Durchblick 100 - Backhaus Kinder
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Durchblick 100 - Backhaus Kinder
100 Die Zeitung für die Familie Ausgabe 100 Oktober / November 2014 Pädagogischer Alltag Quelle: Torsten Schröder pixelio.de PÄDAGOGISCHER ALLTAG Mein pädagogischer Alltag 9 // Wenn ich wütend bin, ziehe ich aus! 10 // Traumatisierte junge Menschen 7 // Durchblick 100 Zeit für einen Rückblick 12 INHALT Leitthema: Pädagogischer Alltag Pädagogischer Alltag | A. Wagner ............................................................... 6 Pädagogik in den Nachbarländern | B. Veldhoff ....................................... 7 Traumatisierte junge Menschen | M. Wischka ........................................... 7 Pädagogischer Alltag | A. Möllerhaus / Kinderredaktion .......................... 8 Mein pädagogischer Alltag | L. Ringe .......................................................... 9 Wenn ich wütend bin, ziehe ich aus! | S. Tönjes / Kevin........................ 10 Ausbildung sichert Qualität | S. Vogel ........................................................ 11 Durchblick 100 - Zeit für einen Rückblick | B. Hansmann .................... 12 Durchblick 20 / 2001 25 Jahre Bindung, Beziehung, Erziehung | M. u. G. Backhaus.... 12 Durchblick 47 / 2005 Pubertät | H. Treblin-Malecki ............................................................. 15 Durchblick 57 / 2007 Begleitung mit Fingerspitzengefühl | D. Robben .......................... 19 „Resilienz“ - Bedeutung im pädagogischen Alltag | E.-M. Keeve .. 20 Durchblick 70 / 2009 Was Kinder von Tieren lernen können | E.-M. Keeve .................... 22 Weitere Themen Die Abteilungsleiterkonferenz in Meppen | Y. Schauf ............................ 25 Vernetzungstreffen von Partizipationsgruppen | A. Backhaus ............. 26 Fortbildung zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ | H. Treblin-Malecki ... 28 Kindgerecht | K. Feldmeyer ......................................................................... 31 Eine Frage der Perspektive | K. Feldmeyer ............................................... 32 PEKIP im Mutter/Vater und Kind-Haus der BKJH | A. Lübken .............. 33 Das bisschen Haushalt ................................................................................ 33 Reaktion auf den Beitrag zu Janusz Korczak (Heft 99) | A. Backhaus . 34 Interne Fortbildung der BKJH Lüneburg | A. Schmitz-Köster .............. 36 Gleichberechtigung | K. Feldmeyer ........................................................... 37 Eine neue Wohngruppe entsteht | D. Robben......................................... 37 Die Hauswirtschafterin der WG Osterbrock stellt sich vor | A. Veenaas ............... 38 Bei Ebbe und Flut im Leuchtturm Neuwerk | S. Rux-Böse .................... 39 Die BKJH Uckermark lädt ein zum Freitags-Brunch | R. Kraus ............ 40 Alexandra Pauli aus der Personalabteilung stellt sich vor | A. Pauli .... 40 Bootsfahrt mit der WG Vollersode auf der Hamme | S. Rux-Böse ...... 41 Meike Berends stellt sich vor | M. Berends ............................................... 42 Es darf gelacht werden | A. Möllerhaus / Kinderredaktion ..................... 42 Die BKJH Uckermark stellt sich vor | A. Wagner ..................................... 43 Rubriken Vorwort ........................................................................................................... 4 Intro Familie Backhaus ................................................................................. 5 Lösungen Heft 99 ......................................................................................... 44 Rätsel .............................................................................................................. 45 Fast das Letzte .............................................................................................. 46 Wissenswertes der BKJH ............................................................................ 47 Die nächste Ausgabe ................................................................................... 50 DURCHBLICK Ausgabe 100 3 VORWORT Liebe Leser_innen! Ein Jubiläum: Sie halten die hundertste Ausgabe des Durchblick in der Hand. Am 19.09.1997 erschien ein Heft zum 5jährigen Jubiläum des Pädagogischen Zentrums in Aurich als „Vorbote“ des späteren Durchblicks. Unter dem Namen „GfS-Kurier“ erschien dann die Ausgabe 1 im Dezember 1997. Im Vorwort hieß es damals: „Sie halten heute die erste reguläre Ausgabe des GfS-Kuriers in den Händen…“ / „Für die Zukunft ja, unsere Zeitung soll keine ‚Eintagsfliege‘ sein, sondern etwa monatlich erscheinen - würden wir uns wünschen, dass weiterhin so viele Personen wie möglich, … ,Ideen und Beiträge liefern“. Vielen Dank, dass so viele diesem Aufruf in den letzten 17 Jahren gefolgt sind und Beiträge geschickt haben. Nur so können wir den Durchblick so vielfältig und interessant gestalten. Leider konnten wir die monatliche Erstellung einer Ausgabe nicht einhalten und händigen Ihnen zurzeit alle zwei Monate eine Zeitschrift aus. Ab der Ausgabe 3 haben wir unsere Zeitschrift „Durchblick“ genannt. Meine erste Ausgabe, die ich als Redakteur zusammengestellt habe, war die (Jubiläums-)Ausgabe 20. Den Zusatz Jubiläum haben wir gewählt, weil diese Ausgabe im Juni/Juli 2001 zum Thema „25 Jahre Bindungskonzept - in Theorie und Praxis“ gestaltet wurde. Am 21.06.01 fand dann das große Jubiläumsfest in Meppen statt. BODO HANSMANN Durchblick Redaktion Profivater BKJH Emsland In fast allen Ausgaben finden Sie Beiträge zum Thema „Pädagogischer Alltag“, das Leitthema dieses Durchblicks. Wir haben für Sie in den alten Heften geblättert und interessant erscheinende Beiträge, neben aktuell verfassten, hier in dieser Ausgabe noch einmal veröffentlicht. Ich wünsche allen Leser_innen viel Freude beim Lesen der Beiträge und dem Durchblick „Herzlichen Glückwunsch zum Geburstag“. In diesem Sinne, Ihr 1 Unsere erste Zeitschrift 2 Die Ausgabe 1 im Jahr 1997 3 (Jubiläums-)Ausgabe 20 „25 Jahre Bindungskonzept“ Juni/Juli 2005 4 Doppeltes Jubiläum: 50te Ausgabe und 30 Jahre KJHB Backhaus 5 Die erste Ausgabe im aktuellen „Gewand“ 4 DURCHBLICK Ausgabe 100 INTRO Liebe Leser_innen, vor 100 Ausgaben boten wir knapp 100 jungen Menschen eine Heimat. Heute hat sich diese Zahl mehr als verfünffacht. Vor 17 Jahren hätten wir uns nicht vorstellen können, dass wir eines Tages eine Mutter-Vater-Kind-Einrichtung vorhalten würden (S. 33), uns Gedanken über betriebliche Gesundheitsförderung machen würden (S. 40), oder dass wir im Pädagogischen Zentrum in Aurich eine Fortbildung zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ anbieten würden (S. 28). Wir hätten nicht gedacht, dass sich eine Partizipationsgruppe aus der Region Berlin/Uckermark Gedanken über die Privatsphäre von Kindern im Hilfeplangespräch machen würde (S. 26) oder sich eine Gruppe Abteilungsleiter_innen Gedanken zum Datenschutz in der BKJH machen würde (S. 25). MARIANNE UND GERHARD BACKHAUS Gründer_in und Träger_in Wir hatten nie geplant, eine große Einrichtung zu werden. Wir hatten und haben keine Kapazitäten, uns Gedanken zu einer Expansion zu machen oder an Unternehmensstrategien zu feilen. Wir waren und sind mit dem Leitmotiv KiM (Kind im Mittelpunkt) bereits voll beschäftigt. Die Expansion hängt mit diesem KiM-Fokus maßgeblich zusammen. Wenn uns ein Kind anvertraut wurde, für das wir nicht die passende Hilfeform bieten und das zuständige Jugendamt keine adäquate Unterbringungsform finden konnte, dann haben wir diese geschaffen. Dieses organische Wachstum hat zu der Größe und Ausdifferenzierung der BKJH geführt. Und wenn nun alle Bedarfe im Sinne von KiM befriedigt sind, dann hat die Expansion ihr Ende erreicht. Doch die Vielschichtigkeit der gesellschaftlichen Probleme und die Individualität der Anfragen der Jugendämter lassen erahnen, dass mit dem Mutter-Vater-Kind-Haus nicht das Ende der Ausdifferenzierung erreicht ist. SEBASTIAN BACKHAUS Aufsichtsführender Gesellschafter Wir sind gespannt, worüber wir uns in der 200. Ausgabe an dieser Stelle wundern werden! Herzlichst Ihre DURCHBLICK Ausgabe 100 5 PÄDAGOGISCHER ALLTAG Was wir umgangssprachlich als Alltag bezeichnen, ist in Bereichen der Soziologie und Erziehungswissenschaft ein fachlicher Termini geworden. Die Begrifflichkeit der „Lebensweltorientierten Sozialpädagogik“ ist durch die Theorie von Hans Thiersch seit den 70-er Jahren in den fachlichen Diskurs Deutschlands gebracht worden. Die Theorie sollte den Blick auf die Bearbeitung und den Umgang jeglicher Schwierigkeiten von Betroffenen im Alltag lenken, weg von medizinisch geprägten Interventionen wie Diagnostik, Therapie und Anamnese, welche die Betroffenen ausschließlich in ihren Rollen als Kranke oder Beeinträchtigte beschränkt. Hierbei gilt es, den Hilfesuchenden und -bedürftigen mit Respekt und Achtung zu begegnen und sie nicht als Klient_innen bzw. Patient_innen zu stigmatisieren. Die Rolle der Sozialarbeit sollte sich der umfassenden Lebenswelt anpassen und eben jene aufsuchen. Heutzutage ist der Begriff der „Aufsuchenden Hilfen“ unter anderem ein Beispiel dafür. Kritische Stimmen beklagten jedoch die Gefahr einer Verharmlosung, einem Mangel an Zielorientiertheit und dem inflationären Gebrauch des Wortes. Inzwischen ist das Konzept der „Lebensweltorientierung“ allerdings in vielen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit Standard geworden. Es gilt bereits seit dem Achten Jugendbericht der Bundesregierung 1990 als Paradigma der Kinder- und Jugendhilfe, das mittlerweile auch in den Bereich der Behindertenhilfe, Drogenhilfe und auch in den der Psychiatrie übergegangen ist. Die Vielfältigkeit, Individualität und Besonderheit der Lebenswelt (umgangssprachlich: Alltag) eines jeden Einzelnen - abhängig vom momentanen Umfeld wie Arbeit, Schule, Familie, Einrichtung - macht allerdings eine Standardisierung sehr schwierig. Wer entscheidet beispielsweise über die geeignete Hilfeform? Inwiefern stimmt die Wahrnehmung zur bestehenden Problematik durch das Hilfesystem mit dem eigenen überein? Wer ist überhaupt das Hilfesystem des/der Betroffenen? Und: woran ist der Erfolg einer Hilfeform zu messen? Das sind Fragen, mit denen sich die Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit immer wieder von Neuem 6 DURCHBLICK Ausgabe 100 auseinandersetzt und auseinandersetzen muss. In der Bewältigung des Alltags formen sich Deutungsmuster und Handlungsstrategien, wird Bedeutsames von Unbedeutsamen unterschieden. Insofern prägt der Alltag die Menschen, aber prägen die Menschen auch den Alltag. Sehen wir uns unserem Alltag ausgeliefert, machen wir uns selbst zu unbeweglichen, passiven Menschen. Der Alltag bringt aber auch Strukturen mit sich, allein bedingt durch die Betreuungszeiten der Kinder, den Arbeitswegen, der Infrastruktur des Landkreises etc, die ein selbstbestimmtes Handeln erschweren. Durch unser eigenes Tun und Handeln beeinflussen wir auch die Lebenswelt anderer Menschen, was wiederum unseren Alltag verändert. Die Pädagogik knüpft nun am Alltag und an der je individuell interpretierten Welt der Menschen an mit dem Ziel, diesen Alltag und die Menschen in ihrem Bewältigungshandeln besser zu verstehen, um dann wiederum über dieses tiefere Verstehen den Adressat_innen angemessener helfen zu können. „Pädagogik“ ist nach Heinrich Roth mehr als nur eine theoretisch-philosophische Wissenschaft, die vor allem durch empirische Forschungen und Beispiele aus der Praxis der Lebenswelt(en) untermauert werden sollte. Roths Assistent Klaus Mollenhauer läutete schließlich die „kritische Wende“ der Pädagogik ein und formulierte Emanzipation als vorrangiges Ziel von Pädagogik: den Adressaten zu helfen, sich von überkommenen Verhältnissen zu emanzipieren. Mit diesem Hintergrund können wir uns bewusst machen, wie stark wir durch die Gestaltung des Alltags in unseren Profifamilien® und den Wohngruppen auf die Pädagogik der jungen Menschen einwirken. Alltag zu erleben, mit einem klar strukturierten Ablauf, aber auch kleinen Ausnahmen, Besonderheiten und Ritualen, hat über Jahre oftmals mehr positive Wirkung auf die Entwicklung der uns anvertrauten Kinder als eine halbjährliche Verhaltenstherapie, die nicht der Lebenswelt der Kinder entspricht und: die nicht auf Bindung basiert, sondern als reine Dienstleistung angefordert wurde. …aber das ist wieder ein ganz anderes Thema! ANNETT WAGNER Erziehungsleitung BKJH Uckermark Quellen: - Grunwald, Klaus / Thiersch, Hans (Hrsg.): Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in schiedlichen unter- Arbeitsfel- dern. München, Weinheim: Juventa 2004 - Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (Hrsg.): Achter Jugendbericht. Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe. Bonn: Bonner Universitäts-Buch- druckerei 1990. - Wolfgang C. Müller: Nachwort zu einem historischen Dokument. In: Klaus Mollenhauer: Einführung in die Sozialpädagogik. Probleme und Begriffe der Jugendhilfe. 10. Auflage. Beltz, Weinheim 2001, S. 179ff. PÄDAGOGIK IN DEN NACHBARLÄNDERN Jeden Tag haben wir mit ihr zu tun, egal ob zu Haus oder in unserem Beruf, bei den eigenen Kindern, Pflegekindern oder jungen Menschen in den Wohngruppen. Es geht um die Pädagogik. Im 19. Jahrhundert war das Ziel der Erziehung bestimmte soziale Einstellungen an kommende Generationen weiterzugeben. Dabei ging es insbesondere um Religion, Traditionen und bestimmte Fähigkeiten wie lesen oder schreiben. Verantwortlich für die Erziehung waren die eigenen Eltern, andere Familienmitglieder und die Nachbarschaft. Heutzutage sind die Ziele der Erziehung gesetzlich festgelegt. In der Kinder- und Jugendhilfe werden im Kinder- und Jugendhilfegesetz die gesetzlichen Ziele und Wertvorstellungen beschrieben. Die Eltern haben das Recht und die Pflicht zur Erziehung und Pflege ihrer Kinder. Die staatliche Gemeinschaft wacht darüber, dass das Recht der Kinder gewährleistet wird. Werden die Eltern ihren Aufgaben nicht gerecht, müssen Leistungen von außerhalb in Anspruch genommen werden. Dies kann z.B. Familienberatung, intensive Einzelbetreuung oder sogar Inobhutnahme sein. Die Aufgabe der Pädagog_innen in der Jugendhilfe ist die Förderung der eigenen Entwicklung des jungen Menschen und die Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Des Weiteren sollen die Erhaltung positiver Lebensbedingungen sowie der Abbau von Benachteiligungen unterstützt werden. Wie sieht Kinder- und Jugendhilfe eigentlich bei unseren Nachbar_innen aus? In den Nie- derlanden z.B. findet zurzeit ein Umbruch in der Jugendhilfe statt. Um Kosten zu sparen, wurde ein neues Gesetz verabschiedet, dieses wird am 1. Januar 2015 in Kraft treten. Ab dann ist die Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr Aufgabe der niederländischen Regierung, sondern der einzelnen Gemeinden. Die Gemeinden sind dafür zuständig, Probleme in Familien früh zu erkennen, pädagogische Hilfe anzubieten, die Kinder sowie Jugendlichen und deren Eltern zu unterstützen und bei Bedarf Hilfe von außerhalb zu organisieren (Spezialist_innen, andere Pädagog_innen oder Einrichtungen wie Wohngruppen). Vorteile des neuen Gesetzes sind zu allererst die Einsparungen, die ca. 15%1 weniger als die jetzigen Kosten betragen werden. Zusätzlich findet alles vor Ort statt. Jede Person kann bei der Gemeinde um Hilfe bitten, es darf niemand abgewiesen werden. Im Laufe der Zeit wird entschieden, ob weitere Hilfe notwendig ist oder nicht. Außerdem wissen die Gemeinden am besten was ihre Ressourcen sind und können diese nutzen. Nachteile des neuen Gesetzes sind, dass nicht immer genug Geld vorhanden ist. Falls die Gemeinden nicht mit dem zur Verfügung gestelltem Geld auskommen, müssen Gelder aus der Gemeindekasse fließen. Zusätzlich kann nicht jede Gemeinde die benötigte Hilfe bieten. In ländlichen Gemeinden z.B. ist das Hilfsangebot oftmals schlechter ausgebaut als in Gemeinden mit hoher Population. Deswegen wird oft die Frage gestellt, ob wirklich jede Person in den Niederlanden die Hilfe bekommt, die sie braucht. BETINA VELDHOFF Erzieherin Jugendwohngruppe Bokeloh BKJH Emsland Quelle: 1. Angabe der Regierung der Niederlande: „Rijksoverheid“. Das dazugehörige Gesetz lautet „Transitie jeugdzorg“. http://www.rijksoverheid. nl/onderwerpen/jeugdzo rg/jeugdzorg-in-de-wet TRAUMATISIERTE JUNGE MENSCHEN Die besondere Herausforderung in der Kinder- und Jugendhilfe ist der Umgang mit den traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Diese Kinder zeigen die Folgen der Traumatisierung in allen Lebenslagen. Sie haben oft Schwierigkeiten anderen Menschen zu vertrauen, sie zeigen sich feindselig und misstrauisch. Ihre Impulse und Affekte können sie nur schwer kontrollieren. Sie wirken oft geistig abwesend, sie haben Probleme im Bereich der Aufmerksamkeit. Sie haben ein geringes Selbstwertgefühl, kompensieren dies u.U. durch „Rambogehabe“ oder aber auch durch scheinbare Überanpassung. Sie zeigen häufiger somatische Beschwerden und Schlafstörungen. Sie sind oft sehr unruhig (ständig auf der Flucht) oder wirken wie innerlich erstarrt. Sie haben oft ein Grundgefühl von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit und entwickeln diverse Verhaltensweisen, um diesem Gefühl der Verzweiflung zu entgehen. Oft erleben die begleiteten Pädagog_innen eine große Hilflosigkeit und kommen an ihre Belastungsgrenzen. Um dieser eigenen Hilflo- MARION WISCHKA Abteilungsleitung BKJH Emsland DURCHBLICK Ausgabe 100 7 sigkeit zu entgehen, wird mit Strenge reagiert. Der pädagogische Alltag ist oft eine schwierige Gratwanderung: auf der einen Seite brauchen die jungen Menschen Klarheit und Grenzen. Sie sind sehr verunsichert und brauchen einen „sicheren Ort“, auf der anderen Seite besteht immer die Gefahr, in die Gegenübertragung zu „rutschen“, also mit zu viel Grenzen und Strenge zu reagieren. Die Grenzen der jungen Menschen wurden massiv verletzt, sie haben nie gelernt, Grenzen von anderen zu akzeptieren. Sie sind oft grenzenlos in ihrem Verhalten, also benötigen sie Grenzen von außen, aber wo kippt dies, wo werden Grenzen gesetzt, um Halt zu geben oder wo aus Enttäuschung, aus Hilflosigkeit oder Wut und bergen damit die Gefahr einer Retraumatisierung? Wichtig für traumatisierte junge Menschen sind starke und stabile Erwachsene, die das oft unverständliche Verhalten der Kinder aushalten. Die ihnen trotz aller Schwierigkeiten im Alltag wohlwollend gegenüberstehen. Die ihnen immer wieder Beziehung anbieten, auch wenn traumatisierte Kinder oftmals alles dafür tun, Beziehung nicht zuzulassen oder sie zu zerstören. Dies bedeutet für die pädagogischen Mitarbei- ter_innen viel „Fingerspitzengefühl“ im Umgang mit traumatisierten jungen Menschen. Oft lösen diese junge Menschen intensive Gefühle aus. „Letztlich ist für die Frage, ob ein Kind nach einer Eskalation in einer Wohngruppe verbleiben und gehalten werden kann, nicht das Problemverhalten, sondern die Tragfähigkeit des pädagogischen Teams entscheidend. Nur „stabile, sichere Mitarbeitende“ können in Krisensituationen stabilisieren und deeskalieren (vgl. Marc Schmid). Immer wieder wird es im pädagogischen Alltag zu Krisen kommen, die sowohl die Kinder als auch die Mitarbeiter_innen belasten und überfordern. Dies führt oft zu hohen Abbruchquoten der Kinder und Fluktuation der Mitarbeiter_innen. Die Bindungsstörung verfestigt sich dabei bei den Kindern. Gleichzeitig bewirkt es bei den Mitarbeitern ein Gefühl des Versagens und der Selbstabwertung. (vgl. a.a.O) „Mitarbeiter benötigen in Krisensituationen ähnliche innerpsychische Fertigkeiten (natürlich auf viel höherem Niveau), wie die Kinder (Emotionsregulation, Resilienzfaktoren). Sowohl die Heranwachsenden, als auch die Mitarbeiter brauchen letztlich einen sicheren Ort, an dem sie sich selbstwirksam erleben.