Generation sorglos

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Generation sorglos
Die Kultur feiern
Sternekoch Nelson Müller über Erfolg
und Integration Menschen & Medien, Seite 31
FREITAG, 8. APRIL 2016
NRW
68
Die lächerlichste Band der Welt
Axl Rose und Slash spielen wieder miteinander. In Las
Vegas feiern Guns N’ Roses ihr Comeback Kultur, Seiten 8/9
1 EURO
,,
NACHRICHTEN
POLITIK
SPD schrumpft
auf 21 Prozent
Um die Rente
kann ich
mich noch
in 20 Jahren
kümmern
Deutschlandtrend: Sozialdemokraten fallen auf den tiefsten je
gemessenen Wert. Auch die
Zustimmung für Vizekanzler
Sigmar Gabriel sackt ab. Seite 4
WIRTSCHAFT
Der bizarre Erfolg
des Spezis
Kaum ein anderes Getränk ist so
deutsch wie der Cola-OrangenMix. Warum es einige Brauereien
nun dennoch im Ausland
versuchen wollen. Seite 22
PANORAMA
Spender überweist
Görlitz letzte Rate
Nach 21 Jahren endet das Märchen von der „Altstadtmillion“:
Der anonyme Gönner, der jedes
Jahr überwies, hat nun zum letzten Mal gezahlt. Letzte Seite
IM INTERNET
Tweets des Tages
Kaum zu glauben!! #F1 geht zurück
zum alten Qualifying Modus. Ab
#ChinaGP
FLORIANKOENIG1
Ich werde 2017 nicht mehr für den
Bundestag kandidieren. Ich wollte nie
mein ganzes Leben lang Abgeordnete bleiben und dann ist's jetzt Zeit.
Marie
Generation sorglos
Wer Mitte 20 ist, hat eine Menge im Kopf – die Frage nach der
Alterssicherung gehört nicht dazu. Dabei betreffen viele
Rentenentscheidungen, die die Regierung fällt, gerade die
Jungen. Doch für Aufregung sorgt das nicht Seiten 2/3
,,
Ich glaube nicht,
dass die private
Altersvorsorge
eine Zukunft hat
Felix
,,
SCHROEDER_K
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MARTIN U. K. LENGEMANN
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VW-Vorstände
sollen auf ihre
Boni verzichten
Soweit plane ich
nicht im Voraus.
Ich hoffe,
es wird später
reichen
Arta
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Aufsichtsrat setzt
Manager unter Druck
I
m VW-Aufsichtsrat wächst
der Druck auf die Vorstände des Autobauers, vollständig auf Bonuszahlungen für das vergangene Jahr zu
verzichten. Aus dem sechsköpfigen Präsidium des Kontrollgremiums erfuhr die „Welt“,
dass man einen freiwilligen
Verzicht der Manager erwarte.
Zuvor war bekannt geworden,
dass es trotz des Abgasskandals
und des daraus womöglich resultierenden Verlusts im Jahr
2015 Widerstand gegen eine
Streichung der Boni gibt. Wie
hoch die Prämien ausfallen
sollten, ist nicht bekannt.
VON N. DOLL UND P. VETTER
Allerdings gilt die Verzichtsforderung nur für den erfolgsabhängigen Bonus der Vorstände. Der heutige Aufsichtsratschef und frühere Finanzvorstand des Konzerns, Hans
Dieter Pötsch, soll im vergangenen Jahr zudem eine weitere
Sonderzahlung über etwa zehn
Millionen Euro für seinen vorzeitigen Wechsel in das Kontrollgremium erhalten haben.
Dafür löste Pötsch seinen eigentlich noch bis 2017 laufenden und deutlich besser dotierten Vorstandsvertrag auf. Ein
VW-Sprecher bestätigte die
Sonderzahlung indirekt.
Aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter hieß es am Donnerstag, es sei nicht akzeptabel,
dass die Vorstände trotz der
Folgen des Abgasskandals auf
der Zahlung eines Bonus bestehen. Vorstandschef Matthias
Müller hatte bereits vor einigen
Wochen angekündigt, dass die
Erfolgsprämie für die Tarifmitarbeiter des Konzerns deutlich
niedriger ausfallen werde als in
den Vorjahren. Im vergangenen
Jahr hatten die VW-Beschäftigten einen Bonus von je 5900
Euro erhalten. Zwar solle die
Sonderzahlung für die Mitarbeiter nicht komplett wegfallen, sagte Müller, es werde aber
nur eine „Anerkennungsprämie“ geben. Seiten 15 und 19
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
2 THEMA DES TAGES
DIE WELT KOMPAKT
Ich bin noch jung.
Über meine Rente
habe ich mir noch
keine Gedanken
gemacht
„So weit plane
ich nicht
im Voraus“
Fatma
Die Bundesregierung steckt Milliarden in die
Altersversorgung – die Zeche zahlt die junge
Generation. Doch von dort kommt kaum Protest.
Wenn es um die eigene Zukunft geht,
verschließen Jugendliche die Augen
VON RICARDA BREYTON
UND MORITZ SEYFFARTH
Mit dem aktuellen Rentensystem
wird daraus nichts. Die Beiträge, die
heute eingezahlt werden, fließen unmittelbar in die Renten und werden
nicht angespart werden. Umlagefinanziert nennt man das. Das funktioniert
gut, wenn es viele Beitragszahler und
vergleichsweise weniger Rentner gibt.
Doch durch den demografischen Wandel kommt das System an die Belastungsgrenze. Die junge Generation
muss schon heute einen hohen Beitrag
zahlen, um die Renten zu finanzieren.
Von den aktuellen Rentengeschenken
hat sie später nichts mehr. Ein Grund
zur Aufregung – möchte man meinen.
Doch statt Widerstand und Eigeninitiative herrscht Sorglosigkeit.
„Das ist so weit in der Zukunft, da
kann ich mich noch in 20 Jahren drum
kümmern“, sagt etwa die 20-jährige
Marie. „Wenn ich mir jetzt schon Gedanken über die Rente machen muss,
fühle ich mich, als würde ich mit ei-
nem Fuß im Grab stehen.“ Ähnlich
sieht es auch Wirtschaftsstudentin
Sophie. „Vielleicht wäre es sinnvoll,
sich Gedanken zu machen. Ich war
einfach noch nicht so richtig interessiert,“ sagt sie. Vor der Bibliothek der
Berliner Humboldt-Universität ist
diese Meinung weitverbreitet.
„So weit plane ich nicht im Voraus“, sagt BWL-Studentin Arta. „Ich
hoffe, es wird später reichen.“ Auch
der 20-jährige Conor hat sich noch
nicht mit seiner Altersvorsorge befasst. „Ich bin ganz ehrlich, es ist wegen Faulheit“, sagt er.
Warum die Jugend so gleichgültig in
ihre Zukunft blickt, weiß Klaus Hurrelmann. Der Sozialwissenschaftler
kennt sich aus mit den Menschen zwischen 17 und 27. Alle drei Jahre befragt
er sie im Rahmen der MetallRenteStudie nach ihren Vorstellungen von
der Altersvorsorge. Gerade hat er wieder eine Umfrage abgeschlossen.
„Dass die Jugend sich nicht gegen die
aktuelle Rentenpolitik wehrt, hängt
damit zusammen, dass sie sich grundsätzlich in diesem Staat wohlfühlt und
nicht den Eindruck hat, irgendwie betrogen zu werden.“ Und noch einen
weiteren Punkt spricht der Forscher
an. „Die überraschend positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
strahlt ab.“ Die junge Generation fühle sich sicher und sei optimistisch. In
einem System, das grundsätzlich prosperiert, sieht sie einfach keinen Zwang
zum Handeln.
Dabei reicht die gesetzliche Rente
schon jetzt nicht mehr bei allen aus.
Und in 40 Jahren wird der Anteil derer, die mit der staatlichen Rente nicht
über die Runden kommen, noch deutlich höher sein. Der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen schätzt,
dass das Rentenniveau in 25 Jahren bei
Dass ich mich
nicht um meine
Rente kümmere,
hat einen
einfachen Grund:
Faulheit
Conor
Es ärgert mich,
dass die Politik
nur für die
Rentner
betrieben wird
Patricia
MARTIN U. K. LENGEMANN
R
ente ab 63, Mütterrente
und jetzt die geplante Lebensleistungsrente.
Die
sozialen
Großvorhaben
der großen Koalition haben eines gemeinsam: Die aktuelle Generation der Rentner profitiert, die
Kosten tragen die Jungen. Denn sie
müssen die teuren neuen Leistungen
bezahlen – über dauerhaft höhere Beitragszahlungen.
Es ist eine existenzielle Frage für
jungen Menschen. Sie wird entscheiden, wie viel Geld sie in ihrem Berufsleben netto verdienen. Und sie wird
natürlich entscheiden, ob sie ihren
Ruhestand eines Tages sorglos genießen können.
FREITAG, 8. APRIL 2016
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DIE WELT KOMPAKT
THEMA DES TAGES 3
FREITAG, 8. APRIL 2016
Die Rente könnte
Mal ein Problem
sein, aber solange
ich jung bin,
denke ich darüber
nicht nach und
hoffe, dass es
wirtschaftlich läuft
Teo
Vielleicht wäre es
sinnvoll, sich
über die Rente
Gedanken zu
machen. Ich war
bis jetzt einfach
noch nicht richtig
interessiert
Sophie
Beitragssatz und Nachhaltigkeitsrücklage bis 2030
PROGNOSE
Beitragssatz in Prozent
18,7
Rücklage
in Monatsausgaben
1,91
2030
21,8
2025
20,5
2021
19,3
19,9
1,75
Rücklage Obergrenze: 1,5
Untergrenze: 0,2
2006
2010
0,20
2015
2020
2025
2030
Quelle: Deutsche Rentenversicherung
Vor dem Kollaps
So viele Arbeitnehmer müssen einen Rentner ernähren
0
1
2
3
4
5
6
7
0
1
Japan
USA
Deutschland
Australien
Großbritannien
China
Europa
Welt
2015
2
3
2050
4
5
6
7
Quelle: UN, Citi Research
knapp über 40 Prozent des ursprünglichen Einkommens liegen wird.
Grund dafür sind die Reformen der
Schröder-Regierung, die festlegten,
dass die Rentenbeiträge bis 2030 nicht
über 22 Prozent steigen dürfen. Das
war notwendig, sagt Raffelhüschen,
um den demografischen Wandel abzufedern. Die Baby-Boomer, die geburtenstarken Jahrgänge der 50er-Jahre
und 60er-Jahre, kommen demnächst
ins Rentenalter.
Gleichzeitig sinkt die Zahl der Beitragszahler. Weil das Rentensystem so
unter Druck ist, hält der Experte die
jüngsten Reformen der Bundesregierung für falsch. „Mütterente und die
Rente mit 63 sind die Sündenfälle der
großen Koalition“, sagt Raffelhüschen.
Mit der geplanten Lebensleistungsrente, also der Aufstockung der Altersrente für einen Teil der Arbeitnehmer,
die 40 Jahre lang Beiträge gezahlt haben, komme ein weiterer hinzu. Alle
drei Maßnahmen gehen zulasten der
jungen Generation. Das zeigen allein
die Zahlen. Rund zehn Milliarden Euro kosten die von der großen Koalition
2014 beschlossene Mütterrente und
Rente mit 63 bis 2030 jährlich – eine
beachtliche Summe, die sich nur
durch die Zusammensetzung der
Wählerschaft erklären lässt. Mit 52,4
Prozent stellte die Gruppe der
Über-50-Jährigen laut Statistischem
Bundesamt schon bei der Bundestagswahl 2013 den Großteil der Wahlberechtigten. „Eine Politik gegen die Generation 50 plus ist eine Politik gegen
die Mehrheit der Wähler“, sagt Raffelhüschen. Hinzu kommt, dass für die
älteren Wähler – anders als für die
Jungen – die Rentenpolitik wahlentscheidend ist. Das empfinden jungen
Menschen schon als Benachteiligung.
Jurastudentin Patricia: „Es ärgert
mich, dass die Politik nur für die Rentner betrieben wird.“
Mit Blick auf die Entwicklung erscheinen Zweifel an der langfristigen
Stabilität der staatlichen Rentenversicherung durchaus berechtigt. Zumal
sich an der Situation bei der gesetzlichen Rente, da ist sich zumindest Raffelhüschen sicher, wohl nichts ändern
wird. Seine Schlussfolgerung: „Für die
Sicherung der Lebensstandards ist
nicht mehr die Deutsche Rentenversicherung zuständig, sondern jeder
selbst“, sagt der Experte. Statt auf eine Wende hin zu einer nachhaltigen
Rentenpolitik zu hoffen, sollten sich
die jungen Menschen also lieber um
ihre private Altersvorsorge kümmern.
Das Problem: Auch das macht kaum
einer. Nur 38 Prozent der 17- bis 27Jährigen sorgen privat für ihr Alter
vor, geht aus Hurrelmanns letzter
Studie hervor. „Sich langfristig ein individuelles Konzept zu überlegen,
fällt
den
Jugendlichen
extrem
schwer“, sagt er. Schon gar bei dem
unübersichtlichen Fördersystem der
zusätzlichen Altersvorsorge, wie es in
Deutschland
vorherrscht.
„Das
Durcheinander entmutigt die Leute
und führt zu Fatalismus.“ Das Gefühl,
die Dinge nicht überblicken zu können, hätte sich nach der Finanz- und
Wirtschaftskrise sogar noch ver-
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stärkt. „Wenn ich jetzt Geld zurücklege, wer sagt mir dann, dass ich davon
in 40 Jahren noch irgendetwas habe?“,
sei eine weitverbreitete Ansicht. Statt
in Vorsorge investierten die jungen
Menschen ihr Geld lieber in Freizeit
und Bildung.
Auch die Jurastudentin Patricia hat
bisher nichts in ihre Altersversorgung
investiert. Sie glaubt aber, dass sie genug verdienen wird, um entspannt in
die Zukunft zu blicken. „Ich würde
schauen, dass ich privat vorsorge, ein
Vermögen aufbaue oder auch die betriebliche Rentenvorsorge nutze“,
sagt sie. Und: „Die Anwälte haben ihr
eigenes Rentensystem, da wird immer
noch genügend Geld drin sein.“
Wie Patricia hat auch Felix bereits
Vorstellungen davon, wie dürftig seine Rente ausfallen wird. Anders als
der Großteil seiner Altersgenossen
hat er sogar bereits in eine private Altersvorsorge investiert. Große Hoffnungen setzt er allerdings nicht in das
System. „Ich glaube nicht, dass die
private Altersvorsorge eine Zukunft
hat, bei den niedrigen Zinsen, die es
heutzutage gibt.“ Auch Felix geht davon aus, dass es vor allem sein Erspartes sein wird, dass ihn im Alter über
die Runden helfen wird.
Nicht jeder kann so planen wie Patricia und Felix, warnt Hurrelmann.
Denn so gute Voraussetzungen wie die
beiden Akademiker haben wenige.
„Die Kompetenz, mit Finanz- und
Gelddingen umzugehen, ist nur in dieser Gruppe hoch“, sagt der Forscher.
„Gleichzeitig ist das auch die Gruppe,
die genug verdienen wird, um überhaupt Mittel für die Altersvorsorge
beiseitezulegen.“
Ein Luxus, den sich laut Hurrelmann zwei Drittel der jetzigen Generation nicht leisten können werden.
Eine Kluft zwischen den Schichten im
Alter ist vorprogrammiert.
Um die soziale Spaltung zu vermeiden, fordert der Experte eine Umstellung der Bildungs- und der Rentenpolitik. „Die Kompetenz von jungen Leuten, mit Geld umzugehen, muss dringend gestärkt werden.“ Es sei unhaltbar, dass wirtschaftliche Zusammenhänge in vielen Schulen nicht ausreichend gelehrt würden.
Neben der Aufklärung der Jugend
benötigt es laut Hurrelmann auch ein
Umdenken in der Politik. Er fordert eine Diskussion darüber, ob die Rente
langfristig wieder erhöht werden kann.
Dies würde allerdings bedeuteten, das
auch die Rentenbeiträge wieder steigen müssten. Ein anderer Vorschlag
kommt von der Jungen Union (JU).
In einem Brandbrief an Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) forderte
sie erst kürzlich einen Kurswechsel in
der Rentenpolitik. Altersarmut würde
nur verhindert, wenn das Renteneintrittsalter stetig angehoben werde.
Die Erfahrung allerdings zeigt, dass
die Forderungen der Jugend zum Thema Rente nie umgesetzt werden. Die
Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der
Brandbrief der Jungen Union keinen
Flächenbrand verursachen, sondern
eher ein Strohfeuer bleiben wird.
Mitarbeit: Viola Haas
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POLITIK
AUSCHWITZ-VERFAHREN
Ex-SS-Mann vor
Prozess gestorben
Der vor dem Landgericht
Hanau angeklagte ehemalige
Wachmann des NS-Vernichtungslagers Auschwitz ist
wenige Tage vor Prozessbeginn im Alter von 93 Jahren gestorben. Das bestätigte
das Gericht. Der Prozessauftakt war ursprünglich für
kommenden Mittwoch geplant. Ernst T. aus dem
Raum Hanau wurde Beihilfe
zum Mord vorgeworfen.
KOALITION
SPD-Vize geißelt
CSU-Störmanöver
Nach dem Treffen der Koalitionsspitzen hat SPDVizechef Ralf Stegner die
Bundeskanzlerin zu einem
Machtwort gegenüber der
CSU aufgefordert. „Frau
Merkel muss sich jetzt
durchsetzen gegen Herrn
Seehofer“, sagte Stegner im
„Morgenmagazin“ der ARD.
Die CSU führe sich derzeit
in der Koalition „bockig“ auf
und blockiere die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben.
TERMIN DES TAGES
In Berlin werden heute die
Asylzahlen für das erste
Quartal 2016 bekanntgegeben. In diesem Zug wird es
auch zu einer Debatte um
die Asyl- und Flüchtlingspolitik kommen. Um 9 Uhr
wird Innenminister Thomas
de Maizière die jüngsten
Zahlen vorstellen. Für 11
Uhr wird dann ein Statement von Bundeskanzlerin
Angela Merkel erwartet. Sie
trifft sich danach noch im
Bundeskanzleramt mit bei
der Flüchtlingsaufnahme
engagierten Verbänden.
BÖHMERMANN-SATIRE
Weitere Anzeigen
gegen das ZDF
Im Zusammenhang mit der
umstrittenen Erdogan-Satire
des ZDF-Moderators Jan
Böhmermann sind bei der
Staatsanwaltschaft Mainz
weitere Strafanzeigen eingegangen. Diese betreffen nicht
namentlich benannte „Verantwortlich des ZDF“, teilte
eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde mit. Die Prüfungen der Staatsanwaltschaft erstreckten sich auch
auf diese Anzeigen.
FREITAG, 8. APRIL 2016
Schwarz-Grün im Trend
40 Prozent der Deutschen glauben, dass es mit dieser Koalition
vorwärts geht. Die SPD landet bei einem Tiefstand
D
as ist ein Tiefpunkt,
ganz im wörtlichen
Sinne. Wäre am
kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden
sich nur noch 21 Prozent der
Deutschen für die Sozialdemokraten entscheiden. So lautet
das Ergebnis des aktuellen
Deutschlandtrends von Infratest Dimap im Auftrag der ARD„Tagesthemen“ und der „Welt“.
Die SPD fällt damit auf den
tiefsten jemals gemessenen
Wert bei der Sonntagsfrage.
Sonntagsfrage zur Bundestagswahl
ARD-DeutschlandTREND April 2016
34 (-2) CDU/CSU
21 (-2) SPD
13 (+3) Grüne
%
7 (-1) Linke
7 (+1) FDP
4 (-1) Sonstige
14 (+3) AFD
Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?
Quelle: ARD
VON MARTIN KLEINEMAS UND
JOHANNES WIEDEMANN
Auch die Zufriedenheit mit
der Arbeit des Spitzenpersonals der SPD ist deutlich gesunken, das gilt insbesondere
für Parteichef Sigmar Gabriel.
Nur noch 39 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit des
Vizekanzlers „sehr zufrieden“
oder „zufrieden“, das ist ein
Einbruch von fünf Prozentpunkten gegenüber März.
Doch nicht nur die SPD blickt
in eine düstere Zukunft, auch
die Union verliert deutlich an
Zustimmung. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl,
würden nur noch 34 Prozent
der Wähler ihre Stimme der
CDU/CSU geben – ein Minus
von zwei Prozentpunkten. Immerhin kann Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) ihre Beliebtheit leicht um zwei Prozentpunkte ausbauen, sie landet mit 56 Prozent Zustimmung auf Rang drei bei den beliebtesten Politikern. Einziger
Lichtblick für die SPD: Mit 74
Prozent liegt Außenminister
Frank-Walter Steinmeier unangefochten an der Spitze dieses Rankings.
Von den schwachen Umfragewerten für die Koalitionspar-
Bewertung der Koalition aus Union und Grünen
Angaben in Prozent
Stimme
eher zu
Stimme eher
nicht zu
Union und Grüne passen
einfach nicht zusammen.
42
53
Eine Koalition aus Union und Grünen
könnte Deutschland in wichtigen
politischen Fragen nach vorn bringen.
40
54
Ich fände es gut, wenn künftig in mehr
38
Bundesländern Koalitionen aus
Union und Grünen regieren würden.
55
Fehlende Werte zu 100%: keine Angabe
teien profitieren vor allem die
Alternative für Deutschland
(AfD), die mit 14 Prozent (+3)
einen neuen Höchstwert erreicht, und die FDP, die mit sieben Prozent der Stimmen (+1)
den Wiedereinzug in den Bundestag locker schaffen würde.
Ebenfalls sieben Prozent erreicht die Linke (-2).
Neben der AfD und der FDP
zählen auch die Grünen zu den
Gewinnern. Sie verbessern sich
um drei Punkte auf 13 Prozent.
Offenbar wird die Partei auch
bundesweit von ihrem großen
Erfolg bei der Landtagswahl in
Quelle: Infratest dimap
Kretschmann
immer beliebter
Der amtierende Ministerpräsident von BadenWürttemberg, Winfried
Kretschmann (Die Grünen) wird immer beliebter.
Er legt um neun Prozentpunkte zu: 55 Prozent der
Befragten sind mit seiner
Arbeit „sehr zufrieden“
oder „zufrieden“. Damit
liegt er nur noch knapp
hinter Kanzlerin Merkel.
SEITE 4
Baden-Württemberg getragen,
wo sie stärkste Kraft wurde.
Vor dem Hintergrund des
plötzlichen Höhenfluges der
Grünen stellt sich eine Frage:
Was halten die Deutschen bundesweit von einer schwarzgrünen Koalition, wie sie Winfried Kretschmann – wenn
auch in umgekehrter Reihenfolge – gerade für Baden-Württemberg verhandelt?
Hier zeichnet sich eine deutlich gesteigerte Akzeptanz für
die „Kiwi-Koalition“ ab. Der Behauptung „Union und Grüne
passen einfach nicht zusammen“ stimmen im Deutschlandtrend nur noch 42 Prozent
der Befragten zu – ganze 22
Prozentpunkte weniger als bei
der letzten Umfrage. 53 Prozent
der Befragten stimmen demnach eher nicht zu.
Bedeutend misstrauischer
sehen die Deutschen auf eine
andere Koalition: auf die zwischen der EU und der Türkei.
Seit Montag werden alle seit
dem 20. März illegal in Griechenland eingereisten Flüchtlinge in die Türkei abgeschoben. Im Gegenzug will die EU
für jeden Abgeschobenen einen Asylsuchenden aus der
Türkei auf legalem Weg aufnehmen. Die Deutschen bewerten den Deal im April deutlich kritischer als im Vormonat: 56 Prozent finden die Vereinbarung eher schlecht, 39
Prozent (März: 46 Prozent)
eher gut. Dass dank dem EUTürkei-Deal weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen,
glaubt nur jeder vierte Bürger.
Etwa genauso viele denken,
dass sich die Zahl gar nicht verändern wird.
Mit der Asylpolitik von Kanzlerin Angela Merkel sind derzeit 58 Prozent der Befragten
unzufrieden. Positiv bewertet
wird der Vorschlag der EUKommission, das Asylrecht in
Europa zu vereinheitlichen. Er
sieht eine fairere Verteilung
von Asylsuchenden innerhalb
der EU und härtere Strafen für
illegal Reisende vor. Sechs von
zehn Deutschen fänden eine
solche Reform richtig.
Was Nahles fordert, gibt es längst
Grüne kritisieren Verlängerung der Hartz-IV-Bescheide auf zwölf Monate als Scheininnovation
D
ie geplante
scheiden wurden zuRechtsverletzt 1,14 Millionen
einfachung
oder 46 Prozent bebei Hartz IV wird die
reits für ein ganzes
Jobcenter nach InforJahr ausgesprochen,
mationen der „Welt“
teilte das Bundesarnicht wie erhofft entbeitsministerium auf
lasten. Denn die im
eine Anfrage der GrüGesetz vorgesehene
nen mit. Die grüne
Verlängerung des Be- Andrea Nahles
Arbeitsmarktpolitiwilligungs-Zeitraums steht in der Kritik kerin Brigitte Pothvon sechs auf zwölf
mer kritisierte das
Monaten wird in der Praxis Vorhaben von Arbeitsministeschon längst angewandt. Von rin Andrea Nahles (SPD) als
2,45 Millionen Bewilligungsbe- „Scheininnovation“. Das gibt
PA/ DPA/ KAY NIETFELD
KOMPAKT
DIE WELT KOMPAKT
selbst das Ministerium zu: Die
Bundesregierung habe im Gesetz das Einsparpotenzial bei
der standardmäßigen Bewilligung von zwölf Monaten „sehr
niedrig angesetzt“.
Mit ihrem Gesetz zur
Rechtsvereinfachung bei Hartz
IV will Ministerin Nahles Bürokratie in den Jobcentern abbauen. Die Mitarbeiter sollen mehr
Zeit für die Vermittlung haben.
Der längere Bewilligungszeitraum galt dabei lange als wichtigster Baustein der Reform.
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Doch seit Einführung einer
neuen Software namens Allegro
im Sommer 2014 können die
Jobcenter bereits für zwölf Monate bewilligen - und machen
rege davon Gebrauch. In Weisungen an die Jobcenter hat die
Zentrale der Bundesagentur für
Arbeit in Nürnberg wiederholt
auf diese Möglichkeit hingewiesen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass bei den Hartz-IVEmpfängern „eine Veränderung
der Verhältnisse in diesem Zeitraum nicht zu erwarten ist“.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
POLITIK 5
FREITAG, 8. APRIL 2016
D
DPA/ TOBIAS HASE
ass der NSU-Terrorist Uwe Mundlos in
der Firma eines VMannes des Bundesamtes für Verfassungsschutz
gearbeitet hat, sorgt bei Polizeibehörden, Politik und den Angehörigen der NSU-Opfer gleichermaßen für gehörige Überraschung und Entsetzen. Ein
Nebenkläger im NSU-Prozess
forderte gestern die Bundesregierung auf, diesen Verdacht
aufzuklären.
VON HELMAR BÜCHEL
Beate Zschäpe wurde im Laden von V-Mann „Primus“ gesehen
Für seine Mandanten sei
schwer erträglich, „dass vom
Staat bezahlte Spitzel möglicherweise an den Morden des
NSU mitgewirkt haben“, sagte der Münchner Rechtsanwalt Yavuz Narin in einer ersten Reaktion auf die am Mittwoch ausgestrahlte ARD-Dokumentation eines Autorenteams um „Welt“-Chefredakteur Stefan Aust.
Narin vertritt die Familie des
im Juni 2005 mutmaßlich von
den Neonazis Uwe Mundlos
und Uwe Böhnhardt erschossenen Gewerbetreibenden Theodoros Boulgarides. „Der Ball
liegt bei der Bundesanwaltschaft, dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Innenministerium und der Bundeskanzlerin“, sagte Narin. Die Behörden müssten sich die Frage ge-
Rätsel um
V-Mann-Führer
„Primus“
„Welt“-Recherchen zum NSU werfen neue
Fragen zur Rolle der Geheimdienste auf
fallen lassen, warum sie den VMann offenbar schützten und
„warum den Hinweisen dazu
nicht gewissenhaft nachgegangen wurde“.
Zwei Jahre lang, von 2000 bis
2002 hatte der frühere Zwickauer Neonazi Ralf Marschner,
der als V-Mann unter dem
Decknamen „Primus“ agierte,
Mundlos unter dem Tarnnamen
Max-Florian Burkhardt als Vorarbeiter auf Baustellen auch in
den Regionen Nürnberg und
München beschäftigt. In diesem Zeitraum hatte der NSU
dort vier türkischstämmige Geschäftsleute ermordet.
Der heutige Ausschussvorsitzende
Clemens
Binninger
sprach nach den jüngsten Enthüllungen von „einer völlig
neuen Dimension“. Man wolle
sich schon in der nächsten Sitzung mit V-Mann Primus und
den Verstrickungen des Verfassungsschutzes
„vordringlich
befassen“, sagte der CDU-Politiker der „Welt“: „Aufgrund der
neuen Erkenntnisse halte ich es
für geboten, den V-Mann-Führer Kaldrack erneut im Ausschuss zu befragen.“
Insgesamt elf Jahre lang hatte das untergetauchte NSUTrio, zu dem auch Beate Zschäpe gehörte, in verschiedenen
Wohnungen in Zwickau gelebt
– bis zu den Selbstmorden der
Männer und der Enttarnung
von Zschäpe im November 2011.
Die Autoren der ARD-Dokumentation „Der NSU-Komplex“, die der Auslöser der
„Welt“-Titelgeschichte
am
Donnerstag war, sind diesen
Hinweisen nachgegangen. So
soll auch eine Frau, deren Beschreibung auf Beate Zschäpe
hindeutet, Uwe Mundlos in
den Jahren zwischen 2000 und
2002 hin und wieder auf den
Marschner-Baustellen
in
Zwickau besucht haben. Sicher
identifizieren konnten die befragten Zeugen Beate Zschäpe
aber nicht.
