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DiA ustria Das Labor-Magazin der Roche Diagnostics GmbH, Wien 2 _ 2014 03 Kolumbus brachte nicht nur die Tomaten Syphilis – eine vergessene Krankheit kehrt zurück 07 Scientific Update: Das Anti-Müller-Hormon 08 Personalisierte Medizin Moderne Lungenkrebs-Diagnostik ermöglicht zielgerichtete Therapie 12 Tradition trifft Innovation cobas 6500: vollautomatische Harndiagnostik auf einer modularen Plattform 2 DiAustria Ausgabe 2 _ 2014 Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Es freut mich, dass wir Ihnen laufend neue Produkte vorstellen können, welche unserem Leitspruch „Doing now what patients need next“ gerecht werden. In wenigen Monaten erwartet Sie in der Immunologie eine Neuheit: Der erste vollautomatisierte immunologische Anti-Müller-Hormon Test wird in gewohnter Roche-Qualität zur Verfügung stehen. Der Test dient zur Bestimmung der ovariellen Funktionsreserve und ist somit vor allem für In-Vitro-Fertilitätszentren interessant. Roche steht für Tradition und Innovation. Die seit einigen Monaten verfügbare, neu konsolidierte Urinplattform cobas 6500 verkörpert beide Werte gleichermaßen. Denn neben der bewährten Combur-Streifentechnologie verfügt das Gerät über ein innovatives Harn-Sedimentierungsmodul, welches die Harnkomponenten visuell determiniert. Neben den laufenden Produktneueinführungen setzen wir auch ständig Produktoptimierungen um. Im Bereich der Infektionsdiagnostik ist der Elecsys Syphilis Test ein neuer immunologischer Assay, der durch herausragende Sensitivitätsund Spezifitätswerte überzeugt. Eine weitere Produktverbesserung im Bereich der Infektionsdiagnostik, die sich neben vielen anderen Optimierungen in den letzten Jahren – wie beispielsweise HCV- oder HIV-Bestimmungen – einreiht und uns in der Serologie zu einem qualifizierten Partner für Zentrallaboratorien und Blutbanken macht. Personalisierte Medizin ist der Schlüssel zur Therapieoptimierung. Mit unserem umfangreichen Lungenpanel können verschiedene Subtypen von Lungenkarzinomen rasch identifiziert werden. Dies ermöglicht eine adäquate Therapieentscheidung und stellt einen besseren Therapieverlauf in Aussicht. Personalisierte Medizin steckt noch in den Kinderschuhen und wir haben es uns zu unserer Aufgabe gemacht, das Thema im Sinne jeder einzelnen Patientin und jedes einzelnen Patienten groß werden zu lassen. Ihre Dr. Andrijka Kashan Geschäftsführerin Roche Diagnostics Österreich DiA Austria Lesen Sie DiAustria online auf http://www.roche.at/diaustria IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Roche Diagnostics GmbH, 1210 Wien, Engelhorngasse 3. Redaktion: Maria Gilliéron, maria.gillieron@roche.com, Tel. +43/1/27787-0. Art Direktion, Layout und DTP: Ideenwerkstatt Werbeagentur OG, 1030 Wien; Druck: Gutenberg Druck GmbH, 2700 Wiener Neustadt. Erscheinungsweise: periodisch, mind. 3-mal jährlich. Auflage: 4.000 Exemplare. Grundlegende Richtung des DiAustria: Aktuelle Informationen zur medizinischen Diagnostik. Nachdruck und Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Medieninhabers. Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt. Um die Lesbarkeit der Informationen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch männliche und weibliche Personen gemeint. Hinweis nach §25 (1) Mediengesetz: Die Angaben nach § 25 (2-4) Mediengesetz sind unter http://www.roche.at/portal/roche.at/wien zu finden. DiAustria Kolumbus brachte nicht nur die Tomaten Syphilis – eine vergessene Krankheit kehrt zurück Der neue Elecsys® Syphilis Immunoassay ist seit April dieses Jahres erhältlich. Er vervollständigt das Roche Infektionsdiagnostik-Portfolio im Bereich STD und TORCH und ist ein klares Zeichen für das Engagement, das Roche im Bereich der Infektionskrankheiten setzt. „Kolumbus brachte nicht nur die Tomaten“ titulierte 2002 schon der berühmte österreichische Pathologe Hans Bankl eines seiner