15 August 2014
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15 August 2014
NR. 43, 15. AUGUST 2014 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 USA AUFSCHWUNG IN DER MLS SEPP BLATTER FÜR DEN VIDEOBEWEIS KAMERUN TV-KNOW-HOW SEIT ITALIA 90 Neue Horizonte Indien W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 6 15 England Die Premier-League-Saison beginnt am Wochen ende und verspricht, eine der besten überhaupt zu werden. Nicht weniger als fünf Klubs kämpfen um die Vorherrschaft in England. 16 Island Die Skandinavier verpassten die Qualifikation für die WM 2014 erst im Playoff gegen Kroatien. Der Achtungserfolg kommt nicht von ungefähr: Der Fussball auf der Insel gedeiht – auch in der heimischen Urvalsdeild. 23 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Indien auf dem Sprung Mit Altstars des Weltfussballs soll in Indien das Interesse am Fussball gesteigert werden: Die Indian Super League ist dem Vorbild der indischen Premier League im Cricket nach empfunden und startet im Oktober. Auch das Nationalteam soll von dem Aufbruch profitieren. S epp Blatter Der FIFA-Präsident ist für die Einführung des Videobeweises im Fussball. Das Beispiel der Torlinientechnologie hat zuletzt gezeigt, wie erfolgreich neue Technologien im Fussball sein können. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com 37 Kevin Pezzoni Einst Kapitän der deutschen U18-Aus wahl, verlief Pezzonis Weg im Profifussball durch Fanattacken anders als erwartet. 25 Major League Soccer Das US-Team hat an der WM überzeugt. Die MLS ist dabei, den Schwung mitzunehmen – auch dank David Beckham in Miami. Neue Horizonte Der indische Fussball wächst zurzeit wieder kraftvoll. Unser Vintage-Cover zeigt indische Fussballer beim Training in Uxbridge, Middlesex, während der Olympischen Spiele 1948 in London. Getty Images FIFA U20-Frauen-Weltmeisterschaft 5. bis 24. August 2014, Kanada 2 T H E F I FA W E E K LY Olympische Jugendfussballturniere 14. bis 27. August 2014, Nanjing Getty Images (2) The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar. D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 18 Mixu Paatelainen Der finnische Nationaltrainer über die Lehren aus der WM und die Chancen seines Teams in der EM-Qualifikation. 30 imago (1), freshfocus (1) TV-Fussball in Kamerun Als Roger Milla an Italia 90 seine vier Treffer erzielte, nahm in der Hauptstadt Yaoundé der WM-Fussball im Kameruner TV seinen Anfang. FIFA Klub-Weltmeisterschaft 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko FIFA U20-Weltmeisterschaft 30. Mai bis 20. Juni 2015, Neuseeland FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 6. Juni bis 5. Juli 2015, Kanada T H E F I FA W E E K LY 3 © 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. instinct takes over #predatorinstinct adidas.com/predator UNCOVERED Ausverkauftes Haus Die Partie zwischen Real Madrid und Manchester United zog in Ann Arbor, Michigan, Anfang August die Massen an. American Football A merican Football – damit wird ein Sport bezeichnet, bei dem der Ball in erster Linie mit der Hand gespielt wird und vor allem in Nordamerika sich grosser Beliebtheit erfreut. Und doch drängt in den USA der Fussball in der Variante des Assoziationsfussballs immer mehr auf die grosse Sportbühne. Ist es dort nur eine Frage der Zeit, bis man American Football sagt, wenn man eigentlich den heimischen Fussball meint? Wohl nicht. Aber der Fussball in den USA scheint – gerade auch im Nachklang der WM – zu einem grossen Sprung nach vorn anzusetzen, wie Randy O. Williams aus Los Angeles berichtet. A Paul Sancya / Keystone / A P uch in Indien regt sich einiges. Eine mit diversen Altstars des Weltfussballs geschmückte Liga soll die Aufmerksamkeit für den Fussball erhöhen. Schon jetzt aber stellt Indien den am schnellsten wachsenden Markt im Weltfussball dar, und 2017 wird der FIFA-U17-WM-Titel in Indien vergeben. Santosh K.A. berichtet aus dem Subkontinent. N ach den überaus positiven Erfahrungen mit der Torlinientechnologie an der WM in Brasilien spricht sich FIFA-Präsident Blatter in seiner wöchentlichen Kolumne nochmals mit Nachdruck für die Einführung des klar reglementierten Videobeweises aus. Å Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY 5 Indien Eine Aufnahme in den Strassen von Kalkutta. 6 T H E F I FA W E E K LY Atul Loke / Panos INDIEN INDIEN AUF DEM SPRUNG T H E F I FA W E E K LY 7 INDIEN Der indische Fussball war einst die Nummer eins in Asien. Heute liegt die Nation mit den rund 1,2 Milliarden Einwohnern im FIFA-Ranking hinter Afghanistan oder Vietnam. Eine neue Liga soll den Aufschwung bringen. Santosh K.A., Kannur (Kerala), Indien 8 T H E F I FA W E E K LY Gründe für den Abstieg Es wird schon lange darüber diskutiert, warum es zu einem Abstieg des indischen Fussballs kam. Das grosse Land mit seinen rund 1,2 Milliarden Einwohnern – es galt fussballtechnisch einst immerhin als die Nummer eins in Asien – rangiert heute in der FIFAWeltrangliste auf Platz 150, also noch hinter Afghanistan oder Vietnam, die derzeit punktgleich auf Platz 129 liegen. Aber wo schlummern die Gründe? Viele Faktoren haben zu dem Abstieg beigetragen. Da wäre zum einen die mangelnde Unterstützung von Seiten der Regierung, obwohl der DIE FIFA IN INDIEN 2012 wurde zwischen der FIFA und dem AIFF eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet. In dieser werden die Ziele und Prioritäten des AIFF für seine Entwicklung offiziell festgehalten und die jeweiligen Aufgaben der FIFA und des AIFF skizziert, um diese Ziele zu erreichen. Die FIFA unterstützte die Erstellung des Strategieplans des AIFF sowie die Überarbeitung seiner organisatorischen Strukturen und seines Finanzmanagements und leistete Unterstützung für die folgende Restrukturierung. Seit 2012 wurden elf FIFA-Kurse in den Bereichen Schiedsrichterwesen, Basisfussball, Jugendfussball und Trainerausbildung abgehalten. Die FIFA ist ausserdem an der Erstellung des U17-LegacyProgramms beteiligt. Insgesamt hat die FIFA seit 1999 über die Programme “FAP”, “Goal” und “In Indien mit Indien gewinnen” über 14 Millionen US-Dollar in Indien investiert. Fussball von Politikern geleitet wird. Zum anderen gab es keine ernsthafte Entwicklung im nationalen Nachwuchsbereich. In den 80er-Jahren war auch der Golf-Boom in Indien ein Faktor dafür. In den Schulen wurden den Kindern nie technischen Fertigkeiten vermittelt. Da waren einst viele Turniere auf nationalem Niveau, aber sie gerieten in Vergessenheit. Die Spielfelder liess man verfallen. Zog sich ein Spieler eine schwere Verletzung zu, bedeutete das für ihn gleichzeitig das Aus im aktiven Fussball. Profifussballer zu werden ist eine Chance, aber sie ist in Indien nicht sehr gross. Ein Meilenstein 1996 Im Jahr 1992 unternahm die FIFA erste Schritte, um dem Land zu helfen. Zwei Mitglieder der Technischen Kommission reisten nach Indien. Sie sollten herausfinden, woran es dem indischen Fussball mangelte: Im Dezember 1996 wurde dann vom Indischen Fussballverband (AIFF) die National Football League eingeführt. Ein Meilenstein. Es war die erste nationale Liga Indiens. Ein weiterer wichtiger Schritt war die Eröffnung des Entwicklungsbüros in Neu-Delhi. 2012 wurde diese Einrichtung aus Colombo (Sri Lanka) verlegt. Im Rahmen des FIFA-Projektes “Goal” wurden fünf regionale Akademien eingerichtet, jeweils eine in Mumbai, Kalkutta und Bangalore sowie zwei in Goa. Mit dem lancierten Programm “In Indien gewinnen” wurden zudem in Mumbai, Shillong, Imphal, Bangalore, Goa und Kalkutta Kunstrasenplätze gebaut. Auch wird der Cooperage Football Ground in Mumbai modernisiert und um eine Flutlichtanlage, Tribünen, Umkleidekabinen, eine Medientribüne und einen Konferenzraum erweitert. Nimish Jain, Rajesh Kumar Singh / Keystone / AP, N achdem der ehemalige FIFA- Präsident Sir Stanley Rous die Inder bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom beobachtet hatte, bemerkte er: “Die Zeit ist nicht mehr fern, in der asiatische Länder wie Indien lateinamerikanische und europäische Topteams besiegen werden.” Damals war er Sekretär des englischen Fussballverbandes. Indien verlor nur knapp mit 1:2 gegen Ungarn, rang Frankreich ein 1:1 ab und unterlag Peru am 1. September 1960 1:3. Den einzigen Treffer für das indische Team erzielte damals Stürmer Simon Sunder Raj. Seitdem sind 54 Jahre vergangen – Indien hat sich nicht mehr für die Olympischen Spiele qualifizieren können. Die von S.A. Rahim trainierte und von Kapitän P.K. Banerji angeführte Mannschaft von damals gilt als das bis jetzt beste indische Team. Wenn wir das Rad der Zeit noch etwas weiter zurückdrehen, erkennt man, dass sich der indische Fussball von Anfang an damit schwer tat, im internationalen Geschäft Fuss zu fassen. Zwar hätte Indien 1950 an der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien teilnehmen können. Doch der Verband zog zurück, weil die Spieler daran gewöhnt waren, barfuss zu spielen. Nach den Vorschriften des Weltfussballverbands war das Tragen von Schuhen aber vorgeschrieben. Erst 1985 unternahm Indien wieder einen Versuch, sich für die WM 1986 in Mexiko zu qualifizieren. Doch das Team scheiterte bereits in der ersten Runde. Erwähnenswert in der Geschichte des indischen Fussballs ist dafür ein Erfolg auf kontinentaler Ebene: Beim AFC Asien-Pokal gab es 1964 einen zweiten Platz. Man verlor im Finale gegen Israel 0:2. INDIEN FC Bengaluru Das Team aus der drittgrössten Stadt Indiens hat Grund zum Jubeln. Universität Allahabad Indische Jugendliche beim Fussball am Nachmittag. T H E F I FA W E E K LY 9 INDIEN Zeitdokument Kinder spielen 1921 am Fuss des Himalayas Fussball. Und heute Stretching im Maidan-Park in Kalkutta. 