Indianische Gegenwart - Aktionsgruppe Indianer und
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Indianische Gegenwart - Aktionsgruppe Indianer und
ISSN 0939-4362 Postvertriebsstück B 30651 F Preis 4,50 Euro / 8,00 SFr - Nr. 58 - Sommer 2003 COYOTE Indianische Gegenwart Entwicklungen – Hintergründe – Engagement FNGA Selbtbestimmung statt Paternalismus Western Shoshone Kampf gegen Regierung und Konzerne Grassy Narrows Wir geben niemals auf Winona LaDuke White Earth Land Recovery Project Long Walk Home Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis NEWS Politik FNGA Kurznachrichten ....................................................................................................... 4 Selbstbestimmung statt Paternalismus Kanadas Indigene wehren sich gegen neues Indianergesetz .................................... 7 GRASSY NARROWS Wir geben niemals auf! Blockade der Grassy Narrows geht weiter ............................................................... 9 LUBICON Lubicon-Verhandlungen im Schlussspurt Nachrichten aus der Provinz Alberta ..................................................................... 10 WESTERN SHOSHONE Zwischen Bagdad und Nevada Western Shoshone im Kampf gegen Regierung und Konzerne ............................... 11 IRAKKRIEG Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer ........................................................... 14 LEWIS & CLARK Kein Grund zum Feiern Forscher, Touristen und Müllplatz auf Indianerland .............................................. 15 SUN PEAKS Ausgesperrt aus dem eigenen Land Bewährungsstrafen und Zutrittsverbot für vier Secwepemc-Frauen ...................... 17 UMWELTGESETZE Profit statt Natur Neue Angriffe auf den Naturschutz in den USA ..................................................... 23 PERMANENT FORUM Think positive! Sitzung des Permanent Forum in New York ........................................................... 24 WORKING FOREST Ausverkauf in British Columbia „Working Forest“-Projekt der Regierung Campbell ............................................. 25 FISCHEREIRECHTE Im Netz der Repression Fischereirechte der Indianer bedroht ..................................................................... 26 Offener Brief an Fischereiminister ......................................................................... 27 WINONA LADUKE Donnervogelfrau Winona LaDuke und White Earth Land Recovery Project ..................................... 28 INTERN Leserumfrage ......................................................................................................... 19 Kultur LITERATUR Atlas der Globalisierung ........................................................................................ 32 FILM Long Walk Home Das verdrängte Schicksal der Aborigines .............................................................. 34 Service Impressum/Termine ............................................................................................... 37 Bestellformular ...................................................................................................... 38 Sales Corner ........................................................................................................... 39 Abonnentenhinweis! Titelbild: Protest gegen den First Nations Governance Act 2 Wir bitten, uns bei Änderungen der Adresse oder Bankverbindung umgehend zu informieren. COYOTE 2/03 München, im Juni 2003 Liebe Leserinnen und Leser, die vorliegende Ausgabe erscheint zu einer Zeit, in der sich in ganz Kanada Widerstand gegen die Politik der Regierungen - sowohl auf Bundes- als auch Provinzebene - meldet. Seien es die Fischereirechte in British Columbia, die Situation der Secwepemc und ihr Kampf gegen Sun Peaks oder neue Entwicklungen in der Abholzungspolitik. Nicht zuletzt geht der erbitterte Widerstand der Grassy Narrows in Ontario gegen die Holzgiganten Abitibi und Weyerhaeuser ungemindert weiter, deren Blockade seit vergangenen Dezember mittlerweile von vielen anderen indianischen Nationen unterstützt wird. Auch in den USA sehen sich die Indianer dem vermehrten Drängen der Regierung und Konzerne nach den kostbaren Rohstoffen in ihrem Land ausgesetzt. Prominentes Beispiel hierfür sind die Western Shoshone, die sich zugleich gegen Goldabbau, Atommüll und Konfiszierungen ihrer Rinder und Pferde wehren müssen. Die Politik auf der Weltbühne - man denke nur an den Irakkrieg und seine noch nicht absehbaren Folgen - wirkt auch auf die indigenen Völker Amerikas zurück. Vermeintlichen Sicherheitsinteressen und dem Wunsch nach Unabhängigkeit im Energiesektor werden indianische Rechte bedingungslos geopfert. Schon steht die Energielobby vor den Türen Alaskas und wartet darauf, die letzten unberührten Gebiete auszubeuten. Doch nicht allein die wirtschaftliche Gier setzt sich über die Interessen der Ureinwohner hinweg, sondern auch eine zunehmende Militarisierung der Politik. Indigene Völker werden zum Spielball einer Globalisierung, die sich immer stärker einem Imperialismus nähert, den die Indianer schon seit dem ersten Kontakt mit den Weißen schmerzlich erfahren mussten. Aus den vielen Brennpunkten ergibt sich, dass in dieser Ausgabe die politische Berichterstattung überwiegt. Nicht vergessen sei jedoch ein Hinweis auf die Filmbesprechung zu „Long Walk Home“, einem Film über das Schicksal der australischen Ureinwohner, die ein ähnliches Martyrium erleiden mussten wie die indigenen Völker Nordamerikas, jedoch keinen „Winnetou“ aufweisen können, der ihnen wenigstens verkitschte Sympathie hätte eintragen können. Wir als Unterstützer indigener Völker in Nordamerika verschließen vor den weltweiten Entwicklungen keinesfalls die Augen, doch gibt es derzeit in Kanada und den USA so viel Handlungsbedarf, dass wir unsere Anstrengungen intensivieren müssen, um die Rechte der Indianer durchzusetzen. Wir brauchen dazu Ihre Hilfe! Um unsere Berichterstattung und die damit verbundene Motivation zur aktiven Unterstützung zu verbessern, findet sich in der Mitte des Hefts eine Leserbefragung. Wir bitten alle, diese Befragung auszufüllen und an uns zurückzuschicken! - Es lohnt! Wir möchten nochmals daran erinnern, dass wir ohne finanzielle Unterstützung unsere wichtige Arbeit nicht leisten können. Leider sind auf unseren letzten Spendenauruf lediglich 30 Euro eingegangen. Wir waren hinsichtlich der schwachen Reaktion überrascht und betrübt zugleich.Wir möchten nochmals appellieren, unsere Arbeit aktiv und finanziell zu unterstützen. Monika Seiller COYOTE 2/03 3 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News Wahlniederlage für Separatisten Zutritt verboten! Bei den Wahlen in der frankophonen Provinz Quebec am 14.04.2003 mussten die bisher regierenden Separatisten der Parti Quebecois eine bittere Niederlage einstecken. Mit nur 32 % der Stimmen (45 Sitze) fiel sie weit hinter die liberale Partei zurück, die mit 46 % im Parlament 76 Sitze erringen konnte. Die Partei des kanadischen Premierministers Jean Chretien stellt nun auch den neuen Premier der Provinz, Jean Charest, der den bisherigen Amtsinhaber Bernard Landry ablöst. Charest hatte vor allem mit Steuersenkungen und mehr Geld für die sozialen Bereiche, u.a. Schul- und Gesundheitswesen, geworben. Wahlsieger Jean Charest Anfang März trafen sich spirituelle Führer der Lakota, Dakota, Nakota, Cheyenne und Arapaho in Eagle Butte, South Dakota, um das weitere Vorgehen gegen den Missbrauch ihrer traditionellen Zeremonien durch weiße Esoteriker zu diskutieren. Konkurrenz erhielt die Parti Quebecois auch von der Protestpartei Action Democratique du Quebec, die immerhin 18,2 Prozent der Stimmen erhielt und nun mit fünf Abgeordneten ins Parlament zieht. Eine Absage an den Separatismus der Provinz kann aus den Wahlen noch nicht abgeleitet werden, denn viele Quebecer streben nach wie vor die Unabhängigkeit von Kanada an, doch mit der inzwischen auch in der Atlantikprovinz angespannten Wirtschaftslage schwindet die Lust auf Experimente. Premierminister Chretien zeigte sich natürlich hocherfreut über den Erfolg seiner Parteikollegen und beschwor die Stabilität Kanadas. Vielleicht zu früh, denn das nächste Referendum kommt bestimmt, und den Indianern kann es egal sein, denn auch die Liberalen zeigten sich bislang wenig offen für die Interessen der Ureinwohner. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Für eine nuklearfreie Zukunft: International Peace Pilgrimage Vom Dezember 2003 bis August 2004 findet ein Friedensmarsch der Atomgegner statt, der in Australien beginnt und in Hiroshima endet. Der Protest gegen die Zerstörung von Mensch und Natur durch die zivile und militärische Atomnutzung verbindet Aktivisten in Australien, die sich gegen den Uranabbau bei den Aboriginals in Roxby Downs wehren mit den Western Shoshone, die gegen ein atomares Endlager auf ihrem Land in den Yucca Mountains kämpfen ebenso wie mit Anti-Atomgegnern, die vor den Anlagen in Sellafield oder La Havre protestieren. Aufgerufen wurde zu dem Protestmarsch von Friends of the Earth, der Australian Conservation Foundation sowie von Gensuikin, den Opfern der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, und er wird von vielen weiteren Organisationen und Gemeinden unterstützt. Informationen: International Peace Pilgrimage P.O. Box 430, Wonthaggi 3995, Victoria, Australien http://nuclearfreefuture.tripod.com 4 In der Vergangenheit war es immer wieder zu Störungen gekommen, und Weiße beteiligten sich uneingeladen an Zeremonien, die nur Indianern vorbehalten sind. Dies zeigt nicht nur mangelnden Respekt vor Kultur und Religion der Indianer, sondern ist schlicht kulturelle Ausbeutung. Unter Vorsitz von Chief Arvol Looking Horse beschloss die Versammlung, ab sofort allen Weißen den Zutritt zu ihren Zeremonien – Sonnentanz, Visionssuche, Einweihungsriten etc. – zu verweigern. Die Teilnahme anderer indigener Völker jenseits der Prairiestämme soll jedoch weiterhin gewährleistet werden. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Indianerdenkmal am Little Bighorn Die Schlacht am Little Bighorn 1876, bei der Custers 7. Kavallerie vernichtend geschlagen wurde, gilt als wohl größter Sieg der Indianer über die US-Armee. Bislang gab es an der historischen Stätte jedoch nur ein Denkmal für die gefallenen US-Soldaten, das 1881 errichtet wurde. Das sollte sich nun ändern. Am Erinnerungstag, der jährlich am 25. Juni begangen wird, wurde nun endlich auch ein Monument im Gedenken an die Indianer errichtet – das erste und einzige seiner Art, wie die Indianer stolz verkünden. Die Aufstellung wurde bereits 1991 unter der ersten Regierung Bush beschlossen, konnte aber erst jetzt unter seinem Sohn für $ 2,3 Mio. in Auftrag gegeben werden. Die Bildhauerin Colleen Cutschall fertigte die Skulptur mit dem Titel „Spirit Warrior“ nach den Entwürfen des Architektenpaars Alison Towers und John Collins. Das Denkmal wird wohl viele Touristen anziehen. COYOTE 2/03 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News Auszeichnung für Robbie Robertson Am 28. März wurde der indianische Musiker Robbie Robertson mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Robertson war einer von 14 weiteren Geehrten, welche den „National Aboriginal Achievement Award“ zugesprochen bekamen, der von der „National Achievement Award Foundation“ vergeben wird, die vor 10 Jahren im Zusammenhang mit der UN-Dekade der Indigenen Völker gegründet wurde. Die Stiftung zeichnet jährlich herausragende Persönlichkeiten aus, die sich in besonderer Weise um die indianischen Völker verdient gemacht haben. Unter den Preisträgern finden sich Künstler, Wissenschaftler, aber auch Unternehmer. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Umweltministerin zurückgetreten Als Gouverneurin von New Jersey hatte sich Christine Todd Whitman noch den Ruf einer Umweltschützerin erworben und am Anfang der Regierungszeit der Bush-Administration erweckte sie den Anschein, als wolle sie als Umweltministerin der ansonsten nicht gerade umweltfreundlichen Regierung grünes Gewissen einhauchen. Die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls sei eine Frage der Glaubwürdigkeit der USA in der internationalen Gemeinschaft, hatte sie verkündet, doch kaum entledigte sich Bush eben dieser Glaubwürdigkeit, erfolgte nicht etwa ein Aufschrei aus dem Umweltministerium, sondern ein plötzlicher Meinungsumschwung. Nun wollte sie von Kyoto und internationalen Abkommen nichts mehr hören und enttäuschte die vage Hoffnung der Umweltschützer, auch die USA seien zu ökologischen Erkenntnissen fähig. Ende Mai erklärte Christine Todd Whitman nun ihren Rücktritt, nachdem sie auch wegen persönlicher Vorteilnahme in die Kritik geraten war. Enttäuschte Hoffnungen der Umweltschützer muss die Nachfolgerin nicht befürchten, denn bei der designierten Josephine Cooper weiß die Öffentlichkeit, was sie erwarten kann, denn die neue Umweltministerin war bislang Präsidentin der Allianz der Automobilhersteller. Gib Gas, ich will Spaß! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ International Water Forum Vom 16. bis 22. März 2003 fand in Kyoto, Japan, das „3. World Water Forum“ statt, an dem rund 40 indigene Vertreter teilnahmen. In allen Regionen der Welt sind insbesondere die indigenen Völker auf den Schutz der natürlichen Wasserreserven für den Erhalt ihrer Wirtschaft und kulturellen Identität angewiesen. Die Vereinten Nationen erklärten 2003 COYOTE 2/03 zum „International Year of the Water“. Zur Bestärkung der herausragenden Bedeutung des Wassers für das Überleben der indigenen Völker, verfassten die indigenen Teilnehmer die „Indigenous Peoples Kyoto Water Declaration“, die sich mit der indigenen Beziehung zum Wasser, dessen Zustand sowie dem Recht auf sauberes Wasser und Selbstbestimmung auseinandersetzt. Zentrales Anliegen der Indigenen ist vor allem das Konsultationsrecht bei allen Projekten, welche in ihre kulturelle und wirtschaftliche Existenz eingreifen. Die internationale Staatengemeinschaft hat bislang sträflich versäumt, die Rechte der Indigenen anzuerkennen, zu schützen und deren traditionelles Wissen zu nutzen. Zunehmende Umweltverschmutzung und anhaltende Dürre bedrohen die Wasserreserven der Welt, hemmungslos beutet die Industrie die verbleibenden Ressourcen auf Kosten der Menschheit aus. Der Anspruch auf eine nachhaltige Entwicklung bleibt zumeist ein Papiertiger, den die führenden Industrienationen höchstens als Deckmäntelchen für ihre brutalen Wirtschaftsinteressen gelten lassen. Internationale Vereinbarungen, z.B. im Rahmen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation der UN) verlangen die Einbeziehung der indigenen Völker, doch selten wird die Wirklichkeit diesem Anspruch gerecht. Der vollständige Text der Deklaration findet sich auf: www.tebtebba.org (siehe auch hintere Umschlagseite) ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Entschädigung für Indianer in Saskatchewan In der Nähe von Regina, der Hauptstadt der Prärieprovinz Saskatchewan, schlossen die Kahkewistahaw First Nation und die kanadische Bundesregierung ein Entschädigungsabkommen über Land, das den Indianern im Jahr 1907 widerrechtlich fortgenommen worden war. Das Gebiet im Umfang von 114 km² war damals ohne weitere Konsultation oder gar Entschädigung an weiße Siedler verkauft worden. Die Kahkewistahaw First Nation strengte seit 1989 ein Verfahren bei der Indian Claims Commission (ICC) an, das die Zurückweisung ihrer Ansprüche seitens der Kanadischen Bundesregierung zum Gegenstand hatte. Die ICC empfahl der Regierung schließlich in Entschädigungsverhandlungen mit den Indianern zu treten, die schließlich am 24. 6. 2003 von Erfolg für die Indianer gekrönt waren Für die fast ein Jahrhundert dauernde Ungerechtigkeit wurden die Indianer mit 94,6 Millionen kanadischen Dollar (ca. 61 Mio. €) entschädigt. Nur in Alberta wurde bisher eine ähnlich hohe Entschädigung ausgehandelt: Im Jahr 2001 erhielt die Horse Lake First Nation in einem ähnlichen Fall 125 Millionen Dollar (ca. 81 Mio. €) zugesprochen. Aufmerksam verfolgten die Lubicon Cree im nördlichen Alberta die Verhandlungen. Schließlich wurden aus ihrem traditionellen Nutzungsgebiet im Umfang von etwa 10 000 km² über eineinhalb Jahrzehnte Öl- und Gasreserven abgepumpt, ohne, dass sie bisher dafür einen Dollar Entschädigung erhalten haben. 5 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News „Kill the Indian, save the man!“ Sexueller Missbrauch von Indianern vor Gericht Sexueller Missbrauch an indianischen Kindern ist ein schweres Verbrechen, doch wenn er systematisch betrieben wird, gleicht er einem Völkermord. Immer wieder gab es in den letzten Jahren Berichte und Anklagen vor allem gegen Priester auf den Reservatsschulen. Nun hat eine Reihe von ehemaligen Schülern der St. Francis Mission, einem Jesuiteninternat, auf der Rosebud Reservation in South Dakota eine $ 25-Millionen-Sammelklage eingereicht gegen die Regierung in Washington, welche bis in die 70er Jahre die Aufsicht über die Schulen hatte, bevor die Zuständigkeit mit dem Indian Self-Determination Act 1975 bzw. Indian Education Act 1978 an die Stammesverwaltungen übergeben wurde. Die Zahl der Zeugen geht in die Hunderte. Der Anwalt der Kläger, Jeff Herman, verweist darauf, dass Gewalt und sexueller Missbrauch keine Einzeltaten waren, sondern systematisch rund um die Uhr gegen die Kinder eingesetzt wurden, um sie physisch und psychisch zu zerstören. Auch Charles Haines, Professor an der University in Lawrence, Kansas, der die Geschichte der Internatsschulen über Jahre hinweg erforscht hat, unterstreicht den systematischen Charakter der Gewalt, denn „die Leute, die diese Schulen geleitet haben, versuchten eine Kultur zu zerstören“. Sowohl die Kirchenvertreter als auch das Justizministerium waren bislang zu keiner Stellungnahme bereit. Kein Wunder, denn die Klage ist nur die Spitze des Eisbergs, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Damals wollte man die Indianer in den Reservaten möglich schnell assimilieren. Mit dem rassistischen Motto „Tötet den Indianer und rettet den Menschen“ errichteten die Behörden Internatsschulen auf den Reservaten bzw. beauftragten die Kirchen mit der Einrichtung, für deren Unterhalt die Regierung an die Kirchen zahlte. Vor allem in den 20er und 30er Jahren wurden indianische Kinder ihren Eltern entrissen und in die Internate zwangseingeliefert. Später verfeinerten sich die Methoden und man erpresste die Familien, ihre Kinder „freiwillig“ in die Schulen und Internate zu schicken, da sie andernfalls keine soziale und finanzielle Unterstützung erhielten. Die Vorgänge wurden jahrzehntelang von offizieller Seite ignoriert und tot geschwiegen. Erst die landesweiten Schlagzeilen über sexuellen Missbrauch durch Priester, die Amerika – auch im eigenen Selbstverständnis – erschütterten, brachten den Stein ins Rollen und lenkten die Aufmerksamkeit auf die Reservatssituation. Zwar hat sich das Innenministerium inzwischen für die „Fehler der Vergangenheit“ halbherzig entschuldigt, doch eine Entschädigung erfolgte nicht. Auch einige Priester und Nonnen entschuldigten sich für die Brutalität des Systems der Internatsschulen, doch zahlreiche Kirchenvertreter – vor allem in der höheren Hierarchie – weisen die Anschuldigungen als hysterische Übertreibungen zurück. Aufgrund ähnlicher Klagen wurde unterdessen in Kanada ein „Healing Fund“ mit $ 240 Millionen eingerichtet, doch auch dort leiden die Opfer bis heute unter den Erfahrungen des repressiven Systems. Zudem hatten die Kinder bis zum Aufkommen der Survival Schools keine andere Ausbildungsmöglichkeit als die BIA-Schulen und christlichen Internate. Das rassistische System verzichtete kaum auf eine Methode, den Indianern das kulturelle Rückgrat zu brechen: ein Verbot der eigenen Sprache war ebenso an der Tagesordnung, wie die perfide Methode, ältere Schüler zu zwingen, jüngere zu schlagen, um die Solidarität der Gruppe zu zerstören. Floyd Hand von der Pine Ridge Reservation bezeichnet daher die Schulen als Gefängniscamps, die viele Opfer in Elend und Selbstmord getrieben haben. Die meisten Opfer hatten Angst, von ihrem Martyrium zu berichten, da sie weitere Strafen fürchteten und ihren Familien das Leid ersparen wollten, so dass sich das Problem über Generationen hinfort setzte. Mit der Klage ist nun der Bann des Schweigens gebrochen und die Opfer werden lernen, über ihr Trauma zu reden – ein erster Schritt zur Heilung. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Nachfolgerin für McCaleb Der bisherige BIAChef Neil McCaleb hatte für Ende Juni seinen Rückritt angekündigt. Das BIA, dessen Homepage auch schon seit bald zwei Jahren brach liegt, bräuchte dringend eine neue Leitung. Aurene Martin (siehe Bild) wurde nun von Innenministerin Gale Norton als „Acting Assistant Secretary - Indian Affairs“ benannt. Aurene Martin hatte zuvor Erfahrung auf diesem Gebiet als Mitglied des Senatsausschusses für Indianerfragen sammeln können. Sie wuchs auf der Menominee Reservation in Wisconsin auf und ist gelernte Juristin. Auf sie wartet viel Arbeit. Nachrichten: Monika Seiller 6 COYOTE 2/03 FNGA Selbstbestimmungsrecht statt Paternalismus Kanadas Indigene wehren sich gegen neues Indianergesetz Der Protest der indigenen Völker Kanadas gegen drei Gesetzesinitiativen des kanadischen Indianerministers Robert Nault, welche den bestehenden Indian Act umschreiben, wächst von Tag zu Tag und findet auch bei Abgeordneten sowie der kanadischen Öffentlichkeit Unterstützung. Wie im letzten Coyote ausführlich berichtet würde vor allem der Gesetzentwurf C-7, der First Nations Governance Act (FNGA), einschneidende Änderungen im bisherigen System hervorrufen, die einer Aufhebung jeglichen Selbstbestimmungsrechts gleichkommen. Die Kette der Demonstrationen und Protestmärsche in Kanada nimmt kein Ende. Am 04. Juni demonstrierten indigene Vertreter erneut in Vancouver und verlangten ein Ende des FNGA. Bereits am 02. Mai hatten sich 1.500 Demonstranten vor dem Parlament versammelt, um ihr Selbstbestimmungsrecht einzuklagen und die Parlamentarier zu einer kritischen Überprüfung der vorliegenden Gesetzesentwürfe zu bewegen. Derzeit ist der Entwurf Bill C-6 – Specific Claims Resolution Act – am weitesten im Gesetzgebungsprozess vorangekommen, nachdem er das Abgeordnetenhaus passiert hat und nun zur 2. Lesung an den Senat übergeben wurde. Die anderen beiden Gesetzesentwürfe – Bill C-7 (FNGA) und C-19 (First Nations Fiscal & Statistical Institutions Act) – befinden sich noch im Anhörungsverfahren des Abgeordnetenausschusses, dem House Standing Committee. Ursprünglich wollte Nault die drei Initiativen noch vor der Sommerpause unter Dach und Fach bringen, doch die Abgeordneten spielten nicht mit. Nun wird im September weiter debattiert. Sternmarsch auf Ottawa Inzwischen ist die politische Atmosphäre so aufgeheizt wie die Sommertemperaturen. Für Aufsehen sorgte ein landesweiter Sternmarsch der Indianer, der von drei Regionen aus startete, um sich am 28. April zu einer Protestkundgebung vor dem Parlament in Ottawa zu treffen. Während die südliche Route bereits in Ontario begann, startete die Ostkarawane am 26. April von Shubenacadie in Nova Scotia. Der westliche Protestzug begann unter Leitung von Stewart Phillip, dem Präsidenten der Union of British Columbia Indian Chiefs (UBCIC) am 22. April in Vancouver, British Columbia, und folgte dem Trans-Canada COYOTE 2/03 folgte erwartungsgemäß. „Ich glaube, wir sind langsam immun gegen Politikerstatements“, antwortete Joanna Anaquod, die nationale Koordinatorin des „Caravans for Justice“, der vom Indigenous Peoples Grassroots Movement organisiert wurde. Chief Roberta Jamieson von den Six Nations of the Grand River formulierte es noch deutlicher: „In einem globalen Zeitalter, in dem in einer demokratischen Gesellschaft autokratische und paternalistische Einstellungen der Vergangenheit angehören sollten, behandelt uns die Regierung weiterhin wie Mündel des Staats, denen die Regierung vorschreibt, was am besten für sie sei.“ Vom Indianerminister zum Premier Highway über Calgary, Regina, Winnipeg nach Ottawa, wo der Zug am 27. eintraf. Der größte indianische Dachverband, die Assembly of First Nations (AFN), hatte zudem zu einer Dringlichkeitskonferenz im Nachfeld der Kundgebung für den 29. und 30. April eingeladen. AFN-Chief Matthew Coon-Come hatte zuvor auf einer Europareise, die ihn auch nach England und Frankreich führte, bei der Menschenrechtskommission der UNO in Genf eindringlich vor den verheerenden Folgen der Gesetzesvorhaben gewarnt. Arroganz der Macht Einer zeigte sich jedoch von dem Sternmarsch und dem Protest in Ottawa unbeeindruckt – ausgerechnet Indianerminister Robert Nault äußerte gegenüber dem Sender CBC, die Demonstranten könnten unverrichteter Dinge wieder umkehren, denn als Politiker habe man gelernt, Demonstrationen keine Beachtung mehr zu schenken. Ja, man sei immun gegen politischen Protest. Ein wütender Aufschrei von seiten der Indigenen er- Chief Stewart Phillip sieht vor allem den kanadischen Premierminister Jean Chretien als treibende Kraft hinter den Gesetzesentwürfen, da der FNGA nur ein fader Aufguss des „White Paper“ sei, welches Chretien damals in seiner Funktion als Indianerminister 1969 vorlegte. Bevor er nun sein Amt, wie angekündigt, mit dem Jahreswechsel aufgibt, will er noch schnell Fakten schaffen, welche die Indianer in ihren Rechten um Jahre zurückwerfen würden. Das Gesetz verstößt in allen Punkten den Erkenntnissen einer Regierungskommission, die 1996 einen Bericht vorgelegt hatte, welcher den Erwartungen der Regierung so gar nicht entsprach und deswegen in den Papierkorb der Realpolitik wanderte. Bereits damals hatte die Royal Commission gewarnt, dass die indigenen Völker Kanadas „gegenwärtig an das unterste Ende der kanadischen Gesellschaft verdrängt sind“ und „an den Rand der ökonomischen, kulturellen und politischen Ausrottung getrieben werden“, sofern nicht sofort die dringenden positiven Maßnahmen ergriffen würden. 7 FNGA Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht Naults Vorschläge indessen enthalten keine positiven Maßnahmen, sondern lediglich Beschneidungen der indianischen Rechte, die keinesfalls zu der von der Royal Commission geforderten Verbesserung der Lebensbedingungen der Indianer beitragen. Der FNGA drängt die indigenen Gemeinden in eine Rolle, die sie lediglich die eigene Armut verwalten lässt, während Landrechte und indigene Rechte weder anerkannt noch respektiert werden. Zudem will sich Kanada den bestehenden finanziellen Verpflichtungen gegenüber den indigenen Nationen entziehen, indem es scheinheilig Kompetenzen überträgt. Tatsächlich jedoch verleiht das Gesetz dem Indianerministerium mehr Kontrolle und Eingriffsrechte in die Verwaltung der Gemeinden, während gleichzeitig die Lösung wirtschaftlicher Probleme auf die Schultern der Indigenen abgewälzt wird. Das gesamte Gesetzespaket basiert auf der rechtswidrigen Position, die Regierung und Verwaltung der indigenen Gemeinden durch die Indianer erfolge nur aufgrund einer „großzügig“ von der kanadischen Regierung delegierten Macht statt auf einem eigenständigen internationalen Recht auf Selbstbestimmung. Der FNGA versucht nicht weniger als die unveräußerlichen Rechte der Indigenen, einschließlich des Selbstbestimmungsrechts, nach eigenem Gutdünken fest zu schreiben und zu begrenzen. Dabei soll den indigenen Gemeinden, selbst jenen, die durch ein traditionelles System verwaltet werden und niemals unter den Robert Nault, Minister of Indian Affairs House of Commons, Parliament Buildings Ottawa, ONT, Canada K1A 0A6 Mu ste rbr ief Dear Sir, I am sending this letter to state my rejection of the Canadian government’s most recent attempt to terminate the inherent rights of the Indigenous Peoples in Canada through the First Nations Governance Act (Bill C-7) currently before the Standing Committee, as well as the First Nations Institutions Act and the Specific Claims Resolution Act. Despite the claims by the Indian Affairs Ministry that this suite of legislation is supported by grassroots Indigenous People, I vehemently oppose this legislation and support the strong rejection of the bills that was stated by the vast majority of the Indigenous Peoples in Canada. This legislation ignores the inherent rights of Self-Determination of the Indigenous Peoples and violates numerous international agreements. I urge you to stop these bills and recognize the Aboriginal Rights. Sincerely Indian Act fielen, eine wirtschaftliche und politische Struktur übergestülpt werden, die lediglich kommunalen Befugnissen gleicht. Verstoß gegen internationale Abkommen Neben den inhaltlichen Vorgaben protestieren die Indigenen vor allem gegen die Vorgehensweise der Regierung, die einseitig dieses Gesetz auf den Weg gebracht hat, ohne jemals zuvor die betroffenen Indianer zu konsultieren. Bereits 1997 forderte das UN-Komitee zur Abschaffung aller Rassendiskriminierung in seinem Bericht die Staaten auf, „sicherzustellen, dass die indigenen Völker gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben erhalten sollen und keinerlei Maßnahme, welche ihre Rechte direkt betrifft, ergriffen werden soll ohne die volle und informierte Zustimmung der betroffenen Indigenen“. Die Prinzipien der Teilhabe und informierter Zustimmung finden sich auch in internationalen Abkommen: den beiden Internationalen Pakten, dem Pakt über wirtschaftliche und soziale Rechte sowie dem Pakt über politische und bürgerliche Rechte, ebenso wie in der ILO Konvention 169, aber auch dem Entwurf der UN-Deklaration der Indigenen Rechte (Draft Declaration), der seit einem Jahrzehnt in den Gremien verhandelt wird, und dem Entwurf der Amerikanischen Deklaration der Indigenen Rechte der OAS sowie schließlich der – auch für Kanada verbindlichen – Biodiversitätskonvention. So heißt es in Artikel 20 der Draft Declaration: „Indigene Völker haben das Recht, auf völlige Teilhabe durch Verfahren, die von ihnen bestimmt werden, an den gesetzlichen oder administrativen Maßnahmen, welche sie betreffen könnten“. „Die Staaten“, so Artikel 21, „sollen die freie und informierte Zustimmung der Völker einholen, bevor sie Maßnahmen ergreifen, welche diese betreffen.“ Ab in den Papierkorb! Nichts von diesen Rechten findet sich jedoch im Gesetzgebungsprozess zum FNGA. Alex Neve, Generalsekretär von Amnesty International Canada, hat sich einem Schreiben vom 05. Juni an den Indianerminister Nault sehr besorgt geäußert, „dass die Regierung gegen den erklärten Willen der Indianer das Gesetzgebungsverfahren durchzieht“, ohne die Betroffenen zu involvieren. AFN-Chief Coon-Come formuliert seine Haltung weniger diplomatisch: „Das Gesetz gehört auf den Müllhaufen der Apartheid“, erklärte er in einem Interview gegenüber dem Sender CBKT-TV. Damit nun das Papier tatsächlich möglichst rasch auf dem Müllhaufen landet, haben uns die Indigenen gebeten, ihren Protest mit Brief- und Email-Kampagnen zu unterstützen. Ein Briefvorschlag findet sich im Kasten. Email-Adressen siehe Homepage des kanadischen Parlaments: www.parl.gc.ca Monika Seiller Photo: UBCIC 8 COYOTE 2/03 Grassy Narrows Wir geben niemals auf! Blockade der Grassy Narrows in Ontario geht weiter Am 03.12.2002 errichteten die Anishinaabe von Grassy Narrows eine Blockade, um gegen den Kahlschlag auf ihrem traditionellen Territorium zu protestieren (vgl. Coyote 1/03). Was als kleine Aktion einer entschlossenen Gruppe begann, hat inzwischen nationale Aufmerksamkeit und Unterstützung erfahren. Die rund 800 Grassy Narrows leben in einem kleinen Reservat von nur 40 km² rund 80 km nordöstlich von Kenora. Ihr traditionelles Nutzungsland umfasst jedoch rund 6.500 km² und ist durch die Abholzung von Abitibi Consolidated und Weyerhaeuser in seiner Existenz bedroht. Die Grassy Narrows, die in der Vergangenheit bereits Elend, Umsiedlung und Verseuchung durch Papiermühlen erleiden mussten, erklärten: Es reicht! Landesweite Solidarität Rund 30 Indianer, vor allem Jugendliche, errichteten daher Anfang Dezember eine Blockade an einer Seitenstraße des Highway 671, um die Holzlaster zu stoppen und den weiteren Kahlschlag zu verhindern. Bereits im Januar wurde ein Rundhaus errichtet, und im April wurden ihnen zwei Trailer als Bleibe zur Verfügung gestellt. Die Blockade ist auch ein halbes Jahr später täglich mit 15 bis 40 Personen besetzt. Inzwischen erreichten die Grassy Narrows Solidaritätsbotschaften aus dem ganzen Land – von anderen indianischen Nationen ebenso wie von Menschenrechtsgruppen und Umweltschützern. An zahlreichen anderen Orten wurde Solidaritätsblockaden errichtet. Die Aktion sorgt für Schlagzeilen und beherrscht mittlerweile die Medien. Großes Aufsehen erregte der Besuch eines Filmteams Anfang April, dessen Beitrag im Fernsehen auch die weißen Kanadier zur Unterstützung der Indianer bewegte. Schikanen der Regierung Nervös reagiert unterdessen die kanadische Regierung und versucht mit Schikanen die Aktionen zu behindern. Als sich zu einer großen Demonstration am 15. Mai rund 1.500 Teilnehmer in Kenora zusammenfanden, beschlagnahmte die Gesundheitsbehörde das vorbereitete Essen, obwohl es sich um traditionelle Nahrung wie Bannock oder Elchfleisch handelte. Auch Indianerminister Nault reagiert reichlich unwirsch, wenn er auf das Thema angesprochen wird. Er sei überhaupt nicht zu Verhandlungen mit den Grassy Narrows bereit, da die Angelegenheit nicht in seine Zuständigkeit falle, die Indianer sollten sich an das Ministerium COYOTE 2/03 für natürliche Ressourcen wenden. Kein Wunder, dass der Minister abblockt, denn es geht um die grundsätzliche Frage indianischen Landrechts und dies fällt in seine Zuständigkeit. Doch die kanadische Regierung verweigert sich ernsthaften Verhandlungen und versucht deren Rechte mit allen Mitteln zu unterminieren, wie nicht zuletzt der neue „First Nations Governance Act“ (siehe Artikel S. 7) belegt. Besonders ungelegen kam der Regierung der Besuch des UN-Special Rapporteurs Rodolfo Stavenhagen, der im Mai die Grassy Narrows direkt an der Blockade aufsuchte und sich tief bestürzt über die Lebensbedingungen der Indianer in Kanada zeigte. Umweltstudie vorgelegt Die Grassy Narrows machen sich nicht nur Sorgen über den Kahlschlag der Wälder, sondern die Zerstörung der Natur und der eigenen Gesundheit durch die umweltschädlichen Papiermühlen. Sie selbst leben stromabwärts einer Papiermühle, die vom Giganten Weyerhaeuser betrieben wird. Die Grassy Narrows Environmental Group präsentierte am 22. April eine vorläufige Studie über die Belastung der Nahrungsmittel mit Schwermetallen (Quecksilber, Blei, Kadmium oder Arsen), welche beim Betrieb der Papiermühlen zum Einsatz kommen. Die Studie wurde im Jahr 2001 von der Anishinaabe-Wissenschaftlerin Leanne Simpson begonnen, die nun die ersten Ergebnisse vorlegen konnte. Anhand von rund 30 Proben an Wild und Fisch zeigte sich eine Belastung, die in manchen Fällen das 20fache der Grenzwerte aufwies, welche durch die Weltgesundheitsorganisation festgelegt wurden. Die teuren Analysen konnten nur durch die finanzielle Unterstützung in Höhe von $ 25.000 von seiten der Chiefs of Ontario und Health Canada ermöglicht werden. Kampf um die Zukunft „Wir können die Grassy Narrows in ihrem Kampf um ihr Land nicht allein lassen, denn es ist unser gemeinsamer Kampf um die Zukunft der Menschheit, die hier auf dem Spiel steht. Wir müssen daher zusammenhalten“, erklärte ein Teilnehmer des Christian Peace Team, welches als Beobachter an der Blockade präsent ist und vor allem Anti-Gewalt-Trainings durchführt. Am 04.06. wurde eine zweite Blockade entlang der Segise Road errichtet. Auch hier waren die Jugendlichen stark beteilgt. „Es sind vor allem die Jugendlichen, welche die Blockade begannen“, erklärte die Sprecherin der Grassy Narrows, Judy DaSilva, „Frauen und Jugendliche haben die Hauptarbeit geleistet.“ Die Jugendlichen organisierten auch eine Umweltkonferenz an der zweiten Blockade, welche vom 23. bis 26. Juni stattfand. Die über 50 Teilnehmer kamen aus dem ganzen Land. Selbst aus Kahnawake, Quebec, waren Jugendliche angereist, um ihre Solidarität zu zeigen. Den Abschluss der Konferenz bildete ein zweitägiges Pow Wow, u.a. mit der Hip-Hop Band „War Party“. Gemeinsam für das Land Auch die erwachsenen Vertreter waren nicht untätig und die Treaty #3 versammelte ihre 25 Chiefs zu einer Konferenz Mitte Juni an der Blockade, um weitere Strategien zu besprechen. Abitibi erklärte unterdessen, eine Einigung müsste mit allen 14 Nationen der Treaty # 3 erfolgen, obgleich nur drei direkt betroffen sind: Whitedog, Wabauskang und Grassy Narrows. Die Regionen der anderen Nationen, die sich alle solidarisch mit den Grassy Narrows erklärten, wurden bereits kahlgeschlagen. Während die erste Blockade am Slant Lake weitere Transporte verhindern konnte, findet derzeit Abholzung am Stewart Lake, 20 km von den Grassy Narrows entfernt, statt. Die Indianer sind dennoch entschlossen, ihren Kampf und die Blockaden fortzusetzen. „Wir werden keinen Zentimeter unseres Landes opfern“, verkündete Chief Simon Fobister, „noch werden wir unsere Vertragsrechte aufgeben – niemals! Sie können uns ins Gefängnis stecken oder mit ihren Paragraphen verfolgen, aber wir werden niemals aufgeben!