Der Wirtschaftsraum Weser
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Der Wirtschaftsraum Weser
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems Wirtschaftslage und Finanzierung Frühjahr 2010 Eine Untersuchung von Creditreform Bremen, Leer, Oldenburg, Osnabrück und Nordhorn g Vorwort Es geht langsam wieder aufwärts – das ist ein wesentliches Ergebnis der Konjunkturberichterstattung in den vergangenen Monaten. Immer mehr Unternehmen verweisen auf positive Konjunktursignale, wie etwa steigende Umsatzzahlen oder Auftragseingänge. Und wie sieht es mit der Geschäftsentwicklung vor Ort aus? Wie hat sich die Geschäfts- und Umsatzlage der hiesigen Wirtschaft in der Krise entwickelt? Und welche Unterschiede gibt es in der lokalen Unternehmensstruktur? Antworten auf diese Fragen gibt für den Westen Niedersachsens die vorliegende Studie „Der Wirtschaftsraum Weser-Ems – Wirtschaftslage und Finanzierung Frühjahr 2010“. Mit dieser Untersuchung verbindet Creditreform zwei wesentliche Kompetenzen miteinander: Die lokale, operative Geschäftstätigkeit im Auskunfts- und Inkassobereich mit der Konjunkturbefragung und Datenauswertung regional ansässiger Unternehmen. An dieser Studie beteiligten sich fast 1.100 mittelständische Betriebe, die ihren Sitz im Raum Weser-Ems haben. Diese Unternehmen produzieren hier wertvolle Waren und Dienstleistungen, schaffen Arbeitsplätze vor Ort und tragen so wesentlich zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsleistung bei. Creditreform liefert fundierte regionale Wirtschaftsinformationen und deckt den steigenden Bedarf für Regionaldaten in Presse und Öffentlichkeit. Die Teilnahmebereitschaft vieler Unternehmen hat diese Studie erst möglich gemacht und dafür möchten wir uns herzlich bei allen befragten Betrieben bedanken. Auf diese Weise haben Sie uns interessante Einblicke in den bedeutenden Wirtschaftsraum Weser-Ems gewährt. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Rolf Unger Geschäftsführer Creditreform Osnabrück VORWORT 3 1 EINLEITUNG 5 2 DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION 5 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.2 4.3 4.4 GESCHÄFTSLAGE UMSATZENTWICKLUNG AKTUELLE PERSONALSITUATION ERWARTUNGEN FÜR 2009 UMSATZERWARTUNGEN PERSONALPLANUNGEN INVESTITIONSBEREITSCHAFT FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES ERTRAGSSITUATION FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN EIGENKAPITAL INSOLVENZENTWICKLUNG 5 8 10 12 12 13 15 16 16 19 21 22 5 WACHSTUMSHEMMNISSE FÜR DEN MITTELSTAND 24 6 ZUSAMMENFASSUNG 26 7 DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN 30 8 BASIS DER UNTERSUCHUNG 32 g 1 Einleitung Das Jahr Eins nach der Krise hat begonnen. Die Blicke richten sich wieder nach vorn, und die Konjunkturaussichten haben sich aufgehellt. Experten rechnen für das laufende Jahr wieder mit einem leichten Wachstum von ein bis zwei Prozent. Doch die Folgen der Krise sind unübersehbar: So schrumpfte die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik im vergangenen Jahr um den bislang einmaligen Wert von fünf Prozent. Viele Produktionskapazitäten in der Industrie sind derzeit noch unterausgelastet, die Zahl der Kurzarbeiter ist nach wie vor hoch, und die Insolvenzzahlen steigen. Wie stellt sich nun die Wirtschaftslage im Frühjahr 2010 im Weser-Ems-Raum dar? Konnten die mittelständischen Unternehmen der Region die Rezession bereits hinter sich lassen und wieder Zuwächse bei Umsätzen und Erträgen vermelden? Und welchen Wachstumshemmnissen sind gerade die kleinen und mittleren Unternehmen ausgesetzt? Diese Studie gibt Antworten auf diese Fragen. g 2 2.1 2010: Das Jahr 1 nach der Krise? Die aktuelle konjunkturelle Situation Geschäftslage Die Unternehmen zwischen Weser und Ems arbeiten sich nur langsam aus der Krise heraus. Die befragten mittelständischen Firmen schätzen ihre Geschäftslage nur unwesentlich besser ein als im Frühjahr 2009. So antworteten 38,3 Prozent der Befragten (Vorjahr: 37,2 Prozent) auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen, hat sich gegenüber dem Vorjahr von 8,2 auf 7,7 Prozent leicht verringert. Der Saldo aus positiven und negativen Äußerungen verbessert sich so von plus 29,0 auf plus 30,6 Punkte. Damit ist eine merkliche Stimmungsaufhellung aber noch nicht festzustellen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 Noch keine wesentliche Stimmungsaufhellung 5 Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet sehr gut – gut 38,3 (37,2) 34,3 (33,0) befriedigend – ausreichend 52,5 (52,3) 54,5 (52,6) mangelhaft – ungenügend 7,7 ( 8,2) 10,8 (13,8) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Regionale Wirtschaftsstruktur bringt Stabilität Bessere Stimmung im Dienstleistungssektor – Eintrübung im Handel Der Vergleich mit der zeitgleich durchgeführten bundesweiten Konjunkturumfrage zeigt, dass die Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet ihre Geschäftslage insgesamt etwas besser beurteilen als der Durchschnitt Deutschlands. So bewerten die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit sehr gut oder gut. Gleichzeitig sind negative Meldungen weniger oft zu vernehmen. Ursächlich für die vergleichsweise bessere Stimmungslage dürfte die Struktur des regionalen Mittelstandes sein. So finden sich in der Weser-EmsRegion verstärkt binnenmarktorientierte Wirtschaftszweige, die weniger unter der Exportkrise zu leiden hatten. Der Blick auf die Entwicklung in den wichtigen Hauptwirtschaftsbereichen zeigt eine Dreiteilung der regionalen Konjunktur: Während Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes und des Baugewerbes ihre Lage mit ähnlichen Noten bewerten wie vor Jahresfrist, hat sich die Stimmungslage im Handel doch merklich eingetrübt. Im Dienstleistungssektor zeigen sich dagegen bereits sichtbare Aufschwungtendenzen. So bewerten 45,0 Prozent der befragten Dienstleister (Vorjahr: 37,5 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage mit gut bzw. sehr gut – ein Sprung von 7,5 Prozentpunkten innerhalb eines Jahres. Wie im Vorjahr sind etwa sieben Prozent der Dienstleistungsunternehmen überhaupt nicht zufrieden. Im Verarbeitenden Gewerbe schätzen 38,1 Prozent der Befragten ihre Geschäftssituation mit den Noten gut oder sehr gut ein. Vor einem Jahr lag dieser Anteil bei 37,2 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Im Bausektor klettert der Anteil der Positivmeldungen ebenfalls Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 6 leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 37,2 Prozent. Schlechte Noten vergeben derzeit sechs Prozent der Baubetriebe (Vorjahr: 7,8 Prozent) und 8,9 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (Vorjahr: 10,6 Prozent). Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend Verarb. Gewerbe 38,1 (37,2) 52,6 (49,8) 8,9 (10,6) Bau 37,2 (36,9) 55,6 (51,4) 6,0 ( 7,8) Handel 30,1 (37,4) 58,8 (54,5) 9,2 ( 7,3) Dienstleistungen 45,0 (37,5) 45,3 (53,4) 7,1 ( 6,9) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Schlechter als vor Jahresfrist laufen die Geschäfte im Groß- und Einzelhandel. Nur noch drei von zehn Unternehmen (30,1 Prozent) antworteten auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage zumindest mit einem „gut“. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil noch bei 37,4 Prozent. Der Anstieg der Negativmeldungen von 7,3 auf 9,2 Prozent komplettiert die verschlechterte Stimmungslage im regionalen Handelssektor. Schlechtere Noten als vor einem Jahr vergeben sowohl Einzelals auch Großhändler. Allerdings werden im Einzelhandel noch häufiger gute Bewertungen registriert. Immerhin 31,1 Prozent der Einzelhandelsunternehmen (Vorjahr: 36,3 Prozent) vergeben die Note sehr gut oder gut. Unter den Großhändlern sind nur 29,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 38,2 Prozent) zu einer positiven Aussage bereit. Große Unterschiede innerhalb des Bausektors – Einzel- besser als Großhandel Auch innerhalb des Bausektors gibt es große Unterschiede. Während die Betriebe des Bauhauptgewerbes deutlich öfter als im Vorjahr von guten Geschäften berichten (44,6 Prozent; Vorjahr: 32,1 Prozent), bewerten im Ausbaugewerbe nur noch 30,6 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren es schon einmal 41,3 Prozent. Verbessert haben sich die Bewertungen im Verkehrs- und Logistiksektor. 21,8 Prozent der befragten Betriebe aus der Branche sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden (Vorjahr: 16,2 Prozent). Jeder Sechste (16,4 Prozent; Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 7 Vorjahr: 24,3 Prozent) vergibt die Note mangelhaft bzw. ungenügend. Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes dominiert der Industriebereich Chemie. Es folgen die Metall- und Elektrobranche und die Konsumgüterindustrie. Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend bis 20 Mitarbeiter 38,6 (38,0) 52,0 (52,2) 8,8 ( 7,3) 21-50 Mitarbeiter 41,0 (39,5) 49,5 (49,7) 6,9 ( 8,4) 51-250 Mitarbeiter 36,7 (30,7) 57,2 (61,3) 6,0 ( 7,3) mehr als 250 32,0 (38,3) 60,0 (44,7) 8,0 (14,9) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr Kleinstfirmen stabil – mittlere Größen vergeben bessere Noten Je nach Größe bewerten die Unternehmen ihre Geschäftslage recht unterschiedlich. Etwas besser als im vergangenen Frühjahr sind Noten im Größensegment bis 50 Mitarbeiter ausgefallen. Immerhin 41 Prozent der Befragten äußern sich zufrieden mit der aktuellen Geschäftsentwicklung. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 39,5 Prozent. Nahezu unverändert ist der Anteil der guten und sehr guten Noten in der kleinsten Größenklasse bis 20 Mitarbeiter. In diesem Jahr ist auffällig, dass in den mittleren Unternehmensgrößen bis 250 Mitarbeiter bessere Noten vergeben werden als 2009. 36,7 Prozent der Befragten sprechen von einer guten oder sogar sehr guten Geschäftslage, nachdem sich im vergangenen Jahr nur 30,7 Prozent der Unternehmen positiv äußerten. 2.2 Nachwirkungen der Krise: Umsatzsaldo im Minus Umsatzentwicklung Auch im Frühjahr 2010 hinterlässt die schwere Wirtschaftskrise noch ihre Spuren in den Umsatzzahlen der Unternehmen zwischen Weser und Ems. Nur jeder Sechste (16,8 Prozent) konnte innerhalb der zurückliegenden Monate den Umsatz ausweiten. Vor einem Jahr gelang das noch doppelt so vielen Unternehmen (31,8 Prozent). Gut jeder dritte Befragte (35,0 Prozent; Vorjahr: 27,5 Prozent) musste ein Umsatzminus hin- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 8 nehmen. Damit liegt der Anteil der Firmen, die Umsatzrückgänge melden, über dem Vorjahreswert. Der Saldo aus Unternehmen mit einem Umsatzanstieg und solchen mit einem Umsatzrückgang rutscht auf minus 18,2 Punkte, nachdem im vergangenen Frühjahr noch ein positiver Wert erreicht wurde. Tab. 4: Umsatzentwicklung g Weser-Ems- Deutschland Gebiet gestiegen 16,8 (31,8) 19,4 (10,7) stabil 46,3 (38,1) 42,1 (39,2) gesunken 35,0 (27,5) 37,7 (49,1) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. In allen Wirtschaftsbereichen sind die Umsätze unter Druck. Im Verarbeitenden Gewerbe meldet nur noch jeder Fünfte (19,5 Prozent) einen Umsatzanstieg, nachdem im Jahr zuvor noch 30,6 Prozent der Unternehmen einen Zuwachs erzielten. Im Bausektor rutscht der Anteil der Unternehmen mit Umsatzsteigerungen von einem Viertel (25,7 Prozent) auf weniger als ein Zehntel (9,0 Prozent). Im Bereich Dienstleistungen konnte knapp jeder Fünfte seinen Umsatz im Frühjahr 2010 ausweiten. In der letztjährigen Umfrage hatte das noch jeder dritte Dienstleister (34,2 Prozent) behauptet. Auch im Handel ging der Anteil der Unternehmen, die auf Umsatzsteigerungen verweisen, zurück; und zwar von 35,1 auf 17,3 Prozent. Durch die Bank weg: Umsatzlage verschlechtert Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 19,5 (30,6) 47,0 (32,9) 31,1 (34,1) 9,0 (25,7) 40,6 (49,7) 49,6 (21,8) Handel 17,3 (35,1) 40,3 (33,8) 40,3 (29,7) Dienstleistungen 19,9 (34,2) 54,3 (38,9) 23,9 (23,3) Bau Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Weniger Unternehmen mit Umsatzzuwächsen bedeutet gleichzeitig mehr Unternehmen mit Umsatzrückgängen. Ein sehr hoher Anteil an Umsatzeinbußen Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 9 Starke Umsatzeinbußen im Bausektor – Erholung im Verarbeitenden Gewerbe findet sich im Baugewerbe. Fast jedes zweite Betrieb (49,6 Prozent) blickt auf rückläufige Zahlen zurück. Im Vorjahr waren lediglich 21,8 Prozent der Unternehmen betroffen. Auch im Handelssektor leiden viele Unternehmen unter Umsatzrückgängen. Vier von zehn Unternehmen (40,3 Prozent) sind betroffen – gut zehn Prozentpunkte mehr als im vergangenen Frühjahr (29,7 Prozent). Etwas freundlicher stellt sich die Umsatzlage in den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen dar. So beklagen im Dienstleistungssektor ähnlich viele Unternehmen wie 2009 Umsatzeinbußen, nämlich knapp ein Viertel (23,9 Prozent). Im Industriesektor sind mit 31,1 Prozent der Unternehmen sogar weniger Firmen betroffen als vor Jahresfrist (34,1 Prozent). 2.3 Mittelstand stabilisiert den Arbeitsmarkt – Neueinstellungen überwiegen Aktuelle Personalsituation Zwar mussten auch die mittelständischen Unternehmen in der Weser-Ems-Region im Zuge des scharfen Wirtschaftseinbruchs Anpassungen am Personalbestand vornehmen. Allerdings haben mehr Unternehmen Neueinstellungen realisiert als Entlassungen veranlasst. Damit erweist sich der regionale Mittelstand als stabilisierender Faktor für den Arbeitsmarkt. So beschäftigen im Frühjahr 2010 18,7 Prozent der befragten Unternehmen mehr Mitarbeiter als sechs Monate zuvor. 