leseprobe (auszug) - Produktkulturmagazin
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LE (A SEP US R ZU OB G) E Deutschland 6,90 € Q1·2016 VILLEROY & BOCH Customer Journeys, die Appetit machen SIR PAUL SMITH Ein persönlicher Blick in die bunte Welt des britischen Modedesigners BENTLEY Die Vollkommenheit einer Ikone ETIHAD AIRWAYS Fliegen mit Klasse FONDAZIONE PRADA Kunst unter der Obhut einer Luxusmarke KUSMI TEA Der Seelenschmeichler und sein Weg zur Digitalen Transformation EU-DATENSCHUTZ Im Gespräch mit Consultix zu Safe Harbor AOL Interview mit Digital Prophet David Shing EDITORIAL · 3 2 · EDITORIAL Thomas Lucas-Nülle Herausgeber Temel Kahyaoglu Herausgeber PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN MONOLOG ENTSCHEIDUNG. EIN Das Leben ist voller Entscheidungen – guter und schlechter. Geht man dem Wort Entscheidung auf den Grund, offenbart sich sein Kern. Man will dem Scheiden, der Trennung entfliehen. Man möchte ein Fundament bauen, einen Anfang definieren und eine starke Bindung eingehen. Das Neue soll Bestand haben, eine Zukunft ermöglichen, die besser und glücklicher ist als das, was man hat. Dieser Wunsch treibt uns an, und mit jeder noch so kleinen Entscheidung beeinflussen wir das Ganze, die Menschen und Dinge um uns herum. Getreu dem Konzept des Flügelschlags eines Schmetterlings ist die Kette an Reaktionen unvorhersehbar. Entscheidungen erfordern also Mut und Vertrauen in das Gute, das da auf die Mutigen wartet. Doch nach welchen Werten, Erfahrungen und Parametern besiegeln wir unser Schicksal? Tief in uns drin liegt die Wahrheit verborgen. In unserem Kind-Ich steckt die Büchse der Pandora, und wir sind nun wie Epimetheus gefordert, neben all den Plagen, die die Entscheidung mit sich bringt, das unterste der Zeus‘schen Geschenke zu erkennen und seinen Wert zu schätzen – die Hoffnung. Hoffnung ist in jeder Entscheidung der Weg zum Guten für alle. Es ist so. Das Leben ist so. Das Leben ist Sol. Das Leben ist Soul. Den Ist-Zustand zu akzeptieren, die Sonne, das Licht zu sehen und mit der Seele zu denken. Darauf kommt es an. Den Verstand, das Erwachsenen-Ich einzubinden und die Welt, die Menschen und die Dinge zu analysieren, vervollkommnet uns und unsere Entscheidungen. So wie wir als Analysten die Welt der Entscheidungen beeinflussen, so werden wir von der Kunst, der Musik, der Literatur, den Designern und den Innovatoren reich beschenkt. Wir haben für Sie, liebe Leserinnen und Leser, unsere Entscheidungen gleichermaßen von Kopf und Herz leiten lassen und für Sie in den vergangenen drei Monaten inspirierende Geschichten zusammengetragen. Ob Sie nun Entscheidungen fällen oder am Bestehenden festhalten, obliegt Ihnen. In beiden Fällen liegt das Potential im Morgen, in der Zukunft. Wir haben die Hoffnung, dass alles gut wird. Es ist so. Das Leben ist so. Wir wünschen Ihnen in diesem Sinne viel Freude beim Lesen und Entscheiden mit der neuen Frühjahrsausgabe unseres Produktkulturmagazins und dem Buch der Analysten. IST KEINE Earl Clement Richard Attlee (England, 1883 – 1967) PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN SHOP AT STRELLSON.COM porsche design Timepieces 911 GT3 RS Kraftstoffverbrauch [ in l/100 km ]: innerorts 19,2 · außerorts 8,9 · kombiniert 12,7; CO2-Emission: kombiniert 296 g/km S P O R T L I C H E P E R F O R M A N C E I N T I TA N Porsche Design – Men’s Designer Sportswear und Accessories für den Global Business Traveller. www.porsche-design.com CHRONOTIMER SERIES 1 DEEP BLUE Polierter Titanchronograph mit dunkelblauen Akzenten. Eine Fusion von Eleganz und Sportlichkeit. Designed in Austria. Swiss Made. INHALT · 15 14 · INHALT 74 Mit Leidenschaft, Sorgfalt und dem Gespür für die Bedürfnisse der Menschen stellt das Unternehmen Hansgrohe seit 1901 in seiner Schwarzwälder Ideenschmiede Produkte von höchster Güte für den Sanitärbereich her. Eine Erfolgsgeschichte, die bereits in der dritten Generation geschrieben wird. RICHARD GROHE Stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Hansgrohe 84 20 MIUCCIA PRADA UND IHR MANN PATRIZIO BERTELLI wollen mit ihrer Stiftung Fondazione Prada vor allem junge Menschen für die Kunst begeistern. BARACK OBAMA Als Gast in der amerikanischen TVShow „Running Wild with Bear Grylls“ lernte der US-Präsident, wie man in der freien Natur überlebt. Der Marsianer 24 Lebensart 44 Seelenschmeichler 54 Wasserspiele 74 Touched by Information 98 Millionen Kilometer von zu Hause entfernt Individualismus made by Villeroy & Boch Auf den Spuren von Kusmi Tea Abtauchen in die Welt von Hansgrohe Wie man Menschen mit digitaler Produktstrategie berührt Blick in die Sterne 132 Bunte Angebotsvielfalt 154 Alleskönner 160 Wie aus dem Katalog 166 Angekommen im digitalen Übermorgen Vom Schreibwaren-Verkäufer zum Universal-Lieferanten Werkzeuge für höchste Ansprüche Perfekter Kundenservice im Gesundheitswesen 20 32 Food Lover 50 Kreativzone 36 Weinkultur Zeichen setzen 80 Interview mit David Shing, AOLs Digital Prophet Arbeiten, aber bitte mit Flair Die Estée Lauder-Familie und ihr verantwortungsvolles Erbe Stilsicher Die Kunst trägt Prada Galaktisch Yohji Yamamoto designt für die Raumfahrt Weltenbummler Fliegen mit Klasse PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN CHANGES Into the Wild Come on, let’s rock’n’roll! JAMES HOGAN Präsident und CEO Etihad Airways Meister der musikalischen Inszenierung: Kent Nagano beschert als Generalmusikdirektor der Hamburger Staatsoper sowie als Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg seinem Publikum stets Gänsehautfeeling. TRENDS Auf Survival-Tour mit Präsident Barack Obama WISSENSWERT 148 90 ERFAHRUNGSWERT Leckeres Essen, das glücklich macht Auf Genussreise durch die Franciacorta 60 Es war einmal ... 120 1001 Nacht 126 Von der Provence in die Welt hinaus 84 136 Träumen in Marrakeschs Armen Himmelwärts 148 Bentley und die Vollkommenheit einer Ikone Temel Kahyaoglu im Gespräch 66 Temel Kahyaoglu im Gespräch 114 mit Nikolas von Haugwitz, Vorstand und Geschäftsführer Hawesko GmbH, und Ina Dittmann, Projektleiterin bei Hawesko mit Dirk Lessing, Dirk Knütter und Dirk Jurkowski VOICES Thomas Lucas-Nülle im Gespräch zu Safe Harbor 142 110 mit Dr. Thilo Weichert und Andres Dickehut PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 16 · INHALT 70 MENSCHEN SIR PAUL SMITH gewährt einen persönlichen Einblick in seine Designwelt. Interview mit Designer Sir Paul Smith Classic with a Twist 70 Meister der musikalischen Inszenierung 90 Generalmusikdirektor und Chefdirigent Kent Nagano im Interview Von Ansichten und Einsichten Das Lebenswerk des Konrad Rufus Müller 32 102 EMPFEHLUNGEN Spring Look 158 Hallo, ich bin Jibo! 164 Entdecke sie ... 168 Ich sehe was, was du nicht siehst ... 170 Gedankenversunken 172 ... die Geschichte deines Körpers Frühlingsfrische Accessoires mit Stylefaktor Des Menschen schönes Tun auf Papier gebracht RUBRIKEN EDITORIAL NEWS MENSCHEN UND MARKEN BILDNACHWEISE IMPRESSUM 02 18 178 178 178 Let's rock'n'roll! David Shing im Interview, wie sich unser digitales Konsumverhalten dank smarter Marken in Zukunft noch weiter verändern wird und welche Marke ihre Produkte am erfolgreichsten neu erfunden hat. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN NEWS · 19 18 · NEWS IBM GEHT EINKAUFEN NUR SCHWEBEN IST SCHÖNER Der IT-Riese IBM hat die Berliner Digitalagentur Aperto sowie den Digitaldienstleister Ecx.io mit Hauptsitz in Düsseldorf aufgekauft. Die neue Tochter soll wie Aperto Teil des IBM-iX-Networks werden, unter dessen Dach das Unternehmen seine Aktivitäten im digitalen Marketing, E-Commerce und Plattformgeschäft bündelt. Mit dem Model X von Tesla kommt Mitte des Jahres nun endlich der vielseitige und sportliche Elektro-SUV des Hauses auf den deutschen Markt. Das optische Highlight sind die platzsparenden und schicken zweiteiligen Flügeltüren namens „Falcon Wing“. Ein weiteres interessantes Feature ist der integrierte HEPA-Filter, der zuverlässig Pollen, Keime, Viren und Schadstoffe aus der Außenluft entfernt und so den Innenraum effektiv schützt. www.ibm.com/ibmix www.tesla.de PAY WITH GOOGLE Google will das mobile Bezahlen einfacher machen. Dabei helfen soll die App „Hands Free“, die sich im Moment in der Testphase befindet. Alles, was man als Nutzer dann noch tun muss, ist, dem Verkäufer zu sagen, dass man mit Google bezahlen möchte. Dieser identifiziert den Kunden anhand der Abfrage der Initialen und eines im Hands-Free-Profil eigens hinterlegten Fotos, das Smartphone muss dabei nicht aus der Tasche geholt werden. Per Bluetooth, WLAN und den Ortungsdiensten des Smartphones stellt die App fest, ob ein Geschäft in der Nähe ist, bei dem per Hands Free gezahlt werden kann. www.zeit.de DATEN FÜR DIE EWIGKEIT FLEXIBLER UV-HAUTSENSOR Die führende dermatologische Hautpflegemarke des L’OréalKonzerns, La Roche-Posay, bringt voraussichtlich in den kommenden Wochen einen flexiblen Hautsensor namens „My UV Patch“ auf den Markt. Dieser besteht aus einem elektronischen System, das sich auf einem weichen und selbstklebenden Film befindet. Der Patch enthält photosensitive Farbstoffe, die die eigene Hautfarbe als Basis berücksichtigen. Die veränderte Farbe des Patches gibt die Intensität der Sonneneinstrahlung wieder. Mithilfe der dazugehörigen App kann der Verbraucher ein Foto des Patches hochladen und den Grad der UV-Strahlung, dem der Träger ausgesetzt ist, analysieren lassen. www.loreal.de PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN Wissenschaftler der Universität von Southampton haben eine neue Form der Informationsspeicherung gefunden, mit der das menschliche Wissen für Milliarden von Jahren erhalten werden kann. Die besonderen Eigenschaften von Glas machen es möglich, Daten quasi für die Ewigkeit zu bewahren. Mithilfe von Nanostrukturen werden Musik, Bilder und Videodateien in winzige Glasscheiben eincodiert. www.southampton.ac.uk SPRACHTALENT Der Arbeitsalltag ist international geworden. Xerox’ neueste Innovation möchte uns genau dabei unter die Arme greifen. Der „Easy Translator Service“ ist ein neues, Cloud-basiertes Übersetzungssystem, das es den Nutzern ermöglicht, Dokumente via ConnectKey Xerox Drucker, Webportal oder App hochzuladen und sie dann in mehr als 40 Sprachen übersetzen zu lassen. Schickt man beispielsweise ein englisches Dokument ab, erhält der Empfänger die übersetzte Version in der gewählten Sprache, sei es Französisch, Russisch oder Mandarin. Und das alles, ohne den Aufbau des Dokuments zu verändern. www.entrepreneur.com PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN TRENDS · 21 20 · TRENDS INTO THE WILD Auf Survival-Tour mit Präsident Barack Obama VON ANJA FAHS I n der majestätischen Wildnis Alaskas bietet sich ein eher ungewöhnliches Bild: Wo bislang nur Bären im Fluss Lachse fangen und Wapitis friedlich grasen, wandert plötzlich Barack Obama, der Präsident der Vereinigten Staaten, durch die atemberaubende Landschaft des nördlichsten Bundesstaates der USA. An seiner Seite der Survival-Experte Bear Grylls, der Obama auf seine Anpassungsfähigkeit in der Natur testen und ihm zeigen will, wie man in der Wildnis überlebt. Gefilmt wurde der Trip für Grylls Survival TV-Show „Running Wild with Bear Grylls“. Obamas Auftritt in der Sendung ist Teil der Umweltkampagne des Präsidenten, mit der er auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen will. Die Eingriffe des Menschen beeinträchtigen das Klima auf unterschiedliche Weise und viel schneller als gedacht, bestätigte Obama bei einem Delegationsmeeting in Anchorage, Alaska, während seiner dreitägigen Reise an den Rand der Arktis. „Der Klimawechsel ist nicht länger ein Problem irgendwo weit weg. Es passiert hier, und es passiert jetzt.