Schröder will
nicht mehr in
den Bundestag
Die Ex-Ministerin
orientiert sich neu
Die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) kandidiert nicht
mehr für den Bundestag. „Ich
habe für mich die Tätigkeit als
Abgeordnete immer als ein
Mandat auf Zeit betrachtet
und wollte nie
mein
Leben
lang Abgeordnete bleiben“,
begründete
Schröder gestern ihre Entscheidung. Sie
wolle sich nun Kristina
beruflich neu Schröder
orientieren,
werde aber dennoch im Kreisverband Wiesbaden politisch
aktiv bleiben.
Die 38-Jährige war von 2009
bis 2013 Bundesfamilienministerin. Dem Bundestag gehört
sie als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Wiesbaden seit 2002 an. Schröder
war die erste Bundesministerin, die während ihrer Amtszeit ein Kind bekam. Mittlerweile ist sie zweifache Mutter.
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PA/ SVEN SIMON/ M. OSSOWSKI
DIE WELT KOMPAKT
6 POLITIK
Neuer Premier und
Neuwahl im Herbst
Die Regierung in Island
macht nach wütenden Protesten der Bevölkerung und
dem Rücktritt von Ministerpräsident Sigmundur David
Gunnlaugsson den Weg für
Neuwahlen frei. Diese sollen
im Herbst stattfinden. Regierungschef soll bis dahin
Agrar- und Fischereiminister
Sigurdur Ingi Johannsson
werden, zugleich Vize der
Fortschrittspartei. Gunnlaugsson stellte sein Amt
wegen Verbindungen zu
Briefkastenfirmen zur Verfügung.
FRANKREICH
Minister macht
Hollande Konkurrenz
Ein Jahr vor der Präsidentenwahl in Frankreich hat Wirtschaftsminister Emmanuel
Macron überraschend eine
eigene politische Bewegung
gegründet und damit für
erheblichen Wirbel gesorgt.
Der 38-jährige Jungstar im
Kabinett des sozialistischen
Staatschefs François Hollande sagte am Mittwochabend, seine Bewegung sei
„weder links noch rechts“.
PALMYRA
80 Prozent der
Ruinenstadt intakt
Die kürzlich von der syrischen Armee wiedereroberte
antike Tempelstadt Palmyra
ist nach den Worten des
Chefs der syrischen Antikenverwaltung, Maamoun Abdulkarim, weniger zerstört
als erwartet. „Schätzungsweise achtzig Prozent der
archäologischen Architektur
sind intakt. Die Mehrheit der
Gebäude sind in einem guten
Zustand“, sagte Abdulkarim
in einem am Donnerstag
veröffentlichten Interview
von „Cicero online“. Palmyra
zählt zum Weltkulturerbe.
SACK REIS
Ungewöhnlicher Besuch im
Schloss Bellevue: Ein Fuchs
hat sich gestern Zugang zum
Amtssitz von Bundespräsident Joachim Gauck verschafft – ein ARD-Kameramann fing den unbefugten
Eintritt des Tieres ein. Wenig später verließ der Fuchs
das Schloss wieder. Was er
dort getrieben hat, wird wohl
für immer unklar bleiben.
Nach Medienberichten haust
der Fuchs schon Jahre auf
dem Gelände, hat dort sogar
Familie gegründet.
ie zweieinhalb Millionen niederländischen Wähler, die
das Assoziierungsabkommen der Europäischen
Union mit der Ukraine per Referendum ablehnten, sind gegenüber der halben Milliarde
EU-Bürger eine verschwindende Minderheit. Und doch stürzen ihre Stimmen jetzt nicht
nur die eigene Regierung in Den
Haag in eine Krise, sondern
obendrein auch noch das komplizierte Machtgefüge der europäischen Institutionen. Anders
als bei der endlosen Griechenlandkrise, bei der ein bankrottes Mitglied mit minimaler
Wirtschaftsleistung die größten
Ökonomien ins Wanken brachte, beruht die niederländische
Ohrfeige für Brüssel auf erzdemokratischen Prinzipien. Das
Volk hat gesprochen.
Demokratische
Ohrfeige
für Europa
Zwei Drittel der Niederländer zeigen
der EU im Referendum die rote Karte
VON DIRK SCHÜMER
Erst seit 2015 erlaubt das
Staatsrecht in Holland überhaupt ein solch „beratendes
Referendum“, das zwar für die
Regierung nicht bindend ist,
aber eine gewichtige Mitsprache der Bevölkerung vorsieht.
Paradoxerweise gehören viele
der Initiatoren von Volksbefragungen zu den linksliberalen,
sozialdemokratischen und bürgerrechtlichen Parteien, die
jetzt vehement für den Ukrainevertrag eintreten. Nun müssen die Befürworter der Basisdemokratie mitansehen, wie
Geert Wilders mit seiner antieuropäischen Freiheitspartei
oder die antikapitalistischen
Sozialisten als Erste von der
neuen Klausel profitieren. Antiliberale Parteien vom extremen Rand kaperten die an sich
liberale Idee der Volksbefragung. Aber so funktioniert nun
einmal Demokratie. Dass dabei
knapp zwei Drittel der Wähler
sich gegen die Assoziierung der
Ukraine aussprachen, wird in
den Niederlanden vorderhand
sportlich hingenommen. In
Wahrheit, so müssen sogar europafreundliche Kommentato-
AFP/REMKO DE WAAL
ISLAND
D
Jan Roos, Initiator des Referendums, freut sich über das Votum
ren zugeben, haben die Bürger
weniger der Ukraine als der EU
im Ganzen die rote Karte gezeigt. Wenn man bedenkt, dass
schon 2005 eine bindende
Volksbefragung in den Niederlanden die geplante EU-Verfassung mit ähnlicher Zweidrittelmehrheit zu Fall brachte,
hat sich am überraschend rabiaten Neonationalismus der
weltoffenen
Handelsnation
wenig geändert. Wieso auch,
da die Europäische Union in
den fünf Großkrisen um Banken, um den Euro, um Griechenlands Pleite, um eine einheitliche Grenzsicherung und
um Aufnahme von Flüchtlingen eine miserable Figur abgibt. In Kiew ist man seit Putins unfreundlicher Übernahme der Krim und dem blutigen
Separatistenkrieg im Donbass
FREITAG, 8. APRIL 2016
staatliche Debakel gewohnt.
Und so ging man mit der zugeknallten Tür zu den Niederlanden auffällig gelassen um.
Immerhin, so äußerten Kommentatoren, sei die Ukraine
nun deutlich bekannter geworden. Die Grundfrage, ob
das teilweise von russischen
Kräften besetzte und heruntergewirtschaftete
Oligarchenland Ukraine überhaupt
reif ist für eine Annäherung
ans europäische Rechts- und
Handelssystem, bekam von
europäischen Bürgern eine
grundsätzliche Antwort auf
Niederländisch: Nee!
Dass aber nun der niederländische Alleingang das gesamte
Vertragspaket per Veto stürzen
könnte, wird in Brüssel ebenso
ausgeschlossen wie ein drohender „Nexit“ des europamüden Landes. Linke wie rechte
Holländer gefallen sich zwar in
der Rolle des renitenten Spielverderbers aus dem Polder,
doch wäre ihr Land ohne die
offenen Grenzen und die Zollfreiheit der EU wirtschaftlich
kaum lebensfähig.
Wie allerdings ein solch komplexes Vertragspaket wieder
aufgeschnürt und mit Ausnahmeklauseln für ein Mitglied
versehen werden kann, weiß im
Moment auch in Brüssel noch
niemand. Es gibt allerdings Vorbilder bei dänischen Extrawürsten im Schengenverbund und
bei britischen Inselklauseln gegenüber osteuropäischen Zuwanderern. Die Brüsseler Kompromissfabrik dürfte also auch
diesen Gordischen Knoten aus
Den Haag irgendwie aufdröseln. Das generelle antieuropäische Unbehagen bei weiten Teilen der Wählerschaft lässt sich
so freilich nicht beseitigen.
Basisdemokratische Gruppen planen bereits ein neues
Referendum gegen das transatlantische Handelsabkommen
TTIP. Und auch hier wird sich
wieder die wunderliche Koalition aus nationalistischen Europafeinden und sozialistischen
Kapitalismusgegnern zusammenfinden.
Venezuela erklärt Freitage zu Feiertagen
Lange Wochenenden sollen Energieverbrauch verringern – Opposition und Bürger skeptisch
W
egen
notorischen
Strommangels hat
Venezuela alle Freitage der nächsten beiden Monate zu Feiertagen erklärt.
Das Vorhaben ist Teil eines
60-Tage-Plans, mit dem das rezessionsgeplagte
Opec-Land
angesichts häufiger Stromausfälle Energie sparen will. „Wir
werden lange Wochenenden
haben“, sagte der linke Präsident Nicolas Maduro am Mittwochabend
im
staatlichen
Fernsehen. Konkrete Pläne sollten am Donnerstag vorgestellt
werden. Die Opposition kritisierte, angesichts von Wirtschaftskrise, einer Knappheit
an Lebensmitteln und Medikamenten sowie extremer Inflation sei der Plan einer Vier-TageWoche waghalsig. Von einem
Manöver zur Beruhigung der
Bevölkerung nach dem Motto
„Brot und Spiele“ war die Rede.
REUTERS/ JORGE DAN LOPEZ
KOMPAKT
DIE WELT KOMPAKT
Nicolas Maduro ist seit 2013
Staatspräsident Venezuelas
Auch die Tweets von Bürgern
waren skeptisch. „Das ist doch
wohl nicht ernst gemeint???“,
schrieb ein Nutzer. Viele andere fragten sich, welche Auswirkungen das Vorhaben etwa auf
Schulen und die Öffnungszeiten von Supermärkten hat. Maduro appellierte an das „Nationalbewusstsein“ seiner Landsleute und forderte dazu auf, seine Initiative zu unterstützen.
Zugleich wurde die Stromversorgung von Einkaufszentren und Hotels auf neun Stunden täglich weiter zurückgefahren; Einkaufszentren und Hotels müssen in dieser Zeit ihren
eigenen Strom erzeugen. Diese
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Einschränkungen gelten bereits
seit Februar diesen Jahres.
Auch die staatliche Industrie
und die Behörden wurden aufgefordert, den Energieverbrauch zu senken.
Die Stromversorgung in dem
südamerikanischen Ölförderland hängt zu 60 Prozent von
Wasserkraftwerken ab. Aktuell
gibt es in Venezuela aber eine
schweren Dürreperiode. Der
Regierung wird von ihren Kritikern vorgeworfen, zu wenig in
den weiteren Ausbau und die
Wartung der Energie-Infrastruktur des Landes zu investieren und somit Stromausfälle
zu begünstigen.
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DIE WELT KOMPAKT
POLITIK 7
FREITAG, 8. APRIL 2016
Vom „Mann mit Hut“ fehlt immer noch jede Spur. Belgische Behörden zeigten nun neue Aufnahmen
Die Angst vor den
Schläfern des IS
Behörden fürchten die zahlreichen untergetauchten Islamisten
Bei diesen „Umfeldermittlungen“ sind die französischen
und belgischen Geheimdienste
in ihren Datenbanken auf zahlreiche Verdächtige gestoßen –
darunter etliche Kontaktpersonen von Abdelhamid Abaaoud.
Männer, die Abaaoud in Syrien
traf, die sogar teilweise mit ihm
zusammenwohnten. Nach diesen Verdächtigen wird derzeit
intensiv gefahndet. Sie gelten
als mögliche Mitwisser und
Helfer oder sogar als potenzielle Attentäter für zukünftige Taten. Einige sollen sich noch in
Syrien oder dem Irak aufhalten,
andere gelten als tot oder verschwunden.
Der 30-jährige Belgier Mohamed Abrini ist einer dieser Gesuchten. Er stammt wie Abaaoud aus dem Brüsseler Stadtteil
Molenbeek, gilt als enger
Freund des inzwischen verhafteten Terrorhelfers Salah Abdeslam und soll in Syrien gewesen sein. Kurz vor den Pariser
Anschlägen waren Mohamed
Abrini und Salah Abdeslam an
einer Tankstelle unweit der
französischen Hauptstadt gefilmt worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass er in die
Anschlagspläne eingeweiht war.
Nach den Attentaten tauchte
Mohamed Abrini unter und befindet sich seitdem auf der
Flucht.
Ebenfalls gefahndet wird
nach Naim al-Hamed, einem
angeblich 28 Jahre alten Syrer
aus Hama. Die Behörden gehen
davon aus, dass er eine entscheidende Rolle bei den An-
schlägen von Paris oder Brüssel
spielen sollte. Al-Hamed kam
am 20. September 2015 gemeinsam mit Sofiane Ayari alias Mo-
REUTERS/HANDOUT
bdelhamid Abaaoud
war ein Prominenter.
Zumindest unter den
ausländischen Dschihadisten in Syrien. Sie kannten
ihn als Abu Omar al-Belgiki.
Der 28-jährige Islamist aus dem
Brüsseler Stadtteil Molenbeek
lebte zwei Jahre lang im sogenannten Islamischen Staat (IS).
Er nahm an Kämpfen teil und
verschickte Videobotschaften
aus Schützengräben. Abaaoud
knüpfte außerdem Kontakte zu
zahlreichen Islamisten und rekrutierte gezielt Attentäter.
Im vergangenen November
tauchte Abaaoud wieder in Europa auf. Mitten in Paris. Als
Anführer des islamistischen
Terrorkommandos, das am 13.
November 2015 in Paris mehr
als 130 Menschen ermordete.
Abaaoud sprengte sich aber
nicht bei den Attentaten in die
Luft, sondern versteckte sich
im Pariser Vorort Saint-Denis,
wo er fünf Tage später bei einer
Polizeiaktion getötet wurde.
Einer der meistgefürchteten
Terroristen Europas ist tot.
Doch das Netzwerk, das Abaaoud aufgebaut hat, wird erst
jetzt wirklich sichtbar. Polizei
und Geheimdienst haben in den
vergangenen Monaten eine Infrastruktur des Terrors aufgedeckt, die erschreckend groß
ist. Es handelt sich um radikalisierte junge Männer, mehrheitlich aus den Brüsseler Vororten
Molenbeek und Schaerbeek,
viele von ihnen ehemalige
Kleinkriminelle.
Ein großer Teil dieser Islamisten hatte Verbindungen zu
einem extremistischen Prediger, den Behörden schon lange
im Visier haben: Khalid Zerkani. Er predigte den Hass auf
Andersgläubige und soll mehrere seiner Anhänger in den
Bürgerkrieg nach Syrien geschickt haben.
Dort schmieden die Extremisten Pläne, die sie mit Geduld, Skrupellosigkeit und
überraschender Professionalität in Europa umsetzen. Die
Sorge der Ermittler: Es könnte
noch lange nicht vorbei sein
mit dem IS-Terror. Sie fahnden
nach weiteren Personen, die
womöglich zur Brüsseler Terrorzelle gehören könnten.
REUTERS/YVES HERMAN
A
Der Verdächtige verließ den
Flughafen offenbar zu Fuß
Gericht lässt Syrer nicht ausreisen
Weil er unter Terrorverdacht
steht, hat das Aachener
Verwaltungsgericht einem
Syrer die Ausreise in sein
Heimatland verboten. Das
Gericht bestätigte damit
eine Anordnung der Stadt
Aachen. Es gebe Anhaltspunkte, dass sich der Mann
an Kämpfen von Terrororganisationen beteiligen
wolle, so die Richter fest. Im
Jahr 2013 habe der Mann
auf seiner Facebookseite ein
Foto von sich mit Waffe und
Tarnweste veröffentlicht
und geschrieben, er beteilige
sich an Kämpfen.
nir Ahmed Alaaj mit einem
Flüchtlingsboot auf der griechischen Insel Leros an. Die
beiden Männer reisten anschließend, als syrische Flüchtlinge getarnt, die sogenannte
Balkanroute entlang.
Schließlich tauchte Naim alHamed in einem Hotel in Ulm
auf, von wo aus Salah Abdeslam
ihn mit einem Mietwagen nach
Belgien brachte. Der mitgereiste Sofiane Ayari wurde gemeinsam mit Abdeslam im März bei
einer Razzia in Brüssel verhaftet. Naim al-Hamed hingegen
ist verschwunden. Bei der französischen Polizei heißt es, er
sei „gefährlich und möglicherweise bewaffnet“.
Ebenfalls auf der Fahndungsliste steht der ebenfalls aus Molenbeek stammende Sami Z., 32.
Der gebürtige Tunesier gilt als
gewaltbereiter Islamist mit
zahlreichen Kontakten nach
Belgien und Frankreich. Seit
Februar 2015 gibt es einen Haftbefehl gegen ihn. „Ich halte Sami für eine Gefahr für die Gesellschaft“, sagte sein Schwiegervater den belgischen Ermittlungsbehörden. „Ich denke, er
könnte ein Blutbad anrichten.“
Weder identifiziert noch gefasst ist der dritte Terrorist
vom Flughafenanschlag in
Brüssel. Von dem „Mann mit
Hut“ veröffentlichte die Polizei
ein Video von Überwachungskameras, die ihn am Morgen
des 22. März gefilmt hatten.
Der Mann ging offenbar knapp
zwei Stunden durch die Stadt:
Den Flughafen verließ er demnach kurz vor den Explosionen
und ging dann mehrere Kilometer zu Fuß, bis sich seine Spur
in Schaerbeek verliert. Dabei
warf er seine Jacke weg – auch
danach sucht die Polizei jetzt.
Auch Abdelhamid Abaaoud
galt als tot, bevor er in Paris zuschlug. Im Herbst 2014 hatte
seine Schwester einen Anruf
aus Syrien erhalten. Abaaoud
sei als „Märtyrer“ gefallen.
Seitdem hörte die Familie
nichts mehr von ihm. Ermittler
glauben aber, dass Abaaoud seinen Tod nur vorgetäuscht habe, um unerkannt nach Europa
reisen zu können. Ein Trick,
den vielleicht noch weitere
Dschihadisten nutzten.
Der Feind im eigenen Kopf
Psychische Belastungsstörungen treffen junge Soldaten besonders. Kritik an Rekrutierung Minderjähriger
D
DPA/ PICTURE ALLIANCE
eutschlands Soldaten
werden immer jünger.
Inzwischen sind bereits sieben Prozent eines Einstellungsjahrgangs minderjährig, rund 1500 Rekruten pro
Jahr. Mit Einverständnis der Eltern und zur Ausbildung können sie den Dienst bereits mit
17 Jahren antreten.
VON SABINE MENKENS
Bei Volljährigkeit können sie
dann auch Dienst an der Waffe
Psychische Gesundheit rückt
bei der Truppe in den Fokus
leisten – auch im Ausland. Auf
das jugendliche Alter und die
psychischen
Belastbarkeit
wird beim Eignungsfeststellungsverfahren und im Dienstverlauf nicht gesondert Rücksicht genommen. Das ergab
die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage
der Linke-Fraktion.
Die Einschätzung der psychischen Belastbarkeit sei ein
„Merkmal der soldatischen
Grundeignung“, heißt es dort.
Die Eignung müsse unabhängig
vom Alter erfüllt werden. Für
Norbert Müller, den Vorsitzenden der Kinderkommission des
Bundestages, ein Skandal.
Experten hatten auf die erhöhte Verletzlichkeit Heranwachsender hingewiesen. Junge
Menschen hätten demnach eine
höhere Risikobereitschaft und
und seien anfälliger für Traumastörungen.
Müller sagt deshalb: „Unter
18-Jährige haben in der Bundeswehr nichts zu suchen.“ Die
Auswahlverfahren seien „gna-
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denlos veraltet“, sagte er der
„Welt“. Die psychischen Tests
müssten dem aktuellen Stand
der Forschung angepasst und
verstetigt werden.
Die psychische Gesundheit
von Soldaten rückte in den letzten Jahren verstärkt in den
Blick, weil viele nach Auslandseinsätzen mit Posttraumatischen
Belastungsstörungen,
Ängsten und Alkoholismus zurückkehrten. Noch fehlen aber
verlässliche und valide Langzeitstudien.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
KULTUR
DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
SEITE 8
Guns N’ Roses im Jahr 1985: Duff
McKagan, Slash, Axl Rose, Steven
Adler und Izzy Stradlin (v. l. n. r.)
Das komplette Album am Wochenende auf 100,6 FluxFM in Berlin,
via Stream (www.fluxfm.de) und
NEU: via FluxMusic – der
FluxFM-APP.
GETTY IMAGES/ MICHAEL OCHS ARCHIVE/ PC
ALBUM DER WOCHE
The Lumineers: „Cleopatra“ –
Weil nach einem erfolgreichen
Debüt das nächste Album immer das schwerste ist, war der
Druck auf den Schultern des
Trios aus Denver riesig. Cleopatra erzählt in kurzweiligen 35
Minuten elf kleine, mitreißende Geschichten über Frauen
und die Liebe auf einem reduzierten Soundbett aus Folk und
Pop. Weniger Percussion und
noch mehr lyrische Tiefe, das
ist die scheinbar einfache Rechnung. Vollgepackt mit Emotionen wirken The Lumineers reifer und tiefsinniger als noch auf
ihrem Debüt 2012. Trotzdem ist
die Grundstimmung des Lagerfeuer-Akustikgitarren-Pop auf
Cleopatra eher locker und ungezwungen, als bedrückend
und düster.
Wer hat Angst
vorm weißen Mann?
Guns N’ Roses feiern ihr Comeback. Und zwar da, wo sie hingehören: in Las Vegas
Club Berghain
rutscht im
Ranking ab
W
Das Berghain ist die höchstplatzierte deutsche Location bei
den Top-100-Klubs des britischen Fachmagazins „DJ Mag“
2016. Der weltbekannte Berliner Club kam auf Platz 16, das
sind drei Plätze tiefer als im
vergangenen Jahr. Der Kölner
Club Bootshaus stieg unterdessen von Rang 22 auf Platz 17.
Das Berghain in Berlin-Friedrichshain stand vor inzwischen
sieben Jahren einmal auf Platz
eins, fiel in den Jahren danach
aber auf Ränge zwischen 6 und
18. In der Top-100-Liste sind
nur noch wenige Clubs in
Deutschland.
So findet sich noch das Berliner Watergate auf Platz 68, der
Tresor, ebenfalls in der Hauptstadt, auf 77 und das Robert
Johnson in Offenbach bei
Frankfurt am Main ist Nummer
100. Platz eins ist nach einem
Jahr auf Rang zwei wieder der
Klub Space auf der spanischen
Party-Insel Ibiza.
Man sah sie im Fernsehen,
lachte, schüttelte den Kopf und
dachte: Rockmusik für Popper,
was es alles gibt. Der Sänger trug
ein Stirnband, Turnschuhe und
Radlerhosen. Trotz seines absurden Aufzugs spielte Axl Rose den
starken Mann, sang abfällig von
Frauen und Schwulen und ließ
sich dabei von männlichen Blondinen begleiten. Guns N’ Roses
standen damals nicht allein im
Haarspraynebel. Neben Bands
wie Poison, Mötley Crüe und
W.A.S.P. wirkten sie allerdings
wie musisch Hochbegabte beim
as da vor 29 Jahren aus dem Äther kam, zwischen „Criminally Insane“ von Slayer und „No
Sleep Till Brooklyn“ von den Beastie Boys, irgendwo zwischen
„Girlfriend In A Coma“ von The
Smiths und „Dick und Durstig“
von den Böhsen Onkelz, konnte
nur ein Witz sein: Das Gezeter
trug den Titel „Welcome To The
Jungle“ und die Band den Namen Guns N’ Roses.
Kostümfest. Kurz darauf verschwanden sie auch wieder und
kehrten nur noch gelegentlich
als Witz zurück, der nicht mehr
lustig war.
Nun wären Guns N’ Roses
wieder einmal wieder da – zwar
immer noch nicht vollzählig,
aber seit 20 Jahren erstmals wieder mit ihrem brünetten Gitarristen Slash, dem Mann mit dem
Zylinder und den Strumpfhosen.
Dass Slash und Axl miteinander
reden und jetzt sogar miteinander spielen werden, wird im
Rockgeschäft als Weltwunder ge-
feiert. Nachdem sich die beiden
Anführer verzankt hatten, verlor
der Sänger schon die Fassung
und die Stimme, wenn er im
Konzertsaal seinen Gitarristen
nur auf einem T-Shirt sah.
Zum Jahresanfang twitterte er
dann die frohe Botschaft vom
AFP/ ETHAN MILLER
GETTY IMAGES /MICHAEL OCHS ARCHIVE/ PC
VON MICHAEL PILZ
Axl Rose bei seinem Auftritt in Las
Vegas im Frühjahr 2014
Wieder vereint: Axl Rose und Slash als Kinder
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DIE WELT KOMPAKT
versöhnlichen Comeback in alle
Welt. Erst in Las Vegas und dann
auf den Festivals in der Provinz.
Sie gönnten sich bereits einen
Aprilscherz und traten daheim in
Hollywood in einem für sie viel
zu kleinen Club auf, um sich und
die Menschheit auf den Freitagabend in Las Vegas einzustimmen, wo sie eigentlich seit jeher
hingehören. Guns N’ Roses in
dieser grotesken Stadt mit ihren
Abklingbecken für verglühte
Popstars; Axl Rose und Britney
Spears als Albtraumpaar des späten 20. Jahrhunderts: Manches
fügt sich von allein.
Und manches wiederum, da
wären Guns N’ Roses dann auch
wieder ganz die Alten, muss man
nicht verstehen. Angeblich singt
Axl Rose bald aushilfsweise mit
bei AC/DC, jener anständigen
Band, die einfach immer weitermacht und sich in aller Würde
langsam auflöst, in Demenz und
Taubheit. Unvorstellbar, dass
sich Angus Young, der rechtschaffene Teetrinker, in seiner
Schüleruniform gemeinsam mit
dem kopftuchtragenden Irren
auf die Bühne stellt und dass
„Hells Bells“ von Axl Rose gekeift wird. Es gibt aber Fotos, auf
denen er in Los Angeles aus einem Haus tritt, das auch AC/DC,
als die Luft rein scheint, verschämt verlassen.
Zugleich gibt es Zweifel, ob
der dicke Mann tatsächlich Axl
Rose sein soll. Aber was wären
Guns N’ Roses je gewesen ohne
Zweifel daran, dass sie wirklich
existieren? Es fing schon mit ihrem ersten Album an, mit „Appetite For Destruction“, dem die
Kritiker vom „Metal Hammer“
drei von sieben Punkten gaben,
und zwar kaum, weil sie den
Klassiker verkannt hätten, sondern weil sie den Hardrock nicht
so interessant fanden wie echten
Metal. Auch die Widmung konnte sie damals nicht milde stimmen: Guns N’ Roses grüßten mit
der Platte alle Lehrer, Prediger
und Polizisten. Nein, sie hatten
es nie leicht im Leben.
Als die Achtziger vorüber waren, engagierten Guns N’ Roses
einen Keyboarder, dafür benahmen sie sich immer schlechter.
Einerseits versuchten sie sich an
Musik von Paul McCartney und
Bob Dylan, andererseits verprügelten sie ihre Frauen oder ihre
Fans; wenn weder Fans noch
Frauen zur Hand waren, verdroschen sie sich gegenseitig. „Die
gefährlichste Band der Welt“, so
hieß ihr Markenkern, wurde um
ihrer selbst Willen vergöttert. Je
mehr sie verklärt wurde, wenn
sie die Kundschaft wieder einmal
stundenlang im Stadion warten
ließ oder wenn wieder einer fehlte oder umfiel, umso ernster
nahm die Band sich selbst.
Niemand hatte zuvor zwei
Doppelalben gleichzeitig veröffentlicht. „Use Your Illusion I“
erschien am selben Morgen wie
„Use Your Illusion II“. Dass eine
ganze Generation an jenem Morgen vor den Plattenläden ihren
KULTUR 9
FREITAG, 8. APRIL 2016
Schlafsäcken entstieg und die
CDs wie Hostien empfing, kann
man sich heute nicht mehr vorstellen. Nicht nur wegen des digitalen Zeitalters, auch wegen
Guns N’ Roses und der beiden
Doppelalben. Eins ist rot für
Frauen und eins blau für Männer, eins klingt schmierig und
eins zickig. Und eine Ballade wie
„November Rain“, muss man
sich unbedingt bei YouTube mit
dem Video dazu vergegenwärtigen, um Guns N’ Roses nicht für
eine Religion zu halten: Axl heiratet und Jesus blutet.
Es gab noch ein Album mit
Spaghetti in Tomatensoße auf
der Hülle und mit Songs, die sie
nicht selbst geschrieben hatten
und noch rücksichtloser ruinieren konnten als ihr eigenes Lebenswerk und ihre eigene Band.
Zu „Raw Power“ von Iggy und
den Stooges fiel ihnen nicht
mehr ein als ein Kneipenboogie.
1996 machte Slash sich selbstständig, als Gitarrist hatte er immerhin an einem Lied von Michael Jackson mitgewirkt. Da
wartete die Welt schon seit zwei
Jahren auf „Chinese Democracy“, laut Axl Rose das größte Album aller Zeiten.
Weitere zwölf Jahre wartete
die Welt, und das Versprechen
eines Albums, von dem sich die
Welt nichts mehr versprach, war
alles, was vom Guns-N’-RosesWitz geblieben war. Dann war es
da, im Jahr 2008, ohne Pointe.
Kein Mensch wusste, was er damit sollte. Axl Rose begründete
die Wahl des Titels mit seiner
durch Fernsehfilme über China
neu erwachten Dankbarkeit dafür, im demokratischen Amerika
zu leben. Er bemühte sich, mit
Songs wie „Catcher In The Rye“,
einem Lied, das man als Hymne
auf den Mörder von John Lennon hören konnte, gegen die politische Korrektheit und den öffentlichen Anstand zu verstoßen.
Er verschwendete 14 Millionen
Dollar und verbrauchte 60 Gitarristen für ein Album, das jedem
gefallen sollte, der mal Guns N’
Roses mochte. Die Gemeinde
hatte sich in 20 Jahren weit verstreut. „Chinese Democracy“
versuchte sich verzweifelt in Nu
Metal und Industrial und hörte
sich wie eine Kränkung an: In
Stadien und Mehrzweckhallen
spielten mittlerweile Langweiler
wie Radiohead und Coldplay
leichte Lieder für die Mitte.
