Berufsreport Traineeprogramme

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Berufsreport Traineeprogramme
Berufsreport
Traineeprogramme
WISU-KARRIERE
Traineeprogramme werden immer beliebter. Fast jeder zweite Absolvent würde gern als Trainee ins Berufsleben starten. Verständlich, garantieren sie doch einen reibungslosen Einstieg in den Job und beste Chancen
auf eine erfolgreiche Karriere. Auch bei den Unternehmen sind Traineeprogramme sehr beliebt. Denn auch
ihnen bieten sie klare Vorteile.
Traineeprogramme
Sprungbretter
für die Karriere
TRAINEEPROGRAMME
er seinen Abschluss endlich
in der Tasche hat und auf JobW
suche geht, steht häufig vor der
Frage: Direkteinstieg oder Traineeprogramm? Was ist besser, wenn
man frisch von der Hochschule
kommt und noch nicht weiß, was einen im Berufsleben erwartet? Eine
Rundumbetreuung als Trainee, die
einen reibungslosen Berufsstart gewissermaßen garantiert? Oder doch
lieber der Sprung ins kalte Wasser
als Direkteinsteiger, mit voller Verantwortung vom ersten Tag an, aber
auch mit vollem Gehalt?
Die aktuelle Absolventengeneration ist
in dieser Frage gespalten: Während
47 Prozent dem Direkteinstieg
den Vorzug geben, präferieren
46 Prozent den Einstieg über
ein Traineeprogramm. Sieben
Prozent würden lieber über ein
Praktikum in ein Unternehmen
einsteigen.
Letztlich sind der Phantasie keine
Grenzen gesetzt. Denn wie ein Unternehmen die Trainingsmaßnahmen
nennt, mit denen es junge Nachwuchskräfte fördert, ist allein seine
Sache. Der Begriff Traineeprogramm
ist weder gesetzlich geschützt noch
sind seine Inhalte klar geregelt. So
hat der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever sein zweijähriges Programm für den Management-Nachwuchs „Future Leaders
Programme“ getauft. Das „Handbuch
Traineeprogramme“ definiert sie ganz
allgemein als „Förder- und Entwicklungsprogramm von besonders qualifizierten Hochschulabsolventen als
Nachwuchskräfte“.
Einig ist man sich dagegen über
die Bedeutung der Traineeprogramme: Für neun von zehn
Absolventen sind sie eine zeitgemäße Form des Berufseinstiegs. Lediglich jeder Zehnte
wünscht sich eine andere Art
von Ausbildungs- und Förderprogramm.
Diese Ergebnisse einer KienbaumStudie zeigen, wie populär Traineeprogramme sind. In den sechziger
Jahren von amerikanischen Unternehmen entwickelt, um den Management-Nachwuchs auszubilden,
kamen sie in den Siebzigern auch
nach Deutschland. Pioniere waren
die Deutsche Bank, Volkswagen und
Daimler. Heute wird der Begriff Traineeprogramm vor allem von deutschen Unternehmen verwendet. In
angelsächsischen Ländern spricht
man dagegen von „Graduate Programme“, wenn es um Einstiegsprogramme für Hochschulabgänger
geht. Auch gebräuchlich sind Management-Nachwuchs- oder General-Management-Programme.
Traineeprogramm ist also nicht gleich
Traineeprogramm. Dahinter können
sich ganz unterschiedliche Ausbildungen verbergen. Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten? „Die Beliebtheit von
Traineeships ist ein wichtiges Signal
an die Unternehmen: Sie müssen als
Arbeitgeber auf die Anforderungen
der Absolventen eingehen und ihnen
eine Mischung aus Vielfalt, Perspektiven und guter Betreuung beim Berufsstart bieten“, meint Constanze
Wachsmann von Kienbaum. Allerdings seien Traineeprogramme nicht
für alle Tätigkeiten geeignet: „In generalistischen Management-Berufen macht es Sinn, in einer Spezialistenlaufbahn, zum Beispiel als Ingenieur, weniger.“
Demnach kommen Traineeprogramme vor allem für solche Absolventen
in Frage, die sich noch nicht im Klaren sind, wo ihre speziellen Talente,
Interessen und Fertigkeiten liegen.
Oder die sich ganz bewusst noch
nicht festlegen wollen, weil sie davon ausgehen, dass sie in den ein
bis zwei Jahren, die ein Traineeprogramm üblicherweise dauert, auf viele
neue Ideen und Gedanken kommen
werden. Ideen, auf die einen nur die
Praxis bringt, kein Hochschulseminar
und kein Berufsberater.
Etwas für Unentschlossene also. Was
— zumindest teilweise — die enorme
Beliebtheit von Traineeprogrammen
bei der derzeitigen Generation
Y erklären würde, der man ja eine gewisse Zögerlichkeit nachsagt. Constanze Wachsmann:
„Die aktuelle Absolventengeneration schwankt zwischen Realismus und Komforthaltung.
