Der Wirtschaftsraum Weser

Transcription

Der Wirtschaftsraum Weser
Der Wirtschaftsraum
Weser-Ems
Wirtschaftslage
und Finanzierung
Frühjahr 2010
Eine Untersuchung
von Creditreform Bremen,
Leer, Oldenburg,
Osnabrück und Nordhorn
g Vorwort
Es geht langsam wieder aufwärts – das ist ein wesentliches Ergebnis der Konjunkturberichterstattung in den vergangenen Monaten. Immer mehr Unternehmen verweisen
auf positive Konjunktursignale, wie etwa steigende Umsatzzahlen oder Auftragseingänge. Und wie sieht es mit der Geschäftsentwicklung vor Ort aus? Wie hat sich die
Geschäfts- und Umsatzlage der hiesigen Wirtschaft in der Krise entwickelt? Und welche Unterschiede gibt es in der lokalen Unternehmensstruktur?
Antworten auf diese Fragen gibt für den Westen Niedersachsens die vorliegende Studie „Der Wirtschaftsraum Weser-Ems – Wirtschaftslage und Finanzierung Frühjahr
2010“. Mit dieser Untersuchung verbindet Creditreform zwei wesentliche Kompetenzen
miteinander: Die lokale, operative Geschäftstätigkeit im Auskunfts- und Inkassobereich
mit der Konjunkturbefragung und Datenauswertung regional ansässiger Unternehmen.
An dieser Studie beteiligten sich fast 1.100 mittelständische Betriebe, die ihren Sitz im
Raum Weser-Ems haben. Diese Unternehmen produzieren hier wertvolle Waren und
Dienstleistungen, schaffen Arbeitsplätze vor Ort und tragen so wesentlich zur Stärkung
der regionalen Wirtschaftsleistung bei. Creditreform liefert fundierte regionale Wirtschaftsinformationen und deckt den steigenden Bedarf für Regionaldaten in Presse
und Öffentlichkeit. Die Teilnahmebereitschaft vieler Unternehmen hat diese Studie erst
möglich gemacht und dafür möchten wir uns herzlich bei allen befragten Betrieben bedanken. Auf diese Weise haben Sie uns interessante Einblicke in den bedeutenden
Wirtschaftsraum Weser-Ems gewährt.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Rolf Unger
Geschäftsführer
Creditreform Osnabrück
VORWORT
3
1
EINLEITUNG
5
2
DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION
5
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
4
4.1
4.2
4.3
4.4
GESCHÄFTSLAGE
UMSATZENTWICKLUNG
AKTUELLE PERSONALSITUATION
ERWARTUNGEN FÜR 2009
UMSATZERWARTUNGEN
PERSONALPLANUNGEN
INVESTITIONSBEREITSCHAFT
FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES
ERTRAGSSITUATION
FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN
EIGENKAPITAL
INSOLVENZENTWICKLUNG
5
8
10
12
12
13
15
16
16
19
21
22
5
WACHSTUMSHEMMNISSE FÜR DEN MITTELSTAND
24
6
ZUSAMMENFASSUNG
26
7
DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN
30
8
BASIS DER UNTERSUCHUNG
32
g
1
Einleitung
Das Jahr Eins nach der Krise hat begonnen. Die Blicke richten sich wieder nach vorn, und die Konjunkturaussichten haben sich aufgehellt. Experten rechnen für das laufende Jahr wieder mit einem leichten
Wachstum von ein bis zwei Prozent. Doch die Folgen
der Krise sind unübersehbar: So schrumpfte die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik im vergangenen
Jahr um den bislang einmaligen Wert von fünf Prozent. Viele Produktionskapazitäten in der Industrie
sind derzeit noch unterausgelastet, die Zahl der
Kurzarbeiter ist nach wie vor hoch, und die Insolvenzzahlen steigen.
Wie stellt sich nun die Wirtschaftslage im Frühjahr
2010 im Weser-Ems-Raum dar? Konnten die mittelständischen Unternehmen der Region die Rezession
bereits hinter sich lassen und wieder Zuwächse bei
Umsätzen und Erträgen vermelden? Und welchen
Wachstumshemmnissen sind gerade die kleinen und
mittleren Unternehmen ausgesetzt? Diese Studie gibt
Antworten auf diese Fragen.
g
2
2.1
2010: Das Jahr 1 nach der
Krise?
Die aktuelle konjunkturelle Situation
Geschäftslage
Die Unternehmen zwischen Weser und Ems arbeiten
sich nur langsam aus der Krise heraus. Die befragten
mittelständischen Firmen schätzen ihre Geschäftslage
nur unwesentlich besser ein als im Frühjahr 2009. So
antworteten 38,3 Prozent der Befragten (Vorjahr: 37,2
Prozent) auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen, hat sich gegenüber dem Vorjahr von 8,2 auf 7,7
Prozent leicht verringert. Der Saldo aus positiven und
negativen Äußerungen verbessert sich so von plus
29,0 auf plus 30,6 Punkte. Damit ist eine merkliche
Stimmungsaufhellung aber noch nicht festzustellen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
Noch keine wesentliche
Stimmungsaufhellung
5
Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
sehr gut – gut
38,3 (37,2)
34,3 (33,0)
befriedigend – ausreichend
52,5 (52,3)
54,5 (52,6)
mangelhaft – ungenügend
7,7 ( 8,2)
10,8 (13,8)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Regionale Wirtschaftsstruktur bringt Stabilität
Bessere Stimmung im
Dienstleistungssektor – Eintrübung im Handel
Der Vergleich mit der zeitgleich durchgeführten bundesweiten Konjunkturumfrage zeigt, dass die Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet ihre Geschäftslage
insgesamt etwas besser beurteilen als der Durchschnitt Deutschlands. So bewerten die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit sehr gut oder
gut. Gleichzeitig sind negative Meldungen weniger oft
zu vernehmen. Ursächlich für die vergleichsweise bessere Stimmungslage dürfte die Struktur des regionalen
Mittelstandes sein. So finden sich in der Weser-EmsRegion verstärkt binnenmarktorientierte Wirtschaftszweige, die weniger unter der Exportkrise zu leiden
hatten.
Der Blick auf die Entwicklung in den wichtigen Hauptwirtschaftsbereichen zeigt eine Dreiteilung der regionalen Konjunktur: Während Betriebe des Verarbeitenden
Gewerbes und des Baugewerbes ihre Lage mit ähnlichen Noten bewerten wie vor Jahresfrist, hat sich die
Stimmungslage im Handel doch merklich eingetrübt.
Im Dienstleistungssektor zeigen sich dagegen bereits
sichtbare Aufschwungtendenzen. So bewerten 45,0
Prozent der befragten Dienstleister (Vorjahr: 37,5 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage mit gut bzw. sehr gut
– ein Sprung von 7,5 Prozentpunkten innerhalb eines
Jahres. Wie im Vorjahr sind etwa sieben Prozent der
Dienstleistungsunternehmen überhaupt nicht zufrieden.
Im Verarbeitenden Gewerbe schätzen 38,1 Prozent
der Befragten ihre Geschäftssituation mit den Noten
gut oder sehr gut ein. Vor einem Jahr lag dieser Anteil
bei 37,2 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Im Bausektor klettert der Anteil der Positivmeldungen ebenfalls
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
6
leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 37,2 Prozent. Schlechte Noten vergeben derzeit sechs Prozent der Baubetriebe (Vorjahr: 7,8 Prozent) und 8,9 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (Vorjahr:
10,6 Prozent).
Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
Verarb. Gewerbe
38,1 (37,2)
52,6 (49,8)
8,9 (10,6)
Bau
37,2 (36,9)
55,6 (51,4)
6,0 ( 7,8)
Handel
30,1 (37,4)
58,8 (54,5)
9,2 ( 7,3)
Dienstleistungen
45,0 (37,5)
45,3 (53,4)
7,1 ( 6,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Schlechter als vor Jahresfrist laufen die Geschäfte im
Groß- und Einzelhandel. Nur noch drei von zehn Unternehmen (30,1 Prozent) antworteten auf die Frage
nach der aktuellen Geschäftslage zumindest mit einem
„gut“. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil noch bei
37,4 Prozent. Der Anstieg der Negativmeldungen von
7,3 auf 9,2 Prozent komplettiert die verschlechterte
Stimmungslage im regionalen Handelssektor. Schlechtere Noten als vor einem Jahr vergeben sowohl Einzelals auch Großhändler. Allerdings werden im Einzelhandel noch häufiger gute Bewertungen registriert.
Immerhin 31,1 Prozent der Einzelhandelsunternehmen
(Vorjahr: 36,3 Prozent) vergeben die Note sehr gut
oder gut. Unter den Großhändlern sind nur 29,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 38,2 Prozent) zu einer
positiven Aussage bereit.
Große Unterschiede innerhalb des Bausektors –
Einzel- besser als Großhandel
Auch innerhalb des Bausektors gibt es große Unterschiede. Während die Betriebe des Bauhauptgewerbes
deutlich öfter als im Vorjahr von guten Geschäften berichten (44,6 Prozent; Vorjahr: 32,1 Prozent), bewerten
im Ausbaugewerbe nur noch 30,6 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut.
Im Vorjahr waren es schon einmal 41,3 Prozent. Verbessert haben sich die Bewertungen im Verkehrs- und
Logistiksektor. 21,8 Prozent der befragten Betriebe aus
der Branche sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden
(Vorjahr: 16,2 Prozent). Jeder Sechste (16,4 Prozent;
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
7
Vorjahr: 24,3 Prozent) vergibt die Note mangelhaft
bzw. ungenügend. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes dominiert der Industriebereich Chemie. Es folgen die Metall- und Elektrobranche und die Konsumgüterindustrie.
Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße
g
sehr gut
und gut
befriedigend
und
ausreichend
mangelhaft
und
ungenügend
bis 20 Mitarbeiter
38,6 (38,0)
52,0 (52,2)
8,8 ( 7,3)
21-50 Mitarbeiter
41,0 (39,5)
49,5 (49,7)
6,9 ( 8,4)
51-250 Mitarbeiter
36,7 (30,7)
57,2 (61,3)
6,0 ( 7,3)
mehr als 250
32,0 (38,3)
60,0 (44,7)
8,0 (14,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr
Kleinstfirmen stabil – mittlere
Größen vergeben bessere
Noten
Je nach Größe bewerten die Unternehmen ihre Geschäftslage recht unterschiedlich. Etwas besser als im
vergangenen Frühjahr sind Noten im Größensegment
bis 50 Mitarbeiter ausgefallen. Immerhin 41 Prozent
der Befragten äußern sich zufrieden mit der aktuellen
Geschäftsentwicklung. Vor einem Jahr lag dieser Anteil
noch bei 39,5 Prozent. Nahezu unverändert ist der
Anteil der guten und sehr guten Noten in der kleinsten
Größenklasse bis 20 Mitarbeiter.
In diesem Jahr ist auffällig, dass in den mittleren Unternehmensgrößen bis 250 Mitarbeiter bessere Noten
vergeben werden als 2009. 36,7 Prozent der Befragten
sprechen von einer guten oder sogar sehr guten Geschäftslage, nachdem sich im vergangenen Jahr nur
30,7 Prozent der Unternehmen positiv äußerten.
2.2
Nachwirkungen der Krise:
Umsatzsaldo im Minus
Umsatzentwicklung
Auch im Frühjahr 2010 hinterlässt die schwere Wirtschaftskrise noch ihre Spuren in den Umsatzzahlen
der Unternehmen zwischen Weser und Ems. Nur jeder
Sechste (16,8 Prozent) konnte innerhalb der zurückliegenden Monate den Umsatz ausweiten. Vor einem
Jahr gelang das noch doppelt so vielen Unternehmen
(31,8 Prozent). Gut jeder dritte Befragte (35,0 Prozent;
Vorjahr: 27,5 Prozent) musste ein Umsatzminus hin-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
8
nehmen. Damit liegt der Anteil der Firmen, die Umsatzrückgänge melden, über dem Vorjahreswert. Der Saldo
aus Unternehmen mit einem Umsatzanstieg und solchen mit einem Umsatzrückgang rutscht auf minus
18,2 Punkte, nachdem im vergangenen Frühjahr noch
ein positiver Wert erreicht wurde.
Tab. 4: Umsatzentwicklung
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
gestiegen
16,8 (31,8)
19,4 (10,7)
stabil
46,3 (38,1)
42,1 (39,2)
gesunken
35,0 (27,5)
37,7 (49,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
In allen Wirtschaftsbereichen sind die Umsätze unter
Druck. Im Verarbeitenden Gewerbe meldet nur noch
jeder Fünfte (19,5 Prozent) einen Umsatzanstieg,
nachdem im Jahr zuvor noch 30,6 Prozent der Unternehmen einen Zuwachs erzielten. Im Bausektor rutscht
der Anteil der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen
von einem Viertel (25,7 Prozent) auf weniger als ein
Zehntel (9,0 Prozent). Im Bereich Dienstleistungen
konnte knapp jeder Fünfte seinen Umsatz im Frühjahr
2010 ausweiten. In der letztjährigen Umfrage hatte das
noch jeder dritte Dienstleister (34,2 Prozent) behauptet. Auch im Handel ging der Anteil der Unternehmen,
die auf Umsatzsteigerungen verweisen, zurück; und
zwar von 35,1 auf 17,3 Prozent.
Durch die Bank weg: Umsatzlage verschlechtert
Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
19,5 (30,6)
47,0 (32,9)
31,1 (34,1)
9,0 (25,7)
40,6 (49,7)
49,6 (21,8)
Handel
17,3 (35,1)
40,3 (33,8)
40,3 (29,7)
Dienstleistungen
19,9 (34,2)
54,3 (38,9)
23,9 (23,3)
Bau
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Weniger Unternehmen mit Umsatzzuwächsen bedeutet gleichzeitig mehr Unternehmen mit Umsatzrückgängen. Ein sehr hoher Anteil an Umsatzeinbußen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
9
Starke Umsatzeinbußen im
Bausektor – Erholung im
Verarbeitenden Gewerbe
findet sich im Baugewerbe. Fast jedes zweite Betrieb
(49,6 Prozent) blickt auf rückläufige Zahlen zurück. Im
Vorjahr waren lediglich 21,8 Prozent der Unternehmen
betroffen. Auch im Handelssektor leiden viele Unternehmen unter Umsatzrückgängen. Vier von zehn Unternehmen (40,3 Prozent) sind betroffen – gut zehn
Prozentpunkte mehr als im vergangenen Frühjahr
(29,7 Prozent). Etwas freundlicher stellt sich die Umsatzlage in den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes
Gewerbe und Dienstleistungen dar. So beklagen im
Dienstleistungssektor ähnlich viele Unternehmen wie
2009 Umsatzeinbußen, nämlich knapp ein Viertel (23,9
Prozent). Im Industriesektor sind mit 31,1 Prozent der
Unternehmen sogar weniger Firmen betroffen als vor
Jahresfrist (34,1 Prozent).
