NACHRICHTENBLATT - Förderverein Francisceum Zerbst
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NACHRICHTENBLATT - Förderverein Francisceum Zerbst
NACHRICHTENBLATT für Schüler, Eltern und Ehemalige Francisceum Zerbst Mai 2007 Inhalt Vorwort Veranstaltungen vom Dezember 2006 bis Mai 2007 Das Weihnachtskonzert der „etwas anderen Art“ Eine etwas andere Geschichtsstunde – Pfarrer Lischke zu Besuch Applaus, Applaus … ein gelungener Abend auf Latein „Voll auf Musik“ Preise und Auszeichnungen: Francisceer werden für ihre Erfolge geehrt Geografie-Wettbewerb Physik-Olympiade Mathematik-Olympiade Biologie/Chemie-Olympiade Fremdsprachen-Olympiade Junge Kunst in Anhalt Instrumentalwettbewerb Rückblick auf die Schulfesttage 2007 Rede zum 50-jährigen Abitur Humor und Spaß im Lehrer-SchülerVerhältnis in den 50er Jahren Schule, Schüler und Gesellschaft im Jahre 2007 Spender vom 16. November 2006 bis 15. Mai 2007 Bilanz des Fördervereins Seite Torsten Huß 1 2 Stefan Rohm 2 Pia Karge 5 Kevin Rosenberger 6 Stefan Rohm 8 Florian Straube 10 Caroline Große Dr. Rüdiger Hohmann Joachim Woyth Dr. Eberhard Schmaling 11 11 13 14 15 17 18 19 23 29 31 36 39 Vorwort Wieder neigt sich ein Schuljahr dem Ende entgegen. Dem kräftezehrenden Doppelabitur ist es geschuldet, dass dieses Nachrichtenblatt etwas verspätet erscheint. Für einige Kolleginnen und Kollegen ist dieses Schuljahr das letzte Dienstjahr, so auch für unseren Direktor Herrn Dr. Schmaling. Im Namen der ehemaligen Francisceer hat schon Herr Dr. Klaus Dietrich auf der Festveranstaltung zu den Schulfesttagen einige Worte des Dankes an Dr. Schmaling gerichtet. Zu Ehren des scheidenden Direktors wird am 17. Juli um 18.00 Uhr ein Schülerkonzert in der Aula veranstaltet werden, zu dem auch die Ehemaligen herzlich eingeladen sind. In diesem Heft möchte ich auf einen „offiziellen“ Bericht über die Schulfesttage verzichten und stattdessen die ehemaligen Francisceer zu Wort kommen lassen. In den Gästebüchern unserer Schule im Internet finden sich viele Einträge, die die im Ganzen gelungenen Veranstaltungen loben. Zitate daraus und Fotos von Herrn Bürkner geben ein stimmungsvolles Bild von den Ereignissen. Dazu drucken wir die Rede von Herrn Dr. Hohmann zum 50-jährigen Abitur ab. Illustriert werden die Artikel im hinteren Teil dieses Heftes von Federzeichnungen zur Baugeschichte des Francisceums, die einer Seminararbeit von Konrad Dannenberg aus dem Jahre 1949 entnommen sind. Wir danken Herrn Bernd Koschel, der sie uns zugesandt hat. Die vollständige Galerie der Zeichnungen ist auf unseren Seiten im Internet zu sehen. Torsten Huß Förderverein Francisceum e. V. Weinberg 1 39261 Zerbst Tel.: 03923/787872 Internetadresse: www.foerderverein-francisceum.de Bürozeiten: Mittwochs 9.45-11.30 Uhr (außerhalb der Schulferien) Konto-Nr. 330 1000 494 BLZ 805 50 200 bei der Kreissparkasse Anhalt-Zerbst 1 Veranstaltungen vom Dezember 2006 bis Mai 2007 6. Dez. 6. Dez. 16. Dez. 19. Dez. 21. Dez. 15. Jan. 17. Jan. 16. Febr. 2. März 9. März 16. März 16.-30. April 27.-29. April Theaterfahrt der 5. und 6. Klassen „Das etwas andere Weihnachtskonzert“ Weihnachtskonzert der Chöre des Francisceums und des Kammerchors Chemie/Biologie-Olympiade Weihnachtsfeier des Kollegiums Fremdsprachen-Olympiade Tag der offenen Tür Instrumentalwettbewerb Kulturabend „Voll auf Musik“ Auszeichnungsveranstaltung „Junge Kunst in Anhalt“ Kulturabend „Spectaculum Latinum“ Schriftliches Abitur Schulfesttage Das Weihnachtskonzert der „etwas anderen Art“ Es ist wieder Weihnachten und die Schüler der 12. und 13. Klassen des Gymnasiums Francisceum dachten sich, mal ein Konzert der „etwas anderen Art“ zur Unterstützung des Abiturbudgets zu veranstalten. Welcher Tag würde sich deshalb besser dazu eignen als der Abend des diesjährigen Nikolaustages. Gesagt, getan organisierten die Schüler mit Unterstützung von einigen Lehrerinnen einen Konzertabend, an dem mit reichlich Spanferkel und Glühwein sowie mit anderen Leckereien auch für das leibliche Wohl gesorgt war. Pünktlich um 19 Uhr stand dann die knapp bekleidete Weihnachtsfrau Lisa Giest auf der Bühne und hielt Ausschau nach ihrem Weihnachtsmann Matthias Bachmann, der wenig später mit Schlitten und Badehose auf die Bühne stürmte. Beide führten auf charmante und kurzweilige Art durch das Programm, das eine Menge zu bieten hatte. So erlebten die Zuschauer Musikvorträge von einer kleinen Chorgruppe des Francisceums, die unter anderem „Something about Christmas Time“ zum Besten gab. Julia Zander und Mareike Teichmann sangen „Rocking around the Christmas“, während „The very Wiseguys“ passend zum Wetter außerhalb der Aula des Francisceums „Es ist Sommer“ vortrugen. Ein musikalisches Highlight des Abends war der Beitrag des Schuldirektors Dr. Eberhard Schmaling, der Josien van Kampen auf dem Klavier begleitete. Neben den vielen musikalischen 2 Moderatoren Lisa Giest und Matthias Bachmann Erlebnissen des Abends konnten die Zuschauer zahlreiche lustige, aber auch besinnliche Weihnachtsgedichte vernehmen. So erzählte Frau Dr. Pflug in „Advent“ von der Försterin, die ihren Mann auf abenteuerliche Weise „um die Ecke gebracht“ hat und Stefan Feldmann hat im stressigen „Weihnachtsverkehr“ ungewollt Knecht Ruprecht sowie den Weihnachtsmann samt Schlitten Sophie Tentrop, Frau Mohs, Matthias Hänsch, Frau Rehda 3 überfahren. Die Besinnlichkeit des Weihnachtsfests brachte Sophie Tentrop den Zuschauern in der vollgefüllten Aula in „Wieder Weihnachten“ nahe. Nach gut zwei Stunden der Einstimmung auf Weihnachten durch die Francisceer ging der offizielle Abend zu Ende. Eine weitere Schulveranstaltung für die Finanzierung des Abiturs fand am Sonntag, den 3. Dezember in der Friesenhalle statt. Die Francisceer feierten mit „First Convivium“, die erste Schuldisko dieser Art. Organisiert von Olaf Uschmann und Robert Hoffmann hatten die Schüler, Lehrer und Ehemaligen die Möglichkeit zu tanzen, feiern und das Wochenende mit dem Ausblick auf einen freien Montag ausklingen zu lassen. Bis morgens um vier spielte in der Friesenhalle die Musik. Auch hier war die Verpflegung mit Getränken und Würstchen durch die Schüler gewährleistet. Stefan Rohm Stefan Feldmann, Matthias Hänsch, Christian Neuling, Frau Dr. Pflug 4 Eine etwas andere Geschichtsstunde Pfarrer Lischke zu Besuch Am 28.02. 2007 war Pfarrer (i. R.) Lischke zu Gast in der Klasse 10/4. Passend zur Thematik des Geschichtsunterrichts schilderte er auf beeindruckende Weise seine Erlebnisse zur Zeit des Dritten Reiches und der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Pfarrer Lischke, ein gebürtiger Schlesier, ging im Jahr der Machtergreifung Hitlers 1933 in Breslau in eine evangelische Schule. Er erzählte uns, welch einen Wandel auch Grundschüler durch Hitlers Machtergreifung erlebten: Statt zu Beginn eines Tages gemeinsam mit dem Lehrer zu beten und einen Kirchenchoral zu singen, hieß es nun, sich mit dem Hitlergruß zu begrüßen und Lieder mit nationalsozialistischem Inhalt, auf das Führerbild blickend, zu singen. Als stolzer Hitlerjunge meldete er sich sechzehnjährig als Kriegsfreiwilliger. Seine Mutter hat Pfarrer Lischke im Dezember 1944, während auch sein Vater in englischer Kriegsgefangenschaft war, zum letzten Mal gesehen, bevor sie in der Breslauer Festung gestorben ist. Als Scharführer der Hitlerjugend wurde er im Juni 1944 zur Gebietsführerschule nach Niederschlesien geschickt. Dort wurde den Jungen der „Sinn und die Notwendigkeit“ des Krieges beigebracht. Pfarrer Lischke erinnerte sich, dass der Bannführer vom „ruhmreichen“ Deutschland sprach, welches sie als „Kreuzritter“ des „europäischen Abendlandes“ vor dem Osten beschützen