Altersvorsorge macht Schule

Transcription

Altersvorsorge macht Schule
Nr: 071 01/2009
Schwerpunkt
Das Magazin als PDF
Altersvorsorge macht Schule
Weitere Themen:
Sicherungssysteme für soziale Belange haben in Deutschland
eine lange und bewährte Tradition. So wurde bereits Ende des
19. Jahrhunderts zusammen mit den Sozialversicherungen auch
die gesetzliche Rentenversicherung eingeführt. Um morgen den
Lebensstandard im Alter zu erhalten, bedarf es heute jedoch
auch der Eigeninitiative.
Erfahrung ist Zukunft
Freiwilliges Engagement älterer
Menschen
mehr
Krankenversicherung
Lesen Sie dazu in diesem Magazin:
Mehr Beitragsgerechtigkeit - auch
für Rentner
mehr
Gespräch mit Dr. Herbert Rische, Präsident der
Deutschen Rentenversicherung Bund
Erfolgreiche Alterssicherung
Altersvorsorge maßgeschneidert – passendes Angebot
finden
Zusätzliche Altersvorsorge auf sicherem Fundament
Arbeitsmarkt
An qualifizierten Beschäftigten
festhalten
mehr
.
Wissenschaftsjahr 2009
Aktuelles:
Deutschland geht auf
Forschungsexpedition
Gesetzliche Neuregelungen zum 1. Januar 2009
Festliche Preisverleihung beim deutsch-israelischen
Filmwettbewerb
mehr
Fragen und Antworten zum Gesundheitsfonds
Kinderschutz
mehr
Kinder vor Gewalt schützen
mehr
.
Lesetipps:
HIV/Aids
Ergebnisse der Einkommens- und Verbraucherstichprobe
2008
Sozialhilfe 2007: 1,1 Millionen Menschen erhielten besondere
Leistungen
Ergebnisse des DGE-Ernährungsberichts 2008
mehr
.
Impressum
© 2009 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
Sorglosigkeit kann schlimme
Folgen haben
mehr
Impressum
Abonnieren Sie auch die weiteren Themenmagazine der
Bundesregierung
Gespräch mit Dr. Herbert Rische, Präsident der Deutschen
Rentenversicherung Bund
Magazin SFB: Die weltweite Finanzkrise bewegt die Menschen. Sie sorgen sich
um ihre Ersparnisse und ihre Alterseinkommen. Ist die Rentenversicherung von
der Finanzkrise betroffen?
Die gesetzliche Rentenversicherung ist von der gegenwärtigen Finanz- und Bankenkrise nicht
unmittelbar betroffen. Die Renten werden im Umlageverfahren finanziert, das bedeutet, dass die
eingezahlten Beiträge der Versicherten und ihrer Arbeitgeber sofort zur Finanzierung der laufenden
Renten verwendet werden und nicht etwa – wie beim Kapitaldeckungsverfahren – am Kapitalmarkt
angelegt werden. Um Schwankungen zwischen Einnahmen und Ausgaben abfangen zu können,
wird von der Rentenversicherung nur eine vergleichsweise geringe Nachhaltigkeitsrücklage
vorgehalten. Diese ist nach den Vorgaben des Gesetzgebers anzulegen, und zwar sicher, liquide
und rentabel, wobei der Sicherheit höchste Priorität zukommt. Die Mittel der Deutschen
Rentenversicherung sind ausschließlich bei Kreditinstituten angelegt, die einem inländischen
Einlagensicherungssystem angehören. In keinem Fall legt die Deutsche Rentenversicherung
Gelder spekulativ an. Insofern berühren uns die Verwerfungen an den Finanzmärkten also nicht
unmittelbar. In dem Maße, wie die Finanzkrise sich allerdings auf die Arbeitsmärkte auswirkt, ist
dann auch die Rentenversicherung betroffen, zum Beispiel durch verringerte Beitragseinnahmen.
Hier müssen wir die weitere Entwicklung abwarten.
Magazin SFB: Ist der konjunkturelle Abschwung schon in der
Rentenversicherung angekommen?
Nach der aktuellen Finanzschätzung stellen sich die Rentenfinanzen derzeit robust dar. Allein im
laufenden Jahr rechnen wir mit einem Überschuss von rund 3,8 Milliarden Euro, so dass unsere
Nachhaltigkeitsrücklage sich Ende des Jahres 2008 auf rund 15,7 Milliarden Euro belaufen dürfte.
Dies entspricht fast einer Monatsausgabe. Nach unseren bisherigen Schätzungen – die auf den
Annahmen der Bundesregierung zur weiteren Wirtschaftsentwicklung basieren – würde die
Rücklage auch 2009 und in den Folgejahren weiter aufgebaut. Allerdings sind alle
Vorausberechnungen zur Finanzlage derzeit besonders schwierig, da niemand die
arbeitsmarktpolitischen Wirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise verlässlich prognostizieren
kann.
Magazin SFB: Werden die jetzt 30- oder 40-Jährigen überhaupt noch eine
Rendite aus ihren Beitragszahlungen erhalten?
Die Deutsche Rentenversicherung aktualisiert regelmäßig ihre Berechnungen zur Rendite der
gesetzlichen Rente. Wir kommen bei denjenigen, die heute in Rente gehen, zu einer Rendite von
rund 3,5 Prozent für ledige Männer und von rund 4,1 Prozent für Frauen und verheiratete Männer.
Und auch für die jüngeren Jahrgänge wird es weiterhin eine deutlich positive Rendite geben. Auf
längere Sicht, also etwa für die Rentenzugänge der Jahre 2020, 2030 und 2040, ergeben sich aber
– vor allem wegen der veränderten demografischen Entwicklung und den dadurch bedingten
Beitragssatzerhöhungen – geringere Werte: Die heute 30- bis 40-Jährigen können nach diesen
Berechnungen Renditen von rund 2,8 Prozent (ledige Männer) bzw. 3,3 Prozent (Frauen,
verheiratete Männer) für Frauen und verheiratete Männer erwarten. Die Renditeberechnungen der
Deutschen Rentenversicherung werden im Übrigen bestätigt vom Sachverständigenrat zur
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, dem Sozialbeirat der Bundesregierung und
von der Stiftung Warentest.
Magazin SFB: Für künftige Rentnergenerationen kann die Alterssicherung nicht
mehr ausschließlich auf der ersten Säule der gesetzlichen Rentenversicherung
beruhen. Was raten Sie jüngeren Menschen?
Die gesetzliche Rentenversicherung wird auch in Zukunft die wichtigste Säule der Absicherung der
Menschen im Alter sein. Zu beachten ist jedoch, dass in Zukunft auch bei langjährig Versicherten
die gesetzliche Rente allein zur Aufrechterhaltung des zuvor erreichten Lebensstandards im Alter
nicht ausreichen wird. Wer also im Alter den gleichen Lebensstandard realisieren will wie zuvor im
Erwerbsleben, der muss entsprechende Ansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung
erwerben, daneben aber auch zusätzlich privat oder im Rahmen einer betrieblichen
Altersversorgung vorsorgen. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Berufseinsteiger oder jüngere
Erwerbstätige, sondern auch für jene, die bereits in einigen Jahren in Rente gehen. Eine geeignete
Wahl ist – das bestätigen auch Verbraucherschützer – in diesem Zusammenhang fast immer die
Riester-Rente, von der Geringverdiener und Familien mit Kindern besonders profitieren. Im Übrigen
sollte bedacht werden, dass die vom Gesetzgeber beschlossene Senkung des Rentenniveaus der
gesetzlichen Rentenversicherung nicht allein die Altersrente betrifft, sondern in gleicher Weise auch
die Hinterbliebenenrenten sowie die Erwerbsminderungsrenten. Auch hier sollte Zusatzvorsorge
betrieben werden, wenn man im Risikofall den gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten will.
Magazin SFB: Wie unterstützt die Deutsche Rentenversicherung die
Beitragszahler beim Aufbau zusätzlicher Altersvorsorge?
Zunächst einmal geht es für unsere Versicherten ja darum zu erkennen, wie groß der zusätzliche
Vorsorgebedarf eigentlich ist. Um hier individuell Hilfestellung zu geben, versendet die
Rentenversicherung jährliche Renteninformationen an ihre Versicherten, aus denen der Stand der
bislang erworbenen Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung sowie die bei
Rentenbeginn zu erwartende Rentenhöhe zu entnehmen sind. Auf dieser Basis können die
Versicherten ihren Bedarf an zusätzlicher Altersvorsorge individuell planen und geeignete
Maßnahmen ergreifen, eine entsprechende Zusatzvorsorge aufzubauen. Wir unterstützen die
Versicherten hierbei auf zahlreichen Wegen. So können die Versicherten Informationen über den
Aufbau einer zusätzlichen Altersvorsorge bei der Deutschen Rentenversicherung erhalten, etwa in
den rund 900 Auskunfts- und Beratungsstellen bundesweit, beim kostenlosen Servicetelefon, durch
Broschüren und im Internet. Junge Menschen werden gezielt mit dem "Rentenblicker"
angesprochen, der neben einem Internetauftritt einen Referentenservice für Schulen bietet. Als
besonders umfassend hat sich die Bildungsinitiative "Altersvorsorge macht Schule" erwiesen. Hier
werden in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, dem Deutschen Volkshochschul-Verband,
dem Verbraucherzentrale Bundesverband und den Sozialpartnern durch Referenten der Deutschen
Rentenversicherung Volkshochschulkurse zur Altersvorsorge angeboten – neutral und
produktunabhängig.
