Der Wirtschaftsraum Weser-Ems
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Der Wirtschaftsraum Weser-Ems
Der Wirtschaftsraum Weser-Ems Wirtschaftslage und Finanzierung Herbst 2010 Eine Untersuchung von Creditreform Bremen, Leer, Oldenburg, Osnabrück und Nordhorn g Vorwort In den vergangenen Monaten häufen sich wieder die positiven Konjunkturnachrichten: Neben einem überraschend starken Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal 2010 ziehen Auftragseingänge und Exporttätigkeit der deutschen Unternehmen wieder an. Wie sieht es mit der hiesigen Wirtschaft aus? Haben sich auch vor Ort die Geschäfte in den vergangenen Monaten positiv entwickelt? Und wie sehen die Unternehmen ihre Umsatz- und Ertragsperspektiven über den Jahreswechsel 2010/11 hinaus? Für den Westen Niedersachsens will die vorliegende Studie „Der Wirtschaftsraum Weser-Ems – Wirtschaftslage und Finanzierung im Herbst 2010“ Antworten geben. Bereits zum fünften Mal zeichnet Creditreform damit ein detailliertes Bild der Wirtschaftslage im Raum Weser-Ems und verknüpft zwei Kernkompetenzen miteinander: langjährige Erfahrungen bei Wirtschaftsauskünften und Inkassodienstleistungen sowie regelmäßige Konjunkturanalysen hier ansässiger Unternehmen. An der Studie beteiligten sich rund 800 mittelständische Betriebe, die ihren Sitz im Raum Weser-Ems haben und zur Stärkung der regionalen Wirtschaftleistung beitragen. Die Teilnahmebereitschaft einer so großen Zahl von Unternehmen hat diese Studie erst möglich gemacht und bietet dem Leser interessante Einblicke in den Wirtschaftsraum Weser-Ems, in dem der mittelständischen Wirtschaft eine große Bedeutung zukommt. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Rolf Unger Geschäftsführer Creditreform Osnabrück VORWORT 3 1 EINLEITUNG 5 2 DIE AKTUELLE KONJUNKTURELLE SITUATION 5 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.2 4.3 5 5.1 5.2 GESCHÄFTSLAGE UMSATZENTWICKLUNG AKTUELLE PERSONALSITUATION ERWARTUNGEN UMSATZERWARTUNGEN PERSONALPLANUNGEN INVESTITIONSBEREITSCHAFT FINANZIERUNG DES MITTELSTANDES ERTRAGSSITUATION EIGENKAPITAL INSOLVENZENTWICKLUNG AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE FINANZIERUNGSBEDINGUNGEN BEURTEILUNG DES SPARPAKETS DER BUNDESREPUBLIK 5 9 10 12 12 14 15 17 17 20 22 23 23 26 6 ZUSAMMENFASSUNG 27 7 DER WIRTSCHAFTSRAUM WESER-EMS IN ZAHLEN 30 8 BASIS DER UNTERSUCHUNG 32 g 1 Einleitung Nach dem Sturm im vergangenen Jahr kehrt wieder Ruhe ein in das Tagesgeschäft vieler deutscher Unternehmen. Die Konjunkturdaten lassen auf ein neues „Hoch“ schließen. Nicht nur die Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal mit einem Anstieg um 2,2 Prozent überraschend stark gestiegen, auch Auftragseingänge und Exporte ziehen wieder an. Viele Firmen berichten von einer merklich besseren Geschäftslage, stellen Personal ein und investieren wieder. Doch auch wenn sich die positiven Konjunktursignale in jüngster Zeit häufen, ist es für eine Entwarnung noch zu früh. Das Wachstum steht noch auf tönernen Füßen, denn Sondereffekte wie die Konjunkturpakete dürften gegen Ende des Jahres auslaufen. Auch macht die anhaltende Beeinträchtigung der Finanzierungsbedingungen den Betrieben zu schaffen. g 2 2.1 Talsohle ist durchschritten – Es geht wieder aufwärts Die aktuelle konjunkturelle Situation Geschäftslage Es geht wieder aufwärts im Wirtschaftsraum WeserEms: Seit dem Frühjahr befinden sich die Unternehmen wieder in einem günstigeren Konjunkturumfeld. So haben sich die Einschätzungen zur Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert: Antworteten im Herbst 2009 nur 37,9 Prozent der befragten Unternehmen auf die Frage nach der derzeitigen Geschäftslage mit „gut“ oder „sehr gut“, sind es ein Jahr später bereits 54,6 Prozent. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftsentwicklung sprechen, auf 2,4 Prozent verringert (Vorjahr: 7,9 Prozent). Geschäftslage verbessert sich im Jahresvergleich Tab. 1: Aktuelle Geschäftslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet sehr gut – gut 54,6 (37,9) 46,5 (34,3) befriedigend – ausreichend 42,7 (50,9) 47,5 (50,7) mangelhaft – ungenügend 2,4 ( 7,9) 5,4 (14,3) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 5 Fokussierung auf Binnenmarkt bringt Stabilität Der Vergleich mit den bundesweiten Konjunkturumfragedaten zeigt, dass sich die Unternehmen im WeserEms-Gebiet überraschend rasch aus dem RezessionsTal befreien können. So schätzen die hiesigen Unternehmen ihre Geschäftslage häufiger mit „sehr gut“ oder „gut“ ein als im Durchschnitt Deutschlands. Gleichzeitig erreicht der Anteil der Negativmeldungen nur die Hälfte des Deutschlandwertes (2,4 gegenüber 5,4 Prozent). Die mittelständische Wirtschaft im Weser-Ems-Raum profitiert als Zulieferer einerseits vom Exportboom der letzten Monate. Zum anderen nutzte Wirtschaftszweigen wie dem Handwerk und dem Dienstleistungssektor der stabile Binnenmarkt. Tab. 2: Geschäftslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend Verarb. Gewerbe 55,3 (31,3) 41,8 (53,6) 2,9 (13,2) Bau 55,5 (46,2) 40,9 (45,7) 3,5 ( 4,5) Handel 47,7 (34,7) 51,7 (53,9) 0,6 ( 7,5) Dienstleistungen 57,9 (40,6) 39,3 (49,7) 2,0 ( 5,9) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Talfahrt im Verarbeitenden Gewerbe beendet Die mittelständische Industrie, die im vergangenen Jahr am stärksten von dem weltweiten Nachfragerückgang betroffen war, ist aus dem Rezessionstief herausgekommen. So bewerten aktuell 55,3 Prozent der Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe ihre Geschäftssituation als „gut“. Im vergangenen Herbst konnte das nur jeder Dritte behaupten (31,3 Prozent). Lediglich 2,9 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage unzufrieden. Im Vorjahr war dies noch bei jedem zehnten befragten Betrieb der Fall. Auch im Handel und im Dienstleistungssektor geben die Unternehmen erheblich positivere Antworten als noch im Vorjahr. Der Anteil der Handelsunternehmen, die ihre Geschäftslage mit guten oder sehr guten Noten bewerten, stieg innerhalb eines Jahres von 34,7 auf 47,7 Prozent. Im Dienstleistungsbereich fiel der Anstieg noch kräftiger aus: Gaben im vergangenen Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 6 Herbst noch 40,6 Prozent der befragten Dienstleister die Note „gut“ oder „sehr gut“, sind es ein Jahr später bereits 57,9 Prozent. Mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bezeichnen nur 0,6 Prozent der Händler und zwei Prozent der Dienstleister ihre Geschäftssituation. Positive Lage bei Händlern und Dienstleistern Im Baugewerbe ist die Stimmung nach wie vor manierlich. Die durch die staatlichen Konjunkturpakete gestützte Branche ist nicht nur gut durch die Krise gekommen. Auch im Jahr nach der Rezession berichten 55,5 Prozent der Unternehmen von einer sehr guten oder guten Geschäftslage. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lag der Wert bei 46,2 Prozent. Der Anteil der Negativmeldungen hat sich von 4,5 Prozent im vergangenen Jahr auf 3,5 leicht verringert. Der Vergleich des Geschäftsklimas in den 12 wichtigsten Wirtschaftszweigen zeigt: Mit großem Abstand laufen in diesem Herbst die Geschäfte in der Chemiebranche besonders gut (Index: 70,0 Saldenpunkte). Mit einigem Abstand folgen die unternehmensnahen Dienstleister (Index: 59,9 Saldenpunkte) sowie die Metall- und Elektrobranche (Index: 59,3). Damit liegen diese Bereiche deutlich über dem Weser-EmsDurchschnitt (Index: 51,5). Tab. 3: Geschäftslage in den Wirtschaftszweigen g Chemie Unternehmensnahe Dienstleistungen Metall/Elektro Ausbaugewerbe Personenbezogene Dienstleistungen Konsumgüter Großhandel Weser-Ems-Gesamt Maschinen- und Fahrzeugbau Grundstoffe Einzelhandel Bauhauptgewerbe Verkehr/Transport Saldo *) + 70,0 + 59,9 + 59,3 + 56,5 + 55,4 + 54,5 + 52,2 + 51,5 + 47,1 + 42,2 + 41,7 + 39,7 + 39,4 *) Saldo aus sehr gut/gut und mangelhaft/ungenügend. Am unteren Ende der Tabelle befinden sich die Wirtschaftsbereiche Einzelhandel (Index: 41,7), Bauhaupt- Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 7 gewerbe (Index: 39,7) und Transport und Logistik (39,4). Nach der schweren Wirtschaftskrise hat der Logistiksektor derzeit noch Schwierigkeiten, wieder Fuß zu fassen. Immerhin weist der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen zur Konjunkturlage wieder ein Pluszeichen auf. Das war im Vorjahr nicht der Fall. Anders als das Ausbaugewerbe, das von den staatlichen Programmen beispielsweise zur Wärmedämmung profitiert, bleibt die Wirtschaftslage im Bauhauptgewerbe schwach. Insbesondere der Neubau im Privatbereich entwickelt sich noch unbefriedigend. Unterdurchschnittlich ist die Wirtschaftslage auch im Einzelhandel. Zur zurückhaltenden Nachfrage der Verbraucher kommen hier strukturelle Probleme hinzu wie ein hoher Wettbewerbsdruck und Kapitalmangel. Tab. 3: Geschäftslage nach Betriebsgröße g sehr gut und gut befriedigend und ausreichend mangelhaft und ungenügend bis 10 Mitarbeiter 55,8 (38,8) 39,9 (50,6) 4,0 ( 7,5) 11-50 Mitarbeiter 51,7 (39,1) 46,6 (48,8) 1,6 ( 7,3) 51-250 Mitarbeiter 59,2 (33,2) 40,3 (57,5) 0,6 ( 8,1) mehr als 250 53,7 (39,5) 40,7 (47,4) 5,6 (13,2) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr Kleine und mittelgroße Firmen mit besserer Geschäftslage Je nach Größenklasse bewerten Unternehmen ihre Konjunkturlage unterschiedlich. Am besten fällt die aktuelle Lageeinschätzung bei Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 51 und 250 aus. In diesem Größensegment verzeichnen knapp 60 Prozent ein gutes Geschäftsklima. Fast ebenso gut fällt die Geschäftslage bei Kleinunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern aus. 55,8 Prozent vergeben hier gute und vier Prozent schlechte Noten. Etwas schlechter sieht es in der höchsten Größenklasse mit mehr als 250 Mitarbeitern aus. Hier sind mit 53,7 Prozent der Unternehmen nicht ganz so viele Unternehmen bereit, ihre Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“ zu bezeichnen. Mit 5,6 Prozent ist in dieser Klasse auch der Anteil der Unternehmen am höchsten, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 8 2.2 Umsatzentwicklung An den Umsatzzahlen der Unternehmen zwischen Weser und Ems lässt sich deutlich erkennen, dass die Krise vorbei ist. Der Anteil der Betriebe, die von gestiegenen Umsätzen berichten, ist mit 45,4 Prozent wieder deutlich höher als der Anteil der Unternehmen, die in den vergangenen Monaten ein Umsatzminus verkraften mussten (17,8 Prozent). Damit fällt der Umsatzsaldo mit plus 27,6 Prozentpunkten wieder klar positiv aus. Noch vor einem Jahr befand sich der Wert mit minus 10,2 Prozentpunkten im tiefroten Bereich. Umsätze steigen wieder – Saldo weist dickes Plus auf Tab. 4: Umsatzentwicklung g Weser-Ems- Deutschland Gebiet gestiegen 45,4 (27,7) 41,3 (23,2) stabil 36,2 (31,0) 42,0 (40,0) gesunken 17,8 (37,9) 16,5 (36,1) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Im Vergleich dazu fällt der bundesweite Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen mit plus 24,8 Prozentpunkten etwas schlechter aus. Deutschlandweit erzielten 41,3 Prozent der Betriebe ein Umsatzplus. 16,5 Prozent mussten einen Rückgang hinnehmen. Den stärksten Umsatzanstieg innerhalb des WeserEms-Mittelstandes verzeichnen die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. Mit dem Ende der Wirtschaftskrise profitieren diese wieder von zunehmenden Exportaufträgen und Lieferungen für international tätige Großunternehmen. Mehr als jedes zweite Unternehmen (54,3 Prozent) verbuchte hier ein Umsatzplus, nur 18,3 Prozent einen Rückgang. Noch im vergangenen Herbst war dieses Verhältnis umgekehrt: 2009 meldeten lediglich 19,1 Prozent der Industriebetriebe Umsatzzuwächse, gut die Hälfte der befragten Unternehmen (58,0 Prozent) litt unter einem Umsatzrückgang. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 Deutlicher Umsatzanstieg im Verarbeitenden Gewerbe 9 Tab. 5: Umsatzentwicklung in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 54,3 (19,1) 26,9 (20,4) 18,3 (58,0) Bau 36,6 (26,2) 38,7 (41,3) 24,6 (28,8) Handel 44,8 (29,2) 36,8 (29,5) 18,4 (38,0) Dienstleistungen 42,9 (34,9) 42,1 (33,3) 13,8 (27,7) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Mehreinnahmen vor allem im Großhandel Im Handel berichten 44,8 Prozent der Unternehmen von gestiegenen Umsätzen und 18,4 Prozent von gesunkenen. Der Umsatzsaldo im Handel übertrifft mit plus 26,4 Prozentpunkten deutlich den Vorjahreswert (minus 8,8 Prozentpunkte). Der überwiegende Teil der Mehreinnahmen wurde dabei im Großhandel erzielt (steigende Umsätze: 52,2 Prozent; sinkende Umsätze: 15,6 Prozent). Im Einzelhandel verzeichnete dagegen nur jeder Dritte (36,9 Prozent) ein Umsatzplus. Jeder vierte Einzelhändler (21,4 Prozent) musste ein Umsatzminus hinnehmen. Auch in der Dienstleistungsbranche geht es aufwärts. So konnten 42,9 Prozent der Betriebe steigende Umsätze verbuchen (Vorjahr: 34,9 Prozent). Ein Umsatzminus hatten 13,8 Prozent der Dienstleister zu verkraften (Vorjahr: 27,7 Prozent). In der binnenmarktorientierte Baubranche, die von allen Wirtschaftsbereichen am wenigsten von der Krise betroffen war, fällt der Umsatzanstieg entsprechend moderater aus. Gaben im Herbst 2009 noch 26,2 Prozent der Baufirmen einen Umsatzanstieg zu Protokoll, sind es diesmal 36,6 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Unternehmen mit Umsatzeinbußen leicht von 28,8 auf 24,6 Prozent. 