Factory-Outlet-Center
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REGIONALGRUPPE NORDRHEIN-WESTFALEN Factory-Outlet-Center FOC Roermond Entwicklung, Erfahrung, (Er)Folgen Beiträge zur Veranstaltung am 27. September 2002 Daniel Zerweck (Hrsg.) VEREINIGUNG FÜR STADT-, REGIONAL- UND LANDESPLANUNG Einladung Programm Die deutsche Einzelhandelslandschaft wird in den letzten Jahrzehnten durch einen starken Strukturwandel sowie erhebliche Veränderungen des Verbraucherverhaltens geprägt. Der Wettbewerb ist durch stagnierende bzw. sinkende Umsätze sowie durch Unternehmensfusionen zunehmend härter geworden. Ort: Mönchengladbach, Hochschule Niederrhein, Audimax 14:00 h Helmut Hormes, Technischer Beigeordneter, Stadt Mönchengladbach Prof. Dr. Ingo Bieberstein, Dekan FB Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Niederrhein Dr. Daniel Zerweck, Regionalgruppensprecher SRL Zudem findet neben dem unternehmerischen Wettbewerb ein Kräftemessen zwischen den Standorten der Innenstadt und der Lagen außerhalb der Zentren statt. Diese Verschiebung der Standortwertigkeit geht einher mit immer neuen Betriebsformen des Einzelhandels. In diese Entwicklungsphase drängt aus den USA und Großbritannien die „neue“ Verkaufsform Factory-OutletCenter (FOC) mit Verkaufsflächen von mehr als 10.000 qm auf den Markt. Zwar existiert in Deutschland schon seit langem der Fabrikverkauf, doch beschränkt sich dieser mit Ausnahmen auf die Produktionsstandorte und weist wesentlich geringere Verkaufsflächen auf. In FOC werden Verkaufsflächen aus unterschiedlichen Branchen hingegen ohne Anbindung an die Produktionsstandorte gebündelt. Dabei stellen sie durch ihre Größe und die in der Regel nicht-integrierte, (PKW-affine) verkehrsgünstige Lage zu Bevölkerungskonzentrationen eine Konkurrenz zum innerstädtischen Einzelhandel dar. Begrüßung / Einführung 14:30 h Stefan Kruse, Junker und Kruse Dortmund FOC´s – Stand und Entwicklung 15:00 h Torsten Stamm, Stadt Mönchengladbach, FB Stadtentwicklung und Planung Das FOC Roermond – Regionale Chancen vs. lokale Risiken 15:30 h Dr. Peter Achten, Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss FOC – Erfahrungen und Reaktionen des Einzelhandels Die kontroversen Diskussionen arten in Emotionen aus und polarisieren die Experten. Mit dieser Nachmittagsveranstaltung möchten wir einen Überblick zur aktuellen FOC-Diskussion geben und insbesondere am Beispiel des FOC Roermond Erwartungen und erste Ergebnisse vorstellen und mit Ihnen diskutieren. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer. 16:00 h Kaffeepause 16:30 h Podiumsdiskussion mit Dr. Peter Achten, Stefan Kruse, Torsten Stamm, Dr. Daniel Zerweck 18:00 h Ende der Veranstaltung Für die Veranstalter Moderation: Prof. Dr. Rüdiger Hamm, Hochschule Niederrhein Daniel Zerweck, SRL Veranstalter: Stadt Mönchengladbach Hochschule Niederrhein Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung 2 Vorbemerkung Die im Folgenden abgedruckten Beiträge wurden dankenswerterweise von den Autoren zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an Carsten Schäfer, der sich die Mühe gemacht hat die Diskussion in kürzester Zeit für diese Zusammenfassung aufzubereiten. Daniel Zerweck, SRL Inhalt FOC´s – Stand und Entwicklung Stefan KRUSE.................................................................................................................................. 4 Das FOC Roermond – Regionale Chancen vs. lokale Risiken Torsten STAMM............................................................................................................................... 15 FOC – Erfahrungen und Reaktionen des Einzelhandels Peter ACHTEN................................................................................................................................. 