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P.b.b. 03Z034913 M - Verlagspostamt 1090 5. Jahrgang Nr. 4 / Dezember 2003 INGRID RIEGLER Vital und aktiv keine Frage des Alters GESUNDE BEWEGUNG M I T AC H T S I G I S-S E RV I C E-S E I T E N FONDS GESUNDES ÖSTERREICH IM ÜBERBLICK K U R AT O R I U M Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Fonds Gesundes Österreich Landesrat a.D. Fredy Mayer, erster Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums Staatssekretär für Gesundheit Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck, zweiter Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums Bundesministerium für Gesundheit und Frauen Landesrat Dr. Hans-Peter Bischof, Landeshauptleutekonferenz Dr. Christiana Dolezal, Österreichischer Städtebund Mag. Richard Gauss, Bundesministerium für Finanzen Dr. Josef Kandlhofer, Sprecher der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger Präsidentin Dr. Lindi Kálnoky, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen Vizepräs. Maga. pharm. Dr. Christiane Körner, Österreichische Apothekerkammer Bundesminister a.D. Dr. Franz Löschnak, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs Präsident Bürgermeister Helmut Mödlhammer, Österreichischer Gemeindebund Landesrätin Dr. Silvia Stöger, Konferenz der Gesundheitsreferenten der Länder Präsident Medizinialrat Dr. Gerhard Weintögl, Österreichische Ärztekammer P R O J E K T B E I R AT Dr. Barbara Burgstaller, Geschäftsführerin des Zentrums für Gesundheitsförderung in Radenthein, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Frauengesundheitszentrums Kärnten Univ.-Prof. Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein, Leiterin der Abteilung Immunologie am Institut für biomed. Alternsforschung der Akademie der Wissenschaften, Innsbruck Martin Hefel, Leiter der Suchtprävention Vorarlberg (SUPRO), Obmann des Vorarlberger Familienverbandes Dir. Stv. Mag. DDr. Oskar Meggeneder, Dir. Stv. der OÖGKK, Präsident der Österr. Gesellschaft für Gesundheitswissenschaften und Public Health Univ.-Prof. Dr. Richard Noack, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Universität Graz Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder, stellv. Vorstand des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Wien, Gründungsmitglied des Frauenforums Medizin Mag. Günter Schagerl, ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness und Gesundheitsförderung G E S C H Ä F T S S T E L L E Dennis Beck, Geschäftsführer Christian Landsfried, kaufmännischer Leiter und stellvertretender Geschäftsführer Maga. Rita Kichler, Gesundheitsreferentin Maga. Andrea Lins, Gesundheitsreferentin Maga. Petra Plunger MPH, Gesundheitsreferentin Maga. Gerlinde Rohrauer, Gesundheitsreferentin Maga. Eva Rohrer, Gesundheitsreferentin Mag. Dr. Klaus Ropin, Gesundheitsreferent Maga. Dr. Maria Schmidt-Leitner MPH MSc, Gesundheitsreferentin Maga. Alexandra Grasl, Öffentlichkeitsarbeit Helga Klee, Sekretariat – Gesundheits- und ÖffentlichkeitsreferentInnen Tina Endl, Sekretariat – Geschäftsführung Markus Rumelhart, Sekretariat – Geschäftsführung Silvia Berger, kaufmännische Assistentin Sylvia Fellner, Buchhaltung/Controlling Peter Jandrasits, kaufmännischer Assistent Maga. Mariella Hager, Sekretariat/SIGIS IMPRESSUM: Gesundes Österreich 4/2003 Medieninhaber und Herausgeber: Fonds Gesundes Österreich, Mariahilfer Straße 176, 1150 Wien, Tel.: +43/1 895 04 00-0, Fax: +43/1-895 04 00-20, E-Mail: gesundes.oesterreich@fgoe.org Verleger: B&K - Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH A-1090 Wien, Porzellangasse 35 Top 3 Tel.: +43/1-3194378-13; Fax: +43/1-3194378-20 E-Mail: info@bkkommunikation.at Redaktion: Dr. Birgit Kofler-Bettschart (Leitung); Dennis Beck, Maga. Alexandra Grasl, Maga. Silvia Hecher, Franziskus Kerssenbrock, Helga Klee, Christa Langheiter, Maga. Andrea Lins, Dr. Otto Mayer, Mag. Dietmar Schobel Produktionsleitung: Maga. Caroline Wallner Graphik: Patricio Handl Fotos: APA, Bilder Box Com, Hans Labler, MEV, Polar, Rafaela Pröll, Archiv, Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H Erscheinung: 4 x jährlich. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien. Inhalt 04/03 2 4 SCHWERPUNKT BEWEGUNG | 1. TEIL DER ALLTAG ALS ÜBUNG Tägliche Bewegung als Quelle der Gesundheit Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser! 10 SPORT MIT MASS UND ZIEL BETREIBEN Was NeueinsteigerInnen beachten sollten 12 DIE 7 FITS Praktische Übungen für jeden Tag 13 SCHULSPORT FÖRDERT LEISTUNG Bewegen sich SchüllerInnen genug? 14 UNZUFRIEDEN MIT SICH SELBST Fehlender Raum für Mädchen in der Stadt 15 KRAFT, DIE VON INNEN KOMMT Sport in der Behandlung von Krankheiten 16 SECHS SCHRITTE GEGEN KREUZUND NACKENSCHMERZEN Bewegungsergonomie am Arbeitsplatz 18 DIE SIGIS-SERVICE-SEITEN IM GESPRÄCH Schauspielerin und Buchautorin Ingrid Riegler EDITORIAL 19-26 28 SCHWERPUNKT BEWEGUNG | 2. TEIL MIT BEWEGUNG FIT INS ALTER Körpertraining kennt keine Altersgrenzen 31 BEWEGTER WECHSEL Wohlbefinden in der Menopause 32 BEWEGUNGSTRAINING FÜR DEN BECKENBODEN Übungen beugen Inkontinenz vor 33 BASIS EINES GESUNDES LEBENSSTILS Richtige Ernährung und Bewegung 34 KÖRPER, GEIST UND SEELE IN HARMONIE Dr. Ursula Baatz über fernöstliche Bewegungstechniken 35 HOHE BELASTUNGEN Mobile Pflege und Betreuung 37 GESUND ALTERN Steirisches Projekt zeigt Möglichkeiten 38 SPASS LÄSST KILOS PURZELN Freude an einem gesunden Lebensstil 39 DIE STADT MACHT FIT Ganz Wien als Fitnesscenter? 40 ZWISCHEN ALKOHOLSESSIONS UND JUGENDKULTUR Über Substanzerfahrung und Austausch 41 GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN ZAHLEN UND FAKTEN Neue web-basierte Datenbank für ganz Europa 42 FONDS AKTIV Österreichische Europeer-Konferenz des FGÖ 44 MENSCHEN IM FONDS KALENDER 46 47 D ie Schulbank ist umso besser, je weniger das Kind darin sitzt“, hat der Wiener Universitätsprofessor für Orthopädie Hans Spitzy im Jahr 1926 festgestellt. Für die SchülerInnen von heute scheint diese Maxime zumindest ebenso gültig zu sein. Laut einer aktuellen umfangreichen Erhebung ist das körperliche Leistungsvermögen der elf- bis 14jährigen schlicht „Besorgnis erregend“. Weitere Ausführungen zu diesem wichtigen Thema finden Sie in dieser Ausgabe unseres Magazins im Artikel über Bewegung und Sport an Österreichs Schulen. Körperliche Betätigung im richtigen Ausmaß ist jedoch nicht nur für Jugendliche, sondern in jedem Lebensalter essenziell für die Gesundheitsförderung und Prävention. Dem Thema „Bewegung“ mit seinen vielen Facetten ist deshalb auch der Schwerpunkt dieses Heftes gewidmet. Parallel dazu startete der Fonds Gesundes Österreich in Kooperation mit Dennis Beck dem Gesundheitsministerium im Oktober eine bundesweite Kampagne, mit der jene rund 60 Prozent der ÖsterreicherInnen angesprochen werden sollen, die sich selten oder nie bewegen. Unter dem Motto „Es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu tun“ regen Plakate und TV-Spots gezielt zu mehr körperlicher Aktivität im Alltag an. Das thematische Spektrum dieser Nummer unserer Zeitschrift reicht von Alltagsbewegung über Gesundheitssport bis zu meditativen Übungsformen wie Tai Chi oder Yoga, die Körper, Geist und Seele mit einbeziehen. Zudem können Sie Beschreibungen von sieben Fitness-Übungen für alle wichtigen Muskelgruppen nachlesen – und Tag für Tag in die Praxis umsetzen. Praxis bezogen sind auch unsere weiteren Berichte über Projekte für spezifische Zielgruppen wie Kinder und SeniorInnen sowie die SIGIS-Serviceseiten, die über aktuelle Selbsthilfe-Initiativen informieren. Ich wünsche Ihnen einen Winter voll gesunder Bewegung und eine anregende Lektüre Dennis Beck Geschäftsführer Fonds Gesundes Österreich Foto: Labler IMPRESSUM NEWS Kurz und bündig K U R Z U N D B Ü N D I G Fotos: © Labler EUPHA Konferenz 2005 In Zagreb, Maribor und Graz soll in einer neuartigen Kooperation zwischen Österreich, Kroatien und Slowenien die 11. Konferenz der European Public Health Association (EUPHA) 2005 stattfinden. Der Präsident und wissenschaftliche Leiter ist Prof. Dr. Richard H. Noack, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin der Universität Graz. Zur Vorbereitung traf sich die Gesundheitsreferentin Dr. Mag. Maria Schmidt -Leitner MPH MSc des Fonds Gesundes Österreich mit VertreterInnen der kroatischen Public Health Association und der slowenischen Gesellschaft für Präventivmedizin in Zagreb. „Wir haben uns neben den Standorten auch auf Schwerpunktbereiche und Themen der Konferenz geeinigt“, berichtet Dr. Mag. Schmidt-Leitner. Das Thema der EUPHA Konferenz 2005 lautet „Linking Health Promotion and Health Care”. Eines der Hauptziele der Veranstaltung wird der