südfrankreich - Kölner Weinkeller
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südfrankreich - Kölner Weinkeller
WEI N BREVI ER EINE REISE DURCH SÜDFRANKREICH Zeit für Neues Entdeckungen aus dem Süden! Ab in den Süden Reisetipps für Weinfreunde Die Küche des Südens La Table de Reine INHALT PIC ST.-LOUP ZEIT FÜR Pierre Clavel S. 14 – 17 Clos Marie S. 18 – 19 NEUES EINE REISE DURCH SÜD FRANK REICH Uzès Pic Saint-Loup Provence LanguedocRoussillon ROUSSILLON Mas Crémat S. 22 – 23 Clot de l´Oum S. 24 – 26 Puig-Parahy S. 28 – 30 PROVENCE Château Les Valentines S. 39 REBSORTENGUIDE S. 44 – 47 DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC Perdrix-Lasouche S. 8 – 10 DIE WEINE S. 48 – 52 WEIN & SPEISEN S. 42 – 43 DER FILM ZUM BREVIER WWW .KOELNER-WEINKELLER. DE / FILME Bélesta Espira-de-l'Agly Passa 02 Stetiger Wandel, innovative Tradition; Wein ist ständig in Bewegung und doch beharrlich, heimatverbunden und ziemlich geerdet. Er entzieht sich der Schnelllebigkeit, weil die Rebe Jahrzehnte zum Wachsen braucht, die Traube Monate zum Reifen. Und doch benötigt Wein jeden Tag Unternehmer- und Erfindergeist, Mut und Geschick. Er braucht glühende Leidenschaft und stille Liebe, ruhige Nerven und Geschäftssinn. Große Weine entstehen nur dort, wo Winzer lieben, was sie tun, und genauso enthusiastisch wie gelassen sind. Große Weine erzählen vom Land, in dem sie ihre Wurzeln haben, von den Händen und Ideen des Winzers und von der Tradition, aus der sie stammen. Vor allem: Große Weine, wie wir sie verstehen, müssen nicht teuer sein. In manch einem Anbaugebiet haben die Winzer und Händler in den letzten Jahren gedacht, die Preisspirale würde nie ein Ende finden und der Weinfreund sei auch in mäßigen oder schlechten Jahren, die man gerne auch die „klassischen“ Jahre nennt, bereit, viel Geld auszugeben, wenn nur der richtige berühmte und bekannte Name auf der Flasche steht. Spätestens mit dem Jahrgang 2013 wissen wir, das ist nicht so. Zum Glück! Zeit also, sich einmal dort umzusehen, wo man noch Neues entdecken oder Altes wiederentdecken kann, wo große Weine entstehen, die Reben und nicht die Preise in den Himmel wachsen, wo man noch die Auswahl hat, wo es eine unglaubliche Vielfalt an Terroir gibt und man richtigen Winzern noch die Hand drücken kann. Zeit also, mal wieder nach Südfrankreich zu fahren. WWW. La Londes-les-Maures K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE 03 DER WEIN DES ANSTOSSES „U zès? Nie gehört ...“ Ehrlich gesagt, das Interesse war mäßig, als ein guter Freund, ein Kenner der Wein-Szene, uns von einem Weingut da unten irgendwo im Süden vorschwärmte. Geschwärmt wird viel und manchmal ist es für uns schwer, zwischen aufrichtiger Bewunderung für ein Weinprojekt, persönlichen Vorlieben und Interessen oder einfach nur netten Urlaubserinnerungen zu unterscheiden. „Der Winzer ist übrigens auch Belgier wie ich und so viele von uns gibt es ja nicht, da müssen wir zusammenhalten“, sprach Filip und fügte noch im Rausgehen hinzu: „Der kommt mal bei Euch vorbei ...“ Ein belgischer Winzer irgendwo aus dem Süden. Hobby wahrscheinlich, mit seltsamen Preisvorstellungen sicher, so etwas kennen wir. Brauchen wir nicht, zum Glück kommt der nicht vorbei, der Süden ist weit weg und Köln nicht auf der Reiseroute kleiner belgisch-südfranzösischer Winzer. Zwei Tage später schon rief ein Koen Strobbe bei uns an, um einen Termin zu vereinbaren. Wir versuchen ja zu jedem freundlich und nett zu sein und den vielen Winzern, die so vorbeikommen, bei einem Espresso zu erklären, dass auch unser großer Keller endlich ist und wir leider nicht jeden Wein dieser Welt führen können, nicht einmal jeden guten. Wir trinken viele Espressi. Aber Filip ist ein netter Kerl und hat viel Ahnung von Wein, also machten wir mit seinem Freund Koen zumindest aus Höflichkeit und einer gewissen Neugier einen Termin. „Na, ich bin gerade hier, um Freunde zu besuchen“, erzählte er uns in sehr gutem flämisch gefärbtem Deutsch, „wir haben ja hier in Kölle lange gelebt. Mein Vater war hier stationiert.“ Ok, dachten wir etwas entsetzt, den werden wir so schnell nicht los. Vater bei der belgischen Truppe, Freunde in Köln, sehr freundlich, das sind die Hartnäckigsten, die Schlimmsten, die rufen immer wieder an oder kommen vorbei. Er erzählte also sehr nett von Uzès, seiner neuen Heimat, wir tranken sogar zwei Espressi und dann ließ er ein paar Flaschen da und verabschiedete sich mit einem fröhlichen „Bis bald.“ Die Flaschen wanderten in den Keller, machten aber an diesem Freitag nicht den Umweg über das „Unverlangt eingesandt“-Regal, dessen Tiefe erstaunlich ist und in dem sich die Weine ungefragt zu vermehren scheinen. Freitagsnachmittags gibt es bei uns oft ein kleines Weinspiel. Ein Kollege sucht ein oder zwei Weine aus oder bringt etwas mit und die anderen müssen raten, was es ist. Da ist dann auch das Dasein oben in den Büros nicht mehr ganz so trocken. „Südfrankreich stimmt“, meinte Bart, als wir die ersten Tipps abgaben. „Lecker“, meinten die Kollegen in den anderen Büros, „echt feiner Stoff. Haben wir das im Sortiment?“ Jetzt dämmerte es uns ein wenig, dass der lapidare Tipp von Filip ein echter Geheimtipp war. „Aus Südfrankreich könnten wir ja gut noch was reinnehmen“, meinte Bart und damit hatte er absolut recht. Denn angesichts der Qualitäten, der neuen Ideen und der Traditionen, die es dort gibt, war unser Sortiment da ein wenig bescheiden. Wir setzten uns also zusammen und besprachen, wie wir vorgehen. Was ist gut, was kennen wir, welche Regionen, welche Stilistiken brauchen wir, welche Preisklassen kommen in Frage. Die nächsten Monate wurde also Südfrankreich gesammelt. Languedoc, Roussillon, Provence. Wir verkosteten vielleicht 300 Weine, bewerteten, verglichen und stellten erste Kontakte zu Winzern her. Uns wurde immer klarer, wie gut die Weine von da unten sind und vor allem wie gut und günstig auch die Weine von unserem flämisch-kölsch-südfranzösischen Winzer im Vergleich mit manchen bekannten Namen waren. Vor allem waren sie dafür erstaunlich günstig. Südfrankreich birgt noch echte Entdeckungen! Wie groß die waren und dass unser Keller dafür kaum ausreicht, wurde uns erst am Ende der Reise bewusst, auf die wir uns dann aufmachten. EN VACANCES LES CHERCHEURS DU VINS Andreas Brensing Geschäftsführer des Kölner Weinkellers, hat sich mit seiner Kollegin Frau Rudolph auf den Weg in den Süden gemacht. Als gelernter Germanist ist er natürlich für die Texte zuständig, aber auch für viele der Fotos und durfte auf den verschlungenen Wegen zu den Weingütern das Steuer in der Hand halten. Die Verantwortung dafür, dass Ihnen die Weine schmecken, trägt er ja sowieso. 04 WWW. Noreen Rudolph Sommelière des Jahres 2011 und im Keller für die Sortimentsgestaltung zuständig, ist eine große Kennerin der Weine des Südens. Sie hat zwei Jahre in Loumarin bei Reine Sammut als Sommelière gearbeitet und scheint dabei Eindruck gemacht zu haben. Guy Sammut wollte sie jedenfalls sofort wieder abwerben. Eine deutsche Weinberaterin in einem französischen Sternerestaurant, wow. Natürlich spricht sie perfekt französisch und ist auch den Eigenarten der okzitanischen Aussprache gewachsen. Sehr wichtig auf einer Entdeckungsreise durch Languedoc und Rousillon. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE „Schönen Urlaub“, wünschten uns die Kollegen, als Noreen und ich Ende April in den Süden aufbrachen. Wir hatten einen Flieger nach Marseille, ein Auto am Flughafen und im Gepäck statt Strandmuschel und Badematte Filmapparat und Verkostungsheft und viele, viele Termine im Kalender. Feste, weniger feste und ziemlich vage, was nach ziemlich viel hin- und herfahren und weniger nach Urlaub klang. Aber natürlich ist es nicht wirklich unangenehm, einmal quer durch die Provence, das Languedoc, das Roussillon und wieder zurück zu fahren und dabei besondere Winzer zu treffen und ihre Weine zu verkosten. Und eines ist bei so einer Tour ganz sicher: Man freut sich abends, nach dem letzten Winzertermin, auf ein Bier. Um 5 Uhr morgens ging es am gemütlichen Deutzer Bahnhof los. Der Flieger in Frankfurt hieß ganz standesgemäß Deidesheim, aber leider gab es kein Glas Buhl´schen Riesling-Sekt zum Frühstück. Am Flughafen in Marseille funktionierte dann erst einmal unsere Mietwagenbuchung über die Zentrale irgendwie nicht. „Ja, kann passieren, wenn Ihr Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist ...“, meinte der Herr hinter dem Counter etwas süffisant. „Die REWE Group?! ... Vielleicht ist es ja doch ein Fehler im System.“ Nach einem kurzen Telefonat klickte der Mann ein wenig rum und schließlich tippte er alles noch einmal von vorne ein. Das geht ja gut los. „Wahrscheinlich bekommen wir jetzt auch noch ein Auto mit deutschem Nummernschild“, meinte Noreen. Der Supergau für jeden Südfrankreicherfahrenen: direkt als Tourist erkennbar, ein gefundenes Fressen für die Landplage des Südens, die Autoknacker. Klar, was kam, war ein ungewaschener, aber nagelneuer 1er BMW mit Münchner Kennzeichen. Wir konnten ihn übrigens ohne eingeschlagene Scheibe zurückgeben, wahrscheinlich genießen Weinhändler im Süden Immunität. 05 DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC Tour Fenestrelle UZÈS? Der Palast der Herzöge von Uzès D ie kleine Stadt Uzès liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Nîmes und dass man sie kaum kennt, ist verwunderlich, denn sie gehört zu den schönsten alten Städten, die ich in Frankreich kenne. Und das liegt an der guten Freundschaft, die die Herzogin von Uzès mit dem Schriftsteller André Malraux pflegte, der damals auch Kultusminister war. Die Adelige und der Kommunist werden in vielen Dingen verschiedener 06 Meinung gewesen sein, in einem waren sie sich einig: Während man in den 50er und 60er Jahren in vielen anderen Städten in moderne Infrastruktur, also Abriss und Neubau, investierte, schaffte man hier im Herzen von Uzès eine „Schutzzone“, in der man genau das nicht durfte. Die Gelder aus Paris wurden sehr früh schon in den Erhalt des Alten gesteckt, zu einer Zeit, als Denkmalschutz noch gar nicht en vogue war. Wahrscheinlich von der WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE Herzogin nicht ganz uneigennützig, denn mitten in der Altstadt liegt auch der Herzogspalast. Heute ist die Stadt ein Juwel, denn sie besteht nicht aus verkitschten Nachbauten und ist auch keine reine Touristenattrappe, sondern eine sehr lebendige französische Kleinstadt. Auf dem Weg dorthin kommt man unweigerlich am Canyon du Gardon vorbei und damit an einer der wichtigsten Attraktionen Frankreichs, der Pont du Gard. Wer die 18 € dafür ausgibt, sein Auto in der Nähe der Brücke abstellen zu dürfen, bekommt neben dem wirklich eindrucksvollen Aquädukt auch eine Unzahl amerikanischer, japanischer, chinesischer, deutscher und sonstiger Touristen zu sehen. In Uzès, gerade mal 15 Minuten davon entfernt, ist davon nur wenig zu spüren. Dafür gibt es Frankreich pur und in der Saison einen der größten Trüffelmärkte Frankreichs. Die Appellation (AOP) Duché d´Uzès gibt es erst seit 2013, vorher war das alles Vin de Pays. Gerade einmal 1.500 Hektar ist sie groß und es gibt nur 14 Vollerwerbswinzer und viele Nebenerwerbswinzer, die ihre Trauben an die örtliche Genossenschaft verkaufen. Viel größer wird die Appellation auch nicht werden, denn die INAO in Paris beschränkt die AOP-Weine streng auf die Kalkböden, die allenfalls eine leicht lehmige Auflage haben. So ist es etwas unübersichtlich, wo ein Weinberg zur AOP gehört und wo er einfachen Landwein ergibt. „Hier ist jeder Weinberg einzeln untersucht worden“, hat man uns erzählt und man ist mächtig stolz darauf, klein und fein auf so besonderen Böden Wein anbauen zu dürfen. 07 DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC Das Weingut Perdrix-Lasouche Koen & Ilse PERDRIX-LASOUCHE – EIN AUSSTEIGER-TRAUM „I lse und ich haben uns ein Sabbatt-Halbjahr hier in der Region gegönnt“, erzählt Koen fröhlich auf der Terrasse seines Hauses, „und dann haben wir uns schon nach zwei Wochen gefragt, wollen wir eigentlich wieder zurück? Nach Flandern?!“ Eine Frage, die man eigentlich schnell beantworten kann, in Brüssel regnet es an ungefähr 200 Tagen und im Durchschnitt scheint am Tag 4,5 Stunden die Sonne, im Languedoc sind es 8,2 Stunden Sonne und wenn an 120 Tagen mal etwas Regen fällt, dann ist es schon ein wasserreiches Jahr. Ok, das kennen wir alle, im Urlaub überlegt man, ob denn nicht das kleine Häuschen reicht, man nicht mit weniger auskommt, einem alten Renault statt einem neuen Mercedes. Man kann ja im Garten anbauen, was man braucht, ein paar Ziegen, Schafe und Hühner halten, ein wenig was dazuverdienen und am Ende dieser Überlegungen findet man sich dann doch im Büro wieder. „Nein, wir sind nicht vom einen auf den anderen Tag dageblieben. Wir haben geplant, wie wir es machen. Erst haben wir überlegt, was wir überhaupt machen“, erzählt Koen und es klingt ein wenig wie eine Mischung aus 08 einer Lausbubengeschichte und einem eiskalten Plan. „Wein kannte ich immer nur von der anderen Seite, der des Konsumenten, aber ich war zum Glück naiv genug zu glauben, das kann ich auch, und dann kam einiges an Glück hinzu. Wir haben von der italienischen Grenze bis zu den Cevennen gesucht, und wenn man schon Land kauft, um sich ein Haus zu bauen, dann kann man ja direkt auch was Rebland dazukaufen. Wir kannten einen Notar aus der Region, der im Nebenberuf auch noch Winzer war und seine Trauben an die Genossenschaft ablieferte, wie viele hier unten. Hier sind die Leute Klempner und Winzer, Arzt und Winzer oder eben auch Notar und Winzer. Der hatte einen Genossenschaftskollegen, der von seinen 40 Hektar was verkaufen wollte.“ Damals waren die Weinberge rund um Uzès noch relativ günstig, denn ob die Region ihren AOC-Status bekommen würde, stand noch in den Sternen, und von Aufbruch keine Spur. „Nun ja, ich wollte eigentlich auch nicht der Romanée-Conti von Uzès werden, aber etwas Wein machen und ein paar Zimmer vermieten, das würde ja für den Anfang reichen, danach sieht man dann weiter.“ WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE Also traf man sich. „Da hat sich dann eins zum anderen gefügt, wir haben uns sofort bestens verstanden, das Land war perfekt für das Haus, das wir bauen wollten, und drumherum gab es noch Weinparzellen mit alten Rebstöcken drauf.“ Und um die gab es gerade Ärger, denn der Besitzer, der jetzt übrigens Koens bester Freund ist, verkaufte seine Trauben an die Genossenschaft und war der nicht unberechtigten Meinung, dass er für die Reben aus seinen ältesten Weinbergen ein paar Euro mehr als für all das andere Massenzeug bekommen sollte. Denn die Erträge sind hier äußerst gering und was dabei als Wein herauskam, war so viel besser, dass man es gesondert hätte ausbauen müssen. Aber die Genossenschaft war der gut sozialistischen Meinung, dass jede Traube gleich viel wert sei, und der Traubenbauer, der das mittlerweile auch nur noch im Nebenerwerb machte, wollte keinen eigenen Wein mehr keltern. Ein klassisches Patt. „Er hat mir bei ein paar Gläsern davon erzählt und sich dabei so aufgeregt, dass ich spontan dachte, dem Mann muss und kann geholfen werden.“ Am Ende des Abends hatte Koen zu dem Land, wo jetzt Haus und Garten sind, noch ein paar Hektar der feinsten Weinberge von Uzès. Und auch das Winzerproblem war irgendwie schnell gelöst. „Ich kann aber noch keinen Wein machen“, meinte Koen irgendwann etwas verlegen. „Ich aber und das bring ich dir auch noch bei“, sagte der Traubenbauer, der seinen Über-die-Bande-Sieg über die Genossenschaft auskostete. 2003 fing Koen an, sein Haus zu bauen, schon 2004 gab es den ersten Wein. Bis jetzt macht er gerade mal 15.000 Flaschen. „Ja ...“, meint er, „das soll noch ein bisschen mehr werden. Es kommt bald noch etwas Weißwein dazu und hier und da können wir noch ein wenig was Neues anpflanzen, aber ein Großwinzer will ich auf keinen Fall werden. Schließlich ist das ja das Großartige an diesem Job, so wie ich ihn mache: Ich kann das meiste selbst und alleine machen.“ Dabei schwebt Koen auch keine dieser Mikro-Winerys vor, die mit ihren geringen Erträgen und kleinen Mengen hausieren gehen und daraus dann oft erstaunliche Preis-Wahnvorstellungen entwickeln. Koen ist nicht nur sehr entspannt, was das angeht, er ist auch erstaunlich bodenständig geblieben. „Ich freue mich über jede Flasche, die ich verkaufe. Wenn mir jemand vor 15 Jahren gesagt hätte, dass ich mal Winzer bin ... haha ... so liebe ich jeden Tag, an dem ich das machen darf.“ Syrah, Grenache und Merlot stehen bei Koen in den Parzellen. Wobei der Merlot auf den ersten Blick etwas erstaunlich ist, gehört er doch nicht zu den klassischen Rebsorten des Südens und ist auch als AOP-Wein gar nicht zugelassen. Aber so wie Koen sich nicht wirklich darum geschert hat, ob er Winzer ist, kümmert ihn auch die AOP wenig. „Ich mache die Weine, die mir gefallen, und da hier nun mal alte Merlot-Reben standen, hab ich sie auch verwendet. Am Anfang war schon der Gedanke da, sie rauszureißen, aber da war mein Freund ziemlich entsetzt. Sein Großvater war für diese Reben extra ins Bordeaux gefahren und hatte sich da Merlot-Reben, die etwas hitzebeständiger sind, dafür aber sehr wenig Ertrag geben, ausgesucht. Sein Lieblingswein war das. Und er hatte recht, da interessiert es mich wenig, ob das AOC Duché d‘Uzès oder einfach Vin de Pays d‘Oc draufsteht. „Der Merlot profitiert hier von der perfekten Mischung zwischen hoher Sonneneinstrahlung und der Abkühlung nachts. Uzès liegt in einer Ebene, die an drei Seiten von Bergen umgeben ist. Vor allem die nahen Cevennen sorgen durch das Tal des Gardon nachts für Kaltluftzufuhr und so hat man erstaunliche Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Außerdem hat er ihn sehr geschickt in einer Lage mit einer etwas dickeren Lehmauflage gepflanzt, so erleidet der Merlot keinen Trockenstress.“ Unten im Rhône-Tal hat es der Merlot deutlich schwerer, aber natürlich ernten wir hier keinen Bordelaiser Merlot mit seinen etwas herben Tanninen. Unser Wein ist etwas runder, sehr dunkel, mit blauen Waldfrüchten und immer einer guten Portion Mokka und Bitterschokolade versehen. Ein echt mediterraner Wein und trotzdem immer noch mit einer sehr lebendigen Säure. Eine kleine Menge Grenache und Syrah sind da der ideale Partner, sie geben der Cuvée noch etwas mehr Lebendigkeit und Tiefe.