sollten. In Tschechien absolvierte er seine Rekrutenausbildung und wurde nach seiner Vereidigung im April 1945 zum Krieg gegen die Russen an der Donau eingesetzt. Nachdem die Alliierten Deutschland mehr und mehr eingenommen hatten, wurde er zusammen mit seinen Kameraden von den Amerikanern an die Russen ausgeliefert: In russischer Gefangenschaft setzte nach und nach seine persönliche „Umkehr“ ein: Er stellte seine bedingungslose Loyalität zum Regime in Frage, nahm an Gottesdiensten teil und wurde bekennender Christ. Im Jahre 1950 kam er nach 5 Jahren Kriegsgefangenschaft frei. „Ohne den harten Drill während meiner Ausbildungszeit hätte ich den Krieg nicht überlebt“, so Pfarrer Lischke. Am Anfang seiner Erzählungen zeigte er uns das Hab und Gut, welches er durch zahlreiche Kontrollen geschleust hatte: seine auf Zigarettenpapier geschriebenen Tagebuchaufzeichnungen, die er in einer Zahnputzpulverschachtel aufbewahrt hatte, den selbst gefertigten Aluminiumlöffel, der in seinen Schuhsohlen versteckt war und sein wichtigster Gegenstand - das Neue Testament. Weiterhin las er uns aus seinem Gedichtband „Rufe aus der Nacht“ vor, das er neben seinem zweiten Buch „Die Umkehr“ unter dem Pseudonym Henryk Silesius veröffentlicht hat. Pfarrer Lischke bezeichnete den Nationalsozialismus als „menschenverachtende und grausame Ideologie“. Und er selbst sei genauso wie alle anderen in dieses 5 System eingebunden gewesen. Nachdem er 23-jährig aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, trat er in den Dienst der Kirche. 1992 gründete er die Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Schlesier. Als Anerkennung für seine Versöhnungsarbeit erhielt er 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Für unsere Klasse war der Besuch von Pfarrer Lischke ein abwechslungsreiches und interessantes Ereignis, da die Schilderungen eines Menschen, der zu Kriegszeiten gelebt hat, noch eindrücklicher sind, als die Informationen, die man aus einem Schulbuch bekommt. Ein großes Dankeschön an Pfarrer Lischke! Pia Karge (Klasse 10/4) Applaus, Applaus ... ein gelungener Abend auf Latein Punkt 18:00 Uhr hieß es am Freitag, dem 16. März 2007, in der Aula des Francisceums „Salvete spectatores!“ („Seid gegrüßt, Zuschauer“) beim Lateinabend „Spectaculum Latinum“. Das Moderatorentrio (Julia Neumann, Claudia Müller und Dennis Koppenhagen) eröffnete, dem Motto des Abends entsprechend, in altrömischer Manier in Toga und Tunika den Abend und führte im weiteren Verlauf der Veranstaltung zweisprachig durch das Programm. So hatte jeder einzelne im Publikum die Möglichkeit, die bereits tot gesagte Sprache der Römer lebendig wie nie zuvor zu erleben. Der Abend bot eine abwechslungsreiche Bandbreite der römischen Klassiker. So wurden die Zuschauer Zeuge, wie der bedeutende Diktator Julius C. Caesar ermordet wurde (aufgeführt von Schülern der 9. Klasse) oder auf welche Art und Weise der römische Liebeslyriker Catull um seine Lesbia warb. Highlights des Abends 6 waren unter anderem die Eigenkompositionen zu zwei Gedichten von Catull und Ovid von Julia Zander, Sabrina Lindner und Christian Neuling, aber auch ein selbst gedrehtes Video über die Geschichte von Pygmalion und Galatea führte zu tosendem Applaus. Als krönenden Abschluss führten die Schüler der 12. Klasse das Theaterstück Pyramus und Thisbe nach einer Geschichte von Ovid auf. Alles in allem war der Abend ein voller Erfolg, dank den Schülern auf der Bühne, aber auch denjenigen hinter den Kulissen. Kevin Rosenberger (Klasse 12/5) Pyramus und Thisbe: Christian Neuling und Judith Schmied Catilina und Cicero: Florian Tobis und Katharina Pfeiffer Christian Neuling, Sabrina Lindner und Julia Zander 7 „Voll auf Musik “: Ein Abend um Emotionen, Liebe und Sentimentalität Zum dritten Mal fand in der Aula die Veranstaltung „Voll auf Musik“ im Rahmen der Zerbster Kulturfesttage statt. Pünktlich um 19 Uhr eröffnete Angela Köcher, Musiklehrerin und Chorleiterin der Schule, das Programm. In diesem Jahr zog sich ein großes Thema wie ein roter Faden durch den Abend. Liebe, Sentimentalität und Emotionen prägten einen Großteil der vorgetragenen Lieder. So waren unter anderem Josien van Kampen und Christian Elz mit „I would stay“ von Krezip, Florian Bergholz und Martin Dietze mit „Where did you sleep last night“ von Nirvana, Franziska Müller und Julia Zander mit „All along the watchtower“ von Jimi Hendrix oder Christopher Weis mit „Kissing you“ aus Romeo und Julia zu hören. Sebastian Köcher und Julia Zander Eine besondere Anerkennung durch den Applaus des Publikums bekam Sebastian Köcher, der mit „Low Suggestion“ eine Eigenkomposition vortrug. Angela Köcher freute sich, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Schüler, auch aus den unteren Klassen teilnahmen. Zusätzlich wies sie darauf hin, dass die Schüler alle vorgetragenen Progammpunkte allein einstudiert hatten. Auch hier zeigt sich, wie schon zum Instrumentalwettbewerb vor wenigen Wochen, das hohe musikalische Niveau vieler Schüler des Francisceums. Die Anwesenden in der wie gewohnt voll gefüllten Aula erlebten neben den unterschiedlichsten Musikstücken aber auch einige Gedichtrezitationen, so unter 8 anderem Werke von Kästner, Hesse und Rilke, die ebenfalls die Liebe und die menschliche Gefühlswelt ansprachen. Unter anderem rezitierte Florian Straube „Im Nebel“ von Hermann Hesse, während Julia Zander „Du musst das Leben nicht verstehen“ von Rilke vortrug. In der Pause hatten die Anwesenden die Möglichkeit, sich mit kleinen Snacks und Getränken zu versorgen. Der Erlös aus deren Verkauf kommt der Finanzierung des Abiturs 2007 zugute. Stefan Rohm (Klasse 13/5) 9 Francisceer werden für ihre Erfolge geehrt Am 23.02.2007 erhielten am Gymnasium Francisceum Zerbst diejenigen Schüler Urkunden und Preise, welche erfolgreich an verschiedenen Wettstreiten teilgenommen haben. Die Sieger der Physikolympiade sowie des National Geographic Wettbewerbes und der 2. Stufe der 46. Mathematik-Olympiade 2006/2007 wurden bekannt gegeben. Die in den Klassenstufen 6 und 7 durchgeführte Physikolympiade zeigte, dass die Schüler über die vermittelten Lerninhalte hinaus auch fachübergreifend denken können. Dreizehn Schüler stellten sich dabei mit Erfolg den Aufgaben. Amelie Eger (Sieger Klasse 6) sowie Lisa Flöter und Kevin-Steven Becker, die gemeinsam den 1. Platz der Klassenstufe 7 belegt haben, freuten sich über die erreichte Platzierung. In der 6. Klasse belegten Isabell Schulz und Anna Hustedt den 2. bzw. 3. Platz, in der 7. Klasse waren es Tom-Edgar Krmela (2. Platz) und Fabian Petsch (3. Platz). Beim National Geographic Wettbewerb galt es nicht nur geografisches, sondern auch politisches, gesellschaftliches und Allgemeinwissen aufzuweisen. Luisa Neumann, Andrea Thiem, Felix Kamschütz und Sebastian Richter konnten sich in der 1. Runde in ihren Geografie-Kursen der Klasse 10 durchsetzen. Beim Schulausscheid, an dem die vier Gewinner des Gruppenausscheides teilgenommen haben, erwies sich Sebastian Richter als der Beste. Insgesamt 46 Schüler unserer Schule lösten im November 2006 die Aufgaben der Regionalrunde der 46. Mathematik-Olympiade. Christina Schulze (Klasse 5) und Fabian Petsch (Klasse 7) haben solch eine hohe Punktzahl erreicht, dass sie sich für die 3. Stufe (Landesrunde) in Magdeburg qualifizierten. Bei der Mathematik-Olympiade wird nicht nur mathematisches Wissen verlangt, sondern auch logisches Denken und außerdem Geduld, um sich mit den teilweise schwer lösbar erscheinenden Aufgaben auseinanderzusetzen. Sieger dieses Wettbewerbes sind Christina Schulze (Klasse 5), Amelie Eger (Klasse 6), Fabian Petsch (Klasse 7), Sebastian Hoppe (Klasse 