“ Monika Seiller 9 Lubicon Nachrichten aus der Provinz Alberta Lubicon-Verhandlungen im Schlussspurt Die Lubicon-Verhandlungen mit der Provinz Alberta und der kanadischen Bundesregeirung kommen weiter zügig voran. Gegenstand dieser Verhandlungsphase sind vor allem die Interessen Dritter in dem traditionellen Jagdgebiet der Lubicon und innerhalb des zukünftigen Reservats. Die Lubicon Cree wurden Mitte der achtziger Jahre von der kanadischen Erdölindustrie buchstäblich überrollt, ohne dass sie für die widerrechtliche Entnahme von Bodenschätzen, die Zerstörung ihrer Umwelt und ihrer Lebensgrundlagen entschädigt wurden. In den laufenden Verhandlungen soll mit 104 Jahren Verspätung ein Vertrag zwischen den Lubicon Cree und Kanada zustandekommen, der die anhaltenden Ungerechtigkeiten beseitigt. Verhandlungsfortschritte bis zu weitgehender Übereinstimmung wurden erzielt, was die Reservatsgröße und – lage, die Ausstattung mit Infrastruktur und die Finanzierung von Wirtschaftsprojekten anbelangt. Vorsichtig optimistisch sprechen nun auch die Vertreter der Regierungsseite von einem Vertragsabschluss noch vor Jahresende. Dies bedeutet wohl, dass die Aktivitäten der Lubicon-Unterstützer und die Interessen der Ölindustrie weiterhin einen positiven Effekt auf die Verhandlungsfähigkeit der kanadischen Regierung haben. Erfreulich ist auch der Umstand, dass die bisher bestehende Siedlung Little Buffalo dem Reservat angegliedert wird und das Reservat somit sogar noch um ein wenig größer ausfallen wird, als bisher geplant. Damit werden die Lubicon Cree Anlieger am Highway 686 und hoffen mit bandeigenen Läden, einem Münzwaschsalon und einer Tankstelle auch auf Arbeitsplätze und Einnahmen, die ihnen aus dem Umland zufließen könnten. Noch zu verhandeln sind die sogenannten „third party interests“, worunter Rechte an Bodenschätzen oder ölproduzierende Einrichtunegn im zukünftigen Lubicon-Reservat verstanden werden. Zwei Ölförderstellen sollen nach dem Willen ihrer Betreiber auch nach dem Vertragsabschluss Öl liefern. Noch ungeklärt ist jedoch, ob diese Bohrlöcher Öllagerstätten anzapfen könnten, die eigentlich den 10 Lubicon Cree gehören. Zugleich beraten die Cree-Indianer, ob sie die Verwaltung der Bodenschatzrechte ihres Reservats an Indian Oil & Gas Canada übertragen sollen. Diese Instititution untersteht der kanadischen Bundesregierung und verwaltet treuhänderisch die Bodenschatzrechte indianischer Nationen. Sie hat jedoch den Ruf, allzu willfährig gegenüber den Vorstellungen der kanadischen Ölindustrie zu agieren. Denkbar ist, dass die Lubicon Cree eine solche Übertragung nur vorübergehend vornehmen und dann eine Lubicon-Firma mit der Wahrnehmung der Rechte beauftragen, eine Notwendigkeit, da die Lubicon-Energiereserven selbst dann Begehrlichkeiten wecken, wenn das Land endgültig zum Reservat erklärt sein wird. Schwierigkeiten gibt es auch noch beim Wald- und Wildmanagement im abzutretenden Gebiet (etwa 9750 qkm). Die Lubicon wollen die Kontrolle über ihre Umwelt behalten. Obwohl bereits 1988 zwischen der Provinz Alberta und den Indianern weitgehende Übereinkunft erzielt werden konnte, muss das damalige Vertragspaket neu geschnürt werden. In den vergangenen 15 Jahren waren Provinzregierungen und Behörden eifrig darum bemüht, die Lubicon Cree als Band bzw. Gemeinde zu spalten und damit zu neutralisieren. Eine Strategie bestand darin, weitere Bands ins Leben zu rufen, z.B. die sogenannte Woodland Cree Band und teilweise auch die Loon Lake Band, die nun ihrerseits um Mitsprache bei Teilen des Lubicon-Jagdgebiets konkurrieren. Ähnliches gilt für eine große indianische Gruppe im Süden des Lubicon-Territoriums, die Whitefish Lake Band. Stellenweise mutet das Gezerre an, wie eine Erbschaftsstreitigkeit oder ein Flurbereinigungsverfahren in Mitteleuropa. Beispielsweise zog ein Angehöriger der Lubicon-Familie Whitehead nach Whitefish Lake um und behielt seine vom Vater ererbte Trapline (Fallenstellerroute) unmittelbar am Südufer des Lubicon Lake. Die Provinzbehörden vertreten nun die Ansicht, dass die Trapline nicht mehr zum traditionellen Lubicon-Territorium gehören soll. Die Absurdität ist nicht übersehbar: Ein Grundstücksverkauf oder ein Erbfall führt bei einem ausländischen Käufer oder Erben in Europa ja auch nicht dazu, dass ein Grundstück, dann dem Staat des neuen Grundstücksbesitzers zugerechnet wird. Überschattet werden die Verhandlungen vom tragischen Tod Lucius Ominayaks, dem 17-jährigen Sohn des Lubicon-Häuptlings Bernard Ominayak. Lucius Ominayak kollidierte nachts auf unbeleuchteter Straße auf seinem „Quad“ (vierrädriges Geländemotorrad) mit einem anderen Fahrzeug. Erst drei Stunden nach dem Unfall trafen Rettungsfahrzeuge ein, um die schwerverletzten Unfallopfer ins nur eine Fahrtstunde entfernte Krankenhaus nach Peace River zu bringen. Lucius Ominayak erlag unterwegs seinen schweren Verletzungen. Die Lubicon Cree füllt dieser Tod mit besonderer Bitterkeit, denn sie wissen, dass im Fall eines weißen Unfallopfers alle Möglichkeiten bis zum Hubschraubereinsatz ausgeschöpft worden wären. Aus dem Kreis des Lubicon-Verhandlungsteams verlautete jedoch, dass Chief Bernard Ominayak trotz dieser tragischen Situation auf einer Weiterführung der Verhandlungen besteht. Dionys Zink COYOTE 2/03 Western Shoshone Zwischen Bagdad und Nevada Western Shoshone im Kampf gegen Regierung und Konzerne Während Senator Reid und Abgeordneter Gibbons die Verabschiedung des Western Shoshone Verteilungsgesetzes in US-Kongress durchpauken, fehlt in Washington weiterhin jeder Wille die Landrechtsfrage gesetzlich zu regeln. Gleichzeitig drängen die Unternehmen vermehrt nach Goldabbau bei den Shoshone und die Nevada Test Site soll wieder verstärkt genutzt werden. Auch die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme des atomaren Endlagers in den Yucca Mountains gehen unvermindert weiter. Als hätten die Western Shoshone nicht schon genug Probleme, schikaniert das Bureau of Land Management die Indianer mit immer neuen Konfiszierungen der Rinder und Pferde. Doch die Western Shoshone beharren auf ihrem Recht, denn sie haben einen Vertrag über ihr Land in Nevada, das sie bis heute nutzen und schützen wollen. „Unsere größte Sorge“, so Carrie Dann, eine Symbolfigur des indianischen Widerstands, „ ist, dass sie dieses Verteilungs- und Entschädigungsgesetz durchziehen werden und damit die Landrechtsfrage vermeintlich zu ihren Gunsten abschließen wollen. Ist dies erst einmal geschehen, werden sie den Ausverkauf des Landes an die großen Unternehmen im Bergbau-, Energie- und Militärsektor vorantreiben. Unterdessen zerstören sie die Kultur der Western Shoshone, denen nicht mehr bleiben wird als zerstörtes Land, das zur freien Verfügung der Konzerne steht. Der Druck nimmt täglich zu. Wir brauchen dringend Hilfe“, appelliert Carrie an Menschenrechtler und Umweltschützer. denn sie wollen kein Geld, sie wollen die Anerkennung ihrer Landrechte und damit ihrer Lebensweise. Uneinigkeit besteht zwischen den verschiedenen Beteiligten hinsichtlich des Charakters dieser Zahlungen und ihrer Implikationen, denn die Regierungsseite legte den Beschluss der ICC so aus, als seien mit den Entschädigungsgeldern, die sich nicht einmal auf $ 20.000 pro Person belaufen, die Landrechte abgeklärt – egal ob die Indianer das Geld annehmen oder nicht. Die Shoshone weisen dies entschieden zurück, da ihr Land und ihre Rechte nicht zum Verkauf stehen. Dubiose Vorgänge Verteilungsgesetz im Kongress Die „Western Shoshone Distribution Bill“ ist Teil eines schandvollen Prozesses, der sich von der Einrichtung der Indian Claims Commission 1947 bis in unsere Tage zieht. Die US-Regierung hat schon in der Vergangenheit alle Verträge mit den indianischen Nationen gebrochen hat. Offensichtlich hat sie ihre Politik niemals geändert, nur modifiziert. Mit administrativen Mitteln arbeitet sie noch heute an der Zerstörung der indianischen Rechte. Die ICC hatte nach einem dubiosen Verfahren beschlossen, die Western Shoshone für die vergangene Nutzung ihres Landes durch Siedler, Goldgräber, Eisenbahnbau und Militär zu einen Schleuderpreis zu entschädigen. Die Western Shohone haben die Annahme des Geldes, das auf einem Sonderkonto lagert, zurecht verweigert, COYOTE 2/03 Im Mai 2001 hatte daraufhin der republikanische Senator Harry Reid aus Nevada das Gesetz S. 958 im Senat eingebracht, konnte sich aber nicht durchsetzen. Nun geistert das Gesetz als S. 618 immer noch durch die Se- natssitzungen und Reid scheint wild entschlossen, diesmal das Gesetz zum Abschluss zu bringen, das nun als „Distribution Bill“ verhandelt wird. Erneut soll durch einmalige Zahlung eines Entschädigungsgelds - in Höhe von $ 138 Mio.- das Thema endgültig geschlossen werden. Eine ähnliche Eingabe erfolgte im Februar im Abgeordnetenhaus durch Jim Gibbons, ebenfalls Republikaner aus Nevada. Das Gesetz H.B. 884 wurde am 18. Juni durch den zuständigen Ausschuss, das House Committee on Resources, in Washington debattiert. Ein Problem dieser Anhörungen ist, dass die Western Shoshone wiederholt direkt oder indirekt an der Teilnahme gehindert wurden. Auch diesmal wurden nur drei Zeugen der Western Shoshone zugelassen: Zwei davon sind Te-Moak Chairman Felix Ike und Laura Pfiffero, die sich beide durch ein willkürliches und gesetzeswidriges Referendum, im Juni 2002, welches die Annahme der Entschädigungszahlungen beschloss, als Handlanger der Regierung entpuppt und damit für ernsthafte Verhandlungen disqualifiziert haben. Der dritte Zeuge ist Raymond Yowell, Chief des Western Shoshone National Council, der die deutliche Mehrheitsmeinung der Western Shoshone vertritt und kategorisch jeden Ausverkauf der eigenen Rechte zurückweist. Senator Reid hatte das Verteilungsgesetz unter dem scheinheiligen Vorwand eingebracht, es gehe ihm um die Verbesserung der indianischen Lebensum11 Western Shoshone stände und den Kampf gegen die Armut im Reservat, welche durch die Zahlungen gelindert werden könnte. Doch Anfang Juni veröffentlichte die Associated Press einen Artikel, der belegt, dass Reid selbst Land in Nevada besitzt, welches ihm bei Verpachtung an Bergbauunternehmen bis zu $ 1,6 Mio. einbringen könnte – vorausgesetzt die Landfrage der Western Shoshone sei geklärt. Mangelnde Rechtsbasis Ein ungültiges Referendum und der Eigennutz des Senators schließen jedoch noch nicht die Liste der dubiosen Umstände des Gesetzes. Im Januar 2003 veröffentlichte das Indigenous Law Institute einen Bericht, der das gesamte System der abschließenden Entscheidung der ICC wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen lässt: Entgegen der eigenen Verfahrenbestimmungen hatte die ICC niemals dem Kongress den erforderlichen und beauftragten Abschlussbericht vorgelegt. Dieser ist jedoch Vorbedingung zum Abschluss des Verfahrens, das aufgrund des fehlenden Reports nicht rechtskräftig ist. Diese juristische Beurteilung durch das Indigenous Law Institute wurde vom Berufungsgericht, dem 9th Circuit Court of Appeals, ebenso bestätigt wie vom Obersten Gerichtshof der USA. Von offizieller Seite erfolgte bislang noch keine Stellungnahme zu diesem Vorgang, der das ganze Verfahren nochmals aufrollen könnte. Aus dem Büro des Abgeordneten Gibbons, der das Gesetz schließlich im Abgeordnetenhaus einbrachte, war jedoch zu vernehmen, dass man sich mit solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten wolle. Wenn das Gesetz verabschiedet und von Präsidenten unterzeichnet sei, so die irrige Antwort, interessiere alles Vorherige nicht mehr. neut Konfiszierungen ihres Viehbestands. Seit letzten September hat sich das Bureau of Land Management (BLM), das für die Verwaltung öffentlichen Landes zuständig ist, verstärkt des Mittels der Konfiszierungen bedient, um die Shoshone unter Druck zu setzen. Das BLM beharrt auf der Position, es handle sich nicht um indianisches, sondern öffentliches Land, für das die Shoshone Weidegebühren für ihre Rinder und Pferde entrichten müssen. Das sich die Shoshone natürlich weigern, für ihr vertragsmäßiges Land auch noch Gebühren zu zahlen, verhängt das BLM die Konfiszierungen. Auch diesmal ist wieder Chief Raymond Yowell selbst betroffen. Seltsam nur, dass die Konfiszierungsbescheide ausgerechnet immer dann erfolgen, wenn Chief Yowell – wie zuvor im März und September letzten Jahres - gerade im Begriff ist, zu den Anhörungen nach Washington zu reisen. Terror gegen Shoshone Lockruf des Goldes Während am 18. Juni das GibbonsGesetz in Washington diskutiert wurde, drohten den Western Shoshone er- 12 Am 30. April fand die Jahreshauptversammlung von Placer Dome, dem fünftgrößten Goldkonzern der Welt, in Toronto statt, bei der Vertreter der Umweltorganisation MiningWatch Canada einen offenen Brief der Western Shoshone übermittelten. Seit Jahren wehren sich die Shoshone gegen den zerstörerischen Goldabbau auf ihrem Land, doch nun will Placer Dome eine weitere Goldmine eröffnen. Ausgerechnet auf dem Mt. Tenabo will das Placer Dome/Cortez Joint Venture im Tagebau Gold schürfen, obwohl der Berg für die Indianer nicht nur eine Quelle für Pflanzen und Heilkräuter darstellt, sondern vor allem einen hohen spirituellen Rang besitzt. Doch die Goldgier des Unternehmens kennt keine Grenzen, denn Placer Dome, das bereits zahlreiche Goldminen auf dem Land der Indianer betreibt, schätzt allein die neuen Goldfunde in Crescent Valley auf rund 4,5 Mio. Unzen mit einem Wert von ca. $ 150 je Unze. Die Rechte der Indianer sind dem Unternehmen keinen Cent wert. „All dies ereignet sich nicht vor hundert Jahren, sondern heute. Im letzten Jahr mussten wir erleben, wie die Regierung unsere Überlebensgrundlage raubt, während gleichzeitig die großen Konzerne die Vergewaltigung und Zerstörung unserer Mutter Erde intensivieren. Warum werden unser heiliges Land und unsere indigenen Rechte beiseite geschoben, um dem allmächtigen Dollar zu huldigen“, fragt Carrie Dann. „Wie viel mehr Geld wollen sie denn noch? Dabei geht es nicht allein um die Western Shoshone, es betrifft alle Menschen und Lebewesen.“ Nevada im Kampf gegen den Terror Die Regierung Bush, die sich bekanntermaßen dem Kampf gegen den Terror an allen Fronten verschrieben hat, schreckt in ihrer Entschlusskraft vor keinen Maßnahmen zurück. Seit dem Ende des Kalten Kriegs ha- COYOTE 2/03 Western Shoshone ben die USA keine neuen Atomwaffen entwickelt, doch dieses Versäumnis will die Regierung nun nachholen. Ein Gesetz zum Bau kleinerer Atomwaffen - sogenannter Bunkerbomben - wurde scon eingebracht. Aufgrund der Weiterentwicklung besitzen sie jedoch die sechsfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe besitzen. Insgesamt sind für die Entwicklung neuer Waffensysteme für die nächsten fünf Jahre rund $ 2 Mrd. angesetzt. Ohnehin ist man in Washington derzeit nicht besonders knauserig, wenn es um den Schutz der Nation geht. Denn mit den Bomben allein ist es nicht getan, sie müssen schließlich auch getestet werden. Allein mit $ 25 Mio. soll die Nevada Test Site, bekanntlich auf dem Land der Western Shoshone, auf den neuesten Stand gebracht werden, da seit 1992 keine Tests mehr stattfanden. Bei Amtsübernahme erklärte Präsident Bush noch, man hege keine Pläne, das Moratorium aufzuheben, doch nun heißt es plötzlich aus dem Verteidigungsministerium, man müsse für alle Eventualitäten gerüstet sein – Atombomben auf Osama? Der Meinungsumschwung deutete sich bereits mit der Veröffentlichung der PentagonStudie „Nuclear Posture Review“ im Januar dieses Jahres an, das Nuklearwaffen nicht nur als Abschreckung gegen andere Atommächte versteht, sondern als effektives Mittel eines „preemptive strike“. Übersetzt heißt das: zuerst bomben schadet nie! Bechtel im Profit Wie gut, dass die Regierung hierfür die richtigen Partner hat. Der Bechtel-Konzern, der sich gerade über Aufträge zum Wiederaufbau des Iraks in Höhe von $ 680 Mio. freuen durfte. Gute Verbindungen zu Vizepräsident Dick Cheney oder dem ehemaligen Außenminister unter Ronald Reagan, George Schulz, der nun im Direktorium des Konzerns sitzt, sind eben recht hilfreich. Bechtel betreibt nicht nur die Nevada Test Site, sondern auch das atomare Endlager in den Yucca Mountains. Zudem unterhält das Unternehmen ein Anti-Terrorprogramm in der – nach Firmenaussagen – menschenleeren Region. Auf der Firmenhomepage brüstet man COYOTE 2/03 einen saudiarabischen Auftrag, beeinträchtigt die gute Zusammenarbeit nicht. sich mit der vorausschauenden Geschäftspolitik: „Schon, bevor der 11. September das Augenmerk auf die nationale Sicherheit richtete, wandte sich die Operation der Nevada Test Site dem Ziel der Terrorbekämpfung zu. Im Auftrag des Energieministeriums organisiert Bechtel Nevada Notfallprogramme und Anti-Terroreinsätze. Zudem werden in Laboratorien spezielle Maßnahmen zum Schutz gegen luftgestützte Angriffe entwickelt, zu deren Erweiterung sich Bechtel und die Nationale Atomsicherheitsbehörde auf ein „Nationales Anti-Terrorzentrum“ geeinigt haben. Enge Kooperation pflegt der Konzern in Nevada übrigens mit so bekannten Unternehmen wie Lockheed Martin, dem weltgrößten Rüstungskonzern, und Johnson Control, welches Atomreaktoren in den USA und Großbritannien betreibt. Die Western Shoshone sind nicht die einzigen Indianer, die unter der eifrigen Geschäftstätigkeit des Konzerns zu leiden haben, denn Bechtel war u.a. am James Bay Project beteiligt, das weite Regionen des Landes der Cree in Quebec überflutete, unterhält zudem in Kanada ein Nickel- und Kupferunternehmen, eine Pipeline in Mexiko, eine Aluminiumschmelze in Australien und hat seine Finger in allen dreckigen Geschäften der Welt. In der Firmenbroschüre klingt das freilich anders: „Die Menschen werden stolz sein, für uns zu arbeiten. Sie werden uns als verantwortungsbewussten Partner erleben. Wir integrieren globale und lokale Perspektiven, fördern ein gesundes Management der Ressourcen und leisten unseren Beitrag zu einer besseren Lebensqualität – wir planen und handeln für die Zukunft.“ ...für die Zukunft Das 1898 gegründete Unternehmen, das noch heute von Riley Bechtel, einem Enkel des Firmengründers geleitet wird, war am Bau des Hoover Damms beteiligt, ist involviert in den Atomanlagen von Hanford und Los Alamos, wo Bechtel bereits in den 40er Jahren am Manhattan Project mitwirkte. Mit rund 47.000 Angestellten erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2002 $ 12,7 Mrd., wovon es gerne kleinere Anteile an Politiker oder Parteien abgibt, weshalb Bechtel zu den Hauptspendern der Republikaner im Bushwahlkampf gehörte. Dass selbst verschiedene amerikanische Regierungen schon gezwungen waren, die rüden Geschäftspraktiken zu rügen, wie etwa schwarze Listen der Konkurrenten im Wettbewerb um Spiritual Elder Corbin Harney (oben im Bild) von den Western Shoshone macht sich indessen große Sorgen um die Zukunft seines Volkes: „Wir wollen kein Geld, wir haben die Zahlungen immer abgelehnt. Wir werden uns weiterhin gegen den Ausverkauf des Landes wehren, was können wir anderes tun? Es geht hier um unsere Kinder. Welche Zukunft sollen wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen?“ Monika Seiller 13 Irakkrieg Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer Das Verhältnis der Indianer zum amerikanischen Militär ist eher zwiespältig. Arbeitsplätze, die ihnen anderswo verweigert werden bewirken eine positive Einstellung. Viele empfinden die Verteidigung der USA auch als Verteidigung ihres eigenen Landes – Indianer haben in den Weltkriegen oder auch Vietnam gekämpft. Andererseits werden sie als Soldaten Teil eines imperialistischen Systems, das zu ihrer eigenen Unterdrückung und Entrechtung führte. Noch schwieriger wird das Verhältnis in einem Krieg wie gegen den Irak, der weder der eigenen Landesverteidigung dient noch auf völkerrechtlicher Basis steht, sondern lediglich den Hegemonialinteressen der Bush-Regierung folgt. Der Situation der Indianer gilt kein vorrangiges Interesse der gegenwärtigen Administration in Washington. 