“ Die Wanderung mit Bear Grylls durch Alaska bot dem Präsidenten nicht nur die Möglichkeit, die klimatischen Veränderungen in der Natur zu beobachten, er hatte auch Gelegenheit, seine abenteuerliche Seite auszuleben. » PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN US-Präsident Barack Obama und Survival Coach Bear Grylls PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN TRENDS · 23 22 · TRENDS Als sie ein Stück einem Flusslauf folgen, lernt Barack Obama seine erste Survival-Lektion und erfährt, was man alles in der Wildnis essen kann. „Ich habe die Dinge gesehen, die Bear so isst. Aber ich hoffe, wir finden etwas, dass keine Beine und Augen mehr hat – also etwas, das nicht ganz so deutlich wiederzuerkennen ist“, beschreibt Barack Obama die Aussicht auf seine erste selbst erbeutete Mahlzeit. „Okay, flippen Sie jetzt nicht aus ...“, warnt Bear Grylls seinen Gast, als er einen in Moos gewickelten Lachs aus seinem Rucksack holt, den er unterwegs am Fluss gefunden und eingepackt hat. „Er ist von einem Bären angefressen worden“, erklärt Bear und erzählt, dass die Bären zu Feinschmeckern werden, ziehen die Lachse in großen Schwärmen die Flüsse hoch und es herrscht Überfluss an Beute. Dann fressen die Tiere nur den Rogen der Fische und die kalorienreichen fetten Teile, wie beispielsweise die Haut, Eingeweide und den Kopf. Der Rest des Fleisches bleibt für Bear Grylls und den Präsidenten als Mittagessen. Auf einem flachen Stein gebraten, schmeckt der Alaska-Lachs Obama tatsächlich sehr. Bear zeigt ihm außerdem, wie man Tee aus Weidenkätzchen kocht, sich in der Natur orientieren kann, und beide sprechen über ganz alltägliche und persönliche Dinge. So beispielsweise über ihre Familien, wie es ist, Vater zu sein, die nächsten Präsidentschaftswahlen, welche Sorgen und Ängste sie gemeinsam haben, wie man seine Arbeit und das Privatleben unter einen Hut bekommt und natürlich auch über die Einwirkungen des Menschen auf die Natur. Hier kennt sich Bear Grylls bestens aus, denn er reist für seine Show regelmäßig in viele abgelegene Gebiete der Welt und sieht, wie sich die bisher unberührte Natur verändert, sobald der Mensch dort eingreift. Es gibt kaum einen einsamen Platz der Erde, den der ehemalige SAS-Soldat noch nicht besucht hat. Edward Michael Grylls, genannt Bear Grylls, stammt aus Nordirland. Nach seiner Zeit bei einer Sondereinheit des britischen Militärs ist er zum Abenteurer, Dokumentarfilmer, Pfadfinderleiter und Autor geworden. Im Jahr 1998 bestieg Grylls im Alter von 23 Jahren als jüngster Brite den Mount Everest. 2007 überflog er genau dieses Bergmassiv als erster Mensch erfolgreich mit einem Motorschirm. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN Grylls moderierte einige Dokumentationen für den Discovery Channel Europe. Beispielsweise die Sendung „Man vs. Wild“, die in Deutschland unter dem Titel „Ausgesetzt in der Wildnis“ ausgestrahlt wird. In dieser Serie zeigt Grylls, wie man in der Wildnis überleben und von dort zurück in die Zivilisation finden kann. Seit Juli 2014 strahlte der Sender NBC in den USA die Sendung „Running Wild with Bear Grylls“ aus (in Deutschland auf dem Sender DMAX unter dem Titel „ Bear Grylls: Stars am Limit“), in der er berühmte Persönlichkeiten für zwei Tage mit in die Wildnis nimmt. Darunter bisher zum Beispiel Hollywood Stars wie Zac Efron, Channing Tatum, Kate Hudson, Ben Stiller oder Kate Winslet – und jetzt auch Barack Obama, der die Sendung für seine Umweltkampagne nutzt. „Er sagte, es wären die besten Tage seiner Präsidentschaft gewesen“, freut sich Grylls. Während seines dreitägigen Besuches in Alaska lernte der Präsident nicht nur Überlebenstechniken in der Natur von Bear Grylls, er informierte sich grundlegend über das Leben am Polarkreis und die Bewohner. „Ich hatte die Gelegenheit, viele wilde und schöne Dinge in Alaska zu sehen und sie mit dem ganzen Land zu teilen. Aber in diesen atemberaubend schönen Szenerien liegt auch eine sehr ernste Realität – und es ist Tatsache, dass der Klimawandel vor unseren Augen stattfindet“, sagt Obama und beschreibt seinen Flug über Kivalina Island, eine arktische Insel, deren einzige Stadt langsam im Meer versinkt. Verursacht durch den steigenden Meeresspiegel und die voranschreitende Erosion. Bisher waren viele Küsten durch das Eis vor Erosion geschützt, jetzt ist das Eis jedoch verschwunden. Während Grylls und Obama auf ihrem Trip versuchen, tunlichst Bären aus dem Weg zu gehen, führt sie ihr Weg zu einem Gletscher. Mit enormer Kraft dringen Gletscher in die Landschaft ein. Doch so beeindruckend sie auch sind – ihr Ende ist absehbar, weltweit ziehen sie sich zurück, nicht nur in Alaska. So konnte Barack Obama hier auf einen Felsen klettern, der vor zehn Jahren noch vom Gletscher bedeckt war. Die steigenden Temperaturen wirken sich fatal auf die Geologie der Berggebiete aus, denn der dauerhaft gefrorene Boden der Arktis wird instabil. Erdrutsche und Bergabgänge sind Seit vielen Jahren macht sich USPräsident Barack Obama stark für den Klimaschutz. In der amerikanischen TVShow „Running Wild with Bear Grylls“ äußert er sich dazu sehr persönlich und wagt sich sogar 48 Stunden unter der Obhut von SurvivalExperte Bear Grylls in die Wildnis Alaskas. die Folge. Grylls und Obama wissen, wie wichtig es ist, die Schönheit Alaskas für die kommenden Generationen zu bewahren. Aber dem Umweltschutz stehen auch ganz konkrete ökonomische Interessen gegenüber. Alaska gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Bundesstaaten der USA. Die Quelle des Reichtums stellen die Ölvorkommen dar, die rund 85 Prozent der staatlichen Einnahmen ausmachen. Wegen der großen Waldgebiete ist die Holzund Papierindustrie eine wichtige Einnahmequelle. In den Bergen werden wertvolle Metalle abgebaut. In Alaska gibt es Kohlevorkommen und eine 1968 entdeckte Erdöllinie. Diese verschafft Alaska und der Trans-AlaskaPipeline eine wichtige Rolle auf dem Welt-Rohölmarkt. Das sind alles wirtschaftliche Interessen, die nicht immer mit dem Umweltschutz Hand in Hand gehen. Durch Alaskas Fischerei werden überwiegend Lachs und Kabeljau exportiert – dies ist der Teil der Industrie, der den Klimawandel am deutlichsten zu spüren bekommt. Sie begrüßen Barack Obamas Bemühungen für einen stetigen Kampf gegen den Klimawandel und wissen, dass dies eine der größten Herausforderungen ist, denen wir uns in diesem Jahrhundert gegenübersehen. „Ich liebe Alaska und habe so viele inspirierende Leute hier getroffen. Für sie müssen wir weiter gegen den Klimawandel angehen – und auch für uns“, twittert Barack Obama am letzten Tag seiner Alaska Reise. „Ich hoffe, wir haben hier etwas zusammen erlebt, das ihm ein Lächeln auf sein Gesicht zaubert, welches eine Weile anhalten wird“, sagt Bear Grylls zu ihrem gemeinsamen Abenteuer. www.beargrylls.com www.nbcnews.com PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 24 · ERFAHRUNGSWERT ERFAHRUNGSWERT · 25 DER MARSIANER Millionen Kilometer von zu Hause entfernt PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN ERFAHRUNGSWERT · 27 26 · ERFAHRUNGSWERT VON SANDY STRASSER A ls Alfred Newman 1933 ein nur wenige Takte langes Musikstück schrieb, konnte er noch nicht ahnen, dass sein Werk eines Tages als weltbekanntes Synonym für großes Kino stehen würde: die Fox Fanfare der weltberühmten 20th Century Fox-Filmstudios. Genau wie sie, so verkörpert auch das Logo mit der großen „20th“ und den sich bewegenden Scheinwerfern die Tradition des mittlerweile legendären Medienkonzerns. Bis heute sind mit diesem Namen zahlreiche große Hollywood-Legenden verbunden, wie Spencer Tracy, Shirley Temple, Joan Collins, Elizabeth Taylor und viele andere. Bei dem ScienceFiction-Streifen „Der Marsianer“ in Zusammenarbeit mit Meisterregisseur Ridley Scott hat man in Sachen Equipment vergangenes Jahr neue Wege beschritten und für die Produktion und ebenso in der Geschichte Mini-ActionKameras der US-amerikanischen Firma GoPro eingesetzt, was bisher einzigartig ist für Hollywood-Filme. Das Ergebnis sind Szenen voller Spannung und Intensität in neuer Dimension. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Während einer bemannten Raummission zum Mars wird Botaniker und NASA-Astronaut Mark Watney alias Matt Damon bei einem gewaltigen Sandsturm fortgerissen. Seine Kollegen glauben, er sei ums Leben gekommen und verlassen den Planeten ohne ihn. Watney aber hat überlebt und versucht, nun vollkommen auf sich allein gestellt, auf dem unwirtlichen Planeten zu überleben. Mit seinem Einfallsreichtum, Überlebenswillen und dem Wenigen, das er hat, findet er schließlich einen Weg, der Erde zu signalisieren, dass er noch am Leben ist. Millionen Meilen entfernt arbeiten die NASA und ein Team von internationalen Wissenschaftlern unermüdlich daran, den „Marsianer“ heimzuholen. Gleichzeitig planen seine Crewmitglieder eine waghalsige, wenn nicht gar aussichtslose Rettungsmission. Während dieses Vorhaben allen Beteiligten unglaublichen Mut abverlangt, rückt die Welt zusammen, um Watneys Rückkehr sicherzustellen. Der Hollywood Regisseur Ridley Scott konnte für sein » Schauspieler Matt Damon PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN ERFAHRUNGSWERT · 29 28 · ERFAHRUNGSWERT neues Action-Abenteuer, das auf dem gleichnamigen Bestseller von Andy Weir basiert, neben Hauptdarsteller Matt Damon ein hochkarätiges Starensemble gewinnen wie beispielsweise Jessica Chastain, Kristen Wiig, Kate Mara, Michael Pena, Jeff Daniels, Chiwetel Ejiofor und Donald Glover. Mit der Integration der GoPro-Kameras zeigen er und Fox innovative neue Aufnahmen. So verwendete Scott die Kameras, um kreative neue Perspektiven einzufangen und den Zuschauer somit noch tiefer in die Geschichte von einem Leben auf dem Mars zu ziehen. „Wir haben GoPros in einigen der größten Szenen genutzt, und sie ermöglichten es uns nicht nur, die Intensität und Spannung dieser Momente einzufangen, sondern auch, eine intime Nähe mit den Charakteren selbst herzustellen“, sagt Ridley Scott. „Technologien wie GoPro erlauben es Filmemachern, die Art, wie Geschichten im Kino erzählt werden, noch stärker voranzubringen und Zuschauern neue Blickwinkel und Ebenen zu zeigen, die sehr fesselnd sein können.“* Anfangs wurden die Kameras bei der Produktion nur zur Requisite im Set eingesetzt, um sie als Standardausrüstung an den Raumanzügen der Astronauten zu befestigen. Als Scott allerdings das Filmmaterial sah, entdeckte er deren besonderen Perspektiven, die den Überlebenskampf des Astronauten Mark Watney auf dem Mars aus direkter Nähe zeigen. Dadurch wurden sie ein viel größerer Teil der Produktion, als es ursprünglich geplant war. „Ich nutzte die Kameras plötzlich ganz anders als gedacht“, fügte Scott hinzu. „Sie wurden eine eigene Figur im Film. Sie waren direkt an den Astronauten befestigt, und Matt nimmt in der Rolle sogar sein Videotagebuch damit auf. Kleine Details halfen, bestimmte Aspekte der Geschichte weiterzuerzählen und dieser Welt eine neue, besonders authentische und vertraute Ebene hinzuzufügen.