Insolvenzen in WoW?

Transcription

Insolvenzen in WoW?
Insolvenz - Spiele
Gegenstand und Problemstellung:
Insolvenzen in WoW?
Eröffnung der Ringvorlesung im Sommersemester 2010
Prof. Klaus Bastian {bastian@imn.htwk-leipzig.de},
Prof. Hans-Ulrich Niemitz {niemitz@r.htwk-leipzig.de}
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
1
Gliederung
• Ein Rückblick: Wie Finanzkrisen, Internetrecht,
GamesConvention und Ethik eine Idee beflügln
• Ethik handfest: Ein Kulturprinzip macht
gesellschaftliches Handeln verständlich
• Computerspiele als Simulationsmedium für
Gesellschaften?
• WoW, die Emission von echtem Spielgeld und
gesellschaftliche Zusammenbrüche
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
2
Die Lehrenden
• Ethik und Gesellschaftstheorie
• Hans-Ulrich Niemitz
–
–
–
–
Studium generale
Lehrgebiet Technikgeschichte und Technikethik
Ethik, Recht, Ökonomie, Gesellschaft
Chronologierevision, Neue Medizin
• Klaus Bastian
– Systemprogrammierung
– Internetökonomie, MeDoc, eVerlage,
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
3
Die regionale Vorgeschichte
• 2002
– Games Convention statt CeBIT Home
• 2005
– Games Convention soll verlagert werden:
Leipzigs Stadtväter machen mobil
• 2006
– Leipziger Informatik Tage:
Digitale Spiele – Herausforderung und Chance‘
• 2007
– Ringvorlesung im Studium generale:
‚Spiele als Konstruktionsmedium für Gesellschaft‘
• 2008
– In der Ringvorlesung gelingt eine vollständige Theorie des Geldes
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
4
Internetrecht bis MMORPG
• Bisher wurde Recht dinglich gedacht (römisches Recht,
Bürgerliches Gesetzbuch)
• Rechtsgeschäfte im Internet sind nichtdinglich, materiefrei,
man braucht normative, die gesamte Rechtswelt
umfassende Begriffe
• Die EHTIK als das Kulturprinzip von Gesellschaften hilft
– bis zum normativen Verständnis von Geld.
• Internet-Computerspiele erlauben soziale Experimente, es
wird geschaut, was Spieler im Rahmen der ETHIK tun
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
5
Begriff der ETHIK
• Nicht die Philosophen-Ethik ist hier gemeint
• Aber ein Prinzip, welches die Probleme der
Philosophen zu lösen imstande ist
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
6
Was ist ETHIK n ?
Gleichheit
Freiheit
Sicherheit
Geben und Nehmen nur mit
Versicherungsreversibilität
ohne „Quantität“
geht es nicht
24. 3. 2010
gemessen an
Proprietas
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
7
Gesellschaftliche Formationen
Gemeinschaft
Herrschaft
Gesellschaft
ETHIKn
Eine Gemeinschaft will und kann nicht zur Gesellschaft werden.
Die Gemeinschaftsmitglieder würden „zuviel verlieren“, nämlich die Solidarpflicht.
Deshalb kann eine Gesellschaft nur aus einer Herrschaft entstehen.
Und Gesellschaft wird beim Scheitern immer wieder Herrschaft.
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
8
Konstruktionsregeln
Prinzipien (Moral, A-Moral, ETHIK n) sozialer Formationen (Niemitz)
universell:
speziell:
A-MORAL
(Herrscher)
PRINZIP
MORAL
Regeln
Sitte
Willkür
des Herrschers
Recht
soziale
Formation
Gemeinschaft
Herrschaft
Gesellschaft
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
ETHIK
9
Ethische Erweiterungen
Gemeinschaft
Herrschaft
Antike Gesellschaft
Antike
Moderne: + Menschenrecht
Moderne Gesellschaft
Künftige Gesellschaft
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
ETHIK3
ETHIK4
ETHIK5
10
Die experimentelle Frage
Gemeinschaft
Herrschaft
Antike Gesellschaft
Antike
Moderne: + Menschenrecht
Zukunft: + Geldrecht
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Moderne Gesellschaft
Künftige Gesellschaft
Niemitz / Bastian
ETHIK3
ETHIK4
ETHIK5
11
Leipziger Forschung
•
Unsere Idee:
Spiele als Konstruktions- und Simulationsmedium
–
–
MMORPGs sind mächtige ‚virtuelle‘ Welten
Die Kunstwelt ‚Gesellschaft‘ gehorcht Gesetzen, die
als Spielregeln programmierbar sind (ETHIK n)
– Diese erzwingen Recht, Ökonomie und technischen
Fortschritt
– MODs sollen in bekannten Spielen Gesellschaft spielen
lassen und Spieler zu gesellschaftlichem Handeln wie
Geldemission zwingen
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
12
Was sind Games?