Erfolgreiche Alterssicherung
Der Alterssicherungsbericht 2008 zeigt: In der Regel sind Seniorinnen und Senioren finanziell gut
versorgt. Das gilt für die Rentnerinnen und Rentner in Ost und West. Die gesetzliche
Rentenversicherung ist und bleibt dabei das zentrale Element im Alterssicherungssystem. Bei der
Diskussion bei der Angleichung der Rentenberechnung sind einvernehmliche und gesamtstaatliche
Lösungen erforderlich.
In der gesetzlichen Rentenversicherung sind rund 52 Millionen Menschen versichert. Über 20
Millionen von ihnen beziehen Renten. Von den über 65-Jährigen erhalten in den alten
Bundesländern 86 Prozent und in den neuen Ländern sogar 99 Prozent eine eigene Rente aus der
gesetzlichen Rentenversicherung.
Gesamteinkommen der Rentner steigen
Die Rente ist zumeist nicht die einzige Einnahmequelle im Alter. Hinzu kommen neben weiteren
Leistungen aus Alterungssicherungssystemen beispielsweise auch Zinseinkünfte oder Einkünfte
aus Vermietung und Verpachtung. Im Ergebnis erreichten im Jahr 2007 Ehepaare ein
durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen in Höhe von 2.270 Euro im Monat, alleinstehende
Männer 1.502 Euro und alleinstehende Frauen 1.191 Euro.
Zudem steigt das Gesamtversorgungsniveau aus gesetzlicher Rente, Riester-Rente und
zusätzlicher Privat-Rente weiter. Vor allem Personen mit Kindern werden künftig von der
verbesserten Bewertung der Kindererziehung profitieren. Zwar sinkt das Rentenniveau der
gesetzlichen Rentenversicherung; es wird jedoch durch die staatlich geförderte Altersvorsorge
mehr als kompensiert. Deswegen ist jeder gut beraten, neben der gesetzlichen Rente zusätzlich
vorzusorgen und die umfangreiche staatliche Förderung auch in Anspruch nehmen.
Erfolgskurs bei zusätzlicher Altersvorsorge
Die Entwicklung dabei ist überaus positiv. Die Riester-Rente boomt weiter. Bis Ende September
2008 wurden fast 12 Millionen private Riester-Verträge abgeschlossen.
Zugleich ist die betriebliche Altersversorgung seit den grundlegenden Reformen des Jahres 2002
auf Wachstumskurs. Die Zahl der Ansprüche auf Betriebsrente hat sich seither deutlich erhöht.
Ende 2007 hatten rund 17,5 Millionen Beschäftigte eine Betriebsrentenanwartschaft. Das sind
knapp zwei Drittel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.
Erwerbsbiografien im Vergleich
Männer aus den neuen Bundesländern hatten 2007 durchschnittlich 45 Beitragsjahre zur
Rentenversicherung. Das sind knapp fünf Jahre mehr als die Beitragszeiten westdeutscher
Männer. Die durchschnittlichen rentenrechtlichen Zeiten bei den Frauen lagen im Osten sogar um
über elf Jahre höher als in den alten Ländern. Frauen im Westen kamen auf durchschnittlich 26,3
Jahre Beitragsjahre gegenüber 37,7 Jahren für Frauen aus den neuen Bundesländern.
Die längeren und häufig geschlossenen Erwerbsbiografien in Ostdeutschland führen für die
heutigen Rentner zu höheren Gesamtrentenzahlbeträgen. Bei den Männern beträgt der
durchschnittliche Gesamtrentenbetrag 960 Euro im Westen und 1009 Euro im Osten; bei den
Frauen ist der Unterschied mit 655 zu 852 Euro deutlich größer.
Höhere Rentenzahlbeträge, niedrigeres Haushaltseinkommen
Im Unterschied dazu liegt allerdings das Netto-Haushaltseinkommen der Rentner im Osten im
Durchschnitt unter dem verfügbaren Einkommen der westdeutschen Rentner. So verfügten 2007 im
Westen Ehepaare über 65 Jahren über ein monatliches Nettoeinkommen von 2.350 Euro (im Osten
1.937 Euro), alleinstehende Männer von 1.568 Euro (1.188 Euro) und alleinstehende Frauen von
1.201 Euro (1.152 Euro) je Monat. Der Unterschied resultiert aus Einkommen aus Spareinlagen,
Betriebsrenten, Versicherungen oder Immobilien.
Gleichwohl: Die Renten im Osten holten seit 1990 mit jeder Rentenanpassung nominell weiter auf.
Das Verhältnis der verfügbaren Nettostandardrente im Osten zur vergleichbaren Westrente liegt
aktuell bei 87,9 Prozent. Am 1. Juli 1990 hatte die verfügbare Oststandardrente erst 40,3 Prozent
der vergleichbaren Westrente ausgemacht. Dies veranschaulicht den enormen Aufholprozess der
Renten in den neuen Länder in den vergangenen 18 Jahren.
Der Finanztransfer von West nach Ost lag 2007 bei rund 14 Milliarden Euro. Das entspricht etwa
1,4 Beitragssatzprozentpunkten. Für 2008 wird ein vergleichbarer Wert erwartet.
Entwicklung der Standardrente in den alten und neuen Bundesländern
Diagramm zur Entwicklung der Standardrente 1991 - 2008
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund
Renten an Lohnentwicklung gekoppelt
Die Renten folgen den Löhnen in der Entwicklung zeitlich versetzt. Die Renten im Osten folgen
somit den Löhnen im Osten. Letztere ist allerdings niedriger als im Westen, weswegen die Renten
auch nur entsprechend angepasst werden können. Eine schnellere Anpassung der Ostrenten an
das Westniveau würde den Bezug zu den Ostlöhnen aufheben. Und die Ostlöhne können nur im
dem Maße wirtschaftlich vertretbar angehoben werden, wie es die Produktivität hergibt. Sonst
wären die Arbeitsplätze nicht wettbewerbsfähig, was mit einem Rückgang der Beschäftigung
einherginge. Deswegen können die Renten nicht vor den Löhnen an das Einkommensniveau des
Westens angeglichen werden.
Die Forderung nach Angleichung des aktuellen Rentenwerts Ost an West kann also nur allmählich
geschehen, und zwar abhängig von der Lohnentwicklung. Der Bundesminister für Arbeit und
Soziales, Olaf Scholz, sagte, die Angleichung des Rentenrechts erfordere einvernehmliche,
gesamtstaatliche Lösungen. Eine Lösung, die in Ost und West akzeptiert wird und keine neuen
Ungerechtigkeiten schafft.
Zur Verdeutlichung: Im Westen muss ein Arbeitnehmer im Jahr 2008 30.084 Euro (vorläufiges
durchschnittliches Bruttojahresarbeitsentgelt) verdienen, um einen Entgeltpunkt in der
Rentenversicherung gutgeschrieben zu bekommen.
Im Osten muss ein Arbeitnehmer lediglich 25.436,71 Euro verdienen, um ebenfalls einen
Entgeltpunkt gutgeschrieben zu bekommen. Sein Einkommen wird nämlich für die
Rentenberechnung mit dem Wert 1,1827 (vorläufiger Wert für 2008) hochgewertet, also um 18
Prozent.Ein Entgeltpunkt erhöht die monatliche Rente derzeit um 26,56 Euro (aktueller Rentenwert)
im Westen und um 23,34 Euro im Osten (aktueller Rentenwert Ost).
Kontext
Rentenversicherungsbericht 2008
Alterssicherungsbericht 2008
Zahlen, Daten, Fakten zur Angleichung der Ost- an die Westrenten
Neue Daten zu Kinderlosigkeit und Geburten
Altersvorsorge maßgeschneidert – passendes Angebot finden
Die Botschaft ist angekommen: Die gesetzliche Rente reicht künftig in den meisten Fällen nicht
mehr aus, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Private Altersvorsorge als
Ergänzung wird immer wichtiger. Hierzu gibt es Angebote für alle Bedürfnisse und für jeden
Geldbeutel – und der Staat fördert kräftig.
