Gleichnisse nach Matthäus - Fachzeitschriften Religion und Theologie

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Gleichnisse nach Matthäus - Fachzeitschriften Religion und Theologie
Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
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GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS
Vom Sämann
Matthäus 13,1–9
18. Sonntag nach Trinitatis – 7. Oktober 2012
Vom Sauerteig
Matthäus 13,33
19. Sonntag nach Trinitatis – 14. Oktober 2012
Von der kostbaren Perle
Matthäus 13,45–46
20. Sonntag nach Trinitatis – 21. Oktober 2012
Vom Hausbau
Matthäus 7,24–27
21. Sonntag nach Trinitatis – 28/31. Oktober 2012
Vom verlorenen Schaf
Matthäus 18,12–14
22. Sonntag nach Trinitatis – 4. November 2012
Der rote Faden dieser Einheit
»DEIN REICH KOMME«
In jedem Gottesdienst beten wir mit Jesu Worten: »Vater unser im Himmel, dein
Reich komme!« Wir bitten Gott darum, dass er sein Reich kommen lässt. Das
Reich, in dem er sich als König erweist. Das Reich, in dem sein guter Wille geschieht. Das Reich, in dem die Menschen und die ganze Schöpfung zu ihrem
Recht kommen.
ZUKUNFT UND GEGENWART
Gottes Reich ist eine zukünftige Größe. Es liegt erst vor uns. Aber es ist bereits
jetzt im Kommen. Seit Jesus kommt es auf uns zu und zeigt Wirkung. Die Macht
dieses Reiches hat sich in den Worten und Taten und dem Geschick Jesu ausge1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
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wirkt, der allein von Gott bestimmt war. Und sie wirkt sich auch in unserer Gegenwart aus: wenn Menschen sich von Jesu Worten bewegen lassen, wenn sie
miteinander Abendmahl feiern, wenn sie in der Orientierung an Jesus Gottes
Willen tun.
ASPEKTE DES GOTTESREICHES
»Gottes Reich« ist das »Hauptwort« der Botschaft Jesu. Er verkündet Gottes Reich
z. B. in den Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3–10) oder in seinen
Gleichnissen. Um fünf solcher Gleichnisse soll es in dieser Kindergottesdienstreihe gehen. Was »Gottes Reich« ist, wird da nicht definiert, aber es werden unterschiedliche Aspekte »rund ums Gottesreich« angesprochen. Ich versuche, diese
Aspekte so zu umschreiben:
1.
2.
3.
4.
5.
Das Fruchtbringen der Botschaft von Gottes Reich
Die unsichtbare, aber verändernde Kraft des Gottesreiches
Die Schönheit und Kostbarkeit des Gottesreiches
Die Tragfähigkeit der Botschaft von Gottes Reich
Die nachgehende Liebe, die in Gottes Reich herrscht
DIE BILDER GROSS MACHEN
Die Gleichnisstoffe verwenden erfreulicherweise ganz unterschiedliche Bilder. Es
sind starke und positive Bilder:
1.
2.
3.
4.
5.
Das wogende Ährenfeld, in dem die »dürren« Stellen verblassen
Das riesige, leckere Brot
Die wunderschöne, glänzende Perle
Das Haus auf dem Felsen, dem das Unwetter nichts anhaben kann
Der Hirt, der sein Schaf findet
Ich wünsche mir, dass es uns im Kindergottesdienst gelingt, diese Bilder (mit den
dazugehörigen Geschichten) groß zu machen: durch das Erzählen und durch das
Malen/Gestalten/Herstellen. Ich wünsche mir, dass sie den Kindern (und uns selber) eindrücklich werden – als Assoziationen zur Vaterunserbitte »Dein Reich
komme«. Das hilft besonders jüngeren Kindern, die die Vergleichspunkte zwischen der »Bildhälfte« und der »Sachhälfte« der Gleichnisse kaum benennen
können, zum Verstehen. Gerade bei ihnen wird es ganz auf diese Bilder ankommen.
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HÖREN UND TUN
Das Kommen von Gottes Reich hängt Gott sei Dank nicht von unserem Tun ab.
Aber das kommende Reich soll sich doch jetzt schon auswirken auf das, was wir
in unserer Gegenwart denken, sagen und tun. Wir sollen die Botschaft von Gottes
Reich nicht nur hören, sondern nun auch etwas tun. Nicht irgendetwas, sondern
das, was Gottes Reich entspricht. An Jesus sehen wir, was da zu tun ist.
Gerade für den Evangelisten Matthäus, dem wir diese Gleichnisse verdanken,
ist das Tun ein wesentliches Anliegen. Deshalb hat er die Jesus-Gleichnisse auch
nicht einfach so aufgeschrieben, wie er sie gehört hat, sondern hat sie für seine
Gemeinde neu erzählt und dabei immer wieder ans Tun erinnert. Wenigstens bei
den Größeren im Kindergottesdienst sollten wir darauf achten.
»GOTTES REICH« – »HIMMELREICH«
Das Wort, das im griechischen Neuen Testament für »Gottes Reich« steht, lässt
sich auch mit »Gottes (Königs-)Herrschaft« übersetzen: Gott herrscht wie ein König. Damit wird ein Vorgang, Gottes machtvolles Handeln, umschrieben. Zum
Herrschen gehört aber auch ein Herrschaftsbereich – daher die Übersetzung »Gottes Reich«.
Matthäus gebraucht allerdings fast immer den Begriff »Himmelreich« – weil
man sich in seiner jüdischen Umgebung davor scheute, den Namen Gottes auszusprechen; man umschrieb ihn deshalb mit dem Begriff »Himmel«. Sachlich aber
besteht kein Unterschied zwischen »Gottes Reich« und »Himmelreich«.
WIE SAG ICH’S MEINEN KINDERN?
Ich verwende in dieser Bearbeitung – obwohl Matthäus es anders hält – in der
Regel den (am ehesten üblichen) Begriff »Gottes Reich«. Aber alle Mitarbeitenden
im Kindergottesdienst sollten für sich entscheiden, welche Übersetzung sie bevorzugen. Es ist gut, sich klarer zu werden: Welche Gedanken und Gefühle spüre
ich in mir – und vermute ich bei den Kindern – beim Wort »Reich«? »Gottes
Reich«: Das klingt einerseits irgendwie verbindlich: Gott hat das Sagen. Gar nicht
schlecht vielleicht. Anderseits klingt es möglicherweise nach einem abgegrenzten Bereich. Wenn Kinder z. B. von ihrem Zimmer sagen: »Das ist mein Reich!«,
dann sagen sie damit ja möglicherweise auch: Da hast du nichts zu suchen!
Würde das zu Gottes Reich passen?
Und was denken und empfinden wir und unsere Kinder beim Wort »Himmel«?
»Himmelreich«: Vielleicht hören wir sofort die Nähe zur Anrede des Vaterunsers:
»Vater unser im Himmel«. Vielleicht haben wir aber auch gleich die Wolken in
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unseren Gedanken. Befindet sich Gottes Reich in luftiger Höhe? Oder wir assoziieren alle möglichen Dinge, die uns durch die Werbung als »himmlisch« angepriesen werden. Problematisch.
ANDEUTUNGEN
Vielleicht sollte man sich gar nicht auf einen Begriff festlegen. Gut ist es sicherlich
auch, immer wieder durch »einfache« Sätze anzudeuten, was mit »Gottes Reich«
gemeint ist, etwa:
– wo Gott zu sagen hat,
– wo Gottes Geist herrscht,
– wenn der Himmel auf die Erde kommt,
– Gottes Herrschaft und Nähe,
– Gottes neue Welt …
Und vor allem hoffe ich darauf, dass die Gleichnisbilder mit ihren Geschichten
mindestens so aussagekräftig wie Begriffe werden (s. o.).
RAHMENSZENEN
Ich habe mir für jeden Sonntag eine Szene ausgedacht: drei Szenen aus dem Jüngerkreis Jesu, eine aus der Gemeinde des Evangelisten Matthäus, eine aus unserem
heutigen Gemeindeleben. Ich versuche damit, die Übertragung von der Bildhälfte auf
die Sachhälfte zu erleichtern, einen Ansatz zur Konkretisierung zu geben und hier
und da auch schon das Bild des dann folgenden Gleichnisses anklingen zu lassen.
LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG ____________________________________
ERÖFFNUNG
Wir sagen zu Gott: Vater unser im Himmel.
Wir bitten ihn: Dein Reich komme!
Wir sehnen uns danach, dass der Himmel auf die Erde kommt.
Wir hoffen darauf, dass Gott die Welt neu macht.
Wir wollen, dass Gottes Wille geschieht,
heute schon.
So feiern wir Gottesdienst im Namen des Vaters (erste Kerze anzünden)
und des Sohnes (zweite Kerze anzünden)
und des Heiligen Geistes. (dritte Kerze anzünden)
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Ankündigung: Wir werden heute ein wunderschönes Bild kennenlernen, das zu
Gottes Reich passt. Ob jemand von euch eine Idee hat, was für ein Bild das sein
könnte? ... (In jedem Kindergottesdienst aktualisieren: vorletzten Sonntag …, letzten
Sonntag … Hinweis auf gemalte/gestaltete Bilder.)
PSALM
Jesu Seligpreisungen (Matthäus 5,3–10) im Wortlaut der Gute-Nachricht-Bibel
oder der BasisBibel
LIEDER
Hört, wen Jesus glücklich preist (EG 670, Ausgabe Rheinland/Westfalen/Lippe;
als Eingangslied); Der Himmel, der ist (EG 153); Sonne der Gerechtigkeit (EG 262,
1. 4. 5. 6); Vom Aufgang der Sonne (EG 456); Lass uns den Weg der Gerechtigkeit
gehn (EG 675, Ausgabe Rheinland/Westfalen/Lippe; LJ 584); Weißt du, wo der
Himmel ist (LJ 623; MKL 1, 99)
EIN BILD GESTALTEN
An jedem Sonntag wird – auf Papier oder Pappe (DIN A 4) – in Einzelarbeit das
jeweilige Gleichnisbild gemalt oder (mit unterschiedlichen Techniken und Materialien) gestaltet. Es könnte auch ein großes Plakat (in Gemeinschaftsarbeit) gestaltet werden. Die Plakate ergeben nach und nach einen Bilderfries, für den
hoffentlich in der Kirche/im Kindergottesdienstraum Platz ist. Überschrift: »Vater
unser im Himmel! Dein Reich komme!« Wenn diese Bilder (gerade bei Kindern
oder Erwachsenen, die die »Geschichte zum Bild« nicht kennen) auch eigene Assoziationen anregen, kann das durchaus sachgemäß sein. Warum sollte z. B. nicht
ein Brot die Assoziation ermöglichen: Gottes Reich – die Hungernden bekommen
zu essen?
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Gottesdienst mit mehr Zeit
(zum Gleichnis vom Sauerteig, Matthäus 13,33)
WO MICH TEXT/THEMA ANSPRECHEN _______________________________________
Sauerteig und Gottes Reich – liegen nicht Welten dazwischen? Tätigkeit einer
Hausfrau und Handeln Gottes – sind sie nicht meilenweit voneinander entfernt?
Das, was alle Tage geschieht, und das, was am Ende der Zeit geschehen soll –
lässt sich das miteinander vergleichen? Wie irdisch, wie menschlich, wie alltäglich Jesus von Gottes Reich spricht. Und dann noch in dieser Knappheit!
Das wünschen wir uns doch wohl: dass Gottes Reich die Welt allumfassend
durchdringt und verändert. Dass Gottes Nähe, sein Recht, seine Liebe das weltweite Geschehen, alles kirchliche Leben und unsere eigene Existenz schon jetzt
nachhaltig genießbar machen.
INFOS UND ENTSCHEIDUNGEN ZUM TEXT ____________________________________
Brot war Hauptnahrungsmittel. Sauerteig macht das Brot geschmackvoller, verdaulicher und haltbarer. Die Verwendung von Sauerteig war bereits seit Jahrhunderten üblich. Man konnte den Teig selber ansetzen oder beim Bäcker kaufen; in
der Regel aber säuerte man mit einem Rest Sauerteig vom Vortag. Bei »Mehl« ist
an Gerste zu denken.
»Halber Zentner Mehl« (wörtlich »3 Sata« = »Maß«): nicht ganz 40 Liter. Eine
riesige Menge, ausreichend für sicherlich 150 Personen. So viel Brot backt eine
Hausfrau normalerweise nicht (es wird ja in der Regel jeden Morgen frisch der
Tagesbedarf gebacken). Dafür braucht man vielleicht 2 kg Sauerteig (Ulrich Luz).
Höchstens, sagt mein Bäcker.
