Brasilien - Lateinamerika Verein eV
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IBERO-AMERIKA VEREIN 1 Brasilien Brasilien: Bruttoinlandsprodukt / Industriesektor BIP-Wachstum 2005 - Prognose Präsident BIP-Wachstum 2005 - Prognose Zentralbank und Wirtschaftsministerium BIP-Wachstum 2005 - Prognose Industriedachverband CNI BIP-Wachstum 2004 - Statistikinstitut IBGE Industrieproduktion 1. Quartal 2005 - IBGE Industrieproduktion 2005 - Prognose CNI Industrieproduktion 2004 - IBGE Industrieumsätze 1. Quartal 2005 - CNI Industrieumsätze 2004 - CNI 5,0 % 4,0 % 4,0 % 5,2 % 3,9 % 4,8 % 8,3 % 2,4 % 14,3 % Brasilien: Handelsbilanz (Quelle: Ministério do Desenvolvimento) Jahr 2005 Export April US$ 9,202 Mrd Export kumuliert US$ 33,653 Mrd Import April US$ 5,326 Mrd Import kumuliert US$ 21,459 Mrd Handelsbilanzsaldo Januar-April US$ 12,194 Mrd Innenpolitik Gemäß einer Meinungsumfrage von CNT/Sensus ging die Popularität von Präsident Lula in Brasilien zwischen Februar und April 2005 um 6 Prozentpunkte auf 60,1 % zurück. Problematischer für Präsident Lula ist, daß die Unterstützung für seine Regierungspolitik auch im Parlament abnimmt. Die Koalitionspartner der Regierungspartei PT, die im Kongreß insgesamt nur über 24 % der Sitze verfügt, fühlen sich unterrepräsentiert, da die PT die Hälfte der Minister und fast drei Viertel der hochrangigen Staatsfunktionäre stellt. In der Regierungspartei gärt es ebenfalls, weil der linke Flügel der PT immer weniger bereit ist, die ihrer Meinung nach zu neoliberale Wirtschaftspolitik der Regierung mitzutragen. Ihre Attacken richten sich vor allem gegen Zentralbankpräsident Henrique Meirelles, der eine orthodoxe Geldpolitik verfolgt. Gegen ihn leitete inzwischen das Oberste Gericht ein Untersuchungsverfahren wegen angeblicher Steuerhinterziehung in den Jahren 1996 bis 2001 ein. Präsident Lula sieht dieses Verfahren als politisch motiviert. Im Visier der Bewegung der Landlosen (MST) stehen besonders Industrieminister Furlan und Landwirtschaftsminister Rodrigues, die nach Meinung der MST-Führung direkt verantwortlich für das Verzögern der Agrarreform sind. Mitte Mai demonstrierten 15.000 landlose Bauern in Brasilia, um Lula da Silva an seine Wahlversprechen zu erinnern. – Alles das sind Faktoren, die es der Regierung im laufenden Jahr erschweren werden, ihren Reformkurs fortzusetzen. Der Rückgang der Unterstützung im Parlament wurde der Regierung am 25.5. ein weiteres Mal deutlich vor Augen geführt: Ihr Versuch, die Einrichtung einer parlamentarischen Kommission zur Untersuchung der Korruptionsvorfälle im brasilianischen Postunternehmen ECT zu verhindern, Vergleich zu 2004 39,6 % 29,2 % 15,0 % 19,6 % 50,7 % scheiterte kläglich, da auch eine Reihe PT-Abgeordnete für eine solche Kommission votierten. Außenbeziehungen Vom 23. bis 28.5.2005 besuchte Brasiliens Staatspräsident Lula da Silva Südkorea und Japan. Dabei wurde er von zahlreichen Unternehmern begleitet. Hauptzweck dieser Reise war die Stärkung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und den beiden asiatischen Ländern. In Südkorea wurden Unternehmenskooperationen vereinbart, die zu südkoreanischen Investitionen in Brasilien in Höhe von mehr als US$ 4 Mrd führen sollen. Das brasilianische Bergbauunternehmen einigte sich mit dem südkoreanischen Stahlhersteller Dongkuk auf die Errichtung eines Walzstahlwerkes mit einer Kapazität von 1,5 Mio t pro Jahr im Bundesstaat Ceará für rund US$ 750 Mio. Mit dem südkoreanischen Stahlhersteller Posco unterschrieb Vale do Rio Doce gleich zwei Abkommen: Zum einen soll die Kapazität der Pellet-Anlage in Espírito Santo um 1,5 Mio auf 6 Mio t pro Jahr erhöht werden. Zum anderen ist die Errichtung eines Stahlwerkes mit einer Kapazität von 7,5 Mio t pro Jahr in Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.) 