münchen - Münchner Stadtmuseum
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2014 -15 | Heft 27 münchen Stummfilmtage Samuel Fuller Percy Adlon Erster Weltkrieg Frank Wedekind Filmstadt München Rumänisches Filmfestival Film und Psychoanalyse Mode und Film Peter von Bagh Das Erinnern weitertragen Max Mohr Alain Resnais Laurel & Hardy FilmWeltWirtschaft Eintrittspreise 4 € (3 € für MFZ-Mitglieder). Ab 120 Minuten Filmlänge oder mit Gästen: 1 € Aufschlag. Ab 180 Minuten, mit Live-Musik oder bei 3D: 2 € Aufschlag. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse. Kartenreservierung Kartenreservierungen sind bis zu vier Wochen im voraus möglich und können unter der Telefonnummer 089 / 233 96450 auf Band gesprochen werden. Vorbestellte Karten müssen bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Kasse abgeholt worden sein, ansonsten verfällt die Reservierung. Kartenvorverkauf Karten können bis zu vier Wochen im voraus gekauft werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass unmittelbar vor Vorstellungsbeginn bei starkem Besucherandrang kein Kartenvorverkauf erfolgt. Karten behalten ihre Gültigkeit nur bis Vorstellungsbeginn. An der Abendkasse können vorverkaufte Karten bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn gegen Kostenerstattung wieder zurückgegeben werden. Programmabonnement Das Kinoprogrammheft und unseren Newsletter können Sie unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film kostenlos abonnieren. Das Programmheft wird an Mitglieder des MFZ auf Wunsch kostenlos versandt. Ansonsten bitten wir um die Zusendung eines adres- sierten und mit 1,45 € frankierten DIN A5-Briefumschlages an die Adresse des Filmmuseums. Den täglich aktualisierten Spielplan finden Sie auch auf Twitter: @filmmuseummuc. Mitgliedschaft Wer sich für die Arbeit des Filmmuseums interessiert, kann Mitglied im Verein der Freunde des Filmmuseums München, dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) werden. Mitgliedsanträge sind an der Kinokasse erhältlich. Der Jahresbeitrag beträgt 20 € und berechtigt zum ermäßigten Eintritt ins Filmmuseum sowie zur Teilnahme an den Mitgliederversammlungen des MFZ, in denen die Programmplanungen des Filmmuseums diskutiert und Projekte entwickelt werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter Tel. 0177 / 728 46 81 und www.muenchner-filmzentrum.de. Rollstuhlfahrer / Hörgeschädigte Der Kinosaal im Untergeschoss ist über einen Aufzug für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die Behindertentoilette befindet sich im Untergeschoss neben dem Kinoeingang. Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet. Saalmikrofon Das Kino verfügt über ein Saalmikrofon zur Kontrolle des Kinotons durch die Filmvorführer. Verkehrsverbindung Sie erreichen das Filmmuseum in 5 Gehminuten vom U/S-Bahnhof Marienplatz oder in 7 Gehminuten vom U-Bahnhof und der Trambahnhaltestelle Sendlinger Tor. Mitgliederversammlungen des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) Die für alle Interessierten öffentlichen Mitgliederversammlungen des Fördervereins des Filmmuseums finden einmal im Monat montags um 19 Uhr im Gotischen Zimmer des Ignaz-Günther-Hauses (St.-Jakobs-Platz 20, 80331 München, 1. Stock) statt. Termine: 22. September 2014, 13. Oktober 2014, 10. November 2014, 15. Dezember 2014, 19. Januar 2015, und 9. Februar 2015. Informationen: kontakt@muenchner-filmzentrum.de. »Open Scene« am Donnerstag Die Termine am Donnerstag sind teilweise für aktuelle Sonderveranstaltungen reserviert. Das Programm wird spätestens acht Tage vorher festgelegt und in den Schaukästen an der Kinokasse, im E-Mail-Newsletter, unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film/open-scene.html, auf Facebook, auf Twitter und durch Ankündigungen in der Tagespresse bekannt gegeben. Impressum Landeshauptstadt München. Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, 089/233 20538, Email: filmmuseum@muenchen.de · Redaktion: Stefan Drößler, Claudia Engelhardt, Christoph Michel, Klaus Volkmer · Gestaltung: Heiner Gassen, München · Druck: BluePrint AG, München Homunculus, Adlon, Fuller, Mode und Film, Resnais Wie jedes Jahr eröffnet eine Auswahl mit Filmen von den Internationalen Stummfilmtagen in Bonn das Programm nach der Sommerpause. In diesem Jahr gibt es eine kleine Sensation: Das sechsteilige Serial HOMUNCULUS von 1916 gilt als ein Meilenstein des deutschen Kinos, das Elemente des phantastischen Films mit expressiven Bildern von Zerstörungen verbindet, die die Erfahrung des Ersten Weltkriegs widerspiegeln. Seit Jahrzehnten gilt der Film als verloren, nur Fragmente sind hier und dort zu sehen gewesen. Seit einigen Jahren versucht das Filmmuseum, den Film zu rekonstruieren, und wird nun eine Arbeitsfassung der Arbeit vorführen. MEIN MÜNCHEN nannte Percy Adlon 2000 eine Reflexion über seine Heimat, die er von seinem Wohnort in Los Angeles aus immer noch regelmäßig besucht. In München hat er viele Jahre lang Reportagen und Essayfilme für das Bayerische Fernsehen hergestellt, bevor er zum Kinofilm wechselte und mit OUT OF ROSENHEIM einen weltweit erfolgreichen Hit landete. Die erste umfangreiche Werkschau seiner Arbeiten zeigt Klassiker in neu restaurierten Fassungen, aber auch manches Vergessenes und Unbekanntes. Zu entdecken ist ein vielschichtiges Werk, das von großer Liebe zu den porträtierten Menschen geprägt ist und gerne Tragisches, Komisches, Feines und Groteskes miteinander verbindet. Samuel Fuller ist den umgekehrten Weg gegangen: Er begann in Hollywood, wurde in den 1960er Jahren von den französischen Kritikern als auteur entdeckt und drehte seine späten Filme in Europa. Manche seiner Arbeiten sind nur schwer zugänglich, andere, wie seine furiosen CinemaScope-Filme der 1950er Jahre, müssen unbedingt auf der großen Leinwand gesehen werden. In der Retrospektive sind zwei Werke erstmals in Deutschland zu sehen: der Dokumentarfilm A FULLER LIFE seiner Tochter Samantha und der Director’s Cut seines legendären Beitrags zur deutschen TATORT-Serie, der 1973 nur in einer stark geschnittenen Form ausgestrahlt wurde. Mode und Film ist ein komplexes Thema, das auf vielfältige Weise miteinander verquickt ist. Die von Christin Losta initiierte Filmreihe zeigt Beispiele wichtiger Kostümdesigner, die mit ihren Arbeiten Filme, Stile und Trends geprägt haben. L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD mit den Kostümen von Coco Chanel ist einer der ausgewählten Filme. Er entstand in München in den Schlössern Nymphenburg und Schleißheim unter der Regie von Alain Resnais, der am 1. März 2014 verstorben ist. Zwei Wochen zuvor war sein letzter Film AIMER, BOIRE ET CHANTER auf der Berlinale mit dem AlfredBauer-Preis »für einen Film, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet«, ausgezeichnet worden. In der Retrospektive sind erstmals auch die frühen Privatfilme von Resnais zu sehen. Dies sind nur einige Hinweise auf Angebote des neuen Programms. Wie immer gibt es noch vieles andere zu entdecken, von Vorträgen zu Filmen über den Ersten Weltkrieg, Begegnungen mit neuen rumänischen Filmen und ihren Autoren über die Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy in unverfälschten Originalfassungen ihrer Filme bis hin zu Diskussionen mit Zeitzeugen, die »das Erinnern weitertragen«. Wir hoffen, dass unser Programmheft Ihr Interesse für anregende und spannende Kinoabende und schöne Filmerlebnisse weckt! Ihr Filmmuseum 3 Stummfilmtage . . . . 6 Samuel Fuller . . . . 16 Percy Adlon . . . . 27 Erster Weltkrieg . . . . 35 Frank Wedekind . . . . 39 Filmstadt München . . . . 40 Underdox . . . . 41 Rumänisches Filmfestival . . . . 45 Film und Psychoanalyse . . . . 47 Mode und Film . . . . 53 Peter von Bagh . . . . 57 Kommunale Kinos . . . . 58 Das Erinnern weitertragen . . . . 60 Zuschauerkino . . . . 61 Max Mohr . . . . 64 Alain Resnais . . . . 72 Laurel & Hardy . . . . 80 FilmWeltWirtschaft . . . . 81 Kalenderübersicht . . . . R = Regie · B = Drehbuch · K = Kamera · M = Musik · S = Schnitt · D = Darsteller · P = Produktion · OF = Originalfassung · OmU = Originalfassung mit deutschen Untertiteln · OmeU = Originalfassung mit englischen Untertiteln · OmfU = Originalfassung mit französischen Untertiteln · OmÜ = Originalfassung mit deutscher Übersetzung · dtF = deutsche Synchronfassung · © = Copyright · \ = Livemusikbegleitung Rückblick 21. Februar 2014: Niklas Frank, Interviewpartner in Chanoch Zeevis Dokumentarfilm HITLER’S CHILDREN, zu Gast bei der Aufführung und Diskussion des Films im Rahmen der Reihe »Erblast NS«. 13. März 2014: Christian Wagner im Gespräch mit Jochen Kuhn, nachdem er auf Einladung der Sammlung Goetz im Filmmuseum seine Kurzfilmreihen NEULICH und SONNTAG vorgestellt hat. 5. Mai 2014: Stefan Drößler stellt auf dem FIAF-Kongress in Skopje im Rahmen seines Vortrags »References of the Great War in German Feature Films« Rekonstruktionen des Filmmuseums vor. 15. Mai 2014: Moritz Holfelder identifiziert die Mitwirkenden auf dem Erinnerungsfoto zu seinem Radio-Feauture KUROSAWA 86 – DAS LETZTE FAMILIENTREFFEN DES NEUEN DEUTSCHEN FILMS. 22. Mai 2014: Michael Snow spricht mit Peter Zeitlinger nach der Vorführung seines dreistündigen Klassikers LA REGION CENTRALE (1971) im Rahmen der Underdox-Halbzeit. 6. Juli 2014: Josef Bierbichler stellt zum 120. Geburtstag von Oskar Maria Graf seinen Film TRIUMPH DER GERECHTEN aus dem Jahr 1987 vor, bei dem er Regie geführt hat. Stummfilmtage Internationale Stummfilmtage THE SEA HAWK 3 Das Filmmuseum München beginnt sein neues Programm traditionsgemäß mit einer Auswahl von seltenen und neu rekonstruierten Stummfilmen aus dem Programm der »Bonner Stummfilmtage«, des größten deutschen Stummfilmfestivals. Zur Aufführung gelangen die besten Kopien der jeweiligen Filme, oft wertvolle Unikate, für die namhafte Stummfilmmusiker neue Musikbegleitungen ausarbeiten und live einspielen. Die einzelnen Filme werden ausführlicher auf der Website www.internationale-stummfilmtage.de und in einem Programmheft vorgestellt, das an der Kinokasse ausliegt. Die Auswahl für das Programm des Münchner Filmmuseums konzentriert sich auf Raritäten, die in München noch nicht zu sehen waren. Es sind sehr unterschiedliche Filme aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, die die Vielfältigkeit und hohe Qualität des Stummfilmschaffens dokumentieren. Die meisten Filmkopien sind das Ergebnis aufwändiger Restaurierungsarbeiten der internationalen Filmarchive, die in der FIAF (Fédération Internationale des Archives du Films) zusammengeschlossen sind und zu deren Mitgliedern auch das Film- museum München zählt. Zu den Höhepunkten des diesjährigen Programms gehören zwei seltene Stummfilme aus China und die Premieren zweier neuer Restaurierungen: Die tschechische Komödie MILENKY STARÉHO KRIMINÁLNÍKA (DIE BRÄUTE DES ALTEN GAUNERS) ist erstmals in einer chemisch eingefärbten Filmkopie und Ernst Lubitschs Tonfilmmusical MONTE CARLO in der parallel hergestellten stummen Version zu sehen. Eröffnet wird das Programm mit der Präsentation eines Langzeitprojekts des Filmmuseums München: Das verlorene legendäre Filmserial HOMUNCULUS wird in einer rekonstruierten Arbeitskopie gezeigt. Stefan Drößler Homunculus | D 1916 | R: Otto Rippert | B: Robert Reinert | K: Carl Hoffmann | D: Olaf Fönss, Friedrich Kühne, Lore Rückert, Lia Borré, Aud Egede Nissen | 196 min | Die sechsteilige Serie HOMUNCULUS, in der ein künstlich geschaffener Mensch vergeblich Liebe sucht und dann voller Hass Zerstörung über die Welt bringt, gehört zu den großen Werken des deutschen Stummfilms, die als verloren gelten. In ihr werden Motive der Frankenstein-Geschichte und unmittelbare Erfahrungen der Stummfilmtage 4 Katastrophe des Ersten Weltkriegs verarbeitet und Formen und Motive des expressionistischen Films der 1920er Jahre vorweggenommen. Im Finale steht Homunculus sich selbst gegenüber: Einem zweiten künstlichen Menschen, der geschaffen wurde, um den ersten zu vernichten. In jahrelanger Arbeit hat das Filmmuseum München Filmfragmente, Dokumente und Fotos gesammelt und kann erstmals eine Rekonstruktion aller sechs Teile präsentieren. ▶ Donnerstag, 4. September 2014, 19.00 Uhr | LiveMusik: Richard Siedhoff Huoshan Qingxue (Das Blut der Liebe) | China 1932 | R+B: Sun Yu | K: Ke Zhou | D: Zheng Junli, Li Lili , Tan Ying, Tan Tianxiu, Liu Jiqun | 118 min | OmeU | Der erste Teil des Films schildert das Leben einer chinesischen Bauernfamilie, die sich dagegen wehrt, dass der Neffe des lokalen Machthabers die hübsche Tochter zu seiner Konkubine macht, und daran zugrunde geht. Jahre später auf einer indonesischen Insel findet der Sohn der Familie Gelegenheit, sich für das erlittene Unrecht zu rächen – auf einem gerade ausbrechenden Vulkan. Das Finale des elegant inszenierten Melodrams ist in die Filmgeschichte eingegangen. Regisseur Sun Yu arbeitet zum ersten Mal mit seinem Star Li Lili zusammen, die als Tänzerin in einer Hafenbar dem Protagonisten den Kopf verdreht. Er setzt auch das erste Mal in einem chinesischen Film einen Kamerakran ein, der ihm ungewöhnliche Kamerabewegungen in den Szenen in der Hafenbar erlaubt. ▶ Freitag, 5. September 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff Die Entdeckung Wiens am Nordpol | Österreich 1923 | R+B: Peter Eng | 8 min | Skurriler Zeichentrickfilm aus Österreich: »Selbst der läppischste Lappe reist zur Wiener Messe«. – Den starkaste (Der Stärkste) | Schweden 1919 | R+B: Axel Lindblom, Alf Sjöberg | K: Axel Lindblom | D: Sivert Brækemo, Bengt Djurberg, Gösta Gustafson, Gun Holmqvist, Anders Henrikson | 106 min | OmU | Zwei Männer fahren auf Schiffen in die Arktis und sind nicht nur Rivalen bei der Jagd auf Robben und Eisbären, sondern auch im Werben um die Gunst der Tochter des Besitzers eines der Schiffe. Der wenig bekannte Debütfilm von Alf Sjöberg, der zusammen mit Kameramann Axel Lindblom Regie führte und in den 1950er Jahren mit seinen Filmen Weltruhm erlangte, besticht durch eindrucksvolle authentische Aufnahmen von der Jagd im Boot und auf Eisschollen. ▶ Freitag, 5. September 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz The Sea Hawk (Die Seeteufel) | USA 1924 | R: Frank Lloyd | B: J.G. Hawks, nach dem Roman von Rafael Sabatini | K: Norbert F. Brodin | D: Milton Sills, Enid Bennett, Lloyd Hughes, Wallace Beery, Mark MacDermott | 123 min | OF | Aufwändiger Abenteuerfilm nach dem 1915 veröffentlichten Roman »The Sea Hawk« (Der Seehabicht. Ein Piratenroman) von Rafael Sabatini: Ein Engländer wird von seinem Bruder verraten und landet als Sklave auf einer spanischen Galeere. Als diese von nordafrikanischen Piraten geentert wird, startet er als Pirat einen Rachefeldzug. Gedreht auf einem echten Schiff auf offener See, setzte der Film Maßstäbe, die lange Zeit kein anderer historischer Abenteuerfilm mehr erreichen sollte – angeblich wurden Aufnahmen vom Entern anderer Schiffe noch zur Tonfilmzeit auch in anderen Filmen verwendet. Die restaurierte Filmkopie dieses Blockbusters der Stummfilmzeit besitzt neben den originalen Einfärbungen noch handkolorierte Effekte. ▶ Samstag, 6. September 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff Flaming Fathers (Aufregung am Strand) | USA 1927 | R: Leo McCarey | B: Hal Roach | D: Max Davidson, Martha Sleeper, Tiny Sandford, Lilian Leighton, Eddie Clayton | 25 min | OF | Bei einem Sonntagsausflug an den Strand versucht ein Familienvater zu verhindern, dass sich seine Tochter und ihr Freund zu nahe kommen. – Battling Butler (Buster Keaton, der Boxer) | USA 1926 | R: Buster Keaton | B: Paul Gerard Smith, Al Boasberg, Charles H. Smith, Lex Neal, nach dem Theaterstück von Stanley Brightman und Austin Melford | K: J. D. Jennings, Bert Haines | D: Buster Keaton, Snitz Edwards, Sally O’Neil, Walter James, Bud Fine | 77 min | OF | Buster Keaton als verwöhnter Millionär macht einen Ausflug aufs Land, um dort zu jagen und zu fischen, ohne auf seinen gewohnten Luxus inklusive ▶ Samstag, 6. September 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz und Christian Roderburg Shennü (Die Göttin) | China 1934 | R+B: Wu Yonggang | K: Hong Weilie | D: Ruan Lingyu, Zhang Zhizhi, Li Keng, Li Junpan, Jian Tian | 73 min | OmeU | Im alten China nannte man die Straßenmädchen »Göttinnen«. Der Titel des Films, der als Meisterwerk des chi- nesischen Stummfilms gilt, bezieht sich auf eine alleinerziehende Mutter, die sich in der Anonymität der Großstadt prostituiert, um ihrem Sohn ein besseres Leben zu ermöglichen. Trotz aller Anstrengungen und Erniedrigungen gelingt es ihr nicht, ihm in der Schule Achtung zu verschaffen. Als sie mit ihm die Stadt verlassen will, stellt sie fest, dass ihr Zuhälter ihr gesamtes Geld verspielt hat. Die Schauspielerin Ruan Lingyu, die in der Titelrolle brilliert, nahm sich ein Jahr nach Fertigstellung des Films im Alter von nur 24 Jahren das Leben und wurde zur chinesischen Leinwandlegende. ▶ Sonntag, 7. September 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz Africa Before Dark (Oswald in Afrika) | USA 1928 | R+B: Walt Disney | K: Mike Marcus | 6 min | dtF | Oswald the Lucky Rabbit war der titelgebende Star von Walt Disneys erster reiner Zeichentrickfilmserie. In einem surrealen Dschungel sind alle Gesetze der Schwerkraft und Logik aufgehoben. – The Lodger (Der Schrecken von London) | GB 1927 | R: Alfred Hitchcock | B: Eliot Stannard, nach dem Roman von Marie Belloc Lowndes | K: Gaetano di Ventimiglia | D: Ivor Novello, June, Malcolm Keen, Marie Ault, Arthur Chesney | 90 min | OF | London wird von einer Mords- erie erschüttert, der Frauen mit blonden Locken zum Opfer fallen. Geschickt nutzt Hitchcock die Atmosphäre der Angst und der Bedrohung, um seine Geschichte um eine Tänzerin, ein älteres Ehepaar, einen ambitionierten Polizisten und einen geheimnisvollen Mieter zu erzählen. Zum ersten Mal entwickelt Hitchcock die Motive, die ihn berühmt machen sollten. Gezeigt wird die neue Restaurierung des BFI National Archive. ▶ Sonntag, 7. September 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Christian Roderburg Milenky starého kriminálníka (Die Bräute des alten Gauners) | ČSR 1927 | R: Svatopluk Innemann | B: Elmar Klos, Josef Skruzný | K: Otto Heller | D: Vlasta Burian, Anny Ondra, Jan W. Speerger, Emilie Nitschová, Jirí Hron | 108 min | OmU | Anny Ondra und Burian waren die unumstrittenen Stars des tschechischen Stummfilms. In dieser turbulenten Verwechslungskomödie spielen sie beide zusammen: Burian gibt sich als Schlossherr aus, um seinem Neffen einen Freundschaftsdienst zu erweisen, und gerät an die überaus fesche Anny Ondra, die mit ihrem Auto in Höchstgeschwindigkeit durch die Gegend rast und sich von niemandem etwas sagen lässt. Als die verlassene Ehefrau von Burian auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Die aus verschiedenen Ausgangsmaterialien rekonstruierte Filmkopie wurde 2014 gemäß originalen Vorlagen nach einem Verfahren szenenweise eingefärbt, das Jan Ledecký entwickelt hat. ▶ Dienstag, 9. September 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald Monte Carlo | USA 1930 | R: Ernst Lubitsch | B: Ernest Vajda, nach dem Theaterstück »Die blaue Küste« von Hans Müller und der Operette »Monsieur Beaucaire« von Booth Tarkington und Evelyn Greenleaf | K: Victor Milner | D: Jeanette MacDonald, Jack Buchanan, Claud Allister, ZaSu Pitts, Tyler Brooke | 73 min | OF | Ernst Lubitschs berühmter zweiter Tonfilm ist ein frivoles Filmmusical um eine schöne Gräfin, die vor einer arrangierten Hochzeit mit einem Prinzen flieht und ihr letztes Geld im Casino verspielt. Aus ihrer Not hilft ihr ein Friseur, der sich in sie verliebt, den sie aber hochnäsig missachtet. Erst sehr viel später erfährt sie seine wahre Identität. Da man in Hollywood die Dialoge und Lieder nicht in andere Sprachen synchronisieren wollte, wurde für Europa eigens eine stumme Fassung hergestellt. Diese wurde von der Library of Congress für das Bonner Stummfilmfestival rekonstruiert. ▶ Mittwoch, 10. September 2014, 21.00 Uhr | Live- Musik: Günter A. Buchwald Stummfilmtage Butler zu verzichten. Als er sich in die sportliche Tochter eines boxbegeisterten Farmers verliebt, lässt er sich von seinem Butler als amtierender Boxweltmeister ausgeben. 5 Samuel Fuller Retrospektive Samuel Fuller Samuel Fuller bei den Dreharbeiten zu WHITE DOG 6 »Ihr habt noch gar nichts gesehen.« Eine Samuel Fuller Retrospektive hat ihre eigenen Gesetze. Wenn man die Filme hat, die großen Studio-CinemaScopefilme der Fünfziger, dann den langen THE BIG RED ONE von 1980, in der rekonstruierten Fassung von 2004 – die natürlich nicht die ursprünglichen sechs Stunden dauert –, wenn man in dem Film FALKENAU THE IMPOSSIBLE von Emil Weiss Aufnahmen hat, die Fuller als Soldat im Zweiten Weltkrieg machte, von der Befreiung des gleichnamigen KZ, wenn man Fuller vor der Kamera von Wenders sieht – dann hat man bei aller Fülle und aller Dynamik nicht einmal den halben Fuller. Stärker als bei seinen Hollywoodkollegen streckt sein Werk sich ins Virtuelle hinaus, das Ausgedachte und Ungedrehte überwuchert das realisierte Werk, zu jeder Zeit seines Lebens. Story- und Filmideen sprudelten bei ihm mit einem aberwitzigen Tempo hervor, jedes Interview ist randvoll damit, zu allem fällt ihm was ein, jeder Satz gewissermaßen ein neues Projekt, jede Geschichte, von der er berichtet, ist bereits als Film präsent. Sein Leben hat mehr Stoff enthalten, als er in Filmen je hätte unterbringen können. Fuller filmt, wie später der junge Kollege Godard von der Nouvelle Vague, der ihn höchst verehrte, selbst wenn er keine Filme macht. Die berühmteste Kinoformel stammt von ihm, tausendfach zitiert, das gesamte Kino umfassend. Was das Kino sei, exactement, wird in einer Party-Szene in Godards PIERROT LE FOU der kleine Amerikaner gefragt, der mit schwarzer Sonnenbrille auf der Nase und Zigarre im Mund an der Wand lehnt, er spricht kein Französisch und ist vom Partygelaber daher ungerührt. Sam Fuller, als amerikanischer Filmregisseur, in Paris, um einen Film zu drehen, THE FLOWERS OF EVIL. Und er hat eine knappe Definition parat für Belmondo: »Film is like a battleground. Love. Hate. Action. Violence. Death. In one word: Emotions.« Samuel Fuller, 1912 bis 1997. Geboren als Samuel Rabinovitch in Worcester, Massachusetts, seine Eltern kamen aus Russland und Polen. Schon im Teenageralter arbeitete er als Kriminalreporter, auf den Straßen und in den Leichenhäusern von New York, da hat er gelernt schnell zu sein und die Sachen auf den Punkt zu bringen. Später schlug er sich, in der Depression, quer durch die USA durch, unter Obdachlosen und Hobos, die Schreibmaschine auf den Rücken geschnallt. Bald schrieb er für Hollywood, die großen Filmemacher fragten Drehbücher an bei ihm, als Amerika dann in den Krieg eintrat, meldete er sich zum Dienst. Zog als einfacher Infanteriesoldat durch Afrika und Europa, mit der Big Red One, der Einheit, die in vielen seiner Filme auf irgendeine Art präsent sein wird und deren Geschichte er in den Siebzigern erst in Samuel Fuller war die große Zeit des CinemaScope, und das hat auch das Kino von Sam Fuller verändert – nicht ins Monumentale, wie bei den meisten anderen Regisseuren, sondern ins Ornamentale. Ornamente der Psyche, von Obsessionen und Neurosen choreografiert. Ganz radikal war er in FORTY GUNS, einer irrwitzigen Geschichte vom Großrancherkapitalismus in Amerika, Barbara Stanwyck als Herrscherin über vierzig Gunmen. Ein »Western-Musical«, die Glanznummer ist der Song von der »High Ridin’ Woman with a Whip«. Film an Film hat er gemacht, viele written, produced and directed by Sam Fuller. Kriegsfilme bevorzugt, dann Gangster- und Kriminalfilme, den einen oder anderen Western, einen U-Boot-Film mit Richard Widmark. Filme über kleine Teams und Gruppen, die das Zusammenarbeiten lernen müssen oder neue Solidaritäten erproben. Auf fremdem Terrain, oder weil sich, durch historische brutale Einschnitte, die Bedingungen geändert haben. Nachkriegsfilme zum Beispiel, RUN OF THE ARROW, über einen Iren, der nach dem Ende des Bürgerkriegs nicht klar kommt im Süden mit seinem Hass, und deshalb in die Wildnis, zu den Sioux geht. Und VERBOTEN!, über die Amerikaner im besetzten Nachkriegsdeutschland, die gegen das Misstrauen der Bevölkerung kämpfen und gegen die aufgehetzten jungen Werwölfe. Zu den berühmten Klängen von Beethovens Fünfter treiben anfangs die GIs den Krieg seinem Ende entgegen. »Beethoven zieht mich ins Imaginäre, durch sein Gespür für Timing«, sagt Fuller. Er hat den verehrten Meister in so gut wie jedem seiner Filme untergebracht. Man hat Fuller, auch solcher romantischer Genie-Idolatrie wegen, einen Naiven genannt, halbgebildet und archaisch. Den jungen Franzosen von den Cahiers du cinéma und später der Nouvelle Vague hat imponiert, wie er nie Partei ergriffen hat, alles von jeder Seite her 7 FORTy GUNS einem Buch, dann in einem Film erzählt hat. Das Projekt seines Lebens. Das Zweite-Weltkriegs-Geschehen damals bestimmt den Drive seiner Erinnerungen, seiner Filme. Nach dem Krieg gab es weiter Drehbucharbeit in Hollywood, knallhart, kompromisslos. Und immer bereit, irgendwann auch die Regie zu übernehmen. Das tat er dann für den unabhängigen Produzenten Robert Lippert, I SHOT JESSE JAMES. Eine Westerngeschichte, hinterrücks erzählt. Was vom Helden Jesse James übrig blieb, nachdem er erschossen wurde, und was aus seinem Mörder, dem Feigling Robert Ford, wurde. Wildwest-Psychoanalyse: »One thing I love about Freud – the idea of a man who experiments, who plays with the emotion of a mind. With something invisible.« Was danach noch passierte, hat Fuller immer interessiert, RUN OF THE ARROW beginnt mit dem letzten Tag des Bürgerkriegs, WHITE DOG erzählt von einem Hund, der dressiert wurde Schwarze zu attackieren – er soll getötet werden, aber dann versucht einer ihn umzuerziehen. Samuel Fuller hat immer Filme unter Hochdruck gemacht, und seine Vorstellungen vom Tempo, wie ein Film entstehen soll und wie schnell er ablaufen muss, sind von der Zeit geprägt, als wilde Schlagzeilen und turbulente Extras die Kommunikation am Laufen hielten. Genial sind in Fuller-Filmen die Kurzschlüsse, die man als Absurdität erklären könnte oder auch als Schicksalhaftigkeit: »Wenn du stirbst, bring ich dich um«, herrscht ein Sergeant einen seiner Soldaten an. Oder: »Vom Krieg einen Eindruck geben im Kino«, sagt Fuller, »kann man nur, indem man im Saal auf die Zuschauer schießt.« In den Fünfzigern hat Fuller bei der reichen Fox ein paar Jahre lang unglaubliche Unabhängigkeit erlebt, es an der Macht. Vom Vietnamkrieg wird Fuller nicht erzählen, der ist nur schattenhaft präsent in seinen letzten Filmen. SHOCK CORRIDOR: Konsequent endet das amerikanische Kino im Irrenhaus, dorthin geht ein Journalist freiwillig, der Ehrgeiz treibt ihn, er will den Pulitzerpreis. Das Haus ist ein Reich des Phantastischen, der Schimären, an denen eine dysfunktionale Gesellschaft laboriert. THE NAKED KISS: Eine Prostituierte entdeckt in einer Kleinstadt den abartigen Untergrund der Normalität. »Iron Kiss« sollte der Film ursprünglich heißen, das meint den Kuss des Pädophilen. Wenn Fuller filmt, wie Amerika seine Unschuld verliert, zerreißt es einem das Herz. Constance Towers ist in beiden Filmen, die heimliche Geliebte des unabhängigen Kinos der Sechziger. Bei den Dreharbeiten zu DEAD PIGEON ON BEETHOVEN STREET Samuel Fuller 8 sehen wollte. Dafür waren ihm die langen, Räume auslotenden, Straßen überquerenden Dolly-Einstellungen gerade recht. Die Sache mit der Moral, die eine Frage der Travellings ist. In den Straßen und Pachinko-Stuben von Tokyo treibt es die exilierten Gangster-Amerikaner haltlos herum, in HOUSE OF BAMBOO, Robert Stack und Robert Ryan, die traurigsten Augen Hollywoods. Mit Fuller ist das anders, schrieb Luc Moullet in seiner berühmten Studie in den Cahiers, die Domäne des Absoluten verlassend, schlägt er uns einen Kompromiss vor zwischen der Moral und der Gewalt, jede von ihnen notwendig, gegen ihre eigenen Exzesse. Mit dem gewöhnlichen »Loser«-Begriff kommt man nicht weit bei Fuller. Seine Helden sind Loser aus Prinzip, der Taschendieb Widmark in PICKUP ON SOUTH STREET, vielleicht der reinste Film Noir, aber gegen Ende des Genres entstanden, die kleinen Soldatentrupps in FIXED BAYONETS! und THE STEEL HELMET, die vielen Prostituierten in den Filmen, Frauen, die sich opfern und hingeben und wissen, es ist ihr Ende. Die Filme sind dann schnell aufreizend geworden, sie sind einer Zeit abgetrotzt, die einen Sinn in der Geschichte nicht mehr entdecken mochte und einem Kino nichts abgewinnen konnte, das versuchte, diesen Zeitgeist in Geschichten zu fassen. Sam Fuller fand immer schwerer Arbeit in Hollywood, er schrieb und schwadronierte, trat selbst vor die Kamera, in Filmen von Wim Wenders, THE STATE OF THINGS oder THE END OF VIOLENCE. Fuller stand immer zwischen den Fronten, es hat ihm Spaß gemacht, wenn man ihn einen Rechten schimpfte oder einen commie, einen alten Krieger oder einen Fabulisten. Fuller war immer zu spät, das heißt die Zeit war aus den Fugen in seinen Filmen, und die Menschen waren zu einer Tragik verdammt, die nicht mehr zeitgemäß erschien. Die Drifter in den allerletzten Filmen, teilweise mit europäischer finanzieller Beihilfe und intellektueller Konspiration produziert, sind die ultimativen Heimatlosen, nicht mal mehr ein Genre haben sie, in dem sie unterkommen könnten. »Every Fuller movie«, schreibt Tag Gallagher, »is a crisis of energy – pacing, trekking, running – that confronts people with their death or, worse, their fate. Cowards blame circumstances, braves charge onward, yet the odysseys inspire few moral choices. Passions decide, not reason.« In den Sechzigern hatte Fuller zwei Filme gemacht, die mit brutaler Klarheit den Stand der Dinge durchdeklinieren, den der Gesellschaft, des Kinos, ihrer Helden. Zwei Grabsteine für das gute alte amerikanische Kino, SHOCK CORRIDOR und THE NAKED KISS. Der Irrsinn des Kalten Kriegs geht zu Ende, nun sind die Perversen Fazit: »Les hommes sont toujours sincères – ils changent de sincérité – voilà tout.« So das Motto von »Dead Pigeon on Beethoven Street«. Ein Roman, dann ein Film, fürs Fernsehen gedreht, das deutsche – für die Serie TATORT, die damals in den ersten Jahren war. Der Film ist ein Amoklauf gegen die Fernsehkonventionen – und damit den neuesten Versuchen, das TatortGenre ins Extreme zu treiben, unglaublich nahe. Fuller forever. In seinen späten Filmen wird in karger Schönheit sichtbar, was der Pulp der Philosophie liefert, wie elegant der eine in die andere umschlägt und zurück. »Sandy fired his gun through his coat pocket. The bullett slammed into her heart. Christa was dead even before she fell. But on her face, for an astonishing second, was the horror of the surprise. In that second of shock and violence there also appeared a softness, an understanding – and love. Sandy knew it was love.« I Shot Jesse James (Ich erschoss Jesse James) | USA 1949 | R+B: Samuel Fuller, nach einem Artikel von Homer Croy in American Weekly | K: Ernest Miller | M: Albert Glasser | D: Preston Foster, Barbara Britton, John Ireland, Reed Hadley, J. Edward Bromberg | 81 min | OF | Fullers erste Geschichte von jenseits der Spiegel, aus der Perspektive nicht des Helden, sondern des Verräters, der ihn erschoss. Bob Ford verliebt sich in eine Tänzerin und möchte ihr das bieten, was sie verlangt vom Leben, aber er ist ein Underdog. Das Geld, das man ihm zuspricht nach dem Mord an Jesse James, reicht natürlich nicht und die Leute hassen ihn, weil er ihren Helden getötet hat. »Ein psychologischer Western, der mit der traditionellen Klarheit des Genres brach«, schrieb Nick Pinkerton. »Freud ist ein Forscher, wie Kolumbus«, sagt Fuller. Statt »Action« zu rufen hat er am ersten Drehtag einen Colt abgefeuert. ▶ Dienstag, 9. September 2014, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 12. September 2014, 21.00 Uhr The Baron of Arizona (Der Baron von Arizona) | USA 1950 | R+B: Samuel Fuller, nach einem Artikel in American Weekly | K: James Wong Howe | M: Paul Dunlap | D: Vincent Price, Ellen Drew, Beulah Bondi, Vladimir Sokoloff, Reed Hadley | 97 min | OF | Der zweite Film für den unabhängigen Produzenten Robert Lippert. Als er in seiner Jugend Amerika durchforschte, hatte Fuller die Geschichte von James Addison Reavis, dem falschen Baron, gehört, der auf beiden Seiten gekämpft hatte im Bürgerkrieg und dann 1880 einen gigantischen Ländereienschwindel aufzog – seine Frau, erklärte er, hätte riesige Flächen noch vom spanischen König Ferdinand VI geerbt, das gesamte Arizona. Ein ungewöhnlich unhysterischer Fuller. Vincent Price spielt den Baron, charmant und durchaus sympathisch, einer von Fullers sanften Underdogs, die mit ihrem Land nicht zurecht kommen. ▶ Mittwoch, 10. September 2014, 18.30 Uhr ▶▶ Sams- tag, 13. September 2014, 21.00 Uhr The Steel Helmet (Die Hölle von Korea) | USA 1951 | R+B: Samuel Fuller l K: Ernest W. Miller | M: Paul Dun- lap | D: Gene Evans, Robert Hutton, Steve Brodie, James Edwards, Sid Melton | 84 min | OF | Der dritte Film für Lippert, sein Erfolg machte den großen Darryl F. Zanuck von der Fox aufmerksam auf Fuller. Es geht um einen kleinen Infanterie-Trupp an einer Front des Koreakriegs, zehn Drehtage, Außenaufnahmen auf den Hügeln des Griffith Park vor Los Angeles, ein Budget von 100.000 Dollar. Der erste Film mit Gene Evans, ebenfalls ein Veteran des Zweiten Weltkriegs, den Fuller beim Bewerbungsgespräch testete, indem er ihm plötzlich einen Karabiner zuwarf, den Evans ohne Schwierigkeiten parierte. Nur wenige Monate nach Kriegsbeginn war der Film in den Kinos, ein Supererfolg, auch für Fuller. ▶ Sonntag, 14. September 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Diens- tag, 16. September 2014, 18.30 Uhr Fixed Bayonets! (Der letzte Angriff) | USA 1951 | R+B: Samuel Fuller, nach dem Roman »The Immortal Sergeant« von John Brophy | K: Lucien Ballard | M: Roy Webb | D: Richard Basehart, Gene Evans, Michael O’Shea, Richard Hylton, Craig Hill | 92 min | OF | Nochmal Korea, diesmal für die Fox, ein wirklich kalter Kriegsfilm. Es geht ins Gebirge, in einer verschneiten Höhle verschanzt sich eine kleine Einheit auf dem Rückzug. Dann wird ihr Leutnant erschossen, einer muss die Verantwortung übernehmen. Ein komprimierter Fuller, auf engstem Raum. »Halt, wer da?«, ruft am Ende einer der Soldaten, das war der junge James Dean. ▶ Freitag, 19. September 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 30. September 2014, 18.30 Uhr Park Row (Eine Zeitung für New York) | USA 1952 | R+B: Samuel Fuller | K: Jack Russell | M: Paul Dunlap | D: Gene Evans, Mary Welch, Bela Kovacs, Herbert Heyes, Tina Rome | 82 min | OF | »Dedicated to American Journalism.« Einer von Fullers Favoriten. Viel eigenes Geld steckt drin, und er hat alles verloren. Gene Evans spielt einen Journalisten, der eine eigene Zeitung gründet, gegen die Übermacht der großen Verleger, und sich in knallharte Kämpfe um die Marktmacht verstrickt sieht. Fuller fusioniert die Genres, den Reporterfilm mit dem Gangsterfilm, in gewaltigen dynamischen Szenen. «Das Besondere an diesen Szenen«, erklärt Scorsese, »war die langsame Unerbittlichkeit der Bewegung der Kamera, die der Energie der Leute gewaltige Präsenz verlieh. Ich lernte eine Menge aus diesen Einstellungen für MEAN STREETS und andere meiner Filme.« ▶ Samstag, 20. September 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 1. Oktober 2014, 18.30 Uhr Samuel Fuller Ihr habt noch nichts gesehen – was man wirklich gern von Sam Fuller sehen würde: »I’m crazy about Coppola«, erzählt er in einem Interview mit Gerald Peary. »›He tested me for the old Jewish gangster and I did it with Al Pacino. But they thought I wasn’t old enough or sick enough.‹ Fuller promised me his GODFATHER screen test the next time I’m in L.A. He has the clipping.« Fritz Göttler 9 Samuel Fuller 10 Pickup on South Street (Polizei greift ein) | USA 1953 | R+B: Samuel Fuller | K: Joe McDonald | M: Leigh Harline | D: Richard Widmark, Jean Peters, Thelma Ritter, Murvyn Vye, Richard Kiley | 80 min | OmU | Ein Taschendieb, der sich gehörig vergreift. In einem stickigen vollgepackten Waggon der New Yorker Subway fischt Richard Widmark der aufregenden Jean Peters geheime gestohlene Fotonegative aus der Handtasche, ohne das zu ahnen. Nun sind die Bullen und die commies hinter ihm her, die die Negative stahlen. Ein hitziges Katz-und-Maus-Spiel, das sich zur heißen Liebesgeschichte entwickelt. Neben REAR WINDOW der zweite Film damals, der den New Yorker Sommer zeigt, in beiden Filmen ist Thelma Ritter. Für Fuller spielt sie die alte Moe, die durch die Kneipen zieht und ihre Krawatten-Informationen-Deals abwickelt. Sie ist müde, empfindet es als Gefallen, als ein Killer seine Waffe auf ihren Kopf richtet. ▶ Mittwoch, 17. September 2014, 18.30 Uhr ▶▶ Sonn- tag, 21. September 2014, 21.00 Uhr Hell and High Water (Inferno) | USA 1954 | R: Samuel Fuller | B: Jesse L. Lasky jr., Samuel Fuller, nach einer Erzählung von David Hempstead | K: Joe MacDonald | M: Alfred Newman | D: Richard Widmark, Bella Darvi, Victor Francen, Cameron Mitchell, Gene Evans | 103 min | OF | Der Kalte Krieg in der Antarktis. Ein Unterseeboot soll erkunden, ob die Chinesen dort wohl eine Atombombe gezündet haben. Eine Großproduktion der Fox, Fuller übernahm die Regie dem Fox-Chef Darryl F. Zanuck zuliebe, der ihn gegen Edgar Hoover vom FBI verteidigt hatte, welcher mit der subversiven – un-amerikanischen – Atmosphäre in PICKUP ON SOUTH STREET nicht glücklich gewesen war. Den engen submarinen Raum mit der CinemaScope-Kamera zu erforschen, hat Fuller durchaus inspiriert, es gibt erotische Momente in den Mannschaftsräumen. Wie ein Comic, hat Fuller später gemeint, wie RAIDERS OF THE LOST ARK. ▶ Freitag, 26. September 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 7. Oktober 2014, 18.30 Uhr Tigrero – A Film That Was Never Made | Finnland 1994 | R+B: Mika Kaurismäki | K: Jacques Cheuiche | Mit Samuel Fuller, Jim Jarmusch | 75 min | OmU | Jim Jarmusch und Mika Kaurismäki fahren mit Samuel Fuller in ein brasilianisches Indiodorf, wo Fuller 40 Jahre zuvor Probeaufnahmen für ein Abenteuerdrama mit John Wayne, Ava Gardner und Tyrone Power gedreht hatte. Das Projekt wurde abgebrochen, weil die Versicherungen die teuren Stars nicht in den Urwald schi- cken wollten. Es blieb eine Stunde farbiges 16mm-Material, von dem Fuller nur einen kurzen Ausschnitt in SHOCK CORRIDOR verwendete. TIGRERO ist eine Suche nach der Vergangenheit, ein dokumentarisches Road Movie. – The Typewriter, the Rifle and the Movie Camera | GB 1996 | R+B: Adam Simon | K: Caroline Champetier | Mit Samuel Fuller, Tim Robbins, Jim Jarmusch, Martin Scorsese, Quentin Tarantino | 55 min | OF | Der Film arbeitet die Momente heraus, die Fullers Werk maßgeblich beeinflusst haben: seine ersten Schritte als Zeitungsreporter und seine Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Eine biographische Annäherung durch Filmausschnitte, Gespräche und Analysen. ▶ Samstag, 27. September 2014, 21.00 Uhr House of Bamboo (Tokio-Story) | USA 1955 | R: Samuel Fuller | B: Harry Kleiner, Samuel Fuller | K: Joe MacDonald | M: Leigh Harline | D: Robert Ryan, Robert Stack, Shirley Yamaguchi, Cameron Mitchell, Brad Dexter, Sessue Hayakawa | 102 min | OF | Ein Kriegsfilm aus dem Nachkriegs-Tokyo, der im Zeichen des Fujiyama beginnt. Ein paar amerikanische Ex-GIs sind hier hängengeblieben, führen nun, strategisch hundertprozentig präzise, diverse Überfälle durch. Die alte Soldatenregel haben sie um 180 Grad gewendet: Keiner wird zurückgelassen, wenn er bei einer Aktion verletzt wird, man wird ihn erschießen. Aber dann verguckt sich der Boss, Robert Ryan, in den Neuankömmling, Robert Stack. Und Cameron Mitchell, einer der Unermüdlichen der Fünfziger, erleidet einen brutalen Tod, wird abgeknallt in einem japanischen Badezuber. ▶ Sonntag, 28. September 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 8. Oktober 2014, 18.30 Uhr Run of the Arrow (Hölle der tausend Martern) | USA 1957 | R+B: Samuel Fuller | K: Joseph Biroc | M: Victor Young | D: Rod Steiger, Sara Montiel, Brian Keith, Ralph ▶ Freitag, 3. Oktober 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 15. Oktober 2014, 18.30 Uhr A Fuller Life | USA 2013 | R+B: Samantha Fuller, nach der Autobiografie »A Third Face« von Samuel Fuller | K: Seamus McGarvey, Hilton Goring | M: Paul Alexander Fuller | Mit William Friedkin, James Franco, Monte Hellman, Constance Towers, Wim Wenders, James Toback | 80 min | OF | In zwölf Kapiteln lesen Freunde und Weggefährten Fullers jeweils einen Abschnitt aus der Autobiografie. Sie beschwören seinen Geist in Fullers Büro, das seit seinem Tod nicht verändert wurde. – The Day of Reckoning (Der Tag der Abrechnung) | GB 1990 | R: Samuel Fuller | B: Samuel Fuller, Christa Lang, nach einer Kurzgeschichte von Patricia Highsmith | K: Alain Levent | M: Milan Svoboda | D: Assumpta Serna, Cris Campion, Philippe Léotard, Samantha Fuller, Christa Lang | 50 min | OF | Fullers letzte Regiearbeit. Der Ökö-Thriller enthält einige der eindringlichsten Bilder seines gesamten Schaffens. ▶ Samstag, 4. Oktober 2014, 21.00 Uhr China Gate (China-Legionär) | USA 1957 | R+B: Samuel Fuller | K: Joseph Biroc | M: Victor Young, Max Samuel Fuller Steiner | D: Gene Barry, Angie Dickinson, Nat King Cole, Paul Dubov, Lee Van Cleef | 97 min | OF | Ein weiterer Krieg, ein Kommandotrupp der französischen Fremdenlegion, mit Gene Barry und Nat King Cole als Koreakriegsveteranen, auf einer Spezialoperation im Dschungel von Vietnam. Eine Frau führt sie, Angie Dickinson, ein chinesisches Mischlingsmädchen, Lucky Legs. Sie hat ein Kind mit Barry, der sie deshalb verlassen hat und verachtet. Einer von Fullers dichtesten Filmen, ein Schlachtfeld, gespickt mit emotionalen Tretminen. Vor dem Start des Films wurde Fuller zum französischen Generalkonsul bestellt, das war Romain Gary, er monierte, der Anfang sei doch sehr antifranzösisch. Später hat Fuller dann nach Romain Garys Buch seinen Film WHITE DOG gedreht. 11 ▶ Sonntag, 5. Oktober 2014, 21.00 Uhr Forty Guns (Vierzig Gewehre) | USA 1957 | R+B: Samuel Fuller | K: Joseph Biroc | M: Harry Sukman | D: Barbara Stanwyck, Barry Sullivan, Dean Jagger, John Ericson, Gene Barry | 86 min | OF | Ein Westerndrama von antiker Wucht. Barbara Stanwyck als cattle queen, Barry Sulivan als Revolvermann, der in ihrem Reich für Ordnung sorgen soll. Vierzig Reiter werden durch die CinemaScopeweiten gejagt, damit sich noch einmal die volle Dynamik des sterbenden Hollywood austobt. »Die Kataklysmen, die losbrechen«, schrieb Frieda Grafe, »sind gigantische, reinigende Strafen für Vergehen, die ein ganzes Land begangen hat. Um den Verfall amerikanischer Werte vorzuführen, fällt ihm nichts Eindringlicheres ein als eine Inversion der üblichen Machtstruktur. Es ist eine Frau, die die Gesetze beugt, die das Land beherrscht, ganz Arizona, ein wüstes Land.