PDF: 9,2 MB - Stadt Löhne

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PDF: 9,2 MB - Stadt Löhne
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Etel Adnan
Corinna Harfouch
Klaudia Ruschkow
Hanna Mittelstädtski
Johannes Gwisde
Arnold Stadler ck
Andreas Maier
Ilma Rakusa
Roberta Dapunt
Nikola Madzirov
Alexander Sitzman
Thomas Streiper t n
Harald Sieger
Katharina Winkler
Sulemann Tauf iq
Katharina Hacker
Georgi Gospodin
Joumana Haddadov
Rasha Khayat
Holger Ehling
Raoul Schrott
Hendrik Milting
Josef M. Gaßner
Harald Welzer
Alexander Pschera
Stefan Selke
Lot Vekemans
Tommy Wieringa
Liao Yiwu
Karin Betz
Dž evad Karahasan
Rolf Becker
Moderation:
Jürgen Keimer
24. ›› 28. 8. 2016
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Die Zukunft liegt nun wirklich und vollkommen
in der Hand des Menschen.
Claudio Magris
Liebe Gäste des
Internationalen Literaturfestes Poetische Quellen,
wenn man meint, man weiß genug, dann hört
man irgendwann auf, nach dem zu fragen, wonach man
sich vielleicht einmal auf der Suche befand, dann stößt
das als vermeintlich sicher empfundene Wissen an die
Grenze des als unsicher empfundenen Möglichen. Dann
verlieren wir an Möglichkeiten – aus Bequemlichkeit, aus
Angst, manchmal vor dem Hintergrund eines Lebens, in
dem das Gefühl für Zukünftigkeit von einer unveränderbar scheinenden Gegenwart überdeckt wird. In diesem © Peter Hübbe
Zustand werden alle zukünftigen Möglichkeiten auf das
Maß einer nur noch gegenwärtigen Zukunft zurecht gestutzt. Wir spielen dabei mit dem
Verlust unserer Zeitlichkeit, dem Verlust eines Empfindens für den Verlauf von Zeit, die
sich zusammensetzt aus Erkenntnissen, Möglichkeiten, Handlungen und Begegnungen.
In dieser Situation ist es kein Vorteil, dass wir in einer Welt leben, in der Wissenschaft und Ökonomie zu den maßgeblichen Richtern unserer Handlungen und unserer
vorstellbaren Möglichkeiten geworden sind. »Da die Wissenschaft uns eingebleut hat,
daß jetzt keine Wunder mehr geschehen können, geschehen sie nicht. Und so ist die
Wirklichkeit, die einst das strahlende Ziel des Suchenden war, ein Synonym für Öde geworden. Wirklichkeit ist jetzt nur, was sich wiederholen läßt«, schrieb Erwin Chargaff
1983 in seinem Essay Kritik der Zukunft, und man kann hinzufügen: Menschlichkeit
ist dann nur noch das, was sich optimieren lässt.
Ein Gegengewicht gegen diese einseitige zeitliche Einengung unseres Lebens
und unserer Wirklichkeit entsteht aus der Erzählung des Lebens, die sich mit Hilfe der
Vorstellungskraft der Literatur ihren Weg bahnt. »Die ganze Literatur besteht aus einer
Anstrengung, das Leben wirklich werden zu lassen«, schreibt der portugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa. Durch sie nehmen wir wahr, dass wir niemals nur in diesem
Augenblick leben, sondern das unser Leben gleichzeitig immer auch ausgerichtet ist
auf ein Nachhinten und ein Nachvorne. Der italienische Schriftsteller Antonio Tabucchi
erklärt dies wunderbar an dem homerischen Helden Odysseus: »Odysseus hingegen
besitzt Homer zufolge tatsächlich […] die Fähigkeit, der Vergangenheit einen zukünftigen Wert und der Zukunft einen vergangenen Wert zuzusprechen, als ob sie bereits
passiert wäre. Odysseus ist ein Urheber im ursprünglichen Sinn des Wortes, aber er
ist auch ein Künstler oder die Metapher eines Künstlers, weil sein Denken amphibisch
ist, im Hier verwurzelt, aber gleichzeitig nach vorne und zurück blickend, in einer zeitlosen Dimension, die Zukunft und Vergangenheit vereint.«
Am Ende der Themen-Trilogie über den »Platz des Menschen« laden Sie die
Poetischen Quellen zu ihrem 15-jährigen Bestehen deshalb dazu ein, durch Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zu segeln und wie Odysseus dabei niemals den
Glauben an die Möglichkeiten des Lebens zu verlieren.
Michael Scholz
Künstlerische Leitung
1
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Inhaltsverzeichnis
01
03
04–5
Begrüßung
Eintrittspreise/Informationen
Programm im Überblick
MI, 24.08.
06–11
Jubiläumsveranstaltung:
Musikalisch begleitete Lesung/Ausstellungseröffnung
Corinna Harfouch, Johannes Gwisdeck, Klaudia Ruschkowski,
Hanna Mittelstädt und Etel Adnan
DO, 25.08.
14–15
Eröffnung/ Die Autorenbegegnung I
Arnold Stadler und Andreas Maier
16–19
FR, 26.08.
Lyrik-Abend/Die Autorenbegegnung II
Ilma Rakusa, Roberta Dapunt und Nikola Madzirov
20
21
22
23
24–25
SA, 27.08.
Nachmittagslesungen
Katharina Winkler
Suleman Taufiq
Katharina Hacker
Georgi Gospodinov
Die Autorenbegegnung III
Joumana Haddad und Rasha Khayat
Die »Lange Nacht der Ersten Erde«
Raoul Schrott mit Hendrik Milting und Josef M. Gaßner
26–27
29
30–34
36
37
38–39
40–41
SO, 28.08.
Der 34. Literaturgottesdienst
Das Sonntagsgespräch
Harald Welzer, Alexander Pschera, Stefan Selke
Nachmittagslesungen
Lot Vekemans
Tommy Wieringa
Das Tischgespräch
Liao Yiwu
Das Autorenporträt
Dževad Karahasan, Rolf Becker
44
45
Moderation
Übersetzer und Sprecher
47
KinderBuchLand
48
Übernachtungen/Impressum
Partner
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Eintrittspreise
Informationen
Eintrittspreise
MI, 24. 08.
Sonderveranstaltung zum 15-jährigen Jubiläum:
Ausstellungseröffnung + Lesung [19.30 Uhr]
12,- Euro
DO, 25. 08.
Eröffnung: Autorenbegegnung I [19.30 Uhr]
10,-
FR, 26. 08.
Lyrik-Abend: Autorenbegegnung II [19.30 Uhr]
10,-
SA, 27. 08.
Lesungen + Autorenbegegnung III [13.30 –19.30 Uhr] 10,Die »Lange Nacht der Ersten Erde« [20.30 Uhr]
11,Tageskarte Samstag
18,SO, 28. 08.
Das Sonntagsgespräch [11.30 Uhr]
Lesungen + Tischgespräch [14.00 –18.00 Uhr]
Das Autorenporträt [18.30 Uhr]
Tageskarte Sonntag
07,08,10,21,-
Dauerkarte [alle Veranstaltungen]
58,-
Schüler, Studenten und Sozialhilfe-Empfänger erhalten mit gültigem Ausweis auf
alle Eintrittspreise 3,- Euro Rabatt. Empfänger von Arbeitslosenhilfe Stufe II bezahlen mit Nachweis 1,- Euro pro Veranstaltung.
Veranstaltungshinweise
Alle Veranstaltungen finden – soweit nicht anders angegeben –
auf der Naturbühne oder im Literaturzelt der AQUA MAGICA statt.
Einmal gelöste Karten können nicht zurückgenommen werden.
Programmänderungen sind nicht beabsichtigt, dem Veranstalter
jedoch vorbehalten. Sie berechtigen nicht zur Rückgabe der Karten.
Büchertische mit einer umfangreichen Auswahl der Werke der eingeladenen Autorinnen und Autoren stehen zur Verfügung. Die Autorinnen und Autoren signieren dort.
Gastronomisches Angebot
R & R ausgesuchte Weine, Löhne
HEROLD’s Café & Biergarten im AQUA MAGICA-Park
Informationen
Tel.: +49 [0]5731 30200-0 und -12 // www.poetischequellen.de
Aktuelle Hinweise entnehmen Sie bitte auch den Tageszeitungen.
Büchertisch
Buchhandlung Fritz Scherer
Paul-Baehr-Straße 4 // 32545 Bad Oeynhausen
Tel.: +49 [0]5731 22194
E-Mail: info@buchscherer.de // www.buchscherer.de
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Programm im Überb
MI, 24.08.
19:30
Einlass ab 19:00
Ev. Auferstehungskirche
am Kurpark/Bad Oeynhausen
SONDERVERANSTALTUNG ZUM JUBILÄUM
Musik. begleitete Lesung + Ausstellungseröffnung
Mit: Corinna Harfouch, Johannes Gwisdeck, Klaudia
Ruschkowski, Hanna Mittelstädt und Etel Adnan
Moderation: Jürgen Keimer
DO, 25.08.
19:30 Offizielle Eröffnung der Poetischen Quellen 2016
Einlass ab 19:00
DIE AUTORENBEGEGNUNG I
Das Leben im Rausch
zwischen Erinnerung und Sehnsucht
Mit: Arnold Stadler und Andreas Maier
Moderation: Jürgen Keimer
FR, 26.08.
19:30
Einlass ab 19:00
Ev. Auferstehungskirche
am Kurpark/Bad Oeynhausen
DER LYRIK-ABEND/DIE AUTORENBEGEGNUNG II
Die Welt wird sichtbar durch die Sprache der Dichtung
Mit: Ilma Rakusa, Roberta Dapunt und Nikola Madzirov
Moderation: Jürgen Keimer
Übersetzung: Alexander Sitzmann
dt. Lesung: Thomas Streipert
SA, 27.08.
LESUNGEN UND GESPRÄCHE
Der Platz des Menschen –
Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
Moderationen: Jürgen Keimer
KinderBuchLand
im Erzählzelt
15:00 Märchenlesung
15:30 Märchenlesung
16:00 Märchenlesung
13:30 Katharina Winkler
Blauschmuck
14:30 Suleman Taufiq
Café Dunja. Ein Tag in Damaskus
15:30 Katharina Hacker
Skip
s. auch Seite 47
16:30 Georgi Gospodinov
8 Minuten und 19 Sekunden
Übersetzung: Alexander Sitzmann
dt. Lesung: Thomas Streipert
Pause
18:00 DIE AUTORENBEGEGNUNG III
Die Hoffnung ist auf Seiten der Mutigen
Mit: Joumana Haddad und Rasha Khayat
Moderation: Jürgen Keimer
Übersetzung und dt. Lesung: Holger Ehling
Pause
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Programm im Überb
SA, 27.08.
LITERATUR TRIFFT NATURWISSENSCHAFT 20:30
Die Lange Nacht der Ersten Erde
Mit: Raoul Schrott, Hendrik Milting
und Josef M. Gaßner
Moderation: Jürgen Keimer
SO, 28.08.
DER LITERATURGOTTESDIENST 10:00
Lebensbücher:
Colum McCann, Zoli
Pause
DAS SONNTAGSGESPRÄCH – FORUM FÜR DEMOKRATIE 11:30
Eine Kritik der Gegenwart:
Wie die smarte neue Welt
die demokratische Gesellschaft gefährdet
Mit: Harald Welzer, Alexander Pschera
und Stefan Selke
Moderation: Jürgen Keimer
Pause
LESUNGEN UND GESPRÄCHE
Der Platz des Menschen –
Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
Moderationen: Jürgen Keimer
Lot Vekemans 14:00
Ein Brautkleid aus Warschau
Tommy Wieringa 15:00
Dies sind die Namen
Pause
DAS TISCHGESPRÄCH 16:30
Wer die Geschichte vergisst,
wird keine Zukunft haben
Liao Yiwu
Die Wiedergeburt der Ameisen
Moderation: Jürgen Keimer
Übersetzung: Karin Betz
dt. Lesung: Thomas Streipert
KinderBuchLand
im Erzählzelt
15:00 Märchenlesung
15:30 Kinderbuchvorstellung
16:00 Märchenlesung
16:30 Märchenlesung
s. auch Seite 47
Pause
DAS AUTORENPORTRÄT 18:30
Die Welt verstehen
Dževad Karahasan mit Rolf Becker
Moderation: Jürgen Keimer
dt. Lesung: Rolf Becker
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15 Jahre
Poetische Quellen
24.08.
19:30
Ev. Auferstehungskirche am Kurpark/32545 Bad Oeynhausen
Einlass: 19.00 Uhr/Beginn: 19.30 Uhr
Dauer der Ausstellung: 24.08. – 02.10.2016; täglich 9.00– 18.00 Uhr
Der Dank für die Leihgaben gilt der Sfeir-Semler Gallery, Beirut/Hamburg.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, ermöglicht durch die freundliche Unterstützung
der Kunststiftung NRW in Düsseldorf und der Stiftung der Sparkasse Herford.
Eine Sonderveranstaltung mit Corinna Harfouch, Johannes Gwisdeck,
Klaudia Ruschkowski, Hanna Mittelstädt und Etel Adnan
Musikal. begleitete Lesung/Ausstellungseröffnung/Deutschlandweite Buchpremiere
Moderation: Jürgen Keimer
Zur Ausstellung:
Etel Adnan – Bilder Schreiben
»Etel Adnan ist für mich die Frau, von der ich mir von allen Menschen
am liebsten die Welt erklären lasse. Ich verehre sie, ich glaube ihr jedes Wort.«
Corinna Harfouch
»In China zeichnete Rick Barton einmal eine Chrysantheme, als ein Kind mit
seinem Vater vorüberging und sagte ›Schau mal, schau, der Mann schreibt eine
Blume.‹ Dies löste einen neuen Gedanken aus – dass schreiben mit der Hand
zeichnen und umgekehrt zeichnen Handschrift sein kann. Das Kind schlug die
Brücke: Es handelt sich um dieselben Dinge«, erzählt Etel Adnan über ihre Begegnung mit dem Zeichner Rick Barton in San Francisco.
Die libanesische Schriftstellerin Etel Adnan begann ab den sechziger Jahren, sich parallel zum Schreiben auch bildnerisch auszudrücken, zu zeichnen
und zu malen. Eine Befreiung, wie sie fand. Sie zählte zu einem Kreis von Künstlern, die sich regelmäßig im kalifornischen Mill Valley trafen, um zu malen,
über Malerei nachzudenken und sich mit dem Vorgang des Sehens zu beschäftigen. »Malerei und Wahrnehmung befanden sich in einem unverbrüchlichen
Miteinander«, beschreibt Etel Adnan diese Zeit. In den USA wurde ihr ihre
arabische Herkunft und die Situation in den arabischen Ländern bewusst, ihr
Schreiben nahm andere Formen an; parallel dazu begann sie, arabische Schriftzeichen vor allem in Aquarelle und Zeichnungen einzufügen. Hinzu traten griechische Buchstaben: die Schrift und Sprache ihrer Mutter. Auf diese Weise nahm
sie Kontakt zu ihren Wurzeln auf. Neben Leinwand und Papier wurden die
Makimonos, lange ausfaltbare Bücher, zu einem wunderbaren Medium ihres
bildnerischen Schreibens. Sie atmen wie ihre Zeichnungen und Aquarelle, wie
diese lassen sie den Grund durchscheinen, sind eng mit ihrer Dichtung verbunden, gehen ihr voraus oder führen sie weiter.
