sinfoniekonzert 11 - Gürzenich

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sinfoniekonzert 11 - Gürzenich
sinfoniekonzert
Manuel de Falla
Igor Strawinsky
Clara Mouriz Mezzosopran
Gürzenich-Orchester Köln
Pablo Gonzáles Dirigent
First Global Partner
11
sinfoniekonzert
11
12. Jun 16, 11 Uhr, 13./14. Jun 16, 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Manuel de Falla
»El sombrero de tres picos« (»Der Dreispitz«) – Ballettmusik in zwei Teilen
für Mezzosopran und Orchester (1919) 35’
Introduccion y escena (Einführung und Szene)
Erster Teil:
La tarde (Der Nachmittag)
Danza de la molinera (Tanz der Müllerin, Fandango)
Las uvas (Die Weintrauben)
Zweiter Teil:
Danza de los vecinos (Tanz der Nachbarn, Seguidilla)
Danza del molinero (Tanz des Müllers, Farruca)
Allegretto
Las coplas del cuco (Gesang des Kuckucks)
Danza del corregidor (Tanz des Amtsmanns)
Allegro
Danza final (Schlusstanz, Jota)
Pause
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Igor Strawinsky
»L’Oiseau de feu« (»Der Feuervogel«) – Ballett in zwei Bildern für Orchester.
Szenario von Michail Fokin nach einem russischen Volksmärchen
(1909/1910) 45’
Introduction (Einleitung)
Tableau I (Erstes Bild)
I. Le jardin enchanté de Kachtcheï (Kastscheijs Zaubergarten)
II.Apparition de l’Oiseau de feu, poursuivi par Ivan Tsarévitch
(Der Feuervogel erscheint, von Ivan Zarewitsch verfolgt)
III. Danse de l’Oiseau de feu (Tanz des Feuervogels)
IV.Capture de l’Oiseau de feu par Ivan Tsarévitch
(Ivan Zarewitsch fängt den Feuervogel)
V. Supplications de l’Oiseau de feu (Flehentliches Bitten des Feuervogels)
VI.Jeu des princesses avec les pommes d‘or
(Spiel der Prinzessinnen mit den goldenen Äpfeln)
VII. Brusque apparition d’Ivan Tsarévitch (Plötzlicher Auftritt des Ivan Zarewitsch)
VIII.Corovod (ronde) des princesses (Korovod [Reigen] der Prinzessinnen)
IX. Lever du jour (Tagesanbruch)
X.Carillon féerique, apparition des monstres-gardiens de Kachtcheï
et capture d’Ivan Tsarévitch (Magisches Glockenspiel, Auftritt der RiesenWachen Kastscheijs und Gefangennahme des Ivan Zarewitsch)
XI.Danse de la suite de Kachtcheï, enchantée par l’Oiseau de feu
(Tanz von Kastscheijs Gefolge, unter dem Zauber des Feuervogels)
XII.Danse infernale de tous les sujets de Kachtcheï
(Höllentanz aller Untertanen Kastscheijs)
XIII.Berceuse, l’Oiseau de feu (Wiegenlied, Der Feuervogel)
Tableau II (Zweites Bild)
XIV.Disparition du palais et des sortilèges de Kachtcheï, animation des
­chevaliers pétrifiés, allégresse générale
(Kastscheijs Palast und sein Zauberspuk vergehen, die versteinerten Ritter
erwachen wieder zum Leben, allgemeine Freude)
Clara Mouriz Mezzosopran
Gürzenich-Orchester Köln
Pablo Gonzáles Dirigent
So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr: Konzerteinführung mit Mirjam Schadendorf
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Ein Manager, eine Tanzkompagnie
und zwei junge Komponisten
Manuel de Fallas »El sombrero de tres picos«
Mirjam Schadendorf
Eigentlich ist es nur eine Anekdote – eine typische Dorfgeschichte
eben. Ein alternder, liebeshungriger Amtsmann stellt einer schönen
Frau nach und zum Schluss stellt er sich selbst bloß. Das ist nichts
Neues und so schon viele Male erzählt worden. Dennoch begründete
»Der Dreispitz« – damit ist der Hut des Amtsmanns gemeint –
­Manuel de Fallas internationalen Triumph. Der junge Spanier hatte
die Novelle des spanischen Erzählers Alarcon bereits 1915 für
sich entdeckt und zunächst zu einer Ballettpantomime verarbeitet.
1917 wurde diese erstmals in Madrid aufgeführt.
Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg hatte de Falla in Paris verbracht.
Dort lernte er auch Sergej Diaghilew kennen, den umtriebigen
­r ussischen Impresario. Heute würde man ihn wahrscheinlich als
Manager oder Agent bezeichnen. Dieser wollte die Kunst seines
Heimatlands im Westen bekannt machen. Diaghilew hat viele
­Komponisten zu bedeutenden Werken inspiriert. Auch das zweite
Manuel de Falla
* 23. November 1876 in Cádiz (Andalusien)
† 14. November 1946 in Alta Gracia (Argentinien)
»El sombrero de tres picos« (»Der Dreispitz«) –
Ballettmusik in zwei Teilen für Mezzosopran und Orchester
Entstehungsjahre: 1916–1919
Uraufführung: Am 22. Juli 1919 im Londoner Alhambra-Theater
durch die Kompanie des Balletts Russes von Sergej Diaghilew.
Vom Gürzenich-Orchester zuletzt gespielt am 23. März 2004 unter der
Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (ohne Gesangssolistin).