Austausch und Vernetzung zwischen Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, unter anderem in den Bereichen Gesundheitspolitik, Forschung und Ausbildung sein. Der ZusamDr. Mag. Maria Schmidt-Leitner menarbeit mit den Partnerländern kann Dr. Mag. Schmidt-Leitner viel abgewinnen: „Kroatien hat eine sehr lange Public Health Tradition, vergleichbar mit den USA. Abgesehen davon hat Kroatien wie die anderen ehemaligen Balkanländer ein sehr differenziertes Primary Health Care System“. Mit der Andrija Stampar School of Public Health befindet sich in Zagreb auch eine der ältesten europäischen Ausbildungsstätten in Public Health. Doch auch der Veranstaltungsort der diesjährigen EUPHA Konferenz kann sich sehen lassen: sie findet vom 20. bis 22. November in Rom statt. Mehr Information unter www.eupha.org 4 G esundes Österreich Qualität und Evidenz ÖSTERREICH IN BEWEGUNG Schwellenängste abzubauen und Menschen zu motivieren, den ersten Schritt in ein bewegteres Leben zu machen: das ist das Ziel der aktuellen Informationskampagne des Fonds Gesundes Österreich in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium. Unter dem Motto „Es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu tun“ wird dabei mittels TV-Spots, Plakaten, Inseraten und regionalen Aktionen Österreich „in Bewegung versetzt“. Denn trotz der unbestrittenen Vorzüge regelmäßiger körperlicher Aktivität gehören die ÖsterreicherInnen zu den Bewegungsmuffeln: Insgesamt rund 60 Prozent sind selten oder nie aktiv. „Durch körperliche Betätigung im richtigen Ausmaß können Menschen gesund bleiben oder wieder gesund werden, Bewegungsmangel hingegen kann krank machen“, betonte auch die Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, Maria Rauch-Kallat, bei einer Pressekonferenz zum offiziellen Start der Bewegungskampagne Mitte Oktober. Jede zusätzliche körperliche Aktivität im Alltag sei gesundheitsförderlich, so die Bundesministerin. Zum Beispiel, wenn statt eines Aufzugs die Treppe verwendet werde, oder wenn kurze Strecken statt mit dem Auto zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegt würden. Gemäß einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO reichen schon 30 Minuten moderate körperliche Betätigung pro Tag aus, um die Gesundheit zu schützen. „Im Rahmen der Kampagne wird speziell auch die wichtige soziale Dimension von gesunder Bewegung betont. In der Gruppe, gemeinsam mit FreundInnen fällt der Anfang leichter“, sagte Dennis Beck, Geschäftsführer des Fonds Gesundes, Österreich beim Start der bundesweiten Initiative. Während Evidenzbasierung in der Medizin als Weiterentwicklung der Epidemiologie schon länger die Expertenrunde macht, ist sie in der Gesundheitsförderung eine noch ganz neue Disziplin. Am 11. September stand sie im Mittelpunkt der in Berlin abgehaltenen Tagung „Qualitätssicherung und Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung“. „Am Beginn der Diskussion steht das Stichwort ‚verfügbare Evidenz’“, weist Mag. Eva Rohrer, die bei der Konferenz den Fond Gesundes Österreich vertrat, auf ein Grundproblem hin. Interventionen in der Gesundheitsförderung sind langfristig anzulegen und daher nur schwierig zu messen. Zwar sind in jüngster Zeit brauchbare und entwicklungsfähige Instrumente der Qualitätssicherung entstanden, ihre Anwendung stößt aber oft auf Hindernisse: materielle Unterausstattung von Projekten, Qualifikationsdefizite oder mangelnde Motivation der PräventionsakteurInnen. Werden Modelle und Instrumente aus der Medizin ohne Adaptierung auf Prävention und Gesundheitsförderung übertragen, entsteht die Gefahr, dass komplexe und systemische Ansätze unterschätzt und benachteiligt werden. „Anders als in der Medizin, wo man Evidenz vor allem aus randomisierten kontrollierten Studien gewinnt, zieht man in der Gesundheitsförderung auch qualitative Studien zum Wissensgewinn heran“, sagt Mag. Eva Rohrer Mag. Rohrer. Dies funktioniere natürlich nur mit genau definierten Zielgruppen. Zielgruppenspezifische Daten erleichtern auch die Ergebnisevaluation, die angesichts der methodischen Probleme – vor allem in der Primärprävention – der systematischen Qualitätssicherung besondere Bedeutung zukommen lässt. Evidenz liegt dann vor, wenn sich eine Maßnahme als gesundheitswirksam erwiesen hat (Belegung von Plausibilität und Analogie). Qualitätssicherung in der Gesundheitsförderung führt zu Qualität, wenn die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden. – Kommunikation und Prozessorientierung sind hier besonders wichtig – dies war der Schlusstenor der Tagung. K U R Z U N D Ab morgen wird ALLES anders Nicht mehr rauchen, mehr Sport, weniger Stress... aber, es ist immer dasselbe: Gute Vorsätze und dann kommt jemand daher und macht uns einen Strich durch die Rechnung: Der innere Schweinehund. Allgegenwärtig, höchst aktiv und sehr überzeugend hält er uns davon ab, die guten Pläne auch in die Tat umzusetzen. Testen Sie Ihren ganz persönlichen „inneren Schweinehundfaktor“ Bewegung: Mein Lieblingssport: 3x/ Woche Laufen oder Radfahren (6 Punkte) Trage meine Bierkiste selbst nach Hause (1 Punkt) Täglich „Sport schauen“ (0 Punkte) Ernährung: Wenn es um Vitamine geht esse ich: Täglich frisches Obst und Salat (6 Punkte) zu Nikolo Südfrüchte und Nüsse (2 Punkte) oft Fruchtgummi und Schokobananen (0 Punkte) Stress und Entschleunigung: B Ü N D I G 6. Gesundheitsgipfel in Gastein Das international renommierte European Health Forum Gastein Anfang Oktober zog auch in diesem Jahr wieder mehr als 550 EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen nach Salzburg: PolitikerInnen, WissenschafterInnen, RepräsentantInnen aus Wirtschaft und Industrie, aber auch VertreterInnen von PatientInnen und KonsumentInnen waren aus insgesamt 43 Staaten gekommen. Auch führende AkteurInnen der Gesundheitspolitik, darunter Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, EU-Gesundheitskommissar David Byrne und WHO-Generaldirektor Marc Danzon, waren vertreten.„Ganz Europa steht vor den gleichen Herausforderungen: Überalternde Gesellschaft, eine sich nach oben drehende Kostenspirale der Gesundheitskosten und die Erwartung der Konsumenten, mit innovativen Mitteln behandelt zu werden“, erklärte EHFG-Präsident Prim. Dr. Günther Leiner das rege Interesse an der Tagung. Im Rahmen der zahlreichen Vorträge und Prim. Dr. Workshops war die zunehmende Überalterung Günther Leiner der Bevölkerung eines der zentralen Themen. Dabei wurde vor allem das Stichwort „Prävention“ in den Vordergrund gerückt. Diskutiert wurden auch Probleme der Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems. „Wir werden uns zweifellos von der sogenannten ‚Vollkaskomentalität’ verabschieden müssen. Eigenbeteiligung aller wird unumgänglich. Aber die muss verantwortungsvoll und sozialverträglich sein“, forderte Präsident Leiner in seiner Eröffnungsrede. Weitere wichtige Themen des Kongresses waren Richtlinien zur Bluttransfusion in der EU, die EU-Erweiterung, Generika und Einflüsse des Bioterrors. Anzeige Ich weiß gar nicht mehr was Wochenende heißt (0 Punkte) Ich nehme mir täglich eine halbe Stunde für mich selbst (5 Punkte) INSTITUT FÜR 14 Tage Urlaub pro Jahr müssen drin sein (4 Punkte) GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGE Unfallprävention: Aufwärmen vor dem Sport ist was für Warmduscher (1 Punkt) Mein Helm? Liegt eh daheim (0 Punkte) Bildung für Pflege und Betreuung ist unsere Stärke! Fordern Sie unsere aktuelle Bildungsbroschüre an! Das Tragen von Schutzbekleidung am Arbeitsplatz finde ich O.K. (6 Punkte) Vorsorgemedizin: PROFESSIONELL n INDIVIDUELL n FLEXIBEL Wozu? Nur über meine Leiche (0 Punkte) Eigentlich wär´s an der Zeit... (2 Punkte) Ist bei mir fix im Terminkalender eingetragen (6 Punkte) Suchen Sie funktionell eingerichtete Seminarräume? Wir haben die Infrastruktur für Ihre Präsentation! Auswertung / Typenbeschreibung: Typ A) 27 - 20 Punkte Mein iSch ist meistens unter Kontrolle Typ B) 19 - 10 Punkte Einmal ich, einmal der iSch - Ein ausgeglichenes Match Typ C) 9 - 0 Punkte Meinem iSch gehorche ich auf´s Wort Bregenz Bürs Tel 05574 48787-0, FAX DW-6 E-mail: igk@igkv.at Tel 05552 63831-0, FAX DW-6 E-mail: bildung@igkv.at Eine Initiative zur Gesundheitsförderung und Vorsorge des Ministeriums für Gesundheit und Frauen G esundes Österreich 5 U N D B Ü N D I G Foto: © BilderBoxCom K U R Z FRAUENGESUNDHEIT Erfolg im Wiener Rathaus Maßnahmen zur Unfallverhütung 73 Prozent aller Unfälle passieren zu Hause, in der Freizeit oder beim Sport – Tendenz steigend. Darauf machte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat bei einer Pressekonferenz zur Unfallstatistik 2002 aufmerksam. „Jede zehnte Spitalseinweisung