14 Im Gegenteil, die Regierung verfolgt eine rigorose Wirtschafts- und Energiepolitik, die nicht nur für die künftige atomare Endlagerung in Yucca Mountains verantwortlich zeichnet, sondern auch für den Ausverkauf Alaskas an Ölgesellschaften. Selbst die Ausbildungs- und Gesundheitsprogramme wurden unter Bush drastisch gekürzt. Umso bemerkenswerter ist es daher, wenn sich die First Lady, Laura Bush, persönlich auf den Weg zu den Indianern ins Reservat begibt. Grund dieser Reise ist aber keinesfalls die Sorge um das allgemeine Wohlergehen der Ureinwohner, sondern Kriegspropaganda. Am 23. März 2003 wurde Lori Piestewa, eine Hopi aus Tuba City, Arizona, bei Kämpfen im Irak getötet. Derzeit dienen rund 1500 Indianer in der amerikanischen Armee, darunter 56 Hopi, von denen die Mehrheit augenblicklich im Irak stationiert ist. Laura Bush reiste daraufhin persönlich zur Familie, um ihre Kondolenz auszusprechen. Doch damit nicht genug der Ehrung, denn Arizonas Gouverneur brachte im Schnelldurchlauf ein Gesetz durch, mit dem Piestewa geehrt werden soll: der Squaw Peak Mountain und der Squaw Peak Parkway wurden in Piestewa Peak und Piestewa Freeway umbenannt. Normalerweise beträgt die Dauer des Verfahrens zur Umbenennung mindestens fünf Jahre, doch sollte die Bürokratie der Ehrung nicht im Wege stehen. Ihren zwei Kindern wird die Ehrung kaum die Mutter ersetzen, und die Öffentlichkeit wird sich schnell anderen Schlagzeilen widmen – oder einem Film. Piestewa war just gefallen, als sie mit Jessica Lynch im Einsatz war, deren Gefangennahme und Befreiung tagelang das beherrschende Thema der amerikanischen Boulevardpresse war. Nun soll – ungeachtet der ungeklärten Umstände der Konfrontation – deren Schicksal als Buch erscheinen und demnächst von Hollywood vermarktet werden. Vielleicht findet sich dann ja auch eine Nebenrolle einer Indianerin im patriotischen Einsatz als rührseliges Beiwerk. Monika Seiller Jessica Lynch und Lori Piestewa COYOTE 2/03 Lewis & Clark Kein Grund zum Feiern Forscher, Touristen und Müllplatz auf Indianerland Die Vereinigten Staaten von Amerika seien dazu bestimmt, das Reich der Freiheit zu vergrößern, verkündete Präsident Thomas Jefferson (1800 – 1808) im Zuge des Erwerbs von Louisiana 1803, mit dem die USA ihr Staatsgebiet verdoppelten. Zur Bestärkung dieses Manifest Destiny schickte er noch im gleichen Jahr die beiden Forscher Meriwether Lewis und William Clark auf Erkundungsreise in Amerikas Westen. Der Verweis auf die als „Lewis und Clark Expedition“ bekannte Unternehmung fehlt heute in keinem Reisführer über den Westen der USA und hat sich zu einem Touristenmagneten entwickelt, der nun anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Forschungsreise neuen Schwung erhalten soll. Lewis und Clark waren in St. Louis mit einem 50 Mann starken „Corps of Discovery“ Richtung Pazifik aufgebrochen, wobei sie auf ihrer Route entlang des Missouri River und Columbia River Dutzenden indianischen Stämmen, u.a. Cheyenne, Lakota, Nez Perce, Blackfeet, Spokane, Cayuse, begegneten. Begleitet wurden sie von der Shoshone-Indianerin Sacajawea, die als Vermittlerin und Dolmetscherin diente. Den bitteren Winter an der Mündung des Columbia River überlebte die erschöpfte Expeditionsgruppe nur durch die Hilfe der Chinook im heutigen Bundesstaat Washington, die ihre Hilfsbereitschaft mit ihrer offiziellen Auslöschung bezahlen mussten, denn sie kämpfen immer noch um ihre bürokratische Anerkennung als indianische Nation, welche ihnen die Bush-Administration verweigert. Undank der Nation „Es wäre ein bitterer Scherz, wenn ausgerechnet der Stamm, welcher Lewis und Clark durch die letzten Monate half, nicht anerkannt würde, während wir die 200-Jahr-Feier eben jener Expedition begehen“, argumentiert der demokratische Abgeordnete Brian Baird, der einen Gesetzesentwurf zur offiziellen Anerkennung des Stammes im Kongress einbringen COYOTE 2/03 Lewis & Clark Expedition 1803 - 1806 will. Präsident Bush hatte den Juni 2003 zum Feiermonat für das „Lewis & Clark Bicentennial“ erklärt und Stammesregierungen und Provinzbehörden zur Mitwirkung aufgefordert. Vertreter der Chinook wurden sogar ins Weiße Haus eingeladen, um sie zur Mitwirkung an den Feierlichkeiten zu bewegen, doch kaum waren die Indianer abgereist, erklärte Bush wenige Tage später den Stamm als ausgelöscht. Sein Handlanger im Innenministerium, der damalige BIA-Chef Neal McCaleb, verfügte, dass die Chinook die Kriterien zur Anerkennung als indianische Nation nicht erfüllten. Diese verlangen u.a., dass die betreffende Gruppe eine eigene kontinuierliche Einheit als Indianer seit 1900 aufweisen muss, eine eigenständige Gruppe mit Mitgliedern bilden, die Nachfahren eines indianischen Stammes sind und eine autonome politische Gemeinschaft verkörpern. Zudem muss die Gruppe nachweisen, dass sie oder ihre Mitglieder zu keinem indianischen Stamm gehören, der vom Kongress aufgelöst wurde. Wechselspiel der Behörden Die Entscheidung Washingtons beraubte die Chinook ihres Status als indianische Nation, für den sie zwei Jahrzehnte lang gekämpft hatten und den sie in den letzten Stunden der Clinton-Administration im Januar 2001 noch erhalten hatten. Für die rund 2000 Chinook, die noch heute in ihrem traditionellen Gebiet am Columbia River leben und ihre Kultur aufrecht erhalten, bedeutet die jetzige Entscheidung einen herben Rückschlag, denn mit der Aberkennung ihres Status verlieren sie sämtliche bundesstaatlichen Fördermittel und Sozialhilfen, auf die sie als indianischer Stamm gesetzmäßigen Anspruch haben. Doch die Willkür der Bundesregierungen ist ihnen nicht fremd. Die Chinook, nach denen ein Fluss, eine Stadt, ein Wind und auch die größte Lachsart benannt sind sowie ein Helikopter, der derzeit im Irak eingesetzt wird, kennen die Wechselläufe der Politik zur Genüge, seit sie 1851 den ersten Vertrag mit den USA schlossen. Einen weiteren Vertrag 1855 lehnten sie ab, da dieser die Umsiedlung der meisten Stammesmitglieder bedeutet hätte. Der US-Senat stimmte folglich der Anerkennung der Chinook niemals zu. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts konnten die Chinook zunächst ihre Anerkennung beim Supreme Court durchsetzen, verloren jedoch diese in 50er Jahren auf Betreiben des BIA. Eine Rolle spielte dabei, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ihnen Land innerhalb der holzreichen Quinault Reservation zugewiesen hatte. 1979 ergriffen die Chinook erneut die Initiative und beantragten ihre Anerkennung durch die Bundesregierung. Seitdem, so Stammesratsvorsitzender Gary Johns, hätten die Anwälte des 15 Lewis & Clark Stamms über 3.000 historische Dokumente vorgelegt, welche ihre „government-to-government“-Beziehung zu den USA und die Erfüllung der Anerkennungskriterien Punkt für Punkt beweisen. Inzwischen erklärten auch zahlreiche Kongressmitglieder ihre Unterstützung für die Forderungen der Chinook. Grabstätten bedroht Die Chinook sind jedoch nicht die einzigen, denen die 200-Jahr-Feier die Wutesröte ins Gesicht treibt. Auch die Lakota im Bundesstaat South Dakota haben guten Grund das Jubiläum zu verwünschen. Der Bundesstaat will das Ereignis gewinnträchtig touristisch ausschlachten und hat begonnen das Gebiet um die „North Point Recreational Area“ weiter für den Tourismus auszubauen. Das Gebiet am Missouri River weist jedoch zahlreiche Grabstätten der Pawnee, Kiowa, Ponca, Lakota und anderer Stämme auf, über welche die Behörden durch die Yankton Sioux umfangreich und frühzeitig informiert wurden. Ausgerechnet auf diesen Grabstätten soll nun jedoch eine Deponie für den touristischen Müll der Ferienanlage errichtet werden. Die Ausbauarbeiten begannen bereits letztes Frühjahr und förderten zahlreiche Knochenfunde und Grabgaben zutage, woraufhin die Sioux im März dieses Jahres einen ge- richtlichen Baustopp erwirken konnten, der jedoch im Mai in höherer Instanz wieder aufgehoben wurde. Die Lakota beriefen daraufhin eine Versammlung der betroffenen indianischen Stämme am 15. Mai in Rapid City, South Dakota, ein und errichteten ein Protestcamp vor Ort. Die Indianer verlangen nicht nur von der Regierung des Staats South Dakota einen sofortigen Baustopp zur Rettung der Überreste ihrer Vorfahren und unzähliger Kultgegenstände, sondern forderten auch das U.S. Army Corps of Engineers, welches das Gebiet dem Staat überlassen hat, auf, sich seiner Verantwortung zu stellen, denn das Corps ist für die Einhaltung des „Native American Graves Protection and Repatriation Act“ zum Schutz der Grabstätten zuständig. Die Versammlung der indianischen Stämme erarbeitete einen Abkommensentwurf, der vor allem auch die Konsultation der Stämme beinhaltet. Doch die Aussichten, eine Einigung zu erzielen, sind gering. Bereits 1947 überschwemmte ein Staudamm zur Wasserkraftgewinnung am Missouri River weite Grabstätten, ohne die Interessen der Indianer zu berücksichtigen. Der Damm produziert seitdem jährlich Energieeinnahmen von $ 170 Millionen, die Ausgaben des Corps zum Schutz kultureller Stätten beliefen sich seitdem nur auf $ 1,9 Mio. Blockade gegen Entweihung Faith Spotted Eagle vom Verhandlungsteam des Yankton Sioux Tribe, warnte die Behörden, dass die Wut der Indianer täglich wachse, man lasse sich nicht weiterhin entrechten. Am 13. Mai wurde sie, nachdem sie einen Bulldozer an der Grabung blockiert hatte, wegen Unbefugten Zutritts und Missachtung des Gerichts verurteilt. Ebenfalls verurteilt wurde Frank Sanchez, der vor Gericht schlicht erklärte, „es geht nicht um Wut, es geht um unser Überleben“. Der Boykottaufruf der Indianer, Touristen sollten South Dakota meiden, zeigte inzwischen Wirkung. Der Gouverneur des Staates, Mike Rounds, sah sich aufgrund zahlreicher Proteste genötigt, eine Stellungnahme ins Internet zu stellen, in der er die Anschuldigen zurückweist. South Dakota habe alles getan, um die Interessen der Indianer zu berücksichtigen und man stehe im Konsultationsprozess. Indianische Sprecher geben sich jedoch mit der Propaganda des Gouverneurs nicht zufrieden, einige Fakten seien falsch wiedergegeben und man wolle keine schönen Worte, sondern Taten sehen. Weiterer Protest ist daher dringend nötig! Monika Seiller Protest gegen die Zerstörung der indianischen Grabstätten an Secretary John Calvin South Dakota Department of Tourism and State Development Capitol Lake Plaza 711 East Wells Avenue Pierre, SD 57501-5070 Unterstützung für die Anerkennung der Chinook: Rep. Brian Baird (D-WA) House of Representatives Congress of the Untied States Washington, DC Protest der Lakota vor Ort 16 COYOTE 2/03 Sun Peaks Ausgesperrt aus dem eigenen Land Bewährungsstrafe und Zutrittsverbot für vier Secwepemc-Frauen Der Widerstand der Secwepemc gegen den Ausbau des Skiortes Sun Peaks in British Columbia geht trotz einiger Rückschläge ungebrochen weiter. Mitte Mai erreichte uns die freudige Nachricht, dass die Anklage gegen Beverley Manuel aufgehoben und sie vom Vorwurf des Widerstands gegen die Staatsgewalt freigesprochen wurde, zugleich trübte sich unsere Freude am 20. Juni 2003, denn sowohl Janice Billy als auch die 76jährige Irene Billy, Elizabeth Ann Clemah und Sheila Ignace wurden vom Provincial Court of British Columbia in Kamloops wegen einer Straßenblockade zu einem Jahr Bewährung verurteilt und dürfen sich Sun Peaks nicht unter 100 Meter nähern. Sun Peaks in der kanadischen Pazifikprovinz British Columbia ist ein Beispiel für den kolonialen Hochmut und die zerstörerischen Tendenzen einer gnadenlosen Wirtschaftsgier. Der Ort liegt innerhalb eines Gebietes, das den Secwepemc, auch als Shuswap bezeichnet, 1862 vom damaligen Gouverneur Douglas zugesichert wurde. Wohlgemerkt haben die Secwepemc weder ihre Landrechte aufgeben noch in einem Vertrag abgetreten. Seit Urzeiten leben die Secwepemc, die sich aus 17 Gruppen zusammensetzen, in diesem Gebiet, das ihnen mehr bedeutet als nur ein Stück Land, denn es ist Teil ihres kulturellen Lebens, ihrer Identität als indianisches Volk. This land is not for sale! 1982 verkaufte BCAL, eine staatliches Unternehmen zur Landvermarktung die Region, welche die Regierung von British Columbia ohne ausreichende Rechtsbasis als öffentliches Land betrachtete, an den japanischen Konzern Nippon Cable, der hier nicht nur ein umfangreiches Skigebiet errichten, sondern auch Immobiliengewinne einstreichen wollte. 24.000 Betten sollen in dieser neuen Freizeitanlage entstehen – ein herber Schlag nicht nur für die Indianer, sondern auch vor allem für das empfindliche Ökosystem. Die Secwepemc wehren sich seit Jahren gegen diese Zerstörung ihres Landes und gewannen Solidarität weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Sie errichten ein Widerstandscamp am Eingang von Sun Peaks, das Skwelkwek’welk Protection Centre, das auch Nicole Manuel ein Heim für sich und ihre beiden Kinder bot. Doch ausgerechnet am Internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezem- COYOTE 2/03 ber 2001, wurde die Hütte von der RCMP niedergerissen. Doch nicht nur Nicole und ihre Mutter Beverley leisten Widerstand, auch Nicoles Schwester Amanda. Gegen sie lag ein Haftbefehl wegen Teilnahme an einer Demonstration gegen Sun Peaks am 16. November 2001 vor, als die RCMP Beverleys Wagen stoppte und forderte, die vermeintliche Amanda auszuliefern. Doch Beverley hatte nur Nicole bei sich im Auto, welche die Beamten mit Amanda verwechselten. Nun entschied das Gericht, dass Beverley kein Rechtsbruch nachzuweisen sei und sie korrekt gehandelt habe. Doch die Familie Manuel ist den Gerichten nicht unbekannt, da Amanda und Nicole im Native Youth Movement engagiert sind und sich entschlossen an den Protesten gegen Sun Peaks beteiligt haben. Auch ihr Vater Arthur Manuel ist ein entschiedener Gegner des Skiresorts, der selbst auf der internationalen Bühne Unterstützung für die Rechte seines Volkes gewinnen konnte. Doch manchen war der Protest wohl zu riskant, so dass Arthur bei der letzten Wahl als Chief der Neskonlith Band nicht wieder gewählt wurde. Sein besonderes Engagement gilt auch der Interior Alliance, einem Zusammenschluß verschiedener indianischer Nationen in British Columbia. 71 Tage Haft Amanda wurde am 22. Februar 2003 schließlich von der RCMP verhaftet und von ihrem fünf Monate alten Sohn Tuweet getrennt, obwohl sie ihn noch stillen musste. Ein erster Versuch, auf Kaution frei zu kommen schlug fehl. Erst am 05. Mai gelang es ihr, auf Bewährung freizukommen und endlich wieder ihren Sohn in den Armen zu halten. Allerdings ist diese Freiheit durch Bewährungsauflagen stark eingeschränkt: Sie darf sich dem Sun Peaks Ressort nicht mehr als 10 km nähern. Amanda musste ihren Pass abgeben und darf die Provinz British Columbia nicht verlassen. Einmal wöchentlich muss sie ihrem Bewährungshelfer Bericht erstatten. Sie darf keine Tarnklamotten tragen (die derzeit in aller Welt Mode sind!). Zudem darf sie keine Maskierung tragen, besitzen oder sich in der Nähe von „maskierten“ Personen aufhalten. Amandas Widerstandswille zeigt sich jedoch ungebrochen und sie wird ihre Arbeit im Native Youth Movement fortsetzen. Zermürbungsprozesse Die Betreiber des Skigebiets hingegen unterlassen keinen Versuch, den Widerstand der Indianer zu diskreditieren. Der Sprecherin des Swelkwek’welt Protection Centre, Janice Billy, galt ihre besondere Aufmerksamkeit. Zusammen mit anderen Secwepemc hatte sie die Zufahrtsstraße nach Sun Peaks am 28. Dezember 2001 blockiert – auch als Protest gegen die Zerstörung des Protection Centre, das inzwischen als Zelt weiter aufrechterhalten wird. Sie wurde zusammen mit Irene Billy – die erst im Januar von einer weiteren Anklage freigesprochen wurde –, Sheila Ignace und Elizabeth Clamah angeklagt, obwohl sie nur ihren Aboriginal Title, also ihre indigenen Landrechte verteidigten. Im Prozess verwies Janice darauf, dass sie keiner Rechtsverletzung schuldig sei, da es sich bei der Straße nach Sun Peaks, deren Zufahrt sie blockiert hatte, um rechtmäßiges und traditionelles Secwepemc-Territorium handle. Das Land liefere ihnen nicht nur Nahrung, sondern auch Heilkräuter und sei ein wichtiger Ort, „unsere spirituellen Traditionen“ auszuüben, erklärte Ja- 17 Sun Peaks nice in ihrer Verteidigung vor Gericht. Es sei ihr moralisches und legales Recht, hier für ihr Land zu stehen und es gegen Zerstörung zu verteidigen: „Wir, die Secwepemc, betrachten unsere traditionelle und überlieferte Beziehung zu diesem Land als Teil unserer fundamentalen Menschenrechte und zentralen Aspekt in unserem Selbstverständnis. Die Secwepemc haben nicht einen Zentimeter unseres Territoriums abgetreten, noch haben wir jemals einen Vertrag mit Dritten unterzeichnet. Inmitten der Ignoranz und Ablehnung durch die kanadische und die Provinzregierung haben wir unsere Traditionen bewahrt und pflegen sie noch heute.“ Richter Dohm kam zwar in seiner 20seitigen Urteilsbegründung zur Überzeugung, dass Janice entsprechend ihrer moralischen Überzeugung gehandelt habe, doch musste sie sich bewusst sein, dass sie das Gesetz verletze. Keinesfalls, entrüstete sich die Anklage, könne akzeptiert werden, dass sich die Angeklagten über das formale Gesetz hinwegsetzten. Ein „ehrenhaftes, aber fehlgeleitetes Ansinnen“, welches einen Freispruch rechtfertigen könne, müsse daher entschieden zurückgewiesen werden, erklärte Richter Dohm. UN-Beauftragter vor Ort Der Protest der Secwepemc wird durch Diffamierungen der Investoren von Sun Peaks ebenso wenig zum Schweigen gebracht werden, wie durch ständige Haftbefehle und Gerichtsprozesse. Die Anerkennung der indigenen Rechte wird daher nur umso entschiedener erkämpft werden müssen. Wichtig ist für die Secwepemc die Unterstützung und Aufmerksamkeit internationaler Organisationen. Jüngst erst hatte der UNSonderbeauftragte für Menschenrechte und Grundfreiheiten, Rodolfo Stavenhagen, auf Einladung mehrerer indigener Nationen die Secwepemc aufgesucht und auch das Protection Camp beehrt, wo er nach Gesprächen mit den Elders erklärte, er sei tief beeindruckt von den Sichtweise und der Stärke der Secwepemc, welche ihre Traditionen an die jüngeren weitergeben. 