Realismus, weil sie merkt, dass
Traineeprogramme speziell für
Wirtschaftsstudenten heute
häufiger angeboten werden als
Direkteinstiege. Und Komforthaltung, weil die Absolventen
sich anscheinend gerne damit
zufriedengeben, als Trainee weniger Verantwortung zu tragen,
unverbindlich in viele Unternehmensbereiche hineinschnuppern zu können und von einer guten
Betreuung zu profitieren.“
Fragt man Absolventen, warum sie
ein Traineeprogramm gegenüber anderen Einstiegsvarianten bevorzugen, nennen die meisten denn auch
die persönliche Betreuung während
des Traineeships. An zweiter und dritter Stelle folgen die Vielfalt der Tätigkeiten und gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen. „Die Studierenden sehen das Traineeship als
Deal“, meint denn auch Constanze
Wachsmann. „Sie sind gut ausgebildet und stellen teilweise Gehalt
und Sicherheit hinten an. Dafür wollen sie aber auch einen Mentor an ihrer Seite, spannende und abwechs-
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WISU-KARRIERE
Die Hannover Rück
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Traineestellen. Sie sind
eine gute Ausgangsbasis für eine Karriere
in einem besonderen
Zweig der Versicherungswirtschaft, wie HRManagerin Ulrike Kreutz
erläutert.
TRAINEEPROGRAMME
Hannover Rück
Versicherungen
versichern
st es schon mal vorgekommen,
dass Sie jemandem von einem
ITraineeprogramm
abgeraten haben?
Kreutz: Ja. Wenn der Bewerber eine
genaue Vorstellung davon hat, in
welchem Bereich er arbeiten möchte
und sich dementsprechend qualifiziert hat, kann ein Direkteinstieg die
bessere Lösung sein. Die Traineeausbildung bei uns ist dagegen bewusst breit angelegt.
Starten Trainees und Direkteinsteiger mit dem gleichen Gehalt?
Kreutz: Möglicherweise nicht bei
allen Unternehmen, bei uns ist dies
jedoch der Fall.
Können an den Traineeprogrammen auch Bachelor teilnehmen?
Kreutz: Unsere Programme richten sich derzeit nur an Master-Absolventen und Diplomierte.
Sind es allgemeine oder Fachtraineeprogramme?
Kreutz: Das 18-monatige Traineeprogramm Rückversicherung führt
die Teilnehmer in mehrere, fachlich
unterschiedliche Unternehmensbereiche. Es ist also ein allgemeines
Traineeprogramm. In der ersten Stage gewinnt man einen Überblick
über das Unternehmen. Die anderen Stagen, die zwei bis vier Monate dauern, werden mit dem Trai-
nee abgestimmt. In jedem Fall gehört ein Aufenthalt im Bereich Finance & Accounting dazu, ein zusätzlicher Schwerpunkt ist das Underwriting.
Was muss man sich darunter vorstellen?
Kreutz: Underwriting ist ein Spezialausdruck der Versicherungsbranche.
Underwriter sind diejenigen Mitarbeiter, die Verträge mit Erstversicherungsunternehmen abschließen.
Die eigentliche Arbeit wird jedoch vor
dem Vertragsschluss geleistet. Hierzu gehören insbesondere die Risikobewertung und oft die Analyse großer Datenmengen.
Ist dieses Programm für den Führungsnachwuchs gedacht?
Kreutz: Nein, es ist nicht als Nachwuchsführungskräfteprogramm konzipiert. Führungspositionen sind für
Direkteinsteiger aber ebenso zu erreichen wie für ehemalige Trainees.
Bieten Sie noch andere Traineeprogramme an?
Kreutz: Ja, es gibt noch zwei weitere Programme innerhalb der Personen- und der Schadenrückversicherung, die sich gezielt an Mathematiker und Wirtschaftsmathematiker richten.
Gibt es besondere Einstellungskriterien?
Kreutz: Vor allem bei den mathematischen Programmen erwarten wir
sehr gute Abschlussnoten. Wichtig
sind auch Praxiserfahrungen in der
Finanzwirtschaft und, da wir stark international tätig sind, Auslandserfah-
Ulrike Kreutz
rung und außer Englisch gute Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache.
Kommt man als Trainee auch ins
Ausland?
Kreutz: Unsere Programme umfassen jeweils eine dreimonatige Auslandsstage.
Arbeiten Sie mit Mentoren?
Kreutz: Ja, jedem unserer Trainees steht eine Führungskraft als
Mentor zur Seite.
lungsreiche Inhalte und eine Perspektive.“
Da ist zweifellos etwas dran. Dennoch greift diese Erklärung zu kurz.
Denn mit Traineeprogrammen verbindet man nicht nur eine bereichsübergreifende, interdisziplinäre Ausbildung und intensive Betreuung,
sondern auch sehr gute Aufstiegschancen. Schließlich wenden sich
Unternehmen damit in erster Linie an
Absolventen, denen sie besondere
Leistungen zutrauen, weil sie sie für
besonders qualifiziert halten — sei
es aufgrund ihrer herausragenden
Ergebnisse an der Hochschule, ihrer
einschlägigen Praxiserfahrung, die
sie durch Praktika bei renommierten
Firmen, einen längeren Auslandsaufenthalt oder eine Tätigkeit als Werkstudent gesammelt haben. Oder weil
sie es mit einem starken Auftritt im
Bewerbungsverfahren geschafft haben, die Personaler von sich zu überzeugen.
