Johannesburg 2014 2
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Johannesburg 2014 2
Trauma Unit – Chris Hani Baragwanath Academic Hospital Bei meinen Praktika am LKH machte ich meistens die Erfahrung, dass man sehr oft im Weg steht und schon gar nicht in den Betrieb integriert wird. Aus diesem Grund war für mich sehr schnell klar, dass ich so wenig Praktika wie möglich am LKH absolvieren möchte. Im Rahmen einer Infoveranstaltung wurde von einem Praktikum in Johannesburg berichtet. Fasziniert von den Erzählungen habe ich entschlossen, dass ich unbedingt auch dort hin muss. Um einen Platz im Chris Hani Baragwanath Academic Hospital zu erhalten, muss man sich ca. ein Jahr im Vorhinein bewerben. Zusammen mit einem Studienkollegen reiste ich am 10. Mai 2014 nach Johannesburg. Die Anreise war sehr unkompliziert, Impfungen waren keine besonderen notwendig, das Visum erhält man direkt am Flughafen. Man erspart sich vermutlich einige Zeit wenn man einfach angibt, dass man nur auf Urlaubsreise in Südafrika ist. Am Flughafen angekommen wurden wir von einem bekannten unserer Vermieterin zu unserer Autovermietung „rent a wreck“ gebracht. Die Firma hielt was der Name versprochen hatte. Die Idee war mit einem Schrottauto so wenig wie möglich aufzufallen, nach kurzer Fahrzeit stellten wir jedoch fest, dass unser Auto zu den wenigen Schrottautos zählte. Wir wohnten bei Christine Loukakis in Mondeor, ca 10 Minuten vom Krankenhaus entfernt. Am ersten Tag wurden lediglich organisatorische Punkte erledigt. Dazu zählte unter anderem die Gebühr für das Praktikum von ca. €800 zu bezahlen (für sieben Wochen). Eine beachtliche Summe die für einen Studenten sehr schmerzhaft ist. Die Arbeit im Krankenhaus teilte sich in „ward-‐work“ und Arbeit in den „surgical pits“ auf. Die Surgical Pit – Cubicles/Triage Area besteht aus 11 Untersuchungsräumen, direkt daneben befindet sich ein Schockraum mit 16 Betten. Der Raum zwischen Untersuchungsräumen und Schockraum wurde als Triagebereich genutzt. Ist man nicht für die Pit eingeteilt, arbeitet man auf der Station und hilft den Ärzten bei Blutabnahmen, Entfernung von Thoraxdrainagen usw. Die meisten Studenten machten zusätzlich ca. zwei „Calls“ pro Woche. Dass heißt, man arbeitet von 07:00 bis am nächsten Morgen um 07:00 in den Pits. Anschließend muss noch an der Morgenbesprechung teilgenommen werden und man verlässt das Krankhaus um ca. 10:00. Die Arbeit in den Pits ist unglaublich lehrreich!! In dieser Einheit arbeiten bestens ausgebildete Oberärzte und Assistenzärzte die man jederzeit um Rat fragen kann. An den Wochenenden sind die Kapazitäten jedoch rasch erschöpft und man bekommt sehr viel Gelegenheit sich selbstständig um Patienten zu kümmern. Die Ambulanz und die Verletzungen die ich während meiner Zeit gesehen habe, kann man nicht mit einem österreichischen Krankenhaus vergleichen. Während eines Dienstes hat man, falls gewünscht, oft die Möglichkeit Thoraxdrainagen zu legen, zu intubieren, zentrale Leitungen zu legen, arterielle Blutabnahmen durchzuführen usw... Bei allen diesen Tätigkeiten konnte ich jederzeit um Rat fragen und ich wurde auch bestens instruiert wie diese richtig durchgeführt werden sollten. Nachdem sich die Vorgesetzten davon überzeugt hatten, dass man diese Tätigkeiten beherrschte, durfte man diese auch ohne Aufsicht durchführen und konnte dadurch sehr viel Arbeit abnehmen. Die Verletzungsbilder unterscheiden sich wesentlich von denen die ich bis jetzt in Österreich gesehen habe. Es kommen täglich Patienten mit Schuss und Stichverletzungen. Eine sehr häufig verwendete Waffe neben Messern und Pistolen scheint in Johannesburg auch der Ziegelstein oder zerbrochene Glasflaschen zu sein. Da die öffentlichen Verkehrsmittel in Johannesburg sehr schlecht sind, greifen sehr viele Menschen auf Minibusse zurück. Ein Minibus wäre bei uns vermutlich für 9 Personen ausgelegt, in Johannesburg spielt das keine Rolle. Die rasante Fahrweise und die Tatsache, dass sehr viele Minibusfahrer keinen Führerschein besitzen, führt dazu, dass viele schwere Unfälle mit diesen Fahrzeugen passieren. Bei so einem Unfall kommt es häufig zu sehr vielen Verletzten die gleichzeitig im Krankhaus ankommen. In den sieben Wochen, die ich im Krankenhaus gearbeitet habe, hatten wir wenig Zeit Südafrika außerhalb des Krankenhauses kennenzulernen. Durch die Arbeit im Krankenhaus habe ich sehr viel Einblick in die Probleme und die Gewalt in Johannesburg bekommen, umso wichtiger finde ich es, dass man anschließend auch andere Seiten von Südafrika kennenlernt. Im Anschluss an unser Praktikum machten wir einen Roadtrip durch Südafrika und Mosambik – sehr empfehlenswert!! Zusammenfassend kann ich sagen, es war absolut die richtige Entscheidung dieses Praktikum in Südafrika zu machen. Auch wenn die Kosten beträchtlich waren, würde ich es auf jeden Fall wieder machen. Ich kann nur jedem Studenten empfehlen, während dem praktischen Jahr möglichst viele Praktika im Ausland in gut bewerteten Kliniken zu machen. Auf www.pj-‐ranking.de findet man weltweit Kliniken mit Bewertungen!