porträt - Arbido

Transcription

porträt - Arbido
Aus- und
Weiterbildung
Formation
de base et continue
Formazione
di base e continua
Ausgabe 3 6. September 2012
VSA Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare AAS Association des Archivistes Suisses AAS Associazione degli Archivisti Svizzeri
BIS Bibliothek 
Information 
Schweiz BIS Bibliothèque 
Information 
Suisse BIS Biblio­
teca 
Informazione 
Svizzera
Inhalt / Sommaire
arbido print 3 / 12
03 Editorial F und D
40 Impressum
I.Aus- und Weiterbildung /
Formation de base et continue
21
MAS Bibliotheks- und Informations­
wissenschaften der Universität
Zürich und der ZB Zürich
Andrea Malits,
Zentralbibliothek Zürich
36 L e certificat de Gestion en documentation et bibliothèque: pour
élargir son horizon professionnel
Stéphanie Chanez, Service de la
formation continue, Université
de Fribourg
Porträt Mike Gadient
Portrait Lorraine Filippozzi
05 N
eue Herausforderungen für die
IW-Ausbildung
Niklaus Stettler, HTW Chur
24 Berufslehre I+D-Grundbildung:
Eine Erfolgsgeschichte?­
Herbert Staub, Präsident der
Ausbildungsdelegation BIS
38
Diskussion – Pro
Bibliothekarin als Beruf und Brand
Hans Ulrich Locher, Sekretär BIS
Portrait Alain Mermoud
09
Master of Science FHO in
Information Science (MSc IS):
Konsekutiver Masterstudiengang
an der HTW Chur
Wolfgang Semar, HTW Chur
Porträt Sascha Beck
12 U
n nouveau plan d’études Bachelor ID à la HEG Genève: s’adapter
aux mutations
Yolande Estermann Wiskott, HEG
Genève
Portrait Karine Pasquier
15
Consecutive Master en informa­
tion documentaire: une mise en
place en deux temps à la HEG
Genève
Yolande Estermann Wiskott,
HEG Genève
Portrait Camille Agustoni
18
Le programme universitaire de
formation continue en archivistique, en bibliothéconomie et en
sciences de l’information: une
filière en mutation
Niklaus Bütikofer, Institut
d’histoire de l’Université de Berne
1
26 Die Sicht des Berufsschullehrers­
Interview mit Bernhard Roten
Porträt Antonia Ursch
Porträt Andrea Betschart
Porträt Nina Grossenbacher
30 Expertenkommission erfolgreich
gestartet
Hans Ulrich Locher,
Sekretär BIS und Präsident
der Expertenkommission
31 L a Commission d’experts a débuté
ses travaux
Hans Ulrich Locher,
secrétaire BIS et président de
la Commis­sion d’experts
Porträt Piet Heusser
32 D
e la théorie au terrain: l’offre
de formation de l’Association des
archivistes suisses (AAS)
Denis Reynard, Archives de l’Etat
du Valais, Commission de formation de l’AAS.
Porträt Dorian Wyer
34
Von Theorie zur Praxis: Das
Ausbildungsangebot des Vereins
Schweizerischer Archivarinnen
und Archivaren
Denis Reynard, Staatsarchiv
Wallis, Bildungsausschuss des
VSA
arbido 3 2012
39 D
iskussion – Kontra
Information als Beruf(ung) – Ein
Plädoyer für den Begriff Informa­
tion in den Ausbildungsbezeichnungen
Sascha Beck, HTW Chur
II. Rezensionen / Recensions
41
Grundbildung: ABID in D-A-CH
Herbert Staub
42 D
ie neue Bibliothek – Anspruch
und Wirklichkeit
Daniela Rüegg
43
Archivische Bewertung und
Aktenübernahme im Praxistest
Annkristin Schlichte-Künzli
44
La formation des doctorants à
l’information scientifique et
technique
Stéphane Gillioz
47 M
ener l’enquête: guide des études
de publics en bibliothèque
Michael Perret
2
arbido 3 2012
Editorial
Aus- und Weiterbildung – Formation de base et continue
Stephan Holländer, Daniela Rüegg
Mit dem Startsignal für ein gemeinsames Ausbildungsprogramm 1994 haben die
drei damaligen Verbände BBS, SVD und VSA mehrere vielfältige Ausbildungen
auf den Weg gebracht. Das Bachelorstudium mit eidgenössisch anerkanntem Abschluss und die Weiterbildungsangebote sind anerkannt, und die Absolventen
haben entsprechende Stellen gefunden. Auch die Berufslehre hat sich im Vergleich zu ähnlichen Angeboten im Ausland bewährt, auch wenn die Absolventen
oft in andere Berufstätigkeiten wechseln. Wie die Entwicklung gezeigt hat, kommen Lehrstellen und Lehrinhalte vielfach von Bibliotheksseite, während Archive
und Dokumentationsstellen in einem kleineren Umfang Lehrstellen anbieten.
Auch auf universitärem Niveau haben sich Ausbildungsangebote herauskristallisiert. Ein noch zu realisierendes Ziel bleibt ein informationswissenschaftlicher
Lehrstuhl an einer Schweizer Universität. Diesem Ziel scheint man sich schrittweise zu nähern: Eine erste Assistenzprofessur ist ausgeschrieben. Schliesslich
muss die nächste Generation Fachhochschuldozenten ausgebildet werden. Sonst
bleibt der Schweiz nichts anderes übrig, als auf den Zuzug von ausgebildeten
Dozenten aus dem Ausland zu hoffen.
Das konsekutive Masterstudium muss noch seine definitive Akzeptanz in
Berufskreisen finden. Noch haben erst wenige in der Schweiz ausgebildete Absolventen ihre ersten Berufserfahrungen gemacht. Ein weiteres Feld konsequenten Wandels ist die berufliche Weiterbildung. Im vergangenen Jahrhundert fast
ausschliesslich von den Verbänden getragen, treten mit den Fachhochschulen
neue Anbieter an ihre Seite. Auch hier darf man die weitere Entwicklung mit
Interesse verfolgen. Die in diesem Heft publizierten Porträts zeigen in ihrer Vielfalt eine Entwicklung auf, die sich die damaligen Entscheidungsträger 1994 nur
zu hoffen wagten.
Les trois associations de l’époque (BBS, ASD et AAS) donnaient en 1994 le signal
de départ d’un programme de formation en commun. La formation bachelor a
débouché pour la première fois sur un diplôme reconnu sur le plan fédéral, et les
offres de formation continue sont reconnues, et les personnes qui les ont suivies
ont trouvé des postes correspondants. L’apprentissage a également fait ses preuves,
comparé aux offres similaires que l’on trouve à l’étranger, même si les personnes
qui l’ont suivi ont souvent opté pour d’autres activités professionnelles par la suite.
Les places et les contenus d’apprentissage étaient davantage proposés par des
bibliothèques que par des archives et des centres de documenta-tion. Les offres
de formation se sont également cristallisées au niveau universitaire. Reste encore
un objectif: créer une chaire de sciences de l’infor-mation dans une université
suis-se. Un but dont on s’approche peu à peu, puisqu’un premier poste de professeur assistant est mis au concours. La prochaine génération doit en effet être
formée par des professeurs HES de niveau universitaire. Si tel n’est pas le cas, la
Suisse ne pourra qu’espérer attirer des enseignants de l’étranger.
La formation master consécutive doit encore être définitivement acceptée par
les milieux professionnels et les étu-diants formés à ce niveau sont encore peu
nombreux à avoir fait leurs pre-mières expériences professionnelles. Un autre
domaine qui connaît une profonde mutation est celui de la forma-tion continue.
Au siècle passé, celle-ci était presque exclusivement assurée par les associations;
désormais, de nouveaux prestataires, les HES, s’y mettent également. Un développement qu’il sera intéressant de suivre. Les portraits publiés dans ce numéro
montrent la diversité d’un développement que les décideurs n’osaient pas espérer
en 1994.
3
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I. Aus- und Weiterbildung /
Formation de base et continue
Neue Herausforderungen für die IW-Ausbildung
Niklaus Stettler, Schweizerisches
Institut für Informationswissenschaft,
HTW Chur
Schlaglichter auf die Welt der Information: Eine E-Mail war der entscheidende
Stolperstein für Philipp Hildebrand. Eine
E-Mail, die der Empfänger wahrscheinlich nie für besonders relevant erachtet
hat. Eine E-Mail unter tausenden, sicher
nie klassifiziert, eventuell sogar unmittelbar nach der Lektüre gelöscht – und
doch so relevant, dass sie die Auslöserin
für einen grösseren Umbau in der Führungsetage der Nationalbank werden
konnte. Das kleine – und doch so öffentliche – Beispiel mag illustrieren, was sich
hinter dem oft geäusserten Satz, wonach
Information zum Gold unserer Zeit geworden sei, versteckt: Kleine, oft wenig
beachtete Informationen haben in der
vernetzten Welt immense Bedeutung erlangt. Es war kein inhaltsschweres Dokument, das die Welt verändert hat, sondern ein kleiner, versteckter und wenig
beachteter Hinweis.
Zweifellos, Dokumente mit Evidenzcharakter waren für Records Manager
immer schon die grosse Herausforderung und auch immer schon besonders
bedeutungsvoll. Gleichwohl meine ich,
dass wir es hier mit einem Phänomen
zu tun haben, das in gewissem Sinne
neu ist. Denn tatsächlich war diese
E-Mail kein geschäftsrelevanter Nachweis, sondern schlicht «privat» und in
dem Sinne nicht einmal als «Handakte»
zu verstehen. Hier aber wurde dieses
Private nachträglich geschäftsrelevant.
Warum dieses Beispiel, das doch
eigentlich sehr wenig mit unserer täglichen Informationsarbeit zu tun hat?
Es sei hier die These in den Raum gestellt, dass aufgrund der Veränderungen, die die Dominanz der elektronischen Kommunikation mit sich gebracht hat, Objekte ins Zentrum des
5
Interesses gelangt sind, die in unserem
klassischen Verständnis von Informationsarbeit kaum Beachtung gefunden
haben. Der professionelle Umgang mit
diesen Objekten erfordert neue Kompetenzen, die gezielt zu schulen sind.
Unabhängig davon, in welchem Bereich der ABD wir arbeiten, immer hat
sich unsere Arbeit um zwei Kerntätigkeiten gruppiert:
a) Wir haben uns darum bemüht, die
Informationsqualität zu garantieren, indem wir ausgewählt und bewertet haben. Sei dies, indem wir in
einer Bibliothek Bestandsmanagement betrieben haben, sei dies, indem wir als Dokumentalisten die
relevanten Informationen für einen
Kunden aufgetrieben oder als Ar­
chivare die Überlieferungsbildung
durch Dossierbildung und Bewertung garantiert haben.
b) Wir haben die ausgewählten und für
relevant befundenen Objekte (Dokumente oder Dossiers) so organisiert,
dass sie jederzeit zur Verfügung
standen.
Beides – sowohl die Bewertung wie
auch die Erschliessung (Bibliothe­
karInnen mögen mir die archivlastigen
Begriffe verzeihen) – zielten letztlich
auf einzelne Informationsobjekte ab.
Die Informationsobjekte waren klar abgrenzbar und konnten daher auch klar
beschrieben werden. Die Objekte waren meist textlastig, inhaltsschwer, aussagekräftig und daher wichtig, meist
auch verständlich.
Es gibt diese Objekte nach wie vor, und
sie werden auch weiterhin einen Grossteil unserer Arbeit ausmachen. Daneben sehen wir uns aber zunehmend mit
Objekten anderer Art konfrontiert. Man
denke an einen Blogeintrag, oder eben
an eine «verstreute» E-Mail usw. Es sind
dies Objekte, die eventuell für sich selbst
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kaum Relevanz haben und doch einen
wichtigen Teil eines Diskurses darstellen. Sie sind aber auch nicht so leicht in
einen Kontext zu stellen, wie dies beispielsweise geschäftsrelevante Records
sind, die die Records Manager Dossiers
zugeordnet und erschlossen haben.
Offensichtlich ist dies bei Daten, wie sie
z.B. von Google emsig gesammelt und
ausgewertet werden. Doch auch jenseits
dieser für die meisten von uns noch
fremden Welt sind wir mit Objekten
konfrontiert, die erst im Zuge der Nutzung zu Information werden. Erläutert
sei dies anhand der zunehmend wichtiger werdenden visuellen Quellen. Bilder und Videos sind nicht mehr nur
Illustrationen von Sachverhalten, die
­
auch textlich beschrieben wären, sondern erzählen selbst «Geschichten» und
prägen unsere Wahrnehmung der Welt.
Hier aber funktioniert unser traditionelle Zugang zur Information nur beschränkt. Die Erschliessung von Bildern
stellt eine grosse Herausforderung dar,
da diese nur eingeschränkt verbal erschliessbar sind. Die Problematik ist
allen, die ein Bildarchiv betreiben, hinlänglich bekannt – und ebenso bekannt
ist, dass Bilder je nachdem, in welchen
Kontext wir sie stellen, unterschiedliche
Bedeutungen erlangen können. So ist es
denn nicht nur das Einzelbild, das wichtig ist, sondern die grosse visuelle Fülle,
die uns entgegentritt.
Wesentlich effektiver – das erleben wir,
wenn wir uns auf eine Bilddatenbank
einlassen – finden wir das Gewünschte,
indem wir die Bilder organisieren und
organisiert darstellen. Dies geschieht
möglichst nach zahlreichen unterschiedlichen Kriterien: Farben, Muster,
Sujets, Orte, Zeit etc. Wir stellen fest,
dass wir so aus der Masse die Qualitätsinformation, die wir gesucht haben,
finden können.
Noch einmal: Warum diese Beobachtung? Wir sehen, dass wir mit neuen
Medien konfrontiert sind, die einen
andern Umgang erfordern: Das einzelne Objekt selbst scheint ein wenig in
den Hintergrund zu rücken. Stattdessen beschäftigt uns die Masse der Objekte, die in ihrer multiplen Organisation Zugang zu den Einzelobjekten
ermöglicht. In gewissem Sinne verlieren wir so die Kontrolle über unsere
Objekte.
Ähnlich verlieren wir derzeit auch die
Kontrolle über unseren zweiten Beitrag
zur qualitativ hochwertigen Information: Tatsächlich stellt sich die Frage, wer
die Erschliessung der Informationsobjekte künftig gewährleisten wird. Lange
beanspruchten die InformationsarbeiterInnen hier ein gewisses Monopol,
das jedoch je länger desto weniger realistisch eingefordert werden kann. Bibliotheken, die ihre Katalogdaten einkaufen, gehören heute ebenso zur Tagesordnung wie Bilder, die getaggt statt
beschlagwortet werden, und selbst im
rechtsrelevanten Bereich des Records
Managements ist die Diskussion, ob
nicht automatische Indexierung und
Tagging die Metadatierung durch die
Profis ersetzen könnten, eröffnet.
Schliesslich ist auch die Kontrolle über
den Ort der Information infrage gestellt: Wo ist das Buch, das die Bibliothek ausleiht? Auf welchem Server sind
die elektronischen Unterlagen, die das
Archiv sichert? Noch vor wenigen Jahren war dies keine Frage: Qualitativ
hochwertige Information muss an qualitativ hochwertigen Orten gesichert
sein. Heute ist dies nicht mehr selbstverständlich. Von der elektronischen
Zeitschrift, die physisch beim Verlag
bleibt, bis hin zu Archivalien, die in der
Cloud gesichert werden, ist verteilte
Aufbewahrung zur Realität geworden.
Die damit verbundene Problematik ist
allen Informationsdienstleistern nur
zu bewusst.
ihrer Vernetzung an Bedeutung gewinnen und in unterschiedlichen Kombinationen verschiedenste Aussagen zulassen, repräsentiert.
Information delegiert. Die Bibliothek
fungiert allenfalls noch als Mittlerin,
nur noch beschränkt als Qualitätshüterin.
Den Zugang zu dieser Information gewährt nicht die seriöse Erschliessung,
sondern die semantische Zusammenführung von Tagging und Datenanalyse. Dynamisch entstehen neue «Objekte», die situationsbezogen aufgrund
des Informationsbedarfs generiert werden. Selbstredend haben solche «Objekte» auch keinen definierten Ort, wo
sie gesichert wären. Ihre Qualität bestimmt sich nicht zuletzt durche die
Algorithmen, die sie bilden.
Jedoch: Auch wenn sich Arbeitsgänge
verändern, auch wenn einzelne zentrale Aufgaben ausgelagert werden, heisst
dies noch lange nicht, dass die professionelle Informationsarbeit obsolet geworden wäre. Im Gegenteil – letztlich
sind die Funktionen, die wir mit unserer Arbeit gewährleistet haben, – aktueller denn je. Nach wie vor ist es ein
Bedürfnis, dass NutzerInnen hochwertige Information erhalten. Nach wie vor
braucht es Intermediäre, die ihnen die
Auswahl ermöglichen und die Informationsobjekte zur Verfügung stellen.
Allein, während noch vor wenigen Jahren Auswahl, Bereitstellung und Sicherung in einer Hand waren, ist dies heute nicht mehr gegeben. Einzelne Elemente der Wertschöpfungskette sind
an vor- oder nachgelagerte Instanzen
delegiert worden, andere sind noch in
der Schwebe. Insbesondere ist noch
nicht geklärt, wer die Definition der Informationsobjekte übernimmt. Kann
das tatsächlich der Nutzer, wie dies heute oft vorausgesetzt wird?
So steht ein Perspektivenwechsel an.
Das Interesse hat sich von den real vorhandenen Informationsobjekten hin
zu den potenziell, dynamisch erzeugbaren Informationseinheiten, die direkt auf die Informationsbedürfnisse
der NutzerInnen zugeschnitten sind,
zu verschieben. Doch wo ist in diesem
neuen «Wertschöpfungsprozess» der
Ort der InformationsspezialistInnen?
Wohin geht die Informationsarbeit?
So sind gleich mehrere Fundamente
unserer Arbeit in den letzten Jahren
bröcklig geworden. Erstaunlicherweise
stellen wir fest, dass dies in allen Bereichen der Informationsarbeit beinahe
gleichzeitig stattgefunden hat. Auch
wenn wir aus unterschiedlichen Traditionen kommen und in der Welt der
Informationsverwaltung unterschiedliche Funktionen übernommen haben,
sind wir doch alle in ähnlicher Weise
durch die neuen «Objekte» und die
neuen Produktionsabläufe herausgefordert.
Fassen wir zusammen: Information ist
in der vernetzten und wissensorientierten Welt, in der wir uns bewegen, zweifellos wichtiger geworden. Doch die
Information hat ihr Gesicht verändert.
Neben den klassischen Objekten wird
sie zunehmend durch Daten, die erst in
Dies beeinflusst die konkrete Informationsarbeit. Nicht dass ich behaupten
möchte, die klassischen Informationsaufgaben würden von heute auf morgen wegfallen. Vieles wird bleiben.
Nach wie vor wird es die klassischen
Workflows der Informationsbeschaffung und -vermittlung geben, doch
wenn heute wissenschaftliche Bibliotheken das Konzept der Patron Driven
Acquisition diskutieren, dann hat sich
doch Wesentliches verändert. Auswahl
wie Teile der Katalogisierung werden
hier an Kunden resp. Lieferanten der
6
arbido 3 2012
Was heisst dies nun für die Informationsarbeit selbst? Ich möchte die These
in den Raum stellen, dass neben der
klassischen Informationsarbeit, der
konkreten Bearbeitung der Informationsobjekte, ein neuer Typ gefordert ist.
Die Rolle des Intermediären wird dynamischer, unmittelbarer auf die Informationsbedürfnisse ausgerichtet. Eine
ungeheure Flexibilisierung ist gefordert, die nicht zuletzt einen Blick auf
das ganze Netz an möglichen Informationsbestandteilen voraussetzt.
In gewissem Sinne ist auch dies Auswahl und Erschliessung – doch neu
eben situativ und ständig neue Information generierend. Wollen wir die
Funktion des Intermediären, der die
Qualitätsinformation bereitstellt, nach
wie vor wahrnehmen – und dies ist
nicht nur «Standespolitik», sondern
schlicht eine gesellschaftliche Anforderung, da diese von niemand anderem
wahrgenommen wird –, gilt es gezielt
auf die neuen Anforderungen hin auszubilden.
Aufgrund der oben beschriebenen Kontrollverluste sind die Informationsinstitutionen jedoch mit Herausforderungen konfrontiert, zu deren Bewältigung
die Bachelors nicht ausgebildet sind.
Vielleicht lassen sich die zusätzlich notwendigen Fähigkeiten und Kompeten-
zen auf die folgenden drei Themenbereiche zusammenfassen:
a) Technik: Die Zusammenführung von Mikropublikationen zu neuen Informationseinheiten, die Verwaltung von
verstreuten Informationen und das
Generieren von Neuem in semantischen Informationssystemen erfordern technische Kompetenzen, die
über das, was in einem Bachelorstudium vermittelbar ist, hinausgehen.
Insbesondere ist es notwendig, dass
gut ausgebildete InformationswissenschafterInnen in der Lage sind,
zusammen mit TechnikerInnen
neue Lösungen zu entwickeln.
b) Strategie: Die neuen Objekte entstehen in
Wertschöpfungsketten, die erheblich vom Gängigen abweichen. Damit sind zentrale strategische Fragen aufgeworfen: Welche Daten
werden genutzt? Wie werden diese
zur Verfügung gestellt? Welche Informationsbedürfnisse gilt es zu be-
7
arbido 3 2012
Auswirkungen für die Ausbildung
Informationsarbeit ist komplexer geworden. Folgerichtig daher, dass vor
nunmehr 13 Jahren das Fachhochschulstudium Information und Dokumen­
tation (heute Bachelor IW) lanciert
­worden ist. Wir haben in dieser Zeit
zahlreiche Informationswissenschaf­
terInnen ausgebildet. Fachkräfte, die
ihren professionellen Beitrag leisten,
um ihrem spezifischen Publikum Qualitätsinformation zur Verfügung zu
stellen. Laufend wurden die Lehrinhalte den sich ändernden Anforderungen
angepasst. Das Managen von digitalen
Objekten – seien dies elektronische Records oder eBooks – hat im Studium
grosse Bedeutung erlangt.
friedigen etc.? Es sind dies Fragen,
die einen Blick auf die gesamte Informationslandschaft der Institution verlangen. Nur so ist die Dynamisierung und Flexibilisierung, die wir
beobachten, zu bewältigen. Auch
diese strategische Sicht auf die Information kann im Bachelor nicht in
genügender Tiefe vermittelt werden.
c) Management: Schliesslich sind die Herausforderungen meist nur noch in grösseren,
interdisziplinären Teams zu bewältigen. Projekt- und Change Management ist in einem Masse gefordert,
das über den Bachelor hinausgeht.
Allen drei Bereichen gemeinsam ist,
dass hier schneller Wandel mitgestaltet
werden muss. In grösseren wissenschaftlichen Projekten, wie sie im Masterstudiengang gefordert werden, kann
die Aneignung von Wissen und die darauf aufbauende Entwicklung von innovativen Lösungen ebenso erlernt
werden wie das Bewältigen komplexer
Fragestellungen. Aus akademischen
«HandwerkerInnen» werden so InnovationsträgerInnen.
PORTRAIT
Pouvez-vous nous décrire votre parcours professionnel?
Passionné pas les technologies de l’information et de
Bachelor und Master – eine
notwendige Differenzierung von
Fachkräften
Noch haben die Informationsdienstleister kein Berufsbild für die Masterabsolventen. So wie es einige Zeit gebraucht hat, bis sich in den Institutionen Stellenprofile für den Fachmann/
die Fachfrau Information und Dokumentation resp. für die InformationsspezialistInnen etabliert haben, ist heute auch noch nicht klar, welche Position
im Gefüge der Institutionen die MasterabsolventInnen einnehmen werden.
Trotzdem drängt sich eine Differenzierung auf – gerade weil jetzt deutlich
geworden ist, dass Informationsarbeit
zunehmend komplexer geworden ist.
la communication depuis toujours, j’ai d’abord obtenu
un CFC de médiamaticien et une maturité professionnelle commerciale. J’ai ensuite travaillé pour l’agence
de presse LargeNetwork en tant que webmaster et
spécialiste multimédia. Fasciné par l’émergence d’une
«société de la connaissance», j’ai poursuivi mes
études avec un bachelor en sciences de l’information
à la HEG Genève. J’ai ensuite complété cette formation
par un Master of Science in Business Administration
(MBA), afin de me spécialiser dans l’information économique. Parallèlement à mes études, j’ai travaillé
Alain Mermoud
comme documentaliste-recherchiste à la Banque des
règlements internationaux et comme secrétaire général suppléant de Bibliothèque Information
Suisse. Je suis également Officier de renseignement dans l’Armée suisse (OTAN S2). Pour le futur,
je prévois d’effectuer un 3e cycle en intelligence économique à l’Ecole de guerre économique à
Paris.
Quelle est votre activité actuelle?
Après mon MBA, j’ai travaillé une année au Crédit Suisse comme spécialiste de l’information au
In den meisten Institutionen haben die
Bachelors inzwischen einen festen
Platz. Sie sind zuständig für komplexere Tagesaufgaben wie auch für das Entwerfen aktueller Problemlösungen und
neuer Produkte. Sie brauchen einen
starken praktischen Umsetzungsdrang, der auf einer seriösen Sichtung
bereits vorhandener Best Practices beruhen kann und soll. Die Bachelors
sind die tragenden MitarbeiterInnen
für den täglichen Betrieb und dessen
ständige Anpassung an die neuen
­Herausforderungen.
sein de l’Economic & Business Information Center (EBIC). En tant qu’Information Broker, mon rôle
consistait à collecter et diffuser de l’information sur des personnes, des entreprises et des thèmes,
principalement à des fins de compliance et d’acquisitions. Aujourd’hui, je travaille pour le département Private Banking, où je suis chargé de veille et de communication.
Quels sont les aspects positifs de votre profession? Et les aspects qui
le sont moins?
Étant d’une nature assez curieuse, j’aime le côté «investigation» de la profession. Rechercher
pendant des heures une information pertinente et rare, puis la transmettre à la bonne personne et
au bon moment est un plaisir de fin gourmet! Ma plus grande motivation reste la satisfaction du
client ou de l’utilisateur. Le métier peut toutefois avoir des côtés assez secs et répétitifs, et il souffre
encore de vieux clichés qui prétéritent son image.
Où voyez-vous des difficultés/problèmes dans le domaine I+D?
Dans l’économie privée, le spécialiste I+D est souvent perçu comme un coût dont le retour sur
Wie oben dargelegt, ist die Informationswelt derzeit jedoch mit neuen Objekten, neuen Wertschöpfungsketten und
neuen Technologien konfrontiert. Diese
Herausforderungen zu bewältigen, erfordert spezielles Fachwissen – aber v.a.
auch ein strukturiertes und koordiniertes Vorgehen, wie es nicht zuletzt in
anwendungsorientierter wissenschaftlicher Arbeit gelernt werden kann. Dies
soll zu systematischer und innovativer
Problembewältigung befähigen.
investissement est trop faible. La profession ne sait pas assez bien se vendre afin d’être crédible
aux yeux du management, alors même que l’avènement d’une «économie du savoir» représente
une opportunité unique pour la profession de se valoriser.
alain.mermoud@gmail.com
ABSTRACT
Les nouveaux défis de la formation en sciences de l’information
L’information devient de plus en plus importante dans le monde en réseau et orienté
vers le savoir qui est le nôtre. Une information qui a cependant changé de visage. Nous
sommes face à un changement de perspective. L’intérêt s’est en effet déplacé des objets
informationnels réels à des unités d’information que l’on peut créer et qui correspondent
directement aux besoins en information des usagers. Où se situe dès lors le lieu des
Mit der Veränderung der Informationslandschaft muss sich also auch das berufliche Gefüge in den Institutionen
noch einmal ausdifferenzieren. Eben
dies soll mit dem zusätzlichen Angebot
erreicht werden.
spécialistes de l’information dans ce nouveau «processus de création de valeur ajoutée»? Il y a 13 ans, la formation de niveau tertiaire en information et documentation
était lancée pour répondre aux nouveaux défis. Elle n’a cessé depuis d’adapter ses
contenus, notamment en raison des avancées technologiques (records électroniques,
eBooks, etc.). Une adaptation qui porte sur trois domaines principaux, à savoir la technique, la stratégie et le management. Et un défi permanent au vu des innovations
technologiques qui ne cessent de fleurir. Kontakt: niklaus.stettler@htwchur.ch
8
arbido 3 2012
(sg)
Master of Science FHO in Information Science:
konsekutiver Masterstudiengang an der HTW Chur
Wolfgang Semar, Schweizerisches
Institut für Informationswissenschaft,
HTW Chur
Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts IDC hat sich die weltweit anfallende Datenmenge in den letzten fünf
Jahren auf 1,8 Zettabytes verneunfacht,
und dieses Wachstum wird sich in den
kommenden Jahren noch weiter beschleunigen. Diese Datenflut, die sich
durch die zunehmende Bedeutung von
Clouddiensten, Mobile Computing und
allgegenwärtigen sozialen Netzwerken
noch verstärkt und in jüngster Zeit unter
dem Schlagwort «Big Data» an Aufmerksamkeit gewinnt, stellt eine erhebliche
Herausforderung für viele Branchen –
nicht nur im Bereich der Telekommunikation – dar. Sie bietet aber auch die
bedeutsame Chance, neues Wissen zu
generieren. Dabei kommt es entscheidend auf die Fähigkeit an, die heterogene
Datenmenge unter Berücksichtigung
der individuellen Rechte und gesetzlichen Vorgaben effizient zu bearbeiten
und auszuwerten, um somit Anwendern
einen Nutzen zu bieten.