Nicht ohne Grund gehen die Unternehmen bei der Auswahl ihrer Trainees sehr sorgfältig vor. Das gilt insbesondere für Programme, die auf
Ein roter
Teppich
für Bewerber
eine spätere Laufbahn im Top-Management zugeschnitten sind — wie
etwa viele Excellence- und GeneralManagement-Programme. Auch die
Vorstandsassistenten-Programme
fallen hierunter. Ob sie noch zu den
Traineeprogrammen zählen oder eine eigene Kategorie darstellen, darüber lässt sich trefflich streiten. Vor
allem die Vorstandsassistenten-Programme, bei denen man einen Unternehmensvorstand begleitet und
im Tagesgeschäft unterstützt, heben sich von gewöhnlichen Traineeprogrammen ab.
Gemeinsam ist diesen besonderen
Programmen für High Potentials ein
intensives Coaching und breites Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen — inklusive der Möglichkeit,
Kontakte zu den Mitgliedern der ersten Führungsebene zu knüpfen. Den
Teilnehmern wird damit der rote
Teppich ausgerollt. Dafür muss man
als Bewerber aber auch Besonderes
bieten. Überdurchschnittliche Studienleistungen reichen nicht, erwartet wird das gewisse Etwas: eine
Promotion, ein MBA, internationale
Erfahrung oder gesellschaftliches
Engagement. Und natürlich LeaderQualitäten: Verantwortungsbereit-
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WISU-KARRIERE
TRAINEEPROGRAMME
Die WL Bank in Münster
befasst sich mit Kommunal- und Immobilienfinanzierung. Sie bietet
verschiedene zweijährige
Fachtraineeprogramme,
die den Interessen der
Teilnehmer angepasst
werden können. Sie sind
der perfekte Einstieg in
eine Expertenkarriere,
meint Thomas Vormann,
stellvertretender Bereichsleiter Finanzen.
WL Bank
Vom Fachtrainee zum
Experten
ie WL Bank bietet mehrere
Fachtraineeprogramme.
D
Vormann: Ja, es sind alles maßgeschneiderte Einstiegsmöglichkeiten,
die sich ganz an den Erfordernissen
der Praxis ausrichten. Sozusagen die
ersten Schritte, um sich zum Experten auf einem bestimmten Gebiet zu
entwickeln.
Wie sehen die Traineeprogramme
aus?
Vormann: Wir bieten beispielsweise eines, das sich mit Finanzen, dem
Kreditbereich und Controlling befasst. Bei einem anderen geht es um
Finanzen und Treasury, bei einem
dritten um Rating-Modelle.
Nehmen wir das erste Programm,
bei dem auch Controlling dazugehört. Um welche Aspekte geht es
dabei?
Vormann: Um Controlling-Bereiche,
die für unsere Bank von Bedeutung
sind, also externes Meldewesen, Erfolgscontrolling, Kostenrechnung sowie Unternehmensplanung.
Wird bei den Programmen, zumindest in einem gewissen Rahmen,
auf die Wünsche und Interessen
der Trainees eingegangen?
Vormann: Durchaus. So lassen sich
Programmschwerpunkte bilden, bei
denen die Interessen des Trainees
berücksichtigt werden, soweit sie
sich mit der generellen Ausrichtung
des Programms vereinbaren lassen.
Zum anderen schnuppert man auch
in Nachbarbereiche hinein. Hat ein
Trainee hier besondere Wünsche, so
kann er zusätzliche Bereiche kennenlernen, die ihn interessieren. Diese Flexibilität gilt auch für die Dauer
der einzelnen Stationen.
Erfordern die Traineeprogramme
eine Bankausbildung?
Vormann: Sie kann nicht schaden,
ist aber bei keinem Programm Voraussetzung.
Welche Studienschwerpunkte sehen Sie bei den genannten Traineeprogrammen besonders gern?
Vormann: Eine gute Wissensgrundlage sind Finanzen, Rechnungswesen, Controlling, Bankbetriebslehre, aber auch Wirtschafts- und Finanzmathematik sowie Physik.
Physik?
Vormann: Naturwissenschaftler, insbesondere Physiker, können sehr
gut analysieren und mit Zahlen umgehen, weshalb man sie immer wieder in der Bankbranche findet.
Kommen auch Bachelor als Trainees in Frage?
Vormann: Ja, die Traineeprogramme stehen auch ihnen offen. Da sie
in der Regel etwas weniger Fachwissen mitbringen als Master oder
Diplomierte, dauert die Einarbeitungszeit nach dem Traineeprogramm bei ihnen möglicherweise
ein halbes Jahr länger. Es kommt
Thomas Vormann
jedoch immer auf den Einzelfall an.
Manche bringen beispielsweise eine
Bankausbildung mit.
Helfen auch passende Praktika?
Vormann: Auf jeden Fall. Sofern es
unsere Kapazitäten erlauben, bieten auch wir Praktika an und zudem die Möglichkeit, als Werkstudent bei uns zu arbeiten. Da kann
man bereits viel lernen, was einem
später beim Traineeprogramm und
im Beruf weiterhilft.
schaft, ein hohes Maß an Sozialkompetenz sowie ausgeprägte analytische Fähigkeiten.
Ein weiterer Unterschied zu anderen
Programmen: Oft lernen die Teilnehmer die ganze Bandbreite oder zumindest einen großen Teil des Unternehmens kennen. Ein längerer Aufenthalt in einer wichtigen ausländische Niederlassung gehört ebenfalls
fast immer dazu. Die Unternehmen
bezwecken mit diesem „Rundlauf“
vor allem, dass der Nachwuchs einen
Blick für das große Ganze bekommt.