Bücher. Syphilis ist jedoch eine Krankheit, die ihren Schrecken für uns verloren hat. Eine Krankheit, die wir heute beinahe vergessen haben. Vielleicht haben wir einmal gelesen, dass an dieser Seuche viele Berühmtheiten erkrankt waren: Franz Schubert, Heinrich Heine und auch der „Retter der Mütter“, Ignaz Semmelweis, um nur einige zu nennen. Aber warum ist Syphilis heute nicht mehr in unseren Köpfen? Warum nehmen wir diese Erkrankung kaum noch 3 4 DiAustria Ausgabe 2 wahr? Syphilis ist in den frühen Stadien gut mit Penicillin behandelbar und es kommt zu einer völligen Ausheilung – das macht die Diagnostik umso wichtiger. Ist Syphilis also heute kein Problem mehr? DIE KRANKHEIT DER VIELEN NAMEN UND GESICHTER Ursprünglich Franzosenkrankheit – oder je nach Wahl auch einer anderen Volksgruppe zugeschriebene Krankheit – genannt, setzte sich zunächst der Begriff Lues, lateinisch für Unheil bzw. Seuche, durch, was schon einen Rückschluss auf die damalige Häufigkeit und damit auch die Wichtigkeit der Krankheit im Leben und in den Gedanken der Menschen zulässt. Syphilis, der im deutschsprachigen Raum heute gebräuchlichste Name, ist erst später entstanden und entstammt einem Gedicht des Arztes Girolamo Fracastoro. Vielleicht kommen die vielen Namen für Syphilis auch daher, dass Syphilis als „The great pretender“ (Der große Heuchler) bekannt ist, weil ihre Symptome sehr verschiedenartig sein können und leicht als andere dermatologische Erkrankungen wie Herpes, verschiedene bakterielle (Haut-)Infektionen oder unterschiedliche vorübergehende Hautausschläge, wie z.B. allergische Hautreaktionen, fehlgedeutet werden können. Auch ist Neurosyphilis üblicherweise eine der letzten Erkrankungen, an die gedacht wird, wenn Tests aufgrund von zerebralen oder neurologischen Symptomen gemacht werden. Unbehandelt verläuft Syphilis in drei Stadien, wobei einige Stadien asymptomatisch sind und viele Menschen oft gar nicht wissen, dass sie infiziert sind. Deshalb war bei der Entwicklung des neuen Elecsys® Syphilis Immunoassays der Fokus, einen Test zur Verfügung zu stellen, der eine sichere Diagnostik in allen Stadien der Treponema-Infektion ermöglicht (Abb. 1). IgM IgG _ 2014 SYPHILIS – WO STEHEN WIR HEUTE? Syphilis ist eine vom intrazellulären, spiralig gewundenen, gramnegativen Bakterium Treponema pallidum subspecies pallidum hervorgerufene Erkrankung (Abb. 2). Außerhalb des menschlichen Körpers – der Mensch ist das einzige Reservoir für T. pallidum – überlebt das Bakterium nur für kurze Zeit, da es Nährstoffe aus dem menschlichen Organismus benötigt, die es selbst nicht produzieren kann. Für Syphilis gibt es drei Übertragungswege. Am häufigsten wird Syphilis durch sexuelle Kontakte übertragen, dem folgen die intrauterine Übertragung von einer infizierten Schwangeren an das Kind sowie die Übertragung durch Bluttransfusionen. Abb. 2: Treponema pallidum, Center for Disease Control and Prevention's Public Health Image Library (PHIL), identification number #1971 Cardiolipine Primärläsion Sekundärläsion Primärstadium Sekundärstadium Latentes (asymptomat.) Stadium Testtyp Tertiär Stadium Treponemenspezifische Tests Nichttreponemenspezifische Tests Unbehandelt Nichttreponemenspezifische Tests Behandelt 2 4 6 8 Infektionszeitpunkt 10 12 Wochen 2 Zeit nach der Infektion 10 Jahre 20 Abb. 1: Stadien der Syphilis-Infektion, adaptiert nach: Peeling, R.W., Ye, H. (2004). Bull World Health Organ 82, 439–446 DiAustria Reverser Algorithmus in der Syphilis Testung Treponemenspezifischer Test (Bsp.: ECL, TPLA) positiv negativ Keine Syphilis Nicht-treponemenspezifischer Test (Bsp.: RPR, VDRL) reaktiv nicht reaktiv Syphilis Treponemenspezifischer Test Unbehandelt oder gerade in Behandlung positiv Syphilis negativ Keine Syphilis Vergangene, therapierte Syphilis; späte/ latente Syphilis oder frühe Syphilis Abb. 3: Nach Binnicker, MJ (2012). Which algorithm should be used to screen for