten Präventionsprogramm sowie Vernetzungsmöglichkeiten mit der örtlichen Polizei verdeutlichen, aber auch die Grenzen der polizeilichen Unterstützung klären. Das durch externe Fachkräfte evaluierte Programm wird über einen Zeitraum von vier Jahren an insgesamt drei dislozierten Standorten in Niedersachsen durchgeführt. Hierbei wird jeder Standort über einen Zeitraum von insgesamt zwei Jahren aktiv begleitet, im Anschluss soll PaC vor Ort eigenständig weitergeführt werden. Am 16.03.2005 startete PaC offiziell am Pilotstandort Hannover (Bemerode/Kronsberg). Die Begleitungsphase durch die Programmträger wurde am 14.03.2007 erfolgreich abgeschlossen; die Lokalverantwortlichen werden das Programm eigenständig weiterführen. Die Begleitung des Programms in Buxtehude und Bramsche/Bersenbrück endet mit Abschluss der Evaluation im Frühjahr 2009. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 91 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die Wirksamkeit des Programms wird durch unabhängige Wissenschaftler überprüft. Die Wirkungsevaluation von PaC ist entsprechend des umfangreichen Präventionsansatzes mit mehreren Zielen und Zielgruppen und dreier Modellstandorte mit sehr unterschiedlichen räumlichen und soziodemografischen Verhältnissen komplex. Sie umfasst sowohl den Prozess der Einführung und Umsetzung des Programms als auch dessen Auswirkungen im Hinblick auf die gesetzten Ziele. Weiterhin sind die Auswertung der polizeilich erfassten Vorfälle mit Bezug zu den beteiligten Bildungseinrichtungen sowie die Auswertung der dem GemeindeUnfallversicherungsverband Hannover gemeldeten Vorfälle an den Bildungseinrichtungen Bestandteil der Wirkungsevaluation, da beide Datenbestände die Fälle von Gewalt gegen Personen und Sachen abbilden, die entweder der Polizei oder dem Versicherungsträger bekannt geworden sind. Die Prozessevaluation dokumentiert und analysiert die Einführung und Umsetzung des Programms an den drei Standorten jeweils über einen Zeitraum von zwei Jahren. Ein verlässliches, wissenschaftlich abgesichertes Gesamtbild der Bedingungen und Wirkungen von PaC wird es erst nach Abschluss der Evaluation an allen drei Standorten geben; dies wird erst 2009 der Fall sein. Für die Bewertung, wie aussichtsreich, aber auch wie schwierig die Umsetzung des komplexen Ansatzes von PaC ist, bieten jedoch auch die nunmehr ständig erarbeiteten Zwischenbefunde großen Nutzen. Erkenntnisse aus der Begleitforschung sollen in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, die landesweite Schullandschaft und die Arbeit der Kommunen einfließen. Diesbezüglich werden die Programmträger nach Vorliegen ausreichender Evaluationsergebnisse mit den entscheidenden Adressaten auf Landes- und Bundesebene in Kontakt treten. Hilfreich erscheint in diesem Zusammenhang die ausdrückliche Nennung des PaCProgramms in der Regierungserklärung des Niedersächsischen Ministerpräsidenten vom 27.02.0822: „Gegen Jugendkriminalität werden wir mit einer Doppelstrategie aus Prävention und entschlossenem Einschreiten vorgehen. Das Thema Jugendgewalt ist für uns ein ernstes Problem, dem wir uns zu allen Zeiten ernsthaft widmen. Der richtige Ansatz lautet: Vorbeugen – Hinsehen – Eingreifen. Wir werden verstärkt Projekte und Maßnahmen zur Prävention von jugendtypischen Straftaten fördern, so wie das kürzlich prämierte niedersächsische Programm „Prävention als Chance“, an dem sich Polizei, Schulen, Kindergärten, Eltern und Jugendhilfeträger beteiligen.“ Das Vorhaben wird mit umfangreichen Zuwendungen u.a. von der PSD Bank Hannover eG, der Klosterkammer Hannover, der RWE Jugendstiftung gGmbH und darüber hinaus durch standortnahe Förderer finanziell unterstützt. Zur Zeit erfolgt die Planung der landesweiten Umsetzung von PaC unter Mitwirkung des Nds. Kultusministeriums sowie des Landespräventionsrates. Konkrete Umsetzungskonzepte werden für Ende 2009 erwartet. Weitere Informationen über das Modellprojekt "PaC - Prävention als Chance" können unter www.pac-programm.de abgerufen werden. 22 Regierungserklärung des Nds. Ministerpräsidenten Christan Wulf am 27.02.08 im Nds. Landtag „Gemeinsam unser Land bewegen – für ein modernes, weltoffenes und menschliches Niedersachsen“ S. 31 Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 92 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 7.2 Hausaufgabenheft für Drittklässler Aufgrund einer Vielzahl an Anfragen von Schulen nach dem Aufgabenheft für Drittklässler, konnte Anfang 2008 das Hausaufgabenheft nach einer inhaltlichen Überarbeitung in der nunmehr 6. Auflage herausgegeben werden. Das Hausaufgabenheft enthält erneut die Themenbereiche • Diebstahl • Fremdenfeindlichkeit • Gesundheitserziehung (Rauchen, Alkohol) • Gewalt • Sachbeschädigung, Graffiti • sexueller Missbrauch • Verkehr / Verkehrserziehung / Schulweg Aufgrund der besonderen Aktualität wurde u.a. das Thema • Internet/Umgang mit dem Handy neu aufgenommen. Das neue Layout ermöglicht eine Verwendung des Heftes während des gesamten Schuljahres. Das Hausaufgabenheft wurde, wie in den Vorjahren auch, den Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Da aufgrund der eingeschränkten Haushaltsmittel nur eine Auflage von 60.000 Exemplaren zur Verfügung stand, konnte das Heft diesjährig nicht flächendeckend an alle Grundschulen verteilt werden. Es wurde nur auf Anfrage der Schule als Klassensatz versandt und auch nur dann, wenn sichergestellt wurde, dass die im Heft angesprochenen Themen im Unterricht behandelt werden. Ergänzend zum Hausaufgabenheft wurde das vorhandene Begleitheft ergänzt und überarbeitet. Dieses bietet Lehrkräften Hintergrundinformationen zur Prävention und zeigt Möglichkeiten auf, wie die Inhalte des Hausaufgabenheftes den Kindern vermittelt werden können. Das Begleitheft steht als Download im Internet auf der Homepage des LKA Niedersachsen (www.lka.polizei.niedersachsen.de) zur Verfügung. Eine Bewerbung über n21-Schulen in Niedersachsen online und das Nds. Schulverwaltungsblatt wurde ebenfalls veranlasst. 7.3 7.3.1 Präventionsprojekte gegen Sucht Allgemeines Das Thema Sucht und Drogen ist neben der Gewaltprävention nach wie vor ein wichtiges Thema, wobei aktuell eindeutig die Problematik der legalen Droge Alkohol im Vordergrund steht. Dabei geht es nicht nur um riskante Konsummuster, die in der polizeilichen Praxis eher selten anzutreffen sind, sondern vielmehr um den verantwortungslosen Umgang mit dem Alkohol schlechthin. Minderjährige konsumieren immer häufiger und immer früher Alkohol. Daher ist es in einer Gesellschaft, in der Alkohol immer eine Rolle spielt, umso wichtiger, junge Menschen in ihren Kompetenzen im Umgang mit dieser Substanz zu stärken. Neben der Polizei befassen sich auch zahlreiche anderen Institutionen, Beratungsstellen und Hilfeeinrichtungen mit der Suchtprävention. Häufig werden Maßnahmen oder Projekte geraLandeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 93 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 de an Schulen in Kooperation durchgeführt. So können aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der verschiedenen Professionen die Risikofaktoren legaler und illegaler Drogen erläutert, Ursachen für die Entstehung von Süchten erarbeitet und Handlungsalternativen diskutiert sowie Auswirkungen und rechtliche Folgen von Missbrauch aufgezeigt werden. Der Nds. Innenminister Schünemann hat im März 2008 mit einem Erlass „Bekämpfung der Jugendkriminalität; Intensivierung der Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung von Straftaten durch alkoholbeeinflusste minderjährige Personen“ (kurz AMP) ein aktuelles Thema weiter vorangetrieben. Bewährte Präventionsprojekte gegen Sucht liefen auch im Berichtsjahr erfolgreich weiter oder wurden evaluiert und an aktuelle Bedürfnisse angepasst. Die Polizei ist oft an Projekttagen von Schulen beteiligt. Hierbei wird das Thema dort in Form von Vorträgen mit unterschiedlichen Zielgruppen erörtert. Beispielsweise wurde die Wanderausstellung zur Drogenprävention „erLEBEN ohne Drogen“ in 2008 von insgesamt vier Kommunen bzw. Polizeidienststellen angefordert. Weitere Anfragen lagen vor, konnten aber aufgrund fehlender personeller Kapazitäten nicht umgesetzt werden. Im Landkreis Rotenburg/Wümme wurde die Wanderausstellung durch ein eigenes Theaterstück begleitet. Auch die Kampagne „Don´t drug and drive“ in Verbindung mit Rauschbrillen und Fahrsimulatoren wurde im Berichtsjahr landesweit hauptsächlich an Grund-, Real- und Berufsschulen fortgeführt. 7.3.2 Kampagne „Don’t drink too much – Stay Gold“ Für die Zielgruppe der Jugendlichen ab 16 Jahren und der jungen Erwachsenen wurde das Programm „Don’t drink too much – Stay Gold“ von der Polizei der Länder und des Bundes entwickelt. Plattform für dieses Programm ist hauptsächlich das Internet. Wie bereits erwähnt, ist speziell diese Altersgruppe durch herkömmliche Informationsstrukturen (Eltern, Schule) kaum noch zu erreichen. Das Internet spielt aber im Leben dieser jungen Menschen eine zentrale Rolle. Als Kommunikationsmittel hat es Fernsehen, Rundfunk, Telefon, Film fast abgelöst. Diese Dominanz des Internets im Leben dieser Altersgruppe macht sich das Programm zunutze. Es stellt eine bei dieser Zielgruppe besonders wichtige Internetpräsenz sicher und bezieht prominente Botschafter oder anders ausgedrückt „Miterzieher“ mit ein, die eine hohe Affinität zur entsprechenden Peer-Group besitzen. Dabei geht es insbesondere um die Vermeidung des Alkoholmissbrauchs bei jungen Menschen (Komasaufen, Flatrate-Partys). Die Inhalte und Bildmotive der Kampagne verdeutlichen einerseits einige Illusionen und Motive des Alkoholmissbrauchs, wie Gemeinschaftserleben, Anerkennung, soziale Achtung und Reputation, Selbstbewusstsein und sexuelle Attraktivität sowie andererseits das Resultat des Alkoholmissbrauchs, wie Gewalt, Lächerlichkeit, soziale Ächtung. Der dialektische Aufbau der Kampagne verdeutlicht diese Gegensätze durch Bild- und Textaussagen mit unterschiedlicher „Lautstärke“ und Tonalität, z.B. bis hin zu peinlichen Bildern, wie Erbrechen, Verletzungen, Einnässen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 94 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Umsetzung in Niedersachsen Nach dem Start der Kampagne im Dezember 2008 sind in Niedersachsen 292.000 Bierdeckel und 2.010 Plakate an die Polizeidirektionen verteilt worden. Es sollten über die bestehenden Netzwerke der Polizei die Zielgruppen Schule (insbesondere Berufsschule und Sekundarstufe II der Gymnasien und Fachoberschulen) sowie Sozialeinrichtungen eingebunden werden. Die Landesfeuerwehrschule Niedersachsen in Celle wurde als Netzwerkpartner gewonnen, um deren vorhandenen Strukturen als Multiplikatorenwege zu nutzen. Eine gleichgelagerte Aktion zusammen mit dem Landessportbund wird weiter verfolgt. Der Zuspruch zu den 4 verschiedenen Bierdeckeln und zu der Internetseite www.staygold.eu ist sehr groß. 7.3.3 „FIT ?! für den Straßenverkehr“ Die PI Burgdorf initiierte eine vernetzte Aktion zur Verkehrssicherheit. Beteiligt waren Verkehrswacht, AOK und Polizei. Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen von Real- und Hauptschule bzw. der 12. Klassenstufe der Gymnasien wurden über Folgen von Alkoholund Drogenmissbrauch im Straßenverkehr aber auch im Zusammenhang mit Kriminalität aufgeklärt. Neben einer Informationsvermittlung bei der Zielgruppe sollte eine Senkung der Unfallzahlen und eine Reduzierung der Verkehrsstraftaten bzw. –ordnungswidrigkeiten erreicht werden. Es wurden die Themen • Hör-, Seh- und Reaktionstest • Alkohol & Drogen: legal / illegal, Jugendschutzgesetz, Strafrecht • FS auf Probe, Punktesystem, Bauartveränderungen • Fahrsimulator, Rauschbrille behandelt. Die Aktion wurde mit eigenen Mitteln evaluiert. Die Zielgruppe nahm die Aktion überwiegend positiv und als Informationsgewinn auf. Im Berichtsjahr wurde dieses Projekt auch von der PI Emsland / Grafschaft Bentheim und hier auch an Berufsschulen und Großbetrieben erfolgreich durchgeführt. 