“ (a.a.O.) Quelle: Marc Schmid, Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Vortrag www.upkbs.ch v. 7.11.12 PÄDAGOGISCHER ALLTAG Gemeinsam in unserer Kinderredaktionssitzung haben wir uns über den Wortlaut „pädagogischer Alltag“ ausgetauscht. Wir haben bemerkt, dass es ganz unterschiedliche Sicht- weisen und Erklärungen für den Begriff gibt, sodass wir ein Schema mit verschiedenen Deutungen erstellt haben: Kinder versorgen Tanz AG Am PC arbeiten Termine wahrnehmen ASTRID MÖLLERHAUS Gärtner AG Aufsichtspflicht Leitung der Kinderredaktion trösten Zuhören Bezugsperson Reit AG Hausaufgabenbetreuung Kinderredaktionsteam Hilfe Geschichten vorlesen beobachten (erstellt von der Kinderredaktion) 8 DURCHBLICK Ausgabe 100 Kinderredaktion BKJH Emsland MEIN PÄDAGOGISCHER ALLTAG Viele fragen sich, wie unser pädagogischer Alltag aussieht? Als Erzieherin der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe werden es euch verraten. Mein Alltag kann ruhig und harmonisch, aber auch sehr turbulent und aktionsreich sein. Er wird durch klare Regeln und Rituale bestimmt. Diese Strukturen geben den Kindern Halt auf dem Weg, ihr Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Während der Schulzeit fängt für einige Kinder der Tag schon früh an. Mit einem netten „Guten Morgen“ wecke ich die Ersten schon um 5:00 Uhr morgens. Stimmt, das ist für manche sehr früh, doch ein paar von den Kindern brauchen die Zeit, damit sie pünktlich an der Bushaltestelle sind. Ich sorge dafür, dass jedes Kind gefrühstückt hat, sein Zimmer ordentlich hinterlässt und mit geputzten Zähnen, gekämmten Haaren und mit wettergerechter Kleidung das Haus verlässt. Den Vormittag verbringen die jungen Menschen in der Schule, wo sie lesen, schreiben und rechnen lernen. Während der Schulzeit habe ich Gelegenheit, mich um organisatorische Dinge zu kümmern. Wenn die Schule vorbei ist, trudeln alle Kinder zwischen 13:00 Uhr und 13:30 Uhr zu Hause ein. Da erwartet sie dann ein herrlicher Geruch aus der Küche und ein freundliches Lächeln von mir mit der Frage: „Wie war die Schule?“ Die Antworten der jungen Menschen sind häufig kurz gehalten wie z.B.: „Gut“ oder „ Nicht so gut.“ Nach dem gemeinsamen Mittagessen werden Hausaufgaben gemacht, wo die jungen Menschen von mir unterstützt werden. Nach Leseübungen und Kopfrechnen gibt es eine kleine Mittagspause, wo die jungen Menschen alleine oder auch zu zweit in ihren Zimmern verbringen. Hier können sie sich ausruhen, lesen oder spielen. Ihre Zimmer werden dann oft zu Höhlen oder zu Einkaufsläden. Ihren Fantasien sind da keine Grenzen gesetzt. In der Mittagspause tausche ich mich mit anderen Erzieher_innen über wichtige Themen aus und bespreche den weiteren Verlauf des Nachmittags. Nach der Mittagspause haben die jungen Menschen bis zum Abendbrot Freizeit. In ihrer Freizeit haben sie die Möglichkeit, Gesellschaftsspiele zu spielen, draußen in der Sandkiste oder Piraten in dem neuen Baumhaus zu spielen. Manchmal müssen auch wichtige Termine wahrgenommen werden, bei denen ich die Kinder dann begleite. Zu Beginn jeden Monats verteile ich erneut Aufgaben an die jungen Menschen, die täglich zu erledigen sind. Wie z.B. den Tisch decken, die Geschirrspülmaschine ausräumen oder den Müll nach draußen bringen. So übernimmt jede_r Einzelne oder die Gruppe Verantwortung. Ich integriere auch Projekte in unseren Alltag, die ich selber oder zusammen mit den jungen Menschen entwickle und an denen wir dann gemeinsam arbeiten. Jeden Tag gibt es eine Kaffeezeit, die zwischen 15:30 Uhr bis 16:00 Uhr stattfindet. Gemeinsam mit Gemüse, Kakao und manchmal mit leckeren Kuchen tausche ich mich mit den jungen Menschen über die Schule oder andere wichtige Themen aus. Einmal in der Woche findet in der Kaffeezeit eine Kinderkonferenz statt. Dort können die Kinder ihre Wünsche und Beschwerden äußern, die ich dann in unserer nächsten Teamsitzung ansprechen werde. Außerdem werden Vorschläge gesammelt, was man am Wochenende machen könnte. Anschließend stimmen wir darüber ab. Um 17:00 Uhr gehen die jungen Menschen duschen. Ab 18:00 Uhr dürfen die Kinder bis zum gemeinsamen Abendbrot fernsehen. Nach der Gutenachtgeschichte gehen die jungen Menschen dann ins Bett und träumen - so hoffe ich - von ihrem heutigen oder LISA RINGE Erzieherin Backhaus Vollersode BKJH Bremen / Vollersode 1 Unser Projekt Tapetenunterwasserwelt 2 Ein kleiner Ausschnitt des Ergebnisses 3 Das Projekt Baumhaus bauen DURCHBLICK Ausgabe 100 9 nächsten Tag bis der Wecker wieder um 5:00 Uhr klingelt, in der Hoffnung, dass wieder ein turbulenter Tag beginnt. Meine Aufgabe ist es, die jungen Menschen in ihrem Alltag zu betreuen und zu unterstützen, so dass sie klare Strukturen und einen gleichmäßigen Rhythmus erhalten. So erfahren die jungen Menschen wieder Normalität in ihrem Leben, was eine essentielle Voraussetzung für ihre Entwicklung ist. WENN ICH WÜTEND BIN, ZIEHE ICH AUS! Wenn ich so richtig wütend bin, dann sitze ich auf einem Berg und könnte Feuer spucken. Und dann ziehe ich aus. So wie neulich! Es war an einem Sonntag und ich wollte für alle einen Kakao warm machen. Wie immer ging ich in die Küche, stellte den Topf mit der Milch auf den Herd, stellte die Herdplatte an und plötzlich fiel mir ein, dass ich noch etwas Wichtiges in meinem Zimmer vergessen hatte. Also schnell zurück und schon geholt. Als ich dann aber wieder in die Küche kam, war die Herdplattenabdeckung Unsere Broschüren „Leitbild“, „Rahmenkonzeption“ und „Konzeption Profifamilie ® “ können Sie sich auf unserer Internetseite ansehen: WWW.BKJH.DE 10 DURCHBLICK Ausgabe 100 hinten ganz heiß. Ich hatte die falsche Herdplatte angeschaltet. Ehe ich das alles wieder richten konnte, kam auch schon meine Profimutter in die Küche und sagte: „ Was machst du denn da, willst du uns alle abfackeln?“ Ich merkte, wie mein Wut-Berg kam und ich ganz rot wurde, ich hätte Feuer spucken können. Man, das habe ich doch nicht mit Absicht gemacht. Ja immer ich. Die anderen in der Profifamilie® haben es ja sowieso besser. Die können ihren Vater am Wochenende besuchen und ich nicht. Das ist eine Bruchbude hier, hier will ich nicht mehr wohnen, ich packe meine Tasche und haue ab. Was nehme ich mit und zu schwer darf sie auch nicht sein. Alles gepackt noch ein wenig geflucht und ab zu Tür. Da stand schon meine Profimutter. Ich will hier weg. Ich will hier nicht mehr wohnen. Meine Profimutter schaute mich an, nahm mich in den Arm und sagte, sie möchte aber, dass ich hier wohne. Oh, tat das gut! Ich merkte, dass der Wut-Berg kleiner wurde. Immer wenn ich so richtig wütend bin, will ich ausziehen. Heute nicht mehr. SABINE TÖNJES Erziehungsleitung BKJH Berlin Quelle: Erzählt von Kevin R. 12 Jahre Bild: Sloganmarker.com AUSBILDUNG SICHERT QUALITÄT Die Anforderungen an die Hauswirtschaftliche Fachkraft steigen ständig an. In den Bereichen Versorgung, Verpflegung, Gästebetreuung und Service werden die Ansprüche spezieller. Qualitätssicherung ist gerade auch für den Dienstleistungsbereich Hauswirtschaft ein wichtiger Aspekt, es wird mehr Leistung und Eigenverantwortung verlangt. Auch der Gesetzgeber gibt strenge Maßnahmen in der Qualitätssicherung vor, diese können die verschiedenen Dienstleistungsunternehmen nur durch ausreichend geschultes und ausgebildetes Personal sichern. Es müssen nicht nur in Großküchen strenge Hygieneregeln beachtet werden, sondern auch unsere Jugendwohngruppen mit Selbstverpflegung sind an strenge Verordnungen des Gesetzgebers gebunden. Die Qualifikation der Mitarbeiter_innen in den vielseitigen Arbeitsbereichen ist Grundlage für ein verantwortungsbewusstes und wirtschaftliches Handeln. Der Ausbildungsbetrieb hat die Möglichkeit, eine sinnvolle und praktikable Personalentwicklung durch kontinuierliche Ausbildung in diesem Berufsfeld zu schaffen. Die Ausbildungsinhalte des Berufsbildes Hauswirtschaft sind sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis sehr umfangreich und vielschichtig. Aktuelle Alltagsthemen wie Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie und Umweltschutz sind Ausbildungsschwerpunkte, die während der gesamten Ausbildung vermittelt und so gefestigt werden. Hauswirtschaft erlebt einen Umbruch, es wird immer mehr zum Servicemanagement. Diese Entwicklung lässt sich auch an den Ausbildungseinheiten erkennen: Für gesunde und bedarfsgerechte Ernährung sorgen, z.B. welche Personengruppe wird zum Mittagessen erwartet? Sind es Senior_innen, Erwachsene, Jugendliche oder Kinder? Mit welcher Personenanzahl ist zu rechnen, wird eine leichte Kost verlangt? Eine Fachaufgabe zu diesem Thema könnte lauten: Sie arbeiten in einem Bistro an einer berufsbildenden Schule. · Eine Referendarin legt ihre zweite Staatsprüfung ab und bestellt ein Mittagessen für acht Personen für 12.30 Uhr. Sie wünscht sich ein vegetarisches Menu, bestehend aus drei Gängen. Pro Person dürfen inkl. Getränke 5.-€ verbraucht werden. · Der Tisch ist dem Anlass entsprechend einzudecken. · Die Mahlzeit soll um 12.30 Uhr im kleinen Essraum von Ihnen serviert werden. Weitere Ausbildungseinheiten sind: · Versorgung und Betreuung, · Motivation und Beschäftigung in der Pflege, · Leistungen kalkulieren und abrechnen, · Räume gestalten und pflegen, · Anwenden von Hygienemaßnahmen, · Einhalten von Gesundheits- und Arbeitsschutz, · Präsentation und Vermarktung von Produkten und Leistungen, · Der Umgang mit Internet und Multimedia ist ein neuer und beliebter Trend in der Ausbildung. In vielen dieser Bereiche steht der Mensch im Mittelpunkt. Im Laufe der Ausbildungszeit sammelt die Azubis Eindrücke im Umgang mit Kund_innen, Kolleg_innen und Vorgesetzten. Sie lernen lösungsorientiertes Handeln, sind in der Lage Konflikte auszutragen. Nach Beenden der Ausbildung können Hauswirtschafter_innen Verantwortung für Arbeitsorganisation übernehmen. Sie sind flexibel einsetzbar, kreativ, kommunikativ, kund_innen- und serviceorientiert. Diese erlernten Voraussetzungen ermöglichen ihnen den Einstieg in verschiedene Dienstleistungsunternehmen, z.B. Tourismus, Hotel, Event- und Cateringbetriebe, Betreuungsund Pflegeeinrichtungen. Mit einer Ausbildung schafft sich der junge Erwachsene eine Existenzsicherung, die langfristig mehr soziale Sicherheiten bieten kann. Da in den Gruppenpädagogischen Einrichtungen mit verschiedenen Personengruppen gearbeitet wird, bieten sich die Möglichkeiten, die Fertigkeiten und Kenntnisse der Ausbildenden der Einrichtung an die jungen Auszubildenden weitergeben. Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe hat sich als Ausbildungsbetrieb für die Hauswirtschaft schon im Durchblick vorgestellt. Im Moment werden in der Einrichtung u.a. Auszubildende zur „Fachpraktikerin Hauswirtschaft“ ausgebildet. Diese Berufsausbildung erfolgt nach § 66 des BBiG und ist speziell für junge Menschen gedacht, die mit einer regulären Ausbildung überfordert sind. Ziel dieser Ausbildungsform ist es, die Stärken des Auszubildenden zu erkennen und diese zu fördern. So soll dem Azubis eine Chance auf dem Arbeitsmarkt gewährleistet werden. SUSANNE VOGEL Hauswirtschaftsleiterin Intensivpädagogische Wohngruppe Borken BKJH Emsland DURCHBLICK Ausgabe 100 11 DURCHBLICK 100 - ZEIT FÜR EINEN RÜCKBLICK Redaktionssitzung zu dieser Ausgabe (Es fehlen Frau Schauf und Herr Hansmann) Für diese Durchblick-Ausgabe 100 haben wir geplant, aus den zuvor erschienenen Heften hier noch einmal Beiträge, die sich im weitesten Sinne auch mit dem Leitthema dieser Zeitschrift: „Pädagogischer Alltag“ beschäftigten, als eine Art Retrospektive zu veröffentlichen. In der abschließenden Redaktionssitzung stellten wir aber fest, dass die gesammelten ca. 25 bis 30 Beiträge nicht in diesem Heft Platz finden würden. So haben wir spontan entschieden, dass jede_r einen von ihm_ihr gesammelten Vorschläge heraussuchen solle. Das Ergebnis erscheint nun auf den folgenden Seiten. Sechs Beiträge, die natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus 100 Ausgaben unseres Durchblicks darstellen können. An dem jeweiligen rechten Bild in den Einleitungen kann man den jeweiligen ehemaligen Stil der Ausgabe erkennen. Wir haben uns auch in diesem Punkt stark verändert. Zudem haben wir sukzessive eine Genderschreibweise eingeführt und weiterentwickelt. All dies ist, neben den inhaltlichen Aspekten, in den folgenden Beiträgen ersichtlich. Viel Spaß beim Lesen. RETROSPEKTIVE: DURCHBLICK 20 / JUN./JUL. 2001 Die Ausgabe 20 erschien im Juni 2001 und erhielt den Titel „(Jubiläums-)Ausgabe 20. Wie auf dem Deckblatt rechts zu sehen, war es ein Heft der Rückschau auf 25 Jahre Bindungskonzept. In dem Heft stellten sich zudem die ersten Gesellschaften für Sozialpädagogik (GfS) vor, die sich im Rahmen der Kinder und Jugendhilfe Backhaus (KJHB) sukzessive gründeten. Damals schon neben der GfS Emsland, die GfS Aurich, GfS Bremen, GfS Lüneburg, GfS Oldenburg und GfS Osnabrück. Nach einer Reform vor nicht all zu langer Zeit, werden diese Zentren nun BKJH Aurich, BKJH Bremen etc. und die Gesamteinrichtung BKJH Backhaus Kinder- und Jugendhilfe genannt. Im Folgenden der einleitende Artikel der Zeitschrift verfasst von Frau und Herrn Backhaus. 25 JAHRE BINDUNG, BEZIEHUNG, ERZIEHUNG Als wir vor ca. 30 Jahren unser erstes Heimpraktikum in einem großen Heim in NRW machten, ahnten wir noch nicht, welche Auswirkungen dies auf unser privates und berufliches Leben haben wird. 20 Kinder lebten in einem Schlafsaal, betreut von einer Erzieherin und einem „Hilfserzieher“. Isoliert lebten die Heimkinder, ca. 200, auf einem großen Heimgelände. Es gab eine Kantine für die Erzieher, die Kinder aßen unter 12 DURCHBLICK Ausgabe 100 Aufsicht in der Gruppe. Einmal in der Woche kam der Arzt, es gab eine Krankenstation. Das Heim in sich war autark. Es gab eine Schule, eine Kirche, Landwirtschaft, Schneider, Schuster, Sportplatz, Badeteich und vieles mehr. Dies alles auf einem riesigen Gelände einige Kilometer entfernt vom nächsten Dorf. Es herrschte ein „militärischer Drill“, um den vielen jungen Menschen mit wenigen Erziehern einen geordneten Tagesablauf zu bieten. Marianne und Gerhard Backhaus Gründer_in und Träger_in Erziehung zur Anpassung mit drastischen Erziehungsmaßnahmen waren Eckpfeiler der realen Konzeption, die auf dem Papier mit christlicher Nächstenliebe umschrieben war. Damals, 30 Jahre jünger, waren wir entsetzt über die ausweglose Situation dieser jungen Menschen, die sich in ihrer Entwicklung negativ beeinflussten, in der Regel nach dem Heimaufenthalt eine kriminelle Karriere begannen oder fortsetzten. Ein Kreislauf, der nicht unterbrochen wurde: Großeltern waren Heimkinder, Eltern etc.. „Wie lange bleibst Du“, war eine häufige Frage der Heimkinder. Wer länger blieb war gefragt, denn hier lohnte es sich, vielleicht in Bindung und Beziehung zu gehen. Alle Kinder und Jugendlichen litten unter ihren traumatischen Erlebnissen, die in keinster Weise aufgearbeitet werden konnten. Die Selbstmedikamention in Form von Verhaltensauffälligkeiten (gesehen werden), Aggressionen und Stehlhandlungen waren die Fol- gen dieser Form der Heimerziehung. Nach dem Studium der Sozialpädagogik, mit dem Schwerpunkt Heimerziehung, arbeiteten wir in weiteren größeren Einrichtungen der damaligen Zeit. Es gab schon Erneuerungen, wie z. B. kleinere Gruppen. Eine ganzheitliche Erziehung, am Kind orientiert, konnten wir nicht feststellen. Gefragt in diesen Einrichtungen waren die Putzfrauen, die auch mal einen Knopf annähten und dies mit einem liebevollen Gespräch verbanden, der Hausmeister, mit dem man sein Fahrrad reparieren konnte oder der Nachtdienst, der sich viel Zeit für die Anliegen der Jugendlichen nahm. So manch ein Sozialpädagoge schielte neidisch auf die guten Beziehungen des nicht pädagogischen Personals zu seinem Klientel, den Heimkindern. Unsere damaligen Versuche, die Konzeptionen der Großeinrichtungen, in denen wir arbeiteten, auf die Bedürftigkeit der Kinder zu zu schneidern, scheiterten kläglich und endeten schließlich in einer Kündigung. Unser Engagement in der damaligen Heimkampagne hat im Nachgang doch noch einige Träger zum Umdenken bewegt. Für uns stand jedoch fest, es muss eine Konzeption entwickelt werden, die ausschließlich den Bedürfnissen der Kinder und nicht, wie häufig beobachtet, der Institution zugutekommt. Bis heute ist und war für uns deutlich: Erziehung ist nur über Bindung und Beziehung möglich! Dies bedeutete, dass wir in der Konsequenz dieser Erkenntnis, mit den Kindern und Jugendlichen zusammenleben mussten und wollten, um es auf ein gemeinsames Leben in guten und in schlechten Zeiten (Krisenmanagement) einzurichten. 1976 war es dann soweit. Wir mieteten in Meppen-Bokeloh ein großes Haus mit Garten Kleinstheimgruppe mit unseren beiden jüngsten leiblichen Kindern und Ulrike Peters als Erzieherin (heute Erziehungsleitung) Veränderung des Normen und Wertesystems Kleinstheim / Kinderhaus DURCHBLICK Ausgabe 100 13 und zogen dort mit sieben Kindern/Jugendlichen im Alter von 2 bis 17 Jahren ein. Eine anstrengend schöne Zeit begann! Mit viel Idealismus, Enttäuschungen und immer wieder neuen Anfängen durchlebten wir die ersten Jahre. Es fehlten insbesondere Supervision und fachlicher kollegialer Austausch. Unterstützt durch unsere Familien und Freunde, aber auch durch das örtliche Jugendamt, wuchsen unsere Kinder heran. Das Kleinstheim konzepierte sich als Institution (siehe Schaubild). Wir waren trotz der unnatürlichen Situation des Zusammenlebens mit 7 bis 8 traumatisierten Kindern/Jugendlichen, aus unterschiedlichen problematischen familiären Verhältnissen, bemüht, uns als Familie an zu bieten. Den Kindern tat dies gut. Es wurden z.T. lebenslange Beziehungen installiert. Sie übernahmen unser Werte- und Normenverständnis. Heute leben drei der Ehemaligen mit ihren gegründeten Familien in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Die überwiegende Zahl der „Kleinstheimkinder“ lebt heute in gut situierten, sozialen Verhältnissen. Über Bindung und Beziehung ist es gelungen, die häufig über Generationen nachweisbare Heimerziehung zu unterbrechen. Es zeigte sich jedoch in der praktischen Arbeit, insbesondere mit jüngeren Kindern, dass das „Nachnähren“ der nichtbefriedigten Grundbedürfnisse in dieser großen Familiengruppe vernachlässigter Kinder, schwierig war. Wie bekannt, wollen diese unterversorgten Kinder, den Mangel an Bedürfnisbefriedigung in erhöhtem Maße nachgenährt bekommen. Für uns, die erwachsenen Bezugspersonen, war dies eine kaum erfüllbare Anforderung. Weitere Komponenten, die in unserer Kleinstheimkonzeption die Erziehungsarbeit erschwerten, waren insbesondere: Alle Kinder zeigten Verhaltensauffälligkeiten, die typisch für unsere Heimkinder sind und leider auch als hochgradig „infektiös“ zu betrachten sind. Kurz: der Einfluss der Kinder untereinander musste durch uns kanalisiert und gefiltert werden, um eine negative Beeinflussung zu verhindern. Die Elternarbeit im Kleinstheim war häufig problematisch. Alle Kinder waren betroffen: Ängste, Aggressionen, Loyalitätskonflikte, Identifikation mit den und der Idealisierung der Eltern u.v.m. bewirkten häufig einen Rückfall in alte Verhaltensweisen. Aus heutiger Sicht war eine fachliche gute Elternarbeit durch uns kaum leistbar, da wir selbst zu stark involviert 14 DURCHBLICK Ausgabe 100 waren und zum anderen die gesamte Familiengruppe, in der Regel unausgesprochen, durch Erinnerung an die traumatischen Erlebnisse in der eigenen Familie, stark verunsichert wurde. Es dauerte nicht selten Tage, Wochen bis die Familiengruppe wieder im „Lot“ war. Auch ein Besucherzimmer konnte dieses Problem nicht lösen. Wir ersonnen eine Konzeption, die o.g. Defizite in der Erziehungsarbeit mindert bzw. nicht aufkommen lässt. Insbesondere Kinder, die Schwierigkeiten mit sich selbst und anderen haben, wo der „Ärger“ also vorprogrammiert ist, sollten nicht mit solchen zusammen leben, die ähnlich strukturiert sind. Sie sollen sich im familiären Rahmen ausschließlich an Kindern und Erwachsenen orientieren, die ein wünschenswertes, gesellschaftlich akzeptiertes Normen- und Wertesystem vorleben. Desweiteren sollte sich die wichtige Arbeit mit den leiblichen Eltern, nicht im neuen familiären Rahmen (wie hier Kleinstheim) gestalten, sondern auf einem neutralen, für