Doch wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Welche Variante der privaten Vorsorge im
einzelnen die richtige ist, hängt auch immer von der persönlichen Lebenssituation und den
individuellen Lebenszielen ab. Die bekanntesten Möglichkeiten der freiwilligen und zusätzlichen
Altersvorsorge sind die "Riester-Rente" und die "Rürup-Rente". Neu ist 2008 der "Wohn-Riester"
hinzugekommen, also die Einbeziehung der Finanzierung selbstgenutzten Wohneigentums in die
Riester-Förderung. Für wen eignet sich welche der drei Vorsorgeformen? Ein Vergleich gibt
Aufschluss.
Die Bürger sollten sich intensiv über das für sie optimale Produkt informieren. In
Verbraucherberatungsstellen, Fachzeitschriften oder durch die Informationsangebote im Internet
oder bei den Volkshochschulen in den Kursen "Altersvorsorge macht Schule".
Riester-Rente – Zulagen und steuerliche Förderung
Das Prinzip ist einfach: Man spart fürs Alter und der Staat unterstützt die Vorsorge mit Zulagen und
Steuervorteilen. Man hat die Wahl zwischen Versicherungen, Banksparplänen und
Fondsprodukten. Verträge gibt es schon ab einem Mindesteigenbeitrag von 60 Euro jährlich, also
fünf Euro im Monat. Um die volle Zulagenförderung zu bekommen, sind vier Prozent seines
Vorjahreseinkommens zu sparen. Darin sind die Zulagen bereits enthalten. Gefördert werden
maximal 2.100 Euro im Jahr. Das Gesparte wird größtenteils oder vollständig als Rente ausbezahlt.
Vorteile:
Es gibt 154 Euro Grundzulage sowie 185 Euro Kinderzulage pro Kind und Jahr, bei seit
2008 geborenen Kinder sogar 300 Euro.
Berufsstarter erhalten 200 Euro extra.
Einzahlungen kann man als Sonderausgaben bis 2.100 Euro pro Jahr steuerlich geltend
machen.
Eingezahltes Kapital ist sicher und wird nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet.
Nicht erwerbstätige Ehepartner können ohne Eigenleistung einen eigenen Vertrag
schließen.
Mögliche Nachteile:
Im Alter muss man die Auszahlung versteuern, wiewohl zumeist zu einem niedrigeren
Grenzsteuersatz.
Wer vorzeitig kündigt, muss die Förderung zurück geben.
Großer Förderkreis
Der Kreis der Personen, der eine Riester-Förderung für sich beanspruchen kann, ist sehr groß.
Hinzu zählen Personen, die Arbeitnehmer und somit in der gesetzlichen Rentenversicherung
pflichtversichert sind. Aber auch Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende, Berufssoldaten.
Ebenso Beamte und Eltern, die sich in der Kindererziehungszeit befinden.
Darüber hinaus gehören nicht erwerbstätige Pflegepersonen, Selbstständige, die pflichtversichert
sind - wie etwa Künstler - dazu . Auch Minijobber, die nicht sozialversichert sind, und Midijobber
können von der Riester-Rente profitieren. Dies können ebenso Bezieher von Arbeitslosengeld I und
Arbeitslosengeld II sowie arbeitsuchend gemeldete Personen, die keine staatlichen Leistungen
erhalten.
Höhe der Riester-Rente
Allgemein gilt: je früher man mit der privaten Altersvorsorge beginnt, desto geringer können die
Sparbeiträge sein. Entscheidend in der langen Ansparphase ist der Zinseszinseffekt. Denn auch
mit kleineren Beträgen kommt so ein beträchtliches Kapital zusammen.
Festzuhalten ist, dass Riester-Sparern mindestens ihre eigenen Einzahlungen erhalten bleiben.
Außerdem haben sie durch die staatlich gewährten Zulagen in jedem Fall eine positive Rendite.
Die Riester-Rente erfährt weiterhin großen Zuspruch. Im dritten Quartal 2008 schlossen rund
420.000 Bürgerinnen und Bürger neu eine Riester-Rente ab. In den ersten sechs Monaten dieses
Jahres wurden bereits rund 1,1 Millionen Riestersparkonten eröffnet. Damit haben sich in diesem
Jahr schon fast 1,5 Millionen Menschen für eine ergänzende private Altersvorsorge entschieden.
Ein Zuwachs von über 23 Prozent innerhalb eines Jahres. Seit der Einführung in 2001 sparen
nunmehr knapp 12 Millionen Bürgerinnen und Bürger mit einem Riester-Rentenvertrag.
Seit Beginn der Auszahlungen 2003 hat die "Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen" (ZfA) in
Brandenburg an der Havel über 3,4 Milliarden Euro Riesterzulagen überwiesen.
Rürup-Rente – "Basis-Rente"
Eigentlich heißt sie "Basis-Rente" und so ist sie auch gedacht: als Basisversorgung für alle, die
nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind. Eine Zielgruppe sind
Selbstständige. Das Finanzamt erkennt Steuervergünstigungen bis zur Höhe von 20.000 Euro für
Alleinstehende und 40.000 Euro für Ehepaare an. Für 2008 werden 66 Prozent als
Sonderausgaben anerkannt. Das sind bis zu 13.200 Euro für Alleinstehende, 26.400 Euro für
Verheiratete. Der abzugsfähige Betrag steigt jedes Jahr um zwei Prozent bis im Jahr 2025 ganze
100 Prozent steuerfrei sind – bis zu den genannten Höchstbeträgen. Die Rürup-Rente ist wie die
gesetzliche Rente gestaltet. Man kann sie nicht beleihen, vererben oder verkaufen.
Vorteile:
Die steuerliche Förderung der Einzahlungen steigt bis 2025 um jährlich zwei Prozent.
Das gesparte Kapital wird nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet.
Es ist vor Pfändung geschützt.
Mögliche Nachteile:
Rürup-Rente kann erst ab dem 60. Lebensjahr und ausschließlich als monatliche Rente
ausgezahlt werden.
Gezahlt wird nur an den Versicherten.
Im Alter muss man die Auszahlung versteuern.
Stirbt der Versicherte frühzeitig, kann die gesparte Summe nicht vererbt werden. Eine
Hinterbliebenenversorgung ist möglich, kostet aber extra.
Eigenheimrente - "Wohn-Riester"
Die Fördermöglichkeiten einer Riester-Rente wurden rückwirkend zum 1. Januar 2008 um den
Erwerb oder den Bau selbstgenutzter Wohnimmobilien erweitert. Auch die Entschuldung einer
Wohnung oder eines Hauses sowie der Erwerb von Anteilen an Wohngenossenschaften wird vom
Staat belohnt. Das regelt das sogenannte Eigenheimrentengesetz. Umgangssprachlich spricht man
vom "Wohn-Riester".
Vorteile:
Förderung durch Steuerersparnis,
eingezahltes Kapital ist sicher und wird nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet,
angespartes Vermögen kann vollständig für den Erwerb einer Immobilie eingesetzt werden,
niedrigerer Steuersatz in der Auszahlungsphase und
wer die Steuerschuld auf einmal begleicht, versteuert nur 70 statt 100 Prozent des
geförderten Kapitals.
Mögliche Nachteile:
Im Alter muss man die Auszahlung versteuern.
Die Auszahlungsphase muss zwischen dem 60. und 68. Lebensjahr liegen.
Die Steuerpflicht verteilt sich über einen längeren Zeitraum (17 bis 25 Jahre, also ggf. bis
zum 85. Lebensjahr).
Kontext
Mehr zur Riester- und Rürup-Rente
Mehr zum Wohn-Riester
Informationen der Stiftung Warentest
Altersvorsorge macht Schule
Zusätzliche Altersvorsorge auf sicherem Fundament
Wer kennt das nicht: Infobriefe der eigenen Bank über Vorsorgemöglichkeiten für das Alter flattern
regelmäßig in den Briefkasten. Die Versicherung hat auch schon mehrfach angerufen, um über
Möglichkeiten der Riester-Rente zu sprechen. Unterdessen haben die Angesprochenen das
Gefühl, tatsächlich etwas tun zu müssen, wenn der Lebensstandard auch im Alter gewahrt bleiben
soll.
Die Ereignisse auf den Finanzmärkten zeigen, wie wichtig das Wissen um die richtige
Altersvorsorge ist. Grundsätzlich gilt: Panik ist die schlechteste Ratgeberin. Es gibt auch keine
Standardlösung für die Altersvorsorge. Vielmehr ist jeder und jede aufgefordert, aus den staatlichen
und privaten Angeboten das individuell passende Paket zu schnüren.
Verständlich, neutral und ohne Panikmache
Also gilt es, sich kompetent und unabhängig beraten zu lassen. Die Bildungsinitiative der
Bundesregierung "Altersvorsorge macht Schule" setzt genau hier an. In Kursen an den
Volkshochschulen informiert die Deutsche Rentenversicherung über die drei Säulen – die
gesetzliche, die betriebliche und die private Altersvorsorge.
Wichtig ist: Sie informieren dabei verständlich, neutral und ohne Panikmache. Wo und wann der
nächste Kurs in der Nähe angeboten wird, ist unter www.altersvorsorge-macht-schule.de
nachzulesen.