7.3.4 Projekt „Alkoflopp“ Mit der Initiative Alkoflopp hat das Jugendbüro Bunde, Kreis Leer, gestartet und möchte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Sportvereinen, Schulen und dem Handel auf einen verantwortungsvollen und maßvollen Umgang mit der Gesellschaftsdroge Alkohol hinwirken. Die Initiative Alkoflopp ist am 8. September 2008 gestartet und endet im April 2009. Diese Projekt teilt sich in vier Phasen auf, die hier nur kurz erläutert werden. Phase 1 : Eltern • Auftaktveranstaltung – Plakataktion ( Motiv 1 ) - Elterninformationsabend- Flyeraktion Phase 2 : Betreuer, Lehrer, Vereine • Plakataktion ( Motiv 2) – T – Shirt Aktion: Mein Verein sagt nein ( Trikowerbung) Diskussionsabend : alkoholfreier Sportverein Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 95 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Phase 3 : Handel, Gastronomie • Charta/Siegelaktion – Plakataktion ( Motiv 3 ) - Flyeraktion – Handel – Diskussionsabend mit Mitarbeiter der Gastronomie und des Handels Phase 4 : Jugendliche • Präventionswoche in Zusammenarbeit mit Schulen rund um das Thema Alkoholmissbrauch – Flyeraktion – Internetumfrage – Plakataktion ( Motiv 4 ) Abschussveranstaltung Dazu begleitend gibt es Aufkleber und T–Shirt Aktionen, Bilderwettbewerbe, Theaterstücke , Artikelserie in der Presse. Aufgrund des äußerst erfolgreichen Konzeptes haben sich weitere Gemeinden im Landkreis Leer dazu entschlossen, dieses Projekt eins zu eins zu übernehmen. 7.3.5 Weitere Projekte der Dienststellen Nachfolgende aufgeführte bewährte Projekte wurden auch im Jahr 2008 fortgesetzt: • „Aktion Schutzengel“, PI Emsland/Grafschaft Bentheim • „Voll zu – voll cool“, PI Leer/Emden • „Planspiel Sucht“ / „Planspiel Cannabis“, PI Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel, PI Göttingen, PI Braunschweig • „Spaß ohne Gewalt ter/Peine/Wolfenbüttel • „HALT – Hart am LimiT“, PD Hannover, PI Northeim/Osterode, PI Goslar • „Klar im Kopf oder voll daneben“, PI Cuxhaven/Wesermarsch • Projekt „drug stopp II“, PI Osnabrück • „durchblick-Mitmachparcours“, PI Delmenhorst/Oldenburg-Land • „Geht doch – ohne!“ Weiterentwicklung von „TU-WAS“, PI Rotenburg / Wümme • „Null, null für Tausend“, PI Northeim/Osterode • „Meine Stadt macht mit – gegen Alkoholmissbrauch“, PI Aurich/WTM • „Migrantenbezogene Suchtprävention“, PI Cloppenburg/Vechta • Klasse 2000- Suchtprävention an Grundschulen“, PI Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel • „drug Stopp II“, PI Osnabrück • „drop + hop“, PI Delmenhorst/Oldenburg-Land • “Plakataktion “Alkohol-frei-willig-ohne”, PI Rotenburg/Wümme • „Lebenslust statt Drogenfrust“, PI Hildesheim • „sign“; PI Oldenburg-Stadt/Ammlerand und Drogen“ -> „Family-olympics“, Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen PI Salzgit- 96 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 7.4 7.4.1 Gewaltpräventionsprojekte „Gewalt gegen Frauen und Kinder kommt nicht in die Tüte“ Am 10.09.2008 startete der Arbeitskreis „häusliche Gewalt“ des Landkreises Gifhorn eine vierwöchige Aktion zum Schutz von Frauen und Kindern vor körperlicher Gewalt. Vier Wochen lang können Kunden für 2,50 EUR ein für diesen Anlass produziertes Spezialbrot erstehen. Von jedem verkauften Brot wandert direkt an Ort und Stelle 1 Euro in eine in den Läden bereit stehende Spardose. Verpackt werden die Brote in eigens für diese Aktion produzierte Tüten mit dem Aufdruck: „Gewalt gegen Frauen und Kinder kommt nicht in die Tüte“. Insgesamt 200.000 solcher Tüten sind hergestellt worden. Am Tage der Auftaktveranstaltung waren nach knapp zwei Stunden alle der für diesen Tag gebackenen 400 Brote verkauft worden.“23 Heinz-Hermann Salge vom Gifhorner Präventionsteam und Initiator der Aktion in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der Bäckerinnung des Landkreises Gifhorn: “Die Idee, mit der Bäckerinnung gemeinsam eine solche Aktion zu starten, gab es schon seit einiger Zeit. Durch gute Kontakte zu einer Großbäckerei im Landkreis konnte das Vorhaben endlich auch umgesetzt werden“. „Für Aufmerksamkeit sorgte eine weitere Aktion, bei der sich der PI-Leiter Michael Feistel, der ZKD-Leiter Jürgen Schmidt und Pressesprecher Thomas Reuter als Brotverkäufer bei einem Gifhorner Bäcker versuchten.“24 Diese Verkaufsaktion brachte einen Gesamterlös von über 1870,-- €, der den beteiligten Beratungsstellen wie Der Weiße Ring, BISS, AWO, Frauenhaus u. a. zugute kommt. Im Rahmen des Programms „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ wurden mehrere öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Häusliche Gewalt“ durchgeführt. 7.4.2 Trendy Mit dem Kriminalpräventionsrat der Stadt Lüneburg konnte ein Bausteinprogramm erarbeitet werden, das an einigen Grundschulen in Stadt und Landkreis Lüneburg durchgeführt wurde und über den Förderverein mitfinanziert wird. In diese Finanzierung fließt z. T. auch der Reinerlös aus Informationsveranstaltungen oder Sponsoring sowie Geldstrafen. Diese Bausteine werden von den beteiligten Schulen in ihr Sicherheitskonzept gem. „GewaS-Erlass“ inplementiert. Baustein 1 - für 1. - 2. Klassen - Präventionspuppenbühne der Bereitschaftspolizei Hundertschaft Lüneburg. Hier lernen Kinder ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen, die Gefühle anderer zu respektieren und erarbeiten niedrigschwellig Konfliktlösungsansätze. Baustein 2 - für 3. Klassen - Theaterpädagogisches Stück „Mein Körper gehört mir“ (mit Dunkelziffer e. V.). Kinder lernen „Ja“ und „Nein“-Gefühle, diese umzusetzen und Grenzen zu wahren, sich in unterschiedlichen Situationen zu wehren, was Missbrauch ist und wie sie Hilfe holen können. Baustein 3 und 4 - für 4. Klassen - Geschlechtsgetrennte Selbstbehauptungs- und verteidigungskurse „Wen-Do“, bzw. „Coole Kerls“. 23 Die Mitarbeiterzeitung der Polizeidirektion Braunschweig 12, Seite 11, https://intra.pdbs.polizei.niedersachsen.de/dlonline 24 Die Mitarbeiterzeitung der Polizeidirektion Braunschweig 12, Seite 11, https://intra.pdbs.polizei.niedersachsen.de/dlonline Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 97 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Die vier Bausteine für Grundschulen sollen möglichst als Ganzes gesehen werden. Es erfolgt jeweils eine Vor- und Nachbereitung durch die Lehrer und ein Informationsabend für die Eltern. Als weitere Bausteine werden angeboten: • Erziehungskurse für Eltern • Zwei Angebote von Theater im Klassenzimmer an weiterführenden Schulen des Schauspielkollektivs Lüneburg zu den Themenfeldern Gewalt und Sucht (Escape von Rainer Lewandowski / Flasche leer von Thilo Reffert) • Präventionsarbeit in Kitas zu Grenzüberschreitungen im Kindesalter in Anlehnung an das Buch „Das große und das kleine Nein“ von Gisela Braun und Dorothee Wolters durch zwei Absolventen der Fachschule Sozialpädagogik • „Medienkompetenz, -gefahren, -gewalt Die mobile Medienarbeit des Teams von mobired wurde bereits aufgenommen, an der Integration weiterer Bausteine (Medienkompetenz, Kindergarten) wird gearbeitet. Neben TRENDY hatten sich rund 60 Initiativen und Projekte für den „Niedersächsischen Kinder-haben-Rechte-Preis 2008“ beworben. Preisträger und Gewinner mit deutlichem Votum der Jury in der Kategorie „Innovation“ wurde das Projekt „TRENDY ohne Gewalt – Das Paket für Grundschulen“. 7.4.3 Projekteinführung „Notinsel“ „Notinsel“ ist ein bundesweites Projekt, wodurch die Möglichkeit geschaffen wird, Kindern in Notsituationen Zufluchtsorte aufzuzeigen, an denen ihnen geholfen wird. Dabei werden Einzelhandelsgeschäfte, Bäcker, kleine Supermärkte, Apotheken etc. zu sogenannten Notinseln, wenn sie geeignet sind und sich bereit erklären, Kindern in Notsituationen zu helfen. Sie leisten dabei keinesfalls psychologische Beratung, sondern setzen „nur“ eine Hilfskette in Gang, wie beispielsweise die Benachrichtigung der Eltern, der Polizei oder des Kinderschutzbundes. Hierzu erhalten die beteiligten Geschäfte eine sogenannte Handlungsanweisung mit den entsprechenden regionalen Telefonnummern. Jeder Notinselpartner erhält einen Aufkleber, der signalisiert: Wo wir sind, bist du sicher. 2008 wurde Lingen offiziell zur „Notinselstadt“. 7.4.4 Aktion „Rettungsring – Ich helfe Dir !“ Vergleichbar mit der Notinsel ist Ziel dieser Aktion, in Leer eine Vielzahl von Anlaufstellen einzurichten, an denen Kinder Hilfe erhalten, wenn sie in Notsituationen geraten. 33 Geschäftsleute und Institutionen konnten gewonnen werden, die mit einem gut sichtbaren Logo, z.B. an ihrer Eingangstür, darauf aufmerksam machen, dass sie an dem Projekt teilnehmen. Das Logo zeigt einen Rettungsring, der mit dem Spruch „Ich helfe dir“ darauf aufmerksam macht, dass hier Menschen sind, die in einer Notsituation weiterhelfen. Mit den Geschäftsleuten wurde eine schriftliche Rahmenvereinbarung getroffen. Hier wird diesen eine Rufnummer benannt, die 24 Stunden täglich für Rat und Tat zur Verfügung steht, sollte ein Problem von dem Teilnehmer selbst nicht gelöst werden. Kooperationspartner dieses Projektes ist die Polizeiinspektion Leer/Emden. Hier befindet sich die Aufschaltung des 24 Stunden Sorgentelefones. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 98 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 7.4.5 Medienkompetenz „Kein Tag ohne Mobbing über Handy oder Internet!“ könnte die Schlagzeile einer Schülerzeitung heißen. Durch die Verbreitung des Mediums Internet und Anwendungen des sog. „Web 2.0“ wie Blogs, soziale Netzwerke wie myspace, studiVZ, schuelerVZ, aber auch die Verbreitung von Handys und deren erweiterten Fähigkeiten wie Foto- und Videografieren werden unter Schülern wie selbstverständlich beleidigende SMS geschrieben, anzügliche Fotos anderer ins Netz gestellt, Lehrer verunglimpft oder Mitschülerinnen in speziellen „Freundesgruppen“ ausgegrenzt. Insbesondere Begriffe wie „Cyber-Mobbing“ und „Cyber-Bullying“ rücken ins Blickfeld. Daher ist es für Erwachsene, die Kinder in jeglicher Hinsicht betreuen, Voraussetzung, im Bereich Medienkompetenz möglichst auf einem aktuellen Stand zu sein, um Kindern und Jugendlichen das Wissen vermitteln und Gefahren rechtzeitig erkennen und abwenden zu können. Zahlreiche Dienststellen (z.B. PI Cloppenburg / Vechta; PI Wilhelmshaven / Wittmund, PI Goslar, PI Delmenhorst / Oldenburg-Land, PI Oldenburg-Stadt / Ammerland, PI Nienburg / Schaumburg, PI Northeim / Osterode) haben Elternabende bzw. Unterrichtseinheiten zur Medienkompetenz für Erwachsene und Schüler /-innen durchgeführt. Themen waren u.a. „Internet / Handynutzung / PC-Spiele“, das Recht am eigenen Bild, Aufnahmen im geschützten Bereich, Vertraulichkeit des Wortes sowie Gewalt- und Pornografiedarstellungen auf Handys und deren Strafbarkeit bei Verbreitung. „Im Netz der neuen Medien“, derzeitiges Medium des ProPK Die Handreichung wurde von der Polizei in Zusammenarbeit mit der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Jugendministerkonferenz (JMK) in Kooperation mit Jugendschutz.net, Klicksafe und Schulen ans Netz e.V. erstellt und unterstützt die Kampagne „Kinder sicher im Netz“. Lehrkräfte, Eltern und Fachleute im Jugendschutz und in der Jugendarbeit aber auch die Öffentlichkeit sollen mit dieser Kampagne hinsichtlich möglicher Gefahren des Internets, von Handys und bei PC-Spielen sensibilisiert werden. Außerdem soll eine Verstärkung der Medienkompetenz bei der Zielgruppe erreicht werden, damit diese wiederum Kinder und Jugendliche beim Aufbau von Medienkompetenz unterstützen können. In Niedersachsen wurden ab Mai 2008 44.000 Exemplare an die Polizeibehörden abgegeben. Die Initiative ist unter www.polizei-beratung.de öffentlich eingestellt. In Lüneburg wurde vom AK Jugendschutz (Jugendpflege, BfJ, freie Träger der Jugendhilfe aus Stadt, Landkreis Lüneburg, LK Uelzen, LK Dannenberg und LK Harburg) unter dem Motto „Mein Handy bleibt sauber“ gemeinsam mit Mitarbeitern des Medienprojektes der Falken „mobired“ ein Flyer für Jugendliche zur Prävention medialer (Handy-)Gewalt erstellt. Der Flyer war Initialzündung für eine Serie von Veranstaltungen und Aktionen unter dem o.a. Motto sowie einer Anzahl von Informationsveranstaltungen und Elternabenden zur Thematik und der „Medienkompetenz“ insgesamt. In 2008 wurden die Videoclips, die im Vorjahr in Workshops entstanden sind, prämiert und ein Kinospott erarbeitet. Diese wurden anlässlich einer großen Präsentationsveranstaltung im Lüneburger „Cine Star“ prämiert. Filme und weitere Informationen siehe www.cleanscreen.de. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 99 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 7.4.6 „TU WAS – Rotenburg“ Auch im Berichtsjahr wurde das Gewaltpräventionsprojekt „TU WAS – Rotenburg“ wieder an verschiedenen Schulen im Südkreis Rotenburg durchgeführt. Aus der klassischen Standardform haben sich im letzten Jahr zahlreiche Modifizierungen ergeben. Mittlerweile gibt es Schulklassen, die das Angebot als Ganztags- oder Drei-TagesProjekt durchlaufen. Die in den letzten Jahren vorgenommenen Veränderungen betrafen aber auch die inhaltliche Gestaltung. Die Form des polizeilichen Beitrags ermöglicht es, schnell auf aktuelle Erscheinungsformen von Jugenddelinquenz einzugehen. So wurden in den letzten Jahren vermehrt auch Sachverhalte aus dem Bereich der „Internetkriminalität“ thematisiert. Zudem wurden die Projekttage auch hinsichtlich der zu berücksichtigenden Altersgruppen und Schulformen immer wieder verändert. Es wurden Formen entwickelt, die auch Schüler von 6. oder 7. Klassen ansprechen. Turnusgemäß nehmen seit einiger Zeit auch Schulklassen der Berufsbildenden Schulen aus Rotenburg an einer Veranstaltung teil. 7.4.7 Weitere Maßnahmen zur Gewaltprävention Im Berichtsjahr wurden folgende, teilweise bereits seit Jahren bestehende Projekte / Maßnahmen unter Beteiligung der Polizei fortgeführt: • Medienpaket „Abseits“, PI Cuxhaven/wesermarsch, PI Cloppenburg, PI Hameln, PI Oldenburg-Stadt, PI Northeim, PI Delmenhorst • Medienkompetenz, PI Cloppenburg/Vechta, PI Oldenburg-Stadt/Ammerland, PI Wilhelmshaven, PI Lüneburg/UE/DGB, PI Nienburg/Schaumburg, • „Alternative Sport“ / Sport gegen Gewalt, PI Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel, PI Leer/Emden, PI Gifhorn, PI Goslar • „Kraft gegen Gewalt“, PI Goslar • „Faustlos“, PI Delmenhorst/Oldenburg-Land, PI Hameln/Holzminden, PI Salgitter/Peine/Wolfenbüttel, PI Goslar • Mitternachtssport; PI Lüneburg/UE/DBG, PI Gifhorn, PI Hameln/Holzminden, PI Göttingen, PI Hildesheim • „Bus-scouts“, PI Göttingen, PI Emsland/Grafschaft Bentheim, PI Northeim/Osterode • Rollenspiele, PI Osnabrück , PI Braunschweig, PI Northeim/Osterode • Projekt „Tu was“, PI Rotenburg, intra.rotenburg.polizei.niedersachsen.de • „Balu und Du“, PI Osnabrück, PI Salgitter/Peine/Wolfenbüttel • „PAC – Prävention als Chance“, PI Osnabrück, PI Stade • Polizeipuppenbühne, PI Göttingen, PI Aurich, PI Hildesheim, PI Harburg, PI Rotenburg, PI Wilhelmshaven, PI Lüneburg/UE/DBG, PI Celle, PI Oldenburg-Stadt/Ammerland, PI Delmenhorst/Oldenburg-Land • Theaterstücke gegen Gewalt, PI Northeim, PI Osnabrück, PI Delmenhorst/OldenburgLand, PI Lüneburg/UE/DBG • „Fitboxprojekte“, PI Goslar • „Fitnesspaket für Schulen“, PI Goslar • „Sign“, PI Delmenhorst/Oldenburg-Land, PI Oldenburg-Stadt/Ammerland • Mitternachtsport, PI Hameln/Holzminden, PI Göttingen, PI Oldenburg-Stadt/Ammerland Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 100 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • „PIT“-Prävention im Team, PI Oldenburg-Stadt/Ammerland, PI Leer/Emden, PI Aurich/WTM, PI Cloppenburg/Vechta • „Kinder stark machen“, PI Cuxhaven/Wesermarsch • „Kids und Cops“, PI Osnabrück • „Cool und Clever“, PI Harburg • “Fairtrauen”, PI Hildesheim • “Planspiel Gewalt”, PI Braunschweig • „GERNIE“, PD Hannover-Stadt • „Cool und Clever“, Gewalt und Waffen ohne uns – Mehr Toleranz1“, PD HannoverStadt • „Judo – ein Mittel der Gewaltprävention“, PD Hannover-Stadt 7.5 Projekte gegen sexuellen Missbrauch Sexueller Missbrauch von Kindern geschieht zumeist nicht in der Öffentlichkeit, sondern in der Familie, in der Verwandtschaft oder im engeren Bekanntenkreis. Je enger die Beziehung zwischen Täter und Opfer ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Missbrauchshandlungen intensiver, über einen längeren Zeitraum und mit mehr ( psychischer ) Gewalt ausgeführt werden. Kinder werden aber auch heute immer noch vor allem vor dem fremden Mann als möglichen Täter gewarnt. Sexueller Missbrauch durch fremde Täter ist aber vergleichsweise selten. Eine der wichtigsten Aufgaben der Polizei ist es, Kinder vor der Kriminalität und ihren Folgen zu bewahren. Beim sexuellen Missbrauch von Mädchen und Jungen bleibt jedoch trotz aller polizeilichen Anstrengungen eine große Zahl von Straftaten unentdeckt, weil die Täter, wie bereits angesprochen, meist aus dem nahen sozialen Umfeld der Kinder kommen und verdeckt bleiben. Das Dunkelfeld ist in diesem Deliktsbereich ausgesprochen groß. Die Opfer sind hilflos und nicht selten werden die Delikte aus falscher Scham totgeschwiegen. Auch im Berichtsjahr haben wieder zahlreiche Informationsveranstaltungen, Elternabende und Lehrerfortbildungen stattgefunden, um Eltern, Lehrer und Erzieher über potenzielle Täter aus dem sozialen Nahraum, Erkennen/Verhindern von Missbrauch, Anlaufstellen aufzuklären und immer wieder für dieses Thema zu sensibilisieren. Die Polizei ist ebenso in den örtlichen Arbeitskreisen zur Thematik vertreten. Daneben ist ein großes Ziel, auch die Kinder aufzuklären und sie stark zu machen. 7.5.1 „Ich weiß Bescheid“ Vor einigen Jahren hat sich im Bereich PI Stade eine Arbeitsgruppe (AG) aus unterschiedlichen Berufsgruppen gebildet, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Prävention gegen sexuellen Missbrauch zu betreiben. Ein Präventionsprojekt für Schulen wurde erarbeitet. Im vergangenen Jahr wurden einige Bausteine des Projektes überarbeitet, Ergänzungen vorgenommen und teilweise neue Materialien angeschafft. Eine finanzielle Unterstützung zur Finanzierung des Projektes erfolgte auch aus Haushaltsmitteln des Präventionsteams der PI Stade. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Mitarbeitern der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch „Lichtblick“, Jugendamt Stadt Buxtehude, Schulsozialarbeit, ErziehungsberatungsstelLandeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 101 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 le der Diakonie und Polizei (BfJ) zusammen. Das Projekt besteht z.Zt. aus 15 Einzelbausteinen und trägt den Namen „Ich weiß Bescheid“. Ein Flyer über die Beschreibung der einzelnen Bausteine ist 2008 neu erstellt worden. Folgende Bausteine gehören z.Zt. zu dem Gesamtprojekt: Was denkt ihr/Stellung beziehen – Anlaufstellen im LK Stade – Daten über Missbrauch im LK Stade – Statistik – Hellfeld / Dunkelfeld – Anzeige, und dann... – ist das eine Grenzverletzung – Gefühle – was würdest du tun, wenn... – Nein ist Nein – schlechte Geheimnisse/Erpressungssprüche – Definition sexueller Missbrauch – Internet – Medienhinweise. Die 2008 erstellte DVD, auf der sämtliche Inhalte des Projektes enthalten sind, kann unter Tel. 04161-714715 oder E-mail AWO-Lichtblick@t-online.de ausgeliehen werden. 7.5.2 Theaterstücke gegen sexuellen Missbrauch • „Sascha“ – HOLZWURM Theater, PI Harburg, PI Stade • „Finger weg von Julia“ – Mathom-Theater Lingen, PI Rotenburg, PI Stade • „Click it“ – Zartbitter e.V., PI Stade 7.5.3 Weitere eingesetzte Materialien • Wanderausstellung „Gewalt in Paarbeziehungen“ des LKA Niedersachsen • Interaktive Ausstellung „Trau Dich!“ des LRA Berchtesgadener Land, PI Rotenburg • „Albtraum Chatroom – Gefahren sexuellen Missbrauchs im Internet“ vom Jugendbildungswerk Groß-Gerau • Broschüre „So schützen Sie Ihr Kind! „Wohin gehst Du“ (ProPK; www.polizei-beratung.de ) 7.5.4 Selbstbehauptungskurse Das Interesse an Selbstbehauptungskursen ist nach wie vor im gesamten Land sehr hoch. Die für Polizeidienststellen vom Landeskriminalamt entwickelten „Standards polizeilicher Selbstbehauptungs- oder Selbstverteidigungstrainings“ geben für die weitere Beratung von Interessierten gute Ratschläge. Beispielsweise beschreibt das neue Präventionskonzept der PI Cloppenburg/Vechta ein Selbstbehauptungstraining für • junge Mädchen (ca. 8 - 10 und 11 - 13 Jahre), • jugendliche Mädchen (14 - 18 Jahre) und • erwachsene Frauen, welches geschlechtsspezifisch, am Alter der Zielgruppe orientiert, sachgerecht aufklären, informieren und das Selbstbewusstsein stärken will. Ein ausführlicher Teil des Selbstbehauptungstrainings besteht deshalb aus theoretischen Aspekten. Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln über die eigene Wahrnehmung von Grenzverletzungen, über den Umgang mit Ängsten und Konflikten, über das Wissen um eigene Stärken - nicht nur körperliche - und über das Setzen von Grenzen. Im anschließenden praktischen Teil sollen die Teilnehmerinnen sich der Schwachpunkte des Angreifers bewusst werden und ihre eigenen natürlichen Möglichkeiten und Fähigkeiten, einen Angriff abzuwehren, kennen lernen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 102 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Das Konzept orientiert sich an gleichartigen Präventionskonzepten der PI Lüneburg und der Polizeidirektion Hannover und entspricht den vom Landeskriminalamt Niedersachsen geforderten „Standards polizeilicher Selbstbehauptung-/ Selbstverteidigungstrainings“. Dagegen ist die PI Rotenburg zwar nicht an der Gestaltung von Selbstbehauptungskursen für Minderjährige beteiligt, unterstützt aber ein von der Volksbank Osterholz / Bremervörde/Gnarrenburg angebotenes Projekt. Gemeinsam mit der PI Verden / Osterholz besteht eine Kooperation mit der Volksbank für die Durchführung von Selbstbehauptungskursen für Grundschulkinder aus dieser Region. Die Volksbank unterstützt die Durchführung der Kurse „Trau Dich!“ finanziell. Das Projekt wird von einer ausgebildeten Wendo-Trainerin geleitet und ein Polizeibeamter (KOB) besucht im Rahmen dieser Veranstaltung die Schulklasse und bespricht mit den Schülern das Thema „Hilfe holen“. Abgerundet wird das Angebot durch einen vorgeschalteten Elternabend und ein Eltern-Informationsblatt zur Schulwegsicherheit. Der Flyer enthält auch Tipps und Anregungen zum Thema „So schützen Sie Ihr Kind!“. Auch in Stade, Burgdorf, Northeim/Osterode, Hannover und Salzgitter wurden Selbstbehauptungskurse unter Beteiligung der Polizei durchgeführt. 7.6 Sonstiges (Modelle / Projekte / Materialien) Im Berichtsjahr wurde folgende, teilweise bereits seit Jahren bestehende Projekte / Maßnahmen unter Beteiligung der Polizei fortgeführt bzw. Medien genutzt: • Ferienpassaktion, PI Northeim / Osterode, PI Oldenburg-Stadt / Ammerland, PD Hannover, PI Celle, PI Wilhelmshaven / Friesland, PI Osnabrück, PI Verden • Zukunftstag, PI Northeim / Osterode • Beratungsralley, PI Northeim / Osterode • Integrationslotsen, PI Northeim / Osterode • Polizeisprechstunde, PI Göttingen • Vertrauensbildende Maßnahmen – Dialog zwischen muslimischen Organisationen und der Polizei, PI Cloppenburg / Vechta, PI Stade • „Keine Macht den Tätern“, PI Harburg • „Beratungsprojekt“ der IGS List, PD Hannover • Medienkompetenz, PI Lüneburg / UE / DGB, PI Delmenhorst / Oldenburg-Land, PI Stade, PI Osnabrück • Frischer Anstrich für Oldenburg – Aktion gegen illegale Graffitti, PI OldenburgStadt/Ammerland • „Wir treten nur gegen den Ball“, PI Delmenhorst / Oldenburg-Land • „Hinschauen und nicht wegsehen“, PI Delmenhorst / Oldenburg-Land • Walking-Busse, PI Wilhelmshaven / Friesland • Alkoholtestkäufe, PD Hannover • Teilprojekt “Schulschwänzer”, PD Hannover • Elternbroschüre „Alkohol – Reiz und Risiko – Aktion Glasklar“, PI Göttingen • „Macht Euch für Kinder STARK“, PI Harburg Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 103 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • „Schule unterwegs – Schule bewegt sich“, PI Cuxhaven/Wesermarsch • Schulworkshop mit dem Polizeimusikcorps, PI Göttingen Zusätzlich wurden folgende Medien des ProPK (www.polizei-beratung.de) von den Dienststellen eingesetzt • ProPK-Kinderbücher, PI Northeim • PC-Spiel Luka II, PI Northeim • „time4teen“, PI Stade • „Im Netz der neuen Medien“, PI Stade Ansprechpartner sind die Beauftragten für Jugendsachen der jeweiligen Polizeiinspektion. 7.7 Sonstige Präventionstätigkeiten Die Beamten der Präventionsteams, die Sachbearbeiter Prävention und KOB, etc. haben im Berichtsjahr viele zusätzliche Aktivitäten durchgeführt, die nachfolgend exemplarisch genannt werden: • Mitarbeit an KFN-Schülerbefragung • Einbindung in die Arbeit örtlicher Einrichtungen (z. B. Drogenhilfe, Konfliktschlichtung) • Mitwirkung bei der Erstellung, Einführung und Begleitung von neuen Präventionsprojekten u.a. an Schulen • Mitwirkung im Jugendhilfeausschuss, überwiegend als beratendes Mitglied • Vortragsveranstaltungen in diversen Einrichtungen und Vereinen • Mitwirkung bei Projektwochen oder Projekttagen in Schulen • Mitarbeit in örtlichen Präventionsräten • Ansprechpartner für Institutionen / Gruppen zu Themen, die Minderjährige betreffen • Anlassbezogene Präventionsmaßnahmen („Präventive Täter-Opfer-Gespräche“) • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Jugendbereich (z.B. Dienststellenbesichtigungen), Teilnahme an Podiumsdiskussionen • Umsetzung des Programmes Polizeiliche Kriminalprävention • Planung, Durchführung und Mitwirkung von Veranstaltungen/Fachtagungen (z. B. InfoStände, Elternschulen, Tage der offenen Tür, Wirtschaftsschauen, Turnieren, Stadtteilfesten ) zu unterschiedlichen Themen • Mitarbeit an Runden Tischen, Arbeitskreisen, Netzwerken und Gesprächsrunden zu vielfältigen Themen, die auf die Belange von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet sind (z. B. junge Aussiedler, Jugendschutz, Sucht, sexueller Missbrauch, Schulverweigerung, Stadtteilarbeit, Umsetzung Gewaltschutzgesetz, Zusammenarbeit Jugendamt, Gewaltprävention, Jungenarbeit) • Mitwirkung an Fortbildungsveranstaltungen externer Institutionen (z. B. Lehrerfortbildung, Jugendgruppenleiter, StA, Volkshochschulen) • Teilnahme an schulischen Gesamtkonferenzen Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 104 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • Netzwerkarbeit mit anderen Institutionen • Aufbau und Pflege von Schulpatenschaften • Teilnahme an Ferienpassaktionen Die Medien des Programmes Polizeiliche Kriminalprävention können unter www.polizeiberatung.de abgerufen werden. An den Schwerpunktthemen Jugendkriminalität, Opferschutz und Gefahren im Internet besteht weiterhin ein hohes Interesse bei Eltern, Erziehern und Schulen. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 105 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 8. Aus- und Fortbildung Mit Gründung der Polizeiakademie zum 01.10.2007 ist die zentrale Fortbildung der Polizeiakademie Niedersachsen übertragen worden. Unter der Mitwirkung des LKA Niedersachsen, Dez. 32, wurden ab dem 2. Quartal 2008 zahlreiche zentrale Fortbildungsveranstaltungen auf dem Gebiet der Bekämpfung von Kinder- und Jugenddelinquenz sowie polizeilicher Präventionsarbeit durch die Polizeiakademie Niedersachsen durchgeführt. Es wurden insgesamt drei Fortbildungen von jeweils einer Woche Dauer für Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in der Bekämpfung der Jugenddelinquenz mit insgesamt 52 Teilnehmern durchgeführt. Um dem hohen Bedarf gerecht zu werden, sind für 2009 weitere Lehrgänge geplant. Im Hinblick auf ein 2009 zu erwartendes bundesweites Fortbildungskonzept der kriminalpolizeilichen Spezialfortbildung, das sich u. a. auch mit Kriminalprävention befasst, wurden hier zunächst nur zwei Grundlehrgänge von jeweils einer Woche Dauer angeboten, deren Inhalte in enger Zusammenarbeit mit dem Dezernat 32 des LKA Niedersachsen vorläufig festgelegt wurden. Es wurden insgesamt 27 Teilnehmer aus den Präventionsteams der Polizeiinspektionen beschult. Aufgrund einer Bitte der Polizeidirektion Lüneburg wurde im April 2008 durch die Akademie eine eintägige Fortbildung für Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in der Bekämpfung von Jugenddelinquenz mit dem Thema: „Migrationshintergrund und Jugenddelinquenz“ mit 15 Teilnehmern in Celle durchgeführt. In einer weiteren Sonderveranstaltung zum Thema: „Jugendkriminalität und Prävention“ wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Präventionsteams und der Jugendkontaktbeamte der Polizeidirektion Hannover eintägig in Hannover fortgebildet. Darüber hinaus erfolgte eine Teilnahme der BfJ, Sachbearbeiter Prävention, Leiter FK 6, Jugendsachbearbeiter an Veranstaltungen und Fortbildungen externer Veranstaltungsträger (Deutscher Präventionstag, Nds. Landestelle Jugendschutz, Nds. Landestelle gegen Suchtgefahren, Nds. Landessportbund, DVJJ). Diese dienen auch stets dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Erfahrungsaustausch und fördern die Arbeit in Netzwerken. Leider ist eine Teilnahme aus Kostengründen nicht immer möglich. Zudem wurden von den BfJ bzw. Leitern FK 6 inspektionsweite Fortbildungsveranstaltungen organisiert und mit örtlichen Kooperationspartnern durchgeführt. Diese richten sich u.a an Jugendsachbearbeiter/-innen im FK 6 bzw. AF 4. Je nach Thematik waren auch externe Personen (z. B. Schulleiter/-innen, Staatsanwälte, JGH) zur Teilnahme eingeladen. Zudem stehen die Präventionsteams bzw. die FK 6 / AF 4 in ständigem Kontakt, um Informationen auszutauchen. Themen der Fortbildungen waren u.a. • Opferschutz und Opferhilfe • Zusammenarbeit mit Schulen • Einweisung in die Spezifika des Fachkommissariates 4 (Staatsschutz); u.a. Zeichen und Symbole mit NS-Bezug; Propagandamittel verfassungswidriger Organisationen • Einsatzbezogene Selbstverteidigung für Mitarbeiter des FK 6 • Jugendsachbearbeiterfortbildungen (u.a. Standardisierung der Jugendsachbearbeitung Sicherung und Steigerung des Qualitätsstandards in Ermittlungsvorgängen.) • Jugendtypische Straftaten in Zusammenhang mit dem Internet Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 106 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 • Erkennung des Drogenmissbrauches / Drogen im Straßenverkehr / Drogenkonsum und Folgen • „Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen“; 4. Rotenburger Fachtag • Änderungen im Waffengesetz • Umsetzung des Schwerpunktthemas „Alkoholmissbrauch durch Minderjährige“ • Umgang mit Amoklagen an Schulen • „Jugendgewalt – Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen – Zusehen oder handeln?“; Symposium der PD Braunschweig • „Kommunikation mit Jugendlichen aus Migrationsfamilien“ Der Ansprechpartner Prävention des PK Weyhe hat eine Puppenspielerausbildung absolviert und setzt seine Puppen im Rahmen seiner Tätigkeit bei Kindern, Jugendlichen und Senioren ein. Das LKA Niedersachsen hat eine zweitägige Fachtagung für Leiter/-innen FK 6 und BfJ durchgeführt. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 107 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 9. Fazit Die Delinquenz der Minderjährigen bewegt sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, obwohl die Anzahl der minderjährigen Tatverdächtigen leicht um ca. 1% gesunken ist. Deliktsschwerpunkte waren auch im Jahr 2008 Eigentums- und Rohheitsdelikte sowie Sachbeschädigungen. Auch wenn die Fallzahlen der gefährlichen und schweren Körperverletzungen im öffentlichen Raum, die durch Minderjährige begangen wurden, um ca. 11% und auch die Rohheitsdelikte an Schulen abnehmen, so kann noch keineswegs von einer Trendwende gesprochen werden. Allgemein anerkannt ist, dass die Delinquenz von Minderjährigen zu einem hohen Teil entwicklungsbedingt und episodenhaft ist. Dies bedeutet, dass jedes Jahr eine Generation junger Menschen „nachwächst“, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden ihre eigenen Grenzen aber auch die von der Gesellschaft gesetzten Normen „austestet“ und überschreitet. Ziel aller Maßnahmen muss sein, dafür Sorge zu tragen, dass diese Grenzüberschreitungen episodenhaft bleiben und sich nicht verfestigen. Gerade im Bereich der Gewaltdelikte ist aber auch zu beobachten, dass oft nur wenige Täter für eine Vielzahl von Taten verantwortlich sind. Diese „Intensivtäter“ lösen nicht selten Kriminalitätsfurcht bei Gleichaltrigen, aber auch bei älteren Menschen aus. Will man Jugenddelinquenz nachhaltig senken, muss man ein besonderes Augenmerk gerade auch diese Täter richten. Um künftig besser auf Intensivtäter oder Schwellentäter (Personen, die auf der Schwelle zum Intensivtäter stehen) reagieren zu können, wurde das LKA Niedersachsen beauftragt, eine Arbeitsgruppe einzurichten und ein abgestuftes Konzept zu erstellen (siehe auch Ziffer 2.7). Durch die darin enthaltene Faktorisierung von Straftaten (je nach Schwere der Tat) sollen Täter einheitlich bewertet und Maßnahmenpakete abgestimmt werden. Im Mittelpunkt des Konzeptes steht auch die Vernetzung von Jugendamt, Staatsanwaltschaft, Polizei und ggf. anderen Institutionen. Die Arbeitsgruppe hat dem Nds. Ministerium für Inneres, Sport und Integration mittlerweile einen Konzeptentwurf vorgelegt. Mit einer Umsetzung ist im Jahr 2009 zu rechnen. Im Bereich der Gewaltdelikte stand im Berichtsjahr nicht nur die Intensivtäterproblematik im Blickpunkt. Es ging auch um das Phänomen, dass diese Delikte sehr häufig – gerade auch von Minderjährigen - unter Alkoholeinfluss begangen werden (siehe auch Ziffer 6.5). Wurden noch im Jahr 2006 bei Körperverletzungen insgesamt 1.211 Minderjährige (11,8% der minderjährigen Tatverdächtigen bei KV-Delikten) unter Alkoholeinfluss registriert, waren es im Jahr 2007 bereits 1.759 (16,6%). Im Jahr 2008 sank die Zahl der alkoholisierten Minderjährigen in diesem Deliktsfeld zwar leicht auf 1.673 (15,9%), dies sollte jedoch nicht als Entwarnung angesehen werden. Daher müssen die polizeilichen Maßnahmen zur „Verhinderung von Straftaten durch alkoholbeeinflusste minderjährige Personen“ (Erlass MI vom 18.03.2008) auch in den kommenden Jahren unvermindert fortgesetzt werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Vielzahl der durchgeführten Jugendschutzkontrollen, bei denen im Berichtsjahr 2.603 Kinder und 26.939 Jugendliche überprüft worden sind, eine Wirkung entfaltet haben. Bei 438 Kindern sowie 11.460 Jugendlichen wurde dabei eine Alkoholbeeinflussung festgestellt. Die sich anschließenden Maßnahmen wie der Anruf bei den Eltern bzw. der Transport im Streifenwagen nach Hause sowie die dafür erhaltene Kostenrechnung (75 Euro) dürfte bei vielen Minderjährigen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Auch eine weitere Maßnahme der Polizei und der Kommune zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs zog im Berichtsjahr die Aufmerksamkeit auf sich: Alkoholtestkäufe an Kiosken, Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 108 Jahresbericht Jugendkriminalität und Jugendgefährdung in Niedersachsen 2008 Tankstellen und Supermärkten. Die von der Polizei bzw. der Kommune ausgesuchten und begleiteten Testkäufer (Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren; Auszubildende der Polizei und Verwaltung) erhielten in über 50 % aller Fälle den für sie nicht erlaubten Alkohol. Es bleibt zu hoffen, dass die anschließend geführten Aufklärungsgespräche, die Medienberichterstattung sowie die Ordnungsstrafen (150 – 1500 Euro) zu einem Umdenken in der Geschäftspolitik geführt haben bzw. führen werden. Auch diese Thematik dürfte sicherlich die Polizei in den nächsten Jahren weiter beschäftigen. Auch wenn es die nackten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht auszudrücken vermögen, so hat doch ein neues Phänomen Einzug in die Delinquenz und Gefährdung Minderjähriger gehalten: Minderjährige „leben“ viel mehr als die erwachsene Bevölkerung im Internet; das Internet ersetzt für sie Kino, Fernsehen, Radio, Stereoanlage, Spiele, persönliche Begegnungen. So werden im Internet Filme angesehen, aber auch illegal heruntergeladen und getauscht. Nachrichten per podcast quasi „abonniert“, wobei die Gefahr der Radikalisierung wächst, weil man Nachrichten und Nachrichtensender gezielt auswählt und eine breite Meinungspalette ausgeblendet werden kann. Spiele (und Mitspieler) sind jederzeit verfügbar, wobei auch der Beeinflussung durch gewalthaltige Inhalte wenig Grenzen gesetzt sind. Und letztlich lösen soziale Netzwerke wie „SchülerVZ“ das Cliquentreffen in den Jugendzimmern ab, mit der Folge, dass Inhalte für alle (oder viele) sichtbar ins Netz gestellt werden, die besser in den „Vier-Wänden“ geblieben wären. So werden persönliche Fotos, Videos und Informationen mit einem Klick ins Netz geladen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Minderjährige schickten Fotos von sich (z.B. in Unterwäsche) an angebliche Model-Agenturen und landeten auf Seiten von Pädophilen. Kinder werden auch zu Opfern, weil Pädophile über den Chatroom Kontakte knüpfen und sich mit den Minderjährigen direkt verabreden, um sie schließlich zu missbrauchen. Aber viel häufiger ist, dass Minderjährige zu Opfern ihresgleichen durch das sog. „Cyber-Mobbing“ werden, weil sie nicht in ein „angesagtes“ Klischee passen und deshalb virtuell entblößt und beleidigt werden. Abschließend bleibt festzustellen, dass sich Jugendkriminalität und –gefährdung im Berichtsjahr wieder sehr facettenreich gezeigt haben und für die Polizei regelmäßig neue Herausforderungen darstellen und Anpassungen von Maßnahmen erfordern. Jugendsachbearbeitung braucht aber insbesondere viel Zeit und Engagement. Auch wenn von Minderjährigen begangene Delikte oft „geringwertig“ erscheinen, werden sie aus präventiven/erzieherischen Gründen bei der Polizei umfangreich bearbeitet. Das bedeutet, dass in allen Fällen eine Anhörung/Vernehmung durchgeführt wird. Ein schriftliches Anhörungsverfahren scheidet bei Minderjährigen grundsätzlich aus. Weiterhin werden Jugendsachbearbeiter/innen teilweise schon direkt am Tatort eingesetzt und führen die Maßnahmen von Anfang an durch. Als zusätzliche Aufgaben sind bei der Jugendsachbearbeitung auch noch das Führen von erzieherischen Gesprächen sowie die Fertigung von Jugendamtsberichten zu nennen. Dazu kommen noch Zusatzaufgaben wie die Übernahme