8), Danny Milas (Klasse 9), Henning Schmidt (Klasse 10) und Florian Straube (Klasse 11-13). Ein Dank geht an die Francisceumsstiftung für die finanzielle Unterstützung der Auszeichnungsveranstaltung. Florian Straube (Klasse 11/4) 10 Physikolympiade 2006/2007 Klasse 6: Amelie Eger, Isabell Schulz, Anna Hustedt Klasse 7: Fabian Petsch, Tom-Edgar Krmela, Lisa Flöter, Kevin-Steven Becker National Geographic Wettbewerb 2007 Schulausscheid: Andrea Thiem, Luisa Neumann, Sebastian Richter, Felix Kamschütz 11 Sieger: Physikolympiade 2006/07: Klasse 6: 1. Amelie Eger (6/1) 2. Isabell Schulz (6/2) 3. Anna Hustedt (6/1) Klasse 7: 1. Lisa Flöter (7/3) 1. Kevin-Steven Becker (7/1) 2. Tom-Edgar Krmela (7/2) 3. Fabian Petsch (7/4) National Geographic Wettbewerb 2007: Schulausscheid: 1. Sebastian Richter (10/2) 2. Felix Kamschütz (10/5) 3. Luisa Neumann (10/5) 4. Andrea Thiem (10/3) 46. Mathematik-Olympiade: Klasse 5: 1. Christina Schulze (5/1) 2. Martin Feldmann (5/3) 3. Laura Liensdorf (5/3) Klasse 6: 1. Amelie Eger (6/1) 2. Johanna Scheithauer (6/1) 3. Isabell Schulz (6/2) Klasse 7: 1. Fabian Petsch (7/4) 2. Friederike Koch (7/4) 3. Lisa Flöter (7/3) Klasse 8: 1. Sebastian Hoppe (8/2) 2. Rob de Vries (8/2) 3. Stanley Bodenstedt (8/1) Klasse 9: 1. Danny Milas (9/2) 2. Daniela Niemann (9/3) 3. Lisa Schuboth (9/2) Klasse 10: 1. Henning Schmidt (10/5) 2. Stefan Buhtz (10/3) 2. Günter Hesse (10/4) Klasse 11-13: 1. Florian Straube (11/4) 2. Stefan Feldmann (12/4) 3. Christian Kantner (11/5) 12 Mathematik-Olympiade 1. Plätze: Hintere Reihe: Sebastian Hoppe, Danny Milas, Florian Straube, Henning Schmidt Vordere Reihe: Christina Schulze, Amelie Eger, Fabian Petsch 2. Plätze: Friederike Koch, Johanna Scheithauer, Daniela Niemann, Rob de Vries, Günter Hesse, Martin Feldmann, Stefan Feldmann 13 3. Plätze: Isabell Schulz, Lisa Flöter, Stanley Bodenstedt, Christian Kantner, Lisa Schuboth, Laura Liensdorf Biologie/Chemie-Olympiade (Teilnehmer aus den 9. und 10. Klassen) 1. Platz 2. Platz 3. Platz Marie-Luise Kuckert (9/1) Christopher Boldt (9/2) Julia Schönherr (9/1) Das Francisceum blieb vom Orkan Kyrill verschont, aber Bäume am Dr.-Franz-MünnichWeg knickten um. 14 Fremdsprachenolympiade Mathematik-Olympiade? Zu alltäglich. Für die sprachtalentierten Francisceer darf es da schon mal mit etwas weniger Zahlen zugehen: Sie veranstalten in jedem Jahr eine Fremdsprachenolympiade an ihrer Schule, so auch in diesem Januar. Die sechs am Zerbster Francisceum angebotenen Sprachen Englisch, Französisch, Russisch, Latein und Spanisch sowie Italienisch schickten insgesamt 36 Teilnehmer ins Rennen, die sich dann klassenübergreifend vergleichen konnten. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Klausur wurden bei dem Wettbewerb nicht nur die schriftlichen Fertigkeiten der Beteiligten geprüft, sondern auch ihr Hörverständnis. Vervollständigt wurde die Herausforderung durch ein Gespräch mit den Lehrern. Hierbei sollten die Kandidaten möglichst frei sprechen. Nachdem die Schüler ihre Aufgaben nach bestem Wissen erledigt hatten, gingen ihre Lehrer ans Werk und werteten die Ergebnisse aus. So kristallisierten sich die Sieger der einzelnen Sprachen heraus. Franziska Hirt (6. Klasse) gewann den Englischwettbewerb. Die Preisträgerin in Latein ist Lisa Schuboth. In der französischen Sprache setzte sich Annemarie Niemann durch. Im Russisch-Teil siegte Marie- Luise Kuckert (alle 9. Klasse). Caroline Große (11. Klasse) wurde Erste in der italienischen Sprache und Kathleen Bohne (12. Klasse) ging als Siegerin aus der Spanisch-Olympiade hervor. Für ihre Anstrengungen im Wettbewerb wurden die Sieger und Platzierten mit Urkunden und kleinen Preisen geehrt. Diese wurden von der Sparkasse und der Volksbank gesponsert. Dafür bedanken sich die Organisatoren recht herzlich. Caroline Große (Klasse 11/6) Englisch 1. Platz Franziska Hirt (6/2) 2. Platz Marius Köhler (6/1) 3. Platz Carolin Schreck (6/1) Marius Köhler, Franziska Hirt, Carolin Schreck 15 Französisch 1. Platz Annemarie Niemann (9/3) 2. Platz Franziska Madrian (9/3) 3. Platz Suzan Alsaafeen (9/3) Annemarie Niemann, Franziska Madrian, Suzan Alsaafeen Russisch 1. Platz Marie-Luise Kuckert (9/1) 2. Platz Julia Schönherr (9/1) 3. Platz Carolin Schirmer (9/1) Julia Schönherr, Marie-Luise Kuckert, Carolin Schirmer Latein 1. Platz Lisa Schuboth (9/2) 2. Platz Anja Motzkus (9/2) 3. Platz Christopher Boldt (9/2) Anja Motzkus, Lisa Schuboth, Christopher Boldt 16 Spanisch 1. Platz Kathleen Bohne (12/2) 2. Platz Mareike Teichmann (12/5) 3. Platz Sophie Tentrop (13/2) Sophie Tentrop, Mareike Teichmann, Kathleen Bohne Italienisch 1. Platz Caroline Große (11/6) 2. Platz Anastasia Wachtel (11/5) 3. Platz Marcus Kamieth (11/2) Caroline Große, Anastasia Wachtel, Marcus Kamieth „Junge Kunst in Anhalt“ 2. Preis Malerei 3. Preis Grafik/Fotografie Romy Vogel (12/4) Gerald Schuster (Abitur 2006) Anerkennungspreise: Franziska Dömelt (10/3) Sarah Stephan (12/2) Florian Tobis (11/1) Julian Schulze (13/3) Johanna Leps (12/3) 17 Instrumentalwettbewerb 2007 Klassen 5-9 1. Preis: 2. Preis: 2. Preis: 3. Preis: Amelie Eger (6. Kl.) Christopher Hentrich (7. Kl.) Sven Lehmann (8. Kl.) Wiebke Ehle (6. Kl.) Klassen 10-13 1. und Sonderpreis: 1. Preis: 2. Preis: 2. Preis: (Klavier) (Klavier) (Klarinette) (Klavier) Walentina Wachtel (10. Kl.) Jakob Eger (13. Kl.) Christian Elz (13. Kl.) Sebastian Köcher (12. (Kl.) (Klavier) (Bratsche) (Klavier) (Klavier) Dr. Schmaling mit leichtem Gehörschaden nach dem Auftritt der Band „Artcore“ 18 Rückblick auf die Schulfesttage 2007 - Auszüge aus den Gästebüchern von Schule, Stiftung und Förderverein Ich war das erste Mal in Zerbst, Freunde rieten es mir, unbedingt die Atmosphäre einmal direkt zu erleben. Und wie hat sich dieser Besuch gelohnt. Über die Festveranstaltung noch Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Was mich aber auch regelrecht fasziniert hat, das war auch die Atmosphäre nach der offiziellen Veranstaltung. Wie sich da nüchterne Klassenräume in Festräume verwandelten, wie die Gespräche in der eigenen Schule so ein eigenes Kolorit erhielten, das kann man gar nicht beschreiben. Wer diese Idee hatte, das in der Schule zu veranstalten, muss ja wohl ein Sonderlob erhalten. Was für eine Arbeit, was für eine Organisation, um dies so erfolgreich durchzuführen. Das alles haben Sie mit Bravour bewältigt. Danke! Angelika Reitelbach Ja, es ist schon etwas Besonderes, die Schulfesttage in Zerbst miterleben zu können. Man ist beeindruckt von den vielen Höhepunkten. Wie Herr Dr. Dietrich ausführte, man erkennt die Schule gar nicht mehr. Alles ist so schön geworden, nicht nur die Schule selbst, sondern das gesamte Umfeld. Wie können die Schüler glücklich sein, eine solche Schule besuchen zu dürfen. - Die Festveranstaltung war für mich der Höhepunkt. Dass Herr Dr. Schmaling ein ausgezeichneter Redner ist, bewies er wieder einmal mehr. Aber auch die Grußworte des Prinzen von Anhalt und von Dr. Dietrich gefielen uns sehr. Den würdigen Rahmen der Prinz von Anhalt Dr. Klaus Dietrich spricht im Namen der ehemaligen Francisceer 19 Veranstaltung kennzeichneten auch die hervorragenden Solobeiträge der beiden Schüler (Klavier und Bratsche). Das war ja wirklich einmalig! Ich möchte Ihnen unbedingt gratulieren zu diesem wunderbaren Fest und allen Beteiligten, nicht zuletzt den Schülern, die uns so nett betreuten, herzlichst danken. Hoffentlich geht es im nächsten Jahr so weiter! Friderike Haase Trotz meiner 80 Jahre war ich wieder in Zerbst, und wieder war es so ein schöner Tag, den man im Alter besonders genießt. Besonders gut gefiel es mir, dass in der Rede des Schulleiters so markante