Schließlich zeichnen sich Spitzenmanager nicht zuletzt dadurch aus,
in größeren Zusammenhängen zu
denken und andere richtig einschätzen und führen zu können — weshalb bei Bewerbern in der Regel
auch viel Wert auf außeruniversitäres und soziales Engagement gelegt
wird.
Auch wer sich „nur“ für ein normales
Traineeprogramm bewirbt, benötigt
neben den Hard auch sehr gute Soft
Skills. Ganz oben auf der Liste stehen dabei Teamfähigkeit, Flexibilität
und Mobilität, da man sich als Trai-
Man muss auch
Eigeninitiative
zeigen
nee in wechselnden Teams und auf
wechselnden Positionen zurechtfinden muss. Sicheres Auftreten, gute
kommunikative Fähigkeiten — wozu
auch verhandlungssicheres Englisch
gehört — und Durchsetzungsvermögen sind ebenfalls Eigenschaften,
die man von einer künftigen Fachoder Führungskraft erwartet. Wichtig
sind auch Eigeninitiative und Engagement. Allein deshalb, weil der Trainee den Verlauf seiner Ausbildung oft
mitbestimmt.
Denn anders, als viele meinen, sind
Traineeprogramme keine bis ins letzte Detail durchgeplanten Lehrgänge
für angehende Jungmanager, auch
wenn die meisten perfekt organisiert
und auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sind. Wer während
der Ausbildung keine Initiative zeigt,
sondern zu allen Vorschlägen, die
man ihm unterbreitet, Ja und Amen
sagt, dürfte sich bei seinen Vorgesetzten kaum für höhere Aufgaben
empfehlen.
Das gilt auch für ein anderes Ausbildungsziel, das Unternehmen mit Traineeprogrammen verbinden: den Aufbau eines unternehmensweiten Netzwerkes, von dem später beide Seiten
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Wie man große Industrieunternehmen versichert, lernt man
nicht an der Uni. Deshalb ist unter den drei
Traineeprogrammen
von HDI-Gerling, dem
Industrieversicherer der
Talanx-Gruppe, eines
für angehende Underwriter. Isabel Jäger
hat es vor einem
halben Jahr beendet.
TRAINEEPROGRAMME
HDI-Gerling
Berufsziel
Underwriter
ie Arbeit des Underwriters gilt
als sehr anspruchs- und verantwortungsvoll.
Jäger: Sie macht aber auch viel
Spaß, weil man es ständig mit neuen Aufgaben und Herausforderungen zu tun hat.
Was genau macht diese Tätigkeit
so reizvoll?
Jäger: Die Abwechslung. Man arbeitet nicht nur im Büro, sondern ist
auch viel bei den Kunden. Und man
trifft auf interessante Persönlichkeiten, mit denen man zusammenarbeitet oder verhandelt, seien es
Ingenieure, Makler oder die Geschäftsführer unterschiedlichster Unternehmen.
Wann wurde Ihnen klar, dass Underwriting das Richtige für Sie ist?
Jäger: Bevor ich bei HDI-Gerling
anfing, hatte ich bereits einige Jahre in der Versicherungsbranche gearbeitet. Die Sparte Sach- und Feuerversicherung entwickelte sich dabei zu einer Art Steckenpferd von
mir. Unternehmen gegen Gefahren
wie Feuer, Explosionen oder Sturmund Hagelschäden zu versichern —
das gefiel mir gut.
Sie haben sich dann für ein berufsbegleitendes Studium entschieden.
Jäger: Ja, es war ein klassisches
BWL-Studium an der Fachhochschule Kiel.
D
Wussten Sie da bereits, dass Sie
Ihr Weg eines Tages zu HDI-Gerling führen würde?
Jäger: HDI-Gerling hatte ich von
Anfang an im Blick, da das Unternehmen einer der namhaftesten Industrieversicherer in Deutschland
ist. Außerdem passte die ausgeschriebene Traineestelle im Underwriting perfekt zu meinen beruflichen
Plänen.
Wie lief die Bewerbung ab?
Jäger: Am Anfang stand ein Gespräch mit zwei Vertriebsleitern der
Geschäftsstelle in Hamburg, wo ich
mich beworben hatte. Dann folgten
ein Online-Test und ein kleines AC,
das in der Zentrale in Hannover
stattfand. Den Schlusspunkt bildete
ein Gespräch mit der Geschäftsführerin.
Neben dem Traineeprogramm für
Underwriter bietet HDI-Gerling
noch zwei weitere Einstiegsprogramme an.
Jäger: Ja, eines für künftige Account
Manager und eines für die Betreuung der Makler.
Hat sich Ihre berufliche Erfahrung
auf den Programmablauf ausgewirkt?
Jäger: Ich bekam gleich einen festen Kundenstamm, den ich betreute. Eine Sonderbehandlung — etwa
eine Verkürzung des Programms —
gab es aber nicht. Der Beruf erfordert viel Wissen, weshalb die zwölfmonatige Ausbildungszeit auch nötig ist.
Isabel Jäger
Wie sehen Sie das Programm im
Rückblick?
Jäger: Durch den stetigen Wechsel
von Seminar- und Praxisphasen ist
der Lernerfolg garantiert. Für zusätzliche Abwechslung sorgen Hospitationen in anderen Niederlassungen.
Wie geht es weiter?
