Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch
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Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch
Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum MORO Impressum Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Referat SW 14 Invalidenstraße 44 10115 Berlin Bezugsquelle/Ansprechpartner Jens Kurnol Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Referat I 3 Deichmanns Aue 31-37 53179 Bonn jens.kurnol@bbr.bund.de www.bbsr.bund.de Stand Juni 2012 Druck Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Text und Gestaltung team red Deutschland GmbH, Berlin www.team-red.net Bildnachweis Titelfoto: Klaus Klöppel (Die Oder bei Großneuendorf) Weitere Fotos: BMVBS (S. 3 (Fotograf: Frank Ossenbrink), 16, 17, 30) Bundesbildstelle (S. 6) Katarzyna Knippschild (S. 4, 14) Klaus Klöppel (S. 11, 12, 18, 26, 34) Dr. Jürgen Murach (S. 22) Polnisches Fremdenverkehrsamt (S. 9, 12, 20, 24) Stadt Świnoujście/ Sławomir Ryfczyński (S. 13) Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (S. 4) Lesław Wrzeszcz (S. 28, 29) privat Nachdruck und Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu. Diese Broschüre ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. 3 Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, weit über die Nachbarschaftsregion hinaus bereichert die Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum unsere Gesellschaft. Nach mehr als zwanzig Jahren der Zusammenarbeit bekräftigt uns der Blick auf das Erreichte in der Überzeugung, dass wir den richtigen Kurs eingeschlagen haben. Auf allen Ebenen des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens arbeiten Menschen beider Länder zusammen und vertiefen so die viel fältigen Verbindungen zwischen Deutschland und Polen. Für die europäische Integration hat die partnerschaftliche und vertrauensvolle Annäherung un serer Staaten eine sehr hohe Bedeutung. Polen und Deutschland sind Motoren der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der Europäischen Union. Auch die gemeinsamen Grenzregionen tragen hierzu bei. Die Erfolge der Zu sammenarbeit sind der Ansporn für unsere zukünftige Kooperation. Am 21. Juni 2011 haben sich die Regierungen beider Länder auf ein gemein sames Programm der grenzübergreifenden Zusammenarbeit verständigt. Es setzt die Prioritäten für konkrete Vorhaben in den nächsten Jahren. In dieser Broschüre stellen wir Ihnen eine Auswahl aus der Fülle der unterschiedlichen Projekte vor. Die Beispiele beschreiben innovative und erfolgversprechende Lösungsansätze für die Aufgaben, die sich vor allem im Bereich der Raumord nung stellen. Das Spektrum reicht dabei von der Sicherung der Daseinsvorsor ge durch deutsch-polnische Kindergärten, gemeinsamen Wasserwerken oder Impulsen für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr bis hin zur Zusam menarbeit in der Metropolregion Stettin oder beim Hochwasserschutz. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung arbeitet bei diesen Aufgaben eng mit den zuständigen Landesbehörden, den Verwaltungen in Warschau, den Wojewodschaften und der Europäischen Union zusammen. Besonders am Herzen liegt mir unser Wettbewerb »Kooperation ohne Gren zen« im Rahmen unserer Modellvorhaben der Raumordnung. Über den Wett bewerb habe ich 2011 gemeinsam mit meinem früheren polnischen Amtskolle gen Cezary Grabarczyk gerne die Schirmherrschaft übernommen. Mein ausdrücklicher Dank geht an diejenigen, die diese Broschüre mit erarbeitet haben und vor allem an die Institutionen und Beteiligten vor Ort, die mit ihrem großen Engagement die Entwicklung der deutsch-polnischen Grenzregion maßgeblich voranbringen. Lassen Sie sich von den vorgestellten Projekten auch für Ihre eigenen Vorhaben anregen und ermutigen. Wir brau chen Ihre Ideen und Erfahrungen für ein lebendiges und nachbarschaftliches Miteinander unserer beiden Länder. Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung 4 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Neue Brücken über Oder und Neiße Der Muskauer Park, vor fast 200 Jahren vom kunst sinnigen Fürsten Pückler angelegt, wurde nach 1989 zu einem Symbol für die erfolgreiche deutsch polnische Zusammenarbeit. Jahrzehntelang trennte die Lausitzer Neiße den deutschen vom polnischen Teil des Parks und bildete für die Besucher ein kaum überwindbares Hindernis. Jetzt ist der Park wieder als Ganzes erlebbar. Schon kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs schlossen Polen und die Bundesrepublik Deutschland einen Vertrag zur gemeinsamen Pflege und Wieder herstellung des lange Zeit vernachlässigten Land schaftsparks. Seit 2003 verbindet die wiederaufgebaute Doppelbrücke beide Hälften. Seitdem können Besucher den als UNESCO-Welterbe geschützten Park wieder als Ganzes erleben. Seit Herbst 2011 steht auch die »Engli sche Brücke« über die Neiße den Besuchern wieder zur Verfügung. Die »Englische Brücke« war schon kurz nach ihrer Wiedereröffnung von vielen Spaziergängern bevölkert. Überall im Verlauf der mehr als 460 km langen Gren ze zwischen Deutschland und Polen wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten neue Brücken ge baut – echte und symbolische. Neue Grenzübergänge und Straßen entstanden, Bahnverbindungen wurden verbessert. Beim Katastrophenschutz und bei der Daseinsvorsorge arbeiten deutsche und polnische Partner Hand in Hand, Hochschulen, Unternehmen und Verwaltungen kooperieren. Und auch im Alltag der Menschen hat die Grenze das Trennende verloren. Längst wird die Zukunft der Region gemeinsam ge plant und gestaltet. Grundlagen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit Bereits im Görlitzer Vertrag von 1950 hatte die DDR die Nachkriegsgrenze zu Polen respektiert. Im Warschauer Vertrag von 1970 erkannte die Bundesrepublik Deutsch land die Westgrenze Polens an. Der deutsch-polnische Grenzvertrag vom 14. November 1990 nahm auf diese Dokumente Bezug und bekräftigte den Grenzverlauf zwischen beiden Ländern. Damit war die Grundlage geschaffen, um die Trennung zwischen beiden Nach barstaaten dauerhaft zu überwinden. Schon wenige Monate später, am 17. Juni 1991, unterzeichneten Bun deskanzler Helmut Kohl und der damalige polnische Ministerpräsident Jan Krzysztof Bielecki den »Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zu sammenarbeit«. Er bildet bis heute das Fundament der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit beider Staaten. Das Deutsch-Polnische Jugendwerk, die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit und andere gemeinsame Einrichtungen nahmen bald darauf ihre Arbeit auf. Im Jahr 1998 begannen die Beitrittsverhand lungen Polens mit der Europäischen Union, es folgten die ersten Partnerschaften im Rahmen von PHARE »Cross Border Cooperation«-Projekten, die Aufnahme Polens in die EU am 1. Mai 2004 und der Beitritt zum Schengen-Abkommen am 21. Dezember 2007. Schließ lich trat zum 1. Mai 2011 die vollständige ArbeitnehmerFreizügigkeit zwischen Deutschland und Polen in Kraft. »In den 20 Jahren seit der Überwindung der Teilung Europas haben Deutschland und Polen so gute Bezie hungen entwickelt wie nie zuvor«, bilanzierten beide Regierungen am 21. Juni 2011 in Warschau und ver abschiedeten gemeinsam ein »Programm der Zusam menarbeit«, das die wichtigsten Aufgaben der Zukunft benennt. Bessere und schnellere Bahnverbindungen, neue grenzüberschreitende Straßen oder eine verstärk te Zusammenarbeit beim Katastrophen- und Hochwas serschutz im Grenzgebiet sind nur einige der Ziele, die in den kommenden Jahren gemeinsam erreicht werden sollen. Die Altstadtbrücke verbindet Görlitz mit der polnischen Schwestestadt Zgorzelec. 5 Grundlagen der Zusammenarbeit Deutsch-polnischer Grenzraum Koszalin Stralsund Rostock Kołobrzeg Świnoujście Greifswald Wismar Neubrandenburg Schwerin Szczecinek Szczecin Stargard Szczeciński Piła Schwedt Eberswalde Bernau Falkensee Brandenburg Potsdam Poznań Berlin Konin Frankfurt/Oder Zielona Góra Žary Nowa Sól Görlitz Dresden Bautzen Pirna Freital Chemnitz Ostrów Wielkopolski Oleśnica Bolesławiec Legnica Wrocław Jelenia Góra Świdnica Freiberg Wałbrzych Zwickau 100 Kilometer Głogów Lubin Hoyerswerda Riesa Kalisz Leszno Cottbus Leipzig Gniezno Gorzów Wielkopolski Plauen Einwohner © BBSR Bonn 2012 ! Oderpartnerschaft 35000 bis unter 50000 50000 bis unter 100000 100000 bis unter 250000 Praha 250000 bis unter 1000000 8 1 1 Zachodniopomorskie 2 Wielkopolskie 3 Lubuskie 2 7 über 1000000 6 Ausgewählte Schienenwege Ausgewählte Autobahnen und Fernstrassen Geometrische Grundlagen: GFK GeoMarketing, ESRI 5 Bedeutende Flüsse Der deutsch-polnische Grenzraum im Überblick Die vier Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen bilden zusammen mit den vier polni schen Wojewodschaften Zachodniopomorskie (Westpom mern), Lubuskie (Lebuser Land), Wielkopolskie (Großpolen) und Dolnośląskie (Niederschlesien) eine gemeinsame Grenzregion. Mit einer Fläche von insgesamt 150.000 qkm ist das Gebiet größer als Griechenland, die Bevölke- 3 4 Dolnośląskie 5 Sachsen 4 6 Brandenburg 7 Berlin 8 Mecklenburg-Vorpommern rungszahl ist mit 20,8 Millionen fast so hoch wie die von Rumänien, die Wirtschaftsleistung vergleichbar mit der von Schweden. Größte Stadt im Grenzgebiet ist Berlin mit rund 3,4 Millionen Einwohnern. In der niederschlesischen Haupt stadt Wrocław (Breslau) leben rund 640.000 Menschen, auch Poznań (Posen), Leipzig und Dresden zählen mehr als eine halbe Million Bewohner, in Szczecin (Stettin) leben gut 400.000 Menschen. 6 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Die interministerielle Zusammenarbeit und die raumordnerischen Leitbilder Den »Vertrag über gute Nachbarschaft« mit Leben zu füllen, ist auch eine Aufgabe der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für regionale und grenzüberschreitende Zusammen arbeit. Sie bestimmt die strategische Ausrichtung der deutsch-polnischen Kooperation auf inter ministerieller Ebene. Im Jahr 1992 entstand die Deutsch-Polnische Raum ordnungskommission, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in den Bereichen der Raumordnung und der räumlichen Planung auf allen Ebenen zu koor dinieren. Sie wurde später umbenannt in Ausschuss für Raumordnung. Hier verständigen sich Vertreter deut scher und polnischer Ministerien sowie der grenznahen Länder und Wojewodschaften über grenzüberschrei tende Entwicklung und raumordnerische Zusammen arbeit. Im Jahr 1995 entstanden im Auftrag des Ausschusses für Raumordnung die »Raumordnerischen Leitbilder für den Raum entlang der deutsch-polnischen Grenze«. Es war die erste gemeinsame Studie, in der die Ent wicklungspotenziale und die Herausforderungen im deutsch-polnischen Grenzgebiet dargestellt wurden. Die Leitbilder beziehen sich zum Beispiel auf den Umweltschutz und die Sanierung geschädigter Gebiete, die Entwicklung von dezentralen Siedlungsstrukturen sowie der technischen Infrastruktur. Sie stellen Emp fehlungen für die Planungsträger dar, um grenzüber schreitende Aspekte in ihrer Arbeit zu berücksichtigen und gemeinsame Projekte einzuleiten. Die Leitbilder wurden später zum Vorbild für andere Studien in polni schen Grenzregionen. Politische Veränderungen und Reformen der Planungs systeme in beiden Ländern erforderten eine Weiterent wicklung der Leitbilder. Die 2002 veröffentlichte Studie »Zur Aktualisierung der raumordnerischen Leitbilder für den Raum entlang der deutsch-polnischen Grenze« greift weitere Themenfelder auf, zum Beispiel die Berg bausanierung und den Hochwasserschutz. Seit 2010 gilt die kartographische Übersicht »Entwicklung der über regionalen Verkehrsstruktur in der Oder-Partnerschaft« als Grundlage für zukünftige Abstimmungen auf regionaler und nationaler Ebene. Erstellt wurde sie vom Wojewodschaftsbüro für Urbanistik in Breslau und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn. Die Karte entstand dank intensiver Arbeiten im Rahmen des deutsch-polnischen Raumordnungsaus schusses und wurde im »Programm der Zusammenar beit« besonders gewürdigt. Deutsch-polnisches Regierungstreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Polens Ministerpräsident Donald Tusk in Warschau im Juni 2011. Abgestimmte Konzepte »Mit dem Zusammenwachsen Europas sind die Grenzen durch lässiger geworden. Gerade im Bereich der Raum entwicklung haben viele Fragen inzwischen eine grenzübergrei fende Dimension. Das gilt auch für die Regionen beiderseits der Oder. Deshalb ist es gut, wenn wir auf gemeinsame Herausfor derungen mit abgestimmten Konzepten reagieren. Die vertrauensvolle Zusammen arbeit zwischen deutschen und polnischen Kollegen im Ausschuss für Raumordnung fördert den gegenseitigen Informationsaustausch und leistet damit einen Beitrag zur Entwicklung dieser Regionen.« Dietmar Horn, Ko-Vorsitzender des deutsch-polnischen Ausschusses für Raumordnung und Unterabteilungsleiter im BMVBS 7 Grundlagen der Zusammenarbeit Länderübergreifende Zusammen arbeit in der Oder-Partnerschaft In den 1930er Jahren fuhr der »Fliegende Schlesier« in rund zweieinhalb Stunden von Berlin nach Breslau. 