10 T H E F I FA W E E K LY INDIEN Da waren viele Turniere auf nationalem Niveau, aber sie gerieten in Vergessenheit. INDISCHE SUPER LEAGUE MIT REGEM ZULAUF Corbis (2), Atul Loke / Panos Euphorisch Spieler des East Bengal FC feiern ihren Sieg im Halbfinale des IFA Shield 2013. ISL in wichtiger Phase Die Indian Super League, funktioniert mittlerweile nach dem Vorbild der indischen Premier League im Cricket. Unter den siegreichen Bietern für die acht Franchise-Teams sind die Cricket-Grössen Sachin Tendulkar und Sourav Ganguly. Praful Patel, Präsident des Fussballverbandes AIFF, bezeichnet diese Periode als die aufregendste in der Geschichte des indischen Fussballs. Zu den ausländischen Spielern, die ab Oktober dieses Jahres in der neuen Liga an den Start gehen, gehören unter anderem Thierry Henry, Robert Pires, Fredrik Ljungberg, Dwight Yorke und Louis Saha. Die jüngste Überraschung ist der Name des FranchiseTeams von Sourav Ganguly, das als Atlético de Kolkata auflaufen wird, benannt nach dem spanischen Miteigentümer Atlético Madrid. Die Spieler von Atlético de Kolkata werden vor Beginn der neuen Saison zum Training ins Ausland reisen. Man kann also davon ausgehen, dass endlich eine positive Entwicklung im indischen Fussball in Gang gesetzt wurde. Der ehemalige Sekretär des indischen Verbandes und Mitglied der FIFA-Berufungskommission P.P. Lakshmanan sagt: “In der Super League werden Weltklassefussballer zu sehen sein. Sicher werden dafür viele Fans in die Stadien strömen. Um dem indischen Fussball noch mehr Leben einzuhauchen, müsste man auf Schulniveau beginnen.” Å D ie eigentliche indische Liga, die I-League, startet nach der Indian Super League in ihre neue Saison. Die ISL, die somit zusätzlich zur eigentlichen indischen Liga ihren sehr kurzen, zweimonatigen Betrieb aufnehmen wird und damit eher ein Turnier darstellt, hat in Indien für einigen Gesprächsstoff gesorgt. Nichtsdestotrotz kann die ISL namhafte Zugänge verzeichnen. Seit Neuestem engagiert sich auch ein ehemaliger Europapokalsieger der Landesmeister im indischen Fussball-Oberhaus: Der Klub Feyenoord Rotterdam tritt damit in die Fussstapfen des aktuellen spanischen Meisters und Traditionsklubs Atlético Madrid, der seit dem 7. Mai dieses Jahres Anteilseigner an Atlético de Kolkata ist. Nun ist sich auch Feyenoord mit den in Delhi ansässigen Delhi Dynamos über eine Kooperation einig. Die Niederländer unterstützen ihren neuen indischen Partner demnach in seiner allgemeinen Entwicklung, indem sie in der ersten Saison, die von Oktober bis Dezember ausgetragen wird, Spieler und Betreuer abstellen. Kooperation und Name der Mannschaft wurden am 17. Juli im Jawaharlal-Nehru-Stadion in Neu- Delhi bekanntgegeben, wo die Dynamos ihre Heimspiele austragen werden. Gido Valder, Feye noords Verantwortlicher für internationale Beziehungen, verlieh dabei seiner Hoffnung Ausdruck, dass die gewährte Hilfe zu einer Steigerung des fussballerischen Niveaus in Indien beitragen wird. Später wurde Harm van Veldhoven zum Cheftrainer der Dynamos ernannt. Erster Cheftrainer der indischen Super League war jedoch ntonio López. Atlético de Kolkata stellte den A ehemaligen bolivianischen Nationaltrainer und Übungsleiter von Atlético Madrid und Valencia bereits am 7. Juli 2014 vor. Die reguläre Saison der ISL findet von Oktober bis November statt; die Finalserie im November und Dezember. Während der regulären Saison treffen die Mannschaften im Rahmen von Heimund Auswärtsspielen zweimal aufeinander. Die ersten vier Mannschaften qualifizieren sich für die Finalserie. Die Halbfinals werden mit Hin- und Rückspiel ausgetragen, das Finale hingegen in nur einem Endspiel. In jeder Mannschaft muss es einen so genannten “Marquee Player” als populären Zuschauermagneten geben. Vorgeschrieben sind zudem sieben weitere ausländische Spieler. Von d iesen sieben ausländischen Spielern können allerdings lediglich zwei von den Vereinen direkt unter Vertrag genommen werden, die anderen fünf werden zugelost. In jeder Mannschaft müssen 14 Spieler aus Indien stehen, davon jeweils vier aus derjenigen Stadt, in der das Team beheimatet ist. UEFA-Champions- L eague-Gewinner Luis García war der erste “Marquee Player”, der in der ISL unterschrieb. Atlético de Kolkata nahm ihn am 8. Juli 2014 unter Vertrag. Kurz darauf unterschrieb der spanische Weltmeister Joan Capdevila bei North East United in Guwahati. Der französische Weltmeister David Trezeguet läuft künftig für den FC Pune City auf. Mit weiteren spektakulären Vertragsunterschriften in den kommenden Tagen darf gerechnet werden. Santosh K.A. T H E F I FA W E E K LY 11 © 2014 Visa. All rights reserved. Shrek © 2014 DreamWorks Animation L.L.C. All rights reserved. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist, wo jeder von uns sein will. INDIEN Stars im Herbst ihrer Karriere Glanz für die ISL Der französische Welt- und Europameister Robert Pires ist auf dem Sprung. Paul Gilham / Getty Images I ndien bekommt eine neue Fussball-Liga auf Franchise-Basis und Altstars wie Robert Pires und Joan Capdevila sollen ihr etwas mehr Glanz verleihen. Kritiker jedoch bemängeln, dass in die Jahre gekommene Ex-Profis aus Europa kaum eine Entwicklungshilfe für den Fussball auf dem Subkontinent darstellen dürften. Am Montag unterschrieb mit Robert Pires der nächste grosse Name für die Indian Super League (ISL), die am 12. Oktober in ihre erste Saison geht. Acht Mannschaften spielen bis zum 20. Dezember 2014 die Meisterschaft in Indien aus. Noch steht nicht fest, in welcher Mannschaft der 40-jährige Pires spielen wird – nur, dass er mit Freddie Ljungberg auf einen ehemaligen Mitspieler von Arsenal London treffen wird. Der spanische Weltmeister Capdevila hingegen ist sich bereits seit dem 16. Juli mit North East United einig. Capdevilas Landsmann Luis García läuft für das Franchise aus Kalkutta auf, dessen Miteigentümer Atletico Madrid ist. Der ehemalige englische Nationaltorhüter David James (früher Liverpool) hat der indischen Liga ebenfalls schon zugesagt. “Ich freue mich sehr, Teil einer neuen Liga zu sein. Die Fussballleidenschaft in Indien wird immer grösser”, wird Pires im offiziellen Twitter-Feed der ILS (@IndSuperLeague) zitiert. “Es wird grossartig, vor den enthusiastischen indischen Fans zu spielen und mein Wissen mit meinen Teamkollegen zu teilen”, so der ehemalige Arsenal-Mittelfeldspieler. Allerdings sind nicht alle davon überzeugt, dass die als Zuschauermagneten eingeplanten so genannten “Marquee Players” bei Fans und Mitspielern ankommen werden, zumal sie alle ihren Zenit schon mehr oder minder deutlich überschritten haben. “Das ist eine gute Marketingstrategie, aber letztlich steht und fällt alles mit dem fussballerischen Niveau”, findet etwa der ehemalige indische Nationalspieler Satyajit Chatterjee. “Junge Fans wollen guten Fussball sehen, wie sie ihn aus der englischen Premier League, der Primera División oder der Bundesliga kennen. Mit weniger werden sie sich nicht zufriedengeben. Ich glaube nicht, dass Spieler, die ihre beste Zeit hinter sich haben, diese Art Fussball bieten können”, befürchtet Chatterjee, der als einer der besten offensiven Mittelfeldspieler Indiens angesehen wird. “Die erste Saison wird noch den Bonus haben, dass alles neu ist, aber wie hält man die Fans bei der Stange, die erstklassigen Fussball sehen wollen? Ich bin nach wie vor der Meinung, die Organisatoren hätten sich um aktuell aktive Spieler aus Europa und Lateinamerika bemühen sollen, auch wenn sie einen Lionel Messi nicht bekommen hätten. Es ist ein neuer Versuch, den ich begrüsse. Aber ich habe meine Zweifel, dass es eine gute Idee ist, Fussballer aus dem Ruhestand zurückzuholen und als Zuschauermagneten einzuplanen”, so Chatterjee weiter, der 15 Jahre lang für Mohun Bagan gespielt und dessen Team nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn kurzzeitig auch trainiert hat. Fussball-Journalist Jaydeep Basu sieht die am Turnier Indian Premier League Twenty20 orientierte ISL als logisches Ziel für alternde Spieler. “Im Spitzenfussball können sie nicht mehr mithalten, da wird die Auswahl entsprechend kleiner. Es gibt gutes Geld und die Meisterschaft ist vergleichs weise kurz. Angesichts dessen ist die ISL für die Spieler eine logische Wahl”, glaubt Basu. “Wir sollten keine überzogenen Erwartungen an sie haben. Im Fussball kann einer allein nichts bewirken. Die Altstars können das Niveau des Fussballs in Indien nicht heben. Was das angeht, geben zahlreiche andere Faktoren den Ausschlag.” Sportart Nummer eins in Indien ist und bleibt Cricket. Im Fussball dümpelt das Land mit 1,2 Milliarden Einwohnern hingegen auf Platz 150 der FIFA-Weltrangliste herum. “Schon jetzt zeichnen sich Kinderkrankheiten in der ISL ab. Es hat allein schon drei Verschie bungen gegeben, und vom Marketing abgesehen, mangelt es an einem soliden Unterbau mit Fachpersonal”, klagt Basu. Amlan Chakraborty, Neu-Delhi T H E F I FA W E E K LY 13 BLICK IN DIE LIGEN N Copa Libertadores Für den Klub und den Papst Sven Goldmann ist Fussballexperte beim “Tagesspiegel” in Berlin. Am Ende hat der argentinische Winter doch noch ein versöhnliches Ende gefunden. Auch für den prominentesten Fussballfan des Landes. Jorge Mario Bergoglio weilte gerade zu einer Dienstreise in der Republik Korea, als seine Lieblingsmannschaft daheim in Buenos Aires zur besten Vereinsmannschaft Südamerikas aufstieg. Jorge Mario Bergoglio ist in Argentinien und überall sonst auf der Welt besser bekannt als Papst Franziskus, und sein Herz gehört seit frühester Jugend dem Klub Atlético San Lorenzo de Almagro. Am Mittwoch nun hat San Lorenzo zum ersten Mal in der 106 Jahre währenden Vereinsgeschichte die Copa Libertadores gewonnen. Im zweiten S I Finalspiel gab es ein 1:0 gegen den Klub Nacional aus Asunción. Das reichte nach dem 1:1 im ersten Spiel eine Woche zuvor in der paraguayischen Hauptstadt zum Gesamtsieg. Knapp 50 000 Zuschauer feierten eine blau-rote Party im Estadio Pedro Bidegain von Buenos Aires. Das Siegtor schoss, Ironie des Schicksals, ein in Argentinien geborener Paraguayer. Néstor Ortigoza verwandelte nach gut einer halben Stunde einen Elfmeter. Diego Maradona hatte dem Mittelfeldspieler mal einen Platz in der argentinischen Nationalmannschaft in Aussicht gestellt, aber daraus wurde nichts. Also besann sich Ortigoza seines paraguayischen Vaters und lief für dessen Heimat bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika auf. Im Finale der Copa Libertadores aber war er nun wieder voll und ganz Argentinier. Weit weg in Seoul freute sich auch Papst Franziskus. Vereinsmitglied Nummer 88 235 zahlt zuverlässig seine Mitgliedsbeiträge und rezitiert fehlerfrei die Spiele der D E Meistersaison 1946. Als im Jahr 2008 das 100-jährige Klubjubiläum anstand, hielt er dafür eine grosse Messe ab, damals noch als Erzbischof von Buenos Aires. Sein Pontifikat währte noch nicht einmal ein Jahr, da feierte San Lorenzo im Dezember 2013 beim Torneo Inicial der Primera División einen ersten Titel unter päpstlicher Aufsicht. Schon bei der Weltmeisterschaft in Brasilien hatten die argentinischen Hinchas klubübergreifend grosse Hoffnungen in himmlischen Beistand gesetzt. An der Copacabana von Rio de Janeiro trugen sie Transparente mit der Aufschrift: “Wir haben Messi und den Papst.” Franziskus spielte das Spiel mit – vor dem Achtelfinale gegen die Schweiz erklärte er seiner Schweizergarde symbolisch für 90 Minuten den Krieg. Im Finale aber wahrte der Heilige Vater Neutralität, schliesslich ging es gegen Deutschland, die Mannschaft seines Vorgängers, des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Das Ende ist bekannt. Å Libertadores-Cup Die Spieler von San Lorenzo mit der begehrten Trophäe. 