Guns N’ Roses sollten nicht
umsonst Nirvana überlebt haben. War Kurt Cobain der Sänger
für die „Generation X“ aus Douglas Copelands gleichnamigem
Bestseller, die sich verloren fühlenden Hippiekinder, denen eine
bessere Welt versprochen worden war, war Axl Rose die Stimme der „Suburbia Dead End
Kids“, die Donna Gaines beschrieben hatte: Kinder, die das
Label „White Trash“ nicht mehr
als soziales Stigma durch die
Vorstadt trugen, sondern als
Identität. Mehr Selbstmitleid als
bei Nirvana auf dem Album „Ne-
vermind“ war nicht zu haben,
und mehr Größenwahn als auf
„Use Your Illusion I & II“ von
Guns N’ Roses ging nicht.
Axl Rose und seine Band sahen
zwar albern aus, aber ihre Musik
war dann doch alles andere als
Rock für Popper. Es war Rockmusik für böse weiße Kinder. Axl und
sein Schulfreud Izzy waren aus
der amerikanischen Provinz und
schwierigen Verhältnissen nach
Hollywood
geflohen,
hatten
Bands gegründet und sich in den
Polizeiakten verewigt. Seine
schwere Kindheit und der Ruhm
von Guns N’ Roses waren für Axl
Rose, den „Axl des Bösen“, immer
schon eine Lizenz zum Asozialen.
Er hat Fans vermöbelt, die
sich auf seinen Humor verlassen
und ihn im Hotel als Jon Bon Jovi angesprochen hatten. Einer
Nachbarin hat er eine geleerte
Flasche auf dem Kopf zerschlagen. Er hat Haustiere in seiner
Nachbarschaft erschossen. Er
hat sich auf Vorbilder berufen
wie Charles Manson. Feuerwaffen hat er immer mehr gemocht
als Frauen. Wenn ihm selbst jemand zu nahe trat, während er
Dass Slash und
Axl miteinander
reden, wird
im Rockgeschäft
als Weltwunder
gefeiert
auf der Bühne stand, brach er
seine Konzerte ab. Es gab Konzerte, zu denen er gar nicht erst
erschien, an seiner Stelle sang
dann Duff McKagan, der Bassist,
was, wie von Zeitzeugen berichtet wird, sofort für bessere Laune sorgte.
Er ging allen auf die Nerven
mit seinen Neurosen. Als er sich
das Namensrecht gesichert hatte, als er Guns N’ Roses ganz allein war, zog er sich zurück und
pflegte seine Paranoia. Aus dem
bösen weißen Kind ist keine
Kunstfigur geworden wie aus
Eminem oder Kid Rock, sondern der böse, weiße Mann. Ein
Archetyp, der einem heute
überall entgegenspringt, entgegengeifert und entgegengreint.
Der weiße Mann, der sich zu
kurz gekommen fühlt, um seine
angestammte Macht fürchtet
und alles anfeindet, was anders
ist als er.
Man kennt die Männer von
den Montagsaufmärschen fürs
Abendland, von Klageschriften
über die Entmännlichung durch
Frauenrechte und Familienmanagement, als ideelle Rechtswähler, als Fremdenhasser und
als Wutbürger im Internet. „Niggers get out of my way“, schrie
Axl Rose schon in „One In A Million“ auf dem Album „G N’ R
Lies“ vor 28 Jahren. Rockmusik
muss nicht moralisch sein. Nur
gut. Es war der gute Lemmy, der
sein Leben lang den weißen
Mann daran erinnert hat, dass alles, was von guten Bands gespielt
wird, schwarz ist. Rockmusik ist,
wenn sie gut ist, Blues.
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Einer, der
RUDI CERNE
Exklusiv fotografiert
für HÖRZU
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zu Hause hat
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10 KULTUR
DIE WELT KOMPAKT
Der große
Realist der
Countrymusik
Machen Sie eine typische Handbewegung:
Lucas Debargue zeigt
sein Handwerksszeug
Mit 79 Jahren stirbt
Merle Haggard
REUTERS/ MARIO ANZUONI
erle Haggard, der jetzt
an seinem 79 Geburtstag in Kalifornien an
einer doppelten Lungenentzündung gestorben ist, war der Balzac des Countryrealismus. Allein aus seinen Liedern könnten
Historiker in Jahrhunderten die
Welt der hart arbeitenden, hart
betenden und oft hart trinkenden und hart zuschlagenden
ländlichen amerikanischen Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert
rekonstruieren.
Seine Lieder waren Früchte
des Zorns: Haggard wurde geboren am 6. April 1937 als Kind
von Zuwanderern aus Oklahoma, die wie zig Tausende andere nach Kalifornien aufgebrochen waren, nachdem dort der
große Staubsturm vom 14. April
1935 – die kulturell folgenreichste Naturkatastrophe aller
Zeiten – ihre Felder zerstört
hatte. Seine Familie lebte in einem umgebauten Eisenbahnwaggon. Schon als Junge liebte
er die Musik des Sängers Lefty
Frizell, dem er Jahrzehnte später ein Album mit Coverversionen widmete. Von der Mitte der
60er an veröffentlichte Haggard einen klassischen Song
nach dem anderen.
Sein erster Nummer-einsHit wurde 1965 „I’m a Lonesome Fugitive“. Der Griff nach
der Unsterblichkeit gelang ihm
mit der vermeintlich reaktionären Hymne „Okie from Muskogee“, die präzise die Ansichten
jener einfachen amerikanischen
Menschen beschrieb, welche
die gesellschaftlichen Veränderungen der 70er skeptisch betrachteten.
Merle Haggard bei der Grammy-Verleihung 2014
FELIX BROEDE/ SONY MUSIC ENTERTAINMENT
M
Der Pianist, der
aus dem Nichts kam
Er hatte kein eigenes Klavier, brachte sich das Spielen
selbst bei. Dann wurde Lucas Debargue beim gefürchteten
Tschaikowsky-Wettbewerb zur Sensation. Jetzt erscheint
seine ganz besondere erste CD „Scarlatti, Chopin, Liszt, Ravel“
F
alls sich Noten in den
Fingern
verfertigen
wie Gedanken beim
Reden, dann ist hier
zunächst einmal charmantes
Chaos festzustellen, ein kaum
regulierter Fluss ohne Ziel, der
sich freilich beruhigt und in geordneten Bahnen zu laufen beginnt. So ähnlich könnte man
vielleicht auch die Karriere des
Lucas Debargue charakterisieren. Der ist ein 25-jähriger
Franzose, typischer Milchbubi,
dünn, nervös, bleich, ein wenig
Bartflaum, dicke Brille im zarten Gesicht unter schwarzen
Locken.
Boss Bogdan Roscic, mich verstanden hat. Wir auf einer Wellenlänge ticken.“ Die zweite CD
wurde bereits im wunderbaren
DDR-Rundfunksendesaal in der
Berliner Nalepastraße eingespielt, die erste CD wird dieser
Tage veröffentlicht.
Es ist ganz bewusst eine ungeschönte,
dokumentarische
Liveaufnahme aus der intimen
Salle Cortot in Paris mit schwerer, aber eben nicht sakrosankter Musik von Scarlatti, Ravel,
Liszt und Chopin und einer eigenen kleinen Scarlatti-Variation von ihm selbst. „Bei Scarlatti darf man es, das ist in seiner
Musik durchaus angelegt,“ sagt
Debargue so altklug wie selbstbewusst. „Bei Bach würde ich
mich das freilich nicht trauen.“
Da kennt einer seine Grenzen.
Und wieder auch nicht. Denn
sonst gäbe es kaum diese so
schräge wie berührende Geschichte. Die Story eines scheuen Jungen von elf Jahren, der
Klavier lernt by doing, weil es
ihm Spaß macht, von niemandem angetrieben.
Mit 20 Jahren spielt Lucas
Debargue bei einem lokalen
Konzert, Rena Shereshevskaya
hört ihn dort. Die Russin ist
Lehrerin an der École normale
VON MANUEL BRUG
Lieder wie die Milieustudie
aus der eigenen Delinquentenjugend „Mama Tried“, „Irma
Jackson“ über eine gemischtrassige Liebesaffäre oder „If we
make it through december“
über die endlose chinesische
Wasserfolter der Armut machten deutlich, dass Haggard
mehr war als der Troubadour
jener Schicht, die 40 Jahr später
Trump wählt. Sondern ein großer Songschreiber in der Liga
von Bessie Smith, Robert Johnson, Hank Williams, Woody
Guthrie und Bob Dylan.
Als Gegenüber wirkt er etwas mürrisch, dann abgeklärt,
enthusiastisch, wütend, begeistert. Es wechselt ständig. Faszinierend. Offenbar so faszinierend wie sein Klavierspiel, mit
dem er im letzten Sommer
beim gefürchteten Moskauer
Tschaikowsky-Wettbewerb immerhin den vierten Preis abgeräumt hat.
Und jetzt hat Lucas Debargue, bei dem sofort alle Plattenfirmen Schlange standen, einen
Vertrag mit Sony, „weil deren
Eigene Kompositionen
In Weimar will Lucas Debargue an seinem Trio schreiben, seine erste Komposition
in Dur, genauer Es-Dur. „Der
erste Satz ist strukturiert
wie ein Schubert-Trio, doppelte Exposition, wie ein
schöner Vorhang. Dann ein
verrücktes, kurzes Scherzo
und ein langsamer Satz, der
immer weiter melodisch
herabsteigt. Als Finale soll
es eine Fuge mit nur einer
Stimme sein, die alle drei in
Sechzehntel spielen. In Moskau will ein Verlag meine
Kompositionen kaufen, ich
habe für die eben meine 2.
Cellosonate komponiert.
Sie könnte mein Opus 1
werden, denn ich habe zum
ersten Mal das Gefühl gehabt, wirklich etwas richtig
vollendet zu haben.“
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FREITAG, 8. APRIL 2016
Alfred Cortot, bekannt und besonders, aber nicht berühmt.
Und die sagt, sie wolle Lucas
für den Tschaikowsky-Wettbewerb ausbilden. Vier Jahre später ist es so weit. In der Vorrunde spielt er das erste Mal überhaupt mit einem Orchester.
„Das hätte mir schon gereicht, ich hätte zumindest bewiesen, dass ich auf so einem
Podium bestehen kann, gerade
in diesem Saal“, sagt Debargue.
Er wäre auch geschlagen zurückgefahren nach Paris, er
hätte es zumindest probiert,
wäre wieder bei seinen Freunden gewesen, hätte sein bisheriges Leben weitergeführt. Das
aber sollte nicht sein. Er und
seine Lehrerin, die sich so unbeirrt im Großen Saal des
Tschaikowsky-Konservatoriums durchsetzten, sie werden
die Sensation des Wettbewerbs. Natürlich kontrovers
diskutiert, aber schließlich akzeptiert.
Und seither ist für Lucas Debargue alles anders. Seine
Freunde hat er nicht mehr gesehen, aber etwa 60 Konzerte
gegeben – „und überall wurde
ich wieder eingeladen“, kommt
es selbstbewusst. 60 weitere
Auftritte sind weltweit schon
geplant. Die Musikmaschine ist
angeworfen, das Betriebskarussell dreht sich, hoffentlich wird
er nicht in der Talentmühle
zerkleinert.
Was kann Lucas Debargue?
Sehr viel. Sehr Besonderes.
Man höre sich nur seine erste
CD an. Sein Liszt klingt fein
schattiert und doch mitunter
wie mit dickem Pinsel gemalt.
Domenico Scarlatti wird zu einem geistreichen Spiel feiner
Läufe. Chopin tönt bei ihm ohne Gefühlsduselei. Ravels „Gaspard de la Nuit“ verliert seinen
technischen Schrecken, bleibt
trotzdem so skurril und bizarr,
wie er sein soll.
Für Grieg hat er Lyrik übrig,
für Schubert einen überlegten
und doch spontan wirkenden,
sonoren Zugriff. Irgendetwas
klingt bei Lucas Debargue stets
ein wenig verschoben, anderes
eigenwillig, frei und doch willensstark. Auf jeden Fall ein Debütrecital, das man im Ohr und
im Gemüt behält.
Debargue hat einen Bekannten, der ihn managt, dem er
vertraut, der vieles von ihm
fernhält. Und er nimmt sich
immer noch Zeit. Zum Beispiel,
um seine peruanischen Freunde in Deutschland zu sehen, der
eine ist Cellist in der Staatskapelle Weimar, der andere Geiger in der Jenaer Philharmonie.
Und wo will er in fünf Jahren
sein? „Mehr in der Musik. Ich
will komponieren, in den Jazz
eintauchen, mehr über Frauen
wissen, über Italien, Sprachen,
Geschichte, mit Freunden Spaß
haben.“ Jetzt muss der Pianist
aus dem Garnichts aber erst
einmal ein Repertoire aufbauen, Stabilität und Kontinuität
erfahren. Hoffentlich gelingt
das Lucas Debargue. Denn man
möchte gern dabei zuhören.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
DIE WELT KOMPAKT
KULTUR 11
FREITAG, 8. APRIL 2016
Kunst als Chance
E
ine
erste
kleine
Schau und Künstlerbesuche – ein Jahr
vor dem Beginn nehmen die Planungen der Documenta 14 in Athen Gestalt an.
Mit dem Startschuss am 8.
April 2017 wird die weltweit
wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst zum ersten
Mal in ihrer 60-jährigen Geschichte nicht in Kassel eröffnet. Dort geht es erst rund
zwei Monate später los.
Bei einer Arbeitslosigkeit
von 25 Prozent (bei der Jugend
sind es 50 Prozent) nehmen in
Athen derzeit nur wenige Menschen Notiz von der baldigen
Weltkunstschau. Dies ist aber
auch so nicht ungewöhnlich:
Den Griechen wird oftmals
nachgesagt, sich erst kurzfristig mit einem Thema zu beschäftigen. Die zuständige Beraterin des Athener Bürgermeisters, Erifíli Maroníti, sieht
in den derzeitigen Problemen
jedoch eine Chance für die
Kunst. Gerade während der
schweren Finanz- und Flücht-
lingskrise in Griechenland sei
die Documenta ein Grund für
die Bürger von Athen und vor
allem für ihre Besucher, die
Stadt anders zu sehen, sagt sie.
„In Zeiten der Krise wird der
Mensch kreativer, er hat eben
die Anreize dazu.“
Die Vorbereitungen für das
„Museum der 100 Tage“ laufen
auf Hochtouren. Im Athener
Polytechnikum im Stadtzentrum ist bereits eine Ausstellung mit ersten Informationen
zu sehen. In den vergangenen
Wochen hätten Künstler Athen
besucht und Orte inspiziert, an
denen sie ihre Werke im Freien
ausstellen könnten, sagt Maroníti. Was aber genau in Griechenland gezeigt wird, darüber
hüllt sich die Documenta in
Schweigen. Dies werde erst öffentlich gemacht, wenn es inhaltlich sinnvoll sei, teilte die
Veranstalter mit. Der Arbeitstitel der Schau lautet „Von Athen
lernen“. Die Kasseler und Athener Ausstellung werden laut
Documenta zwar autonome
Projekte sein, sollen sich aber
DPA/ EPA/ ANA PANTZARTZI
In genau einem Jahr eröffnet die Documenta – aber nicht in Kassel, sondern in Athen
Die Moderne trifft 2017 auf die Schätze im Akropolismuseum
inhaltlich beeinflussen. Die von
Documenta-Leiter
Adam
Szymczyk bestimmte Teilung
zwischen Athen und Kassel hatte in Nordhessen für massive
Kritik gesorgt. Seit der Gründung 1955 findet die Schau zunächst alle vier, mittlerweile al-
le fünf Jahre in Kassel statt.
Dies sei für die kommende Ausstellung nicht länger haltbar
und „verlangt förmlich nach einer, wenn auch nur temporären, Infragestellung“, hieß es
damals zu der Entscheidung.
Jede Documenta hat einen neu-
en Chef, der traditionell über
große künstlerische Freiheiten
verfügt. Zwar verteidigte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD), der auch Documenta-Aufsichtsratsvorsitzender ist, das Konzept. Einzelhandel und Hotel- und Gaststättenverband aber fürchteten
um Umsätze und Übernachtungen. Auch für Documenta-Experte Christian Saehrendt ist
die Aufteilung bedenklich. „Die
Sorge ist berechtigt, dass die
Documenta mit dem AthenGastspiel ihren einzigartigen
Charakter verliert und im globalen Biennalenzirkus aufgeht.“ Es drohe zudem eine
Spaltung des Publikums.
Für den defizitären Flughafen in Kassel dagegen wächst
aus der Teilung ein Geschäft.
Die griechische Fluggesellschaft Aegean Airlines bietet
während der Weltkunstschau
wöchentlich zwei Linienflüge
zwischen Kassel und Athen an.
Besuchern soll so eine direkte
Reise zwischen den Ausstellungsorten ermöglicht werden.
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SPORT
O
KOMPAKT
FUSSBALL
Robben fällt
länger aus
Ein baldiges Comeback von
Bayern Münchens Superstar
Arjen Robben ist nicht absehbar. Der 32 Jahre alte Niederländer wird wahrscheinlich
auch am Mittwoch im Viertelfinal-Rückspiel der Champions
League bei Benfica Lissabon
fehlen. Derzeit gebe es keinen
Zeitplan für eine Rückkehr. Es
sei richtig frustrierend, sagte
Robben dem „kicker“.
Dopingvorwürfe
gegen Ibrahimovic
Schwedens Fußballstar Zlatan
Ibrahimovic erwägt seinem
Berater zufolge, gerichtlich
gegen Doping-Spekulationen
vorzugehen. Ein Ex-Trainer
des schwedischen Leichtathletikteams hatte der Zeitung
„NWT“ gesagt: „Zlatan hat in
sechs Monaten bei Juventus
AFP/ FRANCK FIFE
Sigurdsson zum
Welttrainer gewählt
Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist Handball-Welttrainer
des Jahres. Der Isländer, der
die deutsche Mannschaft zum
Europameister-Titel geführt
hatte, erhielt 59,1 Prozent der
Stimmen von Fans, Journalisten und Experten.
FORMEL 1
Rückkehr zum
alten Qualifying
Die Formel 1 kehrt übereinstimmenden Medienberichten
zufolge zum alten Qualifikationsformat zurück. Schon ab
dem nächsten Saisonrennen
am 17. April soll wieder im
alten Modus gefahren werden.
Das erst zu Jahresbeginn eingeführte Format, wonach jeweils nach 90 Sekunden der
langsamste Pilot ausscheidet,
ist demnach abgeschafft.
FREITAG, 8. APRIL 2016
SEITE 12
Boxer Arthur Abraham und Trainer Ulli Wegner
wollen am Samstag Las Vegas erobern
VON GUNNAR MEINHARDT
In der Nacht zum Sonntag
(Ranfighting.de und Sky, 2.00
Uhr) stehen beide vor dem Höhepunkt ihrer denkwürdigen Karrieren. Als zweiter Hauptkämpfer im
Programm von Rekordweltmeister Manny Pacquiao verteidigt
Abraham erstmals im legendären
MGM Grand Garden von Las Vegas seinen WM-Gürtel gegen Gilberto Ramirez. Der 24-jährige Mexikaner ist fast einen Kopf größer
und hat eine überragende Bilanz:
Er ist in 33 Kämpfen unbesiegt.
DIE WELT: Herr Abraham, sind
Sie ein Zocker?
ARTHUR ABRAHAM: Nein. Ich gehe immer auf Nummer sicher, oder
sagen wir mal, wenn mir etwas zu
80 Prozent sicher erscheint, bin
ich zum Deal bereit. Ich bin jetzt
schon über eine Woche in Las Vegas, meinen Sie, ich habe einmal
gespielt? Nie und nimmer.
zehn Kilogramm zugelegt. Ich
glaube, das war Doping“. Der
Ex-Trainer sagte, er habe keine
Beweise. Persönlich äußerte
sich der 34 Jahre alte Angreifer
nicht.
HANDBALL
hne Trainer Ulli Wegner, 73, an seiner Seite
ist Arthur Abraham,
36, undenkbar. Seit 13
Jahren bilden der Boxlehrer und
sein Schützling ein unzertrennliches Erfolgsduo. In dieser Zeit
kämpfte der Titelträger der World
Boxing Organization (WBO) im
Supermittelgewicht 22 Mal um die
Weltmeisterschaft – wobei er 19
Duelle gewann.
DIE WELT KOMPAKT
Deshalb ließen Sie sich auch auf
Las Vegas für Ihre Titelverteidigung ein? Ihr unbesiegter Herausforderer gilt immerhin als
kommender Superstar.
ABRAHAM: Wenn man die Chance hat, in der Welthauptstadt des
Profiboxens um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, kann man das
unmöglich ablehnen. Als mein
Promoter Kalle Sauerland mir
das Angebot machte, habe ich sofort zugesagt. Ich bin Weltmeister, bin physisch stark genug, ich
boxe überall. Der Gegner, der gegen mich boxt, soll sich Sorgen
machen. Ring ist Ring, egal ob in
Deutschland oder in Las Vegas.
ULLI WEGNER: Arthur hat die
richtige Haltung. Seine Entscheidung habe ich sofort mitgetragen.
Ich hätte ihm nie davon abgeraten,
obwohl er in Deutschland seinen
Titel hätte verteidigen können.
Promoter Kalle Sauerland hat
die Austragungsrechte für den
WM-Kampf gegen den Mexikaner Gilberto Ramirez für
1.563.057 Dollar ersteigert, womit
er über eine halbe Million Dollar
über dem Angebot von Ramirez’
Promoter Bob Arum lag.
WEGNER: In Las Vegas zu boxen
ist doch eine unheimliche Auszeichnung. Zumal als zweiter
Hauptkämpfer hinter Megastar
Manny Pacquiao, der an diesem
Abend seinen angeblich letzten
Kampf bestreitet.
Der Filipino, der als einziger
Preisboxer in acht Gewichtsklassen einen WM-Titel er-
„Endlich mal ein
Deutscher, der
hier aufräumt“
Boxer Arthur Abraham und sein Trainer Ulli Wegner können in
Las Vegas ihre Karriere krönen. Im Doppel-Interview strotzen sie
vor Selbstbewusstsein. Doch der Gegner ist ein harter Brocken
kämpfte, will sich mit einem
Sieg im dritten Vergleich mit
dem
Amerikaner
Timothy
Bradley in die Politik verabschieden.
WEGNER: Wenn ich die Chance
gehabt hätte, auf solch einem
Event zu boxen, wäre ich durch
den Atlantik geschwommen und
wäre den Rest bis nach Las Vegas
zu Fuß gegangen.
ABRAHAM: Es spielt dabei auch
keine Rolle, dass ich jetzt mehr
Geld kassiere, da ich statt daheim
nun in Las Vegas boxe.
Statt 75 Prozent erhalten Sie 80
Prozent der von Kalle Sauer-
land gebotenen Versteigerungssumme, also knapp 80.000 Dollar mehr.
ABRAHAM: Klar ist das viel Geld,
doch deswegen steige ich dort
nicht in den Ring.
WEGNER: Was wollen wir lange
diskutieren? Diese Chance ist einmalig. Wir sind aber nicht blauäugig und wissen natürlich, wie
schwer es sein wird, dort auch zu
gewinnen.
Seine beiden letzten Kämpfe in
den USA im Rahmen des SuperSix-Turniers gegen Andre Dirrell im März 2010 in Detroit und
im Jahr darauf gegen Andre
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Ward in Oakland hatte Arthur
deutlich verloren.
WEGNER: Erstens ist Arthur
nicht mehr der unerfahrene Supermittelgewichtler, der er damals war. Er war ja wegen des
reizvollen Turniers vom Mittelgewicht aufgestiegen. Zweitens: Arthur hat bislang nur mit 60 Prozent seiner Qualitäten geboxt.
Wenn er 20 Prozent mehr ausschöpft, ist er unschlagbar. Arthur
kann sehr hart hauen, besitzt eine
gute Schlagtechnik, gute Reflexe,
ein gutes Auge. Mit seiner Führungshand muss er noch ein bisschen überlegter agieren. Wenn er
gegen Ramirez nicht gewinnt, was
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SPORT 13
FREITAG, 8. APRIL 2016
JIM LAURIE
mosphäre ist grandios. Was kann
mehr Ansporn sein, als dort den
Sieg nach Hause zu bringen?
Dort, wo sich Tyson und Holyfield unvergessliche Schlachten
geliefert haben, wo Floyd Mayweather vor einem Jahr gegen Manny Pacquiao den teuersten Boxkampf der Geschichte bestritt.
Dort zu boxen, ist gleichzusetzen
mit einem Wimbledon-Endspiel
oder einem Fußball-WM-Finale
im Maracana von Rio de Janeiro.
Für mich jedenfalls wird ein
Traum wahr.
ABRAHAM: Für mich auch. Überlegen Sie doch mal – mit 23 Jahren kam ich mit null Cent, ach,
ich hatte sogar Schulden, zu
Herrn Wegner, und bat ihn, ob
ich nicht mal mittrainieren
könnte. Jetzt boxe ich in Las Vegas – wer hätte das gedacht? Ich
jedenfalls nie. Das ist der Jackpot
plus Superzahl.
wollen wir dann noch? Ich bin unheimlich guten Mutes, dass wir es
schaffen.
ABRAHAM: Trainer, Sie können
sich auf mich verlassen.
WEGNER: Das ist doch Mal ein
Wort, oder? Arthur, so gefällst du
mir.
ABRAHAM (GRINST): Ich bin psychisch stark. Uns kann keiner psychisch oder physisch zerstören,
wir werden die anderen zerstören.
Im Ring stehen Sie aber allein.
ABRAHAM: Ich rede in der Mehrzahl, weil ich weiß, was ich an
Herrn Wegner habe. In über 13
Jahren sind wir zu einem Team
zusammengewachsen, das keiner
brechen kann. Er hat mich zu dem
gemacht, was ich heute bin. Ich
habe seit 2003 viele kommen und
gehen sehen, der Einzige, der
noch da ist, bin ich. Das sagt doch
einiges über unser Verhältnis aus,
oder?
WEGNER: Du kannst glücklich
sein, dass du mich jemals im Leben getroffen hast. Mit dir hätte
kein anderer 13 Jahre lang gearbeitet. Mit der Plastiktüte kamst du
zu mir. Ich habe Arthur den
Schweiß
rausgetrieben,
und
möchte nicht wissen, wie oft er
mich verflucht hat. Doch er hat
durchgehalten.
ABRAHAM: Ich bin eben ein harter Junge. Ich gehe durch dick und
dünn. Mich kann nichts stoppen.
Wenn mein Papa streng zu mir
war, bin ich ja auch nicht weggerannt.
WEGNER: So einen Fehler wie
sein Busenfreund Hucker (Marco
Huck, d. Red.) würde Arthur nie
machen.
Der stieg unter Ihnen zum
Weltmeister im Cruisergewicht
auf und trennte sich 2014 von
Ihnen.
WEGNER: Hucker hat ein gutes
Herz, aber leider nur das. Arthur
bringt da einiges mehr mit. Irgendwann hat er mal gesagt, dass
er in einem bestimmten Alter eine
bestimmte Summe an Geld haben
möchte ...
... mit 40 Jahren 50 Millionen...
ABRAHAM (LÄCHELT SÜFFISANT): Da fehlt schon noch et-
was.
WEGNER: Wenn ich Ulli Wegner
als Trainer gehabt hätte, würde
ich genauso reden wie Arthur.
Dann wäre ich auch ein Großer
geworden. Ich nehme Arthur mit
seinen Worten in die Pflicht, dass
er sie in Las Vegas auch in die Tat
umsetzt. Und wissen Sie warum?
Warum denn?
WEGNER: Weil ich möchte, dass
er nicht nur ein Großer sondern
ein ganz Besonderer wird. Und
mal weg von Arthur, auch für
mich ist es doch etwas Außergewöhnliches, im MGM Grand Garden am Boxring zu stehen. Die At-
Sie wissen aber, dass Bob Arum
der Promoter der Veranstaltung ist. Der 84 Jahre alte Strippenzieher richtete auch die
WM-Kämpfe von Axel Schulz
gegen George Foreman im April
1995 und von Felix Sturm gegen
Oscar de la Hoya im Juni 2004
aus – ebenfalls im MGM Grand
Garden. Beide Male verloren
die deutschen Boxer, obwohl
sie die besseren waren.
ABRAHAM: Das dritte Mal wird es
kein Fehlurteil geben. Wenn es
knapp ist, kriege ich den Sieg
nicht zugesprochen, das ist mir
schon klar. Deswegen muss ich für
klare Verhältnisse von Anfang an
sorgen. Ich möchte nicht sagen,
dass ich Ramirez K.o. schlage.
Aber ich muss ihn deutlich vernichten. Das werde ich tun, damit
kein Punktrichter auch nur im
Entferntesten daran denkt, Ramirez den Sieg zuzusprechen.
Sie beide wirken ausgesprochen selbstbewusst.
ABRAHAM: Bin ich auch.
WEGNER: Warum denn nicht? Ich
war wirklich noch nie so gelassen.
Das ist mir selbst ein bisschen unheimlich. Die amerikanische BoxBibel „The Ring“ rankt Arthur in
seiner Gewichtsklasse seit Monaten als Nummer eins. Großartig!
Und jetzt kommt endlich mal ein
Deutscher, der in Amerika aufräumt. Bei einem Sieg stehen Arthur auch in Amerika alle Türen
offen.
ABRAHAM: Pläne habe ich schon,
doch die verrate ich erst nach dem
Kampf. Jetzt will ich erst einmal
Geschichte schreiben und Las Vegas als erster deutscher Boxweltmeister verlassen.
Da Sie sich ziemlich sicher sind
zu gewinnen – haben Sie auf Ihren Sieg auch Geld gesetzt?
ABRAHAM: 10.000 Euro, das mache ich bei jedem Kampf. Nicht
mehr und nicht weniger.
Und Sie Herr Wegner?
ABRAHAM: Fürs Wetten gebe ich
kein Geld aus. Ehre und Stolz sind
für mich viel wichtiger als Geld.
Ein Exot aus Österreich
will alle überraschen
Bernd Wiesberger, der erste Weltklasse-Golfer
seines Landes, startet beim Masters in Augusta
E
igentlich weiß keiner so
recht, was der Mann hier
will. Ein Österreicher, der
ausnahmsweise nicht auf einer
Skipiste steht, sondern stattdessen Golf spielt. Sehr seltsam, finden die Fans im Augusta National Golf Club, als sie ihn am
Donnerstag am ersten Abschlag
sehen. Bernd Wiesberger ist bei
den US Masters im Bundesstaat
Georgia ein Exot.