Besetzung
3 Flöten (1. und 3. auch Piccolo), 3 Oboen (3. auch Englischhorn),
2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba,
Pauken, 5 Schlagzeuger, Harfe, Klavier/Celesta, 16 Erste Violinen,
14 Zweite Violinen, 12 Bratschen, 10 Violoncelli, 8 Kontrabässe
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Manuel de Falla
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Stück im heutigen Programm, Strawinskys »Feuervogel«, gäbe es
ohne seinen Impuls nicht. Nach dem Krieg formierte Diaghilew
­seine Tanztruppe »Les Ballets Russes« in London neu. Er hatte
von de Fallas Ballettpantomime über die schöne Müllerin und den
liebestollen Corredigor gehört. Das spanische Sujet schien ihm für
seine Truppe ein geeigneter Stoff. Nun schlug er dem Spanier vor,
daraus ein großes Ballett zu machen. De Falla und Diaghilew taten
sich zusammen und in den folgenden zwei Jahren arbeitete der
Spanier intensiv an dem Werk. Alles wurde einer genauen Prüfung
unterzogen: Der dramatische Verlauf, das Libretto und die gesamte
Partitur. Besonders wichtig war es für de Falla und Diaghilew, ein
authentisches spanisches Milieu zu erzeugen. Also machte de Falla
sich mit dem russischen Choreographen Leonid Massine auf den
Weg in die spanischen Provinzen, um die regionalen Tänze genau
zu studieren und feilte wie ein ­Besessener an dem »Sombrero de
tres picos«.
Die Produktionen von Diaghilew erfreuten sich in Europa größter
Beliebtheit. Hier bot sich dem noch unbekannten Künstler eine
einzigartige Gelegenheit. Und die nutzte er. Das hört man sofort in
den ersten Takten der eröffnenden Szene. Wenn es Komponisten
gibt, die sich dem Fluss der Intuition hingeben, so war de Falla das
Gegenteil – ­derjenige mit der Schere, dem Seziermesser. Was er
in Andalusien und Aragonien gehört hatte, verarbeitete er minutiös
und setzte es anschließend in seiner Partitur wieder zusammen.
Von Beginn an machte de Falla deutlich, dass eine neue Zeit begonnen hatte: Ein ­Musikstück ausschließlich mit Schlagwerk und
Blech­bläsern ­beginnen zu lassen, war schon mutig. Doch dann
auch noch Kastag­netten, scharfe, aggressive Rufe und Klatschen
folgen zu lassen – das hatte man bis dahin auf Konzertpodien nicht
­gehört. Es war die Zeit des Neoklassizismus. Überschwängliche
Gefühle hatten sich überlebt, statt rauschender Klänge liebte
man nun die Sparsamkeit und die rechnerische Genauigkeit. Man
suchte in Barock und Klassik nach klaren, überschaubaren Formen.
De Falla, der in jeder Hinsicht einen Sonderweg ging, fand seinen
Stil in e
­ iner Art filigrane Collagetechnik, in der er Motiv an Motiv
setzte, um eine dramatische Entwicklung aufzubauen. Bis diese
wieder in sich zusammensackt und das Spiel der kleinen Teile
­erneut beginnt. Für den Hörer bedeutet das, sich auf eine Art
­analytische Wahrnehmung einzulassen. Gerade an der Ouvertüre
kann dies deutlich werden. Wer erwartet Kastagnetten in einem
großangelegten Orchesterstück? Wer rechnet mit einzelnen Trompetenfanfaren, kurzen verhuschten Tönen der Piccoloflöte? All dies
war neu und einzigartig und verlangt nach viel Aufmerksamkeit.
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Bis heute ist die Extravaganz der Komposition nicht verflogen. Jeder
Zuhörer findet sich mit dieser eröffnenden Szene sofort in der
­spanischen Provinz wieder. Der Einsatz einer Frauenstimme, die
auf Spanisch ihre Nachbarinnen auffordert, die Türen in der Nacht
zu verschließen, macht die Szene komplett. Und schon ist das
­Publikum mitten drin im Geschehen. Im Anschluss betritt der
­Corregidor, die staatliche Vertretung in der Region, die Bühne,
doch das Wichtigste in der Partitur ist eine Amsel. Das Dorfleben
wird porträtiert und natürlich stehen spanische Tänze im Vordergrund des Balletts: Ein Fandango ist der Höhepunkt des ersten
Akts. Hier lässt die Müllerin ihre Verführungskünste spielen. Anschließend beschreibt das Fagott die ungelenken Schritte des
­hinkenden Amtsmanns, die Streicher den Liebreiz der Frau. Der
zweite Teil des Balletts b
­ esteht ausschließlich aus Tänzen: Einer
Seguidilla, einer Farucca und der schnellen Jota. Bei dem »Tanz
des Corregidors« handelt es sich um eine ausgedehnte Szene:
Der Statthalter plumpst ins Wasser, als er versucht, zur Müllerin
ins Zimmer zu gelangen. Schließlich kommt es zu einer Verwechslungsszene. Die abschließende Jota ist wiederum ein echter Volkstanz und kommt durch die Betonung und Überlagerung von Taktschwerpunkten fast aggressiv daher – ein explosives G
­ emisch,
mit dem »Der Dreispitz« endet.
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»El sombrero de tres picos« (»Der Dreispitz«)
Introduccion y escena
Casadita, Casadita,
cierra con tranca la puerta!
Casadita, Casadita,
cierra con tranca la puerta;
Que aunque el diabolo esté dormido,
a lo mejor se despierta!
Kleine Frau, kleine Frau,
leg den Riegel vor die Tür!
Kleine Frau, kleine Frau,
leg den Riegel vor die Tür;
der Teufel mag wohl schlafen,
erwacht aber überraschend!
Danza del molinero
Tanz des Müllers
Por la noche canta el cuco
Advirtiendo a los casados
que corran bien los cerrojos
que el diabolo está desvelado!
Por la noche canta el cuoco –
Cucú! Cucú! Cucú!
Der Kuckuck singt die ganze Nacht
und warnt die Ehemänner,
die Riegel gut zu sichern,
denn der Teufel ist wach!