18 beitslosigkeit, Mängel im Sozialbereich sowie der Ausbildung und schlechte medizinische Versorgung“. Den Abschluss bildete seine Teilnahme an der Konferenz der Kanadischen Vereinigung der Anthropologen, welche vom 08. bis 11. Mai stattfand. Im Blickfeld: Indigene Rechte Rodolfo Stavenhagen Seine Rundreise begann am 1. Mai mit einem Besuch bei der Union of British Columbia Indian Chiefs, welches das Indigenous Network on Economies and Trade vorbereitet hatte. Stavenhagen wurde auf seiner weiteren Reise von zahlreichen Chiefs empfangen, beschränkte sich jedoch nicht auf informellen Austausch, sondern besuchte die verschiedenen aktuellen Brennpunkte vor Ort, darunter das Sutikalh Camp in Melvin Creek. Die St’at’imc, die seit drei Jahren entschiedenen Widerstand leisten und durch das Camp einen weiteren Skiort verhindern können, gaben zu seinen Ehren ein Fest. Zu den weiteren wichtigen Treffen gehörte der Austausch mit den Manitoba Chiefs, welche eine besondere Rolle im Kampf gegen den First Nations Governance Act (vgl. Coyote1/03) einnehmen, und ein Ortsbesuch bei den Little Grand Rapids und Pauingassi First Nations, deren Lebensbedingungen weit unter dem kanadischen Durchschnitt liegen. Ebenso reiste er zur Blockade der Grassy Narrows, die – mit landesweiter Unterstützung – ihr Land gegen die Zerstörung durch den Kahlschlagsgiganten Abitibi Consolidated schützen wollen (siehe Artikel S. 9). Auf Einladung von Chief Reg Maloney reiste Stavenhagen weiter zu der Indian Brook Mik’maq Nation, die ihre Fischereirechte gegen die Behörden und rassistische Freizeitangler verteidigen müssen. Stavenhagen zeigte sich tief bewegt von den Begegnungen, „Ich war überrascht, soviel Armut anzutreffen. Diese Lebens- und insbeson-dere Wohnbedingungen hatte ich nicht erwartet. Überall gibt es das Problem der Ar- Stavenhagen, dessen Familie 1940 vor den Nazis nach Mexiko flüchtete, studierte Anthropologie in Chicago, Paris und Mexiko-Stadt. Er arbeitete unter anderem für das Instituto Nacional Indigenista und arbeitet seit den 70er Jahren bei den Vereinten Nationen. Mit der Resolution 2001/ 57 ernannte die UN-Menschenrechtskommission einen Sonderberichterstatter zur Situation der Menschenrechte und Grundfreiheiten der indigenen Völker. Dies war ein wichtiger Schritt für das Bestreben der Indigenen zur Durchsetzung ihrer Menschenrechte. Die Aufgaben des Special-Rapporteurs umfassen die Informationsbeschaffung über die Lage der indigenen Völker, die Ausarbeitung von Empfehlungen zur Verbesserung der Menschenrechtssituation und die Zusammenarbeit mit anderen Menschenrechtsgremien des UN-Systems, insbesondere der Arbeitsgruppe für indigene Völker und dem Permanent Forum. Zu seinem Auftrag gehören dabei selbstverständlich Reisen in die betreffenden Regionen während seiner dreijährigen Amtszeit. Die kanadische Regierung hat eine offizielle Einladung an Stavenhagen ausgesprochen, doch wird diese Reise erst nächstes Jahr stattfinden, so dass Rodolfo Stavenhagen der Einladung der verschiedenen indigenen Völker gerne nachkam und erklärte, er freue sich schon darauf, 2004 in seiner offiziellen Funktion als Sonderberichterstatter wieder nach Kanada zu reisen. Für die Indigenen waren die Treffen mit dem UN-Vertreter ein wichtiges Ereignis und ein Grund zur Hoffnung, dass ihre Menschenrechte von der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen werden. Monika Seiller COYOTE 2/03 L E S E R B E F R A G U N G! Liebe Leserinnen und Leser, wir arbeiten stets daran, den Coyote noch besser zu machen - mit aktuellen Informationen, Hintergrundberichten und interessanten Kulturnews. Den Leser behalten wir dabei stets im Auge. Nun kommen Sie ins Spiel: Wir wollen nämlich wissen, wie Ihnen der Coyote gefällt. Nicht allgemein (schon ganz gut o.ä.), sondern konkret. Seit wann lesen Sie den Coyote, welche Themen bevorzugen Sie, wie lange lesen Sie daran und wann? Bitte helfen Sie uns, den Coyote noch interessanter zu gestalten. Die Fragen zu beantworten, mag etwas Zeit kosten, aber es lohnt sich. Unter den Einsendungen verlosen wir ein Video „Donnervogelfrau“ (siehe Artikel S. 28). Wie funktioniert’s? Sie senden uns den Fragebogen in einem Umschlag zurück und notieren Ihre Adresse ausschließlich auf dem Umschlag und nicht auf dem Fragebogen. Die Angaben werden anonym behandelt. Aus den Adressen der Umschläge verlosen wir das Video. Machen Sie mit und gewinnen Sie einen spannenden Film über eine interessante Frau und ein wichtiges Beispiel indianischer Gegenwart!! Einsendeschluss: 31. August 2003 Biographische Angaben weiblich ledig männlich verheiratet/mit Partner lebend Alter Kinder Ausbildung Berufliche Situation Haupt-/Realschule arbeitslos Gymnasium Student/in Universität berufstätig Sonstiges COYOTE 2/03 19 Leseverhalten Lese Coyote seit Abo seit Wird der Coyote auch von anderen Personen gelesen? Zahl der Person/en Wird im Kreis der Familie gelesen Wird von Freunden gelesen Sonstiges Wie wird gelesen? Blättere nur durch Lese regelmäßig Lese gleich nach Erhalt Lese systematisch Lese erst später Ich lese nur für mich interessante Artikel Lese nicht alles, aber ca. % Coyote wird auf umweltfreundlichem Papier gedruckt. Sind Sie mit der Papierqualität zufrieden? ja nein Wenn nein, warum nicht? Thematische Ausrichtung/Schwerpunkte Besonderes Interesse für folgende Themen im Coyote Interessen/Schwerpunkte jenseits der Coyote-Berichterstattung Welche Schwerpunkte wünsche ich mir verstärkt? 20 COYOTE 2/03 Beurteilen Sie die redaktionellen Merkmale des Coyote mit Benotung (1=sehr gut bis 6=schlecht) Note Kommentar Lesespaß Sprachstil Informationsgehalt red. Zusatzinfos (Links, Adressen etc) Überschriften Länge der Texte Layout Rubrik-Verhältnis (Politik, Kultur, etc) Sonstige Anmerkungen Informationsverhalten Welche Publikationen werden regelmäßig gelesen? Tageszeitung Magazine Fachbücher zu Indianern Themen Sonstige Fachbücher Themen Informationsbeschaffung zu Indianern aus dem Internet regelmäßige Suche gelegentlich gar nicht Wie wurden Sie auf den Coyote aufmerksam? Veranstaltung Buchladen Internet Bekannte/Freunde Sonstiges Haben Sie gekündigt? COYOTE 2/03 Wenn ja, warum? 21 Engagement ja nein ja nein ja nein ja nein ja nein Wären Sie bereit, sich kurzfristig an Aktionen/Kampagnen zu beteiligen (ohne längerfristiges Engagement)? ja nein Sind Sie Mitglied? Wenn nein, warum nicht? Waren Sie jemals Mitglied? Wenn ja, warum wurde gekündigt? Sind Sie Mitglied in anderen Organisationen? Wenn ja, in welchen? Engagieren Sie sich aktiv in Initiativen? Wenn ja, in welchen? Sind Sie derzeit nicht engagiert, waren aber früher aktiv? Wenn ja, in welchen Initiativen und warum nicht mehr? Was könnte Sie dazu bewegen, sich aktiv zu engagieren? Indianerkontakt Waren Sie schon in den USA oder Kanada? ja nein ja nein Wenn ja wie oft? Wenn ja, in welchen Regionen? Waren Sie schon einmal auf einer Reservation? Wenn ja, zufällig gezielt länger wie lange? Haben Sie regelmäßig Kontakt zu Indianern? 22 ja nein COYOTE 2/03 Umweltgesetze Profit statt Natur Neue Angriffe auf den Naturschutz in den USA Der International Indian Treaty Council gemahnte in der 59. Sitzung der Menschenrechtskommission an die Rechte der Gwich’in im Nordosten Alaskas. Ihr im Pakt über Wirtschaftliche und Soziale Rechte festgelegtes Recht auf Selbstbestimmung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung ist durch die weitere Öffnung Alaskas für die Ölförderung bedroht. Für die Gwich’in stellen die letzten 5 % der unberührten Küste Alaskas eine bedeutsame wirtschaftliche und spirituelle Region dar, die durch eine weitere Ausbeutung der Ressourcen unwiederbringlich zerstört würde. Die rund 7.000 Gwich’in, die in 15 Dörfern im Nordwesten Kanadas und Alaskas leben, beziehen noch heute einen Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage aus der Jagd der Porcupine Caribou-Herde, welche ihre Kalbplätze in der bedrohten Region des „Arctic National Wildlife Refuge“ (ANWR) hat. Eine Versammlung der Gwich’in-Chiefs verabschiedete daher im Mai eine dringliche Resolution zum Schutz des Gebiets. In seinem Statement verwies der IITC zudem auf einen Bericht der National Academy of Sciences vom März dieses Jahres, der belegt, dass die Ölförderung an Alaskas Nordküste gravierendere Umweltschäden nach sich gezogen habe als bisher angenommen. Der Bericht warnte vor einer Ausweitung der Ölförderung, die seit 1968 in Alaska betrieben wird. Selbst bei einer Verbesserung der Fördermethoden seien die langfristigen Konsequenzen katastrophal für das sensible Ökosystem der Region, die 20% der heimischen Ölversorgung liefert. Auch die mit der Ölförderung verbundene Infrastruktur habe sich bereits verheerend auf die arktische Tierwelt ausgewirkt, so seien insbesondere die Caribou-Bestände zurückgegangen. Während die Regierung daran arbeitet, rund 61.000 km² des ANWR der Ölförderung zu öffnen, hat unterdessen die amerikanische Innenministerin Gale Norton weitere Regionen ins Auge gefasst, darunter 356.400 km² in der Nordwestregion des National Petroleum Reserve. Ihr Vorhaben stößt jedoch bislang noch auf die restriktiven Umweltvorschriften, welche die Clinton-Administration erlassen hatte, als sie 1998 186.300 km² im Nordosten des Reserves zur Pacht freigab. COYOTE 2/03 Unter heftigstem Angriff stehen jedoch derzeit nicht nur die Umweltgesetze der Vorgängerregierung, sondern auch die vier Jahrzehnte existierende Rechtslage der Naturschutzgebiete generell. Seit 1964 besteht ein „National Wilderness Protection System“, das 4,3 Mio. km² an Naturschutzgebieten betrifft, welche damals vom Kongress festgelegt wurden. Der Kongress muss auch über Ausnahmen und Aufhebungen bestimmter Regionen von dieser Gesetzgebung entscheiden. Als Wilderness Areas gelten nach dem Gesetz von 1964 jene Regionen, die ihren ursprünglichen Charakter bewahrt haben und von zerstörender Infrastruktur oder Bergbau bzw. Ölförderung verschont geblieben sind. „Diese Regierung will den Naturschutz aushebeln“, erklärte Michael Matz von der Campaign for America’s Wilderness und zog vor Gericht, wobei er die Unterstützung der Öffentlichkeit hinter sich weiß, die seit Jahren nach einer Ausweitung des Naturschutzes und der Schaffung neuer Naturschutzgebiete verlangt. Eine diese Regionen, die des besonderen Schutzes durch den Wilderness Act bedürfen, ist Comb Ridge mit Cliff Dwellings und Petroglyphen der Anasazi am Rand der Navajo Reservation im Südosten des Bundesstaats Utah. Die Clinton-Administraion hatte dieses Gebiet zur Klassifizierung als Wilderness Area auserkoren, doch mit dem Wechsel der Regierung zeigte sich auch ein Wandel in der Umweltpolitik, und Innenministerin Norton wies das Bureau of Land Management (BLM), das 10,7 Mio. km² öffentliches Land in den westlichen Bundesstaaten verwaltet, an, alle Schritte in diese Richtung zu stoppen. Unterstützung erhielt die Ministerin dabei vom Bundesstaat Utah selbst, der die Region der wirtschaftlichen Nutzung erschließen möchte. Bislang obliegt die Entscheidung über die Klassifizierung nach wie vor dem Kongress, doch die Zeit arbeitet gegen den Naturschutz, denn im April schlossen Norton und Utah ein Abkommen, welches den Bau von Straßen in eben dieser Region betrifft und damit den Kongress in seiner Entscheidung aushebeln könnte. Würden erst einmal Straßen gebaut, könnte Comb Ridge die Bedingungen als Wilderness Area nicht mehr erfüllen und stünde schutzlos weiterer Ausbeutung offen. 1996 hatte der damalige Innenminister Bruce Babbitt das BLM angewiesen, weitere 105.300 km² in Utah zur Einrichtung als Wilderness Area zu klassifizieren, wodurch die Gebiete bis zur endgültigen Entscheidung durch den Kongress bereits als Naturschutzgebiete zu behandeln waren. Utah hatte dagegen geklagt, aber vor Gericht verloren. Doch mit der Bush-Regierung scheint sich der Mormonenstaat besser zu verstehen und setzt alles daran, den Naturschutz zurückzudrängen. Der Konflikt ist längst nicht ausgestanden, aber durch die Hinterzimmerabkommen der Innenministerin fühlen sich zahlreiche Kongressabgeordnete in ihrer Entscheidungsmacht entmündigt, so dass sich zunehmender Widerstand zeigt. Schon haben Senatoren Entwürfe für ein neues Gesetz vorgelegt, den Wilderness Act von 1964 zu retten. Gale Norton wird sich jedoch in ihrer rigorosen Wirtschaftspolitik kaum davon beeindrucken lassen und der Verlierer scheint schon klar: die Natur. Monika Seiller 23 Permanent Forum Think positive! Sitzung des Permanent Forum in New York Vom 12. bis 23. Mai tagte nun zum zweiten Mal das UN-Permanent Forum on Indigenous Issues in New York, welches auf Beschluss des Wirtschafts- und Sozialrats ins Leben berufen wurde und 2002 zum ersten Mal stattfand. Der Themenschwerpunkt der diesjährigen Sitzung lautete „Indigene Kinder und Jugendliche“. Mit der Wahl des Themas sollte in besonderer Weise unterstrichen werden, dass die indigenen Völker nur dann überleben können, wenn sie ihre Traditionen, Kulturen und Sprachen an die nächsten Generationen weitergeben können. Rund 1500 Teilnehmer kamen in New York zusammen, um sich über die wichtigsten Fragen auszutauschen, u.a. über das Recht auf geistiges Eigentum oder Fragen des Selbstbestimmungsrechts. In seiner Grußbotschaft betonte UNGeneralsekretär Kofi Annan, der nicht persönlich anwesend war, die besondere Notwendigkeit, indigene Themen in die tägliche Arbeit der Vereinten Nationen aufzunehmen. Welch frommer Wunsch, wäre da nicht das rutschige Parkett der diplomatischen Fallstricke. Tony Belcourt, Präsident der Metis Nation aus Ontario, beklagte sich nämlich über mangelnde Kooperation, die weitaus politischer motiviert ist als nur bürokratisch begründet. Die Metis hatten bei der ersten Sitzung des Permanent Forum der chronisch finanzschwachen UNO angeboten, eine Personalstelle zu sponsern, d.h. sie erklärten sich bereit, einen Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, was einem finanziellen Gegenwert von rund $ 100.000 pro Jahr entspricht. Dumm nur, dass die großzügige Spende nicht ins System der UN passt. Die Uno hätte, so die Antwort auf sein Angebot, die Spende ja gerne akzeptiert, aber es sei nicht möglich, ein direktes Abkommen mit den Metis zu schließen. Diese Vorgehensweise erinnert fatal an den Streit um das kleine „s“ hinter dem englischen Wort für Volk, das aus „people“ dann „peoples“ mit völkerrechtlichem Anspruch werden läßt. Das Selbstbestimmungsrecht, von dem in den UN-Dokumenten so ausgiebig die Rede ist, ist selbst an der Quelle der Diskussion offensichtlich noch sehr weit von seiner Verwirklichung entfernt. Die kleinen verbalen Streicheleinheiten soll das nicht stören. Nach anderen Anerkennungsfloskeln, wie sie an der UNO üblich sind, würdigte Annan insbesondere die Rolle der indigenen Völker in Fragen des Umweltschutzes, wo sie einen wichtigen und anerkannten Beitrag leisteten. Schön gesagt, aber 24 nur die halbe Wahrheit. Gerade die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen steht im Zentrum ihres alltäglichen Kampfs ums Überleben, sei es nun die Militarisierung ihres Landes, die Zerstörung durch Bergbau, Kahlschlag, Energieprojekte oder Atommüll. Die indigenen Völker sind weiter in ihrer Lebensweise bedroht, wofür sowohl die Staatenregierungen als auch nationale und transnationale Konzerne die Verantwortung tragen. Nicht zuletzt durch die internationalen Gremien wie IWF oder Weltbank werden häufig Projekte gefördert und finanziert, die verheerende Auswirkungen nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf traditionelle Strukturen haben. Ein Vertreter der Weltbank jedoch verkündete in einem länglichen Statement die „neue Einsicht“ der Institution: Ab Juni 2003 würde ein Fonds für die Indigenen mit einem Gesamtvolumen von $ 700.000 zur Verfügung gestellt. Mit jeweils $ 50.000 sollen davon indigene Projekte gefördert werden. Ein klein wenig Absolution zu erkaufen, ist wohl auch für die Weltbank recht werbewirksam. Dabei hat sie auf der politischen Ebene noch viel nachzuholen, wie ein Vertreter des International Indian Treaty Council kritisierte, der darauf verwies, dass sich die Weltbank weiterhin beharrlich weigere, die wichtigsten Prinzipien der indigenen Rechte anzuerkennen. Sie befinden sich damit in Gesellschaft alter Bekannter – z.B. der USA. Ihnen war es schon immer ein Dorn im Auge, dass hier unzählige Vertreter indigener Völker, Aktivisten und Menschenrechtler zusammenkommen, um sich über die Ungerechtigkeiten auch des eigenen Empire zu beklagen. Kein Wunder also, dass die US-Regierung nicht einen einzigen Cent für den UNVoluntary Fund springen lässt, ohne den einige indigene Vertreter gar nicht anreisen könnten. Was nicht weiter über- Permanent Forum-Eröffnung in New York mit indigenen Delegierten rascht, schließlich ist nicht erst seit dem Streit im Sicherheitsrat über den Irakkrieg bekannt, was die US-Regierung von der UNO hält, und so tauchte der zuständige UN-Botschafter Sichan Siv kein einziges Mal im Forum auf, und der Rest der Delegation hielt sich vornehm zurück. Die wichtigen Pläne werden ohnehin lieber in den Hinterzimmern geschmiedet, und einer davon könnte für die Indianer brisant werden. Die USA zählten ohnehin nicht zu den Förderern des Permanent Forum, doch nehmen sie vor allem an dem Umstand Anstoß, dass in der Runde nicht ihre Marionetten der Stammesregierungen sitzen, sondern „abtrünnige Traditionalisten“. Prompt kam der Vorschlag, die Stammesregierungen sollten stärker vertreten sein und über die schönen Erfolge der Stammesprojekte berichten. Da wird Chief Gary Harrison aus Chickaloon, Alaska, wohl aufpassen müssen, ob er nächstes Jahr wieder nach New York reisen darf, denn er verlangte von den Vereinten Nationen,das Land Alaska, das die Bush-Regierung der restlosen Zerstörung durch gierige Ölförderung ausliefern will, auf die Liste der Entkolonialisierungsländer zu setzen. Wo bleibt denn da das Positive? Monika Seiller COYOTE 2/03 Working Forest Ausverkauf in British Columbia „Working Forest“-Projekt der Regierung Campbell „Working Forest“ ist ein neues Gesetzesprojekt der Regierung Campbell in der kanadischen Pazifikprovinz British Columbia und bedeutet nicht mehr und nicht weniger als den Totalverkauf an die Industrie. Am 22. Januar 2003 kündigte die Regierung an, sie werde weitere 45 Mio. Hektar öffentlichen Landes an private Investoren verkaufen. Umweltzerstörer willkommen! Das Working-ForestProjekt garantiert der Holz- und anderer Industrie ungehinderten Zugang zu allem öffentlichen Land außerhalb erklärter Parks und Schutzzonen. Im Falle der Einrichtung von Naturschutzgebieten müssten dann die neuen Eigner für den Gewinnausfall entschädigt werden. Stan Hagen, der Mann der sich ausgerechnet Minister für „nachhaltige“ Ressourcenentwicklung nennt, geht sogar noch darüber hinaus. Jedes Land, das dann in Unternehmensbesitz zum Rückkauf als Naturschutzgebiet in Frage käme, müsste von bestehenden Parks ersetzt werden! Gebrochene Wahlversprechen Der neue Entwurf steht in eklatantem Widerspruch zu den Wahlversprechen, die Regierung Campbell werde erbittert Kronland gegen Privatbesitz verteidigen. Das neue Gesetz jedoch wäre die Komplettprivatisierung eben jenes Kronland, das noch nicht einmal Kanada oder der Provinz gehört. Längst nicht geklärt sind nämlich die Landrechte der Indigenen. Zur Erinnerung: die Regierung Campbell hatte Ende letzten Jahres in einem rassistischen und verfassungswidrigen Referendum die eigene Bevölkerung über solche Landrechtsfragen entscheiden lassen und dabei Horrorszenarien bemüht, die Indianer würden bei einer Einigung von Landrechtsansprüchen das Land in Privatbesitz überführen und der Naturschutz wäre damit bedroht. Doch nun will sich die Regierung ausgerechnet in die Arme von Kahlschlagsfirmen und Industrie werfen. Wie war das doch mit dem Bock als Gärtner? COYOTE 2/03 British Columbia verfügt über große Regionen – noch – unberührter Natur mit einer beeindruckenden Artenvielfalt. Als drittgrößte Provinz verfügt B.C. über 95 Mio. Hektar, davon 92 % sogenanntes Kronland, also öffentlichen Grund. Endlose Wälder, zahlreiche Seen und vielfältige Fischbestände bedeuten bislang den Reichtum der Provinz, doch die Regierung lässt keinen Bereich zur Kommerzialisierung aus. Schon sind die Lachsbestände in den Seen und im Pazifik durch Verseuchung aus Fischfarmen bedroht, zunehmender Kahlschlag reduziert den Waldbestand und nun soll gleich fast die Hälfte der Provinz privatisiert werden. Bisher konnten Firmen nur den Zugang pachten (im Regelfall mit 25 Jahren Laufzeit) und Einschlagslizenzen erwerben, aber nicht den Grund und Boden. Missachtung des Aboriginal Title Die neue Gesetzesinitiative, so Campbell, würde zukünftigen Einigungen über indigene Landrechte, den Aboriginal Title, nicht im Wege stehen. Doch in die Zukunft gedacht, würde bei einem Ausverkauf des Landes an Investoren, der Rückkauf bzw. Entschädigungspreis so hoch liegen, dass die Regierung wohl kaum besonderes Interesse an einer Einigung zeigen würde. Das Working Forest Projekt ist nicht der erste Versuch der Regierung, den Naturschutz einschneidend zu reduzieren. Bereits mit den vorherigen Gesetzen – dem Forest Act und dem Parks Compensation Act – wurden hohe Hürden für den Erhalt der natürlichen Ressourcen gesetzt, denn diese öffnen bereits die Naturparks für die kommerzielle Abholzung. Die Öffentlichkeit zeigt sich als klarer Gegner der neuen Bestrebungen, hat aber nur wenig Mitspracherechte, denn die Frist für Eingaben wurde auf zwei Monate begrenzt. Doch noch ist es nicht zu spät, gegen das Gesetz zu agieren. Die „Coalition for Sustai- Konfrontation beim Protest gegen Working Forest am 08.05.03 nable Forest Solutions“, ein Zusammenschluss von 50 indigenen Nationen, Gewerkschaften, Umweltgruppen und Kleinunternehmern hat ein Gegenkonzept ausgearbeitet, das den Schutz der bestehenden Natur ebenso berücksichtigt, wie den Ausbau der Arbeitsplätze und nachhaltige Nutzung, aber auch die Ansprüche der Indigenen anmahnt und deren Konsultationen dringend einfordert. Chief Phillip, rühriger Präsident der Union of British Columbia Indian Chiefs, protestiert gegen das Gesetz: „Den Unternehmen noch mehr Rechte und Verfügungsgewalt über unser rechtmäßiges Land zu geben, ist das Rezept für weitere Verelendung und Armut der First Nations und wird negative Auswirkungen auf den physischen, kulturellen und ökologischen Zustand unserer Gemeinden haben. Wir werden nicht tatenlos daneben stehen und zuschauen. Die Provinz muss die Gesetze Bill 27 und 29 stoppen, solange wir nicht völlig in die Planungen einbezogen und konsultiert werden.