2 IBERO-AMERIKA VEREIN Maranhão geplant. Beide Projekte würden zusammengenommen Investitionen von rund US$ 2,5 Mrd erfordern. Eine Vereinbarung zwischen der staatlichen brasilianischen Elektrizitätsgesellschaft Eletrobrás und dem koreanischen Unternehmen Kepco sieht südkoreanische Investitionen in die Erzeugung und den Vertrieb von Strom in Brasilien im Gesamtwert von US$ 1,5 Mrd vor. Bei dem Besuch in Japan ging es um japanische Investitionen in Höhe von rund US$ 2,1 Mrd. In die Modernisierung der Raffinerie Vale do Paraiba wollen Mitsui, Itochu, Mexi und Sumitomo Mitsui Banking Corporation US$ 900 Mio investieren. Darüber hinaus erhält Petrobrás Finanzierungen in Höhe von US$ 300 Mio von Mexi und Sumitomo Mitsui Banking Corporation für weitere Projekte des Unternehmens. Die Japan Bank for International Coorporation wird der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES rund US$ 500 Mio für die Finanzierung mittelfristiger und langfristiger Projekte im Bereich der Infrastruktur (z.B. Erdgasleitungssystem Malhas) und der Exportindustrie zur Verfügung stellen. Etesco Construções e Comércio hat mit dem Unternehmen Modec und der Mitsubishi Corporation ein Joint Venture unterzeichnet, für dessen Realisierung Investitionen von US$ 400 Mio vorgesehen sind. – Am 10.5.2005 wurde in Brasilia das erste gemeinsame Gipfeltreffen südamerikanischer und arabischer Staaten eröffnet. Obwohl auch eine Ausweitung des Handels zwischen den beiden Regionen vereinbart wurde, hatte dieses Treffen vor allem politischen Charakter. U.a. warb Präsident Lula da Silva für die Unterstützung des brasilianischen Anspruches nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Durch die Abschlußerklärung, die Kritik an den Vereinigten Staaten und Israel enthält, dürfte sein Appell zumindest bei einigen arabischen Ländern Gehör finden. Brasilien ist im übrigen das Land Lateinamerikas mit den meisten arabischen Einwanderern: Von den rund 17 Mio arabischstämmigen Lateinamerikanern leben 10 Mio in Brasilien. Auf dem zweiten Platz folgt Venezuela mit 1,5 Mio. Der politische und wirtschaftliche Einfluß der arabischen Einwanderer in Südamerika geht aber weit über ihren prozentualen Anteil an der Bevölkerung hinaus, wie auch das Beispiel des mexikanischen Magnaten Carlos Slim Helú, des reichsten Mannes Lateinamerikas, beweist. im Einklang mit der Volkswirtschaft: Im ersten Quartal 2005 stiegen die ordentlichen Steuereinnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum inflationsbereinigt um 5,14 % auf R$ 85,6 Mrd an. Wirtschaft wächst weiter Brasilien: Inflation 2005 Quelle: IBGE Januar 0,58 % Februar 0,59 % März 0,61 % April 0,87 % kumuliert 2,68 % Zwölfmonatsrate 8,07 % Inflation 2004 7,50 % Sowohl ranghohe Regierungsvertreter als auch der Industriedachverband CNI haben ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr nach oben korrigiert. Präsident Lula geht nunmehr