CLUBNACHRICHTEN - Auto Union-Veteranen
Transcription
CLUBNACHRICHTEN - Auto Union-Veteranen
NUMMER 163 DEZEMBER 2015 � 4,00 30398 CLUBNACHRICHTEN 1 EDITORIAL Der Auto Union Veteranen-Club e.V. ist eine Gemeinschaft von Liebhabern der Fahrzeugmarken Audi, DKW, Horch und Wanderer. Er wurde 1972 als DKW-Veteranen-Club gegründet, bemühte INHALT Thomas Erdmann „ICH HAB DA SO’N DKW… sich aber schon kurze Zeit später auch um die Registrierung und Betreuung der Fahrzeuge der anderen Auto Union Marken. 1979 erfolgte die Umbenennung in Auto Union Veteranen-Club (AUVC). Die Aufgaben des AUVC liegen in der Erhaltung und der originalgetreuen Restaurierung von historischen Fahrzeugen sowie in der Sammlung jeglichen Materials über die Fahrzeuge und die ehemaligen Hersteller, um damit insgesamt einen Beitrag zur Dokumentation deutscher Motorrad- und Automobilgeschichte zu leisten. Denn gerade die Fahrzeuge der Auto Union und ihrer Vorgänger-Gesellschaften hatten entscheidenden Anteil an der Entwicklung und Verbreitung des Automobils und der Motorräder. Club-Nachrichten und Club-Info sind die offiziellen Organe des AUVC, auf die jedes Mitglied einen Anspruch hat. Die Club-Nachrichten berichten über alle Themen, die für die Mitglieder von allgemeinem und dauerhaftem Interesse sind. Die Club-Info informieren über Mitgliederbewegungen, Teile- und Fahrzeugmarkt, Nachproduktionen, Termine sowie über andere Dinge von kurzzeitigem Interesse. Club-Anschrift und Redaktion Club-Info Andreas Ptack Entenhof 18, 72768 Reutlingen Der AUVC im Internet www.auto-union-veteranen-club.de Redaktion Club-Nachrichten Thomas Erdmann Brunnenreuther Weg 38, 85051 Ingolstadt … können Sie mir vielleicht sagen, was der so in etwa für einen Wert hat?“ Solche oder ähnlich lautende Anrufe oder E-Mails erhalte ich in beständiger Regelmäßigkeit. In letzter Zeit sind solche Anfragen häufiger geworden. Da gibt es diejenigen, die einen DKW geerbt haben und keinen Schimmer haben, was sie denn da vor sich haben. Dafür kann man durchaus Verständnis haben. Dann gibt es aber auch solche, die durch die Medien erfahren haben, dass ein Oldtimer ja eine richtig gute Geldanlage mit Wertsteigerung sein kann (die Betonung liegt auf „kann“), und angeheizt durch eine wenig fundierte Berichterstattung macht sich eine allgemeine Goldgräberstimmung breit. Kaum dass ein scheinbar seltener Oldtimer im Internet auftaucht, spielen die Spekulanten verrückt. Bloß schnell zuschlagen, bevor es ein anderer tut. Geld ist ja genügend in Umlauf, und nennenswerte Zinsen auf Erspartes wird es wohl auch in den nächsten Jahren kaum geben. Warum also nicht einmal einen Oldtimer in die Garage stellen. Und die Anbieter bis hin zu den Auktionshäusern beschreiben ihre Goldstücke ja in schillerndsten Farben. „Viel Geld und wenig Kenntnis treffen hier auf eine gehörige Portion krimineller Energie“, so formulierte es unlängst ein Fachjournalist. Beispiele dafür gibt es viele. Erst kürzlich geisterte ein DKW Roadster durch die Angebotsportale des World-Wide-Web. Einer der typischen, meist in den Nachkriegsjahren auf einem Vorkriegs- chassis zusammengebastelten DKW F5-F7-F8 mit einer in Eigenregie des damaligen Besitzers aufgebauten Karosserie. Die Motorhaube stammte wohl von einem Citroen 11 CV. In der entbehrungsreichen Nachkriegszeit sicherlich der Stolz des damaligen Besitzers und heute durchaus ein Zeitzeuge der späten 1940er oder frühen 1950er Jahre. Um das Auto aber richtig wertvoll zu machen, wurde es als DKW mit Sonderkarosserie von Gläser/ Dresden angeboten. Der Experte schüttelt den Kopf über solch einen Unsinn. Außerdem ein Affront gegenüber der Schönheit und Eleganz echter Gläser-Karosserien. Was soll’s. Das Auto hat einen Käufer gefunden, und der wird sich erst einmal über sein Schnäppchen freuen. Irgendwann aber wird er auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Weder unser Club noch die Audi Tradition sind Steigbügelhalter für die privaten Spekulationsgeschäfte vermeintlicher Oldtimerliebhaber. Ich jedenfalls mache grundsätzlich keine Angaben zum Wert eines Fahrzeugs. Für diese Aufgabe gibt es vereidigte Sachverständige. Aber auch die sind bisweilen mit solchen DKW Eigenkreationen überfordert. Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und ein gesundes neues Jahr Ihr Thomas Erdmann MESSEEVENT 04 DKW Junior auf dem Präsentierteller Auch im Norden unserer Republik gibt es zunehmend mehr Messeveranstaltungen rund um das Oldtimer-Hobby. So auch im August dieses Jahres die Klassikertage im schleswig-holsteinischen Neumünster. Organisiert von unseren Clubfreunden Michael Naeve und Hans-Peter Langfeldt war der AUVC mit einem Clubstand vor Ort. CLUBFAHRZEUGE 06 DKW aktiv leben „Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr.“ Unter dieses Motto eines bekannten Volksliedes könnte man die Erinnerungen so mancher Clubmitglieder an frühere DKW-Zeiten stellen. So auch die Geschichte von Joachim Haupt-Delphendahl, der sich mit einer kürzlich erworbenen DKW RT 350 S in alte Zeiten zurückversetzt. VERANSTALTUNG 08 Eine starke Truppe Jedes Jahr im Spätsommer windet sich eine Karawane von ehemals militärischen Geländewagen über kleinste Straßen und Wege im Südschwarzwald. Es ist wieder Munga-Zeit. Wer immer an der von Wolfgang Baumbach organisierten Fahrt teilnimmt, kann sich auf ein rustikales Wochenende im Kreise Gleichgesinnter freuen VERANSTALTUNG 12 Wenn die Dreiströmer singen DKW im Motorsport der 1950er und 60er Jahre ist ein schier unerschöpfliches Thema. Die Auto Union wurde seinerzeit von der Fachpresse für ihr motorsportliches Engagement ausdrücklich gelobt. Neben den werkseigenen Einsätzen in den Jahren 1954-1959 stand vor allem der Kundensport und die Unterstützung der Privatfahrer im Vordergrund. Annoncen Club-Info Andreas Ptack Titelbild Am Ende des Sportjahres 1958 stellte die Auto Union die aktive Beteiligung am Wagensport ein und widmete sich der Sport-Betreuung ihrer Privatfahrer. Als Grundlage der Sportförderung diente von nun an die Auto Union Trophäe. Außerdem wurde zu Pfingsten 1958 auf dem Nürburgring erstmals ein DKW-Fahrer-Meeting durch den DKW-Clubverband veranstaltet, das bis 1965 jedes Jahr stattfand und ab 1961 als „Silberschildrennen“ in die DKW-Annalen einging. Mit über 500 Teilnehmern war das Silberschildrennen 1961 die bis dahin größte Veranstaltung auf dem Nürburgring nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Titelbild stammt vom DKWV-Pfingsttreffen 1960. < Entenhof 18, 72768 Reutlingen Gestaltung ö– konzept GmbH & Co. KG, Zwickau Druck Zschiesche GmbH, Wilkau-Haßlau Die private oder gewerbliche Vervielfältigung, auch auszugsweise, ist aus urheberrechtlichen Gründen nur mit Zustimmung der Redaktion gestattet. Artikel, die mit vollem Namen des Verfassers gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung des AUVC-Vorstandes oder der