Pointe des Vergleichs: Nicht, dass etwas Kleines riesig groß wird (wie im Gleichnis vom Senfkorn), sondern dass etwas Kleines, Unscheinbares eine große Wirkung erzielt: Das Ganze wird unaufhaltsam durchdrungen. Der Vorgang des
Wirkens bleibt dabei verborgen. (Wörtlich: Die Frau »verbarg« den Sauerteig im
Mehl.)
Übertragen: Seit Jesus durchdringt Gottes Reich die Welt. Jesus ist »normaler«
Zimmermann, sein Auftreten unspektakulär, seine »Mittel« sind nur sein Wort
und seine liebevolle Zuwendung, seine Jünger/innen sind einfache Leute, seine
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Anhängerschaft ist klein – aber er verändert die Welt. Dass in ihm Gott da ist und
wirkt, bleibt allerdings verborgen. Es kann verkannt werden und eröffnet sich
nur dem, der sich ganz auf Jesus einlässt.
Und welche Rolle spielen wir da? Ich denke (um ein Wort des Gleichnisses
weiterzuspinnen): Wir sollen uns mit der Botschaft von Gottes Reich »einmischen«. Wir sollen »mitmischen« – dadurch, dass wir einbringen, was wir von
Jesus wissen: durch das, was wir sagen und tun. Und wir sollen das Vertrauen
haben, dass die Botschaft sich wie der Sauerteig auswirkt, durchdringt, Menschen und Verhältnisse verändert.
___________________________________ IMPULSE FÜR DIE EIGENE VORBEREITUNG
Ich verschaffe mir Informationen zum Thema »Sauerteig« (Backbuch, Internet,
Gespräch mit einem Bäcker).
D. Bonhoeffer hat einmal gesagt: »Die Unsichtbarkeit macht uns kaputt.« Wie
geht es mir mit der Unsichtbarkeit des Gottesreiches? Macht es mir zu schaffen,
dass ich Gottes Wirken nicht eindeutig erkennen, demonstrieren, nachweisen kann?
Leide ich darunter, dass alles am Glauben, an der Kirche, an uns Christenmenschen so alltäglich, durchschnittlich, glanzlos erscheint?
Und umgekehrt: Wo habe ich schon einmal erfahren, dass Gottes Reich verändernde Kraft hat? Dass Gott mit seinem Willen durchgedrungen ist? Kann ich
davon erzählen, dass die Liebe, die ich an Jesus erlebe, sich bei mir, bei uns
ausgewirkt hat?
_______________________________________ WELCHE KINDER HABE ICH IM BLICK?
Einige Eltern backen vielleicht, aber die meisten Kinder haben wohl keine Erfahrungen mit dem Brotbacken; mit Sauerteig schon gar nicht. Daher wird es nötig
sein, Kindern den Vorgang möglichst plastisch nahezubringen. Können sie im
Kindergottesdienst sogar praktische Backerfahrungen machen?
Kinder werden bereits erlebt haben, dass kleine Dinge eine große Wirkung haben können. Und dass es Dinge gibt, die man nicht sehen kann, aber deren Wirkung man spürt.
Die Unsichtbarkeit Gottes ist ihnen vermutlich bewusst. Nicht ohne Grund fragen sie: »Wo wohnt Gott?«
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SO ERZÄHLE ICH _______________________________________________________
RAHMENSZENE: ICH SEHE NICHTS, ICH SPÜRE NICHTS VON GOTTES REICH …
Philippus und Judas sehen nicht sehr fröhlich aus, als sie zu ihren Freunden zurückkommen. »Was ist denn los?«, fragen die. Die beiden wollen zuerst gar nicht mit der
Sprache heraus, doch dann sagt Philippus: »Wisst ihr, was gerade auf dem Markt
einer zu uns gesagt hat? Ihr Jesus-Leute, hat er gesagt, ihr Jesus-Leute sagt: Gottes
Reich kommt. Aber wo kommt es denn? Ich seh nichts davon!« »Ja, das hat der
Mann gesagt«, nickt Judas. »Gottes neue Welt kommt, sagt ihr, aber ich seh nichts
davon. Alles bleibt doch beim Alten. Gottes Wille geschieht, sagt ihr, aber ich seh
nichts davon. Die Menschen tun doch, was sie wollen. Das hat er zu uns gesagt.«
»Dann hat er uns angeschaut«, fährt Philippus fort. »Und er hat gesagt: Ihr seht
auch nicht nach etwas Besonderem aus. Ihr seid kleine Leute, so wie ich. Ihr backt
auch nur kleine Brötchen, so wie alle Leute.« Einen Augenblick ist es still. Alle
schweigen. Dann schauen Philippus und Judas Jesus an. Und Judas sagt: »Und
euer Meister, hat der Mann gesagt, euer Jesus ist auch nichts Großes. Nur ein
Zimmermann. Macht hat er nicht, und Geld hat er auch nicht. Und der sagt:
Gottes Reich kommt? Ich seh nichts davon! Ich spür nichts davon. Das hat der
Mann zu uns gesagt.«
»Und was habt ihr gesagt?«, fragt Jesus. »Manchmal weiß ich es ja selber nicht«,
sagt Philippus leise. »Wir beten zu Gott: Dein Reich komme, und du verkündigst
Gottes Reich. Aber merken wir etwas davon?« »Ja, so ist es«, sagt Judas, »wir sind
mit dir gegangen. Natürlich. Aber hat sich schon etwas verändert? Ist die Welt
anders geworden? Und wir sind immer noch so wenige, nur eine ganz kleine
Gruppe. Was können wir schon bewirken?«
»Hört zu«, sagt Jesus, »ich will euch eine Geschichte erzählen.« Und so erzählt
Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen ein Gleichnis. So fängt die Geschichte an,
stelle ich mir vor …
WARUM BIST DU SCHON SO FRÜH AUF?
Die Sonne ist noch gar nicht richtig aufgegangen, da ist die Mutter schon eine
ganze Weile auf den Beinen. »Warum bist du so früh aufgestanden?«, fragt Sarah.
»Ich muss Brot backen«, sagt die Mutter. Sarah wundert sich: »Aber das tust du
doch jeden Morgen!« »Ja«, sagt die Mutter, »aber heute brauchen wir viel Brot,
viel mehr als sonst. Da muss ich früh anfangen, sonst werde ich nicht fertig.«
»Warum brauchen wir so viel?«, will Sarah wissen. »Wir bekommen heute Abend
Besuch«, sagt die Mutter.
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Die Mutter holt einen Eimer mit Gerstenmehl aus der Kammer. »Einen ganzen
Eimer voll?«, fragt Sarah. Die Mutter nickt und schüttet langsam Mehl auf den
Tisch. Ein richtiger Mehlberg wird das. Dann gießt sie vorsichtig Wasser darüber
und fängt mit dem Kneten an. Sie knetet und knetet, gießt wieder Wasser hinzu
und knetet weiter, bis es ein fester Teig geworden ist. »Der kommt jetzt in den
Backtrog«, sagt sie. Und gerade als sie den Backtrog holen will, sagt sie: »Ach
nein, da hätte ich das Wichtigste ja beinahe vergessen!« »Das Wichtigste?« Sarah
wundert sich. »Ja, den Sauerteig«, sagt die Mutter und holt ein Stück Sauerteig
aus der Kammer. Der ist von gestern übrig geblieben.
REICHT DAS?
»Das ist aber nicht viel«, sagt Sarah. »Reicht das denn?« Die Mutter lacht: »Ach
Sarah, das reicht noch für viel, viel mehr Mehl.« Sie knetet den Sauerteig in den
Gerstenteig und knetet alles sorgfältig durch. Es wird ein ganz, ganz gleichmäßiger Teig. Vom Sauerteig ist nichts mehr zu sehen, nichts. Dann legt die Mutter
den Teig in den Backtrog und trägt den Trog hinaus in den Hof. Dort ist Schatten,
aber es ist doch viel wärmer als im Haus. Oben drauf kommt ein großes Tuch.
»Jetzt kann der Sauerteig gut arbeiten«, sagt die Mutter. »Arbeiten?«, wundert
sich Sarah. »Ich seh nichts.« »Warte mal ab«, sagt ihre Mutter.
Zwei Stunden später will Sarah nachschauen, was aus dem Teig geworden ist.
Sie geht in den Hof, wo der Backtrog steht, hebt das Tuch ein Stückchen hoch –
und staunt: »Das ist ja jetzt viel mehr geworden!« »Ja, ja, der Teig ist gut gegangen«, sagt die Mutter, »das macht der Sauerteig!« Sie holt den ganzen Teig aus
dem Trog und legt ihn auf den Tisch. Dann holt sie den Eimer mit dem Mehl und
schüttet Mehl auf den Teig, gießt Wasser hinzu und knetet alles zusammen. Und
wieder Wasser und wieder Mehl. Sie knetet und knetet. »Vergiss nicht wieder den
Sauerteig!«, sagt Sarah. »Nein, nein«, sagt die Mutter, »der Sauerteig ist ja schon
drin.« Und dann legt sie den ganzen Klumpen in den Backtrog im Hof. Da kann er
weitergären.
DER DRINGT DURCH ALLES DURCH
So geschieht es noch ein paar Mal. Es kommt immer mehr Mehl hinzu. Bis der Eimer
mit dem Gerstenmehl leer ist. Und etwas Wasser gießt die Mutter auch immer dazu.
Aber Sauerteig knetet sie nicht mehr hinein. »Nicht nötig«, sagt sie. »Der steckt drin
und dringt durch alles durch. Der arbeitet und säuert den ganzen Teig. Du wirst
schon sehen, wie locker und lecker alles wird.« Sarah kann sich das gar nicht vorstellen: »Man sieht den Sauerteig doch gar nicht mehr. Und der ist so stark?«
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Dann ist es endlich soweit. Der Teig ist fertig. Jetzt muss er noch einmal eine
Weile gehen. Eine Riesenmenge wird es. Da schneidet die Mutter den Teig in Stücke
und formt Brote daraus. Sie bestreicht sie mit Wasser, und dann schiebt sie die
Brote in den Steinofen. Es sind so viele Brote, da passen gar nicht alle auf einmal in
den Ofen. Dort backen sie jetzt. Könnt ihr euch vorstellen, wie es auf einmal zu
duften beginnt? Ein himmlischer Duft, der sich da im Hof und im Haus ausbreitet.
Und als die Mutter die Brote aus dem Ofen holt – ihr wisst schon, wie solche Brote
glänzen. »Und wie das Brot erst schmeckt!«, sagt die Mutter. »Willst du gleich
probieren, Sarah?« Natürlich will Sarah. Da schneidet die Mutter ein Stück ab.
Dann noch eines. Und noch ein drittes Stück. Weil es so wundervoll lecker ist.
UND ALLES DURCH DAS BISSCHEN SAUERTEIG
»Und alles durch das bisschen Sauerteig?«, fragt Sarah. »So klein, so wenig, aber
so viel Kraft!« Die Mutter nickt. »Und es sah nach nichts Besonderem aus, das
Stück Sauerteig …«
Damit ist Jesus fertig mit seiner Geschichte. Er nickt. »Ja, so ist das mit Gottes
Reich«, sagt er. »Wir sehen nichts, wir spüren nichts von Gottes Reich, sagen die
Leute. Sie schauen mich an, sie schauen euch an und wollen einfach nicht glauben, dass Gott schon angefangen hat, alles neu zu machen. Ihr seid so klein, ihr
seid so wenig, sagen sie und wissen nicht, wie stark Gott ist.«
LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG ____________________________________
LIEDER
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne (EG 260,4); Du meine Seele, singe (EG
302,1. 4); Segne, Herr, was deine Hand (EG 466); Erd und Himmel sollen singen
(EG 499); Alles muss klein beginnen (MKL 1,155; LJ 474)
EIN BILD GESTALTEN
Motiv: großes Brot, das knusprig und lecker aussieht und glänzt. Vielleicht mit
Sprechblase: »Hmmm!« Vorher den Umriss des Brotes aufmalen. Malen mit zwei
glänzenden Plaka-Farben (gelbbraun), etwas dicker. Ein paar Kürbiskerne in die
Farbe streuen.
BROT ESSEN
Gegen Schluss essen wir gemeinsam ein Stück frisches Sauerteigbrot.
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
GESPRÄCH
Es gibt Dinge, die können wir nicht sehen, aber wir spüren ihre Wirkung: Wind,
Strom, Sonnenstrahlen, elektromagnetische Wellen, Handystrahlung … Und wie
ist es mit der Liebe?
Mit älteren Kindern kann ich mir ein Gespräch über die Unsichtbarkeit Gottes
vorstellen. Spüren wir trotzdem etwas von ihm?
