Bulletin 2012 - Hellasfreunde Bern

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Bulletin 2012 - Hellasfreunde Bern
Hellasfreund e B ern
Hellasfreunde Bern
Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde, 3000 Bern
Bulletin 2012 - 2 / September 2012
1
Titelbild: Kreta, auf dem Weg von Vrises nach Chora Sfakion
Vereinsadresse:
Kulturelle Vereinigung
der Hellasfreunde
3000 Bern
Kontakt:
Internet: www.hellasfreunde.ch
Mail: hellasfreunde.bern@bluewin.ch
Tel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 13
2
Das Bulletin wird, zumindest auszugsweise,
auch auf unserer Website als PDF aufgeschaltet – allerdings mit ca. 3 Monaten Verzögerung: Mitglieder sollen Vorrang haben!
Fred Wyss
27. 9. 2012
Zum Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Zum Inhalt
Fred Wyss (Präsident Hellasfreunde)
3
Sorgen um die kleine Zukunft
Griechenlandzeitung, 20. 8. 2012
4
Aus dem griechischen Tagebuch
Nadja Heimlicher, http://nahei.wordpress.com
5
Wo ist denn nun da die Krise?
Fred Wyss, August 2012
7
„Plastic-Bändel-Allergie“
Fred Wyss, September 2012
9
Das muss gesagt werden
Detlef Dittmer, www.rhodos-info.de
10
Begegnung mit der Tradition
Nadja Heimlicher, http://nahei.wordpress.com
13
Held unter Helden
Hans. W. Korfmann, www.mprinzinger.de/korfmann/reise.shtml
15
Irineos Galanakis
Wikipedia
17
Kostas aus Kreta
Hans. W. Korfmann, www.mprinzinger.de/korfmann/reise.shtml
19
Mastix - Das berühmte Produkt von Chios
Dimitrios Pergialis, www.griechische-kultur.eu
23
Schwamm darüber
Jule Reiner , www.sonntag-aktuell.de
25
Florida: Auf den Schwamm gekommen
Lara Fritzsche, Spiegel online, 2.2..2007
28
Panigýri – Ein Fest für alle
Heidi Jovanovic, August 2012
30
Die Mannazikade
Astrid Scharlau
34
Aus der Presse
Griechenlandzeitung und andere
37
Interessante Veranstaltungen
www.hellasfreunde.ch
40
Sehr fleissig waren unsere Mitglieder diesmal nicht. Zum Glück hat der Verein schreibende
Freundinnen und zum Glück findet man immer wieder Interessantes auf dem Internet.
Auch wir kommen nicht um die Krise herum. Wir lassen aber dabei die politischen Hintergründe und Auswirkungen der Finanzkrise weg, die kommen in der Presse zur Genüge zur
Sprache. Die drei ersten Artikel beschreiben vielmehr die Stimmung im letzen Sommer im
krisengeschüttelten Griechenland, so wie sie die Touristen oder eine in Griechenland lebende
Schweizerin erlebt haben. Ohne die Krise verniedlichen zu wollen (sie ist für viele Griechen
eine Katastrophe!!) möchten wir damit auch zeigen, dass Griechenland trotzdem ein sicheres
und schönes Reiseland geblieben ist und dass man als Gast überall herzlich willkommen ist.
Zwei Artikel beziehen sich auf eine zweite Krise in den Tourismushochburgen, die grassierende „All-Inclusive-Seuche“.
Dann wird es positiv. Es geht nach Kreta zu einem Volksfest. Der Kreta-Teil wird ergänzt mit
Geschichten über moderne kretische Helden – Männer von der Sorte, wie sie Griechenland
jetzt brauchen könnte. Dann kommen die „Helden der Arbeit“ zum Zuge, die Mastixbauern auf
Chios und die griechischen Schwammtaucher auf Kalymnos und in Florida.
Etwas lernen können wir aus dem (extra für uns geschriebenen!) Artikel von Heidi Jovanovic
über das Panigýri, sowie im Artikel über die Mannazikade von Astrid Scharlau. Zykaden hat
jeder Griechenlandreisende schon gehört – aber gesehen? Dabei sind Zykaden so interessante und glückliche Tiere. Warum? Lesen Sie den Artikel bis zum Ende, dann wissen Sie es.
Bei der Auswahl der Presseartikel haben wir uns auf solche beschränkt, die für Griechenlandreisende interessant sind und die bis zur nächsten Reisesaison aktuell bleiben dürften.
3
Sorgen um die kleine Zukunft
Griechenland Zeitung
vom 20. 8 2012
Lego-Spielzeug an der Tür von Dimitrakis’
Eltern. Sie öffneten und begrüßten uns, das
darauf folgende Gespräch bei einem griechischen Kaffee drehte sich um belanglose
Dinge. Irgendwann nahm ich mir Mut und entschloss mich, die Frage, die uns beschäftigte,
zu stellen: „Ist es wahr sei, dass ihr ausziehen
werdet.“ Das Wort „müsst“ brachte ich nicht
über die Lippen. Vater Miltos bejahte und
bugsierte taktvoll unseren kleinen Freund aus
dem Zimmer. Dann erzählte das junge
Familienoberhaupt:
Anflug auf Athen im Abendlicht. Unter uns
Attika, das Häusermeer der Metropole und
die Küste – alles in zartrote Farbe getaucht.
Die Freude war groß: Uns stand ein viermonatiger Aufenthalt in unserem griechischen
Haus mit Garten in netter Umgebung am
Rande der Hauptstadt bevor. Unsere Freunde
und Nachbarn holten uns vom Flughafen ab,
und zu unserer Überraschung hatten sie, als
wir endlich in unserer „Heimat“ ankamen,
trotz der späten Stunde die üblichen Souvlakia bestellt. Der nächste Morgen war dann
wieder mit Begrüßungen und Kaffeetrinken in
„unserer“ Straße verplant. Die Fragen nach
dem Leben in Deutschland und das „Verhalten“ von Frau Merkel durften dabei nicht fehlen. Und doch fehlte etwas: Weder meine
Frau noch ich hatten bisher den Dimitrakis
gesehen. Er war unser jüngster Freund und
Nachbar, gerade acht Jahre alt, und in den
vergangenen Jahren immer unter den ersten,
die uns bei unserer Ankunft begrüßten.
Selbstverständlich hatten wir stets ein kleines
Geschenk und manche Süßigkeiten dabei,
um „unsere Freundschaft“ vertiefen zu können. Diesmal blieb jedoch die Tür des Nachbarhauses geschlossen, kein Dimitrakis in
Sicht. Am späten Abend erst entdeckte ich
den Kleinen, wie er mich aus der Ecke des
Balkons gegenüber stumm beobachtete.
„Ich bin schon seit 18 Monaten arbeitslos.
Meine erste Stelle als Verkäufer in einem
Kaufhaus habe ich relativ schnell nach dem
Ausbruch der Wirtschaftskrise verloren. Dann
konnte ich bei einem Bekannten, der einen
Spirituosenhandel betrieb, unterkommen.
Aber auch dort verlor ich wegen der Krise
meinen Job.“ Die Arbeit als Pizza- und
Souvlaki-Auslieferer am Ende habe auch nur
einige Wochen angehalten – seither sei
Sense. Wäre da nicht seine Frau mit ihrem
Vier-Stunden-Job im Supermarkt, hätte er
nicht mehr gewusst, wie man überleben
könne. Von den Verwandten konnte Miltos
keine Hilfe erwarten, die hätten selbst alle mit
Problemen zu kämpfen.
Wir waren sprachlos und betreten. „Können
wir irgendwie helfen?“ Mit einem etwas bitteren Lächeln antwortete Miltos: „Danke nein,
wir regeln es schon irgendwie. Ich gehe zurück aufs Dorf zu meinen Eltern, meine Frau
zieht mit den Jungen zu ihren Eltern, und wir
werden versuchen, uns alle 14 Tage zu
sehen.“ Wut und Trauer kamen in mir hoch,
aber bevor ich hilflose Kommentare von mir
geben konnte, stürmte der kleine Dimitrakis
ins Zimmer und zeigte uns ganz stolz, was er
mit den mitgebrachten Legos gebastelt hatte.
Ich ging auf ihn zu und fragte, ob er nicht
mehr mein Freund wäre. „Doch, doch“, antwortete er, um dann traurig mit den Schultern
zu zucken: „Wir gehen von hier weg“, eröffnete mir Dimitrakis. „Geht es zurück aufs
Dorf? Zu deiner Oma?“ setzte ich nach, aber
da drehte er sich einfach um und ging.
Das Rätsel sollte am nächsten Tag gelüftet
werden. „Sie müssen aus der Wohnung ausziehen“, klärte uns Nachbar Grigoris auf, „sie
haben seit neun Monaten keine Miete bezahlt, und der Besitzer der Wohnung ist
gegen die Familie gerichtlich vorgegangen“.
Meine Frau und ich waren perplex. Wenig
später klingelte ich, ausgestattet mit einem
Der vorliegende Text entstand auf der Basis
einer Schilderung, die uns der Leser der
Griechenland Zeitung Pat Klinis aus
Heidelberg zusandte.
4
Aus dem griechischen Tagebuch
Wie, um Himmels Willen kam es so
weit.
Veröffentlicht am 19. Mai 2012
Nadja Heimlicher
http://nahei.wordpress.com/
 Wenn in der Unimensa zur Stosszeit nur
eine Person hinter der Theke steht: “Was
ist das denn für eine Organisation! Deswegen sind wir hier, wo wir sind!”
 Wenn Abends am Syntagmaplatz Jugendliche auf der grossen Treppe sitzen und
Bier trinken: “Nein aber auch, unsere Jugend! Deswegen sind wir hier, wo wir sind!”
 In der Kirchgemeinde: “Wir haben uns von
Gott und von der Kirche abgewandt, deshalb geht es uns jetzt so schlecht. Und das
ist ein Einfluss, der aus dem Westen kam!
Die Säkularisierung, die im Mittelalter begonnen hat, da war die Kirche so
verdorben, hat die Menschen unterdrückt
und versklavt, kein Wunder, es musste zur
Reformation kommen! Da, in dieser Zeit
haben die Menschen angefangen, sich gegen die Kirche zu wenden. So etwas gab
es bei uns nie. Aber jetzt hat uns diese säkulare, kirchenfeindliche Haltung erreicht,
und wir sind vom Weg abgekommen. Deshalb geht es Griechenland so schlecht!”
 In einer Diskussion mit Kollegen: “Der Kapitalismus ist das Problem! Die griechische
Seele ist von Natur aus nicht für den Kapitalismus geschaffen. Das kapitalistische
System haben wir vom Westen übernommen und können damit nicht umgehen.”
Und zwei, drei Sätze später: “Ich brauche
unbedingt ein Auto.” – “Aber du hast doch
eins!” – “Ja, aber ich will ein anderes…”
 “Die Ausländer sind Schuld! Schau doch,
was aus Athen Dank all der Pakistani und
Afrikaner geworden ist! Das reinste Bordell!
Wir müssen sie alle verjagen, denn ohne
sie hätten wir hier gar kein Problem.”
 “Griechenland ist so schön, dass ganz
Europa darauf neidisch ist. Deshalb wollen
sie uns jetzt an den Kragen!”
 “Die Türkenherrschaft ist schuld! Wir
wurden in unserer Entwicklung gehindert!”
 “Wir haben unsere antiken philosophischen
Wurzeln vergessen!”
Der Bus steht eingekeilt in einer Kurve, bewegt sich nicht vom Fleck. Die Leute werden
unruhig, strecken die Köpfe zu den Fenstern
raus und versuchen, den Grund für den Halt
zu erspähen. Mitten auf der Strasse steht ein
kleines rotes Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage, niemand sitzt drin. Der Buschauffeur öffnet die vorderste Tür und ruft dem
Mann im Kiosk am Strassenrand zu: “Was
zum Teufel ist hier los?” Der Kioskmann
deutet durch die kleine Luke zwischen Kaugummis, Chips, Schokolade, Feuerzeugen
und Souvenirs auf die gegenüberliegende
Strassenseite: “Der kommt gleich wieder, er
holt sich einen Kaffee.”
“Er holt einen Kaffee, ist das denn möglich,”
beginnen die Passagiere durcheinander zu
rufen, “er holt einen Kaffee, der Idiot, und
lässt sein Auto einfach auf der Strasse
stehen, das gibt es doch nicht!” Inzwischen
hat sich in beiden Fahrrichtungen eine ansehnliche Zahl Autos angestaut, Frauen mit
Einkaufstaschen und Herren mit Schnauz
stehen um das falsch parkierte Fahrzeug,
diskutieren aufgebracht und gestikulieren
wild. Endlich kommt der Übeltäter zurück, mit
dem Kaffeebecher in der Hand, betont gelassen, öffnet ohne jede Eile die Tür und fährt
langsam los. “Genau das ist es!” ruft eine
Dame hinter mir triumphierend, “genau deshalb ist Griechenland da, wo es ist!”
Fast mehr noch als die Frage, wie es weitergeht, beschäftigt die Menschen hier in diesen
Tagen, wie es so weit kommen konnte. Erklärungen werden überall gesucht.
 Wenn sich die Leute in die Metro drängen,
bevor überhaupt jemand aussteigen kann:
“Die haben alle keinen Anstand! Deswegen
sind wir hier, wo wir sind!”
 Wenn in einem Restaurant jemand besonders viele Reste au f den Tellern zurück
lässt: “Welche Verschwendung! Deswegen
sind wir hier, wo wir sind!”
5
 “Wir haben Geld ausgegeben, das uns nie
gehört hat.”
 “Wir haben über unsere Verhältnisse
gelebt.”
 “Wir haben die falschen Politiker gewählt.”
 “Wir haben uns verarschen lassen!”
 “Wir sind einfach alles Deppen.”
“Hör zu, dann wirst du verstehen,” sagt ein älterer Mitstudent zu mir, “Griechenland ist kein
westliches Land. Das war es nie und wird es
nie sein. An sich ist das kein Nachteil, nein,
ich sehe das vielmehr als grosse Qualität!
Aber dann dürfen wir auch nicht so tun als ob
wir westlich wären. Wenn wir versuchen, wie
ein westliches Land zu sein, zu denken, zu
leben, dann kommt das nicht gut. Das ist alles
eine Frage der Identität. Wir wissen nicht
mehr, wer wir sind und was wir wollen.”
meine Nachbarin, was los ist. Grigoris, der
Kioskmann, habe von den Einkünften nicht
leben können und den Kiosk geschlossen. Er
wird jetzt auf einer Fähre als Matrose
arbeiten.
In- und ausländische Medien berichten vom
Zerfall des griechischen Staates und manchmal bin ich selber erstaunt, was hier alles
noch funktioniert: Aus dem Hahn kommt
Wasser, Strom gibt es auch. Der Abfall wird
abgeführt, Busse und Metro fahren, Banken,
Post und Läden sind geöffnet. Schüler und
Studentinnen legen Prüfungen ab, Leute
kaufen ein. Abends lebt Exarcheia, Cafés und
Bars sind voll, das Ausgehviertel Gazi pulsiert. Vielleicht wissen wir übermorgen schon
mehr.
Dienstag, 19. Juni, Ermoupolis: ... Im 19.
Jahrhundert war der Hafen von Syros einer
der wichtigsten Handelshäfen im östlichen
Mittelmeer und Ermoupolis Heimat reicher
Reederfamilien.
Heute stehen viele Schaufenster leer und
manche Häuser machen einen unbewohnten
Eindruck. Die Krise geht auch an Ermoupolis
nicht spurlos vorbei. Dennoch: Athen, die
Angst vor einem Sturm auf die Banken, vor
einem möglichen Euro-Austritt, Scharmützel
zwischen Jugendlichen und Polizei sind hier
weit weg. Dass in diesem Land vor wenigen
Tagen wichtige Wahlen stattgefunden haben,
ist kaum wahrnehmbar. “Wir leben mit dem,
was wir brauchen,” meint der Mann im
Internetcafe, in dem ich sitze, “und die
Touristen kommen zum Glück immer noch.”
Veröffentlicht am 16. Juni 2012
Donnerstag, 14. Juni: Auf dem Omoniaplatz
findet die letzte Wahlveranstaltung der linken
Syriza-Partei statt, die bei den Wahlen im Mai
überraschend als zweitstärkste Partei gewählt
wurde. Nachdem die Regierungsbildung nach
den Wahlen im Mai gescheitert ist, gehen
Griechinnen und Griechen diesen Sonntag
ein zweites Mal an die Urnen. Der Platz ist
taghell beleuchtet und voller Leute. Sie
trinken Wasser und Kaffee-Frappé aus Plastikbechern, rauchen, essen Souvlaki oder
Trockenfrüchte von einem der vielen Verkaufsstände, diskutieren miteinander, wippen
mit zu der Musik aus den Lautsprechern. Vor
dem Rednerpodest weht ein Meer von Fahnen, Parolen werden gerufen, Lieder gesungen. Das hier ist ein wenig Volksfest, ein
wenig Familientreffen, ein wenig Demo. Es
sind fast so viele Journalisten und Reporter
wie Parteianhänger da.
Tsipras betritt das Podest, die Menge tobt, es
regnet farbige Konfetti auf den Omoniaplatz.
Hier wird ein Star begrüsst. Der umstrittene
Politiker im weissen Hemd beginnt mit seiner
Rede, für einen Moment ist es ganz still.
Dann beginnen die Leute wieder zu rufen.
Junitage
Nadja
Heimlicher
aus Bern ist dipl.
Hoteliere und studiert auf dem zweiten
Bildungsweg
Theologie. Ein Jahr
lang hat sie
als
Austauschstudentin
in Athen gelebt.
In ihrem Blog http://nahei.wordpress.com/
schrieb sie während dieser Zeit ein sehr
lesenswertes und bebildertes Tagebuch
Freitag, 15. Juni: Der Kiosk vor meinem
Haus ist seit drei Tagen zu und ich frage
6
Wo ist denn nun da die Krise?
Fred Wyss
August 2012
Was, ihr geht nach Griechenland, ausgerechnet jetzt (im Juni, vor den Wahlen)? Dann die
besorgte Frage: „Habt ihr keine Angst?“ – oder ironisch: „ Habt ihr bereits Drachmen dabei?“
Da hatten Radio, Fernsehen und Presse, vorab gewisse deutsche Presserzeugnisse, ganze
Arbeit geleistet. Und (dank TV) auch bei uns wirkte die Polemik einiger verantwortungsloser
deutscher Politiker vom rechten Rand, die die Krise als populistisches Wahlkampfthema
missbrauchten und den Rausschmiss der Griechen aus Europa richtig herbei beteten.