• Verschiedene Klassifikationen
– Serious Games (pädagogische Zielsetzung)
– Nonserious Games (alle ohne pädagogische Ziele)
• Wir klassifizieren ökonomisch-juristisch
– Games sind regelgeleitet, endlich und ohne gewollte
schuldrechtliche Auswirkungen auf die Realwelt
– e-Welten sind virtuelle Erweiterungen der Realwelt,
nicht endlich (Terminieren nur gegen Entschädigung),
in denen Avatare stellvertretend für reale Personen mit
Eigentum wirtschaften
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
13
Games und e-Welten
• Das Mehr oder Weniger
– Wird nicht in Spielen gekauft und in e-Welten gespielt?
• Realwelt-Angriffe auf Games und e-Welten
– Cheat-Codes, Cheating Tools, Character-Leveling,
WorldOfWarcraft Gold
• e-Welten sind keine Simulationen
– und damit als Experimentierfeld nicht brauchbar
• Das MMORP-Spiel als Konstruktionsmedium
– Echte Menschen spielen unvorhersehbare Dinge!
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
14
Computerspiele im Studium generale
• 2007: Computerspiele und e-Welt
als (Experimentierfeld für) Gesellschaft
• 2008: Geld und Spiele –
Computerspiele mit echtem Spielgeld
• 2008: Ethik, Ökonomik, Design
ethischer Internet- Computerspiele
• 2009: Banken-Spiele – Computergames ohne Finanzkrisen
• 2010: Insolvenz-Spiele –
Computergames ohne gesellschaftliche Zusammenbrüche
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
15
zum Beispiel World of Warcraft
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Landschaft (Natur)
Besitz im mobilen Inventar – keine Grundstücke
Handwerk – keine Landwirtschaft
Qualifizierung und Spezialisierung der Avatare
Handel und Tauschmittel (Gold)
Krieg, Eroberung – kein Tod
Kein Hunger, Durst, Atemnot
Keine Immobilien, Wetter, Naturkatastrophen
Es ist nicht endlich – rechtlich wie ein Mietvertrag
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
16
Was hat dagegen die Gesellschaft?
•
•
•
•
•
•
Natur, die sich gegen die Lebenden wendet
Menschen müssen sich ernähren, um zu leben
Geld, Wirtschaften, Recht, Rechtssicherheit
Normen und Regeln, die verletzbar sind
Versicherungsreversibilität in Rechtsgeschäften
Grundstücke, die den Menschen ernähren und die
als Sicherheit in Verträgen dienen
• Geld
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
17
Lösung: Rechtsfähige Inventare
im WoW ermöglichen Wirtschaft
• Lebensenergie
– die verrottet,
– die verzehrt werden muss und
– die zur Vermehrung von Lebensenergie in Kisten gesät
werden muss.
• Kisten
– die alle Eigenschaften von Immobilien haben,
außer immobil zu sein, d. h.
– nicht verrotten und
– die Grundlage des Prozesses der LebensenergieVermehrung sind.
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
18
Produktion als Quests
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
19
Wirtschaften im Spiel
Knappe Mittel führen zu
Kredit/Kreditvertrag
Vollstreckung
Miete/Pachtvertrag Zwangsräumung
Miete/Arbeitsvertrag
Kündigung
Spieler
24. 3. 2010
Staat
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
20
Ethik im Spiel
• Das Natürliche und Technische in der Produktion
ist nicht per se ethisch.