KLEINE VERSUCHE
Kleine Dinge können große Wirkungen auslösen, massive Veränderungen verursachen. Beispiele, die ich bei anderen gefunden habe:
– ein paar Tropfen Wasserfarbe in sauberes Wasser tropfen lassen,
– (vorher) ein bisschen Zucker in Wasser auflösen – probieren und raten lassen,
– das Gleiche mit Salz (und man sieht nichts vom Salz und vom Zucker!)
SAUERTEIG-PARCOURS
Ein »Sauerteig-Parcours« findet sich im »Plan für den Kindergottesdienst 20102012«, Seite 288 (nach einer Idee von Claudia Dienst-Mann, in: Lerne und Lehre
1999, S.155).
PANTOMIME: BACKEN MIT HEFE
Bekannter als Sauerteig dürfte Kindern Hefe sein. Auch bei Hefe geht es um den
Vorgang der Gärung. Die Handhabung ist leichter und weniger zeitaufwendig,
könnte im Rahmen eines »normalen« Kindergottesdienstes stattfinden.
Eine sehr schöne Pantomime zum Backen mit Hefe von Anne-Dore Bunke in:
Gottesdienste mit Kindern. Handreichung 2006, hrsg. von Adelheid Schnelle, Silvia Gützkow, Sabine Meinhold, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Seite 147.
Da wird vorgeschlagen:
(Nötig sind zwei Personen. Die eine gibt die Anweisungen für die Pantomime,
die andere stellt die Zwischenfragen.)
Wir backen heute Brot.
Was brauchen wir dazu?
Wir brauchen eine große Schüssel,
die holen wir uns aus dem Schrank.
Was tun wir da hinein?
Zuerst, da kommt das Mehl –
ein richtig weißer Berg.
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – EIN GOTTESDIENST MIT MEHR ZEIT
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Und dann, was tun wir dann?
Ein Loch kommt in die Mitte,
das Mehl kommt an den Rand.
Was kommt denn in das Loch?
Ein Stückchen Hefe kommt dazu,
man sieht es kaum in all dem Mehl.
Was soll die Hefe da?
Sie soll den Teig locker machen.
Wo Hefe fehlt, gelingt kein Brot.
Sind wir nun endlich fertig?
Jetzt kommt noch etwas Wasser
und auch noch etwas Salz dazu.
Das dauert aber lange!
Jetzt geht die Arbeit richtig los.
Wir kneten, kneten, kneten!
Da braucht man aber Kraft!
Und kneten, kneten, kneten!
Dann aber endlich ist’s geschafft!
Und können wir jetzt backen?
Der Brotteig braucht erst etwas Ruhe.
Ein Handtuch deckt ihn wärmend zu.
Wann hat er endlich ausgeschlafen?
Wir heben leicht das Handtuch hoch
und staunen: Ist der groß geworden!
Wodurch ist er denn so gewachsen?
Das kleine Stückchen Hefe
hat ihm die große Kraft gegeben.
Jetzt können wir doch endlich backen?
Jetzt ist es wirklich an der Zeit.
Der Ofen, der ist auch schon heiß.
Und mit dem Teig, was tun wir da?
Wir formen uns ein großes Brot!
und legen’s auf das Kuchenblech.
Das kommt dann in den Ofen rein?
Da backt es braun und knusprig frisch,
und später kommt es auf den Tisch.
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Die Bewegungen sollen langsam vorgeführt werden, damit alle Kinder sie nachahmen können. Gut ist es, wenn als Anschauungsmaterial alle Zutaten vorgeführt werden. Wichtig ist vor allen Dingen, ein Stückchen Hefe zu zeigen. Noch
besser ist es, wenn wir zu Hause einen Brotteig vorbereiten, den wir während des
Kindergottesdienstes warm stellen, damit die Kinder das Wachsen selbst erleben
können. Dann könnten wir in einer Muffin-Form aus Papier ein wenig Teig mit
nach Hause geben, der dort noch einmal kurz ruhen muss und dann abgebacken
werden kann.
MÖGLICHER ABLAUF DES KINDERGOTTESDIENSTES
Musikalisches Vorspiel
Eröffnung (mit Anzünden der Kerze/n)
Eingangslied: Hört, wen Jesus glücklich preist
Eingangspsalm: Seligpreisungen
Gebet
Lied: Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn
Erzählung zu Matthäus 13,33
Lied: Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
Gespräch
– Unsichtbare Dinge, deren Wirkung wir doch spüren
– Die Unsichtbarkeit Gottes
Versuche: Kleine Dinge mit großer Wirkung
Lied: Alles muss klein beginnen
Pantomime oder (aufwendiger!) Sauerteig-Parcours
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – EIN GOTTESDIENST MIT MEHR ZEIT
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Kanon: Vom Aufgang der Sonne
Malen/Gestaltung eines Bildes (Einzelarbeit oder Gruppenarbeit)
Aufhängen des Bildes/der Bilder
Lied: Erd und Himmel sollen singen
Wir essen ein Stück Sauerteigbrot
Kanon: Segne, Herr, was deine Hand
Fürbittengebet
Vaterunser
(bekanntes) Schluss- oder Segenslied
Segen und Verabschiedung
Musikalisches Nachspiel
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
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VOM SÄMANN
Matthäus 13,1–9
18. Sonntag nach Trinitatis – 7. Oktober 2012
_______________________________________ WO MICH TEXT/THEMA ANSPRECHEN
Wenn sich das Frühjahr ankündigt, empfinde ich es jedes Mal als ein unglaubliches Wunder, dass da geradezu »aus dem Nichts« auf einmal etwas sprosst, wächst,
zum Blühen kommt, Früchte erahnen lässt. Wenn ich über die Felder gehe, staune
ich über die Getreidehalme, die sich da hervorwagen. Wenn dann Sommer ist und
die Sonne scheint, macht mich ein wogendes Weizenfeld glücklich, weckt wunderschöne Kindheitserinnerungen. Und es bekümmert mich, wenn die Halme auf
dem Boden liegen und nicht mehr geerntet werden können.
Wenn ich mich in der Kirche umschaue, dann sehe ich, dass die Botschaft von
Gottes Reich unter die Leute gebracht wird: im Gottesdienst für Kinder, Erwachsene
und Jugendliche, in Kindergärten, Kinder- und Jugendgruppen, im Konfirmandenund Religionsunterricht … Aber geht die Saat auf? Wächst Glaube, blüht Hoffnung
auf, gibt es Früchte der Liebe? Ich muss mich selber fragen: Ist bei mir die Botschaft
auf guten Boden gefallen? Und ich kann verstehen, dass früher der Nachtwächter
gesungen hat: »Vierfach ist das Ackerfeld, Mensch, wie ist dein Herz bestellt?« Gott
sei Dank, dass Jesus vom Wunder einer reichen Ernte erzählt!
____________________________________ INFOS UND ENTSCHEIDUNGEN ZUM TEXT
Ohne den Bauern gäbe es keine Aussaat und deshalb auch keine Ernte. Und auf
den kargen Bergen Obergaliläas ist sein Alltag ganz gewiss anstrengend. Doch
wird von seiner Arbeit gar nicht viel erzählt, nichts vom Pflügen und Unkrautjäten etwa. Es wird einzig erzählt, dass er aussät. Nicht der Sämann, sondern die
Umstände des Säens werden akzentuiert. Es geht nicht um die Mühe, die Beharrlichkeit und möglicherweise den Frust des Bauern, sondern um das Schicksal der
Samenkörner. Vom zweiten Satz an bis zum Ende ist nicht mehr der Sämann,
sondern das Saatgut das Subjekt. So rückt das Ackerfeld in den Blick.
Drei Mal wird vom Verlust des Saatguts erzählt: »Die Vögel fraßen’s auf. Es verwelkte und verdorrte. Die Dornen erstickten’s.« Aber das heißt ja nicht, dass drei Vier1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM SÄMANN – 7. OKTOBER 2012
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tel des Saatguts verloren wären. Oder dass drei Viertel des Feldes ohne Frucht blieben.
Nein, am Ende steht der reiche Ertrag. Die Fachleute sind unterschiedlicher Meinung
darüber, ob es zur Zeit Jesu möglich war, dass aus einem Korn 100 Körner wurden.
Aber die Pointe ist deutlich: Es handelt sich um eine gute, gar eine Superernte.
Gesagt werden soll anscheinend: »Das Wort von dem Reich« (Matthäus 13,19)
fällt nicht überall auf fruchtbaren Boden – nein. Und doch bringt es reiche Frucht.
Bei Matthäus (und auch schon vor ihm bei Markus) schließt sich der Erzählung
eine Deutung (Matthäus 13,18–23) an. Umstritten ist, ob Jesus selbst die Deutung
angefügt hat (was sonst nie der Fall ist) oder ob eine spätere Generation das
Gleichnis für ihre Zeit gedeutet hat (wie es z. B. in jeder Predigt geschieht). In der
Deutung geht es um die Frage: Woran kann es liegen, dass die Botschaft vom
Gottesreich keine Frucht trägt? Deutlich ist die Mahnung, das Wort nicht nur zu
hören, sondern es auch zu verinnerlichen, sich daran zu orientieren, es nicht von
allem Möglichen sonst überwuchern zu lassen und auch in Bedrängnis daran
festzuhalten. Auf jeden Fall ist gerade dem Evangelisten Matthäus solch eine
Mahnung ein großes Anliegen.
IMPULSE FÜR DIE EIGENE VORBEREITUNG ____________________________________
Ich fertige eine Skizze vom »vierfachen Acker« an. Wie groß sind die einzelnen
Felder (Weg, Unkrautstück, Felsuntergrund, fruchtbares Stück) im Verhältnis zueinander?
Wo/inwiefern trägt die Botschaft vom Reich Gottes Frucht – bei mir persönlich,
in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis, in meiner Kirchengemeinde, darüber
hinaus?
Ich lese die Deutung des Gleichnisses vom Sämann. Fallen mir dazu bestimmte
Personen(gruppen) ein? Oder kenne ich ein entsprechendes Denken, Fühlen, Verhalten auch bei mir selber? »Jeder ist das ganze Ackerfeld.« (Friedemann Merkel)
WELCHE KINDER HABE ICH IM BLICK? _______________________________________
Einen Sämann kennen auch Kinder auf dem Lande nicht mehr. Aber Erfahrungen
mit dem Säen haben vermutlich alle einmal gemacht: im Blumenkasten auf dem
Balkon, im Garten hinter dem Haus oder im Kindergarten. Über das Wunder des
Wachsens können sie noch staunen. Vielleicht haben sie auch schon erlebt: Wir
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
haben etwas ausgesät, aber es ist nichts geworden. Und darüber waren sie dann
enttäuscht. Kinder freuen sich, wenn etwas wächst und reift (und vielleicht geerntet werden kann) – besonders dann natürlich, wenn sie es selber gesät oder
gepflanzt haben. Da werden sie sich über die reiche Ernte im Gleichnis vom
Sämann mitfreuen. Und diese Freude sollte das Dominierende an diesem Sonntag
sein. Die Freude, dass etwas, was wir ausgesät (oder gepflanzt) haben, wächst und
reift. Aber auch die Freude, dass Menschen Jesus-Geschichten lieben. Sie wollen
hören, was er sagt, und tun, was er sagt.
Größere Kinder wissen allerdings auch (und jüngere Kinder spüren es mit der
Zeit): Es löst keineswegs immer Freude aus, wenn von Gott die Rede ist, von
Jesus erzählt wird, Menschen singen und beten … Manchen bedeutet es nichts,
und sie wollen nichts damit zu tun haben. Deshalb wird, ganz realistisch, im
Gleichnis auch vom Weg, vom Fels, von den Disteln erzählt. Eine kleine Rahmenszene kann helfen, darüber ins Gespräch zu kommen. Umso wichtiger, dass Jesus
von der reichen Ernte erzählt …
_______________________________________________________ SO ERZÄHLE ICH
– Für die Rahmenszene habe ich Anleihen bei der Deutung des Gleichnisses (Vers
18–23) gemacht.
– Vorzubereiten: Stoffbeutel, den man zubinden kann, mit Weizenkörnern.
– Am Anfang der Gleichniserzählung lässt sich mit den Kindern ein Gespräch
zum Thema Säen, Wachsen, Ernten führen.
RAHMENSZENE: GEHT DIE SAAT AUF?
