Paulinumsbote
Transcription
Paulinumsbote
Paulinumsbote ___________________________________________________ Advent 2012 Nummer 27 __________________________________________________ Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich. (Psalm 16,11) Es gehört zu den Freuden meines Berufes, dass ich täglich mit den Lebensgeschichten von ganz verschiedenen Menschen in Berührung komme. Keine Geschichte gleicht der anderen. Ich liebe es, den Erinnerungen und Erfahrungsberichten zu lauschen. Bilder entstehen in meinem Kopf, bunte Filme, die mich oft noch sehr lange begleiten. Doch es geht bei den Gesprächen nicht nur um die reinen Lebensdaten, vielmehr geht es darum, das eigene Leben zu deuten. Es geht im Erinnern um die Suche nach dem versteckten Sinn in allem, nach dem verborgenen roten Faden. Diese Auslegung der eigenen Lebensgeschichte fällt ebenfalls sehr persönlich aus. Die einen sehen eher mit Schmerz und Bitterkeit auf ihr Leben, die anderen sehen eher das Gute und Schöne. Das heißt nicht, dass die einen nur Schweres und die anderen nur Gutes im Leben erfahren haben. Beides gehört zu einem jeden Leben dazu. Die Frage ist: Was hat für mich im Rückblick den Vorrang? Die Beantwortung dieser Frage bestimmt dann auch die Erwartungen, die ich an die Zukunft habe. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Der Psalm 16 ist einem Lied des großen Königs David entnommen. Sein Lebensweg war zwar eine steile Karriere vom Hirtenjungen zum königlichen Herrscher, doch vor Krisen und Schmerz blieb auch er nicht verschont. Im Rückblick auf sein Leben singt er: Der HERR ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mir mein 1 Erbteil. Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden. Diese Sicht auf die Vergangenheit bringt ihn dazu, voller Zuversicht nach vorn zu blicken: Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher liegen. Denn du, GOTT, wirst mich nicht dem Tode überlassen. Die Sicht auf die Höhen und Tiefen des Lebens bildet einen entscheidenden Unterschied. Welchem Grundgefühl gebe ich Raum? Woran orientiert sich meine Seele? Martin Luther hat einmal gesagt: Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern. Mit GOTTES Hilfe kann es gelingen, in Freundlichkeit dem eigenen Leben zu begegnen und zu beten: GOTT, du hast viel von mir verlangt. Ich habe nicht immer alles verstanden. Doch du hast auch so viel Glück für mich bereitgehalten. Deshalb bin ich gewiss. Du wirst für mich sorgen. Am Ende wird alles gut in dir, GOTT. Immer. Katharina Falkenhagen Pfarrerin in Frankfurt (Oder) 2 Bericht über die Referate auf dem Paulinumstag in Neudietendorf am 18. und 19.9.2012 Zwei anregende Referate konnten die anwesenden Paulinerinnen und Pauliner auf dem diesjährigen Paulinumstag hören. Im ersten Referat berichtete der Direktor des Kirchlichen Fernunterrichts (KFU) in Neudietendorf Herr Dr. Achim Detmers über die seit 1960 bestehende Prädikantenausbildung. Finanziell getragen wird die Ausbildung heute von vier ostdeutschen Landeskirchen. An Bewerbern mangelt es nicht. Das Interesse der Teilnehmer aus den verschiedensten Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten ist groß. Obwohl die meisten einen prall gefüllten (Berufs-) Alltag haben, mangelt es nicht an Bereitschaft, bei den regelmäßig stattfindenden Wochenendseminaren die theologischen Sachthemen in der Gruppe zu durchdenken und auf die heutige Lebenssituation zu beziehen. Die Dozenten – zum Teil Professoren von den Universitäten – unterrichten gerne wegen der hohen Motivation der Teilnehmer. Altbischof Axel Noack bestätigte am nächsten Tag diese Feststellung und meinte: „Dort glüht die Hütte.