Der Kuckuck singt die ganze Nacht –
Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!
konzerte
neu erleben
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Igor Strawinskys »Feuervogel«
Zehn Jahre bevor Sergej Diaghilew Manuel de Falla zu seinem ersten internationalen Triumph führte, entdeckte der Impresario e
­ inen
jungen russischen Komponisten. Diaghilew hatte zuvor lediglich
ein dreiminütiges Orchesterstück mit dem Titel »Feuerwerk« von
ihm gehört, bevor er ihn für einen großen Ballettabend engagierte.
Der Künstler hieß Igor Strawinsky. Das war im Jahr 1908. In dieser
Zeit plante Diaghilew ein neues Stück. Zwei russische Märchen
waren als Grundlage geplant: Der »Feuervogel« und der »Zauberer
Kastscheij«. Aus beiden schuf Michail Fokine, der d
­ amals die
­Ballettkompanie leitete, ein Libretto und später auch die Choreografie. Wichtig war Diaghilew und Fokine, dass der Stoff sich für
üppige und märchenhafte Bühnenbilder eignete – denn danach
war das Pariser Publikum regelrecht süchtig. Die Idee eines Zaubervogels, dessen Federn dem Besitzer magische Kräfte verleiht,
dazu ein böser Zauberer, in dessen Garten versteinerte Männer
und gefangene Frauen zu finden sind – das war genau die Art von
Sujet, mit der die Ballets Russes in Paris Begeisterungsstürme
hervor­rufen konnten. Nun fehlte nur noch ein Komponist. Diaghilew
traute westlichen Künstlern nicht so recht – er wollte gern einen
Landsmann mit dem Werk beauftragen. Als Anatolj Ljadow auf ­seine
­Anfrage nicht reagierte, machte er Strawinsky ausfindig – den jungen
Nobody von 27 Jahren. Der nahm an. Der »Feuervogel« sollte ihn
international bekannt machen. Es ist das bis heute das erfolgreichste Werk des großen russischen Komponisten, von dem wir
ohne Diaghilews Märchenprojekt vielleicht gar nichts wüssten. Der
französische Musikkritiker R. Brussel hielt bei einer Probe­auffüh­rung
in Sankt Petersburg, die Diaghilew eigens für ihn organisiert hatte,
fest:
»Wir saßen alle in dem kleinen Zimmer im Erdgeschoss am Zamiatin
Perenlok (Diaghilews Petersburger Wohnung) ... Der Komponist, jung
(27), hager und verschlossen, mit versunkenem Blick und gespannten
Lippen in seinen energisch anmutenden Gesichtszügen, saß am
­Klavier. In dem Augenblick, als er zu spielen begann, war der be­
scheidene, nur schwach beleuchtete Raum plötzlich in blendendes
Licht getaucht. Am Ende der ersten Szene war ich überwältigt und
nach der letzten in Bewunderung versunken. Das mit feinen Bleistift­
korrekturen übersäte Manuskript entpuppte sich als ein Meisterwerk.«
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Sergej Diaghilew und Igor Strawinsky, 1921
Obwohl Strawinsky kaum Erfahrung mit Bühnenmusik hatte, ent­
wickelte er im »Feuervogel« das Gewünschte: Flirrende musikalische
Strukturen, immer in Bewegung, kaum zu fassen. Dass der junge
Komponist seinen ganzen Ehrgeiz in die Komposition für die gefeierte Balletttruppe setzte, ist durch die zahlreichen Korrekturen
an den Partituren und Klavierauszügen, die für die Uraufführung
und die Proben verwendet wurden, belegt. Immer wieder hat er
mit roter Tinte korrigiert und revidiert. Tamara Karsawina, Tänzerin
des Feuervogels, erinnerte sich an die letzten Proben vor der
­Uraufführung:
»Strawinsky kam oft früh ins Theater und spielte mir vor Proben­
beginn irgend eine besonders schwierige Passage immer und immer
wieder vor. Ich war ihm dankbar, nicht nur wegen der Unterstützung,
die ich von ihm erhielt, sondern für die Art und Weise, wie er es tat.
Niemals zeigte er so etwas wie Ungeduld angesichts meiner lang­
samen Auffassungsgabe, und niemals spürte ich die Herablassung
eines Meisters seines Fachs gegenüber meiner dürftigen musikali­
schen Ausbildung. Es war interessant, ihn am Klavier zu beobachten.
Sein Körper schien im Rhythmus der Musik zu vibrieren. Wenn er
Staccati mit dem Kopf mitnickte, dann wurde mir das Muster seiner
Musik viel klarer als durch bloßes Taktzählen.«
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Manuel de Falla, der seinen Komponistenkollegen Strawinsky sehr
schätzte, hatte sich im Juni 1916 ein Gastspiel des Ballett Russes
unter anderem mit Petruschka angehört und hielt in der Zeitung
»La Tribuna« fest:
»Weiß Madrid, dass die Stadt einen der größten europäischen
Künstler zu Gast hat? Weiß die Stadt auch, wie sie sich von denen
absetzen soll, die sagen, dass die Kunst dieses Mannes eher vom
Weg abbringt als auf den Pfad der Wahrheit führt?«
Um das Bühnengeschehen musikalisch zu verdeutlichen, bediente
sich Strawinsky einer Methode, die er seinem Lehrer abgeschaut
hatte. Rimsky-Korsakow verwendete sie beispielsweise in seiner
Oper »Der goldene Hahn«. Die Märchenwelt wird hier von der realen
Welt durch einen anderen Tonvorrat geschieden. Diatonische
­Motive – also auf dem Dur-Moll-tonalen System basierend – bezeichnen das menschliche Handeln. Chromatische Tongestalten
stehen für die Zauberwelt. Auf diese Weise schuf Strawinsky eine
Partitur, die an manchen Stellen an Wagner erinnert. Nicht nur
­wegen der reich verwendeten Halbtöne, sondern auch durch eine Art
Leitmotivik. So werden für die Auftritte der Prinzessinnen Melodien
aus russischen Volksliedern eingesetzt. Diese erklingen dann auch
wieder zum triumphalen Schluss des Balletts. Die dunkle Macht
des Zauberers findet sich dagegen in Tritonus-Sprüngen wieder,
verbunden mit Terzabfolgen. Was damals als genial und ungeheuer
bühnenwirksam gefeiert wurde, war Strawinsky später unangenehm
und schien ihm zu vereinfachend.