syphilis? Curr Opin Infect Dis 25, 79-85 Weltweit, auch in den Industrienationen, ist seit den 1990er Jahren wieder ein Anstieg an Syphilis Infektionen zu beobachten. Die WHO geht von einer weltweiten Prävalenz von 36 Millionen Infizierten und von 11 Millionen Neuansteckungen pro Jahr aus. Weltweit sind 1,5 Millionen Schwangerschaften von Syphilis betroffen. Mediace TPLA – messen Antikörper, die direkt gegen T. pallidum-Proteine gerichtet sind. Während die nichttreponemenspezifischen Tests – wie der Roche Mediace RPR (Rapid Plasma Reagin) – Antikörper gegen Cardiolipin, einem unspezifischen Nebenprodukt bei zellulären Schäden, messen. UND DIE DIAGNOSTIK? GIBT ES EINEN GOLDSTANDARD? Prinzipiell kann man Syphilis direkt – z.B. in der Dunkelfeldmikroskopie – oder serologisch, also indirekt über Antikörper, nachweisen. Serologische Tests sind die Methode der Wahl zur Syphilis Diagnostik. Nachdem es keinen einzelnen Test gibt, der als Gold-Standard gilt, wird zur Diagnose ein Algorithmus verwendet, der eine Kombination aus Screening und Bestätigungstest einsetzt. In Europa wird der neuere „Reverse Algorithmus“ favorisiert (Abb. 3). Die indirekten serologischen Tests fallen in zwei Kategorien: treponemenspezifische und nicht-treponemenspezifische Tests. Die treponemenspezifischen Tests – wie der neue Elecsys® Syphilis Immunoassay oder das Roche Die nicht-treponemenspezifischen Tests werden auch zur Therapiekontrolle eingesetzt. Auf Grund der höheren Sensitivität wird im „Reversen Algorithmus“ zuerst mit einem treponemenspezifischen Test gemessen, ein positives Ergebnis wird mit einem nicht-treponemenspezifischen Test bestätigt. Auch zur Differenzierung einer akuten Infektion von einer vorangegangenen behandelten Syphilisinfektion ist ein nicht-treponemenspezifischer Test nötig, da Antikörper gegen T. pallidum auch nach einer Therapie lebenslang im Körper bleiben. 5 6 DiAustria Ausgabe 2 Serologie PCR HIV combi PT anti-HCV II HBsAg HIV-Ag anti-HBc-IgM HBeAg anti-HBe Syphilis anti-HAV HBsAg II quant. CMV IgG Rubella IgG CMV IgM CMV IgG avidity HSV-1 IgG HSV-2 IgG TaqScreen MPX, v2.0 Mediace TPLA TaqScreen MPX (HIV-1[M&O], HIV-2, HCV, HBV) TaqMan HIV-1, v2.0 Mediace RPR TaqMan HBV, v2.0 anti-HAV-IgM anti-HBs anti-HBc _ 2014 Rubella IgM Toxo IgG Toxo IgM Toxo IgG avidity TaqMan HCV Qual/Quant, v2.0 TaqScreen WNV (West Nile Virus) TaqScreen DPX (B19V, HAV) TaqMan CMV HPV Verfügbar für Blutscreening CT/NG Auf cobas c501 Abb. 4: Roche Testportfolio für Infektionskrankheiten Sie vermitteln aber keine Immunität – Reinfektionen sind möglich. Die nicht-treponemenspezifischen Tests werden auch zur Therapiekontrolle eingesetzt. • Detektion von Treponema-Infektionen in allen Stadien • Hohe Serokonversions-Sensitivität für eine sehr frühzeitige Diagnose Roche bietet ein umfassendes Portfolio für die Syphilis-Testung, vom Screening über die Diagnose bis hin zum TherapieMonitoring. Effizienz: • Voll automatisiert und integriert mit anderen Tests des STD- (sexually transmitted diseases) und TORCHPortfolios • Gebrauchsfertige Reagenzien • Ergebnis innerhalb von nur 18 Minuten • Lediglich 10µl Probenvolumen Roche bietet ein umfassendes Portfolio für die SyphilisTestung, vom Screening über die Diagnose bis hin zum Therapie-Monitoring. Mit diesen Assays wird ein bereits umfangreiches Parametermenü für sexuell und kongenital übertragbare Krankheiten weiterentwickelt. Die gesamte Roche infektionsserologische Testpalette umfasst indes auch die Hepatitis- und HIV-Marker. Ebenso wird die molekulare Diagnostik großgeschrieben (Abb. 4). Alles in allem zeugt die Vielfalt der angebotenen Assays von langjährigem und in die Zukunft weisenden Engagement der Firma Roche im Bereich der Infektionskrankheiten. Verlässlichkeit: • Exzellente Sensitivität und Spezifität sowohl in Routineproben als auch bei Blutspenden • Keine Grauzone – klare Trennung zwischen positiven und negativen