Masterstudium an der Schnittstelle
Mensch–Computer
Mit diesen neuen Aufgaben werden zukünftig alle Beschäftigten im Berufsumfeld «Information und Dokumentation» konfrontiert. Neue adaptive Prozesse, Lösungsansätze und Strategien
werden gesucht. Gefragt sind insbesondere intelligente Verfahren und lernende Systeme, welche die automatische
und schnelle Auswertung von Big Data
erlauben. Doch nicht nur technologische Aspekte stehen dabei im Vordergrund, auch rechtliche, ethische und
anwenderzentrierte Fragestellungen
müssen berücksichtigt werden. Die
Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen und das Wissen über
die verfügbaren Lösungsansätze durch
die fortschreitende Digitalisierung
müssen somit ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung zukünftiger
Informationswissenschaftler sein. Diesem Anspruch stellt sich der konsekutive Masterstudiengang Information
9
Science (MSc IS) an der Hochschule für
Technik und Wirtschaft in Chur.
Den Fortschritt verfolgen und sich
seiner bedienen, Verbindungen erkennen und herstellen, daraus Trends ableiten und Lösungsansätze für unterschiedliche Belange entwickeln: Dies
sind aktuelle Anforderungen an moderne Informationsarbeiter. Um diese
Aufgaben zu bewältigen, sind qualifizierte Fachkräfte mit einem hohen
Mass an Informationskompetenz, Methoden- und Fachkenntnissen sowie
der Bereitschaft für lebenslanges Lernen erforderlich. Auf diese Anforderungen an das Kompetenzprofil und
das für die praktische Realisierung notwendige Persönlichkeitsprofil geht der
MSc IS ein. Die grundlegenden intellektuellen Verfahren der Selektion, Bewertung, Verdichtung, Verschlüsselung, Speicherung und Recherche von
Daten und deren Aufbereitung zur Information sind auch im Zeichen automatisierter Verarbeitung unverändert
geblieben. Neu sind auf der Basis moderner IT die Verfahren der automatisierten, semantischen Strukturierung,
Indexierung und Speicherung sowie
der visuellen Aufbereitung von Daten
aller Art. Dabei geht es weniger um
technische als um nutzerzentrierte Aspekte wie zum Beispiel die MenschMaschine-Interaktion oder motivationale Aspekte zum Einsatz und Nutzung
dieser Technik.
Was ist ein konsekutiver Master, und
welchen Nutzen hat er?
Eine Folge der Bolognareform ist die
Einführung von gestuften Studiengängen an Hochschulen. Konsekutive Masterstudiengänge richten sich hauptsächlich an überdurchschnittlich be­
fähigte und ambitionierte Bachelor­
studierende, die eine weiterführende
berufliche und akademische Qualifikation anstreben und ein ausgeprägtes
wissenschaftliches Interesse haben.
Die Mindestvoraussetzung für die Teilnahme an einem konsekutiven Master
ist ein Bachelorabschluss bzw. eine
gleichwertige Qualifikation. Dies bedeutet, dass zur Teilnahme am MSc IS
arbido 3 2012
ein Hochschulabschluss, idealerweise
ein Bachelor of Science in Informationswissenschaft oder das Diplom in
«Information und Dokumentation»,
vorhanden sein muss. Inhaberinnen
und Inhaber eines anderen Hochschulabschlusses können nach entsprechender Prüfung individuell zugelassen
werden. Der konsekutive Master ist eine zweite Ausbildungsstufe und nicht
zu verwechseln mit einem MAS (Master of Advanced Studies) oder einem
MBA (Master of Business Administration). Beim konsekutiven Master ist der
Studienaufwand grösser und der wissenschaftliche Anspruch höher.
Mögliche Tätigkeitsbereiche mit einem
Master in Information Science
Die Berufsaussichten für MSc IS-Absolventinnen und -Absolventen sind sehr
gut, zumal sich der gesamte Berufsmarkt kontinuierlich in Richtung informationswissenschaftlicher Inhalte entwickelt. Dies ist dadurch begründet,
dass der kompetente Umgang mit Daten, Information und Wissen in unserem alltäglichen und beruflichen Leben
zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Der Masterstudiengang schafft die
Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung in den klassischen
informationswissenschaftlichen Betrieben, aber auch in Forschungs- und ITUnternehmen. Die Absolventinnen
und Absolventen sind in leitender Position zuständig für die Entwicklung und
Betreuung von Portalen zur wissenschaftlichen Literaturversorgung (Online Repositories), für das Informations- und Wissensmanagement in
­Unternehmen oder die Unternehmenskommunikation. Sie konzipieren und
betreuen Internet- sowie Intranetportale und sind zuständig für den sinnvollen
Einsatz visueller Recherchewerkzeuge.
Sie leiten und entwickeln das Informations- und Wissensmanagement in Unternehmen und entwickeln neue Verfahren zur Analyse von Big Data. Dabei
müssen sie den Informationsmarkt
sowohl von der technologischen Seite
als auch von der Teilnehmerseite kennen und die Abläufe sehr gut verstehen.
Auch in Software- bzw. IT-Unternehmen, die sich mit Datenaufbereitung,
Visualisierung und Evaluation von Informationssystemen beschäftigen, finden Absolventinnen und Absolventen
sehr gute Beschäftigungsmöglichkeiten. Sie beraten als Consultant andere
Firmen bei der Entwicklung neuer
Such- und Auswertungswerkzeuge,
führen Usability-Studien für Websites
durch oder entwickeln bestehende Informationssysteme weiter. Aufgrund
der Tatsache, dass im Studium auf die
aktuellen fachlichen und technologischen Entwicklungen zeitnah eingegangen wird, sind die Absolventinnen
und Absolventen besonders attraktiv
für den Berufsmarkt. Die systematische
Verknüpfung von wissenschaftlichen
Methoden und praktischem Know-how
im Studium befähigt die Studierenden
des Masterstudiengangs, in neuen Umgebungen und in einem multidisziplinären Kontext flexible Problemlösungen zu finden.
Aufbau und Struktur des MSc IS
Der Master of Science in Information
Science schliesst moderne Themenfelder wie Webanwendungsentwicklung,
digitale Bibliotheken, Records Management, Trends der Informations- und
Kommunikationstechnologien, Informationssicherheit sowie Auswirkungen von Social Media genauso mit ein
wie klassische informationswissenschaftliche Themen (Informationsökonomie und -ethik, Retrieval). Dabei
kommt eine Vernetzung abwechslungsreicher Inhalte und moderner
Medien, zukunfts- und praxisorientierter Fragestellungen mit der Entwicklung innovativer Ansätze zustande.
Dass in diesem Studiengang nicht nur
Innovationen gelehrt, sondern auch gelebt werden, zeigt die Tatsache, dass
alle Vorlesungen live als interaktiver
Internetstream angeboten werden. Die
Studierende haben somit den Vorteil
nicht zwingend nach Chur anreisen zu
müssen, um direkt an der Veranstaltung teilnehmen zu können. Weiterhin
können die Streams jederzeit nachträglich angesehen werden.
von etwa 2700 Arbeitsstunden – wurde
so strukturiert, dass es als Teilzeitstudium mit einer Berufstätigkeit mit bis zu
60% absolviert werden kann. Aus diesem Grund findet der Unterricht jeweils
nur freitags und samstags statt. Zur
Ausbildung als Führungspersönlichkeit gehört auch das notwendige organisatorische Wissen, das im Studium
im ­Rahmen von General-ManagementModulen vermittelt wird. Ein weiteres
wichtiges Ziel ist die wissenschaftliche
Ausbildung. Die Studierenden erhalten
weiterführende Kompetenzen in wissenschaftlichem Arbeiten, führen anwendungsorientierte Forschungsprojekte durch und verfassen eine wissenschaftliche Masterarbeit zu einer praxisrelevanten Fragestellung.
Bereits ab dem zweiten Semester findet
eine individuelle Spezialisierung in einem von zwei informationswissen-
schaftlichen Spezialgebieten statt: Die
Vertiefung Information Asset Management vermittelt Wissen über den einheitlichen Zugang zum Auffinden und
Bereitstellen von weltweit verteilter Information. Die Studierenden erkennen, wie Methoden aus dem Bereich
Content Management, Records Management und Informations- sowie
Wissensmanagement sinnvoll kombiniert werden können. In theoretischer
und praktischer Anwendung werden
die Studierenden mit den Konzepten
und Technologien zum Aufbau und der
Bereitstellung von digitalen Daten und
unterschiedlichen Publikationsformen
vertraut gemacht. Die Module in der
Vertiefung Information Design beschäftigen sich mit der Verarbeitung
grosser Datenmengen und deren Visualisierung. Die Studierenden gewinnen
einen vielseitigen Überblick über den
Prozess der Erstellung bis zum Betrieb
P O R T R ÄT
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
An der Universität des Saarlandes habe ich das Magisterstudium der Informationswissenschaft
mit den Nebenfächern Informatik und Wirtschaftsinformatik absolviert. Im dortigen Fachbereich
Informationswissenschaft war ich zunächst als studentische Hilfskraft und anschliessend als
­wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent tätig. Zurzeit bin ich am Schweizerischen Institut für
Informationswissenschaft an der HTW Chur angestellt.
Was arbeiten Sie momentan?
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bin ich in Forschungsprojekten des Instituts tätig und mitverantwortlich für die Einführung der E-Learning-Plattform Moodle an der HTW Chur. In meiner Rolle als Studienassistenz betreue ich den Masterstudiengang Information Science, in dem ich auch
als Dozent unterrichte. Ferner arbeite ich an meiner Dissertation und belege den CAS in Hochschuldidaktik der Fachhochschule Ostschweiz.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf und was weniger?
Wie im Studium begeistert mich auch in meiner beruflichen Tätigkeit der interdisziplinäre Ansatz
der Informationswissenschaft, der den Weg zu unterschiedlichen und vielfältigen Forschungsprojekten öffnet. Das Unterrichten im Masterstudiengang ist eine spannende Herausforderung und
bietet die Möglichkeit, den Nachwuchs mitzuprägen. Ein negativer Aspekt ist sicherlich die hohe
alltägliche Arbeitsbelastung durch die zahlreichen Tätigkeitsbereiche.
Wo sehen Sie Schwierigkeiten/Probleme im I + D-Bereich?
Ein wesentliches Problem sehe ich gegenwärtig in der angemessenen Förderung des I + D-Nachwuchses, insbesondere im wissenschaftlichen Forschungsbereich. Die Möglichkeiten zu einer
universitären Ausbildung oder Promotion in Informationswissenschaft sind begrenzt beziehungsweise erst gar nicht vorhanden.
Das viersemestrige Studium, in dem
90 ECTS-Punkte (European Credit
Transfer System) vergeben werden –
das entspricht einer Studienleistung
10
Ein derartiges Angebot ist jedoch erforderlich, um den Forschungsstandort Schweiz im Bereich Information und Dokumentation zu
Sascha Beck
arbido 3 2012
stärken und langfristig zu sichern.
sascha.beck@htwchur.ch
e­
ines Informationssystems. Dabei
spielen Methoden und Techniken der
benutzergerechten Gestaltung von Informationssystemen sowie die Evaluation von Benutzeroberflächen eine zentrale Rolle. Das erworbene fachliche
und wissenschaftliche Wissen findet
dann in Praxisprojekten seine praktische Anwendung. Ziel der Praxisprojekte ist es, aktuelle Probleme aus dem
Berufsumfeld innerhalb einer vorgegebenen Frist eigenständig zu bearbeiten.
Das vierte Semester dient schliesslich
unter anderem zur Erarbeitung der
­eigenen Master Thesis.
ABSTRACT
Master of Science FHO in Information Science (MSc IS) à la HTW Coire
Le flux d’informations croissant (services Cloud, mobile computing et réseaux sociaux)
et que l’on a récemment baptisé «Big Data» représente des défis considérables pour
de nombreuses branches. Mais il offre également une chance de générer un nouveau
savoir. La capacité de traiter efficacement des quantités d’informations hétérogènes en
tenant compte des droits individuels et des dispositions légales afin d’offrir une plusvalue aux usagers est décisive dans ce contexte.
Telles sont les nouvelles tâches qui attendent tous les professionnels du domaine de
l’information et de la documentation, qui doivent trouver de nouveaux processus
d’adaptation, des solutions et des stratégies ad hoc.
Les perspectives professionnelles pour les personnes qui possèdent un Master in Information Science sont très bonnes pour la simple raison que le traitement compétent des
données, de l’information et des connaissances ne cesse de gagner en importance dans
notre vie quotidienne et professionnelle. Kontakt: wolfgang.semar@fh-htwchur.ch
Weitere Informationen zum Studium erhalten Sie auf www.informationswissenschaft.ch
11
arbido 3 2012
(sg)
Un nouveau plan d’études bachelor ID
à la HEG Genève: s’adapter aux mutations
Yolande Estermann Wiskott,
responsable du département
Information documentaire,
HEG Genève
Dans un contexte où se pose la question
de l’avenir des bibliothèques1 et de leur
raison d’être, aussi bien pour le grand
public (bibliothèques de lecture publique) que dans un cadre scientifique
ou universitaire, une école assurant
la formation des bibliothécaires est
confrontée à un véritable défi! Comment
proposer un plan d’études qui permette
aux étudiants de pourvoir aux quarante
ans de carrière professionnelle qui les
attendent2? Depuis la mise en place des
HES il y a douze ans, les diverses étapes
de développement du plan d’études en
information documentaire de la HEG de
Genève ont été conduites, pour l’essentiel, dans le but de l’adapter structurellement aux exigences de la Confédération pour obtenir son accréditation, sans
avoir ni le temps, ni les moyens de mener
une réflexion de fond sur les objectifs
d’enseignement et les profils de compétences des diplômés mis sur le marché.
­
1 Certains se demandent même si les
bi­­bliothèques existeront encore dans 20 ans!
2 Aucun lieu de formation n’a la réponse à
cette question …; les étudiants peuvent
néanmoins être sensibilisés à la nécessité
d’exercer une veille professionnelle active et
de s’insérer dans une démarche
d’apprentissage tout au long de la vie
Sortie des grandes «turbulences HES»,
il y a deux ans, l’équipe du département
Information documentaire a décidé de
redéfinir les métiers auxquels elle prépare les futurs diplômés – dans une
perspective à 10 ans – autour de quatre
axes professionnels:
1. Bibliothécaire: le rôle du bibliothécaire
est aujourd’hui multiple: il conseille,
oriente et forme des usagers. Il met à
disposition des ressources informationnelles à distance tout en assumant
un rôle d’animation et de médiation de
l’information pour une insertion forte
dans la vie sociale et culturelle locale. Il
assure la conservation du patrimoine
culturel, scientifique. Il garantit l’efficience du management et des ressources financières, comme par
exemple la migration des services informatiques sur des systèmes open source.
2. Archiviste – records manager: il assume
la responsabilité de la maîtrise du cycle
de vie des documents et des processus
documentaires dans un organisme. Il
définit et met en œuvre les stratégies et
les procédures permettant à l’organisme de disposer à tout moment du
document ou de la donnée dont il a
besoin. Il organise les documents produits par une entreprise ou une administration – sous forme imprimée ou
électronique – en vue de leur utilisation
rationnelle au quotidien, en tenant
compte des exigences légales ou techniques des dossiers en cours3.
3 Définition adaptée du site de l’ADBS: «Le
référentiel des métiers et fonctions». www.
adbs.fr/le-referentiel-des-metiers-et-fonctions-61928.htm?RH=MET_REFMETIER
(consulté le 20 juin 2012)
4 Ibid.
5 ECTS = crédit européen selon le système de
Bologne. Un crédit correspond à 30 heures
de travail (cours – travaux pratiques – pré­
paration aux examens – travaux de recher­che – lectures).
6 Pour plus de détails, voir les pages web de la
3. Gestionnaire de l’information en entreprise: il facilite l’accès aux documents et
à l’information, sur des thématiques et
avec des modalités de diffusion correspondant aux besoins de l’entreprise. Il
fournit des produits et des services d’information à valeur ajoutée (veille, sélection, validation, synthèse ...) et vise à
l’autonomie des utilisateurs en les formant à la méthodologie de recherche et
en leur fournissant des outils adaptés4.
filière: www.hesge.ch/heg/formation-base/
bachelors-science/specialiste-informationdocumentaire/plan-modulaire/ (consulté le
20 juin 2012)
12
4. Gestionnaire du web: il exerce nombre
de métiers en lien avec les TIC, le Web
et les réseaux sociaux, dans une optique
arbido 3 2012
de valorisation des contenus et de mise
à disposition performante d’informations pertinentes pour la communauté
concernée. A titre d’exemples: webmaster éditorial, gestionnaire de contenus
et de connaissances, administrateur de
SIGB, «community manager», bibliothécaire système.
En termes de profil de compétences, le
nouveau plan d’études prépare les étudiants à exercer leur profession dans les
quatre grandes options de la formation,
décrites ci-dessus. En accord avec ses
intérêts personnels, l’étudiant est libre
de se spécialiser dans une ou deux
d’entre elles ou au contraire de choisir
une orientation polyvalente en suivant
des cours dans tous les volets de la formation. Les diplômés arriveront donc
sur le marché de l’emploi avec des compétences avérées, plus ou moins spé­
cifiques en fonction de leurs choix.
Le bachelor HES en information do­
cumentaire s’acquiert au travers de
180 ECTS5 qui correspondent à trois
ans d’études à plein temps, dont la
structure générale est la suivante:
Plan d’études bachelor ID de la HEG de
Genève:
– Trois semestres de tronc commun,
cours obligatoires: les fondamentaux
(87 ECTS)
– Réalisation en groupe d’un projet sur
mandat (8 ECTS)
– Trois semestres de modules axés sur
des spécialisations:
– bibliothéconomie (40 ECTS)
– archivistique (20 ECTS)
– gestion de l’information (25 ECTS)
– technologies documentaires et
Web (20 ECTS)
– séminaire de tendances – dans
l’un des domaines: 2 ECTS
– projet de création d’un produit
documentaire: 5 ECTS
– L’étudiant choisit 57 ECTS selon ses
intérêts.
– Stage de 8 semaines (12 ECTS)
– Travail de bachelor (16 ECTS)
Le plan d’études 2011 se structure ainsi
autour de deux grands piliers6:
1. Les fondamentaux, cours obligatoires
durant les trois premiers semestres,
comprenant entre autres:
– cours généraux dans le domaine de l’information documentaire: droit – identité
professionnelle – gestion de carrière –
environnement des services d’information documentaire – éthique;
– bibliothéconomie: traitement: catalogage et indexation – recherche d’information: des outils bibliographiques traditionnels aux techniques
de veille;
– archivistique: typologie – évaluation –
classement – records management;
– gestion de l’information en entreprise:
comportement organisationnel –
veille;
– informatique et informatique documentaire: Web – CMS – bases de données
relationnelles – XML – PHP;
– management: finances – marketing –
gestion du personnel;
– compétences sociales et transversales:
communication – gestion de projet –
accueil – pédagogie.
2. Les options à choix sur les trois semestres suivants (cours, projets, stage
et travail de bachelor). Les modules se
répartissant entre les quatre grands
domaines: bibliothéconomie – archivistique – gestion de l’information et
technologies documentaires et Web; les
étudiants choisissent les modules en
fonction de leurs intérêts.
nouvelles fonctions que remplissent les
professionnels travaillant dans ce type
de service. Nombre de ces cours sont
nouveaux dans le programme; à titre
d’exemples, on peut citer:
– Formation des usagers;
– Archives ouvertes et institutionnelles.
Bibliothèques de lecture publique: les
bibliothécaires de lecture publique
­
doivent être préparés à offrir des prestations de haute qualité dans un cadre
accueillant souvent transformé en un
centre de culture et de loisirs; leurs
fonctions sortent du cadre de la bibliothèque traditionnelle; à titre d’exemples,
on peut mentionner:
– Médiation culturelle et numérique;
– Sociologie des publics et comportement
informationnel.
L’archivistique comprend quatre modules qui sont des approfondissements
ABSTRACT
HEG Genf: ein neuer Studiengang Bachelor ID
Die Ausbildung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren stellt in einer Zeit, in der Sinn
und Zukunft von Öffentlichen wie auch Wissenschaftlichen Bibliotheken immer mehr
inFrage gestellt werden, eine besondere Herausforderung dar. Wie soll ein Lehrplan
aussehen, der die Studierenden optimal auf ihre zukünftige Berufstätigkeit vorbereitet?
Seit der Gründung der Fachhochschulen vor 12 Jahren stand bei der Entwicklung des
Lehrplans im Bereich der Informationswissenschaften an der HEG in Genf vor allem
die Erfüllung der Vorlagen für eine eidgenössische Anerkennung im Vordergrund. Vor
zwei Jahren wurde das Bachelorstudium überarbeitet und folgende vier Studienschwerpunkte festgelegt: Bibliothekswissenschaften; Archivwissenschaften/Records Management; Informationsmanagement; Webmanagement. Das Studium ist als dreijähriges
Vollzeitstudium mit 180 ETCS konzipiert. In den ersten drei Semestern werden die
Grundlagen erworben. In den folgenden drei Semestern können die Studierenden aus
verschiedenen Modulen innerhalb der vier Schwerpunkte wählen, wobei sie die Möglichkeit haben, sich in einem oder zwei der Schwerpunkte zu vertiefen oder Kurse in
allen vier Richtungen zu belegen. Die Ausbildung erlaubt es den Absolventen, verschiedene Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen auszuüben, unter anderem in Bibliotheken
und Archiven, oder als Informationsmanager in Unternehmen, wo sie Projekte, wie z.B.
die Entwicklung von Webservices, konzipieren. An der HEG ist man überzeugt, dass
das Informationsmanagement eine immer grössere Rolle spielen wird. In einer Zeit, in
der wir täglich mit einem Überfluss an Information konfrontiert sind, werden Berufe in
L’option en bibliothéconomie propose
deux volets:
Bibliothèques universitaires et scientifiques: le programme s’est adapté aux
13
diesem Bereich einen immer wichtigeren Platz einnehmen. Die HEG ist zuversichtlich,
dass auf die Absolventinnen und Absolventen interessante und vielfältige Tätigkeiten
warten. arbido 3 2012
(kb)
des grands axes de l’archivistique enseignés dans les fondamentaux, comme
par exemples:
– Evaluation II – soutenu par un projet
en lien avec la stratégie et les approches d’évaluation;
– Programme de gestion des archives;
– Valorisation et diffusion des archives;
– Records management II;
– Gestion des archives et technologies de
l’information.
Le module Conservation et patrimoine
est transversal à l’archivistique et à la
bibliothéconomie et comprend des enseignements en Préservation des documents et Protection des biens et des
manuscrits.
La gestion de l’information en entreprise
se développe dans les aspects suivants:
Information et stratégie d’entreprise
avec entre autres les enseignements:
– Positionnement des SI dans l’entreprise;
– Compréhension de l’environnement de
l’entreprise;
– Knowledge management.
Par ailleurs, un module sur l’animation
des communautés virtuelles sera proposé
pour permettre à nos diplômés de
prendre en charge la gestion du Web
social pour les petites entreprises documentaires et même les PME souhaitant
fidéliser une clientèle par une plus
grande visibilité et par le partage d’information à valeur ajoutée sur le Web.
Conclusion
Mais comment vont donc se développer
les métiers de la gestion de l’information? A la HEG de Genève, seule haute
école de Suisse romande à former les
professionnels de la gestion de l’in­
formation, cette question interroge
l’équipe des professeurs depuis plusieurs années – bien que ces derniers
soient absolument convaincus du fait
que la fonction de gestion de l’information est et restera indispensable pour
notre société dans les années à venir.
En effet, les métiers à haute valeur ajoutée axés sur l’organisation, la recherche,
la médiation et la validation des ressources informationnelles et documents, sur support concret ou virtuel,
sont amenés à acquérir une place de
plus en plus importante dans le contexte
d’«infobésité» chronique que chacun
vit au quotidien.
Nous sommes ainsi persuadés que
tous ses futurs diplômés exerceront des
emplois gratifiants et variés, dans la
mesure où toutes les professions en
lien avec le management de l’information s’intègreront de plus en plus, tant
dans le fonctionnement des entreprises, administrations et autres milieux professionnels que dans la vie
quotidienne de tout citoyen, pour répondre à ses besoins en matière de
culture, de formation personnelle ou de
loisirs.
Contact: yolande.estermann@hesge.ch
PORTRAIT
Pouvez-vous nous décrire votre parcours professionnel?
Après ma maturité gymnasiale, j’ai directement enchaîné par un stage
au gymnase cantonal de Burier, suivi par les 3 ans d’études à la HEG
en Information documentaire. J’ai ensuite été engagée comme assistante d’enseignement à la HEG auprès d’Ariane Rezzonico et de JeanPhilippe Trabichet. Puis, j’ai obtenu un certificat de formatrice pour
adultes (BFFA/M1) et un Certificate of Advanced Studies en Veille
économique, grâce aux possibilités de formations continues que m’a
offertes la HEG.
Karine Pasquier
Quelle est votre activité actuelle?
Actuellement, je suis discothécaire secteur à 50%, à la Discothèque des Minoteries à Genève. Je
La dernière option offerte et la plus
novatrice est en Technologies documentaires et Web, comprenant des cours sur:
– Modélisation des SI et Web sémantique
– Moteur de recherche et conception de
projets
– La sécurité, l’ergonomie et la webométrie
Elle permet aux étudiants de maitriser
les outils du web et de l’ID en amont de
la conception d’un produit informatique: par exemple, concevoir un intranet, ou en aval dans le développement
d’un service Web comme fédérer une
communauté d’internautes autour
d’un intérêt commun7.
Pour plus de détails: http://www.hesge.ch/
heg/formation-base/bachelors-science/
specialiste-information-documentaire/
m’occupe principalement de gérer les périodiques et de coordonner le nouveau service de référence,
Music’All, qui répond à toute question sur la musique.
Les 50% restant, je travaille toujours à la HEG – comme assistante de recherche. Mon contrat à
la HEG se termine en juillet prochain. J’envisage alors de me lancer comme formatrice dans notre
domaine, à 40% mais je ne sais pas exactement encore sous quelle forme.
Quels sont les aspects positifs de votre profession? Et les aspects qui le sont moins?
Ce que je préfère, c’est la variété des possibilités qui nous sont offertes. On a tellement de cordes
à notre arc. On peut s’occuper de collections dans des domaines variés, faire de la recherche documentaire, former les usagers, animer des ateliers, etc.
J’apprécie tout spécialement le contact avec le public. C’est un métier très humain.
Les aspects les moins positifs sont souvent la lenteur des machines administratives contre lesquelles on se heurte, ainsi que la méconnaissance de notre métier auprès du public. On doit
souvent se battre pour faire savoir ce qu’on peut offrir. Lorsque quelqu’un dit qu’il est médecin ou
banquier, en général, on comprend que ce sont des métiers qui doivent être occupés par des professionnels. Ce n’est malheureusement pas systématiquement le cas dans notre profession.
Où voyez-vous des difficultés dans le domaine I+D?
Selon moi, la difficulté principale est celle dont je parle plus haut, soit le fait qu’il faut vraiment se
7 Pour plus de détails sur ces nouveaux
vendre, ne pas hésiter à démontrer ce qu’on peut faire et quelle valeur ajoutée nous pouvons apporter.
métiers, voir le portail des métiers de
Nous sommes parfois trop timides. Il faudrait être un peu plus «marketing» et vendeur, dans
l’Internet: www.metiers.internet.gouv.fr/
certaines situations, et ne pas hésiter à sortir des sentiers battus!
(consulté le 20 juin 2012)
14
arbido 3 2012
kapasquier@gmail.com
Consecutive Master en information documentaire:
une mise en place en deux temps à la HEG Genève
Yolande Estermann Wiskott,
responsable du département
Information documentaire,
HEG Genève
De 2008 à 2010, une formation commune en sciences de l’information de
niveau master a été proposée par la HEG
Genève et l’EBSI de Montréal. La collaboration des deux institutions devait
permettre aux étudiants de profiter de
deux approches différentes. En juin
2010, il a fallu mettre un terme au projet,
étant donné que le nombre minimal
d’étudiants (30) n’était pas atteint. Une
évaluation a montré que de nombreux
étudiants trouvaient difficile l’année
passée à l’étranger. Pour la filière 2012,
le nombre minimal d’étudiants requis a
en revanche été atteint. Les étudiants qui
termineront cette formation reçevront
un «Master of Science HES-SO en information documentaire» reconnu au niveau fédéral.