Im Gegensatz zu de Falla bedient sich Strawinsky von Beginn an
des kompletten Orchesterapparats des 19. Jahrhunderts. Tiefe
Streicher eröffnen das Geschehen, anschließend vollführen die
Geiger ein Glissando, das mit einem Flageolett-Effekt kombiniert
ist. Das heißt, ein Finger der linken Hand des Musikers rutscht
über die Saiten hoch, während er mit der Bogenhand diese anstreicht. Noch verfeinert wird dieses Gleiten des Klangs durch das
Flageolett. Die Saite wird bei dieser Technik nicht komplett niedergedrückt. So entsteht ein leichtes Schwirren. In dieser Kombination
hatte es das bis dahin noch nicht gegeben. Für die Instrumentalisten ist das Glissando-Flageolett eine besondere Herausforderung.
Mit der kurzen Einleitung wird der Zuhörer in das Reich des Zau­
berers eingeführt. Die Ballettmusik ist eher illustrierend als auf
einzelne Gesten und Schritte der Tänzer bezogen. Strawinsky
­beschwört mit seiner Musik die Atmosphäre des Zaubergartens
herauf. Wenn in der dritten Nummer der Feuervogel auftaucht, so
ist er durch die irisierenden Streichertremoli, durch die beinahe
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greifbaren Flügelschläge jederzeit im Ohr des Hörers präsent. Das
gilt auch für den darauffolgenden Tanz des Feuervogels. Durch
die farbenprächtige Ausstattung und die phantasievollen Kostüme
der ersten Ballettinszenierungen muss es ein unglaublich sinn­
liches Spektakel gewesen sein. Die Musik war hier »nur« Teil eines
Gesamtkunstwerks.
Strawinsky folgt zwar mit dem musikalischen Geschehen der Handlung, klare Schnitte für einzelne Nummern setzt er jedoch nur
­gelegentlich. So etwa beim »Korovod«, einem russischen Rundtanz
(Nr. 9), den die verzauberten Jungfrauen tanzen, als der Zarewitsch
dazukommt. In der Regel gehen die einzelnen Abschnitte direkt
­ineinander über. Dadurch eignet sich die Ballett-Partitur des »Feuer­
vogels« gut für eine konzertante Aufführung. Im nächsten Abschnitt
kündigen Harfen und Trompeten das Heraufziehen des neuen Tages
an. Mit dem vom Komponisten selbst als »magisch« bezeichneten
Glockenspiel betritt er nun die verwunschene und dunkle Welt des
Zauberers. Deswegen ist das Glockenspiel auch nicht diatonisch
oder fröhlich wie einst bei Mozart in der »Zauberflöte«, sondern wie
zufällig werden die Klangstäbe angeschlagen.
Kernstück der Komposition ist der »Danse infernale«, der »Höllentanz« (Nr. 13), in den der Feuervogel den Zauberer samt Gefolge
versetzt. Leise kündigt sich der Feuervogel an, durch die bekannten Glissandi, Tonleitern und Vogelrufe. Dann bauen sich allmählich synkopische Rhythmen auf, die an Stärke zunehmen. Die Gewalt des »Sacre« ist hier a
­ llerdings noch nicht einmal zu ahnen.
Hier liegt noch das Kleid e
­ iner »Märchenoper« darüber und hält
das musikalische Geschehen zusammen. Anschließend vollzieht
sich das glückliche Ende, eingeleitet durch die sanfte »Berceuse«
(Nr. 14) des Feuervogels, die zum allgemeinen Triumph des Guten
überleitet. Die Uraufführung am 25. Juni 1910 in der Pariser Oper
wurde zu genau dem Erfolg, den Diaghilew im Sinn hatte. Sofort
wurden zusätzliche Aufführungen angesetzt. In den Jahren danach
versuchten sich viele große Choreografen an dem Stück. Strawinsky wurde über Nacht zum Star. Viele weitere bahnbrechende Werke
sollten folgen.
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Igor Strawinsky
* 17. Juni 1882 in Oranienbaum (bei Sankt Petersburg)
† 06. April 1971 in New York
»L’Oiseau de feu« (»Der Feuervogel«) – Ballett in zwei
­Bildern für Orchester.
Szenario von Michail Fokin nach einem russischen Volksmärchen.
