MES - Justus-Liebig-Universität Gießen
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Mehrsprachigkeit fördern: Vielfalt und Reichtum Europas in der Schule nutzen (MES) Zwei deutsche Stichproben in den Klassen 5 und 9 zu Sprachen und Fremdsprachenunterricht (EU-Sokrates-Projekt, Konvention 2005-2397) Franz-Joseph MEIßNER (c) Christine BECKMANN Anna SCHRÖDER-SURA mit Georges ANDROULAKIS, Christiane BLONDIN, Annick FAGNANT, Christelle GOFFIN, Joanna GÓRECKA, Cathérine MATTAR, Romain MARTIN, Edyta MOSORKA, Agnieszka NOWICKA, Véronique PELT, Monique REICHERT, Hanna SKRIVÁNEK, Weronika WILCZYŃSKA, Bernadeta WOJCIECHOWSKA http://www.uni-giessen.de/rom-didaktik/Multilingualism/ franz-joseph.meissner@sprachen.uni-giessen.de Worum geht‘s? (Wo es keinen Matheunterricht gibt, kann man auch dessen Qualität nicht messen) • • • • • • • • • • Qualitätsentwicklung im Bildungswesen– qualitativ, aber auch quantitativ oder Englischunterricht ist nicht (der) Fremdsprachenunterricht Die Einstellungsmessstudie MES Repräsentativität für die Zonen, z.B. Berlin und GI/LB-WE (keine Gymnasialfokussierung) Was Schüler zu ihren Sprachen denken – europaweit? Der Unterricht in den Augen der Schüler? Welche Sprachen wollen Schüler lernen? (Was denken die Entscheidungsträger)? Englisch- und Französischunterricht …und die Folgen für die anderen. Spanisch-, Russsch-, Italienisch-, Türkisch und tutti quanti Optimierungsvorschläge Englischunterricht – Französischunterricht – Spanischunterricht und weitere Koordination • Université de Liège (Belgien)/ Unité d’analyse des systèmes et des pratiques d’enseignement Partner • • Justus-Liebig-Universität Gießen (Deutschland) Lehrstuhl Didaktik der romanischen Sprachen • Ελληνικό Ανοικτό Πανεπιστήµιο (Hellenic Open University – Griechenland) / Σχολή Ανθρωπιστικών Σπουδών /(Ecole des Sciences Humaines) • Université du Luxembourg / Educational Measurement and Applied Cognitive Science • Uniwersytet im. A. Mickiewicza (Polen) Instytut Filologii Romanskiej MES-Studie 3 Europarat: „Möglichst viele Schülerinnen und Schüler sollten neben ihrer Muttersprache mindestens zwei Sprachen der EU operabel erlernen.“ Zahl belegter Fremdsprachen der Sek ISchüler pro Kopf nach Ländern Deutschland auf Rang 11 von 16 (15) verglichenen EUZonen (Ländern) Eurydice: Key Data on Teaching Languages at School in Europe (2005) MES-Studie 4 Was ist MES? Die Attitudinalstudie Mehrsprachigkeit fördern: Vielfalt und Reichtum Europas in der Schule nutzen (MES). Zwei deutsche Stichproben zu Sprachen und Fremdsprachenunterricht in den Klassen 5 und 9 (bzw. Pour le multilinguisme: exploiter à l’école la diversité des contextes européens) erfasst 6.280 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 9 in zehn Zonen und fünf Ländern der Europäischen Union. Die MES-Studie fragt nach Haltungen, Einstellungen und Lernmotivationen gegenüber Sprachen – Muttersprachen, Umgebungssprachen (Migrations- und Nachbarsprachen) und Fremdsprachen – sowie nach Erfahrungen mit Fremdsprachenunterricht. Das Frageinteresse betraf sowohl jene Sprachen, zu denen die Schüler Unterrichtserfahrung besitzen, als auch solche, die sie noch lernen möchten und denen gegenüber ihrerseits eine bestimmte Lernerwartung besteht. Die deutschen Stichproben bestanden aus 1.255 Schülern aus Berlin und den hessischen Landkreisen Gießen und Limburg-Weilburg. Hierneben wurden im Schulwesen Verantwortung tragende Personen zu ihren Meinungen zur Sprachenpolitik und zum Fremdsprachenunterricht befragt. Die Schülerstudien