2008–2010: un master ID en
partenariat avec l’EBSI (2 volées)
En septembre 2008 se met en place
une première version du master ID1,
construite sur un partenariat à parts
égales avec l’Ecole de bibliothéconomie
et des sciences de l’information (EBSI)
de l’Université de Montréal. Destiné
prioritairement aux candidats des deux
écoles (EBSI et HEG), le plan d’études
2008 s’organise ainsi:
1. Profil de compétences: le master se
positionne sur l’acquisition des aptitudes nécessaires à la direction des
grandes entreprises documentaires:
1) direction de grands services d’information ou bibliothèques; 2) structuration et diffusion de multiples
sources d’information (Internet – intranet – ressources électroniques –
procédures – dossiers administratifs) d’une grande administration
(par ex. hôpital) ou d’une entreprise
privée (multinationale);
2. Admission: le plan d’études est destiné d’une part aux titulaires d’un
bachelor en ID et d’autre part à des
diplômés bachelor de toutes disciplines, issus des hautes écoles;
15
3. Structure des études: la durée des
études est de 2 ans, le programme
comprend 90 ECTS2 (formation à
temps partiel), les étudiants suivent
deux jours de cours et ont ainsi la
possibilité de travailler à 60%. Les
deux autres jours d’études se déroulent le soir et le week-end;
4. Echanges internationaux: les étudiants de la HEG suivent la première
année d’études du master avec les
étudiants de l’EBSI à l’Université de
Montréal, tandis que les étudiants
canadiens, ayant choisi l’option internationale, se rendent à Genève
pour suivre les cours à la HEG durant la 2e année, avec leurs camarades de la HEG. Les étudiants reçoivent une participation financière
substantielle pour couvrir les frais
liés à la mobilité;
5. Diplôme: chaque école délivre son
propre master.
Ce partenariat rencontre un soutien
inconditionnel de la part des milieux
politiques universitaires, tant en Suisse
qu’au Canada. Il s’agit d’une occasion
unique, pour les deux institutions – la
HES-SO et l’Université de Montréal –
de conduire une expérience pilote, afin
d’évaluer la faisabilité d’une collabo­
ration entre deux écoles issues de
contextes de formation différents: Europe et Amérique du Nord.
Ce premier master permet la mise en
place de synergies fortes entre les deux
écoles:
– partage de cours avec des orientations
d’enseignement différentes selon
l’école: pôle gestion (HEG), cours
approfondis en sciences de l’information (EBSI);
– partenariat et collaboration entre les
deux écoles pour des projets de recherche.
Après deux volées (juin 2010), nous
devons soudainement interrompre
notre collaboration avec l’EBSI, par
manque d’étudiants: l’OFFT3 interdit à
la HES-SO d’ouvrir une 3e volée, car elle
n’a pas atteint le quorum de 30 étudiants par volée.
Le bilan tiré de cette première expérience est le suivant:
– mobilité internationale: les étudiants
suisses et canadiens éprouvent des
difficultés à passer une année à
l’étranger: la flexibilité que cela implique est trop grande (démission de
leur emploi, remise de leur appar­
tement et éloignement de leurs
proches);
– pour les étudiants de la HEG en possession d’un bachelor en ID, le programme de l’EBSI n’est pas assez
attractif: trop de cours du catalogue
semestriel sont annulés, cours
proches de ceux du bachelor ID, qui
plus est mal adaptés au contexte
suisse;
– crainte des étudiants de l’EBSI de ne
pas avoir suffisamment étudié la
­bibliothéconomie au profit de trop
nombreux cours en management: ils
ne se sentent pas assez bien formés
en ID et craignent de ne pas trouver
de travail à leur retour au Canada.
Face à ce bilan en demi-teinte et
contrainte par l’OFFT d’atteindre les
30 étudiants, la HEG décide, à contrecœur, d’interrompre son partenariat
avec l’EBSI et de revoir l’organisation
du master ID. L’EBSI reste cependant
un partenaire privilégié pour développer des synergies entre les professeurs
1 ID = information documentaire
2 ECTS = crédit européen selon le système de
Bologne. Un crédit correspond à 30 heures
A l’issue de la phase pilote, le master
2008 doit faire l’objet d’une évaluation
par les deux institutions et d’une décision quant à sa pérennisation. Relevons
que plus la collaboration avance, plus
elle s’avère constructive et fructueuse.
arbido 3 2012
de travail (cours – travaux pratiques – pré­
paration aux examens – travaux de recherche – lectures).
3 OFFT = Office fédéral de la formation
professionnelle et de la technologie dont
dépendent les HES.
et pour encourager des échanges d’étudiants.
A partir de 2012: un master ID de la
HES-SO
En 2010, l’analyse du contexte de la formation ID en Suisse, ainsi qu’une étude
du marché de l’emploi ont décidé la
HEG de maintenir une formation master ID:
– la Suisse rencontre depuis les années
septante d’importants problèmes
pour recruter les cadres supérieurs
dans le domaine de la gestion de l’information4. Un nombre trop important de directeurs sont issus d’un
domaine autre que ID et sans connaissance de la direction d’une institution
documentaire;
– le management de l’information est
complexe et, selon l’environnement,
peut exiger des compétences de haut
niveau: définition d’une stratégie,
gestion des risques – expertise pointue, telle la bibliométrie – conduite
d’équipe et gestion du changement;
– une analyse des postes mis au
concours sur swisslib depuis 5 ans a
démontré que le niveau master correspond à une réelle attente du marché de l’emploi;
– la formation polyvalente du master
prépare les diplômés à répondre à des
emplois dans tous types d’institutions: grandes entreprises privées,
multinationales, organisations internationales, grandes bibliothèques,
centres d’information des secteurs
public ou parapublic.
Les contenus du master sont alors revus,
mais la structure de base n’a pas changé,
puisque le master est aligné sur le
concept élaboré et imposé par la Conférence des directeurs des HEG de Suisse
pour tous les masters rattachés au domaine Economie et services des HES.
Les grandes options du master ID 2012
sont les suivantes:
1. Les cours ont lieu à Genève à la HEG;
si souhaité, les étudiants peuvent
faire un semestre à l’étranger;
2. Le master est proposé tous les 2 ans
(années paires), à temps partiel sur
2 jours; il permet aux étudiants de
travailler en parallèle;
3. Les candidats sont recrutés selon
deux profils différents: titulaires
1. du bachelor en ID ou équivalent et
2. de tout autre bachelor, dans toute
discipline.
Les étudiants porteurs d’un bachelor
dans une autre discipline sont soumis
à la réussite d’un prérequis de 60 ECTS
(correspondant à une année d’études à
plein temps) avant le début des études
en master. Ce prérequis est proposé
sous la forme d’études à distance durant l’année qui précède la rentrée du
master (année impaire). Il comprend
des cours de base du bachelor en ID,
afin de permettre aux étudiants d’acquérir les compétences qui leur permettront par la suite de comprendre les
enjeux présentés dans le cadre du master. Des équivalences sont possibles
selon le parcours du candidat.
L’organisation du master est la suivante
(voir schéma page 17).
4 Les milieux de l’information scientifique et
technique déplorent depuis la fin des années
1970 le manque de cadres supérieurs pour
gérer les grandes bibliothèques et centres de
documentation (Rapport de la Commission
fédérale pour la coordination dans le
domaine de la documentation scientifique,
dit Rapport Schneider, 1982).
Domaine I, «Théories et sciences de
l’information»: discipline centrale du
master (30 ECTS). Le tronc commun
permet un approfondissement des
connaissances spécifiquement professionnelles dans le domaine ID. Une
courte orientation de 9 ECTS est proposée aux étudiants, permettant d’aller
plus loin dans trois matières:
5 Pour plus de détails, voir www.oaq.ch/pub/
fr/01_00_00_home.php
6 Loi fédérale sur l’encouragement des hautes
écoles et la coordination dans le domaine
suisse des hautes écoles: pour plus
d’informations: www.sbf.admin.ch/htm/
themen/uni/hls_fr.html
16
– Gestion des grandes bibliothèques: les
cours proposés sont «Compréhension du milieu professionnel et partenariats stratégiques», «Lobbying et
advocacy» et «Innovation, concurrence et positionnement»;
arbido 3 2012
– Gouvernance de l’information: gérer,
sécuriser, partager, conserver, valoriser et maîtriser l’information et la
connaissance dans l’organisation et
son environnement externe, afin d’en
améliorer l’efficacité;
– Information design & analytics: moteurs de recherche, analyse du web et
interface convivial, comprenant les
deux cours suivants «Optimisation
des moteurs de recherche», «Information design» suivis d’un projet.
Domaine II, la maîtrise des compétences managériales (18 ECTS) permet
d’assumer des responsabilités d’encadrement au sein de grandes entreprises
privées ou publiques, dans le domaine
de la gestion de l’information.
Domaine III, compétences en matière
de recherche scientifique (27 ECTS),
comprenant des enseignements de
nature méthodologique (statistiques,
méthodes quantitatives et qualitatives),
soutenus par la conduite d’un projet de
recherche et par la réalisation d’un travail de master (15 ECTS), ce dernier
étant proche d’un mandat de type prestation de services.
Pour plus de détails voir: http://www.
hesge.ch/heg/master_id/welcome.asp
Le master ID de la HEG de Genève sera
accrédité par l’OAQ Suisse5 (Organe
d’accréditation et d’assurance qualité
des hautes écoles suisses).
Nous avons atteint le nombre de 30 étudiants pour la rentrée 2012, cette volée
étant constituée en l’état de 12 étudiants issus d’une formation en information documentaire (bachelor ID ou
équivalent) et de 20 étudiants titulaires
d’un diplôme dans une autre discipline, qui ont rempli les exigences du
prérequis. Les étudiants qui termineront leur cursus recevront un Master of
Science HES en information documentaire, titre protégé par la Confédération. Si nous ne savons pas encore à ce
jour à quel rythme s’ouvriront les volées – en admettant que l’obligation
d’avoir 30 étudiants soit maintenue
sous la nouvelle loi LEHE6 – nous
sommes en revanche convaincus que
le profil master est indispensable pour
répondre aux besoins des employeurs
concernant les postes à forte responsabilité mis au concours.
La Suisse du XXIe siècle confirme une
orientation marquée vers des activités
tertiaires, tels que les services à haute
valeur ajoutée, la recherche et l’innova-
tion7. L’information et la gestion des
savoirs étant la matière première sur
laquelle se développent les activités de
recherche, une formation de master en
sciences et en management de l’information est un partenaire incontournable des ambitions de notre pays.
Contact: yolande.estermann@hesge.ch
7 A titre d’exemple, «le CERN du cerveau»:
Neuropolis: la métropole lémanique investit
110 millions dans les neurosciences.
ABSTRACT
HEG Genf: Consecutive Master en Information documentaire
Von 2008 bis 2010 wurde von der HEG in Genf und der EBSI (Ecole de bibliothéconomie et des sciences de l’information) in Montreal ein
gemeinsamer Masterstudiengang in Informationswissenschaften angeboten. Das zweijährige, berufsbegleitende Studium richtete sich in
erster Linie an Absolventen eines Bachelorstudiengangs im Bereich Informationswissenschaften, jedoch auch an solche aus anderen Disziplinen. Die Zusammenarbeit der beiden Institutionen sollte es den Studierenden ermöglichen, von den verschiedenen Schwerpunkten –
Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der EBSI, Management und Verwaltung an der HEG – zu profitieren. Im Juni 2010 musst
das Projekt eingestellt werden, da die Mindestzahl von 30 Studierenden nicht mehr erreicht wurde. Eine Evaluation ergab, dass viele der
Absolventen das Auslandsjahr als schwierig und zu aufwendig empfanden. Für die Studierenden der HEG war das Programm der EBSI aus­
serdem nicht attraktiv genug, während diejenigen der EBSI befürchteten, nach ihrer Rückkehr in Kanada keine Stelle zu finden, da mit dem
Schwerpunkt Management und Verwaltung an der HEG der Bereich Bibliotheks- und Informationswissenschaften in ihrer Ausbildung zu
kurz kam. Ab 2012 wird an der HES-SO ein überarbeiteter Masterstudiengang in Informationswissenschaften angeboten, mit Ausrichtung
auf das strategische Management und die Organisation bedeutender Dokumentationsstrukturen in grossen Unternehmen, Bibliotheken und
Informationszentren. Das Teilzeitstudium findet an zwei Kurstagen in der Woche statt und dauert zwei Jahre. Absolventen eines Bachelorstudiums in einer anderen Disziplin müssen vor Studienbeginn ein Fernstudium (60 ETCS) absolvieren, in dem die notwendigen Grundkenntnisse vermittelt werden. Für den Studiengang 2012 wurde die erforderliche Mindestanzahl von 30 Studierenden erreicht. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Studierenden den eidgenössisch anerkannten Titel «Master of Science HES-SO in Information und Doku(kb)
mentation». 17
arbido 3 2012
PORTRAIT
Camille Agustoni
Pouvez-vous nous décrire votre parcours professionnel?
J’ai entendu parler de cette profession lorsque j’étais au collège, à Genève. M’y intéressant vraiment, j’ai cherché
et trouvé une place d’apprentissage d’AID dans une bibliothèque scolaire. Après celui-ci, j’ai voulu continuer à
me former dans ce domaine. J’ai obtenu un remplacement à temps partiel dans une bibliothèque et ai passé la
même année un certificat de culture générale. Ces deux diplômes m’ont ouvert la porte de la HEG. Après avoir
terminé ma formation, j’ai travaillé sur mandat à la Bibliothèque de Genève, au Département des imprimés
­anciens. Actuellement, je suis bibliothécaire au Musée d’Ethnographie de Genève (MEG).
Quelle est votre activité actuelle?
La situation du MEG est particulière en raison de la fermeture du Musée pour travaux. Les tâches de chacune
des personnes qui y travaillent ont dû être adaptées en fonction des projets en cours. Actuellement, j’assure
principalement trois tâches différentes: le catalogage des nouveautés, l’inventaire des périodiques et l’encadrement des deux AID qui ont un mandat de rétrocatalogage.
Quels sont les aspects positifs de votre profession? Et les aspects qui le sont moins?
J’apprécie beaucoup le fait que notre formation nous permette de travailler dans des institutions très différentes les unes des autres, cela permet à
chacun de trouver sa place selon son intérêt. Personnellement, j’aime travailler en bibliothèque, surtout dans de petites équipes. Cela crée une dynamique
tout à fait particulière et permet aussi d’intégrer plus rapidement des changements ou de nouveaux projets. Les tâches sont plus variées, et on ne travaille pas de façon aussi compartimentée que dans une grande structure.
Où voyez-vous des difficultés/problèmes dans le domaine I+D?
Pour le moment, je constate deux principales difficultés. La première est le nombre élevé d’emplois à faible taux de travail. Lorsque l’on est jeune diplomé en recherche d’emploi, il n’est pas facile de trouver un poste avec un taux de travail relativement élevé (entre 80 et 100%), et il faut souvent
jongler avec deux «petits» postes dans deux institutions différentes.
La deuxième est le manque de considération envers les bibiothécaires et leur travail que l’on retrouve parfois dans les institutions possédant un service
d’information documentaire. Cela relève souvent d’un manque de connaissance de notre travail et des prestations que nous pouvons leur apporter.
camille.agustoni@gmail.com
Formation continue en archivistique, bibliothéconomie
et sciences de l’information: une filière en mutation
Le programme est une formation postdiplôme qui présuppose un master
d’une université ou d’une HES ainsi
qu’une expérience professionnelle. Il
fait suite à la filière de formation de
niveau certificat de l’Université de Lausanne (2002 – 2006) et, comme cette
dernière, est une formation en cours
d’emploi de deux ans. Comme toute
formation continue universitaire, elle
doit être autofinancée, c’est-à-dire par
les taxes de cours. Le programme est
actualisé pour chaque volée et adapté
aux nouveaux besoins, sans pour autant
remettre en question ses principes de
base que sont l’interdisciplinarité et
l’interculturalité. Il traite de l’archivistique, de la bibliothéconomie et de
sciences de l’information à parts égales,
une grande partie des unités de cours
mettant l’accent sur la transdisciplina-
18
arbido 3 2012
Niklaus Bütikofer, Institut d’histoire de
l’Université de Berne
Le programme universitaire de formation continue en archivistique, en bibliothéconomie et en sciences de l’infor­
mation des Universités de Berne et
­Lausanne en sera à sa quatrième volée
en automne 2012. Ce programme, qui
permet d’obtenir un Master of Advanced
Studies ou un Certificate of Advanced
Studies, est toujours aussi prisé, au
point qu’il a fallu à nouveau refuser des
candidat-e-s.
rité. Les bases théoriques sont à chaque
fois complétées de nombreux exemples
de cas tirés du domaine ABD (archives,
bibliothèques et centres de documentation).
Un nouveau profil
Un aspect de la mutation que nous vivons, dont on devra tenir davantage
compte à l’avenir, est le changement de
profil des étudiants. Comme pour toute
filière de formation continue, les premières volées intéressent surtout des
professionnels qui souhaitent mettre à
niveau leurs connaissances. Ce besoin
diminue après quelques volées, les étudiants étant plus jeunes et disposant
d’une moindre expérience profession-
nelle. Tandis que l’âge moyen des étudiants de la première volée était de
39 ans, il était de 33 ans la volée actuelle
(fourchette de 25 à 55 ans). Cette mutation a évidemment des conséquences
pour la construction du programme.
L’approche pratique, concrète, doit en
effet jouer un rôle plus important au
niveau de l’interaction entre la théorie
et la pratique. Les étudiants qui suivent
ce genre de formation font facilement
part de leur propre expérience professionnelle et voient rapidement les possibilités de transférer dans la pratique
les nouvelles connaissances acquises.
Si les étudiants deviennent des «étudiants de la formation», alors les formes
didactiques de l’interaction et du transfert des connaissances dans la pratique
doivent être repensées et adaptées.
Mutations et nouvelles tendances
La filière de formation continue toutefois à mettre l’accent sur la théorie.
Cette orientation correspond d’une part
aux tâches dévolues spécifiquement
aux universités et, d’autre part, au
concept du programme. Nos pro­
fessions et notre environnement
connaissent un changement si dynamique que des connaissances et des
aptitudes axées principalement sur la
pratique ne peuvent conserver leur pertinence très longtemps. Notre concept
repose sur la conviction, mais aussi sur
l’expérience professionnelle des participants, que, dans un tel environnement, seul le recours à des bases théoriques solides et bien comprises permet
de trouver de nouvelles solutions pour
la pratique, qui devient de plus en plus
rapidement obsolète en raison de la
numérisation de notre monde de vie.
Mais ce ne sont pas seulement les
étudiants qui changent, l’environnement et le marché du travail n’échappent
pas non plus au changement. La numérisation poussée du traitement de l’information exige de nouvelles connaissances de pratiquement toutes celles et
19
arbido 3 2012
ceux qui travaillent dans le domaine
ABD, ce qui ne signifie pas que
les connaissances traditionnelles deviennent superflues pour traiter les
médias traditionnels. Le temps consacré à l’enseignement et à l’apprentissage dans un programme de formation
de base et continue est toutefois limité,
de sorte qu’il faut sélectionner les matières abordées. Parallèlement, la répartition du travail dans les institutions
d’une certaine importance a beaucoup
progressé. Sur le marché du travail, on
cherche des personnes qui soient si
possible pleinement productives dès le
premier jour. Les formations de généralistes ne peuvent en général pas satisfaire pleinement une telle exigence.
Cette lacune est toutefois plus que compensée par les nombreuses possibilités
d’affectation dont peuvent bénéficier
les généralistes dans une entreprise et
leur vue d’ensemble, qui leur permet
d’assumer une plus grande responsabilité. Plus les spécialistes deviennent
importants et plus le deviendront également les personnes qui ont une vue
d’ensemble et qui peuvent communiquer dans un langage commun, notamment avec les inévitables informaticiens.
Les diplômés et les employeurs
doivent toutefois être conscients que les
nouveaux venus doivent se familiariser
avec le système d’information et les
règles spécifiques à l’entreprise, et que,
s’ils sont appelés à diriger toute une
équipe, ils doivent être formés aux modèles et aux instruments de gestion qui
y sont utilisés. Le programme de formation continue prépare les étudiants à
assumer des tâches de gestion au niveau technique, mais non pas à la gestion de collaborateurs et de collaboratrices. Il faudrait pour ce faire beaucoup
plus de temps à disposition, et les étudiants devraient avoir déjà une expérience concrète de ce type de gestion.
Interdisciplinarité
L’interdisciplinarité qui transparaît de
l’intitulé du programme est un aspect
important de cette formation. Cette
interdisciplinarité ouvre également un
champ de tension qui semble inutile à
première vue, mais qui, à y regarder de
plus près, s’avère productif et résolument orienté vers l’avenir. En effet, bien
que dans les faits les archives, les bibliothèques et les centres de documentation soient encore des institutions séparées, ils doivent toujours s’occuper de
tout. Des archives ont également des
bibliothèques, la plupart des bibliothèques ont des archives, et les centres
de documentation ont les deux. C’est
seulement dans les entreprises non
ABD que ces fonctions sont souvent
subsumées sous le vocable «gestion de
l’information». La convergence est toutefois évidente dans le domaine numérique. Il suffit ici de prendre l’exemple
du processus de publication scientifique qui génère souvent plusieurs
versions d’articles qui peuvent être
­
commentés publiquement; de plus, les
résultats de recherches (données, algorithmes) doivent de plus en plus être
eux aussi publiés. Cet ensemble de
documents connexes est beaucoup plus
semblable à un dossier d’archive qu’à
une monographie isolée. Et quelle place
pourrait-on attribuer dans une discipline traditionnelle spécifique à l’archi-
20
vage des sites web individualisés et de
plus en plus interactifs? Une entreprise
qui nécessite en permanence de nouvelles procédures, qui reposent sur les
connaissances de nombreuses disciplines différentes.
Plurilinguisme
Le programme de formation continue
est plurilingue, ce qui signifie que les
trois langues utilisées (allemand, français et anglais) doivent être bien comprises, mais pas nécessairement être
parlées par les étudiants. Ce principe de
base de l’interculturalité, qui se manifeste surtout dans la langue, ouvre évidemment encore un autre champ de
tension, bien connu par ailleurs dans le
monde politique. La répartition des
étudiants sur les différentes régions
­
linguistiques de la Suisse correspond
bien, dans toutes les filières organisées
à ce jour, à la répartition des groupes
linguistiques dans notre pays. Le plurilinguisme représente un défi pour la
plupart, un effort supplémentaire, mais
qui est payant. Ces derniers temps, des
étudiants ont demandé que les cours
soient donnés en anglais et non plus
dans l’une ou l’autre des deux princi-
pales langues nationales. Nous maintenons néanmoins que l’information est
encore et toujours largement véhiculée
par les langues et que les professions
de l’information devraient donc être les
dernières à se fermer à la réalité plurilingue de notre pays. Tous les étudiants
qui ont relevé ce défi à ce jour et qui ont
fait l’effort nécessaire ont souligné l’importance de cette interculturalité.
Diversité
Une autre caractéristique du programme est la diversité des enseignants. Etant donné qu’il n’y a aucune
obligation d’engager du personnel enseignant des deux universités de Berne
et de Lausanne, la direction des études
peut recruter des enseignants d’autres
institutions de formation et de la pratique, qu’elle estime les plus appropriés
pour le programme. Le grand nombre
de chargés de cours ouvre d’une part les
perspectives des étudiants et promeut
l’interculturalité; mais elle peut également, d’autre part, signifier une
contrainte supplémentaire pour les étudiants moins expérimentés, si ces derniers ne parviennent pas à intégrer les
différentes approches. Il est donc né-
ABSTRACT
Das universitäre Weiterbildungsprogramm in Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft: ein Studiengang im Wandel
Das Weiterbildungsprogramm in Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft
der Universitäten Bern und Lausanne beginnt im Herbst 2012 mit dem vierten Durchgang. Als berufsbegleitendes Nachdiplomstudium setzt es ein Masterdiplom einer Universität oder Fachhochschule voraus und bietet seinerseits einen Abschluss mit einem
Certificate oder einem Master of Advanced Studies an. Das Programm ist interdisziplinär und interkulturell ausgerichtet und behandelt die Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu gleichen Teilen.
Umfeld und Studierende verändern sich und zwingen zu laufenden Anpassungen am
Programm. Die Studierenden repräsentieren in Bezug auf Alter und Berufserfahrung
ein sehr breites Spektrum, der Durchschnitt wird aber laufend etwas jünger und bringt
weniger Berufspraxis mit. Als Konsequenz müssen praktische Anschauung und Transferhilfen im Unterricht eine grössere Rolle spielen. Trotzdem bleibt die Theorie wichtig,
da zu stark auf die Praxis ausgerichtetes Wissen und Können angesichts des sehr dynamischen Wandels im gesamten Informationsbereich eine kurze Halbwertszeit hat. In
der digitalen Welt ist auch die Interdisziplinarität bedeutsam und zukunftweisend. Die
Disziplinen konvergieren und es stellen sich viele Probleme in Archiven, Bibliotheken
oder anderen Informationszentren in gleicher oder ähnlicher Form. Die Interkulturalität
als weiteres Grundprinzip des Studiengangs manifestiert sich in der Mehrsprachigkeit
und in der breiten Auswahl der Dozierenden. Der Zusatzaufwand, den der Unterricht
in Deutsch, Französisch und Englisch verursacht, findet bei den Studierenden allerdings
nicht mehr so viel Akzeptanz wie zu Beginn des Programms. Auf dem Arbeitsmarkt ist
das Weiterbildungsprogramm auch sehr erfolgreich.
arbido 3 2012
cessaire de réexaminer et de trouver en
permanence le meilleur équilibre possible, ce qui s’est traduit jusqu’ici par
une diminution progressive du nombre
d’enseignants.
On peut constater que presque tous
les diplômés qui voulaient changer ou
s’améliorer sur le plan professionnel
ont réussi à le faire pendant leur formation déjà, ou deux ans après celle-ci. Les
domaines d’activité des étudiants et des
diplômés couvrent un vaste domaine,
comme on peut le remarquer à la lecture des travaux de master, dont une
sélection des deux premières volées
a été publiée sous forme imprimée.
Même si aujourd’hui des collabora-
teurs de banques, d’assurances et de
l’industrie pharmaceutique suivent
cette filière de formation, la représentation de l’économie privée ne correspond pas encore à l’importance qu’elle
a sur le marché. Ceci s’explique probablement d’une part par l’intitulé du programme, qui n’interpelle pas directement les gestionnaires de l’information
des entreprises privées, ainsi que,
d’autre part, par le fait que ces personnes, dont la plupart viennent de
l’économie d’entreprise et de l’informatique économique, n’ont guère accès à
la «communauté». Le programme de
formation continue favorise de son côté
la constitution d’une communauté professionnelle, un effet qu’il convient de
ne pas sous-estimer, puisque pendant
les deux ans que dure cette formation,
chaque classe crée un réseau qui sera
très utile plus tard pour partager et résoudre les problèmes professionnels.
Ce réseau peut être entretenu dans le
cadre de l’association des Alumni et des
organisations professionnelles existantes, puis étendu aux diplômés des
autres filières.
On trouvera des détails concernant le programme de formation continue sur les sites
web www.archivwissenschaft.ch et www.
archivistique.ch.
Contact: niklaus.buetikofer@hist.unibe.ch
MAS Bibliotheks- und Informationswissenschaften
der Universität Zürich und der ZB Zürich
Andrea Malits,
Zentralbibliothek Zürich
Seit 2007 bietet die Philosophische Fakultät der Universität Zürich (UZH) in
Kooperation mit der Zentralbibliothek
Zürich (ZB) den Weiterbildungsstudiengang in Bibliotheks- und Informationswissenschaften an. Wie alle Schweizer
Hochschulen hat die UZH im Zuge der
Weiterbildungsoffensive des Bundes
1992 ihr Angebot im Bereich der akademischen Weiterbildung erweitert. Diese
richtet sich an Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit erster berufspraktischer Erfahrung; angestrebt wird
die Verknüpfung wissenschaftlich fundierter Theorie mit der Praxis.
der Jahrtausendwende lag es nahe, diesen für Universitätsabsolventinnen
und -absolventen angebotenen Kurs in
Zukunft in der Weiterbildung der Universität zu verankern. Dies umso
mehr, als aus einer Befragung der
Alumni des Kurses für wissenschaftliche Bibliothekare der Wunsch hervorging, dass der Kurs zu einem eidgenössisch anerkannten Abschluss führen
sollte.