davon aus, daß das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 5 % zunehmen wird. Der CNI prognostiziert ein BIPWachstum für 2005 von 4 %. Im ersten Quartal 2005 hatte allerdings die Industrieproduktion mit einem Zuwachs von 3,9 % nicht mehr eine so hohe Dynamik gehabt, wie im vergangenen Jahr. – Dagegen setzte sich in den ersten vier Monaten 2005 das starke Exportwachstum mit einer Zunahme um 29 % auf US$ 33,7 Mrd ungebremst fort. Der Handelsbilanzüberschuß der ersten vier Monate lag sogar mit US$ 12,2 Mrd um 51 % über dem Vorjahreswert. Dieses gute Ergebnis darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß Brasiliens Exporte mit einem weltweiten Anteil von nur 1,1 % immer noch deutlich unter dem Potential dieses südamerikanischen Landes liegen. – Nach Angaben der brasilianischen Zentralbank kamen in den ersten fünf Monaten 2005 ausländische Direktinvestitionen von mehr als US$ 7 Mrd ins Land. Für das Gesamtjahr 2005 rechnet die Zentralbank nunmehr mit einem Zufluß von Direktinvestitionen aus dem Ausland in Höhe von US$ 16 Mrd. Im Vorjahr waren US$ 18,166 Mrd ins Land gekommen. - Im April 2005 registrierte Brasilien eine monatliche Inflationsrate von 0,9 %. Das war der höchste Wert in diesem Jahr, so daß die Zwölfmonatsrate auf 8,1 % anstieg. – Im April 2005 blieb die offizielle Arbeitslosenrate in den sechs größten Stadtzentren Brasiliens mit 10,8 % auf dem Niveau des Vormonats. Das wurde durch die Schaffung von 266.000 neuen Arbeitsplätzen im Berichtsmonat ermöglicht. – Am 1.5.2005 stieg der monatliche Mindestlohn in Brasilien von R$ 260 auf R$ 300 an. - Die Staatseinnahmen entwickelten sich Leitzinserhöhung Am 20.4. und am 18.5.2005 verfügte der Währungsrat der brasilianischen Zentralbank (COPOM) zwei neue Erhöhungen des Leitzinssatzes Selic um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Damit erreichte der Zinssatz im Mai ein Niveau von 19,75 % p.a. Grund für beide Leitzinserhöhungen war der anhaltend starke Inflationsdruck. Der Industrieverband des Bundesstaates São Paulo, FIESP, geht davon aus, daß die bisherigen Selic-Erhöhungern der Industrie durch die daraus resultierende Verteuerung der Kredite zunehmend an Wachstum kostet. Sollte die Zentralbank mit ihrer Politik fortfahren, wird der Industriesektor noch in diesem Jahr in eine Schrumpfungsphase eintreten. Brasiliens Finanzminister António Palocci versteht die Sorgen der Industrie und ist zuversichtlich, daß im zweiten Halbjahr eine Lockerung der restriktiven Geldpolitik möglich sein wird. Finanzmärkte / Devisen Am 10.5.2005 gelang es der brasilianischen Regierung, eine 2019 fällige Anleihe mit einem Volumen von US$ 1 Mrd um US$ 500 Mio auf US$ 1,5 Mrd aufzustocken. Während die Rendite bei der ursprünglichen Emission bei 9,15 % p.a. gelegen hatte, verringerte sie sich für die neue Tranche auf 8,83 % p.a. – Am 25.5. wurde auch die 2034 fällige Anleihe auf den internationalen Finanzmärkten um US$ 500 Mio aufgestockt, wodurch das Gesamtvolumen der Anleihe auf US$ 2 Mrd anstieg. Während hier die ursprüng- Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.) IBERO-AMERIKA VEREIN 3 liche Rendite bei 8,75 gelegen hatte, stieg sie für die Nach-Emission auf 8,81 % p.a. an. – Weniger erfreulich war die Entwicklung an der brasilianischen Börse. Verschiedene Faktoren, wie z.B. die negative Entwicklung an der Wall