FP Programmheft 2010

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FP Programmheft 2010
2010
DEUTSCHER FILMPREIS 2010
im FriedrichstaDtpalast
23. APRIL 2010
Die bedeutendste Auszeichnung für den deutschen Film, der Deutsche Filmpreis, feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum. Für mich ist es immer wieder ein ganz besonderes und spannendes Ereignis, wenn die Mitglieder der Deutschen
Filmakademie die künstlerischen Höhepunkte
des Jahres küren. Die 60. Filmpreisverleihung
wartet dabei gleich mit mehreren Neuerungen
auf. So wird in diesem Jahr zum ersten Mal eine
LOLA für die Kategorie „Bestes Maskenbild“
vergeben. Ohne Frage trägt das Maskenbild
entscheidend zur künstlerischen Qualität eines
Films bei. Iris Berben und Bruno Ganz geben als
Präsidentenpaar darüber hinaus der Deutschen
Filmakademie seit Anfang des Jahres ein neues
Gesicht. Ich bin sicher, dass mit ihnen ausgezeichnete Botschafter für den Deutschen Film
gewonnen wurden.
Wieder einmal können wir auf ein außerordentlich erfolgreiches Kinojahr zurückblicken.
Der deutsche Film hat sich längst einen festen
Platz im Herzen des Publikums erobert – und
das auch im Ausland. Beweis hierfür sind die
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zahlreichen Auszeichnungen, die deutsche Filme
bei internationalen Wettbewerben und Festivals
erhalten haben. Und wer sich das Filmschaffen
des vergangenen Jahres einmal in Erinnerung
ruft, weiß auch, warum. Denn die Originalität
und Qualität deutscher Filme ist wirklich bemerkenswert. Lassen wir uns nun gemeinsam
überraschen, wer die begehrte LOLA Trophäe in
diesem Jahr erhalten wird. Ich danke allen, die
den heutigen Abend in organisatorischer Hinsicht möglich machten – allen voran natürlich
der Deutschen Filmakademie und ihren neuen Präsidenten. Allen Gästen und Nominierten
wünsche ich viele anregende Begegnungen und
einen unterhaltsamen Abend.
Foto: © Seekamp, Bremen
GruSSwort
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Deutscher Filmpreis 2010
GruSSwort
Die Verleihung des Deutschen Filmpreises, die
in diesem Jahr zum sechzigsten Mal stattfindet
und dabei zum sechsten Mal unter der Federführung der Deutschen Filmakademie, ist eine
Veranstaltung, bei der es naturgemäß auch um
Respekt, Reputation und Repräsentation geht.
Vor allem aber geht es um die Filme, und um die,
die diese Filme machen. Es geht darum, auf ein
Jahr zurückzublicken, das wieder ein gutes Jahr
für den deutschen Film war.
Der Erfolg unserer Filme, mal in künstlerischer,
mal in wirtschaftlicher und auch nicht selten in
beider Hinsicht, ist schon seit Jahren nicht mehr
die Ausnahme, die die Regel bestätigt, sondern
die Regel, von der es kaum noch eine Ausnahme gibt. Dafür ist die Deutsche Filmakademie
nicht verantwortlich. Sie ist natürlich nicht
der Ort, an dem diese Filme entstehen. Aber die
Deutsche Filmakademie ist der Ort, an dem sich
viele von denen, durch die diese Filme entstehen,
treffen und aufgehoben fühlen. Der Ort, an dem
sie sich austauschen, diskutieren, streiten können. Der Ort, an dem die Filme, ihre Inhalte und
ihre Schöpfer, ihre Formen und ihre Wirkung ein
ständiges Thema sind. Nicht nur, wenn es darum
geht, den Deutschen Filmpreis auszuloben.
Foto: © Mathias Bothor
Der 14. Februar 2010 war für uns beide ein schöner Tag. Nicht, weil wir an diesem Sonntag in ein
Amt gewählt wurden, das mit Respekt, Reputation und Repräsentation verbunden ist – das auch,
ja. Aber weit mehr noch war es ein Gefühl, ein
wunderbares Gefühl, uns auf diese Weise akzeptiert zu sehen. Wir bedanken uns herzlich dafür.
Die Akademie hat uns Vertrauen geschenkt und
wir haben Respekt erlebt. Unser Respekt dem
Amt gegenüber soll nun in die Akademie und damit in den deutschen Film zurückfließen.