2011 brauchte der EuroCity für diese Strecke fast sechs Stunden. Die Bahnverbindungen zwischen den deutschen und polnischen Städten in der Grenzregi on zu verbessern, ist ein Dauerthema bei den Treffen der Oder-Partnerschaft und ihres »Runden Tisches Verkehr«. Gegründet wurde die Oder-Partnerschaft im Jahre 2006 als informelles Netzwerk gleichberechtigter Partner. Beteiligt sind die vier östlichen Länder MecklenburgVorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen, die vier westlichen Wojewodschaften Zachodniopo morskie, Lubuskie, Wielkopolskie und Dolnośląskie sowie die Städte Breslau, Posen, Stettin, Gorzów und Zielona Góra. Die Mitglieder vereinbarten den Aufbau eines leistungsfähigen Verbundes, mit dem die Region infrastrukturell besser vernetzt wird. Ziel ist es, sie zu einem auf möglichst vielen Gebieten koope rierenden Wirtschafts raum zu entwickeln. Arbeitsgruppen befassen sich mit den Themen Wirtschaft, Verkehr, Tourismus, Energie sowie Wissenschaft und Forschung. Politische Spitzentreffen der Länder- und Wojewodschaftschefs bestimmen die strategische Linie der Oder-Partnerschaft. Die Ergeb nisse fließen in die Tätigkeit der Deutsch-Polnischen Regierungskommission und ihres Raumordnungsaus schusses ein. Dreimal jährlich erscheint der Newsletter der Oder-Partnerschaft. Aktuelle Informationen bietet die Website www.oder-partnerschaft.eu Der Runde Tisch Verkehr Unterschiedliche Signal- und Stromsysteme, unter schiedliche Zuständigkeiten und Tarifsysteme und eine über Jahrzehnte vernachlässigte Infrastruktur – das ge hört zu den Rahmenbedingungen des grenzüberschrei tenden Bahnverkehrs. Wenige Verbindungen und vergleichsweise lange Fahrzeiten sind die Folgen. Dies zu verbessern ist das Ziel des Runden Tisches Verkehr der Oder-Partnerschaft. Der 2006 ins Leben gerufene Runde Tisch Verkehr wird seit 2011 durch das Förderprogramm »Netzwerkbildung Mittel- und Osteuropa« der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt kofinanziert. Der Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg (VBB) übernimmt seitdem die Funktion einer Geschäftsstelle. Neben den Vertretern der grenz nahen Länder und Wojewodschaften, der Verkehrs unternehmen und Verkehrsverbünde, sollen auch die nationalen Entscheidungsträger stärker in die Diskussi onen einbezogen werden. Zweimal jährlich kommt der Runde Tisch Verkehr zusammen. Im Weißbuch des VBB unter dem Titel »Öffentliche Personenverkehre zwischen dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Westpolen – Zukunft haben wir nur gemeinsam« wird vorgeschlagen, die Strecken auszubauen und zu verbessern, um dadurch positive wirtschaftliche Effekte für die Grenzregion zu errei chen. Die Empfehlungen basieren auf einer Kosten-Nut zen-Analyse der Universität Stettin. Bessere Bahnver bindungen von Berlin in die polnischen Metropolen Stettin und Breslau sind ein wichtiges Anliegen des Runden Tischs. Damit knüpft man an die Ziele aus dem Programm der Zusammenarbeit zwischen Deutsch land und Polen vom Juni 2011 an. Das Gremium setzt sich darüber hinaus für eine bessere Abstimmung der Fahrpläne des Nah- und Fernverkehrs zwischen Polen und Deutschland ein. Verkehrsverbünde überschreiten die Grenze Bei grenzüberschreitenden Verbindungen klappt die Kooperation im Kleinen bereits gut. Im Jahr 2010 brachte der Verkehrsver bund Berlin-Brandenburg (VBB) ein neues KombiTicket Berlin-Stettin auf den Markt. Im Preis von 10 Euro pro Person ist der Nahver kehr in Berlin und Stettin bereits mit eingeschlossen. Der VBB konnte nach Einführung des preiswerten und kom fortablen Tickets den Fahrschein-Verkauf auf der Strecke vervierfachen. Das preiswerte Brandenburg-Berlin-Ti cket des VBB für Kleingruppen gilt ebenfalls für Fahrten nach Stettin. Der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) bietet im Gebiet der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa das EURO-NEISSE-Ticket als Tageskarte, Gruppenkarte und Fahrrad-Tageskarte an. Diese werden auch im polnischen grenznahen ÖPNV anerkannt. Bis zu fünf Personen zahlen beispielsweise für eine Tageskarte 23 Euro. 8 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Zusammenarbeit auf der Ebene der Länder und Wojewodschaften Wird ein neues Kraftwerk oder eine Chemiefabrik in Grenznähe geplant, so fragen mit Recht auch die Bürger des Nachbarlandes nach den Folgen. Die Zusammenarbeit der Länder und Wojewodschaften erfolgt auf vielen Ebenen. Nach europäischen und internationalen Übereinkom men sind auch die Behörden und die Öffentlichkeit des möglicherweise betroffenen Nachbarlandes vor der Zulassung in Verbindung mit einer grenzüber schreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zu beteiligen. Neben dieser projektbezogenen Abstim mung gibt es auch eine enge Zusammenarbeit der vier östlichen Länder und der grenznahen polnischen Wojewodschaften bei der Aufstellung der Raumord nungspläne im Rahmen der Strategischen Umweltprü fung (SUP). In ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit orientieren sich die Länder und Wojewodschaften an den deutsch-polnischen Leitbildern, sind aber frei in der raumordnerischen Ausgestaltung ihrer Zusammen arbeit. Dementsprechend existieren hier unterschiedli che Schwerpunkte, Strukturen und Arbeitsweisen. Für die Koordination der deutsch-polnischen Zusammen arbeit sind in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen die jeweiligen Staatskanzleien zuständig, in Brandenburg liegt die Verantwortung beim Ministeri um für Wirtschaft und Europaangelegenheiten. Freistaat Sachsen Der aktuell noch gültige sächsische Landesentwick lungsplan 2003 sieht als strategisches Ziel dauerhafte Effekte in der grenzüberschreitenden und interregio nalen Zusammenarbeit vor. Die Träger der Regionalpla nung in Sachsen werden angehalten, die Zusammenar beit mit den vergleichbaren Trägern der Raumplanung in den polnischen Nachbarregionen zu intensivieren. Das betrifft insbesondere die Planungen im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes, zum vorbeugenden Hochwasserschutz und Klimaschutz sowie zum Ausbau der Infrastruktur. Die Grundlage der grenzüberschrei tenden raumordnerischen Zusammenarbeit zwischen Sachsen sowie den Wojewodschaften Dolnośląskie und Lubuskie bildet die »Rothenburger Erklärung zur grenzüberschreitenden Regionalentwicklung« vom 16. April 2004. Die Sächsisch-Niederschlesische Arbeitsgruppe tagt un ter der Federführung der Sächsischen Staatskanzlei seit dem Jahr 2000 abwechselnd im jeweiligen Land. Ihr gehören Vertreter der sächsischen Ministerien sowie des niederschlesischen Wojewodschafts- und Mar schallamtes an. Im Rahmen des Personalaustausches finden seit mehreren Jahren gegenseitige Hospitatio nen statt. Das Projekt »Gemeinsam für den Grenzraum« hat eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Sachsen und dem Marschallamt der Wojewodschaft Dolnośląskie zum Ziel. Dabei soll vor allem die struktu relle Kooperation zwischen den beiden Verwaltungen verbessert werden. Der Erfahrungs- und Mitarbeiter austausch sowie die Abstimmung über die Prioritä ten in der Entwicklung erfolgt in fünf thematischen Arbeitsgruppen. Berlin und Brandenburg Der Schwerpunkt der grenzüberschreitenden Zusam menarbeit des Landes Berlin mit seinen polnischen Partnern liegt neben der raumordnerischern Koopera tion im Wirtschafts-, Wissenschafts- und Verkehrsbe reich. Hier geht es um eine bessere Abstimmung bei der Verkehrsplanung und bessere Erreichbarkeiten. Berlin beteiligte und beteiligt sich an mehreren Projekten, die die Situation im deutsch-polnischen Eisenbahnverkehr verbessern sollen, zum Beispiel die EU-geförderten Pro- Transparenz und gegenseitiges Vertrauen nötig »Die Hauptstadtregion BerlinBrandenburg arbeitet seit langem erfolgreich mit ihren direkten polnischen NachbarWojewodschaften Zachodniopo morskie und Lubuskie zusam men, mit denen sie eine über 250 km lange Grenze verbindet. Daneben sind wir auch mit Dolnośląskie und Wielkopolska in der Oder-Partnerschaft verbunden, um diesen gemeinsamen mittelosteuro päischen Raum durch regelmäßige Abstimmung und Erfahrungsaustausch besser gestalten zu können. Das reicht von der Erreichbarkeit der Metropolen über den vorbeugenden raumordnerischen Hochwasserschutz bis hin zur Beteiligung bei Raumbewirtschaftungs-, Lan desentwicklungs- und Regionalplänen. Der erfolgreiche Abschluss des mit Lubuskie durchgeführten Raumord nungsverfahrens zur neuen Straßenverbindung im Raum Frankfurt (Oder)/Słubice – Eisenhüttenstadt/Kłopot zeig te, dass mit Transparenz und gegenseitigem Verständnis die gemeinsamen Ziele erreichbar sind.« Kathrin Schneider, Leiterin der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg 9 Grundlagen der Zusammenarbeit Die Dominsel in Posen gilt als Wiege Polens. Eine Partnerschaftsbeauftragte Brandenburgs knüpft in der Warthestadt die Kontakte zu Wielkopolska. jekte Rail Baltica Growth Corridor und Via Regia plus (siehe Seiten 22 und 24). Besonders mit den polnischen Metropolen Breslau, Stettin und Posen besteht ein enger Kontakt in Verkehrsfragen. Für das Land Brandenburg liegen Schwerpunkte der grenzüberscheitenden Zusammenarbeit in den Berei chen Hochwasserschutz und Katastrophenabwehr. Im Bericht der Landesregierung vom Januar 2011 werden zudem »frühzeitige und intensive Abstimmungen zwischen dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg und polnischen geologischen Instituten« im Zusammenhang mit dem Braunkohleab bau, dem Kupferbergbau und der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften genannt. Die Entwicklung des grenzüberschreitenden Regionalverkehrs und grenzüberschreitender touristischer Angebote sind weitere Themen der Zusammenarbeit. Seit 2008 gibt es sowohl in Dolnośląskie als auch in Wielkopolska eine Partnerschaftsbeauftragte, die die Zusammenarbeit mit den Wojewodschaften befördern sollen. Die Länder Berlin und Brandenburg verfügen seit 1996 über eine Gemeinsame Landesplanungsabteilung (GL), die für die raumordnerische Zusammenarbeit mit den polnischen Nachbarregionen zuständig ist. In Rahmen des EU-geförderten INTERREG B-Projektes »SoNorA – Verbesserung der Nord-Süd-Verbindungen zwischen Ostsee und der Adria« arbeitet die GL unter anderem mit der Wojewodschaft Zachodniopomorskie und dem Hafen Stettin zusammen. Ziel des Projektes ist es, die Kooperation entlang der Verkehrskorridore zwischen Skandinavien und der Adria zu verbessern. Es wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtenwick lung im Rahmen des »Bundesprogramms Transnationa le Zusammenarbeit« mitfinanziert. Im Projekt »METREX – Netzwerk der europäischen Ballungs- und Großräume« beteiligt sich die GL für die Hauptstadtregion am Erfah rungsaustausch über die nachhaltige Raumentwick lung metropolitaner Regionen. Netzwerkpartner sind auch Stettin und Breslau. Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern und Zachodniopomorskie arbeiten in verschiedenen transnationalen und bila teralen Gremien zusammen, die sich mit den Fragen der Raumentwicklung befassen. Zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Wojewodschaft Zachodniopomorskie gibt es eine »Vereinbarung der Zusammenarbeit«, die in verschiedenen Arbeitsgrup pen umgesetzt wird. Eine davon ist die Expertengruppe »Verkehr, Raumordnung, Infrastruktur und Transport«. Mecklenburg-Vorpommern arbeitet intensiv mit Polen auf dem Gebiet der Raumplanung im Meer im Rahmen des EU-geförderten INTERREG B-Projekts BaltSeaPlan zusammen (siehe S. 26). Darüber hinaus gibt es drei wei tere Schwerpunkte der Kooperation mit Zachodniopo morskie: Die Entwicklung der grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin, die Anpassungsstrategien an den Klimawandel sowie die Nutzung der baukulturel len Potenziale beiderseits der Grenze. Dabei geht es z.B. um die Wertverbesserung der Guts- und Herrenhäuser und deren Integration in touristische Angebote. Sachsen ist auf Niederschlesien angewiesen »Im Korridor III von der Ukraine über Krakau, Breslau, Dresden Frankfurt nach Süddeutschland und Frankreich weist die Schie nenverbindung dramatische Lücken auf. Es fehlt besonders eine Hochgeschwindigkeitsver bindung zwischen Dresden und Breslau. Niederschlesien hat die Verbindung bis Wegliniec elektrifiziert, zwischen Wegliniec, Görlitz und Dresden fehlt die Elektrifizierung. Das von Westen kommende Hochgeschwindigkeitssystem endet in Dresden und setzt nach Osten erst wieder in Breslau ein. Der Freistaat Sach sen ist hier in einer schlechteren Situation als Niederschle sien, obwohl beide unter dem fehlenden Lückenschluss leiden. Für Niederschlesien gibt es auch die Option, über Berlin oder über Prag Anschluss an das westliche Mitteleu ropa zu erhalten, Sachsen braucht den Lückenschluss in Richtung Polen. Sonst endet der mitteleuropäische Ver kehrskorridor in Leipzig oder Dresden und das Land gerät dadurch in eine periphere Lage. Sachsen ist angewiesen auf die Hilfe Niederschlesiens, diese Lücke gemeinsam zu überwinden. Dass unsere Partner dort angesichts ver schiedener Optionen den Weg über Dresden als Vorzugs variante sehen, sollte uns eigentlich Verpflichtung sein.« Dr. Fritz Schnabel, Leiter des Referats Europäische Raumordnung und Regionalentwicklung im Sächsischen Staatsministerium des Innern 10 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Regionale Zusammenarbeit der Euroregionen und Planungsverbände Euroregionen sind die Nahtstellen des vereinten Europas. Hier nehmen die Bürger, die Politiker, Unter nehmen, Vereine, Verbände und Behörden der Nach barländer gemeinsam ihre Geschicke in die Hand. Bereits 1991 entstand die Euroregion Neisse-Nisa-Nysa im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Bald darauf folgten entlang der deutsch-polnischen Grenze die Euroregionen Spree-Neiße-Bober, Pro Europa Viad rina und Pomerania. Die Euroregionen organisieren gemeinsame Begeg nungen und kulturelle Veranstaltungen, fördern den grenzüberschreitenden Tourismus und die wirtschaftli che Entwicklung, beteiligen sich an Infrastruktur- und Umweltschutzprojekten und repräsentieren ihre Regi on auf Messen und Ausstellungen. Darüber hinaus sind sie Ansprechpartner des Fonds für kleine Projekte aus den Programmen der territorialen Zusammenarbeit (INTERREG IV A). Aus diesem Programm der EU werden grenzüberschreitende Projekte unterstützt. Institutionalisierung der Zusammenarbeit Die vier Euroregionen sind zwar grenzüberschreitend tätig, bislang gibt es aber in jedem beteiligten Land eigenständige Trägervereine. Um den heutigen Her ausforderungen besser gerecht zu werden, wird eine Neuordnung und Institutionalisierung in Form von Europäischen Verbünden für territoriale Zusammenar beit (EVTZ) diskutiert. Die Gründung von EVTZ soll vor allem die grenzüber schreitende Zusammenarbeit im Bereich der Struk turfonds erleichtern. Rechtsgrundlage hierfür ist die EU-Verordnung (EG) 1082/2006. Der Aufgabenbereich kann aber auch auf andere Felder der territorialen Neisse-Nisa-Nysa Gründungsjahr: 1991 Beteiligte Länder: Deutschland, Polen, Tschechien Einwohner: 1.630.000 Fläche: 13.300 qkm www.neisse-nisa-nysa.org Spree-Neiße-Bober Gründungsjahr: 1993 Beteiligte Länder: Deutschland, Polen Einwohner: 875.000 Fläche: 9.800 qkm www.euroregion-snb.de Zusammenarbeit ausgedehnt werden, z.B. grenz überschreitende Verkehrsverbünde oder binationale Kommunalbetriebe. Der EVTZ ist rechts- und geschäfts fähig und unterliegt dem Recht des Mitgliedstaates (in Deutschland des Landes), in dem er seinen Sitz hat. An ihm können