Beispiele genannt wurden, die das Schulleben der angesprochenen Zeit so klassisch kennzeichneten. Ja, wir haben jedes Mal wieder dankbar zu sein, dass durch die Wende wieder an die Tradition angeknüpft wurde, und dies dann noch in dieser einzigartigen Qualität. Ich verneige mich vor Ihnen allen, die Sie uns diesen Tag geschenkt haben. Richten Sie Ihnen diesen Dank bitte auch aus! In Dankbarkeit! Carla Ehlers Von Zerbst zurückgekehrt, möchte ich mich im Namen der Jubilare recht herzlich für die Ehrung bedanken. Es war ein denkwürdiger Tag, den wir niemals vergessen werden. Die Festveranstaltung war mehr als beeindruckend. Besonders die Rede von Herrn Dr. Schmaling war schon das Kommen wert. - Ein besonderes Lob verdienen auch Ihre Schüler. Das war ja einfach einzigartig, wie sie uns betreuten. Sie haben wirklich allen Grund, auf ihre Schüler stolz zu sein. Das gibt es wirklich nur noch in Zerbst. Also höchste Anerkennung, auch denen natürlich, die alles so hervorragend vorbereiteten. Bitte geben Sie allen Beteiligten unsren Dank weiter. Übrigens, die Solisten waren ja wie echte Profis (der Chor nicht ganz so gut!). Dass der Prinz von Anhalt der Veranstaltung beiwohnte, war für uns eine große und freudige Überraschung. Gut auch, was er in dem kurzen Grußwort sagte. Prof. Brehmer Prof. Brehmer überreicht Dr. Schmaling eine Erinnerungsschrift 20 Wieder in Stuttgart eingetroffen, muss ich meinen Gefühlen einfach Luft machen. Dieses Zerbst-Wochenende, das ich wieder bei Ihnen an der Schule erleben durfte, war ein so schönes, aufbauendes. Insbesondere war ich auch von den Schülern beeindruckt, die uns die vielen Stunden mit so viel Liebe und Aufgeschlossenheit betreuten. Auch meine Freundinnen sagten wiederholt, dass dies doch ein Beispiel sei, wie Alt und Jung miteinander gut auskommen können, keinerlei Generationsstress. Und so bitte ich Sie, dass Sie auch den Schülern in unserer aller Namen den Dank aussprechen. Wir waren alle so angetan und ich verpflichtete mich dazu, dies Ihnen mitzuteilen. Dass auch die Schulleitung hier Wochen an intensiver Vorarbeit geleistet hat, steht ja außer Frage. Also bis zum nächsten Jahr in Zerbst! Heidrun Ganzer Goldene Abiturienten Lob, Lob und nochmals Lob! Wieder haben Sie Außergewöhnliches geleistet. Was für ein für alle gelungener Tag. Als ehemalige Schülerin hatte ich beim Festakt nicht nur einmal Gänsehaut einfach beeindruckend, wie Sie das immer wieder hinkriegen ... Antje Gerber Möchte mich den hier aufgeschriebenen Beiträgen anschließen und Ihnen herzlichst für diese wunderbaren Veranstaltungen während der Festtage danken. Insbesondere die Festveranstaltung war ein Höhepunkt. Selten habe ich eine so große festliche Atmosphäre erlebt. Und wie Sie den Nachmittag gestaltet und organisiert haben, verdient höchstes Lob. Und dann diese so freundlichen Schüler, 21 Innenminister Holger Hövelmann, auch ein ehemaliger Schüler unserer Schule Besichtigung der Ruine der Nikolaikirche die uns alles von den Augen ablasen. Was können Sie sich glücklich schätzen, solche Schüler zu haben. Einfach großartig! Charlotte Vondram Ich kann mich diesen Einträgen nur anschließen und war wie alle Besucher von dem Festakt fasziniert. Und natürlich diese so freundlichen Schüler. Einfach bewundernswert. Da kann man auf diese junge Generation bauen und ich ziehe den Hut vor diesen Schülern. Sie alle müssten ein großes Lob erhalten. Und so bitte ich Sie, dieses an die Schüler auch weiterzugeben. Auch allen, die an den Festtagen beteiligt waren, mein herzlichstes Dankeschön. Emmy Börner Abend der Begegnung 22 Rede zum 50-jährigen Abitur Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, lieber Direktor Schmaling, als wir zur Abschlussfeier in der Aula die Abitur-Zeugnisse bekamen, verabschiedete uns der Kammerchor mit dem Lied „Nun zu guter Letzt, geben wir euch jetzt, auf die Wand’rung das Geleite“, aber mit den Zeilen „uns’rer Freundschaft Harmonien, dauern ewig, fest und schön“ des Bundesliedes wurde auch eine bleibende Verbundenheit beschworen. Wir sind immer gern ins Francisceum zurückgekommen; heute zu diesem besonderen Anlass, ungläubig, dass inzwischen ein halbes Jahrhundert vergangen sein soll. Was hat diese besondere Affinität zu unserer Penne begründet? Die Oberschulzeit diente vor allem der Vorbereitung auf ein Studium. Die beiden Züge, naturwissenschaftlich und sprachenorientiert, setzten dabei unterschiedliche Akzente. Da man keine Fächer abwählen konnte und es auch keine Leistungskurse gab, musste der Unterricht die Voraussetzungen für alle potentiellen Studiengänge schaffen. Auf diese Weise erhielten wir eine reiche Allgemeinbildung, wenn auch jeder für sein Studium nur einen Teil davon benötigte. Der im Unterricht erschlossene Zugang zu Literatur, Kunst, Musik und Sport blieb jedoch für alle wichtig, als Lebensqualität und Ausgleich zur Spezialisierung im gewählten Fach durch Bücher, Ausstellungen, Theater, Konzerte und sportliche Aktivitäten. Zuallererst nahm das historische Gebäude des Francisceums gefangen, seine Kreuzgänge, der Alumnatskorridor und die Aula mit den alten Bildern der Direktoren. Dr. Münnich, sein Bild ist das letzte in der Bildergalerie, lebte noch in seiner Dienstwohnung. Der Federhalter in der Auladecke und der Karzer zeugten vom latenten Übermut aller Schülergenerationen. Während der Unterricht in den Naturwissenschaften in der Grundschule häufig improvisiert wurde, gab es jetzt kompetente Fachlehrer und hörsaalähnliche Räume für die Biologie und die Physik. War es noch das alte Mobilar von 1803, als Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt - Dessau hier eine Hauptschule einrichtete? Im Vorbereitungsraum der Physik übte der Vitrinenschrank mit den 23 alten Geräten eine große Faszination aus. Der Chemieraum war der jüngste und modernste, das Reich von Herrn Seidler, wo Bindungen zwischen Atomen getrennt und neu gebildet wurden, eine Art atomares Standesamt also. Nach dem Schuldienst Leiter der Zerbster Volkshochschule, habe ich mich gern von Ihm zu einem ersten Informatik-Kurs mit dem kleinen BASIC-Rechner ZX81 überreden lassen. Im Lehrerkollegium gab es die verehrten älteren Lehrer Prof. Richter, Studienrat Rohlfs, Herrn Maenicke, Herrn Fütterer und Herrn Schulze, neben jüngeren Kollegen. Gern erinnern wir uns an den Unterricht bei Frau Arndt, Herrn Schnelle, Herrn Schade, Herrn Kühnert und Herrn Hillmann. Wenn man Herrn Richter auf seinem täglichen Spaziergang zum Kaffee in „Rephuns Garten“ begegnete, konnte man gefragt werden „Wie steht es mit der Mathematik?“. Groß war das Engagement von Herrn Maenicke für das Heimatmuseum, auch die Hilfe von Schülern war willkommen, wenn es einen steinernen Windschliff zu bergen galt. Sein Lateinunterricht ist legendär, ebenso wie Herrn Richters Mathematikstunden. Eine Mitarbeit in der AG „Heimatmuseum“ konnte helfen, sich im Lateinunterricht „ins rechte Licht“ zu setzen. Frau Arndt überraschte mit einer Schellackplatte des Kaiserquartetts von Joseph Haydn auf altem Grammophon, Herr Hillmann durch Flötenspiel und Aquarelle in der Zerbster Kunstmappe. Der Charme von Herrn Rohlfs hatte auch mit seinem sehr alten Fahrrad und der Jägertracht zu tun. Schulleiter war anfangs Herr Gröseling, ein Liebhaber alter Motorräder und begeisterter Astronom. Das Observatorium auf dem Turm der Stadtmauer mit 24 einem leistungsfähigen Zeiss-Teleskop, war seiner Initiative zu danken. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Astronomie hockten bei klirrender Kälte, mit einer Zeitung unter dem Pullover, auf dem Turm, um die Jupitermonde und die Saturnringe zu beobachten. Er ist mit uns nach Potsdam auf den Telegrafenberg und zur Archenholdt-Sternwarte nach Berlin-Treptow gefahren. Herr Brosig folgte Herrn Gröseling im Amt des Direktors, an seine Literaturstunden erinnere ich mich gern. Er war gebildet, offen und tolerant, weshalb er später, gemeinsam mit Herrn Baake, die Oberschule verlassen musste. Das bunte Schulfest 1956 vor dem Wehrturm, mit Beiträgen aller Klassen – es gibt einen Film davon - und die Schulolympiade während der Olympiade in Melbourne fallen in diese Zeit, ebenso das Schillerjahr 1955 anlässlich seines 150. Todestages. In Erinnerung geblieben sind Szenen in der Aula aus „Wilhelm Tell“ und „Kabale und Liebe“, mit dem atemberaubenden Dialog zwischen Luise Miller und Lady Milford durch zwei Mädchen aus der Zwölften. An der Zufahrt nach Marbach wird schon jetzt auf den 250. Geburtstag 2009 hingewiesen. Uns verband das gemeinsame Ziel des Abiturs und wir wussten, dass es ein Privileg war, nicht gleich eine Berufsausbildung beginnen zu müssen. Die Schule ließ ohne schlechtes Gewissen genug Raum nach dem Unterricht. In Zerbst gab es in den fünfziger Jahren noch ein traditionelles Bildungsbürgertum. Die Buchhandlung Gast veranstaltete die Reihe der Kulturabende in der Aula der 25 Grundschule I, der Konzertchor musizierte unter der Leitung von MD Günther Schmidt-Jescher, und in der Stadthalle gastierten verschiedene Theater in mehreren Ringen der Volksbühne. Wir haben davon profitiert und in gemeinsamen Theaterbesuchen einen Querschnitt von Schauspiel, Oper und Operette sowie Kammermusik und Lesungen an den Kulturabenden erlebt. Bei hinreichender Begabung konnte man im Schulchor mitsingen oder vom musikalischen Anspruch her eher bescheiden, aber oft nachgefragt, in der Schalmeienkapelle Musik machen. Sie ist mit Freude von unserem Jahrgang getragen worden. Die Badenachmittage im Schwimmbad, Radtouren in die Umgebung, emotionsgeladenes Fußballspielen auf dem Schoppenplatz, Tennis im Rephun, Leichtathletik im Stadion oder Geräteturnen waren beliebter Freizeitspaß. Im Unterschied zu dieser sportlichen Kür, war für die Fahrschüler die Fahrt mit dem Rad aus der weiteren Umgebung in die Schule, auch bei schlechtem Wetter, eine tägliche Pflicht. Mit dem zeitlichen Abstand sind die Bewunderung und Hochachtung dafür eher gewachsen. Höhepunkte waren die Klassenfahrten in den großen Ferien, die u.a. nach Thüringen oder nach Mecklenburg und in der 12. Klasse zu den Stätten der Weimarer Klassik führten. Gleichzeitig mit uns wohnte eine Gruppe westdeutscher Abiturienten in der Jugendherberge. In einer spannenden abendlichen Runde standen Rechtsstaat und „Linksstaat“ zur Diskussion. Dass dieses Gespräch stattfand, ist allein schon bemerkenswert. Die Gäste argumentierten selbstbewusster mit glänzender Rhetorik und beeindruckten uns damit nachhaltig. Dies provozierte Nachdenklichkeiten am eigenen Bildungs- und Erziehungssystem. Die 68er Studentenrevolte forderte später auch im Westen Reformen ein. Doch dieses harmonische Bild wird getrübt, schaut man sich das Photo vom Fahnenappell auf dem Nordhof an. Es befremdet und erinnert an Tabus und Selbstzensur. Auch die Lehrer hielten sich zurück, als z.B. bei der Werbekampagne zum Wehrdienst persönliche Orientierungshilfe und Ermutigung gefragt waren. Dass dies keine Übergangserscheinungen einer „Gesellschaft in den Kinderschuhen“ waren, wie Manfred von Ardenne es formulierte, zeigte sich später. Ungeachtet dessen bestimmte der Aufbauwille das Lebensgefühl in dieser Zeit, auf dem Schulweg war es die neu erstehende Brüderstraße, mit Zitaten der Renaissance-Architektur des zerstörten „Mitteldeutschen Rothenburg“. Sind wir eine Trümmergeneration? Mit unseren Ernteeinsätzen in der Kartoffel- und Rübenernte haben auch wir etwas zur Sicherung der Versorgung beigesteuert. Das Bild ist jedoch ohne die äußeren Bedingungen, in die diese Jahre eingebettet waren, unvollständig. Noch vor dem zweiten Weltkrieg 1939 geboren, begann unsere Schulzeit 1945 unmittelbar nach Kriegsende, für viele ohne Vater und mit der Sorge um den nächsten Tag. Da wurde die Schule einfach ernst genommen. 26 Gab es nicht ein gutes Omen? Denn blickt man ins 18. Jahrhundert zurück, so wurden Lessing 1729, Goethe 1749 und Schiller 1759 geboren, sollte etwa 200 Jahre später diese 39er Lücke gefüllt werden? Der Zugang zur Oberschule war nach Stalins Tod im März 1953 in einer Krisensituation mit dem „Neuen Kurs“ erleichtert worden, so dass auch Kinder von noch privaten Unternehmern und Bauern, sowie von Angestellten, bessere Chancen bekamen. Ist es richtig, dass hierzu in diesem, unserem ersten Jahr, eine zusätzliche Klasse eingerichtet wurde, vielleicht die zweite B-Klasse? Dieser Politikwechsel konnte aber den 17. Juni nicht verhindern. Wie turbulent diese Jahre waren, ist auch an dem dramatischen Ungarn-Aufstand 1956 ablesbar. Die Aufnahme in die Oberschule stellte eine Zäsur dar, denn damit war in der geplanten Volksbildung der Weg zum Studium und einer Arbeitsstelle danach geebnet. Im gegenwärtigen Bildungssystem, wo es keine Beschränkung beim Besuch des Gymnasiums und einer Universität gibt, findet die Zäsur später bei der Suche nach einem Arbeitsplatz statt. Erstmalig bestand die Möglichkeit, den Abschluss der Mittleren Reife nach der 10. Klasse zu machen. Einige Mitschüler nutzten diese Möglichkeit für den Start in eine Berufsausbildung. Den Tag der Verkündigung der Abitur-Noten beschreibt Pascal Mercier in seinem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ und trifft damit eigene Empfindungen: „Dann traten wir hinaus in die Mittagshitze eines Julitages. Was konnte, was sollte man mit all der Zeit anfangen, die vor uns lag, offen und ungeformt, federleicht in ihrer Freiheit und bleischwer in ihrer Ungewissheit?“ Etwas davon war bereits im letzten Schuljahr spürbar. Er versucht dann herauszufinden, warum er nach dreißig Jahren stets von neuem an den Ort seiner Schule zurückkehrt und fährt fort: „Neulich, als an einem heißen Tag die Fenster offen standen, hörte ich den verschiedenen Lehrern zu und vernahm die stotternden Antworten verängstigter Schüler auf Fragen, vor denen ich auch erzittert war. Noch einmal dort drin zu sitzen – nein, das war es gewiss nicht, was ich mir wünschte“, und gelangt zu der Einsicht: „Jetzt endlich scheine ich zu wissen, was mich stets von neuem zwingt, die Fahrt zur Schule zu unternehmen: Ich möchte zurück zu jenen Minuten auf dem Schulhof, in denen die Vergangenheit von uns abgefallen war, ohne dass die Zukunft schon begonnen hätte“. Prof. Richter hatte die Zeit nach dem Abitur „schöner als die Flitterwochen“ genannt. An jenem Nachmittag sind wir lorbeerbekränzt, Arm in Arm, durch die Stadt gezogen, um im ‚Waldfrieden’ zu feiern. Der gemeinsam gesprochene RütliSchwur vor der SED-Kreisleitung auf dem Wege dorthin, hatte für Irritationen gesorgt, der Direktor wurde zur Klärung bestellt. Die Nacht nach der Verkündigung wurde zum Tage gemacht und die Lehrer heimgesucht. Herr Brosig bewirtete uns im Übermaß mit selbst gemachtem Wein, während Herr 27 Maenicke von oben am Bindfaden eine symbolische Flasche Bier für „seinen besten Schüler“ herabließ. Wie auch alle gemütvollen Weihnachtsfeiern davor, fand der abschließende Abi-Ball im ‚Volkspark’ statt, zeitgemäß mit einem Rock´n´Roll-Orchester. Es ging danach jeder seinen individuellen Bildungsweg, einige von uns „drüben im Westen“, andere Klassenkameraden sind für zwei Jahre zur Armee gegangen. Nach der Ausbildung haben wir mit Idealismus und Engagement unseren Platz in der Arbeitswelt gesucht. Zur Wende haben dann oft das Glück, nicht die Fähigkeiten, über den Arbeitsplatz entschieden, wenn sich Betriebe nicht in