basiert auf einem Unfall, wobei ältere Menschen und Kinder besonders unfallgefährdet sind“, wies sie auf die Wichtigkeit von Prävention für diese Zielgruppen hin. Im Bereich der Verkehrs- und Arbeitsunfälle wird seit Jahrzehnten gezielt Unfallverhütung betrieben. Im Jahr 2002 starben allerdings laut Statistik 1.408 Menschen aufgrund von Unfällen im Heim-, Freizeit- und Sportbereich; mehr, als im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz zusammen. Während Frauen vor allem von „Freizeitunfällen“ betroffen sind, die mit Hausarbeit zusammenhängen, entfallen auf Männer wesentlich mehr Arbeits- und Verkehrsunfälle. Auch 70 Prozent aller Sportunfälle gehen auf das Konto des „starken“ Geschlechts. „Ein Drittel der Freizeitunfälle ist dem Sport zuzuschreiben“, sagte Ministerin Rauch-Kallat. So fordern Fußball, Schifahren und Radfahren mehr als 50 Prozent der insgesamt 195.000 registrierten Sportunfälle. Um die Zahlen der Unfallbilanz des Vorjahres – vor allem bei Kindern, SeniorInnen, im Sport- und Freizeitbereich – kontinuierlich zu senken, wird das Gesundheitsministerium unter Einbeziehung von ExpertInnen ein Maßnahmenpaket mit folgenden Schwerpunkten entwickeln: u Maßnahmen gegen tödliche Unfälle von Kindern und Jugendlichen u Schaffung sicherer Wohn-, Spiel- und Lebensumwelten u Erlernen sicherer Gewohnheiten im Alltag Ende September startete die Ressortchefin eine österreichweite Gesundheitsförderungsbewegung, in deren Rahmen in den nächsten Monaten mehrere Veranstaltungen zum Thema Unfallverhütung geplant sind. Dabei soll vor allem auf die Zielgruppen Jugendliche und SeniorInnen eingegangen werden. Anzeige Zufrieden zeigte sich Wiens Frauengesundheitsbeauftragte ao Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger über den Besucherinnen-Ansturm auf die Wiener Frauengesundheitstage femVital im Wiener Rathaus am 6. und 7. September. fem Vital ist eine Initiative der Stadträtinnen Prim. Dr. Elisabeth Pittermann und Mag. Renate Brauner und wurde heuer erstmals unter dem Dach des Fonds Soziales Wien organisiert. „Tausende Frauen aller Altersgruppen haben das breite Angebot genützt, sich ausgiebig über Gesundheitsthemen informiert, sich Gesundheitschecks unterzogen, aber auch das vielfältige Unterhaltungsprogramm genossen“, bilanziert Prof. Wimmer-Puchinger. „Damit ist es uns diesmal gelungen, auch eine sehr große Zahl jüngerer und junger Frauen für das Thema Frauengesundheit zu interessieren.“ Nicht nur für jüngere Wienerinnen attraktiv war das umfangreiche Kultur- und Unterhaltungsprogramm mit StarmaniaStar Niddl, den Rounder Girls, dem Dschungelorchester, den MetropolSchrammeln oder dem aktuellen KabarettProgramm mit Andrea Händler und Dolores Schmidinger. Durch das gesamte Programm führten die beliebten ORF-Starmoderatoren Claudia Stöckl und Dieter Chmelar. „Die kostenlosen Cholesterin-, Blutzucker, Zahngesundheits-, Seh-, LungenfunktiProf. Dr. Beate Wimmer-Puchinger ons-, Fitness- oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeitstests, Vorträge und Diskussionen mit Top-ExpertInnen und das Angebot der hervorragenden Beratungseinrichtungen der Stadt Wien wurden von den Besucherinnen wirklich begeistert angenommen“, sagt Prof. Wimmer-Puchinger. Neu im Angebot von femVital waren dieses Mal Dolmetscherinnen für Gehörlose, die das gesamte Hauptprogramm „übersetzten“, „fliegende“ Dolmetscherinnen für Migrantinnen, ein rundum betreuter Kindergarten sowie eine beeindruckende Ausstellung, die den Alltag von Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen erlebbar machte. 6 Gesundes Österreich K U R Z U N D B Ü N D I G Österreichische Gesundheitskonferenz 10. November 2003 IM MITTELPUNKT DER MENSCH - GESUNDHEITSZIELE 2010 Volles Haus bei der Österreichischen Gesundheitskonferenz am 10. November 2003 im Festsaal des Bundesamtsgebäudes in der Wiener Radetzkystraße: Maria Rauch-Kallat, Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, definierte in ihrem engagierten Referat die „Gesundheitsziele 2010“ und machte gegen die „Beharrungs- und Angstkultur“ mobil. „Die Sicherstellung unseres qualitativ hochwertigen Gesundheitssystems ist eines der zentralen Anliegen der Bundesregierung“, sagte Bundesministerin Rauch-Kallat. Im Dialog zur Reform.„Die Gesundheitsdialoge zur Reform sind in fünf Handlungsfelder gegliedert“, skizzierte die Ministerin die weitere Vorgangsweise. „Neben dem Bereich Finanzen sind dies die Themengebiete Gesundheitsförderung, Qualitätssicherung, Innovationen und Strukturen. Hier sollen in den kommenden fünf Monaten konkrete Reformvorschläge erarbeiten.“ Zum Thema Prävention kündigte die Ministerin neben der bereits präsentierten „Gesundheitsförderungsbewegung“ und der Neuordnung der Vorsorgeuntersuchung auch die Ausgabe von Gesundheitspässen für alle ÖsterreicherInnen an. Was die Strukturreformen betrifft, so sollen bis 2005 neun Landesge- Patientennutzen durch Vernetzung. Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck, Staatssekretär im Gesundheitsministerium, betonte die Bedeutung des rechtzeitigen Wandels von der kurativen Medizin zum präventiven Weg. Dies zeige sich deutlich am Zugewinn von Lebensjahren aufgrund von gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen wie Rauchverzicht, regelmäßige Bewegung oder Gewichtsreduktion. Große Chancen für die Zukunft der Gesundheitsversorgung sieht der Staatssekretär in der so genannten „vernetzten Medizin“: „Medizin im Netz bedeutet lediglich die Nutzung eines Netzes für Zwecke der Medizin, während ‚vernetzte Medizin’ für den ‚vernetzten Patienten eine optimale Anwendung medizinischer Untersuchungs- und Therapiemethoden mit dem Arzt als Interface für den kranken Menschen bedeutet“, so der Staatssekretär bei der Gesundheitskonferenz. Aufgabe der Politik werde es sein, Qualitätssicherung und Vertraulichkeit sicherzustellen. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat lud die TeilnehmerInnen der Konferenz ein, sich in die Gesundheitsdialoge (siehe Kasten) einzubringen. „Im Sinn des angestrebten Paradigmenwechsels bedeutet ‚Gesundheit neu denken’ einen klaren Vorrang für Gesundheitsförderung, Gesundheitsversicherung statt Krankenkasse, Gesundheitszentrum statt Krankenhaus“, resümierte die Ministerin. Die Gesundheitsdialoge im Überblick „Gemeinsam für ein gesundes Österreich Im Mittelpunkt steht der Mensch“ uGesundheitsförderung uFreiheit versus Sucht uQualitätssicherung im Gesundheitswesen uPublic Health – Lebensmittelsicherheit uGesundheitsberufe uKundenorientiertes Gesundheitsmanagement uDigitalisierung im Gesundheitswesen uSV-Strukturen, Kostenmanagement und Effizienz uGesundheitsagenturen uKindergesundheitsplan uNationaler Aktionsplan Hospiz uArzneimittelmanagement Weitere Informationen und Präsentationen der SprecherInnen zum Download gibt es auf www.bmgf.gv.at Anzeige © BMFG sundheitsagenturen und eine Bundesagentur geschaffen werden. Die Krankenkassen sollen, so die Ministerin auf der Gesundheitskonferenz, künftig als „Gesundheitsversicherungen“ agieren. Maria Rauch-Kallat kündigte auch einen Kindergesundheitsplan und ein Aktionsprogramm Hospiz an. G esundes Österreich 7 Anzeige TÄGLICH ZUGREIFEN BEI MILCHPRODUKTEN! Die Grundlage für stabile Knochen und Zähne ist eine ausreichende Calciumzufuhr. In der Kindheit und Jugend, wenn sich der Körper noch im Wachstum befindet, werden die Grundlagen für die Knochenstruktur gelegt. Aber auch mit zunehmendem Alter ist die Calciumzufuhr von großer Bedeutung: Um die Knochenstabilität aufrecht zu erhalten, ist eine ausreichende Zufuhr an Calcium besonders wichtig. Und da Milchprodukte bekanntlich die besten Calciumlieferanten sind, sollten täglich 2 - 3 Portionen in den Speiseplan eingebaut werden. Ein Milchprodukt mit Zusatznutzen ist Actimel: Es enthält neben den wertvollen Inhaltsstoffen der Milch, wie Calcium, B-Vitaminen und Milcheiweiß, die probiotische Kultur Lactobacillus casei IMUNITASS®. Der Danone Forschung ist es gemeinsam mit unabhängigen Wissenschaftern nach zahlreichen Studien gelungen, aus der Fülle der Milchsäurebakterien den Lactobacillus casei IMUNITASS® zu identifizieren, welcher ausschließlich in Actimel von Danone enthalten ist. Diese probiotische Kultur überlebt die Magen-Darm-Passage in ausreichend hoher Zahl, um sich im Darm anzusiedeln. Das Gleichgewicht der Darmflora, das durch Stress, Umwelteinflüsse, Medikamente, aber auch durch die Ernährung beeinflusst wird, kann durch Actimel wieder hergestellt werden. Dadurch können die natürlichen Abwehrkräfte gestärkt und der Körper vor Infektionen geschützt werden. 