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Ausgabe Frühjahr/Sommer 2013
Leser gefragt:
Gewinnen Sie Eintrittskarten!
Poetry Slam: Der Metronom
setzt auf die Kunstschiene
Food Design: Warum hat
der Leipniz-Keks 52 Zähne?
Ernst Augusts größter Coup:
Vor 100 Jahren heiratete
der Welfe die Kaiser-Tochter
Der Gartenzwerg steht
für heile Welt, das
iPhone für die Zukunft.
Die KunstFestspiele Hannover
untersuchen mit künstlerischen Mitteln, inwieweit
sich menschliche Identität
in Zeiten unbeschränkter
Mobilität noch leben läßt.
Mehr dazu auf Seite 6
Für Liebhaber:
Hamburger Staatsoper
packt der Wagner-Wahn
EINE GEMEINSAME VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG VON
2
EDITORIAL
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,
Wir haben Ihnen, liebe Leser, im
vergangenen Jahr erstmalig eine
überregionale Kultur Spezial-Beilage präsentiert. Ihre positive Resonanz damals hat uns ermuntert,
Ihnen auch in diesem Jahr viel kulturelle Informations-Beiträge aus
der weiteren Region zu präsentieren.
Sie werden dieses Heft auch auf
unseren Online-Seiten finden.
Die Ausschnitte reflektieren insbesondere die Oberzentren –
Hamburg, Hannover / Braunschweig und Bremen – Städte, zu
denen wir einen historischen, intellektuellen, wirtschaftlichen und
emotionalen Bezug haben.
Unser Streifzug durch den kulturellen Großstadt-Sommer ist
willkürlich, wir haben versucht, einen bunten Strauß Kulturelles zu
binden. Wir sprachen mit Galeristen, Museums-, Varieté-Leuten
und Auktionatoren über Kunst –
und bieten Ihnen Lesespaß und
MUSIK-GENUSS
IM KNOOPS PARK
ANRUFEN
viele kulturelle Anregungen.
Hatte sich im vergangenen Jahr
insbesondere Bremen Marketing
in dieser Beilage engagiert, weil es
400 Jahre Weser-Renaissance zu
feiern gab, ragt in diesem Jahr
Hamburg Tourismus stärker hervor
– das Jazzfest hat riesigen Zulauf,
der Hafen hat (wie immer) Geburtstag, Wagner hätte 200. Geburtstag gefeiert, die Stadtfeste
sind ziemlich attraktiv.
Aber auch Hannover beschert
Heike Köhn
Verlagsleiterin
Medienhaus C. Beckers, Uelzen
Norbert Neumann
Geschäftsführer
Elbe-Jeetzel Zeitung, Lüchow
UND GEWINNEN!
Vom 16. bis zum 18. August bietet der „Sommer in Lesmona“
musikalischen Hochgenuss im
Knoops Park in Bremen-Nord –
die günstigen Frühbucher-Tickets
sind jetzt erhältlich! Unter dem
Motto „An der blauen Donau“
begibt sich die Deutsche Kammerphilharmonie beim diesjährigen Auftritt auf eine musikalische
Reise entlang der Donau.
Nehmen Sie an unserem Gewinnspiel teil und gewinnen sie einen dieser attraktiven Preise:
3x2
2x2
Copyright: Rakete
2x2
4x1
2x2
3x2
Eintrittskarten für den
Georgspalast GOP, Hannover
Seite 8 und 9
Eintrittskartenfür das
BootBooHook-Festival in Hannover
Seite 14
Eintrittskarten für zwei Musik-Verstaltungen
im FAUST-Zentrum Hannover
Seite 18
Eintrittskarten für das
Dockville Festival, Hamburg
Seite 48 und 49
Eintrittskarten für
Elbjazz, Hamburg
Seite 36 und 37
Eintrittskarten für das
Ernst Barlach Haus, Hamburg
Seite 55
Beantworten Sie dafür einfach die folgende Frage:
Welchen deutschen Komponisten feiert die Staatsoper Hamburg
in diesem Jahr mit 39 Stunden und 45 Minuten Spielzeit?
Am Abend seines 69. Geburtstags
sitzt der gescheiterte Schriftsteller
Krapp zu Hause vor seinem Tonbandgerät. Wie jedes Jahr zieht er eine
mündliche Zwischenbilanz seines Lebens und kommentiert zynisch die tagebuchartigen Tonbandaufnahmen
früherer Tage. Mit dem Monodram
„Das letzte Band“ schuf Samuel
Beckett 1958 ein Stück mit durchaus
autobiografischen Zügen. Schauspiel
mit Klaus Maria Brandauer (Foto). 2.
und 3. Mai, 20 Uhr,Theater Wolfsburg
(Movimentos-Festwochen).
uns mit den Kunstfestspielen
spannende Tage in Herrenhausen,
und der Theatersommer findet in
diesem Jahr ebenfalls in der Landeshauptstadt statt.
Die Antwort der Frage besteht nur aus Vor- und Nachname.
Und so einfach geht es: Sie rufen uns unter der Telefonnummer 01378260121 (0,50 Euro€/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk deutlich
höher) an, nennen uns das Lösungswort sowie Ihren Namen und Ihre
Anschrift. Unter allen Teilnehmern mit der richtigen Lösung verlosen wir
die aufgeführten Preise. Letzter Teilnahme-Tag: Dienstag, 30. April.
Teilnahmebedingungen:
Mit der Teilnahme am großen Kultur Spezial-Beilage-Gewinnspiel, veranstaltet von
den Verlagen Druck- und Verlagsgesellschaft Köhring GmbH & Co. KG, Lüchow,
und C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co.
KG, Uelzen, erkennt der Teilnehmer ausdrücklich und verbindlich die folgenden Allgemeinen Teilnahmebedingungen an:
Ihre Daten werden den Verlagen Druckund Verlagsgesellschaft Köhring GmbH &
Co. KG, Lüchow, und C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co. KG, Uelzen, zur Abwicklung des Gewinnspiels zur Verfügung
gestellt.
Teilnahmeberechtigt sind alle natürlichen
Personen. Personen, die das 18. Lebensjahr
noch nicht vollendet haben, benötigen zur
Teilnahme die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters. Mitarbeiter und Angehörige der veranstaltenden Verlage sind von der
Teilnahme ausgeschlossen.
Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist ausschließlich über die genannte Gewinnhotline möglich. Ein Anruf kostet 0,50 €/Anruf
aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk deutlich
höher.
Bei Sachpreisen ist eine Barauszahlung
des Gewinnwertes bzw. ein Umtausch des
Gewinns ausgeschlossen. Der Gewinnanspruch ist nicht übertragbar. Die Gewinner
werden vom Gewinnspielveranstalter
schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Seit 1997 ist der Röhrenbunker der
Wichernkirche für Besichtigungen
freigegeben. Das Stadtteilarchiv von
Hamburg Hamm führt 1,5 stündige
Führungen durch (Foto). Bunkermuseum Hamburg, Wichernsweg 16,
20537 Hamburg, Tel. 18 15 14 93,
www.hh-hamm.de.
IMPRESSUM
Eine gemeinsame
VerlagsSonderveröffentlichung
Verlag
C. Beckers Buchdruckerei
GmbH & Co. KG
Gr. Liederner Str. 45
29525 Uelzen
Druck- und
Verlagsgesellschaft
Köhring
GmbH & Co. KG
Wallstraße 22–24
29439 Lüchow
Redaktion
Jost Becker V. i. S. d. P.
jost.becker@cbeckers.de
Anja Ebel, M.A.
Dr. Rainer Beßling
Anzeigenleitung
Jost Becker
Produktion
Gerd Rohlfs, Jost Becker
Druck
C. Beckers Buchdruckerei
GmbH & Co. KG
Gr. Liederner Straße 45
29525 Uelzen
Erscheinungstag
20. April 2013
HANNOVER – KUNSTVEREIN HANNOVER
3
GOLFTASCHEN
ALS TOTEMPFAHL
Der kanadische Künstler Brian Jungen (*1970), ein Nachfahr des nordamerikanischen Ureinwohnerstamms der Dane-Zaa, thematisiert in
seinen großformatigen Skulpturen und Installationen das Verhältnis von
indigener und globaler Kultur. Die Einzelausstellung des documenta-13Teilnehmers konzentriert sich auf Arbeiten der letzten Jahre, die erstmals
in Europa präsentiert werden sowie eine Neuproduktion.
n seinen vielschichtigen künstlerischen Arbeiten verwandelt
Jungen Gegenstände westlicher
Sender Collection
I
Brian Jungen,
„Wieland“, 2006.
Lederhandschuhe. 64 × 64 cm
EXTRA-TERMINE
... zur Ausstellung – Auszüge
Mittwoch, 15. April 2013,19.00
Uhr. Filmabend: „Flaming Star“
von Don Siegel, 1960. Empfohlen von Brian Jungen.
Zwischen Mensch und Natur:
Zur Philosophie des Jagens.
Mittwoch, 29. 5. 2013, 19 Uhr.
Prof. Graf von der Schulenburg
Thementag „Wild Thing“. Sa.,
25. Mai 2013. U.a. Kinderprogramm, Filme, Lesungen.
First Nations – Vom Leben und
Überleben der indianischen Ureinwohner Kanadas.
Mittwoch, 5. Juni 2013, 19 Uhr.
Prof. Dr. Martin Trenk, Institut
für Ethnologie, Uni Frankfurt/M.
Lebens-, Konsum- und Unterhaltungskultur in traditionelle Objekte indianischen Lebens. So macht
der Künstler zum Beispiel industriell gefertigte Sessel zu einer Serie
von Trommeln, die so erscheinen,
als seien sie in üblicher Handwerksmanier gefertigt („Walking Heart“, 2011; „My
Decoy“, 2011). Nicht
weniger faszinierend ist die Werkgruppe riesiger Totempfähle, die aus
Golftaschen produziert wurden.
Eine Serie gewebter
Decken aus Basket- oder Baseballteamkleidung als Ausgangsmaterial wird im Kunstverein neu
in Szene gesetzt. Dadurch entsteht eine Zusatz-Bedeutung –
beziehen sich Teams mit Namen
wie Indians oder Red Skins doch
auf das Klischee des „wilden“ Indianers.
Im Kern von Jungens Überführung von Kultobjekten westlicher Konsum- und Unterhaltungskultur in die Formensprache
kultischer Gegenstände steht eine kritische Auseinandersetzung
und Gegenüberstellung von indianischer Tradition und westlichem Wertesystem. Jungen will
mit seiner Arbeit aber nicht laut
kritisieren, sondern nachdenklich
stimmen.
Der kanadische Künstler hinterfragt kulturelle Stereotypen und
Produktionsbedingungen im Zeitalter globaler Vernetzung. Dabei
geht er leicht ironisch und hintergründig vor. Der Künstler benutzt
unzählige Spielarten der Transformation und verdeutlicht, dass Bilder ihre Macht aus Realität, Klischee und Projektion zugleich be-
Brian Jungen, „1960“ / „1970“ / „1980“ / „1990“ / „2000“ (v. l. n. r.), 2007
Golftaschen, Karton, 350 × 69 × 69 cm (Ausschnitt).
Art Gallery of Ontario, Toronto: Dauerleihgabe von Michael Koerner und Sonja Koerner („1960“) / Dauerleihgabe der Rosamund
Ivey Saammlung („1970“) / erworben mit Hilfe der David Yule and Mary Hodgson Fund, 2007 („1980“); Sender Collection („1990“)
ziehen. Jungens vielschichtige Arbeiten sind Symbiosen des Unvereinbaren, hintersinnige Kontextverschiebungen, die die Grenzen
zwischen ethnologischem oder
naturkundlichem Anschauungs-
Brian
Jungen
20.4.–
16.6.2013
objekt und Warenfetischismus,
mythologischem Symbol und billigem Massenprodukt lustvoll
überwinden.
www.kunstverein-hannover.de
4
UELZEN – DER METRONOM
DER METRONOM
SETZT AUF DIE KUNST-SCHIENE
Eindringlich gestikulierend steht der Mann im Mittelgang des
Bahnwagens und spricht auf die Fahrgäste ein. Doch statt
„Die Fahrkarten bitte" schmettert er den Passagieren gedichtete
Verse entgegen. Hintergrund dieser ungewöhnlichen Aktion:
ein Poetry Slam im metronom zwischen Uelzen und Hannover.
Mitten im Alltagsverkehr präsentieren junge Künstler im Zug
ihre Reime und Gedichte. Die moderne Dichterlesung ist Teil des
Projekts KUNSTSCHIENE der Metropolregion Hannover, bei dem
metronom von Anfang an dabei war.
ie KUNSTSCHIENE will Bahnfahren interessanter machen
und geht dafür ungewöhnliche
Wege. „Das passt ziemlich gut zu
uns, fanden wir, denn als metronom wollen wir ein bisschen anders sein, als andere Eisenbahnunternehmen. Mit Kunstaktionen
im Zug oder an den Bahnhöfen
entlang unserer Strecke wollen
wir noch mehr Menschen als bisher für das Verkehrsmittel Bahn
Fotos: Der metronom
D
Wirkt locker: Frische Grafik schafft eine ganz andere Optik.
begeistern“, sagt Frank Höhler,
kaufmännischer Geschäftsführer
bei der niedersächsischen Privatbahn.
Neben Poetry Slams veranstalten die Macher der KUNSTSCHIENE auch Ausstellungen von Bildern und Installationen. Dazu
wird langfristig nicht reichen.
Die Bahn muss nicht nur
pünktlich und zuverlässig, sondern auch interessant sein, um
im Wettbewerb gegen das
Auto zu bestehen. Bei metronom versucht man die Kunden
mit Innovationen und außergewöhnlichen Projekten als
Bahnfahrer zu gewinnen.
gehört auch eine rollenDichterlesungen und Kunstde Kunstgalerie. Künstausstellungen sind dabei nur
ler zeigen ihre eigens
ein Teil der Maßnahmen. Neue
dafür gestalteten WerIdeen auf den Zügen, so die
ke auf Tischfolien in vieHoffnung, sollen das Bahnfahlen Zügen zwischen
ren für Kunden und MitarbeiUelzen, Hannover und
ter gleichermaßen angenehGöttingen. Die Motive
mer machen.
reichen dabei von abMit dem sogenannten „Zug
strakten Formen zu foder Ideen“ brachte metronom
torealistischen Alltagsim Sommer 2012 ein solches
objekten. Durch die
innovatives Konzept auf die
Kunst in den metronom
Schiene. In dem Zugverband
Zügen, so die Hoffnung
werden neue Techniken und
der
Organisatoren,
kleine Veränderungen den
könnten Fahrgäste mitFahrgästen im normalen Reeinander ins Gespräch
gelverkehr vorgestellt. So wurkommen.
den in der ersten ProjektphaDoch das Zusammen- Die Tischplatte wird zum Kunstwerk: Der metro- se die Toiletten mit Duftspenwirken zwischen Kunst nom setzt neue Akzente.
dern und Blumenvasen ausgeund Schienenverkehr
stattet und ein Ruhewagen mit
hat vor allem praktische Gründe. deutung des Verkehrsmittels gedämpftem Licht und leiseren
Denn der öffentliche Nahverkehr Bahn und den Ansprüchen der Durchsagen eingeführt.
gewinnt in den letzten Jahren im- Fahrgäste gerecht zu werden,
Diese und andere Serviceangemer mehr an Bedeutung. Für die müssen sich die Eisenbahnen wei- bote können die Fahrgäste im
Entwicklung von Städten und Ge- terentwickeln. Ein „weiter so“ täglichen Betrieb kennenlernen
meinden ist eine gute Anbindung
an Metropolen wie Hamburg,
Hannover oder Bremen entscheidend. Ein Trend, den vor allem
Nahverkehrsunternehmen wie
der metronom bei der Entwicklung der Verkehrszahlen spüren.
Mehr als 95.000 Fahrgästen sind
Tag für Tag in den blau-gelben
Wagen der Privatbahn unterwegs
– Tendenz weiter steigend. Rund
50 Haltestellen in den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg
und Bremen fährt das Unternehmen an, viele davon an Kleinstädten oder Dörfern, wo die Bahnstrecke die einzige Alternative
Mit Poetry-Slam die Zeit rumbringen: Bahnfahrt wird zum Kulturspektakel.
zum Auto darstellt.
Um dieser gewachsenen Be- Die meisten Fahrgäste finden’s unterhaltsam und abwechslungsreich.
UELZEN – DER METRONOM
und bewerten. Über Postkarten
und eine Online-Abstimmung
dürfen die Kunden so mitbestimmen, welche Innovationen dann
später in allen Zügen übernommen werden und welche nicht. Eine zweite Phase des „Zug der
Ideen“ wird 2013 mit neuen Innovationen folgen.
Bereits heute wird auf allen metronom Zügen die nachträgliche
Vorlage von Zeitkarten angeboten. Dieser Service ist deutschlandweit einzigartig. Wer als
Pendler seine Zeitkarte vergisst
und sie im Zug bei der Kontrolle
nicht vorzeigen kann, dem drohen mindestens 40 Euro Strafe.
Um dies zu vermeiden, muss der
vergessliche Fahrgast innerhalb
einer bestimmten Frist die Zeitkarte nachträglich im nächsten Servicecenter vorlegen.
metronom Fahrgäste haben es
da besser. Seit Mitte April 2012
können die Zeitkarten nachträglich direkt beim Zugbegleiter auf
der Fahrt vorgezeigt werden.
Fahrgäste sparen so Zeit und
Auf jedem Bahnhof leicht zu erspähen: Der metronom ist einfach anders.
brauchen nicht nach Feierabend
extra in einer Servicestelle vorbeizuschauen.
Auch beim Thema Alkoholverbot ist die niedersächsische Privatbahn bundesweit Vorreiter. Bereits seit 2009 gilt bei metronom
ein generelles Alkoholkonsum-
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und Rauchverbot. Mittlerweile
haben andere Unternehmen
nachgezogen, denn das Verbot
von Bier, Wein und Hochprozentigem im Zug kommt bei der
überwiegenden Zahl der Fahrgäste gut an. Mehr als 80 Prozent
bewerten das Verbot positiv. Er-
KulturbahnSause
So macht Kultur erst richtig Spaß: Fahren Sie mit dem metronom günstig und
bequem zu den schönsten Kultur-Events im Norden! Tagestickets gibt’s am Automaten, in den metronom Servicecentern und den neuen metronom Treffpunkten.
Weitere Infos und Ausflugstipps auf www.der-metronom.de
!
5
hebungen aus den vergangenen
Jahren zeigen außerdem einen
deutlichen Rückgang des Mülls
und von Straftaten. Nach mehr
als drei Jahren gehört das Alkoholkonsumverbot zum Alltag in
den blau-gelben Doppelstockwagen. Neue Impulse sollen der
„Zug der Ideen“ oder die Kooperation mit der KUNSTSCHIENE liefern, so hofft man in der Uelzener
Unternehmenszentrale.
Für das Frühjahr und den Sommer 2013 sind deshalb weitere
Kunstaktionen und Projekte
schon in Planung. Zum 50-jährigen Jubiläum der Elysee-Verträge,
der Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft nach dem
Zweiten Weltkrieg, wollen die
kreativen Köpfe der Organisatoren für französische Momente im
metronom sorgen. Zwischen Bienenbüttel und Bad Bevensen
heißt es dann „Parlez-vous
français? Mais oui!“.
Hagen Grützmacher
www.der-metronom.de
6
HANNOVER – KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN
SPIELT „HEIMAT“
NOCH EINE ROLLE?
Zum vierten Mal finden im Juni die KunstFestSpiele Herrenhausen in Hannover statt. Als europaweit einzigartiges Festival in der Verbindung unterschiedlicher Genres werden gemeinsam mit bekannten Künstlern neue
künstlerische Formen ausprobiert – das alles in der barocken Gartenanlage der Herrenhäuser Gärten.Welch Rahmen für das gut durchorganisierte Festival unter der Leitung von Intendantin Elisabeth Schweeger!
wischen dem 1. und 22. Juni
finden Konzerte, Musiktheater, Gespräche und Installationen
internationaler Künstler statt.
Das Thema „HeimatUtopie“ hat
Intendantin Elisabeth Schweeger
gewählt, weil die
Menschen heute
im Spagat leben
zwischen einer
Herkunft, die sie
geprägt hat und
einer beruflichen
Mobilität, die Fragen aufwirft, wie:
Wo finde ich meine Identität (zurück)? Wie komme ich in eine bessere Zukunft?
Gibt es noch Utopie, gibt es noch
Heimat? In Foyer, Garten und Galerie der Herrenhäuser Gärten
überraschen Künstler mit ihren
Antworten auf diese Fragen – auf
ihre Weise. „Atlas – Inseln der
Utopie“, ein Stück, das am 1. Juni in Hannover Premiere feiert, ist
eine davon. Hier
werden durch
die Kombination
von Texten und
einem
ungewöhnlichen Zugriff auf klassische Musik, teilweise mit Rückgriff auf sehr
frühe Vergangenheit, Brücken
zwischen Kunst
und Thema geschlagen. Die Herrenhäuser Gespräche als Programmteil werden
sich konkret mit den Problemen
von Migranten beschäftigen.
Z
Von überall in der Welt wurde Suzie Templeton 2006 mit Preisen
überhäuft, Hollywood schickte
ihr einen Oscar. „Ihr Peter und
der Wolf ist der beste!“, schrieb
aus Moskau der Sohn von Sergej
Prokoviev. Sein Vater hatte 1936
dieses wunderbare Musikstück
geschrieben. Der Film wird mit
dieser Musik unterlegt am 2. Juni gezeigt (16 Uhr, Orangerie)
und ist auch für Kinder sehr geeignet. Statt der Stimme des Erzählers in Prokovievs Stück läuft
ein Puppentrickfilm (Foto rechts,
oben) ab. Das Ende weicht vom
Original ab – lassen Sie sich überraschen!
Copyright: Wildundleise
Foto: Eric Legrand
www.kunstfestspiele.de
AUG IN AUG
MIT DEM BÖSEN
„Wenn Vivaldi die Sonne ist“, sagt
Toshio Hosokawa, „dann sollte meine Musik der Mond sein, wie Yin und
Yang.“ Das Stück „Singing Garden“
stammt von diesem japanischen
Komponisten, verbindet seine Musik
mit der Vivaldis und wird am 18. Juni, 20 Uhr in der Orangerie aufgeführt. Bekannte Solisten sind dabei,
so Jeremias Schwarzer (Foto), einer
der führenden Blockflötisten seiner
Generation.
ZWISCHEN WÖRTERN UND MUSIK
„Am Anfang war – ein Schluckauf, dann kam das Wort und
gleich darauf das babylonische
Sprachenwirrwarr“, so beginnt
der Berliner Tagesspiegel seine Rezension der Aufführung „A-Ronne II“ von Luciano Berio. Geschrieben in den siebziger Jahren
des letzten Jahrhunderts bewegt
sich das Stück entlang der dünnen Grenze zwischen Wortsprache und Musik und untersucht
die Kippstellen, wo Wortsinn sich
in musikalischen Klang auflöst.
Mit den mittelalterlichen Kostümen (Foto: oben) eine humorvolle Angelegenheit. Auftritt: 6. Juni
um 20 Uhr in der Orangerie.
ATLAS – INSELN
DER UTOPIE
Die utopische Idee eines Nicht-Ortes – in dem Freiheit und Selbstbestimmung selbstverständlich
sind – hörbar, sichtbar, also sinnlich erfahrbar zu machen, ist das
Anliegen des neuesten Musiktheater-Projektes von José María
Sánchez-Verdú (Musik, Text,
Raum-Dramaturgie) und Sabrina
Hölzer (Regie, Raum-Entwicklung). Die Premiere des Stücks ist
am 1. Juni (19.30 Uhr), eine zweite Aufführung am 2. Juni, 18 Uhr
in der Galerie. In der riesigen Galerie Herrenhausen werden unfaßbare Räume aus Klang und
Licht geschaffen, in denen sich
die Zuschauer frei bewegen können – mit Perspektivwechsel!
Copyright: Nik Barlo
Copyright: Michael Plümer
HANNOVER – KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN
Die weltberühmten Herrenhäuser
Gärten in Hannover geben den
Kunstfestspielen im Juni einen stilvollen Rahmen. Die vier Stilrichtungen der Gartenanlage sind barock,
Landschaftsgarten und botanisch.
Der Große Garten wurde 1666 begonnen und in der heutigen Form bis
1714 unter Kurfürstin Sophie gestaltet. Die Große Fontäne des Gartens
sprüht 80 Meter hoch.
Am 11. Juni tritt der Mädchenchor Hannover (hier vier der zahlreichen Mitglieder) in der Orangerie der Herrenhäuser Gärten auf.
„Kunst entsteht aus dem Antrieb, Unerhörtes, Ungesehenes, Ungedachtes wachsen zu lassen, das Un-Ordentliche als das AußerOrdentliche zu sehen und vor die steinernen Mauern der Konvention zu platzieren. Ihr Wesen ist zutiefst antiautoritär.“
Copyright: Michael Wilson
Carla Henius (1919-2002), deutsche Mezzosopranistin. Die Sängerin verstand
sich als konsequente Wegbereiterin der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts.
Copyright: Felix Broede
Phantastischer Beethoven-Interpret:
Der Pianist Frederic Rzewski
Wird von Experten als „Weltklasse“
bezeichnet: Der Pianist Igor Levit
MÄDCHENCHOR
UND VIER
SCHLAGZEUGER
Als Schumann und Brahms in den
50er Jahren des 19. Jahrhunderts
Stücke für Frauenchor und Klavier
schrieben, wählten sie Stoffe, die
sich mit schwärmerischer Liebe
beschäftigten, sie nannten diese
Gesänge „Romanzen“. Als Vinko
Globokar, ein großer Komponist
unserer Zeit, vom Mädchenchor
Hannover um eine Auftragskomposition gefragt wurde, fand er
ein passendes Thema mit vier
Schlagzeugern. Der angebete
Held: zeitangepaßt ein Popstar.
Am 11. Juni tritt der Mädchenchor Hannover um 20 Uhr in der
Orangerie auf und singt zudem
Robert Schumann Romanzen
op.69 und op.91 für Frauenstimmen und Klavier und Johannes
Brahms Lieder für Klavier. Auftritt:
60 Minuten.
GEMISCHTES
DOPPEL
AM PIANO
160 Minuten lang werden zwei
Pianisten unterschiedlicher Generationen, beide von Weltrang, das
Publikum verzaubern.
Frederic Rzewski aus den USA,
der Beethovens „Hammerklaviersonate“, eines der anspruchsvollsten Werke der Klavierliteratur,
auf faszinierende Art eingespielt
hat und Igor Levit aus Russland
(lebt in Hannover), der vor kurzem sein Klavierstudium an der
hannoverschen Musikhochschule
mit der höchsten jemals erreichten Punktzahl abgeschlossen hat,
konzertieren am 9. Juni um 19
Uhr in der Orangerie, Herrenhausen.