Schulpatenschaften oder das Durchführen von Präventionsprogrammen. Durch die Einrichtung der „Fachkommissariate 6“ und „Arbeitsfelder 4“ hat die Jugendsachbearbeitung zweifelsohne eine Aufwertung erfahren, auch das Wohnort- und Patenprinzip hat sich uneingeschränkt bewährt. So konzentriert sich in der Person des Jugendsachbearbeiters das Wissen über die Minderjährigen, ihre Lebenssituation sowie kriminelle Aktivitäten. Auf diese Weise konnte auch im Jahr 2008 ein fundiertes Hintergrundwissen in Entscheidungsprozesse von Staatsanwaltschaften und Jugendgerichten einfließen. Nicht selten konnten auch besorgte Eltern adäquat beraten werden. Landeskriminalamt Niedersachsen Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 109 Landeskriminalamt Niedersachsen Dezernat 32 - Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Anlagen 1 – 9 Nichtdeutsche Tatverdächtige in einzelnen 1 Deliktsbereichen 1999 – 2008 Tatverdächtige Aussiedler in einzelnen Deliktsbereichen 1999 – 2008 2 Tatverdächtigenbelastungszahlen der Polizeidirektionen/ Polizeiinspektionen in Niedersachsen 2005 - 2008 3 Tatverdächtige Rohheitsdelikte 1999 – 2008 4 Tatverdächtige Diebstahlsdelikte 1999 – 2008 5 Tatverdächtige Rauschgiftdelikte 1999 – 2008 6 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss 1999 – 2008 7 Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2004 – 2008 8 Flyer des LKA Niedersachsen zur Änderung des WaffG 9 Anlage 1 Nichtdeutsche Tatverdächtige in einzelnen Deliktsbereichen • Diebstahlsdelikte Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2007 2008 Veränderung 07/08 in % 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 13.926 13.794 13.082 13.799 13.187 12.194 12.553 10.384 9.744 8.888 -8,78 10.106 9.900 9.466 10.117 9.824 8.910 9.361 7.605 7.224 6.588 -8,80 3.820 3.894 3.616 3.682 3.363 3.284 3.192 2.779 2.530 2.300 -9,09 2.013 1.398 1.966 1.422 1.728 1.258 1.560 1.073 1.546 1.122 1.242 882 1.160 807 902 645 893 614 860 586 -3,70 -4,56 615 544 470 487 424 360 353 257 279 274 -1,79 2.430 2.306 2.078 2.193 2.106 2.024 2.110 1.754 1.546 1.554 0,52 1.778 1.677 1.570 1.662 1.663 1.513 1.572 1.304 1.132 1.144 1,06 652 629 508 531 443 511 538 450 414 410 -0,97 -1,03 Minderjährige gesamt 4.443 4.272 3.806 3.753 3.652 3.266 3.270 2.656 2.439 2.414 Heranwachsende männlich weiblich 1.587 1.538 1.412 1.492 1.405 1.262 1.430 1.054 970 915 -5,67 1.236 1.207 1.090 1.195 1.110 996 1.153 839 795 734 -7,67 351 331 322 297 295 266 277 215 175 181 3,43 • Ladendiebstahl 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 9.011 8.779 8.387 8.565 8.102 7.166 6.618 5.238 4.612 4.414 -4,29 5.747 5.456 5.338 5.521 5.397 4.575 4.167 3.173 2.798 2.728 -2,50 3.264 3.323 3.049 3.044 2.705 2.591 2.451 2.065 1.814 1.686 -7,06 1.430 905 1.369 925 1.225 820 1.053 652 1.046 700 780 514 746 458 573 371 530 320 556 338 4,91 525 444 405 401 346 266 288 202 210 218 3,81 1.505 1.339 1.174 1.161 1.086 986 970 783 685 729 6,42 938 798 752 739 758 593 576 460 384 406 5,73 567 541 422 422 328 393 394 323 301 323 7,31 Minderjährige gesamt 2.935 2.708 2.399 2.214 2.132 1.766 1.716 1.356 1.215 1.285 5,76 Heranwachsende männlich weiblich 870 822 776 767 732 611 586 398 325 334 2,77 590 544 511 531 501 411 383 255 200 208 4,00 280 278 265 236 231 200 203 143 125 126 0,80 • 5,63 Rohheitsdelikte 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % 9.023 9.053 9.014 9.560 10.273 10.102 11.345 10.155 10.241 9.848 8.015 8.038 8.082 8.456 9.075 8.880 9.977 8.798 8.792 8.474 -3,84 -3,62 1.008 1.015 932 1.106 1.198 1.222 1.368 1.357 1.449 1.374 -5,18 625 552 588 522 588 524 561 482 588 522 626 535 537 466 519 443 467 393 465 401 -0,43 73 66 64 79 66 91 71 76 74 64 -13,51 1.520 1.385 1.426 1.491 1.647 1.698 1.726 1.527 1.590 1.426 -10,31 1.335 1.193 1.282 1.309 1.444 1.468 1.493 1.320 1.323 1.195 -9,67 185 192 144 182 203 230 233 207 267 231 -13,48 -8,07 2,04 Minderjährige gesamt 2.145 1.973 2.014 2.052 2.235 2.324 2.263 2.046 2.057 1.891 Heranwachsende männlich weiblich 1.059 1.146 1.008 1.105 1.165 1.082 1.342 1.126 1.095 1.098 0,27 983 1.057 938 1.016 1.075 1.006 1.246 1.042 994 985 -0,91 76 89 70 89 90 76 96 84 101 113 11,88 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 1 Anlage 1 • Raubdelikte 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 1.228 1.129 1.119 1.114 1.197 1.148 1.352 1.069 1.029 918 1.157 1.067 1.067 1.044 1.126 1.080 1.280 1.000 953 858 -9,97 71 62 52 70 71 68 72 69 76 60 -21,05 176 159 171 160 150 146 125 119 135 128 95 83 81 76 49 45 41 35 53 49 29,27 17 11 4 6 7 12 5 4 6 4 -33,33 454 376 393 410 403 385 376 306 285 260 -8,77 428 364 381 388 388 369 354 290 263 247 -6,08 26 12 12 22 15 16 22 16 22 13 -40,91 Minderjährige gesamt 630 547 543 535 538 480 457 355 326 313 -3,99 Heranwachsende männlich weiblich 189 191 173 163 204 191 272 203 175 156 -10,86 184 188 165 152 197 188 270 195 171 147 -14,04 5 3 8 11 7 3 2 8 4 9 125,00 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich • -10,79 40,00 Körperverletzungen 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 6.431 6.572 6.561 6.990 7.518 7.475 8.447 7.577 7.628 7.161 5.654 5.795 5.825 6.131 6.581 6.494 7.367 6.557 6.509 6.138 -5,70 777 777 736 859 937 981 1.080 1.020 1.119 1.023 -8,58 451 397 531 378 421 363 416 345 457 401 526 453 454 393 460 390 404 343 400 341 -0,99 54 53 58 71 56 73 61 70 61 59 -3,28 1.051 976 1.023 1.076 1.218 1.302 1.363 1.242 1.306 1.155 -11,56 898 816 898 924 1.045 1.107 1.169 1.065 1.077 966 -10,31 153 160 125 152 173 195 194 177 229 189 -17,47 Minderjährige gesamt 1.502 1.507 1.444 1.492 1.675 1.828 1.817 1.702 1.710 1.555 -9,06 Heranwachsende männlich weiblich 768 836 742 850 886 819 1.035 854 861 877 1,86 707 766 692 781 816 756 954 791 776 789 1,68 61 70 50 69 70 63 81 63 85 88 3,53 • -6,12 -0,58 gefährliche / schwere Körperverletzung 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % 3.040 3.010 2.965 3.253 3.423 3.373 3.906 3.518 3.543 3.266 2.730 2.717 2.697 2.890 3.018 2.979 3.526 3.143 3.123 2.862 -7,82 -8,36 310 293 268 363 342 394 380 375 420 404 -3,81 249 224 230 200 215 184 238 201 231 204 263 232 227 209 270 232 214 187 227 197 5,35 6,07 25 30 31 37 27 31 18 38 27 30 11,11 632 585 607 653 755 789 799 786 836 749 -10,41 557 507 554 579 663 671 714 698 729 648 -11,11 75 78 53 74 92 118 85 88 107 101 -5,61 Minderjährige gesamt 881 815 822 891 986 1.052 1.026 1.056 1.050 976 -7,05 Heranwachsende männlich weiblich 453 490 406 487 506 479 585 505 520 519 -0,19 420 465 388 452 482 451 556 485 489 482 -1,43 33 25 18 35 24 28 29 20 31 37 19,35 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 2 Anlage 1 • Sachbeschädigung 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 1.455 1.480 1.466 1.569 1.527 1.460 1.890 1.634 1.761 1.667 1.330 1.354 1.333 1.415 1.394 1.321 1.717 1.466 1.600 1.511 -5,34 -5,56 125 126 133 154 133 139 173 168 161 156 -3,11 288 251 285 256 256 231 260 230 243 223 226 199 276 251 171 150 234 214 247 229 7,01 5,56 37 29 25 30 20 27 25 21 20 18 -10,00 275 321 307 334 338 308 480 420 452 426 -5,75 251 309 289 311 331 291 447 393 416 402 -3,37 24 12 18 23 7 17 33 27 36 24 -33,33 Minderjährige gesamt 563 606 563 594 581 534 756 591 686 673 -1,90 Heranwachsende männlich weiblich 158 189 175 186 182 173 219 218 216 184 -14,81 152 183 165 173 164 167 211 203 202 176 -12,87 6 6 10 13 18 6 8 15 14 8 -42,86 • Rauschgiftdelikte 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 3.289 3.258 3.185 3.316 3.469 3.190 3.926 3.257 3.480 3.237 -6,98 3.118 3.071 3.022 3.141 3.272 3.036 3.703 3.070 3.289 3.028 -7,94 171 187 163 175 197 154 223 187 191 209 9,42 14 13 19 16 26 23 24 21 24 22 22 18 17 13 5 3 5 5 7 4 40,00 -20,00 1 3 3 3 2 4 4 2 0 3 #DIV/0! 353 369 322 362 339 362 394 263 195 171 -12,31 334 348 309 346 319 347 364 247 181 155 -14,36 19 21 13 16 20 15 30 16 14 16 14,29 Minderjährige gesamt 367 388 348 386 363 384 411 268 200 178 -11,00 Heranwachsende männlich weiblich 625 629 554 587 595 537 719 550 522 435 -16,67 592 593 519 552 563 520 695 523 499 410 -17,84 33 36 35 35 32 17 24 27 23 25 8,70 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 3 Anlage 2 Tatverdächtige Aussiedler in einzelnen Deliktsbereichen25 • Diebstahlsdelikte 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 3.152 3.228 3.583 4.031 4.351 3.931 3.425 2.031 5.634 5.873 4,24 2.378 2.514 2.861 3.152 3.496 3.075 2.733 1.612 4.266 4.395 3,02 774 714 722 879 855 856 692 419 1.368 1.478 8,04 491 525 437 432 495 343 263 147 310 321 348 401 334 308 397 244 203 98 208 143 124 103 124 98 99 60 49 102 977 910 961 994 944 997 793 463 1.047 711 682 747 746 761 755 613 371 770 266 228 214 248 183 242 180 92 277 Minderjährige gesamt 1.468 1.435 1.398 1.426 1.439 1.340 1.056 610 1.357 1.390 2,43 Heranwachsende männlich weiblich 503 573 615 675 637 509 481 280 675 641 -5,04 425 498 524 570 558 434 402 242 581 -100,00 78 75 91 105 79 75 79 38 94 -100,00 • 3,55 -100,00 -100,00 1.069 2,10 -100,00 -100,00 Ladendiebstahl 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % 2.187 2.084 2.402 2.648 2.785 2.407 1.948 1.065 2.978 3.218 8,06 1.500 1.454 1.760 1.884 2.065 1.682 1.379 728 1.931 2.070 7,20 687 630 642 764 720 725 569 337 1.047 1.148 9,65 372 391 314 298 343 236 180 96 220 221 242 277 218 190 253 150 133 52 133 130 114 96 108 90 86 47 44 87 599 497 527 548 469 457 335 176 434 369 294 344 330 323 254 181 105 238 -100,00 230 203 183 218 146 203 154 71 196 -100,00 Minderjährige gesamt 971 888 841 846 812 693 515 272 654 732 Heranwachsende männlich weiblich 307 311 367 353 299 206 185 88 150 151 236 253 286 266 233 150 124 59 95 -100,00 71 58 81 87 66 56 61 29 55 -100,00 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 25 0,45 -100,00 -100,00 511 17,74 11,93 0,67 Datenmaterial erst ab 1999 vorhanden, Erfassungsänderung 2007,; aus technischen Gründen kann 2008 nicht nach männlich/weiblich differenziert werden. Weiteres siehe Ziffer 2.5 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 1 Anlage 2 • Rohheitsdelikte 1999[1] 2000 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 1.333 1.605 1.852 2.463 2.782 3.017 2.820 1.850 5.824 6.416 10,16 1.225 1.490 1.727 2.302 2.565 2.774 2.604 1.717 5.159 5.652 9,56 108 115 125 161 217 243 216 133 665 764 14,89 61 82 93 109 108 121 76 37 310 86 -72,26 55 76 86 101 95 107 66 34 81 6 6 7 8 13 14 10 3 12 420 502 528 581 672 743 663 398 1.047 383 455 495 531 610 674 584 364 783 -100,00 -100,00 843 -19,48 -100,00 37 47 33 50 62 69 79 34 121 Minderjährige gesamt 481 584 621 690 780 864 739 435 1.357 929 -31,54 Heranwachsende männlich weiblich 283 358 397 538 616 622 616 400 675 1.050 55,56 275 343 376 521 587 577 591 383 976 -100,00 8 15 21 17 29 45 25 17 79 -100,00 • -100,00 Raubdelikte 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 197 272 351 399 435 420 396 246 575 558 181 262 334 381 419 405 381 236 541 532 -1,66 16 10 17 18 16 15 15 10 34 26 -23,53 14 11 14 13 20 16 5 5 8 7 11 10 13 13 19 13 5 5 8 -100,00 3 1 1 0 1 3 0 0 0 0 75 92 105 99 110 99 100 68 118 65 85 100 92 108 96 94 66 104 -100,00 10 7 5 7 2 3 6 2 14 -100,00 Minderjährige gesamt 89 103 119 112 130 115 105 73 126 128 Heranwachsende männlich weiblich 54 78 104 119 124 103 95 62 134 136 54 77 96 113 120 101 92 59 131 -100,00 0 1 8 6 4 2 3 3 3 -100,00 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich • -2,96 -12,50 121 2,54 1,59 1,49 Körperverletzungen 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % 1.059 1.227 1.417 1.927 2.166 2.427 2.250 1.497 4.664 5.080 968 1.133 1.323 1.796 1.981 2.219 2.071 1.391 4.122 4.471 8,47 91 94 94 131 185 208 179 106 542 609 12,36 47 70 76 93 87 103 67 28 79 73 -7,59 42 65 71 87 75 92 58 25 69 5 5 5 6 12 11 9 3 10 323 401 436 492 563 652 572 339 802 295 360 410 449 507 589 506 306 698 28 41 26 43 56 63 66 33 104 Minderjährige gesamt 370 471 512 585 650 755 639 367 881 781 Heranwachsende männlich weiblich 220 258 295 404 485 514 508 341 896 884 212 246 282 393 462 472 488 328 832 -100,00 8 12 13 11 23 42 20 13 64 -100,00 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 8,92 -100,00 -100,00 708 -11,72 -100,00 -100,00 -11,35 -1,34 2 Anlage 2 • gefährliche / schwere Körperverletzung 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 543 662 695 1.003 1.099 1.255 1.189 746 2.226 2.343 504 617 662 954 1.021 1.169 1.111 705 2.020 2.142 6,04 39 45 33 49 78 86 78 41 206 201 -2,43 24 27 30 39 43 56 42 17 48 50 4,17 22 26 27 37 36 49 39 15 40 2 1 3 2 7 7 3 2 8 186 235 253 314 353 421 375 204 492 169 214 242 291 318 396 337 189 432 17 21 11 23 35 25 38 15 60 Minderjährige gesamt 210 262 283 353 396 477 417 221 540 494 -8,52 Heranwachsende männlich weiblich 140 158 179 272 296 317 325 214 531 544 2,45 135 151 174 268 284 299 314 207 502 -100,00 5 7 5 4 12 18 11 7 29 -100,00 • 5,26 -100,00 -100,00 444 -9,76 -100,00 -100,00 Sachbeschädigung 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 369 455 595 798 849 827 856 537 1.582 1.652 4,42 348 428 562 753 798 772 801 506 1.456 1.521 4,46 21 27 33 45 51 55 55 31 126 131 3,97 61 77 90 100 96 63 82 34 104 95 -8,65 59 74 86 89 92 60 69 32 93 8 10 12 14 15 21 18 11 34 Minderjährige gesamt 199 265 332 433 393 373 368 219 572 522 -8,74 Heranwachsende männlich weiblich 64 70 93 138 180 172 192 118 326 345 5,83 61 68 91 129 166 163 189 114 301 -100,00 3 2 2 9 14 9 3 4 25 -100,00 • 2 3 4 11 4 3 13 2 11 138 188 242 333 297 310 286 185 468 130 178 230 319 282 289 268 174 434 -100,00 -100,00 427 -8,76 -100,00 -100,00 Rauschgiftdelikte 1999[1] 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Veränderung 07/08 in % 2008 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 809 1.038 1.238 1.395 1.379 1.344 1.411 811 2.010 2.282 13,53 764 965 1.140 1.278 1.283 1.259 1.320 751 1.872 2.134 14,00 45 73 98 117 96 85 91 60 138 148 7,25 5 7 6 8 9 8 6 2 0 0 #DIV/0! 