Bericht 2012 - Ökoprojekt
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Bericht 2012 - Ökoprojekt
Sach- und Erfahrungsbericht „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau?“ Ein Projekt zur nachhaltigen Ernährung in Kooperation mit der Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf Ort Zeitraum Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf Januar bis Juni 2012 Hintergrund Ernährung, Lebensmittel, Landwirtschaft – das sind die Grundlagen unseres (täglichen) Lebens. Die Produktionsweisen und Wege unserer Lebensmittel werden angesichts einer globalisierten Welt immer komplexer: Dazu zählen u.a. Belastungen von Böden und Wasser durch die Landwirtschaft, lange und vielfältige Produktions- und Transportwege, klimaschädliche Lagerung, Verschwinden der Artenvielfalt, Lage der Bauern und Ernährungssicherung weltweit. Angesichts der vielen Zusammenhänge von Ernährung und Klima wird es für KonsumentInnen immer schwieriger, sich für Produkte zu entscheiden. Dem gegenüber wird das Wissen von Kindern über Entstehung, Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln immer geringer. Hier setzt unser Projekt an. Die Kinder beschäftigen sich in einem Schulklassenprojekt, einem Ferienprogramm und einer öffentlichkeitswirksamen Abschlussveranstaltung, einem Eat In, intensiv mit dem Thema Ernährung in seinen unterschiedlichen Aspekten. Unter dem Motto „Gscheit essen – mit Genuss und Verantwortung“ veranstalteten die Partner des Qualitätssiegels „Umweltbildung.Bayern“ 2012 eine Bayern weite Kampagne zum Jahresthema nachhaltige Ernährung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2005-2014. In deren Rahmen fand das Projekt statt. Gefördert wurde es vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und von Referat für Gesundheit und Umwelt der LH München im Rahmen der Biostadt München, deren Ziel es seit dem Stadtratsbeschluss vom Juni 2006 ist, sich für den verstärkten Einsatz und die Verwendung von Biolebensmitteln einzusetzen. In Kooperation mit der Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf wurde im Rahmen der Lernpartnerschaft Zukunft das Projekt „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ gemeinsam entwickelt und durchgeführt. Ziel des Projektes war damit auch, Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kinder- und Jugendfarm zu verankern. Von der Deutschen UNESCOKommission wurde es ausgezeichnet als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2011/12. Überblick über das Projekt - Schulklassenprojekt mit 7 Klassen á 5 Projekttage - 5 Tage Ferienprogramm in den Pfingstferien - Abschlussveranstaltung „Eat In“ am 15. Juni 2012 Projektziele Ziel des Projektes war es, Kindern zwischen 8 und 12 Jahren erlebnis- und handlungsorientiert mit Freude und Spaß interaktiv zu vermitteln, was nachhaltige Lebensmittel sind, wie sie produziert werden, wo man sie kaufen kann und worin ihr Mehrwert besteht. Dabei werden die Kinder mit den Aspekten biologische Lebensmittel, ökologische Landwirtschaft, Gesundheit, Klimaschutz, regionale Vermarktung und Fairer Handel vertraut gemacht und „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 1 erwerben Gestaltungskompetenz hinsichtlich eines nachhaltigen Lebensstils. Einzelzielsetzungen waren: • Persönliche Ebene: Mädchen und Jungen setzen sich mit gesundem Ernährungsverhalten auseinander und lernen Bausteine einer gesunden, biologischen, regionalen und fairen Ernährung an vier konkreten Beispielen kennen. • Soziale Kompetenzen: Kinder und junge Jugendliche arbeiten selbständig in Kleingruppen; sie erwerben soziale Kompetenzen, wie Kommunikationsfähigkeit und Kompromissfähigkeit, die für