17,6 Prozent der Mittelständler zwischen Weser und Ems haben ihren Personalbestand verkleinert. Der Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen verringert sich aber gegenüber dem Frühjahr 2009 von plus 4,5 auf plus 1,1 Punkte; behauptet sich aber knapp im positiven Bereich. Tab. 6: Personalbestand g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufgestockt 18,7 (23,6) 15,0 (11,1) unverändert 62,6 (54,9) 63,7 (65,1) verkleinert 17,6 (19,1) 20,9 (23,1) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 10 Im Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung schneidet der Mittelstand im Weser-Ems-Gebiet besser ab. Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe ist höher, und ein geringer Anteil der Unternehmen als im Bundesdurchschnitt hat Entlassungen vorgenommen. Hinzu kommt, dass in den kleinen und mittleren Betrieben der Region meist sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen entstehen. Wenn das Personal aufgestockt wurde, dann haben acht von zehn Unternehmen (80,5 Prozent) neue Mitarbeiter in Vollzeit eingestellt. 28,8 Prozent beschäftigen auch neue Teilzeitkräfte, weitere 19,0 Prozent der Betriebe verstärkten sich mit den flexibleren 400-Euro-Jobs. Im Verarbeitenden Gewerbe (89,1 Prozent der Unternehmen) und im Bau (87,9 Prozent) werden überdurchschnittlich häufig Vollzeitmitarbeiter beschäftigt. Handel und Dienstleister fragen dagegen stärker Teilzeitkräfte sowie 400-Euro-Mitarbeiter nach. Vollzeitkräfte in Industrie und Baugewerbe gefragt Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufgestockt unverändert verkleinert Verarb. Gewerbe 18,5 (22,5) 62,3 (50,6) 17,5 (25,1) Bau 14,1 (19,6) 62,4 (60,3) 22,2 (16,8) Handel 18,6 (24,3) 65,5 (58,1) 15,5 (16,7) Dienstleistungen 22,0 (26,9) 60,9 (52,7) 16,1 (17,1) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Größere Einschnitte beim Personal haben die Bauunternehmen der Region vorgenommen. 22,2 Prozent der befragten Baufirmen haben im Verlauf der letzten sechs Monate ihre Belegschaft reduziert. In der Vorjahresbefragung mussten nur 16,8 Prozent der Baubetriebe Kürzungen am Personalbestand vornehmen. In den übrigen Wirtschaftszweigen gab es per Saldo einen Beschäftigtenzuwachs. Besonders stark ist dieser im Dienstleistungssektor ausgefallen. 22 Prozent der Dienstleister beschäftigen im Frühjahr 2010 mehr Mitarbeiter als im vergangenen Herbst. Nur 16,1 Prozent mussten in diesem Zeitraum Stellen streichen. Im Verarbeitenden Gewerbe gaben 17,5 Prozent der Befragten Kürzungen beim Personalbestand an, 18,5 Prozent haben zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Aufgestockt Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 Drei der vier Hauptwirtschaftsbereiche stockten auf 11 haben auch 18,6 Prozent der Händler, während 15,5 Prozent Einschnitte beim Personal vornahmen. g 3 3.1 Umsatzerwartungen: Optimisten in der Mehrheit Erwartungen für 2009 Umsatzerwartungen Die Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet gehen deutlich optimistischer als vergangenes Jahr in die Frühjahrs- und Sommermonate. Gut ein Drittel der befragten Betriebe (34,8 Prozent) rechnet mit Umsatzzuwächsen, 13,8 Prozent befürchten ein Minus. Im Frühjahr 2009 hatten nur 17,3 Prozent der Befragten mit einem Umsatzanstieg gerechnet, jeder Vierte (25,3 Prozent) erwartete damals einen Rückgang. Auch gegenüber der bundesweiten Umfrage sind die mittelständischen Firmen in der Region zuversichtlicher. Im Deutschlandschnitt erwarten 31,0 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze. 17,5 Prozent befürchten ein Umsatzminus. Tab. 8: Umsatzerwartungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 34,8 (17,3) 31,0 (17,2) stabil 49,7 (55,1) 50,0 (43,6) sinkend 13,8 (25,3) 17,5 (38,2) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Optimismus herrscht in allen Hauptwirtschaftsbereichen. Den höchsten Anteil an zuversichtlichen Umsatzprognosen weist mit 38,9 Prozent der Befragten das Baugewerbe auf, gefolgt von den Dienstleistern mit 36,6 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe bleiben die Umsatzerwartungen dagegen zurückhaltender. Allerdings haben sich auch hier die Einschätzungen der künftigen Umsatzentwicklung im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufgehellt. So waren im Frühjahr 2009 nur 18,4 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe optimistisch, einen Umsatzanstieg erzielen zu können. In diesem Jahr sind es 10,7 Prozentpunkte mehr. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Pessimisten um die Hälfte auf nur noch 15,6 Prozent verringert. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 12 Ähnlich stark an Gewicht verloren haben die Pessimisten auch im Dienstleistungsbereich. Nachdem im vergangenen Frühjahr noch 22,9 Prozent der Befragten mit einem Umsatzminus rechneten, erwartet diesmal nur jeder Neunte (10,9 Prozent) einen Rückgang. Dagegen ist der Anteil der Negativmeldungen im Baugewerbe nur leicht rückläufig. Im Frühjahr 2009 rechneten 17,9 Prozent der befragten Baufirmen mit Umsatzeinbußen. Ein Jahr später sind es 15,4 Prozent – ein Minus von 2,5 Prozentpunkten. Dienstleister und Bau am zuversichtlichsten Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 29,1 (18,4) 53,0 (48,6) 15,6 (30,2) Bau 38,9 (11,7) 44,9 (67,0) 15,4 (17,9) Handel 35,0 (16,7) 48,2 (53,9) 14,6 (28,8) Dienstleistungen 36,6 (20,4) 51,2 (54,5) 10,9 (22,9) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Innerhalb des Handelssektors sind es vor allem die Großhändler, die mit optimistischen Prognosen in die kommenden Monate gehen. 38,3 Prozent der Großhandelsbetriebe erwarten einen Umsatzanstieg; im Einzelhandel sind nur 31,1 Prozent der Befragten zuversichtlich. Mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung rechnet jeder achte Großhändler und 17 Prozent der Einzelhändler. 