Vergleichsarbeiten schuljahrgang 3 - LISA - Sachsen
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Vergleichsarbeiten schuljahrgang 3 - LISA - Sachsen
DIALOG 25 Vergleichsarbeiten Schuljahrgang 3 Impulse zur Unterrichtsentwicklung www.bildung-lsa.de Vergleichsarbeiten Schuljahrgang 3 Impulse zur Unterrichtsentwicklung Dialog 25 Autoren Volker Bock Frank Kirchner Sabine Schmidt Halle Halle Halle Impressum Herausgeber: Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) Redaktion: Volker Bock Layout: Christiane Schoebbel, Doreen Eckhoff Druck: druckhaus köthen GmbH & Co. KG ISSN: 1438 – 4787 LISA Halle (Saale) 2015 – 1. Auflage 1200 Inhalt | 3 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1 Vergleichsarbeiten – Ziele und Allgemeine Informationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2 Umgang mit den Ergebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1Deutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1.1 2.1.2 Aufbau und Struktur der Vergleichsarbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Auswertung und Umgang mit den Ergebnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2Mathematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.2.1 2.2.2 Aufbau und Struktur der Vergleichsarbeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Auswertung und Umgang mit den Ergebnissen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4 | Vorwort Vorwort | 5 Vorwort Im Juni 2006 hat die Kultusministerkonferenz eine Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring beschlossen. Eine Zielstellung ist dabei die systematische und wissenschaftlich abgesicherte Feststellung von Ergebnissen des Bildungssystems. Diese Gesamtstrategie umfasst verschiedene konzeptionell miteinander verbundene Bereiche, zu denen auch die Vergleichsarbeiten (VERA) in den Schuljahrgängen 3 und 8 gehören. Die zentrale Funktion von Vergleichsarbeiten liegt in der Unterrichtsund Schulentwicklung jeder einzelnen Schule. Weiterhin kommt den Vergleichsarbeiten eine Vermittlungsfunktion in Bezug auf die Einführung der fachlichen und fachdidaktischen Konzepte der ländergemeinsamen Bildungsstandards für die Primarstufe und die Sekundarstufe I zu. Unabhängig von unmittelbar vorgeschalteten unterrichtlichen Lernprozessen testen Vergleichsarbeiten den Stand der Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern. Sie unterscheiden sich darin von Klassenarbeiten und weiteren Formen unterrichtlicher Leistungsüberprüfung. Eine Analyse von lerngruppenbezogenen Ergebnissen bei VERA und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen bieten Ansatzpunkte und Impulse für die Unterrichtsentwicklung durch die Lehrkräfte. Darüber hinaus ist VERA ein Diagnoseverfahren, das den Schulen eine Standortbestimmung ermöglicht. Lehrkräfte erhalten eine Rückmeldung über den Könnens- und Wissensstand ihrer Klassen sowie Vergleichswerte auf verschiedenen Ebenen. Eine effektive Form der Rückmeldung kann erreicht werden, wenn Lehrkräfte, Schulleitungen und weitere schulische Gremien einen professionellen Dialog über die Resultate initiieren und sich über ihre Erfahrungen mit Unterrichtsprozessen austauschen. In der vorliegenden Publikation „Vergleichsarbeiten Schuljahrgang 3 – Impulse zur Unterrichtsentwicklung“ (DIALOG 25) des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) werden zunächst allgemeine Informationen zu den Vergleichsarbeiten gegeben und das landesspezifische System der Datenerfassung, -auswertung und -rückmeldung erläutert. In den beiden nachfolgenden Abschnitten werden für die Fächer Deutsch und Mathematik fachspezifische Informationen zu Aufbau und Struktur von VERA sowie Anregungen zur Auswertung und zum Umgang mit Ergebnissen auf schulischer Ebene an ausgewählten Beispielen gegeben. Die beigefügte CD enthält Testhefte und Begleitmaterialien zu den Vergleichsarbeiten im Schuljahrgang 3 der letzten Schuljahre und eine Sammlung von Materialien zu den zentralen Klassenarbeiten im Schuljahrgang 4. 6 | Vergleichsarbeiten – Ziele und allgemeine Informationen 1 Vergleichsarbeiten – Ziele und Allgemeine Informationen Was sind Vergleichsarbeiten? In den Bundesländern werden seit einigen Jahren zusätzlich zu den internationalen und nationalen Leistungsvergleichsuntersuchungen Vergleichsarbeiten in unterschiedlichen Jahrgangsstufen durchgeführt. Vergleichsarbeiten dienen insbesondere der flächendeckenden, jahrgangsbasierten Evaluation der einzelnen Schule und Klasse als Standortbestimmung vor dem Hintergrund der länderübergreifenden Bildungsstandards. Diese Vergleichsarbeiten in den Ländern orientieren sich an den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz. Es wird angestrebt, die Ergebnisse in einer kurzen Frist an die Schulen zurückzumelden, damit sie in die Unterrichts- und Schulentwicklung Eingang finden können. Welche Vergleichsarbeiten werden in den Grundschulen Sachsen-Anhalts geschrieben? Die Vergleichsarbeiten im Schuljahrgang 3 (VERA-3) in den Fächern Deutsch und Mathematik werden seit dem Schuljahr 2007/2008 in einem länderübergreifenden Projekt aller 16 Bundesländer vorbereitet und durchgeführt. Auftragnehmer war zunächst die Universität Koblenz-Landau. Seit 2009 wird die Aufgabenentwicklung für VERA-3 vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) übernommen. Die Erfassung, Auswertung und Berichterstattung zu den Ergebnissen erfolgt in Verantwortung der einzelnen Bundesländer. Wann finden die Vergleichsarbeiten statt? Die Vergleichsarbeiten werden in allen Bundesländern an einheitlich festgelegten Terminen geschrieben. In Sachsen-Anhalt werden diese Termine rechtzeitig im Schulverwaltungsblatt bekannt gegeben. Darüber hinaus erhalten alle Schulen durch einen Schulleiterbrief des Kultusministeriums und durch Veröffentlichungen auf dem Bildungsserver Hinweise zu den zentralen Leistungserhebungen im jeweiligen Schuljahr. Etwa acht Wochen vor dem jeweiligen Schreibtermin werden ebenfalls auf dem Bildungsserver detaillierte Informationen, u. a. zur Bereitstellung der Testhefte, zur Testdurchführung und zur Rückmeldung der schulbezogen zusammengefassten Ergebnisse veröffentlicht. Wie kann eine Vorbereitung auf die Vergleichsarbeiten erfolgen? Im Vorfeld erscheint es sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern zur Bearbeitung der Testaufgaben einige Hinweise zu geben. Diese könnten sich u. a. darauf beziehen, die Aufgabenstellungen genau zu lesen und bei der Bearbeitung alle zur Verfügung stehenden Informationen (z. B. Bilder, Diagramme) zu berücksichtigen. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich nicht unnötig lange bei schwierigen Aufgaben aufhalten, sondern zunächst die aus ihrer Sicht „leichten“ Aufgaben lösen. Die Einhaltung einer Reihenfolge bei der Bearbeitung einzelner Aufgaben ist nicht vorgesehen. Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass sich leichtere und schwere Aufgaben in den Testheften abwechseln. Welche Aufgabentypen werden gestellt? Zu einem wesentlichen Teil enthalten die Testhefte für die Schülerinnen und Schüler ungewohnte Aufgabenformate. Typische Formate sind Fragen mit Einfachauswahl (single choice) und Mehrfachauswahl (multiple choice), Reihenfolgefragen, Ausfüllfragen und Fragen mit Kurzantwort. Eine Vorstellung dieser Formate und auch deren Einsatz im Unterricht können die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung der Testhefte unterstützen. Vergleichsarbeiten – Ziele und allgemeine Informationen | 7 Kreuze an. am 8. April am 19. April am 28. April am 1. Mai An welchem Tag hat Ulla Geburtstag? Beispiel: Vergleichsarbeit 2013 Mathematik (Einfachauswahlfrage) Wie ist der Ablauf beim Schreiben der Vergleichsarbeit? Worin liegt der Unterschied zwischen Klassenarbeiten und Vergleichsarbeiten? Rechtzeitig vor dem Schreibtermin der VergleichsKlassenarbeiten und weitere schriftliche Tests arbeiten erhalten die beteiligten Schulen für ihre ermitteln zumeist den Kompetenzstand und die Schülerinnen und Schüler Testhefte und BegleitmaLernergebnisse in Bezug auf die unmittelbar vorterialien für die Vergleichsarbeiten in den zuvor vom hergehenden Unterrichtssequenzen. Sie dienen der LISA abgefragten Varianten und Anzahlen. Über den Leistungsüberprüfung und Leistungsbewertung der Zeitpunkt des Schreibens der Vergleichsarbeiten am Lernenden und werden i. d. R. mit Zensuren bewerTermin entscheiden die Schulen. VERA-3 Deutsch tet. wird an zwei Tagen geschrieben. Für die Bearbeitung Klassenarbeiten beinhalten Aufgaben, die aufgrund des Testheftes I stehen maximal 50 Minuten zur Ver- der vermittelten Inhalte und dabei entwickelten fügung, für Testheft II sind es maximal 35 Minuten. Kompetenzen gelöst werden können. Es werden Bei VERA-3 Mathematik stehen 60 Minuten Testzeit Aufgaben gestellt, bei denen auch Teilpunkte verge für zwei Testheftteile zur Verfügung. Zwischen den ben werden. Testteilen erfolgt eine Pause von 10 Minuten. Zu Vergleichsarbeiten geben Auskunft über den Lern Beginn gibt es maximal 10 Minuten zur Einführung stand einer Lerngruppe in Bezug auf die Bildungsin den Test. Viele Schulen wählen dafür die ersten standards, überprüfen den Stand des Erwerbs und beiden Unterrichtsstunden. Eine Verschiebung des der Anwendbarkeit von Wissen und Können der Schreibtermins nach hinten ist unter Angabe von Lernenden in den jeweiligen Inhaltsbereichen. Sie Gründen (z. B. lang geplante Schulveranstaltungen) können Anregungen und Impulse für die Schul- und dem Landesschulamt mitzuteilen. Eine VorverleUnterrichtsentwicklung geben und sind nach testgung ist grundsätzlich nicht möglich. theoretischen Gesichtspunkten zusammengestellt und nicht so angelegt, dass alle Lernenden alle Aufgaben lösen können. Vergleichsarbeiten beinhalten zahlreiche „kurze“ Aufgaben, die überwiegend mit 1 richtig oder falsch bewertet werden. Eine Benotung ist nicht vorgesehen. 