2.3 Aktuelle Personalsituation Der Arbeitsmarkt zeigt sich im Jahr nach dem Wachstumseinbruch von seiner stabilen Seite: So berichtete das Statistische Bundesamt im zweiten Quartal 2010 von rund 40,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland. Das waren 72 000 Personen mehr als noch vor einem Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 10 Jahr. Insbesondere durch die Ausweitung der konjunkturbedingten Kurzarbeit konnten während der Wirtschaftskrise viele Entlassungen vermieden werden. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch in den Personalzahlen der mittelständischen Unternehmen der Region wider. Jedes dritte Unternehmen (33,0 Prozent) zwischen Weser und Ems hat im vergangenen halben Jahr seinen Mitarbeiterbestand aufgestockt. Im Jahr zuvor war dies nur bei jedem Vierten (22,1 Prozent) der Fall. Der Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen verbessert sich so von minus 1,0 auf plus 22,0 Punkte. In der Krise war der regionale Mittelstand der stabilisierende Faktor für den Arbeitsmarkt. Nun erweisen sich die Unternehmen sogar als Jobmotor. Der Vergleich mit der gesamtdeutschen Entwicklung zeigt: Die Einstellungsbereitschaft der Betriebe im Weser-Ems-Gebiet fällt etwas besser aus. Während im Bundesgebiet 25,4 Prozent der Unternehmen im Verlauf der vergangenen Monate die Mitarbeiterzahl erhöht haben, sind es in der Region 33,0 Prozent. Von Entlassungen berichteten im gesamtdeutschen Mittelstand 13,0 Prozent der Unternehmen, während dies im Raum Weser-Ems nur bei elf Prozent der Betriebe der Fall ist. Mittelstand bleibt stabilisierender Faktor Es wird wieder eingestellt – jeder Dritte stockt Personal auf Tab. 6: Personalbestand g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufgestockt 33,0 (22,1) 25,4 (16,2) unverändert 55,6 (51,8) 61,3 (59,7) verkleinert 11,0 (23,1) 13,0 (23,6) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Einen höheren Personalbedarf gibt es mittlerweile in allen Wirtschaftsbereichen. Mussten im vergangenen Jahr noch 36,4 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ihren Personalbestand aufgrund des massiven Nachfragerückgangs reduzieren, ist dies im Herbst 2010 nur noch bei 13 Prozent der Unternehmen der Fall. Dafür beschäftigen fast 40 Prozent Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 11 der mittelständischen Industriebetriebe zwischen Weser und Ems mehr Mitarbeiter als vor sechs Monaten. Das ist ein fast doppelt so hoher Anteil wie 2009 (17,9 Prozent). Personalaufstockungen gibt es auch im Dienstleistungsbereich. 34,3 Prozent der Dienstleister haben ihre Mitarbeiterzahl erhöht. Im Jahr zuvor war dies nur bei 26,3 Prozent der befragten Betriebe der Fall. Gleichzeitig ist der Anteil der Dienstleister, die Personal entlassen haben, um elf Prozentpunkte auf 9,4 Prozent zurückgegangen. Damit notiert auch in diesem Wirtschaftsbereich der Saldo aus Einstellungen und Entlassungen deutlich im Plus. Alle vier Wirtschaftsbereiche stellen mehr Personal ein Tab. 7: Personalbestand in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufgestockt unverändert verkleinert Verarb. Gewerbe 38,5 (17,9) 48,6 (44,2) 13,0 (36,4) Bau 30,3 (23,2) 61,3 (54,2) 8,5 (18,8) Handel 27,6 (20,8) 58,6 (59,7) 13,2 (16,2) Dienstleistungen 34,3 (26,3) 55,9 (49,5) 9,4 (20,7) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Auch aus dem Bausektor kommen positive Impulse für den Arbeitsmarkt. Jeder dritte hiesige Baubetrieb (30,3 Prozent) hat in den vergangenen Monaten Personal eingestellt. Im Vorjahr war dies bei jedem Vierten der Fall (23,2 Prozent). Gleichzeitig musste eine geringere Zahl an Bauunternehmen (8,5 Prozent) Personal abbauen (Vorjahr: 18,8 Prozent). g 3 3.1 Erwartungen Umsatzerwartungen Auch die weitere Umsatzentwicklung im Wirtschaftsraum Weser-Ems ist von Optimismus geprägt. Erwartete im vergangenen Jahr nur jedes vierte Unternehmen steigende Umsätze (23,3 Prozent), ist dies im Herbst 2010 bei jedem Dritten der Fall (34,2 Prozent). Ein künftiges Umsatzminus befürchten nur 7,3 Prozent der Befragten. Im Vorjahr waren es mit 18,7 Prozent noch 11,4 Prozentpunkte mehr. Damit fallen die UmWirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 12 satzerwartungen der regionalen Wirtschaft etwas besser aus als im Deutschlandschnitt. Bundesweit rechnen 31,9 Prozent der Mittelständler mit steigenden und 10,3 Prozent mit sinkenden Umsätzen. Tab. 8: Umsatzerwartungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 34,2 (23,3) 31,9 (20,0) stabil 57,8 (54,4) 57,5 (52,1) sinkend 7,3 (18,7) 10,3 (27,1) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. In Sachen Optimismus sind sich die hiesigen Mittelständler aus allen vier Wirtschaftsbereichen einig: Am zuversichtlichsten blicken aber die Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe den kommenden Monaten entgegen: 38,4 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit steigenden Umsatzzahlen, das sind 14,4 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Herbst (24,1 Prozent). Sinkende Umsätze werden von 7,2 Prozent der Unternehmen erwartet (Vorjahr: 24,1 Prozent). Optimismus in allen Wirtschaftsbereichen Auch die Handelsbetriebe zwischen Weser und Ems rechnen mit einer zunehmenden Nachfrage: Immerhin 36,8 Prozent gehen von steigenden Umsätzen aus (Vorjahr: 20,5 Prozent). Jeder Zehnte (9,2 Prozent) erwartet in den kommenden Monaten einen Rückgang (Vorjahr: 21,8 Prozent). Tab. 9: Umsatzerwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 38,5 (24,1) 53,8 (49,2) 7,2 (24,1) Bau 33,1 (23,6) 56,3 (58,3) 9,9 (13,7) Handel 36,8 (20,5) 53,4 (54,9) 9,2 (21,8) Dienstleistungen 31,1 (25,0) 64,2 (55,1) 3,9 (15,3) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Ähnlich zuversichtlich fallen die Umsatzerwartungen im Dienstleistungssektor aus. Hier erwartet jeder Dritte (31,1 Prozent; Vorjahr: 25,0 Prozent) einen baldigen Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 13 Umsatzanstieg. Gleichzeitig sank der Anteil der Pessimisten, die mit sinkenden Umsätzen kalkulieren, von 15,3 auf 3,9 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Äußerungen erhöht sich damit von plus 9,7 im Vorjahr auf plus 27,2 Prozentpunkte. Auch im Bau erhöhte sich der Anteil der optimistischen Umsatzeinschätzungen, und zwar von 23,6 auf 33,1 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Zweifler, die in den kommenden Monaten eine rückläufige Umsatzentwicklung erwarten, auf nur noch 9,9 Prozent. Vor einem Jahr waren noch 13,7 Prozent der Bauunternehmen skeptisch. 