• Deshalb kann im Spiel bei den Quests
wie in allen anderen Spielen auch
„alles Mögliche“ gespielt werden. Das ist wie
Auseinandersetzung mit Natur und Technik
• Die Modifikation, welche die Versicherbarkeit
von Verträgen bringt, ist das Ethische.
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
21
Auf dem Prüfstand
30. Mai 2007
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
22
Arme, Reiche und Geld
• Die Reichen müssen die Geldemission erfinden,
weil sie sonst nicht noch reicher werden können.
• Geld ist die Geschäftsidee der Großgläubiger.
• Geld ist kein Gold!
Geld ist ein Rechtsanspruch auf Kisten des
Großgläubigers. Der hat das Geld
für seine Schuldner emittiert (private Geldemission).
• Geld hat die Eigenschaft der Kiste. Es verrottet nicht.
Deshalb wollen es alle, auch die Armen.
• Mit Geld kann man kaufen, Schulden bezahlen (und eben
Kisten fordern).
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
23
Spielekonstruktionen
•
•
•
•
•
•
•
•
Wie startet ein solches Spiel?
Wie kann man später in das Spiel eintreten?
Was passiert, wenn man stirbt?
Welche Regeln brauchen neu Geborene?
Welche Ziele verfolgt das Spiel?
Wann ist das Spiel zu Ende?
Welche Probleme machen juristische Personen?
Wer spielt den Staat, die Justiz, die Polizei?
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
24
Wozu das Ganze?
• Die Konstruktionsprinzipien
der Gesellschaft sind am Beispiel
besser zu verstehen.
• Simulation von Gesellschaften
mit neuen ethischen Konzepten
• Neue Institutionen erfinden, die Ethik durchsetzen
und Herrschaft abwehren.
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
25
Was wir tun werden
•
•
•
•
•
•
Gesellschafts- und Geldtheorie
Test des Verständnisses im Geld-Spiel
Historische Analyse der Geldemission
Konstruktion von Spielen
Präsentation der Resultate
Lange Nacht der Computerspiele
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
26
Geldemission
UniversObj
Geldschuldner
NatBes
NatEig
Das ist das Geld
AbrufKollEig
TerminKollBes
Kredit
AbrufKollateralProprietas Geldemission/-akzeptanz
AbrufKollBes
TerminKollEig
NatEig
NaturalProprietas
NatBes
Geldgläubiger
UniversObj
Privat emittiertes Geld kann nur in die Welt kommen, indem sich zweimal auf Universalobjekte
bezogen wird. Zum ersten auf das des Gläubigers, zum zweiten auf das des Schuldners!
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
27
Anton Ter- Koll-
Geldspiel
Eig
Bes
Gläubiger und Geldemittent
Geldschuldner und Haftung
100 PA
Abr-
Eig
Bes
Koll- Propr
Nat- Propr
Doris
Anton
Anton Abr- Koll-
Ter-
Koll- Propr
Nat- Propr
Anton bekommt zur Sicherheit Kollateraleigentum von Doris
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
28
Konstruktionsseminare
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
29
Spiele und e-Welten von Profis erklärt
• Ulf Heinsohn, FHW Berlin
– Lehrt Wirtschaftstheorie an der FHW
– Eigentum und Entwicklung
– Historische Suche nach dem Erfinden
des Geldes
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
30
Spiele und e-Welten von Profis erklärt
• René Meyer, Leipzig
– Buchautor und Spielekenner
– Wie das Geld in Spiele kam
– Bankpleiten in Spielen
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
31
Die lange Nacht der Computerspiele
• Am 24. April ist es soweit!
historische Spiele, Machinima,
ChipMusik, GamesVideos,
RetroGames, spielen bis in die
Nacht …
•Unterstützt durch
Leipziger Spielestammtisch
Leipziger Computerspiel
Schule
IMN-Studenten
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
32
ENDE
24. 3. 2010
Ringvorlesung Studium generale
Niemitz / Bastian
33