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Ausgabe Frühjahr/Sommer 2013 Leser gefragt: Gewinnen Sie Eintrittskarten! Poetry Slam: Der Metronom setzt auf die Kunstschiene Food Design: Warum hat der Leipniz-Keks 52 Zähne? Ernst Augusts größter Coup: Vor 100 Jahren heiratete der Welfe die Kaiser-Tochter Der Gartenzwerg steht für heile Welt, das iPhone für die Zukunft. Die KunstFestspiele Hannover untersuchen mit künstlerischen Mitteln, inwieweit sich menschliche Identität in Zeiten unbeschränkter Mobilität noch leben läßt. Mehr dazu auf Seite 6 Für Liebhaber: Hamburger Staatsoper packt der Wagner-Wahn EINE GEMEINSAME VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG VON 2 EDITORIAL LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, Wir haben Ihnen, liebe Leser, im vergangenen Jahr erstmalig eine überregionale Kultur Spezial-Beilage präsentiert. Ihre positive Resonanz damals hat uns ermuntert, Ihnen auch in diesem Jahr viel kulturelle Informations-Beiträge aus der weiteren Region zu präsentieren. Sie werden dieses Heft auch auf unseren Online-Seiten finden. Die Ausschnitte reflektieren insbesondere die Oberzentren – Hamburg, Hannover / Braunschweig und Bremen – Städte, zu denen wir einen historischen, intellektuellen, wirtschaftlichen und emotionalen Bezug haben. Unser Streifzug durch den kulturellen Großstadt-Sommer ist willkürlich, wir haben versucht, einen bunten Strauß Kulturelles zu binden. Wir sprachen mit Galeristen, Museums-, Varieté-Leuten und Auktionatoren über Kunst – und bieten Ihnen Lesespaß und MUSIK-GENUSS IM KNOOPS PARK ANRUFEN viele kulturelle Anregungen. Hatte sich im vergangenen Jahr insbesondere Bremen Marketing in dieser Beilage engagiert, weil es 400 Jahre Weser-Renaissance zu feiern gab, ragt in diesem Jahr Hamburg Tourismus stärker hervor – das Jazzfest hat riesigen Zulauf, der Hafen hat (wie immer) Geburtstag, Wagner hätte 200. Geburtstag gefeiert, die Stadtfeste sind ziemlich attraktiv. Aber auch Hannover beschert Heike Köhn Verlagsleiterin Medienhaus C. Beckers, Uelzen Norbert Neumann Geschäftsführer Elbe-Jeetzel Zeitung, Lüchow UND GEWINNEN! Vom 16. bis zum 18. August bietet der „Sommer in Lesmona“ musikalischen Hochgenuss im Knoops Park in Bremen-Nord – die günstigen Frühbucher-Tickets sind jetzt erhältlich! Unter dem Motto „An der blauen Donau“ begibt sich die Deutsche Kammerphilharmonie beim diesjährigen Auftritt auf eine musikalische Reise entlang der Donau. Nehmen Sie an unserem Gewinnspiel teil und gewinnen sie einen dieser attraktiven Preise: 3x2 2x2 Copyright: Rakete 2x2 4x1 2x2 3x2 Eintrittskarten für den Georgspalast GOP, Hannover Seite 8 und 9 Eintrittskartenfür das BootBooHook-Festival in Hannover Seite 14 Eintrittskarten für zwei Musik-Verstaltungen im FAUST-Zentrum Hannover Seite 18 Eintrittskarten für das Dockville Festival, Hamburg Seite 48 und 49 Eintrittskarten für Elbjazz, Hamburg Seite 36 und 37 Eintrittskarten für das Ernst Barlach Haus, Hamburg Seite 55 Beantworten Sie dafür einfach die folgende Frage: Welchen deutschen Komponisten feiert die Staatsoper Hamburg in diesem Jahr mit 39 Stunden und 45 Minuten Spielzeit? Am Abend seines 69. Geburtstags sitzt der gescheiterte Schriftsteller Krapp zu Hause vor seinem Tonbandgerät. Wie jedes Jahr zieht er eine mündliche Zwischenbilanz seines Lebens und kommentiert zynisch die tagebuchartigen Tonbandaufnahmen früherer Tage. Mit dem Monodram „Das letzte Band“ schuf Samuel Beckett 1958 ein Stück mit durchaus autobiografischen Zügen. Schauspiel mit Klaus Maria Brandauer (Foto). 2. und 3. Mai, 20 Uhr,Theater Wolfsburg (Movimentos-Festwochen). uns mit den Kunstfestspielen spannende Tage in Herrenhausen, und der Theatersommer findet in diesem Jahr ebenfalls in der Landeshauptstadt statt. Die Antwort der Frage besteht nur aus Vor- und Nachname. Und so einfach geht es: Sie rufen uns unter der Telefonnummer 01378260121 (0,50 Euro€/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk deutlich höher) an, nennen uns das Lösungswort sowie Ihren Namen und Ihre Anschrift. Unter allen Teilnehmern mit der richtigen Lösung verlosen wir die aufgeführten Preise. Letzter Teilnahme-Tag: Dienstag, 30. April. Teilnahmebedingungen: Mit der Teilnahme am großen Kultur Spezial-Beilage-Gewinnspiel, veranstaltet von den Verlagen Druck- und Verlagsgesellschaft Köhring GmbH & Co. KG, Lüchow, und C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co. KG, Uelzen, erkennt der Teilnehmer ausdrücklich und verbindlich die folgenden Allgemeinen Teilnahmebedingungen an: Ihre Daten werden den Verlagen Druckund Verlagsgesellschaft Köhring GmbH & Co. KG, Lüchow, und C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co. KG, Uelzen, zur Abwicklung des Gewinnspiels zur Verfügung gestellt. Teilnahmeberechtigt sind alle natürlichen Personen. Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, benötigen zur Teilnahme die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters. Mitarbeiter und Angehörige der veranstaltenden Verlage sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist ausschließlich über die genannte Gewinnhotline möglich. Ein Anruf kostet 0,50 €/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk deutlich höher. Bei Sachpreisen ist eine Barauszahlung des Gewinnwertes bzw. ein Umtausch des Gewinns ausgeschlossen. Der Gewinnanspruch ist nicht übertragbar. Die Gewinner werden vom Gewinnspielveranstalter schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Seit 1997 ist der Röhrenbunker der Wichernkirche für Besichtigungen freigegeben. Das Stadtteilarchiv von Hamburg Hamm führt 1,5 stündige Führungen durch (Foto). Bunkermuseum Hamburg, Wichernsweg 16, 20537 Hamburg, Tel. 18 15 14 93, www.hh-hamm.de. IMPRESSUM Eine gemeinsame VerlagsSonderveröffentlichung Verlag C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co. KG Gr. Liederner Str. 45 29525 Uelzen Druck- und Verlagsgesellschaft Köhring GmbH & Co. KG Wallstraße 22–24 29439 Lüchow Redaktion Jost Becker V. i. S. d. P. jost.becker@cbeckers.de Anja Ebel, M.A. Dr. Rainer Beßling Anzeigenleitung Jost Becker Produktion Gerd Rohlfs, Jost Becker Druck C. Beckers Buchdruckerei GmbH & Co. KG Gr. Liederner Straße 45 29525 Uelzen Erscheinungstag 20. April 2013 HANNOVER – KUNSTVEREIN HANNOVER 3 GOLFTASCHEN ALS TOTEMPFAHL Der kanadische Künstler Brian Jungen (*1970), ein Nachfahr des nordamerikanischen Ureinwohnerstamms der Dane-Zaa, thematisiert in seinen großformatigen Skulpturen und Installationen das Verhältnis von indigener und globaler Kultur. Die Einzelausstellung des documenta-13Teilnehmers konzentriert sich auf Arbeiten der letzten Jahre, die erstmals in Europa präsentiert werden sowie eine Neuproduktion. n seinen vielschichtigen künstlerischen Arbeiten verwandelt Jungen Gegenstände westlicher Sender Collection I Brian Jungen, „Wieland“, 2006. Lederhandschuhe. 64 × 64 cm EXTRA-TERMINE ... zur Ausstellung – Auszüge Mittwoch, 15. April 2013,19.00 Uhr. Filmabend: „Flaming Star“ von Don Siegel, 1960. Empfohlen von Brian Jungen. Zwischen Mensch und Natur: Zur Philosophie des Jagens. Mittwoch, 29. 5. 2013, 19 Uhr. Prof. Graf von der Schulenburg Thementag „Wild Thing“. Sa., 25. Mai 2013. U.a. Kinderprogramm, Filme, Lesungen. First Nations – Vom Leben und Überleben der indianischen Ureinwohner Kanadas. Mittwoch, 5. Juni 2013, 19 Uhr. Prof. Dr. Martin Trenk, Institut für Ethnologie, Uni Frankfurt/M. Lebens-, Konsum- und Unterhaltungskultur in traditionelle Objekte indianischen Lebens. So macht der Künstler zum Beispiel industriell gefertigte Sessel zu einer Serie von Trommeln, die so erscheinen, als seien sie in üblicher Handwerksmanier gefertigt („Walking Heart“, 2011; „My Decoy“, 2011). Nicht weniger faszinierend ist die Werkgruppe riesiger Totempfähle, die aus Golftaschen produziert wurden. Eine Serie gewebter Decken aus Basket- oder Baseballteamkleidung als Ausgangsmaterial wird im Kunstverein neu in Szene gesetzt. Dadurch entsteht eine Zusatz-Bedeutung – beziehen sich Teams mit Namen wie Indians oder Red Skins doch auf das Klischee des „wilden“ Indianers. Im Kern von Jungens Überführung von Kultobjekten westlicher Konsum- und Unterhaltungskultur in die Formensprache kultischer Gegenstände steht eine kritische Auseinandersetzung und Gegenüberstellung von indianischer Tradition und westlichem Wertesystem. Jungen will mit seiner Arbeit aber nicht laut kritisieren, sondern nachdenklich stimmen. Der kanadische Künstler hinterfragt kulturelle Stereotypen und Produktionsbedingungen im Zeitalter globaler Vernetzung. Dabei geht er leicht ironisch und hintergründig vor. Der Künstler benutzt unzählige Spielarten der Transformation und verdeutlicht, dass Bilder ihre Macht aus Realität, Klischee und Projektion zugleich be- Brian Jungen, „1960“ / „1970“ / „1980“ / „1990“ / „2000“ (v. l. n. r.), 2007 Golftaschen, Karton, 350 × 69 × 69 cm (Ausschnitt). Art Gallery of Ontario, Toronto: Dauerleihgabe von Michael Koerner und Sonja Koerner („1960“) / Dauerleihgabe der Rosamund Ivey Saammlung („1970“) / erworben mit Hilfe der David Yule and Mary Hodgson Fund, 2007 („1980“); Sender Collection („1990“) ziehen. Jungens vielschichtige Arbeiten sind Symbiosen des Unvereinbaren, hintersinnige Kontextverschiebungen, die die Grenzen zwischen ethnologischem oder naturkundlichem Anschauungs- Brian Jungen 20.4.– 16.6.2013 objekt und Warenfetischismus, mythologischem Symbol und billigem Massenprodukt lustvoll überwinden. www.kunstverein-hannover.de 4 UELZEN – DER METRONOM DER METRONOM SETZT AUF DIE KUNST-SCHIENE Eindringlich gestikulierend steht der Mann im Mittelgang des Bahnwagens und spricht auf die Fahrgäste ein. Doch statt „Die Fahrkarten bitte" schmettert er den Passagieren gedichtete Verse entgegen. Hintergrund dieser ungewöhnlichen Aktion: ein Poetry Slam im metronom zwischen Uelzen und Hannover. Mitten im Alltagsverkehr präsentieren junge Künstler im Zug ihre Reime und Gedichte. Die moderne Dichterlesung ist Teil des Projekts KUNSTSCHIENE der Metropolregion Hannover, bei dem metronom von Anfang an dabei war. ie KUNSTSCHIENE will Bahnfahren interessanter machen und geht dafür ungewöhnliche Wege. „Das passt ziemlich gut zu uns, fanden wir, denn als metronom wollen wir ein bisschen anders sein, als andere Eisenbahnunternehmen. Mit Kunstaktionen im Zug oder an den Bahnhöfen entlang unserer Strecke wollen wir noch mehr Menschen als bisher für das Verkehrsmittel Bahn Fotos: Der metronom D Wirkt locker: Frische Grafik schafft eine ganz andere Optik. begeistern“, sagt Frank Höhler, kaufmännischer Geschäftsführer bei der niedersächsischen Privatbahn. Neben Poetry Slams veranstalten die Macher der KUNSTSCHIENE auch Ausstellungen von Bildern und Installationen. Dazu wird langfristig nicht reichen. Die Bahn muss nicht nur pünktlich und zuverlässig, sondern auch interessant sein, um im Wettbewerb gegen das Auto zu bestehen. Bei metronom versucht man die Kunden mit Innovationen und außergewöhnlichen Projekten als Bahnfahrer zu gewinnen. gehört auch eine rollenDichterlesungen und Kunstde Kunstgalerie. Künstausstellungen sind dabei nur ler zeigen ihre eigens ein Teil der Maßnahmen. Neue dafür gestalteten WerIdeen auf den Zügen, so die ke auf Tischfolien in vieHoffnung, sollen das Bahnfahlen Zügen zwischen ren für Kunden und MitarbeiUelzen, Hannover und ter gleichermaßen angenehGöttingen. Die Motive mer machen. reichen dabei von abMit dem sogenannten „Zug strakten Formen zu foder Ideen“ brachte metronom torealistischen Alltagsim Sommer 2012 ein solches objekten. Durch die innovatives Konzept auf die Kunst in den metronom Schiene. In dem Zugverband Zügen, so die Hoffnung werden neue Techniken und der Organisatoren, kleine Veränderungen den könnten Fahrgäste mitFahrgästen im normalen Reeinander ins Gespräch gelverkehr vorgestellt. So wurkommen. den in der ersten ProjektphaDoch das Zusammen- Die Tischplatte wird zum Kunstwerk: Der metro- se die Toiletten mit Duftspenwirken zwischen Kunst nom setzt neue Akzente. dern und Blumenvasen ausgeund Schienenverkehr stattet und ein Ruhewagen mit hat vor allem praktische Gründe. deutung des Verkehrsmittels gedämpftem Licht und leiseren Denn der öffentliche Nahverkehr Bahn und den Ansprüchen der Durchsagen eingeführt. gewinnt in den letzten Jahren im- Fahrgäste gerecht zu werden, Diese und andere Serviceangemer mehr an Bedeutung. Für die müssen sich die Eisenbahnen wei- bote können die Fahrgäste im Entwicklung von Städten und Ge- terentwickeln. Ein „weiter so“ täglichen Betrieb kennenlernen meinden ist eine gute Anbindung an Metropolen wie Hamburg, Hannover oder Bremen entscheidend. Ein Trend, den vor allem Nahverkehrsunternehmen wie der metronom bei der Entwicklung der Verkehrszahlen spüren. Mehr als 95.000 Fahrgästen sind Tag für Tag in den blau-gelben Wagen der Privatbahn unterwegs – Tendenz weiter steigend. Rund 50 Haltestellen in den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg und Bremen fährt das Unternehmen an, viele davon an Kleinstädten oder Dörfern, wo die Bahnstrecke die einzige Alternative Mit Poetry-Slam die Zeit rumbringen: Bahnfahrt wird zum Kulturspektakel. zum Auto darstellt. Um dieser gewachsenen Be- Die meisten Fahrgäste finden’s unterhaltsam und abwechslungsreich. UELZEN – DER METRONOM und bewerten. Über Postkarten und eine Online-Abstimmung dürfen die Kunden so mitbestimmen, welche Innovationen dann später in allen Zügen übernommen werden und welche nicht. Eine zweite Phase des „Zug der Ideen“ wird 2013 mit neuen Innovationen folgen. Bereits heute wird auf allen metronom Zügen die nachträgliche Vorlage von Zeitkarten angeboten. Dieser Service ist deutschlandweit einzigartig. Wer als Pendler seine Zeitkarte vergisst und sie im Zug bei der Kontrolle nicht vorzeigen kann, dem drohen mindestens 40 Euro Strafe. Um dies zu vermeiden, muss der vergessliche Fahrgast innerhalb einer bestimmten Frist die Zeitkarte nachträglich im nächsten Servicecenter vorlegen. metronom Fahrgäste haben es da besser. Seit Mitte April 2012 können die Zeitkarten nachträglich direkt beim Zugbegleiter auf der Fahrt vorgezeigt werden. Fahrgäste sparen so Zeit und Auf jedem Bahnhof leicht zu erspähen: Der metronom ist einfach anders. brauchen nicht nach Feierabend extra in einer Servicestelle vorbeizuschauen. Auch beim Thema Alkoholverbot ist die niedersächsische Privatbahn bundesweit Vorreiter. Bereits seit 2009 gilt bei metronom ein generelles Alkoholkonsum- Ihr m et Tage ronom stick et Sing le (1 Grup Pers .) 20 pen (2 – 5 € Pers Gülti . ) 2 g 9 S a, So M und o – Fr ab 9 an Fe : ierta 00 Uhr, gen g anzta gs. € und Rauchverbot. Mittlerweile haben andere Unternehmen nachgezogen, denn das Verbot von Bier, Wein und Hochprozentigem im Zug kommt bei der überwiegenden Zahl der Fahrgäste gut an. Mehr als 80 Prozent bewerten das Verbot positiv. Er- KulturbahnSause So macht Kultur erst richtig Spaß: Fahren Sie mit dem metronom günstig und bequem zu den schönsten Kultur-Events im Norden! Tagestickets gibt’s am Automaten, in den metronom Servicecentern und den neuen metronom Treffpunkten. Weitere Infos und Ausflugstipps auf www.der-metronom.de ! 5 hebungen aus den vergangenen Jahren zeigen außerdem einen deutlichen Rückgang des Mülls und von Straftaten. Nach mehr als drei Jahren gehört das Alkoholkonsumverbot zum Alltag in den blau-gelben Doppelstockwagen. Neue Impulse sollen der „Zug der Ideen“ oder die Kooperation mit der KUNSTSCHIENE liefern, so hofft man in der Uelzener Unternehmenszentrale. Für das Frühjahr und den Sommer 2013 sind deshalb weitere Kunstaktionen und Projekte schon in Planung. Zum 50-jährigen Jubiläum der Elysee-Verträge, der Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, wollen die kreativen Köpfe der Organisatoren für französische Momente im metronom sorgen. Zwischen Bienenbüttel und Bad Bevensen heißt es dann „Parlez-vous français? Mais oui!“. Hagen Grützmacher www.der-metronom.de 6 HANNOVER – KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN SPIELT „HEIMAT“ NOCH EINE ROLLE? Zum vierten Mal finden im Juni die KunstFestSpiele Herrenhausen in Hannover statt. Als europaweit einzigartiges Festival in der Verbindung unterschiedlicher Genres werden gemeinsam mit bekannten Künstlern neue künstlerische Formen ausprobiert – das alles in der barocken Gartenanlage der Herrenhäuser Gärten.Welch Rahmen für das gut durchorganisierte Festival unter der Leitung von Intendantin Elisabeth Schweeger! wischen dem 1. und 22. Juni finden Konzerte, Musiktheater, Gespräche und Installationen internationaler Künstler statt. Das Thema „HeimatUtopie“ hat Intendantin Elisabeth Schweeger gewählt, weil die Menschen heute im Spagat leben zwischen einer Herkunft, die sie geprägt hat und einer beruflichen Mobilität, die Fragen aufwirft, wie: Wo finde ich meine Identität (zurück)? Wie komme ich in eine bessere Zukunft? Gibt es noch Utopie, gibt es noch Heimat? In Foyer, Garten und Galerie der Herrenhäuser Gärten überraschen Künstler mit ihren Antworten auf diese Fragen – auf ihre Weise. „Atlas – Inseln der Utopie“, ein Stück, das am 1. Juni in Hannover Premiere feiert, ist eine davon. Hier werden durch die Kombination von Texten und einem ungewöhnlichen Zugriff auf klassische Musik, teilweise mit Rückgriff auf sehr frühe Vergangenheit, Brücken zwischen Kunst und Thema geschlagen. Die Herrenhäuser Gespräche als Programmteil werden sich konkret mit den Problemen von Migranten beschäftigen. Z Von überall in der Welt wurde Suzie Templeton 2006 mit Preisen überhäuft, Hollywood schickte ihr einen Oscar. „Ihr Peter und der Wolf ist der beste!“, schrieb aus Moskau der Sohn von Sergej Prokoviev. Sein Vater hatte 1936 dieses wunderbare Musikstück geschrieben. Der Film wird mit dieser Musik unterlegt am 2. Juni gezeigt (16 Uhr, Orangerie) und ist auch für Kinder sehr geeignet. Statt der Stimme des Erzählers in Prokovievs Stück läuft ein Puppentrickfilm (Foto rechts, oben) ab. Das Ende weicht vom Original ab – lassen Sie sich überraschen! Copyright: Wildundleise Foto: Eric Legrand www.kunstfestspiele.de AUG IN AUG MIT DEM BÖSEN „Wenn Vivaldi die Sonne ist“, sagt Toshio Hosokawa, „dann sollte meine Musik der Mond sein, wie Yin und Yang.“ Das Stück „Singing Garden“ stammt von diesem japanischen Komponisten, verbindet seine Musik mit der Vivaldis und wird am 18. Juni, 20 Uhr in der Orangerie aufgeführt. Bekannte Solisten sind dabei, so Jeremias Schwarzer (Foto), einer der führenden Blockflötisten seiner Generation. ZWISCHEN WÖRTERN UND MUSIK „Am Anfang war – ein Schluckauf, dann kam das Wort und gleich darauf das babylonische Sprachenwirrwarr“, so beginnt der Berliner Tagesspiegel seine Rezension der Aufführung „A-Ronne II“ von Luciano Berio. Geschrieben in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bewegt sich das Stück entlang der dünnen Grenze zwischen Wortsprache und Musik und untersucht die Kippstellen, wo Wortsinn sich in musikalischen Klang auflöst. Mit den mittelalterlichen Kostümen (Foto: oben) eine humorvolle Angelegenheit. Auftritt: 6. Juni um 20 Uhr in der Orangerie. ATLAS – INSELN DER UTOPIE Die utopische Idee eines Nicht-Ortes – in dem Freiheit und Selbstbestimmung selbstverständlich sind – hörbar, sichtbar, also sinnlich erfahrbar zu machen, ist das Anliegen des neuesten Musiktheater-Projektes von José María Sánchez-Verdú (Musik, Text, Raum-Dramaturgie) und Sabrina Hölzer (Regie, Raum-Entwicklung). Die Premiere des Stücks ist am 1. Juni (19.30 Uhr), eine zweite Aufführung am 2. Juni, 18 Uhr in der Galerie. In der riesigen Galerie Herrenhausen werden unfaßbare Räume aus Klang und Licht geschaffen, in denen sich die Zuschauer frei bewegen können – mit Perspektivwechsel! Copyright: Nik Barlo Copyright: Michael Plümer HANNOVER – KUNSTFESTSPIELE HERRENHAUSEN Die weltberühmten Herrenhäuser Gärten in Hannover geben den Kunstfestspielen im Juni einen stilvollen Rahmen. Die vier Stilrichtungen der Gartenanlage sind barock, Landschaftsgarten und botanisch. Der Große Garten wurde 1666 begonnen und in der heutigen Form bis 1714 unter Kurfürstin Sophie gestaltet. Die Große Fontäne des Gartens sprüht 80 Meter hoch. Am 11. Juni tritt der Mädchenchor Hannover (hier vier der zahlreichen Mitglieder) in der Orangerie der Herrenhäuser Gärten auf. „Kunst entsteht aus dem Antrieb, Unerhörtes, Ungesehenes, Ungedachtes wachsen zu lassen, das Un-Ordentliche als das AußerOrdentliche zu sehen und vor die steinernen Mauern der Konvention zu platzieren. Ihr Wesen ist zutiefst antiautoritär.