Jahresbericht als PDF-Datei.

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Jahresbericht als PDF-Datei.
Bischöfliche Stiftung
HAUS HALL
Einrichtungen für
Menschen mit Behinderung
JAHRESBERICHT 2015
Jahresrückblick
Schule
Seite
3
EuLe (Entwicklung unterstützen und Lebens(t)räume eröffnen) Seite
6
Wohnen Seite
12
Arbeit
Seite
16
Altenhilfe
Seite
19
Verwaltung
Seite
22
Stiftung Seite
27
Stiftung Haus Hall in Zahlen
Seite
32
Unterstützte Kommunikation: Wo stehen wir heute? Seite
34
Sterbebegleitung bei Menschen mit Demenz Seite
38
Heilpädagogische Intensivbetreuung (HPI) Seite
41
Belastende Betreuungssituationen: Was bewirkt Fortbildung? Seite
43
Schlussfolgerungen aus der Mitarbeiterbefragung Seite
46
Jubiläen Seite
52
Themenbeiträge
Impressum
Herausgeber:
Stiftung Haus Hall
Tungerloh-Capellen 4, 48712 Gescher
Bilder:
Sven Betz, Maik Büger, Steffi Dünne, Ronja Gärtner,
Simone Grage, Ansgar Höing, Michel Hülskemper, Ulla Pietsch
Redaktion:
Dr. Thomas Bröcheler, Michel Hülskemper
Gestaltung:
Antek Werbekontor
©
Haus Hall, Dezember 2015
Bankverbindung: IBAN: DE40 4015 4530 0053 0003 29
BIC: WELADE3WXXX
Sparkasse Westmünsterland
Internet:
www.haushall.de
An die Eltern, Angehörigen und Betreuer, an unsere Freunde
und Förderer, an unsere Partner in Politik, Wirtschaft und
öffentlicher Verwaltung
Sehr geehrte Damen und Herren,
kein Thema beherrscht die Behindertenhilfe zurzeit so sehr wie die Diskussionen
zu dem angekündigten neuen Bundesteilhabegesetz. Eigentlich war geplant, dass
nach den vielen Anhörungen ein Referentenentwurf zum Jahresende vorgelegt
wird. Weil alles doch komplizierter als
gedacht ist, hat das zuständige Bundessozialministerium angekündigt, einen ersten
Entwurf im Frühjahr 2016 vorzulegen.
Inzwischen werden die Stimmen, die sich
von dem neuen Gesetz eine Neuordnung
der Eingliederungshilfe zum Wohle der
betroffenen Menschen versprachen, immer
leiser. Das liegt vor allem daran, dass echte Leistungsverbesserungen für die meisten Menschen mit Behinderung nicht in
Sicht sind. Dagegen werden die kritischen
Stimmen lauter, die davor warnen, dass die
geplante Neuordnung am Ende wenig verbessert, aber vieles verschlechtert.
Während heute der zuständige Sozialhilfeträger, in unserer Region ist das der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, umfassend für alle Leistungen zum Wohnen, Leben und zur Betreuung zuständig
ist, soll dies zukünftig aufgeteilt werden.
Zwar plant der Gesetzgeber, dass sich die
unterschiedlichen Leistungsträger für Ein-
gliederungshilfe, Grundsicherung, Pflegeleistungen usw. miteinander abzustimmen
haben. Aber aus Erfahrung wissen wir, dass
das meistens nicht so gut gelingt, wie es
in den Gesetzen geschrieben steht. In der
Folge entstehen Leistungslücken, die keiner wollte, aber für die sich trotzdem kein
Leistungsträger zuständig sieht.
Das Bundesministerium verspricht für die
Neuordnung lange Übergangsfristen, damit es zu diesen Problemen nicht kommt.
Es weist vorsorglich schon einmal auf die
Zuständigkeit der Länder hin, die in ihrem
Bereich die vom Bundesgesetzgeber gewollte Neuordnung der Behindertenhilfe
zu regeln haben. Wenn es dann nicht so
läuft wie gedacht, wird man in Berlin behaupten, der schwarze Peter läge bei den
Ländern.
Das neue Gesetz soll im kommenden
Jahr im Bundestag verabschiedet werden
und 2017 in Kraft treten. Sobald der Gesetzesentwurf vorliegt und noch vor der
endgültigen Beschlussfassung müssen wir
uns intensiv mit den Neuregelungen und
insbesondere den daraus resultierenden
Wirkungen auseinandersetzen. Ganz wichtig wird dann sein, dass Angehörige und
Einrichtungen zusammen das Gespräch
mit den Bundestagsabgeordneten suchen.
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In solchen Gesprächen gelingt es am besten, den Politikern unsere begründeten
Sorgen zu vermitteln. Alle wollen das Beste für Menschen mit Behinderung, aber
es zu wollen alleine reicht nicht. Es muss
auch getan werden.
Ich hoffe auf Ihre Unterstützung.
Ihr Dr. Thomas Bröcheler, Direktor
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Schule
Bewährungsprobe bestanden
Werden sich alle Planungen für den Schulneubau auch als gut und richtig bestätigen? Wird die neue Schule ein guter Ort
für das Leben und Lernen sein, so wie wir
uns das gewünscht und lange erhofft haben?
Nach dem ersten Jahr im neuen Schulgebäude können wir sagen: Die Schule ist ein
wunderbarer Ort! Alle Entscheidungen, die
in einem langen und äußerst intensiven
Planungsprozess getroffen wurden, haben
sich als gut und richtig bestätigt: die größer bemessenen Klassenräume und Gruppenräume, die Ebenerdigkeit aller Klassenräume mit den jeweils klasseneigenen
Terrassen, die breiten Flure mit ihrer hohen
Aufenthaltsqualität, das lichtdurchflutete
Foyer, die zum Foyer hin offen gestaltete
Mensa, der Innenhof mit seiner ganz besonderen Atmosphäre. Gestalterisch wie
funktional ist alles auf das Beste gelungen, sei es die farbenfrohe Möblierung in
der Mensa und im Innenhof oder der sehr
wirksame Schallschutz.
Auch die große neue Sporthalle eröffnet
uns ganz neue Möglichkeiten. Darüber
sind wir sehr froh.
Hohe Schülerzahlen
Dennoch bietet die neue Schule mit ihren 16 Klassenräumen nicht Platz für alle.
Trotz aller anders lautenden Prognosen
sind die Schülerzahlen konstant hoch.
Deshalb hat eine Klasse ihren Ort weiterhin im Haus der Wohnstätte Stephanus.
188 Schülerinnen und Schüler zählte die
Schule zum Schuljahresbeginn 2015/
2016. Wir haben zum Schuljahresbeginn
12 I-Männchen in unsere Schule aufgenommen und ebenso viele so genannte
Seiteneinsteiger von anderen Förderschulen oder Rückkehrer aus der Inklusion.
Wir hatten viele Gäste
Dass mit der neuen Schule ein so schöner
Ort entstanden ist, hat sich schnell herumgesprochen. Und so waren wir auch für
ganz viele und ganz unterschiedliche Anlässe ein guter Gastgeber. In den Osterferien haben wir einer Väter-Kinder-Gruppe
aus der Gemeinde St. Andreas in Velen, die
sich im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung unter dem Motto „Survival mit
Jesus“ zwei Tage lang zu Fuß auf den Weg
gemacht hatte, ein gutes Quartier bieten
können. Für das Kennenlerntreffen einer
5er-Klasse der Gesamtschule Gescher haben wir gerne das Foyer und die Mensa
bereitgestellt. Erwachsene Bewohnerinnen
und Bewohner aus verschiedenen Wohnbereichen der Stiftung Haus Hall konnten ihre Wohnbereichsfeste in der neuen
Schule feiern. Und nach dem Sonntagskonzert mit der Euregio Big Band im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten war
die Schule zwei weitere Male der ideale
Ort für ein Haus Haller Sonntagskonzert.
So im April für den Frauenchor ANCHORA
aus Nottuln und im Oktober – quasi als
Heimspiel - für unsere Lehrerband „Pommes Connection“, die wiederum einen
rundum begeisternden Auftritt hatte und
deren Fangemeinde immer größer wird.
Altes Gebäude, neue Nutzungen
Mit dem Freiwerden des alten Schulverwaltungsgebäudes konnten wir im ehema-
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ligen Lehrerzimmer den von den Schülern
lange ersehnten Schüler-Pausenraum einrichten als Treffpunkt zum Verweilen und
als Ort zum „Chillen“ für die morgendlichen und mittäglichen Pausen. Ebenso
bietet der Schüler-Pausenraum Möglichkeiten für Schüler, die einmal kurzzeitig
„Abstand“ von ihrer Klasse brauchen. Finanzierbar war die Einrichtung mit gemütlicher Sofaecke, Lesebereich und PC-Ecke
durch eine großzügige Spende sowie den
Erlös beim Frühlingsfest des Edeka-Centers
in Coesfeld, das wir mitgestaltet hatten mit
Live-Musik unserer Schüler-Lehrer-Gruppe
„Pfeif-drauf“ und mit der Betreuung eines
Verköstigungsstandes sowie der Tombola.
Im ehemaligen Schulleiter-Büro konnten
wir einen nach dem TEACCH-Konzept gestalteten Raum für die spezielle Förderung
von Schülern mit Autismus einrichten. Und
im ehemaligen Sekretariat hat nun endlich
ein Medienraum mit einer umfangreichen
Mediensammlung zu den verschiedensten
unterrichtlichen Themen einen guten Ort
gefunden.
Fehlende Schwimmmöglichkeiten
Ein großer Verlust ist für uns die zum
Schuljahresende 2014/2015 aufgrund des
schlechten baulichen und technischen Zustands erfolgte unausweichlich notwendige Schließung unseres Schwimmbades.
Zwar haben wir mit dem CoeBad in Coesfeld einen guten Ort für das Schulschwimmen gefunden; auch gibt es in einer physiotherapeutischen Praxis in Gescher einige Möglichkeiten. Wir können aber mit
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diesen Angeboten derzeit bei Weitem nicht
allen Bedarfen entsprechen. Insbesondere
für Schüler mit schweren Behinderungen
sind Angebote der Wassererfahrung von
uns kaum mehr gestaltbar.
Der Bau eines neuen Schwimmbades wird
wohl für lange Zeit Vision bleiben. Potenzielle Fördergeber sind im Zuge der Inklusionsdebatte und mit ihrer zunehmend
kritischen Sicht gegenüber Komplexeinrichtungen nicht bereit, sich an der Errichtung eines neuen Schwimmbades auf dem
Stiftungsgelände substanziell zu beteiligen. Und für die Stadt Gescher ist in Zeiten einer drohenden Haushaltssicherung
ein gemeinsam betriebenes Schwimmbad leider keine Option.
Höhepunkte im Schulleben
Natürlich war auch im zurückliegenden
Jahr das Schulleben reich an Höhepunkten.
Erwähnt seien hier die große Karnevalsfete
in der Disco „Fabrik“ in Coesfeld, das Maifest mit der jährlichen Ehrung der Schülerinnen und Schüler, die das Sportabzeichen
erworben haben, das von unserer Schule
ausgerichtete große Sportfest der vier
Förderschulen für geistige Entwicklung im
Kreis Borken, spannende Fußballturniere
oder das für viele unserer Schüler wieder
erfolgreiche Schwimmfest in Bocholt. Für
viele Schüler aus den Mittelstufenklassen
war der Besuch einer Vorstellung des Theaterstücks für Kinder „Der einsamste Ort der
Welt“ im Theater Münster ein besonderes
Erlebnis. Erlebnisreich war auch die Fahrt
zum Phantasialand nach Brühl, die die Koordinatorin für das Ehrenamt mit aktiver
Unterstützung ehrenamtlicher Helfer für
über 50 Schüler organisiert hatte.
Für zwölf Schülerinnen war am 17. Juni
der Tag der Schulentlassung. „Ich lass die
Schule hinter mir, ich hab die Zukunft im
Visier“. Dies war das Motto, mit dem sie
vertrauensvoll den Schritt aus gewohnten Lebensräumen in die Zukunft wagten
und das in der festlichen Gestaltung der
Entlassfeier seinen Ausdruck fand. Ermutigend war an diesem Tag auch wieder der
große Zuspruch, den wir durch die Eltern
und Angehörigen der Entlassschüler erfahren konnten. Das tut gut in Zeiten, in denen die Förderschulen von der Politik und
von vielen gesellschaftlichen Gruppen als
„Auslaufmodell“ gesehen werden.
Johannes Nondorf, Schulleiter
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| E | u | L | e | – Entwicklung unterstützen und Lebens(t)räume eröffnen
Frühförderung
Die gestiegene, starke Nachfrage durch
Familien im Kreis Coesfeld führte zuletzt
auch zu Wartezeiten, weil die Frühförderung mit den Kapazitäten an Grenzen
geriet. Das wird sich normalisieren, wenn
Familien entlassen werden können.
Auch die integrativen Eltern-Kind-Spielgruppen Simsalabim in Coesfeld erleben
eine ungebrochene Nachfrage, so dass
manche Familien sich schon sehr früh vorsorglich anmelden. In Gescher wird ebenfalls seit einiger Zeit eine integrative Eltern-Kind-Spielgruppe nach dem gleichen
Konzept angeboten. Neu ist das Angebot
einer integrativen Spiel- und Bewegungsgruppe in Coesfeld.
Das Projekt „Schulung und Qualifizierung
von Eltern und Erziehern nach der Marte
Meo Methode“ in Kooperation mit Kindergärten und dem Kreisjugendamt im Kreis
Coesfeld war ein voller Erfolg. Einige Teilnehmer werden jetzt einen Aufbaukurs
absolvieren und für andere Interessierte
wird eine Wiederholung angeboten. Eltern
können sich ebenfalls informieren und
beraten lassen.
Integrative Kita St. Antonius
Im aktuellen Kindergartenjahr werden
20 Kinder mit Behinderungen im heilpädagogischen Bereich und 46 Kinder
im Regelbereich betreut, davon zwei im
Rahmen einer Einzelintegration. Schon im
Frühjahr hatte sich deutlich gezeigt, dass
die Betreuungserfordernisse von Kindern
mit heilpädagogischem Bedarf zugenommen haben, so dass die Mitarbeiterinnen
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an Grenzen kamen, den unterschiedlichen
Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Deshalb wurde zusätzliches Personal
eingestellt.
Neue Kita in Coesfeld
Im Sommer hat in Klassenräumen der
Fröbelschule der Betrieb der neuen Kita
in Coesfeld begonnen. Das Team besteht
derzeit aus drei Mitarbeiterinnen und zwei
Praktikantinnen. In zwei Gruppen stehen
dort 40 Plätze zur Verfügung, davon bis
zu zwölf Plätze für Kinder ab zwei Jahren. Derzeit sind noch Plätze frei. Es ist
aber damit zu rechnen, dass die Kita zum
nächsten Kindergartenjahr 2016/2017 voll
belegt ist.
Diese Lösung ist als Übergang bis zur Fertigstellung eines Neubaus gedacht. Nachdem das zunächst vorgesehene Baugrundstück am Gerlever Weg aus Gründen des
Wasserschutzes nicht bebaut werden darf,
muss nun ein neues Grundstück gefunden
werden.