Iris Berben
Präsidentin
Bruno Ganz
Präsident
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60 Jahre DEUTSCHER FILMPREIS
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In besonders guten Jahren war für den allerbesten Spielfilm auch noch eine „Goldene Schale“
drin. Aber deren Herausgabe wurde von der Expertenkommission, die von der Bundesregierung
zur Ermittlung der Preisträger eingesetzt wurde,
auffällig oft verweigert.
Foto: © Arne Schambeck
Foto: © Heinz Köster - Deutsche Kinemathek
Eine kleine Geschichte in Fakten und Anekdoten Georg Witt Film eine Silberne Vase mit nach
Hause nehmen, weil sie mit MODEBUMMEL
Das Schönste an den ersten Jahren des (Regie: Werner Jacobs) einen weiteren „BesonDeutschen Filmpreises waren aus heutiger ders wertvollen Kulturfilm“ vorgelegt hatte.
Sicht die Namen der Nebenpreise und die Gestal- 1952 war man dann schon so weit, den
tungen der Trophäen. Schon als am 6. Juni 1951 „Besten Problemfilm“ zu ehren. Folgerichtig mit
zum ersten Mal der DEUTSCHE FILMPREIS ver- einem „Kopf mit Flügeln“. Den hätten sich die
geben wurde – an DAS DOPPELTE LOTTCHEN ausgezeichneten Schauspieler in diesem Jahr
unter der Regie von Josef von Baky in Form sicherlich auch gewünscht. Aber Grady Garnass,
des „Goldenen Leuchters“ –, durfte die Firma Gertrud Kückelmann und Jan Hendriks mussten
sich mit je einer „Dose“ (Gold oder Silber) begnügen. Und wenn ein Film „zur Förderung des
demokratischen Gedankens“ beitrug, konnte er
wie DON CAMILLO UND PEPONE (1953) auch
mal aus Frankreich kommen und bekam, natürlich, einen „Silbernen Becher“. Da musste man
sich bei einer „neuartigen (avantgardistischen)
filmischen Leistung“ etwas mehr einfallen lassen. Die Lösung war eine „Vase mit goldenem
Zweig“. Aber den Weg in die Zukunft wies dann
doch der „Film, der das soziale Problem besonders eindrucksvoll behandelt“, nämlich Alfred
Weidenmanns WEG IN DIE FREIHEIT, denn er
Der Sekt der frühen Jahre: Horst Buchholz begießt den
bekam schlicht ein „Filmband in Silber“. Diesen
Deutschen Filmpreis
Preis gab es von 1954 bis einschließlich 1998.
Der DEUTSCHE FILMPREIS, der die längste Zeit
seines bisherigen Lebens in der Branche und
beim Publikum als Bundesfilmpreis durchging,
war eine erstaunliche und geschickte politische Erfindung. Er war das erste institutionelle
Deutscher Filmpreis 2010
während der damals im
Sommer stattfindenden
Berlinale veranstaltet
wurden – gerne mal politische Akzente, die die
Branche eher verwirrten. Was zu beweisen
ist mit einer Geschichte, die den TV-Kritiker
des „Spiegel“ namens
Telemann in der Ausgabe vom 6. Juli 1960 zu
einer (film)politischen Minister in der Apotheke: Die Filmpreisträger 1960 unter sich
Satire inspirierte. Man
muss wissen, dass in diesem Jahr zwei der inte- für Musik ein unwirscher Fremdling, sagte, sein
ressantesten deutschen Nachkriegsfilme, nämlich Meister lasse schön grüßen, und hob an, den
ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT (Regie: Wolf- deutschen Spielfilm abzukanzeln.
gang Staudte) und DIE BRÜCKE (Regie: Bernhard Das machte: Der Bundesinnenminister war auf
Wicki) zu den großen Preisträgern zählten. Grund dem Apothekertag.
genug für den damaligen Innenminister Gerhard Warum war er dort? rätselte Telemann, nicht
Schröder (sic!), der Veranstaltung fernzubleiben: ohne den Pharmazeuten diese Bereicherung
„Doch das zentrale Ereignis, die Überreichung ihres Treffens von Herzen zu gönnen. Warum
der „Goldenen Schale“ und der „Filmbänder“, hatte er seinen Staatssekretär Dr. Georg Anders,
brachte ein Novum: statt des gewohnten Gerhard den Wegbereiter des 131er-Gesetzes, nach Berlin
Schröder stand da im Konzertsaal der Hochschule geschickt?
Foto: © Heinz Köster - Deutsche Kinemathek
Instrument zur Förderung deutscher Filmproduktionen. Die Preise für Filme waren und sind großzügig dotiert und werden zweckgebunden, also
zur Herstellung neuer Filme, vergeben. Daran hat
sich bis heute bekanntlich nichts geändert. Seit
1999 sieht der Preis anders aus. Und seit 2005 wird
er nicht mehr von einer vom Staatsminister für
Kultur und Medien eingesetzten Jury ausgelobt,
sondern von den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie. Aber den besagten Staatsminister gibt
es ja auch noch nicht so lange. Bevor der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder diesen Posten ins
Kabinett einführte und als klare Geste unter seinem Dach residieren ließ – nämlich im Jahr 1998 –
lag die Filmförderung des Bundes in den Händen
des Ministers, der auch heute noch für die innere
Sicherheit und den Sport zuständig ist, der Bundesminister des Inneren. Dieser (eine weibliche
Version ist in der bisherigen Geschichte der Republik nicht bekannt) hatte nicht immer eine ausgeprägte Liebe zum Kino, nannte bei Interviews
anlässlich der Filmpreis-Verleihung, wenn es
hoch kam, den neuesten Disney-Film als letzten
Kontakt zum Kino und setzte anlässlich der Verleihungen – die übrigens bis Ende der Siebziger
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Wer feine Ohren hatte, der vermochte schon aus
des Stellvertreters gleichnishafter Rede zu entnehmen, was Schröders Pressereferent später
unverschlüsselt kundtat: Der Bundesminister
des Inneren „wollte sich mit der Preisverteilung
nicht identifizieren“.
Da es schwerlich die Dokumentarfilme „Andalusische Wallfahrt“ oder „Tanzende Hände“
sein konnten, mit deren Belobigung übereinzustimmen Gerhard Schröder sich scheute, bestanden kaum Zweifel, worauf Dr. Anders mit
seinem Hinweis auf das „fatale Pathos“ mancher Kriegsfilme hinaus wollte: auf Bernhard
Wickis preisüberhäufte BRÜCKE. Und mit der
„gefährlichen Vereinfachung von Geschehnissen aus der nationalsozialistischen Zeit“ und
der „verallgemeinernden Weise“, in der „unerfreuliche Begleiterscheinungen unserer Lebensform“ oftmals geschildert würden, konnte der
Sendbote nur auf den Wolfgang-Staudte-Film
ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT angespielt
haben.
Besonders über des Staudte-Filmwerks Ehrung,
erfuhr Telemann, sei der Minister so erzürnt
gewesen, daß sein Filmreferent, der Ober6
regierungsrat Fuchs, mancherlei Mühsal gehabt habe, dem Chef die Entlassung des unabhängigen Preisrichterkollegiums auszureden,
obwohl solche Eigenmächtigkeit wider die
Satzungen verstoßen hätte.
Kurz und gut, im deutschen Bundes-Inneren
wuchern Probleme heran, die sogar der Vorstellungswelt eines Volljuristen im Kabinettsrang
nicht immer gemäß sind. Man denke: eine unabhängige Jury, Menschen, die ein Jahr vor den
Bundestagswahlen nach freiem Gutdünken
über etwas urteilen, das von ein paar hämischen,
politisch höchst zweifelhaften Subjekten als
„Satire“, „notwendige Zeitkritik“, „Auseinandersetzung mit der unbewältigten Vergangenheit“
oder gar als Filmkunst ausgegeben wird – da
muss man doch zu den Apothekern flüchten
und seinen Vize-Filmpreisspender weisungsgemäß verkünden lassen: „Das Wesen der Politik ...
erheischt, dass in dem künstlerischen Werk
wirklich der Künstler spricht und nicht der
auf der Woge des Opportunismus reitende
Geschäftsmann.“
Was auf gut Umgangsdeutsch heißen soll:
Nicht, dass dergleichen Filme gedreht werden,
ist die ministerielle Misslichkeit, sondern
dass die Leute sich so etwas anschauen.
Immerhin hat der Minister in seiner Sorge,
man könnte ihn mit linksgekehrten Filmbelichtern für identisch halten, ein wahrhaft
drakonisches Druckmittel gefunden: die Gefahr seines Nichterscheinens. Welcher Preisrichter, und sei er noch so ein freier und unabhängiger Schöngeist, möchte wohl riskieren,
daß der Schirmherr des Festivals schier gar
nicht mehr für den deutschen Film, sondern
nur noch für den Notstand oder das Zweite
Fernsehprogramm Interesse hätte?“
(aus „Der Spiegel“ Nr. 28/1960)
Heute freut sich die Bundeskanzlerin, die Gala
zu besuchen. Und ihr Beauftragter für Kultur
und Medien kennt fast jeden aktuellen deutschen Filmjahrgang aus eigener Anschauung
und ist ein ansprechbarer Advokat sowohl
links- wie rechtsgekehrter „Filmbelichter“.
Den Mitgliedern der Deutschen Filmakademie
vertraut er (und auch schon seine Vorgängerin) die fast drei Millionen Euro Preisgeld an.
Und diese versuchen damit verantwortungsvoll und mit dem für Kreative typischen Mut
Deutscher Filmpreis 2010
zum Risiko umzugehen. Sie treffen aber nicht
nur die Entscheidungen. Sie verantworten nun
schon genau ein Zehntel der bislang gelaufenen
Verleihungen des Deutschen Filmpreises. Sechs
von sechzig Jahren liegt die Gala für die LOLA
Die bislang letzten Worte zur LOLA 2010 verlor der Berliner „Tagesspiegel“ in seiner Ausgabe vom 20. März anlässlich der Verkündung
der Nominierungen durch die Präsidenten der
Deutschen Filmakademie Iris Berben und Bruno
Ganz, durch den Vorstandsvorsitzenden Thomas Kufus und den Staatsminister für Kultur
und Medien Bernd Neumann: „So kann’s gehen.
Und so kann’s künftig gern weitergehen mit der
Filmakademie, so unsteif wie kreativ.“ Vielleicht
ein neues Kapitel in Sachen „Deutsche Kultur“.
Foto: © Florian Liedel
Foto: © Heinz Köster - Deutsche Kinemathek
Kein Geschäft wie das Showgeschäft: Hilde in einer Nebenrolle
in den Händen der Filmkünstler selbst. Die Aufmerksamkeit für das Ereignis stieg im Verhältnis zum Unterhaltungswert. Wenn Hildegard
Knef heute in Begleitung eines gut aussehenden
britischen Schauspielers die LOLA für die „Beste
darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle“
erhalten würde, schilderte besagter Begleiter die
Veranstaltung anders. 1959 hatte die Knef an der
Seite von Hansjörg Felmy in der Reporterballade DER MANN, DER SICH VERKAUFTE geglänzt
und dafür ein „Filmband in Silber“ bekommen.
Ihr frisch gebackener Freund und späterer Ehemann David Cameron verfolgte die Verleihung
mit ironischem Staunen, das er in seinen Memoiren so zum Ausdruck brachte: „Ein ernster,
festlich gekleideter, schwitzender Mann kam
auf die Bühne, ging zum Rednerpult, redete mir
Unverständliches ernst und tropfend eine Stunde lang, das schwitzende Orchester legte sich
wieder ins ernste, klassische Zeug. (...) Auch die
Preisträger waren ernst und festlich gekleidet,
keiner sah aus, als sei er im Showgeschäft tätig,
und so erhielt ich meine erste Lektion in Sachen
„Deutsche Kultur“. (David Cameron in „Auf die
Füsse gefallen“, Wien 1987).
Unsteif und kreativ: Die erste Filmakademie-LOLA 2005
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DEUTSCHER FILMPREIS 2010: DIE NEUERUNGEN
1. Die Vorauswahl
Die wichtigste Neuerung betrifft das Konzept
für die Zusammensetzung der Vorauswahlkommissionen. Bislang gab es Vorauswahlkommissionen für alle Einzelleistungen, besetzt mit
Mitgliedern der jeweiligen Sektionen. Und
drei gemischt besetzte Kommissionen für die
Hauptkategorien. Die immer wieder auftretende Diskrepanz zwischen vorausgewählten Einzelleistungen und vorausgewählten Filmen hat
stets zu größeren Zweifeln an der Tauglichkeit
des bisherigen Vorauswahlverfahrens geführt.
Das neue Konzept bietet ganz klar die praktische
Überwindung dieser Diskrepanz. Und so gibt es
nun statt der sektionsbezogenen kleinen Einzelkommissionen insgesamt drei Vorauswahlkommissionen, die zusammen 33 Mitglieder haben.
Erstens: eine größere, alle Sektionen nach einem
bestimmten Schlüssel repräsentierende Vorauswahlkommission, die aus insgesamt 18 Personen
(inklusive zwei Mitgliedern des Bundestages) besteht und die Spielfilme vorauswählt. Diese Vorauswahl beinhaltet automatisch sowohl das Angebot für die Besten Spielfilme als auch für die
Einzelleistungen. Zweitens: eine siebenköpfige
Kommission für den Besten Dokumentarfilm mit
drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,
zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem
Mitglied des Bundestages und – auf ausdrücklichen Wunsch der Sektion selbst – einem branchenerfahrenen Kommissionsmitglied, das nicht
aus der Filmakademie kommt. Auch die in dieser Kommission vorausgewählten Filme können
für die Einzelleistungen berücksichtigt werden.
Drittens: eine Vorauswahlkommission für den
Besten Kinderfilm mit acht Mitgliedern – also
Vertretern aus allen Sektionen und einem MdB.
Spielfilm (von unten links nach oben rechts)
Foto: © Florian Liedel
Nach einer gründlichen und von leidenschaftlichen, kontroversen und am Ende äußerst konstruktiven Debatten begleiteten Evaluierung
der bisherigen Theorie und Praxis des Vorauswahlverfahrens zum DEUTSCHEN FILMPREIS
hat die Mitgliederversammlung der Deutschen
Filmakademie im November 2008 ein neues
Verfahren beschlossen. Die Richtlinien für dieses Verfahren wurden im Sommer 2009 veröffentlicht. Bei der Vorauswahl zum DEUTSCHEN
FILMPREIS 2010 wurden sie erstmalig angewendet und umgesetzt.
Maximilian Geller,
Fritzi Haberlandt,
Gudrun Schretzmeier,
Wolfgang Treu,
Vivian Naefe,
Anne Fabini,
Monika Griefahn
(MdB a.D.),
Henriette Piper,
Sabine Hehnen-Wild,
Susann Bieling,
Philip Voges,
Dagmar Hirtz,
Christoph Darnstädt,
Joachim von Vietinghoff,
Wolfgang Schukrafft,
Douglas Wolfsperger,
Petra Zieser
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Foto: © Florian Liedel
Kinderfilm
Kit Hopkins,
Barbara Hennings,
Martin Kukula,
Peter Timm,
Monika Bauert,
Gustav Peter Wöhler,
Christoph Müller
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Hier gilt ebenfalls: Die gewählten Filme gehören
auch zum Angebot für die Einzelleistungen.
Die Vorauswahlkommission Spielfilm muss nun
aus den eingereichten und zugelassenen Produktionen mindestens 20 Filme auswählen.
Höchstens kann eine Anzahl von Filmen ausgewählt werden, die 40 Prozent der angemeldeten
Produktionen entspricht. (Bei einer gebrochenen
Zahl in der Summe der Filme wird aufgerundet.)
Die Vorauswahlkommission Dokumentarfilm
muss mindestens fünf Filme vorauswählen. Die
Vorauswahlkommission Kinderfilm wählt mindestens vier Filme aus. Die oben beschriebene
Prozent-Regelung gilt in diesen Kategorien entsprechend.
Sollten im Bewusstsein einzelner Mitglieder der
Vorauswahlkommissionen am Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen übersehen worden sein, so haben
diese Mitglieder die Möglichkeit, jeweils einen
Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in
der Kommission vertreten, nachzubenennen.
Eine besondere Neuerung beim Vorauswahlverfahren besteht darin, dass die Mitglieder der
Kommissionen deutlich mehr gemeinsame Zeit
miteinander und mit den angemeldeten Filmen
verbringen. Zwar wird jedes Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss mit
DVDs der angemeldeten und zur Anmeldung
auch berechtigten Filme versorgt, so dass jedem
persönlich genügend Zeit bleibt, alle Filme angemessen zu sichten. Darüber hinaus gibt es aber
für die Vorauswahlkommission Spielfilm zwei
Wochen, in denen die Filme gemeinsam in einem
Kino gesichtet und diskutiert werden können
(statt bisher drei Tage nur Diskussion nach individueller Sichtung). Die Vorauswahlkommission
Dokumentarfilm hat dafür eine komplette Woche, die Vorauswahlkommission Kinderfilm drei
Tage zur Verfügung.
2. Die Nominierungen
Im nächsten Schritt, dem Nominierungsverfahren, wählen nun sämtliche Mitglieder der
Deutschen Filmakademie in den für die jeweiligen Nominierungen zuständigen Sektionen in geheimer Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. In der Kategorie Bester Spielfilm sind sechs Nominierungen vorgesehen.