“ Copyright: Michael Wilson Carla Henius (1919-2002), deutsche Mezzosopranistin. Die Sängerin verstand sich als konsequente Wegbereiterin der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts. Copyright: Felix Broede Phantastischer Beethoven-Interpret: Der Pianist Frederic Rzewski Wird von Experten als „Weltklasse“ bezeichnet: Der Pianist Igor Levit MÄDCHENCHOR UND VIER SCHLAGZEUGER Als Schumann und Brahms in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts Stücke für Frauenchor und Klavier schrieben, wählten sie Stoffe, die sich mit schwärmerischer Liebe beschäftigten, sie nannten diese Gesänge „Romanzen“. Als Vinko Globokar, ein großer Komponist unserer Zeit, vom Mädchenchor Hannover um eine Auftragskomposition gefragt wurde, fand er ein passendes Thema mit vier Schlagzeugern. Der angebete Held: zeitangepaßt ein Popstar. Am 11. Juni tritt der Mädchenchor Hannover um 20 Uhr in der Orangerie auf und singt zudem Robert Schumann Romanzen op.69 und op.91 für Frauenstimmen und Klavier und Johannes Brahms Lieder für Klavier. Auftritt: 60 Minuten. GEMISCHTES DOPPEL AM PIANO 160 Minuten lang werden zwei Pianisten unterschiedlicher Generationen, beide von Weltrang, das Publikum verzaubern. Frederic Rzewski aus den USA, der Beethovens „Hammerklaviersonate“, eines der anspruchsvollsten Werke der Klavierliteratur, auf faszinierende Art eingespielt hat und Igor Levit aus Russland (lebt in Hannover), der vor kurzem sein Klavierstudium an der hannoverschen Musikhochschule mit der höchsten jemals erreichten Punktzahl abgeschlossen hat, konzertieren am 9. Juni um 19 Uhr in der Orangerie, Herrenhausen. Das Programm besteht aus Beethovens „Hammerklaviersonate“ und Stücken, die der Feder von Frederic Rzewaki entstammen. Das Motto: „Alle Menschen werden Brüder“ – die beiden Pianisten treten auch vierhändig an. HEIMAT UTOPIE 1. – 22. JUNI 2013 KUNSTFESTSPIELE.DE Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Hannover, Kulturdezernat Wir danken den Förderern 7 8 HANNOVER – GEORGSPALAST GOP SPIRIT ENTFÜHRT IN KLANGWELTEN Klang ist ein großer Raum, in dem alle Menschen sich bewegen, in dem sie frei und tief verbunden sind. Klang ist der Ursprung aller Sprachen und der Musik, die uns alle eint. Klang ist der größte Geist hinter den Dingen. Die Show „Spirit“, die im Georgspalast (GOP) Varieté-Theater Hannover zu erleben ist, verbindet vom 2. Mai bis 30. Juni 2013 außergewöhnliche akrobatische Körperkunst mit musikalischem Weltklang. iese neue GOP Show setzt das harmonische Zusammenspiel aus Klang- und akrobatischer Körperkunst eindrucksvoll in Szene. Artisten aus aller Welt nehmen die Zuschauer mit auf eine fesselnde Reise in eine unbeschreibliche Welt zwischen feinem Humor, flirrender Spannung, großen artistischen Bildern tänzerischer Akrobatik aus allen Teilen des Erdballs und wundervollen musikalischen Klängen – in eine Welt, die von einem besonderen Zauber umhüllt ist. Das internationale Ensemble tritt mit Künstlern der ersten Garde an wie Lynn & James (Partnerakrobatik mit unglaublicher Körperbeherrschung – ein Hochgenuss für die Sinne) oder den Hakuna Matata Akrobats (TempoAkrobatik, Vertikal-Pole) – die vier D VOLLBLÜTER „LOVELY BASTARDS“ Sie kommen daher wie die artistisch-moderne Varieté-Ausgabe des legendären Rat Packs: Andreas Wessels, Jojo Weiß und Daniel Reinsberg. Den drei VollblutEntertainern steht ein Trio kongenialer Livemusiker zur Seite. Dieses herrliche Line-Up wird aufgemischt durch das Auftauchen einer faszinierenden Frau, die mit ihrem akrobatischen Können, ihrem Charme und ihrer einmaligen Ausstrahlung zu überzeugen weiß. Hier steht ein international erprobtes Ensemble auf der Bühne, das durch die Musik-Begleitung der Funky Jazzholes eine extra Note verliehen bekommt – im wahrsten Sinne des Wortes. Unterhaltung ist das Spiel, und Gewinner ist das Publikum. That´s Entertainment! Auftritte: 10. Juli bis 1. September im GOP. Burl the bubble guy alias Darren Burrell versteht es, in „Spirit“ dem Publikum die Erinnerung an Kindertage wieder zu schenken. Mit bloßen Händen und etwas Seifenwasser formt er Seifenblasen in den schillernsten Farben: kleine und große – mehrere gleichzeitig. Künstler aus Tansania zeichnen ein spektakuläres Bühnenbild! Flink formen sie menschliche Pyramiden, bei denen lediglich einer der Künstler die haltende Säule bildet. Faszinierend ihre Darbietung an der Vertikalstange, an der sie die unglaublichsten Kunststücke vollführen. Da sind weiter Lena Gutschank, 26 (Luftring, Kontorsion: sie bezaubert mit zwei wunderschönen, sphärischen und höchst athletischen Darbietungen), Kotini Junior (Comedy), Vanessa Alvarez (Antipoden), Burl the bubble guy (Seifenblasen) und Yukki (Jojo). Letzterer läßt seine Jojos durch die Luft zischen, sie leuchten im schönsten Rot und malen beeindruckende Bilder. www.variete.de/de/spielorte/Hannover GOP NR.1 BEI ENTERTAINMENT Daniel Reinsberg (vorn rechts) sorgt bei den „Lovely Bastards“ für ungewöhnliche Momente. Ob mit dem rockenden Pinguin „Scholli“ oder solo als Comedian, der Wahlberliner mit äthiopischen Wurzeln begeistert total. Die Zeitschrift kulturnews hat Ende 2012 zum siebten Mal den kulturnews-Award verliehen. In acht Kategorien standen hochkarätige Produktionen zur Auswahl. Dafür befragte kulturnews wieder über tausend Produzenten, Künstler und Kulturmanager aus Theatern, Buchverlagen, Plattenfirmen, Filmverleihen, Museen und Galerien. Die Kulturexperten wählten das GOP VarietéTheater auf Platz 1 in der Kategorie „Bestes Entertainment 2012“. HANNOVER – GEORGSPALAST GOP 9 LECKER ESSEN BEIM VARIETÉ Das Restaurant des Georgspalast (GOP), die „Gondel“, verwöhnt nicht nur im eigenen eleganten Lokal anspruchsvolle Gaumen. Es wird auch eine Stunde vor dem Varieté-Beginn im Theater serviert. Dabei können sich die Preise sehen lassen: Unter der Woche liegt der Aufpreis fürs Essen bei zehn Euro für ein Zwei-GängeMenü, am Wochenende etwas höher – der Preisvergleich (je nach Sitzkategorie) lohnt sich.Und man kommt vom Hannover-Trip gut gesättigt nach Hause. Details dazu auf der Internetseite des Georgspalastes. Mit dabei bei der Las Vegas Show: die Kontorsionistin und Luftakrobatin Anna Roudenko (oben) und Bauchredner Frank Rossi (unten). AUF ZEITREISE NACH LAS VEGAS as Vegas! Für viele immer noch die berüchtigste Spielhölle der Welt, ist die Metropole in der Wüste Nevadas vor allem eines: Ein einzigartiges Entertainmentparadies, das seit nunmehr 70 Jahren immer wieder neue Maßstäbe setzt – Dean Martin, Elvis, Caterina Valente, weiße Tiger und zeitgenössische Mega-Produktionen des Cirque du Soleil. Große Show-Welt und Glücksspiel-Eldorado, grandiose Entertainer und abgezockte Pokerspieler. Gegensätze, die sich in dieser Stadt L anziehen, vereinen und sich immer wieder wandeln. Vom 4. September bis 27. Oktober 2013 wird das GOP Varieté-Theater Hannover Sie mit auf eine Zeitreise durch die unterschiedlichen Gesichter dieser Metropole nehmen. Internationale Artisten und Entertainer zeigen, was das besondere Flair dieser Stadt ausmacht: rasant, unterhaltsam, mitreißend – willkommen in Las Vegas! Und das Gute ist, Sie werden hier garantiert nicht Ihren letzten Cent verspielen! COOL: ROCKABILLY Die Fünfziger Jahre werden wieder lebendig! Noch bis zum 28. April herrscht im GOP VarietéTheater Hannover Aufbruchstimmung, wenn coole Jungs in Lederjacken und freche Mädchen mit Petticoats zu fetzigem Rock’n’Roll ihre unglaublichen Bühnenkünste zeigen! Für jede Menge Spaß sorgen Max Nix und sein Partner Willi Widder Nix zusammen mit einem einzigartigen Ensemble. Sie begeistern mit Tempo, ganz viel Musik und jeder Menge atemberaubender Akrobatik. „Rockabilly“ – eine Zeitreise in die Fifties: Romantisch, sentimental und herrlich selbstironisch. Mit dabei auch Die Farellos: Tony Farello und Frau Schmidt, ihres Zeichens Türsteher und Putzfrau des Rockabilly Clubs, bieten eine sensationelle Temposhow auf dem Einrad. Weiter: männliche Hula Hooper und andere artistische Überraschungen. Max Nix & Willi Widder Nix bewegen sich in ihrer sensiblen Performance aus Comedy, Rock’n’Roll, Zauberei und zeitgenössischem Ausdruckstanz absolut geschmackssicher am Rande der Peinlichkeit, ohne jemals abzustürzen. 10 HANNOVER – SPRENGEL MUSEUM Copyright: Boris Mikhailov, VG Bild-Kunst, Bonn 2013 SCHONUNGSLOS KOMMENTIEREND Eine Retrospektive ganz eigener, intimer Art präsentiert das Sprengel Museum Hannover. Mit „Boris Mikhailov, Die Bücher 1968 - 2012“ wird die bislang umfangreichste Würdigung des Künstlers gezeigt. Rund 20 Bildzyklen stellen ihn erstmals als „Büchermacher“ vor, als jemanden, der sein Werk in Buchform denkt und entwickelt. Die Stiftung Niedersachsen hat den Künstler im Februar mit dem renommierten Spectrum-Preis ausgezeichnet. Die Ausstellung dauert bis zum 20. Mai. oris Mikhailov gilt als Chronist der Geschichte seiner Heimat. In umfangreichen Bildzyklen widmet sich der 1938 in Charkow (heute: Ukraine) Geborene dem Alltag in der sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaft. Auf Straßen, am Strand, bei Tanzveranstaltungen, während politischer Kundgebungen, bei Wochenend- und Ferienvergnügun- B gen – Mikhailov fotografiert überall dort, wo Gesellschaftliches im Privaten und Privates im Gesellschaftlichen sichtbar wird. Im Zentrum seiner Betrachtungen stehen die ,kleinen Leute’, zu denen er sich auch selber und seine Freunde zählt. Das Sprengel Museum präsentiert seine Arbeit in Glaskästen, auf die man von oben schaut, wobei die einzelnen Bildfolgen in der Reihe zu „lesen“ sind. Zudem werden an den Wänden ausgewählte Arbeiten im großen Format präsentiert. Die Fotos sind Material, von dem aus Mikhailov das Gemeinwesen hinterfragt und die Bedingungen für die menschliche Existenz untersucht. Die sind zum Teil erbärmlich, und es erstaunt, wieviel Würde und menschliche Präsenz aus den Gesichtern der mitunter so krass vom Leben und Schicksal gezeichneten Menschen strahlen kann. Die Kommentare des Künstlers – durchaus auch komische, liebevolle, aber immer schonungslos kommentie- Boris Mikhailov, Ohne Titel. Aus der Serie „Susi und die anderen“. Späte 60er bis späte 70er Jahre. rende – finden sich auf den vielen Buchseiten, er zeichnet auch und fügt kleine Episoden an, die übersetzt sind. Bis über 100 Bilderseiten gehören zu einer kompletten Serie. Boris Mikhailov wählte die Buchform seiner hier häufig im Original vorliegenden Arbeiten wegen der politisch repressiven Zeiten in der UdSSR. Der Künstler lebt mit seiner Frau Vita – beide treten ebenfalls exemplarisch in den Buchreihen auf, der Künstler selbst durchaus auch mal provozierend ohne Kleider – seit 1966 in Berlin. JOB www.sprengel-museum.de DIE MUSE DER SURREALISTEN eret Oppenheims Werk ist tung war nonkonformistisch, sie maßgeblich von der Idee liebten Humorvolles und Absurdes Surrealismus geprägt. Ihre des. Oppenheim ist von dieser künstlerische Zeit geprägt. Ihr Laufbahn beeigenes Schaffen gann 1932 in reflektiert sehr Paris, wo sie als stark diese Zeit. 19jährige zu Bekanntestes Künstlern wie Werk ist ihr Objekt Hans Arp, Max „Frühstück in Ernst und Man Pelz“ (1936), das Ray stieß. Man eine mit Pelz umRays Fotoserie hüllte Tasse zeigt, mit ihr im Jahr es steht im Muse1933 machte sie um of Modern Art schnell in Paris in New York. bekannt – als Oppenheim Muse der Surverbringt einige realisten. Die Man Ray, „Érotique voilée“ (ero- Ausbildungsjahre wollten mit ihrer tisch verhüllt), 1933. Das Model in der Schweiz, erKunst provozie- ist Meret Oppenheim, das Bild lebt eine Schafren, ihre Hal- löste damals einen Skandal aus. fenskrise, heiratet M Schwitters in England Niedersachsen 1949 Wolfgang La Roche und lebt bis zu dessen Tod 1967 in Bern. Nach 1958 beginnt eine intensive Schaffensphase. Das Sprengel-Museum zeigt ihre Werke bis zum 5. Mai. www.sprengel-museum.de Meret Oppenheim, „Das Paar (mit Ei)“. Die abgeschnittenen Spitzen bilden das Ei, das auf einem Nest von Schnürsenkeln liegt. Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn 2013. Beide Fotos: Aline Gwose / Michael Herling. Sprengel Museum Hannover HANNOVER – MUSEUM AUGUST KESTNER 11 FISCH ABSTRAKT = FISCHSTÄBCHEN Warum hat der Leibniz-Keks 52 Zähne? Und warum sehen Fischstäbchen nicht wie Fische aus? Die Ausstellung Food Design des Kestner Museums zeigt vom 14. März bis 4.August Gründe auf, die diese Fragen beantworten. Es werden dabei nicht TellerKreationen von Spitzenköchen unter die Lupe genommen. Die Ausstellung untersucht vielmehr den viel zu wenig beachteten Design-Prozess von Nahrungsmitteln. iemand nimmt Nahrungsmittel so zu sich, wie sie aus der Natur kommen. Kein Ei wird roh gegessen, sondern wir kochen, braten oder verarbeiten es zu anderen Gerichten. Hier beginnt der Design-Prozess als bewusster Gestaltungs-Prozess bereits bei jedem von uns. Dieses Verarbeiten, Formen, Gestalten ist noch vergleichsweise bescheiden, untersucht man erst einmal, welche Anstrengungen die Nahrungsmittel-Industrie unternimmt, um Essbares in „attraktive“ Formen zu bringen. N Süßes nur zum Angucken: Eine der Projektionen der Ausstellung. dazu realisiert. Diese Ausstellung hat das Kestner Museum vom Design-Forum Wien nach Hannover geholt. Der Besucher betritt zunächst das sogenannte Sensorium. Dort wird er mit den „Grundkonstanten“ unserer sinnlichen Wahrnehmung konfrontiert, und es ergeben sich die ersten Fragen: Farbe: Warum schmecken rote Gummibärchen besser als farbloFarbkreis Hannover – eine weitere Projektion. se? Warum gibt es nur wenig Design bewegt sich immer zwi- Schwarzes als Süßigkeiten? schen den Koordinaten von Ma- Haptik: Weshalb macht es Spaß, terial, Funktion und Form. Und zum Beispiel in Marmelade herbei der Gestaltung von Essbarem umzupanschen? verhält es sich genau so. Geruch: Riechen wir eigentlich Sonja Stummerer und Martin ohne die „Duftquelle“ zu sehen? Hablesreiter haben seit Jahren zu Gehör: Warum gluckert eine diesem Thema recherchiert, ge- Bierflasche immer im ¾ Takt? forscht und schließlich sowohl Ein weiterer Raum mit neun Bücher als auch eine Ausstellung „Tischen", die an ein Restaurant Alle Fotos: ©Landeshauptstadt Hannover Museum August Kestner Fotos: stummerer | hablesreiter | köb | löckingerAus dem Buch „food design XL“ erinnern, schließt sich an. Hier geht es u.a. um Symbolhaftigkeit von Speisen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Backwaren in Zopfform von alten Riten, menschliche Zöpfe zu opfern, abgeleitet sind? Ein anderes Thema ist die Abstraktion von Speisen, am eindrücklichsten verdeutlicht am Beispiel der Fischstäbchen, die sogar Fischmuffel (und natürlich Kinder) gerne essen, weil sie gar nicht mehr an „echte“ Fische erinnern. Transportierbarkeit von Nahrung ist wichtig: Warum ist die Ritter Sport „quadratisch + praktisch“? Teilen wird untersucht. Warum schneidet man eine Torte in Dreiecke, ein Brot in Scheiben? Industrielle Herstellung ist wichtig: Sie beantwortet auch die Frage nach den Löchern im Leibniz-Keks. Es gibt ein Extraprogramm – etwa der Vortrag „Soziologie des Essens“ (10.7.) und viel für Kinder! www.museum-august-kestner.de 12 HANNOVER – THEATERFORMEN Vom 19. bis 30. Juni findet die 14.Ausgabe des Festivals Theaterformen statt. Damit wird Hannover wieder Bühne der internationalen Theaterszene. 220 Künstler aus 15 Ländern hat Festivalleiterin Anja Dirks eingeladen: Bekannte Künstler und neue Talente aus der freien Szene bespielen zwölf Tage lang Stadtraum und Bühnen des Staatstheaters Hannover. Neben experimentellen Formen sind auch neu interpretierte Klassiker im Programm. Nachfolgend einige Programm-Auszüge. gleich mit auf die Bühne. In der Gegenüberstellung beider Parteien •wird der Generationenkonflikt sehr deutlich. Mit Humor und Feingefühl verhandeln die Performerinnen mit ihren Vätern die Themen Erbe und Alter. Doch nicht nur auf den Bühnen des Schauspielhauses können die Zuschauer Theater erleben. Bei Eine Szene aus „Testament“. Das Performance-Kollektiv She She Pop erweitert den GeRemote Hannover von nerationenkonflikt aus König Lear auf mehr als zwei Generationen. Rimini Protokoll über- Darstellern aus Fleisch und Blut. nern, in der sie 21 waren, Mennimmt eine ComGetanzt wird nicht nur auf der schen unterschiedlichster Jahrputerstimme die Bühne, sondern auch im Festival- gänge. Die Gespräche, die eine Führung durch zentrum – Hotspot für Publikum, Stunde gedauert haben, kompriHannover, dirigiert Künstler und Stipendiaten. Neun miert er dann auf acht Minuten. die Teilnehmer Bands und ein DJ sorgen für das Die Befragten hören via Monitor durch die Hinter- richtige Festivalfeeling. Mit dabei ihren eigenen Statements zu und höfe der Stadt und sind unter anderem Ja, Panik, Ber- reagieren darauf – zunächst nonmacht unsichtbare nadette La Hengst und die Brass verbal, dann kommentierend. Orte sichtbar. Band Mardi Grass.bb. Mats Staub geht es nicht um Auf eine Zeitrei„21“ nennt der Schweizer Nostalgie, sondern um Reflektion se wird das Publi- Künstler Mats Staub sein Lang- beim Zuschauer: „Wie war es, als kum von der zeitprojekt, das letztes Jahr in ich 21 war?“ Schweizer Gruppe Hessen gestartet ist. Er befragte Far A Day Cage ge- Menschen, wie sie die Zeit erin- www.theaterformen.de schickt. Mit ihrem Stück Urwald hinterfragen sie in einer einsamen Berghütte mitten in Hannover die Errungenschaften Das Plakat der diesjährigen Theaterformen in Han- unseres zivilisatorinover vom 19. bis zum 30. Juni. schen Lebens. Theater und Techlow mit Lear als Komödie eine nik passen nicht zusammen? Der düstere Familiengeschichte aus französische Künstler Aurelién Russland nach1945. Bory widerlegt dieses Vorurteil mit Auf ganz andere Weise verar- seiner Produktion Ohne Gegenbeitet das bekannte Performan- stand. Ein Industrieroboter, der ce-Kollektiv She She Pop in Testa- früher Autos zusammenbaute, König Lear auf russische Art: Die Shakespeare-Vorlage wird ins Russland nach ment die Geschichte des altern- steht im Zentrum der Inszenie- dem Zweiten Weltkrieg verlegt. Natürlich: Komödie bleibt Komödie. Doch das den Königs und bittet seine Väter rung und tanzt Ballett mit zwei mittelalterliche Stück bekommt eine neue eigene Spritzigkeit. Foto:© Doro Tuch LEAR: NEUES ZU ERBE UND ALTER en Auftakt macht das Stück Iwanow im Staatstheater. Der iranische Regisseurs Amir Reza Koohestani überträgt die klassische Vorlage von Anton Tschechow in die Hauptstadt Teheran nach der Jugendrevolte 2009. Ein Stück über Verrat, politische Stagnation, enttäuschte Hoffnungen und Schicksale, in denen man sich wiedererkennen kann. Das Verhältnis zwischen Töchtern und Vätern findet sich gleich in zwei Formen wieder. Auf der Vorlage von Shakespeares König Lear erzählt Konstantin Bogomo- © Daria Pichugina D HANNOVER – NIEDERSÄCHSISCHES LANDESMUSEUM HANNOVER 13 ls Bernhard Hoetger (18741949) im Frühjahr 1903 die Ägyptische Sammlung in Berlin besuchte, hat ihn die Schönheit der Plastiken überwältigt – ihr Formwillen, ihre Absicht, ihre Gesamtwirkung auf den Betrachter. Zehn Jahre später war ganz Berlin im Amarna-Fieber – ein Ausgrabungsfundort nahe der ehemaligen Hauptstadt des Königs Echnaton (18. Dynastie). Die Ausstellung im Landesmuseum widmet sich den Jahren zwischen 1913 und 1919, in denen der Künstler großartige Skulpturen nach ägyptischem Vorbild geschaffen hat. Dank großzügiger Leihgaben aus dem Ägyptischen Museum Berlin und der Berliner Gipsformerei können sie erstmals ihren Vorbildern gegenübergestellt werden, um die Tragweite eines archäologischen Sensationsfundes für die zeitgenössische Kunst A Mäzen, dem Keksfabrikanten Hermann Bahlsen, unterstützt und gefördert. So gestaltete Hoetger etwa die Bildnisse der Sent M’Ahesa nach dem berühmten Vorbild der Nofretete in Berlin. Die Ausstellung in Hannover dauert vom 26.April bis 25.August. deutlich zu veranschaulichen. Die Künstlerin Elsa von Carlberg, die den altägyptischen Namen Sent M’Ahesa trug, teilte Hoetgers Begeisterung für die antike Kultur Ägyptens. Von dieser beeinflußt, entwickelte sie einen eigenen expressionistischen Ausdruckstanz, den sie ab 1908 öffentlich vorführte. Dabei trug sie individuell entworfene ägyptische Kleider und überzog ihren Körper vollständig mit Ockerfarbe. Beeindruckt schuf Hoetger 1917 eine Skulptur ihres Porträts, die als „Ikone der expressionistischen Plastik“ gilt. In seiner strengen Frontalansicht und der Seitensymmetrie des leicht zurückgeneigten Kopfes wird deutlich, das auch hier die ägyptische Kunst Pate stand – sehr wahrscheinlich die berühmte Büste der Nofretete in Berlin selbst. Auch eine Büste seiner eigenen Frau Lee von 1913 ist stark angelehnt an Für den Garten des Mäzens hergestellt: Bernhard Hoetger, Brunnenfiguren der Bahlsen-Söhne Klaus, Gerhard,Werner und Hans als ägyptisierende Standfiguren, 1916-1919/20, Landesmuseum Hannover. Leihgaben Delta Kunst/Familie Gerhard Bahlsen/Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung . Copyright: Landesmuseum Hannover Im Mittelpunkt der Ausstellung „Faszination Nofretete. Bernhard Hoetger und Ägypten“ des Nieder sächsischen Landesmuseums Hannover steht die Hinwendung des 1874 in Hörde geborenen Künstlers zur ägyptischen Kunst. Sie wurde von seinem Copyright: Landesmuseum Hannover (Bildmontage) ALS NOFRETETE HOETGER KÜSSTE... Ähnlichkeiten: Modellbüste der Nofretete, 1351-1334 v. Chr. und Bernhard Hoetger, Büste der Sent M´Ahesa (rechts), 1917, Bronze. ägyptische Skulptur-Frontalsicht nach Darmstadt, 1914 zog er und stilisierte Züge. nach Worpswede, 1934 nach In denselben Jahren plante Berlin. Er starb 1949 in der Hoetger als Architekt für Her- Schweiz. mann Bahlsen, den Gründer der Keksdynastie, eine Fabrikstadt in www.landesmuseum-hannover.de Hannover, die wie seine Bildhauerwerke den Einfluss Ägyptens erkennen läßt. Hoetger entwarf sie als Sitz der BahlsenFabrik mit angeschlossenem Wohn-und Freizeitbereich. Eine 3-D-Animation dieses Modells visualisiert die Ideen Hoetgers besonders gut. Die gewaltige expressionistische Architekturutopie blieb wegen des Todes von Hermann Bahlsen unausgeführt. Gleichwohl: die sogenannte „TET“Stadt war bis zur Bauantragstellung fertig dokumentiert. Niedersachsens längste Ausgrabung Hoetger arbeitete lange Jahre 23. August 2013 bis 2. März 2014 in Paris – Rodin wurde ein Vorbild – zog dann aber 1907 mit seiner Frau nach Deutschland. 1911 ereilte ihn eine Professur Im Goldenen Schnitt 14 HANNOVER – BOOTBOOHOOK FESTIVAL KOMMT AUF TOUREN uf mehreren Bühnen spielen aufregende Headliner und exzellente Newcomer aus dem Inund Ausland und lassen jedes Indierockpop-/Elektro-/Folk-/SingerSongwriter-Herz höher schlagen. Für 2013 haben sich bisher unter anderem Maximo Park, The Thermals, Lukas Graham – bekannt durch seinen Riesen-Erfolgshit „Drunk in the morning“ – und We Were Promised Jetpacks angekündigt. Maximo Park zum Beispiel stehen für klare, schnelle Riffs traditionell britischer Prägung und sanfte gefühlvolle Songs mit Schmusekurs – ihre dreijährige Pause ist vorbei. Veranstaltet wird das BootBooHook von einer Gruppe Musikliebhaber aus Hamburg und Hannover (u.a. vom Spandau Projekt und Tapete Records). Zum allerersten Mal fand es 2008 statt, da- www.bootboohook.com Nach dreijähriger Pause sind Maximo Park aus Großbritannien mit neuer Energie zurück. Die bekannten Markenzeichen sind geblieben: rasendes Tempo, melodische, kantige Gitarren und Paul Smiths einfühlsame Texte über Liebe, das Leben und ganz normale Menschen. The Thermals sind eine US-Indieband aus Portland (Oregon). Kathy Foster (Foto) ist seit 2002 mit dabei. Der Stil der Band wird oft mit Guided by Voices verglichen, und auch die Ramones werden auf Grund der kurzen, simplen und dabei sehr eingängigen Songs als Bezugspunkt genannt. Nach eigenem Bekunden spielen die Thermals „No-Fi“ – No Fidility. Kaum eine neue Band wirkt so gelassen und selbstsicher wie das aus dem nordfriesischen Niebüll stammende, nun nach Hamburg umgesiedelte Quintett Torpus and the Art Directors (Foto: Sänger Sönke Torpus). Warmer Folk-Pop, fünfstimmiger Chorgesang, der so harmonisch klingt, dass es schon fast unverschämt ist, prägen ihre irgendwie fröhliche Musik. Nach dem phänomenalen Erfolg in Dänemark mit Doppelplatin-Status hat die Euphorie über Lukas Graham (Foto: Frontman) auch Deutschland erreicht. Die Single "Drunk In The Morning" läuft in den Radioplaylists. Der Sound mixt Werte/Traditionen von US Soul mit der frechen Attitüde des Kopenhagener Stadtteils Christiania, wo die Jungs herkommen. A mals noch komplett „indoor“. Schnell mauserte es sich aber zu einem DER Open-Air-Indiefestivals in Deutschland. Von 2008 bis 2011 fand das Festival auf dem Faust-Gelände in Hannover Linden statt. 2012 zog das Festival um in den Expo Park Hannover, die Faust e.V. bleibt aber weiterhin mit engagiert. Pressesprecher Henning Chadde: „Am Ende war das Festival so groß, das konnten wir nicht mehr alleine stemmen.“ Die Drei-Tages-Tickets oder Tagestickets sind an der Abendkasse erhältlich. Also: Spontanes Hinfahren ist möglich. Das Campinggelände öffnet am Donnerstag abend um 18 Uhr und ist bis Montag morgen um 10 Uhr offen. Alle Fotos: Bootboohook Auf dem BootBooHook im Kronsbergpark Hannover tummeln sich seit Jahren an einem Sommerwochenende im Juli um die 5.000 musikbegeisterte Menschen aus nah und fern, um drei Tage und Nächte voll rockiger Popmusik zu erleben. Ein bißchen Woodstock in Hannover. Die Teilnehmerzahlen steigen jedes Jahr. 2013 findet das Festival vom 12. bis 14. Juli statt. Die ersten interessanten Bands sind gemeldet. Wachstumsprodukt in Hannover: Das Bootboohook-Festival feiert Erfolge Die Französin Melody Prochet schöpft bisweilen, da klassisch ausgebildet, aus dem Melodienschatz der Kammermusik, und greift auch gerne mal zum Hall. Ihr jüngstes Album ist ein Pop-Entwurf mit unterschwelligem psychedelischen Anklang, englisch-französischen Texten und elektronischen Versatzstücken. Ihre Musik geht gut ins Ohr. HANNOVER / BREMEN – REPORTAGE 15 ERFOLG MIT KLEINEM BUDGET Wie man es schaffen kann, mit relativ wenig Geld eine wertvolle Kunstsammlung aufzubauen, hat das Sammlerehepaar Heinz und Helga Dodenhof bewiesen. Der inzwischen 74-jährige Heinz Dodenhof möchte nun, dass die Sammlung in Worpswede auch die Öffentlichkeit erreicht. D ben und Editionen der Kunstvereine um und wurden Mitglied der „Griffelkunst", wovon heute im Haus des Sammlers zwei große Polke-Grafiken zeugen, wunderschöne Blätter. Neben diesen Strängen hat aber vor allem Heinz Dodenhofs Nähe zu der jungen Bremer Szene seine Spuren in der Sammlung hinterlassen. So wie er früh den Kontakt zu Schwontkowski und dessen gleichfalls inzwischen renommierten Kollegen Hartmut Neumann und Thomas as Blatt ist klein, aber eine ab- seiner Berufslaufbahn im Fernsolute Rarität: Von links meldeamt Bremen verbracht hat, schiebt sich ein Entenkopf neu- war sich von Anfang an auch seigierig ins Bild. Der knappe Strich, ner begrenzten Mittel für den der Witz des Künstlers ist nicht Kunsterwerb bewusst. Aus der besonders schwer zu erraten. Not machte er eine Tugend. Nicht Heinz Dodenhof bekam die far- viele Kollektionen haben einen bige Zeichnung von Norbert solchen Charme, 'eine vergleichSchwontkowski in den frühen bare persönliche Note, die aut80er Jahren. In diesem Fall hatte der Bremer Künstler eine Ausnahme gemacht und ein Blatt aus seinem Skizzenblock gerissen. Heute liegen seine Blöcke in Museumsvitrinen, und die Preise für Leinwände des spät im Markt angekommenen Malers bewegen sich im gehobenen fünfstelligen Bereich. Als Heinz Dodenhof auf Schwontkowski aufmerksam geworden war, hatten sich nur wenige für dessen Arbeiten interessiert. Der Sammler achtete aber von Ein ganz spezielles Sammlerehepaar: Heinz und Helga Dodenhof. Beginn an nicht auf Trends und Leitfiguren. Sein Kom- hentische Begeisterung, aber Hartmann gefunden hatte, wirft pass war und blieb das eigene Ur- auch den Blick für Originalität und der Sammler auch ein Auge auf teil. Qualität in jedem einzelnen Stück die neuen Strömungen in den Seine Vorlieben haben eine se- verrät. Bremer Ateliers und in der HfK. henswerte Sammlung anwachsen Den ursprünglichen Anstoß Besonders die Klasse Karin lassen. Dicht an dicht hängen die zum Interesse für Kunst gab Do- Kneffel fand schnell sein InteresStücke an den Wänden eines al- denhofs inzwischen verstorbene se. Schöne Arbeiten von Simone ten Bauernhauses in der Nähe Ehefrau Helga. Haack und Benjamin Blanke finvon Osterholz-Scharmbeck: vom An Kauf haben beide anfangs den sich in der Kollektion, Blanke übergroßen Plakatformat bis zur nicht gedacht, bis sie 1968 in ei- porträtierte das Ehepaar DodenStreichholzschachtelgröße, bis ner Ausstellung der Worpsweder hof in seinem typischen lakoniauf wenige Ausnahmen alles Ar- Galerie Netzel feststellten, dass schen, cartoonhaften Strich. beiten auf Papier. sie sich eine Lithografie von Horst Die Bremer Fotografinnen CorHeinz Dodenhof schaut neu- Antes durchaus leisten konnten. dula Schmidt und Bernadette gierig auf Kunst und ist offen So kam das erste Blatt in das Haus Lahmer und die magische Realisauch für die jüngsten Positionen der Dodenhofs, die damals noch tin Marina Schulze sind mit vielen in der Bremer Szene, zu der er ei- in Bremen lebten. Sie wurden auf- Arbeiten vertreten. Auch der ne besondere Beziehung aufge- merksam auf die „Eremiten-Pres- Worpsweder Exzentriker Heini baut hat. Doch der inzwischen se", lernten die „Rixdorfer" ken- Linkshänder ist mit Werkgruppen 74-Jährige, der den größten Teil nen, sahen sich bei den Jahresga- und zahlreichen Einzelarbeiten präsent. Für Linkshänder ist Dodenhof auch als Drucker tätig geworden. Im ersten Stock des Bauernhauses befindet sich eine alte Druckerpresse. Einen ganz besonderen Platz in der Sammlung von Heinz Dodenhof nimmt der Bremer Jan Carstensen ein, der vor allem für seine druckgrafischen Arbeiten und Projekte wie die großartige Künstlerzeitschrift Pictor bekannt ist. Doch Carstensen ist auch ein sehr guter Zeichner und Maler mit gestischer Energie und Farbwucht auf einem spannungsvollen Grat zwischen gegenständlicher Verankerung und dynamischer Abstraktion. Nun will Heinz Dodenhof nur noch in Ausnahmefällen kaufen. Die jungen Künstler dürften das nicht gerne hören. Auch wenn es nicht die großen Summen waren, die er ausgeben konnte, war sein Kauf doch immer Bestätigung gerade für die frisch gebackenen Hochschulabsolventen und auch nicht selten dringend benötigte finanzielle UnterstütFoto: privat zung. Auch ein Norbert Schwontkowski war Dodenhof damals dankbar für jeden Bilderwerb. Verkaufen um zu kaufen, war nie die Strategie Heinz Dodenhofs. Auch jetzt hat er kein Interesse, einzelne, inzwischen wertvolle Stücke abzugeben. Vielmehr möchte er, dass die Sammlung zusammenbleibt und gibt sie deshalb Schritt für Schritt als Schenkung an die Große Kunstschau in Worpswede, die für die nahe Zukunft eine dauerhafte Präsentation zeitgenössischer Kunst anstrebt. Dafür ist Dodenhofs Sammlung mit ihren zahlreichen regionalen Referenzen eine ideale Grundlage. Rainer Bessling 16 HANNOVER – WILHELM BUSCH DT. KARIKATURENMUSEUM EIN WIEDERSEHEN MIT WINNETOU unter der Bettdecke – gelesen.Was aber noch vielfach unbekannt ist: Seit über 100 Jahren haben die abenteuerlichen Erzählungen auch zahlreiche Künstler zu sehr unterschiedlichen, doch stets faszinierenden Bildern angeregt. Copyright beide Fotos: Karl-May-Verlag Bamberg Kaum ein Autor hat so sehr die Fantasie und Sehnsüchte seiner Leser beflügelt wie Karl May, der erfolgreichste deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher wurden und werden von einem Millionenpublikum – wenn es sein muss, Karl May – nach Carl Lindeberg, Der Schatz im Silbersee. chon zu Lebzeiten Mays wurden seine Geschichten mit stimmungsvollen und mitreißenden Illustrationen bebildert. Zu echten Ikonen der Populärkultur wurden die farbintensiven Titelbilder der „Grünen Bände“. Und besonders in den 1960er Jahren – angespornt auch vom Erfolg der Kino-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker – entstanden die vielfältigsten Darstellungen vom Wilden Westen und Orient für unterschiedliche Medien. Das Museum Wilhelm Busch in S Hannover verspricht mit einer Ausstellung vom 11. August bis 13. Oktober 2013 ein Wiedersehen mit Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und all den anderen schillernden Gestalten – so, wie man sie kennt und wie man sie vielleicht noch nicht gesehen hat. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm bietet Veranstaltungen für Jung und Alt, bei denen Karl May, seine beliebten Helden und die exotischen Schauplätze ihrer Abenteuer im Mittelpunkt stehen. Karl May – Zdenek Burian, Winnetous Erben. Copyright : Museumslandschaft Hessen Kassel W. BUSCH: VON DEN HOLLÄNDERN BEFRUCHTET David Teniers d. J., Der Zahnbrecher (Ausschnitt). erühmt und beliebt ist Wilhelm Busch vor allem wegen seiner humorvollen Bildergeschichten und seiner hintersinnigen Gedichte. Dem steht seine Malerei im künstlerischen Vermögen in keiner Weise nach. Buschs lebenslange intensive Auseinandersetzung mit den Gemälden niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts ist deshalb Thema einer großen Ausstellung vom 28. April bis 4. August B 2013 im Museum Wilhelm Busch in Hannover. Erstmals werden Gemälde von Wilhelm Busch zusammen mit seinen großen niederländischen Vorbildern präsentiert und in einen Dialog gebracht. In dieser spannenden Gegenüberstellung wird an Originalen sowohl die künstlerische Befruchtung durch die Niederländer wie die Findung einer eigenständigen malerischen Ausdrucksform in Buschs Werk spürbar. HANNOVER – WILHELM BUSCH DT. KARIKATURENMUSEUM 17 HIER DARF GELACHT WERDEN! Im hannoverschen Georgengarten steht ein Museum, in dem Lachen durchaus erwünscht ist: Denn hier befindet sich ein Großteil des zeichnerischen, malerischen und schriftstellerischen Gesamtwerks von Wilhelm Busch, darunter auch die BildergeschichtenHandschriften von Max und Moritz. inzu kommt eine Sammlung mit mehr als 35.000 historischen und zeitgenössischen Werken international bedeutender Künstler der Bildsatire: Von William Hogarth und Honoré Daumier bis zu Loriot, Marunde, F. K. Waechter und Gerhard Haderer. Im Museum gibt es regelmäßig Ausstellungen mit historischen und zeitgenössischen Karikaturen und kritischer Grafik, Cartoons und Comics. Viele Ausstellungen werden im Anschluss an andere Museen weitergegeben. Die Gründung geht auf 1937 zurück, H Aus der Sammelausstellung: Wolf-Rüdiger Marunde, Die Fähre ist schon weg, 2003. Copyright: Wilhelm Busch - deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst als die 1930 ins Leben gerufene Wilhelm-Busch-Gesellschaft im Stadtzentrum von Hannover das erste Museum für den nieder- schönes Cafe im Palaisgarten bekommen, das gern besucht wird. www.karikatur-museum.de Ausstellungen Karikatur & Zeichenkunst – Sammlungsausstellung zum 75-jährigen Museumsjubiläum seit 30. 9. 2012 „Die holländischen Bilder hab ich freilich gern“ – Wilhelm Busch und die Alten Meister 28. 4. 2013 - 4. 8. 2013 F.W. Bernstein zum 75. Geburtstag – Kabinettausstellung 28.4.2013 - 4.8.2013 The Cartoon Museum London zu Gast 11.8.2013 - 13.10.2013 Mit Karl May um die Welt – Buchillustrationen aus über 130 Jahren 11.8.2013 - 13.10.2013 Wechselnde Ausstellungen widmen sich der Karikatur, Kinderbuchillustration und Modezeichnung sowie dem Cartoon und Comic. Zum Verweilen und Stöbern laden der idyllische Museumsgarten, das Café und der Shop ein. sächsischen Künstler Wilhelm Busch eröffnete. Seit 2002 gibt es einen Förderverein. Das Museum wurde 2000 renoviert und hat ein Copyright: Wilhelm Busch – dt. Museum für Karikatur Zwischen Kaiserwetter und Donnergrollen. Das Deutsche Reich auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg 20.10.2013 - 19.01.2014 Am Sonntag, 11. August 2013, steigt ein großes Museumsfest für die ganze Familie. Es gibt offene Führungen, kulinarische Köstlichkeiten,Kinderaktionen und Vorführungen. Wilhelm Busch und die Alten Meister 28. April bis 4. August 2013 Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11.00 bis 18.00 Uhr Georgengarten, 30167 Hannover www.karikatur-museum.de HANNOVER – THEATERMUSEUM / FAUSTZENTRUM Copyright: Reichelt und Brockmann, Mannheim 18 Billy Wilder (Foto) lieferte Erzählungen mit nachsichtiger Ironisierung menschlicher Schwächen. Lassen sich 100 Theaterjahre in einer Ausstellung darstellen? Was lässt sich ausstellen? Und: Was können diese Dinge erzählen? Das Theatermuseum Hannover hat im gesamten Sammlungs-Fundus ungewöhnliche, seltene, alltägliche Objekte gefunden und ausgestellt. Bis 26. Mai. HOMAGE AN BILLY WILDER B illy Wilders Filme sind Filmgeschichte. Er ist der Meister der Komödie, hat aber auch in Genres wie dem Kriegsfilm und der Liebeskomödie Meilensteine gesetzt. Seine Filme sind das Vermächtnis eines brillanten Ironikers und Moralisten, der trotz viel Lobpreisung dennoch oft verkannt worden ist. Zu Billy Wilders Meisterwerken zählen „Das Appartement“, „Zeugin der Anklage“, die unsterbliche Marilyn-Monroe-Komödie „Manche mögen’s heiß“ und „Eins, Zwei, Drei“. Seine Protagonisten sind „Durchschnittsmenschen“, alles andere als perfekt, können aber manchmal über sich hinaus wachsen. Wilder wurde 21mal für einen „Oscar“ nominiert und sechsmal damit ausgezeichnet. Wilder (1906-2002) wird im Theatermuseum Hannover mit 60 Arbeiten berühmter Fotografen dokumentiert. Die Ausstellung dauert bis 26. Mai. Wurde von Billy Wilder (links) erfolgreich in Szene gesetzt: Marilyn Monroe. www. staatstheater-hannover.de Mit dem Pseudonym Klabund, einer Zusammensetzung von „Klabautermann“ und „Vagabund“, hat Alfred Henschke sein Leben und schriftstellerisches Werk charakterisiert. Die Kabinettausstellung im Theatermuseum Hannover veranschaulicht Leben und Werk des Schriftstellers. Bis 26.Mai. Das Werk des Bühnenbildners Rudolf Schulz ist über 40 Jahre mit Hannover verbunden. Hier hat er nach dem 2. Weltkrieg für mehr als 350 Schauspiele, Opern und Ballette Kostüme und Bühnenbilder entworfen. Das Theatermuseum Hannover erinnert an seine Arbeit. Bis 26. Mai. FAUST-ZENTRUM: ALTERNATIVKULTUR IN LINDEN Beim Capone Club liefert Faust Musik der 20er Jahre.Wechselnde Bands lassen den Jazz und Swing dieser Zeit wieder auferstehen. Tanzen, Musikhören und Pokern stehen an. Seit 1991 steht das Kulturzentrum Faust im hannoverschen Szene-Stadtteil Linden für eine lebendige und vielschichtige Kulturund Stadtteilarbeit. Auf dem ehemaligen Gelände einer Bettfedernfabrik bietet Faust auf über 6.300 Quadratmetern vielseitig einsetzbarer Fläche viel Kulturelles, Bildung und Soziales. Im Internet wird der Kultur-Termin-Kalender geführt, der gut gemacht ist, überschaubar und informativ. Viele Veranstaltungen sind bereits Kult, zum Beispiel der Dichterwettstreit „Macht der Worte“. www.kulturzentrum-faust.de Bauchklang – das sind fünf Vokalisten aus Österreich, die das Genre A-Cappella bereits vor 15 Jahren praktisch neu erfanden und es ins dritte Jahrtausend übersetzt haben. Mit virtuoser Stimmbeherrschung, Mouth Percussion und Human Beatboxing generieren Bauchklang einen Sound mit breitem Klangspektrum. Faust verlost 2 x 2 Karten für unsere Leser (siehe Seite 2) für das Konzert am 23. Mai. DEAD BY APRIL DRÖHNT BEI FAUST Seit ihrem Debüt-Album 2007 geht es mit der schwedischen Metalcore-Band Dead By April stetig bergauf. Die Jungs aus Göteborg spielen am 27. Mai in Hannover. Faust verlost 2 x 2 Karten (mehr dazu auf Seite 2). www.deadbyapril.com DIE REPORTAGE 19 FILM-ODYSSEE DURCH EUROPA Die Franzosen lieben amerikanische Filme, und das modernste Filmmuseum der Welt steht in den kleinen Niederlanden. Der 25-jährige Film-Student Nils Peiler aus Frankfurt hat sich mit seinem Lieblingsfilm im Gepäck im Rahmen eines neuen internationalen Masterprogramms auf eine Reise durch drei Länder gemacht. Und dabei erfahren, dass Film überall einen anderen Stellenwert hat. S Fotos: Nils Peiler chon die Ankunft hat etwas Der angehende FilmFilmisches. Langsam setzt die wissenschaftler hat sich Fähre im Nebel hinter dem Ams- in Frankfurt als erster Stuterdamer Hauptbahnhof über dent überhaupt an dieser den Fluss Ij über zum Landesteg. Uni für ein neues euMittendrin im Großstadtgewühl ropäisches Masterder europäischen Metropole, zwi- programm eingeschen zahllosen holländischen schrieben: „InternaFahrrädern und vereinzelten tional Master in Film Fußgängern, ist an diesem Vor- and Audiovisual mittag auch Nils Peiler (25) aus Media", heißt es. Deutschland unterwegs. Um 11 Das viersemestrige, Uhr findet die erste Kinovorstel- forschungsorienlung im spektakulären neuen EYE tierte Studium der Filmmuseum statt, das die meis- Film- und Medienten Zuschauer mit einer öffentli- wissenschaft wird in drei Besuch in Paris: Nils Peiler vor dem futuristisch aussehenden IMAX-Kino La Géode. chen Fähre erreichen. Schemen- Ländern absolviert und haft zeichnen sich die Gebäu- vom Deutschen Akademischen „Welthauptstadt des Kinos" Wie selbstverständlich arbeiten deumrisse auf dem Weiß der Ne- Austausch Dienst (DAAD) geför- trägt, war sein nächstes Ziel. Dort die Pariser Filminstitutionen für belwand ab, erscheint die ikoni- dert. Ein Dutzend Unis aus Frank- konnte der Filmbegeisterte erfah- das Studium zusammen, erzählt sche Architektur am Ufer. reich, Italien, Spanien, Belgien, ren, wie selbstverständlich die der Filmstudent. „In Paris bietet Um 11 Uhr morgens bereits ins Großbritannien, Holland und Franzosen die „siebte Kunst“ im man auch einmal das ganz große Kino gehen? „Das ist für Cineas- Deutschland stehen dafür im Aus- Alltag behandeln. „Film ist in Programm auf: Da werden an eiten kein Problem, die können das tausch. Jede Uni bietet pro Jahr Frankreich ganz selbstverständ- nem Abend in der Cinémathèque zu jeder Tages- und Nachtzeit“, nur fünf Studienplätze an. lich eine Kunst. Nirgendwo sonst Française alle Modelle eines Filmlacht Nils Peiler. Nach seinem ersten Semester in in Europa gibt es eine solche Ki- kameratyps auf die Bühne gestellt Das EYE ist das derzeit mo- Frankfurt, der traditionsreichsten novielfalt wie in Paris“, schwärmt und dazu berichtet noch der Erdernste Filmmuseum weltweit. Im deutschen Universität mit einem Peiler. Man spreche auch viel über finder selbst als Ehrengast.“ Inneren befinden sich ein Atrium, filmwissenschaftlichen Institut, ist Filme, das sei eine GesprächskulÜber ein Klischee, das sich so ein Restaurant, ein Konferenz- Peiler nach Frankreich gewech- tur, die er in Deutschland in die- gar nicht erfüllt hat, war Peiler ein raum und neben kleinen Schau- selt. Paris, das stolz den Beinamen sem Ausmaß nicht kenne. wenig überrascht: „Die Franzosen kabinen für den lieben amerikaindividuellen nische Filme.“ So Filmgenuss auch liefen denn nevier große Kiben den Nationosäle. „Dass nalgrößen in der man die größte Cinémathèque Ausstellungshalle auch große filmivon Amsterdam sche Retrospektinun im Filmmuseven und Ausstelum findet, finde lungen etwa zu ich toll! Das zeigt US-Meistern wie doch, wie wichtig Tim Burton, Filmkultur auch Robert Altman für ein kleines oder Stanley KuLand mit überbrick. Schön für schaubarer FilmPeiler: er ist überproduktion wie zeugter Kubrickdie Niederlande Das EYE Filmmuseum Amsterdam – das weltweit modernste und vor einem Jahr eröffnet – bietet nicht nur auf Fan. sein kann“, fin- der Leinwand spektakuläre Schauwerte, sondern ist auch für Architekturfans ein Augenschmaus. „Film und Archidet Peiler. tektur, das geht gut zusammen,“ meint Peiler. www.film.ulg.ac.be 20 CELLE – GALERIE HALBACH 40 JAHRE ERFOLG Der Kunsthandel ist sicher kein einfaches Geschäft. Umso bemerkenswerter, dass Ute Halbach-Meinecke nun schon seit über 40 Jahren erfolgreich mit ihrer Galerie am Kunstmarkt tätig ist. Bereits mit 19 Jahren wagt sie den Schritt in die Selbstständigkeit – ein äußerst mutiges Unterfangen. er Weg war sicher nicht immer leicht und gerade anfangs recht steinig. „Für Kunst habe ich mich aber schon seit Jugendtagen begeistern können. Und die Freude an meiner Arbeit war immer eine große Triebfeder für mich, die Galerie auch durch ungemütliche Fahrwasser zu führen“, sagt Ute HalbachMeinecke. Sie muss den Vergleich mit Galerien größerer Städte nicht scheuen. Über die Jahre ist ihr Kundenkreis weit über die Grenzen Celles hinaus gewachsen. Die von ihr vertretenen Künstler kommen aus Deutschland, vielfach aber auch aus dem Ausland. Aus der Kunst- und Kulturlandschaft Celle ist die Galerie Halbach nicht mehr wegzudenken. Sie hat hier unter anderem aufwendige Großprojekte im öffentlichen Raum realisiert. Im ExpoJahr 2000 etwa ließ sie meterhohe Skulpturen des Künstlers Otmar Alt in der Altstadt aufrichten. D CHRISTO-GRAFIK Zu ihren Verhüllungsprojekten entwarfen Christo und seine 2009 verstorbene Frau JeanneClaude kolorierte und collagierte Grafiken. Die Galerie Halbach zeigt eine Vielzahl dieser Arbeiten in einer Ausstellung Ende April. Die gebürtige Argentinierin Elena Gatti verbildlicht in ihren Arbeiten die zwischen Leidenschaft und Melancholie befindliche Seele ihres südamerikanischen Heimatlandes. Die Bilder erscheinen freskoartig, viele Bestandteile sind nur erahnbar. Ausstellung: ab August 2013. ÜBERZEUGENDE VÖGEL Die Glasbläserfamilie Borowski ist mittlerweile eine internationale Marke. Neben Europa gehören auch die USA und Asien zu den Absatzmärkten des erfolgreichen Familienunternehmens. Wen wundert es. Die kreativen und witzigen Glasfiguren werden in meisterhafter Perfektion hergestellt und sind sowohl im Innen- als auch im Außenbereich ein knallbunter, leuchtender Blickfang. Die Galerie Halbach hat die fabelhaften, mundgeblasenen outdoor-objects, die Objekte der Studio line und die einzigartigen Skulpturen aus der Artist Edition von Borowski fest im Programm. Passt vielleicht einer dieser bunten Vogel in Ihren Garten? WENN DER RAHMEN PASST... Ein Schwerpunkt der Galerie Halbach liegt auf fachmännischen konservatorischen Einrahmungen. Aus einer Reihe von hochwertigen Wechselrahmen und Schnittleisten mit Echtvergoldung sowie handgefertigten Modellrahmen findet sich in der Galerie die passende Leiste für jedes Kunstwerk. Bei der Rahmung wird ausschließlich mit speziellen säurefreien Papieren und Klebern gearbeitet. Um Kunstwerke vor UV-Licht und dem Verbleichen zu schützen, wird ein entspiegeltes Glas angeboten. Auch die Restaurierung von Bildern und Rahmen gehört zum Programm der Galerie. Die Galeristin blickt zurück: „Anfangs musste ich bei guten Künstlern ,Klinkenputzen’ und sie davon überzeugen, bei mir auszustellen. Mittlerweile bekomme ich selber Anfragen interessanter und namhafter Künstler.