Treffpunkt Mensch
Im Zuge der Inklusion an Schulen gibt es
zunehmend Anfragen zur Schulassistenz
an Regelschulen. Schulassistenten vom
Treffpunkt Mensch begleiten seit vier
Jahren einen Schüler mit Behinderung an
der Schule in Gescher. In diesem Jahr sind
drei weitere Schüler an Schulen in Lette
und Gescher hinzugekommen, so dass inzwischen sechs Schulassistenten für vier
Schüler tätig sind.
Im Kursprogramm des Treffpunkt Mensch
wurde erstmals ein Wohntraining für Ju-
gendliche und junge Erwachsene angeboten, die dort lernen und üben, was man
zum selbständigen Wohnen in einer eigenen Wohnung können muss.
Das Schwimmbad musste zum größten
Bedauern aller Nutzer zum 30.06.2015 geschlossen werden. Für schwerbehinderte
und alte Menschen, die nicht in öffentliche Schwimmbäder schwimmen gehen
können, ist geplant, im Bereich der Physiotherapie ein Angebot mit Unter- und Überwassermassage aufzubauen.
Tagesstrukturierende Maßnahmen
Mit dem Einzug in das Haus am Schwanenteich haben einige Senioren die Tagesgruppen verlassen. Eine Tagesgruppe
befindet sich inzwischen im gelben Haus
in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus
am Schwanenteich. Eine andere Tagesgruppe ist vorübergehend in den Räumen
der ehemaligen Gertrud-Gruppe untergekommen. Die dritte Gruppe in Gescher ist
im Freizeithaus geblieben und im Glashaus
in der Marienburg in Coesfeld hat die dortige Tagesgruppe ihren Ort.
Für die Senioren im Haus am Schwanenteich und die Gäste der Kurzzeitpflege
organisiert das Team der Sozialbetreuung
inzwischen begleitende Gruppen- und Beschäftigungsangebote werktags an Vormittagen und Nachmittagen. Vier Betreuungsassistenten (nach § 87b) haben im
Sommer ihre Tätigkeit aufgenommen und
sichern zusätzlich individuelle Alltagsbegleitung für die Bewohner des Hauses am
Schwanenteich.
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Ambulant Betreutes Wohnen
Im vergangenen Jahr ist die bisherige
Außenwohngruppe Edith Stein in eine
Hausgemeinschaft im Ambulant Betreuten
Wohnen umgewandelt worden. Einige der
dort wohnenden Personen sind umgezogen
in andere Wohngruppen, andere sind dort
geblieben, haben ihre Wohnung gemietet
und werden nun ambulant betreut. Einige
vertraute Mitarbeiter sind ebenfalls ins
Ambulant Betreute Wohnen gewechselt
und werden dort die Betreuung weiterhin
sichern.
Im kommenden Jahr werden weitere Schritte folgen, um den Wandlungsprozess von
stationären Plätzen in ambulante Betreuung fortzusetzen. Ein Appartementhaus
in Coesfeld und ein Appartementhaus in
Ahaus sollen im nächsten Jahr fertiggestellt werden.
Schutzkonzept zur Gewaltvorbeugung
Nach der geltenden Präventionsordnung
des Bistums Münster müssen Einrichtungen ein Schutzkonzept zur Vorbeugung
gegen Gewalt erarbeiten. Ein solches Konzept ist auch für die Stiftung Haus Hall
erstellt und ins Qualitätshandbuch der
Stiftung aufgenommen worden. Darin finden sich insbesondere grundsätzliche
Aussagen und Erläuterungen zu folgenden Themen: Gewaltrisiken, Auswahl
geeigneter Mitarbeiter, Verhaltensgrundsätze, Dienstanweisungen und Verfahrensbeschreibungen, Beschwerdewege und
Ansprechpartner, Fort- und Weiterbildung, Maßnahmen zur Stärkung von minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen.
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Beratung und Therapie
Die Psychologen, Heilpädagogen und Sozialpädagogen stehen allen Einrichtungen
der Stiftung zur Beratung zur Verfügung.
Sie unterstützen auch die Hilfeplanung,
zum Beispiel bei Neuaufnahmen oder
bei Umzügen. Außerdem arbeiten sie bei
Fortbildung mit. Drei von ihnen haben als
ausgebildete Deeskalationstrainer in den
vergangenen Jahren 400 Mitarbeiter in
systematischer Deeskalation geschult.
Mit den Präventionsschulungen zur Vorbeugung von Gewalt wird ein weiterer
fachlicher Schwerpunkt hinzukommen.
Fortbildung: 40 Jahre
Im November feierte die Abteilung Fortbildung in einer kleinen Feststunde ihr
40-jähriges Jubiläum mit Gästen. Viele
Menschen haben seit Jahren dazu beigetragen, dass sich die Mitarbeiter der
Stiftung fachlich stetig weiter entwickeln
können. Zu den „Aktiven“ zählen nicht
nur die externen Referenten, sondern genauso fachlich versierte Mitarbeiter von
Haus Hall, die Fortbildungen für Kollegen
gestalten, außerdem die vielen Personen,
die im Hintergrund dafür sorgen, dass die
Rahmenbedingungen stimmen.
Neu ist die Einführung von E-Learning bei
Pflichtschulungen (Kurse zu Brandschutz,
Infektionsschutz und Datenschutz am
Computer). Ziel war, mehr Flexibilität für
Mitarbeiterinnen und für die Organisation
dieser Fortbildungen zu ermöglichen. Bis
Ende 2015 sollten alle Mitarbeiter die für
sie vorgesehen Pflichtschulungen durchlaufen haben.
Im Zusammenhang der verstärkten Bemü-
hungen zur Vorbeugung gegenüber den
Gefahren von Gewalt sind in 2016 eintägige Schulungen für Mitarbeiter geplant.
Ein neues Kreuz für die Kirche
Eine kleine Projektgruppe mit Vertretern
von Betreuten und Mitarbeitern hatte in
Zusammenarbeit mit der Seelsorge und
dem Künstler Udo Mathee aus Coesfeld ein
neues Kreuz für unsere Kirche ausgewählt,
das nach dem Entwurf des Künstlers dann
in unseren Werkstätten gefertigt wurde.
Die bisherige Symbolik des durch Leid und
Tod „gegangenen“, „erhöhten und verklärten Christus“, der durch die Gestaltung der
Arme und den Ausdruck des Hauptes einen
einladenden und bergenden Eindruck vermitteln kann, sollte dabei erhalten bleiben.
In der Projektgruppe war intensiv diskutiert
worden, wie das Kreuz gestaltet werden
müsste, beispielsweise was sich in der Neigung des Kopfes ausdrücken lässt. Es sollte
eben nicht der abgehobene Christus symbolisiert werden und es sollte auch nicht
das Leiden im Vordergrund stehen, sondern
„Christus, der Hoffnung auf neues Leben
jenseits der Todesgrenzen macht“. Im Ergebnis dieses Prozesses, der für die Beteiligten etwas Besonderes war, ist ein Kreuz
entstanden, das dazu herausfordert, es aus
verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Das neue Kreuz, dass über dem Altar aufgehängt ist, wurde am 1. November der Gemeinde vorgestellt.
Seelsorge: Wechsel
Ende Juli wurde Josef Bücker nach 36 Jahren im Dienst der Seelsorge in Haus Hall in
den verdienten Ruhestand verabschiedet.
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Monika Schmidt hat als neue Seelsorgerin
Anfang November ihre Tätigkeit aufgenommen.
Fachforum Palliativ-Versorgung
Mitarbeiter, die sich mit den fachlichen
Fragen der Begleitung am Ende des Lebens
beschäftigen oder sich speziell weitergebildet haben, waren im Frühsommer 2015
zu einem Fachforum „Palliativversorgung“
eingeladen. Palliativ Care bezeichnet alle
Bereiche der Versorgung Schwerkranker
und Sterbender, insbesondere Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit. Es
ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung: durch Vorbeugen
und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges
Erkennen, untadelige Einschätzung und
Behandlung von Schmerzen sowie anderer belastender Beschwerden körperlicher,
psychosozialer und spiritueller Art (WHO
2002).
Die Teilnehmer des Fachforums stellten
fest, dass die Stiftung Haus Hall schon
vieles gut macht, z.B. die Möglichkeit
bietet, in der vertrauten Umgebung zu
sterben, unter Einbeziehung von Mitbewohnern und Angehörigen. Positiv hervorgehoben wurden: der offene Umgang
mit dem Sterben, die vielen vorhandenen
Kompetenzen, die Unterstützung durch
die Seelsorger und die Berücksichtigung
der Grenzen, Sorgen und Ängste von Mitarbeiterinnen. Verbesserungsbedarf wurde gesehen bei der Schmerztherapie, der
Linderung von Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen, bei der Zusammenarbeit mit Palliativärzten und beim Umgang
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mit den Wünschen und Vorstellungen der
Betreuten einschließlich der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht. Auch
die interne Vernetzung verschiedener Beteiligter sollte noch verbessert werden.
Martin Nolte, Bereichsleiter EuLe
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Wohnen
Wie im letzten Jahr bereits angekündigt,
haben wir das Jahr zur Konsolidierung
aller in den letzten Jahren in Angriff genommenen Umstrukturierungsmaßnahmen genutzt. Und diese Aufgabe hat uns
alle im Bereich Wohnen noch einmal stark
(heraus-)gefordert.
In den vergangenen Jahren haben wir neu
gebaut und neue Häuser bezogen; dabei
sind etliche Bewohner neu aufgenommen
worden und es sind viele Bewohner aus
den bestehenden Wohngruppen umgezogen. Das alles musste aber platzzahlneutral erfolgen und so hieß es jetzt, die
zusätzlich notwendige Reduzierung der
Platzzahlen umzusetzen. Dafür haben wir
drei Ansätze in den Blick genommen: die
Schließung ganzer Wohngruppen, die Umwandlung von Wohngruppen verbunden
mit einer deutlichen Platzreduzierung und
Reduzierungen einzelner Plätze.
Schließung von Wohngruppen
Durch den Bezug der neuen Wohnstätten,
den Auszug weiterer Bewohner ins Ambulant Betreute Wohnen und durch die
damit verbundenen Umzüge hat es viele
freie Plätze in verschiedenen Wohngruppen gegeben, die für unterschiedlichste
Bewohner geeignet waren. Trotzdem hat
sich am Ende aller Überlegungen herauskristallisiert, dass wir insgesamt drei
Wohngruppen aus dem Wohnbereich (WB)
Ferdinand-Kolbe-Platz schließen konnten:
die Noah-Gruppe, die Michael-Gruppe
und die Irmgard-Gruppe. Alle Bewohner
und Mitarbeiter haben neue Wohn- bzw.
Arbeitsmöglichkeiten gefunden, die für sie
gut und angemessen sind. Während die
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meisten Bewohner sich schnell dem Neuen zuwandten, war die Auseinandersetzung mit dem Abschied für die Mitarbeiter
deutlich schwerer, vor allem weil dies immer alle und nicht nur einzelne betraf und
weil es für das System der Wohngruppe
jeweils endgültig war. Es musste von den
Mitarbeitern ja sozusagen jeweils ein ganzes System – „ihre“ Gruppe - „abgewickelt“
werden.
Umwandlung von Wohngruppen
Durch den Bezug von Haus am Schwanenteich wurden im WB Nordplatz (Haus
am Wald und Haus am Wasser) die Räume
zweier Wohngruppen frei. Darüber hinaus
konnte eine weitere Wohngruppe in den
WB Ferdinand-Kolbe-Platz umziehen. Dadurch bekamen wir die Möglichkeit, die
beiden Häuser sukzessive zu renovieren
und dabei das Konzept heilpädagogischer
Intensiv-Gruppen (HPI) in drei Gruppen
umzusetzen. Eine HPI wird mit nur sechs
Plätzen geführt – eine deutliche Reduzierung gegenüber bisher zehn Plätzen im
Haus am Wald und Haus am Wasser. Die
Renovierungen werden erst im Sommer
2016 abgeschlossen sein. Dann werden
im Haus am Wasser außerdem noch drei
Kinder- und Jugendgruppen zu finden sein,
auch mit nur jeweils sieben Plätzen.
Eine weitere Umwandlung ist von uns aus
in Planung, aber leider gibt es dazu noch
nicht die Zustimmung des Kostenträgers:
Die Wohnstätte Stephanus wollen wir umwandeln und zukünftig im Rahmen des
Ambulant Betreuten Wohnens führen. Die
baulichen Gegebenheiten sind dafür ideal,
weil das Haus ursprünglich als Mitarbei-
terwohnheim gebaut wurde: alles Einzelzimmer mit kleinem Bad und Kochmöglichkeit, die Lage direkt an der Berkelbrücke und somit am Stadtrand von Gescher.
Reduzierung einzelner Plätze
Neben den beiden oben genannten Maßnahmen haben wir an vielen Stellen – da
wo es wirtschaftlich machbar erschien –
noch einzelne Plätze reduziert, beispielsweise in allen Wohngruppen im Haus
am Wald und in einzelnen Gruppen in
der Marienburg in Coesfeld. Diese Vorgehensweise kommt schnell an ihre Grenze,
wenn es um die erforderliche Personalbesetzung für eine Wohngruppe geht, denn
die Betreuung soll sich natürlich nicht verschlechtern. Wir können uns noch weitere
Wohngruppen vorstellen, bei denen eine
Reduzierung um einen Platz sinnvoll ist,
weil beispielsweise der Betreuungsaufwand der Bewohner sehr hoch ist und eine
Person weniger eine deutliche Entlastung
darstellen würde. Aber dies erfordert ein
enges Zusammenspiel von Betreuungskonzept (etwa hinsichtlich der Tagesstruktur
und –betreuung) und Personalkonzept.
Deshalb ist dieser Prozess ein eher längerfristig angelegter. Er wird uns in den
nächsten Jahren noch beschäftigen, auch
im Zusammenhang mit den demographischen Fragen, vor denen wir bei der gegebenen Altersstruktur unserer Bewohner
stehen.
Alles muss sich neu ordnen
Psychologisch betrachtet haben uns die
Prozesse der vergangenen gut sechs Jahre viel Kraft gekostet. Alle Beteiligten -
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Bewohner und Mitarbeiter - sind froh
darüber, dass jetzt die meisten Umstellungen erledigt sind und erst einmal wieder Ruhe einkehren kann, bevor weitere
Maßnahmen, wie der Bau einer weiteren
dezentralen Wohnstätte in Marl, auf uns
zukommen. So hoffen wir zumindest.
Finanziell haben uns diese Prozesse gerade im vergangenen Jahr einiges gekostet
– was zu erwarten war. Solche Maßnahmen gelingen nicht ohne Leerstände und
freie Plätze bei gleichzeitig zunächst weiter bestehenden Mitarbeiterstrukturen und
-zahlen. Es gab im Zusammenhang mit allen Veränderungen, Gruppenschließungen
inbegriffen, keine Kündigungen.
Deshalb: Alles muss sich neu ordnen
und muss sich setzen. Die Arbeit in der
Wohnstätte Tisa (bezogen im Januar) und
im Haus am Schwanenteich (November
2014) entwickelt sich. Teams, Strukturen
und Alltagsroutinen finden sich – in den
neuen Wohnstätten und Wohngruppen,
aber auch in den alten, neu zusammengesetzten Teams. Die Bewohner orientieren sich neu in ihren Wohngruppen, oft
auch an neuen Standorten. Die im letzten
Jahr neu eingeführte Form der Beteiligung der Bewohner an der Betreuungsplanung muss sich setzen, in den Köpfen
festsetzen, als grundsätzliche Haltung
entwickeln und selbstverständlich werden. Auch die Konsolidierung der wirtschaftlichen Zahlen ist wieder stärker in
den Blick zu nehmen. Und: Fachliche Konzepte sind zu überarbeiten oder neu zu
erstellen.
