Kaufberatung - Mercedes-Benz S

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Kaufberatung - Mercedes-Benz S
Kaufberatung
Mercedes-Benz Baureihe 126
www.s-klasse-club.de
Inhalt
KLASSE
Kaufberatung W126
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1. Was kostet ein W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.1 W126 Anschaffung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Exkurs „Wert lt. Gutachten“ oder „Wert lt. Schwacke“. . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.1.1 Was kostet ein sammlungswürdiger W126?.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.1.2 Der korrekte Preis für „Ihren“ W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2 W126 Unterhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.2.1 Kraftstoffverbrauch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Version 01.02.2010
2. Auflage Februar 2010
Autor:
Co-Autor: unter Mitarbeit von:
Ingolf M. Bogus
Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Dr. Wolfgang Wagner
Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Bernd Dammann
Robert Hartl
Wolfgang Kreil
Erich Matzek
Gerben van Vlimmeren
Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Bildernachweis:
Alle Fotos im vorliegenden Text mit freundlicher Genehmigung von:
Daimler AG (Archiv)
Ingolf Bogus
Bernd Dammann
Robert Hartl
Erich Matzek
© Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Exkurs: wollen Sie „günstig Gas geben“?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2.2 Steuer und Versicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2.3 Versicherungsbeispiel Youngtimer W126 Bj. 1986. . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.4 Reparatur und Wartung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.5 Nebenkosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2.6 Beispielrechnung für eine Achtzylinder-Limousine 420SE. . . . . . . . 11
2. Sammler-, Hobby- oder Alltagsfahrzeug; was für ein Käufer sind Sie?. . 11
Exkurs: Die Sache mit der ersten und zweiten Serie; Herbst 1985 . . . . . . 12
3. Motorvarianten des W126, Gleiter oder Sportler?. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3.1 Die Sechszylinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
3.2 Die Achtzylinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.3 Die Dieselmotoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3.4 Übersicht der Baumuster und Motoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
4. Coupé oder Limousine, kurz oder lang?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
5. „Buchhalter“ oder Vollausstatter, welche Sonderausstattungen?. . . . . . 17
5.1 Hydropneumatische Federung, Niveau-Regulierung. . . . . . . . . . . . . . . . 18
5.2 Klimaanlage, Klimaautomatik, Standheizung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
5.3 Zentralverriegelung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
5.4 Fensterheber, Stahlschiebe- oder Schiebehubdach. . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
5.5 Gurtbringer, elektrisches Rollo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
5.6 Airbags, Reiserechner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.7 ABS, ASR, ASD. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.8 Radio/CD-Player, Autotelefon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
5.9 Stoff, Velours, Leder, Amaretta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
5.10 Leichtmetallfelgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
5.11 Anhängerkupplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
6. Schwachstellen des W126 - worauf ist beim Kauf zu achten?. . . . . . . . . 22
6.1 Motor und Motorelektrik, Nebenaggregate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
6.3 Abgasanlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
6.4 Fahrwerk und Lenkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
6.5 Bremsanlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
6.6 Karosserie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
6.7 Innenausstattung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
7. Wo und wie kaufe ich eine „alte“ S-Klasse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
7.1 Wo und wie finde ich meinen W126?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
7.2 Allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
7.3 Zweifelsfreie Fahrzeugidentifikation - die FIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
7.4 Zusatzinformationen auf dem Typenschild. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Diese Kaufberatung ist sorgfältig erstellt worden. Der Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. sowie dessen Autoren übernehmen jedoch keine
Gewähr für getroffene Aussagen, technische
Anleitungen oder Empfehlungen. Für unsachgemäß durchgeführte Arbeiten und/oder Reparaturen am Fahrzeug sowie für jegliche dadurch
entstandene Schäden und/oder Folgeschäden
sind weder der Mercedes-Benz S-Klasse Club
e.V. noch seine Autoren haftbar zu machen. Diese Kaufberatung ist urheberrechtlich geschützt.
Vervielfältigungen gleich welcher Art, auch auszugsweise, sind ohne Genehmigung des Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V. untersagt.
2
8. Den Stern gefunden? Empfehlungen für „nach dem Kauf“. . . . . . . . . . . 34
9. Anhang: Checkliste zur Kaufberatung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Zu guter Letzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
3
Vorwort
Die Mercedes-Benz S-Klasse der 80er Jahre, die Baureihe W126, ist bis heute die
erfolgreichste aller Zeiten geblieben. Mit
818.036 Limousinen (SE, SEL) und 74.060
Coupés (SEC), die von 1979 bis 1992 das
Werk in Sindelfingen verließen, hält sie
den Rekord an gebauten Fahrzeugen in
der Mercedes Oberklasse.
Längst ist der W126 zu einem beliebten
Youngtimer geworden. Obwohl frühe Exemplare dieser Baureihe im Jahr 2009 das
magische Alter von 30 Jahren und damit
schon den Oldtimer-Status erreicht haben,
fallen sie dem Laien nicht unbedingt auf
den ersten Blick als „alte“ Autos auf. Das
ist wohl dem genial zeitlosen und gleichzeitig klassisch eleganten Erscheinungsbild zu verdanken, welches der damalige
Mercedes Chef-Designer Bruno Sacco diesen Fahrzeugen verliehen hat.
Verbunden mit seiner soliden Verarbeitung, einem guten Korrosionsschutz und
ausgerüstet mit einer leistungsfähigen
langlebigen Technik, kann ein W126 die
hohen Erwartungen, die an eine S-Klasse
gestellt werden, auch nach deutlich über
20 Jahren immer noch bestens erfüllen.
Dabei prädestiniert der im Vergleich mit
moderneren Fahrzeugen noch relativ
sparsame Einsatz von empfindlicher und
komplizierter Elektronik die Baureihe 126
auch zunehmend als Sammler-Objekt.
Möglicherweise könnte dieser Aspekt einmal ausschlaggebend dafür werden, dass
der W126 zur letzten S-Klasse wird, die
4
1. Was kostet ein W126?
mit noch verhältnismäßigem Aufwand als
Oldtimer und damit als „automobiles Kulturgut“ erhalten werden kann.
Die gegenwärtig noch relativ große Anzahl
der auf dem Markt befindlichen Fahrzeuge
der Baureihe 126 bietet dem passionierten
Liebhaber einen recht günstigen Einstieg
in dieses Hobby. Sowohl bei der Anschaffung „seines Sterns“ als auch bei der Ersatzteilversorgung kann er zweifellos von
der produzierten Stückzahl profitieren.
Allerdings wird er sich auch mit dem
Problem konfrontiert sehen, sich in der
Vielzahl der Angebote zurecht zu finden,
unterschiedliche Modelle und Ausstattungen gegeneinander abzuwägen, den
Erhaltungszustand des Fahrzeugs objektiv
einzuschätzen und sammlungswürdige
Fahrzeuge von aufgehübschten km-korrigierten „Blendern“ abzugrenzen.
Die vorliegende Kaufberatung soll bei
Fahrzeugauswahl, -beurteilung und -kauf
eine hilfreiche Unterstützung bieten. Sie
beleuchtet einige kritische Aspekte und
weist auf überprüfbare Schwachstellen eines W126 hin. Da der überwiegende Teil
möglicher Mängel sowohl bei den Limousinen als auch bei den Coupés (z.T. als
W126C oder C126 bezeichnet) zutreffen
kann, wird nur im speziellen Fall zwischen
den einzelnen Modellen unterschieden.
Was nun dem einen Leser als zu allgemein oder als ohnehin selbstverständlich
erscheinen mag, wird dem anderen vielleicht schon zu sehr ins Detail gehen.
Deshalb wurde hier versucht, einen
Kompromiss zu finden zwischen „allgemeiner Kaufberatung“ und Dokumentation zur Baureihe W126.
Selbstverständlich kann und möchte
die vorliegende Kaufberatung keinen
Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Selbst wenn der letzte produzierte W126
vor nunmehr 17 Jahren vom Band rollte, werden ständig neue Erkenntnisse
zur Alterung von Baugruppen, auftretenden Fehlfunktionen der eingesetzten
Elektronik oder z.B. zur zeitabhängigen
Alterung von Kunststoff-Bauteilen gewonnen. Dem gegenüber steht ein sich
erweiternder Markt an Nachrüst- und
Pflegeartikeln, aber auch die natürliche
Verknappung bestimmter originaler Ersatzteile.
Aufgrund des ständigen Erkenntniszuwachses und Meinungsaustausches von
Sammlern, professionellen Spezialisten
der KFZ-Branche, vielen passionierten
„Hobby-Schraubern“ sowie Freunden
des Mercedes-Benz S-Klasse Clubs „lebt“
diese Kaufberatung und wird von Zeit zu
Zeit auf einen aktuellen Stand gebracht.
Um in der Zwischenzeit auf „Ballhöhe“
zu bleiben, wird parallel das Studium
anerkannter Fachzeitschriften, einschlägiger Internet-Foren oder, noch besser,
eine Mitgliedschaft in einem der anerkannten Marken- oder Oldtimer-Clubs,
z.B. im Mercedes-Benz S-Klasse Club,
empfohlen.
Kaufberatung W126
KLASSE
Eine Bemerkung vorneweg: ein W126 ist
und bleibt auch nach 30 Jahren eine SKlasse. Als „Sonderklasse“ bezeichnete
die Daimler-Benz AG seit 1972 die Baureihen von Oberklasse-Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz.
(40% Überdeckung mit dem Hindernis)
mit einer Geschwindigkeit von 55 km/h
schadlos überstehen konnten. Der FahrerAirbag und das Antiblockiersystem (ABS)
waren zunächst gegen Aufpreis lieferbar.
Ab 1981 gab es die pyrotechnischen Gurtstraffer, und 1987 feierten automatisches
Zum Zeitpunkt seines Erscheinens warte- Sperrdifferenzial (ASD) und Antischlupfte der W126 mit einigen bahnbrechenden regelung (ASR) Premiere im W126 als
technischen Neuheiten auf. Er war der Aufpreis-pflichtige Sonderausstattungen.
weltweit erste Serien-Pkw mit einer nach
neuen Gesichtspunkten konstruierten Si- Diese und andere Neuerungen schlugen
cherheits-Fahrgastzelle, in der die Passa- sich natürlich auch in den Kosten nieder.
giere einen asymmetrischen Frontaufprall Man kann heute sicher günstiger AutofahModell
Zustand 1
ren, das „Preis-Leistungsverhältnis“ des
W126 ist jedoch auch heute noch konkurrenzfähig. Sowohl in der Anschaffung als
auch im Unterhalt ist der W126 ein durchaus erschwingliches Auto geworden.
Als grobe Orientierungshilfe zum derzeitigen Marktwert sind in der nachstehenden
Tabelle die Wertansätze für ausgesuchte
W126-Modelle laut Oldtimer-Katalog 2009
vom Verlag Heel / Classic Data GmbH
Castrop-Rauxel angegeben.
Zustand 2
Zustand 3
Zustand 4
Zustand 5
Neupreis
260 SE
k.a.
8.000 EUR
5.000 EUR
2.900 EUR
1.100 EUR
53.200 DEM
280 S
k.a.
6.400 EUR
4.100 EUR
2.300 EUR
800 EUR
37.800 DEM
280 SE
k.a.
7.800 EUR
4.900 EUR
2.600 EUR
1.000 EUR
40.800 DEM
300 SE
k.a.
9.500 EUR
6.000 EUR
3.100 EUR
1.100 EUR
57.600 DEM
380 SE
k.a.
8.400 EUR
5.400 EUR
3.000 EUR
1.100 EUR
46.700 DEM
420 SE
k.a.
10.300 EUR
6.400 EUR
3.400 EUR
1.100 EUR
70.700 DEM
500 SE VorMopf*
k.a.
10.000 EUR
6.100 EUR
3.200 EUR
1.100 EUR
50.700 DEM
500 SE NachMopf*
k.a.
12.200 EUR
8.300 EUR
4.100 EUR
1.200 EUR
76.400 DEM
560 SEL
k.a.
16.700 EUR
10.800 EUR
5.300 EUR
1.300 EUR
121.400 DEM
420 SEC Kat
k.a.
14.100 EUR
9.200 EUR
4.900 EUR
1.200 EUR
94.600 DEM
500 SEC
k.a.
13.200 EUR
8.700 EUR
4.800 EUR
1.200 EUR
100.400 DEM
560 SEC
k.a.
20.200 EUR
12.200 EUR
6.500 EUR
1.400 EUR
133.600 DEM
Zusammenstellung I.M. Bogus, MB S-Klasse Club
*Mopf: Modellpflege
Kaufberatung W126
5
1.1 W126 Anschaffung
Bezüglich der Anschaffungskosten sind
besonders gleich vier Aspekte zu würdigen, die nachstehend näher ausgeführt
werden.
Erstens: Was war der Grundpreis des
Fahrzeugs?
Als im Jahr 1979 der W126 debütierte,
konnte man einen 280 S für DEM 37.800
erstehen. Im Jahr 1991, dem letzten Produktionsjahr der Baureihe 126, wurde
ein voll ausgestatteter 560 SEL für knapp
DEM 200.000 verkauft. Soviel kostete im
Jahr 1986 auch die gepanzerte Sonderschutzversion eines 560 SEL. Da diese
Ausführung bezüglich Einsatz, Ausstattung und Preis quasi Einzelstück-Charakter hat, wird sie in der vorliegenden
Kaufberatung nicht weiter betrachtet.
Wenn wir einmal das Jahr 1985 zugrunde legen, so konnte man sich damals in
der Stuttgarter Niederlassung in der
Türlenstraße für wenig mehr als DEM
50.000 eine freilich „nackte“ 260 SE
Sechszylinder-Limousine kaufen. Für
den stolzen Preis von DEM 134.000 gab
es ein 560 SEC-Coupé in der Grundausstattung. Innerhalb der Baureihe stieg
demnach der vom jeweiligen Modell abhängige Kaufpreis bis auf das 2,7-fache
des Basismodells. Ein Teil des Mehrpreises kommt dabei allerdings durch die
erheblich bessere Grundausstattung der
teureren Modelle zustande. Somit ist ein
solcher direkter Vergleich nicht ganz objektiv. Auch wenn die Jahre an den Anschaffungskosten der Topmodelle stärker geknabbert haben als an denen der
Einstiegsmodelle, so ist ein Teil dieses
Preisunterschieds natürlich immer noch
vorhanden.
Zweitens: Was wurde an Sonderausstattungen geordert?
Kaum eine Marke besitzt eine längere
Sonderausstattungsliste als MercedesBenz und naturgemäß ist diese bei der
S-Klasse besonders ausgeprägt. Überproportional viele Fahrzeuge wurden
mit umfangreichen Sonderausstattungen
geordert. Diese waren unter anderem
darin begründet, dass zum damaligen
Zeitpunkt für die S-Klasse luxuriöse und
sicherheitstechnisch
wünschenswerte
Neuheiten (z.B. Klimaanlage, CD-Radio,
Tempomat, Fahrer-Airbag, Antischlupfregulierung oder Katalysator) genauso
möglich waren wie bereits erprobter
Luxus oder für den gewerblichen Nutzer
sinnvolle Ergänzungen (z.B. hydropneumatische Federung, Autotelefon, Kühlbox
6
im Kofferraum, elektrisch einstellbare
und beheizte Sitze). Als Beispiel sei nur
das Becker-Autotelefon erwähnt, welches mit einem Aufpreis von knapp DEM
20.000 zu Buche schlug. Auf Wunsch war
im Fond sogar ein komplettes mobiles
Büro erhältlich mit ausklappbaren Arbeitskonsolen, IBM-PC, Telefon-Modem,
Fax und Thermodrucker. Kurioser Weise
waren jedoch die heute selbstverständlichen Dinge wie z.B. der rechte Außenspiegel oder Kopfstützen im Fond in den
1980ern Aufpreis-pflichtig.
KLASSE
gesagt: „Unverbastelte“, d.h. absolut originale Fahrzeuge sind deutlich seltener
anzutreffen und daher im Allgemeinen
auch wertstabiler und sammlungswürdiger als „individuell nachgerüstete“ Exemplare. Das gilt sogar für die sogenannten
„Buchhalter“, also Fahrzeuge, die mit
einer relativ bescheidenen Ausstattung
ausgeliefert worden sind.
Zu beachten ist, dass bestimmte Nachrüstungen zwar optisch attraktiv und
durchaus verkehrssicher sein mögen,
das Fahrzeug aber auch über Gebühr
beanspruchen können. Damit ist ein erDrittens: Wie beliebt und wie selten höhter Verschleiß vorprogrammiert, der
sind bestimmte Modell-, Farb- und den Wert senken und Folgekosten verurAusstattungsvarianten, welcher Status sachen kann.
ist damit für einen Young- oder Oldtimer verbunden?
Dazu ein Beispiel:
Gemessen an Fahrzeuggröße und MotoriVom Sammler wird Seltenes, wie z.B. sierung, steht der W126 ab Werk auf relader nur sehr sporadisch georderte Reise- tiv „schmalen Füßen“. Viele Fans, vor alrechner, teilweise erheblich höher wert- lem solche von Coupés, nahmen dies zum
geschätzt als ein häufig vorhandenes Anlass, ihren Wagen „breitere Schlapund leicht nachrüstbares Zubehör, z.B. pen“ zu spendieren, also die originalen
die Original-Leichtmetallfelgen „Gullide- 205er Reifen (215er beim 560er) gegen
ckel“.
breitere auszutauschen. Nun muss man
wissen, dass der Vorderwagen eines
Auch der Status eines Modells spielt W126-Achtzylinders relativ schwer ist,
eine gewichtige Rolle. Immer status- wodurch das Lenkgetriebe und die Spurträchtig sind die Langversionen der stangen ohnehin stark beansprucht werLimousinen. Wer einmal einen SEL in den. Kommen nun breitere Reifen zum
der Sonderlackierung 040 „schwarz“ in Einsatz und wird vielleicht auch noch
Natura gesehen hat, der weiß, wie eine häufig im Stand gelenkt, so beschleunigt
Staatslimousine auszusehen hat. Für das die ständige Überlastung der LenkungsAuge etwas gewöhnungsbedürftiger ist teile deren Verschleiß wie im Zeitraffer.
vielleicht eine Limousine in der Metallic- Vorzeitige teure Reparaturen sind die
Lackierung 587 „pajettrot“. Die weinrote Folge.
Velours-Innenausstattung wurde auch
schon mit Kommentaren wie „Augs- Mussten für die Überdimensionierung
burger Puppenkiste“ bedacht. So kann von Felgen und/oder Reifen auch noch
ein vergleichbar ausgestattetes Modell die Falze in den Radläufen gebördelt,
allein aufgrund der unterschiedlichen d.h. umgelegt werden, so ist dem Rost
Farbkombination einen gänzlich anderen eine ideale Brutstätte geschaffen worden.
Kaufpreis erzielen.
Schmutz und Feuchtigkeit können sich
dort leicht festsetzen, da eine gründliche
Reinigung der Falze nun praktisch fast
Viertens: Wie gut ist der Erhaltungs- unmöglich ist.
grad des Fahrzeugs?
Die Abnutzung, die ein Fahrzeug erfahren
Dieser Aspekt ist mit Sicherheit der we- hat, ist mit Sicherheit von der Laufleissentlichste. Zwei Kriterien sind dabei zu tung und vom Fahrzeugalter abhängig,
unterscheiden: Originalität und Abnut- aber auch von Wartung und Pflege durch
zung.
den/die Vorbesitzer. Naturgemäß leiden
durch hohe Laufleistungen (500.000 km
Bezüglich der Originalität scheiden sich sind beim W126 keine Seltenheit) die
oft die Geister, auch unter Kennern. Wäh- Bezugsstoffe im Innenraum genauso wie
rend ein modernes Radio mit Navigation alle mechanisch beanspruchten Komfür den einen Interessenten sogar wüns- ponenten. Der Zustand der Sitzwangen
chens- und folglich geldwert ist, wendet (besonders am Fahrersitz), die Gurte, das
sich ein anderer Interessent mit Grau- Lenkrad, der Schaltknauf, die Pedalgumsen ab, da er auf einem dem Baujahr des mis, … sind daher probate Stellen, um die
Fahrzeugs entsprechendem Gerät vom „wahre“ Laufleistung mit der auf dem TaErstausrüster besteht. Ohne hier eine cho aktuell angezeigten „abzugleichen“.
Wertung abzugeben, sei dazu Folgendes Ein komplett abgegriffenes Lenkrad
Kaufberatung W126
und teilweise vollständig abgeriebene
Velours-Polster vertragen sich eben nicht
mit einer angegebenen Laufleistung von
„nur“ 100.000 km. Ein im Innenraum
stark verwahrlostes Fahrzeug lässt in
den meisten Fällen auch auf den entsprechenden technischen Zustand schließen.
W126 kann für ganz kleines Geld über
das Internet erworben werden. Durch ein
paar Unterschriften mit unterschiedlichen Kugelschreibern, ein paar Stempel
vom befreundeten Tankstellenpächter
und einen Hauch „künstlicher Patina“
wird jeder W126 „Scheckheft gepflegt“.
Darum gilt auch hier: Augen auf und
Noch ein Wort zum Thema „Scheckheft vergleichen! Reparaturbelege, Rechnungepflegt“. Ein neues Scheckheft für den gen, TÜV-Gutachten, AU-Nachweise, ver-
schiedene Aufkleber, Ölwechselanhänger
usw. geben Hinweise, ob das Scheckheft
glaubhaft ist. Generell gilt: Der Erhaltungsgrad, also Originalität und Abnutzung, sollten ein ganz entscheidendes
Kriterium für Preisverhandlung und
Kauf sein.