das Kind sicheren Terrain stattfinden. Die Elternarbeit muss, das haben wir in unserer Kleinstheimarbeit erkannt, durch eine Fachkraft federführend geleistet werden, die nicht, wie die „neuen, erwachsenen Bezugspersonen“ (Kleinstheimeltern, siehe auch Pflegeeltern) durch emotionale Bindungen und Vorurteile den leiblichen Eltern gegenüber, belastet ist. Diese grundlegende Erkenntnis führte zum Konzept der „Profieltern“. Nachdem unsere Kleinstheimgeneration erwachsen geworden ist, nahm Ulrike Peters, vor ca. 15 Jahren, das erste „Heimkind“ in die eigene Familie auf. Die guten Erfahrungen mit diesem intensiven familiären Setting überzeugten! In den Folgejahren wurden Pädagogische Zentren ins ELTERNSCHULE Profifamilie Leben gerufen, die diese neue Form der „Heimerziehung“ in Familie ausbauen und unterstützen soll. Ein Konzept, von dem wir heute, aufgrund der sehr guten Erfolge, überzeugt sind. Ca. 300 Kinder/Jugendliche haben wir in den 25 Jahren begleitet bzw. wir begleiten sie noch heute. Wir können feststellen, dass insbesondere durch die gute Auswahl, Vorberei® tung und Begleitung der Profifamilien viele junge Menschen eine echte Chance haben, die häufig tradierte Fremderziehung in ihren Generationen zu unterbrechen und in die Lage versetzt werden, ein eigenständiges Leben zu führen, ohne die „Serviceleistungen“ des Staates (Sozialhilfe, Heimerziehung etc.) in Anspruch nehmen zu müssen. ® Für viele ist die Profifamilie eine reelle Chance, aber leider nicht für alle! Wir rechnen trotz aller Vorbereitung und Begleitung mit 5% Abbrüchen. Wir müssen feststellen, dass trotz hohem Engagement der Profieltern, guter Vorbereitung und Fachkenntnisse nicht allen Kindern mit unserer Konzeption geholfen werden kann. Es gibt „familienmüde“ Kinder, Kinder die Abstand von Familie gewinnen müssen, in der sie Schreckliches erlebten. Es gibt Kinder, die bedingt durch ihr Verhalten eine Familie zu stark belasten würden. Deshalb sind wir froh über die Vielfalt der Konzeptionen in der heutigen Kinder- und Jugendhilfelandschaft. Jede hat ihre Berechtigung, wenn sie authentisch ausschließlich dem Wohl des jungen Menschen dienlich ist. RETROSPEKTIVE: DURCHBLICK 47 / DEZ. 2005/JAN. 2006 Ab der Ausgabe 31 haben wir den Stil im Innenteil geändert. Die Bilder haben wir einem Raster angepasst und der Text wurde in Spalten gesetzt. In einem Rückblick auf das damalige Jahr 2005 hieß es in einem Beitrag: Wir betreuen zurzeit 227 junge Menschen, beschäftigen 218 Mitarbeitende und auf die Aufnahme eines jungen Menschen freuen sich viele vorbereitete Profifamilien®. PUBERTÄT Achtung! Wegen wichtiger Bauarbeiten an Hirn, Herz und Hormonen kommt es vorübergehend zu Unannehmlichkeiten. Wir bitten um Ihr Verständnis. Noch bis Mitte der 1990-er Jahre galt: Wenn die Kinder sich plötzlich verwandeln, ihren Eltern widersprechen, sie provozieren, dann liegt es ausschließlich am Aufruhr der Hormone und an der Verwirrung, welche die jugendliche Psyche im Niemandsland zwi- schen Kindheit und Erwachsensein ergreift. Fachleute glaubten, das menschliche Gehirn sei mit zwölf Jahren fast ausgereift. Die entscheidenden neuronalen Entwicklungen, so war die wissenschaftliche Lehrmeinung, würden sich sogar früher abspielen, in der Zeit bis zum dritten Lebensjahr. Seit 14 Jahren werden am „National Institut of Mental Health“ (NIMH) in Bethesda nahe Washington, Woche für Woche unzählige Teenagerhirne in dem Kernspintomographen HELGA TREBLIN-MALECKI Abteilungsleitung Nordwest BKJH DURCHBLICK Ausgabe 100 15 untersucht. Radiowellen und Magnetfelder tasten ihren Kopf Region für Region ab, Computer zeichnen aus den Daten 3D-Grafiken und addieren die Profile unzähliger Teenager zu endlosen Zahlenkolonnen. „Das Gehirn“, so Psychiater Jay Giedd, „entwickelt sich in den Teenagerjahren weitaus dynamischer, als wir es vermutet hatten.“ Wenn also Heranwachsende infrage stellen, was Erwachsene ihnen über das Leben weismachen wollen, wenn sie in ihre frühkindliche Trotzphase zurückzufallen scheinen, wenn sie klauen und ihre Sätze mit den Vokabeln „krass“, „geil“ und „uncool“ spicken, dann hat das zwar mit Hormonen zu tun und mit der psychosozialen Herausforderung, sich von der Kindheit zu verabschieden; aber im entscheidendem Maß auch mit Vorgängen im Gehirn Giedd erkannte auf seinem Aufnahmen, dass die graue Substanz des Gehirns - aus ihr besteht vor allem die mit höheren kognitiven Aufgaben betraute Großhirnrinde - in den Jahren vor der Pubertät einen Wachstumsschub erlebt. Diese Entwicklung erreicht nach den Beobachtungen ihren Höhepunkt ungefähr zur Zeit der Adoleszenz. Danach schrumpft die Zellmasse langsam wieder. Während der Adoleszenz justiert also unser Gehirn die Kanäle, auf denen wir Informationen und Emotionen transportieren und verarbeiten, noch einmal ganz neu. Dabei reifen die verschiedenen Hirnregionen keineswegs im Gleichtakt. Während die Baustellen in den Arealen, die an der Bewegungssteuerung und der Wahrnehmung beteiligt sind, also der motorische und der sensorische Bereich, relativ bald wieder geschlossen werden, dauern die Umbauten in den Feldern für Sprache und räumliche Orientierung länger. Die meiste Zeit beansprucht die Fertigstellung des Präfrontalhirns, das unmittelbar hinter der Stirn liegt. Sie dauert bis über das 20. Lebensjahr hinaus. Ausgerechnet dieser Stirnlappen aber ist für Aufgaben wie Planung, Prioritätensetzung, das Abwägen von Konsequenzen und die Unterdrückung von Impulsen zuständig. Er entscheidet darüber wie „Jetzt beende ich zunächst meine Hausaufgaben und bringe den Müll raus, und erst dann maile ich meinen Freunden“. Wenn also ein Sprössling auch auf wiederholte Aufforderungen nicht reagiert, könnte es schlicht daran liegen, dass sein Präfrontalhirn die Welt und deren Signale 16 DURCHBLICK Ausgabe 100 anders bewertet. Auf die gebrüllte Frage seiner Eltern: „Hast du mich jetzt endlich verstanden?“, müsste ein solcher Teenager ehrlicherweise antworten: „Ja, aber nicht so, wie ihr denkt!“ Sind emotionale Ausbrüche, ausschweifende SMS-Orgien und riskante Spritztouren mit Papas Auto lediglich eine Frage von Mandelkern, Frontallappen und grauer Masse? So weit gehen die neuen Erkenntnisse dann auch wieder nicht. Hirnforscher glauben, dass die praktischen Lebenserfahrungen eines Jugendlichen enorme Rückwirkungen auf die Strukturbildung unter dem Schädeldach haben. „Ihr entscheidet selbst über die permanenten Verschaltungen in eurem Gehirn“, ermutigt Jay Giedd junge Leute. Und er fragt weiter: „Willst du es durch Sport zur Reifung bringen, durch das Spielen eines Musikinstruments oder durch das Lösen mathematischer Aufgaben? Oder indem du auf der Couch vor dem Fernsehapparat liegst?“ Die phänomenale Plastizität des jugendlichen Hirns sei ein mächtiger und viel versprechender Aspekt, der bislang viel zu wenig berücksichtigt worden sei. So ist es zu erklären, dass Jugendliche trotz ähnlicher Prozesse in ihrem Hirn die Pubertät unterschiedlich bewältigen. Ihre biologische Konstitution ist lediglich ein Motor, der sie vorantreibt - wohin er sie bewegt, hängt ab von den Widerständen, die ihnen Gesellschaft und Kultur, Psyche und Familie entgegensetzen, und von den Wegen, die sie ihnen weisen. Und natürlich spielen auch die Hormone eine gewichtige Rolle gleich hochwirksamen Drogen, die nicht nur das Bewusstsein, sondern ebenso Körper und Verhalten radikal verändern. Barbara Strauch, Wissenschaftsredakteurin der „New York Times“, beschreibt diesen Regelkreis in ihrem Buch „Warum sie so seltsam sind“ an einem einfachen Beispiel: „Anfangs lassen die Hormone einen Penis entstehen, aber schon der Besitz eines Penis führt zu anderen Erfahrungen, die sich später ihrerseits auf Hormonspiegel, Gehirnstruktur und Verhalten auswirken.“ Letztlich müssen wir uns die drei Faktoren Gehirnstruktur, Hormone und Psyche wohl wie die Zutaten einer Backmischung vorstellen, die zusammengerührt und in den Ofen geschoben werden und dort über die Pubertät hinweg überhitzt miteinander reagieren. Als potenziellen Schalter, der diese Prozesse in Gang setzt, identifizierte die Wissenschaftlerin eine Veränderung des Gens GPR54. Über den Zeitpunkt, wann das PubertätsRührwerk anläuft, entscheidet GPR54 jedoch nicht allein. Offenbar sammelt der Körper zunächst einmal die Energie, die er benötigt, um den anstrengenden Wachstumsschub durchzustehen. Bevor es losgehen kann, müssen Mädchen einen Mindestanteil von Fett am Körpergewicht erreicht haben, vermutlich um die 17 Prozent. Bei magersüchtigen oder unterernährten Kindern setzt die Geschlechtsreife deshalb deutlich später ein als bei gut genährten. Afrikanische Mädchen beispielsweise erleben ihre erste Blutung in der Regel mit 14 bis 17, US-Amerikanerinnen und Europäerinnen meist bereits mit 12,5 bis 13,5 Jahren. Bei Jungen ist der Start der Pubertät statistisch schlechter erfasst. Fest steht nur: Bei 90 Prozent passiert es irgendwann im Alter zwischen neun und 15 Jahren. Kinder aus gut situierten Familien, die gesünder wohnen und essen, reifen im Allgemeinen früher und schneller. Sind die Voraussetzungen für das PubertätsProgramm erfüllt, ist also die Zeit laut genetischer Entwicklungsuhr gekommen, genügt das Gewicht und stimmen womöglich weitere, noch unbekannte Faktoren, so startet im kindlichen Körper eine konzertierte Aktion. Der Hypothalamus, eine wichtige Steuerzentrale des Gehirns für Körperfunktionen wie Kreislauf, Atmung und Nahrungsaufnahme, sendet chemische Signale an die benachbarte Hypophyse. Diese Drüse schüttet Botenstoffe aus. Unter deren Einfluss produzieren Eierstöcke und Hoden mit Hochdruck Sexualhormone wie Östrogen und Testosteron und pumpen sie in die Blutbahn. Bei Mädchen setzen diese Vorarbeiten etwa mit acht, bei Jungen mit zehn Jahren ein. Parallel dazu steigt auch der Spiegel anderer Botenstoffe wie der von Hormonen aus der Nebennierenrinde. Sie lassen Pickel auf der Haut und Haare unter den Achseln sowie im Genitalbereich sprießen (das Wort "Pubertät" ist abgeleitet von lateinisch pubes = Schamhaar). Dank Wachstumshormonen legen Jungen in dieser Zeit bis zu 9,5, Mädchen maximal acht Zentimeter Körperlänge pro Jahr zu. Spätestens jetzt, wenn die jungen Menschen für sich und andere unübersehbar in der Pubertät stecken, übernimmt die Psyche eine Führungsrolle im Entwicklungsprozess. Wie reagieren die anderen auf die Tatsache, dass ich kein Kind mehr bin - das wird in dieser Phase zu einer entscheidenden Frage. Vor allem aber: Wie finde ich dies selbst? Das Gros der Jugendlichen bewältigt die drastischen Veränderungen, Untersuchungen zufolge, ohne langfristige emotionale Verstimmungen und ohne mit dem eigenen Erscheinungsbild auf Dauer unzufrieden zu sein. Kleinere Krisen, die meist auch schnell wieder vorübergehen, gibt es allerdings immer wieder: So ist bei Mädchen die Entwicklung der Schambehaarung - anders als die der Brüste eher mit negativen Gefühlen verbunden. Und wenn sich neben Busen auch Hüften und Bauch runden und sich das Körpergewicht binnen weniger Jahre in Extremfällen sogar verdoppelt, entfernen sich die angehenden Frauen in ihrem subjektiven Empfinden mitunter weit vom gültigen Schönheitsideal. Jedes zweite Mädchen zwischen 13 und 14 hierzulande hält sich denn auch für zu dick. Die Emotionen bewegen sich in diesen Jahren auf und ab wie beim Trampolinspringen, wobei, wie es der Grazer Kinderpsychologe Peter Scheer umschreibt, den Eltern leider „die Rolle des Sprungtuchs zukommt“. Denn um sich selbst suchen und finden zu können, müssen die Jugendlichen erst einmal jene übermächtigen, allgegenwärtigen Bezugspersonen abschütteln, in deren Schutzzone sie bisher gelebt haben. „Eltern sind jetzt nicht mehr Vorbilder, sondern Gegenspieler“, beschreibt Guggenbühl den radikalen Rollenwechsel, der viele Väter und Mütter an ihre Verständnis- und Toleranzgrenzen treibt. Für den Schweizer Psychologen ist der Zoff ein durch nichts zu umgehendes Ritual, das Eltern und Kinder miteinander durch- und überleben müssen. „Eltern werden in der Pubertät zu Figuren, dank derer Grunderfahrungen wie Wut, Rebellion und Auseinandersetzung mit Autoritäten gemacht werden. Sie können dabei gar nicht zu Kumpeln ihrer Kinder werden. Sie haben die Aufgabe, sich als Gegenspieler zu präsentieren und sollten versuchen, Gelassenheit zu entwickeln.“ Aber ist die Auseinandersetzung überhaupt sinnvoll, wenn Jugendliche und Erwachsene sich nicht verstehen können - weil sie auf unterschiedlichen neuronalen Wellen schwimmen, weil sie einander fremde Sprachen sprechen? Psychologen meinen: Auch wenn Jugendliche die Reaktion ihrer Eltern nicht akzeptieren können - sie brauchen überhaupt erst einmal eine, um ihre eigene Position finden zu können. Ihre Seele tastet in dieser unruhigen Zeit die Welt ab und sucht nach Fixpunkten - DURCHBLICK Ausgabe 100 17 selbst wenn diese mitunter lediglich dazu dienen, sich daran abzustoßen. Skurrile Folge in diesen Fällen: Eltern, die sich für progressiv halten und beispielsweise die Fahne von Gleichberechtigung und Pazifismus schwenken, sehen sich plötzlich mit "konservativen" Meinungen konfrontiert, die sie fatal an jene ihrer eigenen Eltern erinnern. Dabei geht es Pubertierenden meist gar nicht um die konkreten Inhalte, sondern vielmehr um die Gegenposition an sich. Auf die Eltern Pubertierender wartet damit eine wahrhaft schizophrene Aufgabe: Sie müssen gleichzeitig Halt geben und loslassen. Dabei ist die Gefahr groß, sich bei diesem Spagat zu verrenken. Manche ziehen sich kurzerhand in eine Laissez-faire-Haltung zurück und mischen sich nicht mehr ein - mit fatalen Folgen. „Der Kampf mit sich selbst, den Jugendliche führen“, meint Guggenbühl, „verläuft dann im Leeren. Ihr Geschrei, ihre Ungehorsamkeit, ihr unflätiges Reden stößt nicht auf Widerstand. Oft greifen sie deshalb zu noch extremeren Provokationen.“ So kommt es, dass auch Kinder aus vermeintlich gutem Hause plötzlich ins Visier der Polizei geraten. „Pubertätsexzess“ nennen Kinderpsychologen die Rebellion mit übermäßigem Alkoholkonsum, Drogen und Delikten. Das gegenteilige Verhalten bezeichnen Fachleute als „Pubertätsaskese“. In Millionen Fällen beschreibt es den stillen Rückzug von Jugendlichen in eine eigene Welt. Besorgniserregend wird es, wenn die innere Emigration so weit geht, dass die Teenager jeglichem Gespräch ausweichen, völlig ziel- und planlos leben oder sich beispielsweise mit Brandings (Tätowierungen) oder Piercings selbst zu verstümmeln beginnen. „Das kann bis hin zu einer echten Depression mit Selbstmordgefährdung gehen“, sagt der Münchner Jugendpsychologe Ulrich Diekmeyer. Dennoch sind dies traurige Einzelfälle - lediglich ein bis drei Prozent der Heranwachsenden werden von ernsthaften Depressionen geschüttelt und brauchen Hilfe. Die große Mehrheit der Eltern, die am Pubertätsalltag verzweifelt, darf zuversichtlich sein: 80 Prozent aller Jugendlichen, so eine Schätzung der Jenaer Psychologin Weichold, bewältigen die Adoleszenz gut, also lediglich mit den normalen Kämpfen und Krämpfen. Es mag zynisch klingen, aber der Pubertätsstress ist auch eine Art Therapie für Erwach- 18 DURCHBLICK Ausgabe 100 sene. „Indem Pubertierende sich ein paar Jahre lang danebenbenehmen“, meint Psychologe Guggenbühl, „tun sie im Grunde nichts anderes, als ihren Eltern die spätere Trennung zu erleichtern. Denn die ist ebenso schwer wie unausweichlich.“ Überraschend, aber wahr: Während der Pubertät kommt es, wie amerikanische Studien gezeigt haben, zwischen Eltern und Kindern gar nicht zu mehr Konflikten als in anderen Phasen ihrer Beziehung. Was allein zunimmt, ist die Intensität der Auseinandersetzungen. Viele Jugendliche machen ihre Selbstfindung geräuschlos mit sich selbst aus - und das ohne negative Folgen oder Defizite. Auf etwa 30 Prozent schätzt Guggenbühl den Anteil jener, die ihren eigenen Weg denkbar unspektakulär durch ein neues Hobby, eine neue Aufgabe oder neue Freunde finden und bestens mit ihren Eltern auskommen, während es um sie herum kracht. „Wenn wir Studien durchführen, ist es für viele überraschend, wie gut sich die meisten Teenager entwickeln“, berichtet Jay Giedd. „Sogar Teenager selbst schätzen andere Jugendliche als weniger verantwortungsvoll und sozial ein, als sie tatsächlich sind.“ Was bedeutet: Die Pubertät hat zu guten Teilen lediglich ein „Imageproblem“. Warum empfinden viele Eltern diesen Abschnitt dennoch als den schlimmsten ihrer Erzieherkarriere? „Ganz einfach“, meint Weichold, „weil die Eltern es sind, denen die Trennung am schwersten fällt. Sie werden in dieser Phase des Lebens entwertet. Der Kontrollverlust, das Infragestellen, die Ablösung sind für sie schmerzlicher als für die Jugendlichen selbst. Im Grunde wird von den Eltern der radikalste Wandel verlangt.“ Diese Veränderung fällt umso dramatischer aus, je weniger Nachkommen ein Paar hat. Denn umso schwerer wiegt dann die Rolle jedes einzelnen Kindes, und umso tragischer wirkt es, wenn es aus eben jener Rolle zu fallen scheint. Eine weitere Faustregel: Je enger das Verhältnis zwischen Eltern und Kind, desto stürmischer der Trennungskampf. „Wenige von uns sind sich bewusst, wie nah wir wirklich unseren Kindern sind - bis wir sie an die Pubertät verlieren“, schreibt der US-Psychologe Michael Bradley in seinem Ratgeber mit dem nur halbwegs beruhigenden Titel „Yes, your teen is crazy!