8 Gesundes Österreich Actimel kann so dem Körper auf unterschiedlichste Weise helfen: u Es liefert Calcium, das hilft, die Knochenstabilität aufzubauen und zu erhalten u Es enthält wertvolle B-Vitamine und leicht verdauliches Milcheiweiß. u Einmal täglich genossen stärkt Actimel die Abwehrkräfte! Der Lactobacillus casei IMUNITASS® erreicht in großer Zahl den Darm und erhöht dort die Anzahl nützlicher Bakterien. Die Ansiedelung von unerwünschten Bakterien wird dadurch erschwert und die Abwehr, die durch die veränderten Nährstoffbedürfnisse im Alter besonders belastet ist, unterstützt. Bei Fragen zu Actimel wenden Sie sich bitte an 01/211 57 207 oder ernaehrung.austria@danone.com DER ACTIMEL GESUNDHEITSTIPP Da mit zunehmendem Alter der Kalorienbedarf sinkt, der Bedarf an Nährstoffen aber gleich bleibt, sind vor allem nährstoffreiche, energiearme Milchprodukte zu empfehlen. Actimel 0% enthält kein Fett und fast keinen Zucker, was auch übergewichtigen Personen und Personen mit Altersdiabetes zugute kommt. Jeden Morgen vor dem Frühstück stärkt Actimel Ihre Abwehrkräfte für den ganzen Tag! K U R Z U N D B Ü N D I G STEIERMARK: Reich an Public Health-ExpertInnen 25 SteirerInnen bzw. mit dem steirischen Gesundheitswesen in Verbindung stehende Personen absolvierten ab 1997 Public Health Studien. Das vom Land Steiermark geförderte Stipendienprogramm – der Zuschuss betrug je 11.000 Euro – konnte entweder berufsbegleitend oder als Vollzeitstudium absolviert werden. Studienorte waren australische, US-amerikanische und britische Universitäten ebenso wie europäische Hochschulen. Die Studien- und Aufenthaltskosten beliefen sich je auf etwa 60.000 Euro. Bildungsservice-Leiterin Mag. Grete Dorner vom Informations- und Kommunikationsnetzwerk der Steirischen Erwachsenenbildung freut sich über die berufliche Akzeptanz der StipendiatInnen: „Einige AbsolventInnen unseres Stipendienprojekts wurden inzwischen an exekutive Positionen des steirischen Gesundheitswesens berufen“. Basierend auf der Mag. Grete Dorner Interdisziplinarität des Public Health Gedankens war die Zusammensetzung des KandidatInnenpools multiprofessionell: Neben Personen mit medizinischem Hintergrund wurden unter anderem auch ErziehungswissenschafterInnen, SoziologInnen, HistorikerInnen oder SportwissenschafterInnen gefördert. Mag. Dorner sieht ein großes Entwicklungspotenzial: „Durch das Stipendienprojekt besteht die Chance, in Zukunft verstärkt internationales Know-how in das steirische Gesundheitswesen einzubringen. Dem Bewusstsein um den Wert und die Innovationskraft von Weiterbildung müssen aber auch adäquate Arbeitsmöglichkeiten für die Public Health ExpertInnen folgen“, so Mag. Dorner. Großteil der Belegschaft aus. Das sind die eigentlichen Kosten, die Kleinunternehmen entstehen,“ weiß DDr. Meggeneder. Um eine verstärkte Umsetzung von betrieblicher Gesundheitsförderung in kleineren Unternehmen zu fördern, müssen Systeme und Netzwerke geschaffen werden, die kleinen Betrieben gesundheitsfördernde Aktivitäten sowohl finanziell als auch organisatorisch ermöglichen. „UnternehmerInnen soll vor Augen geführt werden, was im Rahmen betrieblicher Gesundheitsförderung überhaupt möglich ist und in welche Richtung sie hier gehen können“, sieht DDr. Meggeneder einen Ausgangspunkt für Aktivitäten. „Es werden unter betrieblicher Gesundheitsförderung noch immer häufig Maßnahmen und Programme verstanden, die vor allem am Mag. Birgit Kriener persönlichen Verhalten der MitarbeiterInnen ansetzen“, zeigt Mag. Birgit Kriener von diepartner.at Sozial- und Gesundheitsmanagement GmbH auf. „Die Ursachen für Stress und körperliche Erkrankungen, die häufig auf der organisationalen Ebene liegen, werden außer Acht gelassen“. Dennoch sei zu beobachten, dass sich zunehmend eine Sichtweise von betrieblicher Gesundheitsförderung als umfassender Ansatz etabliert, der an der gesamten Organisation ansetzt: An der Gestaltung der Arbeitsbedingungen, -strukturen, -prozesse und vor allem auch an den sozialen Beziehungen im Unternehmen. „Betriebliche Gesundheitsförderung wird zunehmend als Führungsaufgabe und als Instrument der Organisations- und Personalentwicklung gesehen“, so Mag. Kriener. Anzeige 170 TeilnehmerInnen verzeichneten am 9. Oktober die OrganisatorInnen des 8. Informationstages für Betriebliche Gesundheitsförderung in Klagenfurt: VertreterInnen von Ministerien und Sozialversicherungen sowie ArbeitsmedizinerInnen und UnternehmerInnen diskutierten zum Thema „Herausforderung Betriebliche Gesundheitsförderung in KMUs“. Für KleinunternehmerInnen, die sich vor allem auf Wachstum und Entwicklung ihrer Firmen konzentrieren müssen, existieren zur Zeit zu wenig Anreize für betriebliche Gesundheitsförderung. Das soll sich ändern: am Beginn des Prozesses steht intensive Informations- und Netzwerkarbeit, die unter anderem die Nutzung von Synergien und Kontakten, DDr. Oskar etwa innerhalb der jeweiligen Branche, erMeggeneder möglichen und fördern soll. Laut DDr. Oskar Meggeneder von der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse fehlt es UnternehmerInnen hauptsächlich an Wissen und den nötigen Ressourcen: „Viele LeiterInnen von KMUs glauben, dass sie sich betriebliche Gesundheitsförderung nicht leisten können. In Wirklichkeit sind jedoch keine besonderen finanziellen Mittel notwendig – es geht häufig eher um das fehlende Know-how. Aber auch das können die Regionalstellen des Netzwerks ‚Betriebliche Gesundheitsförderung’ zur Verfügung stellen.“ Probleme können durch eine Ressourcenknappheit im personellen Bereich auftreten. „Nehmen in einem Kleinunternehmen sechs Personen an einem Gesundheitszirkel teil, fällt damit oft schon ein Fotos: © Labler Betriebliche Gesundheitsförderung: Herausforderung für KMUs Training für einen gesunden Rücken · Stärkung der Bauch- & Rückenmuskulatur · Wirbelsäulentraining · Stärkung der Bänder und Gelenke · Mobilisierung des Hüftgelenkes & Beckens · Lösen von Verspannungen Steigern Sie mit 10-15 Minuten täglich Ihr Wohlbefinden und Ihre Leistungsfähigkeit. Weitere Informationen bei MFT Multifunktionale Trainingsgeräte GmbH unter Tel: 02236/860 200 oder www.myfitnesstrainer.net. Erhältlich bei: Bständig, Giga Sport, Hervis, Intersport, Intersport Eybl, Kastner & Öhler, Sports Experts. G esundes Österreich 9 B E W E G U N G & G E S U N D H E I T DER ALLTAG ALS ÜBUNG Bewegung im Alltag Viele Bereiche unseres Tagesablaufs sind durch Gewohnheiten und Routinen geprägt. Gehen, Laufen, Stehen und Sitzen werden oft als selbstverständliche, lästige Notwendigkeiten betrachtet, anstatt diese täglichen Bewegungen als Quelle der Gesundheit zu nutzen. G eht es um Bewegung, erwartet heute jede/jeder Events, Incentives, Geräte, Messbares, das Besondere – es zählt oft nur das, was viel kostet“, sagt Mag. Eva Rohrer, für das Thema Bewegung zuständige Gesundheitsreferentin im Fonds Gesundes Österreich. „Es ist offensichtlich das Schwierigste, im Alltag das einzubringen, was man aus sich selbst erbringen muss und das, was am leichtesten zugänglich ist, zu ergreifen und dafür die eigene Lebenszeit einzusetzen. Heute wissen wir aber, dass, analog zur gesunden Ernährung, durch Alltagsbewegung eine gesunde Basis geschaffen wird. Bewegung in einem ausgewogenem Maß integriert in den täglichen Lebensablauf und nicht als Ausnahmesituation fördert Gesundheit.“ Gesund durch Aktivität. Dass sich Bewegung günstig auf die Gesundheit auswirkt, wird auch durch zahlreiche wissenschaftliche Daten belegt. Laut einer aktuellen Studie aus Finnland treten beispielsweise bei regelmäßig körperlich aktiven Menschen um bis zu 65 Prozent weniger Herzkomplikationen und Todesfälle auf als bei physisch Inaktiven. Bewegung wirkt sich allerdings nicht nur auf Herz und Kreislauf, sondern auf nahezu alle Organsysteme positiv aus: Von der Atmung über den Stoffwechsel bis zum Immunsystem. Sie senkt unter anderem das Risiko für bestimmte Krebsarten, Osteoporo- 10 Gesundes Österreich se und Typ-II-Diabetes. „Erst wenn es zu Ausfallserscheinungen kommt und wir Schmerzen haben, merken wir, wie komplex unsere Bewegungsabläufe sind und welche Freude es ist, diese ohne Schmerzen ausüben zu können beziehungsweise wieder zunehmende Erleichterung dabei zu empfinden“, meint Mag. Rohrer. Neben dem körperlichen Wohlbefinden kann regelmäßige Bewegung auch die Seele günstig beeinflussen. Bewegungskampagne. Der Fonds Gesundes Österreich hat vor kurzem eine bundesweite Kampagne gestartet, mit der speziell diejenigen angesprochen werden sollen, die sich selten oder nie bewegen. Plakate, TVSpots und weitere Werbemittel sollen die ÖsterreicherInnen gezielt zu mehr körperlicher Aktivität anregen. Die Initiative unter dem Motto „Es ist nie zu spät, den ersten Schritt zu tun“ will zeigen, dass sich bereits moderate Bewegung gesundheitsförderlich auswirken kann. (siehe auch Seite 5) „Bewegungschancen“ nutzen. „Der Alltag bietet viele Möglichkeiten, sich zusätzlich zu betätigen“, meint Mag. Rohrer. „In unserer gestressten Zeit erfordert es jedoch soziale Intelligenz für die verschiedenen Anforderungen des Körpers in Alltagssituationen Trainingsmöglichkeiten zu ergreifen.