Ergebnissen • Weniger Wiederholungstests – Kosten- und Zeiteffizienz WAS BIETET DER NEUE ELECSYS SYPHILIS IMMUNOASSAY FÜR DIE DIAGNOSTIK? Sicherheit: • Nachweis von IgG und IgM gegen drei verschiedene Oberflächenantigene von T. pallidum (TpN15, TpN17, TpN47) Dr. Katharina Krautgasser Medical Sales Managerin DiAustria Scientific Update DAS ANTI-MÜLLER-HORMON (AMH) Das Anti-Müller-Hormon (AMH) ist ein Proteohormon, das in den Sertoli-Zellen des embryonalen Hodens gebildet wird und die Rückbildung der Müller’schen Gänge in der Embryogenese und in Folge die physiologische Entwicklung der männlichen Keimdrüsen bewirkt. Bei weiblichen Feten kommt es – durch das Fehlen von AMH – zu einer weiteren Ausdifferenzierung der Müller’schen Gänge zu Uterus, Tuben und Vagina. Mit Beginn der Pubertät wird AMH von den Granulosazellen der frühen antralen Follikel des Ovars gebildet und unterliegt dabei keinen zyklusbedingten Schwankungen. Somit kann AMH zu jedem beliebigen Zeitpunkt des Menstruationszyklus bestimmt werden. Auch die Verabreichung von Kontrazeptiva beeinflusst die AMH-Konzentration nicht. Mit zunehmendem Alter entleert sich der Follikelpool der Frau und dementsprechend sinkt auch die AMH-Konzentration (bis auf kaum messbare Werte in der Peri-/Postmenopause). Da die Anzahl der potentiell reifungsfähigen Follikel sehr gut mit der AMH Konzentration im Serum korreliert, liegt der hauptsächliche Einsatzbereich des AMH in der Abschätzung der ovariellen Reserve im Rahmen einer geplanten In-Vitro-Fertilisation. Oft werden AMH-Bestimmung und die Zählung der antralen Follikel mittels Ultraschall kombiniert. Diese Follikel sind etwa 2-8 mm groß und repräsentieren die Anzahl an Follikeln, die während einer normalen Stimulation zu reifen Eizellen heranwachsen können. Der AMH-Wert korreliert gut mit der Zahl der antralen Follikel. AMH wird weiters als diagnostische Hilfestellung bei folgenden Indikationen verwendet: Vorhersage der Menopause Abschätzung der Stimulierbarkeit der Ovarien durch hormonelle Therapie Einschätzung der verbleibenden ovariellen Reserve nach Chemotherapie Polycystisches-Ovar-Syndrom (Frauen mit PCOS weisen im Vergleich zu gesunden Frauen deutlich erhöhte AMH-Spiegel auf) Verlaufskontrolle bei Granulosazell-Tumoren Diagnose von Pubertas praecox bzw. tarda Differentialdiagnose bei intersexuellen Fehlbildungen Differentialdiagnose von Kryptorchismus und Anorchie Literatur: 1) I.A.J van Rooij et al.: Serum antimüllerian hormone levels best reflect the reproductive decline with age in normal women with proven fertility: a longitudinal study. Fertility and Sterility 2005(4):979-987 2) L. Bispink, Practical Investigation of Infertility, UNI-MED, 2012, 94pp. 3) Pellat L. et al.: Granulosa cell production of anti-Müllerian hormone is increased in polycystic ovaries. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism 2007(92): 240–245 7 8 DiAustria Ausgabe 2 _ 2014 Personalisierte Medizin Moderne Lungenkrebs-Diagnostik ermöglicht zielgerichtete Therapie Seit einigen Monaten gibt es bei Roche Diagnostics Wien eine neu geschaffene Produktmanagementstelle für den Bereich der Onkologie, die durch Sigrid Allerstorfer besetzt wurde. Die 34-jährige Oberösterreicherin studierte Zoologie und Neurobiologie, bevor sie ihre Dissertation am Institut für Krebsforschung an der Medizinischen Universität Wien verfasste. Nach der Geburt ihrer Tochter begann Frau Allerstorfer vor mittlerweile rund 4 Jahren als Medical Sales Managerin für die Bereiche HPV, onkologische Parameter und Präeklampsie bei Roche zu arbeiten. Im Interview erläutert Sigrid Allerstorfer die moderne Lungenkrebsdiagnose aus ihrer Sicht. Frau Allerstorfer, Sie haben sich bereits während dem Abfassen Ihrer Dissertation in der Grundlagenforschung intensiv mit der Entstehung von Tumoren auseinandergesetzt. Diagnose Lungenkrebs: Was bedeutet das und welche Aussichten hat ein Patient mit solch einer