NL20 - Incomindios

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NL20 - Incomindios
Newsletter
Nr. 20 August 2005
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News aus der Schweiz
News aus Südamerika
News aus Nordamerika
Als «Campamentista» in Chiapas
«Unser Land zu verlieren bedeutet
einen langsamen spirituellen Tod»
Abschied von einem grossen,
sanften Krieger
«Education is the only key»
Eine Zukunft für indianische Kinder
Reise auf den Spuren der Siedler
und Indianer
Lexikon über die Indianer Nordamerikas
News aus der Schweiz
Überraschung an der UNOMenschenrechtskommission
von Helena Nyberg
Mit der Geschäftsleiterin Christa Luginbühl
reisten wir am 11. April nach Genf an die UNO:
an jenem Tag wurden die indigenen Delegierten an der Menschenrechtskommission angehört.
Wir wollten den Anlass nutzen und zudem den
Kanadiern einen Brief zur Unterstützung der
Lubicon – die immer noch auf ihr Reservat
warten – vorlegen und Zeugenaussagen zu
Menschenrechtsverletzungen in Papua Neuguinea einreichen, deren Originale wir vertraulich
erhalten hatten. Am Abend waren wir an den
von INCOMINDIOS mitunterstützten Empfang
unserer Mutterorganisation International Indian Treaty Council IITC eingeladen.
Nach 30 Jahren Kampf: Sieg für Indianervölker in Brasilien!
Aber der Tag sollte erstmals eine riesige Überraschung bringen: Da einmal mehr die UNOComputer ausgerechnet beim Akkreditierungsvorgang abgestürzt waren, standen Indigene,
Diplomaten, NGO-Delegierte bunt gemischt in
der Schlange vor den Schaltern der Akkreditierungsbüros und mussten sich in Geduld üben.
Vor mir standen brasilianische Diplomaten, die
sich über Pine Ridge in den USA unterhielten.
Ich spitzte meine Ohren und wartete einen
geeigneten Moment ab, um den einen distinguiert aussehenden Herrn in ein Gespräch zu
verwickeln – so wie halt Lobbyarbeit oft funktioniert. Nach einer gegenseitigen Abtastungsrunde wagte ich meine Frage zu stellen, die mir
von Anfang an auf der Zunge gebrannt hatte:
Wie es der brasilianische Hoffnungsträger und
Präsident Lula da Silva eigentlich mit seinen
Versprechen halte? Er gebe zwar den Munduruku im Amazonas 2,4 Mio. Hektar Land zurück,
aber halte die Völker in Raposa/Serra do Sol
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an der Grenze zu Venezuela hin – diese warten
seit fast 30 Jahren auf die Demarkierung ihres
1,6 Mio. Hektar grossen Gebietes. Was für eine
Machtpolitik stecke da dahinter? Ich wollte
schon unserer Entrüstung freien Lauf lassen,
als er mich unterbrach: «Lady, don’t worry,
nächsten Freitag wird Lula unterschreiben,
darauf können Sie Gift nehmen», sagte er mit
einem überzeugenden Diplomatenlächeln. Ich
war baff und konnte es nicht glauben.
Nach einem intensiven Tag und einem bewegenden Empfang des IITC unter Anwesenheit
der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte
Louise Arbour kehrten wir nach Zürich zurück.
Am besagten Freitag, den 15.4.05 hörte ich um
acht Uhr früh im Radio: „Präsident Lula besiegelt die Demarkation eines riesigen Indianergebiets“!! Es war also wahr, ich wollte es aber
von Giorgio da Ben, unserem Partner vor Ort in
Raposa bestätigt haben und erhielt umgehend
die folgende Mail:
Cara Helena,
Deine Annahme stimmt: es handelt sich tatsächlich um Raposa/Serra do Sol; Lula hat
das Dekret soeben unterzeichnet, mit dem das
Gebiet demarkiert und so für die Indigenen
geschützt ist. Es brauchte 35 Jahre Kampf und
Einsatz. Wir haben es geschafft, mit der Hilfe
unzähliger Freunde – einschliesslich Dir und
INCOMINDIOS –, die nicht nachgelassen haben
in der Unterstützung der Forderung dieser Indi-
genen, die an ihren Sieg geglaubt haben und
sich gut organisierten. (…) Sie zwangen die
Behörden, auch gegen ihren Willen die verfassungsmässigen Rechte endlich anzuerkennen.
(...) In diesem Sinn sei allen FreundInnen bei
INCOMINDIOS herzlich gedankt.
Con amicizia
Giorgio daBen
Nachtrag:
Die Indigenen an der UNO kämpften um den
Beibehalt des Deklarationsentwurfs für die
Rechte der indigenen Völker, der Gefahr lief,
gekippt zu werden, da in 10 Jahren erst 2 der
46 Artikel verabschiedet worden sind. Zum
Glück fielen alle Abstimmungen der UNO-Menschenrechtskommission zu indigenen Angelegenheiten positiv aus, so ist die Weiterarbeit
an der Deklaration vorerst gesichert. Infos siehe www.freewebs.com/sezin_rajandran
Ein weiterer Lichtblick in Brasilien ist die
Gründung eines Nationalen Rats für Indigene Politik – so beschlossen an einer Audienz
des Justizministers Márcio Thomaz Bastos am
28.04.2005 mit 30 indigenen Vertretern. Dieser
Rat, dem indigene Völker, ihre Organisationen
und die Regierung angehören sollen, soll die
Richtlinien der Politik für die indigenen Völker
formulieren und gestalten.
Alle Fotos: Helena Nyberg
Tour-de-Suisse der PorträtAusstellung
Die zusammen mit der GfbV und dem
Fotografen Patrik Fuchs konzipierte Fotoausstellung «Portäts eines Kampfes um Anerkennung» machte Halt bei der Schweizer
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA in Bern.
Stand von ZOCH, mit Rita, Susanne und Eric
WORLD PEACE AND PRAYER DAY
Der Weltfriedens- und Gebetstag (WPPD)
wurde 1997 von Arvol Looking Horse initiiert
und ist ein internationaler Aufruf, am 21. Juni
für den Weltfrieden zu beten. Die Menschen
sollten sich daran erinnern, ihre eigenen
heiligen Stätten zu schützen und Lösung
für die dringenden Umweltprobleme zu finden. Die Regionalgruppe Zürich-Ostschweiz
organisierte einen Anlass in der Zürcher
Helferei.
Arvol Looking Horse ist das spirituellen Oberhaupt der Lakota, Dakota und Nakota in den
USA und der 19. Hüter der heiligen Pfeife der
Weissen Büffelkalbfrau.
An der Sonnenwende fliesst nach alter Lakota-Weisheit die Energie des Schöpfers durch
eine offene Tür. Wir folgten diesem Aufruf und
organisierten in Zusammenarbeit mit dem
Kulturhaus Helferei des Grossmünsters einen
Weltfriedens- und Gebetstag in Zürich. Obwohl
wegen des heissen Sommerwetters nicht viele Leute kamen, beschlossen wir, den Anlass
nächstes Jahr wieder durchzuführen. Zur
wunderschönen Ambiance im geschmückten
Raum trug der Flötenbauer Andy Schumacher
(und Partnerin) mit einem zauberhaften Flötenspiel und der Geschichte der indianischen
Liebesflöte bei. Nach der Filmvorführung («In
the Spirit of Crazy Horse» von Michel Dubois,
mit Milo Yellow Hair) leitete er uns noch durch
ein Dankgebet. Ihm, seiner Partnerin und allen
Aktiven der RG ZOCH sei herzlich für den Einsatz gedankt.
ZOCH-Gruppenbild mit Andy Schumacher (hinten links)
vor der Helferei
Stand von Flötenbauer Andy Schumacher
Fotograf Patrik Fuchs inmitten seiner Porträts
Für zwei Wochen im Juli hingen in der luftigen Lobby des DEZA-Hauptsitzes die porträtierten Gesichter der indigenen Delegierten
an der UNO, begleitet von ihren spannenden
Geschichten. Nur schade, dass ausser der
Kommunikationsverantwortlichen niemand zur
offiziellen Eröffnung kam. Die Wanderausstellung ist ohne Unterbruch seit dem Jubiläumsanlass im November 2004 unterwegs gewesen
und kann weiterhin ausgeliehen werden. Patrik
Fuchs war übrigens wieder an der WGIP in Genf
dabei und hat seine Porträtsarbeit fortgesetzt
– wir sind gespannt, was sich daraus alles
entwickelt.
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Gedenkfeier für den
Regenwaldschützer Bruno Manser
Bruno Manser, Zeichnung: BMF
Über 500 Personen nahmen am 21. Mai 05 an
einer Erinnerungsfeier für Bruno Manser in der
Offenen Kirche Elisabethen in Basel, teil. Über
ihre Erinnerungen an Manser und die Bedeutung seines Lebenswerkes sprachen die frühere Bundesrätin Ruth Dreifuss, der Kabarettist
Franz Hohler und weitere Persönlichkeiten aus
dem öffentlichen Leben. Auch INCOMINDIOS
ehrte den Freund und langjährigen Partner mit
der Anwesenheit von Mitgliedern der RG Basel.