Entstehungsjahr: 1910
Uraufführung: Am 25. Juni 1910 im Pariser Théatre National
de l’Opéra durch die Kompanie des Balletts Russes von Sergej
Diaghilew. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt aufgeführt am
01. April 2008 unter der Leitung von Yang Yang.
Bühnenmusik
3 Trompeten, 2 Wagner-Tenortuben, 2 Wagner-Basstuben,
2 Röhrenglocken
Besetzung
4 Flöten (3. auch Piccolo, 4. mit Piccolo), 4 Oboen (4. mit
Englischhorn), 4 Klarinetten (4. mit Bassklarinette), 4 Fagotte
(4. mit Kontra­fagott), 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba,
Pauken, Schlagzeug (Glockenspiel, Xylophon, Triangel, 2 Becken,
Tamtam), 3 Harfen, Celesta, Klavier, 16 Erste Violinen, 14 Zweite
Violinen, 12 Bratschen, 10 Violoncelli, 8 Kontrabässe
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Pablo Gonzáles wurde 1975 in Oviedo geboren, studierte an der
Guildhall School of Music and Drama in London und gewann kurz
darauf den Donatella Flick- sowie den internationalen Cadaqués
Dirigierwettbewerb. Erste Stationen führten ihn zum London Symphony
Orchestra und zum Bournemouth Symphony Orchestra; als Erster
Gastdirigent war er häufig mit dem Orquesta Ciudad de G
­ ranada zu
erleben. Von 2010 bis 2015 war Pablo Gonzáles Chefdirigent des
Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya. In den
vergangenen Spielzeiten arbeitete er mit so namhaften Klangkörpern
wie dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Konzerthausorchester Berlin, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen,
dem Orquestra Sinfónica de Madrid, dem Orchestra della Svizzera
Italiana, dem London Symphony Orchestra, dem BBC National Orchestra
of Wales, dem Orchestre de Chambre de Lausanne und dem Warsaw
Philharmonic zusammen. Auch im Opernbereich ist Pablo Gonzáles
gefragt: In Großbritannien debütierte er beim Glyndebourne-Festival
mit Donizettis L’elisir d’amore und wurde in dieser Spielzeit für
­Mozarts Don Giovanni e
­ rneut eingeladen. In San Sebastian leitete
er Bizets Carmen; an der Opera de Oviedo Don Giovanni, Madame
Butterfly, Poulencs La Voix Humaine und Montsalvatges Una Voce.
Die Diskographie von Pablo Gonzáles umfasst Musik von Enrique
Granados mit dem Orquestra Simfònica de Barcelona, Prokofjews
Le fils prodigue mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden/Freiburg
und eine CD mit sämt­lichen Werken für Violine und Orchester von
Robert Schumann mit der Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken
Kaiserslautern und der Geigerin Lena Neudauer. Die Einspielung
wurde für den International Classical Music Award nominiert. Mit
dem heutigen Konzert debütiert Pablo Gonzáles beim Gürzenich-­
Orchester Köln.
19
Die in Spanien geborene Mezzo-Sopranistin Clara Mouriz studierte
an der Londoner Royal Academy of Music und war Teilnehmerin der
BBC Radio 3 New Generation Artists, einer Initiative, die junge und
talentierte Musikerinnen und Musiker fördert. 2007 debütierte sie
an der Londoner Wigmore Hall und war anschließend mit Pianisten
wie Julius Drake, Graham Johnson, Simon Lepper, Malcolm Martineau
und Roger Vignoles auf verschiedenen Festivals in Europa und Nord­
amerika zu erleben. 2013 trat Clara Mouriz mit Manuel de Fallas
Der Dreispitz erstmals bei den BBC Proms mit dem BBC Philhar­
monic unter der Leitung von Juanjo Mena auf. Weitere Höhepunkte
ihrer Karriere waren unter anderem ein Rezital im Musée d’Orsay
mit Dame Felicity Lott und Graham Johnson, Wolfgang Amadeus
Mozarts Requiem mit dem Swedish Radio Symphony ­Orchestra unter
Daniel Harding und Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen mit
dem BBC Philharmonic. Auch im Opernbereich ist C
­ lara Mouriz aktiv
und war u. a. als Ariodante in Georg Friedrich Händels gleichnamiger
Oper, als Angelina in Gioachino Rossinis La Cenerentola und als
Cherubino in Figaros Hochzeit von Mozart zu hören. In dieser Spielzeit 2015/2016 kehrte sie gemeinsam mit dem Myrthen Ensemble
zu einem Liederabend in die Londoner Wigmore Hall zurück und
sang die Rolle der Rosina in einer Wiederaufnahme von Rossinis
Der Barbier von Sevilla in Palma de Mallorca. Die erste Solo-CD
von Clara Mouriz »Canciones: Memories of Spain« mit spanischen
Liedern erschien 2010, ihre zweite Solo-Aufnahme mit dem Titel
»Heroines in Song« wird voraussichtlich noch in dieser Spielzeit
veröffentlicht. Darüber hinaus ist eine Aufnahme von Don Ramon
Carnicers Oper Elena e Malvina mit dem Orquesta Nacional de
­España geplant. Mit dem heutigen Konzert debütiert Clara Mouriz
beim Gürzenich-Orchester Köln.
20
orchesteraktuell
Probejahr bestanden:
Marie Daniel ist neue Geigerin
im Gürzenich-Orchester
Seit dem 1. Juni ist Marie Daniel offiziell
stellvertretende Stimmführerin der Zweiten
Violinen im Gürzenich-Orchester. 2015
begann die aus Frankreich stammende
Geigerin ihr Probejahr am Rhein und fühlte
sich unter den Kollegen direkt wohl:
»Sie alle sind sehr nett und haben dafür
gesorgt, dass ich mich hier wohl und zu
Hause fühle«, resümiert Marie Daniel.
Dass sie zur Geige kam, war keine Entscheidung im engeren Sinne, eher eine
Idee, die von alleine kam: »In meiner
F­amilie macht sonst keiner Musik, aber
alle haben mich unglaublich unterstützt.
Und wenn man viel investiert, bekommt
man auch viel zurück.« Im Alter von fünf
Jahren fing Marie mit dem Geigenspiel an
und lernte zunächst bei Zacharias Zorin.
Ihr Studium führte sie dann ins spanische
San Sebastian zu Keiko Wataya und später nach Stuttgart, wo sie
bei Anke Dill ihren Master erwarb. Währenddessen sammelte Marie
Daniel beispielsweise beim »Orquesta Sinfónica de Euskadi«, dem
Kammerorchester Stuttgart, dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn und dem Radiosinfonieorchester des SWR Stuttgart erste
Orchestererfahrungen. Nun in Köln angekommen, freut sie sich auf
spannende und auch neue Orchesterwerke gemeinsam mit FrançoisXavier Roth und hofft, dass das Leben in der Domstadt so schön wie
bisher bleibt – oder gar noch besser wird. Und wir sagen: »Bienvenue
– Herzlich Willkommen!«
21
Herzlichen Glückwunsch!