u.a. regionale und lokale Gebiets körperschaften oder als öffentlich-rechtlich angese hene Stellen teilnehmen. Im westlichen Grenzgebiet Deutschlands wurden in diesem Rahmen bereits 2010 die Eurodistrikte Strasbourg-Ortenau und Saar-Moselle gegründet. Seit einiger Zeit diskutiert die Euroregion Neisse-NisaNysa über einen EVTZ zur grenzübergreifenden Zusam menarbeit mit dem Ziel, einen gemeinsamen Planungs raum zu gestalten. In einer Studie zu den Möglichkeiten einer Nutzung eines EVTZ in der Euroregion wird vorgeschlagen, einen solchen Verbund für ausgewähl te Aufgaben parallel zu den vorhandenen Strukturen der Euroregion aufzubauen. Ostbahn-Initiative auf dem Weg zum EVTZ Seit Jahren setzt sich eine deutsch-polnische Initiative für die Förderung des Bahnverkehrs auf der Strecke der historischen Ostbahn von Berlin über Gorzów nach Piła ein. Die 2006 gegründete Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung – Interessengemeinschaft Eisen bahn Berlin-Gorzów (EWIV-IGOB) soll bis 2014 teilweise in einen Europäischen Verbund für territoriale Zusammen arbeit (EVTZ) umgewandelt werden. Der Verbund besteht derzeit aus 13 deutschen und acht polnischen Partnern. www.ostbahn.eu Pro Europa Viadrina Gründungsjahr: 1993 Beteiligte Länder: Deutschland, Polen Einwohner: 824.000 Fläche: 10.300 qkm www.euroregion-viadrina.de Pomerania Gründungsjahr: 1995 Beteiligte Länder: Deutschland, Polen, Schweden Einwohner: 3.900.000 Fläche: 49.000 qkm www.pomerania.net Grundlagen der Zusammenarbeit 11 Regionalzüge fahren von Berlin in die polnische Grenzstadt Kostrzyn. Die Ostbahn-Initiative setzt sich für eine Weiterführung bis Gorzów ein. Regionalplanung entlang der Grenze Die Regionalplanung konkretisiert die Vorgaben der Landesplanung. Die an der Grenze zu Polen liegenden Regionalen Planungsgemeinschaften bzw. Planungsver bände müssen bei dieser Arbeit auch die Gegebenheiten jenseits der Grenze mitberücksichtigen und überneh men die grenzüberschreitenden Abstimmungen auf regionaler Ebene. Auf der polnischen Seite fehlt ein direkter Partner auf dieser Planungsebene. Das bedeutet, dass die Planungsbüros der polnischen Wojewodschaf ten einzelne Fragen mit den Landesplanungsbehörden, andere hingegen mit den Regionalen Planungsgemein schaften bzw. -verbänden abstimmen müssen. Die grenznahen Regionalen Planungsgemeinschaften in Brandenburg befassen sich zurzeit zum Beispiel mit den erforderlichen Abstimmungen ihrer Teilregional pläne zur Windenergienutzung bzw. Rohstoffsiche rung und -gewinnung. Hierfür sind die betroffenen Gemeinden, Natur- und Denkmalschutzbehörden und die Öffentlichkeit zu beteiligen. Die Planungsgemein schaften müssen darüber hinaus auch die Planungsbü ros der Nachbar-Wojewodschaften bzw. die zuständi gen Ministerien in Warschau informieren. Die Zusammenarbeit des regionalen Planungsver bands Oberlausitz-Niederschlesien mit polnischen Partnerbehörden begann 1992 und wird bis heute kontinuierlich gepflegt. Dazu gehören der Wissen stransfer über neue Planungsinhalte und die gemein same Durchführung von Projekten, zum Beispiel im Rahmen von INTERREG A. Für die geplante Fortschrei bung des Braunkohleplans Tagebau Nochten führt der Planungsverband die grenzüberschreitenden Konsul tationen im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung der polnischen Träger öffentlicher Belan ge durch. Dabei geht es unter anderem darum, mög liche grenzüberschreitende Umweltauswirkungen zu identifizieren und Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung solcher Auswirkungen zu erörtern. Die Mitarbeiter der Regionalplanung nehmen an regelmäßigen Beratungen der deutsch-polnischen Ar beitsgruppen und an weiteren informellen Treffen teil und tragen so zur abgestimmten Planung des deutsch polnischen Grenzraums bei. So wird der Regionale Planungsverband Vorpommern in die Entwicklung der Metropolregion Stettin eingebunden und nimmt unter anderem an der grenzüberschreitenden Konfe renzreihe zur Ausgestaltung der grenzüberschreitenen Metropolregion teil. Der Erfahrungsaustausch funktioniert in beide Rich tungen. So beteiligen sich Mitarbeiter des Regionalen Büros für Raumwirtschaft der Wojewodschaft Zachod niopomorskie an den Workshops des MORO-Projekts »Raumentwicklungsstrategien für den Klimawandel in der Planungsregion Vorpommern«, um die dort gewon nen Erfahrungen für die eigene Planung zu nutzen. 12 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Kommunen In Schwedt/Oder und der Nachbargemeinde Zatoń Dolna werden zwei historische Parkanlagen mit Mitteln aus dem INTERREG-Programm rekonstru iert. Ein Beispiel für die erfolgreiche kommunale Ko operation. Gemeinsamer Bezugspunkt für Schwedt und Zatoń-Dolna ist die Geschichte der Hugenotten, die seit mehr als 300 Jahren die Entwicklung der Region beiderseits der Oder beeinflusst haben. In Schwedt wird der ehemalige Schlosspark zum »Euro päischen Hugenottenpark« umgewandelt, auf polni scher Seite der Naturpark Dolina Miłości (Tal der Liebe) aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Beide Parks, nur durch die Oder voneinander getrennt, sollen zu Orten der Begegnung werden, aber auch die touristische At traktivität der Region erhöhen. Überall entlang von Oder und Neiße wächst durch das Engagement der Politiker, Verwaltungen, Interessengruppen und Bürger vor Ort zusammen, was über Jahrzehnte künstlich getrennt war. Nicht nur die unmittelbar an der Grenze gelegenen Ge meinden arbeiten partnerschaftlich zusammen. Einige Beispiele aus der Grenzregion: Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec Mit dem Internationalen Brückepreis ehrt die Doppel stadt Görlitz/Zgorzelec jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich für die Einigung von Ost- und Westeuropa verdient gemacht hat. Die beiden Städte gehen in der Zusammenarbeit selbst mit gutem Beispiel voran. Schon seit 1998 treten sie gemeinsam als Europastadt Görlitz/Zgorzelec auf. Die 2004 wiederaufgebaute Görlitzer Altstadtbrücke wurde zu einem Symbol für das Zusammenwachsen von Ost und West. Eine Busli nie verbindet die beiden Städte. Beim Stadtmarketing, im Gesundheitswesen und bei der Entwicklung der Infrastruktur arbeiten beide Seiten zusammen. Viele grenzüberschreitende Initiativen, wie der deutsch polnische Kindergarten, die bilinguale Ausbildung am Augustum-Annen-Gymnasium oder die gemein same Nutzung des Görlitzer Theaters gehören hier schon zum Alltag. Im Jahre 2009 hat die Europastadt handlungsorientierte Grundsätze der gemeinsamen Stadtentwicklung Görlitz/Zgorzelec mit sieben Schwer punktthemen verabschiedet. Projektbezogene Arbeits gruppen, unter anderem zu den Themen Kultur und Bildung, sowie eine ständige Arbeitsgruppe Wirtschaft und Tourismus unterstützen die Umsetzung. Die Städte knüpfen hiermit an die 2004 entwickelten Leitbilder an, die im Rahmen des Projekts »Stadt 2030« entstanden waren. Weinfest in Zielona Góra. Bei dieser Veranstaltung gibt es neben kulturellen und sportlichen Aktivitäten auch ein Treffen der Lokalpolitiker. Sie legen dort die Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Cottbus fest. Das »Tal der Liebe« und den Schwedter Schlosspark verbindet die Geschichte der Hugenotten. 13 Grundlagen der Zusammenarbeit Die Städtepartnerschaft Cottbus/Zielona Góra Nur 5 Stunden und 45 Minuten trennen die Partner städte Cottbus und Zielona Góra. So lange brauchen die schnellsten Läufer beim jährlichen Staffellauf für die 100 km lange Strecke von Rathaus zu Rathaus. Seit fast 20 Jahren kooperieren beide Städte. Beim jährlichen Weinfest in Zielona Góra werden die Arbeitsschwer punkte von den beiden Stadtoberhäuptern vereinbart. Für den Zeitraum 2011/2012 stehen mehr als 70 Projekte auf dieser Liste. Neben Bürgerbegegnungen, gemeinsa men Jugend-, Kultur- oder Sportprojekten geht es unter anderem um die Revitalisierung historischer Parkland schaften in Cottbus und Zielona Góra. In beiden Städten wird ausführlich über das touristische Angebot der Partnerstadt informiert. Darüber hinaus engagieren sich beide Städte für die Revitalisierung der Eisenbahnverbin dungen von Berlin über Cottbus und Żary nach Breslau sowie von Cottbus über Zielona Góra nach Żagań. Die Zusammenarbeit von Świnoujście und Heringsdorf Gerade erst selbst aus den selbstständigen Gemeinden Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf entstanden, formulier te die neue Gemeinde Seebad Heringsdorf bereits 2006 in ihrem integrierten städtebaulichen Leitbild die Pers Gute Zusammenarbeit »Von Jahr zu Jahr vertiefen wir unsere Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Bildung, Sport und Tourismus. So arbeitet unser Lyzeum »Mieszko I.« zusammen mit dem Maxim-Gorki-Gymnasium in Heringsdorf. Ein innovatives Projekt war die Bildung der deutsch-polnischen Klassen im Gymnasium Nr. 2 und dem Gymnasium in Heringdorf. Eine Zusammenarbeit gibt es auch zwischen Kindergärten in Świnoujście und Ahlbeck. Auf eine sehr positive Resonanz stießen die Vorhaben für neue Rad- und Wanderwege zwischen den Gemeinden Świnoujście, Kamminke und Heringsdorf sowie die Verlängerung der Usedomer Bäder-Bahn bis Świnoujście. Die nächste große Herausforderung ist die Wiederherstellung der historischen Bahnlinie Berlin Świnoujście.« Janusz Żmurkiewicz, Stadtpräsident von Świnoujście Die längste Strandpromenade Europas verbindet die Kaiserbäder auf der Insel Usedom. pektive eines Doppelzentrums Świnoujście-Heringsdorf. Zusammen mit dem polnischen Seebad solle so ein wichtiges Entwicklungszentrum in der Ostseeregion mit mehr als 50.000 Einwohnern entstehen. Viele der damals formulierten Zukunftsaufgaben wurden auch mit finanzieller Unterstützung der EU bereits umgesetzt. Neben der Öffnung weiterer Grenzübergänge auch die Verlängerung der Usedomer Bäder-Bahn (UBB) bis Świnoujście. Zuletzt wurde im Herbst 2011 die längste Strandpromenade Europas von Bansin bis nach Świnoujście eröffnet. Für die Bewohner wie für die Touristen ist der Gang über die Grenze längst zur Selbst verständlichkeit geworden. Beide Gemeinden ergänzen sich gut. Während in der Gemeinde Heringsdorf das Angebot für ältere Menschen überwiegt, ist Świnoujście für die junge Generation attraktiver. 14 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Zusammenarbeit von deutsch-polnischen Expertengruppen Deutsche und polnische Praktiker und Wissenschaft ler treffen sich zu zahlreichen Arbeitstreffen und Konferenzen entlang der Grenze und diskutieren dort über strategische Themen. So verständigen sich Planer und Urbanisten aus beiden Ländern seit 2005 regelmäßig über die Besonderheiten der Planungs systeme und weitere aktuelle Themen. Im Jahr 2011 haben sich die Experten unter anderem über den Klimawandel und erneuerbaren Energie in der Raumplanung und der Planung in den Berggebie ten ausgetauscht. Diese Begegnungen werden von der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL) und der Westpolnischen Urbanistenkammer abwechselnd in Deutschland und Polen organisiert. Die jeweiligen Tagungsunterlagen werden auf der SRLInternetseite präsentiert. Für die deutsch-polnische Zusammenarbeit im Bereich der Raumordnung gibt es zahlreiche Beispiele. Die »Raumordnerischen Leitbilder« wurden 1995 fertig gestellt. Die Aktualisierung erfolgte 2002 durch das polnische Institut für Raum- und Kommunalwirtschaft (IGPiK) aus Warschau (heute: Institut für Raumwirtschaft und Wohnungswesen) und das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden zusammen mit drei weiteren deutschen raumwissenschaftlichen In stituten. Das IGPiK war auch Mitverfasser des »DeutschPolnischen Handbuchs der Planungsbegriffe«. Es wurde 1995 erstmals veröffentlicht und 2001 aktualisiert. Das Handbuch gibt ein Überblick über den Staats- und Ver waltungsaufbau in beiden Ländern sowie die Planungs systeme und beinhaltet einen Glossar der wichtigsten Planungsbegriffe beider Staaten. Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) in Hanno ver hat Anfang 2012 gemeinsam mit dem Institut für sozio-ökonomische Geographie und Raumwirtschaft der Adam-Mickiewicz-Universität zu Posen eine zweispra chige Broschüre »Planung in Deutschland und Polen aus kommunaler Perspektive« vorgelegt. Die Polnische Akademie der Wissenschaften schloss 2010 mit der Leibniz-Gemeinschaft ein Abkommen, um die gemeinsame Forschung in den Bereichen Biodiversität, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Energie und Sozialwis senschaften zu intensivieren. Das Collegium Polonicum in Słubice, eine gemeinsame Einrichtung der EuropaUniversität Viadrina in Frankfurt (Oder) und der Adam Mickiewicz-Universität in Posen, steht beispielhaft für eine enge deutsch-polnische Zusammenarbeit univer sitärer Einrichtungen. Angeboten werden hier unter anderem Studiengänge des Umweltschutzes und der Raumwirtschaft. Beispiele der deutschen Stadterneue rungsmaßnahmen werden im Fachgebiet »Entwicklung und Revitalisierung der Städte und ländlicher Räume« als Best-Practice-Beispiele präsentiert. Beim Spitzentreffen der Oder-Partnerschaft im Ok tober 2010 wurde in Stettin mit einer gemeinsamen Erklärung der Hochschulen aus der Region eine inten sivere Zusammenarbeit im Bereich von Forschung und Lehre vereinbart. Die in Frankfurt (Oder) ansässige Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung hat seit 2009 zahlreiche grenzüberschreitende Projekte gefördert, darunter eine gemeinsame Studie der Universitäten Stettin und Tübingen über »Grenzüberschreitende Metropolisierungsprozesse im Großraum Stettin« oder eine gemeinsame Studie der Universität Halle-Wit tenberg mit der Wirtschaftsuniversität in Posen und der Universität Warschau unter dem Titel »Demogra fischer Wandel – eine besondere Herausforderung für Kommunen in Deutschland und Polen«. Wissenschaftliche Konferenz zur Entwicklung des Grenzraums, organisiert vom Institut für ökologische Raumentwicklung und der Stiftung für ökologische Kultur in Jelenia Góra. Rechts: Deutsch-Polnisches Handbuch der Planungsbegriffe. 