VON PETRA HIMMEL
AUS AUGUSTA
Schnelldurchlauf an den ersten
Sieg gelangen. Wiesberger hat
den Sprung in die Spitze erst
nach Jahren geschafft. Drei
Spielzeiten brauchte er nach seinem Einstieg als Profi für einen
ersten Sprung auf die European
Tour. Er konnte die Karte nicht
halten, ackerte sich durch kleine
Turniere auf der Challenge und
der Asian Tour.
Mit den ersten Siegen wuchs
das
Selbstbewusstsein.
Der
Durchbruch gelang ihm 2012, als
er bei der Lyoness Open in Österreich seinen ersten größeren
Erfolg landete, nachdem er in
der gleichen Saison schon die
Ballantine’s Championship gewonnen hatte. Seitdem hat er
sich stetig nach vorne gearbeitet
und 2015 mit dem Gewinn bei
der Open de France einen großen Sprung gemacht.
In diesem Sommer wird er Österreich bei den Olympischen
Spielen in Rio de Janeiro vertreten, ob es danach noch für eine
Teilnahme am Ryder Cup reicht
– wer weiß? Auch dort wäre er
der erste Österreicher, der jemals für Europa gespielt hat.
Die Rolle allerdings ist der geborene Wiener gewöhnt. Denn
auch zuhause in Österreich geht
es ihm ja nicht anders – Golfer
mit Weltklasseprofil sind dort
die große Ausnahme. Wiesberger, der inzwischen auf Rang 39
der Weltrangliste geführt wird,
ist der erste Profi aus dem Alpenstaat, der es unter die Top 50
der Welt geschafft hat. 2015 war
er bereits im Augusta National
Golf Club am Start – da stand
Österreichs Golfszene gesammelt Kopf. Zumal der Burgenländer damals auch noch den Cut
überstand und auf Rang 22
landete.
„Der Platz liegt mir gut
im Auge, und ich fühle
mich wohl“, begründet der
30-Jährige sein gutes Abschneiden, das er in dieser
Woche noch einmal wiederholen möchte. „Ich will
vier Tage mein bestes Golf
zeigen und meine Chancen
nutzen.“ Noch findet er alles neu und aufregend hier
in den USA. Seine Teilnahme bei den Masters ist der
Höhepunkt eines mehrwöchigen Aufenthalts auf der
US PGA Tour. Aufgrund
seines Top 50-Platzes in
der Weltrangliste hat er
Einladungen für die Turniere des sogenannten Florida Swing bekommen und
war außerdem für die Überall ein Unikat: Österreichs
World Golf Championship bester Golfer Bernd Wiesberger
qualifiziert.
Dort immerhin hat es für ei- „Ich richte meine Saisonplanung
nen 14. Rang gereicht. Ansonsten nicht unbedingt danach aus“,
nämlich hat Wiesberger in Ame- sagt er selbst dazu. Er hat eher
rika vor allem Lehrgeld bezahlt. eine Außenseiterchance.
Das hier verwendete Gras spielt
Seit Donnerstag dreht sich ohsich deutlich anders als jenes in nehin erst einmal alles um das
Österreich oder Mitteleuropa. Masters. Extra für das Turnier
Die Bälle rollen ungewohnt, der hat sich Wiesberger ein Wedge
Schläger gleitet anders durch für die kurzen Schläge rund um
den Boden. All das wirkt sich die Grüns anfertigen lassen, auf
letztendlich auch auf die Präzisi- dessen Rückseite die Namen alon der Bälle aus.
ler 18 Löcher des Platzes eingraDer Österreicher allerdings ist viert sind – in passendem Grün
keiner, der sich durch anfängli- natürlich. Auf diese Idee ist vor
che Misserfolge nachhaltig ent- ihm übrigens noch nie ein Masmutigen lässt. Im Gegenteil: Er ters-Teilnehmer
gekommen.
ist ein klassischer Arbeiter, nicht Wiesberger, der smarte Österreieines jener Supertalente, die im cher, ist zweifellos ein Unikat.
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WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
AFP/ANDREW REDINGTON
DIE WELT KOMPAKT
14 SPORT
DIE WELT KOMPAKT
E
ine halbe Stunde nach
Abpfiff meldete sich
Gerard
Pique
zu
Wort, der Verteidiger
des FC Barcelona. Er schrieb
bei Twitter: „‚Erschütternde
Wahrheit‘. Großartiger Film!
Will Smith ist einer der Besten
aller Zeiten.“
GETTY IMAGES/ JEAN CATUFFE
VON FLORIAN HAUPT
„Erschütternde Wahrheit“,
ein Film aus dem Herbst 2015,
musste als Synonym für die
„Königlichen“ herhalten. So
wurde seine Kurzbotschaft jedenfalls allseits interpretiert.
Und selbst in Madrid, wo der
vorlaute Katalane Pique so beliebt ist wie Dauerhagel, mussten sie nach dem 0:2 beim VfL
Wolfsburg zugeben, dass er
diesmal den Nagel auf den Kopf
getroffen hatte. Dabei hatte
sich Real nach seiner größtenteils miserablen Saison durch
den Ligasieg am Samstag in
Barcelona samt spontaner
Freudenfeier in der Kabine
doch schon wieder fast mit dem
elften Champions-League-Titel
in den Händen gesehen.
Aber: „Dieses Madrid ist ein
Tango: Heute ein Eid, morgen
ein Verrat“ – so schrieb die
Sportzeitung „As“ unter ihrer
Schlagzeile:
„Schlecht,
schlecht, schlecht.“ Im Nachhinein war der für den Ausgang in
der Meisterschaft wohl irrelevante Sieg in Barcelona das
Schlimmste, was Real passieren
konnte. Es weckte den altbekannten Größenwahn und
nahm die Demut für ein Champions-League-Viertelfinale. Geschickt verstärkte der VfL
Wolfsburg diese Tendenz noch
durch seine Außenseiterstrategie. So die Aussage von Verteidiger Dante etwa im spanischen
Radio, der VfL habe „zwei Prozent Chance auf das Weiterkommen“. In Madrid glaubten
sie das wirklich.
„Der Unterschied zwischen
beiden Mannschaften beträgt
drei Tore“, sagte selbst ein so
reflektierter Experte wie Jorge
Niederlage beim Außenseiter: Reals deutscher Mittelfeldspieler Toni Kroos schleicht davon
Real tappt
in die Arroganzfalle
Nach dem 0:2 in Wolfsburg werden die Madrilenen verspottet.
Doch Trainer Zidane redet öffentlich die Leistung des VfL klein
Valdano vor dem Spiel – natürlich zugunsten von Real. Aber
das Umfeld ist ja nur das eine,
die Mannschaft etwas ganz anderes? Nicht wirklich. Am frappierendsten war wohl, dass sogar Trainer Zinedine Zidane in
die Arroganzfalle tappte – und
nicht mal nach Schlusspfiff aus
ihr herausfand. An sich habe
Wolfsburg ja nur wenig angeboten, sagte er im Fernsehinter-
view: nur „poca cosa“, eine
Kleinigkeit.
Die Folgen der Sorglosigkeit
waren auf dem Platz überdeutlich zu sehen gewesen. Danilo
für den in Barcelona starken
Daniel Carvajal auf der Rechtsverteidigerposition gegen Julian Draxler aufgestellt zu haben,
wird Zidane noch länger anhängen. Verdutzt aber zeigten sich
die Experten vor allem darüber,
dass Danilo von Mittelfeldkollegen wie Casemiro und Toni
Kroos überhaupt nicht unterstützt wurde. Angesichts der an
sich auch im Ausland bekannten Talente Draxlers – zu Schalker Zeiten immer mal wieder
auch auf Madrids Transferagenda – ließ dieser Umstand nur
drei Schlüsse zu: a) Bei Real
Madrid hat niemand eine Gegneranalyse angefertigt. Und
FREITAG, 8. APRIL 2016
falls doch, hat b) das Trainerteam daraus die falschen Konsequenzen
gezogen.
Oder
schlichtweg c) – die Spieler haben Zidane nicht zugehört. Keine Variante klang sonderlich
freundlich.
In Spaniens populärstem und
lärmigstem
Fußball-TV-Talk,
„El Chiringuito“, wurden nach
Mitternacht noch härtere Geschütze aufgefahren. Dort sitzen bekennende Journalistenfans von Real Madrid, und die
meisten wollten von Ausreden
wie dem strittigen Elfmeter vor
dem 1:0 nichts wissen. Es sei
höchste Zeit, die Mannschaft
auszumisten, ohne Rücksicht
auf große und größte Namen,
sagte einer.
Auch im Internet wurden die
königlichen Bettelmänner verspottet. Madrids Marcelo bekam für eine denkbar peinliche
Schwalbe einen virtuellen Oscar in die Hand gedrückt. Er
hatte in der 67. Minute eine besonders dreiste Einlage gezeigt.
Zunächst trat der Linksverteidiger nach hinten gegen Maximilian Arnold aus, dann versuchte er einen Kopfstoß gegen
den Wolfsburger – um sich anschließend theatralisch fallen
zu lassen.
Zwischen all dem Wehklagen
und Spott zeigte sich nur „Marca“, die größte Sportzeitung
des Landes, staatstragend.
„Wer nicht an die Aufholjagd
glaubt, soll Platz machen“, so
der Titel. In Ordnung, aber
dann müsse Real nächste Woche womöglich vor zwei Leuten
spielen, lästerte daraufhin der
Moderator des „Chiringuito“.
Das Problem ist nämlich: Der
Mythos von Madrids Volten,
wie etwa einem 4:0 nach 1:5 gegen Borussia Mönchengladbach
aus dem Jahr 1985, ist längst nur
noch das – ein Mythos.
Seit 2002 hat es Real nicht
mal mehr geschafft, irgendeinen Rückstand zu Hause aufzuholen. Mehrmals wie gegen die
Bayern 2012 oder Juventus 2015
scheiterte es schon an einem
banalen 1:2.
„Die kennen mich jetzt“
Wie Wolfsburgs Mittelfeldspieler Arnold mit einem frechen Auftritt Reals Superstars bändigt
m Zentrum des Humors
stand beim siegreichen VfL
Wolfsburg der mit Abstand
größte Frechdachs. „Herr Arnold, wie schafft man es, Cristiano Ronaldo ganz aus dem
Spiel zu nehmen?“ Die Frage
nach dem 2:0-(2:0)-Triumph
beinhaltete jede Menge Lob.
VON CHRISTIAN OTTO
Und was antwortete Arnold?
„Was soll daran schwer sein?
Der ist doch älter als ich. Also
ist es ganz leicht“, meinte der 21
Jahre alte Mittelfeldspieler.
Kodderschnauze schlägt Großkotz: Auf diese Formel lässt
sich das ungleiche Duell zwi-
schen Wolfsburg und Real Madrid beziehungsweise Arnold
und Ronaldo herunterbrechen.
Unter all den Zusammenschnitten, die von diesem besonderen
Europapokalabend
im Umlauf sind, fehlt etwas
Wichtiges. Es ist Sekunden
nach dem Anpfiff passiert und
war ein Gipfel der Frechheit.
Arnold, im offensiven Mittelfeld hinter Stürmer Andre
Schürrle aufgestellt, hatte einen einzigen Pass abgewartet,
um dann gleich loszulegen. Er
schubste Luka Modric, obwohl
der Ball gar nicht in der Nähe
war. Der Mittelfeldkönner Modric sah sich verdutzt um, warum es da so ein unbedeutender
Emporkömmling wagte, ihn auf die prominenten Kollegen Wolfsburg bereits bekommen.
einfach mal so zu ärgern.
namens Ronaldo und Co.
In der 70. Minute konnte eine
Arnold kann nicht anders. Er
Einen Vorgeschmack auf jene Rudelbildung beobachtet wermuss das tun, um gut zu sein. Scharmützel, zu denen auch die den, in der die Stars aus Madrid
Er ist das freche Eigengewächs großen Klubs des Profifußballs ein trauriges Bild abgaben. Mardes VfL Wolfsburg und der gerne greifen, hat der VfL celo hatte vorgegaukelt, dass
spielstarke Wadenbeiihm dieser kleine Geßer im Team von Chefgenspieler Arnold einen
coach Dieter Hecking.
Kopfstoß versetzt habe.
Das 2:0 von Arnold, nur
Freundschaften sind
sieben Minuten nach
also nicht geschlossen
dem Führungstor von
worden. „Wir haben erst
Ricardo Rodriguez (18.
50 Prozent erreicht.
Minute, Foulelfmeter)
Und das Rückspiel wird
erzielt, war der letzte
hart“, befürchtet ArBeweis dafür, dass der
nold. Er läuft Gefahr,
Trainer alles richtig gewieder spielen zu dürfen
macht hatte. „Die kenund durch das riesige
nen mich jetzt“, sagte Wolfsburgs Mittelfeldspieler Maximilian Arnold
Bernabeu-Stadion
geArnold mit Anspielung (r.) zieht an Madrids Verteidiger Pepe vorbei
schubst zu werden.
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AFP/ JOHN MACDOUGALL
I
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
DIE WELT KOMPAKT
FORUM 15
FREITAG, 8. APRIL 2016
LEITARTIKEL
KOMMENTAR
Diktat der
Neinsager
Das Ergebnis des Referendums in den
Niederlanden negiert die auf gemeinsamen
Werten fußende europäische Solidarität.
Es ermutigt Russland, die EU und die Ukraine
weiter zu destabilisieren. Europa ist dabei,
seine Fundamente zu zerstören
D
as Nein zum Assoziierungsabkommen mit der
Ukraine im niederländischen Referendum ist
eine Schande für das freie
Europa und ein folgenschwerer Verrat
an den europäischen Freiheitswerten.
In ihrem Drang, der vermeintlich diktatorischen EU die Instrumente zu zeigen, haben die Neinwähler einem Land
ihre Verachtung gezeigt, das größte
Opfer dafür bringt, endlich Teil der
europäischen demokratischen Familie
werden zu dürfen.
Die niederländische Abstimmung ist
auch ein Lehrbeispiel für das Trugbild
der viel gepriesenen „direkten Demokratie“. Nur knapp über 30 Prozent der
niederländischen Wählerschaft nahmen
überhaupt an dem Referendum teil – das
ist bei Weitem weniger als bei regulären
Wahlen, die den Schallverstärkern der
vermeintlich authentischen „Stimme
des Volkes“ nicht demokratisch repräsentativ genug sind. Das heißt, dass
etwa 20 Prozent der gesamten niederländischen Wahlbevölkerung mit ihrem
Votum die Zukunft des gesamten Kontinents torpedieren können. Was soll
diese klägliche Farce mit einem Mehr an
Demokratie zu tun haben?
Für die niederländische Regierung hat
die Abstimmung indes keine rechtlich
bindende Wirkung. Aber auch wenn sie,
wovon auszugehen ist, das Votum befolgt und die Ratifizierung des Assoziierungsabkommens in der jetzigen Form
verweigert, muss das noch nicht dessen
endgültiges Aus bedeuten. Dennoch
geht von dem Ergebnis des Referendums eine verheerende Botschaft aus.
Es bedeutet nicht nur eine Absage an
die EU in ihrer gegenwärtigen Gestalt,
sondern an das Prinzip einer von gemeinsamen Werten getragenen europäischen Solidarität überhaupt. Es
verleiht damit Wladimir Putins Bestreben, die Ukraine ins Chaos zu treiben, um das unbotmäßige Nachbarland
vom europäischen Weg abzubringen und
wieder unter russische Vorherrschaft zu
zwingen, einen kräftigen Schub.
Zudem hat sich Moskaus Allianz mit
den europäischen Rechtsnationalisten
auf der Basis ihres gemeinsamen Ziels,
die EU zu spalten und zu zerstören,
erstmals handfest ausgezahlt. Selbst
wenn der Kreml bei der Initiierung und
Durchsetzung des Referendums nicht
direkt seine Finger im Spiel gehabt
haben sollte – es hat sich für ihn als
RICHARD HERZINGER
ǑǑ
Gerade in dieser
kritischen Phase
muss der Westen
zur neuen
Ukraine stehen
erfolgreicher Testlauf dafür erwiesen,
wie die EU von innen auszuhebeln ist.
Auch die Links-rechts-Querfront bestand gleichsam ihre Feuertaufe: Unter
der Fahne des Neins versammelte sich
von den Rechtspopulisten um Geert
Wilders über kremlhörige Linke bis zu
anarchopazifistischen Gruppen alles,
was aus Ressentiment gegen das „amerikanisierte“ Europa bereit ist, Putins
Autoritarismus in die Hände zu spielen. Das wirkt wie eine Einladung an
Moskau, sich noch intensiver destabilisierend in die Belange der EU einzumischen. Dass dem ausgerechnet
von Niederländern Vorschub geleistet
wird, bestürzt umso mehr, als die meisten Opfer des Abschusses der Passagiermaschine MH-17 im Sommer 2014
ihre Landsleute waren. Mit ziemlicher
Sicherheit haben diese Untat vom
Kreml ausgerüstete prorussische Insurgenten verübt.
Die niederländische Abwehrfront ist
auch deshalb unbegreiflich, weil das
Assoziierungsabkommen die Ukraine
nicht einmal in die Nähe einer EUMitgliedschaft führt. Die von den Neinbefürwortern geschürten Ängste vor
einem neuen Fall Griechenland oder
vor einer Masseneinwanderung aus der
Ukraine durch offene Grenzen sind
daher gegenstandslos. Schon ohne das
niederländische Referendum im Nacken hatte die EU der Ukraine die Perspektive auf einen Beitritt sogar auf
lange Sicht ebenso verweigert wie die
Gewährung von Visafreiheit. Der Türkei dagegen, in der demokratische
Rechte und europäische Werte verstärkt mit Füßen getreten werden,
wurde im Zuge des Flüchtlingsabkommens jüngst beides in Aussicht gestellt.
In der Ukraine selbst werden solche
Gesten der Zurückweisung als schmerzlicher Beleg dafür empfunden, dass
Europa bereit ist, die mühe- und qualvoll aufblühende ukrainische Demokratie im Stich zu lassen. Dies umso mehr,
als die Stimmen im Westen immer lauter werden, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben, obwohl Moskau keinerlei Anstalten macht, seine Okkupation ukrainischen Territoriums zu beenden. Nicht einmal den vermeintlichen
Waffenstillstand in der Ostukraine respektieren die irreführend als Separatisten bezeichneten russischen Hybridtruppen. Obwohl die OSZE beobachtet,
dass die ständigen Verletzungen der
Waffenruhe zum allergrößten Teil auf
deren Konto gehen, wird Putin von der
EU mit deutlicher Kritik verschont.
Stattdessen erhöht sie den Druck auf die
Ukraine, einer Autonomieregelung zuzustimmen, die de facto die „separatistische“ Gewaltherrschaft im Donbass
legitimieren würde.
Freilich tut die ukrainische politische
Klasse ihrerseits alles, um das europäische Bild von der Ukraine als hoffnungslosem Fall zu bestätigen. Die in einer
Dauerkrise feststeckende Regierung in
Kiew verschleppt notwendige Reformen,
vor allem entschiedene Maßnahmen
gegen die Korruption, und das restaurierte korrupte Netzwerk aus Oligarchen, Politikern und Staatsbeamten
droht den demokratischen Aufbruch
einmal mehr zu ersticken. Nun taucht
auch noch Staatspräsident Poroschenko
als potenzieller Gründer einer Briefkastenfirma in den Panama Papers auf.
Doch gerade in dieser kritischen Phase
darf sich der Westen nicht von der
Ukraine abwenden. Er muss im Gegenteil den Kräften der Erneuerung mit
erhöhten Anstrengungen beistehen. Wie
in kaum einem anderen europäischen
Land verfügt die Ukraine über eine engagierte, hoch motivierte und gut ausgebildete junge Generation, die darauf
brennt, ihrem Land endlich zu den Standards westeuropäischer Demokratien zu
verhelfen. Mit wachsendem Selbstbewusstsein begehrt sie gegen die Beharrungskräfte der alten Eliten auf und
drängt selbst in Schlüsselpositionen.
Und dieser zivilgesellschaftliche
Druck auf die politische Führung ist
bisher keineswegs ohne positive Resultate geblieben. Zumindest in Teilbereichen wie der Polizei greift die Korruptionsbekämpfung, der freie Fall der ukrainischen Wirtschaft ist gestoppt, der
Staatsbankrott abgewendet. Doch fällt
Europa der neuen Ukraine in den Rücken, wird es den proeuropäischen Kräften unmöglich, den Kurs zu halten.
Niemand darf sich dann wundern, wenn
Radikalnationalisten einerseits, Anhänger des alten Regimes andererseits
die Oberhand gewinnen. Lässt Europa
die Ukraine in den Abgrund stürzen,
unterminiert es damit auch seine eigene
demokratische Zukunft.
richard.herzinger@weltn24.de
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Verträge, Boni
und Moral
NIKOLAUS DOLL
D
as Letzte, was Volkswagen
derzeit brauchen kann, ist
eine Diskussion über Managerboni. Doch genau in diese Richtung schlittert der Autobauer, weil
sich Vorstandsmitglieder offenbar an
ihre Erfolgsprämien klammern. Was
das erzeugen wird, ist klar: einen
Aufschrei. Erst bei den Abgaswerten
betrügen, dann bei der Aufklärung
rumeiern und am Ende die Boni
einstecken – so werden die Leute
reden. Müssen da die Vorstände
angesichts der bedrohlichen Schieflage des Konzerns wirklich die „Erfolgs“-Prämie bekommen? Gegenfrage: Warum nicht?
Managerboni werden in den Unternehmen frei ausgehandelt. Im Fall
einer AG wie Volkswagen wacht der
Aufsichtsrat darüber, dass das Geld
der Aktionäre dabei sachgerecht
ausgegeben wird. Bei VW sitzen
bekanntlich mehrheitlich keine heuschreckenhaften Turbokapitalisten
in dem Kontrollgremium, sondern
IG-Metall-gestählte Arbeitnehmervertreter und Mitglieder der SPDgeführten Landesregierung Niedersachsens. Und die hatten bislang alle
nichts gegen Boni. Und auch nichts
gegen die hohe und jetzt kritisierte
Wechselprämie von Hans Dieter
Pötsch, als der vom VW-Finanz- zum
-Aufsichtsratschef gemacht wurde.
Man kann daher zu folgendem
Ergebnis kommen: Wenn in einem
Unternehmen beide Vertragsparteien der Meinung sind, dass die Jahresleistung eines Mitarbeiters mehrere Millionen Euro wert ist, dann
ist das in Ordnung. Und im Fall
von VW fließt das Geld der Eigner,
vom Anteil Niedersachsens abgesehen also kein Steuergeld, mit
dem hierzulande jeden Tag allerlei
Fragwürdiges finanziert wird. Worüber man sich noch mehr erregen
könnte als über die Millionengehälter von Sportlern oder Filmstars, die oft nicht das liefern, was
man sich versprochen hat.
Nun ist VW kein Sportverein und
keine Traumfabrik, sondern die Fabrik Nummer eins im Land, von der
ein Stück unseres Wohlstands abhängt. Damit ist VW nicht nur gefühlt eine öffentliche Angelegenheit.
Wer den Autobauer aber tatsächlich
dazu machen und auch bei Managerbezügen mitreden will, muss ein
Bonigesetz fordern. Und dass das
nichts gebracht hat, sehen wir bei
den Banken. Dort wurden einfach die
Fixgehälter der Manager erhöht.
So bleibt nur, an die Moral der
betroffenen VW-Manager zu appellieren und freiwilligen Verzicht zu
fordern. Doch leider sind Maßstäbe
für Moral unterschiedlich und
geltende Verträge die Basis des
Geschäftslebens. Auch wenn uns
das nicht schmeckt. Und uns das
Bild des Giermanagers nicht aus
dem Kopf geht.
nikolaus.doll@weltn24.de
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16 BILDER
FREITAG, 8. APRIL 2016
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DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
BILDER 17
Der Traum vom Profi-Wrestling
Von wegen Kirschblüten und Sushi – das Japan, von dem Kris
Hernandez träumt, ist voller Schweiß und Schmerz. Sie hofft
auf eine Karriere in der Wrestling-Szene. Die 31-Jährige verließ
ihre Heimatstadt San Francisco und zog nach Tokio in eine WG
mit anderen weiblichen Wrestlern. Fortan trainierte sie jeden
Tag – stundenlang. Anfangs lebte sie von Erspartem, heute
verdient sie als „Kris Wolf“ für eine Wochenshow 250 Dollar.
Ein mickriger Lohn im Vergleich zu ihrem früheren Wochengehalt als Lehrerin. In den USA ist Wrestling eine beliebte
Sportart. Profis werden wie Helden gefeiert. Hulk Hogan oder
Dwayne Johnson sind inzwischen auch außerhalb des Rings
bekannte Stars. Auch in Japan hat die Wrestling-Szene viele
Anhänger. Vor allem Männer sind Fans. Kris glaubt, dass Frauen
im Wrestling einen Teil von sich zum Ausdruck bringen könnten, den sie sonst unterdrückten. „Ich habe so viele getroffen,
die außerhalb des Rings süß und schüchtern sind, und dann
kommen sie in den Ring und explodieren.“
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18 REPORT
DIE WELT KOMPAKT
V
or dem Krieg, zu Hause in Syrien, hat Fadia
schon manchmal versucht, einen tropfenden Wasserhahn zu reparieren
oder einen verstopften Abfluss
wieder frei zu bekommen.
Jetzt, als Flüchtling in Jordanien, kann sie lernen, es wie ein
Profi zu machen. Anderthalb
Autostunden
nördlich
der
Hauptstadt Amman liegt Irbid.
Hier bildet die Hakama-Berufsschule seit 2015 – unterstützt
von deutscher Entwicklungshilfe – Frauen zu Klempnerinnen
aus. Ein solches Angebot hat es
in Jordanien noch nie gegeben.
VON CLAUDIA EHRENSTEIN
CLAUDIA EHRENSTEIN
AUS IRBID
Fadia hat von ihrer jordanischen Nachbarin davon erfahren. Seit 2013 lebt sie mit ihrem
Mann und den vier Kindern in
Irbid, die Ersparnisse sind fast
aufgebraucht. Nun hofft sie,
künftig mit kleinen Reparaturarbeiten etwas Geld verdienen
zu können. Und sie vertraut auf
ihr handwerkliches Geschick,
denn früher hatte sie in Syrien
als Näherin gearbeitet. Zwei
Monate dauert ein Kurs, der
dritte hat gerade angefangen. 25
muslimische Frauen nehmen
daran teil, elf syrische und 14
jordanische. Jeden Vormittag
kommen sie in die Lehrwerkstatt, büffeln Theorie und machen praktische Übungen. Für
die Frauen ist es mehr als nur
eine Berufsausbildung. Der
Kurs trägt dazu bei, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen.
Die Chancen für weibliche
Klempner sind gar nicht
schlecht, in einem muslimischen Land gibt es für sie eine
Marktlücke: Die Klempnerinnen dürfen nämlich zu Reparaturen ins Haus kommen, auch
wenn eine Frau allein und weder der Ehemann noch ein
männlicher Verwandter anwesend ist.
Wenn Fadia am Ende die Prüfung besteht, lockt als Belohnung eine Werkzeugkiste – als
Starthilfe für die Selbstständigkeit. Ein Grund ist: Klempner
werden in Jordanien dringend
gebraucht. Das Land ist eines
der wasserärmsten der Welt.
Wasser kommt hier nicht rund
um die Uhr aus der Leitung.
Nur zu bestimmten Zeiten haben die knapp zehn Millionen
Einwohner Gelegenheit, ihre
Wassertanks zu Hause aufzufüllen. Der Vorrat muss eine
Woche reichen. Doch rund ein
Viertel des kostbaren Wassers
geht verloren, weil es aus maroden Leitungen sickert, aus verrosteten Wassertanks tropft
oder durch defekte Toilettenspülungen rauscht.
Die Verschwendung in privaten Haushalten ist groß, entsprechend groß sind auch die
Einsparpotenziale. Die Bundesregierung unterstützt vor allem
deshalb die Klempnerkurse in
Irbid. Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit
(GIZ), also die staatliche Ent-
An der Berufsschule Hakama in Irbid können sich Frauen zu Klempnerinnen ausbilden lassen
Wie Flüchtlinge zu
Klempnern werden
In Jordanien leben Hunderttausende Syrer. Um sie von der
Weiterreise abzuhalten, fördert die Bundesregierung ein
ungewöhnliches Ausbildungsprojekt in dem Land
wicklungshilfegesellschaft der
Bundesrepublik, hilft bei der
Umsetzung vor Ort. Die Flüchtlingskrise hat die Lage noch
verschärft. 635.000 Syrer sind
beim UN-Flüchtlingshilfswerk
offiziell als Schutzsuchende im
kleinen Jordanien registriert,
niemand weiß genau, wie viele
es tatsächlich sind.
Nur knapp ein Fünftel lebt in
Flüchtlingslagern, mehr als 80
Prozent wohnen bei Verwandten oder haben sich eine Wohnung gemietet, vor allem in
Amman und im Norden nahe
der syrischen Grenze. Mit dem
Bevölkerungszuwachs ist der
Wasserbedarf gestiegen. Damit
unnötige Verluste vermieden
werden, können Klempner und
Klempnerinnen dazu einen Beitrag leisten – indem sie reparieren und ihre Kunden übers
Wassersparen informieren.
Die Bundesregierung fördert
die Klempnerkurse auch deshalb, weil sie gerade auch
Flüchtlingen eine Perspektive
geben will. Nach vier bis fünf
Jahren in Jordanien verlässt
viele der Mut, und sie überlegen, in einem anderen Land ihr
Glück zu versuchen. Wenn sie
aber ihren Lebensunterhalt verdienen können, werden sie sich
nicht so schnell auf den Weg in
Richtung Europa machen – so
ist zumindest das Kalkül hinter
dem Projekt.