« ▶ Freitag, 31. Oktober 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 4. November 2014, 18.30 Uhr CHINA GATE Ralph Meeker, Jay C. Flippen, Charles Bronson | 86 min | OF | Palmsonntag, 9. April 1865. Appomattox, Virginia. Der letzte Tag des Kriegs zwischen den Staaten. Ein Schlachtfeld, Tote und Trümmer. Ein Yankee, ein Südstaatler. Ein Schuss … Der Anfang des Films ist wie eine Vorwegnahme des Anfangs von THE BIG RED ONE. Fuller wirbelt alle Grenzen und Zuordnungen und Rassen durcheinander. Der Süden kapituliert, aber der Ire O’Meara (Rod Steiger) kann das nicht mitmachen. Er zieht davon, ins Indianerland. Ein Kriegs- und Nachkriegsfilm, der sich als Western verkleidet. Samuel Fuller Little Tokyo, das Japanerviertel von Los Angeles. Ein weißer und ein japanischer Polizist verlieben sich in das gleiche Mädchen, als Modell scheint ein alter Stummfilm durch, BROKEN BLOSSOMS von Griffith, den Fuller als Junge gesehen hat. Wieder bricht er mit allen dramaturgischen Konventionen Hollywoods. Auch ein Japaner kann hier ein Rassist sein. Die Rituale, die alten Traditionen haben ihre Reinheit und Gültigkeit verloren, ein altes Fuller-Motiv, das sich bis zum Showdown von DEAD PIGEON ON BEETHOVEN STREET hin erstrecken wird. 12 ▶ Sonntag, 2. November 2014, 21.00 Uhr Verboten! | USA 1958 | R+B: Samuel Fuller | K: Joseph Biroc | M: Harry Sukman | D: James Best, Susan Cummings, Tom Pittman, Paul Dubov, Harold Daye | 86 min | OmU | Entnazifizierung à la Fuller, eingeleitet mit einem Beethoven-Paukenschlag. Die Turbulenzen eines Neuanfangs, so virulent erzählt, dass es Truffaut in seiner Kritik zu herrlichen Verrücktheiten stimulierte: »Zum Klang der Fünften Symphonie von Beethoven befreien amerikanische Soldaten ein deutsches Dorf. Ludwig van Fuller, der sich beim Filmen nie am Riemen reißt, vermittelt den Eindruck, wir hätten da die ganze amerikanische Armee vor uns. Ein verwundeter GI wird von einer jungen Deutschen, Helga, gepflegt. Idylle, große Liebe, Wagner übernimmt von Beethoven, und Richard Fuller, ohne Angst, zu sehr auf die Kameratube zu drücken, reißt seine unerlaubt Verliebten hin zu seliger Zweisamkeit auf Guillaume Apollinaires Rhein.« ▶ Samstag, 1. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 5. November 2014, 18.30 Uhr The Crimson Kimono (Der rote Kimono) | USA 1959 | R+B: Samuel Fuller | K: Sam Leavitt | M: Harry Sukman | D: James Shigeta, Glenn Corbett, Victoria Shaw, Paul Dubov, Anna Lee | 82 min | OF | Eine Art Gegenstück zu HOUSE OF BAMBOO, Sam Fuller entdeckt Underworld U.S.A. (Alles auf eine Karte) | USA 1961 | R+B: Samuel Fuller, nach Artikeln von Joseph F. Dineen in der Saturday Evening Post | K: Hal Mohr | M: Harry Sukman | D: Cliff Robertson, Beatrice Kay, Larry Gates, Richard Rust, Paul Dubov | 100 min | OF | »Ich verliebte mich in den Titel«, erzählt Fuller, »weil er einen Film von Josef von Sternberg beschwor, mit Clive Brook und George Bancroft. Das war der erste Gangsterfilm, den ich gesehen habe. Kein richtiger Gangsterfilm übrigens, Gangster bedeutet ja, man gehört zu einer Gang, einer Gruppe. Ein Mann allein kann nie ein Gangster sein.« Das gilt auch für Tolly, Fullers Helden, gespielt vom bitteren Cliff Robertson. Er hat als Junge gesehen, wie sein Vater zu Tode geprügelt wurde, und will, nun erwachsen, sich an den vier Verbrechern rächen. Der böse Mord an einem kleinen Mädchen hat den Film notorisch gemacht. ▶ Freitag, 7. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 11. November 2014, 18.30 Uhr Merill’s Marauders (Durchbruch auf Befehl) | USA 1962 | R: Samuel Fuller | B: Samuel Fuller, Milton Sperling, nach dem Roman »The Marauders« von Charlton Ogburn, Jr. | K: William H. Clothier | M: Howard Jackson | D: Jeff Chandler, Ty Hardin, Peter Brown, Andrew Duggan, Claude Akins | 98 min | OF | Ein Kriegsfilm aus Burma, mit Suspense. Die Geschichte war für den alten Gary Cooper gedacht – der starb, bevor der Film in Produktion ging. Für Jeff Chandler, der ihn ersetzte in der Titelrolle des Brigadegenerals Frank Merrill, war es dann auch die letzte Rolle. Fuller war eher zurückhaltend, er wollte nicht vom Buch eines anderen ausgehen für eine Geschichte, die er selbst erlebt hatte. Eine Rückzugsgeschichte: Bevor der Monsun beginnt, muss Merrills Trupp eine militärische Basis erreicht haben, 500 Meilen durch den Dschungel und über Berge. ▶ Samstag, 8. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 12. November 2014, 18.30 Uhr ▶ Sonntag, 9. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 25. November 2014, 18.30 Uhr The Naked Kiss (Der nackte Kuss) | USA 1964 | R+B: Samuel Fuller | K: Stanley Cortez | M: Paul Dunlap | D: Constance Towers, Anthony Eisley, Michael Dante, Virginia Grey, Patsy Kelly, Marie Devereux | 90 min | OF | Noch ein Film mit Stanley Cortez an der Kamera. Eine Prostituierte versucht sich eine anständige Existenz aufzubauen, in einer Kleinstadt. Um zu entdecken, dass die Perversion dort noch grausamer und bitterer ist als sie es in ihrem Metier war. Constance Towers, die bereits in SHOCK CORRIDOR dabei war, spielt die Prostituierte Kelly, die heiter sein kann und doch auch ganz hart und die den Naked Kiss erleben muss, den Kuss des Perversen, des Pädophilen. Samuel Fuller »Leute, die auf andere herabschauen, beweisen nur ihre eigenen Vorurteile. So wie die Leute, die Constance Towers verachten, weil sie sie für eine Mörderin halten, und ihr dann nicht mehr ins Gesicht schauen können, wenn sie entdecken, dass sie eigentlich etwas Heroisches getan hat. Dies wollte ich zeigen, und ich denke, das war schockierend.« (Samuel Fuller) ▶ Freitag, 14. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 26. November 2014, 18.30 Uhr Shark (Hai) | USA 1969 | R: Samuel Fuller | B: Samuel Fuller, John Kingsbridge, nach dem Roman »His Bones Are Coral« von Victor Canning | K: Raul Martinez Solares | M: Rafael Moroyoqui | D: Burt Reynolds, Arthur Kennedy, Barry Sullivan, Silvia Pinal, Enrique Lucero | 92 min | OF | Der film maudit in Fullers Karriere, erneut eine gestörte Beziehung zwischen Mann und Frau:» Ich wollte das Fehlen von Gefühl, von Liebe bei den beiden zeigen.« Drei Menschen auf Schatzsuche in haiverseuchtem Gewässer vor Mexikos Küste: Burt Reynolds, Barry Sullivan – der Gegenspieler von Stanwyck in FORTY GUNS – und Silvia Pinal, die Buñuels Viridiana war und die Fuller auf Rat seiner Frau Christa Lang besetzte. Der Film war ein Verhau, dank der Unfähigkeit der Produzenten; in späteren Zeiten hat Fuller sich einfach geweigert, über ihn zu sprechen. 13 ▶ Samstag, 15. November 2014, 21.00 Uhr Dead Pigeon on Beethoven Street (Tote Taube in der Beethovenstrasse) | BRD 1973 | R+B: Samuel Fuller | K: Jerzy Lipman | M: The Can | D: Glenn Corbett, SHOCK CORRIDOR Shock Corridor (Schock-Korridor) | USA 1963 | R+B: Samuel Fuller | K: Stanley Cortez | M: Paul Dunlap | D: Peter Breck, Constance Towers, Gene Evans, James Best, Hari Rhodes | 101 min | OF | Das Gegenstück zu PARK ROW. Ein Journalist geht ins Irrenhaus, er will dort einen Mord aufklären und damit den Pulitzerpreis gewinnen. Das heißt, er hat den Wahnsinn schon in sich, bevor er sich ihm dort aussetzt. Alle amerikanischen Traumata und Perversionen erwarten ihn, die Wirklichkeit löst sich auf unter seinen Blicken, die Welt wird zu einer grotesken Nummernrevue, zu einem Wahnsinnsmusical. »The show must go on and on.« Der legendäre Kameramann Stanley Cortez fängt Fullers Script in messerscharfe Schwarzweißbilder ein, die fast physisch wehtun. Samuel Fuller 14 Christa Lang, Sieghardt Rupp, Anton Diffring, Stéphane Audran, Hans C. Blumenberg | 128 min | engl. OF | Sam Fuller goes TATORT. Eine der ersten Folgen mit Sieghardt Rupp als Kressin, dem Kölner Zollfahnder. Weil er sich in einem Kampf verletzt, verschwindet er nach einer Viertelstunde aus dem Geschehen und Glenn Corbett übernimmt, als amerikanischer Privatdetektiv. Sein Interesse konzentriert sich, in mannigfacher Hinsicht, auf Christa Lang, Fullers Ehefrau, die eine Nutte spielt, mit deren Hilfe Figuren der Politszene in missliche Situationen gebracht, fotografiert und erpresst werden. In deutscher Erstaufführung wird der 2014 vom UCLA Film and Television Archive neu restaurierte Director’s Cut gezeigt, der 30 Minuten länger ist als die bekannte deutsche Fernsehfassung. ▶ Sonntag, 16. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Diens- tag, 9. Dezember 2014, 18.30 Uhr Samuel Fuller – Independent Filmmaker | F 1967 | R+B: André S. Labarthe | 68 min | engl. OF | In einem langen Interview erzählt Fuller sein Leben und räsoniert über Gott und die Welt. Konzentriert und konzis, immer auf den Punkt: die grundlegende Materialsammlung für die Fuller-Rezeption und -Verehrung, gerade in Frankreich. – Falkenau the Impossible – Samuel Fuller Bears Witness | F 2008 | R: Emil Weiss | B: Samuel Fuller, Emil Weiss | K: Samuel Fuller, Pierre Boffety | 62 min | engl. OF | Im Mai 1945 befreite die 1. Infanterie-Division der US-Armee (die Big Red One) das böhmische KZ-Außenlager Falkenau. Unter den Soldaten war Samuel Fuller, der mit seiner 16mm-Kamera filmte: den Kampf, die Befreiung und die Bestattung der Leichen aus dem Lager. 1988 kehrt Fuller mit Emil Weiss nach Falkenau zurück und reflektiert über die Schwierigkeit, das Universum des Konzentrationslagers zu repräsentieren und folgenden Generationen zu vermitteln. ▶ Freitag, 12. Dezember 2014, 21.00 Uhr The Big Red One | USA 1980 | R+B: Samuel Fuller | K: Adam Greenberg | M: Dana Kaproff | D: Lee Marvin, Mark Hamill, Bobby Di Cicco, Robert Carradine, Stéphane Audran, Siegfried Rauch, Serge Marquand, Christa Lang | 163 min | OF | Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat Fuller davon geträumt, seine Erlebnisse damals zu filmen, in der 1. Infanterie-Division, der Big Red One, die an Afrikas Küste loszog, nach Italien übersetzte, hinauf nach Mitteleuropa, Belgien und schließlich Deutschland, dort das Beethovenhaus in Bonn. Es ist ein langes Epos geworden, das die Produktionsfirma Lorimar dann auf zwei Stunden runterkürzte, gegen Fullers Willen. Lee Marvin ist der Sergeant, die namenlose Inkarnation des Krieges, der Krieg die reine Schimäre und der Film der reine Surrealismus. 2004 hat Richard Schickel Fullers ursprüngliche Fassung des Films restauriert, ganze Sequenzen wieder eingefügt und verfälschende Voice-over-Kommentare entfernt. ▶ Samstag, 13. Dezember 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 17. Dezember 2014, 19.00 Uhr White Dog (Die weiße Bestie) | USA 1982 | R: Samuel Fuller | B: Samuel Fuller, Curtis Hanson, nach dem Roman von Romain Gary | K: Bruce Surtees | M: Ennio Morricone | D: Kristy McNichol, Paul Winfield, Burl Ives, Jameson Parker, Paul Bartel, Christa Lang | 90 min | OF | Ein böser kleiner Film, nach dem Roman von Romain Gary, dem Mann von Jean Seberg. Nochmal eine von Fullers Obsessionen – der Rassismus. Ein weißer Hund ist einer, der abgerichtet wurde, nur Schwarze zu attackieren. Ein Schwarzer weigert sich, ihn zu töten, und versucht ihn umzudressieren. Eine starke Geschichte, von Fuller mit brutaler Direktheit gefilmt. »Wenn ich allein gewesen wäre mit Leutnant Calley, dem Verantwortlichen für das My Lai Massaker, hätte ich ihn getötet und wäre dafür ins Gefängnis gegangen. Dieser Mann ist ein Beispiel dafür, was ich das Böse nenne … und das muss man eliminieren.« ▶ Sonntag, 23. November 2014, 21.00 Uhr ▶▶ Mitt- woch, 10. Dezember 2014, 18.30 Uhr Les voleurs de la nuit (Diebe der Nacht) | F 1983 | R+B: Samuel Fuller, nach dem Roman »Le chant des enfants morts« von Olivier Beer | K: Philippe Rousselot | M: Ennio Morricone | D: Véronique Jannot, Bobby Di Cicco, Victor Lanoux, Stéphane Audran, Claude Chabrol, Micheline Presle, Christa Lang, Samantha Fuller l 95 min | OmU | Zwei Underdogs, ein Junge und ein Mädchen, sie wollen Liebe, Geld und Rache. Der alte Sam Fuller zeigt – eine kleine Rolle hat Claude Chabrol –, was die Nouvelle Vague ist. »Als Véronique Jannot ▶ Freitag, 19. Dezember 2014, 21.00 Uhr den Kaffeetisch verlassen hat, braucht Bobby di Cicco eine kurze Weile, bis er ganz sicher ist, daß er diese Frau wirklich will. Dann aber rennt er los, rennt durchs gesamte Centre Pompidou, nur um sie wiederzufinden. Als er schließlich atemlos vor ihr steht, ist sie davon beeindruckt. Sie geht mit ihm.« (Norbert Grob) ▶ Sonntag, 7. Dezember 2014, 21.00 Uhr The State of Things (Der Stand der Dinge) | USA 1982 | R: Wim Wenders | B: Robert Kramer, Josh Wallace, Wim Wenders | K: Henri Alekan, Fred Murphy, Martin Schäfer | M: Jürgen Knieper | D: Patrick Bauchau, Isabelle Weingarten, Rebecca Pauly, Allen Garfield, Paul Getty, Jr., Viva, Samuel Fuller | 120 min | OF | Die Geschichte eines Filmteams, das an der Weiterarbeit gehindert ist, die Zahlungen der Produzenten bleiben aus, es gibt kein Filmmaterial mehr. Ein Film über Depressionen. Wenders stockte gerade in der Arbeit an HAMMETT, sein Freund Raul Ruiz hatte Probleme beim Dreh in Portugal, Wenders half ihm mit Material und borgte sich als Drehbuchschreiber Robert Kramer. Sam Fuller, der schon in der Highsmith-Verfilmung DER AMERIKANISCHE FREUND für Wenders gespielt hatte, ist der pragmatische Kameramann. Street Of No Return (Straße ohne Wiederkehr) | F 1989 | R: Samuel Fuller | B: Jacques Bral, Samuel Fuller, nach dem Roman von David Goodis | K: Pierre-William Glenn | M: Karl-Heinz Schäfer | D: Keith Carradine, Valentina Vargas, Bill Duke, Andréa Ferréol, Bernard Fresson, Christa Lang | 90 min | OF | Ein hemmungsloses Melo Noir, um zerrissene Herzen und aufgeschlitzte Kehlen. Keith Carradine als Popsänger, der sich in ein Gangstermädchen verliebt – den Titelsong schrieb er zusammen mit Fuller – und der von dem Mann, dem sie gehört, einem Drogendealer, grausam am Singen gehindert wird. Die Exzessivität verdankt der Film David Goodis, dem Autor der Vorlage, der damals eine furiose Renaissance erlebte. Fuller, der Perversion und Obsession eher pragmatisch sieht, zieht diese Noir-Aura voll ins Surreale. The End of Violence (Am Ende der Gewalt) | USA 1997 | R: Wim Wenders | B: Nicholas Klein, Wim Wenders | K: Pascal Rabaud | M: Ry Cooder | D: Traci Lind, Rosalind Chao, Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne, Samuel Fuller | 120 min | OmU | Ein ungewöhnlich rabiater, anarchischer Wenders, fast ein Fuller movie in disguise. Eine paranoide Geschichte um einen Mad Max in Los Angeles, einen Produzenten, der in die Hysterie der neuen Überwachungsspiralen hineingerät. Aber auch, vielleicht ebenfalls ein Einfluss von Fuller, eine böse kleine Komödie. Fuller ist ein Relikt aus der Vergangenheit, er sitzt vergnügt hinter seiner alten mechanischen Schreibmaschine. ▶ Sonntag, 14. Dezember 2014, 21.00 Uhr ▶ Sonntag, 21. Dezember 2014, 21.00 Uhr ▶ Samstag, 20. Dezember 2014, 21.00 Uhr Samuel Fuller Tinikling ou La madone et le dragon (Die Madonna und der Drache) | F 1990 | R: Samuel Fuller | B: Samuel Fuller, Jean-Pierre Sinapi, Daniel Tonachella | K: Alain Levent | M: Marc Hillman, Patrick Roffé | D: Jennifer Beals, Luc Merenda, Patrick Bauchau, Behn Cervantes, Christa Lang | 90 min | OmeU | »To shoot a picture, to shoot a man dead.« Sam Fuller kehrt zu seinen Ursprüngen zurück: die Arbeit des Reporters, die Moral des Bildermachens. Jennifer Beals als Fotografin, die den Bürgerkrieg auf den Philippinen dokumentieren will. Was ist die Wahrheit der Bilder, und was will die Politik von ihnen? Das Popzeitalter ist auch an Fuller nicht spurlos vorbeigegangen, es hat seine späten Filme grell, phantasmagorisch, völlig unberechenbar gemacht. Aber es sind immer noch die Filme eines Mannes, der, statt »Action« zu rufen, seinen Colt abfeuert. 15 Percy Adlon Lena Stolze, Percy Adlon, Christine Kaufmann und Ulrich Tukur bei den Dreharbeiten zu DIE SCHAUKEL Retrospektive Percy Adlon 16 »I was born in Munich in Germany. I grew up in the Bavarian country side between cattle farms. My father was an opera singer, my mother came from the family who owned the famous Hotel Adlon in Berlin. So, naturally my themes are: country, music, and eventually some glitz and glamour.« Am Anfang war das Dorf. Das Dorf, das Landleben, die Natur sind so etwas wie die Keimzellen aller Filme von Percy Adlon, geboren am 1. Juni 1935 in München, aufgewachsen in Ammerland am Starnberger See bei seiner Mutter Susanne. Der Vater war der berühmte Operntenor Rudolf Laubenthal, dem der Sohn seinen etwas theatralischen Taufnamen Paul Rudolf Parsifal verdankt. In München studierte Percy Adlon Germanistik, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, nahm außerdem Schauspiel- und Gesangsunterricht, lieh seine Stimme dem Kasperl im Marionettentheater, spielte dazu viele Vorstellungen in der Studiobühne der Universität. Es folgte ein erstes Engagement, »aber der Traum erfüllte sich nicht. Drei Jahre große und kleine Rollen. Es war nicht der Beruf, wie ich ihn mir vorgestellt hatte«, so Percy Adlon. Auf der Bühne lernte er seine spätere Frau Eleonore kennen, eine Tänzerin, mit der er noch immer verheiratet ist und die seit 1978 für ihre gemeinsame Produktionsfirma pelemele Film alle seine Filme produziert hat. Mit Mitte zwanzig bekam Percy Adlon die Chance, für den Bayrischen Rundfunk Literatur zu lesen. Adlon: »Da fing etwas an, unerwartet, wie ein Heilungsprozess. Allein vor dem Mikrofon sah ich, was Proust und Faulkner, Stifter, Thomas Bernhard und Cervantes gesehen hatten und zeichnete ihre Menschen, Landschaften, Dialoge und Konflikte für den Zuhörer nach. Ich las zwölf Jahre lang. Es war, wie mir viel später klar wurde, meine Filmschule.« 1970 schlug er dem BR vor, zum 100. Geburtstag von Annette Kolb einen kurzen Dokumentarfilm zu drehen, über die Münchner Schriftstellerin, deren Roman DIE SCHAUKEL er dreizehn Jahre später verfilmen sollte. »Das Drehen, das Schneiden, das Texten, das Mischen – alles ging , als ob ich immer Filme gemacht hätte. Ich hatte ein Fenster aufgemacht und das Licht hereingelassen. Die vielen verschiedenen Kamera- und Tonleute, Cutter und Redakteure wurden meine zweite Filmschule.« Bis 1977 drehte Percy Adlon etwa hun- »Music played the biggest role in shaping my sense of aesthetics. Music is my master, and the only reason I didn’t become a musician was because I wasn’t able to. I use music in a secondary way – it’s always there supporting the ideas in my films. How suspense is built up, how a melody forms, how rhythms happen, how blocks of harmony come together and cook down to one line – the musical elements are central to my films.« Viele der längeren Dokumentarfilme, die Percy Adlon für den Bayerischen Rundfunk drehte, kreisen um die Themen Musik, Literatur und Kunst. So schuf er Porträts über Franziska zu Reventlow, die Ikone der Schwabinger Boheme, über die Zeichnerin Franziska Bilek, den Solotänzer Heinz Bosl, der sehr jung an Krebs verstarb, den Schriftsteller Alfred Andersch sowie den Zeichner Tomi Ungerer und den Bildhauer Fritz Koenig, die er im Abstand von mehreren Jahren noch mehrmals besuchte und filmte. In DER VORMUND UND SEIN DICHTER (1978), einem abendfüllenden Film zum 100. Geburtstag des Schweizer Autors Robert Walser, verwandte Adlon zum ersten Mal auch Spielszenen. Er besetzte die Rollen des Schriftstellers und die des Kritikers und Mäzens Carl Seelig mit zwei Sprecherkollegen vom BR: Rolf Illig und Horst Raspe. Pitt Kochs Kamera folgt darin dem emsigen Verleger und dem psychisch kranken Schriftsteller in mehreren Kapiteln auf Spaziergängen – oder eher Gewaltmärschen – Percy Adlon durch den Tiefschnee, zeigt zwei verlorene Gestalten und schwarze Zäune vor weißer Landschaft, die Heilanstalt auf einem Hügel thronend. Die Konzentration auf wenige Personen und Schauplätze und der von historischen Figuren und Situationen inspirierte Umgang, der mit fiktionalen Elementen ergänzt wird, zeichnet auch seine hochgelobten ersten beiden Filme fürs Kino aus: CÉLESTE (1981) über die Beziehung zwischen dem schwerkranken Schriftsteller Marcel Proust (Jürgen Arndt) und seiner Haushälterin, Céleste (Eva Mattes) und FÜNF LETZTE TAGE (1982) über die letzten Tage von Sophie Scholl (Lena Stolze) in Untersuchungshaft – basierend auf den kurzen Aufzeichnungen ihrer Zellengenossin Else Gebel (Irm Hermann). Zwei Kammerspiele, die von präziser Schauspielerführung und großer Sorgfalt im Detail leben: »Mal flackert eine Kerze, mal bricht sich auf den Gardinen ein Sonnenstrahl, sonst jedoch liegt meist Düsternis über der Szene. Sparsam wie das Licht sind auch die Geräusche eingesetzt, wobei das Ticken eines Weckers am eindringlichsten auf das langsame Verrinnen der Zeit hinweist. … Ein Film, der in seiner bewussten Stille (und Stilisierung) ungemein lebendig wirkt.«, schrieb Volker Baer im Tagesspiegel über CÉLESTE. 17 CéLESTE dert Filme in sieben Jahren, zu Themen, die er sich stets selbst aussuchen konnte, für die Redaktionen Unter unserem Himmel und die Abendschau. Es begann mit kleinen Reportagen und Porträts über Münchner Schriftsteller, Tänzer und andere Künstler, die sich durch menschliche Wärme und genaue Beobachtung auszeichneten. Es waren aber vor allem auch die »einfachen Leute« vom Land, die ihn interessierten. In insgesamt 24 Folgen fuhr Adlon für die BR-Reihe MEIN DORF mit seinem Team in die bayrische Provinz und interviewte die Menschen dort. Eine Fährfrau in Weltenburg, ein Schneider in Nemmersdorf, eine Hopfenbäuerin in der Holledau erzählen in diesen 15-MinutenStücken erstaunlich offen aus ihrem Leben. Heute, 40 Jahre später, wirken diese Filme wie Zeitdokumente, die einen fast schon ethnologischen Blick auf Bayern werfen. Ein kleines Kabinettstück ist der Bericht über den WIESNPOSTBOT (1974), der alle Jahre wieder zum Oktoberfest die einzelnen Schausteller auf dem unübersichtlichen Gelände ausfindig macht, um ihnen die Post zuzustellen. Percy Adlon 18 Mit DIE SCHAUKEL (1983) versucht sich der Filmautor an großem Kino. Er hat einen Millionenetat zur Verfügung, kann sich erstmals eine große Ausstattung leisten und eine ganze Riege bekannter Schauspieler engagieren. Das Thema ist ihm aus seiner früheren Arbeit gut vertraut. In ihrem Roman, der im München der letzten Jahrhundertwende angesiedelt ist, ließ sich Annette Kolb von ihrer eigenen Familiengeschichte inspirieren. Adlon erzählt erstmals keine eigene Geschichte, sondern verarbeitet in epischer Länge eine literarische Vorlage, wobei er den aufmüpfigen Töchtern der Familie großen Spielraum lässt. Der Produzent Luggi Waldleitner charakterisiert den Film bei der Abnahme treffend als Matineefilm, der im großen Kino keine Chance habe. Und tatsächlich läuft der Film zwei Jahre lang in Matineevorstellungen. Seitdem hat sich Percy Adlon zunächst nicht mehr auf eine Großproduktion eingelassen, sondern sich wieder auf eigene Geschichten mit überschaubarem Rahmen konzentriert. Das Leben und die Gesellschaft von heute sind jetzt seine Themen, die Zeit der historischen Stoffe ist vorbei. »I have always been interested in these zero places, where there are nothing but real people. I love regular situations where ordinary extraordinary people live. When you ride a bus, it looks like the wildest cast of extras thinkable, but in the movies, people normally don’t look ›real‹.« Marianne Sägebrecht, die schon in HERR KISCHOTT (1979) und in DIE SCHAUKEL in Nebenrollen mitwirkte, spielt in der in München angesiedelten Liebesgeschichte ZUCKERBABY (1984) ihre erste Hauptrolle, eine einsame Angestellte eines Bestattungsunternehmens, die sich in einen jungen U-Bahn-Zugführer (Eisi Gulp) verliebt. Nach der Don-Quichotte-Geschichte HERR KISCHOTT ist dies Adlons zweite tragikomische Komödie. Neu ist die knallige Lichtgestaltung in bunten Neonfarben, die sich in weit abgeschwächter Form auch in weiteren seiner Spielfilme wiederfinden soll. Der Film wird zur Berlinale eingeladen und läuft auf dem New york Film Festival. Marianne Sägebrecht ist die Inkarnation einer selbstbewussten bayerischen Frau, die sich auch außerhalb ihrer Heimat behauptet: In OUT OF ROSENHEIM (1987) verschlägt es sie in die amerikanische Wüste, wo sie im Trachtenkostüm und englisch radebrechend die Herzen der Menschen für sich erobert. In ROSALIE GOES SHOPPING (1989) jongliert sie als Ehefrau eines amerikanischen Fliegers und als Mutter von sieben Kindern virtuos mit diversen Kreditkarten, um als gute Bürgerin ihren Konsumhun- ger stillen zu können. OUT OF ROSENHEIM wird zu Adlons größtem Erfolg: Unter dem Titel BAGDAD CAFE wird der Film weltweit zu einem Hit des europäischen Independent-Kinos. »ZUCKERBABy is the andante con moto, BAGDAD CAFE the adagio cantabile, ROSALIE the allegro vivace. ZUCKERBABy is in the underground, BAGDAD on the earth, ROSALIE in the sky. ZUCKERBABy is about fighting taboos and a forbidden love affair, BAGDAD is about the magic power of friendship and the flight of a boomerang, ROSALIE is about beating the system with its own weapons and about a marital love. All three – progressively utopian and absurd – are about liberation.« Der Erfolg von OUT OF ROSENHEIM ermöglicht es Percy Adlon, mit seiner Familie in seine neue Wahlheimat Kalifornien zu ziehen. Amerika und das Pendeln zwischen zwei Kulturen schlagen einen neuen Grundton in seinen Filmen an. SALMONBERRIES (1991) und HAWAIIAN GARDENS (2001) sind beides Variationen von Geschichten um Identitätssuche und interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und Amerika oder besser zwischen Bayern und Kalifornien. Marianne Sägebrechts Rolle wird von Rosel Zech bzw. André Eisermann übernommen. Im semi-dokumentarischen Film IN DER GLANZVOLLEN WELT DES HOTEL ADLON (1996) betrachtet Adlon seine eigene Familiengeschichte und die seines Onkels Louis, der sich wie er in Hollywood niedergelassen hatte. In MEIN MÜNCHEN (2000) fasst Adlon sein Verhältnis zu seiner Heimat aus der Perspektive des Auswanderers zusammen, der aus der Distanz auf sein bisheriges Werk, seine Wurzeln und seine Verbundenheit mit Bayern zurückblickt. Selbst in der amerikanischen Ehesatire YOUNGER AND YOUNGER (1993) mit Donald Sutherland taucht als Nebenfigur eine junge Frau aus Rosenheim auf. Der »Genre-Cocktail« verbindet Tragisches, Komisches, Feines und Groteskes mit Musical-Elementen. »People say, ›Should I laugh or should I cry? Please tell me; I’m not up for both.‹ But my films are about both, and this is how I envision life.« Immer wieder probiert Adlon Neues aus. In seinem Fernsehfilm HERSCHEL UND DIE MUSIK DER STERNE (1986) nutzt Adlon die Studiotechnik und experimentiert erstmals mit der elektronischen Kamera, Splitscreen-Technik und Bluebox-Effekten. In ORBELA’S PEOPLE (2007) fährt er nach Tansania und beobachtet Dreharbeiten zu DIE STRAUSSKISTE men, zu dem auch gehört, dass gerne auf dieselben Mitwirkenden vor und hinter der Kamera zurückgegriffen wird. Es mutet wie ein Anachronismus an, dass die Adlons heute in den Bergen nördlich von Los Angeles wohnen, dort, wo sich die Größen von Hollywood niederlassen, der Maschinerie der industriellen Filmproduktion. Aber es ist auch ein Platz mit Tradition: Unweit vom Hause Adlon befindet sich die Villa Aurora, in der Lion Feuchtwanger lebte und die heute noch als Künstlerresidenz weitergeführt wird. Hollywood hat schon immer kreative Künstler angezogen oder ihnen Exil geboten, doch nur wenigen ist es gelungen, wirklich unabhängig und sich selbst treu zu bleiben. Claudia Engelhardt Percy und Eleonore Adlon werden zur Eröffnung der Retrospektive im Filmmuseum zu Gast sein. Die Filme wurden von Percy Adlon und Alpha Omega Digital für diese Retrospektive restauriert. lich zum Takt der Strauss-Musik. Percy Adlon: »Der Walzer verlangt eine romanhafte Behandlung, die Polka will Kurzgeschichten, die Quadrille Episoden und der Marsch die politische Satire.« Nachdem Percy Adlon fast zehn Jahre keinen Spielfilm mehr gedreht hatte, schließt sich der Kreis 2010 mit MAHLER AUF DER COUCH, den er gemeinsam mit seinem Sohn Felix drehte, der in HOTEL ADLON die Hauptrolle gespielt hatte. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, einem Treffen zwischen dem Psychoanalytiker Sigmund Freud und dem Komponisten Gustav Mahler, der am Fremdgehen seiner Frau Alma verzweifelt und mit seinen Schuldgefühlen kämpft. Ähnlich der Situation aus DER VORMUND UND SEIN DICHTER, in dem der Verleger dem Autor auf Spaziergängen hinterherjagt, versucht hier Freud, seinen Klienten Mahler auf den Straßen der holländischen Stadt Leiden »einzufangen«, um ihn zu einem Gespräch zu bewegen. Fräulein Annette Kolb | BRD 1970 | R+B: Percy Adlon | K: Huster | 12 min | »Ich hatte im Hörfunk ihren Roman ›Die Schaukel‹ vorgelesen. Da war sie noch am Leben und ließ mir sagen, dass sie sich gern von einem garçon höre. Das ist mein erster Film.« (Percy Adlon) – Pferdestärken | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 4 min | Johann Strauss: »Liebchen, schwing dich«, Polka Mazurka, op. 394 – Die Gräfin von Wahnmoching | BRD 1971 | R+B: Percy Adlon | K: Herbert Müller | 14 min | »Franziska zu Reventlow, die Vertreterin der ›freien Liebe‹ in Wort und Tat« (Percy Adlon) – Triumph des Küssens | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 4 min – Johann Strauss: »Kaiser-Franz-Joseph, Rettungs-JubelMarsch«, op. 126 – Die Bilek | BRD 1978 | R+B: Percy Adlon | K: Hermann Reichmann | 43 min | »›Ich hau mein Zeug einfach so hin‹ behauptete Franziska Bilek, die Schöpferin des Herrn Hirnbeiß. Sie lebte am Kosttor zwischen der schicken Maximilianstraße und dem urigen Hofbräuhaus.« (Percy Adlon) – Für immer Flirt | USA 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 8 min | Johann Strauss: »Gunstwerber«, Walzer, op.4 ▶ Freitag, 12. September 2014, 18.30 Uhr | Zu Gast: »Throughout our defeats and our successes, we were always independent filmmakers who write, direct, produce … and own our stuff.« Stets hat Percy Adlon sich seine Stoffe und Themen selbst gewählt, abgesehen von seinen ersten Fernsehjahren hat er alle seine Filme zusammen mit seiner Frau selber produziert, immer nur eigene Drehbücher verfilmt, die er oft zusammen mit seiner Frau oder seinem Sohn Felix geschrieben hat. Ein Familienunterneh- Percy Adlon Landleben Ammerland | D 2008 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin | 10 min – »Etwas Selber-Biografie aus meinem Dorf am Starnbergersee, wo ich aufgewachsen bin.« (Percy Adlon) – In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon | D 1997 | R+B: Percy Adlon | K: Judy Irola | M: Alex Wurman | D: Felix Adlon, Eva Mattes, Erwin Wendt | 75 min | Dokumentarfilm mit Spielhandlung über das berühmte Hotel in Berlin, das Percy Ad- Percy Adlon das Leben einer Maasai-Familie. 1999 entdeckt Adlon eine CD-Box mit unbekannten Polkas, Walzern, Quadrillen und Märschen von Johann Strauss, Sohn – und sah sofort Bilder darin. Ein ganzes Kurzfilmprojekt entstand daraus, DIE STRAUSSKISTE (2000). Ein obdachloser Tänzer im Waschsalon in L.A., eine Liebesaffäre in St. Petersburg, ein Marilyn-Monroe-Double bei den Niagarafällen – und sie alle bewegen sich unwissent- 19 Adlon) – Der echte Liliom. Porträt eines Rummelplatzarbeiters | BRD 1978 | R+B: Percy Adlon | K: Martin Lippl | 43 min | »Angehimmelt von den Teenies, DER ECHTE LILIOM Percy Adlon 20 lons Urgroßvater 1907 eröffnet hatte. 1945 wird Enkel Louis Adlon von Zeitungsmogul William Randolph Hearst als Korrespondent ins zerstörte Berlin geschickt, um dort über NS-Größen und andere deutsche Prominenz zu berichten. Er begibt sich in sein Elternhaus, das Hotel, das er zerstört vorfindet. Aus dem Schock heraus rekonstruiert er seine persönliche Geschichte des Hauses und seiner berühmten Gäste wie Thomas Mann, Enrico Caruso, Marlene Dietrich und Pola Negri. – Süße Sachen | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 5 min | Johann Strauss: »Patronessen«, Polka française, op. 286 ▶ Samstag, 13. September 2014, 18.30 Uhr | Zu Gast: Percy Adlon Der Tänzer Heinz Bosl | BRD 1976 | R: Percy Adlon | K: Horst Lermer | 43 min – »Er wurde nur 26 Jahre alt, war erster Solotänzer des Bayerischen Staatsopernballetts und zusammen mit Konstanze Vernon das BallettTraumpaar. Er war krebskrank, wusste es nicht, hat es nie erfahren. Der Film zeigt ihn in seinen Rollen, seine Partner, seine Mutter, seinen Arzt und Margot Fonteyn, die ihn zum internationalen Star machte.« (Percy Adlon) – Zuckerbaby | BRD 1984 | R+B: Percy Adlon | K: Johanna Heer | M: Dreier | D: Marianne Sägebrecht, Eisi Gulp, Manuela Denz, Toni Berger, Will Spindler | 86 min | Die Angestellte eines Bestattungsunternehmens verliebt sich in einen jungen U-Bahn-Fahrer und setzt alles daran, ihn zu erobern. Ein Kammerspiel in Neontönen, das auch Fragen an das Leben stellt. »Szenen der Groteske, wie in einem Aquarium fotografiert, die Menschen im Halbdunkel der Stadt wie nach Luft schnappend, nach Leben gierend.« (Volker Baer) ▶ Sonntag, 14. September 2014, 17.30 Uhr | Zu Gast: Percy Adlon, Marianne Sägebrecht Die Bavaria | BRD 1973 | R+B: Percy Adlon | K: Niederegger | 8 min | »Heute würde man den Guss der Bavaria einen Kunstkrimi nennen.« (Percy Adlon) – Der Wiesnpostbot | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 17 min | »Auf seinem Radl sucht und findet er seit 22 Jahren die wechselnden Adressen der Schausteller, klettert über Zäune, erfährt die neuesten Gerüchte, hütet sich vor bissigen Hunden und radelt heim, wenn der Wiesnbetrieb beginnt.« (Percy Adlon) – Werktag der Feströsser | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 15 min | »Da gab es im Stall der Spatenbrauerei mitten in der Stadt noch zehn belgische Kaltblüter, die zur Freude der Schaulustigen und zum Ärger der Autofahrer ganz gemächlich das Bier in unsrer Münchner Stadt ausfuhren.« (Percy für die der junge Kriminelle die große Freiheit verkörpert, arbeitet Bernd auf der rasanten Zugspitzbahn des Ehepaars Menzel, bis er wieder etwas anstellt.« (Percy Adlon). ▶ Freitag, 19. September 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Christgarten im Donau-Ries | BRD 1973 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 15 min | »Robert Hohl, Fahrschüler. Der scheue, aber selbstbewusste Robert, der seine Wasserpfeife raucht, ist wie ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.« (Percy Adlon) – Mann und Frau im Gehäuse | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Horst Lermer | 43 min | Über Alfred und Gisela Andersch. »Der 60-jährige Münchner Autor, der Deutschland enttäuscht den Rücken gekehrt hat, und seine Frau Gisela, die Bauhaus-Malerin, leben, wie auch Max Frisch und Golo Mann, in einem schwer zugänglichen Bergdorf im Tessin.« (Percy Adlon) – Fluchtwege eines friedliebenden Mannes | BRD 1982 | R+B: Percy Adlon, nach dem Roman »Links, wo das Herz ist« von Leonhard Frank | K: Jürgen Martin, Heimo Sahlinger | M: Wilfried Hiller | 43 min | »Leonhard Frank, der Autor von ›Links wo das Herz ist‹ flieht zu Fuß und auf einem Fahrrad aus einem Internierungslager in Audierne (Bretagne) durch Frankreich, über die Pyrenäen nach Lissabon und entkommt 1940 in die USA.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 20. September 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Langenleiten | BRD 1976 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 18 min | »Das Dorf in der Rhön verläuft in einem leichten Schwung zur Kirche hin. Wie ein Trick lässt eine Schneeböe das ganze Bild in Weiß versinken. Ein Schnitzer kämpft um die Tradition Percy Adlon des harten Rhön-Stils.« (Percy Adlon) – Céleste | BRD 1981 | R+B: Percy Adlon, nach dem Buch »Monsieur Proust« von Céleste Albaret | K: Jürgen Martin | M: César Franck | D: Eva Mattes, Jürgen Arndt, Norbert Wartha, Wolf Euba, Joseph Manoth | 112 min | »In meinem ersten Spielfilm ist Marcel Prousts Haushälterin, Mädchen vom Land, die Hauptfigur und nicht der Schriftsteller, der sich zwischen Korkwänden in seinem Bett in Paris zu Tode schreibt. Ein Drama aus der Stille … Die Pariser Wohnung wurde in Schwabing gedreht. Die Sprache ist deutsch. Trotzdem umarmten französische Presse und Publikum diesen Film als ihren Proust.« (Percy Adlon) 21 ▶ Sonntag, 21. September 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Lisberg im Steigerwald | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Helmut Lermer | 17 min – Mein Dorf: Großensees | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 16 min – Mein Dorf: Nemmersdorf bei Bayreuth | BRD 1976 | R+B: Percy Adlon | K: Hermann Reichmann | 19 min | »Drei fränkische Dörfer. Im Zentrum ein Grafiker, der für 45.000 DM eine das Dorf Lisberg überragende Burg kauft, und Burgherr ohne Geld wird. In Großensees bei Tirschenreuth fängt der Rentner Grillmeier Bisamratten, und in Nemmersdorf bei Bayreuth schmückt der ehemalige Dorfschneider den Altar für seinen Herrn Pfarrer. Alle drei Figuren sind wie aus einem Jean-Paul-Roman.« (Percy Adlon) – Phantasiestück über ein fränkisches Genie | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 43 min | Die Lebensgeschichte von Dr. Johann Paul Friedrich Richter, der sich als Dichter Jean Paul nannte. »Der meistgelesene Humorist der Goethezeit. Träumer, Sprachschöpfer, Biertrinker. Seine erste Liebe, seine Hausfrösche, seine Wirtin, seine Visionen.« (Percy Adlon) ▶ Freitag, 26. September 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Balderschwang | BRD 1971 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 15 min | »Steurer, Konrad, hagerer Tiroler Kopf, Wildpfleger, macht kein Aufhebens von sich, wenn er voller Liebe seine Allgäuer Berge erklärt. Ein Leben in größter Bescheidenheit. Nicht weit von hier, in der Hügellandschaft von Herisau in der Nähe des Bodensees, war Robert Walser 25 Jahre lang Insasse der Heil-und Pflegeanstalt, weil er die Großtuerei des Literaturbetriebs nicht mehr aushielt.« (Percy Adlon) – Der Vormund und sein Dichter | BRD 1978 | R+B: Percy Adlon, nach dem Buch »Wanderungen mit Robert Walser« von Carl Seelig | K: Pitt Koch | D: Rolf Illig, Horst Raspe | 87 min | »Hügelaufhügelab gehen, laufen, rennen der Zürcher Kritiker- Herausgeber Carl Seelig und Robert Walser, Insasse der Heilanstalt Herisau, durch die Appenzeller Winterlandschaft. Wer der Verrückte ist, ist schwer zu sagen.« (Percy Adlon) Ein Farbfilm wie in Schwarzweiß. Adlons erster Spielfilm ist in Kapitel gegliedert, die Schauspieler sprechen teilweise direkt in die Kamera. ▶ Samstag, 27. September 2014, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 6. Dezember 2014, 21.00 Uhr Fräulein Annette Kolb. Bayerisch-französischer Lebenslauf einer couragierten Dichterin | BRD 1977 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin | 44 min | »Ihr Vater war königlich bayerischer Gartenarchitekt, die Mutter Französin, Pianistin und ›Hausfrau in Gottes Zorn‹. Annette Kolb lebte 97 Jahre und war streitbare Verfechterin der deutsch-französischen Freundschaft.« (Percy Adlon) – Die Schaukel | BRD 1983 | R+B: Percy Adlon, nach dem Roman von Annette Kolb | K: Jürgen Martin | M: Peer Raben | D: Anja Jaenicke, Lena Stolze, Christine Kaufmann, Rolf Illig, Ulrich Tukur, Günter Strack, Irm Hermann, Marianne Sägebrecht | 133 min | Das Porträt einer bayerisch-französischen Familie in München vor dem ersten Weltkrieg. Gegenüber dem Glaspalast beim Alten Botanischen Garten wohnen die Lautenschlags, die im spießbürgerlichen Deutschland der Jahrhundertwende auffallen wie bunte Hunde. Über die vier Kinder des ungleichen Paares spricht ganz München, das hier nicht nur Ort, sondern auch Lebensform ist. »Ein bestrickender Film über ganz unmögliche Leute.« (Ponkie). ▶ Sonntag, 28. September 2014, 17.30 Uhr Percy Adlon 22 Der Kordeldreher | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 10 min | Johann Strauß: »Patronessen«, Walzer, op. 264 – 1001 mal Feri Farokhzad | BRD 1976 | R+B: Percy Adlon | K: Konrad Wickler | 43 min | »Feri Farokhzad demonstrierte gegen den Schah, als er in München studierte, aber vielleicht war er auch ein Spion, kupferte deutsche Fernsehshows ab und wurde damit im Iran bejubelt – als Sänger, Showmaster und Bruder einer verehrten Poetin. Als die Islamisten ans Ruder kamen, floh er nach München, London, Paris und Bonn, wo er von iranischen Agenten umgebracht wurde. Für persische Emigranten ist er seitdem zur Kultfigur geworden.« (Percy Adlon) – Junge Ehe in Singapur | BRD 1979 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin | 43 min – »Mrs. Goh, die deutsche Sekretärin, nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihr Schwiegervater fährt Nachttaxi, die Schwiegermutter betreut das Baby tagsüber, und ihr drahtiger, junger Chinese ist ihr Traummann. Sie lernten sich in Wanne-Eickel kennen.« (Percy Adlon) ▶ Freitag, 3. Oktober 2014, 18.30 Uhr Mein München | D 2000 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin, Percy Adlon | 89 min | Beginnend mit einem Hubschrauberflug über München und unterlegt von Karl Valentins Sketch »Das Aquarium«, zeigt Adlon seinen persönlichen Blick auf die Stadt und die Stationen seines Lebens dort. Dazu kommen zahlreiche Ausschnitte aus Filmen über Münchner Künstler, die er porträtiert hat. »Mein Dorf München! Ich bin viele Wochen durch mein München gegangen und habe mich an Stationen und Menschen erinnert, die mir wichtig waren. Es sind Erinnerungen an meine Heimatstadt aus der Zeit, als ich schon am Pazifik lebte. Das Oktoberfest heute, die amerikanischen Soldaten in unserer ausgebombten Stadt, mein erster Fernsehjob … in den Erinnerungen fließt alles zusammen. Ich komme bis heute in die Metropole des Föhns so oft ich kann zurück, weil ich es ohne Weißwürscht nicht lange aushalte.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 4. Oktober 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Hohentrüdingen | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 17 min | »In der fränkischen Alp am Hahnenkamm kam Martin Winter 1933 mit einem Fahrrad und einer Geige als Hilfsschullehrer an und blieb hier sein ganzes Leben.« (Percy Adlon) – Fünf letzte Tage | BRD 1982 | R+B: Percy Adlon | K: Horst Lermer | M: Franz Schubert | D: Lena Stolze, Irm Hermann, Will Spindler, Hansi Hirschmüller, Philipp Arp | 112 min | Eine Chronik der letzten fünf Tage im Leben der Widerstandskämpferin Sophie Scholl, erzählt aus der Sicht ihrer Zellengenossin im Gestapo-Hauptquartier. Eine Charakterstudie als psychologisches Kammerspiel. »Wenige Tage nach Ende der Dreharbeiten für DIE WEISSE ROSE findet Lena Stolze auf ihrem Anrufbeantworter meine Nachricht, ob sie in meinem Film FÜNF LETZTE TAGE die Sophie Scholl spielen möchte. ›Die hab ich doch grade gespielt, bei Verhoeven‹, sagt sie, als sie mich zurückruft. ›Ja, deshalb will ich Sie‹, antworte ich. ›Es soll nur eine Sophie geben.