Die Ausstellung Bilder Schreiben, die vom 24. August bis zum 2. Oktober
2016 in der Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen zu sehen ist, umfasst neben
Makimonos von 2011/12 den 1990 entstandenen Zyklus »Album à Dessin«,
ein bildnerisches Nachdenken über kosmische Ereignisse in einem »Raum der
Erinnerung«, des Schreckens und der Sehnsucht.
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24.08.
19:30
15 Jahre
Poetische Quellen
»Jedes Mal, wenn ich einen Kreis zeichne«, schreibt Etel Adnan, »zeichne ich
Erde, Mond und Sonne.« In den Kreisen kann der Betrachter Punkte entdecken
und in den Punkten die verschiedensten Universen. Gezeigt werden ebenfalls
die bislang nur in New York ausgestellten Manuskripte des gewaltigen, 1980 entstandenen Gedichtzyklus Arabische Apokalypse, mit dem Etel Adnan ein universelles Werk geschaffen hat. Zwischen die Wörter fügt sie Zeichen und Zeichnungen ein, rhythmische Elemente durchdringen die Textstruktur. Dadurch intensivieren sich die Gedanken, halten ein, greifen Raum, öffnen sich in andere
Sphären, verweisen auf Vergangenheit, führen in die Zukunft.
Ob Schreiben oder Malen – Etel Adnan bewegt sich in beidem, fühlt sich
der Kunst, wie sie sagt, ebenso verbunden wie der Dichtung: »Ich mache keinen
Unterschied. Es ist nicht nötig, sich zu entscheiden: Bin ich eher dies oder das.
Das Wesentliche ist, was du tust, und dass es die Menschen erreicht, dass es Bedeutung hat. … Mir scheint, dass ich schreibe, was ich sehe, male, was ich bin.«
ETEL ADNAN
Schriftstellerin und Künstlerin
Etel Adnan wurde 1925 in Beirut geboren. Ihre Mutter
war eine christliche Griechin aus Smyrna, ihr Vater ein
muslimischer Syrer aus Damaskus. Sie besuchte französische Schulen in Beirut, begann 1949 das Studium
der Philosophie an der Pariser Sorbonne, welches sie
1955 in Berkeley und Harvard in den USA fortsetzte.
Von 1958 bis 1972 unterrichtete sie »Philosophy of the © James Mollison, WSJ Magazine
Arts« im kalifornischen San Rafael. Dann kehrte sie
nach Beirut zurück und arbeitete als Feuilletonredakteurin bei der Zeitung Al-Safa.
Zwei Jahre nach Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs zog sie 1976 nach Paris
und ging 1979 wieder nach Kalifornien.
Etel Adnan galt schon lange als Grande Dame der arabischen Literatur, bevor
sie im Alter von 87 Jahren im Jahr 2012 zur dOCUMENTA (13) nach Kassel eingeladen wurde, die sie quasi über Nacht auch als eine der interessantesten zeitgenössischen Malerinnen bekanntmachte. Etel Adnan lebt heute in Paris und gehört
neben dem syrisch-libanesischen Dichter Adonis, der algerischen Schriftstellerin
Assia Djebar und dem marokkanisch-französischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun
zu den wichtigsten Stimmen bei der Standortbestimmung in der arabischen Welt
zwischen Tradition und Moderne, Unterdrückung und Freiheitsstreben.
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15 Jahre
Poetische Quellen
24.08.
19:30
Ev. Auferstehungskirche am Kurpark/32545 Bad Oeynhausen
Einlass: 19.00 Uhr/Beginn: 19.30 Uhr
Dauer der Ausstellung: 24.08. – 02.10.2016; täglich 9.00– 18.00 Uhr
Zur Lesung:
Etel Adnan – Arabische Apokalypse
»Und ich leide unter dem, was in der Welt vor sich geht,
doch dann liebe ich auch das Leben und die Welt. […]
Selbst wenn Dinge schlecht sind, müssen wir glücklich bleiben.«
Etel Adnan
Ohne Titel, 1990/Farbstift, Bleistift, Wasserfarbe auf Papier, 240x312mm
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24.08.
19:30
© Arno Burgi/DPA
15 Jahre
Poetische Quellen
© privat
Die Schauspielerin Corinna Harfouch liest den Text Arabische Apokalypse von Etel
Adnan. Zusammen mit ihrem Sohn, dem Tonkünstler Johannes Gwisdek, der den
Abend musikalisch begleiten wird, hat sie diesen Text als eindrucksvolle Performance choreographiert. Was Etel Adnan mit Worten schafft, vermag Corinna
Harfouch mit ihrer Stimme und ihrem schauspielerischen Reichtum umzusetzen.
In dem aus 59 Gedichten bestehenden Gedichtzyklus Arabische Apokalypse entwirft Etel Adnan mit lakonischem Aberwitz Bilder einer aus den Fugen
geratenen Welt, versucht Worte dafür zu finden, was der Mensch dem Menschen
antun kann. Etel Adnans Arabische Apokalypse wird von der Sonne beherrscht:
einer Sonne, die versengt, die gefrieren lässt, die nicht scheint, sondern gleißt,
nicht beleuchtet, sondern zerreißt. Das griechische ἀποκάλυψις bedeutet
»Enthüllung«. Die Sonne enthüllt, was auf dem Planeten geschieht, der durch
sie existiert, dessen Gegenüber sie ist. Sie bringt es an den Tag, zieht außerhalb
ihre Bahn, wird in Mitleidenschaft gezogen: Täter – Opfer – göttlich-universales
Element zugleich. Die Sonne als zentrales Element einer apokalyptischen Vision,
die das Kommende aus dem Vergangenen und das Vergangene vom Zukünftigen
her ins Licht setzt.
»Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen
innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren«, sagt
Corinna Harfouch über Etel Adnan.
Corinna Harfouch wurde 1954 in Suhl geboren. Sie zählt zu den bekanntesten und
wichtigsten deutschen Theater- und Fernsehschauspielerinnen. Harfouch studierte
von 1978 bis 1981 Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
in Berlin. Einer ihrer größten Theatererfolge in DDR-Zeiten war die Lady Macbeth
in der Regie von Heiner Müller an der Volksbühne Berlin. Nach der Wende 1989
spielte sie zunächst am Deutschen Theater in Berlin, wechselte aber schnell zur
Volksbühne, wo sie eine der wichtigsten Protagonistinnen des Intendanten Frank
Castorf wurde. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt sie 2015 u.a. dem
Grimme-Preis sowie den Deutschen Schauspielerpreis als beste Schauspielerin für
ihre Hauptrolle in Der Fall Bruckner.
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15 Jahre
Poetische Quellen
24.08.
19:30
Ev. Auferstehungskirche am Kurpark/32545 Bad Oeynhausen
Einlass: 19.00 Uhr/Beginn: 19.30 Uhr
Dauer der Ausstellung: 24.08. – 02.10.2016; täglich 9.00– 18.00 Uhr
Zur deutschlandweiten Buchpremiere:
Etel Adnan – Nacht
»Wir leben bei Tag, und mein Gefühl ist, dass wir das Mysterium
der Nacht verloren haben. Vielleicht wäre die Menschheit anders,
wenn wir mehr bei Nacht gelebt hätten als bei Tag.«
Etel Adnan
Ohne Titel, 1990/Farbstift, Bleistift, Wasserfarbe auf Papier, 240 x312mm
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24.08.
19:30
15 Jahre
Poetische Quellen
Im dritten Teil des Abends wird in einer Gesprächsrunde das Werk und – erstmals in Deutschland – vor allem das neue Buch Nacht von Etel Adnan vorgestellt.
Es versammelt ihre jüngsten Texte: Das Poem Nacht, den Prosatext Vorahnung
und das Gedicht Gespräche mit meiner Seele II. Besteht Nacht aus Gedankensplittern, philosophischen Überlegungen und mitunter scharfen Blicken auf die
Welt, so kommt Vorahnung fast wie ein Blues daher, ein seltsam langsamer Rap.
Etel Adnan wirft durch die Kombination von Vorahnung und Nacht einen
Schlagschatten auf ihre eigene Gegenwart, zuweilen mit Heftigkeit. Beide Texte
zählen in der Zuspitzung ihrer Gedanken zu den eindringlichsten und wohl auch
persönlichsten, die Etel Adnan geschrieben hat.
Etel Adnans deutsche Verlegerin Hanna Mittelstädt, Edition Nautilus/
Hamburg, liest Textausschnitte aus Nacht.
Klaudia Ruschkowski, 1959 in Dortmund geboren, ist als Dramaturgin, Autorin, Übersetzerin, Herausgeberin und Kuratorin tätig. Seit
1997 arbeitet sie mit der libanesischen Dichterin und Malerin Etel
Adnan zusammen, deren Texte sie aus dem Englischen übersetzt. Sie
ist die Autorin zweier Hörspiele zu Etel Adnan, produziert von
Deutschlandradio Kultur, und Kuratorin der hier gezeigten Ausstellung Bilder Schreiben von Etel Adnan. Davor kuratierte sie u.a. im
Jahr 2012 gemeinsam mit dem italienischen Maler Giuseppe Zigaina
und dem deutschen Soziologen Peter Kammerer die Ausstellung
Zwei Flüsse – Giuseppe Zigaina und Pier Paolo Pasolini in Berlin. Sie
lebt in der toskanischen Stadt Volterra.
Hanna Mittelstädt, 1951 in Hamburg geboren, gründete gemeinsam
mit ihrem Lebensgefährten Lutz Schulenburg und dem französischen
Autor Pierre Gallissaires 1974 den Hamburger Verlag Edition Nautilus.
Die Anfänge des Verlages liegen in der anarchistischen Bewegung
Hamburgs zu Beginn der 70er Jahre. 2014 konnte der Verlag sein
40jähriges Jubiläum feiern. »Wer zu Nautilus will, kommt nicht, weil
es hier große Vorschüsse gibt oder wir ein Parteiverlag sind, sondern
weil ihn dieses Programm und diese Mischung aus Literatur, Politik
und kämpferischer Haltung anspricht«, sagt Hanna Mittelstädt, die
auch heute noch eine unermüdliche Büchermacherin ist.
© Antonio Maria Storch
© Edition Nautilus
Die Sonderveranstaltung zum Jubiläum findet in enger Zusammenarbeit zwischen der Ev. Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt und dem 15. Internationalen Literaturfest Poetische Quellen
2016 statt.
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2002–2016
Poetische Quellen
Impressionen
Roger Willemsen, 2003
Claudio Magris, 2007
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Tommy Wieringa, 2007
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Nuccio Ordine und Martina Kempter, 2015
Gila Lustiger, 2013
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Eröffnung
nung I
Die Autorenbegeg
25.08.
19:30
Das Leben im Rausch zwischen Erinnerung und Sehnsucht
Arnold Stadler trifft Andreas Maier
ARNOLD STADLER
präsentiert seinen neuen Roman Rauschzeit [2016]
Genau heute, an diesem Tag, erscheint nach gut vierjähriger Wartezeit der neue große Roman des Schriftstellers Arnold Stadler: Rauschzeit. Ursprünglich sollte
er noch mit dem Untertitel oder Die Welt war der Ort,
wo die Zeit uns davonlief versehen werden. Erzählt wird
die Geschichte von Alain und Mausi, die sich, beide
vierzigjährig und seit 15 Jahren miteinander verheira© Jürgen Bauer
tet, in der Mitte ihres Lebens angekommen fragen:
»Was ist Glück? Nachher weiß man es.« Mit dieser Feststellung beginnt der Roman
und mit derartigen Sätzen hat auch das Schreiben insgesamt bei Arnold Stadler
begonnen: »… dieser indikativische Vergegenwärtigungszustand, es sind Bilder in
kleinen einsilbigen Sätzen, das ist das Urbild eines Satzes bei mir, damit hat mein
Schreiben angefangen.« Auch sein neuer Roman fährt wie in einem Rausch mit diesen kurzen Sätzen auf der Suche nach einer Vergegenwärtigung des Lebens im Glück,
in der Liebe, in der Sehnsucht fort. Obwohl alle Figuren dabei, wie im Leben, stets
Rückschläge hinnehmen müssen, heißt es dennoch immer wieder: »Und ich war
schon ganz verzweifelt, weil ich immer noch so viel Hoffnung hatte.«
Arnold Stadlers Romane kommen, je länger er schreibt, immer trotziger wie
eine Litanei des Ja-Sagens und des Lebens daher. Das Wissen um die Vergänglichkeit
und die immerwährende Sehnsucht sind sein Thema. Hier haben wir es mit einem
Schriftsteller zu tun, der keine Angst hat, sich zu wiederholen, weil er genau weiß,
dass auch das Leben eine ständige Wiederholung und ein ständiger Wechsel von
Glück und Unglück ist. Dabei ist das Leben einfach, auch wenn wir versuchen, von
der Wahrheit abzulenken, indem wir es mit hohlen Worten wie Globalisierung, Transparenz, Kapitalismus, Kompetenz, Selbstoptimierung usw. usw. verhüllen. Stadler
spürt diese leeren Hüllen auf, er schreibt uns wieder das Leben auf unseren nackten
Leib und enthüllt dabei unseren Unglauben an die Vergänglichkeit des Lebens. Die
grandiose Art, wie Stadler dies tut, lässt ihn zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Aphoristiker werden, der mit seinem Werk immer wieder an seiner und
an unser aller Partitur des Lebens weiterschreibt, weil die Zukunft seine Sehnsucht
ist und die Erinnerung an die Vergangenheit sein Heimweh.
Arnold Stadler, 1954 im südbadischen Meßkirch geboren, wuchs auf einem
Bauernhof im benachbarten Dorf Rast auf, wo er heute noch lebt. Nach einem Studium der katholischen Theologie in München und Rom, promovierte er schließlich
in Freiburg und Köln in Germanistik. 1999 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, den
bedeutendsten Literaturpreis Deutschlands.
»Dass ein Mensch leben muss und leben können will mit dem, was er ist und wie er
nicht anders sein kann, das lese ich bei Stadler.« [Andreas Maier, Die Zeit]
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25.08.
19:30
Eröffnung
nung I
Die Autorenbegeg
Das Leben im Rausch zwischen Erinnerung und Sehnsucht
Andreas Maier trifft Arnold Stadler
ANDREAS MAIER
präsentiert seinen neuen Roman Der Kreis [2016]
»Ich möchte mich einmal an den Punkt schreiben, an
dem ich etwas über mein Leben, meine Heimat, meine
Familie, die Zeit, in der ich gelebt habe, sagen kann«,
sagte Andreas Maier in einem Gespräch, kurz nachdem
er seinen Romanzyklus Ortsumgehung zu schreiben begonnen hatte. Nach Das Zimmer, Das Haus, Die Straße
und Der Ort erscheint jetzt der fünfte Roman dieses © Markus Kirchgessner
umfassenden, zunächst auf elf Romane angelegten
Werkes. Sein Titel: Der Kreis. Ausgehend von den Entdeckungen in der Stille der
mütterlichen Bibliothek beschreibt der Roman die Erweiterung des Lebenskreises
seines Ich-Erzählers durch die gesamte Schulzeit von der Grundschule bis in die
Oberstufe. Am Ende steht die Einsicht, dass das Eigentliche des Leben nicht aus
seiner Verklärung, Anbetung oder Mythisierung entspringt, sondern einzig aus der
Tatsache, das Leben zu leben, es einfach selbst zu tun.