15 Grundlagen der Zusammenarbeit Finanzierung grenzüberschreitender Grenzübergreifende Zusammenarbeit Initiativen København Bereits vor Beginn der Beitrittsverhandlungen erhielt Polen finanzielle Unterstützung aus den Fonds der Europäischen Union. Die Programme INTERREG II A Kiel für die deutschen Partner und PHARE CBC für pol nische Partner konnten seit 1994 für gemeinsame Hamburg Projekte genutzt werden. Schwerin Seit dem Beitritt Polens zur EU stehen den deutsch Bremen polnischen Partnerschaften mehrere europäische Förderprogramme Amsterdam zur Verfügung (z.B. INTERREG, Berlin LEADER). Die Nutzung der anfänglichen Fördermittel Hannover Potsdam machte sich vor allem in der Verbesserung der kommu Magdeburg nalen Infrastruktur bemerkbar. In der Förderperiode 2007-2013 wird die grenzüberschreitende Zusammen Düsseldorf Bruxelles/Brussel arbeit im Rahmen des Ziel-3-Programms »Europäische Erfurt Territoriale Zusammenarbeit« (INTERREG) unterstützt. Dresden Die hier geförderten Projekte sollen zur nachhaltigen und kohärenten Entwicklung der Grenzregion beitra gen. An der deutsch-polnischen Grenze existieren drei Wiesbaden Programme der grenzübergreifenden Zusammenarbeit Mainz Praha Luxembourg Brandenburg-Polen und (INTERREG A): Sachsen-Polen, Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg-Polen. Die Saarbrücken Teilnahme an Projekten erfordert eine intensive grenz Auszug aus der Karte überschreitende Partnerarbeit, bei denen die Vorhaben »Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Stuttgart mit deutscher Beteiligung« BBSR, Bonn, 2008. gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. Berliner Mit den Mitteln aus dem Programm INTERREG IV A Interessenten können aus dem EFRE-Förderprogramm werden strukturschwache Grenzregionen gefördert. »Netzwerkbildung MOE« der Senatsverwaltung für Bratislava Dargestellt Münchensind die Fördergebiete mit Beteiligung der Wirtschaft, Technologie und Forschung unterstützt Wien Länder Sachsen, Brandenburg werden. Die Projekte werden nach dem Leadpartnerund Mecklenburg-Vorpommern. Prinzip durchgeführt: Ein Projektpartner ist für die gesamte Projektumsetzung im Namen der weiteren Partner verantwortlich. Im Rahmen der transnationa Bern len Zusammenarbeit profitieren Projektpartner an der INTERREG-Programme deutsch-polnischen Grenze auch von den INTERREG IV Die Bedeutung der INTERREG-Förderung für die B-Programmen für den Ostseeraum und Mitteleuropa. Grenzregionen zeigt sich am Beispiel Sachsen. In der Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Ljubljana 100 km Förderperiode 2000-2006 im Rahmen von der Gemein© BBR Bonn 2008 unterstützt im Auftrag des Bundesministeriums für schaftsinitiative Interreg III A Sachsen-Polen sind 537 Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Aktivitäten deut Grenzübergreifende Zusammenarbeit mit deutscher Beteiligung Projekte durchgeführt worden. Die zuschussfähigen scher Partner in den INTERREG-Programmen. Aus dem INTERREG IV A-Fördergebiete und angrenzende Gebiete Datenbasis: Gesamtausgaben betrugen 83,4 Operationelle Millionen Euro,Programme davon Bundesprogramm Transnationale Zusammenarbeit wird nach Artikel 21.1 der EFRE-Verordnung (20%-Klausel) der jeweiligen Programmgebiete 54 Millionen Euro EU-Mittel. Bis Ende 2011 waren 97 finanzielle Hilfe für Projekte mit thematischen und räumGeometrische Basis: GFK MACON Projekte im Rahmen des Operationellen Programms lichen Schwerpunkten von besonderem Bundesinteresse Brandenburg – Polen Bayern – Österreich der grenzübergreifenden Zusammenarbeit Sachsen – geleistet. Die Unterstützung bezieht sich auf das Aufbrin von 2007 bis 2013 zur Förderung mit Gesamtvolu gen der nationalen Kofinanzierung, die Qualifizierung AlpenrheinPolen Deutschland – Niederlande – Bodensee – Hochrhein men von 80 Millionen Euro zugelassen worden. der Projektanträge und die Öffentlichkeitsarbeit. Für die „Großregion“ Oberrhein deutsch-polnische Zusammenarbeit relevante und vom Mit einer Website informiert das Bundesinstitut für BMVBS geförderteEuregio ProjekteMaas sind Inter Regio Rail, Rail Bal – Rhein Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg Polenüber die trans Bau-, Stadt- und Raumforschung –(BBSR) tica, Via Regia Plus, OderRegio, BaltSeaPlan und SONORA. nationalen INTERREG-Programme und stellt in einer Sachsen – Tschechien Die polnische Regierung fördert polnische Projektpart Fehmarnbeltregion Datenbank die geförderten Projekte mit deutscher ner aus den sogenannten Rücklagen« Region südliche Sachsen»zweckmäßigen – Polen Ostsee Beteiligung vor: www.interreg.de des polnischen Haushalts für genehmigte Projekte. Bayern – Tschechien Schleswig/K.E.R.N. – Süddänemark 16 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Modellhafte Projekte an der deutsch-polnischen Grenze In den »Modellvorhaben der Raumordnung« (MORO) treffen Wissenschaftler auf die Praktiker vor Ort. Gemeinsam werden innovative raumordnerische Handlungsansätze und Instrumente in der Praxis getestet. Das Aktionsprogramm wurde vom Bundes ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) initiiert. Seit 2001 widmen sich die vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) betreuten MORO-Projekte auch der Entwick lung des deutsch-polnischen Grenzraums. Mit einem Wettbewerb wurden deutsch-polnische Koopera tionsprojekte aus dem Bereich der Raumordnung ausgezeichnet. Engagement kennt keine Grenzen Der Erfolg dieses Wettbewerbs hat die meisten Betei ligten überrascht: Insgesamt 50 deutsch-polnische Projekte beteiligten sich an einem Wettbewerb, den das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent wicklung im Mai 2011 gemeinsam mit dem polnischen Ministerium für Infrastruktur (MI) ausgelobt hatte. gemeinsame Verkehrsprojekte bis zur Zusammenarbeit von Schulen. Die Preisträger stehen stellvertretend für zukunftsweisende und modellhafte deutsch-polnische Kooperationen. Ausgezeichnet wurden die Gemeinden Pieńsk und Neißeaue, die ihre Wasserversorgung in Zu kunft gemeinsam planen (siehe S.30). Drei Kommunen aus Polen und Deutschland wurden für ihre Initiative zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Metro polregion Stettin (siehe S. 21) geehrt. Weitere Preisträger: Technisches Denkmal »Oderbrücke Neurüdnitz-Siekierki« »Betreten verboten« warnt ein Schild vor der Eisenbahn brücke bei Neurüdnitz. Die 700 Meter lange Verbindung über die Oder wurde nach ihrem Wiederaufbau 1955 nur ein einziges Mal genutzt. Seitdem verfällt das technische Denkmal. In einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen dem Amt Barnim-Oderbruch, den polnischen Gemeinden Cedynia und Moryń sowie der Draisinenbah nen Berlin-Brandenburg GmbH & Co. KG soll die Brücke reaktiviert und für Fußgänger sowie Radfahrer geöffnet werden. Die noch vorhandenen Schienen könnten für Ausflugsfahrten mit einer Draisine oder einem Schienen bus genutzt werden. Die Gemeinden erhoffen sich davon eine touristische Belebung ihrer Region. Für die ge schätzten Kosten von vier Millionen Euro hofft man auf Zuschüsse im Rahmen der EU-Förderung. Neben der Klä rung der Finanzierung stehen auch Verhandlungen mit der polnischen Staatsbahn über den Erwerb der Schienen und mit den Umweltbehörden auf dem Programm. Die Projektträger werden mit der Unterstützung des Wettbe werbsbüros an Lösungen für diese Fragen arbeiten. Staatssekretär Rainer Bomba (l.) und Vizeminister Janusz Żbik (r.) mit den Preisträgern aus Frankfurt (Oder) und Słubice Wettbewerb für modellhafte deutsch-polnische Kooperationsprojekte Gesucht waren modellhafte Kooperationsprojekte aus dem deutsch-polnischen Grenzraum, die sich der Lösung konkreter Probleme der Raumentwicklung wid men. Angesichts der guten Qualität aller eingereichten Beiträge fiel der deutsch-polnischen Jury die Auswahl schwer. Sechs Projekte wurden am 8. November 2011 von Staatssekretär Rainer Bomba (BMVBS) sowie Vize minister Janusz Żbik (MI) ausgezeichnet. Die Preisträger werden ein Jahr lang durch das Wettbewerbsbüro bei der Umsetzung ihrer Projektideen wissenschaftlich und organisatorisch begleitet. Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge kamen aus allen Regionen entlang der deutsch-polnischen Gren ze. Das Themenspektrum reichte von der Entwicklung grenzüberschreitender touristischer Angebote über Laufzeit: I. Phase des Projektes – Wettbewerb und Auswahl der Preisträger (Mai-August 2011) II. Phase des Projektes – Wissenschaftliche und organisatorische Begleitung von Preisträgern (Herbst 2011-Herbst 2012). Themenfokus: Modellhafte deutsch-polnische Projekte zu raumordnerischen Themen Projektraum: Deutsch-polnischer Grenzraum Schirmherrschaft: Minister Peter Ramsauer – BMVBS und Minister Cezary Grabarczyk – Infrastruktur ministerium (heute Ministerium für Transport, Bau und Seewirtschaft) Akteure: Deutsche und polnische Projektträger im Grenzraum Internetseite: www.kooperation-ohne-grenzen.de 17 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Die Oder für Touristen 2014 Die Oder wird touristisch bisher kaum genutzt. Das soll sich ändern. Zwei neue Fahrgastschiffe sollen spätestens ab 2014 auf dem mittleren Abschnitt des Grenzflusses verkehren. Dieses Ziel verfolgen die elf Partner des grenz überschreitenden Projekts »Oder für Touristen 2014«. Da mit sollen die touristischen Potenziale auf der mehr als 200 Kilometer langen Strecke von Bytom Odrzański über Nowa Sól, Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder)/Słubice bis Kostrzyn besser genutzt werden. Damit die Schiffe auch bei Niedrigwasser fahren können, werden sie nur einen Tiefgang von 50 cm haben. Vorgesehen ist im Rahmen des mit INTERREG-Mitteln geförderten Projekts auch der Bau von mehreren Marinas und Anlegestellen für Sportboote. Der größtenteils brachliegende Frankfur ter Winterhafen soll ebenfalls zu einem Anlegeplatz für Sportboote umgebaut werden. Das Wettbewerbsbüro wird die Projektpartner bei der touristischen Vermark tung auf deutscher Seite unterstützen. Das Kooperationszentrum Frankfurt-Słubice Das Zusammenwachsen von Frankfurt (Oder) und Słubice ist auch auf den Speisekarten zu sehen. Mehrere Gastwirte nutzten das Angebot des Kooperationszent rums Frankfurt-Słubice, ihre Karten in die jeweils andere Sprache übersetzen zu lassen. Das gemeinsame Koope rationszentrum besteht seit Mitte 2011 und bündelt, unterstützt durch INTERREG-Mittel, die grenzüberschrei tenden Aktivitäten von Frankfurt (Oder) und Słubice. Es begleitet Projekte im Bereich der Stadtentwicklung, des grenzüberschreitenden Verkehrs, aber auch auf den Gebieten Kultur, Sport, Bildung oder Tourismus. Das direkt den beiden Stadtoberhäuptern zugeordnete Ein Gewinn für alle »Bei der deutsch-polnischen Kooperation gewinnen alle. Zu sammenarbeiten, Zusammenle ben, Zusammenwachsen sind für die Menschen auf beiden Seiten von Oder und Neiße keine leeren Worthülsen. Deutsche und Polen pendeln zur Arbeit ins Nachbar land, nutzen die benachbarten Städte und Gemeinden zum Einkaufen und Ausgehen, ihre Kinder gehen im Partnerland zur Schule. So engagieren sich die Bürger grenzübergreifend für ihre Region.« Rainer Bomba, Staatssekretär im BMVBS, während der Preisverleihung Der Hafen in Cigacice soll neben anderen für die künftige touristische Nutzung der Oder ausgebaut werden. Die Eisenbahnbrücke bei Neurüdneritz soll dem grenzüberschreitenden Tourismus dienen. Zentrum orientiert sich an dem gemeinsamen Hand lungsplan von Frankfurt (Oder) und Słubice für die Jahre 2010 bis 2020. Durch kurze Wege und eine gemeinsame Anlaufstelle soll die Zusammenarbeit effektiver werden. Die Unterstützung durch das Wettbewerbsbüro soll den Erfahrungsaustausch zwischen Frankfurt/Słubice und anderen Doppelstädten in Grenzräumen fördern. Bürger für die Freiheit 1945-1989 Nur auf den ersten Blick wirkt das Geschichtsprojekt »Bürger für die Freiheit 1945-1989« ungewöhnlich in ei nem Wettbewerb für die Entwicklung des Grenzraums. Die Beteiligten hatten dafür eine einfache Erklärung: Wer für die Zukunft plant, sollte auch die Vergangen heit kennen. Genau damit beschäftigen sich Schüler des Augustum-Annen-Gymnasiums in Görlitz sowie von drei Schulen in Zgorzelec. Gemeinsam erforschen sie die Geschichte ihrer Region, die auf beiden Seiten der Grenze geprägt ist von den Folgen der Vertreibung und der sozialistischen Staats- und Wirtschaftssyste me. Die Schüler recherchieren historische Ereignisse zwischen 1945 und 1989 und erfahren die Grenzregion dabei als gemeinsamen Geschichtsraum. Das von der Sächsischen Bildungsagentur initiierte Projekt soll zur Entwicklung zweisprachiger Lehrmaterialien und eines Curriculums für die Lehrkräfte beitragen. Das Wettbe werbsbüro wird dabei helfen, das Projekt bekannter zu machen, damit auch in anderen Grenzregionen die Jugendlichen ihre gemeinsame Geschichte erforschen. 18 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum MORO-Projekt gibt Impulse für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr Von Berlin verkehren nahezu stündlich Schnellzüge nach Hannover oder Hamburg. In die niederschle sische Metropole Breslau gibt es dagegen nur eine durchgehende und vergleichsweise langsame Ver bindung am Tag. Wie sich der grenzüberschreitende Bahnverkehr verbessern lässt, darüber diskutierten Experten beider Länder im Rahmen des MORO-Pro jektes »Stärkung der Stadt- und Metropolregionen durch bessere Erreichbarkeiten zwischen Deutsch land und Polen«. Gefragt waren insbesondere kurz- und mittelfristig rea lisierbare Maßnahmen, mit denen die vorhandene oder neu entstehende Infrastruktur besser genutzt werden kann. Die bereits vorhandenen Ansätze und Ideen zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Bahnver kehrs auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen und daraus Handlungsempfehlungen zu entwickeln, war ein Ziel des Projekts. In drei Fachgesprächen in Berlin, Stettin und Breslau suchten Experten beider Länder aus Verwaltun gen, Bahnunternehmen und Verkehrsverbünden nach konkreten Lösungen. Die Ergebnisse der Fachgespräche wurden auf zwei Regionalkonferenzen in Słubice und Görlitz einer breiteren Öffentlichkeit aus Politik, Wirt schaft, Verwaltung, Verbänden und Medien vorgestellt. Anstoß zum Handeln »Das MORO-Projekt gab neue Impulse zum grenzüberschrei tenden Handeln. Neue Informa tionen über den Zustande der Bahnverbindungen und den Asymmetrien in der Organisation des Verkehrs wurden gewonnen. Die Bestandsaufnahme zeigte die Notwendigkeit höherer Investitionen in die Infra struktur und die Organisation des Verkehrs. Jetzt müssen die nächsten Schritte festgelegt werden. Wie ist die Reihenfolge der Investitionen und aus welchen Quellen werden sie finanziert? Notwendig ist die Beteiligung der Regierungen in Polen und Deutschland. Die Thema tik sollte Gegenstand der Konsultationen der DeutschPolnischen Regierungskommission für regionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein.« Dr. Maciej Zathey, Direktor des Departments für regionale Entwicklung im Marschallamt der Wojewod schaft Dolnośląskie von zwei auf drei erhöht. Das attraktivere Angebot wird von deutlich mehr Reisenden genutzt. Auf der Strecke von Berlin über Posen nach Warschau verkehrt seit De zember 2010 werktags ein zusätzliches viertes Zugpaar. Durch den Einsatz moderner Mehrsystemlokomotiven entfiel der Lokwechsel an der Grenze, was die Fahrzeit um etwa 20 Minuten verkürzte. Die Zahl der Bahnreisen den hat sich seitdem um rund ein Viertel erhöht. Mehr Aufmerksamkeit für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr Regionalkonferenz zum MORO-Projekt im Centrum Polonicum von Słubice Konkrete Vorschläge für die verschiedenen Korridore Bereits während der Laufzeit des Projektes wurden erste konkrete Verbesserungen erreicht oder zumindest ange kündigt. So wurde auf der Strecke Berlin-Stettin der Ein zelfahrpreis des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) von 16,70 auf 10 Euro reduziert und die Gültigkeit auf den Stadtverkehr in Stettin erweitert. Die Zahl der umsteigefreien Verbindungen wurde im Dezember 2010 Dem MORO-Projekt gelang es, dem Thema des grenz überschreitenden Bahnverkehrs mehr Aufmerksamkeit in der Politik und in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Durch die intensiven Fachgespräche wurden Kontak te zwischen den Experten beiderseits der Grenze neu geknüpft oder vertieft. Das Projekt hat damit eine gute Grundlage geschaffen, auf der sich künftig eine besser abgestimmte Planung über die Ländergrenzen hinaus weiterentwickeln kann. Im »Programm der Zusam menarbeit« zwischen Deutschland und Polen vom Juni 2011 wurde die Elektrifizierung des letzten Teilstücks der Strecke Berlin-Stettin als eine der Aufgaben für die nächste Zukunft definiert. Auch die Strecke BerlinBreslau soll ausgebaut werden. Fahrzeiten von mehr als fünf Stunden für gut 300 Kilometer werden dann der Vergangenheit angehören. 19 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten © European Transport Consultants (ETC) Die Karte zeigt die Bahnverbindungen im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Stärkung der Stadt- und Metropolregionen durch bessere Erreichbarkeiten zwischen Deutschland und Polen Laufzeit: 11/ 2009 – 12/2010 Themenfokus: Verkehrsbeziehungen nachhaltig verbessern Projektraum: vier deutsche Länder sowie vier polnische Wojewodschaften im deutsch-polnischen Grenzraum Akteure: Verkehrs- und Raumentwicklungsexperten aus den Verwaltungen der grenznahen Länder und Wojewodschaf ten, Vertreter großer Schienenverkehrsunternehmen in Deutschland und Polen, der Wirtschaft sowie des Bundes ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und des polnischen Ministeriums für Infrastruktur MORO Förderung: BMVBS 20 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Grenzüberschreitende Partnerschaft in der Metropolregion Stettin Vier Grenzregionen im Westen Deutschlands haben sich 2011 zum »Initiativkreis metropolitane Grenzre gionen« (IMEG) zusammengeschlossen. Ihr Ziel: die grenzüberschreitende Raumplanung zu verbessern, um die Potenziale der Grenzregionen besser zu nutzen. Außerdem will die IMEG die Interessen der beteiligten Partner auf europäischer und nationaler Ebene vertreten. Starke Grenzregionen sollen zu Ent wicklungsmotoren in Europa werden. Entstanden ist der Initiativkreis aus dem MORO-Projekt »Überregionale Partnerschaften in grenzüberschreiten den Verflechtungsräumen«. In anderen Teilen Europas verfolgt man diese Entwicklungen mit großem Interes se. Die seit Jahrzehnten erfolgreich praktizierte grenz überschreitende Zusammenarbeit, etwa in der Euregio Maas-Rhein oder der Trinationalen Metropolregion Oberrhein, bietet auch Ansatzpunkte für den deutsch polnischen Grenzraum. Projekte zur Förderung der grenzüber schreitenden Metropolregion Stettin Laufzeit: Fortlaufend seit 2005 (Gründung der Gesell schaft für Zusammenarbeit der Selbstverwaltungen – Vorläufer der Gesellschaft der Metropolregion Stettin) Projektraum: grenzüberschreitende Metropolregion Stet tin, auf deutscher Seite der Kreis Vorpommern-Greifswald. Akteure: öffentliche, öffentlich-rechtliche und private Akteure, die die Entwicklung der grenzüberschreiten den Metropolregion fördern auch in die benachbarten Kreise von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Um sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können, sind intensive und dauerhafte Stadt-UmlandKooperationen erforderlich. Die Entwicklung einer grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin hat Modellcharakter an der deutsch-polnischen Grenze. Obwohl weder die polnische noch die deutsche Ge setzgebung die Bildung einer grenzüberschreitenden Metropolregion vorsehen, arbeiteten die Partner bereits eng zusammen. Grenzübergreifende Initiativen gehen von unterschiedlichen Institutionen aus und umfassen verschiedene Bereiche, sie überschneiden und ergän zen sich. Gesellschaft des Metropolraums Stettin Wiederaufgebauter Heumarkt in Stettin mit dem Alten Rathaus. Grenzüberschreitende Metropolregion Stettin Die Hafenstadt Stettin gehört mit mehr als 400.000 Einwohnern zu den kleineren Metropolen in Polen. Jahrzehntelang war ihre Randlage innerhalb Polens ein Entwicklungsnachteil. Mit dem EU-Beitritt Polens ent standen neue Chancen, die die Stadt nutzen will. Neue Unternehmen siedeln sich an, Prestigeprojekte wie die für 2013 geplante Philharmo nie künden vom erstarkten Selbstbewusstsein. Mit dem Konzept »Floating Garden 2050« (Schwimmender Garten), das eine Entwicklungs perspektive bis ins Jahr 2050 aufzeigt, erfindet sich Stet tin neu. Bisher für Hafenanlagen genutzte Oderinseln sollen zum neuen Stadtzentrum entwickelt werden. Die Dynamik der Metropole strahlt auf das Umland aus – Die 2009 in Polen gegründete Gesellschaft des Metro polraums Szczecin (SSOM) umfasst neben der Stadt elf weitere Kommunen, den Landkreis Police sowie die Wojewodschaft Zachodniopomorskie. Auf Initiative der Wojewodschaft Zachodniopomorskie wurde eine Vereinbarung zwischen der Wojewodschaft, der Stadt Stettin, der SSOM sowie den polni schen Gemeinden der Euroregion Pomerania geschlossen, um eine Entwicklungskonzeption für die grenzüberschreitende Metropolregion Stettin aus polnischer Seite zu formulie ren. Derzeit werden weitere Schritte vorbereitet, um mit den deutschen Partnern eine gemeinsame Vision der Entwicklung der Region zu erarbeiten. Die »Konzeption der räumlichen Bewirtschaftung der Wojewodschaft Zachodniopomorskie« zielt auf die Stärkung der Wett bewerbsfähigkeit von Stettin und der metropolitanen Region. Die gemeinsame Raumordnungspolitik soll unter anderem der Bedeutung der Häfen in Stettin und Świnoujście sowie den touristischen Potenzialen der Region Rechnung tragen. Stettin wird innerhalb Polens eine Führungsrolle in der Zusammenarbeit mit Nord deutschland und Skandinavien zugeschrieben. 21 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Modellvorhaben Stettiner Haff Im Rahmen des vom Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung geförderten Projekts »De mografischer Wandel – Region schafft Zukunft« war das Stettiner Haff mit den Landkreisen Uecker-Randow und Ostvorpommern eine der Modellregionen. Die Nähe zu Stettin wurde als Chance gewertet, die grenz überschreitende Raumverflechtung allerdings noch als schwach ausgeprägt charakterisiert. Im Teilprojekt zur »Optimierung des Schienenpersonenverkehrs und der ergänzenden Angebote im öffentlichen Personen nahverkehr im grenzüberschreitenden Raum um das Stettiner Haff« wurde ein Konzept für ein verbessertes grenzüberschreitendes Verkehrsangebot entwickelt. So wurde das Pomerania-Ticket weiterentwickelt und ein Zubringer-Rufbus zum RE6 Lübeck-Stettin für grenzna he Orte eingerichtet. Ein weiterer Schwerpunkt betraf die abgestimmte Wirtschaftsentwicklung. Im Projekts »PAPS – Interkommunale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Großraum Pasewalk – Anklam – Prenzlau – Stettin« entstanden Strategien zur Vermark tung sowie zur grenzüberschreitenden Sicherung des Fachkräftebedarfs. Die Stadt Stettin und ihr »Speckgürtel« Drei Gemeinden aus dem Stettiner »Speckgürtel« haben eine Initiative für die Entwicklung der grenzüberschrei tenden Metropolregion Stettin ins Leben gerufen. Sie zielt auf eine gemeinsame Raumentwicklung in der Region und die bessere Nutzung der Synergien zwischen der Metropole und ihrem Umland. Die grenzüberschrei- Verflechtungen nehmen langsam zu »Die Metropolregion Stettin hat aus Sicht Mecklenburg-Vorpommerns einen besonderen Charakter. Es bestehen große strukturelle Un terschiede zwischen dem Ober zentrum Stettin mit seinen knapp 400.000 Einwohnern und dem sehr ländlich geprägten Umland, insbe sondere auch auf deutscher Seite. Die Auswirkungen der Grenze sind noch immer deutlich zu spüren. Die Verflech tungsintensitäten bezogen auf Bevölkerungswanderungen, Arbeitsmarktpendler, wirtschaftliche Kooperationen, Ein kaufen und Tourismus nehmen zwar langsam zu, sind aber nach wie vor viel zu gering für diesen unter funktionalen Gesichtspunkten zusammengehörenden Raum. Aus dem Raumbewirtschaftungsplan der Wojewodschaft: Die Umrandungen zeigen die Ausdehnungen des Stettiner Metropolgebiets (1), der metropolitanen Subregion (2) und der grenzüberschreitenden Metropolregion (3). tende Zusammenarbeit soll institutionalisiert werden. Das vom brandenburgischen Amt Gartz (Oder), der Stadt Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern und der polnischen Gemeinde Kołbaskowo initiierte Projekt »Me tropolregion Stettin: Die Stadt Stettin und ihr Speckgür tel« wurde Ende 2011 als eines der sechs Siegerprojekte des »Wettbewerbs für modellhafte deutsch-polnische Kooperationsprojekte« ausgezeichnet. Es steht beispiel haft für eine Initiative »von unten«, die von ländlichen Gemeinden ausgeht. Die Auszeichnung soll auch ein Signal an die Stadt Stettin und weitere Gemeinden in der Metropolregion sein, die Initiative in ihre Überlegungen einzubeziehen. Mit Unterstützung des Wettbewerbsbü ros soll eine geeignete Organisationsform für den grenz überschreitenden Zusammenschluss gesucht werden. Die deutschen und polnischen Partner wollen gemeinsam Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung dieser grenzüberschreitenden Region schaffen. Dabei müssen wir auch mit Konkurrenzsituationen (z. B. bei der Entwicklung der Ostseehäfen) sowie mit unterschiedli chen Standpunkten zu Einzelfragen umgehen. So will die Wojewodschaft Westpommern den Bau eines Kernenergie kraftwerks befördern während Mecklenburg-Vorpommern den Ausstieg aus der Kernenergiegewinnung unterstützt. Im Fokus der derzeitigen Diskussion zu gemeinsamen Handlungsfeldern stehen unter anderem Verbesserungen im Straßen- und Schienenverkehr, Klimaschutz, Energiekon zepte unter Einbeziehung erneuerbarer Energien sowie die Verknüpfung des kulturellen Erbes (Schlösser, Guts- und Her renhäuser, Parkanlagen) mit touristischen Radwegerouten.« Petra Schmidt, Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung, Mecklenburg-Vorpommern 22 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Grenzüberschreitende Mobilität und Erreichbarkeit im Projekt Rail Baltica Transeuropäische Netze (TEN) sind die neuen Adern und Nervenbahnen des vereinten Europas. Über sie rollt der Verkehr, durch sie fließen Energie und Datenströme. Um die Regionen im globalen Wettbewerb zu stärken, sind leistungsfähige tran seuropäische Netze unverzichtbar. Im Bereich der Verkehrsnetze (TEN-V) liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung leistungsfähiger Bahnstrecken. Sie sollen für eine bessere Mobilität sorgen und dienen zugleich dem Umwelt- und Klimaschutz. Teilabschnitte der TEN-V betreffen den deutsch-pol nischen Grenzraum, denn dieser Bereich bildet eine Schnittstelle bei der Verbindung Westeuropas mit Mittel- und Osteuropa. Insbesondere der Logistiksektor verzeichnet seit 1989 ein großes Wachstum. Damit steigt die Bedeutung einer leistungsfähigen grenzüberschreitenden Verkehrsin frastruktur. Auch die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen, technische Voraussetzungen sowie Tarif strukturen zwischen Deutschland und Polen müssen besser aufeinander abgestimmt werden. Rail Baltica: Schneller von Nord nach Süd und von Ost nach West Für die Bahnfahrt zwischen Berlin und Tallinn benötigte man in den 1930er Jahren rund 32 Stunden. Heute ist man drei Tage lang unterwegs und muss dabei wenigs tens fünfmal umsteigen. Obwohl mit der Integration der baltischen Staaten in die EU das Verkehrsaufkommen deutlich gewachsen und der Ostseeraum der größte Wachstumsmarkt der EU ist, hat die Verbindung noch eine untergeordnete Bedeutung. Das Nord-Süd-Streckennetz ist in einem schlechten Zustand, unterschiedliche Spurbreiten in den Baltischen Staaten und der übrigen EU erschweren zusätzlich die Verbindungen. Das alles soll sich mit der Rail Baltica ändern, einer modernen Bahnstrecke, die Warschau mit Helsinki und St. Petersburg verbinden wird. Im gleich namigen Projekt »Rail Baltica« wurde diese wichtige Nord-Süd-Verbindung gemeinsam mit einer zentralen europäischen Verkehrsachse betrachtet, die in Ost-WestRichtung verläuft: dem ersten Teilstück des Korridors Berlin-Warschau-Minsk-Moskau (Transib). Ziel ist eine transeuropäische Eisenbahnstrecke von Berlin über Warschau, Kaunas, Riga und Tallinn bis Helsinki und St. Petersburg für einen leistungsfähigen Personen- und Güterverkehr. Dabei sollte vor allem die Kooperation der Städte entlang der Strecke gefördert werden. Im ersten Projekt »Rail Baltica« von 2005 bis 2008 wurden drei verschiedene Trassenführungen aus dem Blickwinkel der Raumplanung und Regionalentwicklung sowie un ter Beachtung der ökonomischen und sozialen Aspekte miteinander verglichen. Eine wichtige Fragestellung betraf den regionalen Eisenbahnverkehr im Grenzraum zwischen Deutschland und Polen. Hier ging es unter an derem um eine bessere Abstimmung von Fahrplänen, Tarifen