“ Diese leicht zugänglichen „Bewegungschancen“ auch zu nutzen, sei gleichzeitig die wahr- scheinlich größte Anforderung an uns Menschen von heute, so die Gesundheitsreferentin. Mehr Bewegung im Alltag kann zum Beispiel gelebt werden, indem statt des Aufzugs die Treppe benutzt wird oder wenn der Weg zur Arbeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückgelegt wird. Tanzen oder Spazierengehen sorgen ebenfalls für das notwendige Ausmaß an körperlicher Aktivität. Jedes Bücken und Dehnen, jede Muskelanspannung und -entspannung im alltäglichen Ablauf dient der eigenen Beweglichkeit und körperlichen Flexibilität und kann zur Quelle der Freude an der Bewegung unseres Körpers werden. „Gesunde Bewegung bedeutet aber auch, sich nicht zu überanstrengen oder künstliche Höhen anzustreben, sondern sich selbst und den Bedürfnissen seines Körpers gegenüber achtsam zu werden und zu sein“, betont Mag. Rohrer. Dem Thema „Abenteuer Alltag“ widmet sich auch eine Kursreihe des Hamburger Instituts für bewegungswissenschaftliche Anthropologie. Entstanden aus dem Projekt Alltagsbewegung am Fachbereich Sportwissenschaft der Universität Hamburg geht es darum, das eigene Bewegungsverhalten im Alltag zu erforschen, ermüdende und verschleißende Bewegungsgewohnheiten durch ein achtsames und körpergerechtes Bewegen zu ersetzen. Ansätze dieser Art werden hof- & G E S U N D H E I T Foto : Labler Fotos (2): ©Polar B E W E G U N G „Bewegung in einem ausgewogenem Maß integriert in den täglichen Lebensablauf und nicht als Ausnahmesituation fördert Gesundheit.“ Mag. Eva Rohrer „Es gibt kein Medikament und keine andere Maßnahme, die einen dem körperlichen Training vergleichbaren Effekt für die Gesundheit besitzen.“ Prof. Dr. med. Wildor Hollmann „Aktivität im richtigen Ausmaß und in der richtigen Form kann dazu beitragen, die zahlreichen Kreislaufsysteme unseres Körpers miteinander in Einklang zu bringen.“ Prof. Dr. Rudolf zur Lippe fentlich auch in Österreich in den nächsten Jahren mehr Berücksichtigung finden. Die „Arznei“ Bewegung. „Es gibt kein Medikament und keine andere Maßnahme, die einen dem körperlichen Training vergleichbaren Effekt für die Gesundheit besitzen“, meint auch Univ. Prof. mult. Dr. med. Dr. hc. Wildor Hollmann, der Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin und des Deutschen Sportärzteverbandes. „Die zunehmende Technisierung und Automatisation während der vergangenen Jahrzehnte haben jedoch dafür gesorgt, dass unsere Muskeln sowohl im Beruf als auch im Privatleben immer weniger beansprucht werden“, sagt der renommierte deutsche Wissenschafter. „Allein schon aus diesem Grund ist es heute notwendig, sich im Alltag oder beim Sport zusätzlich Bewegung zu verschaffen.“ Körperliche Aktivität ist im gesamten Lebensverlauf für die Erhaltung der Gesundheit wichtig. In Kindheit und Jugend sei es die Aufgabe ausreichender Bewegung, eine optimale Entwicklung von Körper und Geist zu unterstützen, sagt Prof. Hollmann. Bei Erwachsenen diene sie der Vorbeugung zahlreicher weit verbreiteter Erkrankungen. Bei älteren und alten Menschen stelle individuell angepasste körperliche Aktivität dann die einzige wissenschaftlich gesicherte Möglichkeit dar, sich funktionell jünger zu erhalten, als es chronologisch dem Geburtsschein entspreche. Bewegung kommt von innen. „Aktivität im richtigen Ausmaß und in der richtigen Form kann dazu beitragen, die zahlreichen Kreislaufsysteme unseres Körpers miteinander in Einklang zu bringen“, meint auch Univ.Prof. Dr. Rudolf zur Lippe, der an der deutschen Universität Witten-Herdecke „Philosophie der Lebensformen“ lehrt. In der modernen Gesellschaft, so der bekannte deutsche Wissenschafter, werde Bewegung jedoch häufig auf den physikalischen Aspekt des Transportes von A nach B reduziert. „Das steht in einem Zusammenhang zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert, bei der es zu einer Fragmentierung von Bewegung gekommen ist“, erklärt Prof. Dr. zur Lippe: „Das heißt, dass körperliche Aktivitäten, wie etwa bei der Fließbandarbeit, in kleine und kleinste Teilschritte zerlegt werden.“ Gerade aus gesundheitlicher Sicht müsse Bewegung jedoch ganzheitlich und vor allem auch als inneres Geschehen betrachtet werden: „Das ist die erste Aufgabe, noch bevor die äußere Aktivität ausgeführt wird“. In diesem Sinne, so der deutsche Philosoph, sei auch Atmung Bewegung. Im Alltag könne das richtige Atmen zum Beispiel geübt werden, indem einige Aktivitäten langsamer als gewohnt ausgeübt und dabei auf den Atem geachtet werde. „Letztlich ist jeder Mensch selbst der beste Experte für sein inneres und äußeres leibliches Geschehen“, betont Prof. zur Lippe. „Aber das muss auch geübt und geschult werden.“ Innovative Bewegungsprojekte Bewegungsarmut ist neben anderen Risikofaktoren mitverantwortlich für Lebensstil bedingte Erkrankungen. Gezielte, richtig dosierte und regelmäßige Bewegung stellt hingegen eine wichtige Voraussetzung für umfassendes Wohlbefinden dar. Bewegung zählt deshalb auch zu den Schwerpunktthemen des Fonds Gesundes Österreich im Dreijahresprogramm 2003 2005. Neben der bundesweiten Kampagne für mehr Bewegung im Alltag und begleitenden Aktionen ist es ein Ziel, potenzielle ProjektbetreiberInnen einzuladen, vermehrt innovative Projekte im Bereich Bewegung zu konzipieren und beim Fonds einzureichen. Bei dem Wunsch umfassende Bewegungsprojekte in die verschiedenen Settings zu bringen liegt ein besonderer Schwerpunkt im Bereich Alltagsbewegung. Hier sind auch Themen angesprochen wie alltagsbezogene Leistungsgrenzen und Herausforderungen spezieller Lebensabschnitte und damit einhergehender Wandlungsprozesse (Pubertät, Menopause, Bewegung im Alter). Auskünfte: Mag. Eva Rohrer, Gesundheitsreferentin des Fonds Gesundes Österreich, Tel. 01/8950400/23 E-Mail: eva.rohrer@fgoe.org G esundes Österreich 11 B E W E G U N G & G E S U N D H E I T SPORT MIT MASS UND ZIEL BETREIBEN Dass Bewegung positiv auf die Gesundheit wirkt, ist unbestritten. Speziell NeueinsteigerInnen sollten jedoch darauf achten, sich nicht zu überfordern. Zur Förderung der Gesundheit ist bereits ein moderates Trainingsprogramm ausreichend. Gesund durch „Sport light“. Zur Förderung der Gesundheit seien keine Spitzenleistungen notwendig, sondern gerade mit einer „Light-Version“ von Sport könnten die besten Wirkungen erzielt werden, so der Bewegungsexperte. MittelfriMag. stig sollte ein Programm Arne Öhlknecht angestrebt werden, bei dem zwei- bis dreimal pro Woche jeweils 30 bis 60 Minuten lang Ausdauersportarten zur Steigerung der allgemeinen Fitness ausgeübt werden. „Schnelles Gehen, langsaProf. Dr. mes Laufen, Rad fahren Otmar Weiß im Freien oder am Hometrainer, Bergwandern, Schwimmen oder Musikgymnastik sind dafür gut geeignet“, rät Mag. Schagerl. Fotos: ©Polar Fotos (2): Labler I schnappen, sollte eine Bewegungspause machen. Falls Schmerzen auftreten, sollte das Training ganz beendet werden. Um den Körper nicht einseitig zu belasten, sind Dehn- und Kräftigungsübungen vor und nach dem Training zu empfehlen. n diesem Frühjahr habe ich gemeinsam mit Freunden den Vorsatz gefasst, wöchentlich Joggen zu gehen, um unsere Fitness zu verbessern“, erzählt der Wiener Versicherungs-Angestellte Hubert Moser. „Beim ersten Termin waren wir besonders ehrgeizig und sind im Prater gleich zehn Kilometer gelaufen. Danach hatten wir aber alle tagelang Muskelkater, weshalb es zu keinen weiteren Treffen mehr gekommen ist.“ So wie dem 42jährigen Lauf-Neuling ergeht es zahlreichen Freizeit-SportlerInnen, die ohne Anleitung mit einem Ausdauertraining anfangen: Wer gleich zu Beginn zu lange und zu schnell unterwegs ist, ist oft rasch frustriert und beendet sein Programm bald wieder. „Speziell NeueinsteigerInnen können auch ab fünf bis sechs Minuten Training schon positive Effekte erzielen“, betont Mag. Günter Schagerl, Leiter der Abteilung für Fitness und Gesundheitsförderung der ASKÖ-Bundesorganisation und Mitglied des Fachbeirates des Fonds Gesundes Österreich. Mäßig, aber regelmäßig. „Wer die ganze Woche nur am Schreibtisch sitzt, für den ist es zu wenig, nur an einem Tag aktiv zu werden. Zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit benötigt der Körper mindestens zwei moderate Bewegungsreize pro Woche“, betont auch Mag. Arne Öhlknecht die Bedeutung von „mäßigem, aber regelmäßigem“ Training. Speziell AnfängerInnen sollten nach einer Gewöhnungsphase den Bewegungsumfang nur schrittweise steigern, meint der Bewegungsexperte der steirischen Gesundheitsförderungsorganisation „Styria vitalis“ und Geschäftsführer des Verbandes der Sportwissenschafter Österreichs. Foto: Privat Mag. Günter Schagerl 12 Gesundes Österreich Bessere Lebensqualität. „Die positive Auswirkung von Sport auf die Gesundheit ist nicht davon abhängig, wie häufig und wie lange ein Mensch zuvor in seinem Leben trainiert hat“, sagt auch Univ.