PDF - Globetrotter

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EINE WOCHE AUF DEM ALLAGASH RIVER IM NORDEN MAINES
Die Entdeckung der Paddelwelt
Text und Bilder: Charlotte Jacquemart
Der Allagash River bietet alles, wovon Kanuten träumen: abgeschiedenes Paddeln, prachtvolle Natur, herausfordernde Stromschnellen und romantisches Campieren. Von dieser Affiche liessen sich die Kanugreenhorns Charlotte
Jacquemart und Christine Stähli verführen und verwirklichten sich hier im Nordosten der USA ihren Outdoortraum.
D
er Wolkenbruch, der über
Boston niedergeht, durchnässt nicht nur uns in wenigen Minuten bis auf die
Knochen. Passanten suchen unter vorstehenden
Dächern Schutz, doch es
nützt nichts: Es ist ein regelrechter Orkan, der
die Ostküste der USA an diesem Augusttag im
Regen versinken lässt. Wir schauen einander
an und denken beide dasselbe: Was, wenn wir
mit unserem 30-jährigen Zelt in solche Nie-
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derschläge geraten? Denn wir wollen hoch hinaus – für unsere Begriffe als Kanunovizinnen
jedenfalls. Unser Ziel ist der «Allagash Wilderness Waterway» im Norden des amerikanischen Bundesstaates Maine, nahe der
Grenze zu Kanada. Auf diesem rund 100 Meilen langen Wassersystem, das unter Naturschutz steht, wollen wir eine Woche mit einem
Tourenkanadier unterwegs sein. In der Einsamkeit, auf uns selbst gestellt, fernab von Bürostress und digitaler 24-Stunden-Erreichbarkeit.
Einkaufstour. Doch zuerst muss ein neues Zelt
her, beschliessen wir im nächsten Pub, während unsere Kleider in Ofennähe wenigstens
oberflächlich etwas trocknen. In Portland,
Maine, rund vier Autostunden nördlich von
Boston, finden wir bestimmt, was wir suchen.
Wir kennen die nette Stadt am Atlantik mit europäischem Flair – gemütliche Cafés, feine Restaurants, herausgeputzte Boutiquen – von früheren Besuchen her und wissen, dass wir uns
im Eastern Mountain Sport perfekt eindecken
können. Kurze Zeit später sind wir stolze Be-
USA OST
sitzerinnen eines brandneuen, leichten, knallgelben Zweierzeltes aus dem Hause North Face.
Und wohin mit dem von uns mitgeschleppten
Oldtimer? Fort damit, in die nächste Abfalltonne, ist unsere erste Reaktion. Doch irgendetwas
lässt uns zögern. Eventuell kann das Zelt ja eines der Kinder zu Hause noch gebrauchen, und
überhaupt: Jahrelang hat es uns treu gedient.
Hat es nicht einen anständigeren Tod verdient
als die Beisetzung in einem dreckigen Abfalleimer auf einem beliebigen Parkplatz an der
US-Ostküste? Wir schmeissen es wieder in den
Kofferraum unseres Mietautos. Dieser Handgriff sollte sich als die intelligenteste Entscheidung der ganzen Reise herausstellen.
Am Folgetag müssen wir persönlich im
Stadthaus antraben, um eine «FishingLicence» zu beantragen. Via Internet
blieb uns das Papier verwehrt. Bewerber aus dem Ausland sind auf Maines
Gewässern nicht vorgesehen. Doch
was wäre ein Aufenthalt auf dem Wasser ohne den eigenen Fang auf dem
Grill? Die Fischerrute dazu ist für wenige Dollars zu finden – der gigantische Drybag aus dem Hochseefachgeschäft, der uns noch gefehlt hat,
verursacht höhere Spesen.
Ab in den Norden. Nach einer letzten
Nacht in Portland brechen wir endlich in Richtung kanadische Grenze
auf. Mit rund acht Stunden müssten
wir rechnen, hat uns Norman vorgängig informiert. Er betreibt den Campground Pelletier und einen Kanuverleih
am Grenzfluss St. John, westlich von Fort
Kent. Mit ihm haben wir bereits von der
Schweiz aus Kontakt aufgenommen, und
er hat uns versprochen, uns nicht nur mit
einem 16-Fuss-Kanu auszurüsten, sondern auch mit jenem Campingmaterial,
das der Flugreise wegen nicht in unser Gepäck passte.