Jäger: In Kürze beginne ich an der
Uni Hamburg ein Master-Studium
Versicherungsrecht — berufsbegleitend, versteht sich. Ich bleibe
also im Unternehmen.
profitieren. Denn gut vernetzte Trainees sind gut vernetzte Führungskräfte. Dahinter steckt der richtige
Gedanke, dass sich Probleme „auf
dem kleinen Dienstweg“ oft schneller und eleganter lösen lassen, als
wenn man ihnen mit der gesamten
Unternehmensbürokratie zu Leibe
rückt.
Aus Sicht der Unternehmen bieten
Traineeprogramme — etwa im Vergleich zum Direkteinstieg — noch
mehr Vorteile. So kann man den Nachwuchs genau beobachten und entsprechend seiner individuellen Stärken und Schwächen anleiten und fördern. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er später auf einer Position eingesetzt wird, die genau zu
seinen Fähigkeiten passt. Das erspart dem Unternehmen nicht nur
teure Fehlbesetzungen. Man muss
auch nicht auf fremdes Know-how
zurückgreifen.
Damit wird auch klar, weshalb sich
Unternehmen die Ausbildung ihrer
Trainees eine Stange Geld kosten
lassen. Laut einer Kienbaum-Studie
belaufen sich die Kosten auf 75.000
Ein wichtiges
Ziel:
Networking
bis 100.000 Euro pro Trainee. Doch
das Geld ist gut angelegt. Das zeigen die Karrieren zahlreicher Spitzenmanager, die einst als Trainee
gestartet sind. Etwa ein Viertel der
Unternehmen besetzt Führungspositionen mit Teilnehmern der eigenen
Traineeprogramme.
Traineeprogramme erfreuen sich deshalb nicht nur bei Absolventen großer Beliebtheit. Der Studie „Jobtrends
Deutschland 2015“ des Staufenbiel
Instituts zufolge werden sie von 40
Prozent der Unternehmen eingesetzt.
Besonders häufig, nämlich in 45 Prozent der Fälle, kommen sie bei der
Rekrutierung von Wirtschaftswissenschaftlern zum Einsatz. Bei Ingenieuren sind es dagegen nur 38 Prozent. 25 Prozent der befragten Firmen bieten immerhin ein kurzes Einführungsprogramm an.
Die Zeiten, als Traineeprogramme einem kleinen Kreis von Absolventen
vorbehalten waren, sind also vorbei.
Heutzutage nutzen auch staatliche
Unternehmen wie die Deutsche Bahn
oder eine Behörde wie die Bundesagentur für Arbeit dieses Instrument
der Personalentwicklung. Selbst einige Museen und Kommunen bilden
WISU-KARRIERE
Trainees aus. Ebenso Vereine, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände,
Parteien und Nichtregierungsorganisationen.
Traineeprogramme sind in der Regel
12 bis 24 Monate lang. In dieser Zeit
„rotiert“ der Trainee durch verschiedene Abteilungen und Ressorts, wobei die jeweilige Einsatzdauer ein bis
mehrere Monate beträgt. Handelt es
Trainee-Stellen
gibt es
fast überall
sich um ein klassisches generalistisches Programm, lernt er alle wichtigen Funktionsbereiche wie Marketing, Vertrieb, Einkauf, Rechnungswesen und Controlling kennen. Das
bereichsübergreifende Wissen, das
er sich dadurch aneignet, soll ihn
später als Führungskraft befähigen,
vorausschauende und nachhaltige
Entscheidungen zu treffen, die die
Belange aller Abteilungen berücksichtigen.
Laut der Jobtrends-Studie dauert ein
Traineeprogramm im Durchschnitt
17 Monate. In dieser Zeit lernt der
Trainee vier verschiedene Abteilungen kennen — bei der Vorjahresstudie waren es noch fünf —, in denen
er durchschnittlich 14 Wochen verbringt. Immer öfter sehen Traineeprogramme auch einen Auslandsaufenthalt vor. Aktuell trifft dies auf
44 Prozent der Programme zu. Im
vergangenen Jahr waren es nur 38
Prozent.
Eines dieser Programme, mit denen
man die weite Welt kennenlernt, ist
das internationale Traineeprogramm
von Dr. Oetker. Beim Bielefelder Konsumgüterhersteller — bekannt vor
allem für seine Backmischungen und
BSH Hausgeräte
Vielfältig
und
international
as internationale TraineeproD
gramm der BSH gibt es für
viele Bereiche. Welchen haben
Sie gewählt?
Stürmer: Nachdem ich während eines Praktikums meine Vorliebe fürs
Controlling entdeckt hatte, wusste
ich, dass hier meine berufliche Zukunft liegt.
Welche Station durchlaufen Sie
gerade?
Stürmer: Insgesamt sind es fünf Stationen, ich befinde mich gerade in
der zweiten. Dadurch erhält man einen guten Überblick über konzernweite Prozesse und Kennzahlen. Die
erste Abteilung war im strategischen
Controlling angesiedelt. Ich war von
Anfang an sehr gut integriert und in
die Businessplanung eingebunden.
Wo arbeiten Sie jetzt?
Stürmer: Im Marketing-Controlling.
Dort wird eher operativ gearbeitet.
Wir sind in engem Kontakt mit unseren vier großen Marken Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff und verstehen uns als interne Berater bei
finanziellen Themen wie der Planung
des Marketing-Budgets.
Können Sie auch in Nachbargebiete reinschnuppern?