8 | Vergleichsarbeiten – Ziele und allgemeine Informationen M = Migrationshintergrund Name Nr. m/w 1.11 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 Information suchen Information suchen zentrale Aussage erfassen eigene Gedanken zum Text entwickeln Aussage mit Textstelle belegen eigene Gedanken zum Text entwickeln Information suchen 1.10 Information suchen Information suchen 1.9 Aussage mit Textstelle belegen Information suchen 1.8 Information suchen Information suchen 1.7 Information suchen Aufgabe 1.6 Information suchen 1.5 Information suchen 1.4 Information suchen 1.3 Information suchen 1.2 0 eigene Gedanken zum Text entwickeln 1.1 0 2. Nie wieder Schlusslicht Information suchen Nr. Information suchen 1. Unterwegs Anzahl der Aufgaben: Bitte tragen Sie die Ziffer 1 (1 BE) ein, wenn die Aufgabe korrekt gelöst wurde und die Ziffer 0 (0 BE), wenn die Aufgabe falsch oder nicht gelöst wurde. Bemerkungen richtig falsch 1 2 3 4 5 Abbildung 1: Auszug aus dem Auswertungsbogen VERA-3 Deutsch 2014 Wie können die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten an der Schule erfasst und ausgewertet werden? Grundlage für eine zunächst schulinterne fachbezogene Erfassung und Auswertung sind Auswertungsbögen für die einzelnen Klassen. Als Unterstützung werden den Schulen dazu in elektronischer Form vorliegende Erfassungstabellen zur Verfügung gestellt (vgl. Abb. 1). Diese Tabellen bieten den Lehrkräften die Möglichkeit, aufgabenbezogene Ergebnisse ihrer Schülerinnen und Schüler zu erfassen und nach eigenen Gesichtspunkten auszuwerten. Dies könnten u. a. Stärken und Schwächen von Schülerinnen und Schülern bei verschiedenen Aufgabentypen sowie Kompetenz- und Anforderungsbereichen sein. Lerngruppenbezogene Analyse- und Diagnoseprozesse sollen damit unterstützt werden. Die Erfassungstabellen für die Vergleichsarbeiten enthalten optionale Module (Tabellenblätter), die eine grafische Aufbereitung und Auswertung von lerngruppenbezogenen Ergebnissen (z. B. in Bezug auf Erfüllungsstände bei einzelnen Kompetenzbereichen) ermöglichen (vgl. Abb. 2). Vergleichsarbeit - Schuljahrgang 3 - Schuljahr 2013/2014 - Deutsch - Rechtschreibung Lösungshäufigkeiten in den Kompetenzstufen Erfüllungsprozentsätze 100% 80% 60% 40% 52% 41% 33% 35% Freundlichkeit Faulheit häufig Wörter ordnen Begründung "bunt" Ordnung Verbindungs-"s"/ Handwerker mit "k" 1.4 1.5 1.7 4. 5.2 1.10 5.3 20% 0% 57% 31% Kompetenzstufe 3 Abbildung 2:Beispieldiagramm zu lerngruppenbezogenen Ergebnissen (VERA-3 Deutsch 2014) 34% Kompetenzstufe 4 Vergleichsarbeiten – Ziele und allgemeine Informationen | 9 Wie kann eine Auswertung auf Schul ebene erfolgen? Wie erfolgt eine landesweite Auswertung und Rückmeldung? Für die Analyse der Ergebnisse in Fachschaften bzw. Schulen wird folgendes Vorgehen empfohlen: Die Auswertung erfolgt bezogen auf einzelne Aufgaben bzw. Teilaufgaben. Die für die Vergleichsarbeiten eines Schuljahres zu erstellenden Auswertungsberichte enthalten neben deskriptiven Befunden Hinweise zur Nutzung der Ergebnisse im Rahmen der Tätigkeit von Fachgruppen und schulischen Fachschaften sowie auch Anregungen zu Schlussfolgerungen für die Unterrichtsarbeit. Die Auswertungsberichte weisen in der Regel folgende allgemeine Gliederung auf: 1 Anlage der Vergleichsarbeit (Rahmen, Ziel, Grundlagen, Bezüge) 2 Darstellung der Ergebnisse im Überblick (Untersuchungsgruppe, ggf. notenbezogene Ergebnisse oder Erfüllungen von einzelnen Aufgabenteilen) 3 Ergebnisse unter verschiedenen Aspekten (u. a. Ergebnisse nach Kompetenzen bzw. Anforderungsbereichen gruppiert, Verteilungen zu einzelnen Abschnitten, schwerpunktmäßige Bewertung zentraler Ergebnisse) 4 Hinweise zur Weiterarbeit (u. a. konkrete Orientierungen zu einzelnen/generellen Schwerpunkten für die Unterrichtsentwicklung, beispielhaftes Vorgehen zur Analyse und zu Schlussfolgerungen für die Fachschaftsarbeit) Für eine vertiefende Auswertung werden über längerfristige Zeiträume Auswertungsschwerpunkte gesondert untersucht und dargestellt. (1) Vergleichen der Anforderungen/Aufgaben der Vergleichsarbeiten mit den Schwerpunkten der eigenen Unterrichtsarbeit Ergebnis: Ziehen von Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Aufgabenkultur (2)Einordnen der Ergebnisse der Lerngruppe(n)/ Schule anhand der Erfüllungsprozentsätze bezogen auf die Teilaufgaben unter Berücksichtigung der vorliegenden Auswertungsberichte Ergebnis: Feststellen von Stärken und Schwächen der Lerngruppe(n) (3)Ziehen von Schlussfolgerungen für die inhaltliche und methodische Gestaltung des Unterrichts in den Lerngruppen bzw. verschiedenen Jahrgangsstufen, Ableiten spezieller Fördermaßnahmen sowie lang- und kurzfristiger Maßnahmen zur Vorbereitung von künftigen Vergleichsarbeiten Ergebnis: Festlegen von Maßnahmen für das nächste Schulhalbjahr und Verabredungen in der Fachschaft Wie werden die Ergebnisse landesweit erfasst und werden die Ergebnisse von Schulen miteinander verglichen? Zur Erfassung der landesweiten Ergebnisse werden Vollerhebungen der Ergebnisse aller beteiligten Schulen durchgeführt. Eine Vollerhebung der Daten aller Schulen des Landes bietet neben einem vollständigen Datenbestand die Möglichkeit, die Ergebnisse allen Schulen rückzumelden. Ein Vergleich von Schulergebnissen erfolgt nicht. Es gibt kein Schulranking. 10 | Vergleichsarbeiten – Ziele und allgemeine Informationen Welche Möglichkeiten gibt es für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt, Hinweise und Meinungen zu den Vergleichsarbeiten zu äuSSern? Viele Lehrerinnen und Lehrer nutzen im Rahmen der zentralen Erfassung der VERA-Daten ihrer Schulen die Möglichkeit, zu den Vergleichsarbeiten Hinweise zu geben und Fragen zu stellen. Aus zahlreichen Rückmeldungen in den vergangenen Schuljahren konnte entnommen werden, dass die Aufgabenstellungen überwiegend verständlich formuliert und die Auswahl und das Anforderungsniveau der Aufgaben sowie der zeitliche Rahmen angemessen waren. Besonders die interessanten, an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler orientierten Aufgaben, fanden Anerkennung bei den unterrichtenden Lehrkräften. Häufig gestellte Fragen der Lehrerinnen und Lehrer bezogen sich auf den Aufgabenumfang und die teilweise erhebliche Anzahl von Aufgaben zu einem Kompetenzschwerpunkt. Nachfolgend werden zu einigen dieser Fragen Antworten gegeben: Warum werden oft mehrere Aufgaben zu im Grunde ein- und derselben Kompetenz gestellt? Die Aufgaben in den Testheften überprüfen das Wissen und die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf die Bildungsstandards. Ein breites Spektrum an Anforderungen (mehrere Aufgaben/ Items mit unterschiedlichen Anforderungsniveaus) ermöglicht aussagekräftige Einschätzungen des Kompetenzstandes der Lerngruppe hinsichtlich der jeweiligen zu überprüfenden Bildungsstandards. Deshalb enthalten die Testhefte sowohl komplexe Aufgabenstellungen mit mehreren Items unterschiedlichem Schwierigkeitsgrades als auch Aufgaben, die wenige Lösungsschritte von den Schülerinnen und Schülern erfordern. Die unterschiedlichen Aufgabenstellungen bilden verschiedene Kompetenzstufen ab und ermöglichen damit eine genauere Einschätzung des Kompetenzstandes. Die Anforderungen der Aufgaben wechseln sich ab, so dass die Kinder Aufgaben, die ihnen leichter fallen, vorrangig lösen können. Die individuelle Bearbeitung der Testhefte und das jeweilige Schülerergebnis sollen dem Lehrer helfen, Fehlerursachen stärker einzugrenzen und Defizite in der Lernentwicklung des Einzelnen zu erkennen. Wäre es nicht besser, die Arbeit im Umfang von einer Unterrichtsstunde zu schreiben wie bei den Klassenarbeiten? Der erforderliche Aufgabenumfang, um angemessene Rückmeldungen zu den Kompetenzständen der Schülerinnen und Schüler geben zu können (siehe Erläuterungen zur vorherigen Frage), könnte nicht in dem Zeitumfang einer Unterrichtsstunde (45 Minuten) von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden. Wie erklärt sich die Bewertung? Die Aufgaben werden entweder mit „richtig“ oder „falsch“ gewertet. Eine „Teilrichtigkeit“ ist ebenso wie eine Gewichtung mit unterschiedlich hohen Punktzahlen nicht vorgesehen. Der Verzicht auf unterschiedliche Punktzahlen liegt in der Berücksichtigung der empirisch ermittelten Schwierigkeit begründet. Wie sinnvoll sind Vergleichsarbeiten, wenn die schulinternen Lehrpläne Themen der Arbeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigen? Hinweise der Lehrkräfte zu inhaltlichen Schwerpunkten der Vergleichsarbeit bestätigen einerseits, dass die Anforderungen dem schulinternen Lehrplan ihrer Schule entsprechen. Andererseits merken Schulen an, dass sie Inhalte der Vergleichsarbeit zu einem späteren Zeitpunkt geplant haben und die Kinder aus diesem Grund nicht in der Lage waren Aufgaben zu lösen. Die Lehrpläne in den Fächern Deutsch und Mathematik der Grundschule, die die Kompetenzerwartung am Ende von Doppeljahrgängen beschreiben, weisen im Zusammenhang mit den schulinternen Planungen darauf hin, dass eine Kompetenzentwicklung in allen Schuljahrgängen für jeden inhaltsbezogenen Bereich zu erreichen ist. Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 11 2 Umgang mit den Ergebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen 2.1Deutsch 2.1.1 Aufbau und Struktur der Vergleichsarbeiten Seit dem Schuljahr 2007/2008 nehmen die Grundschulen von Sachsen-Anhalt verbindlich an den Vergleichsarbeiten 3 (VERA-3) teil. Dabei werden gemäß den Bildungsstandards für die einzelnen Kompetenzbereiche im Feldtest erprobte und im Vorfeld mit den Bundesländern fachlich diskutierte Aufgaben zum Ende des 3. Schuljahrganges eingesetzt. Auf der Grundlage von Kompetenzstufenmodellen beginnend für den Bereich „Lesen“ wurden seitdem vielfältige Aufgabentypen entwickelt, die hinsichtlich ihrer Ergebnisse zur Diagnose von Schülerleistungen differenzierte Unterrichtsanregungen geben können (vgl. dazu ausführlich die Darstellung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), https://www.iqb.hu-berlin.de/). Die Kompetenzstufenmodelle des IQB mit ihren vorläufigen Festlegungen zu den Mindest-, Regelbzw. Maximal- oder Optimalstandards spiegeln die aktuellen Entwicklungsstände bei der Aufgabenerprobung wieder und werden immer wieder aktualisiert. Gerade in den sprachlichen Fächern ist eine scharfe Trennung bei den Aufgabenanforderungen zu einzelnen Kompetenzbeschreibungen nicht immer möglich. Dies ist beim Einsatz und der Bewertung der VERA-Aufgaben in der Schulpraxis zu beachten. Gerade in den höheren Kompetenzstufen sind Aufgaben zum Reflektieren und Bewerten bei der Erschließung altersgerechter Texte nicht leicht zu entwickeln und häufig auch einer didaktischen Kritik ausgesetzt. Aber das Ziel aller Bemühungen gemäß den Festlegungen in den Bildungsstandards ist es, die ganze Leistungsbreite der Schülerleistungen bei diesen Aufgaben abzubilden. Die Vergleichsarbeiten testen somit nicht wie bei Klassenarbeiten das Beherrschen des kürzlich behandelten Unterrichtsstoffes, sondern überprüfen die erworbenen Kompetenzen bis zum Ende des 4. Schuljahrganges. Sie geben Hinweise, inwieweit der Kompetenzerwerb bezogen auf die Bildungsstandards bereits am Ende von Schuljahrgang 3 erreicht wurde. Die Ergebnisse können insgesamt die Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler einer Klasse und Schule aufzeigen. Das Ziel der Vergleichsarbeit ist es vor allem, die Ergebnisse schulintern zu interpretieren. Die Kolleginnen und Kollegen sollen sich im Rahmen der Fachkonferenz über ihre Klassenergebnisse austauschen und Förderschwerpunkte für die Schule ableiten. So können z. B. gemeinsam Lernaufgaben entwickelt werden, die in der schulischen Arbeit helfen, die Bildungsstandards zu erreichen und einen Brückenschlag zwischen Testanforderungen und Unterricht herzustellen. 