‹« (Percy Adlon) ▶ Sonntag, 5. Oktober 2014, 18.30 Uhr Die Strausskiste | D 2000 | R+B: Percy Adlon | »22 Geschichten ohne Worte nach unbekannten Polkas, Quadrillen und Walzern von Johann Strauss, Sohn. Wien, Arizona, Venedig, Los Angeles, Sankt Petersburg und Niagara sind die Schauplätze der Geschichten – der Prater, ein Altenheim, der Canal Grande, ein Waschsalon, eine Flugshow, der Circus Roncalli, der Ballettsaal des Mariinskij und die Niagara-Fälle. Eva Mattes, Helmut Föttinger, Lolita Davidovich, Tänzer, Bäcker, Komparsen, Models, Artisten, Musiker und der Dirigent Eschwé sind die Darsteller.« (Percy Adlon) In der Langen Nacht der Museen werden die Filme in Blöcken à 30 Minuten gezeigt. I: Unter Strom, Für immer Flirt, Inspiration, Pferdestärken, Addio Venezia, Gold. II: Treibhauseffekt, Clara und Claire, Rendezvous, Süße Sachen, Jogger, Offenbach ausgezogen. III: Brot für die Helden, Niagara, Alte Bekannte, Der Kordeldreher, Große Sprünge. IV: Nijinsky im Waschsalon, Das Autogramm, Happy Birthday, Zirkusleben, Triumph des Küssens. ▶ Samstag, 18. Oktober 2014, 19.30 Uhr (III), 20.30 Uhr (IV), 21.30 Uhr (I), 22.30 Uhr (II), 23.30 Uhr (III), 0.30 Uhr (IV). Eintritt nur mit Karte der Langen Nacht der Museen ▶ Freitag, 24. Oktober 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Weltenburg | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 17 min | »Im Mittelpunkt steht die Fährfrau Anna Bachhuber, die Tag und Nacht für einen Hungerlohn erreichbar sein muss und die nie ihren Humor verliert.« (Percy Adlon) – Out of Rosenheim | BRD 1987 | R: Percy Adlon | B: Percy Adlon, Eleonore Adlon | K: Bernd Heinl | M: Bob Telson | D: Marianne Sägebrecht, CCH Pounder, Jack Palance, Christine Kaufmann, Monica Calhoun | 108 min | OmU | Aus Bob Telsons Filmsong »Calling you« klingt bereits Percy Adlon die Verlorenheit, die Jasmin aus Rosenheim überkommt, als sie nach einem Ehestreit in einem Motel in der Mojave-Wüste strandet und sich nicht nur mit der Chefin des Hauses auseinandersetzen muss. »Brenda und Jasmin – die Geschichte einer Freundschaft. In der bayrisch-amerikanischen Urfassung spricht Marianne Sägebrecht ein Englisch, das man gehört haben muss! Jasmin Münchgstettner könnte direkt aus einem meiner Dörfer in die kalifornische Wüste spaziert sein.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 25. Oktober 2014, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 20. Dezember 2014, 18.30 Uhr 23 Mein Dorf: Frasdorf im Chiemgau | BRD 1972 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 15 min | »Ein Nebenerwerbslandwirt arbeitet mit Begeisterung bei einem progressiven norddeutschen Unternehmer.« (Percy Adlon) – Die Moni geht im Schalk | BRD 1972 | R+B: Percy Adlon | K: Hofer | 16 min | »Eine bayrische Trachtenhochzeit vom Ankleiden der Braut beim ersten Tageslicht bis zum letzten Gstanzl des Hochzeitladers.« (Percy Adlon) – Gabriel Max: Im Haus des Affenmalers | BRD 1980 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin | 43 min | »Filmerzählung aus meinem Heimatdorf Ammerland am Starnberger See. Ich war mit dem Erzähler meines Films befreundet, als ich 32 und er fast 90 Jahre alt war. Colombo Max bewohnte das Seeufer-Haus seines Vaters Gabriel Max, wo zu Colombos Jugendzeit spiritistische Séancen gehalten wurden und sein Vater Affen hielt – mit einem von ihnen ließ er sich begraben. Gabriel Max war einer der Malerfürsten zur OUT OF ROSENHEIM Tacámbaro | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Horst Lermer | 43 min | »Gerhart Münch, genialer Musiker, Außenseiter, Trinker und seine Frau Vera, eine USPräsidententochter, haben sich aus dem Künstlerparadies Big Sur in die mexikanische Sierra Madre del Sur in die hoch- und entlegene Mestizenstadt Tacámbaro gerettet.« (Percy Adlon) – Nijinsky im Waschsalon | D 2000 | R+B: Percy Adlon | 5 min | Johann Strauss: Seladon-Quadrille, op. 48. Ein obdachloser Tänzer dreht im Waschsalon Pirouetten zwischen den ungerührten Kunden. – German Town | BRD 1978 | R+B: Percy Adlon | K: Jürgen Martin | 43 min | Zum Flötensoundtrack von »Island in the Sun« sucht Percy Adlon German Town auf.»Im Bergdschungel im Innern Jamaicas siedelten sich 1835 ein paar verzweifelte deutsche Familien an, vermischten sich nicht mit der schwarzen Bevölkerung und blieben. Die heutigen Bewohner sind sprachlos und kulturlos. Sie sind Jamaikaner, doch ohne Heimat.« (Percy Adlon) Zeit Ludwigs I.« (Percy Adlon) – Das Autogramm | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 9 min | Johann Strauss: »Abschied von St. Petersburg«, Walzer, op. 210 Percy Adlon ▶ Freitag, 31. Oktober 2014, 18.30 Uhr 24 Mein Dorf: Pestenacker, Schwaben | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 15 min | »Ein alter Schmied und sein junger Sohn, der Landmaschinen repariert und in der Freizeit mit einer harmlosen Mopedgang unterwegs ist.« (Percy Adlon) – Herr Kischott | BRD 1979 | R+B: Percy Adlon | K: Mike Gast | M: Eugen Illin | D: Rolf Illig, Maria Roth, Mario Piras, Marianne Sägebrecht | 98 min | Don Quichotte im niederbayrischen Plattling. »Ein Eisenbahnrentner liebt die Fernsehansagerin Dagmar Berghoff und zieht mit Schweißerhelm, Moped und Nachbar Sanchez gegen das Syndikat-U, die Unbescheidenheit der Welt, zu Felde. Mit Marianne Sägebrecht als Frau Sanchez in ihrer ersten Filmrolle.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 1. November 2014, 18.30 Uhr Zirkusleben | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 10 min | Johann Strauss: »Ins Centrum!«, Walzer, op. 387. »Eine letzte Vorstellung, der Abschied und Abbau eines Zirkus, mehr Erinnerung als Realität.« (Percy Adlon) – Herschel und die Musik der Sterne | BRD 1985 | R+B: Percy Adlon | K: Raimund Maxsein | M: Joseph Haydn | D: Rolf Illig, Josef Meinrad, Karin Anselm, Edgar Selge | 105 min | »Joseph Haydn besucht Herschel, den Entdecker des Uranus, in Slough bei London, wo der deutsche Astronom ein hölzernes Riesenteleskop gebaut hat. Haydn flirtet mit Herschels junger Schwester, plaudert übers Komponieren, doch beim nächtlichen Blick ins Weltall packt ihn die Angst und sein ungeschriebenes Oratorium ›Die Schöpfung‹ donnert in seinem Kopf.« (Percy Adlon) Ein Kammerspiel mit vier Personen, im Studio mit mehreren Fernsehkameras aufgezeichnet und mit Mut zu technischen Experimenten. Durch Inserts und Bluebox wird eine Mondwanderung der Herren Herschel und Haydn simuliert. ▶ Sonntag, 2. November 2014, 18.30 Uhr Tomi Ungerers Landleben | BRD 1973 | R+B: Percy Adlon | K: Horst Lermer | 43 min | »Durch einen Ausstellungsbericht habe ich Tomi Ungerer in München kennengelernt. Er lud mich auf eine Halbinsel nach Nova Scotia ein, wohin er 1970 mit seiner jungen Frau Yvonne aus New York geflohen war. Ich war so fasziniert von ihm, dass ich mein erstes großes Filmporträt über ihn machte.« (Percy Adlon) – Inspiration | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 4 min | Johann Strauss: »Bonbon«, Polka française, op. 213. »Ein Maler wartet auf Inspiration. Er stellt sich drei Modelle vor, die die Hüllen fallen lassen. Das strengt ihn so an, dass er einnickt.« (Percy Adlon) – Mann vor wilder Landschaft | D 1996 | R+B+K: Percy Adlon | 58 min | »Tomi und Yvonne in Goleen, County Cork, Irland. Nach meinem ersten Besuch bei Tomi und Yvonne Ungerer mache ich, 23 Jahre später, einen Film über die beiden auf ihrer Farm auf der Südspitze Irlands. Tomis Originalität im Sprechen und Zeichnen erweist sich genauso einmalig wie beim ersten Besuch.« (Percy Adlon) ▶ Freitag, 7. November 2014, 18.30 Uhr Mein Dorf: Vachendorf / Chiemgau | BRD 1976 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung |15 min | »Sie macht das Lädchen, er den Friseursalon, allerdings in einem Raum. Zusammen mit den Kunden eine Art Reality-Show.« (Percy Adlon) – Rosalie goes shopping | BRD 1988 | R: Percy Adlon | B: Percy Adlon, Eleonore Adlon | K: Bernd Heinl | M: Bob Telson | D: Marianne Sägebrecht, Brad Davis, Judge Reinhold, Erika Blumberger, Willy Harlander | 94 min | OF | »In Arkansas, USA, möchte die bayerische Rosalie eine vorbildliche Konsumentin für ihre neue Heimat sein, wo sie mit ihrem Doppeldecker-Landwirtschafts-Piloten, sieben Kindern und ca. drei Dutzend Kreditkarten jongliert. Dem katholischen Priester der Minigemeinde beichtet sie ihre Sünden.« (Percy Adlon) Die als Farce gezeigte Kritik am Konsum als Religionsersatz und an der scheinbar endlosen Bezahlmöglichkeit mit Kreditkarten ist erstaunlich aktuell. ▶ Samstag, 8. November 2014, 18.30 Uhr Percy Adlon SALMONBERRIES 25 So in love | D 1991 | B+R: Percy Adlon | D: k.d.lang | 5 min | Eine junge Frau wäscht die Kleidung ihrer verstorbenen Geliebten. Ein Musikvideo für k.d. lang und eine Hommage an Cole Porter. – Salmonberries | D 1991| R+B: Percy Adlon | K: Tom Sigel | M: Bob Telson | D: Rosel Zech, k.d. lang, Chuck Connors, Jane Lind, Oscar Kawagley | 105 min | engl. OF | »Eine Liebe in Alaska und Berlin. Nach einer Tunnel-Flucht aus Ostberlin, bei der ihr Mann erschossen wurde, flieht eine Bibliothekarin bis ans Ende der Welt, nach Kotzebue, Alaska. Die Begegnung mit einem androgynen Findling verändert ihr verstummtes Leben.« (Percy Adlon) Adlon schrieb diesen Film für die kanadische Country & Western-Sängerin k.d. lang, die darin ihre erste Hauptrolle spielt. Kurz nach der Wende thematisiert er die deutsch-deutsche Vergangenheit, die auch durch eine weitere Flucht nicht bewältigt werden kann. ▶ Sonntag, 9. November 2014, 18.30 Uhr Rollwenzels bunte Steine | BRD 1976 | R+B: Percy Adlon | K: Hermann Reichmann | 43 min | »Pfarrer Mädl im Steinbruch. Was er bei seinen wöchentlichen Hack- und Kratzarbeiten an versteinerten Schätzen ausbuddelt, füllt, zum Leid von Frau Mädl, alle Schubladen des Pfarrhauses.« (Percy Adlon) – Treibhauseffekt | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 2 min | Johann Strauss: Ottinger Reiter-Marsch, op. 83. »Eine Blaskapelle verirrt sich im Treibhaus, bis der Dirigent nur noch Grünzeug statt Takt schlägt.« (Percy Adlon) – Wolfgang Wagner, Herr der Ringe | BRD 1984 | R+B: Percy Adlon | K: Henning Stegmüller | 43 min | »Der Herr von Bayreuth orakelt über seine Nachfolge, erregt unfreiwillig Heiterkeit beim Vortanzen, hält dem Generalprobenpublikum eine Standpauke und unterhält die Rheintöchter am Planschbecken.« (Percy Adlon) ▶ Freitag, 14. November 2014, 18.30 Uhr Nebenbei hauptsächlich Rösser | BRD 1979 | R+B: Percy Adlon | K: Pitt Koch | 43 min | »Der Bildhauer Fritz Koenig lebt und arbeitet auf dem Ganslberg über Landshut. Pfauen schreien aus hohen Bäumen, auf der Wiese darunter sind Skulpturen aufgestellt, Ausdruck von der Balance unserer Sinne und Konzepte, auf den Weiden galoppieren Pferde.« (Percy Adlon) – Pferdestärken | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 4 min | Johann Strauss: »Liebchen, schwing dich«, Polka Mazurka, op. 394 – Koenigs Kugel | D 2001 | R+B+K: Percy Adlon | 58 min | »Fritz Koenigs ›Kugelkaryatide N.Y.‹, die größte Bronzeskulptur der Neuzeit, wurde 1969 in einem Stück von Hamburg zum Hudson in Manhattan gebracht, und stand dann 30 Jahre lang auf der Plaza des World Trade Center. Beim Attentat am 11. September 2001 blieb sie stark verletzt erhalten. Fritz Koenig besucht den Schauplatz fünf Wochen nach dem Anschlag, als auf Ground Zero noch der Qualm der glühenden Massen aus dem Trümmerfeld steigt.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 15. November 2014, 18.30 Uhr Percy Adlon 26 Vati | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Willy Dobos | 43 min | »Ein sächsischer Neonfummler in Port-auPrince. Eberhard Eberwein strandete in Haiti auf dem Seeweg nach Venezuela, blieb, gründete eine Firma, wo er in einer Bananenhütte mit Starkstrom hantiert, drei schwarze Teilzeitarbeiter beschäftigt und von seiner Frau, einer Friseurin, die sich mehr von der Heirat mit einem Weißen versprochen hatte, von seinen und ihren Kindern möglichst ferngehalten wird.« (Percy Adlon) – Younger and Younger | USA 1993 | R: Percy Adlon | B: Percy Adlon, Felix Adlon | K: Bernd Heinl | M: Hans Zimmer | D: Donald Sutherland, Lolita Davidovich, Julie Delpy, Brendan Fraser, Sally Kellerman | 97 min | OF | Jonathan Younger hütet in seinem Lagerhaus die geheimen Schätze anderer Leute. Als seine vernachlässigte Frau zu Tode kommt, scheint für ihn die große Freiheit anzubrechen. Gemeinsam mit seinem Sohn will er eine Lagerhauskette aufbauen. Doch in seinen Fantasien verliebt er sich dabei aufs Neue in seine immer jünger und attraktiver »erscheinende« Frau. Ein Eheschicksal. ▶ Sonntag, 16. November 2014, 17.30 Uhr Orbela’s people | USA 2007 | R+B+K: Percy Adlon | 118 min | OF | Percy und Eleonore Adlons Begegnung mit dem neunjährigen Maasai-Jungen Orbela und seiner Familie in ihrem Bergdorf ist Adlons erster langer und sehr persönlicher Dokumentarfilm, den er selbst mit digitaler Kamera gedreht hat. »Wir waren auf einer Safari im Ngorongoro Krater in Tansania, Ostafrika. Auf den Höhen darüber besuchten wir ein Maasai-Dorf. In der Ecke des Schulraums stand ein Junge, dessen Augen Hilfe suchten. Er hatte eine Hasenscharte und einen Wolfsrachen. Wir wollten ihm helfen. Das Dorf war ein für Touristen gebautes Dorf. Das richtige lernten wir kennen, als wir ein halbes Jahr später zurückkamen und eine Welt erlebten, die wir nicht erwartet hatten.« (Percy Adlon) ▶ Freitag, 28. November 2014, 18.30 Uhr Der Jogger | D 2000 | R+B+K: Percy Adlon | 3 min | Johann Strauss: »Hermann-Polka«, op. 91 »Während ihr Gatte im Park joggt, genehmigt sich die frustrierte Gattin ein wenig magic in ihrem k.u.k.-Schlafgemach.« (Percy Adlon) – Hawaiian Gardens | D 2000 | R: Percy Adlon | B: Percy Adlon, Eleonore Adlon | K: Rudolpho Paul | D: André Eisermann, Valeria Hernandez, Tzi Ma, Richard Bradford, Florian Fitz | 110 min | Baldi, ein junger ehrgeiziger Start-up-Unternehmer aus Deutschland, ist rund um den Erdball unterwegs, um Schriftstellern Ideen und Stoffe abzuluchsen und diese mit einem Verwertungsprogamm im Internet massenweise zu verkaufen. In Kalifornien verliebt er sich rettungsund hilflos in eine junge Latina, deren Mentor ein ehemals berühmter Schriftsteller ist, den Baldi auf seiner Abschussliste hat. »Vom bayerischen Wald nach Silverlake, Kalifornien – Liebe und Copyrightbetrug in Zeiten der Globalisierung.« (Percy Adlon) ▶ Samstag, 29. November 2014, 18.30 Uhr FilmMusikMaking | D 2010 | R+B: Percy Adlon, Felix Adlon | K: Benedict Neuenfels, Andreas Erben | 43 min | Der Dirigent Esa-Pekka Salonen und das Stockholm Symphony Orchestra proben die Filmmusik zu MAHLER AUF DER COUCH, immer im Dialog mit den beiden Filmemachern. – Mahler auf der Couch | D 2010 | R+B: Percy Adlon, Felix Adlon | K: Benedict Neuenfels | M: Gustav Mahler | D: Johannes Silberschneider, Barbara Romaner, Friedrich Mücke, Karl Markovics, Eva Mattes, Lena Stolze | 105 min | Sommer 1910. »Wir sind in einer Welt der Stars, wie man es heute nennt. Der Wiener Hofoperndirektor und international gefeierte Dirigent Mahler und seine schöne, erotische, zwanzig Jahre jüngere Frau sind für die damalige Zeit eine Art ›Brangelina‹, ständig umgeben von Theatralik und Klatsch. Der Schauplatz Wien in seiner heißesten Phase zur Zeit der Secession. Und dann ist da auch noch der damals zwar schon berühmte aber genauso berüchtigte Dr. Sigmund Freud, der den Trieben der Menschen auf die Schliche kommen will.« (Percy Adlon) ▶ Sonntag, 30. November 2014, 17.30 Uhr Mein Dorf: Rudertshausen | BRD 1971 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 15 min | Die junge »Zimmerin«, Hopfenbäuerin – Mein Dorf: Bonbruck / Niederbayern | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Ludwig Wüchner | 16 min | Geistlicher Rat und Bauherr August Kohl – Mein Dorf: Wald im Allgäu | BRD 1974 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 15 min | Hans Gröschel, Walzenfahrer – Mein Dorf: Schneizlreuth im Berchtesgadener Land | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 16 min | Adolf Bauregger, Gemeindearbeiter – Mein Dorf: Pestenacker bei Landsberg / Lech | BRD 1975 | R+B: Percy Adlon | K: Paul Teufl | 17 min | Uhl, Vater und Sohn, Schmied und Landmaschinenmechaniker – Mein Dorf: Deimhausen bei Schrobenhausen | BRD 1973 | R+B: Percy Adlon | K: Horst Lermer | 15 min | Boris, zweieinhalb Jahre, und seine »zugereisten« Eltern. ▶ Freitag, 19. Dezember 2014, 18.30 Uhr Erster Weltkrieg Der Erste Weltkrieg im Film WESTFRONT 1918 27 Die intensive Wechselbeziehung zwischen Krieg und Film begann nicht mit dem Ersten Weltkrieg. Aber in den Jahren zwischen 1914 und 1918 lernten die kriegführenden Nationen den Film und die Filmproduzenten den Krieg für ihre jeweiligen Zwecke zu nutzen und legten Parameter fest, die seitdem Gültigkeit besitzen. Bis heute unterstützen Regierungen und das Militär Filmgesellschaften großzügig bei der Produktion von Kriegsfilmen mit ihnen genehmer Botschaft. Und bis heute bewegen sich Kriegsfilme in dem Spannungsfeld zwischen Mahnung, Spektakel, Kommerz und Propaganda. Als der Erste Weltkrieg im August 1914 ausbrach, war das Medium Film 19 Jahre alt und damit nach menschlichen Maßstäben im Begriff, seine Volljährigkeit zu erlangen. In Europa zeigte der Film auch bereits deutliche Zeichen der Reife. Er war dabei, das Stadium der Kuriosität und Jahrmarktsattraktion hinter sich zu lassen und sich als legitime Form der Unterhaltung und sogar des künstlerischen Ausdrucks zu etablieren. Die Filme wurden länger und die Themen anspruchsvoller. Auch in den USA wurden zu dieser Zeit bereits erfolgreich Filme gedreht, und im Jahr 1914 entstand die erste größere Produktion in dem kleinen kalifornischen Luftkurort Hollywood. Aber in Europa spielten amerikanische Produktionen noch keine dominierende Rolle, während europäische Filme in den USA einen großen Marktanteil hatten. Der Erste Weltkrieg sollte dies ändern. Mit Ausnahme von Deutschland kam die Filmproduktion in den kriegführenden Ländern größtenteils zum Erliegen. Der innereuropäische Austausch von Filmen, der problemlos und allgegenwärtig gewesen war, stockte kriegsbedingt. Den Kinos gingen die Filme aus, und das zu einer Zeit, in der flimmernder Eskapismus massenhaft nachgefragt wurde. Die USA, die erst 1917 in den Krieg eintreten sollten, hatten ausreichend Kapazitäten und genug Geschäftsgeist, in die entstandene Lücke vorzustoßen. Der Erste Weltkrieg war somit der entscheidende Faktor für den Aufstieg der amerikanischen Filmindustrie zu weltweiter Dominanz. Innerhalb der USA vermochten vor allem die Filmgesellschaften in Holly- Erster Weltkrieg 28 wood diese Chance zu nutzen und den bis dahin unbedeutenden Ort innerhalb weniger Jahre als Weltmetropole des Films zu etablieren. In den USA stieß der Ausbruch des großen europäischen Krieges auf Unverständnis und Abscheu. Doch das Lager derer, die für einen Kriegseintritt der USA auf Seiten Englands und Frankreichs plädierten, erhielt vor allem mit der Verbreitung von Berichten über die deutsche Kriegsführung im neutralen Belgien Zulauf. Diese Berichte, die das Leiden der Zivilbevölkerung und die Barbarei einer deutschen Soldateska schilderten, beruhten durchaus auf Tatsachen, wurden aber auch oft propagandistisch übertrieben. Die Wende in der Stimmung der amerikanischen Öffentlichkeit wurde durch den deutschen U-Bootkrieg eingeleitet. Der Jagd deutscher Unterseeboote auf mit Militär- und Wirtschaftsgütern beladene Schiffe fielen im Atlantik immer wieder auch amerikanische Staatsbürger zum Opfer. Am meisten erregte die Öffentlichkeit die Versenkung der Lusitania, bei der unter den 1195 Todesopfern allein 128 Amerikaner waren. Am 6. April 1917 traten die Vereinigten Staaten in den Krieg ein. Das gerade aufblühende Hollywood stürzte sich mit Gusto in diese Propagandaschlacht, bei der neben moralischem Hochgefühl auch viel Profit winkte. Die Handlungsmuster griffen dabei gern auf die der Büh- nenmelodramen des 19. Jahrhunderts zurück: Zähnefletschende Schurken bedrohen reine Heldinnen und werden durch heldenhafte Retter vom Schlimmsten abgehalten. Kein Wunder also, dass die britische Regierung den Meister des Leinwandmelodramas D. W. Griffith einlud, mit ihrer Unterstützung Originalaufnahmen an der Westfront für einen solchen Propagandafilm zu drehen. In dem daraus entstandenen HEARTS OF THE WORLD (1918) mit Lillian Gish und ihrer Schwester Dorothy geraten Amerikaner im besetzten Frankreich zwischen die Fronten und leiden unter brutaler Behandlung durch deutsche Soldaten. In diesem Film spielte Erich Stroheim zum ersten Mal einen deutschen Offizier. Der gebürtige Österreicher erkannte in dem Hunnenhass seine große Chance, fügte seinem Namen ein »von« hinzu und verkörperte als »the man you love to hate« den widerlichen preußischen Offizier par excellence. Nach dem Waffenstillstand im November 1918 endete das Interesse des amerikanischen Publikums und der Weltöffentlichkeit an Kriegsfilmen schlagartig. Bis in die Mitte der 1920er Jahre wagte sich kaum ein amerikanisches Studio an das Thema Erster Weltkrieg heran. Die zweite Welle amerikanischer Weltkriegsfilme wurde 1925 eingeleitet von King Vidors THE BIG PARADE, der vermutlich zum kommerziell erfolgreichsten Stummfilm überhaupt wurde und so in den folgenden Jahren viele Nachahmer fand. Frank Borzage nutzte den Krieg als schicksalhaftes Element in den meisten seiner großen Melodramen der Stummfilmzeit wie auch in 7th HEAVEN (1927). Der schwedische Importregisseur Mauritz Stiller drehte mit dem polnisch-deutschen Importstar Pola Negri 1927 den an der Ostfront angesiedelten HOTEL IMPERIAL, und obwohl der Meister der Landschaftsaufnahme hier ganz ins Studio verwiesen war, gelang ihm mit diesem Film seine einzige glückliche Arbeit in Hollywood. Neue technische Entwicklungen halfen, das Kriegsgeschehen noch realistischer darzustellen: Der Fliegerfilm WINGS (1927) beeindruckte mit Luftaufnahmen, die im Magnascope-Verfahren die Begrenzung der Leinwand sprengten, und mit Geräuscheffekten, die die Register der in allen größeren Kinos installierten Kinoorgeln und Geräuschmaschinen ausnutzten. Er wurde 1929 mit dem ersten Oscar für den besten Film überhaupt ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde diese Ehre einem weiteren Kriegsfilm zuteil: Dem Tonfilm ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (1930). Lewis Milestone verfilmte Erich Maria Remarques Roman (gleich nach dessen Erscheinen) so eindrucksvoll, dass der Film weltweit ein Erfolg wurde – auch wenn SA- Erster Weltkrieg OH! WHAT A LOVELy WAR Männer Aufführungen des Films in Deutschland sabotierten und der Film zeitweise verboten wurde. Die Darstellung des Ersten Weltkriegs im Kino erhielt durch den Tonfilm einen neuen Schub. Selbst THE BIG PARADE wurde mit eindrucksvoll nachvertonten synchronen Geräuscheffekten noch einmal in die Kinos gebracht. Auch in Deutschland kam mit dem Tonfilm eine Welle von Kriegsfilmen ins Kino, die heute noch als wichtige Zeitdokumente gelten. Anders als die amerikanischen Filme sind WESTFRONT 1918 (1930), NIEMANDSLAND (1931) und DIE ANDERE SEITE (1931) entschiedene Appelle gegen den Krieg an sich. Sie stehen damit im Gegensatz zu den vielen dem Zeitgeist entsprechenden patriotischen und revanchistischen Produktionen, die das deutsche Kino zu dieser Zeit überschwemmten. Noch im Krieg waren 1917 in Deutschland auf Betreiben der Obersten Heeresleitung die vielen kleinen privaten Filmgesellschaften unter dem Dach der neu gegründeten UFA zusammengefasst worden, um Film als Mittel der Propaganda vereinnahmen zu können. Filme mit dezidiert pazifistischer Tendenz konnten nur außerhalb der UFA entstehen und im von der UFA dominierten Kinomarkt auch nur sehr begrenzt Zuschauer anziehen. Sie wurden nach 1933 verboten und vernichtet, existieren heute wie NAMENLOSE HELDEN (1924) nur noch als Fragment oder wie NIEMANDSLAND und DIE ANDERE SEITE in schlecht erhaltenen Filmkopien. Wichtige Filme gegen den Krieg sind in Europa schon sehr früh entstanden. Die belgische Produktion MAUDITE SOIT LA GUERRE kam 1914 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Kinos und verblüfft noch heute mit ihrer prophetischen Darstellung von Kämpfen in Schützengräben und von Kriegstechnologien, die später tatsächlich zum Einsatz kamen. In Frankreich konnte Abel Gance 1917 noch während des Krieges seine eigenen Erfahrungen in seinem großangelegten metaphorischen Epos J’ACCUSE verarbeiten, für das er erstaunlicherweise auf die Unterstützung des Militärs zurückgreifen und Soldaten in Kampfpausen in seine Dreharbeiten einbeziehen durfte. Das Meisterwerk des frühen französischen Tonfilms LES CROIX DE BOIS (1932) lässt zum ersten Mal Klassengegensätze zwischen Offizieren und einfachen Soldaten anklingen, die Jean Renoir in LA GRANDE ILLUSION (1937) auf einer anderen Ebene weiter ausführt. Fernab der Schlachtfelder sinniert der Kommandant eines deutschen Kriegsgefangenenlagers melancholisch über das Ende des alten Europa. Nicht ohne Ironie besetzte Renoir diese Rolle mit Erich von Stroheim. Der Zweite Weltkrieg, dessen Ausmaße den Krieg von 1914–1918 in jeder Hinsicht übertrafen, verdrängte den Ersten Weltkrieg als Filmthema für viele Jahre. Erst als sich in den 1960er Jahren der Weltkrieg zum fünfzigsten Mal jährte, geriet er wieder in den Fokus und wurde einer Neubewertung unterzogen. Neue Darstellungsformen, beeinflusst von den Strömungen des Existentialismus in der Philosophie und des Absurden in der Kunst, zeichnen die Filme aus. Das in einigen Ländern verhängte jahrelange Verbot von Stanley Kubricks militärkritischem Lehrstück PATHS OF GLORY (1959) zeigt dabei, dass es in der Darstellung des Krieges durchaus noch Tabus gab. Richard Attenboroughs Verfilmung der Bühnenrevue OH! WHAT A LOVELY WAR (1969), die den Weltkrieg als satirisches Musical abhandelt, und Dalton Trumbos schockierende Romanverfilmung JOHNNY GOT HIS GUN (1971), in der ein durch seine Kriegsverletzungen aller Möglichkeiten der menschlichen Existenz beraubter Torso in seinen Erinnerungen und einer Traumwelt lebt, gelangten seinerzeit erst gar nicht in die deutschen Kinos. 29 Erster Weltkrieg 30 Auch fand eine Umorientierung auf lange verschwiegene oder vernachlässigte Ereignisse des Ersten Weltkriegs statt. Mit GALLIPOLI (1981) arbeitete Peter Weir ein nationales Trauma auf, indem er den enorm verlustreichen Einsatz australischer und neuseeländischer Hilfstruppen vor Istanbul in den Blick nahm. In Tansania siedelt Christian Doermer seinen Film LETTOW-VORBECK: DER DEUTSCH-OSTAFRIKANISCHE IMPERATIV (1984) an, der das sinnlose und eigenmächtige Handeln eines deutschen Oberleutnants im ersten Weltkrieg thematisiert, die Ereignisse dabei aber auch in einen geschichtsphilosophischen Rahmen stellt, indem er sie mit internationalen Krisen seiner Zeit in Zusammenhang bringt. Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, der von verschiedenen Seiten umfassend gefilmt wurde. Doch diese Bilder entstanden im Auftrag der jeweiligen Armeen und klammern den Horror in den Schützengräben, den Dauerbeschuss durch Maschinengewehre, die unvorstellbare Anzahl von Toten und Verletzten aus. Da es unmöglich war, die schwerfälligen Kameras ins unmittelbare Kriegsgeschehen einzubeziehen, sind viele vermeintlich dokumentarische Aufnahmen zudem nachgestellt. Dies gilt auch für den 2006 ins »Memory of the World Register« der Unesco aufgenommene Dokumentarfilm THE BATTLE OF THE SOMME (1916). Unser Bild vom Ersten Weltkrieg ist daher überwiegend geprägt von den Spielfilmen Anfang der 1930er Jahre – trotz Weiterentwicklung der Technik und trotz der mit digital koloriertem und nachvertontem Dokumentarmaterial und Re-enactment auf »Primetimefähigkeit« setzenden Fernsehdokudramen zum 100. Jahrstag des Kriegsbeginns, die »nahezu jeden Vorgang zum kleinen Melo heruntersentimentalisieren« (Rüdiger Suchsland). Ernüchternd dabei ist, wie wenig Einfluss die Filme der 1930er Jahre auf das reale Weltgeschehen hatten. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Arndt Pawelczik 1914. Die letzten Tage vor dem Weltbrand | D 1930 | R: Richard Oswald | B: Heinz Goldberg, Fritz Wendhausen | K: Mutz Greenbaum | D: Albert Bassermann, Heinrich George, Eugen Klöpfer, Reinhold Schünzel, Oskar Homolka | 100 min | Mosaikartig zusammengesetzte Ereignisse der Julikrise: die Vorgänge in Wien, Berlin, Sankt Petersburg, Paris und London, die zum Beginn des Weltkriegs führten. Oswald betreibt »Ursachenforschung, wo andere Regisseure mit ihren Filmen den Krieg heroisch verklären oder seine monströse Grausamkeit bloßstellen.« (Wolfgang Mühl-Berg- hausen) Dass der Film die deutsche Zensur erst nach Vorschaltung einer erklärenden Einleitung durch einen Historiker passieren konnte, zeigt, wie schwierig der Umgang mit der Kriegsschuldfrage auch noch in der späten Weimarer Republik war. ▶ Dienstag, 16. September 2014, 21.00 Uhr All Quiet on the Western Front (Im Westen nichts Neues) | USA 1930 | R: Lewis Milestone | B: Maxwell Anderson, George Abbot, Del Andrews, nach dem Roman von Erich Maria Remarque | K: Arthur Edeson | M: David Broekman | D: Lewis Ayres, Louis Wolheim, John Wray, Arnold Lucy, Ben Alexander | 133 min | OmU | Der Film folgt Paul und seinen Freunden von der Schulbank durch die Grundausbildung in die Schützengräben und begleitet sie bis zum bitteren Ende. Mit großem Aufwand und dokumentarischer Genauigkeit werden Kriegsaktionen aus der Perspektive der Soldaten im Schützengraben dargestellt. Obwohl es bei Aufführungen in Deutschland zu Störaktionen der SA kam, die seine Verbreitung verhindern wollten, und der Film daraufhin zeitweise verboten wurde, war es schließlich einer der erfolgreichsten Filme der Saison 1931/32. ▶ Dienstag, 23. September 2014, 21.00 Uhr Lettow-Vorbeck. Der Deutsch-ostafrikanische Imperativ | BRD 1984 | R: Christian Doermer | B: Christian Doermer, Torsten Breuer | K: Mohinder Dhillon, Silus Santhole | M: Norbert Jürgen Schneider | D: Michael Burisch, Reinhard Dinkelmeyer, Christian Doermer, Andreas Dönhoff, Dorian Rocco | 97 min | In der deutschen Kolonie Tanganjika in Ostafrika entschließt sich ein Hauptmann der Kolonialtruppen, eigenmächtig Krieg gegen die Briten zu führen und die Position zu halten. Christian Doermers Essayfilm reflektiert die Frage nach der Relevanz der Ereignisse von 1914 im Zusammenhang der geopolitischen Lage zur Zeit seiner Entstehung. Das als Kleines Fernsehspiel mit 20 Tagen Drehzeit begonnene Projekt wurde zu einem vierjährigen Ringen mit einer Vision. The African Queen (African Queen) | USA 1951 | R: John Huston | B: James Agee, John Huston, nach dem Roman von C.S. Forrester | K: Jack Cardiff | M: Allan Gray | D: Humphrey Bogart, Katharine Hepburn, Robert Morley, Peter Bull, Theodore Bikel | 105 min | OF | Humphrey Bogart und Katharine Hepburn spielen ein ungleiches Paar, das der Krieg im kolonialen Ostafrika zusammengeworfen hat. Gemeinsam versuchen sie, mit Bogarts altem Kahn ein deutsches Dampfschiff aufdem Viktoriasee zu versenken. Ausgesprochen unterhaltsame Abenteuerkomödie in strahlendem Technicolor, die Bogart den einzigen Oscar seiner Karriere einbrachte. Der Film kam seinerzeit erst mit einigen Jahren Verspätung in die deutschen Kinos, gekürzt und bereinigt von angeblich »antideutschen« Szenen. ▶ Dienstag, 7. Oktober 2014, 21.00 Uhr D.W. Griffith Directs the Great War | Vortrag mit Filmausschnitten von Russell R. Merritt | 30 min | englisch | Die spannende Produktionsgeschichte von HEARTS OF THE WORLD, den der amerikanische Starregisseur D.W. Griffith auf Einladung des britischen War Office drehte, um die Amerikaner zum Kriegseintritt zu bewegen. – Hearts of the World | USA 1918 | R+B: David Wark Griffith | K: G.W. Bitzer, Hendrik Sartov | M: Carli Elinor | D: Lillian Gish, Robert Harron, Dorothy Gish, Adolphe Lestina, Josephine Crowell, Jack Cosgrave | 133 min | OF | Zwei amerikanische Familien geraten im besetzten Frankreich zwischen die Fronten und können sich nur in letzter Sekunde vor einer entfesselten deutschen Soldateska retten. HEARTS OF THE WORLD war in den amerikanischen Kinos der erfolgreichste Spielfilm während des Ersten Weltkriegs. ▶ Dienstag, 14. Oktober 2014, 19.00 Uhr | Zu Gast: Rus- sell R. Merritt | Live-Musik: Richard Siedhoff Paths of Glory (Wege zum Ruhm) | USA 1957 | R: Stanley Kubrick | B: Stanley Kubrick, Calder Willingham, Jim Thompson, nach dem Roman von Humphrey Cobb | K: George Krause | M: Gerald Fried | D: Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou, George Macready, Wayne Morris | 88 min | OmU | Kirk Douglas versucht als französischer Offizier einige seiner Männer vor dem Standgericht zu retten. An ihnen soll ein Exempel statuiert werden, da sie sich im Trommelfeuer geweigert hatten, ihren Schützengraben für einen Angriff zu verlassen und in den sicheren Tod zu rennen. Der von einem historischen Vorfall inspirierte Film, der in München (Schloss Schleißheim, Bavaria-Studios) gedreht wurde, zeigt in eindrucksvollen Bildern die Sinnlosigkeit des Grabenkriegs und die Unmöglichkeit, sich in ihm seine Menschlichkeit zu bewahren. ▶ Dienstag, 21. Oktober 2014, 21.00 Uhr »Make Films Not War«: Pazifistisches Kino | Vortrag mit Filmbeispielen von Alexander Schwarz | 60 min | Kann das Kino uralte Fixierungen auf mythische Helden, adoleszente Abenteuerlust, archaische kollektive Zerstörung, überholte Freund-Feind-Stereotypen, Hassund Rachefantasien, Kameradschaftslegenden und so genannte »reinigende, stählende Kriegsgewitter« aufbrechen? Seit 1913 versuchen Antikriegsfilme dies auf vielfältige Weise zu erreichen und sich gegen den Mainstream zu stemmen. – Namenlose Helden | Österreich 1925 | R: Kurt Bernhardt | B: Hans Székely, Kurt Bernhardt | K: Marius Holdt | D: Erwin Kalser, Lilli Schönborn, Heinz Hilpert, Hermann Hofmann, Ernst Pittschau | 15 min (Fragment) − Niemandsland | D 1931 | R+B: Victor Trivas | K: Alexander von Lagoria, Juri Stiljanudis | M: Hanns Eisler | D: Ernst Busch, Hugh S. Douglas, Louis Douglas, Georges Péclet, Wladimir Sokoloff | 82 min | Fünf Feinde, ein Deutscher, ein Franzose, ein Engländer, ein Schwarzer und ein Jude treffen in der Todeszone zwischen den Fronten aufeinander. ▶ Dienstag, 28. Oktober 2014, 19.00 Uhr | Zu Gast: Alex- ander Schwarz La grande illusion (Die große Illusion) | F 1937 | R: Jean Renoir | B: Charles Spaak, Jean Renoir | K: Christian Matras | M: Joseph Kosma | D: Jean Gabin, Pierre Fresnay, Erich von Stroheim, Dita Parlo, Marcel Dalio | 113 min | OmU | Jean Renoirs melancholische Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg. Erich von Stroheim als Erster Weltkrieg ▶ Dienstag, 30. September 2014, 21.00 Uhr | Zu Gast: Christian Doermer 31 Erster Weltkrieg deutschen Kriegsgefangenen – als Brüder dargestellt werden. »An OKRAINA kann man Boris Barnets ganzen Erfindungsreichtum ablesen: Selbst eine Familientragödie und das aufrichtige Pathos einer schwierigen Romanze zwischen einem Deutschen und einer Russin müssen der visuellen Energieproduktion weichen, die ihren Überdruck in Form von Gags abbaut.« (Christoph Huber) 32 ▶ Dienstag, 25. November 2014, 21.00 Uhr Major von Rauffenstein leitet ein deutsches Kriegsgefangenenlager. Der schwer versehrte Veteran geht mit den gefangenen Offizieren, die er als seinesgleichen ansieht, freundschaftlich um und beklagt den Untergang des alten Europa. Der Film zeichnet ein vielschichtiges Gesellschaftsbild, in dem Krieg, Klassen und Grenzen die Menschen trennen. Doch die Freundschaft ist stärker als die Klassen, und die Klassen sind stärker als die Nationen. ▶ Dienstag, 4. November 2014, 21.00 Uhr 7th Heaven (Im siebenten Himmel) | USA 1927 | R: Franz Borzage | B: Benjamin Glazer | K: Ernest Palmer, J.A. Valentine | M: William P. Perry, Ernö Rapée | D: Janet Gaynor, Charles Farrell, Albert Gran, David Butler | 119 min | OF | Im Paris des Jahres 1914 rettet der Straßenfeger Chico das Mädchen Diane vor ihrer gewalttätigen Schwester. Gemeinsam ziehen sie in Chicos Mansarde im »siebten Himmel« und sind glücklich, bis der Krieg ausbricht und Chico einberufen wird. Im Universum von Frank Borzage, dem Meister des Melodrams, kann die Liebe wirklich alles bezwingen. Janet Gaynor und Charles Farrell waren das HollywoodTraumpaar der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. Berühmt wurde der Titelsong »Diane«, der auf der originalen Movietone-Tonspur des Stummfilms zu hören ist. ▶ Dienstag, 11. November 2014, 21.00 Uhr Okraina (Vorstadt) | SU 1933 | R: Boris Barnet | B: Konstantin Finn, Boris Barnet | K: Michail Kirillov, A. Spiridonov | M: Sergej N. Vasilenko | D: Sergej Komarov, Elena Kuzmina, Nikolaj Bogoljubov, Nikolaj Krjučkov, Robert Erdman | 98 min | OmU | Ein satirischer und oft skurriler Bilderbogen der Ereignisse in einer russischen Kleinstadt während des Weltkriegs. Wir lernen, dass es die Kapitalisten zu bekämpfen gilt und nicht die Deutschen, die hier – in Gestalt eines Oh! What a Lovely War | USA 1969 | R: Richard Attenborough | B: Len Deighton, nach dem Stück von Charles Chilton und dem Musical von Joan Littlewood | K: Gerry Turpin | M: Alfred Ralston | D: Wendy Allnutt, Colin Farrell, Malcolm McFee, John Rae, Corin Redgrave | 144 min | OF | Verfilmung einer sarkastischen Bühnenrevue mit vielen Liedern, die in England zur Zeit des Krieges populär waren. Mit ungewöhnlichen Mitteln entwirft der Film von Richard Attenborough einen Bilderbogen des Kriegs. Dabei verbindet er auf sehr britische Weise Komik und Ernst, Unterhaltung und Mahnung. In der Episode zum »Weihnachtsfrieden« 1914, der spontanen, nicht autorisierten Waffenruhe zwischen deutschen und britischen Soldaten, ist Christian Doermer zu sehen, der später LETTOW-VORBECK drehte. ▶ Dienstag, 2. Dezember 2014, 21.00 Uhr Johnny Got His Gun (Johnny zieht in den Krieg) | USA 1971 | R: Dalton Trumbo | B: Dalton Trumbo nach seinem Roman | K: Jules Brenner | M: Jerry Fielding | D: Timothy Bottoms, Kathy Fields, Marsha Hunt, Jason Robards, Donald Sutherland | 111 min | OF | Ein amerikanischer Kriegsfreiwilliger verliert an der Front Beine und Arme sowie sein Gesicht. Unfähig zu kommunizieren, wird er in einem Sanatorium als medizinisches Experiment am Leben gehalten. Ein großer Teil des Films spielt in der Traum- und Erinnerungswelt des Protagonisten. Dalton Trumbo, der während der Hexenjagd gegen Kommunisten im Amerika der 1950er Jahre blacklisted war und nur noch unter Pseudonym an Filmen mitwirken konnte, inszenierte die Verfilmung seines 1939 veröffentlichen Romans schließlich selber, nachdem eine Produktion unter der Regie von Luis Buñuel nicht zustande kam. ▶ Dienstag, 9. Dezember 2014, 21.00 Uhr Lawrence of Arabia (Lawrence von Arabien) | USA 1962 | R: David Lean | B: Robert Bolt, Michael Wilson, nach dem Kriegsbericht »Seven Pillars of Wisdom« von T. E. Lawrence | K: Frederic A. Young | M: Maurice Jarre | D: Peter O’Toole, Alec Guinness, Anthony Quinn, Westfront 1918 | D 1930 | R: Georg Wilhelm Pabst | B: Ladislaus Vajda, nach dem Roman »Vier von der Infanterie« von Ernst Johannsen | K: Fritz Arno Wagner, Charles Métain | M: Alexander Laszlo | D: Fritz Kampers, Gustav Diessl, Hans Joachim Moebis, Claus Clausen, Jackie Monnier | 97 min | Vier deutsche Infanteristen erleben an der Westfront den Stellungskrieg in all seiner Härte und Grausamkeit. Maschinengeräusche, Detonationen und Schreie prägen sich ebenso ein wie die Kamerafahrten durch die Schützengräben, die auf dem Studiogelände der Bavaria-Film nachgebaut wurden. »Wenn man einen Verwundeten, der nicht gerettet werden kann, stöhnen hört, ohne ihn je zu sehen, so geht das unter die Haut, und der Betrachter bleibt nicht länger mehr Betrachter.« (Siegfried Kracauer) ▶ Dienstag, 6. Januar 2015, 21.00 Uhr Hotel Imperial (Hotel Stadt Lemberg) | USA 1927 | R: Mauritz Stiller | B: Jules Furthman, Edwin Justus Mayer | K: Bert Glennon | D: Pola Negri, James Hall, George Siegman, Max Davidson, Michael Vavitch | 85 min | OF Erster Weltkrieg ▶ Dienstag, 16. Dezember 2014, 18.30 Uhr | An der österreichisch-russischen Front flieht ein österreichischer Offizier vor seinen russischen Verfolgern in ein kleines Hotel in Lemberg. Als die Russen das Hotel zu ihrem Hauptquartier machen, versteckt ihn das Zimmermädchen Anna, das sich in ihn verliebt hat. Der einzige erhaltene Film, den der große schwedische Stummfilmregisseur Mauritz Stiller in Hollywood drehte, ist ein eindrucksvolles Melodram. »Niemals, seit Pola Negri in Amerika ist, hat sie eine derartig klare, geschlossene, durchseelte Leistung hervorgebracht. Jetzt ist sie wieder die große Künstlerin, als die sie uns verlassen hat.« (Lichtbildbühne 1/1927) ▶ Dienstag, 13. Januar 2015, 21.00 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff 33 Der magische Gürtel | D 1917 | R+B: Hans Brennert | K: Loeser | 45 min | Kaperfahrt des deutschen Unterseebootes U 35 durch das Mittelmeer und vor der spanischen und südportugiesischen Atlantikküste im Frühjahr 1917. Dabei wurden »21 Dampfer und drei Segler versenkt und 5 englische Kapitäne von Schiffen, die Widerstand leisteten, gefangen genommen. Der Film ist einer der besten und wirkungsvollsten, die wir seit langem sahen.« (Lichtbildbühne 37/1917) – The Battle of the Somme (Die Schlacht an der Somme) | GB 1916 | K: Geoffrey H. Malins, John B. McDowell | 74 min | OF | Im Auftrag des British Topical Committee for War Films produzierter Dokumentarfilm über die ersten Wochen der britisch-französischen Großoffensive gegen deutsche Stellungen, die 1916 den Krieg entscheiden sollte, aber zur verlustreichsten Schlacht des Ersten Weltkriegs wurde. ▶ Dienstag, 20. Januar 2015, 21.00 Uhr | Einführung und Kommentierung: Martin Loiperdinger LAWRENCE OF ARABIA Jack Hawkins, Omar Sharif, Claude Rains, Arthur Kennedy | 227 min | OF | Britischer Historienfilm mit überaus opulenten, in 70mm und Breitwand aufgenommenen Bildern und großartigen Schauspielern. Während des Ersten Weltkriegs versucht der britische Agent T. E. Lawrence die Stämme auf der arabischen Halbinsel in den Krieg gegen die osmanische Kolonialmacht zu führen. Nach einer aufwändigen Rekonstruktion und digitalen Restaurierung besitzt der Film wieder seine ursprüngliche Länge und erstrahlt in seiner ganzen visuellen Pracht. Erster Weltkrieg 34 Die Frau und der Fremde | DDR 1985 | R+B: Rainer Simon, nach der Novelle »Karl und Anna« von Leonhard Frank | K: Roland Dressel | M: Reiner Bredemeyer | D: Kathrin Waligura, Joachim Lätsch, Peter Zimmermann, Katrin Knappe, Siegfried Höchst | 98 min | Zwei deutsche Kriegsgefangene in Russland freunden sich an und erzählen sich von zu Hause. Als einer von beiden früher entlassen wird, sucht er die Frau des Kameraden auf und gibt sich als deren Mann aus. Sie weiß, dass etwas nicht stimmt, verliebt sich aber in den Fremden, der alles über sie und von ihr zu wissen scheint. »Der Krieg, der die Ausnahmereaktionen der drei Hauptfiguren ermöglicht, der Krieg spielt immer mit, aber er tritt nicht als grausiges Detail in Erscheinung.