sind, bezogen auf das Gesamt der Schülerschaft aller Schularten, innerhalb der Zonen repräsentativ und im europäischen Rahmen vergleichbar. Anders als die nationalen Leistungsvergleichsstudien (PISA, DESI usw.) beansprucht die attitudinal ausgerichtete MES-Studie keine nationale Repräsentativität. MES-Studie 5 Die Attitudinalstudie MES: 6250 europäische Schüler zu Sprachen und Fremdsprachenunterricht Die Zonen: Herstal (B fr) Malmédy (B fr) DGB (B de) Berlin (DE) Gießen u. Limburg-Weilburg Kios (GR) Voiotia (GR) Luxemburg (LU) MES-Studie Słubice (PL) Grunwald (PL) 6 Zonen Griechenland Ausländer (in %) Entfernung zur nächsten Grenze (in Km) Offizielle Sprache(n) Kios: 5 Inseln, Tourismus 4,4 (+ Touristen und Saisonarbeiter in der Landwirtschaft) Türkei (15) Griechisch Sprachen regional endogen Andere Sprachen Immigrantensprachen Voiotia: Departement, 2 endogene Sprachen (dar. 2 Schulen mit Romani als FS) 9,2 (% hoch) Fyrom – Mazedonien (400) Albanien (450) Griechisch Luxemburg Das gesamte Land 38,6 Deutschland (gem. Grenze) Frankreich (gem. Grenze) Belgien (gem. Grenze) Letzeburgisch Französisch Deutsch Polen Grunwald: Urbane Zone, hohes Lebensniveau, niedrige Arbeitslosigkeit % niedrig Deutschland (173) Russland (414) Tschechien (293) Slowakei (484) Weißrussland (491) Litauen (538) Polnisch Słubice: Grenzzone, Nähe zu Deutschland % niedrig Deutschland (gem. Grenze) Polnisch Deutschland Limburg-Weilburg : urbane und ländliche Zone, mittl. Stadt 8 Belgien (250) Luxemburg (250) Frankreich (300) Niederlande (260) Deutsch Berlin: flächenmäßig die größte Stadt mit der höchsten Einwohnerzahl; 6 Jahre Grundschule 12,3 (% hoch) Polen (70) Tschech. Republik (230) Dänemark (300) Schweden (320) Deutsch Türkisch 3,5 % Polnisch 1,2 % Belgien Malmédy u. Waimes: Erleichterungen für Deutsch 4,5 Frankreich (163) Luxemburg (108) Deutschland (49) Niederlande (67) Französisch, Deutsch Wallonisch Plattdeutsch Moselfränkisch 20 % Deutsch Herstal: Hohe Bevölkerungsdichte 19,9 (% hoch) Frankreich (145) Luxemburg (153) Deutschland (44) Niederlande (24) Französisch Wallonisch Italienisch, ^Spanisch, Türkisch, Arabisch Frankreich (163) Deutsch, Zugang zum Französischen Frankischer D. Französisch Niederländisch Letzeburgisch Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens MES-Studie Luxemburg, Deutschland, Niederlande angrenzend Komposition der Fragebögen weitgehend nach Csizér & Dörnyei 2005. Albanisch 7,5% Romani 6% Immigrantensprachen Portugiesisch Türkisch 2,6 % Italienisch 0,6 % Russisch 7 2. Gute Kenntnisse in dieser Sprache erlauben mir, mich in Gesellschaft von Muttersprachlern wohl zu fühlen. 4. Diese Sprache ermöglicht mir andere Lebens- und Denkarten kennen zu lernen als die meiner Umgebung. 10. Diese Sprache wird mir helfen, hier oder im Ausland, Kontakt mit meinen Familienangehörigen oder Bekannten, die kein Deutsch sprechen, herzustellen oder aufrecht zu erhalten. MES-Studie 8 Methodisches Design zur Datenerhebung, Prüfung und Interpretation Analyse der Literatur zu Motivation und Attitüden Konstruktion von Zonen nach NUT-Kriterien (Stadt vs. Land) (vgl. Nomenclature des unités territoriales statistiques) 3. Konstruktion der Fragebögen und Bestimmung der Zielpopulation 4. Erprobung der Fragebögen (in jeweils 1 Zone pro Land; N=150) 5. Statistische Evaluierung der Fragebögen (Standardabweichung, Signifikanz, Vergleichbarkeit) 6. Datenerhebung in den Zonen mit revidierten Fragebögen (N=1255 für DE; 6250 für EU) 7. Automatische Auslesung der Papier-Bleistift Fragebogen 8. Komputation und Berechnung von Evaluationskriterien 9. Befragung der Entscheidungsträger in Sachen Fremdsprachenunterricht 10. Nationale Interpretationen einschließlich der Erstellung von Vorschlägen für die Weiterentwicklung des Fremdsprachenunterrichts 11. Regressionsanalysen 12. Erstellung des europäischen Transversalberichts 13. Erstellung der nationalen Berichte 1. 