12 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Kompetenzstufen im bereich „Lesen“ Für den Bereich „Lesen“ als durchgehenden Schwerpunkt der Vergleichsarbeiten seit 2008 sind mit den Zielen des Textverständnisses folgende Intentionen von entscheidender Bedeutung: „Als grundlegend für das Textverstehen muss das eigentliche Erlesen von Wörtern und Sätzen angesehen werden. Nur wer einigermaßen flüssig lesen kann, ist in der Lage, Texten auch Informationen abzugewinnen. Konkret: Braucht das Erlesen eines Satzes länger, als Informationen im Arbeitsgedächtnis gehalten werden können, so misslingt selbst das Herstellen lokaler Kohärenz – der inhaltliche Zusammenhang geht verloren. Dieser Umstand stellt für Kinder in der Grundschule gelegentlich noch eine Komplikation dar. Ist die grundlegende Lesefertigkeit jedoch hinreichend geübt bzw. automatisiert, kommt es zu Pro1 zessen des eigentlichen Textverstehens ...“ Für die Entwicklung von Aufgaben zum Textverständnis wurde für den Bereich „Lesen“ an Grundschulen ein Kompetenzstufenmodell entwickelt, welches sich an den Modellen der internationalen Grundschuluntersuchung IGLU 2003/2006 orientiert: Kompetenzstufe I explizit angegebene Einzelinformationen identifizieren Kompetenzstufe II benachbarte Informationen miteinander verknüpfen Kompetenzstufe III verstreute Informationen miteinander verknüpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen Kompetenzstufe IV für die Herstellung von Kohärenz auf der Ebene des Textes wesentliche Aspekte erfassen Kompetenzstufe V auf zentrale Aspekte des Textes bezogene Aussagen selbstständig begründen Tabelle 1: Modell der Kompetenzstufen im Bereich „Lesen“ nach den Bildungsstandards Grundschule 1 IQB (Hrsg.): Vergleichsarbeiten 2014, 3. Jahrgangsstufe (VERA-3) Deutsch – Didaktische Handreichung, Modul B, S. 3 Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 13 Didaktische Stufen und Kompetenzstufen für den Bereich „Schreiben“, Teilbereich „Rechts chreiben“ Für die Entwicklung und den Einsatz von Aufgaben im Bereich „Schreiben“ und der Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse zur Rechtschreibdidaktik im Primarbereich sind folgende didaktische Stufen für die Grundschule zu beachten: „Nach dem Schulbeginn lernen die Kinder sehr schnell (wenn sie es nicht bereits können) den kontinuierlichen Lautstrom nicht nur in Silben, sondern auch in einzelne Laute zu zerlegen. Sind die LautBuchstaben-Beziehungen bekannt, dann schreiben sie so, wie sie (mehr oder weniger dialektal) sprechen. Man könnte sagen, dass sie der Aufforderung folgen: „Beachte die gesprochene Lautfolge und schreibe für jeden Laut einen Buchstaben!“ Damit ist die alphabetische „Stufe“ erreicht. Zwar schreiben Kinder auch schon früh im ersten Schuljahr einige Wörter richtig, bei denen es nicht nur darauf ankommt, dass man auf die gesprochene Lautfolge achtet. In größerem Umfang werden solche Wörter aber erst richtig geschrieben, wenn die Laut-Buchstaben-Beziehungen gefestigt sind. Es handelt sich um Wörter, bei denen es um Dehnung (Bohnen), Schärfung (Ball), Umlautung (Bäcker), Auslautverhärtung (gelb) und „Merkelemente“ wie bei Vater, Hexe usw. geht. 2 IQB: Vergleichsarbeiten 2010, 3. Jahrgangsstufe (VERA-3) Deutsch – DIDAKTISCHE HANDREICHUNG zu Testheft II – Rechtschreibung, S. 6 Wer hier richtig schreibt, orientiert sich am Stammprinzip (bzw. am morphematischen Prinzip), das man so formulieren könnte: „Gliedere die Wörter in ‚Bausteine‘ und schreibe Verwandtes gleich!“ Das ist die orthografische „Stufe“. Dieser „Stufe“ kann jedenfalls zu Beginn der Grundschulzeit auch die Großschreibung von Substantiven zugeordnet 2 werden.“ Die Schülerinnen und Schüler erwerben somit bis zum Ende des 3. Schuljahrganges bestimmte Strategien zum Richtigschreiben, die sie mehr oder weniger bewusst anwenden. Gemäß den Bildungsstandards zum Ende der Grundschulzeit kann natürlich bei VERA-3 nicht von allen Schülerinnen und Schülern erwartet werden, dass sie „geübte, rechtschreibwichtige Wörter normgerecht schreiben“. Bei VERA-3 geht es um Kinder in allen Bundesländern und insofern ist es schwer, diesem Standard gerecht zu werden. Denn auch einen für alle Länder verbindlichen Grundwortschatz gibt es nicht. Hieraus ergeben sich auch die Schwierigkeiten bei der Aufgabenentwicklung und der Einschätzung der Ergebnisse durch die jeweiligen Schulkollegien. Dennoch können im Einzelfall Fehlerhäufigkeiten bei der Schreibung frühzeitig erkannt und gezielt Lernübungen dafür entwickelt werden. 14 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Für die Teilkompetenz Rechtschreiben wird daher folgendes Kompetenzstufenmodell bevorzugt: Kompetenzstufe I Kinder auf dieser Kompetenzstufe schreiben Wörter in der Regel so, dass ihre Lautstruktur erkennbar ist. Einige Schülerinnen und Schüler beherrschen aber die Laut-Buchstaben-Zuordnungen beziehungsweise die alphabetische Stufe noch nicht hinreichend. Kompetenzstufe II Auf dieser Kompetenzstufe werden die elementaren Laut-Buchstaben-Beziehungen beherrscht. Kompetenzstufe III Kinder auf dieser Kompetenzstufe schreiben mehr als 80 Prozent der Testwörter richtig. Kompetenzstufe IV Auf dieser Kompetenzstufe werden mehr als 90 Prozent der Wörter richtig geschrieben. Kompetenzstufe V Auf dieser Kompetenzstufe stehen Wörter im Vordergrund, deren morphologische Struktur schwer zu erkennen ist oder für deren korrekte Schreibung auf syntaktisches Wissen zurückgegriffen werden muss. Tabelle 2: Modell der Kompetenzstufen in „Rechtschreiben“ nach den Bildungsstandards Grundschule Kompetenzstufen im Bereich „Sprechen und Zuhören“ Für den Kompetenzbereich „Sprechen und Zuhören“ nach den Bildungsstandards wurden für den Teilbereich „verstehend zuhören“ Testaufgaben entwickelt. Dieser Teilbereich musste ausdifferenziert werden, um Schülerleistungen durch differenzierte Aufgaben abbilden zu können: • Inhalte zuhörend verstehen • gezielt nachfragen • Verstehen und Nicht-Verstehen zum Ausdruck bringen Das Modell der dazugehörigen Kompetenzstufen wird wie folgt vorgeschlagen: Kompetenzstufe I prominente Einzelinformationen wiedererkennen Kompetenzstufe II benachbarte Informationen verknüpfen und weniger prominente Einzelinformationen wiedergeben Kompetenzstufe III verstreute Informationen miteinander verknüpfen und den Text ansatzweise als Ganzen erfassen Kompetenzstufe IV auf der Ebene des Textes wesentliche Zusammenhänge erkennen und Details im Kontext verstehen Kompetenzstufe V auf zentrale Aspekte des Textes bezogene Aussagen eigenständig beurteilen und begründen Tabelle 3: Modell der Kompetenzstufen im „Zuhören“ nach den Bildungsstandards Grundschule Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 15 2013 wurden bei VERA-3 Deutsch erstmals Hörtexte eingesetzt. Die Zuhöraufgaben mit Hörsequenzen sind dazu auf der Seite des IQB eingestellt (https://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben/dep). Der das Fach Deutsch verbindende Kompetenzbereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ wird auch seit 2008 durch Aufgaben bei VERA untersucht. Das dazu entwickelte Kompetenzstufenmo- dell wird derzeit überarbeitet. Auf eine Darstellung wird deshalb hier verzichtet. Dieser Fakt zeigt aber deutlich, dass die Modelle durch aktuelle empirische wie fachdidaktische Diskussionen teils weiterentwickelt werden und nicht als statisch aufzufassen sind. Sie sind eine Orientierung für die Aufgabenentwickler beim IQB und die Nutzer in der Schulpraxis der Bundesländer bei der Erarbeitung weiterer Lernbzw. Testaufgaben. 2.1.2Auswertung und Umgang mit den Ergebnissen Im Folgenden sollen ausgewählte Landesergebnisse bzw. Darstellungen aus den Auswertungsberichten zu den Vergleichsarbeiten im Fach Deutsch seit 2008 verdeutlichen, welche Hinweise zur Weiterarbeit Impulse für die Unterrichtsgestaltung geben und vor allem die Diagnosebemühungen der Lehrkräfte zu den individuellen Schülerleistungen unterstützen sollen. Im Bereich Leseverständnis wurde bei VERA im Jahr 2008 festgestellt, dass es bei der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler einen höheren Förderbedarf bei den erweiterten und fortgeschrittenen Anforderungen gab. (Durch die Aufgabenentwicklung an der Universität Landau wurden diese als Fähigkeitsniveaus bezeichnet, hier FN 2 und FN 3.) Es war aber auch festzustellen, dass ein nicht unerheblicher Teil von Schülerinnen und Schülern kaum über grundlegende Fähigkeiten im Lesen verfügte. Sie waren teilweise nicht in der Lage, relativ eindeutig im Text zu lokalisierende Informationen zu erfassen. Im Bereich Sprache und Sprachgebrauch untersuchen waren bei den Ergebnissen zu den einzelnen Aufgaben erkennbare Unterschiede in den Fähigkeitsniveaus festzustellen. Im Vergleich zu den Leseleistungen gab es hier bei den erweiterten und fortgeschrittenen Aufgaben (FN 2 und FN 3) eine höhere Erfüllungsquote. Der funktionale Gebrauch der Wortarten gelang über der Hälfte der Schülerinnen und Schüler. Im Mittelpunkt stand die Wortart „Verb“. Wie beim Lesen gab es auch hier eine Schülergruppe, bei der elementare Sprachkenntnisse nicht vorhanden bzw. nicht abrufbar sind. 100% 90% 80% 75% 82% 66% 70% 60% 49% 50% 48% 39% 40% 30% 20% 10% 0% Lesen FN 1 Sprache FN 1 Lesen FN 2 Sprache FN 2 Lesen FN 3 Sprache FN 3 Abbildung 3: Gesamtergebnisse der Aufgaben nach Kompetenzbereich und Fähigkeitsniveau bei VERA-3 Deutsch 2008 16 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Die Abbildung 3 zeigt, dass zu den Teilkompetenzen im Bereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ bessere Ergebnisse erzielt wurden als im Bereich „Lesen“. Wesentlich mehr Schülerinnen und Schüler lösten hier Aufgaben im FN 2 und FN 3. Sichtbar wird auch, dass im Bereich „Lesen“ nur 10 % mehr Schülerinnen und Schüler Leistungsanforderungen im Fähigkeitsniveau 2 erfüllten als im Fähigkeitsniveau 3. Es fehlt also ein größerer Anteil von Schülerinnen und Schülern, die das mittlere Fähigkeitsniveau im Textverständnis (Zusammenhänge im Text erkennen) bewältigen. Auffällig ist auch, dass im Bereich „Lesen“ 25 % und im Bereich „Sprache“ fast 20 % der Schülerinnen und Schüler keine Aufgaben im Fähigkeitsniveau 1 lösen konnten. Diese Gruppe bedarf in der verbleibenden Grundschulzeit weiterhin einer stärkeren Förderung. Für die Weiterarbeit wurden u. a. folgende Unterrichtsempfehlungen gegeben: • Für das Text- und Aufgabenverständnis ist das weitere Trainieren von Lesetechniken und Lesestrategien notwendig, um das Entnehmen und Verbinden von Informationen und das Erkennen von zentralen Aussagen des Textes zu unterstützen. Durch das Nutzen von Lesekonferenzen kann das selbstständige Arbeiten im Unterricht gefördert und wesentlich besser nach Fähigkeiten differenziert werden. • Im funktionalen Gebrauch der Wortarten besteht Förderbedarf. Insgesamt muss im Unterricht eine kontinuierliche Arbeit an grammatischen Begriffen und Regeln und deren Verwendung in funktionaler Bedeutung erfolgen. Die Alltagsrelevanz der Übungen ist dabei den Schülerinnen und Schülern stärker zu verdeutlichen. Gerade auch bei der Überarbeitung von Texten ist bewusst grammatisches Wissen zu nutzen. Aus dem Auswertungsbericht VERA-3 Deutsch im Jahr 2011 werden zum Bereich „Lesen“ folgende Gesamtergebnisse vorgestellt: Erfüllungsprozentsätze in den Kompetenzstufen (Zusammenfassung) 100% 80% 89% 76% 68% 60% 54% 40% 40% 20% 0% KS 1 KS 2 KS 3 KS 4 KS 5 KS - Kompetenzstufe Abbildung 3:Landesergebnisse VERA-3 Deutsch 2011 zum Kompetenzbereich „Lesen“ nach Kompetenzstufen In der Kompetenzstufe 1, die durch sieben Aufgaben repräsentiert wurde und damit die meisten Aufgaben umfasste, lag die durchschnittliche Lösungshäufigkeit bei 89 %. Der Kompetenzstufe 2 wurden vier Aufgaben zugeordnet, die durchschnittlich von 76 % der Schülerinnen und Schüler erfüllt wurden. Es wurde bewusst beachtet, dass der Test auch eine Reihe leichter Items enthält und somit auch im untersten Leistungsbereich differenzierte Aussagen getroffen werden können. Sechs Aufgaben beinhaltete die Kompetenzstufe 3. Die Erfüllung lag dort bei 68 %. Die Kompetenzstufe 4 war mit einer Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 17 Aufgabe vertreten. Diese wurde von 54 % aller Schülerinnen und Schüler erfüllt. Die Kompetenzstufe 5 wurde mit zwei Aufgaben repräsentiert, dabei lag die durchschnittliche Lösungshäufigkeit bei 40 %. Es konnte insgesamt festgestellt werden, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler über die erforderlichen Kompetenzen verfügt, einen Text selbstständig zu erschließen. Vergleicht man mit den Ergebnissen des Vorjahres, wurde sichtbar, dass die Erfüllungsprozente in allen Kompetenzstufen höher ausgefallen sind, was auch auf eine kompetenzorientierte Arbeit der Kolleginnen und Kollegen folgern lässt. Eine Herausforderung für viele Schülerinnen und Schüler ist es, wenn sie bei Aufgaben in den Kompetenzstufen 4 und 5 eine Begründung formulieren müssen, wie es folgendes Beispiel aus VERA 2013 zum Kompetenzbereich „Lesen“ verdeutlicht. Zum Bereich „Schreiben“ wurden zwei Aufgaben eingesetzt. In einer Schreibaufgabe wurde folgender ausführlicher Auftrag gestellt: Du planst eine Schatzsuche für deine Freundinnen und Freunde. Eine Schatzsuche ist ein Spiel mit verschiedenen Stationen, das man am besten draußen spielt. An den Stationen findet man Hinweise, wo der Schatz versteckt ist. Schreibe einen Einladungsbrief an deine Freundinnen und Freunde. Schreibe so, dass die Kinder richtig Lust bekommen, an deiner Schatzsuche teilzunehmen. Bedenke, dass du in dem Brief schreiben musst, wann ihr euch trefft und wo die Schatzsuche stattfindet. Beim zweiten Schreibauftrag mussten sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Argumenten auseinandersetzen: G r a ffiti G estern N acht ist eine Wand deiner Schule besprüht worden. D ie Schulleitung möchte das Bild am liebsten entfernen lassen. E inige K inder schlagen aber vor, erst einmal die Meinungen der Schülerinnen und Schüler zu sammeln. D ie Schulleitung ist einverstanden. Schreibe einen B rief an die Schulleitung. Sage darin deine Meinung und schreibe mehrere Gründe für deine Meinung auf. 18 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Für den Kompetenzbereich „Schreiben“ konnte insgesamt festgehalten werden, dass gemäß Aufgabenstellung die Merkmale eines Briefes wie Anrede, Grußformel und Unterschrift von 62 % aller Schülerinnen und Schüler beachtet wurden. Diese formalen Aspekte beim Schreiben eines Briefes sind noch nicht bei allen Lernenden genügend verinnerlicht. Der argumentative Gesamtzusammenhang des Textes war bei zwei Dritteln aller Schülerinnen und Schüler erkennbar, was davon zeugt, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus in der Lage waren, bei Argumentationen ihre Gedanken zusammenhängend darzustellen. Hinsichtlich der Weiterarbeit im Unterricht wurde u. a. empfohlen: • Ein diskontinuierlicher Text in Form eines Stundenplanes einer fiktiven Schule wurde erstmals in Sachsen-Anhalt bei VERA abgeprüft. Aus den Lehrerrückäußerungen zur Vergleichsarbeit wird deutlich, dass diese Textsorte einen geringen Anteil im Unterricht einnimmt und deren Potenzial, auch in Hinblick auf die Nutzung im Alltag für die Schülerinnen und Schüler, noch nicht die notwendige Beachtung erfährt. Deshalb sollte bewusst aus dem Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler diese Textsorte aufgegriffen werden, wie zum Beispiel in Form von Steckbriefen, Speiseplänen, Fahrplänen, Haus- und Schulordnungen, Urkunden, Gebrauchsanweisungen oder Kochrezepten. • Lesetexte oder Situationen aus dem Schulalltag sind zu nutzen, um gemeinsam Argumente zu sammeln, diese zu begründen und hin und wie- der auch schriftlich zu formulieren. Dabei sollten im Gespräch durchaus auch Argumente für mehrere Positionen gefunden werden, um die Lernenden für das Abwägen der eigenen Meinung zu sensibilisieren. Dabei sollten wichtige kausale Verknüpfungsmittel (z. B.: weil, denn, aus diesem Grund, deshalb ...) angewendet werden. Auch das Sammeln von Stichwörtern für Pro und Kontra zu einer Situation u. a. mithilfe von vorbereiteten Formulierungen (wie Dagegen könnte man sagen …, Einerseits ist es so …, andererseits …) kann hilfreich sein. In der folgenden Übersicht (vgl. Tabelle 4) aus dem Auswertungsbericht zu VERA-3 Deutsch im Jahr 2010 soll am Beispiel des Teilbereiches „Rechtschreiben“ verdeutlicht werden, wie wichtig es ist, eine individuelle Diagnose hier am Beispiel der Schreibkompetenz zu realisieren. Die VERA-Aufgaben können dazu den Lehrkräften wertvolle Hinweise geben. Im Zusammenhang mit aktuellen fachdidaktischen Erkenntnissen wie am Beispiel der Fehlerhäufigkeiten und konkreten Lupenstellen kann die Diskussion in den Fachkollegien angeregt werden, um gemeinsam geeignete Lernaufgaben zu entwickeln und den Schülerinnen und Schülern ein Feedback über ihre Leistungen zu geben. Gezielte Fördermaßnahmen können daraus abgeleitet werden. Interesse Mütze Brücke Mütze Brücke verbrannt kaputt plötzlich klettern Schwimmbad Vokalkürze Aussehen (Sustantivierung) Interesse Beschreibung Plötzlich (Satzanfang) Lehrerin Schwimmbad Groß- und Kleinschreibung Lehrerin Vokallänge ängstlich Schwimmbad vokalische konsonantische Ableitung Ableitung verbrannt Beschreibung ängstlich plötzlich Lehrerin lustig unselbstständige Morpheme Aussehen Lehrerin Morphemgrenze holte lauttreu Tabelle 4:Bestimmung der Schwierigkeiten der Testwörter auf der Basis von Fehlerkategorien in VERA 2010 (siehe LISA: Auswertung der Vergleichsarbeit Deutsch, Schuljahrgang 3, Schuljahr 2009/10, S. 11) ängstlich spezielle Grapheme Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 19 Bei VERA-3 Deutsch im Jahr 2010 war eine genaue Analyse der Wortschreibungen bei den einzelnen Schülerinnen und Schülern erforderlich. Die folgende Tabelle im Auswertungsbericht verdeutlichte die „Lupenstellen“ (Fehlerquellen) an den konkreten Testwörtern und deren Schwierigkeiten bei der Schreibung. 20 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Folgende Hinweise für die Weiterarbeit wurden daraus abgeleitet, die künftig an den Schulen in konkrete Übungen einfließen sollen: • Mit Kindern, die sich teilweise noch auf der alphabetischen Stufe befinden, sollte man zunächst vor allem die silbische Gliederung der Wörter üben. • Im Bereich der orthografischen Stufe war teils die Schreibung unselbstständiger Morpheme Ursache für einige Fehler. Es ist daran zu arbeiten, dass die Kinder eine Unterscheidung von Wortstamm und Präfixen bzw. Suffixen vornehmen können. So kann man eine Liste von Vor- und Nachsilben anbieten, die zu verschiedenen Wortstämmen passen, Wörter in Wortbausteine gliedern, aber auch in kleinen Texten auf die Suche nach Wörtern mit besonders vielen Wortbausteinen gehen. Besonders auf die Schreibweise des Präfixes „ver-“ sollte immer wieder aufmerksam gemacht werden. • Um das Unterscheiden von Vokallänge und Vokalkürze zu üben, können Paare wie „Schal und Schall“, aber auch „kommen und kamen“ vorgegeben werden. Aus dem Bericht der Landesergebnisse VERA-3 Deutsch im Jahr 2013 sollen hier die Erfüllungsprozente für die Items bei den Zuhöraufgaben vorge- stellt werden, da hier erstmals Hörtexte bei den Vergleichsarbeiten eingesetzt wurden: 100% 80% • Zur Wahrnehmung orthografischer Schwierigkeiten und zum Erlangen von Rechtschreibsicherheit sind Übungen zum Herleiten, Formulieren und Anwenden von Regeln zur Rechtschreibung gezielt im Unterricht einzusetzen. Diese Übungen sollten auch konkret an den Wörtern durchgeführt werden, die von den Schülerinnen und Schülern der Klasse falsch geschrieben wurden, um aus den eigenen Fehlern zu lernen. • Wörterbücher sind kontinuierlich zu nutzen. Es sollte immer wieder geübt werden, wie man sich auf einer Doppelseite durch einen Abgleich der Einträge oben links und unten rechts orientieren kann. Vergleichsarbeit - Schuljahrgang 3 Schuljahr 2012/2013 - Deutsch - Zuhören Lösungshäufigkeiten in den Kompetenzstufen - gesamt 81% 72% 60% 66% 40% 65% 42% 20% 0% KS 1 KS 2 KS 3 KS 4 KS 5 KS - Kompetenzstufe Abbildung 5:Landesergebnisse VERA-3 Deutsch 2013 zum Kompetenzbereich „Sprechen und Zuhören“ nach Kompetenzstufen Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 21 Die durchschnittliche prozentuale Erfüllung der Items im Bereich „Zuhören“ lag bei über zwei Dritteln der Schülerinnen und Schüler. Dieses positive Ergebnis lies erwarten, dass bei Fortführung der kompetenzorientierten Arbeit viele Schülerinnen und Schüler die in den Bildungsstandards formulierten Kompetenzen am Ende des 4. Schuljahrganges erreichen werden. Beispiele für Hörtexte und Aufgaben sind auf der Seite des IQB einsehbar und können heruntergeladen werden (https://www.iqb. hu-berlin.de/vera/aufgaben/dep). Darüber hinaus finden sich auf beiliegender CD für verschiedene Schuljahre die entsprechenden VERA-Materialien. Eine Auswahl der Aufgabenstellungen soll zeigen, dass ein genaues Zuhören und auch höhere Kompetenzen wie zur Bewertung von Textaussagen bzw. zum Text als Ganzes erforderlich sind: Bei der Teilaufgabe muss eine Begründung eigenständig produziert werden, die explizit im Text genannt wird. Dabei muss erkannt werden, dass die ungewöhnlichen Namen die Ringnummern sind. Im Text werden zwei Begründungen genannt: Es sind sehr viele Tauben und die Nummern lassen sich leichter merken. Die Merkmale dieser Teilaufgabe sind: Anforderungsbereich II Zusammenhänge herstellen Kompetenzstufe II Bildungsstandard/s Inhalte zuhörend verstehen (1.3.a) Wer züchtet mit Lea Tauben? Die Radiosendung ist ... ihr Bruder und ihr Onkel ihre Schwester und ihr Bruder ihre Eltern und ihre Oma eine Ratesendung. ihr Opa und ihre Eltern eine Werbesendung. X In den didaktischen Kommentaren steht, dass es zur Lösung dieser Ankreuz-Aufgabe erforderlich ist, eine zentrale Information wiederzugeben. Die richtige Antwort wird erleichtert, da aus einer Reihe von leichten Optionen ausgewählt