“ RETROSPEKTIVE: DURCHBLICK 57 / AUG./SEP. 2007 Die beiden folgenden Beiträge haben wir dem Heft 57 entnommen. BEGLEITUNG MIT FINGERSPITZENGEFÜHL Das Bezugserziehersystem in den Gruppenpädagogischen Einrichtungen „Resilienz, auf deutsch die Widerstandskraft, ist ein Begriff aus der Werkstoffkunde und meint die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und trotzdem wieder in seine ursprüngliche Form zurückzufinden. Einen Bleistift zum Beispiel kann man nicht biegen, das Holz zerbricht, einer Büroklammer kann man ihre ursprüngliche Form fast wieder zurückgeben, zerknautschtes Plastik glättet sich von allein“ (Renate Kingma, „Stark werden trotz schwerer Kindheit“, 2005). Bereits 1955 entstand auf einer hawaiianischen Insel eine erste Langzeitstudie über die Resilienzforschung. Die amerikanische Psychologin Emmy Werner untersuchte die verschiedenen schwierigen Startsituationen von Kindern in Familien und deren Auswirkungen auf das spätere Leben. Sie begleitete Kinder aus den Familien, die trotz Armut, Alkohol, Gewalt und Trennung zu lebenstüchtigen Erwachsenen heranwuchsen. Die Langzeitstudie ergab, dass der wichtigste Faktor die verlässlichen und vertrauenswürdigen Bezugspersonen in der frühen Kindheit sind. Wenn junge Menschen in unseren gruppenpädagogischen Einrichtungen ihr Leben verbringen müssen, sind die Familiensysteme in der Regel auseinander gebrochen oder der Kontakt ist aus vielerlei Gründen unterbrochen worden. Nicht selten kommt es vor, dass die jungen Menschen außer den Mitarbeitern im Schichtdienst keine verlässlichen Bezugspersonen mehr haben. Es stellt sich den Bezugserziehern und -erzieherinnen oft die Frage, wie viel Sicherheit, Vertrauen und Nähe wir jungen Menschen geben können und müssen. In unserem Qualitätsmanagementhandbuch ist zwar geregelt, wie die ersten Tage nach der Aufnahme verlaufen sollen und wie die Tagesabläufe zu strukturieren sind, trotzdem entscheidet immer der persönliche Kontakt und das Fingerspitzengefühl eines jeden Mitarbeiters darüber, wie weit die jungen Menschen sich auf die Hilfen und Angebote einlassen können. In der Forschung können wir lesen, dass eine beständige und verlässliche Bezugsperson entscheidend für die weitere Entwicklung sein kann. Kann jedoch ein Mitarbeiter in einer gruppenpädagogischen Einrichtung diese Rolle ausfüllen? Der pädagogische Mitarbeiter in einer gruppenpädagogischen Einrichtung muss konsequent sein, immer ein vorbildhaftes Verhalten zeigen, dem jungen Menschen zugewandt sein, die richtige Dosierung zwischen Nähe und Distanz wählen, motivieren können und mit viel Engagement und Kreativität auf die jungen Menschen zugehen können. In der Vergangenheit konnten wir erleben, dass wir durch Beständigkeit und Beharrlichkeit die Kinder und Jugendlichen erreichen konnten und einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen konnten. In einigen Fällen - und das ärgert uns sehr - ist DIETER ROBBEN Abteilungsleitung Stellv. Gesamtleitung BKJH DURCHBLICK Ausgabe 100 19 trotz intensiver Pädagogik und Einwirkung keine Möglichkeit gegeben, einen Zugang zum jungen Menschen zu schaffen. Immer wieder halten dann die Kinder und Jugendlichen die Regeln und Grenzen nicht ein und machen alles, um gegen unsere Angebote und Vorgehensweisen zu rebellieren. In die- sen Fällen spüren wir nach einer gewissen Zeit immer mehr unsere Ermüdung und Enttäuschung. Im Team muss dann von allen Seiten Mut gemacht werden und gemeinsam nach Auswegen und auch manchmal nach Umwegen gesucht werden. Hier gilt es, sich gegenseitig zu unterstützen und zu stützen. „RESILIENZ“ - BEDEUTUNG IM PÄDAGOGISCHEN ALLTAG Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und bezieht sich auf Materialien, die selbst unter starkem Druck nicht zusammenbrechen. Übertragen auf den Menschen bedeutet der Begriff soviel wie, die seelische Widerstandskraft bzw. die innere Kraft, die dem Menschen hilft, selbst schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Sie kann somit auch als psychische Widerstandskraft übersetzt werden. Was bedeutet das jetzt aber für die Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen? Sie alle haben schwere Schicksalsschläge und keine leichte Vergangenheit ertragen müssen. Sind die Jugendlichen, die es immer wieder schaffen sich trotz seelischer Belastungen anzupassen und ihr Leben weiter zu gestalten besonders resilient? Wenn das so ist, ist die Frage, ob und wie man Resilienz trainieren und erlernen kann ein zentraler Punkt in unserer Arbeit. Die Forschung ist sich ziemlich sicher, dass sich Resilienz erlernen lässt. Für sie scheint es sicher zu sein, das jeder Mensch resiliente Fähigkeiten besitzt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Resiliente Menschen versuchen ihr Leben selbst aktiv zu gestalten und sich ihrem Schicksal nicht einfach hinzugeben. Hierbei gibt es sieben Schritte, die dazu beitragen können an seiner Resilienz zu arbeiten. Zunächst sollte man die Opferrolle verlassen und realistisch und optimistisch werden. Es ist sinnvoll, die Dinge so zu akzeptieren wie sie sind und zu wissen, dass sie sich in der konkreten Situation nicht ändern lassen. Ganz wichtig ist es, dass die Verantwortung für das eigene Handeln übernommen wird, damit dann auch nach realistischen Lösungen gesucht werden kann. Dadurch kann dann die Zukunft mitgeplant werden und vor allem Netzwerke aufgebaut werden. Das bedeutet, bezogen auf die uns anvertrau- 20 DURCHBLICK Ausgabe 100 ten Jugendlichen, dass sie ebenfalls an diesen Dingen arbeiten müssen, um ihre Resilienz zu stärken. In einer Zeit, wo die Sicherheit von außen nicht mehr gewährleistet ist, sollte die innere Sicherheit gestärkt werden. Wie soll aber gerade diese Sicherheit gestärkt werden, wenn es von außen keine gibt? Um die Resilienz von Kindern zu stärken, bedarf es einer Basiskompetenz, damit sie besonderen Anforderungen gewachsen sind und sich zu „gesunden“ und kompetenten Erwachsenen entwickeln können. Hierzu gehört, · ein positives Selbstkonzept · Kontrollerwartung und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit · die Fähigkeit zur Selbstregulation · die Anpassungsfähigkeit im Umgang mit Belastungen oder übermäßigen Reizen · die Fähigkeit, sich vor gefährdeten Einflüssen zu schützen · Regelbewusstsein · die Fähigkeit zu konstruktivem Denken · die Fähigkeit, sich zu entscheiden und zu organisieren · die Fähigkeit, sich in verschiedenen kulturellen und sozialen Umwelten zu bewegen und mit unterschiedlichen Rollenerwartungen konstruktiv umzugehen · die Fähigkeit, Konflikte gewaltlos zu bewältigen · die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen · Kreativität und Explorationslust · sachbezogenes Engagement und intrinsische Motivation Diese Fähigkeiten sollten möglichst früh erlernt werden. Hierbei können die persönlichen und sozialen Ressourcen in schwierigen Situationen schützen. Bezugspersonen wirken dabei immer als seelischer Schutzfaktor und sind somit für die Entwicklung der Resilienz enorm wichtig. Übertragen auf die in unserer Einrichtung EVA-MARIA KEEVE Abteilungsleitung GPEEmsland BKJH Emsland lebenden Jugendlichen, fehlen Ihnen häufig diese Fähigkeiten und die Grundvoraussetzungen dies in ihrer Vergangenheit erlernt haben zu können. Viele der Jugendlichen haben bedingt durch mehrere Einrichtungswechsel kein konstantes Bezugspersonensystem aufbauen können, so dass ihnen eine wichtige Grundvoraussetzung fehlt. Um ihre Resilienz aber trotzdem zu stärken, sollte mit ihnen für die Zukunft daran gearbeitet werden: · spezifische Fertigkeiten zu erlernen · Interessen und Hobbys zu entwickeln · Soziale Fertigkeiten zu entwickeln und sich auch an Anderen zu orientieren · Verantwortung zu übernehmen · Bewältigungsmechanismen zu entwickeln · sich Ziele zu setzen und zu erreichen · eine Einstellung des Bestmöglichen zu entwickeln · effektiv mit Veränderungen umzugehen · eine bedeutungsvolle Philosophie zu entwickeln · außerdem sollte dem Kind, von Außen, Struktur gegeben werden In dem letzten Punkt wird wieder deutlich, dass eine bestimmte Grundsicherheit von außen auf jeden Fall gegeben sein muss, damit sich ein Kind oder ein Jugendlicher eine innere Sicherheit aufbauen kann. Wenn bereits frühe psychische oder körperliche Auffälligkeiten auftreten, ist es wichtig, dass spezielle Hilfe in Form einer Therapie oder ähnlichem angeboten wird. Es wird deutlich, das zur Stärkung von Resilienz immer wieder auf die Fähigkeiten eines Jugendlichen gebaut wird. Hieran kann eine Veränderung in der Forschung erkannt werden. Bislang wurde in der Forschung hauptsächlich an Fehlentwicklungen und Inkompe- tenzen gearbeitet, wobei in der Resilienzforschung die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Lebensentwicklung im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet konkret, dass in der Forschung ein Wandel vom Defizitmodell zum Kompetenzmodell stattgefunden hat. Hierbei werden die protektiven Faktoren zur Vermeidung von Risiken erforscht, die oben bereits genannt wurden. Sie können in Persönlichkeitsmerkmalen und der Umwelt liegen. Ziel der Forschung soll sein, dass Kinder nicht nur passive Sozialisationsobjekte darstellen, sondern aktiv ihr Leben gestalten können. Hierbei liegt der Schwerpunkt in der Wechselwirkung von Risiko- und Schutzfaktoren in der kindlichen Entwicklung. Diese Faktoren spielen dann wiederum eine große Rolle bei der Frage nach der Vorhersehbarkeit von der Entwicklung eines Kindes und dessen eventuellen Störungen. Für die praktische Arbeit ist es somit wichtig immer weiter an den protektiven Faktoren zu arbeiten und Defizite zu erkennen, aber nicht in den Mittelpunkt der Arbeit mit den Jugendlichen rücken zu lassen. Es soll bewusst auf die Ressourcen der Jugendlichen zurückgegriffen werden, um ein positives Lebensgefühl zu vermitteln. Es muss den Jugendlichen das Gefühl gegeben werden, dass sie nicht nur passive Opfer ihrer Vergangenheit sind, sondern aktive Gestalter ihrer Zukunft. Resilienz ist die Abwesenheit von Störungen, Fehlanpassungen oder Krankheiten. Sie bedeutet nicht die völlige Abwesenheit von psychischen Beeinträchtigungen. Der Begriff „protektiv“ beschreibt die Faktoren oder Prozesse, die dem Kind oder Jugendlichen helfen, trotz eines erhöhten Risikos sich normal zu entwickeln. Resilienz ist somit das Ergebnis schützender Prozesse. Quellen: N.N. Resilienz, Stressbewältigung und Konfliktmanagement. Zugriff am 19.06.2007 unter: http:// www.nlptrainings-tille.de N.N.: Resilienz-Erziehung zwischen Risiko- und Schutzfaktoren. Zugriff am 19.06.2007 unter: http://www.hausarbeiten .de RETROSPEKTIVE: DURCHBLICK 70 / OKT./NOV. 2009 Ab dem Heft 48 (Feb. 2006) haben wir im Innenteil vereinzelt farbige Bilder untergebracht. Bis dahin waren Grafiken und Fotos in Schwarz / Weiß gehalten. Ab der Umstellung auf den aktuellen Stil im Heft 87 (Aug. 2012), sind nun alle Bilder und Grafiken im Innenteil farbig. Auf der folgenden Seite ein Beitrag aus dem Heft 70. DURCHBLICK Ausgabe 100 21 WAS KINDER VON TIEREN LERNEN KÖNNEN oder Wie Tiere Kindern helfen. Das Leitthema des Durchblicks 70, der tiergestützten Pädagogik, beschäftigt mich bereits seit einiger Zeit. Ich bin die Hausleitung der Intensivpädagogischen Wohngruppe in Borken und arbeite gemeinsam mit meinen Mitarbeitern auf einem ehemaligen Bauernhof, auf dem wir acht Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren betreuen. Zusätzlich haben Kaninchen, ein Vogel, Schafe, Rinder, Schweine, Laufenten, Hühner, Gänse, Pferde, Fische und Katzen ein zu Hause auf dem Hof gefunden und wollen dementsprechend auch versorgt werden. Die Intensivpädagogische Wohngruppe in Borken hat den Auftrag, junge Menschen mit Beziehungs- und Bindungsstörungen, Lernund Leistungsproblemen, Problemen im Sozialverhalten, nach sexuellem Missbrauch, sowie seelischer Beeinträchtigung einen Schutz- und Entwicklungsraum zu geben. Als Ziel für unsere Erziehungs- und Förderarbeit sehen wir, die uns anvertrauten Kinder und jungen Menschen zu befähigen, ihre seelischen, sozialen, emotionalen und schulischen Beeinträchtigungen zu bewältigen. Der Beziehungsaufbau zum Kind oder Jugendlichen steht im Vordergrund von jeglichem pädagogischem Handeln. Unsere Arbeit ist so ausgerichtet, dass traumatisierende Erlebnisse, Defizite, auffälliges Verhalten und Beziehungsstörungen der Kinder und Jugendlichen behandelt werden. Wir stellen das Kind oder den Jugendlichen in den Mittelpunkt unserer Arbeit und gehen dabei ganzheitlich in der Bewältigung des alltäglichen Lebens vor. Ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit mit den Kindern ist, wie bereits erwähnt, die Einbeziehung von Tieren. Durch eine Tiergestützte Pädagogik sollen Persönlichkeitsbildende Elemente sozialer Kompetenz vermittelt werden, wie · Konfliktfähigkeit · Rücksichtnahme · Übernahme von Verantwortung für die Tiere auf dem Hof · Übernahme von Verantwortung für sich selbst · Beziehungsfähigkeit · Kommunikation und Kooperation · Wahrnehmen von eigenen Grenzen · Wahrnehmen von Grenzen der Tiere und der Mitmenschen Seit den 70-er Jahren kann von einer welt- 22 DURCHBLICK Ausgabe 100 weiten Forschung auf diesem Gebiet gesprochen werden. Levinson, ein Amerikanischer Kinderpsychotherapeut entdeckte bereits in den 60-er Jahren, das ihm sein Hund als „CoTherapeut“ bei der Behandlung von Kindern eine große Hilfe war, da er über sie mit den Kindern leichter kommunizieren konnte. Jedoch gehen die positiven Wirkungen von Tieren auf den Menschen und speziell auch auf die Kinder noch viel weiter zurück. Es stellt sich nun nicht die Frage ob Tiere positiven Einfluss auf die uns anvertrauten Kinder haben, sondern in welchem Maße und warum. Als problematisch erweist sich hierbei allerdings, dass wissenschaftliche Daten über die Vorteile häufig nicht in ausreichender Form vorliegen, so dass es schwierig ist die zahlreichen klinischen Beobachtungen, die auf eine positive Wirkweise vom Tier auf den Menschen verweisen, zu bestätigen. Sicher ist jedoch, dass es einige Beispiele und Erklärungsversuche unterschiedlicher Forscher gibt. Levinson spricht in diesem Zusammenhang darüber, dass Tiere als Katalysator für menschliche Interaktionen wirken können (Levinson, 1978), sprich, dass Kinder eine nicht bedrohliche Beziehung mit dem Tier eingehen können, die sie später auf den Therapeuten oder andere Mitmenschen übertragen können. Bergmann spricht von der Beobachtung, dass die Kommunikation der Kinder durch Tiere angeregt wird (Bergmann 1988), während Hutton und Bergler davon sprechen, dass Tiere auch als gute Zuhörer fungieren und eine Kommunikation ohne Wertung ermöglichen (Hutton, 19983; Bergler 1994). Corsons berichtet bereits 1975, über die Möglichkeit, dass durch die Interaktion mit Haustieren in der Psychiatrie schwere soziale Isolation und Zurückgezogenheit unterbrochen werden können (Corsons,1975). Robb spricht darüber, dass ein enger Kontakt zu Haustieren genügt, um eine Verbesserung der Stimmungslage zu erreichen (Robb,1983). Katcher stellte 1981 fest, dass der Körperkontakt zu Tieren eine Blutdrucksenkende Wirkung haben kann und somit auch zu einer Entspannung führt (Katcher 1981). Mc Culloch beobachtere in seiner Arbeit, das durch die Tiere ein Gefühl des Gebrauchtwerdens vermittelt wird und somit auch Einsamkeit und Isolation zurück gingen (Mc Culloch, 1983). EVA-MARIA KEEVE Abteilungsleitung GPEEmsland BKJH Emsland Andere Forschungen wiesen immer wieder auf die Katalysatorenwirkung der Tiere hin. Es ist anhand dieser ausgewählten Beobachtungen leicht erkennbar, welche breit gefächerten Einsatzmöglichkeiten von Tieren möglich sind. Jedoch ist es auch immer wichtig zu schauen in welchem Kontext Tiere als Unterstützung eingesetzt werden. Hierbei sollte berücksichtigt werden, welche Tiere eingesetzt werden. Die Gegebenheiten der Einrichtung sollten der Tierhaltung gerecht werden und den Bedürfnissen der Patienten, in unserem Fall, denen der Kinder angemessen und passend sein. Wird hierbei nicht professionell gearbeitet, können sich leicht auch negative Folgen ergeben, bspw., wenn ein Kind nicht in der Lage ist ein Tier zu versorgen und es überfordert wird. Hierbei sind der Einsatz und die Unterstützung der Erzieher gefragt. Wichtig ist auch darauf zu achten, ob es eine Allergie gegen Tierhaare gibt, da dies nicht nur frustrierend für ein Kind sein kann, sondern zusätzlich gesundheitliche Folgen hat. Weiterhin muss ein gutes Auge nicht nur auf die Kinder, sondern auch auf die Haltung der Tiere gelegt werden, immer wieder gibt es auch Kinder, gerade auch in der Jugendhilfe, die die Grenzen anderer nicht wahrnehmen und somit auch die der Tiere nicht wahren. Für diese Kinder ist der Umgang mit Tieren eine große Chance die Grenzwahrnehmung wieder zu erlernen, jedoch muss das Tier vor Quälereien geschützt werden. In der Intensivpädagogischen Wohngruppe in Borken bedienen wir uns der positiven Aspekte, die die Tiere im Umgang mit den Kindern haben können, ohne die möglichen negativen Aspekte aus dem Auge zu verlieren. Jedes Kind ist an der Versorgung und Pflege der Tiere beteiligt. Dazu zählt nicht nur das Kuscheln mit dem Tier und die angenehmen Seiten, sondern auch das Ausmisten des Stalls, die Fellpflege, das Füttern und die tierärztliche Versorgung. Wichtig ist hierbei, dass die Kinder mit den ihnen zugeteilten Aufgaben nicht überfordert werden, sondern bei Bedarf Hilfestellung durch die Betreuer bekommen um Misserfolgen vorzubeugen. Zu beachten ist hierbei auch, dass dem Kind vermittelt werden muss, welche Bedürfnisse ein Tier hat und wie es artgerecht gehalten wird. Jedes Kind hat die Mitverantwortung für ein Tier bzw. eine Gattung von Tieren, deren Pflegeaufwand und Charakter zum jeweiligen Kind gut passt. Das bedeutet, dass ein eher nervöses und aufgekratztes Kind ein Tier versorgen darf, das eher ruhig ist und eine beruhigende Wirkung ausstrahlt. Auch die DURCHBLICK Ausgabe 100 23 Gestaltung der Stallungen und Weiden wird gemeinsam mit den Kindern durchgeführt, so hängen in einem Stall Poster und in einem Anderen selbst gemalte Bilder oder Schilder. Von dem engen Umgang der Kinder mit den Tieren erhoffen wir uns im Idealfall, dass die Kinder wieder Vertrauen in ihre Umwelt schöpfen und sie auf ihre Mitmenschen übertragen können. Wichtig ist es uns auch, dass die Kinder durch die Authenzität der Tiere die Grenzen der Tiere wieder erkennen lernen und dadurch bemerken wie sie auf ihre Umwelt wirken und was sie tun können um dieser positiv zu begegnen. Auch eine Steigerung des Selbstwertgefühls durch die Versorgung der Tiere und immer wieder kehrender kleiner Erfolgserlebnisse bspw. durch die Zuwendung der Tiere erhoffen wir uns für die uns anvertrauten Kinder. Durch die Versorgung der Tiere soll es den Kindern ermöglicht werden Verantwortung für jemand anderen wieder zu erlernen und somit im Laufe der Zeit auch immer mehr Verantwortung für das eigene Leben übernehmen zu können. Das „Gesprächsangebot“ der Tiere an die uns anvertrauten Kinder und jungen Menschen in Borken soll jedoch nicht unterschätzt werden. Die Tatsache, dass Tiere geduldige Zuhörer sind, die ohne eine bestimmte Intention dem Kind zugewandt sind, kann auf ein Kind sehr beruhigend wirken. Das Kind kann seine Sorgen an das Tier weitergeben, ohne Angst zu haben, dass das Tier ihn weniger gerne mag oder es irgendwelche Konsequenzen für die Beziehung zwischen dem Kind und dem Tier hat. Dies erleichtert den Kindern sich auf neue Beziehungen einzulassen und neues Vertrauen zu lernen und dies im Idealfall auf andere Mitmenschen zu übertragen. Im gemeinsamen Umgang mit den Kindern und den Tieren haben wir in der Intensivpädagogischen Wohngruppe in Borken bislang viele positive Erlebnisse sammeln können, wobei auch nicht außer Acht gelassen werden darf, dass sich durch die Pflege der Tiere ein erhöhter Zeit-. Platz- und Kostenaufwand ergibt. Dennoch überwiegen die positiven Erfahrungen, die sich nicht nur auf die Kinder und jungen Menschen, sondern auch auf die Mitarbeiter auswirken. Zur Vervollständigung unserer Arbeit mit den Tieren wollen wir den Einzelkontakt zwischen einem Erzieher oder Therapeuten mit einem Kind und einem Tier, in dem das Tier als Katalysator fungiert noch weiter ausbauen und noch gezielter mit der Körpersprache der Tiere arbeiten um den Kindern und jungen Menschen deutlich zu machen wo die Grenzen der Tiere sind und wie sie diese auf ihre Umwelt übertragen können. Wir wissen, dass die Arbeit mit den Tieren nicht ein Wundermittel oder ein Patentrezept zur Gesundung von jungen Menschen ist, sondern wir sind davon überzeugt, dass es für viele Kinder eine Erleichterung in ihrer Entwicklung schafft und sich der Umgang mit den Tieren allein schon positiv auf ihre Gemütslage auswirkt. Literatur: · Bergler, R. (1994). Warum Kinder Tiere brauchen. · Hutton, J.S. (1983). Heimtiere in Pflegefamilien - eine Studie: Erkenntnisse über ihren therapeutischen Wert. In: Die kumentation des Internationalen Symposiums in Wien (131-138). Wien: Institut für Interdisziplinäre Freiburg: Herder Mensch-Tier-Beziehung. Doku- Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung · Levinson, B.M. (1978). Pets and personality development. Psychological Reports, 42, 1031-1038 mentation des Internationalen Symposiums in Wien · Mc Culloch, M.J. (1983). Therapie mit Haustieren- (68-75). Wien: Institut für Interdisziplinäre Erfor- Eine Übersicht. In: Die-Mensch-Tier-Beziehung. Do- schung der Mensch-Tier-Beziehung kumentation des Internationalen Symposiums in · Katcher, A.H. u. Beck, A.M. (1983). Sicherheit und Vertrautheit. In: Die Mensch-Tier-Beziehung. Do- 24 DURCHBLICK Ausgabe 100 Wien (26-33). Wien: Institut für Interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung DIE ABTEILUNGSLEITERKONFERENZ IN MEPPEN Seit einigen Jahren in der Führungsebene fest verankert, stellen die Abteilungsleiter_innen eine wichtige Rolle in der BKJH dar. Die BKJH betreut zurzeit etwa 480 junge Menschen in neun Bundesländern. Der Großteil der ® Bewohner_innen lebt in Profifamilien . Des Weiteren gibt es Gruppen mit unterschiedlichen pädagogischen Ausrichtungen. Die Abteilungsleiter_innen sorgen in ihrer Verantwortung dafür, dass die Qualität und das Leitbild "KiM" in allen Bereichen gewahrt wird. Sie haben aufgrund ihrer Regionalität intensiven Kontakt zu den Erziehungsleitern_innen/Hausleitern_innen, den Profifami® lien und Erzieher_innen. Neben der Kontrolle der Qualität, der Hilfestellung im Alltag, der Beratung und vieles mehr, sind die Abteilungsleiter_innen für das Betriebserlaubnisverfahren zuständig. Um auf der Ebene der Abteilungsleiter_innen eine gute, kollektive Zusammenarbeit zu gewährleisten, findet in regelmäßigen Abständen die mehrtägige Konferenz statt, wie dieses Mal am 23. und 24. September 2014. In diesen Tagen wurde über aktuelle Themenstellungen in der BKJH diskutiert. Dabei wurden Prozesse gemeinsam (weiter-)entwickelt und verbindlich festgelegt. Zudem gab es in diesem Rahmen auch Zeit für Visionen. Wo stehen wir heute? Wo wollen wir hin? Besondere Punkte in diesen Tagen waren: · Datenschutz in der BKJH · Verbindliche Besuche der Abteilungsleitung im Vorbereitungskurs ® · Akquise neuer Profifamilien in den einzelnen Pädagogischen Zentren · Supervision und Auswahl der Supervisor_innen Visionen für 2015 · Aufteilungen und Namensgebung der Abteilungen · Veränderungen der Strukturen der Leitungskonferenzen · Urlaubs- und Krankheitsvertretung der Abteilungsleitungen. · Erweiterung des Personenkreises der Kinderschutzfachkräfte (gem. §8a SGB VIII). · Namensgebung der neuen Pädagogischen Zentren. · Ansprechpartner_innen für die Landesämter in den einzelnen Bundesländern. An beiden Tagen herrschte eine gute Arbeitsatmosphäre. Es wurde viel besprochen und festgelegt. Gemeinsam haben wir nun die Veränderungen für 2015 fest im Blick! YVONNE SCHAUF Gesamtleitung BKJH Frühlingsfest! Sollten Sie auch in den kommenden Tagen / Wochen das Jahr 2015 planen, so vergessen Sie nicht, sich folgenden Termin in Ihren Kalender einzutragen. 