Diagnose? Weltweit wird jährlich bei 1,6 Millionen Patienten Lungenkrebs diagnostiziert, womit es sich um die häufigste Tumorart handelt. Obwohl Lungenkrebs verglichen zu anderen Karzinomen gut untersucht ist, leben heute nur 15 von 100 Patienten länger als 5 Jahre nach Diagnosestellung. Das ist erschreckend, dennoch hat jeder einzelne Patient Grund zur Hoffnung, denn noch nie war die Diagnostik so genau und noch nie konnte so zielgerichtet therapiert werden wie heute. Wo bis vor einigen Jahren bei einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) nur zwischen Adeno- und squamösem Karzinom unterschieden wurde, haben Pathologen heute die Möglichkeit, einzelne Mutationen innerhalb der Gruppen zu detektieren. Wie kam es zu diesem Fortschritt und welche Relevanz hat er in der Praxis? Die Möglichkeit, einzelne Mutationen innerhalb einer Gruppe zu bestimmen ist bei den neuen „Targeted Therapies“ unumgänglich, denn diese zielen genau auf jene Mutationen ab. Ob eine bestimmte Mutation vorhanden ist oder nicht ist aber nicht nur entscheidend, um das Ansprechen einer Therapie vorherzusagen. Sie bewahrt auch jene Patienten vor unnötigen Nebenwirkungen und im schlimmsten Fall vor einem schnelleren Fortschreiten der Erkrankung, wenn sie diese Veränderungen nicht aufweisen. Die erste Mutation, die mit der Krebsentstehung von Adenokarzinomen der Lunge und dessen Fortschreiten in Zusammenhang gebracht wurde, war jene des endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR). Diese tritt in 15% aller Fälle von Adenokarzinomen beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom auf (Abb. 1) und zählt, neben jener des Gens KRAS, zu den häufigen Mutationen. Im Gegensatz zu vielen anderen Veränderungen des Genoms, die innerhalb des Tumorgewebes auftreten können, gibt es für Patienten, die eine EGFR Mutation aufweisen, seit 2005 eine Therapie, die auf genau diese Fehlfunktion abzielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Veränderungen des Genoms, die innerhalb des Tumorgewebes auftreten können, gibt es für Patienten, die eine EGFR Mutation aufweisen, seit 2005 eine Therapie, die auf genau diese Fehlfunktion abzielt. Erlotinib (Tarceva®, Roche) war der erste Wirkstoff, der sich in allen klinischen Studien als effektiv gegenüber der damaligen Standardtherapie erwies. Inzwischen ist dieses Medikament als Erstlinientherapie bei fortgeschrittenem NSCLC/EGFR positiven Patienten indiziert. Zu einem Gesamt-Überlebensvorteil im Vergleich zur DiAustria Standard-Chemotherapie kann es jedoch nur kommen, wenn der Patient ein intaktes KRAS-Gen aufweist. Dieses Protein befindet sich im Zellinneren – im Gegensatz zu EGFR, das an der Zelloberfläche sitzt. Es ist für die Weiterleitung von Signalen zur Zellteilung mitverantwortlich, sobald EGFR akti- viert wird. Im Falle einer Mutation von KRAS wird das Signal zur Zellteilung ständig und unabhängig von EGFR in den Zellkern gesendet, was eine Therapie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Erlotinib ineffektiv macht. Auf Grund dessen muss vor der Verabreichung dieses Medikaments eine 9 10 DiAustria Ausgabe 2 Squamöses Karzinom 20% _ 2014 Adenokarzinom 70% Großzelliges Karzinom 10% KRAS 30% Unknown 42% EGFR 15% MEK EML4ALK 5% PI3KCA HER2 2% BRAF FGFR4 2% 2% 1% 1% Abb. 1: Häufigste Mutationen beim NSCLC (Adenokarzinome)1 Mutationsdiagnostik von KRAS durchgeführt werden. Roche Molecular Diagnostics bietet hierzu einen schnellen und einfach durchzuführenden PCR Test an (cobas® KRAS). Ein weiteres interessantes Ziel im Rahmen der Entwicklung neuer Therapien stellt das Protein ALK (Anaplastic Lympholma Kinase) dar. Durch die Fusion mit einem anderen Protein – am häufigsten mit EML4 – wird eine Deregulation der Zellteilung bewirkt. Diese fehlerhafte Fusion zweier Proteine kann durch eine Gewebsfärbung mittels Immunhistochemie (VENTANA ALK [D5F3] Antikörper, Roche) einfach und schnell nachgewiesen