Street, die Aufrechterhaltung der US-AntidumpingAufschläge für brasilianischen Stahl, die Verschlechterung der Prognosen für das weltweite Wirtschaftswachstum (mit negativen Auswirkungen für das Exportpreisniveau), die zunehmenden innenpolitischen Schwierigkeiten der Regierung und die Liquidation der sogenannten Carry Trades und Correlation Trades haben seit Anfang März 2005 zu einer starken Kurskorrektur an der brasilianischen Börse geführt. Zwischen Oktober 2002 und Anfang März 2005 war der Bovespa-Index der Börse in São Paulo von 8.371 Punkten auf 29.455 Punkte angestiegen. Seit dem 8. März ist diese Entwicklung im Schnitt stark rückläufig: Bis zum 26.5. ging der Index auf 24.479 Punkte zurück - um allerdings am Folgetag um 3,17 % anzusteigen. Bis zum 26.5. hatte somit der Börsenindex um rund 17 % nachgegeben. Experten erwarten, daß sich die Schwächetendenz noch eine Weile fortsetzt. – Die brasilianische Landeswährung litt zwar zeitweise auch unter den negativen Einflüssen, die zur Baisse an der Börse São Paulo geführt hatten. Im großen und ganzen setzte sie aber ihren Aufwertungskurs fort. Dies ist vor allem auf die solide Wirtschaftspolitik der Regierung Lula da Silva und das hohe Wirtschaftswachstum des Landes zurückzuführen. Am 15.3. hatte der Wechselkurs zum US-Dollar noch bei R$ 2,80 gelegen. Bis zum 30.5. erstarkte die Landeswährung auf R$ 2,38. Kredite 1. genehmigt: Weltbank; US$ 60 Mio für ein integriertes Entwicklungsprojekt im Bundesstaat Pará. Projektträger: Governo de Pará, Fax: 005591 / 30 84 37 02 Weltbank: US$ 5 Mio für technische Unterstützung zugunsten eines Sozialwohnungsprojekts. Projektträger: Ministério das Finanças, Fax: 005561 / 225 04 43 Interamerikanische Entwicklungsbank: US$ 5 Mio für ein Projekt zur Effektivierung des sozialen Netzes im Bundesstaat São Paulo. Projektträger: Secretaria Estadual de Asisténcia e Desinvolvimento Social, Tel: 005511 / 32 18 30 00, E-mail: uvioria@desenvolvimentosocial. sp.gob.br Interamerikanische Entwicklungsbank: US$ 1 Mrd für die Unterstützung der Sozialprogramme der brasilianischen Regierung. Projektträger: Ministério do Desinvolvimento Social e Combate à Fome, Tel: 005561 / 313 18 22 oder 31 31 553 US$ 85 Mio für die Stärkung des öffentlichen Gesundheitsund Sozialfürsorgebereichs US$ 10 Mio für die Elektrizifizierung des Nordostens von Minas Gerais Kontaktanschrift: Banco Interamericano de Desarrollo, Brasilia, Fax: 005561 / 321 31 12 Unternehmen • Das ausschließlich in Brasilien hergestellte VW-Modell Fox wurde im April 2005 auf der Automesse International in Leipzig dem deutschen Markt vorgestellt. In Brasilien stand der Fox im ersten Quartal 2005 unter den beliebtesten Fahrzeugen an fünfter Stelle. Eine breit angelegte Marketingkampagne soll dazu beitragen, den Fox auch dem deutschen Verbraucher näherzubringen. Das brasilianische Tochterunternehmen der VW AG rechnet damit, jährlich etwa 100.000 Fahrzeuge dieses Modells nach Europa exportieren zu können. • Die spanische Versicherungsgruppe Mapfre hat für US$ 94 Mio 51 % der Anteile der brasilianischen Versicherungsgesellschaft Nossa Caixa Seguros e Previdência übernommen, die sich bis dahin in der Hand der Regierung des Bundesstaates São Paulo befand. • Der französische Reifenhersteller Michelin wird in Rio de Janeiro für US$ 200 Mio eine neue Fabrik für Reifen errichten, die für