Neu ist der 90-minütige Einstiegskurs. Er gibt einen ersten Einblick in das Thema: Was kann ich
konkret von der gesetzlichen Rente erwarten? Wie hoch ist meine Versorgungslücke? Wie kann ich
sie schließen? Der Einstiegkurs bietet einen schnellen Überblick und zeigt die wichtigsten
Vorsorgemöglichkeiten. Die Teilnahme an diesem Kurs ist kostenlos.
Wer Expertin oder Experte in eigener Sache werden möchte, für den haben die Volkshochschulen
bundesweit einen zwölfstündigen Kurs im Angebot. Dabei informieren die Referenten über
Grundregeln, die bei der Geldanlage zur Altersvorsorge zu beachten sind. Kursteilnehmende
erfahren auch, wie sie bei Vertragsabschlüssen das Beste für sich herausholen. Ein barer Vorteil,
womit die 20 Euro Kursgebühr gut angelegt sind. Außerdem gibt es umfassende Kursunterlagen
zum Mitnehmen.
Finanzielle Anreize zur zusätzlichen Altersvorsorge
Einen besonderen finanziellen Anreiz zum Abschluss eines Riester-Vertrages gibt die
Bundesregierung jungen Sparern unter 25 Jahre. Denn die zusätzliche Altersvorsorge lohnt sich
um so mehr, je jünger man ist. Das Problem ist: Diese Altersgruppe befasst sich am wenigsten mit
ihrem Auskommen im Alter. Dem will die Bundesregierung deshalb mit dem Berufseinsteigerbonus
von einmalig 200 Euro entgegenwirken.
Eine Grundzulage von 154 Euro im Jahr gibt die Bundesregierung denjenigen Riester-Sparern, die
einer rentenversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen. Das kann auch eine
sozialversicherungspflichtige Arbeit neben dem Studium sein. Wer dabei mehr als 400 Euro
monatlich verdient, ist immer in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert. Wer weniger
verdient, kann freiwillig Beiträge an die Rentenversicherung zahlen, um die Voraussetzungen für
die Riester-Förderung zu erhalten.
Darüber hinaus gibt es für Riester-Sparer mit Kindern eine Kinderzulage. Für jedes vor 2008
geborene Kind gibt es 185 Euro jährlich, für jedes ab 2008 geborene 300 Euro.
Geschützt: die Altersvorsorge mit Riester
Bei der Riester-Rente stehen jedem einzelnen Sparer zu Beginn der Auszahlungsphase
mindestens die eingezahlten Beträge inklusive der staatlichen Zulagen für die Rente zu. Das ist der
besondere Schutz. Denn hierzu müssen sich die Anbieter - Banken, Fondsgesellschaften und
Versicherungen - vertraglich verpflichten. Nur Verträge, die diese Selbstverpflichtung enthalten,
erhalten von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Zertifizierung.
Die einzelnen Riester-Sparer sind zusätzlich dadurch abgesichert, dass ihre Einlagen bei den
Anbietern im Konkursfall geschützt sind: Im Bankenbereich durch das Einlagensicherungs- und
Anlegerentschädigungsgesetz. Außerdem greift ein bewährtes System der freiwilligen
Sicherungseinrichtungen. Das hat bis heute den Inhabern von Spareinlagen einen vollumfänglichen
Schutz gewährt.
Anlagen in Investmentfonds sind konkurssicher, da das Vermögen der Anleger in einem
eigenständigen Sondervermögen verwahrt wird. Im Versicherungsbereich besteht der zusätzliche
Schutz darin, dass die Verträge der Kunden im Falle einer Pleite des Versicherungsunternehmens
von einem gesetzlichen Sicherungsfonds, der Protektor Lebensversicherungs-AG, fortgeführt
werden.
Betriebliche Vorsorge genießt Schutz
Auch die betriebliche Altersversorgung ist sicher. Anders als in vielen anderen europäischen
Ländern und den USA steht hier immer das Unternehmen für die Erfüllung seines
Betriebsrentenversprechens ein.
Werden Betriebsrenten unmittelbar vom Unternehmen zugesagt oder durch eine
Unterstützungskasse organisiert, sind sie über den Pensions-Sicherungs-Verein gegen Insolvenz
geschützt. Bei Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens zahlt also der Sicherungs-Verein die Rente
weiter.
Betriebsrentenzusagen aus Pensionsfonds, -kassen oder Direktversicherungen sind dadurch
geschützt, dass sich die Deckungsmittel nicht beim Arbeitgeber befinden. Sie befinden sich
vielmehr bei externen Trägern, die wiederum der Aufsicht durch die BaFin unterliegen. Hinzu
kommt: Pensionskassen und Direktversicherungen dürfen die Mittel, die sie zur Verfügung haben,
nur nach konservativen Kriterien am Kapitalmarkt anlegen. Pensionsfonds sind hier zwar freier,
unterliegen deshalb aber dem zusätzlichen Schutz durch den Pensions-Sicherungs-Verein.
Direktversicherungen unterliegen zusätzlich noch dem Schutz durch "Protektor".
Kontext
Bildungsinitiative "Altersvorsorge macht Schule"
Erfahrung ist Zukunft
Ehrenamt kennt kein Alter
Rettungsschwimmer: Das klingt nach rauem Ozean, nach Leben und Tod. Willi Simon steht nicht
am Pazifikstrand, sondern am Beckenrand eines 70er-Jahre-Bades in Rheinland-Pfalz. Für die
Wasserwacht bildet der 76-jährige Rettungsschwimmer seit 30 Jahren die "Seepferdchen" aus.
Generationen von Kindern haben bei ihm Stilschwimmen, Springen und Tauchen gelernt. Willi
Simon ist der älteste aktive Rettungsschwimmer in Rheinland-Pfalz. Auch Seniorinnen und
Senioren motiviert der 76-jährige Ausbilder zu mehr Bewegung im Wasser. Rückenschwimmen,
nach Ringen tauchen, vom Drei-Meter-Brett springen: Zweimal in der Woche steht Willi Simon am
Beckenrand der Schwimmhalle in Idar-Oberstein. Seit 30 Jahren bringt der 76-Jährige den
"Seepferdchen" sicheres Schwimmen und der Seniorengruppe schonende Bewegung bei.
Bewegung hält jung
"Die Geräuschkulisse im Bad ist hoch, die Kinder machen Blödsinn: Das ist eine beispielhafte
Leistung für einen Mann in seinem Alter", lobt Ralf Wahn, Landesleiter der Wasserwacht
Rheinland-Pfalz im Deutschen Roten Kreuz, seinen ältesten aktiven Rettungsschwimmer und
Übungsleiter.
Willi Simon selbst kennt es nicht anders. Er hat sein Leben lang Sport gemacht, wiederholt
regelmäßig das Sportabzeichen in Gold und das Rettungsschwimmabzeichen in Silber. Und muss
dafür kaum trainieren: "Wissen Sie, wenn man seit der frühen Jugend Sport treibt, muss man nicht
mehr viel üben." Was für den Schreinermeister und ehemaligen Bauleiter selbstverständlich ist,
bewundert Ralf Wahn. "Gerade für das Rettungsschwimmabzeichen muss er die gleiche Leistung
bringen wie ein 26-Jähriger, zum Beispiel 25 Meter Streckentauchen und 300 Meter in Kleidung
schwimmen."
Im Kontakt mit der Jugend
Rettungsschwimmer ist Willi Simon "erst" seit 30 Jahren. Eigentlich ist Geräteturnen seine
Königsdisziplin, die er noch einmal in der Woche ausübt. Sein Engagement im Sport sieht der
Träger des Ehrenabzeichens des Turnerbundes als große Chance, mit der jungen Generation in
Kontakt zu bleiben.
Von seinem guten Verhältnis zur Jugend profitiert auch die Wasserwacht, deren Mitglieder zum
größten Teil unter 16 Jahre sind. Laut Ralf Wahn gewinnen von Simons Engagement beide Seiten:
"Wir haben einen erfahrenen und guten Ausbilder und er bleibt durch seinen Kontakt zur Jugend
und durch den Sport geistig und körperlich fit."
Weiter aktiv bleiben
Eine Aussage, die Willi Simon bestätigt. "Wichtig ist, dass man auch im Alter körperlich aktiv bleibt",
sagt er noch, bevor er los muss, um die Geräte für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften der Frauen
und Mädchen aufzubauen. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Das
Rettungsschwimmabzeichen hat er gerade wiederholt. Es gilt für drei Jahre. So lange möchte er
mindestens noch am Beckenrand stehen und "Seepferdchen" ausbilden.
Die Initiative "Erfahrung ist Zukunft" (EiZ) der Bundesregierung hat sich im Rahmen ihrer
Themenreihe "Mitten im Leben" mit Willi Simon unterhalten. Hier das Interview in Auszügen:
Erfahrung ist Zukunft (EIZ): Herr Simon, Sie sind 76 und immer noch aktiver
Rettungsschwimmer.