3.2 Großhandel optimistischer als Einzelhandel Personalplanungen Die mittelständischen Unternehmen zwischen Weser und Ems werden in den kommenden Monaten für positive Effekte auf dem regionalen Arbeitsmarkt sorgen. Fast 18 Prozent der Befragten möchten zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, während nur 6,4 Prozent der Betriebe wohl Stellen streichen werden. Die überwiegende Mehrzahl, nämlich fast drei Viertel der Unternehmen (73,9 Prozent), wird die Mitarbeiterzahl unverändert lassen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 13 Tab. 10: Personalplanungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufstocken 17,9 (11,4) 18,2 (10,5) unverändert 73,9 (68,1) 70,5 (71,5) verkleinern 6,4 (16,1) 10,4 (17,2) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Personalplanungen der Unternehmen auf Expansion ausgerichtet Damit zeigen sich die hiesigen Unternehmen nicht nur deutlich einstellungsbereiter als im Vorjahr, als der lange Schatten der Wirtschaftskrise noch über dem Land lag. Auch gegenüber den deutschlandweiten Vergleichswerten sind die Personalplanungen der Unternehmen in der Weser-Ems-Region expansiver ausgefallen. So wollte im vergangenen Jahr erst jeder Neunte (11,4 Prozent) zusätzliches Personal einstellen; nun planen 17,9 Prozent der Befragten eine Personalaufstockung. Der Anteil der Betriebe, die von Entlassungen Gebrauch machen werden, sinkt um rund zehn Prozentpunkte von 16,1 auf 6,4 Prozent. Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufstocken unverändert verkleinern Verarb. Gewerbe 16,9 (14,1) 71,2 (58,4) 9,3 (22,0) Bau 18,4 ( 9,5) 75,2 (74,3) 5,1 (11,2) Handel 10,6 ( 9,9) 82,3 (73,0) 5,8 (14,0) Dienstleistungen 23,9 (11,3) 69,3 (69,1) 5,0 (15,6) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Dienstleister der Job-Motor des Sommers – Handel ist zurückhaltend Mit zusätzlichem Personal planen vor allem die Dienstleistungsunternehmen aus der Region. Knapp ein Viertel der Befragten (23,9 Prozent) wird die Mitarbeiterzahl in den kommenden Monaten aufstocken. Einen Personalabbau haben nur fünf Prozent der Dienstleister vorgesehen. Auch die Bauunternehmen benötigen weiteres Fachpersonal. 18,4 Prozent der Baubetriebe wollen die Belegschaft aufstocken – doppelt so viele wie im Vorjahr um diese Zeit. Auch im Verarbeitenden Gewerbe sind mehr Unternehmen als im Frühjahr 2009 zu Neueinstellungen bereit, während der Handel nur wenig mehr Personal benötigt als vor Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 14 Jahresfrist. Wie im vergangenen Jahr plant jeder zehnte Händler (2010: 10,6 Prozent; 2009: 9,9 Prozent), die Mitarbeiterzahl zu erhöhen. Stellenstreichungen werden aber auch im Handelssektor Seltenheitswert haben. Lediglich 5,8 Prozent der Betriebe sehen Einsparungen beim Personal vor. Tab. 12: Personalplanungen nach Unternehmensgröße g aufstocken unverändert verkleinern bis 20 Mitarbeiter 15,3 77,2 6,1 21 bis 50 Mitarbeiter 24,5 68,6 5,4 51 bis 250 Mitarbeiter 18,1 73,0 6,9 mehr als 250 Mitarbeiter 12,0 68,0 16,0 Angaben in % der Befragten, Rest o. A. Vor allem kleine und mittlere Betriebe planen in den kommenden Monaten mit zusätzlichem Personal, während in den großen Firmen der Region tendenziell weitere Stellen gestrichen werden. So werden 15,3 Prozent der kleinen Unternehmen, die derzeit weniger als 20 Mitarbeiter beschäftigen, und sogar 24,5 Prozent der Unternehmen in der Größenklasse bis 50 Beschäftigte weiteres Personal einstellen. Auch die Unternehmen mit bis zu 250 Angestellten haben zusätzlichen Arbeitskräftebedarf. 18,1 Prozent dieser Firmen planen Neueinstellungen, nur 6,9 Prozent wollen Arbeitsplätze abbauen. 3.3 Investitionsbereitschaft Die Investitionsbereitschaft der Weser-EmsUnternehmen zieht wieder an. Nachdem im Frühjahr 2009 nur 44,7 Prozent der befragten Unternehmen ein Investitionsvorhaben planten, sind es ein Jahr später schon fast drei Prozentpunkte mehr (47,5 Prozent). Besonders die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes zeigen sich investitionsfreudig. Gut jeder Zweite (52,3 Prozent) plant ein neues Investitionsvorhaben. Auch in den übrigen Wirtschaftsbereichen Bau, Handel und Dienstleistungen hat sich die Investitionsneigung erhöht – aber nur leicht. Im Vergleich mit dem Deutschlanddurchschnitt zeigen sich die Unternehmen der Region investitionsfreudiger. Im Bundesgebiet wol- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 Investitionsbereitschaft zieht wieder an – Verarbeitende Industrie investitionsfreudig 15 len 44,3 Prozent der Befragten in neue Maschinen und Ausrüstungen investieren. Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den Hauptwirtschaftsbereichen investitionsbereite Betriebe g Verarbeitendes Gewerbe 52,3 (48,6) Bau 44,4 (42,5) Handel 41,6 (39,6) Dienstleistungen 49,1 (46,5) Weser-Ems insgesamt 47,5 (44,7) Deutschland 44,3 (41,4) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Tab. 13: Art der Investitionen g Erweiterung 52,3 Rationalisierung 25,1 Ersatz 59,8 Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich Die Mehrzahl der investierenden Firmen aus der Region Weser-Ems (52,3 Prozent) wird auch für die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten Geld ausgeben. Das ist typischerweise ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen rechnen. Insbesondere im Dienstleistungssektor sieht ein Großteil der Unternehmen Erweiterungsinvestitionen vor (60,1 Prozent). g 4 4.1 Ertragsentwicklung zeigt nach unten Finanzierung des Mittelstandes Ertragssituation Trotz der leichten Aufhellungen der konjunkturellen Lage sind die Erträge weiter unter Druck. Nachdem im Vorjahr noch fast jeder vierte Betrieb (23,2 Prozent) einen Gewinnanstieg meldete, ist es in diesem Jahr nur jeder Siebte (14,7 Prozent). Wie im vergangenen Jahr berichtet jedes dritte Unternehmen von Ertragseinbußen. Der Saldo aus Ertragssteigerungen und –rückgängen bleibt damit unverändert im Minus. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 16 Tab. 14: Ertragslage g Weser-Ems-Gebiet Deutschland gestiegen 14,7 (23,2) 14,9 ( 9,2) stabil 50,5 (40,6) 41,8 (37,9) gesunken 33,3 (33,7) 42,5 (51,6) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. In allen Wirtschaftsbereichen melden weniger Unternehmen als vor Jahresfrist einen Gewinnanstieg. Im Verarbeitenden Gewerbe konnten 16,2 Prozent der Unternehmen den Gewinn steigern; im Frühjahr 2009 meldeten noch 20,8 Prozent einen Ertragszuwachs. Im Dienstleistungssektor schrumpfte der Anteil der Firmen, die von Gewinnsteigerungen berichten, von 25,8 auf nur noch 16,5 Prozent, im Handel von 26,6 auf 19,0 Prozent. Dramatisch ist die Ertragslage im Frühjahr 2010 am Bau: Nur noch 6,8 Prozent der Unternehmen erwirtschafteten ein Ertragsplus (Vorjahr: 18,4 Prozent). Weniger Gewinneinbußen in Industrie und Dienstleistungen Umgekehrt klagt fast jeder zweite Baubetrieb (45,3 Prozent) über gesunkene Gewinne, nachdem es im Vorjahr nur jeder Dritte (31,8 Prozent) war. Ein leicht steigendes Gewicht der Negativmeldungen gibt es im Handel, während der Anteil der Unternehmen mit Einbußen im Verarbeitenden Gewerbe von 38,4 auf 29,1 Prozent und im Dienstleistungssektor von 29,8 auf 25,5 Prozent zurückgegangen ist. Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 16,2 (20,8) 54,0 (38,8) 29,1 (38,4) 6,8 (18,4) 47,0 (46,9) 45,3 (31,8) Handel 19,0 (26,6) 41,2 (37,4) 37,6 (34,7) Dienstleistungen 16,5 (25,8) 55,9 (40,7) 25,5 (29,8) Bau Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Die Ertragsaussichten im Weser-Ems-Gebiet sind durchaus optimistisch. Die Unternehmen haben Hoffnung, dass sich die verbesserten Auftrags- und Umsatzperspektiven auch in steigenden Erträgen nieder- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 17 Regionaler Mittelstand erwartet Ertragssteigerungen schlagen. So rechnet gut ein Viertel der befragten Unternehmen (26,9 Prozent) mit einem Gewinnzuwachs, nachdem im vergangenen Frühjahr nur 16,2 Prozent zuversichtlich waren. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die einen Gewinnrückgang befürchten, von einem Drittel (32,5 Prozent) auf 15,7 Prozent deutlich gesunken. Tab. 16: Zukünftige Ertragslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 26,9 (16,2) 24,8 (15,5) stabil 55,8 (48,1) 46,9 (36,6) sinkend 15,7 (32,5) 26,8 (46,6) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Sehr optimistische Ertragserwartungen haben die Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Bau, Handel und Dienstleistungen. Jeweils etwa drei von zehn Befragten rechnen mit einem Gewinnanstieg. Im Verarbeitenden Gewerbe zeigt man sich verhaltender: Nur 18,2 Prozent der Betriebe, und damit nur wenig mehr als letztes Jahr (17,3 Prozent), erwarten ein Plus. Ertragsperspektiven: Verarbeitendes Gewerbe ist noch zögerlich Dem deutlich gestiegenen Anteil an zuversichtlichen Äußerungen steht ein merklich gesunkener Anteil an pessimistischen Ertragserwartungen gegenüber. So rechnet im Verarbeitenden Gewerbe nur noch jedes sechste Unternehmen (16,6 Prozent) mit einer negativen Gewinnentwicklung. Vor Jahresfrist zeigten sich mit 36,5 Prozent noch doppelt so viele Befragte pessimistisch. Auch am Bau haben die pessimistischen Ertragserwartungen an Gewicht verloren. Nachdem im Frühjahr 2009 noch 30,2 Prozent der Baufirmen mit einem Gewinnminus rechneten, sind es nun 17,1 Prozent. Im Handel sinkt dieser Anteil binnen eines Jahres von 35,1 auf 18,6 Prozent. Am geringsten ist der Anteil der negativen Ertragsmeldungen im Dienstleistungsbereich. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 18 Tab. 17: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 18,2 (17,3) 64,6 (42,7) 16,6 (36,5) Bau 30,8 (11,2) 51,3 (54,2) 17,1 (30,2) Handel 30,1 (14,9) 49,1 (48,6) 18,6 (35,1) Dienstleistungen 29,5 (19,6) 55,9 (48,7) 12,1 (28,4) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. 4.2 Finanzierungsbedingungen Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise haben sich die Finanzierungsbedingungen für die mittelständischen Unternehmen merklich verschärft. Auch die Gefahr einer Kreditklemme ist noch nicht gebannt. Die Zahl der Betriebe, die über Verschärfungen berichtet, hat sich zuletzt aber leicht verringert. Gut ein Viertel der Unternehmen in der Region (25,2 Prozent) hatte in den zurückliegenden Monaten Schwierigkeiten beim Kapitalzugang. Im Frühjahr 2009 behaupteten das noch 29,3 Prozent der befragten Unternehmen. Finanzmarktkrise belastet immer noch Tab. 18 Veränderung der Finanzierungsbedingungen im letzten Jahr g gelockert unverändert verschärft Verarb. Gewerbe 3,3 (2,7) 66,2 (65,9) 22,8 (26,3) Bau 1,3 (2,8) 60,3 (58,1) 28,6 (31,3) Handel 4,4 (5,9) 64,6 (62,2) 25,7 (25,3) Dienstleistungen 1,2 (5,5) 67,7 (53,8) 24,5 (33,8) Gesamt 2,5 (4,3) 64,9 (59,9) 25,2 (29,3) Angaben in % der Befragten; Rest k.A. in (): Vorjahreswerte Außer im Handel berichten in allen Wirtschaftsbereichen weniger Unternehmen von Verschärfungen bei der Kapitalbeschaffung. Im Bausektor beispielsweise verringert sich die Zahl der betroffenen Unternehmen von 31,3 auf 28,6 Prozent und im Dienstleistungssektor sogar von einem Drittel (33,8 Prozent) auf ein Viertel (24,5 Prozent). Nahezu unverändert beurteilen die Groß- und Einzelhändler die Finanzierungsbedingungen. Wie im vergangenen Jahr hat gut jeder Vierte Verschärfungen erlebt. Unter den Einzelhändlern sind Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 Noch keine Lockerung im Handel 19 allerdings 30,2 Prozent betroffen, während im Großhandel nur 21,7 Prozent der Betriebe darunter leiden. Mehr Sicherheiten und höhere Kreditzinsen Belastet werden die Unternehmen in der Weser-EmsRegion weiterhin in Form von höheren Zinsen, gestiegenen Sicherheitsauflagen und dem Zugang zu Krediten überhaupt. So beklagen 76,9 Prozent der betroffenen Mittelständler, dass die Kreditgeber mehr Sicherheiten verlangen, bevor ein Kredit gewährt wird. Jeder Vierte (24,9 Prozent) musste höhere Kreditzinsen bzw. Risikoaufschläge in Kauf nehmen. Auch echte Widerstände der Banken bei der Kreditgewährung wurden festgestellt. In 18,8 Prozent der Fälle wurde der Kreditwunsch abgelehnt. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im Vorjahr, als lediglich vier Prozent der Befragten der Kredit verwehrt wurde. Vor allem unter den Dienstleistern (24,1 Prozent) und Händlern (22,4 Prozent) berichten viele Firmen von Ablehnungen. Bau und Industrie sind dagegen weniger stark betroffen. Tab. 19: Schwierigkeiten bei der Kapitalaufnahme g Höhere Sicherheiten 76,9 (45,6) steigende Zinsen 24,9 (18,8) längere und intensivere Prüfung 39,7 ( - ) Ablehnung 18,8 ( 4,0) Sonstiges 4,3 ( 5,3) Angaben in % der Befragten. Rest: k.A. in (): Vorjahreswerte. Kreditablehnungen nehmen zu Dabei dürften die Finanzierungsbedingungen auch in den nächsten Monaten angespannt bleiben. Aufgrund der steigenden Ausfallrisiken achten die Kreditgeber mittlerweile stärker auf die Bonität des Schuldners. Daher müssen sich die Unternehmen auf intensivere und längere Kreditprüfungen einstellen. Zudem verlangen die Banken von den Unternehmen mehr Informationen, wie Jahresabschlüsse oder Investitionsrechnungen. Das heißt auch, dass Kreditnehmer mit einer guten Bonität und einer offensiven Finanzkommunikation bessere Karten haben. Um die eigene Bonität zu analysieren und die Stärken des Unternehmens hervorzuheben, ist beispielsweise ein externes Rating gut geeignet. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 20 4.3 Eigenkapital Der Großteil der Unternehmen im Wirtschaftsraum Weser-Ems dürfte gut gerüstet in die Krise gegangen sein. Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der die Jahresabschlüsse von rund 900.000 deutschen Kapitalgesellschaften gespeichert sind, errechnet sich für 2008 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote für die Unternehmen der Region von knapp 37 Prozent. Hohe Eigenkapitalquoten bringen Stabilität Gegenüber der Situation im Jahr 2005 hat sich die mittlere Eigenkapitalquote damit um sechs Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt gute Wirtschaftsund Auftragslage in Deutschland von 2006 bis Mitte 2008 beigetragen. Aufgrund steigender Umsatz- und Ertragszahlen war es vielen Unternehmen möglich, Gewinnrücklagen zu bilden. Zudem konnten Betriebe ihre Verschuldung zurückfahren und die Abhängigkeit von externen Gläubigern verringern. Durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand Weser-Ems 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 2005 Tab. 20: 2006 2007 2008 Anteil schwach kapitalisierter Unternehmen nach Hauptwirtschaftsbereich, Ende 2008 g in Prozent Verarb. Gewerbe 25,5 (27,6) Bau 31,5 (32,3) Handel 27,8 (28,9) Dienstleistungen 17,4 (17,6) Gesamt 22,0 (22,6) Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank; in () = Vorjahresangaben. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 21 Nicht alles Gold, was glänzt Das gelang aber nicht allen: Bei gut jedem fünften Unternehmen (22,0 Prozent) waren die Vermögenswerte zum Ende 2008 zu weniger als einem Zehntel mit Eigenkapital finanziert. Die Verschuldungsquote ist in diesem Fall dementsprechend hoch. Viele Mittelständler aus dem Weser-Ems-Raum sind damit äußerst schwach kapitalisiert in die Rezession von 2009 gegangen. Gerade in Krisenzeiten aber, als die Auftragseingänge weggebrochen sind und sich die Finanzierungsbedingungen merklich verschärft haben, dürfte sich eine zu niedrige Eigenkapitalquote als Risikofaktor erwiesen haben. Auch hat sich der Anteil der schwach kapitalisierten Unternehmen (Eigenkapitalquote < 10 Prozent der Bilanzsumme) gegenüber 2007 und 2006 (22,6 bzw. 23,6 Prozent) nicht wesentlich verändert. Die schlechte Wirtschaftslage im vergangenen Jahr dürfte die Situation nicht entspannt haben. Gerade Risikogruppen konnten den Wirtschaftsboom bis 2008 anscheinend nicht zu Bildung von Kapitalrücklagen nutzen und waren in der Wirtschaftskrise entsprechend stärker insolvenzgefährdet. Auch gelten die guten Eigenkapitalbedingungen nicht für alle Branchen und Wirtschaftszweige gleichermaßen. So ist fast jeder dritte Baubetrieb (31,5 Prozent) unterkapitalisiert, da seine Eigenkapitaldecke weniger als zehn Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Im Abschwung sind vorrangig diese Unternehmen unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Den geringsten Anteil an schwach kapitalisierten Unternehmen wies 2008 der Dienstleistungssektor mit lediglich 17,4 Prozent aller Unternehmen auf. 4.4 Insolvenzentwicklung Deutschland verzeichnete im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um rund 15 Prozent auf etwa 34.000 Fälle (2008: 29.580). Im Weser-Ems-Gebiet wurden mit 1.076 insolventen Unternehmen und Selbstständigen 6,3 Prozent weniger Insolvenzen als im Vorjahr gezählt. 2008 mussten noch 1.148 Unternehmer den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 22 Die entgegen dem deutschlandweiten Trend rückläufige Zahl der Insolvenzzahlen im Weser-Ems-Raum ergibt sich zum einen aus der weniger exportabhängigen Wirtschaftsstruktur der Weser-Ems-Region. Zum zweiten wurde bereits im Vorjahr ein signifikanter Anstieg verzeichnet, als in Gesamtdeutschland nur ein moderater Zuwachs zu verzeichnen war. Trotz der rückläufigen Entwicklung gilt allerdings: Die Insolvenzgefahr im Weser-Ems-Raum ist auch in den kommenden Monaten keineswegs gebannt. Rückgang der Insolvenzzahlen Tab. 21: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet Anzahl Änderung zum Vorjahr 2006 1.252 - 2007 1.067 -14,8 % 2008 1.148 +7,6 % 2009 1.076 -6,3 % g Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank Deutlich anfälliger als 2008 waren im vergangenen Jahr aber die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Nachdem dieser Wirtschaftszweig 2008 noch einen Anteil von 6,5 Prozent am Insolvenzgeschehen erreichte, sind es ein Jahr später schon 9,1 Prozent. Deutlich gesunken ist hingegen der Insolvenzanteil der Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Gleichwohl entfällt noch jede zweite Pleite (50,3 Prozent; 2008: 51,0 Prozent) auf ein Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche. Knapp ein Viertel der Fälle (24,7 Prozent; 2008: 26,4 Prozent) sind Einzel- oder Großhändler. Steigende Insolvenzgefahr im Verarbeitenden Gewerbe Tab. 22: Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen 2009 g Verarb. Gewerbe Anteil in Prozent 9,1 ( 6,5) Baugewerbe 15,9 (16,1) Handel 24,7 (26,4) Dienstleistungen 50,3 (51,0) Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in (): Vorjahresangaben Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 23 Das produzierende Gewerbe weist nicht nur einen erhöhten Anteil am Insolvenzgeschehen auf. Auch die Zahl der von Insolvenz betroffenen Firmen ist in diesem Wirtschaftsbereich deutlich gestiegen. Während die Bereiche Bau (minus 7,6 Prozent), Handel (minus 12,2 Prozent) und Dienstleistungen (minus 7,5 Prozent) 2009 einen Rückgang der Insolvenzzahlen verzeichnen, nahm im Verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Pleiten um 30,7 Prozent zu. 7 von 10 Pleiten sind Kleinstfirmen Die Analyse der Insolvenzfälle nach Unternehmensgröße bestätigt die höheren Ausfallraten der tendenziell eher größeren Industrie- und Produktionsunternehmen. Zwar spielt sich der Großteil des Insolvenzgeschehens weiterhin im Mittelstand ab – in 68,0 Prozent der Fälle (2008: 69,8 Prozent) waren weniger als fünf Personen im Unternehmen beschäftigt. Allerdings ging die Zahl der insolventen Kleinstunternehmen gegenüber 2008 um 8,6 Prozent zurück, während große Pleiten, also Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten, deutlich häufiger gezählt wurden (+80,0 Prozent). Im Größensegment zwischen zehn und 100 Mitarbeitern stieg die Zahl der Insolvenzen um ein Fünftel gegenüber dem Jahr 2008. g Wachstumshemmnis Finanzierung 5 Wachstumshemmnisse für den Mittelstand Der hohe Wettbewerbsdruck und die restriktiven Finanzierungsbedingungen, aber auch der Mangel an geeigneten Fachkräften, stellen aus Sicht der Unternehmen die größten Wachstumshemmnisse für den Mittelstand dar. So klagt jeder zweite Befragte (53,0 Prozent) über die Konkurrenzsituation, die die Unternehmensentwicklung hemmt. 