Exkurs: „Wert lt. Gutachten“ oder „Wert lt. Schwacke“
Vergessen Sie bei der Anschaffung „Ihres“ Wagens Preisvergleichssysteme wie
DAT oder Eurotax-Schwacke! Diese dienen
hauptsächlich zur Preisermittlung beim
An- und Verkauf durch Gebrauchtwagenhändler. Sammlungswürdige W126er
spielen auf diesem Markt jedoch praktisch keine Rolle mehr. Auch bei MBHändlern tendieren Inzahlungnahme und
Angebot solcher Fahrzeuge gegen Null.
Folglich sind die genannten Preislisten für
eine reelle Wertermittlung gut erhaltener
W126er wenig aussagekräftig. Wenn Sie
sich einen „Marktüberblick“ verschaffen
wollen, dann liefern die Youngtimer-Sonderhefte einiger bekannter Autozeitschriften meistens bessere Anhaltspunkte, aber
eben auch nur Anhaltspunkte.
Oft wird der vermeintliche Marktwert
eines W126 an einem Gutachten festgemacht. Viele dieser Gutachten (z.B. von
Classic Data oder Olditax) werden jedoch
nur zum Zweck einer Kasko-Versicherung
des Fahrzeugs angefertigt. Dabei wird für
Young- und Oldtimer gewöhnlich nicht
der sogenannte Wiederbeschaffungswert
angesetzt, sondern eine Entschädigungsobergrenze festgelegt. Der Wiederbeschaffungswert würde im Falle eines Totalschadens nur den Kaufpreis für ein etwa
gleichwertiges gebrauchtes Fahrzeug berücksichtigen. Der auf einem Gutachten
basierende, geschätzte Fahrzeugwert ist
in der Regel höher, weil auch ein „ideeller“ Wertanteil des Young- oder Oldtimers
hinzugerechnet wird, der z.B. auf dem besonderen „Seltenheitswert“ des begutachteten Fahrzeugs, dessen Originalität, dem
außergewöhnlichen Zustand usw. beruhen kann. Welchen Preis das Fahrzeug bei
einem Verkauf dann tatsächlich erzielt, ist
daraus nicht direkt abzuleiten. Hier kommen Angebot und Nachfrage ins Spiel.
Kaufberatung W126
Der durch ein Gutachten beurkundete
Fahrzeugwert darf deshalb als „wohlwollend“ angesehen werden. Der tatsächliche
Marktwert (Kaufpreis) kann durchaus
mehr als 30% darunter liegen. Hierzu wurden unter Pkt. 1.1 bereits einige generelle
Aspekte beleuchtet. Interessanter als der
geschätzte Wert ist die im Gutachten ermittelte Zustandsnote. Ein gepflegtes Fahrzeug sollte mindestens mit der Note 3 bewertet worden sein. Note 2 bedeutet quasi
„neuwertig“ und ist eher die Ausnahme als
die Regel. Die Note 1 (Neuzustand) kommt
mit Sicherheit äußerst selten vor, und der
Kaufpreis wird hier auch außerhalb der
nachfolgend angegebenen Spannweite liegen.
Abschließend noch ein paar Worte zu den
Zustandsangaben in Zeitungsannoncen
oder auf einschlägigen Verkaufsplattformen im Internet. Die meisten dort offerierten Fahrzeuge stellen reine „Lockangebote“
dar. Der tatsächliche Zustand steht nicht
selten in krassem Missverhältnis zum beschriebenen. Rostruinen werden als „nahezu rostfrei“ annonciert, Fahrzeuge mit Unfallschäden als „unfallfrei“ deklariert oder
deutliche technische und optische Mängel
durch den Begriff „neuwertig“ kaschiert.
Vokabeln wie „Spitzenzustand“, „SammlerFahrzeug“ oder „1A-Zustand“ sind wenig
vertrauenswürdig und der reinen Phantasie entsprungen. In den meisten Fällen
werden die angebotenen Fahrzeuge einer
solchen Bezeichnung nicht gerecht.
Wird jedoch ein Gutachten (nicht älter als
ein Jahr) und eine Zustandsnote zwischen
2+ und 3- angeben, so könnte sich eine Besichtigung lohnen. Plus und Minus sind
hierbei übliche Auf- oder Abwertungen zur
feineren Differenzierung, die durchaus ein
paar Tausender ausmachen können.
Zustandserklärung
Zustand 1
Mängelfreier Neuzustand in Bezug auf
Technik und Optik. Sehr seltene Fahrzeuge der Spitzenklasse.
Zustand 2
Fahrzeuge in gutem Zustand. Entweder
seltener, unrestaurierter Originalzustand
oder fachgerecht restauriert. Technisch
einwandfrei mit leichten Gebrauchsspuren. (Erfahrungsgemäß trifft diese Zustandsnote für die meisten Fahrzeuge zu,
welche als „Note 1“- Exemplare angeboten
werden).
Zustand 3
Fahrzeuge in gepflegtem, fahrbereiten Gebrauchszustand, ohne größere technische
und optische Mängel.
Zustand 4
Fahrzeuge mit deutlichen Gebrauchsspuren, nur bedingt oder nicht fahrbereit.
Technische und optische Mängel mit dem
Restrisiko verdeckter Schäden. Sofortige
Maßnahmen zur erfolgreichen Abnahme
gemäß §29 StVZO sind nötig.
Zustand 5
Fahrzeuge in mangelhaftem, nicht fahrbereiten Gesamtzustand. Umfassende Restaurierung erforderlich.
In Anlehnung an:
Olditax Deutschland GmbH
Altenbochumer Straße 5
44803 Bochum
7
1.1.1 Was kostet ein sammlungswürdiger W126?
Aus dem bereits Gesagten folgt, dass eine
pauschale Wertangabe nur unseriös sein
kann. Die ehrliche Antwort kann nur lauten: „Es kommt darauf an.“ Um aber nicht
weiterhin ganz im Dunkeln zu tappen, sollen an dieser Stelle wenigstens einige Eckdaten zur Orientierung genannt werden.
Reparaturbedarf zu bekommen. Andererseits sind Fahrzeuge mit einem Wert über
EUR 15.000 eher die seltene Ausnahme.
Diese sollten dann schon die Spitze bezüglich Erhaltungsgrad und Ausstattung
darstellen.
Dazwischen gibt es nahezu alles, vom abMit großer Wahrscheinlichkeit ist derzeit soluten Schnäppchen aus erster Rentnerunter EUR 4.000 nur ein Fahrzeug mit hand bis zum hoffnungslos überteuerten
hoher Laufleistung und/oder erheblichem Groschengrab. Ab einem Kaufpreis von
EUR 8.500 sollte das Fahrzeug keinen
Anlass zu Kompromissen geben. Auch die
Fahrzeughistorie sollte sich dann lückenlos und zweifelsfrei belegen lassen.
Die Erfahrung lehrt: besser und oftmals
günstiger kauft man vom Privatanbieter.
Schließlich muss jeder Händler etwas verdienen und das Risiko eines eventuellen
Gewährleistungsanspruchs einkalkulieren, Steuern bezahlen muss er auch noch.
1.1.2 Der korrekte Preis für „Ihren“ W126?
Die klare Aussage lautet: Überlegen und
vergleichen Sie sorgfältig! Wenn Sie
„Ihre“ Wahl getroffen haben, dann bezahlen Sie genau so viel, wie Ihnen genau
dieser Wagen wert ist! Denn einen zweifelsfrei korrekten Preis gibt es nicht. Die
Vielzahl der Preis bildenden Faktoren
und deren Kombinationsmöglichkeiten
lassen sich nicht in einer simplen Preistabelle abbilden.
Kalkulieren Sie zur Ankaufsrechnung
getrost noch ein oder zwei Tausender hinzu! Wenn Ihr Fahrzeug teure und anfällige Extras hat (siehe Pkt 5.), dann darf es
ruhig etwas mehr sein. Erste und kurzfristig vorzunehmende Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten lassen gewöhnlich
nicht lange auf sich warten. Denken Sie
auch daran, dass z.B. eine professionelle
Fahrzeugaufbereitung oder Hohlraumkonservierung oft wünschenswert ist.
Danach vergessen Sie am besten den
Kaufpreis! Denn alle nachträglichen Vergleiche sind müßig, weil es kaum zwei
komplett vergleichbare W126er gibt. Lassen Sie sich nicht durch die Einschätzung
von selbst ernannten Fachleuten irritieren oder dadurch die Freude an Ihrem
Neuerwerb vergällen. Diese ist ebenso
subjektiv wie die Ihrige und Sie haben
das bezahlt, was Ihnen genau dieses
Fahrzeug in diesem Zustand wert war.
KLASSE
Exkurs: Wollen Sie „günstig Gas geben“?
Soll das Fahrzeug über das Hobby hinaus
als Alltagsfahrzeug genutzt werden? Dann
könnte sich ggf. als zusätzliche Anschaffung eine Gasanlage bezahlt machen.
Generell lässt sich sagen: Je höher Kraftstoffverbrauch (Motorisierung) und die
jährliche Laufleistung sind, desto rentabler wird eine Umrüstung. Diese ist beim
W126 relativ einfach zu bewerkstelligen,
da es eine gute Auswahl an Herstellern,
Systemen und professionellen Umrüstfirmen gibt.
Eine Einschränkung muss bei Typen mit
der kleinen 6-Zylinder-Motorisierung
der ersten Serie (M110, Typen 280S und
280SE) gemacht werden. Hier sind wegen
der Backfire-Problematik nur elektronisch
geregelte Anlagen zu empfehlen. Außerdem wird ein häufigeres Nachstellen der
Ventile erforderlich sein. Ist die Nachrüstung einer Gasanlage beabsichtigt, so sind
andere Typen des W126 eher anzuraten.
Es folgt nun ein einfaches Beispiel zur Berechnung der Rentabilität einer LPG-Anla-
1.2 W126 Unterhalt
Natürlich richten sich die Unterhaltskosten eines W126 stark nach Erhaltungszustand, Motorisierung, Sonderausstattung, Kilometerleistung und Fahrweise.
Trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle zu zwei weit verbreiteten Vorurteilen
äußern:
„Der Unterhalt einer S-Klasse ist sehr teuer“
und „Alte Autos sind im Unterhalt billig“.
Die Wahrheit liegt, wie fast immer, in der
Mitte. Der W126 war zu seiner Zeit ein
luxuriöses Auto mit sehr hohem Fahrkomfort und angemessen dimensionier-
ter Leistung, daran hat sich bis heute
nichts geändert. Trotzdem war er damals
schon ein sehr fortschrittliches Fahrzeug
und kann gegenüber dem Unterhaltsaufwand anderer, auch erheblich jüngerer
Gebrauchtwagen heute noch locker mithalten.
1.2.1 Kraftstoffverbrauch
Ein Wagen mit 6 oder 8 Zylindern, bis zu
5,6 Litern Hubraum und einer Länge von
über 5m fährt sich sehr angenehm, benötigt aber auch ausreichend Treibstoff.
Eine S-Klasse ist kein „Säufer“, aber bei
entsprechender Fahrweise „atmet sie halt
etwas tiefer“ als andere Fahrzeuge.
Aufgrund der umfangreichen Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung infolge
der Ölkrise war der W126 zu seiner Zeit
eine kleine Revolution. Im Vergleich zu
seinem Vorgänger W116 und vielen Mit-
8
bewerbern verbrauchte er bis zu 30%
weniger Kraftstoff, und das bei teilweise
sogar gesteigerter Leistung.
Abhängig von Motorisierung, Fahrstil,
Kurz-/Langstrecke und Sonderausstattungen (Automatik, Klimaanlage, …)
kann beim Sechszylinder von einem
Durchschnittsverbrauch um die 12 Liter
und beim Achtzylinder um die 14 Liter
ausgegangen werden. Natürlich ist es
kein Problem, einen 560er mit Vollgas
auf der Autobahn über die 20 Liter zu
treiben. Es ist aber ebenfalls möglich, den
kleinen Achtzylinder beim reinen Gleiten
unter 12 Litern zu halten. Die relativ seltenen Turbodiesel (USA-Exporte) liegen
mit ihren Verbrauchswerten etwa 2 Liter
unter denen der Sechszylinder-Benziner.
Kraftstoffverbrauchs-Foren im Internet
halten dabei die unterschiedlichsten Erfahrungen von W126-Fahrern in nachvollziehbarer Weise fest.
Kaufberatung W126
ge (bei Anschaffung einer hochwertigen
Gasanlage, fachgerechter Montage und
ohne Regelwartungskosten):
•Angenommener Durchschnittsverbrauch bei Benzinbetrieb
6-Zylinder: 12 l / 100 km
8-Zylinder: 14 l / 100 km
•Faktor für Mehrverbrauch bei Gasbetrieb: 1,2 z.B. 6-Zylinder:
12 l  1,2 = 14,4 l LPG / 100 km
•Angenommene Kraftstoffkosten: Super
1,30 EUR / l ; LPG 0,60 EUR / l
•Die Ersparnis pro 100 km beträgt
6-Zylinder: EUR 6,96
8-Zylinder: EUR 8,12
•Kosten für die Nachrüstung der Gasanlage
6-Zylinder: ca. EUR 2.200
8-Zylinder: ab EUR 2.500
•In beiden Fällen amortisiert sich die
Gasanlage nach ca. 30.000 km
Nun rechnen Sie selbst anhand Ihrer kmJahresfahrleistung! Bei einem 6-Zylinder
und 20.000 km / Jahr ist die Anlage z.B.
nach ca. 1½ Jahren durch die Einsparung
an Kraftstoffkosten bezahlt.
Allerdings fällt bei überwiegender Kurzstreckenfahrt je nach Gasanlagentyp auch
ein geringer Benzinverbrauch an, der zu
berücksichtigen ist. Es gibt nämlich nur
wenige Anlagen, mit denen man den Motor sofort mit Flüssiggas starten kann. Gewöhnlich muss der Verdampfer erst durch
das Kühlwasser auf etwa 30-40°C erwärmt
werden, ehe die Anlage automatisch auf
Gasbetrieb umschaltet.
Ein subjektiver, auch bei geringerer kmLeistung gültiger Aspekt ist folgender:
Man fährt einfach öfter und „entspannter“,
wenn man für 0,60 EUR / l tankt. Und das
vor allem dann, wenn schon wegen des
Hubraums ein relativ hoher Kraftstoffverbrauch anfällt.
Aber nun kommt doch noch die Gretchenfrage, die es sowohl bei der Anschaffung eines Fahrzeugs mit installierter Gasanlage
als auch bei einer beabsichtigten Nachrüstung zu beantworten gilt: Ist eine S-Klasse
mit oder ohne Gasanlage mehr wert?
So sind derzeit leider noch keine HKennzeichen/07er-Kennzeichen für umgerüstete Fahrzeuge erhältlich.
1.2.2 Steuer und Versicherung
Die günstigste Lösung für einen Oldtimer, der
auch nur als solcher genutzt wird, ist das so
genannte H-Kennzeichen, „H“ steht hierbei
für „historisch“. H-Kennzeichen sind seit
Herbst 2009 für die ersten gebauten W126
interessant.
Achtung, dafür ist eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen. Das fängt beim MindestFahrzeugalter von 30 Jahren an, geht über einen nachweislich technisch nicht veränderten
originalen und guten Erhaltungszustand und
endet bei empfindlichen Nutzungseinschränkungen im Gebrauch.
So dürfen steuerbegünstigte und von der Abgasuntersuchung (AU) befreite Fahrzeuge mit
H-Kennzeichen nicht auf öffentlichen Parkplätzen (z.B. Supermarkt oder Innenstadt) abgestellt werden. Das gilt nicht für sog. Fahrten
„zur Pflege des automobilen Kulturguts“, d.h.
bei als solchen gekennzeichneten automobilen Veranstaltungen. Wartungs- und Erprobungsfahrten sind ebenfalls zulässig, jedoch
kein Alltagsgebrauch.
Je nach Bundesland und zuständigem Landratsamt werden diese Vorschriften sehr unterschiedlich gehandhabt. Ein offensichtlicher
Verstoß gegen die Regeln kann teilweise mit
Kaufberatung W126
einem empfindlichen Bußgeld sowie weiteren
Auflagen (z.B. Führen eines Fahrtenbuchs)
verbunden sein, vor allem, wenn der Verdacht
des Missbrauchs (d.h. der Steuerhinterziehung) besteht.
Der hier zugrunde gelegte Sachstand stammt
von den Landratsämtern Ludwigsburg, Esslingen und Göppingen, alle im Großraum Stuttgart (BW) gelegen. Aber selbst zwischen diesen drei Landratsämtern gibt es noch kleine
Unterschiede. Dies liegt darin begründet, dass
die „Durchführung“ Ländersache ist (wie z.B.
auch die Polizei, Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten usw.). Die Verwaltungsvorschriften
einzelner Landkreise sind teilweise tatsächlich unterschiedlich. Offensichtlich gibt es
hier sogar ein merkliches „Nord-/Südgefälle“.
Dazu ein weiteres Beispiel zum Wechsel der
Schadstoffklasse. Bei der Nachrüstung eines
Kaltlaufreglers (KLR) ist im Landkreis Esslingen für die Eintragung der Euro2 ein Gang
zum Landratsamt unerlässlich und freilich
mit den entsprechenden Gebühren verbunden. Im Einzelfall wird sogar die Typklasse geändert, eine neue Zulassungsbescheinigung
Teil2 (ehemals Kfz.-Brief) ausgestellt und ein
Formular an das Finanzamt geschickt. In anderen Bundesländern, z.B. in NRW, reicht es
aus, wenn die Einbaubescheinigung einer
Fachwerkstatt direkt an das Finanzamt gefaxt
wird.
Eine relativ günstige Versicherungsmöglichkeit eines W126 ist eine Youngtimer-Versicherung. Wie bereits weiter oben behandelt, wird
bei der Kasko-Versicherung eines Old- oder
Youngtimers eine Entschädigungsobergrenze festgesetzt, die auf einem Gutachten basiert. Der Fahrzeughalter muss in der Regel
mindestens 25 Jahre alt sein (bitte nicht mit
dem Fahrzeugalter verwechseln!). Andere
Auflagen wie zum Beispiel Jahreshöchstfahrleistung, abschließbare Einzelgarage, parallel
angemeldetes Alltagsfahrzeug und anderes
können hinzukommen. Schadensfreiheitsstufen und Regionalklassen gibt es dabei in der
Regel nicht. Solche Versicherungen werden
ab Haftpflicht (hier reicht oft ein sogenanntes
Kurzgutachten), über Teilkasko bis zur Vollkasko angeboten.
Versicherungsanbieter mit Youngtimer-Tarifen sind u.a. die Kfz-Versicherer ADAC, Allianz, AXA, Gothaer, Sicherdirekt, Zurich, …. Es
gibt sogar auf Young- und Oldtimer spezialisierte Versicherungsmakler wie z.B. OCC, die
weitere interessante Versicherer im Portfolio
führen.
9
1.2.3 Versicherungsbeispiel Youngtimer
W126 Bj. 1986
W126 420 SE, Marktwert Gutachten EUR
10.000, Zustandsnote 2, Stand OCC 2009:
eine 420er-Limousine, ausgeführt im Jahr
2008 in einer MB-Werkstatt:
Haftpflicht mit 100 Mio. Deckungssumme:
EUR 119,00 / Jahr
Teilkasko mit EUR 150 Selbstbeteiligung:
EUR 61,52 / Jahr
Vollkasko mit SB EUR 500 / EUR 150 TK:
EUR 159,46 / Jahr
Kaltlaufregler
Grüne Umweltzonen-Plakette
Lohn bei 18 AW
Abgasuntersuchung
Landratsamt-Gebühren
Gesamtkosten:
Steuerlich gilt für einen W126 generell
das Gleiche wie für andere Kraftfahrzeuge. Ist bereits ein geregelter Katalysator
eingebaut (beim W126 vor 1986 als Sonderausstattung / ab 1986 in Serie möglich
/ auch als Nachrüstung), wird die Aufrüstung eines Kaltlaufreglers (KLR) interessant, um das Fahrzeug auf die steuerlich
günstigere Euro2-Norm umschlüsseln zu
können. Ab Baujahr 1986 muss meistens
nur der Kaltlaufregler nachgerüstet werden, wenn es kein sog. RÜF ist.
Damit sank die Kfz-Steuer für den 420er
von EUR 635 auf EUR 309 pro Jahr. Der
KLR amortisierte sich also nach 1½ Jahren.
Beispiel zur Nachrüstung des KLR bei
werksseitig montiertem Katalysator für
EUR 270,00
EUR 5,00
EUR 126,00
EUR 50,00
EUR 15,60
EUR 466,60
Generell gilt zur steuerlichen Einstufung
der Schadstoffklasse, dass bei Fahrzeugen (Benzinern) mit Katalysator und KLR
die Euro2-Norm erreicht werden kann.
Für Fahrzeuge ohne Katalysator (8-Zylinder-Motoren M116 und M117) bietet
die Firma GAT-KAT einen Nachrüstsatz
an. Beim 6-Zylinder Motor M103 ist sogar
Euro2-D3 möglich, das heißt ein Steuersatz von EUR 6,75 / 100ccm Hubraum.
1.2.6 Beispielrechnung
für eine Achtzylinder-Limousine 420SE
Achtung! D3 nicht mit Euro3 verwechseln! Diese Norm wurde erst 1998 eingeführt.
Ausnahmen bilden der W126 280S, hier
kann kein Katalysator nachgerüstet
werden, sowie leider auch einige 500erMotorenvarianten bis 08/1987. Für diese
wurden die Typzulassungen bezüglich einer KLR-Nachrüstung nicht aufgestockt.
Daher sind sie nicht auf Euro2 aufrüstbar. Besonders der 500er-Motor, der über
den gesamten Produktionszeitraum des
W126 gebaut wurde, erfuhr zahlreiche
Veränderungen. Deshalb muss hier im
Einzelfall sorgfältig geprüft werden, ob
eine steuerlich günstigere Schadstoffklasse überhaupt erreicht werden kann.
Problematisch sind auch die USA-Turbodiesel sowie Dieselumbauten. Dafür ist
keine steuerreduzierte Schadstoffklasse
zu erhalten. Es muss also der höchste
Steuersatz bezahlt werden, was solche
Fahrzeuge für die meisten Halter in
Deutschland der hohen Kosten wegen uninteressant macht.
ausstattungen im Fahrzeug verbaut sind,
umso mehr kann defekt werden. Natürlich ist die jährliche km-Laufleistung des
Fahrzeugs zu berücksichtigen. Auch die
Bereitschaft und die Fähigkeit, bei kleineren Reparaturen selbst Hand anzulegen, spielt eine Rolle. Überlegen Sie, ob
Sie mit größeren Arbeiten an Karosserie
und/oder Motor zur nächsten MercedesWerkstatt gehen wollen oder ob eventuell eine kleinere freie Werkstatt, die sich
auf solche Fahrzeuge spezialisiert hat,
in Betracht kommt. Die Preis- und Leis-
tungsunterschiede können dabei ganz
erheblich sein.
Wenn man bei einem reinen LiebhaberFahrzeug mit relativ bescheidener Ausstattung, ohne Wartungsstau und bei ein
paar tausend km Fahrleistung im Jahr mit
EUR 500 gut gerüstet ist, so kann bei einem täglich genutzten Alltagswagen mit
gehobener Ausstattung (Klimaanlage, hydropneumatische Federung usw.) durch
die höhere Laufleistung ohne Weiteres
das Mehrfache dieses Betrags anfallen.
Aus dieser Kalkulation ergeben sich laufende monatliche Kosten von EUR 220.
Wer beim Anschaffungspreis (zum günstigen Zeitpunkt, mit guter Substanz,
geringe Laufleistung, ohne reparaturanfällige Extras, ohne Reparaturstau) nicht
allzu sehr spart und nicht auf den Alltagsbetrieb des Fahrzeugs angewiesen ist, der
kann mit dem W126 auch für verhältnismäßig „kleines Geld“ S-Klasse fahren.
Allerdings wurden hier keine umfangreicheren Reparaturen oder Instandsetzungen einbezogen. Darum ist es nicht
falsch, wenn noch ein bis zwei Tausender
in Reserve bereit liegen, falls mal etwas
„Größeres“ ansteht. Bei einem FreizeitFahrzeug kann dies ja auch „geplant“
werden.
2. Sammler-, Hobby- oder Alltagsfahrzeug;
was für ein Käufer sind Sie?
Vor der Differenzierung möglicher Motor-, Karosserie- und Ausstattungsvarianten sollten Sie sich im Klaren darüber
sein, zu welchem Zweck „Sie“ einen solchen Wagen kaufen wollen.
A. Suchen Sie ein „Winterfahrzeug“, weil
Sie Ihr Motorrad oder Cabrio mit Saisonkennzeichen fahren und im Winter
still legen?
1.2.4 Reparatur und Wartung
Um einen W126 bei guter Kondition zu
halten, sind wie bei jedem anderen Kfz regelmäßige Wartungsarbeiten notwendig.
Dazu gehört z.B. der jährliche Austausch
des Motoröls, die Verschleißkontrolle
bzw. Instandsetzung der Bremsanlage,
bei besonders gepflegten Fahrzeugen
vielleicht auch eine professionelle Fahrzeugaufbereitung. Wenn dieser Posten
mit ca. EUR 500 noch im Rahmen bleibt,
so wird eine Kalkulation zu erwartender
Reparaturen schon erheblich schwieriger.
Als Faustregel gilt hier: Je mehr Sonder-
• Steuer (Euro2) und Versicherung
(Haftpflicht/Vollkasko): EUR 630,00
• zusätzliche Garage für 12 Monate
(EUR 45,-/Monat):
EUR 540,00
• Superkraftsoff für ca. 3.000 km/Jahr
(Freizeit-Fahrzeug):
EUR 530,00
• Ölwechsel und Fahrzeugpflege: EUR 440,00
• Ersatz- und Verschleißteile (pauschal):
EUR 500,00
• Gesamtkosten pro Jahr: EUR 2.640,00
KLASSE
B. Soll es ein Gebrauchs- und Alltagsfahrzeug werden, welches das ganze
Jahr im Einsatz ist und eine entsprechende Kilometer-Fahrleistung erbringen muss?
C. Wird das Fahrzeug als Zweitwagen
oder Hobbyfahrzeug geplant, also zur
Freizeitbeschäftigung und für Fahrspaß?
D. Spekulieren Sie eventuell auf das
Wertsteigerungspotenzial eines reinen Sammler-Fahrzeugs?
So verschieden wie die aufgezeigten
Kaufgründe, so unterschiedlich werden
auch die Anforderungen sein, die Sie an
„Ihren“ W126 stellen.
Im Rahmen dieser Kaufberatung ist es
unmöglich, alle Aspekte ausführlich zu
behandeln, alle möglichen Farb-Kombinationen und Ausstattungsmerkmale zu
beschreiben oder einer Fahrzeug-Dokumentation auch nur nahe zu kommen.
So wird diese wohl hauptsächlich von potenziellen Käufern der Kategorien B und
C zur Hand genommen werden.
Käufer der Kategorie A werden sich kaum
die Mühe einer tiefer gehenden Beschäftigung mit dem W126 machen wollen. Für
diesen Zweck gibt es sicher günstigere
und besser geeignete Fahrzeuge.
Ein Sammler der Kategorie D handelt aus
ganz spezifischen Beweggründen. Ihm
werden die hier angebotenen Informationen größtenteils bekannt sein, ja er wäre
bestimmt in der Lage, selbst eine Kaufberatung zu schreiben.
Aus den vorstehenden Gründen sind die
folgenden Seiten bezüglich Informationsbreite und Detaillierung vor allem
auf die Käufer der Kategorien B und C
zugeschnitten und werden für diese interessant sein. Sie sollen eine Hilfe anbieten beim Einstieg in das Thema oder
vielleicht sogar das neue Hobby „W126“.
1.2.5 Nebenkosten
Abhängig von der beabsichtigten Nutzung des Fahrzeugs lohnt es, sich vor
dessen Anschaffung auch ein paar Gedanken zu den sonstigen Nebenkosten zu
machen.
Ist eine Garage vorhanden oder wird zusätzlich eine benötigt? Falls das Fahrzeug
nicht das ganze Jahr über angemeldet
sein soll (z.B. mit Saisonkennzeichen),
ist zumindest ein Stellplatz auf privatem
Grund notwendig. In vielen Fällen kann
auch ein Stellplatz in einer öffentlichen
10
Tiefgarage (z.B. bei Banken, Supermärkten, Shopping-Centers usw.) saisonal gemietet werden, was oft günstiger ist. Die
Kosten dafür schwanken zwar regional
stark, sind aber anhand der örtlichen
Miet- und Immobilienanzeigen einfach zu
überschlagen.
Besteht Interesse an einer Mitgliedschaft
in einem Marken-Club? Wie bei vielen
Hobbys bringt oft erst das gemeinsame
Erlebnis den ganzen Spaß. Organisierte Ausfahrten und Veranstaltungen,
gemeinsame Schrauber- oder Arbeitsnachmittage, regionale Stammtische,
die Fachsimpelei und der Austausch mit
Gleichgesinnten kann das persönliche
Erlebnis mit „Ihrem“ W126 wunderbar
ergänzen und abrunden. Viel Know-how
kann aus etablierten Fachzeitschriften
gewonnen werden. Ersatzteil- und Zubehörquellen sind im Annoncenteil zu
finden. Ein Abo ist meist nicht teuer. Mitgliedsbeitrag und Abo-Kosten sollten also
auch im Budget berücksichtigt werden.
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
11
3. Motorvarianten des W126,
Gleiter oder Sportler?
Exkurs: Die Sache mit der ersten und zweiten Serie; Herbst 1985
Nach 1979 hatten die verschiedenen Typen des W126 zwar bereits einige Modifikationen erhalten, im Herbst 1985
folgte jedoch gleich eine ganze Reihe von
grundlegenden
Modellpflegemaßnahmen. Diese betrafen sowohl die Karosserie als auch die Palette der angebotenen
Triebwerke. Die Innenausstattungen wurden ebenfalls umfangreich überarbeitet.
Dadurch erfuhr die Baureihe W126 eine
Zäsur, die über eine gewöhnliche „Mopf“
(Abk. für Modellpflege) hinaus ging und
zu der in der Praxis üblichen Einteilung
in erste und zweite Serie führte.
Rein äußerlich kann man die Fahrzeuge
der 1. und 2. Serie am leichtesten anhand
der Seitenbeplankungen, in Volksmund
„Sacco-Bretter“ genannt, unterscheiden.
Während diese Kunststoffteile in der 1.
Serie mit waagerechten Rillen strukturiert waren, wurden sie in der 2. Serie
glattflächig und auch in neuen Farbvarianten gestaltet. Ein weiteres Merkmal
sind die neu gestalteten Stoßfänger, bei
denen der vordere nun stufenlos in die
steiler stehende Bugschürze überging.
Mercedes-Benz war übrigens der erste
Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen,
der sich traute, flächige Kunststoff-Formteile an der Karosserie anzubringen.
Chefdesigner Bruno Sacco musste diesen
kühnen Schritt auch in den eigenen Reihen verteidigen. Die Modelle des W126
lassen sich wie folgt einordnen:
Zweite Serie (1985-1991)
• Sechszylinder-Limousinen:
260SE, 300SE, 300SEL
• Achtzylinder-Limousinen:
420SE, 420SEL, 500SE, 500SEL,
560SE, 560SEL
• Diesel-Limousinen:
300SDL (nur USA bis 1987)
• Achtzylinder-Coupés:
420SEC, 500SEC, 560SEC
Seitenbeplankung 1. Serie
Seitenbeplankung 2. Serie
Erste Serie (1979-1985)
• Sechszylinder-Limousinen:
280S, 280SE, 280SEL
• Achtzylinder-Limousinen:
380SE, 380SEL, 500SE, 500SEL
• Diesel-Limousinen:
300SD (nur USA und Japan)
• Achtzylinder-Coupés:
380SEC, 500SEC
Welche Serie ist nun die begehrtere, die
sammlungswürdigere oder die bessere?
Fragen Sie zwei W126-Experten und Sie
bekommen garantiert drei Antworten!
Dem ursprünglichen Charme der Fahrzeuge aus der 1. Serie stehen die Verbesserungen und Ergänzungen der 2. Serie
gegenüber. Wie so oft liegt es im Auge
des Betrachters und im persönlichen
Geschmack des Einzelnen, welcher Serie der Vorzug gegeben wird. Zum Thema „Korrosion“ werden Sie sogar recht
widersprüchliche Aussagen bekommen.
Ich bin geneigt, der folgenden Variante
Glauben zu schenken. Aufgrund umfangreicher Rostschutzmaßnahmen stehen
Fahrzeuge der 2. Serie oftmals „besser
im Blech“. Dies trifft besonders für die
Qualität der Chrom- und Zierteile zu. Aus
diesem Grund liegt momentan auf dem
Markt das Preisniveau der Zweitserien
über dem der Erstserien.
Die verschiedenen Motorvarianten der
Baureihe W126 lassen sich einteilen in
die Reihen-Sechszylinder, die V-Achtzylinder und die Diesel-Motoren. Letztere
hatten zunächst fünf und dann sechs Zylinder, und beide Aggregate waren mit
einem Abgas-Turbolader versehen. Ein
weiterer Unterschied besteht zwischen
den Triebwerken der 1. und 2. Serie.
Bei allen Motoren außer dem Reihen-Fünfzylinder OM 617 im 300 SD (OM steht für
Oelmotor, also Diesel) treffen Sie auf überquadratische Verhältnisse. Das bedeutet,
dass der Durchmesser der Zylinderbohrung größer ausgelegt ist als der Hub. Es
handelt sich also um sog. „Kurzhuber“.
Es stellt sich nun für Sie die Frage, welchen Fahrstil Sie bevorzugen. Sind Sie
eher ein „Gleiter“ oder ein „Sportler“?
Die 272 PS der 5,6-Liter-Maschine (RÜFVariante des M117) bescherten einem
Generell waren alle Otto-Motoren der 2.
Serie als leistungsreduzierte Kat-Versio-
Aufgrund seines Konzepts zeigt ein W126
gediegenes Understatement. Er wurde
sicher nicht geschaffen für Autorennen
oder Ampel-Rallyes. Neben seinem hohen
Komfort verlieh ihm u.a. eine angemessene Motorisierung mit jederzeit souveräner und eleganter Kraftentfaltung die
damals unübertroffene Reisetauglichkeit.
nen oder als etwas stärkere, sogenannte
Rückrüst-Varianten (RÜF), d.h. ohne den
Katalysator, lieferbar. Eine Ausnahme bildet hier der 5,6-Liter-Motor M117. Dieser
konnte im europäischen Ausland gegen
Aufpreis auch als sog. ECE-Version mit
der Spitzenleistung von 299 PS (in der
Literatur oft mit 300PS angegeben) erworben werden.
Die Komplexität der Maschine sowie
die damit verbundenen Kosten bei einer
möglichen Reparatur, bei der Wartung
oder allein durch den Kraftstoffverbrauch
wird folglich bei der Auswahl des Triebwerks auch eine Rolle spielen.
Suchen Sie womöglich einen Schaltwagen, entgegen der überwiegenden
Mehrheit der S-Klasse-Fahrer, die ein
Automatik-Getriebe bevorzugen? Dieses
wäre in der Motorenauswahl zu berücksichtigen, ein Schaltgetriebe gab es nur
für die Sechszylinder. Natürlich konnten
auch die Sechszylinder gegen Aufpreis
mit einem Automatik-Getriebe geordert
werden.
Falls Ihr Herz sowieso nur für eines der
gediegenen 126er-Coupés schlagen sollte,
überlesen Sie die Sechszylinder, die SECs
gab es nur als Achtzylinder.
3.1 Die Sechszylinder
Der Sechszylinder-Motor der 1. Serie,
besser bekannt unter seinem HerstellerKürzel M110 oder dem Spitznamen „Doppelnocker“, ist für Mercedes-Fans schon
legendär. Und das aus gutem Grund. Der
fast „turbinenartige“ Lauf dieses 2,8-Liter-Reihensechsers bietet eine Menge
Fahrspaß und gilt als nahezu „unzerstörbar“. Aus verkaufspolitischen Gründen
wurde die theoretische Leistungsfähigkeit des M110 nicht ausgereizt und durch
konservative Steuerzeiten (sog. „zahme
Nockenwelle“) auf 185 PS begrenzt. Das
danken diese Motoren mit einer langen
Lebensdauer. Trotzdem wirken sie durch
ihre Drehfreudigkeit sehr lebhaft.
Kaufberatung W126
W126 durchaus Sportwagen-Qualitäten.
Nicht wenige 560er, besonders jedoch
die bärenstarken 560SECs, waren oft als
„Porsche-Jäger“ unterwegs und wilderten
mit ihren überlegenen Fahrleistungen
im Sportwagen-Segment. Andererseits
sind die 185 PS eines 280SE (M110)
zum bequemen Reisen in einer knapp
1,6 Tonnen schweren Limousine völlig
ausreichend. Hier konnte sich der W126
vor allem als komfortabler Gleiter ohne
jegliche sportliche Ambitionen beweisen.
Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl
der Motorisierung „Ihres“ W126 könnte
eine mögliche oder die bereits vorhandene
Einstufung in eine günstige Schadstoffklasse sein (Euro2-Norm durch Kat und KLR).
Hierbei geht es immerhin um die Halbierung der Kfz-Steuer. Zur Erteilung einer
grünen Umweltschutzzonen-Plakette der
Klasse 4 (grün), ohne die ab 2012 in vielen
Innenstädten Fahrverbote drohen, reicht
allerdings schon ein Lambda-geregelter
Katalysator und die Euro1-Einstufung.Da
die ersten W126 erst seit Herbst 2009 Anrecht auf ein H-Kennzeichen haben, wird
dies über die nächsten 10 Jahre hinweg für
viele Fahrzeuge ein Thema sein.
Den M110 gab es im 280S auch mit SolexDoppelregister-Vergasern. Das ist eher
etwas für Liebhaber, wobei dies sowohl
technisch als auch bezüglich der gemütlichen Fahrweise gemeint ist. Seine 156 PS
wirken in der schweren Limousine etwas
überfordert. Eine manchmal wünschenswerte Leistungsreserve ist nicht vorhanden. Dazu kommt, dass kein Katalysator
nachgerüstet werden kann.
12
KLASSE
Kaufberatung W126
Die Sechszylinder-Motoren der 2. Serie
(M103) hatten ihren Dienst als 2,6- und
3-Liter-Versionen im 260SE, 300SE und
300SEL zu verrichten. Die 160 PS im
260SE mit Katalysator empfehlen sich
nur für „Gleiter“. Bei etwas zügigerer
Fahrweise ist ein 300er die bessere Wahl.
Er harmoniert ganz ausgezeichnet mit
Wagengewicht und Getriebeabstufung
und glänzt durch sehr ruhige Laufeigenschaften.
Die Sechszylinder-Motoren im Überblick
Typ
Produktionszeit
280S
280SE,
280SEL
260SE
300SE,
300SEL
1979-1985
1979-1985
1985-1991
1985-1991
Motor
M110
M110
M103
M103
Hubraum in ccm
2746
2746
2599
2962
Leistung in PS (RÜF)
156
185
166
188
Leistung in PS (KAT)
-
-
160
180
200
210
200-205
205-210
Höchstgeschw. in km/h
13
3.2 Die Achtzylinder
KLASSE
in 1. und 2. Serie) produziert wurde. Dies bescherte dem 500er auch die größte Anzahl an
unterschiedlichen Modifikationen. Leider sind
dabei nicht alle Versionen problemlos mit einem Kat nachrüstbar. Es ist ohne exakte Kenntnis der Typen- und Motorbezeichnung kaum zu
entscheiden, ob eine angebotene Ausführung
nachrüstbar ist oder nicht. 500er, die ab 1989
gebaut worden sind, können in jedem Fall mit
einem Katalysator aufgerüstet werden.
Trotzdem kann ein 500er immer wärmstens
empfohlen werden. Aufgrund der ab 1982 „langen“ Hinterachsübersetzung läuft er auf einem
niedrigen Drehzahlniveau, was eine perfekte
Laufruhe und eine überdurchschnittliche Langlebigkeit bewirkt. Besonders interessant sind
die wegen drohender Kat-Pflicht ab 1987 leistungsgesteigerten 5-Liter-Motoren der 2. Serie,
die mit ihrer Fahrleistung dem späteren TopModell, dem 560er, kaum nachstanden.
Die Nachfolge des „kleinen Achtzylinders“ der
1. Serie trat 1985 der 420er V8 an. Auch dieser erfuhr 1987 eine Leistungssteigerung, die
ihn nun noch besser vom 300er-Sechszylinder
absetzte. Eine Besonderheit beim 420er ist die
gegenüber 500er und 560er Modellen fehlende
Anfahrmoment-Abstützung. Deshalb „tauchen“
die 420er beim Anfahren oder beim Kick-down
Als Gegenstück zum „kleinen Achtender“ fun- mit dem Heck stärker ein, was dem Fahrer vor
gierte der 5-Liter-Motor, der als einziger über allem bei späten Modellen eine etwas stärkere
die komplette Bauzeit des W126 hinweg (also Beschleunigung vorgaukelt.
Die V8-Motoren passen wegen ihrer Leistung
und der Leistungscharakteristik ohne Frage
am besten zum hohen Wagengewicht und Komfortanspruch an eine S-Klasse. Besonders gut
korrespondieren die 8-Zylinder mit den noblen
Coupés, so dass die SECs auch nur mit dieser
Motorisierung erhältlich waren.
Das „Gänsehaut-Feeling“ beim Gleiten (die Lüftung ist lauter als das Motorengeräusch) oder
der typische V8-Sound beim Anfahren und
Überholen können süchtig machen und Grund
genug sein, sich für den Achtzylinder zu entscheiden. Beim Cruisen ist zudem der Mehrverbrauch gegenüber dem Sechszylinder relativ
gering und wird gern in Kauf genommen.
Einstiegsmodelle in die V8-Liga des W126 sind
die 380SE/SEL/SEC der 1. Serie. Übrigens
konnte ein 380er als einziges Modell der 1.
Serie bereits ab Werk mit einem geregelten Katalysator bestellt werden. Da in dieser Zeit das
für den Kat-Betrieb benötigte bleifreie Benzin in
Deutschland jedoch noch nicht flächendeckend
verfügbar war, scheuten sich die meisten Kunden, den erheblichen Aufpreis für dieses damals
noch exotische Extra zu zahlen. Aus diesem
Grund ist heute ein 380er mit werksseitig ausgerüstetem Kat eine absolute Seltenheit.
Das Highlight und die Top-Motorisierung eines
W126 stellt ab 1985 der 560er dar. Wer sich
akustisch zu europäischen Achtzylindern hingezogen fühlt, wird hier aufs Feinste bedient. Aus
einem heiseren V8-Röcheln heraus steigert sich
der M117 beim Gasgeben zur dezent kernigen
Sinfonie, jedoch im besten Understatement stets
elegant und nie aufdringlich. Seine Mehrleistung
holt der 560er aus der gegenüber dem 500er
etwas höheren Drehzahl. Das bescherte ihm zu
seiner Zeit durchaus Sportwagen-Qualitäten.
Ab 1989 gab es eine allgemeine Kat-Pflicht für
Kfz. mit Hubräumen über 1.400 ccm. Die bis
1991 produzierte ECE-Version des 560ers stellt
hierbei eine Ausnahme dar und war exklusiv
erhältlich auf europäischen Märkten, auf denen
bleifreies Benzin zu diesem Zeitpunkt noch
nicht flächendeckend zur Verfügung stand (z.B.
Italien, Spanien, Portugal, …).
Generell lässt sich über alle Achtzylinder-Motoren sagen, dass sie über eine hohe Standfestigkeit verfügen. Laufleistungen von mehreren
hunderttausend km sind eher die Regel als die
Ausnahme. Den Tribut, der für die überlegene
Leistungsentfaltung zu erbringen war, bewirkte
das hohe Gewicht des Vorderwagens. Besonders
in Verbindung mit breiteren Reifen kommt es
an Lenkung und Vorderachse oft zu erhöhtem
Verschleiß.
Die Achtzylinder-Motoren im Überblick
Typ
380SE, 380SEL,
380SEC (ab 1981)
420SE, 420SEL,
420SEC
500SE, 500SEL,
500SEC (ab 1981)
560SE, 560SEL,
560SEC
1980-1985
1985-1991
1980-1991
1985-1991
M116
M116
M117
M117
Hubraum in ccm
3818
ab 1981: 3839
4196
4973
5547
Leistung in PS (RÜF)
218
ab 1981: 204
218
240
ab 1981: 231
ab 1987: 245
272
ab 1987: 300
Produktionszeit
Motor
Leistung in PS (KAT)
-
205
ab 1987: 224
223
ab 1987: 252
242
ab 1987: 279
Leistung in PS (ECE)
-
-
-
299
220
ab 1981: 210
210-215
230 / ab 1981: 225
ab 1987: 230
RÜF 235 / KAT 225
ECE 250
Höchstgeschw. in km/h
Zusammenstellung: I.M. Bogus, MB S-Klasse Club
3.3 Die Dieselmotoren
Die mittlerweile erstaunliche Karriere des Dieselmotors in der S-Klasse begann im Verborgenen. Assoziierte die Öffentlichkeit mit einem
Dieselaggregat seinerzeit doch eher einen Traktor, ein „Bauernauto“ oder bestenfalls ein Taxi,
aber keine Nobelkarosse. Ausgerechnet für den
US-Markt, wo der Kraftstoffverbrauch lange keine Rolle spielte, wurde der 300 SD konzipiert
und in 1. Serie auch nur dorthin und nach Ka-
nada geliefert. Die Gründe dafür sind wohl im
Ölpreis-Schock des Jahres 1973 sowie in der
Forderung der amerikanischen Regierung nach
einem reduzierten Flottenverbrauch zu suchen.
Obwohl im Verbrauch nur ca. 2 Liter/100km
unter dem 280S angesiedelt, konnte der durchschnittliche Verbrauch der in die Staaten exportierten Mercedes-Flotte doch signifikant
gesenkt werden. Nachdem Mercedes dem Die-
selmotor seine typischen Vibrationen ausgetrieben hatte, wurde er schließlich auch einer SKlasse für würdig befunden. 1978 erhielten die
Entwicklungsarbeiten dann noch erheblichen
Rückenwind, als der mit einem Dieselaggregat
ausgerüstete Mercedes-Versuchsträger C111 (in
anderer Ausführung auch als Wankel-Mercedes
bekannt geworden) in Nardo eine spektakuläre
Rekordfahrt vorlegte.
Der OM617 im 300SD kam in den USA sehr gut
an. Der 300SD erhielt 1981 sogar den begehrten
Preis „Import Car of the Year“ und wurde wegen
der engen Abgasvorschriften in Kalifornien dorthin schon mit einem Rußfilter geliefert. Sein würdiger Nachfolger, der OM603, ebenfalls mit einem
Garrett-Abgasturbolader ausgerüstet, wurde zusätzlich auch noch nach Japan verkauft, war aber
nur in der Lang-Version 300SDL zu ordern. Die
originalen US-Ausführungen 300SD und 300SDL
sind leicht zu erkennen. Die in den USA vorgeschriebenen Sicherheits-Stoßfänger sind unübersehbar, ebenso die für europäische Augen eigenwilligen Sealed-Beam-Scheinwerfer. Meilen-Tacho
und eine dem amerikanischen Markt angepasste
Innenausstattung komplettieren die US-Diesel.
Dabei war die deutlich beliebtere Langversion
SDL seitens der Karosserie mit europäischen
Modellen identisch, aber mit 5,28 Metern Länge
dank der breiteren Stoßfänger um 14cm länger.
Obwohl Ende der 80er Jahre durch Diskussionen
über Rußpartikel der „Dieselhype“ in den USA
schon vorbei war, versuchte Mercedes-Benz von
Jahresmitte 1990 bis zum August 1991, ein neues
Dieselmodell zu positionieren. Der Reihen 6-Zylinder Dieselmotor OM603 wurde zum ersten
Mercedes mit Rußpartikelfilter. Das „Oxikat“ genannte System unterscheidet sich dabei jedoch
von den heute gebräuchlichen. Des Weiteren erhielt der Motor eine Turboaufladung mit Ladeluftkühler und eine Bosch 6-Stempeleinspritzpumpe.
Das höhere Drehmoment des 350er-Motors von
310 Nm ist in Verbindung mit der Automatik der
größte Vorteil dieser Ausführung, ein Dahingleiten auch auf eher bergigen Strecken war damit
durchaus möglich. Der Neupreis eines SDL lag
ohne Extras bei knapp unter 50.000 US$.
Der erhoffte Erfolg stellte sich leider nicht ein, in
14 Monaten wurden nur 2.066 Stück Kurzversionen und 2.925 Langversionen verkauft. Einer
der Gründe lag in der nicht ausreichend hohen
Dauer-Belastbarkeit des Motors. Dieser musste,
wie alle frühen Turbomotoren, langsam warm
gefahren werden und nach längerer oder höherer
Belastung durch Nachlaufen abkühlen. So sind
auch heute noch auf Autobahnetappen in Europa
maximal 145 km/h auf Dauer empfehlenswert.
Empfehlenswert ist es ebenfalls, auch die Ölwechselintervalle zu verkürzen, um die Standzeit
des Motors zu erhöhen. Trotzdem existieren gepflegte Motoren mit Laufleistungen jenseits der
300.000km.
Die Bedeutung der 350er Dieselmodelle ist eine
eher historische, da man die Exemplare nur in
den USA bzw. Kanada findet. In Europa kann man
die originalen „matching numbers“-Exemplare an
einer Hand abzählen, dazu kommt, dass OriginalStoßfänger schon sehr knapp werden. Andere
Diesel- bzw. US-spezifische Ersatzteile sind noch
im gleichen Umfang wie für die europäischen Modelle zu bekommen.
Der deutsche Käufer sei aber gewarnt! In Europa
sind W126-Diesel ziemlich selten. Wegen der extrem hohen Steuern bei vergleichsweise geringer
Motorleistung dürften solche Fahrzeuge für die
meisten W126-Interessenten relativ unattraktiv
US-Version Sicherheitsstoßfänger
US-Version Sealed-Beam-Scheinwerfer
werden. Viele der angebotenen W126-Diesel sind
außerdem Eigenumbauten, die mit Vorsicht zu
genießen sind. Die erfolgte Erstabnahme oder die
TÜV-Plakette sagen nur etwas über die allgemei-
ne Verkehrssicherheit des Fahrzeugs aus, aber
nichts über die Qualität der „Basteleien“. Daher
kann man allgemein von einem Ankauf eines solchen Fahrzeugs nur abraten.
Die Diesel-Motoren im Überblick
Typ
300SD
300SDL
1980-1985
1986-1990
OM617
OM603
5Zyl. Turbolader
6Zyl. Turbolader
2998
2997
123
ab 1983: 125
150
170
193
Produktionszeit
Motor
Zylinder
Hubraum in ccm
Leistung in PS
Höchstgeschw. in km/h
3.4 Übersicht der
Baumuster und Motoren
Baumuster
126020
Bezeichnung
Motortyp
alternativer
Motortyp
260SE
103941
--
126021
280S
110924
110926
126022
280SE
110987
110989
126023
280SEL
110987
110989
126024
300SE
103981
--
126025
300SEL
103981
--
126032
380SE
116961
116963
126043
380SEC
116961
116963
126034
420SE
116965
--
126035
420SEL
116965
--
126036
500SE
117961
23592 3/5
126037
500SEL
117961
23592 3/5
126038
560SE
117968
--
126039
560SEL
117968
--
126043
380SE
116963
--
126044
500SEC
117963
117965
126045
560SEC
117968
--
126046
420SEC
116965
--
126120
300SD(US)
617951
--
126125
300SDL(US)
603961
--
126134
350SD(US)
603970
--
126135
350SDL(US)
603970
--
Zusammenstellung: I.M. Bogus, MB S-Klasse Club
14
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
15
4. Coupé oder Limousine, kurz oder lang?
KLASSE
Gestatten Sie mir an dieser Stelle noch
eine (sicher eher philosophische) Überlegung zum Nutzwert eines Coupés im
Vergleich zur Limousine.
Beim W126 sind Karosserieausführung,
lieferbare Motorisierung sowie angebotene Innen- und Sonderausstattungen
so miteinander verwoben, dass eine fast
unüberschaubare Zahl an Kombinationen
möglich ist. Aber eben nicht jede!
Haben Sie sich schon entschieden, ob es
eine Limousine oder ein Coupé werden
soll?
Traditionell sind die Coupés der S-Klasse
in Preis und Ausstattung am oberen Ende
der Modell-Familie positioniert. Als der
SEC im September 1981 auf der IAA in
Frankfurt vorgestellt wurde, galt er als eines der schönsten Automobile nach dem
zweiten Weltkrieg. 85mm kürzer als die
Limousine wirkt der SEC noch harmonischer proportioniert als der SLC, von
dem er seinen Kühlergrill „geerbt“ hat.
Die Einzelsitzanlage im Fond, rahmenlosen Scheiben bei fehlender B-Säule sowie
eine umfangreiche Serienausstattung
komplettierten dieses Reise-Coupé zu
einem echten Traumwagen. Elektrische
Sitzverstellung, vierfach elektrische
Fensterheber, Gurtbringer oder Zentralverriegelung, beim Coupé gehören viele
Ausstattungsmerkmale zum Serienumfang, welche in der Limousine Aufpreispflichtig oder gar nicht erhältlich waren.
Das Fahrverhalten der Coupés ist nahezu
identisch mit dem der Limousinen und
kann als mustergültig bezeichnet werden. Durch den kürzeren Radstand wirken die Coupés etwas straffer. Auch die
Fahrleistungen von Coupé und Limousine
sind vergleichbar, da sie im Wesentlichen
durch das verbaute Triebwerk bestimmt
werden. In einem Punkt unterscheidet
sich das Coupé jedoch erheblich von der
Limousine: es ist deutlich seltener. Knapp
über 800.000 Limousinen stehen nur
rund 74.000 Coupés gegenüber, und was
seltener ist, ist meistens auch begehrter.
Wegen seiner oft höherwertigen Ausstattung ist das Coupé auch nach über 20 Jahren in der Anschaffung nicht nur merklich teurer sondern in perfektem Zustand
auch schwieriger zu finden.
Eine Warnung ist noch angebracht: Viele
Coupés, vor allem solche mit Spitzenmo-
16
torisierung, wurden als „günstiger gebrauchter Sportwagen“ oder „Porsche-Jäger“ ohne Sinn und Verstand „verheizt“.
Optisch aufbereitet, sind ihnen die erheblichen technischen Mängel und der übermäßige Verschleiß nicht anzusehen. Es
lohnt sich immer, ganz genau zu prüfen,
ob der Vorbesitzer wirklich Rentner und
80 Jahre alt oder eher Rennfahrer und 18
Jahre alt war.
Die Alternative, eine Limousine, ist absolut nicht „zweite Wahl“. Bei ihrem
Erscheinen auf der IAA im September
1979 war sie der Star der Medien und Besucher. Ihr zeitlos elegantes Design vermag selbst heute, nach 30 Jahren, noch
zu überzeugen. Damals wartete der W126
mit einer ganzen Reihe technischer Neuerungen und optischer Tricks auf. Sein
Designer, Bruno Sacco, folgte wieder
dem ursprünglichen Motto der ersten SKlasse: „form follows function“. Das Ergebnis waren klare, fließende Linien, der
Verzicht auf den üppigen und nicht mehr
zeitgemäßen Chromschmuck des Vorgängers und eine ausgesprochen elegante
Erscheinung.
Der gegenüber dem Vorgänger (W116)
um 14% niedrigere Luftwiderstand war
mit dem cw-Wert von 0,35 eine Sensation und für kurze Zeit sogar die Weltbestleistung für Limousinen. Die neu
geformten Stoßfänger mit integrierten
Schürzen, die „Mongolenfalte“ der komplett neu gezeichneten Scheinwerfer, die
glattflächigen Karosserieverkleidungen,
die versenkten Scheibenwischer, die
Tür-Zuggriffe, das alles war neu und galt
nach kurzer Zeit als Maß der Dinge beim
Automobildesign. Noch heute werden die
W126-Limousinen von der Fachpresse
und einem Großteil der Mercedes-Fans
als die schönste und eleganteste S-Klasse
aller Zeiten bezeichnet.
zung auch besser ausgestattet ist, lohnt
es sich, noch über ein paar andere Aspekte nachzudenken.
Wenn die „kurze“ Ausführung trotz ihrer
5,02 m Länge noch in den meisten Garagen unterzubringen ist, so können die
5,16 m des SEL schon Probleme bereiten.
Als Selbstfahrer werden Sie von den zusätzlichen 14 cm auch nur den optischen
Genuss haben, denn diese kommen vollständig der Beinfreiheit der zweiten Sitzreihe zugute.
Sollten Sie auf eine Einzelsitzanlage im
Fond Wert legen, so kann dieser Wunsch
nur durch eine Langversion der Limousine ab Baujahr 1984 erfüllt werden.
Die Langversion ist auch für das ungeübte
Auge zweifelsfrei zu identifizieren. Schon
von Weitem erkennt man die lackierte
Zwischenstrebe am Fenster der Fondtür
im Gegensatz zur schmaleren der Kurzversion. Die ausladenden Fondtüren sind
dem sichtbar vergrößerten Fußraum im
Fond geschuldet.
Es könnte allerdings auch reizvoll sein,
einen der ab September 1988 gebauten
„kurzen“ 560er zu besitzen. Diese Wagen
haben absoluten Seltenheitswert, denn
es wurden davon nur 1.252 Stück produziert. Sollten Sie sich aufgrund einer
glücklichen Fügung oder während eines
USA-Aufenthalts doch für einen 300 SDL
entschieden haben, dann messen Sie
Ihre Garage noch einmal genau nach. Die
breiteren Stoßfänger der US-Version führen zu einer Wagenlänge von stattlichen
5,28 m.
Haben Sie sich für eine Limousine entschieden, bleibt Ihnen noch die Wahl der
kurzen oder langen Ausführung. Auch
wenn die Langausführung mit dem „L“
grundsätzlich als die prestigeträchtigere
gilt und oft aufgrund gewerblicher Nut-
Kaufberatung W126
Böse Zungen behaupten, das Coupé vereine gegen Aufpreis die Nachteile eines
Cabrios mit denen einer Limousine, ohne
deren Vorzüge zu besitzen: wenig nutzbarer Raum und nicht mal das Dach lässt
sich öffnen!
Dazu lässt sich bemerken, dass es schon
immer etwas teurer war, einen besonderen Geschmack zu besitzen und für mehr
Geld etwas weniger Auto zu bekommen.
Eine treffende Antwort gibt ein kurzes Zitat aus Martin Häußermanns Buch „Mercedes-Benz - Die großen Coupés“:
Zwischenstrebe Langversion
Zwischenstrebe Kurzversion
„Ein Coupé, das ist offener Kragen mit feinem Einstecktuch statt dunklem Anzug
und gedeckter Krawatte, das ist schlanker
Loafer statt Budapester, das ist Fahren
statt gefahren werden.“
5. „Buchhalter“ oder Vollausstatter, welche
Sonderausstattungen?
Von einer S-Klasse erwartet man Komfort
und dazu gehört eine gehobene Ausstattung. Ein gewisser Standard sollte also
schon erfüllt sein. Beim W126 betrifft
das den Aufpreis-pflichtigen rechten Außenspiegel genauso wie ein Radio oder
elektrische Fensterheber, zumindest
vorn. Sind die Extras eines W126 damit
bereits erfasst, so spricht man wohlwollend von einem „Buchhalter“, getreu der
Berufsgruppe, die sich zwar den Einstieg
in die S-Klasse leistet, aber bei den Sonderausstattungen dann die Brieftasche
geschlossen hält.
Im Gegensatz dazu gibt es die sog. Vollausstatter, die nahezu alle oder wenigstes
sehr viele der möglichen Sonderausstattungen beinhalten. Jedoch Achtung beim
Kauf eines „absoluten Vollausstatters“!
Kaufberatung W126
Den gibt es nämlich nicht. Bei den meisten der so angebotenen Fahrzeuge fehlen
mindestens ein halbes Dutzend Extras,
von deren Existenz der Verkäufer möglicherweise keine Ahnung hat.
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass
aufgrund einer reichhaltigeren Grundausstattung die Coupés besser ausgestattet sind als die Limousinen und die
Langversionen („Direktionswagen“ und
„Chauffeurfahrzeuge“) besser als die
Kurzversionen. Auch steigt mit stärkerer Motorisierung meistens auch die
Ausstattungsvielfalt. Dazu kommt, dass
bestimmte Ausstattungsdetails erst in
einer bestimmten Motor- oder Karosserievariante erhältlich sind. Verschiedene
Beispiele wurden dazu schon aufgezählt.
Natürlich ist es äußerst angenehm, einen
voll ausgestatteten W126 zu fahren. Zu
bedenken ist jedoch: Freude machen die
Sonderausstattungen nur, wenn sie auch
einwandfrei funktionieren. Und genau da
liegt meistens der Hase im Pfeffer. Einige
Extras werden nach über 20 Jahren anfällig für Fehler, reparaturbedürftig oder
funktionieren überhaupt nicht mehr. Und
das kann dann richtig ins Geld gehen.
Darum sollten Sie sich stets auch vor Augen halten: Was nicht drin ist, kann auch
nicht kaputt gehen, und was drin ist, kostet Geld, nicht nur bei der Anschaffung,
sondern auch in der Erhaltung.
Um einer größeren Enttäuschungen vorzubeugen, wird hier auf die gängigsten
Sonderausstattungen dieser Art eingegangen, deren sorgfältige Prüfung beim
Fahrzeugkauf unbedingt notwendig ist.
17
5.1 Hydropneumatische Federung,
Niveau-Regulierung
Das eigentlich wartungsfreie System der
HPF kann im Alter undicht werden. Sowohl Verschleißerscheinungen, Undichtigkeiten und fehlende Gummimanschetten an den Hydraulikbeinen als auch
defekte Regelventile sind die Regel und
erfordern schnell hohe Reparaturkosten.
Da die Stahlfederung des W126 sehr gut
abgestimmt und völlig ausreichend ist,
kann von dieser Sonderausstattung nur
dringend abgeraten werden.
Die HPF ist nicht zu verwechseln mit der
Niveauregulierung, welche relativ kostengünstig instand gesetzt werden kann.
Wenn ein W126 im Stand hinten herunter hängt, sollte als erstes der Kofferraum
gecheckt werden. Vielleicht ist das Fahrzeug hecklastig beladen (z.B. mit dem
kompletten Satz Winterräder).
HPF Hydraulikbein
Das „Hängen“ kann jedoch auch ein
Hinweis auf eine falsch eingestellte oder
defekte Niveauregulierung sein. Die weicheren Federn, die durch die Regulierung
unterstützt werden, lassen das komplette
Fahrzeug vorerst etwas tief hängen.
Bei der Beurteilung sollte man sich jedoch
bei laufendem Motor ein paar Sekunden
Zeit lassen. Die Niveauregulierung arbeitet mit einer geringen zeitlichen Verzöge-
5.3 Zentralverriegelung
rung, damit nicht jede Bodenwelle ausgeregelt wird.
Sollte ein mit Niveauregulierung ausgestattetes Fahrzeug bei der Probefahrt
„hüpfen und springen“, so könnte die Ursache in den Federspeichern, umgangssprachlich „Bulleneier“, liegen. Oftmals
hilft hier schon eine Entlüftung oder Neubefüllung für kleines Geld. Sollte jedoch
ein kompletter Tausch erforderlich sein
oder ein Defekt bei der Ölpumpe vorliegen, wird es entsprechend teurer.
Niveauregulierung, Federspeicher
5.2 Klimaanlage, Klimaautomatik,
Standheizung
Auch die Klimaanlage weist nach vielen
Jahren gerne Undichtigkeiten auf oder
ist sogar komplett außer Funktion. Um
sie wieder in Betrieb zu nehmen, werden
viele Werkstätten sie auf FCKW-freien Betrieb (Kältemittel 134a) umrüsten wollen.
Dies ist mittlerweile jedoch ebenfalls kritisch zu sehen, da aufgrund einer neuen
EU-Richtlinie das Kältemittel 134a voraussichtlich ab Jahresende 2010 ebenfalls
verboten wird.
Dazu kommt, dass es nicht mit dem Ablassen und Neubefüllen des Kältemittels getan ist, weil das notwendige synthetische
Öl die Dichtungen fortschreitend angreift.
Eventuelle Undichtigkeiten müssen durch
Abdrücken festgestellt und behoben werden. Auch der Kompressor ist zu kontrollieren und ggf. instand zu setzen.
Klimaanlage, Bedieneinheit
18
Alternativ ist auch eine Neubefüllung mit
dem Kältemittel R413a möglich. Hierbei
handelt es sich um ein R12-Ersatzmittel,
welches durchaus zu einem guten, aber
dennoch günstigen Betrieb der Klimaanlage führt. Eine defekte Klimaanlage
umzurüsten und wieder in Betrieb zu
nehmen, kann jedoch schnell einen Tausender oder mehr kosten.
Bei niedrigen Außentemperaturen (ab
ca. 5°C) kann es sein, dass sich der Klimakompressor nicht automatisch einschaltet. Zur Überprüfung sollte daher
der Schalter nach oben gelegt werden
(Scheibentrocknung). Sollte er dennoch
nicht einschalten, kann dies ein Hinweis
auf eine Undichtigkeit des Systems sein,
denn der Kompressor besitzt dafür eine
Schutzschaltung.
Etwas problematischer als die konventionelle Klimaanlage ist die Klimaautomatik
mit ihrer etwas anfälligen Steuerung. Der
ggf. notwendige Tausch der Steuereinheit
ist recht kostenintensiv. Gegenüber der
Klimaanlage bietet die Klimaautomatik
nur den Vorteil einer automatischen Gebläseregelung, denn aufgrund der Heizmatik verfügt auch die konventionelle Klimaanlage über eine Temperaturregelung
mit automatischer Kompressorabschaltung. Über die Heizmatik lässt sich bei
konventioneller Klimaanlage jedoch die
Temperatur für Fahrer- und Beifahrerseite
getrennt einstellen, was bei der Klimaautomatik nicht möglich ist.
Eine Standheizung, welche in der Sonderausstattungsliste unter der Bezeichnung
„Zusatzheizung“ geführt wurde, wird
nach längerer Pause nicht mehr ohne
Überholung in Betrieb zu nehmen sein.
Beim Funktionstest sollte zunächst das
Tackern der Kraftstoff-Förderpumpe zu
hören sein. Nach der Zündung des Brenners ist dann ein turbinenartiges Fauchen
zu hören. Die Standheizung besteht ebenfalls aus mehreren Komponenten und einer Steuerung. Da die Betriebssicherheit
des Systems gewährleistet sein muss,
kann eine Instandsetzung rasch ins Geld
gehen.
Die Zentralverriegelung gehört mit Sicherheit zu den am häufigsten georderten
Sonderausstattungen. Sie umfasst außer
den Türen und dem Kofferraumdeckel
auch den Tankdeckel-Verschluss. Das für
die Betätigung eingesetzte Unterdrucksystem kann nach vielen Jahren Undich-
tigkeiten zeigen. Zu erkennen sind diese
an dem Weiterlaufen der PSE-Pumpe
(Pneumatische Steuereinheit), nachdem
der eigentliche Schließvorgang beendet
ist. Das Aggregat versucht dabei fortgesetzt, den erforderlichen Unterdruck wieder herzustellen.
KLASSE
Ab Herbst 1984 hielt die Zentralverriegelung mit Mehrstellen-Bedienung Einzug
in die noch erste Serie. Ausnahme ist
dabei der Kofferraum-Deckel, der mittels
einer anderen Schloss-Stellung vom System abgekoppelt werden kann (Diebstahlschutz).
5.4 Fensterheber, Stahlschiebe- oder
Schiebehubdach
Auch diese beiden Sonderausstattungen
gehören mit Sicherheit zu den am häufigsten georderten. Bei den elektrischen
Fensterhebern sollte zunächst darauf geachtet werden, ob zwei oder vier verbaut
wurden, es konnten beide Versionen geordert werden.
Sollte sich das Schließgeräusch der Fensterheber auf den letzten Zentimetern
schwergängiger anhören, so ist dies kein
Anzeichen eines Defektes. Um zu hohe
Windgeräusche infolge locker aufliegender Fensterdichtungen zu beheben,
wurden von Werkstätten öfters die Türrahmen im Fensterbereich nach innen
„nachgebogen“, was sogar einer offiziellen Reparatur-Anleitung von MercedesBenz entspricht.
Ansonsten sind die Fensterheber aufgrund ihrer Häufigkeit auch für kleines
Geld auszutauschen oder instandzusetzen.
Beim Stahlschiebedach wiederum sind
erste und zweite Serie zu unterscheiden.
In der ersten Serie besaß es noch keine
Hub- bzw. Aufstellfunktion. Es sollte sich
ohne Knack- oder Quietschgeräusche öffnen lassen und der kleine Windabweiser
muss sich vollständig aufstellen bzw. vor
dem vollständigen Schließen wieder senken. Schleifgeräusche oder eine unwillige
Funktion des Windabweisers lassen sich
oft durch Reinigen und Fetten oder das
Ersetzen einer Feder beheben, wenn das
Schiebedach öfters beim Service vernachlässigt wurde. Bei Schiebehubdächern
der zweiten Serie ist oft ein defekter Hubwinkel anzutreffen.
Ein häufigeres Problem sind verstopfte
bzw. verdreckte Notabläufe, aufgrund
dessen Wasser über A- und C-Säulen ins
Wageninnere gelangen kann, unschöne
Rostnester sind die Folge. Um dies auszuschließen, sollten Sie am besten unter die
herausnehmbaren Teppiche im Fahrerfußraum sowie die Verkleidung der seitlichen Kofferraummulden schauen.
Sollte der Schiebedach-Motor nachlaufen
und nicht exakt an der Schließposition
abschalten, kann dies am Antriebsmotor
links hinter der Kofferraum-Verkleidung
mittels einer kleinen Stellschraube nachjustiert werden.
Für die meisten anderen Justage- und
Wartungsarbeiten ist jedoch der Dachhimmel zu entfernen, ab da wird es aufwändig und teuer.
5.5 Gurtbringer, elektrisches Rollo
Die Coupé-Ausführung besitzt schon im
Standard Gurtbringer, die keine Sonderausstattung darstellen. Leider sind diese
häufiger außer Funktion und sollten daher kontrolliert werden sollten.
Eine in der Anschaffung teure Sonderausstattung stellt das elektrische Rollo
dar, auch dieses funktioniert oft nicht.
Die häufigste Ursache dafür ist der Bruch
der Transportseele aus Kunststoff, der im
Elektrisches Rollo
Laufe der Jahre versprödet ist. Der Wechsel der Transportseelen ist für kleines
Geld in Minutenschnelle zu erledigen,
weswegen er sich auf bei Funktionstüchtigkeit schon prophylaktisch empfiehlt.
Eine größere Reparatur stellt der komplette Aus- und wieder Einbau z.B. des
Heckrollos aus der Heckablage dar, ab
hier kann es aufwendig und teuer werden.
Klimaautomatik, Bedieneinheit
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
19
5.6 Airbags, Reiserechner
Der Fahrerairbag war im Jahr 1981 eine
Weltneuheit, der Beifahrerairbag folgte
1987. Beide waren zunächst nur als Sonderausstattung erhältlich. Die Funktion
der ersten Airbags nach über 20 Jahren ist
nur schwer abzuschätzen. Die ursprünglichen Fristen auf den Haltbarkeits-Plaketten an der B-Säule wurden gemäß der
nachstehenden MB-Verlautbarung werkseitig verlängert:
„Nach heutigem Wissensstand kann von
einer Haltbarkeit und Funktionssicherheit der Fahrer- und Beifahrer-AirbagEinheiten von 15 Jahren ausgegangen
werden. Mercedes-Benz hat somit für
Fahrzeuge, die bis Januar 1992 gefertigt
wurden, rückwirkend das Verfallsdatum
verlängert.“
5.9 Stoff, Velours, Leder, Amaretta
Nach Aussagen des Herstellers könnte
prinzipiell davon ausgegangen werden,
dass die Airbag-Komponenten in den Baureihen W126 ein Autoleben lang halten,
eine Überprüfung sei jedoch empfehlenswert. Da bleibt die Gretchenfrage: wie lange ist ein normales Autoleben?
Eine sehr seltene und daher gesuchte
Sonderausstattung stellt der Reiserechner dar. Einer der Väter des W126, Professor Dr. Ing. E.h. Werner Breitschwerdt,
hielt nichts von dem Ende der Siebziger
aufkommenden Elektronik-Boom. Elektronik kam in einem Mercedes nur dort
zum Einsatz, wo sich daraus unmittelbare
technische Verbesserungen ergaben und
das auch erst nach erschöpfenden Tests.
Eines der wenigen Zugeständnisse an
Reiserechner
elektronische Spielereien ist der Reiserechner, der gegen Aufpreis geordert
werden konnte. Wie die damals noch junge Elektronik auf den Alterungsprozess
reagiert, bleibt, wie im Falle des Airbags,
abzuwarten.
5.7 ABS, ASR, ASD
Das Antiblockiersystem ABS gehörte ab
1986 bei allen Typen zur Serienausstattung, nachdem es vorher teilweise zur
Aufpreis-pflichtigen Sonderausstattung
gehörte. Es zeigt sich bis heute unproblematisch. Das ab und zu anzutreffende
Flackern der ABS-Kontroll-Leuchte, welches oft nur durch Verschmutzungen an
den Radsensoren bedingt ist, lässt sich
meist mit kleinem Aufwand beheben.
Nach dem Start nicht erlöschende Kon-
troll-Lampen für ABS und ASR können
zum einen nur auf eine zu schwache
Bordspannung hinweisen (Lichtmaschine
und Batterie kontrollieren), zum anderen
jedoch auf ein defektes Überspanungsrelais oder, und dann wird es teuer, auf ein
defektes Steuergerät.
Daher ist die Antriebsschlupfregelung
ASR ganz anders einzuordnen. Bei dieser zeigen sich zunehmend Probleme,
die ASR-Kontrollleuchte im Cockpit zeigt
einen Ausfall an. Ein Austausch des ASRSteuergerätes ist, wie auch für das ABS,
wiegesagt, sehr teuer.
Nicht zu verwechseln ist die ASR mit
dem beim 420er und 500er als Sonderausstattung verfügbaren und im 560er
serienmäßig enthaltenen „Ausgleichsgetriebe mit begrenztem Schlupf“ und dem
ebenfalls als Sonderzubehör nur für den
260er und 300er erhältlichen automatischen Sperrdifferenzial ASD.
Als eine der häufigsten Aufwertungen galt
beim W126 die Bestellung einer Veloursoder noch besser, Lederausstattung. Diese
ist nicht zu verwechseln mit dem günstigen und strapazierfähigen Kunstleder
MB-Tex aus anderen Baureihen. Optisch
unterscheidet sich das Leder durch 6
Sitzpfeifen und gestanzte Löcher, MB-Tex
hat 5 Sitzpfeifen und nur eine Prägung.
Mit Sicherheit gehören die Sitzmaterialien, die im W126 verbaut wurden, zu den
hochwertigsten ihrer Zeit, doch die Jahre
hinterlassen auch bei ihnen ihre Spuren.
Beim Velours zeigt sich dies durch abge-
griffene und abgewetzte Stellen z.B. an
der Sitzwange, beim Leder durch Risse,
Sprödheit und Ausbleichung.
Ganz problematisch wird es bei der
Aufpreis-pflichtigen MB-Alcantara- bzw.
Microfaserausführung „Amaretta“. Diese
ist oft schon sehr unansehnlich und i.d.R.
nicht zu reparieren oder aufzufrischen,
hier ist teurer Ersatz angesagt.
Damit wir uns richtig verstehen, gegen
eine altersübliche Patina ist nicht zu sagen, sie wird von vielen W126-Fans sogar
begrüßt. Jedoch tiefe Risse im Material
hat niemand gern, das sieht auch nicht
20
Hier stellt sich nun wieder die Originalitätsfrage. Der eine W126-Besitzer hat
das altersschwache originale BeckerRadio schon längst durch ein modernes
Gerät mit Navigation, CD-Einschub und
MP3-Player ersetzt. Der andere W126Fan kauft für ein paar hundert Euro ein
generalüberholtes Original-Gerät aus
den 80er Jahren und erfreut sich an dessen aufgefrischtem Klang. Was dabei als
wertsteigernd oder wertmindernd angesehen wird, liegt einzig in der Beurteilung des Käufers.
Auch die elektrischen Antennen neigten
bei grober Verschmutzung und mangelnder Pflege zu mechanischen Problemen.
Diese sind jedoch in den meisten Fällen
durch ein um wenige Euro zu beschaffendes neues „Teleskop“ zu beseitigen.
Als seltenes und in der Anschaffung
mit über DEM 20.000,- sehr teures Sonderzubehör konnte für den W126 auch
ein C-Netz-Autotelefon mit Heckantenne
und klappbarer Konsole bestellt werden.
Meist war es in Direktionswagen oder
Prominenten-Fahrzeugen
anzutreffen
und hier gilt das Gleiche wie für das Autoradio.
Im Zeitalter des Handy mit Freisprecheinrichtung und der aktuellen Netze wird
sich der eine W126-Käufer über den Aufwand des Ausbaus und die verbleibenden
Löcher ärgern, während der andere das
C-Netz-Telefon liebevoll von seinen archaischen Eingeweiden befreien lässt, um
es mit dem Innenleben eines modernen
Handys wieder zum Leben zu erwecken.
Kaufberatung W126
mehr nach Patina aus, sondern nach Verschleiß.
Sollten die Bezüge des von Ihnen besichtigten Fahrzeugs Grund zur Beanstandung geben, so denken Sie daran, dass
sich Stoff einfacher und günstiger instand
setzen lässt als Velours und dieser hingegen erheblich kostengünstiger als Leder.
Auch was die Pflege angeht, ist Leder mit
einem mindestens jährlichen KomplettPflege-Intervall sicher die aufwendigste
und teuerste Lösung. Entscheiden Sie
selbst, was Sie an Zeit und Geld in die Bezugsstoffe Ihres W126 investieren wollen.
5.10 Leichtmetallfelgen
Die als Sonderzubehör erhältlichen
Leichtmetall-Felgen waren bei der SKlasse ebenfalls ein sehr häufig georderter Ausstattungsbestandteil. Vielleicht
aus diesem Grund hat sich mittlerweile
eine kleine Szene von „Raddeckel-Fans“
gebildet, die den Stahlfelgen mit Original-Radkappen den Vorzug geben. Dazu
sollten Sie noch wissen, dass für das
Top-Modell der zweiten Serie, den 560er,
seitens Mercedes-Benz nur Leichtmetallräder freigegeben waren.
Zu den Leichtmetall-Felgen darf ich noch
ein paar wichtige Details ergänzen. Oft
werden „originale Mercedes-Felgen“ angeboten, die jedoch bei näherer Betrachtung keine sind. Bei den Original-Felgen
handelt es sich um geschmiedete und
daher hochfeste und sehr hochwertige
Felgen. Für die erste Serie waren es die
so genannten „Barock-Felgen“, für die
zweite Serie die so genannten „15-Loch
Gullydeckel“, die oft kopiert und von
günstigeren Herstellern nachgerüstet
wurden. Die Originale lassen sich über
Hersteller-Codes identifizieren, wobei
Sie sich nicht verwirren lassen sollten:
ein und die gleiche Felge ist zeitgleich
von verschiedenen Zulieferern für Mercedes produziert worden.
Plagiate lassen sich z.B. über die außen
im Felgenbett eingravierte KBA-Nummer zweifelsfrei identifizieren, Originale haben keine KBA-Nummer. Noch ein
Wort zu den häufig zu sehenden 8-LochFelgen. Sie passen zwar optisch gut zum
W126, sind aber nie für ihn produziert
worden. Zu achten ist bei Original-Felgen auch auf den Felgen-Durchmesser.
5.8 Radio/CD-Player, Autotelefon
Nahezu kein W126 wurde ohne Autoradio
ausgeliefert, doch da gibt es große Unterschiede. Vom einfachen Becker-UKWEmpfänger „Avus“ bis zur aufwendigen
Zweikomponentenanlage Becker „Mexico“ für damals über DEM 2.000,- mit
zusätzlichem CD-Wechsler „Silverstone“
konnte alles bestellt werden. Freilich waren eine elektrische Antenne oder Hecklautsprecher ebenfalls als Sonderausstattung zu ordern und zu bezahlen.
Nach über 20 Jahren sind sowohl die
Lautsprecher-Chassis als auch die im Radio gealterte Elektronik hörbar gealtert.
Damals wurden noch Folienwiderstände, gewickelte Spulen und Widerstände
verbaut, es gab noch nicht die heutigen
IC-bestückten Platinen. Daher haben die
verbauten Komponenten meistenteils aufgrund Materialalterung ihre besten Zeiten und ein angemessenes Klangerlebnis
hinter sich.
KLASSE
Original-Barockfelgen
Original-Gullydeckelfelgen
Infolge der größeren Bremsscheiben
durch die Modellpflege ist er bei der
zweiten Serie von 14“ auf 15“ gestiegen.
Sollten Sie Ihr Fahrzeug mit Leichtmetall-Felgen nachrüsten wollen, so ist dies
recht einfach, im Internet werden fast
täglich Felgensätze angeboten, rechnen
Sie mit ca. EUR 250.- bis 350.- in Abhängigkeit des Zustands der Felgen.
Wichtig bei den Alu-Felgen ist die Optik,
daher sind sie lackiert. Wenn sie nun
sichtbare Kratzer auf dem Felgengesicht
haben oder die Felgenränder infolge
Randsteinkontakt verschrammt sind,
setzt sich beim Bremsen in diesen Kratzern Bremsstaub ab und die Felge sieht
nicht mehr gut aus. Einen solchen Satz
können Sie auch für EUR 150.- erstehen
und aufarbeiten oder aufarbeiten lassen.
Dies bedeutet, die Felgen entweder von
Hand abzuschleifen oder vom Profi strahlen zu lassen und dann bei einem Spezialisten neu zu lackieren. So erhalten Sie
quasi „neuwertige“ Felgen. Ein dergestalt
aufbereiteter Satz kostet bis zu EUR 500.-,
das ist etwa die Hälfte eines neuen Satzes
von Mercedes-Benz. Achten Sie auch auf
die richtigen Radbolzen und deren Qualität, mit falschen Kopfformen oder Längen
ist eine Felge schnell ruiniert, minderwertige Radbolzen sind ein Sicherheitsrisiko.
5.11Anhängerkupplung
Eine Anhängerkupplung ist an und für
sich natürlich kein Problem, höchstes
ein Optisches. Daher war gegen Aufpreis
für den W126 ebenfalls eine abnehmbare Anhängerkupplung zu erhalten. Es ist
jedoch zu vermuten, dass ein Wagen mit
AHK häufiger als Zugfahrzeug eingesetzt
Kaufberatung W126
wurde, daher ist bei einer AHK erhöhte
Aufmerksamkeit geboten. Ein kleiner
Einachsanhänger stellt dabei keinen Hinderungsgrund dar, bei regelmäßig schwerem Anhängerbetrieb (Wohnwagen,
Pferdeanhänger, Schausteller-Anhänger)
sieht das anders aus. Der gesamte An-
triebsstrang, darunter Automatikgetriebe, Hardyscheiben und Hinterachsdifferenzial, wurde stark belastet. Der
vorzeitige Verschleiß könnte teure Reparaturen mit sich bringen, daher kann
vom Erwerb eines solchen „Zugpferdes“
nur abgeraten werden.
21
6. Schwachstellen des W126 - worauf ist beim Kauf
zu achten?
Sind Sie nun soweit gelangt, dass Sie ein
passendes Fahrzeug besichtigen und zur
Probe fahren, sollen die nachfolgenden
Tipps Ihnen Anhaltspunkte geben, wo
etwas genauer hinzusehen ist und sich
mögliche Schwachstellen des Fahrzeugs
verbergen. Dabei daraus gewonnenen Erkenntnisse können Sie in zweierlei Form
umsetzen, entweder zur Auswahl, Festigung bzw. Verhinderung der Kaufentscheidung oder zu fundiert begründbaren
Preisverhandlungen.
6.1 Motor und Motorelektrik, Nebenaggregate
Als erstes sollte der Motorraum einer
Sichtprüfung unterzogen werden. Eine
kürzlich durchgeführte Motorwäsche
kann dabei ein Indikator für kaschierte
Undichtigkeiten sein. Dazu kommt, dass
diese oft unfachmännisch durchgeführt
wird und es nicht selten dabei zu Schäden
bei Motor-Elektrik und –Elektronik, Manschetten und Dichtungen kommt. Natürlich unterbleibt auch oftmals nach einer
solchen Wäsche die wichtige erneute Konservierung.
In jedem Fall kann nur zu einer ausgedehnten Probefahrt geraten werden, um
mögliche Undichtigkeiten erkennen zu
können. Ebenfalls einen Blick wert ist der
Boden, auf dem das Fahrzeug steht. Sind
hier verräterische Flecken oder gar Lachen
zu entdecken? Sind Nachlackierungen im
Motorraum erkennbar, könnten diese auf
verdeckte Korrosions- oder Unfallschäden
hindeuten.
Wie sieht es aus mit erkennbaren Öl- und
Kühlwasser-Verlust? Ein etwas ölverschmierter Eindruck ist bei den Motoren
der Baureihe W126 nicht kritisch, sie
neigen alle etwas zum „Schwitzen“. Eine
erheblich stärkere Verschmutzung oder
gar kleine Tröpfchen und ölige Flächen im
Bereich der Ventildeckel-Dichtung deutet
jedoch auf deren Aushärtung und Undichtigkeit hin, sie müsste erneuert werden.
Wie sieht es mit Öl-, Bremsflüssigkeits-
Ventildeckel / Abgaskrümmer
22
und Kühlwasserstand aus, sind aufgrund
dessen Undichtigkeiten zu erkennen?