»Ich muss dich etwas fragen, Jesus«, sagt Andreas. »Und was möchtest du wissen?«, fragt Jesus. Andreas schaut sich um und sieht, dass die anderen Freunde
zuhören. »Es geht um Folgendes …«, sagt er: »Jeden Tag beten wir: Unser Vater im
Himmel, dein Reich komme! So sollen wir ja beten. Und du sagst, dass Gottes
Reich kommen wird, ganz gewiss. Dann muss niemand mehr weinen. Dann leben
die Menschen im Frieden miteinander. Dann geschieht, was Gott will. Gottes
Reich kommt, und es ist schon ganz nahe, sagst du allen Leuten. Aber kommt
deine Botschaft auch an? In den Herzen, meine ich. Die Menschen hören ja, was
du sagst, aber …« Andreas schaut sich nach den anderen um.
»Genau«, kommt ihm sein Bruder Simon zu Hilfe. »Die Leute hören, natürlich.
Sie haben ja Ohren. Und viele sagen: Au ja, du hast Recht, Jesus! Aber dann
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM SÄMANN – 7. OKTOBER 2012
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kommt jemand anderes daher, der etwas Neues behauptet. Dann picken sich die
Leute heraus, was ihnen passt, und von dir wollen sie gar nichts mehr wissen.
Flatterhaft, wie sie so sind.« – »Ja«, nickt Matthäus. »Viele sagen: Au ja, du hast
Recht, Jesus! Aber dann haben sie gar keine Zeit mehr, dir weiter zuzuhören. Sie
müssen so viel arbeiten und Geld verdienen. Und alles Interesse an dir ist erstickt.« – »Ja«, seufzt Thomas. »Sie sagen: Au ja, du hast Recht, Jesus! Aber sehr
tief geht das nicht. Wenn sie Kummer haben, dann sagen sie: Die Sache mit Gottes Reich kann nicht wahr sein.«
»Ja, so ist es«, sagt Andreas. »Wir beten: Dein Reich komme, und du verkündigst Gottes Reich. Aber kommt etwas bei deinen Worten heraus? Manchmal
kommst du mir wie ein Bauer vor, der Samenkörner aussät – aber die Saat geht
nicht auf. Fallen deine Worte nicht ständig auf unfruchtbaren Boden?«
»Wie ein Bauer?«, fragt Jesus. »Hört zu, ich will euch eine Geschichte von einem
Bauern erzählen …« So erzählt Jesus all seinen Jüngern und Jüngerinnen ein
Gleichnis. Und so fängt die Geschichte an, stelle ich mir vor …
DER SACK VOR DER TÜR
»Was machst du jetzt?«, fragt Ben seinen Vater. Es ist noch ziemlich früh am
Morgen. »Schau doch mal vor die Tür«, sagt der Vater. Ben öffnet die Tür. Er sieht,
dass da der Esel an einem Pfahl festgebunden ist. Anscheinend hat ihn der Vater
gerade aus dem Stall geholt. Und ans Haus gelehnt steht da ein großer Sack. »Was
ist da drin?«, will Ben wissen. »Fass doch mal rein«, sagt der Vater. Ben tut es.
»Ach so«, sagt er, als er die Hand wieder rauszieht.
Wollt ihr wissen, was in dem Sack drin ist? (Der Beutel mit den Weizenkörnern
wird aufgebunden. Alle Kinder, die es wollen, dürfen – mit geschlossenen Augen –
hineinfassen und fühlen. Nichts verraten, bis alle dran waren!) Richtig, es sind
Körner. Was für Körner können es sein …? Ja, Weizenkörner. Was macht der Bauer
wohl damit? (Aussäen. Warum? Es sollen doch möglichst viele neue Körner werden … Raten: Wie viele Körner können aus einem Korn werden? Wie das Säen vor
sich geht: heute – früher. Worauf muss der Bauer achten? Ob alle Körner aufgehen,
keimen? Der Boden, das Wetter, Schädlinge. Wie lange dauert es bis zur Ernte? Ob
dann auch Erntedank gefeiert wird? Erinnerung an den vorigen Sonntag …)
HEUTE WIRD AUSGESÄT
Heute wird also ausgesät. Der Bauer lädt dem Esel den Sack auf den Rücken, und
dann geht es aufs Feld. Ben geht mit. Als sie angekommen sind, bindet der Bauer
den Esel an einen Baum. Dann hebt er den großen Sack herunter und füllt sich
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
die Taschen an seiner Kittelschürze voll mit Weizenkörnern. Jetzt kann das Säen
beginnen. Der Bauer geht los und streut die Körner in großem Bogen aufs Feld.
Ganz, ganz gleichmäßig. Überallhin. Auch auf den Trampelpfad, der da quer über
das Feld verläuft. Ein ganzer Schwarm von Spatzen ist auf einmal da und flattert
über den Boden, aber das stört den Bauern nicht. Morgen wird ja alles untergepflügt, das Feld mitsamt dem Trampelpfad.
Der Bauer sät und sät. Wenn seine Taschen leer sind, holt er neue Weizenkörner. So lange, bis auch der Sack leer ist. Da nickt der Bauer und ist zufrieden. »Für
heute geschafft!«, sagte er zu Ben. Jetzt können sie mit dem Esel nach Hause
gehen. Am nächsten Morgen kommen sie wieder. Diesmal haben sie den Pflug
dabei. Aber auch das Pflügen ist dann am Abend geschafft, und nun sieht alles
ganz gleichmäßig aus. Jetzt können die Weizenkörner im Ackerboden keimen.
Die Saat kann aufgehen.
DER TRAMPELPFAD
Einige Zeit später, an einem Nachmittag. Die größte Hitze ist schon vorüber. Es
ist nicht mehr lange bis zum Abend. »Gehst du mit?«, fragt der Vater. »Wohin?«,
möchte Ben wissen. »Wir könnten mal nach unserem Feld schauen«, sagt der
Vater. Ja sicher, Ben will mit. Und bald sind sie auch da. Sie stehen am Ackerrand
und staunen. Sieht das schön aus, dieses herrliche Grün! Die Saat ist aufgegangen, Gott sei Dank! All die grünen Halme, überall. Nein, nicht überall. »Sieh mal,
Vater, dieser Streifen«, sagt Ben, »dieser braune Streifen! Da wächst nichts.« Ben
hat Recht. Nur ein paar einzelne Halme sind zu sehen. Was ist da los? »Da war der
Trampelfad«, sagt der Vater. »Ganz hart. Deshalb konnten die Weizenkörner nicht
in den Ackerboden eindringen. Und es sind wohl ganz, ganz viele Spatzen da
gewesen, die haben die Körner aufgepickt.« »Wächst da jetzt nichts mehr?«, fragt
Ben. »Nein«, sagt der Vater. »Leider.«
DIE FLECKIGEN STELLEN
»Und die fleckigen Stellen dort drüben?«, fragt Ben. Er hat gut hingeschaut. Wirklich, da ist eine Stelle, da sehen die Halme ganz welk aus, beinahe vertrocknet.
Was ist da los? »Das ist das Ackerstück gleich über dem Fels«, sagt der Vater.
»Dort können die Wurzeln nicht tief genug in den Boden wachsen. Und wenn die
Sonne scheint, dann vertrocknen die Halme.« »Wächst da jetzt nichts mehr?«,
fragt Ben. »Nein«, sagt der Vater. »Leider.«
»Aber die dunkelgrünen Stellen da hinten«, sagt Ben. »Ist es da besonders gut
gewachsen?« »Gut gewachsen, ja«, sagt der Vater. »Aber nicht die Weizenhalme,
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM SÄMANN – 7. OKTOBER 2012
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sondern die Disteln und die Dornen. Die haben lange, kräftige Wurzeln. Die wachsen
ganz schnell, schneller als der Weizen. Und sie sind so stark. Sie überwuchern
und ersticken die Weizenhalme.« »Wächst da jetzt nichts mehr?«, fragt Ben. »Nein«,
sagt der Vater. »Leider.«
DU WIRST DICH WUNDERN
»Das ist traurig«, sagt Ben. »So viele Weizenkörner – tot! Und wenn es noch mehr
werden, wo nichts wächst?« »Ach, warte doch mal ab, Ben!«, sagt der Vater. »Du
wirst dich wundern.«
So wird es schließlich Erntezeit. »Gehst du mit?«, fragt der Vater. »Wir müssen
unbedingt nach unserem Feld schauen.« Ja sicher will Ben mit. Und dann stehen
sie tatsächlich an ihrem Feld und können nur staunen. Ben reißt Mund und Nase
auf: Ist das schön! Ein wogendes Weizenfeld. Halme über Halme. Tausend, zigtausend Halme. Halme mit dicken Ähren. Und was für Ähren! Ben nimmt eine
Ähre in die Hand und fängt an zu zählen: Wie viele Körner in solch einer Ähre
sind! Und aus einem einzigen Korn sind ja ein paar Ähren geworden. Da kann
einem schwindlig werden, wenn man auf das Weizenfeld blickt und darüber nachdenkt. Das ist so toll. In diesem Augenblick denkt Ben gar nicht mehr an die
fleckigen Stellen. Er steht einfach da und freut sich.
Das ist die Geschichte, die Jesus seinen Freunden erzählt. Jetzt ist er mit dem
Erzählen fertig. Er sieht die anderen an. »Was meinst du, Andreas?«, fragt er.
»Kommt etwas bei meinen Worten heraus? Oder fällt bei den Leuten alles auf
unfruchtbaren Boden?«
LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG ____________________________________
LIEDER
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166,4. 6); Herr, öffne mir die Herzenstür
(EG 197); Wir pflügen und wir streuen (EG 508); Kleines Senfkorn Hoffnung
(LJ 580)
BILDBETRACHTUNG?
Es gibt ein sehr schönes, häufig reproduziertes Bild von Vincent van Gogh.
Allerdings dominiert hier der Sämann. Gibt es auch Bilder, die den »vierfachen
Acker« zeigen? Mir fallen nur zwei ältere Darstellungen ein: ein Antependium
aus der Werkstatt für Paramentik in Düsseldorf-Kaiserswerth und eine Grafik von
20
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Hans Georg Anniès, die freilich beide den Weg, das felsige Stück, das Unkrautstück und das fruchtbare Land in etwa gleicher Größe darstellen. Sollte nicht das
Fruchtbringen das Bild beherrschen?
EIN BILD GESTALTEN
Aber man kann ja auch selber – in Einzelarbeit oder Gruppenarbeit – ein Bild
malen. Oder (auf Kartonpappe) in Art einer Collage gestalten. Motiv: das wogende Weizenfeld. Am Rande oder als kleine »Inseln«: Körner pickende Vögel, Steine,
Unkraut/Disteln/Dornen. Blauer Himmel; gelbe Fläche, auf die einige Ähren geklebt werden (mit transparent austrocknendem Alleskleber). Kleine Steinchen können in Acryl-Strukturpaste gedrückt werden (Zeit zum Trocknen!).
ÄHRE UND WEIZENKORN IN DIE HAND NEHMEN
Hoffentlich gibt es noch einige Weizenähren vom kürzlich vergangenen Sommer
(und vom Erntedankfest).
Wie viele Körner sind in einer Ähre? Schätzen und nachzählen.
Wie viele Körner können aus einem Korn werden? Raten. Die Bibel sagt: 30, 60,
sogar 100 Körner. Ein Korn mit 100 Körnern (vorher in einem Schälchen abgezählt) vergleichen.
GESPRÄCH
Mit älteren Kindern kann ich mir ein Gespräch darüber vorstellen, dass Jesus
keineswegs bei allen Leuten »ankommt«, dass das Sprechen von Gott, das Singen
und Beten nicht für alle Menschen wichtig ist. – Was dabei nicht geschehen darf:
negativ über »die anderen« reden. »Wir selbst, jeder, jede in der christlichen Gemeinde, sind mal Weg, mal Fels, mal Dornen, mal Ackerboden« (Christoph Bizer). –
Was auch nicht geschehen darf: Kinder unter moralischen Druck setzen: Sorgt
dafür, dass ihr die Botschaft aufnehmt und umsetzt! Am Schluss kann nur unsere
gemeinsame Bitte an Gott stehen: »Mache mich zum guten Lande, wenn dein Samkorn auf mich fällt …«
ERZÄHLPANTOMIME UND SPIELLIED
Beim Verlag vergriffen, aber sicherlich noch in einigen Gemeinden vorhanden:
Rolf Krenzer, Das wird ein Fest. Biblische Spiele und Lieder für den Kindergarten.
Dort finden sich eine Erzählpantomime mit Orff-Instrumenten und das Spiellied
»Hört, Leute, hört … Ein Bauer geht aufs Feld hinaus«.
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM SÄMANN – 7. OKTOBER 2012
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Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
2
VOM SAUERTEIG
Matthäus 13,33
19. Sonntag nach Trinitatis – 14. Oktober 2012
Alles für diesen Sonntag findet sich im »Gottesdienst mit mehr Zeit« (s. o.). Bitte
aus den Materialien auswählen.