2.3
Mittelstand stabilisiert den
Arbeitsmarkt – Neueinstellungen überwiegen
Aktuelle Personalsituation
Zwar mussten auch die mittelständischen Unternehmen in der Weser-Ems-Region im Zuge des scharfen
Wirtschaftseinbruchs Anpassungen am Personalbestand vornehmen. Allerdings haben mehr Unternehmen Neueinstellungen realisiert als Entlassungen
veranlasst. Damit erweist sich der regionale Mittelstand
als stabilisierender Faktor für den Arbeitsmarkt. So
beschäftigen im Frühjahr 2010 18,7 Prozent der befragten Unternehmen mehr Mitarbeiter als sechs Monate zuvor. 17,6 Prozent der Mittelständler zwischen
Weser und Ems haben ihren Personalbestand verkleinert. Der Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen verringert sich aber gegenüber dem Frühjahr 2009
von plus 4,5 auf plus 1,1 Punkte; behauptet sich aber
knapp im positiven Bereich.
Tab. 6: Personalbestand
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufgestockt
18,7 (23,6)
15,0 (11,1)
unverändert
62,6 (54,9)
63,7 (65,1)
verkleinert
17,6 (19,1)
20,9 (23,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
10
Im Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung
schneidet der Mittelstand im Weser-Ems-Gebiet besser ab. Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe ist
höher, und ein geringer Anteil der Unternehmen als im
Bundesdurchschnitt hat Entlassungen vorgenommen.
Hinzu kommt, dass in den kleinen und mittleren Betrieben der Region meist sozialversicherungspflichtige
Vollzeitstellen entstehen. Wenn das Personal aufgestockt wurde, dann haben acht von zehn Unternehmen
(80,5 Prozent) neue Mitarbeiter in Vollzeit eingestellt.
28,8 Prozent beschäftigen auch neue Teilzeitkräfte,
weitere 19,0 Prozent der Betriebe verstärkten sich mit
den flexibleren 400-Euro-Jobs. Im Verarbeitenden Gewerbe (89,1 Prozent der Unternehmen) und im Bau
(87,9 Prozent) werden überdurchschnittlich häufig
Vollzeitmitarbeiter
beschäftigt.
Handel
und
Dienstleister fragen dagegen stärker Teilzeitkräfte sowie 400-Euro-Mitarbeiter nach.
Vollzeitkräfte in Industrie und
Baugewerbe gefragt
Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufgestockt
unverändert
verkleinert
Verarb. Gewerbe
18,5 (22,5)
62,3 (50,6)
17,5 (25,1)
Bau
14,1 (19,6)
62,4 (60,3)
22,2 (16,8)
Handel
18,6 (24,3)
65,5 (58,1)
15,5 (16,7)
Dienstleistungen
22,0 (26,9)
60,9 (52,7)
16,1 (17,1)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Größere Einschnitte beim Personal haben die Bauunternehmen der Region vorgenommen. 22,2 Prozent
der befragten Baufirmen haben im Verlauf der letzten
sechs Monate ihre Belegschaft reduziert. In der Vorjahresbefragung mussten nur 16,8 Prozent der Baubetriebe Kürzungen am Personalbestand vornehmen. In den
übrigen Wirtschaftszweigen gab es per Saldo einen
Beschäftigtenzuwachs. Besonders stark ist dieser im
Dienstleistungssektor ausgefallen. 22 Prozent der
Dienstleister beschäftigen im Frühjahr 2010 mehr Mitarbeiter als im vergangenen Herbst. Nur 16,1 Prozent
mussten in diesem Zeitraum Stellen streichen. Im Verarbeitenden Gewerbe gaben 17,5 Prozent der Befragten Kürzungen beim Personalbestand an, 18,5 Prozent
haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Aufgestockt
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
Drei der vier Hauptwirtschaftsbereiche stockten auf
11
haben auch 18,6 Prozent der Händler, während 15,5
Prozent Einschnitte beim Personal vornahmen.
g
3
3.1
Umsatzerwartungen: Optimisten in der Mehrheit
Erwartungen für 2009
Umsatzerwartungen
Die Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet gehen deutlich optimistischer als vergangenes Jahr in die Frühjahrs- und Sommermonate. Gut ein Drittel der befragten Betriebe (34,8 Prozent) rechnet mit Umsatzzuwächsen, 13,8 Prozent befürchten ein Minus. Im Frühjahr 2009 hatten nur 17,3 Prozent der Befragten mit
einem Umsatzanstieg gerechnet, jeder Vierte (25,3
Prozent) erwartete damals einen Rückgang. Auch gegenüber der bundesweiten Umfrage sind die mittelständischen Firmen in der Region zuversichtlicher. Im
Deutschlandschnitt erwarten 31,0 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze. 17,5 Prozent befürchten
ein Umsatzminus.
Tab. 8: Umsatzerwartungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
34,8 (17,3)
31,0 (17,2)
stabil
49,7 (55,1)
50,0 (43,6)
sinkend
13,8 (25,3)
17,5 (38,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Optimismus herrscht in allen Hauptwirtschaftsbereichen. Den höchsten Anteil an zuversichtlichen Umsatzprognosen weist mit 38,9 Prozent der Befragten
das Baugewerbe auf, gefolgt von den Dienstleistern
mit 36,6 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe bleiben
die Umsatzerwartungen dagegen zurückhaltender.
Allerdings haben sich auch hier die Einschätzungen
der künftigen Umsatzentwicklung im Vergleich zum
Vorjahr deutlich aufgehellt. So waren im Frühjahr 2009
nur 18,4 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden
Gewerbe optimistisch, einen Umsatzanstieg erzielen
zu können. In diesem Jahr sind es 10,7 Prozentpunkte
mehr. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Pessimisten
um die Hälfte auf nur noch 15,6 Prozent verringert.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
12
Ähnlich stark an Gewicht verloren haben die Pessimisten auch im Dienstleistungsbereich. Nachdem im vergangenen Frühjahr noch 22,9 Prozent der Befragten
mit einem Umsatzminus rechneten, erwartet diesmal
nur jeder Neunte (10,9 Prozent) einen Rückgang. Dagegen ist der Anteil der Negativmeldungen im Baugewerbe nur leicht rückläufig. Im Frühjahr 2009 rechneten 17,9 Prozent der befragten Baufirmen mit Umsatzeinbußen. Ein Jahr später sind es 15,4 Prozent – ein
Minus von 2,5 Prozentpunkten.
Dienstleister und Bau am
zuversichtlichsten
Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
29,1 (18,4)
53,0 (48,6)
15,6 (30,2)
Bau
38,9 (11,7)
44,9 (67,0)
15,4 (17,9)
Handel
35,0 (16,7)
48,2 (53,9)
14,6 (28,8)
Dienstleistungen
36,6 (20,4)
51,2 (54,5)
10,9 (22,9)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Innerhalb des Handelssektors sind es vor allem die
Großhändler, die mit optimistischen Prognosen in die
kommenden Monate gehen. 38,3 Prozent der
Großhandelsbetriebe erwarten einen Umsatzanstieg;
im Einzelhandel sind nur 31,1 Prozent der Befragten
zuversichtlich.
Mit
einer
rückläufigen
Umsatzentwicklung rechnet jeder achte Großhändler
und 17 Prozent der Einzelhändler.
3.2
Großhandel optimistischer
als Einzelhandel
Personalplanungen
Die mittelständischen Unternehmen zwischen Weser
und Ems werden in den kommenden Monaten für positive Effekte auf dem regionalen Arbeitsmarkt sorgen.