Achten Sie, besonders aus Sicherheitsgründen, auch auf austretenden Kraftstoff.
Das elektrohydraulische Stellglied am
Mengenteiler der Einspritzanlage neigt im
Alter zur Undichtigkeit und austretender
Kraftstoff kann sich unter Umständen am
heißen Motor entzünden.
Bei längeren Standzeiten trocknen oft
die Wellendichtungen der Wasserpumpe
aus und sorgen für Undichtigkeiten. Daher sollte diese direkt nach dem Start bei
noch kaltem Motor beobachtet werden.
In vielen Fällen ist auch die Dichtung im
Verschluss des Kühlmittelausgleichsbehälters der Grund für Kühlwasserverlust,
sie ist um wenige Euro zu ersetzen. Der
Zustand der Kühlwasserschläuche sollte
ebenfalls überprüft werden, manchmal ist
Wasserpumpe
das Gewebe unter der schwarzen GummiUmmantelung nicht mehr in Ordnung.
Die einfachste Kontrollmöglichkeit ist ein
gezieltes Abtasten und Drücken mit der
Hand, wodurch Risse im Gewebe lokalisiert werden können.
Ist ein festgestellter Kühlmittelverlust
bis dahin noch nicht erklärbar, sollte der
Motor gestartet werden. Eine weiße Abgasfahne bei kaltem Motor ist unkritisch,
diese rührt i.d.R. vom Kondenswasser her.
Sollte sie sich jedoch bei betriebswarmem
Motor zeigen, ist Vorsicht geboten, dies
sollte sofort kontrolliert werden. Danach
sollte bei abgestelltem Motor mit äußerster Vorsicht der Kühlmittel-Ausgleichsbehälter geöffnet werden. Abgasgeruch oder
ein Ölschaum auf der Wasseroberfläche
deutet möglicherweise auf eine defekte Zylinderkopfdichtung, in seltenen Fällen auf
einen Riss im Kopf hin, was sich u.a. auch
durch Kühlwasser im Motorenöl bemerkbar machen kann (Peilstab genau prüfen).
Empfehlenswert sind in diesem Fall ein
Abdrücken des Kühlsystems und eine
Messung des CO-Gehaltes im Kühlwasser.
Eine bläuliche Abgasfahne im Schubbetrieb deutet auf ausgehärtete oder verschlissene Ventilschaftdichtungen und
einen damit einhergehenden höheren Ölverbrauch hin. Ein Bläuen beim Gasgeben
kann jedoch auf verschlissene Kolbenrin-
Elektrohydraulisches Stellglied
Kaufberatung W126
KLASSE
ge oder ausgelaufene Zylinderwände hindeuten. Bei steigendem Ölverbrauch steht
ein Wechsel an, der kostet zwar Geld, ist
aber ohne weiteres finanzierbar. Dunkelgraues oder schwarzes Abgas deutet auf
ein zu fettes Verbrennungsgemisch hin.
Ist die Verbrennung korrekt eingestellt,
ist wahrscheinlich der Luftfilter stark verschmutzt und sollte dringend getauscht
werden.
Tackernde Geräusche, vor allem im kalten Zustand, können auf die Hydrostößel
hindeuten. Das Tackern sollte in diesem
Fall mit steigender Motortemperatur weniger werden bzw. verschwinden. Ist dies
nicht der Fall und das Geräusch verstärkt
sich bis zu einem Schlagen, sind eingelaufene Nockenwellen die Ursache des
Geräusches. Achtung, beim Tausch von
Nockenwellen sind unbedingt auch neue
Schlepphebel einzusetzen, sonst ist die
Freude nur von kurzer Dauer. Auf das Thema „Nockenwellen und Schlepphebel“ ist
besonders bei den Achtzylindern bis 1985
(Typen 380SE und 500SE) zu achten.
Für die Einstellung der Hydrostößel sind
Druckstücksätze, Spezialwerkzeug und
Messlehren erforderlich, der automatische
Ausgleichsbereich unterliegt relativ engen
Grenzen. Daher sollte unbedingt ein Fachmann bemüht werden, der sich mit den
Einstellarbeiten und den dafür herausgegebenen Arbeitsanweisungen auskennt.
Ab einer Laufleistung von ca. 200.000km
haben einige Motoren auch schon umfangreichere Überholungen oder Reparaturen
hinter sich. Dazu ein Tipp: glauben Sie
nur, was sich anhand von Werkstattrechnungs-Belegen nachvollziehen lässt. Aussagen wie „es wurde alles gemacht“ oder
„komplette Revision erfolgt, aber ohne
Beleg“ können Sie i.d.R. vernachlässigen.
Existieren jedoch entsprechende Belege
oder sogar eine Fotodokumentation, z.B.
über getauschte Hydroelemente, Nockenwellen oder Einspritzdüsen, kann dies in
den folgenden Jahren den eigenen Geldbeutel nachhaltig schonen.
Bei laufendem Motor sollte als nächstes auf Undichtigkeiten am Abgaskrümmer geachtet werden. Fehlen womöglich
Schrauben am Abgaskrümmer und ist das
der Grund der Undichtigkeit? Sie könnten
abgerissen worden sein, wobei dann ein
Rest noch im Block steckt. Die oberen
Schrauben sind relativ gut zugänglich und
können in mühevoller Kleinarbeit herausgebohrt werden, bei den unteren jedoch
wird es erheblich aufwendiger, da sie vom
Motorraum nicht zugänglich sind.
Sind die Schrauben komplett, liegt es
wahrscheinlich an den AbgaskrümmerDichtungen, manchmal ist in diesem Fall
das Dichtigkeitsproblem durch einfaches
Nachziehen zu lösen. Wenn nicht, müs-
Kaufberatung W126
Kühlmittel-Ausgleichsbehälter
Zündsteuergerät, ZSG
sen Dichtungen oder auch Abgaskrümmer
erneuert werden, hier wird es erheblich
aufwendiger.
Aufgrund der für den Nockenwellentrieb
verwendete Duplex-Kette (nur beim M103:
Simplexkette) entfallen mögliche Zahnriemenwechselintervalle. Nur in seltenen
Fällen wird von einer Längung der Steuerkette jenseits der 200.000 km berichtet,
dies ist aber nachprüfbar. Anfälliger zeigen sich bei den V8-Motoren (M116 und
M117) Gleitschienen und Kettenspanner.
Ist beim Anlassen kurz ein schlagendes
oder schleifendes Geräusch zu hören?
Das deutet auf den relativ unproblematisch zu tauschenden Kettenspanner hin,
bei dieser Gelegenheit sollten unbedingt
auch die Gleitschienen getauscht werden.
Es empfiehlt sich, diese Reparatur nicht
auf die lange Bank zu schieben, mangels
Spannung überspringende Steuerketten
und gebrochene Gleitschienen haben kapitale Motorschäden zur Folge.
ne bei Überhitzung zerstört werden. Das
ZSG als Ersatzteil ist je nach Typ bis zu
EUR 2.000,- teuer und gebraucht nur selten unter EUR 500,- zu bekommen.
Ein bei laufendem Motor und geöffneter
Motorhaube getaktetes Schleifgeräusch
„tschätschätschä“ kann seine Ursache
in der Keilriemenführung oder einer
verschlissenen Lichtmaschine haben.
Die Lichtmaschinenleistung ist leicht zu
kontrollieren: bei laufendem Motor muss
die rote Ladekontrollleuchte im KombiInstrument verlöschen. Ist dies nicht der
Fall, sollten die Kontakte von der Lichtmaschine zur Batterie überprüft werden.
Liegt ein Masseband-Bruch vor, sind die
Batterie-Pole oxidiert oder ist sogar Batteriesäure ausgetreten und hat die darunter liegenden Karosserieteile geschädigt?
Oft sind es nur die Kohlebürsten (ab ca.
200.000 km) oder eine der GleichrichterDioden der Lichtmaschine, die für kleines
Geld ersetzt werden können. Achtung,
die meisten Werkstätten führen diese Arbeiten nicht durch und bieten eine teure
Lichtmaschine im Tausch an.
Gibt es die Möglichkeit für einen Kompressionstest, so sollte diese genutzt werden.
Durch ihn erhält man eine relativ gute
Information über den aktuellen Zustand
der Zylinder. Mit noch kleinerem Aufwand
kann der Wanddruck des Motors geprüft
werden. Bei im Leerlauf laufendem Motor
ist vorsichtig den Öleinfülldeckel zu öffnen und mit zwei Fingern festzuhalten. Ist
ein leichtes Abheben fühlbar? In diesem
Fall ist es möglich, dass der Druckverlust
von einem oder mehreren Zylindern durch
den Motorblock entweicht, dann sollte ein
Kompressionstest durchgeführt werden.
Um eine Aussage über das Verbrennungsbild zu erhalten, kann das Kerzenbild jedes Zylinders kontrolliert werden. Je nach
Möglichkeit sollte durch den Fachmann
(Achtung, Hochspannung!) auch das
Zündverhalten jeder einzelnen Zündkerze
kontrolliert werden. Liegen ein ungleichmäßige Zündbilder bzw. Kerzengesichter
vor, kann dies auf verschlissene Zündkabel und Verteiler hindeuten, ebenso aber
auch auf ein defektes Zündsteuergerät.
Das Problem mit dem ZSG tritt vorwiegend bei Fahrzeugen ab August 1987 auf,
da ab diesem Zeitpunkt die ZSGs in SMDTechnik ausgeführt wurden und diese ger-
Ist ein Messgerät zur Hand, sollte mit einem Voltmeter die Spannung zwischen
den beiden Batteriepolen gemessen werden. Auch beim Einschalten von starken
Verbrauchern wie z.B. Licht, heizbarer
Heckscheibe, Lüftung oder Klima darf sie
nicht unter 12 Volt absinken.
Bei dieser Gelegenheit sollte auch die Batterie selbst kontrolliert werden: hat sie die
in der Betriebsanleitung ausgewiesene
Kapazität und wie alt ist sie?
Prüfen Sie während der Probefahrt auch
unbedingt die Leistung und Regulierung
der Heizung. Stellen Sie zunächst die
Heizungsrädchen auf „max“. Wenn die
normale Wohlfühl-Temperatur erreicht
ist, regeln Sie herunter. Wird es plötzlich
relativ kühl im Fahrzeug, lässt sich die
Temperatur nicht mehr auf „max“ erhöhen? Dann sind oftmals die Membranen
des Mono- oder Duoventils eingerissen
und somit ist die Heizung nicht mehr
regelbar. Der Austausch dieser Magnetventileinsätze beträgt dann oftmals EUR
200,- und mehr.
23
6.2 Getriebe und Antriebsstrang
Als erstes steht auch hier die Sichtprüfung an. Gibt es erkennbaren Ölverlust
an Getriebe oder Differenzial, wie sieht
der Boden an der „Standstelle“ des Wagens aus, gibt es hier Öl-Flecken oder
sogar –Pfützen? Bei Öltropfen am Getriebe können teure Reparaturen drohen,
Tausend Euro sind da schnell weg und
bei einem Austausch-Automatikgetriebe
ist mit dem Mehrfachen zu rechnen. Bei
dieser Gelegenheit sollten auch sämtliche
Gummimanschetten der Antriebs- und
Achswellen auf Beschädigungen und Risse überprüft werden.
Ein leicht schwitzendes Hinterachsmittelstück, im Volksmund Differenzial
genannt, ist noch nicht problematisch.
Hinterachsmittelstück
Sollte es jedoch schon tropfen, so ist
meist einer der drei Wellendichtringe
ausgehärtet und undicht. Oftmals handelt es sich dabei um den Wellendichtring zur Kardanwelle, der gewechselt
werden muss, dies bedeutet einen nicht
allzu großen Aufwand. Aufwendiger ist
der Wechsel der Antriebswellendichtringe an den links und rechts abgehenden
Antriebswellen. Mit dem Wechsel sollte
in diesem Fall nicht allzu lang gewartet
werden, da aufgrund der Undichtigkeit
der Ölstand rasch absinken kann. Ein trocken gelaufenes Hinterachsmittelstück
kann blockieren und gefährliche Unfälle
hervorrufen. Bei dieser Gelegenheit sollte
auch die Ölfüllung erneuert werden, spä-
testens jedoch alle 60.000 km. Ein leichtes lastabhängiges Heulen des Differenzials deutet zwar auf einen schon erhöhten
Verschleiß hin, aber dies ist zunächst
nur ein akustischer Makel, es kann noch
100.000km und länger halten.
Beim Blick unter den Wagen sollten Sie
auch das Automatikgetriebe nicht vergessen und auf Undichtigkeiten prüfen.
Schauen Sie auch unter die kleine Gummikappe an der Modellierdruckdose, ist
diese Dose undicht, tritt hier Öl aus und
wird durch den Unterdruckschlauch
in den Motor gezogen und verbrannt.
Ein „rätselhafter“ Automatikölschwund
(ohne sichtbares Schwitzen) ist dann die
Automatikgetriebe, Modelierdruckdose
Automatikgetriebe, Wandlerglocke
Folge. Bei Ölspuren an der Wandlerglocke zwischen Motor und Schaltautomat
oder am hinteren Kurbelwellen-Dichtring
muss in beiden Fällen der Automat aus-
6.4 Fahrwerk und Lenkung
gebaut werden. Bei einer Undichtigkeit
empfiehlt es sich, gleich beide Dichtungen zu tauschen.
Wann wurde nachweislich der letzte Automatikgetriebeöl-Wechsel (ATF-Öl) gemacht und von wem? Die Einhaltung der
Wartungsintervalle alle 60.000 km ist genauso wichtig wie fachmännische Arbeit,
z.B. korrekte Entleerung des Drehmomentwandlers. Unerlässlich ist peinlichste Sauberkeit dabei, selbst kleine Verunreinigungen können kapitale Schäden
hervorrufen. Da das Automatik-Öl nicht
nur der Schmierung sondern auch der
Kraftübertragung dient, erreicht es hohe
Betriebstemperaturen. Wenn es schon
verbrannt riecht oder durch einen Laien
gewechselt wurde, sind Automatikgetriebe-Schäden nicht mehr auszuschließen.
Bei der Probefahrt sollte das Automatikgetriebe weich und ohne Schläge schalten.
Schalten alle Stufen zu hart, könnte das
am falsch eingestellten Steuerdruck und
Modellierdruck liegen, dadurch werden
Antriebsstrang, Hardyscheibe und Differenzial über Gebühr stark belastet. Auch
hier ist Vorsicht geboten, eine zu weich
eingestellte Automatik hat aufgrund hohen Schlupfs eine hohe thermische Belastung des Drehmomentwandlers zur Folge. Dies macht sich durch Durchrutschen
bemerkbar, die Motordrehzahl geht kurz
nach oben und der Schaltvorgang dauert
deutlich zu lange.
Ein hartes Schalten einer oder mehrerer
Fahrstufen kann auf einen Wandlerdefekt
oder verschlissene Bremsbänder hindeuten, beides wird teuer.
Leichte Schläge im Antriebsstrang während des Schaltvorgangs lassen einen
merklichen Verschleiß der Hardyscheibe
vermuten. Die Hardyscheibe hat die Aufgabe, leichten Versatz bei Gelenkwellen
auszugleichen sowie Stöße im Antriebsstrang zu dämpfen. Sie ist als Ersatzteil
um einen Fünfziger zu haben und mit
vertretbarem Aufwand zu wechseln.
6.3 Abgasanlage
Aufgrund des Schwefelanteils im Kraftstoff kann sich Kondenswasser, welches
sich bei Abkühlung im Abgaskanal sammelt, mit diesem zu Schwefelsäure verbinden. Dies ist besonders im Kurzstreckenbetrieb der Fall, in dem der Motor nicht
ordentlich warm gefahren wird und das
Kondensat nicht restlos verdampfen kann.
Aus diesem Grund rosten viele Abgasanlagen von innen durch, nicht von außen.
Ebenso werden Krümmerdichtungen und
24
Abgaskrümmer stark angegriffen und undicht.
Daher sollte auch der gesamte Abgasstrang einer sorgfältigen optischen und
akustischen Prüfung auf hörbare Lecks
unterzogen werden. Über den Zustand
des Katalysators und der bei OriginalKatalysator und vielen Nachrüstlösungen
vorhandenen Lambdasonde sollte die
hoffentlich vorhandene Bescheinigung
der letzten AU Auskunft geben. Ein ver-
Einen ersten Hinweis auf den Zustand
von Fahrwerk und Lenkung können die
Reifen geben. Sind sie ungleichmäßig
abgelaufen, deutet dies auf eine verstellte Spur oder einen verstellten Sturz
hin. Bei der dann notwendigen Vermessung sollten auch Radaufhängungen
und Stabilisatoren überprüft werden,
aufgrund des hohen Gewichtes des
Vorderwagens, besonders bei den V8Triebwerken, sind sie oft ausgeschlagen. Besonders zu achten ist hier auf
die Traggelenke und ihre Manschetten,
defekte Traggelenke machen sich bei
Belastung durch ein Knacken bemerkbar. Sind ihre Manschetten eingerissen,
führt dies aufgrund von eindringendem
Schmutz in kurzer Zeit zum Defekt der
Traggelenke. Ebenso sind die Bremsabstützung und die Spurstangenköpfe zu
kontrollieren, auch die Lagerung des
Lenkhebels gehört zu den bekannten
Schwachstellen. Bei dieser Gelegenheit
sollte auch das Lenkgestänge samt seiner Manschetten einer Sichtprüfung
unterzogen werden.
Bei hohen Laufleistungen neigen die an
der Hinterachse befindlichen Koppelstangen und Gummis des Stabilisators zum
Verschleiß. Auch die Dämpfer zwischen
Fahrwerk und Rahmen, umgangssprachlich „Tellerminen“ genannt, sollten kontrolliert werden.
Der Zustand der Stoßdämpfer kann bei
Stahlfederung durch den „NachwippTest“ (Niederdrücken der Kotflügel) kontrolliert werden: wippen sie nach, sind
die Dämpfer fällig. Auch ein sichtbarer
Ölverlust der Dämpfer lässt auf deren
Verschleiß schließen. Der sicherere Weg
für alle Dämpfungssysteme ist ein Stoßdämpfertest, den jede Prüfstelle kurzfristig durchführen kann. Quietschende oder
knarrende Geräusche beim Einfedern
der Vorderachse lassen auf verschlissene
Traggelenke an der Vorderradaufhängung schließen.
Bei der obligatorischen Reifenkontrolle
sollten Sie nicht nur auf Reifendimensionen, Profiltiefe und allgemeinen Zustand
achten. Auch das Alter sollte anhand des
Codes auf der Reifenflanke überprüft
werden. Sie würden überrascht sein, wie
Traggelenke
KLASSE
viele 126er mit mehr als 10 Jahre alter Bereifung unterwegs sind.
Ein allgemein erhöhtes Lenkspiel bei der
Probefahrt stellt zunächst kein großes
Problem dar, das Spiel des Kugelumlaufgetriebes lässt sich oft bei einer Fachwerkstatt für kleines Geld einstellen.
Bei dieser absolut sicherheitsrelevanten
Einstellarbeit sollte jedoch in allen Fällen
ein Fachmann bemüht werden. Dieser
ermittelt zunächst durch Messung der
Reibwerte, ob ein Nachstellen möglich ist.
Bei unsachgemäßem Nachstellen kann
die Lenkung, vor allem in den Außenbereichen, während der Fahrt plötzlich blockieren! Ist das Lenkgetriebe nur in der
Mittelstellung stark abgenutzt, z.B. durch
häufiges Lenken im Stand, droht ein teurer Austausch.
Eine undichte Servopumpe der Lenkung
fällt meist schon durch ein ziemlich ölverschmiertes Gehäuse auf. In diesem
Fall sollte unbedingt der Ausgleichsbehälter kontrolliert werden, wie weit ist
der Füllstand schon abgesunken?
Hinterer Stabilisator
Bremsabstützung
Lenkhebel
Dämpfungselement
Spurstangenkopf
Lenkgestänge
Lenkungs-Servopumpe
nehmbares Klappergeräusch kann auf
den Bruch des keramischen Grundkörpers
hindeuten, hier ist ein Tausch unvermeidlich, um hohe Folgeschäden zu vermeiden.
Nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass die gesonderte AU
und Ihre Plakette ab diesem Jahr entfallen.
Die Abgasuntersuchung ist zukünftig ein
ganz normaler Bestandteil der Hauptuntersuchung (TÜV).
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
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6.5 Bremsanlage
Die Bremsanlage sollte schon vor der Probefahrt einer Sichtprüfung unterzogen
werden. Wie sehen die Bremsleitungen
aus, gibt es Undichtigkeiten oder Roststellen? Was macht der Füllstand im
Ausgleichsbehälter und welche Farbe hat
die Bremsflüssigkeit? Eine tief dunkle
Färbung lässt nicht nur auf einen vernachlässigten Zustand schließen, sie ist
auch sicherheitstechnisch bedenklich.
Da Bremsflüssigkeit hygroskopisch, also
wasseranziehend ist, nimmt mit zunehmendem Alter der Wasseranteil zu. Abgesehen von der dadurch verstärkten
Korrosion können sich im Bremssystem
bei starker Inanspruchnahme z.B. auf
Gefällestrecken gefährliche Dampfblasen
bilden. Diese können die Wirkung der
Bremse bis auf null herabsetzen.
KLASSE
schaden hindeuten können. Achten Sie
auch auf die Konservierungsmittelraupen
auf den Schweißnähten, auch diese können gute Hinweise auf nachträgliche Karosserie-Arbeiten geben, da sie nur sehr
schwierig „zu fälschen“ sind.
Wie sehen Bremsscheiben und Bremsbeläge, vor allem vorn, aus? Erkennbare
Feuchtigkeitsspuren an den Bremszylindern oder anderen Teilen der Bremsanlage deuten auf Undichtigkeiten hin.