29.05.2015 Frühlingsfest in Meppen Bokeloh DURCHBLICK Ausgabe 100 25 VERNETZUNGSTREFFEN VON PARTIZIPATIONSGRUPPEN Treffen der Partizipationsgruppen Berlin und Uckermark Am 25. September trafen sich die Partizipati® onsgruppen der Profifamilien aus Berlin und der Uckermark in gemütlicher Atmosphäre im Gemeindehaus Warnitz. Vielen Dank der Uckermärkischen Gruppe für die liebevolle Vorbereitung! Die regionalen Produkte, besonders die Blumen und der Uckerkaas haben zusammen mit dem herzlichen Empfang für Wohlbefinden gesorgt. Neben einem allgemeinen Austausch und einigen Informationen zum großen Partizipationstreffen in Schneverdingen, welches vom 24.-26.10.14 stattfinden wird, ging es darum sich gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen. Da jede Gruppe an sehr spannenden Projekten arbeitet und wir in der Diskussion an interessanten Punkten angelangt sind, wollen wir alle daran teilhaben lassen, die den Durchblick lesen. Die Partizipationsgruppe Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen im Hilfeplanprozess zu stärken. Besonders beim Hilfeplangespräch brauchen viele junge Menschen in wahrstem Sinne des Wortes Selbst-Bewusstsein. Denn es geht ja um den jungen Menschen als Persönlichkeit mit allen Facetten. Ein Knackpunkt, der immer wieder in den Diskussionen um das Hilfeplangespräch auftaucht ist die Frage danach, wie viel ein junger Mensch von sich preisgeben muss und kann: Denn einerseits soll die optimale Erziehungshilfe gefunden werden, wofür möglichst viele Informationen notwendig sind und andererseits ist es für viele junge Menschen auch unangenehm über bestimmte Dinge im Setting des Hilfeplangespräches zu sprechen. Es gibt das Kinderrecht auf Privatsphäre. Diese schwierige Frage hat die Partizipationsgruppe Berlin an die Partizipationsgruppe der jungen Menschen im Emsland weitergeleitet, die sich mit Kinderrechten auseinandersetzt. Wir sind sehr gespannt, was diese Gruppe herausfindet. Vielleicht können wir ja demnächst im Durchblick zu dieser Frage mehr erfahren? Da die jungen Menschen am besten wissen, wie sie sich beim Hilfeplan fühlen, was ihnen hilft und was für sie schwierig ist, hat die PG Berlin einen Fragebogen entwickelt. Dieser wurde an die Profifamilien® in Berlin und der Uckermark verteilt. Wir bedanken uns bei allen jungen Menschen, die sich bei dieser Umfrage beteiligt haben! Ihr habt uns super Ideen gegeben und uns geholfen einen Einblick zu bekommen. Den Durchblicklesenden wollen 26 DURCHBLICK Ausgabe 100 wir kurz von den zentralen Ergebnissen der Auswertung erzählen. Es wurde deutlich, dass die meisten jungen Menschen relativ gut darüber informiert sind was Hilfeplan bedeutet. Mit steigendem Alter wird das Wissen darüber, was ein Hilfeplangespräch ist, wer sich dort trifft und warum immer differenzierter. Es wurde deutlich, dass das Gespräch für die jungen Menschen von großer Bedeutung ist. Leider versteht nur die Hälfte der jungen Menschen alles, was im Hilfeplangespräch beredet wird. Die andere Hälfte sagt, dass die Erwachsenen so reden, dass sie „ein bisschen verstehen“. Von insgesamt 27 jungen Menschen gaben zwei an, nichts zu verstehen. Es gab einige tolle Ideen, wie das Hilfeplangespräch so gestaltet werden kann, dass es für alle Beteiligten konstruktiv ist. Die Vorlage wurde einmal als gute Vorbereitung genannt, weil dann vorher schon klar ist, um was es gehen wird und der junge Mensch nicht ins „Stocken“ gerät. Eine andere Idee war vor dem Hilfeplangespräch Fotos herauszusuchen an Hand derer der junge Mensch erzählen kann. Ein Angebot an Getränken und Snacks wurde von vielen jungen Menschen als hilfreich wahrgenommen und auch kleine Entspannungspausen wurden positiv bewertet. Als unangenehm wurde von einigen jungen Menschen empfunden, wenn in der Vorlage oder im Gespräch Dinge zur Sprache kamen, die sie nicht in diesem Rahmen besprechen wollen. Es ging dabei um Körper (Gewicht und Größe), Sexualität, um Fehlverhalten ihrerseits, Schule und auch um die Beziehung zur Herkunftsfamilie. Viele junge Menschen bewerteten den Hilfeplan aber auch positiv. Sie fanden es gut, dass es nur um sie geht, einen Überblick darüber zu bekommen, wie das vergangene (halbe) Jahr war und Ziele für das nächste halbe Jahr festzulegen. Ein junger Mensch schrieb, dass es toll ist auch einmal aus anderer Perspektive zu hören, wie die eigene Entwicklung läuft (aus der Jugendamtsperspektive). Auch Klarheit über mögliche Kontakte zur Herkunftsfamilie zu bekommen wurde als positiver Aspekt des Hilfeplans bewertet. Momentan sammelt die Berliner Partizipationsgruppen Ideen, wie junge Menschen gut auf ein Hilfeplangespräch vorbereitet werden können und Selbst-Bewusst und gestärkt in ANNE BACKHAUS Inklusionsbeauftragte BKJH In Zusammenarbeit mit den Partizipationsgruppen Berlin und Uckermark ein solches gehen können. Wenn Sie/ Ihr Erfahrungen gemacht habt, wie das gut klappt, sind wir für Hinweise dankbar. (Bitte EMail an die Sprecherin der Gruppe Christina Andrasch: christina.andrasch@gmail.com). Die Partizipationsgruppe Uckermark erarbeitet ein Konzept zur Beteiligung von jungen Men® schen in Profifamilie . Dazu hat sie drei Treffen organisiert, in denen junge Menschen aus ® Profifamilie verschiedener Altersstufen sich mit dem Themen „Selbstbestimmung“ auseinandersetzten. Die Gruppe der 6-9 Jährigen nahmen das Wort „Selbst-Ständig“ auseinander. Das Stichwort „Selbst“ führte die Kinder dazu sich die Fragen zu stellen: „Wer bin ich?“ Und „Was kann ich schon?“. Im Weiteren beschäftigten sich die Kinder mit der Frage, was sie selbst bestimmen können und welche Regeln es zu Hause gibt. Weil Protokoll schreiben in dem Alter etwas total überflüssiges und langweiliges ist (sinngemäßes Zitat aus den Fragebögen der Berliner Gruppe: „Die Vorlage ist total überflüssig. Dann hat man ja alles doppeltEinmal geschrieben und dann noch mal gesagt!“) entschieden die Kinder ihre Gedanken aufzumalen. An dem Treffen der 10-13 Jährigen nahmen fünf junge Menschen teil. Sie forderten ihr Mitspracherecht ein; vor allem im Bereich Freizeit und Spielzeug. Während des Treffens der Jugendlichen herrschte höchste Konzentration. Es wurde deutlich, dass nicht immer klar ist, was die Jugendlichen selbst bestimmen dürfen/wollen/müssen und in welchen Bereichen die Profieltern ein Mitbestimmungsrecht haben oder Empfehlungen aussprechen dürfen/sollen. Die Bereiche Urlaub, Mediennutzung, Freizeit und die Aufnahme eines neuen Familienmitgliedes wurden diskutiert. Wir von der Steuerungsgruppe Partizipation freuen uns sehr darüber, dass in der Gruppe der Jugendlichen zwei engagierte und interessierte Jugendliche sich weiter mit dem Thema Partizipation auseinandersetzen wollen und als erste Vertretungen aus Profifamilie® an dem großen Partizipationstreffen im Oktober teilnehmen werden. Wir heißen Euch herzlich Willkommen und sind gespannt auf Eure Ideen! Das nächste Vernetzungstreffen der Partizipationsgruppe Berlin und Uckermark findet am 25.3.2015 ab 9:30 im Pädagogischen Zentrum ® in Marzahn statt. Alle Profifamilien aus Berlin und der Uckermark und Umgebung sind herzlich eingeladen! Einladung Das nächsten Vernetzungstreffen der Partizipationsgruppe Berlin und Uckermark findet am 25.03.2015 ab 9:30 Uhr im Pädagogischen Zentrum in Berlin Marzahn statt. DURCHBLICK Ausgabe 100 27 FORTBILDUNG ZUM THEMA „KINDER PSYCHISCH KRANKER ELTERN“ Am 16.09.14 trafen sich die Mitarbeiter_innen zu einer Fortbildung im Pädagogischen Zentrum Aurich. Frau Dr. Lisa Schulze Steinmann, Systemische Supervisorin, Coach und Organisationsberaterin (DGSF) brachte uns das Thema „Kinder psychisch kranker Eltern - oder besser: Es ist nicht Deine Schuld, dass es Vater/Mutter schlecht geht“ näher. Erscheinungsformen und Klassifikationen psychischer Erkrankungen Persönlichkeitsstörungen Zwangserkrankungen Angsterkrankungen Psychosen Depressionen Manie Bipolare Störungen Schizophrenie bzw. schizo-affektive Erkrankungen Was bedeutet es im pädagogischen Alltag mit den aufgenommenen jungen Menschen und in der Arbeit mit dem Herkunftssystem, wenn ein Elternteil psychisch erkrankt ist? Welche Aspekte sollten wir im Umgang mit den aufgenommenen jungen Menschen berücksichtigen? Jungen Menschen psychisch kranker Eltern waren es gewohnt · In Provisorien zu leben · Die Regeln des Zusammenlebens waren unklar - das psychisch kranke Elternteil ist „nicht lesbar“ für das Kind, es erlebt Unvorhersehbarkeit - Unberechenbarkeit · Jungen Menschen übernahmen die Verantwortung - Rollenumkehr - der junge Mensch wird zur Quelle von Trost und Unterstützung für die Eltern · Sie lebten in Angst vor einer Zuspitzung der Situation · Sie lebten in einer Krisensituation · Sie hatten Sorge um die Zukunft, werde ich auch so? · Mit wem bin ich loyal, mit kranker Mutter oder gesundem Vater? · Sie möchten helfen - Parentifizierung · Sie haben eine hohe Schamgrenze, das Reden über die Erkrankung ist tabu und somit ein Familiengeheimnis · Sie haben große Hoffnung, dass alles wieder normal wird „Resilienz - Was stärkt Kinder psychisch erkrankter Eltern?1 Nur ein Drittel der Kinder psychisch erkrankter Eltern weisen psychische Störungen auf. D.h. 28 DURCHBLICK Ausgabe 100 zwei Drittel der Kinder haben Schutzfaktoren, Ressourcen und Bewältigungsstrategien entwickeln können, diese schwierige familiäre Situation relativ unbeschadet zu überstehen. Wie gelingt das? Was genau trägt dazu bei? Resilienz meint Widerstandskraft. Resilienz ist die psychische Widerstandkraft eines Menschen, eine strapazierfähige Verfasstheit der Seele, Synonyme sind psychische Stabilität, Robustheit und Widerstandskraft. Resilienz umfasst die Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen unter widrigen Bedingungen. Resilienz ist ein Wort aus der Werkstoffphysik und meint Spannkraft / Elastizität / Strapazierfähigkeit. Es bezeichnet die Eigenschaft elastischen Materials wie z.B. Gummi nach Momenten extremer Spannung unversehrt in die ursprüngliche Form zurückzuschnellen. (Gummiband) „Unter Resilienz wird die Fähigkeit des Menschen verstanden, sich in einer schwierigen Lebenssituation nicht unterkriegen zu lassen bzw. nicht daran zu zerbrechen.“ (Lenz 2013;49) Resilienz wird in der Sozialisation eines Menschen durch verlässliche Bindungen gestärkt. Resilienz wird in der Sozialisation eines Menschen ebenso durch erfolgreiche Lern- und Bewältigungserfahrungen gestärkt. Es geht um das Einüben von Verhaltensmustern, die einen Menschen befähigen, schwierige Situationen erfolgreicher zu meistern und diese Erfahrung zu internalisieren. (siehe Infokasten a.) Die wissenschaftliche Studie auf der Hawai- HELGA TREBLIN-MALECKI Erziehungsleitung Abteilungsleitung Nordwest BKJH Aurich Insel Kauai über 40 Jahre an 700 Kindern des Jahrgangs 1955 konnte die Faktoren, die Resilienz besonders ausbilden gut explorieren und nachweisen. Entdeckt wurden I. Persönliche Schutzfaktoren des Menschen II. Familiäre Schutzfaktoren III. Soziale Schutzfaktoren Zu I: Persönliche Schutzfaktoren des Menschen 1. Ausgeglichenes Temperament 2. Selbsthilfefertigkeiten 3. Problemlöse- und Kommunikationsfähigkeiten sowie Selbstvertrauen und positives Selbstwertgefühl 4. Schulische Leistungsfähigkeit 5. Selbstwirksamkeitsüberzeugung 6. Hohe Sozialkompetenz 7. Ausgeprägter Kohärenzsinn (siehe Infokasten b.) 8. Planungskompetenz Zu II: Familiäre Schutzfaktoren 1. Sichere Bindung 2. Positives Erziehungsklima 3. Gute Paarbeziehung 4. Flexibilität und Verbundenheit Zu III: Soziale Schutzfaktoren 1. Soziale und emotionale Unterstützung 2. Unterstützende und anregende Freundschaftsbeziehungen 3. Positive Erfahrungen in der Schule 4. Integration in der Freizeit Psychische Gesundheit wird in aktuellen Modellen der Gesundheitswissenschaft in folgenden Dimensionen erfasst. 1. Generalisierte positive Ergebniserwartung: Der Mensch hat die Überzeugung, dass das Leben beeinflussbar ist und sich die Dinge „zum Guten“ hin entwickeln. 2. Generalisierte positive Handlungserwartung: Der Mensch hat Zuversicht, Situationen bewältigen zu können. 3. Internalisierte Kontrollüberzeugung. Der Mensch hat die Überzeugung, selbst Ein- fluss auf das Leben und die Handlungen zu haben. 4. Umgang mit Veränderungen: Das Leben stellt sich für den Menschen in einem inneren Zusammenhang dar und Anforderungen werden als Herausforderungen begriffen. 5. Sinnhaftigkeit: Das Leben wird von dem Menschen als sinnvoll betrachtet und es lohnt sich, sich zu engagieren und Probleme zu lösen. 6. Optimismus und positives Selbstbild: Der Mensch hat ein positives Selbstbild und ist zuversichtlich. 7. Widerstandsfähigkeit: Der Mensch kann in die Umgegung eingreifen und selbstbestimmt und selbstverantwortlich negative Auswirkungen von Belastungen reduzieren. Zentraler Aspekt von Resilienz ist die Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit beinhaltet - Kontrollwirksamkeit - positive Handlungserwartung - positive Ergebniserwartung - vorherige Erfahrungen von Selbstwirksamkeit Pathische Kategorien von Resilienz Ich habe – Ich bin – Ich kann Ich steuere mein Leben. Ich führe Regie. Ich habe Einfluss und kann etwas bewirken. Ich erreiche das, was ich beabsichtige. Ich kann auf ein gutes Ergebnis vertrauen. Resilienzförderung beinhaltet · Ressourcenorientierung (Nutzung externer und interner Ressourcen) · Verbesserung von Lebensbedingungen (Absicherung und Entfaltung) · Persönliche Autonomie über das eigene Leben (Einflussnahme auf das eigene Leben) · Entwicklung und Ausbau von persönlichen und gesellschaftlichen Bewältigungsmöglichkeiten · Reduktion von Stress und Problemen Infokasten: a. Statuspassagen: Aus der Resilienzforschung ist bekannt, dass Übergänge zusätzliche Belastungen für ein Kind sind. Der Wechsel in die Kindertageseinrichtung, der Übertritt in die Schule usw.. Neue Situationen, für die Menschen noch keine Handlungs- bzw. Verhaltensskript haben, sind hohe Anforderungen und bedeuten häufig eine Krise. Das ist normal. Diese Übergänge heißen Statuspassagen und jeder Mensch muss lernen, sich in der neuen Rolle und dem neuen Status einzufinden. b. Kohärenzsinn: Stimmigkeit/Zusammenhalt im inneren und äußeren Erleben, Kohärenzgefühl=Dazugehörigkeit, entsteht durch Bindung, bietet Orientierung und Gefühl des Vertrauens. DURCHBLICK Ausgabe 100 29 · Stabile Integration in ein soziales Netzwerk: Zunahme der Kontaktpersonen, Verhinderung von Einsamkeit, hohe soziale Unterstützung · Stärkung von Selbstwert · Aktivierung von Problemlösungskompetenzen und Abwehrstrategien · Erfolgsorientierung anstatt Versagenserwartung und Hilflosigkeit · Stärkung bzw. Ausdifferenzierung des HilfeSuch-Verhaltens Resilienz ist stark durch innere Überzeugung bedingt. Inneres Erfahrungswissen (Empirie) lautet z.B. · Krisen sind überwindbar · Das Leben besteht aus ständigen Veränderungen · Ich verfolge meine eigenen Ziele · Ich treffe eigene Entscheidungen · Ich nutze Möglichkeiten, neue Fähigkeiten zu entdecken · Ich pflege ein positives Selbstbild · Ich betrachte die Welt realistisch · Ich bewahre Hoffnung · Ich sorge achtsam für mich · Ich bin vernetzt mit anderen Menschen Fragen zu Resilienz lauten: Was kannst Du gut? Was gefällt Deinen Freund_innen an Dir? Welche guten Seiten kennst Du an Dir? Wie würde jemand, der Dich mag, Dich beschreiben? Was tust Du gern? Was tut Dir gut? Pädagogische Unterstützungsarbeit beinhaltet im Hinblick auf Einstellungen und Gefühle des Kindes: · Die Steigerung von Kompetenzüberzeugung · Die Steigerung des Selbstwertgefühls · Die Minderung von Zuständen negativer Affekte wie Gefühle der Hilflosigkeit, Feindseligkeit, Angst, Niedergeschlagenheit Wie kann Resilienz gefördert werden? · Sichere Bindung anbieten · Verlässlichen Rückhalt und Sicherheit anbieten · Anregungen und Lob aussprechen · Eigenaktivität des Kindes unterstützen · Einflussnahme auf Umwelt ermöglichen · Fehlertoleranz ggü. Kind · Information Wie wird Resilienz des Kindes in der Erziehungspraxis verstärkt? a. Nähe und gefühlsmäßige Sicherheit anbieten b. Stabile belastbare Bindung entwickeln und vertiefen c. Signale des Kindes aufmerksam wahrnehmen und verstehen lernen d. Richtige Einschätzung der kindlichen Signale e. Auf Signale der Kinder prompt reagieren (Reiz-Reaktionsmuster) durch Nähe, Zuwendung, Blickkontakt, Körperkontakt, Echo des Kindes, Führen und Folgen als wichtiges Prinzip von Bindung, Beruhigungstechniken Matching: verbales Echo des kindl. Verhaltens, und/oder Verbalisierung kindl. Gefühle; · Beschreibungen der Handlungen des Kindes (Du baust einen hohen Turm) · Beschreibungen für Wahrnehmungen des Kindes (Du hörst ein Vögelchen) · Beschreibungen des emotionalen Zustandes des Kindes (Du bist traurig) · Beschreibungen von Handlungen des Elternteils (Ich hole dich jetzt aus dem Bettchen) · Beschreibungen des emotionalen Zustandes des Elternteils (Ich bin glücklich, dass es dich gibt) Genaues, positives uneingeschränktes Loben Unterstützung bei der Problembewältigung · Wahrnehmung und Beschreibung der Probleme · Suche nach Lösungsmöglichkeiten · Nachdenken über Konsequenzen (Antizipation) · Abwägen der Möglichkeiten und Entscheidung · Systematisches Handeln · Bewertung: Hat die Lösung funktioniert? Kontakte zu anderen Personen durch Stärkung des sozialen Immunsystems · Patenmodell als Vertrauensperson · Teilnahme am Leben in Vereinen, externe Angebote Umgang mit Erkrankung · Krisenplan · Altersgerechte Information über Erkrankung: Wissen und Information über psychische Erkrankungen: Krankheitswissen und Krankheitsverstehen, Offener Umgang mit der Krankheit, Aktive Interaktion mit Umwelt insbesondere in Krisen. Literaturempfehlung für die Arbeit mit dem Kind Sonnige Traurigtage, Homeier, 2006 Mamas Monster: Was ist nur mit Mama los?, Mosch, 2008 30 DURCHBLICK Ausgabe 100 Literatur: M Lenz, A., Brockmann, E.: Kinder psychisch kranker eltern stärken, Göttingen 2013 Fröhlich-Gildhoff, K., Rönnau-Böse, M.: Resilienz, Stuttgart 2014. 