-Prof. Dr. Otmar Weiß vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien. Selbst Menschen, die bislang völlig inaktiv gewesen seien, könnten von Beginn an von den günstigen Effekten durch Bewegung profitieren und prinzipiell sei auch jede Sportart dafür geeignet, die Gesundheit positiv zu beeinflussen, so der Wiener Sportwissenschafter: „Körperliche Aktivität tut auch dem Geist und der Seele gut und steigert die gesamte Lebensqualität.“ Pausen einplanen. Bei einem gezielten Programm ist es wichtig, zwischen den Trainingstagen Erholungstage einzuplanen und sich auch während der Bewegung nicht zu überanstrengen. „Bei allen Ausdauersportarten stimmt das Tempo, wenn es möglich ist, sich noch problemlos zu unterhalten“, sagt Mag. Schagerl. Wer beginnt, nach Luft zu Medizinischer Check. Wer bereits an Beschwerden des Bewegungsapparates oder anderen Erkrankungen leide, sollte zunächst eine medizinische Untersuchung durchführen lassen und sich von ExpertInnen beraten lassen, welche Form von Sport für sie/ihn am besten geeignet sei, sagt Mag. Öhlknecht: „Außerdem ist ein ärztlicher Fitness-Check generell für jede/jeden zu empfehlen, der neu damit beginnt, Sport zu betreiben.“ B E W E G U N G & G E S U N D H E I T DIE 7 FITS Fotos : Labler Die folgenden Übungen stellen eine wichtige Auswahl dar. Sie fördern die Kraft, Beweglichkeit, Gewandheit und Ausdauer. Sie beziehen bewusst eine Vielzahl von Muskelgruppen ein, haben keinen therapeutischen Anspruch aber dennoch eine hohe allgemeine Effektivität für die Erhaltung und Förderung motorischer Fähigkeiten. Das Programm dauert etwa sieben Minuten und kann leicht an die eigenen Voraussetzungen angepasst werden. Es gilt besonders: Vom Leichten zum Schweren. Keine Übung darf Schmerzen bereiten. Pressatmung ist zu vermeiden. Planen Sie dieses vom ASKÖ-FIT-Experten Mag. Günter Schagerl zusammengestellte Übungs-Programm in Ihren Tagesablauf ein. Ein guter Morgen könnte mit den 7 Fits beginnen. Die Übungen solange wiederholen, bis eine sanfte, spürbare Wirkung (Spannungs-, Dehnungs-, Ermüdungsgefühl) eintritt. Der Lohn: Wohlgefühl. FIT 1 Aktiv erwachen. Ein Bein anwinkeln, das andere in die Senkrechte bringen. Den Vorfuß abwechselnd zum Schienbein ziehen und strecken. Die Hände erfassen den Oberschenkel und helfen beim Heben des Oberkörpers. Dabei Ausatmen. Wirkt auf: Bein-, Bauch-, Hals-, und Armmuskulatur. Leichtere Variante: Ohne Aufbäumen FIT 2 Beine und Arme werden gestreckt und in der abgebildeten Weise gebeugt. Wirkt auf: Bein-, Gesäß-, Armund Rückenmuskulatur, Koordination. Leichtere Variante: Ohne Armbewegung. Maximal: Kniebeuge. FIT 3 In den Zehenstand drücken, gleichzeitig Außenrotation der gestreckten Arme, Schulterblätter „zusammenziehen“. Wirkt auf: Wade, Obere Rückenmuskulatur. Leichtere Variante: Anlehnen an einem Tisch. FIT 5 Ausfallschritt. Beide Arme werden wie die Flügel eines Schmetterlings fortlaufend nach vor und zur Seite gebracht. Wirkt auf: Bein-, Gesäß-, Arm- und Rückenmuskulatur. Leichtere Variante: Kleinerer Ausfallschritt. Wichtig: Kein Hohlkreuz. FIT 4 Bei leicht gebeugtem Standbein, den anderen Oberschenkel in die Waagrechte heben und den Unterschenkel vorschwingen. Gleichzeitig helfen die gestreckten Arme beim Balancehalten, die Hände werden im Wechsel aufund abbewegt. Wirkt auf: Bein- und Armmuskulatur, Gleichgewicht. Leichtere Variante: Mit Anhalten. FIT 7 Programmausklang. Gestrecktes Bein, Vorfuß zum Schienbein ziehen. Gleichzeitig umkreisen die Unterarme einander. Danach andere Seite. Wirkt auf: Bein- und Armmuskulatur, Koordination. Leichtere Variante: Ohne Unterarmkreisen. FIT 6 Standwaage Linke Hand berührt den unteren Rücken. Linkes Bein und rechten Arm strecken, danach berührt der rechte Ellbogen das linke Knie usf. Danach andere Seite. Wirkt auf: Bein-, Gesäß-, Arm- und Rückenmuskulatur. Leichtere Variante: Mit Anhalten. HINWEIS: Unterstützung und Anleitung bei der Umsetzung dieser und anderer Übungen erhalten Sie bei den regionalen Sportorganisationen, erreichbar über die Kontaktstellen und Verbände (Die Adressen finden Sie im Anhang der Bewegungsbroschüre des Fonds Gesundes Österreich). G esundes Österreich 13 B E W E G U N G D ie Schulbank ist umso besser, je weniger das Kind darin sitzt“, stellte der Wiener Universitätsprofessor für Orthopädie Hans Spitzy schon im Jahre 1926 fest. Und in der modernen Pädagogik gilt körperliche Aktivität längst als wesentlicher Bestandteil der schulischen Ausbildung. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind aber, beobachten ExpertInnen, von den Auswirkungen des Bewegungsmangels betroffen. G E S U N D H E I T SCHULSPORT FÖRDERT DAS LEISTUNGSVERMÖGEN Fotos: © BilderBoxCom Laut einer aktuellen umfangreichen Studie ist das durchschnittliche körperliche Leistungsvermögen von Österreichs SchülerInnen „Besorgnis erregend“. Die „Plattform Bewegung und Sport“ fordert deshalb tägliche Angebote für körperliche Aktivität an den Schulen. & manchen Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) in Österreich hätten jedoch seit diesem Schuljahr einzelne Oberstufenklassen keine oder nur mehr eine verpflichtende Sportstunde pro Woche. Geringe Fitness. „Das körperliche Leistungsvermögen der elf- bis 14jährigen SchülerInnen ist in höchstem Maße Besorgnis erregend“, heißt es etwa in der „Klug-&-Fit-Studie“ des Instituts für Sportwissenschaften der Universität Salzburg, bei der Daten von mehr als 65.000 SchülerInnen erhoben wurden. Der Untersuchung zufolge haben immer mehr Kinder und Jugendliche verkürzte und abgeschwächte Muskeln sowie eine geringe Ausdauerfähigkeit. Das könne dazu führen, so die Studienautoren, dass im Erwachsenenalter vermehrt Herz-Kreislauf-Leiden sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates auftreten. Tag für Tag in Bewegung. Mittelfristig möchte die Plattform „Bewegung und Sport“ erreichen, dass es an allen österreichischen Schulen und für jede Altersstufe „tägliche Bewegungszeiten“ gibt – in Form von Pflichtstunden, unverbindlichen Übungen oder anderen Angeboten. „Dadurch könnte den SchülerInnen vermittelt werden, dass körperliche Aktivität ein tägliches Ritual sein sollte“, meint Dr. Molecz. Eine vom Bildungsministerium durchgeführte Erhebung zeigt, dass sich die SchülerInnen selbst ebenfalls mehr körperliche Betätigung wünschen. Weit mehr als die Hälfte der rund 650 Befragten sprach sich für mehr Pflichtstunden oder mehr unverbindliche Übungen für Sport und Bewegung an ihren Ausbildungsstätten aus. Nur rund 20 Prozent möchten am derzeitigen Angebot nichts verändern und nur drei Prozent sind prinzipiell gegen den Turnunterricht. Schulsport statt Schulstress. „Sportunterricht ist für die körperliche Entwicklung von wesentlicher Bedeutung. Zudem ist aber auch wissenschaftlich belegt, dass Bewegung Stress abbaut und die Leistungen Dr. Martin Molecz in anderen Unterrichtsfächern fördert“, betont Dr. Martin Molecz, der Vorsitzende des Verbandes der Leibeserzieher Österreichs (VDLÖ). Dr. Molecz ist auch für die Plattform „Bewegung und Sport – Gesundheit für unsere Kinder“ tätig, der neben der Österreichischen BundesSportorganisation auch große Fachverbände wie etwa der Fußball- oder der Skiverband angehören. „Wir sprechen uns dafür aus, dass grundsätzlich in jedem Jahrgang mindestens zwei Stunden Sportunterricht pro Woche angeboten werden“, sagt Dr. Molecz. An Kein Sport in der Freizeit. „Vor allem in der Oberstufe und hier wiederum speziell unter den Mädchen gibt es laut unserer Umfrage zahlreiche Jugendliche, die von sich aus in ihrer Freizeit gar keinen Sport betreiben“, Dr. Sepp Redl sagt Ministerialrat Mag. Dr. Sepp Redl, der Leiter der Abteilung Bewegungserziehung im Bildungsministerium. „Deshalb ist es speziell in der Oberstufe wichtig, die Bedeutung von Bewegung außerhalb der Schule zu vermitteln.“ Das Unterrichtsangebot selbst könnte zum Beispiel durch Schwerpunktangebote für Ballsport, Laufen oder allgemeine Fitness attraktiver gestaltet werden, meint Dr. Redl: „Speziell die älteren Schülerinnen und Schüler könnten dadurch dazu angeregt werden, auch nach dem Schulabschluss weiterhin Sport und Bewegung auszuüben.