“ Wenn sich Ute Halbach-Meineke für einen Künstler entscheidet, bekommt er eine umfangreiche Ausstellung. „Wir organisieren eine Vernissage in seiner Anwesenheit und bringen immer einen umfangreichen Katalog heraus. Das macht Mühe, ich halte es aber für unbedingt notwendig.“ Halbach-Meinecke baut dabei auch auf Ihr junges Team. Julia Petri und Anja Ebel, beide Kunsthistorikerinnen, stehen ihr als Galerieassistentinnen zur Seite. „Mit meinen Mitarbeiterinnen blicke ich mit Freude und Spannung in die Zukunft.“ Ausstellungen mit dem Verpackungskünstler Christo, Elena Gatti und Monika Kaiblinger sind in Arbeit. CELLE – GALERIE HALBACH 21 SELBSTBEWUSSTE WEIBSBILDER N ur vordergründig erscheinen sie als Lustobjekte, bei näherer Betrachtung avancieren die Frauenbilder Monika Kaiblingers zu vielmehr selbstbewussten, starken Wesen, die sich dem lüsternen Blick des Betrachters auf geheimnisvolle Weise entziehen und eine selbstsichere, ja kokette Sexualität verkörpern. Gemalt sind sie mit einem ebenso kraftvollen wie frei- en Pinselstrich (rechts: Pasta Furiosa). Die spitzen, vollen Brüste der Frauen sind Kainlinger dabei Zeichen weiblicher Urkraft, der fast Bedrohliches anhaften kann. Wenn die Künstlerin Männer in ihren Bildern erscheinen lässt, nehmen diese eine deutliche, passive Rolle ein. Eine Ausstellung mit der Künstlerin ist in der Galerie Halbach für Herbst 2013 geplant. ROCCOTELLI: GANZ EXKLUSIV LINDENBERGS KULT-AQUARELLE Der italienische Maler Michele Roccotelli (Jahrgang 1946) gehört zu den besonderen Entdeckungen von Ute Halbach-Meinecke. Sie vertritt den Maler in Deutschland ganz exklusiv. Roccotellis expressive und farbige Bilder spiegeln sein fröhliches Temperament, die Lebensfreude des Südens wider. Sie sind inspiriert vom Kolorit seiner apulischen Heimat, dem hügeligen Hinterland der Murgia. Experten nennen ihn „Botschafter des Lichts“. Seine Werke (links: Ausschnitt) sind in italienischen Museen zu finden und mit renommierten Auszeichnungen bedacht. Der Kultrocker Udo Lindenberg singt nicht nur, er malt auch - und das mit großem Erfolg. Seine Aquarelle kommen stilistisch ebenso eigensinnig wie kultig daher. Mit den sogenannten Likörellen, seine mit Alkohol getuschten Bilder, entwickelt er ein eigenes künstlerisches Verfahren, das er sich sogar hat patentieren lassen. Mit flinkem Stift und bunter Farbpalette entstehen humorige Bilder, die er mit Schlagwörtern und Satzfragmenten aus seinen Hits unterlegt und so in den Bereich des Comics rückt. Die Galerie Halbach hat Arbeiten von Lindenberg vorrätig. Die Landschafts- und Aktmalerei von Frank Suplie gehört zum Besten, was dieses Genre in seiner zeitgenössischen Gestalt zu bieten hat. Suplie gehört der Malervereinigung der „Norddeutschen Realisten“ an und ist Meisterschüler von Klaus Fußmann. Foto: Die Aller als Motiv. hi~cY^\lZX]hZacYZ6jhhiZaajc\ZcjcY@chiaZg GV]bjc\Zc eZghca^X]Z7ZgVijc\kdgDgi Sie möchten eine persönliche Einladung zur Vernissage oder einen Katalog der Künstler zur Ausstellung? Schreiben Sie uns eine Email mit Ihren Kontaktdaten, wir freuen uns auf Ihren Besuch! ^c[d5\VaZg^Z"]VaWVX]#YZ Galerie Halbach · Großer Plan 14 · 29221 Celle · Tel. 05141/28421 · www.galerie-halbach.de Öffnungszeiten: Mo 11-18.30 Uhr · Di-Fr 10-18.30 Uhr · Sa 10-16 Uhr und nach Vereinbarung 22 BRAUNSCHWEIG – PHOTOMUSEUM RECORDED MEMORIES Das Photomuseum Braunschweig präsentiert vom 24. Mai bis 11.August in Kooperation mit den Goethe-Instituten elf südosteuropäischer Länder die Gruppenausstellung „Europe / South East. Recorded Memories“ – eine Plattform für junge Künstler. ie Arbeiten kreisen um die Frage nach Bild und Erinnerung in der durch zahlreiche ethnische Konflikte gezeichneten Region Südosteuropas. Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm ergänzt die Ausstellung. Diese künstlerischen Grenzüberschreitungen finden ihre Fortsetzung in den Spaziergängen, die Besucher zwischen den Torhäusern an der Helmstedter Straße und der Hamburger Straße 267 unternehmen können. D Sven Johne, aus der Serie Following the Circus, 2011. In den dortigen Quartieren für zeitgenössische Kunst und Fo- Panos Kokkinas, Leave your myth in Greece, 2010 (Ausstellung „Recorded Memories“). tografie zeigt das Museum in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig experimentelle Projekte mit internationalem . Im Stammsitz des Museums wird dagegen regionalen Künstlerarbeiten ein großes Podium einge- Das Photomusuem Braunschweig Museum Folkwang, Essen, „Doräumt. zeigt vom 13. September bis 3. kumentarfotografie FörderpreiNovember Preisträgerfotos eines se“ an junge Fotografen. Es geht Wüstenrot Stiftung-Fotowettbe- darum, die DokumentarfotoPhotomuseum BS werbs. Es grafie aufzuhandelt sich werten. Alle Das Museum für Photographie Braunschweig zeigt internatioum eine zwei Jahre nale zeitgenössische Fotografie. Gruppenauswerden vier Neben dem Stammsitz in den stellung mit gleichwerti„Torhäusern“ betreibt das MuArbeiten von ge Förderseum mit der Hochschule für Tanja Jürgenpreise an AbBildende Künste Braunschweig sen (Foto solvent/inden neuen Ausstellungsort oben: aus der nen deut„267 Quartiere für zeitgenössiSerie Centers scher Hochsche Kunst und Fotografie“. Geof Excellence, schulen oder gründet wurde das Museum 2010) MaAkademien, 1984 von Braunschweiger Fotothias Königschulte, Maziar Moradie einen Abschluss in dokumengrafinnen und Fotografen – als di und Kim Sperling. Seit 1994 tarischer Fotografie abgelegt haForum des Austauschs über fovergibt die Wüstenrot Stiftung in ben, vergeben. tografische Bilder. enger Zusammenarbeit mit der www.photomuseum.de Fotografischen Sammlung im www.wuestenrot-stiftung.de FÖRDERPREISE FÜR JUNGE DOKUMENTARFOTOGRAFEN OSTDEUTSCHE WANDLUNGEN HEILPROZESS: Vom 6. September bis 10. November stellt das Photomuseum den Fotografen Sven Johne vor. Der dokumentiert echte oder scheinbare Einzelschicksale, sie reflektieren gesellschaftliche Wandlungen in Ostdeutschland. Auch Grenzsoldaten und Bürgerrechtler sind unter seinen Themen – auch Wandererlebnisse. Wie muss Heilung heute inszeniert sein, um digitale Krankheitsbilder zu reflektieren? Das Photomuseum stellt vom 14. Juni bis 1. September Fotos von Franz Wanner aus, um Antworten zu finden. Thema der Austellung: „Gift – Gegengift. Krankheitsbilder einer Stadt.“ Die Bild-Kompositionen lassen viel Augenzwinkern zu. WIE INSZENIEREN? Franz Wanner, aus der Serie „Gift – Gegengift. Krankheitsbilder einer Stadt“. BRAUNSCHWEIG – KULTURPROJEKT 1913 23 ERNST AUGUSTS GRÖSSTER COUP Das Jahr 2013 ist für Deutschland – und Europa – ein Jahr mit besonderem Erinnerungspotenzial: 200 Jahre Völkerschlacht, 200. Geburtstag Richard Wagners, 100. Geburtstag Willy Brandts. Neben diesen nationalen Themen gibt es in diesem Jahr auch in Braunschweig einen konkreten Anlass, sich mit dem Jahr 1913 zu beschäftigen. ie Hochzeit des Welfenprinzen Ernst August III., Hannover, am 24. Mai 1913 mit der Kaisertochter Victoria Luise von Preußen , durch die der Welfe, wenn auch nur wenige Jahre, auf den braunschweigischen Herzogsthron gelangte, jährt sich zum hundertsten Male. Er regierte bis 1918. Zwar ist die Hochzeit ein Anlass des Festprogramms „Kulturprojekt 1913 – Braunschweig zwi- D schen Geschichte und Moderne“. Doch steht vor allem der geschichtliche Vorgang der Aussöhnung zwischen Welfen und Hohenzollern und die daraus resultierenden Konsequenzen für das Braunschweiger Land und die Stadt im Vordergrund. Die Veranstaltungen sind ein Reigen, der sich auch für Schulklassen eignet. www.braunschweig.de Student von Prag (gehört als Teil einer Fotoausstellung zur Filmreihe des Universum). Foto: Deutsches Filminstitut, Frankfurt 1913 – VIER SPIELORTE STELLEN AUS V Auch die Jüdische Feierhalle auf dem Hauptfriedhof Braunschweig ist in die Veranstaltungsreihen der TU integriert. Foto: Ulrich Knufinke ier Ausstellungen – Städtisches Museum, Schlossmuseum Braunschweig, Braunschweigisches Landesmuseum sowie der Dom St. Blasii wählen unterschiedliche Zugänge zur Thematik: Zeigt das Braunschweigische Landesmuseum mit „1913 – Herrlich moderne Zeiten?“ die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungslinien im Deutschen Kaiserreich um 1900 und dem Herzogtum Braunschweig, zeichnet das Städtische Museum ein Bild der Stadt Braunschweig im Jahr 1913. Das Schlossmuseum rückt mit „Europas letztes Rendezvous“ die Welfenhochzeit in Berlin als gesellschaftliches Ereignis ins Zentrum. Der Dom als ehemalige Hofkirche war für das städtische Leben von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Auch im Dom entsteht unter dem Titel „Verlorene Bilder. Die herzogliche Dom- und Hofkirche vor 100 Jahren“ ein „archäologisches Fenster“, das einen Blick in das Jahr 1913 ermöglicht. Vortragsreihen ergänzen das Programm. Noch bis Mai werden Filme gezeigt. Und Florian Illies, Autor von „1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“ kommt am 4. Juni zur Autorenlesung nach Braunschweig. Mehr Infos im Internet. UND WAS BEWEGT DAS VOLK? Theater in Mai und Juni: Eine Gaststätte im Mai 1913. Gäste und Personal reden über Braunschweiger Lokalpolitik und die Traumhochzeit in Berlin. Aber was ist mit den eigenen Bedürfnissen, dem Frauenwahlrecht, der militärischen Aufrüstung und der Kriegsgefahr? Humor und Operettenzauber helfen über manche Enttäuschung hinweg. Eine Aufführung des Theater Zeitraum Braunschweig ist so beschwingt wie ein Frühlingsabend. Das Staatsorchester Braunschweig (Foto) spielt am 24. Mai im Dom St. Blasii: Es gibt unter anderem den „Gold und Silber“ Walzer von Franz Lehàr sowie Kompositionen von Richard Strauss und Arnold Schönberg. Sie stehen für die Zeit des Übergangs zwischen Belle Époque und Moderne. Foto: Karl-Bernd Karwasz BREMEN – KUNSTHALLE BREMEN U.A. KULTUR MEISTERDRUCKE AUS PARIS Bremen-Splitter unt, rebellisch, vorbildlos – so wirken die riesigen Denkerköpfe der niederländischen Bildhauerin Eveline van Duyl (geb. 1957), die bis 3. Juni erstmalig in Deutschland im Gerhard-MarcksHaus ausgestellt werden. Die Künstlerin formt keine traditionellen Marmor- oder Bronzeköpfe, sondern benutzt für ihre überlebensgroßen Büsten höchst unterschiedliche Materialien wie Holz, Leder, Muscheln, Garne, Latex, Pferdehaar oder Perlmutt. B Erstmals widmet sich die Kunsthalle Bremen der französischen Plakatkunst nach 1945 und zeigt eine Auswahl von rund 80 französischen Künstlerplakaten, die in der Pariser Druckerei von Fernand Mourlot angefertigt wurden. Darunter finden sich wertvolle Plakate von Picasso, Matisse und Chagall. Die Ausstellung dauert bis zum 12. Mai 2013. hematisch umfassen die Plakate Werbung für Touristenorte, wie sie Matisse gestaltete, Ankündigungen von Veranstaltungen, wie beispielsweise die berühmte Friedenstaube von Picasso, aber auch zahlreiche klassische Künstlerplakate, die vorrangig zur Ausstellungsankündigung dienten. Die ausgestellten Werke stammen aus einer Schenkung von T www.marcks.de rpheus und Eurydike sind im neuen Stück des Bremer Blaumeier-Ateliers mehr als ein Liebespaar. Die 14 behinderten und nicht behinderten SchauspielerInnen beeindrucken durch gekonnte Rollenwechsel. So gibt es Orpheus und Eurydike in verschiedenen Besetzungen, die dem Paar und ihrer Liebe viele Facetten abgewinnen. Das BlaumeierTheaterensemble spielt mit feinsinnigem Humor, mit Live-Musik und in beeindruckenden Bildern. © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2013 O www.blaumeier.de b Herbst 2013 liegt ein Stück Afrika inmitten der Hansestadt Bremen. Die neue Ausstellung des Übersee-Museums lädt zu einer Safari durch faszinierende Naturwelten ein, sie blickt auf die verschiedenen Lebensstile von Afrikanern und offenbart, warum dort sprichwörtlich die Wiege der Menschheit liegt. Ab April stimmen die Museumsgespräche immer am zweiten Donnerstag im Monat auf die neue Ausstellung ein. A www.uebersee-museum.de © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2012 24 Pablo Picasso, Congrès national – Mouvement de la paix,1962. Farblitho. Kunsthalle Bremen. Hans-Herman Rief (1909-2009), der im Frühjahr 2010 der Kunsthalle Bremen insgesamt 112 Künstlerplakate überließ. Diese Schenkung ergänzt die größte Henri Matisse, Madame de Pompadour reçoit le mardeutsche Samm- di 20 novembre 1951 au Pavillon de Marsan à 22 heulung französischer res, 1951. Farblitho. Kunsthalle Bremen. Plakatkunst um 1900 – über 200 an der Zahl – um Freundschaft. Spuren dieser Bebedeutende Werke des 20. Jahr- gegnungen finden sich u.a. in der hunderts, u.a. von Picasso, Matis- Form einzigartiger Probedrucke. se und Chagall. Die Pariser Werkstatt von Mourlot sicherte in direkter Zusammenarbeit mit den Künstlern die hohe Qualität der Drucke. Gemeinsam machten sie das Künstlerplakat nach 1945 populär und erfolgreich. Schnell interessierten sich Sammler für die besonderen Farblithografien, dazu zählte auch der Kunsthistoriker HansHerman Rief. Der Worpsweder lebte regelmäßig mehrere Monate im Jahr in Paris und war mit dem Lithografen Fernand Mourlot befreundet. Auch mit Jean Der Stifter Hans-Herman Rief mit JeCocteau und Max Ernst verband an Cocteaus Plakat Villefranche-surden Sammler eine jahrelange mer –Chapelle St Pierre (1957), 1959. NEUERWERBUNGEN VON „PAULA“ Die Kunsthalle Bremen hat dank Sponsoren drei neue Gemälde für ihre Sammlung erstanden, darunter zwei Gemälde von Paula Modersohn-Becker. Foto links: „Stillleben mit Robbia-Putto“, um 1905, Öl oder Tempera auf Leinwand, 50 x 75 cm. Ein zweites Gemälde: „Stillleben mit Blattpflanze und Eierbecher“. Weiter Paul Sérusier, „Bretonisches Mädchen, Marie Francisaille“, 1896. BREMEN – KUNSTHALLE BREMEN © 2013 Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen und Tidian Camara, Berlin (2) GRAFIK GANZ KINDGERECHT Die Kunsthalle Bremen zeigt mit „Kunst auf Papier. Eine Ausstellung nicht nur für Kinder“ noch bis zum 12. Mai erstmals eine für Kinder konzipierte Ausstellung. Erstklassige Werke werden eingängig erklärt. E Ein rosa Nashorn, frei nach Albrecht Dürers Rhinocerus gestaltet, begleitet die Kinder durch die Ausstellung. rstmals wird das Bremer Kupferstichkabinett und sein bemerkenswerter Bestand von über 200.000 Meisterblättern auch Kindern vermittelt. Die Ausstellung zeigt eine exemplarische Auswahl von über 50 Arbeiten auf Papier, die einen Überblick über 600 Jahre Kunstgeschichte vermitteln. Meisterblätter von Schongauer, Dürer, Rembrandt, Signac, Matisse, Warhol, Cage und WOLS: KREATIV UND Kentridge werden sprichwörtlich auf Augenhöhe für Kinder ab sieben Jahren präsentiert. Die Ausstellungsbesucher begleitet ein rosa Nashorn (Bild links) durch die Welt der Kunst auf Papier. Neben bedeutenden grafischen Arbeiten und deren „Erschaffer“ erklärt das rosa Nashorn auch die jeweiligen Techniken, die hinter den Grafiken stehen: Zeichnung,Radierung, Holzschnitt etc.. 25 ZUSATZ-INFOS Die Inszenierung der Ausstellung „Kunst auf Papier. Eine Ausstellung nicht nur für Kinder“ basiert auf dem 2011 erarbeiteten Kinderkunstbuch „Kunst auf Papier (nicht nur) für Kinder“ – das erste Kinderbuch, das grafische Kunst vermittelt. Zur Ausstellung erscheint ein Audio-Guide. Eingesprochen wurde er von dem Mitbegründer der Bremer Shakespeare Company und Theater- und Filmschauspieler Peter Kaempfe, dessen Stimme zahlreiche Hörbücher und Fernsehdokumentationen prägt. Parallel zur Ausstellung ermöglicht ein umfangreiches Begleitprogramm aus Druck- und Papierworkshops, Atelier- und Ferienkursen, Kunstgesprächen etc. viel eigenes Engagement der Besucher. www.kunsthalle-bremen.de KUNSTHALLE BREMEN um hundertsten Geburtstag von Wols (Wolfgang Schulze, 1913-1951) präsentieren die Kunsthalle Bremen und die MenilCollection in Houston bis zum 13. August 2013 die Ausstellung „Wols: Die Retrospektive“. Es ist die umfangreichste Präsentation des Künstlers seit fast 25 Jahren, d.h. seit den Ausstellungen von 1989/90 im Kunsthaus in Zürich und in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Retrospektive in Bremen umfasst rund 200 Werke (ca. 125 Aquarelle und Zeichnungen, 34 Gemälde, 30 FotograWols, Ohne Titel, fien und 10 illustrierte 1942/43 © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 Z Bücher). Die von vielen Beschwernissen geprägte Biografie von Wols war bislang hauptsächlich die Grundlage für die Deutung seiner Kunst. Die Ausstellung in Bremen geht dagegen von den Werken aus, verfolgt den Weg von den surrealistisch-orientierten Anfängen bis zum revolutionären Spätwerk, das als sogenanntes Informel die Kunst nach 1945 entscheidend mitgeprägt hat. Seine Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde entstehen in einem schöpferischen Arbeitsprozess, der sich an den Werken selbst nachvollziehen lässt. In allen Werkphasen treten die Kreativität und die Wandlungsfähigkeit zutage, sei es in den Motiven oder in den Strukturen und Texturen des Spätwerks. Auch in dieser Hinsicht ist der Künstler ein Avantgardist. In nur fünfzehn Lebensjahren hat Wols ein erstaunliches OEuvre geschaffen. WOLS Kunsthalle Bremen 13. 4. bis 11. 8. 2013 Mit freundlicher Unterstützung der Wols: Le fantôme bleu (Das blaue Phantom) (Detail), 1951, Museum Ludwig Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 WANDLUNGSFÄHIG 26 BREMEN – HAFENMUSEUM DAS INTERESSIERT MICH DIE BOHNE Bremen ist Kaffeestadt! Die Ausstellung im Bremer Hafenmuseum Speicher XI veranschaulicht den Weg der Kaffeebohne von Anbau und Ernte, über Transport und Handel bis zur Verarbeitung und Röstung – und die Geschichte der deutschen Kaffeekultur. Bis zum 30. Juni werden die Exponate gezeigt und Aktivveranstaltungen für Kinder angeboten. Die Ausstellung ist auch für Schulklassen geeignet. ei einer Führung können Kinder eine Keimbohne pflanzen, Kaffeesäcke wiegen und auf ein Schiff laden, Kaffee rösten und mahlen und für die Erwachsenen eine Tasse Kaffee nach Wiener Art oder wie bei einer äthiopischen Kaffeezeremonie zubereiten. Im gemütlichen „türkischen Zelt“ lesen sie Geschichten über Kaffee, wie zum Beispiel die Bohne von dem Ziegenhirten Kaldi entdeckt wurde oder wie der Kaffee nach Europa kam. B Erwachsene können die Bremer Kaffeegeschichte anhand einiger ausgesuchter Objekte nachvollziehen, im Begleitheft nach spannenden Hintergrundinformationen zur heutigen Kaffeewirtschaft stöbern oder sich einen Bericht über Fair-Trade-Kaffe ansehen. Beispiele im Begleitprogramm: Der Betriebsrat Manfred Siebert erzählt am 21. April um 11 Uhr und am 22. Juni um 15 Uhr 90 Minuten lang aus der Industrie- Kinder bereiten einen Kaffee für die Erwachsenen zu. Zuvor muss er natürlich per Hand tüchtig gemahlen werden. 1000 verschiedene Stoffe im Kaffee: Da dürfen die Kinder schmecken, riechen, Bohnen zerkleinern und versuchen herauszufinden, was die Unterschiede bei Kaffeesorten tatsächlich ausmacht. Geschichte und seiner Praxis bei Kaffee HAG, von den beiden Unternehmerpersönlichkeiten Ludwig Roselius senior und junior (Anmeldg. Tel. 0421-303 82 79). In der Langen Nacht der Bremer Museen am 25. Mai gibt es im Museum eine Kaffeeverkostung mit Röstmeister Martin Büchler. Der unvergleichliche Geschmack einer Kaffeebohne entsteht durch rund 1000 Inhaltsstoffe. Kosten Sie selbst! Fair-Trade-Kaffee aus Bolivien – ein Reisebericht. Fünf Jahre arbeitete Elisabeth Petermann in Bolivien für den Dachverband der Kaffeeorganisationen. In Elisabeth Petermanns bebildertem Reisebericht wird die Bedeutung von Fair Trade für die lokalen Bauern herausgearbeitet. www.hafenmuseum-speicherelf.de HAFENMUSEUM IST EIN GEWINN erschmuste Seemannschaft findet sich im Bremer Hafenmuseum Speicher XI nicht, denn Bremer Hafengeschichte ist Industriegeschichte. Das privat getragene Museum hat 2004 sein Zuhause in einem alten Speicher gefunden. Und es zeigt die Zeiten, in denen Hafenarbeit noch man-made war V und Hafenarbeiter täglich bis zu 1.000 Sack Kaffee abladen mussten. Bei 60 Kilo Gewicht ein harter Job. Zum Anfassen und Betrachten sind Werkzeuge und Materialien präsent, Zeitzeugen werden zitiert (auch per Ton) und Kunstwerke gezeigt. Eines der wertvollen Details ist eine Wandmalerei französi- scher Soldaten, die im 2. Weltkrieg im Hafen untergebracht waren. Die Schuppenwand war mit 13 großen auf den Putz gemalten Szenen bemalt – einiges wurde gerettet. Bremen hatte auch eine Reeperbahn, die „Goldküste“ hieß. Das Museum läßt auch das Allzu-Menschliche nicht aus. Auf einem Spaziergang vor den historischen Fassaden der Getreide- und Ölmühlen kann mit sachkundiger Führung alltäglichem Hafentreiben nachgespürt werden. Der Rundgang findet am 28.April und 9. September statt. Bitte anmelden! BREMEN – SCIENCE CENTER „UNIVERSUM“ 27 DIE JUGEND AUF ENTDECKERTOUR Die Wissenschaft bleibt oft nur wenigen Experten vorbehalten, ganz anders im Universum! Denn im Bremer Science Center werden Jung und Alt an rund 300 Stationen mit allen Sinnen selbst zu Forschern: Im Erdbebenzimmer die Wände wackeln lassen, an einem riesigen Gong Schall fühlen oder dunkle Räume ertasten – hier ist Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen erwünscht! ie Besucher gehen im „silbernen Wal“ auf spannende Expeditionen, reisen vom Mittelpunkt der Erde bis in die luftigen Höhen der Atmosphäre, erkunden den Kosmos und die kleinsten Bausteine der Materie oder entdecken die Wunder des Menschen. Verblüffende Fakten rund um das menschliche Leben erfahren sie auch in der aktuellen Sonderausstellung „Mensch in Zahlen“, weitere Exponate bietet der Entdecker-Park unter freiem Himmel. Speziell für Gruppen sind nach vorheriger Anmeldung Themennachmittage möglich: Nach einer 30-minütigen Einführung können die Teilnehmer den passenden Ausstellungsbereich selbst erobern. Beliebt ist auch das „Café im Dunkeln“, bei dem die Gäste mit vier ihrer fünf Sinne auf Entdeckungsreise gehen. Die Expeditionen Mensch, Erde und Kosmos vermitteln anschaulich Wissenswertes über die Ent- stehung von Leben bis hin zu galaktischen Phänomenen und immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Auch die ganz jungen Gäste kommen im Kinderbereich „Milchstraße“ auf ihre Kosten. Der Entdecker-Park bietet mit seinem 5.000 Quadratmeter großen Außengelände weitere Stationen zum Thema Bewegung. Groß und Klein können hier an einem umgedrehten Jojo meterhoch in die Luft springen oder den 27 Meter hohen Turm der Lüfte erklim- D Mit einem besonderen Pulsmesser bekommen die Besucher die tagtägliche Arbeit des eigenen Herzens eindrucksvoll zu hören und zu sehen. INFO Hier sind Geschicklichkeit und das richtige Augenmaß angesagt. Der Luftballon muss durch die passende Öffnung geschoben werden. Und die Uhr läuft! men. „Lernen ist Erfahren, alles andere ist Information“, hat Albert Einstein gesagt. Im „Universum“ bilden die eigenen Erfahrungen den Ausgangspunkt für kognitive Prozesse. Kinder, Schüler, Senioren und Familien nähern sich spielerisch den Naturwissenschaften. www.universum-bremen.de S PASS FAKTOR Fotos: Universum – Science Center Bremen Der Grundstein für das Universum“ wurde 1996 in einem Kreise engagierter Professoren der Universität Bremen gelegt. Die Hansestadt sollte ein Wissenschaftscenter mit starkem Erlebnischarakter haben. Das Science Center wurde am 9. September 2000 eröffnet. 2007 gab es eine Erweiterung um die SchauBox und den Entdecker-Park. Auf einem 27 Meter hohen Turm lassen sich völlig neue Einsichten gewinnen. Zahlreiche Experimente machen die Phänomene begreifbar. Sensorische Prüfungen lieben alle, vor allem natürlich Kinder. WISSENSCHAFTLICH ERWIESEN Entdecken Sie verblüffende Fakten über sich selbst und das menschliche Leben in der Sonderausstellung „MENSCH IN ZAHLEN“. Wiener Str. 1a . 28359 Bremen . www.universum-bremen.de 28 WORPSWEDE – WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND MALERINNEN IM AUFBRUCH Die Sommerausstellungen der Worpsweder Museen stehen unter dem Motto „Malerinnen im Aufbruch“. Sie stellen Künstlerinnen vor, die an der Schwelle und zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben den männlichen Malerkollegen einen Platz als eigenständige Künstlerpersönlichkeiten beanspruchten und damit Vorreiterinnen für eine selbstbestimmte weibliche Kunst waren. alweiber wurden sie verächtlich von ihren männlichen Kollegen genannt, die Künstlerinnen um 1900, die zu Kaisers Zeiten nicht mal zu den Akademien in Deutschland zugelassen waren – sollten sie doch vor dem Besuch der Aktklasse geschützt werden. Diejenigen, die sich einen Auslandsaufenthalt leisten konnten, nahmen ihre Studien bevorzugt in den großen Metropolen, wie Paris und Rom, auf. Andere nahmen Privatstunden bei anerkannten Malern, zum Beispiel den Worpsweder Künstlern Fritz Mackensen und Fritz Overbeck. Wie auch Hans am Ende unterrichteten sie im Künstlerort und mußten so erleben, dass ihre © privat M Julie Wolfthorn, Mädchen im Walde (genannt Gescha), Öl auf Leinwand, 1897, Privatbesitz. Schülerinnen zum Teil mehr Anerkennung fanden als sie selbst. Mit Talent, Engagement und Mut gingen diese Frauen um 1900 ihren beschwerlichen künstleri- schen Weg, der ihnen zu Lebzeiten wenig finanzielle Eigenständigkeit zuließ. Eine Würdigung erfuhren sie erst viele Jahrzehnte später, als das Lebenswerk erst- Die große Sommerausstellung „Malerinnen im Aufbruch“ beginnt in allen vier Worpsweder Museen am 16. Juni, doch die Laufzeiten variieren leicht. Die Ausstellung im Barkenhoff über Julie Wolfthorn endet am 13. Oktober, ebenso wie die im Haus im Schluh mit „Martha Vogelers Kunstweberei“. Die Große Kunstschau Worpswede beendet ihre Ausstellung „Begegnungen – Malerinnen aus den Künstlerkolonien Kerteminde und Worpswede“ am 15. September, ebenso wie die Worpsweder Kunsthalle ihre Ausstellung „Malerinnen um 1900 – Worpsweder Künstlerinnen und Gäste“. Die Öffnungszeiten und Eintrittspreise im Detail entnehmen Sie bitte dem Internet. © Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel INFO Marie Bock: Alter Bauer um 1900 (Ausschnitt), Kunststiftung Friedrich Netzel. mals aufgearbeitet wurde, so beispielsweise bei Paula ModersohnBecker nach ihrem Tod 1907, und bei Ottilie Reylaender anläßlich ihres 100. Geburtstages 1982. Der Barkenhoff zeigt Gemälde von Julie Wolfthorn. Die 1864 unter dem Namen Wolf(f) in Thorn (Polen) geborene Malerin gehörte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bekanntesten und produktivsten Künstlerinnen in Deutschland. Julie Wolfthorn studierte Malerei und Grafik in Berlin, wo sie nach Aufenthalt in Paris (Studium an der Académie Colarossi) für mehrere Jahrzehnte lebte. 1898 gehörte Wolfthorn als eine von nur vier Frauen zu den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession – Käthe Kollwitz und Max Liebermann schätzten ihre Arbeit. Ihr in nebenstehender Anzeige dargestelltes Gemälde „Mädchen mit blaugrünen Augen“, um 1899 hängt heute in der Jack Daulton Collection, Kalifornien. Die Künstlerin wurde 1944 im KZ Theresienstadt umgebracht. WORPSWEDE – WORPSWEDER MUSEUMSVERBUND Die Große Kunstschau präsentiert erstmalig in Deutschland Malerinnen der so genannten „fünischen Schule“ aus der dänischen Künstlerkolonie Kerteminde, die sich um 1900 im Nordosten der Insel Fünen niederließen um dort zu arbeiten. Werke von Anna E. Munch (1876-1960) und Anna Syberg (1870-1914) sowie weiteren Malerinnen werden den Arbeiten Worpsweder Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker (18761907) und Clara Rilke- Westhoff (1878-1954) gegenübergestellt. Das Haus im Schluh präsentiert das Lebenswerk Martha Vogelers (1879-1961), die bei weitem nicht nur die Muse ihres Mannes Heinrich Vogeler war. Sie machte es sich zur Aufgabe, den Kunstbestand des Barkenhoff und die textile Volkskunst langfristig zu bewahren. Nachdem sie das Kunstweben bei einer Weberin der Kunstwebschule Scherrebek erlernte, für die bereits Heinrich Vogeler 1899 Bildwirkereien entwarf, gründete Martha Vogeler 1920 ihre Weberei. Diese entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einer bedeutenden Webschule. In einer repräsentativen Werkschau wer- Ottilie Reylaender: Der Reigen, um 1901. Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel. den die schönsten und kostbarsten Objekte aus Martha Vogelers Hand- und Kunstweberei ausgestellt. Die Worpsweder Kunsthalle zeigt Schlüsselwerke ihrer Sammlung der „Worpsweder Malweiber“. Dazu zählen unter anderem Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker, Ottilie Reylaender und Marie Bock. Als „Gast“ wird erstmals in Worpswede die international künstlerisch tätige Malerin Käte Lassen (1880-1956) aus Flensburg vorgestellt. Die aus einer angesehenen Goldschmiedefamilie stammende Künstlerin hat sich in 29 © Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel vielen Kunstrichtungen versucht: Norddeutschland geprägt hat sie durch Glasmalereien in Kirchen und für private Auftraggeber. www.worpswede-museen.de WORPSWEDE: EIN DORF VOLLER MUSEEN Worpsweder Kunsthalle die einmalige Chance, sich gemeinsam grundlegend zu erneuern. Das mit EU-Mitteln in Millionenhöhe geförderte Großprojekt „Masterplan Worpswede“ erAls Foto stellvertretend für alle Museen in Worpswe- möglichte es, die de: die Kulisse des Barkenhoff von Heinrich Voegeler. Museumsbauten umfassend zu moDie Worpsweder Museumsland- dernisieren und zu erweitern. schaft hat sich in den letzten Jah- Darüber hinaus schlossen sich die ren rasant verändert. Zwischen vier zentralen Museen des Künst2007 und 2012 nutzten die bis lerdorfs zum „Worpsweder Mudahin unabhängig voneinander seumsverbund“ zusammen. Jetzt arbeitenden Worpsweder Mu- wird ein übergreifendes inhaltliseen Barkenhoff, Große Kunst- ches Konzept verfolgt und geschau, Haus im Schluh und meinsam vermarktet. Julie Wolfthorn, Mädchen mit blaugrünen Augen, um 1899, © The Jack Daulton Collection, USA/Foto: Don Tuttle Malerinnen im Aufbruch Frauen erobern um 1900 die Kunst Vier Ausstellungen zu einem großen, spannenden Thema. 16. Juni bis 15. September 2013 www.worpswede-museen.de 30 BREMERHAVEN – DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS Copyright: Deutsches Auswandererhaus / Stefan Volk BORDKARTE FÜR EINE ZEITREISE Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven präsentiert erlebnisreich 300 Jahre deutsche Aus- und Einwanderungsgeschichte. Das im Jahr 2007 für sein innovatives Ausstellungskonzept mit dem European Museum of the Year Award ausgezeichnete Museum hat sich mittlerweile zu einem Migrationsmuseum gewandelt. Am 22.April 2012 wurde ein Erweiterungsbau eröffnet, in dem zusätzlich über 300 Jahre Einwanderungsgeschichte nach Deutschland präsentiert werden. Fotos: Deutsches Auswandererhaus In der „Galerie der 7 Millionen“ wird über die Gründe der Auswanderungen informiert. lywood ist eigentlich eine schwäbische „Erfindung“. Es war der aus Laupheim stammende Carl Laemmle, der eine Studiostadt bei Los Angeles bauen ließ und somit zu den Gründungsvätern der US-amerikanischen Filmindustrie zählt. Er hatte seine alte Heimat im Oberschwäbischen im Jahr 1884 verlassen, um über Bremerhaven in die Neue Welt auszuwandern. Carl Laemmle ist damit einer von mehr als sieben Millionen Menschen, die zwischen 1830 und 1974 über Bremerhaven nach Übersee aufbrachen. Damals betrieb die Seestadt an der Wesermündung den größten Auswandererhafen des europäischen Festlandes. Von hier aus verließen nicht nur Millionen Deutsche ihre alte Heimat, ihre Familie und ihre Freunde, sondern Leben und schlafen unter widrigen Bedingungen: Hier eine Szene aus dem Zwischendeck des Dampfers „Lahn”, der 1887 vom Stapel lief. Komfort gab es nicht, die Reise „in die Neue Welt“ sollte so billig wie möglich sein. auch tausende (Ost-)Europäer. An der Stelle, an der einst die großen Auswandererschiffe am Alten und Neuen Hafen ablegten, steht seit August 2005 das Deutsche Auswandererhaus. Es lässt die Lebensgeschichten vieler Auswanderer wieder lebendig werden. Die Zeitreise beginnt für die Besucher mit der Auswanderung im 19. Jahrhundert. Ausgestattet mit einem „Boarding Pass“ begeben sie sich auf nahezu denselben Weg wie einst diejenigen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen in die Neue Welt begaben, um dort ein neues Leben zu beginnen. Anhand von realen Biografien – darunter auch die des Schwaben Carl Laemmle – nehmen die Museumsgäste die Identität eines Auswanderers an und versetzen sich in sein Schicksal. Originalgetreue Rekonstruktionen historischer Orte wie das Zwischendeck eines Segelschiffes von 1854, der Speisesaal eines großen Ocean Liners von 1929, die US-amerikaniFoto: Sammlung Deutsches Auswandererhaus ollywood – ein amerikanisches Urgestein. Denkt man. Doch wer hätte gedacht, dass sich hinter dieser Einrichtung ein Deutscher verbirgt? Denn Hol- H VOLL IM GOLDRAUSCH lange Wochen dauerte es zumeist, um von Bremerhaven nach Australien zu segeln. Die beschwerliche und oft auch gefährliche Reise unternahmen Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem junge Männer, die vom schnellen Reichtum träumten. Das Gold des Fünften Kontinents hatte ab 1850 zahlreiche von ihnen ans andere Ende der Welt gelockt. Hundert Jahre später erreichte die deutsche Einwanderung ihren Höhepunkt. Nun kamen Handwerker und Facharbeiter, 15 die nach 1945 in Deutschland keine Zukunft sahen. Ab dem 30. September 2013 widmet sich das Deutsche Auswandererhaus mit einer Sonderausstellung zum ersten Mal ausführlich deutschen Einwanderern in Australien. Die Geschichte Australiens als Einwanderungsland ist alt: Sie begann vermutlich vor über 40.000 Jahren mit den Aborigines, die von Neuguinea aus ins Land kamen. Europäische Siedler erreichten das Land 1788. In der Bucht von Sydney gründeten Briten ei- ne Kolonie für Sträflinge: New South Wales. Doch erst der Goldrausch von 1851 brachte dem an Bodenschätzen reichen Land neuzeitliche Einwanderungswellen. Heute sind mehr als 90 Prozent der in Australien lebenden Bevölkerung europäischer Abstammung. Die Ausstellung im Auswandererhaus skizziert 225 Jahre deutsche Einwanderung nach Australien. Sie zeigt, was die Auswanderer dorthin führte und wie ihre Reiseroute und ihr Leben dort aussahen. Australien-Auswanderer Karl-Heinz Dietzel 1968 auf einem Steinfeld bei Port Hedland in Western Australia. Die Zeichnung auf dem Felsen stammt von den Aborigines. sche Einwanderungsstation Ellis Island oder auch Grand Central Terminal in New York machen die verschiedenen Stationen der Auswanderung erlebbar. Welche Gründe gab es für die Auswanderung? Was haben die Auswanderer während der zum Teil strapaziösen, gefährlichen Überfahrt erlebt? Wo haben sie sich niedergelassen und sich ein neues Zuhause geschaffen? Carl Laemmle zum Beispiel, dessen spannender Lebensweg „vom Tellerwäscher zum Millionär“ im Deutschen Auswandererhaus skizziert wird, ließ sich nach seiner Auswanderung 1884 zunächst in Chicago nieder, wo er als Laufbursche einer Zeitung arbeitete und schließlich 1906 mit dem Erwerb eines Fünf-CentFilmtheaters den Grundstein für seine spätere Karriere legte. Denn bereits drei Jahre später, 1909, ist er der größte Filmverleiher in den USA. 1915 ließ der erfolgreiche Filmproduzent in Kalifornien die Studiostadt „Universal City“ erbauen: Hollywood war geboren. Trotz seines Erfolges in Amerika engagierte sich Laemmle zeitlebens für seine Geburtsstadt Laupheim. So ermöglichte er zwi- 31 Copyright: Deutsches Auswandererhaus / Stefan Volk BREMERHAVEN – DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven am Neuen Hafen. schaft für die Einreise in die USA. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten 1934 musste Laemmle sein Filmimperium verkaufen und starb fünf Jahre später in Beverly Hills. Mithilfe der elektronischen Eintrittskarte können die Besucher in den einzelnen Ausstellungsräumen verschiedene Hör- und Multimediastationen aktivieren und Informationen abrufen. Sie lernen Familienschicksale ebenso kennen wie allgemeine Gründe und Ursachen der Massenmigration; sie erfahren aber auch von den Bedingungen an Bord der Schiffe, von der Ankunft in der Fremde und dem schwierigen Neuanfang. Auf Ellis Island können die Besucher zudem originale Fragen Kinder bei einer speziellen Kinderführung. Passen- des Jahres 1907 bede Kostümierung und der Reisekoffer mit allem antworten und teNötigen – welches Kind hätte da nicht Spaß am sten, ob sie selber unMitmachen. (c) Deutsches Auswandererhaus / Ilka Seer ter den damaligen Umständen in die schen 1933 und 1939 über 300 USA hätten einreisen dürfen. deutschen Juden die Flucht aus Seit einem Jahr richtet das dem nationalsozialistischen Deutsche Auswandererhaus eiDeutschland durch eine Bürg- nen gänzlich neuen Blick auf 300 Jahre deutsche Einwanderungsgeschichte. Es beginnt mit den Hugenotten, die ab 1685 nach Brandenburg und Hessen kamen, und endet mit jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen, die in Deutschland neu anfingen. Im zweiten Gebäude des Deutschen Auswandererhauses streifen die Besucher durch einen Tag im Jahr 1973 und entdecken viel Neues und vermeintlich Altbekanntes: Eine italienische Eisdiele stammt zwar aus den 1960er Jahren in Wolfsburg, die Besitzerfamilie jedoch verkauft schon seit 1896 Eis in Deutschland. Fotos gewähren spannende Einblicke in die Familienleben von 15 Einwandererfamilien, die zwischen 1685 und 1999 nach Deutschland kamen. Am Ende des Rundgangs können die Museumsbesucher in zwei internationalen Datenbanken nach eigenen ausgewanderten Vorfahren recherchieren. www.dah-bremerhaven.de WANDERN SIE AUS! muse Das Erlebnis rhaven e um in Brem DEUTSCHES AUSWANDERERHAUS – Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven Tel. 0471 / 9 02 20 - 0, www.dah-bremerhaven.de Täglich geöffnet: März–Okt. 10–18 Uhr, Nov.–Feb. 10–17 Uhr ANZEIGE ANZEIGE 34 HAMBURG – TOURISMUS/KULTUR HAFENSCHLEPPER,DIE WALZER TANZEN Im Mai steht der Hamburger Hafen, das „Tor zur Welt“, für vier Tage regelrecht Kopf: Rund 1,5 Millionen Menschen feiern vom 9. bis zum 12. Mai auf der knapp vier Kilometer langen „Hafenmeile“ entlang der Elbe zwischen HafenCity und dem Museumshafen Övelgönne den 824. Hafengeburtstag – das größte Hafenfest der Welt. u den Höhepunkten des umfangreichen Programms zählen die große Einlaufparade am Freitag, die Auslaufparade am Sonntag, das traditionelle Schlepperballett, das vielfältige Programm an Land, auf dem Wasser und in der Luft, sowie das spektakuläre Feuerwerk am Samstagabend. Und damit an dem Wochenende niemand durstig oder hungrig bleibt, bieten zahllose Stände entlang der Meile exotische Drinks, Bier und Wein eben- Z Blick auf Landungsbrücken, Musical-Gelände, Hafen. Links im Bild: die Elbphilharmonie. so an wie Fischbrötchen, Bratwurst oder Asien-Spezialitäten. Harley-Days Alle Fotos: www.mediaserver.hamburg.de/C. Spahrbier Rund 600.000 Zuschauer und 65.000 Motorräder, darunter ge- schätzte 10.000 meist chromblitzende Exemplare der legendären US-Marke Harley-Davidson, lassen Hamburg bei den Harley-Days vom 21. bis zum 23. Juni erneut zur Biker-Hauptstadt werden. Zentraler Anlaufpunkt ist das ausgedehnte Gelände des Hamburger Großmarktes an der Amsinckstraße, wo eine große Budenund Zeltstadt aufgebaut ist. Dort treffen sich Fans, Experten und Neugierige, um sich in lockerer Atmosphäre über technische Details und Tricks ebenso auszutauschen wie über den Spaß am Motorradfahren. Schlagermove Hamburger Cruising Days: immer ein großes Spektakel. Seit 1997 zieht der Hamburger Schlagermove mehrere Hunderttausend meist junge Menschen geradezu magisch an. Nach dem Vorbild der Berliner Love Parade fahren wieder rund 40 Trucks mit großen Musikanlagen und tanzenden Schlagerfans durch St. Pauli sowie entlang der Hafenkante und beschallen den Stadtteil und die ausgelassenen Massen mit Schlagermusik (28. bis 29. Juni). Sommerfestival Das dreiwöchige Internationale Sommerfestival auf dem Gelände der ehemaligen Kranfabrik „Kampnagel“ im Stadtteil Winterhude existiert seit den 80er Jahren. Auch 2013 gibt es wieder eine aufregende Mischung aus spannenden Konzerten und Theaterstücken, Tanzvorführungen, Kurzfilmen, Installationen und Diskussionsforen. www.kampnagel.de/sommerfestival www.hamburg-tourismus.de KIRCHEN-NACHT BALLETT-TAGE In der 9. Nacht der Kirchen am 21. September öffnen rund 150 christliche Kirchen in allen Hamburger Stadteilen sowie im Umland ihre Türen und laden zu einem großen Fest mit Musik, Tanz, Literatur und Kunst. Das größte ökumenische Fest des Nordens bietet ein vielfältiges Programm, das vom klassischen Orgelkonzert bis zu satirischem Kabarett reicht. Seit 1975 sind die Hamburger Ballett-Tage brillanter Höhepunkt und Abschluss einer jeden Spielzeit. Start der 39. Ballett-Tage ist der 9. Juni mit einer Aufführung von „Shakespeare-Szenen“. In den gesamten drei Wochen tritt auch das Bayerische Staatsballett auf (11./12. Juni). Finale der Hamburger Ballett-Tage ist am 30. Juni eine große Nijinski-Gala. Alsterfahrten gehören einfach zu Hamburg-Ausflügen. HAMBURG – TOURISMUS/KULTUR STAATSOPER Mit der Hamburg-Card auf Entdeckertour PACKT DER WAGNER-WAHN ahn, Wahn, überall Wahn: Mit einem künstlerischen Kraftakt ohne Beispiel feiert die Staatsoper Hamburg vom 12. Mai bis 2. Juni den 200. Geburtstag von Richard Wagner. Zum Jubiläumsjahr dirigiert Hamburgs Generalmusikdirektorin und Opernintendantin Simone Young in nur drei Wochen alle zehn Hauptwerke des Komponisten – vom „Fliegenden Holländer“ bis Parsival – insgesamt 39 Stunden und 45 Minuten reine Musikzeit. Exemplarische Inszenierungen sind von: Peter Konwitschny, Ruth Berghaus, Harry Kupfer, C. Guth, M. A. Marelli. W Zumeist in der historischen Speicherstadt und in der neuen HafenCity liegen die Schauplätze des 5. Harbour Front Literaturfestivals im September 2013. In der einmaligen Atmosphäre des Hamburger Hafens (Foto) treffen dann viele Kulturen aufeinander. Perfekt um Hamburg zu entdecken... b schon a Mit der Hamburg CARD läßt sich Hamburg bequem, flexibel und preiswert erkunden. Das tollste daran: Bei freier Fahrt mit Bus und Bahn (Foto: Hochbahn) im Geltungsbereich des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) sind bis zu 50 Prozent Rabatt bei über 130 Angeboten drin. Zum Beispiel: Hafen-, Alster- und Stadtrundfahrten sind bis zu 29 Prozent billiger, Sehenswürdigkeiten und Museen bis zu 50 Prozent, Musicals* und Theater* bis zu 25 Prozent und Restaurants** bis zu 20 Prozent. Das günstigste Tagesticket für die Hamburg CARD plus Region (ab Lüneburg) kostet 19,90 Euro (ein Erwachsener und drei Kinder – 6 bis 14 Jahre alt); für eine Gruppe bis zu fünf Personen sind 28,50 Euro fällig. Die Hamburg CARD gibt es u.a. unter Telefon 040300 51 300, im Internet www.hamburg-tourism.de, im HVV-Onlineshop und als mobilTicket. Wer nur die Hamburg CARD in der Stadt benötigt (Selbstfahrer, Niedersachsenticket), zahlt entsprechend 8,90 und 14,90 Euro. * Restkarten regulärer Vorstellungen an der Abendkasse. ** Ausgewählte Restaurants. Speisen und erstes Getränk (Karte vor Bestellung zeigen) www.hvv.de/fahrkarten/tages karten/hamburgcard/ www.hamburg-tourismus.de Mehr entdecken – weniger zahlen * 19,90 € Foto: HOCHBAHN www.hamburg-tourism.de/erleben/ events/theater-konzerte/wagnerwahn/ • Freie Fahrt mit Bus und Bahn: einsteigen und losfahren! • Bis zu 50 % Rabatt bei über 130 touristischen Angeboten! • Bei Stadt- und Alsterrundfahrten mind. 2,50 € sparen! • Gruppenkarte ab 28,50 €! Sie erhalten die Hamburg CARD plus Region bei Tourist Informationen, an Fahrkartenautomaten und bei vielen Hotels. NEU: Jetzt auch als Handyticket! * Stand: 12/2012 35 Beratung. Buchung. Service. +49 (0)40.300 51 300 www.hamburg-tourismus.de/card Hamburg Tourismus GmbH | Steinstraße 7 | 20095 Hamburg Foto: Elbjazz HAMBURG – ELBJAZZ Foto: Denis Rouvre 36 Seine Musik hat Arabisches und Amerikanisches, Kuba und Funk, Balkan und Soul. Der charismatische Libanese Ibrahim Maalouf mit der Viertelton-Trompete wird von kundigen Jazz- und Weltmusikfans gleichermaßen geschätzt. Super Kulisse für Elbjazz: Der Hamburger Hafen mit seinen Docks und der maritimen Stimmung. zweiter großer lokaler Beobachter Ende Mai 2011 mit dem alten Klischee des „verstaubten“ Jazz auf: „Ein Pfeifenraucher – 15 000 Partygänger“. Und weiter: „Das Elbjazz Festival ist von einer großen Hoffnung zum großen Erfolg geworden – für alle, die sich als Entdecker verstanden, und erstaunlicherweise für viele begeisterte junge Leute.