François-Xavier Roth erhält Jahrespreis
der Deutschen Schallplattenkritik
Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth ist mit dem Jahrespreis
der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden. Ausge­
zeichnet wurde er für zwei Live-Einspielungen des Orchesters mit den
­Werken Le Sacre du Printemps und Petrouchka von Igor S
­ trawinsky,
die beim Label Actus Sud erschienen sind. Die Jury urteilte über die
Aufnahme: »Dank eines ausgewählten, zeitgenössischen Instrumen­
tariums, hörbar vor allem bei den Bläsern, im Schlagwerk und Klavier,
werden die archaische Wirkung und Strahlkraft der Musik neu erfahrbar.« Der Preis der Deutschen Schallplattenkritik ist ein unabhängiger
Zusammenschluss von derzeit 156 Musikkritikern aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz und wird einmal jährlich für verschiedene
Musiksparten verliehen.
Im Anschluss an das Gastspiel seines Orchester »Les Siècles« beim
Hamburger Musikfest nahm François-Xavier Roth am 25. April 2016
den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik (PdSK e.V.) ent­
gegen. Die Auszeichnung wurde überreicht vom ­Musikredakteur des
Hamburger Abendblatts und PdSK-Juror Joachim Mischke, im Namen
der Gesamtjury.
22
orchesteraktuell
Das Gürzenich-Orchester zu Gast
im Museum Ludwig
François-Xavier Roth dirigiert Werke von Georges Antheil und Darius
Milhaud in der Ausstellung Fernand Léger – Malerei im Raum.
Sonntag, 26. Juni 2016 um 15:00 und 17:00 Uhr, Museum Ludwig,
Köln. Die Eintrittskarte für das Museum gilt als Konzertkarte
Die aktuelle Ausstellung »Fernand Léger. Malerei im Raum«
(9. April – 3. Juli 2016) im Museum Ludwig in Köln wirft ein neues
Licht auf einen der vielfältigsten und einflussreichsten Künstler der
Moderne. Fernand Léger (1881–1955), Zeitgenosse von Pablo
­Picasso und Georges Braque, strebte mit seinem Werk nach einer
Synthese der Künste. Er drehte Filme, schuf Wandgemälde für Privathäuser und öffentliche Gebäude wie die UN-Verwaltung in New York,
entwarf Kostüme und Bühnenbilder sowie Kirchenfenster. »Malerei
im Raum« ist die erste Überblicksausstellung, die das Augenmerk
auf Fernand Légers Wandgemälde und Wandmalereien richtet.
Inmitten dieser Ausstellung werden Francois Xavier Roth und das
­Gürzenich-Orchester zwei Werke aufführen: »Ballet mécanique« von
Georges Antheil und »La Création du Monde« von Darius Milhaud
­gehören zu den wegweisenden Arbeiten, die Fernand Légers Ausein­
andersetzung mit der Malerei im Raum – jenseits des Staffelbildes –
prägen. Es handelt sich außerdem, bei »La Création du Monde«, um
die erste von mehreren Zusammenarbeiten zwischen Léger und
­Milhaud, die eine lebenslange Freundschaft pflegten. Darius Milhaud
schrieb für diesen »Schöpfungsakt« eine Partitur, die sich in Stil und
Besetzung auf die New Yorker Jazz-Revuen der 1920er Jahre bezieht.
Für Georges Antheils »Ballet mécanique« schuf Fernand Léger gemeinsam mit Dudley Murphy und Man Ray einen Film, der in der Ausstellung gezeigt wird. In zwei Aufführungen werden François-Xavier Roth
und das Gürzenich-Orchester am 26. Juni um 15:00 und 17:00 Uhr
die beiden Werke spielen, ergänzt um ein Gespräch zwischen Katia
Baudin, der Kuratorin der Ausstellung und Stellvertretenden Direktorin
des Museum Ludwig, und François-Xavier Roth.
Spiel mit
bei Kölns
größtem
Spontanorchester!
9. Juli 2016, Probe 10.30 Uhr, Konzert 13 Uhr
Auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom
(bei schlechtem Wetter: Piazzetta im Historischen Rathaus)
Spielen Sie gemeinsam mit den Profis des Gürzenich-Orchesters unter
der Leitung von Manuel Nawri Werke von Antonín Dvořák, Giuseppe Verdi,
Gordon Kampe und Johannes Brahms. Egal, ob Tuba, Glockenspiel, Geige,
Gesang oder Gitarre, ob Anfänger oder Profi: jeder ist herzlich willkommen!
Noten zum Download (original und vereinfacht) und Play-Alongs
finden Sie online unter symphonic-mob.de
Anmeldung und alle Informationen unter
symphonic-mob.de
guerzenich-orchester.de
gefördert durch die
In Kooperation mit
Deutsches
Symphonie-Orchester Berlin
24
orchesteraktuell
Wunder der Musik
Musiker des Gürzenich-Orchesters
zu Gast im Elternheim
der Synagogen-Gemeinde Köln
Musik ist ein außergewöhnliches Phänomen. Sie kennt keine Grenzen,
Sprachbarrieren, Alter ... Das Verhältnis zwischen Musik und dem
Menschen ist einzigartig. Melodische Klänge können Wunder bewirken –
die Seele des Menschen erwacht, verwandelt sich, Stimmung ändert
sich. Musik herrscht über unsere Emotionen, kann sogar physisches
Leiden lindern.