Das Programm besteht aus
Beethovens „Hammerklaviersonate“ und Stücken, die der Feder
von Frederic Rzewaki entstammen. Das Motto: „Alle Menschen
werden Brüder“ – die beiden Pianisten treten auch vierhändig an.
HEIMAT UTOPIE
1. – 22. JUNI 2013
KUNSTFESTSPIELE.DE
Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Hannover, Kulturdezernat
Wir danken den Förderern
7
8
HANNOVER – GEORGSPALAST GOP
SPIRIT ENTFÜHRT
IN KLANGWELTEN
Klang ist ein großer Raum, in dem alle Menschen sich bewegen, in dem
sie frei und tief verbunden sind. Klang ist der Ursprung aller Sprachen und
der Musik, die uns alle eint. Klang ist der größte Geist hinter den Dingen.
Die Show „Spirit“, die im Georgspalast (GOP) Varieté-Theater Hannover
zu erleben ist, verbindet vom 2. Mai bis 30. Juni 2013 außergewöhnliche
akrobatische Körperkunst mit musikalischem Weltklang.
iese neue GOP Show setzt
das harmonische Zusammenspiel aus Klang- und akrobatischer Körperkunst eindrucksvoll
in Szene. Artisten aus aller Welt
nehmen die Zuschauer mit auf eine fesselnde Reise in eine unbeschreibliche Welt zwischen feinem Humor, flirrender Spannung,
großen artistischen Bildern tänzerischer Akrobatik aus allen Teilen
des Erdballs und wundervollen
musikalischen Klängen – in eine
Welt, die von einem besonderen
Zauber umhüllt ist.
Das internationale Ensemble
tritt mit Künstlern der ersten Garde an wie Lynn & James (Partnerakrobatik mit unglaublicher Körperbeherrschung – ein Hochgenuss für die Sinne) oder den Hakuna Matata Akrobats (TempoAkrobatik, Vertikal-Pole) – die vier
D
VOLLBLÜTER
„LOVELY
BASTARDS“
Sie kommen daher wie die artistisch-moderne Varieté-Ausgabe
des legendären Rat Packs: Andreas Wessels, Jojo Weiß und Daniel Reinsberg. Den drei VollblutEntertainern steht ein Trio kongenialer Livemusiker zur Seite. Dieses herrliche Line-Up wird aufgemischt durch das Auftauchen einer faszinierenden Frau, die mit
ihrem akrobatischen Können,
ihrem Charme und ihrer einmaligen Ausstrahlung zu überzeugen
weiß. Hier steht ein international
erprobtes Ensemble auf der Bühne, das durch die Musik-Begleitung der Funky Jazzholes eine extra Note verliehen bekommt – im
wahrsten Sinne des Wortes. Unterhaltung ist das Spiel, und Gewinner ist das Publikum. That´s
Entertainment! Auftritte: 10. Juli
bis 1. September im GOP.
Burl the bubble guy alias Darren
Burrell versteht es, in „Spirit“ dem
Publikum die Erinnerung an Kindertage wieder zu schenken. Mit bloßen
Händen und etwas Seifenwasser
formt er Seifenblasen in den
schillernsten Farben: kleine und
große – mehrere gleichzeitig.
Künstler aus Tansania zeichnen
ein spektakuläres Bühnenbild!
Flink formen sie menschliche Pyramiden, bei denen lediglich einer
der Künstler die haltende Säule
bildet. Faszinierend ihre Darbietung an der Vertikalstange, an der
sie die unglaublichsten Kunststücke vollführen. Da sind weiter
Lena Gutschank, 26 (Luftring,
Kontorsion: sie bezaubert mit
zwei wunderschönen, sphärischen und höchst athletischen
Darbietungen), Kotini Junior (Comedy), Vanessa Alvarez (Antipoden), Burl the bubble guy (Seifenblasen) und Yukki (Jojo). Letzterer
läßt seine Jojos durch die Luft zischen, sie leuchten im schönsten
Rot und malen beeindruckende
Bilder.
www.variete.de/de/spielorte/Hannover
GOP NR.1 BEI
ENTERTAINMENT
Daniel Reinsberg (vorn rechts) sorgt bei den „Lovely Bastards“ für ungewöhnliche Momente. Ob mit dem rockenden Pinguin „Scholli“ oder solo als
Comedian, der Wahlberliner mit äthiopischen Wurzeln begeistert total.
Die Zeitschrift kulturnews hat
Ende 2012 zum siebten Mal
den kulturnews-Award verliehen. In acht Kategorien
standen hochkarätige Produktionen zur Auswahl.
Dafür befragte kulturnews
wieder über tausend Produzenten, Künstler und Kulturmanager aus Theatern,
Buchverlagen, Plattenfirmen,
Filmverleihen, Museen und
Galerien. Die Kulturexperten
wählten das GOP VarietéTheater auf Platz 1 in der Kategorie „Bestes Entertainment 2012“.
HANNOVER – GEORGSPALAST GOP
9
LECKER
ESSEN BEIM
VARIETÉ
Das Restaurant des Georgspalast
(GOP), die „Gondel“, verwöhnt
nicht nur im eigenen eleganten
Lokal anspruchsvolle Gaumen. Es
wird auch eine Stunde vor dem
Varieté-Beginn im Theater serviert. Dabei können sich die Preise sehen lassen: Unter der Woche
liegt der Aufpreis fürs Essen bei
zehn Euro für ein Zwei-GängeMenü, am Wochenende etwas
höher – der Preisvergleich (je nach
Sitzkategorie) lohnt sich.Und man
kommt vom Hannover-Trip gut
gesättigt nach Hause. Details dazu auf der Internetseite des Georgspalastes.
Mit dabei bei der Las Vegas
Show: die Kontorsionistin und
Luftakrobatin Anna Roudenko
(oben) und Bauchredner Frank
Rossi (unten).
AUF ZEITREISE
NACH LAS VEGAS
as Vegas! Für viele immer noch
die berüchtigste Spielhölle der
Welt, ist die Metropole in der
Wüste Nevadas vor allem eines:
Ein einzigartiges Entertainmentparadies, das seit nunmehr 70
Jahren immer wieder neue Maßstäbe setzt – Dean Martin, Elvis,
Caterina Valente, weiße Tiger und
zeitgenössische Mega-Produktionen des Cirque du Soleil. Große
Show-Welt und Glücksspiel-Eldorado, grandiose Entertainer und
abgezockte Pokerspieler. Gegensätze, die sich in dieser Stadt
L
anziehen, vereinen und sich immer wieder wandeln. Vom 4. September bis 27. Oktober 2013
wird das GOP Varieté-Theater
Hannover Sie mit auf eine Zeitreise durch die unterschiedlichen
Gesichter dieser Metropole nehmen. Internationale Artisten und
Entertainer zeigen, was das besondere Flair dieser Stadt ausmacht: rasant, unterhaltsam, mitreißend – willkommen in Las Vegas! Und das Gute ist, Sie werden
hier garantiert nicht Ihren letzten
Cent verspielen!
COOL: ROCKABILLY
Die Fünfziger Jahre werden wieder lebendig! Noch bis zum 28.
April herrscht im GOP VarietéTheater Hannover Aufbruchstimmung, wenn coole Jungs in Lederjacken und freche Mädchen
mit Petticoats zu fetzigem
Rock’n’Roll ihre unglaublichen
Bühnenkünste zeigen! Für jede
Menge Spaß sorgen Max Nix und
sein Partner Willi Widder Nix zusammen mit einem einzigartigen
Ensemble. Sie begeistern mit
Tempo, ganz viel Musik und jeder
Menge atemberaubender Akrobatik. „Rockabilly“ – eine Zeitreise in die Fifties: Romantisch, sentimental und herrlich selbstironisch. Mit dabei auch Die Farellos:
Tony Farello und Frau Schmidt, ihres Zeichens Türsteher und Putzfrau des Rockabilly Clubs, bieten
eine sensationelle Temposhow
auf dem Einrad. Weiter: männliche Hula Hooper und andere artistische Überraschungen.
Max Nix & Willi Widder Nix bewegen sich in ihrer sensiblen Performance aus
Comedy, Rock’n’Roll, Zauberei und zeitgenössischem Ausdruckstanz absolut
geschmackssicher am Rande der Peinlichkeit, ohne jemals abzustürzen.
10
HANNOVER – SPRENGEL MUSEUM
Copyright: Boris Mikhailov, VG Bild-Kunst, Bonn 2013
SCHONUNGSLOS
KOMMENTIEREND
Eine Retrospektive ganz eigener, intimer Art präsentiert das Sprengel
Museum Hannover. Mit „Boris Mikhailov, Die Bücher 1968 - 2012“ wird
die bislang umfangreichste Würdigung des Künstlers gezeigt. Rund
20 Bildzyklen stellen ihn erstmals als „Büchermacher“ vor, als jemanden,
der sein Werk in Buchform denkt und entwickelt. Die Stiftung
Niedersachsen hat den Künstler im Februar mit dem renommierten
Spectrum-Preis ausgezeichnet. Die Ausstellung dauert bis zum 20. Mai.
oris Mikhailov gilt als Chronist
der Geschichte seiner Heimat.
In umfangreichen Bildzyklen widmet sich der 1938 in Charkow
(heute: Ukraine) Geborene dem
Alltag in der sowjetischen und
postsowjetischen Gesellschaft.
Auf Straßen, am Strand, bei Tanzveranstaltungen, während politischer Kundgebungen, bei Wochenend- und Ferienvergnügun-
B
gen – Mikhailov fotografiert
überall dort, wo Gesellschaftliches im Privaten und Privates im
Gesellschaftlichen sichtbar wird.
Im Zentrum seiner Betrachtungen stehen die ,kleinen Leute’, zu
denen er sich auch selber und seine Freunde zählt.
Das Sprengel Museum präsentiert seine Arbeit in Glaskästen,
auf die man von oben schaut,
wobei die einzelnen Bildfolgen in
der Reihe zu „lesen“ sind. Zudem
werden an den Wänden ausgewählte Arbeiten im großen Format präsentiert.
Die Fotos sind Material, von
dem aus Mikhailov das Gemeinwesen hinterfragt und die Bedingungen für die menschliche Existenz untersucht. Die sind zum Teil
erbärmlich, und es erstaunt, wieviel Würde und menschliche Präsenz aus den Gesichtern der mitunter so krass vom Leben und
Schicksal gezeichneten Menschen strahlen kann. Die Kommentare des Künstlers – durchaus
auch komische, liebevolle, aber
immer schonungslos kommentie-
Boris Mikhailov,
Ohne Titel.
Aus der Serie
„Susi und
die anderen“.
Späte 60er bis
späte 70er Jahre.
rende – finden
sich auf den vielen Buchseiten,
er
zeichnet
auch und fügt
kleine Episoden
an, die übersetzt sind. Bis
über 100 Bilderseiten gehören
zu einer kompletten Serie.
Boris Mikhailov wählte die
Buchform seiner hier häufig
im Original vorliegenden Arbeiten wegen
der politisch repressiven Zeiten in der UdSSR. Der
Künstler lebt mit seiner Frau Vita
– beide treten ebenfalls exemplarisch in den Buchreihen auf, der
Künstler selbst durchaus auch mal
provozierend ohne Kleider – seit
1966 in Berlin.
JOB
www.sprengel-museum.de
DIE MUSE DER SURREALISTEN
eret Oppenheims Werk ist tung war nonkonformistisch, sie
maßgeblich von der Idee liebten Humorvolles und Absurdes Surrealismus geprägt. Ihre des. Oppenheim ist von dieser
künstlerische
Zeit geprägt. Ihr
Laufbahn beeigenes Schaffen
gann 1932 in
reflektiert sehr
Paris, wo sie als
stark diese Zeit.
19jährige
zu
Bekanntestes
Künstlern wie
Werk ist ihr Objekt
Hans Arp, Max
„Frühstück
in
Ernst und Man
Pelz“ (1936), das
Ray stieß. Man
eine mit Pelz umRays Fotoserie
hüllte Tasse zeigt,
mit ihr im Jahr
es steht im Muse1933 machte sie
um of Modern Art
schnell in Paris
in New York.
bekannt – als
Oppenheim
Muse der Surverbringt einige
realisten. Die Man Ray, „Érotique voilée“ (ero- Ausbildungsjahre
wollten mit ihrer tisch verhüllt), 1933. Das Model in der Schweiz, erKunst provozie- ist Meret Oppenheim, das Bild lebt eine Schafren, ihre Hal- löste damals einen Skandal aus. fenskrise, heiratet
M
Schwitters in England
Niedersachsen
1949 Wolfgang La Roche und
lebt bis zu dessen Tod 1967 in
Bern. Nach 1958 beginnt eine intensive Schaffensphase. Das
Sprengel-Museum zeigt ihre Werke bis zum 5. Mai.
www.sprengel-museum.de
Meret Oppenheim, „Das Paar (mit
Ei)“. Die abgeschnittenen Spitzen bilden das Ei, das auf einem Nest von
Schnürsenkeln liegt.
Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn 2013. Beide Fotos: Aline Gwose / Michael Herling. Sprengel Museum Hannover
HANNOVER – MUSEUM AUGUST KESTNER
11
FISCH ABSTRAKT = FISCHSTÄBCHEN
Warum hat der Leibniz-Keks 52
Zähne? Und warum sehen
Fischstäbchen nicht wie Fische
aus? Die Ausstellung Food Design
des Kestner Museums zeigt vom
14. März bis 4.August Gründe auf,
die diese Fragen beantworten.
Es werden dabei nicht TellerKreationen von Spitzenköchen
unter die Lupe genommen. Die
Ausstellung untersucht vielmehr
den viel zu wenig beachteten Design-Prozess von Nahrungsmitteln.
iemand nimmt Nahrungsmittel so zu sich, wie sie aus der
Natur kommen. Kein Ei wird roh
gegessen, sondern wir kochen,
braten oder verarbeiten es zu anderen Gerichten. Hier beginnt der
Design-Prozess als bewusster Gestaltungs-Prozess bereits bei jedem von uns.
Dieses Verarbeiten, Formen,
Gestalten ist noch vergleichsweise bescheiden, untersucht man
erst einmal, welche Anstrengungen die Nahrungsmittel-Industrie
unternimmt, um Essbares in „attraktive“ Formen zu bringen.
N
Süßes nur zum Angucken: Eine der Projektionen der Ausstellung.
dazu realisiert. Diese Ausstellung
hat das Kestner Museum vom Design-Forum Wien nach Hannover
geholt.
Der Besucher
betritt zunächst
das sogenannte
Sensorium. Dort
wird er mit den
„Grundkonstanten“
unserer
sinnlichen Wahrnehmung konfrontiert, und es
ergeben sich die
ersten Fragen:
Farbe: Warum
schmecken rote
Gummibärchen
besser als farbloFarbkreis Hannover – eine weitere Projektion.
se? Warum gibt
es nur wenig
Design bewegt sich immer zwi- Schwarzes als Süßigkeiten?
schen den Koordinaten von Ma- Haptik: Weshalb macht es Spaß,
terial, Funktion und Form. Und zum Beispiel in Marmelade herbei der Gestaltung von Essbarem umzupanschen?
verhält es sich genau so.
Geruch: Riechen wir eigentlich
Sonja Stummerer und Martin ohne die „Duftquelle“ zu sehen?
Hablesreiter haben seit Jahren zu Gehör: Warum gluckert eine
diesem Thema recherchiert, ge- Bierflasche immer im ¾ Takt?
forscht und schließlich sowohl
Ein weiterer Raum mit neun
Bücher als auch eine Ausstellung „Tischen", die an ein Restaurant
Alle Fotos: ©Landeshauptstadt Hannover Museum August Kestner
Fotos: stummerer | hablesreiter | köb | löckingerAus dem Buch „food design XL“
erinnern, schließt sich an. Hier
geht es u.a. um Symbolhaftigkeit
von Speisen. Wussten Sie zum
Beispiel, dass Backwaren in Zopfform von alten Riten, menschliche
Zöpfe zu opfern, abgeleitet sind?
Ein anderes Thema ist die Abstraktion von Speisen, am eindrücklichsten verdeutlicht am Beispiel der Fischstäbchen, die sogar
Fischmuffel (und natürlich Kinder)
gerne essen, weil sie gar nicht
mehr an „echte“ Fische erinnern.
Transportierbarkeit von Nahrung
ist wichtig: Warum ist die Ritter
Sport „quadratisch + praktisch“?
Teilen wird untersucht. Warum
schneidet man eine Torte in Dreiecke, ein Brot in Scheiben? Industrielle Herstellung ist wichtig: Sie
beantwortet auch die Frage nach
den Löchern im Leibniz-Keks.
Es gibt ein Extraprogramm – etwa der Vortrag „Soziologie des
Essens“ (10.7.) und viel für Kinder!
www.museum-august-kestner.de
12
HANNOVER – THEATERFORMEN
Vom 19. bis 30. Juni findet die 14.Ausgabe des Festivals Theaterformen statt. Damit wird Hannover wieder Bühne der internationalen Theaterszene. 220 Künstler aus 15 Ländern hat
Festivalleiterin Anja Dirks eingeladen: Bekannte Künstler und
neue Talente aus der freien Szene bespielen zwölf Tage lang
Stadtraum und Bühnen des Staatstheaters Hannover. Neben
experimentellen Formen sind auch neu interpretierte Klassiker
im Programm. Nachfolgend einige Programm-Auszüge.
gleich mit auf die Bühne. In der Gegenüberstellung beider Parteien •wird der Generationenkonflikt sehr deutlich. Mit Humor und
Feingefühl verhandeln
die Performerinnen mit
ihren Vätern die Themen Erbe und Alter.
Doch nicht nur auf
den Bühnen des
Schauspielhauses können die Zuschauer
Theater erleben. Bei Eine Szene aus „Testament“. Das Performance-Kollektiv She She Pop erweitert den GeRemote Hannover von nerationenkonflikt aus König Lear auf mehr als zwei Generationen.
Rimini
Protokoll
über- Darstellern aus Fleisch und Blut.
nern, in der sie 21 waren, Mennimmt eine ComGetanzt wird nicht nur auf der schen unterschiedlichster Jahrputerstimme die Bühne, sondern auch im Festival- gänge. Die Gespräche, die eine
Führung
durch zentrum – Hotspot für Publikum, Stunde gedauert haben, kompriHannover, dirigiert Künstler und Stipendiaten. Neun miert er dann auf acht Minuten.
die
Teilnehmer Bands und ein DJ sorgen für das Die Befragten hören via Monitor
durch die Hinter- richtige Festivalfeeling. Mit dabei ihren eigenen Statements zu und
höfe der Stadt und sind unter anderem Ja, Panik, Ber- reagieren darauf – zunächst nonmacht unsichtbare nadette La Hengst und die Brass verbal, dann kommentierend.
Orte sichtbar.
Band Mardi Grass.bb.
Mats Staub geht es nicht um
Auf eine Zeitrei„21“ nennt der Schweizer Nostalgie, sondern um Reflektion
se wird das Publi- Künstler Mats Staub sein Lang- beim Zuschauer: „Wie war es, als
kum von der zeitprojekt, das letztes Jahr in ich 21 war?“
Schweizer Gruppe Hessen gestartet ist. Er befragte
Far A Day Cage ge- Menschen, wie sie die Zeit erin- www.theaterformen.de
schickt. Mit ihrem
Stück Urwald hinterfragen sie in einer
einsamen
Berghütte mitten
in Hannover die Errungenschaften
Das Plakat der diesjährigen Theaterformen in Han- unseres zivilisatorinover vom 19. bis zum 30. Juni.
schen Lebens.
Theater und Techlow mit Lear als Komödie eine nik passen nicht zusammen? Der
düstere Familiengeschichte aus französische Künstler Aurelién
Russland nach1945.
Bory widerlegt dieses Vorurteil mit
Auf ganz andere Weise verar- seiner Produktion Ohne Gegenbeitet das bekannte Performan- stand. Ein Industrieroboter, der
ce-Kollektiv She She Pop in Testa- früher Autos zusammenbaute, König Lear auf russische Art: Die Shakespeare-Vorlage wird ins Russland nach
ment die Geschichte des altern- steht im Zentrum der Inszenie- dem Zweiten Weltkrieg verlegt. Natürlich: Komödie bleibt Komödie. Doch das
den Königs und bittet seine Väter rung und tanzt Ballett mit zwei mittelalterliche Stück bekommt eine neue eigene Spritzigkeit.
Foto:© Doro Tuch
LEAR: NEUES ZU ERBE UND ALTER
en Auftakt macht das Stück
Iwanow im Staatstheater. Der
iranische Regisseurs Amir Reza
Koohestani überträgt die klassische Vorlage von Anton Tschechow in die Hauptstadt Teheran
nach der Jugendrevolte 2009. Ein
Stück über Verrat, politische Stagnation, enttäuschte Hoffnungen
und Schicksale, in denen man sich
wiedererkennen kann.
Das Verhältnis zwischen Töchtern und Vätern findet sich gleich
in zwei Formen wieder. Auf der
Vorlage von Shakespeares König
Lear erzählt Konstantin Bogomo-
© Daria Pichugina
D
HANNOVER – NIEDERSÄCHSISCHES LANDESMUSEUM HANNOVER
13
ls Bernhard Hoetger (18741949) im Frühjahr 1903 die
Ägyptische Sammlung in Berlin
besuchte, hat ihn die Schönheit
der Plastiken überwältigt – ihr
Formwillen, ihre Absicht, ihre Gesamtwirkung auf den Betrachter.
Zehn Jahre später war ganz
Berlin im Amarna-Fieber – ein
Ausgrabungsfundort nahe der
ehemaligen Hauptstadt des Königs Echnaton (18. Dynastie).
Die Ausstellung im Landesmuseum widmet sich den Jahren
zwischen 1913 und 1919, in denen der Künstler großartige
Skulpturen nach ägyptischem
Vorbild geschaffen hat.
Dank großzügiger Leihgaben
aus dem Ägyptischen Museum
Berlin und der Berliner Gipsformerei können sie erstmals ihren
Vorbildern gegenübergestellt
werden, um die Tragweite eines
archäologischen Sensationsfundes für die zeitgenössische Kunst
A
Mäzen, dem Keksfabrikanten Hermann Bahlsen, unterstützt und gefördert. So gestaltete Hoetger etwa die
Bildnisse der Sent M’Ahesa nach dem
berühmten Vorbild der Nofretete in
Berlin. Die Ausstellung in Hannover
dauert vom 26.April bis 25.August.
deutlich zu veranschaulichen.
Die Künstlerin Elsa von Carlberg, die den altägyptischen Namen Sent M’Ahesa trug, teilte
Hoetgers Begeisterung für die antike Kultur Ägyptens. Von dieser
beeinflußt, entwickelte sie einen
eigenen expressionistischen Ausdruckstanz, den sie ab 1908 öffentlich vorführte. Dabei trug sie
individuell entworfene ägyptische
Kleider und überzog ihren Körper
vollständig mit Ockerfarbe.
Beeindruckt schuf Hoetger
1917 eine Skulptur ihres Porträts,
die als „Ikone der expressionistischen Plastik“ gilt. In seiner strengen Frontalansicht und der Seitensymmetrie des leicht zurückgeneigten Kopfes wird deutlich,
das auch hier die ägyptische
Kunst Pate stand – sehr wahrscheinlich die berühmte Büste der
Nofretete in Berlin selbst. Auch eine Büste seiner eigenen Frau Lee
von 1913 ist stark angelehnt an
Für den Garten des Mäzens hergestellt: Bernhard Hoetger, Brunnenfiguren
der Bahlsen-Söhne Klaus, Gerhard,Werner und Hans als ägyptisierende Standfiguren, 1916-1919/20, Landesmuseum Hannover.
Leihgaben Delta Kunst/Familie Gerhard Bahlsen/Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung . Copyright: Landesmuseum Hannover
Im Mittelpunkt der Ausstellung
„Faszination Nofretete. Bernhard
Hoetger und Ägypten“ des Nieder sächsischen Landesmuseums Hannover steht die Hinwendung des 1874 in
Hörde geborenen Künstlers zur ägyptischen Kunst. Sie wurde von seinem
Copyright: Landesmuseum Hannover (Bildmontage)
ALS NOFRETETE
HOETGER KÜSSTE...
Ähnlichkeiten: Modellbüste der Nofretete, 1351-1334 v. Chr. und Bernhard Hoetger, Büste der Sent M´Ahesa (rechts), 1917, Bronze.
ägyptische Skulptur-Frontalsicht nach Darmstadt, 1914 zog er
und stilisierte Züge.
nach Worpswede, 1934 nach
In denselben Jahren plante Berlin. Er starb 1949 in der
Hoetger als Architekt für Her- Schweiz.
mann Bahlsen, den Gründer der
Keksdynastie, eine Fabrikstadt in www.landesmuseum-hannover.de
Hannover, die
wie seine Bildhauerwerke den
Einfluss Ägyptens erkennen
läßt.
Hoetger
entwarf sie als
Sitz der BahlsenFabrik mit angeschlossenem
Wohn-und Freizeitbereich. Eine
3-D-Animation
dieses Modells
visualisiert die
Ideen Hoetgers
besonders gut.
Die gewaltige expressionistische
Architekturutopie blieb wegen
des Todes von
Hermann Bahlsen
unausgeführt. Gleichwohl: die sogenannte „TET“Stadt war bis zur
Bauantragstellung fertig dokumentiert.
Niedersachsens längste Ausgrabung
Hoetger arbeitete lange Jahre
23. August 2013 bis 2. März 2014
in Paris – Rodin
wurde ein Vorbild – zog dann
aber 1907 mit
seiner Frau nach
Deutschland.
1911 ereilte ihn
eine Professur
Im Goldenen
Schnitt
14
HANNOVER – BOOTBOOHOOK
FESTIVAL KOMMT
AUF TOUREN
uf mehreren Bühnen spielen
aufregende Headliner und
exzellente Newcomer aus dem Inund Ausland und lassen jedes Indierockpop-/Elektro-/Folk-/SingerSongwriter-Herz höher schlagen.
Für 2013 haben sich bisher unter anderem Maximo Park, The
Thermals, Lukas Graham – bekannt durch seinen Riesen-Erfolgshit „Drunk in the morning“
– und We Were Promised Jetpacks angekündigt. Maximo Park
zum Beispiel stehen für klare,
schnelle Riffs traditionell britischer
Prägung und sanfte gefühlvolle
Songs mit Schmusekurs – ihre
dreijährige Pause ist vorbei.
Veranstaltet wird das BootBooHook von einer Gruppe Musikliebhaber aus Hamburg und Hannover (u.a. vom Spandau Projekt
und Tapete Records). Zum allerersten Mal fand es 2008 statt, da-
www.bootboohook.com
Nach dreijähriger Pause sind Maximo Park aus Großbritannien mit neuer
Energie zurück. Die bekannten Markenzeichen sind geblieben: rasendes Tempo, melodische, kantige Gitarren und Paul Smiths einfühlsame Texte über Liebe, das Leben und ganz normale Menschen.