3.2 Weniger Personalkürzungen geplant Personalplanungen Mittelständische Unternehmen versuchen traditionell, ihre Arbeitskräfte auch in Krisenzeiten zu halten. Fast drei Viertel der Unternehmen (74,9 Prozent) wollen den Personalbestand in den nächsten Monaten unverändert belassen. Aber die Unternehmen denken auch wieder verstärkt an Personalaufbau. So plant gut ein Fünftel der Betriebe (19,1 Prozent; Vorjahr: 10,4 Prozent) mit Neueinstellungen. Nur 5,6 Prozent (Vorjahr: 12,9 Prozent) werden von Entlassungen Gebrauch machen. Anders als im Vorjahr (Saldo der Personalerwartungen: minus 2,5 Prozentpunkte) überwiegt diesmal der Anteil der Unternehmen, die neue Stellen schaffen wollen. Der gegenwärtige Saldo der Personalerwartungen beträgt plus 13,5 Prozentpunkte und liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt (plus 10,4 Prozentpunkte). Tab. 10: Personalplanungen g Weser-Ems- Deutschland Gebiet aufstocken 19,1 (10,4) 18,7 (13,6) unverändert 74,9 (73,7) 72,8 (72,1) verkleinern 5,6 (12,9) 8,3 (13,5) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 14 Mit deutlich mehr Personal als im Vorjahr planen die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Knapp 23 Prozent der befragten Betriebe haben einen Personalaufbau vorgesehen. Das sind deutlich mehr als im Herbst 2009, als lediglich 9,7 Prozent der Unternehmen neue Stellen schaffen wollten. Arbeitsplätze zu streichen, planen 7,2 Prozent der industriellen Mittelständler (Vorjahr: 18,8 Prozent). Weiterer Personalaufbau geplant Tab. 11: Personalplanungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g aufstocken unverändert verkleinern Verarb. Gewerbe 23,1 ( 9,7) 69,7 (69,9) 7,2 (18,8) Bau 18,3 ( 6,3) 74,6 (77,9) 7,0 (11,8) Handel 13,2 ( 9,7) 79,9 (75,0) 6,9 (12,3) Dienstleistungen 21,3 (14,0) 74,8 (73,1) 2,8 ( 8,9) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Im Dienstleistungssektor hat jeder Fünfte (21,3 Prozent) Personalaufstockungen geplant. Lediglich 2,8 Prozent der Betriebe möchten ihren Personalbestand verkleinern. Das sind 6,1 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr (8,9 Prozent). Im Bau planen 18,3 Prozent der Unternehmen, in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einzustellen (Vorjahr: 6,3 Prozent). Von einem sinkenden Personalbestand gehen sieben Prozent der hiesigen Baubetriebe aus (Vorjahr: 11,8 Prozent). Auch im Handel überwiegt der Anteil der Firmen, die mit mehr Personal planen. 13,2 Prozent der Betriebe wollen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Damit fällt die Einstellungsbereitschaft in diesem Wirtschaftsbereich besser aus als im Herbst 2009 (9,7 Prozent). Von bald notwendigen Entlassungen sprechen 6,9 Prozent der Handelsbetriebe, also rund fünf Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. 3.3 Investitionsbereitschaft Die Unternehmen aus dem Raum Weser-Ems haben ihre Investitionszurückhaltung abgelegt. Nachdem im Krisenherbst 2009 nur 38,0 Prozent der Unternehmen bereit waren, in neue Maschinen und Anlagen zu investieren, sind es ein Jahr später bereits knapp 50 Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 15 Prozent. Dabei zieht sich die steigende Investitionsbereitschaft durch alle Wirtschaftszweige: Tab. 12: Investitionsbereitschaft in den HauptwirtschaftsBereichen g investitionsbereite Betriebe Verarbeitendes Gewerbe 56,7 (38,9) Bau 43,0 (35,8) Handel 46,6 (33,8) Dienstleistungen 47,6 (42,2) Weser-Ems insgesamt 48,9 (38,0) Deutschland 40,0 (38,7) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Den meisten Nachholbedarf in Sachen Investitionen haben offenbar die Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe (56,7 Prozent). Aber auch die Unternehmen aus Dienstleistungen (47,6 Prozent) und Handel (46,6 Prozent) planen kräftig neue Investitionsvorhaben. Im Vergleich dazu gibt sich der Bau mit einem Anteil investitionsbereiter Unternehmen von 43 Prozent zurückhaltender. Insgesamt zeigen sich die Unternehmen zwischen Weser und Ems investitionsfreudiger als der Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit wollen lediglich 40 Prozent der Betriebe investieren. Tab. 13: Investitionsbereitschaft nach Unternehmensgröße g investitionsbereite Betriebe 1-5 Mitarbeiter 27,8 (31,5) 6 bis 10 Mitarbeiter 36,8 (30,7) 11 bis 20 Mitarbeiter 39,2 (31,9) 21 bis 50 Mitarbeiter 56,3 (37,1) 51 bis 100 Mitarbeiter 56,7 (46,0) 101 bis 250 Mitarbeiter 67,1 (55,6) mehr als 250 Mitarbeiter 90,7 (60,5) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahr Unterschieden nach Größenklassen lässt sich sagen, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen mit der Anzahl der Mitarbeiter zunimmt. So führen mittlere Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 16 und größere Unternehmen häufiger und regelmäßiger Investitionsvorhaben durch. Während von den Unternehmen mit einer Belegschaftsgröße von maximal fünf Mitarbeitern lediglich knapp 28 Prozent investieren wollen, sind es bei Betrieben zwischen 101 und 250 Mitarbeitern schon gut 67 Prozent. g 4 4.1 Investitionsbereitschaft steigt mit der Unternehmensgröße Finanzierung des Mittelstandes Ertragssituation Die Ertragslage der regionalen Unternehmen stabilisiert sich. Nachdem im Vorjahr nur ein Fünftel der Betriebe (21,7 Prozent) einen Gewinnanstieg meldete, sind es in diesem Jahr bereits 37,7 Prozent. Zwei von zehn Unternehmen (21,6 Prozent) berichten von Ertragseinbußen, nachdem es im Herbst 2009 noch fast 40 Prozent waren. Der Saldo der Ertragslage hat sich damit wieder ins Plus gedreht. Ertragssaldo wieder im Plus Tab. 14: Ertragslage im Mittelstand g Weser-Ems-Gebiet Deutschland gestiegen 37,7 (21,7) 34,5 (19,4) stabil 40,0 (35,4) 47,2 (39,6) gesunken 21,6 (39,2) 18,1 (40,4) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Ähnlich wie bei der Umsatzentwicklung verzeichnet vor allem das Verarbeitende Gewerbe einen zunehmenden Anteil an Firmen mit Ertragszuwächsen. 