“ Mit der natürlichen Existenzgrundlage steht ihr Überleben als indigene Völker zur Disposition. Dringend erforderlich ist eine hohe Zahl an Protestbriefen an den Minister, der bei grün wahrscheinlich weniger an die Natur denkt als an die Farbe des Geldes. Protestbriefe an: Working Forest Initiative Ministry of Sustainable Resource Stan Hagen P.O. Box 9352 St. Prov. Govt Victoria, B.C. V8W 9M1 Monika Seiller 25 Fischereirechte Im Netz der Repression Fischereirechte der Indianer bedroht Der Kampf der Indigenen um ihre Fischereirechte in Kanada geht von der Atlantik- bis zur Pazifikküste unvermindert weiter, während die Regierung gewalttätig gegen die indigenen Fischer vorgeht und damit die eigenen Verfassungspflichten verletzt. Die Rechte der Indigenen werden jedoch nicht nur von Bundes- und Provinzregierung missachtet, sondern vor allem von den kommerziellen Fischfirmen bedroht. Gleichzeitig warnen Wissenschaftler und Naturschützer gleichermaßen vor dem Verschwinden von Fischarten und der Zerstörung der Umwelt durch die giftigen Einsätze aus den Farmen. legalen Fischerei durch Richter Saunderson vom Provinzgericht in B.C. freigesprochen. 139 Boote der „Fisheries Survival Coalition“, einer Organisation weißer HobbyAngler, welche sich gegen die „Bevorzugung“ der Indi- Nuxalk-Protest vor einem Supermarkt in Vancouver genen engagieren und wiederholt Konfrontationen nen Nationen solidarisieren. So hatprovoziert haben, war letzten August ten die Nuxalk Chiefs im April zu eiim Johnstone Strait zum Fischfang nem Boykott der Einzelhandelskette losgezogen, obwohl die Region auf- Safeway aufgerufen, der auch von grund der reduzierten Fischbestände vielen Weißen unterstützt wurde. nur für indigenen Fischfang freigegeben war. „Hätte es sich bei ihnen um Ungeachtet der öffentlichen UnterIndianer gehandelt“, so Phillips Re- stützung mussten die Indianer sowohl sümee, „hätte das Urteil anders ge- mit dem Freispruch der illegalen Filautet“. Die UBCIC unterstützt den scher als auch mit dem empörenden Kampf der verschiedenen indiani- Bericht eines Parlamentsausschusses Fast zum selben Zeitpunkt wurden 40 schen Nationen für ihre Fischerei- über die Lachsfischerei am Fraser weiße Fischer von der Anklage der il- rechte und gegen die Fischfarmen seit River erneut zur Kenntnis nehmen, Monaten durch Pro- dass sich die Regierung beharrlich teste und Kampag- weigert, die indigenen Rechte anzunen. Ihrer Aufklä- erkennen. Der Report „The 2001 Frarungsarbeit ist es zu ser River Salmon Fishery“ legt in seiverdanken, dass sich nen Abschlussempfehlungen nahe, inzwischen viele die „Aboriginal Fishery Strategy“, die Restaurants wei- Indianern zur eigenen Subsistenzwirtgern, Fisch aus den schaft Fischfangrechte einräumt, aufFarmen zu kaufen. zugeben und den Fischfang durch die Vor allem auch die Ureinwohner drastisch zu reduzieren. Proteste vor Super- In einem offenen Brief (siehe Kasten) märkten zeigen Wir- an den Fischereiminister Thibault kung, da viele Ver- vom 19. Juni verlangte UBCIC-Präbraucher nur unzu- sident Phillip endlich eine Umkehr in reichend über die Si- der Politik der Provinz. tuation informiert sind und sich bei nä- Monika Seiller herer Kenntnis der Lage mit den indigeProtest gegen die Missachtung der Fischereirechte „Ich bin einfach wütend“, erklärte der Präsident der Union of British Columbia Indian Chiefs (UBCIC), Stewart Phillip, „wir werden behandelt wie Verbrecher, obwohl wir nur unsere unveräußerlichen Rechte wahrnehmen. Für das brutale Vorgehen der RCMP gibt es keinerlei Entschuldigung, aber eine einfache Erklärung: sie wollen die Situation unbedingt zum Eskalieren bringen“. Am 13. Mai wurde Sidney Douglas, Ratsmitglied der Cheam Indian Band (Coast Salish) am Ufer des Fraser River von Mitarbeitern des Fischereiministerium (DFO) brutal angegriffen, geschlagen, mit Pfefferspray attackiert und wegen des Vorwurfs der illegalen Fischerei in Handschellen genommen. Unmittelbar darauf erschien mehrere RCMP-Leute, um den DFOBeamten zur Hilfe zu eilen, während sie Douglas abführten. Immer wieder müssen sich die Indigenen gegen den Vorwurf des illegalen Fischen erwehren, obwohl sie über gesetzliche Rechte verfügen. 26 COYOTE 2/03 Fischereirechte Offener Brief an Fischereiminister Thibault Ministry of Fisheries and Oceans 200 Kent Street, Suite 1570 Ottawa, Ontario Canada K1A 0E6 Re: Angriff auf indigene Fischereirechte Stewart Phillip, Präsident der UBCIC Das Recht der indigenen Völker auf Fischerei und die grundsätzliche Existenz als Völker und Nationen sind erneut bedroht. Dieser Angriff formuliert sich sowohl in dem „The 2001 Fraser River Salmon Fishery Report“ (Report) des Parlamentsausschusses für Fischerei und Ozeane als auch in der jüngsten Entscheidung des Richters Brian Saunderson vom Provinzgericht, 40 nicht-indigene kommerzielle Fischer von der Anklage des illegalen Fischfangs freizusprechen. Sowohl das Gerichtsurteil als auch der Report zeigen, dass weder der Ausschuss noch Richter Saunderson die verfassungsrechtliche Natur der indigenen und Vertragsrechte verstehen, welche unter Abschnitt 35 (1) der Verfassung von 1982 geschützt sind. Abschnitt 35 (1) schützt die indigenen Völker nicht als „ethnische Minderheiten“, sondern als Völker und Nationen im Sinne des Völkerrechts, welche niemals ihren Landrechtstitel, ihre indigenen Rechte oder das Selbstbestimmungsrecht aufgegeben haben. Der Report, der Beschränkungen und Einschnitte bei den verfassungsmäßigen Rechten der indigenen Völker empfiehlt, und die jüngste Saunderson-Entscheidung offenbaren eindeutig den anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Rassismus, dem die indigenen Völker ausgesetzt sind. Kanadas Wirtschaft basiert auf einem teuflischen Rassismus: Die Verweigerung der indigenen Rechte auf Land und Wasser bildet die Grundlage für allen Reichtum, der in diesem Land produziert wird. Lange bevor die ersten Siedler in dieses Land kamen, lebten die indigenen Völker schon hier nach ihren eigenen Gesetzen. Wir waren keine armen notleidenden Völker, denn Lachs, Heilbutt und all der Reichtum der Flüsse, Seen und Ozeane ernährte unsere Völker und mehrte unsere Wirtschaft. Abschnitt 35 (1) ist konzipiert, um eben diese Tatsachen anzuerkennen und den indigenen Völkern und Nationen dieses Existenzrecht zu sichern und eine gesunde Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Leider wird der unseren indigenen Völkern zugesicherte Schutz der Verfassung in seinen Fundamenten erschüttert, wenn das Justizsystem selbst den Hintergrund dieses Verfassungsabschnitts nicht versteht und die eigennützigen und rassistischen Ansprüche von Gruppen wie der „Fisheries Survival Coalition“ willfährig unterstützt. Wenn die Gerichte nicht bereit sind, die Verfassungsrechte der indigenen Völker zu schützen, werden wir diese vor Ort praktisch verteidigen müssen. Wir können den Schutz unserer Rechte weder den Parlamenten noch den Gerichten überlassen, die unser Vertrauen verloren haben. Aufgrund der Erfahrungen gibt es wohl kaum andere Völker, die mehr Grund haben, der Unabhängigkeit und Gerechtigkeit der Gesetzgeber und der Gerichte zu misstrauen als die indigenen. [...] In allen indigenen Gemeinden werden Fischer und Jäger für die Ausübung ihrer Verfassungsrechte kriminalisiert. Hunderte Indigener werden jährlich verhaftet, angeklagt und verurteilt, weil sie es wagen zu fischen oder zu jagen, um ihre Familien zu ernähren. Unsere Völker werden als Kriminelle behandelt, nur weil sie Indigene sind. Auf dieser Doppelzüngigkeit wurde Kanada gegründet, das den zugrunde liegenden Rassismus bis in unsere Tage fortsetzt. [...] Das geringe Vertrauen, welches wir in den Schutz unserer Rechte durch das politische System Kanadas bzw. die Gerichte setzten, ist nun endgültig verloren. Wir fordern den Minister daher in aller Schärfe auf, die Empfehlungen des Reports zurückzuweisen und Berufung gegen das Saunderson-Urteil einzulegen. Darüber hinaus verlangen wir – unter der Federführung der indigenen Völker – eine umfassende Untersuchung, wie die Krone ihre Verpflichtungen gegenüber den Indigenen erfüllen und die Rechte gemäß Abschnitt 35 (1) verwirklichen kann. Chief Stewart Phillipp Präsident der Union of British Columbia Indian Chiefs Vancouver, den 19. Juni 2003 COYOTE 2/03 27 Winona LaDuke Donnervogelfrau Winona LaDuke und das White Earth Land Recovery Project Im Rahmen des diesjährigen Dokumentarfilmfestivals, welches vom 02. bis 10. Mai in München stattfand, wurde der Film „Thunderbird Woman – Winona LaDuke“ von Bertram Verhaag und Claus Biegert vorgestellt. Die Produktion der Denkmal Film GmbH porträtiert die bekannte Aktivistin und ihre vielfältigen Projekte, u.a. das White Earth Land Recovery Project, welches wir aus diesem Anlass ebenso vorstellen möchten, wie die treibende Kraft dahinter, Winona selbst, deren Engagement vor allem aus der Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart der Anishinaabeg resultiert. „Wir wollen keine Amerikaner werden, sondern die eigene Kultur vor dem Untergang bewahren. Und ich glaube, wir haben Erfolg damit“, erklärt Alex White Plume im Film das Anliegen, welches Winona und ihn verbindet. Alex selbst setzt sich für die Kultur und das wirtschaftliche Überleben der Lakota mit zahlreichen Projekten, u.a. den Anbau von Nutzhanf, ein (vgl. diverse Coyoteberichte). Ebenso wie Winona erkennt er die einzige Chance, die eigene Kultur zu bewahren, in wirtschaftlicher Autarkie und enger Verbindung mit dem Land, der Basis nicht nur für die ökonomische Unabhängigkeit, sondern auch für das spirituelle Überleben der indigenen Völker. Für viele Indianer stellt sich das Problem, in der weißen Welt, dem Amerika der Einkaufszentren und Konzerne, überleben und sich dort ihren Platz erstreiten zu müssen. Für Winona war jedoch stets klar, dass sie auf und mit dem Land ihrer Vorfahren leben wollte, eingebunden in eine Welt, die zwar von äußeren Bedingungen bestimmt wird, aber dennoch von der Geschichte der Anishinaabeg geprägt ist. Die Anishinaabeg, bei uns auch bekannt als Ojibway oder Chippewa, verteilen sich heute auf rund 100 Siedlungsgebiete und Reservate in fünf US-Bundesstaaten sowie den Süden von vier kanadischen Provinzen. Die White Earth Reservation in Minnesota mag mit ihren 3.367 km² und zahlreichen Seen als großzügige Landbasis erscheinen, doch tatsächlich gehören nur noch 10% des Reservatsgebiets den zur AlgonkinSprachfamilie zählenden Anishinaabeg selbst, 90 % befinden sich im Besitz von Nichtindianern. Zwar hatten die USA und England bzw. Ka- 28 nada mit den Anishinaabeg zwischen 1785 und 1923 allein 40 Verträge geschlossen, doch das Schicksal indianischer Verträge ereilte die Anishinaabeg in gleicher Weise wie andere indigene Völker: Die Auslegung erfolgte letztlich stets von Regierungsseite zu Ungunsten der Indianer, insbesondere wenn wirtschaftliche Interessen ins Spiel kamen. Gier nach Bodenschätzen Um 1800 wurden am Südufer des Lake Superior auf der KewaneeHalbinsel ein großes Kupfervorkommen, der „Ontonogan Boulder“, sowie Eisenerzfunde im „Sleeping Giant“ im Norden Minnesotas entdeckt. Hinzu kamen die reichen Holzbestände im St. Croix Valley, welche – ebenso wie die reichen Bodenschätze - die Begehrlichkeiten weckten und zahlreiche Firmen auf indianisches Land lockten. Der Ausbeutung der Ressourcen war nicht mehr Einhalt zu gebieten. Die Regierung schloss erneut Verträge zur Nutzung der Bodenschätze – mit verheerenden Folgen für die Indianer. Bereits um 1890 waren 284 Bergbaufirmen in Minnesota tätig, und der Bundesstaat lieferte zwischen 1890 und 1940 75% der nationalen Eisenerzproduktion. Auch die Abholzung der Wälder nahm kontinuierlich zu; 1898 wurden jährlich 179.360 m³ Holz geschlagen. Schon damals war der Gigant Weyerhaeuser, der bis heute indianisches Land in den USA und Kanada zerstört, die treibende Kraft hinter dem Kahlschlag. te das indianische Land nicht sichern, und durch den General Allotment Act 1889, durch den eine Parzellierung des Landes vorgenommen wurde, verlor der Stamm große Gebiete des Reservatslands an den Staat, der das Land wiederum an weiße Investoren verpachtete und verkaufte, so dass bereits 1914 nur noch 14% des Reservats in Stammesbesitz verblieben. Einen weiteren Rückschlag erlitten die Anishinaabeg durch die Einrichtung eines Naturschutzgebiets, des „Tamarac National Wildlife Refuge“, für das 1930 ebenfalls Reservatsland beschlagnahmt wurde. Auch durch den Indian Reorganization Act 1934 ging weiteres Land verloren und der indianische Landbesitz reduzierte sich auf 10% der ursprünglichen Reservatsfläche. Das Vordringen der Konzerne hatte für die Anishinaabeg katastrophale Folgen. Sie mussten immer mehr zusammenrücken und konnten das Land kaum mehr nutzen, was zu einer rapiden Verschlechterung der ökonomischen Basis führte, aber auch gesundheitliche Auswirkungen nach sich zog. Die Zahl der Krankheiten und Epidemien nahm stetig zu, 1920 litten allein 60% der Reservatsbevölkerung an Tuberkulose. Umsiedlungsmaßnahmen und Perspektivenlosigkeit verdrängten die Indianer von der Reservation, so dass Anfang der 30er Jahre von rund 8.600 eingeschriebenen Stammesmitgliedern nur noch die Hälfte auf dem Reservatsgebiet lebte. Eine weitere Vertreibungswelle erfolgte in den 50ern durch den „Relocation Act“. White Earth Reservation Fish-Ins 1867 wurde die White Earth Reservation eingerichtet, benannt nach der hellen Erde am Ufer der zahlreichen Seen. Doch auch dieser Schritt konn- Erst die 70er Jahre sollten den Verelendungsprozess bremsen. Im Zuge der Bürgerrechts- und IndianerbeweCOYOTE 2/03 Winona LaDuke gung besannen sich zunehmend Anishinaabeg auf ihre traditionelle Lebensweise. Begleitet von politischen Demonstrationen griffen sie den traditionellen Fischfang wieder auf, was jedoch zu heftigen Zusammenstößen mit weißen Rassistengruppen führte. Bis heute bekämpfen Gruppen wie PARR (Protect American Rights and Resources) und WAR (White Aryan Resistance) die indianischen Rechte, z.T. mit gewalttätigen Übergriffen. Zahlreiche Indianer wurden wegen illegalen Fischfangs verhaftet, doch die Bewegung hatte längst auch andere Stämme erfasst, die sich gemeinsam für ihre traditionellen Rechte einsetzten, und neben Aktionen begannen die Indianer nun auch die juristischen Wege zu nutzen. Die „Boldt Decision“ 1974 führte zur Anerkennung indianischer Fischereirechte in Washington, und ein Jahrzehnt später bestätigte die Voigt-Entscheidung (1987) die Rechte der Anishinaabeg in Minnesota. Auch vor dem Hintergrund einer offiziellen Studie über die mangelnde Rechtsbasis des General Allotment Act, die 2.415 Fälle dubioser Landaneignung untersuchte, allerdings (ganz im Interesse der Regierung) 1982 eingestellt wurde, suchte die Regierung eine Einigung, um das Thema aus den Schlagzeilen zu bringen. White Earth Land Settlement Act 1983 brachte der republikanische Abgeordnete aus Minnesota, Arlan Strangeland, den „White Earth Settlement Act“ im Kongress ein. Das Gesetz sah zwar vor, die Ashinaabeg mit $ 3 Mio. zu entschädigen, dies hätte jedoch bedeutet, dass im Gegenzug die weiße Landbesitznahme nachträglich legitimiert und festgeschrieben worden wäre. Nach anfänglicher Zustimmung von seiten des Stammesrats mobilisierten die Anishinaabeg den Widerstand gegen dieses Gesetz, das ihre Rechte missachtete. Die Regierung erhöhte daraufhin das Angebot von $ 3 Mio. auf $ 17 Mio. Gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung stimmte der damalige Stammesratsvorsitzende Darrell Wadena 1986 dem Gesetz zu, das im Abgeordnetenhaus bei einer Anwesenheit von lediglich zwölf Volksvertretern COYOTE 2/03 angenommen wurde. Doch die Indianer gaben nicht auf und die Organisation „Anishinaabeg Akiing“ reichte umgehend zwei Sammelklagen ein, „Manypenny v. US“ und „Fineday v. US“, die jedoch vom Gericht abschlägig beschieden wurden. In einem weiteren Prozess „Little Wolf vs. US“ gelangte allerdings das Gericht zu der Auffassung, die Indianer hätten ein Recht zur Klage und damit auch ein Recht, den „White Earth Settlement Act“ abzulehnen, was zu einem Stillstand des Verfahrens führte. Einen weiteren Gerichtserfolg konnte die Mille Lacs Band 1997 erzielen, als der Oberste Gerichtshof