Dasselbe Zielpublikum hatte die ZB in
ihrer Funktion als Universitätsbibliothek seit vielen Jahren mit einem Kurs
für wissenschaftliche Bibliothekare
auf seine Tätigkeit in den Bibliotheken
vorbereitet. Dieser Kurs wurde damals
im Auftrag des Berufsverbands, des
Verbands der Bibliotheken und der
­Bibliothekarinnen/Bibliothekare der
Schweiz (BBS), angeboten. Angesichts
der Neuausrichtung und der Stärkung
der universitären Weiterbildung nach
Aus diesem Grund haben die ZB und
die Philosophische Fakultät der UZH
im Jahr 2007 eine entsprechende
­Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Es konstituierte sich ein Lenkungsausschuss mit aktuell folgenden Mitgliedern: Prof. Dr. U. Eigler (KlassischPhilologisches Seminar UZH), Prof.
Dr. M.-D. Glessgen (Romanisches Seminar UZH), Prof. Dr. Martin Volk (Institut für Computerlinguistik UZH),
Prof. Dr. S. Bliggenstorfer (Zentralbibliothek Zürich), Hannes Hug (Universitätsbibliothek Basel), M. Rubli Supersaxo (Universitätsbibliothek Bern). Die
Organisation und Administration wurde der Studiengangleitung übergeben,
die von der Zentralbibliothek Zürich
wahrgenommen wird.
21
arbido 3 2012
Der ehemalige ZB-Kurs für wissenschaftliche Bibliothekare wurde anlässlich der Neukonzipierung insbesondere mit theoretischen Teilen aus dem
Bereich der Medienwissenschaft, der
Betriebswissenschaft, aber auch der
Computerlinguistik und des Informa­
tion Retrieval umfassend ausgebaut
und in inhaltlich kohärente Module
­gegliedert. Damit stand der ersten gemeinsamen Durchführung des Weiterbildungsstudiengangs in Bibliotheksund Informationswissenschaften im
Jahr 2007 nichts mehr im Weg.
Infolge der konsequenten Modularisierung besteht die Möglichkeit, je
nach individuellem Weiterbildungsbedarf und Zeitressourcen, mit dem
– Master of Advanced Studies (60 ECTS;
alle elf Module),
– dem Diploma of Advanced Studies (ab
34 ECTS; Grundlagenmodule und
zwei Aufbaumodule nach Wahl)
– oder dem Certificate of Advanced
­Studies (ab 10 ECTS; zwei oder drei
Module nach Wahl)
abzuschliessen. Ferner besteht auch
die Möglichkeit, als Gasthörerin oder
Gasthörer Einzelmodule zu buchen.
Curriculum
Der Studiengang ist zweistufig aufgebaut. Die rund 500 Präsenzlektionen
werden in elf Modulen unterrichtet, die
folgendermassen aufgeteilt sind:
Vier Grundlagenmodule: – Grundlagen Bibliothekswesen – Organisation und Strukturen
– Erschliessung
– Informationsquellen und Recherche
– Informatik und Informationstechnologie
Sieben Aufbaumodule:
– Allg. Betriebswirtschaftslehre
– Bibliotheksverwaltung
Übersicht über den Studiengang
Daten und Ort:
Der vierte Studiengang startet am Freitag,
23. August 2013 und dauert mit Abschluss
im Mai 2015 rund 21 Monate. Die Veranstaltungen finden in der Regel an einem Kurstag
(Freitag) und zusätzlich monatlich einmal am
Samstag statt.
Der Unterricht findet in der Zentralbibliothek
– Information Retrieval
– Schrift, Buch und Information im
historischen Kontext
– Bestandserhaltung
– Informationskompetenz
– Informationsangebote und -dienstleistungen im Vergleich
Profil
Der thematische Schwerpunkt des Studiengangs liegt im Bereich der Bibliotheken mit besonderer Berücksich­
tigung der Hochschulbibliotheken.
­Daneben werden auch die Archivwissenschaft und die Dokumentation behandelt. In der vertieften Auseinandersetzung mit dem Bibliothekswesen
werden Wissen und Kompetenzen vermittelt, die auch auf diese verwandten
Bereiche übertragbar sind. Ziel des
Studiengangs ist es, die Absolventinnen und Absolventen zu befähigen,
eine Führungsaufgabe oder eine Funktion als Fachexpertin bzw. Fachexperte
zu übernehmen und damit in verantwortungsvoller Position die Weiterentwicklung ihrer Institution zu gestalten.
Mögliche Berufsbilder sind z.B. Spe­
zialistinnen und Spezialisten für die
Koordination der Digitalisierung, Fachreferenten oder Leitungsfunktionen
mit Führungsaufgabe.
Ein weiteres Merkmal des Studiengangs ist die Praxisorientierung. Besondere Bedeutung kommt hierbei der
engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Bibliotheken in der deutschsprachigen Schweiz zu. So bieten rund fünf
Bibliotheken Ausbildungsplätze für
Studierende des MAS-Studiengangs
an. Der Austausch und Kontakt mit diesen Ausbildungsbibliotheken ist für die
Weiterentwicklung der Lernziele sowie
der Lerninhalte wichtig. In gemeinsamen Treffen werden Fragen nach zukünftigen Anforderungen an Mitarbeitende in Bibliotheken diskutiert oder
Ideen entworfen, wie die entsprechenden Kompetenzen im Rahmen des Studiengangs vermittelt werden könnten.
Die Verknüpfung von theoriegeleiteter kritischer Reflexion und Berufspraxis spiegelt sich auch in der Zusam-
Zürich, Zähringerplatz 6, 8001 Zürich, statt.
Kosten:
ABSTRACT
MAS-Studiengang: CHF 21 200.–
DAS-Studiengang: CHF 13 300.–
Sciences de l’information et des bibliothèques: filière de formation commune à l’Univer-
CAS-Studiengang: CHF 6 300.–
sité de Zurich et à la Bibliothèque centrale de Zurich
Depuis 2007, la Faculté de philosophie de l’Université de Zurich offre, en coopération
Anmeldung:
avec la Bibliothèque centrale de Zurich, la filière de formation continue en Sciences et
Anmeldeschluss für den MAS-, den DAS-
de l’information et des bibliothèques. La quatrième volée de cette filière, qui comprend
­sowie den CAS-Studiengang ist der 28. Feb-
onze modules sanctionnés par un Master of Advanced Studies, débute en août 2013.
ruar 2013.
Cette formation met en particulier l’accent sur les bibliothèques des hautes écoles. Les
Anmeldungen für einzelne Module werden
sciences archivistiques et la documentation y sont également traitées. Les connais-
bis spätestens vier Wochen vor Beginn des
sances et les compétences transmises dans ce cadre peuvent également être transférées
Moduls entgegengenommen. Die Anmel-
dans d’autres domaines apparentés. Le but de cette filière de formation est de permet-
dung ist schriftlich möglich, das Anmeldefor-
tre aux étudiants qui l’achèvent d’assumer des tâches de gestion ou une fonction
mular kann ab Ende September über die
d’experte ou d’expert, et, ainsi, d’organiser le développement de leur institution à un
Website www.mas-biw.uzh.ch heruntergela-
poste à responsabilité.
den werden.
Cette filière de formation s’adresse aux personnes qui ont achevé une formation de
niveau haute école et qui sont au bénéfice d’une première expérience professionnelle
Informationsveranstaltung:
Donnerstag,
20.
September
dans le domaine de la bibliothèque, de l’archivage et de la documentation, qui conti2012,
um
nuent à se former en cours d’emploi et dans un cadre interdisciplinaire, qui souhaitent
17.30 Uhr im Vortragssaal der Zentralbiblio-
enfin se qualifier pour assumer une fonction dirigeante. Le curriculum est donc orienté
thek Zürich
vers la pratique, pratique qui fait en permanence l’objet d’une réflexion critique sur la
base de théories pertinentes et d’approches conceptuelles modernes.
Programmleitung/Administration:
Cette formation continue peut être sanctionnée, au choix et en fonction des possibilités
Zentralbibliothek Zürich, Aus- und Weiterbil-
des étudiants, par le Master of Advanced Studies (60 ECTS Credits), le Diploma of
dung, Dr. Andrea Malits, Zähringerplatz 6,
Advanced Studies (à partir de 34 ECTS Credits) ou le Certificate of Advanced Studies
8001 Zürich, Tel.: +41 44 268 31 30, E-Mail:
(dès 10 ECTS Credits). Il est également possible de suivre des modules individuels en
andrea.malits@zb.uzh.ch
tant qu’auditrice ou auditeur. Le Master of Advanced Studies et le Diploma of Advanced
Studies (MAS et DAS) présupposent la rédaction d’un travail de diplôme.
Website: www.mas-biw.uzh.ch
22
arbido 3 2012
(traduction sg)
mensetzung des Lehrkörpers: Neben
Dozierenden der UZH und weiterer
Hochschulen unterrichten im Studiengang auch qualifizierte Fachleute mit
ausgewiesener Berufserfahrung.
Abschluss
Jedes Modul wird mit einem Leistungsnachweis abgeschlossen. Je nach Modul handelt es sich dabei um eine individuelle schriftliche Prüfung, das Verfassen eines Essays, das Halten eines
Referats oder das Verfassen einer Konzeptarbeit, die in einer Gruppe geleistet
werden kann. Dabei wird überprüft, ob
sich die Studierenden die notwendigen
(Fach-)Kompetenzen angeeignet haben. Für den Bereich der Weiterbildung
mit Praxisbezug nehmen dabei Kompetenzen zur Analyse- und Problemlösefähigkeit einen ebenso bedeutenden
Stellenwert ein wie Fach- und Fak­
tenwissen aus den Spezialgebieten.
Schriftliche Hausarbeiten in Form von
Essays, die Raum für Analyse und Reflexion lassen, sind entsprechend häufige Abschlussformen im Rahmen der
Leistungsnachweise.
Für das Abschlussziel Master of
­Advanced Studies sowie Diploma of Advanced Studies (MAS und DAS) ist das
Verfassen einer Abschlussarbeit erforderlich. Diese wird in einem Abschlusskolloquium präsentiert, das von den
beiden Referenten und vom Lenkungsausschuss abgenommen wird. An den
Abschlusskolloquien nehmen als «stille Beisitzende» Vertreterinnen/Vertreter der Alumnivereinigung, der Interessengruppe der wissenschaftlichen
Bibliothekarinnen und Bibliothekare
(IG WBS), teil, die dazu ein Kurzprotokoll führen. Als Publikum sind auch
alle Teilnehmer des Studiengangs sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den jeweiligen Bibliotheken und
Archiven zugelassen und eingeladen.
Die aus der Breite der Fächer für die
Abschlussarbeiten der letzten Studiengänge gewählten Themen spiegeln die
aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen im Bibliotheksbereich wider. Dazu gehören unter anderem
Überlegungen zur Informationskompetenz an den Hochschulen sowie Fragen des Urheberrechts. Es wurden
auch neue Wege der Vermittlung von
Beständen aus Sondersammlungen
über Apps für Smartphones erarbeitet
23
und Visionen und Strategien für die
Bibliothek 2020 skizziert. Der historisch-kulturellen Bedeutung von Bibliotheken und ihren Sammlungen wurde in den Themen der Abschlussarbeiten ebenso Aufmerksamkeit geschenkt,
wie der Diskussion um die Bibliothek
als Lernort in konkret geplanten Umund Neubauten (siehe dazu auch die
Abstracts auf der Website des Studiengangs).
Kontakt: andrea.malits@zb.uzh.ch
P O R T R ÄT
Kreative Persönlichkeiten, die etwas auf dem Kasten haben
Liebend gerne hätte ich die Berufslehre als Fachmann Information und Dokumentation durchlaufen. Nicht weil ich scharf auf die zu hohe Stundenanzahl von Berufsschule und überbetrieblichen
Kursen bin. Sondern weil ich es bevorzugt hätte, die praktische Abschlussprüfung in meinem
Ausbildungsbetrieb zu machen. Mit dieser Variante ist man dem Berufsalltag entgegenkommen.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Berufslehre der I + D-Fachpersonen mit der Lerndokumenta­tion
Strukturen erhalten hat.
Generell mag ich die Vielseitigkeit der I + D-Berufslehre. Mit den Arbeitsgebieten Erschliessung,
Benutzung, Erwerbung, Recherche und Bestandspflege erhält man einen prall gefüllten Rucksack.
Die in der Berufslehre integrierten Praktika in Archiven, Dokumentationsstellen oder Bibliotheken
erweitern zudem den Horizont und vermitteln mit dem Einleben in ein neues Team Sozialkom­
petenz.
Ist unser Beruf überhaupt attraktiv?
Dass sich unsere Berufsgattung ständig rechtfertigen muss, trübt meine Freude an der Vielseitigkeit. Werden die I + D-Betriebe beispielsweise nur noch als Ausbildungsplatz benötigt, um sich
danach Richtung Journalismus oder Lehrerbranche zu orientieren? Ist unser Beruf überhaupt anspruchsvoll, obwohl im Gegensatz zu anderen Berufslehren kaum jemand durch Abschlussprüfungen rasselt?
Fakt ist, dass Fachfrauen/Fachmänner I + D kreative Persönlichkeiten sind, die etwas auf dem Kasten haben. Ihr
Potenzial wird in der Berufswelt sowie inder Wissenschaft
(noch?) zu wenig erkannt. Es wird weiterhin nicht zu vermeiden sein, dass ich bei einer neuen Bekanntschaft im
Ausgang mit der Berufsbezeichnung Fachmann I + D
nicht punkten kann. Dies liegt am Umstand, dass die gegenüberstehende Person einfach nicht weiss, was ich
arbeite.
Mike Gadient (25) schloss seine Berufslehre zum Infor­
mations- und Dokumentationsassistenten 2006 an der
Mike Gadient
Hauptbibliothek Universität Zürich ab. Nach Teilzeitanstellungen beim Informationszentrum Chemie Biologie
Pharmazie (ICBP) an der ETH und diversen Institutsbibliotheken der Universität Zürich widmete er
sich ab Herbst 2008 der Berufsausbildung im ICBP. In diesem Zusammenhang organisierte er 2010
die Reise an die Frankfurter Buchmesse und nahm 2011 sowie 2012 als Experte Abschlussprüfungen
ab. Zu Mike Gadients Tätigkeitsfeldern am ICBP gehören, bei einem 80%-Pensum, nebst der Berufsbildung auch die Benutzung, das Katalogisieren und die Erwerbung. arbido 3 2012
gadient@chem.ethz.ch
Berufslehre
I + D-Grundbildung: eine Erfolgsgeschichte?
Herbert Staub, Präsident der
Ausbildungsdelegation BIS
Diesen Sommer erhielten die ersten
«Fachfrauen und Fachmänner Information und Dokumentation» ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis. Sie haben mit
dem Qualifikationsverfahren (früher
LAP) die neue Ausbildung abgeschlossen, die auf dem Bildungsplan und der
Bildungsverordnung, welche 2009 in
Kraft getreten sind, basiert. Damit hat
der neue Ausbildungsgang die Feuerprobe bestanden. Jetzt geht’s an die Feinarbeit: Der erste praktische Durchlauf hat
gezeigt, wo noch Handlungsbedarf besteht.
War das ein Ächzen und Stöhnen, Zittern und Beben: Beim Vorbereiten der
neuen praktischen Lehrabschlussprüfung blieben bis zum Schluss Zweifel,
ob auch alles wie geplant durchgeführt
werden könnte. Zum ersten Mal fanden
die praktischen Prüfungen direkt in
den Lehrbetrieben statt. Früher, als alle
Prüfungen an den Berufsfachschulen
stattfanden und dort die Praxis nur simuliert wurde, lauteten die Prüfungsfragen etwa: «Stellen Sie sich vor, Sie
wären in einer Bibliothek und es käme
ein Kunde, der …», oder «Stellen Sie
sich vor, Sie wären in einem Archiv, in
einer Dokumentation ...». Diese Konjunktive gehören heute der Vergangenheit an. Allenfalls können solche Situa­
tionen in der Theorie der Berufsfachschule durchgespielt werden, ergänzt
mit praktischen Übungen in den überbetrieblichen Kursen. Was also schliesslich in den Betrieben geprüft wird, ist
die Praxis. Da werden Kunden betreut,
Informationen recherchiert und Me­
dien beschafft, ausgeliehen, zurückgestellt sowie katalogisiert.
die Kontrolle über den zu prüfenden
Stoff in der Hand behalten. Denn die
VPA verlangt, dass in allen Betrieben,
ob Archiv, Bibliothek oder Dokumentation, die gleichen Prüfungen durchgeführt werden. Im Bundesarchiv werden
also die gleichen Fragen gestellt wie in
der Pestalozzi-Bibliothek oder in der
Dokumentation des Schweizer Radios
und Fernsehens. Nicht nur da. Es werden auch die gleichen Fragen gestellt
wie in der Bibliothèque publique et universitaire Neuchâtel oder in den Archives de la Ville de Lausanne. Denn als
weitere Neuerung wird das Qualifikationsverfahren (früher LAP) schweizweit
in allen Sprachregionen einheitlich
durchgeführt.
Wie sollte das alles unter einen Hut
gebracht werden? Natürlich hätte es
­eine Alternative zur VPA gegeben: Die
«individuelle praktische Prüfung»
(IPA), bei der jeder Betrieb eine individuelle Prüfung durchführt. Der Schritt
zur IPA schien der Reformkommission
aber zu gross, die VPA wurde im Bildungsplan festgeschrieben und dieser
von Bund, Kantonen und Institutionen
abgesegnet.
Warum aber das Ächzen und Stöhnen?
Als die I + D-Reformkommission Mitte
2000 den Bildungsplan entwickelte,
entschied sie, beraten von Bildungsinstitutionen, dass der praktische Teil des
Qualifikationsverfahrens als «vorgegebene praktische Prüfung» (VPA) durchgeführt werden soll. Damit wollte man
Umsetzungen von theoretischen Planspielen in die Praxis bieten immer
Schwierigkeiten. Trotzdem: Wir haben
es geschafft, die VPA ist eine kleine
­Erfolgsgeschichte, und zwar in allen
ArBiDo-Sparten. Bis dahin hat es allerdings viel Pioniergeist, Flexibilität, einen enormen Einsatz gebraucht sowie
von Expertinnen und Berufsbildnern
und eine Sonderleistung von Andrea
Betschart, der Fachberaterin der Ausbildungsdelegation. Die Prüfungen
wurden x-mal durchgespielt und immer wieder angepasst, bis sie für praxistauglich befunden wurden.
Und das Schönste: Nach dem ersten Durchlauf sehen alle Beteiligten der
VPA vom nächsten Jahr positiv entgegen und sind überzeugt, dann von ihrem 2012 geleisteten beachtlichen Initialaufwand profitieren zu können. Der
im Vorfeld aufgetauchte Wunsch nach
einer IPA hat sich inzwischen verflüchtigt. Als positiver Nebeneffekt wurde
24
arbido 3 2012
von den Expertinnen und Experten zudem herausgestrichen, dass der Einblick in andere ArBiDo-Betriebe, den
sie anlässlich der Prüfungsvorbereitungen und -abnahmen erhielten, äus­
serst bereichernd gewesen sei.
Natürlich werden nicht nur im I + DBereich neue Bildungspläne eingeführt
und die LAP durch Qualifikationsverfahren abgelöst. Mit dem 2004 in Kraft
getretenen neuen eidgenössischen Bildungsgesetz sind auch andere Berufe
damit konfrontiert. Berufssparten jedoch, in denen nur wenige Lernende
pro Jahr abschliessen, stossen beim
Umsetzen solcher Vorgaben an ihre
Grenzen. Im ArBiDo-Bereich werden
jährlich rund 80 I + D-Fachpersonen
ausgebildet, 40 in der Deutschschweiz,
40 in der Romandie. Der Grundaufwand für das Erstellen und Umsetzen
des Bildungsplanes, einschliesslich des
Qualifikationsverfahrens, ist jedoch
der gleiche wie beim KV oder im Detailhandel mit Tausenden von Lernenden.
Das Milizsystem wird dabei zur gros­
sen Strapaze. Die meiste Arbeit wird
von Berufsbildnerinnen und Experten
freiwillig und zum grössten Teil unentgeltlich geleistet. Wenn man gleichzeitig feststellen muss, dass die spartenübergreifende Ausbildung gerade mit
dem neuen Bildungsplan zwar gut lanciert ist, sich aber immer noch mehrheitlich nur auf eine einzige Sparte
abstützen kann – die meisten Ausbildungsbetriebe sind Bibliotheken –,
stellt sich die Frage nach dem Sinn.
Wenn man zudem sieht, wie viele Lernende nach der Ausbildung in ihrem
Beruf bleiben oder wie viele ihren Weg
mit einem I + D-Studium an einer Fachhochschule fortsetzen, kann man nur
sagen: Es sind wenige, zu wenige. Und
es stellt sich die Frage: Wen und für wen
bilden wir eigentlich aus?
Ist die I + D-Ausbildung wirklich eine
Erfolgsgeschichte?
Ja, wenn wir mit den FaMi
(Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste) in Deutschland und
den ABI-Ass. (Archiv-, Bibliotheks- und
Informationsassistent/in) in Österreich
vergleichen, sind wir auf gutem Weg.
So sieht es jedenfalls André Hensel in
seinem Buch über die Ausbildung im
deutschsprachigen ArBiDo-Bereich (siehe Buchbesprechung S. 41), der u.a.
lobt, wie gut die Ausbildung bei den
Trägerverbänden BIS und VSA verankert ist. Die I + D-Ausbildung ist sicher
auch ein Erfolg, wenn wir als Expertinnen und Experten an den praktischen
Prüfungen Einblick in den Berufsalltag
der Lernenden erhalten und sehen, was
diese leisten. Sie bleibt ein Erfolg, wenn
uns bewusst ist, dass an Erfolgsgeschichten immer weiter gestrickt werden muss. Erfolg ist nichts Statisches –
ebenso wenig wie Ausbildung.
Der Rückblick auf den ersten Jahrgang der I +D-Fachpersonen zeigt, dass
die Ausbildung mit dem neuen Bildungsplan Fortschritte gemacht hat.
Aber sie muss noch besser werden.
Denn die Erfahrung der letzten drei
Jahre hat nicht nur die Stärken des neuen Verfahrens gezeigt, sondern auch
seine Schwächen.
Positiv ist neben der oben geschilderten
VPA etwa die Strukturierung der Lehre
mit Leistungszielen. Allen Lehrbetrieben ist nun klar, was ihre Lernenden in
den drei Jahren lernen müssen, und die
Lernenden wissen schon zu Beginn der
Ausbildung, was von ihnen an der Abschlussprüfung verlangt wird. Aufgabe
der Lehrbetriebe ist es, das Erreichen
der Leistungsziele zu garantieren und
zu überprüfen. Wo Ziele nicht erreicht
werden können, sind Praktika vorgeschrieben – oder Lehrverbünde empfohlen.
Positiv ist auch, dass an der Berufsfachschule die Anforderungen gestiegen sind. Denn eine gute Allgemeinbildung ist Teil des I + D-Berufs. Die Lernenden sollen entsprechend gefordert
werden. Sie sind zudem prädestiniert,
die Berufsmittelschule zu besuchen.
Damit steigt jedoch das Risiko, dass sie
ihrem Beruf nicht treu bleiben, wenn
sie im Betrieb intellektuell unterfordert
sind.
Womit wir bei den Schwächen und
Schwierigkeiten wären, die in den ver-
gangenen drei Jahren zum Vorschein
kamen. Mit 1680 Lektionen stösst die
schulische Ausbildung an die Obergrenze. Die 30 zusätzlichen ÜK-Tage
verstärken den Trend, dass die I + DLehre zu einem grossen Teil ausserhalb
der Lehrbetriebe stattfindet. Das duale
System läuft damit Gefahr, aus dem
Gleichgewicht zu geraten.
Probleme tauchen auch da auf, wo
die schulische Theorie nicht in der Praxis erprobt werden kann, weil z.B. Archive nach wie vor kaum Lernende ausbilden. Und sie zeigen sich dort, wo
sich die ArBiDo-Welt stärker verändert
hat, als dies voraussehbar war: Die
70 ausdifferenzierten Leistungsziele
sind sehr hilfreich bei der Ausbildung,
aber die Gefahr besteht, dass mit ihnen
ein zu enges Korsett geschaffen wurde,
das nur wenig Flexibilität zulässt.
Dass sich die Berufswelt immer schneller ändert und eine stärkere Strukturierung der Ausbildung auch ein permanentes Überprüfen und Anpassen nach
sich zieht, ist in der vom Bund erlasse-
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25
arbido 3 2012
nen Bildungsverordnung bereits vorgesehen. Dort wird gefordert, dass der
Bildungsplan mindestens alle fünf Jahre zu überprüfen sei. Die im I+D-Be-
reich zuständige Kommission für Berufsentwicklung und Qualität beginnt
diesen Herbst mit ihrer Arbeit. Vertreten sind in dieser Gruppe die ArBiDo-
ABSTRACT
Formation de base I+D: une réussite?
Cet été, les premiers «agent-e-s en information documentaire» ont reçu leur CFC. Ils
ont achevé leur nouvelle formation avec la procédure de qualification (anciennement
«examen de fin d’apprentissage»), qui repose sur le plan de formation et l’ordonnance
sur la formation professionnelle entrés en vigueur en 2009. La nouvelle filière de formation a passé ainsi l’épreuve du feu. Il s’agit maintenant de l’affiner.
Si l’on considère la première volée d’agent-e-s I+D, on constate que la formation a fait
des progrès avec le nouveau plan. Mais elle doit devenir encore meilleure. L’expérience
faite ces trois dernières années a en effet montré non seulement les forces de la nouvelle
approche, mais également ses faiblesses.
L’Ordonnance fédérale sur la formation professionnelle stipule bien que la formation
doit s’adapter en permanence à un monde professionnelle qui change rapidement. Le
plan de formation doit donc être revu au moins tous les cinq ans. La commission responsable du développement de la profession et de la qualité dans le domaine I+D
commencera ses travaux cet automne, travaux qui devraient déboucher, en 2015, sur
un plan de formation remanié. Il s’agit en l’occurrence non seulement d’offrir un guide
aux apprenants, mais également de faciliter le travail des enseignants et des entreprises
de formation en définissant ce qui doit être transmis aux étudiants, à l’école et dans les
cours interentreprises.
D’ici là, il y aura encore trois volées I+D qui seront formées selon le plan de formation
Betriebe, die Berufsfachschulen sowie
Bund und Kantone. Die Ausbildungsdelegation geht davon aus, dass der
überarbeitete Bildungsplan 2015 in
Kraft tritt. Auf diesen Zeitpunkt hin soll
auch ein Lehrmittel vorliegen, das einerseits die in den überbetrieblichen
Kursen vermittelten Inhalte etwas umreisst, andererseits den Stoff an den
Berufsfachschulen miteinbezieht. Es
soll nicht nur den Lernenden einen
Leitfaden bieten, sondern auch den Unterrichtenden die Arbeit erleichtern
und den Ausbildungsbetrieben Klarheit darüber verschaffen, was den Lernenden in Schule und ÜK vermittelt
wird.
Bis es soweit ist, werden aber noch
drei I + D-Jahrgänge nach dem aktuell
gültigen Bildungsplan ausgebildet.
Und nach dem ersten Qualifikationsverfahren lässt sich sagen: Sie werden
gut ausgebildet. Und fest steht auch:
Wir brauchen gut ausgebildete Berufsleute. Denn die schon seit Langem angekündigte Pensionierungswelle wird
schon sehr bald in so manchen ArBiDoBetrieb hineinschwappen.
(sg)
actuellement en vigueur. Kontakt: staub@bluemail.ch
Die Sicht eines Berufsschullehrers
Die fachlich-technische Zielsetzung
habe ich so umfasst: Ich will den Bereich Bibliothek kennen lernen und
mache während zwei Monaten ein
Praktikum in einer Bibliothek, in ei-
drucksfähigkeit (schriftlich) zu optimieren und Studien zur literarischen
Sprachkompetenz und -innovation
durchzuführen: Ich beschäftige mich
also in der zweiten Hälfte des BildungsDaneben gibt es eine pädagogisch-­ urlaubs mit Literatur, lese viel und verdidaktische Zielsetzung. Ich optimiere suche ein paar Zeilen zu schreiben.
den Umgang mit E-Learning und webbasierten Möglichkeiten der Wissens- Was versprechen Sie sich von diesem Kurzvermittlung und Wissenssicherung praktikum?
und mit Web2.0-Elementen im Unter- Im fachlich-technischen Teil des Bilricht. Meine Website für die Lernenden dungsurlaubes bekomme ich einen
und Übungen im Web2.0-Bereich be- Einblick in die Tätigkeiten eines Auszugleiten diesen Prozess. Und was die bildenden. Da ich von der Uni komme
persönliche Zielsetzung anbelangt, ha- und nie in einer Bibliothek (oder ähnbe ich mir vorgenommen, meine Kom- lichen Institution) gearbeitet habe, ist
petenzen im Bereich sprachliche Aus- es für mich sinnvoll, hinter die Kulis-
26
arbido 3 2012
Interview mit Bernhard Roten
Weshalb sind Sie jetzt bei der Sektion Informationsmanagement?