2. MES-Studie 9 http://www.uni-giessen.de/rom-didaktik/Multilingualism/ 10 MES-Studie Zwei deutsche Zonen: Gießen/Limburg-Weilburg und Berlin I Zone 2: Berlin MES-Studie 11 Wir danken an dieser Stelle den Schulleitungen, den Schülern und Schülerinnen und den Eltern, welche die MES-Studie unterstützt haben. MES-Studie 12 Europäische Zahlen im Vergleich MES-Studie 13 Allgemeine europaweit geltende Ergebnisse • • • • • Auch die deutschen Schüler zeigen ganz überwiegend ein großes Interesse daran, mindestens zwei, oft jedoch deutlich mehr moderne Sprachen zu lernen. Das Interesse der Schüler am Sprachenlernen geht weit über die üblichen Schulfremdsprachen hinaus. In der Lebenswelt der Schüler ist die Vielsprachigkeit zwar präsent, jedoch wird sie seitens der Schulen nicht hinreichend wahrgenommen. Durchgehend bleiben wichtige Potentiale für erfolgreiches Lernen bei bilingualen Kindern (oft mit Migrationshintergrund) ungenutzt. Der Fremdsprachenunterricht muss sich allgemein stärker bemühen, auch Jungen zu erreichen (das gilt vor allem für den Fremdsprachenunterricht außer Englisch). Die Forschung wird die Genderspezifik verstärkt unter diesem Gesichtspunkt zu untersuchen haben. (Deutschland) Wer mehr Sprachen kennt, kann auch leichter Sprachen lernen. Vor dieser allgemein bekannten Erfahrung steht die Feststellung: Entscheidend für den Aufbau von schulisch begründeter Mehrsprachenkompetenz sind die Schullaufbahnen, d.h. die angebotenen Fremdsprachen und die Sprachenfolgen. MES-Studie 14 Allgemeine europaweit geltende Ergebnisse Das Englische erreicht in allen europäischen Zonen höchste Werte für ‚Anwendungsmöglichkeiten und Außendruck‘. Alle Werte für das Englische sind signifikant. Alle Werte für alle Sprachen liegen in der Jgst. 5 höher als in der 9. Infolge der zu geringen Diversifikation ist es schwer, signifikante Aussagen zu generieren. (Graue Unterlegungen = ‚nicht signifikant‘. MES-Studie 15 Zur ersten Fremdsprache (Englisch) Obwohl das Fach Englisch als 1. Fremdsprache starke Zustimmung findet, wünscht sich eine Mehrzahl der Befragten eine Sprachenfolge, die mit einer anderen Fremdsprache einsetzt. Allerdings verzeichnet keine Sprache für sich genommen so viele Nennungen wie das Englische. Das Fach Englisch erfreut sich einer anhaltenden Beliebtheit bei den Schülern sowohl der Klassen 5 als auch der 9. Vergleichsanalysen zwischen den einzelnen Fremdsprachen ergeben signifikante Unterschiede, die zumeist zu Gunsten des Englischen ausfallen. Wie keine andere Schulfremdsprache profitiert das Fach Englisch von einer sehr hohen Leistungsbereitschaft (die deutlich die für andere Sprachen übertrifft), die mit einem hohen Maß an Anwendungsmöglichkeit und „Außendruck“ – Englischkenntnisse gelten als unverzichtbar – einher geht. Leider ziehen Schüler aus dieser richtigen Einschätzung oft die falschen Konsequenzen; so etwa, wenn sie meinen, dass die Kenntnis anderer Sprachen nicht wirklich wichtig wäre. Die Zielsprache Englisch erscheint profitiert von ihrer ‚funktionalen Polyvalenz‘, als die gobale lingua franca „number one“ und deren Rolle in prestigevollen Kommunikationsdomänen, als Sprache einer Vielzahl attraktiver Länder usw. MES-Studie Europäische Zahlen im Vergleich zum Variablenkonstrukt ‚Unterrichtserlebnis‘ 16 1. Im Unterricht mache ich echte Fortschritte. 