Wir kennen das Land, waren gut informiert (auch durch bereits vorher hingereiste Freunde)
und machten uns deshalb zu Recht absolut keine Sorgen. Weniger gut informierte Touristen
werden sich aber in Griechenland erstaunt gefragt haben: „Wo ist denn nun da die Krise?“
Alles war noch da: Sonne, Strände, kristallklares Wasser, wunderschöne Landschaften und
Dörfer, antike Stätten, aber auch idyllische Dörfer mit gemütlichen Tavernen – vor allem aber
die sprichwörtliche griechische Gastfreundschaft. Überall war man herzlich willkommen.
Und alles war preiswert: Der Ouzo auf der Platia und das Abendessen in einer schönen
Taverne waren nicht teurer als früher, im Gegenteil. Überall, auch in Hotels und Pensionen gab
es Rabatte oder zusätzliche Extras, einfach so.
Und alles hat funktioniert: Taxis, Busse, Schiffe fuhren, Flughäfen waren in Betrieb, man
kriegte problemlos Mietwagen, konnte tanken und weit und breit kein Streik.
Und nirgends gab‘s Krawalle, trotz Wahlkampf und Wahlen. Aber die gab es ja eigentlich nie
ausserhalb dem Zentrum Athens und sie wurden durch die Presse immer drastisch überbewertet. Machen Sie doch mal eine kleine Vergleichs-Rechnung dazu:
Athen hat ca. 4 Mio. Einwohner, ca. 30 Mal so viele wie Bern. Wenn also auf dem SyntagmaPlatz 10‘000 demonstrieren, wären das umgerechnet auf dem Bundesplatz rund 300. Da gab‘s
doch schon grössere Demonstrationen in Bern, auch mit Krawallen. Stellen Sie sich vor, das
wäre in der ausländischen Presse so hochgespielt worden, dass sich Touristen nicht mehr
nach Grindelwald oder Zermatt wagen würden. Paradox – aber genau so geht‘s den Griechen.
Aber die Krise ist auch für Touristen sichtbar: Um sie zu bemerken, muss man das Land
allerdings etwas kennen und/oder genauer hinschauen: Es gibt tatsächlich recht viele geschlossene Läden und Restaurants, auch in Kleinstädten. Touristen gab es Mitte Juni (noch?)
nicht viele, aber das konnten wir nicht richtig einschätzen, da uns der direkte Vergleich zum
Vorjahr (Jahreszeit, Gegend: wir waren im Juni auf Lefkada und im Epirus) fehlte. Aufgefallen
ist uns, dass die deutschen Touristen fast gänzlich fehlten, wir haben in den zwei Wochen
genau zwei wahrgenommen. Begegnet sind uns in den Tourismusgebieten vor allem
Tschechen, Polen und Skandinavier, individuell unterwegs waren bereits recht viele Italiener.
Etwas anders präsentierte sich die Lage bei unserem zweiten Aufenthalt, Ende August auf
Kos. Die Regierungsbildung und das relative Schweigen der Presse hatten offensichtlich
gewirkt: Strände und Strandtavernen waren voll (viel voller als vor einem Jahr) und auch in der
Stadt Kos herrschte Hochbetrieb. Es waren erstaunlich viele Mietwagen unterwegs, auch in
den entferntesten Ecken war man nie allein. Auch hier traf man vor allem Tschechen, Polen,
Skandinavier und Italiener. Deutsche und Schweizer sah man wenig, was nicht heisst, dass sie
nicht da waren – aber die sind heute ja zum grössten Teil kaserniert, d.h. in All-InklusiveAnlagen eingeschlossen. Und das ist nach wie vor das grösste Problem auf Kos und anderen
Touristeninseln. Siehe dazu die zwei folgenden Beiträge.
Die Griechen selber können sich aber kaum noch einen Urlaub leisten. Einzig besser
betuchte Rentnerinnen machten in der Vorsaison nach wie vor fleissig Ausflüge. Bei Sehens7
würdigkeiten (wie z.B. Perama-Höhle, Dodoni) waren wir immer die einzigen Ausländer unter
Griechinnen. Lefkada und speziell die Gegend um Parga sind Wochenend-Ausflugsziel der
Griechen. Da waren samstags und sonntags die organisierten Strände bereits in der Vorsaison
voll. Neu ist aber, dass die Griechen alles (Sonnenschirm, Liegestühle, Getränke und Verpflegung) mitbringen, die Tavernen hinter dem Strand bleiben leer – aber wirklich leer.
Und auf Kos? Da trafen wir Ende August trotz Hochsaison kaum auf griechische Touristen.
Was auffällt, sind sichtbare Verbesserungen betreffend Steuermoral. Die Gewohnheiten
haben sich verändert: Man kriegt plötzlich überall und für jede Kleinigkeit eine Quittung – und
wird sogar aufgefordert, diese auch mitzunehmen. Noch letztes Jahr kam es vor, dass liegengelassene Quittungen eingesammelt – und wenn sie bei einem nächsten Gast passten –
wiederverwendet wurden. Das hat aufgehört, es wird auch überall kontrolliert. Das extremste
Beispiel war für uns in Parga ein Liegestuhl-Vermieter, der mit der portablen Registrierkasse
an den Strand zum Liegestuhl kam und vor unseren Augen die Quittung herausliess. Bei den
Kleinen werden also die Steuern jetzt eingetrieben. Schade nur, dass die wirklich grossen
Steuerbetrüger (eine der Hauptursache der griechischen Finanzkrise) nicht auch zur Kasse
gebeten werden können. Die haben ihr unversteuertes Schwarzgeld nämlich längst auf
Schweizerbanken deponiert, geschützt von unserem offenbar grössten „Nationalheiligtum“,
dem Bankgeheimnis. Wir sind also durchaus mitschuldig an der Situation - zumindest als
Stimmbürger! Jetzt sollen zwar Verhandlungen Schweiz-Griechenland laufen. Mal sehen!
Die Krise ist da, und sie trifft viele hart. Erst wenn man mit Griechen ins Gespräch kommt,
hört man davon. Fast jeder „normale“ Grieche ist irgendwie betroffen und jeder hat jemanden
in der Familie, den es hart bis sehr hart trifft. Auch die nächste Sparrunde wird wieder vor allem
die Kleinen treffen. Bei manchen geht‘s wirklich langsam um die nackte Existenz.
Auch moralisch ist man sehr betroffen: Es trifft viele Griechen sehr schmerzhaft, dass sie,
die ja meistens nichts dafür können, von populistischen Presseorganen und profilsüchtigen
Politikern pauschal als faule, korrupte Pleitegriechen beschimpft werden.
Umso wichtiger ist es, ein Zeichen zu setzen. Vorab, indem wir den Griechen zeigen, dass
wir trotz allem immer wieder kommen. Möglichst günstig hinfahren und an Ort und Stelle Geld
ausgeben. Das haben viele von uns diesen Sommer getan, das werden wir auch nächstes
Jahr tun!
Wir wollten aber auch ein sichtbares Zeichen setzen. Den Griechen zeigen, dass sie doch
noch Freunde haben, irgendwo auf der Welt! Wir haben darum ein T-Shirt kreiert. Bis
dieses Bulletin herauskommt, werden zwar Reise-Saison und T-Shirt-Wetter vorbei sein, aber
beides kommt wieder. So sieht es aus:
Οι Ελβετοί φιλέλληνες της Βέρνης
Hellasfreunde Bern
Mehr zum T-Shirt finden Sie auf dem beiliegenden Bestellschein.
8
Erste Erfahrungen mit diesem T-Shirt konnte ich auf Kos bereits sammeln:
Positiv: Mit diesem T-Shirt kommt man schnell mit Griechen ins Gespräch. Immer wieder
musste ich erklären, woher wir kommen und was wir für ein Verein sind:
- Ein Ladenbesitzer rief seine Frau herbei. Diese fiel mir fast um den Hals: „Efcharistoume!“
- Ein Tavernenbesitzer: „Afto einai kala gia tin psichi mas!“ „Das ist gut für unsere Seele!“
Negativ: Sowohl in der Schweiz wie auch in Griechenland führt es allerdings auch dazu, dass
man von „Bild- oder Blick-gebildeten“ Leuten als „Ersatzgrieche“ blöd angemacht wird. Aber
auch das gibt interessante Gespräche und oft Gelegenheit, dumme Vorurteile richtigzustellen.
„Plastic-Bändel-Allergie“
Fred Wyss
Sept. 2012
Ja, ich habe mich auf Kos mehrmals aufgeregt über die Auswüchse dieser Art von Tourismus.
Meine Frau meint sogar, ich leide inzwischen unter einer wahren “Plastic-Bändel-Allergie“:
Der All-Inclusive-Tourismus trifft auf Kos viele Leute, welche bisher vom Tourismus gelebt
haben, viel härter als die „allgemeine Krise“. Es werden immer neue, riesige All-Inclusive-Anlagen gebaut - und fast schlimmer, bestehende bisherige „normale" Hotels (mit ZF, HP) in solche umgewandelt. In Gegenden, in denen es früher gemütliche Bars, Tavernen und Läden
gab, bleiben plötzlich die Gäste weg. So sind z.B. in Tingaki die Tavernen etwas weiter weg
vom Strand geschlossen, immerhin sind dadurch die übriggeblieben abends noch gut besucht
– und hier gibt‘s sogar noch einige ältere, normale Hotels. Ganz schlimm präsentiert sich
dagegen die Situation im, von All-Inklusive-Anlagen eingeschlossenen Kardamena. In dieser
ehemaligen Hochburg der englischen „Billig-Touristen“, sind bereits 100m vom Zentrum entfernt die Hälfte der Läden und Restaurants geschlossen. Das macht die Stadt unattraktiv, sie
zieht noch weniger Leute an. Politiker und Investoren versprachen 5-Stern-Touristen statt
Billig-Touristen – jetzt hat man gar keine mehr in der Stadt. Die, oft zu Dumping-Preisen angereisten, 5-Stern-Touristen bleiben nämlich in ihren All-Inclusive-Ghettos sitzen.
Der All-Inclusive-Tourismus wird den Einheimischen, von einigen grossen (oft ausländischen)
Investoren und von den grossen Veranstaltern praktisch aufgezwungen. Die Zeche zahlen die
Tavernen- und Ladenbesitzer – aber auch die kleinen Hotels, weil diese gar keine Chance
mehr haben, in den Programmen der Veranstalter zu erscheinen. Die Zeche zahlen damit aber
auch die Touristen, die nichts mit All-Inclusive am Hut haben, die haben nämlich praktisch gar
keine Wahl mehr. Das zeigt ein Check des Kos-Angebotes der grössten Veranstalter:
- TUI & Töchter :
total 41 Angebote, davon nur 1 mit ZF, dafür 34 mit AI
- Kuoni & Töchter:
total 45 Angebote, davon 6 mit ZF und 27 mit AI
- Hotelplan & Töchter: total 23 Angebote, davon 3 mit ZF und 11 mit AI
Schlimm ist, dass jetzt bereits die Generation Urlaub macht, welche schon als Kind nur AllInclusive-Tourismus kennen gelernt hat – das kann zu Verblödung führen. Ein Beispiel:
Auf unserem Flug von Bern nach Kos: Hinter uns eine offensichtlich „griechenlanderfahrene“
Familie mit einer erwachsenen, wohl so 17-18-jährigen Tochter. Noch ein Reihe weiter hinten
sassen zwei gleichaltrige Jungs. Während dem Flug kamen die drei Jugendlichen ins
Gespräch. Dieses habe ich nicht weiter mit verfolgt, aber wie es schien, waren sich die drei
recht sympathisch. Nach der Landung, kurz vor dem Aussteigen, machte darum die hübsche
junge Frau den Vorschlag: „Wir könnten uns ja mal zu einem Abendessen treffen?“
Es folgt betretenes Schweigen. Dann meint einer der jungen Männer (??) recht hilflos: „Das
geht leider nicht, wir haben nämlich „All-Inclusive“!
Die haben sich wohl nie getroffen. All-Inclusive-Touristen bleiben also ganz unter sich. Eine
schreckliche Vorstellung: Das führt ja mit der Zeit zu einer regelrechten All-Inclusive-Inzucht!
9
Das muss gesagt werden ...
Detlef Dittmer, Flintbek (D)
www.rhodos-info.de
Dieser Beitrag stammt von der Website www.rhodos-info.de. Eine sehr schöne private Website
mit umfangreichen Informationen zu Rhodos, alles illustriert mit schönen Bildern. Ich habe aus
all den Informationen ausgerechnet diesen sehr kritischen Bericht ausgewählt, weil er gut zu
den vorhergehenden Artikeln zur Krise und vor allem zur „All-Inclusive-Krise“ passt. Rhodos ist
da wohl bereits noch einen Schritt weiter als Kos.
Lesen wir, was Detlef Dittmer dazu schreibt:
Wir sind jetzt seit 25 Jahren immer wieder
Gäste auf der Insel Rhodos. Es ist nicht nur
die Insel, die uns jedes Jahr wieder magisch
anzieht, sondern zum Großteil auch die Menschen, die wir dort kennen lernen konnten
und von denen viele über die Jahre zu sehr
guten Freunden geworden sind - Freunde wie
wir sie hier in Deutschland nur sehr selten
gefunden haben.
In dieser Zeit hat sich auf der Insel vieles
verändert, leider nicht alles zum Positiven.
boten hatten, wurden zu All-Inclusive-Hotels
umgewandelt - mit dem Ergebnis, dass viele
Bewohner der Insel ihre Anstellung in den
Hotels verloren (AI benötigt definitiv weniger
Personal) und alteingesessene Tavernen mit
einem guten Essens-Angebot bereits schliessen mussten oder kurz vor der Schließung
stehen, da sie kaum noch Gäste haben.
Diese Entwicklung stimmt uns traurig und
macht uns sehr nachdenklich.
Früher konnten z.B. in einem Gebiet, in dem
es ca. 4000 Hotelbetten gab, mehrere Tavernen existieren. Viele der Gäste in den HPHotels kehrten zum Mittag oder am Abend in
die Tavernen ein, um dort in angenehmer
Atmosphäre etwas zu Essen oder auch nur
mal um ein Glas guten Wein oder ein frisch
gezapftes Marken-Bier zu trinken. Seit zwei
Jahren bieten aber 4 der 5 Hotels mit insgesamt 3400 Betten nur noch All-Inclusive an. In
den Tavernen verirrt sich kaum mal einer der
AI-Urlauber (meist gut zu erkennen an den
bunten Armbändchen) und von den restlichen
Gästen können die Tavernen nicht überleben.
Die Tavernen stehen daher vor dem Aus und
Rhodos verliert dann wieder ein Stückchen
von seinem Flair und seiner Gemütlichkeit.
Nur, wenn es diese gemütlichen Fleckchen
bald nicht mehr gibt, ist Rhodos gegen jede
Insel anderer Urlaubsdestinationen austauschbar - denn Sonne, Strand und Meer
gibt es dort auch!
Zuerst das Negative:
Sehr negativ wirkt sich das immer größer werdende Angebot an All-Inclusive-Hotels auf
Rhodos aus. Besonders betroffen davon sind
alteingesessene Familienbetriebe (überwiegend Tavernen und Café-Bars) und viele Angestellte in ehemaligen Halbpensions-Hotels,
da bei AI-Hotels nur gut die Hälfte des Personals benötigt wird.
Zunächst wurde All-Inclusive nur in Gebieten
der Insel angeboten, in denen keine gewachsene Infrastruktur vorhanden war. Dort hatte
und hat All-Inclusive in meinen Augen auch in
einem gewissen Umfang seine Berechtigung.
Es wurden neue Hotels errichtet und dadurch
neue Arbeitsplätze geschaffen. Da es keine
Tavernen in unmittelbarer Nähe gab, schadete man auch nicht den Familienbetrieben
auf der Insel.
Seit einigen Jahren wird aber auch nicht mehr
vor Regionen Halt gemacht, in denen es eine
vernünftige Tourismus-Struktur gab (alteingesessene Tavernen und Café-Bars im Einzugsgebiet mehrerer Hotels mit ÜF oder HP
existierten "friedlich" nebeneinander). Dort
wurden nun aber kaum neue Hotels gebaut,
sondern Hotels, die bisher ÜF oder HP ange-
Leider ist diese Entwicklung vielen Urlaubern
egal - es lebe das Motto "Geiz ist geil"! Diese
Urlauber wissen gar nicht, was sie versäumen, wenn sie nicht in eine dieser gemütlichen Tavernen einkehren und sich mal verwöhnen lassen. Wir kennen Leute - auch aus
10
unserem Bekanntenkreis - die 14 Tage "AllInclusive" gebucht hatten, während dieser
Zeit weder in Rhodos-Stadt, in Lindos und in
Archangelos waren und auch Filerimos, Embona, Kallithea, Kamiros, Monolithos und
Petaloudes für sie Fremdwörter geblieben
sind. Ihr Kommentar nach dem Urlaub:
"Rhodos ist wirklich eine tolle Insel". Zu diesem Urteil können sie u.E. nur durch den
Transfer vom Flughafen zum Hotel und
zurück gekommen sein. Wir wollen hier bestimmt nicht alle Urlauber von All-InclusiveAngeboten über einen Kamm scheren, aber
Rhodos haben viele wirklich nicht richtig
kennen gelernt. Es mag auch Gründe geben,
die für All-Inclusive sprechen (z.B. die Urlaubskosten, wenn man mit Kindern in den
Urlaub fährt), aber schon Kommentare wie
"Da konnte ich so viel trinken, wie ich wollte"
oder "Jeden Abend Party und saufen für lau"
rufen bei uns nur noch die Zornes-Röte hervor. Und zum Ende des Urlaubs wird dann
häufig über das mäßige und sich immer
wiederholende Essen und die Warteschlangen am Buffet in zahlreichen All-InclusiveHotels gemeckert. Da kann ich dann wirklich
nur noch mit dem Kopf schütteln. Was erwartet denn so mancher Urlauber überhaupt,
wenn er für ein AI-Hotel kaum mehr und
manchmal sogar weniger bezahlt, als in
einem vergleichbaren Hotel mit HP, wo man
alle Getränke zum Essen und an der Hotelund Poolbar extra bezahlen muss? Dass die
Qualität des Essens und der Getränke in AIHotels überwiegend niedriger anzusetzen ist
und häufig eher ein Kantinen-Feeling aufkommt, ist für mich daher eine logische Konsequenz.