Als »Versuch einer Rekonstruktion dessen, warum ich so bin, wie ich bin«,
umschreibt Andreas Maier seine Arbeit an dem Romanzyklus auch. Dabei geht es
ihm »nie um die Erinnerung oder Bewahrung von etwas, sondern darum, einen
rhetorisch-polemischen Standpunkt zu uns Menschen und unseren zivilisatorischen
Handlungen einzunehmen. Dafür dient mir die Zeitspanne zwischen früher und
jetzt.« Vor diesem Hintergrund erzählt er das individuelle Schicksal seines Ich-Erzählers, wobei er stets auf der Suche nach einem Wortlaut für »das Bezogensein
des Menschen auf die Wahrheit« ist, wie er es in seiner Frankfurter Poetikvorlesung
Ich schreibt. So ist die Bibliothek für seinen Erzähler schon gleich zu Beginn der
ganze Weltkreis seines Lebens, aus dem heraus die Grundbegriffe unseres Menschseins hinterfragt werden. Wie im Rausch liest man, was Andreas Maier geschrieben
hat, und das ist gut so, denn im Rausch kommt man manchmal der Wahrheit über
das Leben näher, weil man sich in diesem Zustand nicht nur sich selbst, sondern
auch den anderen gegenüber entgrenzt.
Andreas Maier, 1967 im hessischen Bad Nauheim geboren, studierte Altphilologie, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main und ist Doktor der Philosophie im Bereich Germanistik. Für die Literaturzeitschrift Volltext schreibt er regelmäßig die Kolumne Neulich. Sein in mehr als zehn Sprachen übersetztes Werk wurde
mit vielen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Andreas Maier wohnt in Hamburg.
»Maier schreibt, wenn man so will, an einer zeitgenössischen Suche nach der verlorenen
Zeit, an einer modernen Éducation sentimentale, an einer Welt von gestern […].Denn
wenn wir diese Bücher lesen, begegnen wir uns auch selber, wir sehen uns größer werden
neben dem Kind Andreas und wir werden Teil dieser Geschichten, durch die wir blättern
wie in einem Familien-Fotoalbum.« [Bernd Noack, Nürnberger Nachrichten]
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Lyrik-Abend
nung II
Die Autorenbegeg
26.08.
19:30
Ev. Auferstehungskirche am Kurpark/32545 Bad Oeynhausen
Einlass: 19.00 Uhr/Beginn: 19.30 Uhr
In enger Zusammenarbeit zwischen der Ev. Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt
und dem 15. Internationalen Literaturfest Poetische Quellen 2016
Die Welt wird sichtbar durch die Sprache der Dichtung
Mit: Ilma Rakusa, Roberta Dapunt und Nikola Madzirov
Gesprächsübersetzung: Alexander Seitzmann [s. S. 45]
Deutsche Lesung: Thomas Streipert [s. S. 45]
Musik: Harald Sieger [s. S. 29]
»Anders als die Gesellschaft ist ein guter Lyriker immer schon im Besitz der Zukunft, und seine Gedichte sind sozusagen eine Aufforderung an uns, sie zu kosten.«
[Joseph Brodsky]
Für den russisch-amerikanischen Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky
waren Gedichte »die einzig verfügbare Versicherung gegen die Vulgarität des
menschlichen Herzens«, die in der heutigen Zeit in vielen Bereichen des miteinander Umgehens und Zusammenlebens wieder ihr hässliches Antlitz zeigt.
Da der Triumph des Hässlichen über das Schöne in zurückliegenden Zeiten
immer die größten Übel über die Menschheit hereingebracht hat, leben wir
möglicherweise in besorgniserregenden Zeiten. Der Zweck der Evolution ist
deswegen für Brodsky die Schönheit, »die das alles überlebt und die Wahrheit
einfach dadurch erzeugt, indem sie Geistiges und Sinnliches miteinander verschmilzt.« Auf diese Weise trägt sie die Möglichkeit in sich, die Entwicklung
der menschlichen Zivilisation in eine gute Richtung zu lenken.
Ein Ausdruck von Schönheit ist die Poesie, denn sie ist die höchste Form
der menschlichen Rede. Und so ist Brodsky vielleicht zu Recht besorgt, wenn
sich eine Gesellschaft, weil sie ihren Dichtern nicht mehr zuhört, selbst zu niederen Ausdrucksweisen und damit zur Hässlichkeit verurteilt. Das ist mit ein
Grund, weshalb er vorschlägt, man solle doch in allen Institutionen, im Parlament, im Verfassungsgericht, und überhaupt bei der Arbeit sofort morgens zu
Beginn ein Gedicht lesen, weil sich damit das Verhältnis zur Sprache und also
auch das Verhältnis zur Welt ändere.
Eben darin liegt die Möglichkeit der Poesie: Sie ist ein Akt der Liebe zur
Sprache, die sie mit großer Sorgfalt, Genauigkeit und Schönheit ausstattet, um
genau dieses Etwas in den unterschiedlichsten Ausschnitten unserer Lebenswirklichkeiten zu erfassen, wofür die Erfahrungen eines Lebens nicht ausreichen. Stellvertretend dafür stehen auch die Gedichte von Ilma Rakusa, Roberta
Dapunt und Nikola Madzirov beim ersten Lyrik-Abend der Poetischen Quellen.
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Lyrik-Abend
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Die Autorenbegeg
Die Welt wird sichtbar durch die Sprache der Dichtung
Deutschlandweite Buchpremiere
ILMA RAKUSA
stellt erstmals ihren neuen Gedichtband
Impressum: Langsames Licht [2016] vor.
»Einen Text, einen Raum mit Ilma Rakusa zu teilen,
garantiert einem Schönheit und, was noch viel wichtiger ist, eine Verbindung zwischen Teilen, die sonst auseinanderfallen würden, und das, obwohl bzw. weil ihr © Giorgio van Arb
Schreiben mit der Auslassung und der Verknappung arbeitet. Sie nimmt dich bei der Hand und führt dich hindurch. […]. Wenn sonst keine
Poesie da ist, wird sie durch Ilma erschaffen«, schreibt die Schriftstellerin Terézia
Mora über Ilma Rakusa. Auch wenn nach immerhin 15 Jahren erst jetzt mit Impressum:
Langsames Licht ein neuer Gedichtband von ihr erscheint, kann man nicht sagen, dass
sie sich damit als Dichterin in Erinnerung ruft, denn jedem Buch von ihr, das zwischenzeitlich erschienen ist – sei es ein Roman, ein Essay oder Erzählungen – hat man angemerkt, dass hier eine Dichterin schreibt. Eines der schönsten Beispiele dafür ist ihr
als »Erinnerungspassagen« umschriebenes biographisches Buch Mehr Meer aus dem
Jahr 2009, wofür sie den Schweizer Buchpreis erhielt. In ihrem wunderbaren Essay
Langsamer! erzählt Rakusa, dass sie nicht nur eine Schreiberin von Gedichten ist,
sondern auch eine passionierte Leserin: »Mit Gedichtbänden in der Tasche streifte
ich durch alle möglichen Landstriche. Und ich muß gestehen, daß die Wahrnehmung,
die die Verse mir erschlossen, an Genauigkeit, Frische und Extravaganz jeden kommunen Blick auf die Wirklichkeit übertraf.« Genau dies trifft auch auf ihre eigenen
Verse zu, weshalb der slowenische Dichter Aleš Šteger sie als eine »Archäologin des
Lichts« beschreibt. Das Licht spiegelt sich in der Einfachheit und Musikalität ihrer
Poesie wider, vor allem in dem Streben nach Klarheit. Ihre Gedichte bewegen sich auf
der Suche nach dem Ausdrückbaren einer Wahrheit, die noch hinter der Wahrnehmung
einer vergänglichen Zeit liegt. Der französische Dichter René Char beschrieb diesen
strahlenden Funken Hoffnung, der auch in der Poesie Ilma Rakusas glüht, so: »Auf
jedes Zusammenbrechen der Beweise antwortet der Dichter mit einer Salve Zukunft.«
Ilma Rakusa wurde 1946 als Tochter eines Slowenen und einer Ungarin in
Rimavská Sobota [Slowakei] geboren. Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in Budapest,
Ljubljana und Triest. 1951 übersiedelte sie mit den Eltern in die Schweiz. Heute lebt
sie in Zürich, wo sie als Schriftstellerin, Literaturkritikerin, Publizistin und Übersetzerin aus dem Russischen, Ungarischen, Serbokroatischen und Französischen arbeitet.
»Diese Schönheitsempfindlichkeit, diese Erfüllung der Welt mit Poesie ist die besondere Befähigung dieser Autorin, und eine andere ist es, den Leser damit anzustecken.
Das Mittel dazu ist das treffende Wort, das Dichterwort«
[Martin Ebel, Laudatio auf Ilma Rakusa zur Verleihung des Schweizer Buchpreises] ›
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Lyrik-Abend
nung II
Die Autorenbegeg
26.08.
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Die Welt wird sichtbar durch die Sprache der Dichtung
ROBERTA DAPUNT
stellt ihren neuen Gedichtband dies mehr als paradies
[2016] vor.
In ihrem Essay eine einfache rede schreibt Roberta
Dapunt: »Erfahren wird Poesie in der Einfachheit der
Dinge […]. Aufgabe des Dichters ist es, die Dinge so zu
sagen, wie sie sind, wenn sie gelebt sind, wenn sie von
Herz und Geist durchdrungen sind. Die Dichtung führt
naturgemäß zu einer Verlängerung des eigenen Lebens,
© Daniel Töchterle
Ausdruck ist sie nicht nur von sich selbst, sondern,
ganz einfach und noch einmal, vom Leben«. Um diese sich selbst gestellte Aufgabe
bewältigen zu können, ist das Wort »Zugehörigkeit« [ital.: appartenenza] für
Roberta Dapunt die Grundlage jedes geschriebenen Gedichts. »Ich bin der Auffassung, dass es das erste Gebot des Schreibens ist, die eigene Herkunft zu bezeugen,
die innerliche und die körperliche Herkunft. Von hier aus geht man los, um weiterzukommen«, sagte sie in einem Gespräch mit dem italienischen Netzkulturmagazin
lestroverso.it. Ein zweites wichtiges Wort ist »Stille«: »Die Stille bleibt oft ungehört,
wir vergessen sie, weil wir zu viel Lärm machen, …« Die Gedichtzeilen von Dapunt,
in denen sich die Wörter mit den Elementen der Stille in einer so einfachen und
gleichzeitig so klugen Weise abwechseln, sind immer auch ein Dialog mit dem Heiligen, aber es ist das Heilige, das sich in den Geheimnissen des Alltäglichen offenbart. Gemeint ist damit eine heilige Klarheit und Eindeutigkeit, die sich in der Erde,
in den Rhythmen der Natur, in den Jahreszeiten wiederfindet, die sich äußert in
einem Leben in den Bergen und in den Riten, die sich mit den Menschen dort und
ihren nicht an die Zeit, sondern an die Natur gebundenen Gesten verbindet; die
sich nicht zuletzt äußert in einem Zusammenleben mit den Tieren und – eben – in
der Stille und der Zugehörigkeit zu diesem Platz der Erde.
Roberta Dapunt wurde 1970 in Abtei/Badia in Italien geboren, welches zu
den fünf mehrheitlich ladinischsprachigen Gemeinden des Gadertals [Val Badia]
gehört und von den Gebirgsmassiven der Dolomiten umringt wird. Zusammen mit
ihrem Mann, dem Bildhauer Lois Anvidalfarei, lebt und arbeitet sie heute auf dem
alten Bauernhof Ciaminades, der nahe zu Badia gelegen ist. Sie schreibt in italienischer und ladinischer Sprache. »Ciaminades ist ein Mikrokosmos, der für mich jedoch die ganze Welt enthält«, sagt Dapunt. »Hier geschieht alles, Geburt und Tot,
Krankheit und Arbeit auf den Feldern, Schreiben und Stille.« Es ist diese existentielle Erfahrung von Welt, die Dapunt zu den interessantesten Dichterinnen einer
jüngeren zeitgenössischen Lyrikergeneration nicht nur in Italien macht.
»Dichtung, die nicht singt, die durch bescheidene und anspruchslose Verse ihren
Ausdruck findet, da sie in einer Stille zwischen Erbarmen und Erstaunen zu klingen
aufhören.« [Giovanni Tesio, LA STAMPA/tuttolibri, Turin]
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Die Autorenbegeg
Die Welt wird sichtbar durch die Sprache der Dichtung
NIKOLA MADZIROV
stellt seinen Gedichtband Versetzter Stein [2011] vor.
Für Nikola Madzirov verändert die Dichtung die Welt
nicht, vielmehr hilft sie dabei, die Welt zu erschaffen.
Auf die Frage, woran er gerade arbeite, sagte er dem
California Journal of Poetics: »Woran ich ständig arbeite, ist der Kampf gegen die vererbte Idee nach
einem festen Zuhause, einer unveränderbaren Sprache
und einer endgültigen Wahrheit.« Die Antwort drückt © Thomas Kierok
aus, wovon viele seiner Gedichte handeln: Sie beschreiben eine geradezu spirituelle Heimatlosigkeit, die Madzirov aus innerem Antrieb und eigener Erfahrung heraus bewusst positiv auslegt: Als einen offenen
Raum, in dem die Möglichkeit des Wandels immer besteht. Diese positive Zuwendung zur Welt und zum Leben findet ihren Widerhall in der Einfachheit und Leichtigkeit seiner Verse, in denen oftmals von »Umarmungen« die Rede ist. So heißt
es in dem Gedicht Anwesenheit: »Sei allein, aber nicht einsam, / damit dich der
Himmel umarmen kann. / Damit du die einsame Erde umarmen kannst.«
Zeit, Raum und Stille sind die Weiten, in die sich die Gedichte Madzirovs ausdehnen: »Für mich haben Raum und Zeit viele Ebenen. Gadamer, einer meiner liebsten Philosophen, unterscheidet zwei Arten von Zeit: zum einen die Zeit der Dinge
und zum anderen unsere Zeit. Die Zeit der Dinge steht in einem sozialen Kontext,
das ist die Zeit für die Dinge, die wir tun müssen. Die zweite Zeit ist die Zeit unserer
Kindheit, die Zeit unseres Lebens, die Zeit unseres Todes. Wir leben im Dazwischen
dieser beiden Zeiten und zwischen ihnen liegt der Raum«. Schon sein Nachname
»Madzirov« kann als Hinweis auf eine Bewegung durch Zeit und Raum gelesen werden: Seine Vorfahren waren durch die Balkankriege 1912/13 gezwungen, aus dem
Teil Mazedoniens wegzuziehen, der heute noch zu Griechenland gehört. Sie wurden
»madziri« genannt, was so viel wie »Menschen ohne Zuhause« bedeutet. Das Wort
stammt aus dem Arabischen und bezeichnete die Anhänger Mohammeds, die mit
ihm von Mekka nach Medina gezogen sind.
Nikola Madzirov wurde 1973 in Strumica nahe der bulgarischen Grenze geboren. Seit gut einem Jahrzehnt feiert er in der internationalen Lyrikszene Erfolge
und findet mit seinen in dreißig Sprachen übersetzten Gedichten überall auf der
Welt begeisterte Leser.
»Wie dem eigenen Namen ist auch den Gedichten Nikola Madzirovs eine stimulierende Bewegung eingeschrieben. Verlust und Suche nach Neuem, die Gleichzeitigkeit
von Gegenwart und Vergangenheit, das Aufeinandertreffen von Vergänglichkeit und
Wiederkehr. […] Er ist ein Chronist der Ungewissheiten und Übergänge. Nie haben
diese in seiner Lyrik aber etwas Beängstigendes. […] So lesen sich alle Gedichte des
Makedoniers als Aufforderung, sich und seine Sicht auf das Leben neu zu positionieren.« [Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur]
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äche
Lesungen und Gespr
27.08.
13:30
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
KATHARINA WINKLER
stellt ihren Debütroman Blauschmuck [2016] vor.
Katharina Winkler geht es in Blauschmuck, ihrem ersten Roman, ausschließlich um das Erzählen. Sie will
dabei nichts erklären. »Leben zu bewerten finde ich
vermessen. Moral ist keine künstlerische Kategorie.
Und sie versagt wie jedes System am individuellen Fall,
sie kann das Leben nicht fassen«, sagte sie der Wiener
Tageszeitung Der Standard. Winkler hingegen gelingt
© Stefan Klüter
es mit ihrer sinnlich-poetischen Sprache eine unfassbare Geschichte zu erzählen, von der man sich gerade aufgrund der sprachlichen
Intensität nicht abwenden mag. Es handelt sich hier um die Erzählung »nach einer
wahren Lebensgeschichte«. Filiz, die Erzählerin des Romans, wächst als drittes von
neun Geschwistern in großer Armut auf dem türkischen Land auf. Noch nicht volljährig heiratet sie gegen den Willen ihres Vaters den 18-jährigen Yunus und wird
von ihrer Familie verstoßen. Yunus verspricht ihr ein freieres Leben im Westen, hält
sie aber auf dem Hof seiner Mutter wie eine Sklavin. Filiz bekommt drei Kinder,
muss schuften und eine Burka tragen. Sehr bald trägt sie, wie die anderen Frauen
im Dorf, ihren Blauschmuck. Nur: Hinter diesem vermeintlich makellosen Wort, welches in der Phantasie Bilder von mit prächtigen Ketten, Anhängern und Ringen verzierten schönen orientalischen Frauen hervorzurufen vermag, verbirgt sich die
ganze männliche Brutalität, die die Frauen im Dorf erleiden müssen. Gemeint sind
damit die durch Gewalt und Vergewaltigung entstandenen Hämatome und Blutergüsse am Körper der Frauen. Filiz, ihre Kinder und ihr Mann gehen schließlich doch
noch in den Westen, nach Österreich, wo die Geschichte zuerst keinen besseren
Verlauf nimmt.
Katharina Winkler ist 13 Jahre alt, als sie ihrer Protagonistin zum ersten Mal
in der Landarztpraxis ihres Vaters begegnet, eine Begegnung, aus der sich nach
und nach eine Beziehung entwickelt. Sie ist Anfang 20 als die Frau ihr von ihren
erlittenen Qualen erzählt. In einer langen Woche entstehen mehr als 60 Stunden
Tonmaterial. Winkler brauchte schließlich 10 Jahre, um eine Sprache zu finden,
mit der sie diese Geschichte erzählen konnte. Ganz am Ende gelingt Filiz doch noch
der Ausbruch aus ihrer Hölle. Heute arbeitet sie als akademische Fachkraft für
Sozialpsychiatrie und alle ihre drei Kinder sind beruflich ebenfalls sehr erfolgreich.
Katharina Winkler wurde 1979 in Wien geboren. Sie studierte Germanistik,
Theater- und Musikwissenschaften und arbeitete mehrere Jahre als Schauspielerin.
Heute lebt sie in Berlin.
»Der Sprachrhythmus entwickelt einen faszinierenden Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Und immer wieder steigert die Autorin ihre Bildkraft zu eindringlichen
Sentenzen mit geradezu lyrischem Charakter. […] Einfach großartig!«
[Christian Schacherreiter, nachrichten.at]
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27.08.
14:30
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Lesungen und Gespr
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
SULEMAN TAUFIQ
stellt seine Novelle Café Dunja. Ein Tag in Damaskus
[2015] vor.
Nehmen Sie sich endlich einmal wieder Zeit! Vier Stunden wären ausreichend. Dann stecken Sie sich das
neue Buch von Suleman Taufiq Café Dunya. Ein Tag in
Damaskus in die Tasche und gehen damit in ihr Lieblingscafé. Dort bestellen Sie sich einen Tee oder einen
Kaffee, vielleicht ein Stück Kuchen dazu, und beginnen
zu lesen. Bald schon werden Sie an einen anderen Ort © Edition Orient
entführt, finden sich in einer magischen Stadt –
Damaskus – und in einem anderen Café wieder, eben im Café Dunya, dem Mittelpunkt eines kleinen Platzes in der Altstadt von Damaskus. Sie nehmen die Düfte,
Geräusche und Gerüche dieses Ortes wahr. Aus den Häusern dringt Musik, Händler
führen Gespräche mit möglichen Käufern, im Café duftet es nach verschiedenen
Teesorten, Kaffeebohnen und den Tabakaromen der Wasserpfeifen. Eine angenehm
kühlende Sommerbrise führt den Duft von Rosen, Lavendel und Zedern mit sich.
An einem solchen Ort sitzt Samir, der Erzähler der neuen Novelle von Suleman
Taufiq. Nach Studium und Arbeit in Deutschland ist der junge Mann nach Damaskus
zurückgekehrt, um sich um seine alte Mutter zu kümmern. In das Café Dunya gelangt
er, weil er einer betörenden Unbekannten in das Gassengewirr der Altstadt von
Damaskus gefolgt ist. Hier sitzt er nun unter einem Chininbaum und taucht ein in
den Kosmos des 1910 gegründeten Cafés, welches immer noch Treffpunkt von Künstlern, Intellektuellen, Händlern und Bewohnern des Viertels ist, die ihre bunten
Geschichten über ihn ausgießen. Hier hofft er, der Schönen wieder zu begegnen.
Das Kaffeehaus wird zum Spiegel der Gesellschaft mit Gesprächen über
Religion, Philosophie und die Familie. Es erscheint wie eine Idylle, die es heute im
kriegszerstörten Syrien vorerst nicht mehr geben wird. Aber ist Taufiqs Novelle deswegen unpolitisch? Was kann politischer sein als die Hoffnung, an einem öffentlichen Ort freie Gespräche unter Menschen führen zu können, die keine Angst vor
korrupten und ideologisierten Machthabern haben müssen?
Suleman Taufiq, 1953 in Beirut geboren, wuchs in Damaskus auf. 1971 kam
er nach Deutschland und studierte Philosophie und Komparatistik. Seit 1986 lebt
er als freier Schriftsteller in Aachen. Neben der Veröffentlichung eigener Erzählungen, Essays und Gedichtbänden übersetzte Taufig zahlreiche deutsche Dichter ins
Arabische und viele arabische Werke ins Deutsche, darunter den Gedichtband Damit
ich abreisen kann von Joumana Haddad [s. Seite 24].
»Mit Humor und Sympathie beschreibt Suleman Taufiq die Menschen im Café und
lässt eine schillernde Karawane durch diese zeit-enthobene Oase ziehen […]. Wer
diese schöne Schilderung liest, denkt unweigerlich an das Syrien von heute. Wo sich
eben nicht so angenehm der Tag vertändeln lässt, weil ihn Terror und Diktatur bestimmen.« [Claudio Campagna, NDR Kultur]
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äche
Lesungen und Gespr
27.08.
15:30
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
KATHARINA HACKER
stellt ihren Roman Skip [2015] vor.
Ihren jüngsten Roman Skip leitet Katharina Hacker mit
einem Zitat des Philosophen Ludwig Wittgenstein ein,
in dem es an einer Stelle heißt: »Daß das Leben problematisch ist, heißt, daß Dein Leben nicht in die
Form des Lebens paßt. Du mußt dann Dein Leben verändern, und paßt es in die Form, dann verschwindet
das Problematische.« Skip Landauer, Hauptfigur des
© Renate von Mangoldt
Romans, ist den ganzen Roman hindurch auf der Suche
nach einer Form für sein Leben, stets von der Hoffnung getrieben, kleine Momente
des Glücks einfangen zu können. Dabei ist Skip nichts ganz: In Paris geboren, als
Sohn eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter, lebt er in Tel Aviv. Er
ist Architekt, der schon lange keine Häuser mehr selbst baut, sondern sich nur um
den Umbau fremder Häuser kümmert. Er ist verheiratet mit Shira und hat zwei
Söhne, von denen er nicht weiß, ob sie wirklich von ihm sind. Als Shira stirbt, ist
er schließlich Witwer. Dazu kommt, dass er immer wieder von einer inneren Stimme
an Orte gerufen wird, an denen kurze Zeit darauf ein Unglück geschieht. Aber Skip
verzweifelt nicht. Er lebt in Erinnerungen und in Gedanken an die Möglichkeiten
einer Zukunft, wobei die Quelle seiner Kraft darin besteht, ausgelassene oder verpasste Chancen im Lebens nicht als Leere zu empfinden, sondern sie als eine andere
Art von Möglichkeiten anzunehmen. Der Roman spielt größtenteils in Israel, führt
aber auch nach London und dann nach Berlin. Das Schicksal der Figuren spielt sich
nicht nur im Privaten ab, sondern weist immer wieder auch auf gesellschaftspolitische Hintergründe vor allem in Israel hin.
Katharina Hacker, 1967 in Frankfurt/Main geboren, studierte ab 1986 Philosophie, Geschichte und Judaistik in Freiburg. 1990 wechselte sie an die Hebräische Universität Jerusalem, arbeitete parallel als Deutschlehrerin sowie an der
School for Cultural Studies in Tel Aviv. Ihren Roman Skip bezeichnet sie auch als
letzte Gelegenheit, um die Bilder, die sie in jener Zeit geprägt haben, nochmals
lebendig werden zu lassen. 2006 wurde sie für Ihren Roman Habenichtse mit dem
Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Über ihr Schreiben sagt sie: »Im Lauf der Jahre
habe ich gemerkt, wenn ich etwas schreibe, dann schreibe ich das nicht, um anderen mitzuteilen, was ich denke. Sondern um einen Raum zu eröffnen für andere.
Schreiben heißt für mich, Gedanken vorzuschlagen und auszuprobieren.«
»Katharina Hacker findet mit dem ersten Satz in Skip einen vehement lapidaren
und vereinnahmenden Ton für den Ich-Erzähler und seine anregenden Selbstreflektionen. […] Es geht um das Entscheidende und das Schönste. Denn Skip denkt über
nichts Geringeres als über das Leben nach, … Ohne Zweifel eines der wichtigsten
Bücher des Herbstes.« [Verena Auffermann, Deutschlandradio Kultur]
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27.08.
16:30
äche
Lesungen und Gespr
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
GEORGI GOSPODINOV
stellt seine Erzählungen 8 Minuten und 19 Sekunden
[2016] vor.
Übersetzung: Alexander Sitzmann [s. S. 45]
dt. Lesung: Thomas Streipert [s. S. 45]
»Ich sind« – so heißt ein Satz gleich am Anfang von
Georgi Gospodinovs letztem romanhaften Erzählbuch
Physik der Schwermut aus dem Jahr 2014. Dieser Satz,
der eigentlich keiner ist, bringt dennoch in kürzester © Dafinka Stoilova
und genauester Form das Anliegen zum Ausdruck, dass
dieser Schriftsteller mit seinem Schreiben beabsichtigt: Anteilnahme am Menschlichen und am Menschen zu wecken, »damit das Menschliche bewahrt bleibt«. In
seiner Antrittsrede zur Siegfried-Unseld-Gastprofessur an der Humboldt-Universität
zu Berlin sagte Gospodinov: »Heute, da in der Gesellschaft allenfalls ein kippeliger
Waffenstillstand herrscht, die Befindlichkeit der Menschen an vielen Orten Europas
zwischen Wut und Depression schwankt, ist Empathie, wie Literatur sie erzeugen
kann, von lebenswichtiger Bedeutung.« Und wenn Gospodinov an anderer Stelle bemerkt, dass es ein besonderes Merkmal gerade der großen europäischen Literatur sei,
in ihren besten Werken »vom zweifelnden, besorgten, schuldbeladenen, zerbrechlichen Menschen« zu erzählen, so trifft dies auch auf ihn selbst und sein Schaffen zu.
Die Menschen in Gospodinovs Erzählungen 8 Minuten und 19 Sekunden pendeln zwischen Erinnerungen an die Vergangenheit und Wünschen und Hoffnungen
auf die Zukunft durch ihr Leben, wobei der Autor es kunstvoll versteht, gerade das
Vergängliche, Flüchtige und Fragile des Augenblicks zu beschreiben, ganz egal, ob
dieser in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft liegt. Was alleine zählt ist,
dass der Mensch eine Geschichte hat. Dann erst wird er zum Menschen: »Das ist
die wahre Metamorphose. Das ist das Wunder der Literatur«, so Gospodinov.
Georgi Gospodinov wurde 1968 in Jambol in Bulgarien geboren. Neben seiner
Arbeit als Schriftsteller ist er als Literaturwissenschaftler, Redakteur und Kolumnist
tätig. Dass er ein genauer Beobachter aktueller Geschehnisse ist, beweist er in seinen Kolumnen für die bulgarische Tageszeitung Dnevnik und für die Deutsche Welle,
in denen er zu gesellschaftlichen Themen Stellung bezieht. Literarisch debütierte
er 1992 mit dem Gedichtband Lapidarium. Es folgte 1999 sein erster Roman Natürliche Roman, der ihn bei einem internationalen Publikum bekannt machte und mittlerweile in 23 Sprachen übersetzt ist. Damit ist Gospodinov heute der meist
übersetzte und weltliterarisch rezipierte zeitgenössische Schriftsteller Bulgariens.
»Georgi Gospodinov macht aus Lesern Menschen. Er gehört schon zu den Fixsternen
der Weltliteratur, er darf es sich erlauben, seine Meisterstücke in das weiche Bett
von Etüden zu setzen, wo sie vielleicht auch erst richtig glänzen können. Es ist die
gelassene und stille Autorität eines Erzählens mit großem Herzen und genauem
Gefühl, das diesen Autor auszeichnet.« [Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung]
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nung III
Die Autorenbegeg
27.08.
18:00
Die Hoffnung ist auf Seiten der Mutigen
Joumana Haddad im Gespräch mit Rasha Khayat
Gesprächsübersetzung und deutsche Lesung: Holger Ehling [s. S. 45]
JOUMANA HADDAD
präsentiert ihr Buch Wie ich Scheherazade tötete.
Bekenntnisse einer zornigen arabischen Frau [2010].
Von 2014 bis 2016 wurde Joumana Haddad vom Wirtschaftsmagazin Arabian Business für ihre kulturellen
und sozialen Aktivitäten zu den hundert mächtigsten
Frauen in der arabischen Welt gewählt. Dabei ist sie
eine der größten Kritikerinnen eben dieser Welt. Sie
empört sich vor allem gegen den religiösen Extremis© Hayat Karanouh
mus, der die Hauptursache aller Probleme im politischen wie im privaten Leben der Menschen darstellt. Als Schriftstellerin, Lyrikerin
und Journalistin setzt sie sich vornehmlich mit den Themen Sexualität, Religion und
Körper auseinander. Für sie sind es hauptsächlich die sexuellen Tabus, die immense
Spannungen und Frustrationen im Zusammenleben zwischen Mann und Frau hervorbringen und ein normales Miteinanderleben in der Gesellschaft unmöglich machen.
Im Gespräch mit dem Internetprotal Qantara.de – Dialog mit der islamischen Welt
formulierte Haddad eine Botschaft, die sie auch mit ihrem offenen, biografischen
Buch Wie ich Scheherazade tötete ausdrücken will: »Ich glaube an die Solidarität
zwischen Menschen. Ich glaube, dass Männer und Frauen gemeinsam für eine würdevollere Welt kämpfen sollten.« Und: »Bevor man die andere Person ändert, hat
man die Verantwortung, sich selbst zu ändern.« Bereits 2010 erschienen, hat ihr
Buch nichts an Aktualität verloren, weil mutige Fürsprachen, die sich zur Eigenständigkeit und Selbstbestimmung jedes Einzelnen bekennen, heute wieder notwendiger
sind denn je. Joumana Haddad versteht sich in erster Linie als Dichterin. Der Literatur gesteht sie im Kampf für individuelle Autonomie und gesellschaftliche Freiheit
eine besondere Rolle zu, denn Literatur besitzt die Fähigkeit, »uns zu befreien und
zu bereichern, egal ob wir bereit sind für das, was die Literatur uns anbietet.«
1970 in Beirut geboren, wuchs Joumana Haddad in einem streng katholischen Elternhaus auf. Eine Befreiung von der traditionsorientierten Erziehung und
von den Erschütterungen des libanesischen Bürgerkriegs, der ihre Kindheit und
Jugend prägte, fand sie in der riesigen Bibliothek ihres Vaters. Heute leitet sie
das Feuilleton der größten und wichtigsten libanesischen Tageszeitung An-Nahar.
Daneben lehrt sie Italienisch und Spanisch an der Libanesisch-Amerikanischen Universität in Beirut, wo sie mit ihren beiden Söhnen lebt.
»Der Stolz, eine freie, hochgebildete, weitgereiste und dabei zugleich modebewusste
und lebenslustige Frau zu sein, dieser Stolz schwingt durch jede Zeile und versieht
das Buch mit einem Optimismus, der auch vor den Schilderungen einer schmerzhaften Kindheit im libanesischen Bürgerkrieg […] nicht verblasst. Es ist ein Optimismus,
der vom unerschütterlichen Glauben an die Freiheit des Einzelnen lebt, sein Schicksal
selbst zu wählen.« [Stefan Weidner, FAZ]
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27.08.
18:00
nung III
Die Autorenbegeg
Die Hoffnung ist auf Seiten der Mutigen
Rasha Khayat im Gespräch mit Joumana Haddad
RASHA KHAYAT
stellt ihren Roman Weil wir längst woanders sind [2016] vor.
»Ich möchte ein Fenster öffnen in eine Welt, die offenbar vielen Menschen noch Rätsel aufgibt. Ich glaube,
dass Humor dabei eine wichtige Rolle spielt, weshalb
ich oft versuche, die Absurditäten beider Welten einander gegenüber zu stellen«, erzählte Rasha Khayat in
einem Gespräch nach Erscheinen ihres Debütromans.
Bereits der Titel Weil wir längst woanders sind weist auf © Anna Maria Thiemann
das zentrale Thema des Romans hin: Es geht um die Bewegung von Menschen, die zwischen zwei Kulturen stehen. Khayat erzählt die Geschichte von Basil und Layla, einem Geschwisterpaar, das sich untrennbar
zusammengehörig fühlt. Als Layla die Entscheidung trifft, einen Mann aus ihrer alten
Heimat Saudi-Arabien zu heiraten und zurück in ihr Ursprungsland zu ziehen, verändert sich einiges. Zur Hochzeit seiner Schwester reist Basil nach Saudi-Arabien.
Er will die Nähe seiner Schwester spüren und verstehen, weshalb diese nicht-religiöse, freiheitsliebende junge Frau sich für das Leben in einem Land entschieden
hat, in dem Frauen alles andere als frei sind. Dabei muss Basil sich selbst mit seiner
Vergangenheit und mit seinem Gefühl des Hin-und Hergeworfenseins zwischen zwei
Welten auseinandersetzen. Das fällt weder ihm, noch den Lesern des Romans leicht.
Aber als Schriftstellerin glaubt Khayat fest an die Macht von Literatur und Kunst,
die darin besteht, die Empathie des Lesers anzusprechen: »Die Welt ist nicht
schwarz-weiß, selbst dann nicht, wenn es um arabische Länder geht. Ich sehe meine
Aufgabe als Autorin darin, dem Leser eine möglichst wertfreie Grundsituation anzubieten, damit er selbst entscheiden kann, welche Position er besser verstehen,
wem er sich näher fühlen möchte.« Um jedoch eigenständig eine Entscheidung treffen zu können, braucht es geistige Bewegungsfreiheit. Diese ist vielleicht die einzig
wahre Verortung des Individuums, oder, wie es ein arabisches Sprichwort im Roman
ausdrückt: »Haraka Baraka« – »Bewegen heißt Segen«!
Rasha Khayat wurde 1978 als Tochter einer deutschen Mutter und eines saudiarabischen Vaters in Dortmund geboren. Bis zum Alter von elf Jahren wuchs sie in
Dschiddah, Saudi-Arabien, auf. Dann siedelte die Familie nach Deutschland zurück.
Khayat studierte Literaturwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Bonn.
Seit 2005 lebt sie in Hamburg, wo sie als freie Autorin, Übersetzerin aus dem Englischen und Arabischen und als Lektorin arbeitet. Seit dem Jahr 2010 betreibt sie
ihren Blog West-Östliche Diva. Das deutsche Fenster zu Arabistan.
»Ihr gradlinig erzählter Roman unternimmt den Versuch, Vorurteilen die Schwere zu
nehmen und gleichzeitig die uneingeschränkte Selbstbejahung des Westens zu relativieren. Das kann derzeit nicht schaden.« [Christoph Schröder, DIE ZEIT]
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Literatur trifft schaft
Naturwissen
27.08.
20:30
Die Lange Nacht der Ersten Erde
Der Schriftsteller Raoul Schrott im Gespräch mit dem Molekularbiologen Hendrik Milting und dem Astrophysiker Josef M. Gaßner
RAOUL SCHROTT
stellt sein neues Buch Erste Erde. Epos [2016] vor.
»Nie zuvor gab es so viel an Wissen über den Menschen
und das Universum – doch je mehr Daten und Details
angehäuft werden, desto weniger verstehen wir im
Grunde. Wir wissen zwar, dass die alten Mythen nicht
mehr stimmig sind – eine andere Geschichte, die uns
und die Welt erklärt, gibt es jedoch nicht.«
© Peter-Andreas Hassiepen
Raoul Schrotts neues Buch Erste Erde. Epos ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit unserem heutigen Wissen über die
Welt. Schrott unternimmt darin den Versuch, vorliegende wissenschaftliche Erkenntnisse in epischer Form umzusetzen und sie anhand einzelner Figuren und
deren Biographie anschaulich zu machen. So entstehen dramatische Monologe, gewissermaßen Kurzromane, die jeweils ein Wissensgebiet streifen, um es in eine Lebensgeschichte einzubinden und dadurch insgesamt ein erzählerisches Panorama
unseres Kosmos vom Urknall über die Entstehung des Planeten bis hin zu uns zu
erschaffen. Daraus ergeben sich grundlegende Fragestellungen, die die Menschen
zu allen Zeiten beschäftigt haben:
Was hat unser heutiges Wissen mit unserem Leben zu tun?
Welches Bild vom Menschen geht daraus hervor?
Was bedeutet es für unsere Existenz?
Wie stehen Naturwissenschaften und Poesie zueinander?
Um Antworten darauf zu finden, hat Raoul Schrott weltweit Reisen an jene Orte
unternommen, an denen die Stationen der Weltgeschichte offenbar werden: in die
Atacamawüste, wo gerade das weltweit größte Spiegelteleskop gebaut wird, oder
zum ältesten Gestein der Erde in der Arktis. Er tauchte im Atlantik zu »Weißen Rauchern«, in denen wahrscheinlich das Leben entstand, reiste an die Fundorte von
Hominiden oder besichtigte steinzeitliche Höhlenmalereien. Mithilfe der Verknüpfung von Dichtung und Wahrheit wagt Schrott im letzten Teil seines Buches dann
den Versuch, ein modernes Gegenstück zu Alexander von Humboldts Kosmos zu
entwerfen.
Raoul Schrott, geboren 1964, wuchs in Tunis und Landeck/Österreich auf.
Er studierte Literatur und Sprachwissenschaft. Unter seinen vielen Veröffentlichungen befinden sich neben Romanen und Lyrikbänden auch Übersetzungen, Essays
und Anthologien. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk und ist seit
2002 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
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Literatur trifft schaft
Naturwissen
HENDRIK MILTING
Molekularbiologe am Herz- und Diabeteszentrum NRW
in Bad Oeynhausen
Hendrik Milting, geboren 1961, ist seit 1999 Leiter des Forschungslabors der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie und seit
2004 Institutsleiter des Erich und Hanna Klessmann-Instituts für © Armin Kühn/HDZ NRW
Kardiovaskuläre Forschung und Entwicklung am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität
Bochum 1994 leitete Milting zunächst vier Jahre lang die Forschung der Klinik für
Herz- und Thoraxchirurgie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, bevor
er nach Bad Oeynhausen wechselte. 2005 folgte die Ernennung zum Privatdozenten
für das Fach Biochemie an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist Mitglied nationaler
und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften der Herz-Kreislaufforschung,
Kardiologie, Stammzellforschung und Herztransplantation und forscht auf den Gebieten der Biochemie von Herzmuskelerkrankungen, den Auswirkungen der mechanischen Kreislaufentlastung mittels »Kunstherz« und in verschiedenen Bereichen
der Herztransplantationsmedizin.
JOSEF M. GASSNER
Astrophysiker
»Für mich ist das größte Rätsel in diesem Universum das Leben, die
Fragestellung: Wie konnte sich tote Materie in irgendeiner Weise so
selbst organisieren und anfangen, nicht mehr nur in einer Lösung
dumm herumzudümpeln, sondern einen Willen zu entwickeln, auszuweichen und überleben zu wollen?«
© privat
Josef M. Gaßner, geboren 1966, studierte Mathematik, anschließend Physik und promovierte 2008 an der Münchener Ludwig-MaximiliansUniversität in theoretischer Astrophysik. Er ist Mitarbeiter der Universitätssternwarte München und Lehrbeauftragter der Hochschule Landshut für Astronomie und
Kosmologie. Neben seinen Forschungen an der Universitätssternwarte München
versucht er in seinen Publikationen und durch populärwissenschaftliche Vorträge
einem breiten Publikum komplizierte astrophysikalische Zusammenhänge zu vermitteln. Er ist Mitglied in dem Team der Fernsehsendung Urknall, Weltall und das
Leben [www.urknall-weltall-leben.de] und durch gemeinsame Fernsehauftritte mit
Harald Lesch bekannt. 2014 veröffentlichten beide zusammen das Buch Urknall,
Weltall und das Leben. Vom Nichts bis heute morgen. Völlig unabhängig von physikylisch-kosmischen Themenstellungen hat Gaßner die Hilfsorganisation Schritt für
Schritt – Hilfe mit System e.V. mit ins Leben gerufen.
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sdienst
Der Literaturgotte
Sonntag, 01. September 2013, Beginn: 10.00 Uhr
Lebensbücher:
Colum McCann, Zoli
Der 34. Literaturgottesdienst greift mit dem Buch Zoli das Schwerpunktthema des
diesjährigen Literaturfestes »Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges« auf. Durch Lesungen und Erzählungen wird eine Verbindung zu
aktuellen Glaubens- und Lebensthemen hergestellt und damit ein Angebot für Menschen eröffnet, die auf der Suche nach Inspiration und Impulsen für ihr Leben sind.
Der Literaturgottesdienst in der Zusammenarbeit mit der Evangelischen Altstadtgemeinde von Bad Oeynhausen ist seit 2008 ein fester Bestandteil des Internationalen Literaturfestes Poetische Quellen. Vorbereitet und präsentiert wird er von
Pfarrer Lars Kunkel, Heidi Swietlik, Ute Lindemann-Treude, Herbert Lindemann, Birgit
Kuhlmeier, Simone Homburg, Dirk Schormann, Ingrid Seidel, Dr. Achim Rehlaender
und Britta Weber.
Das Buch
Zoli ist eine junge, starke und außergewöhnliche Frau vom Volk der Roma. Sie stammt
aus Bratislava und hat in den Wäldern der Umgebung den Vernichtungsfeldzug der
Deutschen gegen ihre Leute überlebt. Als sie Jahre später die traditionellen Gesänge
ihres Volkes veröffentlichen will, wird sie vom sozialistischen Regime unter Druck
gesetzt. Auch die Sippe und ihr Geliebter verstoßen sie. Zoli flieht in den Westen –
allein und mittellos, aber voller Hoffnung, doch noch irgendwo ihr Glück zu finden.
»Ein ganz großartiges Buch: frei, grausam, wild, schön, ernst.«
[Elke Heidenreich]
Der Autor
Colum McCann wurde 1965 in Dublin geboren. Er arbeitete als Journalist, Farmarbeiter und Lehrer und unternahm lange Reisen durch
Asien, Europa und Amerika. Für seine Romane und Erzählungen erhielt McCann zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den Hennessy
Award for Irish Literature und den Rooney Prize. Zum internationalen
Bestsellerautor wurde er mit den Romanen Der Tänzer und Zoli. Für
den Roman Die große Welt erhielt er 2009 den National Book Award.
Er ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in New York.
© Brendan Bourke
Musik: Harald Sieger, Kreiskantor
Harald Sieger, 1975 geboren, wuchs in Meckenheim auf. Er studierte
an der Kirchenmusikschule der Ev. Kirche im Rheinland und an der
Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf. Neben seinem
Studium besuchte er u.a. Meisterkurse für Orgel bei Prof. Torsten
Laux, Prof. Almut Rössler und Prof. Hans-Dieter Möller. Seit Januar
2004 ist er Kantor für Kirchenmusik an der Auferstehungskirche. Im
Sommer 2008 wurde er zusätzlich zum Synodalbeauftragten für Kirchenmusik und Kreiskantor im Kirchenkreis Vlotho ernannt.