Unsere Gesundheit ist nicht zuletzt von unseren emotionalen Reaktionen
abhängig. Wissenschaftler Hans Selie sagte: »Das Leben besteht zu
10% aus dem, was mit uns geschieht, und zu 90% aus dem, wie wir
darauf reagieren.«
Viele Forschungen bestätigen: Musik kann einen ausgeprägten therapeutischen Effekt haben, bringt die Seele ins Gleichgewicht, gibt ein
Gefühl der Ruhe. Verglichen mit Medikamenten ist Musik wie ein
­Analgetikum in der Welt der Geräusche, sie hilft bei seelischen und
altersbedingten Krankheiten, trägt zu einem aktiven, langen Leben
bei. Den größten Einfluss hat Musik von Mozart. Dieses musikalische
Phänomen, noch nicht ganz geklärt, wurde dementsprechend »MozartEffekt« genannt.
Diesen »Mozart-Effekt« durften wir am 13. April 2016 live im Elternheim der Synagogen-Gemeinde Köln erleben – bei dem exzellenten
Auftritt eines Trios des Gürzenich-Orchesters.
Seit dieser Spielzeit existiert das Angebot der »Unterwegskonzerte«–
Musiker aus dem Orchester besuchen verschiedene Senioren-Einrichtungen in der Stadt, spielen dort Konzerte und geben somit älteren
Menschen die Möglichkeit, klassische Musik live hören zu können.
So verwandelte sich auch der Vorraum vor der Synagoge im Wohlfahrtszentrum in einen Konzertsaal.
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Vorstandsmitglied Dr. Michael Rado begrüßte im Namen der SynagogenGemeinde alle Heimbewohner und zahlreiche Gäste: »Es ist ein sehr
ungewöhnlicher Nachmittag – bei uns zu Gast ist eines der renommiertesten Orchester des Rheinlands und Deutschlands.« Es war der
Heimleitung gelungen, das Konzert zu organisieren. Viele Einrichtungen
bewarben sich bei dem Gürzenich-Orchester für einen Auftritt. Es
­wurden jedoch nur zehn Institutionen ausgewählt und das Elternheim
durfte sich geehrt fühlen, eine von ihnen zu sein.
Auch die Moderatorin Agnes Rottland drückte im Namen der Musiker
Freude aus, in der jüdischen Gemeinde auftreten zu dürfen. Das
Streichtrio – David Johnson (Violine), Petra Hiemeyer (Violine),
Ina Bichescu-Richartz (Viola) – präsentierte ein hervorragendes
­Programm: sie spielten ausgewählte Stücke von Mozart, Dvoř ak,
­Kodály, begleitet mit ausführlichen Erklärungen und kleinen Geschichten, die die Musiker selbst vortrugen. Alle Zuhörer genossen die
­Musik und die Wunder, die sie bewirkt; die Emotionen, die Live-Musik
auslöst, konnte man an den Gesichtern und funkelnden Augen ablesen.
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orchesteraktuell
»Es ist wunderbar, gemeinsam Musik zu hören. Noch schöner ist es,
zusammen zu musizieren und zu singen«, wandte sich die Moderation
Agnes Rottland an das Publikum. So wurde gemeinsam das Lied
»Geh’ aus mein Herz und suche Freud’« gesungen. Das zweite Lied
war eine von Anfang an versprochene Überraschung: schon an den
ersten Klängen erkannten alle Zuhörer die bekannte und beliebte
Melodie »Katjuscha« und stimmten das Lied zusammen an.
Heimleiterin Ingrid Barth bedankte sich in Namen aller Anwesenden
für das wunderbare Konzert. Im Namen des Beirats des Elternheimes
bedankte sich Ida Slavina bei den Musikern: »Musik ist immer ein
Sieg – Sieg über das Böse, Sieg über die Schwäche, über das Alter.
Sie schenkt uns Kraft.« Die ehemalige Leningraderin erinnerte sich
daran, wie während der Blockade die legendäre 7. Sinfonie Schostakowitschs den eingekesselten Stadtbewohnern Kraft gab, wie wichtig
auch in dieser Zeit Musik war. (Die Leningrader Erstaufführung fand
am 9. August 1942, mit dem Radio-Orchester Leningrad statt und wurde
von allen sowjetischen Rundfunksendern übertragen. – Anm. d. Red.)
Ida Slavina, Tatjana Puris (v.l.)
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»Alt sein ist nicht so einfach«, fuhr sie fort, »für viele von uns ist
­Musik ein Lebenselixier, wir können aber leider nicht mehr in die
­Philharmonie gehen. Heute ist die Musik in all ihrer Pracht zu uns
gekommen. Das ist ein großartiges Geschenk. Herzlichen Dank
­dafür!«
Die Bereitschaft der Musiker, für die Menschen zu spielen, die selbst
nicht mehr ins Konzert kommen können, ist bewundernswert.
Musiker und Zuhörer waren sichtlich bewegt und hoffen, dass weiter
solche wunderbare Treffen folgen werden.
Ein großer Dank gebührt Heimleiterin Ingrid Barth, allen, die zur Organisation des Konzertes beigetragen haben, und Tatjana Puris für die
synchrone Übersetzung – viele Heimbewohner stammen aus Russland und lernen erst im hohen Alter Deutsch für den Alltagsgebrauch.
Nach einer Zugabe trafen sich Heimbewohner und Gäste im Café
­Babuschka um Eindrücke auszutauschen.
In unserem komplizierten Leben, das voller Schwierigkeiten, Probleme
und Stress sein kann, ist Musik ein hervorragendes Mittel zu deren
Prophylaxe und kann Menschen helfen, sich glücklicher zu fühlen.
Lasst die Musik in unseren Seelen und in unserem Elternheim öfter
erklingen, uns einander näherbringen. Wir freuen uns auf ein neues
Konzert.