2. Die Übungen sind langweilig. (-) 3. Der Unterricht macht mir immer ein bisschen Angst. (-) 4. Ich mag die Art, wie der Lehrer diese Sprache unterrichtet. 5. Die Sprache interessiert mich wenig. (-) 6. Ich bin froh, diese Sprache zu lernen. Regressionsanalysen ermitteln, dass das Unterrichtserlebnis ca. 30 Prozent der Motivation für ein Sprachfach ausmacht. MES-Studie 17 Schülerzahlen aus Berlin Achtung: Die Angaben für Spanisch (N = 34) sind statistisch nicht vergleichbar! Die Sprachen Italienisch, Russisch, Türkisch usw. haben noch niedrige Belegungsraten als Spanisch und werden an dieser Stelle nicht berücksichtigt. MES-Studie 18 Schülerzahlen aus Berlin Sind die nur mittelmäßigen Werte im Französischbereich bedingt durch die Erfahrung des 2. Faches nach Englisch? MES-Studie 19 Schülerzahlen aus Berlin für belegte Sprachen MES-Studie 20 Schülerergebnisse Die zweiten Fremdsprachen • Die Wichtigkeit von Kenntnissen in fremden Sprachen wird von den Schülern vor allem dann hochgradig erkannt, wenn die praktische Sprachkompetenz in einem Zusammenhang mit der eigenen Lebenspraxis vermutet werden – z.B. regelmäßiger Kontakt mit dem Zielland, dortige Urlaube, Schüleraustausch, internationaler Projektunterricht, der Wunsch, mit Französischsprachigen (Polnischsprachigen...) zu arbeiten, im romanischen oder slawischen Ausland zu studieren usw. MES-Studie 21 Schülerergebnisse Französisch • • • Leider gelingt es dem Unterricht der 2. Fremdsprache (Französisch) im Vergleich zum Englischunterricht nur unzureichend, die Leistungsbereitschaft der Schüler auf hohem Niveau zu halten. Dies korreliert u. a. damit, dass die Werte für ‚Anwendungsmöglichkeit und Außendruck (die betreffende Sprache zu lernen)’ deutlich niedriger als für das Englische ausfallen. Letzteres trifft auf alle Fremdsprachen außer Englisch zu. Der Erfolg der 1. Fremdsprache Englisch bringt die 2. (lebende) Fremdsprache in erhebliche Schwierigkeiten („motivationale Interferenz“), da die Schüler offenbar deren Unterricht mit aus dem Englischunterricht bekannten Schemata vergleichen. Eine solche ‚Erwartungshaltung’ aber verkennt, dass jede Sprache schon aus strukturellen Gründen einer jeweils eigenen Progression folgen muss. Es ist wahrscheinlich, dass sich hinter einer latenten oder offenen Kritik am Französischunterricht eine Kritik am Unterricht einer zweiten Fremdsprache nach Englisch verbirgt. Beispiel: *Ich komm mit mein neu Auto / I (’ll) come with my new car / Ich kommE mit meinEM neuEN Auto / Je viendrAI avec mA nouvELLE voiture(/mA voiture neuVE) / VerrÒ (unregelmäßiger Stamm: venire) con lA miA macchina nuovA. MES-Studie 22 Der Vergleich mit DESI Kompetenzwachstum und „motivationale Interferenz“ (Düwell): Mögliche Folgen für Französisch • • • • Im Englischen machen die Schüler in der 9. Jgst. einen ‚Kompetenzsprung‘ (am Gymnasium erreicht ein Drittel die Niveaustufe B1 des GeR. (Kieme). Kieme erwähnt in diesem Zusammenhang, eine Veränderung der Leistungsergebnisse (und der Motivation) bei Jungen. Im Französischen (oder einer anderen 2. Fremdsprache ab Jgst. 7) wird B1 nicht erreicht, nicht einmal A2 (+). Aufgrund der „motivationalen Interferenz“ verschiebt sich das Bild von Französisch auch aufgrund der Selbsterfahrung (can doBeschreibungen in der 2. Fremdsprache) in einen eher mittelwertigen Bereich. Die Verwechslung von Orthographie als