«Verschollen, nicht vergessen» sei der Menschenrechtler und Begründer des Bruno Man-
ser Fonds, dessen Spur sich am 23. Mai 2000
irgendwo im Regenwald von Sarawak auf der
Insel Borneo verlor. Jahrelang machte er mit
spektakulären Aktionen zum grössten Missfallen der malaysischen Regierung auf das existenzbedrohende Schicksal der Penan aufmerksam. Kopfgeld war auf ihn, den Staatsfeind
der Malayen, ausgesetzt, als er auf Wunsch
der Penanhäuptlinge illegal die Landesgrenze
übertrat und nicht mehr gesehen wurde; noch
immer leiden die Penang unter dem Kahlschlag ihrer Lebensgrundlagen, der Einsatz
für sie und den Erhalt des Tropenwaldes geht
weiter...
Quelle: Bruno Manser Fonds, Online Reports
(P. Knechtli)
Es war einmal
eine Krähe und ein Rabe
Ida Calmegane (links) und Sharon Shorty
(Yukon) pflegen das Traditional Yukon
Storytelling und kennen sich gleichzeitig mit
Heilpflanzen aus.
INCOMINDIOS durfte am 13. April 05 in der
Lobby des Stadelhofen-Theaters einen Stand
am Zürcher Auftritt der beiden spannenden
Frauen machen, der von NONAM und Helvetas
unterstützt worden ist. «Meine Geschichten
sind mein Reichtum.» Nach dieser Überzeugung lebt und erzählt Ida Calmegane, so wie
das vor ihr schon die Mutter, Grossmutter
und Urgrossmutter getan haben. Sie ist Kaax’
ansh’ee, eine Älteste und Matriarchin der
Diesheetaan Nation. Sharon Shortys Vorfahren
stammen von den Tlingit und aus Norwegen.
Ihre Geschichten stammen von ihren Grossmüttern und Tanten.
Das zahlreiche Publikum lauschte den lebendig erzählten Legenden und liess sich für eine
Stunde in die Welt der traditionellen YukonIndigenen entführen.
Die Storytellers und ZOCH-Mitglieder
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Fotos: Helena Nyberg
News aus Südamerika
Tod am Amazonas
Der Amazonasregenwald ist noch Hort
der Artenvielfalt und Heimat einzigartiger
Indianervölker. Aber unerbittlich fressen sich
Viehzucht, Landbau und Abholzung tiefer und
tiefer in die grüne Lunge Südamerikas hinein. Europäische Konsumgewohnheiten tragen stark dazu bei. Umweltschützer haben
kaum eine Chance ohne unser Umdenken.
Der Umweltzerstörung hat sich in den Osten
und Süden des Amazonasbeckens verlagert.
Europas Konsumverhalten und seine Wirtschafts- wie Agrarpolitik heizen die WildwestSituation und vermeintliche Goldgräberstimmung in Brasilien noch an. Die Worte, die den
einen Verheissung und den anderen Fluch
bedeuten, heissen Holz, Rinder und Soja – alle
drei nachgefragte Güter in der Europäischen
Union.
Die brasilianische Behörde FUNAI, die sich
eigentlich um die Belange der Indianer kümmern soll, ist zu klein, mangelhaft ausgestattet und in Teilen auch korrupt, so kommt es
immer wieder zu Übergriffen auf Indianerland.
Häufig kommen dabei die Urwaldvölker auch
mit den Eindringlingen und deren Krankheiten
in Kontakt, was ihr Immunsystem überfordert
und sie sterben lässt.
Einsatz mit dem Leben bezahlt.
Wie einst Chico Mendes setzte sich die amerikanische Ordensschwester Dorothy Strang
vorbildlich wie gewaltlos für die Menschenrechte kleiner Landbesitzer und den Schutz des
Regenwaldes ihrer Wahlheimat ein. Auftragsmörder richteten sie am 12. Februar 2005 auf
dem Weg zu einer Versammlung im brasilianischen Bundesstaat Pará regelrecht hin: Selbst
als sie von dem bezahlten Todeskommando mit
Gewehren bedroht wurde, nahm sie nur ihre
Bibel und sagte: «Dies ist meine Waffe!» Die
derart «bewaffnete» 73-jährige Nonne starb
durch sechs aus nächster Nähe abgefeuerte Kugeln. Dorothy Stang wird dadurch nicht
wieder lebendig, aber die Proteste innerhalb
Brasiliens und aus den USA bewirkten immerhin, dass Präsident Lula 2000 Soldaten nach
Pará sandte, um die ausufernde Gewalt einzudämmen. Das Mordkommando wurde gefasst
(die Hintermänner allerdings noch nicht). Und
schliesslich richtete Lula per Dekret ein riesiges Waldschutzgebiet in der Region ein, um so
den Raubbau zumindest zu bremsen. Ihn wirklich stoppen kann allerdings nur ein Konsumwandel in unserer Gesellschaft.
Quelle: Daniel Lingenhöhl, spektrumdirekt,
19.3.05; http://www.tropenwaldnetzwerk-brasilien.de/aktuell/news/news.brasil.20050319/
index.html
Eduardo Guerra, den Gründer der Friedensbewegung von San José. Er nahm als solcher im
Jahr 2003 an verschiedenen Initiativen in den
USA und Europa teil, unter anderem auch am
Friedensmarsch von Perugia nach Assisi sowie
am Forum ColombiaVive! Später wurde eine
Grube mit den völlig verstümmelten Leichen
der sieben Personen entdeckt. Luis Eduardo
Guerra war auch dabei. Die GfbV verurteilt die
abscheulichen Morde aufs Schärfste und fordert die internationale Staatengemeinschaft
dazu auf, Kolumbien unter Druck zu setzen,
damit die Mörder ausfindig gemacht
und verurteilt werden können.
Quelle: www.gfbv.it/3dossier/colombia/sanjose-es.html
Bolivien:
Mehr als nur ein Krieg um Gas
Kolumbien:
«Wir wollen Gerechtigkeit!»
Immer wieder kommt es zu Gewalttaten,
sanktioniert vom Staat. Nach dem fürchterlichen Massaker vom Februar 05 verlangen
die Bewohner von San José de Apartado
Gerechtigkeit.
Die Einwohner von San José de Apartadó sind
geschockt: «Wir können nichts mehr sagen; der
Schmerz trifft uns so tief, dass wir nur noch
weinen. Der Staat Kolumbien hat wieder einmal ein unglaubliches Massaker durchführen
lassen, das unser Land mit Blut durchtränkt.»
Zu den Fakten: Die kolumbianische Armee
hat am 21. Februar 2005 sieben Personen
von zwei Familien umgebracht, darunter Luis
Die von indigenen Kräften angeführten massiven Proteste schütteln das ärmste Land
Südamerikas noch immer. Es geht um weit
mehr als um den Kampf der Erdgasressourcen
Boliviens, die nach dem Willen des Volkes
nicht privatisiert werden sollen.
Die mehrheitlich indigene Bevölkerung fordert ihre Rechte ein und wehrt sich mit einer
breiten Allianz aus indigenen Gemeinschaften,
Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen
Bewegungen gegen pro-amerikanische Interessen, welche mit Multis paktieren, um die
Privatisierung des Landes voranzutreiben. Die
Indigenen sind aber mit der Stossrichtung des
charismatischen Oppositionsführers Evo Morales nicht einverstanden: In ihren Augen habe
er sich verkauft und sei unnötige Kompromisse
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eingegangen. Ein Grossteil der Bevölkerung
unterstützt ihre Anliegen nach einer vollständigen Verstaatlichung der Erdgasindustrie und
einer diesbezüglichen Verfassungsrevision.
Morales hat sich zwar für eine hohe Besteuerung der ausländischen Gasfirmen eingesetzt
– und der bolivianische Senat hat im Mai auch
ein Gesetz verabschiedet, das 50% der Gewinne ausländischer Energieunternehmen besteuert – aber das sei noch nicht genug, «unsere
Ressourcen gehören uns», sagen die Indigenen... und der Konflikt schwelt weiter.
Quelle: http://www.democracynow.org/article.
pl?sid=05/05/25/1414214
URGENT ACTION: Helfen Sie den
Huaorani-Frauen in Ecuador!
Am 30. Juni 05 erreichte uns die Bitte der
Organisation «Rettet den Regenwald»,
eine Internet-Kampagne mitzumachen,
zur Unterstützung indigener Frauen, die
ein Friedenscamp gegen die Ölausbeutung
in Ecuador unterhalten.
Die Vereinigung der Huaorani-Frauen im
ecuadorianischen Amazonas blockieren
die Ölstrasse in Ecuador und bitten um
Hilfe: Mit ihrem Friedenscamp im YasuniNationalpark wollen sie das traditionelle
indianische Stammesgebiet vor der Zerstörung durch Ölausbeutung schützen. Der
Yasuni-Park gehört zu den artenreichsten
Gebieten der Welt und ist seit Jahrhunderten Lebensraum von etwa 2500 Huaoranis.
«Rettet den Regenwald» hat 5000 Dollar
Soforthilfe für das Huaorani-Friedenscamp
zur Verfügung gestellt.
Bitte unterstützen Sie die Huaorani-Frauen und protestieren Sie noch heute bei der
ecuadorianischen Regierung. Hier gehts
direkt zur Protestmail:
http://www.regenwald.org
Bitte leiten Sie diese Mail an möglichst
viele Freunde und Bekannte – herzlichen
Dank!