Stürmer: Ja, am Ende des Programms besteht die Möglichkeit, etwa in Finance oder Accounting Erfahrungen zu sammeln. Das wird
dann mit dem Mentor und der Personalabteilung abgesprochen.
Es ist ja ein internationales Traineeprogramm. Wohin werden Sie
gehen?
Stürmer: Nach China, und zwar für
drei Monate. Ich bin schon sehr gespannt, da es einer unserer wichtigsten Absatzmärkte ist. Es sind
auch andere Länder möglich. Einige
Trainees gehen etwa in die USA,
nach Indien oder Singapur. BSH ist
in vielen Ländern präsent.
Haben Sie Auslandserfahrung?
Stürmer: Während des BachelorStudiums verbrachte ich ein Semester in Polen und während des MasterStudiums ein Semester in Kanada.
Hatten Sie auch überlegt, gleich
nach dem Bachelor in die Praxis
einzusteigen?
Stürmer: Ja, wie viele Bachelor-Absolventen auch. Ich hatte aber das
Gefühl, noch nicht genug zu wissen. Außerdem fühlte ich mich für
die Praxis noch etwas zu jung.
Sie würden es also wieder so machen?
Stürmer: Auf jeden Fall. Das Master-Studium an der Uni Köln und vor
allem das Semester in Kanada, wo
ich an einem MBA-Programm teilnahm, haben sehr viel gebracht.
Kann man auch als Bachelor am
Traineeprogramm teilnehmen?
Stürmer: Ja. Die meisten Trainees
haben aber einen Master-Abschluss.
Was gefällt Ihnen am Programm
besonders gut?
Stürmer: Es ist gut organisiert und
man lernt sowohl in dem Fachbereich als auch durch die BSH Acade-
Konrad Stürmer
my, die regelmäßig Seminare für uns
Trainees organisiert, sehr viel. Darüber hinaus fasziniert mich die Internationalität und Vielfalt des Programms. Das Netzwerk, das man dabei aufbaut, ist unbezahlbar.
Haben Sie schon eine Idee, wie
es danach weitergeht?
Stürmer: Wohl erst einmal hier in
München. Danach könnte ich mir jedoch einen zwei- bis dreijährigen
Aufenthalt im Ausland vorstellen.
TRAINEEPROGRAMME
Eine Ausnahme sind die ConsultingFirmen, bei denen der Einstieg meist
über ein intensives Training-on-thejob erfolgt. Besonders beliebt sind
Traineeprogramme dagegen bei Finanzdienstleistern wie Banken und
Versicherungen. So kann man sich
bei der BayernLB sowohl für ein allgemeines als auch ein fachspezifisches Traineeprogramm bewerben
— je nachdem wie weit die eigenen
Karrierepläne schon gediehen sind.
Letzteres wird mit den Schwerpunkten IT, Business Finance, Risk Management, Finance and Accounting,
Mathematik, Capital Markets sowie
Trade Finance angeboten. Bei beiden Programmvarianten beträgt die
Dauer 15 Monate.
Die BSH Hausgeräte GmbH
in München zählt zu den
weltweit führenden Hausgeräteherstellern. Konrad
Stürmer durchläuft das
15-monatige internationale
Traineeprogramm, das
immer im Juni beginnt.
Es wird für viele Bereiche
wie IT, Logistik, Finanzen,
Personal, Einkauf, Vertrieb
und Marketing angeboten.
WISU-KARRIERE
TRAINEEPROGRAMME
Beim größten deutschen
Versicherungskonzern
können Absolventen
zwischen sage und
schreibe neun Einstiegsprogrammen wählen.
So unterschiedlich sie
sind, eines haben alle
gemeinsam: Man kann
damit richtig Karriere
machen.
Allianz
nen: Spezialist oder Führungskraft.
Auch eine Karriere als Unternehmer steht einem offen — als Leiter
einer Allianz-Versicherungsagentur. Damit ist es die ideale Lösung
für alle, die noch nicht sicher sind,
wohin die berufliche Reise gehen
soll. „Viele sind heute erst Anfang
zwanzig, wenn sie ihr Studium beende“, meint Alexandra Thiel, die
bei der Allianz Beratungs- und
Vertriebs-AG das Recruiting leitet. „Dass man in diesem Alter oft
noch keine konkreten beruflichen
Vorstellungen hat, ist keine Überraschung.“
Der
ChancenKonzern
Zwei weitere Vorzüge des Programms: Man wird auch zum Versicherungs- und Finanzanlagenfachmann ausgebildet. Und: Die
Ausbildung findet in einer der 88
Geschäftsstellen der Allianz statt,
also mit hoher Wahrscheinlichkeit
in Heimatnähe.
ersicherungen sind nicht nur
auf gute Verkäufer angewieV
sen. Neben typischen Versicherungsberufen wie Aktuaren und
Underwritern arbeiten dort auch
Analysten, Portfolio-Manager, ITExperten und andere Fachleute
aus den unterschiedlichsten Disziplinen.
Um dem Nachwuchs den Start zu
erleichtern, haben fast alle großen
Versicherer Einstiegsprogramme
aufgelegt. Beim deutschen Branchenprimus Allianz sind es gleich
neun — die internationalen nicht
mitgerechnet. Allein vier richten
sich an den Vertriebsnachwuchs.