Redaktion wieder. Alle Mitglieder sind gebeten, sich mit Bild- und Textbeiträgen zu beteiligen. Bankverbindung des AUVC Sparkasse Höxter BLZ 472 515 50 Konto 3 632 213 02 TESTBERICHT 18 mot prüft: DKW F 12 Im Januar 1963 kam der DKW F 12 als Nachfolger des Junior de Luxe auf den Markt. Paul Simsa nimmt sich in der Zeitschrift „mot“ vom Mai 1963 den neuen DKW zur Brust und spart nicht mit Kritikpunkten. Trotz mancher positiver Aspekte wird hier deutlich, dass der Zweitakter in Westdeutschland seinen Zenit inzwischen überschritten hat. TYPENKUNDE 21 Zahlenspiele Die zwei- und viersitzigen DKW 3=6 Cabriolets vom Typ F 93 aus dem Hause Karmann zählen zu den seltensten DKWs überhaupt. Von Januar 1956 bis Oktober 1956 wurden gerade einmal 100 Viersitzer und 202 Zweisitzer hergestellt. Umso erstaunlicher ist es, dass gut zehn Prozent der Produktion überlebt haben. Foto: Gerhard Wilde 03 MESSEEVENT Michael Naeve DKW JUNIOR AUF DEM PRÄSENTIERTELLER Klassikertage in Neumünster vom 29. – 30. August 2015 „Was macht Ihr denn mit dem Haufen Schrott?“ Diese Frage wurde uns immer wieder von den Besuchern unseres Messestandes gestellt. „Der wird wieder aufgebaut, der rote sah noch schlimmer aus,“ war unsere Antwort. Ungläubiges Staunen und schon kamen wir ins Gespräch. Aber alles der Reihe nach. Im Dezember 2014 kam die Anfrage, ob wir zu den Klassikertagen in Neumünster unsere Oldtimer in einer Auto-Union-Sonderschau präsentieren würden. Vom Junior de Luxe bis hin zum Audi 100 Coupé S hatten wir fünf Fahrzeuge im Angebot. Nach einem Telefonat mit dem Organisator und einer E-Mail mit Bildern der Autos herrschte erst einmal Funkstille. Auch auf weitere E-Mails wurde nicht mehr reagiert. Dann eben nicht, hatten wir uns gedacht und das Ganze schon für erledigt abgehakt. In der Clubinfo kam dann der Aufruf von Andreas Ptack, ob jemand Lust habe, Autos zur Verfügung zu stellen, wir würden auch einen Messestand bekommen. Nach kurzer Überlegung war die Entscheidung getroffen, ich erklärte mich bereit, die Leitung zu übernehmen und bekam von Andreas Adressen von weiteren Interessierten. Leider war die Kommunikation mit dem sogenannten Organisator immer noch misera- Abb. Der Auto Union-DKW-Stand bei den Klassikertagen in Neumünster stieß bei den Besuchern auf großes Interesse. bel und ich war schon kurz davor, alles hinzuwerfen. Erst als mich ein befreundeter BMW V8 Fahrer anrief und mitteilte, dass jemand anderes für die Clubstände zuständig sei, kam alles ins Rollen. 50 qm Standfläche, das reicht für zwei Autos, einen Tresen und einer Sitzgelegenheit. In meinem Kopf nahm der Stand Gestalt an. Hans-Peter Langfeldt (Hannes) und ich hatten im Herbst 2014 eine angefangene Restaurierung übernommen und uns kam die Idee, diesen „Schrotthaufen“ eines DKW Junior de Luxe zusammen mit dem von Hannes restaurierten Gegenstück zu präsentieren. Von Stefan Harnisch wussten wir, dass er umgebaute Modellautos angefer- tigt hatte und diese in einer Vitrine ausstellen würde. Zusätzlich sprachen wir noch jede/n Auto-Union-Fahrer/in auf den Oldtimertreffen und Clubtreffen an, ob nicht Lust bestehe mitzumachen bzw. uns zu besuchen. Der Tag kam immer näher, der AUVC und der ACI schickten uns Banner, Flaggen, Prospekte,…. alles kiloweise. Nochmals einen großen Dank an Andreas Ptack und Uwe Lüders. Abb. oben Den arg gerupften Junior de Luxe brachten wir per Trailer von Fleckeby nach Neumünster. Abb. Mitte Kommunikation ist die Seele des Clublebens. Unser Stand bot reichlich Gelegenheit dazu. Abb. unten Der Autor Michael Naeve (links) und Mitstreiter Hans-Peter Langfeldt neben dessen restauriertem Junior de Luxe. 04 05 Abb. oben Beim Anblick des zerlegten Junior konnten viele Besucher kaum glauben, dass dieser Wagen einmal in neuem Glanz erstrahlen soll. Abb. unten Die von Stefan Harnisch umgebauten und modifizierten Modelle bildeten einen besonderen Blickfang auf unserem Clubstand. Der Rücken wurde mit Schmerzsalbe behandelt. Resümee des Tages: Ein voller Erfolg. Abb. oben Es hat uns überrascht, wie groß die Anziehungskraft eines Restaurierungsobjektes auf das Publikum ist. Hannes beantwortet bereitwillig die vielen Fragen der Besucher. Abb. unten Sobald die Messe eröffnet ist, sind die Mühen des Aufbaus schnell vergessen. Freitag 28.08.2015, Aufbau: Den alten Junior brachten wir mit einem Trailer von Fleckeby nach Neumünster. Da ich noch Urlaub hatte, konnten wir recht früh mit dem Aufbau beginnen. Dies hatte den Vorteil, dass wir keine Hektik und Gedränge hatten. Hannes und ich kümmerten uns um die Autos, Stefan um seine Vitrine. Tapeziertisch mit ACI-Banner versehen, weitere aufgehängt, Motivständer vom AUVC und ACI in Szene gesetzt, Sitzgruppe aufgestellt, alles war ruck zuck fertig. Samstag 29.08.2015, Erster Messetag: Die letzten Feinheiten an unserem Messestand wurde noch erledigt, es konnte losgehen. Mein Vater (ein Kfzler, der Anfang der 1960er Jahre auf DKW gelernt hatte) unterstützte uns zusätzlich. 10.00 Uhr, die Tore öffneten sich und unsere Bedenken, dass wir von Langeweile gar nicht wissen, was wir acht Stunden lang machen sollten, bewahrheite06 ten sich mit Nichten. Von Anfang an führten wir Gespräche über Gespräche. Wir hatten kaum Zeit, um mal auf die Toilette zu gehen, geschweige denn die Messe anzusehen, andere Stände zu betrachten oder gar die Autos vor der Tür in Augenschein zu nehmen. Kaum war es etwas ruhiger geworden und einer von uns wollte los, war der Stand wieder voll. Und wenn wir denn doch mal schnell weg konnten, hatten wir ein schlechtes Gewissen und kamen so schnell wie möglich wieder zurück. Zum Glück hatten wir ausreichend Getränke und ein paar Kekse dabei. Zusätzlich bekamen wir von einem netten DKWler eine große Box Haribo gestiftet, auch diesem Unbekannten einen großen Dank. Die letzte halbe Stunde wurde es ruhiger und wir hatten Zeit, um mal schnell durch die Hallen zu huschen und die Sonderschau anzusehen. Ein sehenswerter Audi UW von 1936 war das älteste Fahrzeug mit den Vier Ringen. Außerdem DKW Schnell- laster, 1000er, Junior, einige Audis vom ACDM-Vorsitzenden, Ro 80, … Ich hatte mittlerweile solche Rückenschmerzen, ich konnte nur noch stehen oder sitzen ans Aufstehen war kaum zu denken. Der erste Tag war vorbei, ab ins Auto und nach Hause. Sonntag 30.08.2015, Zweiter Messetag: Da am Vortag schon so viele Besucher auf der Messe waren und auch draußen mit den 300 –400 Oldtimern standen, gingen wir davon aus, dass heute weniger los sein würde. Die Schmerzcreme war dabei, ich wieder voll einsatzbereit. Weniger los? Das war wohl nichts. Sonntag waren gefühlt noch mehr Menschen da und immer wieder das Staunen, was wir mit dem alten Junior noch vorhaben. Auch der zweite Tag verlief wie im Flug. Wir freuten uns über die vielen Clubmitglieder die wir zum Teil kannten wie die Hansens, Blenders,… oder neu kennenlernten. Wir stellten fest, dass es doch immer noch DKWler gibt, die den AUVC nicht kennen. Das haben wir geändert. Vielleicht hat unser Auftreten und der Messestand dazu beigetragen, dass neue Mitglieder zu uns stoßen werden. Die nächsten Ausgaben der Club-Nachrichten werden es uns zeigen. Alles in Allem können wir sagen, die Klassikertage waren ein voller Erfolg. Wir haben viele neue Kontakte geknüpft, viele bestehende gefestigt und freuen uns auf den 20. und 21. August 2016. < 07 CLUBFAHRZEUG Joachim Haupt-Delphendahl Abb. oben Meine „gechoppte“ DKW RT 175 mit einer DKW AKTIV LEBEN etwas sehr skeptisch dreinschauenden Freundin Astrid. Abb. Mitte Dieses Bild vom April 1955 zeigt die Montage der DKW RT 350 S im Auto Union Motorradwerk Ingolstadt. Hier erblickte meine 350er am 31. Oktober 1955 das Wie ein DKW Motorrad die Jahre der Zweitakt-Enthaltsamkeit beendet Licht der Welt. gekauft, TÜV fertig gemacht und angemeldet (HD-CD 909). Das Motorrad wurde entnervt verkauft und die Freundin war drei Monate später auch weg. Im Studium lernte ich Peter Krause vom Mercedes-Veteranen-Club kennen, der mich dann 1977 zum DKW-Treffen nach Egerkingen führte. Ich trat in den DKWVeteranen-Club ein, Mitglieds-Nr. 180. 1959 kaufte mein Vater zur Geburt meines Bruders als erstes Automobil eine gebrauchte DKW F 89 Meisterklasse, Baujahr 1951, in grün. Dieser Wagen begleitete uns zwei Jahre im Alltag und im Urlaub bis an die Ostsee, für mich in guter Erinnerung wegen des typischen Geruchs und der Zweitakt-Geräusche. Das hat mich wohl, zumindest anfänglich, im Unterbewusstsein sehr stark geprägt. Meine Eltern zogen dann automobiltechnisch ihre orbitalen Kreise mit einem Simca 1000 aus dem Jahr 1961, einem Ford Taunus 17m, Baujahr 1966 und mehreren VW Golf. Irgendwie kam ich dann 1966 zu einer DKW Hummel. Mit nunmehr 14 Jahren konnte ich die als Mofa fahren. Sie war in einem schönen Rot lackiert. Über sie lernte ich das Einstellen der Zündung und fand den Weg in die geistigen Tiefen des Frisierens. Dies setzte sich dann zwei Jahre später fort in einer gebrauchten Zündapp C50 Sport, ebenfalls in rot, die dem Geschmack der Zeit angepasst wurde. Im Oktober 2015 konnte ich dann die RT 350 mit 3.001 km Laufleistung nach Restauration im Zustand 1–2 erstehen. Sie steht jetzt in meiner Werkstatt und wartet auf den heiß ersehnten Frühling 2016. Aber vorher muss ich noch ein wenig an der Zündung herumspielen, Ihr wisst schon, so wie einst anno 1966 mit der DKW Hummel. < Abb. rechts Mit der Zündapp C50 Sport zu Besuch bei meiner Brieffreundin im Rheinland. Abb. links Die gemeinsamen Fahrten zum Hockenheimring gehörten für uns zur beliebten Wochenend-Freizeitbeschäftigung. Mit 16 Jahren und dem 4er Führerschein war damit die nächste Stufe der Mobilität erreicht. Richtig befriedigend war das aber im Nachhinein wohl nicht, mehr Gekreische als RengTengTeng. Mit 18 und dem 1er Führerschein kam dann der gefühlsmäßige Durchbruch, der tiefsinnig bis heute im Kern erhalten geblieben ist. Nach einem Todesfall in der Nachbarschaft hörten die Erben, das der „Lulatsch von nebenan“ ein richtiges Motorrad sucht. Sie zogen eine nicht fahrbereite und in 08 bis heute geblieben. Doch gelegentliche DKWMotorrad Sichtungen führten dann zu der Erkenntnis, dass es ein riesiger Fehler war, das Motorrad verkauft zu haben. Nun ja, was soll’s. Bis ich 2010 beschloss, mir wieder ein DKWMotorrad zuzulegen. Die eigentliche Initialzündung dazu geht wohl auf eine gewisse Sehnsucht zurück, einen DKW nicht nur zu besitzen, sondern auch zu fahren. Mit meinem AU 1000 Sp komme ich nämlich seit Jahrenicht so richtig weiter. DKW direkt aktiv leben ist doch etwas anderes, als nur dabei zu sein. Fünf Jahre habe ich mal intensiver, mal weniger intensiv gesucht. Jetzt bin ich durch Zufall im Internet auf mein Wunsch- und Traum-Motorrad gestoßen – eine DKW RT 350 S. Die Geburtsurkunde vom 31.10.1955 habe ich über Audi Tradition bekommen können. Ausgeliefert am 17.11.55 nach Wien/Österreich. Danach verlieren sich die Spuren. Am 21.08.2000 ist die DKW dann wieder in Hamburg mit einem Ersatzbrief und Erstzulassung 01.07.1956 (wohl geschätzt) zugelassen worden. Am 12.03.2002 hat Herr Christoph Seydel aus Schönungen die DKW auf sich zugelassen und etwa 2.000 km eingefahren. Wie ich heute nach zwei intensiven Telefongesprächen weiß, hat er Sie komplett restauriert und zum 06.05.2008 nach Barsinghausen weiter verkauft. Hier muss sie mehr gestanden haben als dass sie gefahren wurde, bis heute weitere 1.000 km. einem traurigen Zustand befindliche DKW RT 175 S von 1955 aus der Scheune. Die DKW wurde ohne zu überlegen für 30 DM gekauft, verladen und am gleichen Tag mutig komplett in der Garage meiner Eltern zerlegt. Abends gab es Stress, weil mein Vater seinen Ford 17m auf der Straße parken musste. Alles wurde hergerichtet, lackiert und mit vielen mahnenden Ratschlägen meiner Zweiradkollegen wieder zusammengebaut. Dabei mussten wieder gewisse zeitgemäße Modifikationen erfolgen. Peter Fonda und JPS lassen grüßen. Der TÜV gab seinen Segen (HD-JA 354). Die Freunde meiner DKW waren jetzt die Zweitakter Zündapp 125, Adler 250, Kawasaki 750 Mach1, Yamaha 250 und die Viertakter Honda CB500 sowie Moto Guzzi 850. Gemeinsame Touren in der Umgebung, nach Österreich (auch Elefantentreffen), nach Frankreich, Italien und in die Schweiz, sowie auch zum Nürburgring sind mir in sehr guter, positiver Erinnerung. Der Hockenheimring wiederum lag vor der Tür und war oft am Wochenende angesagt. Nach zwei Jahren nervte ein alter Mann, der die DKW unbedingt kaufen musste, und eine Freundin, die lieber Mustang fahren wollte. „Du fährst doch DKW, ich habe da einen Junior de Luxe, Baujahr 61,“ meinte ein Arbeiter im Ferienjob bei Eternit. Den habe ich dann für 200 DM Nachkriegsfahrzeuge waren damals noch nicht so angesagt, aber wir wurden mitleidig lächelnd akzeptiert. Jetzt war ich in der DKW Auto-Fraktion angekommen, und da bin ich Abb. unten Mit der sehr gut restaurierten RT 350 S werde ich im kommenden Frühjahr nach einigen Jahren der Abstinenz wieder mit einer DKW auf den Straßen unterwegs sein. 09 VERANSTALTUNG Johannes Sebulke Abb. oben Gehörte nicht zur Standardausrüstung der EINE STARKE TRUPPE Bundeswehr: Kindersitz für zukünftige Munga-Fahrer. Abb. unten Organisator Manfred Baumbach hatte wieder eine landschaftlich äußerst reizvolle Strecke ausgewählt. Das Mungatreffen 2015 im Südschwarzwald Dazu kam dann noch ein Hund. Womit wir bei den Fahrzeugen wären. Das waren sechs Mungas. Dazu kamen dann aus der Schweiz ein Pinzgauer in 3-Achs-Ausführung und drei Kaiser-Jeeps von der Gruppe um Beat Risch aus dem Aargau in der Schweiz sowie ein Willys-Jeep von 1958 von Ruedi Ryser aus dem Schweizer Jura. Abb. oben Eine bunte Truppe von Liebhabern militärischer Oldtimerfahrzeuge kommt jedes Jahr im Spätsommer im Südschwarzwald zusammen. Abb. unten