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Schulprojekt mit Breitenwirkung
letztes Jahr vom Centro de Educacion Mapuche
erarbeitet wurde, eingesetzt.
Interkulturelle Erziehung der Mapuche in Neuquen
1. Treffen: «Wiedererlangen der MapucheKenntnisse» (in Aluminé, 15.–21. Januar
von Arne Baurecker, Chile 2005)
Die traditionellen Ältesten wie Lonko und Pillan
Dank der Vermittlung unseres Berner Mitglieds Kushe der Gemeinschaften Kurruwinka, Wiñoy
Arne Baurecker konnte über INCOMINDIOS Tayiñ Rakizuam, Lefiman, Niegueihual, Cataein grösseres Projekt zur Förderung einer lan und Ruka Coroy sowie rund 150 Jugendliche
indigenengerechten Schulausbildung bei den und Kinder derselben Gemeinschaften nahmen
Mapuche lanciert werden. Hier ein erster daran teil. Unter freiem Himmel und auf vor 10
Kurzbericht vor Ort.
Jahren zurückerlangten Territorium trugen die
Autoritätspersonen das kollektive GedächtHauptziel des Projektes ist es, einen Lehrplan nis, die mündlich überlieferte Geschichte des
für interkulturelle Erziehung auf Sekundar- Widerstandes und der territorialen Reduktion
stufe (PIE) zu entwickeln. Als eine Grundlage (19. Jhd.) vor.
dient dabei die erste interkulturelle Erfahrung
der Primarschule Nr. 161 in der Gemeinschaft 2. Treffen: mit ehrwürdigen Autoritätspersonen
Kurruwinka.
und Ältesten; den Trägern der traditionellen
Die ursprünglichen Aktivitäten wurden im Lau- Kenntnisse (Aluminé, 20.–24.Februar 2005)
fe der Projektrealisierung aber erweitert. Denn 12 Autoritätspersonen und Älteste sammeln
einerseits reichten die vorhandenen traditio- mit dem Centro de Educacion Mapuche sysnellen Kenntnisse nicht aus, da ein Grossteil tematisch traditionelle Kenntnisse (philoverloren gegangen war, andererseits haben sophisch-religiöse Kenntnisse, Medizin, und
Gemeinschaften aus der Region Pulmari das Sprachanalyse)
Bedürfnis angemeldet, an der Stärkung ihrer
Identität und so an der Entwicklung des PIE 3. Treffen: der Kona (Jungen) in Neuquén
mitwirken und mit ihrem reichhaltigen Wissen (24.–26. März 2005)
und v.a. Sprachkenntnissen beitragen zu wol- Hauptthema waren die Grundrechte der Mapulen – nicht nur ältere Personen, sondern gera- che, die aus Ursprung und Geschichte hervorde die Jungen, die trotz der massiven, fremden gehen. Dazu gehörte auch die Aufarbeitung der
Einflüsse an ihrer Kultur festhalten und sie völkerrechtlichen Vereinbarungen zum Schutz
stärken wollen.
der indigenen Völker und eine Analyse der
aktuellen, rechtlichen Situation der GemeinDie Comision Intercultural, die aus 4 Experten schaften der etwa 70 jugendlichen Teilnehmer.
der Mapuche und 4 Erziehungsexperten (NichtMapuche) der Universität Comahue besteht, 4. Treffen: Auswertung durch die Comihat zu diesem Zweck vier Arbeitstreffen in sión Intercultural, San Martin de los Andes
Aluminé, San Martin de los Andes und Neuquen (23.-26. Juni 2005)
Stadt organisiert. Sie ist zudem permanent mit Die Comisión Intercultural wertete ihre Arbeit
der Analyse und Selektion der Inhalte und des der letzten 6 Monate und die Treffen aus. ProNiveaus der staatlichen Schulbildung aller am dukt dieses Prozesses ist ein Basisdokument
Projekt mitwirkender Gemeinschaften beschäf- des Interkulturellen Lehrplans, das den Ältestigt und bildet das Bindeglied zwischen dem ten der Mapuche zur Analyse und Prüfung vorCentro de Educacion Mapuche, den Gemein- gelegt wird und die Grundlage für die weitere
schaften, der Universität und dem staatli- Entwicklung bildet.
chen Lehrpersonal. Bei allen Treffen wurde
eine systematische Sammlung der Resultate
vorgenommen und didaktisches Material, das
News aus Nordamerika
Leonard Peltier in anderes
Gefängnis überführt
Nachruf auf Dave Chief, Peltiers
spirituellen Beistand
Ohne seine Familie oder Anwälte zu benachrichtigen, ist der berühmte politische LakotaGefangene am 30. Juni 05 aus Leavenworth
(Kansas) ins Staatsgefängnis von Terre
Haute in Indiana überführt und in Einzelhaft
gesteckt worden.
Leavenworth wird baulich von einem Hochsicherheitsgefängnis zu einem «mittelsicheren» Gefängnis zurückgestuft. Deshalb wurden
die Insassen verlegt und zuerst in Isolationshaft gesteckt. Wie lange, wissen wir nicht.
Seit über 29 Jahren ist Peltier im Gefängnis, er
ist 60 Jahre alt und seine Gesundheit ist angeschlagen. Niemand weiss, wie es ihm geht und
ob er die durch gute Führung erhaltenen Privilegien auf Besuch, Religionsausübung, Telefonate, Hobbies, etc. ausüben darf. Russ Redner,
der Geschäftsführer des Verteidigungskomitees von Leonard Peltier bestätigt den Umzug
des LPDC nach Terre Haute, um die Arbeit für
die Freilassung der zweimal lebenslänglich
Verurteilten in seiner Nähe fortzusetzen.
«Das US-Gefängnissystem ist höchst unmenschlich», meint er, «er benutzt die neueste
Technologie, um die brutale Behandlung der
Gefangenen zu maskieren; die Hochsicherheitstrakte sind eigentliche verdeckte Todeslager, damit die Bevölkerung nicht merkt,
wie brutal und menschenunwürdig die USA
ist. Wir beten, dass unser Bruder stark genug
ist. Möge der Schöpfer ihn mehr denn je zuvor
beschützen.»
URGENT ACTION für Leonard Peltier
Schreiben Sie dem neuen Gefängnis Briefe,
telefonieren sie und senden Sie Peltier Ende
August Geburtstagkarten, damit er weiss,
dass wir ihn nicht vergessen. Eine Briefvorlage der indigenen Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú Tum für Peltier
kann im Büro angefordert werden.
Wir danken den SpenderInnen!
INCOMINDIOS hatte den Juni-Spendenaufruf
auch zugunsten Peltiers gestartet und bedankt
sich nun für die bereits eingegangenen Spenden, die gerade rechtzeitig gekommen sind, um
einen Beitrag an die Neueröffnung des Büros
in Indiana und an die Betreuung von Peltier zu
leisten. Spenden sich weiterhin willkommen!
Informationen: Russ Redner, LPDCGeschäftsführer, (001) 866-534-6151;
Barry Bachrach, LPDC-Anwalt,
(001) 508-926-3403
Kontaktieren Sie das Gefängnis:
USP Terre Haute
U.S. Penitentiary
4700 Bureau Road South
Terre Haute, IN 47802
Phone 812-244-4400
Fax
812-244-4789
THP/EXECASSISTANT@BOP.GOV
Schreiben Sie der Gefängnisverwaltung:
Federal Bureau of Prisons
320 First Street NW
Washington, DC 20534
202-307-3198
info@bop.gov
Am 13. Juni 2005 verstarb David Chief, der
langjährige spirituelle Beistand Peltiers und
Führer der Lakota. Er war ein allseits respektierter Mann. «Meine Beileidsbezeugnisse sind
an seine Familie und unser ganzes Volk gerichtet», schreibt Peltier. «Ich bete, dass wir uns vereinigen können auf dem Weg, den er gegangen
ist.» Mitglieder von INCOMINDIOS lernten Dave
Chief im Dezember 2000 an einer Sonnenaufgangszeremonie zu Ehren Peltiers unweit des
World Trade Centers in New York kennen und
waren von seiner Präsenz beeindruckt.
Dave Chief segnet das vom Schweizer Antiquitätenhändler Raffi Huser überbrachte Geschenk für L. Peltier
– ein Zeremonialstab aus der Zeit von Wounded Knee.
Quellen: Paula Ostrovsky-LPDC Media PR;
http://leonardpeltier.org
14.12.2000, Battery Park, NY
Foto: Helena Nyberg
7
Good News:
Navajo-Stammesrat stimmt gegen
Uranabbau
Window Rock, Arizona. Mit der Unterschrift
von Präsident Joseph Shirley tritt ein
Gesetz in Kraft, das den Uranabbau und die
Uranverarbeitung auf dem Land der Navajo
untersagt. «Die Beine des Uranmonsters sind
damit abgehackt», meinte ein Delegierter.
