Epoche: Expressionismus
Transcription
Epoche: Expressionismus
Deutsch GK, Kämmerer Abi-Vorbereitung Expressionismus (1910-1920) Menschenbild • Menschen sind unglücklich, unzufrieden, unsicher • Verzweiflung (von Gott verlassen) • Welt- / Wert- / Ich-Zerfall • Mensch hat keinen Einfluss Æ Gefühl des Ausgeliefertseins, der Ausweglosigkeit, Haltlosigkeit • Anonymität, Einsamkeit, Sehnsucht nach Gesellschaft, nach einem höheren "Wir-Gefühl" • fühlen sich als Mensch des Übergangs, sozialer Wandel spielt plötzlich eine Rolle • Gefühl der Entfremdung, Forderung nach Mitspracherecht, soziale Bestrebungen • Zeit der Stille und Verschlossenheit ist vorüber Expressionismus = Ausdruckskunst Schrei! Weltanschauung • negative Weltanschauung • von Gott verlassen • Bedrohung durch Katastrophen: Naturgewalten, Trümmer • apokalyptische Grundstimmung, Endzeitbewusstsein Æ Weltuntergangsvisionen (tabula rosa) • rasend schnelle technische Entwicklung (ambivalentes Gefühl der Faszination und Furcht) Ziele / Wünsche • neue Lebensformen (Sehnsucht nach neuer Welt, nach Brüderlichkeit) • Revolution / Umsturz / Befreiung • haltgebende Politik • Krieg Æ Veränderung • Freiheit gegenüber den alten Kräften • "wollen handeln, wirken, ändern" • Jugendbewegung mit dem Ziel der Freiheit (von bürgerlicher Ordnung) Verhältnis der Expressionisten zum Krieg • Revolution in Deutschland gescheitert, deshalb Hoffnung auf Krieg • viele begrüßen euphorisch den Krieg ohne seine Realität zu kennen • Entgrenzung des Ich / von Fesseln der Gesellschaft lösen • wollen durch Krieg frei werden / Veränderung Æ ziehen in Krieg und werden enttäuscht Historischer Hintergrund 1789 Französische Revolution 1848 Märzrevolution in Deutschland gescheitert 1914-1918 Erster Weltkrieg • durch Industrialisierung wurden Menschen zu Sklaven der Maschinen • Arbeitsmöglichkeiten auf dem Land verloren gegangen, Stadt viele Arbeitsplätze Æ Massenwanderung von ländlichen Gebieten in die Städte (Verstädterung) • Großstadt: Menschen sind anonyme Massen, Hektik, volle Straßen • Mietskasernen auf engstem Raum Æ neue Wohnverhältnisse und Infrastrukturen • Anonymität der Menschen, obwohl sie in großer Gruppe zusammengedrängt sind (soziale Frage) • neue wissenschaftliche Entdeckungen • Flut von Informationen, Tradition hat keinen Wert mehr -1/3- Deutsch GK, Kämmerer Abi-Vorbereitung LITERATUR • • • • • Autor wirkt emotional unbeteiligt (Erzähler nicht mehr auktorial, sondern multiperspektivisch) politische Dichtung: will Veränderung Banales und Katastrophen stehen nebeneinander Ablehnung traditioneller Verstechnik keine Abbildung objektiver Realität, sondern Verbindung von extremer Subjektivität und Allgemeingültigkeit Motive / Themen • Großstadt • Technik, sehr schnelle industrielle Entwicklung • soziales Elend, der leidende Mensch (Ich-Dissoziation) • Wert- / Welt- und Ich-Zerfall • Krieg (Gefangenschaft und Krankheit) • Landschaft nicht als solche dargestellt, sondern wie Mensch sie sieht Æ Vermenschlichung Expressionistische Stilmittel (formal) • Reihungsstil (abgehackte Sätze) • Subjektivierung des Objekts (Man gibt einem Gegenstand menschliche Werte) • Objektivierung des Subjekts • Verharmlosung / Verniedlichung • Darstellung des Hässlichen und Ekelhaften (Ausdrücke / Bildbeschreibungen) • keine Adjektive, nur Wesentliches • Wortschöpfungen (Neologismen) Wichtige Vertreter und Werke • Franz Kafka - Kleine Fabel (1920), Der Prozess (1925), Brief an den Vater (1919) • Alfred Döblin - Die Ermordung einer Butterblume (1913) • Gottfried Benn • Hermann Hesse -2/3- Deutsch GK, Kämmerer Abi-Vorbereitung Stadtgedichte • • • Eindruck der Großstadt Subjektivierung des Objekts Ich-Dissoziation 1 - technischer Fortschritt Æ ambivalentes Verhältnis: Faszination und Gefühl des Ausgeliefertseins - Landschaftsdarstellung sagt indirekt etwas über das Befinden der Menschen aus Æ Thema ist immer der leidende Mensch - Verbindung von Menschen und Sachen, die sich widersprechen - Reihungsstil: Einzeleindrücke beschreiben häufig die Einsamkeit der Menschen Verstädterung Æ Soziale Frage Umbrüche in der Technik / Naturwissenschaft 2 • Materialismus • Positivismus 3 • Nihilismus / Atheismus 4 sehr schnelle industrielle Entwicklung • ungelernte, lohnabhängige Arbeiter • Fließbandarbeit; Mensch muss sich Produktionsprozess unterordnen Æ Entfremdung des Menschen von seiner Arbeit Entgöttlichung der Welt (philosophisch und naturwissenschaftlich) In der Klausur beachten!! • Bildlichkeit • Gefühl, Stimmung, Befindlichkeit ausdrücken • Wahl der Adjektive beachten Heym: - apokalyptische Szenen - Angst, Unsicherheit - Eindruck der Verlorenheit Æ finstere expressionistische Werke stehen in Opposition zu damaligem Bürgertum (schätzte Klassik, Romantik, Biedermeier). Benn: reduziert Mensch auf biologische Bestandteile das Lebens (kein Gott, kein Mitgefühl und Bedauern, kein Mitleid) 1 Zerfall, Auflösung Entschlüsselung des Atoms 3 nur das Wirkliche, Tatsächliche, die Erfahrung führt zur Erkenntnis 4 Nietzsche: "Gott ist tot." 2 -3/3-