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
3
VON DER KOSTBAREN PERLE
Matthäus 13,45–46
20. Sonntag nach Trinitatis – 21. Oktober 2012
_______________________________________ WO MICH TEXT/THEMA ANSPRECHEN
Dass sich jemand so begeistern kann! Und es ist ja viel mehr als nur ein Ausflippen. Der Kaufmann setzt Prioritäten, fällt eine klare Entscheidung, zieht alle
notwendigen Konsequenzen.
Der unvergleichliche Wert des Reiches Gottes wird dargestellt. Toll, dass uns
das »einfach so«, ohne jede Einschränkung und Relativierung, verkündigt wird.
Das bringt sofort zum Nachdenken: Was ist für mich das Kostbare am christlichen Glauben? Und zur Besinnung: Was gebe ich (gerne) für die »Sache mit Gott«
auf?
____________________________________ INFOS UND ENTSCHEIDUNGEN ZUM TEXT
Perlen: Seit der Zeit Alexanders des Großen als »Inbegriff des Kostbaren« in Mode
(Ulrich Luz). Im Roten Meer, Persischen Golf oder Indischen Ozean gefischt und
vor allem für Halsketten verwendet. Es gab Perlen mit Millionenwert. Großkaufleute im Perlenhandel waren weit und viel unterwegs.
Das Perlengleichnis bildet mit dem vom Schatz (Vers 44) ein Doppelgleichnis.
Gemeinsam ist: Etwas unglaublich Wertvolles wird gefunden, dafür alles andere
hingegeben. Unterschiede: Der Schatz ist verborgen, die Perle offen zugänglich;
der Bauer findet per Zufall, der Kaufmann auf der Suche. Doch in beiden Fällen
geht es um den Glücksfall des Lebens, der nicht zu erwarten war und jetzt alles
verändert.
Das Perlengleichnis beinhaltet keine Aufforderung zum Suchen (das gehört
zum Beruf des Perlenkaufmanns dazu), sondern eine Einladung zum Zugreifen:
Wenn du auf solch eine Perle stößt, eigne sie dir an!
Der Kaufmann gibt alles auf. Aber das ist kein »Opfer«, zu dem er sich durchringen müsste. Die Perle in ihrer Schönheit und ihrem Glanz (und sicherlich auch
in ihrer Größe) hat ihm die Entscheidung geradezu abgenommen: Bei solch einer
Perle »kann man doch gar nicht anders«! Nichts von Zweifeln, einem Hin und
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VON DER KOSTBAREN PERLE – 21. OKTOBER 2012
23
Her, einem Gewissenskampf o. ä. Die Freude (nur beim Schatz im Acker erzählt,
aber doch auch hier vorausgesetzt) ist so riesig, dass nur der Gewinn des wunderbaren Neuen, nicht der Verlust des Alten eine Rolle spielt.
Dem Evangelisten Matthäus ist es wichtig, dass Menschen, die Jesus nachfolgen, für das Reich Gottes bereit zum Verzichten sind. Sogar der Verzicht auf
Besitz ist aus seiner Sicht wünschenswert – wenn er das auch nicht von allen
Christenmenschen erwartet. Das zwingt uns zum Nachdenken darüber, wie konsequent wir unser Christsein leben und wie weit unser Glaube durch unsere Bindung an Geld und Besitz gefährdet ist.
Ich möchte aber nicht die Forderung aufstellen (an Kinder schon gar nicht!):
Gebt alles für »die Sache mit Gott« auf! Der Perlenkaufmann appelliert nicht an
unsere Bereitschaft, alles auf eine Karte zu setzen, sondern will uns zum Staunen
über die Kostbarkeit des Gottesreiches und über Gottes Kraft bringen: Ihm wird
möglich, was dem »reichen Jüngling« (Matthäus 19,16–26) leider nicht möglich
war. Und so lässt sich dann auch von Menschen wie Franz von Assisi, Albert
Schweitzer, Mutter Teresa u. a. erzählen.
Ich denke, das Gleichnis ist eine Antwort auf die Frage an Jesu Jünger/innen
(zu allen Zeiten): Lohnt es sich, mit Jesus mitzugehen? Ist es Gottes Reich wert,
alles Bisherige (z. B. das Fischerboot, die Netze, die familiäre Absicherung, die
Heimat …) aufzugeben? Was für einen Wert hat die Gemeinschaft mit Jesus?
IMPULSE FÜR DIE EIGENE VORBEREITUNG ____________________________________
–
–
–
–
»Du bist eine Perle«: Haben Sie das schon einmal gehört?
»Das (der/die) ist mein Ein und Alles«: Was/wer könnte da gemeint sein?
»Dafür würde ich alles hergeben …«: Haben Sie das schon einmal gedacht?
Fallen mir Menschen ein, die für das Reich Gottes auf etwas verzichtet, viel
oder gar alles aufgegeben/hergegeben haben?
WELCHE KINDER HABE ICH IM BLICK? _______________________________________
– Kinder suchen und finden mit Leidenschaft. Und (schöne) Überraschungen dabei
sind immer richtig.
– Kinder können für etwas Schönes, ihnen Wertvolles, von ihnen Ersehntes etwas anderes problemlos weggeben/tauschen, »einfach so«.
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
– Kinder lernen früh: Ich kann nicht immer alles haben. Und deshalb muss ich
mich manchmal entscheiden und etwas abgeben.
– Kinder können erahnen und erleben es hoffentlich auch: Beim Glauben, in der
Kirche, in einer Kinder(gottesdienst)gruppe gibt es Dinge, die einfach schön
sind und bei denen man sich begeistern kann.
_______________________________________________________ SO ERZÄHLE ICH
RAHMENSZENE: IST DAS DIE SACHE WERT?
Der Fischer aus der Stadt Kapernaum traut seinen Augen nicht, als er die beiden
jungen Männer kommen sieht: »Simon? Andreas? Seid ihr das wirklich?« – »Ja,
alter Nachbar«, sagen die und lachen. »Wir sind es.« Der Fischer mustert die
beiden: »Es geht euch anscheinend gut?« Simon nickt: »Ja, es ist gut, mit Jesus
zusammen zu sein.« »Und mit den anderen«, fügt Andreas hinzu. »Hat es sich
denn gelohnt, mit Jesus mitzugehen?«, will der Fischer wissen. »Ja«, sagen die
beiden.
»Jesus …« Der Fischer sagt das ganz langsam und betont. Und noch einmal:
»Jesus …« Er schüttelt ein bisschen den Kopf. »Gottes Reich kommt, sagt euer
Jesus. Dann wird alles gut, sagt Jesus. Gottes Reich ist schon ganz nahe, sagt
Jesus. Ihr sagt es jetzt ja auch. Und dafür habt ihr alles aufgegeben?« »Ja«, sagt
Simon. »Alles«, sagt der Fischer, »alles habt ihr verlassen! Euer Boot, eure Netze,
euer Haus, eure Familie, alle eure Freunde hier am See Genezareth – alles. Ist das
die Sache wert?« »Ja«, sagen Simon und Andreas. »Was kann da nur so wertvoll
und kostbar sein?«, bohrt der Fischer nach. »Oder ich denke an Matthäus. Der ist
hier Zöllner gewesen, hat viel Geld verdient, und dann hat er alles stehen und
liegen lassen und ist mit Jesus mitgegangen. Genau wie ihr. Was soll an Jesus nur
so wertvoll, so kostbar sein? Ich kann das nicht verstehen!«
»Hör zu«, sagt Andreas, »ich will dir eine Geschichte erzählen. Die hat uns Jesus
neulich erzählt.« Und so erzählt Andreas dem Fischer aus Kapernaum die Geschichte von der kostbaren Perle. So war es, stelle ich mir vor …
PERLEN WAREN SEINE GANZE LEIDENSCHAFT
Da war einmal ein Kaufmann. Er handelte mit Perlen. Und dafür unternahm er
viele Reisen. Weite Reisen. Reisen in aller Herren Länder. Perlen – da kannte er
sich aus wie kein Zweiter. Über Perlen wusste er alles. Perlen waren seine ganze
Leidenschaft. Die liebte er, von denen träumte er. Und deshalb war er für Perlen
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VON DER KOSTBAREN PERLE – 21. OKTOBER 2012
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ständig unterwegs, mit der Kutsche oder mit dem Schiff. Tagelang, manchmal
wochenlang, sogar monatelang. Wenn er auf solch einer Reise irgendwo schöne,
wertvolle, kostbare Perlen fand, dann war er selig und voller Glück. Ach, das
waren wundervolle Tage.
Aber dann kam der eine Tag, den er nie in seinem Leben vergessen sollte … Am
Abend zuvor war der Kaufmann angekommen. Er hatte eine Herberge gesucht. Er
war ja auch ziemlich müde nach der anstrengenden Reise. Wie mag es morgen
wohl werden?, dachte er, als er sich schlafen legte. Und bald schlief er ein. Noch
ahnte er ja nichts. Die Nacht war ruhig.
LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK
Der neue Tag begann, wie schon viele Tage begonnen hatten. Die Sterne verblassten. Die Morgendämmerung kam. Der Himmel wurde hell. Dann war die
Sonne da. Der Kaufmann stand auf, machte sich fertig und ging auf den Basar. Er
wusste schon, wo man die Goldschmiede und die Perlenverkäufer suchen musste.
Er schaute sich um. Und da geschah es: Er sah sie. Er sah die Perle. Nicht irgendeine Perle, sondern die Perle! Die Perle aller Perlen. Eine Perle, wie er sie noch nie
gesehen hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Der Kaufmann wollte gleich nach ihr greifen, sie in die Hand nehmen und ins
Licht halten, aber das durfte er natürlich nicht, auf gar keinen Fall. Jetzt bloß
kein besonderes Interesse zeigen! »Wie viel würde solch eine Perle denn kosten?«,
fragte er so im Vorübergehen den Perlenverkäufer, und der nannte eine irrsinnig
hohe Summe. »Wie viel?«, fragte der Kaufmann. »Habe ich richtig gehört?« Er
schüttelte den Kopf. Er versuchte, den Preis herunterzuhandeln, aber der Verkäufer dachte gar nicht daran. Und der Kaufmann wusste, dass die Perle das Geld
wert war. Ja, sie war es tausend Mal wert. Er ging, aber er war fest entschlossen,
wiederzukommen: Ich muss die Perle haben!, dachte er – koste es, was es wolle.
Sie ist es wert.
DIE KOSTBARSTE PERLE DER WELT
Zwei Stunden später war er wieder da. Und er sah sie gleich wieder, die Perle aller
Perlen. Sie sprang ihm mit ihrer Schönheit sofort in die Augen. Jetzt traute er
sich auch, sie in die Hand zu nehmen. Er schaute und schaute und konnte sich
nicht sattsehen. Ein Wunder von einer Perle! So groß und schön, ganz glatt und
gleichmäßig rund. Und wenn er die Perle mit den Fingern ins Licht hielt und
langsam in allen Richtungen drehte, dann sah er die leuchtenden Farben des
Regenbogens, dann sah er alle Farben des Himmels. Diese Schattierungen, dieser
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Glanz! Gar kein Zweifel, die schönste, die wundervollste, die wertvollste, die
kostbarste Perle der Welt.
»Ich nehme sie«, sagte er dem Verkäufer. »Du musst nur ein Weilchen warten,
bis ich die Summe zusammen habe. Aber in drei oder vier Tagen will ich wieder
da sein, allerspätestens in einer Woche.« Er gab dem Verkäufer das Geld, das er
jetzt bei sich hatte. »Als Anzahlung«, sagte er. »Alles andere wirst du erhalten,
wenn ich wiederkomme.« Dann schaute er sich noch einmal nach der Perle um
und ging. Und er wusste: »Ich bekomme das Geld zusammen. Für die Perle werde
ich einfach alles verkaufen, was ich habe. Ist doch klar.«
ALLES VERKAUFEN
Und genau das tat er. Noch am gleichen Tag fuhr er zurück nach Hause und fing
an, alles zu verkaufen. Er verkaufte alle die anderen Perlen, die ihm gehörten, er
verkaufte sein ganzes Geschäft. Er verkaufte sein Haus und alle seine Grundstücke. Alles verkaufte er, so schnell es nur irgend ging. »Bist du verrückt geworden?«, fragten seine Nachbarn und seine Freunde. »Wozu tust du das? Was hast
du vor?« »Ich will die Perle kaufen«, sagte der Kaufmann voller Begeisterung. Die
Nachbarn und die Freunde konnten es nicht fassen: »Alles aufgeben für eine
Perle? Ist das die Sache wert?« »Ach, ihr kennt die Perle noch nicht«, sagte der
Kaufmann. »Es ist die schönste, die wundervollste, die wertvollste, die kostbarste
Perle der Welt.«
Dann fuhr er los, mit all seinem Geld im Beutel. Er konnte es kaum abwarten,
bis er wieder dort war, wo er die Perle gefunden hatte. Die Zeit verging so langsam, viel zu langsam. Aber dann war er doch da. Und dann, dann hatte er die
Perle endlich. Besaß die Perle nun für immer. Die würde er nie wieder abgeben. Er
war glücklich wie noch nie in seinem Leben.