“ Wenn man den Entre Lunes verkostet, glaubt man Koen, wenn er sagt: „Ich versuche meine Weine so zu machen, wie ich sie als Kunde damals gerne gehabt hätte. Ich glaube, ich hatte auch als Konsument einige Ahnung von Wein, war aber eigentlich nie ein Wein-Freak, der permanent unheimlich komplizierte Weine, bei denen man mehr denken als schmecken musste, brauchte. Ich hab Weine immer gerne mit Freunden und mit meiner Frau getrunken, Wein ist für mich immer Genuss und den teile ich gerne. So sollte mein Wein dann auch schmecken.“ Ähnlich hält er es mit dem Syrah, der seine Lieblings-Rebsorte ist. Reinsortige Weine sind in der AOP nicht erlaubt, hier gibt es nur Cuvées und eigentlich sollten bis zu 20 % andere Rebsorten drin sein, damit der Wein AOP-Status bekommt. Aber auch der Syrah kommt aus einer besonderen Parzelle und die wollte Koen nicht in eine Cuvée geben, sondern so, wie sie ist, ausbauen. „Schon der erste Jahrgang war so, wie ich mir einen Syrah vorstelle, oder besser, wie ich einen Rotwein liebe, und das würde ja mit jedem Jahrgang besser werden“, meint Koen. Man fand also eine sehr französische Lösung. „Es stehen ja auch ein paar andere alte Reben im Syrah-Weinberg, die werden natürlich mitvinifiziert, früher hat man ja immer 09 DAS UNBEKANNTE LANGUEDOC etwas gemischt gepflanzt. Schreib doch einfach nicht nur Syrah da drauf, haben die Kollegen von der AOP-Stelle gesagt, das kann man doch auch etwas ... na, sagen wir mal poetischer umschreiben. Wie viel Prozent Cuvée das ist, kann man ja auch nicht so genau bestimmen. Also ist aus dem Syrah ein Poème de Syrah geworden, der ... sagen wir mal überwiegend ... aus Syrah besteht und dann auch den AOP-Status haben wird. Aber mal sehen“, sagt Koen lächelnd, „als Winzer bin ich noch jung, vielleicht ändere ich da auch noch was. Aber momentan gefällt mir das so“, meint er. Der Poème de Syrah schwebt zwischen der Kühle der SyrahWeine der nördlichen Rhône und der südlichen Würze des Languedoc. Er hat auch mit einiger Reife noch die Frische, die man eher im Norden findet, aber eindeutig die runde, volle, fast anschmiegende Art der südlichen Weine. „Da hab ich mir selber meinen Lieblingswein gemacht.“ Leider war, als wir Koen besuchten und mit ihm über Mengen sprachen, sein XII Nuits schon ausverkauft. („Ist doch toll für einen Jungwinzer wie mich ....“), aber vom Poème und vom Entre Lunes gab es noch zwei Jahrgänge, schließlich verkauft Koen seine Weine 8,90 € 9,90 € 22650-10 0,75 L (1l=11,87 €) 11,00 € 22651-10 erst dann, wenn sie einigermaßen gereift sind, auch so ein kluger Schachzug. Und mit den Jahrgängen 10 und 11, die klimatisch so unterschiedlich waren, findet man dann auch direkt das verbindende Glied in den Weinen, ihre eleganten Tannine, die feine Frucht und diese unglaubliche Saufigkeit. Bei den 11ern etwas runder und offener, fruchtiger, bei den 10ern expressiver und etwas höher in der Säure. Wir kamen gar nicht auf die Idee, uns hier zwischen den Jahrgängen zu entscheiden. Wir sind extrem glücklich, beide zeigen zu können. Pont du Grad 9,90 € 0,75 L (1l=13,20 €) TIPPS FÜR UZÈS WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE: • Pont du Gard und das Tal des Gardon • Uzès mit seinen alten Gassen und dem schönen Marktplatz natürlich • Nîmes, Avignon, Montpellier, die Camargue, aber auch die Cevennen sind nicht weit entfernt. 10 WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE ESSEN & TRINKEN: • Le Castellas in Collias: Boutique-Hotel mit Restaurant; man isst auf Sterneniveau ohne Sternepreis • La Table d‘Uzès (im Hotel La Maison d‘Uzès): *Michelin, moderner französischer Stil, tolles Ambiente • Bistro Les 80 Jours in Uzès • Le Vieux Café in Uzès, wenn man genug Wein verkostet hat, hier gibt es eine große Bier-Auswahl. WO MAN WOHNEN KANN: • Natürlich bei Koen und Ilse Strubbe nur wenige Kilometer vor Uzès (info@perdrix-lasouche.com) • La Bégude de Saint-Pierre in der Nähe vom Pont du Gard • Siehe auch unter Restaurants ILSES & KOENS BESONDERER TIPP: • Der Samstagsmarkt in Uzès: viele lokale Anbieter und in der Saison ein Trüffelparadies ALLE WEINE VON PERDRIX-LASOUCHE FINDEN SIE AUF SEITE 48 11 PIC SAINT-LOUP Pic St.-Loup & Montagne de l´Hortus DER MONT BLANC DES LANGUEDOC K ein besonders hoher Berg und wenn man ein paar Höhenmeter nicht scheut, von seiner Südseite her auch recht einfach zu besteigen. Ein steiler, steiniger Pfad führt hinauf und wenn man oben ist, kann man die grandiose Aussicht auf Montpellier, das Mittelmeer und die Cevennen genießen. Aber man sollte nicht erschrecken, denn auf seiner Nordseite fällt der Pic St.-Loup mehr als 500 Metern senkrecht ab. Den freundlich steilen Hügel hat es irgendwann einmal buchstäblich zerrissen und jetzt verteilen sich die Reste des einst mächtigen Berges, der auch die weiß leuchtenden Felsen des gegenüberliegenden Mont l‘Hortus einschloss, als helles Kalkgeröll auf die Weinberge und die Garrigue rund um den Pic. Es riecht intensiv nach Kräutern, nach wildem 12 Fenchel, nach Lorbeer, Thymian, Rosmarin und vielem mehr. Im Sommer, wenn das Land trocken ist, muss man sich in Acht nehmen, denn die niedrigen Sträucher brennen wie Zunder und die vielen kleinen Dörfer, die verteilt zwischen den Bergen und Felsen liegen, werden immer wieder von Buschbränden bedroht. Natürlich haben die Römer hier schon Wein angebaut, wo haben sie das nicht, in Britannien vielleicht. Aber da setzte ja die einheimische Bevölkerung auch eher auf einen Tropfen heißen Wassers. Aber die Landgüter zur Zeit des Imperium Romanum waren erstaunlich gut organisierte Lebensmittel-Produktionsbetriebe. Und der Wein war eines ihrer wichtigsten Produkte. Nicht nur dass er bei den lebensfreudigen Römern als Genussmittel beliebt war, auf Reisen WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE und bei Feldzügen, wenn man kaum frisches, unbedenklich zu trinkendes Wasser zur Hand hatte, war er, oft als Posca, also in Mischung mit etwas Wasser und vergorenem Wein (also Essig), das einzige sterile Getränk und somit lebensnotwendig. Die Überlegenheit der römischen Armee beruhte nicht zuletzt auf der guten Verpflegung und der Möglichkeit, die Truppen überall ausreichend zu versorgen. So entstanden auch nahe der großen Garnisonsstädte Nîmes, Arles, Avignon und Montpellier unzählige landwirtschaftliche Mischbetriebe. Zu seinem Namen kam der Pic im Mittelalter und natürlich muss es im Land der Troubadoure eine Geschichte mit Liebe und Tod sein. Die drei Brüder Alban, Guiral und Thierry Loup hatten sich alle in dieselbe Frau verliebt, die schöne Bertade. Da sie Bertade nicht vor die Wahl stellen wollten, beschlossen sie, das Kreuz zu nehmen und ins Heilige Land zu gehen. Nur wenige kamen von den Kreuzzügen damals wieder und wenn es einer schaffen würde, so könnte er ja die schöne Bertrade zur Frau nehmen. Aber sie kamen alle drei wieder aus dem Heiligen Land und als sie in ihr Heimatdorf kamen, mussten sie zu ihrem Entsetzen hören, dass Bertrade am Tag zuvor, dem 19. März, vor Kummer gestorben sei. So beschlossen die drei Brüder, der Welt zu entsagen, und jeder zog sich als Einsiedler auf einen Berg in der Nähe des Dorfes zurück. Jedes Jahr am 19. März entzündeten sie ein (höchst gefährliches) Feuer auf ihren Bergen zum Gedenken an Bertrade. Thierry hatte den höchsten Berg gewählt und er war auch der letzte der Brüder, der verstarb, und als irgendwann sein Feuer nicht mehr entflammte, benannten die Dorfbewohner, die die drei Brüder wie Heilige verehrten, den höchsten Berg nach ihnen, den Pic St.-Loup und zünden bis heute dort jedes Jahr am 19. März ein Feuer an. Der eigentliche Siegeszug des Weins rund um den Pic St.-Loup begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1955 bekam man den VDQS-Status und es dauerte noch einmal fast 50 Jahre, bis man von der INAO in Paris die begehrte AOCAuszeichnung verliehen bekam. Erstaunlich, was diese Aufwertung bewirkt hat. Waren vorher die Qualitätswinzer eine Art Geheimtipp in der Region, nimmt man die Weine vom Pic St.-Loup jetzt weltweit wahr. Sie sind zu einer Art Leuchtturm für das Languedoc geworden. Das Terroir hat sich natürlich nicht geändert, aber in einer AOC trauen sich die Winzer noch mehr, auf Qualität zu setzen. Und vor allem, es gibt immer mehr Erzeuger, die ihre Pläne, besondere Weine zu machen, auch verwirklichen. Wir waren erstaunt, was hier für Weine entstehen, und ehrlich gesagt hätten wir auch ein WeinBrevier nur mit Pic-St.-LoupWeinen machen können. Da hätten wir uns viele gefahrene Kilometer gespart und wären vielleicht zwischen den Weinguts-Besuchen auch mal zum Klettern an den weißen Felsen der Region gekommen. Na, vielleicht im nächsten Jahr. 13 PIC SAINT-LOUP Garrigues & Pierre Clavel 10,00 € 11,00 € 11,50 € 24162-12 0,75 L (1l=13,33 €) 12,50 € 24161-13 0,75 L (1l=14,67 €) 14,50 € 15,90 € 24164-12 0,75 L (1l=19,33 €) 89 Parker Punkte 7,90 € 8,90 € 24160-12 0,75 L (1l=10,53 €) Alle 4 Weine sind Bio-Weine. PIERRE CLAVEL – MANN MIT HUND Ein Labrador liegt etwas träge in der Einfahrt, in die sich gerade ein großer LKW zu zwängen versucht. Keine Chance. Ein Rätsel, wie später die Weinpaletten auf den Anhänger kommen werden. Der Hund schaut nur ein wenig auf und gibt ein heiseres „Wuff“ von sich. „Keine Angst“, ruft Pierre lachend aus einiger Entfernung, „der ist schon über 90. Der will nur kurz zeigen, dass es ihn noch gibt.“ Auf der Mas da Calage blühen Rosen in allen Farben und hunderte andere Blumen an jeder Ecke. „Ich bin für den Wein zuständig, meine Frau Estelle mehr für die Blumen“, meint Pierre, „was meint ihr, wer macht den besseren Job?“ Dabei versprüht er wieder sein fröhlich ansteckendes Lachen. Irgendwie muss man höllisch aufpassen, um mitzubekommen, wenn Pierre etwas wirklich ernst meint, dann geht sein Blick vielleicht etwas mehr in die Ferne und er spricht leiser. „Jetzt müssen wir aber erst einmal Bayard besuchen.“ Hinter ein paar Hecken, rechts von der Auffahrt, finden wir Bayard auf einer Wiese. Er trägt eine blonde Mähne und steht mit vier kräftigen Hufen im Gras. „Bayard ist noch in der Ausbildung. Wir werden bald unsere besten Weinberge nur noch mit dem Pferd bearbeiten, da muss er jetzt lernen, den Pflug zu ziehen“, meint 14 Pierre und hält ihm eine Karotte hin. Aber Bayard ist heute scheinbar etwas nervös und nimmt sie nur widerwillig, zu viele Leute. „Vielleicht ist es auch eine spanische Karotte“, lacht Pierre, „Bayard mag nur französische ... Bevor wir uns Keller und Weinberge ansehen, gehen wir aber erst mal was essen.“ Schließlich ist es schon fast 13 Uhr und Mittag- essen mit Freunden ist in Frankreich ja ein heiliger Akt. Les Caves passent à Table liegt an einem wenig pittoresken Verkehrskreisel zwischen Autohäusern, Baumärkten und einem Gemüseladen halb im Keller. Wären wir nie drauf gekommen. „Aber der Inhaber hat mehr Ahnung von den Weinen der Region, WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE als ich je haben werde“, meint Pierre, „hier finde ich immer was spannendes Neues und das Essen ist sensationell.“ Und natürlich probieren wir hier auch keinen Wein von Clavel, sondern etwas Neues und ziemlich Spannendes. „Es gibt noch viel zu entdecken“, erzählt Piere und rattert Regionen, Unterregionen und Winzernamen herunter. Der Weißwein war jedenfalls sensationell, ist für die nächste Tour notiert. „Der Wein ist das wahre Erbe Frankreichs“, erzählt Pierre und obwohl er lächelt, merken wir, jetzt meint er es wirklich ernst. „Wir haben so viel unterschiedliches Terroir, wir haben so viele unterschiedliche Kulturen, aber was Frankreich seit 2.000 Jahren immer geeint hat, war der Wein. Er ist die Identität Frankreichs, er ist die gelebte Vielfalt, die Heimat, die zugleich überall verfügbar ist und auch noch konsumiert werden kann.“ Dabei erhebt er das Glas: Santé. Sein Sohn nickt und lächelt. Er studiert gerade Weinbau und wird wohl das Familienweingut eines Tages übernehmen. Pierre war der Weinbau irgendwie in die Wiege gelegt worden und andererseits auch nicht. Sein Vater war zwar Genossenschaftswinzer, hat sich aber zeitlebens mehr mit Weinbau-Politik beschäftigt. „Als junger Mann hat er noch etwas Wein gemacht, dann ist >> TIPPS FÜR DIE REGION PIC ST.-LOUP WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE: • Natürlich den Pic St.-Loup. Am besten steigt man hinauf und besucht dabei auch die Ruinen des Châteaus de Montferrand. • Montpellier, eine der schönsten Städte des Südens • Das Tal der Hérault und (außerhalb der Saison) Saint-Guilhem-le-Désert, das einsame Tal bei Saint-Jean-de-Buèges und natürlich den Canyon de la Vis mit dem Cirque de Navacelles ESSEN & TRINKEN • Les Caves passent à Table; 34980 Montferrier-sur-Lez (Keiner hat mehr Weine aus der Region und mehr Ahnung davon!) • Restaurant Le Pic Saint-Loup; 34270 Les Matelles • Bistro Vinaigrette; 34730 Prades-le-Lez • L’Auberge du Cèdre; 34270 Lauret (auch Hotel) Pierre & Estelle WO MAN WOHNEN KANN: • L’Auberge du Pont Romain; 30250 Sommières • Chambres d’Hôtes L’Ostal du Pic Saint Loup; 34270 Saint Jean de Cuculles • Gîtes Le Mas des Violettes; 34270 Valflaunès • Gîtes du Mas de Luzière; 34190 Saint-André-de-Buèges PIERRES UND ESTELLES GEHEIMTIPPS: • Natürlich die Bauernmärkte der Region • „Marché des Arceaux“ samstags in Montpellier • „Joli marché au pied du Pic Saint Loup“: sonntagsmorgens in Valflaunès • „Notre petit marché secret“ sonntagsmorgens im Sommer in Sainte Croix Vallée • Die Bäckerei Simone et Emile in Claret • Pélardon du Pic Saint-Loup (aromatischer Ziegenkäse) bei Michel et Sandra Carrie in Le Frouzet bei Saint-Martin-de-Londres • In Bouzigues am Étang de Thau kann man Austern direkt beim Produzenten kaufen. • Les tielles bei Sophie Cianni in Sète (kleine Pastetchen mit Meeresfrüchten gefüllt) ALLE WEINE VON PIERRE CLAVEL FINDEN SIE AUF SEITE 48 15 PIC SAINT-LOUP er einer der Väter der AOC Languedoc geworden. Er hat sich zeit seines Lebens für den Wein des Südens eingesetzt. Den authentischen Wein, den Wein der Winzer, den er nie als industrielles Produkt gesehen hat. Wein war für ihn immer Kulturgut, aber irgendwann hat er selber keinen mehr gemacht. Dafür unterhält er jetzt noch, mit 80 Jahren, ein paar Weinblogs, zum Beispiel zum Winzeraufstand von 1907 (siehe Kasten Seite 27), und er fährt fast den ganzen Tag Fahrrad. Ob Regen oder Sturm, wie ein Verrückter. Mit 80 – der ist fitter als ich.“ Pierre hatte eigentlich gar nicht so richtig vor, Winzer zu werden. Mit 16 hat er erst einmal die Schule geschmissen. Genug gelernt, genug in den Bänken gesessen. „Ich wollte irgendwas in der Region machen, irgendwas mit Essen und Trinken und mit regionalen Produkten ...“ Also ist er erst einmal Ziegen hüten in den Cevennen gegangen. Dann hat er regionale Spezialitäten verkauft, als Négoc mit Wein gehandelt und schließlich, 1986, mit 25, pachtete er die ersten Weinberge. „Das Geld hab ich bei Freunden, die keine Ahnung von Wein hatten, zusammengeschnorrt. 50.000 französische Francs, dafür gab es irgendwie 37 Hektar, zum Teil mit unfassbar schlechten, zum Teil mit guten Reben, einen alten, etwas baufälligen Weinkeller mit riesigen Tanks, mehr für eine große Genossenschaft als für ein kleines Qualitätsweingut gedacht. Das 16 Geld verschwand nur so. Nach einem Monat waren wir quasi pleite“, dann folgt wieder das entwaffnende Lächeln, mit dem er sicherlich damals auch seine Geldgeber bei der Stange gehalten hat. „Wir haben uns irgendwie durchgewurschtelt.“ Jetzt, 28 Jahre später, gehört die Domaine Clavel sicher zu den angesehensten der Region und ist dazu noch einer der Vorreiter für biologischen Weinbau. Aber geradezu legendär ist in der Region, dass Pierre, egal wie viele Preise und Punkte er für seine Weine bekommt, egal wie gering die Ernte ausfällt, egal wie schnell er ausverkauft ist, seine Preise immer nur marginal erhöht, sodass seine Weine selbst für die Region Pic St.-Loup noch erstaunlich günstig sind. „Was soll ich machen“, meint er mit einem in die Ferne gerichteten Lächeln, „ich bin halt ein alter Linker, ich finde, meine Weine soll sich jeder leisten können. Und ich lebe doch ganz gut.“ Dann stehen wir an der Südseite des Pic St.-Loup. Weißes Kalkgeröll, kantige, große Steine, man kann kaum gerade gehen auf dem Boden, gut, dass ich meine Wanderschuhe angezogen habe. „Das sind hier alles unsere Weinberge“, Pierre zeigt stolz in die Runde. „Da vorne stehen Roussanne und Grenache blanc. Für den Weißwein gibt es keine AOP Pic St.-Loup, aber das Terroir da ist für die beiden Rebsorten so einzigartig, der Boden, der kalte Wind der hier durchgeht, dass wir ihn auch einfach als WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE Coteaux du Languedoc verkaufen. Trotzdem ist es ein typischer Pic St.-Loup“, meint er etwas trotzig. Wir werden später sehen und schmecken, ein Weißwein, wie wir ihn aus Südfrankreich nicht erwartet haben. Knackig, zupackend, mit Kräutern, reifen Früchten, schlank, mit mineralisch frischer Säure, der Cascaille ist einer der vielen Lieblingsweine, die wir auf der Reise entdeckt haben. „Das ist zwar hier alles ein sehr ähnlicher Boden, aber im Detail gibt es dann doch Unterschiede. Hier, wo der Grenache noir steht, sind die Weine deutlich voller und würziger, weiter oben wird der Boden noch etwas steiniger, da sind die Weine karger und zugleich eleganter. Da hinten haben wir reinen Kalk, da steht dann mehr Weißwein. Das werdet ihr nachher auch schmecken. So sind Grenache, Syrah, Mourvèdre auf die verschiedenen Böden verteilt.“ Er steht ein wenig da wie ein Feldherr, der seine Truppen dirigiert. Dass er taktisch versiert ist, sehen wir nachher im Keller. Die fünf, sechs Gebäude der Mas de Calage liegen auf einem Hügel wie ein kleines Dorf. Das nächste Haus ist weit entfernt. Absolute Ruhe, Ruhe für perfekte Weine. Jetzt begleitet uns auch Garrigues. Noreen, die eigentlich Angst vor Hunden hat, fängt sofort an, ihm Stöckchen zu werfen. Der Border Collie rennt wie ein wahnsinniger und kommt sofort wieder. „Oh là là“, meint Pierre, „den wirst du jetzt nicht mehr los. Das kann der bis zum Jüngsten Tag machen.“ Gefolgt von Garrigues sehen wir uns den steilen Weinberg hinter dem Haus und den Keller an. „Stockinger“, er spricht das, als würde er gerade in Stöckelschuhen auf den Pic steigen. Österreichische Namen sind für französische Zungen ungeeignet. „Das ist der Rolls-Royce unter den Fässern.