Geländefahrzeuge vor allem im Berg- und Straßenbau bestimmt sind. Von der Fabrik in Brasilien sollen diese Spezialreifen in alle Welt geliefert werden. Direkt neben der neuen Fabrik gibt es bereits ein Michelin-Werk für Lkw- und Omnibusreifen. • Für € 341 Mio hat Telecom Italia Mobile die Beteiligung der brasilianischen Bank Opportunity an Brasil Telecom übernommen. Zuvor hatte die nationale Aufsichtsbehörde des Telekommunikationssektors (ANATEL) beschieden, daß die Bank keinen kontrollierenden Interamerikanische Entwicklungsbank: US$ 1 Mrd für einen Kreditfonds für Mikro-, kleine und mittlere Unternehmen in Brasilien, der von der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES verwaltet wird: Projektträger: BNDES, Internet: www.bndes.gov.br 2. beantragt: Weltbank: US$ 500 Mio für ein drittes Projekt zur Reform des Pensionssystems. Projektträger: Ministério da Previdência Social, Tel: 005561 / 317 50 14 oder 317 52 60. Bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank beantragte Brasilien folgende Darlehen: US$ 21 Mio für ein drittes Programm zur Förderung des nationalen Umweltfonds US$ 10 Mio für die Unterstützung der Bildung von Unternehmens-Cluster und andere Maßnahmen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit im Bundesstaat Bahia US$ 10 Mio für ein gleiches Projekt in Pernambuco US$ 10 Mio für ein entsprechendes Programm in Minas Gerais US$ 24 Mio für die Modernisierung der Finanzverwaltung im Bundesstaat Bahia US$ 1,5 Mio für die Schaffung eines Qualitätsstandards für das Tourismusziel Estrada Real in Minas Gerais US$ 161,5 Mio für die Verbesserung des öffentlichen Personentransports in der Hauptstadt Brasilia Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.) 4 IBERO-AMERIKA VEREIN Einfluß auf Brasil Telecom haben dürfe. • • Die fünftgrößte Supermarktkette Frankreichs, Casino, wird für US$ 900 Mio eine 50 %ige Beteiligung an einer noch zu gründenden Holding-Gesellschaft übernehmen, die zwei Drittel der brasilianischen Companhia Brasileira de Distribuição kontrolliert. Zu dieser brasilianischen Gruppe gehören u.a. die Einzelhandelsketten Pão de Açúcar, Extra, Eletro, CompreBem Barateiro und Sendas. • Fiat wird in Minas Gerais US$ 500 Mio investieren, um neue Modelle zu entwickeln und seine Marktpräsenz in Südamerika auszubauen. Nach einer Mitteilung des Unternehmens ist Brasilien für Fiat weltweit der zweitwichtigste Markt. Minas Gerais habe sich in den 30 Jahren des Direktengagements in diesem Bundesstaat stets als wertvoller Partner erwiesen. • Die portugiesische Luftfahrtgesellschaft TAP hat mit der Fundação Ruben Berta eine vorläufige Vereinbarung über die Übernahme von 20 % der Anteile an der brasilianischen Fluglinie VARIG getroffen. Voraussetzung dafür war, daß die Stiftung, die 87 % der Stammaktien von VARIG besitzt, die Kontrolle über die Geschäftsleitung abgibt. • Intel, der größte Chip-Hersteller der Welt, will in Brasilien ein Zentrum für die Anpassung von Produkten an den lokalen Markt errichten. Bisher existieren solche Zentren bereits in China, Indien und Ägypten. • • Das argentinische Unternehmen Atanor wird eine seit zwei Jahren brachliegende Düngemittelfabrik in Rio de Janeiro übernehmen. Eigentümer ist das multinationale Unternehmen Syngenta. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Zur Reaktivierung und Modernisierung der Fabrik will Atanor US$ 60 Mio investieren. • Teléfonos de México hat im April weitere Anteile der brasilianischen Telefongesellschaft Embratel für US$ 282 Mio übernommen. Vor dieser Transaktion hielt Telmex bereits eine Beteiligung von 34 %. Die komplette Übernahme des Unternehmens soll in einer dritten Stufe mit Investitionen von rund US$ 100 Mio erfolgen. Der brasilianische Flugzeughersteller Embraer erzielte im ersten Quartal 2005 einen Nettoumsatz von umgerechnet € 650 Mio. Das waren 12,2 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn übertraf mit € 75 Mio den des Vorjahres sogar um 20,7 %. Im ersten Quartal verbuchte das Unternehmen Festaufträge im Wert von US$ 9,9 Mrd. Seitdem erhielt das Unternehmen neue Aufträge von der panamesischen Copa Airlines (zwei Flugzeuge), Lot Polish Airlines (vier Festaufträge und vier Optionen), Ecuadors Tame (drei Flugzeuge), Mexiko (25 Flugzeuge für die mexikanische Luftwaffe und das Privatunternehmen Aerolitoral) sowie aus Kolumbien. Um diese Auftragsflut bewältigen und neue Modelle entwickeln zu können, plant das Unternehmen für das Gesamtjahr Investitionen von umgerechnet US$ 380 Mio. Anfang Mai stellte Embaer zwei neue Geschäftsflugzeuge der kleinen Klasse mit einer Kapazität bis 10 Personen vor. Im ersten Quartal 2005 erwirtschaftete der brasilianische Bergbaugigant Compañía do Vale do Rio Doce einen Nettogewinn von umgerechnet € 514 Mio. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresergebnis bedeutet dieses eine Gewinnsteigerung um 69,3 %. Der Bruttoumsatz lag mit umgerechnet € 2,244 Mrd um 18,9 % über dem Vorjahresergebnis und die Nettoexporte bei US$ 1,095 Mrd mit 17,5 %. Das Unternehmen hatte vor allem von der gestiegenen Nachfrage aus China profitiert. So überflügelte dann im 1. Quartal Asien als wichtigster Abnehmer Europa: China, Japan und Südkorea waren für 26,2 % des Umsatzes des Unternehmens verantwortlich, Europa für 26 %, Brasilien für 25 % und die USA für 11 %. • Vom Wirtschaftsboom in Brasilien profitierten im ersten Quartal 2005 auch die Banken des Landes: Der Nettogewinn von Bradesco stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 98 % auf R$ 1,205 Mrd an. Es folgte Itaú mit einem Zuwachs um 30,2 % auf R$ 1,141 Mrd und Banco do Brasil mit einem Plus von 56,7 % auf R$ 0,965 Mrd. • Das brasilianische Erdölunternehmen Petrobrás konnte im ersten Quartal 2005 seinen Nettogewinn um 32 % auf R$ 5 Mrd erhöhen. Insgesamt will das Unternehmen im laufenden Jahr umgerechnet rund US$ 12,5 Mrd investieren. Dazu gehört auch der Plan der Errichtung einer Düngemittelfabrik im Südosten Brasiliens für US$ 700 Mio. Außerdem sollen für US$ 642 Mio zwei neue Hochsee-Förderplattformen errichtet werden. Die Finanzierung für dieses Projekt wird die Entwicklungsbank BNDES übernehmen. – Für Investitionen in Höhe von US$ 750 Mio hat Petrobrás einen neuen Dieselkraftstoff mit einem um 75 % verringerten Schwefelanteil entwickelt. – Mitte Mai meldete Petrobrás einen neuen Erdölförderrekord von 1.819.000 Faß pro Tag. Damit liegt die Produktion erstmalig über dem landesweiten Tagesbedarf. Wenn das Unternehmen seine Förderung weiter ausbaut, wird es möglicherweise bis Ende des Jahres in der Lage sein, mit der durchschnittlichen jährlichen Fördermenge den mittleren Jahresbedarf zu decken. Dann hätte Brasilien die seit langem angestrebte Erdöl-Autarkie