42,8 Prozent der Unternehmen verbuchten ein Gewinnplus. Im Herbst 2009 waren es nur 16,9 Prozent. Gleichzeitig meldete jedes fünfte Industrieunternehmen (21,6 Prozent) einen Gewinnrückgang – im vergangenen Herbst waren es mit 52,4 Prozent noch über dreißig Prozentpunkte mehr. Gewinnplus in der Industrie und bei Dienstleistern Ähnlich stark hat sich die Ertragslage im Handel entwickelt – vor allem im Großhandel. So konnten 42,2 Prozent der Großhändler ein Ertragsplus verbuchen. Im Einzelhandel schafften das nur 34,5 Prozent der befragten Unternehmen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 17 Tab. 15: Ertragslage in den Hauptwirtschaftsbereichen g gestiegen stabil gesunken Verarb. Gewerbe 42,8 (16,9) 34,6 (27,6) 21,6 (52,4) Bau 23,9 (16,6) 47,2 (48,7) 28,9 (31,0) Handel 38,5 (24,4) 39,1 (29,9) 22,4 (42,2) Dienstleistungen 40,6 (27,4) 40,9 (36,8) 17,3 (31,5) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Bau bleibt Letzter – Gewinneinbruch aber moderat Der Bau ist der einzige Wirtschaftsbereich mit einem negativen Ertragssaldo. In den zurückliegenden Monaten erzielte nur jeder vierte Baubetrieb (23,9 Prozent) einen Gewinnanstieg, bei 28,9 Prozent der Firmen ist der Gewinn zurückgegangen. Damit erreicht der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Erträgen nur minus 5,0 Punkte und landet damit auf dem letzten Platz der vier Hauptwirtschaftsbereiche. Die Spitzenposition in dieser Hinsicht hat der Dienstleitungssektor inne. Hier konnten 40,6 Prozent der Betriebe einen Ertragszuwachs erwirtschaften, nur bei 17,3 Prozent der Dienstleistungsunternehmen sind die Gewinne zurückgegangen. Damit fällt der Saldo mit plus 23,3 Prozentpunkten in dieser Branche am höchsten aus. Tab. 16: Zukünftige Ertragslage g Weser-Ems- Deutschland Gebiet steigend 30,5 (21,8) 24,9 (16,8) stabil 57,3 (43,8) 62,9 (54,4) sinkend 11,3 (30,8) 11,8 (28,3) Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Nicht nur die Ertragslage, auch die Ertragssaussichten der Betriebe im Weser-Ems-Gebiet sind vielversprechend. Drei von zehn Unternehmen (30,5 Prozent) rechnen mit einem Gewinnanstieg. Im vergangenen Herbst waren nur 21,8 Prozent der befragten Unternehmen optimistisch. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die mit einem Gewinnrückgang rechnen, von 30,8 auf 11,3 Prozent gesunken. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 18 Am optimistischsten geben sich die Betriebe aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Nach der Auflösung des Auftragsstaus aus dem vergangenen Jahr rechnen knapp 40 Prozent der Unternehmen in den kommenden Monaten mit einem Gewinnanstieg. Im Vorjahr war dies nur bei 18,5 Prozent der befragten Betriebe der Fall. Tab. 17: Ertragserwartungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g steigend stabil sinkend Verarb. Gewerbe 37,5 (18,5) 51,9 (37,0) 8,7 (41,7) Bau 16,2 (20,7) 68,3 (52,0) 14,8 (24,0) Handel 34,5 (24,4) 53,4 (39,0) 12,1 (33,1) Dienstleistungen 31,5 (23,4) 57,5 (46,8) 10,2 (25,3) Verhaltene Ertragsaussichten im Bau Angaben in % der Befragten, Rest o. A., ( ) = Vorjahresangaben. Im Bau haben sich die Ertragserwartungen für die kommenden Monate per Saldo zwar aufgehellt, allerdings fallen hier die Gewinnaussichten von allen Hauptwirtschaftsbereichen am schlechtesten aus. So rechnen 16,2 Prozent der Baubetriebe mit steigenden (Vorjahr: 20,7 Prozent) und 14,8 Prozent (Vorjahr: 24,0 Prozent) mit sinkenden Einnahmen. Damit fällt der Saldo der erwarteten Erträge mit plus 1,4 Prozentpunkten zumindest wieder positiv aus (Vorjahr: minus 3,3 Prozentpunkte). Deutlicher ins Plus klettert der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Ertragsperspektiven im Handel. So rechnen 34,5 Prozent der Handelsunternehmen mit Ertragszunahmen. Das sind fast zehn Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr (24,4 Prozent). Auf der anderen Seite rechnen 12,1 Prozent der Firmen mit einem Gewinnrückgang. Dieser Anteil ist binnen eines Jahres um fast zwanzig Prozentpunkte zurückgegangen. Handel und Dienstleister geben sich optimistisch Ebenso haben sich die Gewinnaussichten im Dienstleistungsbereich verbessert. Gingen im vergangenen Jahr noch 23,4 Prozent der befragten Unternehmen von Ertragssteigerungen aus, sind es ein Jahr später bereits 31,5 Prozent. Gleichzeitig hat sich der Anteil Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 19 der Pessimisten, die mit sinkenden Ertragseinnahmen kalkulieren, von 25,3 auf 10,2 Prozent verringert. 4.2 Eigenkapital Dank des konsequenten Ausbaus der Eigenkapitalbasis in den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl der Unternehmen im Wirtschaftsraum Weser-Ems gut durch die Rezession gekommen. Aus der Bilanzdatenbank von Creditreform, in der die Bilanzen von rund 900.000 deutschen Unternehmen gespeichert sind, errechnet sich für 2009 eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 33 Prozent (Deutschland: 34 Prozent). Ein Großteil des Mittelstandes gilt damit als ausreichend kapitalisiert. Hohe Eigenkapitalquoten bringen Stabilität Gegenüber der Situation im Jahr 2006 hat sich die mittlere Eigenkapitalquote der regionalen Unternehmen um gut vier Prozentpunkte erhöht. Zur Verbesserung der Eigenkapitalausstattung hat sicherlich die insgesamt gute Wirtschafts- und Auftragslage bis Mitte 2008 beigetragen. Aufgrund steigender Umsatz- und Ertragszahlen war es den Unternehmen möglich, Gewinnrücklagen zu bilden. So konnten die Betriebe ihre Verschuldung zurückfahren und die Abhängigkeit von externen Gläubigern verringern. Abb. 1 Eigenkapitalquote im Weser-Ems-Gebiet, 2006-2009 34% 33% 32% 31% 30% 29% 28% 27% 26% 2006 2007 2008 2009 Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 20 Tab. 18: Eigenkapitalquoten in den Wirtschaftsbereichen, 2009 g <10% bis 30% > 30% 20,5 (22,3) 21,7 (22,3) 57,8 (55,4) Verarb. Gewerbe 22,6 (23,0) 26,4 (28,9) 51,1 (48,1) Bau 32,0 (31,6) 29,9 (30,2) 38,1 (38,1) Handel 22,6 (27,0) 31,7 (30,6) 45,6 (42,4) Dienstleistungen 16,3 (18,0) 13,8 (14,5) 69,9 (67,5) Weser-Ems Mit- telstand Angaben in % der Unternehmen, Rest o. A., ( ) = 2008, N=2.607. Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank. Allerdings gelten die guten Eigenkapitalbedingungen nicht für alle Unternehmen gleichermaßen. So weisen 20,5 Prozent der Betriebe einen Eigenkapitalanteil von weniger als zehn Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme aus. Diese Betriebe gelten als nicht ausreichend kapitalisiert und sind bei einem neuerlichen Abschwung insolvenzgefährdet. Aber jeder fünfte Betrieb bleibt unterkapitalisiert Wo Licht ist, ist auch Schatten: Besonders anfällig für Wachstumsschwankungen sind die Firmen aus dem Bausektor. 