werden. Patienten, die diese Veränderung aufweisen, profitieren von einer Therapie mit dem Wirkstoff Crizotinib. Welche Rolle spielt dabei die Gewebsfärbung bei der Klassifizierung von Tumormaterial? Generell spielt die Gewebsfärbung bei der Klassifizierung von Tumormaterial eine zentrale Rolle. Demnach legen Pathologen nicht nur großen Wert auf sichere und reproduzierbare Ergebnisse, sondern vor allem auch auf die Qualität der Färbungen. Roche Diagnostics bietet neben einer Viel- zahl von verschiedenen VENTANA Antikörpern, die zur Diagnose von Lungenkrebs herangezogen werden können, auch vollautomatisierte Färbeplattformen, die heute aus den meisten Pathologien nicht mehr wegzudenken sind. Neben der Gewebsfärbung drängen jedoch zunehmend auch andere Technologien wie Sequenzierung oder PCR auf den Markt. Inzwischen können bei 64% aller Adenokarzinome der Lunge eine oder mehrere so genannte „Driver Mutationen“ nachgewiesen werden. Dies verstärkt die Zusammenarbeit zwischen Roche Tissue Diagnostics und Molecular Diagnostics, weil dadurch neue Synergien geschaffen werden können. So können dem Anwender nicht nur eine hochklassige Gewebsfärbung, sondern auch schnelle und sichere Ergebnisse einzelner Mutationen (z.B. KRAS, EGFR) mittels PCR aus einer Hand angeboten werden. DiAustria Abb. 2: Beispiele von verschiedenen Färbungen aus dem Ventana Antikörper-Panel für Lungenkrebs Roche heftet sich das Vorantreiben der „Personalisierten Medizin“ auf seine Fahnen. Wohin geht Ihrer Meinung nach die Reise? Alles in allem stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die sich als Ziel eben personalisierte Medizin für jeden einzelnen Patienten gesetzt hat. Inzwischen können bei 64% aller Adenokarzinome der Lunge eine oder mehrere so genannte „Driver Mutationen“ nachgewiesen werden. All diese Veränderungen im Genom des Tumors, die maßgeblich an der Entstehung und dem Fortschreiten der Krankheit beteiligt sind, sind also potentielle Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie. Für die Industrie bedeutet dieser Trend eine Herausforderung, da nicht nur ein Wirkstoff für eine Tumorart entwickelt werden muss, sondern verschiedene Wirkstoffe für einzelne Mutationen ausgetestet werden müssen. Aber dieser Trend öffnet auch die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Pharma und Diagnostik. Dies zeigt sich bereits heute, wie am Beispiel der EGFR Mutation und der Verabreichung von Erlotinib (Tarceva®, Roche) demonstriert werden konnte. Ein weiteres Beispiel für die inzwischen enge Zusammenarbeit zwischen Roche Pharma und Diagnostics betrifft das Mammakarzinom. So wird vor der Einleitung einer Trastuzumab-Therapie (Herceptin®, Roche) der HER2-Status aus einer Gewebeprobe im Labor bestimmt. Der Nachweis einer HER2-Überexpression ist zwingend vorgeschrieben. Die Zusammenhänge zwischen einzelnen Veränderungen im Genom und der entsprechenden Therapie werden zunehmend komplexer. Um das Potential dieser neuen Möglichkeiten voll ausschöpfen zu können, ist es wichtig, dass Ärzte und Labore über einzelne Tests und Medikamente hinausdenken und den klinischen Nutzen der verschiedenen Optionen erkennen. Literatur: 1. Tim Harris, 2010, Does Large Scale DNA Sequencing of Patient and Tumor DNA yet provide clinically actionable Information? Mag. Dr. Sigrid Allerstorfer Produkt Managerin Onkologie 11 12 DiAustria Ausgabe 2 _ 2014 Tradition trifft Innovation cobas 6500: vollautomatische Harndiagnostik auf einer modularen Plattform Dieses Jahr feiert der bewährte Combur-Harnteststreifen sein 50-jähriges Jubiläum. Die Harndiagnostik von Roche blickt mit ihm auf eine lange Tradition mit vielen Entwicklungsschritten zurück. Auf Basis dieser langjährigen Erfahrung wurde nun die innovative Urine Work Area von Roche mit Streifen- und Sedimentanalyse entwickelt und auf den Markt gebracht. DAS cobas 6500 ANALYSEGERÄT IST EINE VOLLAUTOMATISCHE KOMBINATIONSLÖSUNG Die modulare Plattform besteht aus zwei Systemen: • einem cobas u 601, einem vollautomatischen Analysegerät für die bewährten Combur-Harnteststreifen (Nachfolger des Urisys 2400), und • einem cobas u 701, einem vollautomatischen Sediment- DiAustria analyse-Gerät, mit dem Vorteil von echten digitalen Mikroskopie-Bildern. Über einen 19 Zoll Touchscreen wird das System bedient. Die Software führt alle Teststreifen- und Sediment-Ergebnisse auf einen Bildschirm übersichtlich zusammen. Die präzise Analyse von hochauflösenden Bildern verhindert Messfehler, z.B. durch Staub oder zu kleiner Stichprobe. Das cobas u 601 analysiert Combur-Harnteststreifen in 400 Streifen-Kassetten (cobas u pack). Über die Qualität der Combur-Harnteststreifen gibt es nach diversen Studienergebnissen keinen Zweifel.1,2 Der besondere Vorteil der Combur-Harnteststreifen gegenüber anderen Harnteststreifen liegt in dem hohen Maß an Ascorbinsäure-Beständigkeit. Schon 10 mg/dl Ascorbinsäure zeigen bei anderen Streifen Messungen an jedem Testfeld eines Teststreifens mit 4 Wellenlängen. Die neue Technologie erlaubt die Differenzierung von intakten und lysierten Erythrozyten bis zu 50 E/μL. Die präzise Analyse von hochauflösenden Bildern verhindert Messfehler, z.B. durch Staub oder zu kleiner Stichprobe. DAS cobas u 701 ÜBERZEUGT MIT SEINER VOLLAUTOMATISCHEN SEDIMENTANALYSE: Die Probe wird gemischt und in eine Küvette pipettiert und anschließend in der Küvette zentrifugiert, um einen einheitlichen Layer für die Analyse zu erlangen. Um dem Gold Standard der Harnsedimentanalyse – dem Mikroskopieren – so nahe wie möglich zu kommen, verwendet der cobas u 701 zur Analyse reale Mikroskopie-Bilder für eine objektive Ergebnis-Analyse. Von jeder Probe werden 15 Bilder digitalisiert und mittels einer umfassenden Datenbank analysiert. Alle Bilder stehen zur Validierung oder bei Bedarf zu detaillierterer Klassifizierung bzw. Umklassifizierung zur Verfügung und können auch später Abb. 1: cobas 6500 bestehend aus cobas u 701 und cobas u 601 falsch negative Ergebnisse (GLU, HEM). Bereits bei einer Konsumation von einem Glas Fruchtsaft können Ascorbinsäure-Mengen von 20 bis 40 mg/dl im Harn wiedergefunden werden. Und selbst bei höheren Ascorbinsäure-Konzentrationen zeigte der Combur-Harnteststreifen als einziger noch immer keine falsch negativen Werte.2 Durch eine neue Photometertechnologie können die Harnteststreifen noch genauer ausgelesen werden: Ein neuer Bildsensor (Kamera-Chip) reflektiert die photometrischen Das cobas 6500 ist ideal für Labors mit einem Durchsatz von 100 bis 1000 Harnproben pro Tag. für Trainingszwecke verwendet werden. Ein sicheres Probenverarbeiten wird durch das Verwenden von EinmalKüvetten, dem Weglassen jeglicher Reagenzien und durch 13 14 DiAustria Waschzyklen zwischen jeder Probennahme gewährleistet. Beide Analysegeräte cobas u 601 und cobas u 701 können entweder als Stand-Alone-Gerät verwendet werden, oder vor Ort zu einer Kombinationsplattform zusammengestellt werden – mit automatischem Probentransport durch das gesamte System und mit kontinuierlichem Laden von Harnproben. Auch das Handling der Verbrauchsmaterialien ist denkbar einfach: Die ComburHarnteststreifen sind in Kassetten (cobas u pack) verpackt und ebenso die Küvetten (cobas u cuvette). Diese Kassetten sind mit einem RFID Label ausgestattet, der alle erforderlichen Informationen – inklusive QC-Bereiche – an das Gerät überträgt. INTERVIEW MIT MITARBEITERINNEN VON LABORS.AT Das cobas 6500 ist ideal für Labors mit einem Durchsatz von 100 bis 1000 Harnproben pro Tag. Aus diesem Grund hat das Privatlabor labors.at bereits früh Interesse an der neuen Urine Work Area von Roche gezeigt. Da das Gerät Ausgabe 2 _ 2014 allerdings in Österreich erst ab Sommer 2014 verfügbar ist und sich labors.at bereits im vergangenen Jahr nach einer neuen Lösung für die Abarbeitung der Urinproben umgesehen hat, haben wir