Ja, obwohl ich zum Schwimmen erst vor 30 Jahren kam. Eigentlich bin ich Geräteturner. Ich war
zehn Mal beim Deutschen Turnfest dabei und habe dort später auch an gemischten Wettkämpfen
teilgenommen. Und dann hieß es bei der Wasserwacht irgendwann: "Wir haben keine
Rettungsschwimmer mehr. Willi, das kannst du doch machen." Und so bin ich Schwimmausbilder
geworden.
EIZ: Und wen bilden Sie aus?
Ich betreue die Gruppe mit den Kleinsten, die gerade das "Seepferdchen" erworben haben. Ich
bilde sie dann weiter aus, gewöhne sie an das große Becken und vermittele Spaß am Schwimmen.
EIZ: Haben Sie selber auch Spaß an diesem Engagement?
Natürlich. Wenn man die Kinder so weit bringt, dass sie springen oder bei Wettkämpfen gute
Leistungen erzielen, ist man auch stolz zu sehen, was man erreicht hat. Und man kommt dadurch
mit der jungen Generation zusammen.
EIZ: Ist Schwimmen eine gute Sportart fürs Alter?
Ja, weil man vom Wasser getragen wird. Das kann ich sehr gut beurteilen, denn beim Geräteturnen
merke ich, wie die Muskulatur nachlässt, im Wasser hat man damit weniger Probleme.
EIZ: So kann man also auch im Alter sportlich aktiv sein.
Gerade im Alter ist Bewegung wichtig. Man wird durch den Sport immer ein bisschen
herausgefordert. Man setzt sich nicht zu Hause hin, sondern bleibt fit. Man soll es nicht übertreiben,
aber man soll immer in Bewegung bleiben. Ich war zum Beispiel noch nie krank und bin mir sicher,
dass das auch damit zusammenhängt, dass ich regelmäßig Sport treibe.
EIZ: Und Generationen von Kindern danken es Ihnen seit 30 Jahren.
Ja, das stimmt. Die Kinder sind immer traurig, wenn sie einen Kurs weiterrücken müssen, und
sagen: "Willi, wir wären so gerne bei dir geblieben!"
Online-Artikel zum Praxisbeispiel
Die Themenreihe "Mitten im Leben" im Internetangebot der Initiative "Erfahrung ist Zukunft" stellt
seit August 2008 Beispiele für ein aktives Alter vor: Vereine, die Alt und Jung zusammenbringen,
Unternehmen, die über 50-Jährige fördern, oder ältere Menschen, die sich freiwillig engagieren
oder ein Unternehmen gegründet haben. Engagierte können Beispiele über die Internetseite der
Initiative einsenden und sich so bewerben.
Bewerberformular für freiwilliges Engagement
Seit über zwei Jahren zeigt die Initiative "Erfahrung ist Zukunft" der Bundesregierung Perspektiven
für ein aktives Alter auf. Am 16. November 2006 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel "Erfahrung ist
Zukunft" gemeinsam mit fünf Bundesministerien und sechs Partnern aus Wirtschaft und
Gesellschaft neu gegründet. Die Internetseite www.erfahrung-ist-zukunft.de bietet Informationen
und Neuigkeiten für die Generation 50plus.
Mehr dazu und zu anderen Themen zum demografischen Wandel gibt es im Internetangebot von
"Erfahrung ist Zukunft".
Kontext
Internetnetseite "Erfahrung ist Zukunft"
Krankenversicherung
Fairer Beitragssatz - auch für Rentner
2009 startet der Gesundheitsfonds. Ab dann gilt bundesweit der gleiche Beitragssatz für alle
gesetzlich Krankenversicherten – wie schon in der Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung.
Für die meisten Rentnerinnen und Rentner ist das günstiger als bisher.
Ab dem 1. Januar 2009 beträgt der einheitliche Beitragssatz 14,6 Prozent. Getragen wird er je zur
Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern beziehungsweise von Rentnern und der
Rentenversicherung. Hinzu kommt - wie bisher - der zusätzliche Beitragssatz von 0,9 Prozent. Den
tragen die Versicherten (Arbeitnehmer und Rentner) allein.
Fair und solidarisch
Die Bundesregierung hat den allgemeinen Beitragssatz auf Vorschlag von Fachleuten festgelegt.
Dass er höher ist als früher, hat mehrere Gründe, allen voran der Fortschritt der modernen Medizin.
So eröffnen weiterentwickelte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden vielen Menschen neue
Gesundheitsperspektiven. Das kostet viel Geld, kommt aber älteren Menschen ganz besonders
zugute. Sie leben erfreulicherweise immer länger. Jedoch nehmen mit höherem Alter auch
Krankheiten zu.
Damit Spitzenmedizin auch in Zukunft für alle bezahlbar bleibt - egal wie viel sie verdienen, wie alt
oder krank sie sind -, musste der Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
steigen. Einen Herzschrittmacher einzusetzen kostet derzeit zum Beispiel rund 10.000 Euro. Noch
in den 70er Jahren wurde dieser Eingriff nur bei ganz wenigen, zumeist älteren Menschen
durchgeführt. Heute dagegen sind jährlich 110.000 solcher Eingriffe die Regel.
Fairer Wettbewerb
Einen einheitlichen Beitragssatz gab es bis Ende 2008 nicht. Bis dahin boten die über 200 Kassen
der GKV Leistungen zu unterschiedlichen Beitragssätzen an. Viele Mitglieder zahlten vor allem
deswegen mehr, weil ihre Kasse mehr ältere und kranke Menschen als andere oder besonders
viele Rentnerinnen und Rentner versichert. Bislang verlangte die teuerste Kasse 16,5 Prozent, die
günstigste dagegen nur 11,8 Prozent. Das war ein unfairer Wettbewerb besonders zu Lasten von
Alten und Kranken.
Jetzt wird für gleiche Leistungen in der GKV überall der gleiche Beitragssatz bezahlt. Es ist richtig
und gerecht, wenn alle Versicherten für gleiche Leistungsansprüche auch den gleichen
Beitragssatz zahlen.
Die meisten Rentner profitieren
Der einheitliche allgemeine Beitragssatz gilt auch für Rentnerinnen und Rentner. Sie entrichten ab
2009 den gleichen Beitragssatz wie alle anderen Versicherten. Bisher zahlten rund 70 Prozent der
Rentner einen über dem Durchschnitt aller liegenden Beitrag, weil sie Mitglied in einer der teuren
Versorgerkassen (wie AOKen oder Ersatzkassen) sind. Für diese Rentnerinnen und Rentner ist der
neue Beitragssatz günstiger als früher. Ältere, die zum Beispiel in der AOK Berlin versichert sind,
zahlen ab Januar 2009 trotz des angehobenen allgemeinen Beitragssatzes weniger als bisher. Dies
trifft auch bei den AOKen in acht weiteren Bundesländern zu.
56 Prozent der Rentner zahlen weniger oder das Gleiche
Ab 2009 zahlen rund 56 Prozent aller Rentner entweder weniger oder maximal 0,1 Prozent von
ihrer Rente mehr GKV-Beitrag als bisher. Bei einer gesetzlichen Rente von etwa 1.100 Euro wären
das 1,10 Euro im Monat oder 13,20 Euro im Jahr. Darunter fallen auch die rund 3,4 Millionen
Rentnerinnen und Rentner, die bei den beiden großen Ersatzkassen BEK und DAK versichert sind.
Bei rund 30 Prozent aller Rentner liegt die Belastung zwischen 0,1 und 0,5 Prozent, im gewählten
Beispiel von 1.100 Euro Rente wären das zwischen 1,10 Euro und 5,50 Euro im Monat. Gut 13
Prozent aller Rentner sind bei Kassen, die zwischen 0,5 und 0,95 Prozent teurer werden (5,50 Euro
bis 10,45 Euro im Monat).
Übrigens: Ohne Gesundheitsfonds und einheitlichen Beitragssatz hätten die großen
Versorgerkassen mit ihren vielen Rentnern ihren Beitrag um einen ganzen Prozentpunkt oder mehr
anheben müssen. Dagegen wären die "Internetkassen", die fast nur Junge und Gesunde
beziehungsweise Gutverdiener versichern, mit einer weitaus niedrigeren Anhebung ausgekommen.
Die Schere zwischen niedrigen und hohen Kassenbeiträgen wäre noch weiter
auseinandergegangen. Das hätte den bislang unfairen Wettbewerb zementiert und weiter
verschärft.
Kontext
Antwort des BMG zur Anfrage "Auswirkungen des Gesundheitsfonds auf Rentnerinnen und
Rentner"
Pressemitteilung "Geänderter Rentenzahlbetrag durch einheitlichen Kassenbeitragssatz"
Arbeitsmarkt
Puffer in unsicheren Zeiten
Durch die Finanzkrise drohen auch viele Arbeitsplätze verloren zu gehen. Mit flexiblen
Arbeitszeitregelungen, Zeitkonten, verlängerten Werksferien und Kurzarbeit versuchen
Unternehmen, an ihren Belegschaften festzuhalten. Die Erfahrung zeigt: Wer vorzeitig Jobs abbaut,
dem fehlen beim nächsten Aufschwung die Fachkräfte.
Torsten Rabe ist noch zuversichtlich. Der Facharbeiter bei einem mittelständischen
Automobilzulieferer im schwäbischen Sindelfingen "bummelt" derzeit Überstunden ab. "Man merkt,
dass deutlich weniger zu tun ist. Die Kunden warten mit ihren Aufträgen", so Rabe. Er hofft, dass
sein Unternehmen ohne Kurzarbeit und vor allem ohne betriebsbedingte Kündigungen durch die
Absatzkrise kommt.
Zur modernen Arbeitswelt gehören selbstverständlich Überstunden- und Gleitzeitkonten. Bei
Auftragsspitzen werden Überstunden gemacht. Dadurch wird Guthaben angespart; in flaueren
Zeiten darf das Konto dann auch mal ins Minus rutschen. Vorteil für die Beschäftigten: Der Lohn
bleibt gleich. Über die Weihnachtsfeiertage hatten viele Unternehmen zudem ihre Tore
geschlossen und die Beschäftigten den ihnen zustehenden Urlaub abgebaut.
Kurzarbeitergeld verlängert
Mit diesen verschiedenen Maßnahmen puffern die Firmen den derzeitigen Auftragsrückgang ab.
Reichen diese Schritte nicht aus, kann das Kurzarbeitergeld einspringen. Unternehmen müssen
ihre Mitarbeiter nicht entlassen und können die Phase der konjunkturellen Schwankungen
überbrücken. Die Bundesregierung hatte im Herbst schnell reagiert und das Kurzarbeitergeld von
Jahresbeginn 2009 an von sechs auf 18 Monate verlängert.
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz: "Es sollte sich gerade bei kleinen Unternehmen wieder
herumsprechen, dass wir den Nettolohn-Ausfall des Arbeitnehmers bezahlen. Das ist eine große
Entlastung für die Unternehmen. Beim Arbeitgeber verbleiben nur noch Sozialbeiträge und
Urlaubsentgelt." Die Bundesagentur für Arbeit zahlt dabei wie beim Arbeitslosengeld 60 Prozent
(bei Eltern 67 Prozent) des durch die verkürzte Arbeitszeit wegfallenden Nettolohns.
Entlassungen werden so vermieden; die Arbeitslosenversicherung wird weniger stark belastet. Die
Bundesregierung appelliert zugleich an die Unternehmen, die Kurzarbeit aktiv zur Weiterbildung
ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen. Qualifizieren statt entlassen!, heißt die Devise.
Durch Qualifizierung Wege bauen
Etwa durch "WeGebAU": Wenn das Wirtschaftswachstum zurückgeht, ist das Risiko, entlassen zu
werden, gerade für gering qualifizierte und ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders
groß.
Das Maßnahmenpaket sieht vor, das Sonderprogramm der WeGebAU (Weiterbildung
Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) der Bundesagentur für
Arbeit flächendeckend auszubauen. Die berufsbegleitende Weiterbildung soll Entlassungen
verhindern und zugleich dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Gering qualifizierten Arbeitnehmern ohne Berufsausbildung oder solchen, die seit mindestens vier
Jahren in einem anderen als dem erlernten Beruf tätig sind, werden unter anderem die Kosten der
Weiterbildung erstattet. Das gilt auch für Mitarbeiter, die mindestens 45 Jahre alt sind und in einem
Unternehmen arbeiten, das weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigt. Die Qualifikation der älteren
Arbeitnehmer spielt in dem Fall keine Rolle.
Von der Förderung profitieren auch die Arbeitgeber. Zum einen erhalten sie einen Zuschuss zu den
Lohnkosten und den darauf entfallenden Lohnnebenkosten. Dieser wird gezahlt für die Zeit, die ein
gering qualifizierter Mitarbeiter aufgrund der Weiterbildung nicht am Arbeitsplatz verbringt.
Gleichzeitig erwerben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtige berufliche Qualifikationen,
auf die Arbeitgeber zurückgreifen können.
Insolvenzschutz für Langzeitkonten verbessert
Flexible Arbeitszeitregelungen sind Kennzeichen unserer modernen Arbeitswelt und für viele
Arbeitnehmer und Arbeitgeber unverzichtbar. Anfang 2009 sind für Langzeitkonten verbesserte
Regelungen in Kraft getreten. Das von der Bundesregierung vorgelegte Gesetz wurde im
November im Bundestag verabschiedet. Insbesondere sollen dadurch die Langzeitkonten besser
vor Insolvenz geschützt werden. Dies soll zu einer weiteren Verbreitung von Langzeitkonten und
damit verbundenen Freistellungsphasen führen.
Neben dem deutlich verbesserten Insolvenzschutz von Wertguthaben gibt es eine weitere
Änderung. So besteht jetzt eine begrenzte Mitnahmemöglichkeit von Langzeitkonten, wenn
Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz wechseln.
Wertguthaben vielfältig nutzbar
Beschäftigte können mit den Langzeitkonten die unterschiedlichsten Freistellungen im
Erwerbsverlauf organisieren. Qualifizierung und Weiterbildung, Kinderbetreuung und Pflege, der
Übergang in die Altersrente, das Aufstocken von Teilzeitentgelt oder ein "Sabbatical" sind nur
einige der zahlreichen Möglichkeiten.
Dabei wird der Verwendungszweck von Wertguthaben im Gesetz zukünftig in besonderer Weise
auf die Nutzung von gesetzlichen Freistellungsansprüchen wie etwa bei Pflegezeit oder Elternzeit
fokussiert. Damit kann ein Beschäftigter beispielsweise die bei seinem Arbeitgeber beantragte
Pflegezeit finanziell mit dem Wertguthaben überbrücken, da sein Lohn oder Gehalt in dieser Zeit
meist entfällt.
Unternehmen sollten auf die vorhandenen flexiblen Arbeitsmarktinstrumente zurückgreifen und
nicht zu schnell Personal abbauen. Denn sonst könnten sie beim nächsten Aufschwung
Schwierigkeiten haben, die erfahrenen Fachkräfte wieder zu bekommen.
Kontext
Mehr zum Investitionspaket der Bundesregierung
Mehr zum Kurzarbeitergeld
Mehr zum Programm WeGebAU
Mehr zum Insolvenzschutz für Langzeitkonten
Wissenschaftsjahr 2009
Forschungsexpedition durch 16 Bundesländer
"Wollen wir heute mit der ganzen Familie zum Hauptbahnhof auf Forschungsexpedition gehen?"
Diese verblüffende Frage werden wir in diesem Jahr häufiger hören. Schließlich fährt ab Frühjahr
2009 ein über 300 Meter langer Ausstellungszug mit zwölf Ausstellungswagen und einem
Mitmachlabor durch ganz Deutschland.
Die "Expedition Zukunft" startet in Berlin und wird in 60 Städten in allen 16 Bundesländern für
jeweils drei Tage Station machen. Die Ausstellung, die von der Max-Planck Gesellschaft gestaltet
wird, zeigt, wie Forschung und Technologie auf unser Leben wirkt. Wir werden über Astrophysik,
Bio, Nano, Informationstechnologie, Gesundheit und Medizin, Ernährung und Landwirtschaft und
vieles mehr in den einzelnen Waggons staunen können. Und nicht nur das: Jeder kann auch
mitmachen; der Eintritt ist frei.
Viele Attraktionen im Jubiläumsjahr
Der Forschungszug ist aber nur eine von zahlreichen Attraktionen des zehnten Wissenschaftsjahrs
der Bundesregierung. Im Jubiläumsjahr laden Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur
und Politik zur Entdeckungsreise durch die Forschungslandschaft ein. Die Forschungsexpedition
Deutschland will 60 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre nach dem
Mauerfall, die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Menschen - gestern, heute und
in Zukunft - zeigen.
Dabei werden vor allem die Kinder angesprochen. Sie sind die Wissenschaftler von morgen. Die
Veranstaltungen in diesem Jahr sollen sie für Wissenschaft begeistern und auf die Attraktivität
naturwissenschaftlicher Berufe und Ausbildungen aufmerksam machen.
Abenteuer Forschung
Das Wissenschaftsjahr 2009 stellt den Pioniergeist der Forschung in den Mittelpunkt:
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überwinden Grenzen und sind Wegbereiter der Welt von
morgen. Kreativ, neugierig und beharrlich wagen sie Expeditionen in unbekanntes Terrain: in den
Amazonas ebenso wie in die Welt der kleinsten Teilchen. Die Erkenntnisse, die sie von ihren realen
und geistigen Reisen mitbringen, sind der Ausgangspunkt für ein besseres Verständnis der Welt
und oftmals auch für innovative Produkte und Produktionsverfahren.
Reiseziel Forschung
Gleichzeitig lädt die "Forschungsexpedition Deutschland" alle Bürgerinnen und Bürger ein, ihre
eigene Expedition zu unternehmen - durch die Labore und Denkfabriken der Republik. Tage der
offenen Tür, Vorträge, Ausstellungen, Filmreihen, Festivals und Erlebnisnächte - überall in
Deutschland werden größere und kleinere Veranstaltungen dafür sorgen, dass der Funke der
Begeisterung für das Abenteuer Forschung bei Besuchern aller Altersgruppen überspringt.
Neben dem Zug geht auch ein Ausstellungs-Truck am 26. März für acht Monate auf Tournee durch
Deutschland. Auf 130 Quadratmetern sind in seinem Innern die neusten Fraunhofer- Entwicklungen
für Zukunftsthemen wie Energie, Umwelt und Gesundheit zu sehen.
Von Juni bis Oktober 2009 ist das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft wieder auf deutschen
Flüssen unterwegs. Es steuert über 30 Städte an und lädt als "Zukunftsschiff" in seinem Inneren
zum Ausprobieren, Mitmachen und Mitforschen ein. Auf 600 Quadratmetern erfährt man, wie wir in
Zukunft wohnen werden, wie die Arbeitsplätze von morgen aussehen könnten oder wie wir uns
fortbewegen werden.
Viele Veranstaltungen und Wettbewerbe
Oldenburg ist "Stadt der Wissenschaft". Hier findet am 14. Januar die Auftaktveranstaltung statt.
Anschließend finden an verschiedenen Orten in Deutschland vielfältige Veranstaltungen statt. So
lädt zum Beispiel ab dem 28. Februar die Uni Mainz Kinder von acht bis zwölf Jahren zu zehn
Vorlesungen der KinderUni ein. Es beginnt mit dem Thema Pädagogik. Was war Kindern in
früheren Jahrhunderten erlaubt, was verboten? Wie lebten die Kinder von reichen Bürgern, wie die
Kinder armer Bauern oder Industriearbeitern?
Am 27. Mai können Interessierte aller Altersstufen in Berlin die Freiheit und die Fesseln der
Sprache erforschen. Wie kreativ ist Jugendsprache? Prägen "Chat"-Gewohnheiten unsere
Ausdrucksweise? Wo entsteht Sprache im Gehirn? Kommt Deutsch mittlerweile in der Schule zu
kurz?
Preise winken bei den Wettbewerben "Achtung fertig forschen". Hier lernen Schülerinnen und
Schüler neue Formen des Lernens kennen. Beim Wettbewerb der "Geistesblitze" sind Schulen
aufgefordert, Orte in ihrer Umgebung zu finden, an denen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler herausragende Erkenntnisse gewannen oder Erfindungen machten.
Neugierde weckt auch der "Expeditionspass": Damit können Kinder und Jugendliche bei allen
teilnehmenden Wissenschaftseinrichtungen spannende Eindrücke und den Stempel der
betreffenden Institution sammeln. Wer mindestens fünf Stationen im Expeditionspass festgehalten
hat, qualifiziert sich für die Verlosung einer echten Forschungsexpedition. Der Pass wird Anfang
des Jahres 2009 von Partnern des Jahres verteilt und auf der Website zum Download angeboten.
Kontext
Forschungsexpedition Deutschland
Wissenschaftssommer 2009
Kinderschutz
Frühwarnsystem gegen Kindesmisshandlung
Wie kann der Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern wirksam vorgebeugt werden? Das
Bundesfamilienministerium will Kommunen dabei unterstützen, ihre Kinderschutzstrukturen mit
wissenschaftlicher Expertise zu prüfen und zu verbessern.
Die vom Bundesfamilienministerium beauftragte Expertise "Aus problematischen
Kinderschutzverläufen lernen" hat die hauptsächlichen Fehler im Kinderschutz herausgearbeitet.
Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, stellte im
November 2008 die Ergebnisse dieser Untersuchung in Berlin vor. Dabei wurden auch erste
Erfahrungen mit dem Aktionsprogramm "Frühe Hilfen" thematisiert.
"Es ist wichtig, dass wir die typischen Fehler herausfiltern, die landauf landab immer wieder
passieren. Nur so können wir generell den Schutz von Kindern verbessern", sagte von der Leyen.
Das Aktionsprogramm "Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme" richtet
sich an Familien mit Kindern von etwa drei Jahren, deren Lebenssituation schwer belastet ist. Das
2007 eingerichtete "Nationale Zentrum Frühe Hilfen" bündelt die Erfahrungen und Ergebnisse der
Modellprojekte in den Ländern.
Verbesserung des Kinderschutzes durch systematische Fehleranalyse
Die Expertise belegt, dass häufig das "Mehr-Augen-Prinzip" außer Acht gelassen wird. Damit ergibt
sich keine Chance zur Korrektur von Fehleinschätzungen. Auch verlassen sich Bearbeiter auf
Akten und verschaffen sich keinen persönlichen Eindruck von Kind und Familiensituation: Das volle
Ausmaß der Gefahr wird daher nicht erfasst. So übernehmen auch Ämter Berichte aus zweiter
Hand, eigene Recherchen bleiben aus. Oder Zuständige horten "Geheimwissen": Fallübergaben
scheitern an mangelnder Dokumentation. Nicht zuletzt sind Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt:
Einer verlässt sich auf den anderen.
Die Zahlen sind erschreckend: 80 bis 120 Kinder sterben jedes Jahr durch die Hand ihrer Eltern,
noch bevor sie in die Schule kommen. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Kinder bis sechs Jahre
werden vernachlässigt. Und ungefähr zehn Prozent aller Eltern wenden auch heute noch
körperliche Strafen wie Schläge oder Ohrfeigen an.
Erfolg gemeinsamer Anstrengungen
Allerdings konnte die Ministerin auch Positives vermelden: die verbindlichen Einladungen zu
Früherkennungsuntersuchungen, die mittlerweile in fast allen Bundesländern Standard sind. Sie
sind ein Ergebnis des so genannten Kinderschutzgipfels von 2007, den Bundeskanzlerin Angela
Merkel seinerzeit einberufen hatte.
Zudem hob die Ministerin hervor, dass sich die Haltung zum Thema Kinderschutz in unserer
Gesellschaft verändert habe. Die Menschen seien aufmerksamer geworden. Das drücke sich nicht
zuletzt darin aus, dass sich die Zahl der gemeldeten Fälle in den vergangenen beiden Jahren
verdoppelt hatte.
Pragmatische Hilfe für Kommunen
Um die Kette von Fehlern beim Kinderschutz besser zu erkennen, betreut der Bund in 50
Kommunen Modellprojekte. Als ein Ergebnis hat sich bereits gezeigt, dass Kontakte zwischen den
Verantwortlichen des Gesundheitswesens und hochgefährdeten Familien Schlimmes verhindern
können.
Leitidee ist eine enge Vernetzung der zwar vorhandenen, aber oft getrennt voneinander
arbeitenden Systeme: Gesundheitswesen, Kinder- und Jungendhilfe, Schwangerschaftsberatung,
Frauenhäuser, Polizei sowie Arbeitsvermittlung.
Der Bund stellt im Rahmen des Aktionsprogramms "Frühe Hilfen" elf Millionen Euro für die Jahre
2009 und 2010 zur Verfügung.
Das Bundesfamilienministerium will Kommunen auch darin unterstützen, ihre Strukturen zum
Kinderschutz mittels wissenschaftlicher Expertise zu prüfen und zu verbessern. Dazu werden auf
Initiative des "Nationalen Zentrums Frühe Hilfen" Fachinstitute ab Frühjahr 2009 Städte und
Landkreise vor Ort vertraulich bei der Analyse ihrer Strukturen unterstützen.
Erkennen – Warnen – Helfen
Zu den von der Bundesregierung geförderten Modellprojekten gehören:
"Guter Start ins Kinderleben" (Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen) ein länderübergreifendes Projekt zur frühen Förderung elterlicher Erziehungs- und
Beziehungskompetenzen und zur Entwicklung und Bewertung eines Modells
interdisziplinärer Vernetzung.
"Pro Kind - Wir begleiten junge Familien" (Bremen, Niedersachsen, Sachsen) – setzt auf
Vorsorge schon während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren.
Erstgebärende Schwangere, die sich in einer sozialen Problemlage befinden, die
minderjährig sind, keine Schul- oder Berufsausbildung besitzen oder Gewalt in der Familie
erlebt haben, werden gezielt im häuslichen Umfeld begleitet. Hebammen und
Sozialpädagoginnen arbeiten eng zusammen. Die Wirksamkeit des Projekts wird bewertet
und eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt.
"Wie Elternschaft gelingt" (Brandenburg und Hamburg) - bindet Akteure aus den Bereichen
Jugendhilfe und Gesundheitswesen ein und prüft unter anderem die Wirksamkeit früher
Zugänge zu Risikofamilien.