“ 14 Gesundes Österreich & G E S U N D H E I T Foto: © Didi Sattmann B E W E G U N G Mädchen in der Pubertät machen zu wenig Bewegung – weil sie sich nicht wohl fühlen mit ihrem sich verändernden Körper und weil sie besonders in den Städten keinen für sie passenden Raum vorfinden. Bessere Raumgestaltung und Betreuung soll Abhilfe schaffen. D as Problem hat viele Väter. Da ist zum einen der Bewegungsmangel bei Kindern generell. Jedes fünfte Kind ist übergewichtig, die Zahl der SchülerInnen, die in der Freizeit lieber vor dem Computer sitzen als herumzutollen, wächst beständig. Dazu kommt in der Pubertät noch das Problem mit dem eigenen Körper. In diesem Alter entwickeln Jugendliche Unbehagen mit sich selbst, sie möchten ihren Körper nicht zeigen, drücken sich mit Ausreden ums Schulturnen. Ein Teufelskreis entsteht: Angst vor Misserfolg führt zum Vermeiden von Bewegung, was die körperlichen Probleme nur noch verstärkt. Als dritter Faktor kommt hinzu, dass der natürliche Bewegungsdrang auch durch die Gestaltung der städtischen Lebensräume eingeschränkt wird. Kinder spielen immer weniger im Freien, Spielplätze sind zu wenig auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ausgerichtet. Verhältnis zum Körper. ExpertInnen warnen, dass alle drei Probleme bei Mädchen in der Pubertät noch stärker ausgeprägt sind. So ergab eine Untersuchung des Österreichischen Alpenvereins, dass pubertierende Mädchen ein stärker problematisches Verhältnis zum eigenen Körper haben als Burschen im gleichen Alter. Sie sind viel öfter mit sich selbst unzufrieden und haben Hemmungen, sich auszuleben und auszutoben. „Es zeigt sich, dass die Einstellung zum Sport sehr polarisiert ist“, sagt der Jugendreferent des Alpenvereins Luis Töchterle. „Manche treiben Sport bis zum Extrem, andere machen um jede Art der Bewegung einen Bogen.“ Auch der städtische Raum benachteiligt Mädchen zusätzlich. Dieses Problem wurde im Frauenbüro der Stadt Wien schon vor längerem erkannt. So zeigte eine Studie der Sozialwissenschafterinnen Cheryl Benard und Edith Schlaffer, dass „der Bewegungsradius von Mädchen noch erheblich kleiner als der von gleichaltrigen Burschen“ ist. Sie hören, dass manche Orte für sie gefährlich sind, spüren die Angst der Eltern, dass ihnen „etwas passieren“ könnte – spätestens mit zwölf, so Benard/Schlaffer, haben sie sich daran gewöhnt, passiv zu sein und bei Sport und Bewegung zum Publikum zu gehören, nicht zu den AkteurInnen. Eigener Raum. Als Antwort darauf wird gemeinsam mit der „Leitstelle alltags- und frauengerechtes Planen und Bauen“ versucht, bereits bei der Planung von öffentlichen Flächen die mädchenspezifischen Anliegen zu berücksichtigen. Eine mögliche Lösung sind geschlechtsspezifische Spielplätze, wie Mag. Ursula Bauer vom Wiener Frauenbüro erklärt: „Mädchen wollen grundsätzlich gemeinsam mit Buben spielen, aber sie empfinden die Dominanz und Verdrängung durch Burschen als störend. Deshalb beanspruchen sie eigenen Raum für eigene Aktivitäten.“ In der Praxis kann das bedeuten, dass bestehende Anlagen zu bestimmten Tageszeiten für Mädchen reserviert werden oder eine übersichtlichere Gestaltung mit weniger Mag. Ursula Bauer dunklen, uneinsichtigen Ecken für mehr Sicherheit sorgt. Unter dem Schlagwort „Mädchen stärken, Buben fördern“ wird in Wien schon bei der Planung von Parks und Spielplätzen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Geschlechter Bedacht genommen. Gute Erfolge hat man in Wien auch mit den mobilen ParkbetreuerInnen gemacht. Diese Teams sind vor Ort, helfen bei Konflikten und kümmern sich aktiv um die Integration. Von Jugendlichen wird dieses Angebot sehr positiv aufgenommen, es zeigt sich auch, dass in betreuten Parks wesentlich mehr Mädchen anzutreffen sind als in anderen. „Jugendliche, vor allem Mädchen, zu mehr Bewegungsfreude zu animieren, ist eine der großen Herausforderungen“, betont Mag. Bauer. „Denn mehr Sport kann durchaus zu einem gesünderen Verhältnis zum eigenen Körper und mehr Selbstsicherheit beitragen“. Früh begonnener Bewegungsmangel zieht zudem eine lange Folge von Gesundheitsproblemen nach sich, die sich vermeiden ließen. G esundes Österreich 15 Foto: ©MA 57/Lisa Holzer UNZUFRIEDEN MIT SICH SELBST & G E S U N D H E I T Foto: © Polar B E W E G U N G KRAFT, DIE VON INNEN KOMMT Sie hatten sich schon mit einem Leben zwischen Lehnstuhl und Bett abgefunden und kamen doch wieder in Bewegung: Immer öfter entdeckt die Medizin Sport nicht nur als Mittel der Prävention, sondern auch zur Behandlung von Krankheiten. G leich nach seiner Krebsoperation hätte Helmut Feier nie gedacht, dass sein Leben je wieder halbwegs normal werden könnte. Dem Steirer wurde im Jahr 2000 ein Mundhöhlenkarzinom entfernt, ein Geschwür unter der Zunge, fast so groß wie eine Pflaume. Für die Operation mussten Teile der Zunge und des Backenknochens entfernt werden. Der Eingriff dauerte elf Stunden und war erfolgreich, dann aber folgten Monate der dauernden Schmerzen im Mund- und Rachenraum und überhaupt im ganzen Kopf, dazu die Behandlung, um das Entstehen von Metastasen zu verhindern. Der Mundraum war mit Muskel- und Nervengewebe aus dem Rücken und dem Fuß wieder aufgebaut worden, aber das Sprechen musste Helmut Feier Laut für Laut neu erlernen. Nach Monaten der Schonung und der Bettruhe war der ehemals kraftstrotzende Sportler, der für Bruck an der Mur Handball gespielt hatte, matt und geschwächt. Dennoch zögerte er nicht, sein gewohntes Training wieder aufzunehmen, weil er möglichst bald wieder Tennis spielen wollte. Zur eigenen Überraschung stellte sich heraus: Nicht nur die Kraft und Ausdauer kehrten zurück, die er in seiner aktiven Zeit gehabt hatte – auch die Folgen der Krebserkrankung verschwanden immer schneller, je mehr Helmut Feier wieder der Sportler von früher wurde. Die Schwächung überwinden. Für die moderne Medizin keineswegs ein ungewohntes 16 Gesundes Österreich Phänomen. „Körperliches Training wird heute gezielt zur Therapie von Krankheiten eingesetzt“, sagt der Wiener Internist Univ.Prof. Dr. Paul Haber. „Man stärkt die Muskulatur und die Ausdauer und unterstützt damit den Heilungsvorgang.“ Fälle wie jener von Helmut Feier sind dabei sehr häufig: Ein Patient oder eine Patientin war lange bettlägerig und befindet sich danach in einem Zustand der allgemeinen körperlichen Schwächung. Diese Schwäche hat mit der eigentlichen Krankheit nichts zu tun, aber sie führt dazu, dass die Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit der PatientInnen herabgesetzt wird, sie fühlen sich matt und ausgelaugt und werden schnell müde. In so einem Fall empfiehlt Prof. Haber Training: „Ich sage bewusst Training und nicht einfach nur Bewegung. Wir nutzen Erkenntnisse der Sportmedizin für die Therapie.“ Diese Erkenntnisse werden zum Beispiel auch bei Querschnittgelähmten eingesetzt, und das gleich doppelt: Die gelähmten Muskeln werden durch Elektromyostimulation so trainiert, dass sie ihre Masse erhalten und nicht verkümmern. Die übrigen Muskeln werden auf Kraft und Ausdauer trainiert, damit beispielsweise Menschen mit gelähmten Beinen durch ein Mehr an Kraft in den Armen größere Selbständigkeit erlangen. Bewegung gegen Schmerzen. Nachhaltige Verbesserung des Zustandes wurde auch bei DialysepatientInnen und bei PatientInnen mit chronischer Bronchitis festgestellt. „Hier wird zwar nicht die Krankheit an sich behandelt, aber das verbesserte Allgemeinbefinden wirkt sich auch auf die eigentliche Krankheit aus“, weiß der Wiener Orthopäde Univ.-Prof. Dr. Hans Tilscher. Prof. Tilscher hat bei PatientInnen mit Schmerzen sehr oft die Erfahrung gemacht, dass gezielte Bewegung den Zustand verbessert. So hat es sich seit längerem bewährt, PatientInnen mit Arthrose, also der Abnützung von Gelenken durch Verschleiß, Bewegung zu verordnen, nach dem Motto: „Arthrose will bewegt werden“. Für die Betroffenen ist das zunächst überraschend, denn die Folgen der Arthrose sind Schmerzen beim Bewegen und bei Steifheit, sodass sie eher dazu neigen, Schonhaltungen einzunehmen und sich wenig zu rühren. Tatsächlich verbessert sich aber die Versorgung der Gelenksknorpel mit den in der Gelenksflüssigkeit gelösten Nährstoffen, wenn durch regelmäßige Bewegung Druck auf die Knorpel entsteht und die Flüssigkeit damit hineingepresst wird. So wird das Fortschreiten der Erkrankung gebremst und der Schmerz in Schach gehalten. Ähnlich verhält es sich mit Gelenksschmerzen im Knie oder dem gefürchteten Ischias-Schmerz: Gezielte Gymnastik kann auch dieses verbreitete Symptom lindern und nachhaltig verbessern. Positiv für die Psyche. Besonders überraschend ist der positive Einfluss von Sport bei B E W E G U N G & „Wir wissen, dass durch die kontrollierte Anstrengung Endorphine ausgeschüttet werden und allein dadurch lassen sich bei bestimmten Formen der Depression deutliche Besserungen beobachten.