“ Bei Pierre wird nur sehr wenig in kleinen Fässern ausgebaut. Das meiste kommt in große Stückfässer. „Wir wollen die Identität des Weines, die Frucht, die Kräuternoten, die Finesse, die Typizität erhalten, da brauchen wir keine zusätzlichen Holztöne. Der Wein spricht für sich selber.“ Punkt! Pierre kann so herrlich freundlich konsequent sein. Aber natürlich ist er auch experimentierfreudig. Im Keller stehen auch vier neue Beton-Eier, der neueste Schrei im Weinbau. „Wir haben da einen Teil des Weißweins drin ausgebaut, jetzt probieren wir es mal mit dem Syrah, der weiter oben am Pic wächst. Das entwickelt sich fantastisch. Können wir gleich mal probieren, aus dem großen Holz, dem Edelstahl und dem Ei. Höchst interessant.“ Werden wir probieren und noch viel mehr. Die Verkostung gerät länger als gedacht, deutlich länger. Pierre und Noreen diskutieren über jeden Wein, beschreiben, was dazu passt. Pierre schneidet pantomimisch mehrere Côtes de Boef auf, Noreen möchte einen gereiften Comté zum Cascaille. Pierres Frau Estelle und ich sitzen amüsiert dabei. Der Garrigues strotzt vor den Kräutern der namensgebenden Buschlandschaft, ein maulfüllender und trotzdem einfach zu trinkender Wein, animierend, lebendig. Nicht kompliziert, aber auch alles andere als schlicht. Merguez, Lammkeule, Ratatouille, ein Wein zur südfranzösischen Küche und ein echter Preisbrecher. Wo im Bordeaux bekommt man für knapp 9 € so viel Wein geschenkt? Der Bonne Pioche wächst direkt am Fuße des Pic in der Nähe von SaintJean-de-Cuculles. Syrah, Grenache, Mourvèdre, die Rebsorten des Languedoc. „Une rouge et noir“, sagt Pierre, ein Wein, der von roten und schwarzen Früchten nur so strotzt, erstaunlich frisch für den Süden und extrem lebendig. Dabei zeigt er eine Tiefe, wie man sie sonst von den großen Weinen der nördlichen Rhône gewohnt ist, ein Hauch Pfeffer, etwas Schokolade, ein sehr sinnlicher Wein, der mit einem langen Abgang brilliert. Bonne Pioche ist beim Kartenspiel übrigens die Karte, die besonders gut sticht. Einen passenderen Namen kann ein Wein kaum haben. Der Copa Santa ist wohl einer der bekanntesten Weine Pierres, weil er in einer legendär gewordenen Verkostung des FEINSCHMECKER vor dem um ein Vielfaches teureren Côte Rôtie von Guigal landete, und trotzdem ist er in vielerlei Hinsicht kein Verkostungs-BlenderWein, sondern ein echter Clavel. Denn erstens ist er immer noch bei dem linksradikalen Bruchteil-Preis, den er in der Verkostung schon hatte. Zweitens hat er jene saftig-saufige Eleganz, die die Weine von Pierre nicht nur groß, sondern im wahrsten Sinne des Wortes großartig machen und drittens besitzt er eine enorme Tiefe und Länge, jene verführerische schwarze Frucht, jene würzige Garrigue-Aromatik und die Frische, die so manchem Wein aus dem Süden abgeht. Pierre erzählt von einem Freund, der einmal 12 Jahrgänge Copa Santa aufstellte, und dabei leuchten seine Augen und uns geht auf, dass dieser Wein, der jetzt schon so, ja, sagen wir es, lecker ist, ein Lagerpotenzial besitzt, das manchen teuren Bordeaux vielleicht blass aussehen lässt. An diesem Nachmittag fällt es uns sehr schwer, Pierre zu verlassen, wir hätten ihm noch stundenlang zuhören und Border Collie Garrigues genauso lang Stöckchen werfen können. Zum Abschied sitzt Pierre mit seinem Hund leise summend vor dem Haus in der Sonne und schaut über die Hügel in die Ferne zum Pic St.-Loup. Er winkt lächelnd und zufrieden und Garrigues bellt noch ein-, zweimal freundlich. In der Heimat guten Wein anzubauen scheint glücklich zu machen und uns ist so, als würden wir viel von diesem Glück in Pierres Weinen wiederfinden. 17 PIC SAINT-LOUP Françoise Julien CLOS MARIE – ACHTUNG, IKONE! Der Begriff Wein-Ikone wird ja geradezu inflationär gebraucht. Alles, was irgendwann einmal in irgendeiner Zeitung erwähnt worden ist oder bei Herrn Parker mal ordentlich Punkte eingefahren hat, alles, was irgendein Sommelier in einem TopRestaurant seinen Gästen mal empfohlen hat, wird in Werbeprospekten schnell als Kult-Weingut oder Wein-Ikone bezeichnet. Dabei hat das Languedoc ein Problem und ein Glück zugleich: Eigentlich hat es keine Wein-Ikonen. Es gibt zwar Weingüter, die ihre Weine zuteilen müssen, aber es gibt eigentlich keine Weingüter, mit denen Weinkenner vor weniger wissenden Weinfreunden mit Bestimmtheit angeben können. Languedoc und Roussillon sind Weinregionen für Eingeweihte mit Weinen für jedermann. Eigentlich eine sensationelle Kombination für alle, die Weine entdecken und nicht Etiketten trinken möchten. In der Region selber sieht das etwas anders aus. Hier, wo jeder stolz ist auf seine Weine, auf die lokalen Produkte, auf seine Herkunft und auf den Süden, hier gibt es auch Weingüter, deren Namen für alle Languedociens den Klang haben wie ein Romanée-Conti nördlich der Cevennen. „Ah, ihr wart bei Clos Marie ...“, sagte man überall, wo wir noch hinkamen und schaute uns etwas neidisch bewundernd an und es ist bezeichnend für das Languedoc, dass wir eigentlich bei keinem „alten“ Weingut waren, keinem, das auf Jahrhunderte Tradition zurückblicken könnte und dessen Weine schon am Hofe einer der vielen Louis auf dem französischen Thron genossen wurden. 18 Christophe Peyrus und Françoise Julien sind, in diesen Dimensionen gedacht, eigentlich Newcomer. Mitte der 90er haben sie die ersten Weine unter dem Namen Clos Marie herausgebracht, anstatt die Trauben bei der örtlichen Genossenschaft abzuliefern. Erstaunlich ist auch, dass sie in den 20 Jahren nicht versucht haben, ihr Weingut, das gerade einmal 20 Hektar hat, zu vergrößern. Der Ehrgeiz von Christophe und Françoise richtet sich weniger nach außen, sondern nach innen. Ihnen ist die Qualität wichtiger als die Quantität. Sicherlich könnte man auch bei 40 Hektar große Weine machen, aber es geht den beiden darum, individuelle Weine zu machen, ihre Weine, und daher machen sie auch fast alles selber. Das schränkt die Größe von alleine ein. Sie waren auch eines der ersten Weingüter, die den biodynamischen Weinbau eingeführt haben in der Region, alles nur, um dem Wein des Pic St.-Loup mehr Typizität zu verleihen. Jetzt stehen wir also vor dem unscheinbaren Gebäude mitten in Lauret und klingeln am Gartentor. Es ist fünf nach elf, fünf Minuten zu spät, Noreen ist schon etwas nervös. Es dauert etwas, dann bellt ein Hund, es dauert noch etwas und Françoise kommt heraus, schaut auf die Uhr, „Ah, les Allemands …“, sie schüttelt den Kopf, „ich habe noch gar nicht mit euch gerechnet. Immer so pünktlich, tz, tz, tz.“ Fünf Minuten später sitzen wir schon im kleinen, sehr gemütlichen Verkostungsraum. „Die Leute denken immer, die Weine des Südens wären schwer und fett“, erzählt Fran- WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE çoise lachend, „wir finden, hier am Pic St.-Loup ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben hier relativ viel Regen um den Pic herum und der Wind weht gerne kalt. Zusammen mit den richtigen Rebsorten und dem biodynamischen Anbau ergibt das sogar eher sehr feine Weine, die mehr an die nödliche Rhône erinnern als an das Châteauneuf zum Beispiel.“ Zum Beweis schenkt sie etwas von ihren raren Weißweinen ein. Wir sind verblüfft. Das hat erstaunlich viel Säure und wirkt eher wie ein Hermitage blanc als wie das, was wir als südliches Vorurteil im Kopf haben. „Das sind alles alte Rebsorten, die hier heimisch sind. Grenache blanc, Grenache gris und Macabeo können auch in heißen Sommern feine Weine ergeben. So stellen wir uns den Weißwein des Südens vor, er hat die Kraft und die Frucht, die Kräuter der Garrigue und das Herz vom Kalkboden, auf dem er wächst, er ist aber kein Stück schwer.“ Wir probieren den L'Olivette, der auf einer Parzelle wächst, auf der ganz früher einmal Olivenbäume standen. „Das war früher Standard hier,“ meint Françoise, „die Menschen hatten Oliven, Reben, Äcker, wo der Boden etwas weniger steinig war, und Schafe, Ziegen, Hühner. Halt alles, was ging.“ Was für uns heute pittoresk und idyllisch klingt, war für die Menschen damit pure Überlebensstrategie. Man versuchte, nicht nur auf eine Ertragsweise zu setzen und so viel wie möglich für den eigenen Bedarf selber zu erzeugen. Im alten Olivenhain stehen jetzt Grenache, Syrah und Cinsault. „Das ist sicherlich unser südlichster Wein“, meint Fran- çoise, dabei ist auch er von einer fast burgundisch anmutenden Eleganz gekennzeichnet. Was ihn auch extrem süffig macht. „Un vin de soif“, nennt Françoise das. Wir versuchen „geringer Trinkwiderstand“ ins Französische zu übersetzen, aber am Schmatzen erkennt Françoise schon, was wir meinen. Wir gehen in den Keller zum Fass mit dem Simon. „Wie kommen die Namen Simon und Manon zustande?“, fragt Noreen. „Das sind die Vornamen meines Sohnes und meiner Tochter“, erzählt Françoise, „c´est tout, pas de secret.“ Wir fragen nach Ausbau, nach den Reben, nach dem Terroir, auf alles gibt Françoise beiläufig freundlich Antwort und immer hört es sich an, als wäre das alles ganz einfach und eigentlich könnte das jeder machen, „pas de secret“. Wenn wir wirklich große Winzer besuchen, hören wir das häufig: Alles ganz einfach, es gibt keine Geheimnisse, da fragen wir uns immer wieder, warum es dann so viele langweilige, uniforme, ja sogar schlechte, groteske Weine gibt und warum wir hier auf eine permanent lächelnde Frau treffen, die einige der besten Weine des Südens macht und uns erzählt, großer Wein sei kein Geheimnis. Im Keller sagt sie das ganz leise, so als könnte sie den Wein, der da in den Fässern heranreift, mit lauten Gesprächen stören, und jetzt dämmert uns, dass es vielleicht doch ein Geheimnis gibt. Eine Art geheimer Interaktion zwischen Winzer und Wein. Als sie an den verschiedenen Fässern probiert, sagt sie: „Die Fässer sind wie Kinder, eigentlich ist in allen derselbe Wein, aber sie entwickeln sich doch ganz unterschiedlich. Man muss immer wieder nach ihnen schauen, aber viel beeinflussen kann man dann doch nicht mehr.“ Es ist dieses Gefühl, dass auch Christophe in den Weinbergen hat, dass minimale Interventionen, kleinste Drehungen an den richtigen Stellschrauben die Natur so beeinflussen können, dass aus einem guten Grundstoff ein großer Wein entsteht. Auf Clos Marie, so viel ist uns klar, beherrscht man diese Kunst, die vielleicht deshalb wirklich kein Geheimnis ist, weil man sie nicht weitergeben, weitererzählen kann, man muss sie sich aneignen im Einklang mit den Reben und dem Wein. Ein steter Prozess, ein Leben mit und für den Wein, das Ruhe und Gelassenheit gibt und einen im Keller automatisch leiser sprechen lässt, wie in einer Kathedrale, nur mit viel mehr Fröhlichkeit. Wir verkosten noch den Glorieuses, einen Wein, der zugeteilt wird wie ein großer Burgunder und der uns sowohl fasziniert als auch ein wenig ratlos zurücklässt. Vielleicht müssen wir doch unsere Urteile über die eher einfachen, guten Trinkweine des Südens schleunigst revidieren. Nach dem Besuch dreier Weingüter schon. Wir haben gelernt: Großer Wein muss nicht teuer sein, der Süden ist eben auch Eleganz und Finesse, individuell und trotzdem allgemeinverständlich, traditionell und höchst innovativ und das Wichtigste ist, dass es selbst bei den Wein-Ikonen des Südens keine Geheimnisse gibt. Pas de secret, dafür viel Gelassenheit und noch mehr Freundlichkeit, sowohl in den Weinen als auch bei deren 13,95 € 14,95 € 24156-12 0,75 L (1l=18,60 €) Erzeugern. ALLE WEINE VON CLOS MARIE FINDEN SIE AUF SEITE 49 19 ROUSSILLON Weinberge auf Clot de l´Oum karg und felsig und touristisch noch nicht so überlaufen wie die Provence am anderen Ende der Mittelmeerküste. Es gibt einsame, fast verfallene Dörfer, man kann in den Bergen wandern gehen und ist gleichzeitig in wenigen Minuten am Meer. Am Pic Carlit gibt es sogar ein großes Skigebiet und für die Bewohner des Roussillon ist ein Ausflug nach Barcelona immer noch naheliegender als ein Wochenende in Paris. Im Roussillon wird die im Languedoc vorherrschende Syrah-Rebe durch die Grenache abgelöst. Die Grenache liebt die Extreme. Hitze, Kälte, steinige Böden, all das führt zu geringen Erträgen und nur so wird aus der eher einfach süffigen Grenache ernsthafter Wein. Auch der Carignan braucht dringend die Zügel des Winzers in der Ebene und wenn man ihn lässt, kann er schon mal 200 Hektoliter pro Hektar bringen, will man Qualität, sollte man nur ca. 20 % davon ernten. Syrah und Mourvèdre ergänzen die Rotwein-Reben. Oft sind die trockenen Weine des Roussillon etwas karger und schlanker als die, die weiter westlich wachsen. Aber vielleicht hat das auch mit den Winzern des Roussillon zu tun. Außerdem gibt es hier eine große Tradition an Süßweinen. In Maury, Bandol, Rivesaltes wachsen immer noch Weine, die jahrhundertelang weltweit geschätzt wurden und mittlerweile leider fast vergessen sind. In den letzten Jahren hat sich viel getan im Roussillon. Junge Winzer kommen mit neuen Ideen und beleben damit die alten Traditionen. Hier ist der Weinbau sehr individuell, da Klima und Boden sich in kurzen Abschnitten ändern können. Eine der traditionsreichsten und zugleich innovativsten Regionen Frankreichs und all das mit sagenhaftem Blick auf den Canigou. Das Fenouillet Bélesta und der Pic Canigou DAS PAYS CATHARE – ROUSSILLON Es ist ein regelrecht verstörender Anblick, wenn man die Autoroute de Sud entlangfährt. Man kommt vorbei am Étang de Thau, man passiert den Étang de Bages-Sigean und kurz danach Cap Leucate. Süden, Sonne, Meer, Strandfeeling stellt sich unweigerlich ein und plötzlich, nach einem unbedeutenden Hügel auf der Autobahn, plötzlich steht man vor einer Wand. Weiß und mächtig ragt ein Berg aus dem Blau. Erst einmal sieht man links und rechts nichts, nur die drei, vier weißen Gipfel, die direkt vor einem zu stehen scheinen, und man bekommt fast Angst, dass man, wenn man die nächste Abfahrt verpasst, in diesen Klotz aus Granit hineinfährt. Der Pic du Canigou! 20 Er ist der heilige Berg der Katalanen und die Menschen, die von ihrer Heimat auf diesen Berg sehen können, fühlen sich erst einmal als Katalanen, als französische Katalanen mit wenigen Bestrebungen, katalanische Katalanen zu werden, oder als spanische Katalanen, bei denen das schon etwas anders aussieht. 2.785 Meter ist er hoch und lange Zeit galt er als der höchste Berg der Pyrenäen, ja im Altertum hat man ihn manchmal sogar als höchsten Berg der Welt angesehen, weil er so eindrucksvoll aufragt, als käme er direkt aus dem Meer und endete im Himmel. Meer und Berge, das ist das Spannungsfeld des Roussillon. Nur rund um Perpignan und im Tal der Tête und Tech gibt es flache Abschnitte. WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE In den Hügeln und Bergen war die Landwirtschaft eher mühsam und die Verkehrswege schwierig. Wein wurde angebaut, wo nichts anderes wuchs, und weil er haltbar und somit einigermaßen transportfähig war. Damals war er zumeist süß. Bis zum Pyrenäenfrieden 1659 gehörte die Grafschaft Rosselló noch zu Katalonien, war also eher nach Spanien orientiert. Die Grenze lag auf den Gebirgszügen östlich von St. Paul de Fenouilledes und ging rüber bis Cap Leucate, hier ist das Pays Cathare, das Land, wo im 12. und 13. Jahrhundert die Katharer (siehe Kasten Seite 40) ihren größten Zuspruch und ihre letzte Zuflucht fanden. Das Pays Cathare ist einerseits atemberaubend schön, andererseits 21 ROUSSILLON MAS CRÉMAT – LA TERRE NOIR Rivesaltes kennen die Weinfreunde zumeist vom Muscat de Rivesaltes, einem frisch schmeckenden Süßwein, der gerne als Apéro getrunken wird. Dass hier, auf ganz besonderem Boden, auch noch ganz besonderer Wein wächst, war auch uns vorher nicht bekannt. Espira-de-l'Agly liegt an der Grenze der Küsten- und Bergregion des Roussillon, hier windet sich eine enge Straße zwischen Katharer-Burgen und Felsen durch das nur spärlich besiedelte Fenouillet in die Pyrenäen. Nach Süden, hinter Rivesaltes, ist aber auch das Meer nicht weit. Auf dieser Grenze bekommt die Erde plötzlich eine ganz andere Farbe und Struktur. Der Boden ist steinig und staubig zugleich. Eine besondere Art von Schiefer kommt hier an die Oberfläche und zwischen den Felsbrocken liegt zu Staub zerriebenes Gestein. Alles ist dunkelgrau bis schwarz, aber von jener eigentümlich glänzend irisierenden Art, als hätte jemand alles mit Graphitstaub überzogen. Ein seltsamer Boden, von dem sich das Grün der Weinreben leuchtend abhebt. Hier steht die Domaine Mas Crémat, wo Catherine, Christine & Julien Jeannin-Mongeard erstaunliche Weine ernten. Sie hatten unseren Roussillon-Verkostungs-Contest in der Sparte „Trinken & Spaß haben“ eindeutig gewonnen. Über einen holprigen Feldweg näherten wir uns dem kleinen Weingut, hinter dem die Berge direkt ansteigen. Wir wurden von zwei laut bellenden Hunden begrüßt, bei denen das aber eher normales Pflichtprogramm als Aggressivität war. Kaum hatte uns Julien die Hand gegeben, gehörten wir schon zur Familie und wurden nur noch dösend aus dem Augenwinkel beachtet und wohlwollend 22 angewufft. „Warum habt Ihr nicht die Straße genommen?“, kam Julien uns entgegen. Na ja, weil ein zugegeben etwas älteres Schild den Feldweg runterzeigte. Mal wieder typisch allemand, folgen immer den Schildern. Schnell gesellten sich seine Frau Christine dazu, seine beiden Schwestern und schließlich noch die Mutter. 12:30 Uhr. „Wir sollten vielleicht erst einmal was essen“, meinte Madame Mongeard, „ich hab da ein bisschen was vorbereitet.“ Ein bisschen ... Brot mit Schinken aus der Region, gegrillte Paprika mit Anchovis aus Collioure und dann ein typisches katalanisches Gericht, Bohnen mit Fleischklößchen, alles ganz leicht, versteht sich, und schließlich noch Käse und frische Erdbeeren mit Crème bavaroise. Danach ist man zu jeder Arbeit unfähig und ehrlich gesagt haben wir hier nicht nur aus Höflichkeit ordentlich zugelangt. „Jaja“, meint Juliens Mutter, „die katalanische Küche ist sehr deftig. Aber wenn man den ganzen Tag im Weinberg hart gearbeitet hat ...“ Haben wir aber nicht, wir haben den Vormittag im Auto gesessen. Also nach der letzten Erdbeere beschließe ich: Das Abendessen fällt heute aus. Eigentlich sind wir ja gekommen, um die Weinberge und den Keller zu sehen, aber beim gemeinsamen Essen erfährt man viel Interessantes. Also zog sich das Mittagessen hin. Die Familie Mongeard kommt eigentlich aus dem Burgund und hat dort natürlich auch Wein gemacht, aber Juliens Vater hat 1990 beschlossen, in den Süden zu gehen. Damals war Land hier unten noch billig und Weinland erst recht. „Ihn hat diese schwarze Erde, die Nähe zu Berg und Meer angezogen“, wirklich ein einmaliger Ort. „Mit den Know-how aus dem WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE 6,30 € 6,90 € 0,75 L (1l=8,40 €) 24170-13 Burgund haben wir hier angefangen, aber hier mussten die Weine natürlich ganz anders werden“, erzählt uns Julien. Die 90er, das war die Zeit der Monsterweine aus Übersee, es konnte gar nicht dunkel und schwer genug sein. Ein Wein war dann top, wenn man sich nach dem ersten Glas schon fühlte, als habe man ein ganzes katalanisches Menü verputzt. „Der verwitterte Schiefer hier sorgt zwar für sehr reifes Traubengut, aber das Erstaunliche ist, dass es nicht so extrahiert wirkt.“ Wie überall, wo Wein auf Schiefer wächst. „Der kalte Wind, der hier das Tal der Agly von Maury her herunterweht, tut sein Übriges.“ Ja, davon erzählen alle Winzer, tags viel Sonne, nachts kühl ... Aber als wir nach dem Kaffee in die Weinberge gehen, weht es wirklich in Sturmstärke aus den Pyrenäen kühl herunter. Selbst mit dem Stativ ist es nicht möglich, ruhige Filmaufnahmen zu machen. Es wackelt und zittert in einem Stück. „Oben am Puig Carlit liegt noch jede Menge Schnee. Gerade mal 40 km Luftlinie von hier. Die kühle Luft fällt runter und wird durch das Tal wie in einer Düse in Richtung Meer geblasen.“ Ein natürlicher Windkanal, der die Trauben kühlt und trocken hält. „Wenn der mal bläst, dann hält das fünf bis sechs Tage an. Pausenlos und mit 90 km/h. Hält uns aber die Trauben trocken. Mehltau?“, meint Julien lachend. „Ich weiß gar nicht, wie der aussieht ...“ 35 Hektar haben die Mongeards mittlerweile, fast alle direkt zwischen dem Flüsschen Agly und den Bergen gelegen. Natürlich gibt es hier den Muscat d'Alexandrine, aus dem der süße Muscat de Rivesaltes bereitet wird. Aber eben auch die anderen mediterranen Rebsorten. „Die Rolle, die in Italien Vermentino heißt, haben wir hier noch nicht so lange, die ist aus der Provence rübergekommen.“ Und da hielt sie wohl vor einigen Generationen aus Italien Einzug. Der Mittelmeerraum lebt, in der Küche wie im Weinbau, vom Austausch. Kein Wunder, dass hier oft das Imperium Romanum noch so lebendig ist, da waren die Regionen enger zusammengeschweißt als jetzt in der EU. Aber Julien und seine Familie denken auch schon weiter. Vor einigen Jahren haben sie noch eine Parzelle mit rotem Tuffstein erworben, ca. 8 km von Agly entfernt. „Das ist gut, wenn es hier mal hagelt, wir haben ja sonst alles in einem kleinen Kreis ums Weingut. Außerdem ist die Parzelle was kühler und reift später, in wärmeren Jahren bewahrt das die Frische in unseren Weinen.“ Erstaunlich ist, dass selbst hier im Süden, wo man denkt, das Klima sei einheitlich und die Unterschiede nicht so groß, die Ernte vier bis sechs Wochen dauert. „Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass der Lesezeitpunkt immer das Wichtigste ist. Man kann nachher und vorher viel machen, aber wenn man zu spät oder zu früh liest, bekommt man nie einen guten Wein. Für uns heißt das, lesen, wenn die Tannine schön reif sind und die Säure noch nicht zu stark abgefallen ist. Wir wollen Weine, die nicht lange auf der Flasche reifen müssen, daher brauchen wir runde, reife Tannine und eine nicht ganz so hohe Säure.“ Ein echter Preis-Genuss-Knüller ist, für das Roussillon ungewöhnlich genug, der Weißwein aus Macabeu und Grenache blanc, der Balmettes. Er gerät auf dem ungewöhnlichen Boden erstaunlich cremig und fast schlank. Dabei zeigt er eine tolle Frische und das bei sehr niedrigen Säure- 13,00 € 14,50 € 24173-11 0,75 L (1l=17,33 €) werten. Envie ist eine starke Grenache-SyrahCuvée, die von dunklen eingekochten Früchten nur so strotzt, man denkt an Oliven-Tapenade und natürlich den schwarzen Boden. Sensationell ist die Trinkfreude, die dieser Wein versprüht, sicherlich ein Preis-Genuss-Top-Tipp. Bei der Cuvée Bastien ist die auch zu finden, aber hier kommen noch Lakritze, Nelken, Rote Bete und einige Kräuter hinzu. Ein Wein, der nach drei bis vier Jahren perfekt und trotzdem ein großer Südfranzose ist. Die Lebensfreude der Mongeards findet sich in jeder Flasche wieder. ALLE WEINE VON MAS CRÉMAT FINDEN SIE AUF SEITE 49 23 ROUSSILLON CLOT DE L'OUM – EIN UMWEG 24,00 € 25,50 € 24184-10 0,75 L (1l=32,00 €) 18,50 € 19,50 € 24183-10 0,75 L (1l=24,67 €) Beide Weine sind Bio-Weine. D a wollten wir gar nicht hin. Caramany liegt abgelegen in den Hügeln und Bergen hinter Perpignan. „Großer Stein“ heißt der Ortsname auf Okzitan und Steine und Buschwerk scheinen die Wahrzeichen der Region zu sein. Hier und da, meist unterhalb des Ortes, Richtung Latour-de-France-Weinberge. Caramany gibt seinen Namen für eine Côtes-de-RoussillonVillages-Appellation her. Ein Geheimtipp, denn viele Winzer gibt es hier nicht. Am Abend vorher hatten wir in einem kleinen Wein-Restaurant in Perpignan einen Caramany auf der Weinkarte gesehen. Vor Jahren war ich einmal zum Wandern in den Pyrenäen und an einem Tag haben wir uns von Prades auf zu den Katharer-Burgen gemacht. Wie immer auf kleinen Straßen, mitten durch die Berge, durch Caramany. „Den probieren wir mal.“ Was der Kellner ins Glas goss, war sehr eigen, aber extrem gut. Ein Wein, der Leute wie uns, die schon ziemlich viel probiert haben, begeistert. Cuvée Saint Bart. Man merkte ihm sofort an, dass er aus den Steinen geboren war, dass der Winzer keinen Mainstream machen wollte und dass er mehr von der Natur als von der Technik bereitet wurde. Auch angesichts des vernünftigen Preises, wow. 24 Am nächsten Tag hatten wir eigentlich mal keinen Wein-Termin. Ruhetag, quasi. Aber was machen Weinhändler an ihrem Ruhetag? Genau. „Da fahren wir morgen mal vorbei.“ Wo ist das? Bélesta. Google kannte erst einmal nur ein Bélesta in den Pyrenäen beim Montségur, da wächst kein Wein. Aber oben, etwas südlich von Caramany, gab es auch ein Bélesta. Eine Hochebene, 5 bis 700 Meter über dem Meer. Gneis, Schiefer, Granit, wie wir später lernen sollten, vom Wind krummes Buschwerk, Kräuter und hier und dort, sehr verstreut, ein paar Weinberge. Irgendwo, kurz vor Bélesta, gab es dann auch ein Schild Clot de l'Oum und nach einigen Metern Feldweg ein Tor mit einer Telefonnummer, aber keinen Handy-Empfang. Irgendwie haben wir dann doch Eric am Telefon gehabt. Nein, er sei leider gerade nicht da, er sei in Brüssel, wo er seinen „Nebenjob“ beim Europäischen Patentamt mache, aber sein Vater sei in Bélesta. Eine halbe Stunde später trafen wir dann Jacques. Wir glaubten sofort, dass Jacques Winzer seit Kindesbeinen an war, dass er zwischendurch Schafe gehütet und Käse gemacht hatte, dass er niemals von Bélesta herunter in die Ebene gestiegen sei, weil er den Fels, die Steine und den einmaligen Blick auf den Canigou, den heiligen Berg der Kata- WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE lanen, brauchte wie die Luft zum Atmen. „Ich bin Ingenieur bei Alcatel gewesen“, erzählt Jacques, während er durch die Weinberge schlurft, „und irgendwann, als ich in Rente ging, haben Eric und ich beschlossen, wir machen ein Weingut in meiner alten Heimat …“ Die kleine Halle, die irgendwo zwischen Ginsterund Rosmarinbüschen steht, sieht nicht wirklich wie ein Weingut aus. Aber drinnen stehen Fässer, Pressen, Tanks, alles, wie es sein muss. „Ja, das ist alles noch ein wenig improvisiert, aber wir sind ja auch Jungwinzer.“ Wir gehen die Weinberge suchen. Suchen, in der Tat, denn sie liegen verstreut zwischen den Büschen an kleinen Hängen, die wie wahllos hingeworfen aussehen. „Wir haben auch erst gedacht, hier hat jeder irgendwo, wie es gerade passte, mal ein paar Reben hingestellt, aber bei den Neuanlagen, die wir gemacht haben, fiel uns dann auf, wie unterschiedlich das Terroir hier ist. Hier wechselt der Boden alle paar Meter, wir haben Schiefer, Gneis und Granit. Auf allen drei Böden bauen wir Reben an, aber das geht nicht überall. Die Wasserzufuhr und Drainage, die Sonneneinstrahlung, die Frostgefahr, all das wechselt hier in der Höhe Meter für Meter.“ Was wie Chaos aussieht, ist also eine Mischung >> ALLE WEINE VON CLOT DE L´OUM FINDEN SIE AUF SEITE 50 25 ROUSSILLON aus dem Wissen aus Jahrhunderten und ingenieursmäßiger Herangehensweise an das Thema Weinbau unter extremen Bedingungen. Wir fahren ein paar Kilometer über kleine Straßen und Feldwege, nur um auf der anderen Seite des überwucherten Hügels wieder rauszukommen. Auf der einen Seite steht ein perfekter Weinberg, bei dem gerade das Unkraut untergepflügt wird, auf der anderen Seite Uralt-Reben in einem Meer von Kräutern und Gräsern, Wildwuchs par excellence. Papa Monné scheint das nicht weiter zu stören. „Das ist eigentlich unsere kühlste Lage“, meint er zu den zwei kleinen, steilen Flächen, „da steht der Weißwein.“ Und der schmeckt, wie die Weinberge aussehen. Ziemlich verrückt. Liebstöckel; Zimt, Sellerie, Thymian, sehr straff, mit hoher Säure und irgendwie undefinierbar spannend. Weiter mit dem Wagen, Schlaglöcher, Schotterwege, Ausblicke auf die Katharer-Burgen Peyrepertus und Queribus und immer wieder auf den mattweißen Canigou, der vor einem den Himmel einnimmt. Oberhalb von Bélesta auf ca. 500 Metern Höhe stehen zwei einsame Weinberge mitten im Busch- 26 werk. Der Blick auf den Canigou und das alte befestigte Dorf Bélesta ist atemberaubend. „Gneis“, sagt Jacques und zeigt nach rechts, „Granit“, und zeigt nach links. Der Wind weht kühl und ich überlege: Granit? Wer baut schon Wein auf Granit an? Wer baut überhaupt etwas auf Granit an? Auf Granit wächst nichts, außer vielleicht Moos und Flechten. Hier auf der dünnen Schotter- und LehmAuflage stehen alte Syrah-Reben und bohren ihre Wurzeln in die kleinen Felsspalten, die die Zeit gesprengt hat. Der Wein, der daraus entsteht, der Numero Uno, besitzt eine rasende Eleganz. Er ist einfach Süden und doch ist er kühl und filigran. Der Saint Bart kommt aus einer Lage, in der der Syrah auf Schiefer steht, ein Weinberg, der vor der Säkularisation dem Kloster von Saint Barthélemy gehörte. Nebenan gibt es aber noch Grenache auf Granit und Carignan auf Granit und auf Gneis. Fertig ist die Cuvée mit den tänzelnden Tanninen, der Thymian-, Brombeer-, Haselnuss- und Wasweißichwas-Note. Der Wein, der uns am Vorabend so fasziniert hat. Neben fast jedem Weinberg steht eine alte Steinütte, die die Monnés liebevoll WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE restauriert haben. „Wenn wir hier arbeiten, dann sitzen wir immer gerne noch was herum“, meint Jacques schmunzelnd, „wir schauen so gern in die Landschaft ...“ Bei der Ruhe, die uns umgibt, und dem Wind und den summenden Insekten, die ein leichtes Grundrauschen geben, können wir das nachvollziehen. „Ja, das ist das ganze Geheimnis“, meint Jacques, „die Landschaft. An den Reben machen wir nicht viel, ein bisschen schneiden, ein bisschen pflügen, nicht spritzen, nicht düngen und den Wein macht Eric auch einfach so. Gären lassen, ins Fass oder Tank laufen lassen, abfüllen.“ „Pas de secret“, hätte Françoise jetzt gesagt. Jacques: „Oh, jetzt ist es Zeit, meine Freundin wartet mit dem Essen.“ Er grinst breit, drückt uns noch ein paar Flaschen in die Hand, damit wir mal in Ruhe alle Weine von Clot de l'Oum verkosten können, und verschwindet leicht schlurfend. Und wir müssen wieder runter vom Berg, dessen Geheimnis wir schmecken können, aber leider nicht wirklich ergründen. Vielleicht hätten wir uns dazu einmal einige Jahre vor eine der Hütten setzen sollen und in die Landschaft schauen. Das ausgehende 19. Jahrhundert war nicht leicht gewesen für den Weinbau. Die ReblausKatastrophe vernichtete in vielen Regionen mehr als zwei Drittel aller Rebstöcke und der einstmals größte Arbeitgeber, der Weinbau, fiel weg. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis man genug reblausresistente Reben angepflanzt hatte, um wieder ausreichend Wein zu produzieren, und damit kam man direkt in die nächste Bredouille. Denn die neuen Reben produzierten ungleich mehr Wein als die alten und oft kranken oder ertragsschwachen Klone. Außerdem kamen Unmengen an Importweinen auf den Markt. Weine, die oft den Namen gar nicht verdient hätten, Gemische aus Weinresten, Zucker, Farbstoffen, Früchten und allem, was man so auftreiben konnte. Zwar gab es ein Dekret aus dem Jahr 1905, das für landwirtschaftliche Erzeugnisse Qualitätsstandards festlegte, aber irgendwie ging trotzdem alles durch. Außerdem wurde die Importware gerne auch unter den Namen der französischen Regionen verkauft, um sie aufzuwerten. Jeder machte, was und wie er es wollte. Paris, das das kontrollieren sollte, war weit weg. Die vielen Landarbeiter und kleinen Bauern, die während der Reblaus-Krise schon alles verloren hatten, standen wieder vor dem Ruin. Kein Absatz, keine Arbeit, die Landwirte konnten ihre Kredite nicht zurückzahlen, die sie hatten aufnehmen müssen, um die Weinberge mit neuen Reben zu bestocken. Die Jahrgänge 1904 und 1905 brachten europaweit unglaubliche Mengen an Wein ein und so fiel der Preis auf ein Viertel des normalen Wertes. Als 1906 wieder viel geerntet wurde, war er gar nicht mehr zu verkaufen. Es gab kaum genug Fässer und Tanks, um alles zu lagern, selbst die Händler blieben auf ihren Kontingenten sitzen. Man konnte ihn nicht mal mehr verschenken. Für die Wirtschaft des Südens ein unglaubliches Desaster. Zuerst war es die kleine Gemeinde Baixas, dann Argilliers im Minervois, die sich weigerten, ihre Steuern an die Zentralregierung in Paris abzuführen. Schließlich waren es an die 600 Gemeinden. Im März folgten einem Demonstrationsaufruf des Weinbauern Marcelin Albert 300 Menschen, nicht einmal drei Monate später, am 9. Juni 1907, gingen in Montpellier 700.000 auf die Straße. Der Süden kochte, Paris war alarmiert. Ausgerechnet der sozialistische Ministerpräsident Clemenceau lehnte jede Verhandlung, jede Konzession ab und schickte Truppen. In Narbonne kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und dem Militär, das in die Menge schoss. Das 17. Regiment der leichten Kavallerie, eine Eliteeinheit, die sich bei Austerlitz und Auerstedt ausgezeichnet hatte, wurde zum Marsch von Béziers nach Adge abkommandiert, wo Schließlich verweigerte fast die gesamte Kompanie den Gehorsam und marschierte zurück nach Béziers, wo sie von der Bevölkerung mit reichlich Wein empfangen und gefeiert wurde. Trotzdem kam es an vielen Stellen zu blutigen Straßenschlachten, als andere Truppen versuchten, die Anführer der Rebellion festzunehmen. Schließlich musste Clemenceau zumindest minimal einlenken, denn immer mehr Truppenteile weigerten sich, auf ihre Landsleute zu schießen. Man verhandelte und sicherte den Demonstranten eine Amnestie zu. Die Regionen selber durften jetzt die strenger gefassten Weinbaugesetze kontrollieren und die Herstellung von Kunstweinen wurde endgültig untersagt. Als Reaktion auf die Meutereien verlegte man nach und nach alle Truppen in Gebiete fern von der Heimat und sieben Jahre später wurde sowieso Wein in Massen gebraucht, um die Soldaten in den Schützengräben von Verdun und am Hartmannsweilerkopf zu betäuben. Petain soll ihn sogar einmal als eine der wichtigsten Waffen Frankreichs bezeichnet haben. In vorderster Front durften die Soldaten des 17. Regiments kämpfen, die Generalität hatte sie nicht vergessen. Clemenceau gab unterdessen Zeitungen heraus und mischte sich erst 1917 die nächste große Kundgebung stattfinden sollte. Als sich herumsprach, wozu sie ausrückten, regte sich erster Widerspruch, die meisten Soldaten kamen aus der Region und viele ihrer Väter, Brüder, Freunde waren Winzer. wieder in die Politik. Schließlich saß er 1918 am Tisch von Versailles und forderte einen Frieden, von dem der amerikanische Präsident Wilson sagte, er sei dazu erschaffen, jeden Frieden zu beenden. 27 ROUSSILLON PUIG-PARAHY – JAHRHUNDERTE IM KELLER Weiter geht es Richtung spanische Grenze. Weil wir den Termin in Passa erst am Nachmittag haben, fahren wir noch einmal durch die Berge, hoch über den Col de la Bataille zum Força Réal, einer alten Ermitage auf einem Felssporn hoch über dem Têt-Tal. Hier scheint der Canigou zum Greifen nah und man kann sich kaum sattsehen an dem mächtigen Berg. Aber der kalte Wind treibt uns bald davon. Wir ahnen noch nicht, dass wir schon zwei Tage später wieder hier oben stehen werden. Es geht an den Ausläufern der Pyrenäen an Thuir vorbei Richtung Spanien. Die Berge werden zu Hügeln, die aromatisch duftende Macia zu Getreide, Gemüse und Rebstöcken. Das ländliche Frankreich zwischen Idylle und Langeweile. Das Navi zeigt nicht genau an, wo es langgeht, die Avenue des Pyrénées ist eine Ansammlung von Schlammlöchern, auch Google kennt das Weingut nicht und fragen können wir niemanden, denn in dem kleinen alten Winzerdorf sind um die Mittagszeit alle Fenster und Türen verschlossen. Man hat den Eindruck, auch dieser Ort sei, wie so viele oben in den Bergen, fast entvölkert. Wir fahren fünfmal um die Kirche von Passa, Einbahnstraßen kennt man hier schon. Noreen zuckt mit den Achseln. „Ist was her, dass ich hier war, und die Häuser sehen alle so gleich aus.“ An den Wein und den Keller kann sie sich deutlich besser erinnern. „Chef, da wirst Du Augen machen ...“, hatte sie gesagt. Werde ich, und wie. Das kleine Haus direkt neben der Kirche ist völlig unscheinbar. Nichts deutet darauf hin, dass hier ein Winzer einen der größten Schätze hütet, die ich je in Weinkellern sehen durfte. Das handgeschriebene Schild Puig-Parahy an der Klingel ist kaum zu entziffern, aber Georges Mutter führt uns freundlich erzählend ins Wohnzimmer. „George ist sicher schon unterwegs“, meint sie. Wir waren mal wieder pünktlich, glaube, das sollten wir uns bald abgewöhnen. Im Wohnzimmer stehen auf einem alten Tisch ungefähr dreißig bis vierzig Flaschen, die meisten geöffnet. Auf dem Boden in jeder Ecke unter dem Tisch stehen weitere, viele. An die zweihundert Flaschen liegen im Halbdunkel eines alten südfranzösischen Wohnzimmers herum. „Rivesaltes“, flüstert Noreen und lächelt wissend. Ich schaue dagegen wohl etwas blöd: Rivesaltes, das ist doch der Aperitif. Der wird doch normalerweise nicht in diese komischen dunklen halben Flaschen gefüllt. „Bonjour“, flüstert George leise. Viel wird er darüber hinaus nicht sagen mit seiner feinen, nasalen Stimme. „Oui ...“, manchmal, „Non ....“, seltener „peut-être ...“ Er lächelt eher etwas verlegen, 28 wenn man seine Weine lobt, und in sich hinein, wenn er sie selber verkostet. Dann bekommen seine Augen jenen müden Glanz, der die Freude von Generationen umfasst und Glück und etwas Traurigkeit darüber, dass nur noch wenige diese große Tradition pflegen und noch weniger sie schätzen. Erst einmal verkosten wir aber die beiden trockenen Weine von Puig-Parahy. Der George 2011. „Oui“, sagt George, „da fragen gerade viele Leute 91 Parker Punkte 7,90 € 8,90 € 24191-11 0,75 L (1l=10,53 €) nach. Vielleicht wegen der 91 Parker Punkte ...“ Wir sind uns nicht sicher, ob das ein Ausdruck der Freude über die Bewertung ist. Eine wunderbar mundfüllende Syrah-Cuvée mit lebendigen Sauerkirschnoten, jodigen Tönen, toller Präsenz und einfach ready to drink. „Oui“, meint George, „der 09er und 10er brauchten einfach mehr Zeit.“ Wobei der Ausdruck „mehr Zeit“ klingt, als sei es der eigentliche Wertmesser für Qualität. Der Fort Saint Pierre zeigt, dass die Weine von George oft genau das brauchen, Zeit. Der 10er muss ordentlich belüftet WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE werden, bevor er seine Stärken zeigt. Die alten Rebstöcke ergeben einen Wein, der zwar ähnlich wie der George ist, aber mehr Ledernoten und ein pfeffrigeres, kräutrigeres Aroma besitzt. Zwei Weine mit einem grandiosen Preis-Genuss-Verhältnis. Trotzdem, wenn ich an jenen Nachmittag im dunklen Wohnzimmer der Familie Puig denke, dann ist mir fast nur das präsent, was jetzt folgte. George griff zu einer jener dunklen halben Flaschen, auf denen nur eine Nummer und kein Etikett angebracht war. Sie standen und lagen in jeder Ecke des Zimmers. Verschlossen, geöffnet, halbvoll, fast leer, überall. „2009“, sagte er leise. Was jetzt kam, war ein Frontalangriff auf die Sinne. Es war rot, aber eindeutig auf dem Weg ins Bräunliche, es roch verführerisch nach Süßkirschen in Schokolade, nach den Kräutern des Roussillon und vor allem sprang es einen im Glas an. Man hatte regelrecht Angst, seine Nase ins Glas zu stecken. Dieser 09er war irgendwie ein wildes Tier. Mein Gaumen war perplex. Süßwein. Ok, das hatte ich jetzt auch schon geahnt und dass die Nummern auf den Flaschen die Jahrgänge waren, geschenkt, aber dem wilden Tier, das jetzt auf meiner Zunge explodierte, war ich noch nicht begegnet. „Wow“, sagte ich laut, „grandios!“ „Peutêtre“, meinte George und lächelte in sich hinein, er wusste ja, dass dies erst ein kleiner Auftakt war, „2005.“ Das war deutlich anders, oxidativer, aber nicht so wie Madeira oder Tawny Port. Auch hier war mehr Frische und diese herrliche Frucht, die dem Wein eine wunderbare Lebendigkeit verlieh, dabei kein so wildes Tier mehr, sondern eine elegante Dame in einem verführerischen DiorKleid. Ich war verliebt. „Äh“, jetzt war der Moment gekommen, sich zum Affen zu machen, „was ist das jetzt genau?“ „Oooch Chef“, meinte Noreen. „Rivesaltes“, antwortete George nachsichtig freundlich. Er war es wohl gewohnt, dass selbst Weinkenner das nicht wirklich kannten. „Früher war es üblich, aus den besten Jahrgängen, wenn ein Kind geboren wurde oder man heiratete, die besten Trauben der Ernte nicht durchgären zu lassen. Sie wurden mit Alkohol abgestoppt, so blieb der natürliche Traubenzucker erhalten und die Weine waren fast unbegrenzt haltbar“, George wurde richtig gesprächig, „irgendwann war es ein Statussymbol, einen Keller mit möglichst vielen alten Weinen zu haben. Das war der Wein für die großen Jubiläen in der Familie, für die Mitgift und in schlechten Zeiten konnte man davon auch was verkaufen.“ „Wie lange macht ihr das schon so?“ Er lächelte sehr freundlich, „Ma famille? Dix>> Im Keller von George Puig 29 ROUSSILLON 1914 – 1945 GESCHICHTSWEINE RIVESALTES – DER VERGESSENE WEIN huit générations ...“ „Achzehn Generationen?“ „Oui ... seit 1446 ... eine lange Zeit.“ Es gab 1995, dann 1963, dann 1958. Die Weine wurden immer dunkler und konzentrierter. Das Erstaunliche war, dass mit der Konzentration der Süße auch die Säure zunahm und beides ein überaus spannendes Gleichgewicht eingingen. Der 1940 kam dickflüssig ins Glas und wirkte trotz seiner Süße, seiner karamelligen und tabakigen Noten fast frisch. 1930. „George, wie viele Flaschen hast du denn noch vom 30er ...?“ Er lächelte freundlich. „Flaschen? Der 30er liegt doch noch im Betontank ...“ Ich musste etwas nach Luft schnappen. „Irgendwann, wenn er ALT ist, kommt er dann ins Holzfass.“ Wenn er ALT ist, der 30er. Jetzt fing George an, unter dem großen Esstisch nach was zu suchen, er hatte sich selbst das Stichwort gegeben und kam wieder hoch mit zwei Flaschen in der Hand. „Ja, vielleicht sollten wir mal was Altes verkosten“, meinte er und schenkte aus einer Flasche ein, auf der eintausendneunhundertundvierzehn stand. 30 Als die Trauben für diesen Wein geerntet wurden, begann in Flandern der endlos grausame Stellungskrieg. Der Grande Guerre, das große Unglück war in vollem Gange und hier im Roussillon machte man einen Wein, der 100 Jahre später den Erbfeind von damals in größere Verzückung versetzen sollte. Nicht nur geschmacklich wurden wir ein wenig überwältigt und nervös, als wir davon nippten. Wir vergaßen sogar, Notizen zu machen. „Un siècle. Exactement“, meinte George versonnen. Auf der letzten Flasche stand neunzehnhundertundeins. 113 Jahre hatte dieser Wein im Betontank und schließlich im Holzfass in einem Keller von Passa zugebracht, er hatte Kaiser und Könige kommen und gehen sehen, hatte zwei Weltkriege überlebt und zauberte jetzt ein seliges, inwendiges Lächeln in unsere Augen. Wir merkten, dass wir George gar nicht zu diesem Wein beglückwünschen mussten, schließlich hatte sein Groß- oder sogar Urgroßvater ihn bereitet und für die kommenden Generationen beiseitegelegt. Er WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE war nicht das Produkt eines einzelnen Menschen, er war, wie alle Rivesaltes von Puig-Parahy, das Werk einer Familie, einer Abfolge der immer selben Idee von Identität, er war in der Tat ein flüssiges Kulturerbe – zum Genuss und damit auch zur Vernichtung bestimmt. „Peut-être“, meinte George. „Wie viel habt ihr denn überhaupt noch so von den älteren Sachen?“, fragte ich. George wiegte den Kopf. „Wir legen immer mindestens so viel beiseite, wie wir entnehmen, das haben wir schon immer so gemacht.“ Es scheint gar nicht drauf anzukommen, wie viel viel ist. Man kann nur hoffen, dass die nächste Generation das auch so sieht. Wir stiegen noch in den Keller, vorbei an einem Betontank mit einem 84 Jahre alten Wein, in einen Keller, in dem in jeder Ecke, unter dem Staub der Jahrhunderte, Fässer standen. Kleine, große, alte, sehr alte. Fässer, auf denen viele Zahlen standen, in einer Ecke 1910, 1898 und 1895. ist nicht nur der helle und jung zu trinkende Muscat de Rivesaltes, es ist auch ein besonderer edelsüßer Rotwein, der einmal weltweit gefragt und heute fast verschwunden ist. Er ist ähnlich wie der Muscat ein klassischer „Vin doux naturel“, das heißt, bei der Gärung des Weines wird zu einem bestimmten Zeitpunkt, meist wenn ca. 6 – 7 % Alkohol erreicht sind, reiner Weinbrand hinzugegeben. Die Hefen stellen daraufhin ihre Arbeit ein und der Wein behält einen hohen Gehalt an natürlichem Traubenzucker. Die Mischung aus Alkohol, Tanninen, Säuren und vor allem Traubenzucker macht ihn extrem haltbar. Man kann ihn jetzt jung füllen oder zwei Jahre im Fass lagern. Das alles ist sozusagen ziemlich netter Wein, großer Wein wird daraus, wenn man ihn als Hors d´âge ausbaut. Das heißt, er muss mindestens fünf Jahre im Fass liegen und dabei passiert etwas, was sonst bei Wein überhaupt nicht erwünscht ist, er oxidiert. Durch die Fassdauben und im kühlen Keller geht dies im Idealfall aber extrem langsam und je langsamer es geht, desto feiner wird das sogenannte Rancio-Aroma. Bei Puig-Parahy sind fünf Jahre allerdings kein wirkliches Zeitmaß. George verkauft den Fünf- jährigen nur, weil er da noch gar nicht so viel von seinem oxidativen Charakter zeigt, es ist sozusagen noch ein junger, frischer Wein in der Puigschen Weltanschauung. Richtig eigen und damit spannend wird es ab 20, 30, 50 Jahren und es hört kaum auf. Die Weine werden von Jahr zu Jahr immer konzentrierter, weil ein Teil verdunstet. Da aber hauptsächlich der Wasseranteil (ist in den meisten Weinen ca. 85–88 %) verdunstet, bleiben halt Zucker, Extrakt, Säure und alles, was das Aroma gibt, erhalten und werden stärker konzentriert. Dabei wandeln sich auch die expressiven, frischen, fruchtigen Noten langsam in komplexere Töne um. In alten Rivesaltes findet man Mokka, Schokolade, Tabak, Orangenzesten, Unterholztöne, reife Pflaumen, Rumtopf und vieles mehr. Alles gerät immer mehr in Balance und bleibt trotzdem spannend. Man fühlt sich beim Probieren, als würde man sich eine Fuge von Bach auf der Zunge zergehen lassen. Junge Rivesaltes passen zu Desserts, zu Früchten oder auch zum Pfeffersteak, mittelalte zur Schokoladenmousse, zu Wild oder zur Zigarre, die ganz alten sind zwar auch Essensbegleiter, aber irgendwie trinkt man sie, um mit der Zeit selber anzustoßen. Das Wetter schlug Kapriolen in diesem Jahr, das die beiden großen Tragödien Europas begründen sollte. In Frankreich war der Winter lang, in Deutschland flogen im Februar schon die ersten Schmetterlinge, dafür versanken Eifel und Westfalen im Sommer zeitweise in sintflutartigen Regenfällen. Der August, an dessen erstem Tag der deutsche Kaiser Russland den Krieg erklärt hatte, brachte brütende Hitze und als die Trauben im Bordeaux, an der Rhône, an Rhein und Mosel reif waren, verschanzten sich die deutschen Truppen an Marne und Aisne und der Stellungskrieg begann. Es sollte ein Gemetzel jenseits jeder Vorstellungskraft werden. In der Champagne erntete man, dort wo man ernten konnte, Ende August einen großen Jahrgang. Im Süden waren kaum noch Arbeiter da, die die Trauben pflücken konnten, Frauen und Kinder mussten raus, um die wenigen Reben, die einen konzentrierten und großen Wein ergaben, abzuernten. Einunddreißig Jahre später war Europa von den beiden großen Kriegen und dem Unfrieden dazwischen versehrt, aber man erntete immer noch Wein und für viele Europäer war es ein besonderes Zeichen, dass der Jahrgang 1945 einer der größten aller Zeiten werden sollte. Im Süden, im Bordeaux, in der Champagne, aber auch in Deutschland. Den 14er durften wir bei George Puig verkosten, ein Elixier, das trotz seiner Süße unglaublich ausgewogen wirkt, ein Wein, dem das Jahrhundert Form und Struktur gegeben hat und der über die Zeiten nicht müde geworden ist. Vom 45er hatte George gerade keine Flasche zur Hand. „Den muss ich erst füllen“, sagte er etwas verlegen. Aber schließlich hat er sechs Flaschen für uns gefüllt und wir finden, beide Jahrgänge muss man unbedingt mit einem Toast auf die deutsch-französische Freundschaft genießen. Sie hat es verdient! ALLE WEI N E VON PU IG-PARAHY AU F SEITE 51 31 ROUSSILLON Der Canigou Ein blühendes Land im Süden Frankreichs, in dem Ritter von Liebe und Heldentaten sangen und wenn die Troubadoure die Feder niederlegten, so griffen sie zum Schwert, um das Recht der Schwachen zu verteidigen. Bilder, die sich immer noch aufdrängen und in manchem der in den letzten Jahren epidemisch erscheinenden historischen Romane wird Okzitanien oder Occitania, wie es eigentlich heißt, als ein wahres Paradies dargestellt. Das war es sicherlich nicht, aber in dem milden Klima und bei der relativen Unabhängigkeit der Grafen von Toulouse, die den größten Teil des Südens beherrschten, ließ es sich sicher ganz gut leben. Es lag vielleicht auch am Gegenentwurf, der aus Norden und Italien kam und Occitania und seine Eigenheiten für immer vernichtete, dass man so von den alten Zeiten schwärmte. Erst einmal konnte man Occitania nicht alleine durch die im französischen Mittelalter sehr verworrenen Herrschafts- oder Lehensverhältnisse definieren. Occitania war ein Sprachgebiet. Im Süden hieß das Wörtchen „ja“ „oc“, im Norden „oil“, und so teilte sich Frankreich ins Languedoc und ins Languedoil. Aber auch politisch war Frankreich alles andere als eins. Gerade im Süden gab es viele Grafschaften, die nicht alleine dem König in Paris, sondern auch dem König von Aragón und Kastilien lehnspflichtig waren und überhaupt war Paris deutlich weiter weg als Barcelona. Man pflegte also seine Eigenständigkeit. Das war auch in religiösen Dingen so. So gab es im Süden zahlreiche christliche Abweichler und als unter Raimond VI., dem Herzog von Toulouse, die Bonshommes, die von der katholischen Kirche Katharer oder Albigenser genannt wurden, ihre Kirche ganz offen vertreten konnten, wurde es dem Papst zu viel. (Siehe Kasten Katharer Seite 40) 32 Nach den vielen Kreuzzügen ins Heilige Land rief Innozenz III., dessen Name eine Art Gegenprogramm zu seinem Tun war, zu einem Kreuzzug Christen gegen Christen auf. Vorher war er geschickt genug, dem französischen König mehrere Schreiben zukommen zu lassen, in denen er ihn einerseits zu seiner Christenpflicht, gegen die Ketzer im Süden vorzugehen, ermahnte, ihn andererseits aber auch darauf hinwies, dass eine Unterwerfung Occitanias natürlich Macht und Reichtum des Königs stärken würde. Anfang 1209 versammelten sich 10.000 Ritter in Lyon und zogen die Rhône hinunter nach Süden. Ihr Ziel war Béziers. Hier gab es eine größere Katharer-Gemeinde, wenn sie auch bei Weitem nicht die Mehrzahl der Bewohner stellten. Durch einen schwerwiegenden Fehler standen die Stadttore von Béziers offen und die Streitmacht ritt direkt hinein. Als die Kreuzfahrer den päpstlichen Legaten, der sie anführte, fragten, wie sie denn die Ketzer erkennen würden, die sie erschlagen sollten, antwortete Arnaud Amaury: „Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius.“ (Erschlagt sie alle! Gott wird die seinen schon erkennen.) So wurde die gesamte Bevölkerung von Béziers niedergemacht. Katholiken, Katharer, Juden, Kinder, Greise, Frauen, alle. Dann plünderte man, was man tragen konnte, und zündete die Stadt an. In gloriam dei sollte sich diese Vorgehensweise als Standardverfahren bei den Katharer-Feldzügen verfestigen. Jedes Mal, wenn ein neues Heer aufbrach, wurde in der nächstgelegenen Stadt die BéziersMethode wiederholt. Besonders tat sich Simon de Montfort dabei hervor, ein eher unwichtiger Adeliger aus Nordfrankreich, der hier seine große Chance sah, ein großer Mann im französischen Reich zu wer- WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE den, und schließlich der Schrecken Occitaniens wurde. Als er am 25. Juni 1218 starb, war er der Gegengraf von Raimund und damit einer der mächtigsten Männer im Süden. Erschlagen wurde er vor den Mauern von Toulouse. Der Stein, der ihn traf, wurde, so sagt es die Legende, von einem Katapult abgeschossen, das von Tolosaner Frauen bedient wurde, die Occitanier wehrten sich mit allem, was sie hatten. Das war auch einer der Gründe, warum sich, trotz der Übermacht, die Kreuzzüge bis 1229 hinzogen, denn man verteidigte in erster Linie nicht die Minderheitenkirche der Katharer, obwohl sie viele Freunde in der Region hatte, sondern seine Eigenständigkeit. Man fühlte sich eben nicht richtig zu Frankreich gehörig. Erst als 1226 der französische König massiv eingriff, er hatte unterdessen dem Sohn Simon de Montforts seine verbliebenen Ländereien abgekauft und zeigte nun gesteigertes Interesse am Rest des Südens, neigte sich die Zeit Occitaniens dem Ende zu. 1228 unterwarf sich der Sohn Raimund VI., und besiegelte die Zugehörigkeit zur französischen Krone ein Jahr später. Die Katharer waren aber noch nicht geschlagen, um sie kümmerte sich jetzt die Inquisition, die hier zum ersten Mal flächendeckend Folter und Spitzeltum anwandte. Es sollte bis 1244 dauern, bis auch dieser Krieg beendet und die Katharer vernichtet waren. Die Inquisition freilich suchte sich neue Opfer. Das Okzitanische, das als die romanische Sprache mit den meisten Worten gilt, verschwand – fast. Im Val d'Aran, einem sehr schönen Tal mitten in den Pyrenäen, und in einigen abgelegenen Tälern der Piemonteser Alpen, in die sich die letzten Katharer geflüchtet hatten, spricht man bis heute Okzitan. TIPPS FÜR DIE REGION ROUSSILLON WAS MAN GESEHEN HABEN SOLLTE: • Perpignan mit dem Palais des Rois de Majorque • Collioure (in der Nebensaison!) und die D86 hoch zum Tour Madeloc (Achtung, nichts für schwache Nerven!) • Die Katharer-Burgen Peyrepertus und Queribus, Anfahrt über die abenteuerliche D7 durch die Gorges de Galamus • Das Tal der Têt (evtl. mit dem Petit Train Jaune das Tal hochfahren!) ESSEN & TRINKEN: • Le 5ème Péché in Collioure (Masashi Iijima kocht südfranzösisch mit japanischem Einschlag!) • La Balette im Hotel Le Relais de trois Mas, Sterne-Küche mit einmaligem Ausblick auf Collioure, den mal leider auch mitbezahlen muss • Les Loges du Jardin d'Aymeric in Clara, am Fuße des Canigou, auch Zimmer (*Michelin) • La Galinette in Perpignan (*Michelin) • L'Auberge du Cellier, Montner (*Michelin) • Restaurant La Coopérative im Hotel Riberach in Bélesta (*Michelin), auch Designerhotel im alten Kelterhaus, am Rande von Bélesta • Am endlosen Strand von Torreilles bei Zaza WO MAN WOHNEN KANN: • Mitten im Nichts auf Clot de l´Oum (www.airbnb.fr/rooms/3198182 – Haus oder Apartment unter 3840133) • Laurence Jonquères à Corneilla del Vercol (man spricht deutsch …) • Le Relais de trois Mas in Collioure, Lage, Ausblick, Collioure = nicht billig • Wenn man es etwas ruhiger mag, gibt es gute Möglichkeiten im Tête Tal, z. B. in Prades mit schönen Bed & Breakfast (Villa Lafrabègue z. B.) GEHEIMTIPPS: • In der Boulangerie le Couvent in Ille-surTêt gibt es Backkurse. • Wandern in den Pyrenäen! Hoch zum Col de Mantet auf den Pomerola und in das einsame Tal von Alemany; zu den Seen von La Bollosa und auf den höchsten Berg Kataloniens, den Pic Carlit (mehr Tipps dazu gerne per Mail oder Telefon) DER FILM ZUM BREVIER WWW .KOELNER-WEINKELLER. DE / FILME 33 TOUT LE SUD HECHT & BANNIER – DIE SCHATZSUCHER Am Abend fahren wir nach Collioure, einem der schönsten, aber leider auch meistbesuchten Küstenorte Frankreichs. Wir werden dort François Bannier treffen, keine Neuentdeckung für uns, aber François ist einer der größten Kenner des Südens und immer wieder überrascht er uns mit seinen Weinen. Also mehr als nur ein wichtiger Weinlieferant, ein Ratgeber, ein guter Freund. Als wir ihm vor unserer Reise erzählten, dass wir mehr Weine aus dem Süden ins Sortiment nehmen wollten, weil wir das Thema bei uns im Keller unterrepräsentiert fanden, hat er uns direkt Tipps gegeben. Ausreichend, um in den nächsten Jahren vielleicht noch mehrere WeinBreviers Le Sud zu füllen. So sind die meisten kleinen Winzer noch, man kennt sich, man schätzt sich gegenseitig und oft genug hilft man sich auch. Dabei ist François gar kein richtiger Winzer, denn er und Gregory Hecht sind Négociants. Im Burgund oder der Champagne ist das auch im Qualitätssegment etwas ganz Normales. Im Süden kannte man das bisher als Einkäufer von Billigweinen für Massenfüllungen, dabei ist gerade hier deutlich mehr möglich. Auf 70 % der Rebfläche des Südens machen die Besitzer nämlich gar keinen eigenen Wein. „Im Languedoc und Roussillon werden viele Weine deutlich unter Wert verkauft“, meint Francois, „oder besser, auch unter Wert hergestellt. Hier stehen alte Rebstöcke auf genialem Terroir und die Leute, denen die Reben gehören, verkaufen das an die Genossenschaft oder den Einkäufer eines großen Füllunternehmens für ein paar Cent. So wird dann auch angebaut und produziert. Menge, spritzen, lieblos. Das Schlimme ist, dass Qualität oft nicht nachgefragt wird, man mit dem Massenwein aber auch kein Geld verdienen kann. Ein Teufelskreis. Großes Potenzial, aber noch niemand hatte es wirklich versucht. Bei unserer Reise durch den Süden fällt uns auf, wie grandios die Idee von François und Gregory ist und wie konsequent sie sie umsetzen. Wenn wir irgendwo bei einem Winzer erzählen, wen wir wo treffen werden, dann heißt es immer: „Ah, Collioure, wie schön“ und „François? Super, schöne Grüße.