Die Wirtschaftslage im Wirtschaftsraum Weser-Ems
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Die Wirtschaftslage im Wirtschaftsraum Weser-Ems
Die Wirtschaftslage im Wirtschaftsraum Weser-Ems Frühjahr 2009 Eine Untersuchung der Vereine Creditreform Bremen, Leer, Oldenburg, Osnabrück und Nordhorn VORWORT 5 1 EINLEITUNG 6 2 DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION 6 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.2 4.3 5 5.1 5.2 GESCHÄFTSLAGE UMSATZENTWICKLUNG AKTUELLE PERSONALSITUATION ERWARTUNGEN FÜR 2009 UMSATZERWARTUNGEN PERSONALPLANUNGEN INVESTITIONSBEREITSCHAFT FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES ERTRAGSSITUATION EIGENKAPITAL INSOLVENZENTWICKLUNG AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE AUF DEN MITTELSTAND FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN LIEFERANTENVERHALTEN 6 10 12 14 14 16 17 19 19 22 23 25 25 28 6 DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN 29 7 ZUSAMMENFASSUNG 30 8 BASIS DER UNTERSUCHUNG 33 Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 4 g Vorwort Bundes- und landesweite Konjunkturdaten allein können Besonderheiten in der regionalen Unternehmensstruktur nur schwer abbilden und zeichnen daher ein unzureichendes Bild der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Aus diesem Grund stoßen aktuelle Konjunkturdaten, die sich auf regionale Wirtschaftsräume beziehen, sowohl in der Presse als auch in Politik und Praxis stets auf großes Interesse. Die vorliegende Studie trägt dem vielfachen Wunsch nach solchen fundierten regionalen Konjunkturinformationen Rechnung und betrachtet in Anlehnung an den von 1978-2004 bestandenen Regierungsbezirk WeserEms die aktuelle wirtschaftliche Situation der Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet und gibt einen Ausblick auf die Konjunkturaussichten für das kommende halbe Jahr. Datenbasis ist die Befragung von rund 1.000 mittelständischen Betrieben, die ihren Sitz im Weser-EmsRaum haben, hier Arbeitsplätze schaffen und so zur regionalen Wirtschaftleistung beitragen. Ganz herzlich möchte ich mich bei den Unternehmen für ihre Teilnahmebereitschaft bedanken und hoffe, dass der Leser neue, interessante Einblicke in den Wirtschaftsraum Weser-Ems gewinnt und die große Bedeutung der mittelständischen Wirtschaftsstruktur für unsere Region erkennbar wird. Ihr Rolf Unger Geschäftsführer Creditreform Osnabrück Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 5 g 1 Einleitung Die deutsche Volkswirtschaft ist voll in den Abwärtssog der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise geraten – und mit ihr auch die mittelständischen Unternehmen. Der Konjunkturabsturz seit der zweiten Jahreshälfte 2008 ist in seiner Schnelligkeit, Breite und Tiefe bislang einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik. Einem BIP-Rückgang von jeweils einem halben Prozent im zweiten und dritten Quartal folgte ein erdrutschartiges Minus von 2,1 Prozent im Schlussquartal 2008. Aus der Bankenkrise wird globaler Wirtschaftseinbruch Begonnen hatte die Krise bei den amerikanischen Hypothekenbanken. Mittlerweile wurde aber auch die gesamte Realwirtschaft vom globalen Abschwung erfasst. Zuerst traf es exportorientierte Wirtschaftszweige wie die Automobilindustrie und den Maschinenbau. Das Ordervolumen ist hier regelrecht eingebrochen, die Zahl der Pleiten im Zulieferbereich nimmt rasant zu. Nun kommen die Einschläge auch für die mittelständische Wirtschaft immer näher. Spätestens mit dem Jahresauftakt 2009 verzeichneten auch die mittelständischen Unternehmen im WeserEms-Gebiet deutliche Auswirkungen auf die Auftragsund Umsatzzahlen. In den zurückliegenden Wochen hat die Abwärtsspirale nochmals an Stärke zugenommen. Kurzarbeit, Investitionsstopp und erste Entlassungen stehen nun auf der Tagesordnung. Mittelständische Wirtschaft gerät in den Abwärtssog g 2 2.1 Deutliche Verschlechterung der Geschäftslage Die aktuelle konjunkturelle Situation Geschäftslage Die Geschäftslage der Unternehmen zwischen Weser und Ems hat sich gegenüber dem vergangenen Herbst deutlich verschlechtert. Noch 37,2 Prozent der befragten Betriebe antworteten auf die Frage nach ihrer aktuellen Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Vor sechs Monaten vergab noch knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (48,5 Prozent) solch gute Noten. Der Anteil der Unternehmen, deren Geschäfte schlecht Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 6 laufen, hat sich seit dem Herbst 2008 auf 8,2 Prozent verdoppelt. Die jüngsten Umfrageergebnisse belegen, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise vor der Region nicht halt gemacht hat und bereits zu einer deutlichen Konjunktureintrübung geführt hat. Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet sehr gut – gut 37,2 (48,5) 31,6 befriedigend – ausreichend 52,3 (45,8) 53,6 mangelhaft – ungenügend 8,2 ( 4,8) 14,1 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben aus dem Herbst 2008. Im Vergleich mit der deutschlandweiten Befragung zeigt sich, dass die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit sehr gut oder gut einschätzen als im Deutschlandschnitt (37,2 gegenüber 31,6 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe mit einem schwachen Geschäftsverlauf um rund sechs Prozentpunkte geringer. Vor diesem Hintergrund dürfte von der mittelständischen Wirtschaft des Weser-EmsRaums eine stabilisierende Wirkung ausgegangen sein. Ein noch größerer Absturz konnte so zunächst vermieden werden. Gleichwohl laufen die Geschäfte in allen Hauptwirtschaftsbereichen derzeit schlechter als vor einem halben Jahr. Sowohl in den Aussagen der Unternehmen als auch in der Entwicklung der letzten Monate zeigen sich je nach Wirtschaftsbereich deutliche Unterschiede. Am härtesten vom globalen Abschwung sind die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes betroffen. So bewerten lediglich 37,2 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen ihre derzeitige Geschäftslage mit den Noten gut oder sehr gut. Vor sechs Monaten lag dieser Anteil noch bei 56,4 Prozent – ein Minus von gut 19 Prozentpunkten. Gut jeder zehnte Betrieb aus dem Verarbeitenden Gewerbe (10,6 Prozent) ist mit der Geschäftslage nicht zufrieden (Herbst 2008: 3,4 Prozent). Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 Dienstleistungen stützt Konjunktur – mittelständische Industrie bricht ein 7 Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend Verarb. Gewerbe 37,2 (56,4) 49,8 (39,7) 10,6 (3,4) Bau 36,9 (44,9) 51,4 (45,3) 7,8 (8,5) Handel 37,4 (40,9) 54,5 (52,1) 7,3 (6,2) Dienstleistungen 37,5 (48,6) 53,4 (47,0) 6,9 (3,2) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben aus dem Herbst 2008. Bau diesmal überdurchschnittlich Massive Verschlechterungen der Stimmungslage sind auch im Baugewerbe und im Dienstleistungssektor zu verzeichnen. Nur noch knapp 37 Prozent der mittelständischen Baubetriebe nennen zumindest ein gut auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage (Herbst 2008: 44,9 Prozent). Allerdings ist der Anteil der Negativmeldungen um 0,7 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent zurückgegangen. Im Dienstleistungssektor vergeben elf Prozentpunkte weniger Unternehmen die Noten gut oder sogar sehr gut (37,5 gegenüber 48,6 Prozent im Herbst 2008). Knapp sieben Prozent der Dienstleister sind von einer schlechten Geschäftslage betroffen (Herbst 2008: 3,2 Prozent). Abb. 1: Geschäftsklima Weser-Ems Unternehmensnahe Dienstleistungen 141,2 Personenbezogene Dienstleistungen 122,8 Konsumgüter 111,6 Bauwirtschaft 109,6 Großhandel 106,8 Metall- und Elektro 101,2 Einzelhandel 78,4 Grundstoffe 71,6 Chemie Verkehr und Logistik -100 -50 7,2 -48,8 0 50 100 150 Index (Weser-Ems Insgesamt=100) Dank des Großhandels blieb der Handel insgesamt von einer massiven Verschlechterung noch verschont. Mit 37,4 Prozent sind in diesem Wirtschaftszweig 3,5 Prozentpunkte weniger Betriebe mit dem Geschäfts- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 8 verlauf zufrieden als im Herbst 2008 (40,9 Prozent). 7,3 Prozent der Händler klagen über die aktuelle Geschäftslage. Neben der Branchenzugehörigkeit spielt auch die Größe eines Unternehmens eine Rolle dafür, wie die derzeitige Geschäftslage gesehen wird. Aufgrund des globalen Wirtschaftsabschwungs und der starken Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft fällt die Stimmungslage bei den größeren Mittelständlern besonders schlecht aus. Jedes siebte Unternehmen (14,9 Prozent), das mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigt, leidet derzeit unter einer schlechten Geschäftslage. Vor einem halben Jahr lag dieser Anteil bei lediglich 3,4 Prozent. Auch bei den mittleren Größenklassen haben die negativen Bewertungen deutlich zugenommen. Bei Unternehmen mit elf bis 50 Beschäftigten stieg der Anteil der pessimistischen Einschätzungen binnen sechs Monaten von 3,4 auf 8,4 Prozent und damit um gut die Hälfte. Ähnlich verlief die Entwicklung in der Größenklasse der Betriebe mit 51 bis 250 Angestellten. Abschwung trifft die Großen stärker Unter den kleineren Betrieben mit bis zu zehn Mitarbeitern hat sich der Anteil der Negativmeldungen zur Geschäftslage nur unwesentlich erhöht. 7,3 Prozent der Kleinbetriebe klagen im Frühjahr 2009 über eine schwache Geschäftsentwicklung. Im Herbst 2008 waren es 7,1 Prozent. Die derzeitige Krise hat Großunternehmen damit deutlich stärker getroffen als kleine und Kleinstunternehmen. Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend bis 10 Mitarbeiter 38,0 (45,2) 52,2 (47,7) 7,3 (7,1) 11-50 Mitarbeiter 39,5 (50,6) 49,7 (45,0) 8,4 (3,4) 51-250 Mitarbeiter 30,7 (49,0) 61,3 (46,2) 7,3 (4,4) mehr als 250 38,3 (56,8) 44,7 (39,7) 14,9 (3,4) Angaben in % der Befragten, Rest o. A.. ( ) = Angaben aus dem Herbst 2008. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 9 2.2 Umsatzentwicklung leidet unter der Krise Umsatzentwicklung Die Umsatzsituation der Unternehmen zwischen Weser und Ems zeigt bereits deutliche Einschläge der verschlechterten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Fast 28 Prozent der hiesigen Mittelständler mussten innerhalb der vergangenen sechs Monate ein Umsatzminus verkraften – zehn Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage. Nur 31,8 Prozent der Unternehmen konnten ihren Umsatz steigern. Damit liegt der Anteil der Firmen mit Umsatzzuwächsen deutlich unterhalb der letztjährigen Quote, als knapp 44 Prozent der Betriebe einen Umsatzanstieg vermeldeten. Der Saldo aus Unternehmen mit einem Umsatzanstieg und solchen mit einem Umsatzrückgang bleibt trotz der deutlichen Verschlechterung weiterhin im positiven Bereich. Der Trend zeigt aber klar nach unten. Die Umsatzentwicklung bei den Unternehmen in der Region hält sich verglichen mit dem Bundesdurchschnitt relativ gut. Deutschlandweit konnte lediglich jedes fünfte Unternehmen ein Umsatzplus erzielen. Rund ein Drittel der Betriebe musste einen Rückgang hinnehmen. Tab. 4: Umsatzentwicklung g Weser-Ems- Deutschland Gebiet gestiegen 31,8 (43,8) 20,6 stabil 38,1 (38,0) 45,3 gesunken 27,5 (17,2) 33,5 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Verarbeitendes Gewerbe erleidet massive Umsatzrückgänge Mittelständische Unternehmen, die für die Exportindustrie und den Außenhandel produzieren, leiden derzeit unter einer sehr schwachen Umsatzentwicklung. Kräftige Rückgänge mussten vor allem die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe hinnehmen. Hier verbuchte gut jeder Dritte (34,1 Prozent) ein Umsatzminus, nur 30,6 Prozent konnten einen Erlöszuwachs erzielen. Im vergangenen Herbst musste jeder Siebte (13,7 Prozent) einen Rückgang hinnehmen, gut Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 10 die Hälfte der befragten Unternehmen (51,5 Prozent) erzielten damals einen Zuwachs. Überdurchschnittlich viele Unternehmen mit Umsatzeinbußen verzeichnet auch der Handel. Drei von zehn Betrieben (29,7 Prozent) erlitten einen Umsatzeinbruch – ein Anstieg um zehn Prozentpunkte gegenüber dem Herbst 2008. Der Anteil der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen verringert sich auf 35,1 Prozent nach 44,6 Prozent vor sechs Monaten. Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 30,6 (51,5) 32,9 (34,3) 34,1 (13,7) Bau 25,7 (30,5) 49,7 (41,7) 21,8 (26,5) Handel 35,1 (44,6) 33,8 (35,4) 29,7 (19,3) Dienstleistungen 34,2 (43,1) 38,9 (41,6) 23,3 (13,8) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise beeinträchtigt die Umsatzentwicklung der lokalen Bau- und Dienstleistungsunternehmen bislang weniger stark als andere Branchen. Gleichwohl sind bereits erste Auswirkungen zu spüren. Gaben im vergangenen Herbst noch 26,5 Prozent der mittelständischen Baufirmen einen Umsatzrückgang zu Protokoll, sind es diesmal 21,8 Prozent. Im Dienstleistungssektor leiden allerdings schon 23,3 Prozent der Unternehmen unter einer rückläufigen Umsatzentwicklung – fast zehn Prozentpunkte mehr als vor sechs Monaten. Über ein Umsatzplus konnten sich zuletzt jeder vierte Baubetrieb (25,7 Prozent) und 34,2 Prozent der Diennstleister freuen. In beiden Fälle fiel dieser Anteil aber geringer aus als im Herbst 2008. Bei den Dienstleistern ging der Anteil der Unternehmen, die Umsatzsteigerungen verbuchten, sogar um neun Prozentpunkte zurück. Im Bau waren es rund fünf Prozentpunkte weniger. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 Lokal operierende Unternehmen bislang weniger stark betroffen 11 2.3 Aktuelle Personalsituation Mit einer jahresdurchschnittlichen Zahl von 3,3 Mio. Erwerbslosen zeigte sich der deutsche Arbeitsmarkt im Jahr 2008 weitgehend unbeeindruckt vom globalen Abschwung. Am Ende des vergangenen Jahres hat die Zahl der registrierten Arbeitslosen aber bereits wieder leicht zugenommen. Für 2009 dürfte mit einem Anstieg auf rund 4 Mio. Betroffene zu rechnen sein. Nachfrage nach Fachkräften sinkt Die mittelständischen Unternehmen der Region lieferten 2008 einen wichtigen Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit, zumal in den kleinen und mittleren Betrieben vor allem Vollzeitstellen entstehen. Auch im Frühjahr 2009 dürfte sich der Mittelstand als stabilisierender Faktor für den Arbeitsmarkt erweisen. Trotz der raschen Verschlechterung der konjunkturellen Rahmenbedingungen, die vor allem die exportabhängigen Wirtschaftszweige hart in Mitleidenschaft zieht, haben die Betriebe zwischen Weser und Ems per Saldo noch einmal ihr Personal aufgestockt. Fast ein Viertel der befragten Unternehmen (23,6 Prozent) verfügt in diesem Frühjahr über einen höhere Mitarbeiterzahl als vor einem Jahr. Knapp 20 Prozent der hiesigen Unternehmen mussten allerdings im Verlauf des vergangenen Jahres ihre Belegschaften reduzieren. Das sind 4,6 Prozentpunkte mehr als bei der Befragung im Herbst 2008. Tab. 6: Personalbestand g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufgestockt 23,6 (31,7) 18,3 unverändert 54,9 (52,8) 58,8 verkleinert 19,1 (14,5) 22,7 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Im Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung schneidet der Mittelstand im Weser-Ems-Gebiet verhältnismäßig gut ab. Der Anteil der Betriebe, die Neueinstellungen vorgenommen haben, überwiegt weiterhin – wenngleich die Einstellungsbereitschaft sichtlich Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 12 nachgelassen hat. Die mittelständischen Betriebe sind zurückhaltender geworden, wenn es um die Bindung an neue Mitarbeiter geht. Auch das ist ein Indiz für das sich verschlechternde Konjunkturumfeld. Positive Impulse für den Arbeitsmarkt kommen derzeit vor allem aus dem Dienstleistungssektor, mit einigen Abstrichen auch aus dem Handel. Knapp 27 Prozent der Dienstleistungsbetriebe und jeder vierte Händler (24,3 Prozent) – zumeist Großhändler – haben per Saldo neue Stellen geschaffen. Doch auch in diesen Wirtschaftsbereichen muss zunehmend Personal abgebaut werden. So verfügen 16,7 Prozent der Handelsbetriebe über weniger Mitarbeiter als vor einem Jahr. Bei den Dienstleistern sind es sogar 17,1 Prozent. Dienstleister und Großhändler schaffen neue Stellen Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufgestockt unverändert verkleinert Verarb. Gewerbe 22,5 (36,6) 50,6 (50,5) 25,1 (11,9) Bau 19,6 (23,3) 60,3 (55,6) 16,8 (20,2) Handel 24,3 (25,9) 58,1 (57,7) 16,7 (15,7) Dienstleistungen 26,9 (36,1) 52,7 (49,6) 17,1 (13,0) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Eine erste Entlassungswelle hat schon bei den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes eingesetzt. In den zurückliegenden Monaten musste sich jeder vierte mittelständische Industriebetrieb von Mitarbeitern trennen. Nur 22,4 Prozent der Unternehmen sorgten für ein Beschäftigungsplus. Vor einem halben Jahr gab jeder neunte Betrieb (11,9 Prozent) einen Personalabbau zu Protokoll. 36,6 Prozent der Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe hatten damals die Mitarbeiterzahl erhöht. Baufirmen stocken auf, Industriebetriebe belasten Arbeitsmarkt Anders als im Verarbeitenden Gewerbe überwiegt im Bausektor der Anteil der Unternehmen, die Neueinstellungen vorgenommen haben. Mit knapp 20 Prozent sind es allerdings 3,7 Prozentpunkte weniger als vor sechs Monaten. Vor allem im Bauhauptgewerbe sind in den zurückliegenden Monaten neue Stellen entstanden. Sechs von zehn Baufirmen konnten ihre Beleg- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 13 schaft im Verlauf des letzten Jahres immerhin konstant halten. Nur 16,8 Prozent haben Personal abgebaut – nach 20,2 Prozent im Herbst 2008. g 3 3.1 Umsatzaussichten zeigen deutliche Krisensymptome Erwartungen für 2009 Umsatzerwartungen Anders als die Aussagen zur aktuellen Umsatzsituation fallen die Erwartungen für die kommenden Monate deutlich zurückhaltender aus. Lediglich jeder sechste Mittelständler (17,3 Prozent) rechnet mit einem Umsatzanstieg, gut jeder Vierte (25,3 Prozent) befürchtet ein Minus. Im vergangenen Herbst waren drei von zehn Unternehmen zuversichtlich gestimmt. Nur ein Siebtel der mittelständischen Betriebe erwartet damals einen Rückgang. Damit haben diejenigen Betriebe die Oberhand gewonnen, deren Umsatzeinschätzungen von einem Rückgang geprägt sind. In der bundesweiten Umfrage sind die mittelständischen Unternehmen sogar noch pessimistischer. Gut 37 Prozent der Befragten befürchten sinkende Umsätze. Deutschlandweit rechnet nur ein Siebtel der Firmen mit einem Umsatzzuwachs in den kommenden Monaten. Die hiesigen Unternehmen sind, was die künftige Umsatzentwicklung angeht, etwas zuversichtlicher. Tab. 8: Umsatzerwartungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 17,3 (29,7) 14,5 stabil 55,1 (55,4) 47,1 sinkend 25,3 (14,0) 37,4 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. In allen Wirtschaftsbereichen sind die Betriebe vorsichtiger geworden, wenn es um die Umsatzaussichten für die kommenden Monate geht. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe ist der Pessimismus groß. Mit gut 30 Prozent hat sich der Anteil der Betriebe, die mit einem Umsatzminus rechnen, binnen sechs Monaten Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 14 fast verdreifacht. Nur 18,4 Prozent der Industriebetriebe gehen jetzt von einem Zuwachs aus (Herbst 2008: 34,8 Prozent). Am geringsten ist der Anteil der zuversichtlichen Betriebe im Bausektor. Nur jeder Neunte (11,7 Prozent) glaubt an einen Umsatzanstieg – halb so viele wie im vergangenen Herbst. Diese Quote wird insbesondere von den schlechten Einschätzungen der lokalen Ausbaubetriebe negativ beeinflusst, die wohl kaum von Konjunkturpaket und Co. profitieren können. Immerhin hat sich der Anteil der pessimistischen Umsatzeinschätzungen im Bau nur leicht von 16,1 auf 17,9 Prozent erhöht. Unter den Einzel- und Großhändlern sind die Aussichten für die kommenden Monate da weitaus schwärzer. Fast drei von zehn Betrieben rechnen mit einem Umsatzeinbruch, nur ein Sechstel traut sich ein Plus zu. Die Dienstleistungsbetriebe der Weser-Ems-Region blicken etwas optimistischer nach vorn als die übrigen Wirtschaftszweige. Immerhin gut ein Fünftel der Unternehmen (20,4 Prozent) prognostiziert einen Umsatzanstieg. Knapp 23 Prozent der hiesigen Dienstleister sehen die Umsatzentwicklung eher skeptisch und rechnen mit einem Rückgang. Trotz der im Vergleich mit den übrigen Wirtschaftsbereichen noch zuversichtlichen Erwartungen: Auch der Dienstleistungsbereich ist vom Abschwung erfasst worden. Der Anteil der Betriebe mit optimistischen Umsatzerwartungen liegt um fast zehn Prozentpunkte unter dem Herbstwert. Trübe Aussichten für lokale Ausbaubranche Etwas Zuversicht im Dienstleistungsgewerbe Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 18,4 (34,8) 48,6 (54,1) 30,2 (10,6) Bau 11,7 (22,4) 67,0 (61,4) 17,9 (16,1) Handel 16,7 (30,6) 53,9 (54,8) 28,8 (13,0) Dienstleistungen 20,4 (29,7) 54,5 (55,4) 22,9 (14,0) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 15 3.2 Beschäftigungsaufbau ist zu Ende Personalplanungen Der Beschäftigungsaufbau bei den Unternehmen der Weser-Ems-Region geht in den kommenden Monaten endgültig zu Ende. Die verschlechterten Auftrags- und Umsatzperspektiven zwingen die mittelständischen Unternehmen dazu, ihre Belegschaft bestenfalls konstant zu halten. Ein größerer Prozentsatz wird sogar Arbeitsplätze abbauen müssen. So plant lediglich ein Neuntel der befragten Betriebe (11,4 Prozent), die Belegschaft aufzustocken. Vor sechs Monaten erreichte dieser Anteil noch gut 15 Prozent. Gleichzeitig wird sich ein knappes Sechstel der mittelständischen Betriebe (16,1 Prozent) von Mitarbeitern trennen müssen. Im Herbst 2008 sahen nur 11,2 Prozent der Betriebe einen Personalabbau vor. Anders als bei der vorangegangenen Umfrage überwiegt damit der Anteil der Unternehmen, die Stellen streichen werden. Allerdings sind Entlassungen im großen Stil bei der Mehrzahl der Mittelständler nicht zu erwarten. Gut zwei Drittel der hiesigen Unternehmen (68,1 Prozent) wird die Beschäftigtenzahl aufrechterhalten. Tab. 10: Personalplanungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufstocken 11,4 (15,1) 9,5 unverändert 68,1 (72,7) 69,1 verkleinern 16,1 (11,2) 20,4 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Im deutschlandweiten Vergleich sind die Personalplanungen der Unternehmen pessimistischer als im Weser-Ems-Gebiet. Nur jeder Zehnte zieht eine Personalaufstockung in Betracht, doppelt so viele werden sich von Mitarbeitern trennen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 16 Mit weniger Personal als derzeit planen vor allem die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. 22 Prozent dieser Betriebe haben einen Personalabbau vorgesehen. Das sind deutlich mehr Firmen als im vergangenen Herbst, als lediglich 9,3 Prozent Stellen streichen wollten. Im Bausektor sieht dagegen nur jeder neunte Betrieb (11,2 Prozent) Entlassungen vor. Das sind sogar vier Prozentpunkte weniger als vor einem halben Jahr. Im Handel ist der Anteil der Unternehmen mit Stellenstreichungsplänen mit rund 14 Prozent nahezu unverändert geblieben. Im Dienstleistungssektor hat sich diese Quote von 8,6 auf 15,6 Prozent erhöht. Massive Stellenstreichungen in der Industrie Die mittelständischen Industriebetriebe zählen mit 14,1 Prozent aber auch zu den einstellungsfreudigsten Unternehmen der Region. In diesem Wirtschaftsbereich gibt es anscheinend eine gegenläufige Entwicklung. Ein gewichtiger Teil der Unternehmen muss Entlassungen vornehmen. Allerdings existieren auch Branchensegmente, beispielsweise die Elektrotechnik, deren Arbeitskräftebedarf noch wächst. Per Saldo wird es jedoch in sämtlichen Hauptwirtschaftsbereichen zu einer Verringerung der Mitarbeiterzahlen kommen. Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufstocken unverändert verkleinern Verarb. Gewerbe 14,1 (17,0) 58,4 (73,2) 22,0 ( 9,3) Bau 9,5 (11,7) 74,3 (72,2) 11,2 (15,2) Handel 9,9 (13,1) 73,0 (71,5) 14,0 (14,1) Dienstleistungen 11,3 (16,9) 69,1 (73,5) 15,6 ( 8,6) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. 3.3 Investitionsbereitschaft Die Investitionsbereitschaft der hiesigen Unternehmen hat sich gegenüber dem vergangenen Herbst nur marginal erhöht. Knapp 45 Prozent der Unternehmen planen ein Investitionsvorhaben. Vor sechs Monaten waren es 43,3 Prozent. Aufgrund der zurückhaltenden Geschäftserwartungen für die kommenden Monate Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 Investitionsbereitschaft stabil – aber weniger Erweiterungsausgaben 17 wird ein Großteil des Investitionsbudgets allerdings für Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen verwandt. Sehr unterschiedlich fällt die Investitionsneigung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen aus. Deutlich geringere Werte als im vergangenen Herbst verzeichnet das Verarbeitende Gewerbe. In diesem Wirtschaftsbereich sind nur noch 48,6 Prozent der Betriebe zu Neuinvestitionen bereit. Vor einem halben Jahr erreichte dieser Anteil schon einmal 54,6 Prozent. Höhere Investitionsbereitschaft im Bau, bei Händlern und Dienstleistern Eine höhere Bereitschaft zu Investitionen findet sich dagegen in der Bauwirtschaft, im Handel und im Dienstleistungssektor. Nach 35 Prozent im vergangenen Herbst werden nun 42,5 Prozent der lokalen Baufirmen ein Investitionsvorhaben umsetzen. Bei den Händlern sind es mit knapp 40 Prozent ebenfalls mehr als vor sechs Monaten. Investitionsfreudiger als im Vorjahr sind auch die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Hier wollen 46,5 Prozent der Betriebe in neue Maschinen und Ausrüstungen investieren – ein Anstieg um fast vier Prozentpunkte gegenüber dem Herbst 2008. Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den Hauptwirtschaftsbereichen g investitionsbereite Betriebe Verarbeitendes Gewerbe 48,6 (54,6) Bau 42,5 (35,0) Handel 39,6 (35,7) Dienstleistungen 46,5 (42,6) Weser-Ems insgesamt 44,7 (43,3) Deutschland 48,2 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Einen hohen Anteil investitionsbereiter Firmen findet man tendenziell bei mittleren und größeren Unternehmen. Trotz der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise bestätigt sich auch im Frühjahr 2009 diese Feststellung. So sind sieben von zehn Betrieben mit einer Belegschaftsgröße zwischen 100 und 250 Beschäftigten in den kommenden Monaten zu NeuinvestiWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 18 tionen bereit. Bei den Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern liegt diese Quote mit 68,1 Prozent nur unwesentlich darunter. Kleine Unternehmen mit höchstens fünf Angestellten haben dagegen eine deutlich geringere Investitionsneigung. Gleichwohl zeigen sich diese Kleinstfirmen mit einer Quote von 35,8 Prozent investitionsfreudiger als vor einem halben Jahr (21,5 Prozent). Tab. 13: Investitionsbereitschaft nach