A. Apel und N. Marschan, Elternheim der Synagogen-Gemeinde Köln
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orchesterbesetzung
I. VIOLINEN Torsten Janicke, Urara
Oku*, Alvaro Palmen, Dylan Naylor,
Dirk Otte, Chieko Yoshioka-Sallmon,
David Johnson, Adelheid NeumayerGoosses, Demetrius Polyzoides,
Wolfgang Richter, Elisabeth Polyzoides,
Judith Ruthenberg, Colin Harrison,
Petra Hiemeyer, Juta Õunapuu-Mocanita,
Toshiko Tamayo
II. VIOLINEN Sergei Khvorostuhin,
Marie Daniel, Marek Malinowski,
Stefan Kleinert, Martin Richter, Liz
Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm,
Joanna Becker, Susanne Lang, Nathalie
Streichardt, Jana Andraschke, Hae-Jin
Lee, Roxana Tudorache*, Nina Mrosek*
BRATSCHEN Olof von Gagern,
Martina Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock,
Gerhard Dierig, Annegret Klingel,
Antje Kaufmann, Ina Bichescu,
Eva-Maria Wilms-Mühlbach, Rudi
Winkler, Felix Weischedel, Armen
Nazarian*, Iryna Bayeva*
FLÖTEN Alja Velkaverh, Irmtraud
Rattay-Kasper, Christiane Menke,
Wen-Yi Tsal
OBOEN Horst Eppendorf, Ikuko
Yamamoto, Lena Schuhknecht,
João-Miguel Silva
KLARINETTEN Blaž Šparovec,
Ekkehardt Feldmann, Tino Plener,
Thomas Adamsky
FAGOTTE Thomas Jedamzik, Jörg
Steinbrecher, Klaus Lohrer, Denis
Plangger
HÖRNER Egon Hellrung, Markus
Wittgens, Johannes Schuster, Willy
Bessems, Andreas Jakobs, Jens
Kreuter, Jörn Köster, David Neuhoff
TROMPETEN Simon de Klein,
Herbert Lange, Matthias Kiefer,
Matthias Jüttendonk, Tobias Fehse*,
Felix Bock*
VIOLONCELLI Bonian Tian, Joachim
Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig,
Johannes Nauber, Klaus-Christoph
Kellner, Franziska Leube, Georg
Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia Borg-­
Bujanowski, Katharina Apel-Hülshoff
POSAUNEN Carsten Luz, Karlheinz
Gottfried, Christoph Schwarz
KONTRABÄSSE Johannes Seidl,
Konstantin Krell, Otmar Berger, Jason
Witjas-Evans, Krasen Zagorski,
Michael Geismann*, Samuel Ortega
Sanchez*, Stefan Rau*
SCHLAGZEUG Alexander Schubert,
Christoph Baumgartner, Bernd
Schmelzer, Ulli Vogtmann, Camillo
Anderwaldt*
TUBA Karl-Heinz Glöckner
PAUKEN Carsten Steinbach
CELESTA Alexander Mathas*
HARFEN Antonia Schreiber, Saskia
Kwast, Esther Peristerakis*
KLAVIER Paolo Alvarez*
* Gast
Stand: 02. Juni 2016
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vorschau
sinfoniekonzert 12
Sonntag, 03. Jul 16, 11 Uhr
Montag, 04. Jul 16, 20 Uhr
Dienstag, 05. Jul 16, 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Konzerteinführung
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr
Arnold Schönberg
»Verklärte Nacht« op. 4 –
Fassung für Streichorchester
Sergej Rachmaninow
Konzert Nr. 2 c-Moll
für Klavier und Orchester op. 18
Edward Elgar
Variationen für Orchester op. 36
»Enigma-Variationen«
Jean-Frédéric Neuburger Klavier
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282,
beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter:
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Dr. Mirjam Schadendorf studierte Musikwissenschaften in Gießen und Freiburg. 1998–2001 arbeitete
sie als Konzertdramaturgin bei den Bochumer Symphonikern, seit 2002 ist sie mit der Agentur Musikrahmen als Musikjournalistin in München tätig.
IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing
Redaktion Johannes Wunderlich (verantwortlich), Ben Duven Textnachweis Der Text von Mirjam
Schadendorf ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Bildnachweis Titel: May Zircus, S. 18: D.Vass,
S. 19: J. M. Bielsa, S. 20: Claudia Höhne, S. 21: Marie Daniel S. 25, 26: © Elternheim der SynagogenGemeinde Köln Gestaltung, Satz parole g­ esellschaft für kommunika­tion mbh Druck Schloemer +
Partner GmbH
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht
­gestattet sind. Euro 2,-
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Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und
der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles
Engagement und ihre großzügige Unterstützung.
Ehrenmitglieder des Kuratoriums
Henriette Reker I Oberbürgermeisterin der Stadt Köln
Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Vorstandsvorsitzender der Concert-Gesellschaft Köln e.V.
Olaf Wegner
Kuratoren
Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski
Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer
Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann
HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft,
Dipl.-Kfm. Bernd Schubert
ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will
Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Koelnmesse GmbH I Gerald Böse
Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst
Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker
ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit
TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun
Firmen l Verbände l Vereine
August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel
Henze & Partner I Jürgen Henze
Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger
Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken
Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus
Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski
Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons
Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche
ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will
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Mitglieder
Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens
I Matthias Berg und Dieter Eimermacher I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen
Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Andreas Braun I Ursula Breunig I
Prof. Dr. Gerhard Brunn I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebiervon Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian
Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista ScheepersFleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise
Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher
I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D.
Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker
I Prof. Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr.
Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr.
Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela
Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-Kienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk
Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia
und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd
Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und
Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner
Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni
Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred
und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia
Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Jacqueline Ritter I Ulrich
Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer
und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Dr. Ulrich Schröder I
Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard
Sondermeier I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel
I Peter und Monika Tonger I Anita und Dr. Reiner Tredopp I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef
Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Egon Peter Wagner I Helmut Wexler I Michael
Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer