michelin vertrieb.neu
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M A R K T I N F O R M AT I O N Ein eigenes Service-Center für Landwirtschaftsreifen mit acht Mitarbeitern, die telefonisch alle Fragen von Austausch-Empfehlungen bis hin zu Umrüstungen beantworten können, ist wohl einmalig in der Reifenbranche. Dass bei der Michelin-Gruppe mit den vier Marken im Segment Landwirtschaft Michelin, Kléber, Taurus und Stomil der Servicegedanke neben der Produktqualität eine absolut dominierende Rolle spielt, lässt sich an vielen weiteren Beispielen aufzeigen. Die AGRARTECHNIK hat sich darüber mit Rolf Schlee, dem Leiter des Geschäftsbereichs Landwirtschaft von Michelin Deutschland unterhalten. Wo Service groß geschrieben 44 Service- und Kundendienstmitarbeiter stehen für Landmaschinenhersteller und -händler sowie Kunden bereit D ie Michelin-Gruppe dominiert den Ackerschlepperreifen-Markt (AS) ganz eindeutig, sowohl in der Erstausrüstung als auch im Ersatzmarkt. Von den rund 250 000 Reifen, die im vergangenen Jahr in Deutschland im Ersatzgeschäft abgesetzt werden konnten, tragen rund 45 Prozent einen der vier Konzernmarkennamen Michelin, Kléber, Taurus oder Stomil. Nur auf den ersten Blick überraschend, führt hier Stomil mit 17,4 Prozent das firmeninterne Ranking klar vor Kléber mit 10,7 Prozent an. Michelin (9,0 Prozent) und Taurus (8,2 Prozent) folgen fast gleichauf. Die Erklärung für diese Reihenfolge ist der hohe Anteil Diagonalreifen, der nach wie vor im Ersatzmarkt verkauft wird. Und an diesem Marktsegment partizipiert Michelin Deutschland nur noch mit den im polnischen Werk Olsztyn gebauten Stomilreifen mit 20,5 Prozent Marktanteil. Alle anderen Konzernmarken sind schon seit längerem komplett auf die Radialbauweise umgestellt. Deshalb ist die Vormachtstellung in diesem Segment mit rund 59 Prozent Marktanteil noch ausgeprägter. Nahezu zwei von drei in Deutschland verkauften Ra- dial-Treibradreifen im Ersatzgeschäft tragen eines der vier Konzern-Markenembleme. In diesem Segment liegt Kléber mit 16,4 Prozent vor Stomil (15,8 Prozent), Michelin (13,8 Prozent) und Taurus (12,5 Prozent). Bei den rund 170 000 AS-Reifen, die in der Erstausrüstung in den großen deutschen Traktorenwerken in Mannheim, Lauingen und Marktoberdorf montiert werden, sind die Kräfteverhältnisse ähnlich wie im Ersatzmarkt für Radialreifen verteilt. Diagonalreifen werden in der Erstausrüstung nur noch in einer verschwindend kleinen Stückzahl verbaut. AGRARTECHNIK: Eine Multi-MarkenStrategie macht nur Sinn, wenn die Produkte so genannte USP´s, also Alleinstellungsmerkmale aufweisen. Wie grenzen Sie die einzelnen Marken des Konzerns untereinander ab? Rolf Schlee: Wir positionieren die Produkte, die wir unter den verschiedenen Marken vertreiben, ganz eindeutig gegenüber dem Wettbewerb. Michelin, als weltweit bekannteste Marke, hat technisch gesehen die leistungsfähigsten Produkte, die für jeden Markt, jeden Einsatz und jede Maschine passen. Kléber ist dagegen eine rein europäische Marke mit einer sehr hohen Akzeptanz auf dem deutschen Markt. Das professionelle Produktprogramm, sowie das gebotene Preisniveau liegt nur geringfügig unter dem von Michelin. Taurus und Stomil zielen hingegen auf eine andere Käuferschicht. Mit Taurus bieten wir zuverlässige Radialtechnologie zu einem erschwinglichen Preis, der dem Handel einen guten Rohertrag ermöglicht. Mit Taurus sind wir besonders stark im Pflegereifenbereich. Stomil steht sowohl bei Diagonal- als