Die Nachtigall im Kreis Viersen
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Die Nachtigall im Kreis Viersen
Die Nachtigall im Kreis Viersen Hinweise zum Schutz einer gefährdeten Vogelart Merkmale und Lebensweise Die unscheinbar bräunliche Nachtigall ist etwas größer und schlanker als das Rotkehlchen. Berühmt ist ihr lauter, drosselverwandter Gesang, den das Männchen im Frühjahr bei Tag und Nacht in dichten Gebüschen oder Waldunterholz vorträgt. Die Nachtigall lebt bei uns von Mitte April bis Ende August, ihr Winterquartier liegt in Afrika. Sie nistet am Boden oder in Bodennähe (1 Jahresbrut, evtl. Ersatzbruten). Die Jungen verlassen das Nest ca. 15 Tage nach dem Schlupf und verstecken sich im Bodenbewuchs, bis sie nach einigen Tagen richtig fliegen können. Nachtigallen ernähren sich vorwiegend von Kleintieren, im (Spät-) Sommer auch von Früchten. Lebensraum Die Nachtigall lebt vor allem in dichten Wäldern und Gebüschen der Fluss- und Bachauen. Sie bewohnt auch gewässerferne Laubholzbestände frischer bis feuchter Standorte mit mindestens ca. 40 % Strauchschichtdeckung, z.B. Gebüsche an Straßen- und Bahntrassen, gebüschreiche Park- und Friedhofsbereiche oder verwilderte Gärten. Dichtes Nadelholz, trocken-sandige Standorte und aufgelichtete, stark zurückgeschnittene Gebüsche sagen ihr nicht zu. Neben dem Deckung bietenden dichten Gebüsch dürfen Flächen mit Falllaubdecke und starker Krautschicht (z.B. Brennessel) nicht fehlen. Bestandsentwicklung Bis in die 1960er Jahre kam die Nachtigall im niederrheinischen Tiefland „allenthalben und stellenweise ungemein zahlreich vor“. Dann wurde ein bis heute anhaltender Bestandsrückgang verzeichnet. 1984 schätzte man den Bestand im Kreis Viersen auf 150 Paare. Die Zählung des Jahres 2000 ergab 76 Brutpaare - ungefähr 1 Nachtigall kommt auf 2000 menschliche Bewohner des Kreisgebietes! Die meisten Nachtigallen leben in der Niersniederung; im Schwalmgebiet ist sie schon ausgestorben. – Nach der aktuellen „Roten Liste gefährdeter Tiere und Pflanzen Nordrhein-Westfalens“ (1999) wird die Nachtigall als gefährdet eingestuft. Schutz der Nachtigall – was ist zu tun? Ungeachtet bestandsverändernder Einflüsse in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten der Nachtigall müssen wir uns bemühen, ihren Lebensraum in Mitteleuropa, ihrem Fortpflanzungsgebiet, zu erhalten. Die genaue Kartierung der Nachtigall-Brutreviere im Kreis Viersen soll dazu beitragen, Beeinträchtigungen der aktuellen Lebensstätten der Nachtigall zu verhindern. Bitte überprüfen Sie die Karte auf Vorkommen der Nachtigall, bevor Sie • Pflegemaßnahmen („Auf-den-Stock-Setzen“, Auflichten, Räumung von Falllaub und Kraut) an dichten Hecken, Gebüschreihen und Feuchtwäldern ausführen, • Grundstücke bewirtschaften oder Nutzungsänderungen vorbereiten. Bitte schonen Sie dabei Brutgebiete der Nachtigall und unterlassen Sie Störungen, wenn keine Gefahr für Menschenleben besteht! Öffentliche Stellen können als genehmigende Behörde, als Eigentümer und/oder Unterhaltungsträger vorbildlich darauf Einfluss nehmen: Durch Schutz oder Nutzungsbegrenzung an den richtigen Stellen lässt sich die Nachtigall, zusammen mit der Pflanzen- und Kleintierwelt ihrer Umgebung erhalten – auch als Beitrag zum Naturgenuss erholungssuchender Menschen. Für weitere Information zur Nachtigall stehen Ihnen zur Verfügung: Kreis Viersen, untere Landschaftsbehörde: Frau Deventer Tel. (02162) 39-1409 Biologische Station Krickenbecker Seen e.V.: Frau Pleines Tel. (02153) 912277 Bezug: Kartierung der Nachtigall-Brutvorkommen als Jahresprojekt 2000 der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im Kreis Viersen - Karte veröffentlicht im Heimatbuch des Kreises Viersen 2002 Literaturauswahl: BEZZEL, E. (1993): Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Passeres/Singvögel. Wiesbaden HUBATSCH, K. (1996): Die Vögel des Kreises Viersen. Beitr. Avifauna Nordrhein-Westfalen 34. Bergheim MILDENBERGER, H. (1984): Die Vögel des Rheinlandes – Band II. Beiträge zur Avifauna des Rheinlandes 19-21. Düsseldorf