Fast 18 Prozent der Befragten möchten zusätzliche
Arbeitskräfte einstellen, während nur 6,4 Prozent der
Betriebe wohl Stellen streichen werden. Die überwiegende Mehrzahl, nämlich fast drei Viertel der Unternehmen (73,9 Prozent), wird die Mitarbeiterzahl unverändert lassen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
13
Tab. 10: Personalplanungen
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
aufstocken
17,9 (11,4)
18,2 (10,5)
unverändert
73,9 (68,1)
70,5 (71,5)
verkleinern
6,4 (16,1)
10,4 (17,2)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Personalplanungen der Unternehmen auf Expansion
ausgerichtet
Damit zeigen sich die hiesigen Unternehmen nicht nur
deutlich einstellungsbereiter als im Vorjahr, als der
lange Schatten der Wirtschaftskrise noch über dem
Land lag. Auch gegenüber den deutschlandweiten
Vergleichswerten sind die Personalplanungen der Unternehmen in der Weser-Ems-Region expansiver ausgefallen. So wollte im vergangenen Jahr erst jeder
Neunte (11,4 Prozent) zusätzliches Personal einstellen; nun planen 17,9 Prozent der Befragten eine Personalaufstockung. Der Anteil der Betriebe, die von Entlassungen Gebrauch machen werden, sinkt um rund
zehn Prozentpunkte von 16,1 auf 6,4 Prozent.
Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
Verarb. Gewerbe
16,9 (14,1)
71,2 (58,4)
9,3 (22,0)
Bau
18,4 ( 9,5)
75,2 (74,3)
5,1 (11,2)
Handel
10,6 ( 9,9)
82,3 (73,0)
5,8 (14,0)
Dienstleistungen
23,9 (11,3)
69,3 (69,1)
5,0 (15,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Dienstleister der Job-Motor
des Sommers – Handel ist
zurückhaltend
Mit zusätzlichem Personal planen vor allem die Dienstleistungsunternehmen aus der Region. Knapp ein Viertel der Befragten (23,9 Prozent) wird die Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten aufstocken. Einen
Personalabbau haben nur fünf Prozent der
Dienstleister vorgesehen. Auch die Bauunternehmen
benötigen weiteres Fachpersonal. 18,4 Prozent der
Baubetriebe wollen die Belegschaft aufstocken – doppelt so viele wie im Vorjahr um diese Zeit. Auch im
Verarbeitenden Gewerbe sind mehr Unternehmen als
im Frühjahr 2009 zu Neueinstellungen bereit, während
der Handel nur wenig mehr Personal benötigt als vor
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
14
Jahresfrist. Wie im vergangenen Jahr plant jeder zehnte Händler (2010: 10,6 Prozent; 2009: 9,9 Prozent), die
Mitarbeiterzahl zu erhöhen. Stellenstreichungen werden aber auch im Handelssektor Seltenheitswert haben. Lediglich 5,8 Prozent der Betriebe sehen Einsparungen beim Personal vor.
Tab. 12: Personalplanungen nach Unternehmensgröße
g
aufstocken
unverändert
verkleinern
bis 20 Mitarbeiter
15,3
77,2
6,1
21 bis 50 Mitarbeiter
24,5
68,6
5,4
51 bis 250 Mitarbeiter
18,1
73,0
6,9
mehr als 250 Mitarbeiter
12,0
68,0
16,0
Angaben in % der Befragten, Rest o. A.
Vor allem kleine und mittlere Betriebe planen in den
kommenden Monaten mit zusätzlichem Personal, während in den großen Firmen der Region tendenziell weitere Stellen gestrichen werden. So werden 15,3 Prozent der kleinen Unternehmen, die derzeit weniger als
20 Mitarbeiter beschäftigen, und sogar 24,5 Prozent
der Unternehmen in der Größenklasse bis 50 Beschäftigte weiteres Personal einstellen. Auch die Unternehmen mit bis zu 250 Angestellten haben zusätzlichen
Arbeitskräftebedarf. 18,1 Prozent dieser Firmen planen
Neueinstellungen, nur 6,9 Prozent wollen Arbeitsplätze
abbauen.
3.3
Investitionsbereitschaft
Die
Investitionsbereitschaft
der
Weser-EmsUnternehmen zieht wieder an. Nachdem im Frühjahr
2009 nur 44,7 Prozent der befragten Unternehmen ein
Investitionsvorhaben planten, sind es ein Jahr später
schon fast drei Prozentpunkte mehr (47,5 Prozent).
Besonders die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes zeigen sich investitionsfreudig. Gut jeder Zweite (52,3 Prozent) plant ein neues Investitionsvorhaben.
Auch in den übrigen Wirtschaftsbereichen Bau, Handel
und Dienstleistungen hat sich die Investitionsneigung
erhöht – aber nur leicht. Im Vergleich mit dem
Deutschlanddurchschnitt zeigen sich die Unternehmen
der Region investitionsfreudiger. Im Bundesgebiet wol-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
Investitionsbereitschaft zieht
wieder an – Verarbeitende
Industrie investitionsfreudig
15
len 44,3 Prozent der Befragten in neue Maschinen und
Ausrüstungen investieren.
Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den Hauptwirtschaftsbereichen
investitionsbereite
Betriebe
g
Verarbeitendes Gewerbe
52,3 (48,6)
Bau
44,4 (42,5)
Handel
41,6 (39,6)
Dienstleistungen
49,1 (46,5)
Weser-Ems insgesamt
47,5 (44,7)
Deutschland
44,3 (41,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Tab. 13: Art der Investitionen
g
Erweiterung
52,3
Rationalisierung
25,1
Ersatz
59,8
Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich
Die Mehrzahl der investierenden Firmen aus der Region Weser-Ems (52,3 Prozent) wird auch für die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten Geld ausgeben.
Das ist typischerweise ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen rechnen.
Insbesondere im Dienstleistungssektor sieht ein Großteil der Unternehmen Erweiterungsinvestitionen vor
(60,1 Prozent).
g
4
4.1
Ertragsentwicklung zeigt
nach unten
Finanzierung des Mittelstandes
Ertragssituation
Trotz der leichten Aufhellungen der konjunkturellen
Lage sind die Erträge weiter unter Druck. Nachdem im
Vorjahr noch fast jeder vierte Betrieb (23,2 Prozent)
einen Gewinnanstieg meldete, ist es in diesem Jahr
nur jeder Siebte (14,7 Prozent). Wie im vergangenen
Jahr berichtet jedes dritte Unternehmen von Ertragseinbußen. Der Saldo aus Ertragssteigerungen
und –rückgängen bleibt damit unverändert im Minus.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
16
Tab. 14: Ertragslage
g
Weser-Ems-Gebiet
Deutschland
gestiegen
14,7 (23,2)
14,9 ( 9,2)
stabil
50,5 (40,6)
41,8 (37,9)
gesunken
33,3 (33,7)
42,5 (51,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
In allen Wirtschaftsbereichen melden weniger Unternehmen als vor Jahresfrist einen Gewinnanstieg. Im
Verarbeitenden Gewerbe konnten 16,2 Prozent der
Unternehmen den Gewinn steigern; im Frühjahr 2009
meldeten noch 20,8 Prozent einen Ertragszuwachs. Im
Dienstleistungssektor schrumpfte der Anteil der Firmen, die von Gewinnsteigerungen berichten, von 25,8
auf nur noch 16,5 Prozent, im Handel von 26,6 auf
19,0 Prozent. Dramatisch ist die Ertragslage im Frühjahr 2010 am Bau: Nur noch 6,8 Prozent der Unternehmen erwirtschafteten ein Ertragsplus (Vorjahr: 18,4
Prozent).
Weniger Gewinneinbußen in
Industrie und Dienstleistungen
Umgekehrt klagt fast jeder zweite Baubetrieb (45,3
Prozent) über gesunkene Gewinne, nachdem es im
Vorjahr nur jeder Dritte (31,8 Prozent) war. Ein leicht
steigendes Gewicht der Negativmeldungen gibt es im
Handel, während der Anteil der Unternehmen mit Einbußen im Verarbeitenden Gewerbe von 38,4 auf 29,1
Prozent und im Dienstleistungssektor von 29,8 auf
25,5 Prozent zurückgegangen ist.
Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
gestiegen
stabil
gesunken
Verarb. Gewerbe
16,2 (20,8)
54,0 (38,8)
29,1 (38,4)
6,8 (18,4)
47,0 (46,9)
45,3 (31,8)
Handel
19,0 (26,6)
41,2 (37,4)
37,6 (34,7)
Dienstleistungen
16,5 (25,8)
55,9 (40,7)
25,5 (29,8)
Bau
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Die Ertragsaussichten im Weser-Ems-Gebiet sind
durchaus optimistisch. Die Unternehmen haben Hoffnung, dass sich die verbesserten Auftrags- und Umsatzperspektiven auch in steigenden Erträgen nieder-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
17
Regionaler Mittelstand erwartet Ertragssteigerungen
schlagen. So rechnet gut ein Viertel der befragten Unternehmen (26,9 Prozent) mit einem Gewinnzuwachs,
nachdem im vergangenen Frühjahr nur 16,2 Prozent
zuversichtlich waren. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die einen Gewinnrückgang befürchten, von
einem Drittel (32,5 Prozent) auf 15,7 Prozent deutlich
gesunken.
Tab. 16: Zukünftige Ertragslage
g
Weser-Ems-
Deutschland
Gebiet
steigend
26,9 (16,2)
24,8 (15,5)
stabil
55,8 (48,1)
46,9 (36,6)
sinkend
15,7 (32,5)
26,8 (46,6)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
Sehr optimistische Ertragserwartungen haben die Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Bau, Handel
und Dienstleistungen. Jeweils etwa drei von zehn Befragten rechnen mit einem Gewinnanstieg. Im Verarbeitenden Gewerbe zeigt man sich verhaltender: Nur
18,2 Prozent der Betriebe, und damit nur wenig mehr
als letztes Jahr (17,3 Prozent), erwarten ein Plus.
Ertragsperspektiven: Verarbeitendes Gewerbe ist noch
zögerlich
Dem deutlich gestiegenen Anteil an zuversichtlichen
Äußerungen steht ein merklich gesunkener Anteil an
pessimistischen Ertragserwartungen gegenüber. So
rechnet im Verarbeitenden Gewerbe nur noch jedes
sechste Unternehmen (16,6 Prozent) mit einer negativen Gewinnentwicklung. Vor Jahresfrist zeigten sich
mit 36,5 Prozent noch doppelt so viele Befragte pessimistisch. Auch am Bau haben die pessimistischen Ertragserwartungen an Gewicht verloren. Nachdem im
Frühjahr 2009 noch 30,2 Prozent der Baufirmen mit
einem Gewinnminus rechneten, sind es nun 17,1 Prozent. Im Handel sinkt dieser Anteil binnen eines Jahres
von 35,1 auf 18,6 Prozent. Am geringsten ist der Anteil
der negativen Ertragsmeldungen im Dienstleistungsbereich.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
18
Tab. 17: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen
g
steigend
stabil
sinkend
Verarb. Gewerbe
18,2 (17,3)
64,6 (42,7)
16,6 (36,5)
Bau
30,8 (11,2)
51,3 (54,2)
17,1 (30,2)
Handel
30,1 (14,9)
49,1 (48,6)
18,6 (35,1)
Dienstleistungen
29,5 (19,6)
55,9 (48,7)
12,1 (28,4)
Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben.
4.2
Finanzierungsbedingungen
Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise haben sich
die Finanzierungsbedingungen für die mittelständischen Unternehmen merklich verschärft. Auch die Gefahr einer Kreditklemme ist noch nicht gebannt. Die
Zahl der Betriebe, die über Verschärfungen berichtet,
hat sich zuletzt aber leicht verringert. Gut ein Viertel
der Unternehmen in der Region (25,2 Prozent) hatte in
den zurückliegenden Monaten Schwierigkeiten beim
Kapitalzugang. Im Frühjahr 2009 behaupteten das
noch 29,3 Prozent der befragten Unternehmen.
Finanzmarktkrise belastet
immer noch
Tab. 18 Veränderung der Finanzierungsbedingungen
im letzten Jahr
g
gelockert
unverändert
verschärft
Verarb. Gewerbe
3,3 (2,7)
66,2 (65,9)
22,8 (26,3)
Bau
1,3 (2,8)
60,3 (58,1)
28,6 (31,3)
Handel
4,4 (5,9)
64,6 (62,2)
25,7 (25,3)
Dienstleistungen
1,2 (5,5)
67,7 (53,8)
24,5 (33,8)
Gesamt
2,5 (4,3)
64,9 (59,9)
25,2 (29,3)
Angaben in % der Befragten; Rest k.A. in (): Vorjahreswerte
Außer im Handel berichten in allen Wirtschaftsbereichen weniger Unternehmen von Verschärfungen bei
der Kapitalbeschaffung. Im Bausektor beispielsweise
verringert sich die Zahl der betroffenen Unternehmen
von 31,3 auf 28,6 Prozent und im Dienstleistungssektor sogar von einem Drittel (33,8 Prozent) auf ein Viertel (24,5 Prozent). Nahezu unverändert beurteilen die
Groß- und Einzelhändler die Finanzierungsbedingungen. Wie im vergangenen Jahr hat gut jeder Vierte
Verschärfungen erlebt. Unter den Einzelhändlern sind
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
Noch keine Lockerung im
Handel
19
allerdings 30,2 Prozent betroffen, während im Großhandel nur 21,7 Prozent der Betriebe darunter leiden.
Mehr Sicherheiten und
höhere Kreditzinsen
Belastet werden die Unternehmen in der Weser-EmsRegion weiterhin in Form von höheren Zinsen, gestiegenen Sicherheitsauflagen und dem Zugang zu Krediten überhaupt. So beklagen 76,9 Prozent der betroffenen Mittelständler, dass die Kreditgeber mehr Sicherheiten verlangen, bevor ein Kredit gewährt wird. Jeder
Vierte (24,9 Prozent) musste höhere Kreditzinsen bzw.
Risikoaufschläge in Kauf nehmen. Auch echte Widerstände der Banken bei der Kreditgewährung wurden
festgestellt. In 18,8 Prozent der Fälle wurde der Kreditwunsch abgelehnt. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im Vorjahr, als lediglich vier Prozent der Befragten der Kredit verwehrt wurde. Vor allem unter den
Dienstleistern (24,1 Prozent) und Händlern (22,4 Prozent) berichten viele Firmen von Ablehnungen. Bau
und Industrie sind dagegen weniger stark betroffen.
Tab. 19: Schwierigkeiten bei der Kapitalaufnahme
g
Höhere Sicherheiten
76,9 (45,6)
steigende Zinsen
24,9 (18,8)
längere und intensivere Prüfung
39,7 ( - )
Ablehnung
18,8 ( 4,0)
Sonstiges
4,3 ( 5,3)
Angaben in % der Befragten. Rest: k.A. in (): Vorjahreswerte.
Kreditablehnungen nehmen
zu
Dabei dürften die Finanzierungsbedingungen auch in
den nächsten Monaten angespannt bleiben. Aufgrund
der steigenden Ausfallrisiken achten die Kreditgeber
mittlerweile stärker auf die Bonität des Schuldners.