bekräftigte, die Indianer hätten weiterhin ein Recht, auch außerhalb des Reservats Fisch zu fangen, und eine Fangquote von 40.000 Pfund Walleye festlegte. Während die Mille Lacs im Jahr 1998 38.000 Pfund fischten, holten weiße Sportangler im gleichen Zeitraum 355.000 Pfund aus den Gewässern des Sees. 1989 wurde das „White Earth Land Recovery Project“ (WELRP) von Winona LaDuke gegründet. Winona hatte die Bedeutung des Landes für ihr Volk erkannt und sah die größte Bedrohung für das Überleben der Anishinaabeg-Kultur in dem Umstand, dass nur 10% des Reservatslands den Indianern zur Verfügung steht. Erklärtes Ziel des Projekts war der Rückkauf indianischen Landes. Thunderbird Woman Winona – Donnervogelfrau lautet ihr indianischer Name – selbst wurde nicht auf der Reservation, sondern 1959 in Los Angeles, Kalifornien, geboren. Ihr Vater Vincent „Sun Bear“ LaDuke war jedoch auf der White Earth Reservation aufgewachsen und vermittelte Winona die Bedeutung indianischen Lands und der Gemeinschaft der Anishinaabeg (immerhin hatte er 11 Geschwister) bereits in Kindertagen. Neben der Schauspielerei, die ihm einige Rollen in Hollywood einbrachte, gab er die Zeitschrift „Many Smokes“ heraus und engagierte sich stark im politischen Bereich, was ihn mit Winonas Mutter, Betty Bernstein, verband. Die beiden hatten sich in New York ken- Winona LaDuke nengelernt, als Vincent Wildreis verkaufen wollte Betty entstammte einer jüdischen Familie polnisch-ukrainischer Herkunft. Winonas Großmutter Helen war eine eifrige Gewerkschafterin und vermittelte ihrer Tochter einen Sinn für politische Verantwortung. Sicherlich hat sich vieles in der Biographie ihrer Mutter Betty, die in jungen Jahren als Künstlerin nach Mexiko reiste, um mit den dortigen Indigenas zusammenzuarbeiten, auch auf Winona übertragen. Beide Eltern prägten bereits in der Kindheit Winonas Gespür für Gerechtigkeit und politisches Engagement. Nach der Trennung der Eltern zog Winona mit ihrer Mutter nach Ashland, Oregon, wo ihre Mutter wieder heiratete. Auf der High School begann Winona, langsam ihren eigenen Weg zu finden. Sie schloss sich einem Debattierclub an, arbeitete in der Bibliothek und organisierte Vorträge. Ein wichtiges Ereignis war das Zusammentreffen mit dem Aktivisten und Künstler Jimmie Durham und dem „Native American Solidarity Committee“ in Harvard, wo sie Wirtschaft studierte. Durham, der damals auch im „International Indian Treaty Committee“ arbeitete, engagierte Winona als Assistentin und ebnete ihren politischen Weg. In der Zusammenarbeit mit ihm sollte sie einen Bericht über die Auswirkungen des Uranabbaus auf die Navajo in Arizona erstellen und wurde eingeladen, diesen Bericht 29 Winona LaDuke Durch ihre Heirat 1988 mit dem CreeAktivisten Randy Kapashesit (Moose Factory Reservation) lernte Winona die Probleme der kanadischen Indianer kennen, insbesondere den Kampf der James Bay Cree gegen die gigantischen Staudammprojekte auf ihrem Land in Quebec. Inzwischen Mutter von zwei Kindern – Waseyabin (1988) und Ajuawak (1990) – strebte sie neue Erfahrungsbereiche an und wurde 1991, nicht zuletzt aufgrund ihres Engagements für die James Bay Cree, in das Direktorium von Greenpeace berufen. Nach ihrer Trennung von ihrem Ehemann 1992 widmete sich Winona weiteren Projekten, u.a. den Protestaktionen gegen den Kahlschlag am Clayoquot Sound in British Columbia. Winona LaDuke Tourmanagerin persönlich bei der UNO 1977 in Genf zu präsentieren. Damals tagte am Schweizer Sitz der Vereinten Nationen die erste Gruppe von Ureinwohnern, aus der schließlich die offizielle UN-Arbeitsgruppe für Indigene Völker entstehen sollte. 1995 sollte Winona übrigens erneut vor den Vereinten Nationen sprechen, diesmal auf der Frauenkonferenz in Peking. Think galactical – act global! Nach ihrem Abschluss in Harvard 1982 zog Winona auf die White Earth Reservation, um an der dortigen Survival School zu arbeiten. Die Situation auf der Reservation war zu dieser Zeit so miserabel, wie auf vielen anderen Reservaten: 85% der Erwachsenen waren arbeitslos, Alkoholismus, Resignation und Gewalt waren alltäglich. Zwischen 1982 und 1989 engagierte sie sich in verschiedenen Gruppen, um gerichtlich eine Landrückgabe zu erzielen, doch ohne Erfolg. Durch ihre Arbeit im „Native American Youth Council“ kam sie in Kontakt mit anderen Aktivisten in den USA und weltweit. Gerade die Erfahrung im Austausch mit anderen indigenen Völkern bestärkte sie auf ihrem Weg, der sie in vielfältige Projekte involvieren sollte. 1985 gründete sie zusammen mit u.a. Janet McCloud das „Indigenous Women’s Network“ (IWN), das sich auch für viele kommunale Projekte einsetzt. 30 Im Zusammenhang mit der Unterstützung der James Bay Cree lernte Winona die Band „Indigo Girls“ kennen. Emily Saliers und Amy Ray waren inzwischen als Folkrockband bekannt, die sich auch stets mit Benefizkonzerten an Kampagnen beteiligten. Winona konnte die beiden Frauen 1993 für eine erste Benefiztour zugunsten des IWN gewinnen; 1995 folgte eine zweite Tour. Die „Honor the Earth“-Tour führte die Indigo Girls durch 21 Städte und der Erlös sollte verschiedenen indianischen Projekten zugute kommen. Immerhin kamen insgesamt 50.000 Besucher zu den Konzerten, die einen Gewinn von $ 250.000 erzielten, doch war die Tour nicht nur ein finanzieller Erfolg, sondern auch ein politischer, denn die Medien waren auf das Thema aufmerksam geworden. Eine weitere Tour folgte 1997 und widmete sich dem Widerstand der Western Shoshone (siehe auch Artikel S. 11) gegen die Planungen eines atomaren Endlagers auf ihrem Land in den Yucca Mountains in Nevada. Das Ergebnis waren 15.000 Protestkarten an den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Auf der Tour im Jahr 2000 schlossen sich weitere prominente Stars den Indigo Girls an, u.a. Joan Baez, Bonnie Raitt und Jackson Browne. Wahlkampf 1996 ereilte Winona eine neue Herausforderung als Frau und Indianerin. Die 1984 gegründete Green Party trat 1996 erstmals mit einer nationalen Kampagne bei den US-Präsidentschaftswahlen an und deren Kandidat Ralph Nader erkor Winona zu seiner Vize-Präsidentin. Bis dahin hatte es nur zweimal eine Frau als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft in der amerikanischen Geschichte gegeben: 1984 die Demokratin Geraldine Ferraro und die Comanche-Indianerin LaDonna Harris, die 1980 für die Citizen’s Party ins Rennen ging. Der Achtungserfolg wurde beim zweiten Versuch in den Präsidentschaftswahlen 2000 wiederholt, als Nader immerhin 10% der Stimmen für die Grünen holen konnte. Was die Wahl sonst brachte, dürfte bekannt sein: Wahlchaos und Präsident George W. Bush als Kriegsherrn. White Earth Land Recovery Project Winona LaDuke hatte sich inzwischen, nicht nur aufgrund der Wahlkampganen, nationale Aufmerksamkeit und Achtung erworben. Für ihre Arbeit im IWN erhielt sie 1989 den Reebok Human Rights Award. Mit dem Preisgeld von $ 20.000 grün- COYOTE 2/03 Winona LaDuke dete sie das WELRP und begann mit dem Rückkauf von Land. Bereits im Jahr 2000 hatte das WELRP fast 57 km² traditionellen Landes zurückgekauft, um es wirtschaftlich zu nutzen. Weitere Ziele waren die Bewahrung der Kultur, die Wiederbelebung der Sprache und die Stärkung der indianischen Selbstbestimmung. Die positiven Aspekte der traditionellen Kultur der Anishinaabeg sollten mit den positiven Errungenschaften der euroamerikanischen Gesellschaft verbunden werden und dadurch ein Überleben der Anishinabeg sichern. Die Schwerpunkte des WELRP waren daher Forstwirtschaft, Energie, Landwirtschaft und Kultur. Das WELRP ist erst am Anfang, doch die Zeit drängt. Die jährliche Abholzung in Minnesota beläuft sich auf fast 14,9 Mio. m³, wobei selbst der „Tamarac National Wildlife Refuge“ nicht verschont bleibt. Wie schon im letzten Jahrhundert ist Weyerhaeuser wieder mit von der Partie, diesmal durch die Tochterfirma Potlatch, die für 66% des Kahlschlags Verantwortung trägt. 1993 veröffentlichte die Gesundheitsbehörde von Minnesota einen Katastrophenbericht über den Zustand der Seen, die hochgradig mit PCBs und Quecksilber belastet sind, und warnte vor häufigem Fischverzehr. Belastet wird das Land der Anishinaabeg auch durch den Herbizid- und Pestizideinsatz der großen Agrokonzerne, u.a. RDO Offutt, den zweitgrößten Produzenten von Kartoffeln. 60% der Feuchtgebiete des Reservats gingen durch die weißen Farmer und Großkonzerne verloren. Mitte der 90er Jahre begann das WELRP mit dem organischen Anbau, um die Selbstversorgung und auch gesündere Ernährung zu stärken: Wildreis, Himbeeren, Bruchmais, Gewinnung von Ahornsirup, Verarbeitung von Büffelwurst etc. Inzwischen arbeiten rund ein Dutzend Anishinaabeg hauptamtlich im Projekt mit und erhalten damit nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch eine neue Perspektive. 1995 gründete das WELRP zudem das Wadiswaan-Projekt, das den Kindern bereits im Vorschulalter die eigene Sprache und Kultur näher bringen soll. Durch das Projekt hat sich ein neues Gemeinschaftsgefühl entwickelt, das die Indianer aus der Abhängigkeit von weißen Strukturen herausbringen kann. Die jüngste Entwicklung ist ein Windkraftprojekt, das die umweltschädliche Kohlekraft ersetzen soll. Autorin LaDuke Neben ihrem Aktivismus vor Ort und auf internationaler Ebene hat Winona LaDuke auch zwei Bücher veröffentlicht. In „All Our Relations – Native Struggles for Land and Life“ (1999) beschreibt sie die vielfältigen Bedrohungen der indianischen Lebensweise und den Widerstand der Indianer. Die Themen reichen von Atommüll bei den Western Shoshone, Schwermetallverseuchung bei den Mohawk, den Kampf der Innu gegen die Tiefflüge über die Wiederbelebung der Büffelzucht bis zur Situation in Hawaii. Sie analysiert die Situ- COYOTE 2/03 Der Dokumentarfilm kann als VHS in englischer oder deutscher Sprache bei der Produktionsfirma DENKmal GmbH bezogen werden. Das Video kostet 25,Euro zzgl. Versandkosten. Wer Interesse hat, wende sich bitte direkt an: DENKmal-Film GmbH Schwindstr. 2, 80798 München Tel. 089-526601 www.denkmal-film.com ation der indigenen Gemeinden im globalen Konzernwettkampf und schildert die Hoffnungen und Alternativen für eine würdige Zukunft. Zuvor hatte sie 1997 mit „Last Standing Woman“ einen Roman veröffentlicht. Im Gegensatz zu ihrer Romanfigur, der Journalistin Alanis Nordstrom, stellte sich für Winona jedoch nie die Frage, sich zwischen der indianischen Gemeinde und der weißen Welt entscheiden zu müssen, denn für Winona war stets klar, dass sie ihrer indianischen Gemeinde verhaftet bleiben würde. Monika Seiller White Earth Land Recovery Project 32033 East Round Lake Road Ponsford, Minnesota 56575-9250 (888) 779-3577 · (218) 573-3448 Fax: (218) 573-3444 Email: info@welrp.org 31 Literatur Atlas der Globalisierung „Die Verfechter des globalen Liberalisierungsdogmas gewannen ihren semantischen Feldzug, indem sie eine klasssische linke Utopie besetzten: die Idee der globalen Gleichheit und der Überwindung des Nationalstaats“, analysiert Hermann Scheer in seinem Vorwort. Gleichzeitig, so Mitherausgeber Ignacio Ramonet, tritt der Vorrang des Wirtschaftlichen gegenüber dem Politischen immer deutlicher hervor. „Organisationen wie der Internationale Währungsfonds, die Weltbank, die Welthandelsorganisation oder die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben enormen Einfluss auf das staatliche Handeln gewonnen.“ Der „Atlas der Globalisierung“, herausgegeben von LE MONDE diplomatique in Zusammenarbeit mit der taz dokumentiert den Status quo zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Dieser Status ist in der Tat in vielfältiger Weise von den wirtschaftlichen Interessen und Unabhängigkeiten bestimmt, denen sich selbst die indigenen Völker nicht entziehen können. Wer die Berichterstattung im Coyote verfolgt, wird dieser Feststellung zustimmen können. Gerade die Ureinwohner, die in ihrem wirtschaftlichen und politischen Spielraum nur stark eingeschränkt agieren können, sind diesen globalen Verhältnissen nahezu schutzlos ausgeliefert. Ihre Position zwischen nationalstaatlichen Entscheidungen einerseits und globalen Konzernmechanismen andererseits gerät dabei zumeist aus dem Blickfeld. Unbeachtet: Indigene im Globalisierungsgeflecht Die dem vorliegenden Atlas zugrundeliegende Wahrnehmung bildet dabei leider keine Ausnahme. In der Darstellung der ethnischen Vielfalt und der damit vebundenen Herausforderung an den Schmelztiegel USA werden die Indianer gerade mal in einem Nebensatz erwähnt, in der kartographischen Darstellung der Verteilung der Minderheiten der USA sucht man sie vergeblich. Anders die indigenen Völker in Kanada. Den auto- 32 chthonen Völkern wird ein eigenes Kapitel gewidmet, was allerdings seine Ursache darin hat, dass der „Atlas der Globalisierung“ eine ursprünglich französische Publikation ist. Gerade aufgrund der Beziehungen zur frankophonen Provinz Quebec gerät somit die Situation der Indigenen stärker ins Bewußtsein. Autochthone in Kanada Interessant an der Darstellung ist die Verknüpfung von Lebensräumen der indigenen Völker Kanadas mit der Verteilung der Bodenschätze, doch fehlt eine darauf aufbauende Analyse im Begleittext völlig. Lediglich die Einrichtung der autonomen Regionen Nunavut, Nunavik und Invialuit werden explizit genannt, ohne jedoch deren Entstehung, Gestaltung und Perspektiven einer kritischen Bewertung zu unterziehen. Hier erfolgte offensichtlich eine oberflächliche Auswertung des offiziellen Propagandamaterials der kanadischen Regierung, denn die drei Regionen, die derzeit am fiskalischen Tropf Ottawas hängen, werden bald auf sich wirtschaftlich allein gestellt sein und mit erdrückenden Problemen konfrontiert werden. Sicherlich ist die Schaffung der Autonomiegebiete ein erster Schritt in eine neue Richtung, doch darf nicht vergessen werden, dass die überlassenen Regionen keine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung für Kanada haben, denn die Idee einer Autonomie für an Bodenschätzen reiche Gebiete lässt sich nur ins Reich der Utopie verweisen. Transnationale Konzerne Indianer in Kanada und den USA befinden sich derzeit in unzähligen Konflikten mit der kanadischen Regierung, die überwiegend – unter unter Einbeziehung transnationaler Konzerne – im Kampf um die natürlichen Ressourcen begründet sind. Allein ein Blick auf das Themenspektrum des vorliegenden Coyote genügt, um dies zu illustrieren. Die Konfliktfelder reichen vom Kahlschlag über Öl, von Uranabbau bis zur Wasserkraft. Goldabbau, Alumiumschmelzen oder Ni- ckelminen sind nur Beispiele unter vielen Projekten, die das Land und die Gesundheit der Indianer zerstören. Sie sind dabei keine nationalen Einzelfälle, sondern Symptome einer wirtschaftlichen Globalisierung, die längst auch die Ureinwohner erreicht hat. Deren Situation wird jedoch erst zur Kenntnis genommen, wenn sie sich an die internationalen Gremien wie die Welthandelsorganisationen wenden, wie etwa im Fall der Abholzung, wenn ihre Position plötzlich zu einem Faktor im Streit zwischen den reichen Ländern wird. Im Konflikt zwischen den USA und Kanada um versteckte Subventionen der kanadischen Abholzung erhält dann sogar ein indigener Vertreter, in diesem Fall Arthur Manuel von den Secwepemc Gehör auf der internationalen Bühne. Sein Volk ist jedoch auch von anderen Entwicklungen betroffen, wie etwa dem globalen Tourismus, wie im Coyote am Beispiel von Sun Peaks wiederholt dargestellt wurde. Dominanz der Perspektive Die Politik wird stets aus der Perspektive der reichen Industrienationen bestimmt. Wer beispielsweise in Europa an Kartendarstellungen denkt, hat stets einen festgelegten Blickwinkel in Kopf. Dieses System durchbricht der Atlas in verschiedenen Darstellungen, vor allem im zweiten Teil „Schauplätze und Akteure“, während der erste Teil „Die Globalisierung und ihre Folgen“ zumeist der gebräuchlichen Mercatorprojektion folgt. Leider wird aber oft nicht nachvollziehbar, aus welcher Motivation oder mit welcher Absicht ein Perspektivwechsel erfolgt, und gelegentlich stellt sich außer einer anfänglichen Irritation keine neue Erkenntnis ein. Hier hätte der Leser mehr Erläuterungen erwarten dürfen, zumal weder in den einzelnen Beiträgen noch in der Einleitung auf diese Thematik eingegangen wird. Dabei könnte eine fundierte Auseinandersetzung mit dieser Frage, tatsächlich dazu beitragen, einen Perspektivenwechsel beim Leser anzuregen, denn die Zielgruppe – die Leser in Frankreich und im deutschsprachigen Europa – ist von eben die- COYOTE 2/03 Literatur ser dominanten Weltsicht geprägt, die von den herrschenden Medien bestimmt wird. Ein interessates Kapitel wendet sich auch diesem Komplex zu. Karten, Zahlen, Fakten Ein Atlas ist bekanntlich eine Sammlung von Karten, und die im Heft vorliegenden sind nicht nur interessant, sondern beleuchten eine Fülle von Themen. Allerdings sind nicht alle in den Globalisierungskontext zu stellen, viele dienen lediglich einer angestrebten Breite der Themen oder statistischen Vielfalt. Leider merkt man dem „Atlas der Globalisierung“ deutlich an, dass es sich bei der deutschen Ausgabe lediglich um die Übersetzung aus dem Französischen han- COYOTE 2/03 delt, eine deutsche Redaktion vermisst man. Oft sind französische Ausdrücke unreflektiert ins Deutsche übernommen, wie dies auch für den Begriff der oben genannten „Autochthonen“ gilt, der weder im deutschen noch im englischen Sprachraum gebräuchlich ist. Auch die thematische Ausrichtung ist in manchen Bereichen dem französischen Blick geschuldet, wie etwa die Situation im Maghreb im Allgemeinen oder Algerien im Besonderen. Die Auswahl der Themen wäre unter einer internationalen Redaktion vermutlich anders erfolgt. Jeder Artikel widmet sich auf zwei Seiten mit einem Begleittext, mehreren Kartendarstellungen und einem Kasten mit Internetadressen einem bestimmten Thema. Leider erscheinen die Internetverweise of reichlich willkürlich und schlecht recherchiert. Zudem fehlt ein kurzer Kommentar, was sich hinter dem jeweiligen Link verbirgt. So genügt es nicht, auf die französische Variante der Homepage des kanadischen Indianerministeriums zu verweisen, wenn dem unbedarften Leser gar nicht klar ist, dass es sich um die Regierungsseite handelt. Hier hätte dringend eine bessere Sorgfalt und Auswahl erfolgen sollen. Der „Atlas der Globalisierung“ ist ein interessantes Nachschlagewerk mit unzähligen Informationen und Fakten. Die Analyse muss der Leser selbst vornehmen. Monika Seiller 33 Film Long Walk Home Das verdrängte Schicksal der Aborigines „Long Walk Home“, der jüngste Film des australischen Regisseurs Phillip Noyce, läuft nicht in den Multiplexkinos zwischen Cola und Popcorn – selbst in einer großen Kinostadt wie München schafft es der Film gerade einmal in drei kleine Programmkinos. Dabei hätte er ein breites Publikum verdient, doch das Thema eignet sich nicht für einen beschwingten Kinoabend, denn der Film erzählt von einem düsteren Kapitel in der australischen Geschichte, das noch nicht lange zurück liegt, den „Stolen Generations“, jenen