Damit ist Andreas fertig mit seiner Geschichte. »Die hat uns Jesus erzählt«, sagt
er. Simon fügt hinzu: »Und Jesus hat Recht mit seiner Geschichte. Es gibt nichts
Schöneres als Gottes Reich, von dem Jesus spricht.« »Und nichts Wertvolleres«,
sagt Andreas, »als mit Jesus zusammen zu sein.«
____________________________________ LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG
LIEDER
Ich möcht’, dass einer mit mir geht (EG 209); Such, wer da will (EG 346); Meinem
Gott gehört die Welt (EG 408); Laudato si (EG 515); Gottes Liebe ist so wunderbar
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VON DER KOSTBAREN PERLE – 21. OKTOBER 2012
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BILDERBUCH
Wer keine Schwierigkeiten mit einem Malstil hat, der orientalisches Flair und
MacDonalds zusammenbringt, könnte verwenden: Nick Butterworth/Mick Inkpen,
Von Schafen, Perlen und Häusern, R. Brockhaus Verlag. Kinder haben sicherlich
Spaß daran. (Im Vergleich zur Perle rückt der Federhut des Kaufmanns allerdings
ein bisschen stark in den Vordergrund.)
EIN BILD GESTALTEN
Motiv: glänzende Perle. Vorbereiten: Perlenumriss (großen Kreis) auf weißes Papier malen. Ausschneiden und auf dickeres Papier/Plakatkarton (grau) kleben.
Für die Perle Glitzerfarbe auftragen, evtl. in weiße Farbe mischen.
GESPRÄCH
Was ist besonders schön an Gott, Jesus, Kirche, unserem Kindergottesdienst?
Haben wir dafür schon mal auf etwas verzichtet, was dann nicht mehr so wichtig
für uns war?
SUCHSPIEL
Einen Karton mit Styroporkügelchen füllen. Mehrere kleine und eine große Glasmurmel verstecken. Kinder suchen nacheinander (mit verbundenen Augen) nach
der »großen Perle«. Bei Größeren vielleicht auch als Wettbewerb: Wer findet die
Perle am schnellsten? Zeit stoppen …
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
4
VOM HAUSBAU
Matthäus 7,24–27
21. Sonntag nach Trinitatis/Reformationstag – 28./31. Oktober 2012
_______________________________________ WO MICH TEXT/THEMA ANSPRECHEN
Urlaubserinnerungen … Wir haben unser Lieblingscafé entdeckt: oben auf der
Düne, mit einem fantastischen Blick auf die Insel und das Meer. Als wir im nächsten
Sommer wiederkommen, ist es nicht mehr da. Stattdessen ein Zaun und ein Schild:
Absturzgefahr! Dahinter geht es steil hinunter.
Das wünsche ich mir: dass mein Lebenshaus stabil ist, durch nichts aus seinen
Angeln zu heben. Und genauso auch das Haus Gottes, die weltweite Kirche. Gott
sei Dank, dass Jesus von diesem Haus auf dem Felsen erzählt.
____________________________________ INFOS UND ENTSCHEIDUNGEN ZUM TEXT
In einem subtropischen Land wie Israel kann ein trockenes Wadi innerhalb kürzester Zeit zum tosenden Sturzbach, zum reißenden Strom werden. Ein Haus auf
sandigem Boden im Tal hat da keine Chance – anders als ein Haus auf felsigem
Untergrund am Hang.
Die beiden Häuser im Gleichnis müssen sich nicht durch ihr Baumaterial und
ihre Bauart unterscheiden. Auch nicht dadurch, dass sich der eine Baumeister
Mühe gibt, der andere nicht. Nicht einmal dadurch, dass der eine ein besseres
Fundament anlegt als der andere. (Das »Fundament« besteht unter damaligen
dörflichen Verhältnissen lediglich aus mehreren Lagen Feldsteinen, die auf den
Erdboden gelegt werden. Obendrauf dann die Wände aus ungebrannten Lehmziegeln.) Entscheidend ist nur die Wahl des Untergrundes: Fels oder Sand?
Es geht nicht darum, dass »in Sachen Glauben« Aktivität besser ist als Passivität. (Beide Baumeister sind aktiv.) Auch nicht um einen Gegensatz Praxis (entscheidend) – Theorie (beliebig). Auch nicht um einen Vorrang des Handelns
(»Hauptsache, man tut Gutes!«) vor dem Hören (auf Jesus, Gott, Bibel). Und schon
gar nicht geht es um einen Gegensatz von Glaube und Taten.
Glauben und Handeln gehören zusammen. Hören zielt auf Gehorsam: Vom
Hören soll es zum entsprechenden Tun kommen, zum Tun des Gehörten. Es gibt
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM HAUSBAU – 28./31. OKTOBER 2012
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ein rechtes Hören (Jesu Worte haben Folgen, weil sie befolgt werden) – und es
gibt ein falsches Hören: Es führt nicht zum Tun (entweder tut man gar nichts
oder man tut etwas anderes als das, was man gehört hat).
Einzig richtige Basis für unser Leben können nur Jesu Worte sein, die gehört,
aber auch getan werden wollen. Nur so stellen wir uns richtig auf Gottes kommendes Reich ein, das Jesus verkündigt.
Der Evangelist Matthäus denkt dabei an alle Worte Jesu! »Diese meine Rede«
(Vers 24) meint die Bergpredigt (die hiermit endet), aber die Bergpredigt ist ja
exemplarische Zusammenfassung der gesamten Verkündigung Jesu.
Platzregen, Wasserfluten und Sturm sind biblische Bilder für Gottes Gericht. Er
wird uns am Ende danach fragen, ob wir Jesu Worte gehört und getan – und
damit Gottes Willen entsprochen haben.
IMPULSE FÜR DIE EIGENE VORBEREITUNG ____________________________________
Welche Worte (die ich im Laufe der Jahre gehört habe) sind für mich fundamental
wichtig geworden? Welche Worte will ich so verinnerlichen, dass sie zur Basis
meines Lebens werden?
Ich gehe die Bergpredigt durch (Matthäus 5–7) und suche drei Jesusworte, die
grundlegend wichtig für mich sind. Wie ergeht es mir mit dem Hören und Tun
dieser Worte?
Gehöre ich eher auf die Seite des klugen oder des törichten Mannes? »Der kluge
und der törichte Mann kann zuweilen ein und derselbe sein« (Wolfgang Teichert).
Denken Sie das auch?
WELCHE KINDER HABE ICH IM BLICK? _______________________________________
Ich vermute, dass alle Kinder Spaß am Bauen haben – und Kenntnisse, wie es
Bauwerken ergehen kann. Vielleicht haben sie im Fernsehen schon miterlebt,
welche zerstörerische Gewalt Sturm und Regen haben. Sie haben Bauten aus
Bauklötzen einstürzen sehen/lassen. Sie haben Bauerfahrungen im Sandkasten
oder am Strand: Wasser zerstört die größten und schönsten Sandburgen. Und
wenn man etwas oben draufgestellt/-gelegt hat, kommt es herunter.
Was wir Mitarbeiter in der Bibel lesen und hören und den Kindern erzählend verkündigen, damit sie es hören, sind … höchst verbindliche Worte, die gehorsam in die
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Tat umzusetzen wir und die Kinder aufgefordert sind … Das sollten wir sehr ernst
nehmen bei dem, was wir im Kindergottesdienst treiben. Andererseits: Wir werden es
tunlichst vermeiden, den Kindern mit dem Gericht Gottes zu drohen und sie zu ängstigen – und wir werden es auch unterlassen, den Kindern in gesetzlicher, bedrängender Weise das »Tun des Gehörten« aufzuerlegen und sie mit Leistungen zu bedrücken, die sie – allein – nicht bewältigen können. (Können wir es?) Das heißt jedoch
nicht, die entscheidende Wichtigkeit des »Tuns« herunterzuspielen … Wo immer sich
Gelegenheit bietet, sollen wir versuchen (!), mit den Kindern der Frage nachzugehen:
»Wie können wir, was Gott/Jesus uns sagt, in die Tat umsetzen?« (Jürgen Koerver).
_______________________________________________________ SO ERZÄHLE ICH
Rahmenszene: Ich stelle mir eine Gemeindesituation zwei Generationen nach Jesus vor. Das Evangelium des Matthäus ist geschrieben.
Der Widerspruch zwischen »Worte hören, aber nicht tun« zeigt sich darin, dass
das gehörte Wort des Vaters (»Nicht auf Sand bauen!«) nicht beherzigt wird.
Ich erzähle nicht von zwei unterschiedlichen Männern, die je ihr eigenes Haus
bauen, sondern von einem einzigen Mann, der zwei Häuser baut. Damit möchte
ich eine Aufteilung in »die einen – die anderen« vermeiden. Beantworten wir denn
nicht alle die Frage: »Wo baue ich mein Lebenshaus?« durch unser Verhalten einmal so, ein andermal so? Ich hoffe, damit auch dem Evangelisten Matthäus gerecht
zu werden. Der fragt ja bei jeder Jesus-Geschichte, die er weitererzählt, seine Gemeinde: Kennt ihr das auch von euch selbst?
RAHMENSZENE: ES GIBT NICHTS BESSERES, ALS JESU WORTE ZU HÖREN
Der Tag ist anstrengend gewesen. Doch jetzt ist endlich Feierabend. Joel hat es
für heute geschafft. Bald geht die Sonne unter. Da treffen sie sich wieder in
Nathans Haus: Jonas und Rebekka und Johanna und Benjamin und all die anderen. Zuerst essen sie zusammen auf, was jeder mitgebracht hat. Sie singen und sie
beten, wie sie es durch Jesus gelernt haben: »Vater unser im Himmel … Dein
Reich komme!« Dann lesen sie in dem Buch, das ein Mann namens Matthäus
geschrieben hat. Darin hat er alles über Jesus aufgeschrieben. »Es gibt nichts
Besseres, als Jesu Worte zu hören!«, sagt Nathan gerne. Und die anderen nicken:
»Ja, hören, was Jesus gesagt hat – darauf kommt es an.« »Das ist grundlegend für
das Haus der Kirche«, sagt Nathan noch einmal. »Sonst würde alles zusammenbrechen.« Dann reden sie über die Worte Jesu.
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM HAUSBAU – 28./31. OKTOBER 2012
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Heute geht es um das Jesus-Wort: »Selig sind die Barmherzigen; Gott wird auch
mit ihnen barmherzig sein.« Dazu kann jeder etwas erzählen. Als sie fertig sind,
erinnert Nathan sie noch einmal: »Selig sind die Barmherzigen. Habt ihr’s gut
gehört?« So etwas sagt er immer, ehe sie gehen. Joel hat es natürlich auch gehört,
aber jetzt muss er erst einmal sehen, dass er sich im Dunkeln nicht die Beine
bricht. Und dann begegnet ihm unterwegs auch noch der alte Jakob, der keinen
zu Hause hat und der immer so furchtbar viel redet. »Du Schwachkopf!«, denkt
Joel, als er ihn endlich losgeworden ist.
HABT IHR’S GUT GEHÖRT?
Ein paar Tage später reden sie über das Jesus-Wort: »Liebet eure Feinde!« »Habt
ihr’s gut gehört?«, fragt Nathan wieder, als sie sich an der Tür verabschieden.
Johanna hat es natürlich auch gehört. Aber nun ist sie froh, dass sie nach Hause
kommt und sich ausruhen kann. Wer weiß, was der nächste Tag bringt? Und der
fängt wirklich nicht gut an. Gleich morgens gibt es Ärger mit Judith. Die kann sie
überhaupt nicht leiden. »Ich hasse dich!«, denkt Johanna.
In der Woche drauf geht es um das Jesus-Wort: »Macht euch keine Sorgen. Euer
Vater im Himmel weiß, was ihr zum Leben braucht.« »Habt ihr’s gut gehört?«,
fragt Nathan wieder, als alle gehen. Salome hat es natürlich auch gehört. Aber
nachts kann sie nicht schlafen. Sie hat so viele Wünsche. Ob das Geld für alles
reicht? Sie macht sich Sorgen.
Dann kommt der nächste Sonntag. An diesem Tag singen sie mehr als sonst.