Bislang allerdings dürfen syrische Flüchtlinge in Jordanien
nicht arbeiten. Sie versuchen,
sich mit Gelegenheitsjobs und
als Tagelöhner durchzuschlagen. Die jordanische Regierung
hat immerhin angekündigt, in
den kommenden drei Jahren
200.000 Arbeitsgenehmigungen zu erteilen.
Wie in Deutschland gibt es
die
Befürchtung,
syrische
Flüchtlinge könnten Einheimischen Arbeitsplätze wegnehmen. Um solche Ressentiments
nicht zu befeuern, richten sich
die Klempnerkurse ganz bewusst sowohl an Syrer als auch
Jordanier, und dies im Verhältnis 40 zu 60 Prozent.
Im vergangenen Jahr hat
Entwicklungsminister
Gerd
Müller (CSU) neben dem Bereich Wasser auch „Bildung und
Erwerbsförderung“ zu einem
Förderschwerpunkt in Jordanien erklärt. Das beginnt mit einer Schulausbildung für syrische Flüchtlingskinder; zwei
Drittel – das sind knapp 150.000
– besuchen eine der 3500 staatlichen Schulen.
Fast 40 Prozent der syrischen Flüchtlinge in Jordanien
sind im schulpflichtigen Alter.
Im kommenden Jahr sollen alle
eine Schule besuchen können.
Um die zusätzlichen Schülerzahlen bewältigen zu können,
unterrichten bereits 98 Schulen
in zwei Schichten, bald sollen
es doppelt so viele sein.
Die Al-Kuds-Schule in Amman ist eine solche Doppelschichtschule. Vormittags kommen die knapp 1100 jordanischen Kinder wie gewohnt zum
Unterricht. Nachmittags kümmern sich 26 zusätzliche Lehrer
um die mehr als 400 syrischen
Mädchen und Jungen.
Sie kommen aus allen Teilen
des Bürgerkriegslandes Syrien,
vermissen ihr Haus, ihre Stadt
oder das Meer. Ihre Eltern sind
Fabrikarbeiter, Friseur, Schneider oder Metzger. Die Kinder
träumen davon, Pilot, Anwalt
oder Ingenieur zu werden. Aufgeregt antworten sie auf die
vielen Fragen der deutschen
Besucher. Auf dem abgespeckten Lehrplan der Nachmittagsschicht stehen unter anderem
Arabisch, Mathematik und Religion. Viele syrische Kinder besuchen überhaupt zum ersten
Mal eine Schule. Die Direktorin
der Nachmittagsschicht, Meassew Dschaafreh, ist besorgt, wie
es weitergehen soll.
Sie berichtet von der Traumatisierung vieler ihrer Schützlinge. Zu wenig Sport- und
Kunstunterricht gibt es nach
Dschaafrehs Ansicht. Die Mädchen und Jungen hätten sehr
viel überschüssige Energie, die
kaum in produktive Aktivitäten
umsetzen könnten. Fatima geht
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FREITAG, 8. APRIL 2016
in die siebte Klasse. Sie ist vor
vier Jahren mit ihrer Familie
aus Homs geflüchtet – erst in
ein Dorf in Syrien, dann weiter
in Richtung Jordanien. Mit dem
Bus seien sie gefahren und
mehr als drei Stunden zu Fuß
bis zur Grenze gelaufen, berichtet das Mädchen. Sie gehe gern
zur Schule, sagt Fatima mit leiser Stimme. Von Verwandten
höre sie, dass das Leben in Syrien immer schwieriger werde.
Das Schicksal der zurückgebliebenen Angehörigen belastet
viele Kinder zusätzlich zum ohnehin vorhandenen Heimweh.
Tasnim wirkt unbeschwerter.
Sie ist 2012 mit Eltern und Geschwistern auf legalem Weg mit
dem Flugzeug von Damaskus
nach Amman gekommen. Ihr
Vater war in Syrien Handwerker, ihre Mutter Lehrerin.
Mit Verwandten in anderen
Ländern hält die Familie über
Skype und Facebook Kontakt.
An Feiertagen, sagt Tasnim, habe sie manchmal Heimweh. Sie
spricht sehr selbstbewusst,
sagt, dass Schule einfach dazugehöre. Als Berufswunsch gibt
sie Ärztin an. Und: Eine Galerie
will sie eröffnen, um ihre selbst
gemalten Bilder auszustellen.
Und was können nun Klempner zur Bewältigung der Flüchtlingskrise beitragen? Sie werden auch gebraucht, um die sanitären Anlagen in den überbelegten Doppelschichtschulen
an die wachsende Zahl der
Schüler anzupassen, nach Geschlechtern getrennt, behindertengerecht und wartungsarm,
so, wie es die Weltgesundheitsorganisation
empfiehlt.
Deutschland unterstützt diese
Baumaßnahmen an zehn ausgewählten Pilotschulen – die AlKuds-Schule ist eine davon. Die
Arbeiten sollen noch in diesem
Monat beginnen.
An diesem Morgen stehen
auf den Werkbänken in der
Lehrwerkstatt der Berufsschule
in Ibrid mehrere Waschbecken
und Bidets. Die Frauen sollen
üben, eine Mischbatterie zu befestigen. Sie beugen sich konzentriert über die Tische, diskutieren, wie sie am besten vorgehen, probieren verschiedene
Werkzeuge aus, spannen einzelne Rohrstücke in den
Schraubstock.
Alle Frauen tragen Kopftuch,
einige haben den schwarzen
Gesichtsschleier, den Nikab,
angelegt - aber nur, weil gerade
männliche Gäste im Raum sind.
Ihre Lehrerin ist eine Frau: Brigitte Schlichting aus Berlin, eine der wenigen Klempnerinnen
in Deutschland. Sie unterrichtet auf Englisch, eine Dolmetscherin übersetzt ins Arabische. Schlichting beschreibt die
Unterrichtsatmosphäre als „offen und freundlich“. Es sei
schön zu beobachten, wie die
Frauen während der Ausbildung Selbstvertrauen fassten,
sagt Schlichting. Eine habe gerade ihren Führerschein gemacht, was sie sich ohne den
Klempnerkurs wohl nie zugetraut hätte.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
WIRTSCHAFT
Airbus und Siemens investieren gemeinsam in die Zukunft des elektrischen Fliegens. Die Konzernchefs Tom
Enders und Joe Kaeser unterzeichneten bei München eine
Kooperationsvereinbarung
zur Entwicklung hybrid-elektrischer Antriebe. Ziel sei, bis
2020 die technische Machbarkeit solcher Antriebssysteme nachzuweisen, teilten
die Unternehmen mit. Ein
Team von 200 Mitarbeitern
der Unternehmen soll Antriebs-Prototypen für Flugzeuge mit bis zu 100 Sitzen
entwickeln, die für lokale Flüge, aber auch auf der klassischen Kurz- und Mittelstrecke genutzt werden könnten.
Auch Hubschrauber oder unbemannte Flugzeuge könnten
damit ausgestattet werden.
Angeblich sollen mehrere
hundert Millionen Euro in
das Großprojekt fließen.
FINANZMÄRKTE
DATEN VON
Marktstimmung in Deutschland
gemessen am Angst-Index VDax
-
-
Aktuell
W Euphorie
Vorheriger Handelstag
W Beschwingtheit
W Niedergeschlagenheit
W Verzweiflung
W Gleichgültigkeit
Dax
Punkte
Euro-Stoxx-50
07.04.
9530,62
Dow Jones
07.04.
2871,57
Gold
Punkte
07.04.
Punkte
$/Feinunze
17555,73
07.04.
1242,10
Lange war man sich in Wolfsburg einig. Nun will der Betriebsrat Zusagen vom Vorstand
E
in paar Wochen lang
sah es so aus, als würde Dieselgate Volkswagen am Ende zwar
viele Milliarden und seinen guten Ruf kosten – aber auch, als
hätte man in Wolfsburg einen
Plan, wie man die Krise gemeinsam meistern will.
VON NIKOLAUS DOLL UND
PHILIPP VETTER
Inzwischen jedoch verfestigt
sich der Eindruck, dass die neuen Spitzenleute noch immer
plan- und kopflos vorgehen,
dass die Chaostage bei Europas
größtem Autobauer andauern.
Derzeit steuert der Vorstand
auf einen schweren Konflikt
mit dem Betriebsrat zu. Dabei
geht es um die Bezüge für hochrangige Manager, aber auch die
grundsätzliche Neuausrichtung
des Automobilherstellers. Über
beide Punkte streiten Management und Arbeitnehmervertreter erbittert.
Die Betriebsräte haben nun
vor allem Aufsichtsratschef
Hans Dieter Pötsch, den Vorstandsvorsitzenden Matthias
Müller, aber auch den VW-Markenchef Herbert Diess ins Visier genommen. Dem früheren
BMW-Mann Diess spricht die
Gewerkschaft quasi ab, dass
man sich auf sein Wort und seinen Handschlag verlassen könne. Stattdessen will der Betriebsrat nun Garantien – und
zwar schriftlich.
Die wohl größte Sprengkraft
hat ein Bericht, wonach Volkswagen-Vorstandsmitglieder eine Streichung ihrer Boni für
das Dieselgate-Jahr 2015 nicht
hinnehmen wollen und nur zu
Kürzungen bereit sind. Das
wiederum wollen die Betriebs-
Der VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller
räte nicht hinnehmen, schließlich sollen nicht nur die einfachen Mitarbeiter des Konzerns
den Abgas-Skandal ausbaden.
Der „Spiegel“ berichtet über
den Konflikt, sowohl Betriebsrat als auch der Konzern wollen
sich nicht äußern. Indirekt bestätigt aber ein VW-Manager
den Bericht, indem er erklärt:
„Wir haben dazu ja noch keine
abschließende Entscheidung.“
Besonders brisant wäre zudem
eine weitere Sonderzahlung an
den früheren VW-Finanzchef
und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Pötsch. Dieser soll
laut dem Bericht eine Entschädigung von knapp zehn Millionen Euro dafür erhalten, dass
er in den Aufsichtsrat wechselte, obwohl sein besser dotierter
Vorstandsvertrag noch bis 2017
gelaufen wäre. Wie passt das zu
Pötschs eigener Aussage, dass
die Krise für VW „existenzbedrohend“ sei und zu den geplanten Einschnitten, auf die
man die Mitarbeiter bereits
eingestimmt hat? „Der VWKonzern steht dazu, die eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen aus dem Arbeitsverhältnis jedes Mitarbeiters zu
erfüllen – das schließt das Vertragsverhältnis
mit
Herrn
Pötsch als Vorstand ein“, sagte
ein VW-Sprecher. Ein Dementi
klingt anders.
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LVWHLQIDFK
Dieselsteuer soll
erhöht werden
DAX
Name
SEITE 19
Ende der Geschlossenheit bei VW
AFP/ ODD ANDERSEN
E-Flugzeuge:
Siemens und
Airbus startklar
FREITAG, 8. APRIL 2016
Schluss
07.04.
Adidas NA
103,10
136,10
Allianz SE vNA
BASF NA
62,01
Bayer NA
100,15
Beiersdorf
76,38
73,85
BMW St
Commerzbank
7,27
Continental
180,90
Daimler NA
59,52
13,75
Deutsche Bank NA
Deutsche Börse NA
71,55
Deutsche Post NA
23,53
Deutsche Telekom NA 15,10
8,10
E.ON NA
Fres. Med. Care
78,21
63,35
Fresenius SE&Co
HeidelbergCement
72,19
97,81
Henkel Vz.
Infineon NA
12,32
Linde
120,45
Lufthansa vNA
13,81
76,44
Merck
Münchner Rück vNA 173,10
45,04
ProSiebenSat.1
RWE St.
11,08
SAP SE
68,19
Siemens NA
88,08
ThyssenKrupp
18,02
Volkswagen Vz.
102,35
31,86
Vonovia SE
+/%
-0,96
-1,13
-1,60
-1,09
-1,09
-1,53
-2,55
-1,28
-4,77
-2,97
-2,03
-0,91
-0,30
-0,92
-0,01
-0,67
-0,63
-0,23
+0,24
-1,07
+0,84
+0,04
-0,75
+0,84
+0,54
-1,35
-1,95
-2,67
-1,11
+0,16
52 Wochen
Hoch
Tief
104,8
62,51
170,2
126,6
97,22
56,01
146,5
91,08
89,54
67,92
117,9
66,00
13,39
6,21
231,9
171,3
92,70
57,01
33,42
13,03
87,41
69,80
31,19
19,55
17,63
13,39
14,85
7,08
83,17
63,10
70,00
51,01
77,18
58,17
115,7
87,17
14,20
8,32
194,8
113,5
15,41
10,25
111,9
70,68
206,5
156,0
50,95
37,62
25,54
9,13
75,75
53,91
104,2
77,91
26,43
12,56
254,5
86,36
32,31
23,81
Als eine Folge der AbgasAffäre bei VW wollen die
Umweltminister mehrerer
Bundesländer Diesel-Fahren
verteuern. Steuervorteile des
Diesel-Kraftstoffes gegenüber dem Benzin sollen
schrittweise abgebaut werden, fordern die Ressortchefs
aus Nordrhein-Westfalen,
Bremen, Hamburg, Hessen
und Niedersachsen in einem
Papier. Die Forderungen
stammen aus einem Beschlussvorschlag für die Sonder-Umweltministerkonferenz zum Abgas-Skandal
an diesem Donnerstag. Auch
generelle Tempo-30-Limits in
Innenstädten sollen geprüft
werden.
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WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
20 WIRTSCHAFT
DIE WELT KOMPAKT
Ehrliche Unternehmen leiden erheblich
unter dem organisierten Betrug. Brüssel will
die Regeln nun verschärfen, ohne neue
bürokratische Hürden zu schaffen
E
in Familienunternehmen. Innovativ. Seiner
Verantwortung
bewusst. Es sind die
zentralen Botschaften, die die
Filigran Trägersysteme GmbH
in wenigen Absätzen in ihrem
Firmenporträt nennt.
VON ANDRE TAUBER UND
MARTIN GREIVE
Man sei von der „langfristigen Überlegenheit eines fairen
Umgangs miteinander überzeugt“, schreibt die Firma über
sich im Internet.
Aber nicht alle Wettbewerber teilen diese Einstellung. „In
unserer Branche findet ein
knallharter illegal finanzierter
Dumpingwettbewerb
statt“,
klagt Jörg Freiherr von und zu
Weiler, der mit seinem Bruder
in der dritten Generation die
Geschäfte das Unternehmens
führt. Kriminelle würden sich
durch Mehrwertsteuerbetrug
PICTURE ALLIANCE / DPA/HANNIBAL HANSCHKE
Steuer-Mafia
unterschlägt
Milliarden
Die Baubranche kämpft mit Mehrwertsteuerbetrügereien
bereichern und so den freien
Wettbewerb verzerren.
Die EU-Kommission will gegen diese Betrügereien nun vorgehen. Die Behörde stellte einen Aktionsplan vor, der den
kriminellen Mehrwertsteuerbetrug verhindern soll. Es geht
um viel Geld: 170 Milliarden Euro gehen dem Staat durch Mauscheleien mit der Umsatzsteuer
jährlich verloren. 50 Milliarden
Euro davon im grenzüberschreitenden
Handel.
Ein
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Großteil wird von Betrügern
unterschlagen.
Das Mehrwertsteuersystem
der EU ist veraltet. Seit 23 Jahren sind die gegenwärtigen Regeln in Kraft. „Diese Vorschriften müssen umgestaltet werden, damit das Mehrwertsteuersystem einfacher und weniger betrugsanfällig wird und die
Unternehmen die Vorteile des
Binnenmarkts in vollem Umfang nutzen können“, heißt es
in Brüssel. Die Kommission
möchte die Schlupflöcher für
die Betrüger schließen. Sie nutzen es bislang kräftig aus, dass
im Handel zwischen den EUStaaten derzeit keine Mehrwertsteuern erhoben werden.
Sie agieren mit Scheinfirmen,
FREITAG, 8. APRIL 2016
die sie nach windigen Geschäften schnell wieder auflösen. Eine Spielart: Ein Unternehmen
kauft ein Produkt in einem anderen EU-Land und importiert
es. Der Händler muss dafür
noch keine Mehrwertsteuer
entrichten. Er verkauft das Produkt nun mit dem vollen Mehrwertsteuer-Aufschlag im eigenen Land weiter. Abführen wird
der Betrüger diese Mehrwertsteuer allerdings nicht.
In komplizierten Versionen
können die Betrüger sogar undurchsichtige Kreislaufgeschäfte etablieren, an denen verschiedene
Zwischenhändler,
auch solche, die nicht betrügerisch handeln, beteiligt sind.
Brüssel will dagegen nun den
Kampf aufnehmen.
„Die Kommission hat bereits
mit den von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuervermeidung
durch
Unternehmen
Entschlossenheit
demonstriert,
und beim Mehrwertsteuerbetrug werden wir ähnlich entschieden vorgehen“, kündigte
Europas
Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis
jüngst an. Es geht auch darum,
Unternehmern wie Weiler zu
helfen. Die kriminelle Praxis in
der Baubranche habe sich „zum
Existenzrisiko“
entwickelt,
klagt der Unternehmer.
DIE WELT Edition.
Digitale Zeitung.
KOMPAKT
Händlers Amazon hat die Gewerkschaft Ver.di gegen die
Arbeitsbedingungen in den
Versandzentren des Unternehmens protestiert. Ein
Ver.di-Sprecher in Koblenz
sagte, die Arbeit dort führe bei
einigen Beschäftigten zu psychischen Erkrankungen.
NETZAUSBAU
Netzagentur erlaubt
Telekom Vectoring
Zeitung, die
BEG ISTERT
JETZT
30 TAGE
KOSTENLO
S
TESTEN:
WEL
T.DE/TES
TEN
Die Bundesnetzagentur ebnet
der Deutschen Telekom trotz
scharfer Kritik von Rivalen
den Weg für den geplanten
milliardenschweren InternetAusbau in Deutschland. Die
Netzagentur komme nach
eingehender Analyse zum
Schluss, dass die InternetPläne der Telekom hilfreich
seien, um die Breitbandversorgung zu verbessern, sagte
Behördenchef Jochen Homann. Konkret will die Telekom bis 2018 für sechs Millionen Haushalte in deutschen
Innenstädten superschnelle
Internet-Zugänge bauen. Zum
Einsatz kommt dabei die sogenannten Vectoring-Technologie.
DRUCKER-HERSTELLER
Chinesen an
Lexmark interessiert
Das chinesische TechnologieUnternehmen Apex ist Insidern zufolge in Gesprächen
zum Kauf des US-Druckerherstellers Lexmark. Es gebe
aber noch Hürden zu überwinden, hieß es. So wolle Lexmark, an der Börse mit zwei
Milliarden Dollar bewertet,
von Apex zunächst belastbare
Zusicherungen, dass das Unternehmen die Übernahme
finanziell auch tatsächlich
stemmen könne.
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Gewerkschaft Ver.di
bestreikt Amazon
GEPLATZTE AIRBAGS
Honda bestätigt
elften Todesfall
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AP/ JENS MEYER
Mit Streiks an bundesweit
sechs Standorten des Online-
Der japanische Autobauer hat
einen elften Todesfall durch
einen geplatzten Airbag des
Herstellers Takata bestätigt.
Bei einem Unfall in den USA
sei die Fahrerin eines Honda
Civic „tragischerweise“ getötet
worden“, teilte Honda mit.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
DIE WELT KOMPAKT
WIRTSCHAFT 21
FREITAG, 8. APRIL 2016
Bereit zum Sturm auf die Banken
Allianz lockt
junge Fahrer
Studie: Deutschen flüchten aus den Spareinlagen, wenn sie Negativzinsen zahlen müssen mit Rabatt
S
eine Bewunderer unterstellen Mario Draghi bisweilen magische
Kräfte. Als Zauberer
wird Europas oberster Währungshüter oft bezeichnet – allerdings nicht immer im besten
Sinne.
Was würden Bundesbürger bei flächendeckenden
Minuszinsen tun?
Nichts
39,9
49,9
Bargeld vom Konto abheben
26,9
Geld in Aktien, Fonds oder Gold investieren
42,5
62,6 %
50,8
63,5 %
49,0
36,1
VON HOLGER ZSCHÄPITZ
Doch selbst seine zahlreichen Kritiker müssen nun erkennen, dass ihm tatsächlich
etwas beinahe Unvorstellbares
gelingen kann. Der EZB-Präsident könnte den deutschen
Sparer aus seiner Lethargie befreien, wenngleich er das selbst
vielleicht gar nicht beabsichtigt
hat. Denn seine exzessive Minuszins-Politik führt dazu, dass
jahrzehntelange Gepflogenheiten plötzlich infrage gestellt
werden. Sollten die Banken wegen der EZB-Politik jetzt flächendeckend Negativzinsen auf
Giro- und Tagesgeldkonten
oder Sparbüchern einführen,
würden die Deutschen umgehend handeln. Das Gros der
Bundesbürger würde das Geld
vom Konto abheben und unters
Kopfkissen oder in den Tresor
30,8
10,2
Alle
10,5
weniger als
5000€
8,5
5000€ bis
unter 50.000€
13,1 %
5,8
50.000€ bis
mehr als
unter 100.000€ 100.000€
Frei verfügbares Anlagevermögen
Quelle: GfK, Flossbach von Storch
packen, ein Teil die Spargroschen in Gold, Fonds oder Aktien umschichten. Lediglich jeder zehnte Deutsche bliebe inaktiv und ließe sich das Geld
durch Strafgebühren ohne Gegenwehr abknöpfen.
Das offenbart eine aktuelle
Umfrage, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag
der
Vermögensverwaltung
Flossbach von Storch durchgeführt hat. Die Ergebnisse lassen
keinen Zweifel darüber, dass
Minuszinsen einen Ansturm
auf Bankschalter und Geldautomaten zur Folge hätte. Die Höhe der Strafgebühren ist den
Bundesbürgern dabei egal.
Es geht anscheinend ums
Prinzip. Ein Minuszins würde
die Seele des deutschen Kleinanlegers sozusagen in ihren
Grundfesten erschüttern. „Negativzinsen werden von Privatpersonen offensichtlich nicht
toleriert“, sagt Bert Flossbach,
Chef des unabhängigen Vermögensverwalters. „Die Bank dafür zu bezahlen, dass man ihr
die Ersparnisse überlässt, dürfte für viele Deutsche eine unüberwindbare psychologische
Hürde darstellen.“ Die Umfrage zeigt, dass die meisten Sparer zunächst einmal versuchen
würden, durch einen Wechsel
der Bank den Negativzinsen zu
entkommen. Sofern diese Möglichkeit entfällt, weil alle Institute Strafgebühren erheben,
käme es zu rabiateren Reaktionen. Dann gibt jeder Zweite an,
Bargeld abheben zu wollen.
Und 40 Prozent wollen das
Geld dem Strafzins dadurch
entziehen, dass sie es in Gold
oder Produktivkapital wie
Fonds oder Aktien umschichten wollen.
Drei Viertel des abgehobenen Bargelds würden im
Schließfach oder zu Hause landen, lediglich 13 Prozent für den
Konsum verwendet. Vor allem
die Ärmeren würden Bargeld
bunkern. Zwei Drittel der Deutschen, die weniger als 5000 Euro auf der hohen Kante haben,
würden dieses Geld vom Konto
holen. Die Vermögenderen
würden dagegen ihr Geld eher
in Fonds und Aktien oder Gold
umschichten.
Versicherung nutzt
Telematik-App
D
er Versicherer Allianz
bietet nun auch einen
Telematik-Tarif an, der
sicheres Autofahren finanziell
belohnt. Der Tarif BonusDrive
richtet sich an junge Fahrer bis
28 Jahre. Die Allianz versicherte, der Kunde habe „jederzeit
die Hoheit“ über seine Daten.
Beispielsweise könne die Datenübertragung beim Fahren
für kurze Zeit unterbrochen
werden. Das Unternehmen
könne keine Rückschlüsse auf
Ort und Fahrweg des Autos ziehen. BonusDrive funktioniert
über eine Smartphone-App in
Verbindung mit einem Bluetooth-Stecker im Auto. Je nach
Fahrverhalten erhalten die Versicherten Bewertungen in Form
von Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen, wie die Allianz mitteilte. „Goldfahrer“ erhielten
am Ende des Versicherungsjahres 30 Prozent des Jahresbeitrags zurück, bei Silber seien es
20 Prozent und bei Bronze
zehn Prozent. Eine Prämienerhöhung wegen schlechten Fahrstils gibt des demnach nicht.
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WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
22 WIRTSCHAFT
W
enn man mit Sebastian Priller an
einem gewöhnlichen Vormittag
über Spezi spricht, ist die erste
Flasche auf seinem Schreibtisch
schon fast leer. „Ich trinke jeden
Tag eineinhalb Liter“, sagt der 66Jährige. „Ich bin süchtig.“ Priller
ist Seniorchef der Augsburger
Brauerei Riegele, die das ColaMischgetränk quasi erfunden hat.
Doch dass der Limonadenmix
derzeit boomt, kann nicht nur am
Konsum des Brauereichefs selbst
liegen. Er sagt: „Spezi ist im
Trend.“
DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
Der bizarre
Siegeszug einer
sehr deutschen
Brause
GETTY IMAGES
VON PHILIPP VETTER
Tatsächlich steigt nicht nur der
Spezi-Absatz der kleinen Augsburger Brauerei, sondern alle Hersteller registrieren Zuwächse.
Und dass, obwohl Spezi ein sehr
deutsches Getränk geblieben ist.
Bislang verkauft sich der ColaMix fast ausschließlich im
deutschsprachigen Raum – dort
allerdings in großen Mengen. 733
Millionen Liter wurden laut der
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 2015 an deutsche
Haushalte verkauft, der Absatz in
der Gastronomie noch nicht mitgerechnet. Und jetzt wollen einige Hersteller auch das europäische Ausland erobern.
Bislang stieß die Mischung aus
Cola und Orangenlimo außerhalb
Deutschlands vor allem wegen ihrer Farbe auf Skepsis. Das „Wall
Street Journal“, das der Faszination der Deutschen für die seltsame
Brause einen langen Artikel widmete, zitierte Amerikaner, die der
Anblick eines Spezis an „Sumpfwasser mit Kohlensäure“ oder
„verdünnten Hustensaft“ erinnerte. „Man müsste ein paar Hipster
in New York von Spezi begeistern,
dann könnte es funktionieren“,
glaubt Brauereichef Priller. „Dafür
muss man vor allem eine gute Geschichte erzählen.“
Daran mangelt es beim Spezi
eigentlich nicht. Entstanden ist
das Getränk, so erzählt es Priller,
kurz nach dem Krieg. Damals fingen Gäste in bayerischen Wirtshäusern an, Cola mit Orangenlimo zu mischen. Die Mischerei
verursachte erst viele angebrochene Flaschen auf dem Tresen
und später die doppelte Menge
Leergut, die irgendwo gelagert
werden musste. Deshalb begann
man bei der Brauerei Riegele, eine
fertige Mischung in Flaschen abzufüllen. Ab 1956 hieß dieses Getränk Spezi, der Name gehört
noch heute der Brauerei.
Doch Mitte der 70er-Jahre
wuchs den Augsburger Brauern
die Nachfrage nach Spezi über
den Kopf. „Wir haben gesehen,
dass wir es allein nicht schaffen,
und haben uns Partner gesucht“,
sagt Priller. So entstand der Spezi
Markengetränkeverband.
Das
Prinzip war einfach und gilt bis
heute: Kleine Brauereien kauften
bei dem Verband eine Lizenz und
dürfen dann für ihre Region unter
dem Namen Spezi den Cola-Mix
abfüllen und verkaufen.
Längst ist der Name allerdings
zu einem Sammelbegriff für alle
Spezi kommt aus Bayern und
wurde1956 erfunden. Nun wollen
Hersteller mit dem Cola-Orangen-Mix
den Rest Europas erobern
Mischgetränke aus Cola und
Orangenlimo geworden. „Spezi
wird wie Tempo als Gattungsname verwendet, aber er ist keiner“,
klagt Priller, der darüber gar nicht
glücklich ist. Denn das große Geschäft machen inzwischen ausgerechnet die Hersteller, die ihre
Produkte nicht Spezi nennen dürfen. Die Vorliebe der Deutschen
für die braune Brause entging
nämlich auch den amerikanischen
Softdrinkriesen nicht. Und die
entwickelten Kopien und brachten sie unter eigenen Namen auf
den Markt. Pepsi nennt sein ColaMischgetränk Schwip Schwap und
ist damit nach eigener Auskunft
Marktführer in Deutschland.
Der Absatz von Schwip Schwap
wachse ständig, seit das Getränk
1969 eingeführt wurde, sagte ein
Sprecher. Derzeit verkaufe man
jährlich mehr als 200 Millionen
Liter. „Der Cola-Mix-Markt ist
tendenziell ein deutsches Phänomen. International hat dieser Mix
aus Cola und Orange eine deutlich geringere Bedeutung.“
Das bestätigt man auch beim
Konkurrenten Coca-Cola. Deren
Mischung aus Cola und Fanta verkauft das Unternehmen seit 1973
unter dem Namen Mezzo Mix
ebenfalls fast ausschließlich im
deutschsprachigen Raum. Neben
Deutschland, Österreich und der
Schweiz gibt es die Marke nur
noch in Finnland.
Sogar innerhalb Deutschlands
gibt es, was den Spezi-Konsum
angeht, ein klares Süd-Nord-Gefälle. Während Mezzo Mix in Süddeutschland zu den drei meistverkauften Marken des Coca-ColaKonzerns gehöre, schaffe es der
Mix in Norddeutschland nur unter die Top Ten. Doch gerade die
kleinen Hersteller erobern inzwischen auch immer stärker die Regionen nördlich der Mainlinie.
„Wir haben inzwischen auch viele
Abnehmer in Hamburg und Berlin, die original Spezi bestellen“,
sagt Priller.
Der kleine Hamburger Hersteller Fritz-Kola will nun sogar über
die Landesgrenzen hinaus expandieren. Mit seinem Cola-Mix unter dem Namen Mischmasch wolle man den Schritt in andere europäische Märkte wie Frankreich
und
Großbritannien wagen,
sagte ein Gründer
dem „Wall Street
Journal“.
