St. Carolus informiert (Ausgabe Dez 2014
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St. Carolus informiert (Ausgabe Dez 2014
Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert Neuro-Urologie ist Teamarbeit Seite 3 Dr. Angela Wodke und Dr. Thomas Zimmer, Ärzte der Urologie am St. Carolus SEITE 2 Etwas Zeit verschenken – Im Ehrenamt Patienten Gutes tun SEITE 6 Schönheitmakel Krampfadern – Von Anfang an ernst nehmen SEITE 7 Aggressiver Lungenkrebs – Warum Vorsorge so wichtig ist SEITE 8 Notfallmanagement – Als Lebensretter geschult St. Carolus EDITORIAL Ein bisschen verschenken Zeit Ehrenamtler besuchen Patienten am Bett und tun ihnen auch sonst allerhand Gutes. Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Ihr Vertrauen ist uns wichtig. Die Rückmeldungen unserer Patienten drehen sich zum Großteil um das Thema Qualität. Viel Lob kommt für unsere persönliche Art und Weise mit den Patienten umzugehen und die gut funktionierenden Abläufe in unserem Krankenhaus. Wir bieten hohe Qualität und wir verbessern diese laufend weiter. Neben Ihren Rückmeldungen fließen die Ergebnisse der Initiative Qualitätsmedizin in unsere Überlegungen ein, wie wir Ihnen, geschätzte Patientinnen und Patienten, morgen noch mehr Qualität im Spital bieten können. In der bundesweiten Initiative Qualitätsmedizin werden unsere Behandlungsprozesse und Abläufe von externen Spezialisten überprüft. Das sichert, so unsere Überzeugung, Ihr Vertrauen in uns. Ihr Vertrauen ist die Grundlage für Ihren Behandlungserfolg. Denn Medizin heilt Körper und Seele gleichermaßen. In diesem Jahr wurde das St. Carolus erneut als „Heart Safe Hospital“ – „Herzsichere Klinik“ zertifiziert. Als eine von ganz wenigen in Deutschland. Und darauf sind wir stolz. Mit einem standardisierten Notfallmanagement garantieren wir Patienten, Besuchern und Mitarbeitern in einem lebensbedrohlichen Zustand schnellste und kompetente Hilfe. Die enge Verbindung modernster Technik mit der Kunst der Ärzte bringt Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurück. Die Neuro-Urologie mit der Implantation von Blasenschrittmachern ist ein Beispiel dafür. Und in dem vor einem Jahr gebildeten Lungenzentrum zeigt die interdisziplinäre Zusammenarbeit erste Erfolge bei der Erkennung und Behandlung des Bronchialkarzinoms. Lungenkrebs gilt als eine der häufigsten und leider auch aggressivsten Krebsarten. Dank des medizinischen und technischen Fortschritts haben wir dieser Krankheit einiges entgegenzusetzen. Leider aber wird sie in den meisten Fällen viel zu spät erkannt, was die Heilungschancen drastisch mindert. Unser Krankenhaus ist in der Region verankert. Der sächsische Krankenhausplan 2014/15 hat die positive Leistungsentwicklung der Malteser Sachsen-Brandenburg gGmbH in den letzten Jahren mit einer Planbettenaufstockung von 10 zusätzlichen Betten gewürdigt. Als Gast konnten wir in unserem Haus die Kurzzeitpflege des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) integrieren. Die Vernetzung der Leistungen kommt den Patienten zugute. Das St. Carolus genießt großes Vertrauen bei seinen Partnern. Das ermöglicht uns eine weitere Kooperation: einen gemeinsamen Apothekenvertrag mit dem Klinikum Görlitz zur Belieferung der Malteser Krankenhäuser in Görlitz und Kamenz. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen, eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2015. Mit herzlichen Grüßen Ihr Univ.-Doz. Dr. Alex Blaicher MBA Geschäftsführer Seite 2 k einer liegt gern im Krankenhaus, auch wenn der medizinische Eingriff noch so notwendig ist und Management und Personal alles dafür tun, dass sich der Patient unter den gegebenen Umständen trotzdem wohl fühlt. Ehrenamtliche Mitarbeiter helfen dabei. Sie ergänzen mit ihren Diensten das Angebot des Malteser Krankenhauses und verschaffen den Patienten damit in gewisser Weise einen Mehrwert. Vor allem denen, die kaum oder gar keinen Besuch bekommen, weil die Angehörigen weit weg leben oder es keine gibt. „Patienten, die nicht allein Bett oder Zimmer verlassen können, werden – wenn gewünscht – im Rollstuhl zu einem Spaziergang durch den Park gefahren, Patienten wird vorgelesen und demente Patienten, die aber noch mobil sind, werden begleitet“, zählt Diakon Bernd Schmuck einige Beispiele auf. Eine dieser ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist Christina Hannich. Die gebürtige Görlitzerin ist seit 2007 als ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin im St. Carolus tätig. Schon vor dem Jahr 2000 besuchte sie, damals noch im Klinikum, kranke Menschen. „Ich habe das sehr gern gemacht und mich nach einer längeren Pause erkundigt, ob dieser Dienst nicht auch im Carolus-Krankenhaus möglich wäre“, erzählt die 65-Jährige. Bei den Maltesern nahm man das Angebot gern an. Zumal Christina Hannich seit vielen Jahren in der katholischen Kirchengemeinde St. Jakobus mitarbeitete und dort mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hatte. Heu- KONTAKT FÜR EHRENAMTLICHE Diakon Bernd Schmuck Katholischer Krankenhausseelsorger Pfarrerin Carola Kircher Evangelische Krankenhausseelsorgerin Telefon 03581 72-1535 (mit Anrufbeantworter) Telefon 03581 72-1531 (Mobiltelefon im Haus) te besucht sie als Helferin eines Besuchskreises in der Gemeinde Senioren zu besonderen Festtagen und Geburtstagen und geht dabei nicht nur zu den Menschen, die zum Gottesdienst kommen. In ihrem Ehrenamt wird Christina Hannich von den Seelsorgern Diakon Bernd Schmuck und Pfarrerin Carola Kircher begleitet. Christina Hannich vermittelt ihr Einsatz als ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin das Gefühl, gebraucht zu werden. Zweimal die Woche für jeweils etwa zweieinhalb Stunden ist Christina Hannich nun im Haus. „Ich bin für die Kranken da“, sagt sie. Ob jemand über Gott reden will, über seine Kinder oder die Krankheit spielt dabei keine Rolle. Sie sei ein neutraler Zuhörer, erleichtere dem Patienten seine Gedanken zu ordnen oder einfach mal auszusprechen, was ihm auf der Seele liegt. Manchmal geht es dabei um die für den Patienten schwere Frage, wie es nach dem Krankenhausaufenthalt zu Hause weitergeht. Die Entscheidung darüber kann Christina Hannich niemandem abnehmen. Die Patienten sind dennoch dankbar, dass sie mit jemandem ihre Sorgen teilen können. Manchmal sitzt sie auch nur schweigend am Bett eines Patienten und hält die Sprachlosigkeit mit aus. Das große Vertrauen der Patienten berührt Christina Hannich. „Die Gespräche machen mich betroffen, vor allem, wenn es um schwere Erkrankungen ohne Aussicht auf Heilung geht“, erklärt sie. Die Kraft für diese Begegnungen holt sich die Katholikin aus ihrem Glauben. Bevor sie das Krankenhaus verlässt, hält sie jedes Mal in der Kapelle inne. Das helfe ihr, Abstand zu wahren. Erst recht, wenn sie zu jungen Menschen ans Bett gerufen wurde, geht ihr das sehr nahe, sagt die Mutter von fünf längst erwachsenen Kindern. Manchmal stellt sich beim Besuch eines Patienten heraus, dass auch der im Nachbarbett gern etwas loswerden möchte. Das empfindet Christina Hannich als schöne Bestätigung ihrer Arbeit. Die ehrenamtliche Seelsorgerin ist eine von mehreren Frauen und Männern, die sich in ihrer Freizeit in den Krankenhausalltag einbringen. Wie etwa die Mitglieder des Förderkreises, die sich sehr für die Belange des St. Carolus engagieren. Oder die Ordensschwestern. Sie betreuen unter anderem die Krankenhausbücherei, gestalten den Blumenschmuck in der Kapelle und im Krankenhaus, besuchen und begleiten Schwerkranke auf der Palliativstation. Unter dem Motto „Etwas Zeit verschenken“ soll der ehrenamtliche Dienst im nächsten Jahr weiter wachsen. Diakon Bernd Schmuck möchte dafür Menschen gewinnen, die in der Woche eine, zwei oder auch drei Stunden erübrigen und diese Zeit für einen Besuch am Krankenbett oder in der Begleitung der Patienten zum Beispiel bei Spaziergängen einbringen können. Willkommen ist jeder. Unentgeltlich, freiwillig und uneigennützig sind die Kriterien für den Dienst. Jeder entscheidet selbst, wie viel Zeit er einbringen möchte und in welcher Form. Alle Ehrenamtlichen werden auf diesen Dienst vorbereitet und in die Gegebenheiten des Krankenhauses eingewiesen. Christina Hannich gibt der ehrenamtliche Einsatz das Gefühl, gebraucht zu werden. „Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, empfinde ich als großes Geschenk“, sagt sie. IMPRESSUM Herausgeber: Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz, Carolusstraße 212 02827 Görlitz Telefon 03581 72-0 (Zentrale) Redaktion: Redaktions- und Verlagsgesellschaft Bautzen/Kamenz mbH Ralf Haferkorn (verantw.) Constanze Knappe (Texte) Fotos: Stephanie Bröge, Malteser Sachsen-Brandenburg Constanze Knappe Satz/Layout: arteffective/lausitzpromotion Hoyerswerda, Franka Schuhmann Druck: Dresdener Verlagshaus Druck GmbH Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert k aum größer als ein Zwei-EuroStück und mit 22 Gramm ein absolutes Leichtgewicht – das ist ein Blasenschrittmacher. Für Patienten mit überaktiver oder schlaffer Blase, deren Blasenschwäche nervlich bedingt ist, kann das Gerät die letzte Hoffnung sein. Die Neuro-Urologie macht es möglich. Mittels schwachen elektrischen Impulsen stimuliert der Schrittmacher die sakralen Spinalnerven. Diese kontrollieren die Blase und die an der Harnausscheidung beteiligten Muskeln. Mit der sakralen Neuromodulation, wie das Implantieren des Geräts heißt, gewinnen Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurück. Zum Einsatz kommt der Blasenschrittmacher bei Patienten mit Parkinson, mit Multipler Sklerose, mit einer Querschnittslähmung oder auch mit Lähmungserscheinungen bei einem Bandscheibenschaden. Es können sogar recht junge Menschen von einer nervlich bedingten Blasenschwäche betroffen sein. Ob es sich tatsächlich um eine solche handelt, ergeben vorab Untersuchungen wie Blasendruckmessung, Blasenspiegelung, Röntgen und CT. Damit werden ein Tumor und andere Ursachen ausgeschlossen. Ohnehin werden Beschwerden zunächst vom Hausarzt oder dem niedergelassenen Urologen mit Tabletten behandelt, welche die Blase entweder dämpfen oder aktivieren. „Bei den meisten Patienten führt diese konservative Behandlung bereits zu einem Erfolg“, sagt Dr. Andreas Lammert. Seit drei Jahren leitet er die Abteilung Urologie im St. Carolus, brachte aber mit seinem Team mehrjährige Erfahrungen in der sakralen Neuromodulation mit. Die Urologie ist Teamarbeit, das hebt der Chefarzt ausdrücklich hervor. St. Carolus Für die Blase Schrittmacher Der Fortschritt in Medizin und Technik verhilft Patienten zu mehr Lebensqualität. chers. Nicht angezeigt ist die Operation allerdings bei schweren Herz- oder Lungenkrankheiten, weil der Patient dann nicht uneingeschränkt narkosefähig wäre. Wenig Sinn macht es zudem für demente Patienten, da die nicht in der Lage sind, das Steuerungsgerät selbstständig zu bedienen. Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich und unzählige andere Therapieversuche. „Wenn das Gerät einmal richtig sitzt und richtig eingestellt ist, kann der Patient nahezu beschwerdefrei leben. Nicht bei allen werden die lästigen Symptome ganz verschwinden. Aber wer nachts nur noch zwei-, statt vorher zehnmal raus muss, für den ist das eine deutliche Besserung mit viel mehr Lebensqualität“, sagt Dr. Andreas Lammert. Chefarzt Dr. Andreas Lammert zeigt das Steuerungsgerät eines Blasenschrittmachers. se reagiert. „Der Patient spürt dabei lediglich ein leichtes Kribbeln. Die Stromstärke kann er selbst regulieren“, so Dr. Andreas Lammert. In kurzer Zeit tritt zumeist Besserung ein. Bei 60 Prozent der Patienten hilft es. Für die anderen ist der Versuch damit beendet. Nach einem erfolgreichen Test wird in einer zweiten Operation der Schrittmacher implantiert. Das Gerät Erst wenn alle anderen Therapien wird seitlich, etwas unausgeschöpft sind, steht terhalb der Hüfte unter die Frage nach eidie Haut gesetzt, so dass es nem Schrittmacher. Der ist zum einen Der InterStim® II beim Sitzen nicht stört. Das Neurostimulator Steuerungsgerät – sieht aus wie sehr teuer und wirkt im Größenvergleich. eine Fernbedienung und funkauch nicht bei jedem Patienten. ©Medtronic GmbH. tioniert auch so – stellt ein Zum anderen bedarf es einigen technischen Verständnisses, um das Gerät selbst Fachmann ein. Nach drei Tagen kann der Pazu steuern. Bevor implantiert wird, durchläuft tient in der Regel entlassen werden. Alle drei der Patient deshalb eine Testphase, ob er über- bis sechs Monate muss er zur Kontrolle. Die haupt für einen Schrittmacher geeignet ist. Un- Batterie des Schrittmachers hält sieben Jahter einer Kurznarkose wird der Patient am re und ist dann auszutauschen. Die Batterie Kreuzbein punktiert und ihm ein Draht zum des Steuergeräts kann der Patient wie bei jenervlichen Blasenzentrum eingelegt, erklärt der der Fernbedienung selbst wechseln. AufbeUrologe. Das Stromgerät von der Größe ei- wahren kann er das Kästchen, welches er nur ner Zigarettenschachtel wird bis zu drei Wo- alle paar Tage zum Nachregulieren braucht, chen am Körper getragen und so getestet, in- in einer Schublade. In den Urlaub sollte er wieweit die Blase auf die elektrischen Impul- es aber besser mitnehmen. Im Prinzip funk- Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert tioniert der Blasenschrittmacher ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Und wie bei diesem bekommt der Patient ebenfalls einen speziellen Ausweis. Für die Kontrollen am Flughafen zum Beispiel. Es gibt keine Altersgrenze für das Einsetzen eines Blasenschrittma- Eine Alternative zum Schrittmacher gibt es für Patienten mit überaktiver Blase, die jede halbe Stunde zur Toilette müssen. Seit zwei Jahren ist die Behandlung mit Botox von den Behörden zugelassen und wird auch von den Krankenkassen bezahlt. Das Nervengift wird in den Blasenmuskel gespritzt, lähmt und entspannt diesen und führt so zu einer Besserung der Beschwerden. Das gilt als schonendes Verfahren, muss aber alle sechs bis neun Monate wiederholt werden. Die Patienten haben oft die Wahl zwischen beiden Methoden. ABTEILUNG FÜR UROLOGIE Zum Leistungsspektrum der Urologie im St. Carolus gehören: • alle gängigen urologischen Eingriffe, insbesondere Tumorchirurgie der harnableitenden Organe und der männlichen Geschlechtsorgane mit kompletter oder teilweiser Nierenentfernung, Blasentumoraushobelung oder Blasenentfernung, radikaler Prostataentfernung unter Gefäß-/Nervenschonung, Hoden-, Nebenhoden- u. Penisoperationen • Kinderurologie (Phimose, Leistenhoden, Harnabflussstörung) • Nieren- und Harnleistersteinbehandlung über schonende endoskopische Verfahren, Zertrümmerung oder Laser • Entfernung der Blase und Ersatzplastik (Neoblase oder Conduit) • Nebennierenchirurgie • Prostataoperation per Elektroresektion oder Laser • Plastische Operationen der harnableitenden Organe • Urogynäkologische Diagnostik (Blasendruckmessung) und Operation (z.B. TVT) • Eingriffe zur Behebung der Inkontinenz bei Mann und Frau • Neurourologische Diagnostik und Engriffe (Botulinumtoxin, Blasenschrittmacher u. a.) • Behandlung von Problemen der männlichen Fortpflanzungsfähigkeit z.B. Samenleiterdurchtrennung bzw. Reanastomosierung • Behandlung von urologischen Tumorleiden mittels Chemotherapie, Hormontherapie und zielgerichteter Behandlung (Targettherapie) Chefärztliche Leitung: Herr Dr. med. Andreas Lammert Sekretariat: Birgit Serve Telefon 03581 72-1202 Seite 3 St. Carolus Für eine bestmögliche medizinische Versorgung Seit 2008 arbeitet das St. Carolus in der bundesweiten Initiative für Qualitätsmedizin mit. Der interdisziplinäre Austausch bringt Patienten mehr Sicherheit. d Arztsprechstunde in der Abteilung Chirurgie: Chefarzt Nils Walther, Oberarzt Dr. med. Frank Hübschmann, Facharzt David Hadasik, Facharzt Dr. med. Georg Nagele, Hospitantin Nevena Mitrewa und Oberarzt Dr. med. Dimitar Loultchev (v.li.) amit ein Patient die Qualität seiner medizinischen Versorgung beurteilen und zu ihrer Verbesserung beitragen kann, steht er in erster Linie vor drei Problemen: Als erstes fehlen ihm valide Kriterien für die Bemessung der Qualität. Dann wird er nur vage Vorstellungen von einer Definition von Qualität haben. Zum dritten wird er im Gesundheitssystem nicht als gleichberechtigter Partner anerkannt. Will ein Arzt die Qualität der von ihm erbrachten medizinischen Versorgung beurteilen, ergeht es ihm nicht viel besser. Zwar ist er in der Beziehung zum Patienten der Stärkere, es fehlen ihm die validen Kriterien jedoch genauso wie eine verbindliche Definition des Begriffes.“ (David Klemperer: „Der patientenzentrierte Qualitätsbegriff und seine Implikationen“; in: Dr. med. Mabuse No. 200, Nov./Dez. 2012) Seite 4 Die Qualität in der Medizin ist in den letzten Jahren immer stärker in den Blickpunkt gerückt und wird heute sowohl von den Landesärztekammern als auch eigenen Initiativen der Krankenhäuser für die Praxis immer weiter entwickelt. Auch in einem kleinen Krankenhaus wie dem der Malteser in Görlitz ist Qualität im medizinischen Behandlungsprozess eine Grundlage, um die Patientensicherheit zu erhöhen und gleichzeitig zu überprüfen, ob sich das Ergebnis einer medizinischen Therapie mit den Erwartungen des Patienten und der Ärzte deckt. Ziel ist es dabei, die eigenen Abläufe im Krankenhaus immer wieder zu hinterfragen und die eigenen Therapiemethoden weiterzuentwickeln. Gesetzlich vorgegeben ist die externe Qualitätssicherung durch die Landesärztekammern. Mit statistischen Kennziffern wird die medizinische Qualität gemessen und die Krankenhäuser bei Auffälligkeiten zur schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. Aller- dings erfolgt der Austausch zwischen den Mitarbeitern der Landesärztekammer und den verantwortlichen Medizinern im Krankenhaus zu Einzelfällen in der Regel nicht über Gespräche, sondern per Brief. an den Bauchorganen wie Gallenblase, Magen und Darm. Diese Kennziffern werden zweimal pro Jahr durch den Verein ausgewertet und die Ergebnisse den Krankenhäusern zur Verfügung gestellt. Unabhängig davon gibt es die Initiative für Qualitätsmedizin (IQM), der sich bisher bundesweit 260 Krankenhäuser angeschlossen haben. Die Mitarbeit ist freiwillig. Seit 2008 ist das Malteser Krankenhaus St. Carolus Mitglied. „Wir wollen unseren Patienten die bestmögliche Qualität in der medizinischen Versorgung zukommen lassen“, begründet Geschäftsführer Univ.-Doz. Dr. Alex Blaicher. Anhand der an die Krankenkassen übermittelten Informationen zur Behandlung der einzelnen Patienten in einem Krankenhaus wird ausgewertet, ob es Abweichungen zum Durchschnitt aller teilnehmenden Krankenhäuser gibt. Anschließend werden statistische Kennziffern gebildet, die nach Krankheitsbildern sortiert sind: zum Beispiel nach Operationen Chefarzt Nils Walther, der seit 2012 die Chirurgie im St. Carolus leitet, begrüßt die Möglichkeit, mit IQM immer wieder die Abläufe in seiner Klinik zu optimieren, aber auch mit den Kollegen aus den anderen Fachgebieten und der Pflege Abläufe und Strukturen zu verbessern. „Nicht nur in meiner Klinik werden schon lange Besprechungen zu einzelnen Patienten durchgeführt. Das ist auch ein üblicher Standard in den Kliniken der Inneren Medizin, Urologie und Anästhesie. Die Teilnahme an IQM macht allerdings eine nachträgliche Überprüfung aller in den letzten zwölf Monaten behandelten Patienten möglich“, erklärt der Chefarzt. Über die statistischen Kennziffern erhalte er ein Bild, bei welchen Behandlungen das Team Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert St. Carolus den Ablauf verbessern könnte. So ist in der Chirurgie beispielsweise der Zeitpunkt für eine Operation wichtig oder wie Nebenerkrankungen bei der Therapieempfehlung berücksichtigt werden sollten. Neben dem internen Austausch zwischen den ärztlichen Kollegen im Görlitzer Krankenhaus können sich die Mitglieder von IQM durch ein externes Audit unterstützen lassen. „Als Chefarzt bin ich in diesem Jahr in zwei anderen Mitgliedskrankenhäusern gewesen, um gemeinsam mit den dortigen Kollegen Patientenakten zu sichten und Hinweise zu Veränderungen zu geben“, erklärt Nils Walther. Umgekehrt könnte dies auch ein Chefarzt eines anderen Mitgliedskrankenhauses im St. Carolus in Görlitz. Diese kollegiale Form des Austauschs ist unbürokratisch und soll Hilfe zur Selbsthilfe unter den Medizinern bieten. Dabei werden neben Fragen zu Diagnostik- und Therapiekon- zepten auch Strukturen und die Dokumentation diskutiert. CHIRURGIE Zusätzlich werden klinikübergreifende Konferenzen durchgeführt, die ebenfalls Bestandteil des IQM-Konzepts sind und deren Ablauf mit der Bundesärztekammer abgestimmt wurde. In diesen Konferenzen werden fachübergreifend Patientenakten vorgestellt, so dass ein Austausch zwischen den Ärzten über Klinikgrenzen hinweg erfolgt. Für die Vorbereitung stehen den Mitgliedskrankenhäusern ein Leitfaden und eine Vorbereitungsliste zur Verfügung. „Ein wichtiger Aspekt dieser Konferenzen ist außerdem, dass sie die Ausbildung unserer Nachwuchsmediziner unterstützen. Aber das Wesentliche ist, dass ein offener Umgang mit den eigenen Abläufen die Grundlage schafft, Qualität durch Absprachen im Vorfeld zu sichern und die Behandlungssicherheit zu optimieren“, sagt Chefarzt Nils Walther. Anja Sakwe-Nakonji Mit ihrer Meinung können Patienten Abläufe auf den Stationen beeinflussen. p Anja Sakwe-Nakonji und Christiane Häring und bereiten einen Workshop zur Qualitätssicherung im Krankenhaus vor. flegerische und medizinische Leistungen, die das Malteser Krankenhaus St. Carolus in Görlitz vorhält und in welchem Umfang, darüber hat die Einrichtung wie alle anderen Krankenhäuser jährlich einen Qualitätsbericht an die Krankenkassen abzuliefern. Darin enthaltene medizinische Behandlungsstandards werden vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) im Auftrag des Gesetzgebers vorgegeben. Der am 1. Januar 2004 gegründete Ausschuss ist das oberste Gremium der Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, ABTEILUNG FÜR Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Anhand der Standards lässt sich Qualität in der medizinischen Arbeit messen. Der Qualitätsbericht dient Experten für die Bewertung der Krankenhäuser. Für Patienten sind die Leistungsdaten allein aber schwer nachvollziehbar. Jedoch dienen diese Berichte als Grundlage für den Krankenhausnavigator. Und mit diesem Instrument können Patienten sehr wohl etwas anfangen. Denn damit lassen sich Krankenhäuser von jedermann direkt vergleichen. Erarbeitet wird der Qualitätsbericht für die Krankenhäuser St. Carolus in Görlitz und St. Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert Chefärztliche Leitung: Herr Nils Walther Sekretariat: Juanita Herold Telefon 03581 72-1102 Sprechstunden: Chefarzt- und OP-Sprechstunde donnerstags 14.30 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung Anmeldung 03581 72-1187 Ermächtigungssprechstunde Diabetischer Fuß/ Chronische Wunden Leitender Oberarzt Dr. med. Frank Hübschmann, Proktologe montags und mittwochs von 13 bis 15.30 Uhr Anmeldung 03581 72-1167 In dieser Sprechstunde finden auch die Vorgespräche für geplante Operationen statt. Wenn Sie telefonisch einen Termin vereinbaren, ersparen Sie sich langes Warten. Thoraxchirurgie-Sprechstunde Leitender Oberarzt John Mantas, Facharzt für Thoraxchirurgie und Herzchirurgie donnerstags 12 - 13 Uhr und nach Vereinbarung Anmeldung 03581 72-1147 Proktologiesprechstunde mittwochs 11 bis 12 Uhr Anmeldung 03581 72-1167 Notfallambulanz Für Notfälle rund um die Uhr geöffnet. Telefon 03581 72-1160 Johannes in Kamenz in Verantwortung von Anja Sakwe-Nakonji. Die 43-Jährige ist seit Beginn dieses Jahres bei den Maltesern SachsenBrandenburg als Fachbereichsleiterin für das Qualitätsmanagement zuständig und damit auch für diese zwei Krankenhäuser. Ihr zur Seite steht Christiane Häring. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin hat sich im Qualitätsmanagement qualifiziert. Einen Teil ihrer täglichen Arbeit macht das Lob- und Beschwerdemanagement aus, also der Umgang mit Meinungen von Patienten und Besuchern. Sie wertet zum Beispiel jene Fragebögen aus, die die Patienten in beiden Krankenhäusern freiwillig ausfüllen. Die 26-Jährige sucht außerdem das direkte Gespräch mit den Patienten. Als Beispiele für Reaktionen nennt sie das Lob eines Patienten über die fürsorgliche Betreuung auf der Inneren Station in Görlitz oder auch den Dank einer anderen Patientin an das gesamte Team der Funktionsabteilung. „Dieses Lob geben wir gern an die Abteilungen weiter. Es freut die Mitarbeiter und bestärkt sie in ihrer Arbeit“, erklärt Christiane Häring. Aber auch Kritik verschwindet nicht einfach im Papierkorb. Ganz im Gegenteil. „Uns liegt eine offene Fehlerkultur am Herzen. Beschwerden sehen wir als Chance zur Verbesserung“, sagt sie. So habe sich eine Patientin auf der Inneren Station in Görlitz über ihr zum Schlafen zu hartes Kopfkissen geärgert. Nach Rücksprache mit der zuständigen Abteilung im Haus werden die Kopfkissen nun beim Bettenwechsel kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht. Das Thema Qualitätssicherung im Krankenhaus ist für den Patienten schwer fassbar. Er wünscht sich vor allem eins, das Krankenhaus möglichst bald und möglichst gesund oder zumindest mit mehr Lebensqualität wieder zu verlassen. Während seines Aufenthalts soll er sich wohl fühlen. Um dies nicht dem Zufall zu überlassen, wurden neben den vorgegebenen medizinischen Standards zur Behandlung der Krankheiten Standards für die pflegerischen Abläufe in beiden Malteser Krankenhäusern erarbeitet, ebenso Checklisten für die Hygiene oder die Patientensicherheit. Sie ermöglichen Einheitlichkeit in der Pflege und effiziente Abläufe in den Krankenhäusern. Und das bekommt jeder Patient ganz unmittelbar zu spüren. QUALITÄTSMANAGEMENT Mit Lob oder Kritik zu Ihrem Krankenhausaufenthalt in Görlitz können Sie sich direkt an die Qualitätsmanagementbeauftragte Christiane Häring wenden. Kontakt Telefon 03581 72-2005 E-mail christiane.haering@malteser.org Auf der Internetseite des Malteser Krankenhauses St. Carolus in Görlitz finden Sie unter der Rubrik Patienten und Besucher und dann unter Lob und Kritik ein Formular, wo Sie Ihre Meinung direkt eingeben können. www.malteser-krankenhausstcarolus.de Seite 5 St. Carolus Nicht nur ein Schönheitsmakel Krampfadern Unbehandelt können sie zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. i n der kalten Jahreszeit greifen Frauen seltener zum Minirock. Es sei denn, in Kombination mit Wollstrumpfhosen. Dicke Kleidung versteckt unschöne Besenreiser ebenso wie geschlängelte bis knotige Krampfadern. Warum es sich dabei nicht nur um einen optischen Makel handelt und auch viele Männer betroffen sind, erklärt David Hadasik, Assistenzarzt der Chirurgie im St. Carolus. Herr Hadasik, sind Krampfadern eine Volkskrankheit? Das kann man so sagen. Etwa 30 Millionen Menschen sind davon betroffen, aber nur 1,9 Millionen jährlich in Behandlung. Ich mag den Begriff Krampfadern nicht. Dabei handelt es sich um die sichtbaren Verdickungen an den Beinen, die aber stellen nur einen Teil der Erkrankung dar. Wir Ärzte sprechen von chronischer Veneninsuffizienz. Die Zahl der Betroffenen nimmt immer weiter zu. Viele Patienten sehen die Veränderungen an den Beinen aber nicht mit dem nötigen Ernst an, sondern nur als kosmetischen Defekt. ZUR PERSON David Hadasik, 40 Jahre, Allgemeinchirurg. Der gebürtige Pole studierte von 1993 bis 1999 Medizin in Katowice und arbeitete dann im Klinikum für Allgemeine Chirurgie in Tychy (Oberschlesien). Seit 2011 ist er im Malteser Krankenhaus St. Carolus in Görlitz tätig und bildet sich derzeit in der Gefäßchirurgie weiter. Wie entstehen Krampfadern? Die Ursachen sind noch gar nicht alle so richtig bekannt. Hauptsächlich handelt es sich um eine Insuffizienz der Venenklappen oder um eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche. Wir unterscheiden zwischen Tiefenvenen und dem oberflächlichen Venensystem. Die Venen transportieren das Blut