werden kann: Im Text spielen ausschließlich der Opa und die Eltern eine Rolle. X eine Nachrichtensendung. eine Wissenssendung. Beim Lösen dieser Ankreuz-Aufgabe muss dem Gehörten eine „Textsorte“ zugeordnet werden. Auf Ebene des Textes sind unterschiedliche Informationen in den Blick zu nehmen. Schwieriger ist es dabei, zwischen Nachrichten- und Wissenssendung zu unterscheiden. Die Optionen Rate- und Werbesendung können hingegen eher leicht ausgeschlossen werden. Die Merkmale dieser Teilaufgabe sind: Anforderungsbereich I Reproduzieren Kompetenzstufe I Bildungsstandard/s Inhalte zuhörend verstehen (1.3.a) Die Merkmale dieser Teilaufgabe sind: Anforderungsbereich II Zusammenhänge herstellen Kompetenzstufe IV Bildungsstandard/s Inhalte zuhörend verstehen (1.3.a) 22 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Für die Weiterarbeit in diesem Kompetenzbereich wurde den Schulen empfohlen: • Einen bedeutenden Einfluss auf das Zuhören hat die Fähigkeit, bewusst und gezielt die eigene Aufmerksamkeit auf Akustisches zu richten und über längere Zeit zu halten. Deshalb wird empfohlen, Übungen zur Aufmerksamkeitssteuerung regelmäßig in die Unterrichtsroutine zu integrieren. Hinweise zur Gestaltung solcher Übungen befinden sich u. a. auf den Internetseiten verschiedener Zuhörprojekte, z. B. www.ganzohrsein. de, www.ohrenspitzer.de, www.zuhoeren.de. • Der Einsatz fantastischer Hörtexte im Deutschunterricht bietet die Chance, auch solche Schülerinnen und Schüler mit Literatur und literarischen Welten vertraut zu machen, die beim Lesen die Regelstandards noch nicht erreichen. In solchen Fällen kann man anhand von Hörtexten fantastische Elemente und Strukturen erarbeiten und dann im Leseunterricht darauf zurückgreifen. Dabei sollten insbesondere die Konstruktion von Anderswelten und ihre Beziehung zur Alltagswelt im Mittelpunkt stehen. Man kann etwa im Unterricht Aspekte beider Welten in einem Schema anordnen lassen. Dazu kann es auch erforderlich sein, den Text mehrmals zu hören. In allen Hinweisen zur Weiterarbeit wurde den Schulen immer wieder verdeutlicht, dass die Empfehlungen Anregungen sind und nicht formal auf die Klasse übertragen werden können. Entscheidend ist, dass neben der klassen- und schulbezogenen Auswertung der einzelnen Ergebnisse vor allem an den Schulen eine konkrete schülerbezogene Auswertung erfolgt. Es bedarf an den Schulen neben der Aufgaben- bzw. Itemanalyse ergänzender diagnostischer Informationen, z. B. zum individuellen Lernfortschritt, um für die einzelne Schülerin oder den einzelnen Schüler aussagekräftig zu sein. Die zusammengefassten Klassenergebnisse eines VERA-Tests sind durchaus als zuverlässig zu betrachten und bieten für Lehrkräfte eine Orientierungshilfe hinsichtlich der Kompetenzentwicklung ihrer Klasse im Vergleich zu landesweiten Referenzwerten. Um diesen Nutzen, der den Ausgangspunkt für eine kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung bilden kann, nicht zu gefährden, sind allerdings Vorbereitungsmaßnahmen („teaching to the test“) sowie unzulässige Hilfestellungen bei der Testdurchführung zu vermeiden. Für die Unterrichtsgestaltung ist insgesamt zu empfehlen, informierende bzw. „expositorische“ Hörtexte im Deutschunterricht der Grundschule zu nutzen, um ein bestimmtes Thema zu erarbeiten und Textinhalte z. B. auch für den Lese- und Schreibunterricht zu verwenden. Darüber hinaus sollte man auch nach Sendungen und Hörtexten suchen, die mit dem Fach Deutsch zu tun haben, wie z. B. Sendungen zu literarischen Texten oder zu medialen und sprachlichen Themen. Auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt wurden dafür Hörtexte mit möglichen Aufgaben eingestellt: z. B. Radiosendung des Deutschlandradios Kultur zum Thema „Schmetterlingspuppen“ und Textauszug aus „Tom Sawyers Abenteuer von Mark Twain“ gelesen von der Schauspielerin und Theaterregisseurin Katharina Thalbach (http://www.bildung-lsa.de/unterricht/faecher/ deutsch/grundschule.html). Die jährlich herausgegebenen didaktischen Kommentare und Erläuterungen zu den Testaufgaben sind auf den Seiten des IQB teilweise einsehbar und unterstützen das professionelle Handeln der Lehrkräfte bei ihrer Unterrichts- und Aufgabengestaltung (https://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben/ dep). Gemeinsam mit den Auswertungsberichten, die seit 2008 auf dem Bildungsserver veröffentlicht sind, werden dazu neben der Darstellung der jährlichen Landesergebnisse vielfältige Anregungen zur Überprüfung der Kompetenzentwicklung in den einzelnen Domänen gegeben. Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 23 2.2Mathematik 2.2.1Aufbau und Struktur der Vergleichsarbeiten Die Vergleichsarbeiten Mathematik im Schuljahrgang 3 orientieren sich an den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz und werden unter Leitung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) erstellt. Expertengruppen aus Lehrkräften, Mitarbeitern von Landesinstituten der Bundesländer und Fachdidaktikern entwickeln die Aufgaben, die an Stichproben von Schülerinnen und Schülern aus allen Bundesländern erprobt werden (Normierungsstudien). „Die der Vergleichsarbeit zugrunde liegenden Bildungsstandards beziehen sich auf den vierten Schuljahrgang. Die Ergebnisse sollen zeigen, inwieweit die Schülerinnen und Schüler die in den Bildungsstandards formulierten Kompetenzen bereits erworben haben. Der relativ frühe Zeitpunkt ist gewählt, da auf diese Weise den Lehrkräften die Möglichkeit geboten wird, den Ist-Stand der Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu ermitteln, Defizite aufzuarbeiten und rechtzeitig Fördermaßnahmen einleiten zu können.“ (Auszug aus dem Auswertungsbericht VERA-3 Deutsch 2013) „Mit diesen Kompetenzbereichen sollen Schülerinnen und Schüler mit den zentralen mathematischen Konzepten und dem vernetzten Charakter der Ma4 thematik vertraut gemacht werden.“ Die Testhefte der Vergleichsarbeiten Mathematik bestehen aus zwei Testteilen. Jeder Testteil enthält Aufgaben zur Überprüfung eines mathematischen Kompetenzbereichs. Die zu prüfenden Kompetenzbereiche des jeweiligen Schuljahres werden durch das IQB festgelegt. Den Schülerinnen und Schülern stehen für die Bearbeitung der Testteile jeweils 30 Minuten zur Verfügung. In der Regel umfassen die Testhefte etwa 30 Aufgaben, die sich teilweise aus mehreren Teilaufgaben, sogenannten Items, zusammensetzen und sowohl leichte, mittlere und schwierige Aufgaben enthalten und damit unterschiedliche Niveauanforderungen abbilden. Standards für inhaltsbezogene mathematische Kompetenzen Die Vergleichsarbeiten Mathematik im Schuljahrgang 3 beinhalten Testaufgaben, die sich an den inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen der folgenden Bereiche orientieren: - Zahlen und Operationen, - Raum und Form, 3 - Muster und Strukturen , - Größen und Messen, - Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit. 3 Der Bereich Muster und Strukturen, ein Kompetenzbereich der wegen seiner grundlegenden fachlichen Bedeutung eine besondere Rolle spielt, da er die übrigen Bereiche in fundamentaler Weise durchdringt (vgl. Wittmann/Müller 2008), wird im Lehrplan der Grundschule von Sachsen Anhalt nicht gesondert ausgewiesen. Die inhaltsbezogenen Kompetenzen finden in anderen Bereichen des Lehrplans ihre Berücksichtigung. 4 Kompetenzstufenmodell zu den Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich (Jahrgangs-stufe 4), Auf Grundlage des Ländervergleichs 2011 überarbeitete Version in der Fassung vom 11. Februar 2013, http://www.iqb.hu-berlin.de/bista/ksm (Stand: 23.07.2013) 24 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Um aussagekräftige Einschätzungen des Kompetenzstandes der Schülerinnen und Schüler sowie Erkenntnisse zu Fehlerursachen und Defiziten in der Lernentwicklung zu erhalten, ist die Zusammenstellung mehrerer Aufgaben mit verschiedenen Anforderungsniveaus zu den ausgewählten Bildungsstandards erforderlich. Vergleichsarbeiten sind auch nicht dafür ausgelegt, dass alle Schülerinnen und Schüler alle Aufgaben lösen können, denn mit der Vielzahl der teilweise auch sehr kurzen Aufgabenstellungen soll möglichst das ganze Kompetenzspektrum des zu prüfenden Bildungsstandards abgedeckt werden. Daher unterscheidet sich die Vergleichsarbeit in der Bearbeitungszeit und der prozentualen Zuordnung der Anforderungsbereiche von den Vorgaben des Leistungsbewertungserlas5 ses für Klassenarbeiten. Aus diesem Grund ist eine Zensierung der Vergleichsarbeiten nicht gerechtfertigt und daher nicht vorgesehen. Verschiedene Aufgabenformate (Multiple-ChoiceVerfahren, Kurzantworten, Richtig-Falsch-Antworten, offene Antworten etc.) kennzeichnen die inner- und außermathematischen Aufgaben in VERA-3. Die Bearbeitung offener und komplexer Aufgabenstellungen sieht keine Auswertung von Zwischenschritten innerhalb der Aufgaben vor. Korrekturanweisungen zu den Aufgaben unterstützen die Lehrkräfte im Besonderen bei der Bewertung halboffener und offener Aufgabenstellungen. 5 6 Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (2010): Leistungsbewertung in der Grundschule. RdErl. des MK vom 20.6.2014. Kompetenzstufenmodell (KSM) Für das Fach Mathematik wurde ein Kompetenz6 stufenmodell entwickelt, das Leistungen auf fünf Stufen beschreibt. Die Kompetenzstufen (KS) beziehen sich auf die in den Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich beschriebenen allgemeinen mathematischen Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit erworben haben sollen. In der nachfolgenden Übersicht werden die fünf Kompetenzstufen inhaltlich beschrieben und durch Aufgabenbeispiele aus dem Kompetenzbereich „Raum und Form“ (Vergleichsarbeit Schuljahr 2012/2013) illustriert. Kompetenzstufenmodell zu den Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4), auf Grundlage des Ländervergleichs 2011 überarbeitete Version in der Fassung vom 11. Februar 2013, http://www.iqb.hu-berlin.de/bista/ksm (Stand: 23.07.2013) Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 25 Kompetenzstufen VERA-3 Mathematik im Jahr 2013: Aufgabenbeispiele Bereich „Raum und Form“ Kreuze alle Dreiecke an. Kompetenzstufe 1: technische Grundlagen (Routineprozeduren auf Grundlage einfachen begrifflichen Wissens) Kompetenzstufe 2: einfache Anwendungen von Grundlagenwissen (Routineprozeduren in einem klar strukturierten Kontext) Zeichne eine gerade Linie so ein, dass zwei Dreiecke entstehen. Kompetenzstufe 3: Erkennen und Nutzen von Zusammenhängen in einem vertrauten (mathematischen und sachbezogenen) Kontext Kippe den Würfel in Gedanken einmal nach hinten. Male die Fläche an, die dann oben liegen wird. Kompetenzstufe 4: sicheres und flexibles Anwenden von begrifflichem Wissen und Prozeduren im curricularen Umfang Ergänze zu einem Würfelnetz. Kompetenzstufe 5: Modellierung komplexer Probleme unter selbstständiger Entwicklung geeigneter Strategien Zeichne die Spiegelbilder. Tabelle 5: Kompetenzstufenmodell für das Fach Mathematik in der Grundschule und Aufgabenbeispiele Um eine Vergleichbarkeit mit den Aufgaben der zentralen Klassenarbeit in Sachsen-Anhalt zu ermöglichen, weisen die Auswertungsberichte zu den Vergleichsarbeiten zusätzlich zu den Kompetenzstufen die Anforderungsbereiche (AFB) aus. 26 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Anforderungsbereiche (AFB) Die Vielfalt der Testaufgaben zu den jeweiligen Standards decken ein Spektrum an Anforderungen und Schwierigkeiten ab, die der Leistungsheterogenität von Grundschülerinnen und Grundschülern Rechnung tragen sollen und sich durch folgende Beschreibungen unterscheiden (vgl. Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich, S. 13). Neben den Aufgaben, die das Ausführen von Routinen durch gelernte und geübte Verfahren verlangen (AFB I), enthalten die Testhefte komplexe Aufgabenstellungen, die im Besonderem das Lese- und Aufgabenverständnis voraussetzen und von den Schülerinnen und Schülern Erkenntnisse über ma- thematische Zusammenhänge (AFB II) sowie Kreativität beim Lösen (AFB III) fordern. Die unterschiedlichen Anforderungen zur Lösung der Aufgaben sind in der Regel ausgewogen verteilt und ermöglichen in der Auswertung der Schülerergebnisse Rückschlüsse auf den Kompetenzstand der Klasse/Lerngruppe und der jeweiligen Schülerin bzw. des jeweiligen Schülers. VERA ist kein Instrument zur Individualdiagnostik und einzelne Schülerergebnisse sollten nicht überbewertet werden, da Vergleichsarbeiten so angelegt sind, dass Kompetenzstände auf Lerngruppenebene ermittelt werden. 2.2.2Auswertung und Umgang mit den Ergebnissen Durch VERA-3 soll eine Rückmeldung möglich sein, inwieweit die Schülerinnen und Schüler die in den Bildungsstandards formulierten Kompetenzen bereits erworben haben. Dafür werden die Ergebnisse aller Schulen des Landes Sachsen-Anhalt zentral erfasst, am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) ausgewertet und auf dem Bildungsserver des Landes veröffentlicht. Eltern erhalten ebenso Informationen zum Leistungsstand der Kinder in zentralen Leistungsbereichen. Die Tabelle 6 zeigt einen Ausschnitt des Auswertungsberichts der Vergleichsarbeit Mathematik 3 im Schuljahr 2012/2013 zum Kompetenzbereich „Raum und Form“. Konkret wird zum Bildungsstandard sich im Raum orientieren die getestete Aufgabe 20, deren Zuordnungen (Kompetenzstufe und Anforderungsbereich) sowie die durchschnittliche landesweite Lösungshäufigkeit im Überblick abgebildet. Die schulischen Daten können in der Tabelle ergänzt werden. Im Auswertungsbericht sind die landesweiten Ergebnisse so dargestellt, dass den jeweiligen Testbereichen die überprüften Standards mit den dazugehörigen Aufgaben zugeordnet wurden. Aufg. Nr. Aufgabe KS AFB 3 II Lösungshäufigkeit Land Schule In einer Schachtel sind 48 Pralinen. Sie sind in 6 Reihen zu je 8 Stück angeordnet. Anna nimmt rundherum alle Pralinen weg, die an den Rändern der Schachtel liegen. 20 Wie viele Pralinen bleiben übrig? Es sind_____________ Pralinen übrig. Tabelle 6: VERA-3 Mathematik 2013, Testbereich „Raum und Form“, Aufgabe 20 70 % Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 27 Die Darstellungen der landesweiten Ergebnisse auf Aufgabenebene ermöglichen den Schulen unter Berücksichtigung ihrer schulinternen Besonderheiten den Vergleich mit ihren Klassen- bzw. Schulergebnissen. Anhand interner Analysen sollen Schlussfolgerungen für die Unterrichtsentwicklung an der Schule abgeleitet werden. Innerschulische fachliche Entwicklungsprozesse können damit angestoßen werden und zu Veränderungen im Unterricht führen. Die Auswertungsberichte enthalten in der Regel Hinweise für die Lehrkräfte zur Weiterarbeit im Unterricht. Sie weisen auf Probleme und Schwerpunkte hin, die bei der Auswertung der landesweiten Daten auffällig geworden sind. Der externe Blick auf das Leistungsspektrum der Drittklässler im Land im Vergleich zur eigenen Klasse kann Grundlage für gezielte Schwerpunktsetzungen für eine Unterrichtsarbeit sein. Beispielhaft werden zwei Hinweise aus Auswertungsberichten aufgeführt, die den Bereich „Raum und Form“ sowie den Bereich „Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit“ betreffen und Empfehlungen für den Unterricht der Grundschulen in Sachsen-Anhalt formulieren. Beispiele: Bereich „Raum und Form“ Probleme im räumlichen Vorstellungsvermögen > Empfehlung: Übungen zum Abzählen, Zerlegen, Auslegen und Bauen mit verschiedenen Materialien Bereich „Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit“ > Empfehlung: Aufgaben, die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen in Zufallsexperimenten beinhalten, verstärkt im Unterricht einsetzen und Fachbegriffe: sicher, unmöglich sowie möglich, aber nicht sicher nutzen. Der Umgang mit diesen Hinweisen liegt im Ermessen der jeweiligen Schule und wird sich an den individuellen Schulergebnissen orientieren. Umgang mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten Maßnahmen planen, umsetzen und reflektieren Die Suche nach Ursachen hinsichtlich der Ergebnisse und der lerngruppenspezifischen Unterschiede ist ein wesentlicher Schritt, um anschließend abgestimmte Maßnahmen und Ziele zu planen. Es sollten dort Maßnahmen festgelegt werden, wo der Handlungsbedarf am größten ist. Die Erfahrung lehrt, dass wenige Festlegungen, die belastbar das Lehren und Lernen beeinflussen, günstiger sind als zu viele. Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen sind denkbar: Ebene der Schülerinnen und Schüler • Analyse der Ergebnisse hinsichtlich der erreichten Kompetenzstufe/n • Planung von Angeboten zur Leistungsförderung und zur Erhöhung der Leistungsmotivation (Förderplan erarbeiten) • Förderunterricht mit gezieltem Inhalt und ausgewählten Materialien • … Ebene der Lerngruppe • Stärken- und Schwächenanalyse anhand der Erfüllungsprozente • Planung von Fördermaßnahmen • Prüfung, ggf. Wechsel bzw. Ergänzung der Lehrwerke • Erweiterung der Unterrichtsmethoden und Unterrichtsinhalte • bei der Auswahl, Gestaltung und Bearbeitung von Aufgaben neben der Herausbildung inhaltsbezogener Kompetenzen auf die Entwicklung prozessbezogener Kompetenzen achten • … 28 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Ebene der Schule • schulinterne Fortbildungen zu fachlichen und fachdidaktischen Inhalten, z. B. zur Weiterentwicklung der Aufgabenkultur im Fach Mathematik • kollegiale Unterrichtsbesuche nach fachlicher Schwerpunktsetzung • Materialsammlungen für den Unterricht (Lehrund Lernmaterialien) • Planung und Durchführung fächerübergreifender Projekte mit mathematischem Schwerpunkt • Beteiligung an Wettbewerben (Mathematikolympiade, Känguru-Wettbewerb) • … Diese Maßnahmen stellen nur eine kleine Auswahl von Möglichkeiten dar, die Schulen in ihren Planungen berücksichtigen können. Die Entscheidung, was in der eigenen Schule umsetzbar ist, knüpft sich an die jeweiligen Bedingungen und didaktischen Schwerpunktsetzungen der Schulkollegien. Beispiel für eine schulinterne Auswertung Nachfolgend werden am Beispiel der Aufgabe 2 (Vergleichsarbeit im Schuljahr 2012/2013, Testbereich „Größen und Messen“) auf der Grundlage des Auswertungsberichts Möglichkeiten schulinterner Analysen und Maßnahmen aufgezeigt. Informationen im Auswertungsbericht (Aufgabe 2) Bezug zum Bildungsstandard: Standardeinheiten aus den Bereichen Längen, Gewichte und Geldwerte kennen Aufg. Nr. Kompetenzstufe 2: Einfache Anwendungen von Grundlagenwissen (Routineprozeduren in einem klar strukturierten Kontext) Aufgabe KS AFB Lösungshäufigkeit Land Schule Setze die richtige Maßeinheit ein. Eine Tür ist ungefähr 2____________ hoch. 2 Ein Floh ist ungefähr 3____________ lang. 2 Ein Autobus ist ungefähr 14____________ lang. I 77 % Von Hamburg nach München sind es ungefähr 800______________ . Ein Filzstift ist ungefähr 17___________lang. Tabelle 7: VERA-3 Mathematik 2013, Testbereich Größen und Messen, Aufgabe 2 (Auszug aus dem Auswertungsbericht) „Die Bearbeitung der Aufgabe 2 setzte sichere Kenntnisse zu den Standardeinheiten und Vorstellungen über Größen voraus. Neben den geforderten Kenntnissen der Längeneinheiten mussten die Schülerinnen und Schüler über ein ausreichendes Alltagswissen verfügen. 7 Auswertung der Vergleichsarbeit im Fach Mathematik, Grundschulen, Schuljahrgang 3, Schuljahr 2012/2013, http://www.bildung-lsa.de/pool/zentrale_leistungserhebung/vergleichsarbeiten/8_2013/vera13_ma_3_auswb.pdf (Stand: 02.04.2014) Diese Verknüpfung bewältigten etwa drei Viertel 7 der Schülerinnen und Schüler.“ Abbildung 6 veranschaulicht die landesweite Streuung der Erfüllungsprozente der Aufgabe 2 (KS 2). Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 29 VERA 3 - Mathematik 2013 Aufgabe 2 100% Schule A Erfüllungsprozentsätze 80% 95% 87% 70% 60% Schule B 52% 40% 20% 0% Der senkrechte Strich oberhalb des rechteckigen Bereiches steht für ein Viertel der erfassten Schulen. Diese Schulen erreichten bei der Lösung der Aufgabe 2 Erfüllungsprozente von 87 % bis 95 %. Der rechteckige Bereich steht für die Hälfte der erfassten Schulen. Das heißt, die Hälfte der Schulen erreichte bei der Bearbeitung der Aufgabe 2 Erfüllungsprozente von 70 % bis 87 %. Der Strich unterhalb des rechteckigen Bereiches steht für ein Viertel der erfassten Schulen. Bei der Bearbeitung der Aufgabe 2 erreichten diese Schulen Erfüllungsprozente von 52 % bis 70 %. Abbildung 6: Perzentilband der Aufgabe 2 (VERA 2013, Bereich „Größen und Messen“) Schulinterne Auswertung an Schule A: Die Schülerinnen und Schüler der Schule A erfüllten Aufgabe 2 im Durchschnitt mit 92 Prozent (vgl. Abbildung 6). Im Vergleich mit den Landeswerten wird deutlich, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler deutlich über dem Landesdurchschnitt liegen. Diese basalen Anforderungen (Kompetenzstufe 2, Anforderungsbereich I) werden also sehr gut erfüllt. Auf der Ebene der Schule sind wohl keine Maßnahmen zwingend erforderlich. Wohl aber sollten die betreffenden Schülerinnen und Schüler (8 %) diesbezüglich gezielt gefördert werden, denn unzureichende Kenntnisse über die Einheiten der Länge und mangelnde Größenvorstellungen werden das Weiterlernen dieser Schülerinnen und Schüler negativ beeinflussen. Schulinterne Maßnahmen auf Ebene der Schülerinnen und Schüler: - Analyse der Schülerlösungen (Aufgabenanalyse nach möglichen Ursachen für Fehler) - Sichtung, Auswahl und Zusammenstellung entsprechender Lernangebote/Lernaufgaben zu den Einheiten der Länge (gezielte Inhalte und ausgewählte Materialien) - Entwicklung des Vorstellungsvermögens zu den Einheiten der Länge durch Repräsentanten aus dem Alltag, Einsatz unterschiedlicher Messgeräte, … - Überprüfung der Kompetenzstände nach entsprechenden Zeiträumen 30 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Beispiel für eine schulinterne Auswertung Schülerlösung: Analyse: - mangelnde Kenntnisse und fehlende alltagsnahe Vorstellungen zu den Standardeinheiten aus dem Größenbereich Länge Aufgaben für den Unterricht: a) Aufgaben, die selbstständige Erfahrungen zum Messen, Schätzen und Vergleichen von Längen ermöglichen: - Wie oft passt der Meterstab in unseren Klassenraum, auf unseren Schulhof, in den Schulflur, in dein Kinderzimmer usw.? - Male oder klebe Gegenstände auf, die ungefähr 1 m lang sind. (Plakat erstellen, um Größenvorstellungen auszuprägen) b) Aufgaben, zur Vertiefung der Größenvorstellungen durch das Ordnen von Einheiten der Länge: - Kreuze die richtige Reihenfolge an. mm – m – cm – km cm – mm – m – km mm – cm – m – km km – mm – m – cm m – km – cm – mm c) Aufgaben, die zur grafischen Darstellung der Größe Länge anregen: - Zeichne auf dem Schulhof ohne Hilfsmittel eine Strecke von 1 m, 10 m … - Kannst du auch eine Strecke von einem Kilometer auf den Schulhof zeichnen? Warum nicht? Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 31 Schulinterne Auswertung an Schule B: Die Schülerinnen und Schüler der Schule B erfüllten Aufgabe 2 im Durchschnitt mit 54 Prozent (vgl. Abbildung 6). Im Vergleich mit den Landeswerten wird deutlich, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen. Diese basalen Anforderungen (Kompetenzstufe 2, Anforderungsbereich I) werden also vergleichsweise schlecht erfüllt, denn fast 50 Prozent der Lerngruppe können die Aufgabe nicht lösen. Hier sind Überlegungen und Maßnahmen auf der Ebene der Lerngruppe bzw. Schule angezeigt. - Analyse der Schülerlösungen der Lerngruppe (Aufgabenanalyse nach möglichen Ursachen für Fehler) - Auswahl und Zusammenstellung der Lernangebote/Lernaufgaben des Unterrichts prüfen und hinsichtlich der Lerngruppe differenzieren, erweitern bzw. gezielt einsetzen - in größeren Abständen den Stand der Kompetenzentwicklung überprüfen Schulinterne Maßnahmen auf Ebene der Schule/ Lerngruppe: - Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung („Beispielaufgaben“ des IQB beschreiben diese Aufgabe und kommentieren weitere Aufgaben mit dem inhaltlichen Schwerpunkt. In den Kommentaren werden mögliche Probleme beim Lösen aufgezeigt und Anregungen für den Unter8 richt gegeben.) Unterrichtsentwicklung mit den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten Wichtiges Ziel der Vergleichsarbeiten ist das Nutzen der landesweiten Daten für eine schul- und lerngruppenbezogene (ebenso schülerbezogene) Auswertung und die Ableitung von Schlussfolgerungen für eine differenzierte Unterrichtsarbeit. Unzufriedenheit mit den Lernergebnissen bedarf einer Veränderung des Unterrichts. „Nur ein Unterricht, der den eigenaktiven Erwerb von Kompetenzen in lernförderlicher Arbeitsatmosphäre in den Mittelpunkt aller Lehr- und Lernanstrengungen stellt, wird Lernenden überhaupt die Chance bieten, die in den Standards formulierten Kompetenzerwartungen auch tatsächlich zu erfül9 len.“ Die objektiven Informationen zum Lernstand der Schülerinnen und Schüler über das klasseninterne Bezugssystem hinaus können neue Impulse für die Entwicklung des Unterrichts setzen. In einem kompetenzorientierten Unterricht soll 10 anstelle von „trägem Wissen“ , das Schülerinnen und Schüler nur zur Beantwortung von eng begrenzten und bekannten Aufgabenstellungen abrufen können, vernetztes Wissen entwickelt werden, das zur Bewältigung vielfältiger Probleme genutzt wird. „Dafür ist es erforderlich, dass Lehrkräfte in ihrem Unterricht kognitiv anregende, an verschiedene Ausgangsniveaus angepasste Lerngelegenheiten bereitstellen und regelmäßig überprüfen, welche 11 Kompetenzen bereits erworben werden konnten.“ 8 10 „Bezeichnung für Wissen, das durch Unterricht erworben wurde und in Unterrichtssituationen nicht reproduziert werden kann“, vgl. http://www.e-teaching.org/glossar/traegeswissen (Stand: 02.04.2014) 11 Unterrichten nach Bildungsstandards, http://www.iqb.hu-berlin.de/ bista/teach (Stand: 23.07.2013) 9 Vgl. IQB: Beispielaufgaben, http://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben (Stand: 02.04.2014) IQB: Kompetenzstufenmodell zu den Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich (Jahrgangsstufe 4), https://www. iqb.hu-berlin.de/bista/ksm (Stand: 02.04.2014) 32 | Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen Innerhalb dieses sehr ambitionierten fachdidaktischen und pädagogischen Anspruchs haben Tests und Leistungsrückmeldungen eine unterstützende Funktion für Lehrerinnen und Lehrer. Die Auseinandersetzung mit den Testaufgaben und den Korrekturanweisungen bietet sich an, über geeignete Unterrichtsaufgaben für das selbstständige Lernen der Schülerinnen und Schüler nachzudenken. „Anspruchsvolle Lernaufgaben stoßen aktive Lernprozesse an und steuern diese durch eine Folge von gestuften Aufgabenstellungen. Komplexere Lernaufgaben streben überdies an, die Steuerung der Aufgabenbearbeitung auf die Lernenden zu übertra12 gen.“ Von Testaufgaben zu Lernaufgaben Testaufgaben dienen vor allem der Leistungsüberprüfung und setzen sich überwiegend aus geschlossenen Aufgabenformaten zusammen, die von den Schülerinnen und Schülern möglichst fehlerfrei abgearbeitet werden sollen. Lernaufgaben für den Unterricht sollen im Besonderen Neugier und Kreativität beim Lösen der Aufgaben herausfordern. Fehler bieten Anlässe zur Kommunikation über Lösungswege und eröffnen damit Einblicke in verschiedene Denkstrukturen und Lösungsstrategien. Testaufgaben Lernaufgaben Leistungserwartung, Leistungserleben Neugier, Entdecken, Kreativität Fehler vermeiden Fehler als Chance Fokus auf Einzelleistung Kooperation, Kommunikation Produktorientiert Prozessorientiert Tabelle 7: Unterscheidungsmerkmale von Test- und Lernaufgaben Testaufgaben vergangener Jahre, entsprechend modifiziert, können Impulse für die Entwicklung von Unterrichtsaufgaben setzen. Eine Auswahl an Lernaufgaben für den Unterricht enthalten die niveaubestimmenden Aufgaben für 13 das Fach Mathematik des Landes Sachsen-Anhalt . 14 Die „Didaktischen Kommentare“ des IQB unterstützen die Lehrkräfte bei der Auseinandersetzung mit den VERA-Testaufgaben. Ausgewählte Aufgaben und mögliche Fehlermuster werden analysiert und für den Einsatz im Unterricht kommentiert. Damit erhalten die Lehrerinnen und Lehrer ein Material, das Anregungen zur Unterrichtsgestaltung gibt. Anforderungen an den kompetenzorientierten Unterricht 12 14 ebd. 13 Niveaubestimmende Aufgaben für das Land Sachsen-Anhalt, www.bildung-lsa.de (Stand: 02.04.2014) Ein kompetenzorientierter Unterricht hat die Entwicklung inhaltlicher und prozessbezogener Kompetenzen gleichermaßen im Blick. Neben der Bereitstellung kompetenzorientierter Aufgaben sind Entscheidungen zur Prozessführung (Einzel- oder Gruppenarbeit) und zur Gestaltung der Lernumgebung (Einsatz von Lernmaterialien) entscheidend für die Entwicklung mathematischer Kompetenzen. IQB: Beispielaufgaben „Didaktische Kommentare“, http://www.iqb. hu-berlin.de/vera/aufgaben (Stand: 31.07.2013) Umgang mit den ERgebnissen von Vergleichsarbeiten an ausgewählten Beispielen | 33 Mathematische Inhalte müssen interessant aufbereitet sein, um möglichst allen Kindern Entdeckungen zu ermöglichen. Dabei ist das (Vor)Wissen der Kinder zu berücksichtigen, damit die Anforderungen 15 in der „Zone der nächsten Entwicklung“ liegen. Indem Lehrkräfte vor der Vergleichsarbeit die Lösungshäufigkeiten der Aufgaben für ihre Klasse vorhersagen und anschließend mit den erreichten Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler vergleichen, entwickelt sich die Diagnosegenauigkeit. „Diagnostische Kompetenz wird – neben didaktischer Kompetenz, Klassenführungs- und Fachkompetenz – als eine der vier Säulen für guten Unter16 richt angesehen.“ Mit diagnostischer Kompetenz werden Fähigkeiten verbunden, um Lernfortschritte und Leistungsprobleme der Schülerinnen und Schü17 ler zu registrieren und stetig einzuschätzen . Auffällige Fehlermuster und Fehlerhäufungen bei der Bearbeitung der Testaufgaben können und sollten Anlass für fachdidaktische Gespräche in schulinternen Fortbildungen oder in den Fachschaften sein, um mögliche Gründe zu erforschen und durch Überlegungen mit gezielten Maßnahmen entgegenzuwirken. Geringe Unterschiede in den Lösungshäufigkeiten sollten nicht überinterpretiert werden. 15 16 Lew Semjonowitsch Wygotski (Psychologe) unterschied zwischen zwei Entwicklungsniveaus: zum einen das Niveau der aktuellen Entwicklung des Kindes - bestimmt als das, was das Kind allein leisten kann - und zum anderen das Niveau, das es in Zusammenarbeit mit einem Erwachsenen oder einem anderen Kind erreicht. Mit Zone der nächsten Entwicklung bezeichnete Wygotski den Abstand zwischen diesen beiden Entwicklungsniveaus, http://de.wikipedia.org/wiki/ Lew_Semjonowitsch_Wygotski (Stand: 31.07.2013) http://vera-web.uni-landau.de/vera2008/download/VERA_Handreichung_Diagnosegenauigkeit_2008.pdf (Stand: 02.04.2014) 17 Vgl. Weinert, F. E. (2000): Lehren und Lernen für die Zukunft – Ansprüche an das Lernen in der Schule. In: Pädagogische Nachrichten Rheinland Pfalz, 2, S. 1-16 34 | Anhang 3Anhang Fragen und weiterführende Materialien Was sind Kompetenzen? Der Kompetenzbegriff wird je nach Kontext und Verwendungszweck in unterschiedlicher Art und Weise definiert und verwendet. Den meisten Erklärungen des Kompetenzbegriffes ist gemeinsam, dass sich Kompetenzen aus einer Kombination von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen zusammensetzen und die Anforderungen an Kompetenzen und deren Entwicklung ergebnisorientiert sind. Wie können Kompetenzen entwickelt werden? Das erfolgreiche Bewältigen von Anforderungen, die einen unmittelbaren Bezug zur Lebenswelt der Lernenden haben, ist ein wesentlicher Maßstab für den Stand der Kompetenzentwicklung. Die Nutzung von Kompetenzen durch die Lernenden erfordert das Zusammenwirken von unterschiedlichen Einzelleistungen und Erfahrungen. Kompetenzen werden kumulativ erworben. Kompetenzorientierter Unterricht orientiert sich an den Lernenden und berücksichtigt deren Lernvoraussetzungen und Lernentwicklung. Was sind Bildungsstandards? In den Bildungsstandards werden die Kompetenzen benannt, die alle Schülerinnen und Schüler im Primarbereich am Ende des 4. Schuljahrgangs, im Sekundarbereich I am Ende des 9. bzw. 10. Schuljahrgangs und im Sekundarbereich II am Ende der gymnasialen Oberstufe erworben haben sollten. Die Bildungsstandards wurden von der Kultusministerkonferenz (KMK) in den Jahren 2003, 2004 und 2012 eingeführt und sind bundesweit gültig. Bildungsstandards gibt es im Primarbereich für die Fächer Deutsch und Mathematik. Welche Rolle spielen Kompetenzen und Bildungsstandards im Lehrplan? Die Lehrpläne in Sachsen-Anhalt entwickeln ein Bild modernen Unterrichts, formulieren Anforderungen an die Lernergebnisse und die Unterrichtsgestal- tung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht erfolgreiche Lernprozesse erleben und mitgestalten sowie die Bedeutung der ausgewählten Lerngegenstände