© privat
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Das Sonntagsgespmokratie
Forum für De
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Eine Kritik der Gegenwart:
Wie die smarte neue Welt die demokratische Gesellschaft gefährdet
Eine Gesprächsrunde mit: Harald Welzer, Alexander Pschera und Stefan Selke
Moderation: Jürgen Keimer
»Und jetzt steht uns die dritte Welle des Internets ins Haus. In ihrem Gefolge
werden Arbeitsplätze verschwinden, die Arbeit an sich wird sich verändern, eine
Menge Geld wird in die Taschen all der Firmen, Berater und Investmentbanker
fließen, die das alles kommen sahen. Die Privatsphäre wird ebenfalls verschwinden und unsere Intimsphäre zur Werbeplattform mutieren […], und wir
merken das womöglich gar nicht, weil wir dahinterzukommen versuchen, wieso
unser Toaster sich nicht mit der Waage im Bad versteht. Technologie, die es
uns ermöglicht, unsere eigenen Fähigkeiten zu steigern und zu erweitern, tendiert zu einer unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Weiterentwicklung,
und die Zukunft, die man sich vorgestellt hat, ob gut oder schlecht, erscheint
fast immer als historisch – anders gesagt, naiv.«
[Sue Halpern, Der digitalisierte Alltag, in: Lettre International, Winter 2014]
Im Mittelpunkt des »Sonntagsgesprächs« steht die Frage, wie es um das zivilisatorische Projekt der Aufklärung mit ihrer Forderung nach der Autonomie des Individuums steht, vor dem Hintergrund der zunehmenden gesellschaftlichen Veränderungen in unserer Beziehung zur Welt in allen Bereichen [Mitmenschen, Natur,
Technik, Arbeit, Kultur], die durch die Digitalisierung des Lebens hervorgerufen
werden. Dies betrifft die Privatsphäre, die sich die Bürger durch die Abgabe individuell-privater Informationen freiwillig von Unternehmen wie Google, Apple und
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Das Sonntagsgespmokratie
Forum für De
Kult-Faktor: Das Sonntagsgespräch
2015 mit Mark Terkessidis,
Alix Faßmann und Christian Felber,
moderiert von Jürgen Keimer
Facebook für Technologien, die das Leben einfacher machen sollen, aus der Hand
nehmen lassen; es trifft aber auch auf eine gesellschaftspolitische Dimension, in
der die politischen Akteure Europas nicht willens sind, eine notwendige Alternative
zum Silicon Valley zu entwickeln. Dazu bedarf es laut des Publizisten Evgeny Morozov Interventionen, die dem zuwiderlaufen, »wofür das neoliberale Europa von
heute steht«: der »Zurücknahme der Abhängigkeit von amerikanischen Unternehmen« und einer »Investition in eine an den Interessen der Bürger ausgerichtete
Infrastruktur«. Dies scheint im Augenblick eine leider eher unvorstellbare Entwicklung zu sein.
Bereits 1999 stellte sich der Schriftsteller Dževad Karahasan eine bis heute
unbeantwortete Frage: »Aber wie soll man sich wehren gegen den neuen Kapitalismus und seine Zahlenwut, die uns die nackte Statistik als Metaphysik und den
lieben Gott als Buchhalter vorführen will? Was kann man den bestechenden Simplifizierungen des neuen Kapitalismus entgegensetzen, der uns davon zu überzeugen versucht, daß Bequemlichkeit die einzig wesentliche Frage im Leben sei und
nur der aktuelle Augenblick zähle?«
Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard beschrieb sogar schon 1846 in
seiner heute wieder aktuellen Streitschrift Kritik der Gegenwart, dass sich das Zusammenleben zu einer »bedeutungslosen Äußerlichkeit ohne Charakter« entwickelt
habe, die nur noch auf Geschwätzigkeit basiere: »… es geschieht nichts, dafür geschieht sofort die Bekanntmachung.«
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Das Sonntagsgespmokratie
Forum für De
28.08.
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Eine Kritik der Gegenwart:
Wie die smarte neue Welt die demokratische Gesellschaft gefährdet
HARALD WELZER
Bücher u.a.: Selbstdenken. Eine Anleitung zum Widerstand [2013], Die smarte Diktatur. Der Angriff auf
unsere Freiheit [2016]
In seinem neuem Buch Die smarte Diktatur. Der Angriff
auf unsere Freiheit äußert Harald Welzer die Besorgnis,
dass mit der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft ein neuer Diktaturtypus heranwächst, der unser
demokratisches Gesellschaftssystem unterhöhlt, weil
© Wolfgang Schmidt
er die Privatsphäre der Bürger zerstört. »Wir verlieren
gerade jede Privatheit. Die ist aber die zentrale Voraussetzung für Demokratie. Und
Freiheit«, sagte Welzer in einem Gespräch mit der Zeitschrift zeozwei. Das Unverständlichste an diesem Vorgang sei es, dass sich die Bürger dieser Entwicklung freiwillig ausliefern und die wesentliche Voraussetzung dieses neuen Unterdrückungsgeschäfts selbst erfüllen, indem sie einen Großteil ihrer privaten Daten an die entscheidenden Unternehmen im kalifornischen Silicon-Valley liefern. Das Gefährliche
an dieser neuen Diktatur besteht in ihrer einvernehmlichen Zustimmung zur neoliberalistischen Wirtschaftsform, die auf ständigem Wachstum und ständigem Konsum
von Dienstleistungen und Produkten beruht. Um diese zu steuern, sind Daten die
Währung der Machthaber der Zukunft. Wie sehr dabei die Digitalisierung, die einen
enormen Energie- und Ressourcenverbrauch aufweist, nicht getrennt betrachtet werden kann vom Klimawandel, den Flüchtlingsbewegungen, dem Landraub, der Finanzmarktkrise und der wachsenden sozialen Ungleichheit, beschreibt Welzer in seinem
Buch. Das irritierende für ihn ist die Tatsache, dass keine Partei diese Zusammenhänge und damit das demokratiezerstörende Potenzial dieses digitalen Totalitarismus, der auf der Berechenbarkeit des Menschen durch Algorithmen beruht, thematisiert, sondern stattdessen immer nur um den Datenschutz bemüht ist: »Alle ergötzen sich an irgendwas mit 4.0. Weil sie nicht verstehen, womit sie es zu tun
haben. Übrigens auch aufgrund des Fehlens von politisch-historischer Bildung«,
sagt Welzer überzeugt.
Harald Welzer, 1958 nahe Hannover geboren, studierte Soziologie, Politische
Wissenschaft und Literatur an der Universität Hannover, promovierte in Soziologie
und habilitierte in Sozialpsychologie. Er ist Professor für Transformationsdesign an
der Universität Flensburg und Mitbegründer der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei.
Stiftung Zukunftsfähigkeit, die alternative Lebensstile und Wirtschaftsformen aufzeigt und »ihre Mittel für das Projekt einer zukunftsfähigen, enkeltauglichen Gesellschaft einsetzt«.
»Was Harald Welzers Bücher dabei immer wieder auszeichnet ist die Tatsache, dass
es ihm gelingt, den Lesern trotz der teils deprimierenden Fakten die Einsicht zu vermitteln, dass die Verhältnisse veränderbar sind und es gelingen kann, aus der Passivität des nur noch Konsumierenden auszubrechen.« [Eckard Föhr, re-visionen.net]
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Das Sonntagsgespmokratie
Forum für De
Eine Kritik der Gegenwart:
Wie die smarte neue Welt die demokratische Gesellschaft gefährdet
ALEXANDER PSCHERA
Bücher u.a.: 800 Millionen. Apologie der sozialen Medien
[2011], Das Internet der Tiere. Der neue Dialog zwischen
Mensch und Natur [2014]
»Die Großstadt war die radikale Erfahrung des Menschen des 20. Jahrhunderts. Die sozialen Medien sind
die radikale Erfahrung des Menschen des 21. Jahrhunderts«, schreibt Alexander Pschera in seinem Essayband 800 Millionen. Pschera sieht sich jedoch nicht in © privat
der Rolle der anti-digitalen Bedenkenträger, denen er
aufgrund ihres vereinfachenden, selbstinszenierten und verschwörungstheoretisch
aufgeblähten Widerstands gegen die technologischen und digitalen Fortschritte
ein konservatives Denken vorwirft, weil sie jegliche Neugier und jedwedes Staunen
über Veränderungen im privaten wie im öffentlichen Raum der Gesellschaft aufgegeben hätten, die maßgeblich auf die Entwicklungen der Akteure der IT- und HighTech-Industrie im Silicon-Valley zurückzuführen sind. »Neugierig zu sein und zu
bleiben ist aber der Motor der Erkenntnis und gesellschaftlicher Entwicklung«,
schreibt Pschera im Cicero. »Es ist der erklärte Auftrag der Aufklärung, neue Technologien zu nutzen und sozial zu strukturieren, um sie in den Dienst der Neugierde
zu stellen. Das Netz ist eine Maschine des Staunens. Und als solches sollte es gesehen und diskutiert werden.« Andererseits erkennt er das Problem, dass die Digitalisierung mit einer derartigen Beschleunigung über die Wirklichkeit hereinbricht,
dass »moralische Koordinatensysteme und gesetzliche Rahmenwerke« nicht mehr
hinterher kommen können. An diesem Punkt stellt sich die Frage, wie wir »Privatsphäre« zukünftig definieren wollen und ob wir auch ohne sie selbstbestimmt und
frei leben können. Bei der Beantwortung dieser Frage setzt Pschera auf die Vitalität
der Kommunikation in den sozialen Medien, die nur dann funktioniert, wenn die
Menschen als Subjekte darin agieren und sich dabei nicht als Opfer kapitalistischer
Machenschaften verstehen.
Alexander Pschera wurde 1964 in Heidelberg geboren. Hier studierte er Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft und promovierte mit einer Arbeit über
Eduard Mörike. Lange Zeit arbeitete er als Journalist. Heute ist er Geschäftsführer
einer Münchener Kommunikationsberatungsfirma, freier Autor und Blogger. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich u.a. mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf
die Gesellschaft und Arbeitswelt, das Privatleben und die Kultur. Regelmäßig schreibt
er für das Magazin Cicero. An der Katholischen Akademie Bayern in München unterhält er zudem eine eigene Veranstaltungsreihe unter dem Titel »Digitaler Salon«.
»Das Potential zur Entfaltung der Persönlichkeit in der realen Welt aufzuzeigen, ist
die Intention des Buches, das sich damit von der großen Anzahl an kritischen Ansichten zu den sozialen Medien abgrenzt.«
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[Jan Achim Richter über 800 Millionen im Portal für Politikwissenschaft]
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Das Sonntagsgespmokratie
Forum für De
28.08.
11:30
Eine Kritik der Gegenwart:
Wie die smarte neue Welt die demokratische Gesellschaft gefährdet
STEFAN SELKE
Bücher u.a.: Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert [2014], Schamland.
Die Armut mitten unter uns [2013]
Die Vermessung und Auswertung unseres Lebens
scheint in allen Bereichen einen immer größeren
Aspekt unserer privaten wie auch gesellschaftlichen
Lebenswirklichkeit auszumachen.
In seinem wichtigen Buch Lifelogging weist der Sozio© privat
loge Stefan Selke auf die immensen Probleme hin, die
die digitale Selbstvermessung und Protokollierung des Lebens jetzt schon verursacht. Die größte Gefahr geht für ihn von dem Grundgedanken aus, auf dem diese
rein rechnerische Aufzeichnung des Lebens basiert: ein »fehlerhafter«, also ungenügender Mensch, der, weil er nicht perfekt funktioniert, ein Problem darstellt, dem
nur mit einer technisch-pragmatischen Lösung beizukommen ist, eben durch Lifelogging. Darunter werden die unterschiedlichen Möglichkeiten der digitalen Erfassung, Speicherung und Auswertung von Lebensdaten und Verhaltensspuren verstanden, die die sog. »digitale Aura« eines Menschen umfassen und mithilfe derer individuelle Daten über Gesundheit, sportliche Aktivitäten, Aufenthaltsorte, Leistungsfähigkeit und auch Gefühle gesammelt und vereinheitlicht, d.h. quantifiziert werden
können. »Es schleicht sich ein effizienzorientiertes, ökonomisches Denken ein, denn
die Vermessung ist eine Logik, die aus der Verhaltensökonomie und aus dem Management kommt. Das ist etwas völlig anderes als eine humanistische oder qualitative Einstellung zum Leben«, sagt Selke, der außerdem befürchtet, dass daraus »so
etwas wie ethische Freihandelszonen« entstehen. Die Frage ist, inwieweit wir es
selbst zulassen, dass wir uns immer weiter smarten Entscheidungsalgorithmen unterwerfen, die Subjektivität mit Leistung gleichsetzen und das soziale Wesen Mensch
mit seinem eigenständigen, kritischen Denken als normfremdes Produkt einstufen.
Stefan Selke wurde 1967 im badischen Rheinfelden geboren. Er studierte zunächst Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen, lebte anschließend zwei Jahre in
Brasilien, um dann von 1993 bis 1998 Soziologie, Philosophie, Anthropo-Geografie
und portugiesische Sprach- und Literaturwissenschaften in Bonn zu studieren. Seit
2008 ist an der Hochschule Furtwangen Professor mit dem Lehrgebiet Soziologie
und gesellschaftlicher Wandel. Hier beschäftigt er sich besonders mit den schleichenden Auswirkungen, die die Digitalisierung der Gesellschaft auf die Kultur und
Lebenswelt des Menschen mit sich bringt.
»Lifelogging führt, davon ist Stefan Selke überzeugt, langfristig zu einer entfremdeten, unmenschlichen Welt. Was wir dagegen tun können? Anders Daten sammeln,
mehr Sorgfalt aufwenden, auf gesteigerte Handlungsfähigkeit achten. Doch die Skepsis des Soziologen ist groß: `Es wird am Ende darauf ankommen, ob wir die Welt
nur zählen oder erzählen.`“« [Joachim Scholl, Deutschlandradio Kultur]
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Maurizio Maggiani
und seine Frau bei den
Poetischen Quellen 2014
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Lesungen und Gespr
28.08.
14:00
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
LOT VEKEMANS
stellt ihren Roman
Ein Brautkleid aus Warschau [2016] vor.
Die niederländische Schriftstellerin Lot Vekemans war
im deutschsprachigen Raum bisher vor allem als Theaterautorin bekannt. Ihre Stücke wurden sehr erfolgreich an mehr als 30 Bühnen von Aachen bis Zürich
aufgeführt, zuletzt ihr Stück Gift am Deutschen Theater
in Berlin mit Ulrich Matthes in einer der Hauptrollen.
© Merlin Daleman
In diesem Frühjahr nun hat der Göttinger Wallstein
Verlag Vekemans ersten Roman Ein Brautkleid aus Warschau veröffentlicht. In einem
Gespräch mit dem WDR verriet die Autorin, dass dieser Roman ursprünglich »aus
einem gescheitertem Theaterstück« hervorgegangen ist. Erzählt werden die Geschichten von der jungen Polin Marlena, dem niederländischen Bauern Andries und
dem polnisch-jüdischen Hotelbesitzer Szymon, die Lot Vekemans wie in einem
kunstvoll gemaltem Triptychon miteinander in Beziehung setzt. In ihrer Rede zum
Ludwig Mühlheim Theaterpreis, der ihr ebenfalls im Frühjahr verliehen wurde, sagte
Vekemans folgendes: »Ich glaube an Menschen. Ich glaube, dass jede Form von
Obrigkeit zur Unterdrückung führt. Ich glaube, dass wir unserem Leben selbst
Bedeutung und Sinn geben müssen.« Wie schwer gerade Letzteres ist, erzählt sie
spannungsgeladen in ihrem Roman, in dem alle Figuren natürlich ein eigenes
Schicksal haben, gleichzeitig aber immer auch das Schicksal für die anderen sind.
Zu der natürlichen Verkettung zwischenmenschlicher Beziehungen, die mit der
Tragik oder dem Glück stets beide Möglichkeiten in sich bergen, kommt durch das
Erlebte und Erinnerte immer auch die Erfahrung der Zeit mit ins Spiel. Für Vekemans
ist dies kein Grund zum Verzweifeln, sondern vielmehr Aufforderung, sehr bewusst
zu leben. Deshalb finden sich zwischen der Erzählung großer tragischer Gefühle
immer wieder Momente des Lächelns in ihrem Roman.
Lot Vekemans wurde 1965 im niederländischen Oss geboren. Sie studierte
Soziale Geographie an der Universität in Utrecht. Aufgrund ihrer lebenslangen Leidenschaft für das Schreiben und für das Theater ging sie nach ihrem Studium an
die Schriftsteller-Akademie Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke, die inzwischen in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt wurden. Ihr Stück Gift feiert derzeit in Deutschland Triumphe.