5 7 6 8 7 7 6 2 0 #DIV/0! 0 0 0 0 2 1 0 0 0 128 144 188 185 168 217 187 71 127 113 131 173 164 154 202 174 69 119 -100,00 15 13 15 21 14 15 13 2 8 -100,00 Minderjährige gesamt 133 151 194 193 177 225 193 73 127 126 -0,79 Heranwachsende männlich weiblich 264 322 365 380 354 306 300 158 416 358 -13,94 247 293 326 343 320 287 279 146 388 -100,00 17 29 39 37 34 19 21 12 28 -100,00 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen #DIV/0! 126 -0,79 3 Anlage 3 Tatverdächtigenbelastungszahlen (TVBZ) der Dienststellenbereiche in Niedersachsen 2005 - 2008; Werte Dienststellenbereich PD Braunschweig 2007 2006 2005 PI Braunschweig 2007 2006 2005 PI Gifhorn 2007 2006 2005 PI Goslar 2007 2006 2005 PI Salzgitter/ Peine/WF 2007 2006 2005 PI Wolfsburg/ Helmstedt 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre 1.780 1.813 1.739 1.860 351 401 400 476 203 225 228 184 293 293 255 274 598 571 532 598 354 335 341 335 Bevölkerung 8-14 Jahre 68.659 70.181 71.514 72.785 11.817 11.925 12.166 12.412 12.687 13.033 13.301 13.454 8.010 8.218 8.508 8.629 24.030 24.435 24.714 25.035 12.115 12.570 12.825 13.255 TVBZ 2.593 2.583 2.432 2.555 2.970 3.363 3.288 3.835 1.600 1.726 1.714 1.368 3.658 3.565 2.997 3.175 2.489 2.337 2.153 2.389 2.922 2.665 2.659 2.527 TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre 4.476 4.853 4.765 4.647 1.200 1.204 1.290 1.359 643 639 671 613 642 642 670 604 1.321 1.506 1.329 1.272 860 1.002 955 930 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 51.178 51.927 52.730 52.474 9.076 9.151 9.190 9.166 9.540 9.634 9.758 9.703 6.010 6.151 6.270 6.242 16.945 17.113 17.347 17.155 9.607 9.878 10.165 10.208 TVBZ 8.746 9.346 9.037 8.856 13.222 13.157 14.037 14.827 6.740 6.633 6.876 6.318 10.682 10.437 10.686 9.676 7.796 8.800 7.661 7.415 8.952 10.144 9.395 9.111 2008 in 1. Zeile des Dienststellenbereiches TV Heranwachsende 3.733 3.799 3.651 3.747 1.213 1.198 1.169 1.355 460 501 507 430 488 517 480 494 982 1.053 899 818 788 709 783 787 Bevölkerung 18-21 Jahre 39.397 38.975 37.963 38.855 8.126 7.862 7.651 7.624 6.723 6.702 6.521 6.333 4.716 4.696 4.682 4.560 12.393 12.242 11.806 13.143 7.439 7.473 7.303 7.195 TVBZ 9.475 9.747 9.617 9.644 14.927 15.238 15.279 17.773 6.842 7.475 7.775 6.790 10.348 11.009 10.252 10.833 7.924 8.602 7.615 6.224 10.593 9.487 10.722 10.938 TV ab 8 Jahre gesamt Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt 35.563 1.070.264 35.991 1.074.346 35.126 1.071.026 34.945 1.080.310 10.988 230.206 11.031 229.957 10.996 222.775 11.389 230.134 4.116 160.629 4.232 160.748 4.122 160.662 3.797 159.963 5.135 139.687 5.202 140.872 5.161 142.251 5.114 143.087 9.535 337.705 9.645 339.295 8.975 340.720 8.775 341.326 7.025 202.037 7.090 203.474 7.043 204.618 6.951 205.800 1 TVBZ 3.323 3.350 3.280 3.235 4.773 4.797 4.936 4.949 2.562 2.633 2.566 2.374 3.676 3.693 3.628 3.574 2.823 2.843 2.634 2.571 3.477 3.484 3.442 3.378 Anlage 3 Dienststellenbereich PI Göttingen 2007 2006 2005 PI Hameln/ Holzminden 2007 2006 2005 PI Hildesheim 2007 2006 2005 PI Nienburg/Schaumburg 2007 2006 2005 PI Northeim/Osterode 2007 2006 2005 PD Hannover (mit Region) 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre 398 382 370 341 395 346 391 360 478 457 523 429 339 326 360 401 358 320 318 327 1.673 1.772 1.620 1.735 Bevölkerung 8-14 Jahre 14.807 14.977 15.313 15.564 14.519 15.019 15.359 15.418 18.066 18.586 18.913 19.030 19.291 19.740 19.972 20.371 13.687 13.922 14.215 14.337 64.364 64.804 65.051 65.272 TVBZ 2.688 2.551 2.416 2.191 2.721 2.304 2.546 2.335 2.646 2.459 2.765 2.254 1.757 1.651 1.803 1.968 2.616 2.299 2.237 2.281 2.599 2.734 2.490 2.658 TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre 978 883 872 913 824 810 833 881 1.064 1.027 1.099 1.204 1.006 1.019 1.001 1.078 778 791 828 712 4.861 4.828 4.893 4.831 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 10.750 10.950 10.986 11.113 10.867 10.824 10.903 10.891 13.244 13.240 13.276 13.098 14.099 14.187 14.140 13.947 10.191 10.398 10.615 10.565 44.791 44.796 45.223 44.853 TVBZ 9.098 8.064 7.937 8.216 7.583 7.483 7.640 8.089 8.034 7.757 8.278 9.192 7.135 7.183 7.079 7.729 7.634 7.607 7.800 6.739 10.853 10.778 10.820 10.771 TV Heranwachsende 838 855 808 972 846 711 772 783 812 830 837 839 852 825 848 840 649 685 649 605 4.818 4.869 4.901 5.097 Bevölkerung 18-21 Jahre 9.693 9.455 9.321 9.300 8.151 7.879 7.755 7.630 10.046 9.746 9.179 9.151 10.135 9.954 9.635 9.371 7.543 7.631 7.417 7.344 35.557 35.317 34.576 34.045 TVBZ 8.645 9.043 8.669 10.452 10.379 9.024 9.955 10.262 8.083 8.516 9.119 9.168 8.407 8.288 8.801 8.964 8.604 8.977 8.750 8.238 13.550 13.787 14.175 14.971 TV ab 8 Jahre gesamt Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt 8.397 244.353 8.152 244.105 7.954 244.314 8.341 245.156 6.878 218.691 6.452 219.720 6.659 221.096 6.988 221.732 7.992 269.099 7.935 269.870 8.277 269.637 8.307 269.818 7.550 268.722 7.465 269.333 7.319 269.446 7.399 269.429 6.292 210.168 6.517 211.713 6.823 213.093 6.379 214.162 45.581 1.051.903 46.910 1.049.829 45.624 1.048.117 47.236 1.046.284 2 TVBZ 3.436 3.340 3.256 3.402 3.145 2.936 3.012 3.152 2.970 2.940 3.070 3.079 2.810 2.772 2.716 2.746 2.994 3.078 3.202 2.979 4.333 4.468 4.353 4.515 Anlage 3 Dienststellenbereich PI Burgdorf 2007 2006 2005 PI Garbsen 2007 2006 2005 Hannover-Stadt 2007 2006 2005 PD Lüneburg 2007 2006 2005 PI Celle 2007 2006 2005 PI Harburg 2007 2006 2005 PI Lüneburg/LüchowDannenberg /Uelzen 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre Bevölkerung 8-14 Jahre TVBZ TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre TVBZ 424 373 398 17.836 17.883 17.789 2.377 2.086 2.237 1.112 1.015 1.013 12.287 12.287 12.590 9.050 8.261 8.046 457 444 400 503 843 998 853 891 1.778 1.707 1.763 1.851 312 303 334 351 308 310 271 266 43.868 42.666 46.316 45.554 25.214 25.225 25.228 25.202 85.380 86.394 86.920 86.879 11.902 12.269 12.547 12.758 16.779 16.848 16.687 16.443 1.042 1.041 864 1.104 3.343 3.956 3.381 3.535 2.082 1.976 2.028 2.131 2.621 2.470 2.662 2.751 1.836 1.840 1.624 1.618 1.133 1.219 1.278 1.217 3.045 2.923 2.948 2.890 4.643 4.801 5.046 4.976 708 778 823 862 831 858 850 838 19.212 14.414 15.652 15.721 17.034 17.050 17.295 17.279 59.971 60.301 60.484 60.168 8.944 9.044 9.168 9.209 11.075 11.112 11.126 10.924 5.897 8.457 8.165 7.741 17.876 17.144 17.045 16.726 7.742 7.962 8.343 8.270 7.916 8.602 8.977 9.360 7.503 7.721 7.640 7.671 470 417 408 463 21.077 21.123 21.307 21.113 2.230 1.974 1.915 2.193 1.249 1.200 1.295 1.188 14.566 14.633 14.696 14.644 8.575 8.201 8.812 8.113 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen TV Heranwachsende 962 990 871 Bevölkerung 18-21 Jahre Nicht erhoben TV ab 8 Jahre gesamt TVBZ ! Nicht erhoben Nicht erhoben 917 Nicht erhoben 924 Nicht erhoben 914 Nicht erhoben 1.027 Nicht erhoben 3.424 15.240 22.467 15.165 22.888 3.471 3.594 14.934 24.066 14.844 24.899 3.696 3.917 43.588 8.986 42.857 9.210 3.947 3.807 41.455 9.183 3.856 40.896 9.429 550 6.742 8.158 672 6.642 10.117 624 6.405 9.742 6.097 9.480 578 690 7.650 9.020 675 7.426 9.090 619 7.040 8.793 645 6.728 9.587 1.057 970 997 997 10.860 10.846 10.373 10.911 9.733 8.943 9.611 9.138 9.700 9.565 9.280 Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt TVBZ Nicht erhoben 260.158 272.242 3.677 3.409 8.423 Nicht erhoben 8.817 348.719 8.227 350.081 9.029 350.479 30.383 482.973 31.397 481.487 30.662 480.631 31.717 480.520 34.399 1.157.275 33.700 1.154.976 33.857 1.152.676 33.699 1.146.118 5.203 167.544 5.456 167.934 5.576 168.032 5.290 167.903 6.076 225.451 6.011 223.926 5.936 222.419 5.520 220.044 2.528 2.350 2.576 6.291 6.521 6.380 6.601 2.972 2.918 2.937 2.940 3.105 3.249 3.318 3.151 2.695 2.684 2.669 2.509 9.592 8.869 8.812 8.822 299.607 299.211 299.141 297.965 3 3.202 2.964 2.946 2.961 Anlage 3 Dienststellenbereich PI Soltau-Fallingbostel 2007 2006 2005 PI Stade 2007 2006 2005 PI Rotenburg/Wümme 2007 2006 2005 PD Oldenburg 2007 2006 2005 PI Cloppenburg/Vechta 2007 2006 2005 PI Cuxhaven/Wesermarsch 2007 2006 2005 PI Delmenhorst/ Oldenburg-Land 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre 213 226 255 270 238 241 269 268 245 212 233 243 2.624 2.572 2.548 2.470 393 404 355 380 393 420 439 446 358 332 287 309 Bevölkerung 8-14 Jahre 9.511 9.701 9.913 10.046 14.044 14.230 14.158 14.222 12.067 12.223 12.308 12.297 117.943 119.778 121.017 121.427 23.744 23.968 24.131 24.048 20.168 20.550 20.910 21.142 13.867 14.041 14.217 14.250 TVBZ 2.240 2.330 2.572 2.688 1.695 1.694 1.900 1.884 2.030 1.734 1.893 1.976 2.225 2.147 2.105 2.034 1.655 1.686 1.471 1.580 1.949 2.044 2.099 2.110 2.582 2.365 2.019 2.168 TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre 599 640 679 662 696 695 750 799 638 706 717 680 6.726 6.723 6.769 6.732 1.024 971 1.086 1.032 1.154 1.118 1.166 1.225 965 896 766 818 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 7.176 7.224 7.146 7.166 9.639 9.683 9.782 9.625 8.571 8.605 8.566 8.600 84.390 84.421 84.596 83.630 16.505 16.546 16.561 16.580 14.340 14.447 14.624 14.466 9.950 9.953 10.003 9.863 TVBZ 8.347 8.859 9.502 9.238 7.221 7.178 7.667 8.301 7.444 8.205 8.370 7.907 7.970 7.964 8.002 8.050 6.204 5.868 6.558 6.224 8.047 7.739 7.973 8.468 9.698 9.002 7.658 8.294 TV Heranwachsende 574 548 578 613 521 545 522 547 644 641 586 593 5.368 5.619 5.321 5.236 843 991 874 791 930 964 886 925 731 761 681 661 Bevölkerung 18-21 Jahre 5.157 5.118 5.179 4.929 6.978 6.800 6.597 6.466 6.201 6.025 5.861 5.662 55.468 54.672 52.791 51.807 12.419 12.338 11.953 11.644 9.958 9.812 9.548 9.312 7.144 7.069 6.800 6.536 TVBZ 11.131 10.707 11.160 12.437 7.466 8.015 7.913 8.460 10.385 10.639 9.998 10.473 9.678 10.278 10.079 10.107 6.788 8.032 7.312 6.793 9.339 9.825 9.279 9.933 10.232 10.765 10.015 10.113 TV ab 8 Jahre gesamt Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt 4.721 131.166 4.658 131.376 4.856 131.476 5.016 131.314 4.661 181.763 4.598 181.303 4.598 180.963 4.757 178.790 4.775 151.744 4.758 151.226 4.725 150.645 4.961 150.102 47.452 1.416.191 48.439 1.411.392 47.560 1.407.451 47.343 1.401.516 7.326 264.585 7.769 261.722 7.488 259.594 7.258 257.183 7.899 274.945 7.916 275.777 7.915 276.448 7.892 276.694 6.095 186.043 6.222 185.427 5.769 185.303 5.996 184.436 4 TVBZ 3.599 3.546 3.693 3.820 2.564 2.536 2.541 2.661 3.147 3.146 3.137 3.305 3.351 3.432 3.379 3.378 2.769 2.968 2.885 2.822 2.873 2.870 2.863 2.852 3.276 3.355 3.113 3.251 Anlage 3 Dienststellenbereich PI Diepholz 2007 2006 2005 PI Oldenburg/Ammerland 2007 2006 2005 PI Verden/Osterholz 2007 2006 2005 PI Wilhelmshaven/FRI 2007 2006 2005 PD Osnabrück 2007 2006 2005 PI Aurich/WTM 2007 2006 2005 PI Emsland/Graf. Bentheim 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre 246 272 246 206 472 375 411 394 376 346 360 309 417 440 468 445 2.097 2.059 2.053 2.041 446 410 379 332 582 607 646 592 Bevölkerung 8-14 Jahre 14.666 14.932 14.958 14.981 17.002 17.273 17.418 17.433 17.107 17.359 17.399 17.443 11.389 11.655 11.984 12.130 101.463 102.834 104.011 104.529 18.071 18.128 18.442 18.388 33.562 34.137 34.618 34.962 TVBZ 1.677 1.822 1.645 1.375 2.776 2.171 2.360 2.260 2.198 1.993 2.069 1.771 3.661 3.775 3.905 3.669 2.067 2.002 1.974 1.953 2.468 2.262 2.055 1.806 1.734 1.778 1.866 1.693 TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre 787 795 