Ein weiteres Phänomen spielt sich häufiger
am Strand ab. Die Strände gehören - was
viele vielleicht nicht wissen - überwiegend
den Kommunen und diese verpachten die
Strandabschnitte an Liegen- und Sonnenschirm-Verleiher für teures Geld. Zahlreiche
Urlauber aus den AI-Hotels glauben aber,
dass die Liegestühle und Sonnenschirme am
Strand für sie auch im Reisepreis ihrer AIBuchung enthalten sind. Wenn dann der Ver-
leiher zum kassieren kommt, wird dieser
leider nicht selten auf die übelste Art beschimpft. Da sich diese Urlauber ja nicht "abzocken" (noch so ein Modewort) lassen wollen, gehen sie natürlich zurück in die Hotelanlage und suchen sich dort ein freies Plätzchen
zwischen all den anderen Urlaubern am Pool
oder auf der Grünanlage - dort braucht man
schließlich nicht bezahlen. Am Strand wäre
es zwar schöner gewesen, aber extra bezahlen kommt nicht in die Tüte - denn "Geiz ist
geil"!
Damit sind wir bei der nächsten negativen
Entwicklung: viele der Urlauber benehmen
sich so, dass man sich dafür schämen muss.
Es scheint einer immer größeren Anzahl von
Urlaubern nicht in den Kopf zu gehen, dass
sie Gäste sind, wenn sie im Ausland den Urlaub verbringen. Es würde vielen Touristen
mit Sicherheit nicht schaden, wenn sie sich
vor dem Urlaub bereits etwas über die Kultur
des Landes informieren würden - so manche
Peinlichkeit könnte dann vermieden werden.
Wir könnten aus unseren Erlebnissen mehrere Seiten mit dem unmöglichen Verhalten
und Auftreten von Urlaubern füllen, aber das
würde den Rahmen dieser Homepage sprengen. Außerdem ist es eine Minderheit, die
sich nicht benehmen kann, leider fallen diese
Leute aber immer besonders auf. Einiges
dazu habe ich trotzdem mal auf unserer Website unter „Nachtgedanken“ aufgeschrieben.
Urige Tavernen - besonders in Rhodos-Stadt
und dem näheren Umland - sind leider schon
zur Mangelware geworden. Dafür sieht man
immer mehr Fast-Food-Restaurants (z.B.
McDonalds in Rhodos-Stadt und Faliraki). Ist
es nur "der Lauf der Zeit" oder hängt es auch
mit der allgemeinen Qualität vieler Urlauber in
den letzten Jahren zusammen bzw. ist es
auch ein Ergebnis von immer mehr AllInclusive-Hotels?
Ein Spaziergang durch die Altstadt (insbesondere auf der Sokratesstraße und den
angrenzenden Straßen) wird häufig zu einer
Art "Spießrutenlauf", denn man wird andauernd von den Inhabern oder den Mitarbeitern
11
vieler Geschäfte (insbesondere Pelz- und
Lederbekleidungsgeschäfte) angesprochen "Sind Sie Deutsche?", "Wo kommen Sie
her?", "Kommen Sie kurz in mein Geschäft",
"Trinken Sie einen Ouzo mit mir?", "Ich zeige
Ihnen unverbindlich meine Pelze/Jacken" - so
oder ähnlich ist der Ablauf und das kann auf
die Dauer nerven. Meist hat es in diesen Fällen nichts mehr mit der ansonsten weit verbreiteten griechischen Gastfreundschaft zu
tun, es geht einzig und allein um den Verkauf
der Ware!
Viele Hotelanlagen, die in den letzten Jahren
gebaut wurden, passen sich der Landschaft
an - man hat zum Glück aus den Fehlern der
80er Jahre gelernt.
Die Straßen sind wesentlich besser und
sicherer geworden. Es gibt nur noch sehr
wenige wirklich schlechte Straßen - wie z.B.
die Straße von Archipoli nach Psinthos (bis
Ende 2007 soll aber auch das ein Ende
haben - wir sind gespannt).
Mehrere
historische
Gebäude
wurden
zwischenzeitlich restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (u.a. der Uhrenturm und die türkische Bibliothek). Auch das
Minarett der Suleiman-Moschee wurde wieder
aufgebaut.
Last but not least - die einmalige und ehrliche
Gastfreundschaft der Griechen (Ausnahme
siehe etwas weiter oben) ist geblieben. Zumindest dann, wenn sich die Urlauber wie
Gäste benehmen. Um diese Herzlichkeit aber
kennen lernen zu können, muss man schon
mal die Hotelanlage verlassen...
Nun das Positive:
Es gibt sie: die Urlauber, die so denken wie
wir und sich auch im Urlaub wie Gäste benehmen. Leider fallen die anderen mehr auf
und tragen dazu bei, dass deutsche Urlauber
allgemein - nicht nur in Griechenland - nicht
gerade zu den beliebtesten Urlaubern zählen.
In den zurückliegenden Jahren haben wir auf
Rhodos mehrere nette Leute persönlich kennen gelernt, die Rhodos lieben und schätzen.
Es ist schön zu wissen, dass wir anscheinend
nicht eine vom Aussterben bedrohte Spezies
sind, die die Kultur und die Leute, die dort
leben, respektieren.
Weitere, viel positivere Informationen über
Rhodos, findet man auf www.rhodos-info.de
Neu in Bern:
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Die Eröffnung dieses Ladens ist auch ein Zeichen gegen die
Krise. Herr Tsolakidis importiert die Naturprodukte direkt
aus Griechenland, z.T. von traditionellen Familienbetrieben,
und verkauft sie zu moderaten Preisen:
Weine ( Peleponnes, Kreta, Makedonien), Olivenöl, Gewürzmischunge aus Lesbos, hausgemachte traditionelle Teigwaren, kleine Mezze-Gerichte, Eingemachtes und Honig,
und vieles mehr - zum selber geniessen oder schenken.
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Einer der Lieferanten
Begegnung mit der Tradition
24. Juli, Chora Sfakion: Über den Bergen ist
das letzte Licht des Tages vergangen, der
Platz vor dem Dorfschulhaus ist hell beleuchtet, die Luft erfüllt von den Düften von Thymian und von gebratenem Lammfleisch. Auf
weiss gedeckten Tischen stehen Wasser,
Wein, Raki, Brot, gebratene Würste und Innereien bereit, auf der Bühne prüft der Lyraspieler ein letztes Mal den Sound, im Schulhaus wird das Essen vorbereitet. Pick-Ups
fahren im Schritttempo zwischen den schon
parkierten Autos hindurch vor das Eingangstor und laden ganze Familien aus, Frauen in
sehr engen oder sehr flatternden Sommerkleidern, Männer mit schwarzen Hemden und
imposanten Schnäuzen, Kinder und Jugendliche in Trachten. Immer mehr Gäste strömen
auf den Platz, die Tische füllen sich, die
ersten Flaschen werden geöffnet, das Fest
kann beginnen.
Nadja Heimlicher, 27. 7. 2012
http://nahei.wordpress.com
pflegt, kann die richtigen Schritte in die Zukunft tun. Denn was gibt es heiligeres als die
Tradition!“ Dieses Jahr stehen die jüngsten
Mitglieder der Folkloregruppe im Mittelpunkt.
Ich staune: da sind Dutzende Kinder und
Jugendliche aus der ganzen Gegend, die
Jüngsten gehen noch nicht zur Schule, die
ältesten sind schon fast erwachsen.
Die Musik spielt in rasendem, mitreissendem
Rhythmus, der mich immer an wild galoppierende Pferde erinnert. Pausen gibt es
kaum, alle Stücke klingen ähnlich und doch
nie ganz gleich, die Trommel lässt Gläser und
Brustkorb vibrieren, die kretische Lyra
schluchzt, jubelt und zwitschert, dass es mir
den Atem raubt, der Sänger lässt seinen gesammelten Seelennöten freien Lauf. Auf der
Bühne geben Tänzerinnen und Tänzer ihr
Heute wird in Chora Sfakion das „Begegnung
mit der Tradition“ gefeiert, ein jährlich stattfindendes Fest mit Musik, Tanz, Essen und
Trinken. Der Organisator eröffnet den Abend
mit einer urgriechischen Weisheit: „Wir leben
in einer schwierigen Zeit, und gerade in
dieser Situation ist die Tradition wichtiger als
je zuvor. Nur wer seine Tradition kennt und
13
den sie sich wie Magnete gegenseitig abstossen. Die jungen Männer vollführen gewagte
Sprünge und je höher sie springen, umso
begeisterter klatschen die Gäste Beifall.
Gebratenes Lammfleisch, Pilavreis und Salat
werden aufgetragen, die leeren Flaschen
gegen volle getauscht, Winzlinge in Trachten
flitzen rufend und lachend zwischen Gästen,
Tischen, und Stühlen hindurch.
Der Abend ist bereits fortgeschritten, die
Tische haben sich in Schlachtfelder verwandelt, das Fest hat seinen Höhepunkt erreicht.
Am Nebentisch zieht ein alter Mann seine
Pistole aus dem Hosenbund und schiesst in
die Luft, in dem ihm eigenen Rhythmus,
anhand dessen nicht nur alle Anwesenden,
sondern die ganze Gegend erkennt, wer
Freudenschüsse abgibt. Er steckt die Pistole
zurück in die Hose, lässt sich von einem
Freund ein Wasserglas mit Wein füllen, trinkt
es in einem Zug aus und lässt sich mit einem
zufriedenen Lächeln wieder auf seinen Stuhl
sinken. Auch an anderen Tischen beginnen
Männer zu schiessen, überall blitzen Mündungsfeuer auf. Jetzt greift der Organisator
ein. Heute seien die Freudenschüsse nicht
angebracht, erklärt er den Gästen. Vor wenigen Monaten ist ein sehr junger Mann aus der
Tanzgruppe gestorben. Aus Respekt gegenüber der Trauerfamilie müssen sich die Gäste
dieses Jahr beim Feiern zurückhalten.
Können zum besten, Mädchen in rotem Rock
mit weisser Schürze, weisser Blouse, schwarzer, kurzer Jacke und rotem Kopftuch, Jungen mit beigen Pluderhosen, die in kniehohen
schwarzen Stiefeln stecken, schwarzen Gürteln und Hemden und dem „Mantili“, einem
schwarzen gehäkelten Tüchlein, das kunstvoll
um den Kopf gewickelt wird. Beim Zuschauen
wird mir schwindlig, es ist, als würden sich
Boden und Tänzer kaum berühren, als wür-
Die Musiker beginnen wieder zu spielen, jetzt
drängen
auch
die Gäste auf die
Bühne
zum
Tanzen. Sogar
über das Gesicht
der
Metzgerstochter,
die
sonst
immer
unsäglich
griesgrämig
ihren
Laden
hütet, fliegt dann
und wann ein
feines Lächeln.
14
© Hans W. Korfmann, 2002
Held unter Helden
www.mprinzinger.de/korfmann/reise.shtml
Kein Volk, dessen sind sich die Griechen einig, hat bedeutendere Helden hervorgebracht als
die Griechen. Schon ihre Götter waren dabei vorbildlich, ebenso wie ihre langbärtigen
Philosophen und Dichter, die den unsterblichen Odysseus, den Prototyp jedes modernen
Helden, schufen. Und: Es gibt sie noch, die griechischen Heroen. Zum Beispiel in einem
kleinen Menschennest an der Nordwestküste Kretas.
Im Sommer 1981 fuhren eine Hand voll
Männer aus Kastelli in das Dorf Neochori,
nahmen den lange Gesuchten, der bei seiner
Schwester zu Besuch war, kurzerhand gefangen und sperrten ihn in die leer stehende
Metropolie. Sie holten die Pistolen unter den
Kopfkissen hervor, und der Bauunternehmer
brach mit seinem Bulldozer einige Felsen aus
dem Berg, um vor dem Bischofssitz eine
Straßensperre zu errichten. 80 Männer aus
Kastelli und den nahen Bergen waren bereit
zum Kampf. Sie wollten ihren geliebten
Bischof nicht zum zweiten Mal verlieren.
erzählen natürlich viel Unsinn. Ich war nie bei
den Partisanen. Ich war auch nicht bei den
Kommunisten. Ich habe mich nur mit der Idee
des Kommunismus beschäftigt. So wie ich
mich auch mit anderen Philosophien und
Religionen beschäftigt habe."
Doch davon möchten die vielen Helden von
Kastelli nichts wissen. Sie wissen nur, dass
es nicht seine langjährigen Aufenthalte im
Ausland waren, die die Oberhäupter der
griechisch orthodoxen Kirche 1971 dazu
bewogen, Irinäus zum Metropoliten und
Exarchen von Europa zu wählen. Für sie
steht fest, dass die Junta den Geistlichen
wegen seiner politischen Überzeugungen ins
Exil nach Deutschland schickte. Natürlich war
dieser Mann der Junta ein Dorn im Auge. Ein
lebender Mythos. Ein Mann, von dem sich
das Volk erzählt, dass er nachts Mehlsäcke
vor die Türen der Armen stelle. Der sich in
den Kopf gesetzt hatte, in diesem entlegenen
Winkel der Insel, dem wilden Westen Kretas
mit seinen verrückten Hirten, Gymnasien zu
bauen, Internate, Armenhäuser, Schulen für
Taubstumme. "Und sie wussten, ich habe das
Volk auf meiner Seite. Vielleicht befürchteten
sie ja, ich könne eine Revolution auf Kreta
anzetteln!" Der Bischof lächelt, wenn er sich
erinnert. Manchmal lacht er sogar.
Die Verantwortlichen der orthodoxen Kirche
Griechenlands verzichteten dankend auf die
Auseinandersetzung und streckten die
Waffen. Sollte das Volk doch seinen Bischof
wiederhaben. Wenige Tage später versammelte sich auf dem kleinen Platz von Kastelli
mit seiner Telefonzelle, dem Restaurant, dem
Gericht, dem Werkzeugladen, dem Frisör und
der winzigen Kirche, der halbe Westen Kretas
und jubelte. Wieder einmal hatte man es allen
gezeigt. Dass man sich nichts wegnehmen
lässt auf dieser Insel: kein Land, keine Frauen
- und auch keinen Bischof.
Wenn er heute in seiner goldbestickten Stola,
das brillantenbesetzte Zepter in der Hand,
aus der Kirche tritt und die Glocken läuten,
dann scheint es, als läuteten sie nur für ihn:
Irinäus, den Friedvollen, geboren in dem
kleinen Dorf Neochori im gebirgigen Selino,
als eines von 13 Kindern. Vor 90 Jahren. Fast
schon ein Heiliger.
Doch man erzählt, dass dieser Heilige einst
mit den Partisanen in den Bergen gewesen
sei und statt des christlichen Hirtenstabes ein
Gewehr getragen habe. "Nein, nein", wehrt
der Friedvolle ab, "die Menschen hier
1943 lachte er nicht. Das Militärgericht von
Chania hatte dem jungen Theologen vorgeworfen, statt einer christlichen Predigt eine
aufständische Rede gehalten zu haben.
"Vielleicht erinnerte es manchmal an
kommunistische Thesen! Aber im Grunde
ging es um Gerechtigkeit im christlichen Sinn.
Doch der zuständige deutsche Kommandeur
sah das anders. Ich sollte noch am Abend
gehängt werden. Dann kam der Bischof von
15
Chania, zusammen mit einem Arzt. Sie
redeten auf mich ein, alles zu widerrufen.
Aber ich war zu jung und zu stolz, um nachzugeben." Erst als am helllichten Tage plötzlich die Glocken läuteten, gab er nach.
Auch später bereitete das schwarze Schaf
seiner Kirche Sorgen. Der Friedvolle entpuppte sich als umtriebiger Geist, der dazu
neigte, überall seine Nase hineinzustecken.
Ein Dasein in bescheidener Abgeschiedenheit
ist das Leben dieses Mannes nie gewesen.
Als 1966 die marode Fähre eines berüchtigten griechischen Reeders unterging und 300
Menschen mit sich in die blauen Wasser
nahm, ließ Irinäus das Predigen und schritt
zur Tat. Der griechische Kapitalismus hatte
unchristliche Formen angenommen. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitstreitern gründete
er
die
erste
Volks-Aktiengesellschaft
Griechenlands, ein Fährunternehmen - ohne
ein einziges Schiff zu besitzen. Dennoch „verkauften die Hirten ihre Schafe, die Frauen
webten Teppiche, irgendetwas hatte jeder. Es
gab kaum jemanden aus meiner Gemeinde,
der nicht eine Aktie zu Hause hatte. So
kamen 80 Millionen Drachmen zusammen."
Das reichte nicht. Aber Irinäus vertraute auf
Gott, pilgerte los und legte die Anzahlung und
das Pfand seiner Aktiengesellschaft auf die
verschiedensten Schreibtische in ganz
Europa. Schon wurde der Pope mit der überchristlichen Geduld zum meistbelächelten
Zopfträger Griechenlands - da endlich, in
Schweden, reichte ihm ein Reeder die Hand
zum Geschäft und verkaufte ihm einen Tanker. Die Kydon - benannt nach jener legendären, minoischen Stadt, die wohl für immer
einige Meter tief unter der unaufhörlich wachsenden Stadt Chania verborgen bleiben wird wurde zum größten Fährschiff des Mittelmeers und zum Grundstock eines florierenden Unternehmens: Heute verkehren zehn
Fähren der ANEK-Lines in der Ägäis. "Und
der Großteil der Aktien, zirka 80 Prozent" Irinäus erhebt den christlich-moralischen
Zeigefinger - "gehören noch immer dem
Volk." Nicht etwa der Kirche. Die hatte sich
seinerzeit erheblich geziert, von Bruder
Irinäus weltliche Güter in Form von Aktien zu
kaufen. So zumindest erzählen es die
Aktionäre.
So sorgte der Friedvolle stets für Unfrieden in
den eigenen Reihen. Seine volksnahe
Kirchenpolitik passte den konservativen
Vertretern der Glaubenslehre wenig. Immer
wieder musste der kleine Mann mit den
großen Fähigkeiten vor seine Herren treten.
Doch Irinäus hat nie darüber geklagt, er hat
stets in christlicher Demut sein Haupt vor den
Instanzen verneigt. Vorwürfen und Gerüchten
begegnet Seine Exzellenz mit einem friedvollen Lächeln. Und manchmal zeigt sich im
hintersten Mundwinkel eine Spur schlichter
Verschmitztheit. Dann erinnert der Mann mit
dem heiligen Schein plötzlich an einen
kleinen deutschen Schauspieler, der, nach
erhaltener Strafpredigt, die Klinke in der Hand
und sein neues Kirchenmodell unter dem
Arm, dem Heiland am Kreuz kurz noch ein
Mal zuzwinkert und unbeirrt weiter seines
Weges geht.
