Exkursionsjournal - Fachhochschule Erfurt
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Exkursionsjournal - Fachhochschule Erfurt
Exkursion Marseille 14 JOURNAL Impressum Exkursion nach Marseille vom 20. bis 24. Mai 2014 Studiengang Stadt- und Raumplanung der Fachhochschule Erfurt Studierende Exkursionsleitung und Organisation Ingrid Schwartz-Götz V.-Prof. Dr.-Ing. Celina Kress Anna Hensel mit Marlène de Saussure Paul Neumann Maximilian Stamm Tina Steinke Isabelle Tischer Katharina Geier Redaktion Robin Sauerbrey Anton Bombach Andreas Hehl Susann Hollbach Rhona Wagner Christoph Webel Jana Stief Jessika Wolf Special Thanks to our committed guides, experts, and discussants Alexandre Sorrentino (Euroméditeranné) Frédéric Roustan (AgAM) Prof. Dr. Stephane Hanrot Prof. Dr. Pascal Urbain Tilman Reichert (Studio Ricciotti) Abbildungen Nicolas Mémain (Hôtel du Nord) Das Exkursionsjournal ist ausschließlich zum hochschulinternen Jens Denissen Gebrauch bestimmt. Bildrechte der fotografischen Abbildungen liegen bei den Exkursionsteilnehmer_innen, vor allem bei Anton Bombach (Cover und Leitfotografien) Hendrik Sturm Prof. Dr. Jean-Lucien Bonillo 4 5 Marseille 2014 - Stadterkundung im Jahr danach ... Wir besuchten Marseille im Frühling 2014 - ein Jahr nachdem die „richtigen“ Seite der Stadt – wirkt es offenbar wenig provokant. Stadt 2013 als Kulturhauptstadt Europas im internationalen Ram- Bei unserem Besuch im Mai 2014 erlebten wir den weit vorange- penlicht stand. Einen Sommer lang hatte Marseille ehrgeizige Ini- schrittenen Umbau der Stadt: die Prestigeprojekte an der Mittel- tiativen und Projekte zur Stadtentwicklung und -erneuerung prä- meer-Promenade, funktionierende Straßenbahnen nur im baulich sentiert und ein Feuerwerk an Kulturveranstaltungen gezündet. und sozial aufgewerteten Zentrum, ebenso wie einen zum groß- Wir wollten wissen, wie es damit weiter geht. bürgerlichen Wohnzimmer umgestalteten Stadthafen, der auch Marseille ist die zweitgrößte und älteste Großstadt Frankreichs, für uns zum allabendlichen Treff- und Aufenthaltsort wurde. die Stadt der sozialen Spannungen und Gegensätze. Die Hafen- Beeindruckende Einblicke und Erfahrungen machten wir auf den stadt war Schlupfloch für Naziverfolgte, Ziel für Franzosen aus Al- Metropolwanderrouten des GR_2013: „Vernutzte Landschaften“ gerien und Migranten aus Marokko. Die Industriestadt wurde im (paysage usage) machen die Komplexität der Städte erst wirklich Strukturwandel der 1970er Jahre stark gebeutelt und repräsen- spürbar und nachvollziehbar, dazu gehören die An- und Abreise- tiert bis heute Europas Tor nach Afrika. routen und -knoten ebenso wie vielfältige Erscheinungsformen In diese Stadt, in die südlich gelegene Hügellandschaft, hatte Le Cor- der Sammelstellen all dessen, was in der urbanen Agglomeration busier einen Ozeanliner gebaut, eine Wohnmaschine, die erste Unité überflüssig und verbraucht ist ... d‘habitation, jenen Prototypen, der noch weitgehend nach seinen In den Gesprächen mit Experten der Stadt- und Regionalplanung, Vorstellungen umgesetzt wurde und bis heute erstaunlich gut funkti- sowie Architekten und Historikern konnten viele Fragen und Zu- oniert - offensichtlich schätzen die Bewohner ihren Architekturdamp- sammenhänge geklärt werden. Es wurden spezifische Eigenschaf- fer, sie nutzen den Müllschlucker und andere Serviceeinrichtungen ten und Besonderheiten der StadtRegion Marseille-Aix deutlich, ebenso gern wie die Dachterrasse mit dem atemberaubenden Blick und wir entdeckten Ähnlichkeiten und aus Deutschland wohl be- über Landschaft und Meer. Das materielle Manifest der städtebauli- kannte Muster in der Stadt- und Regionalentwicklung. 5 chen Moderne ist 1947 im Süden der Stadt gelandet: hier - auf der 6 Exkursionsprogramm Dienstag, 20.05.2014 Time_ Topic_ Site_ 8:05 Departure: Lufthansa (LH 1086) Frankfurt Int. Airport (FRA) Terminal 1 Contact_ Expert_ 9:40 Arrival: Lufthansa (LH 1086) Marseille Prov. Apt. (MRS) Terminal 1 10:10-10:40 Transport MP Airport Marseille Saint Charles Train Station Platform 2 11:00-12:00 Check in accomodation individually: Gr_A Gr_B Gr_C 12:30-13:30 First Encounter Friche La Belle De Mai 14:00-16:00 Urban Regeneration and Urban Transformation: Euroméditerranée Euroméditerranée: Les Docks - Place de la Joliette M. Alexandre Sorrentino 10; 13567 Marseille 16:00-18:00 Metropolitan area: concept, governance, regional AgAM impact, urban and regional identity Louvre & Paix - La Canebière 49; 13001 Marseille http://www.marseille-airport.com/access-car-parks/ access/shuttle-buses/marseille-station-centre Rue Joblin Bus 31, 33, 34 49B Stat. Bvd. National M. Frédéric Roustan Mittwoch, 21.05.2014 9:00-11:00 Centralities: urban basics (régulation, historical and géographical datas,...) and architectural facets ENSA, Le campus de Luminy 184, avenue de Luminy, 13288 M Prof. Dr. Stephane Hanrot 11:00-13:00 Testing modern spaces I: Unité Marseille (Le Corbusier) 280, Boulevard Michelet, 13008 M ENSA, Le campus de Luminy 184, avenue de Luminy, 13288 M Paul Neumann, Ingrid Schwartz-Götz 13:00-13:30 Lunch break Way to Stoa/ 7 rue d’Italie, Marseille 13:30-16:00 Marseille Stoa (with Sandwiches) 7 rue d’Italie; 13006 Marseille Prof. Dr. Pascal Urbain 16:30-18:00 MUCEM 1, esplanade du J4 13002 Marseille Guided Tour 18:00-19:00 Architecture of the museum Treffpunkt: Foyer des Mucem Tilman Reichert, Senior Architect, Studio Rudy Ricciotti 7 Donnerstag, 22.05.2014 9:00-12:00 Decentralized Urban geographies: Marseille périphérie nord Testing modern spaces II 2 Gands Projets: GR2013 (1) 9:00 Treffpunkt: U-Bahn M2 „Noailles“, Boulevard Garibaldi 1, 13001 Marseille 9:30 „Hanoï-Bernabo“ walk (4,4 km) on the GR2013 and through Marseilles north districts 12:00-13:00 Lunch break Lunch 13:30-15:00 Navette From north ends to center/vieux port Marseille 15:30-18:00 French-German Interferences and multiple modernities in architectural history Vieux Port and Panier Regeneration planning: demolition and reconstruction Treffpunkt: vor dem l’Hôtel de Ville Place Villeneuve de Bargemon 13002 Marseille Hotel du Nord Nicolas Mémain Prof. Dr. Jean-Lucien Bonillo Freitag, 23.05.2014 9:00-10:00 Departure to Aix-en-Provence; TER 80650 9:35 (Marseille St-Charles) – 10:09 (Aix-en-Provence-Centre) Gare Saint-Charles Square Narvik 13232 Marseille 11:00-13:00 Camp des Milles 40, chemin de la Badesse - CS 50642 13547 Aix-en-Provence 13:00-14:00 Lunch break Lunch (PicNic) 14:00-18:00 18:30 GR2013 (2) Survey with ... and Barbeque Audio Guides Jens Denissen Baptiste Lanaspeze, creator of GR2013 Photographer’s meeting Samstag, 24.05.2014 9:00 Departure to Aix-en-Provence; TGV 9860 9:12 (Marseille St-Charles) – 9:23 (Aix-en-Provence Gare TGV) Gare Saint-Charles Square Narvik 13232 Marseille Meeting point with Hendrik Sturm 9:30-14:00 GR2013 (3) Lunch break fin Aix-en-Provence Gare TGV Route départementale 9 13592 Aix-en-Provence Metropolitan walk with the artist Hendrik Sturm 14:00 Departure to Marseille Gare Saint-Charles 14:14 (Aix-en-Provence Gare TGV) – 14:26 (Marseille St-Charles) 16:35-17:05 Marseille Saint Charles Train Station - Transport MP Airport Gare Saint-Charles Square Narvik; 13232 Marseille 18:50 Departure: Lufthansa (LH 1089) Marseille Prov. Apt. (MRS) Terminal 1 20:30 Arr.: Lufthansa (LH 1089) Frankfurt Int. Airport (FRA) Terminal 1 7 Picnic during the inspection of the GR 8 9 Exkursionsthemen // Inhalt Friche la Belle de Mai und Euroméditerranée Stadterneuerung und Kulturprojekte als Triebkräfte urbaner Transformationsprozesse: Möglichkeiten, Grenzen, Probleme 1 Katharina Geier, Anna Hensel Großprojekte und Urban Icons am Hafen Mucem und J4 (Rudy Ricciotti), CMA CGM Tower (Zaha Hadid etc.), Vieux Port Ombrelle (Norman Foster ) Waterfront Developments: Hafen-Umbau als Instrument der Stadtentwicklung 9 Anton Bombach, Susann Hollbach Regionale Neustrukturierung in Frankreich17 Umwandlung der Departements in Communautés Urbaines / Metropoles: Metro - Region Marseille - Aix, und Stadtwahrnehmung auf dem GR_2013 Tina Steinke, Isabelle Tischer L’Unite d’Habitation de Le Corbusier á Marseille Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Moderne 25 Paul Neumann, Ingrid Schwartz-‐Götz Grands Projets in den Quartiers Nord29 Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Wohnquartiere und Initiativen zur Rehabilitation des Nordens von Marseille Jana Stief, Jessica Wolf 9 Vieux Port und das Pannier37 Stadtumbaupläne, die Zerstörung des Viertels durch die Besatzer und der Wiederaufbau Andreas Hehl, Rhona Wagner Last Exit Marseille: Das Lager Camp des Milles in Aix-en-Provence45 Maximilian Stamm, Christoph Webel 1 Friche la Belle de Mai und Euroméditerranée Stadterneuerung und Kulturprojekte als Triebkräfte urbaner Transformationsprozesse: Möglichkeiten, Grenzen, Probleme - Katharina Geier, Anna Hensel „Kultur“, wird vom lateinischen „colere“ (pflegen, urbar machen) Auflösung des Kolonialreiches zahlreiche weitere Ethnien dazu bzw. „cultura“ und „cultus“ (das Kultivieren des Bodens) abgeleitet. (Webseite Ernst Klett Verlag). Der Begriff steht heute für die Gesamtheit der geistigen, künstleri- Jede größere europäische Stadt verfügt über eine ihr eigene Kul- schen und gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft. (Websei- turlandschaft. Im Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordnung te Bibliographisches Institut). In diesem Beitrag wird Kultur vor al- fällt jedoch auf, dass es in Marseille weniger staatlich geförderte lem im engeren Sinne ihrer Ausprägung - den Kulturinstitutionen Kulturinstitutionen gibt. Seit der Ernennung zur Kulturhauptstadt und Kulturprojekten, betrachtet. bestehen zwar zahlreiche Museen mehr, jedoch gibt es nach wie vor nur ein Opernhaus und ein Theater. Dies macht die Stadt je- Marseille – Schmelztiegel der Kulturen doch mit einer vielfältigen Off-Kulturszene wett, welche weit über die Grenzen des Landes bekannt ist. Die Weltoffenheit der Stadt Marseille ist die älteste Stadt Frankreichs, ihre Geschichte reicht macht sie außerdem zu einem idealen Ort für die Austragung von 2600 Jahre zurück. Mit knapp einer Million Einwohnern ist sie nach Festivals, wie etwa das Marsatac Musikfestival, das Kirchenmusik- Paris, die zweitgrößte Stadt Frankreichs und die wichtigste Hafen- Festival, das Jazz-Festival oder auch das Dokumentarfilm-Festival. stadt des Landes. In den Vierteln „Le Cours Julien“ und „La Plaine“ ist die Marseiller Sie ist zugleich ein Schmelztiegel der Kulturen des Mittelmehr- Kreativszene ansässig. Im Le Cours Julien ist vor allem die Marseil- raumes. So kommen 90 % der Einwohner Marseilles aus Familien, ler Graffiti-Szene aktiv. Das Viertel La Plaine ist als Treffpunkt für die nicht aus Frankreich stammen. Vor 1960 waren 40 % der Be- die alternative Kunst- und Kulturszene bekannt, als auch für seine völkerung italienischer Abstammung, danach kamen infolge der ausgeprägte Bio-Szene mit den alternativen Läden (Webseite Passage & Co). Kulturhauptstadt Europas 2013 Marseille wurde im Jahre 2013, neben Košice, Kulturhauptstadt Europas. Die Auszeichnung soll ein besseres Verständnis der Europäer füreinander schaffen und zum Zusammenwachsen Europas beitragen. Mit der Nominierung zur Kulturhauptstadt waren erhebliche Hoffnungen verbunden. Die Stadt nutzte den Titel und damit verbundene finanzielle Mittel, um neue Impulse im Bereich der Kultur zu setzen, sowie den Strukturwandel der Stadt zu beschleunigen. Auch sollte, durch das dadurch verbessere Image, der Tourismus gefördert werden. Treibende Kraft hinter der Ernennung zur Kulturhauptstadt war Abb. 1: Das MuCEM der Marseiller Bürgermeister Jean-Claude Gaudin, der seit seiner 2 (ersten) Ernennung im Jahr 1995 auf den Titel hingearbeitet hat. Da viele Gelder jedoch an etablierte Kulturinstitutionen fließen, Von ihm stammt der Ausspruch, dass es ohne kulturellen Fort- und nicht an die bestehende „alternative“ Kunstszene, beschließt schritt keine wirtschaftliche Entwicklung geben kann (Webseite diese daher ein Gegenprogramm -„La ville rebelle“ mit eigenen Verlag PBMedia). Sponsoren und hunderten Projekten (Webseite Passage & Co). Es wurden insgesamt 680 Millionen Euro in den Neu- und Umbau von Kultureinrichtungen investiert. Zu den neugebauten, bezie- Kulturzentrum La Friche de la Belle de Mai hungsweise umgebauten Kultureinrichtungen zählen: Musée Borély, Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée Die erste Besichtigung am Tag der Ankunft galt der Kulturmaschi- (MuCEM), Villa Méditerranée (Ausstellungen und Debatten mit nerie La Friche de la Belle de Mai. Diese wurde uns von unserer Themen rund ums Mittelmeer), Villa Met, Musée Regards de Pro- liebenswerten Tutorin - Marlène de Saussure, vorgestellt. Da leider vence, sowie das Kulturzentrum Friche de la Belle de Mai. Es fin- viele der Exkursionsteilnehmer erst spät zum verabredeten Treff- den 650 offizielle Projekte im Laufe des Kulturhauptstadtjahres im punkt fanden, war es nicht mehr möglich sich alle Teile des Gebäu- Stadtgebiet statt. dekomplexes anzusehen. Besichtigt wurde jedoch die weitläufige Abb. 2: Auf der Dachterrasse des La Friche 3 leistet so einen Beitrag zur Völkerverständigung. Die Institution beherbergt außerdem ein Restaurant, einen Kindergarten, einen Kinderspielplatz, eine Bibliothek, einen Supermarkt mit lokalen Lebensmitteln, einen Skatepark, ein urban gardening Projekt und zwei Theaterbühnen. Im Jahre 2013 wurde auf dem Gelände ein Panoramaturm erbaut, welcher 4000 m² zusätzliche Ausstellungsfläche bietet. Des Weiteren wurde die Dachterrasse ausgebaut - dadurch kann heute eine Fläche von 7500 m² für Veranstaltungen unter offenem Himmel genutzt werden. Abb. 3: Modell des La Friche Terrasse, welche einen wunderbaren Ausblick über die Stadt bot. La Friche de la Belle de Mai, oder einfach La Friche, befindet sich in den ehemaligen Produktionsräumen einer Tabakfabrik und liegt nahe der Metrostation Saint-Charles. Die gesamte Produktionsstätte wurde im Jahre 1992 zu einem Kulturkomplex umfunk- Die so geschaffene kreative Szene hat, aufgrund der Vielzahl der involvierten Menschen und bereitgestellten Möglichkeiten, zweifellos eine große Ausstrahlung für die gesamte Stadt. Wie in der Stadtforschung bekannt, spielt es eine unerhebliche Rolle für die Entwicklung einer Stadt, ob, oder wie gut, sich kreative Milieus entwickeln können. Dies ist mit diesem Marseiller Projekt sicherlich auf vorbildliche Weise gelungen. tioniert. Heute bietet der Gebäudekomplex Platz für Kulturveranstaltungen, oder Kulturprojekte aus den verschiedensten Sparten, beispielsweise zeitgenössische Kunst, Tanz, Theater, Musik, Rundfunk. Es bestehen Atelierräume und ein Artist in Residence-Programm. Dieses bietet vielen internationalen Künstlern Platz und Weblinks und Adressen zu Kultureinrichtungen in Marseille FRAC (Regionalfonds für zeitgenössische Kunst) www.frac-platform.com La Friche, Kulturzentrum (41 Rue Jobin) www.lafriche.org MAC, Musée d‘Art Contemporain (69 Avenue d’Haifa) www.marseille.fr Marseille Expos - Webseite für die alternative Kulturszene www.marseilleexpos.com Mémorial des Camps de la Mort (Quai de la Tourette) www.marseille.fr Abb. 4: Dachterrasse La Friche MuCEM, Museum der Mittelmeerkulturen (1 Esplanade du J4) 4 www.mucem.org Euromediterranée (und Friche la Belle de Mai) Musée Cantini, Sammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts, sowie Thema: Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst (19 Rue Grignan) Im Jahr 1995 startete das größte Stadterneuerungsprojekt in Süd- www.marseille.fr europa – Euromediterranée. Hierbei soll ein ca. 480 ha großes Areal in Marseille renoviert werden und der Stadt bis zum Jahre 2020 ein Musée d’Histoire et Port antique, Museum der Stadt- und Hafenge- neues Gesicht geben. Das Projekt, welches zwischen der City, dem schichte (2 Rue Henri-Barbusse) alten und neuen Hafen sowie dem TGV-Bahnhof realisiert werden www.marseille.fr soll, wurde zu einem Vorhaben nationalen Interesses erklärt und durch das französische Parlament, der Stadt Marseille, der Com- L’Opéra – die Oper (2 Rue Molière) munauté Urbaine Marseille Provence Métropole