The Thermals sind eine US-Indieband
aus Portland (Oregon). Kathy Foster
(Foto) ist seit 2002 mit dabei. Der Stil
der Band wird oft mit Guided by Voices verglichen, und auch die Ramones werden auf Grund der kurzen,
simplen und dabei sehr eingängigen
Songs als Bezugspunkt genannt.
Nach eigenem Bekunden spielen die
Thermals „No-Fi“ – No Fidility.
Kaum eine neue Band wirkt so gelassen und selbstsicher wie das aus dem
nordfriesischen Niebüll stammende,
nun nach Hamburg umgesiedelte
Quintett Torpus and the Art Directors
(Foto: Sänger Sönke Torpus). Warmer
Folk-Pop, fünfstimmiger Chorgesang,
der so harmonisch klingt, dass es
schon fast unverschämt ist, prägen
ihre irgendwie fröhliche Musik.
Nach dem phänomenalen Erfolg in
Dänemark mit Doppelplatin-Status
hat die Euphorie über Lukas Graham
(Foto: Frontman) auch Deutschland
erreicht. Die Single "Drunk In The
Morning" läuft in den Radioplaylists.
Der Sound mixt Werte/Traditionen
von US Soul mit der frechen Attitüde
des Kopenhagener Stadtteils Christiania, wo die Jungs herkommen.
A
mals noch komplett „indoor“.
Schnell mauserte es sich aber zu
einem DER Open-Air-Indiefestivals in Deutschland.
Von 2008 bis 2011 fand das
Festival auf dem Faust-Gelände in
Hannover Linden statt. 2012 zog
das Festival um in den Expo Park
Hannover, die Faust e.V. bleibt
aber weiterhin mit engagiert.
Pressesprecher Henning Chadde:
„Am Ende war das Festival so
groß, das konnten wir nicht mehr
alleine stemmen.“
Die Drei-Tages-Tickets oder Tagestickets sind an der Abendkasse erhältlich. Also: Spontanes Hinfahren ist möglich. Das Campinggelände öffnet am Donnerstag
abend um 18 Uhr und ist bis
Montag morgen um 10 Uhr offen.
Alle Fotos: Bootboohook
Auf dem BootBooHook im Kronsbergpark Hannover tummeln sich seit
Jahren an einem Sommerwochenende im Juli um die 5.000 musikbegeisterte Menschen aus nah und fern, um drei Tage und Nächte voll
rockiger Popmusik zu erleben. Ein bißchen Woodstock in Hannover. Die
Teilnehmerzahlen steigen jedes Jahr. 2013 findet das Festival vom 12. bis
14. Juli statt. Die ersten interessanten Bands sind gemeldet.
Wachstumsprodukt in Hannover: Das
Bootboohook-Festival feiert Erfolge
Die Französin Melody Prochet
schöpft bisweilen, da klassisch ausgebildet, aus dem Melodienschatz
der Kammermusik, und greift auch
gerne mal zum Hall. Ihr jüngstes Album ist ein Pop-Entwurf mit unterschwelligem psychedelischen Anklang, englisch-französischen Texten
und elektronischen Versatzstücken.
Ihre Musik geht gut ins Ohr.
HANNOVER / BREMEN – REPORTAGE
15
ERFOLG MIT KLEINEM BUDGET
Wie man es schaffen kann, mit relativ wenig Geld eine wertvolle Kunstsammlung aufzubauen, hat das Sammlerehepaar Heinz und Helga
Dodenhof bewiesen. Der inzwischen 74-jährige Heinz Dodenhof möchte
nun, dass die Sammlung in Worpswede auch die Öffentlichkeit erreicht.
D
ben und Editionen der Kunstvereine um und wurden Mitglied der
„Griffelkunst", wovon heute im
Haus des Sammlers zwei große
Polke-Grafiken zeugen, wunderschöne Blätter. Neben diesen
Strängen hat aber vor allem Heinz
Dodenhofs Nähe zu der jungen
Bremer Szene seine Spuren in der
Sammlung hinterlassen. So wie er
früh den Kontakt zu Schwontkowski und dessen gleichfalls inzwischen renommierten Kollegen
Hartmut Neumann und Thomas
as Blatt ist klein, aber eine ab- seiner Berufslaufbahn im Fernsolute Rarität: Von links meldeamt Bremen verbracht hat,
schiebt sich ein Entenkopf neu- war sich von Anfang an auch seigierig ins Bild. Der knappe Strich, ner begrenzten Mittel für den
der Witz des Künstlers ist nicht Kunsterwerb bewusst. Aus der
besonders schwer zu erraten.
Not machte er eine Tugend. Nicht
Heinz Dodenhof bekam die far- viele Kollektionen haben einen
bige Zeichnung von Norbert solchen Charme, 'eine vergleichSchwontkowski in den frühen bare persönliche Note, die aut80er Jahren. In diesem Fall hatte der
Bremer Künstler eine
Ausnahme gemacht
und ein Blatt aus seinem Skizzenblock gerissen.
Heute liegen seine
Blöcke in Museumsvitrinen, und die Preise
für Leinwände des
spät im Markt angekommenen Malers
bewegen sich im gehobenen fünfstelligen Bereich.
Als Heinz Dodenhof auf Schwontkowski aufmerksam geworden war, hatten
sich nur wenige für
dessen Arbeiten interessiert. Der Sammler achtete aber von Ein ganz spezielles Sammlerehepaar: Heinz und Helga Dodenhof.
Beginn an nicht auf
Trends und Leitfiguren. Sein Kom- hentische Begeisterung, aber Hartmann gefunden hatte, wirft
pass war und blieb das eigene Ur- auch den Blick für Originalität und der Sammler auch ein Auge auf
teil.
Qualität in jedem einzelnen Stück die neuen Strömungen in den
Seine Vorlieben haben eine se- verrät.
Bremer Ateliers und in der HfK.
henswerte Sammlung anwachsen
Den ursprünglichen Anstoß
Besonders die Klasse Karin
lassen. Dicht an dicht hängen die zum Interesse für Kunst gab Do- Kneffel fand schnell sein InteresStücke an den Wänden eines al- denhofs inzwischen verstorbene se. Schöne Arbeiten von Simone
ten Bauernhauses in der Nähe Ehefrau Helga.
Haack und Benjamin Blanke finvon Osterholz-Scharmbeck: vom
An Kauf haben beide anfangs den sich in der Kollektion, Blanke
übergroßen Plakatformat bis zur nicht gedacht, bis sie 1968 in ei- porträtierte das Ehepaar DodenStreichholzschachtelgröße, bis ner Ausstellung der Worpsweder hof in seinem typischen lakoniauf wenige Ausnahmen alles Ar- Galerie Netzel feststellten, dass schen, cartoonhaften Strich.
beiten auf Papier.
sie sich eine Lithografie von Horst
Die Bremer Fotografinnen CorHeinz Dodenhof schaut neu- Antes durchaus leisten konnten. dula Schmidt und Bernadette
gierig auf Kunst und ist offen So kam das erste Blatt in das Haus Lahmer und die magische Realisauch für die jüngsten Positionen der Dodenhofs, die damals noch tin Marina Schulze sind mit vielen
in der Bremer Szene, zu der er ei- in Bremen lebten. Sie wurden auf- Arbeiten vertreten. Auch der
ne besondere Beziehung aufge- merksam auf die „Eremiten-Pres- Worpsweder Exzentriker Heini
baut hat. Doch der inzwischen se", lernten die „Rixdorfer" ken- Linkshänder ist mit Werkgruppen
74-Jährige, der den größten Teil nen, sahen sich bei den Jahresga- und zahlreichen Einzelarbeiten
präsent. Für Linkshänder ist Dodenhof auch als Drucker tätig geworden. Im ersten Stock des Bauernhauses befindet sich eine alte
Druckerpresse.
Einen ganz besonderen Platz in
der Sammlung von Heinz Dodenhof nimmt der Bremer Jan Carstensen ein, der vor allem für seine druckgrafischen Arbeiten und
Projekte wie die großartige Künstlerzeitschrift Pictor bekannt ist.
Doch Carstensen ist auch ein sehr
guter Zeichner und Maler mit gestischer Energie und
Farbwucht auf einem
spannungsvollen Grat
zwischen gegenständlicher Verankerung
und dynamischer Abstraktion.
Nun will Heinz Dodenhof nur noch in
Ausnahmefällen kaufen. Die jungen Künstler dürften das nicht
gerne hören. Auch
wenn es nicht die
großen Summen waren, die er ausgeben
konnte, war sein Kauf
doch immer Bestätigung gerade für die
frisch
gebackenen
Hochschulabsolventen
und auch nicht selten
dringend benötigte finanzielle UnterstütFoto: privat
zung. Auch ein Norbert Schwontkowski war Dodenhof damals dankbar für jeden Bilderwerb.
Verkaufen um zu kaufen, war
nie die Strategie Heinz Dodenhofs. Auch jetzt hat er kein Interesse, einzelne, inzwischen wertvolle Stücke abzugeben. Vielmehr
möchte er, dass die Sammlung
zusammenbleibt und gibt sie deshalb Schritt für Schritt als Schenkung an die Große Kunstschau in
Worpswede, die für die nahe Zukunft eine dauerhafte Präsentation zeitgenössischer Kunst anstrebt.
Dafür ist Dodenhofs Sammlung
mit ihren zahlreichen regionalen
Referenzen eine ideale Grundlage.
Rainer Bessling
16
HANNOVER – WILHELM BUSCH DT. KARIKATURENMUSEUM
EIN WIEDERSEHEN
MIT WINNETOU
unter der Bettdecke – gelesen.Was aber
noch vielfach unbekannt ist: Seit über
100 Jahren haben die abenteuerlichen
Erzählungen auch zahlreiche Künstler zu
sehr unterschiedlichen, doch stets
faszinierenden Bildern angeregt.
Copyright beide Fotos: Karl-May-Verlag Bamberg
Kaum ein Autor hat so sehr die Fantasie
und Sehnsüchte seiner Leser beflügelt wie
Karl May, der erfolgreichste deutsche
Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine
Bücher wurden und werden von einem
Millionenpublikum – wenn es sein muss,
Karl May – nach Carl Lindeberg, Der Schatz
im Silbersee.
chon zu Lebzeiten Mays wurden seine Geschichten
mit
stimmungsvollen
und mitreißenden
Illustrationen bebildert. Zu echten
Ikonen der Populärkultur wurden die farbintensiven Titelbilder
der „Grünen Bände“. Und besonders
in
den
1960er Jahren –
angespornt auch
vom Erfolg der Kino-Filme mit Pierre Brice und Lex
Barker – entstanden die vielfältigsten Darstellungen vom Wilden
Westen und Orient für unterschiedliche Medien. Das Museum
Wilhelm Busch in
S
Hannover
verspricht mit einer
Ausstellung vom
11. August bis 13.
Oktober 2013 ein
Wiedersehen mit
Winnetou, Old
Shatterhand, Kara
Ben Nemsi und all
den anderen schillernden Gestalten
– so, wie man sie
kennt und wie
man sie vielleicht
noch nicht gesehen hat.
Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm
bietet Veranstaltungen für Jung
und Alt, bei denen
Karl May, seine
beliebten Helden
und die exotischen Schauplätze
ihrer Abenteuer
im Mittelpunkt
stehen.
Karl May – Zdenek Burian, Winnetous Erben.
Copyright : Museumslandschaft Hessen Kassel
W. BUSCH: VON DEN HOLLÄNDERN BEFRUCHTET
David Teniers d. J., Der Zahnbrecher (Ausschnitt).
erühmt und beliebt ist Wilhelm Busch vor allem wegen
seiner humorvollen Bildergeschichten und seiner hintersinnigen Gedichte.
Dem steht seine Malerei im
künstlerischen Vermögen in keiner Weise nach.
Buschs lebenslange intensive
Auseinandersetzung mit den
Gemälden niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts ist deshalb Thema einer großen Ausstellung vom 28. April bis 4. August
B
2013 im Museum Wilhelm Busch
in Hannover.
Erstmals werden Gemälde von
Wilhelm Busch zusammen mit seinen großen niederländischen Vorbildern präsentiert und in einen
Dialog gebracht.
In dieser spannenden Gegenüberstellung wird an Originalen sowohl die künstlerische Befruchtung durch die Niederländer wie
die Findung einer eigenständigen
malerischen Ausdrucksform in
Buschs Werk spürbar.
HANNOVER – WILHELM BUSCH DT. KARIKATURENMUSEUM
17
HIER DARF GELACHT WERDEN!
Im hannoverschen Georgengarten
steht ein Museum, in dem Lachen
durchaus erwünscht ist: Denn hier
befindet sich ein Großteil des
zeichnerischen, malerischen und
schriftstellerischen Gesamtwerks
von Wilhelm Busch, darunter
auch die BildergeschichtenHandschriften von Max und Moritz.
inzu kommt eine Sammlung
mit mehr als 35.000 historischen und zeitgenössischen Werken international bedeutender
Künstler der Bildsatire: Von William Hogarth und Honoré Daumier bis zu Loriot, Marunde, F. K.
Waechter und Gerhard Haderer.
Im Museum gibt es regelmäßig
Ausstellungen mit historischen
und zeitgenössischen Karikaturen
und kritischer Grafik, Cartoons
und Comics. Viele Ausstellungen
werden im Anschluss an andere
Museen weitergegeben. Die
Gründung geht auf 1937 zurück,
H
Aus der Sammelausstellung: Wolf-Rüdiger Marunde, Die Fähre ist schon weg, 2003.
Copyright: Wilhelm Busch - deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst
als die 1930 ins Leben gerufene
Wilhelm-Busch-Gesellschaft im
Stadtzentrum von Hannover das
erste Museum für den nieder-
schönes Cafe im Palaisgarten bekommen, das gern besucht wird.
www.karikatur-museum.de
Ausstellungen
Karikatur & Zeichenkunst –
Sammlungsausstellung zum
75-jährigen Museumsjubiläum
seit 30. 9. 2012
„Die holländischen Bilder
hab ich freilich gern“ – Wilhelm
Busch und die Alten Meister
28. 4. 2013 - 4. 8. 2013
F.W. Bernstein zum 75. Geburtstag – Kabinettausstellung
28.4.2013 - 4.8.2013
The Cartoon Museum
London zu Gast
11.8.2013 - 13.10.2013
Mit Karl May um die Welt –
Buchillustrationen
aus über 130 Jahren
11.8.2013 - 13.10.2013
Wechselnde Ausstellungen widmen
sich der Karikatur, Kinderbuchillustration und Modezeichnung sowie
dem Cartoon und Comic. Zum Verweilen und Stöbern laden der idyllische Museumsgarten, das Café und
der Shop ein.
sächsischen Künstler Wilhelm
Busch eröffnete. Seit 2002 gibt es
einen Förderverein. Das Museum
wurde 2000 renoviert und hat ein
Copyright: Wilhelm Busch – dt. Museum für Karikatur
Zwischen Kaiserwetter und
Donnergrollen.
Das Deutsche Reich auf dem Weg
in den Ersten Weltkrieg
20.10.2013 - 19.01.2014
Am Sonntag, 11. August 2013,
steigt ein großes Museumsfest
für die ganze Familie.
Es gibt offene Führungen,
kulinarische Köstlichkeiten,Kinderaktionen und Vorführungen.
Wilhelm Busch
und die
Alten Meister
28. April bis 4. August 2013
Dienstag bis Sonntag und an
Feiertagen 11.00 bis 18.00 Uhr
Georgengarten, 30167 Hannover
www.karikatur-museum.de
HANNOVER – THEATERMUSEUM / FAUSTZENTRUM
Copyright: Reichelt und Brockmann, Mannheim
18
Billy Wilder (Foto) lieferte Erzählungen mit nachsichtiger Ironisierung menschlicher Schwächen.
Lassen sich 100 Theaterjahre in einer Ausstellung darstellen? Was lässt sich ausstellen? Und: Was können diese Dinge erzählen? Das Theatermuseum Hannover
hat im gesamten Sammlungs-Fundus ungewöhnliche, seltene, alltägliche Objekte
gefunden und ausgestellt. Bis 26. Mai.
HOMAGE AN
BILLY WILDER
B
illy Wilders Filme sind Filmgeschichte. Er ist
der Meister der Komödie, hat aber auch in
Genres wie dem Kriegsfilm und der Liebeskomödie Meilensteine gesetzt.
Seine Filme sind das Vermächtnis eines brillanten Ironikers und Moralisten, der trotz viel
Lobpreisung dennoch oft verkannt worden ist.
Zu Billy Wilders Meisterwerken zählen „Das Appartement“, „Zeugin der Anklage“, die unsterbliche Marilyn-Monroe-Komödie „Manche
mögen’s heiß“ und „Eins, Zwei, Drei“. Seine
Protagonisten sind „Durchschnittsmenschen“,
alles andere als perfekt, können aber manchmal
über sich hinaus wachsen. Wilder wurde 21mal
für einen „Oscar“ nominiert und sechsmal damit ausgezeichnet. Wilder (1906-2002) wird im
Theatermuseum Hannover mit 60 Arbeiten
berühmter Fotografen dokumentiert. Die Ausstellung dauert bis 26. Mai.
Wurde von Billy Wilder (links) erfolgreich in Szene gesetzt: Marilyn Monroe.
www. staatstheater-hannover.de
Mit dem Pseudonym Klabund, einer Zusammensetzung von „Klabautermann“ und
„Vagabund“, hat Alfred Henschke sein Leben und schriftstellerisches Werk charakterisiert. Die Kabinettausstellung im Theatermuseum Hannover veranschaulicht Leben und Werk des Schriftstellers. Bis 26.Mai.
Das Werk des Bühnenbildners Rudolf
Schulz ist über 40 Jahre mit Hannover verbunden. Hier hat er nach dem 2. Weltkrieg für mehr als 350 Schauspiele, Opern
und Ballette Kostüme und Bühnenbilder
entworfen. Das Theatermuseum Hannover erinnert an seine Arbeit. Bis 26. Mai.
FAUST-ZENTRUM:
ALTERNATIVKULTUR IN LINDEN
Beim Capone Club liefert Faust Musik der 20er Jahre.Wechselnde Bands
lassen den Jazz und Swing dieser Zeit
wieder auferstehen. Tanzen, Musikhören und Pokern stehen an.
Seit 1991 steht das Kulturzentrum Faust im hannoverschen
Szene-Stadtteil Linden für eine lebendige und vielschichtige Kulturund Stadtteilarbeit. Auf dem ehemaligen Gelände einer Bettfedernfabrik bietet Faust auf über
6.300 Quadratmetern vielseitig
einsetzbarer Fläche viel Kulturelles, Bildung und Soziales. Im Internet wird der Kultur-Termin-Kalender geführt, der gut gemacht
ist, überschaubar und informativ.
Viele Veranstaltungen sind bereits
Kult, zum Beispiel der Dichterwettstreit „Macht der Worte“.
www.kulturzentrum-faust.de
Bauchklang – das sind fünf Vokalisten aus Österreich, die das
Genre A-Cappella bereits vor 15
Jahren praktisch neu erfanden
und es ins dritte Jahrtausend
übersetzt haben. Mit virtuoser
Stimmbeherrschung, Mouth Percussion und Human Beatboxing
generieren Bauchklang einen
Sound mit breitem Klangspektrum. Faust verlost 2 x 2 Karten
für unsere Leser (siehe Seite 2)
für das Konzert am 23. Mai.
DEAD BY APRIL
DRÖHNT BEI FAUST
Seit ihrem Debüt-Album 2007
geht es mit der schwedischen
Metalcore-Band Dead By April
stetig bergauf. Die Jungs aus Göteborg spielen am 27. Mai in Hannover. Faust verlost 2 x 2 Karten
(mehr dazu auf Seite 2).
www.deadbyapril.com
DIE REPORTAGE
19
FILM-ODYSSEE DURCH EUROPA
Die Franzosen lieben amerikanische Filme, und das modernste
Filmmuseum der Welt steht in den kleinen Niederlanden.
Der 25-jährige Film-Student Nils Peiler aus Frankfurt hat sich mit
seinem Lieblingsfilm im Gepäck im Rahmen eines neuen
internationalen Masterprogramms auf eine Reise durch
drei Länder gemacht. Und dabei erfahren, dass Film überall
einen anderen Stellenwert hat.
S
Fotos: Nils Peiler
chon die Ankunft hat etwas
Der angehende FilmFilmisches. Langsam setzt die wissenschaftler hat sich
Fähre im Nebel hinter dem Ams- in Frankfurt als erster Stuterdamer Hauptbahnhof über dent überhaupt an dieser
den Fluss Ij über zum Landesteg. Uni für ein neues euMittendrin im Großstadtgewühl ropäisches Masterder europäischen Metropole, zwi- programm eingeschen zahllosen holländischen schrieben: „InternaFahrrädern und vereinzelten tional Master in Film
Fußgängern, ist an diesem Vor- and
Audiovisual
mittag auch Nils Peiler (25) aus Media", heißt es.
Deutschland unterwegs. Um 11 Das viersemestrige,
Uhr findet die erste Kinovorstel- forschungsorienlung im spektakulären neuen EYE tierte Studium der
Filmmuseum statt, das die meis- Film- und Medienten Zuschauer mit einer öffentli- wissenschaft wird in drei Besuch in Paris: Nils Peiler vor dem futuristisch aussehenden IMAX-Kino La Géode.
chen Fähre erreichen. Schemen- Ländern absolviert und
haft zeichnen sich die Gebäu- vom Deutschen Akademischen „Welthauptstadt des Kinos"
Wie selbstverständlich arbeiten
deumrisse auf dem Weiß der Ne- Austausch Dienst (DAAD) geför- trägt, war sein nächstes Ziel. Dort die Pariser Filminstitutionen für
belwand ab, erscheint die ikoni- dert. Ein Dutzend Unis aus Frank- konnte der Filmbegeisterte erfah- das Studium zusammen, erzählt
sche Architektur am Ufer.
reich, Italien, Spanien, Belgien, ren, wie selbstverständlich die der Filmstudent. „In Paris bietet
Um 11 Uhr morgens bereits ins Großbritannien, Holland und Franzosen die „siebte Kunst“ im man auch einmal das ganz große
Kino gehen? „Das ist für Cineas- Deutschland stehen dafür im Aus- Alltag behandeln. „Film ist in Programm auf: Da werden an eiten kein Problem, die können das tausch. Jede Uni bietet pro Jahr Frankreich ganz selbstverständ- nem Abend in der Cinémathèque
zu jeder Tages- und Nachtzeit“, nur fünf Studienplätze an.
lich eine Kunst. Nirgendwo sonst Française alle Modelle eines Filmlacht Nils Peiler.
Nach seinem ersten Semester in in Europa gibt es eine solche Ki- kameratyps auf die Bühne gestellt
Das EYE ist das derzeit mo- Frankfurt, der traditionsreichsten novielfalt wie in Paris“, schwärmt und dazu berichtet noch der Erdernste Filmmuseum weltweit. Im deutschen Universität mit einem Peiler. Man spreche auch viel über finder selbst als Ehrengast.“
Inneren befinden sich ein Atrium, filmwissenschaftlichen Institut, ist Filme, das sei eine GesprächskulÜber ein Klischee, das sich so
ein Restaurant, ein Konferenz- Peiler nach Frankreich gewech- tur, die er in Deutschland in die- gar nicht erfüllt hat, war Peiler ein
raum und neben kleinen Schau- selt. Paris, das stolz den Beinamen sem Ausmaß nicht kenne.
wenig überrascht: „Die Franzosen
kabinen für den
lieben amerikaindividuellen
nische Filme.“ So
Filmgenuss auch
liefen denn nevier große Kiben den Nationosäle.
„Dass
nalgrößen in der
man die größte
Cinémathèque
Ausstellungshalle
auch große filmivon Amsterdam
sche Retrospektinun im Filmmuseven und Ausstelum findet, finde
lungen etwa zu
ich toll! Das zeigt
US-Meistern wie
doch, wie wichtig
Tim
Burton,
Filmkultur auch
Robert Altman
für ein kleines
oder Stanley KuLand mit überbrick. Schön für
schaubarer FilmPeiler: er ist überproduktion wie
zeugter Kubrickdie Niederlande Das EYE Filmmuseum Amsterdam – das weltweit modernste und vor einem Jahr eröffnet – bietet nicht nur auf Fan.
sein kann“, fin- der Leinwand spektakuläre Schauwerte, sondern ist auch für Architekturfans ein Augenschmaus. „Film und Archidet Peiler.
tektur, das geht gut zusammen,“ meint Peiler.
www.film.ulg.ac.be
20
CELLE – GALERIE HALBACH
40 JAHRE ERFOLG
Der Kunsthandel ist sicher kein einfaches Geschäft. Umso bemerkenswerter, dass Ute Halbach-Meinecke nun schon seit über 40 Jahren erfolgreich mit ihrer Galerie am Kunstmarkt tätig ist. Bereits mit 19 Jahren wagt
sie den Schritt in die Selbstständigkeit – ein äußerst mutiges Unterfangen.
er Weg war sicher nicht immer leicht und gerade anfangs recht steinig. „Für Kunst
habe ich mich aber schon seit Jugendtagen begeistern können.
Und die Freude an meiner Arbeit
war immer eine große Triebfeder
für mich, die Galerie auch durch
ungemütliche Fahrwasser zu
führen“, sagt Ute HalbachMeinecke. Sie muss den Vergleich
mit Galerien größerer Städte nicht
scheuen. Über die Jahre ist ihr
Kundenkreis weit über die Grenzen Celles hinaus gewachsen. Die
von ihr vertretenen Künstler kommen aus Deutschland, vielfach
aber auch aus dem Ausland.
Aus der Kunst- und Kulturlandschaft Celle ist die Galerie Halbach nicht mehr wegzudenken.
Sie hat hier unter anderem aufwendige Großprojekte im öffentlichen Raum realisiert. Im ExpoJahr 2000 etwa ließ sie meterhohe Skulpturen des Künstlers Otmar Alt in der Altstadt aufrichten.
D
CHRISTO-GRAFIK
Zu ihren Verhüllungsprojekten
entwarfen Christo und seine
2009 verstorbene Frau JeanneClaude kolorierte und collagierte
Grafiken. Die Galerie Halbach
zeigt eine Vielzahl dieser Arbeiten
in einer Ausstellung Ende April.
Die gebürtige Argentinierin
Elena Gatti verbildlicht in ihren
Arbeiten die zwischen Leidenschaft und Melancholie befindliche Seele ihres südamerikanischen Heimatlandes. Die Bilder
erscheinen freskoartig, viele Bestandteile sind nur erahnbar.
Ausstellung: ab August 2013.
ÜBERZEUGENDE VÖGEL
Die Glasbläserfamilie Borowski ist mittlerweile eine internationale Marke.