Irinäus, der Friedvolle, ist ein griechischer
Pater Brown. Wie der Detektiv in der
Soutane, beweist auch Hochwürden weniger
im fernen Himmel als auf Erden Sachkunde
und Geschicklichkeit. Zurückgekehrt aus dem
Exil, verblüffte der Bischof die griechische
Presse mit der staatsaktsähnlichen Begrüssung von 38 holsteinischen Kühen auf dem
Flughafen von Chania. Die flachen Weiden im
Norden der Insel waren geeigneter Boden für
diese segensreichen Milchspender.
Ebenso gab der Bischof der Vereinigung des
ostfriesischen Milchschafbocks mit dem
kretischen Bergschaf seinen christlichen
Segen und scheute - zum stirnrunzelnden
Erstaunen einiger zopftragender Brüder nicht davor zurück, auf eine wenig biblische
Fortpflanzungsmethode zurückzugreifen: die
künstliche Befruchtung. Der Rotkohl, und
nicht zuletzt ein kleiner handlicher Olivenbaum, so sagt man, seien die Früchte seines
irdischen Wirkens. Auch eine neue Kirche in
Kastelli gehört zu seinen Werken. Dort, im
kühlen Keller, hat der weise Mann ein denkwürdiges Grabmal errichten lassen. Für sich.
16
Zu einem "überirdischen Preis", sagen die
Leute von Kastelli und lächeln dabei selbst
ein bisschen wie der Bischof und wie dieser
Pater Brown. Außerdem ist er noch immer für
sie da. Er empfängt jeden, der etwas braucht.
Auch mittags, wenn es heiß ist, wenn kein
Vogel mehr fliegt, kein Auto mehr fährt. Selbst
das nahe gelegene Meer schweigt und liegt
wie ein Spiegel in der Bucht. Plötzlich tritt ein
Mann aus der Küche der alten Bischofsresidenz, das Messer noch in der Hand, mit
dem er Kräuter klein geschnitten hat.
Flüsternd bittet er den Besucher, im Garten
zu warten, der Bischof habe sich kurz niedergelegt. "Wegen der Hitze. Möchten Sie eine
Limonade?"
Vom einst herrschaftlichen Domizil des
Bischofs bröckelt der Putz, rostiges Werkzeug
lehnt an der Wand, auf dem Fenstersims
liegen ein ausrangierter Wasserhahn und
Griechenlands Universalreparaturmittel: ein
Drahtknäuel. In der Ecke steht ein Ölfass zum
Verbrennen des Mülls, im Maulbeerbaum
hängen zwei Zwiebelzöpfe, und im Garten
wachsen Kürbisse, Tomaten und Bohnen.
Irinäus kommt raschen Schritts, legt eine
Decke auf die steinerne Bank im Schatten
des Hauses und setzt sich. Dem Fremden
bedeutet er, neben ihm Platz zu nehmen.
Doch kaum sitzt der Gast, da steht der
Bischof wieder auf, zieht einen Stuhl heran
und setzt sich gegenüber. Die beiden Männer
wechseln erste Worte, da erhebt sich der
Friedvolle abermals, steht regungslos und
schließt die Augen. Dann endlich seufzt er:
"Ah, von dort kommt der Wind!" Und wendet
Stuhl und Gesicht der kühlenden Abendbrise
zu, die, kaum spürbar, von den Hängen der
Berge herabgleitet.
"Was wollen Sie denn noch schreiben, junger
Mann?" fragt der Friedvolle mit den dicken,
weißen Augenbrauen und strahlt vollendete
Bescheidenheit aus. "Es ist doch schon alles
über mich geschrieben worden?" - "Aber,
Exzellenz", entgegnet der Fremde und zwinkert ein bisschen, "Gottes Wort kann man
doch gar nicht oft genug wiederholen." - "Das
stimmt!" antwortet der Bischof. Und er lächelt
nicht. Er grinst.
aus Wikipedia, der
freien Enzyklopädie
Irineos Galanakis
Irineos Galanakis (griechisch Ειρηναίος
Γαλανάκης, auch Irenäos oder Irenaios
umschrieben), mit bürgerlichem Namen
Michail Galanakis, geboren am 10. November
1911 im Dorf Neochori in Apokoronas, war
von 1957 bis 1971 und von 1982 bis 2005
Bischof bzw. Metropolit der Diözese
Kissamos und Selino auf Kreta und von 1971
bis
1980
Metropolit
der
Griechischorthodoxen Metropolie von Deutschland. Er
gilt wegen seines sozialen Engagements als
populärster Kirchenführer Kretas.
Metropolit Irineos Galanakis
Laufbahn
Er war von 1938 bis 1945 als Theologieprofessor an Schulen der Präfektur Chania
tätig. 1946 wurde er zum Diakon und später
zum Priester ordiniert und es wurde ihm der
Titel eines Archimandriten verliehen. Er
bekleidete die Stellung eines Vizedirektors
der Kirchlichen Fakultät von Kreta. Im
Dezember 1957 wählte ihn die Synode der
Irineos studierte an der Priesterschule in
Kreta und der Theologischen Fakultät der
Universität Athen. Nach Abschluss seines
Studiums unterzog er sich weiterführenden
Studien der Theologie und Soziologie an den
französischen Universitäten von Lille und
Paris.
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kretischen Kirche zum Bischof von Kissamos
und Selino. Im September 1962, als die
kretischen Bistümer zu Erzbistümern (Metropolien) erhoben wurden, wurde er Metropolit.
Im Dezember 1971 wurde er von der Synode
des
Ökumenischen
Patriarchats
zum
Griechisch-orthodoxen
Metropoliten
von
Deutschland gewählt. Unter seiner Leitung
wurde die Griechisch-orthodoxe Metropolie
von Deutschland 1974 als Körperschaft
öffentlichen Rechts und damit die Orthodoxe
Kirche als dritte Kirche offiziell anerkannt, das
Metropolitanzentrum mit der Agia-TriasMetropolitankathedrale in Bonn sowie viele
weitere orthodoxe Kirchen in größeren
Städten Deutschlands erbaut.
1967 regte Erzbischof Irineos die Gründung
einer eigenen kretischen Fährgesellschaft an,
um für die Einwohner und Besucher der Insel
eine sichere und zuverlässige Transportmöglichkeit zu schaffen. Aufgrund seiner Initiative
kam es zur Gründung der Volksaktiengesellschaft ANEK mit Sitz in Chania. 5.000 Kreter
erwarben 356.000 Volksaktien im Nennwert
von ca. 25 Euro. Bis heute ist Irineos Aufsichtsratsvorsitzender der ANEK-Lines wie
auch deren Tochtergesellschaft ANEN.
Gründung der Orthodoxen Akademie
Metropolit Irineos ist Gründer der Orthodoxen
Akademie Kretas, einer ökumenischen Begegnungs- und Tagungsstätte, die 1971 im
Kloster Gonias eingerichtet wurde und während der Zeit der Griechischen Militärdiktatur
als Ort des geistigen Widerstands galt.
Angeschlossen an die Akademie war lange
Zeit ein Mustergut, auf dem mit modernen
wissenschaftlichen Methoden die Entwicklung
der Landwirtschaft, etwa die Veredelung von
Schafherden durch künstliche Besamung,
gefördert wurde.
Wiederwahl zum Metropoliten 1981
Am 26. Januar 1981 wurde Irineos Galanakis
erneut zum Metropoliten von Kissamos und
Selino gewählt. Allerdings hatte die Synode
der Kirche Kretas kurz zuvor einen anderen
Priester zum Bischof gewählt. Tausende von
Gläubigen verhinderten jedoch dessen
Inthronisation, vernagelten die Türen der
Bischofskirche und forderten die Wahl von
Irineos. Die Synode trat daraufhin erneut
zusammen und wählte ihn unter dem Druck
der Basis (vorsorglich umstellt von Tausenden von Gläubigen) zum Metropoliten.
Er übte dieses Amt weitere 24 Jahre aus, bis
er im August 2005 im 94. Lebensjahr aus
gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt
einreichte. Irineos, der auf Kreta überaus
beliebt ist und bereits wie ein Heiliger verehrt
wird, tritt weiterhin bei festlichen Anlässen in
der Öffentlichkeit auf.
Gesellschaftliches,
soziales
wirtschaftliches Engagement
F/B Preveli, das neuste Schiff der ANEK
Weitere gesellschaftliche Aktivitäten
Irineos engagierte sich unter anderem auch
für die Verbesserung der Bildungschancen
von Frauen insbesondere in ländlichen
Gebieten und förderte die Gründung von
Frauenvereinen.
und
Gründung der ANEK Lines
Nachdem am 8. Dezember 1966 aufgrund der
Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften
beim Untergang der griechischen Fähre
Iraklion auf der Fahrt von Kreta nach Piräus
241 Menschen starben, kam es in der Folge
auf Kreta zu Unruhen und Demonstrationen
gegen die griechische Regierung und die
Reederei Typaldos.
Er ist ferner auf Lebenszeit Präsident der
„Nationalen Forschungs- und Studienstiftung
Eleftherios Venizelos“, die im Jahre 2000 auf
seine Initiative gegründet wurde. Irineos hat
zahlreiche Bücher geschrieben.
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© Hans W. Korfmann, 2002
Kostas aus Kreta
www.mprinzinger.de/korfmann/reise.shtml
Die Geschichte eines ewigen Widerstandskämpfers, kein Heldenepos
Für die Hippies, die gerade aus Indien
zurückkehrten und auf Kreta noch einen Kurzurlaub einlegten, war die Insel ein Schlaraffenland, in dem dickbäuchige Melonen am
Wegrand lagen und in dem man sich Gurken
und Tomaten aus den übervollen Gärten
pflücken konnte. Andere überlegten sogar,
sich dort niederzulassen. Als 1975 drei dieser
Wohlstandskinder an die Südküste Kretas
kamen, belustigten sich die Griechen noch
über die neuzeitlichen Auswanderer. Sie
zweifelten am Verstand dieser Menschen, die
sich in dem Dorf Krotos ins Kafeneion gesetzt
hatten, eine Flasche Retsina nach der
anderen leerten und behaupteten, sie seien
auf der Suche nach einem Haus. "Ein Haus?
Wozu ein Haus?", fragte ein kleiner Mann mit
einem riesigen Schnurrbart, der bei Siemens
am Fließband gestanden hatte und sich
freute, von seinen Deutschkenntnissen
Gebrauch machen zu können.
Englisch, er versuchte, etwas zu erklären,
aber sie konnten ihm nicht folgen. Doch am
Ende war die Sache abgemacht.
So lernten die drei jungen Deutschen die
andere Seite des Hippieparadieses kennen.
Standen am nächsten Morgen auf einem steilen Hang, unter sich das blaue Meer, und mit
jeder Stunde, die sie höher stiegen an diesem
Julitag, rückte ihr Paradies in weitere Ferne.
Allmählich wurde klar, dass sie nicht vor
Sonnenuntergang von hier fortkämen. Auch
das Wasser aus der Flasche hatten sie längst
getrunken, die einzige Flüssigkeit, die es
noch zu geben schien auf dieser Welt, war
Schweiß.
Sie schufteten wie im Steinbruch, schlugen
mit der Spitzhacke auf den Berg ein, um die
fußballgroßen Kiesel zu lockern, die das Meer
vor Jahrtausenden hier oben zurückgelassen
hatte, stachen mit langen Eisenstangen
gewaltige Steine aus der zu Ton gebrannten
Erde, transportierten sie mit einer wackligen
Schubkarre über das abschüssige Gelände
oder rollten sie mit vereinten Kräften den
Abhang hinunter.
"Wir wollen hier leben und arbeiten!" sagten
die Fremden. Der Mann von Siemens übersetzte, aber niemand verstand. Da gingen die
Griechen scharenweise nach Deutschland,
weil es dort Arbeit gab, und die Drei kamen
ausgerechnet in dieses kleine, dreckige Bergdorf mit seinen alten Männern und seinen
alten Eseln und diesem mickrigen Kafeneion,
in dem es nichts anderes gab als Kaffee,
Retsina, Schnaps und Erdnüsse, und suchten
ein Haus. Erst als sich herausstellte, dass es
sich um Künstler handelte, die malen und
schreiben wollten, verstanden sie. Draußen
auf der Straße wurden die Schatten länger,
die Griechen im Kafeneion von Krotos
verloren das Interesse an den Fremden und
kehrten auf ihre Felder zurück.
Kostas war ein breiter, großer Grieche, ein
griechischer Anthony Quinn, er fluchte und
lachte bei der Arbeit wie Sorbas in seinem
Bergwerk. Es schien, als habe er teuflischen
Spaß daran, diesem Berg zu Leibe zu rücken.
Aber manchmal kam den Deutschen der
Verdacht, der Grieche habe sie nur deshalb
mitgenommen, um ihnen eine Lektion zu
erteilen, zu zeigen, wie schwer das Leben auf
dieser Insel sein konnte.
Gegen Mittag sah er zum Himmel, ließ die
Hacke im Boden stecken. Sie banden die
Korbtasche vom Esel und traten in das winzige Haus, das man auf dem Hang errichtet
hatte, nicht mehr als ein Dach über den zu
Mauern aufgeschichteten Steinen dieses
Ackers. Ein winziges, glasloses Fenster gab
es, groß wie eine Schießscharte, nur durch
Nur einer war geblieben. Ein Mann, der die
ganze Zeit über still in der Ecke gesessen
hatte. Er bestellte eine Flasche Wein und
setzte sich an ihren Tisch: "Sucht ihr Arbeit?"
Er sprach Französisch und ein paar Brocken
19
die Türöffnung drang das gleißende Tageslicht und versuchte, in die dunklen Ecken zu
kriechen.
steigt steil der Berg an, aus dem einmal ein
Garten Eden werden sollte. Noch immer ein
Haufen von Steinen mit Blick aufs Libysche
Meer.
Allmählich gewöhnten sich die Augen an die
Dunkelheit, Kostas lief gebeugt unter der
niedrigen Decke und suchte nach Gläsern,
auf dem knietiefen Tisch standen eine Korbflasche mit Wein und ein Teller mit Oliven.
Das Brot war ein harter Gerstenzwieback,
den man in einem Blechteller mit Wasser einweichte. Kostas stellte Gläser auf den Tisch,
seine Hände waren braun von der Sonne,
sehnig von der Arbeit, viel zu groß für die
kleinen schwarzen Oliven. Die Deutschen
starrten auf das kärgliche Mahl und auf die
Hände dieses Mannes, die alles zu erzählen
schienen, was einer, der hier lebte, zu erzählen hatte.
Aris, der Wirt, redet nicht viel. Tomaten? Er
sehe keine. Und Fremde seien hier viele vorbeigekommen in den letzten 25 Jahren. Erst
als Karl von dem alten Mann erzählt, dessen
Namen er schon vergessen hatte, und der
seine Freundin Rosa und den Freund
Friedrich genannt hatte, stellt er eine Flasche
Retsina auf den Tisch und sagt: "Das war
mein Vater. Kostas Petrakis."
"Ich heiße Aris, nach dem berühmten
griechischen Partisanen Aris Velouchiotis.
Mein Bruder heißt Pierre, zur Erinnerung an
einen überzeugten Antifaschisten und Freund
meines Vaters, Pierre Leostik. Mein Vater hat
als Kommunist zuerst gegen die deutschen
Faschisten gekämpft, im Bürgerkrieg gegen
die Kollaborateure, dann gegen die Militärdiktatur und am Ende gegen die stalinistische
Linke Griechenlands. Sie haben meinem
Vater nach dem Tod ein Denkmal auf dem
Flughafen gesetzt, ihn auf dem "Friedhof der
22 Gefallenen" begraben und eine Straße in
Iraklion nach ihm benannt. Aber einen angemessenen Platz zum Leben haben sie ihm
nicht gegeben. Er musste hier auf diesem
Hang Tomaten pflanzen."
Doch im Leben dieses Mannes gab es mehr
als nur die Sonne und die verbrannte Erde.
Sie sprachen viel miteinander, mit Händen
und Gesten, verirrten sich hoffnungslos in
einem babylonischen Sprachengewirr und
verstanden doch beinahe nichts. Außer, dass
Kostas Tomaten pflanzen wollte in dieser
Steinwüste, an diesem steilen Berghang, an
den sich noch kein kretischer Bauer herangewagt hatte. Kostas, verstanden sie, besaß nur
noch dieses Stück Berg. Er war, verstanden
sie, viele Jahre im Gefängnis gewesen, und
musste wieder ganz von vorne anfangen. Er
lachte und malte mit dem Finger unsichtbare
Jahreszahlen auf den Tisch. Doch was in
diesen 65 Jahren im Leben des Kostas
Petrakis geschah, blieb im Dunkeln.
Karl erfährt an diesem Abend das Ende einer
Geschichte, die ein alter Mann vor 25 Jahren
zu erzählen begann. Aris erzählt nicht gerne
davon. Immer wieder fragt man ihn, ob er der
Sohn des Petrakis sei, und meistens verneint
er. Denn die Leute wollen immer von dessen
Heldentaten hören. Doch ist es eine ungerechte und traurige Geschichte, an deren
Ende sich ein gebrochener, alter Mann über
ein unfruchtbares Stück Erde beugt, um ihr
ein trockenes Stück Brot abzuringen. Denn
Petrakis war ein Mann, der immer auf der
falschen Seite stand. Der nicht für Generäle
und politische Führer, sondern ein Leben lang
für seine Ideale kämpfte. Der dreißig Jahre im
Widerstand lebte. Und neunzehn davon im
Gefängnis verbrachte.
Drei Tage waren sie Karl, Rosa und Friedrich.
Kostas hatte ihnen diese Namen angehängt
und sich auf die Schenkel geschlagen vor
Vergnügen. Karl, Rosa und Friedrich. So wie
Marx, Luxemburg und Engels. Er hob sein
Glas, rief "El Viva" und lachte. Drei Tage
arbeiteten sie, bei trockenem Brot und Oliven
und Wein. Warum, wusste keiner mehr
genau. Irgendwann zogen sie weiter.
25 Jahre später sitzt Karl eines Abends als
letzter Gast in einer abseits gelegenen
Taverne am Meer, und hinter der Taverne
20
Deshalb denkt sein Sohn nicht in erster Linie
an den Helden Kostas Petrakis. Nicht an
jenen Mann, der 1941 an der albanischen
Front kämpft, um den Einzug Mussolinis nach
Griechenland zu verhindern; der 1942 mit fünf
Franzosen in einem U-Boot vor der afrikanischen Küste untertaucht, um am 12. Juni
vor der Küste Kretas aufzutauchen und in
einer waghalsigen Aktion das Benzindepot
der Wehrmacht auf dem Flughafen von
Iraklion in die Luft zu sprengen.
wieder ein Krieg tobt. Ein erbitterter Bürgerkrieg. Der Lehrer Petrakis kämpft nun nicht
mehr mit der Waffe an vorderster Front gegen
die königstreuen Truppen, sondern mit dem
Wort. Aber er verbringt wegen seiner agitatorischen Tätigkeit die meiste Zeit des Krieges
im Gefängnis. Fünf Jahre später scheint sich
das Blatt zu wenden. Der griechische
Premierminister Karamanlis lockert die
Parteiengesetze, Petrakis kandidiert für die
nun zugelassene kommunistische Partei.