33 Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse Carsten SCHÄFER........................................................................................................................... 57 Im Selbstverlag der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) e.V. (Regionalgruppe Nordrhein-Westfalen) Köpenicker Str. 48/49 10179 Berlin Fon 030_27874680 info@srl.de Fax 030_278746813 www.srl.de 3 FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Stefanam Kruse, 27. September2002 2002 Vortrag von Stefan Kruse, 27.amSeptember Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund Das Team bürofolie Interdisziplinär 20 Mitarbeiter Landespfleger Geographen Raumplaner Grafiker Die Auftraggeber Bund Länder Mittelbehörden Kommunen Private Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Markt 5, 44137 Dortmund Die Leistungen Forschungsvorhaben Gutachten/ Planung Moderation Die Aufgabenfelder Einzelhandel Gewerbe Freizeit Städtebau Verkehr Stadtmarketing FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Zur Zeit sind kaum Aktivitäten zu beobachten! Projektentwickler / Betreiber / Investor Sind „vorsichtiger“ geworden Kommunen Haben Projekte in der Schublade Warten erste Ergebnisse der bestehenden Center ab Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Quelle: http://www.gma-lb.de/publikat/framset5.htm Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Quelle: http://www.gma-lb.de/publikat/framset5.htm Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Quelle: http://www.gma-lb.de/publikat/framset5.htm Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Quelle: http://www.gma-lb.de/publikat/framset5.htm Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Die Argumente der Betreiber Das für die Realisierung eines FOC in den Innenstadtbereichen von Mittel- und Oberzentren erforderliche Flächenpotenzial ist nicht vorhanden. Das in einem FOC geplante Warenangebot ist im Hinblick auf seine Qualität nicht in einem Mittelzentrum vorhanden. Das FOC bietet Warengruppen an, über die der traditionelle Einzelhandel nicht bzw. nicht mehr verfügt. Wesentliches Kriterium für die Kundenattraktivität und damit auch die erforderliche weiträumige Ausstrahlung von FOC, um nicht zu negativen raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen beizutragen, ist das Premium- bzw. A-Markenangebot. Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Die Argumente Der Betreiber verpflichtet sich, die in einer genau bezeichneten Anlage zum Raumordnungsverfahren aufgeführten Sortimente, die nach Auffassung der Antragsteller innenstadtrelevant sind, für einen Zeitraum von 30 Jahren nach Eröffnung des “Premium Brand Villages (PBV)” nicht zuzulassen. Im FOC fehlen die sog. Ankerbetriebe, die das Kriterium der Großflächigkeit (Verkaufsfläche über 700 qm) erfüllen. An einem zentralen / zentrenorientierten Standort hätte die Ansiedlung eines FOC eine “ruinöse Konkurrenzsituation” für den innerstädtischen Einzelhandel zur Folge. Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Derzeitige Auswirkungen Erkenntnisse zu negativen raumordnerische Auswirkungen liegen derzeit noch nicht vor In einer laufenden Langzeitstudie zum DOZ in Zweibrücken sind bisher noch keine negativen Auswirkungen festgestellt worden Umsatzzahlen der derzeit aktiven FOC liegen, so die Vermutungen, z.T. deutlich hinter den Erwartungen zurück Auch der in Teilen noch erhebliche Leerstand ist ein deutliches Indiz für die bisher eingeschränkte Akzeptanz der FOC (Betreiber und Kunden) Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund FACTORY OUTLET CENTER Stand und Entwicklung Zum Abschluss Es werden voraussichtlich nicht die ursprünglich prognostizierten 15 Standorte in Deutschland realisiert! Auch Innenstadtstandorte