und der Region www.opera-marseille.fr Provence Alpes Cote d‘Azur sowie dem Conseil General des Département Bouches-du-Rhône ins Rollen gebracht. Das Projekt wird Préau des Accoules, Musealer Raum für Kinder, Kunstgarten und zusätzlich durch europäische Fördermittel finanziell unterstützt. Eckdaten zum Projekt: Spielraum (29 Montee des Accoules) www.marseille.fr Fläche: 480 ha Wohnungen: + 18,000 Vieille Charité – interdisziplinäres Zentrum für Kultur und Wissen- Büros und Handelsfläche: + 1.000.000 m2 schaft, Wechselausstellungen, sowie Museum für afrikanische, Geschäfte: + 200.000 m² ozeanische und indianische Kultur und Museum der Archäologie öffentliche Infrastrukturen: + 200.000 m2 des Mittelmeerraumes (2 Rue de la Charité). Grünflächen und öffentliche Bereiche: 60 ha www.vieille-charite-marseille.com Arbeitsplätze: + 35.000 Einwohner: + 38.000 Villa Méditerranée (Centre régional de la Méditerranée CeReM): Investitionen: 7 Milliarden Euro Kulturveranstaltungen und Wissensvermittlung rund ums Mittel- (davon: 1,4 Milliarden öffentlich; 5,1 Milliarden privat) meer (Esplanade du J4) www.villa-mediterranee.org Das urbane Großprojekt soll aus der ungezähmten, lauten, ärmlichen Hafenstadt eine saubere, nachhaltig bewirtschaftete und Webseite zu Marseille als Kulturhauptstadt: www.mp2013.fr kulturell anziehende Metropole machen. Das dabei verfolgte Hauptziel ist, die Stadt Marseille als ökonomische und kulturelle Metropole des Mittelmeerraumes zu etablieren und somit die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu soll das Stadtzentrum zum Norden hin erweitert und verlagert werden, um dieses für Bewohner und Touristen attraktiver zu machen und damit gleichzeitig einen wirtschaftlichen Mittelpunkt der Region rund um Marseille zu schaffen. Das Projekt besteht aus mehreren Maßnahmen, die eine nachhaltige Entwicklung anstreben und ein Gleichgewicht zwischen sozi- 5 aler Gleichheit, wirtschaftlichem Wachstum und dem Schutz der schäftsviertel umgewandelt, wodurch Marseille bereits die Haupt- Umwelt zum Ziel haben sollen. sitze mehrerer internationaler Firmen gewinnen konnte. Der neue Hauptsitz der CMA mit außergewöhnlicher Architektur wird ein Cité de la Méditerranée: Die Trennung der Stadt von den angren- weiteres städtebauliches Highlight schaffen. Das gesamte Viertel zenden Hafenbereichen, die momentan durch eine aufgeständer- „La Joliette“ soll zu einem wirtschaftlichen Zentrum sowie einem te Autobahn sowie durch großflächige Parkplätze und Einrichtun- hochwertigen Wohnstandort ausgebaut werden. gen des Fährhafens besteht, wird in Form einer metropolitanen „Waterfront“ gestaltet und ermöglicht somit wieder einen direkten Rue de la République - eines der umfangreichsten Stadterneu- Zugang zwischen Stadt und Hafen. Für das neue kulturelle Zen- erungsprogramme in Europa: Die strategische Achse der Rue de trum wird der Bau von Veranstaltungszentren, Gastronomiebe- la République, die in den letzten Jahrzehnten eine starke soziale trieben und Shoppingmalls sowie einen Ausbau der momentan und bauliche Degradierung erfahren hat, wird nicht nur grundle- ungenutzten alten Hafenbefestigungsanlage zu einem Museum gend renoviert, sondern gleichzeitig zeitgemäß modernisiert. Die realisiert. mehrspurige Verkehrsachse mit hohem Verkehrsaufkommen wird zugunsten von öffentlichen Räumen, Einkaufsmöglichkeiten und Business District mit internationalem Profil (La Joliette): Die leer- einer modernen Straßenbahn umgestaltet. Diese verbindet über stehenden Docks im Hafenbereich wurden bereits in ein Ge- die Rue de la République auch das Bürozentrum La Joliette mit der Abb. 5: Streetart 6 Innenstadt. Die Verkehrsströme der bisherigen Ausfallstraße wer- berere und schönere Stadt, die Marseille seinen Charme zurück- den zusammen mit der Stadtautobahn unterirdisch geführt. gibt. Kritische Stimmen bemängeln, dass es keinen transparenten Das Projekt Euromediterranée wird sowohl positiv, als auch kritisch Plan über die Umquartierung der Bewohner gäbe, die aus ihren betrachtet. Zum einen ist seit Beginn des Projektes in Marseille ein Häusern vertrieben werden. Der Grund dafür ist, dass diese meist deutlich bemerkbarer Aufwärtstrend festzustellen. So hat sich baufällig sind und daher renoviert werden müssen, wodurch je- beispielsweise das Image von der „ville en crise“ zur dynamischen doch die Mieten steigen und die ehemaligen Bewohner vertrieben „métropole méditerranée“ gewandelt. Außerdem lassen sich die werden („Gentrifizierung“). Einige Marseiller befürchten zudem, positiven Veränderungen auch an den mehr als 6000 neu geschaf- dass durch die neuen Bürotürme und modernen Museen ein Teil fenen Arbeitsplätzen, den mehr als 700 neu gegründeten Unter- des Charakters der Stadt verloren geht und sich zu einer Glamour- nehmen und dem stark anwachsenden Besucherstrom, sowie der Stadt wie Saint-Tropez an der Côte d‘Azur entwickelt. Außerdem Anerkennung Marseilles als Kulturhauptstadt Europas des Jahres verursacht das Großprojekt zusätzliche Staus und Umleitungen, 2013 ablesen. Einige Marseiller erhoffen sich dadurch eine sau- die sich negativ auf den Verkehrsfluss in der Stadt auswirken. Bibliographisches Institut (Hg.) o.J.: <http://www.duden.de/rechtschreibung/Kultur> (Zugriff: 24.07.2014) Ernst Klett Verlag (Hg.) 2010: <http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=infothek_artikel&extra=Haack%20Weltatlas-Online&artikel_id=186 374&inhalt=klett71prod_1.c.164537.de> (Zugriff: 26.07.2014) Verlag PBMedia (Hg.) 2014: <http://www.gemeindemagazin.at/magazin_detail.php?ID=353> (Zugriff: 26.07.2014) Passage & Co (Hg.) o.J.: <http://www.ratlos-in-marseille.com/ratlos-in-marseille/MARSEILLE_Stadtgespraeche_2014.html> (Zugriff: 26.07.2014) Zitate: „Wir bauen eine neue Stadt auf der Stadt. Dieses alte Hafenviertel hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte seine Aktivitäten eingebüßt und ist immer weiter verarmt, mit Wohnungen, die in einem sehr schlechten Zustand sind. Dieser Teil der Stadt wird seit zwölf Jahren komplett neu erschaffen.“ (Präsident von Euroméditerranée Guy Tessier) Textpassagen: „Eine hässliche Stadt“, wird der Besucher sagen und enttäuscht den Weg in die Stadt hinuntergehen. Recht hat er, der Besucher, der erste Blick täuscht nicht, er braucht schon etwas Zeit und Lust, in den Mikrokosmos einzutauchen, um das wahre, das einmalige Marseille zu entdecken. (Website: http://www.mare.de/index.php?article_id=3027&setCookie=1) Links / Websites Offizielle Seite des Projektes: http://www.euromediterranee.fr/ Informationen zum Projekt: http://www.marseille-tourisme.com/al/marseille-entdecken/entdeckung/euromediterranee/ 7 Presseartikel „Die doppelte Stadt“: http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/751267/Die-doppelte-Stadt Kommentar „Euromediterranée in Marseille“: http://www.bayceer.uni-bayreuth.de/geographentag/de/programm/bayconf/vortrag_detail. php?id=203 Kommentar „Die heimliche Hauptstadt des Mittelmeeres“: http://www.mare.de/index.php?article_id=3027&setCookie=1 Kommentar „Marseilles radikales Facelifting“: http://www.dw.de/marseilles-radikales-facelifting/a-16426804 Kommentar „Marseille ist Kulturhauptstadt 2013“: http://www.merian.de/magazin/marseille-ist-kulturhauptstadt-2013.html Kontakte: l‘EPA Euromeditérannée 10 place de la Joliette BP 52620 13567 Marseille Cedex 02 E-Mail: info@euromediterranee.org Anregungen/Infos Downloads zum Projekt: http://www.euromediterranee.fr/downloads.html?L=1 8 9 Großprojekte und Urban Icons am Hafen Mucem und J4 (Rudy Ricciotti), CMA CGM Tower (Zaha Hadid etc.), Vieux Port Ombrelle (Norman Foster) Waterfront Developments: Hafen-Umbau als Instrument der Stadtentwicklung - Anton Bombach, Susann Hollbach Der Abschnitt „Waterfront-Developments - Hafenumbau als Inst- schmutzung, Lärm und Gefahren, dienen nach der Transformation rument der Stadtentwicklung, Beispiel Marseille“ beschäftigt sich für Büro-, und kulturelle Nutzungen und gelten als Prestigeobjek- mit der Transformation von Hafengeländen allgemein und spe- te. zifisch in Marseille. Dazu zählt die „Cité de la méditerranée“ des Nachdem die Häfen über mehrere Jahre ungenutzt und brachlie- Großprojektes „Euromediterranée“ und insbesondere das MuCEM gend waren, werden die Projekte mit Vertrauen aufgenommen sowie der Vieux Port. Diese beiden Projekte wurden in der Exkursi- und sollen für Wachstum innerhalb der Stadt sorgen. Zu dem on ausführlich mit lokalen Vertretern begangen und besprochen. Kreislauf des Verfalls, der Missachtung, Planung, Umsetzung und Tilman Reichert, Projektleiter des Architekturbüros „Rudy Ricciotti“, Revitalisierung gehören unterschiedliche Akteure und Interes- führte die Exkursionsteilnehmer am 21.05.2014 durch das MuCEM sen. Die Veränderungen im Schiffbau und in der Hafenindustrie und erklärte Wirkungszusammenhänge sowie Besonderheiten. mit dem verbundenen Verlust an Arbeitsplätzen, sollen durch die Der Vieux Port als historischer Identifikationspunkt Marseilles steht Transformationen kompensiert werden. Mit diesen Projekten soll im Mittelpunkt des Umbauprojektes der Stadt. Durch Fachgesprä- neben der Modernisierung der städtischen Wirtschaft, der Hafen che mit Frédéric Roustan des „AgAM“ und Alexandre Sorrentino in die Gesamtstadt eingefügt und für die Bewohner erlebbar wer- wurden Besonderheiten und Einzelheiten zur Umstrukturierung den. Ziel ist die Revitalisierung und Erweiterung der Hafenareale des Vieux Port aufgezeigt. Aus diesem Grund beschränkt sich das und Uferpromenaden. Journal auf diese beiden Großprojekte. Die Veränderungen in den Hafenstädten sind weniger Ausdruck der Planungen als der sozialen und wirtschaftlichen Prozesse welt- Hafen- Umbau allgemein weit. Die Umnutzung und Transformation industriell genutzter Häfen diese Areale meist von der „kreativen Klasse“ nachgefragt. in Verbindung mit nachhaltiger Entwicklung ist ein aktuelles The- Die Revitalisierungsprozesse beschreiben die Veränderung von ma der Stadtplanung im 21. Jahrhundert. Bei diesen Prozessen Nutzung und die Neugestaltung der Stadt mit unterschiedlichen sollen die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft miteinan- Interessen. Insbesondere müssen die regionalen Bezüge, die Topo- der verbunden werden. Seit einigen Jahren versuchen nationale grafie, die lokale Hafen- und Stadtgeschichte, Planungskulturen, sowie internationale Hafenstädte die brachliegenden Uferareale Regierungsstrukturen etc. betrachtet werden. Die Planung und und Hafenbecken neu zu strukturieren. Der Transformationspro- Umsetzung erfolgt meist in Verbindung mit der Befriedigung der zess der Häfen ist eng verbunden mit der globalen ökonomischen Wohnungs- und Büromärkte. Neustrukturierung und dem technologischen Fortschritt in der Während die alten Hafengebiete eng mit der Stadt und dem Zen- Schifffahrt. In den letzten Jahrzehnten durchliefen die Hafenareale trum verbunden waren, sind die heutigen separiert von der Stadt- die in der Nähe zum Stadtzentrum liegen einen raschen Wandel. struktur. Die ehemaligen Ufer, genutzt für Frachtentransport mit hoher Ver- Nach der Transformation für Arbeit, Wohnen und Erholung werden 10 Abb. 6: IMarseille Vieux Port, J4, CMA CGM Tower Waterfront-Developments in Marseille „Euroméditerranée“ wohl höchste Gebäude in ganz Marseille. Das Großprojekt „Euroméditerranée beinhaltet die gesamte städte- In Marseille ist die Entwicklung des Hafens eng verbunden mit der bauliche Stadterneuerung seit 1995. Es umfasst 480 ha zwischen tiefgreifenden Umgestaltung der Innenstadt. Verschiedene große dem Vieux Port, dem TGV-Bahnhof und dem Handelshafen. Das Architekten sind an dem Prozess der Transformation der Küsten- Unterprojekt „Cité de la méditerranée“ liegt zwischem dem Vieux linie beteiligt. Die neugeformte Skyline und die zeitgenössische Port und Arenc und fasst eine Fläche von 60 ha ein. Dieses Vorha- Architektur renommierter Architekten steigert das Ansehen Mar- ben dient der Wiedervereinigung von Stadt und Hafen sowie der seilles im internationalen Kontext. Der von Zaha Hadid entwor- Sanierung der Flächen zwischen Stadt und Meer. Der Zeitrahmen fene CMA CGM Tower sticht besonders heraus. Das 33-stöckigen beläuft sich von 2006- 2014. Zudem werden öffentliche und pri- Gebäude mit einer Höhe von 148m aus Beton, Stahl und Glas be- vate Kultur-, Wissenschafts-, Freizeit- und Serviceeinrichtungen herbergt 55000m² Büroflächen und steht für die Internationalität errichtet. Die Transformation der Skyline soll die Wiederbelebung und den architektonischen Rufs Marseilles. Das Gebäude wurde im und die Dynamik der Stadt Marseille widerspiegeln. Der Zugang dekonstruktivistischem Stil entworfen und soll Komplexität und zum Wasser und zur Küstenlinie soll für alle Bewohner Marseilles Leichtigkeit widerspiegeln. Zaha Hadid hat mit dieser Leistung den und Touristen erreichbar sein. Lange Zeit war dies den Bewohnern Pritzker-Architektur Preis 2004 gewonnen. Der Turm ist bisher das vorbehalten, welche ein Boot besaßen. Zudem gab es keinerlei öf- 11 Vieux Port Der „Alte Hafen“ (frz. Vieux Port) ist der Ursprung der Stadt. Die natürliche Bucht wurde früh besiedelt und die umgebenden Anhöhen boten den Schutz für die Siedlung. Mit der Industrialisierung und dem Ausbau des Industriehafens, verlor der Vieux Port seine Bedeutung. Die Geltung als Zentrum und dadurch als Metapher für den Ursprung der Stadt, erlangte der Ort erst durch die Vorbereitungen des Kulturjahres 2013. Vor den Veränderungen hatten sich vor allem private Bootsvereine an den Hafenmauern niedergelassen und sperrten den Zugang in Richtung Wasser für die Bürger fast vollständig ab. Zudem kam eine immense Verkehrsbelastung in den angrenzenden Straßen. Diese Mängel wurden größtenteils im Rahmen des Umbaus getilgt. Die Projektleitung hatte das Büro „Foster + Partners“, welches das Vorhaben von 2011 bis 2013 umsetzte. Sir Foster wollte den Hafen vor allem mit kleinen Maßnahmen verbessern. Maßgebliche Veränderungen gab es für die ansässigen Bootsclubs, welche mit ihren Utensilien auf das Wasser verlegt wurden. Hierfür erhielt jeder Club einen Ponton am Beginn des Anlegestegs, auf welchem jeweils ein Kran und ein Gerätehaus etabliert wurden. Somit wurden die Hafenmauern größtenteils frei und konnten so umgestaltet werden, dass ein öffentlicher Platz entstand. Ein weiterer Schachzug Fosters war der Bau der s.g. Ombrière am östlichen Ende des HafenbeAbb. 7: Ombrière am Vieux Port ckens. Dieses Gebilde, welches sowohl als Kunstobjekt als auch als städtebauliches Element verstanden werden kann, fällt dem Be- fentliche Räume zum Verweilen und Erholen. Aus diesem Grund sucher des Vieux Port sofort ins Auge. Die Überdachung mit dem war das Ziel jedes Jahr einen öffentlichen Raum zu errichten. Die- Abmaßen 46x22m aus poliertem Edelstahl wird von acht Stützen se Räume sollen so vielseitig wie möglich sein. Die Fußgängerzone gehalten und wirkt durch die verwendeten Materialien wie ein öffnet die Stadt zum Wasser und bietet Möglichkeiten für Kultur, überdimensionaler, schwebender Spiegel. Durch die anziehende Einkaufen und Unterhaltung. Die Neustrukturierung des Raumes Wirkung hat der Platz wieder die ursprüngliche Verwendung als öf- wird ergänzt durch verkehrsentlastende Infrastruktureinheiten fentlicher Freiraum mit hochfrequenter Nutzung erhalten. Monsi- wie Stellplätze, Tunnel und die Autobahn-Infrastruktur. eur Frédéric Roustan des „AgAM“ bemerkte augenzwinkernd, dass Erstellt wurden die städtebaulichen und architektonischen Pla- der Spiegel sehr gut nach Marseille passe, da sich die ansässigen nungen von führenden Architekten wie Zaha Hadid, Jean Nouvel, Bürger gerne im Spiegel betrachten würden. Massimiliano Fuksas und Rudy Ricciotti. Dies fördert die Transformationsqualität sowie die Attraktivität der Stadt. In die Projekte wurden zudem Notre Dame de la Garde und die Cathedrale de la Major mit eingebunden. 