In den Kategorien Bester Dokumentarfilm und
Deutscher Filmpreis 2010
Foto: © Florian Liedel
Dokumentarfilm
Ulla Kösterke,
Angelika Krüger-Leißner (MdB),
Dagmar Knöpfel,
Hans Helmut Prinzler,
Michael Hammon,
Hubertus Siegert,
Jörg Langer
Bester Kinderfilm jeweils zwei. Für die Einzelleistungen bietet die Richtlinie einen Spielraum
zwischen drei und fünf Nominierungen. Der Vorstand hat sich für den Filmpreis 2010 auf vier
Nominierungen festgelegt. Sollten unter diesen
Kandidaten mehrere mit gleicher Stimmenanzahl sein, so muss die Anzahl der Nominierungen entsprechend angehoben werden.
Die Vorauswahl kann im Nominierungsverfahren
durch den Einsatz einer „Wild Card“ durch die
stimmberechtigten Mitglieder ergänzt werden.
Das heißt: Jedes Mitglied ist berechtigt, auf seinem Wahlschein einen nicht vorausgewählten,
aber angemeldeten Film oder eine Einzelleistung
aus nicht vorausgewählten, aber angemeldeten
Filmen durch handschriftliche Eintragung zu
benennen. Die Gesamtzahl der abzugebenden
Stimmen darf sich dabei aber nicht erhöhen. Der
Einsatz der „Wild Card“ erfolgt also automatisch
zuungunsten eines vorausgewählten Filmes.
Die Nominierungen werden nach folgendem
Schlüssel ermittelt: Die Einzelleistungen werden
durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion nominiert, in der das auszuzeichnende Gewerk beheimatet ist. Beispiele: Männliche und weibliche
Ehrenpreisjury
Peter R. Adam
Dieter Ulrich Aselmann
Regine Baschny
Iris Berben
Marlies Heppeler
Michael Bully Herbig
Mathias Schwarz
Manuela Stehr
Thomas Thieme
Carl Woebcken
Haupt- und Nebenrolle durch die Mitglieder der
Sektion Schauspiel. Schnitt, Ton, Musik durch
die Mitglieder der Sektion Musik/Schnitt/Ton.
Kamera durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung. Drehbuch durch die Mitglieder der Sektion Drehbuch usw.
Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das
beim Besten Spielfilm die Mitglieder der Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch; beim
Besten Dokumentarfilm die Mitglieder der
Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,
Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/
Ton und beim Besten Kinderfilm wiederum die
Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch.
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3. Wahl der Preisträger
In der dritten Stufe des Wahlverfahrens, der
Wahl der Träger des DEUTSCHEN FILMPREISES,
wird in der Gesamtheit der stimmberechtigten Mitglieder der Deutschen Filmakademie
abgestimmt – und zwar in allen und für alle
Kategorien.
Die neuen Kategorien
Da in den letzten Jahren die fließenden Grenzen
zwischen Kinderfilm und Jugendfilm, vor allem
aber zwischen Jugendfilm und klassischem
Spielfilm nicht mehr deutlich wahrzunehmen
waren, hat sich der Vorstand der Deutschen
Filmakademie in Abstimmung mit dem BKM darauf geeinigt, die Preiskategorie klarer zu definieren. Ab 2010 gibt es nur noch einen Preis für
den Besten Kinderfilm. Die Anmeldung für diese
Kategorie liegt immer noch in den Händen des
Produzenten.
Ganz neu ist die Einführung eines zusätzlichen
Preises für eine Einzelleistung (wie alle anderen
auch dotiert mit € 10.000). Ab 2010 gibt es einen
DEUTSCHEN FILMPREIS für das Beste Maskenbild. Damit sind – entsprechend der Sektion
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regierung für Kultur und Medien schon
beantwortet. Bei der Frage, wie eine – wie es die
Richtlinien zum DEUTSCHEN FILMPREIS formulieren – erhebliche deutsche kulturelle Prägung
des Filmes aussieht, sind drei Kriterien zu erfüllen:
1. die Originalsprache des Films ist Deutsch oder
der/die Regisseur/in ist Deutsche(r) oder dem
deutschen Kulturkreis zuzurechnen,
Foto: © Thilo Härdtlein
2. der/die persönliche Produzent/in oder ein(e)
persönliche/r Produzent/in des Films ist
Deutsche/r oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen,
Musik/Schnitt/Ton – auch alle Gewerke der Sektion Szenenbild, Kostümbild und Maskenbild 3. die finanzielle Beteiligung der deutschen Promit einem Filmpreis berücksichtigt.
duktionsfirma an dem Film ist mindestens so
groß wie die einer jeden anderen an der ProdukWas ist ein deutscher Film?
tion beteiligten Co-Produzentin.