Das Traineeprogramm Vertrieb etwa bereitet in drei Jahren auf eine
Führungsaufgabe im Verkauf vor,
zum Beispiel als Leiter eines Organisationsgebiets oder als Leiter
Verkaufsqualifizierung. Wer seine
berufliche Zukunft eher als Spezialist für komplexe Vorsorge- und
Vermögensfragen sieht, für den ist
das ebenfalls dreijährige Expertenprogramm das Richtige. Nach etwa der Hälfte des Programms wird
man zum Direktionsbeauftragten
ernannt — der Startschuss für die
zweite Phase, in der man zum Experten heranreift.
Beim fünf Jahre dauernden Karriereentwicklungsprogramm hat
man von Anfang an beide Optio-
Ein Evergreen unter den Einstiegsprogrammen ist das Management
Programm Vertrieb, das es bereits
seit den siebziger Jahren gibt. Bis
heute ist es ein Sprungbrett ins Top
Management, wie die Karrieren
vieler Vorstände belegen. Im Laufe
der sechs Jahre lernt man das Versicherungsgeschäft von der Pike
auf kennen und entwickelt sich
Schritt für Schritt weiter — vom
Kundenberater und Spezialisten
bis zum Leiter einer Geschäftsstelle.
Alexandra Thiel
Der Einstellungsbedarf der Allianz
ist hoch. Allein im Vertrieb will man
dieses Jahr 1.200 neue Mitarbeiter einstellen. Und welche Anforderungen stellt der Konzern an
Bewerber? Alexandra Thiel: „Von
Bewerbern erwarten wir einen guten Uni- oder FH-Abschluss, wobei die Fachrichtung zweitrangig
ist. Weiche Faktoren wie Kommunikationsfähigkeit sind natürlich
ebenfalls wichtig.“
Tiefkühlpizzen — wird damit schon
seit längerem der Führungsnachwuchs ausgebildet. Dass es ein wahrhaft internationales Programm ist,
zeigt sich daran, dass man ein Drittel der 18 Monate im Ausland verbringt und sich dort bei einem länderspezifischen Projekt engagiert.
In Betracht kommen alle Dr. OetkerStandorte in Europa, Amerika, Afrika
und Asien.
Als Oetker-Trainee entscheidet man
sich zu Beginn für einen bestimmten
Schwerpunktbereich. Zur Auswahl
stehen Marketing, Vertrieb, Controlling, Einkauf, Personal, Logistik, Forschung und Entwicklung sowie Produktion und Technik. In diesem Bereich rotiert man dann durch mehrere Abteilungen. Die ganze Zeit wird
man von einem Mentor unterstützt
und durch individuelle Entwicklungsund Weiterbildungsmaßnahmen gefördert. Nach dem Programm stehen einem bei Dr. Oetker alle Türen
offen.
Das Oetker-Programm und viele andere, ähnlich aufgebaute Traineeprogramme zeigen, dass der Trend zum
Der Trend
geht zum
Fachtrainee
Fachtraineeprogramm geht. Dabei
durchläuft der Trainee nur die relevanten Abteilungen seines Fachbzw. Heimatbereichs. In die angrenzenden Ressorts wird im Rahmen
einer Hospitation allenfalls hineingeschnuppert. Handelt es sich etwa um
ein Traineeprogramm Vertrieb, sind
Einsätze im Außendienst, Customer
Relationship Management und Vertriebscontrolling denkbar. Eine weitere Ausbildungsvariante sind ressortübergreifende Programme mit einem
eindeutigen Schwerpunkt in einem
Bereich.
Ein Grund, weshalb breit angelegte,
generalistische Programme immer
seltener werden, ist der große organisatorische und personelle Aufwand.
In vielen Unternehmen sind sie deshalb dem Nachwuchs für das absolute Top-Management vorbehalten.
Beispiele für solche Programme sind
die Vorstandsassistentenprogramme
der Allianz und von AXA. Auch viele
General-Management-Programme
— der Name sagt es bereits — bieten eine generalistische Ausbildung,
bei der sich erst im Laufe der Zeit
herauskristallisiert, wohin es einen
Teilnehmer zieht bzw. wo er am besten aufgehoben ist.
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staubig.*
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Sandstürme und Verwüstungen drehen, werden Sie bei uns nicht auf eine
staubige Unternehmenskultur treffen. Vielmehr auf Teamgeist, Kollegialität
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WISU-KARRIERE
A.S.I. hat sich auf die
Wirtschaftsberatung von
Medizinern, Ingenieuren,
Wirtschaftlern und Lehrern
spezialisiert. Das Traineeprogramm bereitet auf
diese interessante Tätigkeit
vor. Sie verspricht auch
ein hohes Einkommen,
meint Werner Wirth, der
die Ausbildung betreut.
TRAINEEPROGRAMME
A.S.I.
Wirtschaftsberatung
Selbständig
ohne Risiko
ancher Absolvent wäre gern
M
selbständig, traut sich wegen des Risikos jedoch nicht.
Wirth: Wir haben da eine Lösung.
Unsere Wirtschaftsberater sind freie
Handelsvertreter nach § 84 HGB und
damit selbständig. Doch sie werden
nicht ins kalte Wasser geworfen.
Wie werden sie unterstützt?
Wirth: Als Erstes durchlaufen sie
eine viermonatige Trainee-Ausbildung, an deren Ende die gesetzlich
vorgeschriebene IHK-Prüfung zum
Versicherungsfachmann bzw. zur
Versicherungsfachfrau steht.
Nach dem Studium also gleich
noch eine Prüfung?