Daher müssen sich die Unternehmen auf intensivere
und längere Kreditprüfungen einstellen. Zudem verlangen die Banken von den Unternehmen mehr Informationen, wie Jahresabschlüsse oder Investitionsrechnungen. Das heißt auch, dass Kreditnehmer mit einer guten Bonität und einer offensiven Finanzkommunikation
bessere Karten haben. Um die eigene Bonität zu analysieren und die Stärken des Unternehmens hervorzuheben, ist beispielsweise ein externes Rating gut geeignet.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
20
4.3
Eigenkapital
Der Großteil der Unternehmen im Wirtschaftsraum
Weser-Ems dürfte gut gerüstet in die Krise gegangen
sein. Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der
die Jahresabschlüsse von rund 900.000 deutschen
Kapitalgesellschaften gespeichert sind, errechnet sich
für 2008 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote für
die Unternehmen der Region von knapp 37 Prozent.
Hohe Eigenkapitalquoten
bringen Stabilität
Gegenüber der Situation im Jahr 2005 hat sich die
mittlere Eigenkapitalquote damit um sechs Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt gute Wirtschaftsund Auftragslage in Deutschland von 2006 bis Mitte
2008 beigetragen. Aufgrund steigender Umsatz- und
Ertragszahlen war es vielen Unternehmen möglich,
Gewinnrücklagen zu bilden. Zudem konnten Betriebe
ihre Verschuldung zurückfahren und die Abhängigkeit
von externen Gläubigern verringern.
Durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand Weser-Ems
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
2005
Tab. 20:
2006
2007
2008
Anteil schwach kapitalisierter Unternehmen
nach Hauptwirtschaftsbereich, Ende 2008
g
in Prozent
Verarb. Gewerbe
25,5 (27,6)
Bau
31,5 (32,3)
Handel
27,8 (28,9)
Dienstleistungen
17,4 (17,6)
Gesamt
22,0 (22,6)
Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank; in () = Vorjahresangaben.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
21
Nicht alles Gold, was glänzt
Das gelang aber nicht allen: Bei gut jedem fünften Unternehmen (22,0 Prozent) waren die Vermögenswerte
zum Ende 2008 zu weniger als einem Zehntel mit Eigenkapital finanziert. Die Verschuldungsquote ist in
diesem Fall dementsprechend hoch. Viele Mittelständler aus dem Weser-Ems-Raum sind damit äußerst
schwach kapitalisiert in die Rezession von 2009 gegangen. Gerade in Krisenzeiten aber, als die Auftragseingänge weggebrochen sind und sich die Finanzierungsbedingungen merklich verschärft haben, dürfte
sich eine zu niedrige Eigenkapitalquote als Risikofaktor
erwiesen haben. Auch hat sich der Anteil der schwach
kapitalisierten Unternehmen (Eigenkapitalquote < 10
Prozent der Bilanzsumme) gegenüber 2007 und 2006
(22,6 bzw. 23,6 Prozent) nicht wesentlich verändert.
Die schlechte Wirtschaftslage im vergangenen Jahr
dürfte die Situation nicht entspannt haben.
Gerade Risikogruppen konnten den Wirtschaftsboom
bis 2008 anscheinend nicht zu Bildung von Kapitalrücklagen nutzen und waren in der Wirtschaftskrise
entsprechend stärker insolvenzgefährdet. Auch gelten
die guten Eigenkapitalbedingungen nicht für alle Branchen und Wirtschaftszweige gleichermaßen. So ist fast
jeder dritte Baubetrieb (31,5 Prozent) unterkapitalisiert,
da seine Eigenkapitaldecke weniger als zehn Prozent
der Bilanzsumme ausmacht. Im Abschwung sind vorrangig diese Unternehmen unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Den geringsten Anteil an schwach
kapitalisierten Unternehmen wies 2008 der Dienstleistungssektor mit lediglich 17,4 Prozent aller Unternehmen auf.
4.4
Insolvenzentwicklung
Deutschland verzeichnete im vergangenen Jahr einen
deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um
rund 15 Prozent auf etwa 34.000 Fälle (2008: 29.580).
Im Weser-Ems-Gebiet wurden mit 1.076 insolventen
Unternehmen und Selbstständigen 6,3 Prozent weniger Insolvenzen als im Vorjahr gezählt. 2008 mussten
noch 1.148 Unternehmer den Gang zum Insolvenzrichter antreten.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
22
Die entgegen dem deutschlandweiten Trend rückläufige Zahl der Insolvenzzahlen im Weser-Ems-Raum
ergibt sich zum einen aus der weniger exportabhängigen Wirtschaftsstruktur der Weser-Ems-Region. Zum
zweiten wurde bereits im Vorjahr ein signifikanter Anstieg verzeichnet, als in Gesamtdeutschland nur ein
moderater Zuwachs zu verzeichnen war. Trotz der
rückläufigen Entwicklung gilt allerdings: Die Insolvenzgefahr im Weser-Ems-Raum ist auch in den kommenden Monaten keineswegs gebannt.
Rückgang der
Insolvenzzahlen
Tab. 21: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet
Anzahl
Änderung zum
Vorjahr
2006
1.252
-
2007
1.067
-14,8 %
2008
1.148
+7,6 %
2009
1.076
-6,3 %
g
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank
Deutlich anfälliger als 2008 waren im vergangenen
Jahr aber die Unternehmen aus dem Verarbeitenden
Gewerbe. Nachdem dieser Wirtschaftszweig 2008
noch einen Anteil von 6,5 Prozent am Insolvenzgeschehen erreichte, sind es ein Jahr später schon 9,1
Prozent. Deutlich gesunken ist hingegen der Insolvenzanteil der Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Gleichwohl entfällt noch jede zweite Pleite (50,3
Prozent; 2008: 51,0 Prozent) auf ein Unternehmen aus
der Dienstleistungsbranche. Knapp ein Viertel der Fälle
(24,7 Prozent; 2008: 26,4 Prozent) sind Einzel- oder
Großhändler.
Steigende Insolvenzgefahr im
Verarbeitenden Gewerbe
Tab. 22: Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen 2009
g
Verarb. Gewerbe
Anteil in Prozent
9,1 ( 6,5)
Baugewerbe
15,9 (16,1)
Handel
24,7 (26,4)
Dienstleistungen
50,3 (51,0)
Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in (): Vorjahresangaben
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
23
Das produzierende Gewerbe weist nicht nur einen erhöhten Anteil am Insolvenzgeschehen auf. Auch die
Zahl der von Insolvenz betroffenen Firmen ist in diesem Wirtschaftsbereich deutlich gestiegen. Während
die Bereiche Bau (minus 7,6 Prozent), Handel (minus
12,2 Prozent) und Dienstleistungen (minus 7,5 Prozent) 2009 einen Rückgang der Insolvenzzahlen verzeichnen, nahm im Verarbeitenden Gewerbe die Zahl
der Pleiten um 30,7 Prozent zu.