und technischen Bedingungen. Einigung auf den Streckenverlauf Auf Basis dieser Untersuchungen haben sich Ende 2010 die Mitgliedstaaten auf eine Route verständigt, die von Warschau über die litauischen Städte Kaunas und Panevezys, das lettische Riga nach Pärnu und Tallinn in Estland führt. Helsinki soll per Fähre an die Rail Baltica an geschlossen werden. Das Nachfolgeprojekt »Rail Baltica Growth Corridor« startete im Juni 2011 in Helsinki. Bis 2013 soll die Umsetzung konkretisiert werden. Das Projekt will die Entscheidungsträger im Bereich Verkehrs- und Regi onalentwicklung im Ostseeraum an einen Tisch bringen. Ein multimodales Reiseinformationsnetzwerk »von Tür zu Tür« im Internet soll für den Personen- und Güterverkehr entwickelt werden. Eine erste Umsetzung erfolgt derzeit auf der Route Berlin-Posen-Warschau, koordiniert durch den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Rail Baltica Growth Corridor Laufzeit: 01/2011-09/2013 Rail Baltica Growth Corridor im INTERREG IVB Ostseeprogramm Themenfokus: Schienengebundene Verkehrsinfrastruktur verbessern Projektraum: Verkehrskorridor von Berlin (DE) über War schau (PL), Kaunas (LT), Riga (LV), Tallinn (EE) bis Helsinki (FI) und St. Petersburg (RUS) Partner: mehr als 20 Partner und 20 assoziierte Ein richtungen aus Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland und Russland von verschiedenen Ministerien, Kommunen, Verkehrsunternehmen und Nichtregierungsorganisationen Förderung: gesamt 3,6 Mio. €, davon EFRE 2,8 Mio. € Internetseiten: www.rbgc.eu Bahnhof Sestokai an der litauisch-polnischen Grenze 23 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Korridor für die Trassenführung der Rail Baltica (Quelle: Karttakeskus Oy., Helsinki, 2012) Logistikstandorte entlang der Rail Baltica als wichtiger Wirtschaftsfaktor Eine bessere Zusammenarbeit der Logistikzentren ent lang der Rail Baltica soll dazu beitragen, mehr Güter verkehr auf die Schiene zu verlagern. Deutschland und Polen spielen dabei als Transitländer, aber auch als Aus gangs- und Ankunftsorte von Güterströmen eine große Rolle. Eine einheitliche und abgestimmte Entwick lungsstrategie von Deutschland, Polen und den Balti schen Staaten soll die Entwicklungsräume entlang der Schiene stärken. Die südlich von Berlin gelegene Stadt Ludwigsfelde ist als einer der deutschen Partner daran beteiligt, die Kooperation der Logistikstandorte entlang der Rail Baltica zu entwickeln. Gemeinsam mit der Nachbargemeinde Großbeeren und deren Güterverteil zentrum wird an der Stärkung des Wirtschaftsstandorts gearbeitet. Im Rahmen des Projekts »Rail Baltica« sollen die kommunalen Logistikstandorte den Dienstleistern am Markt sowie der Fachöffentlichkeit besser bekannt werden. Unter anderem sollen die Informationen über den Zugang zum Schienennetz für den Güterverkehr gebündelt und verbessert werden. Das Brandenburger Güterverkehrsstellen-Informationssystem könnte dafür als Vorlage dienen. Herausforderungen für die Entwicklung der Strecke Eine besondere Bedeutung für die Region Berlin-Bran denburg hat die bessere Bahnverbindung von Berlin nach Posen und Warschau. Einerseits müssen dafür Fahrpläne und Tarife besser abgestimmt, andererseits unterschiedliche technische Systeme miteinander vernetzt werden. Während die Züge in Deutschland mit Wechselstrom fahren, wird in Polen Gleichstrom ge nutzt. Für den Berlin-Warszawa-Express werden bereits seit 2010 moderne Mehrsystemloks eingesetzt, die mit Gleich- und Wechselstrom fahren. Dadurch entfällt der Lokwechsel an der Grenze. Im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) wird der Fokus auf die Anbindung der Großstäd te Zielona Góra, Gorzów und Posen an ein attraktives interregionales Zugangebot gesetzt. Zudem sollte im Rahmen des Projekts auch eine mögliche Anbindung Berlins an die für 2019 geplante Hochgeschwindigkeits trasse Warschau-Posen geprüft werden. Die Planungen für diese Trasse sind Ende 2011 von der polnischen Regie rung aufgrund der wirtschaftlichen Situation allerdings zunächst auf Eis gelegt worden. Mehr Güter auf die Schiene bringen »Die Rail Baltica als moderne und leistungsfähige Schienen verbindung von Mitteleuropa in Richtung Baltische Staaten und Finnland kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Zuwächse im Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Darüber hinaus könnte die absehbare internationale Änderung der verkehrspolitischen Rahmenbedingungen, zum Beispiel der Übergang in das postfossile Zeitalter, auch dazu führen, dass verstärkt Güter aus dem Pazifikraum über Russland und die Rail Baltica nach Mitteleuropa transportiert werden.« Dr. Jürgen Murach, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin 24 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Die Grenzregion als touristische Destination – das Beispiel Via Regia Mal eben mit der Fähre vom Seebad Heringsdorf ins polnische Międzyzdroje reisen. Zu Fuß vom Zittau er Gebirge ins polnisch-tschechische Isergebirge. Heute Bratwurst, morgen Bigos. Seit dem Beitritt Polens zum Schengen-Abkommen entwickelt sich der deutsch-polnische Grenzraum zu einer gemeinsamen Tourismusregion. Die Tourismusverbände beider Staa ten sowie der benachbarten Länder und Wojewod schaften arbeiten eng zusammen und entwickeln grenzüberschreitende Produkte. Man setzt auf einen sanften Tourismus, der Natur und Landschaft schützt. Entlang der Grenze gibt es zahlrei che überregional bedeutsame Großschutzgebiete wie den Nationalpark Unteres Odertal auf deutscher und den Nationalpark Warthemündung auf polnischer Seite, den deutsch-polnischen Geopark »Muskauer Faltenbogen« oder das gemeinsame UNESCO-Welterbe spanischen Atlantikküste. Wichtige Wirtschafts- und Kulturzentren wie Lemberg (Lviv), Krakau (Kraków), Breslau (Wrocław) oder Dresden verdanken ihre Bedeu tung der Lage an dieser Trasse. Heute verbinden sich zahlreiche europäische Initiativen mit dem traditions reichen Namen. Die Via Regia wurde zum Sinnbild für einen europäischen Kulturraum, der lange Zeit durch die Spaltung in Ost und West getrennt war und nun wieder verbunden und konkret räumlich erlebbar ist. Die EU-Projekte Via Regia ED-CIII und Via Regia Plus hatten die Entwicklung des transeuropäischen Ver kehrskorridors zum Ziel. Dabei ging es auch um die bessere Nutzung der touristischen Potenziale. Die Federführung lag beim Sächsischen Staatsministerium des Innern und der Stadt Breslau. Im Projekt Via Regia ED-CIII (2005-2008) entstand die Strategie der Raum entwicklung mit den vier thematischen Schwerpunkten Erreichbarkeit, Stadtentwicklung, Wirtschaftliche Entwicklung und Tourismus. Im Nachfolgeprojekt Via Regia Plus (2008-2011) wurden diese Themen in Rahmen von räumlich konkretisierten Teilprojekten weiterbear beitet. Marke für Städte- und Kulturtourismus Breslau mit seinem spätgotischen Rathaus zählt zu den touristischen Highlights entlang der Via Regia. »Fürst-Pückler-Park« bei Bad Muskau. Der Oder-NeißeRadweg führt auf 465 km entlang der deutsch-pol nischen Grenze zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten, mehrere grenzüberschreitende Wander-, Kajak- oder Reittouren wurden gemeinsam entwickelt, die touristi sche Attraktivität der Oder soll gesteigert werden (siehe S. 17). Grenzüberschreitende Tourismusprojekte bei Via Regia EDC-III und Via Regia Plus Die Via Regia zählt zu den bedeutendsten mittelalterli chen Handelstraßen. Seit 800 Jahren führt die »Königs straße« von Kiev in der Ukraine über Polen, Deutschland und Frankreich bis nach Santiago de Compostella an der Im Schwerpunkt Tourismus ging es darum, die Poten ziale für den Städte- und Kulturtourismus entlang der Via Regia besser zu nutzen. Ziel war es, Angebote zu bündeln und zu vernetzen und die gesamte Region unter der symbolträchtigen Marke »Via Regia« als touristisches Ziel zu entwickeln. Im deutsch-polnischen Grenzraum beschäftigten sich zwei Teilprojekte mit der Entwicklung von Fahrradrouten. Dabei ging es auch darum, die historische Bedeutung der Route erlebbar zu machen. Die Geschwindigkeit des Fahrrades entspricht in etwa dem damaligen Reisetempo mit der Kutsche. Via Regia Plus Laufzeit: 10/2008 – 12/2011 Themenfokus: Nachhaltige Entwicklung und Stärkung der gesamten Region Projektraum: Städte und Regionen entlang der Via Regia Partner: 14 Partner aus Deutschland, Polen, Slowaki scher Republik, Tschechischer Republik, Ukraine Förderung: Mitteleuropaprogramm 2007-2013 gesamt 2,7 Mio. € EUR davon EFRE € 2,1 Mio € Internetseiten: www.viaregiaplus.eu 25 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Touristische Potentiale entlang der Via Regia – Karte aus der Strategie der Raumentwicklung von 2008 Radeln auf dem Jakobsweg In der polnischen Wojewodschaft Dolnośląskie (Nieder schlesien) entstanden Fahrradrouten auf vier regio nalen Abschnitten des Jakobswegs, die auf der Route der Via Regia verlaufen oder diese tangieren. Über eine Internetseite sind detaillierte Informationen mit Routenbeschreibung, Kartenmaterial und Höhenprofil zum Herunterladen erhältlich. Die Federführung für dieses Teilprojekt hatte das Breslauer Wojewódzkie Biu ro Urbanistyczne (Urbanistikbüro der Wojewodschaft, WBU). tiative bei den Verwaltungen und der Bevölkerung. Die Orte und Regionen bringen sich aus eigener Kraft und mit ihren eigenen Ressourcen in das Projekt ein. Das führt dazu, dass sich die einzelnen Abschnitte mit un terschiedlicher Geschwindigkeit entwickeln. Aber zu gleich sorgt die Verankerung bei den lokalen Akteuren für eine nachhaltige Entwicklung des gesamten Raums. Durch die Projekte sind auch grenzüberschreitend viele der örtlichen Initiativen in Kontakt gekommen. Das bietet Chancen für die Weiterentwicklung und künftige Vermarktung der touristischen Produkte. Erlebnisradweg von Frankfurt (Main) bis Krakau Unter Federführung des Europäischen Kultur- und Informationszentrums in Thüringen wurde an einem Informationssystem für einen länderübergreifenden Erlebnisradweg von Frankfurt (Main) bis Krakau gear beitet. Die Strecke orientiert sich am Verlauf der Via Regia und wird mit dem Slogan »Cycling along the Via Regia« international vermarktet. Bestehende regionale Routen wurden dafür vernetzt. Die Informationen zum Verlauf sowie zu kulturellen und touristischen Zielen entlang der Strecke werden auf einer Webseite gebün delt dargestellt. Diese können anhand einer Kartendar stellung abgerufen werden. Zusätzlich entstanden eine Broschüre und Flyer für die Tourismusinformationen entlang der Strecke. Touristische Anbieter nutzen in zwischen den gestiegenen Bekanntheitsgrad für eigene Programme. Motivation für lokale Entwicklungen Erfolgsfaktor für die Projekte ist die Orientierung an der Via Regia als jahrhundertealter Handelsstraße und der damit verbundenen europäischen Geschichte und Kul tur. Für die Orte entlang der Strecke ist die Via Regia ein Teil der eigenen Identität. Das mobilisiert die Eigenini Via Mobil – 135 Tage auf Tour durch Europa »Das ›Via Mobil‹ machte auf seiner Tour auf dem historischen Pilgerweg zwischen Santiago de Compostela nach Kiev auch in insgesamt 25 Städten im Projekt gebiet zwischen Eisenach und Lviv in der Ukraine Station und warb als »rollender Botschafter« für die 3. Sächsischen Landesausstellung ›Via Regia – 800 Jahre Bewegung und Begegnung‹ in Görlitz. Durch die Wanderausstellung wie durch die Landesausstellung selbst hat die Marke ›Via Regia‹ deutlich an Bekanntheit gewonnen. Bei öffentlichen und privaten Akteuren wurden die Potenziale für eine gemeinsame Entwick lung der Region dadurch verstärkt wahrgenommen und die Motivation erhöht, die ›Via Regia‹ als Kulturstraße zu vermarkten.« Andreas Kühl, Projektmanager, Referat Europäische Raumordnung und Regionalentwicklung im Sächsischen Staatsministerium des Innern 26 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Integrierte Meerespolitik und Meeresraumplanung im Ostseeraum Mehr als 90 Prozent des Welthandels erfolgt auf dem Seeweg, riesige Offshore-Windanlagen entstehen auf hoher See, der Meeresboden wird als Rohstoffliefe rant immer interessanter. Und nicht nur darüber gibt es Konflikte zwischen Anrainerstaaten oder zwischen Wirtschaftsunternehmen und Naturschützern. Auch die Auseinandersetzungen um Fangquoten sind ein Dauerbrenner. Das alles erhöht die Notwendigkeit für eine grenzüberschreitende maritime Raumpla nung. In ihrem »Blaubuch« zur Meerespolitik hat die EU bereits 2007 alle Küstenstaaten aufgefordert, ihre integrierte Meerespolitik in enger Zusammenarbeit mit nationalen und regionalen Partnern zu entwickeln. Im Ostseeraum verfügen nur Deutschland und teilweise Polen über praktische Erfahrungen in der maritimen Raumplanung. In den Aktionsplänen von VASAB (Vision and Strategies around the Baltic Sea) haben die zustän digen Minister der Ostsee-Anrainerstaaten wichtige Empfehlungen zu deren Einführung im Ostseeraum gegeben. Hier knüpft das Projekt »BaltSeaPlan – Intro ducing Maritime Spatial Planning in the Baltic Sea« an. Fischerboot am Ostseestrand bei Rewal BaltSeaPlan – Introducing Maritime Spatial Planning in the Baltic Sea Laufzeit: 10/2009 – 01/2012 Themenfokus: Raumplanung auf dem Meer Akteure: 14 Partner aus Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden Förderung: Ostseeprogramm 2007-2013 – gesamt: 3,7 Mio. €, davon EFRE 3,0 Mio. € Internetseite: www.baltseaplan.eu BaltSeaPlan für eine nachhaltige Nutzung der Ostsee Eine detaillierte Untersuchung der Ostsee im Rahmen des Projektes BaltSeaPlan lieferte wertvolle Planungs grundlagen. Erfasst wurden die natürlichen Ressourcen, die aktuelle Meeresnutzung und potenzielle Konflikte zwischen verschiedenen Nutzern und Interessen gruppen. Angesichts der Heterogenität der vielen unterschiedlichen Datenquellen wurden Daten nach einheitlichen Vorgaben zusammengetragen, um sie ostseeweit nutzen zu können. Darüber hinaus wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen und die vorhande nen Strategien der Ostseeländer analysiert. Die gemein sam entwickelte Vision für die Ostsee 2030 zeigt auf, für welche Bereiche gemeinsam und grenzüberschreitend geplant werden muss: eine gesunde Meeresumwelt, eine sichere und leistungsfähige Schifffahrt, eine abgestimm te Energiepolitik und nachhaltige Fischerei. Potenzielle Konflikte zwischen