Wirth: Den meisten fällt das relativ
leicht, da sie dank des gerade abgeschlossenen Studiums mit all seinen
Prüfungen noch in Übung sind. Später tut man sich mit dem Lernen erfahrungsgemäß oft schwerer.
Wie groß ist die Gefahr, durchzufallen?
Wirth: Bisher haben alle bestanden.
Wie geht es dann weiter?
Wirth: Nach diesen vier Monaten
folgt bis zum 24. Monat ein Trainingon-the-job als Junior-Berater in einer
unserer Geschäftsstellen. Jetzt wird
man von erfahrenen Wirtschaftsberatern und Gesellschaftern betreut und
in der Zentrale weiter ausgebildet.
Dabei lernt man das ganze Spektrum
dieser Tätigkeit kennen, das angesichts der komplexen Fragen, die
heute mit den privaten Finanzen verbunden sind, sehr groß ist. Dazu ge-
hören nicht nur unterschiedlichste
Versicherungsaspekte, sondern zum
Beispiel auch die betriebswirtschaftliche Führung einer Arztpraxis, die
betriebliche Altersvorsorge, Kapitalanlagen, Immobilienfinanzierung und
vieles mehr.
Wie sieht die finanzielle Seite
während der Ausbildung aus?
Wirth: Wir übernehmen die gesamten Kosten der Traineeausbildung,
wozu beispielsweise auch die Hotelkosten zählen. Ferner erhält man
ein monatliches Fixum von 2.500
Euro, das weder zurückgezahlt werden muss, noch mit späteren Einkünften verrechnet wird. Schließlich
hat man nach der Traineezeit in
Münster Anspruch auf ein komplettes Büro in der Geschäftsstelle mit
Sekretariatsunterstützung, muss also nicht selbst investieren.
Das Anfangsrisiko, das mancher
scheut, wird also weitgehend abgefedert.
Wirth: So kann man sagen.
Haben bei Ihnen auch Bachelor
eine Chance?
Wirth: Durchaus. Sie haben später
sogar die Möglichkeit, einen berufsbegleitenden Master-Studiengang
mit der Vertiefungsrichtung Sales
Manager an der Fachhochschule für
Ökonomie und Management, der
FOM, zu belegen. Auch diese Ausbildung unterstützen wir finanziell.
An wen richtet sich Ihr Angebot
in erster Linie?
Wirth: An Wirtschaftswissenschaftler jeder Couleur, vom Betriebswirt
Werner Wirth
bis zum Wirtschaftspädagogen und
Wirtschaftsingenieur, daneben auch
an Juristen und andere Akademiker.
Welche Fähigkeiten sind neben
Fachwissen noch erforderlich?
Wirth: Man muss auf Menschen zugehen und Vertrauen schaffen können, was Kompetenz und Zuverlässigkeit erfordert. Die Belohnung sind
oft jahrzehntelange Kundenbeziehungen und ein sechsstelliges Einkommen.
Ob klassischer oder Fachtrainee: Beide erwartet ein umfangreiches Seminarprogramm, bei dem die Hard und
Soft Skills trainiert werden. Workshops und Schulungen in Teamführung, Konfliktmanagement, Präsentieren, Projektmanagement oder Zeitund Selbstmanagement sind heute
Bestandteil fast jeder Trainee-Ausbildung. Auch Netzwerkveranstaltungen sind ein typischer Baustein. Dabei knüpfen die Trainees Kontakte
zu ihren Trainee-Kollegen und zu
Führungskräften im Unternehmen.
Dem Networking dienen auch die
bereichsübergreifenden Projekte, wie
sie viele Programme vorsehen.
Feedback-Gespräche mit dem Mentor und anderen Fach- und Führungskräften stellen sicher, dass die
Zwischenziele erreicht werden. Zwar
erhält nicht jeder Trainee einen unbefristeten Vertrag. Meist werden sie
jedoch nach Ende des Programms
vom Unternehmen übernommen. Immerhin hat man viel Zeit und Geld in
sie investiert. Sollten sich die gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllen, kann man sich auch schon früher trennen.
80 Prozent arbeiten
danach in Führungspositionen
Etwa 80 Prozent der Trainees arbeiten anschließend in einer Führungsposition. Die meisten können bereits
während ihrer Ausbildung zwischen
mehreren Angeboten wählen und sich
das beste herauspicken — ein weiterer wichtiger Vorteil gegenüber einem Direkteinstieg. Beim Gehalt holen Trainees gegenüber Direkteinsteigern immer mehr auf. Laut einer Studie von Personalmarkt und Gehalt.de
verdienen sie zwischen 30.000 und
43.000 Euro. Dabei ist zu beachten,
dass Trainees wegen ihrer guten Vernetzung und ihrer Kontakte zur Führungsspitze die deutlich besseren
Aufstiegs- und Gehaltsperspektiven
haben.
Traineeprogramme sind also das ideale Sprungbrett, wenn man in einem
Unternehmen Karriere machen will.
Oft führt der Weg eines Trainee nach
ganz oben — zumindest aber in eine
gehobene Fach- oder Führungsposition. Kein Wunder, dass TraineeStellen bei Absolventen äußerst begehrt sind. Und die Unternehmen tun
angesichts des Fachkräftemangels
gut daran, weiterhin auf sie zu setzen.
Denn damit kann man beim Nachwuchs viele Punkte sammeln.
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