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Was uns beschäftigen wird
Die Bewohner werden älter und gebrechlicher. Wir werden mit mehr Todesfällen
nicht nur im Haus am Schwanenteich
rechnen müssen. Und wir sind gefordert,
Sterbebegleitung und Palliativ-Versorgung
noch intensiver als bisher in den Blick zu
nehmen.
Neue Bewohner sind in der Regel schwerer
behindert oder psychisch, sozial-emotional
belasteter. Sie sind damit herausfordernder
für uns. Wir sind gefordert, ihnen einen
individuell angepassten Lebensraum und
Beziehungen anzubieten, damit sie sich
wohlfühlen und mit ihren Möglichkeiten
ein gutes Leben führen können.
Die Mitarbeiter werden älter (ein Drittel ist
50 Jahre und älter) und die Belastungen
der Arbeit mehr. Wir sind gefordert, weiterhin gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit auch nach Jahren die Freude
an der Arbeit und die Bereitschaft nicht
nachlässt, in eine akzeptierende und annehmende Beziehung zu den Bewohnern
zu treten.
Die ordnungspolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen uns
unter Druck. Wir sind gefordert, Antworten
zu finden, die Bewohnern und Mitarbeitern
weiterhin Raum für Entwicklungs- und
Entfaltungsmöglichkeiten geben.
Die politischen Forderungen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen bauen
hohe Erwartungen auf Teilhabe und Inklusion auf. Wir sind gefordert, deutlich
zu machen, dass „Inklusion light“ – nur
für sozial und kommunikativ kompetente
Menschen mit Behinderung – zu neuer
Exklusion für die Schwächsten der Gesellschaft führt.
Bei all dem begleitet uns ein Gedanke unseres Leitbildes, der für die Stiftung gesprochen, inzwischen aber ganz besonders
für den Bereich Wohnen mit seinen vielen
Standorten gilt: „Wir sorgen dafür, dass in
der weitverzweigten Stiftung das Wichtigste bleibt: der Wert der Nähe zwischen
Menschen.“
Stephanie Pohl, Bereichsleiterin Wohnen
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Arbeit
Stagnation: Dieser Begriff beschreibt unsere derzeitige Situation - bezogen auf die
Zahl der in den Werkstätten arbeitenden
Menschen. Trotzdem müssten wir flächenbezogen wachsen. Diese paradoxe Situation lässt sich erklären.
Die Hilfebedarfe der Menschen in den
Werkstätten steigen. Dies liegt zum einen
an den normalen Alterungsprozessen. Die
vorhandenen Ressourcen an Pflege- und
Ruhemöglichkeiten reichen dafür nicht
mehr aus. Die Hilfebedarfe der neu zu uns
kommenden Menschen sind heute durchschnittlich höher als vor Jahren. Es werden mehr Einzelarbeitsplätze, Einzelräume
oder Plätze für Kleingruppen benötigt. Bestehen diese Möglichkeiten nicht, steigt
sofort der Personalbedarf, wobei sich fehlender geeigneter Raum nicht immer durch
mehr Personal heilen lässt. War dieser Zusammenhang bisher bei der Begleitung
von Menschen mit herausforderndem Verhalten schon immer im Bewusstsein, wird
er bei der Begleitung von Menschen mit
psychischer Behinderung ebenfalls zunehmend notwendig.
Dezentral versus zentral: Das sind die beiden Schlagworte, die den Veränderungsprozess der letzten Jahre in unserer Arbeitsorganisation am besten beschreiben.
Dezentral sind die Werkstätten schon lange hinsichtlich ihrer Standorte organisiert.
Das galt auch für Vertrieb und Produktion.
Bedingt durch eine steigende Komplexität
stellte sich für uns die Frage nach einer
anderen Organisationsform im Vertrieb.
Hier haben wir uns eindeutig für eine zentrale Position entschieden, die mit mehr
und spezifischerem Know-how auf die An-
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forderungen der Kunden reagieren kann.
Als Folge stellen sich aber auch deutlich
höhere Anforderungen an eine vernetzte
Produktionssteuerung mit neuen Kommunikationsstrukturen: Wer klärt wann was
mit wem?
Eine wesentliche Anforderung ist, dass
an jedem Ort die gleiche Information zur
Verfügung steht. Ist das gewährleistet,
können wir das Potenzial der unterschiedlichen Fachlichkeiten und Kapazitäten an
allen Orten optimal nutzen. Das Scharnier
an dieser Tür ist das ERP-System (Enterprise-Ressource-Planing). Hier müssen alle
kunden- und auftragsbezogenen Informationen zur Verfügung stehen und verwaltet
werden. Gerade bei mitgeltenden externen
Dokumenten ist dies nicht einfach. Deshalb benötigt eine solche EDV-Anwendung
Unterstützung durch ein Dokumentenmanagement. Womit die Aufgabe für 2016
beschrieben ist.
Standort Gescher
Mit 432 Beschäftigten ist Gescher der
größte Standort der Werkstätten. Das
gilt auch für die hier ansässigen Versorgungsbetriebe. Aufgrund einer Leistungserweiterung in der Wäscherei (Umstellung
der Konfektionierung der gewaschenen
Kleidung von Wohngruppen auf einzelne
Bewohner) entstanden zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Für die neuen Arbeitsplätze wurden
Beschäftigten der Werkstätten Praktika
zur Arbeitserprobung angeboten. Das löste einige Wechsel aus, bis jeder seinen
Wunscharbeitsplatz gefunden hatte. Im
Rahmen dieses Prozesses wurden zwei
Montagearbeitsgruppen konzeptionell für
Menschen mit einem höheren Hilfebedarf
umgestellt. Die Umbauarbeiten in der Wäscherei und die genannten Veränderungen
sollen Ende Januar 2016 abgeschlossen
sein.
Standort Velen
In Velen wurde das 25-jährige Jubiläum
des Standortes gefeiert. 1990 starteten
16 Personen, davon 12 Menschen mit
Behinderung als erste Fachabteilung für
Menschen mit psychischen Behinderungen
in den Werkstätten Haus Hall. Heute arbeiten in der InHand Velen und Coesfeld
121 Beschäftigte, in der InHand Ahaus 41,
in anderen Abteilungen und auf Außenarbeitsplätzen weitere 27 Beschäftigte. Mit
insgesamt 189 Beschäftigten ist dies das
16-fache der Zahl von 1990.
Dazu passt eine Angabe der Deutschen
Rentenversicherung aus 2012. 1995 gab
es einen Zugang von 18,6 % von Menschen mit einer psychischen Behinderung
in die Erwerbsminderungsrente, 2012 waren es 42,1 %. Tendenz unverändert. Aus
unserer Sicht hat der Personenkreis einen
stetig steigenden Hilfebedarf und ist mit
demjenigen von vor 10 Jahren nicht mehr
vergleichbar. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die Möglichkeiten unter dem
Schlagwort „Industrie 4.0“ könnten diese
Entwicklung weiter forcieren. Es lohnt sich
darüber nachzudenken, in welcher Welt
wir leben wollen.
Qualifizierung
Eine gute und ausgeprägte Binnendifferenzierung eröffnet Chancen für viele Men-
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schen. Unterstützend braucht es aber auch
eine ebenso gute Qualifizierung, damit aus
einer Chance Wirklichkeit werden kann.
Seit 2007 bieten wir die Qualifikation Führerschein Klasse L an. Mittlerweile haben
wir 50 erfolgreiche Absolventen.
Zwei abgeschlossene und vier laufende
Ausbildungen in Helferausbildungen nach
dem Berufsbildungsgesetz gehören zum
Thema. Auch Staplerführerscheine, mehrtägige Trainings in Sozialkompetenzen
und ein umfangreiches Angebot an Erwachsenenbildung gehören zum Spektrum
der fachspezifischen Qualifikationen.
Neu ist in diesem Jahr die Elektrofachkraft
für festgelegte Tätigkeiten nach DGUV V3.
Sieben Beschäftigte haben ihre Qualifikation an der Technischen Akademie Ahaus
absolviert und werden jetzt unter Anleitung einer Fachkraft die Prüfung aller ortsveränderlichen Elektrogeräte (früher: A3Prüfung) in den Werkstätten durchführen.
Die Entwicklung, Durchführung und Begleitung von Qualifikationen ist eine zusätzliche Belastung im Alltag. Die Zeit
dafür muss in der Regel irgendwo anders
gespart werden oder Kollegen müssen unterstützen.
Der Aufwand ist gerechtfertigt, wenn man
sieht, was die Beschäftigten daraus machen. Dazu gehört auch die Feststellung,
dass uns in den letzten dreieinhalb Jahren
15 Vermittlungen zu externen Arbeitsplätzen gelungen sind.
antwortet nicht alle Zukunftsfragen, ist
aber eine Bestätigung für die Arbeit und
den Einsatz aller Beteiligten. Zur weiteren
Stabilisierung werden die Einkaufs- und
Auftragssachbearbeitung mit den Werkstätten zusammengeführt; die Mitarbeiter
wechseln nach Gescher.
Jürgen Dreyer, Bereichsleiter Arbeit
Integrationsbetrieb unicoe
Nach kundenbezogenen Rückschlägen in
der Startphase wurde planmäßig ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht. Dies be-
18
18
Altenhilfe
2015 sank die Durchschnittsbelegung in
den Altenheimen im Kreis Borken weiter.
So gibt es in einigen Einrichtungen von Bocholt bereits dauerhaften Leerstand. Demnächst eröffnet noch ein Pflegeheim mit
95 Plätzen, dazu kommt eine neue Tagespflegeeinrichtung mit 15 Plätzen. Im vergangenen Jahr zogen dennoch viele neue
Bewohner in das Haus vom Guten Hirten
ein. Es gibt eine recht gute Belegung.
Angesichts der vielen Möglichkeiten, in
Bocholt einen freien Altenheimplatz zu
bekommen, stellt sich die Frage, warum
sich die Bewohner oder ihre Angehörigen
gerade für den Guten Hirten entscheiden.
Qualität – was bedeutet das?
Zwar wurde der Gute Hirte wieder vom
Medizinischen Dienst der Krankenkassen
mit der „Pflegenote“ 1 bewertet, Interessenten wissen aber, dass die Prüfungen
mittlerweile alle gut ausfallen, die Note
also keine Hilfe ist. Die Heimaufsicht prüfte ebenfalls ohne Ankündigung im Mai
zum ersten Mal nach den neuen Richtlinien des Wohn- und Teilhabegesetzes.
Hier gab es keine Note, wohl aber keine
negativen Einträge und nur positive Feststellungen. Andere Prüfungen, wie z. B. die
Brandschau oder Küchenkontrollen durch
das Gesundheitsamt sind ohne Beanstandungen geblieben. Es ist zu vermuten, dass
diese guten Ergebnisse in der Öffentlichkeit eher nicht bekannt sind.
Der Gute Hirte beteiligt sich am Projekt „Ergebnisorientiertes Qualitätsmodell
Münster“ des Diözesancaritasverbandes.
Im Gegensatz zu den anderen Prüfungen
nimmt dieses Modell die Zufriedenheit
19
der Bewohner zentral in den Blick. Aus ihren Wünschen und Bedürfnissen sowie aus
den Hinweisen der Angehörigen ergeben
sich die Arbeitsaufträge für die Mitarbeiter.
Die nachgewiesene Qualität mag schon
eher ein Grund für die vielen Aufnahmeanfragen sein. Das Wohlbefinden der Bewohner spricht sich in der Stadt herum
und wurde im vergangenen Jahr auch sehr
häufig von Angehörigen durch Dankanzeigen in der örtlichen Presse ausgedrückt.
Das hat mehr Substanz als die Liste von
Deutschlands besten Altenheimen, worin
die Zeitschrift „Focus“ den Guten Hirten
Bocholt gerade namentlich erwähnte. Große Werbekampagnen veranstaltet der Gute
Hirte nicht. Es gibt aber weiterhin ein großes Bemühen um gute Mitarbeiter - wie
etwa die 18 Altenpflegeschüler und drei
Hauswirtschafterinnen, die derzeit ausgebildet und nach dem erfolgreichen Abschluss gerne eingestellt werden.
Wichtig ist sicher auch, dass die Mitarbeiter langfristig im Guten Hirten arbeiten,
besonders in der Pflege, wo eine gute Beziehung zu den Bewohnern die Grundlage
erfolgreicher Arbeit bildet. Aber auch in
den anderen Abteilungen: So kehrte die
Hauswirtschaftsleiterin Katrin Uepping
nach einem Jahr in Elternzeit im September als Teilzeitkraft zurück. Ihre Aufgaben
waren vorübergehend an den Küchenleiter
Lothar Mutter und andere Leitungskräfte
im Haus verteilt. Katrin Uepping übernahm
wieder die Leitung der Hauswirtschaft und
kümmert sich nun vor allem um die Qualitätssicherung.
20
Betreuung verstärkt
Für die Betreuung dementer Bewohner
nach § 87 b SGB XI wurden fünf zusätzliche Teilzeitmitarbeiter eingestellt. Die
Erweiterung des Stellenplanes führte zur
Entlastung der Wohngruppen auch in der
Pflege vor allem an Wochenenden und Feiertagen sowie zu schönen neuen Angeboten für die Bewohner. Die Betreuungskräfte sind vielfach ein Bindeglied zwischen
den Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen.
Damit die Zusammenarbeit gestärkt wird,
fand erstmalig eine Weiterbildung gemeinsam mit den hauswirtschaftlichen
Mitarbeitern der Wohngruppen und der
Zentralküche statt: „Aktivierungsangebote
rund um die Speisenversorgung“. Sie bekamen einen neuen Blick auf die Bedürfnisse
der Bewohner, in dem sie beispielsweise
„Essensbiografien“ erarbeiteten, um Speisewünsche besser erfüllen zu können. Die
Mitarbeiter tauschten auch Fachwissen
untereinander aus. So lernten die Kollegen
aus dem Sozialdienst wichtige Grundlagen
der Hygiene und Behandlung von Lebensmitteln, die Hauswirtschafterinnen bekamen Tipps für den Umgang mit dementen
Bewohnern.
Die Teilnehmer der Weiterbildung waren
sichtlich mit Freude dabei und berichteten
von positiven Effekten bei der Abstimmung
untereinander: Die Bestellungen laufen
reibungsloser, doppelte Arbeitswege bzw.
Überschneidungen im Hol- und Bringedienst wurden erkannt und Abläufe koordiniert. Gemeinsam wird das neue Wissen
in die Praxis umgesetzt: Jeden Donnerstag
wird nun in den Wohngruppen mit den Be-
wohnern, Hauswirtschafterinnen und Sozialdienstlern zusammen gekocht. Gerne
auch die beliebten Bocholter Gerichte. Bei
allen ist die Freude groß, wenn es in den
Wohngruppen mal wieder nach Buchweizenpfannkuchen oder Panhas riecht.
Im Sozialdienst gibt es noch weitere Projekte. Eine Mitarbeiterin nimmt gerade an
einer Ausbildung für die seelsorgerische
Begleitung von Bewohnern in Münster teil.
Ein großer Erfolg ist die Einführung von
Reha-Sport für Bewohner in Kooperation
mit einer Praxis für Ergotherapie. Der Zuspruch ist so groß, dass eine weitere Sportgruppe geplant ist.
Fragen und feiern
Der Gute Hirte hatte sich auch an der
Mitarbeiterbefragung der Stiftung Haus
Hall beteiligt. Diese führte zu einem insgesamt positiven Ergebnis. Es wird zurzeit
in den Arbeitsbereichen noch genauer ausgewertet. Einige konkrete Bitten der Mitarbeiter insbesondere zu veränderten Arbeitsabläufen sind bereits erfüllt worden.
Angebotswünsche zur Gesundheitsvorsorge und Weiterbildung liegen ebenfalls vor.
Leider ist eine Teilnahme von Mitarbeitern, die im Schichtdienst arbeiten, nicht
regelmäßig möglich. Gemeinsam mit der
Stadtverwaltung Bocholt, wo auch viele
Schichtdienstler angestellt sind, versucht
die Abteilung Fortbildung deswegen Kurse
zu organisieren, die sowohl vor- als auch
nachmittags stattfinden, um dieses Problem zu lösen. Gleichzeitig ist es durch
die Kooperation mit der Stadt leichter, die
erforderliche Mindest-Teilnehmerzahl der
Kurse zu erreichen.
Das Jahr war nicht durch Baumaßnahmen
geprägt, auch wenn für eine anstehende
Reparatur des Giebels am Altbau die dortige Madonnenfigur durch einen etwas
spektakulären Einsatz mit einem großen
Kran abgenommen wurde. Sie befindet
sich zur Renovierung beim Steinmetz und
soll wieder aufgestellt werden, wenn der
nicht mehr benötigte Aufzug vor dem alten Haupteingang abgerissen ist.
Gefeiert wurde das ganze Jahr über: Geburtstage der Bewohner, die kirchlichen
Feste, Karneval und ein gelungenes Sommerfest. Es gab viele Ausflüge, Besuche
von den Kindergärten, Schulen, von Chören
und Musikern, die das Leben der Bewohner
bereicherten. Besonders schön ist es, wenn
die Musik Jung und Alt zusammenführt.
Lou Dynia gab ein Benefizkonzert im Guten
Hirten, zu dem auch Kinder und Erzieher
des Gerburgisheimes eingeladen waren.
Ein weiterer kultureller Höhepunkt war der
Auftritt von Joana Emetz mit Adax Dörsam. Sie sang ihre Chansons nicht nur auf
Deutsch, Kurpfälzerisch und Französisch,
sondern dieses Mal gemeinsam mit den
Bewohnern sogar auf Plattdeutsch.
Johannes Maria Tepaße, Bereichsleiter
Altenhilfe
21
Verwaltung
Liegenschaftsentwicklung
Der mit dem Inkrafttreten des Bebauungsplans Nr. 84 „Haus Hall“ der Stadt Gescher
vorgesehene Gestaltungsbeirat zur Vorprüfung der Baupläne hat den ersten sieben
Bauvorhaben am Standort Gescher, Tungerloh-Capellen 4 zugestimmt. Daraufhin
konnten vom Kreis Borken bzw. der Stadt
Gescher die ersehnten Baugenehmigungen
ausgesprochen und mit den Bauvorhaben
begonnen werden. Mittlerweile sind die
ersten vier Familien in ihre Einfamilienhäuser eingezogen. Drei weitere Häuser
stehen bereits im Rohbau. Die achte Familie befindet sich in der abschließenden
Planungsphase für ihr Haus in unserem
kleinen Baugebiet am Haller Weg.
Da sich nun auch Mitarbeiter gemeldet haben, die kein ganzes Haus, aber gerne eine
Eigentumswohnung bauen bzw. erwerben
möchten, befassen wir uns auch mit dieser Option. Wir führen die Interessenten
zusammen und prüfen mit einem Architekten die Wohnideen und Vorstellungen
der Interessenten hinsichtlich der städtebaulichen, räumlichen und finanziellen
Realisierungsmöglichkeiten. Wir würden
für diese Option zwei Grundstücke, die
parallel zum Haller Weg liegen, zusammenführen. Angedacht ist zurzeit, ein Gebäude mit sechs Wohnungen auf drei Ebenen mit einem gemeinsamen Treppenhaus
und Aufzug zu errichten.
Regionale Entwicklung
Viele Menschen der Region haben gehört,
dass es die Stiftung Haus Hall in Gescher
und auch an anderen Orten gibt. Wenige Menschen wissen aber genau, wo die
22
Stiftung Haus Hall in den vergangenen
Jahren Leistungsangebote entwickelt und
neue Standorte zum Beispiel für stationäre
Wohnangebote geschaffen hat. In einem
mehrjährigen Dezentralisierungsprozess,
in Umsetzung des Wohn- und Teilhabegesetzes NRW (WTG) zum Abbau von
Mehrbettzimmern und zur Verbesserung
der Wohnqualität sind stationäre Wohnangebote in der Region entstanden: wohnortnah und integriert in die kommunale
und kirchliche Gemeinde. In der Regel wird
auch dort eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung gewährleistet. Im Ergebnis sind in den
vergangenen Jahren einige neue Standorte
außerhalb der bekannten Kerneinrichtungen Haus Hall in Gescher und Marienburg
in Coesfeld entwickelt worden. Entsprechend wurden Plätze in den beiden Kerneinrichtungen abgebaut.
Die Orte der externen stationären Wohnangebote werden von uns entweder als
„Außenwohngruppen“ (AWG) bezeichnet,
die je etwa zehn Plätze für Bewohnerinnen
und Bewohner bieten, oder als „Wohnstätten“ (WS) mit einer Kapazität von bis zu
24 Plätzen. Die nebenstehende Liste gibt
eine Übersicht.
Mit der katholischen Kirchengemeinde St.
Josef in Marl wurde eine Vereinbarung
getroffen, dass die Stiftung Haus Hall
an der Pfarrkirche St. Josef an der Ecke
Bergstraße/Karl-Liebknecht-Straße eine
Wohnstätte mit circa 24 Plätzen errichten
kann.
Die Entwicklung neuer Standorte erfolgt
in Abstimmung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und den in der
Regel an der Finanzierung beteiligten Part-
Wohnstätten und Außenwohngruppen der Stiftung Haus Hall
Genannt ist jeweils das Baujahr und ggf. das Jahr des Umbaus sowie die Zahl der Plätze.
Ahaus
WS Livia
Scheelenkamp 24
2011
24
Bocholt
WS Magdalena
AWG Hildegard
AWG Johannes Paul
Büssinghook 1
Karolingerstraße 65 a
Karolingerstraße 65 b
2010
1902/1996
2001
24
13
12
Coesfeld
AWG Johanna
AWG Anne Frank
WS Hof Schürmann
WS Maria Droste
Kiebitzweide 19
Elisabeth-Selbert-Weg 41
Rotdornweg 49
Laurentiusstraße 43
2005
2003
1997/2010
2006
10
10
21
20
Dorsten
WS Tisa
Glück-Auf-Straße 6 a
2014
24
Gescher
AWG Klara
AWG Paulus
WS Josef Frings
WS Luka
Borkener Damm 19
Katharinenstraße 61
Konrad-Adenauer-Straße 19
Venneweg 9 und 9 a
1999
1995
1965/1996/2007
1998/2011
11
11
19
20
Marl
WS in Planung
Bergstraße
2018
24
Stadtlohn
WS Alexander
Eschstraße 72 - 74
1992/2000
20
Velen
WS Andreas I
WS Andreas II
Bahnhofsallee 55
Schulstraße 56
1962/2008
2014
7
17
23
nern Aktion Mensch und Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW.
Während im stationären Wohnen die
Bewohner ein Wohnangebot mit allumfassender Betreuung erhalten, konzentrieren sich die Unterstützungsleistungen
im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW)
auf bestimmte Lebensbereiche. Bei diesem Angebot mietet sich der Mensch mit
Behinderung eine eigene Wohnung – ggf.
mit unserer Hilfe, ggf. mit unserer Vermittlung, ggf. von der Stiftung - und wird
in festgelegten Lebenssituationen, die er
alleine nicht bewältigen kann, in begrenztem zeitlichem Umfang von Mitarbeitern
unseres Betreuungsdienstes begleitet. Der
individuelle Hilfebedarf wird in vorausgehenden Hilfeplangesprächen mit dem
Kostenträger festgelegt. Die Zeiten zur
Begleitung der einzelnen Betreuten variieren daher je nach Bedarf.
Die Stiftung Haus Hall ist mit allen Leistungsbereichen (Werkstätten, Frühförderung, ABW, FUD, Kindergärten, Altenhilfe…) insgesamt an über 35 Standorten
tätig. Das heißt für die Dienste im Bereich Verwaltung: Gebäude oder bebaubare Flächen finden, mieten, umbauen, sanieren oder ggf. kaufen und eine
hauswirtschaftliche, bautechnische, EDVtechnische, einkaufs- und versorgungslogistische Struktur schaffen und pflegen.
Und eine Verbindung zur „Zentrale“ nur
so weit herstellen, wie es notwendig ist.
Was vor Ort gemacht werden kann, soll
auch dort gemacht werden. Dann sind die
Verantwortlichen vor Ort arbeitsfähig. Die
Wohnstandorte erhalten für ihre Mobilität und Teilhabe am Leben in der Regel
24
ein Fahrzeug für die gemeinschaftlichen
und individuellen Fahrten mit den Betreuten.
Schließung des alten Schwimmbades
Es ist allen Beteiligten nicht leicht gefallen, aber wir hatten keine andere Wahl:
Wir mussten schweren Herzens das alte
Schwimmbad nach rund 40 Jahren Ende
Juni für immer schließen.
Das Schwimmbad war in der Mitte der
60er Jahre gleichzeitig mit den früheren
Flachdachbungalows – heute bereits aufgestockt - errichtet worden. In den ersten
Jahren hatte das Schwimmbad sogar ein
Außenbecken, das bereits in den 80er Jahren verfüllt wurde. In alten Protokollen der
„Hauskonferenz“ ist nachzulesen, dass bereits Ende der 1980er Jahre über eine Sanierung des Hallenbades diskutiert wurde,
weil es sehr einfach war. Darüber hinaus
gab es erhebliche technische Mängel und
so gut wie keine Isolierung an Wand und
Dach. Aus Kostengründen musste bis in die
heutige Zeit auf eine aufwendige Sanierung beziehungsweise auf einen Neubau
verzichtet werden. Immer wieder wurde
in die alte Technik investiert. Das Hallenbad mit dem 6 x 12 Meter großen Wasserbecken wurde vor einigen Jahren sogar
mehrfach an kalten Wintertagen wegen
der hohen Energiekosten ganz geschlossen.
Die hygienischen Anforderungen der Aufsichtsbehörden konnten nur noch knapp
erfüllt werden. Gedanken, Gespräche und
Skizzen für ein neues Hallenbad hatte es
mehrfach gegeben. Aber alle Überlegungen waren nicht finanzierbar. In den letz-
ten Jahren wurde vergeblich versucht, die
Stadt Gescher – ebenfalls ohne Hallenbad
- oder freie Investoren mit ins Boot zu holen: ohne Erfolg.
Dass Wassererfahrung, Spiel und Spaß sowie das Schwimmenlernen eine sehr wichtige Funktion und Bedeutung haben, stand
und steht außer Zweifel. Nicht nur Betreute und Mitarbeiter, auch Gescheraner
Bürger konnten zuletzt über die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kursleitern
das Hallenbad zu abgestimmten Zeiten
gegen eine Kostenbeteiligung nutzen und
Wassergymnastik- und Schwimmlernkurse
besuchen. Damit ist seit dem 30.06.2015
Schluss, leider. Das Hallenbad ist geschlossen. Was in der Zukunft mit dem Gebäude
gemacht wird, ist noch nicht entschieden.
Es gibt verschiedene Überlegungen dazu.
Die bisherigen Nutzergruppen aus den
Wohnbereichen, den Werkstätten, der
Schule, der Kindertageseinrichtung, der
Frühförderung und der Abteilung Freizeit
werden nun Schwimmbäder der Nachbarorte aufsuchen. Insbesondere für Menschen mit schweren Behinderungen wird
das – realistisch betrachtet – nur begrenzt
möglich sein. Die Stiftung will an dem
Vorhaben festhalten, ein neues behindertengerechtes Schwimmbad auf dem Stiftungsgelände zu errichten. Deshalb suchen
wir für die Errichtung und den laufenden
Betrieb weiterhin einen passenden Partner.
Energiedienstleistungsgesetz
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU:
mehr als 250 Mitarbeiter, mehr als
50 Millionen Euro Umsatz) sind nach
dem Gesetz über Energiedienstleistungen
25
und andere Energieeffizienzmaßnahmen
(EDL-G) durch die Bundesregierung im Kontext der europäischen Energieeinsparziele
verpflichtet, bis zum 05.12.2015 entweder
ein Energiemanagementsystem nach DIN
EN ISO 50001 zu installieren oder alle vier
Jahre ein Energieaudit mit einem von der
Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) anerkannten Energieauditor durchzuführen. Die sozialen Unternehmen in der freien Wohlfahrtspflege sind
ebenfalls dazu verpflichtet.
In den vergangen Jahren haben wir gerade an den größeren Standorten mit jeweils
mehreren Gebäuden Verbrauchsmengenzähler installiert, um die Verbräuche an
Strom, Wärme und Wasser je Gebäude
feststellen und ggf. Energie senkende Maßnahmen ergreifen zu können.
Für die Stiftung Haus Hall und deren
Tochtergesellschaften haben wir im Herbst
2015 mit einem Fachingenieurbüro das
Energieaudit durchgeführt: Von unseren
zurzeit 77 Gebäuden wurden 18 im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben untersucht und bewertet. Wir konnten Cluster
von Standorten mit vergleichbaren Verbrauchsprofilen bilden und eine repräsentative Anzahl an Standorten für das Audit
aus den Wohnhäusern, Werkstätten und
allgemeinen Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden auswählen. Im Ergebnis ist
festzuhalten, dass wir gut aufgestellt sind
und unsere Mitarbeiter sich mit den energiepolitischen Zielen identifizieren. Die seit
Jahren durchgeführten Anstrengungen für
Energieeinsparungen durch bauliche, technische und verhaltensbedingte Einflussnahme tragen Früchte. Die Prüfungsergebnisse
26
und die festgestellten Energieverbrauchswerte bestätigen die bislang durchgeführten Maßnahmen. Dennoch sind weitere
Anstrengungen notwendig, um die Energieverbräuche in den geprüften Gebäuden weiter und dauerhaft zu senken. Dadurch wird
der CO2-Ausstoß verringert, die Umwelt
und Energieressourcen werden geschont
und unsere Wirtschaftlichkeit erhöht.
Heiner Gerleve, Bereichsleiter Verwaltung
Stiftung
Vorstand
Im ehrenamtlichen Vorstand der Stiftung
Haus Hall wirken mit: Vorsitzende Renate Kemper (Gescher), Andrea SuttorpVieth (Münster), Hubertus Eing (Coesfeld),
Derk Röttgering (Velen) und Domvikar
Stefan Sühling (Wesel). Das oberste Entscheidungsgremium der Stiftung fungiert
gleichzeitig auch als Gesellschafterversammlung für die angeschlossenen Tochtergesellschaften Werkstätten Haus Hall
gGmbH, Guter Hirte Bocholt gGmbH, unicoe gGmbH, Servicegesellschaft Haus Hall
mbH.
Ein wichtiges Thema im vergangenen Jahr
war die Übernahme des Altenwohnhauses
St. Josef von der katholischen Kirchengemeinde St. Brigida – St. Margareta in Legden. Darüber hinaus wurden wichtige Investitionsentscheidungen getroffen, Wirtschaftspläne verabschiedet und deren Umsetzung beaufsichtigt.
Die Amtszeit des Vorstands endete mit
dem abgelaufenen Jahr. Die Vorstandsmitglieder prüften ihre Zusammenarbeit und
erklärten sich daraufhin gerne bereit, für
eine weitere Amtsperiode zur Verfügung
zu stehen. Generalvikar Norbert Kleyboldt
nahm das Angebot dankbar an und berief
den Vorstand für eine neue fünfjährige
Amtsperiode.
Bautätigkeit
Im Vergleich zu Vorjahren hielt sich die
Bautätigkeit insgesamt in Grenzen. Die
größte Maßnahme betraf die sukzessive
Sanierung der Wohngruppen in den Wohnheimen Haus am Wasser und Haus am
Wald auf dem Stiftungsgelände, die noch
27
bis Mitte 2016 andauern wird. Am Ende
werden geplant 1,5 Mio. Euro insbesondere für die Erneuerung und Erweiterung der
sanitären Anlagen, für neue Küchen sowie
die Umgestaltung der Wohngruppen ausgegeben sein. Viel Geld, aber erforderlich,
damit die 1985 in Betrieb genommenen
Häuser entsprechend den heutigen Anforderungen weiterhin gut genutzt werden
können.
Die mittelfristige Investitionsplanung der
Stiftung sieht u.a. zwei Dezentralisierungsmaßnahmen im Kreis Recklinghausen mit
insgesamt 50 Wohnplätzen vor, außerdem
die dringend erforderliche Erneuerung des
Haller Weges auf dem Stiftungsgelände.
Insgesamt umfassen die Planungen Maßnahmen in einem Gesamtvolumen von
rund 14 Mio. Euro.
Mitarbeiter
Zum Jahresende waren im gesamten Stiftungsverbund 1.605 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in einem Gesamtstellenumfang von 1.007,8 Vollstellen beschäftigt.
Die Zunahme im Vergleich zum Vorjahr von
rund 33 Vollstellen ist insbesondere auf die
Stellenausweitungen durch die Inbetriebnahme der Wohnstätten Tisa in Dorsten und
Andreas in Velen sowie die Eröffnung der
Kindertagesstätte Haus Hall an der Fröbelschule in Coesfeld zurückzuführen.
Sehr erfreulich ist, dass es wieder gelungen ist, 85 meist junge Menschen für einen
Freiwilligendienst in den Einrichtungen
und Diensten der Stiftung zu gewinnen.
Dazu trägt sicherlich bei, dass die Stiftung
sich auf den regionalen Bildungsmessen
als große soziale Einrichtung präsentiert.
28
Gleichzeitig wissen wir, dass für die Gewinnung von BFD´lern (Bundesfreiwilligendienst) oder FSJ´lern (Freiwilliges Soziales Jahr) die positiven Erfahrungsberichte ehemaliger Freiwilliger entscheidend
sind. Letztlich sind es die gute Einführung
und Begleitung sowie die angemessene
Übertragung von Verantwortung für hilfebedürftige Menschen, die den Freiwilligendienst zu einer für das ganze Leben
sinn- und wertvollen Erfahrung machen.
Intensiv wurden die Ergebnisse der durchgeführten Mitarbeiterbefragung ausgewertet und mögliche Schlussfolgerungen
diskutiert (ausführlich dazu der letzte Artikel in diesem Heft).
Altenwohnhaus St. Josef in Legden
Die Gespräche mit der Kirchengemeinde
St. Brigida – St. Margareta in Legden mit
dem Ziel, deren Altenwohnhaus St. Josef in
den Verbund der Stiftung Haus Hall aufzunehmen, verliefen harmonisch und konnten schnell zum Abschluss gebracht werden. Das Altenwohnhaus hat rund 100
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und verfügt über 80 stationäre Pflegeplätze, die
zum Teil auch für Kurzzeitpflegegäste zur
Verfügung stehen. Darüber hinaus bietet
das Haus 32 Wohnungen für Senioren im
Betreuten Wohnen an. Der Kirchengemeinde war wichtig, dass das Altenwohnhaus langfristig in einem größeren Trägerverbund wirtschaftlich besser abgesichert
ist. Gleichzeitig sollen die Eigenständigkeit
von St. Josef und die Einbindung in die
Kirchengemeinde gewahrt bleiben. Für die
Stiftung Haus Hall ergänzt das Altenwohnhaus das Angebot der schon vorhandenen
Pflegeeinrichtungen. Künftig ergeben sich
zusätzliche Synergien und Vorteile bei den
Diensten, die für die Führung der Pflegeeinrichtungen bereits vorgehalten werden.
Der Betrieb des Altenwohnhauses mit
allen Bewohnern, Mietern und Mitarbeitern wurde zum 01.01.2016 auf die für
diesen Zweck gegründete gemeinnützige
Betriebsträgergesellschaft „Altenwohnhaus St. Josef Legden GmbH“ übertragen.
Die Stiftung Haus Hall ist alleinige Gesellschafterin dieser Gesellschaft. Die durch das
Altenwohnhaus genutzten Gebäude wurden der gegründeten Gesellschaft von der
Kirchengemeinde per langfristigem Nutzungsvertrag überlassen. Ein vom Kirchenvorstand bestimmter Beirat soll die
Einbindung des Altenwohnhauses in die
Kirchengemeinde langfristig sicherstellen
und erhält umfassenden Einblick in die
wirtschaftlichen Verhältnisse.
Integratives Kinderzentrum in Coesfeld
Unerwartet schwierig ist die Realisierung
eines Integrativen Kinderzentrums in Coesfeld. Nachdem die Stiftung Haus Hall in einem von der Stadt Coesfeld durchgeführten Interessensbekundungsverfahren zur
Errichtung und zum Betrieb einer neuen
Kindertageseinrichtung ausgewählt wurde,
gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Standort als sehr problematisch.
Das Konzept sieht vor, dass die Kindertagestätte neben rund 100 Regelplätzen
auch 8 heilpädagogische Plätze für Kinder
mit Behinderung vorhält. Diese Plätze werden zurzeit in der Kindertageseinrichtung
St. Antonius auf dem Stiftungsgelände in
Gescher betrieben und von Kindern aus
29
dem Kreis Coesfeld besucht. Die Verlagerung der Plätze nach Coesfeld würde mehr
wohnortnahe Versorgung schaffen und
Fahrzeiten für die betroffenen Kinder reduzieren. Zusätzlich zur geplanten Kindertagesstätte soll die Frühförderstelle von
Haus Hall in Coesfeld mit in das neu zu
errichtende Integrative Kinderzentrum ziehen. Für dieses Vorhaben braucht es eine
etwas größere Fläche. Am Gerlever Weg in
Coesfeld schien ein geeignetes Grundstück
gefunden zu sein. Allerdings werden dem
Vorhaben an diesem Standort so erhebliche wasserrechtliche Bedenken entgegengesetzt, dass die Stiftung zusammen mit
der Stadt Coesfeld gezwungen ist, nach einem anderen Standort zu suchen. Die neue
Kindertageseinrichtung sollte geplant zum
01.08.2016 ihren Betrieb aufnehmen. Jetzt
sind wir froh, wenn uns das noch in 2017
gelingen wird.
Ehrenamt
An verschiedenen Stellen der Stiftung bringen sich Menschen ehrenamtlich ein, um
für Menschen mit Behinderung, für Kinder
oder für alte, pflegebedürftige Menschen
da zu sein. Dieser Einsatz macht möglich,
was sonst nicht möglich wäre. Ehrenamtliche, begleitet und koordiniert durch die
Ehrenamtskoordinatorin Lydia Jost, haben
2015 rund 5.500 Stunden geleistet.
Flüchtlinge
Da alle Gebäude der Stiftung belegt sind
und intensiv genutzt werden, konnte für
Flüchtlinge angefragter Wohnraum nur in
begrenztem Umfang zur Verfügung gestellt
werden. Aber immerhin für acht Flüchtlin-
30
ge wurde auf dem Stiftungsgelände Platz
gemacht, so dass sie dort erst einmal gut
wohnen können.
Planetenweg
Schon seit einigen Jahren bestehen Pläne,
Haus Hall und Gescher über einen Geschichts- und Planetenweg miteinander
zu verbinden. Nach Stationen für Sonne,
Erde und Mond konnten jetzt Stationen
für die der Sonne nahen Planeten Mars
und Venus auf dem Stiftungsgelände aufgestellt werden. Im nächsten Jahr entstehen mit Fertigstellung der zusätzlichen
Brücke über die Berkel die restlichen Planetenstationen, die dann maßstabsgetreu
mit 1 zu 1 Milliarde in Gescher ihren Platz
finden.
Wirtschaftliche Situation
Der Rückgang der Belegung bei der stationären Eingliederungshilfe von 2013 bis
2015 um 41 steht in Zusammenhang mit
dem Umzug von Bewohnern in das Haus
am Schwanenteich und hat damit insgesamt keinen Erlösverlust bedeutet.
In 2015 wird die Stiftung zusammen mit
den angeschlossenen Tochtergesellschaften voraussichtlich etwas über 78 Mio.
Euro erlösen; weit über 90 % stammen aus
Entgelten, die mit den zuständigen Kostenträgern für erbrachte Betreuungs-, Förderund Pflegeleistungen abgerechnet wurden.
Die Kosten stiegen auf über 77 Mio. Euro.
Überproportional zugenommen haben die
Personalkosten, was insbesondere mit der
Inbetriebnahme neuer Wohnstätten und
den Umstrukturierungen im Bereich Wohnen zusammenhängt. Es liegt in der Natur
der Sache, dass immer erst Mitarbeiter da
sind, bevor Bewohner betreut und dafür
Leistungen abgerechnet werden können.
Trotz aller Bemühungen, unnötige Kosten
zu vermeiden: Kosten für Inbetriebnahmen
und Umstrukturierungen sind einzukalkulieren. Entsprechend fällt das Jahresergebnis im gesamten Stiftungsverbund mit voraussichtlich etwa 0,8 Mio. Euro deutlich
geringer aus als in den Vorjahren.
Der Ausblick auf 2016 ist geprägt von den
bekannten Unsicherheiten. Wie weit steigen die Personalkosten aufgrund höherer
Gehälter? Und werden die Vergütungssätze entsprechend der Gehaltsentwicklung
angepasst? Offen ist insbesondere, ob und
wann die für den Sozial- und Erziehungsdienst im Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst ausgehandelte verbesserte Vergütungsstruktur von der Caritas übernommen wird. Diese Verbesserungen würden
zu einem Anstieg der Personalkosten von
rund 3 % führen. Ohne entsprechende Anpassung der Leistungsentgelte wären für
die Stiftung dann auf einmal etwa 20
Vollstellen nicht refinanziert. Dazu wird es
nicht kommen, aber die Dimension dieser
ungeklärten Frage beunruhigt schon ein
wenig.
Dr. Thomas Bröcheler, Direktor
Wirtschaftliche Kennzahlen der Stiftung Haus Hall (in Tausend Euro)*
2014
2015**
Personalkosten
54.425
57.965
Sachkosten
13.467
13.154
Investitionskosten
6.562
6.601
Summe
74.454
77.720
Erlöse
75.631
78.512
Ergebnis
1.177
792
+ 6,5 %
- 2,3 %
+ 0,6 %
+ 4,4 %
+ 3,8 %
*inkl. der Tochterges. Guter Hirte Bocholt, Werkstätten Haus Hall, Servicegesellschaft Haus Hall und unicoe
** Hochrechnung
Durchschnittliche Belegung
2013
Wohnen (station. Eingliederungshilfe)
665
zum Vorjahr
Werkstätten
1.072
zum Vorjahr
2014
642
- 3,5 %
1.085
+ 1,2 %
2015**
624
- 2,8 %
1.091
+ 0,6 %
** Hochrechnung
31
Stiftung Haus Hall in Zahlen (Stand: 18.11.2015)
Wohnen für Menschen mit Behinderung Plätze Gruppen
EZ
DZ
Haus Hall, Gescher
268
27
240
14
Marienburg, Coesfeld
90 9
70
10
AWG und Wohnstätten
Kreis Borken
181
10
179
1
Kreis Coesfeld
61 4
61
0
Kreis Recklinghausen
24 1
24
0
Summe
624
51
574
25
Stationäre Altenpflege
Haus vom Guten Hirten, Bocholt
Haus am Schwanenteich, Gescher
Ambulant Betreutes Wohnen
im Kreis Coesfeld
im Kreis Borken
Betreuungen in Gastfamilien
Summe
Betreute
41
170
13
224
Kurzzeitpflege
Theresa Haus Hall, Gescher
Guter Hirte Bocholt mit Hospiz
Plätze
10
10 und 2 Hospizpflegeplätze
Werkstätten
Ahaus Coesfeld
Gescher
Stadtlohn
Velen
Außenarbeitsplätze
Summe
Schule Schüler
32
Plätze
120 und 24 betreute Altenwohnungen
40
Beschäftigte
178
200
437
116
121
64
1.116davon: externe 641, interne 475
188davon: externe 145, interne 43
Integrative Kindertageseinrichtungen
St. Antonius
Kita Coesfeld
Plätze
66
19
Frühförderung
im Kreis Coesfeld
im Kreis Borken
Summe
Plätze
181
137
318
Stiftung Haus Hall in Zahlen (Stand: 18.11.2015)
Tagesstrukturierende Maßnahmen
für Senioren und Schwerbehinderte
Personen
47
Treffpunkt Mensch
Personen
Alltagsbegleitende Hilfen (FuD
im Kreis Coesfeld
205
im Kreis Borken
301
Freizeit/Bildung/Sport
im Kreis Coesfeld
203
im Kreis Borken
538
Schulassistenz an Regelschulen
im Kreis Coesfeld
im Kreis Borken
Mitarbeiter (Aufteilung nach Vollstellen in den Bereichen)
E.u.L.e. (Fachdienste, Kindergarten, FuD, Frühförderung, ABW)
Guter Hirte Bocholt
Schule
Servicegesellschaft
unicoe
Verwaltung, Versorgung, Technik
Werkstätten
Wohnen
Summe:
Mitarbeiter (Personenzahlen)
weiblich
männlich
Summe
2
2
119,19
84,10
61,25
26,09
12,50
54,55
213,29
436,87
1.007,83
1.194
411
1.605
Vollzeitstellen
Teilzeitstellen
619
986
Zusätzlich
Bundesfreiwilligendienst/Freiwilliges Soziales Jahr
nebenamtliche Hilfen im FuD
85
431
33
Unterstützte Kommunikation:
Wo stehen wir heute?
Unterstützte Kommunikation (UK) ist der
Oberbegriff für Maßnahmen zur Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten
von Menschen, die nicht oder kaum über
Lautsprache verfügen und nur mit einem
vertrauten Personenkreis kommunizieren
können. UK ist ein Prozess der Kommunikation, in dem die Lautsprache durch
verschiedene Hilfsmittel und Methoden
ersetzt und/oder ergänzt wird (z.B. Gebärden, Bilder, Symbole, Fotos, elektronische Hilfsmittel zur Sprachausgabe/Talker,
leichte Sprache). Vorhandene Ausdrucksmöglichkeiten werden dadurch erweitert,
d.h., dass die Entwicklung der Lautsprache
durch UK zusätzlich angeregt und gefördert werden kann.
Was wurde bisher erreicht?
Nachdem 2006 die Leitlinien zur Unterstützten Kommunikation in Haus Hall verabschiedet wurden, begann die systematische Einführung. In allen Bereichen der
Stiftung sind Fachkräfte für UK geschult,
die sich mit unterschiedlicher Freistellung
um die Umsetzung kümmern. Sie treffen
sich in der so genannten Netzwerkgruppe
und sprechen sich zu den gemeinsamen
Standards, aber auch zu Projekten und Aktionen ab. In den Bereichen wurden weitere Ansprechpartner und Beauftragte für
UK vor Ort benannt. Jede Wohngruppe hat
einen UK-Beauftragten, der für die Umsetzung in der Gruppe zuständig ist und an
regelmäßigen Treffen teilnimmt, unter der
Leitung der Fachkraft UK. In den Werkstätten sind Multiplikatoren benannt, die sich
ebenfalls in regelmäßigen Abständen mit
der Fachkraft UK treffen. Alle Mitarbeiter
34
im Betreuungsdienst erhalten Schulungen.
In einer besonderen Aktion wurden anfangs viele Mitarbeiter und Betreute mit
Gebärden zu wichtigen Alltagsthemen fotografiert. Mit diesen Fotos wurden Themenposter mit Gebärden in großer Auflage
produziert, die an vielen Orten der Stiftung
aushängen. Fotos, Bildsymbole und Gebärden wurden in die UKpedia aufgenommen,
eine Datenbank, die über das Intranet für
jeden Mitarbeiter verfügbar ist, so dass
jeder die benötigten Symbole und Gebärden und UK-Materialien in der standardisierten Form finden kann. Jeder kann auch
Begriffe zur Aufnahme in die UKpedia
vorschlagen, so dass die Menge der dort
enthaltenen Begriffe stetig gewachsen ist.
Mit der Gebärde des Monats im Intranet
und an allen schwarzen Brettern wird in
jedem Monat auf ein Thema und zugehörige Begriffe aufmerksam gemacht.
Speisepläne, Dienstpläne, Aufzüge und
Räume wurden mit Symbolen und Fotos
versehen. Alle Büros sind inzwischen mit
Fotos beschildert.
Das Freizeit- und Bildungsprogramm für
Betreute ist in leichter Sprache mit Bildern und Symbolen verfügbar, auch über
das Internet. Informationen für betreute
Menschen werden inzwischen in Leichter
Sprache und mit Symbolen und Bildern
verfasst.
Auf vielen Computern wurde das Programm „Das große Wörterbuch der deutschen Gebärdensprache“ nach Karin Kestner eingerichtet.
Der individuelle Unterstützungsbedarf wird
mit einem standardisierten Erhebungsbogen schon bei der Aufnahme erfasst, so
35
dass dies in der weiteren Betreuungsplanung berücksichtigt werden kann.
Im Rahmen der individuellen Betreuungsplanung erhalten einzelne Betreute die
Unterstützung und die Hilfsmittel, die sie
individuell benötigen (Ich-Buch, Bilder,
Symbole, Talker, Kalender mit Symbolen
usw.). Elektronische Hilfsmittel werden
bei Bedarf von den Krankenkassen bezahlt
(z.B. Talker).
Bei der „isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V.“ ist die Stiftung
Haus Hall als „Leuchtturmeinrichtung“ benannt.
Was ist schwierig?
Ein großes Problem ist die Sicherung der
Unterstützung beim Wechsel der Betreuungsumgebung, d.h. wenn z.B. Kindergartenkinder in die Schule kommen, Schüler
in die Werkstätten wechseln oder wenn
Bewohner umziehen. An solchen Schnittstellen wird immer die bisherige Betreuungsplanung überprüft. Dabei kommt es
immer wieder auch zu Neubewertungen
des UK-Bedarfs, der für die Betreuten mit
einer Veränderung der vorher üblichen
Unterstützung verbunden sein kann. Hier
ist auch Überzeugungsarbeit nötig. Ein
Übergabebogen zur Dokumentation ist in
der UKpedia für alle zugänglich. Die Beschreibung der Übergänge im Qualitätsmanagement der Bereiche lässt Klärungen
erwarten.
Ein weiteres Problem ist die Entwicklung
verlässlicher Standards, d.h. verbindlich
vereinbarte Gebärden, Symbole und Farben, damit die betroffenen Menschen nicht
immer wieder mit neuen Dingen konfron-
36
tiert werden und auch begleitende Mitarbeiterinnen sich orientieren können. Innerhalb der Stiftung ist das Netzwerk UK ein
guter Ort, um diese Fragen zu besprechen,
aber über Haus Hall hinaus ist die Frage
der UK-Standards noch verbesserungsfähig, weil es derzeit keine Empfehlungen
der Fachverbände dazu gibt.
Wir könnten auch noch einiges besser machen, wenn wir noch mehr schriftliche Informationen in einfacher Sprache zur Verfügung stellen würden. Dieser Text ist z.B.
nicht in leichter Sprache geschrieben und
deshalb für Menschen mit Behinderungen
kaum zu verstehen.
Insgesamt ist aber im Bereich der Unterstützten Kommunikation sehr viel erreicht
worden, so dass wir den eingeschlagenen
Weg mit Zuversicht fortsetzen wollen.
Martin Nolte, Bereichsleiter EuLe
37
Sterbebegleitung bei Menschen mit Demenz
Palliative Hilfe für Menschen mit Demenz:
Das war das Thema eines Fortbildungstages, den das Palliativ- und Hospiznetz Bocholt im Guten Hirten durchführte. Referent war Stephan Kostrzewa, ein Sozialwissenschaftler und Altenpfleger.
Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen hat die Palliativpflege als
Linderung einer fortgeschrittenen Krankheit bei begrenzter Lebenserwartung definiert. Sie hat das Ziel, Lebensqualität und
Wohlbefinden zu steigern und dabei nicht
nur den Betroffenen, sondern immer auch
die Angehörigen anzusprechen.
Bei Menschen mit primären Demenzen, z. B.
Alzheimer, führen diese Krankheiten ebenfalls zu einer begrenzten Lebenserwartung;
sie sind nicht heilbar, fortschreitend und
bei dieser Diagnose ist die Familie immer
mitbetroffen. Die Situation macht Angst.
Ganz viele Betroffene leiden unter weiteren chronischen Krankheiten - ein wichtiger Aspekt, der bei der Anamnese und Pflegeplanung nicht vergessen werden darf.
Einfühlen und verstehen
Demenz zeigt sich anfangs oft durch Störungen im Kurzzeitgedächtnis, die durch
typische Floskeln überspielt werden können. Sie geht mit einer leichten Wesensveränderung einher, aber in der Regel ist
eine gute Kommunikation möglich. Daher
kann vor einem senilen Verfall und vor
einem sozialen Rückzug über die Ängste
sowie über das Sterben gesprochen werden. Kostrzewa berichtet, dass die meisten
Betroffenen sich das auch wünschen (etwa
70 %), aber nur die Hälfte der Ärzte die
Diagnose ihren Patienten mitteilen.
38
In einer zweiten Phase treten oft Wortfindungsstörungen, ständiges Wiederholen
von Fragen und Sätzen, Unruhe, schwindendes Langzeitgedächtnis ein, oft begleitet von Reaktionen auf Fehlleistungen, wie
Wut, Trauer, Resignation. Hier ist eine einfühlsame Begleitung gefragt, die mit der
angemessenen Vermittlung der Diagnose
beginnt und vor allem empathisch mit der
Angst umgeht. Die Angehörigen trauern
bereits jetzt und müssen aufgefangen werden.
Die Wünsche für die Sterbebegleitung
unterscheiden sich nicht von denjenigen
Menschen, die nicht unter einer Demenz
leiden: schmerzfrei sein und sozial integriert bleiben durch kontinuierliche Begleitung – nicht von „irgendjemanden“,
sondern von selbst ausgesuchten Kontaktpersonen, die nicht fremdbestimmen. Können die Sterbenden diese Kontrolle behalten, mögen sie auch mit vertrauten Menschen über das Sterben sprechen. Dazu
hilft auch die Bewahrung von Intimität
durch gute Wohnverhältnisse.
In der letzten Phase der Demenz nimmt
das nicht situationsangemessene Handeln
zu. Ebenso gefährden Stürze und nicht erkannte Gegenstände die Patienten. Selbst
vertraute Personen sind nicht mehr zu erkennen und die Betroffenen leben fast nur
noch in der Gegenwart. Gleichzeitig nimmt
aber die Fähigkeit zum intuitiven Einfühlen
zu. Sie ersetzt das Nicht-Verstehen. Emotional lassen sich die Patienten „anstecken“
und sie spiegeln oft den Gemütszustand
der Begleiter.
Demente Menschen können ihren „Status“
als Sterbende immer weniger erfassen. Das
Sterben findet im „ewigen Augenblick“
statt. Für die pflegenden Begleiter heißt es,
sich an der Biografie zu orientieren, konsequente Bezugspflege sicherzustellen,
Angehörige früh mitzunehmen. Eine basale
Stimulation kann nun besonders hilfreich
sein, ebenso die vertrauten Symbole bei
spirituellen Angeboten.
Schmerzen erkennen
Die Forschung zeigt, dass Menschen mit
Demenz leider von der Palliativmedizin zu
wenig berücksichtigt werden und wesentlich weniger Schmerzmittel verschrieben
bekommen als orientierte Menschen im
gleichen Alter: selbst bei offensichtlichen
Schmerzen, z. B. bei einer Oberschenkelhalsfraktur dreimal weniger. Anscheinend
überstrahlt die Diagnose Demenz vielfach
alle anderen: Osteoporose, Rheuma, Diabetes, Zahnschmerzen, Gicht usw. werden
häufig nicht erkannt. Kostrzewa drückt es
so aus: Betroffene, die nicht mehr fähig
sind, „Au“ zu sagen, können trotzdem sehr
wohl unter starken Schmerzen leiden. Angehörige erkennen Schmerzen oft eher als
Pflegende.
Zunehmend wird die Symptomlinderung
schwieriger, weil oft nur einfache Lautäußerungen möglich sind. Gleichzeitig nimmt
die Hilflosigkeit und Pflegebedürftigkeit
durch Inkontinenz, Schluckstörungen, erhöhte Infektanfälligkeit und manchmal
auch Krampfanfälle zu. Hier ist es wichtig,
dass die Pflegenden früh die Angehörigen
einbeziehen, viel erklären und gemeinsam
durch basale Stimulation und viel körperliche Nähe das Befinden von sterbenden
Demenzkranken positiv beeinflussen. Das
39
Pflege- und Begleitungsziel heißt auch bei
Demenz bis zum letzten Tag: Wohlbefinden und Lebensqualität.
Netzwerk Bocholt
Aus diesem Grund wurde schon vor Jahren das Palliativ- und Hospiznetz Bocholt
gegründet. Seit 2007 arbeiten hier alle
wichtigen Institutionen zusammen, die
sterbende Menschen und ihre Angehörigen unterstützen. Im Vorstand des Vereines sind: die Regionalgruppe Omega Bocholt mit den ehrenamtlichen Begleitern,
das Krankenhaus St. Agnes, insbesondere
die Palliativstation, der Caritasverband mit
seinen ambulanten Diensten, katholische
und evangelische Seelsorger, ein Schmerztherapeut und Palliativmediziner sowie der
Gute Hirte als Träger des Hospizes.
Zu den Aufgaben des Netzes gehört es, die
Begleitung von sterbenden Menschen miteinander abzustimmen, damit die Überleitung zwischen den Institutionen möglichst
gut verläuft. Außerdem will das Netz Anregungen an die Öffentlichkeit geben, sich
mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das
geschieht z. B. durch die Organisation von
Ausstellungen und Vorträgen. Regelmäßig
findet im Guten Hirten ein „Thementag“
statt, an dem Weiterbildungen für ehrenund hauptamtliche Mitarbeiter, Ärzte und
andere interessierte Menschen angeboten
werden.
Johannes Maria Tepaße,
Leiter des Guten Hirten Bocholt
40
Heilpädagogische Intensivbetreuung (HPI)
Im Lauf des Jahres wurden drei HPI-Gruppen in Haus Hall auf dem Stiftungsgelände neu eingerichtet. Wir fassen zusammen,
welche Beweggründe uns dazu brachten
und berichten von den ersten Erfahrungen.
Die Betreuung von Menschen mit einer
geistigen Behinderung und zusätzlichen
psychischen Schwierigkeiten stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Zahl entsprechender Aufnahmeanfragen steigt kontinuierlich an. Auch die Kostenträger selbst
fragen verstärkt nach solchen Angeboten,
oftmals dringend.
Gleichzeitig mussten wir in den letzten Jahren immer öfter feststellen, dass die Rahmenbedingungen, wie sie unsere Wohngruppen und Wohnstätten bislang vorhalten, für einige dieser Menschen nicht mehr
geeignet sind. Die Bedürfnisse dieser Bewohner wichen von denen der Mitbewohner oft deutlich ab. Es kam häufig zu Konflikten. Viel Mitarbeiterzeit wurde durch sie
gebunden.
Von der Einführung der HPI-Gruppen versprechen wir uns jetzt eine breitere Palette
an Möglichkeiten für die Betreuung dieser besonderen Klienten. Nach dem Motto
„Das eine tun, das andere nicht lassen“ sind
nun beide Modelle, die Integration in eine
Wohngruppe oder Wohnstätte und alternativ die Betreuung in einer HPI, in der Stiftung Haus Hall möglich.
Neues Angebot
In insgesamt drei geschlechtsheterogenen
Wohngruppen werden je sechs Menschen
betreut, die neben geistigen Behinderungen unterschiedlicher Ausprägung herausfordernde Verhaltensweisen zeigen, wie:
Aggressionen, Autoaggressionen, starker
Rückzug, erhebliche emotionale oder soziale Schwierigkeiten. Auslöser für diese
Verhaltensweisen können sein: Traumatisierungen, psychiatrische Krankheitsbilder,
Persönlichkeitsstörungen und fehlende oder
fehlgeleitete Entwicklung im sozioemotionalen Bereich. In anderen stationären oder
ambulanten Settings der Behindertenhilfe
verhinderten die auftretenden Verhaltensweisen eine gelingende Betreuung.
Gemeinsames Ziel von Klienten und Mitarbeitenden ist es, die Ursachen des herausfordernden Verhaltens zu erkennen und mit
den Erkenntnissen Entwicklung nachzuholen, Verwundungen zu bewältigen und den
Umgang mit Emotionen und sozialen Situationen besser zu erlernen. So sollen nach
und nach Voraussetzungen geschaffen werden, die eines Tages ein selbständigeres
Leben und sozial angemessene Bewältigungsformen, vielleicht in einer anderen
Wohnform, ermöglichen.
Alle achtzehn Bewohner erhalten jetzt ein
sehr individuelles Angebot. Dieses wird
durch eine verhältnismäßig hohe Betreuungsdichte erst möglich und basiert auf
einer intensiven fachlichen Auseinandersetzung der Teams mit den Diagnosen,
die die Bewohner mitbringen, mit ihren
Lebens- und Leidensgeschichten und mit
den verschiedenen Hypothesen zu den
schwierigen Verhaltensweisen. Unerlässlich
ist eine enge Vernetzung mit den Fachdiensten „Beratung und Therapie“ und „Medizin“.
Eng abgestimmt mit den Leitungsverantwortlichen begleiten sie die Teams bei der
permanenten Reflexion dieser vor allem
emotional sehr schwierigen Betreuungsauf-
41
gabe. Zusätzlich zur internen Supervision
ist auch externe Supervision möglich.
Schon vor der Aufnahme finden intensive
Beratungen statt, die in der Regel in einem Hilfeplangespräch zusammenlaufen.
Im Anschluss daran kann eine fundierte
Entscheidung über das richtige Betreuungssetting für den einzelnen Bewohner
getroffen werden.
Erste Erfahrungen
Der Start verlief in allen drei Gruppen positiv. Alle drei Teams bereiteten sich auf die
neue Aufgabe intensiv vor. Durch Hospitationen lernten die neuen Bezugsbetreuer
aus den HPI-Gruppen die Bewohner in ihren
vorherigen Bezügen kennen. Damit wurden
Unsicherheiten auf beiden Seiten reduziert und erste Betreuungsansätze konnten vor dem Einzug abgestimmt werden.
An zwei intensiven Teamtagen wurden vor
Eröffnung der Gruppen konkrete Arbeitsabsprachen getroffen. Sie tragen nachhaltig dazu bei, dass die Zusammenarbeit
verlässlich funktioniert.
Die Einzüge der Bewohner verliefen dann
zwar nicht alle ganz so reibungslos wie
gewünscht, aber immer so gut, dass die
Bewohner sich schnell einleben und neue
Sicherheit gewinnen konnten.
Inzwischen ist das Leben in allen drei Gruppen im vollen Gange. In jeder Gruppe leben
einige Menschen, die schon vorher in Haus
Hall gelebt haben. Aber es gibt auch ganz
neue Gesichter, Menschen, die von den
Eltern oder aus anderen Einrichtungen zu
uns gezogen sind. Der jüngste Bewohner
ist achtzehn, der älteste schon über sechzig Jahre alt.
42
Allen ist gemeinsam, dass sie nur eine begrenzte, zum Teil sehr begrenzte Zeit am
Tag in sozialen Kontakten sein können.
Dennoch brauchen sie alle Begegnungen
und Beziehungen. Sie brauchen Menschen,
die zu ihnen stehen und ihnen den Halt
und die Struktur geben, die sie sich selbst
nicht geben können. So ist das Gruppenleben nicht mit dem anderer Gemeinschaften in Haus Hall vergleichbar. Dennoch
überraschen uns die Bewohner hier und da
mit unerwarteten sozialen Kompetenzen
und Bedürfnissen, so dass inzwischen doch
mehr Zusammenleben entstanden ist, als
wir vorher erwarten konnten. Alle Beteiligten lernen täglich voneinander.
Für die Mitarbeiter bedeutet die neue Aufgabe trotz der vielen Arbeit eine große und
interessante Herausforderung, die neue
Motivation und Kräfte freisetzt.
Alle drei HPI-Gruppen profitieren sehr von
der Infrastruktur der Komplexeinrichtung.
Die gute Zusammenarbeit, gleich ob in
heilpädagogischen, medizinischen, baulichen oder Führungsfragen, war Voraussetzung für den guten Beginn. Die umfangreiche Einbindung und die bei Bedarf
abrufbaren Hintergrunddienste geben den
Mitarbeitern die notwendige Sicherheit.
Das ist ein wichtiger Aspekt, denn nur Mitarbeiter, die sich sicher fühlen, können den
Bewohnern vermitteln, was diese so nötig
brauchen: Sicherheit.
Marco Witteberg,
Wohnbereichsleiter Nordplatz
Belastende Betreuungssituationen:
Was bewirkt Fortbildung?
Der Anteil der Menschen mit Behinderungen und schwer verständlichen und herausfordernden Verhaltensweisen in den
Einrichtungen der Stiftung nimmt zu. Besonders belastend für betreuende Mitarbeiter ist dabei der Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen. Zur Verbesserung
der Fähigkeiten, mit solchen Situationen
umzugehen, wurden in den vergangenen
Jahren fast 400 Mitarbeiter in Fortbildungen zur systematischen Deeskalation
geschult.
Resilienz
Welche Wirkungen auf die Belastbarkeit
und Widerstandskraft von Mitarbeiterinnen diese Fortbildungen hatten, das hat
Laura Beckmann im Rahmen ihrer Bachelorarbeit durch eine Befragung der
Teilnehmer untersucht. Dabei geht es um
Resilienz, d.h. um die Fähigkeit, erfolgreich
mit Belastungen und Stress umzugehen.
Diese Fähigkeit entsteht und nimmt zu,
wenn Betroffene erleben, dass sie Stress
und Belastung erfolgreich meistern. Sie
nimmt ab, wenn die Betroffenen sich wiederholt nicht erfolgreich, sondern hilflos
und ohnmächtig erleben.
Die Fortbildung vermittelt theoretische
und praktische Kompetenzen für sieben
Stufen im Ablauf von Eskalationen:
1. Strukturelle Voraussetzungen, die Eskalationen fördern,
2. Eigene Einstellungen, Haltungen und Bewertungen, die Eskalationen fördern,
3. Beweggründe und Ursachen des aggressiven Verhaltens,
4. Verbale Deeskalation im Kontakt,
5. Abwehr- und Fluchttechniken,
43
6. Schonende Immobilisations- und Fixierungstechniken,
7. Nachsorge.
Ergebnisse
Anhand von 36 Fragen wurden sechs Faktoren untersucht, die wichtig sind, um erfolgreich mit Belastungen umzugehen:
1. Selbst- und Fremdwahrnehmung,
2. Selbststeuerung und Selbstregulation,
3. Soziale Kompetenz,
4. Selbstwirksamkeitsüberzeugung,
5. Umgang mit Stress,
6. Problemlösen.
93 Mitarbeiter haben den Fragebogen beantwortet, die meisten aus Wohngruppen
und Werkstätten. Mehr als 75 Prozent von
ihnen haben Menschen mit aggressiven
Verhaltensweisen betreut. Über 80 Prozent
bewerten die Wirkungen der Fortbildungen
insgesamt als positiv („handle jetzt professioneller“, „fühle mich sicherer“).
Beim Vergleich der Antworten zu den
einzelnen Faktoren gibt es Unterschiede.
Positive Effekte sind deutlicher bei der
Fremdwahrnehmung, d.h. bei der Fähigkeit zur Wahrnehmung und Einschätzung
der Befindlichkeit des Gegenübers, weniger deutlich bei der Selbstwahrnehmung
der eigenen Gefühle und Befindlichkeiten.
Auch auf die Fähigkeit zur Selbststeuerung
und Selbstregulation wirkt sich die Fortbildung weniger deutlich aus.
Besonders positiv werden soziale Kompetenzen beeinflusst, d.h. vor allem die Fähigkeit, in schwierigen Situationen in Kontakt
zu treten. Auch die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (auf die eigenen Fähigkeiten
in schwierigen Situationen vertrauen) wird
44
positiv beeinflusst, ebenso wie Problemlösen. Beim Umgang mit Stress fällt auf, dass
die auf die eigene Wahrnehmung gerichteten Fragen weniger positive Wirkungen
zeigten als beispielsweise bezogen auf die
Bereitschaft, in schwierigen Situationen
Hilfe zu holen.
Mit Blick auf die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Fortbildung sind auch die
Unterschiede in den Wirkungen durchaus
plausibel. Das ändert nichts an der insgesamt positiven Beurteilung.
An dieser Stelle kann natürlich nur ein kleiner Teil der Ergebnisse im Überblick dargestellt werden. Die ganze Bachelorarbeit
ist demnächst auf den Internetseiten der
Stiftung Haus Hall nachzulesen.
Neben dieser Befragung durch Frau Beckmann füllen die Teilnehmer von Fortbildungen im Anschluss auch immer einen
kurzen Rückmeldebogen aus. Dabei wird
dieser Kurs als ausgesprochen positiv, hilfreich und anregend erlebt und er bekommt
durchgängig beste Bewertungen.
Martin Nolte, Bereichsleiter EuLe
45
Schlussfolgerungen aus der Mitarbeiterbefragung
Anfang des Jahres wurden die Ergebnisse
der Ende 2014 durchgeführten Mitarbeiterbefragung vorgelegt. Die Beteiligung
war mit 72% erfreulich hoch, so dass die
Ergebnisse wohl die Stimmung und Meinungen der Mitarbeiterschaft gut abbilden.
Für die Durchführung der Befragung und
die Präsentation der Ergebnisse übernahm
eine Steuerungsgruppe die Verantwortung,
die sich aus Mitarbeitern und Leitern aus
allen Stiftungsbereichen zusammensetzte. So war gewährleistet, dass die zugesicherte Anonymität der Befragung gewahrt und transparente, nachvollziehbare
Auswertungen vorgelegt wurden. In allen
Stiftungsbereichen wurden die Ergebnisse
in Mitarbeiterversammlungen präsentiert
und erste Einschätzungen ausgetauscht.
Beseitigung falscher Selbstbilder
Um ein wichtiges Fazit direkt vorwegzunehmen. Die Arbeitszufriedenheit ist insgesamt hoch, aber nicht so hoch, wie man
es sich vielleicht wünschen würde. Zu allen
Fragen gibt es auch kritische Rückmeldungen. Und so räumte die Mitarbeiterbefragung vielleicht auch mit unterschiedlichen,
jeweils aber falschen Selbstbildern auf.
Zum Selbstbild der Leitungsverantwortlichen gehört es zum Beispiel, dass sie selbst
davon ausgehen, ihre Mitarbeiter gut im
Blick zu haben und ihnen Wertschätzung
zu vermitteln. Tatsächlich wurde das nur
von rund 63 % der Mitarbeiter uneingeschränkt bestätigt. 21 % gaben die Rückmeldung teils/teils und immerhin 16 %
meldeten, dass sie keine persönliche Wertschätzung erfahren. Also nahezu jeder
46
sechste Mitarbeiter wünscht sich deutlich
mehr Wertschätzung durch seinen Vorgesetzten! Das erscheint erst einmal als viel
und bedenklich. Tatsächlich zeigen Referenzwerte, die aus einer Vielzahl von Mitarbeiterbefragungen in Einrichtungen der
Sozialwirtschaft gewonnen wurden, dass
durchschnittlich jeder vierte Mitarbeiter
sich nicht ausreichend wertgeschätzt fühlt.
Also doch wieder alles gut in der Stiftung
Haus Hall? Man darf wohl davon ausgehen,
dass die vielen Bemühungen der Stiftung
zum guten Umgang miteinander, zur ständigen Reflexion der Arbeitsbeziehungen
und des Leitungsverhaltens positiv gewirkt
haben und die Verhältnisse besser sind als
anderenorts. Dennoch sind wir weit davon
entfernt, dass alles einfach nur gut ist. Und
selbst bei größtmöglichem Bemühen wird
es uns nicht gelingen, dass alle zufrieden
sind. Das bedeutet nicht, Unzufriedenheit
einfach hinzunehmen, sondern fordert uns
heraus, genauer hinzusehen.
Einige Mitarbeiter und insbesondere einige Mitglieder der Mitarbeitervertretungen,
an die immer wieder mal Kritik an unguten Arbeitsverhältnissen herangetragen
wurde, hatten vor der Befragung den Eindruck, dass viele Mitarbeiter sehr unzufrieden sind. Der Leistungsdruck sei zu hoch
und die damit verbundenen Belastungen
nicht länger tragbar. Die Rückmeldungen
ergaben, dass zwar 34 % einen hohen
Leistungsdruck verspüren, aber nur 6 %
mit ihrer Arbeit überwiegend unzufrieden
sind. Andere Antworten bestätigen, dass
die Belastungen zugenommen haben. Aber
insgesamt darf wohl von schwierigen Einzelsituationen nicht aufs Ganze geschlos-
sen werden. Die allermeisten Mitarbeiter
arbeiten gerne in den Diensten und Einrichtungen der Stiftung und sind mit ihren Aufgaben und den Arbeitsbedingungen
zufrieden.
Bereichs- und Abteilungsebene
Der mit der Mitarbeiterbefragung verbundene Aufwand hätte nicht gelohnt, wenn
es bei den obigen allgemeinen Schlussfolgerungen bleiben würde. Das mit der
Mitarbeiterbefragung beauftragte Institut
legte sehr differenzierte Auswertungen
vor, mit denen die Situation in einzelnen
Abteilungen und Bereichen genauer analysiert werden konnte. Dabei wurden in den
Untergliederungen Abweichungen im Guten wie im Schlechten sichtbar, die daraufhin in den Teams und Abteilungen besprochen wurden. Es wurden - im Empfinden
der Mitarbeiter - sehr konkrete Missstände
behandelt, die gemeinsam behoben werden konnten. In einer Abteilung ging es
zum Beispiel um Vertretungsregelungen,
die regelmäßig dazu führten, dass im Vertretungsfall immer die gleichen Mitarbeiter einspringen mussten. Durch eine Überarbeitung der Vertretungsregelung wird es
dort in Zukunft zu einer gerechteren Verteilung der Vertretungsdienste kommen.
In einem anderen Fall ging es um Probleme
in der Zusammenarbeit, die auf Kommunikationsdefizite zurückzuführen waren.
Hier wurde Abhilfe geschaffen, indem die
regelmäßigen Teambesprechungen jetzt
anders organisiert werden und sichergestellt ist, dass alle Mitarbeiter teilnehmen
können. In einigen Abteilungen gab es Hinweise auf mangelhafte Arbeitsplatzaus-
47
stattungen, die leicht abgestellt werden
konnten.
Insgesamt hat sich gezeigt: Je konkreter
die Kritik ausfiel, umso leichter war es
möglich, diese zu behandeln und Lösungen
zu finden. Schlechte Stimmung in einzelnen Teams hatte regelmäßig mit mangelhafter Zusammenarbeit im Team zu tun,
die wiederum häufig auf unzureichende
Kommunikation zwischen Mitarbeitern
oder mit dem Vorgesetzten zurückzuführen war. Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung haben dazu beigetragen, die
oft schon vorher bekannten Probleme besprechbarer zu machen.
Stiftungsebene
Die Mitarbeitervertretung und die Leitungskonferenz - als oberstes hauptamtliches Leitungsgremium – verabredeten,
die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung
gemeinsam zu sichten, um Fragen und
Probleme, die stiftungsweit zu erkennen
sind, gemeinsam zu behandeln. Folgende
neun Themenschwerpunkte wurden dabei
identifiziert:
- fehlende Verbindlichkeit und Unsicher heit bei den jährlichen Führungsgesprä chen,
- mangelhafte Wertschätzung von Mitar beitern und ihren Leistungen,
- hohe Arbeitsbelastung,
- mangelhafte Arbeitsplatzgestaltung,
- unzureichende Fortbildungsmöglichkei ten,
- eingeschränkte berufliche Perspektiven,
- Schnittstellenprobleme in der Zusam menarbeit zwischen Bereichen,
48
- schwierige Arbeitszeitregelungen,
- ungenügende Partizipation von Mitarbei tern bei Entscheidungen.
Diese Problemüberschriften sollen nicht bedeuten, dass davon stiftungsweit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen
sind. Jedoch lassen sich unter diesen Überschriften Problemanzeigen zusammenfassen, die mehrfach aufgetreten sind und eine
stiftungsweite Aufmerksamkeit verdienen.
Führungsgespräche
Die Führungsgrundsätze der Stiftung sehen
für jeden hauptamtlichen Mitarbeiter ein
jährliches Führungsgespräch mit dem für
ihn zuständigen Vorgesetzten vor, in dem
unter anderem seine Aufgaben, seine Leistungen und die Zusammenarbeit erörtert
werden. In der Praxis fanden nicht überall
die Führungsgespräche wie gefordert statt,
auch weil einzelne Vorgesetzte mit bis zu
40 zugeordneten Mitarbeitern dazu zeitlich
kaum in der Lage waren. Die Regelungen
wurden überarbeitet und sehen zum Beispiel jetzt vor, dass vom jährlichen Rhythmus zwar abgewichen werden kann, aber
Führungsgespräche für bestimmte Mitarbeitergruppen nicht einfach wegfallen sollen. Verbindlichkeit sollen die Führungsgespräche durch entsprechende Jahresplanungen erhalten. Den zum Teil aufgetretenen
Unsicherheiten wird mit Klarstellungen und
Fortbildungsangeboten begegnet.
Wertschätzung
Bei der Behandlung des Themas Wertschätzung wurde gemeinsam festgestellt, wie
sehr damit der Kern der Zusammenarbeit
berührt ist und wie schwer sich eine wertschätzende Haltung durch einfache Maßnahmen herbeiführen lässt. Durch zusätzliche Aufgaben und eine damit einhergehende Arbeitsverdichtung ist es vielerorts
dazu gekommen, dass die Achtsamkeit von
Leitern wie Mitarbeitern in der Zusammenarbeit gelitten hat. Gleichzeitig wissen wir,
dass die Stiftung geeignete Regelungen und
Formen beispielsweise zum Besprechungswesen oder für Mitarbeiteranlässe hat, die
Raum für einen wertschätzenden Umgang
geben. So wollen wir nicht neue Maßnahmen und Orte zur Wertschätzung kreieren,
sondern uns mehr die wertschätzende Haltung und Kultur erhalten und leben, die wir
bereits haben.
Arbeitsbelastung
Beim Thema Arbeitsbelastung galt es zuerst,
sich von dem Anspruch frei zu machen, die
Bedeutung von subjektiven oder objektiven
Umständen hoher Arbeitsbelastung klären
zu wollen. Auch die Behandlung von Rahmenbedingungen, die wir nicht ändern können, hilft nicht weiter. Helfen kann, wenn
bei der Übernahme neuer zusätzlicher Aufgaben gefragt wird, was stattdessen nicht
mehr oder künftig weniger gemacht werden
kann und wie Prioritäten gemeinsam richtig
gesetzt werden. Ganz wichtig ist die Vermeidung bzw. die verbindliche Behandlung von
Überlastungssituationen, da diese bei Nichtbehandlung für Mitarbeiter besonders demotivierend wirken. Den Umgang mit Überlastungsanzeigen wollen wir prüfen.
Ein schwerwiegender Mangel bei der
Arbeitsplatzgestaltung ist die hohe Lärmbelästigung an einigen Arbeitsstellen. Die
49
sehr positiven Erfahrungen mit schallakustischen Vorkehrungen im Rahmen von
Neubaumaßnahmen sowie einige nachträgliche Schallschutzmaßnahmen haben
gezeigt, wie wirksam sich ein guter Schallschutz auf das Wohlbefinden von Betreuten und Mitarbeitern auswirkt. Deshalb
soll für die nächsten Jahre ein Programm
zur Bestimmung und Behandlung von besonders lärmbelasteten Stellen in der Stiftung aufgelegt werden. Ein fester Betrag
aus dem jährlichen Instandhaltungsbudget
ist explizit für den Einbau von Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen.
Fortbildung
Die Stiftung hat schon vor Jahrzehnten erkannt, wie wichtig die Qualifizierung von
Mitarbeitern ist. Eine eigene Fortbildungsabteilung organisiert interne und externe
Fortbildungen. Die Mitarbeiterbefragung
hat ergeben, dass davon Mitarbeiter aus
den nicht-pädagogischen Arbeitsbereichen
weniger profitiert haben, da ein wesentlicher Schwerpunkt der Fortbildung in
pädagogischen und pflegerischen Fortbildungsangeboten liegt. In Zukunft sollen
die Fortbildungsbedarfe der nicht-pädagogischen Mitarbeiter genauer erfasst und
behandelt werden.
Perspektiven
Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung
zum Punkt berufliche Perspektiven lassen
sich nicht eindeutig interpretieren. Geht es
darum, dass den beruflichen Entwicklungswünschen einiger Mitarbeiter nicht entsprochen werden konnte bzw. nur eine sehr
begrenzte Anzahl von höher eingruppier-
50
ten Stellen hin und wieder zu besetzen
ist? Oder beruhen die kritischen Rückmeldungen auf der erheblichen Anzahl
von befristeten Arbeitsverträgen, die ihren
Grund in der Vielzahl von freizuhaltenden
Stellen für Mitarbeiter in Eltern- bzw. Pflegezeit haben? Jedenfalls soll in Zukunft
auf die Fragen zu beruflichen Perspektiven noch deutlicher eingegangen werden
und sollen zum Beispiel im Einstellungsgespräch die Gründe für eine Befristung
und die Perspektiven für eine mögliche
Entfristung klar besprochen werden.
Zusammenarbeit
Von außen erhalten wir regelmäßig die
Rückmeldung, wie gut in der Stiftung Haus
Hall ein Rädchen ins andere greift und wie
sehr die kompetente Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stiftungsbereichen zu einem echten Mehrwert in vielen
Betreuungssituationen führt. Im Innenverhältnis kritisieren dagegen Mitarbeiter
manchmal, wie anstrengend und langwierig die stiftungsweite Zusammenarbeit ist.
Wichtige Schnittstellenfragen sind über
Verfahrensregelungen im Qualitätsmanagement (QM) der Stiftung bzw. der Bereiche beantwortet. Daneben braucht es eine
dauerhafte Bereitschaft zur Zusammenarbeit, auch wenn dies eigene Handlungsspielräume einengt und zusätzliche Belastung bedeutet. Letztlich haben wir zum
Wohle der Menschen mit Behinderung keine andere Wahl, als ungeklärte Schnittstellenfragen verbindlich im QM zu regeln
und die Wirksamkeit der Zusammenarbeit
regelmäßig zu überprüfen und wenn nötig
zu verbessern.
Arbeitszeit und Pausen
In der Stiftung Haus Hall gelten je nach
Bereich und Einsatzstelle unterschiedliche
Arbeitszeit- und Pausenregelungen. Kritik
gibt es insbesondere im Bereich Wohnen,
wo einzelne Betreuungssituationen zum
Teil nicht zulassen, dass vereinbarte Pausen genommen werden können. Darüber
hinaus wurden Verfahren zum Umgang
mit Überstunden und Mehrarbeit problematisiert. Daneben gibt es noch weitere
Fragen zu Arbeitszeitregelungen, so dass
eine bestehende Dienstvereinbarung zwischen Mitarbeitervertretung und Stiftung
überprüft und gegebenenfalls neu gefasst
werden soll.
Beteiligung an Entscheidungen
Die Stiftung braucht Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die mitdenken und Verantwortung übernehmen. Aus Sicht der Mitarbeiter bleibt das ein hohler Anspruch, wenn
sie an konkreten Entscheidungssituationen nicht beteiligt werden. Wie schaffen
wir es, dass im Vorfeld von geplanten Veränderungen die Ideen und Meinungen der
betroffenen Mitarbeiter in geeigneter Weise eingeholt werden? Wie definieren wir
angemessen den möglichen Beteiligungsrahmen und wie werden Entscheidungen
so kommuniziert, dass sie nachvollziehbar
sind und mitgetragen werden können?
Partizipation beansprucht Zeit, die wir uns
häufig zu wenig geben. Zum Thema Partizipation brauchen wir noch neue Ideen,
da trotz aller Anstrengungen zur Information von Mitarbeitern und dem Einsatz von
unterschiedlichen Beteiligungsformen die
Kritik immer wieder aufkommt.
Alles in allem hat die Mitarbeiterbefragung
uns ein realistisches Bild von der Situation in den verschiedenen Arbeitsbereichen
und der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter gebracht. Die wichtigste Schlussfolgerung ist vielleicht, dass wir die meisten
Problemanzeigen schon kannten bzw. eine
Ahnung davon hatten. Insofern sind die
Ergebnisse auch eine Bestätigung, in den
Bemühungen zur Reflexion der Arbeitsbedingungen und zur Zusammenarbeit nicht
nachzulassen. Es ist anstrengend, aber nur
so wird es uns gelingen, dass auch zukünftig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne in den Einrichtungen und Diensten der
Stiftung mitwirken und die unterschiedlichen Aufgabenstellungen zu ihren persönlichen Anliegen machen.
Rita Hölker,
Vorsitzende der Mitarbeitervertretung
Dr. Thomas Bröcheler,
Direktor
51
Jubiläen
40-jähriges Jubiläum Fiegenbaum, Barbara
Kropp, Michael
Lütkemeyer, Christine
Molitor, Andrea
Nienhaus, Theodor
Resing, Andreas
Winking, Thomas
als Bewohner
WG Ursula, Gescher
WG Benedikt, Gescher
WS Magdalena, Bocholt
WG Barbara, Gescher
WS Stephanus, Gescher
Besondere Betreuung, Gescher
WG Conrad, Gescher
50-jähriges Jubiläum Blümel, Heike
Brosowski, Frank
Frenzel, Martina
Jackowski, Josefa
Kampmann, Eva
Krohn, Barbara
Laux, Andreas
Lihs, Jutta
Oldemölle, Norbert
Roling, Maria
Sommer, Manfred
Trope, Walter
als Bewohner
WG Conrad, Gescher
WG Markus, Gescher
WG Agnes, Gescher
HG Kalterweg, Stadtlohn
WG Martin, Coesfeld
AWG Edith Stein, Gescher
WG Agnes, Gescher
WS Maria Droste, Coesfeld
WG Markus, Gescher
WG Vincenz, Coesfeld
WG Dominikus, Gescher
WG Sabina, Coesfeld
60-jähriges Jubiläum als Bewohner
Autermann, Annette
WG Elias, Gescher
75-jähriges Jubiläum Serf, Erika
25-jähriges Jubiläum Dirking, Maria
Fäth, Frank
Fehlker, Ulrich
Friese, Edeltraud
Göckener, Stefan
Gronau, Jürgen
Honigmund, Olaf
Hoffart, Frank
Janzen, Birgit
Kahlert, Rainer
Kerkeling, Cordula
52
als Bewohner
WG Cäcilia
in der WfbM
2. Lebensraum, Coesfeld
Montage, Coesfeld
Montage, Ahaus
BIB, HWH, Gescher
2. Lebensraum, Gescher
Schreinerei, Gescher
Café und Kantine, Gescher
Metallbearbeitung, Stadtlohn
2. Lebensraum, Gescher
Betreuung, Stadtlohn
Buchbinderei, Coesfeld
25-jähriges Jubiläum Kemper, Manfred
Klemm, Silvia
Mrsic, Andreas Peter
Preis, Gabriele
Sandkuhle, Anja
Seggewiß, Monika
Syßkowski, Andrea
Schüttert, Erich
Stump, Birgit
Terhürne, Brigitte
Thesing, Carsten
van der Beck, Waltraud
40-jähriges Jubiläum Altmann, Angelika
Eichstädt, Donald
Janzen, Ulrike
Kallies, Ursula
Köffer, Hans-Josef
Koszczol, Eva-Maria
Kraft, Egon
Kraft, Elke
Krallmann, Mechthild
Lasar, Sieglinde
Niggemann, Maria
Peters, Ulrich
Plagemann, Margot
Renner, Joachim
Röring, Günter
Rötepohl, Martin
Sommer, Werner
Wellering, Bernhard
25-jähriges Jubiläum Demming, Klaus
Flüchter, Christiane
Föcker, Anni
Frenk, Wilfried
Höing, Brigitte
Homann, Marita
in der WfbM – Fortsetzung
Holzbearbeitung, Velen
Näherei, Gescher
Montage, Coesfeld
2. Lebensraum, Gescher
Montage, Ahaus
Montage, Stadtlohn
Kunststoffspritzerei, Gescher
Schreinerei, Gescher
Hauswirtschaft, Gescher
Montage, Ahaus
Metallbearbeitung, Stadtlohn
Hauswirtschaft, Velen
in der WfbM
Hauswirtschaft, Gescher
Montage, Coesfeld
BIB, HWH, Coesfeld
Kreativabteilung Gescher
Montage, Gescher
Garten, Gescher
Küche, Gescher
Montage, Gescher
BIB, HWH, Gescher
Montage, Coesfeld
BIB, HWH, Gescher
Montage, Coesfeld
BIB, HWH, Gescher
BIB, HWH, Gescher
Montage, Stadtlohn
Metallbearbeitung, Stadtlohn
Montage, Coesfeld
Metallbearbeitung, Stadtlohn
als Mitarbeiter
Marienburg, Garten, Gescher
Med., Pflegefachkr., G
escher
WG Dorothea, Gescher
Guter Hirte, Verw., Bocholt
Frühförderung, Gescher
WG Markus, Gescher
25-jähriges Jubiläum Hülskemper, Michel
Kass, Norbert
Kemper, Manfred
Keßler, Irmgard
Keßler, Karl-Heinz
Lucahsen, Hedwig
Nendza, Andrea
Niemeyer, Frauke
Ochtrup, Monika
Okon, Marina
Ossendorf, Marion
Osterkamp, Karin
Racz, Judith
Rost, Manfred
Rotert, Georg
Sandscheper, Birgitta
Schmittmann, Maria
Schriewer, Marita
Sommer, Karin
Strotmann, Claudia
Terhechte, Alexa
Terwei, Martin
Thiedmann, Gerhard
Volmer, Angela
Weghake, Gabriele
Willemsen, Andrea
Wortmann, Mechthild
als Mitarbeiter – Fortsetzung
Öffentlichkeitsarbeit, Gescher
WG Nikolaus, Gescher
AWG Klara, Gescher
Krankengymnastik, Gescher
WG Besond. Betreuung, Gescher
Schneiderei, Gescher
WfbM Küche, Gescher
Kurzzeitpflege Theresa, Gescher
WfbM Küche, Gescher
Beratung & Therapie, Gescher
WS Andreas, Gescher
WG Michael, Gescher
Kita, Gescher
WfbM Stadtlohn, Metall
WfbM Gescher, Logistik
Medizin, Sekretariat, Gescher
ABW, Stadtlohn
TSM, Haus am Wasser, Gescher
ABW, Stadtlohn
WG Monika, Gescher
Treffp. Mensch, Reithalle, Gescher
WfbM Montage, Ahaus
WG Matthias, Gescher
WfbM Montage, Coesfeld
WfbM Küche, Gescher
WG Barbara, Gescher
Förderschule, Gescher
40-jähriges Jubiläum als Mitarbeiter
Eggemann, Christel
WG Cäcilia, Gescher
Ernst, Karin
Fortbildung, Gescher
Frankemölle-Heermann, Günter
Finanzbuchh., Gescher
Hölker, Rita
ABW, Gescher
Schroff, Beate
WS Tisa, Dorsten
Welling, Jutta
WS Hof Schürmann, Coesfeld
STIFTUNG HAUS HALL
Tungerloh-Capellen 4 · 48712 Gescher
Tel.: 02542-703 0 · www.haushall.de
Bischöfliche Stiftung
HAUS HALL
Einrichtungen für
Menschen mit Behinderung
JAHRESBERICHT 2015