Alles deutet darauf hin, dass der Kriegsheld
zum künftigen Präfekten von Iraklion gewählt
wird. Doch seine antistalinistische und
kritische Haltung gegenüber dem Einmarsch
der Russen in die Tschechoslowakei bewegen die Parteiführung, den ewigen Widerständler wieder aus dem Rennen zu nehmen.
Wenig später ist er erneut im Gefängnis. Und
als die Junta an die Macht kommt und den
unbequemen Redner vorsorglich mundtot
macht, sind es nicht die Chargen der Diktatur,
sondern vor allem die stalinistischen
Kommunisten der "KKE", die ihn als Verräter
verleumden.
Aris denkt, wenn er an seinen Vater denkt,
nicht unbedingt an die nächtliche Überfahrt
nach Afrika in dem winzigen Fischerboot, und
er redet auch nicht viel über die berühmte
Schlacht von El Alamein, im Oktober 1943,
wo sein Vater an der Seite von Montgomery
mit den griechischen Truppen gegen den
Wüstenfuchs Rommel durch den Sand kroch
- und siegte. 90 000 Soldaten sind dort im
Sand liegen geblieben.
Wenn Aris Petrakis an seinen Vater denkt,
dann denkt er daran, dass auch sein Vater
damals beinahe im Sand liegen geblieben
wäre. Er denkt an den zwölf Meter tiefen
Brunnen in Asmara, tief im Süden, schon jenseits der ägyptischen Grenze, in Äthiopen, wo
Kostas Petrakis mit seinen 600 griechischen
Soldaten 1945 stationiert war. Und er denkt
an die Engländer, an deren Seite Petrakis
gekämpft hat, und die ihn zum Dank für seine
Dienste nach Kriegsende in diesen Brunnen
steckten. Weil den Royalisten die Reden des
griechischen Lehrers nicht gefielen, der für
eine Volksdemokratie im Nachkriegsgriechenland eintrat und bereits das komplette griechische Heer mit seiner Idee angesteckt hatte.
"Ich war vier Jahre alt, als ich meinem Vater
das erste Mal begegnete. 1967, im Gefängnis
von Iraklion. Ich habe ihn als Kind immer nur
im Gefängnis gesehen. Mein Vater war ein
gebildeter Mann, er konnte reden. Er konnte
die Massen mobilisieren, als Revolutionär
ebenso wie als Politiker. Sie hatten immer
Angst vor ihm." Deshalb wurde seine politische Karriere von den Parteigenossen zerstört, bevor sie überhaupt begann. Auch an
der Schule durfte der Lehrer Petrakis nicht
mehr
unterrichten.
Das
Gesetz von
Zolakoglou verbot noch in der Ära Karamanlis
einer Reihe von Professoren und Lehrern die
Ausübung ihres Berufes, darunter auch
Kostas Petrakis.
Er hat sich, sagt sein Sohn, nie erholt von
dem Schlaganfall, den er in diesem Brunnenschacht erlitten hatte. Über zwei Jahre blieb
er in britischer Gefangenschaft, erst ein Hungerstreik machte die griechische Öffentlichkeit
auf ihn aufmerksam und erinnerte sie an ihren
siegreichen Leutnant. Das sind die Geschichten, die die Griechen nicht gerne hören.
Aris ist heute 40 Jahre alt. Er hätte diesen
steinigen Hügel wahrscheinlich längst verlassen. Aber auch ihm und seinem Bruder verbot
das Gesetz den Besuch einer Universität.
"Mein Leben hätte ganz anders aussehen
können, wenn mein Vater sich gegen das
Doch daran erinnert sich Aris. Und daran, daß
1947, als Kostas Petrakis endlich heimkehrt,
21
Berufsverbot gewehrt hätte, so wie die
anderen auch. Aber er hat sich irgendwann in
den Kopf gesetzt, Tomaten zu züchten und
seine Memoiren zu schreiben." Kostas
Petrakis hat sie auch geschrieben, und er hat
"Die Ritter des Glaubens" 20 000 mal verkauft.
kubanische Revolutionär ein Held war.
Sondern dass er ebenso wie sein Vater ein
Verlierer war. Und ebenso wie sein Vater aus
den eigenen Reihen verraten wurde.
Nein, mit Politik will der Sohn des Petrakis
nichts mehr zu tun haben. Es sieht sogar aus,
als lebte er von jenen, die sein Vater einst
bekämpfte. Denn auf dem Steinhügel, ganz
oben, sind jetzt einige Häuser entstanden mit Blick aufs Meer. Wochenendhäuser der
Athener, sogar Deutsche haben sich dort
niedergelassen. "Aber es sind ausgewählte
Leute", sagt Aris. Sonst käme er sich wie ein
Verräter vor.
Aber aus seinen Tomaten ist nichts geworden. Obwohl Freunde aus aller Welt kamen
und ihm halfen. Ehemalige Kampfgenossen.
"Und die Tomaten wuchsen sogar. Aber er
kümmerte sich nicht um das Geschäft. Er war
kein Bauer. Er pflanzte die Tomaten nur, weil
er hoffte, dass sie ihn in Frieden lassen
würden, wenn er hier am Ende der Welt herumackerte. Im Grunde hatte er schon aufgegeben, als ihr ihn damals getroffen habt. Auch
wenn er sich auf die Schenkel klopfte vor
Lachen."
"Weißt du", sagt er am Ende zu Karl, "ich
habe eines Morgens, als ich zur Schule
gehen wollte, einen kleinen Zettel auf dem
Küchentisch gefunden. Mein Vater hatte zwei
Sätze für mich darauf geschrieben: Wenn du
an etwas glaubst, dann kannst du auch dafür
sterben. Aber um wirklich an etwas glauben
zu können, musst du erst einmal lange, sehr
lange in die Schule gehen!" Sein Vater, der
Lehrer, glaubte an etwas.
Aris erzählt die Geschichte nicht gerne. Die
Leute wollen immer die Geschichte des siegreichen Helden hören. Und dass Aris ein TShirt mit dem Konterfei Che Guevaras trägt,
hat vielleicht weniger damit zu tun, dass der
neaFoni
Deutschsprachiges Griechisches Magazin für
Kultur, Tourismus, Natur und Zeitgeschehen
Dimitrios Pergialis ist Betreiber der Website
www.griechische-kultur.eu. Auf dieser Website
findet man umfangreiche Informationen und Bilder
über Griechenland. So auch den Artikel über Mastix
auf der folgenden Seite, welchen Dimitrios Pergialis
selbst geschrieben hat.
Neu bringt Dimitrios Pergialis auch wieder ein
gedrucktes Magazin heraus. Die erste Ausgabe des
Magazins neaFoni wurde bereits im Juli ausgeliefert, die zweite folgt im Dezember.
neaFoni erscheint zweimal jährlich.
Der Abo-Preis für die Schweiz: 13 €
Weiter Informationen dazu, inkl. dem kompletten Inhaltsverzeichnis, finden Sie unter:
http://www.griechische-kultur.eu/magazine/neues-magazin.html
22
Mastix - Das berühmte Produkt von Chios
Mastix, das glasige Harz des Mastixbaumes,
wird kleinbröckelig angeboten, als Kaugummi
- durch Hinzufügen von Zucker verarbeitet oder als Duftweihrauch, das bekannte
Moscholivano. Bereits in der Antike galt das
Pistazienharz aus Chios als das Beste. Der
Peripatetiker Theophrast aus Lesbos (371287 v. Chr.), Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.)
und Dioskurides (1. Jh. n.Chr.), der berühmter
Pharmakologe,
beschrieben
ausführlich
dieses kaugummiartige Harz mit seinen reinigenden und erfrischenden Eigenschaften.
Von 50 n. Chr. wird die Pistacia Lentiscus var.
Chia kontinuierlich im Süden von Chios angepflanzt und genutzt. Sie scheint auf dem
fruchtbaren Mergelboden besonders gut zu
gedeihen. Im Mittelalter bildete Mastix die
Grundlage des Wohlstandes der Insel und
das ging weiter auch nach der Eroberung der
Insel durch die Osmanen. Der Mastix-Ouzo
und der Mastix-Likör waren die beliebtesten
Getränke im Osmanischen Reich. Von den 22
Mastixdörfern (Mastichochoria), die sich mit
der Mastixproduktion befassten, konnten nur
Pyrgi und Mesta ihren ursprünglichen Charakter bis heute bewahren.
Dimitrios Pergialis
www.griechische-kultur.eu
Der Mastixbaum ist ein niedriger immergrüner
knorriger Strauch, der oft Bauchhöhe erreicht,
mit dunkelfarbigen Blättern. Ab 1. Juli, während der heißesten Jahreszeit wird die Rinde
dieser Bäume alle fünf Tage an verschiedenen Stellen durch senkrechte kleine Einschnitte angestochen. An diesen Stellen fließt
ein harzreicher Saft, der in Form von glasigen
Tropfen auf den mit Tüchern bedeckten
Boden fällt. Es ist eine sehr aufwändige
Ernte, doch ein gesunder Baum kann über
100 Jahre lang Mastix liefern. Der gesammelte Mastix wird mit einem Messer von Verunreinigungen gesäubert und durch sieben in
verschiedene Größen sortiert.
Mastix ist vielleicht eines von den wenigen
Produkten, die ihre wirtschaftliche Bedeutung
von der Antike bis heute behalten haben. Am
Ende des 18. Jh. lag die Jahresproduktion bei
100.000 kg und ist bis 1970 auf 300.000 kg
gestiegen. Heute gibt es auf Chios ca. 2
Millionen Mastixbäume, die eine Fläche von
220 Hektar bedecken und eine Jahresproduktion von 200.000 kg ergeben.
23
das Mastixharz als Gewürz in der Konditorei
und der Käseproduktion. In Europa wird das
Harz verwendet für die Herstellung von hochwertigen Lacken, Klebemitteln, Malerfarben,
Parfüms, Kosmetika und Zahnpasten, Seifen
und Salben. In Hellas wird eine große Menge
des Harzes für die Kaugummiproduktion (die
Harztropfen werden bei etwa 120˙ C geschmolzen um sie zu verarbeiten) verwendet.
Als Naturheilmittel ist es bekannt, dass kleine
Mengen von Mastix den Blutdruck und das
Cholesterin senken. Auch als Gegenmittel für
Schlangengift
wird
Mastix
benutzt.
Die EU fördert den Mastixanbau auf Chios zur
Verbesserung und Erneuerung der Anbauflächen. Meistens stehen die Mastixbäume in
geschlossenen Pflanzungen, doch oft sind sie
auch zu sehen zwischen Olivenbäumen. Ein
Mitbringsel aus Chios sind nicht nur die gelben Harzklümpchen sondern auch die auf der
Insel produzierte Zahnpasta, Kaugummi,
Ouzo mit Mastix, Mastixlikör und mit Mastix
aromatisierte Kuchen, Gebäck, Süßigkeiten
und Konfitüren.
Es existieren mehrere Kooperativen und zwei
Vermarktungsgesellschaften für die Sortierung nach Qualitätssorten, Verarbeitung,
Verpackung und Verkauf der Mastixprodukte.
Das Mastixharz wird in der ganzen Welt als
Zusatz für Naturheilmittel und für mehrere
Produkte verwendet. In den Irak wurden vor
dem Krieg ca. 26.000 kg Mastix exportiert,
das als Zusatz für den Arrakschnaps verwenden wurde. In afrikanischen Ländern ist es bei
Frauen ebenso als Kaugummi beliebt wie
zum Imprägnieren von Kleidern. In China und
Indien wird es als antiseptisches Mittel zur
Wundbehandlung eingesetzt. Im Orient dient
Text: Dimitrios Pergialis, Bilder: www.e-anemos.gr
Mastix, eine sichere Erwerbsquelle in der Krise? Den Griechen bleibt diesen Sommer nichts
erspart, siehe folgendes Tagesthema der Griechenland Zeitung vom 21. August 2012:
Großbrand auf der Insel Chios zerstört Mastix-Produktion
Den vierten Tag in Folge wütet heute auf der Ägäis-Insel Chios ein Großbrand. Den Flammen
sind bisher mehr als 10.000 Hektar Waldlandschaft wie auch landwirtschaftlich genutzte
Flächen zum Opfer gefallen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden die einzigartigen
Mastix-Bäume auf der Insel. Der Vorsitzende der Mastixbauern Efthymios Moniaros stellte fest,
dass 25 % der Produktion vernichtet wurden. Der Schaden soll sich, ersten Schätzungen zufolge, auf 4 Mio. Euro belaufen. Auf der Insel werden etwa 1.150.000 Mastixbäume auf etwa
2.000 Hektar angebaut. Die Bauern gewinnen daraus ein kaugummiähnliches Harz, das in
vielen Ländern der Welt sehr begehrt ist.
Zudem sind von dem verheerenden Brand, der bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag
ausgebrochen ist, auch Bienenstöcke und Olivenhaine in Mitleidenschaft gezogen worden. 60
% der Flora, die für die Haltung der Bienen erforderlich ist, sei zerstört worden.
Die zwei größten Brandherde toben am heutigen Dienstag in den Gegenden Provata und
Sidirounta in der Mitte und im Westen der Insel. Wie der aus Chios stammende Minister für
Handelsschifffahrt Kostas Mousourlis in einem Fernsehinterview festgestellt hat, handelt es
sich allem Anschein nach um Brandstiftung. Die Arbeit der Feuerwehr erschweren die starken
Winde, die in der Gegend eine Stärke von bis zu 8 erreichen, was Sturmstärke entspricht.
Beim Dorf Avgonyma im Westen der Insel ist am Montag ein Feuerwehrmann leicht verletzt
worden. (Griechenland Zeitung / eh)
24
Jule Reiner
www.sonntag-aktuell.de
Schwamm darüber
In der nördlichen Ägäis liegt die griechische Insel Kalymnos. Sie ist berühmt für ihre
Schwammtaucher. Doch lange Zeit konnte jeder Tauchgang der letzte sein.
„Der Taucher“ heißt eine Ballade von Friedrich Schiller, in der ein König einen goldenen
Becher von der Klippe wirft, die schroff und
steil hinausdrängt in die unendliche See. Ein
Knappe soll den Schatz, wenn er ihn aus der
Tiefe holt, behalten dürfen. Der Knappe überlebt den ersten Tauchgang, doch „der
Mensch versuche die Götter nicht“. Bei der
zweiten
Herausforderung
des
Königs
geschieht es – das Meer verschlingt den
Knappen.
Steil abfallend, schroff und gewaltig sind auch
die Kalkklippen der Insel Kalymnos, deren
Bewohner dafür berühmt sind, dass sie die
größten Herausforderer des Meeresgottes
waren. Und auch ihre Geschichte war voller
tragischer Verläufe.
„Willkommen auf der Insel der Schwammtaucher“, begrüßt ein Schild im Hafen der
Hauptstadt Pothia den Reisenden. Unterm
tiefblauen Himmel scheinen die pastellfarbenen Häuser wie mit Wellenschlägen über die
kahlen Hänge einer weiten Bucht geschwappt
zu sein. Wie ein Amphitheater breitet sich
diese große Stadt auf der nur 109 Quadrat-
kilometer kleinen Insel aus und ihre Hafenmole ist so weit gespannt, dass das Meer wie
ein glitzernder, ruhiger See darin eingefangen
ist. Klassizistische Häuser und eine prächtige
Kuppelkirche zeugen vom Wohlstand vergangener Zeit. In einer Taverne mit dem Namen
O Kafenés kommt zu Bauernsalat und gegrilltem Kalmar das Bier mit einem kühlenden
Neoprenwams auf den Tisch.
Kalymnos, zur Inselkette der Dodekanes gehörend, ist eigen, kosmopolitisch und provinziell zugleich – mit Herrenhäusern, einem
Spirituosengeschäft voll erlesener Weine und
Brände und einem kleinen Holzkiosk als
Tourismusbüro. Dort fällt einem das Buch der
jungen Autorin Faith Warn in die Hände, die
einige Jahre auf der Insel verbrachte. „Bitter
Sea“ heißt es und ist den Schwammtauchern
und ihren Familien gewidmet. Beim Aufschlagen ein rührendes Foto: Drei kleine Jungen
stehen auf der Hafenmole, und jeder hält mit
gereckten Armen einen riesigen Schwamm
auf dem Kopf. Der kleinste von ihnen duckt
sich verschämt unter der leichten Last.
25
Einer schaut, als
habe er etwas
ausgefressen. Und
der in der Mitte
grinst so frech und
siegesgewiss wie
der Star einer
Fußballmannschaft.
Stavros
Valsamidis
und
Freunde,
1954“,
steht dabei.
reinigt, gepresst und zum Trocknen aufgereiht, landen sie bis heute in den beiden
Schwammfabriken von Pothia. 1868 zählte
die kalymnische Flotte nicht weniger als 300
der farbenfrohen Holzboote, die monatelang
bis vor die libysche Küste unterwegs waren,
um das Meer abzuernten.
Stavros Valsamidis und Freunde.
Es ist nicht weit zu Stavros Valsamidis, denn
nichts ist weit auf Kalymnos. Über waghalsig
in den Fels geschnittene Kurven geht es von
der Hauptstadt Pothia hoch hinauf – vorbei an
vertraut wirkenden griechischen Dörfern, umhüllt von Oregano und Salbeiduft, begleitet
vom Panorama der tiefblauen See.
In jenen Jahren hatten die Schwammtaucher
einen Taucheranzug mit Helm und Luftzufuhr
bekommen, Skáfandro genannt. Zuvor erreichten sie unbekleidet und mit Hilfe eines
Beschwerungssteins immerhin Tiefen bis 30
Meter. Mit dem Anzug konnten sie bis 80
Meter vordringen und einen vielfachen Ertrag
heimbringen.
Im Küstendörfchen Vlichadia schimmert das
Wasser in der Bucht in betörendem Türkis.
Blütenweiß sticht dagegen das SeaworldMuseum ab, das eine der skurrilsten Ausstellungen in der Ägäis birgt. Ihr Sammler war
niemand anderes als der kleine Lustige mit
dem Schwamm auf dem Kopf. In Vitrinen,
Becken und Hummerkäfigen zeigt er, was das
Meer ihm im Laufe der Jahre mitgegeben hat.