Ich kann vom kantonalen Angebot eines Bildungsurlaubes profitieren: von
August 2012 bis Februar 2013 unterrichte ich nicht und kann mich weiterbilden. Dazu gehören drei Ziele, die ich
in der Zeit des Urlaubes autonom verfolgen kann.
nem Archiv und/oder in einer Dokumentationsstelle in der Region Bern.
Dass ich in der DEZA tätig sein darf, ist
eine sehr wertvolle Erfahrung.
sen der Aufgaben eines Fachmanns/
frau I+D zu sehen. So kann ich das
Arbeitsumfeld meiner Lernenden besser verstehen und am eigenen Leib erleben, was es heisst, in einer Dokumentationsstelle zu arbeiten.
Was möchten Sie Ihren BerufsschülerInnen mitgeben neben dem Lehrstoff?
Kritisches Denken, Freude an der Analyse und ungetrübter Genuss bei der
Lektüre von Büchern oder andern
Kunstobjekten. Eine ehemalige Schülerin hat es so formuliert: „Du [BR] wolltest wache, kritische SchülerInnen. Du
hast uns was zugetraut und auch eingefordert. Keine Gschpürsch-mi-Pädagogik. Das finde ich wunderbar. Man
fühlt sich ernst genommen.“ Manchmal gelingt es, manchmal weniger.
Wie erleben Sie die SchülerInnen in der
Berufsschule, ausserhalb des Lehrbetriebes?
Jede Berufsgattung ist anders und jeder
Schüler und jede Schülerin ist verschieden. Ich habe es immer mit Individuen
zu tun. Aber es liegt ein grosser Unterschied im Unterrichten von z.B. Coiffeusen und Fachleuten Information &
Dokumentation. Vom ersten Tag an.
Die Unterschiede spiegeln sich wider
in der Gesamtstimmung, im Rhythmus
des Klassenverbundes. Denn obwohl
der Klassenverband aus Individuen besteht, wird – vielleicht auch durch die
Klammer der Lehrperson – die Klasse
zum Konglomerat mit einem eigenen
Charakter. Dieser Charakter hängt von
den Eckpersönlichkeiten ab: z.B. den
ganz, ganz Stillen und den ganz ganz
Lauten, den eher Schwachen und den
Superstarken. Den Diskussionsfreudigen und den Schweigern. Das ist die
Mélange, die in jeder Röstung vorkommt.
Fachleute I+D und Coiffeusen umfassen als Einzelpersonen alle Schattierungen an Charaktereigenschaften, die
das Klischee vermuten lässt – und das
Gegenteil davon. Eigenbrötlerisch und
schwatzhaft, gewissenhaft und oberflächlich, ernst und lustig. Wie es ihnen
gefällt. Es gibt aber zwei grosse Unterschiede: Fachleute I+D sind meistens
– wen überrascht’s – an Literatur interessiert. Lesen Bücher. Sind offen für
das Weltgeschehen. Und der grösste
Unterschied: man kann sie länger bei
der Stange halten. Aber nach ca.
P O R T R ÄT
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Nach der regulären Schulzeit absolvierte ich die Berufsausbildung zur Informations- und Dokumenta­
tionsassistentin. Danach bildete ich mich (betriebsintern) systembibliothekarisch weiter.
Was arbeiten Sie momentan?
Zurzeit arbeite ich beim Kantonsspital Graubünden als Applikationsbetreuerin.
Was gefällt Ihnen an Ihrem erlernten Beruf und was weniger?
Was mich als I + D-Assistentin immer fasziniert hat, sind die unterschiedlichen Einsatzgebiete innerhalb
eines Betriebs. Es bieten sich die Möglichkeiten, an der Front mit Kundenkontakt, aber auch im ruhigeren
Backoffice zu arbeiten. Oft ist eine Kombination von beidem möglich. Gerade in einem kleinen Betrieb ist
die Arbeit sehr abwechslungsreich und vielseitig. Der Umgang mit neuen Medienformen war ebenfalls
immer sehr spannend.
Ordnung ist wichtig, doch wie viel bringt sie dem Kunden? Natürlich ist die korrekte Katalogisierung und
Beschlagwortung ein nach wie vor wichtiger Teil der Arbeit! Doch zu viele Querverweise erschweren dem
Antonia Ursch
bibliothekarisch nicht ausgebildeten Kunden das Auffinden der Medien im Katalog. Das ist wohl der Teil,
welcher mir weniger gefallen hat. Nicht das Katalogisieren an sich, sondern das Gefühl, viel Arbeit in die mehrstufige Katalogisierung, die komplexen
Schlagwortketten zu stecken und danach an der Ausleihe zu merken, dass es dem Kunden die Suche erschwert.
Wo sehen Sie Schwierigkeiten/Probleme im I + D-Bereich?
Eine Paradedisziplin im I + D-Bereich ist die Recherche, das Auffinden und Werten von Informationen. Bei meiner Ausbildung wurde grosser Wert auf
das Erlernen dieser Kunst gelegt. In der heutigen Zeit ist es für kaum jemanden mit Internetzugang schwierig, Information zu erhalten, wir finden diese
sogar im Überfluss. Genau hier sollte man sich mehr einbringen. Informationen finden kann jeder, aber oft ist ganz viel Schrott dabei. Die richtige
Vermittlung und auch das Bewerten sind Steckenpferde, die gerade in Bibliotheken noch viel stärker kultiviert werden sollten. Wir sind im Umgang mit
komplizierten Suchmechanismen, Boole’schen Operatoren etc. geübt, doch die Bibliothekskataloge entsprechen nicht mehr dem Webstandard. Viele
sind nicht intuitiv zu bedienen. Der Kunde kann nicht darin suchen, wie er es sich von Websuchmaschinen gewohnt ist. Auch wenn diese vielleicht nicht
genauso effizient arbeiten wie ein moderierter Bibliothekskatalog bei richtiger Verwendung, so sind doch viele davon endnutzerfreundlicher als die
meisten Bibliothekskataloge. Information war seit jeh ein wichtiges Gut. Lange waren Bibliotheken und Archive die Bewahrer von Information und
Wissen. Doch über kurz oder lang laufen Google, Wikipedia und auch Apple - um nur einige Informationensammler im WWW zu nennen – den Bibliotheken den Rang ab. Auch kleine Bibliotheken können und sollten innovativer sein. Ansonsten könnte es irgendwann nur noch die grossen Unibibliotheken und einige Sammelstellen für das lokale Kulturgut geben. Ich meine damit nicht, dass das Buch abgeschafft und alle Bibliotheken geschlossen
werden. Bibliotheken können auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, nur sollten sie die Gelegenheit dazu nicht verpassen. Es wäre nicht nur
schade um die reiche Bibliothekslandschaft der Schweiz, sondern auch um das kreative und gute junge Personal. 27
arbido 3 2012
antonia.ursch@gmail.com
27 Min. Roten-speech halten selbst die
stärksten Konzentraten nichts mehr
aus und müssen wieder anderweitig
beschäftigt werden. Und so geht’s
schlussendlich bei allen Klassen wieder
um dasselbe: Rhythmus, Wechsel,
sinnvolle Aufträge, nützliche Feedbacks und ab und zu auch mal ein bisschen Ruhe, ein Witz, Gelassenheit.
Halt, es gibt noch einen wirklich gros­
sen Unterschied von Flids zu andern
Berufsgattungen: Ich habe noch äus­
serst selten wirklich renitente Flid-Lernende erlebt. Merci. Der Geist ist normalerweise offen, und der Mund im
richtigen Moment zu oder offen – anstatt das halbe Gegenteil: Geist immer
zu und Mund immer offen.
Wie sehen Sie Ihre Arbeit im Dreieck Berufsschule-Betrieb-ÜK?
Mit den ÜK habe ich wenig bis nichts
zu tun. Ich erfahre höchstens etwas,
Infobox zum Werdegang
Bernhard Roten, *1964, B-Matura in Brig,
lic. phil. hist. (Philosophie, Neuere deutsche
Literatur, Politikwissenschaften); seit 1989
Berufsschullehrer an verschiedenen Schulen
(u.a. Schulhotel Christiania in Zermatt und
Regina in Adelboden, Schulleitertätigkeit
1992-2004; allgemeinbildender Unterricht in
div. Berufsfeldern; seit 2003: Fachunterricht
bei Fachleute Information und Dokumenta­
tion (Flid) in der gibb (Kultur- und Wissenschaftskunde bzw. Orientierungswissen, Informatik, Administration), Berufsgruppenleitung der Fachgruppe, Informatikverantwortlicher gibb/gdl (Abteilung für Gewerbe-,
Dienstleistungs-
und
Laborberufe);
Co-­
Redaktion «gibb intern» (Betriebsmagazin
der gibb); Co-Autor Lehrmittel „Gesellschaft“,
4. Aufl. 2012, HEP-Verlag; verheiratet, no kids.
28
wenn eine Einladung falsch verschickt
wurde und nicht alle Lernenden wissen, dass diese Woche ein ÜK stattfindet. Das passiert aber nicht oft – zum
Glück.
Eine gute Kommunikation mit den
Ausbildnern ist mir ein grosses Anliegen. So kann garantiert werden, dass
alle am gleichen Strick ziehen. Und das
nützt wiederum der Förderung der Lernenden.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit
den Betrieben?
Sehr offen. Ich kenne fast alle Ausbildnerinnen persönlich, was angesichts
der recht kleinen Klassen nicht überrascht. Wir telefonieren, sehen uns an
Ausbildnertagungen oder am Lehrmeister- und Elternanlass im Steigerhubel. Direkter Kontakt ist angebracht,
wenn Fragen von Seiten der Ausbildner
oder von uns auftauchen: z.B. bei längerer Abwesenheit des Lernenden oder
bei schlechten Leistungen.
Welche Erkenntnis nehmen Sie nach dem
zweiwöchigen Praktikum in der Sektion
IM mit in die Berufsschule und Ihren Unterricht?
Die Arbeitsstimmung ist viel ruhiger,
als ich es mir vorgestellt hatte. Die Leute arbeiten konzentriert an ihren Geräten und Aufträgen und jeder erfüllt
gewissenhaft seine Arbeit. Manchmal
hetze ich die Lernenden im Unterricht,
z.B. bei Aufgaben zur Internetrecherche, die in einer Stunde erledigt sein
sollen, hopphopp. Die Lernenden sollen dann in kurzer Frist einen grossen
Ertrag an Ergebnissen finden mit passenden Relevanzeinschätzungen und
ich drücke auf die Effizienz. Ich merke
aber nun, dass es in diesem Beruf weniger um Tempo, sondern mehr um
Genauigkeit geht. Aber vielleicht habe
ich auch einen ruhigen Monat bzw.
arbido 3 2012
zwei ruhige Wochen erlebt, ich glaube
allerdings schon, dass diese Einsicht
nicht trügt. Wenn also Effizienz der
Quotient aus Ergebnis (Ertrag) und Zeit
(Aufwand) ist, dann kann ich den einen
Bestandteil wohl ein bisschen anpassen, um realitätsnähere Szenarien im
Unterricht zu kreieren.
Ich kann nun sehr gut verstehen, dass
die Lernenden intensiv alleine arbeiten
können mit einem Auftrag am NB und
im Internet: Sie sind ja im Betrieb mit
ähnlicher Arbeitstechnik vertraut. Oder
sie melden schon früh an, dass sie die
VA (Vertiefungsarbeit) im letzten Semester alleine absolvieren möchten,
was ich fast immer ausschlage. Denn
in der Schule sollen die Lernenden ja
auch lernen, sozialkompetent miteinander zusammenzuarbeiten. Wenn ich
nun beobachte, wie hilfsbereit man in
der DEZA miteinander umgeht, dann
bin ich vollkommen überzeugt, dass
Schule und Betrieb am gleichen Strick
ziehen bei der Ausbildung der Fachleute Dokumentation und Information.
Für mich persönlich war es sehr aufschlussreich, diesen Rhythmus des Arbeitens in der Sektion Informationsmanagement der DEZA kennenzulernen.
Als Lehrer ist man immer auf dem
Sprung: Unterricht, Nachbearbeitung,
Sitzungen, Vorbereitung, Verwaltung
von Daten, Erstellen von Arbeitsblättern, Exkursionen, Noteneingabe, Lehrergespräche, Elterngespräche, Ausbildnergespräche usw. usf.: Was im
Lehrerberuf wahrscheinlich ein bisschen stressiger ist, wird durch Freiheiten, die man hat, kompensiert.
Es gibt in der Schule keine Stempeluhr.
Interview geführt von Dunja Böcher
Kontakt: benar.netor@gmail.com
P O R T R ÄT
Ausbildung – lohnt sich das?
Mit dem Entscheid Jugendliche auszubilden, ihnen Berufskenntnisse weiterzugeben und sie auch emotional und
sozial zu bilden, übernimmt jeder Lehrbetrieb eine wichtige und fordernde Aufgabe. Nach drei Jahren Lehrzeit sind
sich alle Beteiligten einig: Der Einsatz lohnt sich. Aus den Jugendlichen werden Berufskollegen, die im Laufe der
Zeit immer mehr Aufgaben selber erledigen und Verantwortung übernehmen können. Langsam entwickeln sie
Berufsroutine. Die Lehrbetriebe profitieren vom jugendlichen Enthusiasmus und bleiben am Puls der Zeit dank
dem aktuellen Fachwissen aus Berufsfachschule, Praktika und überbetrieblichen Kursen, das die Lernenden in den
Betrieb tragen.
Die Ausbildungsdelegation sorgt dafür, dass die I + D-Grundbildung richtig umgesetzt wird. Sie unterstützt die
Andrea Betschart
Lehrbetriebe, indem sie die Rahmenbedingungen schafft, die zur Ausbildung nötig sind, z.B. den Bildungsplan.
Darin sind die Ziele definiert, die während der Lehrzeit an den drei Ausbildungsorten (Lehrbetrieb, Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse) vermittelt
werden müssen. Am Schluss werden diese Ziele im Rahmen des Qualifikationsverfahrens an der Schule und im Betrieb überprüft. Die Ausbildungs­
delegation kümmert sich auch darum, dass die Rahmenbedingungen der Praxis angepasst werden, wenn sich diese ändert.
Die Ausbildungsdelegation I + D gibt es seit 1994. Sie wird getragen von den beiden Verbänden BIS und VSA und ist zuständig für alle Belange der
beruflichen Bildung, insbesondere der beruflichen Grundbildung.
Andrea Betschart hat noch die Ausbildung als VSB-Bibliothekarin absolviert. Sie besuchte dann den Kaderkurs HSW. Aber auch diesen Kurs gibt es
bereits nicht mehr. Das zeigt, wie schnell sich die Ausbildung wandelt. Sie war in ihrer fast 20-jährigen Berufstätigkeit mit der Ausbildung in allen Varianten konfrontiert. Sie ist der Überzeugung, dass unser Beruf, wenn wir uns den Anforderungen der Zeit stellen, ein Beruf mit Zukunft ist, dem sich
neue Bereiche öffnen werden. Jetzt sind die Verbände gefordert, für unseren Beruf und seine Möglichkeiten zu werben. andrea.betschart@me.com
P O R T R ÄT
Wie sieht Ihr Werdegang aus?
Nach dem Gymnasium war klar, dass ich Bibliothekarin werden wollte, und ich besuchte den letzten Diplombibliothekarenkurs in Bern. In den letzten
5 Jahren absolvierte ich noch didaktische Kurse und machte das SVEB 1.
Welche Stelle haben Sie momentan inne?
2001 durfte ich die Stelle als Ausbildungsverantwortliche der Universitätsbibliothek Bern übernehmen, und seither dreht sich meine Arbeit um I + D-Ausbildungen auf allen Stufen. Die Berufspraktikanten, die berufsbegleitend oder nach dem Praktikum den Bachelor oder ein MAS machen, benötigen kaum Unterstützung von mir, sodass ich meine Zeit und Energie hauptsächlich den Lernenden widmen kann. Fünfzehn I+D-Assistentinnen und fünf I + D-Assistenten
durfte ich durch ihre Ausbildung begleiten, und im Juli 2012 beenden nun die ersten Fachfrauen Information und Dokumentation ihre Ausbildung.
Seit August 2006 unterrichte ich zudem als Fachkundelehrerin Schwerpunkt Bibliothek und Dokumentation in der Gewerblich-Industriellen Berufs­schule
Bern.
Was freut Sie an Ihrem Beruf und was weniger?
Es ist immer schön, junge Leute zu Berufskollegen heranwachsen zu sehen, doch die Arbeit mit jungen Menschen bietet leider nicht nur Schönes.
Schlechte Noten, finanzielle Probleme, Krankheiten, Liebeskummer, Lebenskrisen, Unsicherheiten oder gar Schwangerschaften, sind zwar eher selten,
gehören nun mal auch zum Erwachsenwerden. Das Schönste für mich ist, wenn die Lernenden
nach Abschluss der Ausbildung im I + D – Beruf bleiben und gerne an ihre Ausbildung zurückdenken. Dann haben sich meine Schimpfereien, Feuerwehrübungen und Pingeligkeiten im
Betrieb, die stressige Lektionenvorbereitung und das sonntägliche Testkorrigieren für die ­Schule
gelohnt.
Wo sehen Sie Herausforderungen/Probleme im I + D-Bereich?
Die Umstellung von Assistenten auf Fachleute, die Zeit von den Vorarbeiten der Bildungsverordnung, bis im Mai 2012 die ersten praktischen Abschlussprüfungen stattfanden, war voller
Unsicherheiten, nervenaufreibenden Diskussionen, stirnrunzelnden bereitenden Änderungen
aber garantiert nie langweilig und für den Betrieb schlussendlich doch einfacher als anfangs
vermutet. Nun, da diese Hürde geschafft ist, sollten wir uns für eine Höhere Berufsprüfung
einsetzen, denn nicht für jeden Lehrabgänger ist ein FH-Studium als Weiterbildung eine Option.
Nina Grossenbacher
29
nina.grossenbacher@ub.unibe.ch
arbido 3 2012
Expertenkommission erfolgreich gestartet
Hans Ulrich Locher, Sekretär BIS und
Präsident der Expertenkommission
Das Weiterbildungsangebot des BIS hat
ein neues Konzept und eine neue Gestaltung. Es ist einer von drei Schwerpunkten des Berufs- und Dachverbandes BIS.
Der Vorstand hat zur Verbesserung des
Angebots eine Expertenkommission eingesetzt. Ihr Start verlief in jeder Beziehung sehr erfolgreich.
Was macht ein Weiterbildungsangebot
attraktiv? Wie kann ein Berufsverband
mitten in einer digitalen Revolution aktuelles Wissen an seine Mitglieder vermitteln? Warum sind manche Angebote erfolgreich – andere weniger? Diese
Fragen stellte sich der Vorstand BIS im
Rahmen einer Retraite im März 2011
mit dem Ziel, das Weiterbildungsangebot zu aktualisieren und zu verbessern.
Mit diesem Auftrag hat der Vorstand
eine Expertengruppe ins Leben gerufen, weil die Weiterbildung angesichts
der Geschwindigkeit gesellschaftlicher
und technischer Veränderungen von
zentraler Bedeutung für den Berufsverband BIS ist.
Die Expertenkommission
Bisher wurde das Weiterbildungsprogramm direkt von der Geschäftsstelle
Mitglieder der Expertenkommission
Sabine Bachofner, Bereichsleitung Bibliothek
Stiftsbibliothek St. Gallen; Cécile Bernasconi,
Leiterin Mediothek Kantonsschule Büelrain;
Nadja Böller, Wissenschaftliche Mitarbeiterin HTW Chur; Dr. Yvonne Domhardt, Bibliotheksleiterin Israelitische Cultusgemeinde
Zürich; Yolande Estermann Wiskott, Présidente BIS/HEG; Andrea Hofer Dienststellenleitung Servicezentrum E-Library Universitätsbibliothek Bern; Stephan Holländer,
­Beauftragter für Weiterbildung BIS und Dozent HTW/HEG, Dr. Hans Ulrich Locher, Geschäftsführer BIS und Kommissionspräsident; Alain Mermoud, Senior Information
Specialist Credit Suisse; Christian Roth, Kursadministration BIS; Daniela Rüegg, Bibliothekarin, Berner Fachhochschule Gesundheit;
Thomas Wieland, Vizepräsident BIS.
30
entwickelt und stützt sich auf eine Umfrage bei den Mitgliedern. Die neu geschaffene Kommission besteht dagegen vorwiegend aus Expertinnen und
Experten, die in Bibliotheken, Informationsstellen oder in der fachlichen
Schulung tätig sind. Sie sind deshalb
Fachleute im Erkennen von Schulungsbedarf im beruflichen Alltag, versuchen in ihrer Institution, gezielt Bedürfnisse für Weiterbildungen zu ermitteln, und können diese im Rahmen
der Sitzungen vertiefen. Zu ihrem Beobachtungsauftrag gehört es auch, interessante Angebote und Referierende
zu eruieren. Der Vorstand BIS hat zudem darauf geachtet, dass in der Expertenkommission unterschiedliche Typen und Grössen von Institutionen
sowie Lebensalter und Funktionen vertreten sind, wobei auch die Interessen
des Informationsmanagements von
grossen privaten Unternehmen berücksichtigt werden. Erfreulicherweise
haben fast alle angefragten Personen
positiv reagiert und sich zur Mitarbeit
bereit erklärt (aktuelle Zusammensetzung siehe Kasten).
Inhalte und Form
Die Kommissionsarbeit startete in der
zweiten Jahreshälfte 2011 und hat sich
sehr rasch im gewünschten Sinn entwickelt. Die Sitzungen verliefen konstruktiv und erbrachten verschiedene
neue Ideen und Ansätze. Mit Stephan
Holländer konnte der BIS eine erfahrene, bestens vernetzte und kompetente
Person verpflichten, um diese Ideen
operativ umzusetzen und in aufwendigen Verhandlungen mit Referierenden
ein konkretes Angebot zu entwickeln.
Die neuen inhaltlichen Impulse sollten
auch mit einer attraktiven Präsentation
des Programmes zur Geltung gebracht
werden. In Zusammenarbeit mit dem
Hausgrafiker entstand ein 32-seitiges,
farbiges Programmheft im Format A5
mit generellen Informationen zur Weiterbildung und einer Seite Platz pro
Kurs oder Fachtagung. Mitten im Umzug der Geschäftsstelle von Bern nach
Aarau konnte vor Jahresende das erste
Semesterprogramm 2012 noch an die
Mitglieder verschickt werden.
arbido 3 2012
Die ersten Erfahrungen
Das bisherige Jahresprogramm ist zudem durch ein Konzept mit zwei Semesterprogrammen abgelöst worden,
um noch schneller auf Bedürfnisse eingehen zu können, denn zwischen Idee
und Realisierung verstreichen schnell
mehr als sechs Monate Bearbeitungszeit. Beim Schreiben dieser Zeilen ist
das Programm für das 2. Semester 2012
bereits gedruckt und wird noch vor den
Sommerferien bei den Mitgliedern eintreffen, damit Sie sich in der ruhigeren
Sommerzeit ins Angebot vertiefen können. Das neue Konzept ist im ersten
Halbjahr 2012 auf ein hervorragendes
Echo gestossen, das alle Erwartungen
der Verantwortlichen übertroffen hat.
Es wurden bereits 17 (gesamtes Vorjahr
16) Kurse und Fachtagungen durchgeführt, die 241 Teilnehmende verzeichneten (gesamtes Vorjahr 287). Die Qualitätssicherung über Kursbewertungen
ist ebenfalls vorwiegend sehr zufriedenstellend ausgefallen. Die Absage
von zwei Kursen (Vorjahr 7) mangels
genügender Anzahl Teilnehmender gehört zum Konzept mit wissenschaftlichem Hintergrund und ökonomischem
Marketing: ausprobieren und Erfahrungen sammeln.
Ausblick
Die Expertenkommission ist gespannt,
ob auch das 2. Semesterprogramm derart positiv aufgenommen wird und die
Beteiligung noch zunimmt. In jedem
Fall sind ihre Mitglieder offen, um als
Ansprechpersonen Kritik und Wünsche bezüglich Weiterbildungsthemen
sowie Referierenden entgegenzunehmen. Sie finden deren Kontaktdaten
auf der Website www.bis.ch. Wir freuen uns über Reaktionen und vor allem
über zahlreiche Buchungen. Die Teilnehmerzahlen sind das wichtigste Urteil über das Angebot und zeigen, ob
die Expertenkommission erriecht, was
sie anstrebt: Ein zeitgemässes und bedürfnisgerechtes Angebot für alle Stufen, Funktionen und Tätigkeiten in
Bibliotheken und Infostellen zu machen.
Kontakt: halo.locher@bis.info
La Commission d’experts a débuté ses travaux
Hans Ulrich Locher, secrétaire BIS et
président de la Commission d’experts
Les offres de formation continue sont
l’une des trois priorités de BIS. Le Comité a créé une commission d’experts afin
de l’améliorer. Ses débuts sont très prometteurs.
Qu’est-ce qui rend une offre de for­
mation continue attractive? Comment
une association professionnelle peutelle transmettre à ses membres des
connaissances actuelles alors que la
révolution numérique bat son plein?
Pourquoi certaines offres marchent et
d’autres moins? Telles sont les questions que s’est posé le Comité BIS lors
d’une retraite organisée en mars 2011,
dont le but était d’actualiser et d’améliorer l’offre de formation continue. Le
Comité a créé dans la foulée un groupe
d’experts ad hoc, car la formation continue est primordiale pour BIS eu égard
à la rapidité des changements sociaux
et techniques.
La Commission d’experts
Jusqu’ici, le programme de formation
continue était élaboré directement par
le secrétariat, sur la base d’une enquête
auprès des membres. La nouvelle commission se compose pour l’essentiel
Les membres de la Commission d’experts
Sabine Bachofner, direction Stiftsbibliothek
St. Gallen; Cécile Bernasconi, directrice Mediothek Kantonsschule Büelrain; Nadja Böller, collaboratrice scientifique HTW Coire;
D. Yvonne Domhardt, directrice de la bibliothèque de l’Israelitische Cultusgemeinde Zürich; Yolande Estermann Wiskott, présidente
BIS/HEG; Andrea Hofer, direction du centre
de service E-Library de la Bibliothèque universitaire de Berne; Stephan Holländer, respon-
d’expert-e-s qui travaillent dans des bibliothèques, des services d’information
ou dans le domaine de la formation
professionnelle. Ils connaissent donc
les besoins de la pratique en matière de
formation et peuvent les thématiser
dans le cadre de leurs séances. Fait également partie de leurs tâches la recherche d’offres et d’intervenants intéressants. Le Comité BIS a en outre
veillé à ce que soient également représentés au sein de la Commission des
institutions de type et de taille différents, ainsi que divers groupes d’âge
et fonctions, sans oublier les intérêts
du management de l’information de
grandes entreprises privées. Presque
toutes les personnes interrogées ont
réagi positivement et se sont d’ores et
déjà déclarées disposées à collaborer
(voir sa composition dans l’encadré).
Contenus et forme
Le travail de la Commission a commencé le deuxième semestre 2011 et s’est
rapidement développé dans le sens souhaité. Les séances se sont déroulées de
manière constructive et ont permis de
discuter diverses nouvelles idées et
approches. BIS peut compter sur Stephan Holländer, un professionnel compétent et disposant d’un solide réseau,
pour mettre en œuvre ces idées et développer une offre concrète. Les nouvelles
idées de contenus devaient également
être valorisées via une présentation attrayante du programme. C’est donc en
collaboration avec le graphiste maison qu’a vu le jour un programme de
32 pages (couleurs et format A5) comprenant des informations générales sur
la formation continue, et une page par
cours ou séminaire spécialisé. Ce programme du premier semestre 2012 a
pu être envoyé aux membres avant la
fin de l’année.
sable de la formation continue BIS et chargé
de cours HTW/HEG, Dr Hans Ulrich Locher,
secrétaire BIS et président de la Commission;
Alain Mermoud, Senior Information Specialist Credit Suisse; Christian Roth, administration des cours BIS; Daniela Rüegg, bibliothécaire, Berner Fachhochschule Gesundheit;
Thomas Wieland, vice-président BIS.
31
Les premières expériences
L’ancien programme annuel a en outre
été remplacé par deux programmes
semestriels, afin de pouvoir répondre
encore plus rapidement aux besoins,
car il faut plus de six mois de travail
pour passer de l’idée à sa réalisation.
Au moment de boucler ce numéro d’ar-
arbido 3 2012
bido, le programme du 2e semestre 2012
est déjà imprimé et a été envoyé aux
membres avant les vacances d’été, afin
qu’ils puissent étudier l’offre dans
les meilleures conditions. Le nouveau
concept a rencontré un excellent écho
le premier semestre 2012, écho qui a
dépassé toutes les attentes des personnes responsables. Quelque 17 (16 en
2011) cours et séminaires spécialisés
ont pu être organisés, totalisant 241 participant-e-s (287 en 2011). L’assurance
de la qualité est elle aussi globalement
très satisfaisante si l’on en juge par les
évaluations des cours. L’annulation de
deux cours (7 en 2011) en raison d’un
manque de participant-e-s fait également partie du concept, à savoir: faire
des essais et rassembler des expériences.