Beachtet werden sollte, dass bei den V8Triebwerken mit ASR auch die hinteren
Bremsen einem höheren Verschleiß ausgesetzt sind.
Lüftungsklappen
6.6 Karosserie
Als erstes sollte Ihr Blick über die gesamte, möglichst gewaschene Karosserie gleiten. Wie sieht es aus mit der Passgenauigkeit von Türen und Hauben, sind die
Spaltmaße gleichmäßig und symmetrisch?
Vergleichen Sie auch die linke und rechte Fahrzeughälfte inklusive dem geraden
Sitz der Stoßfänger. Deutlich sichtbare
Unterschiede sind meist auf einen nicht
sachgemäß reparierten Unfallschaden
zurückzuführen. Vom Kauf eines solchen
Fahrzeugs kann nur abgeraten werden.
Wie schaut der Lack aus? Passt sein Zustand zu der angegebenen Laufleistung
und Historie („Garagenwagen“) des Fahrzeugs? Gibt es Abweichungen in Farbe,
Glanz, Tönung oder Oberfläche? Dann
wurde meistens nachlackiert, womöglich aufgrund eines Unfallschadens? Oftmals lohnt sich die Anschaffung eines
Lackschichtdicken-Messgerätes,
diese
sind mittlerweile im Zubehör-Handel für
unter unter EUR 10,- zu haben. Hiermit
oder auch durch vorsichtiges Abklopfen
lassen sich Reparatur- und Spachtelstellen
aufspüren oder auch Fremdteile wie z.B.
ein ersetzter und überlackierter Kotflügel.
Schon durch Aufspüren einer einzigen solchen Stelle und den Einfluss auf die nachfolgenden Preisverhandlungen kann sich
das Messgerät bezahlt gemacht haben.
Generell kann davon ausgegangen werden, dass am W126 sinnvolle und umfangreiche Rostschutzmaßnahmen getroffen wurden, die in der zweiten Serie
noch etwas umfangreicher waren als in
der ersten. Der W126 der zweiten Serie
ist teilverzinkt und hervorragend konserviert, in dieser Beziehung ist er selbst aktuellen Modellen noch um Einiges voraus.
Es sollte jedoch jedes Fahrzeug sorgsam
überprüft werden, da sich im Alter zunehmend Schwachstellen zeigen. Auffällige
„Beulen“ im Unterbodenschutz sollten,
mit Zustimmung des Verkäufers, geöffnet
werden, oftmals beherbergen sie eine fortgeschrittene Unterwanderung durch Rost.
Am Unterboden sollte zunächst der Rahmen im Bereich der Vorderachsaufhän-
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gung kontrolliert werden: die Aufnahmen
der Lagerböcke der Bremsabstützung sowie der unteren Querlenker sind durch
Rost gefährdet. Bei Durchrostung sind die
Instandsetzungsarbeiten nur vom Fachmann durchzuführen, da es sich um das
Schweißen von tragenden Teilen handelt.
Naturgemäß gefährdet sind, vor allem bei
Fahrzeugen der ersten Serie, Schweller
und Radläufe sowie die Wagenheberaufnahmen. Unsachgemäß angesetzte Hebehilfen an den Wagenheberaufnahmen,
Bördelungen (Umlegen des Radlauffalzes)
an den Radläufen infolge breiterer Reifen
oder, noch schlimmer, Radlaufchrom er-
zeugen grundsätzlich üble Angriffspunkte für Durchrostungen in diesem Bereich.
Manchmal ist wurde der Sachverhalt
sogar umgekehrt: mit aufgesetztem Radlaufchrom wird versucht, Durchrostungen
und Parkrempler zu kaschieren.
Als nächstes lohnt sich ein Blick in die
hinteren Radhäuser, besonders, wenn
am Radlauf die bananenförmigen Abdeckungen, umgangssprachlich „Bananen“
fehlen. Die Bananen verhindern das Eindringen von Spritzwasser und Schmutz
in die hinteren Stoßfänger sowie auf die
hinteren Seitenteile des Kofferraums,
fehlen sie, ist dieser Bereich gesondert
zu kontrollieren. Immer sinnvoll dazu ist
die Entfernung der Teppichverkleidung an
der linken und rechten Seite des Kofferraums, um festzustellen, ob hier eine Rostbildung schon eingesetzt hat. Bei dieser
Gelegenheit sollten auch die Gummis der
Lüftungsklappen hinter den KofferraumSeitenverkleidungen in Augenschein ge-
nommen werden. Sitzen sie nicht korrekt
oder fehlen sie gar, kann Wasser ungehindert in den Kofferraum eindringen. Dies
kann im Übrigen auch durch poröse oder
schlecht sitzende Heckscheibendichtungen geschehen.
Eine genauere Untersuchung verdient
auch die Reserverad-Mulde, sie sollte komplett geleert und mit der Taschenlampe
sorgfältig abgeleuchtet werden.
Hierbei sollte Ihr Augenmerk nicht nur
dem möglichen Rost gelten, sondern auch
einem eventuellen Verzug oder Beulen,
die auf einen schlampig reparierten Heck-
Heckscheibenrahmen außen darüber
Wichtig, vor allem bei den Coupés mit einer noch flacher stehenden Heckscheibe
ist die sorgfältige Kontrolle des Heckscheibenrahmens. Bei ihm handelt es sich um
eine bezüglich Rost bekannte Schwachstelle des W126/C126. Sowohl oben als
auch unten zeigen sich oft schon von außen kleine Roststellen. Zur Kontrolle wird
der Kofferraum geöffnet und von unten,
am besten auf dem Rücken liegend, durch
die runden Stanzlöcher der Kofferraumdecke in Richtung Hutablage geleuchtet
bzw. getastet. Findet sich hier Rost, dann
handelt es sich um eine aufwendige und
recht kostenintensive Instandsetzungsmaßnahme.
Bei dieser Gelegenheit sollten sie auch die
Heckscheibe auf milchige Stellen am Rand
und in den Ecken untersuchen. Diese haben ihre Ursache in der Verbundglas-Bauweise, bei der Feuchtigkeit zwischen die
beiden Schichten eindringen kann. Durch
eine nachträgliche Abdichtung kann der
Prozess meist gestoppt oder zumindest
verlangsamt werden, eine Reparatur des
schon bestehenden Schadens ist jedoch
nur durch den teuren Austausch der Heckscheibe möglich.
Die Heckscheibenheizung mit Mikrofäden
sollte unbedingt getestet werden, vereinzelt sind die Fäden nahezu unsichtbar
beschädigt, wodurch die komplette Heckscheibenheizung ausfallen kann.
Lagerböcke Bremsabstützung
Abdeckung Radlauf
Heckscheibenrahmen, Kofferraumdecke
Es empfiehlt sich, die Frontscheibe auf
Steinschläge sowie die Scheinwerfer- und
Rückleuchten-Gläser auf Risse und eingeschlossenes Wasser zu untersuchen.
Bei dieser Gelegenheit sollten Sie auch
einen Blick in den Lüftungswasserkasten
werfen, dies ist möglich nach Entfernung
der Kunststoffabdeckung unter den Scheibenwischern. Oftmals haben sich hier
Laub und Schmutz gesammelt, welche
unter dem Einfluss von Feuchtigkeit üble
Rostnester erzeugen können.
Radlaufchrom
Abdeckung Radlauf fehlend
Heckscheibenrahmen außen darunter
Luftwasserkasten
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Auch unter den Seitenbeplankungen, den
„Sacco-Brettern“, verbergen sich oft böse
Rostnester, besonders an den Befestigungspunkten. Sollten Sie versucht sein,
diese zu Kontrolle abzunehmen, so sollten
Sie dazu Folgendes wissen: hinter der Befestigung der Verkleidungsteile verbirgt
sich ein 236-teiliges Puzzle aus Schrauben, Druckknöpfen, Dübeln, Klammern
und Abdeckungen. Ohne eine vorherige
gezielte Bevorratung ist an eine Wiederanbringung nicht zu denken. Die Teile sind
zwar relativ preiswert, aber das Puzzle ist
recht arbeitsintensiv.
Grundsätzlich kontrolliert werden sollten
die Türunterkanten. Wie bei jedem Auto
sickert an den Fensterdichtflächen Regenund Waschwasser in die Tür, welches normalerweise durch die dafür vorgesehenen
Abläufe wieder herauslaufen sollte. Sind
diese jedoch z.B. verschmutzt, so wird die
Tür von innen rostanfällig.
Ein Standard für den Rostcheck sind die
Wagenheberaufnahmen. Oftmals wird
hier durch unsachgemäßes Ansetzen
innen und/oder außen Lackierung und
Blech beschädigt und es bilden sich böse
Rostnester, die bis in die tragenden Strukturen reichen.
Zur Kontrolle sollten bei der 2. Serie die
Kunststoffabdeckungen vorsichtig heraus
gehebelt und die Aufnahme mit der Taschenlampe ausgeleuchtet werden.
Einen prüfenden Blick verdienen auch die
C-Säulen an der Stelle, an der die Chromleisten enden, oftmals sind dort verräterische Rostpickel oder Rostblasen unter dem
Lack anzutreffen.
Wagenheberaufnahme 1. Serie
Wagenheberaufnahme 2. Serie
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7. Wo und wie kaufe ich eine „alte“ S-Klasse?
Kontrollieren sollten Sie auch die Türfangbänder, besonders hinten zählen sie ebenfalls zu den typischen Schwachstellen. Knacken sie bei Öffnen oder Schließen, ist dies
ein sicherer Hinweis auf den baldigen Ausfall. Dem kommen Sie mit einem Austausch
besser zuvor, beim Ausfall lässt sich die Tür
ggf. nicht mehr schließen! Die Ersatzteile
sind zum Glück für wenige Euro zu haben,
die Arbeit jedoch ist aufwendig und fummelig. Messingfarbene Türfangbänder lassen darauf schließen, dass sie schon ersetzt
und nicht nachlackiert wurden.
Türfangband
Weitere Aufmerksamkeit verdienen die
Chromteile der Stoßfänger. Sind hier von
außen kleine Rostpickel zu sehen, ist das
Innenleben meist schon komplett vom
Rost angegriffen. Der Austausch ist leider
aufwendig und die Chromteile teuer, ein
gebrauchter Stoßfänger vom Autoverwerter
ist oft die günstigere Möglichkeit.
Noch eine kleine Warnung zum Thema
USA-Importe: Fahrzeuge aus z.B. Kalifornien oder Florida haben zwar meist keinen
Regen gesehen, aber Salz und Sand stecken
in allen Ritzen. Kommt so ein Fahrzeug ins
feuchte Europa, kann es innerhalb von Wochen rostig aufblühen wie eine Primel.
6.7 Innenausstattung
Die Innenausstattung des W126 ist sehr
hochwertig und i.d.R. auch nach vielen
Jahren noch ansprechend und funktionsfähig. Es gibt jedoch beim W126 ein paar
Besonderheiten, auf die es sich zu achten
lohnt, unabhängig von den schon behandelten Sonderausstattungen.
Etwas empfindlich ist z.B. das Zündschloss. Hat hier jahrelang ein pfundschwerer Schlüsselbund daran gezogen,
so kann die Mechanik verschlissen sein,
mit einem einfachen Funktionstest lässt
sich dies überprüfen. Der Austausch sollte dann rechtzeitig passieren. Blockiert
es oder bricht sogar der Schlüssel darin
ab, sind umfangreichere und schwierige
Arbeiten zur Erneuerung die Folge.
In vereinzelten Fällen lösen sich bei der
Limousine die weichen Verkleidungen
der B-Säulen an den Rändern ab. Die Reparatur ist einfach: Verkleidung abnehmen und die Ränder sauber verkleben.
In den Coupés wird vereinzelt über Ablösungen des Dachhimmels berichtet, diese
sind jedoch oftmals mit kleinem Aufwand
reparabel. Weit schlimmer sind durch
Nachrüstteile (Lautsprecher, Zusatzarmaturen, Handyhalterungen, …) beschädigte Hutablagen, Türinnenverkleidungen,
Armaturenbretter sowie Mittelkonsolen.
Diese sind meist irreparabel und müssen
oftmals nach längerer Suche für verhältnismäßig viel Geld ersetzt werden.
Ein schwerwiegenderes Problem stellen
aufgeplatzte Risse bei Armaturenbrettern
dar, die vorwiegend bei blauen Innenausstattungen auftreten. Der Weichmacher
ist bei diesen Kunststoffteilen heraus
diffundiert, vor allem, wenn die Fahrzeuge länger starker Sonneneinstrahlung
ausgesetzt waren. Neuwertiger Ersatz ist
schwer zu bekommen und mit reichlich
Arbeit verbunden.
Auf diesen Punkt sollte man vor allem
auch bei US-Importen denken. Die vielen
Sonnenstunden in Florida oder Kalifornien haben meist Kunststoffe und Gummiteile ausgeblichen und porös gemacht.
Farbunterschiede und hässliche Risse
sind die (Spät-)Folgen.
Auf die allgemeine Problematik beim
W126-Gebrauchtwagenkauf wurde schon
eingegangen. Erschwerend kommt hinzu,
dass fast nirgendwo so schamlos gelogen
und so kriminell getrickst wird wie beim
Gebrauchtwagenkauf.
Die Methoden der „Wertsteigerung“ sowie die „bearbeiteten“ Präsentationen der
Fahrzeuge, vor allem im Internet, sind dabei teilweise so professionell, dass sogar
Fachleute Probleme haben, die Manipulationen nachzuvollziehen. Daher sollen Ihnen die nachstehenden Tipps eine etwas
bessere Ausgangsposition beim Kauf Ihres W126 verschaffen.
7.1 Wo und wie finde ich meinen W126?
Größere Hitze- und Kälteeinwirkungen
über Jahre hinterlassen leider auch noch
an anderer Stelle ihre Spuren, nämlich
an den Edelholzdekor-Teilen aus Zebrano oder Wurzelnuss-Furnier. Dies ist aus
dem nachstehenden Grund absolut nachvollziehbar. Zu den Crash-Versuchen gab
es bei Mercedes-Benz die Vorgabe, dass
auch die Edelholzdekore bei einem Unfall
nicht splittern dürfen. Aufgrund dessen
wurde ein Schichtaufbau realisiert; auf
einen Aluminiumstreifen wurde eine
Nutzholzschicht aufgebracht und auf diese das dünne Edelholz-Furnier. Bei großen Temperaturunterschieden dehnen
sich die Materialien jedoch unterschiedlich stark aus, so dass sich das dünne
Edelholz-Furnier ablöst. Zum Glück sind
davon meist nur die Leisten der Türen
und des Handschuhfachdeckels betroffen. Jedoch sind die Ersatzteile aufgrund
ihrer Variantenvielfalt sehr teuer, da es
beim W126 keine Blindschalter gab, so
dass für jede Ausstattungsvariante eigene Teile existieren.
Vor allem fünf Möglichkeiten stehen zur
Wahl, einen gebrauchten W126 zu kaufen:
• der Mercedes-Händler
• das Mercedes-Benz Youngtimer-Angebot „YoungClassics“
• der freie Gebrauchtwagen-Händler
• der spezialisierte Youngtimer-/Oldtimer-Händler
• die Fachmesse oder Auktion
• und der Privatmann
Über diverse Kontakt-Möglichkeiten gelangen Sie zu den Angeboten:
• Internet-Kfz-Plattformen
• lokale Zeitungsinserate
• Fähnchen-/Kiesplatz-Händlerpräsentationen
• Automärkte (z.B. samstags oft in
Autokinos und auf Gewerbeflächen)
• Youngtimer-/Oldtimer-Fachzeitschriften
• Youngtimer-/Oldtimer-Fachmessen
• Kfz-Auktionen
• Oldtimer- und Marken-Clubs
• sowie persönliche Kontakte und
Empfehlungen
Leider taucht nur noch selten ein W126
bei einem Mercedes-Händler auf. Meist
handelt es sich um Fahrzeuge, die aufgrund von Neukauf oder Wechsel zurückgenommen werden, stets zu sehr bescheidenen Konditionen.
Handelt es sich um ein „gutes Fahrzeug“,
so wird dieses mit großer Sicherheit umgehend innerhalb der Youngtimer-Szene
landen und nicht durch den Händler auf
dem Markt angeboten werden. Was dann
vom Haus tatsächlich zurückgenommen
wird, sind vorwiegend schrottreife Fahrzeuge, deren Ankaufswert nichts anderes
ist als ein verdeckter Rabatt. Daher kön-
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KLASSE
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
nen Sie, bis auf den großen und einzigartigen Zufall, diese mögliche Quelle für
einen guten W126 nahezu ausschließen.
Die freien Gebrauchtwagenhändler, auf
deren Hof sich neben japanischen sowie
französischen Fahrzeugen auch ein paar
BMWs, Audi oder Mercedes älteren Datums in meist bemitleidenswerter Form
tummeln, werden nach der Form der Präsentation auch oft als Fähnchen-Händler
oder Kiesplatz-Händler bezeichnet.
Der Ankauf von Fahrzeugen in diesem
Gebrauchtwagen-Segment passiert oft in
der Form, dass potenziellen Verkäufern
Werbeprospekte oder Visitenkärtchen unter den Wischer geklemmt werden. Alternativ werden diese direkt angesprochen
und mit vollkommen unrealistischen,
erheblich zu niedrigen Angeboten konfrontiert. Zeitungsannoncen und Postwurfsendungen ergänzen das AnkaufSzenario.
Es ist nachzuvollziehen, dass ein Halter
ein gut erhaltenes Fahrzeug kaum zu
diesen Preis an einen Händler verkaufen
würde - erzielt er doch beim Privatverkauf den mehrfachen Verkaufserlös. Aus
diesem Grund wird hier ein erhaltenswerter W126 mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht zu finden sein.
Dies ist der Markt für „Saisonfahrzeuge“, „Winterautos“ und die so genannten
„Schlachter“ oder „Teileträger“. Hierbei
handelt es sich um Fahrzeuge, die nicht
für den Erhalt oder der Nutzung wegen
angekauft werden, sondern aus denen
teure oder gesuchte Ersatzteile ausgebaut werden und der Rest verschrottet
wird.
Der immer größer werdende und sehr
lukrative Markt für Young- und Oldti-
mer hat jedoch mittlerweile darauf spezialisierte Gebrauchtwagen-Händler und
Werkstätten hervorgebracht. Diese konzentrieren sich oft auch auf bestimmte
Marken, Baureihen oder Fahrzeuge eines
gewissen Mindestalters. Die Chance, hier
auf einen gut erhaltenen W126 zu treffen,
ist relativ groß, doch billig wird es mit
Sicherheit nicht. Viele der hier vorhandenen Fahrzeuge stammen von W126Haltern, die den Wert ihres Fahrzeuges
kannten und den Wagen meist aus Zeit-,
Platz-, Alters- oder Geldgründen, aufgrund Fahrzeugwechsel oder Aufgabe
ihres Hobbys verkauft haben. Die darauf
spezialisierten Händler verdienen ihr
Geld damit und verfügen daher meistens
über eine profunde Fachkenntnis. Sie
wissen genau, was ein W126 wert ist, haben als gewerbliche Händler das Gewährleistungs-Risiko, bezahlen Steuern aus
ihrem Umsatz und müssen ja auch noch
etwas daran verdienen.
Leider gibt es, wie überall, auch unter ihnen schwarze Schafe, die Ihre Fachkenntnis und die Möglichkeiten der oftmals
angegliederten Fachwerkstatt ausnutzen,
um Kunden zu übervorteilen. Im harmlosesten Fall wird da aus der Laufleistung
von knapp 300.000 km eine mit 120.000
km. In schwerwiegenderen Fällen werden offensichtliche Mängel retuschiert.
Im schlimmsten Fall wird ein wirtschaftlicher Totalschaden nur mangelhaft instand gesetzt und danach als unfallfrei
verkauft.
Ähnliche Voraussetzungen wie bei den
auf Young- und Oldtimern spezialisierten
Händlern treffen Sie auf Messen und Auktionen an, ab und zu sind spezialisierte
Händler sogar der Veranstalter der Events.
Bei Auktionen kommen oftmals auch noch
Fahrzeuge aus einer Hinterlassenschaft
oder Sammlungsauflösungen dazu.
29
7.2 Allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf
Sollte es sich bei dem zur Versteigerung
kommenden Fahrzeug nun um eine für
den Händler oder die allgemeine SammlerKlientel eher uninteressante Farb-Kombination oder Ausstattungs-Variante handeln, wird es für Sie als Kaufinteressent
besonders interessant. Trifft diese Variante Ihren Geschmack, dann können Sie
in Ermangelung von anderen Bietern zu
einem echten Schnäppchen kommen. Voraussetzung dafür ist jedoch die genaue und
fachkundige Begutachtung des Fahrzeugs
vor der eigentlichen Auktion, ein niedriges
Limit und eine eiserne Gebotsdisziplin.
Ein weiteres, derzeit stark wachsendes
Segment bildet der Import von hochwertigen Fahrzeugen mit geringen Laufleistungen aus der Schweiz, USA, Japan und den
arabischen Ländern. Einige Händler haben
sich sogar auf solche Importe spezialisiert
und liefern Fahrzeuge mit fix und fertig
erledigten Import-Formalitäten, -Papieren,
sowie Umrüstungen in Wunschfarbe und
Wunschausstattung.
Oftmals können auf diesem Wege Fahrzeuge mit niedrigen Laufleistungen und
Ausstattungsvarianten beschafft werden,
die es in Deutschland oder Österreich nicht
mehr gibt oder die hier zu erheblich höheren Preisen gehandelt werden. Aber, Achtung, wie in fast allen Fällen hat die Sache
einen Haken: für das Ausland produzierte
Fahrzeuge weichen in manchen technischen Ausführungen und Ausstattungsdetails teilweise erheblich von hiesigen
Fahrzeugen ab (Motoren, Scheinwerfer,
Achsen, Stoßfänger, Räder, Radio, Bordelektronik, …).