Obwohl der Navajo Nation einmal mehr Geld
und Infrastrukturen angeboten und sie mit
teuren Gerichtsklagen bedroht wurden, blieben sie hart und stimmten mit 63 gegen 19
Stimmen gegen einen weiteren Uranabbau
auf ihrem Land. Sie stellten sicher, dass auch
keine Einzelpersonen durch die Maschen des
Gesetzes fallen, indem sie den Text genau
abfassten: «Keine Person darf auf irgendwel-
Grafik: Desert Morning News
Endlagerfrage in den USA
ungelöst
Yucca Mountain, Nevada: Da sich die Pläne
der Regierung, ein riesiges Endlager für
radioaktive Abfälle im heiligen Berg der
Shoshone einzurichten, ständig verzögern,
verlangen Gesetzgeber und Atomindustrie
eine alternative Lösung und drohen mit
Milliardenklagen, falls die US-Regierung es
nicht schafft, innert 2010 eine Endlagerstätte
anzubieten.
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chen Standorten innerhalb des Navajo Indian
Country den Abbau oder die Verarbeitung von
Uran betreiben.» – «Uran tötet», war das
durchschlagende Argument in den Sitzungen
des Navajo Stammesrates gewesen...
Quelle: Ryan Hall, The Farmington Daily Times,
20.04.2005
PS: Anfangs Mai wurde bekannt, dass die
französische Energiefirma Cogema (Saskatchewan!) geologische Untersuchungen in einem insgesamt über 800 km2 grossen Gebiet
in Südfinnland durchführen will! Man hoffe
auf reiche Uranfunde...
Kee Watchmann, der verstorbene Vertreter der traditionellen Dineh von Cactus Springs, dahinter seine
Supporter Daniel Zapata (links) und Sylvain Duez
Foto: Beatrice Weyrich Alessandrini
Pikantes Detail: Erst vor kurzem sickerte durch,
dass Regierungsbeamte womöglich Dokumente gefälscht haben könnten, um den Start des
umstrittenen Endlagers zu beschleunigen. Das
Energieministerium steht unter Druck, eine
temporäre Lösung zu finden. Bis 2010 hätten
77’000 Tonnen radioaktives Waffenmaterial
und abgebrannte Brennstäbe für 10’000 Jahre
in der Wüste 90 Meilen nordwestlich von Las
Vegas begraben werden sollen. Der Berg sei
unsicher, hatten die Indigenen schon lange
nachgewiesen, erst der Widerstand von Las
Vegas und seinem populären Bürgermeister
brachte aber die nötige Unterstützung gegen
das Projekt. Nun will man mit privaten Mitteln ein Endlager auf Indianerland (!) in Utah
einrichten, dabei werden aber immer mehr
Stimmen laut, es sei besser, das radioaktive Material dort zu lagern, wo es eingesetzt
wird: In 39 Staaten warten ca. 55’000 Tonnen
Reaktorabfälle und 16’000 Tonnen hochradioaktives Militärmaterial auf die Entsorgung.
Die ursprünglichen Baupläne von überwachten
zugänglichen Lagerstätten (interim «monitored retrievable storage» facilities) wurden
Ende 1980er, anfangs 1990er Jahre leider
«zugunsten» Yucca Mountain aufgegeben…
Quelle: Erica Werner, Associated Press, 25. 3.
2005
Standort des grössten US-Atomendlagers:
Yucca Mountain
Als «Campamentista» in Chiapas
«Der Frieden ist wie eine Glut, die jederzeit wieder zu einem Feuer ausbrechen kann».
von Evelyne Frei
Fotos: Evelyne Frei
«Wie bist du auf die Idee gekommen, einen
Einsatz als Menschenrechtsbeobachterin
zu machen?» Diese Frage höre ich immer.
Nun, die indigenen Völker Amerikas interessierten mich seit meiner Kindheit, und
es war immer mein Traum, eines Tages in
einem Projekt vor Ort einen Einsatz zu leisten. Ausschlaggebend war 1996 der Berner
Besuch von Don Samuel Ruiz, des ehemaligen Bischofs von San Cristobal de las Casas
und Vermittler zwischen den Zapatisten und
der mexikanischen Regierung.
In unserem ersten Dorf werden wir von einer
Schar neugieriger Kinder begrüsst, welche
uns in den folgenden zwei Wochen fast täglich besuchen kommen. Ganz wild sind sie
nach Fotos und wollen auch alle fotografiert
werden. Unsere mitgebrachten Bilder aus der
Schweiz schauen sie interessiert an und sind
besonders von den Pferden im Schnee fasziniert! Ganz komisch finden sie meine kurzen,
gefärbten Haare und fragen mich öfters warum ich sie abgeschnitten und wer sie mir denn
eingefärbt habe.
Während dieser Veranstaltung wurde das Projekt der Friedensbeobachter in Chiapas (Campamento Civil por la Paz) vorgestellt und für
mich war danach klar: So etwas will ich einmal
machen! Im Februar 2005 war es dann endlich
soweit! Bis im April sollte ich als «campamentista» in Chiapas einen Einsatz leisten...
Der Verantwortliche für uns «campamentistas» zeigt uns unsere Unterkunft und die
Küche, bringt uns Brennholz und erzählt uns
etwas über das Dorf. Nuevo San Pedro wurde
1994 während des Aufstandes der Zapatisten
gegründet, ein Grossteil der ca. 50 TzeltalFamilien sind aber erst in den letzten paar
Jahren hierher gezogen.
Bei den Zapatisten
Um uns herum Grün in allen Varianten, vorbei
an kleinen Dörfern aus Holzhäusern mit Blechdächern, Maisfeldern und Bananenbäumen,
so fahren wir mit der Camionetta (offener
Pickup) zur Ortschaft La Garrucha, einem der
fünf Caracoles, den autonomen zapatistischen
Verwaltungszentren mit der lokalen Regierung
«Junta de buen Gobierno», welche im August
2003 im Bundesstaat Chiapas eingesetzt wurden.
Wir melden uns bei der «Junta» an, zeigen
unser Empfehlungsschreiben vom Frayba
(dem Menschenrechtszentrum in San Cristobal
de las Casas, welches die Einsätze koordiniert
und die Beobachter in die Gemeinden schickt)
und erhalten die Erlaubnis der Zapatisten, in
das vom Menschenrechtszentrum zugewiesene
Dorf weiterreisen zu können.
Die Menschen leben hauptsächlich von der
Land- und Viehwirtschaft (Mais, Bananen,
Bohnen, Kühe, Hühner), was nur wenig einbringt. Die Häuser sind einfach, ausser ein
paar wenigen Solaranlagen, gibt es in den
meisten Dörfern keinen Strom. Die Stromanschlüsse, Wasserleitungen und Lehrer (viele
Dörfer haben manchmal über ein Jahr lang
keinen Lehrer in ihrer Schule) würde der Staat
finanzieren, jedoch akzeptieren die Zapatisten
weder Geld noch sonstige Unterstützung der
Regierung. Sie versuchen, so rasch es geht
Abhilfe zu schaffen, aber das braucht viel Zeit
und Geld. Dieses Verhalten erweckt bei vielen
Leuten Unverständnis, ich finde es jedoch
bemerkenswert, dass die Zapatisten ihrem
eingeschlagenen Weg treu bleiben, auch wenn
er lang und steinig ist!
Unter dem Mangobaum…
Am ersten Morgen werden wir um 7 Uhr
geweckt: die Tortillas sind da! Was bei uns
das Brot, ist in Mexiko die Tortilla; Grundnahrungsmittel und bei allen Mahlzeiten dabei!
Langweilig? Keineswegs; denn ob mit Honig,
Frischkäse, Bohnen, Tomatensauce, Rührei
oder Guacamole, Tortillas schmecken mit allen
möglichen Beilagen hervorragend. Nach dem
Frühstück geht es auf den «Posten» unter dem
Mangobaum. Unsere Aufgabe besteht darin,
jegliche Bewegung der Armee zu notieren,
Anzahl und Art der Fahrzeuge und der Soldaten. Dabei ist es wichtig, dass wir in guter
Sichtweite zur Strasse sitzen, denn schliesslich sollen sie vor allem uns sehen! An manchen Tagen passieren bis zu 30 Militärfahrzeuge die sonst friedlich erscheinende Gegend.
Niemand kann die extreme Armeepräsenz im
Bundesstaat Chiapas verleugnen, denn sie ist
offensichtlich! Überall sind kleinere und grössere Stützpunkte, und ausserhalb der Provinzstädte wurden ganze Militärkolonien aus dem
Boden gestampft!
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An unserem Platz unter dem Mangobaum kommen auch viele Dorfbewohner vorbei, und so
ergeben sich öfters interessante Gespräche,
sei es über Politik, Religion oder die Unterschiede der Schweiz zu Mexiko. Die Männer
machen öfters eine Pause für einen Schwatz
(«Wie viele Kühe besitzen die Bauern bei euch,
welche Pflanzen werden angebaut?»), die
Frauen sind zurückhaltender, viele sprechen
auch schlecht oder gar kein Spanisch. Diese
interessieren sich mehr dafür, wie viele Kinder
die Schweizer Familien haben, und in welchem
Alter bei uns geheiratet wird. So wird es einem
unter dem Mangobaum nie langweilig!
Die Kirche ist ein zentraler Treffpunkt in jedem
Dorf. Nicht nur für Gottesdienste und Katechismusstunden trifft Mann und Frau sich hier,
sondern auch für Besprechungen. Wer etwas
zu sagen hat, stellt sich für seine «Rede» vor
die anwesende Gemeinschaft, danach wird
oft stundenlang diskutiert und abgestimmt.
Übrigens kommen bei den Zapatisten auch die
Frauen immer zu Wort! Leider haben wir nie
viel mitbekommen, da jeweils die Maya-Sprache Tzeltal gesprochen wurde...
Zwei Wochen später haben wir uns von diesen freundlichen Menschen verabschiedet
und kehrten zurück nach San Cristobal de las
Casas. Gerne wären wir noch länger in diesem gemütlichen Dorf mit seinen freundlichen
Menschen geblieben.
Sociedad Civil de las Abejas
Zurück in der Stadt hiess es, Bericht schreiben und im Frayba abgeben. Das Menschenrechtszentrum sammelt alle Daten zu jedem
begleiteten Dorf und kann anhand dieser die
Veränderungen im jeweiligen Dorf, sowie die
militärische Präsenz in der Zone verfolgen und
einschätzen.
Nach dem Auswertungsgespräch kaufen wir
auf dem Markt in San Cristobal Gemüse und
Früchte ein, und dann kann es wieder losgehen!
Der nächste Einsatz führt uns durchs Hochland von Chiapas, eine gute Stunde von San
Cristobal entfernt, in eine etwas von der Strasse abgelegene Abeja-Gemeinde. Die Abejas
(Bienen) sind eine sehr religiöse Gemeinschaft
(eine Mischung aus Katholizismus und Maya10
Der Konflikt in Chiapas
San Cristobal de las Casas, 1. Januar 1994:
«Ya basta, es reicht!» Damit begann der
bewaffnete Aufstand der Zapatisten in Chiapas. Ausschlaggebend für diesen Schritt
waren jahrhundertealte Unterdrückung und
Diskriminierung der indigenen Bevölkerung Mexikos, kaum Zugang zu Boden,
Bildung und gesundheitlicher Versorgung,
geschweige denn einem gerechten und
korruptionsfreien Rechtssystem. Die Regierung antwortete mit der Besetzung grosser
Teile von Chiapas durch die Armee und der
Errichtung von unzähligen Militärstützpunkten in der gesamten Region. Paramilitärische Gruppierungen terrorisieren seither die
Zivilbevölkerung – von der mexikanischen
Armee unterstützt. Mehr als 20’000 Menschen mussten vor diesem Terror flüchten.
Die zähen Verhandlungen der Konfliktparteien führten zu ersten Friedensabkommen
1996 und den Verträgen von San Andres
1998, welche etliche Gesetzeslücken bezüglich der Indigenen schliessen sollten. Nur
wurde das Gesetz 2001 vom Kongress derart
verwässert und wesentliche Teile (v.a. über
die Autonomie der indigenen Dörfer) ausgeklammert, dass es zu heftigen Protesten
kam. Dies jedoch wurde von Regierungsseite her einfach ignoriert und eine erneute
Verschärfung der Situation akzeptiert.
Seither ist der Dialog zwischen den Parteien
abgebrochen, die EZLN (Ejercito Zapatista
de Liberación Nacional) hat sich zurückgezogen; beharrt aber, zusammen mit anderen
indigenen Organisationen weiterhin auf der
Einhaltung der ursprünglichen Verträge von
San Andres. Im Juli 05 ergriff die EZLN eine
gewaltfreie landesweite Initiative für eine
neue linke Allianz.
religion), mit der Gewaltlosigkeit als oberstes
Kredo. Politisch verfolgen sie die gleichen Ziele
wie die Zapatisten und sind mit ihnen verbunden. Traurige Berühmtheit hat die Ortschaft
Acteal erlangt, als am 22. Dezember 1997 45
Tzotzil-Indigenas von einer paramilitärischen
Gruppe überfallen und ermordet wurden. Militäreinheiten waren damals in der Nähe stationiert und hörten angeblich den Lärm und die
Schreie der Menschen nicht… ein weiterer
Beweis für die Tolerierung der Paramilitärs
durch Armee und Regierung. Ein Grossteil der
Täter ist noch immer auf freiem Fuss, zudem
hat die Regierung Gutierrez vor 4 Jahren verurteilte Täter trotz heftiger Proteste bereits wieder frei gelassen!
In Acteal zuhause ist auch der jährlich zu wählende Rat der Abejas, die mesa directiva. Auch
die Abejas streben das Recht auf Selbstbestimmung an; im Gegensatz zu den Zapatisten
akzeptieren sie aber staatliche Hilfe, da sie
der Auffassung sind, dass Zugang zu Bildung,
Gesundheit, Wasser und Strom Grundrechte
sind, die für alle mexikanischen Bürger gelten
– daher auch für sie.
Das neue Dorf am Fuss des Raben
Wir werden mit offenen Armen und einer Herzlichkeit empfangen, die uns alle tief bewegt;
die Menschen sind so arm, und trotzdem teilen sie das Wenige, was sie besitzen mit uns!
Wir werden oft eingeladen, die verschiedenen
Familien zu besuchen, wo wir dann bei einer
Tasse Kaffee aus eigenem Anbau ins Gespräch
kommen und sehr viel über das Leben im Dorf
und die politische Situation erfahren. Nuevo
Ybeljoj existiert erst seit 4 Jahren; seine Bewohner wurden 1998 mit Gewalt aus dem alten
Dorf vertrieben, von den eigenen Nachbarn,
welche sich einer paramilitärischen Gruppierung angeschlossen haben. Drei Jahre lang
lebten die Menschen vom «alten» Ybeljoj in
einem Flüchtlingslager, wo furchtbare hygienische Zustände herrschten, viele wurden krank
und sind gestorben, vor allem Kinder und alte
Menschen. Nach 3 Jahren war es den Leuten
möglich, mit Hilfe eines reichen Mexikaners
einige Kilometer vom alten Dorf entfernt Land
zu kaufen und dort eine neue Existenz aufzubauen. Inzwischen ist Nuevo Yebjoj ihre neue
Peace Watch Switzerland – Unterwegs für
Menschenrechte
Peace Watch Switzerland entsendet BeobachterInnen zur Begleitung von Dorfgemeinschaften in Konfliktgebieten. Das
Ziel ist, durch die internationale Präsenz
gewalttätige Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu verhindern. Peace Watch Switzerland sucht freiwillige BeobachterInnen in
der Schweiz, bildet sie aus und entsendet
sie für 2-3 Monate in eines der Projekte in
Mexiko, Guatemala und Palästina.
Infos unter:
Peace Watch Switzerland
Quellenstrasse 31
8005 Zürich
info@peacewatch.ch
www.peacewatch.ch
Weitere Links:
Direkte Solidarität mit Chiapas
www.chiapas.ch
Menschenrechtszentrum Frayba
www.laneta.apc.org/cdhbcasas/
Ejercitio Zapatista de Liberacion Nacional
www.ezln.org/
Heimat geworden. Nun wird die Strasse ausgebaut, weitere Wasserleitungen gelegt und
eine neue Kirche geplant. Ebenfalls erfahren
wir, dass im Rahmen des höchst fragwürdigen Megaprojektes «Plan Puebla Panama»
3 Staudämme in der Region Chenalhó geplant
sind, was für die angestammten Bewohner
eine Zwangsumsiedlung bedeuten würde. Wie
so oft kommen die Interessen der Multis vor
den Indigenen und deren Grundrechten!
Ein besonders eindrückliches Erlebnis ist der
Besuch des Gottesdienstes: Dank der Übersetzung folgen wir einigermassen der auf Tzotzil
gehaltenen Predigt. Der Katechist bedankt
sich bei uns und betont, wie wichtig es für sie
ist, dass wir Zeugen ihres Alltags sind und zu
Hause erzählen, wie die Situation in Chiapas
wirklich ist!
Auch hier fällt der Abschied von diesen herzlichen Menschen schwer; genauso wie Margarita müssen auch wir uns ein paar Tränen aus
den Augenwinkeln wischen. Wir hoffen, eines
Tages wieder nach Chiapas reisen zu können.
Urgent Action: Briefkampagne
gegen neue Vertreibungen
In der Zona Norte von Chiapas wurden am
3. Juli 05 erneut Familien gewaltsam von
Paramilitärs aus ihren Gemeinden vertrieben. Bei den Vertriebenen handelt es sich
um BewohnerInnen der Gemeinde Andrés
Quintana Roo in Sabanilla. Seit 1996 werden dort die ehemals zapatistischen Familien, heute Sympathisanten der PRD, von
ihren bei der paramilitärischen ‘Paz y Justicia’ organisierten Nachbarn bedroht.
Paz y Justicia, die einflussreichste und
aggressivste paramilitärische Organisation in der gesamten Zona Norte, hatte
zwischen 1995 und 2000 3000 Menschen
aus verschiedenen Gemeinden vertrieben,
37 Personen ‘verschwinden’ lassen, und 87
Menschen getötet. Seit Beginn dieses Jahres wurden wieder zunehmende Wellen der
Aggression von MenschenrechtsbeobachterInnen registriert.
Die Mobilisierungen der Paramilitärs, ihre
Wiederbewaffnung und die neuen Vertreibungen sind kein gutes Zeichen für die
Region, in der die Zapatistas eben eine
neue, explizit friedliche Initiative für eine
nationale linke Allianz ergriffen haben.
Wandbild in La Garrucha
INCOMINDIOS Schweiz hat sich an einer
Briefkampagne an die Adresse der Regierung beteiligt und den Schutz der ansässigen Bevölkerung und die Entwaffnung der
Paramilitärs gefordert.
11
«Unser Land zu verlieren bedeutet einen
langsamen spirituellen Tod»
Nachruf: Mary Dann, Western Shoshone
Mary (rechts) und Carrie Dann
Foto von Rebecca
von Renate Domnick
Mary Dann schien die Sanftmütige,
Schweigsame neben ihrer lebhaften, eloquenten Schwester Carrie. Doch jeder wusste, dass es weder für Carrie, die Frontfrau im
Kampf um die Rechte der Western Shoshone,
noch auf der von ihnen gemeinsam geführten Ranch eine Entscheidung ohne Mary
gab. Gemeinsam waren sie das Rückgrat
des Widerstandes gegen Landraub, gegen
Atomtests und gegen den Goldabbau, der
die Gewässer verseucht und ihre heiligen
Stätten zerstört.
Der Dann-Klan stand von Anfang an im Mittelpunkt der Kämpfe um Land- und Vertragsrechte, denn auch andere Familienmitglieder engagierten sich und wurden so zur Zielscheibe von
Schikanen durch Behörden und Gerichte.
Mary liebte das Leben und die Arbeit auf der
Ranch im abgelegenen Crescent Valley. Sie
war die Seele des Hauses, das im Lauf der Jahre Gäste aus vielen Ländern und Kontinenten
beherbergt hat, sie galt als berühmte Züchterin
weit über Nevada hinaus, und sie war «boss of
the Ranch». Und so lag letztlich auch die Verantwortung bei ihr für die Entscheidung, keine
Weidegebühren für die Nutzung des Landes zu
zahlen. Dies kam einer Nichtanerkennung des
Bureau of Land Management (BLM) gleich,
einer der mächtigsten Behörden in Nevada, die
über Genehmigungen für Bombentestgebiete
und Goldminen, und eben auch für Weideland
entscheidet.
Hartes Leben zwischen Ranch und Gerichtsprozessen.
Dass das BLM dies als Kriegserklärung verstand, zeigte sich bei den darauf folgenden
Strafaktionen gegen die Danns, darunter
militärisch inszenierte Konfiszierungen von
12
Rindern und Pferden, bei denen Bundes- und
Staatspolizei, Sheriffs und Hubschrauber zum
Einsatz kamen. Mit der Weigerung, für die Nutzung ihres Landes Gebühren zu zahlen, begann
auch eine Welle von Prozessen über Land- und
Vertragsrechte der Western Shoshone, die
bis zum Obersten Gericht und zur Menschenrechtskommission der OAS und der UN führten.
Beide Gremien bestätigten die Rechte der Western Shoshone – nur, um von den USA ignoriert zu werden. In solchen Momenten, wenn
die USA unverblümt Macht vor Recht ergehen
liessen, habe ich Mary unendlich niedergeschlagen erlebt, aber nie kam ihr der Gedanke
aufzugeben.
Ihre Nichte Pearl erzählte mir beim Russel-Tribunal, dass man in den USA kaum den Namen
der Western Shoshone kannte. Das war 1980,
und es war hierzulande nicht anders. Ich versprach ihr, das sollte sich ändern und sie lud
mich ein zur Ranch der Familie. Als ich dort
Mary und Carrie traf, diskutierten wir nächtelang in ihrer Küche. In den folgenden Jahren
entstanden in der Küche der Danns in Nachtgesprächen mit Anwälten und Aktivisten entscheidende Strategien der Western Shoshone.
Tagsüber mussten sie arbeiten und dass es
harte Arbeit war, merkte ich, wenn ich bei 40°
im Schatten half, in dem harten Boden Maisstauden zu pflanzen oder Heuschrecken totzuschlagen, die in Dürrejahren die SagebrushWüsten von Nevada heimsuchen.
Es war zwar Carrie, die überaus redegewandt
in der Öffentlichkeit auftrat – aber oft war es
Mary, die die Dinge auf den Punkt brachte,
etwa wenn sie die unfaire Berichterstattung
über Landrechtsfragen der Western Shoshone
nicht hinnehmen mochte. So schrieb sie in
einem Leserbrief: «Das BLM behauptet, wir
hätten mehr Rinder und Pferde als ˙Permits˙
(Weidegenehmigungen). Was für ein Unsinn
– wir haben gar keine Genehmigung beantragt, da unsere Tiere auf dem Land der Western Shoshone weiden. Die USA behaupten, wir
hätten es aufgrund ˙allmählicher Besiedelung˙
verloren – welches Gesetz besagt, dass man
Land durch fremde Besiedelung verlieren kann
– und gilt das für alle Amerikaner?»
Wer Mary und Carrie zusammen erlebte, spürte
eine Symbiose zwischen beiden, fast wie bei
Zwillingen. Und so ist es kein Wunder, dass sie
auch alle Auszeichnungen gemeinsam erhielten, u.a. den Alternativen Nobelpreis, der ihnen
1993 im Schwedischen Parlament verliehen
wurde. Es war immer Carrie, die die Preise entgegennahm, denn Mary, die selbst in hohem
Alter lieber auf einem Pferd ritt als Auto fuhr,
wollte nicht fliegen.
Am 22. April starb Mary Dann in einem Autounfall, als sie Zäune ihres Landes kontrollierte,
«with her boots on and hay in her pocket»,
wie ihre Nichte Patricia sagte. Sie war die
Verkörperung der traditionellen, spirituellen
und kulturellen Werte ihres Volkes, so wie Carrie und Mary gemeinsam Vorbilder waren für
viele Indigene, insbesondere Frauen, die um
ihre Rechte kämpfen.
«Mary Dann, geboren am 1. Januar 1923
in Eureka County Nevada
Tochter von Dewey und Sophie Dann.
Unsere geliebte Tochter, Schwester, Tante,
Gagoo, Freundin und Inspiration
verliess diese Welt am 22. April 2005.
Sie wird zur Mutter Erde zurückkehren,
ihre Stimme wird im flüsternden Wind zu hören sein.
Sie erinnert uns daran, dass wir geliebt werden.
Für ihr Volk wünscht sie, dass es den Kampf
für die gute Sache aufnimmt, weiterführt
und sich für ihre Rechte einsetzt.
Mary mag von uns gegangen sein,
aber wir werden sie niemals vergessen.»
Am 30. April fand eine von Corbin Harvey, dem
spirituellen Führer der Western Shoshone,
geleitete Zeremonie zu Ehren von Mary Dann
auf ihrer Ranch statt.
Abschied von einem grossen, sanften Krieger
Nachruf: Kee Watchman, Dineh
Kee bei seinen Schafen im Schneewinter
Foto: Sky Crosby
von Andrea Carmen
«In grosser Traurigkeit habe
ich die Pflicht, Freunde und
Unterstützer zu informieren,
dass heute am 25. Juni 05 im
Universitätsspital von Tucson in
Arizona einer der grössten und
liebenswürdigsten Krieger unserer
Zeit – Kee Watchman, Sprecher von
Cactus Valley/Red Willow Springs und
Traditionalist der Dineh Nation – diese Welt
verlassen hat, um seinen Weg zur Heimat
seiner Vorfahren anzutreten.» Bestürzt
lasen wir die Mail von Andrea Carmen,
der Geschäftsleiterin des IITC, unserer
Mutterorganisation International Indian
Treaty Council und schickten umgehend
einen Beileidsbrief für die Abdankung. Viele
unserer Mitglieder haben den nimmermüden
Kämpfer für die Rechte der traditionellen
Dineh an der UNO in Genf oder in Arizona
getroffen.
Seit einigen Monaten litt Kee Watchman an
Krebs, aber trotz allem behielt er seinen Mut
und eine positive Einstellung. Freunde und
Verwandte waren in seiner Todesstunde an
seiner Seite.
Seit vielen Jahren war Kee im Beirat des IITC
und nahm als IITC-Delegierter an Sitzungen der Menschenrechtskommission und der
Arbeitsgruppe für die indigenen Völker an der
UNO teil. Weltweit war er bekannt als einer der
traditionellen Führer des Widerstandes gegen
die Zwangsumsiedlung und die Zerstörung
seines Landes durch Kohlebergwerke am Big
Mountain in Arizona. Nie liess er nach in seinem Engagement für das Überleben seines Volkes, die Menschenrechte indigener Völker, und
den Schutz unserer heiligen Mutter Erde. Sein
Mut, seine Würde, Bescheidenheit und sanfte
Freundlichkeit im Angesicht der unablässigen
Unterdrückung inspirierten seine Gemeinschaft und uns alle.
Statement an der UNO-Menschenrechtskommission.
Seine Worte an die Adresse der 59.Sitzung der
UN-Menschenrechtskommission 2003 sollen
hier in ehrender Erinnerung erwähnt werden.
Sie verdeutlichen sein tiefes Engagement und
spirituelles Verständnis des Kampfes gegen die
Zerstörung der Natur und der heiligen Stätten
und Gewässer, die alles Leben unterhalten.