“ Es scheint, als würden ihn alle Winzer kennen und schätzen. Und natürlich kennt er alle Winzer und auch den hintersten Winkel der Region. „Als wir angefangen haben, war klar, dass wir erst einmal kein Weingut haben wollten“, erzählt er über den Anfang, „wo denn auch? Wir lieben die Weine aus der Provence, wie die aus Saint-Chinian, die edelsüßen aus Maury sind uns genauso wichtig wie die trockenen roten aus dem Roussillon und dann gibt es ja auch noch 34 Weißweine und Rosés ...“ Diese, na ja, Entscheidungsschwäche hat zu dem genialen Konzept geführt. „Wir kaufen hauptsächlich fertige Weine im Fass, manchmal auch Trauben, aber die Cuvéetierung, der Ausbau und vor allem die Reifung sind unsere Sache.“ Schon das „Einkaufen“ ist so eine Sache. „Ja“, hatte ein Winzer uns lachend gesagt, „wenn François und Gregory da waren, weiß ich immer, welche Fässer bei mir im Keller sich am besten entwickeln wer- 93 Parker Punkte 22028-10 13,50 € 0,75 L (1l=18,00 €) den. Denn die wollen die beiden dann haben.“ Aber es ist eben nicht nur damit getan, die besten Partien für ihre Cuvées herauszusuchen, in den wenigen Jahren, die sie das schon machen, haben sie die Winzer auch immer beraten und versucht, die Qualität direkt am Stock zu verbessern. „Dadurch, dass wir viel rumkommen und viel hören, was wo wie gemacht wird, können wir auch Tipps geben und WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE den Winzern helfen, selber besser zu werden. Auch die reinen Traubenproduzenten und die Winzer, die das meiste an die Genossenschaft abgeben, schätzen das, denn langfristig heißt mehr Qualität auch mehr Geld.“ Wie oft François dabei unterwegs ist, sieht man schon daran, dass es extrem schwer war, in den zwei Wochen einen Termin mit ihm zu machen. Eigentlich wollten wir uns in Aix-enProvence treffen, wo er wohnt. Da er aber einige Tage im Roussillon war, ist es Collioure geworden. Wir sitzen also im alten Hafen auf der Kaimauer vor der berühmten Kirche, die Matisse, Derai und Braque schon gemalt haben, holen Bier und Pastis aus der nächsten Kneipe und François erzählt über seine Ideen. „An der Rhône gibt es Guigal oder Châpoutier, im Burgund Faiveley, Jadot, Magnien und viele andere. Da basiert ein Großteil der Produktion auf dem Négoc-Prinzip. Fast die gesamte Champagne kauft ihre Weine oder Trauben von Winzern, die nicht selber vermarkten oder nicht einmal Wein herstellen. Sicher werden wir so keinen Einzellagen-Cru aus der kleinsten und steilsten Lage am Picwieauchimmer machen. Aber es fragt sich, ob das im Süden überhaupt Sinn macht. Hier ist der Unterschied der einzelnen Lagen nicht ganz so groß, der der einzelnen Regionen kann aber riesig sein.“ Den Vorteil, den er als Négociant hat, erklärt er uns am Beispiel seines (und auch unseres) LieblingsRotweins, des Saint-Chinian. „Saint-Chinian ist eine kleine Appellation und trotzdem haben wir hier drei völlig verschiedene Böden. Es gibt Kalkstein, Sandstein und schwarzen Schiefer. All das mit sehr ähnlichen klimatischen Bedingungen. Der Saint-Chinian lebt davon, dass die unterschiedlichen Rebsorten auf unterschiedlichem Terroir stehen und dann zusammenkommen. Wir haben nun den Vorteil, dass wir je nach Witterungsverlauf unser Blend etwas anders gestalten können. In sehr heißen Jahren kann der Syrah vom Schiefer schnell etwas überreif werden, dann können wir mehr Wein von den etwas kälteren Böden nehmen oder wir verändern den Anteil von Mouvèdre und Grenache ein wenig. Was wir damit rausarbeiten können, ist eben immer ein typischer Saint-Chinian. Für uns heißt das, er hat immer diese delikate südliche Art, aber auch eine unheimlich belebende Frische. Auch die Reifung des Weins ist dabei sehr wichtig. Im Laufe der Jahre sind wir dazu gekommen, viele Weine immer später auf den Markt zu bringen. Die Reifung in großen Holzfässern und später auf der Flasche gibt dem Wein noch eine zusätzliche Dimension und erlaubt es uns, auch Weine auf den Markt zu bringen, wenn sie anfangen, sich zu entwickeln. Bei Blindverkostungen sind wir dann oft ziemlich überrascht: „Toller Côte-Rôtie“, hören wir dann häufig, aber das ist wohl, weil die Weine des Südens immer noch unterschätzt werden.“ Ein anderer genialer Wein, der so nur bei einem Négoc entstehen kann, ist z. B. der Languedoc rouge. Im einfachen Languedoc dürfen nämlich Trauben sowohl aus dem Languedoc als auch aus dem Roussillon vertreten sein. Viele Winzer und Abfüller nutzen das sozusagen heimlich, um Mengen- und Nachfrageschwankungen auszugleichen, der Unterschied „Erzeugerabfüllung“ oder einfach „Abfüller“ auf dem Etikett fällt ja nur den wenigsten auf. François und Gregory nutzen diese Freiheit ganz bewusst und sehr intelligent aus. „Im Languedoc gibt es den besten Syrah, im Roussillon den besten Grenache und aus dem Minervois kommt noch etwas an Carignan“, erzählt Francois, „für uns ergibt das eine Art Fingerabdruck des Südens, ein Wein, der typischer kaum sein kann, und auch den lassen wir einige Zeit reifen, aber nicht in Holzfässern, sondern im Stahltank.“ Wenn man François zuhört, merkt man, wie groß die Vielfalt im Süden ist und wie viele Gedanken man sich bei Hecht & Bannier macht, diese adäquat abzubilden. „Faugères“,“, sagt er, „ist einer der verborgenen Schätze des Languedoc. Die Appellation gehört zu den kleinsten der Region und ihr Boden an den Abhängen der Montagnes Noirs, der schwarzen Berge, ist einzigartig. Reiner Schiefer. Hier stehen Carignan, Cinsault, Grenache, Mourvèdre und Syrah. Unser Faugères ist hauptsächlich Syrah und Mourvèdre. Mourvèdre ist eigentlich ungewöhnlich für uns, aber der wächst hier perfekt. Zum Vinifizieren ist er aber ein Albtraum, wegen der, na, sagen wir mal im Idealfall gut strukturierten Tannine. Der Wein ist immer etwas schüchtern, wenn er auf die Flasche kommt, aber er hat mit das beste Entwicklungspotenzial im Süden.“ Wir wechseln von der Kaimauer ins Restaurant, wo der Abend noch lang wird. François erzählt von Winzern, von Orten in der Region, von Geheimtipps und wo welche Rebsorte warum und wie am besten wächst. Wenn man ihm zuhört, dann hat man den Eindruck, dass der Süden seine beste Zeit noch vor sich hat und dass man sich hier unten häufiger und genauer umsehen muss. Zu jeder Geschichte hat er direkt auch eine Flasche parat, sodass nachher sechs oder acht Flaschen H&B neben uns auf dem Tisch stehen. Die Sonne ist längst untergegangen und Collioure ist jetzt, außerhalb der Saison, wie ausgestorben. 18,50 € 19,95 € 22029-11 0,75 L (1l=24,67 €) ALLE WEI N E VON H EC HT & BAN N I ER AU F SEITE 51 François Bannier 35 PROVENCE DIE KÜCHE DES SÜDENS: LA TABLE DE REINE Lourmarin, ungefähr 30 km nördlich von Aix-enProvence, am Fuße der Montagne du Luberon, wurde von einem deutschen Journalisten auch schon mal als das Sylt Frankreichs bezeichnet. Vielleicht etwas übertrieben, aber es wird hier und da schon mal ein Gast aus Paris mit dem Hubschrauber eingeflogen und den gut renovierten Häusern in und um das Dorf sieht man an, dass die Region nicht wirklich arm ist. Viele der alten Steinhäuser sind allerdings nur in den Ferien oder an langen Wochenenden bewohnt. So gesehen hat der Ort tatsächlich was von Sylt, nur den Friesennerz braucht man hier deutlich seltener, denn hier ist man in der Provence und das heißt blauer Himmel und Sonne. Eng verbunden mit dem Aufstieg des mittelalterlichen Ortes zu einem In-Treff der Pariser ist La Table de Reine, das Restaurant von Reine und Guy Sammut, wenige Kilometer vor Lourmarin. Nur wenige Pariser pilgerten nämlich zum Grab von Albert Camus auf dem Friedhof von Lourmarin, die meisten kamen zu den Kochtöpfen von Reine. Die Autodidaktin kommt eigentlich aus den Vogesen, verliebte sich aber in einen provenzalischen Jungen. Mit dessen Mutter und Großmutter zusammen kochte sie und irgendwann eröffnete man ein eigenes Restaurant. Reine in der Küche, Guy im Service. Das Restaurant ist heute ein großes Anwesen mit Hotelzimmern und zusätzlichem Bistro. Aber alles in kleinen alten Gebäuden untergebracht, die sich in einem Olivenhain verlieren. Als sie anfingen, in den Achtzigern, war die französische Küche noch von schweren Saucen und Schmorgerichten geprägt. Selbst die Nouvelle Cuisine kannte Gemüse nur als Beilage und Olivenöl galt als typische Zutat der Bauernküche. Bei Reine nahm all das den Mittelpunkt ein und sie verfeinerte und perfektionierte es. Es war die Leichtigkeit des Südens in ihrem Essen und trotzdem war es eben keine einfache Bauernküche, 36 sie war aber ganz deutlich von ihr inspiriert. „Wir haben doch alles hier im Süden“, sagt sie. „Wenn ich auf den Markt gehe, habe ich das ganze Jahr über eine Auswahl wie fast nirgends auf der Welt. Fisch und Meeresfrüchte kommen aus dem Mittelmeer. Gemüse werden hier in der Ebene angebaut, aus den Bergen kommen wilde Kräuter, Lammfleisch und Käse. Die Alpen sind nicht fern und an der Küste gibt es die alte Handelsstätte, deren Küche schon immer auch von Arabern und Afrikanern inspiriert wurde. Das verbindende Band der Küche des Südens ist das Mittelmeer, über das all die Gewürze und Zubereitungsarten zu uns kamen und die lokalen Traditionen immer wieder bereichert haben.“ Kein Wunder, dass Reine Sammut als eine der ersten für ihre provenzalische Küche einen Stern bekam. Abends dürfen wir in der Küche von Reine ein wenig filmen und es ist erstaunlich. Ich habe schon viele Küchen gesehen und in allen ist es heiß, hektisch und zumeist auch laut. Bei Reine herrscht Ruhe und Freundlichkeit, sodass ich direkt plane, hier mal Urlaub zu machen. In der Küche! Aber auch bei Reine geht kein Gericht raus, ohne dass die Chefin es selber noch einmal begutachtet hat, dabei erklärt sie aber jedem Mitarbeiter freundlich und in Ruhe lächelnd, warum sie etwas gerne so oder so hätte. Dann geht sie wieder fröhlich singend in ihre Ecke und putzt Artischocken, eigentlich eine typische Commis-Arbeit und nicht die der Küchenchefin. Aber bei der Freude, mit der sie das macht, geht einem sofort auf, was das La Table de Reine so besonders macht: die Liebe zur klassischen provenzalischen Küche, die bei den scheinbar unwichtigen Dingen beginnt. La Table de Reine in der Auberge de la Fenière 84160 Cadenet +33 490681179 www.reinesammut.com WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE DAS REINE SAMMUT KOCHBUCH 35132-NV 36,00 € Reine bietet natürlich auch Kochkurse an, in denen die Gäste die Grundlagen der südfranzösischen Küche erlernen können. Diese Stunden sind keine dekonstruktivistischen Molecular-Food-Experiences, bei Reine lernt man eher, wie einfach große Landesküche ist. Aus diesen Kursen hat Reine irgendwann ein Kochbuch zusammengestellt, das so einfach ist wie ihre Küche und so unkompliziert und gut gelaunt wie sie als Köchin. „Mediterranean Cuisine“ zeigt Gerichte, die da sind, um Gäste und sich selber glücklich zu machen und nicht, um zu beeindrucken. Wir haben einige Exemplare (in Englisch) davon mitgebracht. Große Küche kann so einfach sein! 37 PROVENCE CHÂTEAU LES VALENTINES – GLÜCK MUSS DER WEINFREUND HABEN PROVENCE – DAS GELOBTE LAND Das Land ist ein Leuchten, der Himmel strahlt, das Meer versinkt im Blau, die Küste glänzt golden und der Lavendel blüht in violetter Schönheit. Wer möchte nicht hier sein. An der Côte d´Azur liegen die Jachten der Reichen, an den Kaps stehen ihre Villen, ihre Landgüter weiter im Land und überall zwischendurch machen verstreut Franzosen, Amerikaner, Japaner und Russen Urlaub. Die Strände sind weiß und weit, die Felsen dazwischen pittoresk und die Olivenhaine glänzen endlos grün-silbern. Man sitzt bei Rosé, Pastis, Bouillabaisse und Artichauts in der untergehenden Sonne, blickt über den Hafen, den Dorfplatz, die Garrigue und findet das Leben schön. Das Land ist ein Traum. Aber viele Menschen träumen diesen. Die Immobilienpreise schießen in die Höhe, ein einfacher Kaffee mit schöner Aussicht kann schon mal 6 € kosten, die Hotelpreise in der Saison stehen oft in einem abenteuerlichen Verhältnis zur Hotelqualität und an manchen Stränden geht das Weiß des Sandes nur durch ein paar Quadratmeter blauer Poollandschaft getrennt in das endlose Weiß der Hotelanlagen über. Ein Land zwischen Traum und Albtraum. Der Tourist zerstört das, was er sucht, indem er es findet. Trotzdem gibt es hier noch viel Landwirtschaft, Bergregionen, in denen es fast gar keine Touristen, aber auch wenige Einwohner gibt, und die Landschaft, die Menschen verströmen eine Ruhe und Gelassenheit, die man woanders so kaum findet. Und es gibt Wein und eben nicht nur den Rosé, der oft Meer und Urlaub braucht, um seinen Preis zu rechtfertigen, sondern echten Wein, der Ruhe und Gelassenheit im Glas verströmt und strahlt und leuchtet. Weinberge von Valentines 38 WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE 24130-13 „Glück haben wir gehabt,“ meint Gilles, als wir auf einem der ersten Hügel des Massif des Maures stehen und auf Wein und Olivenhaine, auf das blau funkelnde Mittelmeer, die Isle de Porquerolles und die Gebäude von Château Les Valentines blicken, „viel Glück. Heute wäre so etwas nicht mehr möglich.“ In der Tat, in der letzten Zeit sind die Grundstücks- und auch die Weinbergs-Preise in diesem eher vergessenen Winkel der Côte d´Azur enorm angestiegen, sodass sich der Neu-Einstieg kaum noch lohnt. 1997 war La Londe-les-Maures noch ein echter Geheimtipp. Als Gilles und Pascal beschlossen, in den Süden zu gehen und Wein zu machen, war die alte Dame, die oberhalb von Londe ein paar Hektar Weinberge und ein altes baufälliges Haus besaß, ziemlich froh, als jemand bei ihr anklopfte. Die Familie wollte keinen Wein mehr machen und sie selber hatte alle Trauben an die Genossenschaft verkauft und konnte sich jetzt auch darum nicht mehr kümmern. „Das war perfekt“, meint Gilles, „genug, um anzufangen, aber nicht zu viel. Ich musste ja noch die Schulbank drücken und erst Winzer lernen.“ Aber von Anfang an hatte er diesen Plan. Das Weingut auf ca. 30 Hektar erweitern, um vernünftig und produktiv arbeiten zu können. Rosé, ja, wichtig, Weißwein auch, aber eben auch Rotwein, der in der Provence ja immer unterschätzt wird. Bio war das Ziel, denn schließlich waren sie ja auch wegen der einmaligen Landschaft und der Natur hier an den Rand der Berge und des Mittelmeers gezogen. Auch die Stilistik der Weine hatte er sofort im Auge, klar, fruchtig, präzise. Eher weniger Freak-Weine, aber auch keine weichgespülten Touristen-Schoppen. Weine, so wie Gilles eben auch ist, klar, charmant, gut gelaunt, aber nicht überschwänglich. Na, wenn man nicht in der Provence wäre, würde man fast sagen preußisch. Die Gebäude, die er als Weingut errichtet, eigentlich nüchterne Zweckbauten, lässt er im Ockerton der Weinberge streichen. Ein Gebäude, um den Wein zu machen, eines, um ihn zu verarbeiten, eines, um ihn zu lagern und eines, um den Versand zu organisieren. Alles im Quadrat, praktisch, überschaubar, perfekt, um sauber und gut zu arbeiten. Gilles scheint zufrieden, wenn die Sachen reibungslos funktionieren. „Auch die Erweiterung des Weinguts ging erstaunlich gut und schnell“, erzählt er. „Hier in der Gemeinde darf kein landwirtschaftlicher Boden mehr in Baugrund umgewandelt werden und die Leute sind mehr an Ferienhäusern und Ruhesitzen für Superreiche interessiert, damit kann man schneller Geld verdienen als mit Wein. Da muss man ja richtig arbeiten.“ Er zeigt uns eine Parzelle, die er vor Kurzem neu erworben hat. „Die wollte niemand haben, dann versteigert die Gemeinde sie irgendwann, so ist das Land dann noch bezahlbar.“ An der Landstraße, die hoch in die Berge führt, hat er vor Kurzem dann noch einen modernen Verkaufs- und Verwaltungsraum gebaut. Zeitgenössische Architektur, sehr licht und chic, sehr aufgeräumt und mit leichter Eleganz. „Die Kunden, die bei uns vorbeikommen, sind immer noch ganz wichtig für uns. Menschen, die in der Region wohnen, und auch Touristen auf dem Heimweg, die noch ein paar Kisten einpacken.“ Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass die Valentines-Weine noch nicht zu Touristen-Abzock-Preisen verkauft werden. Das war uns auch aufgefallen, als wir das Weingut 2012 neu listeten. 12,50 € 0,75 L (1l=16,67 €) Château Les Valentines kannte keiner von uns, außer Noreen, die ganz in der Nähe gearbeitet hatte. „Das war so ein Geheimtipp unter den Gastronomen der Region“, meinte sie, „bin aber nie dagewesen.“ In unserer ziemlich umfangreichen Verkostung damals, die gerade was das PreisGenuss-Verhältnis anging, manch ernüchternde Ergebnisse brachte, waren die Weine immer weit vorne dabei und waren immer die günstigsten. Erstaunlich. Vor allem der Rosé Les Valentines zauberte damals im kühlen Frühjahrsregen 2012 ein sonniges Lächeln auf die Gesichter unserer Verkoster. Eindeutig der Sieger, und zwar nicht nur des Gaumens, es war sozusagen der Sieger der Herzen. Schön, dass unsere Kunden das auch so sehen, und Gilles erscheint eigentlich wenig überrascht darüber, als wir später mit ihm am Strand bei Tapas und seinem Rosé sitzen. Er beschreibt das, was er macht, mit viel Freude, aber man merkt an jedem seiner Sätze, dass noch mehr Überlegung dahintersteckt, dass guter Wein planbar ist. „Wenn das Wetter mitspielt“, meint er noch, „und das ist hier meistens der Fall.“ Er blickt lachend auf die Isle de Porquerolles, die bei angenehmen 23 °C in der Sonne liegt, während ich auf dem Smartphone sehe, dass es zu Hause in Köln bei 12 °C gemütlich regnet. Vielleicht sollte ich mir auch einmal einen Plan zurechtlegen. ALLE WEI N E VON C HÂTEAU LES VALENTI N ES AU F SEITE 52 39 FINIS Als 1321 der Erzbischof von Narbonne im klei- geben. Sie tranken keinen Alkohol, aßen kein nen Weiler Villerouge-Thermènes einen Scheiterhaufen entzünden ließ, um dort im Namen der heiligen Inquisition Guillaume Bélibaste zu verbrennen, ging damit die gut 300 Jahre währende Geschichte zu Ende. Er war der letzte Parfait, der letzte Würdenträger der katharischen Kirche, von der danach nichts geblieben ist als unzählige Mythen und ein paar beeindruckende Burgmauern im Roussillon. Die einst mächtige Kirche wurde vollständig ausgelöscht, sie starb mit ihren letzten Mitgliedern, denn sie errichteten keine Gotteshäuser, hinterließen kaum gelehrte Schriften und keine Kunstwerke. Sie lebten gemäß ihrem Glauben, in dem alles Irdische nichts war. In der ganzen Christenheit hatte die Laienbewegung ihre Anhänger und sogar in Köln gab es Mitte des 12. Jahrhunderts Katharer. Hier wurde auch aus dem Begriff Katharer das Wort Ketzer für alle kirchlichen Abweichler überhaupt. Denn im Gegensatz zur katholischen Kirche glaubten die Katharer nicht, dass die Erde von Gott erschaffen sei. Ganz im Gegenteil, die Erde war der Ort allen Übels und so konnte es hier gar nichts Gutes geben, man konnte sich auch nicht durch gute Taten das Himmelreich verdienen. Die Welt war außerhalb der göttlichen Schöpfung und das Ziel des Menschen musste es sein, durch die Gnade Gottes die Erde zu verlassen, um in das göttliche Reich einzugehen. Die Befreiung der Seele gelang nur durch das Consolamentum, den Segen eines Erwählten der katharischen Fleisch, verzichteten auf jede Form der Gewalt und wanderten umher, um ihren Glauben zu verbreiten. Im eher genussorientierten Okzitanien waren sie dennoch hoch angesehen und die Herren der Castres, der kleinen Wehrburgen und Dörfer, die in der Regel neben Ehefrauen noch einige Mätressen hielten und bei denen der Wein in Strömen floss, beherbergten sie gerne. Der Erlösung waren sie damals alle bedürftig und die bescheiden auftretenden Perfecti waren den kleinen Edelleuten allemal lieber als die herrschsüchtigen Abgesandten Roms. Man gab oft den Katharern, was man Rom vorenthielt, und da sie keine Prunkbauten errichteten, wurde die katharische Kirche schnell reich. Persönlicher Besitz war den Perfecti aber verboten und nach allem, was man weiß, hielten sie sich auch daran. Die Kirche, in der es übrigens kein Zinsverbot gab, investierte aber in Landgüter und gab den Bedürftigen, und im Roussillon war sie innerhalb von einhundert Jahren deutlich beliebter geworden als die römische. Dies und ein ganz besonderer Umstand wurde ihr zum Verhängnis. Die Katharer lehnten das Schwören ab. Das gesamte mittelalterliche Weltgefüge basierte aber auf dem Schwur bei Gott. Die Fürsten schworen dem König, die Ritter den Fürsten, die Bauern den Rittern und alle der Kirche. Vor Gericht galt der Schwur mehr als jeder faktische Beweis und selbst die Ehe war nichts anderes als ein Schwur. Auch Kirche, den man kurz vor dem Tod erhielt. Diese Erwählten, die Perfecti, lebten enthaltsam, Männer und Frauen (es gab auch weibliche Perfecti) durften sich nicht einmal die Hand sie war den Katharern null und nichtig. Und trotzdem war ihr Ideal das eines enthaltsamen, sehr tugendhaften Lebens. Selbst die Fortpflanzung lehnten sie eigentlich ab, die Welt, 40 WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE wie sie war, sollte ruhig vergehen, sie war ja nicht Gotteswerk. 1209 war es Rom dann zu viel, man schickte ein Kreuzfahrerheer in den Süden (siehe Kasten Occitanien Seite 32) und nach zwanzig Jahren Krieg unterwarf sich der Herzog von Toulouse, der mit den Katharern sympathisiert hatte. Es dauerte aber noch bis 1244, bis die römische Kirche den Katharern den entscheidenden Schlag versetzen konnte. Am 28. Mai 1242 tagte die heilige römische Inquisition in Avignonet südlich von Toulouse. In der Nacht stürmten einige katharische Ritter und viele der Verfolgung überdrüssige Bauern die kleine Burg, richteten ein Blutbad unter den Inquisitoren an und vernichteten ihre Akten. Ein Jahr später standen königliche Truppen vor Montsegur, einer Bergfestung auf einem 1.200 Meter hohen Felsen, uneinnehmbar – fast. Ein Jahr lang dauerte es, dann musste Montsegur sich ergeben. In den letzten Tagen der Burg kam es zu einem Waffenstillstand zwischen den königlichen Truppen und den Verteidigern. Man hatte vereinbart, dass die weltlichen Verteidiger der Burg Amnestie erhielten, die Katharer, die konvertierten, geringe Strafen und alle, die an ihrem Glauben festhielten, auf den Scheiterhaufen mussten. Viele der Soldaten in Montsegur ließen sich jetzt noch zu Perfecti weihen, ihr Todesurteil. Kein einziger schwor ab und so wurden am Fuße des Montsegur fast 200 Katharer den Flammen übergeben. Hier und da lebte in entlegenen Pyrenäendörfern der Glaube zwar wieder auf, aber weiterhin verfolgt von der Inquisition und nicht mehr unterstützt von den lokalen Herrschern verschwand er immer mehr. FINIS Es geht zurück. Zwei Wochen kreuz und quer durch Südfrankreich. Ein bis zwei Winzer pro Tag, neue, unbekannte, Kilometer über enge Bergstraßen, matschige Feldwege und halbleere Autobahnen. Jeden Tag eine neue Stadt, ein neues Hotelzimmer. Zwischendurch war ich unsicher, in welcher Stadt ich jetzt gerade aufwachte. Wir haben viel verkostet, wir haben Fotos gemacht, einen Film gedreht und die Ideen, den Geist der Winzer versucht einzufangen. Wir haben erfahren, dass der Mythos des Südens mehr als ein Mythos ist, dass diese grandiose Landschaft auch jenseits der Toueren Sie uns Sehen S ü d f ra n k re i c h ristenströme großartige Menschen beherbergt, denen gutes Essen und Trinken extrem wichtig ist. Für uns hat sich der Süden als eine der spannendsten Weinbau-Regionen der Welt dargestellt. Hier werden von den unterschiedlichsten Menschen viele extrem individuelle Weine gemacht. Hier wird von Neuwinzern und Quereinsteigern die Tradition neu erfunden und gleichzeitig gepflegt. Sechs neue Weingüter haben wir mitgebracht und wenn wir etwas mehr Zeit gehabt hätten, wären es vielleicht auch sechzig geworden. Wir werden wiederkommen und sicherlich noch mehr an Viel-Film unter: W W W . KO E L N E R- W E I N K ELLER.D E/FIL falt aus dem Süden in den Kölner Weinkeller bringen. Denn während andere Regionen in Frankreich Wein als Anlagegeschäft, als Goldgrube, als LuxusLivestyleprodukt etablieren wollen, haben wir hier Menschen kennengelernt, die Wein zum Genuss machen. Menschen, die Wein machen, weil sie den Wein und weniger das Geld lieben und die eine Geschichte haben, die nicht eine Werbeagentur, sondern das Leben geschrieben hat und die in ihren Weinen von dieser Geschichte erzählen. ME 41 WEIN & SPEISEN IN AUSGESUCHTEN RESTAURANTS FINDEN SIE WEINE AUS UNSEREM SÜDFRANKREICH-WEINBREVIER UND Griechischer Salat: Calamares – Schafsjoghurt – Rote Garnele DIE PASSENDEN SPEISEN DAZU. SCHLIESSLICH Entrecote vom US-Rind – Barbecue-Jus – Mais – Vogelmiere GEHÖREN, VOR ALLEM IN SÜDFRANKREICH, WEIN UND GUTES ESSEN UNTRENNBAR ZUSAMMEN. RESTAURANT SCHLOSS LERBACH Nils Henkel aus dem Zwei-Sterne-Restaurant Lerbach und sein Chef-Sommelier Peter H. Müller haben sich Gedanken zu unseren Weinen gemacht und präsentieren Gerichte ihrer sensationellen leichten „Pure Nature“-Küche zu ihren Lieblingsweinen. Griechischer Salat: Pappardelle – Tomate – Artischocke – Parmesan Calamares – Schafsjoghurt – Rote Garnele Die wunderschöne Vielfalt mediterraner Aromen auf einem Teller. Krustentier- und Meeresaroma, die Würze von Olive, die Frische von Gurke, die Rauchigkeit von gegrillter Spitzpaprika und ein Hauch von Knoblauch, gestaltet in Nils Henkels Handschrift, die dem Gericht Klarheit und Aromendichte einflößt, ohne ihm dabei Schwere einzuverleiben. Diesen Gang begleiten wir mit Cine Panettone aus dem Jahr 2012 von der Domaine Clot de l’Oum. Ein duftiger, intensiver und charakterstarker Wein mit Aromen von gelbem Apfel und dessen Blüten sowie Anklängen von Gerstenmalz, Kamille und ätherischer Würze. Am Gaumen präsentiert er einen langen, feinen Säurebogen sowie einen salzigen Nachhall und begegnet dem griechischen Salat auf Augenhöhe. 42 Entrecote vom US-Rind – Barbecue-Jus – Mais – Vogelmiere Ein Gericht, welches wohlig-bekannte Komponenten in sich trägt und schlicht und ergreifend das kulinarische Thema Pasta hochleben lässt. Pasta mit Tomatensoße; kann in der Zubereitung von 20 Minuten bis zu vier Stunden komplett variieren und ist somit ein Gericht, welches zwischen den Welten steht. Je nach Ausrichtung der Soße kann hier zu Rot oder Weiß gegriffen werden. Hat man eine fruchtig-frische, dazu von der grünen Kräutrigkeit von Basilikum unterstützte Soße, kann man diese sehr schön mit einem saftigen Weißwein begleiten. Saftig, charmant, elegant und auf die positivste Art unkompliziert. Diese Attribute erfüllt der 2013er Balmettes der Domaine Mas Crémat mit Bravour. Verpasst man seiner Pasta Tiefgang durch eine lange eingeköchelte, dunkle Tomatensoße mit dem Spiel von geschmorter Süße und Würze; so empfiehlt sich ein kräftiger Rotwein, der nichtsdestotrotz durch eine lebhafte Säure Trinkvergnügen ins Glas bringt. Prince Charming. Dunkelbeerig, saftig, klar. Das ist zum Beispiel der 2010 Entre Lunes von der Domaine Perdrix-Lasouche aus Merlot, Syrah und Grenache noir. WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE Ein ordentliches, saftiges Stück gegrilltes Rindfleisch. Rauchige Noten von Holzkohle und würziger Tiefgang in der Soße. Frische und leicht vegetabile Süße des Mais in verschiedenen Zubereitungsarten. Ein Gericht, das in seiner Ganzheitlichkeit vor Wohlempfinden nur so strotzt. Dem gilt es in Sachen Wein Paroli und Contra bieten zu können, ohne daraus ein plumpes Kräftemessen zu machen. Meine Empfehlung zu einem solch satten Gericht ist ein satter Wein. 2011 Georges von der Domaine Puig-Parahy. Das ist Roussillon pur. Carignan, Grenache noir, Mourvèdre und Syrah verschmelzen zu einem dichten, stoffigen Wein. Aromen von Blaubeeren treffen auf pfeffrige Würze von Piment und Wacholder sowie einen Hauch von Zartbitterschokolade. Ein satter Wein mit einem reifen, doch kraftvollen Tannin-Gerüst. Peter H. Müller, Chef-Sommelier Restaurant Schloss Lerbach Alle Gerichte können Sie direkt bei Nils Henkel probieren. Reservierungen unter www.schlosshotel-lerbach.com Pappardelle – Tomate – Artischocke – Parmesan Alle Bilder: Nils Henkel-Schloss Lerbach MAISON BLUE OUZERIA WEIN AM RHEIN Das Maison Blue in der Kölner Südstadt bereitet ein klassisches Herbstgericht zum 2012 Envie der Mas Crémat. Duett von der Ente – confierte Keule und rosa gebratene Brust mit Brombeerjus, lauwarmem Rotkrautsalat und hausgemachten Sesam-Schupfnudeln. Die kraftvoll reife Art des Envie passt perfekt zum leicht süßlichen und intensiven Aroma der Ente und zur dunklen Frucht der Brombeeren. Eines der besten Tapas-Restaurants in Köln. Gelli und Giorgio servieren hier mediterrane Kleinigkeiten. Zum gegrillten Oktopus der Valentines blanc, zu Lammkoteletts der Bonni Pioche ... Die täglich wechselnde Karte an der Tafel garantiert viel Abwechslung und vor allem sind hier die Fischgerichte immer frisch und äußerst lecker. Maison Blue, Im Ferkulum 18-22, 50678 Köln Reservieren unter: www.maisonblue-koeln.de oder +49 221 9328996 Ouzeria, Brüsseler Straße 68, 50674 Köln, +49 221 51 39 98 Im Wein am Rhein empfiehlt ihnen Sommelière Melanie Panitzke einige Weine aus unserem neuen Südfrankreich-Sortiment zur aktuellen Speisekarte unter anderem von Clot de l´Oum. Das Weingut hat es ihr besonders angetan. „Zum rosa Hirschrücken und der geschmorten Keule mit Shiitake-Pilzen, Pflaumen und Cassoulet gibt es den Compagnie des Papillons. Denn die leichte Animalik von Hirsch und Shiitake spiegelt die Erdigkeit des Weines wider. Durch die Pflaumen wird die Frucht des Weines unterstützt und das Cassoulet soll als Geschmacksverstärker agieren. Der Clou ist die Sauce. Wir machen eine Wild-Jus und verfeinern sie mit Kubeben-Pfeffer und jetzt riech mal in den Wein rein, das passt, als hätte der Winzer ihn extra dafür gemacht.“ Wein am Rhein, Johannisstraße 64, 50668 Köln Reservieren unter: www.weinamrhein.eu oder +49 221 91248885 43 DIE REBEN DES SÜDENS SYRAH – DIE UNWIDERSTEHLICHE Die Syrah ist eine echte Grande Dame des Südens! Stilbewusst und elegant kommt sie daher und kann sich, wenn sich der Winzer darauf versteht, mit dunkler Frucht, Würze und viel Struktur in die Herzen der Genießer schleichen. Aufgrund des schönen Namens vermutete man lange Zeit ihre Herkunft in der persischen Stadt Shiraz, doch neue Forschungen widerlegten diese so passende Erklärung. Sie ist in der Region um Savoyen und Ardèche beheimatet, von wo aus sie ihren Siegeszug in die ganze Welt antrat und Winzer- wie auch Genießer-Herzen von Australien (Shiraz) über Neuseeland bis hin nach Südafrika und Mexiko eroberte. Größte Bedeutung und auch immer noch Verbreitung findet die spät austreibende Sorte jedoch im Süden Frankreichs, wo sie auf steinigen, wenig fruchtbaren Böden wunderbare Weine hervorzubringen vermag. Das trockenheiße Klima dort verleiht ihr eine herbe, fast schon raue Art, die ihre Weine komplex, körperreich und sehr lagerfähig werden lässt. Die Aromen reichen von schwarzer Kirsche und Wildkräutern über Lakritz und Gewürze bis hin zum typischen Veilchen, welches vor allem bei zunehmendem Alter bei keinem Syrah-Wein fehlen darf, egal welche Sprache er spricht. Insbesondere die Syrah-Weine an der Rhône haben große Bekanntheit erlangt, wo sie Bestandteil des majestätischen Hermitage, des eleganteren Côte Rôtie, des leichteren St. Joseph und der Cornas, Crozes-Hermitage und natürlich des Châteauneuf-du-Pape ist. 44 CARIGNAN NOIR – DER WILDE Ein waschechter Warmduscher ist der spätreifende Carignan noir. Nur mit viel Sonne, Wärme und trockenen Böden entwickelt er sich zur vollen Pracht – also keine Rebsorte, welcher es bei uns in Deutschland besonders gefallen würde … Deshalb hat sie ihren Ursprung auch in Spanien, rings um die Stadt Cariñena, welche auch zugleich namensgebend für den Carignan war. Seit dem 12. Jahrhundert ist er auch in Frankreich verbreitet, wo er auf mageren, wenig fruchtbaren Böden farbintensive und körperreiche Weine ergibt. Aufgrund seiner kräftigen, gerbsäurebetonten und teils auch leicht bitteren Art wird der Carignan meist als Verschnittpartner für Syrah, Grenache und Cinsault verwendet. Er verleiht dem Wein eine gewisse Weichheit und Substanz, jedoch ist seine wilde, fast schon exzessive Art kaum zu bändigen. Häufig wird diese Sorte jedoch auch als Massenträger missbraucht und ist somit maßgeblich an den Weinüberschüssen in Europa beteiligt. Wegen seiner hohen Erträge ist der Carignan noir auch in der neuen Welt sehr beliebt, wobei hier einfache Industrieweine hergestellt werden. Besonders jedoch die Winzer im Languedoc und Roussillon beweisen, dass diese Rebsorte feine, charaktervolle Weine hervorbringen kann. WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE GRENACHE NOIR – DIE VERFÜHRERISCHE MOURVÈDRE – DER INTENSIVE CARIGNAN GRIS – DER NACHKOMME Diese Spielart des Carignan noir wurde 1892 von Alois Combettes entdeckt und erstmals beschrieben. Gleich ihrem Vorfahren ist sie anfällig für Krankheiten wie den echten und falschen Mehltau und auch für Botrytis. Aufgrund ihrer späten Reife wird sie jedoch vor Frösten verschont. Ihre gräulich gefärbten, mittelgroßen Beeren haben eine dicke Schale und erbringen meist gleichmäßig hohe Erträge und Mostgewichte. Das Ergebnis sind leichte, säurereiche Weine. Größte Bedeutung findet sie in Südfrankreich, wo sie häufig als Verschnittpartner für die Sorten Macabeo, Grenache gris und Grenache blanc dient. CARIGNAN BLANC – DIE NEUE Ein weiterer Abkömmling des Carignan noir, welcher erstmals 1900 entdeckt und beschrieben wurde. Auch sie wird hauptsächlich für Verschnitte mit anderen weißen Sorten verwendet, dabei verleiht sie den Cuvées eine frische, säurebetonte Note. Dieser rote Geselle wird im Süden Frankreichs seit dem Mittelalter angebaut. Beheimatet ist der Mourvèdre jedoch in Spanien, vermutlich in den Orten Murviedro und Mataro bei Valencia, wo er unter dem Namen Monastrell bekannt ist. Eine Renaissance erlebt die dunkle Rebsorte jedoch in der Provence, hier vor allem im Bandol. Der Mourvèdre ergibt farbintensive Weine mit Aromen von schwarzen Beeren, Kräutern und Gewürzen. Trotz der intensiven Tanninstruktur sind die Weine weich und von einer urtümlichen Fruchtigkeit, was ihn zum idealen Verschnittpartner macht. Der Ausbau im Barrique ist für diese Rebsorte wie gemacht. Durch die Holzfasslagerung entstehen langlebige Weine mit vollmundigem Bukett, wobei Jungweinen noch eine gewisse Rauheit und Herbe anhaften. Aus dem nordspanischen Aragon stammend, kam die Grenache noir nach Südfrankreich, wo sie mittlerweile die meistangebaute Rebsorte an der Rhône ist und auch im restlichen Süden Frankreichs weite Verbreitung fand. Wurde sie häufig als Massenträger missbraucht, ergibt sie auf kargen Böden unter extremen klimatischen Bedingungen (Trockenheit, Hitze, Wind) und bei sehr geringen Erträgen konzentrierte, vollmundige und ausgesprochen lagerfähige Rotweine. Die Aromen von Schwarzer Johannisbeere, Brombeere, Pfeffer und Kräutern verleihen den Rotweinen eine intensive Frucht und Fülle. Zusammen mit diesen Eigenschaften und seiner körperreichen und alkoholstarken Art eignet sich der Grenache noir perfekt als Cuvée-Partner für tanninhaltigere Weine wie Syrah, Mourvèdre und Tempranillo. Seine Neigung zur Oxidation sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Bekannte Weine, welche aus der Grenache noir gekeltert werden, sind unter anderem die süßen, gespriteten Vins doux naturels wie Banyuls, Beaumes-de-Venise, Maury, Rasteau und Rivesaltes. Zudem ist diese verführerische Rote auch Basis für die großen Châteauneuf-du-Pape-Weine des Rhône-Tals. 45 MUSTER SUBLINE DIE REBEN DES SÜDENS MUSTERHEADLINE VIOGNIER – DER DELIKATE MARSANNE – DIE STARKE MACABEU – DER WANDELBARE ROUSSANNE – DIE FINESSENREICHE GRENACHE GRIS – DIE ÜPPIGE GRENACHE BLANC – DIE SÜSSE Eine Spielart der Grenache noir ist die Grenache blanc. Diese weiße Rebsorte ist hauptsächlich im Roussillon verbreitet, wo sie häufig für den Ausbau von Süßweinen, aber auch trockenen Weißweinen verwendet wird. Dabei entstehen körperreiche, langanhaltende Weine, welche jedoch mitunter eine unzureichende Säure aufweisen. Aufgrund dessen wird sie meist mit den Sorten Macabeo und Carignan gris oder blanc verschnitten. Die Aromen reichen von Anis-Samen über Kräuter bis zu floralen Noten. 