der Marktwirtschaft behaupten konnten. Unsere auf das Öffentliche gerichtete, altruistische Sozialisation hat danach einen Wandel ins Persönliche erfahren, ein Ausgleich zwischen diesen beiden Extremen wäre nun zu wünschen. Es soll hier an die Lehrer und Mitschüler erinnert werden, die nicht mehr unter uns sind. Sie sind untrennbar mit der gemeinsamen Zeit verbunden und bleiben so in unserer Erinnerung. Rückschauend auf unsere Oberschulzeit, stehen wir in einer langen Reihe von Abiturienten. Jeder Jahrgang bringt Enthusiasmus, Kreativität und Lebensfreude in die Gesellschaft ein und trägt auf diese Weise zu ihrer Entwicklung und Erneuerung bei. Wir danken dem Förderverein des Gymnasiums Francisceum Zerbst für seine herzliche Einladung an alle „Ehemaligen“ zu den Schulfesttagen, ganz besonders Gerlinde Halfmann und Gisela Wenzel für ihre organisatorischen Vorbereitungen. Für vielfältige Anregungen zu diesem Beitrag danke ich Wilfried Möller, Wilhelm Hamann, Erika Brachvogel und Ludwig Brehmer. Dem Gymnasium Francisceum wünschen wir, dass es leben, wachsen und blühen möge – vivat, crescat, floreat! Dr. Rüdiger Hohmann 28 Humor und Spaß im Lehrer-Schüler-Verhältnis in den 50er Jahren Angeregt durch den Artikel von Herrn Dr. Schmaling im Nachrichtenblatt vom Mai dieses Jahres möchte ich einige Beispiele für die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern am Francisceum in den 50er Jahren darlegen, und zwar nicht im Unterricht, sondern außerhalb in einer Atmosphäre, die von Natur aus lockerer sein konnte. Damals gehörten zum festen Bestandteil des schulischen Lebens die Weihnachtsfeiern kurz vor Beginn der Weihnachtsferien. Da die Schule nur rund 250 Schüler in den Klassen 9 bis 12 hatte, war es natürlich einfach, alle Personen einschließlich ehemaliger Schüler und Eltern in einem entsprechenden Saal unterzubringen. So trafen sich Lehrer, Schüler und auch Eltern immer im Volkspark, dem vorherigen Schützenhaus. Neben anderen Darbietungen sind wohl bei allen Beteiligten die „Runden“ in Erinnerung geblieben, die dem „Würdigen“ der Lehrer durch die Schüler galten. So mancher Schüler der damaligen Jahrgänge wird sich sicher noch an. die eine oder andere Episode erinnern. Da nahmen die Schüler ohne Ansehen der Person ihre Lehrer auf die Schippe und wiesen nach, dass sie im Unterricht nicht nur auf den Lehrstoff, sondern auch auf das Verhalten und die Marotten der Lehrer geachtet hatten. Das galt auch für außerschulische Veranstaltungen wie Einsätze der Kulturgruppen oder Klassenfahrten. So „durfte“ Herr Mänicke zum Gaudi aller Anwesenden zeigen, wie man mittels zweier Bettlaken sich in Toga und Tunika hüllte. Als Herr Klatt als Sportlehrer an die Schule kam, war es klar, dass er zur Weihnachtsfeier mit dem gesamten Kollegium eine „Sportstunde“ gestalten musste. Herr Seidler hatte während einer Klassenfahrt seine besondere Vorliebe für Pudding gezeigt, also durfte er vor versammelter Mannschaft eine übergroße Puddingform leeren. Ich selbst war mehrfach Gegenstand solcher lieber Ehrungen. Da ich 1952 der einzige unverheiratete Lehrer an der Schule war, hatten die Schüler Mitleid mit mir und den anderen Kollegen. So bekam ich eine kleine Puppe geschenkt, mit einem netten Gedicht: ,,Ich bin die kleine Helga.....“. In einem anderen Jahr hatte ich während des Unterrichts mit meinen Händen immer an einem Gegenstand, der auf der Bank lag, zu tun. Prompt kam dann zu Weihnachten die Quittung: eine kleine Kinderrassel, damit ich das Eigentum von Schülern nicht mehr benutzen musste. Nach einem Auftritt von Chor und Tanzgruppe in der Roßlauer Schiffswerft hatte ich wohl die dargereichten belegten Brötchen etwas arg strapaziert. Und ich wurde darauf hin für den „Oberschullehrerbrötchenesserweltrekord“ „geehrt“. 29 Der Einfallsreichtum und der Scharfsinn der Schüler zeigte sich aber in einem Jahr, in dem ich aufgefordert wurde, ein Referat zu halten zum Thema: „Das Liebesleben der Pflastersteine unter besonderer Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung“. Was war dem voraus gegangen? Während einer Stunde über die griechische Demokratie und den Redner Demosthenes (und nicht wie irrtümlich in der Ankündigung Cicero) hatte ich verlauten lassen, dass jeder Redner in der Volksversammlung laut und deutlich reden musste und zudem so beredt sein musste, dass er die Zuhörer von seinem Ansinnen überzeugen konnte, und sei es auch zu einem Thema, wie eben genannt. Die Aufforderung zum Vortrag war begleitet von der Übergabe zweier Pflastersteine mit dem jeweiligen Zeichen des anderen Geschlechts. Da damals in gleichen Saal auch Boxveranstaltungen stattfanden, hing in der Mitte des Saales ein Tiefstrahler, der nun die Sonne darstellen sollte. Während ich meine Ausführungen vortrug, schlichen sich zwei Ehemalige, ich glaube, es waren Peter Kauert und Joachim Hellmuth, aus dem Saal. (Falls ich mich irren sollte, steht es den wirklichen „Tätern“ frei, sich zu ihrer Heldentat zu bekennen). Denn plötzlich, als Ergebnis der intensiven „Sonneneinstrahlung“, rollten sie ein Kieselsteinchen so gekonnt auf die Tanzfläche, dass es zwischen beiden Pflastersteinen zu liegen kam. Das Hallo war groß, und ich hatte bewiesen, dass man auch zu einem solchen Thema einen „tief schürfenden“ Beitrag leisten kann. Ich bin mir sicher, dass der eine oder andere der damaligen Schüler sich noch an diese Weihnachtsfeiern erinnern kann. Keiner der betroffenen Lehrer hat es irgendeinem Schüler übel genommen, so mit seiner Praxis konfrontiert worden zu sein. Aber es zeigte, dass zumindest in diesen Jahren an der Schule ein gesundes, auch humorvolles Klima herrschte, das die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern wohltuend beeinflusste. Damit kann ich die Theorie von Herrn Dr. Schmaling nur bestätigen, vorausgesetzt, der Humor ist weder beleidigend noch einseitig und bloßstellend, d. h. er muss geistreich und witzig sein. Ich jedenfalls habe es so aufgefasst und die mir schriftlich überreichten Aufgaben und „literarischen“ Werke bis zum heutigen Tage aufgehoben und gebe sie hiermit der Öffentlichkeit erneut kund, was nicht heißen soll, dass es keine anderen ernsthafteren und schwerwiegenderen Probleme an der Schule in jenen Jahren gab. Joachim Woyth 30 Schule, Schüler und Gesellschaft im Jahre 2007 Es ist nun einmal so: Betreten Sie als ehemaliger Schüler unser Francisceum, so werden Sie sogleich auch Assoziationen zur eigenen Schulzeit herstellen. Schule bietet seit jeher ein unerschöpfliches Reservoir an Diskussionsstoff. Schriftsteller, aber vor allem auch Filmregisseure und Journalisten wissen nur allzu gut, wie erfolgreich Geschichten, Episoden oder Berichte aus dem Schulleben sich vermarkten lassen, wenden sie sich doch einer Institution zu, mit der letztlich jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. So hatte das Thema Schule zu allen 31 Zeiten seinen Platz in der Öffentlichkeit; dieser wird ihr auch in Zukunft nicht entrissen werden ... Doch spätestens seit der Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Pisa-Studie aus dem Jahr 2000 ist das Thema Schule - und mit ihm auch die Qualität des Lehrens und Lernens in Deutschland - besonders in der Öffentlichkeit präsent. Dass die deutschen Schüler im internationalen Vergleich nur mittelmäßig abgeschnitten haben, hat die Öffentlichkeit aufgeschreckt, stellt doch gerade die Bildung eine wichtige Ressource für die Wirtschaft Deutschlands dar. Diese sparte dann auch nicht mit ihrer Kritik. Mangelnde Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation, Methodik und Sozialverhalten und fehlende Eigenständigkeit der Schulabgänger wurden kritisiert, die