795 704 1.120 1.124 1.178 1.153 987 1.100 1.080 1.015 872 894 868 919 5.538 5.740 5.498 5.645 1.089 1.116 969 998 1.719 1.637 1.593 1.800 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 10.522 10.499 10.499 10.310 12.386 12.167 12.021 11.770 12.111 12.161 12.283 12.038 8.576 8.648 8.605 8.603 73.314 73.835 74.418 74.353 12.762 12.977 12.902 12.878 24.704 24.764 24.968 25.019 TVBZ 7.480 7.572 7.572 6.828 9.042 9.238 9.800 9.796 8.150 9.045 8.793 8.432 10.168 10.338 10.087 10.682 7.554 7.774 7.388 7.592 8.533 8.600 7.510 7.750 6.958 6.610 6.380 7.195 TV Heranwachsende 651 680 648 619 925 929 1.010 1.013 867 850 790 770 689 682 642 679 4.563 5.002 4.654 4.739 761 782 791 778 1.491 1.649 1.460 1.570 Bevölkerung 18-21 Jahre 7.352 7.107 6.884 6.813 9.417 9.415 9.028 8.955 8.489 8.249 7.936 7.868 6.441 6.378 6.136 5.898 55.065 54.881 53.182 51.982 9.286 9.145 8.780 8.464 18.259 18.298 17.882 17.458 TVBZ 8.855 9.568 9.413 9.086 9.823 9.867 11.187 11.312 10.213 10.304 9.955 9.786 10.697 10.693 10.463 11.512 8.287 9.114 8.751 9.117 8.195 8.551 9.009 9.192 8.166 9.012 8.165 8.993 TV ab 8 Jahre gesamt Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt 5.764 199.607 5.747 199.262 5.496 198.790 5.146 197.833 8.787 256.647 8.697 255.220 8.954 253.556 8.864 252.051 6.935 228.164 7.196 227.667 6.976 227.395 7.064 226.817 6.200 171.377 6.317 171.923 6.365 172.361 6.502 172.589 41.656 1.323.838 43.656 1.319.299 41.152 1.313.621 41.354 1.307.992 7.271 229.156 7.439 228.417 7.082 227.612 7.014 226.484 12.484 412.154 13.349 408.923 12.388 405.462 12.631 402.853 5 TVBZ 2.888 2.884 2.765 2.601 3.424 3.408 3.531 3.517 3.039 3.161 3.068 3.114 3.618 3.674 3.693 3.767 3.147 3.309 3.133 3.162 3.173 3.257 3.111 3.097 3.029 3.264 3.055 3.135 Anlage 3 Dienststellenbereich PI Leer/Emden 2007 2006 2005 PI Osnabrück/Osnabrück-Land 2007 2006 2005 Niedersachsen 2007 2006 2005 TV Kinder ab 8 Jahre Bevölkerung 8-14 Jahre TVBZ TV Jugendliche Bevölkerung 14-18 Jahre 14-18 Jahre TVBZ TV Heranwachsende Bevölkerung 18-21 Jahre TVBZ 406 404 411 415 675 647 624 706 15.229 15.616 15.813 15.878 34.601 34.953 35.138 35.301 2.666 2.587 2.599 2.614 1.951 1.851 1.776 2.000 982 1.056 905 933 1.826 2.028 2.083 1.974 11.132 11.061 11.059 10.944 24.716 25.033 25.489 25.512 8.821 9.547 8.183 8.525 7.388 8.101 8.172 7.738 946 994 851 767 1.483 1.696 1.648 1.708 8.094 8.074 7.778 7.569 19.426 19.364 18.742 18.491 11.688 12.311 10.941 10.133 7.634 8.759 8.793 9.237 11.852 11.705 11.633 11.770 518.179 526.235 532.285 535.612 2.287 2.224 2.185 2.197 30.290 30.815 30.932 31.082 372.795 374.879 377.371 375.092 8.125 8.220 8.197 8.287 25.591 26.198 25.336 25.817 280.395 277.063 268.768 263.294 9.127 9.456 9.427 9.805 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen TV ab 8 Jahre gesamt Bevölkerung ab 8 Jahre gesamt TVBZ 200.213 199.993 198.979 197.793 482.315 481.966 481.568 480.862 3.872 4.020 3.646 3.540 3.062 3.228 3.121 3.187 236.823 7.395.681 239.048 7.390.189 234.271 7.382.573 236.058 7.368.604 3.202 3.235 3.173 3.204 7.753 8.039 7.254 7.001 14.767 15.559 15.029 15.327 6 Anlage 4 Tatverdächtige Rohheitsdelikte • Rohheitsdelikte 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 46.790 40.325 6.465 2.165 1.808 357 6.836 5.705 1.131 9.001 5.519 4.910 609 48.050 41.217 6.833 2.125 1.767 358 6.958 5.779 1.179 9.083 5.613 5.007 606 52.735 45.005 7.730 2.244 1.845 399 7.429 6.056 1.373 9.673 6.163 5.464 699 55.400 47.159 8.241 2.354 1.906 448 7.963 6.457 1.506 10.317 6.397 5.635 762 57.053 48.520 8.533 2.780 2.280 500 8.832 7.119 1.713 11.612 6.624 5.818 806 61.579 52.269 9.310 2.477 1.993 484 9.089 7.329 1.760 11.566 7.562 6.653 909 63.051 53.270 9.781 2.603 2.126 477 9.604 7.759 1.845 12.207 7.748 6.850 898 64.793 54.290 10.503 2.615 2.135 480 9.870 7.899 1.971 12.485 8.388 7.362 1.026 66.753 55.936 10.817 2.724 2.243 481 9.779 7.794 1.985 12.503 8.686 7.564 1.122 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 3.697 3.364 333 423 375 48 1.244 1.112 132 1.667 628 602 26 3.819 3.477 342 443 397 46 1.206 1.101 105 1.649 709 659 50 3.774 3.436 338 365 327 38 1.200 1.105 95 1.565 650 598 52 3.751 3.390 361 314 285 29 1.151 1.037 114 1.465 675 621 54 3.985 3.658 327 349 314 35 1.127 1.032 95 1.476 757 706 51 3.874 3.523 351 304 259 45 1.171 1.064 107 1.475 692 657 35 4.319 3.957 362 234 200 34 1.189 1.083 106 1.423 849 805 44 4.018 3.709 309 188 172 16 1.140 1.054 86 1.328 828 788 40 4.164 3.800 364 183 160 23 1.089 988 101 1.272 847 800 47 3.956 3.589 367 188 163 25 1.061 950 111 1.249 817 756 61 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich 43.978 37.921 6.057 2.031 1.747 284 6.383 5.330 1.052 Minderjährige gesamt 8.414 Heranwachsende 5.005 männlich 4.494 weiblich 511 • Veränderung 07/08 in % 3,03 3,03 2,99 4,17 5,06 0,21 -0,92 -1,33 0,71 0,14 3,55 2,74 9,36 Raubdelikte Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % -5,00 -5,55 0,82 2,73 1,88 8,70 -2,57 -3,85 9,90 -1,81 -3,54 -5,50 29,79 7 Anlage 4 • Körperverletzungen Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 33.297 28.442 4.855 1.547 1.321 226 4.909 4.054 855 6.456 3.912 3.487 425 34.996 29.850 5.146 1.647 1.351 296 5.338 4.382 956 6.985 4.204 3.726 478 35.982 30.666 5.376 1.637 1.337 300 5.429 4.449 980 7.066 4.337 3.876 461 39.744 33.666 6.078 1.755 1.419 336 5.877 4.751 1.126 7.632 4.844 4.307 537 42.256 35.642 6.614 1.877 1.500 377 6.413 5.131 1.282 8.290 5.101 4.509 592 43.824 37.000 6.824 2.348 1.919 429 7.227 5.795 1.432 9.575 5.398 4.732 666 47.340 39.878 7.462 2.085 1.678 407 7.457 5.976 1.481 9.542 6.113 5.366 747 48.574 40.790 7.784 2.228 1.812 416 8.052 6.460 1.592 10.280 6.354 5.620 734 50.121 41.776 8.345 2.223 1.817 406 8.349 6.692 1.657 10.572 6.920 6.098 822 50.455 42.201 8.254 2.340 1.937 403 8.183 6.544 1.639 10.523 7.212 6.316 896 Veränderung 07/08 in % 0,67 1,02 -1,09 5,26 6,60 -0,74 -1,99 -2,21 -1,09 -0,46 4,22 3,57 9,00 Gefährliche/schwere Körperverletzung Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 12.863 11.248 1.615 812 697 115 2.583 2.207 376 3.395 2.029 1.843 186 13.603 11.956 1.647 787 647 140 2.878 2.448 430 3.665 2.261 2.059 202 13.573 11.924 1.649 765 608 157 2.893 2.475 418 3.658 2.220 2.049 171 15.407 13.458 1.949 837 672 165 3.196 2.702 494 4.033 2.591 2.384 207 16.206 13.983 2.223 841 662 179 3.544 2.900 644 4.385 2.705 2.491 214 16.951 14.647 2.304 1.163 946 217 3.901 3.226 675 5.064 2.771 2.523 248 18.850 16.440 2.410 1.021 859 162 3.983 3.326 657 5.004 3.284 2.985 299 19.105 16.544 2.561 1.111 909 202 4.473 3.692 781 5.584 3.387 3.122 265 20.290 17.597 2.693 1.174 985 189 4.674 3.900 774 5.848 3.761 3.456 305 20.089 17.395 2.694 1.211 1.009 202 4.570 3.814 756 5.781 3.802 3.446 356 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % -0,99 -1,15 0,04 3,15 2,44 6,88 -2,23 -2,21 -2,33 -1,15 1,09 -0,29 16,72 8 Anlage 5 Tatverdächtige Diebstahlsdelikte • Diebstahl ohne erschwerende Umstände Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 60.335 38.933 21.402 9.690 6.068 3.622 6.797 4.187 2.610 5.304 3.677 1.627 21.791 5.368 3.874 1.494 59.248 38.605 20.643 9.481 6.258 3.223 6.348 3.885 2.463 4.876 3.320 1.556 20.705 5.476 4.002 1.474 57.113 37.767 19.346 8.589 5.719 2.874 6.474 4.103 2.371 4.835 3.355 1.480 19.898 5.304 3.875 1.429 61.036 40.316 20.720 8.220 5.252 2.968 6.700 4.079 2.612 5.020 3.479 1.541 19.940 5.634 4.183 1.451 59.954 40.635 19.319 8.221 5.551 2.670 6.221 3.960 2.261 4.949 3.500 1.449 19.391 5.479 4.089 1.383 56.327 37.382 18.945 6.820 4.420 2.400 5.957 3.581 2.376 4.941 3.370 1.571 17.718 4.879 3.562 1.317 54.109 36.583 17.526 6.564 4.210 2.354 6.157 3.763 2.394 5.017 3.495 1.522 17.738 5.007 3.718 1.289 51.833 35.032 16.801 6.481 4.259 2.222 6.371 3.801 2.570 4.988 3.484 1.504 17.840 4.819 3.577 1.242 50.076 34.223 15.853 6.163 3.938 2.225 6.009 3.639 2.370 4.700 3.349 1.351 16.872 4.753 3.650 1.103 48.856 33.106 15.750 6.351 4.115 2.236 6.006 3.551 2.455 4.847 3.360 1.487 17.204 4.632 3.463 1.169 Veränderung 07/08 in % -2,44 -3,26 -0,65 3,05 4,49 0,49 -0,05 -2,42 3,59 3,13 0,33 10,07 1,97 -2,55 -5,12 5,98 Diebstahl unter erschwerenden Umständen 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 13.937 13.953 13.817 14.511 14.284 13.678 15.150 14.708 15.541 15.143 12.597 12.561 12.441 13.015 12.705 12.131 13.430 13.093 13.716 13.390 1.340 1.392 1.376 1.496 1.579 1.547 1.720 1.615 1.825 1.753 1.268 1.112 1.097 1.042 1.085 987 871 862 872 924 1.113 961 963 927 930 840 730 762 733 756 155 151 134 115 155 147 141 100 139 168 1.622 1.585 1.626 1.746 1.662 1.649 1.596 1.687 1.756 1.741 1.490 1.427 1.475 1.551 1.479 1.463 1.390 1.449 1.509 1.530 132 158 151 195 183 186 206 238 247 211 1.943 1.873 1.851 1.854 1.927 1.989 2.109 2.238 2.211 2.113 1.780 1.727 1.712 1.694 1.743 1.810 1.931 2.048 2.018 1.923 163 146 139 160 184 179 178 190 193 190 4.833 4.570 4.574 4.642 4.674 4.625 4.576 4.787 4.839 4.778 2.481 2.602 2.376 2.517 2.380 2.219 2.536 2.519 2.606 2.501 2.303 2.402 2.211 2.326 2.177 2.028 2.307 2.321 2.403 2.305 178 200 165 191 203 191 229 198 203 196 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % -2,56 -2,38 -3,95 5,96 3,14 20,86 -0,85 1,39 -14,57 -4,43 -4,71 -1,55 -1,26 -4,03 -4,08 -3,45 9 Anlage 5 • Ladendiebstahl (klassisch) Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 1999 2000 2001 2002 45.028 26.737 18.291 8.100 4.751 3.349 5.232 2.904 2.328 3.507 2.160 1.347 16.839 3.319 2.152 1.167 43.169 25.763 17.406 7.757 4.898 2.859 4.653 2.482 2.171 3.020 1.718 1.302 15.430 3.176 2.069 1.107 40.775 24.789 15.986 6.911 4.355 2.556 4.529 2.507 2.022 2.937 1.757 1.180 14.377 3.040 1.972 1.068 43.131 26.238 16.893 6.593 3.955 2.638 4.591 2.381 2.210 2.948 1.747 1.201 14.132 3.072 2.059 1.013 2003 2004 2005 2006 2007 2008 41.115 25.786 15.329 6.408 4.137 2.271 4.113 2.282 1.831 2.718 1.646 1.072 13.239 2.780 1.861 919 37.725 22.914 14.811 5.179 3.169 2.010 3.758 1.868 1.890 2.600 1.447 1.153 11.537 2.367 1.492 875 33.823 20.676 13.147 4.851 2.869 1.982 3.779 1.860 1.919 2.454 1.366 1.088 11.084 2.168 1.320 848 30.834 18.483 12.351 4.812 2.976 1.836 3.973 1.948 2.025 2.324 1.253 1.071 11.109 1.882 1.098 784 28.665 17.364 11.301 4.526 2.670 1.856 3.672 1.819 1.853 2.120 1.204 916 10.318 1.554 961 593 28.971 17.422 11.549 4.879 2.940 1.939 3.974 1.918 2.056 2.431 1.309 1.122 11.284 1.655 992 663 Veränderung 07/08 in % 1,07 0,33 2,19 7,80 10,11 4,47 8,22 5,44 10,96 14,67 8,72 22,49 9,36 6,50 3,23 11,80 Fahrraddiebstahl Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 4.295 3.933 362 605 537 68 675 626 49 774 722 52 2.054 671 633 38 4.203 3.816 387 548 489 59 647 568 79 699 649 50 1.894 701 645 56 4.690 4.296 394 579 511 68 778 701 77 830 768 62 2.187 800 752 48 4.836 4.378 458 574 497 77 814 715 99 800 734 66 2.188 772 724 48 5.099 4.598 501 619 531 88 860 751 109 884 806 78 2.363 832 766 66 4.916 4.393 523 545 477 68 843 733 110 917 821 96 2.305 777 714 63 5.374 4.830 544 577 504 73 825 730 95 1.034 946 88 2.436 920 854 66 5.371 4.874 497 508 444 64 926 804 122 1.065 975 90 2.499 930 859 71 5.747 5.112 635 560 457 103 1024 868 156 1.044 953 91 2.628 1.006 936 70 6.175 5.559 616 641 537 104 995 854 141 1.143 1048 95 2.779 1.064 999 65 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % 7,45 8,74 -2,99 14,46 17,51 0,97 -2,83 -1,61 -9,62 9,48 9,97 4,40 5,75 5,77 6,73 -7,14 10 Anlage 5 • Diebstahl von Mopeds und Krafträdern 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 2000 852 829 23 112 107 5 260 250 10 209 207 2 581 124 123 1 809 780 29 110 104 6 224 219 5 212 205 7 546 113 109 4 2001 954 933 21 135 129 6 286 281 5 258 254 4 679 135 134 1 2002 892 861 31 88 87 1 277 266 11 237 229 8 602 134 133 1 2003 888 855 33 96 92 4 230 220 10 250 243 7 576 152 149 3 2004 2005 2006 2007 2008 914 1.060 1.040 1.163 1.212 885 1.029 1.010 1.127 1.175 29 31 30 36 37 93 74 60 58 63 92 73 55 55 59 1 1 5 3 4 262 272 248 257 316 255 267 241 249 309 7 5 7 8 7 248 323 353 350 361 243 315 349 342 354 5 8 4 8 7 603 669 661 665 740 147 186 202 254 225 146 179 199 246 217 1 7 3 8 8 Veränderung 07/08 in % 4,21 4,26 2,78 8,62 7,27 33,33 22,96 24,10 -12,50 3,14 3,51 -12,50 11,28 -11,42 -11,79 0,00 Diebstahl von Kraftwagen 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1.972 1.897 1.746 1.695 1.562 1.363 1.452 1.257 1.395 1.202 1.873 1.788 1.632 1.577 1.468 1.273 1.357 1.173 1.285 1.118 99 109 114 118 94 90 95 84 110 84 65 45 47 38 39 37 19 14 19 30 64 44 41 35 36 35 17 13 12 28 1 1 6 3 3 2 2 1 7 2 171 190 202 158 177 128 115 107 92 88 160 185 181 143 163 117 99 98 81 