Mit dieser Frage wird sich die Deutsche
Filmakademie sicherlich und hoffentlich noch Es ist die Aufgabe des Vorstandes der Deutschen
lange, wenn auch nicht ausschließlich beschäf- Filmakademie, die Erfüllung dieser Kriterien
tigen. Im Zusammenhang mit der Vergabe des zu überprüfen und das Ergebnis mit dem BKM
DEUTSCHEN FILMPREISES wurde sie indes abzustimmen. Danach kann ein Film zum Auszusammen mit dem Beauftragten der Bundes- wahlverfahren zugelassen werden.
Deutscher Filmpreis 2010
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Deutscher Filmpreis 2010
Wir gratulieren allen Nominierten!
Interview mit den Künstlerischen Leitern Filmakademie entwickelt hat, wie sehr wir da
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger. hinein gewachsen sind. Also indirekt tatsächlich auch mit den Preisen des vergangenen
?? Die Preisträger des Vorjahres sind die aktu- Jahres. So etwas schafft natürlich noch einellen Künstlerischen Leiter, das könnte ja ein mal eine ganz andere Verbundenheit mit der
Filmakademie. Und es gibt Selbstvertrauen.
Modell für die Zukunft sein?
Denn eine solche Aufgabe fordert auch ein
Benjamin Herrmann: Da muss sich Michael gewisses Verantwortungsbewusstsein.
Haneke jetzt schon mal was überlegen. Stefan
Arndt und Michael Haneke machen die 61. LOLA- ?? Kannten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Zusage
Verleihung in Schwarz-Weiß. Es wird auf jeden schon den neuen Austragungsort?
Fall eine ganz andere Show.
Herrmann: Nein, das war zu dem Zeitpunkt
?? Wie ist es denn wirklich zu der Zusammen- noch offen. Aber es war bald klar, dass wir
über ein geringeres Budget als unsere Vorgänarbeit gekommen?
ger verfügen würden – und dass daraus neue
Herrmann: Wir haben vor Jahren mal im Small Ideen entstehen mussten. Was wir eigentlich
Talk darüber geredet, dass wir uns vorstellen super fanden. So kam es ja auch zum Friedkönnten, auch mal so eine Verleihung zu entwi- richstadtPalast. Für uns war es gut, dass wir
ckeln. Daran hat man sich offensichtlich im letz- als neue Künstlerische Leiter auch von den
ten Sommer bei der Deutschen Filmakademie Umständen her gleich mit Neuerungen zu tun
hatten. Und der FriedrichstadtPalast ist in vieerinnert und uns angerufen.
lerlei Hinsicht eine attraktive und interessante
Florian Gallenberger: Aber es hat auch et- Neuerung. Von der Lage mitten in der Stadt her.
was damit zu tun, wie sich das Verhältnis zur Und weil es durch die Berlinale auch seit zwei
14
Foto: © Mathias Bothor
MIT SCHLITTSCHUHEN DURCH DEN FEUERREIFEN
Florian Gallenberger
Jahren einen klaren Filmbezug gibt. Ansonsten können wir aber davon ausgehen, dass
die Schnittmenge der Leute, die ins normale
Programm des FriedrichstadtPalastes gehen,
und der Gäste des Deutschen Filmpreises
Deutscher Filmpreis 2010
?? Wie denn?
eine Show zu machen, die sozusagen standesgerecht ist für den Deutschen Filmpreis.
Herrmann: Es ist eine Feier. Eine Feier für
den deutschen Film. Eine Feier für die und mit
den außergewöhnlich tollen Kreativen, die wir
haben. Das ist der Sinn der Veranstaltung, die
vielleicht auch noch kurzweilig und unterhaltsam für die Gäste ist.
Herrmann: Es wird der Rote Teppich mit den
meisten Ecken und Kurven aller Zeiten werden. ?? Aber richtig langweilig war es doch in den
letzten Jahren sowieso nicht.