den Nutzern sollen so früh wie mög lich erkannt und gelöst werden. Durch eine verstärkte Lobbyarbeit soll auch die Legislative von der Notwen digkeit grenzüberschreitender maritimer Raumord nungspläne und die dafür notwendigen administrativen Voraussetzungen überzeugt werden. Erste grenzüberschreitende Planungen für die Ostsee In sieben Pilotprojekten entstanden Vorschläge für Raumordnungspläne im Bereich der Ostsee – zwei davon waren grenzüberschreitend. Polen und Deutschland arbeiteten zusammen mit Dänemark und Schweden im Rahmen eines Planspiels an Vorstellungen zum europa weit ersten maritimen grenzüberschreitenden Raumord nungsplan. Er betrifft das Gebiet der Pommerschen Bucht und des Arkona-Beckens bis zur Insel Bornholm. Auf polnischer und deutscher Seite waren neben dem Bun desamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) als fe 27 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Die Karte zeigt Nutzungen und Funktionen im Planungsgebiet zwischen der deutsch-polnischen Küstenregion, der dänischen Insel Bornholm und dem südlichen Schweden. derführendem Partner die Schifffahrtsbehörde in Stettin, die Landesplanung Mecklenburg-Vorpommern und das WWF-Ostseebüro beteiligt. In diesem Gebiet ist das Pro blempotenzial groß: Es herrscht ein reger Schiffsverkehr, unter anderem Transit- und Fährverkehr zu und zwischen den Häfen in Stralsund, Sassnitz/Mukran, Świnoujście, Ystad und Rønne. Zahlreiche offene Fragen zu OffshoreWindenergie, der Verlegung von Kabeln und Leitungen, dem Abbau von Sand und Kies sowie der Fischerei müssen geklärt werden. Nicht zuletzt geht es um die Berücksichti gung der Interessen des Naturschutzes und die Sicherung der empfindlichen Gebiete im Bereich der Ostsee. Zu be achten sind generell die unterschiedlichen Begrifflichkei ten, Gesetzgebungen und Zuständigkeiten in der Partner länder. Im Rahmen des Projekts haben die Beteiligten die Rahmenbedingungen und Planungsvorstellungen der Partnerländer kennengelernt und persönliche Kontakte über die Grenzen hinaus geknüpft. Die Projektergebnis se wurden auf den nationalen Ebenen besprochen und sollen in die nationalen raumordnerischen Pläne ein fließen. Diese können später in grenzüberschreitenden Gesprächen, z.B. im Rahmen der Strategischen Umwelt prüfung, abgestimmt werden. Grenzüberschreitende Raumordnungspläne werden durch die EU zunehmend unterstützt. Auch im Programm der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen vom Juni 2011 wird be kräftigt, dass eine integrierte Raumplanung auf See und die Schaffung nationaler Strategien für die Seegebiete der Ostsee-Anrainerstaaten weiter gefördert werden sollen. Dazu soll BaltSeaPlan einen großen Beitrag leisten. Viel voneinander gelernt »Im Pilotgebiet Pommersche Bucht/Arkonabecken wurden erstmalig für ein grenzüber schreitendes Gebiet in der Ostsee in einem Planspiel Vorschläge für raumplanerische Festlegungen erarbeitet. Die Ergebnisse wer den insbesondere im Hinblick auf grenzübergreifende Themen wie etwa Schifffahrt und Meeresnaturschutz in die Weiterentwicklung der mariti men Raumordnungspläne für das deutsche Küstenmeer und die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) sowie die zukünftigen Planungen auf polnischer Seite einfließen. Für uns war es eine sehr intensive und spannende Zeit – in der wir viel voneinander und übereinander gelernt haben, und auch gute persönliche Kontakte aufbauen konnten. Wir arbeiten nun daran, diese etablierten Arbeitskontakte über das Projekt hinaus zu erhalten, da maritime Raumordnung eine permanente Aufgabe darstellt.« Dr. Nico Nolte, Projektleiter beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 28 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Grenzüberschreitender Hochwasser schutz in Zeiten des Klimawandels Das Jahrhunderthochwasser an der Oder verursach te im Jahr 1997 allein in Deutschland Schäden von 640 Millionen Euro. In Polen summierten sie sich auf mehr als zwei Milliarden Euro. Über 100 000 Menschen mussten dort vorübergehend evakuiert werden. Der Klimawandel birgt die Gefahr weiterer Flutkatastrophen an Oder und Neiße. Die Hochwasse rereignisse der letzten Jahre zeigen, wie bedeutsam hier die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist. Unumgänglich ist ein ständiger und vollständiger Informationsaustausch. Plattformen dafür bieten die deutsch-polnische Grenzgewässerkommission und die Internationale Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung (IKSO). Die Erfahrungen des jüngsten Hochwassers von 2010 haben jedoch gezeigt, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter verbessert werden muss. Dabei hat auch der vorbeugende Hochwasserschutz durch eine besser abgestimmte Raumordnungspolitik eine wichtige Rolle. Das Programm der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen vom 21. 6. 2011 sieht die Erstellung von Hochwasserrisiko- und Gefahrenkarten sowie von Hochwasserrisiko-Manangementplänen vor. Weiterhin soll die Zusammenarbeit durch gemeinsame Trainings- und Schulungsmaßnahmen verstärkt werden. Hochwasserschutzmaßnahmen in Einzugsge biet der Oder und Lausitzer Neiße Eine Antwort auf das Jahrhunderthochwasser von 1997 war das Projekt OderRegio. Hier entstand die »Konzep- OderRegio: Transnationales Handlungsprogramm – Vorsorgender raumordnerischer Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Oder Laufzeit: 12/2002 – 12/2006 Themenfokus: Integratives Wassermanagement Projektraum: Odereinzugsgebiet Akteure: 6 Partner aus Deutschland, Polen und der Tschechien Republik; Leadpartner Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg Förderung: INTERREG IIIB CADSES – gesamt 3 Mio. €; davon EFRE: 1,6 Mio. € Internetseite: www.oderregio.org tion zur raumordnerischen Hochwasservorsorge im Einzugsgebiet der Oder«. Diese wurde bis 2006 zum transnationalen Handlungsprogramm »Vorsorgender raumordnerischer Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Oder« für ausgewiesene Teilräume weiterentwickelt. Gefahrenpotenziale erfasst Entlang der Oder, vom Oberlauf in der Tschechischen Republik bis zum Stettiner Haff inklusive der Zuflüs se Bober, Lausitzer Neiße und Warthe, wurden neun Teilräume ausgewiesen. In jedem von ihnen wurden die stark gefährdeten Gebiete (»Hot Spots«) ausgewiesen und Hochwassersimulationen durchführt. Vorhandene Schutzsysteme und Rückhaltemaßnahmen wie Polder und Deiche wurden erfasst. Für mögliche Katastrophen bezifferte man die finanziellen Auswirkungen sowie die Zahl der zu evakuierenden Menschen. Darüber hinaus entstanden planerische Hinweise für jeden der Teilräu me. Zu den besonders gefährdeten Gebieten gehört der Teilraum »Grenzoder« mit dem ungefähr 900 km² großen Oderbruch. Aufgrund seiner topografischen Lage ist es nahezu vollständig hochwassergefährdet. Dieser Teilraum umfasst auch die Städte Eisenhütten stadt, Frankfurt (Oder), Słubice, Schwedt, Kostrzyn und Gryfino. Im Falle eines Extremhochwassers müsste beispielsweise das komplette Stadtgebiet von Słubice in kürzester Zeit evakuiert werden. Im Rahmen des Projektes entstanden mehrsprachige Dem Hochwasser an Oder und Neiße im Jahr 2010 fielen Brücken und Schienen im Grenzgebiet zum Opfer. 29 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Von den Überschwemmungen an der Neiße war 2010 auch die Doppelstadt Görlitz-Zgorzelec betroffen. Unterlagen, darunter ein transnationales Handlungs programm, der Oderatlas zu Hochwassergefahren, ein Handbuch Kommunaler Hochwasserschutz sowie mehrere Broschüren für die betroffene Bevölkerung im Einzugsbereich. Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch Nach der jüngsten Hochwasserkatastrophe im Jahre 2010 gab es mehrere grenzüberschreitende Schulungen und Konferenzen. So fand im Juni 2011 in Potsdam eine Konferenz mit Teilnehmern aus grenznahen Ländern und Wojewodschaften sowie der Tschechischen Re publik und der IKSO statt. Hier wurde eine Bilanz der grenzüberschreitenden Kooperation gezogen. Außer dem leitete man auf der regionalen politischen Ebene eine noch stärkere grenzüberschreitende Verzahnung der Themenfelder Katastrophenschutz, vorsorgender Hochwasserschutz und raumordnerischer Hochwasser schutz ein. Dabei bezog man sich auf die Ergebnisse des Projektes OderRegio. Auf regionaler Ebene gibt es gemeinsame Schulungen für deutsche und polnische Wehren. So organisier ten im Oktober 2011 die Regionale Verwaltung der Wasserwirtschaft aus Breslau, die Sächsische Landes talsperrenverwaltung aus Bautzen und der Deutsche Wasserwirtschaftsverband aus Dresden eine eintägige grenzüberschreitende Schulung. Nach einem Austausch über die unterschiedlichen Gesetzgebungen und Regu larien beiderseits der Grenze probten die Teilnehmer ei nen gemeinsamen Einsatz. Um die grenzüberschreiten de Zusammenarbeit im Hochwasserschutz zu verbessern tauschen die beteiligten Behörden beiderseits von Oder und Neiße zudem ihre Mitarbeiter aus. Bauliche Maßnahmen Einem verbesserten Hochwasserschutz dienen auch kon krete bauliche Maßnahmen. So stellen marode und nicht mehr benutzte Brücken über die Grenzflüsse eine große Gefahr dar, da diese im Falle der Hochwasser den Wasser abfluss behindern. Solche Bauten, wie etwa die Brücke zur Reißigmühle an der Lausitzer Neiße in der Region Zittau-Hirschfelde, werden momentan abgerissen. Bessere Verständigung Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Feuer wehr spielt bei der Bekämpfung des Hochwassers und anderen Katastrophenfällen eine sehr große Rolle. Um die Sprachbarrieren zu überwinden, hat der Koordinator und Fachberater für Deutsch-Polnische Zusammenar beit im Feuerwehrverband des Landkreises Uckermark e.V., Hans-Jürgen Ziele, ein deutsch-polnisches Wörter buch erstellt. Es enthält die wichtigsten Begriffe für die Arbeit der Feuerwehr. 30 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Daseinsvorsorge: Demografischer Wandel kennt keine Grenzen Von der »Generation Golf« zur »Generation Rollator«. Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland ist rückläufig, die Überalterung nimmt zu. Der demografische Wandel ist auch eine enorme Herausforderung für die Kommunen. Um die Daseinsvorsorge zu sichern, müssen sie neue Wege beschreiten. Für manche ostdeutsche Gemeinden führen diese gera dewegs über die Grenze. Zwar ist Polen im Vergleich zu Deutschland noch eine junge Gesellschaft, doch schon zeichnet sich ab, dass auch hier in Zukunft ein ähnlicher Alterungsprozess einsetzen wird. Schon jetzt haben manche Regionen eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung. So liegt es auch dort für vorausschauende Kommunalpolitiker na he, bei der Entwicklung der Infrastruktur mit deutschen Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten. Infolge des Zweiten Weltkriegs wurde 1945 auch die Inf rastruktur beiderseits von Oder und Neiße voneinander Grenzüberschreitende Sicherung der Wasser- und Abwasservorsorge in Pieńsk und Neißeaue Laufzeit: 2008 – 2012 Themenfokus: Sicherung der Daseinsvorsorge / Schutz und Verbesserung der Umwelt Projektraum: Gemeinde Pieńsk und Neisseaue Akteure: Gemeinde Pieńsk als Leadpartner, Gemeinde Neißeaue, Stadtwerke Görlitz AG, Land ratsamt Görlitz, Untere Wasserbehörde Görlitz, Ingenieurbüro Renner in Görlitz, Zakład Usług Komunalnych w Piensku, Starostwo Powiatowe Zgorzelec, Biuro Projektowe Envirotech Sp. z o.o. Poznań Förderung: Programm der grenzüber greifenden Zusammenarbeit Sachsen – Polen 2007 – 2013 (INTERREG IVA); gesamt 1,4 Mio. €; davon EFRE 1,0 Mio. € Pieńsk und Neißeaue trinken das gleiche Wasser Das modellhafte Kooperationsprojekt der Gemeinden Pieńsk und Neißeaue wurde Ende 2011 im Wettbewerb des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgezeichnet. getrennt. Nun wächst sie langsam wieder zusammen. Städte und Gemeinden entlang der Grenze kooperieren bei der Entwicklung der Wasser- und Abwasserversor gung, öffnen ihre Kinderbetreuungseinrichtungen für ihre Nachbarn oder organisieren gemeinsame Kulturund Freizeitangebote. Auch die ersten grenzüberschrei tenden Gesundheitsdienstleistungen werden realisiert. So entsteht in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec ein grenzüberschreitendes Zentrum für interventionelle Kardiologie, das sich vor allem der Dehnung verengter Blutgefäße widmet. Die niederschlesische Gemeinde Pieńsk und die sächsische Gemeinde Neißeaue sind Pioniere in der deutschpolnischen Zusammenarbeit. Schon Mitte der 1990er Jahre entstand in Pieńsk eine Kläranlage, die auch von den Nachbarn auf der westlichen Seite der Lausitzer Neiße mitgenutzt wird. Weil das beiden Gemeinden nur Vorteile brachte, kooperiert man jetzt auch bei der Modernisie rung der Trinkwasserversorgung. Die Wasserversorgungs anlage von Pieńsk war marode, verursachte hohe Kosten und bot keine Möglichkeit der Notversorgung bei Hava rien. Ein Neubau war notwendig, und deshalb kam man auf die Idee, ein zukunftsfähiges System gemeinsam mit der deutschen Seite zu planen. Für Pieńsk lohnt sich durch die zusätzlichen Nutzer die Investition in eine moderne Technologie. Und Neißeaue bekommt so kostengünstigeres Wasser als bisher, muss nicht in einen eigenen Neubau investieren und braucht auch keine eigenen TrinkwasserSchutzzonen mehr auszuweisen. Kommt es in Pieńsk einmal zu einer Havarie, dann fließt Wasser der Stadtwerke Görlitz AG auch über die Neiße nach Polen. Ein typisches Win-Win-Projekt also, das aus EU-Mitteln für die grenzübergreifende Zusammenarbeit SachsenPolen gefördert wird und für das es auch einen Preis gab. Das Projekt der beiden Nachbargemeinden wurde im November 2011 als modellhaftes deutsch-polnisches Kooperationsprojekt im Rahmen des Wettbewerbs des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent wicklung ausgezeichnet. 31 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten Bevölkerungsentwicklung im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien (Quelle: Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden) Paweł und Sophie lernen gemeinsam Ganz gegen den allgemeinen Trend wächst die Gemein de Löcknitz in Mecklenburg-Vorpommern stetig. Grund ist der Zuzug polnischer Bürger aus dem Großraum und der Stadt Stettin. Löcknitz entwickelt sich zu einer Mo dellregion für das Zusammenleben von Deutschen und Polen im Grenzgebiet und kooperiert sehr eng mit der polnischen Nachbargemeinde Stare Czarnowo. Zum Beispiel auf dem Gebiet der Bildung. An der Europaschule Löcknitz lernen deutsche und polnische Kinder miteinander und voneinander. Das Deutsch-Polnische Gymnasium leistet so einen Beitrag zur Entwicklung der gemeinsamen Grenzregion. In der Bibliothek in Löcknitz gibt es auch polnische Medien. Das Kultur- und Bildungszentrum von Stare Czarnowo organisiert im Gegenzug Veranstaltungen für deutsche und polnische Bürger. Das Miteinander soll nach Ansicht beider Gemeinden bereits bei den Kleinsten beginnen. Deshalb baute Löcknitz im Rahmen eines INTERREG IVA-Projektes eine neue deutsch-polnische Kindertagesstätte für 100 Kindergartenkinder sowie 50 Krippen- und Hortkin der. Im Zuge dieses Projekts wurde in Stare Czarnowo der bestehende Kindergarten saniert. Die Mitarbeiter beider Einrichtungen arbeiten eng zusammen und un terstützen die zweisprachige Kindererziehung. Kinder lernen so spielerisch die Sprachen, die Kultur, die Sitten und Gebräuche der beiden Länder kennen. Grenzüberschreitende Kinderbetreuung in Löcknitz und Stare Czarnowo Laufzeit: 2008 – 2011 Thema: Sicherung der Daseinsvorsorge / Grenzübergreifende Kinderbetreuung Projektraum: Gemeinden Löcknitz und Stare Czarnowo Akteure: Gemeinde Löcknitz / Amt Löcknitz-Penkun und Stare Czarnowo / Ortsteil Kolbacz Förderung: Programm der grenzübergreifenden Zu sammenarbeit der Länder Mecklenburg-Vorpommern/ Brandenburg und der Republik Polen (INTERREG IVA) – gesamt 2,9 Mio. €; davon EFRE 2,5 Mio. € 32 Raumordnerische Zusammenarbeit im deutsch-polnischen Grenzraum Raumplanungsrelevante Adressen in Deutschland und Polen Polnische Ministerien Ministerstwo Rozwoju Regionalnego Warsza wa (Ministerium für Regionalentwicklung Warschau) Tel.: 0048 22 461 39 01 sekretariatdyrektorageneralnego@mrr.gov.pl www.mrr.gov.pl Departament Koordynacji Polityki Strukturalnej (Department für Koordinierung der Strukturpolitik) Tel.: 0048 22 461 39 07 sekretariatDKS@mrr.gov.pl Departament Unii Europejskiej i Współpracy Międzynarodowej (Department der Europäischen Union und internationaler Zusammenarbeit) Tel.: 0048 22 461 39 19 sekretariatDUE@mrr.gov.pl Ministerstwo Transportu, Budownictwa i Gospodarki Morskiej Warszawa (Ministerium für Verkehr, Bau und Seewirtschaft Warschau) Tel.: 0048 22 630 11 22 info@transport.gov.pl www.transport.gov.pl Departament Transportu Morskiego i Bezpieczeństwa Żeglugi (Department für Seetransport und der Schifffahrtsicherheit) Tel.: 0048 22 630 16 39 sekretariat_gt@transport.gov.pl Departament Gospodarki Przestrzennej i Budownictwa (Department für Raumwirtschaft und Bau) Tel.: 0048 22 661 82 11 sekretariatbp@transport.gov.pl Departament Polityki Transportowej i Spraw Międzynarodowych (Department für Transportpolitik und Internationale Angelegenheiten) Tel.: 0048 22 630 11 60 sekretariatp@transport.gov.pl Wojewodschaft Zachodniopomorskie Urząd Marszałkowski Województwa Zachodniopomorskiego w Szczecinie (Marschallamt der Wojewodschaft Westpommern in Stettin) Tel. 0048 91 48 07 247 gabinet.marszal@wzp.pl www.um-zachodniopomorskie.pl Wydział Współpracy Międzynarodowej (Abt. für Internationale Zusammenarbeit) Tel.: 0048 91 44 67 183 wwm@wzp.pl Wydział Infrastruktury i Rolnictwa (Abt. für Infrastruktur und Landwirtschaft) Tel.: 0048 61 854 17 08 wi@poznan.uw.gov.pl Zachodniopomorski Urzad Wojewodzki w Szczecinie (Amt der Wojewodschaft Westpommern in Stettin) Tel.: 0048 91 43 03 441 gw@szczecin.uw.gov.pl www.szczecin.uw.gov.pl Wielkopolskie Biuro Planowania Przestrzennego w Poznaniu (Büro für Raumplanung der Wojewodschaft Großpolen in Posen) Tel.: 0048 61 852 28 83 sekretariat@wbpp.poznan.pl Wydział Infrastruktury (Abt. für Infrastruktur) Tel.: 0048 91 4303 567 i@szczecin.uw.gov.pl Sekretariat Komitetu ds. Współpracy Przygranicznej Polsko-Niemieckiej Komisji Międzyrządowej (Sekretariat der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für regionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit) Tel. 0048 91 43 03 647 jmadracka@szczecin.uw.gov.pl Regionalne Biuro Gospodarki Przestrzennej Województwa Zachodniopomorskiego w Szczecinie (Regionales Büro für Raumwirtschaft der Wojewodschaft Westpommern in Stettin) Tel.: 0048 91 432 49 60 biuro@rbgp.pl ww.rbgp.pl Wojewodschaft Wielkopolskie Urzad Marszalkowski Wojewodztwa Wielkopolskiego w Poznaniu (Marschallamt der Wojewodschaft Großpolen in Posen) Tel.: 0048 61 626 66 70 gabinet@umww.pl www.umww.pl Departament Infrastruktury (Department für Infrastruktur) Tel.: 0048 61 626 70 50 di.sekretariat@umww.pl Departament polityki regionalnej (Department für Regionalpolitik) Tel.: 0048 61 626 63 00 dpr.sekretariat@umww.pl Departament transportu (Department für Transport) Tel.: 0048 61 626 70 00 dt.sekretariat@umww.pl Wydział Rozwoju Regionalnego (Abt. für Regionale Entwicklung) Tel.: 0048 91 44 67 132 mkogut@wzp.pl Biuro Współpracy Międzynarodowej (Büro für Internationale Zusammenarbeit) Tel.: 0048 61 626 66 50 inter@umww.pl Wydział Infrastruktury i Transportu (Abt. für Infrastruktur und Transport) Tel.: 0048 91 44 19 190 swais@wzp.pl Wielkopolski Urząd Wojewódzki w Poznaniu (Amt der Wojewodschaft Großpolen in Posen) Tel.: 0048 61 854 14 01 wuw@poznan.uw.gov.pl www.poznan.uw.gov.pl Wojewodschaft Lubuskie Urząd Marszałkowski Województwa Lubuskiego w Zielonej Górze (Marschallamt der Wojewodschaft Lubuser Land in Grünberg) Tel.: 0048 68 45 65 274 gabinet@lubuskie.pl http//www.lubuskie.pl Departament Rozwoju Regionalnego (Department für Regionalentwicklung) Tel.: 0048 68 45 65 546 sekretariat.dr@lubuskie.pl Departament Geodezji, Gospodarki Nieruchomościami i Planowania Przestrzennego – Wydział Planowania Przestrzennego (Department für Geodäsie, Immobilienwirtschaft und Raumplanung, Abt. für Raumplanung) Tel.: 0048 68 45 65 490 plan@lubuskie.pl Departament Gospodarki i Infrastruktury (Department für Wirtschaft und Infrastruktur) Tel.: 0048 68 45 65 524 sekretariat.dg@lubuskie.pl Departament Współpracy Zagranicznej i Informacji Europejskiej (Department für Internationale Zusammenarbeit und Europäische Information) Tel.: 0048 68 45 65 344 sekretariat.di@lubuskie.pl Lubuski Urząd Wojewódzki w Gorzowie Wielkopolskim (Amt der Wojewodschaft Lubuser Land in Landsberg an der Warthe) Tel.: 0048 95 7 115 110 wojewoda@lubuskie.uw.gov.pl www.wojewodalubuski.pl/ Wydział Infrastruktury (Abt. für Infrastruktur) Tel.: 0048 95 7 115 583 infrastruktura@lubuskie.uw.gov.pl Wojewodschaft Dolnośląskie Urząd Marszałkowski Województwa Dolnośląskiego we Wrocławiu (Marschall amt der Wojewodschaft Niederschlesien in Breslau) Tel.: 0048 71 776 94 20 marszalek@dolnyslask.pl 33 Raumordnerische Themen in deutsch-polnischen Projekten http//www.umwd.dolnyslask.pl Departament Rozwoju Regionalnego (Department für Regionalentwicklung) Tel.: 0048 71 776 90 15 maciej.zathey@dolnyslask.pl Departament Infrastruktury (Department für Infrastruktur) Tel.: 0048 71 776 98 27 wiktor.lubieniecki@dolnyslask.pl Land Mecklenburg-Vorpommern Freistaat Sachsen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung / Grundsatz angelegenheiten der Raumordnung, Belange der Regionalplanung, europäische Raumordnung Tel.: 0049 385 588 8400 petra.schmidt@em.mv-regierung.de www.regierung-mv.de Sächsisches Staatsministerium des Innern / Referat Europäische Raumordnung, Regionalentwicklung Tel.: 0049 351.564 3450 regionalentwicklung-eu@smi.sachsen.de www.smi.sachsen.de Wydział Współpracy z Zagranicą i Projektów Międzynarodowych (Abt. für Internationale Zusammenarbeit und Internationale Projekte) Tel.: 0048 71 776 93 21 sekretariat-mde@dolnyslask.pl Regionaler Planungsverband Vorpommern in Greifswald Tel.: 0049 3834 51 49 39 0 mail@rpv-vorpommern.de www.rpv-vorpommern.de Dolnośląski Urząd Wojewódzki we Wrocławiu (Amt der Wojewodschaft Niederschlesien in Breslau) Tel.: 0048 71 340 63 95 wojewoda@duw.pl www.duw.pl Länder Berlin und Brandenburg Wydzial infrastruktury (Abt. für Infrastruktur) Tel.: 0048 71 340 68 70 if@duw.pl Wydział Programu dla Odry – 2006 (Abt. Programm für Oder – 2006) Tel.: 0048 71 340 67 66 odra2006@duw.pl Oddział Współpracy Zagranicznej (Abt. für Internationale Zusammenarbeit) Tel.: 0048 71 340 64 24 m.sochacka@duw.pl Wojewódzkie Biuro Urbanistyczne we Wrocławiu (Urbanistikbüro der Wojewodschaft Dolnoslaskie in Breslau) Tel.: 0048 71 344 52 45 wroc@wbu.wroc.pl www.wbu.wroc.pl Bundeseinrichtungen in Deutschland Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Referat SW 14 – Europäische Raumund Stadtentwicklungspolitik Tel.: 0049 30 18 300 6142 christiane.gregor@bmvbs.bund.de www.bmvbs.de Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn / Referat I 3 – Europäische Raum- und Stadtentwicklung Tel.: 0049 228 99401-2304 jens.kurnol@bbr.bund.de www.bbsr.bund.de Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin /Abteilung VII – Verkehr Tel.: 0049 30 90139 3000 burkhard.horn@senstadt.berlin.de www.stadtentwicklung.berlin.de Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung in Berlin / Europäische und Internationale Zusammenarbeit / Oder-Partnerschaft Tel.: 0049 309013 8111 barbara.staib@senwtf.berlin.de www.oder-partnerschaft.eu Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Potsdam Tel.: 0049 331 866 0 poststelle@mil.brandenburg.de www.mil.brandenburg.de Ministerium für Wirtschaft und Europa angelegenheiten des Landes Brandenburg Tel.: 0331-866-0 poststelle@mwe.de www.interreg-brandenburg.de Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin Brandenburg in Potsdam / Referat Europäische Raumentwicklung Tel.: 0049 331 866-8720 horst.sauer@gl.berlin-brandenburg.de www.gl.berlin-brandenburg.de Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim in Eberswalde Tel.: 0049 33 34 214 1180 regionalplanung@uckermark-barnim.de www.uckermark-barnim.de Regionale Planungsgemeinschaft Oderland-Spree in Beeskow Tel.: 0049 3366 4 22 90 post@rpg-oderland-spree.de www.rpg-oderland-spree.de Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald in Cottbus Tel.: 0049 355 49 49 24 10 poststelle@rpgls.brandenburg.de www.region-lausitz-spreewald.de Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien in Bautzen Tel.: 0049 3591 273 280 info@rpv-oberlausitz-niederschlesien.de www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de Euroregionen Stowarzyszenie Gmin Polskich Euroregionu Pomerania w Szczecinie Tel.: 0048 91 486 07 38 biuro@pomerania.org.pl www.pomerania.org.pl Stowarzyszenie Gmin Polskich Euroregionu »Pro Europa Viadrina« w Słubicach Tel.: 0048 95 735 84 47 info@euroregion-viadrina.pl www.euroregion-viadrina.pl Stowarzyszenie Gmin RP Euroregion »Sprewa – Nysa – Bóbr« w Gubinie Tel.: 0048 68 455 80 50 info@euroregion-snb.pl www.euroregion-snb.pl Stowarzyszenie Gmin Polskich Euroregionu Nysa w Jeleniej Górze Tel.: 0048 757676470 biuro@euroregion-nysa.pl www.neisse-nisa-nysa.org Kommunalgemeinschaft Pomerania e.V. in Löcknitz Tel.: 0049 39754 5290 info@pomerania.net www.pomerania.net Euroregion Pro Europa Viadrina Frankfurt (Oder) Tel.: 0049-335-665940 info@euroregion-viadrina.de www.euroregion-viadrina.de Euroregion »Spree-Neiße-Bober« in Guben Tel.: 0049 3561 3133 info@euroregion-snb.de www.euroregion-snb.de Euroregion Neisse e. V. in Zittau Tel.: 0049 3583 57500 info@euroregion-neisse.de www.neisse-nisa-nysa.org 34 Ausblick Die vorliegende Broschüre stellt ausgewählte Beispiele der Zusammenarbeit im Bereich der Raumordnung entlang der deutsch-polnischen Grenze vor – und damit nur einen Ausschnitt der vielfältigen grenzüberschrei tenden Aktivitäten dort. Die Kooperation über die Ländergrenze hinweg ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Die meisten Menschen in der Region sehen offene Grenzen heute weniger als Bedrohung denn als Chance. Das Zusammenwachsen dieser noch relativ jungen EU-Binnengrenze ist von zentraler Bedeutung für die territoriale Kooperation in ganz Europa. Die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg fördert die europäischen Kompetenzen der deutschen und polnischen Regionen und Gemeinden. Die zunehmend bessere Einbindung in verschiedene überstaatliche Projekte und Netzwerke, zum Beispiel im Rahmen von INTERREG, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Grenzraums, liefert gezielte Lösungen für lokale und regionale Probleme und trägt somit zur Umsetzung der EU-Strategie »Europa 2020« für intelligentes, nachhalti ges und integratives Wachstum bei. Diese Zusammenarbeit benötigt Kontinuität und verlässliche Partnerschaften. Institutionalisierungen zum Beispiel im Rahmen europäischer Verbünde für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) ist dabei ein wich tiger Schritt. Allmählich werden diese Möglichkeiten auch im deutsch-polnischen Grenzraum in Anspruch genommen. Die nationale und europäische Förderung spielt bei der Entwicklung grenzüberschreitender Partnerschaften weiterhin eine große Rolle. In der Förderperiode 20142020 soll sich die europäische Kohäsionspolitik noch stärker als bisher auf die Ziele der »Europa 2020«-Stra tegie konzentrieren: Diesen Herausforderungen stellt sich auch die deutsch-polnische Grenzregion. In Polen wird eine nationale »Strategie zur Stärkung der grenz nahen Regionen und deren kohärenter Entwicklung« erarbeitet. Sie soll dazu beitragen, dass sich die Unter schiede im Vergleich zur deutschen Seite weiter ver ringern. Zur Infrastrukturentwicklung im Grenzraum dienen die neu erstellten Karten der Investitionsvorha ben des deutsch-polnischen Grenzraums. Eine Neuauf lage des Wettbewerbs »Kooperation ohne Grenzen« ist in Vorbereitung. Eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit an den europäischen Grenzen ist ein entscheidender Aspekt, um das Ziel des territorialen Zusammenhalts zu erreichen, das mit dem Vertrag von Lissabon neben der wirtschaftlichen und sozialen Kohäsion in die EU-Ver träge aufgenommen wurde. Die spezifischen Entwick lungspotenziale in Grenzregionen können nur gemein sam genutzt werden. Entlang der deutsch-polnischen Grenze hat die lokal und regional selbstbestimmte Zusammenarbeit in der relativ kurzen Phase von etwa 20 Jahren auch im Vergleich zu den westlichen Grenzen Deutschlands bereits einen erstaunlichen Entwick lungsprozess vollzogen, der beispielhaft für weitere junge und zukünftige EU-Binnengrenzen sein kann.