“* Der Film dürfte GoPro in Sachen Verkaufszahlen damit einen im wahrsten Sinne des Wortes galaktischen Schub nach vorne verschafft haben. Seit dem 18. Februar ist „Der Marsianer“ auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich. » PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN *Quelle: Pressemitteilung GoPro vom 2. Oktober 2015 Schauspieler Matt Damon PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 30 · ERFAHRUNGSWERT GoPro Inc. transformiert die Art, wie Menschen ihr Leben aufzeichnen und teilen. Was mit der Idee begann, Athleten dabei zu helfen, sich selbst bei ihrem Sport zu dokumentieren, hat sich zu einer weit verbreiteten Lösung entwickelt, wie Menschen sich selbst bei ihren Lieblingsaktivitäten aufzeichnen. Egal, ob extrem oder Mainstream, Profi oder Hobby-Nutzer – GoPro ermöglicht es der Welt, ihre besonderen Momente festzuhalten und zu teilen. Und im Gegenzug hat die Welt dabei geholfen, GoPro zu einer der aufregendsten und richtungsweisenden Firmen unserer Zeit zu machen. Seit dem Börsengang des Unternehmens 2014 widmet sich Gründer und CEO Nick Woodman wieder der Entwicklung neuer Produkte. Im Juli präsentierte das Unternehmen eine kleinere, leichtere Kamera, genannt Session, die das vormals rechteckige Design durch ein würfelförmiges ersetzt. Er kündigte zudem an, dass seine Firma bald ihren ersten Quadrokopter enthüllen wird, mit dem GoPro schnell in die sich rasant entwickelnde Dronen-Industrie aufsteigen will. Wo ließe sich Zeitgeschichte besser schreiben als an einem Ort, der viel zu erzählen hat: 1910 wurde die Sternwarte in der renommierten Uhrmacherstadt Glashütte erstmals in Betrieb genommen. Knapp 100 Jahre später bescherte ihr der Wiederaufbau durch die Firma WEMPE große Aufgaben: Mit der Einrichtung der einzigen Prüfstelle Genießen Sie den Rausch der Tiefe bereits an Land. www.gopro.com www.fox.de DIGITALE TRANSFORMATION Kurzporträt censhare Nick Woodman Gründer und CEO GoPro CENSHARE UND GOPRO GoPros Ziel ist es, sich von einem Produkthersteller in ein internationales Medienunternehmen zu verwandeln. Dazu gehört es, Videos in gleichbleibender Qualität zeitnah zu produzieren, den mit GoPro-Geräten generierten Content zu entdecken und einen höheren Prozentsatz dieser Inhalte online zu stellen. Mit censhare hat GoPro das geeignete System zur Verwaltung, Produktion und Veröffentlichung aller Videos gefunden. censhare ermöglicht heute eine hochgradig skalierbare, extrem flexible und offene Lösung, die für alle Ein- und Ausgangskanäle offen ist. censhare ist eine internationale Software-Firma mit Niederlassungen in Deutschland, Schweiz, UK, USA, Frankreich und Indien, die Unternehmen dabei hilft, mittels technologischer Innovation die nächste Generation der digitalen Kommunikation zu beherrschen. censhare ist die integrierte Software-Lösung, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Kommunikation zu managen, jegliche Information zu integrieren, alle Maßnahmen zu optimieren und ihre Zielgruppen über digitale und analoge Kontaktpunkte zu begeistern. Innovativ verbindet das Unternehmen Menschen mit Inhalten und Prozessen und ermöglicht so intelligente Business-Kommunikation. Die Software-Firma verwandelt Unternehmensanforderungen in Lösungen für treffsichere Kommunikation und begeisterte Kunden und bereichert damit den gesamten Lebenszyklus der Kommunikation und macht Customer Journeys verständlich. Das Ergebnis ist ein effizientes und flexibles System, das Unternehmenskommunikation in Echtzeitinteraktion verwandelt, Kundenbindung und Engagement steigert und dabei Zeit und bis zu 40 Prozent der Marketingkosten einspart. Weltweit vertrauen führende Unternehmen und Marken auf censhare, um ihre Kommunikation zu integrieren und automatisieren und so begeisternde Kundenerlebnisse zu schaffen. Das Kundenund Projektportfolio umfasst nahezu alle Branchen und Unternehmensgrößen, unter anderem Burda, Condé Nast, Deutsche Bank, Dyson, General Motors, Hearst UK, GoPro, Kohl’s, McCann, Migros, REWE, Swiss Re und Vitra. www.censhare.com WEMPE ZEITMEISTER Sport Taucher Chronograph CERMET in Edelstahl mit Automatikwerk. Für € 3.575 exklusiv erhältlich bei Wempe. Verwaltung: Gerhard D. Wempe KG, Steinstraße 23, 20095 Hamburg An den besten Adressen Deutschlands und in London, Paris, Madrid, Wien, New York und Peking. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN nach deutscher Chronometernorm und der Etablierung der WEMPE Uhrmacherschule bildet die Sternwarte in Glashütte heute den perfekten Produktionsstandort für die Armbandchronometer der WEMPE GLASHÜTTE ∫/SA Kollektion. 32 · WISSENSWERT WISSENSWERT · 33 COME ON, LET'S ROCK'N' ROLL! Interview mit David Shing, AOLs Digital Prophet PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN WISSENSWERT · 35 34 · WISSENSWERT VON NICOLE KIDD A lles wird mobil, virtuell und in naher Zukunft werden Computer unsere Jobs übernehmen. Doch nicht so schnell. AOLs digitaler Prophet David Shing packt einige Teile der „digitalen Story“ in ihren Kontext und gewährt einen Einblick darin, wie sich unser digitales Konsumverhalten dank smarter Marken anpasst und allgegenwärtige Geräte Brücken über Bild, Ton, Bewegung, Berührung, Gefühl und Geruch zu einer tieferen, emotionalen Erfahrung bauen. David, skizzieren Sie ein Profil des digitalen Verbrauchers der nahen Zukunft, sagen wir 2020. In einem Interview auf dem Digital CMO Summit 2012 sagten Sie, wir würden wieder menschlicher werden. Sie sagen voraus, dass Analyse-Technologie für Gestik und Emotionen von Firmen wie Affectiva, Spezialist für Gesichtserkennung, und BeyondVerbal, ein Pionier für Stimme und Intonation, es Computern ermöglichen würden, immer menschlicher zu werden. Wie wird sich das auf unser Verhalten auswirken? Welchen Einfluss nimmt es auf unseren digitalen Konsum? DAVID SHING: Technologie beeinflusst unser Verhalten absolut. Man muss sich nur das Entstehen des „Tech-Neck“, des Technik-Genicks sozusagen, anschauen, angespornt von einer Generation, die ständig von dem Gerät in der Hand abgelenkt wird. Technologie verändert allerdings nicht unser Bedürfnis – unser menschliches Bedürfnis. Wenn wir von Menschen lernen, vor allem von jenen mit mobilen Geräten, können wir die Beziehung zu ihnen und wie wir mit ihnen in Kontakt treten, verändern. Klassische Werbung fördert Verbindungen, die auf bewusstem Branding beruhen, doch wir bewegen uns hin zu einer Welt, in der Maschinen unser Verhalten, den Standort, die Stimmung und den Kontext erlernen, und so können wir diese Beziehung herausfordern und uns zu einer Welt entwickeln, in der Fürsprache über Bekanntheit regiert und wir uns Menschen auf neue Art und Weise nähern. Den Leuten Tauschwert durch Informationen oder Entertainment oder Services anzubieten – wann, wo, was, warum – wird unsere digitalen Konsumgewohnheiten verändern. Im Januar dieses Jahres beschrieben Sie, wie die intensive Erfahrung der virtuellen Realität unser Sehverhalten als Zuschauer im Kino verändern wird. Meinen Sie, statt stillzusitzen, könnten wir uns bewegen und vielleicht sogar mit sorgfältig positionierten Marken im digitalen Raum interagieren? Oder stellen Sie sich eher individuelle Erfahrungen vor, bei denen jeder Verbraucher zum Protagonisten in seinem eigenen Drehbuch wird, aber dies im gemeinschaftlichen Rahmen eines Kinosaals? Wie wird man verschiedenen Generationen von Konsumenten im selben Raum gerecht? D. S.: Einige sagen, dass Mobilität alles ist. Ich würde das umdrehen und behaupten, dass alles mobil ist. Die PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN Macht des mobilen Gerätes, das immer eingeschaltet, immer mit dabei, immer eingeloggt ist, ist der Schlüssel zur Zukunft dieser Plattform. Und es geht weit über das bescheidene Telefon und unsere Gesten hinaus und dringt in jeden Teil unseres bewegten Lebens ein, durch eine tiefere Verbindung der Gemeinschaft, Kommunikation, Bildung, Haushalt, Gesundheit, Geld, Sicherheit, Arbeit, Spiel, Unterhaltung, Nutzen und Konversation. Da immer mehr Geräte immer facettenreicher werden, erfassen sie viele Dynamiken aus den eigenen, personalisierten Daten, manchmal messen sie Dinge, ohne zu wissen, was sie mit diesen Informationen machen sollen. Allerdings werden Services, die Daten in einen vorhersehbaren und elegant vereinfachten Kontext bringen, gewinnen. Welchen Teil der digitalen Landschaft finden Sie persönlich am aufregendsten? D. S.: Unabhängig von physikalischer oder digitaler Technologie, ist die Qualität des Designs das Thema, welches ich am spannendsten findet. Design ist das erste, was eine Verbindung mit den Menschen herstellt, und je besser, je ansprechender das Design ist, desto tiefer ist die Beziehung. Allerdings erinnere ich mich immer an Leonardo da Vinci, der sagte: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung“, und jetzt, da immer mehr Technologie auf kleinere, vielformatige Bildschirme gelangt, kann ich diesem Zitat nur vollumfänglich zustimmen. Sie sind ein vielgefragter, weltreisender Sprecher und Benutzer von nützlichen Marken und Apps, die Ihr Leben bereichern. Welche globalen Marken stechen durch kontinuierliche Experimentierfreude heraus, wenn es darum geht, die Konsumenten von morgen digital und sinnvoll zu beschäftigen? D. S.: Ich bin ein Fan von Marken, die den Unterschied von Wert und Werbung erfassen. Besonders, wenn es um die Vernetzung verschiedener Ge- räte geht. Es gibt eine Menge Marken, die sich darauf verstehen. Modemarken wie Nike und adidas ermöglichen sehr persönliches und individuelles Erleben von Themen, die Menschen interessieren. Oder Lego, die Einflüsse von Menschen aufnehmen, die ihre Produkte hacken und ihre neuen Ideen der „Crowd“ zur Abstimmung vorlegen. Selbst CPG-Firmen wie P&G und Unilever leisten ausgezeichnete Arbeit, indem sie kulturellen Wandel als Marketing reflektieren und tiefgreifende Storys und Erfahrungen schaffen, die der DNA ihrer Kernmarke zu entsprechen scheinen. Sie alle fragen zuerst nach dem „Warum“ und nicht nur dem „Wie“ und „Was“, und das ist inspirierend, weil der Nutzen für die Menschen neue Produkte, individuelle Erfahrungen, tieferes Wissen, emotionale Verbindungen oder auch nur ein großer Spaß sein könnten, der die humane Erfahrung bereichert. Welche Marke hat ihre Produkte am erfolgreichsten wieder beziehungsweise neu erfunden und warum? D. S.: Es gibt viele Beispiele von Marken, die ihre Produkte erfolgreich neu erfinden. Solche, die den Fokus auf das Warum vor dem Was und Wie legen und etwas entwickeln, mit dem Menschen auf neue Weise in Verbindung treten können. Nespresso konzentrierte sich auf Komfort, Sodastream auf Design, Nike auf Community, Apple auf ein Ökosystem, Toms Schuhe auf Großzügigkeit, Coca-Cola zelebrierte Individualität, Bang & Olufsen konzentrierte sich ebenfalls auf Design, Mini-Cooper auf Perzeption. Jede dieser Marken konzentriert sich auf etwas, das im Kern ihrer MarkenDNA lag, und übertrug das auf die Neuerfindung der Produkte, die sie bereits entwickelt hatte, aber nun mit größerem Zweck und Wert. Ich würde allerdings sagen, dass die Marke, die sich am erfolgreichsten neu erfunden hat, AOL ist. In nur ein paar Jahren hat sich das Unternehmen, das allen als Internetprovider, der Menschen mit dem Netz verbindet, bekannt war, zu einer Firma gewandelt, die an der Schnittstelle von Kultur agiert und Marken wie die Huffington Post, Makers.com oder Engadget aufbaut, die Inhalte erstellt und Leute damit über Code den Dingen näher bringen, die sie lieben. Das zu beobachten war schon ziemlich cool. Sie haben noch keine Kinder, doch wie würden Sie die Interaktion mit Ihrem Kind stärken? Welche Marke nutzt Technologie am sinnvollsten, um die digitalen Konsumenten von morgen auf das Leben vorzubereiten? D. S.: Ich nehme an, dass die Interaktion mit Kindern auf einer sehr instinktiven Ebene glücklich sein muss. Seien Sie präsent, kindlich und offen. Es gibt aber Marken, die versuchen, Neugier und Forschergeist der Kinder zu wecken. Lego Robotics und Fisher-Price „Code-a-Pillar“ entwickeln beide echte Produkte, die Kinder dazu ermutigen, auf eine Art und Weise mit ihnen zu spielen, die ihnen hilft, die Macht des Codes zu begreifen. Das Ätherische fließt in die praktische Handhabung ein. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, welche Erfahrung würden Sie gerne noch einmal machen? Und wenn Sie die heutige Technik hätten, wie würde diese dieses Erlebnis verändern? Wenn Sie die Zeit vorspulen könnten, welche Erfahrungen würden Sie dann gern in naher Zukunft machen? Wann und wie werden wir das erleben? D. S.: Ich verbringe ein paar Tage im Monat (nicht hintereinander) ohne Technologie und praktiziere die verlorene Kunst der menschlichen Präsenz. Anstatt lange Playlisten mit Musik ohne Anfang und Ende zu erstellen, liebe ich die Tradition, Alben von vorne bis hinten anzuhören, in der vom Künstler intendierten Reihenfolge. Vielleicht ist das die Erfahrung, auf die ich in naher Zukunft hoffe und die ich glücklicherweise in diesem Moment erlebe. Wie fabelhaft. www.shingy.com www.aol.com DAVID SHING David Shing „Shingy“ wird in Australien geboren und wächst als eines von zehn Kindern in einem Haus mit zwei Zimmern auf. Er hat den größten Teil seines Erwachsenenlebens in der digitalen Welt verbracht und sowohl für große als auch kleine, kreative Unternehmen gearbeitet. Bei AOL war er zunächst Europa-Chef für Media und Marketing, bevor er seine jetzige Rolle als AOLs digitaler Prophet in New York City annahm. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 44 · ERFAHRUNGSWERT ERFAHRUNGSWERT · 45 LEBENSART Individualismus made by Villeroy & Boch PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 46 · ERFAHRUNGSWERT ERFAHRUNGSWERT · 47 VON SANDY STRASSER W ie kaum eine andere Premium-Marke ist der Keramikhersteller Villeroy & Boch tief in der europäischen Kultur verwurzelt. Das Unternehmen hat es verstanden, seine Identität zu wahren und dabei dennoch mit der Zeit zu gehen. Innovationskraft, Stil und Design sind die Werte, von denen sich Menschen weltweit inspirieren lassen und die ihnen die Freiheit geben, ihr Zuhause individuell zu gestalten. Wie man dessen ganzheitliches Markenkonzept im Handel und online erleben kann, erklären uns Thomas Ochs, CIO der Villeroy & Boch Gruppe, und Béatrice Jungblut, die als Marketing Director verantwortlich ist für das Corporate Marketing und die Online Unit des Unternehmens. Wie gestaltet sich eine klassische Customer Journey bei Villeroy & Boch? BÉATRICE JUNGBLUT: Die klassische Customer Journey gibt es eigentlich gar nicht. Sie kann im Bereich Tischkultur über einen Kontakt in den Sozialen Medien, über unsere Internetseite oder den Besuch einer Tischkultur-Filiale beginnen und dank unserer Cross Channel-Services im Onlineoder stationären Handel enden. Bei der Customer Journey im Bereich Bad und Wellness spielen unsere Handelspartner eine zentrale Rolle. Sie beginnt zwar ebenfalls häufig online, wo sich Kunden in den Sozialen Medien oder auf unserer Webseite informieren können, sie endet in jedem Fall bei unseren Partnern im Handel. Welche Plattformen haben Ihrer Meinung nach eine immer stärkere Bedeutung für europäische Industrieunternehmen, wenn es um erfolgreiche Markenführung im Onlinebereich geht? B. J.: Von großer Bedeutung ist unsere Endverbraucherseite, auf der sich der Kunde umfassend über unsere Produkte aus beiden Unternehmensbereichen informieren kann. Aber immer wichtiger werden für uns auch die Sozialen Medien wie Facebook und Instagram, wo wir mit dem Kunden in Dialog treten und ihm Inspirationen visueller Natur bieten. Bedeutsam sind zudem Blogger Relations. Wie sieht in diesem Zusammenhang die Zukunft des ECommerce aus? THOMAS OCHS: Dem E-Commerce kommt als Ergänzung der stationären Vertriebswege – in der Tischkultur zum Beispiel unsere eigenen Geschäfte – eine immer größere Bedeutung zu. Unserem eigenen E-Commerce auf der einen Seite und Handelsplattformen und Marktplätzen auf der anderen Seite. Insbesondere in Ländern wie den USA, in denen das stationäre Vertriebsnetz nicht so engmaschig ist wie beispielsweise in Deutschland, schaffen wir als Marke über den E-Commerce eine enge Bindung zum Endverbraucher, die für unseren Erfolg wichtig ist. » PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN ERFAHRUNGSWERT · 49 48 · ERFAHRUNGSWERT sich schon bei der Planung ein sehr genaues Bild von seinem künftigen Badezimmer machen kann. Mithilfe einer 3-DBrille kann dem Kunden sein geplantes Bad sprichwörtlich vor Augen geführt werden, er kann sich darin bewegen und es aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Wie ist dahingehend die Akzeptanz aus dem B2B- und B2C-Umfeld? T. O.: Sehr gut. Wir haben die 3-D-Brille im vergangenen Jahr auf der ISH vorgestellt – das Feedback war außerordentlich gut. Derzeit befinden wir uns im Roll-out: Bislang kann man das virtuelle Badezimmer per 3-D-Brille in unserem House of Living in Lübeck sowie bei einem Großhändler in Dülmen testen. Weitere – auch internationale – Standorte folgen. Für unsere Händler ist dies ein außergewöhnlicher Service, den sie dem Kunden bieten können. Auch bei der reinen Herstellung von Produkten lassen sich immer kürzere Innovationszyklen beobachten. Welche neuen Produktionsverfahren sind für Ihr Unternehmen spannend? T. O.: Ein Beispiel ist hier der 3-D-Druck, den wir in der Produktentwicklung neuer Tischkultur-Prototypen bereits einsetzen. Vorteile sind hier ein geringerer Zeitaufwand und dass wir die Maße des Produkts vorab genau bestimmen können. Welche Visionen haben Sie für Villeroy & Boch für die kommenden fünf bis zehn Jahre? B. J.: Wir sehen uns weiterhin führend im Bereich Keramikkompetenz sowie im Keramikumfeld in den Bereichen digitale Markenführung und Cross Channel-Angebote. Béatrice Jungblut ist seit 2014 als Marketing Director unter anderem verantwortlich für die Online Unit bei der Villeroy & Boch AG. Von 2012 bis 2013 war sie als Marketing Director DACH verantwortlich für Produkt Marketing, Promotion, PR und Trade Marketing bei Sony Pictures Home Entertainment GmbH. Zuvor hielt sie verschiedene Marketingpositionen inne – vom Assistant Product Manager bis zum International Marketing Director im In- und Ausland bei der Henkel AG & Co. KGaA. Welchen Stellenwert hat die Verknüpfung von Online- und stationärem Handel? Welche Beispiele gibt es, die zeigen, wie das Zusammenspiel besonders gut funktioniert? B. J.: Die Verknüpfung von Online- und stationärem Handel hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir möchten dem Kunden die Möglichkeit geben, sich über verschiedenste Kanäle über unsere Produkte zu informieren und sich inspirieren zu lassen und schließlich auch über den Kanal seiner Wahl zu kaufen, um ihm im Rahmen seiner Customer Journey ein optimales Einkaufserlebnis zu bieten. Im Bereich Tischkultur offerieren wir vielfältige Cross ChannelServices. Beispiele hierfür sind zum einen die Beratung in unseren House of Villeroy & Boch-Shops per Tablet, auf dem auch stationär nicht verfügbare Artikel gezeigt werden können, und zum anderen Click und Collect, ein Service, der es dem Kunden ermöglicht, seine Ware online zu bestellen und in einer Filiale seiner Wahl abzuholen. Im Bereich Bad und Wellness ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel der Online-Badplaner zu nennen. Durch solche Angebote kommen Verbraucher in Kontakt mit unserer Marke und können sich über unsere Produkte informieren. Beim Händler können sie sich ihr Bad dann im Detail ausarbeiten lassen. Mit „friends“, Ihrem interaktiven Magazin für lebendige Genusskultur, haben Sie sich weit in den Bereich des Content Marketings vorgewagt. Welche Erfahrungen haben Sie bisher sammeln können? Was ist positiv zu bewerten und woran gilt es noch zu arbeiten? B. J.: Content Marketing wird aus unserer Sicht immer PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN wichtiger, und die Rückmeldungen auf unser Magazin sind sehr positiv. Unser Ziel ist es, die Kundenansprache weiter zu individualisieren und an den jeweiligen Bedürfnissen auszurichten, den Kunden mit Informationen genau dort abzuholen, wo er sich gerade auf seiner Customer Journey befindet. Auf Facebook zählt Ihr Unternehmen mittlerweile 360.000 Anhänger – auf Instagram beachtliche 20.000. Sie sind in Sachen Online-Community jetzt aber noch einen Schritt weitergegangen und haben via Crowdsourcing aktiv nach frischen Impulsen für neue Produkte gesucht. Wie kamen Sie auf diese Idee und wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen? B. J.: Der Vorteil des Crowdsourcings gegenüber dem herkömmlichen Entwicklungsprozess neuer Designs ist, dass man mit Designern aus der ganzen Welt zusammenarbeiten kann, die sich auch gegenseitig inspirieren und bewerten. Für ein Unternehmen wie Villeroy & Boch, das seine Produkte in 125 Ländern anbietet, ist dieser kreative Input sehr wertvoll und sorgt für neue Impulse in der Weiterentwicklung unseres Portfolios. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen und dem Kundenfeedback. Crowdsourcing bleibt für uns ein spannendes Instrument. Neben reinen Produkten bieten Sie auch digitale Begleitservices an, so zum Beispiel eine Augmented Reality-Anwendung, die beim Einrichten des eigenen Badezimmers helfen soll. Was genau steckt dahinter? Welche Vorteile haben Ihre Kunden dadurch? B. J.: Ein neues Badezimmer ist eine vergleichbar große Investition. Da ist es für den Kunden von Vorteil, wenn er www.villeroy-boch.de Thomas Ochs ist zertifizierter, globaler Business Transformation Manager. Nach dem Start seiner Karriere als firmeninterner SAP-Berater bei internationalen Unternehmen wie Robert Bosch und Mannesmann ist er seit 1999 CIO der Villeroy & Boch Gruppe. Aus einer stark fragmentierten IT-Systemlandschaft formte er eine weltweit einheitliche und integrierte Prozess- und IT-Infrastruktur. In den vergangenen Jahren hat er außerdem die Hauptverantwortung für die Digitalisierung übernommen und treibt die Business-Transformation innerhalb von Villeroy & Boch voran. VILLEROY & BOCH UND SDZECOM – OPTIMIERUNG CROSS CHANNEL-MANAGEMENT Eine Vielfalt an Content für die Produktkommunikation, wie Bilder, Produktstammdaten, Texte und beliebige weitere Marketinginformationen, muss von Villeroy & Boch für E-Shops, Marktplätze und Printmedien bereitgestellt werden. SDZeCOM unterstützt das Unternehmen durch die Einführung des Product Information Management-Systems des Software-Herstellers Contentserv. Durch die konzipierte Gesamtlösung wird die Aussteuerung der Produktdaten in die entsprechenden Kanäle künftig automatisiert erfolgen. Und das weltweit in mindestens sieben Sprachen. DIGITALE TRANSFORMATION Kurzporträt SDZeCOM Seit 1995 steht SDZeCOM für Ingenieurleistung in ITProjekten mit dem Schwerpunkt Produktkommunikation. SDZeCOM unterstützt Unternehmen rund um Datenmanagement (Product Information Management, Media Asset Management) und Multichannel-Kommunikation (Database Publishing, E-Commerce). IPMA Level C-zertifizierte Projektleiter und Consultants entwickeln individuelle Lösungen, die die Erfassung, Verwaltung und crossmediale Publikation von Produktdaten erleichtern. Die Leistungen reichen von der Beratung, Projektierung und Implementierung bis hin zur Software-Entwicklung. Namhafte und internationale Kunden vertrauen bereits auf das Know-how des IT-Spezialisten aus Baden-Württemberg. Vergangenes Jahr wurde SDZeCOM mit dem Innovationspreis-IT in der Kategorie Consulting ausgezeichnet und steht damit in der ITBestenliste. Das Unternehmen gehört zu den erfolgreichsten Beratern und Integratoren für Lösungen dieser Art. www.sdzecom.de PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 70 · MENSCHEN MENSCHEN · 71 CLASSIC WITH A TWIST Interview mit Designer Sir Paul Smith PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN MENSCHEN · 73 72 · MENSCHEN VON