sind in der Diskussion! Sind FOC überhaupt das Reizthema oder werden sie nur als willkommenes Ventil benutzt? Stefan Kruse, am 27. September 2002 Junker und Kruse Stadtforschung Stadtplanung Dortmund Das Designer-Outlet-Center Roermond - regionale Chancen vs. lokale Risiken 1 01.10.2002 Dipl. Ing. Torsten Stamm Stadt Mönchengladbach, FB Stadtentwicklung und Planung Einführung z z FOC´s – Zeiterscheinung oder Dauergast im Diskurs der Stadtplanung Z. Zt. 26 aktuelle Projekte in Deutschland, davon: – – – z 2 4 in Betrieb 9 im Verfahren 13 aufgegeben oder gestoppt (Quelle, GMA, 2002) Kein realisiertes Projekt in NRW, aber zwei unmittelbar jenseits der Grenze, Maasmechelen (B) und Roermond (NL) Hauptthemen z z z z z 3 Rahmendaten Skizzierung der Entstehungsgeschichte Reaktionen aus der Region DOC Roermond – Planung und Wirklichkeit „Shopping, Shopping, Shopping“ – Einkaufen als Leitbild für die Stadtplanung Rahmendaten - allgemein z z Investor/Betreiber: McArthurGlen Verkaufsfläche: ca. 12.300 qm (Stand 09/2002, Quelle: McArthurGlen, gerundet) z Anzahl Shops: 51 z Gastronomie: 5 z Öffnungszeiten: z 4 – Mo-Mi: 10-18 Uhr – Do, Fr: 10-21 Uhr – Sa, So: 10-18 Uhr Parkplätze: 2000 (z.T. kostenpflichtig) Rahmendaten - Lage z Makro-Lage: z Mikro-Lage: Am Rand der Innenstadt, an Schnellstraße (Fußdistanz zur City: ca. 5 min.) Ehem. Kasernengelände, plus Park- und Sportplatz, ca. 16,5 ha Einzugsbereich: Innerhalb 60 min. Fahrdistanz 12,5 Mio. Menschen Einwohnerzahl Roermond: ca. 44.000 z z z 5 Rahmendaten – Zahlen z 6 Marken: 7 uc k W er kz eu g Sc hm Sortimente: Be k le idu ng rtik el/ Ou td o or Sc Ha hu us he h.w ar en /-t ex t. z Sp or ta Rahmendaten – Zahlen 35 30 25 20 15 10 5 0 Rahmendaten – Zahlen z Anzahl Shops: 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Dez 01 8 Jan 02 Feb 02 Sep Jul 02 Aug Jun Mai 02 02 02 Mrz Apr 02 02 02 Shops Prognose Rahmendaten – Zahlen z Struktur Shops: 100% 90% 80% 70% 60% 50% Sonstiges Marken-Outlets 40% 30% 20% 10% 0% Anteil 9 Rahmendaten – Zahlen z Besucherzahlen: 4500000 4000000 3500000 3000000 2500000 2000000 1500000 1000000 500000 0 10 Quartal 1+2/2002 Prognose MCAG (2002) Prognose MCAG (1999) Rahmendaten – Zahlen z Anteil deutscher Kunden: 70 60 50 40 30 20 10 0 11 Ant. dt. Bes. Gutacht. BRO (1999) Presseberichte (1999) Stichprobe (9/2002) Rahmendaten – Zahlen z Umsatz: 18000000 16000000 14000000 12000000 10000000 8000000 6000000 4000000 2000000 0 Apr 02 12 Dez 01 Umsatz Prognose MCAG Prognose BRO (1999) Skizzierung der Entstehungsgeschichte z z z z z z 13 z Herbst 1998: Erste Gespräche zwischen Stadt und McArthurGlen; Lokale Projektkoordination durch Regionale Entwicklungsgesellschaft Midden-Limburg (REO); 01.04.1999: REO bekam durch die Stadt eine Option auf das Projektgebiet (ehem. Kaserne), Weitergabe dieser GratisOption an McArthurGlen; 08.07.1999: Positiver Ratsbeschluß der Stadt Roermond zum Kooperationsvertrag; Sept.1999: Beschluß einer gemeinsamen Projektdefinition; April 2000: Auslegung des Bebauungsplanes („Bestemmingsplan“) und der Bauvoranfrage des Investors November 2001: Eröffnung Reaktionen aus der Region z z z z 14 Kein offizielles und damit formelles Beteiligungsverfahren der deutschen Seite; Lediglich „offizielle“ Information via Gremien der euregio rhein-maas-nord; Dort kein gemeinsamer Konsens über das Projekt erreichbar; Auch das europ. Projekt „TRADE“ konnte lediglich informatorisch eingreifen. DOC Roermond – Planung und Wirklichkeit Kriterium 15 Zielerreichung Verkaufsfläche <= 12.500 qm Ja, bei einigen Leerständen, pot. Verk.fläche daher > 13.000 qm Ausschließlich Markenshops Nein, Anteil bei ca. 75% Mindestens 80% der Fläche für Bekleidung Annähernd erreicht Verkauf ausschließlich von B-Ware, Überschüssen, Sonderware Nicht