einen Besichtigungstermin für Frau Bertl, Frau Vogel und Herrn Dozent Exner in unserer Schweizer Zentrale organisiert. Im Interview erfahren Sie mehr über die Abarbeitung der Urinproben im Labor von labors.at und deren Beweggründe, sich für das neue cobas 6500 zu entscheiden. Unser jetziger Durchsatz würde mit dem System von Roche, mit einem Durchsatz von ca. 120 Harnen pro Stunde und Sedimenteinheit, die Anzahl der notwendigen Systeme als auch Platz- und BMARessourcen reduzieren. DiAustria Wie viele Urinproben werden täglich in Ihrem Labor abgearbeitet? Täglich werden in etwa 900 bis 1200 Harnproben in unserem Labor analysiert. Wie haben Sie bisher Ihre Urinproben abgearbeitet und warum haben Sie nach einer neuen Lösung Ausschau gehalten? Wie wird der Prozess durch das cobas 6500 verändert? Die Urinanalytik wird bis dato an einem vollautomatisierten Harnanalysegerät für Harnchemie und Sedimentation durchgeführt. Es handelt sich um ein vollautomatisiertes Teststreifenmodul – bei dem nur 200 Teststreifen geladen werden können – mit einer semiquantitativ auswertenden optischen Einheit. Unser derzeitiges Analysengerät ist ähnlich dem cobas 6500 aufgebaut, besonders das cobas u 701 Mikroskopmodul, welches über die Einheiten Küvetten, Zentrifuge und Mikroskop arbeitet. Derzeit bedeutet der Transportweg zwischen Chemie- und Sedimentmodul des Öfteren verkeilte Racks und somit eine Störung des Workflows. Die Sedimentation erfolgt nach laboreigenen Kriterien, dabei werden von jedem Harnsediment 15 SchwarzWeiß-Bilder angefertigt und von der BMA technisch validiert. Mit der von Roche angebotenen Lösung erwarten wir uns vor allem EDV-mäßig eine große Verbesserung und Erleichterung der Routinearbeit, da Tools wie farbliche Markierung von Norm- und pathologischen Bereichen, bedienerfreundliche Oberfläche sowie Einstellung laboreigener Validationsgrenzen angekündigt sind. Unser jetziger Durchsatz würde mit dem System von Roche, mit einem Durchsatz von ca. 120 Harnen pro Stunde und Sedimenteinheit, die Anzahl der notwendigen Systeme als auch Platz- und BMA-Ressourcen reduzieren. Derzeit kommen Analysengeräte und Software von 2 verschiedenen Firmen, was immer wieder zu Kommunikationsproblemen zwischen den Systemen führt. Mit der Roche-Lösung wäre alles aus „einer Hand“. Welche Erwartungen haben Sie an das neue cobas 6500 - Das Probenhandling scheint sehr handlich (5 Tubes/RD Standard Rack) - Die durch die IT gewährleistete Unterstützung bei Autovalidation von Harnchemie und Sedimenten nach den laboreigenen Kriterien ist in Großdurchsatzlabors wie dem unseren ein wichtiger Aspekt. - Die Möglichkeit der Erweiterung auf zwei cobas u 601 und ein cobas u 701 kommt unserem Probenaufkommen sehr entgegen. - Die Lärmbelastung ist äußerst gering. - Die Teststreifen sind unempfindlich gegenüber Ascorbinsäure, dadurch kommt es zu keinen Ergebnisverfälschungen. - Das Gerät ist wartungsarm. Literatur: 1. Brigden et al.; Clin. Chem. 38 (1992), 3, 426–31 2. Nagel et al.; Clin. Lab. 52 (2006), 149–53 Karin Bertl Abteilungsleitung Chemie und Serologie, Gruppenpraxis labors.at Julia Vogel BMA, Gruppenpraxis labors.at und warum haben Sie sich für dieses Gerät entschieden? Wir erwarten vom neuen Roche Harnanalysesystem ein zuverlässiges, vollautomatisiertes System für erhöhten Probendurchsatz, gute übersichtliche Bilder, eine übersichtliche und bedienerfreundliche Software, welche eine Reagenz-, Kontroll- und Kalibrationslotregistrierung, chronologische Fehleraufzeichnung und Warnmeldungen sowie ein Wartungsprotokoll mit Aufzeigen von fälligen Wartungen enthält. Mag. Andreas Rosner Produkt Manager Specialty Testing 15 Roche Diagnostics GmbH Engelhorngasse 3 1211 Wien Tel: 01/277 87 0 www.roche.at www.cobas.at www.coaguchek.at Österreichische Post AG – Firmenzeitung / 13Z039594 Falls unzustellbar: retour an Roche Diagnostics GmbH z. H. Frau Nina Tiller 1211 Wien, Engelhorngasse 3