14 T H E F I FA W E E K LY imago I Englands Premier League Es wird spannend Andrew Warshaw ist Redakteur von “Inside World Football”. Darren Walsh / Keystone / AP Chelsea FC Die englische Premier League ist die beliebteste Liga der Welt und wird von Millionen Fussballfans auf allen sechs Kontinenten mit grosser Spannung verfolgt. Die kommende Saison, die am Wochenende beginnt, verspricht eine der spannendsten überhaupt zu werden. Ein Blick auf die Spitzenteams genügt, um zu erkennen, warum es dieses Mal keinen grossen Favoriten auf den englischen Meistertitel gibt. Nicht weniger als fünf Klubs dürften sich an der Tabellenspitze ein enges Rennen liefern – nicht nur um den Titelgewinn, sondern auch um die vier Startplätze in der UEFA-Champions-League. Und genau das dürfte den grossen Reiz der kommenden neun Monate ausmachen, denn fünf Konkurrenten um vier Plätze – das geht nicht auf. Manchester City wurde von den Fans des Lokalrivalen Manchester United lange Zeit abfällig als die “lauten Nachbarn” betitelt. Ein Klub, dessen glorreiche Tage längst vergangen waren, der aber immer noch über eine loyale und leidenschaftliche Fangemeinde verfügte. Diese Situation änderte sich indes mit dem Einstieg der Geldgeber aus dem Nahen Osten, die den Klub zu einem der reichsten in ganz Europa machten. Mit dem plötzlichen Überfluss stellten sich auch die so sehnsüchtig erwarteten Erfolge wieder ein. Unter Coach Manuel Pellegrini gewann Manchester City im vergangenen Mai erneut die Meisterschaft, wie schon zwei Jahre zuvor. Die Frage ist nun, ob das Team einen erneuten Triumph schaffen kann. Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren hat sich Manchester City auf dem Transfermarkt relativ zurückhaltend gezeigt. Viele Experten gehen davon aus, dass sich das Team in erster Linie auf die Champions League konzentrieren wird. Doch auch in der Liga dürfte die Mannschaft zu den stärksten zählen. Und jedes Team, das am Ende vor Manchester City landet, hat gute Chancen, damit auch die Meisterschaft zu gewinnen. Doch welches Team wird es sein? Diese Frage lässt sich kaum beantworten, denn die üblichen Verdächtigen haben sich allesamt deutlich verstärkt. In der vergangenen Saison mussten die Fans des FC Liverpool die grösste Enttäuschung verkraften. Erstmals seit 1990 war das Team wieder ganz vorne mit dabei und verpasste den Titelgewinn am Ende nur um Haaresbreite. Diese Chance ist nun vorbei, doch seit dem Verkauf des 31-jährigen Torjägers Luis Suárez an den FC Barcelona hat Liverpool einen Neuaufbau vorangetrieben, als gäbe es kein Morgen. Man verpflichtete Adam Lallana, Rickie Lambert, den deutschen U21-Nationalspieler Emre Can, den serbischen Flügelspieler Lazar Markovic und den kroatischen Verteidiger Dejan Lovren. Wenn ich wetten müsste, was ich manchmal tue, würde ich durchaus ein paar Euro auf José Mourinho setzen, der das Team des FC Chelsea auf mehreren Schlüsselpositionen verstärkt hat. So holte man aus Spanien den Verteidiger Felipe Luís, den ehemaligen Arsenal-Mittelfeldspieler Cesc Fàbregas und für den Angriff Diego Costa vom spanischen Meister Atlético Madrid. Nach seiner Rückkehr an die Stamford Bridge musste sich Mourinho in der vergangenen Saison mit Platz 3 begnügen. Jetzt will er alle Theoretiker widerlegen, die behaupten, man solle nie an eine frühere Wirkungsstätte zurückkehren. Der FC Arsenal, der über eines der grössten Stadien des Landes verfügt, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert, weil der Klub seine besten Spieler verkaufte, ohne sie durch andere Akteure von entsprechender Klasse zu ersetzen. Nun wird das durch den Ticketverkauf eingenommene Geld endlich investiert. Der interessanteste Neuzugang dürfte dabei der chilenische Stürmer Alexis Sánchez sein. Im Mittelfeld wirken die Gunners wie immer enorm stark aufgestellt. In der Abwehr hingegen könnte es im Verlauf einer langen, anspruchsvollen Saison durchaus Probleme geben. Und damit sind wir bei Manchester United angekommen. Hier ist nun der überaus erfahrene Louis van Gaal verantwortlich, und man darf mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass United wieder besser abschneiden wird als in der vergangenen Saison, in der man nur den nach eigenen Massstäben katastrophalen siebten Platz erreichte. Taktikfuchs Van Gaal, der die Niederlande bei der WM bis ins Halbfinale führte, dürfte es gelingen, im Old Trafford wieder für die gewohnte Siegermentalität zu sorgen. Erneut nicht unter den ersten vier Teams zu landen, scheint somit für einen derart prestigeträchtigen und erfolgreichen Klub wie Manchester United absolut undenkbar – doch eines der genannten Teams muss es treffen. Wie gesagt, fünf Konkurrenten um vier Plätze – das geht nicht auf. Å Ambitionen Chelseas Coach José Mourinho. T H E F I FA W E E K LY 15 Mehr als nur ein Jux Nicola Berger schreibt über Fussball und lebt in Luzern (Schweiz). Im Frühjahr verpasste Island die erstmalige WM-Teilnahme erst im Playoff gegen Kroatien. Der Achtungserfolg ist kein Zufall: Der Fussball auf der Insel prosperiert, auch in der heimischen Urvalsdeild. Wer Island statt mit Vulkangestein und magischer Naturschönheit in den letzten Jahren mit Klubfussball assoziierte, der tat das vor allem wegen UMF Stjarnan. Der Erstdivisionär aus Gardabaer, einer Stadt südlich der Hauptstadt Reykjavik, schaffte es 2010 mit allerlei albernen Torjubeln auf Youtube zu einigen Millionen Klicks. Die Fussballer zelebrierten ihre Treffer unorthodox, mal als Bobfahrer, mal als Fischer – und natürlich feierten sie vor allem sich selbst. Stjarnan ist jetzt ein Begriff in Teilen der Fussballwelt, immerhin, aber hinter den Kulissen wird seit Jahren daran gearbeitet, dass die Appell Johann Laxdal und sein Team von Stjarnan sind bekannt für ihre Albernheiten. 16 T H E F I FA W E E K LY Insel fussballtechnisch für mehr wahrgenommen wird als bloss für Juxe. Der Staat hat in die Nachwuchsarbeit investiert und IndoorHallen bauen lassen, weil es im Norden während der garstigen Wintermonaten unmöglich ist, draussen zu trainieren – die Temperaturen sinken dort auf bis minus 30 Grad. Von den Investitionen profitiert nicht nur das erstarkte Nationalteam von Coach Lars Lagerbäck. Auch die Urvalsdeild ist besser geworden – soweit das eben möglich ist in einem Land, das bald einmal an die Limits stösst mit seinen rund 320 000 Einwohnern und einem Zuschauerschnitt von 1057 in der Saison 2013. Die oberste Liga steht im 97. Jahr ihres Bestehens, der Halbprofibetrieb läuft von Mai bis Oktober und umfasst zwölf Teams (davon sechs aus Reykjavik) und 22 Spieltage. Der amtierende Meister KR Reykjavik ist mit 26 Titeln der erfolgreichste Klub der Geschichte. 2013 hatte vor allem der bei Middlesbrough ausgebildete Mittelstürmer Gary Martin (23) grossen Anteil an der Hausse: Mit 13 Treffern wurde er Torschützenkönig. Ein Engländer, der KR zum Titel schiesst – das dürfte den Gründervätern des Klubs ganz gut gefallen: Das schwarz-weisse Heimdress schauten sie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim verehrten Newcastle United ab. In der laufenden Spielzeit indes konnte auch der Brite Martin das in der Qualifikation zur Champions League an Standard Lüttich gescheiterte KR nicht nach Wunsch auf Kurs bringen. Immerhin: Weil der noch ungeschlagene Leader Hafnarfjördur beim Vorletzten Vestmannaeyjar (dort spielte 2013 der frühere englische Nationaltorhüter David James) am Sonntag nicht über ein 1:1 hinauskam, vermochte KR dank einem 2:0 über Keflavik den Rückstand acht Runden vor Schluss auf sechs Punkte zu verkürzen. Titelchancen können sich auch die Spassvögel von Stjarnan ausrechnen: Sie liegen mit 32 Punkten gleichauf mit Hafnarfjördur. Ihr Triumph wäre eine Premiere: Die 96 voraus gegangen Meisterschaften hatten total zehn Teams unter sich ausgemacht. Die Entscheidung könnte erst am finalen Spieltag vom 4. Oktober fallen: Dann reist Stjarnan zum Showdown nach Hafnarfjördur. Möglich, dass die Welt davon später Notiz nehmen wird. Auch auf Youtube. Å foto Visir Islands Pepsideild F I F A ’ S 11 FREE KICK Spieler mit den meisten A-Länderspielen Ouagadougou statt Oslo Thomas Renggli D er berühmteste Agent der Welt heisst Bond – James Bond. Er besitzt die Lizenz zum Töten. Nicht ganz so brutal geht’s im Fussball-Business zu und her. Obwohl die Agenten auch hier längst eine tragende Rolle spielen und den Finger ständig am Abzug und ihr Tatwerkzeug griffbereit haben – das Handy. Der Fussball-Agent, auch Spielerberater, Con sultant oder Rechtsvertreter genannt, braucht weder einen Grundschulabschluss noch einen Leistungsausweis, um seinem G eschäft nachzugehen. Allein die Blutsverwandtschaft mit einem Spieler öffnet ihm die Türe zum Transfermarkt. Gewisse Geographiekenntnisse sind allerdings von Vorteil. Der Unterschied zwischen Oslo und Ouagadougou kann matchentscheidend sein. Während auf dem kontinentaleuropäischen Markt oft leicht beschädigte Auslaufmodelle (mit gerissenen Kreuzbändern und beschädigten Menisken) zu überteuerten Preisen angeboten werden, sind in Afrika noch unversehrte und willige Schnäppchen zu entdecken. Die Aussicht, mit dem versprochenen Salär die ganze Familie über Wasser zu halten, ist für die jungen Ballzauberer oft Grund genug, alles stehen und liegen zu lassen und ins nächste Flugzeug zu steigen. Womit bewiesen wäre: Spielerberater sind auch Wohltäter im Dienste der dritten Welt. Bevorzugter Arbeitsplatz der Hintermänner ist die Tribüne. Aus sicherer Distanz, möglichst weit entfernt von dem ihnen selten freundschaftlich gesinnten Klubpräsidenten, getarnt mit dunkler Brille, beobachten sie die Hauptdarsteller auf dem Rasenviereck mit scharfem Blick. Sobald einem dieser Akteure ein Fünf- oder gar Zehnmeter-Pass fast fehlerlos gelingt, der aufs Tor gezielte Ball nur knapp daneben landet und das Dribbling erst beim zweiten Gegner endet, notiert der des Schreibens kundige Mann die Rückennummer des Talents, lauert ihm nach Spielschluss auf und bietet ihm seine gewinnoptimierenden Dienste an: “Ich verdopple deinen Marktwert” – falls ihm nicht bereits ein anderer der zwanzig am gleichen Match anwesenden Beobachter zuvorgekommen ist und den Marktwert zu verdreifachen verspricht. Die Agenten sind im modernen Fussball mindestens so wichtig wie der Ball oder der Schiedsrichter – ohne sie geht gar nichts. Die Fussballer, die pro Woche bis zu 20 Stunden balltretend schuften, können in den restlichen 148 Stunden unter keinen Umständen den geschäftlichen Part ihres Metiers erledigen. Schliesslich müssen sie auch noch gamen, skypen, telefonieren, flirten, ausschlafen und das Tätowierungsstudio ihres Vertrauens besuchen. Deshalb lassen sie liebenswürdigerweise einen Berater an ihrem Einkommen partizipieren. Letzterer zeigt ihnen die besten Nachtklubs im Radius von 50 Kilometern, beschafft einen Offroader mit getönten Scheiben und die neuste Videokonsole. Besonders schlaue Kicker beschäftigen mehrere Teilhaber, die – mitunter ohne voneinander zu wissen – synchron mit verschiedenen Vereinen verhandeln (mehrere Handys erwünscht), gleichzeitig die Medien mit Gerüchten füttern und so das Geschäft beleben und die Preise hochtreiben. Auf dem Fussball-Basar gilt: No News are bad News. Und der Preisüberwacher ist eine Persona non grata. Å Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion 1. 