Perspective
La Commission d’experts est curieuse
de voir si le programme du 2e semestre
sera également bien accueilli et si la
participation augmentera encore. Ses
membres sont évidemment ouverts aux
critiques et aux souhaits en matière de
formation continue, et peuvent être
contactés via notre site web www.bis.
ch. Nous nous réjouissons des réactions et, surtout, des nombreuses inscriptions. Le nombre de participants
indique l’importance accordée à une
offre que la Commission d’experts souhaite moderne et conforme aux besoins,
et ce à tous les niveaux et pour toutes
les fonctions et activités dans les bibliothèques et les centres d’information.
Contact: halo.locher@bis.info
P O R T R ÄT
Rückblick auf das 1. Lehrjahr
Nun blicke ich also zurück auf meine bald einjährige Lehrzeit als Fachmann I + D bei SRF.
Meine neun obligatorischen Schuljahre erhalten langsam eine Unschärfe, weil ich den Fokus längst auf ein neues Kapitel meines Lebens gerichtet habe.
Damals tauchte ich als Exsekundarschüler der Stufe A wie jeder andere Lernende in eine völlig neue Welt ein. Ich hatte Anlaufschwierigkeiten, weil ich
mit dem perfektionistischen Denken, das dieser Beruf voraussetzt, nicht sehr gut umgehen konnte. Ausserdem erschien
mir alles sehr trocken, aber das änderte sich bald. Ich habe einen völlig neuen Bezug zu Informationen hergestellt und
lernte bald die interessanten Seiten des Berufes kennen.
Anfangs sortierte und verteilte ich im Studio Leutschenbach die Post für D + A und arbeitete am Ausleihdesk. Dort werden
Videokassetten von Sendungen bereitgestellt, die noch nicht digital in der Datenbank abgelegt sind. Mit diesen Arbeiten
lernte ich den Betrieb gut kennen, was mir den Einstieg erleichterte.
Danach landete ich bei der Musikberatung, wo ich Einträge in der Datenbank überarbeitete. Dies war eine sehr exakte
Angelegenheit, bei der volle Konzentration gefragt war – allerdings konnte ich auch viel Musik hören: In der Musikdatenbank
sind fast 300000 Titel abgelegt.
Im Moment arbeite ich gerade im Studio Brunnenhof im Bereich Worterschliessung. Ich erschliesse kurze Radiosendungen
Piet Heusser
und lege sie in der DAS-Datenbank ab. Ausserdem durfte ich auch schon einige Schallplatten digitalisieren. Allerdings gibt
es überall auch Schattenseiten. Der Beruf an sich erscheint mir immer noch etwas trocken. Das bekomme ich vor allem in
der Schule zu spüren, wo wir stundenweise Bibliothekstheorie vorgesetzt bekommen.
Ich bin jemand, der gerne etwas produziert, und das fehlt mir bisher in meinem Job, da ich noch keine Kundenaufträge erledige. Ich hoffe, dass dies
noch kommen wird. Insgesamt bin ich mit meiner Lehrstelle aber zufrieden und freue mich auf zwei weitere Lehrjahre bei D + A SRF.
Piet Heusser macht seine Lehre als I + D-Fachmann beim Schweizer Radio und Fernsehen im Bereich Dokumentation und Archive.piet.heusser@srf.ch
De la théorie au terrain: l’offre de formation
de l’Association des archivistes suisses (AAS)
Denis Reynard, Archives de l’Etat du
Valais, Commission de formation de
l’AAS.
L’Association des archivistes suisses
(AAS) considère la formation de base et
continue de ses membres comme un enjeu essentiel. Essentiel pour la reconnaissance de la profession d’archiviste, es­
sentiel pour l’affirmation d’une pratique
archivistique cohérente au plan national,
essentiel enfin pour améliorer sans cesse
la qualité du travail des archivistes, tant
dans le domaine public que dans le privé.
Ce n’est donc pas un hasard si la Commission de formation fut le premier groupe
de travail permanent de l’AAS, fondé en
1976 dans le but de mettre sur pied un
cours d’introduction à l’archivistique.
profession dans toutes les questions
liées à la formation, de concevoir et
d’organiser la formation continue proposée par l’AAS, enfin d’informer les
membres de l’AAS et la communauté
des archivistes sur l’offre de formation
en archivistique.
La Commission de formation, encore
très active à l’heure actuelle, a pour
mandat de défendre les intérêts de la
L’offre actuelle de formation de l’AAS
Celle-ci s’est considérablement étoffée
par rapport aux débuts. Elle se veut
complémentaire aux autres formations
actuellement disponibles en Suisse:
apprentissage I+D (agent en information documentaire), formation HES de
spécialiste en information documentaire, différentes offres de bachelor et
de master en archivistique et/ou
sciences de l’information.
Favorisant résolument la formation
continue et orientée vers la pratique
archivistique et les besoins actuels des
services d’archives et des archivistes,
32
arbido 3 2012
l’AAS propose une offre variée, qui
tient compte des particularités régionales, éléments importants du paysage
archivistique national (langues, traditions archivistiques différentes).
Le cours de base
Successeur direct du cours d’introduction à l’archivistique, remodelé en
2007, le cours de base offre aux personnes débutant dans la profession, ou
déjà «en place» mais sans formation
I+D ou en archivistique, un rapide panorama des connaissances archivistiques de base. Ce parcours efficace,
étalé sur 5 jours à la suite et proposé
actuellement deux fois par année (printemps, automne), permet de ­découvrir
les grands enjeux de l’archivistique
contemporaine: droit des archives, records management, évaluation, classement, description, conservation, communication, archivage élec­tronique.
Au-delà de l’acquisition de ces
connaissances fondamentales de la profession, le cours de base permet à
chaque participant-e de tisser un réseau
professionnel qui pourra lui être utile
dans sa pratique quotidienne.
Le cycle «Pratique archivistique suisse»
Le cycle biennal de formation continue
proposé par l’AAS se veut l’écho concret
et orienté vers la pratique du cours de
base ou de toute autre formation théorique. Organisé une année sur deux et
réparti en cinq modules d’un jour sur
toute l’année, le cycle permet d’aborder
les questions actuelles de la profession
sous l’angle de la pratique – ou plutôt
des pratiques – et des solutions proposées par les institutions hôtes ou par les
différents intervenants de la formation.
Hébergés et en grande partie organisés
par des institutions membres de l’AAS
(archives cantonales, archives d’associations ou privées, entreprises), les
différents modules s’adressent en premier lieu aux membres de l’AAS déjà
engagés dans la profession, tous niveaux de formation confondus. Cette
formation permet de découvrir les solutions proposées par les collègues, de
confronter les idées, les expériences et
les pratiques, enfin de maintenir et de
développer son réseau professionnel.
Les thèmes des modules évoluent
de cycle en cycle, et le programme
s’adapte à l’actualité archivistique, aux
besoins exprimés par les membres de
l’AAS, aux propositions faites par les
institutions hôtes.
En complément à cette offre, certains groupes de travail de l’AAS proposent ponctuellement des journées
d’étude ou des ateliers sur leurs thèmes
de prédilection: archives ecclésiastiques, archives des villes et communes,
archives d’entreprises.
De la théorie au terrain: bilan de l’offre
de formation de l’AAS
L’évaluation de la qualité de l’offre de
formation de l’AAS se fait pour ainsi
dire en continu: chaque cours proposé
fait l’objet d’un questionnaire distribué
aux participants. Sur la base de cette
évaluation, la Commission de forma-
tion s’efforce de constamment améliorer son offre, tout en étant consciente
de certaines faiblesses récurrentes.
Ainsi, les attentes parfois très différentes des participants ainsi que leur
niveau de connaissance et de pratique
très variable peuvent provoquer des
déceptions lors des formations. Difficile, dans le contexte professionnel helvétique, de contenter tout le monde à
chaque occasion! L’autre difficulté majeure, également liée à une particularité suisse, est celle des langues. Malgré
tous les efforts des organisateurs des
cours, des intervenants ainsi que des
participants, les frustrations dues à une
P O R T R ÄT
Wie sieht Ihr Werdegang im I + D-Bereich aus?
Nach meinem Vorpraktikum an der Juristischen Bibliothek der Universität Bern, entschied ich mich
für das zweisprachige I+D-Studium an der Fachhochschule Genf. In der Endphase des Studiums
war ich zusätzlich als Lehrassistent tätig und sammelte an der Pädagogischen Hochschule Wallis
Erfahrungen im Records Management. Es folgten drei Jahre als I + D-Spezialist in den Bereichen
E-Media, Open Access und Informationskompetenz für die Hauptbibliothek Universität Zürich,
bevor ich letztes Jahr zum Schweizerischen Bundesarchiv wechselte.
Was arbeiten Sie momentan?
Ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter und GEVER-Spezialist für den Dienst Bewertung und
Informationsverwaltung, der zur Abteilung Informationsüberlieferung des Schweizerischen Bundesarchivs gehört. Zu meinen Hauptaufgaben zählen GEVER-(Projekt)-Beratungen für die Verwaltungseinheiten der Bundesverwaltung, entsprechende Schulungstätigkeiten sowie die Mitarbeit in
internen Projekten.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf und was weniger?
Interessant ist die individuelle und herausfordernde Zusammenarbeit mit den zahlreichen Verwaltungseinheiten der Bundesverwaltung. Die Kombination von Beratungsdienstleistungen und Schu-
Les journées professionnelles
Une journée professionnelle par année,
au printemps, est organisée par la Commission de formation, parfois en collaboration avec l’un ou l’autre groupe de
travail de l’AAS. Destinée à tous les
membres de l’association, mais également ouverte aux non-membres, la journée professionnelle se focalise sur un
domaine particulier de la profession,
présenté et discuté par plusieurs spécialistes du domaine. Les thèmes recoupent
les grands enjeux actuels (et à venir)
comme le droit d’auteur, l’archivage
électronique, le records management,
l’évaluation, la prévention des catastrophes ou encore le lien entre archives
et transparence administrative, pour ne
citer que quelques exemples récents.
33
lungen ermöglicht die Kontaktpflege zu Kunden verschiedenster Hierarchiestufen und somit den
Aufbau eines persönlichen und beruflichen Netzwerkes. Intern kann ich auf ein professionelles
und effizientes Team zurückgreifen. Der Beeinflussung und der Gestaltung strategischer und gesamtbetrieblicher Fragestellungen, der Führungsunterstützung oder gar der Ausübung einer Führungsfunktion, sind durch die «reine» Fachspezialistenfunktion jedoch Grenzen gesetzt.
Wo sehen Sie Schwierigkeiten/Probleme im I + D-Bereich?
Unsere I + D-Berufsbilder konzentrieren sich noch zu stark auf
die Bibliotheken und Archive. Das Potenzial und der Bekanntheitsgrad des I + D-Profils wird zu wenig ausgeschöpft und gefördert, weshalb Vakanzen im öffentlichen und privaten Sektor
noch nicht durchgehend entsprechend ausgeschrieben werden.
Das Etikett von «klassischen» Bibliothekaren und Archivaren
sollte dringend um zusätzliche I+D-Berufsbilder ergänzt werden.
Diesbezüglich erwarte ich vom Berufsverband BIS und von den
Verantwortlichen der Ausbildungsinstitutionen noch mehr internes und externes Engagement sowie Offenheit.
Dorian Wyer arbido 3 2012
dorian.wyer@bar.admin.ch
mauvaise compréhension linguistique
ou à un équilibre imparfait entre les
langues utilisées par les formateurs
sont inévitables.
Au-delà de ces écueils, les forces de
l’offre de formation de l’AAS sont la
bonne complémentarité avec les autres
formations du domaine archivistique et
I+D, l’orientation résolument pratique
de la formation continue, les nombreuses possibilités d’échanges professionnels, le respect et la valorisation des
pratiques régionales ou locales, ainsi
que la capacité d’adaptation aux thèmes
«brûlants» de la profession.
Comme déjà mentionné, le rôle
essentiel joué par les institutions
membres de l’AAS est à souligner: non
seulement elles participent à l’organisation de modules de formation, mais
elles permettent aussi à leurs membres
d’intervenir comme formateurs et les
encouragent à se former continuellement. Cette bonne volonté généralisée
est le gage d’une formation continue
efficace, d’échanges professionnels
fructueux et d’une amélioration cons­
tante de nos prestations d’archivistes et
de l’image de notre profession.
ABSTRACT
Von der Theorie in die Praxis: das Bildungsangebot des VSA
Der Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (VSA) betrachtet die Aus- und
Weiterbildung als eine grundlegende Herausforderung. Nicht zufällig ist daher der Bildungsausschuss des VSA die erste ständige Arbeitsgruppe des Verbandes, die 1976 mit
dem Ziel ins Leben gerufen wurde, einen Einführungskurs in die Archivistik anzubieten.
Der Bildungsausschuss hat die Aufgabe, die Interessen der Berufsgruppe in allen Bildungsfragen zu vertreten, das vom VSA angebotene Weiterbildungsprogramm zu entwickeln und zu organisieren und die Berufsgemeinschaft der Archivare über das Bildungsangebot im Bereich der Archivistik zu informieren.
Das aktuelle Angebot ist gegenüber den Anfängen deutlich erweitert und versteht sich
als Ergänzung zu den in der Schweiz vorhandenen Ausbildungen. Es besteht aus dem
Grundkurs, dem alle zwei Jahre angebotenen Zyklus «Archivpraxis Schweiz» und den
Fachtagungen, die jedes Jahr im Frühjahr stattfinden.
Das Bildungsangebot des VSA wird mithilfe von Evaluationen der Teilnehmenden ständig weiterverbessert. Gleichzeitig ist sich der Bildungsausschuss den immer wiederkehrenden Problemen bewusst: der unterschiedlichen Erwartungen und Voraussetzungen der Teilnehmenden sowie dss Problems der Sprachen (einerseits des gegenseitigen
Sprachverständnisses, andererseits des Gleichgewichts der Sprachen). Die Stärken des
Bildungsangebots des VSA sind demgegenüber die gute Verzahnung mit den anderen
Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Archivistik und Informations- und Dokumen­
tationswissenschaft, die Praxisorientierung der Weiterbildung, die zahlreichen Möglichkeiten des beruflichen Austausches, die Berücksichtigung regionaler und lokaler Praktiken sowie die Möglichkeit, sich der «brennenden» Fragen des Berufsstandes anzunehmen.
Essenziell ist die Mitwirkung der Mitgliedsinstitutionen des VSA: Nicht nur beteiligen
sie sich an der Organisation von Fortbildungsmodulen, sondern sie ermöglichen ihren
Mitarbeitenden auch, als Ausbilder teilzunehmen oder sich selbstständig weiterzubilden. (as)
Contact: denis.reynard@admin.vs.ch
Von Theorie zur Praxis: Das Ausbildungsangebot des
Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivaren
Denis Reynard, Staatsarchiv Wallis,
Bildungsausschuss des VSA
Der Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (VSA) betrachtet die
Grundausbildung und die Weiterbildung
seiner Mitglieder als eine zentrale Herausforderung. Zentral für die Anerkennung des Berufsstandes, zentral für die
Bejahung einer kohärenten Archivierungspraxis auf gesamtschweizerischer
Ebene, zentral schliesslich auch, um die
Arbeit der Archivarinnen und Archivare
kontinuierlich zu verbessern, und zwar
sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Bereich. Es ist somit kein Zufall,
dass der Bildungsausschuss die erste
34
ständige Arbeitgruppe des VSA war. Er
wurde 1976 gegründet mit dem Ziel, einen Einführungskurs ins Archivwesen
auf die Beine zu stellen.
Der Bildungsausschuss ist immer
noch hoch aktiv. Er hat den Auftrag,
die Berufsinteressen in allen Fragen
zu vertreten, welche die Ausbildung
betreffen; die vom VSA vorgeschla­
genen Weiterbildungen zu konzipieren und zu organisieren; und last but
not least die Mitglieder des VSA und
die Gemeinschaft der Archivarinnen
und Archivare zu informieren über
das Weiterbildungsangebot im Archiv­
wesen.
arbido 3 2012
Das aktuelle Ausbildungsangebot
des VSA
Das aktuelle Ausbildungsangebot ist
im Vergleich zu den Anfängen sehr
vielfältig. Es soll die anderen, gegenwärtig in der Schweiz angebotenen
Ausbildungen – Berufsausbildung I+D
(Fachfrau/Fachmann Information und
Dokumentation EFZ), FH-Ausbildung
als Informations- und Dokumen­
ta­
tionsspezialist/-in sowie diverse Ba­
chelor- und Masterausbildungen im
Archivwesen und/oder den Informa­
tionswissenschaften – ergänzen.
Mit der Konzentration auf die Weiterbildung und der konsequenten Ausrichtung auf die archivarische Praxis
und die aktuellen Bedürfnisse der Archivdienste und der im Beruf tätigen
Archivarinnen und Archivare bietet der
VSA eine breite Palette von Bildungsangeboten, die auch regionale Besonderheiten berücksichtigt – ein wichtiges Element in der Schweizerischen
Archivlandschaft (Sprachen, unterschiedliche Archivierungstraditionen).
Der Grundkurs
Der Grundkurs ist der direkte Nachfolger des Einführungskurses ins Archivwesen. Er wurde 2007 neu konzipiert
und vermittelt Berufsanfängerinnen
und Berufsanfängern oder solchen, die
bereits im Beruf tätig sind, aber noch
über keine I+D-Ausbildung oder anderweitige Ausbildung im Archivwesen
verfügen, elementare Grundkenntnisse der archivischen Tätigkeit. Der auf
5 aufeinanderfolgende Tage angesetzte
und auf Effizienz ausgerichtete Lehrgang wird zweimal pro Jahr durchgeführt (Frühling und Herbst). Er gibt
einen Einblick in die Herausforderungen eines zeitgemässen Archivwesens:
Benutzungsrecht, Records Management, Bewertung, Erschliessung, Klassifizierung, Beschreibung, Konservierung, Kommunikation, elektronische
Archivierung.
Neben der Vermittlung von grundlegendem Berufswissen ermöglicht es
der Grundkurs den Teilnehmenden
auch, ein berufliches Beziehungsnetz
aufzubauen, das ihnen später bei ihrer
täglichen Berufsarbeit sehr nützlich
sein kann.
Der Zyklus «Archivpraxis Schweiz»
Diese vom VSA angebotene, alle zwei
Jahre stattfindende Veranstaltungsreihe versteht sich als Weiterführung des
Grundkurses oder anderer theoretisch
ausgerichteter Ausbildungen und ist
klar auf die Praxis ausgerichtet. Der Zyklus ist in 5 Module unterteilt (1 Modul
entspricht einem Ausbildungstag, die
Ausbildungstage sind lose über das
ganze Jahr verteilt). In der Weiterbildung werden aktuelle Berufsfragen unter dem Gesichtspunkt der Praxis (oder
besser: der Praktiken) behandelt und
die jeweiligen Gastinstitutionen sowie
diverse Dozentinnen und Dozenten
stellen Lösungsansätze vor und liefern
Antworten. Die einzelnen Module werden grösstenteils von Institutionen or-
35
ganisiert, die Mitglied des VSA sind
(Kantons- und Staatsarchive, private
Archive oder Verbandsarchive, Unternehmen). Sie richten sich in erster Linie an jene Mitglieder des VSA, die
bereits in Archiven beruflich tätig sind,
unabhängig von deren Ausbildungsstufe. Die Ausbildung gibt einen Überblick über Lösungen, die von Berufs­
kolleginnen und -kollegen gewählt
wurden, liefert neue Ideen, Erfahrungen und Berufspraxis und hilft mit, das
berufliche Netzwerk zu pflegen und zu
erweitern.
Die Thematik der einzelnen Module entwickelt sich von Zyklus zu Zyklus,
das Programm passt sich der archivarischen Aktualität und den von den Mitgliedern des VSA geäusserten Bedürfnissen und Wünschen sowie den von
den Gastinstitutionen vorgebrachten
Vorschlägen an.
Fachtagungen
Der Ausbildungsausschuss organisiert
jedes Jahr im Frühling eine Fachtagung, manchmal in Zusammenarbeit
mit einer der anderen Arbeitsgruppen
des VSA. Die Fachtagungen richten
sich an sämtliche Mitglieder des VSA,
stehen aber auch Nichtmitgliedern offen. Die Fachtagungen fokussieren auf
einen ganz bestimmten Berufsbereich,
der von verschiedenen Fachleuten aus
diesem Bereich vorgestellt und erörtert
wird. Die Themen decken die verschiedenen aktuellen (oder künftigen) Herausforderungen des Berufsfeldes ab,
darunter das Urheberrecht, die elektronische Archivierung, das Records Management, die Bewertung, die Katastrophenvorbeugung oder auch den Bezug
Archiv – administrative Transparenz,
um nur ein paar kürzliche Beispiele zu
nennen.
In Ergänzung zu diesem Angebot
bieten verschiedene Arbeitsgruppen
des VSA punktuell Studientage oder
Workshops zu den von ihnen betrauten
Themen an: kirchliche Archive, Archive von Städten und Gemeinden, Unternehmensarchive.
Von der Theorie zur Praxis: Eine Bilanz
des VSA-Ausbildungsangebots
Die Qualität der Ausbildungen, welche
der VSA anbietet, wird fortlaufend
überprüft: Nach jedem Kurs wird den
Teilnehmenden ein Fragebogen ausge-
arbido 3 2012
teilt. Auf der Grundlage dieser Befragungen verfeinert der Ausbildungsausschuss kontinuierlich sein Angebot
und ist sich dabei bewusst, dass immer
wieder kleine Schwächen auftreten
können.
Ein Beispiel: Die zum Teil sehr unterschiedlichen Erwartungen der Teilnehmenden und auch ihre unterschiedlichen Ausbildungen und die nicht
immer vergleichbare Berufspraxis können im Rahmen der Ausbildungen gewisse Enttäuschungen hervorrufen. Im
Schweizerischen Berufsalltag ist es
schwierig, es allen jederzeit Recht zu
machen! Eine weitere grössere und typisch Schweizerische Schwierigkeit
sind die Sprachen. Trotz grosser Anstrengungen von Seiten der Kursorganisatoren, der Dozentinnen und Dozenten und der Teilnehmenden lässt es
sich nicht vermeiden, dass sprachliche
Verständnisschwierigkeiten oder ein
nicht perfekt ausgewogenes Verhältnis
der einzelnen Sprachen, die im Kurs
gesprochen werden, zu gewissen Frustrationen führen.
Neben diesen Klippen, die es jeweils zu umschiffen gilt, sind aber auch
Stärken zu vermelden: Das Ausbildungsangebot des VSA bildet eine gute
Ergänzung zu den übrigen Ausbildungen im archivischen I+D-Bereich; die
konsequente Ausrichtung der Weiterbildung auf die Praxis, die zahlreichen
Gelegenheiten für den beruflichen
Austausch, die Berücksichtigung und
Wertschätzung regionaler oder lokaler
Praktiken und auch die Fähigkeit, die
«heissen Eisen» des Berufs aufzunehmen, bilden weitere Stärken der vom
VSA angebotenen Ausbildungen.
Wie bereits erwähnt, spielen die
dem VSA angeschlossenen Institutionen eine zentrale Rolle: Sie beteiligen
sich nicht nur an der Organisation von
Ausbildungsmodulen, sie ermöglichen
es ihren Mitgliedern auch, als Ausbildnerinnen und Ausbildner aufzutreten
und sie ermutigen sie, sich kontinuierlich weiterzubilden. Dieser überall vorherrschende gute Wille bürgt für effiziente Weiterbildungen, für fruchtbaren
beruflichen Austausch, für eine ständige Verbesserung der Leistungen als Archivarinnen und Archivare – und für ein
besseres Image unseres Berufsstandes.
Kontakt: denis.reynard@admin.vs.ch
Le certificat de Gestion en documentation et
bibliothèque: pour élargir son horizon professionnel
Stéphanie Chanez, Service de la
formation continue, Université de
Fribourg
Le certificat de Gestion en documentation
et bibliothèque est un CAS (Certificate of
Advanced Studies) proposé par l’Université de Fribourg, en collaboration avec
l’Université de Genève. La filière de formation dure deux ans et consiste en quatre
modules dont chacun permet d’obtenir
3 ECTS, tandis que le travail de fin de formation est sanctionné par 4 ECTS.
Le CGDB: pour qui? Pourquoi?
Le Certificat en gestion de documentation et de bibliothèque (CGDB) est un
CAS (Certificate of Advanced Studies)
offert dans le cadre de la formation continue de l’Université de Fribourg, en partenariat avec l’Université de Genève, et
régi par un comité directeur de huit
membres présidé par un professeur de
la Faculté des lettres de Fribourg. Le
CGDB s’adresse aux bibliothécaires et
aux professionnel-le-s de l’information
et de la documentation ayant déjà suivi
une formation de base en bibliothéconomie, ainsi qu’aux titulaires d’un diplôme
universitaire ou pour le moins d’une
maturité, et attestant d’une pratique professionnelle dans une bibliothèque ou
un service de documentation. Pour ces
derniers, outre la formation continue, le
Certificat représente l’opportunité d’obtenir (littéralement) une certification
des compétences acquises par la pratique. Le Certificat présente donc un
intérêt pour les professionnels provenant de tous les horizons de l’info-documentation (lecture publique, bibliothèque scolaire ou universitaire, centres
de documentation spécialisés, etc.).
créativité, ainsi que les compétences
relationnelles propres à tout-e professionnel-le dynamique. A l’issue de cette
formation, des objectifs plus spécifi­
ques seront atteints:
– Mettre à jour les connaissances des
participant-e-s dans différents domaines liés à leur contexte professionnel et dont, par manque d’opportunités, ils n’ont pas pu suivre l’évolution récente.
– Leur permettre une meilleure compréhension des enjeux induits par les
technologies de l’information et de la
communication, qui conditionnent
toujours plus la gestion de la documentation et des bibliothèques.
– Leur donner une vision plus claire des
transformations qu’ont connues les
fonctions classiques de la bibliothèque
en raison de la diversification des techniques, des ressources et des publics
en leur présentant un échantillon des
politiques, des contraintes et des procédures nouvelles en vigueur.
– Mettre en lumière des aspects particuliers des professions I+D, qui ne
font pas partie du travail quotidien de
tout un chacun, mais qui font actuellement l’objet de réflexions approfondies dans le monde de la bibliothéconomie (comme par exemple l’architecture des bibliothèques).
– Ouvrir l’esprit à des compétences professionnelles qui ne sont pas fondées
sur des connaissances techniques,
mais plutôt sur des soft skills: l’identité professionnelle, la gestion de la
qualité, le travail en équipe, la communication, etc.
Chaque volée comprend vingt personnes au maximum, de manière à
garantir un suivi optimal dans chacun
des quatre modules: Gestion des collections, Environnements numériques,
Gestion du changement et de la qualité,
Information et communication. Cette
formation vise globalement à développer les compétences d’analyse, d’organisation, de gestion technologique, de
Comment?
Le programme du CGDB fonctionne
depuis 2002–2003 au rythme d’une
volée tous les deux ans, et sa sixième
volée doit débuter à l’automne 2012.
Son succès avéré repose essentiellement sur un enseignement de grande
qualité, assuré en français par une
équipe d’expert-e-s de Suisse ou de
l’étranger, eux/elles-mêmes impliquée-s dans la pratique professionnelle et
activement engagé-e-s dans la trans-
36
arbido 3 2012
mission des connaissances. Ces spécialistes et praticien-ne-s dispensent un
enseignement interactif, fortement axé
sur la réactivité des participant-e-s, et
fondé sur des travaux pratiques, réalisés durant les cours ou à domicile, individuellement ou en petits groupes.
En principe, chaque participant-e s’inscrit pour les quatre modules, mais il est
possible dans certains cas de s’inscrire
uniquement pour un ou deux modules.
Chaque module est validé par un bilan
d’intégration, remis par chaque participant-e à la fin de la période modulaire,
dans lequel il/elle démontre l’assimilation effective des notions et des nouvelles compétences acquises.
L’obtention du CAS présuppose en
outre la réalisation d’un travail final, qui
peut éventuellement être rédigé en allemand, en italien ou en anglais, et qui
permet aux participants d’approfondir
seuls ou en groupe un thème en relation avec leur situation professionnelle
ou un sujet théorique traité durant les
cours. Chaque module correspond à
3 crédits ECTS et ce travail final à 4,
pour un total de 16 crédits ECTS. Selon
le programme de Bologne, chaque crédit ECTS est censé correspondre à
trente heures de travail investi pour
atteindre les objectifs de la formation.
Ces heures se répartissent entre le travail personnel et les 180 heures de cours
que comprend le Certificat.