ein funktionierendes Miteinander unerlässlich sind. • Globale Perspektive: Sie lernen den Fairen Handel als eine Möglichkeit kennen, Veränderungen in Richtung eines gerechteren Welthandels anzustoßen und erfahren, welche Produkte sie aus Fairem Handel kaufen können. • Gestaltungskompetenz: Sie lernen ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale sowie regionale und globale Aspekte der Ernährung kennen und erwerben sich Handlungskompetenz. Sie bereiten Inhalte und Ideen kreativ auf und präsentieren sie einer breiten Öffentlichkeit. • Ziele auf Ebene der Projektpartner, der Außen- und Breitenwirkung: • Das Projekt wird im Rahmen des Konzepts „Lernpartnerschaft Zukunft“ gemeinsam mit der Kinder- und Jugendfarm geplant und durchgeführt. Das Projekt wird auf die Organisationsstruktur und die Inhalte der Farm angepasst, sodass es in Zukunft weitergeführt werden kann. Das Team der Kinder- und Jugendfarm kann eigene Ideen im Hinblick auf Inhalte, Methoden und Organisation umsetzen. Die MitarbeiterInnen werden für Bildung für nachhaltige Entwicklung qualifiziert. • Das Projekt soll eine kontinuierliche Kooperation zwischen Farm und Schulen bewirken. • Durch ein öffentlichkeitswirksames Event im Rahmen einer Kampagne, die Einladung von prominenten Gästen und der lokalen und überregionalen Presse wird das Thema nachhaltige Ernährung in die Breite getragen und BNE bekannter gemacht. Zielgruppe - TeilnehmerInnen Zielgruppe waren zum einen SchülerInnen der 3. bis 5. Klassen in der Umgebung der Kinder- und Jugendfarm. Von der Grundschule an der Lincolnstraße nahmen die drei 4. Klassen teil, mit einem Migrationshintergrund zwischen 10% und 40%. Die Grundschule an der MaxKolmsperger-Straße nahm mit zwei 3. und einer 4. Klasse und die Mittelschule an der Führichstraße mit einer 5. Klasse teil, beide mit einem Migrationshintergrund zwischen 60% und 90%. Insgesamt waren es 150 SchülerInnen, davon genau die Hälfte Mädchen. Die Zielgruppe im Ferienprogramm waren die BesucherInnen der Kinderund Jugendfarm. Insgesamt nahmen am Ferienprogramm 178 Kinder und Jugendliche mit einem Migrationshintergrund von ca. 60% teil, davon 107 Mädchen und 71 Jungen. Dazu gehörten langjährige Besucherkinder der Farm aber auch angemeldete Hortgruppen und Kinder, die durch das neue Ferienprogramm zum ersten Mal auf die Farm kamen. 39 Eltern begleiteten ihre Kinder auf die Farm. Beim Eat In war neben den 150 SchülerInnen eine wichtige Zielgruppe die Eltern. Insgesamt 69 Eltern bzw. Verwandte besuchten die Veranstaltung. Außerdem richtete sich das Event an Gäste (Stadtverwaltung, Kooperationspartner, prominente Personen) und verschiedene VertreterInnen der Presse. Eine weitere Zielgruppe waren MultiplikatorInnen. Hier sind die „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 2 MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendfarm zu erwähnen, sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche. Sieben Lehrerinnen und etliche andere Personen (Mütter, ReferendarInnen und Mitarbeiterinnen der Mittagsbetreuung) begleiteten die Kinder. Außerdem besuchten eine Gruppe von 8 ReferendarInnen und eine Umweltpädagogin aus Australien das Projekt. Team – MitarbeiterInnen und KooperationspartnerInnen Das Team des Schulklassenprojekts setzte sich aus 4 MitarbeiterInnen zusammen, 2 Mitarbeiterinnen von Ökoprojekt - MobilSpiel e.V. und 2 MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendfarm. Die Projektvormittage wurden so konzipiert, dass sie von 2 PädagogInnen durchgeführt werden konnten, so waren im Wechsel jeweils 2 Personen im Einsatz. Das Ferienprogramm wurde von 6 PädagogInnen durchgeführt, davon 4 von Ökoprojekt. Bei der Abschlussveranstaltung, dem Eat-In, waren 27 haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen und Honorarkräfte im Einsatz, davon 12 von Ökoprojekt. Schulklassenprojekt „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ Das Schulklassenprojekt wurde mit 7 Klassen, die jeweils an 5 Projekttagen einen Vormittag lang auf die Farm kamen, durchgeführt. Die SchülerInnen erarbeiteten sich anhand der 5 unterschiedlichen Themen Milch, Getreide, Kakao, Gemüse und Kunstwerk Marktstand Aspekte einer nachhaltige Ernährung. Ein Projekttag beinhaltete die Beschäftigung mit einem Thema sowohl inhaltlich als auch handlungsorientiert. Jeder Tag begann mit einem Schwungtuchspiel als Einstieg in das Thema und einem Geschmackstest. Nach dem darauf folgenden inhaltlichen Einstieg arbeiteten die SchülerInnen in Kleingruppen intensiv an den Themenaspekten. Am Ende des Vormittags wurden die Ergebnisse aus den Gruppen zusammengetragen und präsentiert. Im Anschluss folgte ein gemeinsames Mittagessen, das in Teilen am Vormittag hergestellt worden war. 1. Butterberge und Käselaibe – die Milch macht’s! Die Kinder stellten Hüttenkäse und Butter selbst her. Sie lernten dabei, was Fairtrade und Bio bei Milchprodukten bedeutet und was die Tierhaltung in der ökologischen Landwirtschaft ausmacht. 2. Getreideacker und Backfabrik – das Korn ernährt die Welt! Die Kinder stellten Brot und Kuchen selbst her und erfuhren, welche Bedeutung verschiedene Getreidearten hier und in anderen Ländern der Erde haben. Dabei lernten sie Getreidesorten kennen und entdeckten, was der Regenwurm damit zu tun hat. 3. Kakaotheater und Schokofabrik – die bittersüße Schokolade! Die Kinder lernten, wie und wo Kakao angebaut wird und welche Inhaltsstoffe in verschiedenen Schokoladensorten enthalten sind. Im Workshop „Schokofabrik“ stellte eine Gruppe selbst Schokocrossies her, im Workshop „Kakaotheater“ entwickelte eine zweite Gruppe ein eigenes Theaterstück zum Fairen Handel mit Blick auf Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit in tropischen Ländern. 4. Gartenbeet und Gemüsefeld – regional und saisonal! Warum es besser ist, Äpfel aus der Region zu kaufen und warum man im Sommer lieber Erdbeeren statt Äpfel essen sollte, erfuhren die SchülerInnen in diesem Modul. Sie lernten anhand einer Diashow den Weg des Apfels kennen und spielten ein Geländespiel zur Saisonalität von Früchten. Aus saisonalen und regionalen Zutaten wurde draußen im Garten am Feuer gekocht, ein Salat und eine Limonade zubereitet. „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 3 5. Alle an einem Tisch! Beim letzten Modul wurden die wichtigsten Lebensmittel und Aspekte – sitzend um einen ausgestellten Frühstückstisch – wiederholt. Danach entwickelten die SchülerInnen Plakate und Dioramas für eine gemeinsame Ausstellung. Jede Schulklasse entwickelte ihren eigenen Beitrag zur Gesamtausstellung „Marktstand einer nachhaltige Ernährung“. Grundlage für die Themen der Ausstellung sind die Grundsätze einer nachhaltigen Ernährung des Wissenschaftlers Dr. Karl von Koerber von der TU München. Die SchülerInnen setzten als Ernährungs-ExperInnen die Grundsätze künstlerisch und für Kinder verständlich um. So entstanden ein Marktstand mit Themenkisten und die dazu gehörigen Werbeplakate zu den Aspekten: • Bio • Fair • Saisonal • Regional • Verpackung und Müll • Gesundheit Methoden Die Themen wurden handlungsorientiert und durch inhaltliche Auseinandersetzung und Diskussion vermittelt. Es wurden verschiedene Methoden im Wechsel angewendet, wie z.B. Zubereiten von verschiedenen Grundnahrungsmitteln und Gerichten, Experimente, Spiele und Quiz, Gesprächsrunden, Filme und Präsentationen, Theaterspiel. Ferienprogramm „Kühe, Körner und Kakao – global und fair durch die Ferien!“ Für das Ferienprogramm wurden die Inhalte des Schulklassenprojektes an das Konzept einer offenen Aktion mit freiwilliger Teilnahme angepasst. Nach einem gemeinsamen Einstieg mit dem Schwungtuch produzierten die Kinder in verschiedenen Werkstätten einen Beitrag für das gemeinsame Essen: • Milchprodukte: hier wurde Butter geschüttelt, Joghurt und Käse gemacht, Milchshakes produziert usw. Außerdem wurden Spiele rund um Milch gebende Nutztiere angeboten. • Backwaren: Im Steinbackofen produzierten die Kinder Fladenbrote, Semmeln und Pizza. • Obst und Gemüse: Frisch aus dem Garten geerntete Früchte wurden zu Marmelade, Pesto, Salat, Limonade und Rohkost verarbeitet. Dabei spielten Sinnesexperimente und der Saisonkalender eine große Rolle. • Kakao: hier wurden Nachspeisen aus fair gehandelter Schokolade hergestellt. • Theater: für die kulturelle Essensbegleitung sorgte die Theatergruppe die sich ein Stück über nachhaltige Ernährung selbst ausdachte, wie z.B. „Die Demonstration der Milchbauern“. Den Nachmittag lockerte ein gemeinsames Geländespiel zu saisonalen Früchten auf und endete mit der Aufführung des Theaterstücks, der Präsentation der hergestellten Speisen und einem gemeinsamen Essen. Eine Reporterin von Radio Mikro interviewte an einem Nachmittag die Kinder für einen Beitrag zum Thema Ernährung. Eat In – alle an einem Tisch Bei einem Eat In treffen sich viele Menschen auf einem öffentlichen Platz, um zusammen zu kochen, über Essen zu reden und Essen zu genießen. Mit einem Eat In möchte man zeigen, wie wichtig nachhaltige, biologische und faire Lebensmittel sind. Das Eat In auf der Kinder- und Jugendfarm war als „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 4 Abschlussveranstaltung des Schulklassenprojektes konzipiert. Ziel war es, mit allen Schulklassen das Ende des Projektes zu feiern, den Eltern die Ergebnisse zu präsentieren und durch die Einladung bekannter Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft das Thema in die Breite zu tragen. Das Eat In war Bestandteil der Bayern weiten Kampagne des Qualitätssiegels Umweltbildung.Bayern „Gscheit essen – mit Genuss und Verstand“. Schirmherrschaft durch Dr. Karl von Koerber Für die Rolle des Schirmherren konnte der Wissenschaftler Dr. Karl von Koerber gewonnen werden, der an der TU München/Weihenstephan über nachhaltige Ernährung forscht. Workshops mit den Schulklassen Beim Eat In waren alle 150 SchülerInnen anwesend. Mit den 7 Schulklassen wurde in 7 Workshops ein biologisches, faires, regionales und saisonales Menü hergestellt, bestehend aus: • Spinatnocken mit Tomatensoße • Gegrillte Gemüsespieße • Selbst geschüttelte Butter auf Brot • Fladen mit Kräuterschmand aus dem Steinbackofen • Rohkostsalat • Waffeln mit Vanillesoße • Brownies und Obstsalat Kooperation mit dem Fernsehkoch Ole Plogstedt Als Belohnung für die SchülerInnen, sich über eine so lange Zeit mit dem Thema beschäftigt zu haben und als prominentes Aushängeschild für das Event, wurde der RTL2-Koch Ole Plogstedt gewonnen. Unter seiner Leitung wurde das Hauptgericht mit einer Schulklasse gekocht und später das Menü auf die Teller verteilt. Expertenrunde zur nachhaltigen Ernährung Während der Workshops am Eat In fand in den Räumen der Kinder- und Jugendfarm ein Expertengespräch des Radiosenders Bayern 2 im Rahmen des Sendeformats „Notizbuch“ statt, das live übertragen wurde. Als ExpertInnen beteiligten sich Dr. Karl von Koerber, eine teilnehmende Lehrerin aus dem Projekt und eine Bäuerin (Landfrauen machen Schule). Thema des Gesprächs war: „Wie lernen Kinder nachhaltig essen?“ Ausstellung „Marktstand der nachhaltigen Ernährung“ Die am letzten Projekttag entstandene Ausstellung wurde im Garten der Kinder- und Jugendfarm präsentiert. Dort konnten sich Kinder, Eltern und Gäste über die wichtigsten Aspekte einer nachhaltigen Ernährung informieren und Tipps für den täglichen Einkauf holen. Ablauf des offiziellen Teils Nach den Workshops und dem parallel laufenden Expertengespräch wurden die SchülerInnen für eine kurze Pause auf den angrenzenden Sportplatz zum Austoben geschickt. In diesem Zeitraum kamen die Eltern auf der Kinder- und Jugendfarm an. An einem zentralen Ort wurden sie vor Ort begrüßt, über das Projekt und das Thema informiert und eingeladen, sich die Ausstellung anzuschauen. Als Give Away bekamen sie Aktionsmittel der Kampagne mit (Tasche, Pfannwender, Einkaufsführer...). Danach nahmen Kinder, Eltern und Gäste an den schön geschmückten Tischen Platz. Währenddessen wurden die Speisen angerichtet und verteilt. Im Anschluss folgte der offizielle Teil. Erhard Neumann, Geschäftsführer der Münchner Kinder- und Jugendfarm „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 5 e.V. begrüßte die Gäste, Marion Loewenfeld von Ökoprojekt - MobilSpiel e.V. stellte die Kampagne „Gscheit essen – mit Genuss und Verantwortung“ vor und Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt der LH München, sprach ein Grußwort. Schirmherr Dr. Karl von Koerber hielt eine Rede an Eltern und Kinder zum Thema nachhaltige Ernährung. Im Anschluss wurde ein Kochbuch an die Eltern verlost und eine Schulklasse stimmte ein gemeinsames Lied „Kleine Welt“ an. Ole Plogstedt eröffnete das Essen und alle Personen aßen gemeinsam das zubereitete Menü. Gäste Neben dem Schirmherren und dem Umweltreferenten Joachim Lorenz konnten wir folgende Gäste begrüßen: Astrid Engel (RGU), Brigitte Bugl (StMUG), Marina Achhammer (BA-Vorsitzende Ramersdorf/Perlach), die Schulleitungen Renate Bumes, Angela Ilmberger und Jutta Weidenbach. Evaluation Auswertungen vergangener Projekte zeigen, dass sich mit mehr Intensität und Kontinuität eines Projektes ein höherer Erwerb von Kompetenzen bei SchülerInnen zeigt und auch die Verstetigung eines Themas in der Schule mehr Chancen hat. Mit diesem Gedanken wurde das Projekt „Kühe, Körner und Kakao“ geplant. Die Kinder- und Jugendfarm war hier der passende Kooperationspartner, da das Team durch „Besuchermangel“ am Nachmittag verstärkt auf Schulprojekte und -kooperationen setzt und sich durch Bildung für nachhaltige Entwicklung ein Alleinstellungsmerkmal als Freizeiteinrichtung bilden will. Das Team der Farm hat sich schnell auf das zeit- und personalintensive Projekt einlassen. Im Folgenden wird das Ergebnis der gemeinsamen Auswertung und Reflexion des Projektteams dargestellt. (Wie, mit welchen Methoden, wurde ausgewertet?) Schulklassenprojekt Das Schulklassenprojekt wurde aufbauend auf die schon vorhandenen Projekte der Farm und das Vorläuferprojekt im November und Dezember 2011 konzipiert. Die Themen Milch und Getreide wurden bereits als Einzelprojekte sehr handlungsorientiert umgesetzt. Hier war das Ziel, mehr Aspekte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) mit hinein zu bringen. Dieses Ziel wurde erreicht, die Einheiten enthalten nun eine größere Methodenvielfalt und integrieren neben ökologischen auch soziale, ökonomische, kulturelle und globale Aspekte. Dass die ersten beiden Themen schon vertraut waren, half dem Farm-Team, dem neuen Anspruch, mehr BNE in die Bildungsangebote zu integrieren, gerecht zu werden und führte nicht zu Überforderung. Das Thema Kakao wurde völlig neu geplant. Hier stellte sich heraus, dass die für das Farm-Team neuen Methoden wie z.B. Theater oder stärker inhaltliche Sequenzen viel Qualifizierungsbedarf hinsichtlich Methoden und Inhalten voraussetzten. Ökoprojekt unterstütze die Partner hier mit Materialien, erprobten Praxismethoden und der Gelegenheit zur Hospitation beim Theaterworkshop. Trotzdem waren Teile des Konzepts für die Arbeitsweise auf der Farm nicht praxistauglich, da zu betreuungsintensiv. Hier werden in der nächsten Projektphase Änderungen vorgenommen. Beim Thema „regional und saisonal“ waren schon einige Methoden vorhanden. Hier übernahm das Team der Farm den Großteil der inhaltlichen Recherchen und der methodischen Aufbereitung. Dieses Modul stellte sich als sehr stimmig heraus und bedarf nur kleiner Korrekturen. Das letzte Modul „Alle an einem Tisch“ wurde zugeschnitten auf die einmalige Abschlussveranstaltung. Die Methoden Plakat und Diorama waren für die Zielgruppe sehr geeignet, die Inhalte teils zu anspruchsvoll. Die Ausstellungserstellung war sehr personalintensiv und kann als „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 6 Standardprojektangebot so nicht umgesetzt werden. Für die Weiterführung des Moduls als wichtiger Baustein der Wiederholung und Zusammenfassung wird hier ein neues Konzept ausgearbeitet. Trotzdem waren die Ergebnisse sehr überzeugend, die Ausstellung wurde an beiden Grundschulen im Rahmen von Projektwochen aufgebaut und für eine MultiplikatorInnenVeranstaltung angefragt. Ferienprogramm Für das Ferienprogramm wurden die Themen aus dem Schulklassenprojekt methodisch für ein offenes Nachmittagsprogramm variiert und auf Partizipation der Kinder gesetzt. Hier war das Ziel, dass sich die Kinder frei für Workshops entscheiden können, dann aber auch für einen halben Tag bei ihrer Wahl bleiben. So konnten wir erreichen, dass die Kinder sich mit viel Engagement beteiligten und sich mit ihren eigenen Ideen einbrachten, sich aber trotzdem mit einem Thema vertieft beschäftigten. Im Ferienprogramm wurde von Ökoprojekt viel Personal eingebracht. Nur so konnte Workshoparbeit mit kleinen Gruppen ermöglicht werden. Nach der Rückmeldung des Farmteams konnten sie zum ersten Mal in einem Ferienprogramm ein Angebot bieten, das vielfältig von den Themen und Methoden war und viele Kompetenzen vermittelt hat. Abschlussveranstaltung Eat In Ziel des Events war es, einen besonderen Abschluss für die SchülerInnen zu gestalten, die Eltern zu informieren und durch die Öffentlichkeitswirksamkeit dem Thema einen höheren Stellenwert zu geben. Für die SchülerInnen war das Eat In ein großes Highlight, besonders die Anwesenheit des Fernsehkochs verlieh der Veranstaltung eine hohe Bedeutung. Die SchülerInnen und Lehrerinnen bereiteten sich im Vorfeld durch das Gestalten von Projektmappen, das Einüben eines Liedes usw. gut vor. Die Eltern lobten die Veranstaltung, besonders die gute Stimmung und die hervorragende Organisation. Sie waren Ernährungsthemen gegenüber sehr aufgeschlossen. Die Anzahl der Eltern aus einer Klasse war abhängig davon, wie die zuständige Lehrkraft diese zum Kommen aufgefordert hatte. Kontakt zu den Eltern lässt sich nur über einen guten Kontakt zu den Lehrkräften herstellen, was hier mit rund 70 Eltern gelungen ist. Organisatorisch war das Event eine große Herausforderung für die beiden Kooperationspartner. Die Fülle der Aufgaben wurde sehr pragmatisch verteilt, je nach Kompetenzen, Kontakten, zeitlichen und personellen Ressourcen. So konnte die Veranstaltung nahezu perfekt organisiert und koordiniert werden und verlief deshalb fast reibungslos. Trotzdem konnten die Aufgaben bei beiden Kooperationspartnern nicht in