184 Spiele Ahmed Hassan, Ägypten In der Nationalmannschaft: 1995–2012 2. 178 Spiele Mohammed al-Deayea, Saudi Arabien In der Nationalmannschaft: 1993–2006 3. 177 Spiele Claudio Suárez, Mexiko In der Nationalmannschaft: 1992–2006 4. 169 Spiele Hossam Hassan, Ägypten In der Nationalmannschaft: 1985–2006 5. 166 Spiele Iván Hurtado, Ecuador In der Nationalmannschaft: 1992–2010 6. 165 Spiele Vitalijs Astafjevs, Lettland In der Nationalmannschaft: 1992–2010 7. 164 Spiele Cobi Jones, USA In der Nationalmannschaft: 1992–2004 8. 163 Spiele Mohammed al-Khilaiwi, Saudi Arabien In der Nationalmannschaft: 1992–2001 9. 161 Spiele Adnan al-Talyani, Vereinigte Arabische Emirate In der Nationalmannschaft: 1984–1997 1 0. 156 Spiele Martin Reim, Estland In der Nationalmannschaft: 1992–2009 156 Spiele Sami al-Dschabir, Saudi Arabien In der Nationalmannschaft: 1992–2006 Quelle: FIFA (FIFA Ranking & Statistics, Statistical Kit, 16.07.2014) T H E F I FA W E E K LY 17 Name Mixu Paatelainen Geburtsdatum, Geburtsort 3. Februar 1967, Helsinki Position als Spieler Stürmer Stationen als Spieler (Auswahl) Dundee, Aberdeen, Bolton Wanderers, Wolverhampton Wanderers, Hibernian, RC Strasbourg, St. Johnstone, St. Mirren, Cowdenbeath Nationalteam Finnland 70 Einsätze, 18 Tore Stationen als Trainer Kari Santala, Keystone, Lehtikuva Cowdenbeath, Turku PS, Hibernian, Kilmarnock, Finnland 18 T H E F I FA W E E K LY DAS INTERVIEW “Die Nordeuropäer kommen zurück!” Einst war er ein gefürchteter Stürmer. Als Trainer führte er die finnische Nationalmannschaft ins Vorzimmer der Weltspitze. Jetzt will sich Mixu Paatelainen mit Finnland erstmals für eine Endrunde qualifizieren. Die WM in Brasilien war ein herausragendes Turnier. Wie beurteilen Sie das Gebotene? Und die WM zeigt, dass es keine kleinen Nationen mehr gibt … Mixu Paatelainen: Der Fussball war sehr offensiv und positiv. Früher spielten die meisten Mannschaften mit zwei Mann im zentralen defensiven Mittelfeld und konzen trierten sich darauf, den Ball zu halten. Diese Zeiten sind vorbei. Es bringt nichts, den Ball zu halten – nur des Ballbesitzes wegen. Die Mannschaften haben gelernt, schnell umzuschalten. Der Schlüssel zum Erfolg im modernen Fussball liegt im “Transition- Game”. 2,7 Goals pro Spiel sind herausragende Werte für eine WM-Endrunde. Genau. Es kommt nicht mehr vor, dass die Aussenseiter vier, fünf Tore kassieren. Es gab in Brasilien nur drei krasse Resultate – und zweimal waren Titelverteidiger Spanien und Gastgeber Brasilien die Opfer. Die kleinen Mannschaften haben viel gelernt – Costa Rica ist das beste Beispiel. Das Team ist hervor ragend organisiert und spielt aus einer grund soliden Defensive – aber es besitzt die Quali tät, schnell umzuschalten und die Gegner mit Technik und Schnelligkeit aus dem Gleich gewicht zu werfen. Was das Publikum freut, muss den Trainern aber zu denken geben. Für den Strategen an der Seitenlinie stehen Kontrolle und Organi sation über allem … Profitieren die Süd- und Mittelamerikaner auch vom europäischen Einfluss? Jeder Trainer denkt an beides: Offensive und Defensive. Niemand will blind nach vorne stürmen – das macht keinen Sinn. Was dann passieren kann, sahen wir im Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland. Der Schlüssel liegt darin, die Balance zwischen Angriff und Verteidigung zu finden. Auch die Topstars sind heute bereit, nach hinten zu arbeiten – sogar Messi, Neymar oder James stellen sich voll in den Dienst der Mann schaft. Prinzipiell kann man sagen: Das Teilnehmerfeld wird immer ausgeglichener. Und die Spiele werden oft durch Details entschieden. Taktisch und organisatorisch spielen mittlerweile die meisten Teams auf ähnlichem Niveau. Den Unterschied machen oft die herausragenden Individualisten aus. Was können Sie als Nationaltrainer eines kleineren Verbands von der WM mitnehmen? Sehr viel – wir können die Trends heraus spüren und beobachten, in welche Richtung sich der Fussball entwickelt. Nochmals: Es geht heute nicht mehr darum, einfach in Ballbesitz zu kommen, sondern den Gegner sofort unter Druck zu setzen und ihm nicht die Gelegenheit zu bieten, sich in sein Ab wehrdispositiv zurückzuziehen. Es stimmt: Finnland ist ein vergleichsweise kleines Fussball-Land, aber wir spielen einen offen siven, optimistischen Fussball – wollen die Initiative ergreifen und die Gegner unter Druck setzen. So gesehen, liegen wir im Trend. Ja, klar – die Fussball-Welt ist kleiner geworden. Die besten Spieler aller Nationen sind in den europäischen Top-Ligen engagiert. Sie bewegen sich im Alltag auf gleicher Rhythmus- und Intensitätsstufe. Worin sehen Sie den Grund, weshalb in Brasilien so offensiv gespielt wurde? Manche Beobachter sagen, es habe an der Atmosphäre, am Wetter, am brasilianischen Lebensgefühl gelegen … (lacht) Das ist die romantische Einschät zung. Ich sehe es nüchterner. Wir haben in Brasilien wenige Teams gesehen, die mit einem hohen Pressing operierten. Mannschaften wie Deutschland oder Holland zogen sich an die Mittellinie zurück und setzten dort ihre Gegner unter Druck. Kamen sie dann in Ballbesitz, besassen sie grosse Räume und erhielten die Gelegenheit, relativ einfach hinter die gegnerische Verteidigung zu kom men. Das machte das Spiel offener. Das Parade beispiel ist das Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland. Alle sprachen nachher vom brasilianischen Kollaps. Ich aber sah vor allem eine herausragend, taktische Leistung der Deutschen. Trainer Joachim Löw machte einen fantastischen Job – und die Spieler setzten seine Taktik perfekt um. Was mich grundsätz lich überraschte, war das hohe Tempo in fast allen Spielen. Das hätte man bei diesen klima tischen Voraussetzungen nicht erwartet. Sagen Sie bitte noch etwas zu den Brasilianern … Ich möchte nicht über negative Dinge sprechen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Brasilianer zu viele Emotionen in ihre Auftritte steckten – nur schon die Art und Weise, wie sie die Nationalhymne sangen. Mir kam es vor, als ob sie emotional schon vor dem Spiel an ihre Grenzen gingen. Da waren zu viel Leidenschaft und Gefühle drin. Spanien scheiterte schon in der Gruppenphase. Markiert die WM das Ende des Tiki-Taka-Stils? So weit möchte ich nicht gehen. Noch mals: Ballbesitz ist nicht mehr alles. Brasilien war im Halbfinale gegen Deutschland mehr am Ball … Entscheidend ist, was man mit dem Ball macht. Das Zauberwort heisst Raumge winn. Aber eigentlich spielte Deutschland sozusagen eine fortschrittliche Form des Tiki-Taka. Sechs der besten zehn Passgeber des Turniers waren Deutsche. Dazu kommt ihre sprichwörtliche Disziplin und Effizienz. Für Finnland steht als nächstes die Qualifika tion zur Euro 2016 bevor. Sie sind bestimmt glücklich, dass das Feld der Finalrunde auf 24 Teams aufgestockt wurde. Natürlich freue ich mich darüber. Aber einfach wird es für uns nicht. Um sich direkt zu qualifizieren, muss man die Gruppe in den Top 2 abschliessen – der dritte Platz gibt dir eine Playoff-Chance. Aber das ist russisches Roulette. Wir treffen auf Griechenland, Rumänien, Ungarn, Nordirland und die Färöer Inseln. Da gibt es keine leichten Spiele – auch nicht gegen die Färöer. Das Team ist hervorragend organisiert und weiss, wie man sich verteidigt. Wir werden die Qualifikation ruhig angehen und keine grossen Töne spucken. Natürlich wissen wir, was wir können und glauben an unsere Chance. Aber in einer solchen Ausscheidung braucht es immer Glück. Für die WM in Brasilien konnte sich keine nordeuropäische Mannschaft qualifizieren. Weshalb nicht? Das gibt es im Fussball. Dänemark verfügt über ein fantastisches Team. Norwegen hat Qualität. Die schwedische Mannschaft hatte Pech, dass sie im Playoff gegen Portugal antreten musste. Es war eine Verkettung von unglücklichen Umständen und Zufälligkeiten. Ich verspreche Ihnen: Wir kommen zurück! Å Mit Mixu Paatelainen sprach Thomas Renggli T H E F I FA W E E K LY 19 First Love O r t: Teg uc iga lpa , Hondu ras Datum: 24. September 2007 Zeit: 18 Uhr 20 T H E F I FA W E E K LY David Alan Harvey / National Geographic T H E F I FA W E E K LY 21 WOMEN’S FOOTBALL HAS FLOURISHED IN RECENT DECADES, AND FIFA IS HELPING TO PROPEL THE SPORT FORWARD AROUND THE WORLD USA winning team at the FIFA U-20 Women’s World Cup Japan 2012 A springboard to the seniors The success of women’s football worldwide and the fact that a youth competition helps to further strengthen the top level led to the launch of the U-19 Women’s World Championship in Canada in 2002, which later became the current FIFA U-20 Women’s World Cup. The USA girls won the first edition by defeating the hosts in a “dream final” watched by a bumper crowd of almost 50,000. Many of the best players in the world, such as Marta (BRA), Alex Morgan (USA) and Alexandra Popp (GER), have made the leap from this competition to the senior FIFA women’s tournament or the Women’s Olympic Football Tournament. FIFA U-20 WOMEN’S WORLD CUP (staged every two years) TM© DEBAT T E PRESIDENTIAL NOTE Die Meinungen der FIFA.com-User zum Videobeweis : Unbedingt! Es sollte einen Schiedsrichter an einem erhöhten Standort mit Vogel perspektive und Zugang zu sofortigen Video-Wiederholungen geben. Dieser könnte dann den Hauptreferee anrufen und für die definitive Entscheidung das Zünglein an der Waage spielen. Zu vieles steht und fällt mit menschlichen Fehlern und es ist offensichtlich, dass es weiterer Hilfsmittel bedarf, damit der Fussball seine Integrität nicht verliert. Maradonas Hand Gottes hätte es so zum Beispiel nicht