4. Aufl. Weiter-Enderlin, R., Hildebrand, B.: Resilienz trotz widriger Umstände, Heidelberg 2008 Kontext – Zeitschrift für Systemische Therapie und Familientherapie: Titel Kinderschutz: Systemische Beiträge und kritische Perspektive 03/2014, Bd. 45 “ 1) Quelle: 1. Dr. Lisa Schulze Steinmann, Vortrag vom 16.9.2014 im PZ Aurich KINDGERECHT Verändertes Aufwachsen in einer modernen Gesellschaft Bericht von dem 10. Kinderschutzforum 2014 in Köln der §8a-SGB VIII Beauftragten der BKJH. Kindgerecht aufwachsen zu können in einer modernen Gesellschaft, das ist der öffentliche Anspruch, auf den junge Menschen sich verlassen können sollen. Ein Anspruch, der auf den ersten Blick konsensfähig ist und dem sicher niemand widersprechen wird. Doch was bedeutet es, wenn die Rechte der Kinder und Jugendlichen entsprechend umgesetzt würden? Was muss oder müsste dann in der Gesellschaft, in der Jugendhilfe, in Einrichtungen, in praktischem politischem Handeln, im Kontakt mit den jungen Menschen geschehen und sich verändern – und wo gibt es gute Ansätze dazu? Diesen Fragen ging das 10. Kinderschutzforum der Kinderschutzzentren in Köln unter eben dem Titel „KindGerecht“ nach, das Karen Heimberg (BKJH Huntlosen) und Katrin Feldmeyer (BKJH Aurich) gemeinsam mit 650 Fachleuten aus Deutschland und angrenzenden Ländern besuchten. Viele Konzepte zur Teilhabe und zu Partizipationsrechten von Kindern liegen vor. Nicht zuletzt finden sich entsprechende Forderungen auch in den Ergebnissen der Runden Tische zum sexuellen Missbrauch und den fachlichen Diskussionen zur Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes wieder. Richtig ist, dass die Rechte der Kinder durch die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren gestärkt werden sollen. Richtig ist aber auch, dass die von den zentralen politischen Gremien und Institutionen erarbeiteten und vom Gesetzgeber auf den Weg gebrachten Reformen noch in vielen Bereichen auf die entsprechende Realisierung warten. Bei genauer Betrachtung der Praxis fällt dabei auf, dass der Umsetzungsprozess teilweise sehr aufwändig und arbeitsintensiv ist. Gesetzgeberisches und wissenschaftliches Handeln benötigt einen entsprechenden Transfer in die Praxisfelder der Jugendhilfe. Erst dann sind die Grundlagen vorhanden, die es der Praxis ermöglichen, die sich herausbildenden fachlichen Konzepte im Alltag zu implementieren. An diesen Fragestellungen setzte das 10. Kinderschutzforum an. Speziell für die Jugendhilfe und den Kinderschutz ging es dabei um die zentrale Frage, in welche Richtung sie sich verändern müssen, wenn sie das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation und Teilhabe umsetzen wollen. Folgende Fragestellungen bestimmten das Programm: Kinder und Jugendliche im Kinderschutz – Verstehen und beteiligen! Entgegen dem Partizipationsgebot des SGB VIII werden Kinder und Jugendliche in langwierigen und konfliktreichen Hilfeprozessen oftmals nicht angemessen beteiligt. Insbesondere im Prozess der Risikoeinschätzung wird deutlich, dass ihre Perspektive oftmals nicht wahrgenommen wird. Die Aufgabe besteht darin, die Entwicklungserfordernisse unterschiedlicher Altersgruppen zu berücksichtigen und Kinder und Jugendliche altersgemäß am Hilfeprozess zu beteiligen. KATRIN FELDMEYER Erziehungsleitung BKJH Aurich Kinderschutz auch für Jugendliche! Ältere Kinder und Jugendliche sind in ihrem Aufwachsen anderen Risiken ausgesetzt als kleine Kinder, weisen aber auch andere Resilienzfaktoren auf als diese. Deshalb bedarf ihre jeweilige Lebenssituation der spezifischen und ausgewogenen Einschätzung entlang ihres Entwicklungsstadiums. Während kleine Kinder von Fachkräften als „Objekte der Sorge“ betrachtet werden, geraten ältere Kinder und Jugendliche oftmals aus dem Sichtfeld. Kinderschutzangebote und -ansprüche gelten aber gleichsam für sie und sie sind in ihren Ansprüchen sogar gestärkt worden. Kinderschutz vor allem an Übergängen! Aus der Sozialisationforschung ist bekannt, dass Risikofaktoren immer dann wirksam werden, wenn biografische und institutionelle Übergänge misslingen. Am Übergang zwischen den Zuständigkeiten unterschiedlicher Hilfesysteme zeigen sich immer wieder Schwierigkeiten. Einrichtungen sind mit herausforderndem Verhalten von Kindern und Jugendlichen zunehmend überfordert. Damit beginnt oftmals ein Kreislauf, in dem die Verantwortung den jeweils anderen Berufssystemen übertragen wird und es zum Teil zu unrealistischen Erwartungen an die gegenseitige Zusammenarbeit kommt. Konflikte und Brüche, insbesondere zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schule, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch der Polizei sind DURCHBLICK Ausgabe 100 31 deshalb keine Ausnahme, sondern eher die Regel in der Praxis. Interaktive soziale Netzwerke – eine besondere Herausforderung für die Jugendhilfe! Der zentrale Einfluss moderner Kommunikationstechnologie, eine zunehmend mediatisierte Kindheit und Jugend führt zu weiteren Chancen aber auch Risiken im Aufwachsen. Andererseits stellt diese rasante Entwicklung den Kinderschutz und die gesamte Jugendhilfe kurzfristig vor eine kaum lösbare Aufgabe. Zu all diesen Fragestellungen haben Expert_innen auf dem 10. Kinderschutzforum referiert und diskutiert. Hier war der Ort, an dem Wissenschaftler_innen und Expert_innen aus dem Arbeitsfeld der Jugendhilfe in einen intensiven Austausch treten konnten und gemeinsam Perspektiven für ein kindgerechtes Hilfesystem entwerfen konnten. Für nähere Informationen stehen Karen Heimberg und Katrin Feldmeyer gerne zur Verfügung. Quelle: Karen Heimberg (links) ist Erziehungsleiterin der BKJH Huntlosen und insoweit erfahrene Fachkraft nach §8a SGB VIII Katrin Feldmeyer (rechts) ist Erziehungsleiterin der BKJH Aurich, insoweit erfahrene Fachkraft nach §8a SGB VIII und Mitglied des Partizipationsgremiums der BKJH Heute ist mein Tag! Außergewöhnliche Lösungen für alltägliche Probleme, Taschenbuch - 1. Juli 2008, Joseph O`Connor (Autor), Isolde Seidel (Übersetzerin) EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE Sherlock Holmes und Doktor Watson gingen zusammen zum Campen. Sie verbrachten einen wundervollen Tag in der freien Natur und wanderten durch die hügelreiche Landschaft. Als es dämmerte errichteten sie ihr Zelt. Nachdem sie ein köstliches Mahl zubereitet und aufgegessen hatten, fielen sie beide müde in den Schlaf. Sehr früh in der Nacht wachte Holmes auf, grunzte etwas und weckte seinen Assistenten 32 DURCHBLICK Ausgabe 100 mit einem leichten Stoß in die Rippen. “Watson” sagte er. “Öffne schnell die Augen und schau hinauf zum Himmel. Was siehst du?” Watson erwachte schlaftrunken. “Ich sehe Sterne, Holmes.” antwortete er. “Unendlich viele Sterne.” “Und was sagt dir das, Watson?” fragte Holmes. Watson dachte für einen Augenblick nach. “Tja Holmes, das sagt mir, dass dort draußen ungezählte Sterne und Galaxien sind und wahrscheinlich Tausende von Planeten. Ich nehme deshalb an, dass doch eine ganze Menge gegen die Theorie spricht, dass wir allein im Universum sind. Ich schau hinauf in den Himmel und fühle mich demütig angesichts dieser unendlichen Weiten. Und was sagt es dir?” “Watson, du bist ein Narr!” rief da Holmes. “Mir sagt es, dass jemand unser Zelt gestohlen hat!” KATRIN FELDMEYER Erziehungsleitung BKJH Aurich PEKIP IM MUTTER/VATER UND KIND-HAUS DER BKJH Wie hier im Mutter/Vater und Kind- Haus besuchen deutschlandweit fast 60000 Babys pro Woche PEKiP-Kurse. Entstanden ist das Prager- Eltern- Kind- Programm vor rund 40 Jahren. Die Idee: Babys sollen hier Spiel und Bewegungsanregungen bekommen, die ihrem individuellen Entwicklungsstand entsprechen. Denn nie wieder in seinem Leben lernt der Mensch so viel wie im ersten Lebensjahr, wusste der Psychologe und PEKiP- Gründer Dr. Jaroslav Koch. Für die Bindung zwischen Mutter/Vater und Kind sind die ersten Lebensmonate entscheidend, daher soll möglichst in dieser Zeit eine besondere Förderung stattfinden. Die kleine PEKiP- Gruppe im Mutter/Vater und Kind-Haus besteht derzeit aus einem Elternpaar mit ihrem Kind (8 Monate alt) und der Gruppenleitung. Es finden ca. 1-2x pro Woche in unserem Wohnzimmer Treffen statt. Dieses wird zuvor durch die Gruppenleiterin vorbereitet: Der Boden wird mit Isomatten ausgelegt und mit zwei Heizlüftern auf ca. 24C° vorgewärmt. Auf den Matten wird eine Bewegungslandschaft aufgebaut, die zum Ausprobieren einlädt. Eine Faltmatratze, schiefe Ebene und handliches, einfaches Spielzeug sollen die Sinne des Kindes anregen. Das Kind entscheidet selber, womit es sich beschäftigen möchte. Es wird lediglich ein wenig angeleitet und bei Bedarf geholfen. Ob es sich den Greifring nimmt oder sich lieber das rote Tuch über den Kopf zieht, liegt in der Entscheidung des Kindes. Plastikschüsseln untersuchen oder mit Reis gefüllte Stoffsäckchen liegen dem Kind zur Beschäftigung bereit. Es wird den Babys offen gehalten, auf dem Rücken zu liegen oder auf dem Bauch. Den Schrägsitz üben, knien, robben, krabbeln oder sich hochziehen zum Stand - je nach Lust und Laune. Die Motorik wird ebenfalls innerhalb einer PEKIP-Gruppenstunde gefördert: Unser Baby lernt das Aufrichten und Klettern spielerisch an einem Hocker, Wäschekorb oder an Mama und Papa. Mit Hilfe einer Puppe zeigt die Gruppenleitung, wie die Eltern die Anregungen am besten umsetzten können. Das Elternpaar reagiert häufig erstaunt, zu welchen Bewegungen ihr Kind, ohne Windel schon im Stande ist. Hierzu ein Zitat des Vaters: „Ich sehe, dass meine Tochter sich körperlich bei PEKiP sehr stark weiterentwickelt.“ ALMUT LÜBKEN Erzieherin und PEKiP Gruppenleiterin Mutter/Vater und KindHaus BKJH Emsland Quelle: Prager-Eltern-KindProgramm PEKiP e.V. Verein für Gruppenarbeit mit Eltern und Kindern im ersten Lebensjahr DAS BISSCHEN HAUSHALT Eines späten Nachmittags kommt ein Mann von der Arbeit nach Hause und findet das totale Chaos vor. Die Kinder sind noch im Schlafanzug und spielen im Vorgarten im Matsch. Überall im Gras verstreut liegen leere Packungen und Papier von Süßigkeiten. Die Türen am Auto seiner Frau stehen weit offen, auch die Haustür ist sperrangelweit auf und der Hund ist nirgendwo zu sehen. Als der Mann in den Flur tritt sieht er, dass eine Lampe umgefallen ist und der Läufer zusammengeknüllt an der Wand liegt. Im Wohnzimmer plärrt das Fernsehen laut und im Esszimmer liegen überall Spielzeug und Klamotten verstreut. In der Küche stapelt sich das Geschirr in der Spüle, die Reste vom Frühstück stehen noch auf dem Tisch, Hundefutter liegt auf dem Boden, ein zerbrochenes Glas unter dem Tisch und an der Terrassentür liegt ein Haufen Sand. Schnell läuft er die Treppe hoch, um seine Frau zu finden und muss dabei über Spielzeug und weitere Klamottenhaufen steigen. Als er am Bad vorbeigeht, läuft ihm Wasser entgegen. Als er ins Bad geht, sieht er einen Haufen nasse Handtücher, Seife und Spielzeug auf dem Boden. Vor der Toilette liegt abgerolltes Toilettenpapier und Zahnpasta ist über den Spiegel und über einen Teil der Wand verschmiert. Er rast ins Schlafzimmer und findet seine Frau im Schlafzimmer, im Bett liegend ein Buch lesend. Sie sieht ihn lächelnd an und fragt, wie sein Tag gewesen ist. Er sieht sie verwirrt an und fragt: "Was ist denn heute hier passiert?" Sie lächelt wieder und antwortet: "Jeden Tag, wenn Du nach Hause kommst, fragst Du doch, was ich um Himmels Willen den ganzen Tag gemacht habe." "Ja und?" sagt er entsetzt. Sie antwortet: "..heute habe ich mal nichts gemacht!!!" DURCHBLICK Ausgabe 100 33 REAKTION AUF DEN BEITRAG ZU JANUSZ KORCZAK (HEFT 99) Auch ich war und bin nachhaltig begeistert von Janusz Korczak, seinem Leben und wie früh er wichtige Zusammenhänge erkennen konnte, obwohl die (erwachsene) Welt um ihn herum zu seiner Zeit noch nicht so weit war. Deshalb bedanke ich mich bei Karin Katz, dass sie sich die Zeit genommen hat, den Vater der Kinderrechte im Durchblick vorzustellen und uns einen spannenden Einblick in sein Leben zu geben. Während ich den Artikel las, kamen mir einige Gedanken, die ich hier für alle zugänglich machen möchte. Als Inklusionsbeauftragte (aber auch ganz privat) lese ich alles mit einer Vielfältigkeitsbrille und klappere im Inneren die zentralen Identitätsdimensionen ab. Aus dieser Perspektive war es interessant zu sehen, was Korczak geprägt hat. Jüngst bin ich auf eine Kritik an einem Buch von Korczak gestoßen. Da es mich als Korczak-Fan erstaunt und geschockt hat, möchte ich auch hiervon berichten. Abschließend stelle ich ein Kinderbuch vor, welches einige Kinderrechte erklärt und in dem auch Korczak eine zentrale Rolle spielt. Sozialer Status Als Kind aus wohlhabendem Haus, spielte Janusz Korczak trotzdem mit den „Schmuddelkindern“. Er bekam früh mit, was mit niedrigem sozialen Status in Verbindung gebracht wurde und auch sicherlich heute häufig noch wird: Läuse, Krankheiten, Prügeln und Steine werfen. Auch später, als Leiter des Waisenhauses, wohnte er mit jungen Menschen zusammen, die eher aus schwachen sozialen Verhältnissen kamen; er selbst besaß jedoch einen hohen sozialen Status. Die Mitarbeitenden der BKJH haben in der Regel einen gesicherten sozialen Status, während viele junge Menschen aus Herkunftsfamilien mit niedrigem sozialem Status kommen. Mit diesem Unterschied sind viele Menschen in der BKJH tagtäglich konfrontiert und es kann lohnenswert sein sich bewusst zu machen, was dies für unsere pädagogische Arbeit bedeutet. Religion und Herkunft Als Jude aus Warschau in der NS-Zeit spielte seine Religion und Herkunft zweifelsfrei eine Rolle. Auch heute, auf ganz andere Weise selbstverständlich, sind Religion und Herkunft Aspekte, die in unserer Arbeit Bedeutung haben. Nur selten werden auch heute noch Menschen in Deutschland auf Grund ihrer 34 DURCHBLICK Ausgabe 100 Religion oder Herkunft in Deutschland verfolgt und ermordet. Der Zugang zur Kinderund Jugendhilfe ist aber für diejenigen erschwert, die nicht aus Deutschland kommen und nicht dem Christentum angehören. So werden Erziehungshilfen von Familien mit Migrationshintergrund später in Anspruch genommen, sind im Durchschnitt von kürzerer Dauer und weniger wirksam als bei Familien ohne Migrationshintergrund.1 Potentielle Mitarbeitende, die ihren Abschluss nicht in Deutschland gemacht haben, müssen mit viel Aufwand ihre Abschlüsse anerkannt bekommen und sehr gute Deutschkenntnisse vorweisen, bevor sie die Anerkennung als Profifa® milie durch das Landesamt erhalten. Christliche Träger, wozu die BKJH nicht gehört, haben das Recht nicht christliche Bewerber_innen auf Grund ihrer Religion abzulehnen. Welche Rolle Herkunft und Religion in der Arbeit mit den jungen Menschen und ihren Herkunftsfamilien spielt ist eine spannende Frage, welche es ermöglicht, Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und manchmal besser zu verstehen. Gender Frau Katz beschreibt eine Episode aus Korczaks Kindheit, die aufschlussreich beschreibt, was Geschlechterrollen damals und auch heute bedeuten und welchen Einfluss sie auf junge Menschen (und natürlich auch Erwachsene) haben. Mit Puppen spielen schien etwas zu sein, was Korczaks Mutter den Mädchen überlassen wollte. Da Korczak aber mit Puppen spielte, würde er keinen Ehrgeiz entwickeln können. Ehrgeiz scheint also eine männliche Eigenschaft zu sein. Sich selbst zu fragen, welche Vorstellung wir davon haben, was Männlichkeit oder Weiblichkeit bedeuten und wie diese Vorstellung unser pädagogisches Handeln mit den jungen Menschen beeinflusst, ist ein lohnenswertes Experiment. Alter Wie Karin Katz schon deutlich gemacht hat, war Janusz Korczak einer der ersten, der Kinder ernst genommen hat. Er betrachtete sie nicht nur als Wesen, die warten müssten, ANNE BACKHAUS Inklusionsbeauftragte BKJH bis sie erwachsen sind, bevor sie wahrgenommen und gehört werden und das Recht hätten ihre Meinung wirksam zu vertreten. In einer Zeit, in der ausschließlich Erwachsene festlegten was die Norm ist und für abweichende Ideen von jungen Menschen kein Raum war, ist diese Haltung von Korczak gewiss provokant gewesen, eine Revolution. Die Erkenntnis, dass Kinder eine machtlose unterdrückte Klasse sind, wird heutzutage auch als Adultismus bezeichnet. Auch heute noch bestimmt in erster Linie eine erwachsene Norm unsere Welt. Die Türklinken und Toiletten werden in Erwachsenen-Höhe angebracht und die noch abends arbeitende Partnerin wird eher gefragt, wann sie fertig ist und Abendbrot gegessen werden kann als das spielende Kind. Erwachsene Arbeit scheint wichtiger zu sein, als das für das zukünftige Leben grundlegende Spiel des Kindes. Beim Lesen frage ich mich immer auch, welche der zentralen Identitätsdimensionen scheinbar keine Rolle spielen. In den Ausführungen über Korczak scheinen Behinderung und Hautfarbe irrelevant zu sein. Im Folgenden möchte ich kurz auf Hautfarbe eingehen, weil ich im Internet auf ein für mich schockierendes Video gestoßen bin. Hautfarbe Es ging mir sehr nahe und ich war erstaunt, als ich im Internet ein Video gefunden habe, in dem Prof. Dr. Maisha Maureen Eggers, Professorin für Kindheit und Differenz (Diversity Studies) über Korczaks Erziehungsroman „Der kleine König Macius“ berichtet. Da ich hier bestimmt nicht so gute Worte finde wie Frau Eggers, lege ich allen Interessierten nahe, sich dieses kurze Video selbst unter www.you tube.com/watch?v=W3ghyPtbuaI (ab 4:30) anzuschauen. Dennoch möchte ich erzählen, was mich geschockt hat: „Der kleine König Macius“ sollte ein Buch sein, welches Kinder dazu anregt, darüber nachzudenken, wie ein Kinderparlament funktionieren könnte und wie es organisiert werden kann. Für Schwarze Kinder kann dieses Buch aber keine Anregung zur Partizipation darstellen. Schwarze Menschen werden in diesem Buch häufig als „Menschenfresser“ dargestellt. Die Reiche der Schwarzen Könige gehen an Menschenfres- serei zu Grunde. Es gibt eine brutale Erzählung über einen König, dessen Vorrat an gepökelten „Negerfleisch“ ausgeht. In einer anderen Erzählung lässt der Weiße König Macius Schwarze, Betrunkene und wilde „Menschenfresser“ in Booten aufs Meer hinaus, damit sie dort sterben. Ein Schwarzer König im Buch heißt Bumstrums und seine Tochter Kluklu. Diese Namen sind im Gegensatz zum ernstzunehmenden und kultivierten Namen Macius putzig, niedlich und nicht ernst zu nehmen. Prof. Dr. Eggers schließt damit ab, dass es für ein Schwarzes Kind, welches beim Lesen mitgeht eine Katastrophe wäre dieses Buch zu lesen. Auch wenn Korczak rassistische Tendenzen vorgeworfen werden können, hat er in anderen Bereichen hervorragende Arbeit geleistet. Er hat sehr früh erkannt, dass Kinder unterdrückt werden und eine Stimme und Rechte brauchen, um sich auf diese beziehen zu können, um sicher und glücklich zu sein. Deshalb möchte ich nach dieser Nicht-Empfehlung ein tolles Buch vorstellen. In dem Buch „Justine und die Kinderrechte“, werden Geschichten erzählt, in denen Kinder Unrechtserfahrungen machen. Es werden schwierige Themen bearbeitet, wie z.B. sexuelle Übergriffe oder Kinderarbeit. Es gibt aber auch leichtere Themen, wie z.B. die Beteiligung von jungen Menschen bei der Gestaltung eines Spielplatzes. Jede Geschichte befasst sich mit einem Kinderrecht, welches verletzt wird. Zum Glück kommen jedes Mal Justine und ihr Kater Joschi, die den Kindern erklären, dass sie Rechte haben und entwickeln Lösungen, wie die Kinder aktiv ihre Situation verbessern können. Zusätzlich gibt es Anregungen, wie sich weiter auf kreative Art und Weise mit dem vorgestellten Recht auseinandergesetzt werden kann. Das Buch eignet sich hervorragend für Gruppen junger Menschen und auch Erwachsener, die sich mit einzelnen Rechten auseinandersetzen wollen, wie einige unserer Partizipationsgruppen. Es ist aber auch ein tolles Vorlesebuch und kann helfen auf eine stärkende Art und Weise mit jungen Menschen ins Gespräch über Rechtsverletzungen und Grenzüberschreitungen zu kommen. Buchinfo: Justine und die Kinderrechte, Antje Szillat und Mariana Krämer (Autorinnen), Diözesan-Caritasverband (Hrsg.), Quelle: 1. Handschuk, S., Die interkulturelle Öffnung der stationäre Erziehungshilfe ist überfällig, In: Wohin steuert die stationäre Erziehungshilfe, SPI des SOS Kinderdorf e.V. (Hrsg.), München, 2007, S. 108 DURCHBLICK Ausgabe 100 35 INTERNE FORTBILDUNG DER BKJH LÜNEBURG Zahlreiche Mitarbeitende der BKJH Lüneburg, der Wohngruppe Backhaus Schneverdingen, der BKJH Celle und der BKJH Hamburg nahmen sich an einem Samstag Zeit, für ein Inhouseseminar zum Thema „Einführung in die Traumapädagogik“. Der Referent dieser Veranstaltung war Martin Kühn, der Leiter vom traumapädagogischen Institut Norddeutschland. Mit viel Sachverstand und Elan referierte Herr Kühn über das Thema Trauma, erläuterte zum einen die Definition und die Folgen des Traumas und zum anderen die Grundlagen der