Vor allem Porifera, Schwämme, zum Stamm
der Tiere gehörend, jedoch ohne Gewebe
und Organe.
Nach dem Museumsbesuch möchte man sich
in die klaren Fluten stürzen. Der Badeort
Myrties liegt anmutig an den Felsen der Westküste geschmiegt und schaut auf das Inselchen Telendos, ein wuchtiger, nackter Berg,
den ein Beben 554 abgesprengt hat. Boote
setzen über in ein weiß-blaues Idyll aus
Gassen, winzigen Tavernen und geheimen
Feriendomizilen. Telendos treibt wie ein verrücktes Königreich vor der Hauptinsel. Hohe
Klippen ragen über einen schwarzsandigen
Badestrand. Hier branden Charybdes Fluten
wütend an und machen den Abgrund zu
einem Schauplatz für Schillers Ballade.
Die Kalymnioten galten in der ganzen Welt
als tollkühne Taucher mit dem erstaunlichsten
Lungenvolumen.„ Wir haben neue Menschen
geschaffen“, erzählt einer von ihnen im Buch
„Bitter Sea“. „Vermutlich sind wir zu Robben
geworden.“ Der Preis dafür aber war hoch.
Rund 7500 Arten bringen die Schwämme hervor. Valsamidis erklärt, wie sie als schwarze
Klumpen geerntet werden. In harter Arbeit ge26
Eine, die davon packend erzählen kann, ist
die Hüterin des Volksmuseums Kalymniko
Spiti. Faneroméni Skylla strahlt ebenso viel
Freundlichkeit und Herzlichkeit aus wie alle
Kalymnioten, obwohl deren Geschichte die
mit den traurigsten Liedern ist, wie sie erzählt.
In Faneroménis Museum ist das Leben einer
typischen Schwammtaucherfamilie nachgestellt. Ein Leben voller Unsicherheit und zugleich fester Traditionen. Wenn die Männer
ausfuhren, verabschiedeten die Frauen sie
mit fröhlichen Tänzen und weißen Kopf- und
Taschentüchern. Kaum aber waren die
Schiffe um die Mole herum, hüllten sie sich in
Trauerkleidung – wussten sie doch, dass die
Hälfte der Schiffsbesatzungen nicht zurückkehren würde. Zwar hatten Wissenschaftler
zu jener Zeit die Probleme der Dekompression bereits erkannt. Doch die Schwammhändler und Schiffskapitäne spielten leichtfertig mit dem Leben der Männer im schweren
Skáfandro.
Taucher wieder aus, nicht ohne ihm mit
seinen messerscharfen Zahnreihen einen
Denkzettel mitzugeben. Im nördlichen Inselteil, bei dem versteckten Ort Emporio, ragen
rötliche und goldfarbene Felsen fast senkrecht über dem Blau des Wassers auf. Hierher strömt seit einigen Jahren eine andere
Gruppe von Herausforderern: Freeclimber
aus der ganzen Welt kommen, um die fantastischen Vertikalen der Insel auszuloten.
Was die einen zum Broterwerb am Seil in die
Tiefe lockte, zieht die anderen nun zum Zeitvertreib in die Höhe. Schwämme werden sie
in den Felsdomen zwischen Himmel und
Wasser allerdings keine finden.
Während gnadenlos langen, mühevollen
Tauchgängen nahmen diese so viel Atemluft
in sich auf, dass ihr Körper beim Auftauchen
einer unter Hochdruck stehenden Sprudelflasche glich. Das Blut war voller Gasblasen,
die sich in den Gelenken anlagerten, Schwindel und Lähmungen verursachten oder gar
die Lunge zerrissen. Gradmesser für die
Gefahr, in der die Männer schwebten, war die
erste Zigarette nach dem Tauchgang. Rochen
ihre Gefährten im ausgeblasenen Rauch den
tödlichen Hauch von Stickstoff, war das
Schicksal der Ärmsten besiegelt.
In den Jahren 1886 bis 1910 verzeichnet die
Statistik der Dodekanes 10 000 tote Taucher
und 20 000 Schwerbehinderte. Die meisten
waren Kalymnioten. Erst nach einer Revolte
der Frauen, die bis zum obersten Patriarchen
nach Konstantinopel reisten, wurde der Skáfandros abgeschafft. Faneroméni erzählt zum
Abschluss gerne farbenreich die Geschichte
eines Nackttauchers, der, von seinem Stein
abwärts gezogen, direkt im Maul eines
Riesenhais landete. Der Fisch verschluckte
sich jedoch an dem Stein und spie den
Ohne einen Badeschwamm muss niemand
Kalymnos verlassen. Man kann sie in den
Schwammläden in Pothia kaufen und so eine
Erinnerung an diese besondere Freundlichkeit und Würde der Menschen mit nach
Hause nehmen, die aus einer anderen Tiefe
zu kommen scheint. Vielleicht ist es so, wie
es Taucher ohne Pressluftflasche heute beschreiben: dass man zwischen Ekstase und
Schrecken am Grund des Meeres seine
Seele findet.
Jule Reiner
27
Florida: Auf den Schwamm gekommen
Lara Fritzsche
Spiegel online, 2.2.2007
In Tarpon Springs, Florida, leben mehr Griechen als an jedem anderen Ort in den USA.
Ihre Domäne ist das Schwammtauchen: ein riskanter, aber renommierter Job. Sogar
Autogrammkarten haben die Taucher. Ihre Ausrüstung ist dagegen fast schon antiquiert
- und gefährlich.
Was von ihm übrig bleibt, sind Blubberblasen.
In regelmäßigen Abständen steigen sie hoch
an die Wasseroberfläche. Sie kräuseln sich,
platzen - dann ist das Wasser wieder ruhig.
Die Zuschauer im Boot blicken aufs Meer und
suchen nach neuen Blasen. Warten auf das
nächste Lebenszeichen, hieß das damals vor
80 Jahren, als noch viele Tauchgänge tödlich
endeten. Travis taucht mit dem Equipment
von früher – für zahlende Touristen. Keine
Bewegung, keine neuen Blubberblasen. Der
Schlauch, der in Travis' Taucherhelm führt,
bewegt sich nicht, und das rote Kommunikationsseil zuckt nicht mehr.
Travis Jewell sucht auf dem Meeresboden vor
der Stadt Tarpon Springs nach Naturschwämmen, wie sie hier seit mehr als einem ganzen
Jahrhundert gefischt werden.
Im Jahr 1905 brachte ein Schwammkäufer
aus New York 500 Männer aus Griechenland
in die Stadt nach Florida. Sie sollten für ihn
nach Schwämmen tauchen. Es hieß, sie
arbeiteten sorgloser und schneller. Und sie
trauten sich auch in tiefe Gewässer, wo die
Schwämme besser sind und die Gefahr
größer ist. So wurde Tarpon Springs Anfang
des 20. Jahrhunderts zur Welthauptstadt der
Schwammfischerei. Jeder zweite Naturschwamm, den man in Europa kaufen konnte,
kam aus dem kleinen Ort in Florida.
Noch heute ist die Stadt griechisch geprägt.
Hinter blinden Fensterscheiben sitzen alte
Männer, sie trinken ihren dreifach aufgebrühten Kaffee und spielen Karten. Die Häuserfassaden an der Promenade leuchten weiß
und hellblau, kantige Schriftzeichen prangen
über den verschiedenen Souvenirshop, die
neben Schwämmen auch Nachbildungen der
Akropolis aus Plastik verkaufen.
Im Hafen liegt die "Hellas Bakery", wo es
allerlei türkisch anmutende Süßspeisen gibt,
und schließlich der Mittelpunkt griechischen
Lebens: die orthodoxe Kirche. Vor etwa 90
Jahren waren 95 Prozent der Einwohner des
kleinen Küstenorts in Florida Griechen oder
zumindest griechischer Abstammung. Heute
stammen noch 12.000 der 25.000 Einwohner
ursprünglich vom Mittelmeer. Damit hat
Tarpon Springs die höchste Konzentration
von Griechen in den gesamten Vereinigten
Staaten von Amerika.
Der Taucheranzug wiegt so viel wie der
Taucher selbst
Zum Theophaniefest am 6. Januar kommen
etwa eine Millionen Griechen aus dem gesamten Land nach Tarpon Springs, um die
jungen Männer des Ortes beim Heraufholen
eines Kreuzes aus dem Meer zu beobachten
– eine griechische Tradition. Trotz dieses
nasskalten Rituals, das quasi direkt in den
Beruf des Schwammtauchers zu führen
scheint, gibt es nicht genug willigen Nachwuchs.
Taucher Travis meldet sich zurück. Ein paar
Blasen steigen auf. Dann zuckt das rote
Kommunikationsseil zweimal schnell. Was
übersetzt so viel bedeutet wie: "Weiter
rechts". Der Bootsführer, ein Mann mit
dreckigem Rollkragenpullover und grauen
Haaren unter einer dunkelblauen Schirmmütze, wirft den Motor an. Er steuert langsam
nach rechts. Die Blubberblasen wandern
langsam hinter dem Boot her. Der orangefarbene Tauchanzug aus festem Kautschuk,
den Travis trägt, wiegt beinahe 80 Kilogramm
– soviel wie er selbst.
Zwei Männer haben ihm beim Anlegen der
unbeweglichen Montur geholfen: Die Männer
halten die Röhre mit vier Händen auf, und
Travis, der bereits in einem gemütlichen
Jogginganzug steckt, schlüpft mit einem Bein
hinein. Dann das andere Bein. Schließlich
28
Tarpon Springs liegt im Westen Floridas
Der Tauchanzug wiegt 80 kg
wird das schwere Gerät an Travis' Torso
hochgezogen. Der Anzug ist auf Höhe der
Brust ausgeschnitten. Travis muss mit dem
Kopf durch ein Eisenlätzchen, dass nun mit
dem orangefarbenen Tauchanzug verschraubt wird. Wieder helfen die Männer: Mit
Schraubenschlüsseln ziehen sie so fest an
den Flügelmuttern, dass Travis’ Körper hin
und her ruckt. Die Touristen beäugen ihn und
machen Fotos. Er sitzt auf einer Holzkiste und
lässt sich die 20 Kilogramm schweren Schuhe
anlegen. Er atmet schwer, spricht nicht und
schaut nach unten. Er sieht wie ein Boxer, der
in seiner Ecke des Rings auf den großen
Kampf wartet.
unangenehm: "Mir wäre es lieber, das würde
ein echter Grieche machen" sagt er und
grinst. Aber der Beruf des Schwammtauchers
ist eben kein Renner unter dem griechischen
Nachwuchs. George, der eigentlich Georgius
heißt, ist so etwas wie der Pate der kleinen
Stadt. Sein Vater war einer der ersten
Griechen in Tarpon Springs, er selbst war
auch einmal Schwammtaucher. "Ein sehr
guter", sagt der Mann, dessen Augen nicht
mehr strahlen, sondern milchig glänzen.
Wenn George das Restaurant "Mykonos" am
Hauptplatz betritt, schauen alle von ihren
Tellern auf und grüßen ihn: ein paar auf
Englisch, ein paar auf Griechisch. George hält
sich gerne hier auf. Hier scheint die Zeit still
zu stehen. An den Wänden hängen Fahnen
aus der Heimat seines Vaters und Drucke von
bergigen Landschaften und Ziegen. "Vor zehn
Jahren haben wir noch 12 Millionen Schwämme pro Jahr aus dem Golf geholt, jetzt sind es
nur noch zwei Millionen im Jahr". An die Stelle der Schwammwirtschaft ist der Tourismus
getreten. George Billiris profitiert davon – er
betreibt ein Museum, und auch sein altes
Schwamm-Lagerhaus kann man besichtigen
– trotzdem hängt er der Vergangenheit nach.
George heißt eigentlich Georgius
Jetzt findet der Kampf gerade unter Wasser
statt. "Ob er keine Schwämme findet?", fragt
ein Mädchen seine Oma. Bootsführer Cal hält
in der einen Hand das Ruder, in der anderen
ein Mikrofon. "Bei ihm dauert es immer ein
bisschen länger", sagt er, "Travis ist aus
Wisconsin". Die Amerikaner an Bord lachen.
Die Briten verstehen den Witz nicht.
Dem 79-jährigen George Billiris ist der eingekaufte Taucher aus dem Norden ein bisschen
29
Der Taucher ist ein arbeitsloser Banker
Das Seil zuckt nicht, es spannt sich und bleibt
gespannt. "Ich will raus" heißt das. Travis hat
genug. Die Blubberblasen nähern sich dem
Boot, bis schließlich eine Hacke aus dem
Wasser auftaucht und dann der Tauchhelm.
Travis hält einen Korb aus dem Wasser, darin
liegt ein brauner, schleimiger Haufen: ein
Naturschwamm. Die feinen, hellen Exemplare, wie wir sie in Ökoläden kaufen, sind
gebleicht. Im Original sind die meisten
Schwämme dunkel und riechen muffig. Die
zwei Helfer ziehen Travis aus dem Wasser
und nehmen ihm den Schwamm ab. Jeder
Tourist darf diesen mal anfassen. Travis
bekommt den Helm abgenommen und setzt
sich wieder auf seine Holzkiste. Er atmet
schwer. Die Touristen machen Fotos von ihm
und mit ihm: "Travis und ich".
Travis ist eigentlich Banker. "Aber darauf
hatte ich keinen Bock mehr. Ich wollte in die
Sonne und was anderes machen", sagt der
26-Jährige. Vorhin, als Travis unter Wasser
war, hatte Bootsführer Cal noch gelästert:
"Wir haben ihm den amerikanischen Traum
ermöglicht: vom Arbeitslosen aus Wisconsin
zum Schwammtaucher in Tarpon Springs".
Und um den Karrieresprung seines Schützlings zu untermauern, hat er Autogrammkarten drucken lassen. Für einen Dollar
bekommen Touristen an Bord fünf Postkarten
mit Schwammtaucher-Motiven angeboten.
Auf einer Karte ist unter dem Bild eines
Tauchers ein freies, weißes Feld. "For Divers
Autograph" steht darüber.
Travis geht herum und signiert die Karten. Ein
paar Omas kichern – und verlassen ein Stück
Griechenland mitten in Florida mit dem Autogramm eines arbeitslosen Bankers aus
Wisconsin.
Panigýri – Ein Fest für alle
Giortí (sprich jortí) oder panigýri heißt auf
Griechisch Fest, wobei letzteres in erster
Linie das Patronatsfest bezeichnet, mit dem
Kirchen und Klöster den Heiligen oder das
Mysterium feiern, dem sie geweiht sind. In
dem Wort panigýri (sprich panijiri) stecken
das altgriechische "pan" und "gyr". Pan
bedeutet "alles", "gesamt", "ganz". Der alte
Stamm "gyr" steckt in "agorá", was ursprünglich nicht nur "Marktplatz", sondern schlicht
"Platz für alle" bedeutete, also einen Platz,
der in der antiken polis ebenso als Fest- und
Versammlungsplatz diente. Das panigýri ist
ein Fest für alle. Anlass ist der Festtag eines
der vielen orthodoxen Heiligen, die in
Griechenland eine große Rolle im privaten
ebenso wie im öffentlichen Leben spielen.
Orthodoxe Gläubige haben ein inniges Verhältnis zu ihnen. Sie halten mit ihnen Zwiesprache, wenden sich mit Ängsten, Bitten und
Heidi Jovanovic, August 2012
http://griechenland.conbook.de/
Hoffnungen an sie. Das fällt ihnen leicht.
Denn Heiligenikonen sind allgegenwärtig.
Und sie sind nicht bloßes Abbild des dargestellten Heiligen, sondern eine Hülle, in die er
einzieht, damit der Gläubige mit ihm in Kontakt treten kann. Die heiligsten Ikonen, um die
sich Sagen ranken und die als wundertätig
gelten, hängen in Kirchen und Klöstern.
Ikonen befinden sich aber auch in Bildstöcken
am Wegesrand, hängen über Supermarktkassen, in Bussen und Schiffen und natürlich
Wohnungen. Anders als in westlichen Kulturen ist der bedeutendste persönliche Feiertag nicht der Geburts-, sondern der Namenstag, also der Tag des Heiligen, auf dessen
Namen man getauft ist. Freunde und Verwandte kommen an diesem Tag vorbei und
wünschen chrónia pollá (viele Lebensjahre)
oder schlicht na zísis (Du sollst leben!). Dazu
bedarf es keiner Einladung. Der Ruf chrónia
30
pollá ist auch auf dem panigýri zu hören, auf
dem nicht eine Einzelperson, sondern eine
Gemeinschaft – ein Dorf, ein Kloster oder
eine Kirchengemeinde – feiert. Gefeiert wird
der Heilige, dessen Namen eine Gemeinde
trägt oder dem eine Kirche oder ein Kloster
geweiht ist. Und auch zu diesem Fest bedarf
es natürlich keiner Ladung. Jeder ist willkommen. Das erfährt auch der Tourist immer
wieder in Griechenland. Natürlich gehört auch
er dazu, wenn er sich einzufügen weiß und
nicht als Rudel oder Rüpel auftritt. Er sollte
also ruhig die Gelegenheit nutzen und nach
einem solchen Kirchen- oder Klosterfest Ausschau halten, um hautnah ein Stück griechischer Lebensart zu erleben.
Alter und Würde zuweist oder bestimmte
Reigen bestimmten Personen vorbehalten
sein können, beispielsweise, wenn sie sich
von den Musikern eigens eine bestimmte
Melodie gewünscht und ihnen dafür Geld
zugesteckt haben, um danach mit ihren
Freunden und Verwandten zu tanzen. Der
gemeinsame Reigen verbindet die Menschen
in Freude und seelischem wie körperlichem
Einklang. Auf dem panigýri, dem Fest für alle,
lässt er sie die vereinte Vitalkraft ihrer (Dorf)Gemeinde aufbieten und spüren.
Meist gehören auch gemeinsames Essen und
Trinken zu einem panigýri, oft auch Jahrmarktbetrieb und zuweilen Wettkämpfe, je
nachdem welche Gepflogenheiten sich in
einem Ort über Jahrhunderte herausgebildet
haben. Manche religiösen Bräuche knüpfen
an jahrtausendealte Riten an. So werden auf
der ostägäischen Insel Lesbos heute noch,
ähnlich wie in der Antike, Stiere geopfert. Es
gibt ein- ebenso wie mehrtägige Feste.