verstärkte Ausbildung auf „Schlüsselqualifikationen“ hin gefordert. So wurde das Phänomen der Bildungsmisere vor allem auf Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zurückgeführt, die sich wie folgt umreißen lassen: - veränderte Schüler durch den Wandel der Lebenswelt heutiger Kinder und Jugendlicher; - veränderte Bedürfnisse der Wirtschaft als künftiger Arbeitgeber durch Intensivierung von Wettbewerb und Fortschritt im Zeitalter einer fortschreitenden Globalisierung; - ein Schulsystem, das aus verschiedenen Gründen nicht mit der rasanten Entwicklung seiner Umwelt mitgehalten hat oder auch nicht mithalten konnte. Die Notwendigkeit, dass sich die Schule diesen veränderten Basisbedingungen anpassen muss, (was kann die Schule leisten und was eben auch nicht?) um die deutschen Schüler wieder zukunftsfähig zu machen, ist unbestreitbar. Es zeigt sich: Überlegungen zum Lernen können nie in einem luftleeren Raum angestellt werden, sondern benötigen immer eine kritische Analyse der Veränderungsprozesse in der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik usw. So kommt die Shell-Studie von 2002 zu dem Schluss, dass sich die Jugend heute von der Jugend in früheren Jahren grundlegend unterscheidet. Den Jugendlichen heute sind Leistung, Sicherheit und Macht wichtiger als noch in den 80er Jahren. Insgesamt kann man sagen, dass sich die Mentalität der Jugendlichen von einer eher gesellschaftskritischen Position in die gesellschaftliche Mitte verschoben hat. Das deckt sich auch mit den Auffassungen unserer Lehrer. Das gegenwärtige gesellschaftliche Klima fordert von Jugendlichen ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft mit erhöhten Risiken, u. a. auch schulisches oder berufliches Versagen. Pragmatismus statt Pessimismus ist das Kennzeichen dieser Generation. Von zentraler Bedeutung ist das Bildungsniveau der Jugendlichen. Ein geringes Bildungsniveau verschlechtert die Chancen, Berufswünsche zu realisieren. 32 Ebenfalls wichtig ist das Ergebnis, dass das Bildungsniveau der Jugendlichen eng gekoppelt ist an das der Eltern. Nur ein Viertel aller Schüler aus Familien mit Volksschul- oder Hauptschulabschluss erreicht den Hochschulabschluss. Schule muss demnach als zukunftspolitische Aufgabe versuchen, dem kompensatorisch entgegenzuwirken. Der Shell-Studie zufolge kristallisiert sich ein neuer Trend hinsichtlich der Wertorientierung heraus. Immer mehr Jugendliche kombinieren Werte, z.B. Ordnung und Fleiß, mit neuen Werten, z.B. Kreativität, Karriere machen usw. Unter der Frage: Brauchen wir eine Rückkehr zu traditionellen Werten?, wird von führenden Pädagogen der Begriff der "aktiven Realisten" geprägt, der diese Jugendlichen als hochgradig modernisierungstüchtige Menschen charakterisiert, die pragmatisch auf Herausforderungen reagieren, ein hohes Maß an Eigenaktivität und -verantwortung erreichen, konstruktiv-kritikfähig sind, flexibel, zielbewusst, selbstsicher aber auch institutionsorientiert. Der Gegenpol dieses zukunftsweisenden Typus bilden die „perspektivlos Resignierten“, die durch die Schlagwörter Passivität und Apathie charakterisiert werden. Die Entfaltung des „aktiven Realisten“ in der Breite der Gesellschaft ist demnach die zukunftsentscheidende Aufgabe für die Schule. In allen Publikationen spielt die veränderte Erziehungssituation in der Familie eine wichtige Rolle, d. h. die Erfahrung von stabilen familiären Ordnungsstrukturen, emotionale Zuwendung, die Vorbildwirkung der Eltern, geistige und kulturelle Anregungen und die Übertragung von eigenständig zu bewältigenden Aufgaben mit anspornendem Lob - dies sind die wichtigsten Merkmale für die Entwicklung zum aktiven Realisten. Immer mehr rückt der Aspekt der veränderten Familienstrukturen in das Betrachtungsfeld der Pädagogen. Der Anteil der Ein-Eltern-Familien hat stark zugenommen, ebenso der Anteil der so genannten Patchwork-Familien. Gleichzeitig steigt auch der Anteil der Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind. Die traditionelle Familienstruktur ist nur noch eines von verschiedenen Modellen. Konsequenzen dieser Veränderungen spiegeln sich in vermehrtem innerfamiliären Stress, reduzierten Erholungsphasen für die Eltern mit einem Mangel positiver kindbezogener Aktivitäten wider. Gerade die Defizite in der Primärsozialisation der „perspektivlos Resignierten“ und die mangelnde Vertrauensfähigkeit und Leistungserziehung können aber in späteren Phasen der Entwicklung nachgeholt werden. Hier spielt der Verhaltensstil von Vorbild- und Führungspersonen eine große Rolle. Ebenso wirkt sich das Übertragen von Verantwortung mit Handlungsfreiräumen, die Eigenverantwortung gestatten, positiv auf die Veränderung der Persönlichkeitsstruktur aus. Hier liegt eine große Chance der Institution Schule. Wenn es Schule gelänge, den Schülern 33 Verantwortung in individuellen Tätigkeitsfeldern zu übertragen, und wenn der Lehrer einen Verhaltensstil entwickelte, der das Fehlen von Vorbild- und Führungspersonen kompensiert, könnte das Potenzial der bisher benachteiligten Jugendlichen freigesetzt und gefördert werden. Fest steht, dass die Eigenschaften des „aktiven Realisten“, Selbstkontrolle, Fachkompetenz, Konflikt- und Durchsetzungsbereitschaft, rationale Verhaltenssteuerung, die zur Selbstkontrolle und Kommunikation befähigt, deckungsgleich sind mit den Zielen, die das selbstorganisierte und selbst gesteuerte Lernen erreichen wollen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Didaktik auf die oben genannten Fakten reagieren musste, wurde das Bild vom aktiven Schüler, der eigenverantwortlich und selbständig handelt, zum Leitbild der Unterrichtstheorie. Kompetenzentwicklung im Sinne der Erweiterung des Lernbegriffs Die didaktische Konsequenz daraus lautet, diesen aktiven Prozess des Lernens bei den Schülern so intensiv wie möglich zu unterstützen. Für die Lehrerrolle bedeutet eine solche veränderte Unterrichtskultur einen grundlegenden Wandel: Weg vom Lehren im frontalen Gleichschritt, hin zur Gestaltung von Lernarrangements. Schulischer Unterricht zielt demnach auf die aktive, selbst organisierende und eigentätige Rolle der Schüler und Schülerinnen. Mit Hilfe geeigneter Verfahren geht es im Unterricht darum, dass die Lernenden den eigenen Lernprozess mitsteuern und 34 mitevaluieren. Dabei geht es nicht um totale Selbststeuerung, sondern um eine Integration von Anleitung und Selbstständigkeit, Instruktion und Konstruktion. Um dieses Vorhaben umzusetzen, wurde in Deutschland mit einer grundlegenden Umgestaltung der Rahmenbedingungen, d. h. Neufassung der Rahmenlehrpläne und Verpflichtung der Schulen zur Entwicklung von Schulprogrammen, und damit des Unterrichts begonnen. Den Schülern sollen, ganz allgemein ausgedrückt, neben Fachwissen nun auch weiterführende Kompetenzen bzw. Schlüsselqualifikationen vermittelt werden, um erfolgreich am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen sowie bewusst die Zukunft mitzuformen. Dazu reicht „bloße“ Wissensvermittlung einfach nicht aus. Der Kompetenzansatz ist also auf die Erweiterung des Lernbegriffs zurückzuführen. Die Einschränkung schulischen Lernens auf fachliches Wissen soll damit überwunden werden. Zu Recht wird deshalb sehr prononciert in allen wichtigen didaktischen Publikationen die besondere Bedeutung der Vermittlung von Lernstrategien, Arbeitsmethoden und -techniken hervorgehoben, für ein Gymnasium geradezu ein absolutes Muss. Die Übertragbarkeit des Gelernten und damit die Anwendbarkeit im gesamten weiteren Leben stehen im Mittelpunkt. Deshalb ist es notwendig, die fachliche Dimension des Lernens, die soziale, emotionale und methodische Dimension zu