NORA MANTHEY S ir Paul Smith ist der bekannteste britische Modedesigner. Seine Karriere begann 1970 in einem fensterlosen, neun Quadratmeter kleinen Raum in Nottingham, in dem er auch selbst kreierte Männermode verkaufte. Damals trug er bunte Samtanzüge, Hemden mit Blumenmuster und schulterlange Haare. Seit den Neunzigerjahren hat sich der charmante Engländer auch in der Damenmode etabliert. Exzentrik, bunte Farben und avantgardistische Muster machen seinen Look aus. Im Jahr 2000 wurde er sogar von der Queen zum Ritter geschlagen – noch am selben Tag heiratete er seine Jugendliebe Pauline. Paul, Ihre beruflichen Anfänge in Nottingham waren im Vergleich zu heute eher ruhig und bescheiden. Wie kamen Sie mit der Welt der Mode damals überhaupt in Berührung? SIR PAUL SMITH: Nachdem ich eigentlich lange Jahre Radrennfahrer werden wollte, hatte ich einen schlimmen Unfall, lernte dann aber durch Zufall in einem Pub in der Nähe meiner Heimatstadt Nottingham zahlreiche Kunststudenten kennen. Das waren alles kreative Leute, Maler, Grafikdesigner, und die Dinge, nach denen sie strebten, waren so interessant, dass ich mir überlegte, ob ich wohl auch in einer kreativen Welt arbeiten könnte? Und zum Glück schaffte ich es. Was war die Initialzündung für Ihren internationalen Durchbruch? S. P. S.: Ich bin nicht sicher, ob da ein Durchbruch war. Ich habe mich immer meiner Stetigkeit und Beständigkeit gerühmt, somit ging das Wachstum von Paul Smith immer schrittweise voran, aber es gab keinen plötzlichen Durchbruch. Menschen auf der ganzen Welt scheinen gänzlich in die Ihre eintauchen zu wollen. Wie setzen Sie das Gefühl des unbedingten „haben Wollens“ in Ihren Boutiquen um? S. P. S.: Ich bin in der glücklichen Lage, dass das Unternehmen Paul Smith noch immer unabhängig ist und ich so die Freiheit habe, die Dinge anders anzupacken als alle anderen. Es gibt keine unternehmensweite Markteinführung, und meine Ladengeschäfte werden von meinem eigenen, sehr talentierten Shop-Design-Team ausnahmslos bei uns im Haus entworfen. Folglich ragen meine Shops wirklich aus dieser sehr homogenisierten Welt heraus, und ich hoffe, dass die Menschen gerne ihre Zeit dort verbringen. Nach welchen ästhetischen Gesichtspunkten gehen Sie bei der Einrichtung und Gestaltung Ihrer Läden vor? S. P. S.: Aufwand! Ich habe immer gerne etwas in meinen Shops, das einen gewissen Aufwand darstellt. In meinem Geschäft in der Albemarle Street 9 im Londoner Stadtteil Mayfair ist der Raum zum Beispiel vollständig mit Dominosteinen gekachelt. Nicht nur in Europa, auch in China und Japan verehrt man Sie. Inwieweit haben Sie unterschiedliche Strategien entwickelt, um den verschiedenen Märkten gerecht zu werden? S. P. S.: Es geht hier nicht um Strategien, sondern gerade um das Gegenteil. Es geht darum, irgendwohin zu gehen und dort Zeit zu verbringen. Man muss sich mit der Kultur des Landes vertraut machen und nicht versuchen, die Men- PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN schen zu bevormunden. Seit Beginn der Achtzigerjahre besuche ich Japan regelmäßig und bin nach 30 Jahren immer noch mindestens zwei Mal im Jahr dort, um mit meinen Mitarbeitern zu sprechen, die Shops zu besuchen und zu schauen, wie es läuft. Ich sage immer: „Think global, act local.“ Welchen Reiz übt der britische Chic gerade auf Asien aus und weshalb? S. P. S.: Ich glaube, es ist nicht mehr einfach nur die Tatsache, den „britischen Chic“ zu mögen. Vielleicht war es das einmal, mittlerweile aber nicht mehr. Ich denke, der Markt ist inzwischen sehr viel reifer geworden, und in der ganzen Welt werden gute Handarbeit und Kreativität geschätzt. Ich hoffe zumindest, dass es das ist, was die Menschen an meinen Entwürfen mögen. Mit welchen Kleidungsstücken sind Manager bei uns in Europa immergut angezogen? Welche Basics dürfen hierzulande auf keinen Fall im Kleiderschrank fehlen? S. P. S.: Der Paul Smith Travel-Suit. Wie hat Ihrer Meinung nach das Thema E-Commerce die Modewelt verändert und was bedeutet das für Ihre Marke? S. P. S.: Es ist schon ein wenig erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit sich heute alles verändert, aber mit Sicherheit begrüßen wir das und laufen nicht davon. Es ist uns bewusst, dass immer weniger Menschen in wirklichen Geschäften einkaufen und lieber im Internet suchen. Aber egal, ob sie Paul Smith in unseren Geschäften oder im Internet erleben, wir versuchen, ihnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Welchen Anspruch haben Sie an Ihre Onlinepräsenz? Wie machen Sie „Paul Smith“ auch im Netz nahbar? S. P. S.: Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es nicht schwierig ist, unseren Charakter online zu vermitteln. Was Paul Smith besonders macht, ist die Individualität und die vielseitige Mischung aus elitärer und populärer Kultur, grob und glatt, und das an einem Computerbildschirm zu vermitteln ist nicht einfach, aber wir tun unser Bestes und werden darin jeden Tag besser! Bei Ihnen darf es alles, nur nicht langweilig sein. Wie definieren Sie Kreativität? S. P. S.: Ich habe wirklich keine Ahnung, was das Wort „Langeweile“ bedeutet. Ich schätze mich glücklich, jeden Morgen aufzuwachen und von dem Moment an bis zum Schlafengehen jede Minute meines Lebens zu genießen. Kreativität ist für mich nie ein Zwang, in allem was mich umgibt, finde ich Inspiration, ob es die Farbe eines Buchrückens ist, die mich zur Farbe einer kleinen Brieftasche aus Leder inspiriert, oder ein Garten in der jährlichen Gartenschau in Chelsea für den Druck auf einem Kleid in meiner LaufstegKollektion für Damen. Inwieweit ist das Leben als Designer als kreativ zu bezeichnen? Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus? S. P. S.: Da ist jeder Tag anders. Manchmal suche ich nach Standorten für eine Boutique in Paris, habe Design-Meetings in meinem Atelier in London oder gebe Interviews für die Presse in Tokio. Bei mir halten sich praktische Belange, der Geschäftsbetrieb und die kreativeren Momente ständig in der Waage. In Ihrer Karriere haben Sie bereits mit zahlreichen Stilikonen, Musikern und anderen Designern zusammengearbei- tet. Wie entscheiden Sie, ob jemand zu Ihnen passt? S. P. S.: Das ist stets reines Bauchgefühl. Schon immer habe ich nur mit Leuten gearbeitet, mit denen ich gut auskam und deren Gesellschaft ich schätzte. Sie feiern in diesem Jahr Ihren 70. Geburtstag, und man kann sagen, dass Sie beruflich alles erreicht haben. Inwieweit haben Sie schon daran gedacht, sich aus dem Business zurückzuziehen? S. P. S.: Ich gehe nirgendwohin! Gerade gastiert in Glasgow eine Ausstellung über Ihr Leben und die Trends, die Sie in all den Jahren gesetzt haben. Wie fühlt es sich an, als Ikone gesehen zu werden? S. P. S.: Glücklicherweise habe ich Sinn für Humor und die Fähigkeit, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Bei Letzterem ist mir auch meine Frau Pauline eine Hilfe. Welchen Rat können Sie Menschen geben, die eine Vision haben? S. P. S.: Versetze dich vollkommen in die Welt hinein, zu der du gehören willst. Ob Mode, Fotografie, was auch immer, versuche, einen Weg zu finden, dich damit zu umgeben, selbst wenn du nur in einem Shop aushilfst oder als Laufbursche in einem Fotoatelier. www.paulsmith.co.uk PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN WISSENSWERT · 81 80 · WISSENSWERT ZEICHEN SETZEN Die Estée Lauder-Familie und ihr verantwortungsvolles Erbe PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN William P. Lauder, Vorstandsvorsitzender Estée Lauder Companies Inc. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 82 · WISSENSWERT WE TURN CONTENT INTO VALUE VON SANDY STRASSER D ie Beautymarke Estée Lauder vertritt die Werte eines privaten Unternehmens und besitzt gleichzeitig die finanzielle Finesse einer börsennotierten Institution. Leidenschaft und neue Ideen treiben die Geschäftsführer und die Menschen, die für die Marke arbeiten, an. Heute sind die Kinder und Enkelkinder Estée Lauders aktiv in das blühende Geschäft mit der Schönheit involviert, welches sie sorgsam über Jahrzehnte aufgebaut hat. Aber es ist weit mehr als nur ein Familienunternehmen, es ist eine Lebensart. Und diese beinhaltet auch, anderen zu helfen, beim Thema Brustkrebs beispielsweise. Ausgestattet mit Mut und Courage hat Evelyn H. Lauder 1992 die Estée Lauder-Kampagne „Bewusstsein für Brustkrebs“ mit der Lancierung der Rosa Schleife, dem universellen Symbol für Brustgesundheit, gegründet. Für ihre Mission, den Brustkrebs zu besiegen, hat die Kampagne in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit mehr als 58 Millionen Dollar für die Förderung in Sachen Forschung, Aufklärung und medizinische Einrichtungen gesammelt. Mit knapp 46 Millionen Dollar wurden in den vergangenen 21 Jahren weltweit 185 Forschungsstipendien der „Breast Cancer Research Foundation“ (BCRF) finanziert. Die vergangene Kampagne stand unter dem Motto „We’re stronger togehter“. Sie zelebrierte alle Aktionen, ob groß oder klein, im Kampf gegen den Brustkrebs und hatte das Ziel, Menschen auf der ganzen Welt darin zu bestärken, sich das ganze Jahr über zu engagieren. Jeder war dazu aufgerufen, der globalen und digitalen Community Estée Lauders beizutreten und anderen von ihren Maßnahmen zu erzählen, die uns einer Welt ohne Brustkrebs näher bringen. Das konnte man beispielsweise durch die Veröffentlichung eines Fotos, Videos oder einer Nachricht auf der BCA CampaignWebseite demonstrieren. Jeder Beitrag, der vom 1. Oktober bis 31. Dezember 2015 auf der Webseite hochgeladen wurde, war relevant für das Ergebnis. Dieses inspirierende Projekt fing so auf wunderbare Weise viele tolle Aktionen ein, die täglich rund um den Globus stattfinden, um die Krankheit zu besiegen. Das Ergebnis dieses globalen Mosaik- und Multimedia-Projekts wurde auf dem Weltkrebstag am 4. Februar 2016 präsentiert. William P. Lauder ist Vorstandsvorsitzender der Estée Lauder Companies Inc. Seine Kampagne führt den weltweiten Kampf gegen den Brustkrebs an und ehrt so das Vermächtnis seiner Mutter. Er sagt: „In diesem Jahr konzentriert sich die ,Bewusstsein für Brustkrebs‘-Kampagne darauf, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu zeigen. Ein Glaube, der meiner verstorbenen Mutter, Evelyn H. Lauder, so wichtig war. Als sie vor mehr als zwei Jahrzehnten erstmals damit begann, sich mutig und in der Öffentlichkeit zu äußern, sprachen nur wenige Menschen offen oder öffentlich darüber. In der Überzeugung, dass Wissen Macht ist, hat sie hart für ihre Vision einer Welt ohne Brustkrebs gearbeitet und wurde dadurch weltweit zu einer Stimme für Frauen, Männer und Familien, die von der Krankheit betroffen sind. Ich habe das einzigartige Privileg, die vielfältigen Anstrengungen unserer Kollegen und Partner in aller Welt zu verfolgen und ihre Visionen für die Kampagne zu fördern. In den vergangenen 23 Jahren haben die vereinten Aktionen unseres Unternehmens mehr als 58 Millionen Dollar gesammelt, die 185 Forschungsstipendien der BCRF und anderer Brustkrebsorganisationen und -programme finanzieren. Diese Aktion hat einen signifikanten Einfluss auf Wissenschaftler und bringt sie den Lösungen, die zu einer Welt ohne die Krankheit führen können, näher. Mit dem Start der Kampagne Ende vergangenen Jahres beginne ich zu reflektieren, wie der persönliche Einsatz meiner Mutter – ihre weltweiten Reisen, um die Botschaft der Brustgesundheit zu verbreiten, die Schaffung der Rosa Schleife oder ihre Unterstützung der unzähligen Menschen mit der Diagnose Brustkrebs – die Bewegung der Brustkrebs-Früherkennung geformt hat und weiterhin formt. Ich sehe, wie ihre Vision zum Leben erwacht, sobald eine aufklärende Broschüre und die Rosa Schleife an unseren Tresen angeboten werden und damit ein globales Symbol als mächtige Botschaft der Hoffnung in Pink erstrahlt, oder wenn wieder ein wichtiges Forschungsprojekt mit der Unterstützung der Kampagne finanziert wird. Wenn ich den Effekt dieser Maßnahmen sehe, komme ich nicht darum herum, darüber nachzudenken, wie stolz meine Mutter sein würde, zu wissen, dass ihre Bemühung weiterhin an Momentum gewinnt und einen wichtigen Einfluss auf das Leben der Menschen ausübt. Jedes Jahr werden wir bei Estée Lauder alle gemeinsam stärker. Jede einzelne Aktion in diesem Kampf bringt uns unserem Ziel, den Brustkrebs zu besiegen, näher.