Bunte Wimpel, Blumen, festliche Gottesdienste, Musik und Tanz, Speis und Trank
Was allen panigýria, wie der Plural von
panigýri lautet, gemein ist, sind bunte Wimpel
mit griechischen und religiösen Symbolen, mit
denen Straßen und Plätze, auf denen gefeiert
wird, geschmückt werden. Festlich geschmückt mit vielen frischen Blumen, Palmwedeln und Basilikum werden auch die
Kirchen und Ikonen der Heiligen, deren Tag
gefeiert wird. Traditionell ist für diesen Tag
sogar ein frischer, weißer Anstrich der
Kirchenwand fällig. Auftakt zu jedem solchen
Fest ist natürlich ein festlicher Gottesdienst.
Oft folgt eine Prozession, bei der die Ikone
des gefeierten Heiligen um die Kirche, durch
den Klosterhof und/oder durch die Straßen
des Dorfes getragen wird, auf einigen Inseln,
wie beispielsweise Sikinos und Folegandros
sogar von Haus zu Haus, bis hin zu den
entlegendsten der ganzen Insel, so dass sie
mehrere Tage unterwegs sein kann.
Paramoní - Einstimmung auf das Fest
Beginn ist meist der Vorabend des eigentlichen Festtags. Grund dafür ist, dass der
liturgische Tag in der orthodoxen Kirche nicht
von 0-24 Uhr, sondern von Abend- zu Abendgottesdienst dauert. Paramoní wird der zum
Fest gehörige Vorabend genannt. Das Wort
leitet sich von dem Verb paraméno ab, das
bleiben oder ausharren bedeutet. Nach der
orthodoxen Theologie sollen Vortag- und insbesondere -abend auf das Fest vorbereiten,
die Aufmerksamkeit darauf richten und darauf
einstimmen, ähnlich wie in anderen Kirchen
Vigilien, Nachtwachen und Mitternachtsmessen vor großen Festen wie Ostern und Weihnachten. So heißt Heiligabend auf Griechisch
paramoní ton Christougénnon. Früher wurde
am Vortag großer Feste oft bis zur Heiligen
Kommunion während der Abendmesse gefastet. Nach dem Gottesdienst beginnt dann
meist auch bereits am paramoní der weltliche
Teil des Festes mit Musik und Tanz entweder
direkt auf dem Kirch- oder Klosterhof oder
auch auf dem Dorfplatz oder in Tavernen.
Ansonsten gestalten sich die Feste sehr
unterschiedlich. Wichtiger Bestandteil sind
Musik und Tanz. Jede Insel oder Gegend hat
ihre ganz eigenen traditionellen Tänze, die
fester Bestandteil des Gemeinschaftslebens
sind. Die meisten davon sind offene Reihentänze, denen sich jeder anschließen kann,
wenngleich die Tradition zuweilen einen bestimmten Platz in der Reihe entsprechend
31
Der Kalender ist prall gefüllt mit Terminen
für panigýria
feiern aber an dem Tag ihr panigýri, so wie
beispielsweise in dem Feriendorf Kardamena
auf der Insel Kos. Am Vorabend des Festes
wird die Ikone Mariä Geburt mit Blumen geschmückt und in einer Prozession durch den
Ort und zum Hafen getragen. Am Festtag
selbst findet nach einem festlichen Gottesdienst ein großes Gemeindefest mit Musik
und Tanz statt.
Ein panigýri, das auch gesetzlicher Feiertag
ist, wird am 15. August gefeiert, dem Tag, der
bei uns als Mariä Himmelfahrt begangen wird.
In Griechenland heißt er “Entschlafung der
Gottesmutter” (Kímisi Theotókou), da die
orthodoxe Kirche nicht an eine Himmelfahrt
der Muttergottes glaubt. Da es sehr viele
Marienkirchen in Griechenland gibt, wird
vielerorts gefeiert. Besondere Bedeutung
kommt dem Tag auch zu, weil er mitten in
den klassischen Urlaubsmonat der Griechen
fällt, in dem viele ihre Heimatinseln oder dörfer besuchen und dort mit Familie und Verwandten gemeinsam feiern und weil er gleichsam das Jahr in zwei Teile teilt. Zeitangaben
werden oft mit prin apó tin Panagía (vor der
Muttergottes) beziehungsweise metá tin
Panagía (nach der Muttergottes) gemacht,
also vor oder nach dem 15. August. Ab dem
15. August beginnt man sich kaló chimóna!
(schönen Winter!) zu wünschen.
Kardamena, Kos
Andere panigýria haben nur lokale Bedeutung. Es kann sein, dass in Gemeinden, die
solche Patronatsfeste groß feiern, teils schulfrei ist und Geschäfte und Behörden geschlossen bleiben, ohne dass dies griechenlandweit der Fall wäre. Abgesehen von den
Fastenzeiten vor Weihnachten und Ostern
wird an fast jedem Tag im Jahr irgendwo in
Griechenland panigýri gefeiert. Termine, die
in die Fastenzeit fallen würden, werden meist
verschoben. Mit dem Fest Agios Georgios
oder Giorgos (sprich Jorgos), das am 23.
April gefeiert wird, geschieht beispielsweise
oft eine solche Terminverschiebung auf nach
Ostern.
Moni Vronda , Samos
Ähnlich verhält es sich im auch Moni Vronda
genannten Kloster Panagia Vrontiani auf der
Insel Samos. Dort findet die Prozession am
Festtag selbst im Klosterhof statt, während in
einem großen Kessel giortí (sprich jortí)
kocht, eine Festspeise aus Getreide, Zwiebeln und Ziegenfleisch, um die Festbesucher
anschließend zu verköstigen. Im rund zwei
Kilometer entfernten Dorf Vourliotes gibt es
an den Abenden des 7. und 8. September ein
Dorffest mit Musik und Tanz.
Panigýria im September
Mariä Geburt am 8. September
Am 1. September beginnt das orthodoxe
Kirchenjahr. Das erste große Fest im neuen
Kirchenjahr ist das Fest Mariä Geburt am 8.
September. Es ist kein gesetzlicher Feiertag.
Viele Gemeinden und Klöster mit Marienkirchen, die diesem Ereignis geweiht sind,
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Weitere panigýria finden beispielsweise in
Mesochori auf der Insel Karpathos, in der
Kirche Panagia Kanala auf Kythnos, in Limni
auf Evia, im Kloster Tsambika auf Rhodos, in
Afra auf Korfu, in Gortynia in Arkadien und in
vielen Kirchen und Klöstern des Epirus, so
wie beispielsweise Kato Panagia in Arta, statt.
Auf der Insel Spetses gedenkt man am 8.
September zudem der Schlacht von Spetses
von 1822 im Griechischen Befreiungskampf
gegen die Türken. Alljährlich werden die
damaligen Ereignisse nachgespielt und es
gibt ein großes Fest und Feuerwerk.
auch eine Schotterstraße vom StefanosKrater aus hinauf zum Kloster. Diese
schlagen die Busse ein, die vom Hafenort
Mandraki aus eigens zu dem Fest hinauffahren. Nach dem festlichen Gottesdienst
werden die geweihten Brote aufgeschnitten
und an die Festbesucher verteilt. Dann wird
im Refektorium und auf den langen Steintischen im Hof gegessen, während die Musik
zu spielen beginnt. Bald umrunden Tänzerreihen die langen Tische. Wem gekochte
Ziege, Salat und Käse nicht genügen, der
kann sich auch mit Souvlaki und Loukoumades verköstigen, die neben Spielsachen,
Süßigkeiten und anderen Waren an den
Verkaufsständen vor dem Kloster angeboten
werden.
Kreuzerhöhung am 14. September
Ipsosis tou Timiou Stavrou wird dieser in der
orthodoxen Kirche wichtige Festtag genannt,
an dem alle namens Stavros oder Stavroula
Namenstag haben, denn ihr Name bedeutet
Kreuz beziehungsweise die weibliche Verkleinerungsform davon.
Weitere Orte, die das Fest der Kreuzerhöhung begehen, sind beispielsweise Kaliviani
auf Kreta, Kallithies auf Rhodos, MykonosStadt, die Stavros-Kirche bei Faros auf Sifnos
und das Kloster Timiou Stavrou auf Samos.
Es ist interessant zu beobachten, wie ein
nicht mehr von Mönchen bewohntes Kloster
namens Timiou Stavrou (sprich Timiu Stavru)
oder kurz Timos Stavros auf der Vulkaninseln
Nisyros am Vorabend dieses Festtags aus
seinem Dornröschenschlaf erwacht. Am 13.
September werden die letzten Farbeimer
weggeräumt, aus denen die Wände der
langen, niedrigen Klosterbauten und die
Mäuerchen im Klosterhof einen frischen
Anstrich erhielten. Überall wird noch einmal
kräftig geputzt, die Ikonen des heiligen
Kreuzes in der Klosterkirche werden mit
frischen Blumen geschmückt und Leinen mit
bunten Wimpeln über den Klosterhof
gespannt. Am Nachmittag erfüllt sich die alte
Klosterküche mit neuem Leben. In großen
Kesseln wird über offenem Feuer für die
Pilger gekocht, die am Abend zum Gottesdienst und anschließenden Fest im großen
Klostersaal und auf dem Klosterhof herbeiströmen. Der Weg ist beschwerlich. Denn das
Kloster liegt hoch am Rand der Caldera, des
großen Vulkankessels. Von dem Bergdorf
Nikiá führt ein Pilgerpfad hierher, der teils
noch als alter, mit Natursteinen gepflasterter
kalderími erhalten ist. Doch geht inzwischen
Heidi Jovanovic arbeitet als Autorin, freie
Journalistin und Übersetzerin und liebt das
Reisen. Ihr neustes Buch, „Fettnäpfchenführer Griechenland“ ist erhältlich im
Buchandel oder bei www.amazone.de.
Hier ein Rezension:
"Ein hervorragendes, liebevoll gestaltetes
und inhaltlich absolut wertvolles Buch über
kulturelle Gepflogenheiten in Griechenland.
Absolut empfehlenswerte Lektüre für alle,
die besser verstehen
möchten,
wie die Griechinnen
und Griechen so
ticken und nebenbei
ein
paar
Brocken Griechisch
lernen
möchten.
Das optimale Buch
zur
Vorbereitung
für eine Reise ins
Land der Götter."
(Dagmar Jenner, buchrezension.eu, Juli 2012)
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Astrid Scharlau
3. Dezember 2010, www.azalas.de
Die Mannazikade
Griechischer Sommer: Hitze, Wind, Trockenheit, und der endlose Gesang der Heuschrecken
und der Zikaden. Vor allem der Zikaden. Unermüdlich schallt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang das Schrillen der Mannazikade aus den Bäumen. Ja, Heuschrecken zirpen, aber
Zikaden schrillen. Es ist kaum zu glauben, was für ein intensives Geräusch dieses kleine Tier
hervorzubringen vermag.
Und die Lautäußerungen sind nicht das einzige Erstaunliche an den Zikaden. Diese
Tiere sind überhaupt ganz und gar faszinierend. Etwa 40.000 Zikaden-Arten sind uns
bekannt. Sie leben überall, wo es Pflanzen
gibt und spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt und in der Nahrungskette. Viele
Zikaden sind an spezielle Wirtspflanzen und
Umweltbedingungen angepasst, so dass sie
sehr empfindlich gegen Eingriffe in den Naturhaushalt sind. Etwa die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Zikaden-Arten steht auf
der Rote Liste der Gefährdeten Arten.
Zikaden sind ganz und gar harmlose Insekten: Sie können weder beißen noch stechen.
In vielen Teilen der Erde werden Zikaden
sogar von den Menschen gegessen; weltweit
gibt es über 70 essbare Zikaden-Arten.
Körperbau und Fortbewegung
Zikaden besitzen einen typischen Körperbau,
an dem sie leicht erkennbar sind. Sie weisen
eine gedrungene Gestalt auf; die Flügel werden dachziegelartig getragen. Der Kopf ist
kurz und breit, von vorn umgekehrt dreieckig
mit kurzen Fühlern und weit außen stehenden
Facettenaugen, die ihnen beispielsweise eine
Erkennung von Verfolgern und auch eine
Farbwahrnehmung ermöglichen. Vorn auf der
Stirn liegen wie bei den meisten Insekten drei
kleine Punktaugen (Ocellen), die vermutlich
vor allem der Horizonterkennung, der LichtKompassorientierung und der Lichtstärkenmessung dienen.
Bei uns auf Naxos kommen zahlreiche Zikadenarten vor, aber die mit Abstand auffälligste
ist die sehr häufige Mannazikade (Tettigia
orni). Die Mannazikade ist bräunlich gefärbt;
ihre Flügel sind durchsichtig mit dunklen
Flecken an mehreren Verzweigungspunkten
der Adern. Das Hinterleibsende besitzt einen
Mannazikade am Olivenbaum. Man beachte die dachziegelige Stellung der fast durchsichtigen Flügel und die
kurzen Fühler.
Hier sieht man die weit außen am Kopf stehenden
Augen und die weiße Hinterleibs-Spitze.
Der Kopf der Mannazikade von oben. Man sieht die
kurzen, dünnen Fühler, die weit außen stehenden
Komplexaugen und die oberen zwei der drei im Dreieck
stehenden Stirnocellen (Punktaugen).
34
weißen Ring. Mannazikaden erreichen eine
Größe von fast 3 cm Körperlänge. Sie sitzen
meist in großen Bäumen (vor allem Oliven
und Platanen), gewöhnlich an der Unterseite
der dicken Äste; aufgrund ihrer Tarnfärbung
sind sie nur mit Mühe zu entdecken.
Zikaden können gut fliegen, wobei die Vorderflügel und die kleineren Hinterflügel im Flug
durch kleine Häkchen aneinander gekoppelt
werden. Viele Zikaden (aber nicht die Singzikaden, zu denen die Mannazikade gehört),
können außerdem springen. Schaumzikaden
sind sogar Weltmeister im Springen: Obwohl
sie nur einen halben Zentimeter groß sind,
können sie 70 cm hoch springen. Wie Heuschrecken springen sie mit den Hinterbeinen,
die jedoch nicht besonders groß oder auffällig
gestaltet sind. Dass sie trotzdem eine derartige, geradezu “explosionsartige” Springleistung vollbringen können, liegt an ihrer besonderen Technik: Sie bauen eine Spannung
in den Beinen auf, die sie dann plötzlich entladen, wodurch das Tier wie von einem Katapult davon geschleudert wird.
Die Flügel der Mannazikaden sind bis auf die Adern und
mehrere charakteristische dunkle Flecken völlig durchsichtig. Es erscheint unglaublich, dass diese zarte Konstruktion derartige Belastung aushalten kann! Zikaden
benutzen zum Fliegen ihre Vorder- und Hinterflügel;
letztere sind deutlich kleiner und werden beim Fliegen
mithilfe kleiner Häkchen an die Vorderflügel gekoppelt.
Entwicklung und Ernährung
Zikaden sind Insekten mit unvollständiger
Verwandlung, das heißt sie durchlaufen
mehrere Larvenstadien (meist fünf) während
derer sie der Adultform schrittweise ähnlicher
werden, ohne dass ein Puppenstadium eingelegt wird. Während die erwachsenen Tiere
weniger als ein Jahr lang leben, dauert die
Larvenentwicklung mehrere, bei der Mannazikade beispielsweise fünf Jahre. In Nordamerika gibt es Zikaden-Arten, die gar 13 bzw
17 Jahre für ihre Entwicklung brauchen, wobei jeweils die gesamte Population gleichzeitig schlüpft (bis auf ein paar Tage genau!)
und sich dann auch wieder gleichzeitig vermehrt. Entsprechend treten diese Arten nur
jedes 13. bzw 17. Jahr auf und erscheinen
dann für kurze Zeit gleich massenhaft.
Hier sieht man den langen, dünnen, an den Bauch
gelegten Rüssel, mit dem die Mannazikaden die Leitbahnen der Bäume anbohrt und den Saft heraussaugt.
Dieser Rüssel scheint mir ein weiteres Wunderwerk der
Natur zu sein: Wie schafft es so ein dünner, biegsamer
Rüssel wohl, sich durch Baumrinde durch zu bohren?
Zikaden-Larven leben unterirdisch. Sie ernähren sich, in dem sie aus Pflanzenwurzeln Saft
saugen. Ihre Vorderbeine sind als Grabschaufeln gestaltet, mit denen sie sich 15 cm
bis 3 m tief in den Boden eingraben. Zum
Schlüpfen verlassen sie den Boden und
Hier sieht man direkt hinter dem Flügelansatz das
Tymbal-Organ der männlichen Mannazikade.
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klammern sich an einen Pflanzenstengel; dort
findet man später dann die leeren Häute.
Die erwachsenen Zikaden ernähren sich von
Pflanzensäften, die sie mithilfe eines Rüssels
saugen. Der Rüssel wird “zwischen den Mahlzeiten” unter den Bauch gelegt. Viele Arten
sind auf einige wenige Wirtspflanzen spezialisiert. Während viele Zikaden den zuckerhaltigen Phloem-Saft saugen, bohren die Mannazikaden den wasserreichen Saft des Xylems
an, der von den Wurzeln nach oben steigt.
Entsprechend müssen sie wesentlich mehr
Flüssigkeit aufnehmen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Normalerweise rufen Zikaden im Gegensatz zu vielen anderen Insekten
auch bei massenhaftem Auftreten keine bemerkbaren Schäden an den Pflanzen hervor.
Ihre Gehörorgane besitzen die Zikaden an
der Abdomenunterseite; es handelt sich um
paarige, feine Membranen, die die Schwingungen wahrnehmen. Auch an anderen Stellen
ihres Körpers tragen sie (einfachere)
Schwingungsrezeptoren; und es ist möglich,
dass sie Informationen über den Untergrund,
auf dem sie sitzen, auch durch die Wahrnehmung der vom Trommelorgan produzierten,
auf diesen übertragenen Schwingungen erhalten.
Die Zikaden in Mythos und Kunst
Entsprechend ihres auffälligen Gesanges und
ihrer beeindruckenden Fähigkeiten tauchen
die
Singzikaden
bei
vielen
Völkern
(Südeuropa, Asien und Amerika) in Kunst und
Mythos auf. Schon in mykenischen Darstellungen findet man Insekten, die als Zikaden
angesehen werden. In der altgriechischen
Literatur tauchen die Zikaden ebenfalls auf,
so in der Ilias. Anakreon schrieb eine Hymne
an die “gottgleichen” Zikaden, die unter
anderem von Goethe übersetzt wurde. Vom
Dichter Xenarchos ist der Ausspruch
“Glücklich leben die Zikaden, denn sie
haben stumme Weiber” überliefert. Das
bekannteste Werk, das sich mit Zikaden
beschäftigt, ist aber sicherlich die berühmte
Fabel des Äsop von der Zikade (nicht etwa
Grille oder Heuschrecke) und der Ameise.