Über Augusta, Bangor und Sherman
führt die Route immer nach Norden, vorbei am Baxter-Statepark mit dem Wahrzeichen Mount Kathadin, mit 1606 Metern
der höchste Punkt im Bundesstaat Maine.
Mit dem Wasserfilter der Schweizer Firma
Katadyn, der im Auto mitfährt, hat der
Berg allerdings rein gar nichts zu tun.
Je nördlicher wir kommen, desto einsamer
wird es auf den Strassen. Von Fort Kent aus
folgen wir dem St. John bis nach St. Francis, wo
Norman uns schon für das Briefing erwartet.
Der 60-Jährige kennt jede Stromschnelle des
Allagash, weiss haargenau, wo sich die Frischwasserquellen verstecken, welche Campsites
nass und modrig sind. Er mustert uns zwei
Schweizerinnen mit zusammengekniffenen
Augen skeptisch: Wie viel Kanuerfahrung wir
denn hätten, will er wissen. Offensichtlich gibt
er seine grünen «Old Towns» nicht jedem ab.
Wir sind ehrlich: «Wenig bis gar keine.» Aber
dafür sind wir als ehemalige Pfadfinderinnen
umso Camping-erprobter, beeilen wir
uns anzufügen, um es mit dem Italoamerikaner nicht ganz zu verscherzen. Er hält uns die Karte unter die
Nase und zeichnet ein, was wir wissen
müssen. Ebenso, wo er uns aussetzen
und wo unser Auto nach der Ankunft
in Allagash River zu finden sein wird.
Wir haben zur Planung nicht viel zu
sagen. «Ich werde euch unterhalb des
Churchill-Damms ins Wasser lassen,
nicht oberhalb», sagt er autoritär. Die
Stromschnellen beim Damm gelten
als die schwierigsten der ganzen Strecke. Die traut er uns nicht zu. Wohl
zu Recht.
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Erste Stromschnellen. Den Rest des Abends
verbringen wir mit der Vorbereitung für die
nächsten Tage: Wir bedienen uns an Normans
Campingmaterial, testen den nicht über alle
Zweifel erhabenen, weil in die Jahre gekommenen Coleman-Kocher, packen Lebensmittel in
die Trockensäcke ab, stellen das neue Zelt
auf – mit Blick auf die über dem St. John zu
Bett gehende Abendsonne. Dabei entdecken
wir es, das Corpus Delicti: Ein Loch klafft in
der gelben Regenhaut des neuen Zeltes! Gut
sichtbar thront die zirka einen Quadratzentimeter grosse «Lüftung» vor unseren Augen.
Verärgert bauen wir die Neuakquisition wieder
Leicht zu finden. Lauschige
Campplätze gibt es genügend.
Crashkurs im Fischfang.
Allerdings ohne Erfolg.
Spiegelglatt. Einfaches Paddeln.
ab, verstauen sie im Beutel – und greifen glückselig zu unserem Zeltveteranen, der geduldig im Kofferraum der
Dinge harrte, die da kommen mögen.
Am nächsten Morgen heisst es
früh raus, denn der Wetterbericht verheisst nichts Gutes. Regen und Sturm
sind für den Nachmittag und die
kommende Nacht angekündigt. Norman will uns frühestmöglich auf dem
Allagash aussetzen, damit wir es wenigstens sicher über den Lake
Umsaskis schaffen. Denn die
Seen im Allagash-System sind so
gross, dass sie im Wind unüberwindbar werden können. Die
Fahrt über holprige Forststrassen
bis zum Churchill-Damm
kommt uns ewig vor. Nach vier
Stunden sind wir am Ziel. Schnell
das Kanu runter vom Dach des
Vans, Gepäck rein und festzurren,
Schwimmwesten an und ab auf
den Allagash. Am Himmel haben sich dunkle Wolken bedrohlich zusammengezogen. Norman
steht am Ufer und winkt uns.
«Goodbye, see you in a week!»
Obwohl wir unterhalb des
Churchill-Damms eingestiegen
sind, landen wir sofort in den ersten Stromschnellen. Unser Kanu wird zum Spielzeug der
Strömung, bis wir uns daran erinnern, was
Norman uns am Vorabend eingebläut hat: immer das V im Wasser suchen und da reinzielen.
Also spähen wir frenetisch nach weiteren VFormen. Einmal kapiert, funktioniert es gar
nicht so schlecht. Beruhigt stellen wir auch fest,
dass sich das «Old Town» nicht so schnell aus
der Ruhe beziehungsweise dem Gleichgewicht
bringen lässt. Einige Meilen weiter flussabwärts
gleiten wir in den Lake Umsaskis hinein und
versuchen, uns nicht zu stark vom linken Ufer
zu entfernen. Trotz Wind, Wellen und einset
SOMMER 2014 GLOBETROTTER-MAGAZIN
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Outdoorschweinebraten. Kurze Zeit später
erreichen wir eine der gefürchteten Stellen im
Allagash: die Spikes am Long Lake Dam. Speeren gleich stehen hier Pfähle im Wasser, ihre
metallenen Spitzen reichen bis knapp unter die
Wasseroberfläche. Doch das Glück will es, dass
wir auf sechs Amerikaner treffen, welche die
Stelle von früher kennen. Sie haben lange Seile dabei und ziehen die Kanus – auch das unsrige – von Land aus über die gefährliche Stelle.
Nur Alan fordert das Schicksal zu stark heraus.
Er versucht, mit seinem selbst gebauten Holzkanu über die Spitzen hinwegzupaddeln. Die
Rechnung folgt auf dem Fuss: Eine Metallspitze bohrt sich in den Kanuboden hinein und
reisst einen rund 20 Zentimeter langen Schlitz.
Mit Klebeband flickt Alan das Loch provisorisch – um es abends mit Leim und Glasfasergewebe so weit abzudichten, dass er die nächsten Tage mit seinem Boot überlebt. Über so viel
handwerkliches Geschick staunen wir Schweizerinnen Bauklötze – und die Amerikaner
zendem Regen schaffen wir es irgendwie über
das Gewässer und legen beim Sandy Point an.
Hier befindet sich eine der Ranger Stations, bei
denen sich alle Allagash-Besucher melden
müssen.
Alt, aber verlässlich. Der Ranger sitzt gemüt-
lich im Schaukelstuhl – im Trockenen. Er erkundigt sich nach unseren Reiseplänen, notiert
sie säuberlich auf. Die Kontrolle ist zu unserer
eigenen Sicherheit. Melden wir uns nicht wie
geplant am Ende des Trips bei der letzten Ranger Station ab, würde nach uns gesucht. Auch
befolgen wir des Parkwächters Rat und peilen
für die kommende Nacht die nächstliegende
Campsite Grey Brook an. «Nehmt den Long
Lake erst morgen in Angriff, der Regen wird
stärker», meint er väterlich. Einen letzten Tipp
wollen wir von ihm bezüglich
der Schwarzbären, die sich in
der Gegend tummeln, noch hören. «Macht einfach Lärm, wenn
ihr an Land geht. Die Bären
fürchten sich mehr vor euch als
umgekehrt.» So richtig beruhigt
sind wir trotzdem nicht.
Grey Brook entpuppt sich
als hübscher Platz, wie fast alle
Sites entlang des «Allagash Wilderness Waterway». Wir werfen
die blauen Plastikplanen, die
uns Norman aufgedrängt hatte – dem Manne sei Dank –, über
die vorhandenen Holzgerüste
und retten das Material ans Trockene. In der «Küche» unter
dem blauen Dach kommt so etwas wie Gemütlichkeit auf. Trotz Nässe bringen
wir ein Feuer in Gang, das uns wärmt. Bald
schon aber liegen wir todmüde in den Schlafsäcken. Der Regen trommelt auf die Haut unseres alten Zeltes, verstärkt sich: Ob es dicht
hält? Jedenfalls fast, stellen wir am nächsten
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GLOBETROTTER-MAGAZIN SOMMER 2014
Morgen fest: Nur von unten her ist
Feuchtigkeit eingedrungen, weil der
trockene Waldboden um das Zelt herum das viele Wasser nicht schnell genug hat schlucken mögen. Doch die
Sonne lacht vom Himmel und macht
uns die Sache einfach: Wir legen alles
zum Trocknen an den Ministrand
und frühstücken ausgiebig.