zurück zum Herzen entgegen der Schwerkraft. Die Venenklappen verhindern, dass das Blut in den Beinen absackt. Wenn sie nur unzureichend schließen, kommt es zu einem Blutrückstau und zur Druckerhöhung in den Beinvenen. Die vergrößern sich und werden als Besenreiser oder Krampfadern sichtbar. Seite 6 Die Vene wurde freigelegt und entfernt. Das war eine wirksame Methode, jedoch mit großen Blutergüssen und starken Schmerzen verbunden. Jetzt gibt es zum Glück elegantere Lösungen. Im St. Carolus setzt man auf die Radiofrequenzablation. Der komplizierte Begriff bezeichnet die lokale Zerstörung der kaputten Vene. Worin liegt der Vorteil für die Patienten? Die Vene wird im Knöchelbereich punktiert und eine zwei Millimeter dicke Sonde eingeführt. Eine sieben Zentimeter lange so genannte Arbeitszone wird mit Strom über 120 Grad erhitzt und die Vene damit verschlossen. Sie verbleibt im Körper. Nachwirkungen wie Schmerzen und Hämatome sind deutlich geringer, der Patient ist eher wieder mobil und arbeitsfähig. Damit es keine Verbrennungen gibt, wird neben die Vene eine Kochsalzlösung gespritzt und somit das Unterhautgewebe geschützt. Etwa zweimal pro Woche steht ein solcher Eingriff auf unserem OP-Plan. Assistenzarzt David Hadasik zeigt eine Sonde, mit der kaputte Venen verschlossen werden. Wer ist davon betroffen? Jeder. Begünstigt wird dies durch stehende Arbeit wie etwa bei Friseurinnen, durch ständig hohe Absätze oder genetische Gründe. Risikofaktoren sind Schwangerschaft, Übergewicht und Bewegungsmangel. Die Krankheit beginnt in jungen Jahren. Wenn sie nicht beachtet wird, kann dies zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen, mit denen wir es im Alter zu tun haben wie offene Beine, Wasseransammlungen in den Beinen, Blutgerinnsel oder schlecht heilende Geschwüre. Ab wann sollte man Veränderungen an den Beinen als medizinisches Problem ansehen? Am besten von Anfang an. Die Erkrankung wird in sechs Stadien klassifiziert. Bereits ab dem ersten Stadium wäre eine Therapie zum Beispiel durch angepasste Stützstrümpfe nötig. Die gibt es in vielen modischen Farben. Knotige Krampfadern ordnen wir in das dritte Stadium ein, ab dann kommt ein chirurgischer Eingriff in Betracht. Frauen gehen aus kosmetischen Gründen eher zum Arzt. Männer stören Krampfadern erst im stark fortgeschrittenen Stadium. Wie stellt der Arzt die Unterfunktion der Venen fest? Es werden mit Ultraschall durch die Haut hindurch die Blutströme in den Gefäßen gemessen und bewertet. Das ist absolut schmerzfrei. Der Arzt erkennt dabei krankhafte Veränderungen. Und wann ist eine Operation unbedingt angeraten? Am Anfang reicht eine Kompressionstherapie zum Beispiel mit Strumpfhosen. Die wirkt sehr gut, hat keine Nebenwirkungen, setzt aber Disziplin beim Patienten voraus. In jedem Fall sollte man sich mehr bewegen. Wenn der Ultraschall zeigt, dass die Klappen kaputt sind und vor allem in den Stammvenen nicht mehr richtig funktionieren, ist eine OP indiziert. Bis vor einigen Jahren wurde im offenen Verfahren operiert, die kaputte Vene quasi herausgezogen. Kein Wunder, dass das etlichen Menschen nicht geheuer war. Um die Vene entfernen zu können, erfolgte ein drei bis sechs Zentimeter langer Schnitt in der Leiste oder im Kniebereich. Was halten Sie von Selbstbehandlung? Es gibt eine Vielzahl von Venenmittelchen auf dem Markt, auch als Nahrungsergänzung. Ob man die über Jahre nehmen will, muss jeder für sich selbst entscheiden. In meinen Augen sind sie aber kein Ersatz dafür, Veränderungen der Beinvenen mit seinem Hausarzt zu besprechen. GEFÄSSCHIRURGIE Chefärztliche Leitung: Herr Nils Walther Sekretariat: Juanita Herold Telefon 03581 72-1102 Leistungsspektum: • Stenosen und Verschlüsse der supra-aortalen Gefäße • Infrarenale Aneurysmen der Aorta abdominalis • Aneurysmen der Viszeralarterien • Stenosen und Verschlüsse der Nierenarterien • paVK im aortalen, iliacalen Oberschenkel- und Unterschenkelbereich • Dialyse-Zugänge Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert g erechnet auf 100.000 Menschen versterben in Deutschland jedes Jahr 64 Männer und 32 Frauen an einem Bronchialkarzinom. Der Lungenkrebs ist bei Männern nach Prostatakrebs die zweithäufigste Krebsart. Bei Frauen folgt er nach Brust- und Darmkrebs an dritter Stelle. Betroffene sterben häufiger an Lungenkrebs als an anderen Krebsarten, sagt Dawid Gocał. „Das Bronchialkarzinom verursacht anfangs kaum Beschwerden und wird deshalb erst spät entdeckt, zudem bildet dieser Krebs recht früh Metastasen – in den Nachbar- und Fernorganen. Das macht ihn so gefährlich“, erklärt der Arzt im St. Carolus. Im Vergleich von 1980 zu 1920 habe der Lungenkrebs um das 50-Fache zugenommen. Nach der Einführung und massiven Verwendung von Asbest in den Industrieländern in den 1960-er Jahren, vor allem in der Bauindustrie, wurde schon ab Ende der 1970-er Jahre der Lungenkrebs immer „berühmter“. Es dauerte jedoch bis 1993, als ein entsprechendes Gesetz in Kraft trat, welches die Herstellung und Verwendung dieses gefährlichen Stoffes verbot. Aber erst mit Einführung des Arbeitsschutzgesetzes 1996 wurden die Arbeitsbedingungen richtig ernst genommen. Dafür wird mehr geraucht. Weltweit gilt das Rauchen als Risikofaktor Nummer Eins. Für Raucher sowieso, aber ebenso für Nichtraucher, die den Qualm passiv einatmen. „Zwar zeigt eine Tendenz der vergangenen zehn Jahre in den entwickelten Industrieländern, dass weniger Männer rauchen. Dafür greifen immer mehr Frauen zur Zigarette, besonders in jungen Jahren. Das ist eine falsch verstandene Emanzipation“, so der Mediziner. Das Lungenröntgen als Reihenuntersuchung für jedermann, wie in der DDR lange Jahre üblich, gibt es nicht mehr. Lediglich bestimmten Berufsgruppen wie etwa im Bergbau oder in der Metallindustrie finanziert die Berufsgenossenschaft diese Überprüfungen. Ansonsten muss man selbst seinen Hausarzt darauf ansprechen. Speziell untersuchen lassen sollte sich nach Aussage des Görlitzer Oberarztes, wer täglich mehr als eine Schachtel Zigaretten raucht und noch dazu über viele Jahre. Gleiches gilt für jemanden, dessen Familie durch Krebs vorbelastet ist. Im Allgemeinen gehen Frauen mit Vorsorgeuntersuchungen sensibler um als Männer. Die aber sollten spätestens bei einem länger als vier Wochen anhaltenden Reizhusten ohne Verbindung zu einer Erkältung ihren Hausarzt konsultieren. Bluthusten, ein schon auffälliges Symptom, entsteht, wenn der Tumor direkt in den Bronchien wächst beziehungsweise St. Carolus Was ihn so gefährlich macht Lungenkrebs Oberarzt Dawid Gocał warnt vor einem tückischen Killer. Gocał und der Leitende Oberarzt John Mantas mehrmals täglich „über den Weg laufen“. Was so lax formuliert ist, hat einen ernsten Hintergrund. Interdisziplinäre Fallbesprechungen. „Wegen unseres schnellen Kontakts ist die Wahrscheinlichkeit nahezu gering, dass jemand durchs Raster fällt“, so der Lungenfacharzt. Den Thoraxchirurgen John Mantas, der 2013 zur Bildung des Lungenzentrums nach Görlitz geholt wurde, bezeichnet er als „drittes Auge“. Mit dessen zusätzlicher Meinung zu Pneumologe und Röntgenarzt sei die Wahrnehmung einfach besser. John Mantas ist Spezialist für die Lungenoperationen. Darüber hinaus hilft er durch das Ausschneiden von verdächtigem Gewebe, eine Diagnose zu bestätigen oder eben auch nicht. Oberarzt Dawid Gocał bereitet die Fallbesprechung für einen Patienten mit Bronchialkarzinom vor. Gefäße infiltriert. In der Lunge selbst macht ein Tumor erst Probleme, wenn er schon richtig groß ist. Manchmal, so Dawid Gocał, werde Lungenkrebs eher zufällig bei Untersuchungen zu anderen Erkrankungen, also quasi „nebenbei“, bemerkt. Die erste Diagnose ergibt sich meist aus dem Thoraxröntgen oder anderen Bild gebenden Verfahren wie CT oder MRT. Wenn das keine Klarheit bringt, steht eine endoskopische Diagnostik (Bronchoskopie) an. Dabei führt der Arzt eine mit einer Kamera ausgestattete Sonde durch Mund oder Nase tief in die Bronchien. Sollte dort etwas fragwürdig vorkommen, wird mit einer Zange ein Stück Gewebe entnommen und mikroskopisch untersucht. Auch mittels Ultraschall können über die Sonde verdächtige Strukturen im Gewebe erkannt werden. Mindestens einmal in der Woche stehen solche Untersuchungen im Malteser Krankenhaus St. Carolus an. Bei Verdacht auf Lungenkrebs ebenso wie bei anderen Lungenerkrankungen mit Lymphknotenschwellung. Niedergelassene Ärzte verfügen in der Regel nicht über die dafür erforderliche teure Technik. Zudem besteht das Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert Risiko von Blutungen, auf die man im Krankenhaus sofort reagieren kann. Seit im vorigen Jahr das interdisziplinäre Lungenzentrum mit Pneumologen (Lungenärzten), Chirurgen und Schlafmedizinern im St. Carolus gebildet wurde, steigt die Zahl der Patienten mit Lungenerkrankungen. Bei den Untersuchungen helfen Dawid Gocał seine Erfahrungen aus dem Thoraxzentrum Ruhrgebiet Herne/Bochum, wo er seine Ausbildung zum Pneumologen absolvierte. Im Rahmen einer Funktionsdiagnostik, zu der eine Untersuchung bei Belastung der Lunge gehört, wird geprüft, ob für einen Patienten eine Operation überhaupt geeignet oder auch zumutbar ist. In der Regel wird ein Teil der Lunge – ein Lungenlappen – entfernt. Häufig wird die OP überdies mit einer Chemotherapie kombiniert. Die Statistik weist Heilungschancen für den Lungenkrebs zwischen 20 und 30 Prozent aus. Deshalb wird zwischen einem kurativen, also heilbaren, und dem palliativen Stadium unterschieden. Vorteil des kleinen Krankenhauses der Malteser in Görlitz ist, dass sich Oberarzt Dawid Mit steigender Lebenserwartung sind zunehmend Ältere von Lungenkrebs betroffen. Eine Erkrankung des Alters ist das Bronchialkarzinom dennoch nicht. Erst kürzlich wurden im St. Carolus zwei Patienten operativ behandelt, beide noch keine 50 Jahre alt. Ein Nichtraucher und eine starke Raucherin. Sie hatten großes Glück, dass der Tumor bei ihnen in einem frühen Stadium entdeckt wurde. Insgesamt wurden in diesem Jahr zwölf Patienten in kurativer Hinsicht operiert. Die Patienten, die sich in einem palliativen Stadium befanden, wurden anderweitig weiter betreut. Einige auch direkt auf der Palliativstation des Krankenhauses. LUNGENZENTRUM PNEUMOLOGIE Chefärztliche Leitung: Herr Dr. Andreas Müller Sekretariat: Andrea Göpp Telefon 03581 72-1002 Diensthabender Oberarzt Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr Telefon: 03581 72-1028 Behandlungsspektrum: • Erkrankungen der Lunge und der Atemwege • Schlafmedizin • Palliativmedizin • komplette Herz- und Lungenfunktionsdiagnostik • Endoskopische Untersuchungen • Ultraschalldiagnostik Seite 7 St. Carolus f ällt jemand im Alltag um, dann ist höchste Eile geboten. Denn statt einer Kreislaufschwäche, weil deroder diejenige vielleicht nicht ausreichend gegessen und getrunken hat, kann es sich genauso um einen lebensbedrohlichen Zustand handeln. Für solche Situationen hat das Malteser Krankenhaus St. Carolus vorgesorgt. Als „Herzsichere Klinik“ vermag es Patienten, Besuchern und Mitarbeitern ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten. Das Zertifikat „Heart Safe Hospital“ bescheinigt dem Görlitzer Krankenhaus, in Notfällen wie Herz-KreislaufStillstand