“ CELUM Digital Asset Management hilft Ihren Content zu organisieren & zu teilen und Ihre Marke zu stärken. Jetzt www.celum.com besuchen & Demo anfordern! www.elcompanies.com www.bcacampaign.com WILLIAM P. LAUDER William P. Lauder ist der Sohn von Leonard Lauder und Enkel von Estée Lauder. Seit Juli 2009 sitzt er sowohl dem Vorstand als auch dem Aufsichtsrat vor. Von Juli 2004 bis Juni 2009 war er Geschäftsführer. Während seiner fünfjährigen Amtszeit als CEO erweiterte er die internationale Präsenz und Vertriebskanäle des Unternehmens und verstärkte das Markenportfolio. 1986 fing er im Unternehmen als Marketingchef von Clinique USA für die Metropolregion New York an. 1990 leitete er die Entwicklung der Origins-Marke und ihrer innovativen Shop-in-Shop-Konzepte. Anschließend hatte William P. Lauder mehrere Führungspositionen inne; er führte die weltweiten Geschäfte für Clinique und Origins und deren eigenstehende Läden und das Onlinebusiness. 2002 wurde er Chief Operating Officer und hatte somit die Aufsicht über die globalen Aktivitäten der Firma sowie neun Spezialmarken und das Einzelhandelsgeschäft. Organisieren & Teilen Sie jedes File, jedes Format, jede Größe Leistungsfähige Funktionen zur Content Orchestrierung Nahtlos integrierbar mit WCM, PIM oder e-Commerce Systemen Social Media Integration und Content-Erfolgsmessung In der Cloud oder On-Premise verfügbar www.celum.com PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN MPW MAM Q1/2016 Leader MAM Funktionen Leader Kundenreferenzen 90 · MENSCHEN MENSCHEN · 91 MEISTER DER MUSIKALISCHEN INSZENIERUNG Generalmusikdirektor und Chefdirigent Kent Nagano im Interview PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN MENSCHEN · 93 92 · MENSCHEN VON SANDY STRASSER K ent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten für das Opern- wie auch für das Orchesterrepertoire. Sein Kosmos, seine Sprache, seine ganze Existenz ist die klassische Musik. Achtsam und voller Hingabe zelebriert er sie und gibt das besondere Gefühl, das sie versprüht, an sein Orchester und an sein Publikum weiter. Einmal vom Zauber der Klassik berührt, möchte man nie wieder darauf verzichten. Wir haben den Maestro zum persönlichen Interview in München getroffen und sowohl seinen Antworten als auch seiner Kunst intensiv gelauscht. Herr Nagano, wie sind Sie zur klassischen Musik gekommen? KENT NAGANO: Die klassische Musik war sozusagen schon immer ein Teil von mir, meinen zwei Schwestern und meinem Bruder. Meine Mutter war Pianistin und spielte bereits regelmäßig, bevor wir geboren wurden. Die Musik war also schon ein Teil unseres Lebens, bevor wir auf der Welt waren. Heutzutage klingt das irgendwie außerordentlich, aber in den Sechzigerjahren war das ziemlich normal. Viele Familien hörten damals klassische Musik zu Hause, besonders hier in Europa – in Frankreich, Deutschland und Italien. Für mich war es ein großer Vorteil, damit aufzuwachsen und dass meine Mutter gleichzeitig meine erste Lehrerin war. Was macht für Sie den besonderen Reiz und den Charme dieser Musikrichtung aus? K. N.: Klassische Musik ist charmant, aber wie wir wissen, ist sie viel mehr. Manchmal ist sie liebevoll, und manchmal brennt sie; sie hat etwas Revolutionäres, konfrontiert uns ständig mit neuen Ideen und Ausdrucksformen. Klassik ist Musik, die nicht an die Zeit, in der sie komponiert wurde, gebunden ist. Sie ist etwas anderes als Mode, Unterhaltung oder all das, was wir als Popmusik bezeichnen. Diese sind dem Lauf der Zeit unterworfen. Wenn es nicht mehr neu oder „hot“ ist, verschwindet es wieder. Klassische Musik hingegen hat zu einer gesellschaftlich relevanten Kultur und kulturellen Praxis geführt, hat eine Tradition geschaffen und auf dieser Grundlage eine bedeutende Relevanz für die Gesellschaften über Grenzen hinweg und über viele Generationen entwickelt. Deshalb sind Beethovens Melodien, obwohl sie schon 200 Jahre alt sind, nach wie vor von großer Bedeutung – gerade in Zeiten wie diesen. Mit ihnen schrieb er seine Vorstellung von Freiheit, Gleichberechtigung und Brüderschaft nieder. Diese Art von Musik hat keine Grenzen, weder zeitlich noch sprachlich betrachtet. Sie „fließt“ überall. Welche Inspiration kann sie uns geben? K. N.: Die Basis klassischer Musik ist die pure Seele der Menschen. Sie ist eine Metapher für Humanität. Sie ist von Menschen kreiert, inspiriert, aber auf der höchstmöglichen Ebene. Die Themen sind, wie ich eingangs schon gesagt habe, menschliche Themen, sie sind von existenzieller Natur. Sie gehen weit über das Artistische hinaus und betreffen elemen- PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN tare Lebensaspekte. Alle Gesellschaften fühlen Liebe. Alle können Hass empfinden, Konflikte oder Autorität erleben, Hoffnung und den Wunsch nach Toleranz hegen. Das ist nicht nur in Deutschland so oder in Frankreich oder Italien. Und so merkwürdig es klingt, Beethoven hat auch in gewisser Weise etwas mit China zu tun oder mit San Francisco oder England, obwohl er nie dort gewesen ist. Seine Musik hat vielmehr etwas mit den Menschen zu tun. Deshalb liebt man seine und die klassische Musik in der ganzen Welt; und genau deshalb sind die Konzerthäuser voll, wenn wir als europäisches Orchester an diese weit entfernten Orte reisen. Wie bewerten Sie die wachsende Zahl von Anhängern klassischer Musik? Was hat sich dahingehend in den vergangenen Jahren getan? K. N.: Ich glaube, dass wir eine besondere, hochtalentierte Generation von jungen Solisten, Künstlern und Musikern haben. Sie spielen mit einer Sicherheit und Freiheit, das ist unglaublich. Und sie beherrschen die Technik ganz anders als unsere Generation damals. So fließt die Musik über die Zeit hinweg, weil jede Generation, jede Kultur, jeder Interpret und jeder persönliche Hintergrund eines Menschen durch seinen jeweiligen Kontext eine besondere, ganz eigene Interpretation erhält. Das es ist, was diese Musik so lebendig macht. Heute sehen wir lauter junge Solisten, die mit frischen Ideen kommen, die selbst für mich manchmal wirklich neu sind. Aber genau das ermöglicht eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Es gibt schließlich nicht den einen Status quo, der von einer Generation zur nächsten weitergereicht wird. Wie muss man Ihrer Meinung nach die Zukunft gestalten, um im wahrsten Sinne des Wortes wieder mehr Gehör zu finden? K. N.: Wenn etwas von hervorragender Qualität ist, wird das immer einen Wert haben. Kinder beispiels- weise hören sofort, wenn ihre Eltern etwas sagen, das Unrecht oder falsch ist. Sie sind extrem sensibel für Wahrheiten. Außerordentliche Qualität im Sinne von Musik ist ebenso eine Art von Wahrheit. Das ist der substanzielle Kern und der Inbegriff von Perfektion. Wir als Interpreten dürfen daher niemals die Sensibilität unseres Publikums unterschätzen. Die Verantwortung, diese romantische Musikrichtung auch künftigen Generationen zugänglich zu machen, liegt dabei aber nicht allein auf den Schultern der Interpreten. Denn der Kontakt mit ihr entsteht vor allem auch durch Bildung. Das ist heute leider etwas in Vergessenheit geraten. Ursprünglich wurde klassische Musik für eine offene Gesellschaft geschrieben und nicht für ein Segment isolierter Elite. Im Gegensatz zu Königen oder betuchten Aristokraten hatte der durchschnittliche Bürger zu Zeiten Beethovens nicht die finanziellen Mittel, diese Form der Kunst zu bezahlen. Beethoven hat das geändert. Er hat für alle Leute quasi ein Freiabonnement geschaffen, das es ihnen ermöglichte, in die Welt der Musik einzutauchen. Es war das, was heutzutage die moderne Popmusik verkörpert. Heutzutage scheint die Klassik allerdings nur für die Elite unserer Gesellschaft bestimmt zu sein, was gänzlich falsch ist. Wenn man eine Sinfonie hört, hat das zunächst einmal nichts mit Geld zu tun. Was zählt, ist die Seele, die Spiritualität, sind die Emotionen, die man fühlt. Diese Art des humanitären Anteilnehmens ist das, wovon ich glaube, dass sie vor allem die junge Generation spürt. Deshalb denke ich, dass bei ihnen klassische Musik immer populär sein wird. Was halten Sie davon, dass sich klassische Musik immer mehr ins Digitale verschiebt? K. N.: Das Wort Digitalität kann man nicht in einem Atemzug mit Musik nennen. Es ist vielmehr eine spezielle Art und Weise, sie zu kommunizieren. Bei Musik denken wir normalerweise an ein Instrument, das Klang produziert – akustisch, in der Luft, in einem Raum. Der Kontakt mit Holz, Blech oder mit der Seite eines Bogens ist organisch, weil es Materialien sind, die direkt von der Natur kommen. Holz zum Beispiel reagiert sensibel auf Temperatur oder Feuchtigkeit, so wie wir Menschen auch. Wenn wir dieses organische Material benutzen, um zu musizieren, ist das sozusagen die Verlängerung unseres eigenen Körpers. Elektronisch ist es wesentlich einfacher: Stecker rein und „Play“ drücken. Mittlerweile sind wir im digitalen Internetzeitalter angekommen. Das ist faszinierend und auch wichtig, denn dadurch hat man den größten Zugang zu Musik wie nie zuvor. Wenn ich wissen möchte, wie ein Komponist klingt, google ich den entsprechenden Interpreten und kann meist sofort das Stück anhören, das mich interessiert. Es ist zwar nur eine digitale Repräsentation, dennoch lässt diese zu, dass man sich eine Meinung bildet. Es ist so wunderbar, was durch die Technik heute möglich ist, wir können quasi jeden mit unserer Musik erreichen und berühren, und das wird in Zukunft natürlich noch schneller und ausgedehnter vonstatten gehen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass wir denken, dass das, was wir hören, die Realität ist. Es ist aber nur ein Bild von dem, was die Wahrheit ist. Und diese hat nichts mit einem fünf Zentimeter großen Lautsprecher zu tun. Welche mentale und kreative Kraft schöpfen Sie persönlich aus der klassischen Musik? K. N.: Interessanterweise habe ich vor Kurzem einen Artikel gelesen, in denen TV-Strategen sagen, dass sich das normale Fernsehpublikum maximal acht Sekunden lang auf eine Sache konzentriert. Das ist anscheinend ziemlich lange, denn bei Kindern liegt der Aufmerksamkeitsgrad bei gerade einmal einer bis zwei Sekunden, dann muss man das Bild wieder verändern. Das hat mich doch sehr erstaunt, denn ich erinnere mich, als ich vier Jahre alt war, hat mich meine Mutter zu einer Veranstaltung mitgenommen, bei der verschiedene Dirigenten aufgetreten sind. Das Konzert dauerte etwa 90 Minuten. Ich war die ganze Zeit über mucksmäuschenstill, ich habe gut zugehört und mich nur auf die Musik konzentriert. Das geht, wenn man will, und ich bin weiß Gott kein Albert Einstein. Ich war nur ein vier Jahre altes Kind. Nichts ist also so falsch, wie zu unterschätzen, was ein Kind oder ein Publikum fähig zu leisten ist. Auch Wissenschaftler sind sich übrigens darüber einig, dass Konzentration die Basis aller Kreativität ist. Es gibt viele Studien, in denen Neurologen und Hirnwissenschaftler bewiesen haben, dass man mit Konzentration automatisch die Fähigkeit erlernt, abstrakte Probleme lösen zu