7 von 10 Pleiten sind Kleinstfirmen
Die Analyse der Insolvenzfälle nach Unternehmensgröße bestätigt die höheren Ausfallraten der tendenziell eher größeren Industrie- und Produktionsunternehmen. Zwar spielt sich der Großteil des Insolvenzgeschehens weiterhin im Mittelstand ab – in 68,0 Prozent der Fälle (2008: 69,8 Prozent) waren weniger als
fünf Personen im Unternehmen beschäftigt. Allerdings
ging die Zahl der insolventen Kleinstunternehmen gegenüber 2008 um 8,6 Prozent zurück, während große
Pleiten, also Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten, deutlich häufiger gezählt wurden (+80,0 Prozent). Im Größensegment zwischen zehn und 100 Mitarbeitern stieg die Zahl der Insolvenzen um ein Fünftel
gegenüber dem Jahr 2008.
g
Wachstumshemmnis Finanzierung
5
Wachstumshemmnisse für den Mittelstand
Der hohe Wettbewerbsdruck und die restriktiven Finanzierungsbedingungen, aber auch der Mangel an
geeigneten Fachkräften, stellen aus Sicht der Unternehmen die größten Wachstumshemmnisse für den
Mittelstand dar. So klagt jeder zweite Befragte (53,0
Prozent) über die Konkurrenzsituation, die die Unternehmensentwicklung hemmt. 22,9 Prozent nennen das
schwierige Finanzierungsumfeld als Wachstumsbarriere, beispielsweise bei der Finanzierung von Investitionen, und gut ein Viertel der Befragten (26,2 Prozent)
sieht im Fachkräftemangel die Bremse. Weitere 21,6
Prozent der mittelständischen Unternehmen würden
sich beim Arbeitsrecht wie beispielsweise dem Kündigungsschutz weniger strenge Vorgaben wünschen, um
das Unternehmen voranzubringen.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
24
Dabei gibt es Branchenunterschiede: Während
Dienstleister das restriktive Finanzierungsumfeld überdurchschnittlich oft als Wachstumshemmnis nennen
(26,1 Prozent der Befragten), klagen Baufirmen stärker
über die harte Wettbewerbssituation (63,7 Prozent der
Befragten) sowie über einen Fachkräftemangel (34,2
Prozent). Auch im Dienstleistungssektor suchen viele
Unternehmen vergeblich nach geeignetem Personal.
Im Handel ist das eher kein Thema. Lediglich 16,8
Prozent der Handelsunternehmen würden sich ein
besseres Fachkräfteangebot wünschen. Das Arbeitsrecht als Wachstumsbremse sehen vor allem Firmen
aus dem Baubereich und dem Verarbeitenden Gewerbe, da hier zumeist Festanstellungen und qualifizierte
Vollzeitkräfte beschäftigt werden. Die Unternehmen
dieser beiden Wirtschaftszweige bemängeln in diesem
Punkt die Flexibilität.
Tab. 23 Wachstumshemmnisse für den Mittelstand
g
Finanzie-
Wett-
Arbeits-
Fach-
Sonsti-
rungsum-
bewerbs-
recht
kräfte
ges
feld
druck
21,9
54,6
23,8
23,8
12,0
Bau
23,1
63,7
28,6
34,2
11,9
Handel
19,5
58,4
14,6
16,8
23,0
Dienstleis-
26,1
39,8
19,3
28,3
20,2
22,9
53,0
21,6
26,2
16,9
Verarb.
Ge-
werbe
tungen
Gesamt
Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich.
Die Konkurrenzsituation im regionalen Umfeld ist besonders im Baugewerbe sehr hoch. Während sechs
von zehn befragten Baubetrieben (60,4 Prozent) den
Wettbewerbsdruck durch regionale Konkurrenten als
hoch einschätzen, sind es über Branchendurchschnitt
nur 42,4 Prozent. Lediglich 9,3 Prozent der Baufirmen
bezeichnen den Konkurrenzdruck als gering, weitere
30,2 Prozent mit moderat.
Baugewerbe mit harter regionaler Konkurrenz
Blickt man über das regionale Umfeld hinaus, nimmt
der Konkurrenzdruck für die Bauunternehmen ab, wäh-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
25
rend das Verarbeitende Gewerbe nun stärker klagt. So
berichtet jeder zweite Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes (51,5 Prozent) von einer scharfen deutschlandweiten Konkurrenz. Im Baubereich sagen das nur
37,2 Prozent der Befragten, im Dienstleistungssektor
sogar nur 28,5 Prozent. Internationaler Konkurrenz ist
nur im produzierenden Gewerbe ein nennenswerter
Anteil der Unternehmen (34,7 Prozent) ausgesetzt. Im
Baubereich haben nur elf Prozent der Befragten ernstzunehmende Wettbewerber außerhalb Deutschlands.
g
6
Zusammenfassung
Die rund 1.100 befragten Unternehmen zwischen Weser und Ems beurteilten ihre Geschäftslage nur unmerklich besser als im vergangenen Frühjahr. 38,3
Prozent antworteten auf die Frage nach der aktuellen
Geschäftslage mit gut oder sehr gut. Dieser Anteil hat
sich gegenüber dem Vorjahr (37,9 Prozent) kaum erhöht. Mit 7,7 Prozent nahezu unverändert geblieben ist
auch der Anteil der Befragten, die von einem schlechten Geschäftsverlauf berichten (Vorjahr: 8,2 Prozent).
Die regionale Wirtschaftsstruktur zeigt in der Konjunkturentwicklung eine Dreiteilung: Während Betriebe aus
dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Baugewerbe
ihre Geschäftslage mit ähnlichen Noten bewerten wie
im vergangenen Frühjahr, hat sich die Stimmungslage
im Handel merklich verschlechtert. Im Dienstleistungssektor zeigen sich dagegen bereits sichtbare Aufschwungtendenzen.
Die Rezession hat tiefe Spuren in den Umsätzen der
regionalen Wirtschaft hinterlassen. Nur noch jedes
sechste Unternehmen (16,8 Prozent) konnte in den
zurückliegenden Monaten den Umsatz steigern. Vor
einem Jahr gelang das noch doppelt so viele Firmen
(31,8 Prozent). Jeder dritte Mittelständler aus dem
Weser-Ems-Gebiet (35,0 Prozent) musste sogar ein
Umsatzminus verkraften. Im vergangenen Frühjahr
blickten lediglich 27,5 Prozent der Unternehmen auf
eine negative Umsatzentwicklung zurück. Alle Wirtschaftsbereiche leiden im Frühjahr 2010 unter schwa-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
26
chen Umsätzen. Besonders schwer sind Handel und
Baugewerbe betroffen. Im Handelssektor ging der Anteil der Unternehmen, die Umsatzzuwächse melden
um 17,8 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent zurück. Der
Rückgang im Baugewerbe beträgt 16,7 Prozentpunkte;
im Dienstleistungsbereich sind es 14,3 Prozentpunkte
und im Verarbeitenden Gewerbe 11,1 Prozentpunkte
weniger. Gleichzeitig verbuchte fast jeder zweite Baubetrieb (49,6 Prozent; Vorjahr: 21,8 Prozent) Umsatzeinbußen. Im Handel ist der Anteil der Unternehmen
mit Umsatzrückgängen mit 40,3 Prozent (Vorjahr: 29,7
Prozent) ebenfalls sehr hoch.
Der Mittelstand erweist sich als stabilisierender Faktor
für den regionalen Arbeitsmarkt. 62,6 Prozent der befragten Betriebe hielten ihre Mitarbeiterzahl in den zurückliegenden Monaten konstant, 18,7 Prozent stockten sogar auf. Mit weniger Personal sind 17,6 Prozent
der Unternehmen zwischen Weser und Ems ausgekommen. Größere Einschnitte beim Personal haben
nur die Bauunternehmen in der Region vorgenommen.
Einen merklichen Stellenaufbau vermeldet der Dienstleistungssektor.
Die mittelständischen Unternehmen im Weser-EmsGebiet gehen deutlich optimistischer als vergangenes
Jahr in die Frühjahrs- und Sommermonate. Gut ein
Drittel (34,8 Prozent; Vorjahr: 17,3 Prozent) der Befragten rechnet mit einem Umsatzanstieg. Der Anteil
der Pessimisten, die einen Umsatzrückgang erwarten,
sinkt gegenüber dem Vorjahr von 25,3 auf 13,8 Prozent. Den höchsten Anteil an zuversichtlichen Prognosen gibt es im Baugewerbe, gefolgt von den
Dienstleistern. Auch im Verarbeitenden Gewerbe und
im Handel sind überwiegend optimistischen Äußerungen zu vernehmen.