Les participant-e-s sont ainsi amené-e-s
à pratiquer la recherche documentaire,
à appliquer à bon escient dans un
contexte concret les notions théoriques
acquises et à mettre en pratique une
véritable gestion de projet. Pour la
grande majorité, le CGDB aura été un
investissement capital dont le bénéfice
professionnel s’est fait sentir durablement et en profondeur, comme l’attestent de nombreux témoignages:
– C’est une formation qui donne une vision
globale du travail en gestion de documentation et bibliothèque; elle ouvre beaucoup de pistes et apporte énormément
d’apports théoriques; les modules 1 et 2
sont vraiment des boîtes à outils très pratiques; une grande majorité des intervenants sont très pédagogues, ils ont tous
de grandes compétences professionnelles.
– Je recommanderais cette formation parce
qu’elle donne une vision d’ensemble, elle
apporte un excellent renouvellement des
connaissances; elle permet l’échange
entre bibliothécaires avec des expériences
très différentes et très complémentaires;
elle constitue un bon moyen d’analyser
son propre travail, sa propre évolution
professionnelle; elle ouvre des nouvelles
voies professionnelles.
– Diversité des modules, intervenants très
différents venant avec des expériences
dans différents lieux, qualité et professionnalisme des intervenants, la formation donne des outils, des adresses, des
moyens, une vision globale et est tournée
vers l’avenir du monde des bibliothèques,
convivialité et rencontres avec d’autres
professionnels, échanges d’expérience.
– Je recommanderais absolument cette
formation parce qu’elle permet de
prendre du recul sur nos pratiques, de
nous confronter à d’autres expériences
et d’autres réalités; elle donne aussi un
37
nouvel élan et d’autres envies pour casser
la routine; je la recommanderais à des
personnes qui ont déjà quelques années
d’expérience en bibliothèque et qui souhaitent «rebooster» leur carrière.
Dans un monde qui se transforme sans
cesse, la vie professionnelle nécessite
des périodes de respiration, des bilans
et de nouvelles connaissances, que la
gestion quotidienne des tâches ne per-
met pas toujours. Cette formation, qui
articule soigneusement l’apprentissage
théorique et la pratique interactive, répondra aux besoins des professionnelle-s qui souhaitent acquérir de nouvelles compétences indispensables.
Informations complémentaires: www.
unifr.ch/formcont, formcont@unifr.ch,
tél. 026 300 73 49
Contact: stephanie.chanez@unifr.ch
ABSTRACT
Le certificat de Gestion en documentation et bibliothèque: Uni Freiburg und Genf
Das Zertifikat ist ein CAS (Certificate of Advanced Studies) und wird von der Universität
Fribourg in Zusammenarbeit mit der Universität Genf angeboten. Es dauert zwei Jahre
und besteht aus vier Modulen, für die jeweils 3 ECTS vergeben werden, sowie einer
Abschlussarbeit, die 4 ECTS zählt. Es ist auch möglich, nur einzelne Module zu besuchen. Das Zielpublikum sind Bibliothekare und Berufstätige aus allen I+D-Bereichen,
welche bereits über ein Basiswissen verfügen, z. B. Uniabgänger, die in einer Dokumentationsstelle oder in einer Bibliothek arbeiten. Ziel des Unterrichts ist es, bestehende
Wissenslücken der Teilnehmer zu stopfen, die vorhandenen Kenntnisse auf den neusten
Stand zu bringen und Herausforderungen aufzuzeigen. Dabei wird sowohl theoretisches
als auch praktisches Wissen vermittelt. Von den Teilnehmern positiv erwähnt werden
u.a. der gegenseitige Austausch und die kompetenten Lehrbeauftragten. arbido 3 2012
(dr)
PORTRAIT
1. Pouvez-vous nous décrire votre parcours professionnel?
Après avoir obtenu la maturité gymnasiale, j’ai effectué un stage pré-HES d’un an à la bibliothèque du gymnase
de Burier (VD). J’ai ensuite suivi la formation de Spécialiste en information et documentation à la Haute école de
gestion de Genève, filière Information documentaire. En dernière année, j’ai choisi la spécialisation en gestion du
patrimoine documentaire. Directement après mon travail de diplôme en archivistique, j’ai été engagée comme
assistante d’enseignement puis de recherche à la Haute école de gestion de Genève. Parallèlement aux activités
de collaboration à l’enseignement (en archivistique et en gestion des connaissances) et de formation continue
(notamment en informatique documentaire), j’ai contribué à la réalisation de mandats externes et au projet de
recherche Infonet Economy dans le cadre d’e-lib.ch.
Lorraine Filippozzi
2. Quelle est votre activité actuelle?
Actuellement, j’occupe un poste d’archiviste auxiliaire à la Ville de Vevey où je suis chargée de mettre en place un système de records management qui
servira de base à l’application de GED (gestion électronique des documents). Je m’occupe donc principalement de coordonner l’archivage courant et
intermédiaire des différents services de la commune dans le but d’harmoniser les pratiques de classement et les délais de conservation.
3. Quels sont les aspects positifs de votre profession? Et les aspects qui le sont moins?
Ce que je trouve positif dans cette profession, ce sont le dialogue et la médiation avec les différents intervenants de la commune: politiques, administrateurs, service informatique, collaborateurs et citoyens. J’aime en particulier le rôle de conseil et de soutien aux services qui, généralement submergés
par leurs tâches quotidiennes, apprécient une aide ponctuelle concernant la gestion des courriels ou le classement des documents informatiques par
exemple.
Ce qui est moins positif, c’est la relative «lenteur» de réaction de l’administration. Je comprends que les collaborateurs aient d’autres priorités et que
les archives, si elles ont attendu jusqu’à présent, peuvent encore attendre … Dans ces cas, j’essaie discrètement de faire évoluer les choses pour les
motiver à s’occuper tout de même de cet aspect important qu’est l’archivage dans le domaine public.
4. Où voyez-vous des difficultés/problèmes dans le domaine I+D?
Bien que j’aie la chance d’être bien soutenue par l’administration communale qui m’emploie, je perçois en général un manque de reconnaissance de la
fonction de l’archiviste. L’image poussiéreuse est encore trop souvent évoquée, alors que les questions liées à l’archivage électronique sont loin d’être
dépassées – et résolues!
lorraine.filippozzi@vevey.ch
Diskussion – Pro
Bibliothekarin als Beruf und Brand
Hans Ulrich Locher*, Sekretär BIS
Von der Bezeichnung Diplombibliothekar über I + D-Fachleute hin zum Bibliothekar und Archivar. In der Schweiz gibt
es keine Bibliothekarinnen mehr (Männer sind mitgemeint). Die Bezeichnung
Bibliothekarin existiert (fast) nicht mehr.
Trotzdem arbeiten in Bibliotheken Bibliothekarinnen. Wer das Aussenstehenden erklärt, erntet ungläubiges Staunen.
Das muss zu denken geben.
* Der Autor äussert in diesem Beitrag seine
persönliche Meinung.
38
Die Geschichte der Bibliotheksausbildungen in der Schweiz ist von Dr. Robert Barth in seiner Darstellung von
100 Jahren bibliothekarischem Branchenverband 1997 geschrieben worden. Sie ist kein Ruhmesblatt. Seit 1939
gab es Diplombibliothekarinnen, und
noch heute antwortet ein Grossteil der
Beschäftigten auf die Frage nach ihrer
Ausbildung mit einigem Stolz: «Diplombibliothekarin» oder «BBS-Diplom» aufgrund des damaligen Verbandskürzels BBS. Zwei Anläufe für
eine eidgenössische Anerkennung dieser Diplome scheiterten, und spät erst
wurde bewusst, dass die Bedeutung
einer Integration in die Strukturen der
arbido 3 2012
schweizerischen Berufsbildung verkannt worden war.
Ein Taufname der Zeit
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts
war der Druck so gross geworden, dass
die drei damaligen Verbände der Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen es gemeinsam schafften, eine
dreistufige Konzeption zu realisieren,
die ins Schema der Schweizer Berufsbildung passt: Dreijährige Lehre im
Anschluss an die obligatorische Volksschule, Diplomstudiengänge (später
Bachelor) auf Fachhochschulstufe und
Nachdiplomstudiengänge (heute Master) an Fachhochschulen. Diese Ent-
wicklung fand in den 1990er-Jahren
statt, als Internet und Informationstechnik generell zu boomen begannen.
IT war in, Bibliothek out. Vor diesem
Hintergrund wurden die neuen Ausbildungen getauft: Information und Dokumentation, heute I + D-Fachleute
nach der Berufslehre, I + D-Spezialisten nach der Fachhochschule. Information ist ein Allerweltsbegriff, der häufig
mit Informatik verwechselt wird und
meist mit Medien und weniger mit
­Informationsmanagement assoziiert
wird. Dokumentation ist begrifflich am
Verschwinden und wird aktuell durch
Informationsmanagement abgelöst.
Verwirrende Bezeichnung
Und wo arbeiten die Ausgebildeten?
Zwei Drittel in Bibliotheken und ein
Drittel in Archiven oder Dokumenta­
tionsstellen. Das hat zur Folge, dass die
Ausgebildeten als I + D bezeichnet werden, aber im gesellschaftlichen Verständnis Bibliothekarinnen und Archivarinnen sind. Eine I + D-Spezialistin
hat dieses Problem für sich ganz einfach gelöst: Wie sie sich Personen aus­
serhalb des Bereiches beruflich vorstelle? «Ich bin Bibliothekarin.» So einfach
ist das. Nun haben wir aber die komple-
xe Situation geschaffen, dass die Beschäftigten von Bibliotheken und Archiven als I + D-Leute getauft werden
und es von ihnen mittlerweile einige
gibt. Es ist aber auch feststellbar, dass
diese Bezeichnung erklärungsbedürftig ist, dass sie problematisch ist, dass
sie bei der Anwerbung unseres Nachwuchses Schwierigkeiten bereitet und
dass auch kosmetische Anpassungen
nicht erfolgreich waren.
Brand ist ein Konzept
Nun ist eine Berufsbezeichnung auch
ein «Brand»; die englische Bezeichnung für eine Marke, einen Imagefaktor, und sie stammt übrigens daher,
dass Tiere mit heissen Eisen im Fell
markiert (gebrannt) wurden, um sie zu
kennzeichnen. Branding ist mittlerweile eine gewichtige Disziplin im Marketing und in den Public Relations. Der
I + D-Brand widerspricht so ziemlich
allen Prinzipien eines erfolgreichen
Branding. Oder würde eine Buchhändlerin sich als Mediensortiererin verkaufen? Würde ein Drucker sich als Papierbearbeiter definieren? Ein Verleger
sich als Büchermann? Leslie de Chernatony und Malcolm McDonald stellen
in ihrem Buch «Creating Powerful
Brands» fest: «Brand need to be made
tangible ... An effective way to do this
is to use the physical components associated with the service.» Bezeichnungen müssen fassbar sein, und das gelingt am besten mit Dingen, die fassbar
sind: Bibliotheken sind fassbar, Archive
auch. I + D kaum.
Die Chance packen
Die unbefriedigende Situation bei der
Bezeichnung unseres Berufsfeldes hat
dazu geführt, dass die SAB-Bibliothekarinnen die einzigen sind, welche diese Bezeichnung führen. Das zu kriti­
sieren, heisst, das Pferd am Schwanz
aufzuzäumen. Was Not tut, ist im Rahmen der Diskussion um den Lehrplan
der I + D-Berufslehre auch das Thema
der Berufsbezeichnung neu zu lösen.
Das muss in einer Weise geschehen,
die es ermöglicht, dass eine künftige
und zukunftsträchtigere Bezeichnung
auch von den bisherigen I + D-Absolventen übernommen werden kann.
Wie das zu lösen ist, demonstrieren
aktuell unsere Universitäten, die Lizentiate gegen eine bescheidene Gebühr in
Masterabschlüsse umwandeln.
Kontakt: halo.locher@bis.info
Diskussion – Kontra
Information als Beruf(ung) – ein Plädoyer für den
Begriff Information in den Ausbildungsbezeichnungen
Es mag an der Zeit sein, die Titel der
Ausbildungen und die Berufsbezeichnungen der im I + D-Sektor Beschäftig-
ten an den Wandel der beruflichen Praxis anzupassen. Insbesondere der Begriff der Dokumentation verliert in diesem Kontext weiterhin an Bedeutung. Es
sollte jedoch keinesfalls der Begriff der
Information als w esentliches Element
geschwächt werden. Die kompetente Bewältigung der Datenflut in jeglicher
Form sowie die Aufbereitung von Daten
zu Information werden auch in Zukunft
die übergreifenden Aufgaben der Absolventinnen einer I + D-Ausbildung oder
eines informationswissenschaftlichen
Studiengangs sein, gleichgültig wo sie
ihre Tätigkeit später ausüben.
39
arbido 3 2012
Sascha Beck*, M.A., Schweizerisches
Institut für Informationswissenschaft,
HTW Chur
Auch in Zukunft wird es keine einheitliche
Berufsbezeichnung oder Ausbildungstitel für in der Informationsbranche Tätige
geben. Eine Gemeinsamkeit sollte jedoch
weiterhin bestehen bleiben, und die findet sich im zentralen Baustein des Tätigkeitsfelds: Information.
Information als bestimmendes Element
Information als der Prozess des Transfers von Wissen zwischen Menschen ist
seit jeh eines der Grundfundamente
der Berufsbilder in diesem Sektor. Die
Erschliessung, Speicherung, Aufbereitung und Vermittlung von Wissen werden weiterhin wesentliche Eckpunk­te der informationswissenschaftlichen
Arbeit sein. Dabei wird die Nutzung
von Informationstechnologien wie be-
*
Der Autor äussert in diesem Beitrag seine
persönliche Meinung.
reits in den vergangenen Jahrzehnten
wieter an Bedeutung zunehmen und
dementsprechend auch eine wichtige
Rolle in den jeweiligen Ausbildungen
spielen. Traditionelle Berufsbilder wie
Bibliothekar und Archivar sehen sich
nicht zuletzt auch durch diese engere
Verzahnung mit der IT und Informatik
mit einem kontinuierlichen Anpassungs- und Neudefinierungsprozess
konfrontiert. Dadurch stellt sich natürlich auch wiederholt die Frage nach der
Angemessenheit der entsprechenden
Ausbildungsbezeichnungen.
Ob deshalb jedoch derzeit wirklich
Handlungsbedarf besteht, darf zunächst noch bezweifelt werden. Zu berücksichtigen ist dabei auch, welche
Widerstände durch die Aufsichtsbe­
hörden hinsichtlich möglicher Umbe­
nennungsbestrebungen bei den Ausbildungstiteln zu erwarten sind. Insbesondere das zuständige Bundesamt für
Berufsbildung und Technologie (BBT)
hat sich in der Vergangenheit eher restriktiv gegenüber alternativen oder
neuen Bezeichnungen von Studiengängen im I + D-Umfeld gezeigt und
setzt eher auf Kontinuität.
Gerade durch seine Durchdringung unserer Alltagssprache ist Information ein
wertvoller Begriff, der die Chance bietet,
die Bedeutung der Tätigkeiten im I + DBereich auch nach aussen in die Öffentlichkeit zu tragen. Viele Hochschul­
studiengänge tragen den Begriff der
«Information» mit gutem Grund in ihrem Namen. Es gibt zwar durchaus
Stimmen, die auch bei diesen informationswissenschaftlichen Studiengängen
beispielsweise eine begriffliche Annäherung an den populären «Medien»Begriff propagieren, um den Bekanntheitsgrad und die Attraktivität dieser
Ausbildungen in der Öffentlichkeit zu
steigern. Doch dies ist der falsche Weg.
Bei den Informationsarbeitern und Informationsveredlern im weitesten Sinne steht das Gut «Information» im Zentrum ihrer Arbeit, und dies sollte auch
im selbstbewussten Umgang mit diesem Begriff bei der Bezeichnung der
Ausbildung deutlich werden.
Nicht nur eine Herausforderung
für den I + D-Bereich
Informationsspezialistinnen können
ein Selbstverständnis und das typische
Aufgabenfeld von Bibliothekarinnen
haben, selbst wenn ihr Ausbildungszertifikat diesen Begriff nicht mehr
ausdrücklich nennt. Dies ist in anderen
Berufszweigen auch oftmals der Fall:
Nicht immer deckt sich der Name des
Ausbildungsabschlusses mit der späteren Berufsbezeichnung. Zwischen der
Betitelung der Ausbildungen und Studiengänge sowie den entsprechenden
späteren Tätigkeiten kann es nicht immer eine deckungsgleiche Übereinstimmung geben. In der I + D-Branche
gilt das in besonderem Masse, denn
dazu sind die möglichen Berufsfelder
zu sehr fragmentiert. Daher ist es
­essenziell, dass die Bezeichnungen von
Ausbildungen und Studiengängen
möglichst übergreifende Termini sind.
Der Begriff der «Information» darf
nicht an den Rand gedrängt werden,
und man sollte ihn sicherlich nicht der
Informatik überlassen. Auch in Zukunft wird er für die Beschäftigten in
den verschiedenen I + D-Tätigkeitsfeldern das verbindende Element sein. Es
liegt auch in der Verantwortung eben
dieser Berufsgruppen, ihr Tätigkeitsprofil in die Öffentlichkeit zu tragen
und dort zu repräsentieren. Nicht zuletzt zählt neben einem «schönen» Titel in erster Linie der Inhalt, und in
diesem Bereich könnte sich der I + DSektor noch besser nach aussen profilieren, wenn beispielsweise die universitäre informationswissenschaftliche
Ausbildung und Forschung in der
Schweiz ausgebaut würde.
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arbido 3 2012
Redaktionsschluss – Délai de rédaction: 30.10.2012
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Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW
Publié avec le soutien de l’Académie suisse des sciences
humaines et sociales ASSH
II. Rezensionen / Recensions
Grundbildung: ABID in D-A-CH
Wir können stolz sein: In der Schweiz
wurden seit 1998 gegen 800 I + D-AssistentInnen, resp. I + D-Fachpersonen
ausgebildet, im zehnmal grösseren
Deutschland im gleichen Zeitraum etwa 7000 und in Österreich seit 2004
gerade mal 60. Im Verhältnis zu ihrer
Grösse steht die Schweiz an der Spitze
der Rangliste. Autor André Hensel, der
in seiner Masterarbeit die Ausbildung
im Archiv-, Bibliotheks-, Informationsund Dokumentationswesen (ABID) im
deutschsprachigen Raum untersucht
hat, führt dieses Resultat auf die gute
Verankerung der I + D-Ausbildung in
den Verbänden BIS und VSA zurück.
Seine ausführliche Arbeit liegt aktualisiert als Buch unter dem Titel «Famos
und ABID-Assistenz: Quo vaditis?» vor
und weitet den Blick über den helvetischen Tellerrand hinaus.
Was in der Schweiz die «Fachperson Information und Dokumentation»
ist, ist in Deutschland die «Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste», kurz FaMi, und in Österreich
die «Archiv-, Bibliotheks- und Informationsassistentin», kurz ABI-Ass. Gemeinsam ist allen eine dreijährige
­duale Lehrzeit mit der praktischen Ausbildung im Lehrbetrieb und der Theorie an der Berufsschule.
Entstanden sind diese Lehrberufe
in der «Gründerzeit» der 1990er-Jahre,
als das Bildungswesen in ganz Europa
im Umbruch war. In der Schweiz wurde
damals die Berufsmaturität eingeführt,
die Fachhochschulen wurden gegründet, I + D-Diplomstudiengänge eingerichtet und die I + D-Berufslehre gestartet (1998). Die bisherigen spartenspezifischen Ausbildungsgänge, etwa die
BBS-Kurse, wurden abgelöst und die
Ausbildung professionalisiert – einziger Restant aus der alten Zeit sind bis
heute die SAB-Kurse geblieben.
Ähnlich, aber wesentlich harziger
verlief die Entwicklung in Deutschland
und mit etwas zeitlicher Verzögerung
auch in Österreich. Auch in diesen Ländern herrschte strikte Spartentrennung
nicht nur zwischen Archiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen,
sondern auch zwischen öffentlichen
und wissenschaftlichen Bibliotheken.
Zusätzliche Hürden stellten die für die
Schweiz nicht unbekannten föderalen
Strukturen in Deutschland dar sowie
die Einstufung der neuen Berufsleute
in die hierarchisierte Berufswelt.
Im Zug der aufkommenden neuen
Medien erwartete man ein Zusammenwachsen dieser Sparten und postulierte
ebenfalls eine spartenübergreifende
Grundausbildung. Deutschland konnte sich jedoch angesichts der grossen
Anzahl Azubis eine Unterteilung und
Spezialisierung der ABID-Ausbildung
leisten: Bis heute kann der FaMI zwischen fünf Fachrichtungen wählen
­(Archiv, Bibliothek, IuD, Bildagentur,
MedDok), wobei auch hier zwei Drittel
der schulischen Ausbildungszeit fachübergreifenden Themen gewidmet ist.
Problematisch ist in allen drei Ländern laut Hensel die Dominanz der
bibliothekarischen Lerninhalte an den
Berufsschulen. Grund dafür ist einerseits das starke Engagement der Bibliotheken bei der Gestaltung der Ausbildung, andererseits die Tatsache, dass
gut 75% aller Lernenden die Lehre in
einer Bibliothek machen. Die restlichen 25% sehen sich dem Konflikt ge-
41
arbido 3 2012
Herbert Staub
André Hensel, FaMI und ABID-Assistenz: Quo vaditis? Vergleichsstudie zur
beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung auf der mittleren Qualifikationsebene im Archiv-, Bibliotheks-, Infor­
mations- und Dokumentationswesen
(ABID) des deutschsprachigen Raumes.
Wolfgang Neugebauer Verlag. GrazFeldkirch 2012
genüber, dass die theoretische Ausbildung an der Berufsschule und die praktische Umsetzung im Lehrbetrieb stark
auseinanderklaffen.
An dieser Situation hat sich trotz
fach- und spartenübergreifender Ausbildung kaum etwas verändert: Die
Ausbildungen mögen ja zusammengewachsen sein, aber die Archiv-, Bibliotheks- und I + D-Welten sind es noch
lange nicht.
Ein weiteres Manko in den drei
Ländern ist das Fehlen eines Lehrmittels, das alle Fachrichtungen berücksichtigt. Bibliothekarisch gesprochen
ein klarer Fall eines Desiderats.
Hensel bleibt nicht beim historischen Rückblick und bei der Analyse
der Gegenwart stehen. Er zeigt auch
Entwicklungen auf, z.B. die Weiterbildung zum «Fachwirt», die in Deutschland sehr umstritten ist, oder die Einbettung der Lehren in die EU-Bildungslandschaft, wo es – analog zum Bolognaprozess auf Hochschulstufe – einen
Kopenhagener Prozess zur gegenseitigen Anerkennung der beruflichen Ausund Weiterbildung gibt, in den übrigens auch Nicht-EU-Länder eingebunden sind.
Das Buch kann nicht verhehlen,
dass ihm eine wissenschaftliche Arbeit
zugrunde liegt. Eine Ferienlektüre ist
das nicht. Die Informationen aber, die
Hensel zusammengetragen hat, sind
für alle, die sich etwas vertieft mit der
I + D-Ausbildung beschäftigen, äus­
serst nützlich. Die Situation des
Schweizer I + D-Wesens ist auf wenigen Seiten so präzise dargestellt, das
sich die Lektüre auch denen empfiehlt,
die sich nur über die hiesige Situation
informieren wollen. Vorausgesetzt, die
Kapitel über Deutschland und Österreich sind ebenso fundiert, hat Hensel,
der seit 2002 die Fachhochschulbibliothek Kärnten leitet, ein ausgezeichnetes Grundlagenwerk geschaffen.
Die neue Bibliothek – Anspruch und Wirklichkeit
Daniela Rüegg
Die neue Bibliothek – Anspruch und
Wirklichkeit. 31. Österreichischer Bib­
liothekartag Innsbruck 2011.
Hrsg. Von Klaus Niedermair. Graz-Feldkirch: W. Neugebauer, 2012.
ISBN 978-3-85376-291-2
Im Mai dieses Jahres erschien der
­Tagungsband des 31. Österreichischen
Bibliothekartags, der vom 18. bis
21. Oktober des vergangenen Jahres in
Innsbruck stattfand. Mit dem Motto
«die neue Bibliothek – Anspruch und
Wirklichkeit» sollten Fragen provoziert werden über das Selbstverständnis der Bibliotheken, z.B. sollte die
Frage aufgeworfen werden, ob Bibliotheken nur auf veränderte Umweltbedingungen reagieren oder versuchen,
die Entwicklungen selbst mitzugestalten. Darauf sollten die Beiträge Antworten geben.
Bestandesaufbau
Georg Fessler stellt in seinem Beitrag
«Brauchen Sie die gedruckte Ausgabe
noch?» die Erfahrungen der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien mit dem quasi totalen Umstieg
auf eJournals vor. Der Beitrag zeigt den
durchlaufenen Prozess von der strategischen Entscheidung E-only bis hin
zur praktischen Umsetzung. Theoretisch erläutert werden die zu erfüllenden Kriterien für die Anschaffung von
E-Journals, die technischen Anforderungen an die Verlagsplattformen sowie die zu erfüllenden Bedingungen,
was z.B. Lizenz, Zugriffsrecht oder
auch Archivierung angeht. Auch die
Herausforderungen, die eine solche
Umstellung mit sich bringt, sowohl
was Arbeitsprozesse als auch was die
Umstellung für die Mitarbeitenden angeht, werden aufgezeigt. Ein ausführlicher Bericht, der auch ein Fallbeispiel
enthält.
und Prozesskosten sowie Erwerbungsprozess und zeigt Unterschiede in
Preispolitik und Erschliessungsaufwand. Der Beitrag ist sehr detailliert,
leider aber auch etwas zu theoretisch,
einige Beispiele als praktische Erläuterung hätten sicher nicht geschadet.
Was ausserdem auffällt, ist das Fehlen
jeglicher Referenzen oder weiterführender Literatur.
Erhard Göbel stellt da Projekt «PatronDriven-Acquisition» (PDA) – zweimal
klicken führt zum Kauf vor. Um mit
dem immer begrenzteren Erwerbungsbudget möglichst viele wirklich gebrauchte E-Books zu kaufen, wurde an
der Universitätsbibliothek Graz im Juni 2011 die PDA von MyILibrary, vertrieben durch Missing Link, eingeführt.
Göbel beschreibt in seinem Erfahrungsbericht die Funktionsweise der
Patron-Driven-Acquisition und zeigt
die Komplexität und den nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand bei einem solchen Unterfangen auf. Der
Beitrag ist gut strukturiert und die
Sprache ist einfach und verständlich,
ein schöner Kontrast zu den doch eher
theoretischen Beiträgen zuvor.
Mit den Kosten von E-Books beschäftigt
sich Adalbert Kirchgässner in seinem
Beitrag. Dabei vergleicht er Paket- und
Einzeltitelkauf in Bezug auf Material-
«EVA hilft beim Bücherkauf» lautet
der Titel des Beitrags von Anita López
und Peter Mayr. Vorgestellt wird der
«Erwerbungs-Vorschlag-Assistent»,
der am Hochschulbibliothekszentrum
NRW im Einsatz steht. Das Ziel des von
Studierenden des Masterstudiengangs
Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der FH Köln erfundenen Assistenten ist die Nutzung von Fernleihbestellungen, um Lücken im Bestand
gezielt zu schliessen. Dazu werden
Bestellungen, die bestimmte Kriterien
erfüllen, für kurze Zeit auf Eis gelegt
und den entsprechenden Fachreferenten kommuniziert. Diese entscheiden
dann, ob das Buch normal per Fernleihe bestellt oder für die Bibliothek angeschafft wird. Der ganze Prozess findet
in einem Softwaremodul statt, das später auch unter Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden soll. Ein interessantes Konzept, das auch in Schweizer
42
arbido 3 2012
Bibliotheken mit Fernleihe zum Einsatz kommen könnte.
Informationskompetenz – Plagiate
Besonders interessant im Beitrag «Plagiate im universitären Bereich» von
Gerhard Reichmann ist eine empirische Studie. Sie kommt u.a. zum Er­
gebnis, dass 11% der Befragten schon
mindestens einmal ein ganzes Kapitel
plagiiert haben und 1% (immerhin
3 von 298) offen zugeben, mehr als
dreimal ein ganzes Werk plagiiert zu
haben. Wie hoch die Dunkelziffer ist,
lässt sich nur erahnen! Ausserdem im
Beitrag zu finden sind ein gescheiteter
Definitionsversuch des Begriffs Pla­
giat, die geltenden Urheber- und Universitätsgesetze Österreichs sowie
empfohlene Aufklärungs- und Abschreckungsmassnahmen, um Plagiate zu verhindern. Die Definitionssuche
und der Teil über die Gesetze sind für
meinen Geschmack zu ausführlich, zumal nur die Rechtssituation in Österreich diskutiert wird. Die Strategien
und vor allem die Studie sind dagegen
sehr lesenswert.