für die Bewältigung des Alltags erfahren. Die einzelnen Fachlehrpläne stellen den Beitrag des Faches zur Erziehung und Bildung sowie die Entwicklung fachbezogener Kompetenzen dar. Die Kompetenzentwicklung und das zu erwerbende Wissen werden gemäß dem jeweiligen Kompetenzmodell für Doppeljahrgänge bzw. als Abschlussniveaus ausgewiesen. Was ist Bildungsmonitoring und wer betreibt es? Im Juni 2006 hat die Kultusministerkonferenz eine Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring beschlossen. Damit wird die systematische und wissenschaftlich abgesicherte Feststellung von Ergebnissen des Bildungssystems verfolgt. Auf dieser Grundlage sollen mögliche Gründe für eventuell unbefriedigende Ergebnisse analysiert und daraus geeignete Reformmaßnahmen durch die Bildungspolitik und -verwaltung abgeleitet werden. Es geht dabei aber nicht nur um die systematische Beschaffung der Informationen über das Bildungssystem, sondern gleichzeitig auch um die enge Verknüpfung dieser Informationen mit Maßnahmen zur Unterrichts- und Qualitätsentwicklung, die der konkreten Arbeit an jeder einzelnen Schule zugute kommen und dort genutzt werden kann. In welchen Bereichen wird Bildungsmonitoring betrieben? Die Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring umfasst vier konzeptionell miteinander verbundene Bereiche: - internationale Schulleistungsuntersuchungen - zentrale Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Ländervergleich Anhang | 35 - Vergleichsarbeiten zur landesweiten Überprüfung der Leistungsfähigkeit einzelner Schulen - gemeinsame Bildungsberichterstattung von Bund und Ländern Was ist TIMSS? TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) erfasst das mathematische und naturwissenschaftliche Grundverständnis von Schülerinnen und Schülern am Ende des 4. Schuljahrgangs in einem vierjährigen Rhythmus. Die Ergebnisse von TIMSS 2011 wurden im Dezember 2012 veröffentlicht, die Ergebnisse von TIMSS 2007 im Dezember 2008. Die Kultusministerkonferenz hat im Dezember 2012 die Teilnahme an TIMSS 2015 beschlossen. Was sind PIRLS und IGLU? Um auch die Primarstufe in internationale Vergleichsuntersuchungen mit einzubeziehen, hat die Kultusministerkonferenz die Teilnahme an der Untersuchung PIRLS/IGLU 2001, 2006, 2011 und 2016 beschlossen. PIRLS und IGLU stehen für Progress in International Reading Literacy Study mit dem Übersetzungsäquivalent Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. Mit diesem Projekt wird in einem fünfjährigen Rhythmus das Leseverständnis der Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit (4. Jahrgangsstufe) unter den Aspekten Verstehensprozess und Leseintention erfasst. Die Ergebnisse von PIRLS/ IGLU 2011 wurden im Dezember 2012 veröffentlicht. Was untersucht und vergleicht der Ländervergleich? Seit 2004 steht den Ländern mit der Verabschiedung der Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz für ausgewählte Fächer an Schnittstellen des Bildungssystems neben den verschiedenen internationalen Konzeptionen (PISA, IGLU, TIMSS) erstmals ein bundesweit geltender Referenzrahmen zur Verfügung. Seit dem Jahr 2009 bilden die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz die Grundlage für den Vergleich der Länder. Für die Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards auf der Basis von Länderstichproben entwickelt das IQB zentrale Testverfahren, die den technischen und methodischen Standards internati- onaler Vergleichsuntersuchungen entsprechen. Es wird also auch in Zukunft Ländervergleiche geben, allerdings nicht wie bisher in Form von IGLU-E oder PISA-E, sondern auf der Grundlage der Bildungsstandards. Die zentrale Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards im Ländervergleich erfolgt im Primarbereich in Jahrgangsstufe 4. Damit auch bei der zentralen Überprüfung der Bildungsstandards eine internationale Verknüpfung gegeben ist, wird diese in Verbindung mit den internationalen Schulleistungsuntersuchungen durchgeführt. Bezogen auf die Fächer findet der Ländervergleich damit alle fünf Jahre im Grundschulbereich statt. Auf diese Weise wird auch der Forderung nach längeren Intervallen zwischen den Tests Rechnung getragen. Folgende Erhebungen zum Ländervergleich wurden bereits durchgeführt bzw. sind für die nächsten Jahre geplant: Jahr Ländervergleich 2009 Sekundarstufe I: Deutsch, Englisch, Französisch 2011 Primarbereich 2012 Sekundarstufe I: Mathematik, Naturwissenschaften 2015 Sekundarstufe I: Deutsch, Englisch, Französisch 2016 Primarbereich Die Berichterstattung erfolgt ca. 1 Jahr nach der Datenerhebung. In welchen Jahrgangsstufen und Fächern werden auch noch Vergleichsarbeiten geschrieben? In der Sekundarstufe I werden seit dem Jahr 2009 ebenfalls bundesweite Vergleichsarbeiten in Ankopplung an die Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss in Jahrgangsstufe 8 (VERA-8) geschrieben. Diese Testungen finden in den Fächern Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) statt. Darüber hinaus wird in Sachsen-Anhalt eine integrative Vergleichsarbeit in den naturwissenschaftlichen Fächern (Biologie, Chemie, Physik) im zweijährigen Rhythmus durchgeführt. 36 | Anhang Wie erfolgt die Bildungsberichterstattung? Im Frühjahr 2004 haben die Länder und der Bund vereinbart, künftig gemeinsam im 2-Jahres-Rhythmus einen Bildungsbericht für Deutschland vorzulegen. Sie schaffen damit die Grundlage für eine fokussierte Darstellung wesentlicher Entwicklungslinien, Leistungen und Aufgaben des Bildungswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Bildungsberichte dienen der Rechenschaftslegung über das Gesamtsystem bzw. seine Stufen auf nationaler Ebene und auf Ebene der Länder. Durch die langfristig angelegte und kontinuierliche Be- trachtungsweise eröffnen sie in geeigneter Weise die Möglichkeit, offensichtliche Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und effektive politisch-administrative Steuerungsmaßnahmen zu entwickeln. Kern der Bildungsberichterstattung ist ein überschaubarer, systematischer, regelmäßig aktualisierbarer Satz statistischer Kennziffern (Indikatoren), die jeweils für ein zentrales Merkmal von Bildungsprozessen bzw. einen zentralen Aspekt von Bildungsqualität stehen. Zudem enthalten die Bildungsberichte jeweils ein Kapitel zu einem oder mehreren Schwerpunktthemen. Fachspezifische Internetadressen und Literaturtipps (Auswahl) Deutsch https://www.iqb.hu-berlin.de/vera/aufgaben https://www.iqb.hu-berlin.de/laendervergleich/ LV2011 https://www.uni-due.de/germanistik/sprachdid/ VERA.shtml http://www.bildung-lsa.de/unterricht/faecher/ deutsch/schulformuebergreifende_lesefoerderung. html Bos, W./Tarelli, I./Bremerich-Vos, A./Schwippert, K.(Hrsg.) (2012): IGLU 2011. Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Waxmann. Münster/New York/München/Berlin. Bremerich-Vos, A. (2013): Nicht revolutionär, aber hilfreich. Zum diagnostischen Nutzen von VERA 3 im Fach Deutsch. In: Grundschule 4, 2011, S. 15-17. Bremerich-Vos, A./Granzer, D./Behrens, U./Köller, O.: Bildungsstandards für die Grundschule. Deutsch konkret. Cornelsen. Berlin. Krelle, M./Prengel, J. (im Druck): Zur Konzeption von Zuhören im Rahmen der Vergleichsarbeiten für die dritte Klasse („VERA 3 Deutsch“). In: Grundler, E./ Spiegel, C. (Hrsg.): Konzeptionen des Mündlichen. hep-Verlag. Bern. Stanat, P./Pant, H. A./Böhme, K./Richter, D. (Hrsg.) (2012): Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende der vierten jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und Mathematik. Ergebnisse des Ländervergleichs 2011. Waxmann. Münster/New York/München/Berlin. Mathematik www.pikas.tu-dortmund.de www.sinus-transfer.de www.mathematik.uni.dortmund.de/ieem/mathe2000/neu.html www.sinus-grundschule.de Bartnitzky, H. u. a. (Hrsg.) (2009): Kursbuch Grundschule. Grundschulverband – Arbeitskreis Grundschule e. V. Frankfurt am Main. Baum, M./Wielpütz, H. (Hrsg.) (2003): Mathematik in der Grundschule – Ein Arbeitsbuch. Kallmeyer. Seelze-Velber. Granzer, D./Köller, O. (2007): Bildungsstandards für die Grundschule: Mathematik konkret. Cornelsen. Berlin. KMK (2005): Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich. Wolters-Kluwer & Luchterhand. Neuwied. Walther, G. (2004): Mathematik Modul G1: Gute und andere Aufgaben. SINUS-Transfer Grundschule. IPN. Kiel. Anhang | 37 Wo kann man weitere Informationen erhalten? Nahezu alle Bundesländer stellen Handreichungen bzw. Informationen zu VERA auf ihren jeweiligen Bildungsservern bereit. Eine Gesamtübersicht zu den Bildungsservern der einzelnen Bundesländer findet man unter: www.bildungsserver.de Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring Konzeption zur Nutzung der Bildungsstandards für die Unterrichtsentwicklung Vereinbarung zur Weiterentwicklung von VERA (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.03.2012) www.kmk.org Informationen des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) www.iqb.hu-berlin.de Ansprechpartner und Informationen im Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA): für fachliche Auskünfte: für Fragen zur Datenerfassung und -auswertung: Mathematik: Sabine Schmidt (E-Mail: sabine.schmidt@lisa.mk.sachsen-anhalt.de) Fachgruppe 22 (E-Mail: Fachgruppe22@lisa.mk.sachsen-anhalt.de) Deutsch: Frank Kirchner (E-Mail: frank.kirchner@lisa.mk.sachsen-anhalt.de) INFORMATIONEN ZU GRUNDLAGEN, INHALTEN, TERMINEN UND AUSWERTUNGSMATERIALIEN ZENTRALER LEISTUNGSERHEBUNGEN Bildungsserver Sachsen-Anhalt www.bildung-lsa.de • Unterricht –> Curriculare Vorgaben • Unterricht –> Zentrale Leistungserhebungen • Schule –> Schulrecht –> Ausgewählte Gesetze, Verordnungen und Erlasse Zentrale Leistungserhebungen Sachsen-Anhalt Primarstufe Mathematik Deutsch Mathematik Deutsch Aufgaben Hinweise Auswertungsbericht Aufgaben Hinweise Hörtext Deutsch Aufgaben Hinweise Aufgaben Hinweise Deutsch Mathematik Testheft Hinweise Testheft 1 Testheft 2 Hinweise Schuljahr 2013/2014 weitere Materialien Deutsch Mathematik Aufgaben Hinweise Mathematik Aufgaben Hinweise Aufgaben Hinweise Deutsch Aufgaben Hinweise Deutsch Mathematik Deutsch Mathematik Deutsch Mathematik Testheft Hinweise Testheft 1 Testheft 2 Hinweise TH 1 Hinweise TH 2 Schuljahr 2012/2013 Auswertungsbericht Testheft Hinweise Testheft 1 Testheft 2 Hinweise Schuljahr 2011/2012 Hörtext Deutsch Testheft Hinweise Testheft 1 Testheft 2 Hinweise Schuljahr 2010/2011 weitere Materialien Mathematik Deutsch Fach Es wird ausdrücklich auf die Beachtung der urheberrechtlichen Hinweise zur Verwendung der Aufgaben und weiterer Materialien hingewiesen. Zentrale Klassenarbeit Schuljahrgang 4 Vergleichsarbeit Schuljahrgang 3 ZLE Die vorliegende Daten-CD enthält Aufgaben, Hinweise für die Lehrkraft, weitere Materialien und Auswertungsberichte zu Zentralen Leistungserhebungen (ZLE) in der Primarstufe. Die jeweiligen Dateien liegen im pdf-Format bzw. im mp3-Format (Hörtexte) vor. Inhalt Material-CD 38 | Anhang