« (Rainer Simon) Der einzige Film der DEFA, der mit dem großen Preis auf einem westlichen Filmfestival ausgezeichnet wurde: 1985 gewann er auf der Berlinale den Goldenen Bären. ▶ Dienstag, 27. Januar 2015, 21.00 Uhr The Man I Killed (Der Mann, den sein Gewissen trieb) | USA 1932 | R: Ernst Lubitsch | B: Samson Raphaelson, Ernest Vajda | K: Victor Milner | M: W. Franke Harling | D: Lionel Barrymore, Nancy Carroll, Phillips Holmes, Louise Carter, Lucien Littlefield | 77 min | OF | Der Film beginnt mit den Feiern zum Jahrestag des Kriegsendes in Frankreich. Zwischen die Aufnahmen von Paraden und einem Gedenkgottesdienst mischen sich Bilder aus dem Krieg und von Kriegsversehrten aus einem Sanatorium. In der Kirche bleibt nach der Zeremonie ein Mann zurück, der sich in der Beichte beschuldigt, dass er im Nahkampf im Krieg einen deutschen Soldaten erschossen hat. Da er keine Ruhe finden kann, reist er nach Deutschland und sucht die Eltern des Getöteten auf. Konsequent stellt der Film die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen. ▶ Dienstag, 3. Februar 2015, 21.00 Uhr Les croix de bois (Hölzerne Kreuze) | F 1932 | R: Raymond Bernard | B: Raymond Bernard, André Lang, nach dem Roman von Roland Dorgelès | K: Jules Kruger, René Ribault | D: Pierre Blanchar, Gabriel Gabrio, Charles Vanel, Raymond Aimos, Antonin Artaud | 110 min | OmeU | Ein junger französischer Rekrut erlebt in einem erfahrenen Regiment die erbarmungslose Dezimierung und das Grauen an der Front. Der Film ist dabei ganz der Authentizität verpflichtet: echte Schauplätze, echte Requisiten, die Schauspieler und Statisten waren ausnahmslos Veteranen. Das Spiel, die Inszenierung und die filmischen Mittel sind fast schockierend modern. »LES CROIX DE BOIS war in Frankreich der wichtigste Film für die Generation, die den Ersten Weltkrieg erlebt hatte, und blieb über Jahrzehnte ununterbrochen im Kinoeinsatz – während ihn die Nazis in Deutschland sofort verboten.« (Antti Alanen) ▶ Dienstag, 10. Februar 2015, 21.00 Uhr Gallipoli | Australien 1981 | R: Peter Weir | B: David Williamson | K: Russell Boyd | M: Brian May, JeanMichel Jarre, Tommaso Albinoni | D: Mark Lee, Mel Gibson, Bill Kerr, Charles Yunupingu, Heath Harris | 110 min | OF | Peter Weir folgt der langen Reise zweier australischen Kriegsfreiwilligen von der Heimat bis zu ihrem schicksalhaften Einsatz vor Istanbul in der Schlacht von Gallipoli, bei der 1915 60.000 australische Soldaten vom britischen Oberkommando letztendlich sinnlos ins türkische Sperrfeuer geschickt wurden. Über 26.000 Australier wurden schwer verwundet oder gerieten in Kriegsgefangenschaft, 7.595 starben im Kampf. Weir arbeitet ein nationales Trauma der Australier auf, verliert sich dabei aber nicht in Schlachtenbeschreibungen, sondern geht der Frage nach, warum und wieso sich Menschen für den Krieg begeistern und begeistern lassen. ▶ Dienstag, 24. Februar 2015, 21.00 Uhr Maudite soit la guerre (Verflucht sei der Krieg) | Belgien 1914 | R+B: Alfred Machin | D: Baert, Suzanne Berni, Fernand Crommelynck, Nadia D’Angely, Henri Goidsen | 38 min | OmU | Ein verblüffender Antikriegsfilm, der im Mai 1914 in den Kinos anlief und in schablonenkolorierten Szenen den Alltag im Belgien der Vorkriegszeit und den Ausbruch des Krieges schildert. – Shoulder Arms (Gewehr über!) | USA 1918 | R+B: Charles Chaplin | K: Roland Totheroh | D: Edna Purviance, Charles Chaplin, Syd Chaplin, Loyal Underwood, Henry Bergman | 44 min | OF | Chaplin als Soldat im Schützengraben. »Kein anderer hätte wagen dürfen, mit dem Entsetzlichen so Spott zu treiben, wie es sein Genie getan hat – diese Verhöhnung des Militarismus, diese skurrile Komik der Bewegungen, dieser blitzschnelle Wechsel von Sentimentalität, echtem Gefühl, Klamauk und Karikatur.« (Kurt Tucholsky) ▶ Dienstag, 3. März 2015, 21.00 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz Schon zu Lebzeiten des Autors fanden Wedekinds Werke den Weg ins neue Medium Film. Das vielfältige Potential für filmische Bearbeitungen lässt sich auf verschiedene Aspekte der literarischen Texte zurückführen: etwa auf die ästhetische Hybridität der Dramen, die von Gattungen wie Zirkus, Pantomime oder Varieté geprägt sind, oder auf formale Eigenschaften wie tableaux und Variation, die einer linearen Handlung oft entgegenarbeiten. Diese Aspekte der Wedekind’schen Ästhetik entsprachen den Prioritäten des frühen Kinos, als das Spektakel noch vor dem Narrativen den Vorrang hatte. Auch im Hinblick auf ihre Thematik bieten Wedekinds Texte reiches Material für Filmemacher: Unter den zentralen Themen seiner Werke sind vor allem die Probleme des Menschen auf dem Weg zur sexuellen Reife, die Spannung zwischen den sozialen Verhaltensnormen und dem Geschlechtstrieb, das einseitige oder gegenseitige Begehren sowie dessen obsessive, sadistische oder zerstörerische Manifestationen filmisch besonders ergiebig. Es nimmt daher nicht Wunder, dass in der Geschichte des Kinos, vom Stummfilm bis zu den heutigen Spiel- und TV-Filmen, Wedekinds bekannteste Dramen und auch einige seiner Prosawerke in filmischen Bearbeitungen immer wieder zu sehen sind. Von der bekanntesten Wedekind-Verfilmung, G.W. Pabsts DIE BÜCHSE DER PANDORA (1929), lässt sich sogar sagen, dass sie das Bild seiner berühmtesten Figur, Lulu, für das 20. Jahrhundert neu gedeutet und nachhaltig geprägt hat. Die Frage danach, wie die Rolle zu realisieren sei, war von Anfang an strittig. Schon Wedekind kommentierte den Kontrast zwischen der »Selbstverständlichkeit, Ursprünglichkeit, Kindlichkeit«, die ihm bei der Zeichnung der weiblichen Hauptfigur als »maßgebliche Begriffe« vorschwebten, und der Charakterisierung Lulus als femme fatale in den ersten Inszenierungen: »Was hatte ich vor Augen? Lulu war raffiniert. Die Mode von 1904: Lulu war Salome.« Im neuen Medium Film bestand dieser Kontrast fort. Bekanntlich hat Louise Brooks behauptet, dass sie einfach »sich selbst« gespielt habe, oder genauer: dass sie gar nicht gespielt habe. Das Rezept bestand aus ihren Zutaten: die Frische und Offenheit des amerikanischen Mittelwestens, eine Prise kindhafter Androgynie, die ansteckende Vitalität der roaring twenties flapper. Auf diese Weise rettete Louise Brooks gewissermaßen Lulu vor Salome. Die Leistung ist um so mehr zu schätzen, wenn man sie mit der Interpretation der Asta Niel- Frank Wedekind Frank Wedekind zum 150. Geburtstag 35 sen in Leopold Jessners ERDGEIST (1923) vergleicht. Bei Nielsen herrscht noch das Dämonische der femme fatale. Im Vergleich dazu fällt bei Brooks eine leicht leuchtende Sinnlichkeit auf, die energisch ist, ohne manisch zu wirken. Die Widersprüche und Brüche im Lulu-Bild – zwischen Kindfrau und femme fatale, Natürlichkeit und Performance, Sinnlichkeit und Unschuld – bestehen nach dem Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm weiter. In Rolf Thieles LULU (1962) stellt Nadja Tiller Lulu als Wienerin dar: keck, launisch, etwas hochmütig – eher Bürgerin als Bürgerschreck. Im Vergleich zu den anderen Lulu-Filmen wirken die monströsen Seiten der Doppeltragödie bei Thiele etwas gedämpft: Der Tod von Dr. Schön, die allmähliche Erniedrigung der Protagonistin, ihr Untergang und ihre Zerstückelung durch Jack the Ripper werden nicht weggelassen, sie werden aber auch nicht besonders brutal inszeniert. Zwei neuere Spielfilme greifen den Stoff einer Novelle von Wedekind – »Mine-Haha oder Über die körperliche Erziehung junger Mädchen« (1903) – auf und bearbeiten ihn neu. Dabei liegen die Behandlungen des Stoffes durch Lucile Hadzihalilovic und John Irvin auffällig weit auseinander. Sogar die Titel der Filme deuten auf radikal verschiedene Ansätze hin. Bei Hadzihalilovics INNOCENCE (2004) stehen Kleinkinder und vorpubertäre Frank Wedekind 36 Mädchen im Vordergrund, die Ästhetik des Filmes wird von der paradiesischen Parklandschaft, die die Mädchen bewohnen, dominiert. Dagegen lässt Irvin in THE FINE ART OF LOVE (2005) die Rollen durch etwas ältere, 16- bis 18-jährige Mädchen verkörpern. Irvins Film legt den Akzent auf die verheerenden Folgen einer gnadenlosen Sexualökonomie, die junge Mädchen für den späteren sexuellen Konsum durch ältere Männer systematisch dressiert. Der Titel – »Die feine Kunst der Liebe« – kann im Nachhinein, nachdem die »körperliche Erziehung der jungen Mädchen« in der gewaltsamen Entjungferung der Protagonistin Hidalla kulminiert, als merkwürdige Mischung aus Ironie und Vorwurf verstanden werden: Hier ist, trotz Parklandschaft, Theater, Tanzstunden und Internat-Idyll, die »Liebe« ganz sicher nicht »fein« und mitnichten als »Kunst« zu bezeichnen. Im Kontrast dazu deutet die wortlose Schluss-Szene von INNOCENCE, in der die Protagonistin Bianca zusammen mit einem lächelnden Jungen unter dem Wasserstrahl eines Brunnens spielt, auf eine sexuelle Erweckung hin, die als positiv empfunden wird. Beide Filme folgen der literarischen Vorlage insofern, dass Bild, Szene, Atmosphäre und Körper den Vorrang über Handlung, Charakterisierung und Ereignis haben. Der auffallend zyklische Charakter des Lebens im streng gegliederten Erziehungssystem lässt einen linear sich entwickelnden Handlungsstrang kaum zu. Dies rührt zum Teil auch daher, dass es sich bei »MineHaha« um den Fragment gebliebenen Ansatz zu einem nie vollendeten Textprojekt handelt, dem geplanten utopischen Roman »Die große Liebe«, in dem es um eine neue Gesellschaftsordnung »basierend auf der freien Liebe« gehen sollte. In einem Interview beschreibt Hadzihalilovic die abgeschnittene Umwelt der Parklandschaft als unheimliche Mischung aus Gefängnis und Paradies. Dies trifft auch auf die Novelle zu und verbindet sie mit der modernen Utopie, die gerade um 1900 herum zunehmend dystopische Züge zu tragen begann. Galt die utopische Insel lange Zeit als Labor oder Spielraum für experimentelle Gesellschaftsformen, wird sie hier zum Treibhaus einer weiblichen Sexualität, die vom Unbehagen der Geschlechterordnung zutiefst geprägt – sogar verformt – ist. Hätte Wedekind sein utopisches Projekt zu Ende geführt, so wäre der Endpunkt der »körperlichen Erziehung« in öffentlichen Sex-Riten und verstaatlichter Prostitution zu sehen, in der »Vereinigung von Kirche und Bordell im sozialistischen Zukunftsstaat«. Irvins Film deutet in der Schluss-Sequenz schon in diese Richtung. Trotz der idyllischen Szenerie und dem Versprechen des Untertitels entlarvt sich die »körperliche Erziehung« in »Mine-Haha« letztendlich als genauso repressiv und befremdlich wie die »schwarze Pädagogik« in »Frühlings Erwachen«. Widerstand und Ungehorsam werden mit lebenslanger Haft, Ausschluss oder sogar Auslöschung bestraft, was zur fast vollkommenen geistigen Passivität seitens der Mädchen führt. Ein Dialogfetzen, der in INNOCENCE wiederholt vorkommt, bringt diesen geistigen Zustand klar zum Ausdruck: »Pourquoi?« »Parce que.« (»Warum?« »Darum.«). Vielleicht wurde das Interesse der beiden Filmemacher an dem Wedekind-Text gerade durch die Schwierigkeit oder Vergeblichkeit seiner Suche nach einer emanzipatorischen Erziehung geweckt. Durch den gnadenlosen (und nur, wenn überhaupt, implizit kritischen) Blick auf die Dressur des weiblichen Körpers sowie durch die unbehagliche Nähe von Paradies und Gefängnis nimmt Wedekinds »Mine-Haha« hochaktuelle Ambivalenzen und Ängste vorweg, die um die »Emanzipation« der Sinnlichkeit und den Tod der Utopie kreisen. Caitríona Ní Dhúill Ein Programm zur Ausstellung »Wedekinds Welt« im Deutschen Theatermuseum München (noch bis zum 11. Januar 2015), anlässlich Frank Wedekinds 150. Geburtstag. Zudem erinnert die Filmreihe auch an den 100. Geburtstag des Schauspielers Charles Regnier, den Schwiegersohn von Frank Wedekind, der in drei der gezeigten Verfilmungen mitspielt. Caitríona Ní Dhúills Text ist ein Auszug ihres Katalogbeitrages. Der Marquis von Keith | BRD 1962 | R: Axel Corti | B: Charles Regnier, nach dem Stück von Frank Wedekind | K: Günter Kropf | D: Charles Regnier, Maria Sebaldt, Herbert Fleischmann, Max Mairich, Ulli Lommel, Ruth Drexel, Walter Sedlmayr | 94 min | »Eine bittere Satire über den Gegensatz zwischen Kunst und Mammon, zwischen Fantasie und Realismus, aber auch ein ironisches und zynisches Selbstporträt des Dichters Frank ▶ Mittwoch, 17. September 2014, 21.00 Uhr | Ein- führung: Anatol Regnier Tod und Teufel | GB 1973 | R+K: Stephen Dwoskin | B: Charles Regnier, Stephen Dwoskin, Ros Spain, Volker Elis Pilgrim, nach dem Stück von Frank Wedekind | M: Gavin Bryars | D: Charles Regnier, Carola Regnier, Brigitte Rau, Matthias von Spallart, Ulla Larsson | 90 min | Adaption des Einakters von Frank Wedekind, der als dritter Teil der »Lulu«-Serie geplant war. »Der Text war veraltet (die soziale Ambiguität der Frauen, die Fehler, die Männer in bezug auf Frauen machen), er wurde modifiziert und ergänzt. Ich bewundere Pabsts BÜCHSE DER PANDORA sehr, und eine stilistische Verbindung von TOD UND TEUFEL zu PANDORA mag es geben in Bezug auf die Art, wie Louise Brooks Lulu porträtiert – diese erstaunliche Ausdruckskraft! Ein größerer Einfluss waren meine Beziehungen zur WedekindFamilie, aber am wichtigsten war das Thema: die Widersprüche im männlich/weiblichen Rollenspiel. Das Stück ist Fragment geblieben, und so nahm ich mir die Freiheit, Wedekinds Ideen auszuweiten.« (Stephen Dwoskin) ▶ Mittwoch, 24. September 2014, 21.00 Uhr | Ein- führung: Anatol Regnier Die Büchse der Pandora | D 1929 | R: Georg Wilhelm Pabst | B: Ladislaus Vajda, nach den Stücken »Erdgeist« und »Die Büchse der Pandora« von Frank Wedekind | K: Günther Krampf | D: Louise Brooks, Fritz Kortner, Franz Lederer, Carl Goetz, Krafft-Raschig, Gustav Diessl | 109 min | »Über das Wagnis, Wedekinds Problematik abnormer Psychologie zu verfilmen – Wedekind hat, nach seinen eigenen Worten, ›das furchtbare Verhängnis der Unnatürlichkeit zum Gegenstand ernster dramatischer Gestaltung‹ gemacht – und über das Wagnis, die Prostituierte als Opfer zu zeigen, ging Pabst noch einen Schritt hinaus bis zur äußersten, verdammungswürdigen Unsittlichkeit: Er gab seiner Lulu die ›süße Unschuld‹ der Blumen, die ihre Kleider zierten und die Szenen des Stücks füllten. ›Lulu ist kein wirklicher Charakter‹, sagte Wedekind, ›sondern die Verkörperung primitiver Sexualität, die das Böse ganz unbewusst heraufbeschwört.‹« (Louise Brooks) ▶ Mittwoch, 1. Oktober 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz Erdgeist | D 1923 | R: Leopold Jessner | B: Carl Mayer, nach dem Stück von Frank Wedekind | K: Axel Graatkjær | D: Asta Nielsen, Albert Bassermann, Rudolf Forster, Carl Ebert, Alexander Granach, Heinrich George | 81 min | »Der besondere künstlerische Wert der Asta-Nielsen-Erotik besteht darin, dass sie durchaus vergeistigt ist. Und darum wirkt Asta Nielsen nie geil. Sie hat immer etwas Kindliches. Aber in dieser Rolle, wo sie doch eine Dirne spielt, die im Moment, da sie die Oberhand gewinnt, sofort beobachtend, berechnend wird, in dieser Dirnenrolle wirkt ihre Naivität schon pflanzenhaft. Sie ist nicht unmoralisch, sondern eine gefährliche Naturgewalt und unschuldig wie ein Raubtier. Sie frisst die Männer nicht mit böser Absicht, und ihr Abschiedskuss (sie küsst den Mann, den sie erschossen hat) ist rührender als alle Tränen verlassener Filmjungfrauen. Ja, senkt die Fahnen vor ihr, denn sie ist unvergleichlich und unerreicht.« (Béla Balázs) ▶ Mittwoch, 8. Oktober 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Joachim Bärenz Frühlings Erwachen – Eine Kindertragödie | D 1929 | R: Richard Oswald | B: Friedrich Raff, Herbert Rosenfeld, nach dem Stück von Frank Wedekind | K: Eduard Hoesch | D: Tony van Eyck, Carl Balhaus, Rolf von Goth, Mathilde Sussin, Paul Henckels | 79 min | »Der Film nimmt von Wedekind die Außenkonflikte. Schuldig bleibt er zwar das Atmosphärische, Dichterische: die frühen Beklommenheiten, Wonne und Spuk, das Labyrinth der Brust, den Schreck des Werdens. Doch er bringt von neuem einen Hinweis auf Schwieriges, Un- Frank Wedekind Wedekind, der ungewöhnlich lang um Anerkennung und Erfolg kämpfen musste. In der Titelrolle zeigt Charles Regnier jene Präzision, Beweglichkeit und Eleganz des Spiels, die seinen Ruhm begründeten. Von ganz anderem Typ als sein Schwiegervater Wedekind, bringt er dessen Text zum Leuchten und erfüllt ihn mit dem Leben der eigenen Persönlichkeit. Der große Regisseur Axel Corti bietet ihm eine würdige Plattform zur Entfaltung seines Könnens und sorgt mit straffer Hand für Wedekind’sches Tempo.« (Anatol Regnier) Die Aufführung ist dem Gedenken von Charles Regnier anlässlich seines 100. Geburtstags gewidmet. 37 gelöstes, Tragisches. Menschlich und wertvoll ist auch das. Schüler, Lehrer, Eltern. Vielleicht hat sich inzwischen manches verbessert. Es soll sich aber vieles noch mehr verbessern. Wendla ist Tony van Eyck: ernsthaft, kindlich, spielend, wie betäubt – und an einer bitteren Frucht sterbend. Und Balhaus als Darsteller des Moritz: still und sehr hoffnungsreich.« (Ernst Blaß) ▶ Mittwoch, 15. Oktober 2014, 21.00 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff Frank Wedekind Lulu | Österreich 1962 | R: Rolf Thiele | B: Rolf Thiele, Herbert Reinecker, nach den Stücken »Erdgeist« und »Die Büchse der Pandora« von Frank Wedekind | K: Michel Kelber | M: Carl de Groof | D: Nadja Tiller, O. E. Hasse, Hildegard Knef, Rudolf Forster, Mario Adorf, Charles Regnier | 100 min | »Thieles Kino ist ein Kino der großen, existenzialistischen Themen, ein Kino surrealistischer Sittenbilder. Mit dröhnendem Schädel müssen Herr und Frau Müller 1962 das Kino verlassen haben, bis in die Träume müssen sie die gleißenden, wogenden und marmornen Schwarzweißbilder des Begehrens aus Thieles abgründigem Garten der Lüste verfolgt haben. Diese Bilder sind von solch einzigartiger Kraft, Thieles entschlossene Furchtlosigkeit ist so konsequent, dass man auch heute noch unter Nadja Tillers todbringendem Sog verglüht. Liebe ist Zeitgeist, Sex ist Klassik.« (Christoph Draxtra) 38 ▶ Mittwoch, 22. Oktober 2014, 21.00 Uhr INNOCENCE Innocence (Unschuld) | F 2004 | R+B: Lucile Hadzihalilovic, nach der Novelle »Mine-Haha« von Frank Wedekind | K: Benoît Debie | M: Richard Cooke | D: Zoé Auclair, Bérangère Haubruge, Lea Bridarolli, Marion Cotillard, Corinne Marchand | 122 min | OmU | »Hadzihalilovic ist es wahrhaft gelungen, die Unschuld junger Mädchen in den Jahren der Adoleszenz zu erfassen. Sie zeigt eine Welt komplett ohne Männer. Was interessante Fragen aufwirft. Hemmt männliche Dominanz (oder auch nur Präsenz) die natürliche, instinktive Entwicklung junger Frauen? Sind die Freiheiten, die ihnen hier gewährt werden, in der realen Welt unmöglich? Das heikle Thema hat zu Kontroversen geführt, die jedoch grundlos sind – lüsterne Gedanken, die sich vielleicht beim Sehen des Films entwickeln, sagen mehr über den Zuschauer als über die Regisseurin und ihre Absichten. Sie folgt der Parabel der Vorlage und bleibt von Anfang bis Ende kompromisslos. Ein gewagter, kühner, völlig originärer Film, eine somnambule Erfahrung.« (Andrew Grant) ▶ Mittwoch, 29. Oktober 2014, 21.00 Uhr The Fine Art of Love (Die hohe Kunst der Liebe) | GB 2005 | R: John Irvin | B: James Carrington, Sadie Jones, Alberto Lattuada, Ottavio Jemma nach der Novelle von Frank Wedekind | K: Fabio Zamarion | M: Paul Grabowsky | D: Jacqueline Bisset, Hannah Taylor Gordon, Mary Nighy, Natalia Tena, Emily Pimm | 102 min | OF | »Seit ich die erste Londoner Aufführung von Wedekinds ›Frühlings Erwachen‹ in den 1960er Jahren gesehen hatte, war ich gepackt von dem Autor und seinem Werk, das so modern war in diesen Zeiten. Vierzig Jahre später bekam ich das Script zu ›Mine Ha-Ha‹, und wieder war ich beeindruckt von der narrativen Stringenz und Präzision. Wedekind erzählt die Geschichte eines wachsenden Schreckens in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Waisenhaus für Mädchen. Ein Ort voller Geheimnisse und verborgener Gefahren. Es scheint ein unschuldiger Ort zu sein, eine Schule für Musik, Tanz und Benehmen, aber tatsächlich ist es das genaue Gegenteil. Der Tod der Unschuld.« (John Irvin) ▶ Mittwoch, 5. November 2014, 21.00 Uhr 30 Jahre Filmstadt München e.V. Der Aufstand | BRD 1980 | R: Peter Lilienthal | B: Peter Lilienthal, Antonio Skármeta | K: Michael Ballhaus | M: Claus Bantzer | D: Agustin Pereira, Carlos Catania, Maria Lourdes Centano de Zelaya | 101 min | OmU | 1979 endet in Nicaragua die Diktatur von Somoza. Peter Lilienthal macht sich im selben Jahr auf, um die Ereignisse bei einer der wichtigsten Eroberungen wäh- rend der sandinistischen Revolution dokumentarisch nachzuzeichnen. DER AUFSTAND war Teil des ersten Programms des »Centro Cultural Latinoamericano e.V.« und wurde 1986 im Rahmen der »Lateinamerkanischen Filmtage: Nicaragua« gezeigt. ▶ Montag, 22. September 2014., 19.00 Uhr | Zu Gast: Peter Lilienthal Ich bin Tochter meiner Mutter (Ben Annemin Kizivim) | D 1996 | R+B: Seyhan Derin | K: Martin Farkas | M: Georg Schaller | 89 min | OmeU | Drei Generationen, drei Frauen, drei Leben: Die Tochter, geboren in der Türkei, aufgewachsen in Deutschland. Die Mutter, geboren und aufgewachsen in einem Dorf nahe der Schwarzmeerküste, folgte ihrem Mann nach Deutschland. Die Großmutter, geboren im osmanischen Reich, aufgewachsen in der 1923 gegründeten türkischen Republik. Eine Zeitreise auf den Spuren einer bewegten Familiengeschichte. Der Dokumentarfilm wurde 1996 bei den »Türkischen Filmtagen« gezeigt. ▶ Dienstag, 23. September 2014, 18.30 Uhr | Zu Gast: Seyhan Derin Plattln in Umtata – Mit der Biermösl Blosn in Afrika | D 2007 | R+B: Peter Heller | K: Klaus Lautenbacher, Otmar Schmid | 92 min | OmU | Die bayerische Musikkapelle Biermösl Blosn reist ins südliche Afrika, um mit dortigen Musikern zu musizieren. Der Film dokumentiert ihre Erlebnisse, die sich nicht nur auf einen witzigkulturellen Dialog beschränken; auch kommt einiges über Apartheid, Sklaverei und Unterdrückung zur Sprache, und es wird die Entwicklung des afrikanischen Gumboot-Tanzes erklärt, der dem bayerischen Schuhplattler ähnlich ist. Gezeigt bei den »7. Tagen des Ethnologischen Films« der »Mediengruppe München«. ▶ Mittwoch, 24. September 2014, 18.30 Uhr | Zu Gast: Peter Heller Kurzfilmprogramm | D 2007–2013 | Der arabische Frühling, Afghanistanheimkehrer, ein mächtiger Lebensmittelkonzern – sowie Lautmalerei, der beste Alleinunterhalter und ein ambitionierter Filmdreh. Gezeigt wurden die Filme beim Kurzfilmfestival »Bunter Hund«, bei »Underdox – Internationales Festival für Dokument und Experiment« und bei »filmmern&rauschen« des Medienzentrums. ▶ Donnerstag, 25. September 2014, 19.00 Uhr | Zu Gast: Claire Angelini, Niko Burger, Wolfram Huke, Knut Karger, Jakob Schreier Filmstadt München Die Gründung des Vereins Filmstadt München fällt in eine Zeit der regen kulturpolitischen Auseinandersetzung. Filmemacher, Medienpädagogen und Cineasten schlossen sich 1979 zur Initiative Filmstadt München zusammen, um gegen die Gegebenheiten des Filmemachens und -zeigens, wie sie sich damals in München präsentierten, anzutreten. Ideelle und institutionelle Rückendeckung bekamen sie aus dem Kulturreferat durch Michael Farin und vereinzelt aus dem Stadtrat – wesentlich für den kulturpolitischen Erfolg, den die Initiative fünf Jahre später mit der Gründung der Filmstadt München e.V. davontragen sollte. Die Gruppen (darunter »Das Team«, die »Pädagogische Aktion«, »Frauenkino e.V.«, das »Medienzentrum« und Studierende) wollten eine kontinuierliche anspruchsvolle Filmarbeit in der Stadt. Auf ihrem Programm standen die neuen deutschen Filme, Dokumentarfilme und Videoarbeiten, Kinderfilme und selbstgedrehte Werke, die an einen bewussten Umgang mit Medien, auch in Reaktion gegen das neue Privatfernsehen, heranführen sollten, sowie Filme aus den Herkunftsländern der in München heimisch gewordenen ehemaligen Gastarbeiter, türkische, griechische und italienische Filme. Die kontinuierliche Filmarbeit, die Nähe zu den Filmemachern der »AG Dok«, sowie die partielle Unterstützung aus dem Stadtrat und dem Kulturreferat, ließ 1984 die Mitglieder der Initiative einen selbstbewussten Forderungskatalog formulieren, in welchem sie eine Anerkennung ihrer kulturellen Arbeit und eine Ausstattung mit einem Minimalbudget verlangten. Als sie endlich Erfolg hatten, wurde die Filmstadt München gegründet. 30 Jahre später kommt der Filmstadt noch immer eine integrative und zu Kommunikation und Nachdenken anstiftende Aufgabe zu. Sich mit dem Nachbarn von nebenan verabreden, um FilmemacherInnen aus der ganzen Welt zu begegnen, sich politisch, ästhetisch und kulturell in der Gesellschaft zu positionieren und dabei den Blick des Cineasten zu halten, dafür schlägt auch heute das lebendige Herz der Filmstadt München. Dunja Bialas 39 9. Underdox Filmfestival Underdox Der 1937 in Italien geborene Carmelo Bene war schon als Theaterregisseur enfant terrible der Kunstszene. Sein Ruf als guitto, ein sich über alle Konventionen hinwegsetzender Künstler, steigerte sich nochmals, als er 1969 mit NOSTRA SIGNORA DEI TURCHI seinen ersten Film realisierte. Sein Angriff auf alles Heilige, auch der Kunst, versetzte das damalige Italien in einen regelrechten Schock. Seinem phantasmagorischen Kaleidoskop entsteigt der kollektive Alptraum von 1480, als die türkische Flotte in Apulien einfiel und ein Massaker an den Einwohnern beging. »Es ergab keinerlei Sinn«, attestierte Sight and Sound euphorisch, eine »neoexpressionistische Explosion von einmaliger Art«, nannte Amos Vogel den Film. Noch heute gilt der 2002 verstorbene Carmelo Bene, der insgesamt nur fünf Filme realisierte, als Meister des experimentellen Films und NOSTRA SIGNORA als sein chef d’œuvre. Underdox widmet in seiner 9. Ausgabe zwei Programme dem italienischen Avantgardefilm. Bene war eng mit Alberto Grifi verbunden. Mit LA VERIFICA INCERTA schuf dieser 1965 (zusammen mit Gianfranco Baruchello) einen Meilenstein des Montagefilms. »LA VERIFICA INCERTA montiert elegant und polemisch. Der Schuss-Gegenschuss erfährt hier die heitere Demontage«, schrieb Harun Farocki zur Wiederentdeckung des Films vor zwei Jahren, den Underdox zusammen mit einigen anderen zentralen internationalen Found-Footage-Werken zeigt. ICH WILL MICH NICHT KüNSTLICH AUFREGEN 40 Kunst wurde in den letzten Jahrzehnten buchstäblich vom Kunstmarkt verschlungen – kontrolliert von einem von Kunsthistorikern und Kuratoren ausgegebenen Diskurs und unter strengen Regeln der Vermarktung. Underdox eröffnet am 9. Oktober mit dem Spielfilm ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN des Berliner Regisseurs Max Linz – stilsichere Farce aus dem neoliberalen Berlin und zugleich politisches Manifest über »Das Kino, das Kunst«. Inwiefern die Regeln des Kunstmarktes internationale Berühmtheit fördern, oder auch nicht, lässt sich bei den Künstlern Ai Weiwei und Wang Bing beobachten. Beide machen systemkritische Kunst in den Dimensionen des Monumentalen. Während sich Ai Weiwei an den Werten des alten China medienwirksam abarbeitet, erstellt Wang Bing, der 2003 mit dem neunstündigen WEST OF THE TRACKS international bekannt wurde, meisterliche, aber unaufgeregte Dokumentarfilme in der Tradition des Cinéma vérité. Wang Bings Filme sind stille Beobachtungen in der Dauer. Sein letzter Film, ’TIL MADNESS DO US PART (2013), führt in eine psychiatrische Anstalt in Yunnan und zeigt die nackte Existenz der vom Modernisierungswahn Ausgeschlossenen. »Was bringt Ihnen das Filmemachen?«, wurde Wang Bing kürzlich in einem Interview gefragt. Seine Antwort war: »Armut.« Dunja Bialas ▶ Donnerstag, 9. Oktober, bis Sonntag, 12. Oktober 2014 Im Sommer 2010 wurde der Nordosten Rumäniens von einem katastrophalen Hochwasser heimgesucht. Die Zahl der Todesopfer belief sich auf mindestens 21, viel mehr Menschen verloren Hab und Gut. In Tudor Cristian Jurgius Film DER JAPANISCHE HUND ist zu sehen, wie das Leben danach weitergeht. Ein alter Mann, Costache, sucht in mühseliger Arbeit Dinge zusammen, die noch zu gebrauchen sind. Der Bürgermeister organisiert inzwischen den Aufkauf des billigen Landes durch einen potenten Investor. Dieses Motiv verbindet den Film mit dem ästhetisch ganz anders angelegten PUZZLE FÜR EINEN BLINDEN von Andrei Zincă, in dem nur einmal beiläufig auf das Hochwasser angespielt wird, in dem es aber auch um die Frage geht, wem in Rumänien was gehört und wer sich Eigentum überhaupt leisten kann. Eine besondere Ironie liegt in diesem Fall darin, dass der Drehbuchautor von PUZZLE das Metier selber kennt: Adrian Lustig, seit den 1980er Jahren erfolgreicher Roman- und Theaterautor, war nebenher Immobilienmakler und schreibt seit 2008 Drehbücher. Zwei Filme aus der letztjährigen Produktion gehen wesentlich auf ihn zurück. Neben PUZZLE auch noch FRÖHLICHE BEGRÄBNISSE! von Horaţiu Mălăele, eine Farce um einen angekündigten Tod, die mit Motiven des venezianischen Karnevals ebenso spielt wie mit dem Deadpan eines resignierten Antihelden. Adrian Lustig steht für eine markante aktuelle Position, die nicht zuletzt mit einer Abkehr von der Ästhetik und Politik der Neuen Welle des rumänischen Kinos einher geht. In PUZZLE sehen wir das neue Rumänien, das aus den Transformationsanstrengungen hervorgegangen ist, wobei ein Dachgarten, den der Protagonist Stefan für sich und seine Familie angelegt hat, als Anspielung auf die überlebensnotwendigen Kleingärten während des kommunistischen Regimes gesehen werden kann, wie auch auf deren Transzendierung: Denn nun nutzt der Mann, der es zu etwas gebracht hat, das private Land für die zweckfreie Blumenzucht, also für reine Schönheit – weil er es sich leisten kann. Costache hingegen bewirtschaftet das Kernland des alten Rumänien, das in Stere Guleas Klassiker MOROMEŢII (1988) verewigt ist. Dort saß der Bauer Moromete auf einer Veranda, die fast genauso aussah wie die, auf der nun Costache sitzt. Nun gehört sie allerdings zu einer Ruine. Und es ist derselbe Schauspieler: Victor Rebengiuc, eine zentrale Figur des rumänischen Kinos, hat in DER JAPANISCHE HUND eine große Altersrolle. Mit seiner zugleich einfach registrierenden und indirekt elliptischen Erzählweise weist DER JAPANISCHE HUND sich als zugehörig zu der Traditon dieser Neuen Welle aus. Diese Filme, die auf subtile Beobachtung zielen, bilden nach wie vor einen Kern des rumänischen Filmschaffens. Aktuelle Beispiele sind ROXANNE von Valentin Hotea oder DER FERNE HORIZONT von Igor Cobileanski. Letzterer führt in eine Gegend, die bisher fil- Rumänisches Filmfestival qUOD ERAT DEMONSTRANDUM Rumänisches Filmfestival 41 Rumänisches Filmfestival 42 misch kaum wahrgenommen wurde, nach Moldawien, formell ein eigener Staat, der jedoch zu einer alten Kulturregion gehört, die heute auf drei Staaten und das vom Westen nicht anerkannte Transnistrien verteilt ist. Für einen der Drogendealer in Cobileanskis Film stellt dieses Transnistrien einen möglichen Rückzugsort dar, für den (Anti-)Helden Viorel eine Grauzone. Der Film zeigt sehr genau, wie sich ein Leben anfühlt, dem es an Perspektive fehlt. In ROXANNE hingegen verbindet sich die Stilistik der Neuen Welle mit den Milieus, die aus der Transformation als Sieger hervorgegangen sind. Erzählt wird dabei in bewährter Manier mit einer Identifikationsfigur, die als Außenseiter erscheint: Tavi, ein introvertierter Illustrator, rollt einen Fall aus der Vergangenheit neu auf, und zwar auch buchstäblich, indem er nämlich durch die Akten des Rats für das Studium der Archive der Securitate scrollt – er findet eine entscheidende Periode (nicht nur) seines Lebens dort wieder. In klassischem Schwarzweiß führt Andrei Gruzsniczkis QUOD ERAT DEMONSTRANDUM ebenfalls in eine solche Phase zurück, in diesem Fall handelt es sich aber um ein in höchstem Maße orthodoxes, sorgfältig erzähltes period piece, das auf einen Schlüsselmoment verweist, in dem es dem Regime nicht gelang, die entstehende digitale Intelligenz an sich zu binden. Stattdessen spielt die Securitate ihr übliches Spiel, und zerstört dabei auf bürokratisch-bornierte Weise einen Lebensentwurf nach dem anderen. Fünfundzwanzig Jahre liegt der Umsturz in Rumänien bald zurück, von dem bis heute umstritten ist, ob es überhaupt einer war. Eines der häufigsten Motive in den Filmen sind Anspielungen auf die Kontinutität der Eliten. Manchmal, wie im Falle von Dan Chişus DÉJÀ VU, geht es dabei in erster Linie um private Aspekte, in die allerdings auch ständig Motive dringen, die auf ältere Privilegien und Bedingungen verweisen. Chişu ist aktuell der vielleicht größte Experimentator des neueren rumänischen Kinos, und an DÉJÀ VU fällt zuerst einmal die radikale Point-of-view-Ästhetik auf. Doch der Filmtitel kann wie eine Überschrift über das rumänische Gegenwartskino insgesamt genommen werden: Das Gefühl, es wäre alles durchsichtig auf bereits Gesehenes, auf überkommene Konstellationen und nicht überwundene Umstände, ist geradezu übermächtig. Und das Kino erweist sich dabei auf eine genuine Weise als ein Medium der Re-Vision. Dies wird nirgends deutlicher als in dem Dokumentarfilm DAS ZWEITE SPIEL von Corneliu Porumboiu, der das »schon gesehen« von Chişu ausdrücklich einen Schritt weiter bringt: es wird zu einem »noch einmal sehen«. Gemein- sam mit seinem Vater sieht Porumboiu sich ein Fußballspiel aus der Zeit unmittelbar vor der Revolution an. Zwei Mannschaften, die für unterschiedliche Facetten des Systems standen, und der Vater dazwischen als Schiedsrichter. Es ist eine glückliche Fügung, dass in einem Moment, in dem das rumänische Kino nach neuen, populären Strukturen sucht, um größere Zuschauerkreise anzusprechen, einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Welle sich nicht beirren lässt und wieder zu brillanter Form aufläuft. Porumboiu hat in Locarno 2013 auch einen neuen Spielfilm vorgelegt, der auf einer Stufe mit Cristi Puius DER TOD DES HERRN LAZARESCU (2005) und Porumboius eigenem POLIZIST, ADJEKTIV (2009) zu sehen ist, den beiden Schlüsselfilmen des postkommunistischen Kinos in Rumänien. WENN ES NACHT WIRD IN BUKAREST ODER METABOLISMUS ist eine Meditation nicht nur über das »alte« analoge Medium Film und das invasive neue digitale Medium, sondern auch über die konstitutive »Nachträglichkeit« jeglicher filmischer Erzählung, die den Moment, in dem sich die Dinge entscheiden, nie einholen kann. Film im Film wird bei Porumboiu zur Allegorie auf die Differenz zwischen Kunst und Alltag, die nie anders als durch Machtspiele aufgehoben werden kann. Von ihren Kritikern wird der Neuen Welle des rumänischen Kinos häufig unterstellt, sie erschöpfe sich in einem düsteren Protokoll postproletarischer Aussichtslosigkeiten. Sie übersehen dabei, dass die brutalen Ironien, die in gesellschaftlichen Veränderungen von der Art, wie sie in Rumänien immer noch stattfinden, immer noch entstehen, nicht einfach verdrängt werden, indem man das Kino (wieder) zu einem Medium des herrschenden Systems oder der Siegerklassen macht. Es bedarf allerdings vermutlich einer Vermittlungsidee, denn mit der Radikalität eines Porumboiu allein lässt sich kein funktionierendes Nationalkino machen. So weist ausgerechnet der Veteran Stere Gulea, Regisseur von MOROMEŢII, einem Kompromiss der Ideen und Ästhetiken den Weg: ICH BIN EINE ALTE KOMMUNISTISCHE SCHACHTEL, mit Luminița Gheorghiu in der Hauptrolle, die damals neben Victor Rebengiuc die Frau von Moromete gespielt hatte, überbrückt die Zeiten und Milieus in einer teils nostalgischen, teils bitterironischen Form und schafft so eine Kontinuität über alle Brüche hinweg. Bert Rebhandl Ein Programm im Rahmen der »Rumänischen Kulturtage« (9. Oktober bis 9. November 2014), in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung der Rumänischen Kultur und Tradition e.V., München und dem Centrul Naţional al Cinematografiei, Bukarest. ▶ Freitag, 17. Oktober 2014, 21.00 Uhr | Zu Gast: Adrian Lustig The Matriarch | Rumänien 2013 | R+B: Barna Némethi | K: George Dăscălescu | M: Marius Leftărache | D: Luminița Gheorghiu, Monica Bîrlădeanu | 8 min | Phantasie, Exerzitium, Tortur für zwei große Schauspielerinnen. Gleichermaßen stilisiert wie ordinär. – Funeralii fericite! (Fröhliche Begräbnisse!) | Rumänien 2013 | R: Horaţiu Mălăele | B: Adrian Lustig | K: Viorel Sergovici | M: Vladimir Cosma | D: Horaţiu Mălăele, Crina Semciuc, Igor Caras-Romanov, Mihai Gruia Sandu | 112 min | OmeU | Igor, Kiril und Lionel lassen sich die Zukunft wahrsagen. Für alle drei werden die Umstände ihres nahen Todes benannt. Als die beiden Kumpane pünktlich sterben, muss der traurige Clown Lionel sich auf das Unausweichliche einstellen. Horaţiu Mălăele entwickelt als Regisseur und Hauptdarsteller einen ganz eigenen Stil: eine theatralische, melancholische Farce, die wie aus der Zeit gefallen wirkt. Când se lasă seara peste Bucureşti sau Metabolism (Wenn es Nacht wird in Bukarest oder Metabolismus) | Rumänien 2013 | R+B: Corneliu Porumboiu | K: Tudor Mircea | D: Bogdan Dumitrache, Diana Avrămuţ, Mihaela Sirbu, Alexandru Papadopol | 90 min | OmeU | Paul, Regisseur, hat eine Affäre mit Alina, seiner Hauptdarstellerin. Er bringt sie am Abend nach Hause; am nächsten Tag soll sie eine Nacktszene drehen. Das muss noch ausführlich besprochen werden. Und auch sonst gibt es mancherlei Hindernisse auf dem Weg zu einer Szene, bei der Porumboiu in seiner präzisen und dabei beiläufigen Komödie nie ankommt. Eigentlich ist die Komödie kaum erkennbar, aber die vielen Reflexionen dieses meisterlichen Films über das Kino führen genau an die Grenze zwischen Zynismus und befreiendem Lachen. ▶ Freitag, 17. Oktober 2014, 18.30 Uhr | Zu Gast: Adrian ▶ Sonntag, 19. Oktober 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Lustig | Einführung: Brigitte Drodtloff Bert Rebhandl Rumänisches Filmfestival ▶ Donnerstag, 16. Oktober 2014, 19.00 Uhr | Zu Gast: Stere Gulea | Einführung: Bert Rebhandl Puzzle pentru un orb (Puzzle für einen Blinden) | Rumänien 2013 | R: Andrei Zincă | B: Adrian Lustig, nach dem Stück »Cita a ciegas« (Blind Date) von Mario Diament | K: Dan Alexandru | M: Petru Mărgineanu | D: Dan Nuţu, Adrian Titieni, Ioana Pavelescu, Skovrán Tünde, Cătălina Mustaţă | 90 min | OmeU | Der Immobilienmakler Stefan wird an seinen Routinen irre: Er verliebt sich in eine attraktive Künstlerin und freundet sich mit einem blinden Schriftsteller an, der in einem Haus lebt, das Stefan enteignen soll. Dazu kommt eine komplexe »Déjà Vu«-Geschichte, die der Blinde (vom argentinischen Autoren Diament nach Jorge Luis Borges modelliert) mit einer Frau aus seiner Vergangenheit erlebt und »wieder sieht«. 