32,0 Prozent der Baubetriebe weisen eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent aus. Nur 38,0 Prozent der Unternehmen verfügen über eine ausreichend hohe Eigenkapitaldecke, die über 30 Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme liegt. Am stabilsten erweisen sich die Dienstleister. Fast 70 Prozent der regional ansässigen Unternehmen haben eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent. Tab. 19: Schrumpfung der Eigenkapitalquote 2008/09 g um bis zu 5 um mehr als PP 5 PP 22,4 11,1 33,4 Verarb. Gewerbe 21,3 13,9 35,2 Bau 23,4 14,4 37,8 Handel 16,3 10,5 26,8 Dienstleistungen 25,1 9,5 34,6 Weser-Ems Mit- insgesamt telstand Angaben in % der Unternehmen, N=2.607. Quelle: Creditreform Bilanzdatenbank. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 21 Die Entwicklung der Eigenkapitalquoten im Verlauf des Krisenjahres 2009 offenbart, wo die Schwächen im Weser-Ems Mittelstand zu finden sind. Am stabilsten haben sich die Handelsunternehmen im Raum WeserEms entwickelt. Insgesamt sind hier bei 26,8 Prozent der Unternehmen die Eigenkapitalquoten in den vergangenen Monaten gesunken. Im Verarbeitenden Gewerbe (35,2 Prozent), im Bau (37,8 Prozent) und im Dienstleistungsbereich (34,6 Prozent) lag der entsprechende Anteil deutlich höher. 4.3 Moderater Anstieg der Insolvenzzahlen Insolvenzentwicklung Die Folgen der weltweiten wirtschaftlichen Talfahrt sind immer noch zu spüren: Bis Ende 2010 ist mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland zu rechnen. Im Weser-Ems-Gebiet sind rund 1.090 Firmenpleiten zu erwarten. Das wäre ein leichter Anstieg gegenüber 2009, als 1.076 Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten mussten. Ein wesentlicher Grund für den moderaten Anstieg der Insolvenzzahlen liegt in der binnenmarktorientierten Wirtschaftsstruktur im Land. Aber auch die soliden Eigenkapitalquoten haben das Schlimmste für viele Betriebe abwenden können. Aber noch gibt es keinen Grund zur Entwarnung: Die Zahl der ausfallgefährdeten Betriebe befindet sich noch auf einem hohen Niveau. Tab. 20: Unternehmensinsolvenzen im Weser-Ems-Gebiet Anzahl g 2004 1.088 2005 1.107 2006 956 2007 928 2008 996 2009 1.076 2010*) 1.090 *) von Creditreform geschätzt; Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 22 Tab. 21: Insolvenzen in den Wirtschaftsbereichen 2010 *) Anteil in Prozent g Verarb. Gewerbe 12,6 ( 9,5) Baugewerbe 13,5 (15,9) Handel 21,4 (24,7) Dienstleistungen 52,5 (49,9) *) basierend auf 1. Halbjahr; Quelle: Creditreform Wirtschaftsdatenbank; in (): Vorjahresangaben. Insbesondere Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich sind stark insolvenzgefährdet. So beträgt der Anteil des Dienstleistungssektors am Insolvenzgeschehen 52,5 Prozent. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist das ein Anstieg um 2,6 Prozentpunkte. Aber auch das Verarbeitende Gewerbe weist mit einem Anteil von gut einem Achtel (12,6 Prozent; Vorjahr: 9,5 Prozent) an allen Unternehmensinsolvenzen in der Region einen Zuwachs auf. Steigende Insolvenzgefahr im Dienstleistungsbereich Im Handel entspannt sich hingegen das Insolvenzgeschehen. 21,4 Prozent der Firmenpleiten im WeserEms-Gebiet entfallen auf diesen Wirtschaftszweig. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozentpunkte gesunken. Der Bau hat einen Anteil von 13,5 Prozent an den Unternehmensinsolvenzen – verglichen mit dem Vorjahr 2,4 Prozentpunkte weniger. g 5 5.1 Auswirkungen der Finanzkrise Finanzierungsbedingungen Zwar ist die schwere Wirtschaftskrise laut Konjunkturdaten erst einmal vorbei, mit den Folgen haben viele Unternehmen aber auch heute noch zu kämpfen. Restriktive Finanzierungsbedingungen sorgen immer noch für teurere Kredite und einen erschwerten Kapitalzugang. Zuletzt haben gut 42 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus der Region Verschärfungen in den Finanzierungsbedingungen erlebt. Im Vorjahr hatten dies aber noch 52 Prozent der Unternehmen behauptet. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 Finanzmarktkrise belastet immer noch 23 Tab. 22 Verschärfung der Finanzierungsbedingungen g ja 42,2 (51,6) nein, keine 57,8 (48,4) Angaben in % Befragten; in (): Vorjahresangaben Abb. 2 Verschärfungen der Finanzierungsbedingungen Welche Verschärfungen sind aufgetreten? 2009 2010 52,0% 50,9% höhere Sicherheiten 18,8% 19,8% Kreditzinsen gestiegen 9,7% 8,5% Kredit nicht in gewünschter Höhe Kreditwunsch abgelehnt 6,8% 4,6% 12,6% 16,1% Sonstiges 0% Mehr Sicherheiten und höhere Kreditzinsen 10% 20% 30% 40% 50% 60% Obwohl die hiesigen Unternehmen in den zurückliegenden Jahren ihre Eigenkapitalausstattung verbessert und sich so unabhängiger von der Fremdfinanzierung gemacht haben, bleiben viele Firmen bei neuen Investitionsprojekten immer noch auf Bankkredite angewiesen. Doch angesichts der verschärften Finanzierungsbedingungen waren diese immer schwerer zu bekommen. So berichten 52 Prozent der Antragsteller, dass die Bank höhere Sicherheiten verlangt hat. Fast jeder fünfte befragte Betrieb (18,8 Prozent) musste höhere Kreditzinsen in Kauf nehmen und jeder Zehnte (9,7 Prozent) hat seinen Kredit nicht in der gewünschten Höhe erhalten. In 6,8 Prozent der Fälle wurde der Kreditwunsch des Unternehmens ganz abgelehnt. Schätzungsweise waren etwa 2.000 Firmen von einer Kreditklemme betroffen. Unterschieden nach Wirtschaftsbereichen lässt sich feststellen, dass fast jedes zweite Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche (47,2 Prozent) einem erWirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 24 schwerten Finanzierungszugang ausgesetzt ist. Auch im Verarbeitenden Gewerbe liegt dieser Anteil noch bei hohen 43,7 Prozent. Etwas entspannter stellt sich die Finanzierungslage im Bau (36,6 Prozent) und im Handel (36,8 Prozent) dar. Tab. 23 Verschärfte Finanzierungsbedingungen in den Hauptwirtschaftsbereichen g Verarbeitendes Gewerbe 43,7 (50,2) Bau 36,6 (49,4) Handel 36,8 (51,0) Dienstleistungen 47,2 (54,6) Angaben in % der betroffenen Betriebe; in (): Frühjahrsumfrage Aufgrund der steigenden Ausfallrisiken achten die Kreditgeber immer stärker auf die Bonität des Schuldners. Das wissen die Unternehmen und widmen sich vermehrt einer aktiven Finanzkommunikation. Bonitätsauskünfte, Ratings und die Veröffentlichung von Bilanzen werden immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit im ganzheitlichen Kreditmanagementprozess. Bonität wird zur Chefsache Allerdings dürften die Finanzierungsbedingungen auch in den nächsten Monaten angespannt bleiben. Jedes dritte Unternehmen rechnet in den kommenden Wochen mit der Hinterlegung höherer Sicherheiten im Rahmen eines