der normalen Arbeitszeit erfüllt werden und waren nur durch zusätzliche Förderung und zusätzliches Personal möglich. Im Hinblick auf die Öffentlichkeitswirksamkeit wurden die Ziele erreicht. Für den Charakter einer internen Veranstaltung konnte eine gute Außenwirkung erzielt werden. Der Bayern weite Radiobeitrag von 1 Stunde machte sowohl das Projekt als solches bekannt, wie auch die Wichtigkeit des Themas nachhaltige Ernährung. Zwei Presseartikel in großen Tageszeitungen (Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur) stellten das Projekt sehr gut dar. Auch die verschiedenen Förderer hatten die Gelegenheit, das Projekt in Aktion und die Ergebnisse zu sehen. Einziges Manko des offiziellen Teils war die Fülle der Beiträge und das fehlende Mikrofon. Für die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder wurden zu viele Reden gehalten, die ein Teil der Kinder akustisch nicht verstehen konnte. Auch waren 3 RednerInnen den SchülerInnen gänzlich unbekannt. Die angedachten Beiträge der beiden Bezugspersonen kamen schließlich zu kurz. Das führte zu einer sehr unaufmerksamen Stimmung unter den Kindern und „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 7 so konnten sie wichtige Botschaften nicht mehr aufnehmen. Gesamtprojekt, roter Faden Das Projekt war insgesamt sehr stimmig und rund. Die Module des Schulklassenprojekts bauten sehr gut aufeinander auf und das regelmäßige Wiederholen der Themen erhöhte den Lernerfolg bei den SchülerInnen deutlich. Durch den Projektzeitraum von mindestens einem halben Jahr und die fünf Projekttage pro Klasse konnte eine Beziehung zwischen den BetreuerInnen und den SchülerInnen entstehen, welche vieles einfacher machte, z.B. mussten Verhaltensregeln nicht jedes Mal neu besprochen werden, das soziale Gefüge und Stimmungen in den Klassen konnten besser eingeschätzt werden und da Beziehung und Vertrauen schon aufgebaut waren, rückten die Themen in den Mittelpunkt. Die LehrerInnen bauten die Ernährungsschwerpunkte im Lehrplan des Jahres immer wieder mit ein und verknüpften sie sogar mit ganzen Projektwochen. Hier wurden sie mit Materialien und der Ausstellung unterstützt. Erreichung der Ziele auf Ebene der SchülerInnen Durch die ständige Wiederholung der verschiedenen Aspekte nachhaltiger Ernährung an vielen Beispielen wurden die Themen für die SchülerInnen sehr greifbar. Die ausführliche Wiederholungssequenz beim letzten Modul „Alle an einem Tisch“ zeigte auf, welches vertiefte Wissen die SchülerInnen gewonnen hatten. Problematische Aspekte von Produkten und Handlungsalternativen wurden in allen Klassen ohne Zögern genannt. Die SchülerInnen konnten mehrheitlich benennen, was bio, fair, regional und saisonal bedeuten und an welchen Merkmalen man diese Kriterien erkennen kann. Auch die globale Perspektive wurde in jedem Modul angesprochen. Schon durch das Projektposter war der Blick in die Eine Welt immer präsent. Durch die Schülermappe wiederholten sie im Nachhinein die Inhalte in der Schule. Der Klassenverband wurde teilweise aufgelöst und die SchülerInnen arbeiteten in Kleingruppen. Die Kleingruppenarbeit wurde von allen sehr geschätzt, da hier ein konzentriertes Arbeiten möglich war und die Kinder mehr in die Eigenaktivität kamen. Auch beim gemeinsamen Essen wurden soziale Kompetenzen gestärkt durch gerechtes Verteilen der Speisen, das Benehmen und die Gespräche am Tisch. Die SchülerInnen konnten im Projektverlauf viel Wissen, soziale und personale Kompetenzen erwerben. Durch die gut aufbereiteten Inhalte und die positiven Erfahrungen wurden sie motiviert, selbst etwas in ihrem Umfeld zu unternehmen. Viele Rückmeldungen der SchülerInnen, Lehrerinnen