Diesen Schritt hat Priller schon
hinter sich. „In der Schweiz sind
wir beispielsweise gescheitert“,
erzählt er. Immer mal wieder probiert auch die Augsburger Brauerei, ob sich mit der wohl deutschesten Limonade ein ausländischer Markt erobern lässt – allerdings inzwischen nur noch auf
Nachfrage lokaler Partner. „Export machen wir, wenn jemand
auf uns zukommt und uns fragt“,
sagt Priller. Derzeit probiert es
ein Händler in Kroatien.
Davon profitiert auch die
Münchner Paulaner-Brauerei, die
ebenfalls ein Spezi anbietet. Von
2011 bis 2014 stieg der Absatz des
Paulaner Spezis jedes Jahr um
durchschnittlich mehr als 21 Prozent. Weil das Geschäft brummt,
erweiterte die Brauerei 2014 sogar die Abfüllkapazität. All das
geht aus den Bilanzen hervor.
Über Spezi sprechen will man bei
Paulaner nicht und schon gar
nicht verraten, wie viele Liter
jährlich verkauft werden. „Wir
freuen uns, dass unser Spezi so
vielen schmeckt“, sagte eine
Sprecherin nur.
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In der Bilanz
ist Spezi Teil
der Gruppe der
alkoholfreien
Produkte, zu
der auch andere Mischgetränke
gehören. Klar ist: Die Bedeutung
dieser alkoholfreien Produkte hat
in den vergangenen Jahren stark
zugenommen. 2014 machte Paulaner in diesem Bereich einen Umsatz von 20,9 Millionen Euro, ein
Plus von 31 Prozent im Vergleich
zu 2009. Der Bierumsatz sank im
selben Zeitraum um 3,8 Prozent.
Dass man bei Paulaner einsilbig
wird, wenn es um das Thema Spezi geht, könnte auch daran liegen,
dass man den Konkurrenten im
nahen Augsburg nicht zusätzlich
reizen will. Denn für Sebastian
Priller von Riegele ist die Tatsache, dass Paulaner ein Konkurrenzprodukt unter dem Namen
Spezi verkaufen darf, ein „ganz
trauriges Kapitel unserer Geschichte“.
Die Münchner Unternehmen
müssen nicht wie die anderen
bayerischen Brauereien eine regelmäßige Gebühr für die Nutzung des Namens zahlen. Paulaner habe bereits vor Gründung
des Markenverbandes für eine
einmalige Lizenzzahlung das
Recht erworben, dauerhaft Spezi
zu verkaufen.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
DIE WELT KOMPAKT
MANAGEMENT & KARRIERE 23
FREITAG, 8. APRIL 2016
Richtige Anreize
U
m Mitarbeiter zu
motivieren, sind finanzielle
Anreize
wie ein Bonus oder
ein paar lobende Worte oft
sinnvoll. Aber richtig loben will
gelernt sein. Und variable Vergütungen verfehlen häufig die
vom Arbeitgeber erhoffte Wirkung, ergeben mehrere Studien. Sie beeinflussen also nicht
die Umsatzhöhe oder die Entwicklung des Marktanteils.
gehalts ausmache. Gibt es weniger Geld, sind viele nicht extra motiviert.
Außerdem muss das System
der finanziellen Anreize fair
sein. Wird es als unfair angesehen, demotiviert es eher, sagt
Meinecke. Das könnte die Erklärung für die Ergebnisse einer Untersuchung der Hay
Group sein: Der Personaldienstleister hat die Bonussysteme von deutschen Vertriebsmitarbeitern untersucht und
festgestellt, dass dieser Bereich
anders vergütet wird als der
Rest der Beschäftigten. Provisionen und Bonuszahlungen
würden eine wichtige Rolle im
Vertrieb spielen, heißt es bei
der Hay Group, die die Gehaltsstrukturen von 117 größeren
deutschen Unternehmen untersucht hat. Bei der Befragung
von Vertriebsspezialisten sei
herausgekommen, dass zwischen zehn und 30 Prozent der
Vergütung variabel ist.
Die Höhe und die Form des
variablen Anteils am Gehalt hätten aber kaum Einfluss darauf,
VON STEPHAN MAASS
Ein Grund dafür ist die Höhe
von Bonus oder Provision. Sie
könnten das Engagement der
Arbeitnehmer nur steigern,
wenn sie hinreichend groß seien, sagt Annika Meinecke. Sie
forscht am Institut für Psychologie der Technischen Universität Braunschweig zum Thema. Studien hätten gezeigt,
dass ein messbarer Effekt bei
der Mitarbeitermotivation nur
dann zu sehen sei, wenn die Bonuszahlung mindestens sieben
Prozent des jährlichen Brutto-
GETTY IMAGES/WESTEND61WESTEND61
Mitarbeiter brauchen Anerkennung, damit sie motiviert sind. Doch nur wenige Chefs finden das richtige Maß
Da liegt der Apfel. Aber ist das Angebot wirklich verlockend?
ob die Ziele im Vertrieb auch erreicht würden. „Provisionen
und Bonuszahlungen in der bisherigen Form sind nicht der
richtige Ansatz“, sagt Thomas
Haussmann, Vergütungsexperte
der Hay Group. „Die Ergebnisse
unserer Studie lassen an Sinnhaftigkeit und Zielführung üblicher variabler Vergütungsmo-
delle im Vertrieb zweifeln.“
Für die Psychologin Meinecke sind Boni oder Provisionen nicht grundsätzlich falsch.
Aber es komme darauf an, ob es
objektiv messbare Kriterien gebe, nach denen der Bonus verteilt werde. Häufig seien die
Kriterien jedoch subjektiv,
dann werde das System schnell
als unfair wahrgenommen. Lob
funktioniere
grundsätzlich
ebenfalls, um Mitarbeiter zu
motivieren, sagt die Braunschweiger Psychologin. Ob
Geld oder Lob am Ende mehr
motiviert, lasse sich mit letzter
Sicherheit jedoch nicht sagen.
Im Idealfall sollten Personaler
eine Kombination aus beidem
anwenden, so die Empfehlung.
Schlecht sei, die Leistung der
Mitarbeiter zu steigern, indem
man Druck mache und Angst
verbreite. Dann seien in der Regel eine erhöhte Fluktuation in
der Belegschaft sowie ein hoher Krankenstand die Folgen,
sagt Meinecke.
Richtig zu loben beherrscht
aber bei Weitem nicht jeder
Chef. Wer bei der Arbeit sein
Bestes gibt und trotzdem nie
ein Lob hört, ist schnell verunsichert. Doch möglicherweise
ist der Chef zufrieden und er
könne bloß nicht loben, sagt
Claudia Fröse, Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Techniker
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24 LIFESTYLE
DIE WELT KOMPAKT
Lady Gaga
in Blau
FREITAG, 8. APRIL 2016
W
ie lässt sich das
Gefühl beschreiben, wenn eine
sehr schöne Blüte
in einer unpassenden Umgebung
blüht. Ist es Mitleid, weil die Bedauernswerte es nicht besser getroffen hat? Oder Zorn, weil ihre
ganze Schönheit sinnlos scheint?
STEFAN BEETZ/ SBEETZ.COM
VON ELKE VON RADZIEWSKY
Die Iris gilt mit ihren blauen
Wunderblüten als zarte Garten-Exotin.
Unsere Expertin weiß, wohin man sie
verpflanzen sollte
Seit Jahren gucke ich neidisch,
wenn ich Frühlingsiris blühen sehe.
Sie erscheinen mir ungewöhnlicher,
exotischer, schöner als alle ihre
Verwandten im Sommer, von denen
Fein marmoriertes Rindfleisch macht das Tatar perfekt
Ein bisschen Korea,
ein bisschen Spanien
Im Kochu Karu gibt es Rindertatar mit
spanischen Mandeln und Miso-Aioli
Die Frühlingsiris in voller
Blüte - inklusive Honigmal
Bin ich zu alt für Carmen-D
Schulterfrei liegt diesen Sommer im Trend. Doch
kann man die Brigitte-Bardot-Gedächtnisblusen
mit Ü40 überhaupt noch tragen?
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/NEILSON BARNARD
Zutatenliste für Dry aged
Beef Tatar, Spanische Mandel, Miso- Aioli:
Für das Tatar:
240 g Rinderfilet, stark marmoriert, trocken gereift
30g Helle Sojasauce
5g Fleur de Sel
10g gerösteter, gemahlener
schwarzer Pfeffer
10g rosa Knoblauch, feingewürfelt
10g Gochujang, koreanische
Chilipaste
15g Blütenhonig
30g Grober Senf
45g Sesamöl
Für die Miso-Aioli:
125g Seidentofu
15g Rosa Knoblauch, fein gewürfelt
30g frisch gepresster Zitronensaft
10g dunkle Sojasauce
35g koreanische Misopaste
65g Olivenöl
5g Fleur de Sel
100g Marcona Mandel, geröstet, gesalzen und geschrotet
50g Nashi Birne oder wahlweise Granny Smith Apfel
1 Schale Rote Shiso Kresse
Zubereitung: Das vorgekühlte Rinderfilet mit einem Messer in feine Würfel schneiden,
je nach Wunsch anschließend
zu feinerem Püree hacken.
Fleisch in Schüssel legen, mit
Folie abdecken, kühlstellen.
Für die Marinade alle Zutaten
in einem hohen Becher mit einem Stabmixer fein pürieren.
Die Marinade bei Raumtemperatur ca. zwei Stunden ziehen lassen. 30 Minuten vorm
Servieren Fleisch und Marinade miteinander vermengen
und zu kleinen Bällchen formen. Diese in den Marcona
Mandeln wälzen. Für die Miso-Aioli alle Zutaten in einem
Becher abwiegen und mit einem Stabmixer sehr fein pürieren. Das Öl in kleinen Portionen hinzugeben, so gelingt
die Emulsion besser. Mit
Fleur de Sel oder mit etwas
Zitronensaft
abschmecken
und die Sauce in eine Dressierflasche oder einen Beutel
füllen. Birne oder Apfel in
Streifen schneiden. Shiso
Kresse schneiden. Jeweils
drei Bällchen für eine Portion
auf einen Teller legen und mit
der Aioli gleichmäßige Tupfer
um die Bällchen herum setzen. Mit Obstscheiben und
Shiso Kresse garnieren.
GETTY IMAGES/ CHRIS BURROWS
er sich für die Fusion-Küche begeistert, ist im Kochu
Karu richtig: In dem minimalistisch eingerichteten Restaurant in Berlin-Prenzlauer
Berg verbinden der spanische
Koch José Miranda Morillo
und die koreanische Opernsängerin Bin Lee-Zauner die
traditionellen Gerichte ihrer
beiden Heimatländer miteinander. Tapas beziehungsweise Banchan sind kleine Gerichte, die sowohl für Spanien
als auch für Korea typisch
sind wie das heutige Tartar.
STEFAN BEETZ/ SBEETZ.COM
W
Bini Lee-Zauner und José
Miranda Morillo
Olivia Palermo in Carmen-Bluse
Wer nach dem Begriff CarmenSpaghetti im Internet sucht,
stößt zuerst auf eine Pizzeria in
Playa del Carmen in Yukatan und
gleich darauf auf eine große Auswahl üppiger Hochzeitskleider.
VON SUSANNE KALOFF
Doch das Carmen-Dekolleté,
also ein schulterfreies Kleid
(oder Bluse), erlebt gerade eine
noch weit über die Brautmode
reichende Renaissance, vor al-
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lem in Kombination mit Spaghettiträgern, die das Herunterrutschen lasziv aufhalten sollen
– warten Sie mal ab, bis die Temperaturen steigen. Sämtliche
Marken von Ganni über The Reformation (machen die schönsten Wiesenblumen-auf-schwarzem-Grund-Dresses) bis zu
Hervé Léger.
Egal, ob mit Trägern oder ohne, gerafft, mit Volantärmeln
oder wie bei dem kalifornischen
Label Bailey 44 als eng anliegen-
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
sie sich vor allem durch die stoppelkurzen Stiele unterscheiden. Sie
sind Zwerge, treiben ihre Knospen
pfeilspitz wenige Zentimeter über
die Erdoberfläche, um ihre blauen
Wunderblüten zu öffnen, im Dreiklang symmetrisch, Hänge- und
Domblätter, Kämme und Bärte, mit
Honigmalen in verschiedensten
Leopardenmustern – Lady Gaga in
noch winterkalten Beeten.
Vor einem Jahr, im März, habe
ich wieder welche gesehen, damals in dem berühmten Steingarten des Berliners Jörg Stellmacher. Die Exotinnen
standen verstreut auf
LIFESTYLE 25
FREITAG, 8. APRIL 2016
Steinstufen und Vorsprüngen,
überdacht von kleinwüchsigen
Kiefern und Lilliput-Weiden. Der
ganze Garten ist eine kostbare Miniatur, es geht auf und ab, überall
blüht Seltenes und Rares. Und
auch wenn der Gärtner behauptet,
er jäte nicht, so verbringt er doch
jeden Tag viele Stunden zwischen
seinen Gewächsen. Er rückt und
schiebt, formt und sortiert. Ganz
im Gegensatz zu mir, bei der sich
die Pflanzen allein behaupten
müssen. Trotzdem, mit den Iris
sei es ganz einfach, sagte er.
Es war tatsächlich einfach, im
Herbst Zwiebeln der kleinen Kost-
barkeiten zu bekommen. Schwer
wurde die Entscheidung, welche
von den vielen Namensformen es
sein soll, die unterm Blütenporträt
im Katalog stehen. Anschauen
muss ich sie doch einmal und wer
weiß denn schon, welche durchkommen werden. Durchgekommen sind sie alle, es ist die Eigenart der sogenannten Geophyten
(von Geo gleich Erde und Phyto
gleich Pflanze), in den Zwiebeln alle Energie zu speichern, die sie
zum Austreiben in ungünstigen
Lebensbedingungen
brauchen.
Und der holländische Händler
Nijssen hatte gute Ware geliefert.
Doch wie ergeht es Lady Gaga
in meinen weit gestreckten Beeten, zwischen kahlen Sträuchern,
abgestorbenen Blättern, die erst
langsam abgeräumt werden. Ihre
Extravaganz scheitert an der Realität. Obwohl sie Regen und
Nachtfröste aushalten, stehen sie
mit all ihrer Pracht wie Mauerblümchen da. Die gelben und
weißen Leuchtfeuer (Honigmale) auf ihren Blütenzungen
wirken nicht weit genug, das
Blau entwickelt einfach keine
Fernwirkung. Jedes einfache Schneeglöckchen
ist charmanter.
Es gibt einen
Kompromiss: Die
Geophyten gedeihen in Töpfen. Eine
Freundin hat Topf um Topf mit
derartigen Schätzen gefüllt. Die
Oberflächen mit grobem Kies gegens Austrocknen und Verunkrauten abgedeckt und sie alle zusammen in einem Kasten an der Hauswand untergebracht. Der Kasten
ist gegen zu viel Frost und Feuchtigkeit gepolstert und kann abgedeckt werden. Wenn die Blüten
treiben, nimmt die Freundin seltene Schneeglöckchen, funkelnde
Iris (Iris reticulata), später Scilla
und winzigblütige Gebirgsnarzissen heraus und stellt sie auf ein
Podest – Catwalk für die Zarten
im Blumengarten.
T Die Autorin leitet das Ressort
„Garten“ bei „Architektur und
Wohnen“. Zwergiris, Iris reticulata und viel mehr bei:
www.nijssenbulbs.nl
ekolletés?
des Top aus Jersey. Eins haben
sie alle gemein: Das Schlüsselbein liegt frei.
Schulterfreie Kleider, darauf
stand schon Brigitte Bardot in
Saint-Tropez am Arm von Gunter Sachs, der solidarisch sein
Hemd bis zur Brust öffnete. Das
Besondere am weiblichen Freilegen der Schulterpartie: Es zeigt
eine Stelle, die man eigentlich
nur zeigt, wenn man nackt ist.
Gleichzeitig ist man aber vollständig angezogen.
Vor
allem
Frauen,
die
ab vierzig über ihre Oberarme
klagen, werden den CarmenTrend begrüßen.
Die unschuldige und doch
deutliche Sprache, das kennt
man von der klassischen DirndlBluse. Und der Ausschnitt der
Saison geht tatsächlich auch auf
eine Tracht zurück, allerdings
auf eine spanische. Und da sind
wir auch schon beim springenden Punkt: Um nicht zu viel
Olé-Olé ins Outfit zu
bringen, sollte man auf
dunkle Rot-Töne in Verbindung mit changierenden Stoffen tunlichst verzichten. Gleiches trifft auf Accessoires zu, die
Flamenco-Assoziationen wecken
könnten. Eher weiße Sneaker zu
dem hellblau-weiß gestreiften
Ganni-Hängerchen wählen, damit kann man sich im Sand von
Sylt genauso gut blicken lassen
wie im Büro.
Schulterfrei ist wieder trendy:
Kleid von 0039 Italy
Wie man aus harten Kerlen
sanfte Männer macht
Bernhard Roetzel hat seinen Modebuch-Klassiker
„Der Gentleman“ gründlich überarbeitet
D
ie angelsächsische Spezies der Gentlemen hat
bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Die
Idee, jede Situation formvollendet und ohne Mühe zu meistern
– und sei es, dass man gerade alles komplett vergeigt –, ist seit
Jahrhunderten das sehnlichste
Ziel vieler Männer. Die Unerreichbarkeit des Ideals erhöht
den Reiz naturgemäß ungemein,
genauso wie der Neid, der als
Lohn der Geschlechtsgenossen
winkt, wenn man dem Konzept
nahekommt.
VON PHILIP CASSIER
Traditionalisten zufolge geht
mit Gentlemen immer auch ein
bestimmtes
Erscheinungsbild
einher. Dass mit Bernhard Roetzel ein Deutscher im Jahr 1999
das umfassendste Buch zu diesem Thema veröffentlichte,
sorgt auf der Insel noch immer
für Erheiterung: Das „Standardwerk der klassischen Herrenbekleidung“ wird bis heute weltweit gelesen, es findet sich in
englischen
Maßschneidereien
genauso wie in den Regalen der
CEOs italienischer Designmanufakturen und Tuchwebereien.
Der Erfolg könnte daran liegen,
dass Roetzel sich jedem Thema
– Bekleidung, Schuhe, Accessoires – mit deutscher Gründlichkeit zum Detail widmete.
Dieser Autor kennt nicht nur die
Produkte und Dresscodes, sondern auch die dazugehörigen
Techniken, Werkstätten und ihre Menschen. Die Entstehung
von Anzügen oder Schuhen wird
minutiös in Wort und Bild erklärt. Dafür gebührt Roetzel
großer Dank; nicht viele können
von sich behaupten, ein derartig
umfassend gültiges Werk verfasst zu haben. Und die
Schwemme
entsprechender
Schriften, die sich irgendwie mit
Männern und Stil befassen, ohne handwerkliche Hintergründe
auszuleuchten, lassen das Buch
nur noch heller strahlen.
Nun legt der Autor eine Neuauflage im Verlag h. f. ullmann
vor, die die Wandlungen reflektiert, die sich seit der Jahrtausendwende ergeben haben. So
trägt Roetzel beispielsweise
der Tatsache Rechnung, dass
italienische Anzüge ihre Position im Vergleich zur Maßware
von Londons Savile Row weltweit ausbauen konnten, dazu
gibt es neue Einträge über
Schuhe und Bekleidung aus Österreich. Nerds könnten noch
immer mäkeln, dass es sich bei
den meisten Namen – Kiton,
Brioni, Henry Poole, Knize,
John Lobb etc. – nicht wirklich
um Insidertipps handelt.
Aber das wäre bei einem
Handbuch zu viel verlangt.
Konsequent beibehalten hat
Roetzel, dass das Preisniveau
seiner besprochenen Produkte
im obersten Bereich liegt. Dem
Autor zufolge kauft ein Gentleman wenige und hochwertige
Produkte, und das Buch hilft
wie kein zweites, Gutes von
Schlechtem zu unterscheiden.
Insofern passt es ausgezeichnet in unsere Zeit mit ihrem
Nachhaltigkeitsfetischismus.
Bedauerlich ist, dass Roetzel
sich nicht dazu entschied, diesmal mehr darüber zu schreiben, was den Gentleman abseits seiner Bekleidung ausmacht. Zum Ärgernis taugt das
Titelfoto: Der Autor posiert
persönlich. Einen Gentleman
aber erkennt man bekanntlich
daran, dass er sich nie selbst als
Gentleman bezeichnen würde
– zur Schau stellen sich nur
Snobs. Ein unnötiger Makel,
dem herausragenden Wert des
Inhalts kann das aber nichts
anhaben.
Bernhard
Roetzel: Der
Gentleman
h.f.ullmann
376 S., 29,90
Euro
MARTIN LENGEMANN
DIE WELT KOMPAKT
Gentlemen lieben Tweed: Die Londoner Schneider von Henry Poole
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26 INTERNET
DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
HÄNGENGEBLIEBEN - DER WEB-TIPP
The Fallen of WWII
NEIL HALLORAN
VON
Über kein Kapitel
starben, als die
JAKOB HANKE
der Zeitgeschichte
Regierung unter
ist wohl ausführliChiang Kai-shek
cher recherchiert
beschloss,
die
und publiziert worStaudämme am
den als über den Zweiten Gelben Fluss zu öffnen und
Weltkrieg. Auch die zivilen damit die eigene Bevölkerung
und militärischen Opferzahlen zu ertrinken zu lassen. Und
sind jedem Abiturienten be- zwölf mal so viele Menschen
kannt.
starben in der von DeutschUnd doch vermag es das land organisierten Shoah.
Daten-Projekt „The Fallen of Auch dieses schrecklichste KaWWII“ das
pitel
des
Ausmaß der
Krieges
Zerstörung
zeigt
der
auf
eine
Film
mit
neue,
sehr
nackten
simple und
Zahlen.
Natürlich
extrem wirkkann man
same Art und
darüber disWeise zu zeikutieren, ob
gen.
Die
Zahlen und
Website besteht aus einem computerani- Statistiken eine angemessene
mierten Film, der mit drama- Art sind, über menschengeturgisch gut aufgebauten Vi- machtes Leid nachzudenken.
sualisierungen den Verlauf Aber die Macher vermeiden
des Zweiten Weltkriegs und es, Opferzahlen gegeneinandie Opferzahlen in den vom der aufzuwiegen. Stattdessen
Krieg betroffenen Ländern ist die Botschaft des Films eiund Gruppen im Vergleich ne optimistische: Seit dem
zeigt. Zur Wirkung trägt der Zweiten Weltkrieg ist unsere
Einsatz von Fotos bei, die un- Welt deutlich friedlicher geter Zuhilfenahme des soge- worden.
nannten Ken-Burns-Effekts www.fallen.io
durch Zooms den Anschein
von Bewegung erwecken.
Den Film kann man anhalten, um in den interaktiven DER MOBILE VIDEO-TIPP
Grafiken einzelne Details, etwa zu den verschiedenen
Kriegsschauplätzen
und
Schlachten zu erfahren.
Wer in Deutschland an
Schlachten im Zweiten Weltkrieg denkt, denkt an Stalingrad, an Omaha Beach, an die
Schlacht um Berlin. Eine halbe Da kommt Nostalgie auf: Ein
Million deutsche Soldaten Bastler hat sein Raspberry Pi
starben in Stalingrad, genauso Zero in einen Game Boy verviele wie in allen Kämpfen an wandelt – inklusive SD-Karten-Adapter. So lassen sich
der Westfront.
Weniger bekannt, aber im mit der Konstruktion all die
Film thematisiert: Die rund alten Spieleklassiker zocken.
http://bit.ly/1VB09qJ
500.000 Opfer, die in China
Vivaldi-Browser ist fertig
Vivaldi Technologies hat die
Beta-Entwicklungsphase seines neuen Browsers abgeschlossen. Vivaldi kann nun in
der stabilen Version 1.0 kostenlos heruntergeladen werden, wie der Entwickler mitteilt. Der Browser soll besonders funktional sein: Tabs lassen sich etwa einfach per Drag
& Drop in Gruppen zusammenfassen, um so eine bessere
thematische Übersicht über
die geöffneten Seiten zu bekommen.
Und auch das Erstellen von
Notizen und Screenshots sowie das Speichern von Anhängen und Internetadressen
während des Surfens kennt
man als Anwender in dieser
Form bislang nicht. Die Materialsammlungen lassen sich
dann später einfach bearbeiten und durchsuchen.
Eine Steuerleiste für die
Notizen und andere nützliche Funktionen lässt sich
schnell per F4-Taste ein- und
ausblenden.
Darüber hinaus sind alle
Leisten anpass- und verschiebbar. Tasten-Kurzbefehle werden zur Steuerung ebenso unterstützt wie Mausgesten oder
die Pfeiltasten zur räumlichen
Navigation auf Webseiten.
Auch ein E-Mail-Client ist integriert. Vivaldi basiert auf der
Chromium-Engine und unterstützt die Installation von
Chrome-Erweiterungen.
Mini-iPhone:
Fort- oder
Rückschritt?
A
pples neues iPhone SE
ist keine Revolution
und will das auch nicht
sein – es ergänzt
schlicht das bestehende Sortiment von Apple-Smartphones
um ein günstiges Modell mit kleinem Bildschirm.
VON STEPHAN DÖRNER
Dazu setzt Apple beim iPhone
SE überwiegend auf die bewährte
Technik des aktuellen iPhone 6S.
Im Grunde ein schnelles aktuelles iPhone zum günstigen Preis.
In der vergangene Woche habe ich mein riesiges iPhone 6
Plus gegen das neue iPhone SE
eingetauscht – das größte gegen
das derzeit kleinste iPhone von
Das neue Apple-Modell SE bietet
viel Smartphone für wenig Geld –
wenn es nur nicht so klein wäre
Apple. Der Unterschied sind
rund 4 Zentimeter in der Bildschirmdiagonale. Klingt nicht
nach viel? Ist es aber.
Heute bietet Apple das iPhone
in insgesamt drei Größen an: Das
neue iPhone SE mit 4-Zoll-Bildschirm, das iPhone 6S mit 4,7Zoll-und das iPhone 6S mit 5,5Zoll-Bildschirm. Der von mir gewohnte 5,5-Zoll-Bildschirm misst
rund 14 Zentimeter in der Diagonale, der des iPhone SE mit 4Zoll-Bildschirm rund 10 Zentimeter. Mein erster Gedanke: „Mein
Gott ist das winzig.“ Dabei war
ich lange sogar einen noch kleineren Bildschirm gewöhnt: Das Display des iPhone 4S hatte sogar
nur eine 3,5-Zoll-Diagonale.
Doch zunächst zum Inneleben:
Am iPhone SE gibt es technisch
nichts zu bemängeln. Es ist blitzschnell, denn im günstigen SE arbeitetet derselbe Haupt- und Grafikprozessor wie in den beiden
großen Brüdern iPhone 6S und 6S
Plus. Nur auf die Funktion „3D
Touch“ müssen Käufer des iPhone SE verzichten. Schade, denn
160 Dollar Herstellungskosten
Die in Apples neuem iPhone SE
verbauten Komponenten sind
insgesamt rund 156 Dollar wert,
schätzt das Marktforschungsunternehmen IHS in einer aktuellen Analyse. Samt Zusammenbau
kostet die Herstellung eines
iPhone SE demnach rund 160
Dollar (etwa 140 Euro).
Nicht in die Berechnung von
IHS fließen die Kosten für Hardware- und Softwareentwicklung,
Vertrieb,
Garantieleistungen,
Support und Lizenzgebühren
ein. Im Verkaufspreis ist auch die
gesetzliche Mehrwertsteuer enthalten. Apples Marge ist beim
iPhone SE aufgrund des geringeren Verkaufspreises niedriger als
bei bisherigen iPhone-Modellen.
Wie üblich lässt sich Apple
aber vor allem einen größeren
Speicher teuer bezahlen: Die
günstigste Variante besitzt nur 16
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Gigabyte Speicher für Daten und
Apps. Das Modell mit 64 Gigabyte Speicher kostet in Deutschland 100 Euro mehr.
Das Speichermodul mit 64 Gigabyte kostet laut IHS im Einkauf allerdings nur elf Dollar
mehr als das Modul mit 16 Gigabyte. Im US-Markt streicht Apple
damit laut den Marktforschern
zusätzlich 89 Dollar Profit für die
Speichererweiterung ein.
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INTERNET 27
FREITAG, 8. APRIL 2016
diese Funktion ist eine nützliche
Innovation, zum Beispiel um EMails in einer Vorschau zu öffnen,
ohne sie als gelesen zu markieren.
Die Fotos sind dagegen – wie von
den anderen aktuellen iPhoneModellen gewohnt - brillant.
Insgesamt bekommt der Käufer beim iPhone SE daher so viel
iPhone wie noch nie zuvor fürs
Geld: Schon ab 489 Euro gibt es
aktuelle iPhone-Technik – der
bisher günstigste Einstieg in die
iPhone-Welt. Diese Version hat
dann allerdings nur 16 Gigabyte
Speicher für Daten und Apps.
Das ist selbst für die meisten Einsteiger schnell zu wenig. Daher
ist der Griff zur 64-Gigabyte-Version für 589 Euro auf jeden Fall
die bessere Wahl.
Also viel moderne iPhoneTechnik für wenig Geld? Wäre da
nur nicht der kleine Bildschirm.
Mit dem kleinen Bildschirm ging
es mir so wie früher mit Mäusen
ohne Mausrad: So lange ich nicht
wusste, was ich vermisse, hatte
ich mit Mäusen ohne Mausrad
kein Problem. Doch heute will
ich nie wieder zurück. Dasselbe
galt nun auch für den großen
Bildschirm: Nachdem ich mich
an die Größe des iPhone 6 Plus
gewöhnt hatte, war der Weg zurück äußerst schmerzhaft.
Das Resultat: In den ersten Tagen vertippe ich mich ständig
beim Schreiben von E-Mails oder
WhatsApp-Nachrichten.
Und
auch am Ende der Woche sind
Vertipper immer noch häufiger
als auf meinem großen iPhone.
Das reine Lesen von E-Mail und
Webseiten bereitet mir dagegen
auf dem kleinen Bildschirm keine
Schwierigkeiten. Weniger Spaß
machen natürlich Spiele oder das
Betrachten von Videos und Bildern auf dem kleineren Display.
Das Gefühl der Winzigkeit des
Bildschirms verschwindet nicht.