«Wir, die traditionellen Dineh, halten fest an
unseren Religionsrechten auf unserem angestammten Land. Alles auf unserem Land ist
mit unseren Gebeten, Liedern und unserer
Kultur verbunden. So schützen wir unser Land
vor dem Zugriff der Energiefirma Peabody
Coal Company, der US-Regierung, der Navajo und Hopi Stammesregierungen und dem
BIA. Das Gebiet von Cactus Valley/Red Willow
Springs Sovereign Community in Big Mountain soll in den nächsten 2–10 Jahren dem
Tagebau anheim fallen. Uns gehört nur noch
ein kleines Stück Land. Es gibt Vieles her, das
mit unserem traditionellen Leben zu tun hat:
Zeremonialkräuter, die verschieden farbigen
Felsen und Steine für die Sandzeichnungen,
die Opfer- und Grabstätten. Viele
Älteste folgen unseren religiösen Anweisungen und geben
diese an die junge Generation
weiter. Peabody Coal Company
hat durch den Kohleabbau den
Tod gebracht; die mit den Geistern verbundenen Stätten sind zerstört worden. Das Land muss unter
die Gesetze des Völkerrechts und der
Religionsfreiheit gestellt werden. Die UNO
muss sich für unsere Anliegen einsetzen. Uns
ist, als ob unsere Gebete und Lieder vom Kohle-Tagebau zunichte gemacht worden seien,
weggewaschen mit der Leber (=Kohle) von
Mutter Erde, die in Kohleschlammleitungen
287 Meilen weit abgeleitet wird. Unser Grundwasserspiegel senkt sich, und der so gewonnene Strom kommt aber Millionen von Menschen
in den Grosstädten zugute, nicht uns.
Unsere Grosseltern besitzen das Gebetsbündel
noch immer, mit dem sie um die Rückkehr des
Wassers und des Schnees bitten können. Unsere Grossmuter Roberta Blackgoat sagte: “Mutter Erde braucht Heilung. Black Mesa muss
geheilt werden, sie hat eine grosse Operation
erlitten, ihre Leber wurde entfernt. Das können
wir nicht mal mit unseren Gebeten heilen; es
braucht mehr.” Ihre Worte müssen respektiert
werden; sie haben auf unserem heiligen Land
Gültigkeit, nichts anderes.»
An diese Worte werden wir uns erinnern und sie
im Andenken an unseren geliebten Berater und
Freund Kee Watchman weitergeben, for all our
relations.
Empfehlenswert:
Themenheft Nr. 3: Black Mesa – Hopi und
Dineh im Spannungsfeld von Wirtschaftsinteressen. CHF 10.–. Zu beziehen im Büro von
INCOMINDIOS. Link: www.treatycouncil.org
13
Wie ich mich an Kee Watchman erinnern
werde
Im April 2001 wollte ich Kee in Cactus Springs
besuchen und brauchte deshalb genaue Angaben, wie ich ihn in der unerschlossenen Weite
von Black Mesa mit dem gemieteten Vierradantriebsauto finden könne. Im März 01 war er
an der UN-Menschenrechtskommission und da
erreichte ich ihn. Noch heute höre ich seine
bedächtige, freundliche Stimme, wie er mir
per Telefon von Genf aus während einer vollen Viertelstunde in einem Zug erklärt, welche
Schotterstrasse ich an welcher Abzweigung
nehmen müsse, an welcher Furt ich links und
bei welchem Steinhaufen ich rechts abzuzweigen habe, um überhaupt zu ihm zu gelangen.
Brav schrieb ich seine gesamten Erklärungen mit und staunte über sein fotografisches
Gedächtnis der Natur. Und wirklich: Vor Ort
nahm ich meine Notizen und las vor, derweil
mein Reisepartner den Angaben nach über
Stock und Stein fuhr, unzählige Furten überquerte, an Widerstandstafeln mitten im Busch
vorbei («No forced relocation!»), durch das
kleine Wäldchen beim Wasserreservoir, etc. Auf
Anhieb fanden wir nach anderthalb Stunden
Anfahrt ab Hauptstrasse Kees Anwesen, unweit
von den Kohlegruben von Big Mountain, wo er
in einer scheinbaren Idylle mit Schafen und
Pferden (die sie ihm nicht konfisziert hatten)
lebte, meist im traditionellen Hogan wohnte,
und nicht im modernen Haus der Regierung,
das sie zwar hingestellt hatte, aber es nicht
für nötig befand, mit einer Strom- oder Wasserleitung zu versehen... Kee lächelte bloss
wissend, als ich mich bei ihm für die gute
Wegbeschreibung bedankte...
Helena Nyberg
«Education is the only key»
Schulen sind wichtig für die Weitergabe der Lakota-Kultur
Junge Frauen und Männer beim Tanz
von Susanne Auer
Wie wahrscheinlich die meisten INCOMINDIOSMitglieder verspürte ich seit meiner frühen Kindheit eine Faszination für Indianer,
bei mir v.a. für die Oglala Lakota, die auf
dem «berühmt-berüchtigten» Pine Ridge
Reservat in South Dakota leben. So entschied ich mich für ein Ethnologie-Studium
an der Universität Zürich. Im Rahmen des
obligatorischen Praktikums konnte ich eine
Feldforschung auf dem Pine Ridge Reservat
durchführen.
Ich wollte das Schulsystem dieses Reservats
untersuchen, denn mir war aufgefallen, dass
die Schulen immer wieder zur Identitätsbildung der indianischen Kinder eingesetzt
worden waren. Abgesehen von einem kurzen
Unterbruch vor dem Zweiten Weltkrieg war bis
14
zum Beginn der 1970er Jahre die komplette
Assimilation das primäre Ziel der schulischen
Ausbildung der indianischen Kinder. Ende der
60er Jahre kam es zu einem Wechsel in der
Indianerpolitik der US-Regierung. Assimilation
war nicht mehr das Ziel; die indianischen Völker strebten nunmehr eine Selbstbestimmung
an, und wollten ihre Kultur und Lebensart
beleben. Wiederum wurden die Schulen als
geeignetes Mittel zur Identitätsbildung gesehen, dieses Mal jedoch, um das indianische
Selbstbewusstsein zu fördern. Durch neue
Gesetze wurde es im Laufe der 70er Jahre
möglich, dass Indianerstämme eigene Schulen
führen konnten.
In den sechs Stammesschulen des Pine Ridge
Reservats, dem vom Stamm geführten Oglala Lakota College, aber auch in den anderen
Schulen wird heutzutage viel Wert auf die
Weitergabe der Lakota-Kultur gelegt. Meine
Forschung war vor diesem Hintergrund angesiedelt und sie trug den Titel «Bedeutung des
Schulsystems für die Weitergabe der LakotaKultur bei den Oglala des Pine Ridge Reservats“. Die angewandten Forschungsmethoden
waren Interviews, Fragebogen (welchen ich
mehreren Schulklassen verteilte) und teilnehmende Beobachtung. Nachfolgend sind nur
die wichtigsten Resultate vorgestellt, für eine
detailliertere Beschreibung verweise ich auf
meine Lizentiatsarbeit.
Schulen unterstützen Identitätsfindung.
Es gibt mehrere Argumente, weshalb Lakota-Kultur (bzw. was von den Verantwortlichen
darunter verstanden wird) in den Schulen integriert werden sollte. Zum einen ist es an der
Zeit, dass in den Schulen «westliche Kultur»
nicht mehr als überlegen angesehen und die
ursprüngliche indianische Kultur anerkannt
wird. Und die Integration der eigenen Kultur in
den Unterricht kann den Schulerfolg der Kinder
steigern. Der Grund, welcher für meine Arbeit
jedoch am wichtigsten war, ist die mangelnde
Vermittlung der Lakota-Kultur in den Familien:
Viele geben das traditionelle Wertesystem, die
Sprache und Gebräuche der Lakota nicht mehr
weiter. Von 426 indianischen Schülern, welche
den Fragebogen ausgefüllt haben, haben nur
etwas mehr als die Hälfte angegeben, dass
sie Sprache und den «Lakota way of life» von
Familienangehörigen lernen.
Es ist umstritten, ob es überhaupt möglich ist,
eine Kultur (vorwiegend) durch die Schule weiterzugeben. Natürlich können die Geschichte
der Lakota und die politische Organisation des
Stammes in der Schule gelehrt werden. Problematisch ist aber der Sprachunterricht. Zur
Zeit der Assimilationspolitik der US-Regierung
galt an den Schulen die Regel English only. Die
«Erfolge» dieser Massnahme sind noch heute
sichtbar: Die meisten Lakota sprechen fliessend Englisch, nicht aber die Lakota-Sprache.
Heute wird die Lakota-Sprache an mehreren
Schulen wieder für einige wenige Stunden pro
Woche unterrichtet. Es ist allerdings fraglich,
ob dies ausreicht, um die Sprache fliessend
sprechen zu lernen. Trotzdem ist der Sprachunterricht an der Schule sehr wichtig: 57%
der Schüler nannten die Schule als den Ort, an
dem sie die Lakota-Sprache lernen, und fast
ein Drittel der Schüler gab an, die Sprache nur
in der Schule zu lernen.