12 Veränderungen an der Verkehrsinfrastruktur bewirkten rund 50% Weiterhin liegt es in der Nähe zu den restlichen öffentlichen Ge- weniger Verkehr um den Vieux Port, jedoch ist dieser immer noch bäuden der „Cité de la méditerranée“. deutlich zu spüren. Abschließend erfolgte eine komplette Umge- Zu dem kubischen Hauptgebäude, mit 72m Länge auf jeder Seite, staltung des Bodenbelages mit beigem Granit, welcher auf die an- zählt das Verwaltungsgebäude Villa Méditerranée, das durch seine tike Pflasterung hinweisen soll. kranförmige Architektur wie eine Anekdote zur früheren Nutzung des Geländes wirkt. Durch eine Brücke ist das MuCEM mit dem an- Das MuCEM grenzenden Fort Saint-Jean verbunden, welches nach langjähriger militärischer Nutzung einen Teil der Ausstellung beherbergt. Das Das „Musée des civilisations de l´Europe et de la Méditerranée“ außergewöhnlichste am MuCEM ist die Fassade. Zwar ist die Form (MuCEM) gilt für Frankreich und Marseille sicher nicht nur archi- des Gebäudes in seiner Gesamtheit sehr unnatürlich und sticht tektonisch als Meilenstein. Es ist das erste staatlich arrangierte deshalb heraus, jedoch wirkt das Bauwerk durch die vorgehangene Museum außerhalb Paris, was in der zentralistisch auf die Haupt- Fassade organisch. Das aus asiatischen Einflüssen hervorgegange- stadt orientierten Grande Nation bis dato nicht denkbar gewesen ne äußere Betongitter schützt das Museum vor Sonneneinstrah- ist. Das Gebäude wurde auf den südlichsten Ausläufer des Indust- lungen. Es beherbergt die Sammlungen des früheren Museum für riehafens gebaut und hat somit eine exponierte Lage, welche vor Volkskunst und des Museums of Man. allem während einer Schiffeinfahrt in den Vieux Port ins Auge fällt. Entwickelt wurde das Museum, welches an einen Meeresfelsen Abb. 8: Fort Saint-Jean und MuCEM bei Nacht 13 erinnern soll, von den renommierten Architekten Rudy Ricciotti „Euromediterranée“ und Roland Carta. Der Bau stellte laut Tilman Reichert, Projektleiter des Architekturbüros „Rudy Ricciotti“, eine komplexe tech- Insgesamt wurden alle Projekte des „Euromediterranée“ für die nische Herausforderung dar. Für den Bau wurde ultrahochfester Bevölkerung Marseilles entwickelt, um ihnen die öffentlichen Frei- Beton (UHPC) verwendet, welcher sicher bisher noch in der Ent- räume wieder zu geben. Marseille nimmt dadurch eine wachsende wicklung befindet. Daraus ergeht eine weitere Einzigartigkeit des Rolle im internationalen Geschäft durch Kultur-, Unternehmens-, MuCEM. Der 19m hohe Kubus umfasst eine Fläche von 26000m² und Wohnflächen ein. Diese Projekte sollen der Stadt helfen sich im und kostete in etwa 175 Mio. €. Zudem gilt das Museum als Sym- internationalen Kontext mit den Großstädten messen zu können, bol für die „Cité de la mediterranée“. insbesondere im mediterranen Raum Europas. Für die „Cité de la mediterranée“ wurden insgesamt 169,532,000€ öffentliche und 83,422,000€ private Investitionen verwendet. Schubert, Dirk 2011: Bibliografie: Transformationsprozesse in Seehafenstädte - Revitalisierung von (brachgefallenen) Hafen- und Uferzonen, Hamburg. Klarté (Hg.) o.J.: Euroméditerranée, Cité de la mediterranée, verfügbar: < http://www.euromediterranee.fr/districts/cite-de-la-mediterranee. html?L=1> (Zugriff: 2014-07-07). Établissement Public D´Aménagement Euroméditerranée 2013: Plan des Projets et réalisations, Marseille. Paul Molga 2014: Marseille Euroméditerranée : Un laboratoire de l‘architecture du soleil, Paris. Sorrentino, Alexandro, Euroméditerranée, Marseille, am 20.05.2014. Rousant, Frédéric, AgAM, Marseille, am 20.05.2014. Reichert, Tilman, Projektleiter Rudy Ricciotti, Marseille, am 21.05.2014. 14 15 16 17 17 Konsequenzen des gegenwärtigen Transformationsprozesses für marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Die Konsequenzen Konsequenzendes desgegenwärtigen gegenwärtigenTransformationsprozesses Transformationsprozessesfür fürmarginalisierte marginalisierteBevölkerungsgruppen. Bevölkerungsgruppen.Die Die Rue de République kann als Symbol für die vielfältigen Veränderungen stehen, die Marseille in den Rue Ruede delala laRépublique Républiquekann kannals alsSymbol Symbolfür fürdie dievielfältigen vielfältigenVeränderungen Veränderungenstehen, stehen,die dieMarseille Marseillein inden den letzten zweihundert Jahren durchlaufen hat. Daher werden die Lebenszyklen des Boulevards auch immer in letzten letztenzweihundert zweihundertJahren Jahrendurchlaufen durchlaufenhat. hat.Daher Daherwerden werdendie dieLebenszyklen Lebenszyklendes desBoulevards Boulevardsauch auchimmer immerin in Relation zu den Lebenszyklen der Stadt sowie der Metropolregion gesetzt. Relation Relationzu zuden denLebenszyklen Lebenszyklender derStadt Stadtsowie sowieder derMetropolregion Metropolregiongesetzt. gesetzt. Regionale Neustrukturierung in Frankreich RUE IMPÉRIALE EIN NACHGEAHMTER HAUSSMANNSCHER BOULEVARD 222 RUE RUEIMPÉRIALE IMPÉRIALE–––EIN EINNACHGEAHMTER NACHGEAHMTERHAUSSMANNSCHER HAUSSMANNSCHERBOULEVARD BOULEVARD Um das Jahr 600 Chr. wurde Marseille von griechischen Seefahrern gegründet. Entscheidend für die Wahl Um Umdas dasJahr Jahr600 600v.v. v.Chr. Chr.wurde wurdeMarseille Marseillevon vongriechischen griechischenSeefahrern Seefahrerngegründet. gegründet.Entscheidend Entscheidendfür fürdie dieWahl Wahl des Standortes war die günstige naturräumliche Situation. Der heutige alte Hafen (Vieux Port) im Bereich des Standortes war die günstige naturräumliche Situation. Der heutige alte Hafen (Vieux Port) im Bereich des Standortes war die günstige naturräumliche Situation. Der heutige alte Hafen (Vieux Port) im Bereich Umwandlung der Departements in Communautés Urbaines / Metropoles: Metro - Region Marseille - Aix, und Stadtder Calanque-Küste bot als als Naturhafen, gesichert durch zwei Felsbarrieren sowie die vorgelagerten Inseln der derCalanque-Küste Calanque-Küstebot alsNaturhafen, Naturhafen,gesichert gesichert durch durchzwei zweiFelsbarrieren Felsbarrierensowie sowiedie dievorgelagerten vorgelagertenInseln Inseln wahrnehmung auf dem bot GR_2013 - Tina Steinke, Isabelle Tischer Iles de Frioul einen natürlichen Schutz. Die griechische Altstadt befand sich am Südhang nördlich des Iles Ilesde deFrioul Friouleinen einennatürlichen natürlichenSchutz. Schutz.Die Diegriechische griechischeAltstadt Altstadtbefand befandsich sicham amSüdhang Südhangnördlich nördlichdes des Hafens (siehe Karte 1). Über zweitausend Jahre hinweg entwickelte sich die Stadt Marseille nur wenig. Noch Hafens Hafens(siehe (sieheKarte Karte1). 1).Über Überzweitausend zweitausendJahre Jahrehinweg hinwegentwickelte entwickeltesich sichdie dieStadt StadtMarseille Marseillenur nurwenig. wenig.Noch Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts war sie kaum über die Umgebung des alten Hafens hinausgewachsen. Eine zu des war sie kaum des alten zuBeginn Beginn des18. 18.Jahrhunderts Jahrhunderts warals sie kaumüber überdie dieUmgebung Umgebung des altenHafens Hafens hinausgewachsen. Eine Marseille Provence wurde für das Jahr 2013 Kulturhauptstadt fahren, dass in Zusammenhang mithinausgewachsen. der Industrialisierung,Eine dem erhebliche Zäsur stellte die gravierende Pestepidemie im Jahr 1720 dar, bei welcher Marseille die Hälfte erhebliche Zäsur stellte die gravierende Pestepidemie im Jahr 1720 dar, bei welcher Marseille die Hälfte erhebliche Zäsur stellte die gravierende Pestepidemie im Jahr 1720 dar, bei welcher Marseille die Hälfte Europas, ein Titel der jährlich von der Europäischen Union verfranzösischen Kolonialreiches und der Öffnung des Suezkanals. seiner Bevölkerung verlor. seiner Bevölkerung seinerwird, Bevölkerung verlor. geben ausgewählt.verlor. Auf absehbare Zeit werden Marseille Marseille gilt als 5. größte Hafenstadt weltweit. Somit hat die Stadt und dessen umliegende Regionen die einzige Kulturhauptstadt erhebliche Zuwanderungsprozesse und einhergehend damit ein 2.1 Aufschwung und Neubau des Hafens 2.1 2.1Aufschwung Aufschwungund undNeubau Neubaudes desHafens Hafens für Frankreich sein. 2013 erwarteten die Besucher von Marseille, stetiges Stadtwachstum erfahren. Mit dem Beginn der Industrialisierung begann ein phänomenaler Aufschwung der Stadt Marseille. Sie Mit dem Beginn der Industrialisierung begann ein phänomenaler Aufschwung Stadt Sie Mit dem Beginn der Industrialisierung begann ein phänomenaler Aufschwung der StadtMarseille. Marseille. Sie Aix-en-Provence, Arles, Aubagne, Gardanne, Istres, La Ciotat, MarEin Gesetz zur Modernisierung derder Territorialverwaltung (Loi de la profitierte hierbei von ihrer hervorragenden geostrategischen Lage, die sich insbesondere in Zusammenhang profitierte hierbei von ihrer hervorragenden geostrategischen Lage, die sich insbesondere in Zusammenhang profitierte hierbei von ihrer hervorragenden geostrategischen Lage, de dieláction sich publique insbesondere in etZusammenhang tigues und Salon-de-Provence verschiedene innovative Projekte in modernisation territoriale d´affirmation des mit der Erschließung des französischen Kolonialreiches und der Öffnung des Suezkanals (1869) als sehr mit und Öffnung des Suezkanals (1869) als mitder derErschließung Erschließungdes desfranzösischen französischenKolonialreiches Kolonialreiches undder derdu Öffnung des2013) Suezkanals (1869) als sehr Kunst und Kultur. métropoles 19 décembre trat Ende Januar 2014 insehr Kraft. vorteilhaft erwies. Innerhalb kürzester Zeit vervielfachte sich sowohl der Güterumschlag im Hafen als auch vorteilhaft Innerhalb kürzester vervielfachte sich sowohl der Güterumschlag im als vorteilhafterwies. erwies. Innerhalb kürzesterZeit Zeit vervielfachte sich sowohl der Güterumschlag imHafen Hafen alsauch auch Einhergehend damit wurde die Kulturhauptstadt nicht nur als Hier zielt Frankreich darauf ab die öffentlichen Verwaltungen bei die Bevölkerung. Die zahlreichen neu entstandenen Arbeitsplätze zogen Zuwanderer aus den hochalpinen die Bevölkerung. Die zahlreichen neu entstandenen Arbeitsplätze zogen Zuwanderer aus den hochalpinen Boomtown sondern auch Krisenherd betitelt. Ein Drittel der Arbeitsplätze der Erfüllung ihrer Aufgaben, den wirtscaftlichen demogradie Bevölkerung. Diealszahlreichen neu entstandenen zogen Zuwanderer aus den und hochalpinen Bereichen Frankreichs an, die zeitgleich einen dramatischen Bevölkerungsverlust erlitten (Megerle 2011). Bereichen Frankreichs die Bevölkerungsverlust erlitten 2011). Einwohner Marseilles lebt anan, der undeinen Drogen und phischen Prozessen ihrer Städte anzupassen. Besonders diese Bereichen Frankreichs an,Armutsgrenze diezeitgleich zeitgleich einendramatischen dramatischen Bevölkerungsverlust erlitten(Megerle (Megerlegilt 2011). Später kamen Arbeitsmigranten zunehmend aus dem Nachbarland Italien. Der rasante Bevölkerungsanstieg Gewalt alltägliche Probleme. EntscheidungItalien. für Metropolregionen mitBevölkerungsanstieg Zuständigkeiten von GeSpäter kamen Arbeitsmigranten zunehmend Der Spätersind kamen Arbeitsmigranten zunehmendaus ausdem demNachbarland Nachbarland Italien. Derrasante rasante Bevölkerungsanstieg meinden, Departements Regionen rasante die sich überschneiden. führte zu einer erheblichen Ausdehnung der Bebauung (siehe Karte 1). Die gleichfalls rasante Entwicklung führte 1). gleichfalls Entwicklung führtezu zueiner einererheblichen erheblichenAusdehnung Ausdehnungder derBebauung Bebauung(siehe (sieheKarte Karte 1).Die Dieund gleichfalls rasante Entwicklung Dieses Gesetzals des Landes Frankreich gilt als erstes Frankreichs von drei VorhaTrotzdem hat Marseille einen phänomenalen Aufschwung erder Hafenfunktionen positionierte Marseille im 19. Jahrhundert als führender Hafenstandort Frankreichs der positionierte Marseille im Hafenstandort derHafenfunktionen Hafenfunktionen positionierte Marseille im19. 19.Jahrhundert Jahrhundert alsführender führender Hafenstandort Frankreichs sowie im globalen Vergleich an fünfter Stelle (Donzel 1998: 63). sowie sowieim imglobalen globalenVergleich Vergleichan anfünfter fünfterStelle Stelle(Donzel (Donzel1998: 1998:63). 63). Karte Bauliche Entwicklung des historischen Marseille (Datengrundlage AGAM 2009) Karte Karte1:1: 1:Bauliche BaulicheEntwicklung Entwicklungdes deshistorischen historischenMarseille Marseille(Datengrundlage (DatengrundlageAGAM AGAM2009) 2009) Abb. 9: Entwicklung Marseille Mit der Erschließung des sogenannten zweiten französischen Kolonialreiches in Ostasien und Afrika, Mit Mit der der Erschließung Erschließung des des sogenannten sogenannten zweiten zweiten französischen französischen Kolonialreiches Kolonialreiches in in Ostasien Ostasien und und Afrika, Afrika, Genossenschaften Zusammenschlüsse öffentlichen Körperben zur weiteren Dezentralisierung Frankreichs. Weitere verbunden mit steigenden Güterströmen und Passagierzahlen sowie größeren Schiffen, war der kleine alte verbunden mit steigenden und Passagierzahlen sowie Schiffen, war der alte verbunden mit steigendenGüterströmen Güterströmen undgeplante Passagierzahlen sowiegrößeren größeren Schiffen,zu war derkleine kleine alte schaften ermöglicht, genannt EPCI (Etablissement public de cooGesetze sollen sich mit der Stärkung der Regionen sowie der NeuHafen mit seiner relativ engen Zufahrt nicht mehr ausreichend. Die Entscheidung für einen neuen Hafen Hafen mit mit seiner seiner relativ relativ engen engen Zufahrt Zufahrt nicht nicht mehr mehr ausreichend. ausreichend. Die Die Entscheidung Entscheidung für für einen einen neuen neuen pération DasKarte Gesetz1), vom 19.naturräumlich Dezember 2013 definitionen und Aufgaben ländlichen Raums beschäftigen.Bereiche Hafenstandort fiel auf die nördlich angrenzenden Bereiche von La Joliette (vgl. Karte 1), die naturräumlich Hafenstandort fiel die nördlich angrenzenden von La die Hafenstandort fielauf aufdes die nördlich angrenzenden Bereiche vonintercommunale). LaJoliette Joliette(vgl. (vgl. Karte 1), die naturräumlich erkennt den Metropolregionen Paris, Lyon und In Marseille einen beDas neue Gesetz geht sogar noch einen Schritt boten weiter, wesentlich günstigere Voraussetzungen boten als die sich südlich anschließende Felsküste. In Verbindung wesentlich günstigere Voraussetzungen als die südlich anschließende Felsküste. wesentlich günstigere Voraussetzungen botenals alsdas diesich sich südlich anschließende Felsküste. InVerbindung Verbindung Gesetz vom 16. Dezember 2010, welches den interkommunalen sonderen Status zu, welcher es gestattet, bei elementaren Fragen Proceedings REAL CORP 2011 Tagungsband ISBN: 978-3-9503110-0-6 (CD-ROM); ISBN: 978-3-9503110-1-3 (Print) Proceedings ProceedingsREAL REALCORP CORP2011 2011Tagungsband Tagungsband ISBN: ISBN: 978-3-9503110-0-6 978-3-9503110-0-6 (CD-ROM); (CD-ROM); ISBN: ISBN: 978-3-9503110-1-3 978-3-9503110-1-3 (Print) (Print) 18-20 May 2011, Essen. http://www.corp.at Editors: Manfred SCHRENK, Vasily V. POPOVICH, Peter ZEILE 18-20 Editors: 18-20May May2011, 2011,Essen. Essen.http://www.corp.at http://www.corp.at Editors: Manfred Manfred SCHRENK, SCHRENK, Vasily Vasily V. V. POPOVICH, POPOVICH, Peter Peter ZEILE ZEILE 533 533 533 18 18 Abb. 10: Die sechs EPCI (établissements publics de coopération intercommunale) der zukünftigen Metropolregion als eine Art Großraumverband tätig zu werden. Auch das öffentli- len 2020 die Vertreter der Metropolregionen in direkt Wahl bestim- che Handeln soll durch die klare Abgrenzung von Regionen und men kömmen. Departments effektiver werden. Wichtigster Punkt des Gesetzes ist allerding der eigene Status Relevante Neuerungen im Gesetz sind einerseits die Gebietskon- der den Metropolregionen anerkannt wird um die dynamischen ferenz, die auf dem Prinzip der freiwilligen Zusammenarbeit der Entwicklungen zu steigern. Es erlaubt den Metropolregionen bei- Gebietskörperschaften beruhen und einen politischen Hand- spielsweise übergreifende kommunale Körperschaften mit dem lungsrahmen verabschieden sollen. Vertreter der Konferenz sind Recht auf Steuererhebung zu schaffen, um gebietsübergreifend aus Regionen, Departements, Metropolen, Umlandverbänden, eine gemeinsame Politik in Bereichen der Wirtschaftsförderung, Gemeinden und zusätzlich Vertreter des Zentralstaats. Das Gesetz Umwelt, Bildung, Kultur und Soziales zu schaffen und umzusetzen. regelt zusätzlich die Personalüberlassungen der Gebietskörper- das fördert die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und interna- schaften an die neu geschaffenen Einheiten und die Kompensa- tionalen