oder Kammerflimmern schnell helfen zu können. Die Urkunde darüber hängt für jedermann sichtbar auf allen Etagen des Hauses. Als einzige Klinik in der Region sowie neben dem Herzzentrum und der Universitätsklinik in Dresden eine von nur drei in Sachsen und wenigen in ganz Deutschland ist das St. Carolus derart ausgewiesen. Mit der Teilnahme an der Zertifizierung gingen die Malteser eine hohe Selbstverpflichtung ein. Einem Menschen im kritischen Zustand umgehend zu helfen, wird von einem Krankenhaus erwartet. Im St. Carolus aber ist jeder Mitarbeiter – vom Chefarzt über die Schwestern, Pfleger, Verwaltungsangestellten bis zu Hausmeistern und technischem Personal – in der Reanimation und im Umgang mit den automatisierten externen Defribrillatoren (AED) geschult. Fünf Geräte hängen für jedermann zugänglich an speziell gekennzeichneten Stellen des Gebäudes; zwei Ausgerüstet für den klinischen Das St. Carolus ist als einziges Krankenhaus in Ostsachsen eine „Herzsichere Klinik“. in den Funktionsbereichen. Vier weitere, technisch umfangreicher ausgestattete Geräte befinden sich in der Notaufnahme, im OP und auf der Intensivstation. Einheitlich ausgestattete Notfallkoffer und -wagen ergänzen die standardisierte Ausrüstung. Vor drei Jahren sollten im St. Carolus die Defibrillatoren ausgetauscht werden. „Das war für uns Anlass, darüber nachzudenken, ob die umfangreiche Neuanschaffung nicht von der Umsetzung eines klinischen Notfallmanagements im Rahmen eines AED-Projekts begleitet werden könnte“, erklärt Oberarzt Andreas Kinscher. Geschäftsführung und Klinikdirektorium waren von der Idee überzeugt. Seit Mai vergangenen Jahres ist nun die Vorgehensweise bei Notfällen innerhalb der Klinik in einem für alle verbindlichen Handbuch festgeschrieben. „Das ermöglicht eine sichere Therapie nach einem einheitlichen Schema“, sagt er. Der 44-jährige Anästhesist und Intensivmedizinier arbeitet seit 2011 im St. Carolus und ist Verantwortlicher für das Notfallmanagement. Dass jemand als Besucher oder Mitarbeiter einen Kreislaufkollaps erleidet, das komme im WIEDERBELEBUNG IM NOTFALL Die Aktion „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ gibt Antwort auf die häufigsten Fragen zum Thema Wiederbelebung im Notfall. Ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung notwendig? Sie ist nicht entscheidend. Lebensrettend ist die Herzdruckmassage. Wenn Sie in Mundzu-Mund-Beatmung ausgebildet sind: 30mal drücken und danach zweimal beatmen. Wenn nicht, konzentrieren Sie sich auf die Herzdruckmassage. Damit ist schon viel gewonnen! Ist bei einem Herzstillstand die stabile Seitenlage wichtig? Nein, der Betroffene kann so weder beatmet, noch wiederbelebt werden. Der Ersthelfer sollte bei einem Herzstillstand gleich Seite 8 Notfall mit der Herzdruckmassage beginnen. Wo und wie schnell muss ich bei der Herzdruckmassage drücken? Drücken Sie fest in der Mitte des Brustkorbs mindestens 100 Mal pro Minute, das entspricht einem Disco-Beat wie „Stayin` Alive“ von den BeeGees. Wechseln Sie sich mit anderen Ersthelfern ab. Kann ich rechtlich belangt werden, wenn ich etwas falsch mache? Sie können nichts falsch machen! Jede Hilfe ist Erste Hilfe. Sie können und dürfen Herzdruckmassage durchführen und einen Defibrillator anwenden. Auch wenn Sie dies nie oder lange nicht mehr geübt haben, es könnte lebensentscheidend sein. www.einlebenretten.de Reanimation ist Teamarbeit: Oberarzt Andreas Kinscher und Pfleger Jörg Hunold präsentieren das Notfall-Equipment mit Übungspuppe. Krankenhaus gelegentlich vor – wie in jedem anderen Unternehmen auch. Bisher sei das im St. Carolus immer glimpflich abgelaufen. Statistiken besagen, dass die Überlebensrate von Patienten, die reanimiert werden mussten, in den Kliniken deutschlandweit zwischen vier und zwanzig Prozent schwankt. Im Malteser Krankenhaus in Görlitz will man da absolut nichts dem Zufall überlassen. Die Schulung der Angestellten hat einen festen Platz im Fortbildungskalender der Einrichtung. Einmal im Jahr müssen alle Mitarbeiter in einem der zwölf Kurse die Reanimation trainieren. Sie werden dabei von Oberarzt Andreas Kinscher, ITS-Stationsleiter Stephan Hunold oder Schwester Janine Wilke auch im Umgang mit den Defibrillatoren unterwiesen. Vor allem aber geht es um Schnelligkeit. „Wie groß die Überlebenschancen bei einem HerzKreislauf-Stillstand sind, das entscheidet sich in den ersten Minuten. Die Zeit zwischen Kreislaufstillstand und Defibrillation und damit Beginn der Reanimation sollte unter 180 Sekunden liegen“, erklärt der Oberarzt. 2013 wurde das Malteser Krankenhaus zum ersten Mal als „Herzsichere Klinik“ zertifiziert. Bei der Überprüfung im Juni dieses Jahres wurde die Normzeit deutlich unterboten, freut er sich. 90 Sekunden zeigte die Stoppuhr vom Notruf bis zur ersten Defibrillation. Das heißt aber nicht, dass man sich auf diesem Erfolg ausruhen könnte. Zum einen wird 2015 erneut kontrolliert, wie sicher und schnell Mitarbeiter des Hauses im Notfall handeln. Und zum anderen, so hebt Oberarzt Andreas Kinscher ausdrücklich hervor, ist die Schulung kein Selbstzweck. Alle Mitarbeiter werden damit in die Lage versetzt, auch im privaten Umfeld und in der Freizeit schnell und wirksam zu helfen. Er würde sich wünschen, dass das Thema in der Öffentlichkeit eine viel größere Aufmerksamkeit findet. „Stabile Seitenlage, Herzdruckmassage und Mund-zu-MundBeatmung, damit kann jeder Leben retten“, so der Görlitzer Arzt. Nur seien eben viele Menschen im Ernstfall überfordert, weil sie einfach zuwenig darüber wissen. Das Malteser Krankenhaus St. Carolus Görlitz informiert