Kulturtechnik und Schreiben als mnemotechnische Stütze durch den Französischunterricht demotiviert besonders Jungen. Hypothetische Frage: Nehmen Lehrerinnen ihr eigenes Unterrichtserlebnis aus Schülerinnen-Zeiten in ihren eigenen Unterricht hinein? Macht der Französischunterricht einen Unterricht ‚für‘ Mädchen? MES-Studie 23 Schülerergebnisse Vermutete Faktoren für ein negatives Erlebnis im Französischunterricht (fachdidaktische Faktoren) • • • • • • Registerkonfusion: Der Französischunterricht hat ein Problem mit dem Unterschied zwischen dem geschriebenen Schriftcode (ils ne le donnent pas) und dem gesprochenen Sprechcode (il? [le] donne? pas). Er darf nicht vergessen, dass im Fremdsprachenunterricht die Graphie vor allem mnemotechnischen Vorteilen dienen soll. Die normgerechte Schreibung im Bereich der Morphemik (Accord, Kongruenz) ist in im Anfangsunterricht einer Fremdsprache kein Ausweis für Kulturtechnik und darf lehrseitig nicht ohne weiteres für eine solche gehalten werden. Korrekturproblematik: Der Französischunterricht muss seine Bewertung für die Mündlichkeit an der ‚Spreche‘ ausrichten. („Inkubationszeit“ [Bleyhl] beachten). Erfolgsorientiertheit: Der Französischunterricht muss den Schülern immer wieder zeigen, was sie können; nicht, was sie (alles noch) nicht können. Lernerlebnis im Blick halten: Der Erfolg der 1. Fremdsprache Englisch bringt die 2. (lebende) Fremdsprache in erhebliche Schwierigkeiten („motivationale Interferenz“), da die Schüler offenbar deren Unterricht mit aus dem Englischunterricht bekannten Schemata vergleichen. Eine solche ‚Erwartungshaltung’ aber verkennt, dass jede Sprache schon aus strukturellen Gründen einer jeweils eigenen Progression folgen muss. Agieren macht den Jungen Spaß Es besteht Diskussionsbedarf in der Französischdidaktik! MES-Studie 24 Schülerergebnisse Weitere zweite und dritte Fremdsprachen • • Aufgrund der zu geringen Anzahl an Spanischbelegungen in den Jahrgangsstufen 5 und 9 konnte der Spanischunterricht, wie gesagt, nicht in vergleichende Analysen zwischen den Fächern Englisch und Französisch einbezogen werden. Die eher ganz überwiegend positiven Aussagen zu dieser Sprache antworten auf die Frage nach dem Unterricht einer Sprache, die man noch lernen will. Es ist nicht zu bezweifeln, dass das Spanische eine äußerst starke Nachfrage auf sich zieht, die sich mit der nach Französisch durchaus vergleichen lässt. Unter den Sprachen, die die Schüler noch zu lernen wünschen, sind zwar die romanischen die Spitzenreiter, aber auch das Türkische und das Russische stoßen auf ein deutliches Interesse. Spracheninteressierte dehnen indes ihr Interesse auf viele weitere Sprachen aus. MES-Studie 25 Die Meinungen der deutschen Experten Die schwammige ‚Multikulti‘Debatte verhindert ein sachgerechtes Umgehen mit Vielsprachigkeit. MES-Studie 26 Empfehlungen zur Optimierung des Fremdsprachenunterrichts I • • • • • • • • den Eltern und Schülern eine qualifizierte Sprachenberatung anbieten, die über die Relevanz von Sprachen, Sprachenfolgen und Lernen des Lernens von Sprachen informiert. (Die 30-Prozent-Hypothese bekannt machen.) muttersprachlichen Stützunterricht für Kinder mit Migrationshintergrund anbieten und diesen mit dem Unterricht von Deutsch als Zweitsprache (Unterrichtssprache) verbinden. das Sprachenangebot im Bereich der ersten und zweiten Fremdsprachen diversifizieren; jede Schule sollte, wenn möglich zwei Eingangsfremdsprachen anbieten. bei der Realisierung eines Fremdsprachenangebots berücksichtigen, welche Folgen