Dazu ist vom Privatmann bis auf Ausnahmen die Einfuhr-Umsatzsteuer zu entrichten, bei Import aus einem Nicht-EU- oder
EFTA-Land kommt noch der Import-Zoll
dazu.
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Beispiel Japan-Import
W126 und C126 sind mit belegbaren
Laufleistungen deutlich unter 100.000
km (Serviceaufkleber, eine japanische
Spezialität) ohne Weiteres aus Japan zu
bekommen. Die Preise tendieren, je nach
Ausstattung und Laufleistung, teilweise
sogar über den hiesigen Marktpreisen.
Ein Problem ist bei Japan-Importen z.B.
das Radio, da es aufgrund anderer Frequenzen in Europa mit Ausnahme der
CD-/Kassetten-Funktion nicht zu gebrauchen ist. Eine weitere Besonderheit stellt
z.B. die unabhängig vom Typ generell
„kleine“ Hinterachse ohne Anfahrmomentabstützung dar, die bei den Achtzylindern ansonsten nur im 420er verbaut
wurde.
Als unbedingter Vorteil ist zu werten,
dass die Fahrzeuge ausnahmslos absolut
überdurchschnittlich gewartet wurden.
Aufgrund Ihres Statussymbol-Charakters
handelt es sich meist um sehr gepflegte
Firmenfahrzeuge, die eine teilweise fast
neuwertige Innenausstattung besitzen.
Ein Nachteil ist darin zu sehen, dass die
meisten Fahrzeuge nur in der Stadt und
überwiegend auf Kurzstrecken gefahren
worden sind. Dafür handelt es sich i.d.R.
um reine Garagenwagen, da es in Japan in
der Innenstadt praktisch keine Parkplätze, sondern nur Tiefgaragen gibt und die
Wagen haben meist kein Salz gesehen.
Beispiel USA-Import
Abgesehen von der Diesel-Motorisierung,
die es nur für USA/Kanada gegeben hat,
unterscheiden sich die Fahrzeuge schon
rein äußerlich deutlich durch die SealedBeam-Scheinwerfer, die in der ersten
Serie kein Standlicht besaßen und die in
USA vorgeschriebenen, überdimensionalen Sicherheitsstoßfänger.
Die US-126er besitzen auch keine Nebelschlussleuchte, haben die generell
„kleine“ Hinterachse ohne Anfahrmomentabstützung (siehe Japan-Import),
kein E/S-Wahlschalter für das AutomatikGetriebe, kein ASR, und eine andere Antenne.
Dafür besitzen sie aber generell eine
Klimaanlage, meist einen Meilentacho,
…, die Reihe der Unterschiede ließe sich
beliebig fortsetzen. Darum ist vor dem
Ankauf einer US-Ausführung dringend
anzuraten, sich im Detail mit den umfangreichen länderspezifischen Unterscheidungsmerkmalen vertraut zu machen.
An dieser Stelle sei auch noch einmal
auf die im vorigen Kapitel ausgeführte
Problematik der meisten US-Fahrzeuge
bezüglich Rost und Sonneneinwirkung
hingewiesen.
Die besten Chancen, zu einem guten
W126 zu kommen, haben Sie jedoch ohne
Frage beim Kauf von Privat. Kenner und
Liebhaber, die ihr gut gepflegtes Fahrzeug aus welchem Grund auch immer
abgeben müssen, kennen den Markt und
seine oben ausgeführten Problematiken.
Manche suchen, selbst unter der Maßgabe, nicht den Maximalerlös erzielen zu
können, einen anderen „Liebhaber“, bei
dem ihr gepflegter und geliebter W126
„in gute Hände“ kommt.
Die dazu dienlichen Kontakte knüpfen sie
über Kleinanzeigen im örtlichem Amtsblatt, entsprechende Old-/YoungtimerFachzeitschriften mit Verkaufsangeboten, oder auf Fachmessen, die oftmals
einen privaten Auto- und Teilemarkt angegliedert haben. Weitere Möglichkeiten
sind Marken- und Oldtimer-Clubs sowie
die einschlägigen Internet-Foren.
Und, ja, es gibt sie noch, die gepflegten
Fahrzeuge mit geringer Laufleistung aus
Rentnerhand, sie werden zwar immer
seltener, aber es gibt sie noch. Um an sie
heranzukommen, ist etwas Geduld und
Hartnäckigkeit sowie eine gute Portion
Glück erforderlich. Sollten sie auf ein
solches Fahrzeug spekulieren, rechnen
Sie für Ihre Suche besser in Monaten und
Jahren als in Tagen und Wochen.
Für den Fall, dass der bevorstehende Ankauf den Start Ihres automobilen Hobbys darstellt, gestatten Sie mir, Ihnen zu
den Besichtigungen und Verhandlungen
noch ein paar allgemeine Tipps zum Gebrauchtwagenkauf mit auf den Weg zu
geben.
• Hinterfragen Sie alles, was Ihnen
spanisch vorkommt oder für Sie nicht
nachvollziehbar ist. Ein ehrlicher Verkäufer hat dafür Verständnis. Wird der
Verkäufer jedoch unruhig, nervös oder
gar pampig, dann stimmt etwas nicht
und Sie sollten Ihr Kaufinteresse an
diesem Fahrzeug überdenken.
• Lassen Sie sich nicht drängen oder
unter Druck setzen. Vorsicht ist auch
geboten, wenn der Verkäufer ständig
auf Sie einredet oder versucht, Sie von
wichtigen, für Sie interessanten Details abzulenken.
• Lassen Sie sich bei offensichtlichen
Mängeln nicht mit Verallgemeinerungen abspeisen wie z.B. „gestern ging
das noch“, „ der ist halt jetzt ein paar
Tage gestanden“, „das ist bei diesen
Fahrzeugen normal“, „was erwarten
sie nach X Jahren“. Dies sind die Argumentationen von Profis unter den
Rosstäuschern.
• Lassen Sie sich das Fahrzeug in bestem Tageslicht, bei trockener Witterung und ohne Einschränkungen zeigen. Alle Beteuerungen, das Fahrzeug
könne „jetzt gerade nicht herausgeholt werden“, „das Licht sei hier gerade nicht besser zu bekommen“, „die
Platzverhältnisse lassen gerade nicht
zu, dass“, „die gerade zur Verfügung
stehende Zeit sei zu knapp, um“, „in
einer halben Stunde kommt ein ande-
rer Interessent“ sind Vorwände und
sollten Sie stutzig machen. Ist das
Fahrzeug deutlich verschmutzt, bestehen Sie auf einer Fahrzeugwäsche.
Viele Lackmängel sowie Hagelschäden lassen sich an einem „etwas eingestaubten“ Fahrzeug nicht oder nicht
vollständig erkennen.
• Achten Sie auf typische Spuren des
„Aufhübschens“ wie z.B. Sprühnebel
an Reifen, Dichtungen und in den
Radhäusern, frisch geschwärzten
Reifenflanken oder frisch aufgetragenen Unterbodenschutz sowie eine
kürzlich erfolgte Motorwäsche. Hier
könnten Mängel von einem Profi weggeschminkt worden sein.
• Studieren Sie in Ruhe alle zur Verfügung stehenden Papiere wie z.B. die
Zulassungsbescheinigung Teil1 und
Teil2. In diesem Fall sollte auch noch
der ursprüngliche Fahrzeug-Brief und
Fahrzeug-Schein vorhanden sein, um
die tatsächliche Anzahl der Vorbesitzer nachvollziehen zu können. Dazu
gehören ggf. Service-Scheckheft,
TÜV- und AU-Prüfbescheinigungen,
Original-Rechnungen, ggf. Dokumentationen von Instandsetzungen oder
größeren Reparaturen, Gutachten,
Messprotokolle usw. Im Idealfall bitten Sie den Verkäufer vor dem Besichtigungstermin, Ihnen die Unterlagen
in Kopie oder per Mail vorab zu kommen zu lassen. Sie sparen sich ggf.
viele km und eine Enttäuschung.
• Bei der Besichtigung vor Ort können
Datum und km-Angaben auf Werkstatt-Anhängern und -Aufklebern (Batterie, Motor- und Getriebeöl, Bremsflüssigkeit) oftmals einen Hinweis
darüber geben, ob die laut Scheckheft
KLASSE
oder Tacho angegebene Laufleistung
glaubhaft ist.
• Vergessen Sie verbale Zusicherungen
und Versprechungen wie „das wird
natürlich noch von mir gerichtet“ oder
„das kann ich Ihnen gerade nicht zeigen, das ist aber so“. Alles, was nicht
schriftlich im Kaufvertrag fixiert wurde, wird nicht Gegenstand des Kaufvertrags.
• Bestehen Sie auf einem StandardKaufvertrag wie z.B. einem ADACFormular. Regeln Sie wichtige Dinge
wie Ab-/Anmeldung, Versicherungsschutz, Zahlungen usw. schriftlich
und mit Datum sowie Uhrzeit.
• Lassen Sie sich wichtige Details wie
Unfallfreiheit, Austauschmotor, Geringfügigkeit von Vorschäden und den
Kilometerstand schriftlich zusichern.
Beim km-Stand ist eine Angabe wie
z.B. „laut Tacho“ irreführend, diese
muss nicht identisch mit der tatsächlichen Laufleistung sein.
• Werden Sie hellhörig bei Aussagen
wie „den habe ich noch nicht lang“
oder „in letzter Zeit wurde das alles
gerichtet“. Dies könnten Hinweise dafür sein, dass es sich um eine kostenintensive „Baustelle“ handelt, die sein
jetziger Besitzer jetzt dringend loswerden möchte.
• Nehmen Sie einen Zeugen mit, am
besten einen Bekannten, der sich mit
gebrauchten Fahrzeugen, oder noch
besser, mit dem W126 auskennt. Vier
Augen sehen immer mehr als zwei.
Machen Sie ggf. Fotos, damit Sie bei
späteren Unstimmigkeiten nicht in Beweisnot kommen.
Dabei sei an dieser Stelle auch noch auf
einen beliebten Händler-Trick hingewiesen.
Um die gesetzliche Gewährleistungspflicht (12-monatige Sachmängelhaftung)
sowie die Steuer zu umgehen, geben sich
manche Händler in Inseraten, Internet
oder auf dem Automarkt als Privatpersonen aus. Diese verkaufen dann natürlich
das Auto „von ihrem Bruder, Vater, Onkel,
Großvater, Geschäftskollegen oder besten
Kumpel.“ Der wahre Sachverhalt lässt
sich jedoch relativ rasch anhand der Papiere und Nachweise herausbekommen.
Die Rückfrage „Um welchen Wagen geht
es?“ bei einem Anruf oder eine rote Nummerntafel bei der Probefahrt sind meist
sichere Anzeichen für einen Händler.
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Kaufberatung W126
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7.3 Zweifelsfreie Fahrzeugidentifikation - die FIN
Anhand der Fahrzeugidentifikationsnummer FIN, auch landläufig als Fahrgestell-Nummer bezeichnet, kann jedes
Fahrzeug eindeutig identifiziert werden.
Achtung, für die Exportausführungen,
z.B. für USA, existieren abweichende
VIN, die jedoch via WIS (Werkstattinformationssystem) in eine FIN übersetzt
werden können.
Des Weiteren ist die FIN äußerst nützlich
bei Abruf von Informationen wie Fahrzeughistorie, Werkstatt-Informationen,
erfolgte Wartungen, Ersatzteilnummern
sowie Kostenvoranschlägen usw., sowohl
bei MB-Partnern als auch im Internet.
Bei erkennbaren Manipulationen an der
FIN wie z.B. eine Schweißnaht, die „Ausbesserung“ einzelner Zeichen oder starke Beschädigungen ist äußerste Vorsicht
geboten. Dies betrifft sowohl die Identität
des Fahrzeugs als auch die möglichen Eigentumsverhältnisse.
Die FIN ist zum einen in den Fahrzeugrahmen in das Fahrzeugblech eingeschlagen
und zum zweiten im Typenschild hinterlegt (s.a. nachfolgender Unterpunkt).
Die Aufschlüsselung der FIN beinhaltet
folgende Informationen:
7.4 Zusatzinformationen auf dem Typenschild
Ein paar nützliche Zusatzinformationen
liefert das Karosserie- oder auch Typenschild. Es befindet sich auf dem Schlossträgerblech, also auf der Quertraverse der
Frontmaske oberhalb des Kühlers (genietet), dazu muss die Motorhaube geöffnet
werden. Das Schild ist ab Werk geschraubt
und nicht genietet. Je nach Werk kann es
abweichend aufgebaut sein, enthält aber
im Prinzip immer die gleichen Angaben.
Das kleine „H“ hinter der Motorvariante
auf dem Typenschild steht übrigens für
den Farbhersteller der Originallackierung,
in diesem Falle Herberts. „G“ stünde für
Glasurit. Dies ist sehr wichtiger Hinweis
für einwandfreie Nachlackierungen!
KLASSE
Schlossträgerblech mit Typenschild
Herstellercode: WDB = Daimler Benz (Mercedes)
Baureihe:
126er (also S-Klasse)
Baumuster:
hier 034 = 420 SE
Lenkung:
hier 1 = Linkslenker
Produktionsort: hier A = Werk Sindelfingen (alles von A – E ist Sindelfingen)
Seriennummer = fortlaufende Nummer der Produktion
Die verbauten Getriebevarianten sind
sehr übersichtlich, da alle verbauten Automatikgetriebe bis auf eine Ausnahme
seitens des Baumusters 722.3XXX, also
Typ W4A040 sind. XXX steht dabei für
die Feintypen der Übersetzungen und
Schaltpunkte, z.B. 722.343 für die oben
genannte Fahrgestell-Nummer.
Die Ausnahme bildet der 260er, er hat ein
722.4 vom Typ W4A020 verbaut, Motor
und Getriebe stammen aus der Baureihe
W124.
Verbaute Schaltgetriebevarianten sind
die Baumuster 716.XXX oder 717.XXX,
die Schaltgetriebe sind hinsichtlich Übersetzungen den Motoren angepasst. Die
Gehäuse sind bei gleicher Motorvariante
der Sechszylinder identisch, die Fahrzeu-
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ge mit Achtzylinder sind ab Werk grundsätzlich mit Automatikgetriebe ausgeliefert worden.Die Baumuster der verbauten
Motoren sind in der entsprechenden Tabelle im Kapitel Motorvarianten ersichtlich. Weitere Ausstattungen und deren
Codes sind über die Datenkarte bzw. das
WIS (Werkstattinformationssystem) zu
ermitteln. Die Datenkarte kann über den
Mercedes Händler beschafft werden oder
über einschlägige Seiten im Internet ausgedruckt werden.
Wenn sich das Fahrzeug noch im originalen Zustand befindet, können Sie mit
etwas Glück die werksseitig eingeklebte
Datenkarte kofferraumseitig noch unter
der Hutablage finden.
Datenkarte kofferraumseitig
Kaufberatung W126
Kaufberatung W126
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8. Den Stern gefunden?
9. Anhang:
Empfehlungen für „nach dem Kauf“
Sie haben „Ihren“ W126 gefunden und erworben? Meinen herzlichen Glückwunsch
dazu und die besten Wünsche für eine allzeit knitterfreie Fahrt! Um viel Freude an
Ihrer „neuen“ alten S-Klasse zu haben, habe
ich für Sie noch ein paar Empfehlungen.
an. Sie werden staunen, was sich im
Laufe der Zeit da so alles ansammelt:
dies reicht vom Kaufvertrag über die
Anmeldung, Gutachten, Originalunterlagen, Versicherung, Betriebsanleitung,
Rechnungen und Bescheinigungen, Kopie der Zulassungsbescheinigung bis
zum Garagenmietvertrag. Wird alles
von Anfang an gesammelt, sortiert und
geschützt aufbewahrt, ist es sowohl im
Schadenfall als auch bei einem möglichen Verkauf sehr nützlich und meist
sogar bares Geld wert.
• Wunschkennzeichen für Ihren W126
Haben Sie schon über ein passendes
Wunschkennzeichen nachgedacht, z.B.
Baureihe oder Hubraum, Geburtstag
oder Jahr der Erstzulassung? Im Internet
finden Sie mehrere Anbieter, die Ihnen
bei Bestellung der Nummernschilder für
ca. 30 Euro auch kostenfrei ein Wunschkennzeichen bei Ihrem Landratsamt reservieren. Sie geben bei der Bestellung
Ihren Kennzeichenwunsch und zwei
Alternativen für den Fall an, dass das
Kennzeichen schon vergeben ist. Sie erhalten eine Bestätigung und paar Tage
später per Post die Schilder und die Reservierung fürs Landratsamt.
• Internet-Favoriten sammeln
Eröffnen Sie für Ihr Fahrzeug doch einen
eigenen Ordner in Ihren Internet-Favoriten. Da kann schon nach kurzer Zeit einiges zusammen kommen: Kfz-Foren, Ersatzteil-Märkte, Fahrzeugpflege, Links zu
Werkstätten, …Auf diese Weise haben Sie
alles schnell abgelegt und verwaltet und
müssen im Bedarfsfall nicht lang suchen.
• Fahrzeug-Ordner anlegen
Legen Sie, am besten gleich beim Kauf,
einen großen Ordner für Ihr Fahrzeug
• Ausgaben und Belege festhalten
Bei einem Hobbyfahrzeug kann früher
oder später die Frage interessant wer-
KLASSE
Checkliste zur Kaufberatung
den, was Ihr Hobby eigentlich kostet.
Wie wäre es, auf dem PC dafür eine
kleine Liste anzulegen und die Ausgaben zu gliedern in z.B. „Anschaffung“,
„Reparatur/Service“, „laufende Betriebskosten/Hobby“? Sowohl im Falle des Nachweises gegenüber Dritten
(Unfall, Veräußerung, …) als auch z.B.
gegenüber Partner(in) oder Freunden
sind Sie auf Nachfrage in einer komfortablen und auskunftsfähigen Position.
• Hobby mit Anderen teilen
Geteilte Freude ist doppelte Freude, erst
recht bei einem Fahrzeug wie diesem.
Überlegen Sie sich, Mitglied in einem
Marken- oder Oldtimer-Club wie z.B.
dem S-Klasse Club zu werden und tragen sie sich in entsprechenden Internet-Foren als User ein. Abgesehen von
vielen handfesten Vorteilen wird sich
Ihre Freude und Begeisterung für den
W126 noch steigern, wenn Sie sich z.B.
bei gemeinsamen Ausfahrten, Stammtischen oder Workshops mit Gleichgesinnten austauschen und gemeinsame
Erlebnisse und Erfolge teilen können.
In der dieser Kaufberatung anliegenden
Excel-Datei wurde der Versuch unternommen, eine tabellarische, von Hand
auszufüllende Checkliste aufzustellen.
Diese soll Sie bei Ihrem Besichtigungsoder Probefahrt-Termin unterstützen.
Sicher ist es kein Fehler, sie schon vor
dem Termin einmal gedanklich durchzugehen. Dabei können Sie aus Ihrer Sicht
wichtige Punkte mit einem Textmarker
hervorheben und vielleicht unwichtige
streichen.
Die Checkliste beim Termin vollständig
und haarklein in der vorgegebenen Reihenfolge auszufüllen, ist sicher nicht
möglich und auch nicht notwendig.
Vielmehr soll sie Ihnen einen „roten Faden“ bei der Besichtigung geben. Vielleicht ist sie Ihnen auch eine nützliche
Erinnerung an einige wichtige Punkte,
die ansonsten im Eifer des Gefechts leicht
untergehen können.
Auf alle Fälle nützlich ist sie als Entscheidungshilfe, beim Vergleich von mehreren
in Frage kommenden Fahrzeugen sowie
bei der Abschätzung der über den reinen
Ankauf hinausgehenden Gesamtkosten.
Zu guter Letzt …
Gestatten Sie mir zu guter Letzt noch ein
paar persönliche Hinweise in eigener
Sache der vorliegenden Kaufberatung
W126.
Haben Sie in der vorliegenden Kaufberatung den Eindruck gewonnen, dass diese
ein wenig subjektiv eingefärbt und nicht
immer ganz objektiv ist?
Das ist mit Sicherheit der Fall und ich bekenne an dieser Stelle: ich bin ein überzeugter Fan und Liebhaber der Baureihe
W126 und besitze selbst ein Fahrzeug.
Vermissen Sie wichtige Details, haben Sie
Fragen oder Anregungen zu einzelnen
Punkten?
Habe ich bestimmte Aspekte nach Ihrer
Erfahrung unterbewertet oder haben Sie
abweichende bzw. ergänzende Erfahrungen gemacht?
Dann kommen Sie bitte auf mich zu, denn
die vorliegende Kaufberatung „lebt“ davon, dass genau diese Dinge Eingang finden und nützliche Informationen ergänzt
werden.
Ihre Anregungen bitte ich an meine nachstehende Mailadresse zu senden:
KaufberatungW126@t-online.de
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre
Unterstützung, Ingolf M. Bogus
Kontaktadresse des
Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Altenburger Straße 29, D-04617 Rositz
eMail: info@s-klasse-club.de
www.s-klasse-club.de
Bestellungen senden Sie bitte an
ines.schulz@s-klasse-club.de
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Kaufberatung W126
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Clubanschrift
Mercedes-Benz S-Klasse Club e.V.
Altenburger Straße 29 · D-04617 Rositz
Deutschland (Germany)
Fax +49 (0) 700 / 126 000 00
info@s-klasse-club.de