erreicht. Branchen • In den ersten vier Monaten 2005 nahm die Kfz-Produktion Brasiliens um fast 15 % auf 771.382 Einheiten zu. Im April Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.) IBERO-AMERIKA VEREIN 5 des Jahres waren 203.427 Fahrzeuge produziert worden, d.h. 19,7 % mehr als im Vorjahresmonat. Gegenüber März 2005 ergab sich allerdings ein leichter Rückgang um 6,9 %. Auch der Inlandsabsatz und der Export hatte sich im April gegenüber dem Vormonat leicht verringert. Bei den Exporten wirke sich zunehmend die Schwäche des US-Dollar negativ auf die Rentabilität aus. Gleichzeitig sorgte die billige US-Währung für einen Anstieg der Kfz-Importe: In den ersten vier Monaten wurden in Brasilien 1.610 importierte Kfz abgesetzt, d.h. 40,8 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Insgesamt ist aber die brasilianische Kfz-Industrie weiterhin zufrieden mit der bisherigen Entwicklung im Jahr 2005. Kfz (Quelle: ANFAVEA) 2005 Produktion März 218.611 Produktion April 203.423 Produktion kumuliert 771.382 Veränd. zu 2004 14,7 % Kfz-Neuanmeldungen 149.424 März Kfz-Neuanmeldungen 137.667 April Kfz-Neuanmeldungen 508.659 kumuliert Veränd. zu 2004 8,4 % Export März / Einhei67.362 ten Export April / Einhei68.767 ten Export kumuliert / 242.868 Einheiten Veränd. zu 2004 44,6 % Export März /US$ 0,94 Mrd Export April / US$ 0,88 Mrd Export kumuliert /US$ 3,18 Mrd Veränd. zu 2004 35,9 % Gesamtjahr Prognose Produktion 2,3 Mio 2005 Produktion 2004 2.205.873 • Nach Angaben des Statistikinstitutes IBGE legten die Einzelhandelsverkäufe im März 2005 gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,61 % zu. Das war ein deutlich besseres Ergebnis als in den beiden Vormonaten: Im Januar hatten die Umsätze um 6,24 % zugenommen und im Februar um 2,51 %. – Die Shopping Center erzielten in den ersten drei Monaten des Jahres einen Umsatzzuwachs um 5 %. Bei den Supermärkten stiegen die Umsätze in den ersten vier Monaten 2005 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,45 % an. • Die 209 an der Börse von São Paulo gehandelten Unternehmen erwirtschafteten im ersten Quartal 2005 insgesamt einen Gewinn von umgerechnet rund US$ 5,1 Mrd. Das waren 61 % mehr als im Vorjahr. • Die brasilianische Telekommunikationsbehörde ANATEL gab bekannt, daß sich die Zahl der neuen Mobiltelefonanschlüsse im April 2005 um 2,16 Mio auf 70,79 Mio erhöht hat. Damit wurde eine Deckungsquote von 38,6 Mobiltelefonen pro 100 Einwohnern erreicht. – In den ersten vier Monaten 2005 exportierten die in Brasilien ansässigen Hersteller von Mobiltelefonen insgesamt 9,4 Mio Geräte. Damit wurde bereits die Exportmenge des Gesamtjahres 2004 von 8,7 Mio Geräten übertroffen. – 2004 nahmen die Umsätze der Telekommunikationsbranche in Brasilien um 7 % auf umgerechnet US$ 29,4 Mrd zu. • Durch angekündigte Investitionen von insgesamt US$ 2,5 Mrd wird Brasilien von seiner jetzigen Position als 14. NickelHersteller der Welt auf den vierten Platz hinter Rußland, Australien und Kanada vorrücken. Zu den Unternehmen, die größere Investitionen in Brasiliens Nickelbergbau angekündigt haben, gehören AngloAmerican, Vale do Rio Doce, Votorantim Metais und Canico. • Im Jahr 2004 stieg die Zellulose-Produktion nach Angaben des Branchenverbandes Bracelpa um 4,8 % auf 9,5 Mio t zu. • Brasiliens Werkzeugmaschinenindustrie erzielte im Jahr 2004 einen Umsatzrekord von R$ 2,08 Mrd. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs um 44,8 %. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich um zwei Prozentpunkte auf 80 %. Die Importe der Branche legten um 21 % auf US$ 410 Mio zu. Deutsche Lieferanten waren daran mit 29 % beteiligt, was einem Zuwachs von 42 % entspricht. • Brasiliens Pharmasektor erzielte im Jahr 2004 einen mengemäßigen Zuwachs bei den Inlandsverkäufen um 10,3 %. In US-Dollar umgerechnet war der Umsatz der Branche um 21,8 % auf US$ 6,8 Mrd angestiegen. Für das laufende Jahr erwartet die Branche einen weiteren Umsatzzuwachs um 5 bis 7 %. • Brasiliens Importe von Medizintechnik beliefen sich im Jahr 2004 auf US$ 979 Mio. Das waren fast 15 % mehr als im Vorjahr. Auch hier nahmen deutsche Lieferanten zusammen mit ihren Konkurrenten aus den USA und Japan einen führenden Platz ein. • Im Rahmen des neuen Atomenergieprogramms der brasilianischen Regierung sollen neben der Fertigstellung von Angra III sechs neue Atomkraftwerke errichtet werden. • Für die Instandsetzung der brasilianischen Autobahnen will die Regierung umgerechnet US$ 665 Mio zur Verfügung stellen. – Einige neue Autobahnen und Eisenbahnstrecken sollen im Rahmen des Private Public Partnership-Modells realisiert werden. Die entsprechenden Ausschreibungen sollen im Oktober 2005 veröffentlicht werden. Die Vertragsunterzeichnung soll dann spätestens im März 2006 erfolgen. • Nach einer Mitteilung des brasilianischen Umweltministeriums vom Mai 2005 wurden in den vorausgehenden 12 Monaten 26.130 qm Regenwald zerstört. Das entspricht etwa der Größe Belgiens und bedeutet den höchsten Verlust an Regenwald Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.) 6 IBERO-AMERIKA VEREIN der letzten 10 Jahre. Verantwortlich dafür sei vor allem der Exportboom des brasilianischen Agrobusiness-Sektors. Fast zwei Drittel der neuen SojaPflanzungen in Mato Grosso seien illegal. • Portugals TAP will sich an VARIG beteiligen Zellulose-Produktion legte wieder zu CSN will in Europa zukaufen Aufgrund widriger Witterungsbedingungen revidierte das brasilianische Statistikinstitut IBGE die Prognose für die diesjährige Ernte von Körner-, Hülsen- und Ölfrüchten nach unten. Das Statistikinstitut geht nunmehr davon aus, daß die Erntemenge 116,34 Mio nicht übersteigen wird. Im Jahr 2004 waren 119,37 Mio t geerntet worden. Nach Angaben der Regierung sei dies der stärkste Rückgang der letzten 20 Jahre. Informationen Die Nachrichten für Außenhandel veröffentlichten vom 6.4. bis zum 24.5.2005 folgende BrasilienBeiträge: Pharmasektor befindet sich in Erholungsphase Wobben Windpower setzt auf Windkraft Brasilia senkt Importzölle auf Stahl Mercedes prüft Werkschließung Mercedes-Werk mit neuem Konzept Konjunkturmotor São Paulo springt an Zentralbank vereinfacht Devisentransfer Stromsektor bietet Absatzchancen Stahlhersteller Gerdau zum Wachstum bereit Wieder bessere Perspektiven für gebrauchte Maschinen Regierung konzessioniert acht Straßenabschnitte Petrobrás weitet Investitionen deutlich aus Markt für Primärkunststoffe befindet sich im Wachstum Recycling wird immer wichtiger Baumärkte steigern ihren Umsatz Höhere Umsätze mit Medizintechnik erzielt Deutschland kündigt Doppelbesteuerungsabkommen Werkzeugmaschinenmarkt verbucht 2004 Rekordjahr Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Brasilien 4 (30.5.)