Kontext. Hierzu können Regionen und Departments Zu- tion der Kompetenzabtretung. Des Weiteren muss bis 2017 per ständigkeiten an die Metropolregion abtreten. Gesetz festgelegt werden, dass die Bürger bei den Kommunalwah- 19 19 Abb. 11: Besuch le campus de Luminy Begriffserläuterung Bevor die Metropolregionen und ihre Funktionen näher beleuch- Kommune bildet in Frankreich die kleinste Gebietskörperschaft. tet werden können bedarf es eine kurze Definitionen für das Be- In Frankreich gibt es 36.571 Kommunen, in Deutschland hinge- griffsverständnis von Regionen, Kommunen und Departements gen nur 12.007. Der Begriff Metropolregion bezeichnet nicht nur in Frankreich. In Folge des Dezentralisierungsgesetzes bildet die eine Metropole sondern einen größeren Raum, der auch ländliche Region in Frankreich eine territoriale Verwaltungseinheit und Gebiete mit einbezieht. Die Ministerkonferenz für Raumordnung gliedert sich mit den 22 Regionen als Gebietskörperschaften ein. bezeichnet die Metropolregion als Motor der gesellschaftlichen, Das Département besteht aus Abgeordneten wobei die depar- wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung. mentale Executive bei dem Präfekt liegt, welcher durch direkte Wahl gewählt wird und administrative Tätigkeiten übernimmt. Die 20 20 Die Metropolregion Aix-Marseille-Provence der Bevölkerung der Bouches-du-Rhone und 37% der Einwohnerschaft der Gesamtregion Provence-Alpes-Cotesd’Azur. Zum 01. Januar 2016 soll der Großraumverband „Métropole d´AixMarseille-Provence gegründet werden und dazu beitragen, die Durch die neuen Mobilitätsbedingungen und die veränderte Grö- wirtschaftlichen Entwicklungen der Region zu beschleunigen und ßenordnung der wirtschaftlichen Aktivitäten entstand der Bedarf, die Wohnraumversorgung, sowie den öffentlichen Nahverkehr zu die lokalen Dienstleistungssektoren durch die Zusammenführung verbessern. und –Wirkung der existierenden Institutionen zu optimieren. In der Die Metropole Aix-Marseille-Provence stellt eine künftige EPCI als Tat wird der Lebensraum jedes einzelnen Bürgers über die Stadt- Zusammenführung des metropolitanen Perimeters um Marseille grenzen hinaus erweitert und neue Metropolisierungsprozesse und Aix-en-Provence herum (DépartementBouches-du-Rhone) kommen durch die globale Städtekonkurrenz zum tragen. Somit dar. Sie entsteht aus der Verschmelzung der verschiedenen EPCI wird die metropolitane Hierarchie des Stadtraumes nach dem des Gebietes sowie die Neudefinition der Aufgaben in der neu- Modell Innenstadt/ Peripherie durch das Entstehen eines neuen en Struktur. Ein EPCI (Interkommunaler Kooperationsverband) ist polyzentralen Ballungsraumes ersetzt. In diesem Zusammenhang eine Verwaltungseinheit im französischen Planungs- bzw. Verwal- bilden die Zusammenführung der regionalen Universitäten und tungsrecht und vereint Kommunen, die sich als themenbezogene der gemeinsame Status als Kulturhauptstadt Marseille Provence Interessengemeinschaft formieren (Bsp. Gemeindeübergreifen- erste Schritte einer metropolitanen Kooperation. Im Dezember des Verkehrswesen). 2013 wurde die Gründung der Metropole Aix-Marseille-Provence durch das Parlament entschieden. Der ursprünglich im März 2014 Die Metropole Aix-Marseille-Provence wird sich aus 93 Gemein- geplante Auftakt des Projekts verschob sich allerdings bis Anfang den und 1,8 Millionen Einwohnern zusammensetzen, sprich 93% 2016. Aufgaben Die Funktionen der neuen Metropolregion werden in sechs Bereichen gegliedert. Zunächst wird ein Schwerpunkt auf die wirtschaftliche, soziale sowie kulturelle Entwicklung und Förderung gelegt. Weiter ist der infrastrukturelle Ausbau des metropolitanen Raumes sowie eine lokale Wohnpolitik (u.a. soziales Wohnen) vorgesehen. Dann soll ein kommunalpolitischer Fokus auf Stadtentwicklung und soziale Integration gelegt werden. Ergänzend dazu bilden dann der Ausbau öffentlicher Einrichtungen sowie die Steigerung der Lebensqualität neue Herausforderungen der Metropole. Der Titel Kulturhauptstadt 2013 gab die zusätzlich die Gelegenheit sich mit anderen Themen auseinanderzusetzen, um Wirtschaft und Tourismus zu stärken und als Metropolregion zu funktionieren. Zum 01.01.2016 werden folglich sechs Kommunen im Raum Abb. 12: Kulturelle Elemente der Metropolregion Marseille-Aix-en-Provence zusammengeschlossen und somit ins- 21 21 gesamt 11 Kompetenzzentren auf ihrem Gebiet vereinen. Dies soll GR 2013: La grande randonnée - eine Route der besonderen Art besonders die Rolle Marseilles als Technologiestandort unterstreichen. Schwerpunkte sind hierbei die Luft- und Rumfahrttechnik, Warum spazieren und wandern wir? Optik und Photonik, marine Technologien, Chemie und Immu- Eine Möglicheit, wie wir uns Räume, die Umwelt, die uns umgibt, nologie, sowie Telekommunikation und Medienproduktion. Bei- Städte und Landschaften erschließen können, ist die Bewegung spielsweise befindet sich der experimentelle Kernfusionsreaktor darin. Das Spazierengehen ist die einfachste und natürlichste ITER in der Region, ebenso wie der Campus de Luminy. Form, in der man sich durch die Welt bewegen und so Räume erfassen und begreifen kann. Kopf und Seele bewerten dabei, was Die Stärkung der Metropolen Frankreichs kann also als logische wir wahrnehmen. Diese Wertung ist äußerst individuell und kann Konsequenz der zunehmenden Urbanisierung und der rasanten entsprechend mannigfaltig sein. Sie hängt bspw. von der eigenen Entwicklung der Baluungsräume im Zuge der Dezentralisierung Persönlichkeit ab. Unsere Erfahrungen, unser Alter, Zeitgeist und verstanden werden. Moden prägen und beeinflussen auch unser Denken darüber, wie Abb. 13: GR 2013 Übersichtskarte 22 22 wir unsere Umwelt preferieren, wie wir planen, bauen und gestal- GR2013 - ein Gemeinschaftsprojekt ten. Promenadologen sind Spaziergangswissenschaftler. Die ent- Der GR2013 ist ein Projekt von der Kuturhauptstadtsregion 2013 sprechende Disziplin ging in den 80er Jahren aus der Urbanismus- Marseille-Provence. Es wurde zusammen mit dem Cercle des kritik des Soziologen Lucius Burkhardt hervor. Heute wird in der Marcheurs (dem „Club der Spaziergänger“), dem regionalen Wan- Promenadologie davon ausgegangen, dass unsere Wahrnehmung derausschuss (Conseil Général des Bouches-du-Rhône) und dem von der Welt einem steten Wandel unterliegt. Aus persönlichen französischen Wanderverband (FFRandonnée) verwirklicht und Vorstellungen, gehen visionäre Bilder hervor, die wir in die Realität von dem Verlag Éditions Wildproject koordiniert. Die ursprüngli- umsetzen möchten. che erfindung ging von Ideen des Verlegers Baptiste Lanaspeze aus. Letztendlich wurde er von einer Künsltergruppe die eben Interessant ist nun, was die Wege des GR2013 von einem gewöhn- jenen Lanaspeze und elf weiter Künstler umfasst. Die Route des lichen Wanderweg unterscheidet. Eine Antwort auf diese Frage Weges geht weit über die Klischees der schönen Provence hinaus. gab am 24.05.14 Hendrik Sturm, Dozent für Bildhauerei an der Passanten des Weges erfahren eine Vielzahl an Gegebenheiten, so Kunstakademie von Toulon und selber sogenannter artiste pro- können neben drei Shoppingmalls und anderen typischen Attrak- meneur. „Bei einem normalen Wanderweg werden eine Vielzahl tionen wie römishen Kastellen bspw. auch Indutriearele, Wohn- Filter gesetzt. Wir dagegen haben versucht, sie zu vermeiden.“ siedlungen sowie eine ungenutzte Railwaystrecke erwandert wer- Gemeint sind konventionelle Wegkonzipierungen, die stets das den. Natura 2000-Gebiete und zwei Gebirgsketten sind ebenso reine Naturerlebnis ermöglichen und unattraktive Zäune, Häuser, bestandtteil des GR2013. Fabriken und Autobahnen möglichst weitläufig umgehen möchten. Auf dem GR2013 wird die Natur keineswegs ausgeschlossen, 365 km jedoch ist es ein Weg, der Ölraffinerien tangiert, an Hochhaussied- 20 days of hiking lungen vorbeiführt und auf dem man auch über Asphalt straßen 38 communes „spaziert“. Auf dem GR2013 geht es um die Wahrnehmung der 5 regional parks komplexen und vielseitigen Landschaft. Und neben schöner Natur zählen eben auch Müll, die Menschen und die ortsspezifischen Geschichten dazu. „Wir bewegen uns durch eine Landschaft, aber auch durch ihre verschiedenen Schichten, es ist also wie einer Art vertikaler Spaziergang“ erklärte Sturm. Der GR2013 ist sozusagen ein Metropolwanderweg. Metropolwanderwege charakterisieren sich dadurch, dass sie eine Erwanderung aller Teile einer Stadt, inklusive der sonst gemiedenen Randgebiete, ermöglicht. Zielführend ist eine alternative Erfahrung des Stadtraums, die Herstellung von Beziehungen zwischen Orten, von denen man dachte, sie seien weit voneinander entfernt. Auch neue Verknüpfungen zwischen den Bereichen der Ökologie und Stadtplanung, zeitgenössischer Kunst und Literatur, Tourismus, öffentlichem Nahverkehr, Kommunalpolitik und Biodiversität können aus solchen Wanderungen für den Spaziergänger hervorgehen. Blickwinkel und Perspektiven befinden sich in einem permantem Wandel. 23 23 Der Spaziergänger stößt auf ungewöhnliche Plätze und Orte so- Freitag, 23. Mai 2014 wohl inmitten von Städten als auch in mannigfaltigen ruralen An diesem Tag der GR2013-Erkundung traf sich die Exkursions- Landstrichen. gruppe 14 Uhr mit dem Studenten Jens Denissen am TGV-Bahnhof. Eine Hilfe für interessierte Menschen, die sich mit einer derart neu- Seine Tour führte bspw. vorbei an einem Feuerwehrübungsge- en Ortserfahrung auseinandersetzen möchten bietete das (wie es lände und einer stillgelegten Bauxithalde, einem unbrauchbaren nicht anders zu erwarten ist, ebenso) ungewöhnliche Wander- Endprodukt welches aus der Aluminiumproduktion hervorgeht buch zur Route. In ihm werden der als europäischer Fernwander- und von dem bis heute eine Reihe gesundsheitsgefährdender Be- weg klassifizierte GR2013 und dessen Wege durch die zeitgenös- denken ausgehen. sische Landschaft der Metropolregion Marseille-Aix eindruckvoll beschrieben. Es vereint praktisches Kartenmaterial, Informationen Samstag, 24. Mai 2014 zu Architektur, Industriegeschichte, Gewässern und Pflanzen mit Die zweite Tour auf dem GR2013 an der die Studenten teilnehem Arbeiten der beteiligten Künstler wie Fotos, Karten, Zeichnungen durfte wurde vom Spaziergangskünstler hendrik Sturm durchge- und Texten. führt und begann um 9 Uhr am TGV-Bahnhof. Die Gruppe passier- Beim Streifen durch die urbane Landschaft dienen gelb-rote Mar- te an diesem Tag bspw. eine alte wertvolle Kurzwellen- und Radio- kierungen an Wegesrändern, Stadtmobiliar, auf dem Boden oder station und streiften durch die Ruinen und Mauerreste historischer auch an Bäumen dem Spaziergänger als Orientierungshilfe. Durch Bauernhöfe. Zudem passierte die Gruppe das gelände einer Klär- eben diese ist der Pfad von jedem Ort der Strecke zugänglich. schlammhalde, einem Ort an dem menschlicher Klärschlamm Der GR2013 ist gespickt mit ungewohnten Blickwinkeln auf die über diverse Schritte wieder zu Kompost wird. Metropolregion, bewegenden Szenerien und äußerst eindrucksvollen Panoramen. Insgesamt ähnelt der Streckenverlauf des Me- Die Erfinder betrachten den Weg als ein Kunstwerk an sich und tropolenwanderweges einer überdimensionalen liegenden „8“ im vergleichen ihn mit einem „Freilichtmuseum“ in Form eines Wan- Süden der Provence. Die beiden Kreise überschneiden sich am derweges. Jeder der die Wege des GR2013 entlangwandert oder TGV-Bahnhof Aix-en-Provence. Hier begannen auch die zwei Tou- -spaziert kann ganz persönliche Eindrücke daraus gewinnen. Je- ren auf dem GR2013, die im Rahmen der Exkursion der Studieren- der nimmt andere Impressionen auf und mit und zieht ganz per- den der Stadt- und Raumplanung stattfanden. sönliche Rückschlüsse des gesehen auf seine Gedanken. Französische Botschaft 2014: Dezentralisierung: Frankreich stärkt Metropolregionen, verfügbar: < http://www.ambafrance-de.org/Dezentralisierung-Frankreich>, Zugriff am 27.07.2014. Germany Trade & Invest 2014: Marseille sucht einen Platz als französische Mittelmeer-Metropole, verfügbar: < http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=1012572.html>, Zugriff am 26.07.2014. GR2013, La grande randonnée, offizielle Website, http://www.mp2013.fr/gr2013/en/, Zugriff am 26.06.2014. HafenCity Hamburg, Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung 2009: Provence Alpes-Cote-d´Azur, Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven der Region PCA im Kontext der aktuellen Debatte um die Reform der Gebietskörperschaften in Frankreich, Hamburg. Prof. Dr. Stephane Hanrot, Le camous du Luminy, Fachgespräch am 21.05.2014, Marseille. Manuel Andrack, Die Kunst zu wandern, Wo Ruinenfelder und Kaninchenkot zum Erlebnis werden: Unterwegs auf der Grande Randonneé 2013 rund um Marseille, in: Zeit-Online, http://www.zeit.de/2013/27/marseille-wandern-grande-randonnee, Zugriff am 26.07.2014. Stefan Simons, Kulturhauptstadt 2013 Marseille: Weg von Drogen und Bouillabaisse, in: Spiegel-Online, http://www.spiegel.de/reise/staedte/ kulturhauptstadt-2013-marseille-weg-von-drogen-und-bouillabaisse-a-812577.html, Zugriff am 26.07.2014. 24 24 25 L’Unite d’Habitation de Le Corbusier á Marseille Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Moderne - Paul Neumann, Ingrid Schwartz-Götz Kurzbiografie Le Corbusier Neben der Realisation einzelner Bauten liegt Le Corbusiers Augenmerk besonders auf der Realisation wegweisender städtebaulicher Charles-Edouard Jeaneret-Gris wurde am 6. Oktober 1887 im Konzepte. Diese erlangen durch zahlreiche architekturtheoreti- Schweizerischen La Chaux-Fonds geboren. Nach seiner Ausbil- sche Schriften große Verbreitung sowie Le Corbusiers maßgeb- dung zum Maler, Graveur und Goldschmied an der Kunsthoch- liche Beteiligung an verschiedenen Kongressen sowie der 1944 schule École d‘Art begann Le Corbusier 1904 das Studium der veröffentlichten Charta von Athen, welche die Leitsätze für den Architektur. Weitere bedeutende Grundlagen, die ihn zu einem Städtebau entwirft. der bedeutendsten Archtiketen machte, sammelte Le Corbusier in führenden Architekturbüros Europas. Besonderes Interesse hegte Zu eines seiner wichtigsten und bedeutendsten Nachkriegsbau- er an der modernen Stahl- bzw. Eisenbetonbauweise. So entwi- ten zählen der Wohnkomplex „Unité d‘habitation“ in Marseille. ckelte er 1914 ein Skelettsystem, genannt „Domino“, aus Eisen- Le Corbusier stirbt am 27. August 1965 als einer der bedeutends- beton, das für den Einsatz von Mehrgeschossbauten gedacht war. ten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Le Corbusier siedelte 1917 nach Paris über wo er sich der Malerei von Ölgemälden widmete. Das bekannte Proportionsgesetz „Modulor“, eine auf dem goldenen Schnitt basierende, in Technik und Le Corbusier – Unité d`Habitation Architektur universell anwendbare Maßeinheit, entwickelte Le Corbusier 1943, womit er einen übergreifenden Ansatz für seine Die Unité d’Habitation (französisch „Wohneinheit“) ist ein, vom Ar- Arbeit als Architekt, Möbeldesigner und Städteplander schuf. chitekten Le Corbusier entwickelter und fünf Mal realisierter, Wohnungsbautyp. Der Anlass, ein solches Gebäude zu entwickeln und umzusetzen, war die Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg in Marseille, Frankreich. Der Minister, Rauoul Daoutry, für Wiederaufbau beauftragt Le Corbusier, einen Prototyp für den französischen Massenwohnungsbau zu entwerfen. Le Corbusier, eigentlich Charles-Édouard Jaenneret-Gris, war ein schweizerisch-französischer Architekt, Architekturtheoretiker, Stadtplaner, Maler, Zeichner, Bildhauer und Möbeldesigner und zählt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Das von ihm entwickelte Modulor, welches sich in seinen Werken wiederfindet, beruht auf der Lehre des Goldenen Schnittes und der Fibonacci-Serie, als Teil der Suche nach allgemeingültigen, idealen Proportionsgesetzen. Abb. 14: Le Corbusier Die Unités d’Habitation können als Vorläufer des Plattenbaus be- 26 Abb. 15: Le Corbusier - Schnittzeichnung der L-förmigen Wohnungen zeichnet werden. So war die Idee, durch eine Serienproduktion ein hohes Maß an Effektivität zu erreichen und der breiten Masse, Abb. 16: Atelier Unite d Habitation - Marseille (Gegenwart) bezahlbaren, erhöhten Wohnkomfort zu ermöglichen. Die Funktion des Wohnens und andere Einrichtungen des täglichen Bedarfs Das im Jahre 1952 erbaute Wohnhaus, welches auch „cité radieu- sollten gestapelt werden, was Le Corbusiers Leitbild der „vertikalen se“ - die strahlende Stadt genannt wird, zählt heutzutage zu den Stadt“ entspricht. markantesten Werken der modernen französischen Architektur. Nicht nur im zeichen für die moderne Nachkriegszeit, sondern Hierzu beschreibt er seinen Entwurf als Flaschenständer, in wel- vor allem der städtebauliche Ansatz, der ein menschliches Zusam- chem standardisierte „Flaschen“ eingelegt werden, wobei die menleben in Form einer autarken Wohnsiedlung aufgreift, gelten Skelettkonstruktion aus Stahlbeton besteht und das unterste als erhaltungswürdig. Das mittlerweile unter Denkmalschutz ste- Stockwerk als Installationsebene auf riesigen Pilotis steht. Die hende Bauwerk gehört zum Architekturerbe der Stadt Marseille Wohnungskörper greifen teilweise über zwei Etagen L-förmig in- und zieht unter diesem Gesichtspunkt viele Touristen an. einander (siehe Abbildung 2). Die Unité d’Habitation in Marseille befindet sich auf einer 3,5 ha großen Fläche im Randgebiet der Stadt. Mit einer Höhe von 56 Metern und einer Länge von umfasst es 337 Wohneinheiten in 23 verschiedenen Formen, Geschäfte für den alltäglichen Bedarf, einen Kindergarten und auf dem Dach eine Bademöglichkeit. Kritik wurde an Le Corbusiers Konzept insbesondere an den zu detaillierten inneren Beziehungen geübt, als dass die Architektur den Bewohnern tägliche Abläufe und Gänge vorschreibt und die Beziehung zur Umgebung zu allgemein gehalten wurde. Abb. 17: Unite d‘ Habitation 27 Abb. 18: Fenster im Erdgeschoss Außenfassade Abb. 19: Fenster im Erdgeschoss Innenfassade Das System einer autarken Wohnsiedlung mit eigener Einkaufs- da das waschen innerhalb der eigenen Wohnung durch eine ei- passage und Gemeinschaftlich nutzbaren Räumen funktioniert gene Waschmaschine bequemer ist. Von den dort zahlreich an- heute nur noch teilweise, vor allem auch weil das Haus eine Art gesiedelten Geschäften sind heutzutage allerdings nur noch eine bewohntes Museum geworden ist. Buchhandlung und eine Patisserie übrig geblieben. Jedoch gibt Doch auch wenn die Einzelhandelspassage vorwiegend durch es noch das Hotel und das Restaurant welche beide noch original leerstehende Läden gekennzeichnet ist, als Wohnhaus ist es nach ausgestattet sind. wie vor sehr beliebt. Als eigentlich sozialer Wohnungsbau errichtet wohnen heutzutage gut sittuierte Freiberufler und Angestell- Das Flachdach, welches als Erweiterung der Gemeinschaftseinrich- te in den zweigeschossig angelegten Wohnungseinheiten. Diese tungen galt, dient heutzutage immernoch als diese. Jedoch be- wurden allerdings innerhalb der der Jahre, ausgehend von einem herbergt es anstelle des damaligen Kinderhorts eine Kinderkunst- erhöhten Platzbedarf pro Person, durch Durchbrüche, dass Ent- schule mit Atelier. Nachdem eine Reihe von Theateraufführungen fernen ganzer Wände und zusammenschließen von mehreren dort stattfunden, wurde das Flachdach im Jahr 2010 renoviert und Wohnungen, angepasst. So können sich die Bewohner durch die beherbergt seit 2013 ein Ausstellungszentrum genannt MaMo. gewonnene Fläche, innerhalb ihrer Wohnung, individuell und frei Obwohl die Konzeption und Idee des „vertikalen Dorfes“ oft auf entfalten. Durch die veränderung der Nutzungsansprüche konnte Kritik gestoßen ist, lässt sich mit bestimmtheit sagen das die Be- auch ein Rückgang in den Gemeinschaftseinrichtungen festge- wohner eine enge Verbundenheit zu ihrer „strahlenden Stadt“ he- stellt werden. So ist ein zentraler Waschsalon nicht mehr nötig, gen und nach wie vor gerne dort leben. 28 29 Grands Projets in den Quartiers Nord Ideen (Geschichte) und Realitäten (Gegenwart) der Wohnquartiere und Initiativen zur Rehabilitation des Nordens von Marseille - Jana Stief, Jessica Wolf Allgemeines zur Situation im Marseiller Norden derne Architektur und Stadtplanung gewann an Bedeutung, nicht Die Metropole Marseille ist im Hinblick auf die Stadtplanung sehr stalteten Wohnkomplexe, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft facettenreich. Der südliche Teil der Stadt etabliert sich als gehobe- befinden. Die vom Staat und der Marktwirtschaft entwickelten nes Ensemble, in denen gutbürgerliche Menschen ansässig sind. Modernisierungsprojekte ergaben im Gegensatz zu den bisheri- Im Gegensatz dazu stellt sich der Norden als sozialer Brennpunkt gen Slums enorm verbesserte Wohnsituationen, die laut soziolo- dar. La Viste, Parc Maurelette und la Savine sind nur einige der gischer Untersuchungen von den Bewohnern als gut empfunden Wohnkomplexe des nördlichen Ensembles. Nach dem Zweiten wurden. Bis Ende der 1960er Jahre wurden zirka sechs Millionen Weltkrieg bestand das Ziel darin, die angerichteten Verwüstungen neue Wohnungen gebaut. Allerdings bewohnten Angehörige der des Krieges wieder zu beheben und neuen Wohnraum zu schaffen. Unterschicht oder der unteren Mittelschicht, die sich im Norden Die in den 1950er und 1960er Jahren errichteten Großwohnsied- Marseilles etablierten, den Großteil dieser Wohnanlagen. Die zu- lungen waren die Antwort auf die enorme Wohnungsnot. vor für gut empfundenen Wohnverhältnisse entwickelten sich mit zuletzt durch die von verschiedenen Architekten individuell ge- den Jahren zu sozialen Brennpunkten. Dies ist besonders auf die Diese Großwohnsiedlungen entstanden besonders an der Pe- verfehlte Architektur der Großsiedlungen zurückzuführen, die mit ripherie der Städte infolge von subventionierten Darlehen von der Zeit unzumutbare Wohnzustände hinterließen. Organisationen des öffentlichen Sektors. Die französische Architektur der urbanen Milieus in der Nachkriegszeit sind das Resultat Die heutigen schlechten Wohnsituationen, Platzmangel, schlechte großer kultureller, sozialer und politischer Veränderungen. Die mo- Schallisolierungen, unzureichende allgemeine Versorgungseinrichtungen und minderwertige Bauqualität aufweisen, führten dazu, dass dem nördlichen Teil der Metropole ein schlechtes Image zugeschoben wurde. Ebenso sind in diesem Bereich randalierende Jugendliche, Drogenberichte und andere kriminelle Handlungen nicht unüblich, was durch diverse Zeitungsartikel das negative Gesichtsbild der Grand Ensembles verstärkt. Angesichts dieser drastischen Missstände empfiehlt die Polizei, diese Quartiere möglichst zu meiden. Aufgrund dieser Tatsache ist es schwer, die tatsächliche Situation richtig beurteilen zu können. Zwei dieser Großwohnsiedlungsprojekte, die für den Norden Marseilles bekannt sind, werden im folgenden Abschnitt in ihrer Idee näher erläutert. Abb. 20: Spuren von Vandalismus im Parc de Séon 30 Grundsätzlich dominerte in der französischen Stadtplanung das Prinzip der Trennung von Gebäudegrundtypen, die sich in Form von Zeilen-, Punkt- und Plattenbauten darstellen. Candilis‘ Idee war es, diese Kontinuität zu unterbinden. Er errichtete in la Viste Flachbauten, die sich zwischen 18-geschosssigen Punktbauten befinden. Er kombinierte demnach die Gebäudetypen miteinander, die ein kontinuierliches und gerastertes Gesamtbild ergaben. Die Freiflächen werden durch die Gebäudeanordnung auf dem Areal begrenzt. Die Wohnungen, der in dem Areal befindlichen drei Punkthochhäuser, unterliegen mehreren Funktionen und sind mit ausreichend Tageslicht ausgestattet. Sie sind entweder parallel oder in einem sogenannten Fischgrätenmuster angeordnet. Pro Etage sind sieben Wohneinheiten vorzu-finden, unter denen sich zwei oder drei Wohnungen einen autonomen Korridor teilen. Dabei verleiht die Breite von etwa sieben Metern den Flachbauten ein sehr schmales Aussehen, dessen Volumen allerdings von den Wohnungsgrößen abhängig ist. Diese großen Flachbauten sind aus verschiedenen Perspektiven das Wahrzeichen der Stadt als Abb. 21: La Viste - Grundriss La Viste Eingangsbereich des Nordens. Ein weiteres Augenmerk von la Viste sind die skalierten Wohngebäude, die ein zentrales Anliegen der Architekten waren. Da diese nicht kontinuierlich sind, sind gewisse Entwicklungen in diesem Bereich möglich. Diese Wohngebäude La Viste ist eine Großwohnsiedlung, die zwischen 1959 und 1962 bieten zudem Platz für die Vermietung von Büros an einer Seite. im Norden Marseilles erbaut wurde. Mit insgesamt 702 Wohnun- Die Fassaden der Wohngebäude sind die reinen Außenfassaden, gen, einem Einkaufszentrum und Dienstleistungs-angeboten ist wie sie im 19. Jahrhundert grundlegend vorzufinden waren. So- dieser ein überschaubarer Stadtteil. George Candilis, der im engen wohl in den Wohnungen, als auch an der Außenseite der Gebäude Kontakt mit Le Corbusier stand, ist der Architekt dieser Wohnsied- wurden sogenannte Schiebewände in der Außenwandfarbe ein- lung. Der Grund und Boden von la Viste ist nationales Eigentum gesetzt, die das Schließen und Öffnen verschiedener Zwischen- einer Festungsanlage. Hinter dem Namen ‘la Viste‘ verbirgt sich die räume und Fenster ermöglichen. Provence, welche den Blick über den gesamten Hafen auf einer Hochebene ermöglicht. Nach dem Erwerb des Bodens entschloss Parc Maurelette sich die marseillanische Baugesellschaft 1959 einen Wettbewerb für dieses Areal zu organisieren, der tausende Wohnräume schaf- Die Lebensqualität in den Großwohnsiedlungen war das zentra- fen sollte. Das Team, das sich bereits 1955 gründete und aus den le Thema in den 60er Jahren, so auch in Frankreich. Die Siedlung Architekten Candilis, Alexis Josic und Shadrah Woods bestand, Parc Maurelette, südöstlich der Siedlung la Viste steht unter dem gewann diesen Wettbewerb und ist seitdem Hauptarbeitsnehmer starken Einfluss der Architekten Candilis, Josic und Wood. Das En- bei sozialen Wohnungsbauaufträgen. Das in den frühen sechziger semble Maurelette befindet sich zwischen renommierten Land- Jahren fertigstellte Wohn-gebiet beherbergte einen Teil der Rück- häusern und Landschaftsgärten. An-gesichts dessen ist dar kehrer aus Algerien. 31 das sowohl die Wohnungen mit entsprechenden Ausstattungen, als auch die Gebäude und die Landschaft miteinander verbindet. Die im Gebiet aufeinanderfolgenden zehn Freiräume bilden von oben betrachtet ein kontinuierliches Band. Dieses stellt zudem eine Art Fußwegesystem dar, welches allerdings klar von der angrenzenden Autobahn getrennt ist. Maurelette wurde zudem unter dem Gesichtspunkt konzipiert, Wechselräume mit floralischen und mineralischen Elementen zu schaffen, die in Anlehnung an den Kontext der mediterranen Städte steht. Optisch besteht Maurelette aus zwei Gebäudegruppen. Die Gebäudegruppe, die sich auf der Hochebene befindet, basiert ausschließlich auf dem wohnlichen Leben. Dahingegen zielt die südliche Gebäudegruppe mehr darauf ab, den Kontakt zum öffentlichen Raum herzustellen. Darüber hinaus sind Plattenbauten der dominante Gebäudetypus, der mit Gewerbe- und Gesundheitseinrichtungen unterstützt wird. GR 2013 Abb. 22: Parc Maurelette - Grundriss Der GR 2013 oder auch „Grande Route“ ist ein 365 Kilometer langer Metropolwanderweg durch die zeitgenössische Landschaft auf geachtet wurden, das Landschaftsgärtnern in diesem Gebiet der Provence. durch die Umsetzung bestimmter Projekte zu ermöglichen. Das Nicolas Memain ein selbst ernannter Straßenjockey, Improvisa- Projekt Parc Maurelette wurde von einem multidisziplinären Team tionskünstler und Reiseleiter führte die Gruppe entlang des 4,4 entworfen. Die intensive Teamarbeit wurde durch offene Architek- Kilometer langen „Hanoi-Bernabo“ Weges durch die nördlichen tenbeiträge, Soziologie, Landschaft und visueller Atmosphäre, die Ensembles von Marseille. Den Ausgangspunkt dieser Tour bildete unter der Leitung eines privaten Unternehmens geführt wurde, die Metrostation ermöglicht. Neben architektonischen Qualitäten war die Arbeit des Teams vor allem durch organisatorische Fähigkeiten gekenn- ‘Bougainville‘, die gleichzeitig die Endstation des öffentlichen Me- zeichnet. Besonderheit dieses städtebaulichen Ensembles ist die trosystems in Richtung Norden darstellt. Die nördlicheren Gebiete Annäherung an die Entwicklung von Innenhöfen, die von öffentli- sind demzufolge nur durch Busse oder eigenen Verkehrsmitteln chen Plätzen erreichbar sind. Die Idee des Projektes besteht darin, erreichbar. Somit setzte sich die Tour mit Nicolas Memain mit dem die Schritte einer Konzeption zu verbessern, um gravierende Feh- Bus bis zur Haltestelle la Viste-Hanoi fort. Bereits während der ler zu vermeiden. Ebenso werden gestalterische Abstraktionen im Fahrt wurden aktuelle Missstände ersichtlich, die insbesondere die Städtebau umgangen. Der verfolgte sozialräumliche Ansatz zielt nördlichen Quartiere prägen. Von da aus setzte die Gruppe den darauf ab, das Bewusstsein der Bewohner für den Wohnraum und Spaziergang auf einem Teil des europäischen Fernwanderweges das Umfeld zu verbessern. Die Landhäuser, die mit Baumalleen, fort. Dieser führte vom Stadtteil la Viste durch den Parc Brégante Terrassen und Teichen versehen sind, bleiben daher im Projekt ent- durch den öffentlichen Parc de Séon. Charakteristisches Merkmal halten. Sie sind das kennzeichnete Bild des Parc Maurelette aus der des Parc Brégante stellt das dekorative Bassin dar, unter dem sich Autobahnrichtung. Grundsätzlich wurde ein Gebiet geschaffen, ein Wasserspeicher befindet. Bei der Besichtigung der nördlichen 32 Areale wurde ersichtlich, dass noch heute immer wieder Zeugnisse Projekt, das zum gemeinsamen Gärtnern einlädt. Es besteht seit aus vergangenen Zeiten das derzeitige Stadtbild prägen. Im Nor- drei Jahren und wurde in gemeinschaftlicher Initiative errichtet. den ist dies vor allem das Aquädukt, das im 19. Jahrhundert Teil Das Areal dient dazu, den nachbarschaftlichen Kontakt zu fördern. des Müllsystems der Stadt war. Dementsprechend kann es als soziales Zentrum im Marseiller Norden angesehen werden, welches die aktuelle Situation vor Ort Augenscheinliches Problem der Parkanlagen ist die unzureichen- stabilisieren soll. Zahlreiche Bewohner aus den Gated Communi- de Beleuchtung, die krimi-nelle Handlungen begünstigen. Dies ties oder den sozialen Brennpunkten verschiedener umliegender wurde beispielsweise an verbrannten Kraftfahrzeugen oder ille- Stadtteile nutzen diesen Ort als Treffpunkt. Auf dem Weg zum galen Sachbeschädigungen deutlich. Nichtsdestotrotz sind auch neuen Hafen war die Grenze zwischen Arm und Reich, also den so- positive Ansatz-punkte initiiert worden. So befindet sich auf einem zialen Brennpunkten und dem Prestigeprojekt ‘Euroméditerranée‘, Hügel im 15. Arrondissement von Marseille ein Urban gardening offensichtlich. Abb. 23: Gated Community Abb. 25: Wasserbassin im Parc Brégante Abb. 24: Urban Gardening Projekt Abb. 26: Blick auf das Consolat Mirabeau 33 Abschließend führte die Tour zum neuen Hafengelände, von dem Materialien aus das Navette die Gruppe über den Wasserweg zum Vieux Port brachte. Dort wurde der Spaziergang mit Nicolas Memain been- Links / Webseiten: det. drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008a: la Viste, o.O., verfügbar: <http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_marseille/monographies/1521_viste/1521_la_viste.pdf> (Zugriff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008c: Parc Kalliste, o.O., verfügbar: <http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_marseille/ monographies/1544_parc_kalliste/1544_parc_kalliste.pdf> (Zu- griff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008d: Bois Lemaitre, o.O., verfügbar: <http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_mar- seille/monographies/1217_18_bois_lemaitre/1217_bois_lemaitre. pdf> (Zugriff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008e: L´Americaine, o.O., verfügbar: <http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_mar- seille/monographies/1530_31_32/1530_31_32_americaine.pdf> (Zugriff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008f: du répertoire aux fiches, Abb. 27: Hafengelände Nähe Haltepunkt Navette o.O., verfügbar: <http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_marseille/monographies/repert.htm> (Zugriff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008g: quelques caractères des ensembles et résidences à Marseille, o.O., verfügbar: <http://www. paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme_marseille/monographies/caracter.htm#> (Zugriff: 2014-05-07). drac paca - architecture et patrimoine du XXe siècle, ensembles & résidences à Marseille, 1955-1975 2008h: tous les ensembles 34 et résidences à Marseille, o.O., verfügbar: <http://www.paca.cul- fr/la-viste/le-nouveau-visage-de-la-viste-253.html> (Zugriff: 2014- ture.gouv.fr/dossiers/xxeme_marseille/monographies/ensemble. 