können. Das ist besonders bei Kindern der Fall, die schon früh Klavier lernen. Wie soll ich diese Noten auf dem Papier auf meine zehn Finger übertragen und damit Musik machen? Das ist sehr abstraktes Denken, aber man fördert damit die eigene Vorstellungskraft und damit die Kreativität. Sehr oft bringen » PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 94 · MENSCHEN MENSCHEN · 95 Konzentriert und voller Einfühlungsvermögen leitet Kent Nagano als Generalmusikdirektor und Chefdirigent die Staatsoper Hamburg sowie das Philharmonische Staatsorchester der Hansestadt seit September 2015. Für ihn ist die Basis klassischer Musik die pure Seele der Menschen – eine Metapher für Humanität. Diese Art der Musik hat für den weltbekannten Dirigenten keine Grenzen, weder zeitlich noch sprachlich. PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 96 · MENSCHEN Menschen, die Instrumente spielen, ein Talent für Mathe, Physik oder Biologie mit, weil diese Fächer ein abstraktes Denken voraussetzen. Ich würde sogar sagen, dass damit die Voraussetzung für erfolgreiches Führen in Unternehmen geschaffen wird. Wenn man verschiedenen Dingen gleichzeitig folgen und Herausforderungen erfolgreich lösen kann, ist das definitiv eine starke Form von Leadership. Mit Ihrem Buch „Erwarten Sie Wunder“ haben Sie ein eindringliches Plädoyer für die Klassik verfasst. Um was geht es darin? K. N.: Fakt ist, musikalische Bildung existiert viel zu wenig in deutschen Schulen. Mein Buch zeigt auf, wo wir heute aktuell stehen. Es beleuchtet die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln, wie der Neurologie oder der Religion. Dazu habe ich verschiedene Quellen zusammengetragen, untermauert mit anthropologischen Grundsätzen, die bestätigen, dass klassische Musik ausschließlich positive Effekte auf junge Menschen hat. Wenn wir das unterschätzen, werden wir definitiv die Konsequenzen zu spüren bekommen, denn sie ist die pure Metapher für Humanität. Unsere moderne Gesellschaft unterschätzt diese Art von Wert jedoch. Also müssen wir uns ganz bewusst die Frage stellen, wie wir unsere Wertstruktur eigentlich definieren. Basiert diese ausschließlich auf Konsum? Und: Wenn klassische Musik nur für die Elite bestimmt ist, was bleibt dann für alle anderen? Wie sollen wir dann wiederum unseren Selbstwert definieren? Mein Buch zielt konkret darauf ab, zu hinterfragen, ob wir wirklich bereit sind, in diese Richtung zu gehen. Ob wir bereit sind, freiwillig zu unterschätzen, was die Musik uns bringt und welche Möglichkeiten sie für unsere Kinder bereithält, um kompetitiver zu sein und mehr zu erreichen. Wollen wir im 21. Jahrhundert wirklich unterschätzen, was der eigentliche Wert des Lebens ist, und wenn ja, sind wir bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen? Herr Nagano, wie kann jeder von uns ein bisschen Klassik im Alltag erleben? K. N.: Das ist einfacher, als man denkt. Wenn man zum Beispiel im Auto sitzt, kann man das Radio einschalten und klassische Musik hören. Das ist schon mal etwas. Sie bringt eine andere Dimension und andere Farben in den Tag. Es KENT NAGANO Kent Nagano, geboren in den USA, wuchs in Morro Bay, einem Fischerdorf an der kalifornischen Küste, auf – ohne Fernsehen, Kino und Stereoanlage, dafür mit Klavier und Klarinette. Er studierte Musik und Soziologie. Nach ersten Erfolgen in den USA wurde er 1988 als Music Director an die Opéra National de Lyon berufen, wo er bis 1998 tätig war. Von 1991 bis 2000 war er Music Director des Hallé Orchestra in Manchester und wurde 2003 zum Ersten Musikdirektor der Los Angeles Opera ernannt. Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, bevor er von 2006 bis 2013 Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper München wurde. Seit September 2006 ist er Music Director des Orchestre symphonique de Montréal. Im Herbst 2013 wurde er zum Artistic Advisor und Principal Guest Conductor der Göteborger Symfoniker ernannt. Mit der Spielzeit 2015/16 begann Kent Nagano seine Amtszeit als Generalmusikdirektor der Hamburger Staatsoper sowie als Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. ist außerdem gar nicht so schwierig, ein Instrument zu lernen. Es nimmt lediglich ein bisschen Zeit in Anspruch. Jeder kann schließlich lernen, wie man ein Handy bedient, und das bedarf ja auch ein wenig Zeit. Plötzlich kann man es aber und hat damit Zugang zu dieser Welt. So ist es auch mit der Klassik. Vor allem, wenn man zusammen mit anderen musiziert. Das bringt eine so aktive und reiche Freude. Wenn wir beispielsweise zu Hause Gäste empfangen, bestehen wir darauf, dass sie nach dem Abendessen mit uns zusammen Kammermusik machen – und da fängt der Spaß an. Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Person professionell spielen kann oder blutiger Anfänger ist. Das ist ein weiterer sozialer Effekt, den die Musik mit sich bringt. www.kentnagano.com www.staatsoper-hamburg.de www.staatsorchester-hamburg.de NEW CLASSICS SÔNIA BOGNERS SCHÖNE N E U E F A R B E N W E LT THE LEGEND GROSSES INTERVIEW MIT BERNHARD LANGER SOFT STYLE BESSER TR AINIEREN, LÄNGER RELAXEN ERWARTEN SIE WUNDER! POWER PAD D LING JETZT WOLLEN ALLE AUF S WA S SER Kent Nagano & Inge Kloepfer Klassische Musik verliert an Bedeutung. Sie droht, zur Liebhaberei gesellschaftlicher Eliten zu werden. Orchester sterben, Politiker kürzen Etats, verlieren sich in Gleichgültigkeit. Das muss sich ändern, meint Kent Nagano, der in seiner Kindheit erlebt hat, welch verändernde und integrative Kraft Musik zu entfalten vermag. Sein Buch „Erwarten Sie Wunder!“ ist beim Berlin Verlag erhältlich. www.berlinverlag.de BESTELLEN SIE JETZT DAS BOGNER MAGAZIN AUF BOGNER.COM PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN WISSENSWERT · 149 148 · WISSENSWERT WELTENBUMMLER Fliegen mit Klasse PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN Etihad-Testimonial Nicole Kidman PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN WISSENSWERT · 151 150 · WISSENSWERT VON SANDY STRASSER W enn sich Hollywood-Schauspielerin Nicole Kidman entspannt zurücklehnt und dabei leckeres Essen und delikaten Wein genießt, dann befinden wir uns nicht etwa in einem Luxusrestaurant irgendwo in Los Angeles oder den Hamptons, sondern über den Wolken. Als Gast einer der führenden Fluggesellschaften der Welt erlebt man mit Etihad Airways Komfort der Extraklasse. Da wundert es nicht, dass das Unternehmen im Rahmen der World Travel Awards (WTA) vergangenes Jahr zum siebten Mal in Folge als „World’s Leading Airline“ ausgezeichnet worden ist. Facettenreiche Exklusivität als Baustein eines erfolgreichen Gesamtkonzepts: Etihad Airways hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der erfolgreichsten Fluggesellschaften weltweit entwickelt. 2003 wurde die nationale Airline der Vereinigten Arabischen Emirate durch Regierungserlass des Emirs von Abu Dhabi gegründet und arbeitet seitdem an ihrem Ansehen und Erfolg. Das Wort „Etihad“ stammt ursprünglich aus dem Arabischen und bedeutet „Allianz“ oder „Union“. Wichtig für das Unternehmen ist vor allem die stete Entwicklung einer starken Basis von Codeshare-Partnerschaften und Minderheitsbeteiligungen an strategisch wichtigen Airlines, was insgesamt Zugang zu Hunderten von Reisezielen schafft. Gleichzeitig möchte das Unternehmen das Beste der arabischen Gastfreundschaft repräsentieren und die Gastronomiestandards im Flugverkehr neu definieren. Hochgesteckte Ziele, die auch die Jury der World Travel Awards beeindruckt haben. Und so blieb es vergangenen Dezember in Marokko nicht nur bei der Auszeichnung „World’s Leading Airline“, Etihad überzeugte außerdem in den Kategorien „World’s Leading Airline – First Class“, „World’s Leading Inflight Entertainment“ und „World’s Leading Cabin Crew“. Die Preise markieren den Abschluss eines bemerkenswerten Jahres. So nahm die Airline den Betrieb mit dem Airbus A380 und der Boeing B787 Dreamliner auf, die sich mit den innovativsten Flugzeugkabinen der Welt präsentieren. Inspiriert von den besten Hotels und Restaurants der Welt, beinhaltet der First Class-Service neben einem personalisierten Willkommensbrief des Kabinenmanagers und einem eleganten Empfang mit Cocktail zusätzlich eine Auswahl verschiedenster Getränke und Speisen. In ihren Maschinen wie dem Airbus A380 und der Boeing B787-Flotte werden außerdem Unterhaltungsangebote der Superlative sowie kostenfreies Internet angeboten. Die Mitglieder der Kabinen-Crew stammen aus insgesamt 118 Nationen. Dank der Internationalität der Besatzung kann die Airline den Bedürfnissen ihrer Gäste aus aller Welt voll und ganz nachkommen. Es ist die einzige Fluggesellschaft mit einer so vielseitig ausgebildeten Besatzung. Darunter befinden sich im Londoner Savoy Hotel geschulte Butler, die sich um das Wohl der Gäste der Residence an Bord der A380-Flotte kümmern. Außerdem gibt es eigene Köche in der First Class, Food & Beverage Manager in der Business Class, Kabinenmanager, Flugbegleiter und am berühmten Norland-College geschulte Flying Nannies, die sich um die jüngsten Gäste kümmern. Chief Commercial Officer Peter Baumgartner, sagt: „Einmal mehr hat unser Bestreben, das Flugerlebnis neu zu definieren, uns eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche eingebracht – den Titel ‚World’s Leading Airline‘. Das ist eine bedeutende Belohnung für unsere erheblichen Bemühungen, ein junges und fortschrittliches Unternehmen in einen globalen Marktführer in den Bereichen Innovation, Gastfreundschaft und Stil zu verwandeln. Wir werden auch weiterhin die Flugreisebranche prägen, indem wir in die besten Arbeitskräfte, Produkte und Technologien investieren. So können wir aus einer hochgelobten Marke einen unangefochtenen Spitzenanbieter von Flugerlebnissen auf höchstem Niveau in allen Reiseklassen machen.“ » PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 152 · WISSENSWERT James Hogan, Präsident und CEO Etihad Airways smart product information. Präsident und CEO James Hogan sagt: „Etihad Airways und unsere 27.000 Mitarbeiter weltweit definieren das Flugreiseerlebnis neu. Unsere Kunden profitieren vom Angebot erstklassiger Gastfreundschaft und revolutionären Produkten und haben Zugang zu Orten auf dieser Welt, die sonst nicht bedient werden oder nur schwer zu erreichen sind.“ Hogan weiter: „Wir wollen nicht die Größten sein. Bei Etihad liegt das Ziel seit jeher darin, am besten zu sein. Dank unserer dreigeteilten Strategie, die organisches Wachstum, Codeshare-Angebote sowie Allianzen mit Equity-Partnern beinhaltet, können wir durchaus mit Airlines konkurrieren, die größer sind und die schon wesentlich länger auf dem Markt existieren. Innovation ist das Zentrum von allem, was wir im Rahmen unserer Geschäftstätigkeiten bei Etihad Airways und unseren Partnern tun. In einem Geschäftsumfeld, das stark von Konkurrenz geprägt ist, geht es immer darum, die Produktivität zu verbessern und Effizienz bis an die Spitze zu steigern. Jeder unserer Partner ist dabei für sich ein wachsendes und starkes Unternehmen. Doch gemeinsam können wir die Kraft vervielfachen.