Unternehmensgröße investitionsbereite Betriebe g 1-5 Mitarbeiter 35,8 (21,5) 6 bis 10 Mitarbeiter 36,6 (42,1) 11 bis 20 Mitarbeiter 36,5 (37,2) 21 bis 50 Mitarbeiter 51,0 (47,3) 51 bis 100 Mitarbeiter 48,9 (56,0) 101 bis 250 Mitarbeiter 69,6 (62,0) mehr als 250 Mitarbeiter 68,1 (79,5) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. g 4 4.1 Finanzierung des Mittelstandes Ertragssituation Die Ertragslage der Unternehmen zwischen Weser und Ems zeigt, dass der Druck auf die mittelständische Wirtschaft in den letzten Monaten rasant zugenommen hat. Ein Drittel der Betriebe vermeldete einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der Unternehmen, die von einem Ertragsanstieg berichten, liegt mit 23,2 Prozent um zehn Prozentpunkte unter dem Niveau des vergangenen Herbstes. Tab. 14: Ertragslage g Weser-Ems-Gebiet gestiegen 23,2 (33,2) stabil 40,6 (37,7) gesunken 33,7 (27,7) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 19 Ähnlich wie bei der Umsatzentwicklung verzeichnet vor allem das Verarbeitende Gewerbe einen hohen Anteil an Betrieben mit gesunkenen Erträgen. 38,4 Prozent der Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs verbuchten einen Gewinnrückgang. Im Herbst 2008 waren es nur 21,4 Prozent. Gleichzeitig konnten deutlich weniger Unternehmen als vor sechs Monaten einen Gewinnzuwachs vermelden. Nach 36,6 Prozent im vergangenen Herbst sind es diesmal nur 20,8 Prozent. Ende der Boomphase im Verarbeitenden Gewerbe Einzelhandel zieht Ertragsergebnis nach unten Auch unter den Groß- und Einzelhändlern musste mehr als jeder Dritte (34,7 Prozent; Herbst 2008: 31,8 Prozent) ein Ertragsminus hinnehmen. Lediglich 26,6 Prozent der Unternehmen erzielten einen Zuwachs (Herbst 2008: 32,8 Prozent). Diese Abwärtsbewegung geht größtenteils auf das Konto des Einzelhandels, der über schlechte Ertragszahlen klagt. Im Bausektor ist die Ertragsentwicklung in den zurückliegenden Monaten dagegen weniger schlecht ausgefallen. Immerhin ist der Anteil der Baubetriebe, die ein Ertragsminus hinnehmen mussten, von 33,2 auf 31,8 Prozent leicht zurückgegangen. Gleichwohl konnten nur noch 18,4 Prozent und damit 4,5 Prozentpunkte weniger als im Herbst 2008 einen Zuwachs vermelden. Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 20,8 (36,6) 38,8 (40,7) 38,4 (21,4) Bau 18,4 (22,9) 46,9 (42,6) 31,8 (33,2) Handel 26,6 (32,8) 37,4 (34,4) 34,7 (31,8) Dienstleistungen 25,8 (36,1) 40,7 (34,5) 29,8 (27,8) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. Im Dienstleistungssektor bleibt der Saldo aus Unternehmen, die einen Zuwachs erwirtschafteten und denen, die einen Rückgang einstecken mussten, ebenfalls im negativen Bereich. Drei von zehn Firmen (29,8 Prozent) verbuchten einen Gewinnrückgang. Dramatischer ist die Entwicklung bei den Dienstleistungsunternehmen mit einem Gewinnanstieg: Konnten im vergangenen Herbst noch 36,1 Prozent der Betriebe ei- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 20 nen Anstieg vermelden, so ist es aktuell nur jeder Vierte (25,8 Prozent). Die Ertragssaussichten der Betriebe im Weser-EmsGebiet haben sich vor dem Hintergrund des rasanten Konjunktureinbruchs merklich verschlechtert. Dementsprechend agieren die hiesigen Unternehmen auf die Frage nach ihren Gewinnprognosen äußerst vorsichtig. Jeder Dritte (32,5 Prozent) rechnet mit einem Gewinnrückgang. Im vergangenen Herbst waren nur 23,4 Prozent der befragten Unternehmen so pessimistisch. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die an einem Gewinnanstieg glauben, von 26,4 auf nur noch 16,2 Prozent gesunken. Gewinneinbruch steht bevor Tab. 16: Zukünftige Ertragslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 16,2 (26,4) 13,1 stabil 48,1 (49,3) 43,1 sinkend 32,5 (23,4) 43,2 Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. In sämtlichen Wirtschaftsbereichen fallen die Ertragserwartungen merklich schlechter aus als vor einem halben Jahr. Pessimistisch sind vor allem die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sowie die Groß- und Einzelhändler. So rechnen 36,5 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen und 35,1 Prozent der Handelsbetriebe mit einem Ertragsminus. Auf der anderen Seite sind 17,3 Prozent der Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und 14,9 Prozent der Händler zuversichtlich, einen Gewinnzuwachs zu erreichen. Dieser Anteil hat sich in beiden Wirtschaftsbereichen binnen eines halben Jahres beinahe halbiert. Industrie und Handel sind sehr pessimistisch Schlecht sind die Perspektiven nicht zuletzt im Baugewerbe. In diesem Wirtschaftszweig überwiegt die Zahl der Betriebe, die einen Gewinnrückgang erwarten, die Zahl derer, die mit einem Anstieg rechnen, um 19 Punkte. Einen noch höheren negativen Saldo verzeichnet nur der Handel. Bei den befragten Baufirmen Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 21 gibt es allerdings eine merkliche Diskrepanz zwischen Bauhaupt- und Baunebengewerbe. So fällt die Zahl der pessimistischen Gewinneinschätzungen im Bauhauptgewerbe besonders hoch aus. Tab. 17: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschafts- bereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 17,3 (28,4) 42,7 (51,8) 36,5 (19,1) Bau 11,2 (18,8) 54,2 (53,4) 30,2 (26,9) Handel 14,9 (26,9) 48,6 (44,6) 35,1 (27,9) Dienstleistungen 19,6 (28,6) 48,7 (48,1) 28,4 (22,3) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Angaben für Herbst 2008. 4.2 Steigende Eigenkapitalquoten im Weser-Ems-Gebiet Weit über dem Bundesdurchschnitt Eigenkapital Die Unternehmen im Wirtschaftsraum Weser-Ems zeigen sich in der aktuellen Krise sehr eigenkapitalstark. Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der die Bilanzen von rund 800.000 deutschen Unternehmen gespeichert sind, errechnet sich für 2007 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote der hiesigen Unternehmen von knapp 33 Prozent. Damit dürfte das Gros des Mittelstandes für den Abschwung recht gut gerüstet sein – sofern die Durststrecke nicht zu lange anhält. Gegenüber dem deutschlandweiten Mittelwert schneiden die Unternehmen aus dem Wirtschaftsraum Weser-Ems ausgesprochen gut ab. Über das gesamte Bundesgebiet hinweg wird eine mittlere Eigenkapitalquote von rund 25 Prozent erreicht. Gegenüber der Situation aus dem Jahr 2005 hat sich die mittlere Eigenkapitalquote der regionalen Unternehmen um rund drei Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt gute Wirtschafts- und Auftragslage in Deutschland während der Jahre 2006 und 2007 beigetragen. Aufgrund der verbesserten Umsatz- und Ertragszahlen wurde es den Unternehmen möglich, wieder Gewinnrücklagen zu bilden. Zudem konnten die Unternehmen ihre Verschuldung weiter zurückfahren und die Abhängigkeit von externen Gläubigern verringern. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 22 Abb. 2: Eigenkapitalquote Wirtschaftsraum Weser-Ems 34 32,5 33 32 30,7 31 29,8 29 28 27 26 25 Angaben in Prozent 30 24 23 22 21 20 2005 2006 2007 Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; Median Gut die Hälfte der Unternehmen zwischen Weser und Ems (51 Prozent) verfügt über eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent. Damit ist ein Großteil des Mittelstandes ausreichend kapitalisiert und gegen die Widrigkeiten des Geschäftslebens geschützt. Gerade in Zeiten von wegbrechenden Aufträgen und schwieriger werdenden Finanzierungsbedingungen ist eine hohe Eigenkapitalquote ein wichtiger Liquiditätspuffer. Wie lange reichen die Liquiditätspuffer? Allerdings ist weiterhin gut jeder vierte Betrieb (27 Prozent) unterkapitalisiert. Auch gelten die guten Eigenkapitalbedingungen nicht für alle Unternehmen gleichermaßen. Nach wie vor leiden Branchen wie der Bau – auch im Weser-Ems-Gebiet – unter einer geringen Eigenkapitaldecke. Damit dürften nicht alle mittelständischen Unternehmen für den kommenden Abschwung gut gerüstet sein. 4.3 Insolvenzentwicklung Im Jahr 2008 mussten 1.130 Unternehmen aus dem Weser-Ems-Gebiet den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Damit lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 22 Prozent über dem Stand des Vorjahrs als rund 930 Pleiten gezählt wurden. Auf 10.000 aktive Unternehmen kommen somit rund 107 Firmenpleiten. Diese Quote liegt leicht über dem bundesweiten Durchschnitt (96). Im Vorjahr lag die Insolvenzanfälligkeit in der Weser-Ems-Region noch im Bereich des Deutschlandschnitts. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 Insolvenzzahlen steigen wieder 23 Für das laufende Jahr ist mit einem weiteren Anstieg der Firmenpleiten im Weser-Ems-Gebiet auf bis zu 1.300 Fälle zu rechnen. Das wäre ein Plus von rund 15 Prozent. Tab. 18: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet Anzahl g 2004 1.088 2005 1.107 2006 956 2007 928 2008 1.130 2009*) 1.300 *) Prognose Hohe Insolvenzgefahr am Bau – Verarbeitendes Gewerbe stabiler Besonders anfällig für eine Pleite sind Unternehmen aus dem Bausektor. Auf 10.000 aktive Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs kamen 2008 immerhin 168 Insolvenzen. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist die Insolvenzquote bei Handelsunternehmen (119 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen). Dort sind vor allem Einzelhandelsbetriebe betroffen. Am niedrigsten ist die Insolvenzquote im Verarbeitenden Gewerbe. Je 10.000 aktive Unternehmen rutschen in diesem Wirtschaftszweig lediglich 72 Firmen in die Pleite. Als relativ stabil erweisen sich auch die Dienstleister. 106 Betriebe pro 10.000 aktive Unternehmen sind unter den Pleitekandidaten zu finden. Tab. 19: Insolvenzquoten nach Wirtschaftsbereichen 2008 g Insolvenzquote (Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen) Verarb. Gewerbe 72 Baugewerbe 168 Handel 119 Dienstleistungen 106 Insgesamt 107 Neben der Branchenzugehörigkeit spielt auch die Unternehmensgröße für die Insolvenzgefährdung eine zentrale Rolle. So sind Großunternehmen mit mehr als Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 24 100 Beschäftigten kaum unter den insolventen Firmen zu finden. Lediglich 0,4 Prozent aller Insolvenzfälle des Jahres 2008 sind dieser Größenklasse zuzuordnen. Dagegen sind Kleinunternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten weitaus häufiger betroffen. 72 Prozent der im Jahr 2008 Betroffenen fielen in diese Kategorie. g 5 5.1 Große fallen selten um Auswirkungen der Finanzkrise auf den Mittelstand Finanzierungsbedingungen Als ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die mittelständischen Unternehmen erweisen sich die deutlichen Verschärfungen beim Fremdkapitalzugang. Im Zuge der Finanzmarktturbulenzen sind die Finanzierungsbedingungen insgesamt nicht einfacher geworden. Härtere Kreditkonditionen und die Notwendigkeit, höhere Sicherheiten beizubringen, belasten die kleinen und mittleren Betriebe. Viele Unternehmen rechnen damit, bei einem künftigen Kreditgesuch auf Widerstände bei den Banken zu stoßen. Zwar haben die hiesigen Unternehmen in den zurückliegenden Jahren Eigenkapital gebildet und sich so unabhängiger von der Fremdfinanzierung gemacht. Doch beim Stemmen von neuen Investitionsprojekten geht es häufig nicht ohne den Kredit von der Bank. Belastungen aus der Finanzmarktkrise nehmen zu Tab. 20 Verschärfte Finanzierungsbedingungen g Verarbeitendes Gewerbe 26,3 Bau 31,3 Handel 25,3 Dienstleistungen 33,8 Weser-Ems Gesamt 29,3 Angaben in % der betroffenen Betriebe Die jüngste Unternehmensbefragung von Creditreform im Weser-Ems-Gebiet bestätigt, dass der Finanzmittelzugang für die mittelständische Wirtschaft schwieriger geworden ist. Drei von zehn befragten Unternehmen (29,3 Prozent) gaben an, dass sich die Finanzierungs- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 25 bedingungen in den zurückliegenden Monaten verschärft haben. Für gut die Hälfte der Betriebe (59,9 Prozent) gab es keine Veränderungen. Dienstleister und Baufirmen spüren Kreditverschärfungen Dienstleistungssektor und Bauwirtschaft haben besonders stark unter den verschärften Kreditbedingungen zu leiden. Für etwa ein Drittel der betreffenden Unternehmen (33,8 Prozent der Dienstleister sowie 31,3 Prozent der Baufirmen) ist der Zugang zu Finanzmitteln im Verlauf der vergangenen sechs Monate schwieriger geworden. Im Bausektor sind es vor allem die Unternehmen des Bauhauptgewerbes, die über Schwierigkeiten beim Kreditzugang klagen (36,7 Prozent). Die wenigsten Schwierigkeiten, eine Fremdfinanzierung zu erhalten, haben derzeit Handelsunternehmen (25,3 Prozent) und mittelständische Industriebetriebe (26,3 Prozent). Allerdings sind Einzelhändler (28,3 Prozent) stärker betroffen als Großhandelsunternehmen (22,8 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich für rund zwei Drittel der Unternehmen (65,9 Prozent) bislang nichts geändert. Höhere Sicherheiten und steigende Kreditzinsen Vor allem zwei konkrete Punkte werden von den Unternehmen des Weser-Ems-Raums, bei denen sich Verschärfungen im Finanzmittelzugang ergeben haben, immer wieder genannt: Mehr als jeder zweite betroffene Mittelständler (52,7 Prozent) beklagt, dass die Kreditgeber höhere Sicherheiten verlangen, gut ein Fünftel der Unternehmen (21,8 Prozent) muss höhere Kreditzinsen und Risikoaufschläge in Kauf nehmen. Von diesen Erschwernissen sind alle wichtigen Wirtschaftsbereiche gleichermaßen betroffen. Allerdings klagen Unternehmen aus der Baubranche signifikant häufiger als andere