Nathan liest aus der Bibel vor. Sie beten das Jesus-Gebet. Gleich werden sie zusammen Abendmahl feiern, wie Jesus es gesagt hat. »Aber zuerst«, sagt Nathan,
»zuerst will ich euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die Matthäus
aufgeschrieben hat. Jesus hat sie seinen Jüngerinnen und Jüngern erzählt.« Und
dann erzählt Nathan eine Häusergeschichte. So war es, stelle ich mir vor …
GUTE WORTE FÜRS LEBEN
Da war einmal ein Vater. Der hatte eine ganze Reihe von Kindern, der hatte
Söhne und Töchter. Für alle hatte er gute Worte. Die sagte er ihnen jedes Mal,
wenn sie solche Worte brauchten. Die waren gut fürs Leben. »Eines Tages wirst
du eine Frau finden und heiraten«, sagte er zu Aaron, seinem Ältesten. »Dann
wirst du ein Haus bauen für dich und deine Frau und eure Kinder. Aber wenn es
soweit ist, dann mach es richtig, Aaron: Bau dein Haus auf einen festen Grund.
Bau es auf einen Fels. Dann steht es fest. Dann fällt es nicht ein. Nichts kann dein
Haus umwerfen, wenn du es auf Fels baust.« Aaron hörte aufmerksam zu. Das tat
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
er eigentlich immer, wenn sein Vater ihm etwas sagte. Er nickte. »Ja, natürlich«,
sagte er, »das ist doch klar. Ich werde es nicht vergessen.«
Ans Heiraten dachte er zuerst noch gar nicht. Er war ja noch so jung. Aber
irgendwann, Jahre später, war es dann doch soweit. Er war zu Besuch in einem
anderen Dorf, und da lernte er sie kennen: die Frau, die er heiraten wollte. Esther
hieß sie. Bald wurde der Hochzeitstermin festgemacht. Und dann begann Aaron
mit dem Bauen. Bis zur Hochzeit musste das Haus ja fertig sein.
DEN RICHTIGEN BAUPLATZ SUCHEN
Er suchte den richtigen Bauplatz und fand ihn an einem Berghang. »Bau dein
Haus auf einen festen Grund. Bau es auf einen Fels.« Das hatte Aaron von seinem
Vater gehört, und das tat er jetzt auch. Er baute sein Haus auf Fels. Er legte die
Feldsteine für das Fundament auf den Felsboden. Er mauerte mit Lehmziegeln die
Mauern, und obendrauf kam das flache Dach. Bei einem so einfachen Haus geht
das Bauen ziemlich rasch. So war alles bis zur Hochzeit fertig, und er konnte mit
Esther einziehen. Jetzt ist alles so, wie ich es mir gewünscht habe, dachte er.
Und weil es ihm so gut ging und weil er noch etwas Geld hatte, da dachte er:
»Ich werde noch ein Haus bauen. Ein bisschen kleiner vielleicht. Das kann dann
unten im Tal stehen.« Gesagt, getan. Er schaute sich im Tal um und fand einen
Bauplatz. Sandiger Boden, aber das Haus sollte ja auch kleiner werden. Der Platz
war nicht weit von der Stelle entfernt, wo der Bach von den Bergen herunterkommt und in den Fluss mündet. Es war nur ein unbedeutender Bach; der führte
kaum Wasser. Dort baute Aaron also ein zweites Haus, und bald war er fertig. Es
war noch Sommer. Jetzt ist es alles so, wie ich es mir gewünscht habe, sagte er
sich und richtete sich oben in seinem Felsenhaus ein.
DER TAG, AN DEM DER REGEN KAM
Und dann kam der Tag, den Aaron nie in seinem Leben vergessen sollte. Der Tag,
an dem der Sturm losbrach. Der Tag, an dem der Regen kam. Es schüttete nur so
vom Himmel. Es war wie die Sintflut. Von allen Bergen stürzte das Wasser auf die
Wiesen und die Felder und die Häuser. Und in den Bächen und in den Flüssen
stieg das Wasser. Stieg und stieg, in einem atemberaubenden Tempo. Da waren
auf einmal gurgelnde Ströme, die alles mit sich rissen. Das Wasser schwappte
über die Felsen und klatschte gegen die Häuser. »Herr, erbarme dich«, sagte
Aaron.
Er stand mit Esther an dem kleinen Fenster und schaute hinaus. Sie bangten.
Das hört ja gar nicht mehr auf! Wie lange wird das noch so gehen? Es kam ihnen
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM HAUSBAU – 28./31. OKTOBER 2012
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vor wie eine Ewigkeit. Aber dann wurde der Wind endlich schwächer, und der
Regen ließ nach, und das Wasser floss ab. »Gerettet!«, sagte Aaron. Er dachte an
seinen Vater. »Bau dein Haus auf einen festen Grund. Bau es auf einen Fels, hat er
gesagt. Ich hab’s gehört. Nur gut, dass ich es auch getan habe. Sonst wäre unser
Haus jetzt eingestürzt.«
HÖREN UND TUN
Am nächsten Morgen gingen die beiden hinunter ins Tal. Sie wollten nach ihrem
anderen Haus sehen. Aber sie fanden es nicht. Da war nur noch eine Sandwüste.
Alles, alles weggeschwemmt vom Sturm und vom Regen und von den Sturzbächen. Aaron konnte es nicht fassen. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte er schließlich. »Bau dein Haus auf einen festen Grund. Bau es auf einen Fels, hat mein
Vater gesagt. Ich hab’s gehört. Aber ich habe es nicht getan.«
Damit ist Nathan fertig mit seiner Geschichte. »Die hat uns Jesus erzählt«, sagt
er und schaut sich um. Aber es bleibt zuerst ganz still. Schließlich sagt Joel leise:
»Jesus hat Recht mit seiner Geschichte. Die Worte Jesu hören – aber dann auch
tun. Das ist es. Sonst bricht alles zusammen.«
LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG ____________________________________
LIEDER
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166,4–6); Wer nur den lieben Gott lässt walten
(EG 369,1.7); Gott liebt diese Welt (EG 409); Hilf, Herr meines Lebens (EG 419);
Lobet den Herren, alle, die ihn ehren (EG 447, 6–8); Die güldne Sonne voll Freud
und Wonne (EG 449,4.8); Aus Gottes guten Händen (LJ 478); Lass uns in deinem
Namen, Herr (LJ 585)
BILDERBUCH
Auch zu diesem Gleichnis gibt es Bilder in dem Buch von Nick Butterworth/Mick
Inkpen (siehe voriger Sonntag).
EIN BILD GESTALTEN
Motiv: Haus auf dem Felsen. Dunkler Himmel, vielleicht Blitze, Regen, steigendes
Wasser. Malen mit Wachsmalstiften. Karton verwenden, falls man den Fels plastisch gestalten will: Zeitungspapier rückseitig mit Farbe anpinseln, zusammenknüllen und auf Karton drücken. Vorn mit brauner Plaka-Farbe bemalen.
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
GESPRÄCH
Hören – und dann auch tun. Wie schwer das manchmal sein kann. Machen/leben
Erwachsene das den Kindern vor?
BAUEN AUF UNTERSCHIEDLICHEM UNTERGRUND
Aus Bauklötzen soll ein Haus gebaut werden. Nacheinander unterschiedlichen
Untergrund ausprobieren:
– Stuhlkissen
– Stück (flauschiger) Teppich
– Keramikfliese, Brett oder Tisch
BAUEN AUF SAND ODER STEIN
Je nach Ort des Kindergottesdienstes, Wetter, Geschicklichkeit der Mitarbeitenden, Belastbarkeit der Küsterin usw. vielleicht auch folgende Möglichkeit (draußen
oder in zwei Plastikwannen): Kinder bauen Sandhügel und darauf ein Haus aus
Bauklötzen. Mit der Gießkanne (Brauseaufsatz) es von oben (nicht von der Seite)
»regnen« lassen … Dann bauen Kinder ein entsprechendes Haus auf zwei Ziegelsteinen … (nach: Kindergottesdienst praktisch 2002, S. 66)
REFORMATIONSTAG
Wenn am Reformationstag Kindergottesdienst gefeiert wird: Die Worte Jesu sind
für die Reformatoren von zentraler Bedeutung. Wo wird deutlich, dass es gerade
auch um das Tun dieser Worte geht?
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM HAUSBAU – 28./31. OKTOBER 2012
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Bearbeitung 1 – 7. OKTOBER 2012 – 4. NOVEMBER 2012
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VOM VERLORENEN SCHAF
Matthäus 18,12–14
22. Sonntag nach Trinitatis – 4. November 2012
WO MICH TEXT/THEMA ANSPRECHEN _______________________________________
Am Strand. Alle haben ihren Spaß. Bis wir Eltern plötzlich merken, dass unsere
knapp vierjährige Tochter verschwunden ist. Panik. Klar, dass man sich da sofort
auf die Suche macht. (Mir fällt ein Vater ein, der bis nach Spanien gefahren ist,
um seinen Sohn zu suchen.) Und dann die erlösende Stimme aus dem Lautsprecher: »Deutsches Mädchen Susanne sucht seine Eltern!«
Der Hirt, der sein herumirrendes Schaf sucht: für mich eines der anrührendsten
Bilder für den Gott, wie wir ihn durch Jesus kennen. Typisch Gott, diese nachgehende Liebe zum/r Einzelnen. Ich kann das Vertrauen haben, dass er auch mir
nachgeht. Ja natürlich – auch denen, die ich gar nicht vermisse. Und sogar denen,
die mir eigentlich gestohlen bleiben können.
INFOS UND ENTSCHEIDUNGEN ZUM TEXT ____________________________________
Gegenüber der ausführlicheren Lukas-Fassung (15,1–7) gibt es deutliche Unterschiede. Angeredet sind nicht die »Pharisäer und Schriftgelehrten«, sondern die
Jünger. Es geht nicht um »Zöllner und Sünder«, sondern um die »Kleinen« – und
damit sind wohl die Geringsten im weitesten Sinn gemeint, die aus der Jüngergemeinde herausfallen. Sie werden nicht als »verloren« bezeichnet, sondern als
»herumirrend«. Von der Freude des Hirten über das Finden wird erzählt, aber der
Ton liegt doch auf der Intensität seines Suchens.
Es darf eben nicht geschehen, dass die Herumirrenden – orientierungslos, nicht
in der Gemeinschaft aufgehoben – verloren gehen. Das widerspräche dem eindeutigen Willen Gottes. Deshalb macht er sich auf die Suche. Der Hirt, der nach
seinen Schafen sucht, ist für die damaligen Zuhörer/innen ein vertrautes Gottesbild (Hesekiel/Ezechiel 34).
»Gottes Reich« bedeutet (u. a.): Die Umherirrenden sind gefunden, die Verlorenen gerettet. In Jesus ist dies Gottesreich bereits da: Er sucht und findet. Und
seine Jünger/innen sollen sich darauf einstellen: Wie der Hirt im Gleichnis, wie
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
Jesus sollen sie sich selber auf die Suche machen. Wenn sie »Vater unser im
Himmel« beten, dann können sie doch nicht anders als dem Willen Gottes folgen:
Jesu Worte »hören und tun« (voriger Sonntag!). Und das gilt ja nicht nur für
irgendwelche »Pastoren« (= »Hirten«).
Sogar die Engel im Himmel vertreten die »Kleinen« vor Gott. Das zeigt den unendlichen Wert, den die »Kleinen« für Gott besitzen. Wie sollten da auf der Erde nicht
die Jünger/innen jedem/r Einzelnen nachgehen? »Wie im Himmel, so auf Erden.«
Zu manchen Fragen gibt der Bibeltext keine Auskunft. Ist der Hirt auch der
Besitzer der Schafherde oder ist er von jemandem angestellt? Wann und bei welcher Gelegenheit stellt er den Verlust des einen Schafes fest: morgens (beim Aufbruch – und dann könnte er vielleicht den ganzen Tag suchen), mittags (er macht
sich in der heißesten Zeit auf die Suche) oder abends (als er die Schafe in den Pferch
treibt – und dann gerät er beim Suchen möglicherweise in die Nacht) oder …? Wo
lässt er die 99 Schafe: allein in den Bergen? Treibt er sie in den Pferch, einen Stall,
eine Höhle? Übergibt er sie einem anderen …? Das alles spielt für die Zielrichtung
des Gleichnisses keine Rolle – auch wenn wir uns beim Erzählen darüber Gedanken
machen werden. Vielleicht fragen Kinder ja auch danach.
___________________________________ IMPULSE FÜR DIE EIGENE VORBEREITUNG
»Gleichnis vom verlorenen Schaf«: Kenne ich natürlich! Ich notiere (möglicherweise
in Gedanken) den Ablauf. Dann lese ich Lukas 15,1–7. Hatte ich es so in Erinnerung? Anschließend lese ich Matthäus 18,10–14 – und vergleiche.