links Neben sechs Das älteste Fahrzeug war ein Mowag mit Sanitätsaufbau von 1951! Diesen hatte Bruno aus dem Luzerner Land mitgebracht. Und Andy war mit seinem Mowag in Funkerausführung auch wieder dabei. Der Freitagabend gehörte einem Grillfest. Der neue überdachte Freisitz der Stockenmühle kam dafür sehr gelegen. So konnte, wer wollte, noch im Freien Platz nehmen, und die, denen es doch zu kalt wurde, konnten sich nach drinnen begeben. DKW Munga waren auch drei Kaiser Jeeps und ein Willys Jeep mit von der Partie. Abb. rechts oben Die gemeinsame Ausfahrt am Samstag führte über kaum bekannte Wege dorthin, wo der Schwarzwald am steilsten und die Sträßchen am schmalsten sind. Abb. rechts unten Die Schockenmühle bot genügend Platz für Oldtimer und Zelte. Es ist ein fester Termin im Kalender der Freunde von Oldtimer-Militärfahrzeugen in BadenWürttemberg und in der nahen Schweiz: Das Mungatreffen im Südschwarzwald, organisiert auch in diesem Jahr wieder von Manfred Baumbach aus Tiengen, zusammen mit der Familie Lowack, die das Anwesen „Schockenmühle“ mit Campingplatz, Herberge und viel 10 Gastlichkeit betreibt. Am Wochenende vom 11.–13.09.2015 traf sich eine bunte, freundliche Gruppe. Eine Besonderheit gab es auch diesmal: Es wurden gleich vier Zelte aufgestellt, davon ein Kleinzelt, bewohnt von Robin, zwei militärische Gruppenzelte für jeweils eine Familie und ein ziviles Oldtimerzelt von 1950. Rechnet man dann noch Andy dazu, der in seinem Mowak schlief, dann übernachteten die meisten Teilnehmer outdoor, obwohl die Stockenmühle so schöne Gästezimmer bereit hielt. Die Liebe zu militärischen Oldtimern hat eben auch etwas mit Naturverbundenheit zu tun. Insgesamt waren 26 Teilnehmer zu diesem Treffen gekommen, darunter fünf Frauen, zwei Jugendliche, zwei Kinder. Der Höhepunkt des Treffens war wieder die gemeinsame Ausfahrt am Samstag. Manfred Baumbach hatte eine anspruchsvolle Route im Südschwarzwald vorbereitet. Erst ging es sanfthügelig über winzige, unbekannte Sträßchen zu den bekannten Schwarzwaldorten Seebrugg am Schluchsee, Häusern und St. Blasien und weiter nach Todtmoos. Über den Hochkopfpass auf immerhin 1079 m ging es dann dorthin, wo der Schwarzwald am steils- ten und die Sträßchen am schmalsten sind, nach Herrenschwand. Es fand sich aber doch noch ein ebener Wanderparkplatz Tiergrüble an einer kleinen Straße zwischen Herrenschwand und Schönau. Hier gab es eine Schutzhütte, und, wie es sich bei einer kernigen Rast gehört, einen duftenden Eintopf mit Wurst. Über Häg-Ehrsberg ging es auf einer Straße mit herrlicher Aussicht wieder hinauf nach Todtmoos zum Besucherbergwerk „Hoffnungsstollen“. Dieses trägt seinen Namen daher, dass man hier auf Erz gehofft hat. Leider hat man aber keines gefunden. Aber man kann immer noch einige lange Gänge tief in den Berg hineingehen. Gleich ging es weiter, das wilde Wehratal hinunter, bis wir teils auf Kieswegen über Wehrhalden wieder steil hinauf zum Steinernen Kreuz im Hotzenwald gelangten. Am Sieben-Moore-Weg und an Finsterlingen vorbei ging es über den Dachsberg und dann erneut hinunter, und zwar ins Albtal. Von da aus wieder hoch nach Waldhaus, wo das prämierte Waldhaus-Pils gebraut wird. Es war zwar wieder eine gute Steigung, aber langsam wurden die Straßen wieder breiter. Doch zu früh gefreut: Das Sträßchen von Nöggenschwiel hinunter zum Kraftwerk Witznau war zwar öffentlich, aber kaum beschildert. Wir merkten auch bald, warum: es war so steil, so holprig und so schmal, dass man froh war, in einem robusten Geländefahrzeug zu sitzen. Einmal kam auf dem eigentlich nur einspurigen Fahrweg ein PKW entgegen. Nun, man hat sich mit dem verschreckten Fahrer irgendwie geeinigt, und vorsichtig kam man ohne Schrammen aneinander vorbei. Das Steinatal, das wir dann wieder hinauf zur Stockenmühle fuhren, ist kurvig und wildromantisch. Aber der Straßenzustand war gut, die Steigung mä- ßig, und alles in allem kamen wir glücklich nach einer langen Fahrt wieder an der Stockenmühle an. Am Abend hatte die Wirtin der Stockenmühle ein gemeinsames Abendessen für uns vorbereitet, welches wir alle dankbar genossen. Fröhlich und laut ging es dabei zu, denn man hatte viele Gedanken auszutauschen über die heute erlebte Fahrt durch die Berge und Täler des Südschwarzwaldes. Und dann zeigte Robert noch eine interessante Bildschau von früheren Mungatreffen. Erst spät am Abend zogen sich alle wieder in ihre Zelte, Fahrzeuge oder Zimmer zurück. Am nächsten Morgen, beim reichhaltigen Frühstück, ließen wir die Fahrt und die vielen Gespräche nochmal vorübergleiten, bis alle in ihre Fahrzeuge stiegen und sich in alle Himmelsrichtungen wieder auf den Heimweg machten. Und nun sehen wir dem nächsten Mungatreffen 2016 im Südschwarzwald entgegen. Wieder sind alle Munga- und Iltisfreunde eingeladen, und wieder werden unsere Freunde aus der Schweiz mit ihren mannigfachen Schweizer Militärfahrzeugen auch wieder sehr willkommen sein. < Organisator und Kontaktmann: Manfred Baumbach radsport-baumbach@arcor.de 11 VERANSTALTUNG Alex Buchholz WENN DIE DREISTRÖMER SINGEN DKW im Automobilrennsport nach dem Zweiten Weltkrieg Vielen motorsportbegeisterten Bastlern bot die frühe Nachkriegszeit ein breites Betätigungsfeld. Zwar war es schwierig, an Rennteile zu kommen, aber „organisieren“ hatte man ja nach 1945 gelernt. DKW Teile waren nicht so schwierig erhältlich, denn viele DKW Wagen, vor allem die Zweizylinder mit Frontantrieb, hatten den Krieg überlebt, und einige dieser Zweizylinder wurden für sportliche Zwecke hergenommen oder mithilfe von abgeworfenen Alu-Flugzeugtanks zu reinen Rennwagen (Wägelchen?) umgebaut. Mit dem wassergekühlten 700 ccm Zweizylinder-Vorkriegsmotor und vielleicht 20–25 PS ließ sich ein regelrechtes Formel- Auto herrichten. Für solche oft genug skurrilen Eigenbauten wurde ab 1947 eine eigene Rennklasse ausgeschrieben. Dann endlich kam ab 1953 der DKW 3=6 mit einem 900 ccm Dreizylindermotor auf die Straße (beides konstruiert noch vor dem Krieg). Der ließ sich mit „Hausmitteln“, d. h. grobe Feile und Küchentisch, von 34 auf etwa 50 PS bringen. Die Rezepte dafür waren schon bei den DKW Motorrädern erprobt. Der Wagen mit seiner Stromlinienform war relativ leicht, der cw-Wert vergleichsweise gut und das Fahrwerk mit Frontantrieb unwidersprochen robust. Fertig war das Rallyeauto! auf den vorderen Plätzen in der 1.000-ccmKlasse, nicht selten reichte es sogar zum Gesamtsieg. Zwischen 1954 und 1964 errangen DKW Fahrer weltweit über 100 Meisterschaften, 150 Gesamtsiege, 35 erste Mannschaftssiege und rund 2.500 Klassensiege. Weltweit wurden DKWs erfolgreich eingesetzt. 1964 gewann ein F 12 das Bergrennen in Hongkong. In Südafrika, wo DKWs aus Bausätzen montiert wurden, gab es eine starke Renn- heitsgurte, Sicherheitsglas, Käfig, Rennsitze, Zweikreis-Bremssystem, Notausschalter: alles Fehlanzeige. Feuerlöscher ein Fremdwort. Leitplanken an der Strecke? Vergiss es! Der heute gewohnte feuerfeste Rennanzug mit Unterwäsche existierte noch nicht. Weil Pfingsten Feiertag war, stieg man mit Sonntagsanzug, weißem Hemd, Schlips und Lederschuhen nach der Kirche ins Rennauto. Immerhin trug man schon den Römer- oder Aggregat. Ganz feudal kam Dieter Mantzel mit dem BMW 2000 TISA als Zugwagen zum Rennen: hinten dran rollte, an eine Zuggabel gehängt, sein Renn-F12. Die Rennerfolge alle aufzuzählen, würde ins Unendliche führen. DKWs waren bei allen großen und kleinen Veranstaltungen weltweit vorne zu finden: mit Klassensiegen oder auch Gesamtsiegen, z.B. am Berg oder Slalom. Unvergesslich 1963 auf dem Flugplatz Trier: Beim EM-Lauf der Im Laufe der Jahre wurde die Form kaum geändert, der Motor wuchs hingegen bis 1962 auf serienmäßige 50 PS, im Renntrimm von Mantzel auf bis knapp 80 PS. Die 1954 neu gegründete Sportabteilung der Auto Union unter Karl-Friedrich Trübsbach trat im gleichen Jahr erstmals geballt zur Europäischen Rallyemeisterschaft an. Die Fahrer Schlüter, Menz und Meier belegten mit ihren F 91 Limousinen aus dem Stand die ersten drei Plätze der EM Gesamt-Jahreswertung. Europameister! DKW wurde zu einer der sportlichsten Marken im damaligen Wirtschaftswunderland. Ergebnislisten der 1950er und frühen 1960er Jahre zeigen die DKWs meist Abb. oben links Johann Abt aus Kempten startete 1950 seine motorsportliche Laufbahn im Alter von 15 Jahren bei einem Grasbahnrennen auf einem ehemaligen DKW F 5 Wehrmachts-Tourenwagen. Abb. oben rechts Siegfried Eikelmann mit einem Auto Union 1000 Coupé de Luxe auf der Akropolis Rallye 1959. Abb. unten Start der Tulpenrallye 1954 auf dem Nürburgring. Im Vordergrund der Werks-DKW F 91 von Gustav Menz. Abb. Der Berchtesgadener DKW Händler Alfred Hartmann im F 91 Coupé bei der Dachstein-Rundfahrt im Juli 1955. fraktion. In den USA bei Clubsportrennen, in Südamerika, Skandinavien oder England, bei der Rallye Monte Carlo, Rallye Akropolis, Tour d’Europe – überall schlugen sie sich wacker. Das DKW Pfingsttreffen, seit 1958 jährlich vom DKW Club-Verband auf der 7,7 km langen Südschleife des Nürburgrings nur für DKWs organisiert, war mit riesigen Starterfeldern von bis zu 500 Teilnehmern schlichtweg legendär! Alle damaligen Teilnehmer können von dem unglaublichen Abgasnebel beim stehenden Start erzählen. Mischung 1:30 wurde damals gefahren, manchmal noch fetter. Ab Startreihe 5 musste man schon hellseherische Fähigkeiten besitzen, um im Zweitaktnebel Kurs halten zu können. Höchste Gefahr für den Rennleiter, der mit der Flagge am Streckenrand zum Start das Rennen freigab. Infernalischer Lärm und der beißende Geruch von Rizinusöl sind für uns heute unvorstellbar. Und noch mehr erscheint uns heute unglaublich: Sicher12 Bell-Sturzhelm. Gefahren wurde nach dem Motto: Mit einem Messer im Rücken gehen wir noch lange nicht nach Hause. So erging es Rolf Kienen in seinem Junior nach Ausritt in die Botanik (Blumen am Haubenverschluss) und mehrfacher Feindberührung im Rennen. Die Tür hielt er bis zum Rennende mit der linken Hand zu. Der 3. Platz war sein Lohn! Zum Rennen fuhr man auf der Straße mit dem Rennauto selbst. Das war praktisch, um gleich den nächsten Motor einzufahren. Davon brauchte man (leider) öfter mal einen neuen. So wusste Willi Feuersänger, der die damaligen Zeiten intensiv miterlebt hat, zu berichten, dass er in Essen losfuhr mit Motor Nr. 1 im Fahrzeug eingebaut, Motor Nr. 2 und 3 als Reserve im Kofferraum. Im Training starb dann Motor 1, im Rennen auch Motor 2. Motor 3 musste dann für den zweiten Rennlauf herhalten und auch die Fuhre wieder nach Hause bringen. Wenn das nicht ging, machte man aus den Teilen dreier Motoren ein so gerade noch funktionsfähiges Tourenwagen düpierte Dieter Mantzel die gesamte europäische Elite aller Klassen, überrundete selbst die zwei 3,8 Liter Werks-Jaguar MK2. Kurz vor Schluss, weit in Führung, zerlegte sich unglücklicherweise der Ventilator und zerfetzte den Kühler. Schade! Ein so wohlverdienter Sieg mit einem so traurigen Ende. Oft waren es Kleinigkeiten, die zu einem vorzeitigen Ende führten: ein gerissener Kupplungszug, eine defekte Benzinleitung oder diese verdammte Zündplatte vorne am Motor. Für Reparaturen am Unterboden wurde der Junior oder F 12 kurzerhand auf die Seite gelegt, mithilfe der Reserveräder an der seitlichen Dachkante abgestützt. Eine weitere Anekdote ist vom Avus-Rennen Ende 1964 zu berichten. Mit dabei Dieter Mantzel. Die Hochgeschwindigkeits-Rennstrecke hatte zwei lange Geraden und nur zwei Umkehrkurven, davon eine flach, die andere jene berühmt-berüchtigte, stark überhöhte Nordkurve. Auf dieser Vollgasstrecke 13 Rallye: Walter Schlüter, Gustav Menz, Günther Ahrens, Heinz Meier, Wolfgang Levy, Hans Wencher, Hermann Kühne, Alfred Kling, Siegfried Eikelmann, Sven von Schroeter, Otto Linzenburg, Kurt Pfnier Tourenwagen-Rennen: Dieter Mantzel, Peter Ruby, Gert Raschig, Günther Schreiber, Egon Evertz, Rolf Kienen, Ernst Jüntgen, Dieter Nakaten, Peter Ochs, Helmut Dombrowski, Dr. Theo Hey, Willi Feuersänger, Fritz Schilling, Hagen Arlt und schließlich Hannelore Werner, „schnellste Frau Deutschlands“, später auch in der Formel 2. Formel Junior: Dieter Mantzel, Günther Ahrens, Gerhard Mitter, Alfred Hartmann Abb. oben Siegfried Eikelmann und Hermann Kühne im AU 1000 Sp auf der Rallye Charbonnière-Lyon 1960. Abb. Mitte Formel Junior Rennwagen von Gerhard Mitter für den Einsatz in den USA. Abb. unten links Wolfgang Levy im Auto Union 1000 Sp beim Avusrennen in Berlin 1959. Abb. unten rechts Das erste Auto Union Werksteam 1954 bei der Rallye Genève: Walter Schlüter, Gustav Menz und Heinz Meier (von links). gewann er die 1.000 ccm Klasse mit einem fabelhaften Renndurchschnitt von 156 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden lag um 185 km/h. Ein Pensionsgast meiner Eltern nahm mich als 12-Jährigen damals in seinem dunkelgrünen Renn-DKW Junior mit bis hinein ins Fahrerlager im Infield der Nordkurve. Es war mein erster Kontakt mit dem Motorsport. Ich erinnere mich dunkel daran, statt auf einer Rücksitzbank auf Motorteilen gesessen zu haben. Und ich erinnere mich an die harte Federung und den infernalischen Ansauglärm, das „Huuhuup, Huuhuup“ beim Anfahren und Schalten. Ebenso an die Funken, die in der Nordkurve bei den meisten Autos unter dem Fahrzeugboden herauskamen. Erst später erfuhr ich, wie brutal die Autos durch die Fliehkräfte zu- sammengestaucht wurden, dass die Federn auf Anschlag gingen und als tiefstes Teil der Auspuff am Boden schleifte. Die vielen Querfugen, Buckel und Senken in der gemauerten Backsteinoberfläche forderten Mensch und Material. Stellt euch vor, Ihr kommt mit 180 km/h auf eine optisch senkrecht aufragende Backsteinwand zugerast, in der man kaum Gas wegzunehmen braucht. Abb. „Ab Übergang von Asphalt zu Backsteinen brach dann die Hölle los.“ Die gemauerte Avus-Nordkurve, ein Bild vom DKWV Avusrennen 1962. Schon das bringt den Puls zum Anschlag. Ab Übergang von Asphalt zu Backsteinen brach dann die Hölle los: das Auto rüttelte in allen Teilen und sprang (Federn auf Anschlag!), die Zähne klapperten, die Augen zitterten, das Gesichtsfeld flackerte, Metall vom schleifenden Auspuff kreischte. Dazu der Motorenlärm, keine Gurte usw. (s.o.). Unglaublich! Das für den Transit durch die DDR fällige „Eintrittsgeld“ für den Grenzübertritt kostete damals übrigens für die einfache Fahrt schlanke 14 DM, der Liter Sprit 0,58 DM. Der F 12 schluckte, wenn es sein musste, an die 17 Liter auf 100 km, und das mit 900 ccm … Hier einige der großen Namen, die damals als Fahrer für Schlagzeilen sorgten: 14 Formel 3: Dieter Mantzel auf Lola-DKW, später auf Brabham-DKW Bis zum Saisonende 1958 führte die im Werk Düsseldorf innerhalb der Werksreparatur ansässige Sportabteilung ihre werkseigenen Einsätze im Rallyesport durch. In dieser Zeit fiel die Entscheidung der Unternehmensleitung, sich mehr auf den Kundensport und die Betreuung der vielen Privatfahrer zu konzentrieren. Zu diesem Zweck wurde 1959 die DKW-Trophäe ausgeschrieben. Parallel wurden noch einige Einsätze mit Werkswagen vornehmlich zu Testzwecken gefahren, bevor dann mit Beendigung der Rallye Monte Carlo Anfang 1960 die Sportabteilung endgültig aufgelöst wurde. Die neue Abteilung „Sportbetreuung“, weiterhin von Karl-Friedrich Trübsbach mit großem Engagement geleitet, zog wenig später aus Kapazitätsgründen vorübergehend beim Düsseldorfer DKWHändler Toni Ulmen ein, bevor sie dann 1962 nach Ingolstadt übersiedelte. Inzwischen hatte die Auto Union das Düsseldorfer Werk an die damalige Muttergesellschaft DaimlerBenz verkauft. Nach den im Rallyesport und auf der Rundstrecke erfolgreichen 3=6 Modellen kam 1959 der DKW Junior auf den Markt. Gedacht als Konkurrenz zum VW-Käfer waren die Gene durchaus überzeugend: Viel Innenraum durch Frontmotor und Vorderradantrieb, ein leichter Rahmen mit einer hübsch anzusehenden Karosserie darauf. Dazu ein großer Kofferraum – das kam gut an. Noch war der Zweitaktmotor mit 750 ccm und 34 PS adäquat im Vergleich zur Konkurrenz namens Lloyd Alexander, Borgward Arabella, NSU Prinz und eben dem Käfer. Damals wie heute war das Hub/Bohrungsverhältnis von 68 zu 68 mm, also 250 ccm Einzelhubraum, als ideal für den Zweitakter angesehen. Stimmte auch: Laufruhe unter Last sensationell, selbst das typische Zweitaktruckeln im Teillastbereich hielt sich in Grenzen. Die Wasserkühlung erlaubte eine ordentliche Heizung für die vom Käfer in dieser Hinsicht wahrlich nicht verwöhnte deutsche Mittelschicht. Der Motor konnte bergab hemmungslos überdreht werden (die Tachonadel verschwand ab 160 km/h rechts unten im Tachogehäuse). Der Autor erinnert sich an eine Ausfahrt im DKW Junior seines Cousins auf der Autobahn – stehend in der Mitte hinter den Vordersitzen. Dort wurde er auf besagten Umstand hingewiesen. Gut 200 kg leichter war der DKW Junior im Vergleich zu seinem großen Bruder, dem Auto Union 1000. Schnell nahmen ihn die Sportfahrer in Kur. Mantzel, Mitter, Abt, das waren die großen Namen der Tuningszene. Und natürlich das Werk selbst! Von der Abteilung „Sportbetreuung“ in Düsseldorf bzw. Ingolstadt gab es einfach alles, was zum schnellen Rennsport gehörte: Motoren bis 1000 ccm, Spezialkolben, feinst gewuchtete Kurbelwellen, verstärkte Zylinderköpfe, Radnaben aus Spezialstahl, Teile zur Fahrwerksverstärkung und zum Tieferlegen. Außerdem Renngetriebe in allen möglichen Abstufungen von Berg zu Langstrecke (sprich z. B. Avus in Berlin), schließlich sogar ein Fünfganggetriebe mit Knüppelschaltung und Differentialsperre. Für all das gab es einen speziellen Sportteilekatalog im halben DIN-A5 Format. Das Auto Union Werk 15 unterstützte die Rennfahrer mit einer ausgeklügelten Rabattstrategie und Siegprämien und erhielt dafür unzählige Klassen- und Gesamtsiege am Berg, auf Rallyes und auf der Rundstrecke. Die Sportpresse lobte explizit das Engagement der Auto Union im privaten Motorsport. Die sehr aktive „Sportbetreuung“ bot Anfang der 1960er Jahre den von Mantzel entwickelten „Dreiströmer“ als Renn-, Rallyeund Sportmotor für den Junior und später für den F 12 an. Generell größere Kanäle sowie ein weiterer dritter, durch ein Kolbenfenster gefütterter Überströmkanal, ein angepasster Auspuff nebst höherer Verdichtung brachten diesen Motor in die 100 PS/Liter Leistungsklasse. Drehzahlen bis 7.000 U/min waren an der Tagesordnung. Das war damals der Hammer! Der DKW F 12, eine Weiterentwicklung des Junior, überraschte im Frühjahr 1963 mit vorderen Scheibenbremsen. Für Sportzwecke ein ungeheurer Vorteil! Der Motor hatte nun 900 ccm und mit Weber 40 DCOE Doppelvergaser kamen für die Straße bis zu 90 PS heraus, was für so manchen Porsche-Fahrer auf der Autobahn oder Landstraße zum veritablen Kulturschock geriet. Merke Geschwindigkeitsbegrenzung auf Landstraßen bis 1972: Keine! Das Fahrwerk des F 12 war einfach genial: vorne doppelte Dreieckslenker mit längsliegenden Torsionsstäben zur Federung plus Stabi, direkte Lenkung. Hinten eine leichte Rohrachse mit Längslenkern an einer quer im Rahmen liegenden Torsionsfeder plus Panhardstab zum Abfangen der Querkräfte. Scheibenbremsen, ausgestellte Felgen bis 5 ½ Zoll und Dunlop-Rennreifen sowie Dämpfer von Koni plus kräftige Tieferlegung rundeten das Rennpaket ab. Das Homologationsgewicht des DKW F12 betrug seinerzeit schlanke 725 kg (vgl. Porsche Super 90 mit 900 kg). Wer wollte, konnte als GT in der Gruppe 5 fahren. Dafür hielt das Werk Kunststoffhauben, -türen und -scheiben bereit. So kam man an 620 kg Leergewicht heran. Dicke Kolben für 78 mm Bohrung sorgten für insgesamt 100 PS bei 980 ccm. Ein besonderes Kapitel der DKW Motorsportgeschichte war die Formel Junior. Sie galt ab 1957 als Einstiegsklasse in den Rennsport. Viele große Namen späterer Formel-1-Sieger begannen auf Wagen mit DKW Motoren. Und die leisteten bis zu 100 PS. Gerhard Mitter, Alfred Hartmann konstruierten ihre eigenen Wagen. Lola, Cooper, Elva oder auch Graf Berghe von Trips und andere konfektionierten ihre Fahrzeuge mit DKW-Motoren. Und als ungekrönter Tuning-Papst galt Albrecht Wolf Mantzel, dessen Sohn Dieter die Moto16 ren aus dem väterlichen Betrieb mit großem Erfolg zu sportlichem Ruhm führte. Le Mans sah 1962 einen französischen Prototypen namens CD-Mantzel mit DreiströmerMotor und nur 701 ccm Hubraum sowie Fünfgang-Getriebe. Er erreichte dank des fantastischen cw-Wertes von 0,18 auf der Geraden 225 km/h, fiel aber leider schon in der ersten Runde durch Unfall aus. Mantzel Tuning, inzwischen von Hockenheim nach Ingolstadt umgesiedelt, brachte 1964 den MTZ-Motor 1104. Einen eigenen, für die neue Formel 3 mit 1000 ccm konzipierten Motor mit großen Kanälen. Als Langhuber mit 76 mm Hub brachte der selbst mit dem nur einen erlaubten Vergaser mit 36 mm Venturi an die 110 PS. Mantzel kam auf die Idee, in Kooperation mit dem Werk diesen 1104 als Sportblock für den neuen DKW F 102 anzubieten. Mit 1000 ccm statt der serienmäßigen 1200 ccm. Dieser Motor wurde übrigens im Homologationsblatt des F 102 als Variante „mit fensterlosen Kolben“ aufgeführt. Damit hätte der F 102 in der 1000 ccm Klasse fahren können. Der Sportblock würde zum optionalen „Serienblock“ umdefiniert; denn nur ein solcher durfte in der Formel 3 eingesetzt werden. Genau so wurde verfahren, und Dieter Mantzel hatte den Motor schon bald in seinem Brabham. Tja, dann kam aber der Verkauf der Auto Union GmbH an VW Ende 1964. Die DKW Sportbetreuung stand zur Disposition. Sportchef Trübsbach wurde angewiesen, die Abteilung bis Ende Juli 1965 abzuwickeln. Sämtliche Fahrzeuge und Ersatzteile wurden verkauft. Kurt Pfnier, der noch im Herbst 1964 einen Sponsorenvertrag für das darauffolgende Jahr mit der Auto Union abgeschlossen hatte, durfte sich im Sportteilelager bedienen, um sich noch für den Rest der Saison 1965 mit Ersatzteilen einzudecken. Die Sportwerkstatt wurde geräumt und der Hauptabteilung Versuch übergeben. Die DKW-Trophäe wurde zum 31. Dezember 1965 gekündigt. Karl-Friedrich Trübsbach wechselte zu BMW, und auch Mantzel musste sein Geschäft aufgeben. Weitere Entwicklungen für die Formel 3 gab es daher nicht mehr. Sohn Dieter Mantzel stieg 1966 auf Viertakter um. Die verbliebenen Motoren wurden zu einem Großteil im Auto-Cross aufgerieben. Ganz selten findet man einen solchen Dreiströmer heute mal im Straßenfahrzeug eines Sammlers. Die Homologation für einen Renntourenwagen gilt bis fünf Jahre nach Produktionsende, also waren die DKW F 12 bis 1970 noch verbreitet auf der Rennstrecke zu sehen. Die Konkurrenz aber wurde härter: Fiat Abarth 1000 TC, Simca 1000, NSU TTS, Autobianchi A112 Abb. oben In den 1990er Jahren waren mit Unterstützung von Audi bis zu acht DKW Junior und F 12 regelmäßig bei den historischen Rennen dabei. Im Bild die Boxengasse am Nürburgring zum Jan-Wellem-Pokal 1999. Abb. unten links Start zum Silberschildrennen auf dem Nürburgring Pfingsten 1964. Abb. unten rechts Der F 12 Tourenwagen des Autors, in den 1990er Jahren noch rot lackiert. in Frankreich und Belgien und einem F 12 in England, der sehr beherzt und erfolgreich von Hugh Mayes und Tim Bishop bewegt wird. Einer der Rennhelden der 60iger Jahre und Mann der ersten Stunde, Ernst Jüntgen aus Düsseldorf, hat in diesem Jahr 2015 Schlagzeilen mit seinem neu aufgebauten Rallye-DKW F 12 gemacht: bei der Rallye Monte Carlo Historique belegte er den dritten Platz insgesamt von 350 teilnehmenden Autos! Ein bisschen stolz bin ich natürlich auch auf meinen Renner. Wer neben mir kann schon beweisen, dass sein Auto seit 1965, mit nur ganz kurzen Pausen zwischendrin, regelmäßig auf Rennstrecken unterwegs war? wurden immer schneller und waren dem DKW, der ja nicht mehr weiterentwickelt wurde, bald überlegen. Außerdem fehlte inzwischen die Betreuung der DKW Fahrer durch das Werk. Das galt vor allem auch für das letzte DKW-Modell, den F 102 von 1964. Dieser modern konzipierte Wagen mit selbsttragender Karosserie hatte durchaus gute Anlagen. Sein Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 60 PS aus 1200 ccm arbeitete jedoch jenseits der optimalen Motordimensionen und bereitete eher wenig Freude, nicht zuletzt auch wegen des hohen Verbrauchs. Obwohl auch der F 102 noch für den Rennsport homologiert wurde, fand dieses Modell kaum noch den Weg in Sportlerhände. Mit der Übernahme der Auto Union durch Volkswagen war nicht nur das Ende der Sportbetreuung besiegelt, auch das Ende der Zweitaktära wurde eingeläutet. Dies betraf auch den von Dipl.-Ing. Hans MüllerAndernach entwickelten Sechszylinder-Zweitaktmotor, der mit verschiedenen Hubräumen bis 1300 ccm von der Auto Union in verschiedenen Werkswagen getestet wurde. Zuletzt gab es noch Überlegungen, den Motor für den DKW Munga herzunehmen. 1966 war auch damit Schluss. Die Sechszylindermotoren wurden danach von einer Motorengesellschaft in Bayreuth an private DKW Fahrer verkauft. Gelegentlich sieht man noch auf Clubtreffen den ein oder anderen DKW mit einem solchen V6-Zweitaktmotor. Der Konstrukteur Müller-Andernach war übrigens in den 1950er Jahren auch mitbe- teiligt an der Entwicklung des DreizylinderZweitaktmotors für den Saab 93. Bei der Auto Union in Ingolstadt war inzwischen ein neues Modell mit Vierzylinder-Viertaktmotor entwickelt worden. Karosserie und Fahrwerk stammten mit einigen optischen Änderungen und Anpassungen vom DKW F 102. Ein neues Modell, ein neuer Name: Audi. Der im August 1965 vorgestellte Audi mit 72 PS Mitteldruckmotor wurde Urahn einer grandiosen Entwicklung, die bis heute anhält. Der Motorsport machte ich Ingolstadt aber erst einmal eine längere Pause. Die Geschichte meines eigenen DKW F 12, Historischer Renntourenwagen als GT gemäß Gruppe 5, 1965 Mein erstes eigenes Auto überhaupt war ein DKW F 12, den ich 1970 gekauft hatte. Unter den wachsamen Augen meines Mentors und Ziehvaters Helmut Dombrowski, einem der vielen Privatfahrer auf DKW, lernte ich bei der ADAC Jugendgruppe Berlin den Wagen zu frisieren. Meine bislang stolz getragenen langen Haare ließ ich abschneiden, damit sie sich nicht im Keilriemen verfingen. Mit dem schnellen F 12 nahm ich vor allem an Slalomrennen teil. Später verkaufte ich den DKW aus beruflichen Gründen. 1983 folgte dann ein weiterer F 12, den ich mir für historische Rennen aufbaute. Seit über drei Jahrzehnten bin ich jetzt aktiv mit meinem DKW dabei. In dieser Zeit habe ich vieles dazugelernt, vieles ausprobiert, manche Niederlagen verdaut und schöne Erfolge gefeiert. Seit 2010 bin ich Mitglied im VFV und fahre meinen DKW nun in der GLPpro-Serie. Nachdem jahrelange private Versuche, mit einer erhöhten Verdichtung an höhere Leistung zu gelangen, nur Verdruss und Ausfälle brachten, freue ich mich seit diesem Jahr über ein perfekt laufendes, schnelles Rennfahrzeug. Alles, was damals für Gruppe 5 zu haben war, ist hier verbaut. Mit dem Gewicht von etwa 600 kg staunen die Kollegen immer wieder über die dadurch möglichen späten Bremspunkte und die sehr gute Straßenlage. Auf der Geraden bin ich mit etwa 175 km/h unterwegs, die Fuchsröhre hinunter auf der Nürburgring-Nordschleife verhindert nur mein mangelnder Mut Geschwindigkeiten jenseits von 190 km/h. Notabene: Dieter Mantzel war hier irgendwann einmal mit 210 km/h gemessen worden. Viele Renn-F12 im Einsatz gibt es nicht mehr. Neben den wenigen in Deutschland noch aktiven Renn-DKWs weiß ich von einer Handvoll in Skandinavien, von einigen Rallyeautos Avus, Nürburgring, Hockenheim, Brünn, Silverstone, Dijon, Knutsdorp und mehr. Unvergessen die Langstreckenrennen auf der Nordschleife und Teilnahme an DM- und EM-Läufen. Nicht zu vergessen