gegeben. Ja, Fussball muss mit anderen Sportarten mithalten können. Das kann nur durch den Gebrauch von Technologie geschehen, damit die Fehler der Unparteiischen minimiert werden. realdeal99, Schweiz TruSake, USA Bogdan_USA, Grossbritannien Die Schiedsrichter machen zu viele Fehler, die das Spiel zu stark beeinflussen. Aber der Videobeweis sollte nur bei folgenden Vorfällen beigezogen werden: Handspiel, Elfmeter, Tore, Rote Karten und Abseits. Ich glaube, er wäre den Schiedsrichtern grundsätzlich eine grosse Hilfe. “Fussball muss mit anderen Sportarten mithalten können.” Wir müssen unfaire Spielweisen unbedingt und mit allen erdenklichen Massnahmen stoppen! Einer der wichtigsten Teile von diesem wunderschönen Spiel namens Fussball ist das Fair Play – es muss durchgesetzt werden! Jko225, Republik Korea Die Einführung des Videobeweises würde mich enttäuschen! Nicht in neuen Regeln und Technologien liegt die Zukunft des Fair Play, sondern in den Köpfen der Spieler und Trainer! caroneiro96, Frankreich Meiner Meinung nach sollte der Video beweis nicht eingeführt werden! Denn ein Fussballspiel sollte nicht mit Technologie vermischt werden – der Zauber ginge dabei verloren. Dass die Schiedsrichter aufgrund dessen entscheiden, was sie gesehen haben, macht das Spiel umso aufregender. Nehmt dem Fussball nicht die Menschlichkeit! Teito13, Kolumbien Ich meine, es braucht den Videobeweis nicht. Wer soll dann noch da sein, um in die Kämpfe zwischen den Spielern einzugreifen? usmankhanmes, Kanada “Nehmt dem Fussball nicht die Menschlichkeit!” Keine Angst vor Videos D ie Torlinientechnologie an der WM war ein voller Erfolg. Früher oder später wird sie in allen Top-Ligen eingeführt. Der Mar kierungsspray für Schiedsrichter – vor kurzer Zeit noch als Kuriosum belächelt – hat sich quasi per Knopfdruck durchgesetzt. In dieser Saison wird er auch in England, Frankreich, Spanien und Italien eingesetzt. Die UEFA will die Schiedsrichter in ihren Pflichtspielen ebenfalls damit ausrüsten – und in der deutschen Bundesliga diskutiert man nur noch über den Termin der Einführung. Die Beispiele zeigen: Technische Hilfsmittel können den Fussball weiterbringen. Deshalb möchte ich eine andere von mir am Kongress in São Paulo am 11. Juni geäusserte Idee nochmals ins Spiel bringen – die Möglichkeit von Video-Challenges für Trainer bei umstrittenen Entscheidungen. Die Bedenken, diese Neuerung könnte den Charakter des Spiels verändern, ist unbegründet – solange mit diesem Hilfsmittel zurück haltend und restriktiv umgegangen wird. Ich spreche von zwei (möglichen) “Calls” pro Spiel, pro Trainer – also maximal deren vier. Diese Interventionen wären nur möglich, wenn das Spiel ohnehin unterbrochen ist – also, wenn der Schiedsrichter gepfiffen und einen aktiven Entscheid gefällt hat. Dies würde keine zusätzlichen Unterbrüche verursachen und den Spielfluss kaum stören. Schliesslich erlebten wir in Brasilien die wohl beste WM der Geschichte – obwohl zusätzliche Trinkpausen eingelegt wurden. Ich lehnte früher technische Hilfsmittel ebenfalls ab. Doch es bringt nichts, auf Positionen zu beharren und sich an Prinzipien festzuklammern. Unser Anliegen muss es sein, den Fussball transparenter und glaubwürdiger zu machen – und die Schiedsrichter in ihrer schwierigen Aufgabe zu unterstützen. Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 23 Wir bringen alle Fans zusammen Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung in der Bord-Lounge der Emirates A380. #AllTimeGreats youtube.com/emirates Hello Tomorrow MA JOR LEAGUE SOCCER Neue Zuversicht US-Team-Anhänger während der WM 2014 am FIFA-Fan-Fest in Rio de Janeiro. MLS – wird sich der Süden beweisen? Die USA haben an der WM in Brasilien gezeigt, dass sie einen modernen Fussball spielen. Die MLS mit ihrem starken Wachstum und den neuen Franchises grundiert diesen Befund. Mario Tama / Getty Images Randy O. Williams, Los Angeles S eit dem Scheitern der Teams Tampa Bay Mutiny und Miami Fusion, die beide 2001 aufgelöst wurden, ist es dem Profi fussball im Südosten der Vereinigten Staaten nicht besonders gut ergangen. Doch nun wurde kürzlich die Erwei terung der Liga um drei neue Franchises aus dieser Region angekündigt. Orlando wird in der nächsten Saison debütieren, Atlanta im Jahr 2017 und Miami – abhängig von der Klärung der Stadion-Frage – möglicherweise ebenfalls 2017. Die Major League Soccer und die neuen Eigentümer der Franchises sind der Ansicht, dass sich die Zeiten geändert haben. “Es hat weniger mit dem früherem Schei tern der Franchises als mit der Liga selbst zu tun. Die MLS ist heute eine viel bessere Liga. In der Vergangenheit lag es daran, dass die Qualität des Produkts nicht gut war”, sagt Marcelo Claure, einer der Partner des neuen Franchise in Miami. “Ich glaube nicht, dass der Grund dafür die Veränderungen in der Region sind, sondern das, was im ganzen Land geschieht”, bemerkt Phil Rawlins, der Präsident des Teams aus Orlando. “Das Scheitern von Miami Fusion und Tampa Bay erfolgte in einer ganz anderen fuss ballerischen Ära in diesem Land. Heute weist der Fussball eine weit grössere und sehr viel beeindruckendere Wachstumskurve auf.” Erhöhte Aufnahmegebühren Tatsächlich leisteten Chivas USA und Real Salt Lake, als sie 2005 der Liga beitraten, eine Auf nahmegebühr (die so genannte Expansion Fee) von gerade einmal sieben Millionen US-Dollar. T H E F I FA W E E K LY 25 Erweiterung der MLS Fans von Orlando City Soccer freuen sich auf die höchste US-Spielklasse. MLS-Bürgschaft aus Europa Superstar David Beckham investiert in den US-Fussball. Ankündigung des MLS-Franchise Atlanta Die Fangruppe Terminus Legion bringt sich in Stimmung. 26 T H E F I FA W E E K LY New York City FC zahlte kürzlich 100 Millionen US-Dollar. Atlanta überwies 70 Millionen – die Zeiten haben sich also wirklich geändert. Dar über hinaus wuchs die MLS von 13 Teams im Jahr 2007 auf aktuell 19. Und es gibt keinerlei Anzeichen für eine Verlangsamung. Arthur Blank, Eigentümer der Atlanta Falcons in der National Football League, wartete auf den richtigen Moment, um in der gleichen Stadt ein “Soccer”-Franchise anzusiedeln. “Wir verfolgen die MLS seit beinahe zehn Jahren sehr aufmerksam und lieben, wo sie sich jetzt befindet. Angesichts der Verbesserung des spielerischen Niveaus sowie der Führung unter Don Garber freuen wir uns darüber, der Stadt ein Soccer-Erlebnis auf höchstem Niveau zu bringen, das alle Soccer-Fans sehr stolz machen wird. Wir freuen uns, dass wir die Gelegenheit dazu haben.” Von gar keinem Team im Südosten zu der plötzlichen Ankündigung von drei Franchises – was sind die Gründe dafür? Auf welche wesentlichen Faktoren – sowohl allgemeine wie auch städtespezifische – zählen die Liga und die neuen Eigentümer, um dieses Mal den Erfolg sicherzustellen? Ein Aspekt ist die demographische Entwicklung. Damit sind vor allem die “Young Professionals” (junge Berufstätige) oder “Millenials” (Generation Y) und die “Hispanics” (Lateinamerikaner) sowie eine Kombination dieser Bevölkerungsgruppen gemeint, die in allen drei Städten rapide wachsen. Es gibt einen sehr grossen Zustrom von Menschen aus Lateinamerika in diese Region. Georgia gehört durchgehend zu den drei Bundesstaaten mit dem stärksten Wachstum in der hispanischen Bevölkerung. Miami hat bereits seit Langem eine beträchtliche Lateinamerikaner-Gemeinde. Die Gruppe der Hispanics im Grossraum Orlando schliesslich hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. “Orlando hat nicht nur einen der am schnellsten wachsenden Hispanic-Märkte, die Stadt ist generell eine der ethnisch vielfältigsten Städte der USA. Sehr viele Menschen, die hier Wurzeln schlagen, kommen aus Europa, der Karibik oder Mittelamerika und sind mit dem Fussball aufgewachsen”, sagt Rawlins, der Eigentümer des Teams in Orlando. Bezüglich der jüngeren Generation zeigen jüngste Marktstudien tatsächlich, dass ihre Vertreter scharenweise vom Fussball angezogen werden. Stark wachsende Beliebtheit Professionelle Studien zahlreicher unabhängiger Forschungsgruppen haben ergeben, dass der Fussball unter den 18- bis 34-Jährigen inzwischen als der zweitbeliebteste Sport (nach der NFL) mit der NBA gleichgezogen hat. Eine weitere Studie innerhalb von 60 Tagen offenbarte, dass unter den 12- bis 17-Jährigen die David Manning / Reuters, Andrew Innerarity / Reuters, David Goldman / Keystone / A P MA JOR LEAGUE SOCCER MA JOR LEAGUE SOCCER Die MLS profitiert von der Rivalität im Nordwesten zwischen Portland, Vancouver und Seattle. MLS inzwischen mit der Major League Baseball gleichauf liegt. Die Welt verändert sich tatsächlich, was die Gewohnheiten einer jüngeren Generation betrifft. “Es gab massive Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung im gesamten Südosten. Insbesondere aufgrund des Zustroms der Millenial-Bevölkerung, die mit dem Fussball aufgewachsen ist”, sagt der Vize-Präsident der MLS, Dan Courtemanche. “Die Liga ist heute 19 Jahre alt. Diejenigen, die um die 25 sind, kennen kein Leben ohne die Major League Soccer.” Jim Smith, Vize-Präsident und Chief Revenue Officer für A&B Sports Entertainment, der unter Arthur Blank arbeitet, erklärt, warum diese Studien den Nagel auf den Kopf treffen. “Die Bevölkerungsgruppe der Young Professionals sind für jeden Sportvermarkter ein fruchtbarer Boden, der erschlossen werden will. Die Treue zu einem Profi-Team hat sich entweder noch nicht entwickelt oder andere Sportarten verhindern deren Entwicklung. Und ich glaube, dass der Fussball diese Lücke perfekt ausfüllt. Hier in Atlanta wird er das tun. Ich sehe ausserdem den Vorteil, dass viele der jungen Generation mit der MLS aufgewachsen sind und nun ihr eigenes, frei verfügbares Einkommen sowie eine natürliche Affinität zu dieser Sportart haben. Deshalb denke ich, dass sie eine logische Zielgruppe für uns sind. Es liegt an uns, die richtigen Dinge zu unternehmen, damit sie das Gefühl haben, dass dies ihr Franchise ist, nicht das ihres Vaters.” Anreize verknüpfen Während Orlando, Atlanta und Miami die günstige Bevölkerungsentwicklung gemeinsam haben, spielen in jeder Stadt auch jeweils unterschiedliche Faktoren eine wichtige Rolle. Zum Beispiel verfügen Atlanta und Miami zwar über eine robuste Tourismuswirtschaft. Doch nichts kann mit der weltberühmten Attraktion in Orlando mithalten – Disney World. “Wir sind die meistbesuchte Stadt der Welt. In diesem Jahr wird Orlando die Marke von 60 Millionen Besuchern übertreffen. Das bietet uns Möglichkeiten, die, offen gesagt, sehr wenige Klubs auf der Welt haben. Wir werden diesen riesigen Markt