Dabei hat ein kleiner Bildschirm
natürlich auch Vorteile: Geschmeidig verschwindet das iPhone SE in
jeder Hosentasche und ist dabei
kaum spürbar. Und bei einem
Nachteil kleinerer Smartphones
hat Apple gute Arbeit geleistet: Der
Akku des iPhone SE wurde gegenüber dem iPhone 5S stark verbessert, er übersteht im Test jeden
Tag. Laut Apple soll die Laufzeit sogar die des iPhone 6S übertreffen –
nicht aber die des iPhone 6S Plus,
das einen größeren Akku besitzt.
Für Apple ist das iPhone SE
damit ein klarer Fortschritt: Die
alten 4-Zoll-Geräte haben sich
schon bisher immer noch gut
verkauft – mit dem SE hat Apple
damit
auch
endlich
ein
Smartphone mit aktueller Technik für alle Liebhaber kleinerer
Bildschirme im Angebot. Tatsächlich hat Apple damit nun das
einzige
wirklich
kleine
Smartphone mit Top-Ausstattung im Angebot. Sonys Xperia
Z5 Compact beispielsweise heißt
zwar „Compact“, ist aber mit seinem 4,6-Zoll-Bildschirm eigentlich nicht besonders klein.
Für mich persönlich jedoch ist
ein kleiner Bildschirm ein klarer
Rückschritt. Für alle, die – aus
welchen Gründen auch immer –
auf einen kleinen Bildschirm bestehen, ist das iPhone SE das bisher beste Apple-Smartphone im
4-Zoll-Format.
Neue TV-Trends für das Wohnzimmer
Hersteller zeigen sich so innovationsfreudig wie lange nicht mehr
I
n rund vier Millionen deutschen Haushalten flimmern
Nachrichten, Sport und Spielfilme noch immer über einen
Röhrenfernseher. Diese Zahl hat
TNS Infratest für den Astra-TVMonitor 2015 ermittelt. Die
Wahrscheinlichkeit, dass in diesem Jahr noch einige der klobigen Kisten gegen einen schmalen
Flachbildfernseher ausgetauscht
werden, ist allerdings hoch: Denn
sportliche Großereignisse wie etwa die bevorstehende FußballEM oder die Olympischen Sommerspiele haben in der Vergangenheit den TV-Absatz verlässlich angekurbelt. Die entscheidenden Fragen für Käufer: Sollte
das neue TV bereits UHD-Auflösung bieten, macht ein gebogenes Display Sinn und sind HDR-
Gerade kommen die ersten
UHD-Blu-rays samt Playern auf
den Markt. Experte Knaak geht
aber nicht davon aus, dass dies
dem Markt spürbare Impulse
verleihen wird – im Gegensatz zu
den aufkommenden UHD-Angeboten der Streamingdienste:
„Wie im Musikgeschäft wird auch
die Filmindustrie erleben, dass
Datenträger seltener gekauft
werden.
Neben Ultra-HD hört man im
Zusammenhang mit Flachbildfernsehern immer öfter das Kürzel HDR. Das bedeutet High Dynamic Range, also großer Dynamik-Umfang. „Gemeint ist dabei
ein überdurchschnittlicher Helligkeitsunterschied
zwischen
Schwarz und Weiß, also ein überdurchschnittlich hoher Kon-
DPA-TMN/ FLORIAN SCHUH
GETTY IMAGES, GESTALTUNG: KATJA MANKIEWICZ
DIE WELT KOMPAKT
OLED-Displays haben in dämmeriger Umgebung ihre Stärken
Technologie und ein erweiterter
Farbraum wichtig?
Für Peter Knaak von der Stiftung Warentest führt an einem
Gerät mit Ultra-HD-Auflösung
(3840 mal 2160 Pixel) künftig
kein Weg mehr vorbei. „In der
Größenklasse ab etwa 100 Zentimeter wird UHD bald der Standard sein“, erklärt er. Seine Empfehlung: Wer ein großes TV-Gerät in ein kleines Zimmer stellen
will, sollte sich für UHD entscheiden. Der Grund: „Auf kurze
Distanz kann ein normalsichtiger Mensch oder Brillenträger
die Pixelstruktur des HD-Displays sehen, nicht aber die feinere Struktur eines UHD-TVs.“ Der
hat in jeder Dimension nämlich
doppelt so viel Bildpunkte wie
ein Full-HD-TV.
trast“, erklärt Christoph de Leuw
von der Zeitschrift „Computerbild“. Außerdem gehöre ein breiteres Farbspektrum dazu. „Mit
Hilfe dieser Optimierungen sollen sich Filme natürlicher und lebensechter darstellen lassen“,
sagt der Experte.
Ein besserer Kontrast und natürlichere Farben hätten nach
Ansicht von Peter Knaak schon
viel früher Einzug in die Geräte
erhalten müssen. Nun seien die
Hersteller auf dem richtigen
Weg: „Endlich tun sie wieder etwas für die Hauptaufgabe eines
Fernsehers: gute Bilder zeigen.“
Der Trend zu UHD passe dazu:
Mit dem Plus an Bildpunkten
stellten neue Fernseher die feiner abgestuften Farb- und Kontrastverläufe besser dar. Trotz-
dem werde die Hoffnung auf eine
größere Detailfülle durch Ultra
HD enttäuscht: „Die ist nur bei
einem ungewohnt kurzen Sehabstand sichtbar, bei dem der Zuschauer jedoch – wie in der ersten Reihe mancher Kinos – ständig den Kopf drehen muss, wenn
außerhalb der Bildmitte etwas
passiert“, sagt Knaak. Bei einem
65-Zöller (165 Zentimeter Diagonale) etwa sei die volle Auflösung
nur bis zu einem Sehabstand von
1,25 Meter sichtbar. Alles im Blick
hätte ein Zuschauer erst ab einer
Distanz von knapp zwei Metern.
Von gebogenen TV-Bildschirmen, so genannten Curved-Displays, hält Warentester Knaak
nicht besonders viel. Der vielbeschworene Effekt, Zuschauer
würden regelrecht ins Bild gezogen, trete wenn überhaupt erst
bei außergewöhnlich großen
Fernsehern jenseits von 65 Zoll
und bei fürs Fernsehen untypisch
kurzem Sehabstand auf. Und:
„Ein gebogenes Display ist beim
Fernsehen eher von Nachteil,
weil Reflexionen von Lichtquellen präsenter als auf flachen Displays sind und aufgrund physikalischer Besonderheiten mehr stören“, weiß Knaak.
Geräte mit klassischer LCDTechnik bekommen aktuell immer mehr Konkurrenz durch
OLED-Displays, die mit organischen Leuchtdioden bewegte Bilder zum Leben erwecken. Für
Christoph de Leuw hängt die
Kaufentscheidung sowohl vom
Anwendungszweck als auch vom
Budget ab. Die OLED-Apparate
seien 20 bis 30 Prozent teurer
und spielten in dämmeriger Umgebung ihre Stärken aus, während die LCD-Technik bei Tageslicht Vorteile habe. Knaak attestiert OLED-Geräten zudem einen enorm großen Blickwinkel.
Je nach Hersteller arbeiten
Flat-TVs mit unterschiedlichen
Betriebssystemen. Philips und
Sony etwa setzen auf Android,
LG auf WebOS, Samsung auf Tizen und Panasonic auf Firefox
OS. Für den Nutzer macht sich
dies primär durch unterschiedliche Bedienoberflächen und abweichender App-Angebote bemerkbar.
Auswirkungen
auf
Funktionsumfang und Ausstattung haben die Betriebssysteme
jedoch nicht.
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28 WISSEN
PALÄONTOLOGIE
Kampf gegen
Neandertaler-Gene
Neandertaler-Männer sind
womöglich schuld daran,
dass es trotz einiger Liebeleien mit modernen Menschen nicht zu mehr Nachwuchs gereicht hat. Bestimmte Erbanlagen auf dem
männlichen Geschlechtschromosom könnten eine
erfolgreiche Fortpflanzung
mit dem Homo sapiens verhindert haben, berichtet ein
Forscherteam um Fernando
Mendez von der Universität
Stanford im „American Journal of Human Genetics“.
UMWELT
Fisch soll
Muscheln retten
Die Flussperlmuschel gilt in
Deutschland seit vielen Jahren als vom Aussterben bedroht – jetzt könnte die
Bachforelle, so hoffen Artenschützer, in einem der letzten Verbreitungsgebiete der
Süßwassermuschel an der
bayerisch-tschechischen
Grenze den Bestand sichern.
Oberfranken und Tschechien
setzten zusammen Bachforellen aus, um das Projekt
einzuleiten. Die Bachforelle
ist der Wirtsfisch, in dessen
Kiemen die Frühformen der
Flussperlmuschel über Monate hinweg leben.
SKELETT
Wal darf aus
dem Wasserbad
Ein in der Nordsee ums Leben gekommener Pottwal
wird an der Universität Gießen präpariert. Der große
Meeressäuger ist dort jetzt
aus seinem Wasserbad gehoben worden, um weiterverarbeitet werden zu können. Das Skelett lagerte drei
Monate lang in der Brühe,
damit sich Fleisch- und Gewebereste lösen und es präpariert werden kann. Es
werde aber noch Monate
dauern, bis das Skelett ausgestellt werden könne.
GÜRTLERS
GESAMMELTE GRÜTZE
Die erste (und letzte) Internationale Dada-Messe fand im
Sommer 1920 in Berlin statt.
Der Katalog, erst zwei Wochen nach Messebeginn fertig
gestellt, umfasste 174 Werke
von 27 Künstlern, die Initiatoren wurden ein Jahr
später wegen Beleidigung der
Reichswehr zu Geldstrafen
verurteilt.
MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE
A
n die 40.000 Soldaten
zu Fuß, 10.000 Reiter
sowie 37 Elefanten –
und der ganze Tross
hatte sich verlaufen. „Auch die
mit ihm ziehenden Gallier
kannten sich in diesen Bergen
nicht mehr aus“, schildert Hannibal-Biograf Ernle Bradford
die missliche Situation des Karthagers auf dem Marsch seines
Lebens. Es war – nach heutiger
Zeitrechnung – gegen Ende Oktober des Jahres 218 v. Chr., der
Heerführer war in den Bergen
angekommen, irgendwo in den
französischen Alpen unserer
Tage. Die Tage wurden kälter,
aber die Männer mussten über
die hohen Berge.
schungen beteiligter Mikrobiologe der Universität von Belfast
in Nordirland. Er hofft auch auf
aussagefähige Funde von Genmaterial, aus denen sich im Idealfall die geografische Herkunft
der Tiere bestimmen ließe.
Treffen die Annahmen Mahaneys und Allens zu, so wären
dies die ersten tatsächlichen
Spuren des Trecks. Bisher waren es lediglich überlieferte
Schriften antiker Historiker,
aus denen moderne Wissenschaftler die Anhaltspunkte für
man mutwilligem Steinschlag
ausgesetzt war. Beschrieben ist
auch der Blick von der Passhöhe aus bis in die Poebene hinunter und der besonders steile Abstieg dann hinunter ins
Römische Reich, dem Cisalpinum. Bei dieser Etappe werden
die Erzählungen dramatisch.
Hannibals Pioniere mussten
erst begehbare Wege in die Felsen sprengen, indem sie die
Felsen durch Hitze und Kälte
mürbe machten, und mussten
in tiefer liegenden Regionen
FREITAG, 8. APRIL 2016
kussiert: den Kleinen Sankt
Bernhard, den Col de Clapier
sowie den Col de la Traversette.
Leicht im Vorteil stand in den
letzten Jahrzehnten der Col de
Clapier, unweit der alten Fernverkehrsstraße über den Mont
Cenis und des Tunnels, durch
den heute der Auto- und Eisenbahnverkehr zwischen Italien
und Frankreich rauscht. Aus einem naheliegenden Grund: Bei
der Strecke über den Clapier ist
der Aufstieg aus Frankreich vergleichsweise leicht zu begehen.
VON ULLI KULKE
Von Nordwesten her wollte
Hannibal
seinen
Überraschungsangriff auf das Römische Reich beginnen, man stand
im Zweiten Punischen Krieg.
Doch erst einmal schickte er
Späher voraus, zu erkunden, wo
es eigentlich hinüberging. Und
wo feindlich gesinnte Einheimische oben, über den Tälern lauerten, um tödliche Felsbrocken
herabrollen zu lassen. Hannibals
Zug war der berühmteste, der je
über die Alpen führte. Und auch
der legendärste. Denn nicht nur
damals war den Männern zwischenzeitlich unbekannt, wo
man sich befand. Auch heute
rätseln und streiten die Historiker, über welchen Pass die vielen
Tausend Krieger am Ende die
Poebene erreichten. Jetzt wird
die Diskussion durch einen ganz
besonderen Fund auf einem Alpenübergang bereichert.
Gewaltige
Mengen
an
Exkrementresten, mit hoher
Wahrscheinlichkeit von Pferden wie wohl auch menschlichen Ursprungs, will ein Geomorphologe aus Kanada jetzt in
den Sedimenten auf dem Pass
Col de la Traversette entdeckt
haben. Seine Isotopenuntersuchungen, sagt William Mahaney
von der York-Universität in Toronto, hätten ergeben, dass diese Hinterlassenschaften etwa
im Jahr 200 v. Chr. dort oben
abgelegt worden seien, also
durchaus passend zum Zeitpunkt von Hannibals Marsch.
Und er behauptet: Aus der Geschichtsschreibung sei kein
weiteres Ereignis bekannt, das
erklären könnte, warum so viele Pferde diesen Pass überquert
haben könnten.
Heerzüge der Römer kreuzten damals hie und da die Alpen, der Col de la Traversette
allerdings verläuft über eine
Höhe von 2950 Metern, was ihn
sicher nicht zu einer bevorzugten Strecke für größere Gruppen von Reitern machte. Weiden für die Tiere sind dort weit
und breit nicht in Sicht. Die genaue biochemische Untersuchung der Exkremente hält
noch an. „Wir sind noch nicht
absolut sicher, ob die Bakterien,
die wir darin fanden, von Menschen oder Pferden stammen“,
sagt Chris Allen, ein an den For-
PA/ MARY EVANS/ RA
KOMPAKT
DIE WELT KOMPAKT
Auf etwa 2950 Meter hatte man sich verirrt: Hannibal und seine Truppen in den Alpen 218 v. Chr., dargestellt in einem Gemälde von Raymond Sheppard
Pferdeäpfel ante portas
Forscher sind sich sicher, in den Alpen erstmals auf Spuren
von Hannibals Treck gestoßen zu sein: Eine gewaltige
Menge an Exkrementen markiert die Route über einen Pass
ihre jeweils favorisierte Route
des Karthagers zogen: die „Geschichte“ des Griechen Polybios, der 20 Jahre nach dem
Marsch geboren wurde, sowie
die Bände über den Zweiten Punischen Krieg des Römers Titus
Livius, der fünf Generationen
später lebte. Alte Berichte über
Funde eines Elefantenskeletts
am Kleinen Sankt Bernhard,
von Helmen und Wurfspeeren
in den Seealpen oder von karthagischen Münzen im Tal der
Arc verlaufen sich im Nebulösen. Vom Verbleib der vermeintlichen
Zeugnisse
ist
nichts bekannt.
Und so spielten immer wieder dieselben vagen geografischen Angaben von Polybios
und Livius die Hauptrollen in
den Kontroversen. Etwa ein erhöhter Felsen, auf dem der
komplette Trupp sein Nachtlager aufgeschlagen hatte, um sicher vor Überraschungsangriffen zu sein. Weiter oben eine
Ebene mit einem kleinen See,
aus dem die Tiere trinken
konnten, Schluchten, in denen
Bäume fällen und hochschleppen, um Stege zu bauen.
Nicht nur wissenschaftliche
Forscher beteiligen sich an der
Diskussion. Lokale Vereine, ehrenamtliche
Heimatforscher,
pensionierte Dorfschullehrer –
in den infrage kommenden
Départements der französischen Alpen gibt es eine Reihe
engagierter Kräfte, die Argumente sammeln für die Route
vor der Haustür und gegen die
Alternative ein Tal weiter. Der
eine findet hier gerade Rillen in
Felsplatten, sieht darin antike
Wagenspuren und schließt daraus, dass dort damals sowieso
bereits reger Verkehr herrschte,
der andere berechnet dort Steigungen und schließt jedweden
Verkehr vollends aus. Wo immer
Hannibals Route über die Alpen
verlief, für die Elefanten war sie
so oder so tödlich, nur einer
kam lebend in der Poebene an.
Die Hinweise der beiden antiken Schriftsteller und ihre
zeitlichen Angaben haben die
Diskussion von Anfang an auf
drei mögliche Passrouten fo-
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Vollständige
Übereinstimmung mit den Angaben von Polybius und Livius gibt es bei keinem der drei Routen-Kandidaten. Mahaney hatte sich vor
sechs Jahren bereits auf den
Col de la Traversette als seinen
Favoriten festgelegt, lange bevor sein Team auf die Exkremente stieß. Sein Anhaltspunkt
war damals beim Pass ein größeres Geröllfeld, in dem er ein
von Livius beschriebenes wiedererkannt haben wollte.
Was Geröllfelder und Schluchten angeht, können die Angaben
von Polybios und Livius heute
nur noch bedingt zur Bestimmung der Route Hannibalsdienen. Bergrutsche, Überschwemmungen, auch die – durch Klimaschwankungen hervorgerufene –
Wanderung der Baumgrenze haben der Topografie eine neue
Struktur gegeben. Wo gestern
noch ein bewaldeter Berghang
war, ist heute nur Luft und ein
paar Hundert Meter weiter hinten eine kahle, senkrechte Bergwand. Tempora mutantur, hätte
man damals gesagt.
WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
DIE WELT KOMPAKT
RÄTSEL 29
FREITAG, 8. APRIL 2016
HOROSKOP
WIDDER (21.03.–20.04.)
Am Abend sollten Sie sich nervlich
nicht zu viel zumuten. Ein Tapetenwechsel ist ratsam, denn etwas Ablenkung macht frei. Manchmal haben Sie
Schwierigkeiten, die anderen zu überzeugen. Auch mit Ihrer Ausstrahlung
brauchen Sie handfeste Gründe.
STIER (21.04.–20.05.)
Ihr Instinkt hilft Ihnen, die Quelle
Ihres Unwohlseins aufzuspüren. Nehmen Sie mögliche Stresserzeuger unter
Ihre Lupe. In Ihrer Partnerschaft gibt
es leichte Spannungen. Vermeiden Sie
überflüssige Sticheleien, geben Sie lieber einmal nach.
ZWILLINGE (21.05.–21.06.)
Sie könnten frischen Wind in Ihrem
Leben vertragen. Gelassen nehmen Sie
neue Situationen in die Hand und meistern sie. Einen halbherzigen Flirt
sollten Sie unbedingt vermeiden. Dann
wird die Phase der Unentschlossenheit
ohne Reue vorbeigehen.
SUDOKU UND KREUZWORTRÄTSEL
VON STEFAN HEINE
Auflösung der letzten Rätsel:
KREBS (22.06.–22.07.)
Es geht Ihnen eigentlich gut. Bleiben
Sie aufmerksam, denn Ihre positiven
Kräfte neigen leider dazu einzuschlummern! Auch wenn Ihre Sehnsucht nach
Einheit dagegen spricht, müssen Sie
dem Partner mehr Freiheit geben, um
ihn halten zu können.
LÖWE (23.07.–23.08.)
Heute Abend geraten gewisse Botenstoffe in Ihrem Gehirn in helle Aufregung. Verliebte treffen sich auf Wolke
Numero sieben! Mars verleiht Ihnen
beflügelnde Energien. Sofern Sie sich
nicht überfordern, wird es Ihnen mit
Sport noch besser gehen.
JUNGFRAU (24.08.–23.09.)
Sie sind zielstrebig, gehen aber zum
Glück nicht über Leichen. Wie schön,
dass Sie trotz des Erfolges noch so
menschlich sind. Kosmische Minusstrahlen ab Mittag. Empfindlich und
zum Kränkeln neigend, sollten Sie auf
Ruhe im Alltag Wert legen.
Jede Ziffer von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld genau einmal eingetragen. Das linke
Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku
WAAGE (24.09.–23.10.)
Kleine Zwischenziele erklimmen Sie
täglich. Nun sind Sie fast am Endziel
und können die Erfolge schon am Horizont erkennen. Legen Sie Ihre distanzierte Seite ab und zeigen Sie sich hingebungsvoll. Dann bleiben in der Liebe
keine Wünsche offen.
SKORPION (24.10.–22.11.)
Venus sorgt für gelegentliche Störfeuer
im Liebesleben. Wichtig ist, dass Sie
trotz aller Unstimmigkeiten gelassen
bleiben. Viele Kleinigkeiten fallen Ihnen auf die Nerven. Hier hilft nur noch
ausspannen und abschalten. Ziehen Sie
sich zurück!
SCHÜTZE (23.11.–21.12.)
Wenn Sie Ihre Gesundheit vernachlässigt haben, wird es jetzt deutlich zutage
treten. Also: nachholen oder ausgleichen! Die Liebessterne liegen etwas
quer. Gehen Sie mit Ihrem Partner besonders aufmerksam um. Nicht an der
Oberfläche bleiben!
STEINBOCK (22.12.–20.01.)
Die generelle psychische und physische
Grundkonstitution ist gut. Meiden Sie
trotzdem anstrengende Grenzabenteuer. Sie lieben die Unruhe, doch manchmal wird es sogar Ihnen zu viel. Ziehen
Sie sich etwas zurück und besinnen Sie
sich wieder.
WASSERMANN (21.01.–19.02.)
Sie verfügen über ausreichend Energie
und Abwehrkräfte und können sich auf
einen ausgeglichenen Alltag einstellen.
Ihr Alltag wird von einer großen Liebesenergie verzaubert. Voller Feingefühl tasten Sie sich von einem Höhepunkt zum anderen.
FISCHE (20.02.–20.03.)
Schlechte Angewohnheiten können sich
heute ungünstiger auf die Gesundheit
auswirken, als Sie sich bewusst sind.
Nicht zürnen, wenn nicht alle Träume
wahr werden. Schalten Sie auf Entspannung, geben Sie die Zügel für eine Zeit
aus der Hand.
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WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
30 TV-PROGRAMM
DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
ARD
ZDF
RTL
SAT.1
PRO 7
VOX
5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00 ¥
Tagesschau 9.05 ¥ Rote Rosen
9.55 Sturm der Liebe 10.45 ¥ g
Gefragt – Gejagt 11.35 ¥ g Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.00
¥ Tagesschau 12.15 ¥ g ARDBuffet U.a.: Erste Hilfe nach dem
Biss 13.00 ¥ g Mittagsmagazin
14.00 ¥ Tagesschau
14.10 ¥ Rote Rosen Telenovela
15.00 ¥ Tagesschau
15.10 Sturm der Liebe Telenovela
16.00 ¥ Tagesschau
16.10 ¥ Nashorn, Zebra & Co.
17.00 ¥ Tagesschau
17.15 Brisant Boulevardmagazin
18.00 ¥ g Wer weiß denn
sowas? Show
18.50 ¥ g Wer weiß denn
sowas? Show
19.45 ¥ g Sportschau vor acht
19.50 g Wetter/Börse
20.00 ¥ Tagesschau
20.15 ¥ g Matthiesens Töchter
Komödie (D 2015) Mit Matthias Habich, Julia Jäger, Ulrike C. Tscharre. Regie: Titus Selge. Erstausstrahlung
21.45 Tagesthemen
22.00 ¥ g Polizeiruf 110: Liebeswahn TV-Krimi (D 2013)
Mit Charly Hübner
Regie: Thomas Stiller
23.30 ¥ g Maria Wern, Kripo
Gotland: Die Insel der
Puppen TV-Krimi (S 2012)
Mit Eva Röse
1.00 ¥ g Nachtmagazin
1.20 H ¥ Håkan Nesser: Moreno und das Schweigen
Kriminalfilm (S 2006)
2.50 ¥ Håkan Nesser: Die
Schwalbe, die Katze, die
Rose und der Tod
Kriminalfilm (S 2006)
4.20 ¥ Deutschland-Reportage
5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00
g heute Xpress 9.05 g Volle
Kanne Top-Thema: Komplett-Verschlüsselung bei WhatsApp / Einfach lecker: Tofu auf Bittersalat
10.30 ¥ g Die Rosenheim-Cops
11.15 g SOKO Wismar 12.00 g
heute 12.10 g drehscheibe 13.00
¥ g Mittagsmagazin
14.00 g heute Xpress
14.05 Die Küchenschlacht
14.50 ¥ g Bares für Rares
15.45 ¥ g Fußball: EM-Qualifikation der Frauen Live
aus dem Recep-Tayyip-Erdogan-Stadion in Istanbul
(TRK). Türkei – Deutschland
18.05 ¥ g SOKO Kitzbühel Krimi-Serie. Der schönste Tag
19.00 ¥ g heute/Wetter
19.25 ¥ g Bettys Diagnose
Wunschkind
20.15 ¥ g Der Alte Krimi-Serie
Paradiesvogel. Motive für
den Mord an dem Designer
Tristan P. haben sowohl
dessen Geschäftspartner als
auch Tristans Liebhaber.
21.15 ¥ g Letzte Spur Berlin
Krimi-Serie. Verfolgt
22.00 ¥ g heute-journal
22.30 ¥ heute-show
23.00 aspekte U.a.: 70 Jahre beim
Ballett: Porträt einer rekordverdächtigen Ballettmeisterin – Georgette Tsinguirides
23.45 g heute+
0.00 Neo Magazin Royale Show
0.45 ¥ g Columbo: Klatsch
kann tödlich sein TV-Krimi
(USA 1973) Mit Peter Falk
Regie: Richard Quine
1.55 H õ g Dazed and Confused Komödie (USA 1993)
Mit Jason London
3.30 ¥ SOKO Kitzbühel (Wh.)
5.15 g Der Blaulicht-Report
(Wh.) 6.00 g Guten Morgen
Deutschland Magazin 8.30 g Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00
g Unter uns 9.30 g Betrugsfälle
Doku-Soap 10.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf DokuSoap 11.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf 12.00 Punkt
12 Das RTL-Mittagsjournal
14.00 g Der Blaulicht-Report
15.00 g Der Blaulicht-Report
16.00 g Verdachtsfälle
Doku-Soap
17.00 g Betrugsfälle Doku-Soap
17.30 g Unter uns Soap
18.00 g Explosiv – Das Magazin
18.30 Exclusiv: Das Star-Magazin
18.45 g RTL aktuell
19.05 g Alles was zählt Soap
19.40 g Gute Zeiten, schlechte
Zeiten Soap
20.15 ¥ g Let’s Dance (4)
Die vierte Liveshow von
„Let’s Dance” steht unter
dem Motto „Die 90er”. Die
Profitänzer eröffnen die
Show mit einem spektakulären Opening-Tanz zu „Angels” von Robbie Williams
und es wird außerdem einen Gruppentanz geben, bei
dem die Männer zu „Everybody” von den Backstreet
Boys und die Frauen zu
„Wannabe” von den Spice
Girls tanzen.
0.00 g Nachtjournal
0.30 g Take Me Out (7) Show
1.30 g Jungen gegen Mädchen Mit Joey Heindle,
Frank Rosin, Detlef D.
Soost, Olivia Jones, Johanna Klum, Kate Hall
2.35 g Nachtjournal (Wh.)
3.00 g „Stern”-TV
5.30 g Sat.1-Frühstücksfernsehen Annemarie Eilfeld / Die Wochenhighlights mit Larissa Kindt. Zu
Gast: Annemarie Eilfeld, Larissa
Kindt 10.00 g Auf Streife – Die
Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 g Richter
Alexander Hold 13.00 g Richter
Alexander Hold
14.00 Auf Streife Reportagereihe
15.00 Auf Streife Reportagereihe
16.00 g Anwälte im Einsatz
17.00 Mein dunkles Geheimnis
Auf der Straße
17.30 g Schicksale - und
plötzlich ist alles anders
Lebensretter Liebe
18.00 g Auf Streife – Die Spezialisten Reportagereihe
19.00 g Einsatz in Köln – Die
Kommissare Krimi-Serie
19.55 g Sat.1 Nachrichten
20.15 H g Hugo Cabret Abenteuerfilm (USA 2011) Mit
Asa Butterfield, Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen
Regie: Martin Scorsese
22.45 g LUKE! Die Woche und
ich Moderation: Luke Mockridge. In Stand-ups, Einspielern, Live-Aktionen und
Selbstversuchen nimmt Luke Mockridge die Themen
der Woche auseinander.
23.45 g Ladykracher Mit Anke
Engelke, Judith Richter,
Matthias Matschke u.a.
0.10 g Switch Reloaded
0.40 g Switch Reloaded
1.10 g Sechserpack Trick 17
1.35 g Sechserpack
Mensch & Tier
1.55 g Sechserpack
Schräg & Abgefahren
2.20 Die dreisten drei –
Die Comedy-WG
5.00 g Scrubs 5.20 g Mike &
Molly 5.55 g How I Met Your
Mother 6.45 g Two and a Half
Men 8.25 g 2 Broke Girls 9.20 g
The Big Bang Theory 11.00 g
Mike & Molly 11.45 g How I Met
Your Mother Comedy-Serie 12.40
g Two and a Half Men
14.25 2 Broke Girls Ein wertvoller
Pokal / Die Glückskette
15.15 g The Big Bang Theory
Comedy-Serie. Der Zarnecki-Feldzug / Sag’s nicht
weiter / Souvlaki statt Pizza /
Die Antilope im Curry
17.00 g taff Eye Contact (5)
18.00 g Newstime
18.10 Die Simpsons Todesfalle zu
verkaufen / Die LieblingsUnglücksfamilie
19.05 g Galileo
Einrichten, aber billig
20.15 H g Wolverine – Weg
des Kriegers Fantasyfilm
(USA/GB 2013) Mit Hugh
Jackman, Tao Okamoto, Rila
Fukushima. Regie: James
Mangold. In Tokio will Wolverine Abschied nehmen
von dem todkranken Yashida, doch die Mutantin Viper
hat Böses im Sinn.