“ Mit Sorge sieht Herr Dr. Detmers den absehbaren Pfarrermangel bis zum Jahr 2020. Gründe hierfür sind vor allem die Pensionierungswellen ab 2015 und der ausbleibende theologische Nachwuchs. In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der Theologiestudenten um ca. 70% zurückgegangen. Für die östlichen Landeskirchen ist zu befürchten, dass es eine verstärkte Abwanderung von Pfarrerinnen und Pfarrern in andere Landeskirchen geben wird – u.a. wegen der besseren Arbeitsbedingungen. Es stellt sich die Frage, ob die Prädikanten in Zukunft noch mehr pfarramtliche Aufgaben übernehmen müssen. Herr Dr. Detmers meinte, dass trotz dieser Prognosen der Leidensdruck noch nicht groß genug sei für die Schaffung eines neuen zweiten Bildungsweges in 3 das Pfarramt. Ein Erwerb der Befähigung zum Pfarrdienst ist für Prädikantinnen und Prädikanten von den Landeskirchen ausdrücklich nicht vorgesehen. Nur in Einzelfällen wird zugelassen, dass Prädikanten die pfarramtliche Verantwortung für ein einzelnes Dorf übernehmen. Am zweiten Tag hielt der Altbischof der Kirchenprovinz Sachsen Prof. Axel Noack ein Referat zum Thema: „Kirchliche Entwicklungen der Pfarrer/innenausbildung“. Es ist nicht leicht, die schleichenden Veränderungsprozesse zu beschreiben, die seit 1989 stattgefunden haben. Manches ist nicht so eingetreten, wie es vermutet wurde. Heute gibt es zum Beispiel viel höhere Kirchensteuereinnahmen als vor Jahren gedacht. Im kirchlichen Zusammenhang gab es nicht die radikalen Umbrüche wie sonst in der Gesellschaft. Zumindest wurden diese nicht so stark empfunden, weil die Existenz der Pfarrerinnen und Pfarrer im Vergleich zu vielen anderen Berufen sehr abgesichert erscheint. Axel Noack stellte hier Ähnlichkeiten zwischen den Institutionen Kirche und Schule fest. Zwar haben sich die Rahmenbedingungen im Pfarrdienst und im Schuldienst durchaus stark verändert, jedoch blieb die Mitarbeiterschaft gleich. Der Weg in das Pfarramt ist nicht mehr so vielfältig wie vor 1989. Die Kirche hat sich aus der ersten Ausbildungsphase fast vollständig zurückgezogen. Der Staat finanziert die universitäre Ausbildung der Theologen. Während sich zu DDR-Zeiten die Pfarrerschaft vor allem aus Pfarrerskindern und Spätberufenen zusammensetzte, kommen die Pfarrerinnen und Pfarrer heute oft aus „normalen“ christlichen Familien. Die Pfarrfamilie ist heute nicht mehr selbstverständlich. In der Pfarrerschaft gibt es immer mehr Singles. Ein gesellschaftlicher Trend ist die strenge Trennung von Arbeit und Freizeit, auf die auch immer mehr Pfarrerinnen und Pfarrer Wert legen. Mit großer Sorge sieht Axel 4 Noack, dass die Pfarrer und Pfarrerinnen keinen oder zu wenig Kontakt zu den Menschen haben. Es mangelt immer stärker an Gelegenheiten zum Gespräch. Insbesondere auf dem Land gibt es keine Läden mehr, wo man Menschen trifft. 80 % der pfarramtlichen Arbeit geschieht heute nach dem Motto: „Wir drucken was Tolles, ihr sollt kommen!“ Die Kontaktarmut ist ein Riesenproblem. Es müssen Antworten gefunden werden auf die Fragen: Wie nehmen wir Anteil an dem, was die Leute tun? Woran merken die Menschen, dass wir sie mögen? Ein Vorschlag von Axel Noack ging dahin, dass die 1400 Mitarbeiter der EKM (Ev. Kirche in Mitteldeutschland) in die leerstehenden Pfarrhäuser ziehen könnten, um so die Präsenz vor Ort zu stärken. Es ist viel, wenn Licht im Pfarrhaus brennt. In jedem Fall muss in der Ausbildung und in den Konventen dazu ermutigt werden, Wege zu den Menschen vor Ort zu suchen. Für den Paulinumsverein ergibt sich die Frage, inwiefern durch den absehbaren Pfarrermangel die Diskussion über alternative Wege in das Pfarramt neu belebt werden kann. Bernhard Hoppe, am Paulinum von 1993-95, weiterstudiert an Theolog. Fakultät in Halle (Saale), seit 2008 Pfarrer in Pechüle bei Treuenbrietzen 5 Martin Luther King am 13. September 1964 in der Ost-Berliner Marien- und Sophienkirche sowie Martin-Luther-King-Oratorium „Go down, Moses“ – Zeitzeugen gesucht Quelle: www.overseasvotefoundation.org/files/King3-in1964.gif abgerufen am 31.10.2012. Liebe Paulinerinnen und Pauliner, Martin Luther King besuchte im Zusammenhang mit seiner West-Berlin-Reise einmalig die DDR – am 13. September 1964. Ursprünglich war ein Gottesdienst mit Martin Luther King in der OstBerliner Marienkirche geplant, zu dem relativ kurzfristig