“ Prof. Dr. Hans Tilscher Foto: © Mario Lang „Körperliches Training wird heute gezielt zur Therapie von Krankheiten eingesetzt, man stärkt die Muskulatur und die Ausdauer und unterstützt damit den Heilungsvorgang.“ Prof. Dr. Paul Haber G E S U N D H E I T Helmut Feier (rechts) hätte nie gedacht, dass sein Leben je wieder halbwegs normal werden könnte. Heute spielt er wieder Handball und Tennis. verschiedenen Formen von Krebs. Inzwischen weisen Studien zu Dickdarm-, Brust-, Prostata- oder Lungenkrebs nach, dass die Chancen auf Besserung und Heilung steigen, wenn die PatientInnen körperlich aktiv sind. Die körperliche Aktivität erhöht den Stoffwechsel und damit das Ausscheiden von Giftstoffen, begünstigt den Sauerstoffgehalt im Blut und Gewebe und stützt das Immunsystem. Besonders erfolgreich sind Bewegungstherapien bei Menschen mit Depressionen. „Wir wissen, dass durch die kontrollierte Anstrengung Endorphine ausgeschüttet werden“, erklärt Prof. Tilscher, „und allein dadurch lassen sich bei bestimmten Formen der Depression deutliche Besserungen beobachten.“ Die meisten Fälle von Depression, so Prof. Tilscher, haben keine endogene Ursache, sind nicht durch organische Störungen bedingt, sondern eine Folge von meist beruflicher Überlastung und hängen mit Erschöpfung zusammen. In solchen Fällen bringen milde Formen der körperlichen Dauerbelastung nachhaltige Erleichterung. Das kann zum Beispiel auch Gymnastik oder Tanzen sein. „Innere Haltung und äußere Haltung hängen zusammen“, weiß Prof. Tilscher. „Der klassische Spruch ,Kopf hoch’ hat das instinktiv richtig erkannt.“ Bewegung verschafft ein verändertes Körpergefühl und hilft sowohl bei physischen als auch bei psychischen Störungen, Schmerzkreise zu durchbrechen. Ärztliche Abklärung gefragt. Welche Form der Bewegung für Kranke die richtige ist, das erfordert allerdings sehr gründliche Kenntnisse der behandelnden ÄrztInnen. Sie müssen die Sportart genau kennen und wissen, welche Art von Bewegung für die PatientInnen gut oder weniger gut ist. „Das muss man im Detail anschauen“, warnt Prof. Tilscher vor unüberlegter Bewegungseuphorie. „Beim Tennis haben Sie diese typische Kreisbewegung des Oberkörpers und die langen Schritte. Beim Brustschwimmen die Belastung im Nacken und das Hohlkreuz – man muss wissen, ob man das den PatientInnen zumuten kann oder nicht.“ Prof. Haber unterzieht PatientInnen einer gründlichen Leistungsdiagnose, bei der die zulässige Belastung festgelegt wird. Die empfohlene Therapie legt dann nur fest, wie oft in der Woche bei welcher Pulsfrequenz trainiert werden soll. „Aber ob jemand lieber schwimmen geht oder sich lieber auf das Zimmerfahrrad setzt, das bleibt der persönlichen Vorliebe überlassen, das lässt sich sehr individuell anpassen,“ sagt der Experte. Bei PatientInnen, die bereits unter Schmerzen leiden oder Schäden im Skelett aufweisen, müssen die ÄrztInnen zunächst die Bewegung ermöglichen. Das umfasst einerseits eine genaue Beratung, andererseits unter Umständen eine lokale Schmerztherapie. Dazu ist eine klinische orthopädische Diagnose unerlässlich, meint Prof. Tilscher: „Ein instabiles Gelenk ist etwas ganz anderes als ein eingeschränkt bewegliches Gelenk, auch wenn sich das für die Betroffenen ähnlich anfühlt. Ein instabiles Gelenk darf man nicht bewegen, ein eingeschränkt bewegliches dagegen sehr wohl.“ Ein Beispiel, wo körperliches Training sogar die Krankheit selber lindern oder bekämpfen kann, ist der Diabetes mellitus Typ 2, auch „Altersdiabetes“ genannt, weil er meist in der zweiten Lebenshälfte auftritt. Durch körperliches Training kann sich hier die Stoffwechselsituation so verbessern, dass die Medikamente auf ein Minimum reduziert werden können. Auch bei chronischer Herzschwäche wurde noch vor kurzem PatientInnen Schonung verschrieben und sogar vom Stiegensteigen abgeraten. Prof. Haber: „Jetzt gibt es exakte Studien, die zeigen, dass im Gegenteil auch bei optimaler medikamentöser Behandlung regelmäßiges Training die Leistungsfähigkeit um bis zu 20 Prozent verbessert.“ > LINK < Prof. Hans Tilscher hat Merkblätter mit Turnübungen zusammengestellt, die in seinem Institut angefordert werden können: Tel.: (01) 801 82 – 805. www.sos-koerper.at G esundes Österreich 17 B E W E G U N G & G E S U N D H E I T SECHS SCHRITTE GEGEN KREUZ- UND NACKENSCHMERZEN Bewegungsergonomie ist ein neuartiger Weg, um am Arbeitsplatz gegen Haltungsschäden, Verspannungen oder Rückenschmerzen vorzubeugen. Die Idee dabei: Die Arbeit so zu organisieren, dass Bewegung gefördert wird. E ines hat die Arbeitsmedizin in jahrelanger hartnäckiger Aufklärungsarbeit erreicht: Die meisten Arbeitsplätze sind heute nach ergonomischen Gesichtspunkten eingerichtet. Schreibtischsessel haben elastische Rückenlehnen, Bildschirme den richtigen Abstand und die richtige Helligkeit, Maschinen sind mit Bedienungselementen im richtigen Design versehen. Damit ist aber der Kampf gegen Haltungsschäden erst zur Hälfte gewonnen. Selbst eine ergonomisch richtige Haltung kann zu Schmerzen führen, wird sie stundenlang unverändert eingenommen. Zudem haben Probleme wie Verspannungen im Nacken, Rückenschmerzen oder verhärtete Muskeln immer auch eine psychologische Komponente, weiß der Sport- und Kommunikationswissenschafter Dr. Paul Scheibenpflug: „Die Bewegungsergonomie versucht deshalb nicht nur Belastungen zu reduzieren, sondern bewusst Bewegungsanreize zu setzen und das emotionale Umfeld mit zu analysieren.“ In einem ganz simplen Fall empfahl Dr. Scheibenpflug einer Gruppe von Büroangestellten, den Drucker ans andere Ende des Raumes zu stellen – so ergab es sich, dass sie im normalen Arbeitsablauf immer wieder aufsteDr. Paul Scheibenpflug hen und ein paar Schritte gehen mussten und nicht acht Stunden in derselben Haltung verharrten. Dr. Paul Scheibenpflug unterscheidet sechs Ebenen, auf denen jede/r in seinem/ihrem Berufsumfeld gesündere Verhältnisse herstellen kann: 18 Gesundes Österreich 1u Man muss für eine Basiskondition sorgen. Wer völlig untrainiert ist, ist auch für die Belastungen am Arbeitsplatz anfälliger. 2u Bewegungsqualität: Bei jeder Art der Bewegung kommt es darauf an, wie man sie ausübt. Dr. Scheibenpflug: „Wenn jemand nur eine Glühbirne auswechselt, dann ist es gleichgültig, wie er dabei auf der Leiter steht. Wenn jemand Tag für Tag hunderte Lampen montiert, dann muss er auf den richtigen Stand und die richtige Haltung für Überkopf-Arbeiten achten. 3u Spannungs- und Haltungswechsel: Die Muskelgruppen brauchen abwechselnd Anspannung und Ruhe. Immer schwere Lasten zu heben ist genau so ungesund wie immer ruhig da zu sitzen. 4u Abwechslung in der Tätigkeit und der Belastung: Der Gedanke der Abwechslung sollte noch einen Schritt weiter gehen. Wo immer es möglich ist, sollte die Art der Tätigkeit im Laufe des Arbeitstages variieren 5u Ausgleichsübungen: Zu diesen Tipps, die das Verhalten während der Arbeit betreffen, kommt noch der Rat, mit gezielten gymnastischen Übungen Defizite in der Bewegung und der Haltung auszugleichen. Dafür genügen je nach Tätigkeit oft schon so einfache Dinge wie Stirn massieren oder die „Venenpumpe“, bei der durch Bewegen des Fußes im Sitzen Stau in den Beinvenen verhindert werden kann. Solche Übungen kann man während der Pausen machen. 6u Arbeitsverhältnisse: Die sechste Ebene betrifft nicht das Verhalten, sondern die Verhältnisse. Welche Änderungen müssen bei den Arbeitsmitteln, bei den Arbeitsabläufen oder bei der Arbeitsorganisation getroffen werden, damit einseitige Belastungen vermieden werden? Dr. Scheibenpflug: „Überlastung kann auch in Monotonie bestehen. Wenn jemand immer stumpf dasselbe tun muss, ermüdet er oder sie schneller als jemand mit abwechslungsreicher Tätigkeit.“ Die psychische Komponente von Verspannungen oder Schmerzen muss natürlich im Einzelfall durch einen geschulten Therapeuten oder eine Therapeutin abgeklärt werden. Wer unter Nackenschmerzen leidet, weil er oder sie Angst vor den Vorgesetzten hat oder sich seinem Arbeitsgebiet nicht gewachsen fühlt, kann nur psychologische Betreuung helfen. Für die Umsetzung von Bewegungsergonomie-Programmen kann aber die Inszenierung eine hilfreiche Rolle spielen. „Wenn man die richtigen Personen in der Firma damit beauftragt“, weiß Dr. Scheibenpflug, „dann kann das positive Effekte für das Betriebsklima haben – während umgekehrt ehrgeizige Projekte scheitern, weil sie von oben herab diktiert werden und die Einbeziehung der MitarbeiterInnen von Anfang an verabsäumt wurde.“