Bei den verschiedenen Völkern wurden Zikaden als Symbole der Sangeslust und Musen
(Griechenland), der Wiedergeburt (China),
der Unsterblichkeit (Nordamerikanische Indianer), der Macht (Römer und Goten) und der
Troubadoure (mittelalterliches Europa, insbesondere Südfrankreich) angesehen. Im antiken Athen galten sie außerdem als Symbol
für dessen Autonomie. Besonders beeindruckend für die Menschen und Anlass für
diese Vorstellungen waren außer dem lauten
Gesang, dass die Tiere aus der Erde hervorkriechen (Autonomie) sowie auch die Umwandlung der Larve durch Schlüpfen in die adulte
Zikade, wobei das Schlüpfen aus der Haut als
Abstreifen der körperlichen Bedürfnisse und
“Befreiung” der Seele verstanden wurde
(Wiedergeburt und Unsterblichkeit).
Lautäußerung und deren Wahrnehmung
Und nun zum Gesang. Bei den Singzikaden
singen nur die Männchen; der Gesang dient
dem Abgrenzen eines Revieres und dem Anlocken von Weibchen. Anders als Heuschrecken erzeugen Zikaden ihre Lautäußerungen
nicht durch Aneinanderreiben beispielsweise
der Flügel, sondern nach dem Trommel-Prinzip. Seitlich am Vorderende des Abdomens
(Hinterleib) liegt das Trommelorgan (Tymbal),
eine Konstruktion aus oft durch kleine Rippen
verstärkten Schallplatten, die durch besondere Muskeln gespannt werden und dann, wie
der durchgedrückte Boden einer Metalldose,
unter Knacken zurückspringen. Als Resonanzkörper dient ein darunter liegender Luftsack im Hinterleib. Durch fortwährendes Anziehen und Zurückspringenlassen wird das
Trommelorgan so in Schwingungen versetzt
und das Schrillen der Zikaden erzeugt.
Es ist einigermaßen verblüffend, was für laute
Geräusche dieses kleine Insekt mit seinem
Tymbal-Organ erzeugen kann: Manche Arten
erreichen bis zu 120 dB, das entspricht einer
Kettensäge oder einem Presslufthammer!
Faszinierend ist auch mit welcher Ausdauer
die Zikaden stundenlang fast ununterbrochen
singen. Übrigens erzeugen auch die kleineren
Zikaden-Arten entsprechende Gesänge, nur
dass diese für unsere menschlichen Ohren
unhörbar sind.
36
Neues Buch von Erwin Siegfried: DIE INNERE MANI, 2012
Verborgene byzantinische und nachbyzantinische Kirchen
Dieses neue Buch über den Südpeloponnes basiert auf die
Ausgabe "Die Innere Mani, 2002". Es wurde durch Funde auf
Ferienreisen in den Jahren 2002 bis 2012 erweitert. Aber auch
in Zukunft wird man in verlassenen Orten Kapellen oder
Ruinen finden. Vor vielen Jahren habe ich Ruinen mit
Freskenresten fotografiert, diese Ruinen wurden in den letzten
Jahren renoviert und mit einem Dach versehen.
Bezugsquelle: Erwin Siegfried, Kranichweg 16 / 94, 3074 MURI b. Bern, Tel: 031 951 74 62
Aus der Presse
Paläontologie - Mini-Mammuts am Mittelmeer
Bund vom 9. 5. 2012
Auf Kreta lebten einst Mammuts in der Grösse von Schafen. Sie waren die kleinsten Verwandten der wolligen Riesen der kalten nördlichen Steppen, wie britische Forscher am Mittwoch berichteten. Die Mini-Mammuts seien ein extremes Beispiel für die Entstehung von Zwergformen
auf Inseln. Bereits seit längerem war bekannt, dass es auf Sizilien und Malta im Pleistozän
Zwergformen von Elefanten gab. Einzelne Stosszähne, die nahe von Kap Malekas, einer
steilen Landzunge im Nordwesten Kretas, gefunden wurden, hatten den Forschern jedoch
Rätsel aufgegeben. Die Analyse der Anatomie vorhandener und neu aufgetauchter Fundstücke
zeigte jetzt, dass diese Zwergform nicht zur Linie der Elefanten passt, sondern ein zwergwüchsiges Mammut darstellt. Mit nur etwa 113 Zentimetern Grösse sind sie die kleinsten bisher
bekannten Mammuts und etwa ebenso gross wie die sizilianischen Zwergelefanten. (sda)
SOS für das Südkap von Rhodos – Kraftwerk geplant
Griechenland Zeitung 29.05.2012
Prassonissi, der südlichste Punkt von Rhodos, gilt als
Idyll. Als Gebiet von besonderer landschaftlicher Schönheit klassifiziert, im Natura-2000-Netzwerk der EU aufgelistet, archäologische Stätte, beliebt vor allem auch als
Surf-Paradies. Nun plant der staatliche Stromgigant DEI
nach Angaben der Bürgerinitiative für den Umweltschutz
und die Entwicklung von Südrhodos dort ein 115-Megawatt-Kraftwerk, das ganz konventionell schwefelhaltiges
Schweröl verbrennen wird. Mit zwei 70 Meter hohen
Schornsteinen in unmittelbarer Küstennähe wird es aber nicht nur eine potenzielle Dreckschleuder sein, sondern auch erheblich zur Verschandelung der reizvollen Landschaft beitragen. Hinzu kommt eine Verladeplattform für das Schweröl im Meer mit entsprechenden Pipelines, was ebenfalls nicht zu unterschätzende Gefahren für die Umwelt birgt.
Wie die Initiative betont, besteht auf der Insel bereits ein Kraftwerk vergleichbarer Technologie
aus den 70er Jahren in Soroni, welches den Energiebedarf von Rhodos auch weiterhin deckt
(234 MW Nennleistung bei 187 MW Spitzennachfrage 2011). Die Umweltschützer fordern stattdessen, das gesamte Gebiet um die Südspitze der Insel zum Nationalpark zu erklären, Alternativen wie die Solarenergie zu fördern, die Insel in einen Energieverbund mit Kreta zu integrieren und die bestehende Anlage in Soroni zu modernisieren und mittelfristig nur noch ergänzend zu den erneuerbaren Energiequellen zu nutzen. Der Fall wird am morgigen Mittwoch vor
der für Umweltfragen zuständigen V. Kammer des Staatsrates verhandelt. (GZ / ak).
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Theofilos-Museum wird renoviert
Griechenland Zeitung 11. 7. 2012
Der Bürgermeister von Lesbos, Dimitris Vounatsos, unterzeichnete letzte Woche den Vertrag
über die Renovierung des Theofilos-Museums in Varia bei Mytilini auf der Insel Lesbos. Damit
wird eines der bedeutendsten Kunstmuseen des Landes, das jahrelang dem Verfall preisgegeben war, endlich angemessen hergerichtet. Es ist dem naiven Maler Theofilos Chatzimichail
gewidmet (1870-1934), der von der Insel stammte. Das Museum wurde 1964 von dem Pariser
Kunsthändler und Sammler Teriade (Stratis Eleftheriadis) gestiftet, der ebenfalls aus Lesbos
stammte und Theofilos entdeckte. Mit Geldern aus dem EU-Regionalfonds soll nun das Dach
repariert, eine zeitgemäße Beleuchtung eingebaut und die Heizung, die Klimaanlage und die
Sicherheitstechnik saniert werden. Durch die Vernachlässigung haben aber nicht nur das Gebäude, sondern auch die ausgestellten Werke gelitten. Sie sollen nun parallel zur Renovierung
in Athen durch das Kulturministerium restauriert werden. (GZak)
Lepra-Insel Spinalonga will Weltkulturerbe werden
Griechenland Zeitung 11. 7. 2012
Die Festungsinsel Spinalonga bei Agios Nikolaos in Ostkreta bereitet einen Antrag auf Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO vor. Nach Angaben der Zeitung "To Vima"
sind die mit der Bearbeitung beauftragten Wissenschaftler so gut wie fertig, es fehlten noch
Vorschläge zum optimalen Schutz der Insel und ihrer Umwelt sowie zur Herausstellung ihrer
besonderen kulturellen Bedeutung und der Nutzung zum Besten der örtlichen Gesellschaft.
Das Inselchen am Eingang der Bucht von Elounda war bereits in der Antike befestigt. Im 16.
Jahrhundert bauten die Venezianer angesichts der osmanischen Expansion die Festung erneut
aus. Sie konnten sich bis 1715 dort halten, 46 Jahre länger als auf Kreta selbst. Besonders bekannt wurde Spinalonga aber als Leprastation. die 1903 eingerichtet und 1957 als eine der
letzten in Europa geschlossen wurde. Seitdem ist es eine Touristenattraktion. die vor allem
durch den dort angesiedelten Bestseller" The Island" der Britin Victoria Hislop aus dem Jahr
2005 einen Boom erlebt. Momentan ist auf der Insel außerdem eine Großinstallation des
bekannten Künstlers Kostas Tsoklis (bis 31. Oktober) zu sehen. (GZak)
Sieben Braunbären im laufenden Jahr durch Autounfälle zu Tode gekommen GZ 17.08.
Sieben Braunbären haben in Griechenland im laufenden Jahr bereits durch Autounfälle ihr
Leben verloren. Beim letzten Bärenopfer handelt es sich um ein Braunbärenbaby, das nur
wenige Monate alt war. Der Unfall ereignete sich auf der nordgriechischen Autobahn „Egnatia
Odos“, etwa 800 Meter von der Ausfahrt Maniakous-Kastoria entfernt. Wie die Tierschutzorganisation Arkturos angibt, werden vor allem junge Bären oft von Autos überfahren. Die
Tierschutzorganisation bedauert, dass eine „neue Bärengeneration“ durch Autounfälle regelrecht ausstirbt. Arkturos entfaltet seine Hauptaktivitäten im Umweltzentrum nahe von Nymfaio
in nordgriechischen Florina.
Es wird geschätzt, dass in ganz Griechenland noch etwa 350 bis 400 Braunbären in zwei voneinander unabhängigen Populationen leben. Die meisten Braunbären halten sich im Gebirge
von Pindos im Nordwesten Griechenlands, bei Ioannina, auf. Eine weitere Bärenpopulation lebt
in der Gegend vom Rhodopen-Gebirge im Nordosten des Landes an der Grenze zu Bulgarien.
In den letzten Jahren gibt es auch gewisse Indizien dafür, dass wieder Braunbären in den Gebirgen zwischen Voras und dem Olymp in Zentralmakedonien, sowie in Zentralgriechenland
auf den Bergen nördlich von Nafpaktos, leben. In den letzten beiden Gegenden wurden zum
letzten Mal vor 70 Jahren Bären von Menschen gesichtet. Als Hauptbedrohungen für die griechischen Braunbären gelten die vorsätzliche oder versehentliche Tötung wie auch die Zerstörung ihres Lebensraumes. Dazu gehört eben auch die „Egnatia Odos“. Seit 2003, als die
ersten Abschnitte der Autobahn dem Verkehr übergeben worden sind, wurden bis heute mehr
als 30 Braunbären von Fahrzeugen tödlich verletzt.
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Ziel von Arkturos ist es vor allem, Ökosysteme in den Bergen zu schützen. Schwerpunktmäßig
schützt die Organisation Braunbären aber auch andere in Griechenland vom aussterben bedrohte große Säugetiere, wie etwa den Griechischen Schäferhund, Wölfe und Rehe. (GZ/eh)
Etwas früh – aber interessant: Flugverbindunge im Sommer 2013
Griechenland Zeitung 1. 8. 2012
Für Unmut sorgt in Nordgriechenland die Entscheidung der Fluggesellschaft Swiss, den Flug
zwischen Thessaloniki und Zürich ab dem 28. Oktober einzustellen. Die Einstellung erfolgt im
Rahmen einer generellen Umstrukturierung des Netzes der Swiss. Der Präsident des
Verbandes Nordgriechischer Exporteure, Dimitris Lakassas, bat die Gesellschaft in einem
Schreiben, den Schritt noch einmal zu überdenken. Neben dem Tourismus sei die Route nach
Zürich für die Geschäftsleute der Region als Tor zur Welt besonders wichtig. (GZak)
Swiss stellt Flüge nach Thessaloniki ein
SkyWork Airlines mit neuem Angebotsrekord ab Bern Pressemitteilg. 21.08./ 6.9.2012
Der Sommer 2012 ist noch nicht zu Ende – schon
präsentiert SkyWork Airlines den Flugplan für den
Sommer 2013. Die laufende Saison zeigt bei den
Ferienflügen bereits heute ein Ergebnis, das über den
Erwartungen liegt. Mit grosser Zuversicht wurde daher
die Planung für den Sommer 2013 abgeschlossen. Mit
34 Destinationen werden so viele Ziele wie noch nie
ab Bern angeboten. SkyWork sorgt damit für einen
neuen Rekord am Flughafen Bern.
Griechische Destinationen von SkyWork Airlines im Sommer 2013:
 Heraklion:
ab 21. 5. 2013, jeden Donnerstag
 Mykonos:
ab 7. 5. 2013, jeden Dienstag
 Preveza:
ab 6. 5. 2013, jeden Montag
 Santorini:
ab 7. 5. 3013, jeden Dienstag
 Zakynthos:
ab 3. 5. 2013, jeden Freitag
Alle Flüge können bereits zu günstigen Tarifen gebucht werden, auf www.flyskywork.com.
Die Ankunftszeiten auf Mykonos und Santorini sind so früh, dass man wahrscheinlich noch am
gleichen Tag mit der Fähre weiterkommt. Auch der Flug nach Kreta ist so früh in Heraklion,
dass man noch jede Ecke der Insel erreichen kann.
Ganz neu: Thessaloniki auch im Winter
 Thessaloniki: ab 28. 10. 2012, jeden Mi, Fr, So, Rückflüge: Do, Sa, Mo (Nachtflüge)
Die Flugzeiten für die Nachtflüge nach/von Thessaloniki sind (zumindest für Touristen) etwas
problematisch, dafür ermöglichen sie Umsteigeverbindungen via Bern von /nach: London City,
Hamburg, Köln, Berlin-Schönefeld
Griechenlandzeitung, 20. 8. 2012
Am 15. Januar will die Billigfluglinie Hellas Airlines „abheben“. Start und Landepunkt ist Nea
Anchialos bei Volos. Wie Firmengründer und Vorstand Vassilis Ralakis gegenüber der Presse
sagte, würden die Preise besonders günstig gestaltet werden. So koste der Hin- und Rückflug
nach Athen 50 Euro, Heraklion auf Kreta ist für 80 Euro zu erreichen und Rom für 120 Euro
(jeweils mit Rückflug). Der Transport von Larissa und Volos zum Flughafen soll zudem gratis
mit firmeneigenen Bussen erfolgen. Hellas Airlines wird mit mehreren Maschinen vom Typ
Airbus A320 im Inland Athen, Thessaloniki, Ioannina, Heraklion, Rhodos und Skiathos sowie
im Ausland Frankfurt, Rom, Paris, London, Moskau und Madrid anfliegen. Buchungen sollen
ab dem 15. Dezember möglich sein. Infos unter: www.flyhellasairlines.com. (GZak)
Neue Low-Cost-Airline startet im Januar von Volos
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Wir gratulieren: Die Griechische Gemeinde Bern wird 50!
Die Griechische Gemeinde Bern ist seit
vielen Jahren für uns ein guter und verlässlicher Partner. Wir haben immer
wieder Veranstaltungen gemeinsam
organisiert, Mitglieder der Griechischen
Gemeinde
besuchen
regelmässig
unserer Veranstaltungen, wir waren
schon oft zu Gast bei ihnen, sei es am
Neujahrs- oder vor allem am Osterfest.
Wir hoffen auf weiterhin gute Zusammenarbeit und wünschen der
Griechischen Gemeinde Bern alles
Gute für die nächsten 50 Jahre!
Interessante Veranstaltungen
Fr. 13. und Sa. 14 Oktober ab 18:30, Gasthof weisses Kreuz, Mitteldorf 16, Kallnach
Griechischer Abend: Grosses griechisches Buffet á discretion, Live-Musik mit Sakis
Preis 44.-. Bitte reserviere unter Tel. 032 392 14 03
Samstag, 20. Oktober ab 19:00 Uhr im Kultur-Casino, Herrengasse 25, 3011 Bern
Grosses Fest zum 50-Jahr-Jubiläum der Griechischen Gemeinde Bern. Live-Musik mit
einer mehrköpfigen Band aus Griechenland und aus der Schweiz. Reiches musikalisches und
theatralisches Programm der griechischen Schule in Bern (die feiert das 40-Jahr-Jubiläum).
Feines griechisches Essen. Preise und Details folgen, siehe separater Flyer.
Die Griechische Gemeinde hofft, dass auch viele Hellasfreunde ans Fest kommen!!!
Samstag, 20. Oktober im Stadtcasino Basel, Steinenberg 14, Basel.
Konzert Kostas Makedonas und Melina Aslanidou.
www.kulturverein-griechenland.ch
Mittwoch 24. Oktober, 20:00 Uhr im Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen
Klischeevorstellungen über das verschuldete Griechenland - Eine nüchterne Erwiderung
auf Grund der Geschichte von Prof. Pavlos Tzermias.
www.hellasfreunde.ch
Freitag, 2. November, 9.30 Uhr in der Skulpturhalle, Mittlere Strasse 17, Basel.
Formen, Buchstaben und Farben im Akropolis-Museum - Vortrag in deutscher Sprache
von Prof. Dr. Dimitris Pantermalis
www.kulturverein-griechenland.ch
Montag 5. Nov: Der gleiche Vortrag findet in Bern statt. Details noch offen: www.dia-logos.ch
Mittwoch, 14. November, 20:00 Uhr im Tell-Saal, Bernstrasse 101, Ostermundigen
Nah bei der Natur - Dia Vortrag von Wilf Diethelm. Eine Reise zu einigen der Naturschönheiten Griechenlands, dokumentiert mit wunderschönen Bildern.
: www.hellasfreunde.ch
Donnerstag, 6. Dezember, 20.00 Uhr im Tell-Saal, Bernstr.101, Ostermundigen
Die griechischen Vulkaninseln. Tobias Schorr, Griechenland- und Vulkankenner zeigt Bilder
von den Inseln Milos, Santorin, Nisyros und der Halbinsel Methana
www.hellasfreunde.ch
Freitag 7. Dez: Der gleiche Vortrag findet in Basel statt:
www.kulturverein-griechenland.ch
Aktuelle Infos inkl. Jahresprogramm der Hellasfreunde auf: www.hellasfreunde.ch
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