Die Personalplanungen der regionalen Unternehmen
sind wieder auf Expansion ausgerichtet. Fast drei Viertel der Unternehmen (73,9 Prozent) werden den derzeitigen Personalbestand unverändert lassen. 17,9
Prozent der Befragten planen, zusätzliche Arbeitskräfte
einzustellen. Darunter sind überdurchschnittlich viele
Firmen aus dem Dienstleistungssektor. Vor einem Jahr
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
27
waren die regionalen Mittelständler bei ihren Personalplanungen vorsichtiger: Damals wollte nur jeder Neunte (11,4 Prozent) eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl
vornehmen. Auch die Investitionsbereitschaft zieht
wieder an. Nachdem im vergangenen Frühjahr nur
44,7 Prozent der befragten Unternehmen ein Investitionsvorhaben auf den Weg gebracht haben, sind es ein
Jahr später schon 47,5 Prozent. Am investitionsfreudigsten sind derzeit die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe.
Die Finanzsituation des regionalen Mittelstandes ist
trotz der ersten zarten Aufschwungtendenzen noch
angespannt. Die Ertragslage wird von den Unternehmen deutlich schlechter eingeschätzt als vor Jahresfrist. Nur jeder Siebte (14,7 Prozent) verbuchte Ertragszuwächse; im Frühjahr 2009 hatte das noch fast
jeder Vierte (23,2 Prozent) behauptet. Die Zahl der
Unternehmen, die sinkende Erträge hinnehmen mussten, hat sich gegenüber dem Vorjahr dagegen nicht
verändert. Als desaströs wird die Ertragslage vor allem
im Bausektor beschrieben. Bei fast jedem Zweiten
(45,3 Prozent) gingen die Erträge zurück; nur 6,8 Prozent der Baufirmen konnten Steigerungen melden.
Allerdings erwartet die regionale Wirtschaft in den
kommenden Monaten wieder vermehrt steigende Gewinne. Mit 15,7 Prozent sind nur noch halb so viele
Betriebe pessimistisch wie im vergangenen Frühjahr
(32,5 Prozent).
Nicht nur die eigene Ertragskraft der Unternehmen
leidet unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Auch die
Finanzierungsbedingungen für Fremdkapital werden
immer noch als sehr restriktiv angesehen. Ein Viertel
der befragten Mittelständler aus der Weser-EmsRegion (25,2 Prozent) berichtet von Verschärfungen
der Finanzierungsbedingungen. Größere Branchenunterschiede gibt es dabei kaum. Allerdings meldeten im
Vorjahr noch mehr Unternehmen, nämlich 29,3 Prozent, Schwierigkeiten beim Kapitalzugang. Belastet
werden die Unternehmen von gestiegenen Sicherheitsauflagen der Banken und höheren Kreditzinsen.
18,8 Prozent der Unternehmen, die Verschärfungen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
28
angeben, wurde das Kreditgesuch abgelehnt. Das ist
ein merklich höherer Prozentsatz als im Frühjahr des
vergangenen Jahres. Dabei treten Ablehnungen bei
Dienstleistern und Händlern häufiger auf.
Die Zahl der Insolvenzen in der Weser-Ems-Region
war 2009 leicht rückläufig. Rund 1.080 Unternehmen
und Selbständige mussten den Gang zum Konkursgericht antreten (2008: 1.148 Fälle). Stärker betroffen als
im Jahr zuvor waren aber größere Unternehmen und
Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Die Insolvenzmeldung ist Ausdruck des Scheiterns eines Unternehmens. Doch auch die aktiven Mittelständler in
der Region sehen sich großen Hürden gegenüber. Aus
Sicht der befragten Unternehmen sind der hohe Konkurrenzdruck, der Mangel an Fachpersonal und die
restriktiven Finanzierungsbedingungen die größten
Wachstumsbarrieren für den Mittelstand.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
29
g
Mehr als 99.000 Unternehmen
7
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des
Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende
Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km²
mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des
Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die
Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut
99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9
Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der
Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie.
Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel.
Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von
gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der
Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister.
Branchenstruktur
60,0
Weser-Ems
Deutschland
50,1
50,0
47,1
40,0
28,5
% 30,0
23,1
20,0
15,8
12,5
11,9
11,0
10,0
Quelle: Creditreform
0,0
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel
Dienstleistungen
Hinsichtlich der Unternehmensgröße finden sich in der
Region überwiegend inhabergeführte Betriebe ohne
weitere Mitarbeiter (42,0 Prozent). Nur wenige Unternehmen der Region weisen eine Beschäftigtengröße
von mehr als 100 Personen auf. Beim Vergleich der
Betriebsgrößenstruktur zwischen dem Weser-Ems-
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
30
Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen sich zwei
wesentliche Unterschiede: Erstens, der Anteil an
Kleinstbetrieben bis maximal fünf Beschäftigte liegt im
Weser-Ems-Gebiet mit 78,8 Prozent unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt (82,9 Prozent). Ein Grund
hierfür dürfte die geringere Zahl an oftmals kleinteiligen
Dienstleistungsunternehmen sein. Zweitens, die Region weist einen höheren Anteil an Unternehmen der
mittleren Größenklasse von sechs bis 20 Mitarbeiter
auf – meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte Unternehmen.
Größenstruktur
50,0
45,0
Weser-Ems
41,7
40,0
37,1
Deutschland
37,9
30,0
%
20,0
14,8
12,2
10,0
Quelle: Creditreform
3,0
2,2
2,1
1,5
1,3
1,1
0,0
1 Mitarbeiter
2 bis 5 Mitarbeiter
6 bis 20 Mitarbeiter 21 bis 40 Mitarbeiter
41 bis 100
Mitarbeiter
mehr als 100
Mitarbeiter
Anhand der dargestellten Betriebsgrößenstruktur lässt
sich bereits vermuten, dass die Unternehmer in der
Weser-Ems-Region im Schnitt mehr Mitarbeiter beschäftigen als im Bundesdurchschnitt. Während in
deutschen Unternehmen durchschnittlich 6,4 Mitarbeiter tätig sind, kommen die Betriebe zwischen Weser
und Ems auf 9,4 und damit drei mehr.
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
31
g
8
Basis der Untersuchung
Die in der Studie verwendeten Daten wurden im März
2010 mittels einer schriftlichen Befragung von kleinen
und mittleren Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die
folgenden Landkreise und kreisfreien Städte: Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg, Landkreis
Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt Osnabrück
und Wilhelmshaven.
Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes
schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen
Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht
mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von
höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die
Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist
ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und
Inhaber.
Tab. 24: Anzahl der befragten Unternehmen
g
Verarbeitendes Gewerbe
302
Bau
234
Handel
226
Dienstleistungen
322
Sonstige
15
Gesamt
1.099
Tab. 25: Sitz des Unternehmens
g
Landkreis Ammerland
51
Landkreis Aurich
61
Landkreis Cloppenburg
55
Landkreis Emsland
151
Landkreis Friesland
17
Landkreis Grafschaft Bentheim
63
Landkreis Leer
80
Landkreis Oldenburg
33
Landkreis Osnabrück
173
Landkreis Vechta
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
75
32
Landkreis Wesermarsch
23
Landkreis Wittmund
21
Stadt Delmenhorst
23
Stadt Emden
37
Stadt Oldenburg
113
Stadt Osnabrück
73
Stadt Wilhelmshaven
50
Tab. 26: Anzahl der Beschäftigten
g
1–
20 Personen
557
21 – 50 Personen
261
51 – 250 Personen
248
mehr als 250 Personen
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
25
33
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Osnabrück, 22. April 2010
Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010
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