überprüfbar Kostenpflichtige Stellplätze Ja, aber abhängig vom Wochentag Prognostiziertes Kundenaufkommen Dürfte erreicht werden, durch permanente Sonntagsöffnung Prognostiziertes Verhältnis deutscher zu niederl. Kundschaft Annähernd erreicht, stark abhängig vom Wochentag Umsatzrückgang in D < 3% ??? DOC Roermond – Planung und Wirklichkeit z Die weiteren Aussichten: – – – 16 Ursprünglich angepeilter End-Ausbaustand: 200 Shops, 35.000 qm, mögliche Zwischenstufe: 100-150 Shops, 20.000 qm Gutachterliche Meinung: 35.000 qm zu groß, 20.000 qm unter Vorbehalt (Gutachter BRO, D+P) Aussage Stadt Roermond: Weiterer Ausbau in Abhängigkeit der Auswirkungen der ersten Phase (Überprüfung durch Monitoring, Absicherung dieser Aussage durch Ratsbeschluß, Vertrag und „Bestemmingsplan“) „Shopping, Shopping, Shopping“ – Einkaufen als Leitbild für die Stadtplanung z Thesen: – – – – – – 17 – Auch in Deutschland werden weitere FOC´s realisiert werden. Das DOC-Roermond zeigt: Wir brauchen gleiche Spielregeln gerade in Grenzregionen aber auch innerhalb Deutschlands. Die City kann den Preiswettkampf gegen FOC´s aufgrund der Rahmenbedingungen nicht gewinnen. Jeder Trend erzeugt einen Gegentrend – auch das sog. „Smart Shopping“. Die Chance für die Innenstädte liegt in der Rückgewinnung und Pflege ihrer Authentizität. Wichtige Bestandteile: Kultur, Architektur, lokale Identität, Qualität der öffentlichen Räume. Lerneffekt aus dem Phänomen „FOC“: Straffe Organisation, Generierung und konsequente Vermarktung eines Themas. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit... 18 01.10.2002 Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. FOC Erfahrungen und Reaktionen des Einzelhandels Dr. Peter Achten Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. 1 Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Gliederung 1. Ausgangssituation 2. Fabrikverkauf- und Fabrikverkaufszentren 3. Beurteilung regionaler DOC Ansiedlungen 4. Ausblick 2 Ausgangssituation Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. 3 Ausgangssituation Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. 4 Ausgangssituation Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Ist-Situation im Einzelhandel Verkaufsflächenwachstum von 1993 (88 Mio qm) bis 2001 (108 Mio. qm) um 23 Prozent Umsatzentwicklung von 1993 bis 2001: •nominal: + 4,1 Prozent •real: - 2,5 Prozent 5 Ausgangssituation Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Folgerungen ÉFlächenproduktivität sinkt ÉVerdrängungswettbewerb wird intensiver ÉBei sonst konstanten Kostentrukturen müssen für Renditezuwächse Kosten pro Flächeneinheit sinken, Aufschließen neuer peripherer Flächen bleibt lukrativ! 6 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Argumentation der FOC Befürworter Keine Verdrängungswirkung zu regionalem Facheinzelhandel (FEH), weil É reguläre aktuelle Ware soll Vertrieb durch FEH vorbehalten werden, É aus aktuellen Kollektionen allenfalls Vertrieb von Fehlerware im FOC, É im FOC ausschließlich Vertrieb von Fehlerware und Überproduktionen, (1/2) 7 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Argumentation der FOC Befürworter Keine Verdrängungswirkung zu regionalem Facheinzelhandel (FEH), weil É räumliche Distanz von FOC zu großen Modezentren, É FOC-Kunden rekrutieren sich aus sehr viel größerem Einzugsgebiet, É regionaler Einzelhandel profitiert von Kopplungskäufen. (2/2) 8 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Reaktionen des Einzelhandels FOC sind absatzwirtschaftlich weder für Einzelhandel noch für Hersteller erforderlich, weil É herkömmliche Vertriebsstufen nehmen auch FOC-Funktion wahr (Sonderpostenmärkte/ Sonderverkäufe), É bei Vororderzeiten von bis zu sechs Monaten (ungewollte) “Produktionsüberhänge” unmöglich, (1/2) 9 