Neben Europa gehören
auch die USA und Asien
zu den Absatzmärkten
des erfolgreichen Familienunternehmens. Wen
wundert es. Die kreativen
und witzigen Glasfiguren
werden in meisterhafter
Perfektion hergestellt
und sind sowohl im Innen- als auch im Außenbereich ein knallbunter,
leuchtender Blickfang.
Die Galerie Halbach hat
die fabelhaften, mundgeblasenen outdoor-objects, die Objekte der Studio
line und die einzigartigen
Skulpturen aus der Artist
Edition von Borowski fest
im Programm. Passt vielleicht einer dieser bunten
Vogel in Ihren Garten?
WENN DER
RAHMEN PASST...
Ein Schwerpunkt der Galerie
Halbach liegt auf fachmännischen konservatorischen Einrahmungen. Aus einer Reihe
von hochwertigen Wechselrahmen und Schnittleisten mit
Echtvergoldung sowie handgefertigten Modellrahmen findet
sich in der Galerie die passende Leiste für jedes Kunstwerk.
Bei der Rahmung wird ausschließlich mit speziellen säurefreien Papieren und Klebern gearbeitet. Um Kunstwerke vor
UV-Licht und dem Verbleichen
zu schützen, wird ein entspiegeltes Glas angeboten. Auch
die Restaurierung von Bildern
und Rahmen gehört zum Programm der Galerie.
Die Galeristin blickt zurück:
„Anfangs musste ich bei guten
Künstlern ,Klinkenputzen’ und sie
davon überzeugen, bei mir auszustellen. Mittlerweile bekomme
ich selber Anfragen interessanter
und namhafter Künstler.“
Wenn sich Ute Halbach-Meineke für einen Künstler entscheidet,
bekommt er eine umfangreiche
Ausstellung. „Wir organisieren eine Vernissage in seiner Anwesenheit und bringen immer einen
umfangreichen Katalog heraus.
Das macht Mühe, ich halte es
aber für unbedingt notwendig.“
Halbach-Meinecke baut dabei
auch auf Ihr junges Team. Julia Petri und Anja Ebel, beide Kunsthistorikerinnen, stehen ihr als Galerieassistentinnen zur Seite. „Mit
meinen Mitarbeiterinnen blicke
ich mit Freude und Spannung in
die Zukunft.“ Ausstellungen mit
dem Verpackungskünstler Christo, Elena Gatti und Monika Kaiblinger sind in Arbeit.
CELLE – GALERIE HALBACH
21
SELBSTBEWUSSTE
WEIBSBILDER
N
ur vordergründig erscheinen sie als Lustobjekte, bei näherer Betrachtung avancieren die Frauenbilder Monika Kaiblingers
zu vielmehr selbstbewussten, starken Wesen, die
sich dem lüsternen Blick des
Betrachters auf geheimnisvolle Weise entziehen und
eine selbstsichere, ja kokette Sexualität verkörpern.
Gemalt sind sie mit einem
ebenso kraftvollen wie frei-
en Pinselstrich (rechts: Pasta
Furiosa). Die spitzen, vollen
Brüste der Frauen sind Kainlinger dabei Zeichen weiblicher Urkraft, der fast Bedrohliches anhaften kann.
Wenn die Künstlerin Männer in ihren Bildern erscheinen lässt, nehmen diese eine deutliche, passive Rolle
ein. Eine Ausstellung mit der
Künstlerin ist in der Galerie
Halbach für Herbst 2013 geplant.
ROCCOTELLI:
GANZ EXKLUSIV
LINDENBERGS
KULT-AQUARELLE
Der italienische Maler Michele
Roccotelli (Jahrgang 1946) gehört
zu den besonderen Entdeckungen von Ute Halbach-Meinecke.
Sie vertritt den Maler in Deutschland ganz exklusiv. Roccotellis expressive und farbige Bilder spiegeln sein fröhliches Temperament, die Lebensfreude des Südens wider. Sie sind inspiriert vom
Kolorit seiner apulischen Heimat,
dem hügeligen Hinterland der
Murgia. Experten nennen ihn
„Botschafter des Lichts“. Seine
Werke (links: Ausschnitt) sind in
italienischen Museen zu finden
und mit renommierten Auszeichnungen bedacht.
Der Kultrocker Udo Lindenberg
singt nicht nur, er malt auch - und
das mit großem Erfolg. Seine
Aquarelle kommen stilistisch
ebenso eigensinnig wie kultig daher. Mit den sogenannten Likörellen, seine mit Alkohol getuschten
Bilder, entwickelt er ein eigenes
künstlerisches Verfahren, das er
sich sogar hat patentieren lassen.
Mit flinkem Stift und bunter Farbpalette entstehen humorige Bilder, die er mit Schlagwörtern und
Satzfragmenten aus seinen Hits
unterlegt und so in den Bereich
des Comics rückt. Die Galerie Halbach hat Arbeiten von Lindenberg vorrätig.
Die Landschafts- und Aktmalerei von
Frank Suplie gehört zum Besten, was
dieses Genre in seiner zeitgenössischen Gestalt zu bieten hat. Suplie
gehört der Malervereinigung der
„Norddeutschen Realisten“ an und
ist Meisterschüler von Klaus Fußmann. Foto: Die Aller als Motiv.
™hi~cY^\lZX]hZacYZ6jhhiZaajc\ZcjcY@“chiaZg
™GV]bjc\Zc
™eZghŽca^X]Z7ZgVijc\kdgDgi
Sie möchten eine persönliche Einladung zur Vernissage oder einen Katalog
der Künstler zur Ausstellung? Schreiben Sie uns eine Email mit Ihren
Kontaktdaten, wir freuen uns auf Ihren Besuch! ^c[d5\VaZg^Z"]VaWVX]#YZ
Galerie Halbach · Großer Plan 14 · 29221 Celle · Tel. 05141/28421 · www.galerie-halbach.de
Öffnungszeiten: Mo 11-18.30 Uhr · Di-Fr 10-18.30 Uhr · Sa 10-16 Uhr und nach Vereinbarung
22
BRAUNSCHWEIG – PHOTOMUSEUM
RECORDED
MEMORIES
Das Photomuseum Braunschweig präsentiert vom
24. Mai bis 11.August in Kooperation mit den
Goethe-Instituten elf südosteuropäischer Länder die
Gruppenausstellung „Europe / South East. Recorded
Memories“ – eine Plattform für junge Künstler.
ie Arbeiten kreisen um die
Frage nach Bild und Erinnerung in der durch zahlreiche ethnische Konflikte gezeichneten Region Südosteuropas. Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm
ergänzt die Ausstellung.
Diese künstlerischen Grenzüberschreitungen finden ihre
Fortsetzung in den Spaziergängen, die Besucher zwischen den
Torhäusern an der Helmstedter
Straße und der Hamburger Straße
267 unternehmen können.
D
Sven Johne, aus der Serie Following
the Circus, 2011.
In den dortigen Quartieren für zeitgenössische
Kunst und Fo- Panos Kokkinas, Leave your myth in Greece, 2010 (Ausstellung „Recorded Memories“).
tografie zeigt
das Museum in Kooperation mit
der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig experimentelle
Projekte mit internationalem . Im
Stammsitz des Museums wird dagegen regionalen Künstlerarbeiten ein großes Podium einge- Das Photomusuem Braunschweig Museum Folkwang, Essen, „Doräumt.
zeigt vom 13. September bis 3. kumentarfotografie FörderpreiNovember Preisträgerfotos eines se“ an junge Fotografen. Es geht
Wüstenrot Stiftung-Fotowettbe- darum, die DokumentarfotoPhotomuseum BS
werbs.
Es
grafie aufzuhandelt sich
werten. Alle
Das Museum für Photographie
Braunschweig zeigt internatioum
eine
zwei Jahre
nale zeitgenössische Fotografie.
Gruppenauswerden vier
Neben dem Stammsitz in den
stellung mit
gleichwerti„Torhäusern“ betreibt das MuArbeiten von
ge Förderseum mit der Hochschule für
Tanja Jürgenpreise an AbBildende Künste Braunschweig
sen
(Foto
solvent/inden neuen Ausstellungsort
oben: aus der
nen deut„267 Quartiere für zeitgenössiSerie Centers
scher Hochsche Kunst und Fotografie“. Geof
Excellence,
schulen oder
gründet wurde das Museum
2010) MaAkademien,
1984 von Braunschweiger Fotothias
Königschulte,
Maziar
Moradie
einen
Abschluss
in dokumengrafinnen und Fotografen – als
di
und
Kim
Sperling.
Seit
1994
tarischer
Fotografie
abgelegt haForum des Austauschs über fovergibt die Wüstenrot Stiftung in ben, vergeben.
tografische Bilder.
enger Zusammenarbeit mit der
www.photomuseum.de
Fotografischen Sammlung im www.wuestenrot-stiftung.de
FÖRDERPREISE FÜR JUNGE
DOKUMENTARFOTOGRAFEN
OSTDEUTSCHE
WANDLUNGEN
HEILPROZESS:
Vom 6. September bis 10. November stellt das Photomuseum
den Fotografen Sven Johne vor.
Der dokumentiert echte oder
scheinbare Einzelschicksale, sie
reflektieren
gesellschaftliche
Wandlungen in Ostdeutschland.
Auch Grenzsoldaten und Bürgerrechtler sind unter seinen Themen
– auch Wandererlebnisse.
Wie muss Heilung heute inszeniert sein, um digitale Krankheitsbilder zu reflektieren? Das Photomuseum stellt vom 14. Juni bis 1.
September Fotos von Franz Wanner aus, um Antworten zu finden.
Thema der Austellung: „Gift –
Gegengift. Krankheitsbilder einer
Stadt.“ Die Bild-Kompositionen
lassen viel Augenzwinkern zu.
WIE INSZENIEREN?
Franz Wanner, aus der Serie „Gift – Gegengift. Krankheitsbilder einer Stadt“.
BRAUNSCHWEIG – KULTURPROJEKT 1913
23
ERNST AUGUSTS
GRÖSSTER COUP
Das Jahr 2013 ist für Deutschland – und Europa – ein Jahr mit besonderem Erinnerungspotenzial: 200 Jahre Völkerschlacht, 200. Geburtstag
Richard Wagners, 100. Geburtstag Willy Brandts. Neben diesen
nationalen Themen gibt es in diesem Jahr auch in Braunschweig einen
konkreten Anlass, sich mit dem Jahr 1913 zu beschäftigen.
ie Hochzeit des Welfenprinzen
Ernst August III., Hannover,
am 24. Mai 1913 mit der Kaisertochter Victoria Luise von Preußen
, durch die der Welfe, wenn auch
nur wenige Jahre, auf den braunschweigischen Herzogsthron gelangte, jährt sich zum hundertsten Male. Er regierte bis 1918.
Zwar ist die Hochzeit ein Anlass
des Festprogramms „Kulturprojekt 1913 – Braunschweig zwi-
D
schen Geschichte und Moderne“.
Doch steht vor allem der geschichtliche Vorgang der Aussöhnung zwischen Welfen und Hohenzollern und die daraus resultierenden Konsequenzen für das
Braunschweiger Land und die
Stadt im Vordergrund. Die Veranstaltungen sind ein Reigen, der
sich auch für Schulklassen eignet.
www.braunschweig.de
Student von Prag (gehört als Teil einer Fotoausstellung zur Filmreihe des Universum).
Foto: Deutsches Filminstitut, Frankfurt
1913 – VIER SPIELORTE STELLEN AUS
V
Auch die Jüdische Feierhalle auf dem
Hauptfriedhof Braunschweig ist in
die Veranstaltungsreihen der TU integriert.
Foto: Ulrich Knufinke
ier Ausstellungen – Städtisches Museum, Schlossmuseum Braunschweig, Braunschweigisches Landesmuseum sowie der
Dom St. Blasii wählen unterschiedliche Zugänge zur Thematik: Zeigt das Braunschweigische
Landesmuseum mit „1913 –
Herrlich moderne Zeiten?“ die
politischen und gesellschaftlichen
Entwicklungslinien im Deutschen
Kaiserreich um 1900 und dem
Herzogtum Braunschweig, zeichnet das Städtische Museum ein
Bild der Stadt Braunschweig im
Jahr 1913. Das Schlossmuseum
rückt mit „Europas letztes Rendezvous“ die Welfenhochzeit in
Berlin als gesellschaftliches Ereignis ins Zentrum. Der Dom als ehemalige Hofkirche war für das
städtische Leben von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Auch
im Dom entsteht unter dem Titel
„Verlorene Bilder. Die herzogliche
Dom- und Hofkirche vor 100 Jahren“ ein „archäologisches Fenster“, das einen Blick in das Jahr
1913 ermöglicht. Vortragsreihen
ergänzen das Programm. Noch
bis Mai werden Filme gezeigt.
Und Florian Illies, Autor von
„1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“ kommt am 4. Juni zur
Autorenlesung nach Braunschweig. Mehr Infos im Internet.
UND WAS BEWEGT
DAS VOLK?
Theater in Mai und Juni: Eine
Gaststätte im Mai 1913. Gäste
und Personal reden über Braunschweiger Lokalpolitik und die
Traumhochzeit in Berlin. Aber was
ist mit den eigenen Bedürfnissen,
dem Frauenwahlrecht, der militärischen Aufrüstung und der
Kriegsgefahr? Humor und Operettenzauber helfen über manche
Enttäuschung hinweg. Eine Aufführung des Theater Zeitraum
Braunschweig ist so beschwingt
wie ein Frühlingsabend.
Das Staatsorchester Braunschweig (Foto) spielt am 24. Mai im Dom St. Blasii: Es gibt unter anderem den „Gold und
Silber“ Walzer von Franz Lehàr sowie Kompositionen von Richard Strauss und Arnold Schönberg. Sie stehen für die
Zeit des Übergangs zwischen Belle Époque und Moderne.
Foto: Karl-Bernd Karwasz
BREMEN – KUNSTHALLE BREMEN U.A. KULTUR
MEISTERDRUCKE
AUS PARIS
Bremen-Splitter
unt, rebellisch, vorbildlos
– so wirken die riesigen
Denkerköpfe der niederländischen Bildhauerin Eveline
van Duyl (geb. 1957), die bis
3. Juni erstmalig in Deutschland im Gerhard-MarcksHaus ausgestellt werden.
Die Künstlerin formt keine
traditionellen Marmor- oder
Bronzeköpfe, sondern benutzt für ihre überlebensgroßen Büsten höchst unterschiedliche Materialien wie
Holz, Leder, Muscheln, Garne, Latex, Pferdehaar oder
Perlmutt.
B
Erstmals widmet sich die Kunsthalle Bremen der französischen Plakatkunst nach 1945 und zeigt eine Auswahl von
rund 80 französischen Künstlerplakaten, die in der Pariser
Druckerei von Fernand Mourlot angefertigt wurden. Darunter finden sich wertvolle Plakate von Picasso, Matisse und
Chagall. Die Ausstellung dauert bis zum 12. Mai 2013.
hematisch umfassen die Plakate Werbung für Touristenorte, wie sie Matisse gestaltete, Ankündigungen von Veranstaltungen, wie beispielsweise die
berühmte Friedenstaube von Picasso, aber auch zahlreiche klassische Künstlerplakate, die vorrangig zur Ausstellungsankündigung dienten.
Die ausgestellten Werke stammen aus einer Schenkung von
T
www.marcks.de
rpheus und Eurydike
sind im neuen Stück des
Bremer Blaumeier-Ateliers mehr als ein Liebespaar.
Die 14 behinderten und
nicht behinderten SchauspielerInnen beeindrucken
durch gekonnte Rollenwechsel. So gibt es Orpheus und
Eurydike in verschiedenen
Besetzungen, die dem Paar
und ihrer Liebe viele Facetten
abgewinnen. Das BlaumeierTheaterensemble spielt mit
feinsinnigem Humor, mit Live-Musik und in beeindruckenden Bildern.
© Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2013
O
www.blaumeier.de
b Herbst 2013 liegt ein
Stück Afrika inmitten
der Hansestadt Bremen. Die
neue Ausstellung des Übersee-Museums lädt zu einer
Safari durch faszinierende
Naturwelten ein, sie blickt
auf die verschiedenen Lebensstile von Afrikanern und
offenbart, warum dort
sprichwörtlich die Wiege der
Menschheit liegt. Ab April
stimmen die Museumsgespräche immer am zweiten
Donnerstag im Monat auf
die neue Ausstellung ein.
A
www.uebersee-museum.de
© Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2012
24
Pablo Picasso, Congrès national –
Mouvement de la paix,1962. Farblitho. Kunsthalle Bremen.
Hans-Herman Rief
(1909-2009), der
im Frühjahr 2010
der
Kunsthalle
Bremen insgesamt
112 Künstlerplakate überließ. Diese Schenkung ergänzt die größte Henri Matisse, Madame de Pompadour reçoit le mardeutsche Samm- di 20 novembre 1951 au Pavillon de Marsan à 22 heulung französischer res, 1951. Farblitho. Kunsthalle Bremen.
Plakatkunst um
1900 – über 200 an der Zahl – um Freundschaft. Spuren dieser Bebedeutende Werke des 20. Jahr- gegnungen finden sich u.a. in der
hunderts, u.a. von Picasso, Matis- Form einzigartiger Probedrucke.
se und Chagall.
Die Pariser Werkstatt von
Mourlot sicherte in direkter Zusammenarbeit mit den Künstlern
die hohe Qualität der Drucke. Gemeinsam machten sie das Künstlerplakat nach 1945 populär und
erfolgreich. Schnell interessierten
sich Sammler für die besonderen
Farblithografien, dazu zählte
auch der Kunsthistoriker HansHerman Rief. Der Worpsweder
lebte regelmäßig mehrere Monate im Jahr in Paris und war mit
dem Lithografen Fernand Mourlot befreundet. Auch mit Jean Der Stifter Hans-Herman Rief mit JeCocteau und Max Ernst verband an Cocteaus Plakat Villefranche-surden Sammler eine jahrelange mer –Chapelle St Pierre (1957), 1959.
NEUERWERBUNGEN
VON „PAULA“
Die Kunsthalle Bremen hat dank
Sponsoren drei neue Gemälde für
ihre Sammlung erstanden, darunter zwei Gemälde von Paula Modersohn-Becker. Foto links: „Stillleben mit Robbia-Putto“, um
1905, Öl oder Tempera auf Leinwand, 50 x 75 cm. Ein zweites
Gemälde: „Stillleben mit Blattpflanze und Eierbecher“. Weiter
Paul Sérusier, „Bretonisches Mädchen, Marie Francisaille“, 1896.
BREMEN – KUNSTHALLE BREMEN
© 2013 Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen und Tidian Camara, Berlin (2)
GRAFIK GANZ
KINDGERECHT
Die Kunsthalle Bremen zeigt mit „Kunst auf Papier.
Eine Ausstellung nicht nur für Kinder“ noch bis zum
12. Mai erstmals eine für Kinder konzipierte Ausstellung. Erstklassige Werke werden eingängig erklärt.
E
Ein rosa Nashorn, frei nach Albrecht Dürers Rhinocerus
gestaltet, begleitet die Kinder durch die Ausstellung.
rstmals wird das Bremer Kupferstichkabinett und sein bemerkenswerter Bestand von
über 200.000 Meisterblättern auch Kindern
vermittelt. Die Ausstellung zeigt eine exemplarische Auswahl von über
50 Arbeiten auf Papier,
die einen Überblick über
600 Jahre Kunstgeschichte
vermitteln.
Meisterblätter
von
Schongauer,
Dürer,
Rembrandt, Signac, Matisse, Warhol, Cage und
WOLS: KREATIV UND
Kentridge
werden
sprichwörtlich auf Augenhöhe für Kinder ab
sieben Jahren präsentiert. Die Ausstellungsbesucher begleitet ein
rosa Nashorn (Bild links)
durch die Welt der
Kunst auf Papier. Neben
bedeutenden grafischen
Arbeiten und deren „Erschaffer“ erklärt das rosa Nashorn auch die jeweiligen Techniken, die
hinter den Grafiken stehen: Zeichnung,Radierung, Holzschnitt etc..
25
ZUSATZ-INFOS
Die Inszenierung der Ausstellung „Kunst auf Papier. Eine
Ausstellung nicht nur für Kinder“ basiert auf dem 2011 erarbeiteten Kinderkunstbuch
„Kunst auf Papier (nicht nur) für
Kinder“ – das erste Kinderbuch,
das grafische Kunst vermittelt.
Zur Ausstellung erscheint ein
Audio-Guide. Eingesprochen
wurde er von dem Mitbegründer der Bremer Shakespeare
Company und Theater- und
Filmschauspieler Peter Kaempfe,
dessen Stimme zahlreiche Hörbücher und Fernsehdokumentationen prägt.
Parallel zur Ausstellung ermöglicht ein umfangreiches Begleitprogramm aus Druck- und
Papierworkshops, Atelier- und
Ferienkursen, Kunstgesprächen
etc. viel eigenes Engagement
der Besucher.
www.kunsthalle-bremen.de
KUNSTHALLE BREMEN
um hundertsten Geburtstag
von Wols (Wolfgang Schulze,
1913-1951) präsentieren die
Kunsthalle Bremen und die MenilCollection in Houston bis zum 13.
August 2013 die Ausstellung
„Wols: Die Retrospektive“. Es ist
die umfangreichste Präsentation
des Künstlers seit fast 25 Jahren,
d.h. seit den Ausstellungen von
1989/90 im Kunsthaus in Zürich
und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.
Die Retrospektive in
Bremen umfasst rund
200 Werke
(ca.
125
Aquarelle
und Zeichnungen, 34
Gemälde,
30 FotograWols, Ohne Titel, fien und 10
illustrierte
1942/43
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013
Z
Bücher). Die von vielen Beschwernissen geprägte Biografie von
Wols war bislang hauptsächlich
die Grundlage für die Deutung
seiner Kunst. Die Ausstellung in
Bremen geht dagegen von den
Werken aus, verfolgt den Weg
von den surrealistisch-orientierten
Anfängen bis zum revolutionären
Spätwerk, das als sogenanntes Informel die Kunst nach 1945 entscheidend mitgeprägt hat. Seine
Zeichnungen, Aquarelle und
Gemälde entstehen in einem
schöpferischen Arbeitsprozess,
der sich an den Werken selbst
nachvollziehen lässt. In allen
Werkphasen treten die Kreativität
und die Wandlungsfähigkeit zutage, sei es in den Motiven oder
in den Strukturen und Texturen
des Spätwerks. Auch in dieser
Hinsicht ist der Künstler ein
Avantgardist. In nur fünfzehn Lebensjahren hat Wols ein erstaunliches OEuvre geschaffen.
WOLS
Kunsthalle
Bremen
13. 4. bis
11. 8. 2013
Mit freundlicher Unterstützung der
Wols: Le fantôme bleu (Das blaue Phantom) (Detail), 1951, Museum Ludwig Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, © VG Bild-Kunst, Bonn 2013
WANDLUNGSFÄHIG
26
BREMEN – HAFENMUSEUM
DAS INTERESSIERT MICH DIE BOHNE
Bremen ist Kaffeestadt! Die Ausstellung im Bremer Hafenmuseum
Speicher XI veranschaulicht den Weg der Kaffeebohne von Anbau und
Ernte, über Transport und Handel bis zur Verarbeitung und Röstung – und
die Geschichte der deutschen Kaffeekultur. Bis zum 30. Juni
werden die Exponate gezeigt und Aktivveranstaltungen für Kinder
angeboten. Die Ausstellung ist auch für Schulklassen geeignet.
ei einer Führung können Kinder eine Keimbohne pflanzen,
Kaffeesäcke wiegen und auf ein
Schiff laden, Kaffee rösten und
mahlen und für die Erwachsenen
eine Tasse Kaffee nach Wiener Art
oder wie bei einer äthiopischen
Kaffeezeremonie zubereiten. Im
gemütlichen „türkischen Zelt“ lesen sie Geschichten über Kaffee,
wie zum Beispiel die Bohne von
dem Ziegenhirten Kaldi entdeckt
wurde oder wie der Kaffee nach
Europa kam.
B
Erwachsene können die Bremer
Kaffeegeschichte anhand einiger
ausgesuchter Objekte nachvollziehen, im Begleitheft nach spannenden Hintergrundinformationen zur heutigen Kaffeewirtschaft stöbern oder sich einen Bericht über Fair-Trade-Kaffe ansehen.
Beispiele im Begleitprogramm:
Der Betriebsrat Manfred Siebert
erzählt am 21. April um 11 Uhr
und am 22. Juni um 15 Uhr 90
Minuten lang aus der Industrie-
Kinder bereiten einen Kaffee für die Erwachsenen zu. Zuvor muss er natürlich
per Hand tüchtig gemahlen werden.
1000 verschiedene Stoffe im Kaffee: Da dürfen die Kinder schmecken, riechen, Bohnen zerkleinern und versuchen herauszufinden, was die Unterschiede bei Kaffeesorten tatsächlich ausmacht.
Geschichte und seiner Praxis bei
Kaffee HAG, von den beiden Unternehmerpersönlichkeiten Ludwig Roselius senior und junior
(Anmeldg. Tel. 0421-303 82 79).
In der Langen Nacht der Bremer
Museen am 25. Mai gibt es im
Museum eine Kaffeeverkostung
mit
Röstmeister
Martin Büchler. Der
unvergleichliche Geschmack einer Kaffeebohne entsteht
durch rund 1000 Inhaltsstoffe. Kosten
Sie selbst!
Fair-Trade-Kaffee
aus Bolivien – ein
Reisebericht. Fünf
Jahre arbeitete Elisabeth Petermann in
Bolivien für den Dachverband der
Kaffeeorganisationen. In Elisabeth Petermanns bebildertem
Reisebericht wird die Bedeutung
von Fair Trade für die lokalen Bauern herausgearbeitet.
www.hafenmuseum-speicherelf.de
HAFENMUSEUM IST EIN GEWINN
erschmuste Seemannschaft findet sich im Bremer Hafenmuseum Speicher
XI nicht, denn Bremer Hafengeschichte ist Industriegeschichte. Das privat getragene Museum hat 2004 sein
Zuhause in einem alten Speicher gefunden. Und es zeigt
die Zeiten, in denen Hafenarbeit noch man-made war
V
und Hafenarbeiter täglich bis
zu 1.000 Sack Kaffee abladen mussten. Bei 60 Kilo Gewicht ein harter Job. Zum
Anfassen und Betrachten
sind Werkzeuge und Materialien präsent, Zeitzeugen
werden zitiert (auch per Ton)
und Kunstwerke gezeigt. Eines der wertvollen Details ist
eine Wandmalerei französi-
scher Soldaten, die im 2.
Weltkrieg im Hafen untergebracht waren. Die Schuppenwand war mit 13 großen auf
den Putz gemalten Szenen
bemalt – einiges wurde gerettet. Bremen hatte auch eine Reeperbahn, die „Goldküste“ hieß. Das Museum
läßt auch das Allzu-Menschliche nicht aus.