“ Hogan ist seit September 2006 Präsident und Chief Executive Officer von Etihad Airways und mitverantwortlich für das schnelle Wachstum. Allein im Jahr 2015 sind sechs neue Strecken auf drei Kontinenten aufgenommen worden. Damit bietet das globale Netzwerk der Fluggesellschaft insgesamt 116 Destinationen an, deren Flotte insgesamt 120 Flugzeuge PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN umfasst – 200 weitere sind bestellt. Zusätzlich wird ein wachsendes Passagier- und Cargo-Netzwerk im Nahen Osten, in Afrika, Europa, Asien, Australien und Amerika betrieben. Ein wesentlicher Teil der Wachstumsstrategie ist außerdem die Übernahme von Eigenkapitalanteilen an anderen Airlines. Vergangenes Jahr hat das Unternehmen beispielsweise 49 Prozent der italienischen Fluggesellschaft Alitalia übernommen und ergänzt damit die Minderheitsbeteiligungen an airberlin, Jet Airways, Virgin Australia, Air Serbia, Air Seychelles und Etihad Regional. www.etihad.com JAMES HOGAN James Hogan, der eine über 30-jährige Erfahrung in der Reisebranche mitbringt, wurde am 10. September 2006 zum Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden der in Abu Dhabi ansässigen Fluggesellschaft Etihad Airways ernannt. Er hat das rasante Wachstum der nationalen Fluggesellschaft der VAE beaufsichtigt, die nun ein schnell expandierendes Netz an Zielorten im Passagier- und Luftfrachtbereich im Nahen Osten, Afrika, Europa, Asien, Australien und Nordamerika mit einer ständig größer werdenden Flotte moderner, umweltfreundlicher Flugzeuge anfliegt. mediacockpit ist die moderne Standardsoftware und Integrationsplattform für die Verwaltung und Distribution von Produktinformationen (PIM) und digitalen Medien (DAM). Führen Sie Produktdaten und Medienobjekte nahtlos zusammen und veröffentlichen Sie Publikationen in Print, Online und Mobile in kürzester Zeit – automatisiert und individualisiert. e-proCAT ist die etablierte Standard-Software für die Erstellung digitaler Kataloge im BMEcat und GS1-XML Format sowie die Klassifizierung von Daten nach internationalen Standards (eCl@ss, ETIM, proficl@ss, UNSPSC und IDEA). Spielen Sie Ihre Daten in einfachen Schritten ein und erstellen Sie im Handumdrehen elektronische Kataloge. Mehr als 500 Kunden – darunter namhafte Marken und internationale Unternehmen wie Deichmann, Duravit, Kindernothilfe, Krones, MAHLE, Mercedes-Benz, Ravensburger, Schaeffler und Schneider Electric – setzen bereits auf die smarten Software- Lösungen der Bertsch Innovation. Als Mitbegründer des BMEcat-Standards, GS1-Solution Provider, autorisierter eCl@ss Service-Dienstleister, Mitglied im proficl@ss-Verein sowie als exklusiver Lieferant der ETIM-Zertifizierungssoftware stehen wir Ihnen als starker Partner für die Standardisierung Ihrer Geschäftsabläufe zur Seite. WE TAKE CARE OF THE MOST VALUABLE DATA YOU HAVE. Marken der Bertsch Innovation GmbH: Bertsch Innovation GmbH | info@bertschinnovation.com | www.bertschinnovation.com DANKE FÜR 56 NEUE KUNDEN IN 2015 EMPFEHLUNGEN · 165 164 · EMPFEHLUNGEN „Einen Roboter zu kreieren, der sich in der sozialen Landschaft eines Zuhauses zurechtfindet, ist natürlich viel komplizierter als einen Roboter zu bauen, der den Mars navigieren kann.“ Cynthia Breazeal, Founder und Chief Scientist von Jibo HALLO, ICH BIN JIBO! VON SANDY STRASSER N iedliche Stimme, schickes Design und ausgestattet mit jeder Menge Soft Skills – das ist Jibo. Vom Gefühl erinnert der Miniroboter ein bisschen an den liebenswerten E. T., nur mit dem Unterschied, dass E. T. ein Außerirdischer und damit ein lebendiges Wesen war. Jibo hingegen ist vollautomatisiert. Nichtsdestotrotz scheint deswegen aber nicht weniger Intelligenz in ihm zu stecken. Jibo ist eines von vielen Projekten, die das Ziel haben, Roboter nicht nur in Fabriken und Universitäten, sondern auch in unseren Wohnzimmern heimisch werden zu lassen. Und diesmal könnte die Chance auf den Durchbruch durchaus gegeben sein. Das liegt unter anderem daran, dass sich mit Cynthia Breazeal als Founder und Chief Scientist eine echte Fachfrau an das Thema gewagt hat. Schon in den Neunzigerjahren war sie über die Tech-Szene hinaus bekannt, durch einen humanoiden Roboter-Kopf namens Kismet, der ein beliebtes Objekt für verschiedenste Medien war und dadurch internationale Bekanntheit erlangte. Im Jahr 2000 wurde die Forschungsarbeit mit Kismet eingestellt, seitdem fungiert er als Ausstellungsstück im MIT-Museum. Ihr neuestes Projekt Jibo ist der erste soziale Roboter für zu Hause mit ganz besonderen Charaktereigenschaften – soweit man das im Hinblick auf ein elektronisch gesteuertes Gerät sagen kann. Jibo ist freundlich, hilfsbereit und intelligent. Er kann fühlen, reagiert auf Dinge, die man ihm sagt, und lernt aus Interaktionen. So erinnert er uns beispielsweise an Aufgaben oder Termine und hilft uns damit, unseren Alltag strukturierter und effizienter zu gestalten. Der knuffige Roboter hat zwei hochauflösende Kameras, die Gesichter erkennen, Fotos machen und umfassende Video Calls erlauben. 360-Grad-Mikrofone ermöglichen es, ihn von überall im Raum anzusprechen. Zusätzliche Soundeffekte, Grafiken und physische Bewegungen lassen eine kommunikative und kreative Interaktion zu. Um rundherum verbunden zu sein, verfügt er zudem über ein integriertes Netzwerk, das es ihm ermöglicht, mit anderen mobilen Geräten, Computern und natürlich weiteren Jibos in Kontakt zu treten. Mit dieser ausgeklügelten Technik soll der sympathische Roboter in der Lage sein, andere sogenannte „Wohnzimmer-Technik“, wie beispielsweise das iPad, künftig zu ersetzen. In Deutschland soll Jibo voraussichtlich ab Mai dieses Jahres erhältlich sein. Auf der Webseite des Herstellers kann man sich jedoch bereits vorab auf die Warteliste setzen lassen. www.jibo.com PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN PROKOM DAS PRODUKTKULTURMAGAZIN 178 MENSCHEN UND MARKEN MENSCHEN A Adenauer, Konrad Anderson, Wes 102 89 B Baumeister, Daniel 161, 162 Baumgartner, Peter 150 Baussan, Olivier 120, 122, 123, 125 Bertelli, Patrizio 86, 88, 89 Brandt, Willy 102, 105, 107 Breazeal, Cynthia 164, 165 C Chastein, Jessica Clinton, Bill Collins, Joan D Damon, Matt Daniels, Jeff Dickehut, Andres Dittmann, Ina Donat, Gaël DuBoise, Danielle 28 106 26 26 28 110-112 66, 68 58 50, 53 E Ejiofor, Chiwetel 28 F Farooque, Omer Frast, Tamara Katja 99 154 G Gedeck, Martina Glover, Donald Grohe, Hans Grohe, Richard Grylls, Bear 104 28 76 76-78 21,22 H Hogan, James J Johannes XXIII, Papst Jungblut, Béatrice Jurkowski, Dirk 152 102 46, 48, 49 K Kershaw, Sam Kidman, Nicole Knütter, Dirk Kohl, Helmut Kreisky, Bruno 159 148, 150 114-118 106 102 L Lauder, Evelyn H. Lauder, William P. Lessing, Dirk 82 82 114-118 M 140 Mackay, Dave 28 Mara, Kate Michailovitch Kousmichoff, 56 Pavel 140 Midwood, Lawrence 102 Mitterrand, Francóis 102, 103, Müller, Konrad Rufus T Tracy, Spencer Temple, Shirley Taylor, Elisabeth Tingle, Whitney 26 26 26 50, 53 V von Haugwitz, Nikolas 66-68 E Estée Lauder Etihad Airways Y Yamamoto, Yohji G General Motors GoPro 137-139 26 41, 42 O Obama, Barack Ochs, Thomas 21, 22 45, 49 P Pena, Michael Prada Bianchi, Miuccia R Ramerseder, Renate Ramsaier, Steffen S Sadat, Anwer Scott, Ridley Schröder, Gerhard Shing, David Smith, Sir Paul MARKEN 90, 92-94, 96 28 86, 88, 89 160 166 102 # 20th Century Fox 26 A adidas Amazon AOL Apple B Bang & Olufsen Bentley BeyondVerbal Burda 139, 140 68 32, 34, 35 35 25 142, 143, 146, 147 34 30 35 30 168 D Deutsche Bank Dyson W Wassiljewitsch Rachmaninow, 56 Sergei 110, 111 Weichert, Dr. Thilo 28 Weir, Andy 139, 140 Wells, Adam 28 Wiig, Kristen 30 Woodman, Nick 106, 107, 108 N Newman, Alfred Nagano, Kent Nathan, Tanya C Coca-Cola Condé Nast Cue F Facebook Fisher-Price Franciacorta H Hansgrohe Harvey Nichols Hawesko Hearst UK Henkel 30 30 81,82 150-152 46, 48, 134 35 60, 62, 64 30 26,28,30 74, 76, 77, 78 159 66-68 30 48 I Instragram 46 J Jibo K Kaiser+Kraft Europa GmbH Kohl’s Kusmi Tea 164, 165 114-116, 118 30 56, 58 L Lego Robotics L’Occitane M McCann Migros Mini-Cooper Mr Porter N NASA Nespresso Nike O Orebi Otto P Paul Smith Polanski, Roman Prada R REWE S Sakara Life Soho Works Sony Pictures Swiss Re U UNESCO V Villeroy & Boch Virgin Galactic Vitra 35 120, 122, 123, 125 30 30 35 158, 159 26 35 35 56 66 72 86 84, 86, 89 30 50 38 48 30 130 45, 48, 49 139, 140 30 26, 28 107 32-35 71-73 114-117 IMPRESSUM Daily Work in seiner schönsten Form. Das Produktkulturmagazin wird liebevoll kreiert von: HERAUSGEBER Thomas Lucas-Nülle ANZEIGEN anzeigen@produktkulturmagazin.de HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR Temel Kahyaoglu CREATIVE DIRECTOR Ilona Sandrock VERLAG The Paper Relation Maker GmbH Uferpromenade 5 · 88709 Meersburg Tel.: +49 (0) 7532 - 49435 - 0 Fax: +49 (0) 7532 - 49435 - 10 www.produktkulturmagazin.de info@ produktkulturmagazin.de ÜBERSETZUNG Arne Biesma, Deborah Haller-Clarke, Nora Manthey, Elizabeth Robinson DESIGN, LAYOUT & SATZ Ilona Sandrock Sabine Stahl ONLINE & SOCIAL MEDIA Nadine Pelzer TITEL Panni Demeter REDAKTIONSLEITUNG Sandy Strasser DRUCKEREI REDAKTION raff media group gmbh Simon Berger, Arne Biesma, Anja Fahs, Matthias Hohensee, Jeroen Junte, Alexandra Kahyaoglu, Gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier. 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Erscheinungstermin nächste Ausgabe: Juni 2016 BILDNACHWEIS S. 14 Hansgrohe SE/Tom Ziora; S. 14 Vittorio Zunino Celotto/Getty Images for Fondazione Prada; S. 14 Delbert Shoopman/NBC/NBCU/Getty; S. 14 Etihad Airways; S. 15 Felix Broede; S. 16 Paul Smith; S. 16 Gino DePinto, AOL; S. 18 © IBM; S. 18 L’Oréal; S. 19 Tesla Motors; S. 19 Optoelectronics Research Centre, University of Southampton; S. 20-21, 23 Delbert Shoopman/NBC/NBCU/Getty; S. 24-27 Twentieth Century Fox Home Entertainment; S. 28 Courtesy of GoPro; S. 29 Twentieth Century Fox Home Entertainment; S. 30 Courtesy of GoPro; S. 32-33 Gino DePinto, AOL; S. 36-41 Soho House; S. 44-49 Villeroy & Boch; S. 51 Sakara Life; S. 52 Caitlin Mitchel; S. 54-55 Lilly Roadstones/Getty Images; S. 57 © Dimitri Tolstoï; S. 60-61 Fabio Cattabiani; S. 62-63 Mattia Pagani; S. 70-71, 73 Paul Smith; S. 74-75 Uli Maier for Axor/Hansgrohe SE; S. 77 Hansgrohe SE/Tom Ziora; S. 78 Hansgrohe SE; S. 80-81 Kevin Mazur/Getty Images for The Estee Lauder Companies; S. 84-85 Delfino Sisto Legnani Studio, Courtesy Fondazione Prada; S. 87 Bas Princen 2015, Courtesy Fondazione Prada; S. 88 Vittorio Zunino Celotto/Getty Images for Fondazione Prada; S. 90-91, 94-95 Felix Broede; S. 96 © Berlin Verlag; S. 98-99 Mads Perch/ Getty Images; S. 102-108 Copyright Konrad Rufus Müller; S. 110 Consultix GmbH; S. 114: Frank Teuber/ KAISER+KRAFT Europa GmbH; S. 114: Xtentio GmbH /Herr Mirko Plha; S. 120-121, 123, 124-125 L’Occitane en Provence/Jean-Jacques Bernard/Francois-Xavier Emery; S. 126-129, 131 Stefano Scatà; S. 132-133 vchal/Shutterstock; S. 136-137 © Michael Najjar; S. 138 MIGUEL MEDINA/AFP/Getty Images; S. 140-141 Nathan Gallagher; S. 142-147 © Copyright Bentley Motors; S. 148-149, 151, 152 Etihad Airways; S. 154-155 Colormos/Getty Images; S. 158-159 MR PORTER; S. 160-161 PeopleImages/Getty Images; S. 164-165 Jibo; S. 166-167 Stuart Kinlough/Getty Images; S. 168 copyright Cue Inc.; S. 170 - 171 Ringly; S. 174 Dumont Buchverlag; S. 174 © Audrey Hepburn Estate Collection; S. 174 Fotografie von Aidan Lynn-Kilmenko, aus Off the Road, Copyright Gestalten 2015; S. 174 Fotografie von Gareth Griffiths, aus Off the Road, Copyright Gestalten 2015; S. 174 © Jan Rothuizen; S. 175 National Geographic; S. 175 Lannoo; S. 175 © Chasing Paradise by David Drebin/teneues; S. 175 © 2015 David Drebin; S. 176-177 Copyright TASCHEN ERSCHEINUNGSWEISE 11. Jahrgang / 4x jährlich ISSN 1865-1305 Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und liegen jeweils in der Verantwortung des betreffenden Autors. Alle Rechte sind vorbehalten. Kein Teil dieser Ausgabe darf (abgesehen von Ausnahmefällen § 53, 54 UrhG, die unter den darin genannten Voraussetzungen zur Vergütung verpflichten) ohne eine schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenweiterverarbeitungsanlagen, verwendbare Sprache übertragen werden. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr. Eine Haftung wird nicht übernommen.