Kreditantrages. im Vorjahr ging davon nur jedes Fünfte aus. Aber auch steigende Zinsen bleiben für 21,5 Prozent der Befragten ein Thema. Mit einer intensiveren Prüfung des Kreditantrages rechnen 30,8 Prozent der hiesigen Betriebe. Und von einer Kreditablehnung gehen 5,4 Prozent der Firmen aus. Tab. 24: Schwierigkeiten bei der künftigen Kapitalaufnahme g Höhere Sicherheiten 32,7 (20,9) steigende Zinsen 21,5 (12,1) intensivere Prüfung 30,8 (23,2) Ablehnung 5,4 ( 1,9) keine Schwierigkeiten 42,5 (30,5) Angaben in % der Befragten. Rest: Sonstiges bzw. k.A. in (): Frühjahr Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 25 5.2 Beurteilung des Sparpakets der Bundesrepublik Die negativen Folgen der Rezession hat die Bundesregierung entschlossen mit Hilfe zweier Konjunkturpakete erfolgreich abgemildert – jedoch nicht ohne einen hohen Preis zu bezahlen. Die Nettoneuverschuldung dürfte dieses Jahres mit schätzungsweise 85 Mrd. € sprunghaft in die Höhe schießen. Mit der Verabschiedung des bisher größten Sparpakets in der deutschen Geschichte sollen bis zum Jahr 2014 80 Mrd. € eingespart werden. Aber die Haushaltskonsolidierung der Bundesregierung weckt die Befürchtung, dass diese Maßnahmen negative Folgen auf das Wachstum und damit für den hiesigen Mittelstand haben könnten. 45,2 Prozent der Betriebe zwischen Weser und Ems bejahen diese Frage. Vor allem, wenn den Verbrauchern Kaufkraft entzogen wird, beispielsweise durch höhere Steuern und Sozialbeiträge, dürfte die mittelständische Wirtschaft leiden. Tab. 25: Beurteilung des aktuellen Sparpakets g Positive Auswirkungen 16,7 Negative Auswirkungen 45,2 Keine Auswirkungen 35,7 Angaben in % der Befragten. Rest: k.A. Tab. 26: Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts g Höhere Mehrwertsteuer 12,7 Höhere Einkommenssteuer für Reiche 29,5 Bankenabgabe 43,5 Abbau von Subventionen 73,2 Streichung von Sozialausgaben 28,0 Privatisierung von Staatsbetrieben 29,7 Angaben in % der Befragten. Rest: k.A. Um den Bundeshalthaushalt wieder ins Lot zu bringen, halten 73,2 Prozent der befragten Betriebe den Abbau von Subventionen für sinnvoll. Für eine Bankenabgabe zur Beteiligung an den Gesamtausgaben sprechen Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 26 sich 43,5 Prozent der Befragten aus. Aber auch die Privatisierung von Staatsbetrieben oder die Streichung von Sozialabgaben hält jeder Dritte für eine sinnvolle Maßnahme, um die klammen Staatskassen wieder zu füllen. g 6 Zusammenfassung Die Konjunkturzeichen stehen auf Erholung. Auch die Unternehmen im Raum Weser-Ems berichten von einer merklich besseren Geschäftslage. Jedes zweite der knapp 850 befragten Unternehmen aus der Region bewertet die aktuelle Geschäftslage mit den Noten „gut“ oder „sehr gut“. Noch vor einem Jahr war dies nur bei 37,9 Prozent der Unternehmen der Fall. Als „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bezeichnen nur 2,4 Prozent der Firmen ihre derzeitige geschäftliche Situation. Am besten ist die Stimmung unter den Dienstleistern. In diesem Wirtschaftsbereich erhöhte sich der Anteil der Unternehmen mit guten oder sehr guten Bewertungen zur Geschäftslage binnen eines Jahres von 31,3 auf 57,9 Prozent. Nur zwei Prozent der Dienstleistungsbetriebe geben an, mit der Geschäftsentwicklung überhaupt nicht zufrieden zu sein – 3,9 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr (5,9 Prozent). Etwas gedrückter fällt die Stimmung im Handel aus: Doch auch hier sprechen immerhin 47,7 Prozent der Befragten von einer guten und nur 0,6 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die neugewonnene Zuversicht spiegelt sich in den Umsatzzahlen deutlich wider. Knapp 45 Prozent der hiesigen Unternehmen verzeichneten innerhalb der vergangenen sechs Monate ein Umsatzplus. Im vergangenen Herbst war dies nur bei 27,7 Prozent der Unternehmen der Fall. Von sinkenden Umsätzen berichten diesmal 17,8 Prozent der Unternehmen, nachdem deren Anteil im Vorjahr noch bei 37,9 Prozent lag. Umsatzsteigerungen sind in diesem Jahr vor allem bei Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe zu finden (54,3 Prozent, Vorjahr: 19,1 Prozent). Aber auch im Dienstleistungs- (42,9 Prozent; Vorjahr: 34,9 Prozent) und Handelssektor (44,8 Prozent; Vorjahr: 29,2 Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 27 Prozent) sind deutliche Mehreinnahmen zu registrieren. Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen zwischen Weser und Ems zieht wieder an. Per Saldo (plus 22 Prozentpunkte) wurden im vergangenen halben Jahr wieder mehr Mitarbeiter eingestellt als entlassen. Neue Stellen sind vor allem im Verarbeitenden Gewerbe (aufgestockt: 38,5 Prozent, entlassen: 13 Prozent) und im Dienstleistungssektor (aufgestockt: 34,3 Prozent, entlassen: 9,4 Prozent) geschaffen worden. Den niedrigsten Saldo aus Neueinstellungen und Entlassungen meldet der Handel (plus 14,4 Prozentpunkte). Die geschäftlichen Aussichten für die kommenden Monate sind von Optimismus geprägt. Jeder dritte befragte Betrieb (34,2 Prozent) zwischen Weser und Ems erwartet in den kommenden Monaten Umsatzsteigerungen. Von sinkenden Umsätzen gehen nur 7,3 Prozent der Unternehmen aus, nachdem es ein Jahr zuvor noch bei 18,7 Prozent der Unternehmen der Fall war. Recht zuversichtlich geben sich vor allem die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe: Hier kalkulieren zwischenzeitlich 38,5 Prozent der Unternehmen mit zunehmenden und 7,2 Prozent mit sinkenden Einnahmen. Gedämpfter ist die Erwartungshaltung im Bau: In diesem Wirtschaftsbereich rechnen 33,1 Prozent der Betriebe mit Umsatzsteigerungen, während jeder Zehnte von sinkenden Umsatzzahlen ausgeht. Ebenso begeben sich die hiesigen Unternehmen wieder verstärkt auf Personalsuche: Jeder fünfte Betrieb (19,1 Prozent) plant, in den kommenden Monaten zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Ihren Personalbestand zu verkleinern, beabsichtigen 5,6 Prozent der Firmen. In allen vier Wirtschaftsbereichen überwiegt aber der Anteil der Unternehmen, die das Personal aufstocken wollen. Allein im Dienstleistungssektor sprechen 21,3 Prozent der Unternehmen von potentiellen Neueinstellungen und 2,8 Prozent von drohenden Entlassungen. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 28 Auch die Investitionsbereitschaft zieht kräftig an: Fast jedes zweite Unternehmen (48,9 Prozent) im Raum Weser-Ems plant, in den kommenden Monaten Geld für neue Maschinen und Produktionsanlagen auszugeben. Vor allem bei Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe haben sich Investitionsvorhaben angestaut, die in den kommenden Monaten auf den Weg gebracht werden sollen. Aber auch im Dienstleistungsbereich (47,6 Prozent) und im Handel (46,6 Prozent) fällt die Investitionsbereitschaft wieder höher aus. Selbst im eher zurückhaltenden Bau planen 43 Prozent der Unternehmen die Durchführung neuer Investitionen. Neben der guten konjunkturellen Entwicklung hat sich auch die Finanzlage der Unternehmen im Weser-EmsRaum entspannt. So liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquote mittlerweile bei rund 33 Prozent. Dieser Umstand dürfte ein Grund dafür sein, dass die Insolvenzzahlen bislang nur moderat angestiegen sind. 2010 ist mit 1.090 Firmeninsolvenzen zu rechnen – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Allerdings erweisen sich die restriktiven Kreditbedingungen weiterhin als Belastungsfaktor für die Unternehmensfinanzierung. 42 Prozent der Unternehmen berichten jüngst von Verschärfungen bei den Finanzierungskonditionen. 52 Prozent der Unternehmen melden, dass die Bank vor einer Kreditvergabe höhere Sicherheiten verlangt hat, und fast jeder fünfte Betrieb (18,8 Prozent) musste höhere Kreditzinsen in Kauf nehmen. Nur in sieben Prozent der Fälle wurde der Kreditwunsch ganz abgelehnt. Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 29 g 7 Der Wirtschaftsraum Weser-Ems in Zahlen Der Wirtschaftsraum Weser-Ems nimmt innerhalb des Bundeslandes Niedersachsen eine herausragende Stellung ein. Nicht nur handelt es sich um eine flächenmäßig sehr große Region von nahezu 15.000 km² mit knapp 2,5 Mio. Einwohnern. Auch der Unternehmenssektor zeugt von der großen Wirtschaftskraft des Gebietes für den gesamten Norden Deutschlands. Die Creditreform Wirtschaftsdatenbank zählt aktuell gut 99.000 wirtschaftsaktive Unternehmen und Gewerbebetriebe im Weser-Ems-Gebiet. Von diesen sind 11,9 Prozent im Bausektor angesiedelt, 12,5 Prozent der Unternehmen gehören zur verarbeitenden Industrie. Damit hat dieser Wirtschaftsbereich eine etwas geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt. Stark vertreten sind dagegen Unternehmen aus dem Handel. Während dieser Sektor bundesweit ein Gewicht von gut 23 Prozent aufweist, sind in der Weser-EmsRegion fast 29 Prozent aller Betriebe im Kfz-, Einzeloder Großhandel tätig. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen sind allerdings, wie in der gesamtwirtschaftlichen Wirtschaftsstruktur auch, unternehmensnahe bzw. konsumnahe Dienstleister. Mehr als 99.000 Unternehmen Wirtschaftsstruktur Weser-Ems Deutschland 60,0 50,0 47,1 50,1 40,0 28,5 % 30,0 23,1 20,0 15,8 12,5 11,9 11,0 10,0 Quelle: Creditreform 0,0 Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel Dienstleistungen Hinsichtlich der Unternehmensgröße überwiegen in der Region Betriebe, die lediglich einen Mitarbeiter be- Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 30 schäftigen (42 Prozent). Nur eine Minderheit der hiesigen Unternehmen weist eine Belegschaftsgröße von mehr als 100 Personen auf. Eine solche Größenstruktur ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Beim Vergleich der Betriebsgrößenstruktur zwischen dem Weser-Ems-Gebiet und den Deutschlandwerten zeigen sich jedoch zwei Abweichungen: Die erste betrifft Kleinstbetriebe bis 5 Beschäftigte, deren Anteil in der Weser-Ems-Region deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt (78,8 gegenüber 82,9 Prozent). Ein Grund hierfür dürfte die geringere Zahl an oftmals kleinteiligen Dienstleistungsunternehmen sein. Der zweite Unterschied liegt im höheren Anteil von Unternehmen der Größenklasse 6-20 Mitarbeiter – meist Handwerksbetriebe und kleine familiengeführte Mittelständler. Im Weser-Ems-Gebiet findet sich häufiger ein solches Unternehmen als im Bundesdurchschnitt. Größenstruktur Weser-Ems 90,0 80,0 78,8 Deutschland 82,9 70,0 60,0 50,0 % 40,0 30,0 20,0 14,8 12,2 10,0 3,0 Quelle: Creditreform 2,2 2,1 1,5 1,3 1,1 0,0 bis 5 Mitarbeiter 6 bis 20 Mitarbeiter Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 21 bis 40 Mitarbeiter 41 bis 100 Mitarbeiter mehr als 100 Mitarbeiter 31 g 8 Basis der Untersuchung Die in der Studie verwendeten Daten wurden Anfang August 2010 mittels einer schriftlichen Befragung von kleinen und mittleren Unternehmen im Weser-EmsGebiet erhoben. Der betrachtete Wirtschaftsraum umfasst die folgenden Landkreise und kreisfreien Städte: Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Landkreis Oldenburg, Landkreis Osnabrück, Vechta, Wesermarsch, Wittmund, Delmenhorst, Emden, Stadt Oldenburg, Stadt Osnabrück und Wilhelmshaven. Die hierbei verwendete Definition des Mittelstandes schließt sich der überwiegenden wissenschaftlichen Lehre an, die auf die Mitarbeiterzahl abstellt (nicht mehr als 500 Beschäftigte) und eine Umsatzgröße von höchstens 50 Mio. Euro zulässt. Entscheidend für die Zugehörigkeit eines Unternehmens zum Mittelstand ist ferner die „Personaleinheit“ von Geschäftsführer und Inhaber. Tab. 27: Sitz des Unternehmens g Landkreis Ammerland 45 Landkreis Aurich 50 Landkreis Cloppenburg 50 Landkreis Emsland 92 Landkreis Friesland 11 Landkreis Grafschaft Bentheim 40 Landkreis Leer 53 Landkreis Oldenburg 34 Landkreis Osnabrück 105 Landkreis Vechta 40 Landkreis Wesermarsch 18 Landkreis Wittmund 15 Stadt Delmenhorst 20 Stadt Emden 30 Stadt Oldenburg 96 Stadt Osnabrück 53 Stadt Wilhelmshaven 38 Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 32 Tab. 28: Anzahl der befragten Unternehmen g Verarbeitendes Gewerbe 208 Bau 142 Handel 174 Dienstleistungen 254 Sonstige 12 Gesamt 790 Tab. 29: Anzahl der Beschäftigten g 1– 5 Personen 126 6 – 10 Personen 125 11 – 20 Personen 148 21 – 50 Personen 167 51 – 100 Personen 90 101 – 250 Personen 79 mehr als 250 Personen 54 Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 33 Verantwortlich für den Inhalt: Creditreform Wirtschaftsforschung Leitung: Michael Bretz, Tel. (02131) 109 -171 Redaktion: Micaela Kiener-Stuck, Tel. -229 Dr. Hardy Gude, Tel. -172 Creditreform Osnabrück Unger KG Parkstraße 32, D-49080 Osnabrück Rolf Unger, Telefon: (0541) 69255 40 r.unger@osnabrueck.creditreform.de Alle Rechte vorbehalten © 2010 Creditreform Ohne ausdrückliche Genehmigung des Urhebers ist es nicht gestattet, diese Untersuchung/Auswertung oder Teile davon in irgendeiner Weise zu vervielfältigen oder zu verbreiten. Lizenzausgaben sind nach Vereinbarung möglich. Ausgenommen ist die journalistische und wissenschaftliche Verbreitung. Osnabrück, 23. September 2010 Wirtschaftslage Weser-Ems, Herbst 2010 34