Auf einem Spaziergang vor den historischen Fassaden der Getreide- und Ölmühlen kann mit sachkundiger Führung alltäglichem Hafentreiben nachgespürt werden. Der Rundgang findet am 28.April und
9. September statt. Bitte anmelden!
BREMEN – SCIENCE CENTER „UNIVERSUM“
27
DIE JUGEND AUF
ENTDECKERTOUR
Die Wissenschaft bleibt oft nur wenigen Experten vorbehalten, ganz
anders im Universum! Denn im Bremer Science Center werden
Jung und Alt an rund 300 Stationen mit allen Sinnen selbst zu Forschern:
Im Erdbebenzimmer die Wände wackeln lassen, an einem riesigen Gong
Schall fühlen oder dunkle Räume ertasten – hier ist Anfassen,
Ausprobieren und Mitmachen erwünscht!
ie Besucher gehen im „silbernen Wal“ auf spannende Expeditionen, reisen vom Mittelpunkt der Erde bis in die luftigen
Höhen der Atmosphäre, erkunden den Kosmos und die kleinsten Bausteine der Materie oder
entdecken die Wunder des Menschen. Verblüffende Fakten rund
um das menschliche Leben erfahren sie auch in der aktuellen Sonderausstellung „Mensch in Zahlen“, weitere Exponate bietet der
Entdecker-Park unter freiem Himmel.
Speziell für Gruppen sind nach
vorheriger Anmeldung Themennachmittage möglich: Nach einer
30-minütigen Einführung können
die Teilnehmer den passenden
Ausstellungsbereich selbst erobern. Beliebt ist auch das „Café
im Dunkeln“, bei dem die Gäste
mit vier ihrer fünf Sinne auf Entdeckungsreise gehen.
Die Expeditionen Mensch, Erde
und Kosmos vermitteln anschaulich Wissenswertes über die Ent-
stehung von Leben bis hin zu galaktischen Phänomenen und immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Auch die ganz jungen
Gäste kommen im Kinderbereich
„Milchstraße“ auf ihre Kosten.
Der Entdecker-Park bietet mit seinem 5.000 Quadratmeter großen
Außengelände weitere Stationen
zum Thema Bewegung. Groß
und Klein können hier an einem
umgedrehten Jojo meterhoch in
die Luft springen oder den 27 Meter hohen Turm der Lüfte erklim-
D
Mit einem besonderen Pulsmesser
bekommen die Besucher die tagtägliche Arbeit des eigenen Herzens eindrucksvoll zu hören und zu sehen.
INFO
Hier sind Geschicklichkeit und das richtige Augenmaß angesagt. Der Luftballon muss durch die passende Öffnung geschoben werden. Und die Uhr läuft!
men. „Lernen ist Erfahren, alles
andere ist Information“, hat Albert Einstein gesagt. Im „Universum“ bilden die eigenen Erfahrungen den Ausgangspunkt für
kognitive Prozesse. Kinder,
Schüler, Senioren und Familien
nähern sich spielerisch den Naturwissenschaften.
www.universum-bremen.de
S PASS
FAKTOR
Fotos: Universum – Science Center Bremen
Der Grundstein für das Universum“ wurde 1996 in einem
Kreise engagierter Professoren
der Universität Bremen gelegt.
Die Hansestadt sollte ein Wissenschaftscenter mit starkem
Erlebnischarakter haben. Das
Science Center wurde am 9.
September 2000 eröffnet.
2007 gab es eine Erweiterung
um die SchauBox und den Entdecker-Park. Auf einem 27 Meter hohen Turm lassen sich völlig neue Einsichten gewinnen.
Zahlreiche Experimente machen
die Phänomene begreifbar.
Sensorische Prüfungen lieben alle,
vor allem natürlich Kinder.
WISSENSCHAFTLICH
ERWIESEN
Entdecken Sie verblüffende Fakten über
sich selbst und das
menschliche Leben in
der Sonderausstellung
„MENSCH IN ZAHLEN“.
Wiener Str. 1a . 28359 Bremen . www.universum-bremen.de
28
WORPSWEDE – WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND
MALERINNEN IM AUFBRUCH
Die Sommerausstellungen der
Worpsweder Museen stehen unter
dem Motto „Malerinnen im Aufbruch“. Sie stellen Künstlerinnen
vor, die an der Schwelle und zu
Beginn des 20. Jahrhunderts neben
den männlichen Malerkollegen
einen Platz als eigenständige
Künstlerpersönlichkeiten
beanspruchten und damit
Vorreiterinnen für eine selbstbestimmte weibliche Kunst waren.
alweiber wurden sie verächtlich von ihren männlichen Kollegen genannt, die
Künstlerinnen um 1900, die zu
Kaisers Zeiten nicht mal zu den
Akademien in Deutschland zugelassen waren – sollten sie doch
vor dem Besuch der Aktklasse geschützt werden.
Diejenigen, die sich einen Auslandsaufenthalt leisten konnten,
nahmen ihre Studien bevorzugt
in den großen Metropolen, wie
Paris und Rom, auf.
Andere nahmen Privatstunden
bei anerkannten Malern, zum Beispiel den Worpsweder Künstlern
Fritz Mackensen und Fritz Overbeck. Wie auch Hans am Ende
unterrichteten sie im Künstlerort
und mußten so erleben, dass ihre
© privat
M
Julie Wolfthorn, Mädchen im Walde (genannt Gescha), Öl auf Leinwand, 1897, Privatbesitz.
Schülerinnen zum Teil mehr Anerkennung fanden als sie selbst.
Mit Talent, Engagement und Mut
gingen diese Frauen um 1900
ihren beschwerlichen künstleri-
schen Weg, der ihnen zu Lebzeiten wenig finanzielle Eigenständigkeit zuließ. Eine Würdigung erfuhren sie erst viele Jahrzehnte
später, als das Lebenswerk erst-
Die große Sommerausstellung
„Malerinnen im Aufbruch“ beginnt in allen vier Worpsweder
Museen am 16. Juni, doch die
Laufzeiten variieren leicht.
Die Ausstellung im Barkenhoff
über Julie Wolfthorn endet am
13. Oktober, ebenso wie die im
Haus im Schluh mit „Martha
Vogelers Kunstweberei“. Die
Große Kunstschau Worpswede beendet ihre Ausstellung
„Begegnungen – Malerinnen
aus den Künstlerkolonien Kerteminde und Worpswede“ am
15. September, ebenso wie die
Worpsweder Kunsthalle ihre
Ausstellung „Malerinnen um
1900 – Worpsweder Künstlerinnen und Gäste“.
Die Öffnungszeiten und
Eintrittspreise im Detail entnehmen Sie bitte dem Internet.
© Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel
INFO
Marie Bock: Alter Bauer um 1900 (Ausschnitt), Kunststiftung Friedrich Netzel.
mals aufgearbeitet wurde, so beispielsweise bei Paula ModersohnBecker nach ihrem Tod 1907, und
bei Ottilie Reylaender anläßlich ihres 100. Geburtstages 1982.
Der Barkenhoff zeigt Gemälde
von Julie Wolfthorn. Die 1864 unter dem Namen Wolf(f) in Thorn
(Polen) geborene Malerin gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts
zu den bekanntesten und produktivsten Künstlerinnen in
Deutschland.
Julie Wolfthorn studierte Malerei und Grafik in Berlin, wo sie
nach Aufenthalt in Paris (Studium an der Académie Colarossi)
für mehrere Jahrzehnte lebte.
1898 gehörte Wolfthorn als eine
von nur vier Frauen zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession – Käthe Kollwitz und Max
Liebermann schätzten ihre Arbeit.
Ihr in nebenstehender Anzeige
dargestelltes Gemälde „Mädchen
mit blaugrünen Augen“, um
1899 hängt heute in der Jack
Daulton Collection, Kalifornien.
Die Künstlerin wurde 1944 im KZ
Theresienstadt umgebracht.
WORPSWEDE – WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND
Die Große Kunstschau präsentiert erstmalig in Deutschland Malerinnen der so genannten „fünischen Schule“ aus der dänischen
Künstlerkolonie Kerteminde, die
sich um 1900 im Nordosten der
Insel Fünen niederließen um dort
zu arbeiten.
Werke von Anna E. Munch
(1876-1960) und Anna Syberg
(1870-1914) sowie weiteren Malerinnen werden den Arbeiten
Worpsweder Künstlerinnen wie
Paula Modersohn-Becker (18761907) und Clara Rilke- Westhoff
(1878-1954) gegenübergestellt.
Das Haus im Schluh präsentiert
das Lebenswerk Martha Vogelers
(1879-1961), die bei weitem
nicht nur die Muse ihres Mannes
Heinrich Vogeler war. Sie machte
es sich zur Aufgabe, den Kunstbestand des Barkenhoff und die
textile Volkskunst langfristig zu
bewahren.
Nachdem sie das Kunstweben
bei einer Weberin der Kunstwebschule Scherrebek erlernte, für die
bereits Heinrich Vogeler 1899
Bildwirkereien entwarf, gründete
Martha Vogeler 1920 ihre Weberei. Diese entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer bedeutenden Webschule. In einer
repräsentativen Werkschau wer-
Ottilie Reylaender: Der Reigen, um 1901. Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel.
den die schönsten und kostbarsten Objekte aus Martha Vogelers
Hand- und Kunstweberei ausgestellt.
Die Worpsweder Kunsthalle
zeigt Schlüsselwerke ihrer Sammlung der „Worpsweder Malweiber“. Dazu zählen unter anderem
Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker, Ottilie Reylaender
und Marie Bock.
Als „Gast“ wird erstmals in
Worpswede die international
künstlerisch tätige Malerin Käte
Lassen (1880-1956) aus Flensburg vorgestellt. Die aus einer angesehenen Goldschmiedefamilie
stammende Künstlerin hat sich in
29
© Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel
vielen Kunstrichtungen versucht:
Norddeutschland geprägt hat sie
durch Glasmalereien in Kirchen
und für private Auftraggeber.
www.worpswede-museen.de
WORPSWEDE: EIN
DORF VOLLER MUSEEN
Worpsweder
Kunsthalle die einmalige Chance,
sich gemeinsam
grundlegend zu erneuern. Das mit
EU-Mitteln in Millionenhöhe geförderte Großprojekt
„Masterplan
Worpswede“ erAls Foto stellvertretend für alle Museen in Worpswe- möglichte es, die
de: die Kulisse des Barkenhoff von Heinrich Voegeler. Museumsbauten
umfassend zu moDie Worpsweder Museumsland- dernisieren und zu erweitern.
schaft hat sich in den letzten Jah- Darüber hinaus schlossen sich die
ren rasant verändert. Zwischen vier zentralen Museen des Künst2007 und 2012 nutzten die bis lerdorfs zum „Worpsweder Mudahin unabhängig voneinander seumsverbund“ zusammen. Jetzt
arbeitenden Worpsweder Mu- wird ein übergreifendes inhaltliseen Barkenhoff, Große Kunst- ches Konzept verfolgt und geschau, Haus im Schluh und meinsam vermarktet.
Julie Wolfthorn, Mädchen mit blaugrünen Augen, um 1899,
© The Jack Daulton Collection, USA/Foto: Don Tuttle
Malerinnen im Aufbruch
Frauen erobern um 1900 die Kunst
Vier Ausstellungen zu einem großen, spannenden Thema.
16. Juni bis 15. September 2013
www.worpswede-museen.de
30
BREMERHAVEN – DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS
Copyright: Deutsches Auswandererhaus / Stefan Volk
BORDKARTE FÜR
EINE ZEITREISE
Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven präsentiert erlebnisreich
300 Jahre deutsche Aus- und Einwanderungsgeschichte. Das im Jahr
2007 für sein innovatives Ausstellungskonzept mit dem European
Museum of the Year Award ausgezeichnete Museum hat sich mittlerweile
zu einem Migrationsmuseum gewandelt. Am 22.April 2012 wurde
ein Erweiterungsbau eröffnet, in dem zusätzlich über 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland präsentiert werden.
Fotos: Deutsches Auswandererhaus
In der „Galerie der 7 Millionen“ wird
über die Gründe der Auswanderungen informiert.
lywood ist eigentlich eine schwäbische „Erfindung“. Es war der
aus Laupheim stammende Carl
Laemmle, der eine Studiostadt
bei Los Angeles bauen ließ und
somit zu den Gründungsvätern
der US-amerikanischen Filmindustrie zählt. Er hatte seine alte
Heimat im Oberschwäbischen im
Jahr 1884 verlassen, um über Bremerhaven in die Neue Welt auszuwandern.
Carl Laemmle ist damit einer
von mehr als sieben Millionen
Menschen, die zwischen 1830
und 1974 über Bremerhaven
nach Übersee aufbrachen. Damals betrieb die Seestadt an der
Wesermündung den größten
Auswandererhafen des europäischen Festlandes. Von hier aus
verließen nicht nur Millionen
Deutsche ihre alte Heimat, ihre
Familie und ihre Freunde, sondern
Leben und schlafen unter widrigen Bedingungen: Hier eine Szene aus dem
Zwischendeck des Dampfers „Lahn”, der 1887 vom Stapel lief. Komfort gab
es nicht, die Reise „in die Neue Welt“ sollte so billig wie möglich sein.
auch tausende (Ost-)Europäer.
An der Stelle, an der einst die
großen Auswandererschiffe am
Alten und Neuen Hafen ablegten,
steht seit August 2005 das Deutsche Auswandererhaus. Es lässt
die Lebensgeschichten vieler Auswanderer wieder lebendig werden.
Die Zeitreise beginnt für die Besucher mit der Auswanderung im
19. Jahrhundert. Ausgestattet mit
einem „Boarding Pass“ begeben
sie sich auf nahezu denselben
Weg wie einst diejenigen, die sich
aus ganz unterschiedlichen Gründen in die Neue Welt begaben,
um dort ein neues Leben zu beginnen.
Anhand von realen Biografien
– darunter auch die des Schwaben Carl Laemmle – nehmen die
Museumsgäste die Identität eines
Auswanderers an und versetzen
sich in sein Schicksal. Originalgetreue Rekonstruktionen historischer Orte wie das Zwischendeck
eines Segelschiffes von 1854, der
Speisesaal eines großen Ocean Liners von 1929, die US-amerikaniFoto: Sammlung Deutsches Auswandererhaus
ollywood – ein amerikanisches Urgestein. Denkt man.
Doch wer hätte gedacht, dass
sich hinter dieser Einrichtung ein
Deutscher verbirgt? Denn Hol-
H
VOLL IM GOLDRAUSCH
lange Wochen dauerte
es zumeist, um von Bremerhaven nach Australien zu
segeln. Die beschwerliche und
oft auch gefährliche Reise unternahmen Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem junge Männer, die vom schnellen Reichtum träumten. Das Gold des
Fünften Kontinents hatte ab
1850 zahlreiche von ihnen ans
andere Ende der Welt gelockt.
Hundert Jahre später erreichte
die deutsche Einwanderung
ihren Höhepunkt. Nun kamen
Handwerker und Facharbeiter,
15
die nach 1945 in Deutschland
keine Zukunft sahen. Ab dem
30. September 2013 widmet
sich das Deutsche Auswandererhaus mit einer Sonderausstellung zum ersten Mal ausführlich deutschen Einwanderern in Australien. Die Geschichte Australiens als Einwanderungsland ist alt: Sie begann
vermutlich vor über 40.000 Jahren mit den Aborigines, die von
Neuguinea aus ins Land kamen.
Europäische Siedler erreichten
das Land 1788. In der Bucht
von Sydney gründeten Briten ei-
ne Kolonie für Sträflinge: New
South Wales. Doch erst der
Goldrausch von 1851 brachte
dem an Bodenschätzen reichen
Land neuzeitliche Einwanderungswellen. Heute sind mehr
als 90 Prozent der in Australien
lebenden Bevölkerung europäischer Abstammung.
Die Ausstellung im Auswandererhaus skizziert 225 Jahre
deutsche Einwanderung nach
Australien. Sie zeigt, was die
Auswanderer dorthin führte
und wie ihre Reiseroute und ihr
Leben dort aussahen.
Australien-Auswanderer Karl-Heinz
Dietzel 1968 auf einem Steinfeld bei
Port Hedland in Western Australia. Die
Zeichnung auf dem Felsen stammt von
den Aborigines.
sche Einwanderungsstation Ellis
Island oder auch Grand Central
Terminal in New York machen die
verschiedenen Stationen der Auswanderung erlebbar.
Welche Gründe gab es für die
Auswanderung? Was haben die
Auswanderer während der zum
Teil strapaziösen, gefährlichen
Überfahrt erlebt? Wo haben sie
sich niedergelassen und sich ein
neues Zuhause geschaffen?
Carl Laemmle zum Beispiel,
dessen spannender Lebensweg
„vom Tellerwäscher zum Millionär“ im Deutschen Auswandererhaus skizziert wird, ließ sich
nach seiner Auswanderung 1884
zunächst in Chicago nieder, wo er
als Laufbursche einer Zeitung arbeitete und schließlich 1906 mit
dem Erwerb eines Fünf-CentFilmtheaters den Grundstein für
seine spätere Karriere legte. Denn
bereits drei Jahre später, 1909, ist
er der größte Filmverleiher in den
USA. 1915 ließ der erfolgreiche
Filmproduzent in Kalifornien die
Studiostadt „Universal City“ erbauen: Hollywood war geboren.
Trotz seines Erfolges in Amerika engagierte sich Laemmle zeitlebens für seine Geburtsstadt
Laupheim. So ermöglichte er zwi-
31
Copyright: Deutsches Auswandererhaus / Stefan Volk
BREMERHAVEN – DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS
Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven am Neuen Hafen.
schaft für die Einreise in die USA.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten 1934 musste Laemmle sein
Filmimperium verkaufen und
starb fünf Jahre später in Beverly
Hills.
Mithilfe der elektronischen Eintrittskarte können die Besucher in
den einzelnen Ausstellungsräumen verschiedene Hör- und
Multimediastationen
aktivieren und Informationen abrufen.
Sie lernen Familienschicksale
ebenso
kennen wie allgemeine Gründe und Ursachen der Massenmigration; sie erfahren
aber auch von den
Bedingungen an Bord
der Schiffe, von der
Ankunft in der Fremde und dem schwierigen Neuanfang.
Auf Ellis Island können die Besucher zudem originale Fragen
Kinder bei einer speziellen Kinderführung. Passen- des Jahres 1907 bede Kostümierung und der Reisekoffer mit allem antworten und teNötigen – welches Kind hätte da nicht Spaß am sten, ob sie selber unMitmachen.
(c) Deutsches Auswandererhaus / Ilka Seer
ter den damaligen
Umständen in die
schen 1933 und 1939 über 300 USA hätten einreisen dürfen.
deutschen Juden die Flucht aus
Seit einem Jahr richtet das
dem
nationalsozialistischen Deutsche Auswandererhaus eiDeutschland durch eine Bürg- nen gänzlich neuen Blick auf 300
Jahre deutsche Einwanderungsgeschichte. Es beginnt mit den
Hugenotten, die ab 1685 nach
Brandenburg und Hessen kamen,
und endet mit jugoslawischen
Bürgerkriegsflüchtlingen, die in
Deutschland neu anfingen. Im
zweiten Gebäude des Deutschen
Auswandererhauses streifen die
Besucher durch einen Tag im Jahr
1973 und entdecken viel Neues
und vermeintlich Altbekanntes:
Eine italienische Eisdiele stammt
zwar aus den 1960er Jahren in
Wolfsburg, die Besitzerfamilie jedoch verkauft schon seit 1896 Eis
in Deutschland. Fotos gewähren
spannende Einblicke in die Familienleben von 15 Einwandererfamilien, die zwischen 1685 und
1999 nach Deutschland kamen.
Am Ende des Rundgangs können die Museumsbesucher in
zwei internationalen Datenbanken nach eigenen ausgewanderten Vorfahren recherchieren.
www.dah-bremerhaven.de
WANDERN SIE AUS!
muse
Das Erlebnis
rhaven
e
um in Brem
DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS – Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven
Tel. 0471 / 9 02 20 - 0, www.dah-bremerhaven.de
Täglich geöffnet: März–Okt. 10–18 Uhr, Nov.–Feb. 10–17 Uhr
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34
HAMBURG – TOURISMUS/KULTUR
HAFENSCHLEPPER,DIE WALZER TANZEN
Im Mai steht der Hamburger
Hafen, das „Tor zur Welt“, für vier
Tage regelrecht Kopf: Rund
1,5 Millionen Menschen feiern
vom 9. bis zum 12. Mai auf der
knapp vier Kilometer langen
„Hafenmeile“ entlang der Elbe
zwischen HafenCity und dem
Museumshafen Övelgönne den
824. Hafengeburtstag – das größte
Hafenfest der Welt.
u den Höhepunkten des umfangreichen
Programms
zählen die große Einlaufparade
am Freitag, die Auslaufparade am
Sonntag, das traditionelle Schlepperballett, das vielfältige Programm an Land, auf dem Wasser
und in der Luft, sowie das spektakuläre Feuerwerk am Samstagabend. Und damit an dem Wochenende niemand durstig oder
hungrig bleibt, bieten zahllose
Stände entlang der Meile exotische Drinks, Bier und Wein eben-
Z
Blick auf Landungsbrücken, Musical-Gelände, Hafen. Links im Bild: die Elbphilharmonie.
so an wie Fischbrötchen, Bratwurst oder Asien-Spezialitäten.
Harley-Days
Alle Fotos: www.mediaserver.hamburg.de/C. Spahrbier
Rund 600.000 Zuschauer und
65.000 Motorräder, darunter ge-
schätzte 10.000 meist chromblitzende Exemplare der legendären
US-Marke Harley-Davidson, lassen Hamburg bei den Harley-Days
vom 21. bis zum 23. Juni erneut
zur Biker-Hauptstadt werden.
Zentraler Anlaufpunkt ist das ausgedehnte Gelände des Hamburger Großmarktes an der Amsinckstraße, wo eine große Budenund Zeltstadt aufgebaut ist. Dort
treffen sich Fans, Experten und
Neugierige, um sich in lockerer
Atmosphäre über technische Details und Tricks ebenso auszutauschen wie über den Spaß am Motorradfahren.
Schlagermove
Hamburger Cruising Days: immer ein großes Spektakel.
Seit 1997 zieht der Hamburger
Schlagermove mehrere Hunderttausend meist junge Menschen
geradezu magisch an. Nach dem
Vorbild der Berliner Love Parade
fahren wieder rund 40 Trucks mit
großen Musikanlagen und tanzenden Schlagerfans durch St.
Pauli sowie entlang der Hafenkante und beschallen den Stadtteil und die ausgelassenen Massen mit Schlagermusik (28. bis 29.
Juni).
Sommerfestival
Das dreiwöchige Internationale
Sommerfestival auf dem Gelände
der ehemaligen Kranfabrik
„Kampnagel“ im Stadtteil Winterhude existiert seit den 80er
Jahren. Auch 2013 gibt es wieder
eine aufregende Mischung aus
spannenden Konzerten und
Theaterstücken, Tanzvorführungen, Kurzfilmen, Installationen
und Diskussionsforen.
www.kampnagel.de/sommerfestival
www.hamburg-tourismus.de
KIRCHEN-NACHT
BALLETT-TAGE
In der 9. Nacht der Kirchen am
21. September öffnen rund 150
christliche Kirchen in allen Hamburger Stadteilen sowie im Umland ihre Türen und laden zu einem großen Fest mit Musik, Tanz,
Literatur und Kunst. Das größte
ökumenische Fest des Nordens
bietet ein vielfältiges Programm,
das vom klassischen Orgelkonzert
bis zu satirischem Kabarett reicht.
Seit 1975 sind die Hamburger
Ballett-Tage brillanter Höhepunkt
und Abschluss einer jeden Spielzeit. Start der 39. Ballett-Tage ist
der 9. Juni mit einer Aufführung
von „Shakespeare-Szenen“. In
den gesamten drei Wochen tritt
auch das Bayerische Staatsballett
auf (11./12. Juni). Finale der Hamburger Ballett-Tage ist am 30. Juni eine große Nijinski-Gala.
Alsterfahrten gehören einfach zu Hamburg-Ausflügen.
HAMBURG – TOURISMUS/KULTUR
STAATSOPER
Mit der Hamburg-Card auf Entdeckertour
PACKT DER
WAGNER-WAHN
ahn, Wahn, überall Wahn:
Mit einem künstlerischen
Kraftakt ohne Beispiel feiert die
Staatsoper Hamburg vom 12. Mai
bis 2. Juni den 200. Geburtstag
von Richard Wagner. Zum Jubiläumsjahr dirigiert Hamburgs
Generalmusikdirektorin
und
Opernintendantin Simone Young
in nur drei Wochen alle zehn
Hauptwerke des Komponisten –
vom „Fliegenden Holländer“ bis
Parsival – insgesamt 39 Stunden
und 45 Minuten reine Musikzeit.
Exemplarische Inszenierungen
sind von: Peter Konwitschny, Ruth
Berghaus, Harry Kupfer, C. Guth,
M. A. Marelli.
W
Zumeist in der historischen Speicherstadt und in der neuen HafenCity liegen die Schauplätze des 5. Harbour
Front Literaturfestivals im September
2013. In der einmaligen Atmosphäre
des Hamburger Hafens (Foto) treffen
dann viele Kulturen aufeinander.
Perfekt um Hamburg
zu entdecken...
b
schon a
Mit der Hamburg
CARD läßt sich
Hamburg bequem, flexibel
und preiswert erkunden. Das tollste daran: Bei
freier Fahrt mit
Bus und Bahn
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HVV-Onlineshop und als mobilTicket. Wer nur die Hamburg CARD
in der Stadt benötigt (Selbstfahrer,
Niedersachsenticket), zahlt entsprechend 8,90 und 14,90 Euro.
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Foto: Elbjazz
HAMBURG – ELBJAZZ
Foto: Denis Rouvre
36
Seine Musik hat Arabisches und Amerikanisches, Kuba und Funk, Balkan
und Soul. Der charismatische Libanese Ibrahim Maalouf mit der Viertelton-Trompete wird von kundigen
Jazz- und Weltmusikfans gleichermaßen geschätzt.
Super Kulisse für Elbjazz: Der Hamburger Hafen mit seinen Docks und der maritimen Stimmung.
zweiter großer lokaler Beobachter Ende Mai 2011 mit dem alten
Klischee des „verstaubten“ Jazz
auf: „Ein Pfeifenraucher – 15 000
Partygänger“. Und weiter: „Das
Elbjazz Festival ist von einer
großen Hoffnung zum großen Erfolg geworden – für alle, die sich
als Entdecker verstanden, und erstaunlicherweise für viele begeisterte junge Leute.“
Mit dem Sänger und Pianisten Jamie
Cullum konnte der erfolgreichste britische Jazzmusiker für die Hauptbühne gebucht werden. Mit Charme und
Lust am Publikum hat er auch im
Rock&Pop-Lager begeisterte Fans.