über gestiegene Fremdkapitalkosten. Anscheinend fordern die Kreditgeber von Bauunternehmen einen höheren Risikoaufschlag. Zwar belasten die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Kapitalaufnahme die Kostenseite der Unternehmen. Solange aber die Kreditversorgung des Mittelstandes gesichert ist, können Investitionsprojekte Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 26 angeschoben und Einkäufe getätigt werden. Doch auch in dieser Front tun sich mehr und mehr Verknappungen auf. Zwar ist bislang keine flächendeckende Kreditklemme im Weser-Ems-Mittelstand festzustellen. Allerdings achten die Banken stärker als in der Vergangenheit auf die Bonität des Schuldners. Das spüren auch die Unternehmen: Den Antworten der befragten Unternehmen nach zu urteilen, wurde bei jedem Zwanzigsten (4,6 Prozent) der Kreditwunsch abgelehnt. Bei weiteren 7,6 Prozent wurde das Darlehen nicht in der gewünschten Höhe ausgereicht. Keine flächendeckende Kreditklemme in Sicht Die Befürchtungen, bei einem künftigen Kreditwunsch leer auszugehen, sind damit nicht unbegründet. Immerhin sieben von zehn Unternehmen rechnen damit, bei einem kommenden Kreditgesuch auf Widerstände bei der Bank zu stoßen. Die meisten Schwierigkeiten sehen derzeit Bauunternehmen (73,7 Prozent) sowie Dienstleister (73,1 Prozent). Hoffnungsvoller gehen Handelsunternehmen in die künftigen Kreditverhandlungen. Ein gutes Drittel dieser Betriebe (34,2 Prozent) erwartet keine Schwierigkeiten. Sieben von zehn rechnen künftig mit Schwierigkeiten Tab. 21: Künftige Auswirkungen der Finanzkrise Verarb. Gewerbe Baugewerbe Handel Dienstleistung Gesamt Höhere Sicherheiten 18,0 25,7 18,9 23,3 21,3 steigende Zinsen 11,0 11,2 11,3 8,7 10,4 intensivere Prüfung 23,9 25,1 19,4 24,7 23,3 Ablehnung 6,3 5,0 3,2 3,6 4,5 Sonstiges 5,5 2,3 8,1 6,6 5,8 keine Schwierigkeiten 29,4 26,3 34,2 26,9 29,2 g Angaben in % der Befragten. Rest: k.A. Häufig ist es der Wunsch der Banken nach höheren Sicherheiten, der den mittelständischen Unternehmen Schwierigkeiten bereitet. Allerdings befürchtet auch jeder Zwanzigste (4,5 Prozent), dass er gar keinen Kredit mehr erhält. Im Verarbeitenden Gewerbe sind diese Ängste mit 6,3 Prozent der Befragten am größten. Auch rechnen die Unternehmen mit einer intensiveren und längeren Prüfung des Kreditgesuchs. Für die mittelständischen Unternehmen bedeutet das: die Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 27 eigene Bonität positiv beeinflussen. Dazu kann ein externes Rating beitragen, das die aktuellen Stärken des Unternehmens hervorhebt und eventuelle Schwachstellen in der internen Finanzierungsstruktur aufdeckt. Für die Verhandlung mit externen Kapitalgebern ist ein Unternehmen so besser gerüstet. 5.2 Bisher kaum Auswirkungen auf das Verhalten der Lieferanten Lieferantenverhalten Auf das Verhalten der Lieferanten haben Finanzmarktturbulenzen und Konjunkturabschwung bislang nur wenige Auswirkungen. Knapp 82 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen haben keine Verhaltensänderungen bei ihren Lieferanten festgestellt. Tatsächliche Anpassungen scheint es insbesondere bei der Gewährung von Lieferantenkrediten gegeben zu haben. So geben sieben Prozent der befragten Unternehmen an, dass Lieferanten kaum noch Kredite gewähren. Hierunter haben Einzelhändler noch am meisten zu leiden (9,5 Prozent). Beim eigenen Verhalten der befragten Mittelständler ist die Finanzkrise dagegen schon stärker angekommen. Immerhin hat knapp die Hälfte (45,8 Prozent) der Betriebe zwischen Weser und Ems schon Anpassungen bei Warenlieferungen an Kunden vorgenommen. Handel (50,9 Prozent) und Industrie (50,6 Prozent) stärker als Baubetriebe (41,9 Prozent) und Dienstleister (39,6 Prozent). Insbesondere die Großhändler sind zu Verhaltensänderungen gezwungen. Krise zwingt Mittelständler zu ersten Anpassungen Insgesamt werden Lieferantenkredite deutlich zögerlicher gewährt als noch vor einem Jahr – drohende Zahlungsausfälle und eigene Liquiditätsnöte zwingen die Unternehmen, vorsichtiger zu werden. Um Unsicherheiten und Risiken zu vermeiden, stellt die mittelständische Wirtschaft in der Region vermehrte Anfragen bei Auskunfteien (21,6 Prozent) und liefert nur noch an bekannte und zuverlässige Geschäftspartner (16,1 Prozent). Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 28 g 6 Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km² mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut 99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9 Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie. Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel. Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister. Mehr als 99.000 Betriebe Abb. 3: Branchenstruktur 60,0 50,0 Weser-Ems 50,1 Deutschland 47,1 40,0 % 28,5 30,0 23,1 20,0 15,8 12,5 11,9 11,0 10,0 Quelle: Creditreform 0,0 Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel Dienstleistungen Hinsichtlich der Unternehmensgröße überwiegen in der Region Betriebe, die lediglich einen Mitarbeiter beschäftigen (42 Prozent). Nur eine Minderheit der hiesigen Unternehmen weist eine Belegschaftsgröße von mehr als 100 Personen auf. Eine solche Größenstruktur ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Beim Vergleich der Betriebsgrößenstruktur zwischen dem We- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 29 ser-Ems-Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen sich jedoch zwei Abweichungen: Die erste betrifft Kleinstbetriebe bis 5 Beschäftigte, deren Anteil in der Weser-Ems-Region deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt (78,8 gegenüber 82,9 Prozent). Ein Grund hierfür dürfte die geringere Zahl an oftmals kleinteiligen Dienstleistungsunternehmen sein. Der zweite Unterschied liegt im höheren Anteil von Unternehmen der Größenklasse 6-20 Mitarbeiter – meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte Mittelständler. Im Weser-Ems-Gebiet findet sich häufiger ein solches Unternehmen als im Bundesdurchschnitt. Abb. 4: Größenstruktur 50,0 45,0 41,7 Weser-Ems Deutschland 37,1 37,9 40,0 % 30,0 20,0 14,8 12,2 10,0 0,0 3,0 2,2 2,1 1,5 1,3 1,1 21 bis 40 Mitarbeiter 41 bis 100 Mitarbeiter mehr als 100 Mitarbeiter Quelle: Creditreform 1 Mitarbeiter 2 bis 5 Mitarbeiter 6 bis 20 Mitarbeiter Anhand der dargestellten Betriebsgrößenstruktur lässt sich bereits vermuten, dass die Unternehmer in der Weser-Ems-Region im Schnitt mehr Mitarbeiter beschäftigen als im Bundesdurchschnitt. Während in deutschen Unternehmen durchschnittlich 6,4 Mitarbeiter tätig sind, kommen die Betriebe zwischen Weser und Ems auf 9,4 und damit drei mehr. g 7 Zusammenfassung Die Konjunkturlage der Unternehmen zwischen Weser und Ems hat sich seit dem vergangenen Herbst deutlich verschlechtert. In der im Februar 2009 durchgeführten Creditreform Mittelstandsumfrage unter knapp 1.000 regionalen Unternehmen bewerteten nur 37,2 Prozent der Befragten die aktuelle Geschäftslage mit den Noten gut oder sehr gut. Vor sechs Monaten verWirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 30 gab knapp die Hälfte der befragten Betriebe (48,5 Prozent) solch gute Noten. 