05-07). htm> (Zugriff: 2014-05-07). 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Baptiste Lanaspeze: www.libertaland.com/2013/11/crime-a-marseille-un-homme- „Es geht um die Wiederentdeckung der Umwelt.“ abattu-dans-la-cite-de-la-viste/> (Zugriff: 2014-07-28). „Wir verstehen unser Projekt als Museum unter freiem Himmel“, sagt Lanaspeze: „Der Weg ist das Werk.“ SPIEGEL ONLINE GmbH 2012a: Gewalttat in Marseille: 25-Jähriger mit Kalaschnikow erschossen, Hamburg, verfügbar: <http://www. spiegel.de/panorama/justiz/marseille-mann-mit-kalaschnikowerschossen-a-847213.html> (Zugriff: 2014-07-28). Auszug aus dem Zeitungsartikel VoxEurop.eu 2012: Nachts macht ein Zivilauto der Antikriminalitätsbrigade (BAC) in den nördlichen Vierteln von Marseille unaufhörlich seine Runde. In jeder Cité [Sozialwohnungsblock und sozialer Brennpunkt”] ist es SPIEGEL ONLINE GmbH 2012b: Kulturhauptstadt 2013 Marseille: das gleiche Schema. Sobald nur der Kühler des Polizeiautos sicht- Weg von Drogen und Bouillabaisse, Hamburg, verfügbar: <http:// bar wird, erschallt das “Arrraaah!” von Häuserblock zu Häuserblock, www.spiegel.de/reise/staedte/kulturhauptstadt-2013-marseille- von Wohnhaus zu Wohnhaus, von Treppenhaus zu Treppenhaus… weg-von-drogen-und-bouillabaisse-a-812577.html> Hohe Arbeitslosigkeit, ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung hat (Zugriff: 2014-07-28). keinen Abschluss und ein Drittel der Einwohner lebt mit weniger als 832 Euro monatlich. Das ist die Armutsgrenze. VoxEurop.eu 2012: Marseille, das Imperium der Dealer, Paris, verfügbar: <http://www.presseurop.eu/de/content/article/1477341marseille-das-imperium-der-dealer> (Zugriff: 2014-07-28). Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2012: Marseille - Stadt des Verbrechens, Frankfurt am Main, verfügbar: <http://www.faz.net/ aktuell/politik/europaeische-union/marseille-stadt-des-verbrechens-11904925.html> (Zugriff: 2014-07-28). 36 37 Vieux Port und das Pannier Stadtumbaupläne, die Zerstörung des Viertels durch die Besatzer und der Wiederaufbau - Andreas Hehl, Rhona Wagner Der Alte Hafen Marseilles liegt zwischen dem Panier Quater im geprägt von einem Ausbau des entlang des west- östlich verlau- Norden und der Kirche Notre Dame de la Garde im Süden und wur- fenden Teil des nördlichen Ufers. de schon vor mehr als 2600 Jahren von den Griechen als Handelsstützpunkt genutzt. In der sogenannten Estaque-Bucht gründeten Der römische Hafen bestand aud hölzernen Kaianlagen und Holz- sie die Stadt Massalia, das heutige Marseille. Von dort aus entwi- stegen. Diese waren mit Pfosten befestigt und anhand der Mu- ckelte sich die Stadt im 17. Jahrhundert auch in Richtung Süden. schelreste können Rückschüsse auf die Meereshöhe und die Ha- Auch heute noch ist er das „lebendige Zentrum“ Marseilles. fenbeckentiefe zu Bis 1666 entwickelte sich Marseille ausschließlich enlang der Der Alte Hafen, oder wie er auf französisch heißt, „le Vieux Port“ Hügel und Hänge des nördlichen Ufers der Bucht. Der Grundriss und somit die heutige Stadt Marseille entwickelten sich 600 v.Chr. wurde dabei nur gering verändert (siehe Le Panier). Erst nach 1666 an einer durch einen kleinen gebirgigen Vorsprung geschützen fand eine Entwicklung nach Süden und Osten statt. Aus diesen Bucht östlich des Rhone-Deltas. An dieser Bucht mit dem Namen Grund bedeckten die Bauten der stetigen Nachverdichtung auch „Lacydon“ entstand über mehr als zweit Jahrtausende die zweit- die hellenistischen und römischen Becken. größte Stadt Frankreichs, das heutige Marseille. Dieser Hafen „Der Hafen zog sich entlang des nördlichen Ufers des Lacydon, wurde ausschließlich zum Handel genutz, es ist kein getrennter am Hafenkai. Die Baustellen und schließlich die Galeerenwerft Kriegshafen an dieser Stelle bekannt. Die Handelsrouten führten entstanden im hinteren Teil des Lacydon. Das südliche Ufer hinge- entlang der Küste Frankreichs, aber über die Rhone auch bis nach gen, genannt ”Rive Neuve”, wurde zunächst vor allem ein Kultort, Mitteleuropa. Nekropole, Kloster von Saint-Victor, bevor man dort die ersten Staatsgüter, die Werft und schließlich die Speicher gründete. Mit Die Form der Hafenalage veränderte sich über die Zeit sehr stark. dieser Flächennutzung wurde bis zur Erweiterung der Stadtmauer Vorerst prägten die Griechen die Gestalt, heute nennt man den Ha- Ende des 17. Jh. nie wirklich gebrochen.“ (Fragen einer Hafenstadt: fen zu jener Epoche den „Klassischen Hafen“. Anhand der Grabung Marseille). „La Bourse“und den 1977 gefundenen Überreste des „Klassischen Hafens“ konnten auch heute noch Informationen gewonnen wer- Nach der Zeit der großen Ausdehung Marseilles nimmt die Alt- denAber nicht nur Spuren des Hafens wurden entdeckt sondern stadt negative Züge an, da sie mit der schönen, sauberen und auch Teile der früheren Stadtmauer. (vgl. Das Palais de la Bourse). großzügiger geplanten Neustadt nicht mithalten kann. An Stellen, wie dem Place Jules Verne und Villeneuve-Bargemon konnten alte Werfanlagen mit einer Länge von über 150m entlang Im Jahre 1881 unterscuhten Mitgleider der Handelskammer die des Standes festgestellt gewerden. Zur damaligen Zeit befanden Organistation der Häfen der Häfen Europas. In diesem Zuge wur- sich diese noch unterhalb des Meeresspiegels. de festgestellt, dass der Alte Hafen den Anforderungen der neuen Techniken (Dampfmaschinen) nicht mehr gerecht werden kann. Auf die Zeit der Griechen und dem „Klassischen Hafen“ im 4. Jhdt Den Ansprüchen der Zeit bis ins 18. Jhdt konnte der alte Hafen v. Chr. folgte die Zeit des hellenischen Hafens (3.-2. Jhdt. v. Chr.), mehr als gerecht werden. 38 Abb. 28: Der Alte Hafen Mit seiner zentralen Lage inmitten der Stadt, den kurzen Wegen dert namens „Le Logis du Panier“, eine andere geht von einer mit- und ausgelegt, für keinere Schiffe war er über Jahrtausend per- telalterlichen Taverne mit dem Namen „Au Panier“ in der heutigen fekt ausgestattet. Doch die nun gefragten großen und schweren Rue du Panier als Namensgeber aus. Dampfschiffe und die für den Handel sehr wichtig gewordene Anbindung an das Eisenbahnnetz forderten eine Veränderung. Diese Der Place de Lenche, gilt als der älteste Platz von Marseille. In der wurde 1885, mit dem Errich ten von künstlichen Hafenbecken und Antike lag die Agora der griechischen, später der das Forum der Docks in der nördlichen Bucht herbeigeführt. (vgl. fragen an eine römischen Siedlung. Dieser Platz war ursprünglich zu allen vier Hafenstadt: Marseille). Seiten hin geschlossen. Im 16. Jahrhundert siedelte sich der Adel am Platz an. Das Pannier Quarter im Wandel Die Römer konnten 125 v. Chr. die Stadt mit in ihr Reich aufnehDie angelegten Straßen und Gassen des „Le Panier“ gehen eben- men, da sie die Stadtgründer vor einem Angriff keltischer Stämme falls auf die Zeit der Griechen in Marseilles zurück und machen das bewahrten. Bis 972 n.Chr. wurde Marseille immer wieder von Panier zum Ort der ersten Besiedlung Marseilles. Zur Entstehung des Names „Le Panier“ gibt es unterschiedliches Thesen. Eine Quelle berichtet von einer dort ansässigen Herberge im 17. Jahrhun- 39 Während des Zweiten Weltkriegs und unter der Herrschaft der Nazis wurden 1943 auf Grundlage eines von den Franzosen entwickelten Plans, Häuser auf einer Fläche von 40 Hektar im unteren Bereich des Paniers gesprengt. Die 20.000 Bewohner wurden zuvor evakuiert und 800 von ihnen wurden in Konzentrationslager deportiert. Die Gründe dafür sollen zum einen, die unkontrollierbare Kriminalität und zum anderen die großen Anzahl an dort vermuteten Widerstandskämpfer gewesen sein. Von dieser Sprengung verschont blieben das historische Rathaus und die Maison Diamantée. Dieser Stadtpalais konnte erhalten bleiben, weil die Vichy-Regierung im Gegenzug ihre Einwilligung zur Auslieferung der festgenommenen Juden an die Deutschen gab. Trotz der Tatsache, dass es bereits seit den 30er Jahren Pläne gab, die vorsahen das Viertel neu zu strukturieren hat sich in den Köpfen festgesetzt, dass die Idee für die Sprengung und der Bau neuer Wohnungen von der Vichy-Regierung kam. „Wie weit die Zerstörung des Panier-Viertels also auch den Interessen der Stadt Marseille und den Immobilien-Spekulanten entgegenkam, ist eine Frage, zu der sich die örtlichen Historiker nur etwas zögerlich äußern. Der Historiker Robert Mencherini hier von der Universität Marseille betont jedoch, dass es einen direkten Befehl Hitlers gab, dieses alte Stadtviertel zu vernichten.“ (http://www.deutschlandradiokultur.de/als-die-deutschen-in-marseille-wueteten.1013. de.html?dram:article_id=234964) Abb. 29: Ausschnitt des Pannier Quarters Der Alte Hafen in Zeiten der Euromediterranée Germanen und Arabern überfallen, doch mit der Gründung der Grafschaft Provence durch Wilhelm von Arles konnte die Stadt großen Reichtum erlangen. Seit dem 15. Jahrhundert ist Marseille Früher das wirtschaftliche Zentrum von Marseille, dient er heute als Versammlungsort und Treffpunkt für Touristen und gilt als eines französisch. der vielen kulturellen Zentren der Stadt: der Vieux Port von Mar- Die heute zweitgrößte Stadt Frankreichs zeigt am Place de Mou- ische Kulturhauptstadt und hat den seit 2002 zum Weltkulturerbe lins seinen dörflichen Charakter. Früher standen dort, am höchsten Punkt des Paniers Windmühlen, angetrieben vom Mistral. Die heutige Bebauung des Le Panier ist durch Gebäude aus dem 18. Jahrhundert gekennzeichnet. Zwichendrin findet man aber auch Häuser aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. seille. Die französische Metropole am Mittelmeer ist 2013 Europägehörenden Hafen herausgeputzt. Nun gibt es mehr Platz für Fußgänger. Alte Bootshäuser und technische Einrichtungen wurden abgerissen, umstrukturiert und an anderer Stelle neu errichtet. Das Hafenareal ist stärker mit der Innenstadt verbunden, der Verkehr soll weiter reduziert werden. Auf breite Zustimmung in Politik und Bevölkerung stoßen die Neu- 40 gestaltungen im Vieux-Port. Das Hafengebiet wurde nach einem öffentliche Platz Raum zur entfaltung. Die Feierlichkeiten zur Er- Masterplan von Foster + Partners (London) und des französischen öffnung Marseilles als Kulturhauptstadt Europas 2013 fanden zum Landschaftsarchitekten Michel Desvigne neu gestaltet. Es wurde Teil hier statt. Das „Theatre de la Crièe“ sowie mehrere Museen, Ga- eine großzügige Fläche zum flanieren für Fußgänger geschaffen, lerien und Konzertsäle in unmittelbarer Nähe des Hafens erfreuen indem einerseits technische Einrichtungen auf Plattformen in sich steigender Beliebtheit. Auf dem „Quai des Belges“, dem oval das Hafenbecken verlegt, andererseits die Verkehrsführung neu angelegten Platz zwischen Hafen und Stadt, der das östliche Ende geordnet und die einst mehrspurige Trasse auf zwei Fahrstreifen des Hafengebiets bildet,erkennt man erst auf den zweiten Blick ein zurückgebaut wurde. Entstanden ist ein öffentlicher Raum im leichtes Dach auf schlanken Stützen. Der 46 x 22 m große Stahlpa- Zentrum der Altstadt, der von Einwohnern und Touristen als städ- villon von Foster + Partners, genannt „Ombriére“, dient einerseits tischer Platz entdeckt werden kann. Zahlreiche Restaurants und als Blickfang und Sonnenschutzdach und ist zugleich ein architek- Cafés sind dort angesiedelt, die den Blick auf das emsige Treiben tonisch einmaliges Bau an den Kais ermöglichen. Das alte Rathaus der Stadt ist hier zu finden, und auch für vielseitige kukturelle Veranstaltungen bietet der Abb. 30: Die Ombrière am Alten Hafen 41 werk. Mit poliertem Edelstahl verkleidet, reflektiert die Unterseite die Exkursionsgruppe die Möglichkeit, M. Frédéric Roustan, leiten- wie ein Spiegel das Geschehen unter dem Dach und im Hafenbe- der Mitarbeiter der AgAM, zu treffen. Die AgAM ist eine private Or- cken. Die Flächen verjüngen sich zum schmalen, nur als dünne ganisation, die sich mit Fragen und Problemstellungen der Stadt- Linie sichtbaren Dachrand, der den immateriellen Eindruck des planung beschäftigt. Sie wird derzeit von 18 Städten beauftragt Pavillons verstärkt. Den Boden bedecken helle Granitplatten im und arbeitet direkt mit dem Staat und den jeweiligen Regionen Farbton des originären Kopfsteinpflasters. zusammen. Die Besucher des Pavillons und Teile der Umgebung bilden sich Roustan war maßgeblich an den Planungen zur Umgestaltung des auf der verspiegelten Unterseite des Stahldachs ab, das aus der alten Hafenareals und anderen Projekten der „Euroméditerranée“ Ferne als schmale, silberne Linie erscheint. beteiligt und steht den studierenden Rede und Antwort auf viele Bei einem Termin in der Zentrale der Agentur für urbane Projekte Fragen rund um die Umbaumaßnahmen. Auf diese Weise konnte „AgAM- Agence d’urbanisme de l’Agglomération Marseillaise“, hat in Erfahrung gebracht werden, dass bei den Umbaumaßnahmen Abb. 31: Die „Nouvelle Cathédrale de la Major“ 42 des alten Hafens und den damit einhergehenden Maßnahmen zur drale wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf einer Verkehrsberuhigung großer Wert auf die Schaffung einer Begeg- Fläche erbaut, die schon seit dem fünften Jahrhundert als kulturel- nungsstätte für Fußgänger gelegt wurde. Sowohl in der Bevölke- le Stätte zur Ausübung religiöser Zwecke dient und auf der schon rung als auch in der Politik traf dies auf große Zustimmung, da die mehrfach Kathedralen Marseilles erbaut wurden. Der Name „Ma- Zahl an öffentlichen Räumen in Marseille allgemein als zu gering jor“ stammt aus der okzitanischen Sprache, woran ein Markierung eingeschätzt wurde. an der Kathedrale aus dem zwölften Jahrhundert erinnert. Eine der Bedingungen zur Aufnahme von Umgestaltungsmaß- „Panier“ ist das französische Wort für „Korb“. Die Namensgebung nahmen bestand darin, einen internationalen Wettbewerb auszu- stammt aus einer Zeit, als das Viertel noch von Mühlen, Bäckereien schreiben, den das Londonder Architekturbüro Foster + Partners und Fischhandel geprägt war und regelmäßig Händler ihre Waren für sich entscheiden konnte. Ursprünglich war geplant, sieben Ob- auf Märkten im Quartier anboten. jekte ähnlich der Ombrière rund um den Hafen anzulegen, vonn mende Krankenhaus Hôpital du Saint-Esprit wurde im Laufe der denen keines, einschließlich der Ombrière selbst, nach unten ver- darauffolgenden Jahrhunderte vergrößert, und im 16. Jahrhun- spiegelt sein sollte. Eine Idee, die von Roustan verworfen wurde, dert mit dem Krankenhaus Hôpital Saint-Jacques de Galice zusam- der schlussendlich auch den entscheidenden Anstoß zur Verspie- mengelegt, um ein Jahrhundert später zum Hôtel-Dieu zu werden. gelung des nunmehr einzelnen Kunstwerkes lieferte. Der Umbau wurde von einem Neffen des berühmten Architekten Bisher sind ca. 80% der geplanten Baumaßnahmen abgeschlossen. Hardouin-Mansart begonnen, dessen ehrgeiziges Projekt jedoch Eines der für die Zukunft geplanten Projekte besteht in der ausgie- nur teilweise realisiert wurde und das Hôtel-Dieu in seiner heu- bigen Begrünung des Hafenarreals. Damit soll eine Renaturierung tigen Form entstand unter dem Zweiten Kaiserreich. Zunächst des äusseren Hafenbereichs erreicht werden, die gestalterisch ei- war es wie alle Krankenhäuser des 18. Jahrhunderts nach allen ner Zeit entspricht, in der nur ein Bruchteil der jetzigen Fläche von vier Außenseiten hin abgeschlossen und verfügte über 2 große, Versiegelung betroffen war. Laut Herrn Roustan belaufen sich die voneinander getrennte Innenhöfe, einen für Frauen und einen für Kosten des Umbaus des Vieux Port bisher auf ca. 45 Mio Euro. Männer. Der Architekt Blanchet entschied, den Gebäudekomplex nach Süden hin zu öffnen und die Flügel im Osten und Westen mit