auch die vielen Kontakte weltweit, die sich oft zu Freundschaften entwickelt haben. Dank an unseren Redakteur Thomas Erdmann für die Überarbeitung des Artikels wie auch für Ergänzungen und manche historische Hintergrundinformationen. Mein besonderer Dank gilt zum Schluss meinem Freund, Berater, Mechaniker und Psychotherapeuten Erich Schiller. Er kann Stunden alleine eine Motorsportgemeinde mit Geschichten und Dönekes rund um DKW unterhalten. Bis heute war und ist er immer ganz nah dran an der historischen Rennerei mit DKW. Und er weiß wovon er spricht: Bis Ende 1965 hat er in Mantzels Betrieb in Ingolstadt die Rennmotoren gefräst. Der Herrgott erhalte ihm einlanges Leben! < 17 TESTBERICHT Mot, Heft 5, Mai 1963 18 19 TYPENKUNDE Ralf Friese jr. ZAHLENSPIELE Aus der Produktionsstatistik der DKW F 93 Karmann Cabriolets Als die Auto Union GmbH auf der Frankfurter IAA im September 1955 den „Große(n) DKW 3=6“ vorstellte, gehörten zur Modellpalette selbstverständlich auch die zwei- und viersitzigen Karmann-Cabriolets. Im Vorfeld der Internationalen Automobil Ausstellung waren bei Karmann in Osnabrück jeweils drei Fahrzeuge beider Ausführungen fertiggestellt worden. Die Kleinserienfertigung begann schleppend im Januar 1956 und endete bereits am 28. September mit der Auslieferung des einhundertsten und letzten gebauten Viersitzer-Cabriolets. Der letzte Zweisitzer mit der laufenden Nummer 202 war einen Tag zuvor von der Montagelinie gelaufen. Während die DKW-Fahrgestellnummern fortlaufend im Rahmen der Serienproduktion geführt wurden, vergab Karmann insgesamt vier unterschiedliche Indices für die Karosserienummern. Fast jeder der „Karmänner“ lässt sich somit eindeutig zuordnen - zur Einschränkung kommen wir weiter unten. Die Karosserienummern der 1955 als Musterfahrzeuge gebauten Viersitzer beginnen mit dem Index 0031/, danach folgen die laufenden Karosserienummern 1 bis 3. Das 55er Zweisitzer-Cabriolet trägt den Index 0032/, danach folgen ebenfalls die laufenden Produktionsnummern 1 bis 3. Für die Serienmodelle des Baujahrs 1956 lautet die Karosserienummer des Viersitzer-Cabriolets 0033/ mit fortlaufenden Produktionsnummern 1 bis 100; der Viersitzer trägt die Karosserienummer 0034/ mit den laufenden Nummern 1 bis 202. Die Prototypen der Facelift-Version 1957 müssten demnach die Karosserienummern 0035/ als Viersitzer und 0036/ als Zweisitzer getragen haben – leider ist bislang keiner der beiden gebauten Wagen aufgetaucht. Von den Muster- und Messefahrzeugen hat jeweils ein Fahrzeug überlebt. Ein Viersitzer mit der Karosserienummer 3, ehedem Privatwagen von Wilhelm Karmann, steht im Fahrzeugmuseum Melle. Lange Zeit war er der einzige bekannte Viersitzer. Das kobaltblaue Zweisitzer-Cabriolet mit der Karosserienummer 2, ursprünglich genutzt von DKW-Direktor Ludwig Hensel, befindet sich in Privatbesitz im Ruhrgebiet und ist regelmäßig auf Veranstaltungen zu bewundern. Während beim DKW F 89 und DKW F 91 wenigstens die Viersitzer-Cabriolets vierstellige Produktionszahlen erreichten, sah der AutoUnion-Vertrieb für ein Cabriolet auf Basis des großen DKW 3=6 kaum Absatzchancen, was sich entsprechend in der Disposition bei Abb. Für die luxuriösen F 93 Cabriolets lag beim Händler ein dreiseitiger Faltprospekt mit gezeichnetem Titelblatt aus. 20 21 Abb. oben links Tennissport und viersitziges Cabriolet galten in den 1950er Jahren als Sinnbild eines luxuriösen Lebens. Abb. unten links Konsequenterweise wird das Sportmotiv auch in der Werbung für das Zweisitzer-Cabriolet genutzt. Abb. oben rechts Ein Serienwagen, erkennbar an den langen vorderen Zierleisten, auf dem Düsseldorfer Flugfeld neben einer Lockheed Super Constellation. Abb. unten rechts Warum Madame bei der Sendersuche Vollgas gibt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Polargrau AU 170 (1), Diamantgrau AU 175 (1), Papyrusweiß (2), Delphingrau (1), Fischsilbergrün AU 242 (1), Königsblau (1) Auch das Viersitzer-Cabriolet hatten die DKW-Händler in den drei Grundfarben im Programm (gebaute Stückzahl in Klammern): Schwarz AU 40/1 (23), Purpurrot AU 229 (25) und Elfenbein AU 230 (30). Wie beim Zweisitzer dominieren bei den Sonderfarben des Karmann niederschlug. Sicher spielte hier auch die Zurückhaltung des USA-Importeurs Peter Satori eine Rolle, der immer wieder einen reinrassigen, preisgünstigen DKW-Sportwagen für den wichtigen Markt in Übersee gefordert hatte. Über ihn fanden lediglich 34 Zwei- und Viersitzer-Cabriolets den Weg in die USA. Die Serienfertigung bei Karmann erfolgte in einzelnen Losen. Vermutlich kam es deswegen in der Zweisitzer-Fertigung zur doppelten Vergabe der Karosserienummer 60. Die „erste“ purpurrot lackierte Nummer 60 verließ die Karmann-Werkshallen am 17. Mai 1956, die „zweite“ in identischer Farbgebung ging am 18. Mai von Osnabrück aus per Bahn auf die Reise ins DKW-Werk Düsseldorf. Beide Wagen, sie tragen übrigens unterschiedliche Fahrgestellnummern, wurden von der Auto Union GmbH am 24. Mai 1956 ausgeliefert; 22 viersitzigen Cabriolets gedeckte Farbtöne. Zwei Viersitzer trugen sogar zweifarbige Sattellackierung wie die Luxus-Cabriolets der Vorkriegszeit und viele DKW F 89 Cabriolets. Es gab: Silbergrau (1), Graphitgrau AU 229 (4), Nebelgrau AU 201 (3), Grau (1), Irischgrau (1), Saharagelb (1), Zitronengelb (2), Alaskagrün (2), Olivgrün (1), Traubengrün/Dunkelgrün (1), Grün/ Dunkelgrün (1), Smaragdgrün (2), Blattgrün AU 221 (1), Forellenblau (1), Irisblau (1). Nach heutigem Stand, Dezember 2015, sind 24 überlebende F 93 Zweisitzer-Cabriolets sowie 7 Karmann-Viersitzer bekannt. Daneben gibt es noch eine Dunkelziffer von zwei bis drei Zweisitzern. Mehr als zehn Prozent aller gebauten DKW F 93 Cabriolets haben die vergangenen sechzig Jahre überdauert; eine mehr als beeindruckende Quote! < der eine nach Berlin, der andere nach Schweden. Aufgefallen ist die doppelte Belegung der Karosserienummer nur, weil beide Fahrzeuge heute noch existieren. Die Auto Union bot im offiziellen Lieferprogramm das F 93 Zweisitzer-Cabriolet in drei verschiedenen Farbtönen an (gebaute Stückzahl in Klammern): Schwarz AU 40/1 (40), Purpurrot AU 228 (40) und Elfenbein AU 230 (81). Daneben waren bei Karmann die nachstehend aufgeführten Sonderlacke erhältlich, wobei die Vielzahl der Grautöne geradezu modernistisch anmutet. Abb. oben Zwei Musterwagen, Viersitzer Nr. 2 und Zweisitzer Nr. 3, wurden im Herbst 1955 gekonnt für diese Werbeaufnahme in Szene gesetzt. Danach wurden beide Silbergrau (2), Graphitgrau AU 229 (2), Nebelgrau AU 201 (13), Saharagelb (7), Kobaltblau (5), Fischsilberblau (2), Rhodosblau (1), Signalrot (2), Durorot (1), Hellrot (1), Cortinagrau (1), Fahrzeuge an den amerikanischen Importeur Peter Satori ausgeliefert. Abb. unten IAA 1955. DKW-MotorradWerksrennfahrer August Hobl führt Interessenten den schwarzen Zweisitzer mit der Karosserienummer 1 vor. 23 24