sich für die Mehrsprachigkeit der Schüler langfristig ergeben. die Methodik adressatenspezifisch diversifizieren (nicht die 2. Fremdsprache unterrichten wie die 1.). eine Vorverlegung der 2. Fremdsprache auf die Jgst. 5 oder 6 kann im Verein mit einer Diversifizierung des Angebots diese Situation verbessern. Curricula zwischen den Sprachen vernetzen und Synergien erzeugen. Das Lernziel ‚Mehrsprachenkompetenz‘ ist integrativ, nicht additiv (Sprache nach Sprache) anzusetzen. MES-Studie 27 Empfehlungen II • Zur Verbesserung der Einstellungen und Haltungen bzw. der Motivation der Schüler bezüglich der einzelnen Sprachen sollten im Rahmen der Lernberatung folgende Themen aufgegriffen werden (dabei kann das Europäische Sprachenportfolio eine Hilfe sein: – Warum lerne ich Fremdsprachen und welche Rolle spielen Fremdsprachenkenntnisse in der Welt, in die ich hineinwachse? – Was kann ich mit der Fremdsprache X anfangen? Was kann sie für meinen persönlichen Sprachenhaushalt bedeuten? – Was heißt es, eine Muttersprache, Zweitsprache oder eine Fremdsprache zu ‚können’? – Wie lerne ich erfolgreich Fremdsprachen? – Wo habe ich Defizite im Bereich der Lerntechniken? – Wovon hängt meine Motivation, eine Sprache zu lernen, ab? Was bedeutet diese für mein individuelles Sprachenlernen? MES-Studie 28 Empfehlungen III • • • Im Englischunterricht sollten die Polyfunktionalität des Englischen (als Sprache großer anglophoner Gesellschaften, als lingua franca) und das Thema ‚interkulturelle Kommunikation’ mit Bezug auf unterschiedliche Sprecherrollen (welche die Schüler in deutscher, englischer oder einer weiteren Fremdsprache übernehmen) behandelt werden. Dies müsste auch dazu führen, dass den Schülern die ambivalente Rolle einer lingua franca bewusst wird. Es sollte deutlich gemacht werden, dass Kommunikation in einer lingua franca (z.B. zwischen einem Deutschen und einem Chinesen) Grenzen hat, weil die sprachlichen und kulturellen common grounds eingeschränkt sind. Der Englischunterricht sollte seine privilegierte Stellung nicht gegen den Ausbau der Mehrsprachigkeit wenden (indem er etwa das Erlernen weiterer Fremdsprachen behindert), sondern dieses gezielt fördern. MES-Studie 29 Empfehlungen IV • • • • • • • • • • • • Französischunterricht Den durch Französischkenntnisse bewirkten ‚persönlichen Mehrwert‘ präsent werden lassen. Immer wieder klar machen, dass operable Französischkenntnisse optimale Grundlagen für die romanische Mehrsprachigkeit legen (dadurch werden 800 Mio. Muttersprachler kommunikativ erreichbar). Das Warum und das Wie der persönlichen Lernfortschritte thematisieren bzw. warum und wie die Schüler gut lernen. Ihnen zeigen, dass sie einen guten Lernfortschritt haben. Auch rezeptive Kompetenz ‚belohnen‘. Auch brauchbares Wissen über das ‚Lernen von Französisch‘ (Monitoring) belohnen. Aus dem Französischunterricht keinen ‚Schreibkurs‘ (Grammatikkurs) machen. Das Lern- und Spracherlebnis an Kommunikation in der Zielsprache orientieren. Die Stärken der Schüler erkennen und das Unterrichtserlebnis so gestalten, dass die Schüler ‚belohnt‘ werden. Nicht aber auf den Schwächen herumreiten. Belohnungskriterien transparent machen und immer wieder Chancen geben. Für die Inhalte des Französischunterrichts motivieren. (Rem tene, verba sequentur) Möglichkeiten des Offenen Klassenzimmers nutzen. Projektunterricht, Stationenlernen, CLIL. Dieser Vortrag wird im Internet publiziert unter www.uni-giessen.de/rom-didaktik/Multilingualism/ Presseinformation ebenfalls unter der o.a. Adresse