Das Pannier Quarter Heute Pavillons abzuschließen. Die drei Etagen verfügen über die für den Krankenhausbau dieser Epoche typischen Galerien. Die Treppen Erbaut auf den Hügeln „Moulins“, auf dem Gelände der antiken wurden von Joseph-Esprit Brun geschaffen. griechischen Kolonie Massalia, ist das Panier Quarter einer der we- Seit 2013 beherbergt es ein 5-Sterne Intercontinental-Hotel. nigen verbliebenen Orte in Marseille, die noch heute Zeugnis der Die Bronzebüste von Jacques Daviel erinnert daran, dass er in 1745 weitreichenden Geschichte Marseilles geben können. Steile Trep- im Hôtel-Dieu zum ersten Mal den grauen Star durch die Entfer- pen und bunte Häuserfasaden geben den typischen mediterranen nung der getrübten Linse operierte. Daraufhin wurde er zum Au- Eindruck wieder, der an alte spanische und italienische Viertel er- genarzt von Ludwig XV. ernannt innert. Heute gilt das Pannier Quarter, mit bekannten Straßen wie Der „Place de Lenche“ liegt auf einer alten griechischen Agora, der „La Montée des Accoules“, „Rue du Pannier“ und dem „Place des einem Ort von dem aus Bewohner das Kommen und Gehen der Moullins“ als modisches Viertel und beherbergt exklusive Restau- Schiffe im Hafen beobachten konnten. Der Platz war ursprünglich rants, Boutiquen, Bars und Kunstgallerien. Das Quartier wurde seit an allen vier Seiten geschlossen. Unter dem Platz befinden 1983 mit Mitteln der Europäischen Kommission wieder aufgebaut und restauriert. Unweit des Panier Quarters befindet sich die „Nouvelle Cathédrale de la Major“. Sie ist der Sitz der Erzdiözese von Marseille. Die Kathe- 43 sich alte griechische Zisternen, die im dritten Jahrhundert vor bereichs bei. Die Gebäude in zweiter Reihe sind demhingegen aus Christi Geburt erbaut wurden. Diese werden heute als unantast- Stahlbeton gefertigt und tragen Merkmale griechischer Bauart. bare aber intakte historische Monumente der Antike behandelt. Zusätzlich zu diesen Informationen verrät uns Prof. Dr. Bonillo, Wir hatten das Glück, unseren Donnerstag Abend mit Herrn Prof. dass wir, für den Fall wir wollten uns in Zukunft am alten Hafen Dr. Jean-Lucien Bonillo verbringen zu dürfen. Herr Bonillo ist Ex- Marseilles niederlassen, mit einem Kaufpreis von ca. 10.000 Euro/ perte in historischen Belangen und der vielseitigen Architektur qm oder eine Miete von ca. 2.500 Euro pro Monat bei einer Fläche rund um die baulichen Anlagen des alten Hafens und des Pannier von 85 qm zu rechnen hätten. Quarters. Von ihm erhalten wir eine Fülle an Informationen über Der Stadtspaziergang mit Herrn Bonillo endet aus Zufall vor einem die Architekten der Gebäude im direkten Umfeld des Hafens so- Appartmentgebäude in der Straße „Square Protis“, in dem ein Teil wie die Herkunft und Beschaffenheit der für den Bau verwendeten der Exkursionsteilnehmer, darunter auch der Author, das Glück Materialien. Bei der Verarbeitung der vorderen Gebäudereihe im hatte für die Dauer dieser außergewöhnlichen Bildungsreise woh- Nordwesten des Hafens verarbeitete der französische Architekt nen zu dürfen. Genannte Personen bezeugen, dass Marseille, der Fernand Pouillon bewusst eine geschlossene Struktur aus Stein- Alte Hafen und das Pannier Quarter neben ihren architektonischen blöcken, um den Eindruck einer massiven Fassade zu schaffen. Die und historischen Besonderheiten im gleichen Rahmen ein hohes Gestaltung der Gebäude ist angelehnt an die altrömische Bauwei- Maß an Lebensqualität zu bieten haben. se und trägt maßgeblich zur charakteristischen Gestalt des Hafen- Discover Marseille, the old Marseille, http://www.marseille-tourisme.com/en/discover-marseille/city-of-art/the-old-marseille/, Zugriff am 24.07.2014 Marseille, France‘s Melting Pot, http://cromwell-intl.com/travel/france/marseille/, Zugriff am 24.07.2014 Baunetz, Foster gestaltet Hafen in Marseille, http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Foster_gestaltet_Hafen_in_Marseille_2498879. html, Zugriff am 26.07.2014 Detail, Marseille 2013 - neue Architektur für die Kultur, http://www.detail.de/architektur/themen/marseille-2013-neue-architektur-fuer-diekultur-2-021416.html, Zugriff am 26.07.2014 Myentdecker, Flanieren am alten Hafen von Marseille, http://www.my-entdecker.de/europa/frankreich/marseille/flanieren-im-alten-hafenvon-marseille-0, Zugriff am 26.07.2014 Site officiel de la Ville de Marseille, Marseille eine weltoffene Stadt, http://www.marseille.fr/sitevdm/jsp/site/Portal.jsp?page_id=769,. 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Deutschen Geographentag, Hamburg, 4.-9. Oktober 1999 Simon, Klaus 2014: Marseille, die Highlights der Stadt direkt erleben, Ostfildern 44 45 Last Exit Marseille Das Lager Camp des Milles in Aix-en-Provence Maximilian Stamm, Christoph Webel Camp les milles Geschichte Am 4. Tag unserer Südfrankreich Exkursion starteten wir schon Ein Internierungsort für „feindliche Ausländer“ früh morgens in den zweiten thematischen Teil der Exkursion. Ziel war es, die Region Aix-en-Provonce zu erkunden, sowohl die Schon kurze Zeit nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht Landschaft, die Vernetzung zu Marseille, die Kultur aber auch die auf Polen und dem damit einhergehenden Kriegsbeginn, wurde Geschichte galt es zu entdecken. die alte Ziegelei im Südwesten von Aix-en-Provonce zum Lager für „feindlicher Ausländer“. Der Begriff „feindlicher Ausländer“ geht Nach einem vorgezogenen Frühstück traf sich die ganze Gruppe auf den im englischen geprägten Ausdruck „Enemy Alien“ zurück. am TGV Bahnhof in Marseille um gemeinsam mit dem TGV nach Dieser beschreibt die Staatsangehörigen eines anderen Staats, Aix-en-Provonce zu fahren. Nach der kurzen Zugfahrt, bei der man in einem Land, welches sich zur Zeit eines Konfliktes mit diesem schon die Schönheit und die Eigenheit der Region erahnen konn- Staat, im Inland befinden. So kam es, dass in Frankreich bereits te, erreichten wir den Bahnhof, von hier ab ging es mit dem Bus im September 1939 Häftlinge aus Deutschland und Österreich weiter in die Innenstadt von Aix. Nach einem kurzen Aufenthalt im interniert wurden. Jedoch wurden zu dieser Zeit auch politische Herzen von Aix fuhren wir mit dem öffentlichen Nahverkehr zu un- Gegner des NSDAP-Regimes, sowie Juden und Intellektuelle wel- serem ersten Ziel des Tages, dem am Stadtrand gelegenen Mahn- che vor Stalin oder Hitler flohen, interniert. Nach nur einem Monat mal Camp les Milles. Die ehemalige Ziegelei wurde im Lauf des 2. waren im Camp schon über 1.500 Gefangen, welche aber bis auf Weltkriegs zu einem Lager für politische Gefangene. einen kleinen Teil schon bis März 1940 wieder entlassen wurden. Mit dem Angriff Deutschlands auf Frankreich im Mai 1940 änderte dies aber auch die Ausländerpolitik in Frankreich, sodass bis Juni 1940 die Zahl der Gefangenen auf ca. 3.000 Menschen stieg. Nach einem Waffenstillstand am 22. Juni 1940 wurden auf anraten des Lagerkommandanten 2.010 Gefangene mit dem Zug nach Bayonne überführt, um diese vor den deutschen Besatzern zu retten Transitlager und Deportation Nach dem Waffenstillstand und der damit verbunden Kapitulation Frankreichs, befand sich das Camp in der „Freien Zone“ und wurde nun als Deportationslager für Juden und politische Feinde der Nationalsozialisten genutzt. Die Freie Zone unterstand der KommanAbb. 32: Camp les milles Frontansicht 46 dantur des Vichy-Regimes, welches sich gegenüber der deutschen Historikern der Universität Aix-en-Provonce ist es zu verdanken, Besatzer verpflichtete Juden, überwiegend deutsche und österrei- dass der Plan, die veraltete und technisch nicht mehr intakte Zie- chische, ab einem Alter von 16 Jahren, welche in die freie Zone ge- gelei abzureisen, verhindert wurde. Das Camp les Milles, welches flohen waren, auszuliefern. Das Vichy-Regime unter der Regierung als einziges Lager dieser Zeit im vollen Umfang noch erhalten war, von Pierre Etienne Laval lieferte jedoch alle Gefangenen ab einem sollte von nun an als Gedenkstätte und Mahnmal an die Schrecken Alter von 2 Jahren aus. In Folge des Abkommens verließen fünf des 2. Weltkriegs erinnern. Die endgültige Entscheidung, das ehe- Züge mit insgesamt 2.000 Gefangenen über Paris nach Ausschwitz malige Lager als Gedenkstätte umzubauen, fiel darauf hin im Jahre das Lager. Bis zum verlassen des letzten Zuges am 10. September 2002. Jedoch vergingen bis zur Eröffnung am 10. September 2012, 1942 wurden im Camp les Milles 10.000 Häftlinge inhaftiert, unter 10 weitere Jahre. ihnen auch einige der größten Künstler und Intellektuelle des 20. Jahrhunderts. Nach der letzten Deportation nutzte die Kriegsma- Die Gedenkstätte rine der Wehrmacht das Camp als Marinelazarett, bis im August 1944 die amerikanischen Truppen Südfrankreich von der deut- Ähnlich wie die Geschichte des Camp les Milles in 3 Abschnitte un- schen Besatzung befreiten. terteilt werden kann, so ist auch die Ausstellung im Dokumentationszentrum in 3 thematische Areale unterteilt. Der erste Abschnitt widmet sich ausführlich wie kein anderer der Geschichte Europas und den Wirrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im zweiten Abschnitt wird ein besonderer Augenmerk auf die Lebensbedingungen im Camp, sowie die der einzelnen Insassen gelegt. Architektonisch und gestalterisch vom bisherigen Camp losgelöst präsentiert sich der dritte Abschnitt der Gedenkstätte als Reflexionszentrum. Es werden die 10 Stufen eines Genozids anhand von 3 Beispielen zusammen mit Zeitzeugenaussagen und Originaldokumenten aufgezeigt. Abschnitt 1 – Die Geschichte Abb. 33: Wagon der Deportationszüge Nach der Deportation bis Heute Bis Ende 1946 wurde das Camp von der US-Armee als Materiallager genutzt und anschließend den ehemaligen Eigentürmern der Ziegelei, einer Unternehmerfamilie aus Marseille, zurückgegeben. Aufgrund der großen Schäden und Zerstörungen und dem somit entstandenen Bedarf an Baumaterial wurde die Produktion von Ziegeln wieder aufgenommen. Abb. 34: Ausstellung 1. Abschnitt 47 Im Erdgeschoss der ehemaligen Ziegelei befindet sich als eröffnendes Element ein großer, sich über zwei Stockwerke erstreckender Eingangsbereich. Der Besucher erhält in diesem Bereich einen ersten Eindruck über die bedrückende und karge Stimmung im Camp, graue Beton- und veraltete Ziegelwände prägen genauso den ersten Eindruck, wie die neu installierten Metall Galerien, welche die Ausstellung in zwei Ebenen aufteilt. Ebenfalls befindet sich dort der Informations- und Kassenpavillon. Zu Beginnen der Ausstellung begibt man sich von hier in einen Raum zur Filmvorführung. Der ca. 10 Minuten lange Film, welcher per Audio Guide in vielen Sprachen verfügbar ist, beschreibt die Zustände im Camp sowie die Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Nach dem Film, in dem unter anderem Zeitzeugen und original Filmmaterial aus dieser Zeit zu sehen sind, geht der Besucher in den zweiten Teil des ersten Ab- Abb. 35: Innenhof mit Gefangenen schnitts. Hier öffnet sich ein Hauptraum mit mehreren kleinen Nebenräumen, alle sind gespickt mit Informations- und interaktiven Medientafeln. Abschnitt 2 – Das Camp und seine Insassen Der mittlere Abschnitt der Dokumentation ist dem Leben im Camp Thematisch führt die Ausstellung beginnend mit dem Deutsch- les Milles gewidmet, die unmenschlichen Lebensbedingungen Französischen Krieg von 1870, über die politischen Wirrungen der während der Internierung sind ebenso Thema wie die kleinen einzelnen Europäischen Länder zu Beginn des 20. Jahrhunderts Lichtblicke welche durch die Künstler und Kinder im Camp vielen bis hin zum ersten Weltkrieg. Anschließend werden Schlüsselper- Mut machten. Beschrieben werden von den Schlaflagern in den sonen der 1920er und 1930er Jahre vorgestellt und der Aufstieg ehemaligen Öfen und Heizräumen, über den Alltag in dem Gelän- der Nationalsozialisten in Deutschland erläutert. de und der damit einhergehenden Langeweile und Beengtheit, bis hin zu den Deportationen. Parallel zur politischen Historie wird anhand von Zeitungsausschnitten und Zitaten aus dieser Zeit die Stimmung, insbesondere auch der Antisemitismus dieser Epoche dem Besucher veranschaulicht. Ziel ist es, den interessierten Gast das Eintauchen und Fühlen dieser Zeit zu ermöglichen, auch die Stimmungen und Gefühle sollen spürbar gemacht werden. Es ist hierbei nicht Ziel Verständnis oder Ähnliches zu erzeugen, allein die äußeren Umstände sollen verdeutlicht werden. Gegen Ende des ersten Abschnitts werden die grauen des Krieges und die Vertreibung sowie die Flucht der Juden verdeutlicht. Auch die ersten Inhaftierungen im Camp les Milles sind Teil dieses Themenfeld. Abb. 36: Ausstellung 2. Abschnitt 48 An einprägsamen Stationen während dem Rundgang im zweiten Abschnitt, wird an einigen Stellen das Leben der Insassen an persönlichen Beispielen erzählt. Beispielsweise befindet sich neben einer ca. 30 mal 30 Zentimeter großen mit Bretten verdeckten Öffnung im Boden eine Infotafel, auf der die Geschichte von vier Jugendlichen aufgedruckt ist. Die vier Freunde sind vor einer Deportationsaktion in den Raum hinter dieser Öffnung geklettert um sich so der Verladung in die Züge zu entziehen. Was die Jugendli- Abb. 38: Wandgemälde Herz chen nicht wussten bevor sie in den Raum kletterten ist, dass es ein Raum direkt neben einem der Hauptgänge des Untergeschos- Auch ein Film gibt Auskunft über Verhältnisse im Camp und die ses war, welcher nur durch eine zugenagelte Tür davon getrennt Kämpfe in der Region. Die Zerstörung des Vieux-Port und des Ha- wurde. Die vier Versteckten hörten durch die Bretter hindurch die fenviertels in Marseille durch Truppen der deutschen Wehrmacht, Schreie und das Getrampel von Hunderten von Gefangenen, be- wie auch die anschließende Befreiung durch die US-Marines wer- vor diese in die Züge geschickt wurden. Nach der Räumung ge- den filmisch dokumentiert. lang den Jugendlichen am Abend darauf die Flucht aus dem Lager. Eine weitere tragische Zeitzeugengeschichte ist ebenfalls auf ei- Ein weiterer Teil dieses Abschnitts, welcher eine Besonderheit des ner Infotafel am Fenster zum Hof im 2. Obergeschoss festgehalten. Camps in Aix-en-Provonce darstellt, ist die Freilegung und Do- Durch dieses Fenster sprang am 10. September 1942 eine junge kumentation der Wandgemälde. Zu den Inhaftierten des Camps Mutter zusammen mit ihrem 2-Jährigen Kind in den Tod um sich zählten auch bedeutende Maler wie Anton Räderscheidt, Wols, der Deportation durch die Nationalsozialisten und des Vichy-Regi- Karl Bodek und Max Ernst. Die Künstler, darunter ca. 40 Maler aber mes zu entziehen. Viele Berichte aus dieser Zeit begleiten den Gast auch andere nicht namentlich Bekannte, haben sich durch in die durch den Rundgang, aber auch Fotografien und Schilderungen Wand geritzte oder aufgemalte Zeichnungen und Gemälde dort des alltäglichen Lebens zeichnen ein Bild des Camps. verewigt, auch sind vereinzelt Bilder auf Papier entstanden, da dies aber Mangelware war und leicht verloren ging, handelt es sich hierbei nur um wenige Exponate. Die Bilder zeigen teilweise das Abb. 37: Dachgeschoss, ehemaliger Schlafsaal Abb. 39: Wandgemälde 1 49 Leben im Camp aber auch fantasievolle Bilder bis hin zu kleinen Parolen, eben viele Facetten des Alltags. Es wird auch von Theateraufführungen und Tänzen innerhalb des Camps berichtet, welche die Insassen vom Leid und der Trauer ablenken sollten. Unter den Gefangenen waren auch Schauspieler und Theaterregisseure. Schriftsteller und Philosophen wie Hans Bellmer, Walter Benjamin, Golo Mann, Franz Hessel und andere trugen im Camp ihren Teil zur Gemeinschaft, durch ihre Kreativität und Schaffenskraft, bei. Viele der Schriftsteller und Philosophen hielten ihre Erlebnisse im Camp schon währende der Zeit in Aix-en-Provonce durch Notizen fest, aber auch nach dieser Zeit beziehen sich einzelne Werke oder Ausschnitte der Insassen auf die Zeit in les Milles. Abb. 40: Feuchtwanger im Camp les milles Lion Feuchtwanger verarbeitete in seinem 1942 verfassten Buch Feuchtwanger, welcher das Lager zur Zeit eines reinen Inhaftie- „Unholdes Frankreich“ das später den Titel „Der Teufel in Frank- rungs- und noch nicht als Deportationslager erlebte fasste die reich“ trägt, seine Erlebnisse aus der Inhaftierung. Die Odyssee Zeit dort als seine Aussichtsloseste und Ermüdendste zusammen, Feuchtwangers startete mit der Aberkennung seiner Staatsbürger- ebenso war er enttäuscht, als Flüchtling im politischen Exil so ver- schaft, und seiner Flucht nach Frankreich. 