und Eltern bestätigen, dass die Kinder die Rezepte nach Hause brachten, daheim Butter schüttelten, das Biosiegel beim Einkaufen selbst suchten usw. Dass über Kinder auch die Eltern erreicht werden, zeigt sich an der zahlreichen Anwesenheit der Eltern beim Projektabschluss. Erreichung der Ziele auf Ebene der Organisationen Auf Ebene der Lernpartnerschaft konnte erreicht werden, das Team der Farm für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu gewinnen und in mehreren Bereichen zu qualifizieren. Es wurden sowohl inhaltliche, methodische, als auch organisatorische Kompetenzen gefördert: Die Konzeption der Module wurde vom Kooperationspartner in Teilen immer selbständiger übernommen, Inhalte recherchiert, methodisch umgesetzt und dazu Ablaufpläne und Materiallisten erstellt. Verschiedene Methoden wurden zum ersten Mal ausprobiert und in der Praxis der Farm erprobt. Nach Projektabschluss wurden die Module vom Farm-Team selbständig mit Gruppen und Schulklassen durchgeführt und so in das Standardangebot übernommen. Im Bereich der Öffnung und Vernetzung konnte erreicht werden, mit drei Schulen der Umgebung über fast ein ganzes Schuljahr zu kooperieren. „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 8 Kooperationen mit Wissenschaft und Experten kann durch unseren Schirmherrn und den Koch nachgewiesen werden, die gleichzeitig für Breitenwirkung sorgten. Zusätzlich wurde durch gute Öffentlichkeits- und Pressearbeit Wirkung nach außen erzielt: Es wurde eine Postkarte für das Gesamtprojekt erstellt, ein Plakat für das Ferienprogramm, ein Einladungsflyer für Eltern und Gäste und eine gemeinsame Pressemitteilung mit anderen Münchner Veranstaltern von Eat Ins. Außerdem erschienen zwei Radiobeiträge und zwei große Presseartikel. Der Kooperationspartner ist einen großen Schritt weiter auf dem Weg zur strukturellen Verankerung von BNE in der Einrichtung. Es sind große Bestrebungen vorhanden, Bildung für nachhaltige Entwicklung in das Leitziel aufzunehmen, was durch die derzeitige Teilnahme eines Mitarbeiters der Farm an der Weiterbildung Umweltbildung/BNE vorangetrieben wird. Hier gilt es noch zu erreichen, dass Vorstand und Leitung diese Bestrebungen deutlicher unterstützen. Ausblick Das Projekt soll im Schuljahr 2012/13 fortgeführt und weiterentwickelt werden. Ziele sind hier, die Module noch besser an die Arbeitsweise der Farm anzupassen, neue Methoden auszuprobieren und den Arbeitsaufwand überschaubarer zu gestalten. Außerdem sollen die Eltern in Form von verstärkter Elternarbeit mehr mit einbezogen werden, z.B. mit einem Elternnachmittag. So werden die LehrerInnen unterstützt, die Teilnahme am Projekt vor den Eltern zu rechtfertigen und die Themen an die Eltern heran zu bringen. Das vergangene Projekt wird in Form einer Broschüre für Eltern, LehrerInnen, Kinder und Kooperationspartner dokumentiert. Die MitarbeiterInnen der Farm streben eine eigene Auszeichnung des Gesamtprojektes als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2013/14 an. Förderung Das Projekt wurde gefördert von der Landeshauptstadt München/Referat für Gesundheit und Umwelt und Sozialreferat/Stadtjugendamt, vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und von der Arbeitsgemeinschaft Spiellandschaft Stadt. Darüber hinaus konnten die Fritz Mühlenbäckerei und EPOS als Sponsoren gewonnen werden. Maria Schlumberger Ökoprojekt - MobilSpiel e.V., Welserstr. 23, 81373 München, Tel. 089/769 60 25, oekoprojekt@mobilspiel.de, www.mobilspiel.de/oekoprojekt München, August 2012 In Kooperation mit: Fotos: Stephan Rumpf Maria Schlumberger „Kühe, Körner und Kakao – global und fair? Macht euch schlau!“ 9