Aktuelle Publikationen des BMFSFJ:
Lernen aus problematischen Kinderschutzverläufen - Machbarkeitsexpertise zur Verbesserung des
Kinderschutzes durch systematische Fehleranalyse / J. M. Fegert, K. Schnoor, S. Kleidt, H. Kindler,
U. Ziegenhain 2008
Frühe Hilfen - Modellprojekte in den Ländern / Nationales Zentrum Frühe Hilfen (Hrsg.) 2008
"Gesund groß werden" - der Eltern-Ordner der BZgA / Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) (Hrsg.)
Nationales Zentrum Frühe Hilfen - Aufgaben und Ziele / Nationales Zentrum Frühe Hilfen (Hrsg.)
2008
Broschüren-Stelle des BMFSFJ: Telefon: 030 18 555 2152
Das Elterntelefon - die "Nummer gegen Kummer": 0800 111 0 550
Servicetelefon des BMFSFJ: 0180 190 70 50
Montag bis Donnerstag: von 9.00 bis 18.00 Uhr
Anrufe aus dem Festnetz: 9-18 Uhr 3,9 Cent pro angefangene Minute
Email: info@bmfsfjservice.bund.de
Kontext
Informationen des BMFSFJ zum Kinderschutz
Informationen des Nationalen Zentrums "Frühe Hilfen"
HIV/Aids
Aids ist und bleibt eine tödliche Krankheit
Im vergangenen Jahr starben in Deutschland insgesamt 461 Personen an der durch HIV
verursachten Erkrankung Aids. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem es 504 Aids-Tote gab, ist die Zahl
damit weiter rückläufig.
Neue Medikamente mit neuen Wirkstoffen sowie spezielle Kombinationstherapien wurden
eingesetzt. Dadurch stieg die Lebenserwartung der HIV-Infizierten. Das Sterbealter lag 2007 bei
durchschnittlich 50 Jahren. Frauen wurden im Schnitt 49,4 Jahre alt, Männer 50,1. Vor zehn Jahren
lag das Sterbealter noch bei 42 Jahren.
Aids ist nach wie vor eine unheilbare Krankheit. Sie wurde zum ersten Mal 1981 diagnostiziert. Die
Ansteckung erfolgt durch das Human Immunodeficiency Virus (HIV); dabei ist die häufigste
Ansteckungsquelle der Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person. Weitere Übertragungswege
sind eine Infektion durch verseuchtes Blut oder der gemeinsame Gebrauch von Spritzen und
Spritzen-Zubehör unter Drogenabhängigen.
Keine Entwarnung trotz stagnierender Zahl der Neu-Infektionen
In Deutschland leben derzeit rund 63.500 HIV-Infizierte. Bei 10.500 von ihnen ist die Krankheit
bereits ausgebrochen.
Die Neuinfektionen mit HIV sind 2008 im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.
Bundesministerin Ulla Schmidt wertete dies als wichtigen Teilerfolg. Mit rund 3.000 Neuinfektionen
war kein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Dennoch gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Die
Bundesregierung hat deshalb die Mittel für die Vorbeugung noch einmal um eine Million - auf
nunmehr 13,2 Millionen Euro - aufgestockt.
Deutschland setzt auf partnerschaftliche Präventionsarbeit
Kern deutscher HIV/Aids-Bekämpfungspolitik ist Aufklärung und Prävention. Hier ist insbesondere
die seit 1987 laufende Kampagne "Gib Aids keine Chance" zu nennen. Sie wird von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführt.
Daneben läuft die Präventionskampagne "Ich weiß, was ich tu". Initiatorin ist die Deutsche AidsHilfe. Die Kampagne läuft bundesweit. HIV-Prävention und die Gesundheitsförderung
homosexueller Männer soll damit intensiviert werden.
Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2008 wurde die Aktion "Gemeinsam gegen Aids" gestartet.
Initiatoren sind das Bundesgesundheitsministerium, die BZgA sowie die Deutsche AIDS-Hilfe und
die Deutsche AIDS-Stiftung.
Neben 500 Jugendlichen nahmen in Berlin Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sowie
prominente Botschafterinnen und Botschafter teil. In 22 weiteren Städten in Deutschland haben
zehntausende Jugendliche im Rahmen der JugendFilmTage die Aktion "Gemeinsam gegen Aids"
unterstützt.
Der Gesundheitsfonds ändert nichts an guter Versorgung
Für die Bundesregierung ist der Kampf gegen die Immunschwächekrankheit seit langem ein
wichtiges Thema. Die Bundeskanzlerin sicherte HIV- und Aidspatienten in Deutschland unlängst
erneut eine ärztliche Behandlung auf gleichbleibend hohem Niveau zu. Einschränkungen bei
Behandlungen werde es nicht geben. Selbsthilfegruppen hatten Befürchtungen geäußert, mit Start
des Gesundheitsfonds Anfang 2009 sei die ambulante Versorgung in Schwerpunktpraxen
gefährdet.
Auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt versicherte, dass die Versorgung HIV- und Aidskranker
nicht schlechter werde. HIV-Schwerpunktpraxen blieben erhalten. Bis es neue Pauschalen gebe,
würden die alten Regelungen weiter gelten.
Mit internationaler Hilfe gegen die globale Bedrohung
Von der HIV/Aids-Epidemie sind besonders die Menschen in den Entwicklungsländern betroffen.
Dort leben 95 Prozent aller an der Immunschwächekrankheit leidenden Menschen. Davon
wiederum sind fast zwei Drittel in Afrika südlich der Sahara zu Hause.
Deutschland gehört international zu den großen Gebern in der HIV/ Aids-Bekämpfung. Bis zum
Jahr 2015 stellt die Bundesregierung dafür 500 Millionen Euro pro Jahr bereit. International ist die
Anzahl der Menschen, die an Aids sterben, in den letzten zwei Jahren rückläufig. Von etwa 2,2
Millionen im Jahr 2005 auf etwa 2,0 Millionen Menschen im Jahr 2007. Dies ist zum Teil auf den
verbesserten Zugang zur Behandlung von Aids-Kranken zurückzuführen.
Kontext
Trotz Erfolgen: Das Problem Aids bleibt
Internetangebot der BZgA zum Thema Aids
Informationen, Broschüren und Adressen der Deutschen Aids-Hilfe e.V.
Hilfe, Beratung und Materialien der Deutschen Aids-Stiftung
Aktuelles
Gesetzliche Neuregelungen zum 1. Januar 2009
Festliche Preisverleihung beim deutsch-israelischen Filmwettbewerb
Fragen und Antworten zum Gesundheitsfonds
Kinospot zum Gesundheitsfonds
IN FORM geht online
Beschäftigung im Gesundheitswesen steigt weiter an
Wettbewerb der Bundesregierung: Generationendialog in der Praxis
Lesetipps
Ergebnisse der Einkommens- und Verbraucherstichprobe 2008
Sozialhilfe 2007: 1,1 Millionen Menschen erhielten besondere Leistungen
Ergebnisse des DGE-Ernährungsberichts 2008
Veröffentlichung zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Impressum
Das "Magazin für Soziales, Familie und Bildung" ist als digitales Werk Teil des Internetangebots
der Bundesregierung. Es wird herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der
Bundesregierung, 11044 Berlin. Dieses Magazin erscheint monatlich im Wechsel mit anderen
Themenmagazinen.
Verantwortlich: Claus Zemke
Redaktionsleitung Magazin für Soziales, Familie und Bildung: Christian Resing, Susanne
Kasten
Layout und Redaktion: Jennifer Biller, Angelika Domnick, Petra Kuschinski
Bildagentur: verantwortlich Ulrich Weichert
Fotoredaktion: Silke Hinkelmann, Christian Stutterheim
Fotografen: Guido Bergmann, Steffen Kugler, Sandra Steins
Telefon: 030 18 272 - 3249, Fax: 030 18 272 - 4138
Abonnement
Abonnieren Sie die weiteren Themenmagazine
"Magazin zur Entwicklungspolitik",
"Magazin für Soziales, Familie und Bildung",
"Magazin zur Europapolitik",
"Magazin für Wirtschaft und Finanzen",
"Magazin für Infrastrukur und neue Länder" und
"schekker - das jugend-magazin"
schnell, bequem und kostenlos unter der Anmeldeseite "Abonnement der Magazine".
Copyright für Bilder, soweit nicht anders vermerkt:
REGIERUNGonline, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,
11044 Berlin.
Bildnachweis für Word-Bildmarke: picture-alliance / KPA
Realisiert werden die Magazine im Auftrag des Presse- und Informationsamtes der
Bundesregierung von der ]init[ Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation.
- Zitierung unter Angabe der Quelle "Magazin für Soziales, Familie und Bildung" frei.
Nachdruck nur mit Erlaubnis des Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
- Durch die Digitalisierung von Daten können Fehler auftreten. Beim
Einsatz unterschiedlicher Browser für das World Wide Web und aufgrund unterschiedlicher
Software-Einstellungen kann es bei der Darstellung der Daten zu Abweichungen kommen.