“ Mit dem Sänger und Pianisten Jamie Cullum konnte der erfolgreichste britische Jazzmusiker für die Hauptbühne gebucht werden. Mit Charme und Lust am Publikum hat er auch im Rock&Pop-Lager begeisterte Fans. Foto: Marco Zanoni Foto: DEborah Anderson N Sie hat die 20 kaum überschritten, spielt souverän Gitarre und ist als Entertainerin ein echtes Phänomen: Die Sängerin Nina Attal aus Paris bringt selbst HardcoreJazzpublikum zum Tanzen. Blues, Soul, Funk werden mit frechem Charme rübergebracht von einer Sängerin, die unbändigen Spass daran hat, auf der Bühne zu stehen. Jetzt schon stadionreif. „Back to the roots“, die für ihn beim Jazz liegen – so kommt Sänger Roger Cicero in kleiner Besetzung nach Hamburg. Und er mag auch englische Texte. Jazzstandards, auch mal funky oder soulful mit Klavierbegleitung. Hochgradig komplex verschieben sie Rhythmen gegeneinander – und doch groovt das Inner Language Trio des Schweizer Pianisten Christoph Stiefel (Foto) mitreißend, eingängig und lässig selbstverständlich. Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion ach der erfolgreichen Premiere 2010 titelte das Hamburger Abendblatt dann auch prompt: „Klingende Leuchtspur über dem Hafen“ und prognostizierte: „So ein Festival hat die Stadt noch nicht gehabt, und sie wird es fortan nicht mehr missen wollen.“ Nach der zweiten Auflage und einem erneuten Besucherzuwachs räumte die WELT als Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion KLINGENDE LEUCHTSPUR ÜBER DEM HAFEN Wer Ben Sidran liebt oder Georgie Fame, für den wird Charlie Wood aus Memphis zu den Highlights zählen: viel R&B, witzige Lyrics und eine Stimme, für die man die Blue Notes notfalls hätte erfinden müssen. HAMBURG – ELBJAZZ 37 Foto: Karsten Jahnke, Konzertdirektion AMBITIONIERT, GROOVIG, ERFOLGREICH Es werden 60 Konzerte im Hamburger Hafen gegeben, vor außergewöhnlichen Schauplätzen – vom Stückgutfrachter bis zum Werftgelände, neben gewaltigen Kränen und großen Docks, mit Barkassenfahrten von Bühne zu Bühne. Diese Idee der beiden ELBJAZZ-Gründerinnen Tina Heine und Nina Sauer charakterisiert Konzertveranstalter Karsten Jahnke im Interview als „eine herrliche Mischung aus Naivität, Professionalität und Leidenschaft.“ us der Taufe gehoben 2010, erobert das internationale Festival am jeweils letzten MaiWochenende neue Räume für alle Spielarten des Jazz: ob klassisch, sperrig, tanzbar, beschwingt, überraschend, berührend oder groovig. Das Konzept der ungewöhnlichen Spielorte im Hamburger Hafen ist gleichermaßen einzigartig, brillant, vielleicht größenwahnsinnig – aber offensichtlich den Nerv des Publikums treffend. Der Begriff „Jazz“ wird an der Elbe mit viel Know-how bewusst ausgeweitet – und spricht nicht nur eingeschworene Jazzliebhaber an, sondern begeistert auch A junge Musikfans. Abgerundet wird das zweitägige Festival im Hamburger Hafen von einem vielfältigen Rahmenprogramm mit Workshops, Kinderprogramm, Filmen und Ausstellungen. Ergebnis: eine einmalige Atmosphäre, die Zehntausende Besucher begeistert hat. Eine Umfrage beim Festival 2012 ergab, dass 48 Prozent der Zuschauer zum ersten Mal bei einem Jazz-Festival waren. Somit ist ELBJAZZ seinem Ziel, einem neuen Publikum diese besondere Musik zu erschließen, ein ganzes Stück nähergekommen. www. elbjazz.de Das Jazzfeeling steigt in Hamburg von Jahr zu Jahr. MEISTER AM SAXOPHON Der 44-jährige US-Amerikaner Joshua Redman (Foto) ist einer der erfolgreichsten Saxophonisten – und das seit über 20 Jahren. Liegt es an seinem Sound? Lyrische Qualität und harmonische Klarheit sind zwei Begriffe, mit denen er sein eigenes Spiel beschreibt. Er gilt als „Ikone“ des modernen amerikanischen Jazz. Dies wird der charismatische Tenorsaxofonist am eindringlichsten live mit seinem Quartett – dynamisch, spannungsreich und voller Spielwitz – bei ELBJAZZ unter Be- weis stellen. Der 1969 im kalifornischen Berkeley geborene Redman zählt zweifelsfrei zu den großen Solisten des modernen US-Jazz – entsprechend erfolgreich ist seine Musik. Zweimal bereits wurde er für einen Grammy nominiert, seit mehr als einem Jahrzehnt erreichten alle seine Alben die Top 10 der Billboard Jazz Album Charts. Die ELBJAZZ-Besucher können sich auf Joshua Redman im Quartett mit Reuben Rogers, Aaron Goldberg und Gregory Hutchinson freuen. Foto: www.spahrbier.de 38 HAMBURG – ALTONAER MUSEUM Eduard Schmidt (1806-1862), Schiffbruch vor der Küste Helgolands, 1854, Öl auf Leinwand (Ausschnitt), Altonaer Museum. EMOTIONEN INS BILD GEMALT Die Maler der Romantik entdecken das Motiv des Schiffbruchs neu. Mit einem Mal wird die Erfahrung der Katastrophe für den Betrachter im Bild emotional spürbar. Bis dahin sind die Seesturm- und Schiffbruchdarstellungen von einer deutlichen Distanz zum Geschehen geprägt. S elbst die niederländischen Ereignisbilder des 17. Jahrhunderts von Seeschlachten, Stürmen und Strandungen erscheinen eher als Landschaftsgemälde denn als Katastrophenbilder. Diese Tradition lässt sich noch bis zu dem bedeutenden französischen Marinemaler Claude Joseph Vernets (1714-1789) verfolgen. Anfang des 19. Jahrhunderts ändert sich der Blick auf den Schiffbruch grundlegend. Die Bilder verlassen den sicheren Abstand, mit dem das schaurige Spektakel in der Ferne dargestellt wird. Sie führen den Betrachter nun dicht an das Unglück heran, um ihm die existenzielle Bedro- genüber der Übermacht der Natur. Die Schifffahrt wurde häufig auch als Allegorie des menschlichen Lebens verstanden. Das hung der Schiffbrüchigen, ihre Schiff muss den Kurs halten, geVerzweiflung und ihren Kampf fährliche Klippen und Seeungeums nackte Überleben vor Augen heuer umschiffen und hohe Welzu führen. Gleichzeitig wird der len unbeschadet überstehen, um Schiffbruch zum Symbol für die schließlich sicher in den Hafen des Ohnmacht des Menschen ge- Himmels oder des Paradieses einlaufen zu können. Die Klippen und Seeungeheuer stehen dabei für die Gefahren der Sünde, der weltlichen Begierden und Anfechtungen. Ein typisches Beispiel dafür ist der anonyme J. Richter, Der Seesturm, nach Philip James de Louther- Holzschnitt „Allebourg (1740-1812), ca. 1864, Stahlstich (Ausschnitt). gorie auf das christliche Leben“ (um 1580). Personifikationen des Teufels, der Welt und des Todes beschießen das Schiff mit Pfeilen, die als „Anfechtung“, „Sünde“, „Untrew“, „Verfolgung“, „Schmach“ sowie „Hunger“, „Kranckheit“ und „Alter“ bezeichnet sind. Zu einer sicheren Reise befähigt wird das Schiff allein durch Gott, der die nötige Ausrüstung stellt: Das christliche Leben ist das Ruder, Geduld und Liebe sind Segel, und Kompass ist das Wort Gottes. Immer wieder werden Ziellosigkeit, Gier und Selbstüberschätzung als Gefahren der Welt dargestellt, an denen der Mensch scheitern bzw. „Schiffbruch erleiden“ kann. Allegorien auf die Seefahrt als Lebensreise sind Lehrstücke, in denen der Schiffbruch ein moralisch-didaktisches Schauspiel darstellt. EIN GEFÄHRLICHER JOB Wer zur See fuhr, hatte den denkbar gefährlichsten Arbeitsplatz. Mitte des 19. Jahrhunderts scheiterten weltweit jährlich mehr als 10.000 Schiffe. Ein organisiertes Rettungswesen entstand erst im 19. Jahrhundert. Auslöser hierfür waren schreckliche Schiffskatastrophen, die aufgrund der öffentlichen Berichterstattung auf große Aufmerksamkeit stießen. In Dänemark war der Untergang der beiden englischen Kriegsschiffe HMS St. George und HMS Defence 1811 vor Thorsminde von Bedeutung. Bei dem Unglück, das nur 500 Meter vor der Küste geschah, starben 1.391 Seeleute. Es dauerte jedoch noch bis 1852, bis ein Gesetz zur staatlichen Organisation des Rettungswesens in Kraft trat. In Deutschland wurde 1865 die DGzRS (fußt auf Spenden) gegründet. Ihr verdanken bis 2011 knapp 80.000 Menschen die Rettung ihres Lebens. Heinrich Grätke (1814-1897), Schiffbruch am Südstrand Helgolands, 1843, Öl auf Leinwand, Altonaer Museum. HAMBURG – ALTONAER MUSEUM 39 VERLUST UND TRAUER SIND IMMER DABEI Die beständige Erfahrung von Gefahr, Hoffnung und Ungewissheit, Tod und Verlust,Trauer und Erinnerung ist seit langem im kollektiven Gedächtnis der Küsten- und Inselbewohner verankert. Die Abwesenheit der Seeleute und das Warten auf die glückliche Heimkehr gehören bis heute zum Alltag der Seemannsfamilien. H äufig war der Seemann der einzige Versorger. Sein Tod war nicht nur eine persönliche Tragödie, sondern bedeutete für die Hinterbliebenen oft auch Armut und Not. Ein gesetzliches Sozialversicherungswesen für Seeleute etablierte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts. Die reale Drohung des Todes und die Erfahrung der Katastrophe werden auch im öffentlichen Raum zum Ausdruck gebracht: Zahllose Denkmäler, Gedenksteine, Reliefs, Tafeln und Inschriften erinnern entlang der Küsten an den Tod im oder am Meer. Es lassen sich drei Arten von „maritimen Memorials“ unterscheiden: Denkmäler für die nie vom Meer Zurückkehrten, Erinnerungsstätten für einzelne Schiffstragödien und sogenannte Friedhöfe der Namenlosen, auf denen unbekannte Strandleichen bestattet wurden. Heinrich Tank (1808-1872), Wartende Fischersfrauen, um 1840, Öl auf Leinwand, Altonaer Museum. Alle Fotos: Altonaer Museum ANGST TREIBT BLÜTEN A Jona im Wal, frühes 17. Jahrhundert. Möglicherweise Nordwestdeutschland. Präparat eines Heringshais, Reisig, Holz. Altonaer Museum. Diese Darstellung ist eine Kuriosität und zwischen Kunst und Volkskunst anzusiedeln. MYTHOS MEER Verschiedene Faktoren nähren den Mythos von untergegangenen Schiffen. Zum einen waren viele der Schiffe sehr groß, vermeintlich unsinkbar und vereinten tausende Menschen aus allen sozialen Schichten und Nationen an Bord. Einige Schiffe waren Auswandererschiffe, die für Hunderttausende Symbol für ein künftiges besseres Leben waren. Der Tod bot Anknüpfungspunkte für Mitgefühl, Identifikation und Mystifikation. ntike Götter und Meeresungeheuer sind vor allem im Kunstgewerbe phantastische Motive. Auf Seekarten vornehmlich des 16. und 17. Jahrhunderts tummeln sich eine Vielzahl antiker Meeresgötter, Ungeheuer und phantastischer Meereswesen, die zusammen mit Schiffen die Karten illustrieren. Sie scheinen der bildhafte Ausdruck der Angst des Menschen zu sein vor den Mächten der See und Gefahren unbe- kannter Gewässer. Ihre Vorbilder finden sich in antiken Bildwerken, Sarkophagen und Wandmalereien, die in der Renaissance und Barockzeit durch Skizzenbücher und Druckgrafik weite Verbreitung fanden. Es entsteht in dieser Zeit eine Mode der Groteskenmalerei und Darstellung mythischer Fabelwesen in der Malerei, der Architektur bis hin zu allen Bereichen des Kunsthandwerks – ein Beispiel dazu links: Jona im Wal. INFO Das Altonaer Museum startet nach der Renovierung am 1. Mai mit einem „Tag der offenen Tür“ in die neue Saison. www.altonaermuseum.de Max Pechstein (1881-1955), Nordweststurm, 1943, Öl auf Leinwand, Altonaer Museum. Das Motiv konzentriert sich auf die wellenförmigen Bewegungen des Meerwassers. Die Brandungswellen reichen bis an den oberen Bildrand. 40 HAMBURG – AUKTIONSHAUS HAUSWEDELL & NOLTE UNTER DEM HAMMER – AUKTIONEN „Kunst oder rare Bücher und Autographen können, müssen aber nicht immer, teuer sein“, stellt Ernst Nolte, seit 1978 Inhaber des 1927 gegründeten Hamburger Auktionshauses Hauswedell & Nolte fest: „Bereits für wenige hundert Euro lassen sich in unseren Auktionen schöne und qualitätvolle Werke finden, die Grenzen sind dabei natürlich nach oben immer offen.“ as Auktionshaus logiert im vornehmen Hamburger Stadtteil Pöseldorf am Pöseldorfer Weg 1 - in einer weißen Gründerzeit-Villa nahe der Milchstraße und zentral an der Alster gelegen. Ein Besuch lohnt sich vor allem zu den Besichtigungszeiten vor den Versteigerungen, wenn alle Werke ausgestellt werden. Jährlich finden bei Hauswedell & Nolte insgesamt sieben Kunstund Buchauktionen im Frühjahr und Herbst statt, bei denen mehrere tausend Objekte den Besitzer wechseln. Zu den Spezialgebieten des Unternehmens gehören Alte, Moderne und Zeitgenössische Kunst mit den Gattungen Gemälde, D Zeichnungen, Graphik und Skulpturen. Zum Programm der wertvollen Bücher gehören alle Spektren, von der mittelalterlichen Inkunabel bis zu Künstlerbüchern des 20. Jahrhunderts und rare Autographen. Zusätzlich werden Themen-Ausstellungen gezeigt. Seit 1983 unterhält Hauswedell & Nolte eine Repräsentanz in New York, 1998 eröffnete ein zweites Auslands-Büro in Los Angeles. Langjährige, konstante Beziehungen zu privaten Sammlern, Museen, Bibliotheken und zum Kunsthandel ließen Hauswedell & Nolte zu einem der wenigen deutschen Häuser wachsen, die sich auf internationalem Parkett Ernst-Ludwig Kirchner. Dodo mit japanischem Schirm. Farblithographie. 1909. 38,5 x 33,0 cm. Schätzpreis ca. 300.000 Euro. Karl Schmidt-Rottluff. Gasse in Ascona. Aquarell/Tusche. 1927-30. 69, 5 x 50,3 cm. Schätzpreis 40.000 Euro. neben Konzernen wie Christie‘s oder Sotheby‘s auch in wechselhaften Marktsituationen seit Jahrzehnten behauptet haben. „Dem liegt sicher auch unsere durch die Tradition geprägte Firmenphilosophie und unsere stets seriöse und schnelle Abwicklung zu Grunde“, so Ernst Nolte: „Wir setzen uns für die Interessen unserer Klienten immer voll und ganz ein, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Uns ist es ein Anliegen, unsere Kunden rundum – von Einlieferung bis Verkauf – zu betreuen, sie in allen Fragen zu begleiten und ihnen durch unsere langjährige Erfahrung eine solide Vertrauensbasis zu bieten. Das beginnt mit der marktgerechten Taxierung, an die sich die wissenschaftliche Bearbeitung und eine gezielte mediengerechte Platzierung des Kunstwerkes anschließen. Unser Radius beschränkt sich dabei nicht nur auf den europäischen Raum, sondern erstreckt sich bis nach Asien sowie Nord- und Südamerika, mehr denn je durch das Internet. Diskretion ist dabei aber immer Ehrensache.“ Etliche bedeutende Kunstsammlungen und Bibliotheken kamen bei Hauswedell & Nolte in den letzten Jahrzehnten unter den Hammer, wie die international größte Käthe Kollwitz-Sammlung von Salman Schocken, Jerusalem, oder die 80.000 Bände umfassende Königl. Ernst August FideiCommiss-Bibliothek, Hannover. Auch der erste Millionenzuschlag in Deutschland fiel 1985 bei Hauswedell & Nolte, für ein aus Lindenholz geschnitztes „Lüsterweibchen“ von Tilman Riemenschneider. Seit jeher legt man größten Wert auf die profunde wissenschaftliche Bearbeitung der Werke. Dafür steht den erfahrenen Experten für ihre Recherchen eine bestens ausgestattete Bibliothek auf dem aktuellsten Stand HAMBURG – AUKTIONSHAUS HAUSWEDELL & NOLTE 41 BEI HAUSWEDELL & NOLTE zur Verfügung. Einen besonderen Schwerpunkt in den Kunstauktionen – und auch das persönliche Interesse von Ernst Nolte – ist dabei seit jeher die Graphik des deutschen Expressionismus und der internationalen klassischen Moderne. Auch in den kommenden Versteigerungen am 5. und 6. Juni sind etliche hochkarätige Meisterwerke vertreten, zum Beispiel Ernst Ludwig Kirchners in nur sechs Exemplaren existente Farblithographie von 1909 „Dodo mit japanischem Schirm“, deren Preiserwartung oberhalb der halben Million Euro liegt oder ein malerisches Aquarell von Karl Schmidt-Rottluff „Gasse in Ascona“, das mit 40.000 Euro taxiert ist. Darüber hinaus werden in der Moderne Originale und Graphi- ken von Emil Nolde, Otto Mueller, Lesser Ury, Kurt Schwitters, Skulpturen von Ernst Barlach, Ewald Mataré und Georg Kolbe versteigert. Die Abteilung „Alte Kunst“ wartet mit einer umfangreichen Gruppe an Graphiken von Dürer bis Rembrandt und Nürnberger Kleinmeistern auf, der Gemäldesektor ist vor allem mit Werken des 19. Jahrhunderts ausgestattet. Die „Kunst nach 1945“ bietet gerade jüngeren Sammlern etliche Einstiegsgelegenheiten; wer sich etwa für den Künstler Horst Janssen interessiert, findet hier ein breites Angebot, ab circa 200 Euro. Gespannt erwartet wird in der Buchauktion am 28. und 29. Mai das Ergebnis für 90 Briefe von Friedrich d. Gr., die mit 40.000 Euro geschätzt werden. Das Auktionshaus Hauswedell & Nolte hat seinen Sitz in einer GründerzeitVilla im vornehmen Hamburger Stadtteil Pöseldorf. Pöseldorfer Weg 1 20148 Hamburg Tel +49-(0)40-41 3210-0 Fax +49-(0)40-41 3210-10 info@hauswedell-nolte.de www.hauswedell-nolte.de Öffnungszeiten: Mo - Fr 10 -17 Uhr und nach Vereinbarung Auktionstermine: 28./29. Mai – Wertvolle Bücher und Autographen 5./6. Juni – Moderne Kunst, Alte Meister, Kunst nach 1945 James Rosenquist. My Mind is a Glass of Water. Farblithographie. 1972. 76,0 x 56,0 cm. Schätzpreis 600 Euro. Alle Kataloge sind ca. 4 Wochen vor der Auktion im Internet verfügbar 42 HAMBURG – KUNSTHALLE © Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 2012. Foto: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler „JEDER BEKOMMT SEINE CHANCE“ „Der Tag wird kommen, an dem man große Dinge im Freien machen kann, jeder bekommt seine Chance, wenn er ihrer würdig ist." Dies prophezeite schon der Künstlervater Giovanni Giacometti 1929 seinem begabten Sohn.Tatsächlich träumt Alberto (1901-1966) fast 40 Jahre lang davon, eine große Skulpturengruppe für einen öffentlichen Platz zu schaffen, auf dem sich Kunst und Leben treffen. D Alberto Giacometti (1901-1966), Place (Platz), 1948, 6/6. Emanuel Hoffmann-Stiftung, Depositum in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel. Bronze, 21 x 63,5 x 44 cm. ort. Denn auch das Atelier war Giacomettis „Spielfeld“: Es wurde zur Bühne, auf welcher der Künstler sich selbst und seine Schöpfungen inszenierte. Dieser zu Recht zum Mythos gewordene Arbeitsraum wird in seiner räumlichen Gedrängtheit und zugleich ideellen Bedeutung in der Ausstellung erstmals erlebbar – heißt: manche Exponate stehen bewußt sehr eng zueinander – bei großem Besucheransturm ein etwas mühsamer Genuss. Die Ausstellung zeigt aber auch, dass es Giacometti in der letzten Entwicklungsphase seiner Skulpturen „das Problem der Verbindung von Zeit und Raum“ (Katalog) durch die Stellung von ver- schiedenen Figuren im Raum für sich lösen konnte. Die groß angelegte Schau umfasst über 200 ausgewählte Werke. Darunter befinden sich 40 zum Teil bislang kaum ausgeliehene Skulpturen sowie rund 30 Ölgemälde (Giacometti sah sich selbst gleichwertig als Maler und Skulpteur), zudem Zeichnungen und Photographien aller Werkphasen aus internationalen Museen und Privatsammlungen. Präsentiert wird so die ganze Spannweite und Aktualität von Giacomettis Kunst: In der Formensprache von der Blockhaftigkeit zur fragilen Entmaterialisierung, in der Raumauffassung vom winzigem Produktionsort zum inszenierten Präsentationsort und innerhalb des Skulpturenbegriffs vom individuellen Objekt zum architekturbezogenen, überlebensgroßen „Environment“. Alberto Giacometti (1901-1966), Main prise (Gefährdete Hand) , 1932. Holz und Metall, www.hamburg-kunsthal20 x 59,5 x 27 cm. Kunsthaus Zürich, Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich. © Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 2013. Foto: Kunsthaus Zürich le.de Sein Leben Alberto Giacometti (Foto, 1931) wird 1901 als erstes Kind von Giovanni Giacometti (1868- 1933) und dessen Frau Annetta in Borgonovo im Tessin geboren. Er wächst in einem künstlerischen Umfeld auf: Der Vater gilt als einer der wichtigsten Vertreter der postimpressionistischen Malerei in der Schweiz. Er ist einer seiner größten Förderer. Mit seinem Bruder Diego verbindet Giacometti lebenslang eine enge Beziehung. Diego arbeitet für Alberto, der fertigt unzähligen Bildnisse und Skulpturen von seinem Bruder an. Er lebt sein Leben lang bescheiden in der Nähe des Montparnasse. 1949 heiratet Giacometti die 22 Jahre jüngere Annette Arm. Sie wird eines seiner wichtigsten Modelle. 1962 auf der Biennale von Venedig erhält Giacometti den großen Preis für Skulptur. 1966 stirbt der Künstler nach schwerer Krankheit. © Jacques-André Boiffard / Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur. © Alberto Giacometti Estate (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris), 2012 iesem Traum widmet sich nun erstmals eine Ausstellung. Tatsächlich wurde keines der frühen wie späteren Schaumodelle und der späten Platzentwürfe endgültig als öffentliche Gestaltung umgesetzt. Giacometti vergrößerte aber einzelne Elemente für sich selbst und umgab sich über Jahrzehnte damit in seinem winzigen Pariser Atelier, das „mit der Zeit immer größer wurde“ (Alberto Giacometti). Ihre bedeutungsvollen, wie in einem Gedächtnistheater arrangierten Platzierungen auf dem Atelierboden hielt er sorgsam fest. Die Ausstellung, die bis zum 19. Mai dauert (Galerie der Gegenwart, 1. Etage), ermöglicht mit zahlreichen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien aus verschiedenen Schaffensperioden teils bisher ungesehene Einblicke in diesen außergewöhnlichen Produktions- und Präsentations- HAMBURG – BUCERIUS KUNST FORUM 43 SEINE SUCHE NACH DER FORM Der Erfolg kommt spät,Alberto Giacometti ist fast 40 Jahre alt. 1947 bietet der New Yorker Galerist Pierre Matisse den Künstler bei einem Besuch in Paris die Zusammenarbeit an.Auch die Galerie von Aimé Maeght in Paris springt später auf den Zug auf. Giacometti verdient noch zu Lebzeiten so viel Geld, dass er sorgenfrei leben kann. Doch der Weg zu den Skulpturformen, die ihm Weltruhm einbringen, ist lang. © Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 2013 D Alberto Giacometti: Kleine Büste auf Stele, 1952. Privatsammlung, Schweiz er Künstler ringt jahrzehntelang mit seinem Tun, bis seine Hände dem Ton die finale Note geben, so dass er realisiert, was er im Geiste sieht und körperlich fühlt. Das Bucerius Kunst Forum, Hamburg, zeigt bis zum 20. Mai die Ausstellung „Alberto Giacometti. Begegnungen". Für Alberto Giacometti hing alles davon ab, ob er Blick und Gesicht eines Menschen in seiner Kunst lebendig werden lassen konnte. Seine Portraitkunst ist Ausgangspunkt und Zentrum seines Werkes, sie steht auch im Mittelpunkt der Ausstellung. Giacometti erhielt für seine stark reduzierten Skulpturen früh Anerkennung in den Pariser Künstlerkreisen, auch von JeanPaul Sartre selbst. Der New Yorker Galerist Julien Levy organisierte Giacomettis erste Einzelausstellung in den USA. Bis 1941 schaffte Giacometti winzige Bildnisbüsten und Figuren auf großen Sockeln, die die Distanz zum Porträtierten erfahrbar machen. Die winzigen Plastiken wirken wie aus der Entfernung betrachtete Gestalten, die zwar keine Details offenbaren, jedoch als Gesamterscheinung wahrnehmbar sind. Durch große, blockhafte, teilweise gestufte Sockel verstärkte Giacometti den Eindruck der Distanz. 