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Reaktionen des Einzelhandels FOC sind absatzwirtschaftlich weder für Einzelhandel noch für Hersteller erforderlich, weil É im anglo-amerikanischen Raum Rücknahme nicht verkaufter Ware aus FEH durch Hersteller (Kommissionsverkauf), É im hiesigen Raum liegt das Mengen- und Verwertungsrisko beim FEH (Abschleusung über Sonderverkäufe). (2/2) 10 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Ansiedlungsstandorte Bevorzugung nicht integrierter Standorte am Rande von Mittelzentren durch Investoren, weil É hoher Flächenverbrauch, É Konzeption erfordert niedrige Grundstückskosten, É verkehrsgünstige Lage im Raum, É nicht wegen Rücksichtnahme auf FEH in Modezentren. 11 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Ansiedlungsstandorte É Regionaler Einzelhandel zeigt sich mit integrierten Standorten häufig einverstanden. É Integrierte FOC-Standorte (leerstehende Kaufhäuser, Innenstadtflächen) werden von Investoren meistens abgelehnt. (Kopplungskäufe nur bei integriertem Standort und fußläufiger Verbindung zum bestehenden Einzelhandelszentrum) 12 Fabrikverkauf Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Zwischenfazit É FOC in absatzwirtschaftlicher und raumordnerischer Hinsicht wie herkömmlicher Einzelhandel zu bewerten É Errichtung von FOC fördert nicht die Kooperation von Herstellern und Einzelhandel É Befürworter und Initiatoren von FOC sind nicht im Hersteller- sondern im immobilienwirtschaftlichen Bereich zu suchen 13 Regionale FOCAnsiedlungen Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Designer-Outlet-Center (DOC) Maasmechelen (Belgien) Value Retail Eröffnung Oktober 2001 Roermond (Niederlande) BAA ArthurMcGlenn Eröffnung November 2001 14 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Reaktionen auf Startschwierigkeiten •Kostenloses Parken •permanente Sonntagsöffnung 15 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. DOC-Auswirkungen im regionalen Facheinzelhandel •Umsatzentwicklung •Kundenverhalten •Verhalten gegenüber Lieferanten •Beurteilung der wechselseitigen Wettbewerbsvorteile 16 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Umsatzentwicklung É Beurteilung der DOC-Auswirkungen erfolgt fast ausnahmslos vor dem Hintergrund teilweise stark rückläufiger Umsätze É 50 % der Befragten geben an, wegen des DOC Umsatzrückgänge zu verzeichen É bis zu ein Drittel dieser Umsatzrückgänge wird auf das DOC zurückgeführt É besonders hohe Betroffenheit im Sportartikeleinzelhandel 17 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Kundenverhalten É Verbraucherverunsicherung: Käufer im Facheinzelhandel bekommen Gefühl, permanent zuviel zu bezahlen É Verlust der Werthaltigkeit von Waren É Auswahl auschließlich nach Preisgesichtspunkten Ausnahme: Junge und modebewußte Kunden 18 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Verhalten gegenüber Lieferanten •Lieferantenaustausch von DOC-Anbietern: 4Auftragsstornierung 4Abverkauf noch verhandener Warenbestände 4Auslistung •Nachfrage nach Sonderposten, um ebenfalls über Preisargumentation Umsätze zu generieren 19 DOC-Roermond Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Beurteilung Wettbewerbsvorteile Preis Erlebniskauf zentrale Werbung/Marketing umfangreiches Parkplatzangebot 3 2 1 0 Marken/Warenkompetenz Service Öffnungszeiten (Sonntags) DOC FEH verkehrsgünstige Lage 20 Ausblick Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Entwicklungsperspektiven von FOC/DOC •Vorstellung Projektentwickler: Bundesweit ca. 20 DOC/DOC •Abkehr der Investoren von deutschem Markt (Planungsrecht, Widerstand des Einzelhandels) •Marktsättigung in der Region erreicht •Entwicklung vom FEH als stagnierend eingeschätzt 21 Ausblick Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. (Neue) Herausforderungen für den Einzelhandel É Flächenexpansion hält an É Einzelhandel bleibt Renditebringer für Projektentwickler Beispiel: Urban Entertainment Center 22 Ausblick Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Herausforderungen für Stadtentwicklung É Funktionsbeschreibung innerstädtischer Zentren entwickeln É großflächigen Einzelhandel in Stadtstrukturen integrieren É haltbare interkommunale Abstimmungen mit Nachbarkommunen treffen (Einzelhandelskonzepte) 23 Ausblick Einzelhandelsverband Mönchengladbach-Neuss e.V. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 24 Ergebnisse der Podiumsdiskussion weiligen Ansiedlungskommune durchaus durch ein FOC profitieren kann, negative Entwicklungen zeigen sich vor allem im regionalen Kontext. Können die Bedenken gegenüber FOC als überzogen gewertet werden, angesichts des geringen wirtschaftlichen Erfolgs und der vergleichsweise vielen, nicht zu Stande gekommenen Ansiedlungen? Herr Dr. Achten und Herr Kruse betonen aber dem gegenüber, dass FOC’s auf Grund der hohen Raumkosten bislang kaum Standorte in zentralen Lagen gesucht hätten. Dem entsprechend wären Synergien bislang nicht zu erwarten gewesen. Herr Kruse antwortete hierauf sinngemäß, dass die Betriebsform FOC nicht verharmlost werden sollte. Die intensive (fach)öffentliche Auseinandersetzung hat viele Standorte vor Überraschungen gefeit. Die eher geringen wirtschaftlichen Erfolge sind parallel zur derzeit insgesamt eher schwierigen Situation des Einzelhandels zu werten. Zudem bieten FOC’s im Gegensatz zu häufigen Ankündigungen der Betreiber/ Investoren nur selten ein Premiumangebot, so dass keine Ergänzung des vorhandenen Einzelhandelsangebotes besteht. Als Beispiel ist die Stadt Metzingen zu nennen, wo auf Grund eines Boss-Outlets kein Herrenausstatter in der Stadt existiert. Sind die vom Facheinzelhandel im Umkreis des FOC Roermond im Rahmen einer Befragung des EHV Mönchengladbach-Neuss genannten Umsatzeinbußen nicht als zu hoch angegeben zu beurteilen? Herr Kruse ergänzt, dass zwar z.B. im Raum Aschaffenburg trotz einer Vielzahl dort bestehender traditioneller Fabrikverkäufe ein durchaus florierender Innenstadthandel besteht, diese Fabrikverkäufe aber im Gegensatz zu den agglomerierten Angeboten in FOC eher atomisierte Standortstrukturen aufweisen. Herr Dr. Achten erläuterte die Befragung des EHV Mönchengladbach-Neuss. Die Befragung fand sehr gezielt unter Einzelhändlern direkt betroffener Branchen statt. Insgesamt wurden 30 Betriebe befragt, von denen 50 % Umsatzeinbußen durch das FOC beeinflusst sahen. Von diesen 50 % der Befragten hatten einzelne Betriebe Umsatzrückgänge von gut 30 % zu verzeichnen. Insgesamt ist der Umsatz des FOC Roermond als eher gering im Vergleich zum gesamtstädtischen Umsatz in der Stadt Mönchengladbach zu werten (ca. 10 Mio. € wurden in den ersten drei Monaten eingenommen), aber es besteht eine begründete Gefährdung einzelner Betriebe, insbesondere Sportartikelanbieter und in der Summe die Gefahr eines sich verringernden Branchenmixes. Schließlich führt das FOC zu einem Flächenwachstum bei gleich bleibender Kaufkraft, was insgesamt zu geringeren Umsätzen führen kann und im Endeffekt Einzelbetriebe gefährdet. Herr Dr. Zerweck weist darauf hin, dass Untersuchungen in Großbritannien gezeigt haben, dass der Einzelhandel in der je- Ist wirklich eine schädigende Umsatzumverteilung zu diagnostizieren oder entsteht durch FOC nicht ein zusätzlicher Konsum, durch den im Endeffekt auch die traditionellen Einzelhändler profitieren? Herr Stamm äußert, dass die Standortkommune jeweils von einem FOC durchaus profitieren kann, das FOC diktiert aber meist die Bedingungen und drückt dem Standort den Stempel auf. Prinzipiell entscheidet auch die in einem FOC