Finde ich mich eher in der Rolle des Schafes oder in der des Hirten wieder?
Habe ich schon einmal das Gefühl gehabt: Mich vermisst niemand?
Vielleicht können wir davon erzählen, wie wir einmal jemandem nachgegangen sind. Und was daraus geworden ist.
Wenn Kinder nicht mehr zum Kindergottesdienst kommen – vermissen wir sie?
Unternehmen wir etwas?
_______________________________________ WELCHE KINDER HABE ICH IM BLICK?
Vielleicht haben Kinder bereits erlebt, dass sie verlorengegangen sind (in einer
fremden Stadt, im Menschengewühl …) – und wie glücklich sie waren, als sie
wiedergefunden wurden.
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM VERLORENEN SCHAF – 4. NOVEMBER 2012
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Und umgekehrt: Sicherlich können Kinder erzählen, wie traurig sie waren, als
sie etwas Wichtiges verloren hatten (z. B. ein Kuscheltier), wie sie gesucht – und
wie sie das Verlorene gefunden haben. Vielleicht hat auch jemand beim Suchen
geholfen.
Möglicherweise gibt es auch Kinder, die das bedrückende Gefühl kennen: Mich
vermisst keiner! Es fällt überhaupt nicht auf, wenn ich nicht da bin. Bin ich überflüssig? Mag mich niemand? Keiner schaut nach mir …
Für kleine Kinder ist es ein herrliches Spiel: Ich verstecke mich – und warte
darauf, dass mich jemand sucht. Bloß nicht zu rasch finden! Umso größer der
Jubel.
SO ERZÄHLE ICH _______________________________________________________
RAHMENSZENE: WER FEHLT HEUTE?
Es ist ein Mittwoch. Ein Mittwoch in den Ferien. Der dritte Tag der Kinderbibelwoche. Wie jeden Morgen hat es in der Kirche angefangen, und jetzt sind alle mit
ihren Gruppen im Gemeindezentrum. Sie sitzen im Kreis. »Na, hat schon jemand
gezählt, wie viele wir heute sind?« Julia, eine der Gruppenleiterinnen, schaut sich
um. »Mach ich!«, sagt Luca, und schon legt er los: »1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11,
12 – 13!«, stellt er fest. »13? Lass mich mal nachzählen«, sagt Julia. »Stimmt,
Luca. Wir sind 13. Wer fehlt denn heute? Gestern und vorgestern waren wir 15.«
Anna lacht. »Hast du das noch nicht gemerkt, Julia?« Julia schüttelt den Kopf:
»Nein, wieso?« »Der Paul ist nicht da. Deshalb ist es heute auch so leise.« Alle
lachen. »Na, na«, sagt Julia, »jetzt übertreibst du aber.« »Ist doch wahr«, protestiert
Anna, »der Paul macht immer nur Quatsch.« »Der nervt«, sagt Laura. »Findest du?«,
fragt Julia. »Hm. Aber ich mach mir Gedanken. Ob er wohl krank ist?« »Würde dem
gar nichts schaden«, sagt Laura. »Und wir haben unsere Ruhe. Ich vermiss den
nicht.«
»Ich schon«, sagt Julia. »Und es fehlt noch jemand.« Alle gucken sich um, schauen
nach links und nach rechts. Wer fehlt denn sonst noch? »Sophia«, sagt schließlich
jemand. Ach ja, Sophia fehlt. Die hat bisher niemand vermisst. Sophia ist immer
so still. Sie ist auch gerne für sich. »Weiß jemand, was mit ihr los ist?«, fragt Julia.
Nein, niemand weiß es. »Ist doch nicht so schlimm, wenn sie nicht da ist«, sagt
Lena. »Wir können auch ohne Sophia spielen.« »Oder basteln«, sagt Moritz.
»Da passt unsere Geschichte für heute ja richtig gut, glaube ich«, sagt Julia.
»Das ist eine Geschichte, die Jesus uns erzählt hat. Vielleicht kennt ihr sie ja
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
schon – das wäre klasse.« Und dann erzählt Julia eine Jesus-Geschichte. Eine
ganz berühmte Geschichte. Die Geschichte vom Vermissen. Und vom Suchen. So
war es, stelle ich mir vor …
KOMMEN ALLE MIT?
Den ganzen Morgen ist der Mann schon unterwegs. Das ist ganz schön anstrengend in den Bergen: hinauf und hinab und wieder hinauf und wieder hinab. So
geht das nun schon ein paar Stunden. Und immer vorneweg und sehen, wo der
beste Weg ist. Ab und zu bleibt er stehen und schaut sich um: Kommen auch alle
mit? Er wartet, bis auch die Kleinsten und die Langsamsten angezockelt kommen.
Kurze Pause, dann geht es weiter.
Bald müssen sie ihr Ziel erreicht haben: die Wiese im Bergtal, die jetzt im Frühjahr noch ziemlich grün ist, und der Bach fließt mitten hindurch. Da gibt es
frisches Wasser. Dort können sie sich eine Weile ausruhen, ihren Durst löschen,
sich sattfressen, und dann können sie weiter. Er freut sich richtig, dass sie gleich
da sind, und als er dann schließlich den Bach erreicht hat, setzt er sich erst einmal auf einen Baumstamm, der da liegt. Geschafft!
EIN SCHAF FEHLT
Ob auch alle da sind?, fragt er sich. Ich will sie lieber zählen, denkt er, und gleich
fängt er an mit dem Zählen, wie das ein guter Hirte so tut: »10 –, 20 –, 50 –, 90 –,
91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99 – 99!«, stellt er fest. Nein, das kann nicht sein – es
müssen 100 Schafe sein. Ich will nachzählen! »93, 94, 95, 96, 97, 98, 99 – wieder
nur 99. Ist doch unmöglich!«, schreit er. Er zählt ein drittes Mal, aber es bleibt bei
99. Ein Schaf fehlt also. Heute Morgen waren es noch 100. Jetzt ist es weg! Wo mag
es nur sein? Wer weiß, wo es jetzt herumirrt. Ihm wird ganz schlecht, wenn er
daran denkt. Und er weiß auch auf einmal, welches Schaf es ist: ein ziemlich
kleines, erst ein paar Monate alt.
»Nun reg dich doch nicht auf«, sagt der Hütejunge, »die anderen 99 sind ja hier.
Das Kleine wird auch noch kommen.« »Nein, nein«, sagt der Mann, »ich muss es
suchen. Ich vermisse es. Dass ihm nur nichts passiert! Ich gehe gleich los.« Der
Hütejunge protestiert: »Aber warte doch einen Augenblick. Vielleicht kommt es
von ganz alleine. Und ruhe dich erst einmal aus.« »Nein, ich gehe«, sagt der
Mann, nimmt seinen Wanderstab und seinen Stock und geht tatsächlich los. »Aber
doch nicht gerade jetzt, wo es so heiß ist!«, wendet der Hütejunge ein. »Warte
wenigstens bis zum Nachmittag!« Doch davon will der Hirt nichts wissen. »Und
was ist mit den anderen Schafen?«, ruft der Hütejunge hinter ihm her. Der Mann
1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – VOM VERLORENEN SCHAF – 4. NOVEMBER 2012
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dreht sich um: »Du bist doch da. Pass gut auf die Schafe auf. Und du hast ja den
Hund.« Dann ist er um eine Wegbiegung verschwunden.
ER SUCHT ÜBERALL
Er geht den ganzen Weg zurück, den sie heute gegangen sind. Hinauf und hinab und
wieder hinauf und wieder hinab. Er sucht sein Schaf. Er sucht und sucht. Er sucht
überall. Wo die großen Steine sind und wo das Geröll herumliegt. Hinter jedem
Felsen und an jedem Abhang. Und dort, wo die dunkle Schlucht beginnt. Es wird
doch nicht in die Schlucht gelaufen sein, wo neulich die Wölfe waren? Nein, nein!
Manchmal rutscht er aus, und manchmal bleibt er an einem Dornstrauch hängen, aber er achtet nicht darauf. Er sucht und sucht. Es ist sehr heiß, und er
schwitzt, und manchmal muss er stehen bleiben, um einen Augenblick zu verschnaufen, aber dann sucht er wieder weiter. Er ist schon ziemlich erschöpft, aber
er gibt nicht auf: Ich muss es finden! Er sucht sein Schaf. Er sucht überall. Und
kann es nicht finden. Er ist ganz verzweifelt.
ER FINDET SEIN SCHAF
So werden die Schatten lang und länger. Bald wird es dämmerig werden. Und dann –
es ist eigentlich nicht zu glauben –, dann findet er es doch. Wisst ihr, wo? Als er um
einen großen Felsen herumkommt, da traut er seinen Augen nicht: Da ist es ja! Sein
Schaf, nach dem er die ganze Zeit gesucht hat. Es hat sich im Gestrüpp verfangen und
kommt nicht mehr los. Es ist zu schwach, das sieht er auf den ersten Blick. »Da bist du
ja endlich!«, schreit er. »Mensch, ich freu mich so. Ich habe dich so vermisst.« Dann
holt er das Schaf, so schnell es geht, aus dem Gebüsch, hebt es auf seine Schulter und
geht den Weg zu den anderen zurück. Nur gut, dass ich dich gesucht habe!, denkt er.
Damit ist Julia fertig mit ihrer Geschichte. »Die hat uns Jesus erzählt«, sagt sie.
Sie nickt: »Ja, nachgucken, wenn einer fehlt, darauf kommt es an. Suchen wie ein
guter Hirt. Ach ja«, fügt sie hinzu: »Und dann hat Jesus noch gesagt: Die Kleinen
haben Engel. Die achten auf sie, damit niemand verloren geht. Na klar, da sollen
wir auch auf die Kleinen achten.«
LITURGISCHE UND KREATIVE VERTIEFUNG ____________________________________
LIEDER
Nun lasst uns Gott, dem Herren (EG 320,1.7.8); Meinem Gott gehört die Welt
(EG 408); Er hält die ganze Welt in seiner Hand (LJ 517); Selig seid ihr (LJ 608)
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1 GLEICHNISSE NACH MATTHÄUS – 7.10.–4.11.2012
BILDER
Es gibt viele Bilder zum Gleichnis vom verlorenen Schaf. Ich würde Bilder bevorzugen, die das Suchen/Finden darstellen, z. B. in: Regine Schindler/Hilde
Heyduck-Huth, Das verlorene Schaf, Verlag Ernst Kaufmann. – Oder das zweite
Bild in: Annelore Pokrandt, Reinhard Herrmann, Elementarbibel, Kaufmann/
Kösel. – Die Bilder in dem Buch von Nick Butterworth/ Mick Inkpen (siehe vorletzter Sonntag) finde ich hier weniger geeignet.
EIN BILD GESTALTEN
Der Hirt und das Schaf. Das Schaf kann man mit Watte bekleben.
GESPRÄCH
Wie ich (oder sonst jemand) einmal verloren gegangen bin (ist).
Manchmal ist jemand immer da gewesen – und auf einmal kommt er nicht mehr.
Vielleicht Herr Becker, knapp 80 Jahre alt, von nebenan. Wann haben wir den
eigentlich zum letzten Mal gesehen? (Ist er krank? Oder umgezogen? Oder …?)
Vielleicht ein Kind aus unserem Kindergottesdienst. (Fährt es jetzt sonntags immer weg? Macht es Sport? Haben wir es irgendwie geärgert?) Was man da tun
könnte …
SUCHSPIEL
Ein Kind geht (freiwillig) vor die Tür. Wir verstecken ein Schaf (Steiff-Tier, aus
Pappe …). Das Kind wird hereingerufen und sucht. Die anderen unterstützen unter Umständen durch lauteres oder leiseres Summen (nah dran – weiter weg).
SPIELLIEDER UND PANTOMIME
Sicherlich in vielen Gemeinden vorhanden: Alma Grüßhaber, (Hrsg.), Vom Mitmachen und Mutmachen, Verlag Junge Gemeinde. Darin ein Beitrag von Waltraud
Hörsch mit dem Spiellied »Ein Mann hat hundert Schafe«. – Im Buch von R.
Krenzer, Das wird ein Fest (siehe ersten Sonntag), finden sich eine Spielpantomime und das Spiellied »Mein Schäfchen, mein Schäfchen lief mir davon«. – In:
Siegried Macht, Kleine Leute – große Töne. Mit Kindern singen, spielen und musizieren, Verlag Junge Gemeinde, gibt es das Spiellied »In den Bergen wohnt ein
Hirte«.
Rainer Ollesch, Kempen
Rainer.Ollesch@gmx.de
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