8,2 Prozent der mittelständischen Unternehmen berichteten von einem schlechten Geschäftsverlauf – doppelt so viele wie im Herbst 2008. Alle Hauptwirtschaftsbereiche sind von den Auswirkungen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen. Die stärksten Belastungen müssen derzeit die mittelständischen Industrieunternehmen aushalten. Der Anteil der Unternehmen mit guten oder sogar sehr guten Bewertungen zur Geschäftslage verringerte sich binnen sechs Monaten um rund 19 Prozentpunkte auf 37,2 Prozent. Gut jeder zehnte Betrieb aus dem Verarbeitenden Gewerbe ist mit der Geschäftsentwicklung überhaupt nicht zufrieden. In der lokalen Bauwirtschaft sowie im Handel, die schon seit einiger Zeit unter der schwachen Binnenkonjunktur leiden, sind die Bewertungen der Unternehmen nicht so stark abgestürzt wie bei Industrieunternehmen. Der Anteil unzufriedener Baubetriebe ist sogar leicht auf 7,8 Prozent zurückgegangen. Gleichwohl fallen auch hier die positiven Meldungen (36,9 Prozent) deutlich spärlicher als im Herbst 2008 (44,9 Prozent). Die verschlechterte Stimmungslage der Unternehmen im Weser-Ems-Raum spiegelt sich in der Umsatzentwicklung wider. Lediglich knapp ein Drittel der Unternehmen (31,8 Prozent) berichtet von Umsatzsteigerungen gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen Herbst erreichte dieser Anteil noch 43,8 Prozent. 27,5 Prozent der Mittelständler mussten diesmal einen Rückgang hinnehmen – zehn Prozentpunkte mehr als vor sechs Monaten. Kräftige Umsatzeinbrüche sind vor allem im Verarbeitenden Gewerbe (34,1 Prozent), aber auch im Handelssektor (29,7 Prozent), zu verzeichnen. Damit hat die weltweite Rezession vor allem exportorientierte Unternehmen stark in Mitleidenschaft gezogen. 2008 war für den Arbeitsmarkt noch einmal ein sehr gutes Jahr. Daran hatten auch die mittelständischen Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 31 Unternehmen aus dem Weser-Ems-Gebiet ihren Anteil. So überwiegt erneut der Anteil der Unternehmen, die in den zurückliegenden Monaten neue Arbeitsplätze geschaffen haben. 23,6 Prozent und damit fast ein Viertel der hiesigen Unternehmen haben die Belegschaft aufgestockt. Neue Stellen sind vor allem im Dienstleistungssektor entstanden. Den geringsten Zuwachs gab es im Bau. Ein Wirtschaftsbereich musste allerdings per Saldo schon 2008 einen Stellenabbau vermelden: das Verarbeitende Gewerbe. Jeder Vierte (25,1 Prozent) hat die Belegschaft innerhalb der letzten zwölf Monate verkleinert, nur 22,5 Prozent haben aufgestockt. Insgesamt ist jeder fünfte Mittelständler (19,1 Prozent) mit weniger Mitarbeitern auskommen. Nachdem die Einschätzungen der hiesigen Unternehmen zu Umsatz- und Ertragszahlen noch weitgehend zufriedenstellend ausfielen, fallen die Erwartungen für die kommenden Monate deutlich negativer aus. Anders als noch im vergangenen Herbst überwiegt diesmal die Zahl der Unternehmen, die mit Umsatz- bzw. Ertragsrückgängen rechnen. So geht ein Viertel der regionalen Betriebe (25,3 Prozent) von einem Umsatzminus aus, lediglich 17,3 Prozent erwarten einen Umsatzanstieg. Pessimistische Einschätzungen sind vor allem im Verarbeitenden Gewerbe (30,2 Prozent) und im Handel (28,8 Prozent) vorherrschend. Die schlechten Auftrags- und Umsatzperspektiven färben auf die Personalplanungen und die Investitionsabsichten der Unternehmen ab. Zwar wird es auch in Zukunft Neueinstellungen bei den regionalen Mittelständlern geben. Allerdings möchte nur jeder neunte Betrieb (11,4 Prozent) zusätzliches Personal einstellen. Vor einem halben Jahr erreichte diese Quote noch 15,1 Prozent. Ein Siebtel der Mittelständler (16,1 Prozent) wird mit weniger Personal auskommen. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe drohen weitere Entlassungen. Auch bei ihren Investitionsplanungen sind die Unternehmen zwischen Weser und Ems vorsichtig. Trotz der rasant verschlechternden Konjunkturdaten möchten aber knapp 45 Prozent der Mittelständler ein Investitionsvorhaben auf den Weg bringen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 32 Als ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die mittelständische Wirtschaft erweisen sich die deutlichen Verschärfungen beim Kapitalzugang. Drei von zehn Unternehmen (29,3 Prozent) berichten, dass sich die Finanzierungsbedingungen in den zurückliegenden Monaten verschärft haben. Insbesondere der Bau (31,3 Prozent) und Dienstleistungsunternehmen (33,8 Prozent) haben unter den härteten Kreditbedingungen zu leiden. Zwar ist eine flächendeckende Kreditklemme im Weser-Ems-Mittelstand nicht festzustellen. Allerdings achten die Banken stärker als in der Vergangenheit auf die Bonität des Schuldners. Das spüren die Unternehmen: Jeder zwanzigste Kreditantrag (4,6 Prozent) wird nicht bewilligt. g 8 Basis der Untersuchung Die in der Studie verwendeten Daten wurden im Februar 2009 mittels einer schriftlichen Befragung von kleinen und mittleren Unternehmen im Weser-EmsGebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte: Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg, Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt Osnabrück und Wilhelmshaven. Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und Inhaber. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 33 Tab. 22: Anzahl der befragten Unternehmen g Verarbeitendes Gewerbe 255 Bau 179 Handel 222 Dienstleistungen 275 Gesamt 931 Tab. 23: Sitz des Unternehmens g VC Osnabrück VC Nordhorn VC Leer VC Oldenburg VC Bremen Tab. 24: Anzahl der Beschäftigten g 1– 5 Personen 173 6 – 10 Personen 153 11 – 20 Personen 197 21 – 50 Personen 196 51 – 100 Personen 94 101 – 250 Personen 69 mehr als 250 Personen 47 Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2009 34 Verantwortlich für den Inhalt: Creditreform Wirtschaftsforschung Leitung: Michael Bretz, Tel. (02131) 109 -171 Redaktion: Dr. Hardy Gude, Tel. (02131) 109-172 Creditreform Osnabrück Unger KG Parkstraße 32, D-49080 Osnabrück Rolf Unger, Telefon: (0541) 69255 40 r.unger@osnabrueck.creditreform.de Alle Rechte vorbehalten © 2009 Creditreform Ohne ausdrückliche Genehmigung des Urhebers ist es nicht gestattet, diese Untersuchung/Auswertung oder Teile davon in irgendeiner Weise zu vervielfältigen oder zu verbreiten. 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