43 WENN ES NACHT WIRD IN BUKAREST ODER METABOLISMUS Sunt o babă comunistă (Ich bin eine alte kommunistische Schachtel) | Rumänien 2013 | R+B: Stere Gulea, nach dem Roman von Dan Lungu | K: Vivi Drăgan Vasile | M: Vasile Şirli | D: Luminița Gheorghiu, Marian Râlea, Ana Ularu, Collin Blair, Valeria Seciu | 98 min | OmeU | Emilia ist ganz aufgeregt. Die Tochter hat sich mit ihrem Verlobten aus Amerika angekündigt. Ist denn das Leben in Rumänien überhaupt präsentabel? Stere Gulea schafft eine beziehungsreiche Identifikationsfigur: eine Frau, die Ceauşescu getroffen hat, die aber immer ihre eigene Idee vom Kommunismus hatte, der auch für die Gegenwart noch Potential haben könnte: wie die Vergangenheit bewältigt werden kann. Al doilea joc (Das zweite Spiel) | Rumänien 2014 | R+B: Corneliu Porumboiu | Mit Adrian Porumboiu, Corneliu Porumboiu | 98 min | OmU | Ein Fußballspiel aus dem Archiv, zwei Stimmen aus dem Off: Corneliu Porumboiu und sein Vater Adrian sehen sich die Aufzeichnung einer Begegnung zwischen Dinamo und Steaua aus dem Jahr 1989 an. Adrian Porumboiu war damals Schiedsrichter nicht nur zwischen zwei Fußballteams, sondern auch zwei Machtbereichen des rumänischen Kommunismus. Rumänisches Filmfestival ▶ Sonntag, 19. Oktober 2014, 21.00 Uhr | Einführung: Bert Rebhandl 44 La limita de jos a cerului (Der ferne Horizont) | Rumänien 2013 | R: Igor Cobileanski | B: Corneliu Porumboiu, Igor Cobileanski | K: Oleg Mutu | D: Igor Babiac, Sergiu Voloc, Ela Ionescu, Igor Caras-Romanov, Angela Ciobanu | 80 min | OmeU | Viorel ist 19 Jahre alt und arbeitslos. Seine Mutter drängt ihn, sich einem Polizisten anzuvertrauen, einem Kollegen seines verstorbenen Vaters. Doch Viorel muss dabei vorsichtig sein. Denn er ist auch ein Drogenkurier. Ein ungeschöntes Porträt eines Lebens am Rande. ▶ Dienstag, 21. Oktober 2014, 18.30 Uhr Bad Penny | Rumänien 2013 | R+B: Andrei Creţulescu | K: Andrei Butică | D: Şerban Pavlu, Dorian Boguţă, Andi Vasluianu | 12 min | OmeU – Kowalski | Rumänien 2014 | R+B: Andrei Creţulescu | K: Andrei Butică | D: Şerban Pavlu, Dorian Boguţă, Andi Vasluianu | 18 min | OmeU – Déjà Vu | Rumänien 2013 | R+B+K: Dan Chişu | D: Ioana Flora, Mirela Oprişor | 75 min | OmeU | Dreimal Dreier-Konstellationen. In den Kurzfilmen: jeweils drei Männer – zwei gegen einen. In DÉJÀ VU: ein Mann zwischen zwei Frauen: der Geliebten und der Ehefrau. Wir erfahren eine Menge über Mihai, nur zu sehen bekommen wir ihn nicht: ein radikales Experiment mit subjektiver Kamera. Mit Tania ist er unterwegs zu seinem Ferienhaus. Während der Gespräche tauchen immer wieder Erinnerungsspuren auf: Ein Formexperiment wird zu einer Zeiterfahrung. ▶ Mittwoch, 22. Oktober 2014, 18.30 Uhr O vară foarte instabilă (Ein sehr unruhiger Sommer) | Rumänien 2013 | R: Anca Damian | B: Anca Damian, Philip Ó Ceallaigh | K: Liviu Mărghidan | M: Nathan Larson | D: Ana Ularu, Jamie Sives, Diana Cavallioti, Kim Bodnia | 98 min | OmeU | Es ist sehr heiß in Bukarest. Und die Gewissheiten verschwimmen: Ist die Liebe, ist das Begehren hier nur ein Spiel mit Fiktionen? Vier Personen auf der Suche nach ihren Bezie- hungen. Ein Spiel mit Obsessionen, bei dem Anca Damian immer wieder mit Montagesequenzen klarmacht, dass ihr eher an einer Collage als an einem orthodoxen Spielfilm gelegen ist. ▶ Freitag, 24. Oktober 2014, 21.00 Uhr Plimbare (Der Spaziergang) | Rumänien 2013 | R+B: Mihaela Popescu | K: Marius Panduru | D: Valeria Seciu | 15 min | OmeU | Eine alte, einsame Frau verspürt Lust, einmal wieder auszugehen. – Roxanne | Rumänien 2013 | R+B: Valentin Hotea | K: Alexandru Sterian | M: The Police | D: Şerban Pavlu, Diana Dumbravă, Mihai Călin, Anghel Damian, Valeria Seciu | 98 min | OmeU | Ein Hit von »The Police« lief damals in ganz Europa im Radio, nur in Rumänien durfte man »Roxanne« nicht hören. Deswegen war es eine große Sache, dass ein Verehrer der lebenslustigen Roxana ihr diesen Song auf Radio Free Europe widmete – dafür interessierte sich auch der Geheimdienst. Zwanzig Jahre später versucht Tavi dieses Geheimnis aufzulösen. ▶ Samstag, 25. Oktober 2014, 21.00 Uhr Quod erat demonstrandum | Rumänien 2013 | R+B: Andrei Gruzsniczki | K: Vivi Drăgan Vasile | D: Sorin Leoveanu, Ofelia Popii, Florin Piersic Jr., Dorian Boguţă, Mihai Călin | 108 min | OmeU | Elena, Mathematikerin, hat ein Problem: Ihr Mann ist aus Frankreich nicht zurückgekehrt. Nun möchte auch sie mit dem Sohn das Land verlassen. Durch ihren Antrag wird sie zum Spielball des Geheimdiensts. Dessen eigentliches Ziel ist Sorin, ein exzellenter Mathematiker, der seine Arbeiten ins Ausland schmuggeln muss, weil er sie anders nicht publizieren kann. ▶ Sonntag, 26. Oktober 2014, 21.00 Uhr Omul (Mensch) | Rumänien / Deutschland 2014 | R+B: Brigitte Drodtloff | K: Frank Glencairn | D: Marcel Iureş, Magda Catone, Cristian Nicolaie | 11 min | OmeU | Ein stiller Mensch, der seine Sachen verschenkt, zum Verdruss der umstehenden Marktleute. – Câinele Japonez (Der japanische Hund) | Rumänien 2013 | R+B: Tudor Cristian Jurgiu K: Andrei Butică | D: Victor Rebengiuc, Şerban Pavlu, Kana Hashimoto, Toma Hashimoto | 90 min | OmeU | Ticu kommt mit Frau und Sohn aus Japan, um seinen alten Vater Costache aus dem Katastrophengebiet nach einer Überschwemmung zu holen. Es ist vor allem der kleine Enkel mit seinem Spielzeughund, der Costache hilft, ein wenig Normalität wiederzufinden. ▶ Mittwoch, 29. Oktober 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Brigitte Drodtloff DJANGO UNCHAINED Film und Psychoanalyse Film und Psychoanalyse: Die gute Gewalt 45 Gewalt im Film, und vor allem im Fernsehen, ist ein großes Diskussionsthema. In unserer neuen Staffel zur Filmpsychoanalyse wollen wir nicht dumpfe Gewaltfilme zeigen, sondern die subtileren Aufforderungen zur handgreiflichen Konfliktlösung, die das gehobene Erzählkino präsentiert. Filme, die, ohne unbedingt in Exzessen zu baden, uns moralisch den Kopf verdrehen. Die zugleich erheben und verrohen – und dieses Paradox bemerken. Im Dunkel des Zuschauerraums nähren sie unsere Wünsche nach schneller Durchsetzung, verführen uns zur negativen Grandiosität der schmutzigen Lösung – zeigen aber zugleich, dass das Abgewehrte, das Böse, Kranke, Perverse, das besiegt und umstandslos erledigt werden muss, Ausgeburt unserer eigenen Phantasien ist. Julia Kristeva nennt dieses Andere, von dem wir nicht lassen können, das »Abjekt«, das mit Ekel und Abscheu aus dem eigenen Körper Ausgestoßene. Das Paradox der guten Gewalt, die uns der Film als Lösung vorgaukelt, besteht darin, dass sie eben nicht funktionieren kann (sonst wird sie gleich wieder abjekt). Das sollten wir idealerweise schon im Kino merken – spätestens aber, wenn wir wieder draußen sind. Merken wir es nicht, so hat die Verführung nachhaltig gewirkt, und wir kommen an die Grenze zur Manipulation. Aus manchen Filmen dieser Staffel kommen wir mit subtil veränderten Überzeugungen. Darüber wollen wir in offener Diskussion mit dem Publikum sprechen. Also nicht lange gefackelt: Film ab! Andreas Hamburger Dirty Harry | USA 1971 | R: Don Siegel | B: Harry Julian und Rita M. Fink, John Milius | K: Bruce Surtees | M: Lalo Schifrin | D: Clint Eastwood, Andrew Robinson, Harry Guardino, Reni Santoni, John Vernon, John Mitchum | 102 min | OmU | Auf der Jagd nach einem psychopathischen Serienkiller überschreitet der lakonische, zynische Cop, Inspektor Callahan – »Dirty Harry« genannt, weil er notorisch für »dreckige Polizeiaufgaben« geholt wird – serienweise Gesetze und Regeln, foltert den Tatverdächtigen für ein Geständnis über den Aufenthaltsort seines Opfers, verachtet Homosexuelle und Hippies und erweist sich als ein ähnlicher Außenseiter wie sein Widersacher. Der Film machte Clint Eastwood in seiner berühmtesten Rolle endgültig zum Weltstar und wurde zum Vorläufer berühmter lonely cop-Filme wie der DIE-HARD-Reihe mit Bruce Willis. Die zwiespältige Anti-Helden-Figur löste heftige kontroverse Reaktionen bei Publikum und Presse aus, verstieß mit ihrer konservativen, anti-liberalen Haltung dezidiert gegen den Zeitgeist und erfüllte doch zugleich die Sehnsüchte einer von Kriminalität und dem Vietnam-Trauma gezeichneten Kultur nach geradliniger, anti-autoritärer und lustvoll-gewalttägiger Durchsetzung von Gerechtigkeit und Rache. ▶ Sonntag, 26. Oktober 2014, 17.30 Uhr | Einführung: Eva Friedrich und Mathias Lohmer Film und Psychoanalyse Volver (Zurückkehren) | Spanien 2006 | R+B: Pedro Almodóvar | K: José Luis Alcaine | M: Alberto Iglesias | D: Penélope Cruz, Carmen Maura, Lola Dueñas, Blanca Portillo, Yohana Cobo, Chus Lampreave, Antonio de la Torre | 121 min | OmU | »Almodóvars großes Talent besteht darin, seine Zuschauer Wege beschreiten zu Django Unchained | USA 2012 | R+B: Quentin Tarantino | K: Robert Richardson | D: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington, Samuel L. Jackson | 180 min | OmU | Dr. King Schulz, eine eigentümliche Mischung aus Zyniker und Idealist, angeblich Zahnarzt, mit Worten ebenso geschickt wie mit dem Colt, geht erfolgreich dem Gewerbe eines Kopfgeldjägers nach. Seine Geschäfte bringen ihn in Kontakt mit dem Sklaven Django, den er kauft und wie versprochen frei gibt, nachdem er mit dessen Hilfe ein Banditentrio zur Strecke gebracht hat. Schulz ist fasziniert von Djangos fast übermenschlichen Talenten und von dessen Treue zu seiner Frau Broomhilda. Er macht ihn zu seinem Partner und beschließt, ihm zu helfen, sie aus den Händen des skrupellosen Sklavenhändlers Calvin Candy wiederzugewinnen. Der Film verlötet Elemente des Italowestern- und Blaxploitation-Genres und unterlegt das Ganze mit einem virtuos zusammengemixten Soundtrack. Die Charaktere werden vielfach comicartig überzeichnet, dennoch oder vielleicht gerade deswegen bleiben wir, die Zuschauer, bis zum tarantinotypisch-splatternahen Finale intensiv emotional beteiligt. ▶ Sonntag, 21. Dezember 2014, 17.00 Uhr | Einführung: Matthias Baumgart und Irmgard Nagel 46 lassen, auf die sie sich sonst nie trauen würden. Seine Erzählstrategien besitzen eine heikle Verführungskraft, die es schwer macht, augenblicklich ein moralisches Urteil zu fällen.« (Gerhard Midding) Das trifft auf VOLVER in besonderer Weise zu. Almodóvar, der schwule Regisseur, liebt die Frauen, und weil er sie nicht begehrt, filmt er ohne Anzüglichkeit Blicke in pralle Dekolletees und auf wiegende Hüften. Er feiert den unwiderstehlichen Charme des Überlebenswillens seiner Protagonistinnen aus drei Generationen, bis hin zur Rückkehr aus dem Totenreich. Inzest, Missbrauch, Tod und Trauer, Totschlag, Krebs und Aufopferung, Ausbeutung und Arbeitslosigkeit, Gespenstisches neben rührender Alltäglichkeit, und der Sieg der Menschlichkeit durch Mitgefühl. Der einzige Mann, ein dumpf die Frauen befingernder Nichtsnutz, wird entsorgt, die anderen Väter ruhen von Anfang an unter schweren marmornen Grabplatten. ▶ Sonntag, 23. November 2014, 17.30 Uhr | Einführung: Katharina Leube und Heidi Spanl Amour (Liebe) | F 2012 | R+B: Michael Haneke | K: Darius Khondji | D: Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tarraud, William Shimell | 125 min | OmU | Anne und Georges sind beide über 80 Jahre alt. Das kultivierte Ehepaar lebt in einer herrschaftlichen Altbauwohnung in Paris. Nach einem Schlaganfall kommt Anne aus dem Krankenhaus halbseitig gelähmt zurück. Georges kümmert sich liebevoll um sie, obwohl er damit an die Grenzen seiner Belastbarkeit stößt. Mit fast perverser Perfektion zeigt Haneke den Verfall des alternden Körpers und das quälende Verlöschen des Geistes. Die Qual wird von beiden Seiten erlebt und gezeigt. Die Zuschauer verwickelt der Film in eine chirurgische Operation am offenen Herzen der Liebesbeziehung. Leidenschaftslos präpariert Haneke den unmerklichen Übergang zum gewaltsamen Ende. Beethovens »Bagatelle«, eines der seltenen Musikstücke im Film, verrät programmatisch, wie auch der Zuschauer das tragische Ende erleben wird: als moralische Bagatelle. ▶ Sonntag, 18. Januar 2015, 17.30 Uhr | Einführung: Vivian Pramataroff-Hamburger und Andreas Hamburger Wir kommunizieren mit unserer Kleidung. Was wir tragen, zeigt, woher wir kommen, welcher Klasse oder Gruppe wir angehören und welche sexuelle Orientierung wir haben. Auch im Film lebt ein Charakter durch sein Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, sie sind Teil des storytelling – zum Beispiel, wenn in Nahaufnahme Accessoires wie Knöpfe, Ohrringe oder Halsketten erscheinen. Die Kleidung im Film zeigt nicht unmittelbar, was passiert, aber wer da ist – sie vermittelt den emotionalen, physischen oder psychosozialen Zustand eines Charakters. Kostüme spiegeln im besten Fall die persönliche Entwicklung einer Person wider, exemplifizieren Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren und machen sie visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum dekodiert die Informationen, die über die Kleidung transportiert werden, binnen Sekundenbruchteilen – und im besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind daher mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte zur Übersetzung finden müssen. Jonas Scheler: Wenn Kleidung flüstert. Die Zeit, 25.11.2011 Die Verbindungen der Modeindustrie zum Film bestanden von Beginn an (die frühen Nachrichtenfilme über Mode legen davon Zeugnis ab). Allerdings hatten die Filmstudios meist – darin den großen Theatern ähnelnd – eigene Kostümabteilungen und verfügten über einen eigenen Kostümfundus; einige Kostümbildner des Films wie Edith Head gelten heute als »Autoren« der Modegeschichte. Einzelne Modemacher begannen bald, fest für einen Star zu arbeiten: Adrian für Greta Garbo, Travis Banton für Marlene Dietrich, William Jack Travilla für Marilyn Monroe und eben Givenchy für die Hepburn. Diese Couturiers bestimmten nachhaltig das Image ihres Stars, und das nicht nur in den Rollen auf der Leinwand. Oftmals ließen sich die Stars auch privat nur noch von ihrem Modemacher einkleiden. Heutzutage haben die Filmstudios keine eigenen Kostümabteilungen mehr. Ja, es werden (außer natürlich bei historischen Kostümfilmen) kaum mehr Kostüme eigens für einen Film gefertigt – der Modemacher stellt Stücke seiner neuen Kollektion zur Verfügung, wenn auf Produkte der haute couture zugegriffen werden soll. Und wenn Richard Gere dann als AMERICAN GIGOLO (1980) Kleidung von Armani trägt, ist das für den Modemacher als eine Form des product placement auch ein lohnendes Geschäft. Weil Mode so eng mit der Kommunikation gesellschaftlicher Status zusammenhängt, hat Filmmode immer auch eine Rolle in der Vermittlung sozialer Rollen, insbesondere der Geschlechterrollen gespielt. Filme geben modellhafte Vorbilder für Verhalten und Aussehen, sind darum auch Instrumente eines hidden curriculum und verbinden die Illusionswelt des Films mit der äußeren Welt. Insbesondere üben sie Grundformen Mode und Film Edith Head Mode und Film 47 eines konsumistischen Umgangs mit Kleidung ein, in dem Kleidungskommunikation eng mit der Zirkulation der Waren verbunden wird. Eine Fülle ideologiekritischer Untersuchungen hat gezeigt, wie insbesondere Frauen in diese Bindung des Körperlichen in die Sphäre der Images und symbolischen Werte verstrickt sind. Hans J. Wulff, Ludger Kaczmarek: Kleidung / Couture / Mode / Kostümdesign im Film. Hamburg 2011 Mode und Film Tatsächlich müssten Mode und Film ein Traumpaar sein, wie es sich nur Hollywood ausdenken kann: Beide vermählen Stil und Inhalt, beide erschaffen Illusionen, beide manipulieren unsere Träume, beide beziehen ihre Kraft aus der Überhöhung von Form und Sexualität – aus all den pikanten Subtexten des Lebens also – und erschaffen daraus eine eigene Welt. Beide sind autobiografisch geprägt – von der seelischen Konstitution des Designers oder Regisseurs (und manchmal auch von ihren Dämonen). Doch Mode und Film funktionierten auf den ersten Blick als Paar leider gar nicht so gut, wie man meinen sollte. (…) Die besten Filme haben ihren modischen Einfluss en passant ausgeübt. Sie wurden von Regisseuren und Kostümbildnern gemacht, von Stylisten aus dem Filmstudio – nicht aus einem Modeatelier heraus ausgestattet. Modedesigner haben sich in der Filmbranche seit je schwergetan. Coco Chanels Entwürfe waren Gloria Swanson zu brav. Die Modeschöpferin Elsa Schiaparelli hatte ebenso wie der Designer Christian Dior kein rechtes Glück in Hollywood. Auch heutzutage hat sich daran nicht viel geändert. Die Frage (…) ist, warum die visuell stärksten Modemacher – also Dolce & Gabbana, Gianni Versace in seiner Blütezeit oder John Galliano (der sogar Madonna einen Korb gab, als er sie für EVITA einkleiden sollte) – sich nie ins Filmgeschäft vorgewagt haben. So richtig Kostümentwürfe von Edith Head 48 von A bis Z, nicht nur dadurch, dass sie ein paar Kleider an ein Filmset schicken. Liegt es daran, dass das Kino an kultureller Bedeutung verloren hat, dass es als Werbeträger nicht mehr so recht zieht? Oder daran, dass ihr Stil eher theatralisch als filmisch ist, eher große Geste als subtile Andeutung? Oder ist es vielleicht einfach eine Frage der Eitelkeit? Jean Paul Gaultier hat spektakuläre Kostüme für Filme von Peter Greenaway, Luc Besson und Pedro Almódovar entworfen – im Rampenlicht standen stets die anderen. Die Kostümbildnerin Edith Head mag mit den Hitchcock-Blondinen einen eindrucksvollen und bleibenden Fetisch der Filmgeschichte erfunden haben – aber bekannt sind diese eben als Hitchcock-Blondinen. Es fallen einem nicht viele große Namen aus der Modewelt ein, die bereit wären, ihr Ego dieser Form der Übernahme unterzuordnen. Tim Blanks: Guter Stoff. SZ-Magazin 36/2013 Die Filmreihe wurde von Christin Losta, die sich als Fotografin mit Mode und Kostümdesign beschäftigt, initiiert und zusammengestellt. Gezeigt werden beispielhafte Filme von namhaften Kostümdesignerinnen und Kostümdesignern aus verschiedenen Epochen der Filmgeschichte. Die Kurztexte basieren weitgehend auf Überlegungen von Dr. Silke Geppert, Lehrbeauftragte für Kostümgeschichte der Universität Mozarteum in Salzburg. Rear Window (Das Fenster zum Hof) | USA 1954 | R: Alfred Hitchcock | B: John Michael Hayes, nach einer Kurzgeschichte von Cornell Woolrich | K: Robert Burks | M: Franz Waxman | D: James Stewart, Grace Kelly, Wendell Corey, Thelma Ritter, Raymond Burr | 112 min | OmU | Der legendäre Hitchcock Style meint, dass der Regisseur die Macht der sprechenden Kleidung im Film als bewusstes Mittel zur raffinierten Inszenierung der Story eingesetzt hat. Hitchcock gab der Kostümbildne- ▶ Mittwoch, 12. November 2014, 21.00 Uhr | Einführung: Thilo Wydra Die Marquise von O… | BRD 1976 | R+B: Eric Rohmer, nach der Novelle von Heinrich von Kleist | K: Nestor Almendros | D: Edith Clever, Bruno Ganz, Edda Seippel, Peter Lühr, Otto Sander | 102 min | Rohmer und Moidele Bickel führen die unerhörte Begebenheit der Marquise von O… in all ihrer befremdlichen Schönheit der Epoche des Empire vor. Die Kostüme und die Räume der Handlung sind eine bewusst inszenierte Kulissenoberfläche, die an die gestellte Dramaturgie der Gemälde von Georg Friedrich Kersting oder Caspar David Friedrich erinnern. Die Zeitlosigkeit der Geschichte wird durch die exquisite Gestaltung der Garderobe der adeligen Familie und die Verarbeitung von feinsten Stoffen und Farben generiert. Ikonenhaft und leuchtender als der Mond wirkt in der nächtlichen Verführungsszene das seidenglänzende Satinunterkleid der Marquise. Moidele Bickel (geb. 1937) hat mit Peter Stein für die Salzburger Festspiele gearbeitet und die Kostüme für Chéreaus LA REINE MARGOT (1994) und Hanekes DAS WEISSE BAND (2009) entworfen. ▶ Mittwoch, 26. November 2014, 21.00 Uhr The Thomas Crown Affair (Thomas Crown ist nicht zu fassen) | USA 1968 | R: Norman Jewison | B: Alan Trustman | K: Haskell Wexler | M: Michel Legrand | D: Steve McQueen, Faye Dunaway, Paul Burke, Jack Weston, Biff McGuire | 102 min | OF | Im Februar 1965 erscheint der Filmstar Steve McQueen elegant im schwarzen Smoking auf der Titelseite von Harper’s Bazaar. Mit »The Soft Touch in Fashion« wird die wirtschaftliche Symbiose von Mode und Film offensichtlich. Das auf den Star zugeschnittene heist movie setzt auf Eleganz: Persol-Sonnenbrillen, in der Special Edition mit blauen Gläsern, die Patek-Philippe-Uhr am Handgelenk, sowie maßgeschneiderte Savile-Row-Anzüge charakterisieren den Gentlemanverbrecher McQueen. Gegenspielerin Faye Dunaway, ausgestattet von Theodora van Runkle, zeigt das Weltoutfit der eleganten Dame Ende der 1960er Jahre, Haute Couture anlassbezogen und manchmal übertrieben, wie der nachtblaue Kardinalshut mit Kinnband. Theodora van Runkle (1928–2011) entwarf auch die Kostüme für Arthur Penns BONNIE AND CLYDE (1967) und Francis Ford Coppolas THE GODFATHER PART II (1974). ▶ Mittwoch, 3. Dezember 2014, 21.00 Uhr Mon Oncle (Mein Onkel) | F 1958 | R+B: Jacques Tati | K: Jean Bourgoin | M: Franck Barcellini, Alain Romans | D: Jacques Tati, Jean-Pierre Zola, Adrienne Servantie, Dominique Marie, Alain Bécourt | 117 min | OmeU | Jaques Cottin schuf für die Familie Arpel und den tollpatschigen Monsieur Hulot mit seinen übertriebenen Gesten aufregende textile Gegensätze. Hund und Herr im selben Karomuster werden gemeinsam mit dem knisternden giftgrünen Hausmantel der Madame, der Mode und Film rin Edith Head penible Anweisungen für die Kostüme von Grace Kelly. Jeder Schnitt, jede Farbgebung waren vorgegeben und wurden von Head mit dem New Look von Dior und Silhouetten von Balenciaga verschmolzen und kongenial für die Wirkung auf der Leinwand umgesetzt. Jedes Kostüm sollte hundertprozentig zur jeweiligen Stimmung passen, die allein durch Lisa repräsentiert wird, denn Jeff trägt nur einen Pyjama. Edith Head (1897–1981) entwarf die Kostüme für fast alle folgenden Filme Hitchcocks (TO CATCH A THIEF, 1955) und arbeitete auch mit Billy Wilder zusammen (SUNSET BOULEVARD, 1950). 49 an gleichzeitige Zeltmäntel des Couturiers Balenciaga denken lässt, den Hochwasserhosen und Ringelsocken des Monsieur Hulot gegenübergestellt, der in dieser Welt nicht mehr benötigt wird. Amüsant in dieser Komödie auch die exaltierte Kleidung der Nachbarin. Im Jahr als Yves Saint-Laurent 21-jährig die Nachfolge von Dior antritt und seine »Trapezlinie« vorstellt, erscheint die modische Frau auf dem Rasenmäher mit Strohhut wie eine Schlemmer-Figurine und zum Rendezvous im Marokkaner-Look mit Fes und Teppichstola. Jaques Cottin entwarf auch die Kostüme für Tatis PLAYTIME (1967) und LES CHOSES DE LA VIE (1970) von Claude Sautet. ▶ Mittwoch, 10. Dezember 2014, 21.00 Uhr L’année dernière à Marienbad (Letztes Jahr in Marienbad) | F 1961 | R: Alain Resnais | B: Alain RobbeGrillet | K: Sacha Vierny | M: Francis Seyrig | D: Del- phine Seyrig, Giorgio Albertazzi, Sacha Pitoëff, Françoise Bertin, Luce Garcia-Ville | 94 min | OmeU | »Eingebettet in eine opernhafte Liebesgeschichte um das Drama von Erinnern und Vergessen, zeigen die unentwegten Kamerafahrten in Spiegelungen und endlos sich verschlingender barocker Ornamentik, begleitet von der Stimme des Helden, die Projektion und Fiktionalität von Erinnerung. Die wechselnde Kleidung der Heldin, Madame A, changierend zwischen kleinem Schwarzem und Abendrobe mit Federn und Fell, produziert das Schillern und traumhaft Unwirkliche der Resnais’schen Bildwelten als Verstörendes und Begehrliches mit. Die Vision erinnerter Bilder wird nicht nur über das Medium des Wortes, über filmische, theatralische, skulpturale Inszenierungen, sondern ebenso über die Inszenierung der Kleider von Coco Chanel anschaubar gemacht.« (Theresa Georgen) Coco Chanel (1883–1971) hat auch die Kostüme zu Jean Renoirs LA REGLE DU JEU (1939) entworfen. Mode und Film ▶ Mittwoch, 7. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 10. Januar 2015, 21.00 Uhr A Room with a View (Zimmer mit Aussicht) | GB 1985 | R: James Ivory | B: Ruth Prawer Jhabvala, nach dem Roman von E.M. Foster | K: Tony Pierce-Roberts | M: Richard Robbins | D: Maggie Smith, Helena Bonham Carter, Denholm Elliott, Julian Sands, Daniel Day-Lewis | 117 min | OmU | »The Golden Summer« – so erlebt das viktorianische England Florenz im Jahr 1908. Ganz im Stil der Zeit erscheinen die Damen in Kleidern der Sans-Ventre-Linie. Wir hören das Rascheln der Seiden, wir sehen Feinheit in den Details der Hüte, Schleier und SILKWOOD 50 Spitzen. Das englische haberdashery benennt diese Verpackungszier. Durch den Kontrast zwischen dem romantischen Vitalisten George Emerson, der gerne Hosenträger trägt, und dem intellektuellen Snob Cecil Vyse, mit hellem Sommerfrack, steifem Kragen, Siegelring und Monokel ausgestattet, erhält der Film seine tiefere Bedeutung. Die Kostümdesigner Jenny Beavan (geb. 1950) und John Bright (geb. 1940) erhielten für diesen Film den Oscar. Sie arbeiteten mehrfach für James Ivory (HOWARD’S END, 1992) und entwarfen auch die Kostüme für Ang Lees SENSE AND SENSIBILITY (1996). ▶ Mittwoch, 7. Januar 2015, 21.00 Uhr Silkwood | USA 1983 | R: Mike Nichols | B: Nora Ephron, Alice Arlen | K: Miroslav Ondrícek | M: Georges Delerue | D: Meryl Streep, Kurt Russell, Cher, Craig T. Nelson, Fred Ward | 131 min | OmU | Meryl Streep spielt Karen Silkwood als unstete Heldin wider Willen, und die Kostümbildnerin Ann Roth hilft ihr dabei. Das Milieu der amerikanischen Arbeiterklasse liefert die Kleidung bei dieser Geschichte rund um Plutonium und Atomkraft. Die von Streep getragenen Westernstiefel, der Jeans-Minirock sind topografische Hinweise, die auf den Ort der Handlung im Mittelwesten Amerikas verweisen. Meryl Streep betonte in ihrer »Ode to Ann« (2012) über die Zusammenarbeit mit Roth für SILKWOOD: »In boots and jeans, she makes Cher and me two working class queens«. Ann Roth (geb. 1931) hat für THE ENGLISH PATIENT (1996) den Oscar bekommen. Für Meryl Streep hat sie auch die Kostüme in THE HOURS (2002) und MAMMA MIA! (2008) entworfen. ▶ Mittwoch, 14. Januar 2015, 21.00 Uhr ▶ Mittwoch, 21. Januar 2015, 21.00 Uhr Casino Royale | GB 2006 | R: Martin Campbell | B: Neal Purvis, Robert Wade, Paul Haggis, nach einem Roman von Ian Fleming | K: Phil Méheux | M: David Arnold | D: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini | 144 min | OmU | Eva Green ist der ideale Charakter für das neue Bond-Girl. Als Vesper Lynd steht sie dem maskulinen Daniel Craig ebenbürtig gegenüber. Craig, immer sportlich, trägt neben eindeutigen Productplacement-Accessoires (Ray-Ban und Omega) Maßgeschneidertes, vielleicht von Brioni. Zugeordnet wird sein Dresscode eindeutig der englischen Upperclass. Im Casino wird er auf seine Kleidung angesprochen: »Ihrem Anzug nach waren sie in Oxford.« Die Kostümbildnerin Lindy Hemmings hat die Kostüme für Vesper Lynd auch teilweise zugekauft, wie das berühmte rückenfreie violette Abendkleid von Roberto Cavalli oder die schwarze Abendrobe mit raffiniertem geschnürten Rückendekolleté von Versace. Lindy Hemmings (geb. 1948) entwarf auch die Kostüme für MY BEAUTIFUL LAUNDRETTE (1985) von Stephen Frears und für FOUR WEDDINGS AND A FUNERAL (1994) von Mike Newell. ▶ Mittwoch, 28. Januar 2015, 21.00 Uhr The Devil Is a Woman (Die spanische Tänzerin) | USA 1935 | R+K: Josef von Sternberg | B: John Dos Passos, nach dem Roman »La femme et le pantin« von Pierre Louÿs | D: Marlene Dietrich, Lionel Atwill, Edward Everett Horton, Alison Skipworth, Cesar Romero | 79 min | OF | Marlene Dietrich als Concha spielt, verführt, lügt und betrügt auf höchstem Niveau – und alles im spanischen Karneval. Travis Banton verhüllt die Diva in der Eingangsszene mit einem schwarzen bodenlangen Schleier, der mit Pompoms ornamentiert ist und vielleicht für die Männer steht, die ihr bereits wie die Fliegen ins Netz gegangen sind. Im Schwarzweißfilm sind kontrastierende Materialien entscheidend, wie der gepunktete Rock und die Spitzenbluse, bei deren Schnittgestaltung der Hauch von spanischer Folklore aufgenommen wird. Nachdem das Drama eingefädelt ist, trägt Concha unschuldiges Weiß. Travis Banton (1894–1958) wurde mit seinen Kostümen für Marlene Dietrich bekannt. Er hat auch mit Ernst Lubitsch (BLUEBEARD’S EIGHTH WIFE, 1938) und Max Ophüls (LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN, 1948) gearbeitet. ▶ Mittwoch, 4. Februar 2015, 21.00 Uhr Yella | D 2007 | R+B: Christian Petzold | K: Hans Fromm | M: Stefan Will | D: Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Burghart Klaußner, Barbara Mode und Film CASINO ROyALE Blow up (Blow-up) | GB 1966 | R: Michelangelo Antonioni | B: Tonino Guerra, Michelangelo Antonioni, nach der Kurzgeschichte »Las babas del diablo« von Julio Cortázar | K: Carlo Di Palma | M: Herbie Hancock | D: Vanessa Redgrave, Sarah Miles, David Hemmings, Jane Birkin, Veruschka von Lehndorff | 111 min | OmU | 24 Stunden aus dem Leben eines Modefotografen im Swinging London der 1960er. Das Atelier des Modefotografen Jon Cowan hält als Drehort für sein Studio her. Die futuristische Couture der Modestars André Courrèges und Pierre Cardin wird zitiert. Mary Quandts epochemachende Entwürfe finden sich in dem kurzen schwarzen Paillettendress, in dem sich Veruschka von Lehndorff lasziv räkelt. Die exzentrische Farbigkeit von David Hemmings’ Samtsakkos, die Beatles-Boots und der wuschelige Haarschnitt entsprechen dem typischen Londoner Dandy- & Künstlerlook. Jocelyn Rickards (1924-2005) entwarf auch die Kostüme für den James-Bond-Film FROM RUSSIA WITH LOVE (1963) und RYAN’S DAUGHTER (1969) von David Lean. 51 Auer | 89 min | Es ist die rote reinseidene Bluse, die unvergessene Bilder in diesem Film schafft, die zu Ikonen geworden sind. Yella triefnass am Ufer, die rote Seidenbluse schmiegt sich mohnblütenzart um ihren Körper. Dazu immer der schwarze Shiftrock, nackte Beine und elegante schwarze Pumps, gehüllt in einen schlichten, klassischen und gut fallenden Trenchcoat. Das klassisch weibliche Business-Outfit weicht durch das Tragen der roten Crêpe-de-Chine-Bluse vom klassischen Dress ab. Rot ist die Farbe, die Nina Hoss wie ein verglühendes Feuer in dieser irrealen Handlung am Leben erhält. Rot ist auch die Wärme, die Yella gespensterhaft im kalten Geschäftsleben ausstrahlt. Anette Guther (geb. 1965) entwirft Kostüme für Bühne, Film und Werbung. Für Christian Petzold arbeitete sie an fast allen seinen Filmen mit, darunter DIE INNERE SICHERHEIT (2000) und BARBARA (2012). Mode und Film ▶ Mittwoch, 11. Februar 2015, 21.00 Uhr 52 Rosemary’s Baby (Rosemaries Baby) | USA 1968 | R+B: Roman Polanski, nach dem Roman von Ira Levin | K: William A. Fraker | M: Krzysztof Komeda | D: Mia Farrow, John Cassavetes, Ruth Gordon, Maurice Evans, Patsy Kelly | 136 min | OmU | Der exzentrische Umgang mit Kleidung lässt sich in Roman Polanskis Horrorfilm ohne Horror als Oberflächeninszenierung einer insgesamt neurotisch handlungsgesteuerten Vampirfamilie interpretieren. Der Film ist opulent gespickt mit Zitaten der europäisch-amerikanischen Modegeschichte der Late-Sixties. Sind Mia Farrows Kleider anfangs noch ebenso madonnenhaft wie katholisch, so erscheint sie als leidende Schwangere in reizenden Minikleidern und Baby Dolls und wirkt zerbrechlich wie die Schwester von Twiggy und Jean Seberg. Mia Farrows Pixiecut stammte von Vidal Sassoon. Ruth Gordons Outfit erinnert an die exzentrisch gekleidete modische Grande Dame und amerikanische Mode-Ikone der best ager, Iris Apfel. Anthea Sylbert (geb. 1939) entwarf auch die Kostüme zu Roman Polanskis CHINATOWN (1974) und Elia Kazans THE LAST TYCOON (1976). ▶ Mittwoch, 18. Februar 2015, 21.00 Uhr The Grand Budapest Hotel (Grand Budapest Hotel) | USA 2014 | R+B: Wes Anderson | K: Robert D. Yeoman | M: Alexandre Desplat | D: Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel | 100 min | OmU | Anderson und seiner Kostümbildnerin Milena Canonero gelingt es in ihrer dritten gemeinsamen Produktion, durch Kulisse und Kostüm eine spezifisch hochstilisierte europäische Dekadenz und Untergangsstimmung in einem fiktiven Hotel in einem ebenso fiktiven Land vorzuführen. Vor dem Hintergrund eines auseinanderfallenden Kontinentes spielt der Film in den 1930ern mit RetroKleidern der 1920er. Die violetten Hoteluniformen haben ewiggültigen Wiedererkennungswert und sind angeblich von Priesterroben inspiriert. Die schrillen Outfits von Tilda Swinton als Madame D. zitieren Künstlerkleider der Wiener Werkstätte. Milena Canonero (geb. 1946) hat mit ihren Kostümentwürfen für Stanley Kubricks BARRY LYNDON (1975), Hugh Hudsons CHARIOTS OF FIRE (1981) und Sofia Coppolas MARIE ANTOINETTE (2006) drei Oscars gewonnen. ▶ Mittwoch, 25. Februar 2015, 21.00 Uhr Il gattopardo (Der Leopard) | Italien 1963 | R: Luchino Visconti | B: Suso Cecchi D’Amico, Pasquale Festa Campanile, Enrico Medioli, Massimo Franciosa, Luchino Visconti, nach dem Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa | K: Giuseppe Rotunno | M: Nino Rota | D: Burt Lancaster, Claudia Cardinale, Alain Delon, Paolo Stoppa, Terence Hill, Pierre Clémenti | 187 min | OmU | Die finale Ballszene, die 45 Minuten währt, ist ein wahrer Augenschmaus. Piero Tosi entwarf über 300 Kostüme, Mieder, Krinolinen, Unterröcke aus feinsten Stoffen. Normalerweise assoziiert man dunkle Kostüme mit der viktorianischen Zeit um 1861, aber in Wirklichkeit waren die Kostüme der Adeligen lebendig und stoffreich. Detailgetreue Uniformen, dramatisch wehende Gardinen des Palazzo, hergestellt aus feinster durchbrochener Florentiner Spitze, Teppiche, Tücher an den Fassaden – Details, die gemeinsam mit den Kostümen die Glaubhaftigkeit dieser epischen Literaturverfilmung unterstützen. Piero Tosi (geb. 1927) ist eine Legende unter den Kostümbildnern. Er arbeitete seit 1952 an fast allen Filmen von Luchino Visconti mit (MORTE A VENEZIA, 1971) und gestaltete die Kostüme für Pier Paolo Pasolinis MEDEA (1969). ▶ Mittwoch, 4. März 2015, 19.00 Uhr Vom Filmkritiker zum Filmemacher: Diesen Weg, den Godard, Truffaut, Rohmer und Rivette in der Nouvelle Vague vorgaben, beschritt auch Peter von Bagh, der in den späten 1950er Jahren als Kritiker angefangen hat und noch heute als Chefredakteur der Zeitschrift Filmihullu (Filmverrückt) fungiert. Das war in Finnland gar nicht so ungewöhnlich, hatten es doch Roland af Hällström in den 1920ern, Nyrki Tapiovaara in den 1930ern und Jörn Donner in den 1950ern bereits vorgemacht, wie man vom Kritiker zum Filmemacher wird. Doch war von Baghs Cinephilie ernsthafterer Art, sie prägt sein Leben und wird auch in seinen Filmen und Büchern immer wieder thematisiert. Er steht damit in der Tradition von Chris Marker, Jean-Luc Godard oder Edgardo Cozarinsky. Da Cinephilie nur in der Gemeinschaft gedeihen kann, wenn man zusammen Filme sieht und diese Erfahrung teilt, besteht ein wesentlicher Teil von von Baghs Arbeit in der Präsentation von Filmen: 1966-1969 war er Leiter des Finnischen Filmarchivs und blieb bis 1984 Programmgestalter des Archivkinos, dessen Anzahl regelmäßiger Filmvorführungen er kontinuierlich steigerte. 1986 gründete er mit Aki und Mika Kaurismäki sowie Anssi Mänttäri in Sodankylä das Midnight Sun Festival und arbeitet seit 2001 als künstlerischer Direktor in Bologna bei Il Cinema Ritrovato, zwei weltweit renommierten cinephilen Filmfestivals, in denen Filmklassiker großer Meister gleichberechtigt neben Außenseiterfilmen, Neuentdeckungen und völlig Unbekanntem präsentiert werden. In Finnland fiel Peter von Bagh zunächst als zorniger junger Mann auf, der mit tiefem Ernst und ehrlicher Respektlosigkeit auftrat. Von Anfang der 1960er Jahre an war er in Rundfunk und Fernsehen tätig, trat im eleganten schwarzen Anzug mit Krawatte auf. Die lebendigsten kulturellen Strömungen der 1950er Jahre in Finnland wurzelten in der Moderne. Die Universitäten, eben noch Elitehochschulen, sollten bald Massenbildungsstätten werden. Von Bagh schrieb über Film für ylioppilaslehti, das ehrgeizige Studentenmagazin in Helsinki, und für Parnasso, das Sprachrohr des literarischen Modernismus. Da er das populistische finnische Kino gnadenlos ablehnte, erhielt er den Spitznamen »Elite-Peter«. Schon bald engagierte er sich im Kulturradikalismus der frühen 1960er. Seine Soziologie-Kommilitonen Pekka Gronow und M.A. Numminen brachen mit dem gängigen Kulturverständnis und rehabilitierten die populäre Musik. Love Records und Peter von Bagh Hommage à Peter von Bagh andere innovative Plattenlabel wurden gegründet, Peter von Bagh war dabei. Seine Filmkarriere begann er mit underground home movies. Als Programmdirektor des Finnischen Filmarchivs organisierte er 1968 die Tour von P. Adams Sitneys Programm mit Filmen des New American Cinema, die auf die finnische Kunstszene bleibenden Eindruck machte. Wie in vielen anderen europäischen Ländern setzte Anfang der 1960er Jahre auch in Finnland eine Neue Welle ein, die mit dem herkömmlichen Studiosystem brach. Zu den Schlüsselfiguren gehörten die Filmemacher Risto Jarva und Jaakko Pakkasvirta, die die Produktionsgesellschaft Filminor gründeten. 1969–1972 schrieb von Bagh Drehbücher für drei Spielfilme von Risto Jarva sowie für KESÄKAPINA (SUMMER REBELLION) von Jaakko Pakkasvirta. KESÄKAPINA war stark von Brecht und Godard geprägt, ein bahnbrechendes finnisches Collagen- und Kompilationsexperiment. Auch in den Filmen, bei denen er selbst Regie führte, versuchte er Neues. Der Kurzfilm POCKPICKET (1968) mit dem langen Untertitel KATKELMIA HELSINKILÄISEN PORVARISNUOREN ELÄMÄSTÄ (EPISODEN AUS DEM LEBEN EINES JUNGEN SPIESSBÜRGERS IN HELSINKI) 53 Peter von Bagh 54 bezog sich auf Robert Bressons PICKPOCKET aus dem Jahr 1959 und warf einen satirischen Blick auf die finnische Gesellschaft Ende der 1960er Jahre. In KREIVI (DER GRAF, 1971) spielt ein Hochstapler Szenen aus seinem angeblichen Leben nach. Der Filmregisseur betrachtet seinen Protagonisten nicht von oben herab, sondern lässt sich auf sein Spiel ein, in dem Fakten und Fiktion verschwimmen. Hier offenbarte sich von Baghs Wandlung vom »Elite-Peter« zum »Volks-Peter«, doch bestand diese nicht aus einem Wechsel des Standpunkts, sondern aus einer Erweiterung der Perspektive. Von Baghs Haltung war nie elitär gewesen, da er von jeher eine Unterscheidung zwischen Hochkultur und populärer Kultur ignoriert hat. Vom kommerziellen Misserfolg von KREIVI enttäuscht, wandte sich von Bagh der Non-fiction und dem Fernsehen zu. Er begann ein groß angelegtes Œuvre, das sich zum work in progress über die finnische Kulturgeschichte entwickelte. Am Anfang standen Porträts legendärer finnischer Persönlichkeiten wie des Sängers Olavi Virta, des Läufers Paavo Nurmi, der Unterhaltungskünstler Reijo Helismaa und Tapio Rautavaara und des Schauspielers Tauno Palo. Eine frühe Synthese daraus war der Film SINITAIVAS (DER BLAUE HIMMEL, 1978) mit dem Untertitel MATKA MUISTOJEN MAISEMAAN (EINE REISE INS LAND DER ERINNERUNGEN) über die Bedeutung der Unterhaltungskultur, in deren Mittelpunkt der finnische Tango als Leitmotiv steht. Es folgten Filme über Schlüsseljahre in der finnischen Geschichte (1917/18, 1939, 1944, 1952) und mehrteilige Serien über die Geschichte des unabhängigen Finnland, die Geschichte der Künste in Finnland und die Geschichte der finnischen Filmstudios. Sie sind eine recherche du temps perdu, verwandt mit dem Bewusstseinsstrom bei Marcel Proust und Walter Benjamin. Von Bagh nennt seine Filme »Studien in finnischem Glück« und »Dialoge im Himmel«, wenn er Interviews mit Personen, die sich im Leben nie begegnet sind, im Film zusammenbringt. Der Kompilationsfilm stellt für ihn eine lebensnotwendige Errettung des Verlorenen dar. Dahinter steht das Bewusstsein der Gegenwart des Todes, eine kosmische Unbehaustheit und die unerlässliche Notwendigkeit des Wiederaufbaus durch die lebensbejahende Kraft der Kunst. Dem Prinzip der Montage kam zentrale Bedeutung zu, die Kunst der Collage und der Kompilation mündete in eine persönliche Filmsprache des dokumentarischen Essays. Die Filme bauen vielfältig geschichtete Assoziationen und Querverbindungen auf, in die von Baghs breite soziologische und kulturhistorische Kenntnisse genauso mit einfließen wie seine Liebe zur Musik und Filmgeschichte. Er ist ein Meister des Interviews. Talking heads sind bei ihm nie nur Köpfe, die reden, er schafft augenblicklich eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und des Zutrauens, schlägt eine intime Brücke zu einem lebenden Menschen, der (bisweilen erstmals vor einer Kamera) über seine Lebenserfahrung spricht und der spürt, dass ihm sein Gegenüber tiefes Verständnis entgegenbringt. Vom Kulturradikalismus der 1960er Jahre erbte er den Brechtschen Hang zur Materialästhetik, eine Geschichtsphilosphie und eine Leidenschaft für Dialektik. Paradoxa und der Zusammenfall der Gegensätze sind allgegenwärtig; noch mehr der Konflikt: Von Bagh duldet Konflikte nicht nur, sie elektrisieren ihn. Wie John Ford, so konfrontiert auch von Bagh gern das Erhabene mit dem Lächerlichen. Klein und Groß, Intimität und Bombast, Zeit und Ewigkeit prallen in seiner Montage aufeinander. Doch wie Godard, so glaubt auch von Bagh an die Kontinuität in den Brüchen: »Wir leben nicht nur in der Gegenwart. Die Vergangenheit lebt in uns mit allen Erinnerungen, Ereignissen, Erfahrungen.« Mit HELSINKI, FOREVER (2008), SODANKYLÄ FOREVER (2010), MUISTEJA (ERINNERUNG, 2013) und SOSIALISMI (SOZIALISMUS, 2014) begann eine neue Phase im Werk von Peter von Bagh: Seine Rückkehr ins Kino. Durch seine Radio- und Fernseharbeiten ist seine Stimme in Finnland jedem bekannt. Über die Jahre hin- Sodankylä ikuisesti: elokuvan vuosisata (Sodankylä Forever: Das Jahrhundert des Kinos) | Finnland 2010 | R+B: Peter von Bagh | K: Arto Kaivanto, Juice Huhtala | S: Petteri Evilampi | Mit Milos Forman, Marlen Chuciev, Robert Parrish, Ettore Scola, Jacques Demy, Samuel Fuller, Mario Monicelli, Elia Suleiman, Youssef Chahine, Francis Ford Coppola, John Sayles, Amos Gitaï, John Boorman, Michael Powell, Freddie Francis, Roy Ward Baker, Val Guest, Joseph H. Lewis, Claude Sautet, Sergio Sollima, Vittorio De Seta, Miklós Jancsó, Andrej Končalovskij, Jerzy Skolimowski, Andrej Smirnov, István Szabó, Ivan Passer, Jerzy Kawalerowicz, Francesco Rosi, Dino Risi, Victor Erice, Dušan Makavejev, Krzysztof Zanussi, Richard Fleischer, André De Toth, Abbas Kiarostami, Jafar Panahi, Aleksej German, Agnieszka Holland, Bob Rafelson, Jonathan Demme | 90 min | OmeU – Sodankylä ikuisesti: ensimmäisen elokuvamuiston kaiho (Sodankylä Forever: Die Sehnsucht nach der ersten Kinoerfahrung) | Finnland 2012| Mit Maud Linder, Jean Dréville, Roy Ward Baker, Francesco Rosi, Costa-Gavras, Claude Goretta, Victor Erice, Vincent Sherman, Val Guest, Jean Rouch, Dino Risi, Jerry Schatzberg, Bob Rafelson, Wim Wenders, Jean-Charles Tacchella, Stanley Donen, Andrej Končalovskij, Francis Ford Coppola, Irvin Kershner, Richard Fleischer, Emir Kusturica, Claude Chabrol, Agnès Varda, István Szabó, Jean-Pierre Léaud, Jacques Demy, Terry Gilliam, John Boorman, Milos Forman, Manoel de Oliveira | 59 min | OmeU | Fil- memacher und Cinephile erinnern sich und sprechen darüber, was Kino für sie bedeutet. ▶ Donnerstag, 27. November 2014, 19.00 Uhr | Zu Gast: Peter von Bagh Pockpicket eli katkelmia helsinkiläisen porvarisnuoren elämästä (Pockpicket oder Episoden aus dem Leben eines jungen Bourgeois in Helsinki) | Finnland 1968 | R+B+K: Peter von Bagh, Pertti Maisala | M: Kaj Chydenius | D: Sulevi Peltola, Eija Pokkinen, Elina Salo | 19 min | OmeU | Eine Satire auf Robert Bressons PICKPOCKET: Ein junger Mann steckt Menschen heimlich Geld zu. – Muisteja – pieni elokuva 50-luvun Oulusta (Erinnerung – Ein kleiner Film über Oulu in den Fünfzigern) | Finnland 2013 | R+B: Peter von Bagh | K: Arto Kaivanto | S: Petteri Evilampi | 69 min | OmeU | Ein ebenso persönlicher wie universeller Essayfilm über die nordfinnische Stadt, in der von Bagh als Sohn des Oberarztes der Zentralen Nervenklinik aufwuchs. Ein kaleidoskopischer Blick auf eine Stadt und ihre wechselvolle Geschichte, eine Erinnerung an eine Jugend und an eine Ära. Von Bagh war treibende Kraft des Schulfilmclubs, der zum wichtigsten Treffpunkt der Jugendlichen wurde. So konnte man Filmklassiker von Hawks und Bresson in Oulu genauso sehen wie in Paris oder London. Später wurde die Stadt das Zentrum der finnischen IT-Wirtschaft: »Nokias kommen und gehen, doch die Nervenklinik bleibt.« ▶ Freitag, 28. November 2014, 21.00 Uhr | Zu Gast: Peter von Bagh Faaraoiden maa (Land der Pharaonen) | Finnland 1988 | R+B: Peter von Bagh | S: Pentti Kauranen | 29 min | OmeU | Mika Waltaris populärer historischer Roman »Sinuhe, der Ägypter« als ein Bild der Zeit seiner Entstehung 1944/45, in dem sich ein entscheidender Moment der finnischen Geschichte widerspiegelt. – Sosialismi (Sozialismus) | Finnland 2014 | R+B: Peter von Bagh | K: Arto Kaivanto | S: Petteri Evilampi | 67 min | OmeU | »Diejenigen, die in hundert, zweihundert Jahren nach uns leben, werden uns dafür verachten, dass wir unser Lehen so dumm und so geschmacklos zugebracht haben – sie werden vielleicht ein Mittel finden, wie man glücklich wird.« Mit diesem Zitat des Arztes Astrov in Anton Čechovs »Onkel Vanja« beginnt von Baghs Essayfilm. SOSIALISMI ist eine nachdenkliche Bestandsaufnahme einer großartigen Idee, in deren Namen Terror ausgeübt wurde. Von Bagh untersucht Filme von Lumière, Eisenstein, Hochbaum, Ivens, de Sica, Dovženko, Chaplin, Pasolini, Rossellini, Griffith, Vidor, Ford, Lang, Pudovkin, Vertov u. a. Peter von Bagh weg hatte sich die Stimme des allwissenden Erzählers zu etwas weit Intimerem und Persönlicherem, ja leise Anrührendem entwickelt. Und gleichzeitig wurden die Kompilationsfilme universeller und zugänglicher auch für Zuschauer, die mit der finnischen Geschichte weniger vertraut sind. Peter von Baghs Filme wurden zu internationalen Filmfestivals eingeladen und geehrt, das Filmfestival Rotterdam widmete ihm eine große Retrospektive, und 2013 erschien das erste Buch über ihn mit dem Titel »Citizen Bagh« (angelehnt an den Titel des großen Dokumentarfilms über den Gründer der Cinémathèque Française). Selbst MUISTEJA, von Peter von Bagh im Untertitel selbst als »kleiner Film« bezeichnet, lief landesweit im Kino. Diese vier Filme, so unterschiedlich ihre Themen auch sind, handeln von der Kraft des Kinos, dem Glück des Filmesehens und vom Medium Film als wichtigstem Ausdrucksmittel des 20. Jahrhunderts. »Peter von Bagh ist ein echtes, heute selten gewordenes Beispiel dafür, wie man Kino leben kann: A legend of old-school cinephilia.