Foto: Marco Zanoni
Foto: DEborah Anderson
N
Sie hat die 20 kaum
überschritten, spielt
souverän Gitarre und
ist als Entertainerin
ein echtes Phänomen:
Die Sängerin
Nina Attal aus Paris
bringt selbst HardcoreJazzpublikum zum
Tanzen. Blues, Soul,
Funk werden mit frechem Charme rübergebracht von einer Sängerin, die unbändigen
Spass daran hat, auf
der Bühne zu stehen.
Jetzt schon stadionreif.
„Back to the roots“, die für ihn beim
Jazz liegen – so kommt Sänger Roger
Cicero in kleiner Besetzung nach
Hamburg. Und er mag auch englische
Texte. Jazzstandards, auch mal funky
oder soulful mit Klavierbegleitung.
Hochgradig komplex verschieben sie
Rhythmen gegeneinander – und
doch groovt das Inner Language Trio
des Schweizer Pianisten Christoph
Stiefel (Foto) mitreißend, eingängig
und lässig selbstverständlich.
Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion
ach der erfolgreichen Premiere 2010 titelte das Hamburger Abendblatt dann auch
prompt: „Klingende Leuchtspur
über dem Hafen“ und prognostizierte: „So ein Festival hat die
Stadt noch nicht gehabt, und sie
wird es fortan nicht mehr missen
wollen.“ Nach der zweiten Auflage und einem erneuten Besucherzuwachs räumte die WELT als
Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion
KLINGENDE LEUCHTSPUR
ÜBER DEM HAFEN
Wer Ben Sidran liebt oder Georgie Fame, für den wird Charlie Wood aus
Memphis zu den Highlights zählen:
viel R&B, witzige Lyrics und eine
Stimme, für die man die Blue Notes
notfalls hätte erfinden müssen.
HAMBURG – ELBJAZZ
37
Foto: Karsten Jahnke, Konzertdirektion
AMBITIONIERT,
GROOVIG,
ERFOLGREICH
Es werden 60 Konzerte im Hamburger Hafen gegeben, vor außergewöhnlichen Schauplätzen – vom Stückgutfrachter bis zum Werftgelände, neben
gewaltigen Kränen und großen Docks, mit Barkassenfahrten von Bühne zu
Bühne. Diese Idee der beiden ELBJAZZ-Gründerinnen Tina Heine und Nina
Sauer charakterisiert Konzertveranstalter Karsten Jahnke im Interview als
„eine herrliche Mischung aus Naivität, Professionalität und Leidenschaft.“
us der Taufe gehoben 2010,
erobert das internationale
Festival am jeweils letzten MaiWochenende neue Räume für alle Spielarten des Jazz: ob klassisch, sperrig, tanzbar, beschwingt, überraschend, berührend oder groovig. Das Konzept der ungewöhnlichen Spielorte im Hamburger Hafen ist gleichermaßen einzigartig, brillant,
vielleicht größenwahnsinnig –
aber offensichtlich den Nerv des
Publikums treffend.
Der Begriff „Jazz“ wird an der
Elbe mit viel Know-how bewusst
ausgeweitet – und spricht nicht
nur eingeschworene Jazzliebhaber an, sondern begeistert auch
A
junge Musikfans. Abgerundet
wird das zweitägige Festival im
Hamburger Hafen von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit
Workshops, Kinderprogramm, Filmen und Ausstellungen. Ergebnis: eine einmalige Atmosphäre,
die Zehntausende Besucher begeistert hat.
Eine Umfrage beim Festival
2012 ergab, dass 48 Prozent der
Zuschauer zum ersten Mal bei einem Jazz-Festival waren. Somit ist
ELBJAZZ seinem Ziel, einem neuen Publikum diese besondere Musik zu erschließen, ein ganzes
Stück nähergekommen.
www. elbjazz.de
Das Jazzfeeling steigt in Hamburg von Jahr zu Jahr.
MEISTER AM SAXOPHON
Der 44-jährige US-Amerikaner
Joshua Redman (Foto) ist einer
der erfolgreichsten Saxophonisten – und das seit über 20 Jahren.
Liegt es an seinem Sound? Lyrische Qualität und harmonische
Klarheit sind zwei Begriffe, mit
denen er sein eigenes Spiel beschreibt. Er gilt als „Ikone“ des
modernen amerikanischen Jazz.
Dies wird der charismatische Tenorsaxofonist am eindringlichsten
live mit seinem Quartett – dynamisch, spannungsreich und voller
Spielwitz – bei ELBJAZZ unter Be-
weis stellen. Der 1969 im kalifornischen Berkeley geborene Redman zählt zweifelsfrei zu den
großen Solisten des modernen
US-Jazz – entsprechend erfolgreich ist seine Musik. Zweimal bereits wurde er für einen Grammy
nominiert, seit mehr als einem
Jahrzehnt erreichten alle seine Alben die Top 10 der Billboard Jazz
Album Charts. Die ELBJAZZ-Besucher können sich auf Joshua Redman im Quartett mit Reuben Rogers, Aaron Goldberg und Gregory Hutchinson freuen.
Foto: www.spahrbier.de
38
HAMBURG – ALTONAER MUSEUM
Eduard Schmidt (1806-1862), Schiffbruch vor der Küste Helgolands, 1854, Öl auf Leinwand (Ausschnitt), Altonaer Museum.
EMOTIONEN INS BILD GEMALT
Die Maler der Romantik entdecken das Motiv des Schiffbruchs neu. Mit
einem Mal wird die Erfahrung der Katastrophe für den Betrachter im Bild
emotional spürbar. Bis dahin sind die Seesturm- und Schiffbruchdarstellungen von einer deutlichen Distanz zum Geschehen geprägt.
S
elbst die niederländischen Ereignisbilder des 17. Jahrhunderts von Seeschlachten, Stürmen
und Strandungen erscheinen
eher als Landschaftsgemälde
denn als Katastrophenbilder. Diese Tradition lässt sich noch bis zu
dem bedeutenden französischen
Marinemaler Claude Joseph Vernets (1714-1789) verfolgen.
Anfang des 19. Jahrhunderts
ändert sich der Blick auf den
Schiffbruch grundlegend. Die Bilder verlassen den sicheren Abstand, mit dem das schaurige
Spektakel in der Ferne dargestellt
wird. Sie führen den Betrachter
nun dicht an das Unglück heran,
um ihm die existenzielle Bedro-
genüber der Übermacht der Natur.
Die Schifffahrt wurde häufig
auch als Allegorie des menschlichen Lebens verstanden. Das
hung der Schiffbrüchigen, ihre Schiff muss den Kurs halten, geVerzweiflung und ihren Kampf fährliche Klippen und Seeungeums nackte Überleben vor Augen heuer umschiffen und hohe Welzu führen. Gleichzeitig wird der len unbeschadet überstehen, um
Schiffbruch zum Symbol für die schließlich sicher in den Hafen des
Ohnmacht des Menschen ge- Himmels oder des Paradieses einlaufen zu können.
Die Klippen und
Seeungeheuer
stehen dabei für
die Gefahren der
Sünde, der weltlichen Begierden
und Anfechtungen. Ein typisches
Beispiel dafür ist
der
anonyme
J. Richter, Der Seesturm, nach Philip James de Louther- Holzschnitt „Allebourg (1740-1812), ca. 1864, Stahlstich (Ausschnitt).
gorie auf das
christliche Leben“ (um 1580).
Personifikationen des Teufels, der
Welt und des Todes beschießen
das Schiff mit Pfeilen, die als „Anfechtung“, „Sünde“, „Untrew“,
„Verfolgung“, „Schmach“ sowie
„Hunger“, „Kranckheit“ und
„Alter“ bezeichnet sind. Zu einer
sicheren Reise befähigt wird das
Schiff allein durch Gott, der die
nötige Ausrüstung stellt: Das
christliche Leben ist das Ruder,
Geduld und Liebe sind Segel, und
Kompass ist das Wort Gottes.
Immer wieder werden Ziellosigkeit, Gier und Selbstüberschätzung als Gefahren der Welt dargestellt, an denen der Mensch
scheitern bzw. „Schiffbruch erleiden“ kann. Allegorien auf die
Seefahrt als Lebensreise sind Lehrstücke, in denen der Schiffbruch
ein moralisch-didaktisches Schauspiel darstellt.
EIN GEFÄHRLICHER JOB
Wer zur See fuhr, hatte den denkbar gefährlichsten Arbeitsplatz.
Mitte des 19. Jahrhunderts scheiterten weltweit jährlich mehr als
10.000 Schiffe. Ein organisiertes
Rettungswesen entstand erst im
19. Jahrhundert. Auslöser hierfür
waren schreckliche Schiffskatastrophen, die aufgrund der öffentlichen Berichterstattung auf
große Aufmerksamkeit stießen. In
Dänemark war der Untergang der
beiden englischen Kriegsschiffe
HMS St. George und HMS Defence 1811 vor Thorsminde von Bedeutung. Bei dem Unglück, das
nur 500 Meter vor der Küste geschah, starben 1.391 Seeleute. Es
dauerte jedoch noch bis 1852, bis
ein Gesetz zur staatlichen Organisation des Rettungswesens in
Kraft trat. In Deutschland wurde
1865 die DGzRS (fußt auf Spenden) gegründet. Ihr verdanken bis
2011 knapp 80.000 Menschen
die Rettung ihres Lebens.
Heinrich Grätke (1814-1897), Schiffbruch am Südstrand Helgolands, 1843, Öl
auf Leinwand, Altonaer Museum.
HAMBURG – ALTONAER MUSEUM
39
VERLUST UND TRAUER
SIND IMMER DABEI
Die beständige Erfahrung von Gefahr, Hoffnung und Ungewissheit,
Tod und Verlust,Trauer und Erinnerung ist seit langem im kollektiven
Gedächtnis der Küsten- und Inselbewohner verankert. Die Abwesenheit
der Seeleute und das Warten auf die glückliche Heimkehr gehören bis
heute zum Alltag der Seemannsfamilien.
H
äufig war der Seemann der
einzige Versorger. Sein Tod
war nicht nur eine persönliche
Tragödie, sondern bedeutete für
die Hinterbliebenen oft auch Armut und Not. Ein gesetzliches Sozialversicherungswesen für Seeleute etablierte sich erst Ende des
19. Jahrhunderts.
Die reale Drohung des Todes
und die Erfahrung der Katastrophe werden auch im öffentlichen
Raum zum Ausdruck gebracht:
Zahllose Denkmäler, Gedenksteine, Reliefs, Tafeln und Inschriften
erinnern entlang der Küsten an
den Tod im oder am Meer. Es lassen sich drei Arten von „maritimen Memorials“ unterscheiden:
Denkmäler für die nie vom Meer
Zurückkehrten, Erinnerungsstätten für einzelne Schiffstragödien
und sogenannte Friedhöfe der
Namenlosen, auf denen
unbekannte Strandleichen bestattet wurden.
Heinrich Tank (1808-1872), Wartende Fischersfrauen, um 1840, Öl auf Leinwand, Altonaer Museum.
Alle Fotos: Altonaer Museum
ANGST TREIBT BLÜTEN
A
Jona im Wal, frühes 17. Jahrhundert. Möglicherweise Nordwestdeutschland.
Präparat eines Heringshais, Reisig, Holz. Altonaer Museum. Diese Darstellung ist eine Kuriosität und zwischen Kunst und Volkskunst anzusiedeln.
MYTHOS MEER
Verschiedene Faktoren nähren
den Mythos von untergegangenen Schiffen. Zum einen waren
viele der Schiffe sehr groß, vermeintlich unsinkbar und vereinten tausende Menschen aus allen
sozialen Schichten und Nationen
an Bord. Einige Schiffe waren
Auswandererschiffe, die für Hunderttausende Symbol für ein
künftiges besseres Leben waren.
Der Tod bot Anknüpfungspunkte
für Mitgefühl, Identifikation und
Mystifikation.
ntike Götter und Meeresungeheuer sind vor allem im
Kunstgewerbe phantastische Motive.
Auf Seekarten vornehmlich des
16. und 17. Jahrhunderts tummeln sich eine Vielzahl antiker
Meeresgötter, Ungeheuer und
phantastischer Meereswesen, die
zusammen mit Schiffen die Karten illustrieren. Sie scheinen der
bildhafte Ausdruck der Angst des
Menschen zu sein vor den Mächten der See und Gefahren unbe-
kannter Gewässer. Ihre Vorbilder
finden sich in antiken Bildwerken,
Sarkophagen und Wandmalereien, die in der Renaissance und Barockzeit durch Skizzenbücher und
Druckgrafik weite Verbreitung
fanden.
Es entsteht in dieser Zeit eine
Mode der Groteskenmalerei und
Darstellung mythischer Fabelwesen in der Malerei, der Architektur bis hin zu allen Bereichen des
Kunsthandwerks – ein Beispiel
dazu links: Jona im Wal.
INFO
Das Altonaer Museum startet nach der Renovierung am
1. Mai mit einem „Tag der
offenen Tür“ in die neue Saison.
www.altonaermuseum.de
Max Pechstein (1881-1955),
Nordweststurm, 1943,
Öl auf Leinwand, Altonaer Museum.
Das Motiv konzentriert sich auf die
wellenförmigen Bewegungen des
Meerwassers. Die Brandungswellen
reichen bis an den oberen Bildrand.
40
HAMBURG – AUKTIONSHAUS HAUSWEDELL & NOLTE
UNTER DEM HAMMER – AUKTIONEN
„Kunst oder rare Bücher und Autographen können, müssen aber
nicht immer, teuer sein“, stellt Ernst Nolte, seit 1978 Inhaber des 1927
gegründeten Hamburger Auktionshauses Hauswedell & Nolte fest:
„Bereits für wenige hundert Euro lassen sich in unseren Auktionen
schöne und qualitätvolle Werke finden, die Grenzen sind dabei natürlich
nach oben immer offen.“
as Auktionshaus logiert im
vornehmen
Hamburger
Stadtteil Pöseldorf am Pöseldorfer Weg 1 - in einer weißen Gründerzeit-Villa nahe der Milchstraße
und zentral an der Alster gelegen.
Ein Besuch lohnt sich vor allem zu
den Besichtigungszeiten vor den
Versteigerungen, wenn alle Werke ausgestellt werden.
Jährlich finden bei Hauswedell
& Nolte insgesamt sieben Kunstund Buchauktionen im Frühjahr
und Herbst statt, bei denen mehrere tausend Objekte den Besitzer
wechseln.
Zu den Spezialgebieten des Unternehmens gehören Alte, Moderne und Zeitgenössische Kunst
mit den Gattungen Gemälde,
D
Zeichnungen, Graphik und Skulpturen. Zum Programm der wertvollen Bücher gehören alle Spektren, von der mittelalterlichen Inkunabel bis zu Künstlerbüchern
des 20. Jahrhunderts und rare
Autographen. Zusätzlich werden
Themen-Ausstellungen gezeigt.
Seit 1983 unterhält Hauswedell
& Nolte eine Repräsentanz in
New York, 1998 eröffnete ein
zweites Auslands-Büro in Los Angeles.
Langjährige, konstante Beziehungen zu privaten Sammlern,
Museen, Bibliotheken und zum
Kunsthandel ließen Hauswedell &
Nolte zu einem der wenigen
deutschen Häuser wachsen, die
sich auf internationalem Parkett
Ernst-Ludwig Kirchner. Dodo mit japanischem Schirm. Farblithographie. 1909.
38,5 x 33,0 cm. Schätzpreis ca. 300.000 Euro.
Karl Schmidt-Rottluff. Gasse in Ascona. Aquarell/Tusche. 1927-30. 69, 5 x 50,3
cm. Schätzpreis 40.000 Euro.
neben Konzernen wie Christie‘s
oder Sotheby‘s auch in wechselhaften Marktsituationen seit Jahrzehnten behauptet haben. „Dem
liegt sicher auch unsere durch die
Tradition geprägte Firmenphilosophie und unsere stets seriöse und
schnelle Abwicklung zu Grunde“,
so Ernst Nolte: „Wir setzen uns
für die Interessen unserer Klienten immer voll und ganz ein, um
das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Uns ist es ein Anliegen, unsere Kunden rundum – von Einlieferung bis Verkauf – zu betreuen,
sie in allen Fragen zu begleiten
und ihnen durch unsere langjährige Erfahrung eine solide Vertrauensbasis zu bieten. Das beginnt
mit der marktgerechten Taxierung, an die sich die wissenschaftliche Bearbeitung und eine
gezielte mediengerechte Platzierung des Kunstwerkes anschließen. Unser Radius beschränkt
sich dabei nicht nur auf den europäischen Raum, sondern erstreckt sich bis nach Asien sowie
Nord- und Südamerika, mehr
denn je durch das Internet. Diskretion ist dabei aber immer Ehrensache.“
Etliche bedeutende Kunstsammlungen und Bibliotheken
kamen bei Hauswedell & Nolte in
den letzten Jahrzehnten unter
den Hammer, wie die international größte Käthe Kollwitz-Sammlung von Salman Schocken, Jerusalem, oder die 80.000 Bände
umfassende Königl. Ernst August
FideiCommiss-Bibliothek, Hannover.
Auch der erste Millionenzuschlag in Deutschland fiel 1985
bei Hauswedell & Nolte, für ein
aus Lindenholz geschnitztes „Lüsterweibchen“ von Tilman Riemenschneider.
Seit jeher legt man größten
Wert auf die profunde wissenschaftliche Bearbeitung der Werke. Dafür steht den erfahrenen
Experten für ihre Recherchen eine bestens ausgestattete Bibliothek auf dem aktuellsten Stand
HAMBURG – AUKTIONSHAUS HAUSWEDELL & NOLTE
41
BEI HAUSWEDELL & NOLTE
zur Verfügung. Einen besonderen Schwerpunkt in den Kunstauktionen – und auch das persönliche Interesse von Ernst Nolte –
ist dabei seit jeher die Graphik des
deutschen Expressionismus und
der internationalen klassischen
Moderne.
Auch in den kommenden Versteigerungen am 5. und 6. Juni
sind etliche hochkarätige Meisterwerke vertreten, zum Beispiel
Ernst Ludwig Kirchners in nur
sechs Exemplaren existente Farblithographie von 1909 „Dodo
mit japanischem Schirm“, deren
Preiserwartung oberhalb der halben Million Euro liegt oder ein
malerisches Aquarell von Karl
Schmidt-Rottluff „Gasse in Ascona“, das mit 40.000 Euro taxiert
ist.
Darüber hinaus werden in der
Moderne Originale und Graphi-
ken von Emil Nolde, Otto Mueller,
Lesser Ury, Kurt Schwitters, Skulpturen von Ernst Barlach, Ewald
Mataré und Georg Kolbe versteigert.
Die Abteilung „Alte Kunst“
wartet mit einer umfangreichen
Gruppe an Graphiken von Dürer
bis Rembrandt und Nürnberger
Kleinmeistern auf, der Gemäldesektor ist vor allem mit Werken
des 19. Jahrhunderts ausgestattet.
Die „Kunst nach 1945“ bietet
gerade jüngeren Sammlern etliche Einstiegsgelegenheiten; wer
sich etwa für den Künstler Horst
Janssen interessiert, findet hier
ein breites Angebot, ab circa 200
Euro. Gespannt erwartet wird in
der Buchauktion am 28. und 29.
Mai das Ergebnis für 90 Briefe von
Friedrich d. Gr., die mit 40.000
Euro geschätzt werden.
Das Auktionshaus Hauswedell & Nolte hat seinen Sitz in einer GründerzeitVilla im vornehmen Hamburger Stadtteil Pöseldorf.
Pöseldorfer Weg 1
20148 Hamburg
Tel +49-(0)40-41 3210-0
Fax +49-(0)40-41 3210-10
info@hauswedell-nolte.de
www.hauswedell-nolte.de
Öffnungszeiten:
Mo - Fr 10 -17 Uhr und nach Vereinbarung
Auktionstermine:
28./29. Mai – Wertvolle Bücher und Autographen
5./6. Juni – Moderne Kunst, Alte Meister, Kunst nach 1945
James Rosenquist. My Mind is a Glass of Water. Farblithographie. 1972.
76,0 x 56,0 cm. Schätzpreis 600 Euro.
Alle Kataloge sind ca. 4 Wochen
vor der Auktion im Internet verfügbar
42
HAMBURG – KUNSTHALLE
© Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti,
Paris + ADAGP, Paris), 2012. Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler
„JEDER BEKOMMT SEINE CHANCE“
„Der Tag wird kommen, an dem
man große Dinge im Freien
machen kann, jeder bekommt
seine Chance, wenn er ihrer
würdig ist." Dies prophezeite
schon der Künstlervater Giovanni
Giacometti 1929 seinem begabten
Sohn.Tatsächlich träumt Alberto
(1901-1966) fast 40 Jahre lang
davon, eine große Skulpturengruppe für einen öffentlichen
Platz zu schaffen, auf dem sich
Kunst und Leben treffen.
D
Alberto Giacometti (1901-1966), Place (Platz), 1948, 6/6. Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen
Kunstsammlung Basel. Bronze, 21 x 63,5 x 44 cm.
ort. Denn auch das Atelier war
Giacomettis „Spielfeld“: Es wurde zur Bühne, auf welcher der
Künstler sich selbst und seine
Schöpfungen inszenierte. Dieser
zu Recht zum Mythos gewordene Arbeitsraum wird in seiner räumlichen Gedrängtheit und zugleich ideellen Bedeutung in der
Ausstellung erstmals erlebbar –
heißt: manche Exponate stehen
bewußt sehr eng zueinander – bei
großem Besucheransturm ein etwas mühsamer Genuss.
Die Ausstellung zeigt aber
auch, dass es Giacometti in der
letzten Entwicklungsphase seiner
Skulpturen „das Problem der Verbindung von Zeit und Raum“ (Katalog) durch die Stellung von ver-
schiedenen Figuren im Raum für
sich lösen konnte.
Die groß angelegte Schau umfasst über 200 ausgewählte Werke. Darunter befinden sich 40
zum Teil bislang kaum
ausgeliehene Skulpturen sowie rund 30
Ölgemälde (Giacometti sah sich selbst
gleichwertig als Maler und Skulpteur),
zudem Zeichnungen
und Photographien
aller Werkphasen aus
internationalen Museen und Privatsammlungen. Präsentiert wird
so die ganze Spannweite und Aktualität von Giacomettis Kunst: In
der Formensprache von der
Blockhaftigkeit zur
fragilen Entmaterialisierung, in der Raumauffassung vom winzigem Produktionsort
zum inszenierten Präsentationsort und innerhalb des Skulpturenbegriffs vom individuellen Objekt zum
architekturbezogenen,
überlebensgroßen
„Environment“.
Alberto Giacometti (1901-1966), Main prise (Gefährdete Hand) , 1932. Holz und Metall,
www.hamburg-kunsthal20 x 59,5 x 27 cm. Kunsthaus Zürich, Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich.
© Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 2013. Foto: Kunsthaus Zürich
le.de
Sein Leben
Alberto Giacometti (Foto, 1931)
wird 1901 als erstes Kind von
Giovanni Giacometti (1868-
1933) und dessen Frau Annetta
in Borgonovo im Tessin geboren. Er wächst in einem künstlerischen Umfeld auf: Der Vater
gilt als einer der wichtigsten
Vertreter der postimpressionistischen Malerei in der Schweiz.
Er ist einer seiner größten Förderer. Mit seinem Bruder Diego
verbindet Giacometti lebenslang eine enge Beziehung. Diego arbeitet für Alberto, der fertigt unzähligen Bildnisse und
Skulpturen von seinem Bruder
an. Er lebt sein Leben lang bescheiden in der Nähe des Montparnasse. 1949 heiratet Giacometti die 22 Jahre jüngere Annette Arm. Sie wird eines seiner
wichtigsten Modelle. 1962 auf
der Biennale von Venedig erhält
Giacometti den großen Preis für
Skulptur. 1966 stirbt der Künstler nach schwerer Krankheit.
© Jacques-André Boiffard / Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur.
© Alberto Giacometti Estate (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris), 2012
iesem Traum widmet sich nun
erstmals eine Ausstellung.
Tatsächlich wurde keines der
frühen wie späteren Schaumodelle und der späten Platzentwürfe
endgültig als öffentliche Gestaltung umgesetzt.
Giacometti vergrößerte aber
einzelne Elemente für sich selbst
und umgab sich über Jahrzehnte
damit in seinem winzigen Pariser
Atelier, das „mit der Zeit immer
größer wurde“ (Alberto Giacometti). Ihre bedeutungsvollen,
wie in einem Gedächtnistheater
arrangierten Platzierungen auf
dem Atelierboden hielt er sorgsam fest.
Die Ausstellung, die bis zum
19. Mai dauert (Galerie der Gegenwart, 1. Etage), ermöglicht
mit zahlreichen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien aus verschiedenen Schaffensperioden
teils bisher ungesehene Einblicke
in diesen außergewöhnlichen
Produktions- und Präsentations-
HAMBURG – BUCERIUS KUNST FORUM
43
SEINE SUCHE NACH DER
FORM
Der Erfolg kommt spät,Alberto
Giacometti ist fast 40 Jahre alt.
1947 bietet der New Yorker
Galerist Pierre Matisse den
Künstler bei einem Besuch in Paris
die Zusammenarbeit an.Auch die
Galerie von Aimé Maeght in Paris
springt später auf den Zug auf.
Giacometti verdient noch zu
Lebzeiten so viel Geld, dass er
sorgenfrei leben kann. Doch der
Weg zu den Skulpturformen, die
ihm Weltruhm einbringen, ist lang.
© Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 2013
D
Alberto Giacometti: Kleine Büste auf
Stele, 1952. Privatsammlung, Schweiz
er Künstler ringt jahrzehntelang mit seinem Tun, bis seine Hände dem Ton die finale Note geben, so dass er realisiert, was
er im Geiste sieht und körperlich
fühlt. Das Bucerius Kunst Forum,
Hamburg, zeigt bis zum 20. Mai
die Ausstellung „Alberto Giacometti. Begegnungen".
Für Alberto Giacometti hing alles davon ab, ob er Blick und Gesicht eines Menschen in seiner
Kunst lebendig werden lassen
konnte. Seine Portraitkunst ist
Ausgangspunkt und Zentrum seines Werkes, sie steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung.
Giacometti erhielt für seine
stark reduzierten Skulpturen früh
Anerkennung in den Pariser
Künstlerkreisen, auch von JeanPaul Sartre selbst. Der New Yorker Galerist Julien Levy organisierte Giacomettis erste Einzelausstellung in den USA.
Bis 1941 schaffte Giacometti
winzige Bildnisbüsten und Figuren auf großen Sockeln, die die
Distanz zum Porträtierten erfahrbar machen.
Die winzigen Plastiken wirken
wie aus der Entfernung betrachtete Gestalten, die zwar keine Details offenbaren, jedoch als Gesamterscheinung wahrnehmbar
sind. Durch große, blockhafte,
teilweise gestufte Sockel verstärkte Giacometti den Eindruck der
Distanz.