82 11 5 21 15 14 11 16 9 11 6 351 290 276 245 222 208 220 206 191 150 328 276 262 233 209 192 211 193 173 136 23 14 14 12 13 16 9 13 18 14 587 525 525 441 438 373 354 327 302 268 433 395 332 310 293 237 254 252 257 229 416 372 313 289 283 228 241 239 244 217 17 23 19 21 10 9 13 13 13 12 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % -13,84 -13,00 -23,64 57,89 133,33 -71,43 -4,35 1,23 -45,45 -21,47 -21,39 -22,22 -11,26 -10,89 -11,07 -7,69 11 Anlage 5 • Diebstahl aus Kraftfahrzeugen 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Veränderung 07/08 in % -7,57 2.597 2.532 2.336 2.588 2.297 2.059 2.380 2.063 2.194 2.028 2.464 2.412 2.195 2.449 2.166 1.959 2.237 1.950 2.054 1.870 133 120 141 139 131 100 143 113 140 158 133 119 120 124 91 67 73 50 80 79 118 112 108 116 85 65 65 46 72 70 15 7 12 8 6 2 8 4 8 9 199 183 191 221 199 170 180 121 170 164 184 177 170 206 185 158 167 107 158 150 15 6 21 15 14 12 13 14 12 14 445 364 336 305 249 276 292 248 222 230 427 343 318 286 237 262 278 238 209 216 18 21 18 19 12 14 14 10 13 14 777 666 647 650 539 513 545 419 472 473 706 737 588 644 448 434 482 462 440 408 679 716 558 620 422 423 454 447 419 385 27 21 30 24 26 11 28 15 21 23 -8,96 12,86 -1,25 -2,78 12,50 -3,53 -5,06 16,67 3,60 3,35 7,69 0,21 -7,27 -8,11 9,52 Diebstahl an Kraftfahrzeugen 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1.201 1.297 1.107 1.279 1.135 1.083 1.214 1.210 1.141 1.130 1.141 1.218 1.059 1.192 1.072 1.007 1.121 1.133 1.066 1.053 60 79 48 87 63 76 93 77 75 77 106 88 94 89 55 78 93 69 65 59 103 75 93 84 50 65 81 65 63 55 3 13 1 5 5 13 12 4 2 4 114 162 115 141 130 122 135 188 158 122 105 152 114 129 120 113 123 176 150 113 9 10 1 12 10 9 12 12 8 9 181 185 142 161 169 166 191 174 152 181 170 179 133 151 160 152 182 169 144 168 11 6 9 10 9 14 9 5 8 13 401 435 351 391 354 366 419 431 375 362 291 329 251 289 269 242 224 258 270 231 285 311 245 276 257 236 209 244 250 217 6 18 6 13 12 6 15 14 20 14 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % -0,96 -1,22 2,67 -9,23 -12,70 100,00 -22,78 -24,67 12,50 19,08 16,67 62,50 -3,47 -14,44 -13,20 -30,00 12 Anlage 6 Tatverdächtige Rauschgiftdelikte • Allgemeine Verstöße mit Cannabis Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 7.055 6.239 816 101 75 26 745 595 150 1.268 1.103 165 2.114 1.855 1.718 137 8.808 7.786 1.022 138 113 25 917 730 187 1.472 1.307 165 2.527 2.447 2.218 229 8.116 7.176 940 196 159 37 914 753 161 1.381 1.241 140 2.491 2.124 1.920 204 9.697 10.102 10.589 10.803 10.365 11.483 12.514 8.634 8.956 9.476 9.707 9.347 10.523 11.418 1.063 1.146 1.113 1.096 1.018 960 1.096 182 217 189 156 85 51 50 150 172 140 110 67 47 32 32 45 49 46 18 4 18 1.124 1.107 1.141 930 618 497 546 902 889 921 748 490 403 448 218 220 182 128 94 98 222 1.603 1.682 1.756 1.631 1.296 1.084 1.100 1.424 1.481 1.559 1.435 1.152 956 978 179 201 197 196 144 128 122 2.909 3.006 3.086 2.717 1.999 1.632 1.696 2.563 2.519 2.637 2.770 2.769 2.879 2.692 2.333 2.284 2.438 2.522 2.515 2.679 2.481 230 232 199 248 254 200 211 Veränderung 07/08 in % 8,98 8,51 14,17 -1,96 -31,91 350,00 9,86 11,17 4,26 1,48 2,30 -4,69 3,92 -6,50 -7,39 5,50 Allgemeine Verstöße mit Heroin 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2.714 3.117 2.648 2.650 2.238 1.679 1.737 1.582 1.616 1.651 2.278 2.643 2.244 2.203 1.842 1.379 1.453 1.321 1.338 1.389 436 474 404 448 396 300 284 261 278 262 0 0 2 1 1 1 2 1 0 0 0 0 1 0 0 1 2 0 0 0 0 0 1 1 1 0 0 1 0 0 15 26 17 22 13 7 12 7 1 4 8 16 16 13 7 3 9 6 0 2 7 10 1 9 6 4 3 1 1 2 86 90 67 70 40 25 36 24 10 8 58 61 53 44 28 13 27 18 7 5 28 29 14 26 12 12 9 6 3 3 101 116 86 93 54 33 50 32 11 12 427 470 384 341 227 167 136 106 76 75 345 380 312 273 174 136 104 75 54 54 82 90 72 68 53 31 32 31 22 21 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen Veränderung 07/08 in % 2,17 3,81 -5,76 0,00 0,00 0,00 300,00 100,00 100,00 -20,00 -28,57 0,00 9,09 -1,32 0,00 -4,55 13 Anlage 6 • Allgemeine Verstöße mit Kokain 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1.320 1.037 1.015 1.320 1.400 1.327 1.588 1.707 1.804 1.899 1.083 832 836 1.036 1.128 1.096 1.292 1.427 1.552 1.626 237 205 179 284 272 231 296 280 252 273 1 1 0 0 1 0 2 2 4 2 0 2 1 4 1 1 0 0 0 2 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 19 9 7 6 13 6 7 15 9 16 5 6 4 9 3 11 10 5 4 2 9 4 3 4 8 0 3 6 6 5 49 32 34 42 54 43 54 47 27 29 41 24 32 30 38 31 38 36 23 20 8 8 2 12 16 12 16 11 4 9 68 43 43 52 68 50 61 62 37 47 171 160 115 160 188 144 190 219 185 171 139 128 96 116 152 121 158 183 162 141 32 32 19 44 36 23 32 36 23 30 Veränderung 07/08 in % 5,27 4,77 8,33 100,00 100,00 -100,00 77,78 266,67 -16,67 7,41 -13,04 125,00 27,03 -7,57 -12,96 30,43 Allgemeine Verstöße mit Amphetamin/-derivaten in Tabletten- bzw. Kapselform (Ecstasy) 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 461 379 82 1 0 1 13 9 4 64 51 13 78 172 136 36 2000 2001 2002 958 1.067 1.082 803 880 867 155 187 215 3 5 4 2 4 2 1 1 2 27 37 49 23 17 22 4 20 27 112 123 145 84 87 95 28 36 50 142 165 198 428 431 369 356 362 306 72 69 63 2003 852 668 184 7 4 3 37 17 10 75 50 25 119 296 233 63 2004 712 586 126 0 0 0 31 21 10 83 63 20 114 227 186 41 2005 584 486 98 1 1 0 24 12 12 61 46 15 86 156 127 29 2006 2007 457 361 96 3 1 2 19 11 8 53 36 17 75 129 98 31 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 406 340 66 0 0 0 8 4 4 32 23 9 40 99 77 22 2008 417 362 55 0 0 0 7 4 3 36 30 6 43 90 77 13 Veränderung 07/08 in % 2,71 6,47 -16,67 #DIV/0! #DIV/0! #DIV/0! -12,50 0,00 -25,00 12,50 30,43 -33,33 7,50 -9,09 0,00 -40,91 14 Anlage 6 • Allgemeine Verstöße mit Amphetamin/-derivaten in Pulver- oder flüssiger Form 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 187 151 36 0 0 0 4 4 0 20 12 8 24 66 58 8 371 321 50 3 2 1 5 4 1 33 29 4 41 146 131 15 280 236 44 2 1 1 3 2 1 24 18 6 29 90 77 13 465 381 84 3 1 2 9 3 6 23 13 10 35 164 134 30 479 392 87 2 0 2 15 9 6 34 20 14 51 157 126 31 447 368 79 3 0 3 11 5 6 26 18 6 40 124 106 18 491 429 62 1 1 0 8 5 3 35 25 10 44 121 106 15 589 502 87 1 1 0 8 5 3 35 28 7 44 149 128 21 751 1.058 631 895 120 163 2 8 1 6 1 2 11 17 8 6 3 11 34 44 20 28 14 16 47 69 137 178 115 150 22 28 Veränderung 07/08 in % 40,88 41,84 35,83 300,00 500,00 100,00 54,55 -25,00 266,67 29,41 40,00 14,29 46,81 29,93 30,43 27,27 Allgemeine Verstöße mit sonstigen Betäubungsmitteln 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 586 518 68 4 3 1 42 35 7 90 73 17 136 157 147 10 632 554 78 4 4 0 45 38 7 103 92 11 152 183 159 24 504 430 74 14 10 4 58 45 13 82 68 14 154 140 113 27 742 654 88 14 10 4 85 74 11 119 104 15 218 172 153 19 744 636 108 16 14 2 92 79 13 106 93 13 214 163 137 26 732 1.092 612 959 120 133 16 10 13 6 3 4 82 87 56 65 26 22 124 141 103 123 21 18 222 238 152 184 130 162 22 22 996 863 133 11 9 2 42 35 7 97 85 12 150 153 131 22 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 744 648 96 2 1 1 20 15 5 72 67 5 94 109 96 13 542 469 73 1 0 1 15 11 4 19 16 3 35 40 37 3 Veränderung 07/08 in % -27,15 -27,62 -23,96 -50,00 -100,00 0,00 -25,00 -26,67 -20,00 -73,61 -76,12 -40,00 -62,77 -63,30 -61,46 -76,92 15 Anlage 7 Tatverdächtige unter Alkoholeinfluss Achtung: Aufgrund der geänderten PKS-Zählweise sind die Zahlen 2008 nicht mit den Vorjahren vergleichbar. • Rohheitsdelikte unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 10.891 11.708 11.781 13.544 14.690 15.516 16.308 15.498 20.629 20.692 10.136 10.957 10.978 12.604 13.614 14.320 14.978 14.264 18.729 18.864 755 751 803 940 1.076 1.196 1.330 1.234 1.900 1.828 27 18 17 9 17 20 8 7 18 20 26 14 16 9 16 12 7 6 13 13 1 4 1 0 1 8 1 1 5 7 156 169 189 167 240 244 207 221 344 279 133 156 159 140 218 209 181 188 280 248 23 13 30 27 22 35 26 33 64 31 751 857 856 965 1.058 1.247 1.277 1.130 1.616 1.505 704 814 808 905 990 1.143 1.127 1.045 1.464 1.380 47 43 48 60 68 104 105 85 152 125 934 1.044 1.062 1.141 1.315 1.511 1.492 1.358 1.978 1.804 1.578 1.784 1.806 2.065 2.309 2.558 2.745 2.480 3.802 3.807 1.503 1.709 1.730 1.961 2.188 2.397 2.553 2.341 3.544 3.526 75 75 76 104 121 161 192 139 258 281 Körperverletzungen unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 9.569 10.037 10.222 11.785 12.909 13.723 14.449 13.634 18.279 18.654 8.891 9.367 9.486 10.940 11.922 12.613 13.214 12.505 16.528 16.947 678 670 736 845 987 1.110 1.235 1.129 1.751 1.707 26 14 12 7 13 18 8 5 14 17 25 11 11 7 12 11 7 4 10 10 1 3 1 0 1 7 1 1 4 7 134 145 159 142 215 205 186 198 292 250 114 133 131 118 194 173 161 165 236 219 20 12 28 24 21 32 25 33 56 31 673 747 732 835 929 1.117 1.145 1.008 1.453 1.406 629 706 687 782 865 1.020 1.046 926 1.313 1.283 44 41 45 53 64 97 99 82 140 123 833 906 903 984 1.157 1.340 1.339 1.211 1.759 1.673 1.401 1.528 1.601 1.857 2.088 2.328 2.482 2.261 3.462 3.580 1.333 1.459 1.530 1.758 1.976 2.176 2.297 2.128 3.225 3.306 68 69 71 99 112 152 185 133 237 274 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 16 Anlage 7 • Raubdelikte unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 536 504 32 0 0 0 15 14 1 69 66 3 84 126 124 2 2000 659 624 35 2 2 0 19 18 1 92 92 0 113 156 150 6 2001 605 577 28 3 3 0 27 25 2 103 99 4 133 124 117 7 2002 583 548 35 2 2 0 15 15 0 87 80 7 104 121 118 3 2003 690 663 27 1 1 0 23 20 3 85 84 1 109 154 150 4 2004 671 643 28 1 1 0 37 32 5 105 99 6 143 136 132 4 2005 711 686 25 0 0 0 16 16 0 103 100 3 119 169 165 4 2006 633 612 21 0 0 0 20 20 0 95 91 4 115 157 153 4 2007 2008 883 825 58 2 1 1 36 35 1 119 110 9 157 221 211 10 875 842 33 0 0 0 41 39 2 132 131 1 173 214 206 8 Diebstahlsdelikte unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 3.976 3.669 307 18 16 2 141 123 18 498 484 14 657 648 621 27 2000 4.107 3.793 314 15 12 3 180 168 12 487 465 22 682 674 644 30 2001 4.012 3.686 326 11 10 1 175 154 21 474 453 21 660 659 626 33 2002 4.273 3.958 315 25 20 5 197 169 28 471 447 24 693 728 701 27 2003 4.410 4.074 336 23 19 4 175 159 16 551 529 22 749 750 712 38 2004 4.391 4.007 384 16 13 3 196 166 30 578 536 42 790 723 678 45 2005 4.422 4.045 377 17 16 1 152 136 16 580 539 41 749 821 786 35 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 2006 4.043 3.695 348 9 6 3 117 106 11 453 425 28 579 709 677 32 2007 5.944 5.407 537 22 14 8 259 214 45 790 737 53 1.071 1.127 1.057 70 2008 5.423 4.888 535 33 29 4 210 164 46 695 643 52 938 1.035 965 70 17 Anlage 7 • Sachbeschädigungen unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich • 4.075 3.851 224 30 26 4 208 186 22 662 639 23 900 829 800 29 2000 3.975 3.779 196 23 22 1 246 231 15 653 627 26 922 894 864 30 2001 3.870 3.689 181 14 11 3 243 222 21 675 643 32 932 842 816 26 2002 4.307 4.075 232 22 18 4 224 201 23 714 682 32 960 994 967 27 2003 4.399 4.172 227 21 17 4 226 210 16 732 698 34 979 1.058 1.022 36 2004 4.542 4.291 251 21 20 1 254 225 29 782 745 37 1.057 1.006 974 32 2005 4.663 4.406 257 12 11 1 197 179 18 775 731 44 984 1.119 1.082 37 2006 4.217 3.968 249 11 10 1 159 148 11 621 584 37 791 1.022 972 50 2007 6.266 5.914 352 23 16 7 317 297 20 1.102 1.044 58 1.442 1.559 1.499 60 2008 6.302 5.906 396 24 22 2 327 294 33 1.045 995 50 1.396 1.604 1.525 79 Beleidigungen unter Alkoholeinfluss 1999 Tatverdächtige männlich weiblich Kinder männlich weiblich Jugendliche 14-16 J. männlich weiblich Jugendliche 16-18 J. männlich weiblich Minderjährige gesamt Heranwachsende männlich weiblich 1.083 967 116 0 0 0 4 3 1 63 56 7 67 119 114 5 2000 1.348 1.204 144 2 1 1 11 8 3 65 63 2 78 167 150 17 2001 1.252 1.157 95 1 1 0 17 17 0 70 70 0 88 167 159 8 2002 1.527 1.371 156 1 1 0 20 16 4 77 71 6 98 199 189 10 2003 1.598 1.443 155 0 0 0 27 26 1 90 85 5 117 208 194 14 2004 1.612 1.460 152 1 0 1 13 9 4 94 82 12 108 195 184 11 2005 1.892 1.703 189 0 0 0 28 25 3 115 106 9 143 285 266 19 LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 2006 1.948 1.768 180 1 1 0 20 16 4 100 91 9 121 250 237 13 2007 2.699 2.403 296 3 3 0 24 21 3 141 128 13 168 390 365 25 2008 2.972 2.649 323 3 3 0 43 34 9 209 181 28 255 471 426 45 18 Anlage 8 Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2008 Weibliche Opfer von Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung 1200 983 980 923 892 863 900 843 853 840 841 781 600 460 425 376 364 300 210 381 225 192 233 129 0 2004 2005 bis 6 Jahre 2006 6-10 Jahre 2007 10-14 Jahre 2008 14-18 Jahre Männliche Opfer von Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung 300 267 209 208 191 200 169 162 143 136 115 91 100 142 128 111 90 87 90 75 73 57 72 0 2004 2005 bis 6 Jahre 6-10 Jahre 2006 10-14 Jahre 2007 2008 14-18 Jahre LKA Niedersachsen Abteilung 3 – Dez. 32 Polizeiliche Prävention und Jugendsachen 19