Wenn es darum geht, traditionelle Wertvorstellungen und Lebensgestaltung in der
Schule weiterzugeben, ist die Situation komplizierter. Hier hat nicht einmal ein Drittel der
Schüler die Schule als Ort des Lernens angegeben. Diese Resultate zeigen, dass die Schule
zwar als geeigneter Ort des Lernens der Lako-
ta-Sprache gilt, aber nicht für die Vermittlung
der Kultur im Allgemeinen, obwohl letzteres zu
Hause ebenfalls zu wenig stattfindet.
Trotz dieser Vorbehalte scheint die Integration der Lakota-Kultur in der Schule wichtig
zu sein: Über 70% der Schüler gaben an, dass
ihnen die Schule hilft, eine Lakota-Identität zu
entwickeln. Die Schulen scheinen also auf dem
richtigen Weg zu sein, auch wenn die Integration noch weiter ausgebaut werden müsste,
denn vor allem in den öffentlichen Schulen und
der Schule des BIA (Bureau of Indian Affairs)
ist die für Lakota-Klassen zur Verfügung stehende Zeit marginal. Als Vorbild könnte die
Loneman School in Oglala dienen, welche ein
sogenanntes immersion program anbietet, in
welchem alle Schulfächer in Lakota unterrichtet und auch viele andere kulturellen Aspekte
integriert werden.
Dieser kurze Artikel soll aufzeigen, dass die
Schule ein wichtiger Ort der Kulturvermitt-
lung sein kann, und folglich in mehrerer
Hinsicht die gegenwärtige Situation auf dem
Pine Ridge Reservat verbessern kann. Eine
gute Schulausbildung ist notwendig, um eine
bessere Arbeitsstelle zu bekommen; und das
Lernen von kulturellen Aspekten kann zu einer
gefestigteren Identität führen, was z.B. Suchtproblemen entgegenwirkt. Ich möchte deshalb
diesen kurzen Artikel mit dem folgenden Zitat
eines Interviewpartners beenden: «Education
is the only key».
Foto: Susanne Auer
Die Arbeitsgruppe Inschu von INCOMINDIOS Schweiz unterhält Kontakt zu indianischen Schulen und unterstützt alljährlich ein schul- oder kulturbezogenes
Projekt. Kontakt: Vera und Uli Steinlin
uli.steinlin@unibas.ch
Eine Zukunft
für indianische Kinder
Bereichernde Patenschaft über FUTURES FOR CHILDREN
von Ueli Fischer
Vor 4 Jahren übernahmen meine Frau und ich
eine Patenschaft für ein Indianerkind. Seither
sind wir als «angegraute Frühsechziger»
zufriedene Paten des nunmehr 11-jährigen Navajo-Jungen Rocky, und pflegen trotz
etwas eingerosteter Englischkenntnisse
regen Briefkontakt mit ihm und seiner
Familie und tauschen uns über unseren
Alltag und besondere Erlebnisse aus. Wir
begleiten ihn so gut wie möglich aus der
Ferne durch die Schule, motivieren und
ermuntern ihn, wenn nötig. Die Schulleitung
informiert uns periodisch über Fortschritte
und allfällige Schwierigkeiten.
Rockys Briefe amüsieren uns immer wieder
köstlich. Es ist erstaunlich, wie abwechs-
lungsreich und bunt auch ein scheinbar karges Leben in der Wüste von Arizona sein kann.
Er erzählt uns von religiösen Bräuchen, von
seinen stets wechselnden Hobbies oder Kontakten mit seinen zahlreichen Cousins und
Cousinen. Besonders lustig sind die Abenteuer
mit seinem Hund «Killer», welcher am liebsten freilaufende Küken oder Hasen jagt. Seit
kurzem hat die siebenköpfige Familie auch ein
eigenes Pferdchen, wie es sich für eine echte Indianerfamilie gehört, auf welchem Rocky
seine ersten Reiterfahrungen macht.
Die Patenschaft ist für uns eine echte Bereicherung. Sie erweitert unseren Horizont sowohl
in ethnischer und kultureller wie auch in geografischer Hinsicht. Obwohl wir auf Grund
gesundheitlicher Einschränkungen leider nicht
mehr in der Lage sind, eine längere Flugreise
anzutreten, so eröffnet sich uns durch Rocky
dennoch eine ganz andere, spannende Welt. Es
macht uns grosse Freude zu beobachten, wie
er heranwächst und was ihn beschäftigt, und
es erfüllt uns mit Genugtuung, einen Beitrag
zu seiner Ausbildung zu leisten.
Unsere Freunde auf dem amerikanischen Kontinent und somit auch Rocky, seine Familie und
die Mitarbeiter von FUTURES FOR CHILDREN
können wir nicht mehr besuchen. Wir wünschen uns jedoch sehr, dass wir Rocky eines
Tages hier in der Schweiz willkommen heissen
und ihm ein Stückchen von unserer Welt näher
bringen dürfen.
Infos über FCC: Peter Nagler, Zumikon,
Tel: 01 918 09 85, peter.nagler@bluewin.ch
15
Reise auf den Spuren der Siedler
und Indianer
24. Juli - 6. August 2006
von Dirk Schröder
Durch viele Reisen zu den Plains-Indianern
habe ich als Journalist einen guten
Kontakt zu den Lakota bekommen, wie zur
Häuptlingsfamilie Red Cloud, den Dull Knives,
den Pferdezüchtern White Plume und anderen. Diesen Kontakt möchte ich mit interessierten Menschen teilen.
Auf der geführten Reise werden wir uns langsam dem Reservat nähern. Dabei folgen wir
den historischen Spuren der europäischen
Siedler und ihren ersten Begegnungen mit den
Lexikon über die Indianer
Nordamerikas
gelesen von Nando Stöcklin
Wussten Sie, dass «Kokop» ein Clan der Hopi
ist? Oder «Stak» eine Siedlung der Duwamish?
Bruno Hofmann erläutert in seinem Lexikon
über die nordamerikanischen Indianer über
10’000 Stichworte.
Diese Zahl stellt vergleichbare Werke, zum Beispiel das Lexikon von Kuno Mauer oder jenes
von Ulrich van der Heyden, weit in den Schatten. Weiter fällt auf, dass Hofmann die Begriffe sehr knapp und kompakt erklärt. Inhaltliche
Fehlinformationen sind seltener anzutreffen.
Allfällige Fehler korrigiert Hofmann laufend auf
der Website www.indianlex.com. Ebenfalls dort
stopft er inhaltliche Lücken in seinem Werk.
Fazit: Bruno Hofmann hat sein Werk in jahrelanger Arbeit sorgfältig zusammengestellt.
Das Ergebnis ist eine sehr gute Quelle für eine
erste Begriffserklärung. Für einen tieferen Einblick sind weitere Quellen erforderlich. Sympa16
Prärieindianern. Sie werden die Weite der Prärie erleben, die faszinierende Landschaft der
Badlands, die Bisonherden in den Black Hills,
die historischen Forts Laramie und Robinson,
den Oregon-Trail und die Stationen der Pelztierhändler. Im Pine Ridge Reservat erhalten
Sie dann einen Eindruck davon, wie die Indianer heute leben. Dort besuchen wir die Familien Red Cloud, Dull Knife u. a. Wir sind bei der
Familie White Plume zu Gast und haben die
Möglichkeit, mit Indianern zu reiten. Auf dem
Programm steht auch ein Besuch der Gedenkstätte Wounded Knee und des heiligen Berges
Bear Butte, der zur Visionssuche dient. In den
letzten Tagen haben wir die Möglichkeit den
großen Powwow in Pine Ridge zu besuchen.
Wir sind als kleine Gruppe mit Minibus und
Zelten unterwegs.
thisch sind der kostenlose Update im Internet
und die Selbstverpflichtung des Autors, von
jedem verkauften Buch € 2.– (resp. CHF 3.–)
der Menschenrechtsorganisation INCOMINDIOS
Schweiz zu spenden.
Preis ab USA: 1550 €; inklusive Übernachtung auf Campingbasis. Fahrzeug, Verpflegung, Eintritte, deutsche Reisebegleitung
durch Dirk Schröder.
Weitere Informationen über die Reise und
die Leitung:
www.Reise-Foto-Text.de
Tel. +49 (0) 8031 61 51 52;
Fax +49 (0) 8031 61 51 53
ds@reise-foto-text.de
www.Reise-Foto-Text.de
Tel. +49 (0) 8031 61 51 52
Fax +49 (0) 8031 61 51 53
ds@reise-foto-text.de
Impressum:
Herausgeberin: INCOMINDIOS Schweiz
Adresse:
NCOMINDIOS Schweiz
Postfach, 8032 Zürich
Tel./Fax 01 383 03 35
Bruno Hofmann, Reinhold Liebig Verlag, 2004,
301 S., CHF 43.-, ISBN: 3-9522853-2-3
mail@incomindios.ch
www.incomindios.ch
Redaktion:
Helena Nyberg
Südamerika: Elsbeth Vocat
Layout:
Heinz Waldvogel, Rifferswil
Druck:
Druckerei Zollinger AG, Adliswil
Auflage:
1500
Konto:
INCOMINDIOS Schweiz,
8032 Zürich, PC 87-4360-6
Der Newsletter erscheint März, August und November
Nächster Redaktions- und Insertionsschluss (Preise
auf Anfrage): 1. Oktober 2005
INCOMINDIOS Schweiz hat den Beraterstatus als NGO beim Wirtschafts- und
Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten
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