« (Olaf Möller) Antti Alanen & Stefan Drößler 55 und findet Momente der Hoffnung in den Träumen des Kinos, die zeigen, wie sich die Gesellschaft zum Besseren ändern könnte. lima, Monte Hellman, Jean-Charles Tacchella, Claude Goretta, Gianni Amelio, Miklós Jancsó | 56 min | OmeU ▶ Dienstag, 2. Dezember 2014, 18.30 Uhr ▶ Samstag, 29. November 2014, 21.00 Uhr | Zu Gast: Peter von Bagh Peter von Bagh 56 Ajan draama (Ein Drama der Zeit) | Finnland 1986 | R+B: Peter von Bagh | K: Jussi Kemppinen | S: Heikki Salo, Ilse Jauhiainen | Mit Pekka Havukainen | 16 min | OmeU | Eine Collage aus Nachrichtenbildern von einem Geiseldrama, das in einem Vorort Helsinkis im Sommer 1986 seinen Anfang nahm und auf dem Marktplatz von Mikkeli in einer Explosion endete. – Kreivi (Der Graf) | Finnland 1971 | R+B: Peter von Bagh | K: Lasse Naukkarinen | M: Kaj Chydenius | S: Lasse Naukkarinen | D: Pertti Ylermi Lindgren, Irma Martinkauppi, Titta Karakorpi, Elina Salo, Kirsti Wallasvaara | 92 min | OmeU | Pertti Ylermi Lindgren, genannt »der Graf«, wurde bekannt als Hochstapler, der 76 Frauen die Ehe versprach, keine von ihnen heiratete, aber jede um ihr Geld erleichterte – und einige andere auch. Von Bagh überredete ihn, sich im Film selbst zu spielen. Durchsetzt sind die nachinszenierten Episoden aus seinem Leben mit dokumentarischen Aufnahmen von Lindgren, der sich in Tanzpavillons und Restaurants durchs Leben schlägt. Peter von Baghs unkonventioneller, halbdokumentarischer Spielfilm verblüffte seinerzeit Publikum wie Kritiker. ▶ Sonntag, 30. November 2014, 21.00 Uhr | Zu Gast: Peter von Bagh Sinitaivas (Der blaue Himmel) | Finnland 1978 | R+B: Peter von Bagh | K: Lasse Naukkarinen | S: Esteri Tuovinen | Mit Olavi Virta, Matti Jurva, Tauno Palo, Esa Pakarinen, Ansa Ikonen | 73 min | OmeU | »Eine Reise in die Vergangenheit. Eine Suche nach dem Leben in Finnland vom Ende der 1930er bis zu Beginn der 1950er Jahre, reflektiert in der populären Unterhaltungskultur.« (Peter von Bagh) Der Tango-Tanzpavillon als Schlüsselbild für das Gedächtnis der Nation.– Sodankylä ikuisesti: ikuinen aika (Sodankylä Forever: Ewige Zeit) | Finnland 2011. Mit Jerzy Kawalerowicz, Robert Parrish, Luc & Jean-Pierre Dardenne, Chantal Akerman, Luis García Berlanga, Aki Kaurismäki, Jean Dréville, Dino Risi, Jean Rouch, Milos Forman, Roy Ward Baker, Claude Chabrol, Vincent Sherman, Freddie Francis, Robert Wise, Víctor Erice, Irvin Kershner, John Boorman, Ivan Passer, Francis Ford Coppola, Vittorio De Seta, Wim Wenders, Roger Corman, Stanley Donen, Bob Rafelson, Emir Kusturica, Carroll Ballard, Samuel Fuller, Joseph H. Lewis, Val Guest, Sergio Sol- Helsinki, ikuisesti (Helsinki, Forever) | Finnland 2008 | R+B: Peter von Bagh | K: Pekka Aine. M: Henrik Otto Donner | S: Petteri Evilampi | 75 min | OmeU | »Das wahre Helsinki existiert nur auf der Leinwand. Der Kompilationsfilm basiert auf Ausschnitten aus Werken der finnischen Filmgeschichte und auf Aufnahmen von finnischer Kunst. Er sucht nach der Seele und dem Geist von Helsinki.« (Peter von Bagh). »HELSINKI, FOREVER muss zu den großen Stadtsymphonien der Filmgeschichte gezählt werden.« (Chris Marker) – Sodankylä ikuisesti: Valon draama (Sodankylä Forever: Drama des Lichts) | Finnland 2012 | Mit Ettore Scola, Bob Rafelson, Robert Parrish, Víctor Erice, Gianni Amelio, Francis Ford Coppola, Francesco Rosi, Enzo Serafin, Vincent Sherman, John Boorman, Sergio Sollima, Chantal Akerman, Laslo Benedek, Roger Corman, Milos Forman, Samuel Fuller, István Szabó, Roy Ward Baker, Claude Sautet, Claude Goretta, Jerry Schatzberg, Terry Gilliam, Jean Rouch, Jafar Panahi, Samira Makhmalbaf, Abbas Kiarostami, Ivan Passer, Krzysztof Kieslowski, Luc & Jean-Pierre Dardenne, Stanley Donen, Alberto Lattuada, Gian Vittorio Baldi | 57 min | OmeU ▶ Mittwoch, 3. Dezember 2014, 18.30 Uhr Bundeskongress der Kommunalen Kinos Kosmičeskij Rejs (Kosmische Reise) | SU 1936 | R: Vasilj Žuravlëv | B: Aleksandr Filimonov, nach dem Roman »Außerhalb der Erde« von Konstantin Ciolkovskij | K: Aleksandr Galperin | D: Sergej Komarov, K. Moskalenko, Vasilij Gaponenko, Nikolaj Feoktistov, Vasilij Kovrigin | 70 min | OmU | Der letzte sowjetische Stummfilm entstand zu einer Zeit, als der Tonfilm sich längst durchgesetzt hatte. Die mit großem Aufwand und verblüffender Tricktechnik produzierte ScienceFiction-Geschichte zeigt das fiktive Moskau des Jahres 1946, so wie Stalin es geplant, aber nie vollständig umgesetzt hat. Im Mittelpunkt steht eine Reise im Raumschiff zum Mond, die seinerzeit das Interesse der Zuschauer für die Raumfahrt wecken sollte. Das Filmmuseum München hat von Gosfilmofond eine Filmkopie erworben und den Film digital restauriert. Er steht für Ausleihen der Kommunalen Kinos zur Verfügung. ▶ Freitag, 5. Dezember 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff | Einführung: Stefan Drößler Hra o Jablko (Ein bisschen schwanger) | CSSR 1976 | R: Věra Chytilová | B: Věra Chytilová, Kristina Vlachová | K: Frantisek Vlicek | M: Miroslav Korínek | D: Dagmar Bláhová, Jirí Menzel, Jirí Kodet, Evelyna Steimarová, Nina Popelíková| 92 min | OmU | »Die Kinemathek Le Bon Film Basel präsentiert diese Komödie von Věra Chytilová als Hommage an die am 12. März 2014 verstorbene Regisseurin, die vor allem mit ihrem Meisterwerk SEDMIKRÁSKY (TAUSENDSCHÖNCHEN, 1966) in die Filmgeschichte eingegangen ist. Anna kommt als Hebamme aus der Provinz in eine Prager Entbindungs- klinik, in der der Chefarzt Dr. Josef John seine Position für sexuelle Begegnungen schamlos ausnutzt. Chytilová durchleuchtet geistreich witzig und bissig männliches Gebaren. Wir freuen uns, den nicht auf DVD oder BluRay erschienenen Film auf einer gut erhaltenen, buntfarbenen 35mm-Kopie in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln vorstellen zu können.« (Beat Schneider) ▶ Freitag, 5. Dezember 2014, 21.00 Uhr | Einführung: Beat Schneider Piccolo | Jugoslawien 1959 | R+B: Dušan Vucotić | 9 min | Zeichentrickfilm aus der Schule des berühmten Zagreb-Films-Studios, der die Konflikte, die später zum Auseinanderbrechen der »jugoslawischen Konstruktion« führten, vorwegnimmt. Aus dem Archiv des KommKino Nürnberg. – Ein komischer Heiliger | BRD 1978 | R+B: Klaus Lemke | K: Rüdiger Meichsner | M: Lothar Meid | D: Cleo Kretschmer, Wolfgang Fierek, Luitpold Roever, Horatius Häberle, Arno Mathes | 83 min | »Eine Liebesgeschichte. Aber in dem Fall handelt es sich bei ihm um einen ganz normalen Jungen vom Land, der nach München kommt, um die Stadt in Gottes Auftrag eigenhändig vom Bösen zu befreien. Und sie ist so eine Barfrauen-Flitscherl/Nutte gefährlichsten Kalibers. Eine Hexe im Kampf gegen den lieben Gott.« (Klaus Lemke) Aus dem Archiv des KommKino Nürnberg. ▶ Samstag, 6. Dezember 2014, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Beilharz, Christoph Wirsching Mein Dorf: Balderschwang | BRD 1971 | R+B: Percy Adlon | K: Rudolf Kleinjung | 15 min | »Steurer, Konrad, hagerer Tiroler Kopf, Wildpfleger, macht kein Aufhebens von sich, wenn er voller Liebe seine Allgäuer Berge erklärt. Nicht weit von hier war Robert Walser 25 Jahre lang Insasse der Heil- und Pflegeanstalt, weil er die Großtuerei des Literaturbetriebs nicht mehr aushielt.« (Percy Adlon) – Der Vormund und sein Dichter | BRD 1978 | R+B: Percy Adlon, nach dem Buch »Wanderungen mit Robert Walser« von Carl Seelig | K: Pitt Koch | D: Rolf Illig, Horst Raspe | 87 min | »Hügelaufhügelab gehen, laufen, rennen der Zürcher KritikerHerausgeber Carl Seelig und Robert Walser, Insasse der Heilanstalt Herisau, durch die Appenzeller Winterlandschaft. Wer der Verrückte ist, ist schwer zu sagen.« (Percy Adlon) Der restaurierte erste Spielfilm von Percy Adlon ist für weitere Kinoaufführungen verfügbar. ▶ Samstag, 6. Dezember 2014, 21.00 Uhr | Einführung: Claudia Engelhardt Kommunale Kinos Der Bundeskongress der Kommunalen Kinos findet in diesem Jahr vom 5. bis 7. Dezember 2014 im Filmmuseum München statt. Unter dem Thema »Archive entdecken« treffen sich Kinomacher, Medienwissenschaftler und andere Multiplikatoren, um sich mit dem filmkulturellen Erbe und der Verfügbarkeit historischer Filme im Kino auseinanderzusetzen. Wie hat sich die Kinoarbeit durch die Digitalisierung verändert? Welche neuen kuratorischen Präsentationsansätze und Verwertungsformen gibt es? Eine der wichtigsten Bezugsquellen für Filmgeschichte sind nach wie vor die Archive. Zudem bietet der Kongress kleineren, unabhängigen Archiven die Gelegenheit, ihre Sammlung zu präsentieren und den lebendigen Umgang mit historischen Filmen zu thematisieren. Die Teilnahme am Kongress ist für alle Interessierte offen. Nähere Information und Anmeldung unter www.kommunale-kinos.de. 57 Das Erinnern weitertragen Das Erinnern weitertragen 58 Außenlagern in Verbindung stehen. Die Widerstandskämpferin Anna Pröll, die in ANNA, ICH HAB ANGST UM DICH porträtiert wird, war ein Muster an Zivilcou- ANNA, ICH HAB ANGST UM DICH In der Erinnerungsarbeit der KZ-Gedenkstätten kommt den Zeitzeugen ein besonderer Platz zu. Die Überlebenden, die sich zur Begegnung mit Besuchern, mit Jugendgruppen, mit Interessierten entschlossen haben, sind den Gedenkstätten über Jahre, oft schon Jahrzehnte verbunden. Doch die Möglichkeit, überhaupt Zeitzeugen hinzuzuziehen, wird immer seltener. Ihre Kräfte nehmen ab, die Einschränkungen nehmen zu, doch der Mitteilungsdrang ist ungebrochen. Besonders bei großen Begegnungen wie zur jährlichen Befreiungsfeier ist zu bemerken, dass es nicht nur darum geht, selber Zeugnis abzulegen, sondern dass sie versuchen, einander dazu zu motivieren, dies auch für die verstorbenen Kameraden zu tun. So regen sie an, materielle Zeugnisse (wie Objekte aus der Haft) an das Archiv der Gedenkstätte abzugeben. Wenn diese Gegenstände dann nicht in einer Ausstellung präsentiert werden, sind die Spender manchmal enttäuscht und ziehen sich zurück; bei Interviews ist diese Erwartungshaltung nicht gegeben. Möglicherweise liegt der Unterschied darin begründet, dass ein abgegebenes Objekt »weg« ist, während die persönlichen Aussagen verwahrt werden, ohne »aus der Welt« zu sein. Aus dem Engagement und dem Mitteilen entstehen oft weitere Projekte; so konnte Abba Naor, Überlebender der KZ Stutthof und verschiedener Dachauer Außenlager, gemeinsam mit dem SZ-Autor Helmut Zeller seine Lebensgeschichte in der kürzlich erschienenen Biografie »Ich sang für die SS – Mein Weg vom Ghetto zum israelischen Geheimdienst« festhalten. Die filmische Vermittlung ist zunächst ein Versuch, die Erzählung festzuhalten. Das Dilemma freilich, dass dem Film alleine das Moment der Lebendigkeit fehlt, ruft nach Präsentationsformen, die über das bloße Filmzeigen hinausgehen, eben nach der Möglichkeit zu Diskussion und Begegnung. Bei der Mehrheit der Zeitzeugen wächst das Gefühl: Es geht um die letzten Chancen, Zeugnis abzulegen. Aber nicht jeder ist in der Lage, vor laufender Kamera zu sprechen, nicht jeder kann und will vor Publikum treten, sich in eine voyeuristische Situation begeben, sich den Blicken einer Menge aussetzen. Da zeigt sich, was den Schutz eines Films oder Buches ausmacht, das man präsentiert: Es hilft, indem es die Aufmerksamkeit lenkt – auf ein spezielles Thema, auf die Ereignisse, auf die Erzählung, statt auf die Person. Die ausgewählten Filme richten den Blick auf Lebensgeschichten, die direkt mit dem KZ Dachau und seinen rage und Entschlossenheit. Mehrere ihrer Familienangehörigen wurden im Konzentrationslager Dachau ermordet. Die Protagonisten der anderen drei ausgewählten Filme gehörten zu den Zehntausenden jüdischen Häftlingen, die im letzten Kriegsjahr aus dem Konzentrationslager Auschwitz in die Außenlager des Konzentrationslagers Dachau bei Mühldorf und Kaufering transportiert wurden, wo sie riesige unterirdische Anlagen der Rüstungsindustrie errichten mussten: Max Mannheimer (DER WEISSE RABE) begann erst spät, von seinen Erlebnissen zu berichten, als er glaubte, todkrank zu sein, und er seiner Tochter seine Erinnerungen hinterlassen wollte. Der streitbare und kämpferische Dani Chanoch (PIZZA IN AUSCHWITZ) hatte schon mehrfach im Rahmen von Delegationen in Polen ehemalige Vernichtungslager der Nazis besucht; es dauerte aber lange, ehe er seine Kinder dazu bewegen konnte, gemeinsam mit ihm die Stätten seiner verlorenen Kindheit aufzusuchen. Leslie Schwartz schließlich schwieg jahrzehntelang über seine Erlebnisse im MÜHLDORFER TODESZUG, der im April 1945 abfuhr. Erst durch die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern eines Gymnasiums der Region brach er sein Schweigen. Von ihm stammt ein besonderer Auftrag, der das Anliegen dieser Reihe unterstreicht: Leslie Schwartz kann leider nicht an der ihm gewidmeten Veranstaltung teilnehmen, doch auf seinen Wunsch hin haben wir am Film beteiligte Jugendliche eingeladen. Es geht um das Vermächtnis. Sie tragen das Erinnern weiter. Christoph Michel Anna, ich hab Angst um dich | D 2009 | R: Josef Pröll | B: Josef Pröll, Wolfgang Kucera | K: Josef Pröll | Mit Anna Pröll | 88 min | Die Geschichte der Widerstandskämpferin Anna Pröll, von ihr selber erzählt. Ihr Sohn Josef Pröll zeichnet das Leben seiner Mutter nach. »Es geht ein großer Zauber aus von Anna Pröll, die sich nie hat verbiegen lassen. Immer blieb sie sich treu: Als sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet wurde und zwei Jahre im Aichacher Frauengefängnis in Einzelhaft saß. Als sie mit Leidensgenossinnen im KZ Moringen trotzig sang ›Uns geht die Sonne nicht unter‹. Als ihr Vater in Dachau ermordet wurde, die Brüder ihres Mannes in Dachau und Buchenwald starben und ihr Mann dort ums Überleben kämpfte. Und auch als sich in Augsburg nach dem Krieg die Türen schlossen, wo die ›KZ’ler‹ eine Wohnung suchten.« (Süddeutsche Zeitung) rung‹ verspricht. Dazu gehört natürlich Auschwitz. Dort will Chanoch nicht wie alle anderen Besucher ehrfurchtsvoll das Gelände besichtigen, sondern er will in der Baracke übernachten, wo er einst eingesperrt war. Es gibt gängige Vorstellungen davon, wie sich die Opfer ▶ Sonntag, 7. Dezember 2014, 17.30 Uhr | Zu Gast: Josef Pröll ▶ Sonntag, 11. Januar 2015, 17.30 Uhr | Zu Gast: Max Mannheimer Pizza in Auschwitz | Israel 2008 | R+B: Moshe Zimerman | K: Avi Kaner, Moshe Zimerman | M: Ellyot | Mit Dani, Miri und Sagi Chanoch | 65 min | OmeU | »Als man zu Beginn den 74-jährigen Dani Chanoch sieht, wie er mit seiner Tochter Miri und seinem Sohn Sagi aus Israel in Europa ankommt, könnte man fast meinen, es handle sich um einen gewöhnlichen Familienurlaub. Doch die einwöchige Reise hat einen besonderen Charakter: Dani will seinen Kindern die Stätten seiner Kindheitstraumata zeigen. Er hat fünf Konzentrationslager überlebt, er weiß also, wovon er spricht, wenn er Miri und Shagi die ›perfekte Holocaust-Erfah- des Holocaust verhalten. Dani Chanoch stellt mit seiner Reise und seinem offensiven Umgang mit dem Holocaust – der sehr oft witzig ist – diese Vorstellung radikal in Frage.« (Christina von Ledebur) ▶ Sonntag, 1. Februar 2015, 17.30 Uhr | Zu Gast: Dani Chanoch Der Mühldorfer Todeszug – Begegnungen gegen das Vergessen | D 2012 | R+B: Beatrice Sonhüter | K: Ralph Zipperlen | Mit Leslie Schwartz, Sophia Weikel, Lisa Brandl, Yannis Xenakis, Tommy Dengl | 45 min | In den letzten Apriltagen 1945 wird ein Außenlager des KZ Dachau von der SS aufgelöst. Die Häftlinge werden in Viehwaggons gepfercht. Der Zug macht in Poing Halt und als das Gerücht aufkommt, der Krieg sei zu Ende, versuchen mehrere Gefangene zu entkommen. Wehrmachtssoldaten, SS-Leute und Zivilisten machen Jagd auf die Flüchtlinge, mehr als 50 werden erschossen, die übrigen zum Zug zurückgebracht. Einer der Überlebenden ist Lászlo Schwartz, der später von den Amerikanern befreit wird und in die USA auswandert. Schwartz, der sich nun Leslie nennt, schreibt ein Buch über seine Erlebnisse und kommt mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben in Kontakt, die über die Ereignisse im April 1945 in ihrer Heimat recherchieren. ▶ Sonntag, 1. März 2015, 17.30 Uhr | Zu Gast: Beatrice Sonhüter, Lisa Brandl, Sophia Weikel, Heinrich Mayer Die Veranstaltungsreihe findet in Zusammenarbeit mit der KZGedenkstätte Dachau und dem Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau statt. Das Erinnern weitertragen Der weiße Rabe – Max Mannheimer | D 2009 | R+B: Carolin Otto | K: Ulrich Gambke, Rainer Hartmann, Carolin Otto | M: Dieter Schleip | Mit Max Mannheimer, Edgar Mannheimer, Ernst Mannheimer, Eva Faessler, Elija Boßler | 85 min | Max Mannheimer ist ein Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau und einer der letzten aktiven Zeitzeugen. »Der Film zeigt, wie Max Mannheimer mit den niemals endenden Erinnerungen an die Lager und dem Verlust seiner Familie umgeht. Zeugnis ablegen, in Schulen sprechen, Malen, unerschütterlicher Optimismus und Witz sind seine Waffen und Therapie im Umgang mit der Vergangenheit. Der Film zeigt seine erste Wiederbegegnung mit Auschwitz im Jahr 1991 und begleitet ihn durch das ganze Jahr 2008, in privaten und öffentlichen Momenten.« (Carolin Otto) 59 Zuschauerkino Zuschauerkino ? 60 Beim Zuschauerkino des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Laien, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen. Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt). Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunstoder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den eingereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen. Die Filme müssen bis zum Donnerstag, den 27. November 2014 im Filmmuseum eingereicht werden, und zwar genau so, wie sie am Veranstaltungsabend laufen sollen (keine Downloadlinks oder Vorabfassungen). Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, MiniDV, VHS, DVD, Blu-ray und DCP. Zugelassen werden nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es wird vorausgesetzt, dass die Filmemacher über die Rechte an den von ihnen eingereichten Filmen verfügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen. Kontakt: Post (Filmmuseum München, St.-JakobsPlatz 1, 80331 München), E-Mail (zuschauerkino@ yahoo.de), Telefon (089-233 20538), Fax (089-233 23931). Ein Rückblick: Beim Zuschauerkino am 12. Juni 2014 boten Tom Garrecht und Julius Lengert einen Vorgeschmack auf ihren Dokumentarfilm DIE SCHWABINGER GISELA ERZÄHLT. Nun ist Gisela Jonas, die Münchner Institution und ehemalige Wirtin, am 25. Juli im Alter von 85 Jahren verstorben. ▶ Donnerstag, 11. Dezember 2014, 19.00 Uhr | Die Fil- memacher sind anwesend Max Mohr, geboren 1891 in Würzburg als Sohn einer jüdischen Malzfabrikantenfamilie. Medizinstudium in Würzburg und München. Als junger Arzt im ersten Weltkrieg. Unter dem Eindruck der Kriegserfahrungen entschließt er sich, den Arztberuf aufzugeben und Schriftsteller zu werden. 1919 Heirat mit Käthe Westphal. Beide sagen sich von ihren großbürgerlichen Elternhäusern los und beginnen als junges Paar ein einfaches Künstlerleben auf dem Land, in der Wolfsgrub, einem kleinen Gehöft im bayerischen Voralpenland. Mit seinem ersten Bühnenstück »Improvisationen im Juni« wird Mohr Anfang der 1920er Jahre zum shooting star der Theaterszene, und es entstehen Freundschaften mit Max Reinhardt, Paul Wegener, Heinrich George und Thomas Mann. 1926 Geburt der Tochter Eva. Mit dem Drama »Der Ramper«, das mit Paul Wegener in der Hauptrolle 1927 auch verfilmt wird, setzt sich sein Erfolg fort. Danach wendet Mohr sein Schreiben dem Roman zu. Bis 1933 entstehen in schneller Folge vier Romane mit wechselndem Erfolg. Gleichzeitig entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zu dem englischen Schriftsteller D. H. Lawrence. Mohr wird sein Leibarzt und begleitet Lawrences letzte Zeit im südfranzösischen Bandol bis zu dessen Tod. Anfang der 1930er Jahre kommen viele Faktoren zusammen, die Mohr in eine tiefe Krise stürzen. Der Tod von Lawrence, die wirtschaftliche Misere, das Hin- und Hergerissensein zwischen Berlin und der Wolfsgrub und nicht zuletzt die politischen Entwicklungen. Angesichts dieser zugespitzten Situation entschließt er sich 1934, Deutschland zu verlassen und nach China zu emigrieren, um baldmöglichst Frau und Kind nachkommen zu lassen. In Shanghai überlebt er als Arzt unter extremen Bedingungen. Daneben schreibt er den Roman »Das Einhorn«, der sein letzter bleiben sollte und erst posthum veröffentlicht wird. Seine Emigration dauerte nur drei Jahre. Im November 1937 stirbt er 46-jährig mitten im chinesisch-japanischen Krieg an einem Herzanfall. Seine Frau Käthe und seine Tochter Eva überleben in Deutschland. ··· Drei Filmabende, die alle mit Max Mohr in Zusammenhang stehen, zeigen, wie sich über Generationen hinweg die Geschichten von Menschen miteinander verweben und in die Gegenwart hineinwirken. Die Spuren dieser Geschichten offenbaren sich in Briefen, Fotos und Filmen. Eine dieser Geschichten ist ein Brief, der mich im Dezember 2000 aus Washington erreichte. Er Max Mohr Max und Käthe Mohr auf der Wolfsgrub In Memoriam Max Mohr 61 Max Mohr 62 war geschrieben von dem amerikanischen Schriftsteller Frederick Reuss. Bei den Recherchen für sein neues Buch, ein Roman über den Schriftsteller Max Mohr und sein ungeklärtes Verschwinden in Shanghai, war er auf meinen Namen gestoßen. Er fragte mich in seinem Brief, ob ich der Enkel von Max Mohr sei. Ich schrieb ihm zurück und beantwortete seine Frage. Daraus entwickelte sich nicht nur eine intensive Künstlerfreundschaft, sondern auch die Wiederentdeckung unserer gemeinsamen Familiengeschichte. Frederick Reuss’ Großvater war der Sohn von Max Mohrs Schwester Hedwig Mohr, die mit dem jüdischen Gerichtsrat Joseph Reuss verheiratet war. Er emigrierte nach Amerika kurz nachdem Max Mohr 1934 nach Shanghai gegangen war. Danach verloren beide Teile der Familie ihre Verbindung. Die in Deutschland gebliebenen Mitglieder der Familie Reuss kamen in Theresienstadt ums Leben und Max Mohrs Leben endete 46-jährig 1937 im Exil in Shanghai. Dass sowohl in Amerika als auch in Deutschland Angehörige überlebt hatten, war beiden Teilen der Familie unbekannt. Erst durch den Brief von Frederick Reuss setzte sich mehr als 60 Jahre später die Familie wieder zusammen. Er kam in die Wolfsgrub, zum Lebensort von Max Mohr, der noch immer existiert und an dem ich aufgewachsen bin. Dort fand er alle Zeugnisse, Spuren und Briefe, die er als Material für seinen Roman brauchte, der 2005 unter dem Titel »Mohr« in Amerika erschienen ist. Auf Einladung des New Yorker Clubs The Stone haben wir gemeinsam eine Collage aus Textpassagen des Romans und Briefen von Max Mohr geschaffen, die zusammen mit Film und Musik nun auch in München zur Aufführung kommt. Und dass all das hier im Filmmuseum zusammenfindet, hat ebenfalls seine innere Logik. ··· Rudolph S. Joseph, Gründungsdirektor des Filmmuseums München, dem der zweite Abend gewidmet ist, war zusammen mit seinem Bruder Albrecht Joseph ein enger Freund von Max Mohr. Beide schrieben über Mohr und versuchten, seine Bücher als Filmstoffe zu verkaufen. Aus einem seiner Theaterstücke, »Der Ramper« von 1925, ist tatsächlich ein Film geworden, der als Stummfilm-Fragment in den Archiven in London lagert und in dem Paul Wegener, Schauspieler-Star der 1920er Jahre, die Hauptrolle eines verwilderten Tiermenschen spielt, der gezwungenermaßen seinen Weg zurück in die Zivilisation erleidet. Der Protagonist wird als Attraktion an einen Zirkus verkauft, in dessen Milieu der Film wesentlich angesiedelt ist. Und auch diese Geschichte verzweigt sich in die Gegenwart hinein. Als ich 1996 mit unserem Film MIDDLE OF THE MOMENT, der unter anderem von einem jungen französischen Zirkus erzählt, auf Festivals in San Francisco und Los Angeles unterwegs war, kam ich durch Santa Barbara. Ich wusste, dass Rudolph S. Joseph über 90-jährig dort lebte, rief ihn an und besuchte ihn. Es war eine für uns beide sehr bewegende Begegnung, die viele Zeiten und Spuren miteinander verband. Ich erinnere mich, dass sich im kleinen Zimmer seines Altersheims ein Regal voll mit Filmbüchsen befand. Wenig später erreichte mich die Nachricht von seinem Tod. Was aus den Filmbüchsen geworden ist, weiß ich nicht. Vielleicht war ja in einer der Büchsen der verschollene letzte Akt des RAMPER-Films gelagert. In seinen Erinnerungen an Max Mohr schrieb Rudolph S. Joseph: »Von allen Menschen, die ich überlebt habe, ist Mohr im Vorrang derer, die mir fehlen. Seine wahre Vitalität und stets sprudelnd mitgeteilten Gedanken machten seine Gesellschaft immer wünschenswert. In der Londoner National Gallery war ich erstaunt, ein Porträt von ihm zu finden. Da war er, mit seiner hochgewölbten Stirn, der Brille über der leicht geschwungenen Nase und dem rötlich braunen Kinnbart. Ich ging nahe an das Bild heran. Es war nicht ein Porträt Max Mohrs, sondern eines englischen Kolonialbeamten des vorigen Jahrhunderts. Ich forschte seinem Namen nach und fand sein Geburtsdatum: 17. Oktober, wie Max Mohrs, nur ein Jahrhundert früher. Er starb relativ jung in Hongkong, so wie Mohr fast im gleichen Alter in Shanghai. Von Mohrs Tod liegen widersprechende Berichte vor. Einer im Haus eines reichen Chinesen in Shanghai. Ein anderer, dass er an diesem Ort ermordet wurde. Wenn ich an Max Mohr denke, so sehe ich ihn auf einer Bank vor seinem Haus sitzend. Auf seiner großen Ziehharmonika La Paloma spielend und den spanischen Text in deutscher Fassung singend ›Kommt dann die Taube übers Meer, oh la Paloma, la Paloma‹. Das Lied, das bei der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexico erklang, hätte auch das Ende von Max Mohr begleiten können. Es war so sehr sein eigener Gesang geworden.« ··· Auch in meinem Film WOLFSGRUB geht es ums Geschichtenerzählen. Er ist die Annäherung an meine Mutter und ihre Beziehung zu dem Ort, an dem sie ihr Leben verbracht hat. Sie erzählt von ihrer Kindheit und Jugend im Deutschland des aufkommenden Nationalsozialismus und von der Geschichte ihres Vaters Max Mohr. Als Frederick Reuss das erste Mal zu Besuch kam, den Ort kennenlernte und auch den Film sah, schrieb er: Die drei Abende in Erinnerung an den Exil-Schriftsteller Max Mohr finden im Rahmen der Ausstellung »Kultur am Abgrund – Jüdisches Leben am Tegernsee« im Jüdischen Museum München statt. Die Ausstellung des städtischen Literaturarchivs Monacensia wird kuratiert von Dr. Elisabeth Tworek. Wolfsgrub | BRD 1986 | R+B+K: Nicolas Humbert | M: Fred Frith & Aram Gulezyan | 65 min | Wolfsgrub ist der Name des alten Hofs in den Voralpen, in dem Max Mohr bis zu seiner Emigration nach Shanghai gelebt hat. Sein Enkel, der Regisseur Nicolas Humbert, hat sich auf eine filmische Spurensuche begeben. Im Zentrum des Films steht Mohrs Tochter Eva. »Ein einsames Haus und eine starke Frau. Die ruhige Konzentration auf Sehen und Hören, auf alltägliche Verrichtungen und das Erzählen über eine Elterngeneration in Deutschland vermittelt auf diskrete Weise Kraft und Würde.« (Ponkie) – Ramper, der Tiermensch | D 1927 | R: Max Reichmann | B: Curt J. Braun, nach dem Theaterstück von Max Mohr | K: Friedrich Weinmann, Herbert Körner | D: Paul Wegener, Mary Johnson, Kurt Gerron, Camillo Kossuth, Hermann Vallentin | 60 min (Fragment) | engl. Zwischentitel | Ein Flieger, der in Grönland scheitert, verwildert im Lauf der Jahre und wird zum Tiermenschen. Zurückgeholt in die Zivilisation wird er als Zir- kusattraktion ausgestellt und landet schließlich in den Fängen eines Wissenschaftlers. ▶ Freitag, 12. Dezember 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Noah Fürbringer (Schlagzeug) und Martin Otter (Electronics) Freiheit in Hollywood: Rudolph S. Joseph über Douglas Sirk und G. W. Pabst | D 1997 | R+S: Eckhart Schmidt | K: Steve Elkins | 51 min | Kurz vor seinem Tod besuchte Eckhart Schmidt den über 90-jährigen Gründungsdirektor des Filmmuseums München Rudolph S. Joseph (1904–1998) in Los Angeles und ließ ihn von seinem Leben erzählen. – Summer Storm (Sommerwind) | USA 1944 | P: Seymour Nebenzal, Rudolph S. Joseph | R: Douglas Sirk | B: Rowland Leigh, Douglas Sirk, nach dem Roman »Eine Jagdpartie« von Anton Čechov | K: Eugen Schüfftan, Archie Stout | M: Karl Hajos | D: Linda Darnell, George Sanders, Edward Everett Horton, Anna Lee, Hugo Haas | 106 min | OF | Der zweite amerikanische Film von Douglas Sirk ist ein gefühlvolles Melodram über ein Bauernmädchen im zaristischen Russland, das seinen Mann mit zwei höhergestellten Herren betrügt. Rudolph S. Joseph wirkte als Associate Producer mit. Gezeigt wird eine originale 16mm-Kopie, die Joseph selber für die Sammlung des Filmmuseums München erwarb. ▶ Samstag, 13. Dezember 2014, 18.00 Uhr Max Mohr – Exil Shanghai | D 2012 | R+B+S: Simone Fürbringer | M: Michaela Dietl | 60 min | MAX MOHR – EXIL SHANGHAI ist eine Komposition aus Film, Musik und Lesung, die 2012 in John Zorns berühmten Club The Stone in New York uraufgeführt wurde und nun zum ersten Mal in Deutschland zu sehen ist. Der Abend besteht aus drei erzählerischen Elementen, die sich miteinander verweben. Die Filmemacherin Simone Fürbringer hat aus Max Mohrs fotografischem Nachlass eine Partitur aus Bildern entwickelt. Zur Projektion dieser in Filmform montierten Momentaufnahmen findet die Tonebene live im Kinosaal statt. In ihr verbindet sich die improvisierte Musik der Münchner Akkordeonistin Michaela Dietl mit der Lesung des amerikanischen Schriftstellers Frederick Reuss aus seinem Roman »Mohr« und Passagen aus den Exilbriefen, die Mohrs Enkel Nicolas Humbert zusammengestellt hat. Aus den Fragmenten entsteht als eine Hommage an Max Mohr das atmosphärische Bild eines Menschen und seines Lebenswegs. ▶ Sonntag, 14. Dezember 2014, 18.30 Uhr | Live-Musik: Michaela Dietl (Akkordeon) | Lesung: Frederick Reuss & Nicolas Humbert Max Mohr »Ich habe den Ort wie ein Stillleben empfunden, das sich Schicht für Schicht, Farbton für Farbton, Schattierung für Schattierung meinem Blick offenbart, mit den dunkelsten Tönen beginnend, bis schließlich alle Kontraste sichtbar werden. Kurz gesagt: ein Gemälde. Aber ein Haus ist lebendige Gegenwart, kein Gemälde. Der Film WOLFSGRUB ist die Zusammenkunft zweier Menschen, eines dieser zeitlosen Gespräche, das ein ganzes Leben dauern kann, eine Erzählung, die sich ins Vergangene vertieft und doch alle Gegenwart und Zukunft enthält. Eva erzählt. Sie ist in diesem Haus geboren und lebte ihr ganzes Leben hier. Wir erleben sie auf sehr intime Weise, wie sie erwacht, wie sie vor dem Spiegel ihr langes, silbernes Haar hochsteckt. Wir sehen, wie sie Holz hackt, die Wiese mäht, wie sie in diesem Haus so lebt, wie immer schon in diesem Haus gelebt wurde – durch harte Arbeit. Wir hören, wie sie über ihre Träume spricht, ihre Erinnerungen, ihre Trauer, ihre Ängste. Wir schauen zu, teilen die Einsamkeit der Berge, das Haus, die Jahreszeiten. Es ist eine ungebundene Einsamkeit, eine Einsamkeit, die weder alt noch jung ist, die gelassen und unangestrengt ist, und immer beides enthält: Vergangenheit und Gegenwart. Kurz gesagt, ein Bild, gemalt wie ein Stillleben, in dem wir der Wolfsgrub ganz nah sind und dennoch Welten entfernt.« Nicolas Humbert 63 Alain Resnais Alain Resnais bei den Dreharbeiten zu STAVISKy … Retrospektive Alain Resnais 64 Er hat nie »Cut« gerufen, erinnert sich Hervé de Luze, der seit 1997 den Schnitt besorgte bei den Filmen von Alain Resnais, seit ON CONNAÎT LA CHANSON. Niemals »Cut«, wenn eine Aufnahme beendet war, immer nur »Collure«. Nicht Schneiden, wie bei allen anderen Filmemachern, sondern Kleben. Ein Cut, das klingt einschneidend und dominant, es ist das Herrschaftssignal des Regisseurs, Zeichen, wie er die Wirklichkeit sich unterteilt, wie er die Welt beherrscht und das fertige Produkt, seinen Film. Resnais dagegen hat seinen Filmen alle Freiheit gelassen, statt Dominanz gab es Diskretion, Höflichkeit, Freundlichkeit auf seinen Sets und im Schneideraum. Man hat immer wieder von dieser Aufmerksamkeit und Rücksicht gelesen in Zeugnissen seiner Mitarbeiter, und man konnte sie schließlich sogar selbst erleben, als vor ein paar Jahren Amateuraufnahmen wieder auftauchten von den Dreharbeiten zu L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD, in den Schlössern und Parks von Nymphenburg und Schleißheim. Der junge Resnais hat als Cutter angefangen, und der Montage ist er treu geblieben bis in den allerletzten Film hinein, Montage ist gewissermaßen das Thema seines Werks. In frühen Filmen über Kunst und Künstler wird die Einheit der Bilder aufgebrochen, im legendären NUIT ET BROUILLARD eine doppelte Realität des KZ Auschwitz aufgezogen, die barbarische in der Nazizeit damals und die heute, im Museum der Erinnerung, und beide wirken in gleicher Weise unfassbar, irreal. L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD und HIROSHIMA MON AMOUR, die ersten langen Filme, sind wie Exerzitien der Montage, und an ihrer Puzzlehaftigkeit hat die Filmkritik sich abgearbeitet damals, ihre Offenheit war Lust und Qual zugleich. Der Terror des Politischen, den Körpern der Liebenden eingeschrieben, die Liebe auf der Flucht. Wie kann man sie bewahren, festhalten, retten, in der Moderne. In den Sechzigern und Siebzigern hat Resnais das auf schwindelerregende Weise durchgehalten, diese Balance zwischen der Historie und der Imagination, der Politik und der Emotion, den Fakten und den Träumen, dem Abgehobenen und dem Populären. In die Filme dieser Jahre – MURIEL, LA GUERRE EST FINIE, JE Alain Resnais uns leicht gefallen, aber dann hat er sich, nach MON ONCLE D’AMÉRIQUE, immer weiter zurückbesonnen auf die französische Tradition. Die Chansons und Vaudevilles bestimmen stärker als bei uns das Leben in Frankreich, bis hin zu den Revuen und Operetten der Zwanziger. PAS SUR LA BOUCHE hat er aus dem Repertoire von damals rausgesucht, eine musikalische Komödie, und im Zuckerbäckerstil inszeniert, so delikat, dass Wes Andersons THE GRAND BUDAPEST HOTEL ziemlich fluffig dagegen aussieht. Musik ist immer wichtig gewesen in Resnaisfilmen, die populäre aber auch die klassische, sie löst endgültig, was noch zu fest gefügt war in den Bildern, in den Montagen. Über tausend Einstellungen hat MURIEL, ein Panorama der französischen Gesellschaft der späten Fünfziger, die ihre Unschuld verloren hat, aber nicht ihre Leichtfertigkeit, ihre Leichtlebigkeit. Entrückte Arien von Henze leimen die Teilchen zusammen, gesungen von Rita Streich, später wirbelt Henze-Musik den Grenzbereich zwischen Leben und Tod auf, in L’AMOUR À MORT. Einen Film sah er nicht als Kontinuum, in Progression und Verfolgung eines Suspense, sondern als Collage, als Installation Mit besonderer Lust widmet sich Resnais den Brüchen, Wiederholungen, Leerläufen, Alain Resnais bei den Dreharbeiten zu L’ANNéE DERNIèRE à MARIENBAD T’AIME, JE T’AIME, STAVISKY …, PROVIDENCE, MON ONCLE D’AMÉRIQUE – sind hineingepackt der Algerienkrieg in Frankreich und der Nachbürgerkrieg in Spanien, der Ausverkauf der Wiederaufbauträume, Zeitreisen, Werwölfe, Rattenmenschen, Massenlager, die Phantasmagorie der Gangsterwelt. Das Phantastische ist das eigentlich Reale, das ist die Lektion dieser Filme, während durch Lacan und seine Bande die psychologischen Systeme ausgehebelt wurden. Die Erregung, der ehrfürchtige Schauder um die ersten Spielfilme, Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger, war gewaltig. Man nahm HIROSHIMA und MARIENBAD wie ein Hochamt des Kinos. Die andere Seite der Nouvelle Vague – eben nicht auf den Straßen von Paris, frei und frech und fröhlich gedreht. Formalismus hat man ihm auch vorgeworfen, na klar, Pomp und Prätention. Epochal, hieß es, dieses Zusammenwirken von Kino und Literatur, als Jean Cayrol, Marguerite Duras, Alain Robbe-Grillet, Jorge Semprun ihm Drehbücher schrieben. Aber Cayrol hat zu dieser Zeit davon geträumt, selbst Filme zu drehen, was Duras und Robbe-Grillet später tatsächlich getan haben. Und gleich nach HIROSHIMA hat Resnais erklärt, eigentlich würde er nun gern den »Harry Dickson« verfilmen. Von dem hatte damals keiner gehört – eine französische Pulp-Serie, dem »Sherlock Holmes« schamlos nachempfunden, in der das Superrationale direkt ins Dämonische führt, zu einer eigenen Art Surrealismus. Einen erlesenen Fotoband »Repérages« hat es zu dem Dickson-Projekt gegeben, das Resnais sein Leben lang nicht mehr los ließ, er hat ganze Viertel von London als potentielle Schauplätze festgehalten in seinen Fotos. Erinnerungsarbeit, die Errettung verlorener Realitäten, das macht den politischen Aspekt aus im Werk von Resnais. Während er an Projekten über den Vietnamkrieg mitmacht oder über den Zusammenbruch des Kapitalismus, knüpft Resnais Kontakte zum MarvelHerrscher Stan Lee und versucht mit ihm einen Film auf die Beine zu stellen. Einen Avengers- oder einen X-Men-Film von Resnais könnte man sich sehr gut vorstellen, sanfter wohl als die aus Hollywood. Sein Werk ist, über die Jahrzehnte hinweg, eine Art Roadmovie, es bewegt sich auf eine Leichtigkeit und Transparenz zu, aber wenn man bis ans Ende mitgegangen ist, merkt man, diese Transparenz hat es schon ganz am Anfang gegeben. MARIENBAD, ein Film im Schwebezustand, als magische Fee ist Delphine Seyrig dafür zuständig gewesen, die Resnais in New York entdeckte, für »Harry Dickson«. Ihm ins Reich der internationalen Comics zu folgen, ist 65 Alain Resnais 66 Anschlussfehlern in seinen Filmen. Dekonstruktion, Dekonzentration. Ein fröhliches Wirken wider die filmische Korrektheit – gegen die Grammatiker des Filmemachens, die das amerikanische Modell zur Norm erheben, mit seinem Postulat vom unmerklichen narrativen Fluss. Jeder Schnitt, jeder Anschluss ist bei Resnais ein Abenteuer, ein Ereignis. Alles was erzählt wird, steht unter dem Zeichen der Vorläufigkeit. Die Erinnerungslücken und -verweigerungen in MARIENBAD, der sterbenskranke Autor in PROVIDENCE, der seine Geschichten nicht mehr zusammenbringt, die Somnambulen aus MON ONCLE D’AMÉRIQUE, vier Provinzler, die sich auf Erfolgskurs bringen möchten in einem Frankreich, das schon die Krise um die Jahrhundertwende zu ahnen scheint. Nur der Alleswisser, der Verhaltensforscher Henri Laborit, ahnt überhaupt nichts. Am Ende sind sie alle, was schon die hoheitsvollen, ein wenig komischen Bourgeoisen von MARIENBAD waren – Ratten in einem imaginären Versuchslabor, hinter den Spiegeln. Ein Lächeln ist, wenn man Fotos von seinen Dreharbeiten anguckt, auf seinem Gesicht zu spüren, ein Cheshire-Cat-Lächeln, wie man es dann wieder zu sehen bekommt in den Filmen selbst, bei Delphine Seyrig oder Adolph Green, in I WANT TO GO HOME. Ein Lächeln, das richtig cool ist. Es ist eine Gelassenheit, ein Abwarten in seiner Haltung, er lehnt sich zurück und nimmt sich aus von der Action um ihn her. Am liebsten hätte er den ONCLE D’AMÉRIQUE, der mit Filmschnipseln aus Gabin-, Marais- und Darrieuxfilmen gespickt ist, nur aus gefundenem Material gemacht. Wie ein Leben sich zusammensetzt aus Erinnerungsstücken, objets trouvés. Als Cutter hat er mit Nicole Vedrès den Film PARIS 1900 montiert, 1947. Ein Film, in dem André Bazin das Kino im reinsten Zustand sah, »eine Maschine, mit deren Hilfe man die Zeit wiederfindet, nur um sie besser zu verlieren«. Er hat auch gleich die Parole für das gesamte Kino von Alain Resnais formuliert: »Der langen Worte kurzer Sinn: Warum haben Zufall und Wirklichkeit mehr Talent als alle Filmemacher der Welt zusammen?« »Seine Filme sind Gegenwartsfilme«, schrieb Frieda Grafe in einem Text, der »Resnais’ praktische Filme« hieß, 1966 in der Filmkritik, »weil sie Bewegung zwischen Gegebenem und Möglichem zum Gegenstand haben. Sie stellen die Relation dar zwischen kollektiven Gegebenheiten und individuellem Verhalten. Vergangenheit zeigen sie als Teil der Gegenwart. Die wiederum erscheint als fraglichster Punkt der Zukunft.« Fritz Göttler La bague (Der Ring) | F 1946 | R: Alain Resnais | D: Marcel Marceau | 6min | – Portrait de Henri Goetz | F 1947 | R: Alain Resnais | 21 min | OmeU – Christine Boomeester | F 1947 | R: Alain Resnais | 6 min – Hans Hartung | F 1947 | R: Alain Resnais | 14 min – Félix Labisse | F 1947 | R: Alain Resnais | 9 min – Visite à César Doméla (Besuch bei César Doméla) | F 1947 | R: Alain Resnais | 9 min – Erst seit kurzem zugänglich geworden: die frühen Amateurfilme von Resnais. Ein Mimodrama mit Marcel Marceau und Atelierbesuche bei Malern. – Van Gogh | F 1948 | R: Alain Resnais | B: Gaston Diehl, Robert Hessens | K: Henry Ferrand | M: Jacques Besse | 20 min | OmU – Paul Gauguin | F 1950 | R: Alain Resnais | B: Gaston Diehl | K: Henry Ferrand | M: Darius Milhaud | 12 min | OmU – Guernica | F 1950 | R: Alain Resnais, Robert Hessens | B: Paul Eluard | K: Henry Ferrand | M: Guy Bernard | 12 min | OmeU – Les statues meurent aussi (Auch Statuen sterben) | F 1953 | R+B: Alain Resnais, Chris Marker | K: Ghislain Cloquet | M: Guy Bernard | 31 min | OmeU – Die großen Sujets, von der Kunst zum Leben und retour, die Lust, die Erinnerung, der Tod. Chris Marker: »Wenn die Menschen gestorben sind, gehen sie in die Geschichte ein. Wenn die Statuen gestorben sind, gehen sie in die Kunst ein. Diese Botanik des Todes nennen wir die Kultur.« ▶ Donnerstag, 8. Januar 2015, 19.00 Uhr | Einführung: François Thomas Nuit et brouillard (Nacht und Nebel) | F 1956 | R: Alain Resnais | B: Jean Cayrol | K: Ghislain Cloquet | M: Hanns Eisler | 32 min | OmeU – Hiroshima mon amour | F 1959 | R: Alain Resnais | B: Marguerite Duras | K: Sacha Vierny, Takahashi Michio | M: Giovanni Fusco | D: Emmanuelle Riva, Eiji Okada, Bernhard Fresson, Stella Dassas, Pierre Barbaud | 89 min | OmeU – Zwei Filme über den Zweiten Weltkrieg, über die KZs der erste, über deutsche Besatzung, die Atombombenabwürfe über Japan der zweite. Politisches Kino, nicht von den Sujets her, sondern in der Art, wie sie Gegenwart und Vergangenheit zusammenbringen, so dass das Sprechen und das Filmen eine neue Dimension, eine neue Beziehung erhalten, die Worte und die Bilder, das Kommentieren und das Illustrieren. Der Hiroshima-Text von Marguerite Duras, sagte Resnais, »ist so etwas wie eine lange Kamerafahrt in den Wolken des Unbewussten, um zu den zwei Personen zu kommen.« ▶ Dienstag, 6. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 9. Januar 2015, 21.00 Uhr | Einführung: François Thomas L’ANNéE DERNIèRE à MARIENBAD ▶ Mittwoch, 7. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 10. Januar 2015, 21.00 Uhr Muriel ou le temps d’un retour (Muriel oder Die Zeit der Wiederkehr) | F 1963 | R: Alain Resnais | B: Jean Cayrol | K: Sacha Vierny | M: Hans Werner Henze | D: Delphine Seyrig, Jean-Pierre Kérien, Nita Klein, Jean-Baptiste Thierrée, Claude Sainval, Jean Dasté | 117 min | OmeU | Delphine Seyrig de nouveau. Und wieder als Spielerin, die gewissermaßen ihr Leben verscherbelt. Sie lebt zwischen Antiquitäten und zieht abends ins Casino ab. In den Erinnerungen ist der Krieg auch hier präsent, der Algerienkrieg. François Truffaut: »MURIEL ist supereinfach. Es ist die Geschichte von fünf oder sieben Personen, die alle ihre Sätze anfangen mit: ›Ich, ich …‹ Resnais behandelt in MURIEL exakt dasselbe Thema wie Jean Renoir in LA RÈGLE DU JEU und Claude Chabrol in LES BONNES FEMMES: wie wir in Erwartung des Todes den Clown spielen.