Detlev Dannenberg hat in seinem Beitrag «Wie können Bibliotheken Lernenden helfen, Plagiate zu vermeiden»
keine Mühe damit, eine Definition für
das Plagiat zu finden. Er beschäftigt
sich in seinem Beitrag mit der Rolle der
Bibliothek in der Prävention von Plagiaten. Interessant ist, dass die eidesstattliche Erklärung, die von Reichmann als
Abschreckungsmassnahme eingestuft
wird für Dannenberg lediglich ein «moralischer Anreiz» ist. So verschieden
können Sichtweisen sein. Ebenfalls erstaunlich ist die Tatsache, dass in der
Germanistik weniger betrogen wird als
in den Rechtswissenschaften, obwohl
gerade die Studierenden der Rechtswissenschaften es eigentlich besser wissen
müssten.
Vor allem das Kapitel «Die Rolle der
Bibliotheken» ist lesenswert, da die Module, die für die Schulungen zum Einsatz kommen, detailliert beschrieben
werden.
Gesamtbewertung
Das Buch wartet mit vielfältigen Themen auf, von Papierforschung über bibliografische Kontrolle bis hin zum
Web 2.0. Neben den vorgestellten
Trends wie z.B. Patron-Driven-Acquisition werden auch Fortschritte in schon
bekannten Bereichen wie der Digitalisierung oder dem Open Access vorgestellt. Wer gerne wissen möchte, was die
Kolleginnen und Kollegen im deutschsprachigen Ausland beschäftigt, und
sich auf dem Laufenden halten will, was
Trends und neue Entwicklungen angeht, ist mit diesem Buch gut beraten.
Archivische Bewertung und Aktenübernahme
im Praxistest
Annkristin Schlichte-Künzli
Vom Büro ins Depot. Rationelle Verfahren der Bewertung und Übernahme von
Akten. Vorträge des 70. Südwestdeutschen Archivtags am 19. Juni 2010 in
Müllheim. Hrsg. von Jürgen Treffeisen.
Stuttgart 2011. 67 S.
ISBN 978-3-17-021959-5
Stetig wachsende Akten- und Datenmengen in den Behörden, beschränkte
personelle Ressourcen in den Archiven
und die zunehmende Bedeutung des
IT-Einsatzes in der Verwaltung sind die
Rahmenbedingungen, unter denen archivische Bewertung und Übernahme
von Akten heute stattfinden. Die Beiträge des 70. Südwestdeutschen Archivtags legen den Fokus auf die Frage, wie
unter diesen Voraussetzungen archivwissenschaftliche Bewertungstheorien
und rechtliche Regelungen der Übernahme in die Praxis umgesetzt werden
können.
Bernhard Grau von der Generaldirek­
tion der Staatlichen Archive Bayerns
stellt den normativen Rahmen vor, in
dem die Aussonderung, die Überlieferungsbildung und die Bewertung in
Bayern stattfinden. Durch einen Rückblick in die Zeit vor Erlass von Aussonderungsbestimmungen zeigt er auf,
welche Bedeutung und welchen Nutzen rechtliche Verordnungen in der
täglichen Praxis der Übernahme und
Bewertung von Akten haben. Gleichzeitig weist er aber auch auf den Anpassungsbedarf der aktuellen Regelungen
hin, insbesondere im Bereich der Aussonderung von elektronischen Unter­
lagen.
43
Die neuen Möglichkeiten, die sich aus
dem Einsatz von Datenbanken für die
Bewertung und Übernahme von Akten
ergeben, stehen im Mittelpunkt des
Beitrags von Elke Koch «Theoretisch
optimal – praktisch unmöglich? Bewertung und Übernahme von Akten mithilfe von EDV». Angesichts der mittlerweile vorhandenen Bewertungsmodelle oder Dokumentationsprofile für
zahlreiche Verwaltungszweige und
Aktentypen besteht die Aufgabe nach
Ansicht der Autorin vor allem darin,
Werkzeuge und Methoden zu entwickeln, um diese Bewertungstheorien
auch in die Praxis umzusetzen. Die
Nutzung von in den Behörden verwendeten Datenbanken, aber auch der Aufbau und die Pflege von Personendatenbanken in den Archiven oder das Einbeziehen des Web 2.0 in die Bewertung
eröffnen hier neue Chancen, gerade bei
der Bewertung von Massenakten. Nicht
unterschätzt werden darf dabei allerdings, dass das Bewerten von Datensätzen vom Archivar andere Kenntnisse
und Fähigkeiten fordert als die «klassische» Bewertung.
Zwei Modelle, in denen die abgebenden Behörden stärker als andernorts in
den Prozess der Bewertung und Übernahme eingebunden sind, stellen die
beiden Beiträge aus Schweizer Archiven (Helen Gollin vom Schweizerischen Bundesarchiv und Christian Casanova vom Stadtarchiv Zürich) vor. Im
Schweizerischen Bundesarchiv erfolgt
die Bewertung nach dem neuen Gesamtkonzept für die Bewertung von
2010 in zwei Stufen: einerseits nach
von rechtlichen und administrativen
Bedeutung der Unterlagen durch die
arbido 3 2012
anbietungspflichtige Stelle, andererseits nach der historischen und sozialwissenschaftlichen Bedeutung durch
das Bundesarchiv. Damit wird die geteilte Verantwortung bei der Bewertung betont und die «Bewertungskompetenz des Aktenbildners praktisch
höher eingeschätzt […] als die des Archivars», wie Jürgen Treffeisen es in
seiner Einleitung formuliert. Auch
wenn dies zunächst gewöhnungsbedürftig erscheint, führt es, nach Aussage der Verfasserin, zu einer Steigerung
sowohl der Qualität der Bewertungsentscheidungen als auch ihrer Verbindlichkeit.
Im Zürcher Stadtarchiv haben die äus­
serst knappen personellen Ressourcen
zur Entwicklung von bewusst pragmatischen Lösungsansätzen geführt: Seit
2003 übernimmt das Stadtarchiv prinzipiell keine ungeordneten Ablieferungen mehr, sondern verpflichtet die städtischen Dienststellen zur Erstellung
von rückwirkenden rudimentären Aktenplänen, den sogenannten Aktenspezifikationen. Dabei wird von den Verantwortlichen in der Dienststelle auch
ein Übernahmevorschlag formuliert.
Wie im Schweizerischen Bundesarchiv
werden im Stadtarchiv Zürich die durch
diese Praxis erreichte Einbindung der
Ablageverantwortlichen in den Entscheidungsprozess und die Sensibilisierung für Fragen des Records Managements als positiv beurteilt. Dem
stehen die oftmals langen Bearbeitungszeiten bis zur Vorlage einer Aktenspezifikation entgegen, da die Arbeiten von den Verwaltungseinheiten
in der Regel nicht als prioritär behandelt würden.
Den Alltag der Übernahme und Bewertung von Akten in einem französischen
Stadtarchiv schildert Daniel Peter in
seinem Beitrag «Beraten, ermuntern,
übernehmen und bewerten. Das alltägliche Geschäft des Archivars.» Zwei Besonderheiten bestimmen die Praxis in
Frankreich: die Tatsache, dass die französische Verwaltung keine Registratur
kennt, und die starke Stellung der Direktion der Archives départementales,
der jede Bewertungstabelle und jede
Kassationsliste zur Genehmigung vor-
gelegt werden muss. Dieses Verfahren
führt zu einem Austausch von Bewertungsentscheidungen zwischen den
Archivaren, wobei Geben und Nehmen
in den meisten Fällen ausgewogen sein.
Im letzten Beitrag des Bandes stellt Hartmut Hohlbach das externe Aktenmanagement durch einen privaten Dienstleister, die Arnholdt & Sohn GmbH in Stuttgart, vor. Fragen der Bewertung spielen
hier keine Rolle, insofern es sich um eine
reine Zwischenarchivfunktion handelt.
Umso mehr liegt der Schwerpunkt des
Beitrags auf Fragen der konkreten Kosten und des Zeitaufwands.
Die Beiträge der vorliegenden Publikation zeichnen sich in erster Linie durch
den starken Praxisbezug und die Berücksichtigung der Frage nach den Ressourcen aus. Dadurch geben sie inte­
ressante Impulse für die Überlieferungsbildung, nicht nur für die grossen
staatlichen Archive, sondern auch für
kleinere (Stadt-)Archive.
La formation des doctorants à l’information
scientifique et technique
Stéphane Gillioz
La formation des doctorants à l’information scientifique et technique, sous la
direction de Claire Denecker et Manuel
Durand-Barthez. Presses de l’Enssib,
2011.
ISBN 978-2-910227-93-7
La formation des doctorants aux problématiques de l’information scientifique
et technique représente un enjeu particulièrement sensible pour l’enseignement supérieur et la recherche en
France.
Doublement affecté par de profondes
transformations institutionnelles ainsi
que par l’évolution accélérée des technologies numériques, la culture de
l’information scientifique demeure
l’un des piliers fondamentaux de la recherche et un élément incontournable
dans la mise en œuvre d’une politique
éclairée. La plupart des domaines d’activité du chercheur sont concernés:
l’investigation, la propriété intellectuelle, la recherche documentaire,
l’écriture scientifique, la publication, la
communication scientifique, l’évaluation, les évolutions et les opportunités
offertes par les outils numériques, la
vulgarisation scientifique…
flexion des divers protagonistes, universitaires, documentalistes, bibliothécaires, qui interviennent auprès du
doctorant pour l’informer ou le guider
tout au long de son parcours: quels seraient les attentes des doctorants et les
besoins du monde académique? Quelles
connaissances et compétences les formateurs ont-ils à mobiliser? Quels enseignements tirer des expériences et
dispositifs mis en place? Autant de
questions pour approcher une thématique à la morphologie complexe. Le
débat qu’elles suscitent met en lumière
un bilan riche en interrogations et fécond pour l’avenir.
Nous avons sélectionné quelques-unes
des contributions qui nous semblaient
particulièrement intéressantes pour le
domaine de la formation des chercheurs et des doctorants.
Cet ouvrage se propose de poser
quelques jalons afin d’alimenter la ré-
De plus en plus de doctorants
Partant du constat que la part des doctorants a augmenté de façon significative en trois ans, le colloque organisé en
juin 2010 à Lyon, dont les réflexions et
les analyses sont synthétisées dans ce
volume, a abordé de front trois thématiques, à savoir: la confection d’une
thèse, la recherche d’information et la
«littératie informationnelle».
Le nouveau paradigme informationnel se caractérise par un «brouillage»
44
arbido 3 2012
de la frontière entre l’informationnel en
général et le documentaire. Ce dernier
n’est plus le domaine exclusif de l’information scientifique mais devient un
champ privilégié de l’informationnel en
général. La réflexion sur, et la prati­que de l’information scientifique, ne
peuvent donc faire abstraction de l’évolution du paysage informationnel général qui, à la différence du paradigme
classique de la communication scientifique, change à grande vitesse.
Les conséquences pour la formation des doctorants paraissent dès lors
évidentes: celles et ceux qui entrent
dans le monde de la communication
scientifique sont ceux qui vont devoir
se confronter à ce changement de paradigme. On pourrait donc attendre d’un
diplômé d’université, dans l’idéal en
tout cas, qu’ils possèdent des compétences numériques-informationnelles
spécifiques. Compétences que l’on devrait évidemment acquérir avant que de
se lancer dans un doctorat.
Partie I:
La culture informationnelle
Joachim Schöpfel, dans son article «Les
mutations du paysage de l’information
scientifique», relève d’emblée que les
nouvelles technologies de l’information et de la communication ont modifié le paysage de l’information scien­
tifique et technique en profondeur.
«Toute la chaîne de valeur de la communication scientifique est concernée, depuis
la production et la diffusion de l’information jusqu’à l’acquisition et la consommation des produits et services.» Ces mutations touchent aussi bien l’information
que le contenu, que l’on a parfois tendance à confondre, car l’information ne
se réduit pas aux seuls documents et
données, aux revues, livres, rapports,
etc. mais l’information c’est aussi les
produits et les services d’accès ou de
sélection.
Les revues tout d’abord. L’auteur
relève que le nombre des titres vivants
à caractère scientifique et soumis à sélection (peer review, etc.) est estimé à
environ 27000 en 2010, pour 15000 en
2001. Leur nombre a régulièrement
augmenté depuis. Au regard des
chiffres récents, cette évolution s’est
fortement accélérée pour atteindre en-
Plume! Et la vulgarisation scientifique
L’association Plume!, qui fédère un réseau
national
majoritairement
doctorant,
se
donne pour triple mission de 1) faciliter l’engagement à la vulgarisation scientifique des
universitaires, 2) en diffuser les productions
multimédias vers un large public et 3) former
et autonomiser les chercheurs à la vulgarisation scientifique pour qu’elle ne soit plus la
fille indigne de la carrière a cadémique. Depuis cinq ans, Plume! propose aux jeunes
chercheurs, tous domaines confondus, de se
former aux pratiques de vulgarisation scientifique en mettant à leur disposition des outils et ressources: médias web et papier, lieux
d’expression, associations, professionnels
de la médiation.
Romain Guerreiro, qui a également participé
à cet ouvrage collectif, décrit ainsi cette association. «Toutes nos formations à la vulgarisation s’accompagnent d’un large temps
viron 7% par an. Le nombre d’articles
publiés dans les revues scientifiques est
difficile à estimer. Selon Mabe (2008),
on dénombre 1,9 million d’articles pour
2008, avec une augmentation annuelle
de 3 à 4%. Les livres numériques, les
e-books, ne sont pas en reste puisqu’en
juin 2010 Google Books annonçait
avoir numérisé plus de 12 millions
d’ouvrages dont un certain nombre à
caractère scientifique.
Outre cette offre des éditeurs scientifiques le chercheur a accès à toute une
littérature grise, à d’autres documents
à caractère non commercial, produits à
tous les niveaux par des administrations, organismes scientifiques et laboratoires de recherche et développement,
et diffusés en dehors des circuits habituels (mémoires, thèses, rapports,
conférences, etc.).
Face au flux énorme de publications, impossible à gérer pour un doctorant, celui-ci misera sur les nombreux
services à sa disposition. L’auteur mentionne des outils comme Google, Reader, Netvibes ou Symbaloo, qui permettent de suivre des sites web (archives
ouvertes, éditeurs, etc.), des blogs, des
actualités sur les réseaux ou sur Twitter,
mais aussi les sommaires d’une sélection de revues. Enfin, les réseaux sociaux proposent eux aussi des services
en lien avec l’information scientifique.
L’auteur rappelle pour terminer
trois idées forces sur les mutations en
cours: 1) l’information scientifique et
technique remplit des fonctions précises, 2) elle intègre les contenus scientifiques aussi bien que les produits et
services professionnels, à destination
des professionnels de l’information ou,
de plus en plus, des chercheurs euxmêmes, et 3) la mise en ligne de l’information scientifique a eu des effets
aussi bien quantitatifs que qualitatifs
sur la nature de cette information.
initial de réflexion commune autour de la
vulgarisation (…). Nous faisons intervenir
dans cette formation initiale les acteurs locaux en vulgarisation scientifique pour montrer le panel de ce qu’il est possible de faire.
Les participants sont partie prenantes du
projet global…. Ces formations sont l’occasion d’une véritable expérimentation à la
vulgarisation scientifique. Elles sont coconstruites avec les doctorants, ce qui permet leur évolution et leur amélioration.»
45
Maria-Carme Torras i Calvo souligne
dans sa contribution («Comment soutenir la recherche doctorale: les doctorants, la littératie informationnelle et la
formation à l’utilisation des bibliothèques») que la littératie informationnelle est un élément essentiel de la recherche: «Pour faire des recherches, il
faut savoir trouver et gérer l’information scientifique d’une part, puis être
capable de l’utiliser de façon respon-
arbido 3 2012
sable afin de créer un nouveau savoir
d’autre part.» Cet article examine comment les bibliothèques de recherche
peuvent proposer aux doctorants les
meilleurs services possibles et rehausser la valeur du parcours de recherche
doctorale en offrant une formation à la
littératie1 informationnelle.
L’auteure propose notamment la
formation en ligne comme moyen d’atteindre les doctorants où qu’ils soient
et quand ils ont besoin des informations requises. Il faut donc un programme qui ait un contenu pertinent
susceptible d’offrir une réelle valeur
ajoutée aux expériences doctorales individuelles. C’est ainsi que, par exemple,
le projet Information Management for
Knowledge Creation vise à produire des
modules d’aide aux doctorants aux
prises avec l’information scientifique.
Les bibliothèques ont également un
rôle important à jouer dans la formation des doctorants. Mais elles sont
confrontées à un ensemble de défis spécifiques qui consiste à renforcer leurs
capacités d’intervention. La nécessité
de se tenir au fait des développements
dans le domaine de la communication
scientifique et des technologies de l’information constitue une tâche exigeante pour l’ensemble du personnel
d’une bibliothèque.
En guise de conclusion, l’auteure
souligne qu’il est important d’élaborer
des formations adaptées aux publics et
accessibles aux doctorants lorsqu’ils le
souhaitent. Les formations en ligne
permettent de contourner les limites
inhérentes à la transmission en présentiel dans les locaux des bibliothèques.
«C’est une question qui doit être soulevée
à la fois au sein de la profession des bibliothécaires et lors des échanges avec la communauté universitaire… La légitimité de
la bibliothèque est une condition nécessaire au succès des équipements d’aide à la
recherche.»
Marie-Laure Malingre et Alexandre
Serre se posent la question de la néces-
1 L’auteure traduit l’expression anglaise
information literacy par «littératie informationnelle»; elle reprend ainsi le néologisme
de l’OCDE, pour ne pas avoir à choisir entre
culture et compétences ou plutôt pour tenir
les deux ensembles.
sité d’une culture informationnelle
commune aux doctorants. «Comment
répondre à la diversité des besoins disciplinaires lors des formations des doctorants à
l’information scientifique? Quel peut être,
à ce niveau de spécificité des besoins, le sens
d’une offre de formation commune?» Une
telle formation transversale représente
un véritable défi, car les visées sont
apparemment antinomiques dans la
formation des doctorants: culture transversale vs contenus disciplinaires, approches théoriques vs tutorial pratique,
etc.
Les auteures relèvent plusieurs aspects cruciaux dans ce contexte. Il y a
d’abord la dimension épistémologique,
puis la dimension info-documentaire,
la nature même de l’information scientifique (y en a-t-il une ou plusieurs?),
les ressources et les outils, la dimension
sociologique des pratiques informationnelles, enfin.
Raluca Pierrot constate dans sa contribution («Les doctorants en lettres et
sciences humaines et l’information
scientifique») que «dans les réflexions
actuelles sur l’information scientifique et
son évolution, le cas des lettres et sciences
humaines (LSH) apparaît trop souvent
comme un angle mort de l’analyse des pratiques de recherche.»
L’auteur souligne qu’en LSH la
­recherche bibliographique représente
traditionnellement une étape essentielle de la thèse, y compris pour la
­ ibliographie critique (sources seconb
daires). C’est ici que l’implication des
bibliothèques dans la formation doctorale vient questionner les bibliothécaires sur leur rôle et leurs compétences
dans des domaines très peu liés au
métier, à savoir: propriété intellectuelle,
évaluation et valorisation de la recherche, bibliométrie…
Partie II:
La communication scientifique
Francis Grossmann, dans sa contribution intitulée «Ecriture scientifique et
positionnement d’auteur» aborde la
question de savoir s’il existe des éléments importants pour la formation, en
dehors des nécessaires informations
techniques, bibliographiques et documentaires. Selon cet auteur, «une formation à l’écriture de recherche ne peut se
penser qu’en lien avec le cœur même de
l’activité scientifique, et donc avec les enjeux disciplinaires, les démarches et méthodologies mises en œuvre dans le cadre
d’une recherche précise; elle exige aussi de
se fonder une connaissance fine des pratiques et des habitus propres à un champ
scientifique donné.» Et d’énumérer la
question du style scientifique, des modèles de scientificité, des genres et des
formats, du positionnement et de ses
dimensions dialogiques et argumentatives, de l’identité du chercheur, etc.,
des aspects éminemment pratiques,
mais ô combien indispensables pour
améliorer la formation des doctorants
et des jeunes chercheurs à l’écriture
scientifique. «Un des aspects sans doute
les plus utiles peut se concentrer autour des
questions de positionnement…. Différentes
disciplines contributoires ont, sur ce plan,
vocation à fournir le matériau nécessaire
à l’élaboration de ce positionnement. L’histoire et l’épistémologie des disciplines, y
compris dans leurs développements les plus
récents, fournissent des informations
­essentielles pour permettre d’appréhender
l’état des connaissances, les paradigmes
utiles au cadrage d’une problématique
scientifique. La sociologie et l’anthropologie apportent, de leur côté, des éléments
permettant de mieux comprendre les enjeux symboliques et les rapports de forces
qui structurent les relations scientifiques.
Enfin, les sciences de l’information et de la
communication ainsi que les sciences du
langage permettent d’inscrire l’étude du
positionnement dans les évolutions éditoriales.»
Muriel Lefebvre va dans le même sens
avec son article intitulé «Former les
doctorants à la rédaction des articles de
recherche: un enjeu pour la valorisation
de leurs travaux». Elle insiste notamment sur le fait que l’édition d’un article
scientifique constitue une activité relativement normée et standardisée avec
laquelle les jeunes chercheurs doivent
impérativement se familiariser. L’auteure tente de décrire de manière globale le fonctionnement de l’édition
scientifique, du brouillon à la publica-
Abonnemente
– arbido print:
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www.arbido.ch
46
arbido 3 2012
tion et à la valorisation de celle-ci. Elle
reconnaît en être restée aux généralités
«afin que les doctorants de toutes les disciplines puissent s’y reconnaître et tirer profit de l’explicitation des différents dispositifs mobilisés» mais estime que «cette généralité aura sans doute le défaut de masquer
les diversités disciplinaires des pratiques
d’écriture, de validation et de diffusion des
connaissances.»
Nous mentionnerons enfin la contribution de Kristin Speck («Former à la propriété intellectuelle pour servir la recherche doctorale, la diffusion des
connaissances scientifiques et la valorisa-tion»), thème qui ne cesse de gagner
en importance et en actualité au vu des
nombreux cas de plagiats révélés ces
dernières années, certains au plus haut
niveau. L’auteure entend souligner
quelques-uns des principaux enjeux de
la propriété intellectuelle pour les doctorants en partant de leurs problématiques quotidiennes. Les questions que
Speck aborde ici sont donc primordiales:
les brevets comme source d’information utile aux doctorants, à qui appartiennent les résultats des recherches des
doctorants, acquérir les bons réflexes
pour articuler les objectifs de valorisation scientifique et économique, le réflexe de confidentialité, le réflexe de
datation et de formalisation, identifier
les personnes et les services ressources
en matière de propriété intellectuelle.
Autrement dit, le champ des situations possibles est extrêmement vaste.
«Or, les expériences de formation doctorale montrent que la connaissance
de l’environnement institutionnel et
contractuel est assez disparate parmi
les doctorants. L’identification des acteurs de leur propre environnement et
l’étude de cas sont des moyens pédagogiques intéressants pour aborder ces
questions. Ce type d’exercice permet
aux doctorants de prendre conscience
du fait que tout ce qui va découler du
projet de recherche, les décisions de
publication, de communication, de vulgarisation, les décisions de transferts de
technologies, ou autres modalités de
valorisation économique, ne peut pas
être décidé sans avoir réfléchi et identifié «à qui appartient quoi?».
Partie III:
Former à la culture de l’information
La troisième partie de cet ouvrage collectif est consacrée aux différentes possibilités de formation doctorale, offertes
notamment par l’Université de Lyon,
l’Inra, l’Université Pierre et Marie
Curie, l’Université de Caen Basse-Normandie. Il contient également un article portant plus spécifiquement sur la
manière de répondre à la sollicitation
d’une école doctorale et mettre en place
un dispositif de formation à l’information scientifique et technique.
Conclusion
Plusieurs contributions réunies dans
cet ouvrage rappellent combien les réformes universitaires (en France en
particulier) et l’arrivée de la culture
numérique transforment en profondeur l’exercice de la thèse. Cette question de la formation des doctorants à
l’information scientifique ressemble à
un vaste chantier qui comporte encore
de nombreuses pistes à explorer.
Dans un paysage académique informationnel en profonde mutation, le circuit
traditionnel de la publication de l’article
scientifique est en voie d’évoluer et le
travail qui consiste, pour le doctorant, à
trouver un positionnement d’auteur
dans le champ de sa spécialité s’apparente probablement à un chemin initiatique. «La part respective à accorder aux
spécificités des disciplines et aux aspects
transversaux est une question récurrente
dans la plupart des modules de formation.
Les retours d’expériences sont intéressants à
observer dans cette perspective: certains ont
fait le choix de porter en avant les notions
fondatrices communes et de les illustrer selon les domaines disciplinaires; d’autres ont
élaboré des modules orientés par les pratiques d’une discipline et qui comportent des
éclairages sur des concepts fondamentaux.
Au-delà du choix d’orientation générale,
tous s’accordent à dire combien les deux
approches sont complémentaires.»
Mener l’enquête: guide des études de publics
en bibliothèque
Les bibliothécaires appelés à enquêter
sur la fréquentation, l’image ou les
usages de leur établissement trouveront dans le guide coordonné par Christophe Evans (2011), Mener l’enquête, un
précieux outil pour préparer et conduire
leur projet. L’ouvrage collectif a été
pensé pour des non-spécialistes, qui
devront soit mener eux-mêmes une
étude, soit devront accompagner des
professionnels externes. Les contributions apportées ici proviennent de bibliothécaires chevronnés, habitués aux
projets d’enquêtes, ou de spécialistes de
méthodologie de la recherche. L’ouvrage se clôt, et c’est appréciable, par
des retours d’expériences concrètes
bibliothèques municipales, départementales ou universitaires.
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arbido 3 2012
Michael Perret
Evans C., et al. (2011), Mener l’enquête:
guide des études de publics en bibliothèque, Villeurbanne, Presses de l’enssib, 2011.
La construction de l’ouvrage respecte la
chronologie du travail d’enquête. Ainsi,
la première partie de l’ouvrage aborde
les questions en lien avec la préparation
du projet. Le chapitre de Françoise Gaudet, de la BPI de Paris, propose de brosser dans les grandes lignes les étapes à
suivre pour réussir une enquête de
public, de l’analyse des besoins à l’évaluation de l’opération, en passant par la
réflexion à mener sur l’externalisation
de l’étude. Gaudet insiste sur ce dernier
point: déléguer l’enquête à des profes-
sionnels (car on ne s’improvise pas
sociologue) ou gérer cela à l’interne
coûtera de toute manière assez cher à
l’institution.
Le deuxième chapitre de la préparation de l’enquête porte sur ses aspects
juridiques. Dominique Rilloud s’intéresse ici à la procédure à respecter dans
le cas où l’étude est donnée à un tiers
extérieur. Outre le contrat, les règles
contraignantes de l’administration
française sont passées au peigne fin.
La préparation de l’enquête ne saurait passer à côté d’un état des lieux de
la littérature. C’est le propos du troisième chapitre, rédigé par Béatrice
Michel, qui présente dans les grandes
lignes le corpus d’enquêtes de publics
de la bibliothèque numérique de l’enssib. Un bon moyen de choisir la méthode de recherche à préconiser selon
les objectifs ou selon le type d’établissement de la bibliothèque.
L’ultime chapitre de la partie «Préparation de l’enquête» suggère qu’avant
de démarrer une étude des publics de
la bibliothèque, il est possible d’en
prendre connaissance en sondant ses
données internes. La contribution de
Claude Poissenot, enseignant-chercheur à l’Université de Nancy 2, vise par
là à remplir deux objectifs: alimenter
l’enquête grâce à des données obtenues
au préalable ou éviter tout bonnement
de la faire.
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arbido 3 2012
La seconde partie présente la palette
large des méthodes et outils possibles.
L’enquête quantitative par questionnaire est la méthode la plus prisée pour
étudier les publics. Romuald Ripon y
consacre un chapitre, en détaillant les
avantages et inconvénients en lien avec
sa mise en œuvre. Comme le précise
l’auteur du chapitre, construction de
l’échantillon, conception du questionnaire et saisie des données sont des
entreprises fastidieuses et chronophages à ne pas mésestimer lors du
calcul du temps à consacrer.
Les deux chapitres suivants traitent
des méthodes qualitatives applicables
au monde des bibliothèques. Les enquêtes par observation ou par entretien
apportent des informations valables sur
les représentations collectives des usagers, ainsi que sur leurs logiques
propres. Dans un même ordre d’idée,
les auteurs présentent la technique du
focus group, soit le groupe de discussion. Longtemps la panacée du domaine
du marketing, les focus groups sont des
outils puissants pour accompagner le
changement dans une organisation.
Cette partie méthodologique se termine avec la présentation du logiciel
Libqual+, produit américain de benchmarking pour bibliothèque. Ce programme contient d’une part un questionnaire standardisé qui vise à mesurer la qualité de service et d’autre part
permet d’accéder aux autres enquêtes
menées et stockées dans son système
de gestion.
Le lecteur de Mener l’enquête aura deviné
que si cette dernière semble fastidieuse
à mettre en place et à mener à terme,
elle soulève autant de questions qu’elle
apporte de réponses, et, du coup, appelle à être répétée.