22.40 H g Constantine
Horrorfilm (USA/D 2005)
Mit Keanu Reeves, Rachel
Weisz, Shia LaBeouf
Regie: Francis Lawrence
0.55 H g Wolverine – Weg
des Kriegers Fantasyfilm
(USA/GB 2013) Mit Hugh
Jackman, Tao Okamoto. Regie: James Mangold (Wh.)
3.00 g Watch Me
3.10 g Spätnachrichten
3.15 H g Constantine
Horrorfilm (USA/D 2005)
5.35 g CSI: NY Krimi-Serie 6.10 g
CSI: NY Krimi-Serie 6.50 g Verklag mich doch! Doku-Soap 10.50
g vox nachrichten 10.55 Mein
himmlisches Hotel 11.55 g
Shopping Queen 13.00 g 4
Hochzeiten und eine Traumreise
14.00 Schrankalarm
Carolin, Berlin
15.00 g Shopping Queen
Motto in Koblenz: Ab ins
Körbchen – Setze deinen
neuen BH raffiniert in
Szene!, Tag 5: Anna
16.00 g 4 Hochzeiten und eine
Traumreise Tag 5: Finale
17.00 Mein himmlisches Hotel
Second Chance, Tag 5: Finale
18.00 mieten, kaufen, wohnen
19.00 g Das perfekte Dinner –
Wer ist der Profi?
Tag 5: Christiane
20.00 g Prominent!
20.15 ¥ õ g Law & Order:
Special Victims Unit KrimiSerie. Gescheitert. Der Basketball-Star Shakir Wilkins
wird der mehrfachen Vergewaltigung bezichtigt. Aber
ist er wirklich schuldig?
21.15 õ g Law & Order: Special Victims Unit KrimiSerie. Tödliche Absichten
22.10 õ g Law & Order: Special Victims Unit Abgesang
23.10 õ Law & Order: Special
Victims Unit Brandys Wut
0.00 g vox nachrichten
0.20 ¥ õ g Law & Order:
Special Victims Unit KrimiSerie. Gescheitert (Wh.)
1.10 õ g Law & Order:
Special Victims Unit
Tödliche Absichten (Wh.)
1.50 Medical Detectives Verborgene Geheimnisse
KABEL 1
TIPPS DES TAGES
8.30 g Navy CIS 9.25 g The
Mentalist 10.20 g Castle 11.15
g Without a Trace 12.05 g
Numb3rs 13.00 Cold Case 14.00
g Navy CIS 14.55 g The Mentalist 15.50 g News 16.00 g Castle
16.55 g Abenteuer Leben 17.55
g Mein Lokal, dein Lokal – Wo
schmeckt’s am besten? 18.55 g
Achtung Kontrolle! Einsatz für
die Ordnungshüter 20.15 g The
Mentalist Die schönsten Jahre
21.15 The Mentalist Der blaue Topas / Der Krieg der Wölfe / Der beste Freund / Die schönsten Jahre /
Der blaue Topas 1.45 Late News
Matthiesens Töchter
Hugo Cabret
ARD | 20.15 Esther, Rahel und
Thirza kehren abgebrannt auf
den Reiterhof ihres raubeinigen
Vaters Matthiesen (Matthias Habich) zurück. Die Bank will das
verschuldete Gestüt pfänden.
Sat.1 | 20.15 Waise Hugo (Asa
Butterfield) versteckt sich in einem
Bahnhof und kümmert sich heimlich um dessen Uhren. Er träumt
davon, den Roboter zu reparieren,
den ihm sein Vater hinterließ.
ARTE
ZDF NEO
RTL 2
13.20 ARTE Journal 13.35 g Zu
Tisch auf ... 14.05 H g Promised
Land Drama (USA/VAE 2012) 15.50
g Magische Gärten (5/20) 16.15
g Der Rhein von oben 17.00 g
X:enius (Wh.) 17.30 g Die Wiedergeburt des Mammuts 18.25
g Schlösserwelten Europas
19.10 ARTE Journal 19.30 g Invasion der fliegenden Karpfen
20.15 H g Wir sind jung. Wir
sind stark. Drama (D 2014) 22.10
g Drohnen – Von der Waffe zur
Überwachung 23.05 g Das Beste
kommt noch! (1/3). Neu 0.00 g
KurzSchluss 1.40 g Tracks
8.10 Lafer! Lichter! Lecker! 8.55 ¥
g Bares für Rares 9.50 Hart aber
herzlich 11.20 g Drei Engel für
Charlie 12.10 ¥ Die Rettungsflieger 13.35 g Ein Fall für zwei
15.35 Hart aber herzlich 17.10 ¥
Die Rettungsflieger 18.40 g Columbo: Mord in eigener Regie TVKrimi (USA 1978) 20.15 H g Manhattan Love Story Liebeskomödie
(USA 2002) Mit Jennifer Lopez
21.50 g Dicte: Im Kostüm des
Todes TV-Krimi (DK 2014) 23.20 ¥
g The Fall – Tod in Belfast TVKrimi (GB 2013) (Forts.: Fr., 08. 04.,
0.20 Uhr) 1.15 Orphan Black
5.15 g Privatdetektive im Einsatz
(Wh.) 9.00 g Frauentausch 11.00
g Family Stories 13.00 g Köln
50667 14.00 g Berlin – Tag &
Nacht 15.00 g Hilf mir! 17.00 g
KLUB 18.00 g Köln 50667 19.00
g Berlin – Tag & Nacht 20.00 g
News 20.15 g The Quest Abenteuer-Serie. Das versunkene Buch /
Der zerbrochene Stab 22.05 g The
Quest Abenteuer-Serie. Die Krone
von König Artus / Die Macht des Excalibur 23.50 H g All the Boys
Love Mandy Lane Horrorfilm
(USA 2006) Mit A. Heard 1.25 Boogeyman III Horrorfilm (USA 2008)
MDR
TELE5
3 SAT
12.25 H ¥ ® g Ach, Egon! Komödie (D 1961) 14.00 ¥ g MDR um
zwei 15.00 ¥ g LexiTV – Wissen
für alle 16.00 ¥ g MDR um vier
17.45 ¥ g MDR aktuell/Wetter
18.10 ¥ g Brisant 18.54 ¥ Unser
Sandmännchen 19.00 MDR Regional 19.30 ¥ g MDR aktuell
19.50 ¥ g Elefant, Tiger und Co.
20.15 ¥ g Meine Schlagerwelt
Musikgeschichten mit Isabel Varell
21.45 ¥ g MDR aktuell 22.00 ¥
g Unter uns U. a.: Sie schützt Kinder vor dem Terror: Claudia
Dantschke 0.00 ¥ g Die Freischwimmerin Drama (D/A 2014)
5.10 Reich und schön 6.00 g Joyce Meyer 6.24 Dauerwerbesendung 7.25 g Joyce Meyer 7.54
Dauerwerbesendung 14.05 Star
Trek – Deep Space Nine 15.05 g
Star Trek – Das nächste Jahrhundert 16.05 Star Trek – Raumschiff Voyager 18.05 Star Trek –
Deep Space Nine 19.05 g Star
Trek – Das nächste Jahrhundert
20.15 H Deep Water – Kreuzfahrt
ins Verderben Actionthriller (USA
2000) Mit James Coburn 22.05 H
Inside Out Kriminalfilm (USA 2011)
0.00 H The Patriot – Kampf ums
Überleben Actionfilm (USA 1998)
13.00 ¥ g ZIB 13.15 g Zauberhaftes Polen – Eine Reise durch
die Jahreszeiten 14.45 Der Himmel über Pommern 15.30 ¥ Mit
dem Tragschrauber unterwegs
16.00 ¥ g die nordstory 18.00 ¥
g NaturNah 18.30 g nano 19.00
¥ g heute 19.20 g Kulturzeit
20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥
g Im Nebel des Krieges An den
Frontlinien zum „Islamischen Staat”
21.00 g makro 21.30 g auslandsjournal extra 22.10 ¥ g ZIB
2 22.35 Verleihung des 52. Grimme-Preises 2016 0.05 H ® Tarantula Horrorfilm (USA 1955)
5.15 g Superflugzeuge
12.45 Börse am Mittag
13.00 N24 Nachrichten auch um
14, 15, 18, 19 und 20 Uhr
13.05 g Vision Gold
13.30 N24 Cassini
14.05 g Top Gear USA
15.25 N24 Cassini
16.05 g Countdown zur
Katastrophe Rotterdam –
Europas größter Hafen /
Stansted Airport – Stress
am Cargo-Terminal
18.15 Börse am Abend
18.25 N24 Cassini
19.10 g Welt der Wunder
WDR
NDR
RBB
BR
SWR
HR
20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥
g Geheimnis 21.00 ¥ g Mit
Bock durchs Land 21.45 ¥ g
WDR aktuell 22.10 ¥ Kölner Treff
23.30 ¥ g RebellComedy 0.00 ¥
Schmidteinander 1.00 g Domian
19.30 Ländermagazine 20.00 ¥ g
Tagesschau 20.15 ¥ die nordstory Der St. Pauli Code 21.15 ¥ Die
Ernährungskünstler 21.45 ¥ g
NDR//aktuell 22.00 ¥ g NDR
Talk Show 0.00 ¥ Inas Nacht
20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Die 30
schönsten Urlaubsziele Show
21.00 g Die ungewöhnlichsten
Wohnträume 21.45 rbb aktuell
22.00 g NDR Talk Show 0.00
NDR Talk Show Classics
20.15 ¥ Hubert und Staller 21.00
¥ Monaco 110 21.45 ¥ Rundschau
Magazin 22.00 Grünwald Freitagscomedy 22.45 ¥ Im Schleudergang 23.15 Rundschau Nacht
23.25 Heimatsound Concerts
20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥
g Expedition in die Heimat
21.00 ¥ g Landleben 4.0 in Kusterdingen 21.45 ¥ Landesschau
aktuell 22.00 Nachtcafé 23.30 g
Spätschicht 0.10 kabarett.com
19.15 g Alle Wetter! 19.30 ¥ g
hessenschau 20.00 ¥ Tagesschau
20.15 Tropische Traumziele 21.00
Malediven 21.45 g hessenschau
kompakt 22.00 NDR Talk Show
0.00 g Comedy Tower
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21.05 Lebenslang hinter Gittern
22.05 g Auf der Flucht – Texas
Seven Dokumentation
23.00 San Antonio Jail – Banden
hinter Gittern Dokureihe
0.50 Die Tragödie von Norwegen Dokumentation
20.05 Im Miami-Dade County Jail
sitzen Schwerverbrecher ein
PHOENIX
8.15 Im Visier der Hacker 9.00 Vor
Ort 9.10 Bon(n)jour 9.30 Thema
10.45 Bedrohliches Nordkorea
12.00 Vor Ort 12.45 Thema 14.00
Vor Ort 14.30 Weltmacht Google
(Wh.) 15.15 Im Visier der Hacker
(Wh.) 16.00 Maybrit Illner 17.05
Augstein und Blome 17.15 Tunesien – Frühling auf Bewährung
17.30 Vor Ort 18.00 Aktuelle Reportage 18.30 Mein Ausland 20.00
¥ Tagesschau 20.15 Drei Farben
Grün (1/3) Das raue Irland 21.00
Drei Farben Grün 22.30 Im Dialog
23.00 Der Tag 0.00 Im Dialog (Wh.)
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Wissen kann man nie genug.
Das Wissensmagazin „N24 Cassini“ mit Anneke Dürkopp
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WELT KOMPAKT -2016-04-08-sil-16 f5b0f591efbf83e3bb4c38c52d64bed4
MENSCHEN & MEDIEN 31
FREITAG, 8. APRIL 2016
„Es ist Teil unserer Kultur,
immer Angst zu haben“
Sternekoch Nelson Müller über Integration und Leben ohne Fleisch
M
it vier Jahren kam
Nelson Müller aus
Ghana
nach
Deutschland,
er
wuchs bei Pflegeeltern in Stuttgart auf,wurde später adoptiert.
Der 35 Jahre alte Koch betreibt
zwei Restaurants, eines trägt einen Michelin-Stern. Für das
ZDF ist er als Fernsehkoch tätig
und dreht Reportagen. Jetzt erscheint sein Kochbuch „Öfter
vegetarisch“ (Dorling Kindersley, München. 192 S., 19,95 Euro).
VON PAUL BARTMUSS
DIE WELT: Wann haben Sie Ih-
Ihr Buch heißt „Öfter vegetarisch“. Gibt es nicht genügend
Bücher über vegetarische Ernährung?
Es ist ja kein rein vegetarisches
Kochbuch, sondern einfach eine
Liebeserklärung an Lebensmittel. Allein wenn ich ein Stück
Kohl in der Hand halte, ist das
für mich etwas ganz Besonderes. Oder ein Stück Brot, ein Liter Milch, großartig. Da brauchen wir noch gar nicht über
Lebewesen zu sprechen, das ist
noch mal eine ganz andere Stufe. Es kann zum Beispiel meiner
Meinung nach nicht sein, dass
es in Deutschland günstiger ist,
eine kranke Kuh zu entsorgen
als sie von einem Tierarzt behandeln zu lassen.
Sie fordern, wir sollten uns zu
80 Prozent vegetarisch ernähren. Halten Sie sich daran?
Noch nicht, aber ich arbeite
dran. In manchen Phasen esse
ich sehr viel Gemüse, aber dann
gibt es auch wieder andere. Das
liegt auch daran, dass ich meistens mit meinen Mitarbeitern
zu Mittag esse, die sehr gern
Fleisch essen. Jetzt kann ich
meinen Mitarbeitern ja nicht
einfach vorschreiben, was sie
IMPRESSUM
Verleger Axel Springer (1985 †)
Herausgeber und Chefredakteur:
Stefan Aust
Stellvertreter des Chefredakteurs:
Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz
Stellvertretende Chefredakteure:
Beat Balzli, Oliver Michalsky
Leitender Redakteur:
Matthias Leonhard
Stellv.: Henning Kruse; Philip Jürgens,
Christian Gaertner, Lars Winckler
DORLING KINDERSLEY/ MARIO ANDREYA
re letzte Currywurst gegessen?
NELSON MÜLLER: Das war letzte Woche, in meinem Restaurant. Da haben wir die ja auf der
Speisekarte. Wenn da eine zu
viel herumliegt, dann nehme ich
mir ein Stück und habe gleich ein
schlechtes Gewissen, weil dann
im Laufe des Tages sicher noch
ein Löffel Eintopf hier, ein Stück
Käsekuchen da dazukommt.
Nelson Müller plädiert dafür hochwertige Zutaten zu kaufen
zu essen haben, und die Menüs
dementsprechend anpassen.
Warum nicht? Sie können doch
als Chef sagen: Okay, ab sofort
gibt es nur zweimal in der Woche Fleisch zum Mittagessen.
Das könnte ich natürlich tun.
Aber wie gesagt, diese Erhobene-Zeigefinger-Mentalität liegt
mir nicht.
Sind diese 80 Prozent in der
deutschen Ernährungslandschaft ein realistisches Ziel?
Das glaube ich kurzfristig nicht.
Aber es gibt eine Richtung vor.
Wenn ich darauf achte, hochwertiges Fleisch zu kaufen, keines aus Massentierhaltung,
dann ergibt sich das mittelfristig ganz automatisch. Kaum jemand kann es sich ja leisten, jeden Tag ein Rinderfilet für 40
Euro oder ein Huhn für 12 Euro
das Kilo zu kaufen.
Menschen, die an oder unter
der Armutsgrenze leben, dürf-
ten nach Ihrem Verständnis ja
gar kein Fleisch essen.
Na ja, es gibt ja tolle Alternativen. Wenn das Rinderfilet 40
Euro das Kilo kostet, schluckt
jeder erst einmal, auch der
Wohlhabende. Wenn ich dann
sage, pass auf, es gibt eine Alternative, die genauso viel Spaß
macht und genauso wertig ist,
dann ist das doch toll. Kaiserschmarrn zum Mittagessen
zum Beispiel. Oder eine Portion Spargel mit einer guten Soße
– super! Da brauche ich kein
Fleisch. Letztens habe ich eine
gekochte Kartoffel gegessen,
gesalzene Butter drauf, einmal
mit der Pfeffermühle drüber –
und die Welt war in Ordnung.
Trägt der kulturelle Einfluss
von Flüchtlingen schon zu
neuen Essgewohnheiten bei?
Nein, die leben ja fast alle abgeschirmt von uns. Noch sehe ich
da wenige Wechselwirkungen.
Das ist schade. Als Kind habe
ich das anders erlebt, da gingen
Geschäftsführender Redakteur:
Dr. Marius Schneider
Redaktion: Politik: Marcus Heithecker,
Lars Schroeder Wissen: Norbert Lossau
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Die WELT-Gruppe kooperiert mit
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und „Tribune de Genève“ (beide
Schweiz)
DIE WELT KOMPAKT erscheint in Kooperation mit der Axel Springer Akademie. Leitung: Marc Thomas Spahl
(www.axel-springer-akademie.de)
Sonderthemen: Astrid Gmeinski-Walter
Balkanflüchtlinge in meine
Klasse, man hat gequatscht und
sich kennengelernt.
Sie haben selbst einen Migrationshintergrund. Wie erlebt
jemand wie Sie die „Refugees
Welcome“-Kultur?
Ich fühle da immer einen leichten Stich im Herzen. Meine Eltern sind als Flüchtlinge aus
Ghana gekommen, auch wenn
sie dort nicht verfolgt wurden.
Die, die jetzt kommen, haben
Härteres erlebt. Ich bewundere
die Menschen, die sich mit den
Begrüßungsschildern an den
Bahnhof stellen. Denn es ist Teil
unserer Kultur, immer Angst zu
haben. Angst vor dem Fremden,
Angst davor, dass uns etwas
weggenommen wird. Die, die jubelnd am Bahnhof stehen, bilden einen wichtigen Gegenpol.
Viele Prominente tun per soziale Medien lautstark ihre
Meinung zur Flüchtlingskrise
kund.
Ich finde das ganz richtig und
wichtig, weil zurzeit durch
Deutschland ein klarer Rechtsruck geht. Auch die AfD-Wahlerfolge sollten uns alle alarmieren.
Warum erheben Sie nicht Ihre
Stimme?
Ich bin vorsichtig. Wegen meiner Hautfarbe sehe ich mich ein
Stück weit als gefährdet an. Das
ist nicht so ungefährlich, wenn
ich da an den NSU denke zum
Beispiel. Letztes Jahr haben
Skinheads an die Scheibe meines Restaurants geklopft und
geschrien: „Neger, komm raus!“
Wie kann Integration in
Deutschland gelingen?
Ich bin der Meinung, dass wir
unsere Kultur mehr abfeiern
dürfen – und müssen. Wenn
man seinen eigenen Lebensstil
mit all seinen Facetten auslebt,
dann schafft man einen Rahmen, in den man viel leichter
Leute integrieren kann. Dann
verstehen sie uns leichter. Mit
anderen Kulturen müssen wir
uns viel mehr austauschen, um
uns ineinander hineinzufühlen.
Das ist wie mit heimischen und
fremden Kochrezepten. Es gibt
ganz viele Parallelen zwischen
den Kulturen, die man aber gar
nicht erkennen kann, wenn
man sie nicht vergleichen kann.
Dem Menschen ist es ins Blut
gelegt zu denken: Was ich nicht
kenne, mag ich erst einmal
nicht. Das ist das Problem.
Wegschauen, Nichttrauen, das
zählt nicht! Denn so entstehen
Parallelgesellschaften.
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Seite 1: Matthias Leonhard
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Mölling,
WeltN24
Zippert
zappt
D
er VW-Vorstand will
anscheinend nicht auf
die ihm zustehenden
Bonuszahlungen
verzichten.
Aber die Beschäftigten sollten
bedenken, dass der Konzern gerade in dieser schwierigen Zeit
eine hoch motivierte Führung
braucht. Da bietet sich eine Bonuszahlung als Motivation
zwingend an, denn die Unternehmenslenker haben schon alles, nur nicht genug Geld. Das
hat eine aktuelle Umfrage unter
Volkswagen-Vorstandsmitgliedern ergeben. Sie müssen Rücklagen gegen plötzliche Arbeitslosigkeit und permanent drohende Schadenersatzforderungen bilden und ihre Häuser
durch teure Sicherheitsmaßnahmen vor dem Zorn der Belegschaft schützen. Es kann sogar sein, dass ihr Geld ins Ausland fliehen will, und dann wird
den
Vorstandsmitgliedern
nichts anderes übrig bleiben,
als ihm zu folgen. Das ist natürlich auch nicht billig. Außerdem
versucht der Vorstand, mithilfe
von teuren Privatdetektiven,
noch immer verzweifelt herauszufinden, ob er vielleicht doch
irgendetwas von den Betrügereien gewusst hat, die den Konzern demnächst in den Ruin
treiben werden.
LEUTE VON WELT
AP/ CHRIS PIZZELLO
DIE WELT KOMPAKT
Morddrohung
US-Serienstar Charlie Sheen
hat wieder Ärger mit der Polizei. Gegen Sheen liefen strafrechtliche Ermittlungen, bestätigte ein Polizeisprecher. Es
geht um angebliche Morddrohungen Sheens gegen seine
Ex-Verlobte Scottine Ross. Wie
„Variety“ berichtete, soll es ein
Tonband geben, auf dem Sheen
mit der Drohung zu hören sei,
für 20.000 Dollar einen Auftragskiller auf Ross ansetzen
zu wollen. Außerdem soll
Sheen auf dem Band eingestehen, einer Sexualpartnerin
seine HIV-Infektion verschwiegen zu haben.
WeltN24 GmbH: Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten
Rossmann General Manager: Johannes
Boege Gesamtanzeigenleiter: Stefan Mölling Nationale Vermarktung: Christoph
Schmidt (Display), Peter M. Müller (Handel). Es gilt die Preisliste der WELT-Gruppe Nr. 94, gültig ab 1. Januar 2016. Alle
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32 PANORAMA
DIE WELT KOMPAKT
FREITAG, 8. APRIL 2016
KOMPAKT
Südkorea
blüht auf
DEUTSCHLAND
100.000 Euro von
Autodach geflogen
Mord nach 30
Jahren aufgeklärt
Nach fast 30 Jahren ist der
Mord an einer 18-Jährigen
aufgeklärt worden. Die Polizei teilte gestern mit, dass
gegen einen 60-jährigen
Mann aus Gera Haftbefehl
erlassen worden sei. Heike
Wunderlich war 1987 in einem Waldstück nahe Plauen
erdrosselt worden. Nach fast
drei Jahrzehnten führten
neue DNA-Untersuchungen
nach modernsten kriminaltechnischen Methoden nun
auf eine neue Spur.
INDONESIEN
Sängerin stirbt
nach Kobra-Biss
Die indonesische Sängerin
Irma Bule (29) wurde auf der
Bühne von einer Kobra getötet. Bei einem Auftritt in
Karawang (Westjava) befand
sich eine Königskobra auf
der Bühne, der man die Giftzähne nicht gezogen hatte.
Aus Versehen trat sie auf den
Schwanz des Tieres. Die
Schlange biss ihr in den
Oberschenkel. Das Gegengift
kam zu spät.
Wenn sich die südkoreanische
Insel Yeouido in ein zartes Rosa
hüllt, wird in Seoul das traditionelle Kirschblütenfest gefeiert.
Zahlreiche Besucher und Einheimische wollen das bunte
Spektakel genießen und auf Bildern für die Ewigkeit festhalten.
Neben Musik und kulinarischen
Ständen werden vom 1. bis 10.
April Kunstwerke aus Blumen
ausgestellt. Ein besonderer Höhepunkt zeigt sich nach Sonnenuntergang. Am Abend werden die Bäume beleuchtet und
lassen die Insel somit auch in
der Nacht rosa strahlen.
AFP/ ED JONES
In Hildesheim soll ein Mann
einen Briefumschlag mit
100.000 Euro auf sein Autodach gelegt haben – er vergaß das Geld und verlor es
während einer Fahrt durch
die Innenstadt. Was sich
anhört wie ein Scherz, wird
von der Polizei absolut ernst
genommen. „Es gibt nach
den bisherigen Ermittlungen
keinen Anlass, an den Angaben des unbescholtenen
Arbeitnehmers zu zweifeln“,
sagte ein Polizeisprecher.
Görlitz’ letzte „Altstadtmillion“
Ein anonymer Gönner überweist jährlich eine riesige Summe – jetzt zum letzten Mal
N
ach 21 Jahren endet
das Märchen von der
Görlitzer „Altstadtmillion“: Der anonyme Gönner, der seit 1995 jedes
Jahr eine Million D-Mark beziehungsweise 511.500 Euro auf das
Konto der Stadt fließen lies, hat
am Mittwoch das letzte Mal
überwiesen. Diesmal waren es
allerdings 340.000 Euro, wie
Oberbürgermeister
Siegfried
Deinege (parteilos) mitteilte.
„Wir sind dankbar, dass wir
mit Hilfe dieser Schenkung von
über zehn Millionen Euro über
1500 Projekte in der Stadt unterstützen konnten“, sagte er
mit Blick auf die Gesamtsumme. Bei einem Telefonat mit
dem Oberbürgermeister hatte
der Vertreter des Spenders angekündigt, dass der Betrag die
abschließende Zahlung der „Altstadtmillion“ ist. Warum die
großzügige Spendenaktion nun
zu Ende ist, wurde nicht be-
kannt. Allerdings lobte der Vertreter des Spenders am Telefon,
wie gut das Geld genutzt und
verteilt wurde: „Görlitz ist ein
städtebauliches Juwel. Es ist
eine Freude zu sehen, was in
Görlitz, auch durch die Unterstützung der Altstadtmillion,
entstanden ist. Durch die kompetente Arbeit der Altstadtstiftung wurde gewährleistet, dass
das Geld gut und sinnvoll eingesetzt wurde.“
Die „Altstadt-Million“ wurde
immer im Frühjahr überwiesen.
Die Altstadt-Stiftung verwaltet
und verteilt das Geld auf unterschiedliche Projekte. Von Beginn an wollte der Gönner ungenannt bleiben. „Wir haben ihn
jährlich über die laufenden Projekte informiert“, so Deinege. In
der deutsch-polnischen Grenzstadt sind sie durch eine Edelstahltafel mit der Aufschrift
„Gefördert durch die Altstadtstiftung Görlitz“ erkennbar.
Zugute kam das Geld kommunalen, kirchlichen und privaten Projekten. So konnte mit
den Summen etwa die Sanierung der Frauenkirche, des
Heiligen Grabs, der Synagoge,
der Grabmale auf dem Nikolaifriedhof, sowie zahlreicher Pri-
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DEUTSCHLAND HEUTE
,,
Es gibt wohl
keine andere
deutsche Stadt,
die so etwas
erleben durfte
Siegfried Deinege ,
Oberbürgermeister
Reykjavik
Teils freundlich, teils wechselhaft
8
Kiel
8
Bremen
10
13
London
Rostock
11
11
2
14
2
13
3
Frankfurt
Saarbrücken
14
3
12
1
Nürnberg
12
Friedrichshafen
9
4
12
4
Dresden
10
3
16
Die Welt ganz nah:
ab Juli 2016 nach
San Jose fliegen
3
4
11
Lissabon
Sonntag
20
Norden
4
15
Mitte
5
14
München
8
5
18
21
Süden
2
14
Norden
6
17
Mitte
8
19
Süden
4
19
T
8
St. Petersburg
Petersburg
Riga
8
Moskau
15
Warschau
Berlin
23
Budapest
20
Kaltfront
23
Zagreb
18
18
9
14
Rom
Istanbul
20
15
24
Athen
Algier
Hoch/Tief Warmfront
12
Kiew
15
Wien
8
Bordeaux
Nizza
Barcelona
15
Palma
15
Malaga 14
Las Palmas
H
13
Brüssel
Paris
13
Zürich
Zürich
Madrid
14
17
17
Tunis
Okklusion
23
Warmluft
Kaltluft
WELTWETTER
Montag
Stuttgart 3
11
4
2
14
5
Berlin
Hannover
Düsseldorf Leipzig 13
3
Kassel
13
2
5
Mitte
Süden
12
12
1
1 Münster
Köln
Norden
4
11
2
13
13
Hamburg 5
12
1
9
Stockholm
Kopenhagen
10
8
Dublin
Honeymoon-Suite unter
der Sonne Kaliforniens.
Samstag
4
Helsinki
Oslo
5
Im Süden und Südosten halten sich dichte Wolken
mit Regen, in den höheren Lagen schneit es. Im Tagesverlauf kann es im Nordwesten und Norden sowie über den westlichen Mittelgebirgen wechselhaft werden. 8 bis 15 Grad werden erreicht.
Emden
vathäuser finanziert und somit
das Stadtbild erhalten und verschönert werden. „Für die
neue Zuweisung liegen nochmals 104 Anträge vor. Ein bisschen weiter geht das Märchen
noch“, sagte Peter Mitsching,
Sachgebietsleiter
Denkmalschutz, am Mittwoch. Für ihn
hat die „Altstadtmillion“ eine
besondere Bedeutung. Auch
mit ihrer Hilfe sind heute zwei
Drittel der Görlitzer Altstadtsubstanz saniert.
Aus diesem Grund wollen die
Görlitzer dem Mäzen auf ganz
besondere Weise danken. Im
kommenden Jahr soll es im Kaisertrutz eine Ausstellung über
das „Görlitzer Märchen“ geben.
Ein Buch soll entstehen. „Es
gibt wohl keine andere deutsche
Stadt, die so etwas erleben durfte. Wir sollten glücklich sein,
dass uns dieser besondere
Mensch solange begleitet hat“,
sagte Deinege.
-9 bis -5
-4 bis 0
1 bis 5
6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30
31 bis 35
über 35
Amsterdam
Antalya
Barcelona
Buenos Aires
Djerba
Genf
Hongkong
Innsbruck
13° Schauer
25° wolkig
15° Schauer
22° Schauer
22° wolkig
10° Schauer
27° Schauer
10° Regen
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Kairo
Kapstadt
Kreta
Los Angeles
Mailand
Malta
Miami
New York
40° Schauer
29° sonnig
27° heiter
20° wolkig
18° Schauer
20° heiter
30° wolkig
7° Schauer
Palermo
17° Schauer
Peking
25° sonnig
Prag
11° Regen
Rio de Janeiro 32° heiter
Salzburg
6° Regen
Sydney
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Tel Aviv
33° wolkig
Tokio
18° wolkig
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