in Mund-zu-Mund-Propaganda eingeladen wurde. Die völlig überfüllte Marienkirche und der starke Besucherandrang veranlassten den schwarzen Baptistenprediger, anschließend noch einmal in der Ost-Berliner Sophienkirche zu predigen. Aus einem Beitrag von Anselm Tietzsch und von 6 weiteren Zeitzeugen ist mir bekannt, dass zu dem Gottesdienst in der Marienkirche der Chor des Paulinums unter Leitung von Theophil Rothenberg englischsprachige Spirituals gesungen haben soll. Da ich derzeit eine Dissertation unter dem Thema „Die Rezeption von Martin Luther King in der DDR“ schreibe, würde ich Sie – die Sie damals an einem dieser Gottesdienste teilgenommen bzw. sogar in diesem Paulinum-Chor mitgesungen haben – als Zeitzeugen gern befragen wollen. Besonders interessieren würde mich folgendes: 1. Wie war die Atmosphäre in diesem Gottesdienst? 2. Wie hat Martin Luther King auf Sie gewirkt? 3. Haben Sie nach diesem Gottesdienst Martin Luther King rezipiert, insbesondere als Pfarrer, Prediger, etc. im kirchlichen/gemeinschaftlichen Dienst? Wenn ja, was haben Sie von und über Martin Luther King weitergegeben, wie und wo? Darüber hinaus hat der Paulinum-Chor das MartinLuther-King-Oratorium „Go down, Moses“ von Theophil Rothenberg/Dietrich Mendt in der DDR mehrfach aufgeführt. Von besonderem Interesse wäre für mich: 1. Wo, zu welchen Anlässen und wann wurde dieses Oratorium aufgeführt? 2. Welche Wirkung hatte dieses Oratorium beim Zuhörerkreis hinterlassen? 3. Gibt es noch Aufnahmen und/oder Partituren dieses Oratoriums? 4. Haben Sie zu Paulinum-Chorfahrten Lieder über Martin Luther King bzw. der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (z.B. We shall overcome) gesungen? Wenn ja, was, wo und wann? Für Antworten auf diese Fragestellungen wäre ich 7 Ihnen sehr dankbar, ebenso für Informationen zu dieser Thematik, die über diese Fragen hinausgehen. Damit würden Sie mich in der Erarbeitung meiner Dissertation voranbringen. Ich selbst war leider keine Zeitzeugin, da ich erst fünf Jahre nach Kings Ost-Berlin-Besuch geboren wurde. Kurz möchte ich mich Ihnen noch vorstellen: Mein Name ist Eva Werner, ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe vier Kinder. Ich wohne in Stollberg/Sachsen. An der TU Chemnitz habe ich Politikwissenschaft, Interkulturelle Kommunikation sowie Neuere und Neueste Geschichte studiert. Seit acht Jahren arbeite ich als nebenamtliche Kirchenmusikerin (C) in der Kirchgemeinde Beutha bei Stollberg mit. Engagiert bin ich u.a. im MartinLuther-King-Zentrum für Demokratie und Gewaltfreiheit e.V. Werdau, bei dem ich eine der beiden stellvertretenden Vorsitzenden bin. Kontaktieren können Sie mich unter: Eva Werner Lutherstraße 10 09366 Stollberg Tel.: 037296/80187 Mobil: 0157/87020615 E-Mail: eva@martin-luther-king-zentrum.de Es grüßt Sie ganz herzlich Eva Werner Aktuelles aus dem Verein 8 Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des Paulinumvereins, liebe Schwestern und Brüder, der traditionelle Paulinumstag fand in diesem Jahr erstmals nicht in Woltersdorf bei Berlin sondern in Neudietendorf statt. Wir folgten damit den Anregungen der Mitgliederversammlungen der letzten Jahre. Neudietendorf haben wir aufgrund der Nähe zu Erfurt gewählt und hatten auch den Verein Predigerschulgemeinschaft Wittenberg-Erfurt e.V. eingeladen. Der Verein wurde nach Schließung der Predigerschule in Erfurt 1993 gegründet und ähnelt in Zielen und Arbeitsweise unserem Paulinumverein. Leider hatten sich nur sehr wenige auf den Weg gemacht. Angesichts der interessanten Referate von Dr. Detmers und Prof. Noack war dies besonders bedauerlich. Die Mitgliederversammlung konnte trotzdem stattfinden und einen neuen Vorstand wählen. Diesem gehören Dr. Christian Bunners, Jutta Kraeusel, Reinhard Kronberg, Sieghard Löser, Johannes Ott, Horst Ritter und Gerd Simmank an. Ich habe nicht mehr kandidiert und danke an dieser Stelle allen sehr, die sich wieder zur Wahl gestellt haben. Besonders freue ich mich, dass wir mit Reinhard Kronberg ein neues Mitglied des Vereins für den Vorstand gewinnen konnten. Der Vorstand wird demnächst gemäß der Satzung aus seiner Mitte die zu vergebenen Funktionen wählen. Diese entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.paulinum.org Unser Verein ist jetzt auch im freien Online-Lexikon Wikipedia unter Paulinum (Berlin-Friedrichshain) zu finden. Mein Dank gilt Bruder Heidler der den Artikel verfasst hat und Johannes Ott, der den Artikel eingestellt hat. Mit Anregungen zur Verbesserung und Erweiterung wenden Sie sich bitte an den Vorstand. 