traumapädagogischen Methodik. Wichtige Aspekte des Seminars waren auch die „Pädagogik des sicheren Ortes“ und die Selbstfürsorge für pädagogische Fachkräfte. Im Folgenden möchte ich die Inhalte unseres Seminars näher erläutern. Was ist ein Trauma? Laut ICD 10 wird ein Trauma als „ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaßes (kurz oder langhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ beschrieben. Ein Trauma entsteht durch eine Situation die bei der betroffenen Person eine große Hilflosigkeit (Todesangst) hervorruft, wenn Flucht oder Kampf keine Optionen mehr sind. Die Folgen eines Traumas können sehr vielschichtig sein, die posttraumatische Belastungsstörung ist die wohl am häufigsten auftretende psychische Störung nach einem Trauma. Zu den Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung zählen das Wiedererleben des Traumas (innere Bilder, Alpträume, Geräusche und Körperempfindungen), die Vermeidung von Situationen, die das Wiedererleben auslösen, Gefühlstaubheit und die Chronische Übererregbarkeit (massive Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und erhöhte Reizbarkeit). Weitere häufige Folgeprobleme sind Defizite auf der Ebene der sensorischen Integrationsfähigkeit: z.B. Körperempfinden, Schmerzempfinden, Bewegungskoordination, vielfältige Verhaltensstörungen, Defizite auf der Ebene von Lernen und Gedächtnis, Dissoziative Symptome, Ge- 36 DURCHBLICK Ausgabe 100 störte Affektregulation, Manifestation unterschiedlicher psychiatrischer Störungsbilder: Somatisierungsstörungen, Borderlinestörung, Drogenabhängigkeit, selbstverletzendes Verhalten, Depressionen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Angststörungen, ADHS etc. Diese uns häufig bekannten Diagnosen gilt es zu prüfen und nicht als Zu-oder Festschreibung des jungen Mensch zu verstehen. In der Traumapädagogik ist der „sichere Ort" ein unerlässlicher Bestandteil der Therapie. Die Betroffenen benötigen einen Raum in dem sie sich geschützt fühlen und stabile Bindungen finden. (Pädagog_innen als „Sicherheitsbeauftragte"). Andere konkrete Rahmenaspekte der Traumapädagogik sind zum einen der „geschützte Handlungsraum" (Pädagog_innen als „Entwicklungshelfer_innen) und zum anderen der "emotional-orientierte Dialog" (Pädagog_innen als „Sprachforscher_innen"). Die pädagogischen Fachkräfte tragen hierbei eine große Verantwortung und werden viel gefordert, daher ist es wichtig, dass die Pädagogischen Fachkräfte „Selbstführsorge" betreiben und einen Ausgleich zu der Arbeit schaffen. Zum einen dient dies der Qualitätssicherung bei der pädagogischen Arbeit und zum anderen der Gesunderhaltung der Fachkraft. Trotz der massiven Wetterbedingungen, großer Hitze und heftigem Gewitter, hielten die Mitarbeitenden und Herr Kühn von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr durch und schlossen den Tag mit einer guten Stimmung und mit dem Wunsch zur Vertiefung / Weiterarbeit ab. Zu diesem tollen und informativen Tag haben auch die eigens dafür angereisten Betreuenden der rund 30 anwesenden jungen Menschen beigetragen, welche die Kinder bestens versorgt haben und so einen reibungslosen Ablauf ermöglicht haben. Für das leibliche Wohl der Erwachsenen wurde durch, ein von den Mitarbeitenden liebevoll zubereitetes, umwerfendes Buffet gesorgt. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei den lieben fleißigen Mitarbeitenden, für ihren Einsatz und ihr zahlreiches Erscheinen, bedanken. ANDREA SCHMITZKÖSTER Erziehungsleitung BKJH Lüneburg GLEICHBERECHTIGUNG Neue Kampagne der Vereinten Nationen zum Thema „Gleichberechtigung“ Foto: Katrin Feldmeyer, geschossen vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe Als UN-Botschafterin für Frauenrechte hielt die Schauspielerin Emma Watson (bekannt als Hermine aus Harry Potter) vor den Vereinten Nationen eine vielbeachtete Rede zum Start der neuen Kampagne "He for She". Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gleichberechtigung der Geschlechter weltweit zum Thema zu machen und auch verstärkt Männer für diesen Kampf mit an Bord zu holen. Watson warb damit, dass auch Männer von den weiterhin bestehenden Rollenklischees negativ betroffen sind. So sei es auch in westlichen Ländern für sie immer noch schwer, Schwächen zu zeigen und sich Hilfe zu holen, wenn es ihnen schlecht geht. „In Großbritannien ist Suizid bei Männern im Alter zwischen 20 und 49 noch immer die Todesursache Nummer Eins", führte die Schauspielerin aus. Sie hat es sich laut ihren Ausführungen auch zum Ziel gesetzt, das Image des Feminismus ein Stück weit mit zu verändern. Denn bei vielen Menschen würde es noch immer in den Köpfen festsitzen, dass Feministinnen aggressiv und männerhassend seien. „Das muss aufhören", so Watson. Denn damit alle freier leben können, müsse die Gleichberechtigung der Geschlechter durchgesetzt werden, was noch in keinem Land der Welt gelungen sei. Während Watson in ihrer Rede gerade das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper einforderte, wird ihr gerade dies von fragwürdigen Personen nicht zugestanden, die bereits drohen, Nacktfotos von ihr ins Internet zu setzen. Hier setzt sich auch fort, was Watson nach eigenen Angaben mit dazu brachte, Feministin zu werden: Bereits mit 14 Jahren sei sie in der Öffentlichkeit sexualisiert worden. KATRIN FELDMEYER Erziehungsleitung BKJH Aurich Die Rede ist im Internet zu finden. EINE NEUE WOHNGRUPPE ENTSTEHT Anfang des Jahres bekamen wir das Angebot, ein ehemaliges Kinderheim in der Nachbarstadt Lingen (ca. 25 Kilometer südlich von Meppen) zu erwerben. Vor den Sommerferien war es dann soweit, unsere Hausmeister und Gartenbauer konnten zum ersten Mal das Haus in Augenschein nehmen un mit den Veränderungen beginnen. Gleichzeitig musste eine Baunutzungsänderung durch die Stadt Lingen und eine Brandschutzüberprüfung durchgeführt werden. Nach neuen Auflagen zum Brandschutz, die in den jetzigen Tagen umgesetzt werden, konnten wir einige Dinge am Wohnhaus und im Garten verändern. Für das Landesjugendamt wurde einen neue Leistungsbeschreibung angefertigt und im Internet und in der Zeitung nach neuen Mitarbeitenden gesucht. Nach einigen Vorstellungsrunden hatten wir das neue Team beisammen. Aufgrund des großen Angebotes an bestehenden Wohngruppen in Meppen konnten wir eine erfahrene Hausleitung gewinnen, uns beim Aufbau der neuen Gruppe mit einer halben Stelle zu unterstützen. Die DIETER ROBBEN Abteilungsleitung Stellvertr. Gesamtleitung BKJH DURCHBLICK Ausgabe 100 37 neuen Mitarbeiter_innen wurden zum September und Oktober eingestellt und arbeiten bereits in den vorhandenen Gruppen in Meppen mit. Ende Oktober findet nun mit den neuen Mitarbeitenden zweitägige Teamtage statt, um den Kolleg_innen den letzten Schliff zu geben. Somit gehen wir jetzt davon aus, dass am 1. November mit dem Start der neuen Wohngruppe in der Stadt Lingen begonnen werden kann. Die Wohngruppe „Backhaus Lingen“ wird für acht Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren Platz anbieten. Im Nächsten Durchblick werden wir die ersten Fotos von der Inneneinrichtung präsentieren. DIE HAUSWIRTSCHAFTERIN DER WG OSTERBROCK STELLT SICH VOR Hallo! Die Wohngruppe in Osterbrock betreut sechs junge Menschen im Alter von 5-12 Jahren. Ich bin dort die Hauswirtschafterin und möchte mich und meine Arbeit gern einmal vorstellen. Mein Name ist Angelika Veenaas. Ich bin 56 Jahre alt und gelernt habe ich den Beruf der Köchin. Seit ca. zwei Jahren arbeite ich bei der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe. Ich komme aus Wietmarschen/ Lohne, habe selbst drei erwachsene Kinder. Somit ist mir ein gewisser Trubel im Haus nicht unbekannt. In meinem Arbeitsleben habe ich bereits einige Aufgaben erfüllt. So war ich einige Jahre als Organisatorin eines Heimathauses, als Hauswirtschaftsleitung in einer Reha-Klinik, Reinigungskraft in dem Lingener Kernkraftwerk und in den letzten Jahren als Stationshauswirtschaftsleitung im Service und in der Reinigung in einem Lingener Altenpflegeheim tätig. Seit dem Start der Wohngruppe Ende 2012 bin ich für die Hauswirtschaft des Hauses in Osterbrock zuständig. Zu meinen Aufgaben gehören insbesondere die Reinigung, die Wäschepflege und -reparatur, das regelmäßige Einkaufen und das Zubereiten der Mittags- 38 DURCHBLICK Ausgabe 100 mahlzeiten für Bewohner_innen und Erzieher_innen. Gerade das Essen ist immer ein wichtiges Thema. Die jungen Menschen der Wohngruppe Osterbock sind sehr lebhaft und äußern auch einige Male ob das Essen schmeckt oder nicht. Gemüse ist dabei nicht unbedingt das beliebteste Lebensmittel Die Kinder haben natürlich auch ihre Leibspeisen z.B. Apfelpfannkuchen oder eine Gemüse-Hähnchenpfanne mit einem schönen Salat. Die Besonderheit in unserer Küche ist, wie ich finde, dass die persönlichen Wünschen berücksichtigt werden. Daher kommt es immer wieder vor, dass ich vegetarisch, religiös bedingt, gallenschonend, laktosefrei oder wunschgemäß unterschiedlich koche. So kann ich wirklich behaupten, dass ich in meiner Dienstzeit schon einige, für mich völlig neue Gerichte kennengelernt habe. Dem „Chefkoch“ im Internet sei Dank. Obst gehört im übrigens bei uns auch auf jeden Fall auf die Speisekarte. Die Kinder mögen sehr gerne Obst; insbesondere Bananen sind dabei der absolute Renner. Alle paar Tage besorge ich frisches Obst - und was liegen bleibt und nicht so gern gegessen wird, kommt für die Nachspeise in den Joghurt. ANGELIKA VEENAAS Hauswirtschafterin Wohngruppe Osterbrock BKJH Emsland BEI EBBE UND FLUT IM LEUCHTTURM NEUWERK Am 2. u. 3.9.2014 waren die jungen Menschen der Wohngruppe in Vollersode, zusammen mit zwei Erzieherinnen zu einem Kurzurlaub auf der Insel Neuwerk. Die Überfahrt von Cuxhaven nach Neuwerk mit dem Schiff „Flipper" dauerte 1 1/2 Stunden. Hierbei konnten die Kinder Krabbenkutter beim Fang aber auch große Containerschiffe auf ihrer Fahrt von oder nach Hamburg, sowie Seehunde und andere Meeresbewohner hautnah beobachten. Auf Neuwerk wurde zunächst das sog. „Heuhotel", -hier kann man für wenig Geld im Heu übernachten- aufgesucht, aber sogleich auch von ihnen abgelehnt, da man dort nicht alleine duschen und kein Handy aufladen könne. Diese Finte der Erzieher_inen wurde von den Kindern also relativ schnell erkannt und man suchte dann die gebuchte Unterkunft im Leuchtturm Neuwerk auf. Von ganz oben (138 Stufen, ohne Fahrstuhl) hatte man einen wunderschönen Überblick über die gesamte Insel, dem Wattenmeer und Richtung Cuxhaven. Zunächst wurde die Insel auf „eigene Faust" erkundet, bevor am nächsten Tag mit dem Ranger „Niels" vom Naturkundehaus aus eine zweistündige Wattführung durchgeführt wurde. Mit der Wattforke „bewaffnet" wurde gegraben und den Kindern das Watt und seine Bewohner- wie Wattwürmer, Seeigel, Muscheln etc.- erläutert. Anschließend suchten die Kinder selbständig im Watt nach Muscheln und nahmen diese auch mit nach Hause. Die Überfahrten mit dem Schiff, die Wattwanderung durch den Ranger, die Übernachtung im Leuchtturm und das Spielen/Baden im Watt u. Wasser hatten sehr gut geklappt. Die Tage auf Neuwerk waren für alle Kinder ein besonderes Erlebnis, da sie vorher noch nie auf einer Insel waren oder so viel Wasser mit Ebbe/Flut gesehen hatten. Zuhause angekommen kam sogleich der Wunsch auf, dort im nächsten Jahr wieder hinzufahren SIGRID RUX-BÖSE Hausleitung Backhaus Vollersode BKJH Bremen / Vollersode DURCHBLICK Ausgabe 100 39 DIE BKJH UCKERMARK LÄDT EIN ZUM FREITAGS-BRUNCH Kalendermäßig war es einer der letzten Sommertage in diesem Jahr, und auch diesmal hielt die heißeste Jahreszeit ihr Versprechen… Zeitweise waren es 20-25 Personen (Profieltern, Erzieher_innen aus den Wohngruppen, Erziehungsleiter_innen), die den Weg ins Pädagogischen Zentrum Warnitz fanden, um es sich kulinarisch gut gehen zu lassen und den gedanklichen Austausch mit anderen zu pflegen. Wir ließen es uns nicht nehmen, die Sitzbänke und Stühle immer wieder in schattige Plätze zu verrücken - so blieben wir mobil! … die Sonne ließ uns keine andere Wahl. Wir haben uns natürlich gefreut, dass so viele unserer Einladung gefolgt sind, um sich in einem ungezwungenen Rahmen zu begegnen. Unser Dank gilt den fleißigen Händen aus dem hauswirtschaftlichen Bereich und dem Hausmeister. RICHARD KRAUS Erziehungsleitung BKJH Uckermark ALEXANDRA PAULI AUS DER PERSONALABT. STELLT SICH VOR Hallo liebe Leser_innen, für einige von Ihnen ist mein Name bereits ein Begriff, für andere vielleicht noch nicht. Daher möchte ich mich sehr gerne noch einmal vorstellen. Nach meinem Abitur in 2006 habe ich die Ausbildung zur Industriekauffrau in einem Unternehmen in Bremen erfolgreich abgeschlossen. Anschließend habe ich mich für ein sportwissenschaftliches Studium mit den Schwerpunkten Betriebliche Gesundheitsförderung, Prävention und Therapie an der Deutschen Sporthochschule in Köln entschieden. Da mir meine Familie sehr am Herzen liegt, habe ich nach sieben Jahren den Weg zurück in die Heimat eingeschlagen. Neben Familie, Freund und Freund_innen ist Handball eine große Leidenschaft von mir. Ich trainiere eine Jugendmannschaft und spiele selbst in einem Nordhorner Verein. Im Januar 2014 wurde meine Rückkehr in die 40 DURCHBLICK Ausgabe 100 Grafschaft aufgrund einer beruflichen Perspektive dann zu einer runden Sache! Ich freue mich sehr seitdem das Team der Verwaltung in Meppen-Bokeloh zu unterstützen. Zusammen mit meiner Kollegin Jutta Schlawin bin ich Ansprechpartnerin für unsere Mitarbeiter_innen bei Fragen rund um die Personalsachbearbeitung, zur Lohnabrechnung, Steuer, Renten-, Sozial- und Krankenversicherung. Auch zu den Themen Mutterschutz / Elternzeit und betriebliche Altersvorsorge stehen wir den Kollege_innen bei Fragen zur Seite. Die Anzeigenschaltungen im Internet und in den Printmedien gehören ebenfalls zu meinem Aufgabengebiet. Das Thema betriebliche Gesundheitsförderung wird in naher Zukunft ein weiterer wichtiger Bestandteil der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe sein. Das Ziel ist es, ein speziell auf das Unternehmensprofil angepasstes ALEXANDRA PAULI Personalwesen BKJH Emsland Konzept zu entwickeln und nachhaltig zu implementieren. Bis zum Frühlingsfest im nächsten Jahr würde ich gerne die ersten Schritte in diesem langfristig ausgelegten Projekt unternommen haben. Bei allen Fragen rund um das Thema „Gesundheit am Arbeitsplatz“ stehe ich Ihnen somit jederzeit gerne zur Verfügung und freue mich über Anregungen und Wünsche. Zum Abschluss bedanke ich mich für die herzliche Aufnahme in das Verwaltungsteam der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe und freue mich auf eine weitere spannende und tolle Zeit! BOOTSFAHRT MIT DER WG VOLLERSODE AUF DER HAMME Am 11.8.2014 hatte der selbst auf „großer Fahrt" gewesene und ehemalige Schiffsingenieur Herr Uwe Nispel den jungen Menschen der Wohngruppe in Vollersode, zusammen mit zwei Erzieherinnen auf seinem selbstumgebauten „Tuckerboot " zu einer Tour auf dem Fluss Hamme von Ritterhude nach Worpswede (Anleger: Neu Helgoland) eingeladen. Nachdem die Kinder mit Schwimmwesten versorgt worden waren, ging die Fahrt um ca. 14.00 Uhr los. Während der Tour konnten die jungen Menschen Fischreiher und Kormorane bei ihren "Beutezügen"und verschiedene Arten von Enten und Fischen, vom Boot aus beobachten. In Neu Helgoland angekommen, wurde eine Pause eingelegt und Uwe spendierte allen Kindern ein Eis. Uwe erlaubte den Kindern unter seiner Mithilfe, sein „Tuckerboot", so hatte er sein Boot selbst getauft, auch „alleine" zu steuern. Am Ende der Fahrt wurde Merano dann von ihm als sein bester Steuermann geehrt. Während der Fahrt hatte Uwe den Kindern über seine eigenen „großen" Reisen mit Äquatortaufe und dergleichen, sowie über sein kleines Boot mit den Gerätschaften u. Funktionen erzählt. Die ein -oder andere Frage der Kinder wurde ausführlich von ihm beantwortet. Am Ende der Tour um ca. 17.30 Uhr, nach ca. 25 km = 14 Seemeilen, wurde im Ritterhuder Hafen angelegt. Für alle Beteiligten war es ein schönes Erlebnis. Jede_r war froh, mal selbst ein Boot gesteuert zu haben. SIGRID RUX-BÖSE Hausleitung Backhaus Vollersode BKJH Bremen / Vollersode DURCHBLICK Ausgabe 100 41 MEIKE BERENDS STELLT SICH VOR Mein Name ist Meike Berends. Ich bin 38 Jahre alt und Diplom Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin. Seit Dezember 2013 gehöre ich als vierte Erziehungsleitung zum „Team Hagebuttenweg“. In den letzten Jahren war ich in verschiedenen sozialen Bereichen tätig (voll- und teilstationäre Kinder- und Jugendhilfe, berufliche Integration von langzeitarbeitslosen Menschen, Wiedereingliederungshilfe für psychisch erkrankte Menschen, Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung) und habe dementsprechend vielfältige berufliche wie persönliche Erfahrungen gemacht. Um die äußerst komplexe Arbeit der Erziehungsleitung begreifen zu können, war eine intensive Einarbeitungszeit notwendig. Komplex ist die Arbeit deshalb, weil sowohl ® das System der Profifamilie als auch das System der Herkunftsfamilie eine große Rolle spielt. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Berufsgruppen, wie z.B. Schule, Kindergarten, Jugendamt, Vormünder_innen, Ärzte und Ärztinnen, Therapeut_innen. Die Erziehungsleitung verknüpft die Systeme miteinander und hat einen Überblick über die gesamte Dynamik, ebenso aber auch die Individualität jedes Beteiligten im Blick. Meine Weiterbildung zur systemischen Beraterin (DGSF), die ich Ende 2014 abschließe, erlebe ich deshalb als äußerst hilfreich. Neben Beratung nimmt Verwaltung und Bürokratie einen großen Raum ein. Struktur und Zeitmanagement ist für mich sehr wichtig in meiner täglichen Arbeit. Eine Arbeitswoche ist randvoll gepackt mit z.B. Erziehungskonferenzen und deren Dokumentation sowie Reflexion, Beratung der Profifa® milien in ihren alltäglichen Prozessen, Hausbesuche, Gespräche mit dem Herkunftssystem sowie Besuchskontakte, Gespräche mit Jugendamt, Vormünder_innen, Psycholog_innen usw. sowie dem Schreiben von Tischvorlagen, Dokumentation von Gesprächen, Aktenverwaltung. ® Ich betreue mittlerweile 12 Profifamilien mit jeweils ein bis drei aufgenommenen jungen Menschen, die sich in drei Erziehungskonferenzen zusammengeschlossen haben. Drei Familien begleite ich in der Vorbereitung zur Aufnahme eines jungen Menschen. Im Herbst startet ein neuer Vorbereitungskurs, den ich gemeinsam mit meinen Kolleg_innen Irene Stehmann und Clemens Deters durchführe. Des Weiteren bin ich Mitglied des Arbeitskreises „sexueller Missbrauch“. Die Unterschiedlichkeit meiner Kolleg_innen in ihrer Persönlichkeit und Arbeitsweise auf der einen Seite und die Wertschätzung und kollegiale Beratung auf der anderen Seite erlebe ich als sehr bereichernd. Ich freue mich, fester ins Team zu wachsen und auf eine hoffentlich lange Zusammenarbeit. MEIKE BERENDS Erziehungsleitung BKJH Emsland ES DARF GELACHT WERDEN Sarah: „Vati, kannst Du im Dunkeln schreiben?“ Vater: „Ich denke schon. Was soll ich denn schreiben?“ Sarah: „Deinen Namen unter das Zeugnis!“ Lehrer: „Was ist Dein Vater?“ Schüler: „Krank.“ Lehrer: „Ich will wissen, was er macht.“ Schüler: „ Er hustet.“ Lehrer: „Aber nein! Was treibt er, wenn er gesund ist?“ Schüler: „Da hustet er nicht!“ „Warum weinst du denn, Kleiner?“ - „Weil kein Auto kommt.“ - „Na und?“ - „Wir haben in der Schule gelernt, dass man erst dann über die Straße gehen darf, wenn das Auto vorbei ist!“ 42 DURCHBLICK Ausgabe 100 Streiten sich zwei Schüler. Sagt einer zum anderen: „Du bist ein Kamel!“ Entgegnet der andere: „Du bist ein viel größeres Kamel!“ Dann kommt der Lehrer dazu und schimpft: „He, ihr habt wohl vergessen, dass ich auch noch da bin!“ Zwei Freunde unterhalten sich. Sagt der eine: „Stell dir vor: Gestern musste ich im Kaufhaus wegen eines Stromausfalls zwei Stunden im Lift warten.“ Sagt der andere: „Ist ja noch gar nichts. Ich habe letzte Woche fünf Stunden wegen eines Defekts auf der Rolltreppe gestanden!