vorgehaltene Angebotsstruktur über die zu erwartenden bzw. eintretenden Folgewirkungen. Denkbar ist auch, dass der geplante Zielkauf nicht erfolgreich ist, aber auf Grund der langen Anreise wird substitutiv konsumiert. Aus dem Plenum wird darauf hingewiesen, dass vor allem das Preisargument den Erfolg eines FOC bestimmt. Herr Dr. Achten verweist darauf, dass auch im traditionellen Einzelhandel durchaus Schnäppchen gemacht werden können. Auf 57 Grund der geringen Vermarktung der Konsummöglichkeiten greift das Preisargument für traditionelle Betriebe aber zu selten. Der traditionelle Einzelhandel muss daher insbesondere die Vermarktung des eigenen Angebotes verstärken. Herr Kruse weist darauf hin, dass das Preisargument sich in den letzten Jahrzehnten durch die Angebote auf der Grünen Wiese in den Köpfen der Verbraucher festgesetzt hat. Dabei profitieren die großflächigen Betriebe/ Fachmärkte meist durch wenige „Reißerangebote“, die Mitnahmeeffekte bei teureren Waren auslösen. Dem entsprechend sind vor allem Marketingmaßnahmen durch den traditionellen Einzelhandel zu ergreifen. Die Mitnahmeeffekte sind dabei als zeitlich vorgezogener Konsum zu werten, d.h. es wird nicht mehr Geld ausgegeben. Dem entsprechend ist einmal ausgegebenes Geld für andere Einzelhandelsanbieter nicht mehr aktivierbar. Vielfach wird argumentiert, dass der Einzelhandel das Kulturgut Innenstadt erhalten hilft. Wird hier nicht Bestandssicherung durch Konkurrenzschutz betrieben, suchen die Verbraucher wirklich die Authentizität der Innenstädte als historisch gewachsene Zentren? Herr Dr. Zerweck weist darauf hin, dass die gewachsenen Zentren vielfach nicht die Standortbedingungen bieten, wie sie sog. Grüne-Wiese-Standorte für Neuansiedlungen aufweisen. Die Tendenzen führen insgesamt zu einer Schwächung des innerstädtischen Zentrensystems, das vor allem auf Kosten der Nebenzentren leidet. Die Folge ist der Verlust von Identifikationspunkten. Herr Dr. Achten nennt die Bevorteilung der Grüne-WieseStandorte als ein wesentliches Gefährdungspotenzial für den traditionellen Einzelhandel, als Beispiel führt er die Stellplatzablöse an, die zentral gelegene Einzelhandelsanbieter benachteiligt. tig ein wichtiger Handelsstandort sein, wenngleich sich viele Innenstädte demnächst als graues Mittelmaß präsentieren werden. Herr Dr. Zerweck unterstützt dies und erläutert, dass FOC’s bestimmte, schon heute benachteiligte Standorte oder Branchen kannibalisieren kann, aber insgesamt sollten FOC nicht als strukturschwächendes Element für das Zentrensystem angesehen werden. Herr Dr. Achten betont, dass der Einzelhandel vor allem verlässliche und für alle Akteure gleiche Rahmenbedingungen benötigt. Handel ist Wandel, so dass Veränderungen kaum abzuwenden sind, aber diese müssen unter gleichen Voraussetzungen für zentralen und peripher gelegenen Handel ermöglicht werden. Herr Kruse weist darauf hin, dass die Definition des Begriffs Zentrum sich möglicherweise für die Nebenzentren in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund sich abzeichnender Bevölkerungsrückgänge ändern könnte und der Handel dort nicht mehr die Leitfunktion gewährleisten könnte. Fazit Herr Prof. Dr. Hamm formuliert als Fazit der Veranstaltung, dass FOC wahrscheinlich eher als Schaf im Wolfspelz anzusehen ist. Die Betriebsform hat aber das Bewusstsein für Fehlentwicklungen im Einzelhandel weiter geschärft. Der Handel muss sich dem Strukturwandel grundlegend stellen, flankierend müssen für die Städte und dort insbesondere für die Nebenzentren sichernde Maßnahmen ergriffen werden. Carsten Schäfer Herr Stamm betont, dass die Innenstädte insgesamt sehr stabil sind. Neue Betriebsformen wie FOC werden diesen zwar Probleme bereiten, aber insgesamt werden Innenstädte auch zukünf58