Danach gehts wieder aufs Wasser,
auf dem wir uns mit dem blauen
Himmel über uns deutlich wohler
fühlen als noch am Vortag. Auf dem
Long Lake kämpfen wir allerdings gegen starken Wind an. Am Seeausgang
steht plötzlich ein Elch vor uns im
Wasser und starrt uns an. Es ist ein
riesiger Bock – weiträumig umfahren,
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Zufriedene Paddlerin. Gutes Wetter,
ruhiges Wasser und bezaubernde Natur.
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Volle Töpfe. Danke für die Einladung.
ç Materialschlacht. Alles muss Platz haben.
è Hygiene muss sein. Sprung ins kalte Wasser.
hatte uns Norman geraten, da diese Elche ungemütlich reagieren könnten, wenn sie sich gestört fühlen. Das ist leichter gesagt als getan,
wenn wenig Raum für Navigation besteht. Wir
halten den Atem an und gleiten möglichst geräuschlos vorbei. Das Tier beachtet uns kaum.
staunen ihrerseits darüber, wie zwei Frauen aus
der Alpenrepublik auf die Idee kommen können, alleine auf dem Allagash in Maine paddeln
zu gehen. So ganz genau wissen wir das selbst
nicht.
Da wir uns in der Wildnis von Maine schon
mal gefunden haben, campieren wir auch
gleich zusammen am Round Pond auf der
Campsite Inlet, die gross genug ist für zwei Parteien. Der Entscheid beschert uns eine Einladung zum Abendessen, die wir dankend annehmen, denn einen Schweinebraten vom
Holzfeuer gibt es im Outback nun wahrlich
nicht jeden Tag. Doch eben einen solchen haben die Amis, gefroren in einer Eisbox, den
Fluss hinuntertransportiert. Wir geniessen darüber hinaus den ersten Crashkurs im Fischfang – allerdings ohne Jagderfolg. Als die Dunkelheit über uns hereinbricht, sitzen wir ums
USA OST
PADDELN AUF DEM ALLAGASH
Der gesamte «Allagash Wilderness Waterway» umfasst knapp 100 Meilen und steht seit
1966 unter Naturschutz. Aus diesem Grund sind Motorboote verboten. Die längste Portage
führt rund 500 Meter um die Allagash Falls herum. Schwierigste Stellen: Whitewater II.
Der Wasserstand variiert, ist zwischen Mai und Oktober aber meist genügend hoch.
Infos | à www.maine.gov/ à www.visitmaine.com/
Outfitter | à www.mainerec.com/pellcamp.shtml à www.katahdinoutfitters.com/river.htm
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Rive
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St. J
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Rive
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Elchgesellschaft. Der nächste Paddeltag
bringt erstmals mehr Beschaulichkeit denn Adrenalin. Flora und Fauna in diesem Abschnitt
des Allagash könnten atemberaubender nicht
sein. Nicht von ungefähr heisst ein Teil des Weges hier «Dead Water», auch wenn in diesem Fall dead wohl eher mit mystisch
A LL AG A S H RI VE R
denn mit tot übersetzt werden muss. Der
KANADA
Fluss windet sich hier über viele Meilen
gemächlich in Richtung kanadischer
Grenze, hinter jeder Biegung finden sich
verwunschene kleine Buchten und verSt. Francis
steckte Verzweigungen, in denen Vögel
Allagash
und Enten ein Zuhause finden. Viele der
Allagash Falls
Kreaturen sind uns unbekannt. Riesige
Weiden reichen vom Ufer weit ins Wasser
hinaus – zeitweise paddeln wir wie unter
einem Dach.