Generationen von Aborigine-Kindern, die ihren Eltern entrissen wurden, um aus ihnen mittels Drill und Unterwerfung in Erziehungsanstalten gefügige Menschen zu machen, die ihrer Identität beraubt sind. Australien, das heute vor allem für seine menschenverachtende Asylpolitik berüchtigt ist, hat diesen rund 100 000 Opfern zwischen 1910 und 1976 niemals eine Entschuldigung und nur spärlich Entschädigung zukommen lassen. Selbst ein Gerichtsurteil, das die „Terra nullius“-Lüge aufhob und die Regierung aufforderte, die Aborigines für Unterdrückung und Landraub zu kompensieren, blieb bis heute ohne Folgen. Vor zwei Jahren traf ich bei der UNOSitzung in Genf eine 17jährige Cheyenne, die das erste Mal die USA verlassen hatte und durch Vermittlung des Native Youth Council an der Arbeitsgruppe für Indigene Völker teilnahmen konnte. Ihre anfängliche Schüchternheit wich einem tief sit- Die drei Mädchen auf der Flucht, Photo: Verleih 34 zenden Mitteilungsbedürfnis und innerhalb kurzer Zeit erzählte sie mir fast ihre ganze Lebensgeschichte. Mit zwölf Jahren war sie ihrer Mutter weggenommen worden und lebte nun bereits in der vierten Pflegefamilie, die mit monatlich $ 400 Aufwandsentschädigung gut an ihrer Pflegetochter verdient, die bei diesem „Handel“ aber weder Geborgenheit noch ausreichende Fürsorge erfährt. Die Schilderungen ihrer Lebensumstände und Erfahrungen waren umso bestürzender, da es sich schließlich um die Gegenwart handelt, nicht um Berichte über die Indianerpolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als indianische Kinder systematisch von ihren Eltern getrennt und in Internatsschulden gezwungen wurden, wo ihnen jede indianische Identität heraus geprügelt wurde und sie jedes Wort in ihrer Muttersprache bitter büßen mussten. Bis in die 70er Jahre hinein wurden indianische Kinder auf diese Weise ihrer Kultur und Familie entfremdet. Die Betroffenen haben das Leid ihrer Kindheit nie überwunden, selbst wenn sie heute ihre indianische Identität leben. Rassismus war die treibende Kraft für die Verantwortlichen in Nordamerika wie auch in Australien. Doch die australische Regierung ging noch einen Schritt weiter, denn sie pflegte in den 30er Jahren – kein geschichtlicher Zufall – eine erklärte Rassenpolitik. Die Ureinwohner waren für die weißen Bürokraten ohnehin hoffnungslose Wilde, entsprungen einer archaischen Vorzeit, die niemals ihren Weg in die Zivilisation finden würden, doch anders verhielt es sich mit den Mischlingen. Aufgrund ihres weißen Erbteils seien sie intelligenter, was man schließlich an der helleren Haut feststellen könne, und für sie bestehe eine geringe Chance, am untersten Rand einen Einstieg in die Gesellschaft zu erhalten. Kenneth Branagh als Chief Protector Neville, Vormund aller Aborigines, erläutert im Film gegenüber einer Gruppe feiner Damen der Gesellschaft und Wohltäterinnen der Internate mit bestürzender Kaltblütigkeit die Rassenpolitik der Regierung. Die Lösung des Ureinwohnerproblems bestehe darin, sie wie Saatgut oder Pflanzen zu veredeln, indem man Mischlinge nur noch mit weißem Blut „kreuze“ und bereits in der dritten Generation das Aborigineerbe eliminiert habe. Sowohl Neville als auch die anderen Figuren im Film werden nicht als Sadisten porträtiert, sie sind weder besonders hinterhältig noch gewalttätig, und doch werden sie hinter der kultivierten Maske als menschliche Monstren entlarvt. Die Handlung führt uns zurück ins Jahr 1931 und beschreibt doch eine Politik, die bis in die 70er Jahre gültige Rechtspraxis in Australien war, obgleich die Aborigines 1967 normale Bürgerrechte erhielten. Die Misch- COYOTE 2/03 Film lingskinder Molly (14), ihre Schwester Daisy (8) sowie ihre Cousine Gracie (10) leben mit ihren Müttern in Jigalong in Nordwestaustralien, einer Ödnis, die nicht einmal weiße Farmer anlockt. Die Weite des Landes, für die Kameramann Christopher Doyle einprägsame Aufnahmen gefunden hat, führt den Betrachter schon in den ersten Augenblicken des Films in eine andere Welt und verzaubert in ihrer kargen Beharrlichkeit. Diesem Zauber fühlt sich auch Molly verbunden, die in ihrem Land nicht Lebensfeindlichkeit, sondern Verbundenheit erkennt. Diese Verwurzelung wird am Anfang des Films noch unterstrichen, in dem sich Molly in ihrer eigenen Sprache dem Betrachter vorstellt. Zwar spielen auch die nächsten Szenen in der Sprache der Aborigine, doch der Einbruch des weißen Systems lässt sich nicht mehr übersehen. Mollys Familie lebt armselig in einer kleinen Siedlung, die keine Autonomie der Ureinwohner zulässt, sie in Regeln zwängt und mit Essenszuteilungen abhängig hält, und dennoch bewahrt sich auch Mollys Mutter Maude einen Rest an Widerstand und Aufbegehren, welches auch ihre Tochter geerbt hat. Aber das Land, das ihnen einst Überleben bot, haben sie verloren. Der Kaninchenzaun, der dem Film im englischen Original den (passenderen) Titel liefert, wirkt wie ein Symbol ihrer Ausgrenzung. Dieser Zaun wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund einer Kaninchenplage – die importierten Tiere hatten sich ohne natürlichen Feind übermäßig ausgebreitet – errichtet und durchtrennte Westaustralien von Nord nach Süd, von Küste zu Küste. Molly steht diesem Zaun fremd gegenüber und findet gleichzeitig in ihm einen Orientierungspunkt. Das eigentliche Geschehen beginnt mit der brutalen und herzzerreißenden Szene, als Constable Riggs unter kaltblütigem Verweis auf die Gesetzeslage – „It’s the law, Maude“ – die drei Kinder abholt, um sie ins Heim zu stecken. Die Szene ist so eindrücklich, dass selbst die Beteiligten emotional mitgerissen wurden. „Was da geschah“, erinnert sich der Regisseur, „war überwältigend. Schauspieler und Filmcrew wurden zeitmaschinen- COYOTE 2/03 Constable Riggs trennt die Kinder von ihren Müttern, Photo: Verleih gleich in die Vergangenheit katapultiert, mitten hinein in jene grausamen Szenen, die so unzählige Male stattgefunden hatten und von denen so viele berichten können, die zu den sogenannten ‚Stolen Generations‘ gehören. Allen wurde augenblicklich das Ausmaß klar.“ Die Kinder werden ins Erziehungsheim Camp River Moore gebracht, wo sie geschrubbt und neu eingekleidet dem Chief Protector zur Selektion vorgestellt werden. Die Kamera schlüpft an dieser Stelle in die Rolle von Maude, und wir sehen den bedrohlichen Fremden aus der Höhe von Kinderaugen. Molly hat Glück, denn sie ist nicht hellhäutig genug, um ausgewählt zu werden. Molly aber weigert sich, zur Hilfsschwester und Hausangestellten erzogen zu werden, sie erträgt das weiße System nicht – Flucht ist ihr einziges Ziel. Sie packt ihre kleine Schwester und ihre zunächst widerstrebende Cousine und liefert sich dem Land aus, das die drei Mädchen nach Hause zurück bringen soll. Die Bürokratie allerdings duldet kein Abweichen und beginnt eine gnadenlose Jagd nach den Flüchtigen. Nicht die einzelnen (weißen) Menschen, die den drei Mädchen immer wieder weiter helfen, sind das Problem, sondern das System, das sich hinter Paragraphen verschanzt und kleinliche Nutzenkalkulationen aufstellt, statt den Menschen hinter dem Gesetz zu sehen. Die Kinder vertei- digen durch ihre Flucht eben diese Menschlichkeit, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Zukunft, indem sie sich dem weißen System verweigern. Eine interessante Nebenszene verdeutlicht diesen Aspekt: Die drei Mädchen kommen zu einer Farm, wo sie von der Hausangestellten, die als Aborigine ebenfalls nach Camp River Moore entführt wurde, versteckt werden. Doch das Verhältnis von Schutzbedürftigen und Helfer kehrt sich plötzlich um, als der weiße Farmbesitzer nachts ins Zimmer schleicht und zur Hausangestellten ins Bett will. Als er die Mädchen sieht, geht er wieder, und die Hausangestellte fleht die Mädchen an, zu bleiben, denn sonst würde ihr Chef zurückkommen und sie vergewaltigen. Die Kraft, die von der Flucht Mollys ausgeht, hilft nicht nur ihr selbst, sondern setzt ein Zeichen für Widerstand. Entlang des Zauns, der ihnen als Orientierung dient, kämpfen sie sich über 1500 km nach Jigalong zurück, denn das Land, an dem die Weißen wiederholt scheitern, weil sie es als feindlich erachten, schützt sie – nur Daisy nicht, denn sie wird erneut eingefangen und ins Erziehungsheim zurückgebracht. Noyce vermeidet gekonnt jede Form der Schwarzweiß-Malerei und nuanciert seine Charaktere, wie etwa den Aborigine-Fährtensucher Moodoo, der – selbst Opfer der rassistischen Politik – gezwungen wird, die Mäd- 35 Film Photo: Verleih chen zu verfolgen, doch sich gleichzeitig mit ihnen solidarisiert. Weit entfernt von vereinnahmenden NewAge-Klischees, denen manche Traumzeitesoteriker anhängen, vermittelt der Film zugleich das äußere Elend und die innere Zerrissenheit, aber auch die Momente der Stärke der Aborigine-Kultur. Ein außergewöhnliches Talent zeigt der Regisseur in der Auswahl seiner Darsteller/innen, allen voran die Mädchen Everlyn Sampi (Molly), Tianna Sansbury (Daisy) und Laura Monaghan (Gracie), die mit einer beeindruckenden schauspielerischen Leistung und Präsenz überzeugen können. Die Story hat entgegen der Schlußszene kein Happy-End, ebenso wenig wie die Geschichte. „Follow the Rabbit-Proof Fence“, die Buchvorlage von Doris Pilkington, ist kein Roman, sondern die wahre Lebensgeschichte von Molly, der Mutter der Autorin, und sie ist noch tragischer als die Filmhandlung vermuten lässt. Molly heiratete und bekam zwei Töchter, aber 1940 wurde sie erneut gefangen genommen und mit ihren Töchtern Doris (4 Jahre) und Annabelle (18 Monate) wieder nach Camp River Moore gebracht. 1941 floh Molly ein zweites Mal, konnte aber nur Annabelle mitnehmen. Doris sollte ihre Mutter erst 30 Jahre später wieder treffen, ihre Schwester hat sie nie wiedergesehen, denn 1944 wurde Annabelle ihrer Mutter weggenommen und kam nie mehr zurück. Von einst 300.000 Ureinwohnern zu Beginn der Kolonisation Ende des 18. Jahrhunderts wurde ihre Zahl heute auf die Hälfte reduziert. Ihr Schick- 36 sal ist denen der amerikanischen Ureinwohner nicht unähnlich, doch sind die Aborigines in vielem noch schlechter gestellt. Sie wurden in karge Regionen verdrängt, die keine Überlebensbasis bieten. Der Eigentumsbegriff ist ihrer Kultur fremd und damit dem weißen kapitalistischen System suspekt, und Hierarchien, wie sie im bürokratischen Apparat des Films zum Ausdruck kommen, waren unbekannt. Auch gibt es in der Gesellschaft der Aborigines kein isoliertes Individuum, d.h. was einem Mitglied ihrer Gemeinschaft widerfährt, betrifft diese in ihrer Gesamtheit. Die Entführung der Kinder ist folglich nicht ein Schicksalsschlag allein für die Betroffenen, sondern ein Verlust für die gesamte Gruppe, die daran erkrankt, dass ein Teil ihrer selbst verloren wurde. Das Ausmaß des Leids, welches den Aborigines durch den Raub ihrer Kinder zugefügt wurde, ist für unser individualisiertes Denken kaum zu erfassen. anders als etwa den USA – nicht den Ureinwohnern übergeben, sondern blieb Besitz der Krone. Zudem wurden zahlreiche Bodenschätze, z.B. Gold, Bauxit, Uran, ausgerechnet in den kargen Regionen ihrer (Zwangs)Siedlungsgebiete entdeckt, welche großzügig von der Regierung an Bergbauunternehmen verpachtet werden. Während die Aborigines keine 2% der Gesamtbevölkerung bilden, sind 30 % der Gefängnisinsassen Ureinwohner. Ihr gesundheitlicher Zustand ist genauso katastrophal wie ihre Bildungssituation, doch die Regierung weigert sich, sich ihrer Verantwortung zu stellen und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen zu ergreifen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, sie in Reservate oder „Schutzzonen“ zusammenzufassen, das Land der Reservate aber wurde – Long Walk Home, Australien 2002, 94 Minuten, Regie: Phillip Noyce Inzwischen ist das Buch von Doris Pilkington australische Schullektüre, doch eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Aborigines steht noch aus. Der Film wird sicherlich einen emanzipatorischen Beitrag leisten, zumal er auf Sentimentalität und Überzeichnung verzichtet, doch das Leben der Aborigine in der australischen Gesellschaft bewegt sich unverändert am Elendsrand. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Film Critics Circle of Australia Awards sowie mit dem AFI Award für den Soundtrack, den Peter Gabriel beisteuerte. www.arsenalfilm.de/longwalkhome Monika Seiller Die beiden Schwestern am rettenden Zaun, Photo: Verleih COYOTE 2/03 Impressum Regelmäßige Treffen der AGIM Jeden Montag 20 - 23 Uhr in München, Frohschammerstr.14, (U-Bahn Petuelring bzw. Milbertshofener Str.) Offen für alle Interessierten - Wir suchen Menschen die sich aktiv engagieren wollen. Meldet Euch! 089 / 35 65 18 36 Termine 12. März – 31. August 2003 Winnetou und sein roter Bruder Ausstellung und Indianerfilme in der BRD und DDR, Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt www.deutsches-filmmuseum.de Reisen ins Indianerland Northern Escapes Postfach 170243, D-60076 Frankfurt, www.northern-escapes.de Begegnungsreisen Spieglerweg 4B, D-8831 Lindau, www.begegnungs-reisen.de Lakotareise Unter Leitung von Milo Yellow Hair findet vom 28.07. bis 18.08. eine Reise zu den Urenkeln von Crazy Horse nach South Dakota statt. Im Preis von 1250,- Euro inbegriffen: drei Wochen indianisches Leben im Zelt oder Tipi, die Mahlzeiten sowie jeweils Übernachtung im Hotel bei Anreise bzw. Abflug. Der Flug muss selbst organisiert und finanziert werden. Sybille Helfsgott, Menckenstr. 7, 12169 Berlin Inhaber und Verleger: Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. Frohschammerstr. 14 80807 München Tel.: 089/35 65 18-36 Fax: 089/35 65 18-37 Infotel: 089/35 65 27 58 Bankverbindung: Stadtsparkasse München BLZ 701 500 00, Konto: 17-223470 für Österreich: Kontoinhaber: Ludwig Seiller Raiffeisenbank Attersee BLZ 34363, Konto: 35.022 für die Schweiz: Kontoinhaber: Ludwig Seiller UBS St. Gallen Clearing Nr.: 0254, Konto: 620351 Internet: www.aktionsgruppe.de E-Mail: post@aktionsgruppe.de Bezugsbedingungen: COYOTE erscheint vierteljährlich zum Ende des Quartals. Das Abonnement kostet inkl. Porto in Deutschland 22,- Euro (Bei Zahlung durch Lastschrifteinzug nur 20,- Euro), im europäischen Ausland 24,- Euro. Das Einzelheft kostet 4,50 Euro (zzgl. Porto). Das Abonnementjahr umfasst mindestens ein Kalenderjahr, eine Kündigung muss bis zum 30. September des laufenden Jahres erfolgen. Die in diesem Heft veröffentlichten Artikel geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. COYOTE versteht sich als Forum für die Arbeit der Unterstützungsgruppen für nordamerikanische Indianer und veröffentlicht daher zugesandte Artikel dieses Themenbereichs. ISSN 0939 - 4362 Ferretti Galerie Indian Summer Zeitgenössische und historische Kunst der Indianer Nordamerikas Verkauf - Ankauf - Beratung Zeppelinstr. 63 81669 München Tel. 089-4895-3512 Fax 089-4895-3513 COYOTE 2/03 Verantwortliche Redakteurin und verantwortlich für den Anzeigenteil: Monika Seiller, Fraunhoferstr. 29, 80469 München Layout: Monika Seiller Diese COYOTE-Ausgabe entstand unter textlicher Mitwirkung von: Monika Seiller, Dionys Zink Druck: Bittera Druck Gmbh, Triebstr. 11a, 80993 München 37 Ja, ich möchte die Arbeit der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. unterstützen: [ ] mit einer einmaligen Spende in Höhe von_____________________ Euro [ ] mit einem regelmäßigen Förderbeitrag in Höhe von_____________ Euro [ ] monatlich [ ] vierteljährlich [ ] jährlich [ ] Ich möchte Mitglied der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. werden. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt: [ ] 50,- Euro (Normalbeitrag) [ ] 25,- Euro (Studenten, Arbeitslose etc.) [ ] 100,- Euro (Sponsorship) [ ] Ich möchte den COYOTE abonnieren. Das Abonnement kostet inklusive Porto in Deutschland 22,- Euro (bei Zahlung durch Lastschrifteinzug nur 20,- Euro), im europäischen Ausland 24,- Euro. COYOTE erscheint viermal im Jahr, jeweils Ende des Quartals. Das Abonnementjahr umfaßt mindestens ein Kalenderjahr. Kündigungsfrist für Mitgliedschaft und Abonnement ist jeweils der 30. September des laufenden Jahres. 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Gerber, Prärie- und Plains-Indianer , 25,- Euro [ ] G. Ammann/P. Gerber, Nordwestküsten-Indianer, 25,- Euro [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ HINWEIS! Wer Infostände organisiert oder an Veranstaltungen, Festivals etc. teilnimmt, kann bei uns KOSTENLOS zahlreiche alte Ausgaben des Coyote zum Verteilen bestellen. Wir freuen uns über alle Möglichkeiten der Informationsverbreitung!! ] Blackfire - One Nation Under, CD, 15,00 Euro ] Jim Pepper - Remembrance, CD, 15,00 Euro ] Jim Pepper - Witchi-Tai-To, Doppel-CD, 23,00 Euro ] John Trudell - Bonedays, CD, 14,75 Euro ] Bücherliste „Indianer“ (über 800 Buchtitel), 14,90 Euro Kurzer Anruf genügt oder per e-mail post@aktionsgruppe.de! ] CD: Shaman II, nur noch 5,- Euro ] Tom LaBlanc: Go Beyond (Gedichte, dt./engl.), 9,90 Euro ] Lakota (Sioux) für Anfänger, 90 Seiten, 10 Lektionen, 18,50 Euro ] Indianische Frauen - Indianischer Widerstand, 14,90Eur ] CD: The Return of the Buffalo Horses, 17,50 Euro ] Peter Schwarzbauer, Der Lakota Report, 8. überarb. Auflage, 17,50 Euro ] Stimmen der Erde - Berichte von 14 Ureinwohnern aus aller Welt, 14,90Euro ] Ferderik Hetmann - Das Indianerlexikon der Mythen und Geschichten, 12,90 Euro ] Ferderik Hetmann - Büffelfrau und Wolfsmann (indian. Märchen), 14,90 Euro ] Lance Henson: Lieder in der Sprache des Feindes (Gedichte, dt./engl.), 14,90Euro ] Antje Babendererde: Der Walfänger (Roman über die Makah, s.Coyote2/02), 20,50 Euro ] L. Henson/Memchoubi/A. Taylor/M. Somby„Words from the edge“(Gedichte, dt./engl.), 14,90 Euro 38 COYOTE 2/03 Sales Corner Alle Preise zzgl. 2,50 Euro Versandkosten Nur solange Vorrat reicht ! Nur noch 5 Euro!! COYOTE 2/03 39 Right to Water and Self Determination 9. We Indigenous Peoples have the right to self-determination. By virtue of that right we have the right to freely exercise full authority and control of our natural resources including water. We also refer to our right of permanent sovereignty over our natural resources, including water 10. Self-determination for Indigenous Peoples includes the right to control our institutions, territories, resources, social orders, and cultures without external-domination or interference.. 11. Self-determination includes the practice of our cultural and spiritual relationships with water, and the exercise of authority to govern, use, manage, regulate, recover, conserve, enhance and renew our water sources, without interference. 12. International law recognizes the rights of Indigenous Peoples to: Self-determination Ownership, control and management of our traditional territories, lands and natural resources Exercise our customary law Represent ourselves through our own institutions Require free prior and informed consent to developments on our land Control and share in the benefits of the use of, our traditional knowledge. Auszug aus der „Indigenous Water Declaration“, Kyoto, März 2003