1956 wird Giacometti eingeladen, den französischen Pavillon Begegnungen: Der Besucher der Ausstellung beginnt eine „Beziehung“ mit den Exponaten im Raum. Foto: Bucerius Kunst Forum. auf der Biennale in Venedig zu bespielen, und fertigt dafür zahlreiche schlanke, stehende Frauenfiguren, die Frauen für Venedig. Giacomettis kunsthistorische Bedeutung liegt in der Neuformulierung figürlicher Skulptur nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ausstellung ist auf die zeitgleich in der Hamburger Kunsthalle gezeigte Schau „Giacometti. Die Spielfelder" abgestimmt. Bis 20.5.2013, Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt, Hamburg. www.buceriuskunstforum.de Alberto Giacometti mit Skulpturen bei der Vorbereitung zu einer Ausstellung Fotographie von Gordon Parks, 1951. © The Gordon Parks Foundation, Succession Alberto Giacometti (Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris + ADAGP, Paris), 44 HAMBURG – DEICHTORHALLEN ALLTÄGLICHES VERFREMDET Bis zum 2. Juni zeigen die Deichtorhallen, Hamburg, die zentralen Serien, Installationen, Skulpturen und Bilder von Hans-Peter Feldmann – ein Werk aus über vier Jahrzehnten. eldmann, 1941 in Düsseldorf geboren, wurde in den frühen 1970er Jahren mit enzyklopädischen Fotoserien bekannt, für die er sich aus dem großen Fundus alltäglicher Bilder bediente. Feldmann überwindet die scheinbare Kluft zwischen Kunst und Alltag und taucht Vorgefundenes aus der trivialen Welt bis hin zu Amateurfotos, Spielzeug und Nippes in ein poetisches, persönliches F Augenzwinkernder Titel: „Ein Pfund Erdbeeren“, einzeln platziert. großen deutschen Künstlern, die wie Richter und Polke einen spürbaren Einfluss auf die nachfolgende Künstlergeneration haben. Bis heute haben die Werke Feld- Harry Callahan: Chicago, c. 1951 DEN REALISMUS NEU ENTDECKT Harry Callahan (1912-1999) gilt als einer der innovativsten und einflussreichsten Fotografen der US-Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts. Wegen der schöpferischen Intensität seines Werks zeigen die Deichtorhallen sein Werk in einer umfangreichen Re- trospektive mit über 280 Arbeiten bis zum 9. Juni 2013. Als einer der Ersten überwand Harry Callahan die vorherrschende Ästhetik des Realismus, indem er die „New Vision“ von László Moholy-Nagy und die Straight Photography weiter entwickelte. manns nichts von ihrer Verführungskraft, ihrer Leichtigkeit und subtilem Humor verloren. www.deichtorhallen.de VON DEN BEATLES AUF SGT. PEPPER VEREWIGT W erke wie „Naked Lunch“ dass Burroughs auch als multimeoder „The Soft Machine“ dial arbeitender Künstler ein umhaben William S. Burroughs fangreiches und vielgestaltiges (1914 -1997) als Autor der Beat- Werk geschaffen hat, das ExperiGeneration weltberühmt ge- mente mit Tonband, Film und Fomacht. Als zentrale Figur der tografie ebenso umfasst wie MaCounterculture und Punk-Bewe- lerei und Collagen. Die Retrospekgung beeinflußte Burroughs über tive in der Sammlung FalckenJahrzehnte viele Künstler, Filme- berg-Harburg der Deichtorhallen macher und Musiker darunter Da- läuft bis zum 18. August. vid Cronenberg, Gus van Sant, Patti Smith, John Cage, Lou Reed, David Bowie, R.E.M. und Kurt Cobain. Zahlreiche Musikgruppen zogen Namen und Songtitel aus den Werken Burroughs. Die Beatles verewigten ihn auf ihrem legendären Plattencover von !Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band“. Weit weniger bekannt ist dagegen, Peter Hujar: William Burroughs, reclining, 1975. Courtesy The Peter Hujar Archive and Matthew Marks Gallery. Foto: ONUK © The Estate of Harry Callahan. Courtesy Pace/MacGill Gallery, New York Licht. Seine Arbeiten wurden u. a. im Guggenheim Museum New York, auf der Documenta und auf der Biennale von Venedig gezeigt. Mittlerweile zählt er zu den COPYRIGHT: VG BILD-KUNST, Bonn. Courtesy H.-P. Feldmann © VG Bild-Kunst, Bonn HAMBURG – G. FOTH, RESTAURATORIN 45 WENN BILDER SCHREIEN KÖNNTEN Es gibt sie überall – auf Auktionen, im Kunsthandel, bei Privatleuten: Bilder, die unansehnlich geworden sind. Sie sind vergilbt im Laufe der Jahre, es haben sich Craquelé gebildet, häßliche Risse, durch Klimaschwankungen hervorgerufen. Im schlimmsten Fall rieselt auch noch die Farbe auf und davon. Die Hamburger Restauratorin Geertje Foth setzt sich in Werkstatt- und Ateliergesprächen, neuerdings auch auf Kunst-Messen – zuletzt auf der TEFAF in Maastricht – für die rechtzeitige Rettung von Kunstwerken ein. G eertje Foth (Foto rechts), die ihr Handwerk von der Pieke auf gelernt hat, ist seit 21 Jahren selbstständig und betreibt ihre Werkstatt in Hamburg-Bahrenfeld mit drei bis vier Mitarbeiterinnen. Ihr Referenzen-Register ist lang, unter anderem restaurierte sie den Altar im Bardowicker Dom, arbeitete nach eigenen Angaben auch für das Kloster Ebstorf und viele Museen und Sammlungen. Die Frontfrau ihrer Werkstatt sieht sich unter den fünf führenden Restauratoren Hamburgs. Restaurierung schafft Marktwert, ist ihr Hauptargument. Foth bekam ein Bild von Johann Georg Besonderes Erlebnis: Tizians „Kreuztragung“ von 1575. Über 100 Stunden Fotodokumentation als Beleg geduldiger Werkstatt-Arbeit. zitiert hier gerne Martin Heidegger: „Zum Geschaffensein des Werkes gehören ebenso wesentlich wie die Schaffenden auch die Bewahrenden“. Auch Carl Hofers „Im Baderaum“ von 1918 erwies als eine dieser „Sleeping Beauties“ (Foth), ein Bild, das die Restauratorin als eine braungehaltene Badeszene entgegennahm und unter dessen dunkelgelblicher Firniswelt nach Ein Ölbild vor der Restaurierung (links) und da- der Restaurierung stimnach. Alter Firnis weg, Craquels „geflickt“. mungsvolles farbenfrohes Leben erschien. Rosenberg in die Werkstatt Firnis auf Ölbildern schützt, („Schlossplatz mit königlichem schafft Glanz und hebt die MalStadtschloss“, 1784), das überar- technik des Künstlers hervor. beitet werden mußte. Der im Sti- Wenn Firnis nach Jahren altert, le Canalettos malende Deutsche dunkelt ein Bild nach – ein Pro– Mitglied der Pariser Académie zess, der schleichend daher Royale – arbeitete ab 1773 in Ber- kommt – das Auge gewöhnt sich lin und schuf zahlreiche Stadtan- an die Veränderung. Am Ende sichten der Stadt. In Öl sind nur staunt man über die tatsächlich noch 19 Werke erhalten – 8.500 vorhandene Farbenpracht. Euro durchschnittlicher Wert. Der Foth bezeichnet auch KaminEigentübmer hatte die nötige Ein- dreck auf Bildern als „schwierig sicht für die Geldausgabe - Foth und aggressiv“. Ein Gemälde von anschließend zuhause aufhängen. Schwerwiegender als alte FirnisDickschichten sind die Reparaturen von Craquéls. Foth zeigt in einem Film, wie sich Malschichten durch Aufnahme und Abgabe von Luftfeuchtigkeit bewegen. Am Ende reißt die Farboberfläche auf. Im schlimmsten Fall fällt die Farbe schuppig ab oder zerbröselt. Mit Heizspachtel und Störleim geht es dann zur Sache. „Wenn Bilder schreien könnten“, erklärt Foth, Lyonel Feiniger (1871 bis 1956) „würden Eigentümer viel schnelwar mit einer Nikotinschicht über- ler auf die unwürdigen Zustände zogen, „es roch wie ein ihrer Bilder reagieren.“ Aschenbecher“. Es gibt auch lustige BegebenEin noch laufendes Projekt sind heiten im Restauratorenalltag. Ein die Gemälderestaurierungen, die Kunde erschien mit einem Ölbild, die „Arthur und Georgie Illies Fa- auf dem Zwerge beim Pilzekegeln milien-Stiftung Lüneburg“ bei der zu sehen waren. Auch hier war eiHamburgerin in Auftrag gegeben ne Reinigung angesagt. Das Bild hat. 79 beschädigte Gemälde von paßte zwar weder thematisch Arthur Illies (1870 bis 1952) hat noch intellektuell oder stilistisch Foth übernommen. Sobald sich zu dem Betreiber einer Kanzlei. Gemälde-Paten finden, die die Gleichwohl: Zwei der Zwerge hatRestaurierung zahlen, wird Foth ten starke Ähnlichkeit mit Manaktiv. Die Bilder dürfen die Paten danten des Anwalts, das war für ihn Reiz genug, das Bild zu besitzen. Nach der Reinigung des Gemäldes ergab sich allerdings ein größeres Problem: das Bild durfte nicht mehr wie ursprünglich geplant in den Kanzleiräumen hängen. Die Klienten hätten sich beim Betrachten desselben möglicherweise wiedererkannt und sich düpiert gefühlt. JOB Auch Ränder und Rückseiten von Bildern müssen aufgefrischt werden. www.geertjefoth.de 46 HAMBURG – REEPERBAHNFESTIVAL / SCHMIDTS TIVOLI DIE REEPERBAHN IN FEIER-LAUNE Deutschlands größtes Clubfestival ist aus dem internationalen Musikbetrieb nicht mehr wegzudenken. Zum achten Mal wird das Reeperbahn Festival vom 25. - 28. September 2013 mit umfangreichem Programm überraschen, neugierig machen, Handelsplattform sein, erfreuen, informieren, provozieren – und zum Feiern bringen, wenn der ganze Kiez im Einklang von Musik, Kunst und Business schwingt. er jemals die einzigartige Stimmung des Reeperbahn Festivals erlebt hat, der kommt und bilden eine verschworene Einheit. Die europaweit einzigartige Veranstaltung bietet weit mehr als eine Menge großartiger Konzerte. Über 400 Programmpunkte unterschiedlichster Sparten warten auf etwa 28.000 Fachund Festivalbesucher aus aller Welt. In mehr als 70 einzigartigen, großen und kleinen Spielstätten eröffnen sich damit unerschöpfliche Möglichkeiten zum Entdecken, Klönen und Vernetzen! Einen wichtigen Part bilden die Während des Reeperbahnfestivals finden sich auf dem Live-Auftritte Spielbudenplatz immer sehr viele Menschen ein. vieler nationaler und internatioimmer wieder! Kiez, Konzerte, naler Bands. 300 Auftritte von Kunst und Konferenz gehören in Musikern weltweit sind geplant. der einmaligen Atmosphäre rund um die Reeperbahn zusammen www.reeperbahnfestival.com Foto: Lena Meyer W Schmidt Theater: Macher-Argumente „Warum wir Drei ein Musical über 24 Stunden an einem Imbiss auf der Reeperbahn geschrieben haben? Insgesamt 16 Jahre haben wir in vier verschiedenen Wohnungen auf St. Pauli gelebt. Zusammengenommen 29 Jahre, 7 Monate und 3 Tage haben wir in den Theatern am Spielbudenplatz gearbeitet. Wir haben 4.538 Abende, vielBevor sich die Tore öffnen und während der Pause: leicht waren es Zuschauer-Getümmel vor Schmidts Tivoli auch 4.539, da Theater machen kann – und das gehen die Meinungen etwas ausseit Jahrzehnten. einander, in 68 verschiedenen Das Schmidt Theater ist ein PriKneipen auf dem Kiez verbracht, dabei wurden 13.134 und ein hal- vattheater am Spielbudenplatz im Hamburger Stadtteil bes Bier getrunken und 912 St. Pauli. Es verfügt über zwei Currywürste verspeist. Wir haben uns siebenmal unsterblich verliebt Spielstätten, das Schmidt Theater und genau so oft unter Tränen ge- selbst (423 Sitzplätze) und das nur wenige Schritte entfernte trennt, dreimal sogar beides in ei„Große Haus“ namens Schmidts ner Nacht. Es war also einfach an Tivoli (620 Sitzplätze). Das Theater der Zeit, diesem wunderbar verwurde von Corny Littmann gerückten, engels- und teufelsgleigründet – 1988 das Schmidt chen, absturzgefährlichen und Theater, 1991 dann Schmidts wiederbelebenden Ort die LiebeTivoli. serklärung zu machen, die er Die Theater unterhalten auch schon lange verdient hat.“ einen Gastrobetrieb – während Das Autorenteam von „Heiße der Vorstellung! Essen im Plüsch Ecke“, Martin Lingnau, Thomas Matschoß und Heiko Wohlgemuth der guten alten Zeiten und gleichzeitig Theaterbesuch: Es hat so beschreiben flott, charmant und seinen Charme. emotionalisiert, wie man am Kiez THEATERNACHT AM 7. 9. Wenn die Nächte zwar noch lau sind, aber dennoch länger werden, nutzen das Hamburger und ihre Gäste gerne für einen Besuch der Hamburger Theaternacht – in diesem Jahr am 7. September. Mit einem Ticket per Bus, Bahn oder Alsterschiff kann man sich wieder eine ganze Nacht lang auf eine spannende Reise durch die Welt von Schauspiel, Oper, Ballett, Kabarett und Comedy begeben. Dabei erhält der Besucher auf über 40 Bühnen nicht nur erste Eindrücke von den Stücken der kommenden Spielzeit. Wer den Theater-Marathon durchhält, kann die lange Nacht bei einer großen Party auf der Reeperbahn noch locker ausklingen lassen. Szene aus der „Heiße Ecke“: Natürlich können sich Bayern auf St. Pauli nur blamieren – wenn sie zu eingebildet daher kommen. HAMBURG – SCHMIDTS TIVOLI 47 ANZEIGE 1,5 Mio. Zuschauer – nu kommst Du ! Von Lingnau, Matschoß, Wohlgemuth DEN KESSEN SPRUCH GIBT’S GRATIS Eine beispiellose Erfolgsstory: Seit seiner Uraufführung 2003 hat die „Heiße Ecke“ in Schmidts Tivoli schon über 1,5 Millionen Zuschauer begeistert und ist damit nach Veranstalter-Angaben die aktuell erfolgreichste deutschsprachige Musiktheaterproduktion. Und ein Ende von „Hamburgs bestem Musical“ (so die Hamburger Lokalpresse) ist noch lange nicht in Sicht! An den Wochenenden muss man rechtzeitig reservieren. m Imbiss „Heiße Ecke“ trifft sen – ein harter Job! Dazu 22 setzung, eingängige Songs, orsich ganz St. Pauli. Die Pinne- großartige Songs in Ohrwurm- dinäre Sprüche, die Bühne ein berger Jungs Mikie, Frankie und Qualität, das Original-Tivoli-Or- Hingucker,“ meint treffend ein Pitter, das Liebespaar Straube, der chester, einmaliges Ambiente und Kollege vom Hamburger AbendHehler Henning, Hannelore von eine mitreißende, temporeiche blatt. Das Publikum mag’s. Der der Nachtschicht oder die Huren Bühnenshow: „Charmant und Trick ist, einfach mitzumachen. Nadja, Sylvie und Martina: Für sie sexy, lasziv und ehrlich, aus der alle ist die „Heiße Ecke“ ihr Gosse und über sie. Perfekte Be- www.tivoli.de Marktplatz, für 24 Stunden – das Stück umfaßt diesen Zeitraum – oder fürs ganze Leben. Hier fallen sie sich in die Arme – oder in den Rücken. Hiergibt’s schnell ’ne Currywurst auf die Hand und ’nen kessen Spruch gratis obendrauf. Hier treffen Lebenskünstler auf Versager und ganz normale Menschen auf ihr Schicksal. Ganz St.Pauli in drei Stunden – da geht Ihnen das Herz auf! Jeden Abend stehen neun Darstellerinnen und Darsteller in über 50 Rollen und Kostümen auf der Bühne, von denen einige Nächtlicher Frauen-Charme: Die Bedienungen an der „Heiße Ecke“ kennen alle Interin jeder Show mehrere kal- na von St. Pauli, werden mit allen Sorgen und Problemen konfrontiert. Und die Date Würstchen essen müs- men, die neu eingestellt werden, sind gar nicht auf den Kopf gefallen. A Alle Fotos: Oliver Fantitsch. Ein Rosenkavalier unter den Taxifahrern. An der „Heißen Ecke“ hat das Menschliche ganz schön Vorfahrt. Noch mehr Theater „Oh Alpenglühn“ ist ein weiteres Stück in Schmidts Theater, das zum Schmunzeln anregt. Ein wahres humorvoll-musikalisches Schmankerl erwartet uns, wenn es die beiden stimmstarken Erzkomödianten Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach „auf die Alm ’nauf zieht“. Was wird dort geschehen? Sie, ein erfolgreicher, bisweilen divenhafter, aber liebenswerter Musicalstar, wird verfolgt: von ihrem hysterischen Manager, von Presse und Produzenten und von ihrem Ehemann, einem Chirurgen, der am liebsten vor jungen Krankenschwestern aufschneidet – die Flucht in ein schlichtes Wellnesshotel in den bayerischen Alpen hat es dann aber in sich .... HAMBURG – DOCKVILLE-FESTIVAL Fotos: Dockville 48 Mit seiner ersten genialen Single „Iron“ wickelte Yoann Lemoine alias Woodkid die Musikwelt sofort um den kleinen Finger. Musikalisch und textlich ist Woodkid warm, melodisch – einfach gut zu hören. Die in Berlin lebende Dänin Agnes Obel, die schon 2010 auf dem Dockville ihr Publikum entzückt hat, fand wohl ihrerseits auch Gefallen am Festival, denn dieses Jahr kommt sie wieder. Mit dabei ist ihr Piano, das sie ebenso gut zu einzusetzen weiß wie ihre bezaubernde Stimme. FESTIVAL TRIFFT AUF GARTENSCHAU Die „lässig coole Atmosphäre“ hat die Lokalpresse Hamburgs in all den Jahren, in denen das Hamburger Woodstock stattfindet, immer wieder hervorgehoben. Wenn das Wetter mitspielte, war MS Dockville ganz oben: Die Kombination aus„Hype und Sonne“ zog am wirkungsvollsten. In diesem Jahr wird Wilhelmsburg auch noch von der Internationalen Gartenschau besiedelt. Ab 26. April können 80 phantasievolle Gärten im südlichen Hamburger Stadtteil besucht werden. Ganz so junge Fohlen sind die fünf Männer der britischen Band Foals nicht mehr, schließlich sind sie seit einigen Jahren erfolgreich unterwegs und haben kürzlich ihr drittes Studioalbum namens „Holy Fire“ veröffentlicht. Die Foals verkörpern modernen, erstklassigen Rock. www.igs-hamburg.de Bei den illustren Londoner Geschwistern Durham ging es schon immer musikalisch zu – Kitty, Daisy und Lewis wuchsen zwischen vielen Instrumenten, Schallplatten und mit Musikern als Eltern auf. Kein Wunder also, dass die drei etliche Instrumente beherrschen – und wahnsinnig gute Musik machen. Ihren „melodramatischen Rock“ und ihre tolle Stimme, mit der sie ihreTitel intoniert, hat 2012 die liberale britische Zeitung „The Guardian“heiß gelobt. Die Britin Kyla La Grange (26) hat Wurzeln in Südafrika und Zimbabwe, erfolgreich Philosophie studiert und ein super Album gemacht. „I told you so“ singt die junge Hamburgerin Leslie Clio auf allen Radiosendern. Ihren powervollen Soul-Pop hat sie bereits im letzten DockvilleSommer vorgeführt. Ihre selbst geschriebenen, intelligenten Songs mit einer Vielfalt an Sounds und Beats versetzen absolut in Stimmung. Linda Carlsson („Miss Li“) kann mittlerweile auf sechs Alben und damit auf zahlreiche Hits zurückblicken und ist nicht mehr aus der Musikwelt wegzudenken. Ihr Sound besteht aus Jazz, Pop und Blues und setzt eine lebhafte Live-Show voraus, und die findet auch statt! HAMBURG – DOCKVILLE-FESTIVAL 49 Das Dockville-Festival auf der Wilhelmsburger Halbinsel hat sich längst etabliert. In diesem Jahr findet es vom 16. bis zum 18. August statt. DOCKVILLE: EIN FESTIVAL AUF WACHSTUMSKURS Vom 16. bis 18.August 2013 findet das Dockville Festival auf der Wilhelmsburger Halbinsel statt. Zur siebten Auflage werden rund 20.000 Besucher erwartet.Auf dem 20 Hektar großen Gelände gibt es as Dockville Festival zählt mittlerweile zu den beliebtesten Musikereignissen im Norden und bietet jedes Jahr aufs Neue interessante Bands aller Stilrichtungen – und Sounds der Spitzenklasse. Von (Indie)Elektro bis hin zu Folk, über Hip Hop, Indie-, Dance- und Surfrock und Singer Songwriter ist beim Dockville alles zu finden. Vor imposanter Hafenkulisse und grünem Campingwäldchen lieferten mittlerweile mehr als 130 internationale Bands und DJs eine beeindruckende Show. Ergänzt werden die musikalischen Leckerbissen, darunter KAKKMADDAFAKKA, Totally Enormous Extinct Dinosaurs / Teed, XXYXX, Bratze, John Talabot, Alle Farben, Kid Simius, Herr von Grau, Odgisee, Skip&Die, Fredrik, Fenster, Christian Löffler, Lone Wolf, Mohna, Klangkünstler, Egokind und Spanks durch Kunst- und Lichtinstallationen. 2012 stattete Bürgermeister Olaf Scholz dem Dockville Festival einen Besuch ab und betonte da- D vor eindrucksvoller Hafenkulisse wieder Kunstinstallationen, Shows und Musik von mehr als 130 internationalen Bands und DJs. Die Veranstalter sind mit dem aktuellen Stand hoch zufrieden. bei die Wichtigkeit der Veranstaltung für die Kulturlandschaft Hamburgs. Die Stadt hatte zuvor den Standort zunächst bis 2014 zugesichert. Bereits drei Wochen vor dem eigentlichen Festival startet eine Ausstellung unter freiem Himmel. Mehrere Künstler setzen sich in diesem Jahr unter dem Motto „UNKRAUT!“ mit dem voreinge- nommenen und oft einseitigen Denken der Gesellschaft auseinander. Das Kunstcamp hat sich in den letzten Jahren als ein Ort etabliert, an dem Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt zusammen leben und arbeiten. Die Ergebnisse der Arbeit werden auf dem Gelände präsentiert. Hintergrund MS Dockville ist ein Musik- und Kunstfestival auf Europas größter Flussinsel, dem Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg am Reiherstieg. Es fand erstmals im Jahr 2007 statt. Das Besondere am MS Dockville ist die Kombination von Musik und bildender Kunst. So schrieb das Kunstmagazin art über das Festival: „Anders als auf großen Musikfestivals oder Kunstmessen, bei denen es darum geht, in kurzer Zeit so viel wie möglich zu konsumieren, steht hier das kollektive Erlebnis, bei dem sich die Besucher selbst einbringen, an erster Stelle.“ Die Entwicklung der Besucherzahlen spricht eine deutliche Sprache: 2007 waren es 5.000 Besucher, seit drei Jahren werden jeweils 20.000 Besucher gezählt. www.msdockville.de Was muss man eigentlich noch groß zu Jacob Dilßner alias Wankelmut sagen und schreiben, als dass er mit seinem Remix zu Asaf Avidans „One Day“ einen, wenn nicht sogar DEN Hit des Jahres 2012 ablieferte? Was seine Sets ausmacht, sind melodiöse und vielfältige Musik, die erzählt und das Publikum zum Lächeln und zum Tanzen auffordert. 50 HAMBURG – DAS PORTRÄT DER CODE-COACH Fritz Brinckmann liebt Gesichter; deshalb heißt sein Fotostudio im Hamburger Kult-Stadtteil St. Georg auch Faceland. Die Zusammenarbeit mit Frank Zappa, Udo Lindenberg, Ben Becker, macht ihm genau soviel Spaß wie die mit unbekannten Persönlichkeiten. Zuerst fahndet er nach Stärken, die er danach sprachlich und fotografisch verdeutlicht. Sein Erfolgsgeheimnis dabei: Er verschiebt optische Codierungen: Dress-Code. Location-Code. Fotostil-Code. Doch egal, welche Kursänderung „Code-Coach“ Brinckmann empfiehlt, es geht nicht um Verkleidung und Verstellung, sondern um passende Looks zu authentischer Gesichts- und Körpersprache. B konzipiert, inszeniert, filmt und fotografiert: Models, Mimen, Maler, Manager und Musiker – mit genauen Regieanweisungen. Die optimale Einbettung seiner Fotos im Blick, ist er bei allen fast Projekten gleichzeitig auch Art Director. Mehrfach prämiert der Art Director's Club seine Musikkampagnen als jeweils beste deutsche Cover-Arbeiten. Unter seinem Label HERZ° fotografiert er u.a. für die Kultzeitschrift Elaste, für die Unterhaltungselektronik-Kette Schaulandt und entwickelt das neue Corporate Design für WOM World of Music. Neue VideoTechnik nutzt Brinckmann für TVExperimente; u.a. entstehen Extro Intim, Night Flow und Pudel Overnight (ZDF/ 3sat 1995, 1997, 2000). Er dreht Musikvideo-Clips und beteiligt sich an umfangreichen Kampagnen, u.a. für Frank Zappa, Mediale, Expo Hannover, Trinamic Microchips, Udo Lindenberg („Atlantic Affairs”) und vor allem Ben Becker. 