erweitern. Erfolgt dies, sind die Voraussetzungen geschaffen von „trägem Wissen“ zu verfügbarem, intelligentem Wissen zu gelangen. Darüber hinaus sind es insbesondere Ergebnisse der Kognitionspsychologie, die Einzug in die neuen Rahmenlehrpläne gehalten haben. In der kognitiven Lerntheorie wird die Rolle innerer Bilder für das menschliche Handeln betont. Ein inneres Bild vom Ziel und vom Weg der Handlung und ein Entschluss, das Ziel erreichen zu wollen, stehen am Anfang einer Handlung. Beim Lernen geht es weniger um Einzelfakten und isolierte Verbindungen, sondern vielmehr um das bewusste Aufnehmen von Strukturen. Das Erfassen von Beziehungen und deren sprachlich-begriffliche Formulierungen führen zu einer Organisation und Strukturierung der Erfahrung; denn für sinnvolles Lernen ist entscheidend, dass die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Begriffen richtig verstanden werden. Die kognitive Psychologie geht davon aus, dass sich menschliches Denken in einem Netzwerk von Begriffen abspielt. Lernen, und dies wird im gegenwärtigen Unterricht leider viel zu selten berücksichtigt, besteht nach dieser Theorie aus dem Knüpfen von Begriffsnetzen. Das neue Wissen wird in das Vorwissen (und nicht nur des einen Faches) integriert. Dieses Verknüpfen von neuen Informationen mit bereits vorhandenem Wissen nennt man Elaborationsstrategien. In einer Weiterbildungsveranstaltung haben die Lehrer unserer Schule sich mit neuesten Forschungsergebnissen der Kognitionspsychologie zwar auseinander gesetzt. Doch zeigte es sich hier, dass viele Lehrerinnen und Lehrer, 35 offensichtlich von dieser Betrachtungsweise sehr überrascht, Zeit benötigen, die neuen anspruchsvollen Formen des Lernens und Lehrens zu erlernen und allmählich die Umgestaltung des Unterrichts in eine schülerzentrierte, auf Kompetenzerwerb ausgerichtete Lernumgebung in die Wege zu leiten. Wenn Lerninhalte von den Kompetenzen her zu bestimmen sind, wie in den neuen Rahmenlehrplänen geschehen, kann nicht mehr alles gelernt werden. Zwischen Fundamentum (Basiswissen für alle) und Additum (zusätzliches Wissen) muss unterschieden werden, es muss insbesondere eine Reduktion auf Kerninhalte stattfinden. Auswahlkriterien helfen, den Lerninhalt festzulegen. Ein Kriterium ist der unmittelbare Bezug zu den Alltagserfahrungen der Schüler mit der Eröffnung neuer Sichtweisen. Weitere Kriterien sind, dass der Lerninhalt, der Unterrichtsgegenstand zu Problemlösungen und echten Fragen herausfordern und den Kompetenzerwerb der Schüler ermöglichen und unterstützen sollen. Diese Darlegungen sollten belegen, wie es aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an unseren Schulen erforderlich ist, einen Methodenwandel durchzusetzen, der eigenverantwortliches, selbst gesteuertes Lernen initiiert und die Aufforderung an alle Lehrenden impliziert: Weg von der belehrenden, hin zur lernenden Schule! Es ist gut, dass Bildung wieder ein großes Thema in Deutschland ist. Dies entspricht auch dem Interesse der Eltern, die eine gute Bildung für ihr Kind wollen, und dem Interesse jedes Kindes, Neues zu entdecken. Dr. Eberhard Schmaling Spender im Zeitraum vom 16. November 2006 bis 15. Mai 2007 Dr. Hans-Detlef Adomeit, Stendal Rosemarie Ahrens, Norderstedt Irmgard Baake, Langen Klaus Baseler, Lindau Prof. Dr. Jürgen Baumgart, Güterglück Dr. Hans Bechmann, Wermelskirchen Helga Beyer, Zürich Ursula Bock, Mannheim Ursula Böhler, Konstanz Helmut Braunsdorf, Hemmingen Prof. Dr. Walter Briedigkeit, Berlin 36 Dr. Gerhard Bürger, Salzmünde Rolf Claßen, Magdeburg Sigrid und Hellmut Dietrich, Erkner Dr. Klaus Dietrich, Bochum-Stiepel Heinz und Hanna Dietze, Mühlenbeck Eckardt Dittmann, Melle Dr. Walter Elß, Zerbst Patrice Faßhauer, Steckby Klaus-Hermann Finger, Röpersdorf Hans Fischer, Herford Foto Royal, Zerbst Monika Frens, Zerbst Hans Ulrich Friesleben, Düsseldorf Maria Gast, Zerbst Annemarie Gatermann, Lübeck Dr. Ulrich Gebhardt, Otzberg Lieselotte Gielisch, Schriesheim Jürgen Gorski, Zerbst Peter Gronki, Köln Dr. Jürgen Hartmann, Zerbst Tim Hentrich, Zerbst Wolfgang Hettstedt, Milano Silke Hövelmann, Zerbst Volker Jahns, Schwerin Annemarie Jakob, Braunschweig Marie-Luise Juschka, Mainz Birgit Kleinecke, Jütrichau Ida Koch, Berlin Dr. med. Andreas Köhler, Zerbst Erika Kölling, Nienburg Bernd Koschel, Göttingen Klaus Kretschmer, Bonn Ellen Kröll, Hilden Ditha Laube, Lübs Fritz Lüderitz, Dessau Rene Mahlke, Zerbst Christa Martens, Magdeburg Helga Michels, Zerbst Dietrich Möhring, Rosslau PD Dr. Ingo Oelschläger, Berlin 37 Detlev Otto, Rosian Klaus und Elisabeth Partheil, Zerbst Dr. Ursula Pfleger, Homburg Udo Pfleghar, Köln Otto Proennecke, Köln Reinhardt Radke, Schora Ursula Reich, Düsseldorf Wolfgang Richter, Berlin Prof. Dr. Hans Rose, Hannover Viktor Rühland, Wolfenbüttel Margot Sahr, Zerbst Hans-Gert Samlowski, Krefeld Ursula Schaaf, Zerbst Kerstin Scheithauer, Zerbst Veronika und Roland Schimmel, Roßlau Dr. Eberhard Schmaling, Zerbst Christa Schmidt, Sulingen Erika Schmidt, Weiterstadt Rudolf Schmidt, Zerbst Marianne Schrieber, Halle Ingrid Schulze, Zerbst Dr. Karl-Heinz Schulze, Wilhelmshaven Joachim Schwarz, Nörvenich Rosemarie von Seigneux, Leipzig Ursula von Seigneux, Leipzig Heide Siegemund, Dresden Heinz Siepert, Perleberg Dr. Wolfgang Specht, Hamburg Hubert Spuhn, Töppel Eleonore Steinitz, Kochel am See Rosemarie Szillat, Gera Walter Tharan, Zerbst Ursula Wilke, Bielefeld Hartmut Wittkowski, Leipzig Franz Wollenheit, Zerbst Eine Sachspende erhielten wir von den Gravierwerkstätten K&S GmbH Zerbst. Herzlichen Dank für alle Beiträge und Spenden! 38 Bilanz des Fördervereins 2006 01.01.06 Kontostand : 17750,53 € Kasse : 481,30 € Einnahmen Beiträge Spenden Verkauf von Werbeartikeln1 Spende Sparkassenstiftung AZE Einnahmen gesamt 1 18231,83 € 2005 2006 3554,15 3851,85 7049,11 6202,29 2175,90 1613,05 5700,00 18479,16 11667,19 vor allem T-Shirts/ Sweat-Shirts; Postkarten-Sets mit Bibliotheksmotiven; Nachrichtenblätter u.a. Ausgaben Postversand Vereinsarbeit 2 Telekom Kopierarbeiten / Büro Bibliothek 3 Restaurierungen Bibliothek4 Schule 5 Ausgaben gesamt 2005 586,48 6326,57 199,45 57,10 2337,85 2006 522,90 3257,08 203,30 170,85 1074,33 7753,83 4501,12 10080,99 14008,57 23163,37 2 Internet Auftritt der Schule und des Vereins (113,88 €); Druck der Nachrichtenblätter Herbst 05, Frühjahr 06, Herbst 06 (2207,10 €) ; Bedrucken v. 1000 Kugelschreibern (239,54€); Fotoarbeiten u.a. 3 Neuanschaffung von 31 Büchern und Acrylabdeckung f. Himmelsglobus 4 Die Restaurierung des Himmelsglobus musste erst im Januar 2006 bezahlt werden. Zuschuss für die Mikroverfilmung von Werken in der Bibliothek (2000,00 €) 5 Notebook, Projektor und Zubehör f. Gebäude Jeversche Str. (2256,00 €); Matten f. Schulflur (392,20 €); Grill (617,50 €); Schulpartnerschaft mit Nürtingen und Jever (129,04 €) ; Preise für die Schülerwettbewerbe (204,69 €); Unterstützung von Unterrichts- und Projektarbeit z.B. in Biologie, Englisch, Kunst, Latein, Italienisch, Geschichte, Deutsch (1790,94 €); 6 Schränke, Fernseher, DVDPlayer, Kassettenrekorder f. Gebäude Jeversche Str. (4207,66 €) u.a. 31.12.06 Kontostand: 6536,33 € Kasse : 299,41 € 6835,74 € 39 40 Julia Geyer (Abitur 2006) 41 Impressum Redaktion: Torsten Huß Ditha Laube Dr. Birgit Pflug Christina Schulze Titelbild: Zeichnung von Konrad Dannenberg (1949) Fotos: Peter Bürkner (Schulfesttage) Stefan Rohm (Weihnachtskonzert, „Voll auf Musik“, Instrumentalwettbewerb) Denise Beckmann/Friederike Häusler (Spectaculum Latinum) Regine Knauer (Fremdsprachen-Olympiade) Florian Straube (andere Wettbewerbe) Redaktionsschluss: Mai 2007 Satz und Druck: Medienhaus Gottschalk Aken 1