Lust auf Wildwest
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Lust auf Wildwest
urlaub! Reise-Extra OKTOBER 2011 Wüste & Meer: Vom Oman auf die Malediven Luxus für alle! Golfen in Vietnam Auswärtsschläfer: Tipps eines Hotel-Dauergasts Schauspielerin Alexandra Kamp auf der „Apache Spirit Ranch“ in Arizona Lust auf Wildwest Indianer und Cowboys: Warum eine Ranch im Süden Arizonas ein Sehnsuchtsort für Urlauber aus Deutschland ist Fotos: Corbis, R. Castka/Spor tpixgolf.com Apache Spirit Ranch URLAUB Länder-Hopping: erst Oman, dann Malediven – und andere Traumkombinationen Tief im Western: Ein Deutscher hat in Arizona eine Ranch für Gäste gebaut Südostasien (hier: „Thai Country Club“ in Bangkok) wird zum Traumziel für Golfer Arizona: Wilder Westen made in Germany ........................................................................................... 4 Kofferpacken: Patrick-Louis Vuitton über die feine Art des faltenfreien Reisens ............................... 10 Die neuen Weltmeister: Warum machen so viele Chinesen in Deutschland Urlaub? ......................... 12 Wüste & Meer: Erst Kultur, dann Strand – diese Ziele lassen sich gut kombinieren ........................... 16 Reise-Apps: Kleine Helfer auf dem Smartphone ................................................................................... 21 Auswärts essen: FOCUS-Korrespondenten und ihre Lieblingsrestaurants ......................................... 22 Prämienmeilen: Die besten Methoden gegen den Statusverlust ......................................................... 24 Golfen: Nirgendwo spielt man luxuriöser als in Südostasien ................................................................ 26 Höllenfahrt: US-Reporter Carl Hoffman reist auf gefährlichen Wegen um die Welt ............................ 32 Fremdschläfer: Der Brite Paul Carr wohnt immer im Hotel – und gibt ein paar Tipps ....................... 34 Trends: Mehr Luxus, mehr Platz, mehr Wellness .................................................................................. 36 Mein New York: Star-Geiger David Garrett über Verführungskünste und russisches Essen .............. 38 FOCUS „urlaub!“ FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon: 0 89/92 50-0, Fax: 0 89/92 50 - 20 26 Herausgeber: Helmut Markwort Chefredakteur: Uli Baur Stellvertetende Chefredakteure: Markus Krischer, Carin Pawlak Art Director: Bardo Fiederling Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann Konzeption & Redaktion: Ellen Daniel, Barbara Jung-Arntz, Stefan Ruzas Mitarbeiter dieser Ausgabe: Esther Blank, Christian Feiland, Andreas Fink, Gunnar Heesch, Jobst-Ulrich Brand, Claudia Frickel, Imke Henkel, Susann Remke, Dorothea Rieker, Marika Schaertl, Noelani Waldenmaier Titel/Grafik: Kristina Runge Infografik: Ulrich Gerbert, Stefan Hartmann Bildredaktion: Rüdiger Schrader; Edith Eberl FOCUS-Dokumentation/-Schlussredaktion FOCUS 41/2011 Herstellung: Helmut Janisch, Christoph von Schiber Bildtechnik: Harald Neumann (Ltg.) Bildbearbeitung: Reinhard Erler (Ltg.) Redaktionstechnik: Ingo Bettendorf; Kai Knippenberg FOCUS „urlaub!“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Uli Baur Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus dem FOCUS-Extra in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon: 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Anzeigenverkauf für FOCUS „urlaub!“: Tina Schäfer, Telefon 0 89/92 50-3981, Fax: 0 89/92 50-2494, tina.schaefer@focus.de Verantwortlich für den Anzeigenteil: Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Telefon: 0 89/92 50-29 50, Fax: 0 89/92 50-29 52. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 22, gültig seit 1. Januar 2011. Druck: Burda GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg, Telefon: 07 81/84 01; printed in Germany Director Operations: Andreas Struck Director Finance: Vernon von Klitzing Director Marketing: Ingo Müller Geschäftsführer: Burkhard Graßmann, Andreas Mayer Verleger: Dr. Hubert Burda 3 URLAUB Tief im WESTERN Peter Stenger führt ein erstaunliches Doppelleben. In Deutschland ist er Finanzplaner und Familienvater – im Süden von Arizona hat er eine Ranch im Stil des Wilden Westens gebaut 4 FOCUS 41/2011 Fotos: Arizona Spirit Ranch Cowboy und Indianer Ranch-Gründer Stenger (Mitte) mit den beiden Apachen Jon (r.) und Joe (l.) und einem Cowgirl vom Stamm der Cherokee 5 URLAUB Z wanzig gehäufte Löffel Kaffeepulver braucht die Sonne, um aufzugehen. Genau 20 Löffel. Wie jeden Morgen entfacht Jack Wheeler – schwarzer Cowboyhut, goldglänzende Gürtelschnalle – das Lagerfeuer, streift ein Paar Handschuhe über seine Finger und hängt die blaue Emaillekanne an das gusseiserne Dreibein über die Flammen. Wie jeden Morgen kocht er einige Löffel aus der braunen Papiertüte mit der Aufschrift „Arbuckles’ Ariosa Coffee“ mit kaltem Wasser auf, nimmt die Kanne vom Feuer, rührt geduldig um, bis sich das braune Mehl auf dem Boden der Kanne absetzt, und gibt abermals gehäuften Kaffee und Wasser hinzu. Jeder Handgriff ist Selbstverständlichkeit, alles hat seinen Platz, auch die Sonne am weit entfernten Horizont. Pünktlich um sieben Uhr kommen die erste Gäste der „Apache Spirit Vorsicht, heiß! Ranch“ aus ihren Häusern, grüßen Jack kann nicht nur Feuer und Kaffee karg, setzen sich auf die Holzbänke machen, sondern auch singen rund um das Feuer und warten, bis Jack ihnen den glühend heißen Die Menschenflüsterer Kaffee in die zur Kanne passenden Zurzeit sind 20 Pferde auf der Tassen gießt. Plötzlich ist ein CowRanch, bald werden es 27 sein boy-Coffee zum Sonnenaufgang etwas völlig Normales und Angemessenes. Hier in Cochise County im Süden des US-Bundesstaats Arizona, rund 1500 Meter über dem Meer. Nach zwei Tassen und wenig mehr Worten reiten einige der Gäste erst einmal aus, gemeinsam mit Eunice, dem blonden Cowgirl. Natürlich heißt eines ihrer Pferde Sunrise, wie sonst. Zum Frühstück, das im Haupthaus der Ranch angerichtet ist, werden die Reiter wieder zurück sein. Vorher aber geht es auf den Tieren im Morgenlicht durch die Hochwüste, die früher das Land der Apachen war. Vorbei an knorrigen Mesquitebäumen, Kakteen und staubigen Sträuchern, hinein in die Washes, wie die ausgetrockneten Bachläufe genannt werden. Und die sind allemal gut für einen ersten Galopp. Peter Stenger ist einfach sitzen geblieben am Feuer. Er ist der Chef der Ranch, ihr Erfinder und Mitbesitzer. Eigentlich ist der dreifache Vater aus Hohenbrunn bei München selbstständiger Finanzfachmann und Mitglied im Verband der Ruhestandsplaner. Mit der Ranch hat sich der 47-Jährige einen Jungentraum erfüllt. Winnetou sei der Held seiner Kindheit gewesen, sagt er, unzählige Bücher von Karl May habe er damals verschlungen – und noch viele mehr über Indianer. Mehr als 20 Jahre war all das nahezu vergessen, irgendwie, bis Stenger im Jahr 1999 nach einem Praktikum bei einer Immobilienfirma im texanischen Dallas auf einmal Lust hatte, Büffel zu sehen, echte Bisons eben. Der Deutsche quartierte 6 Fotos:Stefan Ruzas/FOCUS-Magazin, Arizona Spirit Ranch (2) sich auf einer Ranch ein und lernte bei seinen ersten Ausflügen in die Wildnis von New Mexico Joe Saenz kennen, einen echten Apache-Indianer, der eigentlich Wolfshorse heißt. In den Jahren danach kehrte der Mann aus Bayern immer wieder zu Saenz zurück, um mit ihm nach WinnetouArt tagelange Touren auf dem Pferd zu machen, um das Reiten richtig zu lernen, das Schlafen unter freiem Himmel und vieles mehr. Schon als Junge, mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, war Stenger lieber Indianer als Cowboy. Dann kam der 2. Oktober 2007, der Tag, an dem Saenz mit Stenger zurück zum Flughafen El Paso in New Mexico fuhr. Am Straßenrand stand ein Schild, dass Land verkauft würde. „Wenn ich mal eine Ranch habe, würdest du dann für mich arbeiten?“, fragte der Deutsche den Apachen. Und Joe sagte einfach so ja. Weil er ihm, dem Deutschen, vertrauen würde. „Das hat mich einfach nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Stenger. Seiner Frau erzählte er davon sofort nach seiner Rückkehr. Auf dem Münchner Oktoberfest. Erst sollte es eine private Farm samt Rinderzucht sein, dann, als immer mehr Freunde auch Gäste sein wollten, entwickelte es sich zu einem größeren Projekt und einer Geschäftsidee. Monatelang stöberte Stenger im Internet, zwölf Grundstücke schaute er sich gemeinsam mit seinem Apachen-Freund Joe an, bis er nach Tombstone kam, einem kleinen, nostalgieversunkenen Ort, der bis heute vom zweifelhaften Ruhm einer der bekanntesten Schießereien des Wilden Westens lebt. Die Erinnerung an die ballernden Helden namens Wyatt Earp oder Doc Holliday, die schon Dutzende Male in Hollywood-Filmen variiert wurde, lockt bis heute jährlich eine halbe Million Besucher in die Siedlung an der State Route 80, die bis an die nahe mexikanische Grenze führt. „Wenn, dann hier, Peter!“, sagte Joe, als sie auf einem 110 Hektar großen Gebiet drei Meilen außerhalb von Tombstone standen. Warum? „Hörst du nicht die Vögel singen?“, fragte Joe. Das war im August 2008. Seit dem Herbst vergangenen Jahres steht dort ein komfortables und mit viel Detailliebe eingerichtetes Resort im Stil einer Westernstadt. Fast sechs Millionen Dollar hat die Ranch gekostet, die Stenger gemeinsam mit amerikanischen und deutschen Partnern gebaut hat. 17 Gästehäuser sind es, und jedes ist anders: „Wells Fargo Bank“ heißt das eine, „Wyatt Earp Suite“ das andere. Besonders beliebt bei Gästen sei das plüschige „Bordello“, so Stenger, oder auch das Luxusgefängnis namens „Jail“. So manStatt Sattel ches ist gar deutsche Wertarbeit: FOCUS-Redakteur Ruzas pausiert auf „Alle Türen, alle Fensterrahmen, der Veranda der „Apache Spirit Ranch“ sogar den kompletten Saloon hat mein Schwager in Deutschland FOCUS 41/2011 »Wenn, dann hier, Peter! Hörst du nicht die Vögel singen?« Apache-Indianer Joe Saenz 2008 bei der Landbesichtigung 7 URLAUB Diner for more Abends serviert der kundige Koch Arturo Delgado seinen Gästen auch mal frittierten Kaktus oder Bisonsteaks Von der Kunst, ein Cowboy zu werden NEVADA Las Vegas 8 150 km UTAH Grand Canyon Monument Valley A R I Z O NA Scottsdale Cowboy College PHOENIX Tombstone „Apache Spirit Ranch“ STEFAN RUZAS Übernachtung pro Person/Tag inkl. Vollpension, Ausritte und Ranch-Unterhaltungsprogramm ab 150 Euro, 10-Nächte-Paket (eine Nacht gratis) ab 1345 Euro, Flüge, u. a. American Airlines, nach Tucson ab 700 Euro LEHRER WACHMAN NACH DEM PAUKEN IN DEN POOL NEW MEXICO Ein 1-Tages-Kurs kostet rund 330 Euro, der 6-Tages-Kurs rund 1650 Euro. Übernachtungstipp: „Four Seasons Resort Scottsdale“, Übernachtung p. P. ab 95 Euro M E X I KO FOCUS 41/2011 Fotos:Stefan Ruzas/FOCUS-Magazin (2) Arizona Spirit Ranch EINE KUH ZU UMZINGELN und – auf einem Pferd sitzend – einzufangen ist gar nicht so einfach. Nicht mal wenn die Kuh eigentlich nur eine schwarze Plastiktonne ist. Es ist eine der ersten Lektionen in dem 1990 gegründeten Cowboy College in Scottsdale bei Phoenix. Leiter der ein- bis sechstägigen Kurse ist Rocco Wachman. Er gilt amerikaweit als einer der bekanntesten Vorzeige-Cowboys. Interessierte Frauen und Männer lernen all das, was ein Westler einfach können muss: nicht nur das Reiten und Behufen von Pferden, sondern auch Rinderzucht, das Führen einer Ranch und die Reparatur von Zäunen. In dem sechstägigen Seminar mit maximal acht Teilnehmern geht es nach drei Tagen in die Prärie und die umliegenden Berge, geschlafen wird unter freiem Himmel. KALIFORNIEN geschreinert“, erzählt der Neu-Rancher. Die Wände in den Themenzimmern zieren Tapeten mit viktorianischen Mustern, die Schränke sind aus dunklen Hölzern, auf den Kommoden finden sich neben alten Reit-Accessoires auch ein ganz moderner Flachbildschirm und eine ganz moderne Kaffeemaschine. Sogar freien InternetZugang gibt es, bei Bedarf auch am sichtgeschützten Swimming-Pool samt Jacuzzi – gleich neben dem Haupthaus „Old Trappmann Saloon“. Dort werden gekühlte Getränke gereicht, nach den Reitstunden zum Beispiel oder nach anderen Beschäftigungen wie Lassowerfen, Revolverschießen oder einer Trekkingtour durch die imposanten Dragoon Mountains. Nein, eine „Working Ranch“ sei der Wilde Westen made in Germany nicht, betont Stenger, auch kein idealer Ort für allzu besessene Reiter. Eher ein Sehnsuchtsort für wildromantische Abenteurer, Paare etwa, die wie er selbst die Stille und Weite des Landes genießen. Und ein Treffpunkt für Menschen, die sich auch für das Chiricahua-Camp mit den Strohzelten – Wikiups genannt – interessieren, das mit der Main Street der Gästehäuser durch eine symbolhafte Brücke verbunden ist. Das Indianische bleibt seine Herzenssache. Nicht nur wegen der indianischen Energiemassagen, die er auf der Ranch anbietet, oder der Pferdebemalungen und Touren entlang alter Indianerpfade. Gemeinsam mit Charlie „Onehorse“ Hill, einem Yaqui-Indianer, offeriert Stenger seit Kurzem auch „Vision Quests“, mehrtägige Reisen in die Einsamkeit, die in der Kultur der Indianer als Übergangsritual den Eintritt ins Erwachsenenalter markieren. Am wichtigsten aber: Joe kommt, Stengers Apache und Wildnisführer. Anfang November zieht er mitsamt seinen sieben Pferden von Silver City in New Mexico auf Stengers Ranch, um dort zu leben und zu arbeiten. Er hat gefehlt. ■ URLAUB Die feine Art des faltenfreien Reisens è Ihr Butler hat geerbt und ist auf und davon? Lernen Sie selbst, Koffer professionell zu packen. Patrick-Louis Vuitton hat Tipps é ê W ELLEN DANIEL 10 Foto: Mazen Saggar ë Illustration: J.Dommel/FOCUS-Magazin enn Sie zu den Menschen gehören, die mit großem Gepäck aus dem Haus Vuitton verreisen, dann blättern Sie jetzt einfach weiter. Wer seine Garderobe in eleganten Schrankkoffern verstauen kann, hat keine Faltenprobleme. Falls Sie dagegen mit Handkoffer oder Reisetasche auskommen müssen, kennen Sie das Problem: Gerade noch frisch gebügelt, sehen weiße Hemden plötzlich aus wie die vergessenen Butterbrottüten im Schulranzen der Kinder. Patrick-Louis Vuitton, Ururenkel und Koffermacher, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie Menschen ihre Dinge von A nach B transportieren und dabei gut aussehen können. Wir finden: Seine Tipps gehören ins Curriculum einer jeden englischen Butlerschule. Und haben das Wichtigste in dieser Anleitung zusammengestellt. Persönlich ist Vuitton zwar viel unterwegs, aber nicht aus Leidenschaft, wie er FOCUS verriet: „Der schönste Moment beim Reisen ist doch, wenn man wieder nach Hause kommt.“ Die Ansicht muss man nicht teilen, um vom Amateur zum Profi zu avancieren. Rein koffermäßig gesehen. ■ FOCUS 41/2011 Oberste Lage empfindliche Materialien: • • • • Hemden/Blusen Abendgarderobe Jacken/Mäntel Seidentücher/Krawatten é Die Hemden sollten gefaltet werden. è Stellen Sie die Kragen der Hemden auf. Versuchen Sie, das Gewicht Ihrer Kleidungsstücke gleichmäßig zu verteilen. Stopfen Sie Jacken- und Mäntelärmel mit Seidenpapier aus. Mittlere Lage so gut wie knitterfrei: • Hosen/Röcke • T-Shirts/Lingerie • Twin-Sets/Pullover ê Rollen Sie T-Shirts zusammen. ë Strümpfe und Socken füllen zusammengerollt Zwischenräume. Vermeiden Sie scharfes Knicken der Stoffe. Patrick-Louis Vuitton Koffermacher in fünfter Generation Unterste Lage schwere und sperrige Gegenstände: í • • • • Schuhe Bücher Kosmetikbeutel Ladekabel í Packen Sie schwere Gegenstände auf die den Griffen entgegengesetzte Seite des Koffers. Füllen Sie die Zwischenräume mit Seidenpapier. Die Lagen sollten eben bleiben. FOCUS 41/2011 11 URLAUB Shoppen, Schweinebraten . . . Chinesen reisen sehr gern – und außerdem läuft die Wirtschaft gut. Bis etwa 1980 war das Land ja verschlossen, und die meisten Leute waren bitterarm. Heute wollen vor allem Ältere Erfahrungen nachholen. Viele Airlines haben diese Entwicklung vorausgesehen und ihre Flüge aufgestockt. Seit diesem Frühjahr fliegen wir auch erstmals mit Chartermaschinen von Peking nach Zürich. Dazu kommt, dass der Wechselkurs sehr günstig ist und der Yuan permanent aufgewertet wird. Und eines machen Chinesen noch lieber als reisen: shoppen. Was kaufen die denn so in Deutschland? Markensachen made in Germany: 12 Reiseveranstalter Mang Chen erklärt, warum immer mehr Chinesen in Deutschland Urlaub machen Messer, Geschirr, Kochtöpfe, Schmuck, vor allem Uhren. Ein chinesischer Urlauber gibt durchschnittlich mehr als 500 Euro in Deutschland aus. Die Ausflüge ins Shopping-Center gehören zu den Höhepunkten unserer Rundreisen. Und was schauen sich Ihre Kunden außer Shopping-Center noch an? München, Neuschwanstein, den Kölner Dom und Berlin. Danach fahren sie weiter nach Frankreich, Italien und in die Schweiz. Das sind die beliebtesten Länder, Deutschland steht auf Platz vier. Warum sind gerade diese Länder so beliebt? Unsere Schüler lernen viel über Frankreich und Italien, diese Länder sind in China einfach sehr bekannt. Die Schweiz wiederum hat wahnsinnig viel in Werbung investiert. Sie gilt als Gegensatz zu China, das mit seinen vielen Menschen und dem lebhaften Lebensstil ja ganz schön anstrengend sein kann. In der Schweiz wohnen kaum Menschen in einer wunderschönen Landschaft. Diese Ruhe! Das ist faszinierend für Chinesen. Also besuchen Ihre Gruppen halb Europa in zehn Tagen? FOCUS 41/2011 Foto: Wolf Heider-Sawall/FOCUS-Magazin 100 Millionen Ihrer Landsleute werden 2020 pro Jahr im Ausland unterwegs sein, so prognostiziert die Welthandelsorganisation. Ist China neuer Reiseweltmeister? . . . und dann diese Ruhe! Der Reise-Chinese Mang Chen, 51 Seine 1993 gegründete Firma Caissa Touristic ist eine der führenden Veranstalter für Reisen von und nach China. 20 000 Chinesen reisen jährlich mit Caissa nach Deutschland. Mang versteht sich auch als Kulturvermittler: Als Jugendlicher begeisterte er sich für die Musik Beethovens und brachte sich autodidaktisch Deutsch bei. Später begleitete er deutsche Reisegruppen durch China. Heute lebt er in Hamburg und betreibt neben Caissa Touristic ein Fortbildungszentrum für chinesische Manager und eine Reiseleiterschule. Das war früher so. Acht Länder in zehn Tagen war Standard. Heute kommen viele ein zweites Mal und bleiben dann auch eine Woche in einem Land. Und in Zukunft werden mehr Chinesen individuell durch Europa reisen. Die junge Generation spricht sehr gut Englisch und mag keine Gruppenreisen. Sie organisieren auch China-Reisen für Deutsche. Reisen Deutsche anders als Chinesen? Chinesen sind wie Kindergartenkinder, sie brauchen 24 Stunden am Tag einen Reiseleiter. Deutsche dagegen sind sehr gut vorbereitet, reisen selbstständiger und sind auch mal allein unterwegs. Außerdem wollen sie landestypisch essen. Und die Chinesen? Die wollen überall chinesisch essen. Außer in München, da gibt es Schweinebraten und Bier im Hofbräuhaus. Bieten Sie noch Ihre legendären Touren für Selbstfahrer auf der deutschen Autobahn an? Nicht mehr. Es gab zu viele Nachahmer, die das Ganze übertrieben haben. Die sind mit 50 Chinesen über die Straßen gebrettert, ohne Vorbereitung. Das totale Chaos. Wir haben unsere Kunden damals schon in China mit den deutschen Verkehrsregeln vertraut gemacht, dann haben wir in Deutschland fahren geübt, bevor wir – natürlich mit Begleitung – auf der Autobahn gefahren sind. Ein echtes Highlight! Vor zehn Jahren gab es in China ja noch nicht so viele gute Autos. Mittlerweile haben die meisten selbst ein Fahrzeug, und das chinesische Verkehrsnetz ist prima ausgebaut. Chinesische Touristen haben in Deutschland keinen allzu guten Ruf. Die Regierung in Peking hat vor einiger Zeit sogar Benimmkurse für Reisende angeboten. Das war auch nötig. Viele haben auf den Boden gespuckt, Essensreste unter den Tisch geworfen und sich WACHEN SIE AUF UND TRÄUMEN SIE WEITER. NECKERMANN MACHT’S MÖGLICH. Fremdenverkehrsamt DOMINIKANISCHE REPUBLIK JETZT BUCHEN ! · Bis zu 10 % Frühbucherrabatt bei Buchung bis 30.11. sparen! · Pre-Check-In-Service in den Iberostar Hotels Punta Cana für Flüge mit Condor oder Air Berlin · Rail & Fly inklusive PUERTO PLATA Iberostar Costa Dorada nnnn+ 2 Wochen im Doppelzimmer, All Inclusive mit Condor ab Frankfurt inkl. Rail & Fly p. P. ab PUNTA CANA Iberostar Dominicana nnnn 2 Wochen im Doppelzimmer, All Inclusive mit Condor ab Frankfurt inkl. Rail & Fly 1.656,– € Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro, unter www.neckermann-reisen.de oder 01803/88 88 55* p. P. ab 1.716,– € * 0,09 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min. URLAUB So schön hier Schloss Neuschwanstein gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten chinesischer Touristen – neben Einkaufszentren Machen denn Deutsche in China immer alles richtig? Ehrlich gesagt, ja. Den Touristen muss ich ein Kompliment machen. Anders sieht es mit Geschäftreisenden aus. China ist für die deutsche Wirtschaft ein schwieriger Partner. Viele Firmen haben große Probleme, weil sie die Sitten nicht kennen. Wir überlegen gerade, wie wir als Reiseunternehmen und Kulturvermittler deutschen Firmenvertretern helfen können, die chinesischen Gepflogenheiten besser zu verstehen. Auch in Ihrer Branche gab es Schwierigkeiten: Europäische Reiseveranstalter haben sich vom Markt zurückgezogen, weil sie gegen die Kampfpreise der chinesischen Pauschalreisen-Anbieter keine Chance hatten. Die chinesische Bevölkerung ist sehr preisbewusst und handelt gern. Dadurch kam es zu einer richtigen Preisschlacht. An diese Mentalität sind die europäischen Anbieter nicht gewöhnt. Reisen denn auch mehr deutsche Touristen nach China? 14 Die Chinesen kommen! 2,0 Übernachtungen – aktuelle und langfristige Entwicklung (ohne Camping) in Millionen 1,5 1,0 0,5 Prognose 2001 03 05 07 09 10 … 0,0 2020 Und zwar in Massen In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der chinesischen Übernachtungsgäste in Deutschland um 100 Prozent. Bis 2020 erwartet die Deutsche Zentrale für Tourismus eine weitere Verdoppelung Nein. Leider werden zu wenig individuelle Touren angeboten. Wir nehmen nächstes Jahr zum Beispiel wieder kulinarische Reisen in unser Programm. Esssen ist ja auch Kultur. Außerdem werden wir Kunstreisen für Sammler anbieten. Die Preise für chinesische Kunst sind in den letzten Jahren extrem gestiegen und damit auch das Interesse daran. Der Umgang Pekings mit kritischen Künstlern, zuletzt mit Ai Weiwei, stößt weltweit auf Kritik. Wie sehen Sie die politische Entwicklung in Ihrem Heimatland? China wird sich öffnen und demokratisieren. Aber wir haben eine andere Kultur als Europa mit seiner jahrhundertealten demokratischen Tradition. Der Konfuzianismus Chinas ist das Gegenteil einer demokratischen Staatsform, jeder hat seine Rolle auszufüllen. Individualität wird nicht geschätzt. Ein Land mit 1,3 Milliarden Menschen zu demokratisieren ist ein langer Weg, der nicht in Anarchie und Chaos enden darf. Aber China wird diesen Weg gehen. ■ INTERVIEW: BARBARA JUNG FOCUS 41/2011 Foto: ddp riesige Portionen auf den Frühstücksteller geladen. Dank dieser Benimmkurse ist das schon besser geworden. URLAUB Sandmeer & Erst arabische Kultur im Sultanat Oman, Länder-Hopping ist Urlaub für Fortgeschrittene OMAN Land: Wer Stille und Weite sucht, findet sie in der Wahiba-Wüste. Die Beduinen-Heimat wird gerade erst für den Tourismus erschlossen 16 Meerblick dann an die Traumstrände der Malediven: – und öffnet die Augen für die Vielfalt unserer Welt Iran Pakistan Maskat Saudi-Arabien Oman Indien MALEDIVEN See: Die Inseln im Südmale-Atoll lassen sich am besten per Wasserflugzeug erreichen – traumhafte Aussicht inklusive Malediven FOCUS 41/2011 Male Fotos: laif, Corbis Sri Lanka URLAUB D ie Insel mitten im Indischen Ozean lässt sich zu Fuß in einer Viertelstunde umrunden. Der feine weiße Sand ist warm, und die untergehende Sonne glüht so golden hinter den Palmen hervor, als wolle sie gemeinsam mit dem türkisfarbenen Meer auf eine Panoramatapete. Ein kleines Paradies, das noch charmanter wirkt, wenn man am Tag zuvor durch karge arabische Gebirgslandschaften gefahren ist. Traumstrände hier, surrealistische Felsformationen da – der Gegensatz ist so erstaunlich, dass man sich fragt, wie beides gleichzeitig auf unseren Planeten passt. Heute Oman, morgen Malediven. „Reisende sind anspruchsvoller geworden“, sagt Philippe Piscol, Geschäftsführer von Radermacher Reisen. Das Unternehmen hat sich mit seinen Angeboten auf diese wachsende Kundschaft spezialisiert: Urlauber, die nicht nur am Strand liegen, sondern die Welt sehen wollen. Zu viel Kultur soll es aber auch nicht sein, schließlich ist Urlaub. „Gerade bei Fernreisen lohnt es sich, zwei Ziele miteinander zu verbinden. Viele Länder lassen sich im direkten Vergleich intensiver erfahren“, so Piscol. Ein klassisches Stop-over-Ziel wie Hongkong 18 Kuh sucht Käufer Der Viehmarkt in der omanischen Oasenstadt Nizwa ist wie ein Ausflug in Sindbads Zeiten – und natürlich Männersache oder Singapur (siehe Seite 20) ist das Sultanat Oman allerdings nicht: Fünf Tage sollte man mindestens einplanen, bevor es Richtung Malediven weitergeht. Der Oman ist Orient für Einsteiger. Die Frauen tragen Kopftuch, gehen aber selbstbewusst ihrer Wege. Rigide Geschlechtertrennung wie in Saudi-Arabien gibt es hier nicht. Der Muttrah Souk, der älteste Markt der Hauptstadt Maskat ist bunt, laut und voll, aber die Schmuckhändler feilschen lange nicht so aufdringlich wir ihre Kollegen in Kairo. Wer das stille Arabien sucht, der fährt von Maskat gleich weiter Richtung Süden in die Wahiba-Wüste und legt sich zivilisationsmüde im Schlafsack unter einen Sternenhimmel aus Tausendundeiner Nacht. Der Massentourismus ist hier noch nicht angekommen, erst seit ein paar Jahren investiert das Land am südöstlichen Zipfel der Arabischen Halbinsel verstärkt in den Fremdenverkehr. Sultan Qabus, schon am Flughafen milde von Plakaten lächelnd, verspricht eine Ära des Wachstums, des Wohlstands und des Glücks. Bis 2020, so möchte es der Herrscher, sollen jährlich zwölf Millionen Urlauber sein Reich besuchen. 2009 waren es gerade mal 1,6 Millionen. Qabus mag es überdimensional. Seine Jacht im Hafen ist die größte, und die staatseigene Parfümerie Amouage produziert den teuersten Duft der Welt. Im reich geschmückten Gebetsraum der SultanQabus-Moschee – ja, es ist die größte des Landes – hängt außerdem der weltgrößte Swarovski-Kristallleuchter. Prunkvolles Arabien eben, das dekadente Dubai ist auch nur vier Autostunden entfernt. Aber wer will da schon hin, wenn gleich vor den Stadttoren Maskats eine Landschaft von bizarrer Schönheit beginnt? Feuerrot leuchten die Felsformationen des Hadschar-Gebirges in der Morgensonne. Davor liegen die berühmten Wadis, kilometerlange, ausgetrocknete Flussläufe. In den Oasen inmitten dieser Steinwüste stehen die Dattelpalmen so dicht, dass sie von den Hügeln ringsum aussehen wie große grüne Seen. Der westliche Teil des Gebirges wird Dschabal al-Achdar FOCUS 41/2011 FOCUS 41/2011 Touristen auf Schnorchel- und Tauchausflügen die zauberhafte Unterwasserwelt erklärt. „Die Deutschen interessieren sich vor allem für Umweltaspekte“, erzählt die französische Wissenschaftlerin Magali Marion, die auf der Insel Baros arbeitet. „Asiaten wollen wissen, welche Fische man essen kann.“ Die Angelfans unter ihren Kunden schickt sie dann auf Hochseetour mit Ahmed Shuhan, der im Resort eigentlich als Front-Office-Manager arbeitet, aber als Sohn, Enkel und Urenkel eines Fischers auch dieses Handwerk versteht. Und während er im Morgengrauen an Deck seine fünf Angeln sortiert und auf die ersten Fische wartet, erzählt er vor atemberaubend schöner Kulisse von seinem ganz persönlichen Urlaubstraum: einmal im Herbst nach Europa. ■ BARBARA JUNG Große Badewanne 28 Grad unter Wasser – das mögen nicht nur Fische: eine Schnorchlerin unterwegs im abgeschiedenen Meemu-Atoll Oman Air fliegt regelmäßig die Strecke Frankfurt–Maskat–Male. Teuer und schön in Maskat: „The Chedi“, ab 320 Euro. Günstiger: „Lanavilla Oman“, ab 75 Euro. Malediven für Verliebte: „Baros“, ab 150 Euro. Für Gesellige und Familien: „Kandooma“ ab 125 Euro Fotos: ScienceFotoDE, look genannt oder der Grüne Berg. Hier trotzen Bauern in mühsamster Handarbeit auf Terrassen in über 2000 Meter Höhe den Felsen Knoblauch, Äpfel und Weizen ab – und Rosen für die Parfümproduktion. So duftet der Oman: betörend. Und so stinkt er auch, denn freitags ist Tiermarkt in der Oase Nizwa. Schafe blöken auf den Ladeflächen der Pick-upTrucks, Ziegen meckern, und die Tierhändler zerren bockende Kühe an Stricken hinter sich her. Das Vieh wird verkauft wie zu Zeiten Sindbads: Der Händler führt es so lange im Kreis, bis einer der umstehenden Bieter einen angemessenen Preis nennt. Die bärtigen Männer in ihrer traditionellen Tracht, dem blütenweißen Dischdascha, könnten direkt bei einer Neuverfilmung des Seefahrer-Märchens mitspielen. Der Markt ist voll, staubig, und es ist unglaublich heiß. Wie die Männer es schaffen, dass ihre Gewänder so sauber bleiben? Ein orientalisches Rätsel. Tradition spielt im Oman noch immer eine große Rolle, Traumstrände leider nicht. In Maskats Ausgehviertel al-Qurum promenieren junge Leute zwar Händchen haltend am Strand, Touristinnen im Bikini dürften hier aber keine ruhige Zeit verbringen. Auch ein 5-Sterne-Hotel wie das „The Chedi“ hat zwar einen wunderschönen Pool mit Blick aufs Meer, der Strand davor aber ist schmal und wenig einladend. Man fliegt nicht zum Sonnenbaden in den Oman – dafür reist man auf die Malediven. Wir sind in einer Steinwüste gestartet und landen in einer Wasserwüste. Wie grüne Tupfen ragen die Inseln des NordmaleAtolls aus dem Indischen Ozean. Die Malediven sind genauso schön wie auf den Bildern der Reisekataloge: das Meer türkis, die Strände weiß, der Himmel azurblau. 200 bewohnte Inseln gehören zu diesem Paradies, 87 sind als Hotelresorts erschlossen. Der Vorteil am Inselurlaub: Man fühlt sich wie Robinson Crusoe. Der Nachteil: Außer Traumstränden und Restaurants gibt es nichts – und ohne Boot kommt man nicht weg. Kurz auf einen Tee in die Hauptstadt Male? Geht nicht. Aber Tee und Kultur gab es im Oman ja schon genug. Die wahren Schönheiten der Malediven liegen ohnehin unter Wasser, nämlich eines der letzten intakten Riffgebiete der Erde mit einer unglaublichen Vielfalt an Farben, Formen und Fischen. Viele Resorts beschäftigten einen Meeresbiologen, der 19 URLAUB SINGAPUR ➜ LOMBOK Von der multikulturellen Supermetropole zu ursprünglicher Natur und trotzdem von einer Vielfalt, die wenige Metropolen zu bieten haben: Singapur ist ganz Asien in einer Stadt. In Chinatown soll es die beste Pekingente außerhalb Pekings geben, in Little India essen indische Geschäftsleute ihr Tandoori-Hühnchen mit den Fingern direkt vom Bananenblatt. Auf dem Basar des Arab Street Districts schlürfen Teppichhändler viel zu süßen Tee, und in der Orchard Road shoppen die Schönen und Reichen in internati- onalen Designerläden. Spektakulär ist die Aussicht auf Asiens kleinsten Staat vom weltgrößten Riesenrad aus, dem Singapore Flyer – an klaren Tagen kann man sogar die Nachbarstaaten Malaysia und Indonesien sehen. Und Singapurs Zoo gilt als einer der schönsten der Welt, mehr als 3000 Tiere leben hier. Die indonesische Insel Lombok ist das maximale Kontrastprogramm. Anders als die berühmte Schwester-Insel Bali wird Lombok gerade erst für den Massentou- MAURITIUS ➜ AUSTRALIEN Hotelklassiker in Singapur: „Raffles“, ab 350 Euro. Kleines Designhotel: „New Majestic“ ab 150 Euro. Empfehlenswertes Resort auf Lombok: „Qunci Villas“ ab 66 Euro HONGKONG ➜ BALI Strandstopp Richtung Süden Asiens Inselschönheiten DER WEG NACH DOWN UNDER IST WEIT. Auch wer die IN CHINAS SONDERVERWALTUNGSZONE RAST DAS LEBEN kürzeste Route mit Stop-over im Shopping-Paradies Dubai wählt, sitzt mindestens 16 Stunden im Flieger. Nur zweieinhalb Flugstunden länger ist die Reise mit einem Zwischenstopp auf Mauritius. Hier kann man sich am Strand von der Enge im Flugzeug erholen, mit dem Mountainbike um die Halbinsel Le Morne Brabant kurven oder eine Runde in grandioser Landschaft golfen. Und das Beste: Nach Down Under sind es nur noch sieben Stunden. Zwischen den Hochhäusern hetzen Geschäftsleute zu Terminen, junge Hongkong-Chinesinnen vertreiben sich die Zeit beim Speed-Shoppen in den zahlreichen Einkaufszentren und eilen danach zum Date in eine der Skybars mit atemraubender Aussicht. Nach einer Tour durch Hongkong ist Bali in all seiner kontemplativen Schönheit der perfekte Ort, um sich zu erholen. Mauritius: „Paradis“, ab 190 Euro. Sydney mit Hafenblick: „Intercontinental“, ab 130 Euro. Günstiger: „Harbour Rocks“ ab 75 Euro 20 rismus entdeckt und darf noch als Geheimtipp gelten. Im Süden der Insel warten unberührte Strände, im Westen wunderschöne Hotel-Resorts mit MeerVillen und Spa, im Norden lädt der als magischer Berg vereehrte Gunung Rinjani zu Trekking-Touren ein. Hongkong, teuer und schön: „Ritz-Carlton“, ab 425 Euro, preiswert und schön: „Le Rivage“, ab 100 Euro. Bali exklusiv: „Alila Villas Uluwatu“, ab 480 Euro. Billiger: „Amertha Bali Villas“, ab 65 Euro FOCUS 41/2011 Fotos: laif (5), vario-images NICHT EINMAL SO GROSS WIE HAMBURG Sternengucker Survival-Tipps Was macht man nach einem Quallenbiss? Wie verhält man sich im Fall einer Entführung? Die App „Boiling Frog“ (iPhone und Android, Englisch, 2,39 Euro bzw. 2,03 Euro) gibt hilfreichen Rat in brenzligen Situationen – auch per Video und Audio. Bei der Orientierung am Sternenhimmel hilft die App „Star Walk 5.4“ (iPhone, Deutsch, 2,39 Euro). Die Anwendung bestimmt mehr als 20 000 Sterne, aber auch Satelliten, Galaxien und Sternbilder. Dank GPS wird auch offline stets der passende Himmelsausschnitt gezeigt. Karten im Retrolook Sonnenschutz Abhän- Die wunderschöne Anwendung „The Cartographer“ (iPhone, Englisch, 2,99 Euro) trimmt Karten aus Google Maps auf Alt, sodass sie an historische Reisetagebücher erinnern. Eigene Notizen können eingefügt werden. gig von Hauttyp und Standort errechnet „Sun Alert“ (iPhone, Englisch, 0,79 Euro), wie lange man ungeschützt in der Sonne bleiben kann. Für längere Strandtage empfiehlt das Tool auch den geeigneten Lichtschutzfaktor der Sonnencreme. Zeichensprache Wer die Sprache seines Reiselands nicht gut beherrscht, kommt mit dem Bildwörterbuch „Icoon“ (iPhone, Deutsch, 0,79 Euro) häufig weiter. Das Deuten auf eines der 500 einfachen Symbole, die in Kategorien wie Geld, Gesundheit, Essen und Unterkunft geordnet sind, erleichtert die Verständigung. Stadtpläne Mit der App „OffMaps2“ (iPhone, Deutsch, 0,79 Euro) lädt man zu Hause Land- und Stadtkarten auf das Apple-Handy. Im Ausland lassen sich die Pläne ohne InternetZugang nutzen. Das Tool ortet den aktuellen Standort per GPS. Kofferpacken Individuelle Packlisten lassen sich mit „Pack The Bag“ (iPhone, Deutsch, gratis) im Handumdrehen erstellen. Je nach Urlaubsart – ob Camping, Flugreise oder Skiurlaub – schlägt das Tool bereits Dutzende Dinge vor, die in den Koffer müssen. Reisewetter Ob in den Kleine Helfer Das Smartphone sollte im Urlaubsgepäck nicht fehlen. Reise-Apps können dem Weltenbummler nützliche Dienste erweisen – auch ohne teure Web-Verbindung. Die FOCUS-App-Expertin Claudia Frickel weiß, welche Apps hilfreich sind kommenden Tagen Regen droht, verrät „Weather Pro“ (iPhone und Android, Deutsch, 2,99 Euro). Das Tool macht Vorhersagen für zwei Millionen Orte weltweit und bis zu sieben Tage im Voraus. Wer es anschaulich haben will, kann sich auch Satellitenbilder laden. Reiseführer Die App „Wikitude World Browser“ (Android, Deutsch, kostenlos) weist auf nahegelegene Restaurants und Sehenswürdigkeiten hin. „Wikihood Plus“ (iPhone, Deutsch, 3,99 Euro) zeigt Wikipedia-Einträge, die sich mit der Umgebung befassen. Urlaubs-Knigge Wie viel Trinkgeld gibt man in Norwegen, ab welchem Alter dar f man in Arizona Alkohol trinken, und wie verbeugt man sich vor Asiaten richtig? Fettnäpfchen lauern in fremden Ländern überall. „World Customs“ (iPhone, Englisch, 0,79 Euro) kennt Benimmregeln aus aller Welt. Urlaubspost Eigene Bilder mit Grüßen vom Strand verschickt die App „Postman“ (iPhone, Deutsch, 2,39 Euro) via E-Mail, Twitter oder Facebook. Für 1,90 Euro inklusive Porto stellt „Fundcard“ einen Gruß als echte Postkarte zu. FOCUS 40/2011 Übersetzer Hält man die iPhone-Kamera auf einen spanischen Text, liefert „World Lens“ (iTunes, 7,99 Euro) die englische Übersetzung. Für andere Sprachen gibt es die App leider nicht. 21 URLAUB Auswärts essen Insider-Tipps für die Welt: FOCUS-Korrespondenten verraten ihre Lieblingsrestaurants Esther Blank Sydney „Sydneysider“ leben mehr draußen als drinnen. Ich wohne in Coogee Beach und empfehle, in Wylie’s Baths ein paar Runden zu drehen. Das ist ein riesiger nostalgischer Meerwasser-Pool. Danach sollten Sie bei „Barzura“ frühstücken, einem zum Meer hin offenen Restaurant und Straßencafé. Mit Badeanzug ist man da morgens angemessen gekleidet. Probieren Sie das Müsli mit Ananas, Papaya und saftigen Zuckerbananen. Danach können Sie ganz entspannt sitzen bleiben; abends verwandelt sich das „Barzura“ zu einem Spezialitäten-Restaurant mit Cocktailbar. Dann sollten Sie allerdings ein Paar Shorts anziehen. ■ Gunnar Heesch Bangkok Das beste thailändische Essen gibt es in den zahlreichen Garküchen, in denen Tag und Nacht und an beinahe jeder Straßenecke gekocht wird. Manchmal möchte man aber an einem Tisch sitzen und bedient werden: Das Restaurant „Rim Nam“ neben der Phra-Nang-Klao-Brücke am Chaopraya-Fluss ist seit einigen Jahren mein Tipp für gute Thai-Küche. Fisch und Garnelen werden frisch zubereitet, man sitzt im Freien am Wasser. Spezialität des Hauses sind gebackene Fischkuchen (Hoh Mok), die Sie unbedingt probieren sollten. Der Markt „Bon Marché“ in der Prachaniwet Road klingt überhaupt nicht thailändisch, ist aber ein kleines Paradies für landestypische Spezialitäten. Übrigens: Thailand hat eine der größten japanischen Communities weltweit. In den Seitenstraßen zwischen der Sukhumvit Soi 33 und Soi 55 findet man unzählige authentische Restaurants ■ zu äußerst günstigen Preisen. 22 Christian Feiland Istanbul Familien auf der Suche nach ein bisschen Ruhe und Grün sei das Santral Istanbul empfohlen. Das ehemalige Elektrizitätswerk am Goldenen Horn wurde vor ein paar Jahren umgebaut und beherbergt jetzt eine Uni, ein Museum, zwei Konzerthallen, ein Theater und eine Reihe kleiner Geschäfte. Alles liegt in einem schönen großen Park. Fisch mit Bosporus-Blick esse ich am liebsten im „Trivana“, einem zum Restaurant umgebauten Fischerboot in der Köybasi-Straße. Man sitzt mit atemberaubendem Blick auf die asiatische Seite, vor allem abends. Wenn ein großer Tanker vorbeifährt, wackeln die Tische ordentlich. Das „Trivana“ ist ein Familienrestaurant, also gibt es keinen Alkohol. Es ist ratsam, beim Eigentümer auf dem Handy anzufragen, ob das Lokal geöffnet ■ ist: 00 90-5 32-7 48 70 53. FOCUS 41/2011 Andreas Fink Buenos Aires Richtig gutes argentinisches Fleisch gibt’s im „La Choza“ im Stadtviertel Palermo. Palermo ist der Prenzlauer Berg von Buenos Aires, also trendig und preislich sehr im Aufwind. Das „La Choza“ ist eine typische argentinische Parrilla, wo man alle Formen von gegrilltem Fleisch mit Salat und Wein bekommt. Und das noch zu Preisen von maximal 20 Euro pro Person. Ebenfalls in Palermo befindet sich der „Club Eros“, ein Club Social. Besucher müssen erst einmal durch eine Sporthalle, wo die Alteingesessenen des Viertels Karten und Fußball spielen. Dahinter liegt das einfach eingerichtete Restaurant, in dem es Steak, Wiener Schnitzel und sensationelle Eintöpfe gibt. Hier essen junge Kreative genauso wie die Elektriker der vielen TV-Stationen in Palermo. Nicht zu vergessen auch das „Miramar“, ein ehemaliger Hutsalon, im Viertel San Cristobal. Für ausgezeichnete Tortillas, Kanincheneintöpfe und Königskrabben in nostalgischem ■ Ambiente. Susann Remke Fotos: Privat (5) chris lane New York Moderne amerikanische Küche von Bio-Starkoch Jean-Georges Vongerichten gibt es in der fantastischen „ABC Kitchen“ in der 35 East 18th Street. Möglichst viele Vorspeisen essen und auf das günstige Mittagsmenü für 26 Dollar achten. Statt in die überlaufene „Grand Central Oyster Bar“ schicke ich New-York-Besucher lieber zu „Mary’s Fish Camp“ in der Charles Street. Essen sollte man die wunderbare Lobster Roll oder gleich einen ganzen Hummer mit zerlassener Butter. Beste Restaurant-Alternative für eilige Stadtbesichtiger sind die hippen Food Trucks. Die ambulanten Imbissbuden in den Straßen von New York bieten Fast Food höchster Qualität und halten jeden Mittag an einer anderen Stelle. Per Twitter oder auf Facebook erfährt man Näheres: „Go Burger Truck“ (Hamburger, Pommes und Milch-Shakes), „Korilla BBQ“ (koreanische Tacos). Und „Schnitzel & Things“ ■ für heimwehgeplagte Deutsche. Dorothea Rieker Neu-Delhi Versteckt im chaotischen Gewirr der Gassen Alt-Delhis liegt eine Insel für die Liebhaber mogulischer Küche: das „Karim’s“. Abends finden sich die Gläubigen ein, die in der nahe gelegenen Dschama Maschid-Moschee beten, Frauen in der Burka sitzen neben Touristinnen in Shorts und Flip-Flops. Dann schöpfen Köche aus riesigen Metallkesseln duftende Gerichte, Bäcker ziehen nonstop Fladenbrote aus dem Tandoor-Ofen. Die Spezialitäten sind Zicklein am Spieß, gefüllt mit Trockenfrüchten, oder ein lang schmorender Fischeintopf: 61 Gali Kabab Wali, 00 91-11-23 26 98 80. ■ 23 URLAUB Gern oben George Clooney als Bonusmeilen-König in „Up in the Air“ Was Überflieger wissen Prämienmeilen sind Status, keine Frage. Gegen Verlustängste zum Jahresende helfen oft nur noch ungewöhnliche Maßnahmen – zum Beispiele Flüge im Privatjet 24 U ngewöhnlich ist es schon, dieses Angebot: „Passend zur herbstlichen Jagdsaison eröffnen wir die Meilenjagd!“, tönt es auf der Internet-Seite Vornesitzen.de: „Für all diejenigen, denen noch Meilen zur Erreichung oder Erhaltung ihres Miles & More-Status fehlen, haben wir ein exklusives Privatjet-Special mit Lufthansa Privat Jet.“ 3999 Euro kostet der Flug von München über Innsbruck nach Mailand in einer gediegenen Hawker 750/800. An einem Tag hin und zurück, Limousinen-Service, Sicht durch das Cockpitfenster und VIP-Catering an Bord inklusive. Die erste der achtsitzigen Maschinen ist für den 15. Oktober schon ausgebucht, die zweite am 22. Oktober fast. Immerhin 50 000 Statusmeilen bringt der Jagdausflug mit dem Jet über die Alpen – samt Executive-Bonus natürlich. „Unser Angebot läuft gut“, berichtet Matthias Levinger, Chef des Reisebüros Destinations Touristik in Kempten/Allgäu. Im Mai vergangenen Jahres gab es für kurze Zeit schon mal die fünffache Meilensumme. Levinger: „Wir hatten viele Jets in der Luft und haben der Lufthansa sehr viele neue Senatoren und HON Circle Member beschert.“ Mehrere hundert Passagiere auf der Warteliste gingen damals leer aus, so der Reisevermittler, schließlich konnte jeder von ihnen innerhalb von drei Tagen in den ehrenvollen HON Circle aufsteigen. „Was verständlicherweise nicht im Sinne der Lufthansa war, deswegen hat sie das Angebot sehr schnell eingeschränkt.“ Die 200 weltweiten Vielfliegerprogramme der Airlines gelten als Statussymbol, Sammelobjekt und Suchtstoff zugleich. Aber nicht nur. Denn auch wenn Sachprämien wie Aluminiumkoffer selten lukrativ und Steuern und Gebühren aus Freiflügen nicht gerade Schnäppchen sind (siehe Kasten), ist die Summe der Prämienmeilen für besonders häufige Luftreisende echter Nutzwert: Immerhin geht es um Priorität auf den Wartelisten, um schnellere Abfertigung am Flughafen, um Upgrades bei Hotels und Mietwagen und um die Vorteile der Lounges am Airport. Wie viele es genau sind, die die ganz besonderen Statusprivilegien genießen, verrät die Lufthansa nicht einmal auf Nachfrage. Den Werbeunterlagen ihres Magazins „Exclusive“ zufolge besitzen mittlerweile aber weltweit 290 000 Kunden eine Plastikkarte mit Kranich, die sie als Frequent Traveller, Senatoren oder gar HON-Circle-Mitglied ausweist. Letztere müssen dafür in zwei aufeinander folgenden Jahren mindestens 600 000 Miles & More-Meilen auf ihrem Konto horten. Dann werden sie aber auch auf Wunsch ordentlich prestigeträchtig mit einem Porsche Cayenne FOCUS 41/2011 1 Alle Meilen mitnehmen, aber nicht nach ihnen schielen. Also jede Möglichkeit des Meilensammelns nutzen – nicht nur durch Fliegen, sondern vor allem durch den Kreditkarteneinsatz oder das Ausnutzen lukrativer Angebote. 2 Meilenverfall kann man auch durch die Kreditkarten von Fluggesellschaften ausschließen. Solange man beispielsweise Inhaber einer Lufthansa-Kreditkarte ist, verfallen die Meilen nicht. Bis zum 15. November bekommt man sogar bis zu 20 000 Meilen (reicht für zwei Meilenprämienflüge) bei Beantragung der Karte. 3 Prämienticket nicht blind buchen, sondern regulären Kaufpreis mit erforderlichem Meileneinsatz (jeweils ohne Steuern) vergleichen und dann entscheiden. 4 Sachprämien sowie Hotel- oder Mietwagenprämien haben nicht die Wertigkeit von Flugprämien. 5 Den größten Gegenwert erhält man für interkontinentale Flüge in der Firstoder Business-Class, während bei innerdeutschen oder innereuropäischen Flügen ein Meileneinsatz nur sinnvoll ist, wenn der reguläre Flugpreis hoch ist (etwa bei kurzfristigen Buchungen). oder einer Mercedes S-Klasse direkt vom Flieger abgeholt, bekommen zum Einchecken einen persönlichen Assistenten an die Seite gestellt, der lästige Formalitäten erledigt, und haben auf Flughäfen wie in Frankfurt die Gelegenheit, sich in separaten Spa-Bereichen „den Zauber der frischen, alpinen Gebirgswelt auf der Haut zerschmelzen“ zu lassen – mit beruhigendem Blick auf das Rollfeld. Abgesehen von angenehmen Nebeneffekten wie freien Nachbarsitzen, einem Concierge-Service, der bei der Auswahl von Restaurants berät und Geschenke besorgt, oder garantierte Prämienflugverfügbarkeit für die gesamte Familie – selbst zu begehrten Ferienzeiten. Experten schätzen, dass mittlerweile mehr als 15 000 Lufthansa-Kunden zum Kreis der HONs gehören, darunter aber nicht nur vielfliegende Manager, sondern auch IT-Fachkräfte, Immobilienmakler und Servicetechniker. Den mit Abstand größten Gegenwert, dass wissen gerade die Ehrenkunden am besten, erhalten Vielflieger für interkontinentale Flüge in der Business- und First-Class. Bei innereuropäischen oder innerdeutschen Flügen ist der Einsatz von Prämienmeilen nur selten sinnvoll. Wie vor einigen Monaten ein umfassender Test der Fachzeitschrift „Reise & Preise“ bei verschiedenen Prämienprogrammen von Airlines wie Air France, Lufthansa oder Emirates ergab, ist das günstigste Bezahlticket oftmals billiger als der mühsam erflogene Freiflug. Diejenigen, die trotzdem tüchtig Bonusmeilen sammeln, tauschen sich häufig im Internet über die besten Möglichkeiten aus – auf Seiten wie Vielfliegertreff, Vielfliegerforum oder Insideflyer. Wichtigste Disziplin neben dem Handeln von Neuigkeiten wie der, dass British Airways neuerdings auch auf die Billigtarife volle Meilen gutschreibt: der sogenannte „Segmente-Run“ oder „MeilenRun“. Eine Art Rennen also, in dem gerade in den Herbstmonaten in möglichst kurzer Zeit möglichst meilenträchtig geflogen wird. Mit dem Angebot „Business Saver“ der Schweizer Fluglinie Swiss kommen manche der Meilenjäger schnell auf 15 bis 18 Flüge in drei Tagen. Und landen statt in Innsbruck oder Mailand deswegen vorzugsweise in Städten wie Belgrad, Warschau oder Sofia. „Die Meilen sind das Ziel“, sagt George Clooney als Unternehmensberater und Bonusmeilen-König Ryan Bingham in dem HollywoodFilm „Up in the Air“. Recht hat er. Luftfahrtexperten haben 2010 ausgerechnet, dass weltweit Bonusmeilen im Wert von 170 Milliarden US-Dollar im Umlauf sind. ■ STEFAN RUZAS 25 Foto: Inter foto FÜNF GEBOTE: URLAUB Auf einen Ball! Göttliche Ruhe Der „Thai Country Club“ in Bangkok weckt grüne Glücksgefühle 26 FOCUS 41/2011 Fotos: Spor tpixgolf.com, Look Thailand, Vietnam, Kambodscha: Südostasien entwickelt sich zum Traumziel für Golfer. Mit luxuriösen Plätzen, die in anderen Ländern nur Clubmitgliedern zugänglich wären Bar mit Aussicht Die Nacht in Bangkok startet perfekt an der „Sky Bar“ des Hotels „Lebua“ FOCUS 41/2011 27 URLAUB D er Himmel über dem „Thai Country Club“ hat ein lachsrosa Band gespannt. Seerosen wippen, Paspalum duftet. Die Zeit scheint stillzustehen. Der perfekte Golfschwung, jetzt könnte er gelingen. Doch irgendetwas irritiert den jungen Amerikaner. Als Caddy Lisa ein dackelgroßes, schuppiges Wesen von der Driving Ranch scheucht, ist der Störenfried identifiziert. Es war ein Duméril-Waran, der sich mangels Mangrovenwäldern im Großraum Bangkok mit Fairway und Rough begnügt und dabei prächtig zu gedeihen scheint. könnte, die thailändischen Geister hätten einen sphärischen Bannring um sie gelegt. In den Umkleiden zeigen Nussbaumhölzer schlichte Eleganz. So sieht es in den Sportclubs amerikanischer Eliteuniversitäten aus. Tand und Kitsch: Fehlanzeige. Selbst der Orchideenschmuck ist für thailändische Verhältnisse dezent. Das gilt auch für das Design der Anlage. Auf Spektakuläres wie Terrassenhänge wurde verzichtet. Die 18 Löcher spielen sich, wie man in einer edlen Limousine reist: auf süchtig machende Art bequem. sen werden. Spezielle Offerten zu wenig frequentierten Zeiten oder Ladys-onlyAktionen bieten puren Luxus für weniger als 50 Euro. Auch weil der gereiften Golfnation die aufstrebende Konkurrenz im Nacken sitzt. Vietnam holt auf. Erklärtes Ziel ist es, in den kommenden zehn Jahren von 25 auf 50 Plätze zu wachsen. Was hätte Staatsgründer Ho Chi Minh wohl zu dieser Bunker-Offensive gesagt? Neueste Attraktion ist der „Sea Links“-Golfclub in Phan Thiet. In dem Küstenort, der für seine Fischwürzsoße und seine Strand-Resorts berühmt ist, Sehnsuchtsorte Die Bucht von Halong im Norden Vietnams Im Süden überrascht Saigon mit Luxusplätzen wie „Echsen wirken spöttisch, weil sie den Kopf neigen“, sagt Daniel Wyborn, der Pro. „Sie schauen dich von der Seite an, und du weißt wieder: Golf wird mit dem Kopf gespielt.“ Manche Gesetze sind eben universell. Andere gelten ortsspezifisch: Im edelsten Club Thailands herrscht Caddypflicht. Es sind ausnahmslos Damen, die ihre Gäste nicht ans Steuer der Cars lassen und auch sonst selbstbewusst auftreten. Die 18-Loch-Anlage ist ein Klassiker. Sie liegt einen Sprung vom Internationalen Flughafen Suvarnabhumi entfernt und bietet eine so tiefe Ruhe und gute Luft, dass man glauben hat sich die giganteske 36-Loch-Anlage auf Hügel und Terrassen geschmiegt, gespielt wird an vielen Löchern mit Blick auf das südchinesische Meer. Viel ist viel, scheint das Design des überpenibel gepflegten Grüns den Spielern zuzurufen. 50 Sandbunker, zahllose Wasserhindernisse und achterbahnartige Höhendifferenzen warten auf die Spieler. „Wer seinen Körper kräftigt, dient auch dem Doi Moi“, hat der durchaus beliebte Premierminister Nguyen Tan Dung die Vietnamesen belehrt. Doi Moi ist das Pendant zur chinesischen Politik der Wirtschaftsöffnung. Freie Bahn für privates Un- 28 Der Luxus ist subtiler Art. „Hier arbeiten mehr als 400 Menschen“, sagt Pro Daniel, der Brite. „In einem englischen oder schottischen Club gleicher Größe hätte man vielleicht 20 Leute eingestellt.“ Hartnäckig hält sich das Gerücht, der „Thai Country Club“ sei nur für Mitglieder, was in den Anfangsjahren auch stimmte. Doch heute können Gäste wochentags für 72 Euro inklusive Caddy-Fee spielen. Damit liegt der Platz am oberen Ende der landesüblichen Preisskala. Die meisten Clubs im Land lassen Gäste gegen Greenfee spielen. Oft muss nicht einmal ein Handicap nachgewie- FOCUS 41/2011 ternehmertum, Vietnam funktioniert nach den Gesetzen eines ziemlich kapitalistischen Marktes. Auf den ersten Blick erinnern nur die Hammer-und-Sichel-Flaggen vor den Polizeistationen daran, dass sich die Republik Vietnam sozialistisch nennt. Fast alles hat sich geändert nach 20 Jahren der Öffnung. Nur die kommunistische Partei bleibt an der Macht und tut einfach so, als gäbe es auch einen Karl Marx der Kleinunternehmer und der Bauern auf eigener Scholle. Es fügt sich, dass Premier Nguyen Tan Dung selbst ein passionierter Golfer ist. Seine Grußnote zur Eröffnung Fotos: Superbild, Long Thanh Golf Club, Visum dem „Long Thanh Golf Club“ Golfplätze will Vietnam seinen Besuchern in zehn Jahren bieten. Heute sind es 25. Das ist die Politik der Öffnung Die Garküchen in Hanoi und Saigon bieten Fast Food mit Tradition liegt im Gästebuch des „Sea Links“-Golfhotels, einem 5-Sterne-Haus mit PekingGigantismus und allen westlichen Annehmlichkeiten. Zwar mussten hier keine Reisfelder weichen. Bei anderen Golfprojekten im Land war das durchaus der Fall. Ist das der späte Sieg angelsächsischer Gepflogenheiten über den Vietcong? Geoffrey Halber aus Illinois denkt lange nach, ob er über sein persönliches Vietnam sprechen will. Er sitzt mit seinem Golf-Bag in der Lobby des edlen Saigoner Hotels „Majestic“ und ringt mit Erinnerungen. Der amerikanische Banker ist nicht so sehr des Sports weFOCUS 41/2011 50 überrascht hat ihn, dass dort auch die Leiden der Amerikaner gewürdigt werden; Agent-Orange-Opfer wurden auch die Piloten, die das Gift in den Himmel brachten. Abends wird Halber mit seiner Frau an einem angesagten Saigoner Club vorbeikommen, der „Apokalypse now“ heißt. Darüber kann er herzlich lachen: „Ich verstehe, wenn die Jungen nach vorn schauen wollen.“ Tourismus ist eine wichtige Säule des neuen Wohlstands, das bezweifelt niemand. Phan Thi Thanh vom Management des „Sea Links“ erklärt die meist große gen gekommen, das war eher ein Trick, mit dem er seine Frau überreden konnte. Halber will „einen Schlussstrich ziehen“ unter seine Zeit als GI im Jahr 1970. Gerade hat er sich die Fotoaustellung im Kriegsmuseum an der Vo-Van-Tan-Straße angeschaut. Die furchtbarsten Bilder haben amerikanische Kriegsreporter geschossen, es handele sich also nicht um fragwürdige Propaganda, „sondern um die Wirklichkeit“, sagt Halber, der zittert, als er Tee nachgießt. „Ich finde nichts Verkehrtes daran, wenn Amerikaner als Golftouristen kommen. Aber sie sollten alle in dieses Museum gehen.“ Positiv Freundlichkeit, mit der Vietnam seine Gäste empfängt: „Zuerst kamen die Chinesen und blieben 1000 Jahre. Später kamen die Franzosen, dann die Japaner, dann die Amerikaner. Heute kommen alle zusammen, aber in friedlicher Absicht. Das ist doch wunderbar!“ Er hat die Gärtner gerade angehalten, die Orchideenbeete erst spät am Abend zu sprengen, wenn die Gäste auf ihren Zimmern sind: „Manche Arten duften zu intensiv, wenn sie mit Wasser benetzt sind.“ Es hat tatsächlich entsprechende Beschwerden gegeben. Allein in Ho-Chi-Minh-Stadt, das viele Vietnamesen der Einfachheit 29 ANZEIGE Hanoi Katalogservice URLAUB. Kataloge bestellen! LAOS THAILAND Wohin geht es in Ihrem nächsten Winterurlaub? Der FOCUS-Katalogservice bringt Ihnen viele Ideen und Angebote für den nächsten Urlaub nach Hause. Bestellen Sie die Kataloge telefonisch, per E-Mail oder auf Bangkok VIETNAM Angkor Wat KAMBODSCHA Pnom Penh Phan Tiet Ho-Chi-Minh-Stadt www.focus.de/katalogservice Phuket Thailand Lebe deinen Traum! Abenteuerlust? Dann gehen Sie mit anderen netten Leuten auf Entdeckungstour: nach Afrika, Asien und Amerika. Zu Preisen, die Ihre Träume wahr werden lassen! Kleine Gruppe. Anders. Günstig. KATALOG? Tel. 0221 969004 – 0 · www.world-insight.de Thai Country Club, Bangkok Vietnam Golf & Country, HCMS www.thaicountryclub.com Telefon: +66 26 51 53 00-6 www.vietnamgolfcc.com Telefon: +8 48 62 80 01 01 Amata Spring Country Club, Bangkok Song Be Golf Resort, HCMS www.amataspring.co.th Telefon: +66 38 46 88 88 www.songbegolf.com Telefon: +84 65 03 75 50 85 Bangsai Country Club, Bangkok Sea Links, Phan Thiet www.bangsaicountryclub.com Telefon: +66 35 37 24 50-2 www.sealinkscity.com Telefon: +8 46 23 74 16 66 Chiang Mai Highlands, Chiang Mai Ocean Dunes Golf Club, Phan Thiet www.chiangmaihighlands.com Telefon: +6 65 32 61 35 49 www.vietnamgolfresorts.com Telefon: +84 88 24 36 40 Lam Luk Ka Golf, Patum Thani Montgomerie Links, Danang www.lamlukkagolf.net Telefon: +6 62 99 52 30 04 www.montgomerielinks.com Telefon: +84 51 03 94 19 42 Siam Country Club, Pattaya Dalat Palace Golf Club, Dalat www.siamcountryclub.com Telefon: +66 38 90 96 00 www.dalatresorts.com Telefon: +8 46 33 82 54 44 Red Mountain Golf Club, Phuket King’s Island Country Club, Hanoi www.redmountainphuket.com Telefon: +66 76 32 20 00 www.thaicountryclub.com Telefon: +6 62 65 15 00-6 Black Mountain Golf Club, Hua Hin www.bmghuahin.com Telefon: +66 32 61 86 66-7 Jedem sein NordLICHT! Winter 2011/12 Höchste Polarlichtaktivität in Lappland! Exotische Erlebnisse mit Husky-, Rentier- und Motorschlitten. Skiwandern in Kleingruppen, Ferienhausurlaub, Weihnachtsmannbesuch. Kostenlose Kataloge: Tel. 05135 929030 info@fintouring.de · www.fintouring.de Kambodscha Phokeethra Country Club, Siem Reap Vietnam www.phokeethragolf.com Telefon: +8 55 63 96 46 00 Long Thanh Golf Club, HCMS Angkor Golf Resort, Siem Reap www.longthanhgolfresort.com.vn Telefon: +8 46 13 51 25 12 www.angkor-golf.com Telefon: +8 55 63 76 76 88 Informationen über Land, Routen und Hotels sowie über Golf für Einzelreisende und Gruppen beim Indochina-Spezialisten www.icstravelgroup.com. FOCUS 41/2011 Mit MasterCard in mehr Shops einkaufen können, als man denkt. ® 18 Löcher, 5 Sterne Der „Sea Links Golf Club“ zeigt das sozialistische Vietnam von seiner geschäftstüchtigen Seite Foto: Sea Links Golf Club BALD DIE PERFEKTE WELLE REITEN: UNBEZAHLBAR halber weiter Saigon nennen, gibt es fünf Golfplätze, die jedem zugänglich sind. Edle chinesische Gartenarchitektur bietet der „Long Thanh“-Golfclub, der 2004 eröffnet wurde. Die 36-Loch-Anlage ist mehr als 350 Hektar groß und liegt in Reisfeldern am Fluss Dong Nai, eine knappe Autostunde vom Zentrum Saigons entfernt. Wochentags beträgt die Greenfee inklusive Caddy knapp 40 Euro. Marketing-Manager Hung Tran Quoc verrät, wohin die Reise geht: „Wir werden nach Laos expandieren.“ Das kleine, kulturell hochinteressante Nachbarland spiele mangels Küste zwar eine noch untergeordnete Rolle im Tourismus. „Aber wer braucht ein Meer, wenn man fantastische Pool-Architekten engagieren kann?“ Business first. Eine zugeknöpfte „Members only“-Politik käme in Südostasien niemandem in den Sinn. Man lebt sehr gut vom Golftourismus. Dass die Gäste heute überwiegend Japaner und Südkoreaner sind, muss in Zukunft nicht so bleiben. Immer mehr Hotels in Vietnam und Kambodscha bieten Golfpackages an. Spezialisierte Reisebüros erarbeiten individuell zugeschnittene Touren, die Kultur und Sport verbinden. Warum nicht grenzüberschreitend? Viele Golfurlauber beginnen der besseren Flugverbindungen wegen in Thailand und fliegen von Bangkok nach Phnom Penh, Saigon oder Hanoi. Im spürbar ideologischeren Norden Vietnams wartet nicht nur die sagenhafte Halong-Bucht. Sondern auch traumhafte Golfplätze. Man sollte sich von den grimmigen Beamten im Visa-Büro nicht beeindrucken lassen. Und ■ einfach an Doi Moi denken. ELLEN DANIEL FOCUS 41/2011 www.mastercard.de URLAUB Fahr zur Hölle! Zerschundene Vehikel und unwegsame Pisten: US-Reporter Carl Hoffman ist um die Welt gereist – auf den gefährlichsten Routen M indestens 45 Menschen sterben bei einem Busunglück in den peruanischen Anden. Ein kubanischer Jet zerschellt nahe der venezolanischen Stadt Valencia. Eine überfüllte Fähre kentert im Süden Bangladeschs – die Rettungskräfte suchen nach mehr als 500 Vermissten. Es sind solche Schreckensmeldungen auf den vermischten Seiten von Tageszeitungen, die den amerikanischen Journalisten Carl Hoffman seit Langem umtreiben. Und die ihm beweisen, dass Reisen lebensgefährlich ist, zumindest in den entlegenen, weniger entwickelten Regionen dieser Welt. Als Reporter wollte er herausfinden, warum sich dennoch täglich Abermillionen von Menschen, die meisten von ihnen bitterarm, solchen Risiken und Strapazen aussetzen. Warum sie sich in schrottreife Flugzeuge zwängen oder auf rostige Fähren, in vollgestopfte Züge oder klapprige Überlandbusse. Er wollte reisen wie die überwiegende Mehrheit der Weltbevölke- 32 Lustvolle Quälerei Reise-Held Carl Hoffman Der Amerikaner hat aus dem Kongo, dem Sudan und Sibirien berichtet. Er fuhr das Baja 1000, eines der härtesten Autorennen der Welt. Und er segelte 250 Meilen in einem offenen Dinghi. Für sein Buch „Frauen & Kinder zuerst“ legte er mehr als 80 000 Kilometer zurück: von Kanada über Südamerika und Afrika bis nach Indonesien und Afghanistan. Matsch Fun? Unterwegs auf rung: ohne Klimaanlage, ohne Gepäcktransport, ohne Vollkaskoschutz. Also hat er sich aufgemacht zu einem Trip der besonderen Art, mit nicht viel mehr als einem gut bestückten Erste-Hilfe-Set im Gepäck. Hoffman ist einmal um die Welt gereist, und zwar in den jeweils gefährlichsten Verkehrsmitteln, die sich finden ließen. Er ist von Havanna nach Bogotá geflogen in einer uralten Iljuschin der Fluggesellschaft Cubana, die als eine der unsichersten der Welt gilt. Er hat die Anden überquert in einem klapprigen Nachtbus auf unbeleuchteten Pisten, immer ganz nah am Abgrund. Er fuhr in Indonesien auf Seelenverkäufern, die ein Vielfaches der zugelassenen Passsagierzahl beförderten, und im indischen Mumbai (Bombay) in grotesk überfüllten Pendlerzügen, in denen Insassen regelmäßig zu Tode gequetscht werden. Von seinen Abenteuern berichtet Hoffman im Buch „Frauen & Kinder zuerst!“, das jetzt im Münchner Verlag btb erschienen ist. Es sei ihm nicht um den Nervenkitzel gegangen, stellt er darin klar. Sondern um die Begegnung mit Menschen, die nicht unterwegs sein wollen, sondern müssen. Die für ein paar Pesos oder Rupien ein Ticket lösen und sich stunden-, manchmal tagelang einem dubiosen Fahrer anvertrauen, auf dem Weg zu Angehörigen oder einem kärglichen Job. FOCUS 41/2011 Fotos: btb-Verlag (3) Warten erster Klasse Die Abfahrt des Schnellzugs Bamako–Dakar verzögert sich auf unbestimmte Zeit IM NORDEN ZUHAUSE. ;6EKE23 799,- zzgl. Serviceentgelt * amburg, Jetzt ab H e. arnemünd Kiel und W Wasserstraßen in Kolumbien Hoffman hat versucht, seine Reiseerfahrungen den ihrigen anzugleichen. „Wenn sie in Bombay, Kalkutta oder Bangladesch Leitungswasser tranken, dann trank ich es ebenfalls“, erzählt er. „Wenn sie Tee von Straßenverkäufern kauften, tat ich es ihnen gleich. Wenn sie mit den Fingern aßen, aß ich auch mit den Fingern, ganz gleich, ob man mir Besteck gab oder nicht. Diese Verhaltensweisen lösten eine wahre Lawine der Freigebigkeit und Neugier aus, die mich verblüffte. Mir wurden Tür und Tor geöffnet, man lud mich immer wieder ein. Die Tatsache, dass ich mit ihnen ihr Essen, ihre Leiden, ihre Gefahren teilte, faszinierte sie und bestätigte sie zugleich auf ungeahnte Art in ihrem Dasein.“ So ist er nur einmal auf dieser 80 000Kilometer-Fahrt wirklich deprimiert: bei der Fahrt im Greyhound-Bus von Los Angeles nach Washington D.C. „Die Menschen in diesem Bus waren die traurigsten der Welt“, sagt er. „Und das Amerika draußen vor dem Fenster erschien mir als ein Land voll verlorener Seelen.“ Am Ende war dieser Bus dann auch das einzige Verkehrsmittel auf seiner langen Reise, das tatsächlich irgendwann den Geist aufgab – und nicht zu reparieren war. ■ Jeden Tag eine andere Stadt erobern? Dann verbinden Sie doch mal Kopenhagen und Oslo mit London, Paris und Amsterdam. Oder wandeln Sie auf den Spuren der Zaren bis nach St. Petersburg. Nach soviel Abenteuer an Land finden Sie die perfekte Entspannung an Bord. Grandiose Naturschauspiele erleben? Fahren Sie mit Costa direkt hinein in den weltberühmten Geiranger Fjord. Entdecken Sie das Land der Mitternachtssonne oder erfüllen Sie sich Ihren Island-Traum. Am schönsten mit einer Balkonkabine. Mehr Nordland? Katalog online bestellen: www.costakreuzfahrten.de/nordland Kataloge, Buchung und Beratung im Reisebüro JOBST-ULRICH BRAND FOCUS 41/2011 * Zzgl. Serviceentgelt i.H.v. € 7,- pro Erw./ohne Servicebeanstandung an Bord verbrachter Nacht. Für Kinder und Jugendliche zw. 14 u. 17 Jahre wird 50% des Serviceentgelts erhoben. Für Kinder unter 14 Jahre wird diese Gebühr nicht berechnet. Das Angebot Kids & Teens gratis ist für bis zu 2 Kinder bis einschl. 18 Jahre in einer Kabine mit 2 Erw. gültig. Weitere Informationen im Nordland Katalog 2012. KREUZFAHRTEN URLAUB Der Fremdschläfer Seit drei Jahren schläft Paul Carr, 31, jede Nacht in einem Hotel – derzeit im „Plaza Hotel“ in Las Vegas. Den Entschluss, auf Dauer in Hotels zu leben, fasste der britische Schriftsteller Anfang 2008, als die Miete für seine bescheidene Wohnung in London drastisch erhöht wurde. Hat er nach mehr als 1000 Tagen unterwegs das Hotelleben nicht langsam satt? „Nein, ich liebe es immer noch“, sagt er. „Ich lebe in den aufregendsten Städten der Welt, ich treffe tolle Leute.“ Also Fremdbetten auf ewig? „Wenn ich heiraten sollte, dann muss ich ein sehr ernstes Gespräch mit meiner Frau führen. Aber sonst: kein Ende in Sicht.“ Immerhin kann es sein, dass Carr auch als Ehemann im Hotel bleibt: Seine Freundin ist Flugbegleiterin. Über seine Erfahrungen hat Paul Carr das Buch „The Upgrade: A Cautionary Tale Of A Life Without Reservations“* geschrieben – und ein paar Tipps für Einsteiger parat: *Verlag Weidenfeld & Nicolson 34 1 Verwechseln Sie das Leben im Hotel auf keinen Fall mit einem Dauerurlaub. Im ersten Jahr legt sich im Gehirn ein Schalter um, sobald man ein Hotel betritt: Man erwartet Freizeit, Freiheit, grenzenloses Vergnügen. Wehren Sie sich dagegen. Nach den ersten Monaten hat mich mein Partyleben im Hotel beinahe umgebracht. Zwingen Sie sich zu einem regelmäßigen Tagesablauf. Zwingen Sie sich dazu, bestimmte Stunden am Tag zu arbeiten. 2 Feilschen Sie, und prüfen Sie die Ausstattung. Kostenloser Web-Zugang ist wichtig, wenn Sie im Hotel arbeiten wollen. Jedes Hotel liebt Dauergäste. Ich frage stets, wer für Gruppenbuchungen zuständig ist. Das ist nämlich die Person, mit der Sie Rabatte aushandeln können. Wenn Sie sagen, dass Sie zwei oder drei Monate bleiben wollen, bekommen Sie garantiert einen Nachlass. Früher ausziehen können Sie meistens trotzdem. Verlangen Sie stets das günstigste Zimmer. Wenn Sie angereist sind, sagen Sie, das Zimmer sei aber wirklich sehr klein oder dunkel oder was auch immer. Die meisten Hotels bieten Ihnen dann zum selben Preis ein besseres Zimmer an. 3 4 Vermeiden Sie große Hotelketten, denn dort können Sie im Allgemeinen nicht verhandeln. Ich habe immer die kleinen, unabhängigen Hotels bevorzugt. 5 Behandeln Sie alle Hotelangestellten gut. Trinkgeld ist angebracht. Das Zimmermädchen wird dabei von den meisten Hotelgästen vergessen, weil sie das Zimmer aufräumt, nachdem man ausgezogen ist. Aber wer in Hotels lebt, besucht ein Hotel meist mehr als einmal. Da empfiehlt es sich, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das gilt auch, wenn Sie Partys feiern. Fünf bis sechs Leute können Sie vielleicht noch in Ihr Zimmer einladen. Aber wenn es größer und lauter wird, sollten Sie unbedingt eine eigene Suite dafür mieten. 6 Hören Sie nicht auf Ratschläge. Wenn Sie ein ängstlicher Mensch sind und erst eine ganz genaue Anleitung brauchen, bevor Sie den Sprung wagen, dann ist ein Leben im Hotel nichts für Sie. Es ist ein Abenteuer. Natürlich ist es auch etwas gruselig, das soll es ja auch sein. Genau deshalb ist es ein Aufgezeichnet von Imke Henkel Riesenspaß. Die Empfehlung eines Freundes ist die beste Hotelkritik. Internet-Seiten wie Tripadvisor sind für Leute gedacht, die im Hotel nur ein paar Tage Urlaub machen wollen. Die achten auf andere Dinge als jemand, der in Hotels lebt. Unfreundliches Personal deutet übrigens auf ein schlechtes Management hin. Vermeiden Sie solche Hotels besser. FOCUS 41/2011 URLAUB Erlebnisvermittler Katharina John arbeitet als „Reisefreundin“ Sie ist eine begabte Fotografin, sie ist die Frau des Schauspielers Ulrich Tukur (Foto) und lebt seit zwölf Jahren mit ihm in Venedig. Was Katharina John auch ist: Reiseunternehmerin. Gemeinsam mit der Italienerin Miriam Fiordeponti bietet sie unter dem Namen Vita Vino Viaggi als „Erlebnisvermittler“ individuell gestaltete Reisen durch die Lagunenstadt an. Es ist ein Kennenlernen von innen. Privat, bis in die Wohnzimmer befreundeter Adeliger oder Maler, aber auch ursprünglich beim gemeinsamen Essen mit dem Wirt einer Hafenkantine: „Unser Wunsch ist, dass man am Ende einer Reise keine Sammlung abgerissener Eintrittskarten hat, sondern echte Erinnerungen“, sagt John. Es gehe darum, sich in der Fremde wie bei Freunden zu fühlen. Gemeinsam mit dem Berliner Büro Windrose offeriert sie pro Jahr vier Reisen, darüber hinaus begleiten John und Partnerin einzelne oder ■ Gruppen auf Anfrage. Neuerdings auch in den Apennin. Reise-Trends Mehr Luxus, mehr Wellness, mehr Platz: Die Deutschen geben trotz Krise viel Geld für Urlaub aus – und erwarten viel. Die Branche stellt sich darauf ein Im Bett mit Armani Immer mehr Modemacher gestalten Hotels Die Strategie kann theoretisch nicht schiefgehen: Ein bekannter Designer richtet ein Hotel ein – die Publicity kommt von allein. Welche Fashionista möchte nicht im „Hotel Missoni“ in Kuwait (Foto), im „Maison Moschino“ in Mailand oder bei „Armani“ in New York wohnen? Immer mehr Modemacher entdecken diese Design-Spielwiese, das Ergebnis ist zuweilen ernüchternd. Im „Hotel du Petit Moulin“ im Pariser Stadtviertel Marais beeindruckt vor allem die Chuzpe von Designer Christian Lacroix: Der hat das Haus im Stil einer Modestudenten-WG eingerichtet, die über Nacht zu Geld gekommen sind. Ein getönter Spiegel über dem Bett reicht ihm als „Design“ – dafür rund 300 Euro? Dann lieber die doppelte Summe ausgeben und das „La Maison Champs-Elysées“ vom Maison Martin Margiela buchen. Der Belgier liebt die Farbe Weiß und versteht es, sein ästheti■ sches Niveau auch als Innenarchitekt zu halten. 36 FOCUS 41/2011 Urlaub mit Arzt In Asien boomt der Medizintourismus Sauna auf See Die Kreuzfahrt-Branche setzt auf Wellness Warum hat es eigentlich so lange gedauert, bis sich der Langzeittrend „Wellness“ mit dem neuen Trend „Kreuzfahrten“ paaren durfte? Das Ergebnis sind Saunen, Dampfbäder und Beautyfarmen, die freundlich schaukelnd alle Welt bereisen. Der moderne Kreuzfahrer verbringt einen Schlechtwettertag auf See bei vielen Anbietern mittlerweile am angenehmsten im sprudelndwarmen Whirlpool oder beim Aufguss mit Ausblick auf die Öresundbrücke. Der deutsche Branchenführer AIDA hat die Idee am konsequentesten umgesetzt: Einen über 2600 Quadratmeter großen Wellnessbereich bietet das jüngste Schiff der Flotte, die AIDAsol. Die sehr geräumigen Saunen auf den AIDA-Schiffen haben den Charme einer finnischen Landpartie und Panoramafenster, die ihren Namen verdienen: Sie befinden sich grundsätzlich ■ auf einem der obersten Decks. Mehr Platz! Neue Sitze in der Economy Der Raum im Flugzeug ist knapp, in der EconomyKlasse erst recht. Businessflüge aber können in wirtschaftlich angespannten Zeiten auch für Geschäftsreisende zu teuer werden. Für diese Klientel bietet die Air New Zealand eine Zwischenklasse an: Die Premium Economy mit sogenannten Spaceseats (Foto). Der Markt für diese Klasse wird wachsen. Laut einer Studie der britischen Zivilluftfahrtbehörde CAA reisen drei von vier Geschäftsreisenden auch auf Langstrecken nicht mehr Business. ■ FOCUS 41/2011 Man braucht eigentlich keine Zukunftsforscher, um die Wünsche unserer alternden Gesellschaft zu ergründen: Frauen wollen „längere Schönheit“, Männer „längere Vitalität“, so eine neue Studie. Kein Wunder, dass der Medizintourismus boomt: Die Branche rechnet in den nächsten Jahren mit einer Wachstumsrate von mehr als 20 Prozent. „Urlaub wird immer häufiger verbunden mit internistischen Gesundheitschecks und ästhetisch-chirurgischen Eingriffen“, sagt Michael Schummert, Geschäftsführer der deutschen Kosmetikmarke Babor, die weltweit Hotel-Spas beliefert. Derzeit profitieren vor allem Wellness-Resorts in Asien – sie können viele Behandlungen ■ günstiger anbieten. Luftschiff, ahoi Exklusiv und teuer: der „Kreuzflieger“ Für Leute, die gern richtig viel Geld für Reisen ausgeben, hat Hapag-Lloyd die Ära der „Kreuzflüge“ eingeleitet. Wie der Name schon sagt: Es geht im Flugzeug kreuz und quer durch die Welt. Und weil das Flugzeug ein Privatjet ist, fallen keine nervigen Wartezeiten an, und man schafft stressfrei in 17 Tagen New York, Toronto und Vancouver, per Hubschrauber dann noch den Yellowstone-Nationalpark, die Rocky Mountains und den Denali-Nationalpark . . . Oder man reist über Silvester die Route Hamburg, Jaipur, Agra Gan, Villingili, Maskat, Hamburg. Kosten: ab 28 790 Euro – wenn man den umgebauten Airbus 319 CJ mit 36 Freunden oder Familienangehörigen teilt und im Doppelzimmer schläft. Einzelzimmer sind noch ein bisschen teurer. ■ 37 URLAUB Stadt der Frauen New York hat mindestens zwei Vorzüge: russisches Essen im „Mari Vanna“ und verführbare Mädchen. Findet David Garrett Aufgezeichnet von Marika Schaertl Star-Geiger und Frauenschwarm David Garrett, 31, verbringt jedes Jahr vier Wochen in seiner Wahlheimat Manhattan 38 FOCUS 41/2011 Fotos: The Rezidor Hotel Group, Peter Rigaud/laif, ddp (2), Roba-Press E s gibt Dinge, die man nur in New York erlebt. Wie neulich, nachts im Taxi in Manhattan: Mein Fahrer sprang an einer roten Ampel plötzlich aus dem Auto und goss einem anderen Taxifahrer einen Becher Wasser über den Kopf. Hüpfte zurück in den Wagen und raste mit quietschenden Reifen bei Rot über die Ampel. An der nächsten Ampel holte uns der Kontrahent wieder ein, stürmte aus seinem Auto und hämmerte mit einem Brecheisen zwei Minuten lang auf unseren Wagen ein. Obwohl die Türen verriegelt waren, wurde mir mulmig. Im Rückblick finde ich das Abenteuer witzig: So was gehört eben zu dieser verrückten Stadt. Normalerweise ist New York für mich eher ein Ruhepol, der Ort, an dem ich entspannen und auftanken kann. Seit mehr als zehn Jahren lebe ich hier. Der schönste Moment ist immer der, an dem ich den Schlüssel meiner Wohnung in Chelsea umdrehe und spüre: Hier bin ich zu Hause. Das klingt kurios – schließlich verbringe ich nur vier Wochen im Jahr hier. Aber mein Zuhause ist dort, wo ich Freunde habe. New York war der erste Ort, an dem ich soziale Kontakte aufbauen konnte. Früher in Aachen, wo ich aufgewachsen bin, war ich so selten in der Schule, dass ich gar keinen Freundeskreis hatte. Hier habe ich viele Freunde gefunden, seit ich an der Juilliard School studiert und – der hohen Studiengebühren wegen – als Bibliothekar, Model und Straßenmusiker gejobbt habe. Das Schöne an New York ist: Man kann an Freundschaften nahtlos anknüpfen, auch wenn man ein paar Monate nicht hier war und nicht angerufen hat. Keiner hat einen vermisst, keiner flößt einem ein schlechtes Gewissen ein. Okay, das mag oberflächlich klingen. Aber für mich und mein derzeitiges Leben mit all den Konzertreisen quer durch die Welt, funktioniert das prächtig. Meine Freunde sind Musiker, Schauspieler, Maler, Promis wie Mary-Kate Olsen – Leute, mit denen man gut feiern kann. Ich lade gern zum Dinner zu mir ein. Ein Freund und Chefkoch hilft mir. Mein Lieblingsrestaurant heißt „Mari Vanna“, ein russisches Lokal in der Nähe des Gramercy Parks. Naomi Campbell, Spike Lee und Rammstein waren schon hier. Ich komme wegen der Küche und aus Nostalgie: Meine aus Kiew stammende Großmutter hatte mir in meiner Jugend in Aachen immer zum Geburtstag Borschtsch zubereitet – diese typisch russische Suppe mit Gemüse, Fleisch und Rote Bete. Für Verabredungen mit Frauen habe ich einen ganz besonderen Tipp: Ich lade sie gern in die Metropolitan Opera ein. Da sind die Mädels immer so perplex, dass sie spontan zusagen. Wenn man nur vorschlägt, abends essen zu gehen, fängt man sich bei den verwöhnten New Yorkerinnen eher ein Nein ein. Meine Methode ist viel sicherer. Ich bekomme nie eine Absage.