USA
Wir werfen die Angeln über das Heck
aus – der grosse Fang bleibt aber auch
Churchill-Dam
heute aus: Das erhoffte Abendessen verKanuroute
steckt sich in tieferen, kühleren Wasserschichten. Wir beginnen zu ahnen, dass
es dabei bleiben wird. Ohne grosse Schwierigkeiten gelangen wir bis zum EtappenMAINE
ziel, der Campsite Deadwater South, einer
der romantischsten ÜbernachtungsmögPortland
lichkeiten entlang des Allagash. Unsere
neu gewonnenen Freunde finden unweit
von uns bei Deadwater North eine Bleibe – was
se, um uns endlich in die Reiseliteratur zu veruns eine weitere nächtliche Erzählrunde unter
tiefen, stellt sich einfach nicht ein. Gerne hätdem funkelnden Sternenhimmel beschert.
ten wir an diesem wunderbaren Ort deshalb
zwei Nächte verbracht – doch die weiteren
Doch vorab muss wie jeden Tag Holz gehackt, eingefeuert, gekocht und das Bett ge- Wetterprognosen sind dermassen schlecht,
richtet werden. Und auch ein Bad im Fluss ist
dass wir es nicht wagen, uns einen Ruhetag zu
heute obligatorisch, sagen unsere Nasen. Musgönnen.
Am vierten Tag weckt uns das Geräusch von weidenden Elchen, die vor unserem Strand, kopfunter, im Wasser stehen. Wir beobachten sie vom Schlafsack
aus. Erst als unser eigener Magen zu knurren beginnt, machen wir dem Treiben ein
Ende. Verstimmt ziehen sich die braunen
Gesellen zurück.
Heute stehen nicht nur einige Stromschnellen auf dem Programm, sondern
auch die lange Portage um die Allagash
Falls herum. Für Amerikaner sind die
Wasserfälle der Höhepunkt der Flussreise.
Für uns Schweizerinnen jedoch ist das
Wasser, das aus rund 15 Metern in die
Tiefe fällt, nichts Aussergewöhnliches. Ein
Spektakel ist es zwar allemal – mehr angetan als vom Wasserfall selbst sind wir aber
von der Tatsache, dass man im Bassin unterhalb der Fälle baden kann. Von einem
Stein aus lässt man sich vorsichtig ins Wasser gleiten und die Strömung spült einen
weiter unten wieder ans Ufer. Einfach herrlich!
Und weil es so schön ist, verbringen wir die
Nacht auch gleich auf der grosszügig angelegten Campsite bei den Allagash Falls, die Platz
für alle bietet.
Neue Freundschaften. Die Nacht bringt nach
drei herrlichen Sonnentagen erneut Regen. Wir
brechen das Camp frühmorgens in der Nässe
ab und entscheiden uns, direkt bis Allagash
River zu paddeln. Eine Nacht im nassen Zelt:
Darauf haben wir keinen Bock mehr, auch
wenn es die Vorräte zugelassen hätten. Schwierig ist das letzte Stück des Wasserweges nicht
mehr – aber irgendwie stellt sich so etwas wie
Wehmut ein darüber, dass das Abenteuer zu
Ende ist und von den neu gewonnenen Freunden Abschied genommen werden muss. Beim
Allagash-Checkpoint die fast letzte Handlung:
Abmelden beim Ranger, bevor wir etwas weiter
unten die Kanus aus dem Wasser ziehen, ein
Gruppenfoto machen und die Adressen austauschen. Der Allagash hat uns nicht nur mit
einer Woche Wildnis beglückt, sondern auch
neue Freundschaften gebracht. Ohne die wir
sehr viel einsamer unterwegs gewesen wären.
Nachtrag: Das Lochzelt bringen wir auf der
Rückfahrt ins Fachgeschäft zurück. Die nehmen es ohne Murren entgegen. Die Rückbuchung via Kreditkarte beschert uns mehr, als
wir bezahlt haben. Dem Dollarkurs sei Dank.
jacquemartcharlotte@gmail.com
© Globetrotter Club, Bern
Feuer herum, brauen Kaffee und erzählen uns
Geschichten – bis uns die Müdigkeit übermannt. Liegen einmal alle im Zelt, ist die Stille
absolut. Ein Paradies für gestresste Städter.
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