22,9 Prozent nennen das schwierige Finanzierungsumfeld als Wachstumsbarriere, beispielsweise bei der Finanzierung von Investitionen, und gut ein Viertel der Befragten (26,2 Prozent) sieht im Fachkräftemangel die Bremse. Weitere 21,6 Prozent der mittelständischen Unternehmen würden sich beim Arbeitsrecht wie beispielsweise dem Kündigungsschutz weniger strenge Vorgaben wünschen, um das Unternehmen voranzubringen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 24 Dabei gibt es Branchenunterschiede: Während Dienstleister das restriktive Finanzierungsumfeld überdurchschnittlich oft als Wachstumshemmnis nennen (26,1 Prozent der Befragten), klagen Baufirmen stärker über die harte Wettbewerbssituation (63,7 Prozent der Befragten) sowie über einen Fachkräftemangel (34,2 Prozent). Auch im Dienstleistungssektor suchen viele Unternehmen vergeblich nach geeignetem Personal. Im Handel ist das eher kein Thema. Lediglich 16,8 Prozent der Handelsunternehmen würden sich ein besseres Fachkräfteangebot wünschen. Das Arbeitsrecht als Wachstumsbremse sehen vor allem Firmen aus dem Baubereich und dem Verarbeitenden Gewerbe, da hier zumeist Festanstellungen und qualifizierte Vollzeitkräfte beschäftigt werden. Die Unternehmen dieser beiden Wirtschaftszweige bemängeln in diesem Punkt die Flexibilität. Tab. 23 Wachstumshemmnisse für den Mittelstand g Finanzie- Wett- Arbeits- Fach- Sonsti- rungsum- bewerbs- recht kräfte ges feld druck 21,9 54,6 23,8 23,8 12,0 Bau 23,1 63,7 28,6 34,2 11,9 Handel 19,5 58,4 14,6 16,8 23,0 Dienstleis- 26,1 39,8 19,3 28,3 20,2 22,9 53,0 21,6 26,2 16,9 Verarb. Ge- werbe tungen Gesamt Angaben in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich. Die Konkurrenzsituation im regionalen Umfeld ist besonders im Baugewerbe sehr hoch. Während sechs von zehn befragten Baubetrieben (60,4 Prozent) den Wettbewerbsdruck durch regionale Konkurrenten als hoch einschätzen, sind es über Branchendurchschnitt nur 42,4 Prozent. Lediglich 9,3 Prozent der Baufirmen bezeichnen den Konkurrenzdruck als gering, weitere 30,2 Prozent mit moderat. Baugewerbe mit harter regionaler Konkurrenz Blickt man über das regionale Umfeld hinaus, nimmt der Konkurrenzdruck für die Bauunternehmen ab, wäh- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 25 rend das Verarbeitende Gewerbe nun stärker klagt. So berichtet jeder zweite Betrieb des Verarbeitenden Gewerbes (51,5 Prozent) von einer scharfen deutschlandweiten Konkurrenz. Im Baubereich sagen das nur 37,2 Prozent der Befragten, im Dienstleistungssektor sogar nur 28,5 Prozent. Internationaler Konkurrenz ist nur im produzierenden Gewerbe ein nennenswerter Anteil der Unternehmen (34,7 Prozent) ausgesetzt. Im Baubereich haben nur elf Prozent der Befragten ernstzunehmende Wettbewerber außerhalb Deutschlands. g 6 Zusammenfassung Die rund 1.100 befragten Unternehmen zwischen Weser und Ems beurteilten ihre Geschäftslage nur unmerklich besser als im vergangenen Frühjahr. 38,3 Prozent antworteten auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage mit gut oder sehr gut. Dieser Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr (37,9 Prozent) kaum erhöht. Mit 7,7 Prozent nahezu unverändert geblieben ist auch der Anteil der Befragten, die von einem schlechten Geschäftsverlauf berichten (Vorjahr: 8,2 Prozent). Die regionale Wirtschaftsstruktur zeigt in der Konjunkturentwicklung eine Dreiteilung: Während Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Baugewerbe ihre Geschäftslage mit ähnlichen Noten bewerten wie im vergangenen Frühjahr, hat sich die Stimmungslage im Handel merklich verschlechtert. Im Dienstleistungssektor zeigen sich dagegen bereits sichtbare Aufschwungtendenzen. Die Rezession hat tiefe Spuren in den Umsätzen der regionalen Wirtschaft hinterlassen. Nur noch jedes sechste Unternehmen (16,8 Prozent) konnte in den zurückliegenden Monaten den Umsatz steigern. Vor einem Jahr gelang das noch doppelt so viele Firmen (31,8 Prozent). Jeder dritte Mittelständler aus dem Weser-Ems-Gebiet (35,0 Prozent) musste sogar ein Umsatzminus verkraften. Im vergangenen Frühjahr blickten lediglich 27,5 Prozent der Unternehmen auf eine negative Umsatzentwicklung zurück. Alle Wirtschaftsbereiche leiden im Frühjahr 2010 unter schwa- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 26 chen Umsätzen. Besonders schwer sind Handel und Baugewerbe betroffen. Im Handelssektor ging der Anteil der Unternehmen, die Umsatzzuwächse melden um 17,8 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent zurück. Der Rückgang im Baugewerbe beträgt 16,7 Prozentpunkte; im Dienstleistungsbereich sind es 14,3 Prozentpunkte und im Verarbeitenden Gewerbe 11,1 Prozentpunkte weniger. Gleichzeitig verbuchte fast jeder zweite Baubetrieb (49,6 Prozent; Vorjahr: 21,8 Prozent) Umsatzeinbußen. Im Handel ist der Anteil der Unternehmen mit Umsatzrückgängen mit 40,3 Prozent (Vorjahr: 29,7 Prozent) ebenfalls sehr hoch. Der Mittelstand erweist sich als stabilisierender Faktor für den regionalen Arbeitsmarkt. 62,6 Prozent der befragten Betriebe hielten ihre Mitarbeiterzahl in den zurückliegenden Monaten konstant, 18,7 Prozent stockten sogar auf. Mit weniger Personal sind 17,6 Prozent der Unternehmen zwischen Weser und Ems ausgekommen. Größere Einschnitte beim Personal haben nur die Bauunternehmen in der Region vorgenommen. Einen merklichen Stellenaufbau vermeldet der Dienstleistungssektor. Die mittelständischen Unternehmen im Weser-EmsGebiet gehen deutlich optimistischer als vergangenes Jahr in die Frühjahrs- und Sommermonate. Gut ein Drittel (34,8 Prozent; Vorjahr: 17,3 Prozent) der Befragten rechnet mit einem Umsatzanstieg. Der Anteil der Pessimisten, die einen Umsatzrückgang erwarten, sinkt gegenüber dem Vorjahr von 25,3 auf 13,8 Prozent. Den höchsten Anteil an zuversichtlichen Prognosen gibt es im Baugewerbe, gefolgt von den Dienstleistern. Auch im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel sind überwiegend optimistischen Äußerungen zu vernehmen. Die Personalplanungen der regionalen Unternehmen sind wieder auf Expansion ausgerichtet. Fast drei Viertel der Unternehmen (73,9 Prozent) werden den derzeitigen Personalbestand unverändert lassen. 