“ ASTRID MÖLLERHAUS Leitung der Kinderredaktion Kinderredaktion BKJH Emsland DIE BKJH UCKERMARK STELLT SICH VOR Wie alles begann Vor mittlerweile 16 Jahren entstand die Idee, auch östlich der Ems - um nicht zu sagen so weit wie möglich im Osten Deutschlands, nämlich in der dünn besiedelten Uckermark – neue Erziehungsstellen zu akquirieren und die Jugendämter in der Nähe für das Bindungs® konzept in Profifamilien zu gewinnen. Der damalige Erziehungsleiter Herr Kraus siedelte von Berlin in die Uckermark mit seiner Familie um und stellte sich dieser Herausforderung. Innerhalb eines Jahres 1999/2000 konnte die Uckermark mit sechs Kindern in neuen Familien belegt werden. Die Jugendämter in Berlin, Mecklenburg und der Uckermark gewannen über Jahre Interesse und Vertrauen in das Konzept und die Arbeitsweise des Trägers. An der Seite von Herrn Kraus arbeitete Frau Ina Bottke für ein knappes Jahrzehnt. Sie hatte ebenso großen Anteil an der Aufbauarbeit. Das Büro der „GfS- Gesellschaft für familienorientierte Sozialpädagogik“, wie der damalige Name des Trägers lautete, befand sich in Seehausen direkt am Oberuckersee, in einem Wohnhaus, deren Fassade bunt gestaltet wur® de und Profifamilien zur Begegnung einlud. Wo wir heute stehen Auch heute befindet sich das Bürogebäude am Oberuckersee, allerdings in Warnitz, einem lebhaften Feriendorf fünf Minuten entfernt von Seehausen. Aus ursprünglich einem Büro sind in der Zwischenzeit drei geworden, die sich drei Erziehungsleitungen in einem Pädagogischen Zentrum teilen. Nach wie vor ist Herr Kraus als Erziehungsleiter mit mehr als zehn Erziehungsstellen dabei. Seit sechs Jahren arbeiten hat Frau Buse mit fünf Erziehungsstellen und hat den Aufbau und die Konzeption von vier Klein- und Regelwohngruppen in und um Warnitz übernommen. Eine weitere Erziehungsleiterin, Frau Wagner, ist seit anderthalb Jahren beim Träger dabei und mit der Betreuung neuer akquirierter Familien beschäftigt. Die sehr kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Uckermark garantiert ein gutes Wachstum und erweitert den Gestaltungsspielraum der BKJH. Derzeit leben 60 Kinder in den Profifamilien® und Wohngruppen. ® Von den 21 Profifamilien und ihren 36 betreuten Kindern leben 16 Familien in der Uckermark und drei Familien in MecklenburgVorpommern. Die meisten Kinder stammen mittlerweile aus dem näheren Umfeld. Die Wege zum Jugendamt sind kurz, die Elternarbeit scheitert nicht an langen Wegen, Kontakte zu den betreuenden Einrichtungen wie Schule, Kindergarten etc. werden gepflegt. In den zwei Wohngruppen in Warnitz und den Wohngruppen in Seehausen und Templin leben bis zu je acht Kindern, die größtenteils aus Geschwisterreihen kommen, d.h. mit mehr als zwei Geschwistern zusammen leben können. Die Kinder werden von jeweils vier pädagogischen Fachkräften und einer Hauswirtschaftskraft im Alltag fürsorglich begleitet. Entsprechend unseres Leitbildes „Kind im Mittelpunkt“ gestalten wir das Gruppenleben in unseren liebevoll eingerichteten Häusern so familiennah wie möglich. Wir sehen die Stärken der Kinder und bieten ihnen unterschiedliche Möglichkeiten ihre Stärken für eine positive aktive Lebensgestaltung zu nutzen. Wer wir sind Wir, das sind drei Erziehungsleitungen, mit verschiedenen Kompetenzen aus unterschiedlich erfahrenen beruflichen Kontexten von offener Jugendarbeit über ambulanter Jugendhilfe bis hin zu stationärer Leitungsarbeit. Was wir gemeinsam haben, ist das Verinnerlichen des Bindungskonzeptes, und die Wichtigkeit in der pädagogischen Arbeit mit den Herkunftseltern der uns anvertrauten Kinder. Wir verstehen unsere Arbeit als sinnvolle und notwendige Begleitung der Profieltern. Neben dem Begleiten leiten wir; wir vermitteln, wir meditieren, wir coachen, wir organisieren, wir motivieren- kurz: wir gehen in Beziehung miteinander und zueinander, in den Profifamilien®, in den Wohngruppen und mit den Herkunftseltern und an erster Stelle mit dem Kind. Wir, das sind im Einzelnen und Individuellen drei Erziehungsleitungen, die für den Bereich Uckermark in einem Team arbeiten, in dem jeder seine eigenen Stärken einsetzt und das Konzept des Trägers, Kind Im Mittelpunkt, lebt: Wir, das sind Richard Kraus, Kerstin Buse und Annett Wagner. Wir, das sind ebenso unsere Mitarbeitende in den Familien, deren Partner_innen, Hausleiter_innen und Erzieher_innen der Wohngruppen, Praktikant_innen, Hauswirtschaftskräfte, Hausmeister und Betreuer_innen im Stundendienst. ANNETTE WAGNER Erziehungsleitung BKJH Uckermark DURCHBLICK Ausgabe 100 43 LÖSUNGEN Wahrstadt Fragen Sie: „Wo geht es zu Ihrer Stadt?“ Wenn er aus Wahrstadt kommt, wird er Ihnen den richtigen Weg zeigen. Stammt er aus Lügenstadt, wird er Sie ebenfalls nach Wahrstadt schicken. Hotel Unendlichkeit Sie verfrachten einfach jeden Gast in dasjenige Zimmer dessen Nummer dem Doppelten seiner bisherigen Zimmernummer entspricht Der Bewohner von Zimmer 1 zieht in Zimmer 2 um, der von Zimmer 2 in Zimmer 4, der von Zimmer 3 in Zimmer 6 etc. Auf diese Weise werden alle Zimmer mit ungeraden Nummern geräumt, und da die Menge ungerader Zahlen unendlich ist, können alle Neuankömmlinge untergebracht werden. Magisches Primzahlenquadrat Wenn das die Lösung ist, hätte ich gerne meine Probleme zurück! Wahrheit oder Hochzeit Die richtige Frage muss lauten: „Bist du verheiratet?" Gleichgültig, wer die Frage beantwortet, bedeutet „ja“, dass Amelie verheiratet ist, und „nein“, dass Leila verheiratet ist. Die tugendhafte Amelie wird die Wahrheit sagen: „ja", wenn sie schon vergeben, und „nein“, wenn Leila das ist. Die verschlagene Leila hingegen wird „nein" antworten, wenn sie verheiratet ist, und „ja", wenn sie ledig, aber Amelie verheiratet ist. SPRÜCHE Pünktlichkeit ist die Fähigkeit, auf die Unpünktlichen zu warten. Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Erdkundeunterricht geschlafen. Ein Synonym ist ein Wort, dass man benutzt, wenn man nicht weiß, wie das andere geschrieben wird. „Mist“, sagte die Giftschlange, als sie sich auf die Zunge biss… Die Lebenserwartung des Menschen wäre beträchtlich höher, wenn Gemüse so gut duften würde wie Speck. Historiker sind Menschen, die sich für die Zukunft erst dann interessieren, wenn sie Vergangenheit ist. 44 DURCHBLICK Ausgabe 100 Ein Kaktus, der laufen kann, ist kein Kaktus, sondern ein Igel. Logik für Anfänger: Wenn fünf Leute in einen Raum gehen und sechs wieder herauskommen, dann muss einer wieder hineingehen, damit der Raum leer ist. RÄTSEL Polygonbrücke Fügen Sie diese Vielecke (Bild rechts) zu einer Brücke zusammen, die die vier schwarzen Dreiecke an ihren Ecken miteinander verbindet. Die Polygone dürfen verschoben, aber nicht gedreht werde, und ihre Seiten müssen bündig aneinanderliegen. Die Position der schwarzen Dreiecke wird nicht verändert. Zahlenschloss Das hier abgebildete Schloss lässt sich mittels der korrekten Kombination aus drei verschiedenen Buchstaben öffnen. Wenn ein Einbrecher es nur einmal versuchen kann, wie hoch stehen dann seine Chancen, richtig zu raten? Derbysieger Wenn an einem Rennen sieben Pferde teilnehmen, wie viele unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich dann für die ersten drei Plätze? Überlappende Dreiecke Diese drei überlappenden Dreiecke (Bild rechts) bilden 18 Regionen. Gelingt es Ihnen, die Dreiecke so übereinanderzulegen, dass noch mehr Regionen entstehen? Meine Klasse In einer Klasse mit 15 Jungen haben 14 blaue Augen und 12 schwarzes Haar, elf sind übergewichtig und zehn hochgewachsen. Auf wie viele Jungen treffen alle vier Eigenschaften zu? DURCHBLICK Ausgabe 100 45 FAST DAS LETZTE Warum sollte man immer eine leere Flasche im Kühlschrank haben? Falls jemand vorbeikommt, der nichts trinken möchte. net?“ „Höhenluft und viel Bewegung, Mausi.“ „Das ist ja wunderbar! Dann kannst du ja am Wochenende den Dachboden aufräumen!“ Der Verkehrspolizist zur Autofahrerin: „Wissen Sie denn nicht, dass ein Kind erst ab zwölf auf dem Beifahrersitz mitfahren darf?“ „Ach, seien Sie doch nicht so kleinlich“, sagt die Fahrerin und schaut auf die Uhr, „wegen der paar Minuten!“ Zwei Reisende warten auf den Bus, da sagt der eine: „Ich warte auf Bus 4.“ Der andere: „Und ich auf Bus 12.“ Da kommt der Bus 16. Sagt der eine: „Jetzt können wir zusammen fahren!“ „Warum hat das Flugzeug einen Propeller?“, möchte der Lehrer wissen. „Damit der Pilot nicht schwitzt“, antwortet Mäxchen. „So ein Unsinn, das ist ja völlig falsch.“ „Komisch“, erwidert Mäxchen, „ich sah einmal, wie in einem Flugzeug der Propeller ausgefallen ist. Da hätten Sie mal sehen sollen, wie der Pilot geschwitzt hat.“ Ein Mann rennt verzweifelt neben einem Bus her. Eine alte Dame beugt sich aus dem Fenster und ruft: „Den kriegen Sie aber nicht mehr!“ „Ich muss aber“, ruft der Mann außer Atem, „ich bin doch der Fahrer!“ „Wie war denn deine Führerscheinprüfung?“ „Leider bin ich durchgefallen. Ich habe einen Geisterfahrer überholt.“ Ein kleiner Junge war zwei Tage nicht in der Schule. Am dritten Tag bringt er die Entschuldigung für seine Lehrerin: „Hiermit entschuldige ich das Fehlen meines Sohnes in der Schule. Er war sehr krank. Hochachtungsvoll, meine Mutter.“ „Hast du den Wagen in die Garage gefahren?“ „Nicht ganz, aber die wichtigsten Teile…“ „Hast du auch deinen Lebertran genommen, Fritzchen?“, fragt die Mutter. „Ja, sicher“, antwortet dieser treuherzig, „eine ganze Gabel voll!“ Nun Kurt, was hat dir denn der Arzt verord- 46 DURCHBLICK Ausgabe 100 „Hören Sie um Himmels Willen endlich mit diesen blöden Kunststücken auf“, ruft ein vor Angst schlotternder Flugschüler dem Piloten zu, „ich sitze zum ersten Mal in so einer Kiste und Sie nehmen überhaupt keine Rücksicht auf mich.“ „Oje“, sagt darauf der Pilot, „dann sind Sie wohl nicht der Lehrer, der mir heute das Landen beibringen wollte?“ „Guten Tag, ich bin der Klavierstimmer.“ „Ich habe doch gar keinen bestellt.“ „Das weiß ich, aber Ihre Nachbarn haben alle zusammengelegt.“ In der Autowerkstatt bekommt der Besitzer die Auskunft: „Das Problem ist größer, als ich dachte. Ihr Batterie braucht ein neues Auto!“ „Ich habe bereits mit zehn Jahren Geige gespielt. Mein Lehrer verglich mich sogar mit Paganini.“ „Donnerwetter, das ist aber ein Lob. Was sagte der denn genau?“ „Einen Paganini werde ich wohl nie aus dir machen können!“ Ein Vater liebt es, seine Tochter zu belehren. So fragt er sie: „Welche Muskeln treten in Aktion, wenn ich reiten würde?“ „Seine Tochter antwortet: „Die Lachmuskeln. Einer wird gefragt: „Wie geht es deinem neuen Fahrrad?“ Antwort: „Es geht nicht, es fährt.“ „Na gut, wie fährt dein Fahrrad?“, ist die erneute Frage. „Antwort: „Es geht!“ Tschüss Frühlingsrolle Hallo Winterspeck WISSENSWERTES DER BKJH Wer Sind Wir? Wir sind die Mitarbeiter_innen, Leiter_innen und Träger_in eines sozialen Unternehmens, das sich seit 1976 für die Vermittlung nachhaltiger Bindung einsetzt. In der Balance zwischen Professionalität, Leidenschaft und Realität leben wir unser Leitbild KiM – Kind im Mittelpunkt. Dies ist das Leitmotiv für unser gesamtes Wirken und alle die von uns zu treffenden Entscheidungen. Unser Engagement für junge Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können, wurzelt in der aktiven Auseinandersetzung mit der Heimkampagne der 1970er Jahre. Wir kehrten uns bewusst von Großeinrichtungen ab. Unserer Überzeugung nach kann eine sichere Bindung zwischen aufgenommen Kindern / Jugendlichen und Bezugspersonen nur im kleinen, möglichst familienähnlichen Rahmen erreicht werden. Gleichzeitig wird ein professioneller Wirkungskreis benötigt, um den oft traumatischen Vorerfahrungen der jungen Menschen gerecht zu werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass durch die BKJH-Konzepte und dem Engagement der BKJH-Fachkräfte verlässliche Bindungen entstehen, die einen therapeutischen Effekt erzielen und Traumata auffangen können. ZIELE UND ABSICHTEN Wir unterbrechen die tradierte Fremdunterbringung in den Generationen und können diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten nachweislich Erfolge aufweisen. Unsere Absicht ist die Förderung der jungen Menschen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten, die mit Freude einem sinnerfüllten Leben entgegen blicken. Unser Ziel ist, die uns anvertrauten Menschen zur nachhaltigen Unabhängigkeit von staatlichen Hilfeleistungen zu befähigen. METHODEN Den überwiegend emotional unterversorgten Kindern und Jugendlichen bieten wir im Rahmen des Bindungskonzeptes das „Nachnähren“ von Grundbedürfnissen in einem geschützten Rahmen an. Die Erfah® rungen von zuverlässigen Bezugspersonen, in Profifamilien zuverlässigen „Ersatzeltern“, stellen das Fundament dar, die Ziele der BKJHAngebote zu erreichen. Dabei ist der professionelle Umgang mit der Herkunftsfamilie der aufgenommenen jungen Menschen unabdingbar und wird nach Möglichkeit durch die BKJH gefördert. So können die Kinder und Jugendlichen ihre Angstbindungen lösen, Übertragungsmechanismen abbauen, das Zurückfallen in alte Verhaltensweisen vermeiden und sich ihrer Wurzeln bewusst werden. DURCHBLICK Ausgabe 100 47 PROFIFAMILIE® ® Die Profifamilie (Erziehungsstelle nach § 34 SGB VIII) bildet das Kernstück der BKJH. Mit über 35 Jahren Erfahrung in der pädagogischen ® Begleitung von Profifamilien , schauen wir auf die Lebensentwicklung von mehreren Generationen junger Menschen zurück. Das Vorleben von Werten und das Befriedigen von Grundbedürfnissen sind die wich® tigsten Aufgaben einer Profifamilie . Mindestens ein Elternteil einer ® Profifamilie verfügt über eine pädagogische Ausbildung und wird über ein halbes Jahr in einem Intensivkurs der BKJH vorbereitet. Nach er® folgreichem Abschluss können Profifamilien bis zu zwei junge Menschen aufnehmen. Auch Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare kommen für diese Aufgabe in Frage. Wichtiger Bestandteil dieses pädagogischen Engagements ist die Zusammenarbeit mit der Erzie® hungsleitung im jeweiligen Pädagogischen Zentrum. Die Profifamilien treffen sich dazu wöchentlich in den Erziehungskonferenzen unter der Moderation der Erziehungsleitung und erhalten somit die kontinuierliche Möglichkeit zu Austausch, Reflektion und Beratung. Auch die notwendigen Kontakte zum Herkunftssystem werden durch die Erziehungsleitungen gestaltet und begleitet. Sie finden in der Regel in den Pädagogischen Zentren statt. Die BKJH bietet dem pädagogisch ausgebildeten Elternteil ein sozialversicherungspflichtiges Anstellungsverhältnis. DAS CLEARINGHAUS Das Clearinghaus in Meppen ist eine diagnostische Einrichtung mit acht Plätzen für junge Menschen im Alter von 0 bis 14 Jahren. In einem Zeitraum von drei Monaten bieten wir für die Jugendämter eine pädagogische/psychologische Diagnostik an, mit der wir eine Empfehlung für die weitere Lebensperspektive des Kindes abgeben. Weitere diagnostische Fragestellungen werden in Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum in Meppen abgeklärt. KLEINSTHEIME In Berlin und in Meppen halten wir zwei besondere Angebote bereit, die jungen Menschen einen familienähnlichen Rahmen in einer Kleinstgruppe bieten. In diesen Häusern leben die hauptverantwortlichen Fachkräfte mit den jungen Menschen zusammen (innewohnend). INTENSIVPÄDAGOGISCHE UND THERAPEUTISCHE WOHNGRUPPEN Die Erfahrungen im Clearinghaus haben uns gezeigt, dass einige junge Menschen mehr Förderung benötigen und nach der Diagnostikphase nicht in ein niederschwelliges Setting wechseln können. Somit haben wir in Meppen drei Wohngruppen mit unterschiedlichen pädagogisch/psychologischen Leistungsangeboten gegründet, u. a. mit einem tiergestützten Angebot auf einem Bauernhof. Ein wesentlicher Bestandteil der inhaltlichen Arbeit dieser Wohngruppen ist die enge Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst der BKJH. 48 DURCHBLICK Ausgabe 100 HEIMREGELGRUPPEN An unterschiedlichen Standorten in der Bundesrepublik betreiben wir Heimregelwohngruppen. In der Uckermark bei Berlin sind diese in den Orten Seehausen, Warnitz und Templin angesiedelt. Im Westen Deutschlands befinden sich die Wohngruppen in Vollersode und Schneverdingen. Nach Möglichkeit haben wir in diesen Wohngruppen ® auch sogenannte Krisenplätze integriert, um Profifamilien im Notfall Entlastung bieten zu können. JUGENDWOHNGRUPPEN Mit den Wohngruppen „Alte Molkerei“ und „Bokeloh“ in Meppen halten wir zwei Einrichtungen für heranwachsende junge Menschen aus ® Profifamilien vor. In einigen Fällen ist das Zusammenleben in der ® Profifamilie für die Jugendlichen zunehmend problematisch und der familiäre Rahmen kann zu eng werden. Mit der Aufnahme in eine Ju® gendwohngruppe wird der Kontakt zur Profifamilie nach Möglichkeit fortgeführt, so dass die Bindung weiter erhalten und gefördert werden kann. In einigen Fällen kehren die jungen Menschen nach einer Aus® zeit / Klärungszeit wieder in die Profifamilie zurück. Die Jugendlichen nutzen hier besonders die Förderung im schulischen Bereich und die Angebote der BKJH-Ausbildung. BERUFSAUSBILDUNG Für die heranwachsenden jungen Menschen haben wir verschiedene Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung geschaffen, die sozialpädagogisch intensiv begleitet werden. Diese Ausbildungsbereiche sind ® speziell für junge Menschen aus Einrichtungen / Profifamilien der BKJH entwickelt, die auf dem freien Ausbildungsmarkt keine Chancen bekommen. In Meppen finden sich folgende Ausbildungsangebote zur_m · · · · · Garten- und Landschaftsbauer_in Hauswirtschafter_in Köchin / Koch Einzelhandelskauffrau_mann Bürokauffrau_mann. Angegliedert an die Einrichtungen in Berlin und Vollersode wird auch hier in den Bereichen Hauswirtschaft und Gartenbau ausgebildet. Fachkräfte des Verselbständigungsbereiches begleiten die Auszubildenden. Durch dieses weitere Angebot der BKJH ist eine enge Verknüpfung von Ausbildung und Pädagogik gewährleistet. ERHOLUNGSMÖGLICHKEITEN Um unseren Mitarbeitenden und ihren Familien eine Freude zu bereiten und möglicher emotionaler und geistiger Erschöpfung vorzubeugen, bieten wir an verschiedenen Standorten Erholungsmöglichkeiten an. Folgende Auswahl stellen wir zur Verfügung: · · · · Ferien- und Fortbildungshaus in Vlagtwedde (NL) Ferienhaus in der Lüneburger Heide Ferienwohnung im Pädagogischen Zentrum der BKJH-Aurich Ferienwohnungen im Pädagogischen Zentrum der BKJH-Berlin DURCHBLICK Ausgabe 100 49 DIE NÄCHSTE AUSGABE N° 101 // Tempo Im kommenden Heft möchten wir unter diesem Thema einiges veröffentlichen. Wir würden uns freuen, wenn auch viele außerhalb des Redaktionsteams dazu Beiträge einreichen würden. Es müssen nicht immer seitenfüllende Artikel sein, auch kurze Bemerkungen, Hinweise und Statements können wir unterbringen. Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit! Beiträge bitte an BODO HANSMANN Backhaus Kinder- und Jugendhilfe Emsland Fillastraße 7 | 49716 Meppen durchblick@bkjh.de T 059 21 . 72 31 47 Hinweise zur Lieferung Beiträge können sowohl als Brief oder als Datenträger gesendet werden (alle gängigen Dateiformate können bearbeitet werden). Vom Fax bitte ich möglichst abzusehen. Bei Einsendungen von Fotos bitte darauf achten, dass diese scharf, hell und nicht zu klein sind. Jede Einsendung bitte mit der Rubrik, für die sie bestimmt ist, und mit dem Namen des Autors versehen. Hinweise zum Inhalt Für folgende Rubriken können Beiträge verfasst werden: Vorstellungen des Leiterteams, aller Kolleginnen und Kollegen (nicht nur aus dem pädagogischen Bereich) und ihrer Familien, sowie potentieller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aktuelles (z. B. Presseschau, Allgemeines zur Heimerziehung, politische Sicht) Berichte über Aktivitäten unserer Familien (z.B. Feste, Urlaub) Buchbesprechungen (Kinder- und Fachbücher) Kinderseiten, die auch von Kindern gestaltet sein sollten Informationen über interne und externe Fortbildungsangebote Witze, Kindermund und Rätsel Kleinanzeigen (suche, biete, tausche …) Leserinnen- und Leserbriefe Praktische Tipps (Basteln, Werken, Rezepte …) Interne und externe Termine und Veranstaltungshinweise Sonstiges Im Internet finden Sie uns unter: www.bkjh.de 50 DURCHBLICK Ausgabe 100