auch Radialreifen den Billiganbietern gegenüber. Dennoch ist wird es uns gelungen bei Stomil große Zuverlässigkeit und interessanter Preis unter einen Hut zu bringen. Die große Implementreifenpalette ist eine weitere Trumpfkarte. AGRARTECHNIK: Wie sind die einzelnen Marken preislich gestaffelt und wo steht der Wettbewerb? Rolf Schlee: Wenn wir Michelinreifen gleich 100 Prozent setzen, dann liegt Kléber ungefähr bei 95 Prozent. Als Hauptwettbewerber steht hier Pirelli mit einem Preisniveau zwischen 85 und 87 Prozent dagegen. Goodyear ist mit seinen rund 82 Prozent etwas höher positioniert wie Taurus mit 75 bis 80 Prozent. Die Stomilreifen führen mit rund 60 Prozent die AGRARTECHNIK FEB 2001 Rolf Schlee leitet den Geschäftsbereich Landwirtschaftsreifen von Michelin Deutschland bereits seit 1996 und ist damit für die Reifen der Marken Michelin, Kléber, Taurus und Stomil/Olsztyn verantwortlich. Riege der Billiganbieter an. Allerdings unterlaufen Barum oder Gallaxy dieses Preisniveau zum Teil noch deutlich. AGRARTECHNIK: Die hohen Rohölpreise schlagen doch sicher auch auf die Reifenpreise durch, schließlich werden bekanntermaßen für die Produktion eines AS-Reifen bis zu 150 Liter benötigt. Haben Sie die Preise bereits angehoben und wenn ja, um wieviel? Rolf Schlee: Gleich vorweg, wegen der Europäisierung des AS-Marktes haben wir unsere Preise strukturell verändert, da wir im Konzern Euro-Preise einführen mussten. In Abhängigkeit von der Menge erhalten Händler jetzt beispielsweise in Deutschland und Frankreich vergleichbare Preise und Konditionen. Auch wir können uns nicht davor verschließen, dass das Internet die ganze Branche transparenter macht. Für Deutschland bleibt aus diesen Gründen nur eine äußerst moderate Anhebung von etwa einem Prozent übrig. Dies geht sicherlich zu Lasten unserer Wettbewerber, die im Schnitt um bis zu sechs Prozent anheben mussten. AGRARTECHNIK: Wie unsere Reifentests in den letzten zehn Jahren gezeigt haben, liegt das Leistungs- und Komfortniveau der Michelin- und Kléberreifen oftmals nur auf dem der starken Wettbewerber oder nur geringfügig darüber. Wie gelingt es Ihnen dennoch diese Preisabstände am Markt durchzusetzen? Rolf Schlee: Die Zauberworte heißen Produktqualität, Lebensdauer und Service, die es einfach nicht zum Nulltarif geben kann. Der Kunde muss dies einfach mitbezahlen und tut es ja auch, wie die Marktanteile zeigen. Sehen Sie, wenn wir ein neues A 15 M A R K T I N F O R M AT I O N Endkunden zur Verfügung. Hinzu kommen noch drei Personen im klassischen Marketingbereich unter Kirk Milimonka, also Marktuntersuchungen, Preisgestaltung etc. sowie fünf Personen im Produktmarketing. Letztere sind für die technischen Schulungen der Handelspartner oder aber die Meisterkurse zuständig. Die jedes Jahr neu aufgelegten Reifenratgeber der verschiedenen Marken werden ebenfalls von dieser Abteilung bearbeitet. In einem normalen Jahr drucken wir etwa 40 000, in einem Agritechnicajahr 60 000 Stück davon. Für Händler und Außendienstmitarbeiter ist das gesamte Wissen auch auf CD-Rom erhältlich. Das alles verschlingt jede Menge Geld. AGRARTECHNIK: Sind Ihre Wettbewerber deshalb viel stärker mit Anzeigen in den Fachzeitschriften vertreten? Rolf Schlee: Nun, wir können jede Mark nur einmal ausgeben. Denken Sie auch nur einmal an die 60 bis 70 überregional und regional bedeutsamen Messen, die wir beschicken müssen. Hierfür haben wir unser Agro-Mobil für Michelin sowie einen großen Anhänger für