« ▶ Sonntag, 11. Januar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 13. Januar 2015, 18.30 Uhr La guerre est finie (Der Krieg ist vorbei) | F 1966 | R: Alain Resnais | B: Jorge Semprun | K: Sacha Vierny | M: Giovanni Fusco | D: Yves Montand, Ingrid Thulin, Geneviève Bujold, Dominique Rozan, Michel Piccoli | 121 min | OmU | Geschichtsunterricht, intimate exchanges. Yves Montand als spanischer Untergrundkämpfer Diego. Ostern 1965, er kommt für drei Tage nach Paris. Eine Midlife Crisis, die Diegos, die seines Landes – für die der Bürgerkrieg nicht zu enden scheint. Und auch für die ganze europäische Nachkriegsgeneration, ihre unheimlichen Utopien. Das Werk von Resnais, im Herzen ist es ein Reich verpasster Revolutionen. »Ich bin kein politischer Mensch, ich wollte, ich könnte es sein, aber dazu bin ich zu bequem oder zu nonchalant.« (Resnais) ▶ Mittwoch, 14. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶ Freitag, 16. Januar 2015, 21.00 Uhr Toute la mémoire du monde (Alles Gedächtnis der Welt) | F 1956 | R: Alain Resnais | B: Remo Forlani | K: Ghislain Cloquet | M: Maurice Jarre | 22 min | OmU – Je t’aime, je t’aime (Ich liebe dich, ich liebe dich) | F 1968 | R: Alain Resnais | B: Jacques Sternberg | K: Jean Boffety | M: Krzysztof Penderecki | D: Claude Rich, Olga Georges-Picot, Anouk Ferjac, Georges Jamin, Bernard Fresson | 94 min | OmeU – Zeitreisen faszinierten Resnais, so entstand ein Meisterstück filmischer Reflexion, JE T’AIME, JE T’AIME. Kino der Abbrüche, der Diskontinuität, der Richtungswechsel. »Es ist richtig, Alain Resnais L’année dernière à Marienbad (Letztes Jahr in Marienbad) | F 1961 | R: Alain Resnais | B: Alain RobbeGrillet | K: Sacha Vierny | M: Francis Seyrig | D: Delphine Seyrig, Giorgio Albertazzi, Sacha Pitoëff, Pierre Barbaud, Françoise Spira | 94 min | OmU – Souvenirs d’une année à Marienbad (Erinnerungen an ein Jahr in Marienbad) | F 2010 | R+B: Volker Schlöndorff | K: Françoise Spira | 46 min | dtF – Der Kultfilm des neuen französischen Kinos, als solcher natürlich schon geplant, wie die Privataufnahmen einer Schauspielerin vom Dreh zeigen, kommentiert 50 Jahre später vom damaligen Assistenten Volker Schlöndorff. Zwei Männer und eine Frau, die unvergleichliche Delphine Seyrig. »Die rhythmisierte Sprache von HIROSHIMA MON AMOUR und L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD ist keineswegs zu verstehen als innerer Monolog. Selbst noch in Situationen äußerster Introspektion bleibt sie gerichtet an ein Gegenüber. Ihr Sinn entsteht erst eigentlich mit deren Konfiguration.« (Frieda Grafe) 67 Providence | F 1977 | R: Alain Resnais | B: David Mercer | K: Ricardo Aronovitch | M: Miklós Rózsa | D: Dirk Bogarde, Ellen Burstyn, John Gielgud, David Warner, Elaine Stritch | 110 min | engl.OF | »Wenn die Musik von Miklós Rózsa wie mit den Paukenschlägen einer klassischen Hollywood-Gladiatoren-Melodie den vielleicht schönsten Resnais-Film einläutet, wenn die Kamera sich dazu durch die dunklen Tore eines ländlichen Anwesens bewegt, an seinen bewachsenen Mauern entlangfährt. Dann werden die Gänge, die Räume zu organischen Wesen. Die Ranken wie dunkle Adern an den Wänden werden zu Grafiken der Synapsen des Gehirns, die für sich Erinnerung bilden, jene Erinnerungen, die den alten krebskranken Schriftsteller oben im Haus plagen, eine Nacht lang vor seinem Geburtstag. Intellekt und Gefühl fließen wie Ströme bei Resnais zusammen und werden Film, so leidenschaftlich.« (Dominik Graf) ▶ Dienstag, 27. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, Alain Resnais 30. Januar 2015, 21.00 Uhr 68 vom Science-Fiction-Aspekt bei Resnais zu sprechen. Aber man hat auch unrecht, weil er der einzige Cineast ist, der das Gefühl vermittelt, dass er schon eine Welt erreicht hat, die in den Augen der anderen noch futuristisch bleibt.« (Jacques Rivette) Am futuristischsten: die Welt der Bücher in TOUTE LA MÉMOIRE DU MONDE, als wär’s ein Stück von Jorge Luis Borges. ▶ Samstag, 17. Januar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 20. Januar 2015, 18.30 Uhr Stavisky … | F 1974 | R: Alain Resnais | B: Jorge Semprun | K: Sacha Vierny | M: Stephen Sondheim | D: Jean-Paul Belmondo, Charles Boyer, François Périer, Anny Duperey, Michael Lonsdale | 120 min | OmeU | Geschichtsunterricht: Jean-Paul Belmondo als Stavisky. Die Abenteuer eines notorischen Spekulateurs in den Zwanzigern und Dreißigern – in den Jahren, da Leo Trotzki durch Frankreich irrte auf der Suche nach politischer Betätigung. Da die Finanzkrisen noch Spaß machten. Belmondo hat den Film beim Autor Jorge Semprun (LA GUERRE EST FINIE) in Auftrag gegeben, Resnais hat sich dafür interessiert, weil er den Kapitalismus hier verbunden mit dem Showbusiness sah. Stavisky selber tritt auf wie ein Überbleibsel aus der SerialZeit, in der Nachfolge von Fantômas. ▶ Sonntag, 18. Januar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 21. Januar 2015, 18.30 Uhr Mon oncle d’Amérique (Mein Onkel aus Amerika) | F 1980 | R: Alain Resnais | B: Jean Gruault | K: Sacha Vierny | M: Arié Dzierlatka | D: Gérard Dépardieu, Nicole Garcia, Roger-Pierre, Nelly Borgeaud, Henri Laborit, Pierre Arditi | 126 min | OmeU | Französische Schicksale, facettenhaft, puzzleartig. Leben als rat race, private fears in public places. »Resnais hat in seinen Filmen immer mehr kombiniert als erfunden. Dieser erzählt keine Schicksale, er bildet Organisationen ab, Management. Wie dem Leben die Ecken abgeschliffen werden. Resnais, das spürt man, betrauert Verluste. Wie Strandgut bewegen sich Stücke von typisch Französischem durch den Film.« (Frieda Grafe) »MON ONCLE D’AMÉRIQUE war ein Titel von Resnais. Er hatte keinerlei Beziehung zu der Geschichte. Also legte ich jeder Figur Sätze in den Mund, wo vom Onkel aus Amerika die Rede ist, und so gelang es uns, den Titel in Bezug zur Geschichte zu setzen.« (Jean Gruault) ▶ Mittwoch, 28. Januar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 31. Januar 2015, 21.00 Uhr La vie est un roman (Das Leben ist ein Roman) | F 1983 | R: Alain Resnais | B: Jean Gruault | K: Bruno Nuytten | M: Philippe-Gérard | D: Ruggero Raimondi, Fanny Ardant, Vittorio Gassmann, Geraldine Chaplin, Sabine Azéma, André Dussollier | 110 min | OmeU | Das Kino entwickelt Bildungsideen: Nur eine Architektur, die nie fertig wird mit ihren Bauten, ist eine wirkliche Architektur. Nur eine Pädagogik, die nie fertig wird mit den Menschen, denen sie sich widmet, ist eine gute Päda- Le chant du Styrène (Das Lied des Styrol) | F 1958 | R: Alain Resnais | B: Raymond Queneau | K: Sacha Vierny | M: Pierre Barbaud | 19 min | OmU – L’Amour à mort (Liebe bis in den Tod) | F 1984 | R: Alain Resnais | B: Jean Gruault | K: Sacha Vierny | M: Hans Werner Henze | D: Sabine Azéma, Fanny Ardant, Pierre Arditi, André Dussollier, Jean Dasté | 88 min | OmU – Das Leben, die Liebe, der Tod. Anfang und Ende. Schwarze Präsenz, flockige Lieder. Sabine Azéma: »Ich erinnere mich hauptsächlich an Munch. Es gab eine Ausstellung in Paris, ich machte die Tür auf und hatte das Gefühl, den Film mitten ins Gesicht geschleudert zu bekommen. Ich sah diese Gemälde, die Phantomfiguren darstellen, siamesische Schatten, zugleich verbunden und voneinander losgelöst: Schatten, die zusammenkleben, tragische Schatten. Es gab Augenblicke, mit Pierre, wo wir uns in Positionen befanden, die wir auf Bildern dieses Malers gesehen hatten.« ▶ Mittwoch, 4. Februar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 6. Februar 2015, 21.00 Uhr ▶ Samstag, 7. Februar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 10. Februar 2015, 18.30 Uhr I Want To Go Home | F 1989 | R: Alain Resnais | B: Jules Feiffer | K: Charles Van Damme | M: John Kander | D: Adolph Green, Laura Benson, Linda Lavin, Gérard Depardieu, Micheline Presle, Geraldine Chaplin | 105 min | OmU | Die Tribulationen eines Amerikaners in Paris. Eines Comiczeichners, der wie Chris Marker Katzen, crazy cats, ins Zentrum seines Schaffens stellt. Inspiriert vom Comiczeichner Jules Feiffer, der auch das Drehbuch schrieb, gespielt vom legendären Songschreiber Adolph Green aus der legendären MGMMusical-Maschine. Der Film ist so chaotisch und liebeAlain Resnais ▶ Sonntag, 1. Februar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 3. Februar 2015, 18.30 Uhr Mélo | F 1986 | R+B: Alain Resnais, nach dem Stück von Henri Bernstein | K: Charles Van Damme | M: Philippe-Gérard | D: Sabine Azéma, Fanny Ardant, Pierre Arditi, André Dussollier, Jacques Dacqmine | 110 min | OmU | Das Leben und die Liebe, Solisten und Teamplayer. Echtes Kino, Resnais weiß es von Anfang an, geht immer wieder übers Theater, übers Melodram, das bei ihm, nach einem alten Stück von Henri Bernstein, auf der Leinwand ganz Musik wird. Pierre Arditi: »Während der Dreharbeiten erzählt er uns oft, wie der eine oder andere von uns dieses oder jenes Wort, diesen oder jenen Satz ausgesprochen hat. Er hat das Gefühl, vier Instrumente zu besitzen, bei denen er weiß, welchen Ton er ihnen entlockt, wenn er eine bestimmte Saite zupft.« 69 MON ONCLE D’AMERIqUE gogik. Im Mittelpunkt der Utopien dieses Films steht der Graf Forbek, verkörpert vom Opernsänger Ruggero Raimondi. Auch die Oper ist eine Utopie. »Da haben Sie mir ja ein schönes Opernlibretto geschrieben«, hatte Resnais zu Alain Robbe-Grillet gesagt, als er von ihm das Script zu L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD bekam. voll wie SINGIN’ IN THE RAIN, und schließt die jahrzehntelange Beschäftigung Resnais’ mit dem Comic ab – lang hat er versucht, dem Marvel-Chef Stan Lee ein Drehbuch zu entlocken. Ein Alterswerk, aber durch und durch nach vorn gewandt. Flugblattfilm. Börsencrash: Banker fliegen aus den Fenstern der Wolkenkratzer. Ein Portät Andrzej Wajdas. Ein Brief an Fidel Castro. Aus einem Gemälde von Guy Peellaert treten die Bilder des Lebens von George Gershwin heraus: Fotos, Musikaufnahmen, Zeitzeugnisse. ▶ Sonntag, 8. Februar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 11. Februar 2015, 18.30 Uhr ▶ Sonntag, 15. Februar 2015, 21.00 Uhr Smoking / No Smoking | F 1993 | R: Alain Resnais | B: Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri, nach dem Stück »Intimate Exchanges« von Alan Ayckbourn | K: Renato Berta | M: John Pattison | D: Sabine Azéma, Pierre Arditi | 140 min + 144 min | OmU | Ruhe kommt ins Werk von Resnais, behagliche Beschaulichkeit. Ein Rückzug in die Provinz, vermittelt durch das Werk des grandiosen und fleißigen Alternativweltschöpfers Alan Ayckbourn, dem Resnais der treueste Follower werden wird. Die Provinz von Yorkshire, Hutton Buscel heißt das Dorf, wo sich komplexe Interaktionen abspielen, zwischen diversen Frauen und Männern, die Celia Teasdale oder Lionel Hepplewick heißen und alle gespielt werden von den Akteuren Sabine Azéma und Pierre Arditi. Tollkühnster Minimalismus. Eine Ausgangssituation, aus der sich Geschichten mit zwölf verschiedenen Schlüssen entwickeln, je sechs in jedem der beiden Parallelfilme. Alain Resnais ▶ Freitag, 13. Februar 2015, 21.00 Uhr (Smoking) ▶ Samstag, 14. Februar 2015, 21.00 Uhr (No Smoking) 70 Le mystère de l’atelier quinze (Das Rätsel von Halle 15) | F 1957 | R: Alain Resnais, André Heinrich | B: Remo Forlani, Chris Marker | K: Ghislain Cloquet | M: Pierre Barbaud | 18 min | OmU – Claude Ridder | F 1967 | R: Alain Resnais | B: Jacques Sternberg | K: Denys Clairval | D: Bernard Fresson, Karen Blanguernon | 15 min | OmeU – Cinétract 002 | F 1968 | R: Alain Resnais | 5 min – New York – Wall Street | F 1972 | R: Alain Resnais | B: Gébé | K: Renan Pollés | D: Lee Falk, Stan Lee | 4 min | engl.OF – Portrait imaginaire (Imaginäres Porträt) | F 1982 | R+B: Alain Resnais | 11 min | OmU – Contre l’oubli (Gegen das Vergessen) | F 1991 | R+B: Alain Resnais | K: Denis Lenoir | 5 min | OmeU – Gershwin | F 1992 | R: Alain Resnais | B: Edward Jablonski, Claude Beylie | K: Ned Burgess | M: George Gershwin | Mit Pierre Arditi, Sabine Azéma, Lambert Wilson, Betty Comden, Adolph Green, Martin Scorsese, Bertrand Tavernier | 52 min | OmU – Arbeit, Politik, Musik. Beiträge zu Kollektivfilmen und Kurzfilme. Sicherheit am Arbeitsplatz am Beispiel eines Betriebsarztes. Der Schriftsteller Claude Ridder spricht über das Thema Krieg. Ein agitatorischer On connaît la chanson (Das Leben ist ein Chanson) | F 1997 | R: Alain Resnais | B: Agnès Jaoui, JeanPierre Bacri | K: Renato Berta | M: Bruno Fontaine | D: Sabine Azéma, Pierre Arditi, Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri, André Dussollier, Lambert Wilson, Jane Birkin | 120 min | OmU | Stadtführung durch Paris mit Resnais. Die Straßen und Bauten der Stadt, und die psychischen Terrains der Menschen, die sie bewohnen – bzw. sich bewohnbar machen wollen, allen Versuchen zum Trotz, die Stadt zu zerstören, durch Dynamit oder durch grässliche Bauvorhaben, architektonische Alpträume. Melancholie, Tristese, Resignation. Aber statt Momenten der Sprachlosigkeit gibt es immer wieder Eruptionen, Ausbrüche, bei denen Chansons aus den Menschen sprudeln, in denen sie ganz zu sich zu kommen scheinen. »Ein Sieg der filmischen Tricktontechnik, ein Sieg der erzählerischen Ironie.« (Urs Jenny) ▶ Freitag, 20. Februar 2015, 21.00 Uhr Pas sur la bouche (Nicht auf den Mund) | F 2003 | R: Alain Resnais | B: André Barde | K: Renato Berta | M: Maurice Yvain, Bruno Fontaine | D: Sabine Azéma, Isabelle Nanty, Audrey Tautou, Pierre Arditi, Lambert Wilson, Jalil Lespert | 115 min | OmU | Der radikalste Resnais, der Paris irritierte und den Rest der Welt an Senilität denken ließ. Die Neuinszenierung einer musikalischen Komödie der Zwanziger. Ein buntes Operettenbonbon, das Erinnerungen an Bühnenshows aktiviert, die der kleine Resnais – als zwölfjähriger Bub – erlebte, wenn die Familie von Morbihan nach Paris in die Ferien zog. »Auf dem Set sagte ich oft: Wir machen einen keuschen und schweinischen Film. Diese ganzen Anspielungen sind schlechter Geschmack, ohne jeden Zweifel. Aber dennoch kann man ein zehnjähriges Kind mitnehmen in den Film.« ▶ Mittwoch, 18. Februar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 21. Februar 2015, 21.00 Uhr Cœurs (Herzen) | F 2006 | R: Alain Resnais | B: JeanMichel Ribes, nach dem Stück »Private Fears in Public Places« von Alan Ayckbourn | K: Éric Gautler | M: Mark Snow | D: Sabine Azéma, Isabelle Carré, Laura Morante, Pierre Arditi, André Dussollier, Lambert Wilson | 120 min | OmU | Die zweite Adaption eines Stücks von Les herbes folles (Vorsicht Sehnsucht) | F 2009 | R: Alain Resnais | B: Alain Resnais, Laurent Herbiet, nach dem Roman »L’incident« von Christian Gailly | K: Eric Gautier | M: Mark Snow | D: Sabine Azéma, André Dussollier, Anne Consigny, Emmanuelle Devos, Mathieu Amalric, Michel Vuillermoz | 104 min | OmU | Großstadtpflanzen, höchste Resistenz, wilde Pracht. An den staubigsten Stellen fangen sie noch zu blühen an. Sabine Azéma als Zahnärztin, die sich auch gern als Pilotin aufschwingt. Die erste Romanverfilmung des Serial-, Theater-, Comic-, Opernfans Resnais. Und der Romanautor Christian Gailly hat carte blanche bekommen, um seinen Roman »L’incident« selbst zu adaptieren. »Ich werde kein Wort daran ändern«, hat Resnais ihm versprochen. Dass es funktionieren würde, wusste er, als er erfuhr, dass Gailly schon zwanzig Jahre Saxofon in einer kleinen Band spielte. ▶ Mittwoch, 25. Februar 2015, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 27. Februar 2015, 21.00 Uhr Vous n’avez encore rien vu (Ihr werdet euch noch wundern) | F 2012 | R: Alain Resnais | B: Alain Resnais, Laurent Herbiet, nach den Stücken »Eurydice« ▶ Samstag, 28. Februar 2015, 21.00 Uhr Aimer, boire et chanter (Wein, Weib und Gesang) | F 2014 | R: Alain Resnais | B: Alain Resnais, Laurent Herbiet, nach dem Stück »Life of Riley« von Alan Ayckbourn | K: Dominique Bouilleret | M: Mark Snow, Johann Strauss | D: Sabine Azéma, Hippolyte Girardot, Caroline Sihol, Michel Vuillermoz, Sandrine Kiberlain, André Dussollier | 108 min | OmU | Alan Ayckbourn zum dritten. Sechs Personen suchen einen unsichtbaren Freund. Am Ende seiner Kinoreise kommt Resnais zu den Anfängen des Kinos zurück, eine Kamera, die der Travellings müde geworden ist. »Wenn der Zuschauer sich sagt: gut, das ist gefilmtes Theater – merkt er dann vielleicht plötzlich: ja, aber auf dem Theater könnte man das nicht so machen. Ich wollte die Wände zwischen Film und Theater einreißen, sodass man am Ende ganz frei ist.« (Alain Resnais) Alain Resnais ▶ Sonntag, 22. Februar 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 24. Februar 2015, 18.30 Uhr und »Cher Antoine ou l’amour raté« von Jean Anouilh | K: Eric Gautier | M: Mark Snow | D: Sabine Azéma, Pierre Arditi, Anne Consigny, Michel Piccoli, Mathieu Amalric | 115 min | OmU | Ein Werk aus lauter Transiträumen, von L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD bis zu den BRIDGES OF TOKO-RI. Nun macht das kleine Theater des Alain Resnais Station auf einem Bahnhof, dem Durchgangsort par excellence, dem Vorort zum Jenseits. »Orpheus und Eurydike« wird gegeben, vielfältig verschlungen wie auf einem Möbiusband, aber die Vorlage stammt nicht von Ayckbourn, sondern von Anouilh. Jedes Schauspiel eine Totenfeier, jede Performance eine Neubelebung. »Das Kino ist ein lebendiger Friedhof«, sagt Resnais zu diesem Film, »ich spür den Tod in jedem Kinostück.« ▶ Sonntag, 1. März 2015, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 3. März 2015, 18.30 Uhr 71 VOUS N‘AVEZ ENCORE RIEN VU Alan Ayckbourn. Ayckbourn funktioniert auch in Paris, das womöglich nie so trist war seit Jean-Luc Godards ALPHAVILLE wie in diesem Film. Eine schöne Loser-Galerie, ein Barkeeper, ein Ex-Offizier, eine Altensitterin, und der alte Claude Rich, der Ridder aus JE T’AIME, JE T’AIME. Es schneit von der ersten bis zur letzten Sekunde, es schneit in die Herzen, so wie es über der Stadt schneit. Was ist das für eine Wehmut, die ihr Herz durchbohrt … Laurel & Hardy WRONG AGAIN Stan Laurel & Oliver Hardy 72 Ihre besten Filme entstanden in der Zeit von 1927 bis 1939, aber dennoch gehören Stan Laurel & Oliver Hardy noch immer zu den beliebtesten Filmkomikern. Der Erfolg von Laurel & Hardy ist untrennbar mit dem Produzenten Hal Roach verbunden, dessen 1918/19 gegründetes Studio auf Komödien spezialisiert war. Zu den Komikern, die dort drehten, gehörten Harold Lloyd, Charley Chase, Max Davidson und Our Gang (Die kleinen Strolche). In dem kleinen Studio herrschte eine außergewöhnlich entspannte und familiäre Atmosphäre. Kreativität konnte sich hier frei entfalten. Bevor sie als Komiker-Duo berühmt wurden, waren Stan Laurel und Oliver Hardy bei Roach schon länger unter Vertrag. Stan Laurel (1890–1965) wurde als Arthur Stanley Jefferson in Ulverston, Lancashire, England geboren. Seine Eltern waren Schauspieler und besaßen zudem ein Theater. Dort verbrachte Stan schon als kleiner Junge viel Zeit. Er beobachtete die Schauspieler, ahmte sie nach und schrieb sich ihre Witze auf. Bereits mit 16 Jahren gab er sein Bühnendebüt. 1910 reiste er als Mitglied von Fred Karnos Schauspielertruppe nach Amerika. Als Karno ihm eine Gehaltserhöhung verweigerte, kehrte Stan nach England zurück und trat dort als Komiker auf – allerdings war er nicht sehr erfolgreich. Aus diesem Grund ging er erneut mit Karno auf US-Tournee. Star der Truppe und zugleich Stans Zimmergenosse war Charlie Chaplin. Als Chaplin 1913 einen Filmvertrag unterschrieb, löste sich das Ensemble auf und Stan tourte allein durch die Staaten. Von 1914 bis 1922 tingelte er durch die amerikanischen Varietés, begleitet von seiner ersten Frau Mae, einer australischen Tänzerin. Mae ersetzte Stans Nachnamen Jefferson durch »Laurel«. 1917 stand Stan erstmals vor der Kamera, 1918 drehte er seine ersten Filme für Hal Roach. Seine Solofilme waren allerdings nicht allzu erfolgreich. Oliver Norvell Hardy (1892–1957) wurde als Sohn eines Rechtsanwaltes und einer Hotelbesitzerin, in Harlem (Georgia) geboren. Da er die Musik liebte und eine gute Stimme hatte, trat er bereits als Kind in einer Minstrel Show auf. In der Schule glänzte Oliver Hardy nicht gerade, was seine Mutter dazu veranlasste, ihn auf die Musikschule nach Atlanta zu schicken. Statt den Ge- Freunden, dass er Schwierigkeiten hatte, seine Fliege zu binden. Daraufhin ergriff Mabel Normand seine Binde und zog sie auf. Alle lachten und daraufhin zog McCarey Roachs Fliege auf und jemand anderes lachte, dem dann Roach die Fliege aufzog. Das griff auf die anderen Tische über und wurde zu einem Riesenspaß. Es lieferte die Basis für etliche Laurel & Hardy-Filme und die vor nichts Halt machende Zerstörungswut. Auch der stets wiederkehrende Kampf der Geschlechter geht auf Leo McCarey zurück, wurde von Laurel & Hardy aber sicher mit Enthusiasmus aufgenommen, da das Privatleben der beiden von ständig angespannten Beziehungen zu ihren diversen Ehefrauen überschattet war. Leo McCarey wurde bei Roach zum Supervisor der Laurel & Hardy-Filme bestimmt und war bis zu seinem Weggang vom Roach-Studio 1929 für alles verantwortlich: die Stories, Gags, Mustervorführungen, den Schnitt, das Umschneiden, wenn die Previews nicht ankamen. Auch wenn sein Name nicht in den Credits stand, trug er doch die Verantwortung. Stan Laurels Bühnenerfahrung floss ebenfalls in die Filme ein: So bevorzugte Laurel stets Totalen, die es ihm und Ollie erlaubten zu improvisieren. Das bedeutete ihm mehr als eine raffinierte Ausleuchtung, die spontane Bewegungen behindert hätte. Auch hatte er im Vaudeville gelernt, nach einem Gag kurz innezuhalten, um dem Publikum Zeit zum Lachen zu geben. Im Kino konnte Ollie mit seinen um Verständnis heischenden Leidensblicken in die Kamera diese Pausen wunderbar füllen. Stan war ein ausgesprochener Perfektionist, der von allen Mitarbeitern stets das Beste forderte. In alle Aspekte des Filmemachens war er leidenschaftlich involviert. Charley Rogers, Regisseur vieler Laurel & Hardy-Filme, beschrieb die Zusammenarbeit mit Stan so: »Stan war die Seele hinter dem Regisseur. Er drängte sich nie auf, und dafür hätte es auch keinen Anlass gegeben, denn wir arbeiteten in vollkommener Harmonie. Wir alle waren Freunde, und das machte viel aus. Aber wann immer Stan etwas in einer Besprechung oder beim Drehen vorschlug, erwies es sich richtig. Er wusste instinktiv besser als jeder andere, welche Gags gebraucht wurden, er war das Gewissen des Regisseurs.« Stan war ein Workaholic. Abends gegen fünf, wenn die Dreharbeiten zu Ende waren, setzte er sich mit seinen Kollegen zusammen, um die Gags für den nächsten Tag auszubrüten. Produzent Hal Roach übte keinen Druck auf seine Leute aus. Wann immer es ging, wurde chronologisch gedreht. So kam es auch vor, Laurel & Hardy sangsunterricht zu besuchen, verdiente er sich jedoch lieber Geld als Sänger am Theater. 1910 eröffnete Hardy das erste Kino in Milledgeville, Georgia. Enttäuscht von den schauspielerischen Leistungen der Darsteller, kam er 1913 zu dem Schluss, er könne selbst kein schlechterer Schauspieler sein, und zog deshalb in die damals florierende Filmstadt Jacksonville (Florida). Von 1915 bis 1925 wirkte Hardy in Komödien anderer Komiker wie Billy West oder Larry Semon mit. Wie zuvor Laurel gelangte Hardy 1926 zum Filmproduzenten Hal Roach, dessen Studio auf Komödien spezialisiert war. Die Idee, dass der gemeinsame Auftritt des dünnen Laurel mit dem dicken Hardy einen komischen Kontrast ergeben könnte, kam zuerst Leo McCarey, der seit 1923 als Gag-Schreiber und Regisseur bei Roach angestellt war. McCarey schlug vor, den beiden als Duo die Hauptrollen in einem Film zu geben. Oliver Hardy erkannte das Potential dieser Idee und war begeistert, während Laurel eher reserviert reagierte. Er sah sich lieber als Regisseur hinter der Kamera, denn als Komiker vor ihr, gab den Widerstand aber bald auf. Gemeinsam mit Leo McCarey entwickelte er die Leinwandpersönlichkeiten von Stan und Ollie: Zwei große Kinder, die sich zwar andauernd stritten, deren Freundschaft aber durch nichts zu erschüttern war. Der erste Film, in dem die beiden offiziell als Komikerduo angekündigt wurden, war THE SECOND HUNDRED YEARS, der am 8. Oktober 1927 uraufgeführt wurde. Auf Anhieb eroberten Stan und Ollie die Herzen des Kinopublikums. Ihre Kurzfilme waren so beliebt, dass die Zuschauer oft nur ihretwegen und nicht wegen des Hauptfilms ins Kino gingen. McCarey beschrieb seinen Stil einer modernen Komödie so: »Damals tendierten Komiker dazu, zu viel zu tun. Mit Laurel & Hardy führten wir fast das genaue Gegenteil ein. Wir versuchten, sie so zu inszenieren, dass sie nichts zeigten, nichts überzogen ausdrückten, und dass das Publikum in Erwartung des Gegenteils lachte, weil wir ernst blieben.« Dazu gehörte auch die Langsamkeit der Filme, die dem auf Tempo setzenden klassischen Slapstick entgegengesetzt ist, und das natürliche Agieren von Stan und Ollie selbst in den verrücktesten Situationen. Dieser Stil ermöglichte dem Duo dann auch den problemlosen Übergang zum Tonfilm, zumal sie beide angenehme Stimmen besaßen. Ein weiteres charakteristisches Element bei Laurel & Hardy sind die Kettenreaktionen, zu denen Leo McCarey nach Besuch eines Nachtclubs inspiriert wurde: McCarey war mit Hal Roach, Mabel Normand und Charley Chase in einem Club und erzählte den 73 Laurel & Hardy dass das Team während des Drehs eine neue Idee hatte, die den Umbau des Sets verlangte. Dann wurden die Dreharbeiten für ein paar Tage unterbrochen, bis diese gebaut waren. Einen anschauliche Beschreibung der Atmosphäre beim Dreh lieferte Henry Brandon, der bei BABES IN TOYLAND (1934) den Bösewicht spielt: »Ich hatte noch nie in meinem Leben mit Komikern gearbeitet. An meinem ersten Drehtag war ich ganz schön nervös. Wir sollten eine lange Szene drehen, etwa acht Seiten lang. Stan hatte viele Freunde, Helfer und Laufburschen. Sie saßen rum und erzählten Witze. Dann sagten sie: ›Schauen wir uns das Drehbuch an.‹ Sie nahmen das sehr gut geschriebene Buch und sagten: ›Das schmeißen wir raus, und das.‹ Danach wandte sich Stan an Ollie und die anderen Schauspieler: ›Du sagst das, und Henry, du sagst das, dann mach ich das und Ollie das und du machst das … Das ging so etwa 10 Minuten. Anschließend stand Stan auf und sagte: ›Drehen wir!‹ Dann machte ich den größten Fehler meines Lebens. Ich sagte ›Proben wir es nicht?‹ Und Stan wandte sich zu mir und sagte ›Willst du alles vermasseln?‹« Das einzige, was Stan und Ollie probten, waren körperliche Stunts. Sie probten niemals den Dialog, sie besprachen BRATS 74 vorher, was sie tun wollten, taten es aber erst, wenn die Kamera lief. Sie wollten unbedingt den Zauber des ersten Mals einfangen. Da sie total aufeinander eingespielt waren, konnte ein jeder die Reaktion des anderen antizipieren. Bevor ein Film ins Kino kam, wurde er in mindestens drei Previews getestet. Laurel, Hardy, Roach, der Regisseur und der Cutter hatten Klickzähler dabei, mit denen sie die Lacher zählten. Im Durchschnitt kamen die Kurzfilme auf 50 bis 60 Lacher. Stan und der Cutter merkten sich die Gags, die nicht so gut ankamen und schnitten sie dann um oder nahmen sie raus. Manchmal wurden auch einzelne Szenen nachgedreht. Mit diesen großen Freiheiten war es dann leider mit dem Aufkommen des Tonfilms und der Hinwendung zu langen Spielfilmen, die teurer waren und wesentlich mehr Mitarbeiter involvierten, nach und nach vorbei. Im Lauf der Jahre kam es auch immer wieder zu Differenzen zwischen Hal Roach und Stan Laurel. Laurel versuchte, seinen künstlerischen Einfluss kontinuierlich auszuweiten, stieß aber damit bei Roach auf Grenzen. Zu einem tiefer gehenden Zerwürfnis kam es bei dem Spielfilm BABES IN TOYLAND (1934), dessen von Roach geschriebene Story Stan Laurel stark veränderte. Auf- Die angegebenen deutschen Titel sind die Verleihtitel, unter denen die Filme erstmals in Deutschland zu sehen waren. Laurel & Hardy wurden in Deutschland vor dem Krieg als »Dick & Dof«, nach 1945 dann als »Dick und Doof« vermarktet. The Second Hundred Years (Kavaliere für 24 Stunden) | USA 1927 | R: Fred Guiol | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles Hall, James Finlayson, Otto Fries | 20 min | OF | Als Anstreicher getarnt, gelingt Stan und Ollie die Flucht aus dem Gefängnis. – Putting Pants on Philip (Der Jüngling aus der Fremde) | USA 1927 | R: Clyde Bruckman | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Harvey Clark, Dorothy Coburn, Sam Lufkin | 19 min | OF | Ollies Neffe kommt zu Besuch: Es ist Stan im Schottenrock. – Battle of the Century (Alles in Schlagsahne) | USA 1927 | R: Clyde Bruckman | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Noah Young, Sam Lufkin | 15 min | OF | Ollie ist Manager des erfolglosen Boxers Stan. – Leave ’em Laughing (Nur mit Lachgas) | USA 1928 | R: Clyde Bruckman | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles Hall, Edgar Kennedy, Dorothy Coburn | 21 min | OF | Ausströmendes Lachgas beim Zahnarzt setzt Stan und Ollie außer Gefecht, die anschließend ein Verkehrschaos veursachen. ▶ Freitag, 9. Januar 2015, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff The Finishing Touch (Das ideale Wochenendhaus) | USA 1928 | R: Clyde Bruckman | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy, Dorothy Coburn | 19 min | OF | Stan und Ollie versuchen als Handwerker ein Holzhaus zu bauen. – From Soup to Nuts (Prompte Bedienung) | USA 1928 | R: Edgar Kennedy | K: Leon Powers | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Anita Garvin, Stanley Sandford, Edna Marion | 18 min | OF | Stan und Ollie bringen als angeheuerte Diener ein Bankett durcheinander. – You’re Darn Tootin’ (Ihr könnt mir mal was blasen) | USA 1928 | R: Edgar Kennedy | K: Floyd Jackman | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Otto Lederer, Agnes Steele, Christian Frank | 20 min | OF | Stan und Ollie verlieren ihre Jobs im Orchester und versuchen sich als Straßenmusiker. – Their Purple Moment (Dick und Dof im Sündenpfuhl) | USA 1928 | R: James Parrott | K: George Ste- vens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Anita Garvin, Kay Deslys, Fay Holderness | 22 min | OF | Stan und Ollie führen zwei Damen zum Essen aus. ▶ Samstag, 10. Januar 2015, 18.30 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff Early to Bed (Dick und Dof, marsch ins Bett!) – USA 1928 | R: Emmett J. Flynn | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy | 18 min | OmU | Ollie macht eine Erbschaft und engagiert Stan als seinen Butler. – Two Tars (Dick und Dof auf Heimaturlaub) | USA 1928 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy, Thelma Hill, Ruby Blaine | 21 min | OF | Stan und Ollie als Matrosen auf Landurlaub verursachen mit ihrem Auto eine Karambolage. – We Faw Down (Dick und Dof auf Abwegen) | USA 1928 | R: Leo McCarey | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Vivien Oakland, Bess Flowers, Kay Deslys | 20 min | OF | Stan und Ollie belügen ihre Ehefrauen, um zu einem Pokerabend mit Freunden zu gehen. – Liberty (Dick und Dof in Freiheit dressiert) | USA 1929 | R: Leo McCarey | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, Jean Harlow, Jack Hill | 20 min | OF | Stan und Ollie fliehen aus dem Gefängnis und vertauschen beim Kleiderwechsel ihre Hosen. ▶ Freitag, 16. Januar 2015, 18.30 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald Wrong Again (Blinde Wut) | USA 1929 | R: Leo McCarey | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Dell Henderson, Josephine Crowell, Sam Lufkin | 20 min | OF | Stan und Ollie als Stallburschen, deren Pferd denselben Namen hat wie das gestohlene Gemälde eines Millionärs. – That’s my Wife (Das ist meine Frau) | USA 1929 | R: Lloyd French | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Vivien Oakland, William Courtright | 20 min | OF | Stan muss sich dem Onkel von Ollie gegenüber als Ollies Gattin ausgeben. – Big Business (Vom Wahnsinn umzingelt) | USA 1929 | R: Leo McCarey | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, Stanley Sandford | 19 min | OF | Im sonnendurchfluteten Kalifornien versuchen Stan und Ollie, Weihnachtsbäume zu verkaufen. – Double Whoopee (Der Prinz im Fahrstuhlschacht) | USA 1929 | R: Lewis R. Foster | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Jean Harlow, Hans Joby, Charles Rogers | 19 min | OF | Stan und Ollie als Türsteher eines Nobelhotels. ▶ Samstag, 17. Januar 2015, 18.30 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald Laurel & Hardy grund des riesigen Erfolgs der Filme wurde die Zusammenarbeit der beiden aber fortgeführt, bis 1940 der endgültige Bruch erfolgte. Leider konnten Laurel & Hardy mit den späteren Filmen für andere Studios nicht mehr an die Qualität und den Erfolg der Roach-Produktionen anknüpfen. Christiane Habich 75 PARDON US Laurel & Hardy 76 Perfect Day (Dick und Doof machen eine Landpartie) | USA 1929 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Edgar Kennedy, Kay Deslys, Isabelle Keith | 19 min | OmU | Mit vollgepacktem Auto möchten Stan und Ollie zu einem Picknick ins Grüne fahren. – Blotto (Dick und Doof als Nachtschwärmer) | USA 1930 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Anita Garvin | 26 min | OmU | Stan und Ollie vergnügen sich in einem Nachtclub. – Brats (Glückliche Kindheit) | USA 1930 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy | 21 min | OmU | In übergroßen Kulissen agieren die von Laurel und Hardy gespielten Kinder von Stan und Ollie. – Hog Wild (Dick und Doof bauen eine Antenne) | USA 1930 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Fay Holderness, Dorothy Granger | 19 min | OmU | Stan und Ollie montieren auf Ollies Haus eine Rundfunkantenne und fahren anschließend Stans Auto zu Schrott. ▶ Freitag, 30. Januar 2015, 18.30 Uhr Spuk um Mitternacht | USA 1931 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Otto Fries, Lucien Prival, Tiny Sandford | 40 min | dt. OF | Der einzige erhaltene Film, in dem Stan und Ollie selber deutsch sprechen, handelt von einer Erbschaft und ein Geisterhaus, in dem die beiden übernachten. – Pardon Us (Hinter Schloß und Riegel) | USA 1931 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, June Marlowe, Wilfred Lucas, James Finlayson | 65 min | OmU | Der erste abendfüllende Spielfilm mit Stan und Ollie zeigt die beiden als Gefängnisinsassen, die bei einem Ausbruch in die Freiheit gelangen. PARDON US war zunächst als Kurzfilm geplant, wurde aber auf Spielfilmlänge gebracht, weil die Kosten für die Gefängnisbauten enorm waren. Daher rührt seine episodenhafte Struktur, die sich aber zu einer rundum gelungenen Komödie zusammenfügt. Als früher Tonfilm wurde er in verschiedenen Sprachversionen gedreht. Von der deutschen Version, in der Laurel und Hardy deutsch sprechen, hat sich nur ein Trailer erhalten, der zu Beginn gezeigt wird. ▶ Samstag, 31. Januar 2015, 18.30 Uhr Another Fine Mess (Zwei Kuckuckseier) | USA 1930 | R: James Parrott | K: George Stevens | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, Thelma Todd, Charles ▶ Freitag, 6. Februar 2015, 18.30 Uhr Laughing Gravy (Ein Hundewetter) | USA 1931 | R: James W. Horne | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles Hall, Charles Dorety | 31 min | OF | Stan und Ollie verstecken in ihrem Hotelzimmer einen kleinen Hund. – The Devil’s Brother (Die Teufelsbrüder) | USA 1933 | R: Hal Roach, Charles Rogers | B: Jeanie MacPherson, nach der Oper »Fra Diavolo« von Daniel F. Auber | K: Art Lloyd, Hap Depew | D: Dennis King, Thelma Todd, James Finlayson, Stan Laurel, Oliver Hardy | 86 min | OF | Die gelungene, aber selten gezeigte Verfilmung einer komischen Oper: Im Italien zu Beginn des 19. Jahrhunderts wählen die Vagabunden Stanlio und Ollio als Opfer für einen Überfall ausgerechnet den Räuberhauptmann Fra Diavolo. Dieser lässt Gnade vor Selbstjustiz ergehen und nimmt sie in seine Dienste, um eine Gräfin auszurauben. Der erste Langfilm mit Stan und Ollie mit stringenter Handlung, der nicht wie eine Zusammenfügung von Kurzfilmen wirkt, gilt als einer der schönsten und unterhaltsamsten Filme des Duos und war ein Lieblingsfilm der beiden. ▶ Samstag, 7. Februar 2015, 18.30 Uhr Our Wife (Verkehrt verheiratet) | USA 1931 | R: James W. Horne | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Babe London, James Finlayson, Ben Turpin | 20 min | OmU | Ollie und Stan entführen Ollies Braut, die von ihrem Vater zur Verhinderung der Heirat eingesperrt wurde. – Sons of the Desert (Die »Wüsten«söhne) | USA 1933 | R: William A. Seiter | K: Kenneth Peach | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charley Chase, Mae Busch, Dorothy Christy | 68 min | OmU | Stan und Ollie nehmen heimlich am Jahrestreffen der Bruder- schaft Sons of the Desert teil, lassen ihre Ehefrauen jedoch in dem Glauben, sie würden eine Erholungsreise nach Honolulu machen. Vor der Heimkehr der beiden erhalten die Frauen die Nachricht vom Untergang des Schiffes, mit dem ihre Gatten aus Honolulu zurückkehren sollten. Der vielleicht subtilste und beste Langfilm des Komikerduos führte in den 1960er Jahren zur von Stan Laurel abgesegneten Gründung der Vereinigung Sons of the Desert, in der sich heute noch die Laurel & Hardy-Fans organisieren und regelmäßig zu Tagungen treffen. ▶ Sonntag, 8. Februar 2015, 18.30 Uhr Helpmates (Wenn die Maus aus dem Haus ist) | USA 1932 | R: James Parrott | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Blanche Payson, Robert Burns, Robert Callahan | 20 min | OmU | Vor der Ankunft von Stans Ehefrau räumen Stan und Ollie die Wohnung auf. – County Hospital (Harte Eier und Nüsse) | USA 1932 | R: James Parrott | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert, William Austin, Sam Lufkin | 19 min | OmU | Ollie hat sich ein Bein gebrochen und erhält im Krankenhaus Besuch von seinem Freund Stan. – Them Thar Hills (Der Zauberbrunnen) | USA 1934 | R: Charles Rogers | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Charles Hall, Billy Gilbert | 20 min | OmU | Auf Anraten seines Arztes begibt sich der gichtgeplagte Ollie mit Stan zur Erholung in die Berge. – Tit for Tat (Wie du mir, so ich dir) | USA 1935 | R: Charles Rogers | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Charles Hall | 19 min | OmU | Stan und Ollie liefern sich als Besitzer eines neueröffneten Elektrofachgeschäftes ein Duell mit ihren Nachbarn, die sie in THEM THAR HILLS kennenlernten. ▶ Freitag, 13. Februar 2015, 18.30 Uhr The Music Box (Die musikalische Kiste) | USA 1932 | R: James Parrott | K: Len Powers | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert, Lilyan Irene, Sam Lufkin | 29 min | OmU | Stan und Ollie liefern ein elektrisches Klavier in ein Haus am Ende einer schier endlosen Treppe. – Babes in Toyland (Böse Buben im Wunderland) | USA 1934 | R: Gus Meins, Charles Rogers | B: Frank Butler, Nick Grinde | K: Art Lloyd, Francis Corby | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Charlotte Henry, Felix Knight, Henry Brandon | 73 min | OmU | Stannie Dum und Ollie Dee leben im Spielzeugland. Sie arbeiten in einer Spielzeugfabrik und stellen aus Versehen mannshohe Holzsoldaten her. Als der bösartige Barnaby die bösen Mächte des Schattenlands gegen das Spielzeugland mobilisiert, lassen Stannie und Ollie ihre Laurel & Hardy Gerrard | 28 min | OmU | Auf der Flucht vor der Polizei geraten Stan und Ollie in die Villa eines Großwildjägers, der zu einer Safari aufgebrochen ist. – Pack Up Your Troubles (Zwei Musketiere) | USA 1932 | R: George Marshall, Raymond McCarey | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Don Dillaway, Mary Carr, James Finlayson | 68 min | OmU | Nach vergeblichen Versuchen, aus Stan und Ollie richtige Soldaten zu machen, werden sie in die Schützengräben nach Frankreich geschickt. Sie befreunden sich mit dem Rekruten Eddie, der im Krieg umkommt, und versprechen ihm, sich um seine kleine Tochter zu kümmern. Sie holen sie bei den Pflegeeltern ab und machen sich in New York auf die Suche nach den Großeltern namens Smith. Der episodenhafte Spielfilm kombiniert Elemente einer Militärsatire und Kriegsfilmparodie mit der sentimentalen Geschichte eines Waisenkindes. 