46 Die Grenache gris ist der letzte Teil der „Grenache-Trilogie“. Wie auch die Grenache noir und blanc wird auch sie häufig für die Erzeugung von Süßweinen verwendet. Zudem spielt sie auch eine wichtige Rolle in der Produktion der Vins Gris; blassrote Weine aus dunklen Trauben, welche Ähnlichkeit mit Rosés aufweisen. In Südfrankreich gedeiht die Sorte besonders gut auf kargen, steinigen Hanglagen, da sie eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Wind und Trockenheit besitzt. Die Weine, welche aus der Grenache gris entstehen, sind körperreich, rund und üppig, mit Aromen von Anis, Kräutern und Wiesenblumen. WWW. K O E L N E R - W E I N K E L L E R .DE Eine finessenreiche und anspruchsvolle Weißwein-Rebsorte ist die Roussanne, welche ihren Namen durch die vollreifen rostroten (roux) Beeren erhielt. Beheimatet ist sie in Frankreich, wo sie speziell im Süden auf warmen, steinigen und wasserarmen Hangböden oder auf Lehm-Kalk-Böden gut gedeiht. Ihre Anfälligkeit gegenüber echtem Mehltau und Botrytis lässt ihre Verbreitung jedoch zurückgehen. Die Rebsorte ergibt elegante, stilvolle und komplexe Weine mit blumigen Noten, Aromen von Weißdorn und Aprikose und anregender Säure. Meist wird sie mit den Rebsorten Marsanne, Grenache blanc und gris oder Carignan blanc verschnitten. Diese ertragsstarke weiße Rebsorte stammt aus Frankreich und ist vermutlich nach der gleichnamigen Gemeinde im südöstlichen Département Drôme benannt und hauptsächlich an der nördlichen Rhône verbreitet. Dort findet sie – häufig zusammen mit den Sorten Roussanne oder Viognier – im weißen Hermitage sowie in den Weißweinen von Saint-Joseph, Côtes du Rhône, Côtes du Rhône Villages und Crozes-Hermitage sowie in den Coteaux du Languedoc Verwendung. Die körperreichen und goldgelben Weine bestechen durch feine haselnussige, blumige Aromen und mittlerem Säuregehalt, wobei ihr Reifepotenzial mit dem der Roussanne nicht mithalten kann. Im Wallis werden die Trauben bei Überreife gelesen und ergeben süße körperreiche Weine, wobei sie in Italien häufig als Sekt-Grundwein verwendet werden. Der Macabeu (oder auch Macabeo) ist die meistangebaute weiße Rebsorte in Nordspanien. Nicht zuletzt, da sie in den Bereichen Penedès und Conca de Barberà häufig für die Produktion von Cava verwendet wird. Darüber hinaus sorgt sie unter dem Namen Viura im Rioja für 90 % des weißen Bestandes und wird vor allem für früh trinkbare, frische Weißweine mit niedrigem Alkoholgehalt verwendet. Aber auch im Roussillon in Südfrankreich wird sie häufig als Verschnittpartner für Grenache gris und blanc sowie Carignan blanc und Bourboulenc angebaut. Werden die Trauben auf dem Höhepunkt der Reife gelesen, ergeben sie feine, fruchtige Weine mit Aromen von gelben Früchten und weißen Blüten. Sie eignen sich auch gut für die Herstellung bernsteinfarbener Dessertweine wie den Rivesaltes. Eine Rebsorte, die fordert! Der schwer zu kultivierende und auszubauende Viognier verzeiht keinen Fehler und verlangt so dem Winzer alles ab. Er gedeiht am besten in trockenen, warmheißen Klima an vollbesonnten Hanglagen oder Terrassen. Jedoch sind die Erträge der Rebsorte gering und nach der Reblauskrise Anfang des 19. Jahrhunderts wurden viele schwer zu bearbeitende Steillagen aufgelassen. Aufgrund dessen verschwand die Traube fast komplett; 1968 wurden nur noch 14 Hektar Rebfläche in Frankreich verzeichnet. Mit der seit Mitte der 1980er Jahre einsetzenden Renaissance der Rhône-Weine erlebte aber auch die Viognier-Rebe einen Aufschwung. Bekanntheit erlangten vor allem die schweren, langlebigen Condrieu-Weine aus dem Rhônetal, wovon ausgehend die Rebsorte sich auch im Süden Frankreichs, im Languedoc und Roussillon, verbreitete. Aus den Viognier-Trauben entsteht, wenn trocken ausgebaut, ein Wein mit einer vielschichtigen Aromenfülle von gelben Früchten wie Mango, Pfirsich und Aprikose, frischen Blumen und Gewürzen, aber auch Mandeln und Haselnüssen. Er wirkt weich und vollmundig und bereitet sofortiges Trinkvergnügen, wobei die Condrieu-Weine ihre volle Pracht erst nach zwei bis drei Jahren entfalten. 47 DIE WEINE 2011 Poème de Syrah 22650-11 0,75 L 8,90 € 9,90 € 2012 1l=11,87 € mehr als 95 % Syrah, saftiger Wein, konzentrierte dunkle Frucht, Cassis, Brombeere, Wacholder 16 °C, bis 2018, passt zu: marinierter Rinderrippe 2010 INHABER: Koen Strobbe REGION: AOP Duché d'Uzès, zwischen Nîmes und Arles REBSORTEN: Syrah, Grenache, Merlot PRODUKTION: 18.000 Fl./ Jahr REBFLÄCHE: 5 Hektar Poème de Syrah 22650-10 0,75 L 8,90 € 9,90 € Entre Lunes 22651-11 0,75 L 9,90 € 11,00 € INHABER: Françoise Julien und Christophe Peyrus 1l=11,87 € REGION: AOP Pic Saint-Loup, Languedoc 1l=13,20 € REBSORTEN: Grenache blanc, Grenache gris, Roussane, Carignan blanc, Rolle, Muscat, Clairette, Grenache, Carignan, Syrah, Cinsault, Mourvèdre überwiegend Merlot, frisch und präsent mit mundfüllender Frucht, elegant mit feinen Tanninen 16 °C, bis 2017, passt zu: Hirschmedaillons mit Preiselbeeren 2010 Entre Lunes 22651-10 0,75 L 9,90 € 11,00 € 24156-12 0,75 L 14,95 € 13,95 € 1l=18,60 € 15,90 € 1l=21,20 € Pfeffer, rote frische Früchte, Orangenzeste, Teer, Süßholz, tänzelt förmlich auf der Zunge, „geringer Trinkwiderstand“, dekantieren! 16 °C, bis 2020, passt zu: Lammfilet komplex, filigrane Tannine, Tee, Brombeeren, etwas rauchig, guter Abgang, Bitterschokolade 16 °C, bis 2018 2011 L´Olivette 1l=13,20 € confierte dunkle Früchte, Kirsche, Tannine sehr präsent, aber tolle Fruchtigkeit, lang im Abgang (dekantieren!) 16 °C, bis 2017, passt zu: Entrecôte (natürlich blutig gebraten) PRODUKTION: 73.000 Fl./Jahr STILISTIK: terroirbetonte, geradlinige und klare Weine, große Unterschiede zwischen den Jahrgängen 2012 Manon 24155-12 0,75 L 16,90 € Da könnte man stundenlang die Nase reinhalten! Verändert sich permanent. Kamille, Blumiges, Kräuter, kandierte gelbe Frucht, Ananas, sehr präsent, braucht aber unbedingt Luft, dekantieren. 10 – 12 °C, bis 2020, passt zu: pochiertem Fisch mit Zitronenbutter 2012 Simon - Vorverkauf - 24158-12 0,75 L 24,90 € 23,00 € 1l=30,67 € 2011 Simon 24158-11 0,75 L 24,90 € 23,00 € 1l=30,67 € 52,00 € 1l=69,33 € Noch etwas zurückhaltend in der Nase, braucht viel Luft, Wein mit großem Potenzial! 16 °C, bis 2025 2012 Les Glorieuses - Vorverkauf - 24157-12 0,75 L REBFLÄCHE: 20 Hektar STILISTIK: komplexe, vielschichtige Weine mit großer Lagerfähigkeit TERROIR: an den Hängen kalkhaltiger Boden, in der Ebene eher Kalk und Mergel Die Auslieferung der Vorverkaufs-Weine erfolgt voraussichtlich im November 2014. TERROIR: Lehm, Kalk und Kalkgeröll BESONDERHEITEN: biodynamischer Anbau seit einigen Jahren, Zertifizierung erfolgt aber erst mit den kommenden Jahrgängen BESONDERHEITEN: belgischer Aussteiger in Südfrankreich, der selber für seine Gäste hervorragend kocht INHABER: Pierre Clavel REGION: AOP Pic Saint-Loup, Languedoc REBSORTEN: Roussanne, Grenache blanc, Muscat à petits grains, Carignan blanc, Syrah, Grenache, Mourvèdre INHABER: Catherine, Christine & Julien Jeannin Mongeard 2012 Les Garrigues 24160-12 0,75 L 7,90 € 8,90 € PRODUKTION: ca. 150.000 Fl./Jahr frische rote Beeren, zart und doch etwas animalisch, Teer, Tabak, sehr präsent (dekantieren) 16 °C, bis 2017, passt zu: allem aus der mditerranen Küche, hält auch Kräuter und Knobi aus REBFLÄCHE: 33 Hektar 2012 STILISTIK: saftige, kräutige Weine mit konzentrierter Frucht TERROIR: extreme Bodenvielfalt, von Sandstein über roten Ton zu oberflächigem und tiefem felsigen Kalkstein und Lehmboden BESONDERHEITEN: biologisch bewirtschaftetes Weingut, immer gut gelaunter Winzer, hyperaktiver Border Collie Garrigues 48 Bonne Pioche 24162-12 0,75 L 11,50 € 10,00 € 1l=10,53 € 89 Parker Punkte bio 1l=13,33 € bio dunkel, rotfruchtig, Cassis, Minze, Melisse, animierend, frische Säure, saftige Tannine, ein Hauch Bitterschokolade 16 °C, bis 2019 2013 Cascaille blanc 24161-13 0,75 L 12,50 € 11,00 € 1l=14,67 € bio spannender Wein mit erstaunlicher Frische, toller Schmelz, Butter, Birne, Nuss, weiße Blüten, gelbe Früchte, kann etwas Luft gebrauchen 10 – 12 °C, bis 2019, passt zu: Cassoulet, gegrilltem Gemüse 2012 Copa Santa 24164-12 0,75 L 15,90 € 14,50 € 1l=19,33 € bio Dekantieren! Brombeer, Anis, Pflaume, noch erkennbar jung. Tannine reif, aber noch sehr präsent. Großer Jahrgang des Copa Santa, unbedingt einlagern! 16 °C, bis 2022, passt zu: Lammkeule aus dem Ofen 2012 2012 Bonne Pioche - Magnum Copa Santa - Magnum - 24163-12 24165-12 1,5 L 1,5 L 23,00 € 31,80 € 21,00 € 29,50 € REGION: Côtes de Roussillon 1l=19,67 € bio bio Les Balmettes 24170-13 0,75 L 6,90 € 6,30 € 1l=8,40 € Pfirsich, gelbe Früchte, Zitrus, Thymian, saftig am Gaumen, gelbfruchtig mit Schmelz, tolles Preis-Genuss-Verhältnis 10 – 12 °C, bis 2016, passt zu: Grillgerichten, Gemüse mit Kräutern PRODUKTION: 90.000 Fl./ Jahr trinkfreudiger Wein, dunkle eingekochte Frucht, Tapenade, sehr harmonisch und zugänglich 16 °C, bis 2018, passt zu: mediterraner Küche, aber auch zur Roulade REBFLÄCHE: 35 Hektar STILISTIK: zugängliche, trinkfreudige Weine, toll für einen Abend mit Freunden und auch Kennern TERROIR: schwarzer Schiefer 1l=14,00 € 2013 REBSORTEN: Grenache noir, Syrah, Mourvèdre, Carignan, Grenache blanc, Macabeo, Roussanne, Rolle BESONDERHEITEN: hervorragende Kochkünste der Hausherrin 2012 2012 L'Envie Rivesaltes 24172-12 0,75 L 24174-12 0,75 L 8,50 € 1l=11,33 € 10,00 € 1l=13,33 € 13,90 € 12,50 € 1l=16,67 € 14,50 € 13,00 € 1l=17,33 € 9,50 € 11,50 € der klassische Apéro- und Dessert-Wein, Gewürze, Zitrusfrüchte, frisch und süß zugleich 2011 Les Sentinelles 24171-11 0,75 L Fenchel, Anis, gelbe Frucht, Kumquats, sehr gut strukturiert, langer Abgang 10 – 12 °C, bis 2017, passt zu: Geflügel in Sahnesauce 2011 Cuvée Bastien 24173-11 0,75 L je ein Drittel Syrah, Grenache und Mourvèdre, eingekochte Frucht, Lakritz, Nelke, Rote Bete, ausgewogen und zugleich konzentriert 16 °C, bis 2018, passt zu: Lamm oder einfach zur Pizza B ESTELLEN SI E DI R EKT U NTER: WWW.KOELN ER-WEI N KELLER.DE ODER TEL: +49 (0)221 1397280 = Rotwein = Weißwein = Roséwein 49 DIE WEINE 2011 Georges 24191-11 0,75 L 8,90 € 7,90 € 1l=10,53 € 91 Parker Punkte Erfreulich klassischer Roussillon. Leder, Speck, Rauch, Teer, animalische Noten. Schönes Tannin, stoffig, saftig, ätherisch, konzentriert. Toll zu Schmorgerichten. 16 °C, bis 2018 2010 INHABER: Eric Monné INHABER: Georges Puig REGION: Côtes de Roussillon, Caramany REGION: Côtes du Roussillon REBSORTEN: Syrah, Carignan, Grenache, Mourvèdre, Grenache gris und blanc, Carignan gris und blanc, Macabeo REBSORTEN: Grenache, Mourvèdre, Syrah, Carignan, Muscat a petit grains PRODUKTION: 100.000 Fl./Jahr PRODUKTION: 22.000 Fl./Jahr REBFLÄCHE: 47 Hektar REBFLÄCHE: 13 Hektar STILISTIK: langlebiger Rivesaltes, wunderbare Rotweine mit sensationellem Preis-Genuss-Quotienten STILISTIK: puristisch, konzentriert, nichts für schwache Nerven! TERROIR: Granit, Gneis, Schiefer in 350 bis 600 Meter Höhe TERROIR: von Schiefer bis zu Moränenschotter, Kalk und Lehm BESONDERHEITEN: biologischdynamisches Weingut, 30 kleine, verschiedene Parzellen 2011 La Compagnie des Papillons BESONDERHEITEN: zurück in die Vergangenheit mit Georges, Rivesaltes mit enormer Jahrgangstiefe, teilweise mit 100 Jahren und mehr Fassreifung! 24180-11 0,75 L 13,90 € 12,50 € 1l=16,67 € bio 1l=18,00 € bio wild, ungestüm, Teer, Lakritz, Walnüsse, Thymian, Hagebutte, dabei angenehm kühl und frisch 15 – 17 °C, bis 2018 2009 Carignan Novo 24182-09 0,75 L 14,90 € 13,50 € reinsortiger Carignan, Leder, Himbeerbonbon, Salbei, etwas ätherisch, tolle fruchtige Harmonie, griffige Tannine, sehr ansprechend, dekantieren 15 – 17 °C, bis 2019, passt zu: würzigen Speisen mit vielen Kräutern 2010 Saint Bart Vieilles Vignes 24183-10 0,75 L 19,50 € 18,50 € 1l=24,67 € bio Der Wein, der uns für Clot de l´Oum begeistert hat! Thymian, Sesam, Granatapfel, Brombeere, leicht nussig, tolle Frische und dabei enorm packende Struktur, kein Stück breit und süß, unbedingt 2 bis 3 Stunden vorher dekantieren. 15 – 17 °C, bis 2022, passt zu: Lamm, Rindfleisch mit Gemüsen, Käse 2012 Cine Panettone 24181-12 0,75 L 19,50 € 18,50 € 1l=24,67 € bio Braucht Luft, dekantieren! Liebstöckel, Zimt, Sellerie, Thymian, sehr straff, fordernder Wein mit gutem Druck. Außergewöhnlich, aber nichts für schwache Nerven! 10 – 12 °C, bis 2020 2010 Numero Uno 24184-10 0,75 L 25,50 € 24,00 € 1l=32,00 € bio Teer, Pflaumen-Chutney, Röstnoten, Kümmel, rote Paprika, Rosmarin, sehr elegant und trotzdem griffiges Tannin, wird sich noch entwickeln 15 – 17 °C, bis 2022 2009 Numero Uno 24184-09 0,75 L 25,50 € 24,00 € 1l=32,00 € reinsortiger Syrah, Blutorangen, Brombeeren, Zeder, schwarzer Pfeffer, blumig, filigran und elegant, mit immer noch etwas harschem Tannin 15 – 17 °C, bis 2022 50 bio Le Fort Saint Pierre 24192-10 0,75 L 11,00 € 10,00 € 1l=13,33 € klassischer Roussillon, Kräuteraroma (Salbei, Bohnenkraut), etwas Zimt, Graphit und Kirschen, fleischig und nicht schwer 16 °C, bis 2018 2009 Rivesaltes 24190-09 0,375 L 19,50 € 18,00 € 1l=48,00 € erstaunliche Frische, expressiv, Orangenblüten, Cassis, Himbeeren, Korinthen, Curry, Chili, springt einen alles direkt aus dem Glas an und explodiert auf dem Gaumen 16 °C 2005 Rivesaltes 24190-05 0,375 L 35,00 € 32,50 € 1l=86,67 € Schon leicht oxidativ, wunderbare Rosinen, Lakritz, Lorbeer und Karamellnoten, Zartbitterschokolade, getrocknete Feigen, fast zart und geschmeidig, extrem lang im Abgang. Der Einstieg in die einmalige Welt der gereiften Rivesaltes. 16 °C 1995 Rivesaltes 24190-95 0,375 L 65,00 € 1l=173,33 € 1989 Rivesaltes 24190-89 0,375 L 79,00 € 1l=210,67 € 1975 Rivesaltes 24190-75 0,375 L 119,00 € 1l=317,33 € 1963 Rivesaltes 24190-63 0,375 L 125,00 € 1l=333,33 € 1953 Rivesaltes 24190-53 0,375 L 185,00 € 1l=493,33 € 1945 Rivesaltes 24190-45 0,375 L 290,00 € 1l=773,33 € 1940 Rivesaltes 24190-40 0,375 L 350,00 € 1l=933,33 € 1932 Rivesaltes 24190-32 0,375 L 395,00 € 1l=1053,33 € 1914 Rivesaltes 24190-14 0,375 L 850,00 € 1l=2266,67 € 2013 Rosé de Languedoc 22303-13 0,75 L 5,90 € 5,50 € 1l=7,33 € 2012 Languedoc Bio 22026-12 0,75 L 7,95 € 7,30 € 1l=9,73 € bio 13,50 € 1l=18,00 € 93 Parker Punkte INHABER: Gregory Hecht und François Bannier REGION: Côte Languedoc / Roussillon / Provence REBSORTEN: alle typischen Rebsorten des Südens PRODUKTION: 400.000 Fl./Jahr frisch und würzig, rote Bete, Lakritz, Pfeffer, angenehme Tannine, super zum Entrecote 16 °C, bis 2017 REBFLÄCHE: keine eigene Rebfläche 2010 STILISTIK: sehr typische Weine für die jeweilige Unterregion TERROIR: alle Terroir-Arten des Südens BESONDERHEITEN: Négociant, d. h., sie bauen keinen Wein selber an, sondern produzieren mit kleinen Winzern und Traubenproduzenten ihre Weine. Der erste Top-Négoc der Region! Saint Chinian 22028-10 0,75 L Braucht Luft! In der Nase Zitronenmelisse, Brombeeren, Pflaumen, auch leicht speckige und rauchige Noten. Tolle Frische mit immer noch jungen Gerbstoffen. Sehr komplex und präzise. 16 – 18 °C, bis 2018 2011 Côtes du Roussillon Villages 22030-11 0,75 L 13,50 € 12,90 € 1l=17,20 € 2010 Maury 23601-10 0,75 L 17,20 € 16,00 € 1l=21,33 € 2011 Faugères 22029-11 0,75 L 19,95 € 18,50 € 1l=24,67 € 90 Parker Punkte Dekantieren, dann passiert das Wunder! Dunkel, mediterran, schmeichelnd und herausfordernd zugleich, Thymian, Rosmarin, Pfeffer. Lakritz, dunkle Schokolade, seeehr lang. 16 – 18 °C, bis 2022 2009 Bandol B ESTELLEN SI E DI R EKT U NTER: WWW.KOELN ER-WEI N KELLER.DE ODER TEL: +49 (0)221 1397280 22070-09 0,75 L = Rotwein 19,95 € = Weißwein 18,50 € 1l=24,67 € = Roséwein 51 DIE WEINE INHABER: Gilles & Pascale Pons REGION: AOP Côtes de Provence REBSORTEN: Cinsault, Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cabernet Sauvignon PRODUKTION: 400.000 Fl./Jahr REBFLÄCHE: 35 Hektar STILISTIK: elegante, finessenreiche Weine, mineralisch, mit provenzalischen Kräuternoten TERROIR: lehm- und kalkhaltige Böden mit Schiefer BESONDERHEITEN: organischer Weinbau, durchschnittlich 30 Jahre alte Weinreben, hochwertiger Rotwein aus der Provence 2013 Caprice de Clémentine rosé 24133-13 0,75 L 2013 Caprice de Clémentine blanc 24134-13 0,75 L 9,50 € 9,50 € 1l=12,67 € bio 8,50 € 1l=11,33 € bio 1l=16,67 € bio animierender Wein, sehr „trinkig“, Lindenblüten, Mandeln, Birne, Ananas, Melisse, toller Schmelz 8 – 10 °C, bis 2015 2013 Château Les Valentines rosé 12,50 € 24130-13 0,75 L Unser Referenzrosé! Johannisbeeren, Granatäpfel, tolle Würze, extrem saftig und animierend, leichtfüßige, toll eingebundene Tannine, trocken und trotzdem verführerisch. 8 – 10 °C, bis 2015 2013 Château Les Valentines blanc 24132-13 0,75 L 12,90 € 11,50 € 1l=15,33 € bio elegant und ausdrucksstark, gelbe Früchte, Birnen, Pfirsiche, Quitte, Anis, frische, aber sehr harmonische Säurestruktur, zarte Würze im Abgang 8 – 10 °C, bis 2016 2010 Château Les Valentines rouge 24131-10 0,75 L 12,90 € 11,50 € UND AUF KEINEN FALL VERPASSEN: 1l=15,33 € Der Beweis, dass guter Provence-Rotwein auch außerhalb des Bandol geht. Dunkle Frucht, leicht animalische Noten, Lorbeer, Zitronenthymian, weißer Pfeffer, blumig. Tannine sehr saftig und harmonisch. Toller Trinkfluss. 16 – 18 °C, bis 2017, passt zu: Wildschweinmedaillons 2013 La Punition 24135-13 0,75 L 13,50 € 12,50 € 1l=16,67 € 2010 La Gourmande des Valentines 24136-10 0,75 L 21,50 € 19,00 € 1l=25,33 € Den Film über unsere Entdeckungsreise in den Süden finden Sie unter bio W W W .KOELN ER-WEI N KELLER. D E / F I L M E A LLE A N GE B OTE GÜ LTI G B I S 3 1 . 1 0 . 2 0 1 4 BZW. S O L ANG E D ER VOR RAT R EIC HT. KÖLNER WEINKELLER JETZT BESTELLEN UNTER: STOLBERGER STRASSE 92 50933 KÖLN-BRAUNSFELD TELEFON: (02 21) 13 97 28 0 ● TELEFAX: (02 21) 13 97 28 22 WWW.K O E L N E R W E I N K E L L E R .DE E-MAIL: INFO@KOELNER-WEINKELLER.DE 52 WWW .KOELNER-WEINKELLER. DE - = Rotwein = Weißwein = Roséwein WEINHANDLUNG DES JAH R ES ausgezeichnet von der Zeitschrift Weinwirtschaft