9 Sollten Sie Personen kennen, die der Verein im Rahmen seiner Satzung (unter www.paulinum.org zu finden) unterstützen sollte, melden Sie sich bitte unter den bekannten Adressen. Ihnen allen wünsche ich eine gesegnete Adventszeit und ein gesundes Jahr 2013. Ihr Ulrich M. Falkenhagen amtierender Vorsitzender ************************************* Liebe Pauliner, im letzten Paulinums-Boten Nr. 26 (Pfingsten 2012) ist mir leider ein sehr großer Fehler unterlaufen. In der Spalte „Ausgezeichnet wurden:“ hat nicht unser ehemaliger Dozent, Dr. Konrad Elmer-Herzig das Bundesverdienstkreuz erhalten, sondern unser „Altpauliner“ Elmar Werner für seine ehrenamtliche Arbeit im Bereich Sport und Kultur für Jugendliche und der Projektarbeit zur Jugendförderung - Begegnungen von Deutschen und Israelis (Elmar Werner organisiert auch Gemeindefahrten für Senioren oder Jugendlichen und allen Gemeindegliedern nach Israel). Ich bitte um Entschuldigung! Mit guten Grüßen Ihre Jutta Kraeusel Gr. Hamburger Str. 29 10115 Berlin 10 *******PAULINUMSNACHRICHTEN********* (Soweit uns bekannt) Wir freuen uns über neue Mitglieder: Prediger Reinhard Kronberg, am Paulinum 1983-87, in den Vorstand am 18.09.2012 gewählt Prediger Reiner Meise, am Paulinum 1973-77 Wir trauern um: Günter Bockelmann, verstorben am 21.04.2008, am Paulinum 1954 Horst Haase, verstorben am 30.05.2012, am Paulinum 1952 Karl-Heinz Wienß, verstorben am 20.07.2012 am Paulinum 1957 Kurt Kühne, verstorben am 11.10.2012 am Paulinum 1950 Dr. Hubert Kircher, verstorben 23.10.2012 am Paulinum als Dozent von 1982-1999 Wir gratulieren zum 85. Geburtstag: Heinz Lischke geboren am 26.04.1927, am Paulinum 1950 A u f n a h m e a n t r a g (Verein Paulinum e.V.) 11 Name: .......................................................................................... Anschrift: .................................................................................... ..................................................................................................... Telefon/Fax:................................................................................. E-mail: ........................................................................................ Geburtsdatum: ............................................................................ Hierdurch beantrage ich die Aufnahme in den Verein ”Paulinum e.V.”. Den Jahresbetrag von 12,50 € werde ich auf das Konto des Vereins Paulinum e.V., Konto-Nr. 785105 bei der Ev. Darlehensgenossenschaft eG, (Bankleitzahl 210 602 37), einzahlen. ................................................, den .......................................... (Ort) ...................................................................................................... (Unterschrift) Bitte senden an: Paulinum e.V. c/o Jutta Kraeusel, Große Hamburger Straße 29, 10115 Berlin, Tel./Fax: (030) 2 81 79 25 Besuchen Sie uns auch auf der Homepage des Paulinumvereins: www.paulinum.org Allen Spendern für den Paulinumverein danken wir recht herzlich. Für die Beiträge der Mitglieder danken wir und über die Überweisung der noch offenen Beiträge freuen wir uns. Gern nehmen wir auch Ihr Treffen der Jahrgänge im Paulinumsboten auf. Bitte schreiben Sie uns (Adresse siehe oben im Antrag). Alle Studienjahre, die ein Treffen planen, wenden sich bitte vertrauensvoll an J. Kraeusel zum Adressenaustausch. Paulinumsbote Nr. 27 Satz, Layout: Ulrich M. Falkenhagen 12