definitiv erschliessen”, erklärt Rawlins. “Die Orlando Magics in der NBA machen es diesbezüglich ganz gut. Etwa 16 Prozent ihres Live-Publikums bestehen aus Besuchern der Stadt. Bedenkt man, dass Basketball global nicht annähernd so beliebt ist wie Fussball, wird deutlich, was für eine herausragende Gelegenheit sich hier bietet, um unsere wachsende lokale Fangemeinde zu ergänzen, nämlich durch Besucher, von denen viele aus Ländern kommen, die den Fussball lieben. Unser Ziel für Orlando ist, dass es überall auf der Welt das zweite Lieblingsteam wird. Wenn wir auch nur einen kleinen Prozentsatz von Orlandos 60 Millionen jährlichen Besuchern anziehen können, sind wir auf dem besten Weg zu diesem Ziel.” Bedenkt man, dass während der WM die TV-Zuschauerzahlen in Orlando höher lagen als in New York City und dass mit 7500 Saison tickets mehr als die Hälfte der erwarteten Kapazität an Dauerkarten verkauft wurde, lässt sich nicht leugnen, dass dort eine grosse Leidenschaft für den Profifussball vorhanden ist. Für Atlanta wiederum spricht nicht nur ein brandneues Weltklasse-Stadion, das den Fussball beherbergen soll, sondern auch der tradi tionell starke Rückhalt für den Sport. Diese Kombination “wird uns die Möglichkeit eröffnen, Freundschaftsspiele in den regionalen Städten wie Birmingham, Charlotte oder Chattanooga auszutragen. Das wird es uns erlauben, die Begeisterung für Soccer in der Region zu verbreiten”, sagt Blank. In Atlanta erfolgte kürzlich der erste Spatenstich für den Bau des neuen Stadions. In Miami schliesslich muss sich Claure nur an seinen Partner wenden, der eine beträchtliche Anziehungskraft hat: David Beckham. “Um Ihnen ein Beispiel für Davids weltweite Reichweite zu geben: Als er und ich (zusammen mit Simon Fuller) unsere Partnerschaft bekanntgaben, erhielten wir zahlreiche Anrufe aus Eu ropa und von den besten Spielern der Welt. Sie sagten David, dass sie gerne für uns in Miami spielen würden. Das macht es so besonders.” Claure wuchs als Sohn eines Geologen der Vereinten Nationen in Bolivien auf und brachte es später in der Mobilfunkbranche Amerikas zu Reichtum. Als ehemaliger Marketing-Chef der bolivianischen Nationalmannschaft weiss er, dass ein ehemaliger Superstar in der Eigentümer-Gruppe hilfreich sein kann, um auch beim Thema Stadionbau eine Einigung zu erzielen. Blank in Atlanta ist ebenfalls der Meinung, dass Beckham für das ligaweite Geschäft gut ist. “David hat zusammen mit anderen Spielern dazu beigetragen, nicht nur das Spielniveau der Liga zu heben, sondern auch das Medieninte resse zu steigern. Dies half der MLS beim bschluss von neuen Abkommen, wie beiA spielsweise für die Fernsehübertragung.” (Ein neuer TV-Vertrag für acht Jahre mit einem Volumen von 720 Millionen US-Dollar, Red.) Derbys entwickeln Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor für die neuen Teams im Süden wird etwas sein, das Mannschaftssportarten auf der ganzen Welt antreibt: Rivalitäten. Die MLS profitiert enorm von der wachsenden Dreier-Rivalität im Nordwesten zwischen Portland, Vancouver und Seattle. Rivalitäten sind ein bewährtes Mittel, um innerhalb einer Fanbasis Loyalität herzustellen. Die neuen Eigentümer sehen in der gegenüberliegenden Ecke der Nation im Süd osten das Potenzial für einen ähnlichen Effekt. “Das Potenzial für Rivalitäten hier im Südosten könnte meiner Meinung nach für die MLS als einigende Klammer wie im Nordwesten dienen”, erklärt Orlandos Rawlins. “Ich kann mir eine grossartige Rivalität zwischen Georgia und Florida (wie im College-Football) vorstellen. Mit Atlanta, Miami und uns selbst könnte für viele Jahre eine grossartige DreierRivalität entstehen. Es ist eine fantastische Gelegenheit, um das nachzubilden, was der Nordwesten mit dem Cascadia Cup macht. Ich kann mir definitiv einen Pokalwettbewerb zwischen den drei Teams hier unten vorstellen. Georgia und Florida sind nie besonders gut aufeinander zu sprechen gewesen, genauso wie Miami und Orlando! Das ist zweifellos ein gutes Zeichen für die Zukunft der Liga.” Die Zeiten ändern sich, und das wiederum ist ein gutes Zeichen für den MLS-Fussball im Süden. Å Major League Soccer Die US-Fussball-Profiliga Major League Soccer (MLS), 1993 gegründet, nahm ihren Betrieb 1996 mit 10 Teams auf. Heute besteht sie aus 19 Teams (16 aus den USA, 3 aus Kanada), und 2015 werden 2 weitere Franchises dazustossen. Die MLS kommt ohne Relegation und Promotion aus und regelt die Ligazugehörigkeit der Klubs mittels Franchises. Ausgespielt wird die Meisterschaft in einer Regular Season (Eastern und Western Conference; das erfolgreichste Team erringt den MLS Supporters’ Shield), den darauf aufbauenden MLS Cup Playoffs und schliesslich im MLS Cup, dem Meisterschaftsfinale. Der Sieger des MLS Cups ist Meister und qualifiziert sich zusammen mit dem Sieger des MLS Supporters’ Shield für die CONCACAF-Champions-League. T H E F I FA W E E K LY 27 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with SPLIT TER D ie Fronten sind verhärtet, die Urteile von den gegnerischen Fans mit seltener Eintracht gefällt: Die Roten Bullen, durch deren Venen ein österreichischer Energy-Drink fliesst und die offiziell als RasenBallsport Leipzig firmieren, sind die schwarzen Schafe der zweiten Bundesliga – ein seelenloses Retortenprodukt ohne Tradition und Fankultur, aber mit Geld zum Verschwenden (Jahresetat von 30 Millionen Euro). Am vergangenen Sonntag gastierten die Ostdeutschen beim TSV 1860 München, dem Altmeister von 1966, dessen Fans der glorreichen Vergangenheit nach trauern und in der Gegenwart die Kultivierung der Erfolglosigkeit erleben. Vor 3 2 000 Zuschauern in der bayrischen Metropole spiegelt das Schlussresultat exakt das sportliche und wirtschaftliche Kräfteverhältnis: München 0, Leipzig 3. Dass die leidgeprüften Fans des Heimteams während des Spiels zum textilen Protest aufriefen und ein Transparent mit den Worten “Red Bull verleiht Flügel, bis die rote Blase platzt” entrollten, war hilfloser Ausdruck des Neids der Besitzlosen. Nach zwei Meisterschaftsrunden trennen die ungeschlagenen Sachsen und die punktlosen Münchner 14 Ränge. Als lebenserhaltende Sofortmassnahme haben die “Sechziger” nach der Heimpleite fünf Akteure in die zweite Mannschaft verbannt. Der Verdacht, dass sich Leipzig den Erfolg kauft, lässt sich nicht vollends entkräften. Die Münchner Löwen sind in ihrem Widerstand konsequent und praktizieren das Gegenteil: Sie verschenken die Punkte. Å Thomas Renggli Matthias Hangst / Bongarts / Getty Images K reativität ist ein dehnbarer Begriff, und kaum einer strapaziert ihn in der Bundesliga stärker als Pierre-Emerick Aubameyang. Schon vor seinem Wechsel zu Borussia Dortmund hatte er seine Tore in St. Étienne mit einer Spiderman-Maske gefeiert. Weil es für Deutschland etwas Neues sein sollte, liess der Gabuner sich zunächst eine Spiderman-Figur ins Haar färben. Im Viertelfinale der Champions League provozierte er bei Real Madrid mit fünf einrasierten Sternen auf der linken Schläfe und den Dortmunder Klub-Initialen auf der rechten. Das kam nicht so gut an, weil sonst nichts von ihm zu sehen war. Also kehrte Aubameyang in der vergangenen Woche beim deutschen Supercup zum bewährten Outfit zurück. Nach seinem Kopfballtor zum 2:0-Endstand gegen Bayern München posierte er für die Kameras wieder als Spiderman. Es war ein Geschenk für seinen Sohn, der am Spieltag seinen dritten Geburtstag feierte. Å Sven Goldmann B evor der Goalgetter das Spielfeld betrat, küsste er die Glatze des Mannschaftsarztes. Dieses Ritual bringe ihm Glück, sagte er. Und wer wollte einem abergläubischen Stürmer in Torlaune schon w idersprechen? In jedem Spiel ein Treffer, das liess sich sehen. Die Mannschaft führte die Liga-Tabelle an. Der Arzt seinerseits, 74 Jahre alt, etwas ungelenk und im Ehrenamt tätig, war stolz. Nun aber lag er mit einer Grippe im Bett und es plagte ihn das schlechte Gewissen. Ein schweres Auswärtsspiel stand an. Würden auch ohne ihn Tore fallen? Das Team gewann 3:0. Der Arzt freute sich, als er vom Sieg erfuhr. Er kehrte bald genesen zur Mannschaft zurück und stand schon bei der nächsten Partie wieder am Spielfeldrand. Der Stürmerstar aber rannte wortlos an ihm vorbei. Man munkelte im Klub, er hätte jetzt ein neues, effizienteres Ritual gefunden: den Arzt igno rieren. So tun, als wäre er gar nicht da. Wie beim letzten Auswärtsspiel. Da hatte der Stürmer alle drei Tore geschossen. Å Alan Schweingruber T H E F I FA W E E K LY 29 FOR THE WORLD DIE N AN M R E B O RIE SE TEIL 2/4 TV-Studio in Kamerun Holger Obermann (l.) und seine Kollegen in Yaoundé während Italia 90. Vom Brüllen der “Löwen” Kamerun bezwang im WM-Eröffnungsspiel 1990 in Rom Titelverteidiger Argentinien 1:0. Die “Löwen” kamen anschliessend bis ins Viertelfinale. Holger Obermann unterstützte während Italia 90 die Arbeit des kamerunischen Fernsehens in Yaoundé. D er Blick aus dem Hotelzimmerfenster gab das Häusermeer von Yaoundé preis. Die Hauptstadt Kameruns ist eingebettet in eine üppige Vegetation. Die Häuser mit ihren pastellfarbenen Schattierungen schmiegen sich an die Hügel. Ich genoss dieses Panorama jeden Morgen, wenn der Wecker um sieben Uhr meine afrikanischen Träume abrupt beendete. Yaoundé schien sich zu recken und zu strecken. Die Obst- und Gemüseverkäufer bauten ihre Stände auf, redeten miteinander, boten in den Morgenstunden ihre Ware feil. Ich fühlte mich gleich wohl in dieser Stadt, in die mich eine besondere Mission geführt hatte. Ich sollte im Auftrag der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ, damals GTZ) das Fernsehteam 30 T H E F I FA W E E K LY Kameruns auf die Fussball-WM 1990 vorbereiten, die zweieinhalb Monate später in Italien beginnen würde. Am Mittag war ich zunächst beim Vorstand des Fussballverbandes von Kamerun eingeladen. Herzlich ging es zu. Ich bekam eine aus Holz geschnitzte Maske als Geschenk. “Wir wünschen nicht nur dem Team in Italien, sondern auch Ihnen und den Redakteuren und Reportern viel Glück und gutes Gelingen”, sagte der Präsident. Ein Lunch folgte, mit vielen wohlschmeckenden afrikanischen Spezialitäten, wie ich sie schon aus anderen afrikanischen Ländern kannte. Alle, die mit Italia 90 zu tun hatten, waren voller Ehrgeiz. So auch der Fernsehdirektor mit seinem Team; wir beide würden in den nächsten Wochen Hand in Hand arbeiten. Insgesamt Henri Szwarc / Getty Images, Holger Obermann, imago FOR THE WORLD gehörten 28 Männer und Frauen dazu, von denen aber natürlich nicht alle ein Ticket nach Rom erhalten sollten. Denn auch zu Hause mussten viele Arbeiten erledigt