77 BABES IN TOyLAND Their First Mistake (Dick und Doof werden Papa) | USA 1932 | R: George Marshall | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Billy Gilbert | 21 min | OmU | Stan und Ollie müssen sich um ein Baby kümmern. – The Bohemian Girl (Schön ist das Zigeunerleben) | USA 1936 | R: James W. Horne, Charles Rogers | K: Art Lloyd, Francis Corby | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Thelma Todd, Mae Busch, James Finlayson | 71 min | OmU | Eine Gruppe von Zigeunern, unter ihnen Stan und Ollie, entführt Arline, die Tochter des Grafen Arnheim. Der Film basiert auf der gleichnamigen Oper von Michael W. Balfe. Von ihr sind im Film außer der Geschichte einige Lieder übrig geblieben, die sich als Kommentare zur Handlung gut in das Geschehen einfügen. Der Stoff bietet Laurel & Hardy Gelegenheit für einige unvergessliche Szenen wie z. B. ihren Auftritt als Wahrsager und Stans Solo-Einlage beim Abfüllen von Weinflaschen. Towed in a Hole (Segler ahoi!) | USA 1932 | R: George Marshall | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert | 21 min | OmU | Stan und Ollie als Fischhändler, die von einem Schrotthändler einen alten Fischkutter erwerben. Sie renovieren ihn und versuchen, das Boot zu Wasser zu lassen. – Our Relations (Die lieben Verwandten) | USA 1936 | R: Harry Lachman | B: Charles Rogers, Jack Jevne, nach der Kurzgeschichte »The Money Box« von William Wyark Jacobs | K: Rudolph Maté | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Daphne Pollard, Betty Healy, James Finlayson, Alan Hale | 73 min | OmU | Die lange verschollenen Matrosen Alfie Laurel und Bert Hardy gehen in einem Hafen an Land, ohne zu ahnen, dass hier ihre Zwillingsbrüder Stan und Ollie leben. Diese von Stan Laurel für Hal Roach produzierte Verwechslungskomödie zeichnet sich nicht nur durch die dichte, gut durchdachte Handlung aus, sondern auch durch die hervorragende Arbeit des Kameramanns Rudolph Maté. Strotzend vor witzigen Dialogen und gelungenen Gags, war OUR RELATIONS die erste »Stan Laurel Production« und auch der erste Film, dessen Story nicht im Hal Roach Studio entwickelt wurde. ▶ Sonntag, 15. Februar 2015, 18.30 Uhr ▶ Freitag, 20. Februar 2015, 18.30 Uhr Holzsoldaten aufmarschieren. Die schönste der Opernund Operettenverfilmungen Laurel & Hardys ist besonders phantasievoll und prächtig ausgestattet. Laurel & Hardy ▶ Samstag, 14. Februar 2015, 18.30 Uhr 78 ▶ Samstag, 21. Februar 2015, 18.30 Uhr Busy Bodies (Die Wundersäge) | USA 1933 | R: Lloyd French | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy | 19 min | OmU | Stan und Ollie arbeiten als Zimmerleute in einem Sägewerk. – Swiss Miss (Dick und Doof als Salontiroler) | USA 1938 | R: John G. Blystone | B: James Parrott, Felix Adler, Charlie Melson | K: Art Lloyd, Norbert Brodine | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Grete Natzler, Walter Woolf King, Eric Blore | 73 min | OmU | Stan und Ollie sind als Mausefallen-Vertreter in der Schweiz unterwegs. Der große Coup gelingt ihnen, als ein Käsehändler ihnen ihr gesamtes Sortiment abkauft – allerdings für Falschgeld. Der Film enthält die unvergessliche Szene, in der Stan versucht, einem Bernhardiner sein Fässchen abzuluchsen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Transport eines Klaviers über eine Hängebrücke. Hal Roach nahm bei diesem Film zahlreiche Eingriffe während der Produktion und beim Schnitt vor, mit denen Stan Laurel nicht einverstanden war. Der Film entwirft genüsslich eine Fantasie-Schweiz mit gemalten Bergpanoramen und einem plötzlich auftauchenden Gorilla. ▶ Sonntag, 22. Februar 2015, 18.30 Uhr Dirty Work (Dick und Doof als Schornsteinfeger) | USA 1933 | R: Lloyd French | K: Kenneth Peach | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Lucien Littlefield | 19 min | OmU | Stan und Ollie reinigen den Schornstein und den Kamin im Haus eines Professors, der ein Verjüngungsmittel erfunden hat. – Block-Heads (Lange Leitung) | USA 1938 | R: John G. Blystone | B: Charles Rogers, Felix Adler, James Parrott, Harry Langdon, Arnold Bel- gard | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Minna Gombell, Billy Gilbert, James Finlayson | 57 min | OmU | Ausgerechnet aus seinem Hochzeitstag lädt Ollie seinen alten Kriegskameraden zu sich nach Hause ein und ruiniert damit nicht nur seine Wohnung, sondern auch seine Ehe. Viele Gags haben surrealistische Qualitäten wie Stans Pfeifenrauchen und das Glas Wasser in der Jackentasche. Diese Gags standen nicht im Drehbuch, sondern wurden während des Drehs entwickelt. In einer Zeit, als Laurel & Hardy-Filme in Deutschland nicht mehr zugelassen wurden, ließ sich Adolf Hitler den Film vorführen und war von der »Menge sehr netter Einfälle und geistreicher Witze angetan«. ▶ Freitag, 27. Februar 2015, 18.30 Uhr Going Bye-Bye (Dick und Doof von Gangstern verfolgt) | USA 1934 | R: Charles Rogers | K: Francis Corby | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Walter Long, Mae Busch | 21 min | OmU | Durch Stans und Ollies Zeugenaussagen wird ein Schwerverbrecher verurteilt, der den beiden Rache schwört. – A Chump at Oxford (Dick und Doof als Studenten) | USA 1940 | R: Alfred Goulding | B: Charles Rogers, Felix Adler, Harry Langdon | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Forrester Harvey, Wilfred Lucas, Forbes Murray | 63 min | OmU | Die Straßenkehrer Stan und Ollie bringen einen Bankräuber zu Fall. Zur Belohnung erhalten sie ein Sti- Laurel & Hardy Me and My Pal (Bessere Herren suchen Anschluß) | USA 1933 | R: Charles Rogers | K: Art Lloyd | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, Marion Bardell | 20 min | OmU | Stan schenkt Ollie zur Hochzeit ein Puzzle. – Way Out West (Ritter ohne Furcht und Tadel) | USA 1937 | R: James W. Horne | B: Charles Rogers, Felix Adler, James Parrott | K: Art Lloyd, Walter Lundin | D: Stan Laurel, Oliver Hardy, Sharon Lynne, James Finlayson, Vivien Oakland | 64 min | OmU | Diese Westernparodie mit Laurel & Hardy führt die beiden in eine ungewohnte Umgebung: Ihre turbulenten Szenen spielen sich vorwiegend in einem Saloon ab. WAY OUT WEST enthält das berühmte Tänzchen der beiden zu »Trail of the Lonesome Pine«. Der temporeiche Film war ein Riesenerfolg und führte dazu, dass Produzent Hal Roach Stan Laurel trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten einen neuen Vertrag als Autor, Regisseur und Schauspieler anbot. 79 pendium in Oxford. Als Stan ein Fensterrahmen auf den Kopf fällt, verwandelt er sich in den vermissten Lord Paddington und beschäftigt fortan großherzig Ollie als seinen Diener. Der aus London stammende Stan Laurel bietet als distinguierter britischer Lord eine schauspielerische Glanzleistung. Es war seit 1927 die einzige Rolle, in der er von seinem Komikertyp abweicht. ▶ Samstag, 28. Februar 2015, 18.30 Uhr FilmWeltWirtschaft FilmWeltWirtschaft 10 80 »Die neue Heimat« Tausende Flüchtlinge suchen ihr Glück und ihre Zukunft in Europa, meist nicht wissend, was sie dort erwartet und an welche Kultur, welche Sprache, welche Realitäten sie ihr Leben zukünftig anpassen müssen. Abgekoppelt von der eigenen Heimat, den Familienstrukturen und der vertrauten Arbeitswelt ist die neue Heimat zunächst nur eine neue Leere. In dem Dokumentarfilm LAND IN SICHT (2013) schildern die Regisseurinnen Antje Kruska und Judith Keil das Schicksal von drei Asylbewerbern aus dem Jemen, dem Iran und aus Kamerun, die in einer Gemeinschaftsunterkunft des brandenburgischen Städtchens Bad Belzig untergekommen sind und ihren Weg in die deutsche Gesellschaft suchen. Ihre Hoffnung auf eine neue Chance durch Bildung und Arbeit wird von einer engagierten Sozialarbeiterin begleitet, die sie oft auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss. Auch der Schweizer Film NEULAND (2013) von Anna Thommen zeigt, dass Flüchtlinge keine Chance auf Integration haben, wenn sie dabei nicht von den Einheimischen unterstützt werden. Die Regisseurin hat junge Migranten in Basel während der zweijährigen Schulzeit in einer Integrationsklasse auf ihrem schwierigen Weg begleitet – in einem für sie unbekannten Land mit einer fremden Sprache und Kultur. Hier ist der Lehrer der menschliche Rettungsanker für die erwachsenen Schüler, die dort wesentlich mehr lernen müssen als nur Schweizerdeutsch. In der zehnten Ausgabe der Reihe FilmWeltWirtschaft soll es um »Die neue Heimat« gehen. Dies kann ein Fluchtort sein oder auch eine Art Zwischenasyl, wie 2009 bei den Erdbebenopfern aus den italienischen Abruzzen. Der Filmessay THE WOUNDED BRICK (2012) folgt Visionen, Hoffnungen und auch dem Scheitern bei der Suche nach menschengerechtem Wohnen im Kampf mit wirtschaftlichen und politischen Interessen. Die Filmemacher Sue-Alice Okukubo und Eduard Zorzenoni treffen auf Architekten, Stadtplaner, Soziologen und Betroffene des Erdbebens. Auch ihnen stellt sich die Frage, was einen Ort zum Leben ausmacht und wie temporäres Wohnen angemessen gestaltet werden kann. Wie gehen wir selbst in unserer Heimat mit unserer Umwelt um? Der Flächenfraß in Deutschland durch Gewerbegebiete und andere Bauprojekte zerstört die Natur schleichend und unwiederbringlich. Grund genug für einen Blick zurück: In GRÜN KAPUTT hat der Dokumentarfilmer Dieter Wieland die Zerstörung unserer Landschaft bereits 1983 eindrücklich beschrieben und davor gewarnt. Bis heute schritt die Zersiedelung der Landschaft jedoch unerbittlich voran. Etwas Hoffnung geben neue Initiativen, die der Verdichtung etwas entgegensetzen wollen und zum Beispiel durch urban gardening im städtischen Raum Gärten schaffen und jeden noch so kleinen Fleck begrünen. Ergänzt wird die Reihe durch Kurzfilme und Diskussionen. Das endgültige Programm wird im Dezember feststehen und durch einen Flyer bekannt gegeben. Außerdem ist es abrufbar unter www.filmweltwirtschaft.de und www.stadtmuseum-online.de/film. Claudia Engelhardt ▶ Donnerstag, 22. Januar 2015, 19.00 Uhr, bis Sonntag, 25. Januar 2015, 21.00 Uhr f münchen Donnerstag, 4. September 2014 19.00 Stummfilmtage Homunculus D 1916 | Otto Rippert | 196 min | \ Richard Siedhoff | Einführung: Stefan Drößler Seite 3 Freitag, 5. September 2014 18.30 Stummfilmtage Huoshang Qingxue (Das Blut der Liebe) China 1932 | Sun Yu | 118 min | OmeU | \ Richard Siedhoff Seite 4 21.00 Stummfilmtage Die Entdeckung Wiens am Nordpol Österreich 1923 | Peter Eng | 8 min Den starkaste (Der Stärkste) Schweden 1929 | Alf Sjöberg, Axel Lindblom | 106 min | OmU | \ Joachim Bärenz Seite 4 Samstag, 6. September 2014 18.30 Stummfilmtage The Sea Hawk (Die Seeteufel) USA 1924 | Frank Lloyd | 123 min | OF | \ Richard Siedhoff Seite 4 21.00 Stummfilmtage Flaming Fathers (Aufregung am Strand) USA 1927 | Leo McCarey | 25 min | OF Battling Butler (Buster Keaton, der Boxer) USA 1926 | Buster Keaton | 77 min | OF | \ Joachim Bärenz und Christian Roderburg Seite 4 Sonntag, 7. September 2014 18.30 Stummfilmtage Shennü (Die Göttin) China 1934 | Wu Yonggang | 73 min | OmeU | \ Joachim Bärenz Seite 5 21.00 Stummfilmtage Africa Before Dark (Oswald in Afrika) USA 1928 | Walt Disney | 6 min | dtF The Lodger (Der Schrecken von London) GB 1926 | Alfred Hitchcock | 91 min | OF | \ Christian Roderburg Seite 5 Dienstag, 9. September 2014 18.30 Samuel Fuller I Shot Jesse James (Ich erschoss Jesse James) USA 1949 | Samuel Fuller | 81 min | OF Seite 9 21.00 Stummfilmtage Milenky starého kriminálníka (Die Bräute des alten Gauners) ČSR 1927 | Svatopluk Innemann | 108 min | OmU | \ Günter A. Buchwald Seite 5 18.30 Samuel Fuller The Baron of Arizona (Der Baron von Arizona) USA 1950 | Samuel Fuller | 97 min | OF Seite 9 21.00 Stummfilmtage Monte Carlo USA 1930 | Ernst Lubitsch | 73 min | OF | \ Günter A. Buchwald Seite 5 Donnerstag, 11. September 2014 19.00 Open Scene Panenstvi (Jungfernschaft) ČSR 1937 | Otakar Vávra | 84 min | OmeU | Zu Gast: Krystyna Wanatowiczová, Tereza Dvoráková Freitag, 12. September 2014 18.30 Percy Adlon Fräulein Annette Kolb | Pferdestärken | Die Gräfin von Wahnmoching | Triumph des Küssens | Die Bilek | Für immer Flirt D 1970–2000 | Percy Adlon | 87 min | Zu Gast: Percy Adlon 21.00 Samuel Fuller I Shot Jesse James (Ich erschoss Jesse James) USA 1949 | Samuel Fuller | 81 min | OF Seite 19 Seite 9 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Mittwoch, 10. September 2014 81 f münchen Samstag, 13. September 2014 18.30 Percy Adlon Landleben Ammerland | In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon | Süße Sachen D 1997–2008 | Percy Adlon | 90 min | Zu Gast: Percy Adlon 21.00 Samuel Fuller The Baron of Arizona (Der Baron von Arizona) USA 1950 | Samuel Fuller | 97 min | OF Seite 19 Seite 9 Sonntag, 14. September 2014 17.30 Percy Adlon Der Tänzer Heinz Bosl | Zuckerbaby Seite 20 BRD 1976–1984 | Percy Adlon | 129 min | Zu Gast: Percy Adlon, Marianne Sägebrecht 21.00 Samuel Fuller The Steel Helmet (Die Hölle von Korea) USA 1951 | Samuel Fuller | 84 min | OF Seite 9 Dienstag, 16. September 2014 18.30 Samuel Fuller The Steel Helmet (Die Hölle von Korea) USA 1951 | Samuel Fuller | 84 min | OF 21.00 Erster Weltkrieg 1914. Die letzten Tage vor dem Weltbrand D 1930 | Richard Oswald | 100 min Seite 9 Seite 30 Mittwoch, 17. September 2014 18.30 Samuel Fuller Pickup on South Street (Polizei greift ein) USA 1953 | Samuel Fuller | 80 min | OmU 21.00 Frank Wedekind Der Marquis von Keith BRD 1962 | Axel Corti | 94 min | Einführung: Anatol Regnier Seite 10 Seite 36 Donnerstag, 18. September 2014 19.00 Open Scene Freitag, 19. September 2014 18.30 Percy Adlon Die Bavaria | Der Wiesnpostbot | Werktag der Feströsser | Der echte Liliom Seite 20 BRD 1973–1978 | Percy Adlon | 83 min 21.00 Samuel Fuller Fixed Bayonets! (Der letzte Angriff) USA 1951 | Samuel Fuller | 92 min | OF Seite 9 Kalenderübersicht Samstag, 20. September 2014 82 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Christgarten im Donau-Ries | Mann und Frau im Gehäuse | Fluchtwege eines friedliebenden Mannes BRD 1973–1982 | Percy Adlon | 101 min 21.00 Samuel Fuller Park Row (Eine Zeitung für New York) USA 1952 | Samuel Fuller | 82 min | OF Seite 20 Seite 9 Sonntag, 21. September 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Langenleiten | Céleste BRD 1976–1981 | Percy Adlon | 130 min Seite 20 21.00 Samuel Fuller Pickup on South Street (Polizei greift ein) USA 1953 | Samuel Fuller | 80 min | OmU Seite 10 Montag, 22. September 2014 19.00 Filmstadt München Der Aufstand BRD 1980 | Peter Lilienthal | 101 min | OmU | Zu Gast: Peter Lilienthal Seite 39 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Dienstag, 23. September 2014 18.30 Filmstadt München Ich bin Tochter meiner Mutter D 1996 | Seyhan Derin | 89 min | OmeU | Zu Gast: Seyhan Derin 21.00 Erster Weltkrieg All Quiet on the Western Front (Im Westen nichts Neues) USA 1930 | Lewis Milestone | 133 min | OmU Seite 39 Seite 30 Mittwoch, 24. September 2014 18.30 Filmstadt München Plattln in Umtata – Mit der Biermösl Blosn in Afrika D 2007 | Peter Heller | 92 min | Zu Gast: Peter Heller 21.00 Frank Wedekind Tod und Teufel GB 1973 | Stephen Dwoskin | 90 min | Einführung: Anatol Regnier Seite 39 Seite 37 Donnerstag, 25. September 2014 19.00 Filmstadt München Kurzfilmprogramm Seite 39 D 2007–2013 | Zu Gast: Claire Angelini, Niko Burger, Wolfram Huke, Knut Karger, Jakob Schreier Freitag, 26. September 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Lisberg, Großensees, Nemmersdorf | Phantasiestück über ein fränkisches Genie | BRD 1974–1976 | Percy Adlon | 95 min Seite 21 21.00 Samuel Fuller Hell and High Water (Inferno) USA 1954 | Samuel Fuller | 103 min | OF Seite 10 Samstag, 27. September 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Balderschwang | Der Vormund und sein Dichter BRD 1971–1978 | Percy Adlon | 102 min Seite 21 21.00 Samuel Fuller Tigrero – A Film That Was Never Made Finnland 1994 | Mika Kaurismäki | 75 min | engl. OmU The Typewriter, the Rifle & the Movie Camera GB 1996 | Adam Simon | 55 min | OF Seite 10 17.30 Percy Adlon Fräulein Annette Kolb | Die Schaukel BRD 1977–1983 | Percy Adlon | 177 min Seite 21 21.00 Samuel Fuller House of Bamboo (Tokio-Story) USA 1955 | Samuel Fuller | 102 min | OF Seite 10 Dienstag, 30. September 2014 Fixed Bayonets! (Der letzte Angriff) USA 1951 | Samuel Fuller | 92 min | OF Seite 9 21.00 Erster Weltkrieg Lettow-Vorbeck. Der Deutsch-ostafrikanische Imperativ BRD 1984 | Christian Doermer | 97 min | Zu Gast: Christian Doermer Seite 30 18.30 Samuel Fuller Mittwoch, 1. Oktober 2014 18.30 Samuel Fuller Park Row (Eine Zeitung für New York) USA 1952 | Samuel Fuller | 82 min | OF 21.00 Frank Wedekind Die Büchse der Pandora D 1929 | Georg Wilhelm Pabst | 109 min | \ Joachim Bärenz Seite 9 Seite 37 Donnerstag, 2. Oktober 2014 19.00 Open Scene Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Sonntag, 28. September 2014 83 f münchen Freitag, 3. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Der Kordeldreher | 1001 mal Feri Farokhzad | Junge Ehe in Singapur D 1976–2000 | Percy Adlon | 96 min Seite 22 21.00 Samuel Fuller Run of the Arrow (Hölle der tausend Martern) USA 1957 | Samuel Fuller | 86 min | OF Seite 10 Samstag, 4. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Mein München D 2000 | Percy Adlon | 89 min Seite 22 21.00 Samuel Fuller A Fuller Life USA 2013 | Samantha Fuller | 80 min | OF The Day of Reckoning (Der Tag der Abrechnung) GB 1990 | Samuel Fuller | 50 min | OF Seite 11 Sonntag, 5. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Hohentrüdingen | Fünf letzte Tage BRD 1975–1982 | Percy Adlon | 129 min Seite 22 21.00 Samuel Fuller China Gate (China-Legionär) USA 1957 | Samuel Fuller | 97 min | OF Seite 11 Dienstag, 7. Oktober 2014 Hell and High Water (Inferno) USA 1954 | Samuel Fuller | 103 min | OF Seite 10 21.00 Erster Weltkrieg The African Queen (African Queen) USA 1951 | John Huston | 105 min | OF Seite 31 18.30 Samuel Fuller Mittwoch, 8. Oktober 2014 18.30 Samuel Fuller House of Bamboo (Tokio-Story) USA 1955 | Samuel Fuller | 102 min | OF 21.00 Frank Wedekind Erdgeist D 1923 | Leopold Jessner | 81 min | \ Joachim Bärenz Seite 10 Seite 37 Donnerstag, 9. Oktober bis Sonntag, 12. Oktober 2014 Kalenderübersicht Underdox – Internationales Festival für Dokument und Experiment Dienstag, 14. Oktober 2014 84 21.00 Frank Wedekind Frühlings Erwachen D 1929 | Richard Oswald | 79 min | \ Richard Siedhoff 19.00 Erster Weltkrieg Hearts of the World USA 1916 | D. W. Griffith | 133 min | OF | \ Richard Siedhoff Einführungsvortrag mit Filmausschnitten: Russell Merritt Seite 40 Seite 31 Mittwoch, 15. Oktober 2014 18.30 Samuel Fuller Run of the Arrow (Hölle der tausend Martern) USA 1957 | Samuel Fuller | 86 min | OF Seite 10 Seite 37 Donnerstag, 16. Oktober 2014 19.00 Rumänisches Filmfestival Sunt o babă comunistă (Ich bin eine alte kommunistische Schachtel) Rumänien 2013 | Stere Gulea | 98 min | OmeU Zu Gast: Stere Gulea | Einführung: Bert Rebhandl Seite 43 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Freitag, 17. Oktober 2014 18.30 Rumänisches Filmfestival The Matriarch Rumänien 2013 | Barna Némethi | 8 min Funeralii fericite! (Fröhliche Begräbnisse!) Rumänien 2013 | Horaţiu Mălăele | 112 min | OmeU | Zu Gast: Adrian Lustig Seite 43 21.00 Rumänisches Filmfestival Puzzle pentru un orb (Puzzle für einen Blinden) Rumänien 2013 | Andrei Zincă | 90 min | OmeU | Zu Gast: Adrian Lustig Seite 43 Samstag, 18. Oktober 2014 19.30 Percy Adlon Lange Nacht der Museen (19.30, 20.30, 21.30, 22.30, 23.30, 0.30 Uhr) Die Strausskiste D 2000 | Percy Adlon | Kurzfilmblöcke à 30 min Seite 22 Sonntag, 19. Oktober 2014 18.30 Rumänisches Filmfestival Când se lasă seara peste Bucureşti sau Metabolism (Wenn es Nacht wird in Bukarest oder Metabolismus) Rumänien 2013 | Corneliu Porumboiu | 90 min | OmeU | Einführung: Bert Rebhandl Seite 43 21.00 Rumänisches Filmfestival Al doilea joc (Das zweite Spiel) Rumänien 2014 | Corneliu Porumboiu | 98 min | OmU | Einführung: Bert Rebhandl Seite 44 Dienstag, 21. Oktober 2014 18.30 Rumänisches Filmfestival La limita de jos a cerului (Der ferne Horizont) Rumänien 2013 | Igor Cobileanski | 80 min | OmeU 21.00 Erster Weltkrieg Paths of Glory (Wege zum Ruhm) GB 1957 | Stanley Kubrick | 88 min | OmU Seite 44 Seite 31 Mittwoch, 22. Oktober 2014 18.30 Rumänisches Filmfestival Bad Penny | Kowalski Rumänien 2013–2014 | Andrei Creţulescu | 30 min | OmeU Déjà Vu Rumänien 2013 | Dan Chişu | 75 min | OmeU 21.00 Frank Wedekind Lulu BRD 1962 | Rolf Thiele | 100 min Seite 44 Seite 38 19.00 Open Scene Freitag, 24. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Tacámbaro | Nijinskij im Waschsalon | German Town D 1975–2000 | Percy Adlon | 91 min Seite 23 21.00 Rumänisches Filmfestival O vară foarte instabilă (Ein sehr unruhiger Sommer) Rumänien 2013 | Anca Damian | 98 min | OmeU Seite 44 Samstag, 25. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Weltenburg | Out of Rosenheim BRD 1974–1987 | Percy Adlon | 125 min Seite 23 21.00 Rumänisches Filmfestival Plimbare (Der Spaziergang) Rumänien 2013 | Mihaela Popescu | 15 min | OmeU Roxanne Rumänien 2013 | Valentin Hotea | 98 min | OmeU Seite 44 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Donnerstag, 23. Oktober 2014 85 f münchen Sonntag, 26. Oktober 2014 17.30 Film und Psychoanalyse Dirty Harry USA 1971 | Don Siegel | 102 min | OmU | Einführung: Eva Friedrich, Mathias Lohmer Seite 45 21.00 Rumänisches Filmfestival Quod erat demonstrandum Rumänien 2013 | Andrei Gruzsniczki | 108 min | OmeU Seite 44 Dienstag, 28. Oktober 2014 19.00 Erster Weltkrieg »Make Films Not War« – Pazifistisches Kino Vortrag mit Filmausschnitten von Alexander Schwarz | 60 min Namenlose Helden Österreich 1924 | Kurt Bernhardt | 15 min Niemandsland D 1931 | Victor Trivas | 82 min Seite 31 Mittwoch, 29. Oktober 2014 18.30 Rumänisches Filmfestival Omul (Mensch) Rumänien/D 2014 | Brigitte Drodtloff | 11 min | OmeU | Einführung: Brigitte Drodtloff Câinele Japonez (Der japanische Hund) Rumänien 2013 | Tudor Cristian Jurgiu | 90 min | OmeU 21.00 Frank Wedekind Innocence (Unschuld) F 2004 | Lucile Hadzihalilovic | 122 min | OmU Seite 44 Seite 38 Donnerstag, 30. Oktober 2014 19.00 Open Scene Freitag, 31. Oktober 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Frasdorf im Chiemgau | Die Moni geht im Schalk | Gabriel Max: Im Haus des Affenmalers | Das Autogramm D 1972–2000 | Percy Adlon | 84 min Seite 23 21.00 Samuel Fuller Forty Guns (Vierzig Gewehre) USA 1957 | Samuel Fuller | 86 min | OF Seite 11 Kalenderübersicht Samstag, 1. November 2014 86 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Pestenacker, Schwaben | Herr Kischott BRD 1975–1979 | Percy Adlon | 113 min Seite 24 21.00 Samuel Fuller Verboten! USA 1958 | Samuel Fuller | 86 min | OmU Seite 12 Sonntag, 2. November 2014 18.30 Percy Adlon Zirkusleben | Herschel und die Musik der Sterne D 1985–2000 | Percy Adlon | 115 min Seite 24 21.00 Samuel Fuller The Crimson Kimono (Der rote Kimono) USA 1959 | Samuel Fuller | 82 min | OF Seite 12 Dienstag, 4. November 2014 18.30 Samuel Fuller Forty Guns (Vierzig Gewehre) USA 1957 | Samuel Fuller | 86 min | OF 21.00 Erster Weltkrieg La grande illusion (Die große Illusion) F 1937 | Jean Renoir | 113 min | OmU Seite 11 Seite 31 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 5. November 2014 18.30 Samuel Fuller Verboten! USA 1958 | Samuel Fuller | 86 min | OmU 21.00 Frank Wedekind The Fine Art of Love (Die hohe Kunst der Liebe) GB 2005 | John Irvin | 102 min | OF Seite 12 Seite 38 Donnerstag, 6. November 2014 19.00 Open Scene Freitag, 7. November 2014 18.30 Percy Adlon Tomi Ungerers Landleben | Inspiration | Mann vor wilder Landschaft D 1973–2000 | Percy Adlon | 105 min Seite 24 21.00 Samuel Fuller Underworld U.S.A. (Alles auf eine Karte) USA 1961 | Samuel Fuller | 100 min | OF Seite 12 Samstag, 8. November 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Vachendorf / Chiemgau | Rosalie Goes Shopping BRD 1976–1989 | Percy Adlon | 109 min Seite 24 21.00 Samuel Fuller Merrill’s Marauders (Durchbruch auf Befehl) USA 1962 | Samuel Fuller | 98 min | OF Seite 12 Sonntag, 9. November 2014 18.30 Percy Adlon So in love | Salmonberries D 1991 | Percy Adlon | 110 min | engl. OF Seite 25 21.00 Samuel Fuller Shock Corridor (Schock-Korridor) USA 1963 | Samuel Fuller | 101 min | OF Seite 13 Dienstag, 11. November 2014 18.30 Samuel Fuller Underworld U.S.A. (Alles auf eine Karte) USA 1961 | Samuel Fuller | 100 min | OF 21.00 Erster Weltkrieg 7th Heaven (Im siebenten Himmel) USA 1927 | Frank Borzage | 119 min | OF Seite 12 Seite 32 18.30 Samuel Fuller Merrill’s Marauders (Durchbruch auf Befehl) USA 1962 | Samuel Fuller | 98 min | OF Seite 12 21.00 Mode und Film Rear Window (Das Fenster zum Hof) USA 1954 | Alfred Hitchcock | 112 min | OmU | Einführung: Thilo Wydra Seite 48 Donnerstag, 13. November 2014 19.00 Open Scene Freitag, 14. November 2014 18.30 Percy Adlon Rollwenzels bunte Steine | Treibhauseffekt | Wolfgang Wagner, Herr der Ringe D 1976–2000 | Percy Adlon | 88 min Seite 25 21.00 Samuel Fuller The Naked Kiss (Der nackte Kuss) USA 1964 | Samuel Fuller | 90 min | OF Seite 13 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Mittwoch, 12. November 2014 87 f münchen Samstag, 15. November 2014 18.30 Percy Adlon Nebenbei hauptsächlich Rösser | Pferdestärken | Koenigs Kugel D 1979–2001 | Percy Adlon | 105 min Seite 25 21.00 Samuel Fuller Shark (Hai) USA 1969 | Samuel Fuller | 92 min | OF Seite 13 Sonntag, 16. November 2014 17.30 Percy Adlon Vati BRD 1974 | Percy Adlon | 43 min Younger and Younger USA 1993 | Percy Adlon | 97 min | OF Seite 26 21.00 Samuel Fuller Dead Pigeon on Beethoven Street (Tote Taube in der Beethovenstraße) BRD 1972 | Samuel Fuller | 128 min | engl. OF Seite 13 Montag, 17. November bis Samstag, 22. November 2014 Internationales Festival der Filmhochschulen Sonntag, 23. November 2014 17.30 Film und Psychoanalyse Volver (Zurückkehren) Seite 46 Spanien 2006 | Pedro Almodóvar | 121 min | OmU | Einführung: Katharina Leube, Heidi Spanl 21.00 Samuel Fuller White Dog (Die weiße Bestie) USA 1982 | Samuel Fuller | 90 min | OF Seite 14 Dienstag, 25. November 2014 18.30 Samuel Fuller Shock Corridor (Schock-Korridor) USA 1963 | Samuel Fuller | 101 min | OF 21.00 Erster Weltkrieg Okraina (Vorstadt) SU 1933 | Boris Barnet | 98 min | OmU Seite 13 Seite 32 Kalenderübersicht Mittwoch, 26. November 2014 88 18.30 Samuel Fuller The Naked Kiss (Der nackte Kuss) USA 1964 | Samuel Fuller | 90 min | OF Seite 13 21.00 Mode und Film Die Marquise von O… BRD 1976 | Eric Rohmer | 102 min Seite 49 Donnerstag, 27. November 2014 19.00 Peter von Bagh Sodankylä ikusiesti (Sodankylä Forever: Das Jahrhundert des Kinos) Seite 55 Finnland 2011 | Peter von Bagh | 90 min | OmeU Sodankylä ikusiesti (Sodankylä Forever: Sehnsucht nach der ersten Kinoerfahrung) Finnland 2011 | Peter von Bagh | 59 min | OmeU | Zu Gast: Peter von Bagh Freitag, 28. November 2014 18.30 Percy Adlon Orbela’s People USA 2007 | Percy Adlon | 118 min | OF 21.00 Peter von Bagh Pockpicket eli katkelmia helsinkiläisen porvarisnuoren elämästä Seite 55 (Pockpicket oder Episoden aus dem Leben eines jungen Bourgeois in Helsinki) Finnland 1968 | Peter von Bagh | 19 min | OmeU Muisteja – pieni elokuva 50-luvun Oulusta (Erinnerung – Ein kleiner Film über Oulu in den Fünfzigern) Finnland 2013 | Peter von Bagh | 69 min | OmeU | Zu Gast: Peter von Bagh Seite 26 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Samstag, 29. November 2014 18.30 Percy Adlon Der Jogger | Hawaiian Gardens USA 2000 | Percy Adlon | 113 min | OF Seite 26 21.00 Peter von Bagh Faaraoiden maa (Land der Pharaonen) Finnland 1988 | Peter von Bagh | 29 min | OmeU Sosialismi (Sozialismus) Finnland 2014 | Peter von Bagh | 67 min | OmeU | Zu Gast: Peter von Bagh Seite 55 Sonntag, 30. November 2014 17.30 Percy Adlon FilmMusikMaking | Mahler auf der Couch D 2010 | Percy Adlon, Felix Adlon | 148 min Seite 26 21.00 Peter von Bagh Ajan draama (Ein Drama der Zeit) Finnland 1986 | Peter von Bagh | 15 min | OmeU Kreivi (Der Graf) Finnland 1971 | Peter von Bagh | 92 min | OmeU | Zu Gast: Peter von Bagh Seite 56 Dienstag, 2. Dezember 2014 18.30 Peter von Bagh Sinitaivas (Der blaue Himmel) Finnland 1978 | Peter von Bagh | 73 min | OmeU Sodankylä ikusiesti (Sodankylä Forever: Ewige Zeit) Finnland 2011 | Peter von Bagh | 56 min | OmeU 21.00 Erster Weltkrieg Oh! What a Lovely War GB 1969 | Richard Attenborough | 144 min | OF Seite 56 Seite 32 Mittwoch, 3. Dezember 2014 18.30 Peter von Bagh Helsinki, ikuisesti (Helsinki, Forever) Finnland 2008 | Peter von Bagh | 75 min | OmeU Sodankylä ikusiesti (Sodankylä Forever: Drama des Lichts) Finnland 2011 | Peter von Bagh | 57 min | OmeU Seite 56 21.00 Mode und Film The Thomas Crown Affair (Thomas Crown ist nicht zu fassen) USA 1968 | Norman Jewison | 102 min | OF Seite 49 Donnerstag, 4. Dezember 2014 18.30 Kommunale Kinos Kosmičeskij Rejs (Kosmische Reise) Seite 57 SU 1935 | Vasilj Žuravlëv | 81 min | OmU | \ Richard Siedhoff | Einführung: Stefan Drößler 21.00 Kommunale Kinos Hra o Jablko (Ein bisschen schwanger) CSSR 1976 | Věra Chytilová | 92 min | OmU | Einführung: Beat Schneider Seite 57 Samstag, 6. Dezember 2014 18.30 Kommunale Kinos Piccolo Seite 57 Jugoslawien 1959 | Dušan Vucotić | 9 min Ein komischer Heiliger BRD 1978 | Klaus Lemke | 83 min | Einführung: Andreas Beilharz, Christoph Wirsching 21.00 Kommunale Kinos Mein Dorf: Balderschwang BRD 1971 | Percy Adlon | 15 min Der Vormund und sein Dichter BRD 1978 | Percy Adlon | 87 min | Einführung: Claudia Engelhardt Seite 57 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht 19.00 Open Scene Freitag, 5. Dezember 2014 89 f münchen Sonntag, 7. Dezember 2014 17.30 Das Erinnern weitertragen Anna, ich hab Angst um dich D 2001 | Josef Pröll | 88 min | Zu Gast: Josef Pröll Seite 59 21.00 Samuel Fuller Les voleurs de la nuit (Diebe der Nacht) F 1983 | Samuel Fuller | 95 min | OmU Seite 14 Dienstag, 9. Dezember 2014 18.30 Samuel Fuller Dead Pigeon on Beethoven Street (Tote Taube in der Beethovenstraße) BRD 1973 | Samuel Fuller | 128 min | engl. OF 21.00 Erster Weltkrieg Johnny Got His Gun (Johnny zieht in den Krieg) USA 1971 | Dalton Trumbo | 111 min | OF Seite 13 Seite 32 Mittwoch, 10. Dezember 2014 18.30 Samuel Fuller White Dog (Die weiße Bestie) USA 1982 | Samuel Fuller | 90 min | OF Seite 14 21.00 Mode und Film Mon oncle (Mein Onkel) F 1958 | Jacques Tati | 116 | OmeU Seite 49 Donnerstag, 11. Dezember 2014 19.00 Open Scene Zuschauerkino Seite 60 Freitag, 12. Dezember 2014 18.30 Max Mohr Wolfsgrub BRD 1986 | Nicolas Humbert | 65 min Ramper, der Tiermensch D 1927 | Max Reichmann | 60 min | engl. F | \ Noah Fürbringer und Martin Otter Seite 63 21.00 Samuel Fuller Samuel Fuller – Independent Filmmaker F 1967 | André S. Labarthe | 68 min | engl.OF Falkenau the Impossible – Samuel Fuller Bears Witness F 1988–2008 | Emil Weiss | 62 min | OF Seite 14 Kalenderübersicht Samstag, 13. Dezember 2014 90 18.00 Max Mohr Freiheit in Hollywood: Rudolph S. Joseph über Douglas Sirk und G. W. Pabst Seite 63 D 1997 | Eckhart Schmidt | 51 min Summer Storm (Sommerwind) USA 1944 | Douglas Sirk | 106 min 21.00 Samuel Fuller The Big Red One USA 1980 | Samuel Fuller | 163 min | OF Seite 14 Sonntag, 14. Dezember 2014 18.30 Max Mohr Max Mohr – Exil Shanghai D 2012 | Simone Fürbringer | 60 min | \ Michaela Dietl Lesung: Frederick Reuss und Nicolas Humbert Seite 63 21.00 Samuel Fuller Street of No Return (Straße ohne Wiederkehr) F 1989 | Samuel Fuller | 90 min | OF Seite 15 Dienstag, 16. Dezember 2014 19.00 Erster Weltkrieg Lawrence of Arabia (Lawrence von Arabien) GB 1962 | David Lean | 227 min | OF Seite 32 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 17. Dezember 2014 19.00 Samuel Fuller The Big Red One USA 1980 | Samuel Fuller | 163 min | OF Seite 14 Donnerstag, 18. Dezember 2014 19.00 Open Scene Freitag, 19. Dezember 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Rudertshausen | Bonbruck / Niederbayern | Wald um Allgäu | Seite 26 Schneizlreuth im Berchtesgadener Land | Pestenacker bei Landsberg / Lech | Deimhausen bei Schrobenhausen BRD 1971–1975 | Percy Adlon | 93 min 21.00 Samuel Fuller Tinikling ou La madone et le dragon (Die Madonna und der Drache) F 1990 | Samuel Fuller | 90 min | OmeU Seite 15 Samstag, 20. Dezember 2014 18.30 Percy Adlon Mein Dorf: Weltenburg | Out of Rosenheim BRD 1974–1987 | Percy Adlon | 125 min Seite 23 21.00 Samuel Fuller The State of Things (Der Stand der Dinge) USA 1982 | Wim Wenders | 120 min | OF Seite 15 Sonntag, 21. Dezember 2014 17.00 Film und Psychoanalyse Django Unchained USA 2012 | Quentin Tarantino | 141 min | OmU Einführung: Matthias Baumgart, Irmgard Nagel Seite 46 21.00 Samuel Fuller The End of Violence (Am Ende der Gewalt) USA 1997 | Wim Wenders | 120 min | OmU Seite 15 Montag, 22. Dezember 2014 bis Montag, 5. Januar 2015 Weihnachtspause Dienstag, 6. Januar 2015 Nuit et brouillard (Nacht und Nebel) | Hiroshima mon amour F 1956–1959 | Alain Resnais | 121 min | OmeU 21.00 Erster Weltkrieg Westfront 1918 D 1930 | Georg Wilhelm Pabst | 97 min Seite 66 Seite 33 Mittwoch, 7. Januar 2015 18.30 Alain Resnais L’année dernière à Marienbad (Letztes Jahr in Marienbad) Seite 67 F 1961 | Alain Resnais | 94 min | OmU Souvenirs d’une année à Marienbad (Erinnerungen an ein Jahr in Marienbad) F 2010 | Volker Schlöndorff | 46 min | dtF 21.00 Mode und Film A Room with a View (Zimmer mit Aussicht) GB 1985 | James Ivory | 117 min | OmU Seite 50 Donnerstag, 8. Januar 2015 19.00 Alain Resnais La bague (Der Ring) | Portrait de Henri Goetz | Christine Boomeester | Seite 66 Hans Hartung | Félix Labisse | Visite à César Doméla | Van Gogh | Paul Gauguin | Guernica | Les statues meurent aussi (Auch Statuen sterben) F 1946–1956 | 140 min | OmU + OmeU | Einführung: François Thomas Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht 18.30 Alain Resnais 91 f münchen Freitag, 9. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy The Second Hundred Years | Putting Pants on Philip | Battle of the Century | Seite 75 Leave ’em Laughing USA 1927–1928 | Fred Guiol, Clyde Bruckman | 75 min | OF | \ Richard Siedhoff 21.00 Alain Resnais Nuit et brouillard (Nacht und Nebel) | Hiroshima mon amour F 1956–1959 | Alain Resnais | 121 min | OmeU | Einführung: François Thomas Seite 66 Samstag, 10. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy The Finishing Touch | From Soup to Nuts | You’re Darn Tootin’ | Seite 75 Their Purple Moment USA 1928 | Clyde Bruckman, Edgar Kennedy, James Parrott | 79 min | OF | \ Richard Siedhoff 21.00 Alain Resnais L’année dernière à Marienbad (Letztes Jahr in Marienbad) Seite 67 F 1961 | Alain Resnais | 94 min | OmU Souvenirs d’une année à Marienbad (Erinnerungen an ein Jahr in Marienbad) F 2010 | Volker Schlöndorff | 46 min | dtF Sonntag, 11. Januar 2015 17.30 Das Erinnern weitertragen Der weiße Rabe – Max Mannheimer D 2009 | Carolin Otto | 85 min | Zu Gast: Max Mannheimer Seite 59 21.00 Alain Resnais Muriel ou le temps d’un retour (Muriel oder die Zeit der Wiederkehr) F 1963 | Alain Resnais | 117 min | OmeU Seite 67 Dienstag, 13. Januar 2015 18.30 Alain Resnais Muriel ou le temps d’un retour (Muriel oder die Zeit der Wiederkehr) F 1963 | Alain Resnais | 117 min | OmeU 21.00 Erster Weltkrieg Hotel Imperial (Hotel Stadt Lemberg) USA 1927 | Mauritz Stiller | 85 min | OF | \ Richard Siedhoff Seite 67 Seite 33 Mittwoch, 14. Januar 2015 18.30 Alain Resnais La guerre est finie (Der Krieg ist vorbei) F 1966 | Alain Resnais | 121 min | OmU Seite 67 21.00 Mode und Film Silkwood USA 1983 | Mike Nichols | 131 min | OmU Seite 50 Kalenderübersicht Donnerstag, 15. Januar 2015 92 19.00 Open Scene Freitag, 16. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy Early To Bed | Two Tars | We Faw Down | Liberty USA 1928–1929 | Flynn, Parrott, McCarey | 79 min | OF | \ Günter A. Buchwald Seite 75 21.00 Alain Resnais La guerre est finie (Der Krieg ist vorbei) F 1966 | Alain Resnais | 121 min | OmU Seite 67 Samstag, 17. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy Wrong Again | That’s My Wife | Big Business | Double Whoopee USA 1929 | McCarey, French, Foster | 78 min | OF | \ Günter A. Buchwald Seite 75 21.00 Alain Resnais Toute la mémoire du monde (Alles Gedächtnis der Welt) | Je t’aime, je t’aime (Ich liebe dich, ich liebe dich) F 1956–1958 | Alain Resnais | 116 min | OmU + OmeU Seite 67 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Sonntag, 18. Januar 2015 17.30 Film und Psychoanalyse Amour (Liebe) Seite 46 F 2012 | Michael Haneke | 127 min | OmU | Einführung: A. Hamburger, V. Pramataroff-Hamburger 21.00 Alain Resnais Stavisky … F 1974 | Alain Resnais | 120 min | OmeU Seite 68 Dienstag, 20. Januar 2015 18.30 Alain Resnais Toute la mémoire du monde (Alles Gedächtnis der Welt) | Je t’aime, je t’aime (Ich liebe dich, ich liebe dich) F 1956–1958 | Alain Resnais | 116 min | OmU + OmeU 21.00 Erster Weltkrieg Der magische Gürtel D 1917 | Hans Brennert | 44 min The Battle of the Somme (Die Schlacht an der Somme) GB 1917 | 74 min | OF | Einführung und Kommentierung: Martin Loiperdinger Seite 57 Seite 33 Mittwoch, 21. Januar 2015 18.30 Alain Resnais Stavisky … F 1974 | Alain Resnais | 120 min | OmeU Seite 68 21.00 Mode und Film Blow up (Blow-Up) GB 1966 | Michelangelo Antonioni | 111 min | OmU Seite 51 Donnerstag, 22. Januar bis Sonntag, 25. Januar 2015 FilmWeltWirtschaft Seite 80 Dienstag, 27. Januar 2015 18.30 Alain Resnais Providence F 1977 | Alain Resnais | 110 min | engl.OF 21.00 Erster Weltkrieg Die Frau und der Fremde DDR 1985 | Rainer Simon | 98 min Seite 68 Seite 34 18.30 Alain Resnais Mon oncle d’Amérique (Mein Onkel aus Amerika) F 1980 | Alain Resnais | 126 min | OmeU Seite 68 21.00 Mode und Film Casino Royale USA 2006 | Martin Campbell | 144 min | OmU Seite 51 Donnerstag, 29. Januar 2015 19.00 Open Scene Freitag, 30. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy Perfect Day | Blotto | Brats | Hog Wild USA 1929–1930 | James Parrott | 85 min | OmU Seite 76 21.00 Alain Resnais Providence F 1977 | Alain Resnais | 110 min | engl.OF Seite 68 Samstag, 31. Januar 2015 18.30 Laurel & Hardy Spuk um Mitternacht | Pardon Us (Hinter Schloss und Riegel) USA 1930–1931 | James Parrott | 105 min | deutsche OF + OmU Seite 76 21.00 Alain Resnais Mon oncle d’Amérique (Mein Onkel aus Amerika) F 1980 | Alain Resnais | 126 min | OmeU Seite 68 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Mittwoch, 28. Januar 2015 93 f münchen Sonntag, 1. Februar 2015 17.30 Das Erinnern weitertragen Pizza in Auschwitz Israel 2009 | Moshe Zimerman | 65 min | OmeU | Zu Gast: Dani Chanoch Seite 59 21.00 Alain Resnais La vie est un roman (Das Leben ist ein Roman) F 1983 | Alain Resnais | 110 min | OmeU Seite 68 Dienstag, 3. Februar 2015 18.30 Alain Resnais La vie est un roman (Das Leben ist ein Roman) F 1983 | Alain Resnais | 110 min | OmeU 21.00 Erster Weltkrieg The Man I Killed (Der Mann, den sein Gewissen trieb) USA 1932 | Ernst Lubitsch | 77 min | OF Seite 68 Seite 34 Mittwoch, 4. Februar 2015 18.30 Alain Resnais Le chant du Styrène (Das Lied des Styrol) | L’amour à mort (Liebe bis in den Tod) F 1958–1984 | Alain Resnais | 107 min | OmU Seite 69 21.00 Mode und Film The Devil Is a Woman (Die spanische Tänzerin) USA 1935 | Josef von Sternberg | 79 min | OF Seite 51 Donnerstag, 5. Februar 2015 19.00 Open Scene Freitag, 6. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Another Fine Mess | Pack Up Your Troubles Seite 76 USA 1930–1932 | James Parrott, George Marshall, Raymond McCarey | 96 min | OmU 21.00 Alain Resnais Le chant du Styrène (Das Lied des Styrol) | L’amour à mort (Liebe bis in den Tod) F 1958–1984 | Alain Resnais | 107 min | OmU Seite 69 Samstag, 7. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Laughing Gravy | The Devil’s Brother USA 1932–1933 | James W. Horne, Hal Roach, Charles Rogers | 117 min | OF Seite 77 21.00 Alain Resnais Mélo F 1986 | Alain Resnais | 110 min | OmU Seite 69 Kalenderübersicht Sonntag, 8. Februar 2015 94 18.30 Laurel & Hardy Our Wife | Sons of the Desert USA 1931–1933 | James W. Horne, William A. Seiter | 88 min | OmU Seite 77 21.00 Alain Resnais I Want To Go Home F 1989 | Alain Resnais | 105 min | OmU Seite 69 Dienstag, 10. Februar 2015 18.30 Alain Resnais Mélo F 1986 | Alain Resnais | 110 min | OmU 21.00 Erster Weltkrieg Les croix de bois (Hölzerne Kreuze) F 1932 | Raymond Bernard | 110 min | OmeU Seite 69 Seite 34 Mittwoch, 11. Februar 2015 18.30 Alain Resnais I Want To Go Home F 1989 | Alain Resnais | 105 min | OmU Seite 69 21.00 Mode und Film Yella D 2007 | Christian Petzold | 89 min Seite 51 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Donnerstag, 12. Februar 2015 19.00 Open Scene Freitag, 13. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Helpmates | County Hospital | Them Thar Hills | Tit for Tat USA 1932–1935 | James Parrott, Charles Rogers | 78 min | OmU Seite 77 21.00 Alain Resnais Smoking F 1993 | Alain Resnais | 140 min | OmU Seite 70 Samstag, 14. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy The Music Box | Babes in Toyland USA 1932–1934 | James Parrott, Gus Meins, Charles Rogers | 102 min | OmU Seite 77 21.00 Alain Resnais No Smoking F 1993 | Alain Resnais | 144 min | OmU Seite 70 Sonntag, 15. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Their First Mistake | The Bohemian Girl USA 1932–1936 | George Marshall, James W. Horne, Charles Rogers | 92 min | OmU Seite 78 21.00 Alain Resnais Le mystère de l’atelier quinze (Das Rätsel von Halle 15) | Claude Ridder | Cinétract 002 | New York – Wall Street | Portrait imaginaire (Imaginäres Porträt) | Contre l’oubli (Gegen das Vergessen) | Gershwin F 1957–1992 | Alain Resnais | 110 min | OmU + OmeU Seite 70 Mittwoch, 18. Februar 2015 18.30 Alain Resnais Pas sur la bouche (Nicht auf den Mund) F 2003 | Alain Resnais | 115 min | OmU Seite 70 21.00 Mode und Film Rosemary’s Baby (Rosemaries Baby) USA 1968 | Roman Polanski | 136 min | OmU Seite 52 Donnerstag, 19. Februar 2015 19.00 Open Scene Horící ker (Burning Bush – Die Helden von Prag) Tschechien 2013 | Agnieszka Holland | OmeU 18.30 Laurel & Hardy Towed in a Hole | Our Relations USA 1932–1936 | George Marshall, Harry Lachman | 94 min | OmU Seite 78 21.00 Alain Resnais On connaît la chanson (Das Leben ist ein Chanson) F 1997 | Alain Resnais | 120 min | OmU Seite 70 Samstag, 21. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Me and My Pal | Way Out West USA 1933–1937 | Charles Rogers, James W. Horne | 84 min | OmU Seite 79 21.00 Alain Resnais Pas sur la bouche (Nicht auf den Mund) F 2003 | Alain Resnais | 115 min | OmU Seite 70 Sonntag, 22. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Busy Bodies | Swiss Miss USA 1932–1938 | Lloyd French, John G. Blystone | 92 min | OmU Seite 79 21.00 Alain Resnais Cœurs (Herzen) F 2006 | Alain Resnais | 120 min | OmU Seite 70 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Freitag, 20. Februar 2015 95 f münchen Dienstag, 24. Februar 2015 18.30 Alain Resnais Cœurs (Herzen) F 2006 | Alain Resnais | 120 min | OmU 21.00 Erster Weltkrieg Gallipoli Australien 1981 | Peter Weir | 110 min | OF Seite 70 Seite 34 Mittwoch, 25. Februar 2015 18.30 Alain Resnais Les herbes folles (Vorsicht Sehnsucht) F 2009 | Alain Resnais | 104 min | OmU Seite 71 21.00 Mode und Film The Grand Budapest Hotel (Grand Budapest Hotel) USA 2014 | Wes Anderson | 100 min | OmU Seite 52 Donnerstag, 26. Februar 2015 19.00 Open Scene Freitag, 27. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Dirty Work | Block-Heads USA 1933–1938 | Lloyd French, John G. Blystone | 76 min | OmU Seite 79 21.00 Alain Resnais Les herbes folles (Vorsicht Sehnsucht) F 2009 | Alain Resnais | 104 min | OmU Seite 71 Samstag, 28. Februar 2015 18.30 Laurel & Hardy Going Bye-Bye | A Chump at Oxford USA 1934–1940 | Charles Rogers, Alfred Goulding | 84 min | OmU Seite 79 21.00 Alain Resnais Vous n’avez encore rien vu (Ihr werdet euch noch wundern) F 2012 | Alain Resnais | 115 min | OmU Seite 71 17.30 Das Erinnern weitertragen Der Mühldorfer Todeszug D 2012 | Beatrice Sonhüter | 45 min Zu Gast: Beatrice Sonhüter, Lisa Brandl, Sophia Weikel, Heinrich Mayer Seite 59 21.00 Alain Resnais Aimer, boire et chanter (Wein, Weib und Gesang) F 2014 | Alain Resnais | 108 min | OmU Seite 71 Aimer, boire et chanter (Wein, Weib und Gesang) F 2014 | Alain Resnais | 108 min | OmU Seite 71 Sonntag, 1. März 2015 Kalenderübersicht Dienstag, 3. März 2015 96 18.30 Alain Resnais 21.00 Erster Weltkrieg Maudite soit la guerre (Verdammt sei der Krieg!) Belgien 1914 | Alfred Machin | 38 min | OmU | \ Joachim Bärenz Shoulder Arms (Gewehr über!) USA 1918 | Charles Chaplin | 44 min | OF | \ Joachim Bärenz Seite 34 Mittwoch, 4. März 2015 19.00 Mode und Film Il Gattopardo (Der Leopard) Italien 1963 | Luchino Visconti | 187 min | OmeU Seite 52 Donnerstag, 5. März 2015 19.00 Open Scene Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Für Unterstützung und Kooperation bei der Realisierung unseres Programms danken wir: Stummfilmtage · Bonner Kinemathek (Sigrid Limprecht, Bernhard Gugsch, Kristina Wydra) · British Film Institute, London (Fleur Buckley, George Watson) · China Film Archive, Peking (Lan Zhang) · Filmarchiv Austria, Wien (Nikolaus Wostry) · Library of Congress, Culpepper (Lynanne Schweighofer, Mike Mashon) · Narodní filmový archiv, Prag (Anna Batistová) · Österreichisches Filmmuseum, Wien (Oliver Hanley) · Svenska Filminstitutet, Stockholm (Jon Wengström) · UCLA Film and Television Archive, Los Angeles (Todd Wiener, Steven K. 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