1933 emigrierte er nach raten und verkauft zu werden. Nach dem Krieg empörte er sich Sanary-sur-Mer in Südfrankreich, zu dieser Zeit war Sanary-sur-Mer auch über die Kollaborateure des Vichy-Regimes. das Ziel vieler deutscher Emigranten. 1939 wurden diese dann zu Beginn des zweiten Weltkriegs im Camp les Milles inhaftiert, Den letzten Teil des zweiten Abschnitts beinhaltet das Hauptthe- Feuchtwanger wurde erst im Mai 1940 nach les Milles gebracht, da ma der Deportation und der Holocaust in Ausschwitz und andern es für den Mittelmeerraum als taktisch sinnvolles Lager erachtet Lagern. Auf anschaulichen, wie auch erschreckenden Infotafeln wurde. Am 22. Juni 1940 begab sich Lion Feuchtwanger zusam- wird jedem Gast das Ausmaß und die Abgründe der Ereignisse dar- men mit ca. 2.000 Gefangen im Lager in dem „Gespensterzug“ auf die Flucht. Diese endete jedoch fünf Tage später wieder in der Nähe von les Milles. Der erfolgreiche zweite Fluchtversuch gelang ihm am 21. Juni 1940 nach Marseille. Von hieraus setze er seine Flucht aus Deutschland und dem von den Nazis bedrohten Europa bis hin nach New York fort. Angekommen in den USA entstand 1940/41 in New York das Buch „Unholdes Frankreich“. Im Buch beschreibt er den Zustand im Camp und im Frankreich 1939 so: „Man hörte immer die gleichen Klagen über die Sinnlosigkeit des Ganzen, die gleichen Verwünschungen der französischen Desorganisation, die gleiche Empörung gegen jenes Frankreich, das wir alle ursprünglich so heiß geliebt hatten.“ Abb. 41: Wandgemälde Masken 50 geboten. Es ist der Teil des Rundgangs der die Medien innerhalb nozids dargestellt. Zu Beginn des dritten Abschnitts, ähnlich wie der Ausstellung wie auch die Besucher zum schweigen bringen. im ersten und zweiten Teil, steht dem Besucher ein Film zur Ver- In der Gedenkstätte spiegeln die Schriftsteller, Maler und anderen fügung. Er fokussiert die Ereignisse dreier Genozide um anhand Künstler auf besondere und verständliche Art das Gefühl und die dieser Beispiele das Versagen der Menschlichkeit und die Gründe Gedanken des Lagers wieder. hierfür zu reflektieren. Der Film zeigt auf drei aneinander gereihten Leinwänden die Phasen des Genozids an den Armeniern, den Ju- Während der Besucher durch die Hallen, Öfen, Höfe und kleinsten den sowie den Völkermord Ruanda. Winkel der Ziegelei läuft, wird durch den Audio Guide, die Bilder und die Infotafeln dieser dunkle Teil der deutschen, französischen Der Völkermord an den Armeniern und den Aramäern ereignete und europäischen Geschichte greifbarer gemacht. Der Eindruck sich während des ersten Weltkriegs im Jahr 1915. Ziel des Komitee der Leere und das Wissen das die Räume einmal bis unter die De- für Einheit und Fortschritt, im Osmanischen Reich, war die Vertrei- cken mit Betten und Menschen gefüllt waren, das Wissen mit wel- bung und die Vernichtung der Armenier, Aramäern und Christen. chem Leid und welcher Angst die Gefangenen konfrontiert waren, Es war ein systematisch organisierter und durchgeführter Genozid, machen diesen Ort der Information und Dokumentation auch zum dem nach Schätzungen ca. 300.000 bis 1,5 Millionen Menschen Ort der stillen Trauer, des Gedenken und zum Mahnmal der Ge- zum Opfer fielen. schichte. Abb. 42: Ziegelöfen Abb. 43: Ausstellung 3. Abschnitt Abschnitt 3 – Die Reflexion Der Holocaust wird ebenso wie der Genozid durch das Osmanische Reich, im dritten Teil noch einmal aufgearbeitet, sodass Der Letzte Teil der Dokumentation erscheint in räumlicher wie dieser Teil der Ausstellung auch für sich selbst stehen könnte. Be- auch thematischer Weise dem Besucher abgesondert. Über einen schrieben wird die Geschichte und das Ausmaß, der Verfolgung schmalen Gang und ein enges Treppenhaus vorbei an den ehema- der Juden und die systematischen Hinrichtungen in Arbeits- und ligen Toiletten gelangt man in einen vollkommen weißen Raum. Konzentrationslagern, jedoch wird auch die öffentliche Mobilma- An den strahlend weißen Wänden des Raums sind in verschiede- chung der NSDAP analysiert. Die strukturierte Stimmungsmache nen Sprachen die 10 Gründe und Entwicklungsstufen eines Ge- der Nationalsozialisten, war demnach der entscheidende Schlüs- 51 sel des Regimes, die Bevölkerung stumpf gegen Gewalt und blind Fazit vor Hass zu machen. Der Völkermord der Hutu an den Tutsi in Ruanda ist im Vergleich zu Im Nachhinein erscheint der Rundgang wie eine Reise, aber nicht den beiden anderen Beispielen das aktuellste, aber auch unorga- nur wie eine Reise durch die Zeit, sondern auch wie eine Fahrt nisierteste Beispiel für einen Genozid. Beinahe 75 % der in Ruanda durch die eigenen Empfindungen. Startend im bedrückenden als Minderheit lebenden Tutsi fielen dem Hass der Hutu zum Op- dunklen Foyer durch den ersten Teil mit vielen Fakten und Daten, fer. Aber auch Hutus, welche sich aktiv gegen die Gräueltaten ihrer welche einem das Gefühl des Ursprungs vermitteln, weiter über Stammesmitglieder wehrten oder mit den Tutsis kollaborierten das Elend des Holocaust und der Gefangenschaft im Camp. Dies wurden getötet. 100 Tage lang dauerte das Töten in dem Afrika- wird mit dem Rundgang durch in den winzigen Gängen, niedrigen nischen Staat an, ehe die Weltbevölkerung und Regierungen Ende Öfen und großen Schlafhallen noch gestärkt. Von hier an geht die 1994 eingriffen. Reise weiter zum dritten reflektierenden Teil welcher durch seine In der Ausstellung werden die Parallelen dieser Ereignisse aufge- weiße Gestalt die Schrecken nicht verschönert, jedoch auch Mut zeigt, aber auch mutige und ehrenwerte Menschen präsentiert, für die Zukunft in einer toleranten und friedlichen Gesellschaft welche sich solchen Entwicklungen entgegenstellten. macht. Der restliche Teil des dritten Abschnitts widmet sich auch der Vermeidung von Fremdenhass und Intoleranz durch Installationen, Multimedia-Tablets und Schriften. So soll Verständnis und Toleranz gestärkt werden. Ende des Rundgangs Mit diesem Teil endet der Rundgang der Gedenkstätte Camp les Milles in einem großen, durch eine komplette Fensterfront belichteten Raum, in dem der Besucher die Möglichkeit hat sich im Museumsshop weitere Informationsmaterialien zu beschaffen oder in der Cafeteria zu verweilen und das erlebte auf sich wirken zu lassen. Abb. 44: Camp Alltag 52 53 53 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Das MuCEM 1 Abb. 23: Gated Community 32 Abb. 2: Auf der Dachterrasse des La Friche 2 Abb. 24: Urban Gardening Projekt 32 Abb. 3: Modell des La Friche 3 Abb. 25: Wasserbassin im Parc Brégante 32 Abb. 4: Dachterrasse La Friche 3 Abb. 26: Blick auf das Consolat Mirabeau 32 Abb. 5: Streetart 5 Abb. 27: Hafengelände Nähe Haltepunkt Navette 33 Abb. 6: IMarseille Vieux Port, J4, CMA CGM Tower 10 Abb. 28: Der Alte Hafen 38 Abb. 7: Ombrière am Vieux Port 11 Abb. 29: Ausschnitt des Pannier Quarters 39 Abb. 8: Fort Saint-Jean und MuCEM bei Nacht 12 Abb. 30: Die Ombrière am Alten Hafen 40 Abb. 9: Entwicklung Marseille 17 Abb. 31: Die „Nouvelle Cathédrale de la Major“ 41 Abb. 10: Die sechs EPCI (établissements publics de coopération intercommunale) der zukünftigen Metropolregion18 Abb. 32: Camp les milles Frontansicht 45 Abb. 33: Wagon der Deportationszüge 46 Abb. 11: Besuch le campus de Luminy 19 Abb. 34: Ausstellung 1. Abschnitt 46 Abb. 12: Kulturelle Elemente der Metropolregion 20 Abb. 35: Innenhof mit Gefangenen 47 Abb. 13: GR 2013 Übersichtskarte 21 Abb. 36: Ausstellung 2. Abschnitt 47 Abb. 14: Le Corbusier 25 Abb. 37: Dachgeschoss, ehemaliger Schlafsaal 48 Abb. 38: Wandgemälde Herz 48 Abb. 39: Wandgemälde 1 48 Abb. 40: Feuchtwanger im Camp les milles 49 Abb. 41: Wandgemälde Masken 49 Abb. 42: Ziegelöfen 50 Abb. 43: Ausstellung 3. Abschnitt 50 Abb. 44: Camp Alltag 51 Abb. 15: Le Corbusier - Schnittzeichnung der L-förmigen Wohnungen26 Abb. 16: Atelier 26 Abb. 17: Unite d‘ Habitation 26 Abb. 18: Fenster im Erdgeschoss Außenfassade 27 Abb. 19: Fenster im Erdgeschoss Innenfassade 27 Abb. 20: Spuren von Vandalismus im Parc de Séon 29 Abb. 21: La Viste - Grundriss 30 Abb. 22: Parc Maurelette - Grundriss 31 54 54 Diary ... ... Marseille begegnete uns in fünf Tagen als Stadt extremer Ge- schaften durchstreift und auch vieles zu ihrer Geschichte erfah- gensätze, Spannungen und Widersprüchlichkeiten, eine Stadt, ren: im priviligierten Süden befindet sich die Unité d‘Habitation die sich gleichtzeitig im Aufschwung und in Agonie befindet, und das Universitätsgelände von Luminy, im Norden trafen wir „energies et frustrations“ (Lanaspeze 2006) ausstrahlt. auf bekannte Grands Projets der 1960er Jahre, denen wir uns nur Wir haben uns der Stadt auf verschiedene Weise genähert: so ha- auf Abstand nähern konnten - und wir haben das Herz der neuen ben wir zum einen die Vorzeigeprojekte besichtigt und von Ex- Metropolregion Marseille-Aix um den neuen TGV Bahnhof herum perten der Stadtentwicklung ihre Entstehungszusammenhänge durchwandert. erklärt bekommen (das Mucem und die renovierte Promenade, den umgebauten und neu möblierten Vieux Port, die Ergebnisse Das Diary sammelt individuelle Eindrücke und Gedankensplitter der Stadtregeneration im Viertel um die Rue de la République und der Exkursionsteilnehmer_innen und und spiegelt auf den fol- Belsunce) - zum anderen haben wir sozial segregierte Stadtland- genden Seiten vielfältige Perspektiven auf Marseille. Das regionale Zentrum für zeitgenössische Kunst FRAC im Joliette Viertel gehört zu den neuen kulturellen Wahrzeichen Marseilles. (MARLÉNE DE SAUSSURE DI/20/5 Λ) Eine tolle Exkursionsgruppe... und etwas Wind! Mit Leidenschaft führte Jens Denissen die Gruppe auf dem GR2013, einem „sentier périurbain“ durch die suburbanen Landschaften von Aix und Marseille. (MARLÉNE MI/21/5 V) (MARLÉNE FR/23/5 V) Prof. Jean-Lucien Bonillo verriet uns alle Geheimnisse der Bauten von Fernand Pouillon, die das Stadtbild entlang des Vieux Port prägen. (MARLÉNE DO/22/5 Λ) 54 Steinruinen und grüne Landschaften bildeten einen perfekten Picknick Ort. (MARLÉNE SA/24/5 Λ) 55 55 Erster Einblick „Euroméditerranée“ (SUSANN HOLLBACH DI/20/5 V) Notre Dame de la Garde: Steiler Weg - unfassbare Aussicht. Körper und Seele eins mit der Natur. (SUSANN DO/22/5 V) (SUSANN SA/24/5 V) Vieux Port: Treffpunkt, Erholung, Spaziergang, tägliche Metro-Station. Neue Erfahrungen: Gruppenwanderung auf dem GR 2013 Teil 1 (SUSANN MI/21/5 Λ) (SUSANN FR/23/5 Λ) Marseille ist bunt und vielfältig in vielerlei Hinsicht. Metropolitane Raumerfahrung beschränkt sich nicht nur auf die Metropole an sich, sondern geht auch dreidimensional über die Stadtgrenzen hinaus. (ANNA HENSEL DI/20/5 >) Die „Ombrière“ stellt das Leben der Marseiller im Vieux Port auf den Kopf. (ANNA SA/24/5 V) (ANNA MI/21/5 >) Manchmal bedeutet metropolitane Raumerfahrung auch, ins dunkelste Innere der Metropole zu blicken (< ANNA DO/22/5) „Eine hässliche Stadt“, wird der Besucher sagen und enttäuscht den Weg in die Stadt hinuntergehen. Recht hat er, der Besucher, der erste Blick täuscht nicht, er braucht schon etwas Zeit und Lust, in den Mikrokosmos einzutauchen, um das wahre, das einmalige Marseille zu entdecken.“ (Thomas Trüb) (< ANNA FR/23/5) Viele Straßen gewähren einen Blick auf den Hafen, in dem die Sonnenstrahlen mit dem Wasser spielen. (KATHARINA GEIER DI/20/5 >) Stadt der Gegensätze – Licht und Schatten, wohlsituiert und perspektivlos liegen in Marseille nahe beieinander. (< KATHARINA MI/21/5) 56 56 Die mediterrane Schlüterstraße hat neben Wettervorteil auch den besseren Kaffee. Die historische Stadt unter neuen Blickwinkeln. (PAUL MI/21/5 V) (PAUL FR/23/5 V) Die geplante Theorie sieht in der Praxis ganz anders aus. Unite d‘ Habitation - Bezahlbare Wohnungen für Jedermann mit Ausblick und Wellness als Topping. (PAUL NEUMANN DI/20/5 Λ) GR13 – für die einen so, für die anderen so. (PAUL SA/24/5 Λ) (PAUL DO/22/5 Λ) „Skyscrapers as a part of a modern metropol!“ Aber die Hochhäuser der 70er missfallen. (ANTON MI/21/5 V) Der Vorläufer des MuCEM´s als Kontrast zur „fließenden“ Umweltkatastrophe (ANTON FR/23/5 V) Gefundenes Fressen für alle, die sich auch für Architektur interessieren. Wohnungswahl? Alles richtig gemacht! Dank an Fernand Pouillon! Dies hätte die erste Aussicht auf die Stadt sein sollen. (ANTON SA/24/5 Λ) (ANTON DO/22/5 Λ) (ANTON BOMBACH DI/20/5 Λ) Der Hafen, im Zentrum der kompakten Stadtstrukturen, macht diese Stadt so einzigartig. (KATHARINA FR/23/5 V) Die eigenartigen Straßen – schmale, mit Metallabsperrungen abgetrennte Gehwege, die offenen Regenrinnen. (< KATHARINA DO/22/5) 56 Das Panier-Viertel – charmante Gassen und liebenswerte Bewohner. (KATHARINA SA/24/5 >) 57 57 Das la Friche, ein Ort zur kreativen und individuellen Entfaltung, wäre eine Bereicherung für jede Stadt. Das Muceem beinhaltet nicht nur einzigartige Kunstwerke - es selbst ist ein Meisterwerk modernen Architektur. (INGRID DI/20/5 V) (INGRID DO/22/5 V) Auf den beschwerlichen Spuren des GR_2013. (INGRID SA/24/5 V) DachLandschaften: L‘ Unité d‘habitation à Marseille Moderne Architektur im Herzen von Marseille. (INGRID MI/21/5 Λ) (INGRID FR/23/5 Λ) Besonders spannend wie die Kreative Szene Marseilles Räume in der Stadt für sich nutzt und sie künstlerisch aufwertet. Auf den Spuren des GR 2013 mit Spaziergangskünstler Hendrik Sturm. Hier erkannte man besonders wie Wirtschaftswachstum und boomende verdichtete Städte, neben sich selbst überlassenen Naturarealen existieren. Interessante Führung die einen die sozialen Disparitäten Marseilles unverblümt vor Augen geführt hat. TINA STEINKE DI/20/5 V) (TINA DO/22/5 V) (TINA SA/24/5 V) Die „Schlüter-Straße“ Marseilles mit einer besonderen Architektur und spannenden Gesprächen. (TINA MI/21/5 Λ) Abwechslungsreiche Wanderung auf dem GR 2013, der nicht nur die Landschaft der Metropolregion von ihrer besten Seite zeigte, sondern auch das Gruppengefühl stärkte. (TINA FR/23/5 Λ) Marseille ist eine Stadt, die trotz hoher städtebaulicher Dichte auch kleine grüne Oasen zu bieten hat. (JESSIKA WOLF DI/20/5 >) Marseille ist eine Stadt, deren Charakter durch hohe Baudichte, Lärm, Chaos und viel Verkehr gekennzeichnet ist. (< JESSIKA MI/21/5) 58 58 Le musée d’histoire de Marseille - Raum für Ruhe inmitten archäologischer Funde ... In der Provence – Müllentsorgung mal anders ... (JANA MI/21/5 V) (JANA FR/23/5 V) La place du Général-deGaulle – Wenn Gestaltung mit Lärm kollidiert … (JANA STIEF DI/20/5 Λ) La Basilique Notre-Dame de la Garde – immer ein Blickfang wert … GR 2013 - Wenn Wandern zur Herausforderung wird ... (JANA DO/22/5 Λ) (JANA SA/24/5 Λ) Atemberaubend schöne aber auch erschreckende Ausblicke konnten wir auf dem GR2013 zusammen mit Jens Denissen erleben! Marseille aus hunderten von Blickwinkeln, und sattsehen kann man sich trotzdem nicht! (ISABELLE FR/23/5 V) (ISABELLE MI/21/5 V) Ein schöner Einstieg in die umfangreiche Thematik der Exkursion war sowohl der Blick in die Kreativszene als auch über die Stadt! Besonders interessant fand ich die Führung durch Marseille, weit abseits der verschönten Touristen-Pfade! Der Blick ließ sich so für eine ganz neue Sicht auf diese Stadt schärfen. (ISABELLE TISCHER DI/20/5 Λ) (ISABELLE DO/22/5 Λ) Eine Wanderung durch die ruralen Räume der Metropolregion Marseille-Aix mit Hendrik Sturm. Mit seiner Begeisterung für die Geschichten des Ortes konnte er uns anstecken und einen schönen Abschluss der Exkursion bereiten! (ISABELLE SA/24/5 Λ) 58 Marseille ist eine Stadt, in der man im le musée d’histoire de Marseille archäologischer Funde bestaunen kann. (< JESSIKA DO/22/5) Marseille ist eine Stadt, dessen Hauptmerkmal der Vieux Port ist, der immer wieder zahlreiche Marseiller und Besucher magisch anzieht (JESSIKA SA/24/5 >) V.-Prof. Dr.-Ing. Celina Kress Planungstheorie und Stadtbaugeschichte Fakultät Architektur und Stadtplanung Studiengang Stadt- und Raumplanung Fachhochschule Erfurt - University of Applied Sciences Schlüterstraße 1 | D-99089 Erfurt Internet: www.fh-erfurt.de/arc/