1956 wird Giacometti eingeladen, den französischen Pavillon
Begegnungen: Der Besucher der Ausstellung beginnt eine „Beziehung“ mit
den Exponaten im Raum.
Foto: Bucerius Kunst Forum.
auf der Biennale in Venedig zu bespielen, und fertigt dafür zahlreiche schlanke, stehende Frauenfiguren, die Frauen für Venedig.
Giacomettis kunsthistorische
Bedeutung liegt in der Neuformulierung figürlicher Skulptur nach
dem Zweiten Weltkrieg.
Die Ausstellung ist auf die zeitgleich in der Hamburger Kunsthalle gezeigte Schau „Giacometti. Die Spielfelder" abgestimmt.
Bis 20.5.2013, Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt, Hamburg.
www.buceriuskunstforum.de
Alberto Giacometti mit Skulpturen bei der Vorbereitung zu einer Ausstellung
Fotographie von Gordon Parks, 1951.
© The Gordon Parks Foundation, Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris),
44
HAMBURG – DEICHTORHALLEN
ALLTÄGLICHES
VERFREMDET
Bis zum 2. Juni zeigen die Deichtorhallen, Hamburg, die zentralen Serien,
Installationen, Skulpturen und Bilder
von Hans-Peter Feldmann – ein Werk
aus über vier Jahrzehnten.
eldmann, 1941 in Düsseldorf
geboren, wurde in den frühen
1970er Jahren mit enzyklopädischen Fotoserien bekannt, für die
er sich aus dem großen Fundus
alltäglicher Bilder bediente. Feldmann überwindet die scheinbare
Kluft zwischen Kunst und Alltag
und taucht Vorgefundenes aus
der trivialen Welt bis hin zu Amateurfotos, Spielzeug und Nippes
in ein poetisches, persönliches
F
Augenzwinkernder Titel:
„Ein Pfund Erdbeeren“, einzeln platziert.
großen deutschen Künstlern, die
wie Richter und Polke einen spürbaren Einfluss auf die nachfolgende Künstlergeneration haben. Bis
heute haben die Werke Feld-
Harry Callahan: Chicago, c. 1951
DEN REALISMUS
NEU ENTDECKT
Harry Callahan (1912-1999) gilt
als einer der innovativsten und
einflussreichsten Fotografen der
US-Fotografiegeschichte des 20.
Jahrhunderts. Wegen der schöpferischen Intensität seines Werks
zeigen die Deichtorhallen sein
Werk in einer umfangreichen Re-
trospektive mit über 280 Arbeiten
bis zum 9. Juni 2013. Als einer der
Ersten überwand Harry Callahan
die vorherrschende Ästhetik des
Realismus, indem er die „New Vision“ von László Moholy-Nagy
und die Straight Photography
weiter entwickelte.
manns nichts von ihrer Verführungskraft, ihrer Leichtigkeit
und subtilem Humor verloren.
www.deichtorhallen.de
VON DEN BEATLES AUF
SGT. PEPPER VEREWIGT
W
erke wie „Naked Lunch“ dass Burroughs auch als multimeoder „The Soft Machine“ dial arbeitender Künstler ein umhaben William S. Burroughs fangreiches und vielgestaltiges
(1914 -1997) als Autor der Beat- Werk geschaffen hat, das ExperiGeneration weltberühmt ge- mente mit Tonband, Film und Fomacht. Als zentrale Figur der tografie ebenso umfasst wie MaCounterculture und Punk-Bewe- lerei und Collagen. Die Retrospekgung beeinflußte Burroughs über tive in der Sammlung FalckenJahrzehnte viele Künstler, Filme- berg-Harburg der Deichtorhallen
macher und Musiker darunter Da- läuft bis zum 18. August.
vid Cronenberg, Gus
van Sant, Patti Smith,
John Cage, Lou Reed,
David Bowie, R.E.M.
und Kurt Cobain. Zahlreiche Musikgruppen
zogen Namen und
Songtitel aus den Werken Burroughs. Die Beatles verewigten ihn
auf ihrem legendären
Plattencover von !Sgt.
Peppers Lonely Hearts
Club Band“.
Weit weniger bekannt ist dagegen, Peter Hujar: William Burroughs, reclining, 1975.
Courtesy The Peter Hujar Archive and Matthew Marks Gallery. Foto: ONUK
© The Estate of Harry Callahan. Courtesy Pace/MacGill Gallery, New York
Licht. Seine Arbeiten wurden u. a.
im Guggenheim Museum New
York, auf der Documenta und auf
der Biennale von Venedig gezeigt.
Mittlerweile zählt er zu den
COPYRIGHT: VG BILD-KUNST, Bonn. Courtesy H.-P. Feldmann © VG Bild-Kunst, Bonn
HAMBURG – G. FOTH, RESTAURATORIN
45
WENN BILDER SCHREIEN KÖNNTEN
Es gibt sie überall – auf Auktionen, im Kunsthandel, bei Privatleuten: Bilder, die unansehnlich
geworden sind. Sie sind vergilbt im Laufe der Jahre,
es haben sich Craquelé gebildet, häßliche Risse,
durch Klimaschwankungen hervorgerufen. Im
schlimmsten Fall rieselt auch noch die Farbe auf und
davon. Die Hamburger Restauratorin Geertje Foth
setzt sich in Werkstatt- und Ateliergesprächen,
neuerdings auch auf Kunst-Messen – zuletzt auf der
TEFAF in Maastricht – für die rechtzeitige Rettung
von Kunstwerken ein.
G
eertje Foth (Foto rechts), die
ihr Handwerk von der Pieke
auf gelernt hat, ist seit 21 Jahren
selbstständig und betreibt ihre
Werkstatt in Hamburg-Bahrenfeld mit drei bis vier Mitarbeiterinnen. Ihr Referenzen-Register ist
lang, unter anderem restaurierte
sie den Altar im Bardowicker
Dom, arbeitete nach eigenen Angaben auch für das Kloster Ebstorf und viele Museen und
Sammlungen. Die Frontfrau ihrer
Werkstatt sieht sich unter den
fünf führenden Restauratoren
Hamburgs.
Restaurierung schafft Marktwert, ist ihr Hauptargument. Foth
bekam ein Bild von Johann Georg
Besonderes
Erlebnis: Tizians
„Kreuztragung“
von 1575. Über
100 Stunden
Fotodokumentation als Beleg
geduldiger
Werkstatt-Arbeit.
zitiert hier gerne Martin Heidegger: „Zum Geschaffensein des
Werkes gehören ebenso wesentlich wie die Schaffenden auch die
Bewahrenden“.
Auch Carl Hofers
„Im Baderaum“ von
1918 erwies als eine
dieser „Sleeping Beauties“ (Foth), ein Bild,
das die Restauratorin
als eine braungehaltene Badeszene entgegennahm und unter
dessen dunkelgelblicher Firniswelt nach
Ein Ölbild vor der Restaurierung (links) und da- der Restaurierung stimnach. Alter Firnis weg, Craquels „geflickt“.
mungsvolles farbenfrohes Leben erschien.
Rosenberg in die Werkstatt
Firnis auf Ölbildern schützt,
(„Schlossplatz mit königlichem schafft Glanz und hebt die MalStadtschloss“, 1784), das überar- technik des Künstlers hervor.
beitet werden mußte. Der im Sti- Wenn Firnis nach Jahren altert,
le Canalettos malende Deutsche dunkelt ein Bild nach – ein Pro– Mitglied der Pariser Académie zess, der schleichend daher
Royale – arbeitete ab 1773 in Ber- kommt – das Auge gewöhnt sich
lin und schuf zahlreiche Stadtan- an die Veränderung. Am Ende
sichten der Stadt. In Öl sind nur staunt man über die tatsächlich
noch 19 Werke erhalten – 8.500 vorhandene Farbenpracht.
Euro durchschnittlicher Wert. Der
Foth bezeichnet auch KaminEigentübmer hatte die nötige Ein- dreck auf Bildern als „schwierig
sicht für die Geldausgabe - Foth und aggressiv“. Ein Gemälde von
anschließend zuhause aufhängen.
Schwerwiegender als alte FirnisDickschichten
sind die Reparaturen von Craquéls.
Foth zeigt in einem Film, wie
sich Malschichten
durch Aufnahme
und Abgabe von
Luftfeuchtigkeit
bewegen. Am Ende reißt die Farboberfläche auf.
Im schlimmsten
Fall fällt die Farbe
schuppig ab oder
zerbröselt. Mit
Heizspachtel und
Störleim geht es
dann zur Sache.
„Wenn
Bilder
schreien könnten“, erklärt Foth,
Lyonel Feiniger (1871 bis 1956) „würden Eigentümer viel schnelwar mit einer Nikotinschicht über- ler auf die unwürdigen Zustände
zogen, „es roch wie ein ihrer Bilder reagieren.“
Aschenbecher“.
Es gibt auch lustige BegebenEin noch laufendes Projekt sind heiten im Restauratorenalltag. Ein
die Gemälderestaurierungen, die Kunde erschien mit einem Ölbild,
die „Arthur und Georgie Illies Fa- auf dem Zwerge beim Pilzekegeln
milien-Stiftung Lüneburg“ bei der zu sehen waren. Auch hier war eiHamburgerin in Auftrag gegeben ne Reinigung angesagt. Das Bild
hat. 79 beschädigte Gemälde von paßte zwar weder thematisch
Arthur Illies (1870 bis 1952) hat noch intellektuell oder stilistisch
Foth übernommen. Sobald sich zu dem Betreiber einer Kanzlei.
Gemälde-Paten finden, die die Gleichwohl: Zwei der Zwerge hatRestaurierung zahlen, wird Foth ten starke Ähnlichkeit mit Manaktiv. Die Bilder dürfen die Paten danten des Anwalts, das war für
ihn Reiz genug, das
Bild zu besitzen. Nach
der Reinigung des
Gemäldes ergab sich
allerdings ein größeres
Problem: das Bild durfte nicht mehr wie ursprünglich geplant in
den Kanzleiräumen
hängen. Die Klienten
hätten sich beim Betrachten
desselben
möglicherweise wiedererkannt und sich
düpiert gefühlt. JOB
Auch Ränder und Rückseiten von Bildern müssen aufgefrischt werden.
www.geertjefoth.de
46
HAMBURG – REEPERBAHNFESTIVAL / SCHMIDTS TIVOLI
DIE REEPERBAHN
IN FEIER-LAUNE
Deutschlands größtes Clubfestival ist aus dem internationalen Musikbetrieb nicht mehr wegzudenken. Zum achten Mal wird das Reeperbahn
Festival vom 25. - 28. September 2013 mit umfangreichem Programm
überraschen, neugierig machen, Handelsplattform sein, erfreuen,
informieren, provozieren – und zum Feiern bringen, wenn der ganze Kiez
im Einklang von Musik, Kunst und Business schwingt.
er jemals die einzigartige
Stimmung des Reeperbahn
Festivals erlebt hat, der kommt
und bilden eine verschworene
Einheit. Die europaweit einzigartige Veranstaltung bietet weit
mehr als eine
Menge großartiger Konzerte.
Über 400 Programmpunkte
unterschiedlichster Sparten warten auf etwa
28.000 Fachund Festivalbesucher aus aller
Welt. In mehr als
70 einzigartigen,
großen und kleinen Spielstätten
eröffnen sich damit unerschöpfliche Möglichkeiten zum Entdecken, Klönen
und Vernetzen!
Einen wichtigen
Part bilden die
Während des Reeperbahnfestivals finden sich auf dem Live-Auftritte
Spielbudenplatz immer sehr viele Menschen ein.
vieler nationaler
und internatioimmer wieder! Kiez, Konzerte, naler Bands. 300 Auftritte von
Kunst und Konferenz gehören in Musikern weltweit sind geplant.
der einmaligen Atmosphäre rund
um die Reeperbahn zusammen www.reeperbahnfestival.com
Foto: Lena Meyer
W
Schmidt Theater: Macher-Argumente
„Warum wir
Drei ein Musical
über 24 Stunden an einem
Imbiss auf der
Reeperbahn geschrieben haben? Insgesamt
16 Jahre haben
wir in vier verschiedenen
Wohnungen auf
St. Pauli gelebt.
Zusammengenommen 29
Jahre, 7 Monate
und 3 Tage haben wir in den
Theatern am
Spielbudenplatz
gearbeitet. Wir
haben 4.538
Abende, vielBevor sich die Tore öffnen und während der Pause:
leicht waren es Zuschauer-Getümmel vor Schmidts Tivoli
auch 4.539, da
Theater machen kann – und das
gehen die Meinungen etwas ausseit Jahrzehnten.
einander, in 68 verschiedenen
Das Schmidt Theater ist ein PriKneipen auf dem Kiez verbracht,
dabei wurden 13.134 und ein hal- vattheater am Spielbudenplatz im
Hamburger Stadtteil
bes Bier getrunken und 912
St. Pauli. Es verfügt über zwei
Currywürste verspeist. Wir haben
uns siebenmal unsterblich verliebt Spielstätten, das Schmidt Theater
und genau so oft unter Tränen ge- selbst (423 Sitzplätze) und das
nur wenige Schritte entfernte
trennt, dreimal sogar beides in ei„Große Haus“ namens Schmidts
ner Nacht. Es war also einfach an
Tivoli (620 Sitzplätze). Das Theater
der Zeit, diesem wunderbar verwurde von Corny Littmann gerückten, engels- und teufelsgleigründet – 1988 das Schmidt
chen, absturzgefährlichen und
Theater, 1991 dann Schmidts
wiederbelebenden Ort die LiebeTivoli.
serklärung zu machen, die er
Die Theater unterhalten auch
schon lange verdient hat.“
einen Gastrobetrieb – während
Das Autorenteam von „Heiße
der Vorstellung! Essen im Plüsch
Ecke“, Martin Lingnau, Thomas
Matschoß und Heiko Wohlgemuth der guten alten Zeiten und gleichzeitig Theaterbesuch: Es hat so
beschreiben flott, charmant und
seinen Charme.
emotionalisiert, wie man am Kiez
THEATERNACHT AM 7. 9.
Wenn die Nächte zwar noch lau
sind, aber dennoch länger werden, nutzen das Hamburger und
ihre Gäste gerne für einen Besuch
der Hamburger Theaternacht – in
diesem Jahr am 7. September. Mit
einem Ticket per Bus, Bahn oder
Alsterschiff kann man sich wieder
eine ganze Nacht lang auf eine
spannende Reise durch die Welt
von Schauspiel, Oper, Ballett, Kabarett und Comedy begeben. Dabei erhält der Besucher auf über
40 Bühnen nicht nur erste Eindrücke von den Stücken der kommenden Spielzeit. Wer den Theater-Marathon durchhält, kann die
lange Nacht bei einer großen Party auf der Reeperbahn noch
locker ausklingen lassen.
Szene aus der „Heiße Ecke“: Natürlich können sich Bayern auf St. Pauli
nur blamieren – wenn sie zu eingebildet daher kommen.
HAMBURG – SCHMIDTS TIVOLI
47
ANZEIGE
1,5 Mio. Zuschauer – nu kommst Du !
Von Lingnau, Matschoß, Wohlgemuth
DEN KESSEN SPRUCH
GIBT’S GRATIS
Eine beispiellose Erfolgsstory: Seit seiner Uraufführung
2003 hat die „Heiße Ecke“ in Schmidts Tivoli schon
über 1,5 Millionen Zuschauer begeistert und ist damit
nach Veranstalter-Angaben die aktuell erfolgreichste
deutschsprachige Musiktheaterproduktion. Und ein
Ende von „Hamburgs bestem Musical“ (so die Hamburger Lokalpresse) ist noch lange nicht in Sicht! An
den Wochenenden muss man rechtzeitig reservieren.
m Imbiss „Heiße Ecke“ trifft sen – ein harter Job! Dazu 22 setzung, eingängige Songs, orsich ganz St. Pauli. Die Pinne- großartige Songs in Ohrwurm- dinäre Sprüche, die Bühne ein
berger Jungs Mikie, Frankie und Qualität, das Original-Tivoli-Or- Hingucker,“ meint treffend ein
Pitter, das Liebespaar Straube, der chester, einmaliges Ambiente und Kollege vom Hamburger AbendHehler Henning, Hannelore von eine mitreißende, temporeiche blatt. Das Publikum mag’s. Der
der Nachtschicht oder die Huren Bühnenshow: „Charmant und Trick ist, einfach mitzumachen.
Nadja, Sylvie und Martina: Für sie sexy, lasziv und ehrlich, aus der
alle ist die „Heiße Ecke“ ihr Gosse und über sie. Perfekte Be- www.tivoli.de
Marktplatz, für 24 Stunden – das Stück umfaßt
diesen Zeitraum – oder
fürs ganze Leben. Hier fallen sie sich in die Arme –
oder in den Rücken. Hiergibt’s schnell ’ne Currywurst auf die Hand und
’nen kessen Spruch gratis
obendrauf. Hier treffen Lebenskünstler auf Versager
und ganz normale Menschen auf ihr Schicksal.
Ganz St.Pauli in drei Stunden – da geht Ihnen das
Herz auf!
Jeden Abend stehen
neun Darstellerinnen und
Darsteller in über 50 Rollen
und Kostümen auf der
Bühne, von denen einige Nächtlicher Frauen-Charme: Die Bedienungen an der „Heiße Ecke“ kennen alle Interin jeder Show mehrere kal- na von St. Pauli, werden mit allen Sorgen und Problemen konfrontiert. Und die Date Würstchen essen müs- men, die neu eingestellt werden, sind gar nicht auf den Kopf gefallen.
A
Alle Fotos: Oliver Fantitsch.
Ein Rosenkavalier unter den Taxifahrern. An der „Heißen Ecke“ hat das
Menschliche ganz schön Vorfahrt.
Noch mehr Theater
„Oh Alpenglühn“ ist ein weiteres Stück in Schmidts Theater,
das zum Schmunzeln anregt.
Ein wahres humorvoll-musikalisches Schmankerl erwartet uns,
wenn es die beiden stimmstarken Erzkomödianten Carolin
Fortenbacher und Nik Breidenbach „auf die Alm ’nauf zieht“.
Was wird dort geschehen?
Sie, ein erfolgreicher, bisweilen
divenhafter, aber liebenswerter
Musicalstar, wird verfolgt: von
ihrem hysterischen Manager,
von Presse und Produzenten
und von ihrem Ehemann, einem
Chirurgen, der am liebsten vor
jungen Krankenschwestern aufschneidet – die Flucht in ein
schlichtes Wellnesshotel in den
bayerischen Alpen hat es dann
aber in sich ....
HAMBURG – DOCKVILLE-FESTIVAL
Fotos: Dockville
48
Mit seiner ersten genialen Single
„Iron“ wickelte Yoann Lemoine alias
Woodkid die Musikwelt sofort um
den kleinen Finger. Musikalisch und
textlich ist Woodkid warm, melodisch
– einfach gut zu hören.
Die in Berlin lebende Dänin Agnes
Obel, die schon 2010 auf dem Dockville ihr Publikum entzückt hat, fand
wohl ihrerseits auch Gefallen am
Festival, denn dieses Jahr kommt sie
wieder. Mit dabei ist ihr Piano, das sie
ebenso gut zu einzusetzen weiß wie
ihre bezaubernde Stimme.
FESTIVAL
TRIFFT AUF
GARTENSCHAU
Die „lässig coole Atmosphäre“
hat die Lokalpresse Hamburgs in
all den Jahren, in denen das Hamburger Woodstock stattfindet,
immer wieder hervorgehoben.
Wenn das Wetter mitspielte, war
MS Dockville ganz oben: Die
Kombination aus„Hype und Sonne“ zog am wirkungsvollsten. In
diesem Jahr wird Wilhelmsburg
auch noch von der Internationalen Gartenschau besiedelt. Ab 26.
April können 80 phantasievolle
Gärten im südlichen Hamburger
Stadtteil besucht werden.
Ganz so junge Fohlen sind die fünf Männer der britischen Band Foals nicht
mehr, schließlich sind sie seit einigen Jahren erfolgreich unterwegs und
haben kürzlich ihr drittes Studioalbum namens „Holy Fire“ veröffentlicht.
Die Foals verkörpern modernen, erstklassigen Rock.
www.igs-hamburg.de
Bei den illustren Londoner Geschwistern Durham ging es schon immer musikalisch zu – Kitty, Daisy und Lewis wuchsen zwischen vielen Instrumenten,
Schallplatten und mit Musikern als Eltern auf. Kein Wunder also, dass die drei
etliche Instrumente beherrschen – und wahnsinnig gute Musik machen.
Ihren „melodramatischen Rock“ und
ihre tolle Stimme, mit der sie ihreTitel intoniert, hat 2012 die liberale britische Zeitung „The Guardian“heiß
gelobt. Die Britin Kyla La Grange (26)
hat Wurzeln in Südafrika und Zimbabwe, erfolgreich Philosophie studiert und ein super Album gemacht.
„I told you so“ singt die junge Hamburgerin Leslie Clio auf allen Radiosendern. Ihren powervollen Soul-Pop
hat sie bereits im letzten DockvilleSommer vorgeführt. Ihre selbst geschriebenen, intelligenten Songs mit
einer Vielfalt an Sounds und Beats
versetzen absolut in Stimmung.
Linda Carlsson („Miss Li“) kann mittlerweile auf sechs Alben und damit
auf zahlreiche Hits zurückblicken und
ist nicht mehr aus der Musikwelt
wegzudenken. Ihr Sound besteht aus
Jazz, Pop und Blues und setzt eine
lebhafte Live-Show voraus, und die
findet auch statt!
HAMBURG – DOCKVILLE-FESTIVAL
49
Das Dockville-Festival auf der Wilhelmsburger Halbinsel hat sich längst etabliert. In diesem Jahr findet es vom 16. bis zum 18. August statt.
DOCKVILLE: EIN FESTIVAL
AUF WACHSTUMSKURS
Vom 16. bis 18.August 2013 findet das Dockville
Festival auf der Wilhelmsburger Halbinsel statt. Zur
siebten Auflage werden rund 20.000 Besucher
erwartet.Auf dem 20 Hektar großen Gelände gibt es
as Dockville Festival zählt
mittlerweile zu den beliebtesten Musikereignissen im Norden
und bietet jedes Jahr aufs Neue
interessante Bands aller Stilrichtungen – und Sounds der Spitzenklasse. Von (Indie)Elektro bis hin
zu Folk, über Hip Hop, Indie-,
Dance- und Surfrock und Singer
Songwriter ist beim Dockville alles zu finden.
Vor imposanter Hafenkulisse
und grünem Campingwäldchen
lieferten mittlerweile mehr als
130 internationale Bands und DJs
eine beeindruckende Show. Ergänzt werden die musikalischen
Leckerbissen, darunter KAKKMADDAFAKKA, Totally Enormous
Extinct Dinosaurs / Teed, XXYXX,
Bratze, John Talabot, Alle Farben,
Kid Simius, Herr von Grau, Odgisee, Skip&Die, Fredrik, Fenster,
Christian Löffler, Lone Wolf, Mohna, Klangkünstler, Egokind und
Spanks durch Kunst- und Lichtinstallationen.
2012 stattete Bürgermeister
Olaf Scholz dem Dockville Festival
einen Besuch ab und betonte da-
D
vor eindrucksvoller Hafenkulisse wieder
Kunstinstallationen, Shows und Musik von mehr als
130 internationalen Bands und DJs. Die Veranstalter
sind mit dem aktuellen Stand hoch zufrieden.
bei die Wichtigkeit der Veranstaltung für die Kulturlandschaft
Hamburgs. Die Stadt hatte zuvor
den Standort zunächst bis 2014
zugesichert.
Bereits drei Wochen vor dem eigentlichen Festival startet eine
Ausstellung unter freiem Himmel.
Mehrere Künstler setzen sich in
diesem Jahr unter dem Motto
„UNKRAUT!“ mit dem voreinge-
nommenen und oft einseitigen
Denken der Gesellschaft auseinander. Das Kunstcamp hat sich
in den letzten Jahren als ein Ort
etabliert, an dem Künstlerinnen
und Künstler aus der ganzen Welt
zusammen leben und arbeiten.
Die Ergebnisse der Arbeit werden
auf dem Gelände präsentiert.
Hintergrund
MS Dockville ist ein Musik- und
Kunstfestival auf Europas größter Flussinsel, dem Hamburger
Stadtteil Wilhelmsburg am Reiherstieg. Es fand erstmals im
Jahr 2007 statt. Das Besondere
am MS Dockville ist die Kombination von Musik und bildender Kunst. So schrieb das
Kunstmagazin art über das
Festival: „Anders als auf großen
Musikfestivals oder Kunstmessen, bei denen es darum geht,
in kurzer Zeit so viel wie möglich zu konsumieren, steht hier
das kollektive Erlebnis, bei dem
sich die Besucher selbst einbringen, an erster Stelle.“ Die Entwicklung der Besucherzahlen
spricht eine deutliche Sprache:
2007 waren es 5.000 Besucher,
seit drei Jahren werden jeweils
20.000 Besucher gezählt.
www.msdockville.de
Was muss man eigentlich noch groß zu Jacob Dilßner alias Wankelmut sagen und schreiben, als dass er mit seinem
Remix zu Asaf Avidans „One Day“ einen, wenn nicht sogar DEN Hit des Jahres 2012 ablieferte? Was seine Sets ausmacht, sind melodiöse und vielfältige Musik, die erzählt und das Publikum zum Lächeln und zum Tanzen auffordert.
50
HAMBURG – DAS PORTRÄT
DER CODE-COACH
Fritz Brinckmann liebt Gesichter; deshalb heißt sein Fotostudio
im Hamburger Kult-Stadtteil St. Georg auch Faceland. Die
Zusammenarbeit mit Frank Zappa, Udo Lindenberg,
Ben Becker, macht ihm genau soviel Spaß wie die
mit unbekannten Persönlichkeiten. Zuerst fahndet er nach Stärken, die er danach sprachlich und
fotografisch verdeutlicht. Sein Erfolgsgeheimnis dabei: Er verschiebt optische Codierungen: Dress-Code.
Location-Code. Fotostil-Code. Doch egal, welche Kursänderung
„Code-Coach“ Brinckmann empfiehlt, es geht nicht um
Verkleidung und Verstellung, sondern um passende Looks zu
authentischer Gesichts- und Körpersprache.