werden. Einige Hürden waren zu nehmen. Denn in Kamerun wird sowohl Englisch als auch Französisch gesprochen: Probleme sind vorprogrammiert; und die Mitarbeitenden kommen aus verschiedenen Volksgruppen. Im Nordwesten des Landes war gerade vor Kurzem ein Bürgerkrieg nur knapp vermieden worden. Gut für den Präsidenten Paul Biya, dass sich fast alle Menschen in seinem Land nun ganz auf die Fussball-WM in Italien konzentrierten und wenigstens vorübergehend von politischen und wirtschaftlichen Sorgen abgelenkt wurden. Präsident Biya war es auch, der darauf drang, dass mit Roger Milla ein bereits in die Jahre gekommener Nationalspieler in letzter Sekunde für das Team nominiert wurde. Als dieser später an der WM in zwei Spielen vier Tore schoss, sagte Biya: “Ich habe es immer gewusst, dass dieser Mann noch lange nicht zu alt ist, um für unsere Nationalmannschaft zu spielen.” In der Tat: Der Erfolg gab ihm recht. Roger Milla, der Mann, der immer nach seinen Toren mit der Eckfahne ein Tänzchen vorführte, hatte einen Staatspräsidenten damit nachträglich zum Experten gemacht. Die Interviews mit den Nationalspielern verfolgte ich mit grösstem Interesse, denn in der Tat gab es hier einiges auszusetzen, was die Fragen und die Ausdrucksweise betraf. Wenn etwa Émile Mbou Mbou interviewt wurde, schaute ich besonders aufmerksam zu, war doch gerade dieser Spieler mir im Rahmen der Arbeit immer mit einem breiten Lächeln entgegengekommen und hatte viele Fragen über den Fussball in Deutschland gestellt. Auch sass ich mit ihm in den freien Stunden oft in einem kleinen Bistro, wo wir uns austauschten. Er wollte natürlich wissen, wie hoch ich seine Chancen einschätzte, zur Stammelf zu gehören. “Das kann nur der Trainer zusammen mit dem Spielausschuss entscheiden”, antwortete ich. Vier Wochen vor dem Anpfiff des WM-Eröffnungsspiels in Rom z wischen Weltmeister Argentinien und Kamerun gab es Grund genug, schon mal den Ernstfall zu proben. Torhüter Joseph-Antoine Bell hatte bei einem Testspiel in Jugoslawien Kritik am Prämiensystem der Verbandsführung geübt. Und als er dieses auch noch öffentlich machte, gab es grossen Ärger. “Was man uns hier anbietet, bekomme ich als Taschengeld in Bordeaux”, sagte er den Journalisten. Prompt verlor er die Nummer 1 als Torhüter der “Löwen”, dafür rückte Thomas N’Kono in die Stammelf. Vieles lief nicht harmonisch, zumal auch der russische Trainer Waleri Nepomnjaschtschi schon aufgrund seiner mangelhaften Sprachkenntnisse nicht in der Lage war, die Unruhe in der Mannschaft zu mildern. Hinzu kam die Rivalität zwischen den im Ausland spielenden Profis und den lokalen Nationalspielern. Die einen bezogen Spitzengehälter bis zu 25 000 US-Dollar im Monat plus Prämien bei ihren Profiklubs, die anderen mussten sich mit monatlich 300 US-Dollar zufriedengeben. Doch im Hinblick auf Italien waren alle vereint. Unser Fernsehteam arbeitete rund um die Uhr. Die Sensation: der 1:0Sieg gegen den amtierenden Titelverteidiger Argentinien! Unbeschreibliche Szenen spielten sich im ganzen Land ab. In den Dörfern sassen oft an die 50 Fans vor einem einzigen TV-Gerät. Tausende stürmten nach dem Schlusspfiff das TV-Studio, jubelten, tanzten und feierten den grossen Erfolg. Die Bilder wurden live ins Land übertragen. Erst im Viertelfinale wurde Kamerun gestoppt: 2:3 gegen England nach Verlängerung. Im Halbfinale wäre Deutschland, der spätere Weltmeister, der Gegner gewesen. Unter den zurückgekehrten Spielern war einer besonders glücklich: mein Freund Émile Mbou Mbou. Als er mich sah, umarmte er mich. Jahre später sah ich ihn in Malaysia wieder. Er hatte dort bei einem Klub an der Ostküste des Landes einen lukrativen Vertrag unterschrieben. Natürlich sprachen wir in Malaysia, wo ich gerade ein längeres Projekt leitete, immer wieder über die WM in Italien. “Hättet ihr auch gegen Deutschland eine Chance gehabt, wenn das Spiel gegen England nicht so unglücklich verloren gegangen wäre?”, fragte ich ihn. “Ich denke schon, dass wir es geschafft hätten, natürlich mit einer Portion Glück”, meinte Émile selbstbewusst. Nach Abschluss meiner Karriere bekam ich hin und wieder eine Postkarte aus seiner Heimat. Auf meinem Schreibtisch steht nach wie vor ein kleiner Wimpel aus Kamerun. Å Tanzende Legende Der damals 38-jährige Kameruner Roger Milla feierte seine vier Treffer während Italia 90 an der Eckfahne. Sieg zum WM-Auftakt 1990 Thomas Libiih (m.) und sein Teamkollege François Omam Biyik vor der TV-Kamera. Holger Obermann (geboren 1936 in Kassel, Deutschland) hat über viele Jahre und auf vier Kontinenten für den Fussball gearbeitet. Im Auf trag der deutschen Regierung vermittelte er 1990 in Kamerun den einheimischen Journalisten das Know-how der Fussball- Berichterstattung. In einer vier teiligen Serie präsentier t The FIFA Weekly exklusiv einen Abdruck aus Obermanns Manuskript “Mein Fussball hatte Flügel”. IN DER AUSG ABE VOM 29. AUGUS T 2014 LE SEN SIE TEIL 3 ÜBER NEPAL . T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N Merry Fiddlers Ground, Becontree Heath, Essex, England 1936 United Archives Zum jährlichen Karfreitagsmatch um den Marino-Cup empfangen die Dagenham-Ladies ein Team aus Hayes, Kent. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Commonwealth-Stadion, Edmonton, Kanada 2014 Kevin C. Cox / FIFA via Getty Images An der U20-Frauen-WM treffen das brasilianische und das US-Team aufeinander (8. August 2014). T H E F I FA W E E K LY 33 DAS FIFA-R ANKING Rang Team 1 2 3 4 5 6 7 7 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 29 31 32 33 34 35 36 36 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 34 Deutschland Argentinien Niederlande Kolumbien Belgien Uruguay Spanien Brasilien Schweiz Frankreich Portugal Chile Griechenland Italien Costa Rica Kroatien Mexiko USA Bosnien und Herzegowina England Ecuador Ukraine Russland Algerien Elfenbeinküste Dänemark Rumänien Schottland Venezuela Schweden Serbien Türkei Nigeria Ungarn Tschechische Republik Ghana Armenien Ägypten Slowenien Österreich Wales Tunesien Honduras Japan Slowakei Island Paraguay Iran Montenegro Sierra Leone Usbekistan Peru Norwegen Kamerun Finnland Jordanien Republik Korea Burkina Faso Senegal Mali Polen Libyen Panama Guinea Vereinigte Arabische Emirate Republik Irland Oman Israel Südafrika Albanien Bolivien Bulgarien Aserbaidschan Kap Verde Angola EJR Mazedonien Benin T H E F I FA W E E K LY → http://de.fifa.com/worldranking/index.html Rangveränderung Punkte 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1736 1604 1507 1495 1407 1316 1241 1241 1218 1212 0 0 0 0 1 1 1 -3 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 1 0 0 0 1 4 0 2 5 -2 -2 3 3 0 -3 1 1 1 1 1 1 14 1 7 0 -1 0 1 -1 0 3 0 0 1 -30 -13 0 4 2 -1 -3 -3 0 0 0 1 4 -2 14 1152 1100 1092 1069 1023 964 942 937 925 915 910 901 899 880 840 818 740 738 724 724 723 711 673 656 650 648 648 645 643 624 623 617 596 593 584 573 564 563 553 533 528 522 512 507 502 500 499 493 491 488 482 475 474 471 464 448 447 439 438 437 434 429 413 411 408 407 405 Rang 03 / 2014 04 / 2014 05 / 2014 06 / 2014 07 / 2014 08 / 2014 1 -41 -83 -125 -167 -209 78 79 80 81 81 83 84 85 86 87 88 88 90 91 92 93 93 95 95 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 107 109 110 111 112 113 114 115 115 117 118 119 120 120 122 123 124 124 126 127 128 129 129 131 131 133 134 134 136 137 138 139 140 140 142 143 144 Platz 1 Aufsteiger des Monats Kongo Australien Trinidad und Tobago Marokko Uganda Saudiarabien Sambia Jamaika Botsuana Togo Palästina Belarus Simbabwe Irak Katar Estland DR Kongo Nordirland Georgien VR China Neuseeland Moldawien Lettland Ruanda Gabun Litauen Kenia Lesotho Malawi Bahrain Mosambik Luxemburg Tansania Kuwait Äthiopien Äquatorial-Guinea Namibia Libanon Sudan Haiti Niger Liberia Tadschikistan Zentralafrikanische Republik Kanada Guinea-Bissau Kuba Aruba Dominikanische Republik El Salvador Philippinen Burundi Afghanistan Kasachstan Suriname Mauretanien Guatemala St. Vincent und die Grenadinen Neukaledonien Turkmenistan St. Lucia Vietnam Zypern Tschad Grenada Madagaskar Kirgisistan 4 -3 4 -2 6 -5 -7 -2 13 1 -3 -7 8 -2 -6 -1 3 -6 1 -3 3 3 3 8 -9 1 -9 26 15 -2 7 -1 -4 -4 -2 -2 -2 4 0 -4 -19 -4 4 -3 -4 13 -4 -1 -1 -6 0 -3 0 -4 0 0 0 1 0 3 0 -10 -1 0 0 0 0 Absteiger des Monats 395 391 384 381 381 377 375 373 371 365 363 363 358 357 348 344 344 341 341 334 330 325 324 318 311 306 305 302 295 289 289 288 285 280 275 270 269 263 263 262 261 260 252 252 250 242 233 233 230 223 221 217 217 213 213 204 203 203 199 197 195 192 184 184 182 179 176 145 146 147 148 149 150 150 152 153 153 155 155 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 173 175 175 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 186 188 189 190 191 191 193 193 193 193 197 198 199 200 201 201 203 204 205 206 207 208 208 Malediven DVR Korea Syrien Gambia Antigua und Barbuda Indien Malta Singapur Guyana Indonesien Puerto Rico Malaysia Thailand Swasiland St. Kitts und Nevis Myanmar Hongkong Belize Guam Pakistan Montserrat Nepal Liechtenstein Dominica Barbados Bangladesch Tahiti Laos Salomon-Inseln Bermuda Nicaragua Komoren São Tomé und Príncipe Sri Lanka Chinese Taipei Seychellen Turks- und Caicos-Inseln Curaçao Färöer Jemen Südsudan Macau Vanuatu Mauritius Fidschi Mongolei Amerikanische Jungferninseln Samoa Bahamas Brunei Darussalam Osttimor Tonga Cayman-Inseln Amerikanisch-Samoa Andorra Papua-Neuguinea Kambodscha Britische Jungferninseln Eritrea Somalia Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino 0 1 -1 0 0 1 0 2 2 0 1 -4 0 1 -1 0 1 -1 11 1 1 -2 0 -1 0 -7 0 -2 2 0 0 -3 0 0 -1 2 0 1 1 -4 1 18 1 -3 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 174 167 161 157 156 143 143 140 136 136 134 134 126 125 124 121 118 117 102 100 99 95 94 93 92 87 85 84 83 83 78 78 72 71 70 68 66 63 61 59 43 41 41 37 31 29 28 28 26 26 26 26 21 18 16 14 13 13 11 8 6 5 1 0 0 THE SOUND OF FOOTBALL DAS OBJEK T Perikles Monioudis D Crème de la Crème Hanspeter Kuenzler Musette und Fussball passen prächtig z usammen. Das beweist das Ensemble namens Accordéon Football Club de France. Sion Ap Tomos D as schunkelige Stück auf der zweiten EP hiess “Dribling Waltz”. Die anderen drei Nummern, ebenfalls Eigenkompositionen, “Polkapitaine”, “Vive les Buteurs” und “Pasogoal”. Es war dies die letzte Platte des Ensembles Accordéon Football Club de France (A.F.C.F.). Sie erschien 1977, die meisten Mitglieder steckten bereits im Veteranenalter. Denn der Klub war schon 15 Jahre vorher aus der Taufe gehoben worden. Zwischen Gala-Shows, Auftritten im Radio und Fernsehen sowie Plattenaufnahmen, so