Kléber und drei Anhänger mit kleinem Messestand. Die Kunden und Händler erwarten einfach, dass wir vor Ort sind. Die Kosten hierfür sind jedoch beträchtlich. Gleiches gilt für die Unterstützung der Händler. Alleine für die Fahnen und Bänder zur Markenwerbung planen wir jedes Jahr mehr als 50 000 Mark im Etat ein. Die Händler setzen selbst bei diesen Produkten entsprechende Qualität voraus. AGRARTECHNIK: Was hat es mit dem im letzten Sommer eröffneten Service- Michelin ist die Premiummarke in der Konzernhierachie. An sie werden technisch die höchsten Ansprüche gestellt. Stomil behauptet sich in Deutschland äußerst erfolgreich gegen die breite Phalanx der Billiganbieter. Als AS-Spezialist hat Kléber in Deutschland einen tadellosen Ruf: bei Grünland- und Pflegereifen gelten sie als die Technikführer. Taurus ist mit seinem breiten Radialreifenangebot im mittleren Preissegment und inzwischen auch in der Erstausrüstung positioniert. Fotos: Dänzer (2), Werkbilder Seit 1. Juli 2000 ist das Service-Center Landwirtschaft in Karlsruhe in Betrieb. Die acht Mitarbeiter beantworten alle Fragen zu AS-Reifen von Michelin, Kléber und Taurus. In Deutschland, aber auch in ganz Europa ist der Michelin-Konzern Marktführer bei AS-Reifen. Produkt vorstellen, dann ist es wirklich ausgereift. Wir haben in Europa derzeit mehr als 1 000 AS-Reifen im Versuchseinsatz, den Großteil davon in Deutschland. Erst nach etwa zwei Jahren im strammen Test gehen die Reifen in den Markt. Wir haben beispielsweise Betriebe in den neuen Bundesländern, die schaffen mehr als 4 000 Stunden im Mehrschichteinsatz pro Jahr. Außerdem ist das Wort Service im Hause Michelin kein reines Lippenbekenntnis, sondern wirklich mit Leben erfüllt. AGRARTECHNIK: … zum Beispiel? Rolf Schlee: Nehmen Sie nur mal unsere Außendienstmitarbeiter. Den vier regionalen Gebietsleitern Ost, Gunnar Späthe, Nord, Olaff Beck, West, Hajo Metz und Süd, Julius Schlichter, sind jeweils je zwei Mitarbeiter ausschließlich für Michelin und drei bis vier für Kléber unterstellt. Letztere bearbeiten darüber hinaus auch Taurus. Diese 25 Mitarbeiter – halt, mit Stefanie Hermann haben wir auch eine Mitarbeiterin im Außendienst – stehen für verkaufsund technische Beratung sowie Reklamationsabwicklung dem Handel und den 16 AGRARTECHNIK FEB 2001 Center-Landwirtschaft in Karlsruhe auf sich? Rolf Schlee: Parallel zu unseren vier regionalen Gebietsleitern mit ihren Außendienstmitarbeitern haben wir das Service-Center installiert. Unter Leitung von Norbert Krabath stellten wir hierfür ein absolutes Spezialistenteam für Landwirtschaftsreifen zusammen, die zum einen für die gesamte Auftrags- sowie Warenabwicklung und zum AGRARTECHNIK FEB 2001 anderen für technische Beratung zuständig sind. Unter den Service-Nummern 01802-008800 (Telefon) und 01802-008088 (Fax) sind die Mitarbeiter werktags von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Die E-Mail-Adresse lautet: Vertrieb-as@de.michelin.com. AGRARTECHNIK: Sie haben bisher kaum Stomil erwähnt – was ist denn damit? Rolf Schlee: Für Stomil haben wir seit Januar diesen Jahres als exklusiven Vertriebs- und Markenpartner die Firma Bohnenkamp, die auch für Kundendienst und Marketing zuständig ist. Mit den drei Standorten Osnabrück, Landshut und in Mecklenburg ist der Grossist flächendeckend vertreten. Für die anderen Marken arbeiten wir aber auch sehr gut mit Großhändlern wie Wennekamp und Grasdorf zusammen. Insgesamt betreuen wir rund 2 000 Händler. (dd) 17