B
konzipiert, inszeniert,
filmt und fotografiert:
Models, Mimen, Maler,
Manager und Musiker –
mit genauen Regieanweisungen. Die optimale Einbettung seiner Fotos im
Blick, ist er bei allen fast Projekten gleichzeitig auch Art
Director. Mehrfach prämiert der Art Director's
Club seine Musikkampagnen als jeweils beste deutsche
Cover-Arbeiten. Unter seinem
Label HERZ° fotografiert er u.a.
für die Kultzeitschrift Elaste, für
die Unterhaltungselektronik-Kette Schaulandt und entwickelt das
neue Corporate Design für WOM
World of Music. Neue VideoTechnik nutzt Brinckmann für TVExperimente; u.a. entstehen Extro
Intim, Night Flow
und Pudel Overnight (ZDF/ 3sat
1995,
1997,
2000). Er dreht
Musikvideo-Clips
und beteiligt sich
an umfangreichen
Kampagnen, u.a.
für Frank Zappa,
Mediale,
Expo
Hannover, Trinamic Microchips,
Udo Lindenberg
(„Atlantic Affairs”)
und vor allem Ben
Becker. 1996 entsteht im fließendem Übergang
aus seinem Agentur-Label Herzvision die FotoProduktion mit Ben Becker: Der bekannte Schauspie- Dienstleistungsler rezitiert frühe Gedichte von Klaus Kinski.
marke Faceland
Alle Fotos: Fritz Brinckmann
rinckmann ist in Münster geboren. Der Vater (Logiker)
kommt aus Berlin, die Mutter
(Gärtnerin) aus Ostfriesland. Seine Jugend verlebt er mit seinen
drei jüngeren Schwestern in München. Zeichner mit 13, Grafikstudent mit 16, erste Fotoausstellung mit 18. Sein „Büro“ ist für
„10 Semester“ das Schwabinger
Künstlercafé Capri. Seine Zeit dort
bezeichnet er als „Schule für's Leben“, sich selbst als „Optical Animal mit Farblabor“.
Hamburg 1981. Punk. New
Wave. Neue Deutsche Welle:
Brinckmann verliebt sich in die
deutsche Musikhauptstadt. Für
ihn wird die Elbmetropole sofort
Heimathafen, weil „Bürgerstadt
ohne Obrigkeitsdenken“. Brinckmann redet, schreibt, zeichnet,
mit gleichnamigem
Partnerstudio in Berlin.
Fritz Brinckmann sitzt vor
vier Monitoren. 2.000 zufallsgenerator-angesteuerte Motive
wechseln alle 60 Sekunden;
das stillt seinen Bildhunger. Der
Raum füllt sich mit Naturgeräuschen des Web-Radios Smooth
Riviera; man glaubt sich in den
brasilianischen Urwald versetzt.
Der Blick aus dem Rückbürofenster auf den Parkplatz des
Hansa-Theaters verrät die
tatsächliche Präsenz eines wolkenverhangenen HamburgAlltags. Brinckmann und sein
Team arbeiten da, wo das Leben am lebendigsten ist: im
Steindamm 3 direkt beim
Hauptbahnhof. Schaut man
aus den Studiofenstern des
Neorenaissance-Gebäudes,
zeigt sich die imposante Fassade des Museums für Kunst &
Gewerbe.
„Man sieht nur das, was man
kennt, sagt schon Goethe treffend, denn Schönheit entsteht im
Auge des Betrachters”, meint
Brinckmann. „Man sollte also mit
den Sehgewohnheiten seiner Zielgruppen vertraut sein, denn nur
dann entfaltet sich die Macht der
Bilder wirksam: Indem ich mich
bestimmter ,Codes’ bediene,
spiele ich auf der Klaviatur der As-
soziationen, die ich beim Betrachter/Empfänger auslösen will. Und
das gilt nicht nur für Bilder,
sondern für alles!”
Wie man diese optischen Codes fotografisch
optimal umsetzt, wird interessierten Teilnehmern in Faceland-Fotoworkshops vermittelt.
Bevor Brinckmann porträtiert,
will er relevante persönlichkeitsabhängige Faktoren „scannen“:
Alles kann dabei wichtig sein:
Aussehen, familiäre Wurzeln, Bildung, Geschlecht, Horoskop, Erfahrungshorizont, Weltanschauung usw. Selbst die Frisur spielt eine Rolle. „Wir brauchen keine
Banker, sondern Menschen“ sagt
er und porträtiert Manager nicht
aalglatt, sondern zeigt ihnen,
dass sie im groben Woll-Tweed
ehrlicher und sympathisch aussehen können. Umgekehrt verwandelt sein Faceland-Team die brave Verkäuferin von nebenan in eine elegante Business-Lady und
ihren Buchhalterfreund in einen
cowboy-coolen Controller.
Brinckmann freut sich: „Unsere Fotos wirken nach außen und
nach innen, denn sie sind eine Art
Mut-Mach-Spiegel mit Weichen-
CD-Label für die Einstürzenden
Neubauten: Brinckmann nutzt den
Holzschnitt-Code des Dürer-Schülers
Hans Baldung Grien.
stellungs-Charakter. Sich plötzlich
mit neuen Chancen zu sehen,
lässt unsere Kunden erleichtert
loslachen.“
Und hier mitzulachen, heißt für
ihn leben.
www.faceland.com
HAMBURG - MUSEUM BALLINSTADT
51
AHNENSUCHE VOM
MUSEUM AUS
Die Beschäftigung mit der eigenen Herkunft und dem Schicksal der
Vorfahren ist heutzutage ein weit verbreitetes Hobby.
In den USA liegt die Familienforschung auf dem zweiten Platz der
beliebtesten Freizeitbeschäftigungen – gleich hinter Gartenarbeit.
Aber auch in Deutschland wird die Ahnenforschung immer beliebter. Im
Auswanderermuseum BallinStadt ist das möglich.
o kommt meine Familie
her? Habe ich Verwandte
in Amerika? Und wenn ja, wo
kann ich diese finden? Hat mein
Urgroßvater tatsächlich, so wie
Großmutter es immer erzählt hat,
seine Heimat verlassen, um in der
Neuen Welt sein Glück zu suchen? Und was ist eigentlich aus
Onkel Gustav geworden, der in
den 1920er Jahren nach Amerika
ausgewandert ist? Fragen dieser
Art stellen sich Millionen von
Menschen weltweit, die sich für
schichten, Schicksale und Erinnerungen finden sich auf Dachböden, in Kellern und Schränken:
Lebenslinien, die verschüttet
scheinen und nur darauf warten,
wiederentdeckt zu werden. Und
wenn es so weit ist, verlaufen sich
die Spuren der Ahnen häufig in
den Häfen Westeuropas – die
große Auswanderungswelle um
1900, welche auch Hamburg als
Ausgangshafen erlebte, macht eine Nachverfolgung der Auswanderer oft langwierig.
Begeben Sie sich mit ancestry.de und dem Auswanderermuseum BallinStadt
auf eine einzigartige Reise in die Vergangenheit ihrer Familie.
fahren – Deutschland – zurückgekehrt ist. Er ist einer der vielen
Nachfahren von Emigranten aus
Europa, die im 19. und 20. Jahrhundert über Hamburg nach
Amerika ausgewandert sind. Die
deutsche Herkunft der Siegmunds ist trotz vieler Hindernisse
im Familiengedächtnis bewahrt
worden: „Ich wollte immer wisCopyright aller Fotos: Auswanderermuseum BallinStadt.
W
Das Museum (alt und neu vis-à-vis) liegt im Süden Hamburgs und hat täglich geöffnet.
die Geschichte ihrer Familien interessieren.
Eine Umfrage von The Generation Network GmbH ergab, dass
rund drei Viertel der Deutschen
„interessiert“ oder gar „sehr interessiert“ sind an Familienforschung. Und so begeben sich
zahlreiche Hobby-Genealogen
auf eine oft schwierige Suche –
auf die Spuren ihrer Vorfahren.
Nicht alle Ahnenforscher haben
jedoch das Glück eine sorgfältig
dokumentierte Familienchronik
zu besitzen. Zwar werden nicht
selten Fotos, Briefe und persönliche Aufzeichnungen von Generation zu Generation weitergegeben, trotzdem geraten sie immer
weiter in Vergessenheit. Ge-
Das Auswanderermuseum BallinStadt zeigt die Geschichte eben
dieser Auswanderer aus ganz Europa, die zwischen 1850 und
1934 von den Auswanderungshallen auf der Veddel in die Neue
Welt aufbrachen. Die multimediale und interaktive Ausstellung
lässt die Besucher in eine längst
vergangene Welt eintauchen und
sowohl den Aufenthalt der Emigranten in den Auswanderungshallen kurz vor der Abreise, als
auch die Überfahrt und Ankunft
in New York hautnah erleben.
„Mein Urgroßvater ist 1866 auf
der Borussia nach Amerika gekommen“, erzählt John Siegmund, gebürtiger Amerikaner,
der 1975 in die Heimat seiner Vor-
sen, woher wir kommen. Die Geschichte meines Urgroßvaters hat
mich sehr fasziniert“, sagt Siegmund über sein großes Interesse
am Schicksal seines Vorfahren.
Dass Familiengeschichten so gut
dokumentiert sind wie bei den
Siegmunds, ist jedoch selten.
Die BallinStadt bietet ihren Besuchern deshalb die Möglichkeit
nach den eigenen Vorfahren zu
forschen. In Zusammenarbeit mit
ancestry.de, Teil des globalen Ancestry-Netzwerks, hat die BallinStadt ein Familienforschungszentrum in die Ausstellung integriert,
welches bei der Erforschung der
eigenen Emigrationsgeschichte
helfen soll. Es steht Ahnenforschern kostenlos zur Verfügung.
Bei Bedarf hilft den Besuchern ein
geschulter Mitarbeiter.
Digitalisierte Passagierlisten
und zahlreiche andere Datenbanken weltweit können genutzt
werden. Kleinste Hinweise wie
Geburts- oder Wohnort, Fotografien oder Dokumente der Vorfahren erleichtern die Suche dabei erheblich, betont Rebekka Geitner,
Historikerin der BallinStadt.
www.ballinstadt.de
Prämiert vom History Channel und
ausgezeichnet als besonderer
Hamburger Erlebnisort.
Begeben Sie sich auf eine Reise in eine neue Welt!
52
HAMBURG – INTERNAT. MARITIMES MUSEUM
PLATTSNACKERS MAL HERHÖREN!
„Ganz vörn hier op’t Deck Acht is uns Schatzkamer. Door
köönt Ji Jo freien över Schippsmodellen ut Elfenbeen,
Barnsteen, Sülver un Gold. Un ok de berühmten
Knakenscheep köönt Ji dor bekieken.“ Ungewohnte Töne
dringen aus dem Audioguide. Das Internationale
Maritime Museum Hamburg hat neben Deutsch und
Englisch noch Plattdeutsch als Sprachvariante für die
Führung durchs Museum eingeführt. Die Sprecher sind
bekannte Schauspieler vom Ohnsorg Theater.
D
as Museum setzt auf das Comeback der Mundart. Die hat
längst begonnen. „Hochdüütsch
kann jeden Dösbaddel snacken,
Platt is för de Plietschen!“, heißt
es in Hamburg. Zwar sprechen
nur 2,5 Millionen plietsche Norddeutsche gutes Platt. Aber etwa
40 Prozent der Hamburger Bevölkerung verstehen es, ergaben
Umfragen. Die Hansestadt Hamburg lässt die lange als verstaubt
geltende Sprache an zehn Schulen unterrichten. Ganztagsschulen liebäugeln mit dem Angebot.
Auch Musikbands
setzen
Trendsignale. Einer wie Hannes
Wader, der heute
als 70jähriger immer noch erfolgreich plattdeutsche Lieder vor- Plattdeutsche Ansage auf dem Audioguide des IMMH: Sonja Stein und Erkki Hopf vom Ohnträgt, hat viele sorg Theater übernehmen die Führung durch das Museum auf ihre Art.
Foto: IMMH
Follower. Bands
wie „Fettes Brot“ bauen Platt in burgerin kam zum NiederdeutDas IMMH hat jetzt einen
ihre Show ein. Und Stars wie Ina schen durch ihre Liebe zur Schau- 90minütigen plattdeutschen ExMüller machen das Niederdeut- spielerei. Zufallsmomente sind traservice auf Band. „De Minsch
sche zum Hinhören. Auch das wichtig für Freiberufler. Stein is neegierig. He jankt dorna, dat
Ohnsorg-Theasprang beim Ohnsorg Theater uttoforschen, wat he nich kennen
ter, Hamburg, ein, weil eine Rolle auf Hoch- deit,“ heißt es beim Betreten von
das seit Jahr- deutsch zu besetzen war. Sie lern- Deck eins. Dann hören Sie mal –
zehnten mit nie- te das Niederdeutsche lieben, hat und schalten um auf Platt! JOB
derdeutschen
sich darin vertieft und es „wie eiwww.imm-hamburg.de
Stücken punk- ne neue Sprache“ gelernt.
tet, erlebte in
der vergangenen Spielzeit einen Besucherzuwachs von 25
Die Bedeutung
Prozent. Plattdes Transportdeutsch als minwesens unterderwertige Arstreicht eine
me-Leute-Spraneue Ausstelche, das ist nicht
lungsfläche im
mehr.
IMMH. Bereits
Sonja Stein
im Foyer gibt
hat mit Erkki
Hopf vom Ohnes erste grasorg Theater die
fisch gut gelöplattdeutschen
ste Infos über
Texte auf den
die wichtigen
Audioguide geSchifffahrtsNeu im Foyer des IMMH: Ein Arbeits-Tisch, mit dem
sprochen. Nierouten dieser sich Schiffsrouten weltweit darstellen lassen.
derdeutsch-ProWelt. Auf dem
fis hatten die
neunten Deck schließlich führt ware) drei Wochen. In 24 StunTexte
zuvor
das Museum weiter in die Welt den ist die Ladung gelöscht.
übersetzt. Ein
der Logistik ein. Klassisches und Mehr als 1,1 Millionen Tonnen
„Knopf im Ohr“liefert Erklärungen: Eine Büste des por- harter Tag Stuplastisches Zahlenbeispiel ist der Rohkaffee erreichen die deuttugiesischen Seefahrers Vasco da Gama präsentiert den dioarbeit war
Kaffee: Ab Honduras benötigt schen Häfen Hamburg und BreAudioguide des Museums. Die Zusatzinfos zur Ausstel- das, dann stand
der Kaffee via Container (nur men jährlich - 15% des Weltlung gibt es jetzt auf Platt. Da Gama entdeckte den See- die Aufnahme.
noch 25% des Kaffees ist Sack- umsatzes.
weg um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien.
Die Wahlham-
BEDEUTENDE LOGISTIK
HAMBURG – INTERNAT. MARITIMES MUSEUM
Kurzinterview
... mit Sonja Stein. Die junge
Schauspielerin und Synchronsprecherin ist Wahl-Hamburgerin. Sie hat die plattdeutscheVersion des Audioguide
für das Internationale Maritime
Museum Hamburg mit eingesprochen.
Drei Gründe, Hamburg
zu mögen:
Wasser, kulturelles Angebot
und Franzbrötchen
Drei Gründe, Hamburg
nicht so zu mögen:
???
Hier fühl ich mich wohl:
Wohlerspark und Elbstrand
Was ich am
Plattdeutschen mag:
Es ist so direkt und geerdet,
außerdem klingt es so schön ...
Warum ich nicht
auf Platt einkaufe:
Weil es nicht meine Muttersprache ist.
Der Hamburger Slang
... kann gerne öfter
gesprochen werden!
Daran arbeite ich gerade:
„8 Frauen“ am Ohnsorg Theater,
die neue Hörspielfolge der Drei
??? und an meiner Urlaubsplanung für dieses Jahr ...
Darauf freue ich mich:
Auf den Sommer!
53
MUSEUM, DAS SICH FORTSCHREIBT
D
as Internatiodeutsamste weltnale Maritime
weit.
Museum HamMarinemaler
burg ist eine
haben Schiffe und
Fundgrube zur
Seekämpfe als
Beantwortung
Geschichtschronisten (es gab ja
maritimer Fragen.
noch keine FotoOder um Fragen
grafie) festgehalzu formulieren.
ten. Das Museum
Denn das Musezeigt
Skizzenum schreibt sich
bücher von Rofort, etwa durch
binson Kittoe und
die Präsentation
Hans von Peteraktueller Ergebsen, aus denen
nisse der Tiefseesich deren Arbeit
forschung. Wenn
ablesen lässt – der
der Meeresboden
knappen Zeit im
CO2
einlagert,
Hafen oder auf
kann er dann
See geschuldet.
auch gezielt zur
Eindrucksvoll
Klimastabilisieauch die „James
rung eingesetzt
Caird II“, ein 7,50
werden?
Im
Meter
langer
IMMH stößt man
Nachbau,
mit
auf tagesaktuelle
dem der AbenFragen und Antteurer
Arved
worten.
Fuchs im Jahr
Vor allem aber
2000 erfolgreich
präsentiert das
die 1.500 KilomeMuseum 3.000
ter lange Route
Jahre Seefahrtsdes Polarforschers
geschichte. Gezeigt werden die Das Modell der „Wappen von Hamburg“ hängt vor einer Leinwand mit Ernest Shackleton
Foto: IMMH von 1916 durch
Bestände des ehe- Meereswogen.
den eisigen Sümaligen Instituts
für Schifffahrts- und Marinege- ren, Konstruktionsplänen, Gemäl- datlantik nachgesegelt ist. Er hatschichte von Peter Tamm, dem den, Aquarellen, Grafiken, Uni- te das Schiff später dem IMM
Hamburg als Ausstellungsstück
langjährigen Vorstandsvorsitzen- formen und Waffen.
den des Axel-Springer-Verlages:
Der Bereich der historischen zur Verfügung gestellt.
eine große Sammlung von Marineuniformen und -auszeichSchiffsmodellen, Schiffsminiatu- nungen gilt als der historisch be- www.imm-hamburg.de
KAISERSPEICHER B: 50.000 BACKSTEINE BEWEGT
D
er Kaiserspeicher B beinhaltet
heute das Internationale Maritime Museum. Gebaut wurde er
im Zuge des Zollanschlussvertrages zwischen Deutschem Reich
und Hamburg – der beinhaltete
eine gewisse Freihandelszone für
die Hansestadt. Die an dieser Stelle wohnenden 24.000 Menschen
(1.900 Häuser) wurden umgesiedelt. Der Kaiserspeicher B ist das
älteste Gebäude (1878/79) in der
Speicherstadt und im neugotischen Stil erbaut.
Hamburg hat für die Kernsanierung einen Betrag in Höhe von 30
Millionen Euro bezahlt: Der Museumsträger konnte das Ensemble für 99 Jahre pachten. 50.000
Backsteine wurden bei der Renovierung den Mauern entnommen
und neu eingesetzt. Das Museum
hat 16.000 Quadratmeter Fläche
auf zehn Decks. Erreichbar ist der
Kaispeicher (Foto rechts: IMMH)
u. a. über eine 2007 errichtete 60
Meter lange Fußgängerbrücke
des Architekten D. Feichtinger.
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HAMBURG – MUSEUMSHAFEN OEVELGÖNNE
DER „TIGER“DAMPFT WIEDER
Der Museumshafen Oevelgönne
e.V. liegt wunderschön am Hauptfahrwasser der Elbe, hinter dem
Fähranleger Neumühlen. Er ist eine
1976 gegründete gemeinnützige
und private Vereinigung, die ehemalige Berufsschiffe restauriert
und in Fahrt hält. Diese stammen
überwiegend aus der Zeit zwischen 1880 und 1960 und waren
ausnahmslos für die norddeutsche
Region und den Hamburger Hafen
eingesetzt. Sie haben den wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt zweifellos mitbegründet.
V
iele der hier liegenden Schiffe
wurden als verrottete Wracks
an entlegenen Orten entdeckt
und meist in jahrelanger mühsamer Arbeit anhand von historischer Literatur, Modellen und
Zeichnungen originalgetreu restauriert. Während der Restaurierung und Nutzung sollen Segelund Dampfschifffahrttradition,
bewährte Technologien und
handwerkliche Fähigkeiten bewahrt und weitergegeben werden.
Seit 1978 ist es dem Verein
hauptsächlich durch Spenden gelungen, sieben eigene Schiffe zu
erwerben und mit dem Engagement seiner ehrenamtlich aktiven
Mitgliedern zu restaurieren: den
Schleppdampfer „Tiger“, das
Feuerschiff „Elbe 3“, den Finkenwerder Hochseefischkutter „Prä-
Der 824. Hafengeburtstag des Hamburger Hafens wird auch im Museumshafen Oevelgönne gefeiert. Das Programm dauert vom 9. bis 12. Mai. Die Museumsschiffe sind Teil diverser Paraden. Für alle Besucher ist etwas dabei.
sident Freiherr von Maltzahn“,
den Dampfschlepper „Claus D.“,
den Besanewer „Moewe“, die
Dampfpinasse „Mathilda“ und
die Polizeidampfbarkasse „Otto
Laufer“. Die „Otto Laufer“ liegt
zur Zeit auf einer Hamburger
Werft. Schiffsrumpf und Ausrüstung müssen generalüberholt
und der Dampfkessel durch eine
Neukonstruktion ersetzt werden..
Doch nicht nur vereinseigene
Fahrzeuge liegen in Oevelgönne,
auch Privatschiffe von Vereinsmit-
gliedern und Schiffe eigener Vereine, wie der Dampfeisbrecher
„Stettin“, sind hier beheimatet.
Der Museumshafen ist kein
„Schiffsmausoleum“, sondern
sehr lebendig. Denn die funktionstüchtigen segelnden und
dampfenden historischen Wasserfahrzeuge müssen auch „bewegt“ werden, um intakt zu bleiben. Deshalb sind auch nicht immer alle Schiffe – gerade im Sommer vor Ort.
Große Restaurierungsprojekte
hat der kleine Verein
gestemmt: Als zum
Saisonende 2006 die
Betriebserlaubnis für
den Dampfkessel auf
dem
Schlepper
„Claus D.“ erlosch,
konnte dank Geldund Sachspenden
2010 das Schiff nach
drei Jahren Liegezeit
erstmals
wieder
„Dampf
aufmachen“. 2013 wird der
Schlepper 100 Jahre
alt.
Auch wenn der
Auch 2013 sind die Schiffe des Museumshafens wieder in Fahrt auf der Elbe zu bestaunen. Verein zusätzlich die
Im Mai und im Juni sind sogar einige Termine für Gästefahrten angesetzt. Foto: die Flotte Pflege von Schiffen
des Museumshafens in einem idyllischen Moment.
Alle Fotos: Museumshafen aus verschiedenen
Geräumiger Charme: Traditionsschiffe im Museumshafen Oevelgönne.
Hamburger Museen übernommen hat, bleiben geregelte Besuchszeiten schwierig. Dennoch:
Das Feuerschiff „Elbe 3“ kann regelmäßig mittwochs von 12 Uhr
bis 17 Uhr und samstags von 14
bis 17 Uhr besichtigt werden.
Und mit ein wenig Glück ist auch
auf einem der anderen Schiffe ein
Besatzungsmitglied, welches Ihnen dann gerne etwas zu „seinem“ Schiff erzählt.
www.museumshafen-oevelgoenne.de
HAMBURG – MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE / BARLACH HAUS
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Geefwee Boedoe. Miscellaneous Monster, Monsters, Inc., 2001. Acrylic and collage. © 2012 Disney Enterprises, Inc./Pixar.
DIE MACHER VON
NEMO ANALYSIERT
Abenteuerlustige Spielzeugfiguren, quicklebendige
Rennautos und eine Ratte als Chefkoch – die Ausstellung „PIXAR. 25 Years of Animation“ im MKG
ermöglicht einen Einblick in den spannenden Entstehungsprozess des Animationsfilms und zeigt wie
die Macher die Helden aus Toy Story, Findet Nemo,
Ratatouille, Cars oder Merida zum Leben erwecken.
C
omputer spielen
beim Animationsfilm eine tragende Rolle, ohne die künstlerischen Fähigkeiten des
Kreativ-Teams wären
die Filme jedoch nicht
denkbar. „PIXAR. 25
Years of Animation“
(bis 12. Mai) widmet
sich den Kreativen, die
hinter den beliebten
Filmfiguren stehen. Gezeigt werden über 500
Exponaten, darunter
Skizzen, Grafiken, Medieninstallationen und
Kusakabe Kimbei. Bauer, um 1885.
Albumin, koloriert. Museum für Kunst
und Gewerbe Hamburg
JAPAN-BILDER:
EINE INSZENIERUNG
Blühende Kirschbäume, Lotosblüten, Geishas im Kimono, stille
Tempelstätten: Das Museum für
Kunst und Gewerbe Hamburg
zeigt bis 4. August aus seiner
Sammlung handkolorierte Fotografien der 1880er Jahre, Lack-Alben und Fotopostkarten, die um
die Jahrhundertwende entstanden. Die Fotografien geben den
Reisenden im 19. Jahrhundert
Einblick in ein bis dahin weitgehend unbekanntes Land. Die Fotografien zeigen kein realistisches
Bild, sondern spiegeln Traumbilder japanischer Exotik wider.
Kurzfilme, die den Entstehungsprozess populärer Kinokunstwerke zeigt. Pixar gehört
zu Walt Disney und begann 1986 mit Kurzund
Werbefilmen.
1995 revolutionierte
das Unternehmen mit
Toy Story, dem ersten
vollständig computeranimierten Film, das
Genre Trickfilm. Seitdem sind dreizehn
Spielfilme entstanden.
www.mkg-hamburg.de
Künstlerpostkarten aus
der Sammlung
des BrückeMuseums Berlin.
Fotos: Maria Thrun
Foto: Roman März
BEI BARLACH GESTÖBERT
Kihei Tamamura. Junge Frau in einer
Rikscha sitzend, um 1900. Albumin,
koloriert. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
Im Ernst Barlach Haus,
gelegen im Jenisch Park
an der Elbe, stehen interessante Ausstellungen
ins Haus. Die eine lautet:
Besten Gruß! – Künstlerpostkarten der „Brücke“
und zeigt von den Künstlern der Brücke-Gruppe
(u.a. Kirchner, Rottluff,
Heckel, Pechstein) selbst
gestaltete Postkarten für
Kurzmitteilungen in Wort
und Bild (9.6. bis 29.9.).
Unter „Augenbeute“
werden Barlachs Skizzenbücher präsentiert – ein
erfrischender, überraschender Einblick in den
kleinformatigen Fundus
des Bildhauers. Noch bis
26. Mai: „Gebaute Bilder“, Sammlung Hupertz.
www.barlach-haus.de
Ernst Barlach: Skizzenbuch 14, Paris 1895/96, Barlach Stiftung Güstrow.
Foto: Uwe Seemann
Cuxhaven
Otterndorf
Cadenberge
Wingst
Hemmoor
metronom Tagestickets
Hechthausen
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þ Gruppe (bis 5 Personen, 29 €)
þ Fahrradkarte (ganztägig, 4 €)
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Hamburg Hbf
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Buchholz
þDOOHmetronom Züge
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Lauenbrück
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(Nordheide)
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Bahnhofsstraße 1, 21244 Buchholz
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Die metronom Tagestickets sind gültig:
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Bad Bevensen
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(Mo–Fr 7:30 – 18:30 Uhr)
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