1996 entsteht im fließendem Übergang aus seinem Agentur-Label Herzvision die FotoProduktion mit Ben Becker: Der bekannte Schauspie- Dienstleistungsler rezitiert frühe Gedichte von Klaus Kinski. marke Faceland Alle Fotos: Fritz Brinckmann rinckmann ist in Münster geboren. Der Vater (Logiker) kommt aus Berlin, die Mutter (Gärtnerin) aus Ostfriesland. Seine Jugend verlebt er mit seinen drei jüngeren Schwestern in München. Zeichner mit 13, Grafikstudent mit 16, erste Fotoausstellung mit 18. Sein „Büro“ ist für „10 Semester“ das Schwabinger Künstlercafé Capri. Seine Zeit dort bezeichnet er als „Schule für's Leben“, sich selbst als „Optical Animal mit Farblabor“. Hamburg 1981. Punk. New Wave. Neue Deutsche Welle: Brinckmann verliebt sich in die deutsche Musikhauptstadt. Für ihn wird die Elbmetropole sofort Heimathafen, weil „Bürgerstadt ohne Obrigkeitsdenken“. Brinckmann redet, schreibt, zeichnet, mit gleichnamigem Partnerstudio in Berlin. Fritz Brinckmann sitzt vor vier Monitoren. 2.000 zufallsgenerator-angesteuerte Motive wechseln alle 60 Sekunden; das stillt seinen Bildhunger. Der Raum füllt sich mit Naturgeräuschen des Web-Radios Smooth Riviera; man glaubt sich in den brasilianischen Urwald versetzt. Der Blick aus dem Rückbürofenster auf den Parkplatz des Hansa-Theaters verrät die tatsächliche Präsenz eines wolkenverhangenen HamburgAlltags. Brinckmann und sein Team arbeiten da, wo das Leben am lebendigsten ist: im Steindamm 3 direkt beim Hauptbahnhof. Schaut man aus den Studiofenstern des Neorenaissance-Gebäudes, zeigt sich die imposante Fassade des Museums für Kunst & Gewerbe. „Man sieht nur das, was man kennt, sagt schon Goethe treffend, denn Schönheit entsteht im Auge des Betrachters”, meint Brinckmann. „Man sollte also mit den Sehgewohnheiten seiner Zielgruppen vertraut sein, denn nur dann entfaltet sich die Macht der Bilder wirksam: Indem ich mich bestimmter ,Codes’ bediene, spiele ich auf der Klaviatur der As- soziationen, die ich beim Betrachter/Empfänger auslösen will. Und das gilt nicht nur für Bilder, sondern für alles!” Wie man diese optischen Codes fotografisch optimal umsetzt, wird interessierten Teilnehmern in Faceland-Fotoworkshops vermittelt. Bevor Brinckmann porträtiert, will er relevante persönlichkeitsabhängige Faktoren „scannen“: Alles kann dabei wichtig sein: Aussehen, familiäre Wurzeln, Bildung, Geschlecht, Horoskop, Erfahrungshorizont, Weltanschauung usw. Selbst die Frisur spielt eine Rolle. „Wir brauchen keine Banker, sondern Menschen“ sagt er und porträtiert Manager nicht aalglatt, sondern zeigt ihnen, dass sie im groben Woll-Tweed ehrlicher und sympathisch aussehen können. Umgekehrt verwandelt sein Faceland-Team die brave Verkäuferin von nebenan in eine elegante Business-Lady und ihren Buchhalterfreund in einen cowboy-coolen Controller. Brinckmann freut sich: „Unsere Fotos wirken nach außen und nach innen, denn sie sind eine Art Mut-Mach-Spiegel mit Weichen- CD-Label für die Einstürzenden Neubauten: Brinckmann nutzt den Holzschnitt-Code des Dürer-Schülers Hans Baldung Grien. stellungs-Charakter. Sich plötzlich mit neuen Chancen zu sehen, lässt unsere Kunden erleichtert loslachen.“ Und hier mitzulachen, heißt für ihn leben. www.faceland.com HAMBURG - MUSEUM BALLINSTADT 51 AHNENSUCHE VOM MUSEUM AUS Die Beschäftigung mit der eigenen Herkunft und dem Schicksal der Vorfahren ist heutzutage ein weit verbreitetes Hobby. In den USA liegt die Familienforschung auf dem zweiten Platz der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen – gleich hinter Gartenarbeit. Aber auch in Deutschland wird die Ahnenforschung immer beliebter. Im Auswanderermuseum BallinStadt ist das möglich. o kommt meine Familie her? Habe ich Verwandte in Amerika? Und wenn ja, wo kann ich diese finden? Hat mein Urgroßvater tatsächlich, so wie Großmutter es immer erzählt hat, seine Heimat verlassen, um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen? Und was ist eigentlich aus Onkel Gustav geworden, der in den 1920er Jahren nach Amerika ausgewandert ist? Fragen dieser Art stellen sich Millionen von Menschen weltweit, die sich für schichten, Schicksale und Erinnerungen finden sich auf Dachböden, in Kellern und Schränken: Lebenslinien, die verschüttet scheinen und nur darauf warten, wiederentdeckt zu werden. Und wenn es so weit ist, verlaufen sich die Spuren der Ahnen häufig in den Häfen Westeuropas – die große Auswanderungswelle um 1900, welche auch Hamburg als Ausgangshafen erlebte, macht eine Nachverfolgung der Auswanderer oft langwierig. Begeben Sie sich mit ancestry.de und dem Auswanderermuseum BallinStadt auf eine einzigartige Reise in die Vergangenheit ihrer Familie. fahren – Deutschland – zurückgekehrt ist. Er ist einer der vielen Nachfahren von Emigranten aus Europa, die im 19. und 20. Jahrhundert über Hamburg nach Amerika ausgewandert sind. Die deutsche Herkunft der Siegmunds ist trotz vieler Hindernisse im Familiengedächtnis bewahrt worden: „Ich wollte immer wisCopyright aller Fotos: Auswanderermuseum BallinStadt. W Das Museum (alt und neu vis-à-vis) liegt im Süden Hamburgs und hat täglich geöffnet. die Geschichte ihrer Familien interessieren. Eine Umfrage von The Generation Network GmbH ergab, dass rund drei Viertel der Deutschen „interessiert“ oder gar „sehr interessiert“ sind an Familienforschung. Und so begeben sich zahlreiche Hobby-Genealogen auf eine oft schwierige Suche – auf die Spuren ihrer Vorfahren. Nicht alle Ahnenforscher haben jedoch das Glück eine sorgfältig dokumentierte Familienchronik zu besitzen. Zwar werden nicht selten Fotos, Briefe und persönliche Aufzeichnungen von Generation zu Generation weitergegeben, trotzdem geraten sie immer weiter in Vergessenheit. Ge- Das Auswanderermuseum BallinStadt zeigt die Geschichte eben dieser Auswanderer aus ganz Europa, die zwischen 1850 und 1934 von den Auswanderungshallen auf der Veddel in die Neue Welt aufbrachen. Die multimediale und interaktive Ausstellung lässt die Besucher in eine längst vergangene Welt eintauchen und sowohl den Aufenthalt der Emigranten in den Auswanderungshallen kurz vor der Abreise, als auch die Überfahrt und Ankunft in New York hautnah erleben. „Mein Urgroßvater ist 1866 auf der Borussia nach Amerika gekommen“, erzählt John Siegmund, gebürtiger Amerikaner, der 1975 in die Heimat seiner Vor- sen, woher wir kommen. Die Geschichte meines Urgroßvaters hat mich sehr fasziniert“, sagt Siegmund über sein großes Interesse am Schicksal seines Vorfahren. Dass Familiengeschichten so gut dokumentiert sind wie bei den Siegmunds, ist jedoch selten. Die BallinStadt bietet ihren Besuchern deshalb die Möglichkeit nach den eigenen Vorfahren zu forschen. In Zusammenarbeit mit ancestry.de, Teil des globalen Ancestry-Netzwerks, hat die BallinStadt ein Familienforschungszentrum in die Ausstellung integriert, welches bei der Erforschung der eigenen Emigrationsgeschichte helfen soll. Es steht Ahnenforschern kostenlos zur Verfügung. Bei Bedarf hilft den Besuchern ein geschulter Mitarbeiter. Digitalisierte Passagierlisten und zahlreiche andere Datenbanken weltweit können genutzt werden. Kleinste Hinweise wie Geburts- oder Wohnort, Fotografien oder Dokumente der Vorfahren erleichtern die Suche dabei erheblich, betont Rebekka Geitner, Historikerin der BallinStadt. www.ballinstadt.de Prämiert vom History Channel und ausgezeichnet als besonderer Hamburger Erlebnisort. Begeben Sie sich auf eine Reise in eine neue Welt! 52 HAMBURG – INTERNAT. MARITIMES MUSEUM PLATTSNACKERS MAL HERHÖREN! „Ganz vörn hier op’t Deck Acht is uns Schatzkamer. Door köönt Ji Jo freien över Schippsmodellen ut Elfenbeen, Barnsteen, Sülver un Gold. Un ok de berühmten Knakenscheep köönt Ji dor bekieken.“ Ungewohnte Töne dringen aus dem Audioguide. Das Internationale Maritime Museum Hamburg hat neben Deutsch und Englisch noch Plattdeutsch als Sprachvariante für die Führung durchs Museum eingeführt. Die Sprecher sind bekannte Schauspieler vom Ohnsorg Theater. D as Museum setzt auf das Comeback der Mundart. Die hat längst begonnen. „Hochdüütsch kann jeden Dösbaddel snacken, Platt is för de Plietschen!“, heißt es in Hamburg. Zwar sprechen nur 2,5 Millionen plietsche Norddeutsche gutes Platt. Aber etwa 40 Prozent der Hamburger Bevölkerung verstehen es, ergaben Umfragen. Die Hansestadt Hamburg lässt die lange als verstaubt geltende Sprache an zehn Schulen unterrichten. Ganztagsschulen liebäugeln mit dem Angebot. Auch Musikbands setzen Trendsignale. Einer wie Hannes Wader, der heute als 70jähriger immer noch erfolgreich plattdeutsche Lieder vor- Plattdeutsche Ansage auf dem Audioguide des IMMH: Sonja Stein und Erkki Hopf vom Ohnträgt, hat viele sorg Theater übernehmen die Führung durch das Museum auf ihre Art. Foto: IMMH Follower. Bands wie „Fettes Brot“ bauen Platt in burgerin kam zum NiederdeutDas IMMH hat jetzt einen ihre Show ein. Und Stars wie Ina schen durch ihre Liebe zur Schau- 90minütigen plattdeutschen ExMüller machen das Niederdeut- spielerei. Zufallsmomente sind traservice auf Band. „De Minsch sche zum Hinhören. Auch das wichtig für Freiberufler. Stein is neegierig. He jankt dorna, dat Ohnsorg-Theasprang beim Ohnsorg Theater uttoforschen, wat he nich kennen ter, Hamburg, ein, weil eine Rolle auf Hoch- deit,“ heißt es beim Betreten von das seit Jahr- deutsch zu besetzen war. Sie lern- Deck eins. Dann hören Sie mal – zehnten mit nie- te das Niederdeutsche lieben, hat und schalten um auf Platt! JOB derdeutschen sich darin vertieft und es „wie eiwww.imm-hamburg.de Stücken punk- ne neue Sprache“ gelernt. tet, erlebte in der vergangenen Spielzeit einen Besucherzuwachs von 25 Die Bedeutung Prozent. Plattdes Transportdeutsch als minwesens unterderwertige Arstreicht eine me-Leute-Spraneue Ausstelche, das ist nicht lungsfläche im mehr. IMMH. Bereits Sonja Stein im Foyer gibt hat mit Erkki Hopf vom Ohnes erste grasorg Theater die fisch gut gelöplattdeutschen ste Infos über Texte auf den die wichtigen Audioguide geSchifffahrtsNeu im Foyer des IMMH: Ein Arbeits-Tisch, mit dem sprochen. Nierouten dieser sich Schiffsrouten weltweit darstellen lassen. derdeutsch-ProWelt. Auf dem fis hatten die neunten Deck schließlich führt ware) drei Wochen. In 24 StunTexte zuvor das Museum weiter in die Welt den ist die Ladung gelöscht. übersetzt. Ein der Logistik ein. Klassisches und Mehr als 1,1 Millionen Tonnen „Knopf im Ohr“liefert Erklärungen: Eine Büste des por- harter Tag Stuplastisches Zahlenbeispiel ist der Rohkaffee erreichen die deuttugiesischen Seefahrers Vasco da Gama präsentiert den dioarbeit war Kaffee: Ab Honduras benötigt schen Häfen Hamburg und BreAudioguide des Museums. Die Zusatzinfos zur Ausstel- das, dann stand der Kaffee via Container (nur men jährlich - 15% des Weltlung gibt es jetzt auf Platt. Da Gama entdeckte den See- die Aufnahme. noch 25% des Kaffees ist Sack- umsatzes. weg um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien. Die Wahlham- BEDEUTENDE LOGISTIK HAMBURG – INTERNAT. MARITIMES MUSEUM Kurzinterview ... mit Sonja Stein. Die junge Schauspielerin und Synchronsprecherin ist Wahl-Hamburgerin. Sie hat die plattdeutscheVersion des Audioguide für das Internationale Maritime Museum Hamburg mit eingesprochen. Drei Gründe, Hamburg zu mögen: Wasser, kulturelles Angebot und Franzbrötchen Drei Gründe, Hamburg nicht so zu mögen: ??? Hier fühl ich mich wohl: Wohlerspark und Elbstrand Was ich am Plattdeutschen mag: Es ist so direkt und geerdet, außerdem klingt es so schön ... Warum ich nicht auf Platt einkaufe: Weil es nicht meine Muttersprache ist. Der Hamburger Slang ... kann gerne öfter gesprochen werden! Daran arbeite ich gerade: „8 Frauen“ am Ohnsorg Theater, die neue Hörspielfolge der Drei ??? und an meiner Urlaubsplanung für dieses Jahr ... Darauf freue ich mich: Auf den Sommer! 53 MUSEUM, DAS SICH FORTSCHREIBT D as Internatiodeutsamste weltnale Maritime weit. Museum HamMarinemaler burg ist eine haben Schiffe und Fundgrube zur Seekämpfe als Beantwortung Geschichtschronisten (es gab ja maritimer Fragen. noch keine FotoOder um Fragen grafie) festgehalzu formulieren. ten. Das Museum Denn das Musezeigt Skizzenum schreibt sich bücher von Rofort, etwa durch binson Kittoe und die Präsentation Hans von Peteraktueller Ergebsen, aus denen nisse der Tiefseesich deren Arbeit forschung. Wenn ablesen lässt – der der Meeresboden knappen Zeit im CO2 einlagert, Hafen oder auf kann er dann See geschuldet. auch gezielt zur Eindrucksvoll Klimastabilisieauch die „James rung eingesetzt Caird II“, ein 7,50 werden? Im Meter langer IMMH stößt man Nachbau, mit auf tagesaktuelle dem der AbenFragen und Antteurer Arved worten. Fuchs im Jahr Vor allem aber 2000 erfolgreich präsentiert das die 1.500 KilomeMuseum 3.000 ter lange Route Jahre Seefahrtsdes Polarforschers geschichte. Gezeigt werden die Das Modell der „Wappen von Hamburg“ hängt vor einer Leinwand mit Ernest Shackleton Foto: IMMH von 1916 durch Bestände des ehe- Meereswogen. den eisigen Sümaligen Instituts für Schifffahrts- und Marinege- ren, Konstruktionsplänen, Gemäl- datlantik nachgesegelt ist. Er hatschichte von Peter Tamm, dem den, Aquarellen, Grafiken, Uni- te das Schiff später dem IMM Hamburg als Ausstellungsstück langjährigen Vorstandsvorsitzen- formen und Waffen. den des Axel-Springer-Verlages: Der Bereich der historischen zur Verfügung gestellt. eine große Sammlung von Marineuniformen und -auszeichSchiffsmodellen, Schiffsminiatu- nungen gilt als der historisch be- www.imm-hamburg.de KAISERSPEICHER B: 50.000 BACKSTEINE BEWEGT D er Kaiserspeicher B beinhaltet heute das Internationale Maritime Museum. Gebaut wurde er im Zuge des Zollanschlussvertrages zwischen Deutschem Reich und Hamburg – der beinhaltete eine gewisse Freihandelszone für die Hansestadt. Die an dieser Stelle wohnenden 24.000 Menschen (1.900 Häuser) wurden umgesiedelt. Der Kaiserspeicher B ist das älteste Gebäude (1878/79) in der Speicherstadt und im neugotischen Stil erbaut. Hamburg hat für die Kernsanierung einen Betrag in Höhe von 30 Millionen Euro bezahlt: Der Museumsträger konnte das Ensemble für 99 Jahre pachten. 50.000 Backsteine wurden bei der Renovierung den Mauern entnommen und neu eingesetzt. Das Museum hat 16.000 Quadratmeter Fläche auf zehn Decks. Erreichbar ist der Kaispeicher (Foto rechts: IMMH) u. a. über eine 2007 errichtete 60 Meter lange Fußgängerbrücke des Architekten D. Feichtinger. 54 HAMBURG – MUSEUMSHAFEN OEVELGÖNNE DER „TIGER“DAMPFT WIEDER Der Museumshafen Oevelgönne e.V. liegt wunderschön am Hauptfahrwasser der Elbe, hinter dem Fähranleger Neumühlen. Er ist eine 1976 gegründete gemeinnützige und private Vereinigung, die ehemalige Berufsschiffe restauriert und in Fahrt hält. Diese stammen überwiegend aus der Zeit zwischen 1880 und 1960 und waren ausnahmslos für die norddeutsche Region und den Hamburger Hafen eingesetzt. Sie haben den wirtschaftlichen Aufschwung der Hansestadt zweifellos mitbegründet. V iele der hier liegenden Schiffe wurden als verrottete Wracks an entlegenen Orten entdeckt und meist in jahrelanger mühsamer Arbeit anhand von historischer Literatur, Modellen und Zeichnungen originalgetreu restauriert. Während der Restaurierung und Nutzung sollen Segelund Dampfschifffahrttradition, bewährte Technologien und handwerkliche Fähigkeiten bewahrt und weitergegeben werden. Seit 1978 ist es dem Verein hauptsächlich durch Spenden gelungen, sieben eigene Schiffe zu erwerben und mit dem Engagement seiner ehrenamtlich aktiven Mitgliedern zu restaurieren: den Schleppdampfer „Tiger“, das Feuerschiff „Elbe 3“, den Finkenwerder Hochseefischkutter „Prä- Der 824. Hafengeburtstag des Hamburger Hafens wird auch im Museumshafen Oevelgönne gefeiert. Das Programm dauert vom 9. bis 12. Mai. Die Museumsschiffe sind Teil diverser Paraden. Für alle Besucher ist etwas dabei. sident Freiherr von Maltzahn“, den Dampfschlepper „Claus D.“, den Besanewer „Moewe“, die Dampfpinasse „Mathilda“ und die Polizeidampfbarkasse „Otto Laufer“. Die „Otto Laufer“ liegt zur Zeit auf einer Hamburger Werft. Schiffsrumpf und Ausrüstung müssen generalüberholt und der Dampfkessel durch eine Neukonstruktion ersetzt werden.. Doch nicht nur vereinseigene Fahrzeuge liegen in Oevelgönne, auch Privatschiffe von Vereinsmit- gliedern und Schiffe eigener Vereine, wie der Dampfeisbrecher „Stettin“, sind hier beheimatet. Der Museumshafen ist kein „Schiffsmausoleum“, sondern sehr lebendig. Denn die funktionstüchtigen segelnden und dampfenden historischen Wasserfahrzeuge müssen auch „bewegt“ werden, um intakt zu bleiben. Deshalb sind auch nicht immer alle Schiffe – gerade im Sommer vor Ort. Große Restaurierungsprojekte hat der kleine Verein gestemmt: Als zum Saisonende 2006 die Betriebserlaubnis für den Dampfkessel auf dem Schlepper „Claus D.“ erlosch, konnte dank Geldund Sachspenden 2010 das Schiff nach drei Jahren Liegezeit erstmals wieder „Dampf aufmachen“. 2013 wird der Schlepper 100 Jahre alt. Auch wenn der Auch 2013 sind die Schiffe des Museumshafens wieder in Fahrt auf der Elbe zu bestaunen. Verein zusätzlich die Im Mai und im Juni sind sogar einige Termine für Gästefahrten angesetzt. Foto: die Flotte Pflege von Schiffen des Museumshafens in einem idyllischen Moment. Alle Fotos: Museumshafen aus verschiedenen Geräumiger Charme: Traditionsschiffe im Museumshafen Oevelgönne. Hamburger Museen übernommen hat, bleiben geregelte Besuchszeiten schwierig. Dennoch: Das Feuerschiff „Elbe 3“ kann regelmäßig mittwochs von 12 Uhr bis 17 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Und mit ein wenig Glück ist auch auf einem der anderen Schiffe ein Besatzungsmitglied, welches Ihnen dann gerne etwas zu „seinem“ Schiff erzählt. www.museumshafen-oevelgoenne.de HAMBURG – MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE / BARLACH HAUS 55 Geefwee Boedoe. Miscellaneous Monster, Monsters, Inc., 2001. Acrylic and collage. © 2012 Disney Enterprises, Inc./Pixar. DIE MACHER VON NEMO ANALYSIERT Abenteuerlustige Spielzeugfiguren, quicklebendige Rennautos und eine Ratte als Chefkoch – die Ausstellung „PIXAR. 25 Years of Animation“ im MKG ermöglicht einen Einblick in den spannenden Entstehungsprozess des Animationsfilms und zeigt wie die Macher die Helden aus Toy Story, Findet Nemo, Ratatouille, Cars oder Merida zum Leben erwecken. C omputer spielen beim Animationsfilm eine tragende Rolle, ohne die künstlerischen Fähigkeiten des Kreativ-Teams wären die Filme jedoch nicht denkbar. „PIXAR. 25 Years of Animation“ (bis 12. Mai) widmet sich den Kreativen, die hinter den beliebten Filmfiguren stehen. Gezeigt werden über 500 Exponaten, darunter Skizzen, Grafiken, Medieninstallationen und Kusakabe Kimbei. Bauer, um 1885. Albumin, koloriert. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg JAPAN-BILDER: EINE INSZENIERUNG Blühende Kirschbäume, Lotosblüten, Geishas im Kimono, stille Tempelstätten: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt bis 4. August aus seiner Sammlung handkolorierte Fotografien der 1880er Jahre, Lack-Alben und Fotopostkarten, die um die Jahrhundertwende entstanden. Die Fotografien geben den Reisenden im 19. Jahrhundert Einblick in ein bis dahin weitgehend unbekanntes Land. Die Fotografien zeigen kein realistisches Bild, sondern spiegeln Traumbilder japanischer Exotik wider. Kurzfilme, die den Entstehungsprozess populärer Kinokunstwerke zeigt. Pixar gehört zu Walt Disney und begann 1986 mit Kurzund Werbefilmen. 1995 revolutionierte das Unternehmen mit Toy Story, dem ersten vollständig computeranimierten Film, das Genre Trickfilm. Seitdem sind dreizehn Spielfilme entstanden. www.mkg-hamburg.de Künstlerpostkarten aus der Sammlung des BrückeMuseums Berlin. Fotos: Maria Thrun Foto: Roman März BEI BARLACH GESTÖBERT Kihei Tamamura. Junge Frau in einer Rikscha sitzend, um 1900. Albumin, koloriert. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Im Ernst Barlach Haus, gelegen im Jenisch Park an der Elbe, stehen interessante Ausstellungen ins Haus. Die eine lautet: Besten Gruß! – Künstlerpostkarten der „Brücke“ und zeigt von den Künstlern der Brücke-Gruppe (u.a. Kirchner, Rottluff, Heckel, Pechstein) selbst gestaltete Postkarten für Kurzmitteilungen in Wort und Bild (9.6. bis 29.9.). Unter „Augenbeute“ werden Barlachs Skizzenbücher präsentiert – ein erfrischender, überraschender Einblick in den kleinformatigen Fundus des Bildhauers. Noch bis 26. Mai: „Gebaute Bilder“, Sammlung Hupertz. www.barlach-haus.de Ernst Barlach: Skizzenbuch 14, Paris 1895/96, Barlach Stiftung Güstrow. Foto: Uwe Seemann Cuxhaven Otterndorf Cadenberge Wingst Hemmoor metronom Tagestickets Hechthausen Himmelpforten þ Single (1 Person, 20 €) þ Gruppe (bis 5 Personen, 29 €) þ Fahrradkarte (ganztägig, 4 €) Hammah Hamburg Hbf Stade Horneburg Hittfeld Klecken Buchholz þDOOHmetronom Züge þ.ODVVH þ0Rô)UDE8KU þ6DPVWDJ6RQQWDJ)HLHUWDJHJDQ]WDJs Lauenbrück Br e Ob me er nne ul an Sa d ge ho rn metronom Servicecenter (Nordheide) Sprötze Bremen Hbf þ Servicecenter Buchholz (Nordheide) Bahnhofsstraße 1, 21244 Buchholz þServicecenter Stade $P%DKQKRI6WDGH þServicecenter Winsen (Luhe) Bahnhofsplatz 2, 21423 Winsen þServicecenter Hamburg Hbf 6WHLQWRUZDOO+DPEXUJ þServicecenter + Reisebüro Eschede Bahnhofstraße 50, 29348 Eschede Tostedt Hamburg-Harburg Meckelfeld Maschen Winsen (Luhe) Radbruch Bardowick Lüneburg S As tel ha le us en Buxtehude Die metronom Tagestickets sind gültig: Scheeßel Bienenbüttel Rotenburg (Wümme) Sottrum Bad Bevensen Ottersberg (Han) Uelzen Suderburg Unterlüß Eschede Celle Großburgwedel Isernhagen metronom Kundenzentrum & Fundbüro Langenhagen Mitte Hannover Hbf 6W9LWL6WU 29525 Uelzen 7HO )D[ (0DLONXQGHQ]HQWUXP#GHUPHWURQRPGH (Mo–Fr 7:30 – 18:30 Uhr) Nordstemmen Elze (Han) Nordsee-Takt Weser-Takt Elbe-Takt Aller-Takt Leinetal-Takt Aktuelle Verkehrsmeldungen und mehr: fDFHERRNFRPPHWURQRP Eisenbahngesellschaft #PHWURQRPPH Sarstedt Bahnhof mit Umsteigemöglichkeit zum Regionalund Fernverkehr ZZZGHUPHWURQRPGHDSS Bahnhof oder Haltepunkt Verbundtarifgebiet Banteln Alfeld (Leine) Freden (Leine) Kreiensen Einbeck Salzderhelden Northeim(Han) Nörten-Hardenberg Göttingen metronom Servicecenter Unser Service für Sie: Fahrradmitnahme Hier gibt es metronom Fahrkarten. www.der-metronom.de Snackautomat Alkoholfrei (0581) 97 164-164 ( Mo–Fr 7:30 – 18:30 Uhr ) me_23_2013_Streckennetz_ Kulturbeilage_AZ_Uelzen _130326.indd 1 26.03.13 11:36