»Vekemans erster Roman ist eine formvollendete Fortsetzung des Dramas mit anderen Mitteln. Sie malt, so könnte man sagen, feinfühlig aus, was für die Bühne
geschrieben, in gesprochener Rede immer Schema bleibt: das Innenleben der Menschen, die da ostentativ handeln, fehlen und leiden müssen. Und das darf am Ende
doch als der größte Triumph der Prosa gelten, wenn es ihr gelingt, das auszufüllen,
was das Drama an heimlichen Leerstellen offenlässt.«
[Simon Strauss, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]
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28.08.
15:00
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Lesungen und Gespr
Der Platz des Menschen – Vergangenes, Gegenwärtiges, Zukünftiges
Deutschlandweite Buchpremiere
TOMMY WIERINGA
stellt seinen neuen Roman
Dies sind die Namen [2016] vor.
»Dies sind die Namen …« – mit diesem Satz beginnt
das 2. Buch Moses, in dem der Auszug der Israeliten
aus Ägypten in das gelobte Land erzählt wird. Die sieben Flüchtlinge, die in Tommy Wieringas Roman Dies
sind die Namen durch die grenzenlose, zentralasiatische Steppe ziehen, sind namenlos. Rausgeworfen aus © Johan Jacobs/De Bezige Bij
einem LKW und ausgezehrt von den Entbehrungen, erinnern sie sich nicht mehr, woher sie kommen, wissen nur, dass sie nach Westen
ziehen wollen. Zur gleichen Zeit versucht der Kommissar Pontus Beg in der heruntergekommenen Grenzstadt Michailopol, zwischen Korruption, käuflichem Sex und
Gesetzlosigkeit, seinem Leben mit den Weisheiten des Konfuzius wieder einen Sinn
zu geben. Das sich der Weg von Beg auf der Suche nach Identität und Zugehörigkeit
und einer Befreiung vom Schmutz und von der Rohheit der Welt mit dem Weg der
Flüchtlinge kreuzt, die die Steppe auf der Suche nach dem gelobten Land durchqueren, scheint vom Schicksal vorgegeben. Mit einer kristallklaren Sprache, die
aus der Stille der Steppe auftaucht und sich in die Wirklichkeit mit einer Spannung
ohne Atempause eingraviert, komponiert Wieringa mit diesem Roman eine poetische Parabel für alle Umherirrenden und Namenlosen des 21. Jahrhunderts.
Die Ausgangspunkte für Wieringas Schreiben sind reale Geschehnisse, die er
umwandelt in Erzählungen über den Schmerz und die Hoffnung einer universellen
Menschheit. Zu seinem Roman Dies sind die Namen wurde er durch einen Zeitungsartikel über eine Flüchtlingsgruppe aus der Ukraine inspiriert. Dazu verbrachte er
einige Monate mit ukrainischen Kosaken in der Steppe. Nachdem er es geschafft
hatte auf dem Pferd 60 Kilometer an einem Tag zurückzulegen, erhielt Wieringa sogar
die informelle Ehrenbezeichnung »Kosake Honoris Causa«, die ihm im Verlauf einer
Übernachtung im Freien auf der Basis von viel Wodka verliehen wurde.
Tommy Wieringa wurde 1967 in der niederländischen Provinz Twente geboren. Neben der Arbeit als Schriftsteller schreibt er auch für die bekannten Tageszeitungen De Volkskrant und NRC Handelsblad. Für seinen in fast ganz Europa
übersetzten Roman Dies sind die Namen erhielt er den höchstdotierten niederländischen Libris Literatur Prijs. Er lebt in der Nähe von Amsterdam.
»Ein beunruhigender Roman, der die äußersten Gegensätze der Realität zusammenbringt, der von Brüderlichkeit und Grausamkeit, vom Tod und vom Leben, von
Naivität und List spricht. Der Erzählstil ist gleichzeitig finster und poetisch, provokativ und versöhnlich. Wieringa spricht vom Schmerz des Lebens und darüber, wie
man das gegenseitige Verständnis aufrechterhält. Ohne jegliche Rhetorik legt er den
Blick auf die Vergangenheit, um die Gegenwart neu zu entdecken.«
[Maria Cristina Coppini, mangialibri.com]
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Das Tischgespräch
28.08.
16:30
Wer die Geschichte vergisst, wird keine Zukunft haben
LIAO YIWU
der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels
2012 präsentiert seinen neuen Roman Die Wiedergeburt der Ameisen [2016]
»Die Menschen aber sind das Fleisch und Blut der Geschichte, die nur durch die Schicksale jedes einzelnen
zu etwas Greifbarem wird.« [Liao Yiwu]
Das Jahr 1989 wird für Europa immer mit einem Ereignis der Freiheit in Erinnerung bleiben: Am 9. November
fiel die Berliner Mauer und es begann die Wiedervereinigung Deutschlands und
West- und Osteuropas. In China wird das Jahr 1989 als ein Jahr der blutigen Unfreiheit in Erinnerung bleiben: Am 4. Juni 1989 ging die chinesische Armee mit
Panzern und Gewehren brutal gegen die für ein demokratischeres China protestierende Bevölkerung auf dem Platz des Himmlischen Friedens, dem Tian’anmen-Platz
in Peking vor. Dieses Ereignis und seine Folgen prägen das Leben des Dichters,
Schriftstellers und Musikers Liao Yiwu bis heute.
Liao Yiwu wurde 1958 in der Provinz Sichuan in der Zeit der großen Hungersnot geboren, bei der weit über 20 Millionen Menschen in China den Tod fanden. Sein
Vater, ein Hochschullehrer, bringt ihm schon im Alter von drei Jahren das Lesen und
Vortragen klassischer Lyrik und Prosa bei. Während der Kulturrevolution 1966 wird
er als Revolutionsgegner angeklagt und lässt sich zum Schutz der Kinder von seiner
Frau scheiden. Zusammen mit seiner Mutter wächst Liao in großer Armut auf. Nach
einer schwierigen Kindheit ohne regelmäßigen Schulbesuch reist er als junger Mann
durch China und verdient sein Leben als Küchenhilfe und Lastwagenfahrer. In dieser
Zeit kommt er mit westlicher Lyrik in Verbindung und beginnt, selbst zu dichten. In
den 80er-Jahren zählt Liao mit regelmäßigen Veröffentlichungen in chinesischen
Literaturmagazinen zu den bekanntesten jungen Dichtern Chinas. Weil er einige
seiner Gedichte im Stile westlicher Lyrik auch in der Untergrund-Literaturszene veröffentlicht, wird er seitens der Regierung, die diese Art der Literatur als »geistige
Verschmutzung« beurteilt, auf die Schwarze Liste gesetzt.
Unter dem Eindruck der aufkommenden Unruhen im Land, verfasst Liao Yiwu
kurz vor den Ereignissen des 4. Juni 1989 das Gedicht Massaker, welches die Geschehnisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens visionär vorwegnimmt. Da er keine
Möglichkeit sieht, das Gedicht zu veröffentlichen, nimmt er es auf Tonband auf, welches dann über die bestehenden Strukturen von Schwarzkopierer-Ringen in ganz
China Verbreitung findet. Anschließend arbeitet er an einem Film über die Ereignisse,
dem er den Titel Requiem gibt. Als die Behörden von dem Projekt erfahren, wird er
zusammen mit der Filmcrew und seiner schwangeren Frau verhaftet. Wegen »Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda« wird er zu vier Jahren Haft verurteilt.
© Ali Ghandtschi
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28.08.
16:30
Das Tischgespräch
»Die Zeit im Gefängnis war das dunkelste Kapitel meines Lebens. Eine Zeit, in der
ich meine Menschenwürde aufgeben musste«, sagt Liao Yiwu. Aufgrund internationalen Drucks kommt er 1994, wenige Tage vor Ablauf der Strafe, wieder frei.
Die Zeit im Gefängnis reißt ihn aus seinem bisherigen Leben heraus. Die
Aufenthaltsgenehmigung an seinem Wohnort wird ihm entzogen, seine Frau hat
ihn mit dem gemeinsamen Kind verlassen, Freunde und Schriftstellerkollegen wenden sich ab. Sein einziger Besitz ist eine Flöte, die er im Gefängnis zu spielen gelernt hat. Unter ständiger Polizeiüberwachung verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker, Gelegenheitsarbeiter in Restaurants, Teehäusern und
Buchläden. Die Gespräche, die er im Gefängnis mit den Mitgefangenen geführt hat,
die größtenteils aus den untersten Gesellschaftsschichten stammten, setzt Liao
Yiwu, wieder in Freiheit, fort. Diese 2001 veröffentlichten Gespräche mit Menschen
vom Bodensatz der Gesellschaft [auf Deutsch: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser)
durften in China zunächst erscheinen und wurden als eindringliches Porträt der
gegenwärtigen chinesischen Gesellschaft gefeiert. Die Behörden bereuten ihre Entscheidung schnell und untersagten seitdem offiziell die Veröffentlichung weiterer
Werke von Liao Yiwu. Inzwischen ist bereits die Nennung seines Namens in China
verboten. Jeglicher Lebensgrundlagen enthoben, gelang Liao im Sommer 2011 über
Vietnam die Flucht aus China. Seitdem lebt er in Berlin im Exil.
»Aber was ist mit der kleinen Geschichte der kleinen Menschen, der normalen Menschen? Das ist, was ich als meine Aufgabe sehe. Ich möchte das Schicksal
von einzelnen Menschen in diesem Zeitgeschehen festhalten«, sagt Liao über seine
schriftstellerische und gesellschaftliche Aufgabe. Im Jahre 2012 wurde er dafür mit
dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Vor wenigen Tagen nun erschien sein neuestes Buch, der Roman Die Wiedergeburt der Ameisen. Hierin verwebt
Liao auf poetisch abgründige Weise die Geschichte seiner Familie mit der Geschichte
seines Heimatlandes, das ihn verstoßen hat. Außerdem ist es das Buch eines Menschen, der Demütigung und Folter im Gefängnis erfahren musste, nur weil er Gedichte schrieb.
»Indem er als Poet und Zeitzeuge Einzelschicksale sammelt, stellt Liao Yiwu Würde
wieder her, […]. Damit folgt er seiner tiefen Überzeugung, dass die Menschen viel
dringlicher als jemanden, der im Namen der Geschichte spricht, jemanden brauchen,
der im Namen der Wirklichkeit die Stimme erhebt.«
[Felicitas von Lovenberg, Laudatio auf Liao Yiwu, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012]
Karin Betz
Übersetzerin
Karin Betz, geboren 1969 in Hanau, hat in Frankfurt am Main,
Chengdu und Tokio Sinologie, Philosophie, Geschichte und Literatur
studiert. Sie arbeitet als Übersetzerin chinesischer und englischer
Literatur und als Kulturvermittlerin, Moderatorin und DJ. 2013 erhielt sie den Anerkennungspreis des Zuger Übersetzerstipendiums
für die Übersetzung des Romans Die Wiedergeburt der Ameisen von
Liao Yiwu. Sie lebt in Frankfurt am Main.
© Alexander Neroslavski
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ltung:
Abschlussveransta
Das Autorenporträt
28.08.
18:30
Die Welt verstehen
e Einheit? –
Wirklichkeiten, Wahrheiten, Illusionen in Ost und West nach 25 Jahren
Dževad Karahasan zusammen mit Rolf Becker
Deutschlandweite Buchpremier
DŽEVAD KARAHASAN
stellt sein erzählerisches Meisterwerk,
den Roman Der Trost des Nachthimmels [2016] vor.
dt. Lesung: Rolf Becker
»Wer den bosnischen Schriftsteller Dževad Karahasan
jemals erlebt hat, kennt den philosophischen Überschuss, der seiner Rede innewohnt. Die zahllosen
Schätze, die er mit didaktischem Charme, theatralischer
Verve und luzidem Humor ausbreitet, erzeugen im Zu© faktor.ba
hörer einen Taumel«, schreibt die Neue Zürcher Zeitung
über einen der bedeutendsten europäischen Autoren, der bereits zum dritten Mal zu
Gast bei den Poetischen Quellen ist. Diesmal präsentiert er sein erzählerisches Meisterwerk Der Trost des Nachthimmels, an dem er ganze elf Jahre lang gearbeitet hat.
Hauptfigur ist der persische Dichter, Mathematiker, Astronom und Arzt Omar
Chayyam. Karahasan entführt uns damit in den Vorderen Orient des 11./12. Jahrhunderts und lässt vor dem Hintergrund seiner Geschichte die Blüte und den Niedergang des Seldschukenreiches vorbeiziehen. Es handelt sich allerdings nur vordergründig um einen historischen Roman. Schon vor Jahren erklärte Karahasan:
»… ich gestehe, dass mich emotional nur jene Literatur anspricht, der die Geschichte weniger bedeutet als das menschliche Schicksal. Und es gibt kein Schicksal
ohne einen einzelnen Menschen, und es gibt keinen Menschen ohne Gesicht.«
Der Roman beschreibt die Lebensläufe seiner Figuren in ihren Verwicklungen zwischen politischen Intrigen und privatem Glück und Unglück. »Chayyam lebte in
einer Zeit lauter Fundamentalismen und war dabei ein großer Skeptiker«, sagte
Karahasan gegenüber Deutschlandradio Kultur. »Also wahrscheinlich habe ich deshalb in ihm sozusagen unsere Zeit wiedererkannt und versuche, mein Leben, meine
Zeit, meine existentielle Situation durch ihn zu verstehen.« Die Suche nach dem
Verstehen ist auch ein immer wiederkehrendes Motiv des Romans.
Karahasan wurde 1953 in Duvno im heutigen Bosnien-Herzegowina als Sohn
einer Muslimin und eines Kommunisten geboren. Obwohl muslimischen Glaubens,
besuchte er eine Franziskanerschule und wurde in den klassischen Sprachen, Philosophie und Theologie unterwiesen. Anschließend studierte er Literatur- und Theaterwissenschaften in Sarajevo. 1993 floh er aus der umkämpften Stadt. Mit vielen
Literaturpreisen ausgezeichnet, zählt Karahasan zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellern Europas. Heute lebt er wieder in Sarajevo und in Graz.
»Überflüssig zu sagen, dass Karahasan seinem Helden ein Denken leiht, das in klassischer Rede die Dinge auf moderne Art verhandelt. Es geht um die letzten und die
menschlich-allzumenschlichen Dinge, vieles aber liest sich wie ein direkter Kommentar zu unserer aus den Fugen geratenen Zeit. […]. Dževad Karahasans von Katharina Wolf-Griesshaber famos ins Deutsche übersetzter Ideenroman ist ein JahrzehnteEreignis.« [Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung]
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28.08.
18:30
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Das Autorenporträt
Die Welt verstehen
Rolf Becker zusammen mit Dževad Karahasan
ROLF BECKER
»Kein Mensch ist nur gut. Und kein Mensch ist nur böse.