liest man auf dem Umschlag, hätten diese “Orchesterleiter mit klingenden Namen” dennoch jede Woche Zeit gefunden, Tasten und Knöpfe gegen Shorts und Fussballstiefel auszutauschen. Zwanzig Kicker hatten sich auf dem Cover in bewährter Fussballmanier in Pose geworfen. Zehn knieten vorn, aufs Akkordeon gelehnt, zehn standen hinten, jeder mit einem Ball in den Händen oder lässig unter den Arm g eklemmt. Derweil das Akkordeon fast auf der ganzen Welt auftritt, beschworen jazzig a ngehauchte Riffs im beswingten Musette-Stil die romantische Welt von Bohémiens, partyliebenden Matrosen und all den Goodies und Baddies, welche die Romane von Georges Simenon bevölkern, herauf. Die Aktivmitglieder des A.F.C.F. zählten zur Crème de la Crème dieser Welt. Marcel Azzola begleitete Boris Vian, Edith Piaf, Juliette Gréco und Jacques Brel durch ihre besten Jahre. Bruno Lorenzoni nahm unzählige Alben auf und kredenzte im April 1961 eine heisse Version von “Apache”, dem grossen Hit der Shadows. Jean Dalo komponierte dem Fussball-Klub R acing Club de Paris einen Marsch auf den Leib. Claude Cavagnolo gehörte zum Clan, der seit 1923 in Frankreich Akkordeons baute. Die Verbindung zwischen dem runden Ball und den runden Knöpfen ist bis heute nicht abgebrochen. Kürzlich steuerte der französische Nationalverteidiger Laurent Koscielny einen grosszügigen Finanzbeitrag bei, um den Akkordeon-Hersteller Maugein in Tulle vor dem Untergang zu retten. Æ er Krug geht zum Brunnen, bis er bricht, sagt man so schön. Denn alles hat ein Ende. Und wenn man genau hinsieht, kann man auch auf dem oben abgebildeten Porzellankrug (FIFA-Sammlung; hergestellt um das Jahr 1900) schon Haarrisse erkennen, da, zwischen den beiden Spielern im Vordergrund, oder etwas weiter oben, hineinreichend in die sich ballend auftürmenden Wolken, ein feiner, vielleicht auch nur ein klein wenig die Oberfläche auf brechender Riss. Wasserkrug, der er ist, entleerte er sich etwa in ein Wasserglas oder ab und an vielleicht auch auf den menschlichen Körper – während einer Morgentoilette, zum Beispiel. In beiden Fällen diente er dem Fussball: Wasser war einerseits schon damals ein beliebter Trunk vor oder nach den Leibesübungen, a ndererseits konnte derselbe Leib, nach der Anstrengung auf dem Platz, auch gleich mit Wasser gereinigt werden. Dabei wurde das Wasser aus dem Krug in einer Schale aufgefangen, in die der Krug selbst hineingestellt wurde, am Ende, nachdem auch er und die Schale gereinigt worden waren. So oder so zeigt der Krug sein fussballerisches Motiv und beweist sich dadurch auch noch als Souvenir, gewissermassen als Träger einer Erinnerung vom Spielfeldrand, an dem man sich immer dann für Sekunden wieder findet, wenn der Blick über die hölzerne Kommode streicht und dann auf den Krug fällt. Welche Erinnerung? Wohl kaum die eigene; wer um 1900 auf eigenen Füssen stehend ein ganzes Spiel verfolgen konnte, ist heute 115 Jahre, wenn nicht 120 Jahre alt. Der Krug aber bleibt. Å T H E F I FA W E E K LY 35 TURNING POINT Name “Die Fans suchten mich auf” Kevin Pezzoni Geburtsdatum, Geburtsort 22. März 1989, Frankfurt am Main Stationen Köln, Erzgebirge Aue, Saarbrücken, Wohlen Nationalteam Deutschland U17 – U21 23 Einsätze (2005 – 2009) Kevin Pezzoni liebte den deutschen Profifussball. Bis ihn die eigenen Fans verprügelten und mit dem Tod bedrohten. Alex Kraus, laif M ein persönlicher Horror begann im Frühjahr 2012. Auf einer Karnevalsfeier gingen ein paar Typen auf mich los. Schlägereien können ja mal vorkommen, aber mich haben Fans der eigenen Mannschaft verprügelt, das ist schon was. Zum Glück kam ich mit einem Nasenbeinbruch relativ glimpflich davon. Bald sollte sich aber herausstellen, dass die Rauferei nur ein Vorbote noch gravierenderer Ereignisse war. Unter Trainer Holger Stanislawski missriet uns beim 1. FC Köln in der zweiten Bundesliga der Start zur Saison 2012/13. Ich erhielt zwar kaum Einsatzzeit, aber weil ich bei Teilen der Fans schon länger in der Kritik stand, wurde ich offenbar zum Sündenbock erkoren. Eines Tages fand ich auf der Windschutzscheibe meines Wagens die Notiz: “Kevin, pass auf wenn’s dunkel ist.” Als ich wenige Tage darauf ins Training fuhr, sah ich im Geissbockheim die vielen Polizisten. Erst nach der Übungseinheit erfuhr ich, dass die Beamten nur da waren, um mich zu schützen. Denn auf Facebook war mittlerweile die Gruppe “Kevin Pezzoni und Co. aufmischen” gegründet worden. Es wurde offen zur Gewalt gegen mich aufgerufen. Mir fällt es bis heute schwer, die Geschehnisse zu verstehen. Ich habe Verständnis dafür, dass man als Fan wütend ist, dass man buht – mein Gott, sogar mit Beleidigungen kann ich umgehen. Aber Morddrohungen und physische Gewalt? Fussball ist doch etwas, das Spass machen soll. Kurz darauf kreuzten einige Fans bei mir zu Hause auf und nahmen mich während 45 Minuten in die Mangel. Da war für mich die Grenze überschritten. Ich konnte und wollte nicht mehr weitermachen. Ich hatte kein Selbstvertrauen mehr. Also habe ich meinen Vertrag aufgelöst und damit auch auf viel Geld verzichtet. Die Geschichte hat mich danach weiterverfolgt, weil interessierte Klubs in Deutschland gesagt haben: Dich nehmen wir nicht, denn was, wenn die Fans auch hier auftauchen? Seit Juli spiele ich der Schweizer Challenge League (2. Stärkeklasse) für den FC Wohlen. Die WM habe ich im Sommer am TV verfolgt. Ich habe mit vielen aus der deutschen Weltmeisterelf in den Juniorenauswahlen gespielt: Badstuber, Boateng, Müller, Hummels, Özil. Bei der U18 war ich sogar ihr Kapitän, aber leider ist meine Karriere anders verlaufen. Ich werde oft gefragt, ob ich es bereue, nach Köln gewechselt zu sein. Ich tue es nicht. Ich wünsche es keinem, erleben zu müssen, was ich durchgemacht habe. Es ist nicht lustig, wenn man sich nicht mehr aus dem Haus traut. Aber ich habe in Köln meine heutige Ehefrau und viele Freunde fürs Leben kennengelernt. Und in Wohlen habe ich inzwischen einen Verein gefunden, der voll auf mich setzt, und einen Trainer, der mir vertraut. Die Probleme von damals haben meinem Leben eine neue Richtung gegeben und sind für mich heute weit weg. Å Aufgezeichnet von Nicola Berger Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT Feel the Beauty BE MOVED THE NEW 4K LED TV “SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation. The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 FIFA - R ÄT SEL - CUP Soccer-Mania, Footh-Ball und eine Rote Karte für ein Lama – raten Sie mit! 1 Wer liess sich im Trikot des vierfachen französischen Meisters fotografieren? Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner B 2 C F O Soccer-Mania: Über 100 000 Zuschauer besuchten 2014 ein Fussballspiel in den USA. Bei welchem anderen “Soccer”-Spiel waren ebenfalls über 100 000 Zuschauer in einem US-Stadion? Art Direction: Catharina Clajus Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Tobias Benz Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach L.A. Galaxy – Mexico Frankreich – Brasilien Barça – MLS All Stars Brasilien – Italien E L I R 3 WM-Achtelfinale: Gleich werden beide vom Platz fliegen. Später sah man sie gemeinsam in einem Werbespot. Was trugen sie dabei? Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nicola Berger, Amlan Chakraborty Santosh K.A., Alissa Rosskopf, Andrew Warshaw, Andreas Wilhelm, Randy O. Williams Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh A 4 E I O Welcher Verein führte ursprünglich nicht Football im Namen, sondern Footh-Ball? Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org Getty Images Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. G T W Y Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: SONG Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 20. August 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY 39 F R A G E N S I E T H E W E E K LY UMFR AGE DER WOCHE Wer wird 2014 Torschützenkönig in der CAF-Champions-League? Espérance-Torjäger Ahmed Akaishi in einem Spiel der CAF-Champions-League gegen die Orlando Pirates. Aus welchen Ländern stammen die Ausländer in den europäischen Ligen mehrheitlich? Nikolai Nabokow, Rostow (Russland) Stimmen Sie ab unter: www.fifa.com/newscentre ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welcher Klub gewinnt die französische Meisterschaft 2014 / 15? 71% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Paris Saint-Germain 13% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Monaco 9% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Olympique Marseille 6% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Saint-Étienne 1% � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Andere Z AHLEN DER WOCHE 2 14 71 europäische Titel hat Real Tore in 137 Spielen – mit Minuten – in diesem kurzen Madrid nach dem Sieg gegen den Zeitraum vergab Vegard Forren FC Sevilla im UEFA-Supercup Klose als sechstbester Torschütze zunächst einen Elfmeter und bereits gewonnen und ist mit der der Länderspielgeschichte seine verschuldete anschliessend AC Milan gleichgezogen. Auf den Plätzen 3 und 4 Karriere in der deutschen Nationalmannschaft. ein Eigentor. Der Traum von folgen der FC Barcelona (12) und der FC Liverpool Nur Ali Daei (109 Treffer in 149 Partien), Ferenc Molde FK von der Qualifi (11). Cristiano Ronaldo besorgte den 2:0-Sieg in Puskas (84/89), Pelé (77/91), Sandor Kocsis (75/68) kation für die UEFA-Europa- Cardiff mit zwei Toren im Alleingang und hat und Bashar Abdullah (75/133) haben eine noch League-Playoffs ist somit in somit in vier Finals, die in nur einem Spiel bessere Bilanz vorzuweisen als der 36-jährige letzter Minute geplatzt. entschieden wurden, getroffen. gebürtige Pole. dieser Bilanz beendete Miroslav Sydney Mahlangu / BackpagePix, Imago (3), Getty Images In der Regel bedienen sich die Klubs in Ländern, die ihnen geo graphisch, kulturell und / oder politisch nahestehen. In der eng lischen Premier League, die von allen Topligen den grössten Aus länderanteil aufweist (66,5 Pro zent), machen die Franzosen (32) die grösste Fraktion aus. In Itali ens Serie A sind es die Brasilianer (41), in der spanischen Primera División die Argentinier (29) und in Frankreichs Ligue 1 Spieler aus der ehemaligen Kolonie Senegal (20). In der deutschen Bundesliga dominieren unter den 242 auslän dischen Profis die Schweizer (18), gefolgt von den Brasilianern (16) und den Österreichern (15). (thr) Zur Auswahl stehen: •Firmin Mubele, AS Vita •Ahmed Akaichi, Espérance •El Hedi Belameiri, ES Setif •Edward Sadomba, Al-Ahly Benghazi •Fakhreddine Ben Youssef, CS Sfaxien •Haythem Jouini, Espérance