17,9 Prozent der Befragten planen, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Darunter sind überdurchschnittlich viele Firmen aus dem Dienstleistungssektor. Vor einem Jahr Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 27 waren die regionalen Mittelständler bei ihren Personalplanungen vorsichtiger: Damals wollte nur jeder Neunte (11,4 Prozent) eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl vornehmen. Auch die Investitionsbereitschaft zieht wieder an. Nachdem im vergangenen Frühjahr nur 44,7 Prozent der befragten Unternehmen ein Investitionsvorhaben auf den Weg gebracht haben, sind es ein Jahr später schon 47,5 Prozent. Am investitionsfreudigsten sind derzeit die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Die Finanzsituation des regionalen Mittelstandes ist trotz der ersten zarten Aufschwungtendenzen noch angespannt. Die Ertragslage wird von den Unternehmen deutlich schlechter eingeschätzt als vor Jahresfrist. Nur jeder Siebte (14,7 Prozent) verbuchte Ertragszuwächse; im Frühjahr 2009 hatte das noch fast jeder Vierte (23,2 Prozent) behauptet. Die Zahl der Unternehmen, die sinkende Erträge hinnehmen mussten, hat sich gegenüber dem Vorjahr dagegen nicht verändert. Als desaströs wird die Ertragslage vor allem im Bausektor beschrieben. Bei fast jedem Zweiten (45,3 Prozent) gingen die Erträge zurück; nur 6,8 Prozent der Baufirmen konnten Steigerungen melden. Allerdings erwartet die regionale Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder vermehrt steigende Gewinne. Mit 15,7 Prozent sind nur noch halb so viele Betriebe pessimistisch wie im vergangenen Frühjahr (32,5 Prozent). Nicht nur die eigene Ertragskraft der Unternehmen leidet unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Auch die Finanzierungsbedingungen für Fremdkapital werden immer noch als sehr restriktiv angesehen. Ein Viertel der befragten Mittelständler aus der Weser-EmsRegion (25,2 Prozent) berichtet von Verschärfungen der Finanzierungsbedingungen. Größere Branchenunterschiede gibt es dabei kaum. Allerdings meldeten im Vorjahr noch mehr Unternehmen, nämlich 29,3 Prozent, Schwierigkeiten beim Kapitalzugang. Belastet werden die Unternehmen von gestiegenen Sicherheitsauflagen der Banken und höheren Kreditzinsen. 18,8 Prozent der Unternehmen, die Verschärfungen Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 28 angeben, wurde das Kreditgesuch abgelehnt. Das ist ein merklich höherer Prozentsatz als im Frühjahr des vergangenen Jahres. Dabei treten Ablehnungen bei Dienstleistern und Händlern häufiger auf. Die Zahl der Insolvenzen in der Weser-Ems-Region war 2009 leicht rückläufig. Rund 1.080 Unternehmen und Selbständige mussten den Gang zum Konkursgericht antreten (2008: 1.148 Fälle). Stärker betroffen als im Jahr zuvor waren aber größere Unternehmen und Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Die Insolvenzmeldung ist Ausdruck des Scheiterns eines Unternehmens. Doch auch die aktiven Mittelständler in der Region sehen sich großen Hürden gegenüber. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind der hohe Konkurrenzdruck, der Mangel an Fachpersonal und die restriktiven Finanzierungsbedingungen die größten Wachstumsbarrieren für den Mittelstand. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 29 g Mehr als 99.000 Unternehmen 7 Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km² mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut 99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9 Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie. Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel. Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister. Branchenstruktur 60,0 Weser-Ems Deutschland 50,1 50,0 47,1 40,0 28,5 % 30,0 23,1 20,0 15,8 12,5 11,9 11,0 10,0 Quelle: Creditreform 0,0 Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel Dienstleistungen Hinsichtlich der Unternehmensgröße finden sich in der Region überwiegend inhabergeführte Betriebe ohne weitere Mitarbeiter (42,0 Prozent). Nur wenige Unternehmen der Region weisen eine Beschäftigtengröße von mehr als 100 Personen auf. Beim Vergleich der Betriebsgrößenstruktur zwischen dem Weser-Ems- Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 30 Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen sich zwei wesentliche Unterschiede: Erstens, der Anteil an Kleinstbetrieben bis maximal fünf Beschäftigte liegt im Weser-Ems-Gebiet mit 78,8 Prozent unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt (82,9 Prozent). Ein Grund hierfür dürfte die geringere Zahl an oftmals kleinteiligen Dienstleistungsunternehmen sein. Zweitens, die Region weist einen höheren Anteil an Unternehmen der mittleren Größenklasse von sechs bis 20 Mitarbeiter auf – meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte Unternehmen. Größenstruktur 50,0 45,0 Weser-Ems 41,7 40,0 37,1 Deutschland 37,9 30,0 % 20,0 14,8 12,2 10,0 Quelle: Creditreform 3,0 2,2 2,1 1,5 1,3 1,1 0,0 1 Mitarbeiter 2 bis 5 Mitarbeiter 6 bis 20 Mitarbeiter 21 bis 40 Mitarbeiter 41 bis 100 Mitarbeiter mehr als 100 Mitarbeiter Anhand der dargestellten Betriebsgrößenstruktur lässt sich bereits vermuten, dass die Unternehmer in der Weser-Ems-Region im Schnitt mehr Mitarbeiter beschäftigen als im Bundesdurchschnitt. Während in deutschen Unternehmen durchschnittlich 6,4 Mitarbeiter tätig sind, kommen die Betriebe zwischen Weser und Ems auf 9,4 und damit drei mehr. Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 31 g 8 Basis der Untersuchung Die in der Studie verwendeten Daten wurden im März 2010 mittels einer schriftlichen Befragung von kleinen und mittleren Unternehmen im Weser-Ems-Gebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte: Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg, Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt Osnabrück und Wilhelmshaven. Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und Inhaber. Tab. 24: Anzahl der befragten Unternehmen g Verarbeitendes Gewerbe 302 Bau 234 Handel 226 Dienstleistungen 322 Sonstige 15 Gesamt 1.099 Tab. 25: Sitz des Unternehmens g Landkreis Ammerland 51 Landkreis Aurich 61 Landkreis Cloppenburg 55 Landkreis Emsland 151 Landkreis Friesland 17 Landkreis Grafschaft Bentheim 63 Landkreis Leer 80 Landkreis Oldenburg 33 Landkreis Osnabrück 173 Landkreis Vechta Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 75 32 Landkreis Wesermarsch 23 Landkreis Wittmund 21 Stadt Delmenhorst 23 Stadt Emden 37 Stadt Oldenburg 113 Stadt Osnabrück 73 Stadt Wilhelmshaven 50 Tab. 26: Anzahl der Beschäftigten g 1– 20 Personen 557 21 – 50 Personen 261 51 – 250 Personen 248 mehr als 250 Personen Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 25 33 Verantwortlich für den Inhalt: Creditreform Wirtschaftsforschung Leitung: Michael Bretz, Tel. (02131) 109 -171 Redaktion: Dr. Hardy Gude, Tel. (02131) 109-172 Creditreform Osnabrück Unger KG Parkstraße 32, D-49080 Osnabrück Rolf Unger, Telefon: (0541) 69255 40 r.unger@osnabrueck.creditreform.de Alle Rechte vorbehalten © 2010 Creditreform Ohne ausdrückliche Genehmigung des Urhebers ist es nicht gestattet, diese Untersuchung/Auswertung oder Teile davon in irgendeiner Weise zu vervielfältigen oder zu verbreiten. Lizenzausgaben sind nach Vereinbarung möglich. Ausgenommen ist die journalistische und wissenschaftliche Verbreitung. Osnabrück, 22. April 2010 Wirtschaftslage Weser-Ems, Frühjahr 2010 34