Sondern jeder Mensch hat beide Seiten in sich – das war
das Rollenfeld, was mich am meisten interessiert hat.«
Mit seiner sonoren Stimme und den strahlend blauen
Augen gehört er zu den bekanntesten deutschen
Schauspielern und Synchronsprechern: Rolf Becker, in
Leipzig geboren, wächst ab Kriegsbeginn 1939 auf dem
Bauernhof seiner Großeltern im schleswig-holstei- © Klaus Bodig
nischen Osterstedt auf. Die entbehrungsreiche Zeit des
Zweiten Weltkrieges wird für ihn zu einer lebensbestimmenden Erfahrung: »Ich bin
Jahrgang 1935, habe die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte in Erinnerung und habe
eigentlich mein Leben darauf ausgerichtet zu verhindern, dass sich wiederholen
kann, was ich als Kind miterlebt habe, aber damals noch nicht reflektieren konnte«,
sagt Becker. Nach dem Abitur geht er Mitte der 50er-Jahre nach München und verdient sich als Bühnentechniker seine Schauspielerausbildung, die er an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule absolviert. Der Schauspielunterricht ist für ihn
ein »Ausweichen vor der Wirklichkeit, mit der ich schwer zu Rande kam«, womit er
auch hier die Kriegs- und Nachkriegsjahre meint. Nach mehreren Theaterstationen
kommt er 1971 ans Deutsche Schauspielhaus nach Hamburg, wo er seitdem lebt.
Durch sein Engagement hier und später am Thalia Theater avanciert Becker schnell
zu einem der gefragtesten Theaterschauspieler und feiert bald auch Erfolge im
Fernsehen und beim Film. Er spielt unter so bekannten Regisseuren wie Edgar Reitz,
Peter Zadek und Volker von Schlöndorff [z.B. in Die verlorene Ehre der Katharina
Blum]. In den bekannten historischen Fernsehmehrteilern der 70er- und 80er-Jahre
verkörpert er Friedrich den Großen in Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich
Freiherrn von der Trenck oder den Oberst Piccolomini in der Wallenstein-Verfilmung
mit Rolf Boysen. Immer wieder hatte er seitdem Gastauftritte in deutschen Fernsehserien wie Tatort, Wolffs Revier, Großstadtrevier oder Küstenwache. Seit 2006
spielt er in der ARD-Serie In aller Freundschaft den gutmütigen Rentner Otto Stein.
Daneben arbeitet er immer wieder alleine oder mit anderen Künstlern als Sprecher
und Vorleser. Zusammen mit der sizilianischen Sängerin Etta Scollo liest er im Wechsel mit Joachim Król bei Aufritten ihres Programmes Parlami d’amore Liebesgeschichten italienischer Autoren.
Unermüdlich ist Rolf Becker auch politisch und sozial engagiert. Als Gewerkschaftsmitglied demonstrierte er in den 90er-Jahren gegen die NATO-Angriffe in
Ex-Jugoslawien. Im vergangenen Jahr forderte er zur Solidarität mit den Griechen
auf. Er unterstützt den Kampf der Kurden gegen Vertreibung und Vernichtung und
setzt sich für die Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg ein.
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2002–2016
Poetische Quellen
Impressionen
Die Verleger André Schiffrin und Joachim Unseld, 2011
SAID, 20
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Ricardo Menéndez Salmón, 2014
SAID, 2004
Taiye Selasi, 2014
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Moderationen
28.08.
19:30
Jürgen Keimer –
Moderator der Poetischen Quellen
Jürgen Keimer, 1943 in Kleve geboren, studierte von
1962 bis 1966 Katholische Theologie in Paderborn,
Tübingen, Bonn und am Pariser Institut Catholique.
Nach einer zweijährigen Arbeit als Kaplan im kirchlichen
Dienst, begann er ein weiteres Studium der Geschichte
und Kunstgeschichte in Köln. Er war freier Journalist bei
der Deutschen Welle, beim ZDF und beim WDR sowie
festangestellter Redakteur beim WDR-Hörfunk. Bis
März 2005 leitete er die Redaktion Aktuelle Kultur auf
WDR 5 mit Sendereihen wie Scala – Das Kulturmagazin;
außerdem moderierte er regelmäßig im Wechsel mit
anderen Redakteuren die Tischgespräche und die Reihe
© Poetische Quellen
Funkhausgespräche. Bei den Gesprächen war ihm wichtig, »dass sich die Stimmen ergänzen konnten – ich wollte nicht das konfrontative
Gespräch. Es ging mir in erster Linie darum, ein Thema gemeinsam plastisch zu machen, anstatt Positionen gegenüber zu stellen.«
Frei sein, Dinge neu denken und das Publikum weg von ausgetretenen Pfaden
führen, das gilt nicht nur für die Kunst, findet Keimer, »davon muss auch ein Kulturprogramm etwas haben.«
Seit Beginn des Internationalen Literaturfestes im Jahr 2002 ist Jürgen
Keimer Moderator der Poetischen Quellen und führt das Publikum sicher von Autor
zu Autor und von Gesprächsrunde zu Gesprächsrunde, immer darum bedacht, neue
Gedanken anregen zu können und auf interessante Geschichten und Themen aufmerksam zu machen. »Der Park, die nicht literaturtypische Umgebung macht viel
aus. Ich erinnere mich an Samstag- und Sonntagnachmittage, wenn die Leute auf
der Naturbühne sitzen: Das ist dann für viele mehr wie ein Ausflug und hat gar
nicht die Schwere eines Bildungserlebnisses. Das hat etwas Heiteres. Ganz sicher
spielt es auch eine Rolle, dass die Besucher aus Ostwestfalen so viele unterschiedliche Autoren ja nicht allzu oft an einem Ort antreffen können«, beschreibt Keimer
die Atmosphäre.
Jürgen Keimer ist die »Stimme« der Poetischen Quellen.
»Den längsten Applaus gab’s ganz am Ende. […] Und zwar für Jürgen Keimer und
seine Marathon-Moderation während der vergangenen vier Tage. […] Die Welt ist
zu Gast in Bad Oeynhausen. Wie ein ruhiger Ozeandampfer steuert Moderator Jürgen
Keimer das Publikum souverän und sicher durch Wogen, Wellen und Schaumkronen
der Weltliteratur.« [Elke Niedringhaus-Haasper, Neue Westfälische]
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31.08.
16:30
Übersetzer
und Sprecher
Alexander Sitzmann
Übersetzer
Alexander Sitzmann, geboren 1974 in Stuttgart, studierte Skandinavistik und Slawistik in Wien und forscht und lehrt an der dortigen
Universität. Seit 1999 ist er als freier literarischer Übersetzer aus
dem Bulgarischen, Mazedonischen und den skandinavischen Sprachen tätig. Er ist Autor zweier sprachwissenschaftlicher Monografien,
Herausgeber mehrerer Anthologien und Zeitschriftenschwerpunkte. © Valzhyna Mort
2004 erhielt er den Ehrenpreis des bulgarischen Kultusministeriums,
2007–2013 die Übersetzerprämie des bm:ukk, sowie zahlreiche weitere Stipendien.
Holger Ehling
Übersetzer/Sprecher
Holger Ehling, 1961 in Bad Hersfeld geboren, studierte Anglistik,
Germanistik und Philosophie in Göttingen. Anfang der 80er Jahre
begann er, sich intensiv mit der zeitgenössischen Literatur Afrikas
und der Karibik auseinanderzusetzen. Nach einem Volontariat an der
Hamburger Journalistenschule arbeitete Ehling zu Beginn der 90er
Jahre einige Zeit als freier Korrespondent vor allem in Afrika. Er ge- © ehlingmedia.com
hörte zu den ersten Journalisten, die ausführlich über die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen der Erdölproduktion im Nigerdelta
berichteten. Es entstand eine enge persönliche Beziehung zu dem Schriftsteller
und Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa, der 1995 vom nigerianischen Militärregime
hingerichtet wurde. Ab 1994 begann Ehling für die Frankfurter Buchmesse zu arbeiten, zunächst als Pressesprecher, dann als Leiter der Unternehmenskommunikation und kurze Zeit auch als deren stellvertretender Direktor. Seit 2006 betreibt
er eine Agentur, die als Dienstleister für Kulturveranstaltungen ebenso tätig ist wie
in der Strategieberatung für Verlage und internationale Buchmessen.
Thomas Streipert
Sprecher
Geboren 1978 in Thüringen, studierte Thomas Streipert nach dem
Abitur zunächst Italianistik und Philosophie an der Universität
Leipzig, bevor er von 1999 bis 2005 an der Hochschule für Musik und
Theater Felix-Mendelssohn-Bartholdy ein Klassisches Gesangsstudium absolvierte, das durch Meisterkurse bei Prof. Horst Günther
und Prof. Peter Sefcik ergänzt wurde. Von 2005 bis 2008 war er an © Marc Maßhoff
der Neuen Werkbühne München engagiert, wo er zum Schauspieler
ausgebildet wurde und in zahlreichen Rollen auftrat. 2009 kehrte er zurück nach
Leipzig und arbeitet seitdem als freischaffender Schauspieler und Sänger. Im selben
Jahr erhielt er an der Universität Leipzig einen Lehrauftrag für »Rede – Präsentation – Wirkungsbewusstsein«. Seit 2010 ist er zudem als Theaterautor und Regisseur
tätig. Gemeinsam mit Mareike Greb gründete er im Jahr 2012 das WerkEnsembL.E.,
ein freies Theaterprojekt für Leipzig und Umgebung.
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KinderBuchLand
Die Märchenerzählungen im KinderBuchLand bei den
Poetischen Quellen 2016 werden am Samstagnachmittag präsentiert von Kerstin Tümmel und am Sonntagnachmittag von Ariane Höpker, beide Mitglieder des
Erzählkreises am Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum von Bad Oeynhausen.
Annette Gohlke von der Buchhandlung Fritz
Scherer stellt am Sonntagnachmittag ein Kinderbuch
vor.
© Sandra Kreutzer
Samstag, 27.08.2016/im Erzählzelt
15.00 Uhr Vom Platz am Herd – Märchen rund ums Essen
15.30 Uhr Von Plätzen auf dieser Erde – Märchen aus fernen Ländern
16.00 Uhr Aus uralten Zeiten – Märchen, die Vergangenes erleben lassen
Sonntag, 28.08.2016/im Erzählzelt
15.00 Uhr
15.30 Uhr
16.00 Uhr
16.30 Uhr
Als die Herzen noch in den Bäumen hingen – Tiermärchen
Kinderbuchvorstellung: Ein Garten für den Wal [5–12 Jahre]
Riesengroß und Winzigklein – Märchen von großen und kleinen Wesen
Komm, schlüpf zu einem Ohr hinein – Märchen vom Vertrauen
Kinderbuchberatung für Eltern und Kinder
Das Angebot an Kinderbüchern für Leseanfänger wird immer umfangreicher, eine
Auswahl für Eltern und Kinder deswegen auch immer unübersichtlicher. Die Buchhandlung Fritz Scherer bietet an ihrem Büchertischen Beratungs- und Informationsgespräche mit Lesetipps dazu an, welche Bücher für Kinder in den unterschiedlichsten Altersstufen geeignet sind und wie man das Leseinteresse wecken kann.
Informationsstand
agora – Gesellschaft für Literatur, Kunst und Kultur e.V., Bad Oeynhausen/Löhne
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Übernachtungen
Impressum
Hotelangebote
Die folgenden Partnerhotels in Bad Oeynhausen bieten während des Zeitraums des
15. Internationalen Literaturfestes Poetischen Quellen 2016 [24.– 28. August] unterschiedliche Übernachtungsangebote als Pauschalarrangements an, in denen pro Übernachtung je eine um 3,- Euro vergünstigte Eintrittskarte zur jeweiligen Abendveranstaltung der Poetischen Quellen enthalten ist!
Vienna House Easy Bad Oeynhausen
Morsbachallee 1
32545 Bad Oeynhausen
Tel.: +49 [0]5731 257-0
Fax: +49 [0]5731 2574-44
Email: info.badoeynhausen@vi-hotels.de
www.viennahouse.com/de/easy-bad-oeynhausen
Fußweg zum Literaturfest im AQUA-MAGICA-Park: ca. 10 Minuten
Mercure Hotel Bad Oeynhausen City
Königstraße 3–7
32545 Bad Oeynhausen
Tel.: +49 [0]5731 25890
Fax: +49 [0]5731 258999
Email: h2091@accor-hotels.com
www.mercure-oeynhausen-city.de
Fußweg zum Literaturfest im AQUA-MAGICA-Park: ca. 20 Minuten
Impressum
Veranstalter und Herausgeber: AQUA MAGICA Bad Oeynhausen & Löhne GmbH
Gesamtleitung, Konzept und Programm: Michael Scholz
Redaktion: Michael Scholz
Fotonachweis: s. Fotos; übrige: Poetische Quellen [soweit nicht anders vermerkt]
Gestaltung: Patricia Ludwig
Produktion: Druckerei Junggebauer, Bad Oeynhausen
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Partner
Partner der Poetischen Quellen 2016
Hauptförderer:
Förderer/Sponsoren:
Medienpartner:
Gastronomie:
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Ein besonderer Dank für ihre freundliche Unterstützung geht an:
– Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
– Stiftung der Sparkasse Herford
– WDR 5, Köln
– Gauselmann AG, Espelkamp
– Westfalica GmbH, Bad Oeynhausen
– Ludwig Weinrich Schokoladenfabrik, Herford
– Bollmeyer GmbH
– Vienna House Easy Bad Oeynhausen
– Mercure Hotel Bad Oeynhauen City
– Wirtschaftsclub Bad Oeynhausen
– Immobilien-Service Falco Buller KG, Bad Oeynhausen
– Podufal-Wiehofsky Generalplanung, Löhne
– agora – Gesellschaft für Literatur, Kunst und Kultur e.V., Bad Oeynhausen/Löhne
– Literarischer Verein Minden e.V.
– S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
– AQUA MAGICA-Förderverein e.V. Bad Oeynhausen & Löhne
– Rotary Club Bad Oeynhausen-Minden
– Provinzial Versicherungen, Thomas Stürmer, Löhne
– Back-System Verwaltungs GmbH, Löhne
– Aktuelle Werbung, Bad Oeynhausen
– Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH, Brohl-Lützing
– Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
– Stadtwerke Bad Oeynhausen
– Grätz GartenPark, Hüllhorst
– SMV Sitz- und Objektmöbel, GmbH, Löhne
– Patricia Ludwig Grafikdesign, Herford
– Druckerei Junggebauer Entwurf & Druck GmbH, Bad Oeynhausen
– Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum Bad Oeynhausen
– alle weiteren privaten Sponsoren der Sonderveranstaltung
– sowie an alle Helferinnen und Helfer der Poetischen Quellen 2016
Karten-Vorverkauf:
– über Telefon +49 [0]5731 302000
– Tourist-Info/Haus des Gastes im Kurpark, Bad Oeynhausen
– Stadtbücherei Löhne
– Kulturbüro Löhne
– Buchhandlung Schmidt, Löhne
– Buchhandlung Fritz Scherer, Bad Oeynhausen
– Mayersche Buchhandlung, Herford
– Buchhandlung Emil Maschke, Bad Salzuflen
– Bücherstube Andreas Oelschläger, Lübbecke
– Thalia Buchhandlung im Kaufhaus Hagemeyer, Minden
– Buchhandlung Kafka & Co, Detmold
– Buchladen Eulenspiegel, Bielefeld
Der weitere Kartenverkauf findet an der Abendkasse statt.
Offizieller Fahrdienst der Poetischen Quellen 2016:
Bollmeyer GmbH & Co. KG
Die Poetischen Quellen sind Mitglied der Netzwerkinitiative literaturland westfalen.
Das 16. Internationale Literaturfest Poetische Quellen
findet vom 24. bis 27. August 2017 statt, Thema: Erneuerung
www.poetischequellen.de
Veranstalter:
AQUA MAGICA
Landschafts- und Kulturpark
Bad Oeynhausen & Löhne