?? Haben Sie sich eigentlich auch als FilmeGallenberger: Wir sind auch nicht angetreten,
macher herausgefordert gefühlt?
weil wir vorher alles schlecht und langweilig
Gallenberger: Ja natürlich. Wir hatten Lust, fanden.
das zu probieren, und haben das tatsächlich
als neue Herausforderung gesehen. Es ist was Herrmann: Aber die Dramaturgien von Preisveranderes als Filmemachen, aber es ist auch leihungen sind an sich sehr schwierig, egal, ob
eine Form der Unterhaltung – und es zeigt es der Oscar ist oder der Deutsche Filmpreis.
sich als tolle Erfahrung. Das Ziel war, eine Gerade beim Deutschen Filmpreis ist es
Show zu machen, die locker ist, eine Kombi- jetzt öfter gelungen, es locker zu machen. Und
nation von Glamour, Unterhaltung und Emo- das möchten wir auch – eben an neuem Ort, mit
tion. Und die besondere Herausforderung in neuem Personal und Elementen, die hoffentlich
diesem Jahr war, trotz budgetärer Zwänge überraschend sind. Aber die Vorgaben bleiben
Foto: © Mathias Bothor
nicht groß ist. Aber allein die Chancen, die dieses eigentlich intime Auditorium bietet, sind
spannend. Dass wir vor der Tür ein paar Probleme mit dem Roten Teppich kriegen werden, war
uns noch gar nicht bewusst. Aber die lösen wir
auch.
Benjamin Herrmann
gleich. Es sind siebzehn Preise, die voller Respekt präsentiert werden müssen. Wir haben
diesmal in den Einzelkategorien vier statt drei
Nominierungen. Wir haben einen zusätzlichen,
einen neuen Preis für das Beste Maskenbild.
15
?? Mit anderen Worten: Es muss noch mehr ?? Noch mehr Überraschungen?
Information in Unterhaltung und Emotion
Herrmann: Als wir die Künstlerische Leitung
transformiert werden.
im letzten Jahr zugesagt haben, war eine unHerrmann: Aber an einem neuen Ort, der auch serer Bedingungen, dass Barbara Schöneberger
was Frisches hat und ein paar Eigenheiten bie- die Verleihung schwanger moderiert. Sie hat
tet, die man in anderen Locations so gar nicht diese Bedingung sofort in die Tat umgesetzt
und wird an diesem Tag drei Wochen vor der
nutzen könnte.
Geburt ihres Kindes sein. Leider kein Mädchen,
?? Diese Eigenheiten sind also auch ein Vorteil was die Frage der Namensgebung schwieriger
macht. Eine Lola wird es jedenfalls nicht.
für Ihre Arbeit?
Gallenberger: Ich glaube, die Show, die wir
entwickelt haben, hätten wir nirgendwo anders entwickeln und machen können als im
FriedrichstadtPalast. Da ist eben das Varieté zu
Hause. Und wenn du, wie gesagt, eine große vorgegebene Dramaturgie und nur ein paar Stellschrauben hast, an denen du etwas drehen kannst,
dann bietet der Ort dazu die Möglichkeiten.
?? Ist ein Arzt im Saal?
Herrmann: Mehrere. Bekanntlich sind ja auch
einige Schauspieler Ärzte. Unter deren Sitzen befinden sich die entsprechenden Notfallköfferchen.
?? Wenn denn die Verleihung eine Feier des
Deutschen Films sein wird, wie viel deutscher
Herrmann: Die Präsidenten der Deutschen Film ist denn in der Gala?
Filmakademie in Schlittschuhen durch einen
Feuerreifen springen zu lassen – das geht eben Herrmann: Florian Gallenberger hat das neunur im FriedrichstadtPalast.
lich in einem Gespräch mal schön auf den Punkt
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gebracht. Wir wollen in dieser Veranstaltung
den Familiengedanken betonen, die Verbundenheit der Filmschaffenden miteinander. Es wird
also keine Show für eine Moderatorin. Barbara
Schöneberger wird durch einen Abend führen,
der die Film-Familie in den Vordergrund stellt.
Und zwar die Familie in mehreren Generationen. Es ist der 60. Filmpreis. Auch dieser Tatsache wollen wir in der Show Respekt zollen.
Wir wollen ein Zugehörigkeitsgefühl wecken.
Gallenberger: Wir haben sehr bewusst und
stark nach persönlichen Beziehungen gesucht.
Es ging bei der Wahl der Paten nicht in erster
Linie darum, ob jemand ein bekanntes Gesicht
hat (was immer wichtig ist bei so einer Show),
sondern darum, was haben die Nominierten
und ihre Paten tatsächlich miteinander zu tun,
persönlich, beruflich. Wir wollen das kollegiale
Element betonen. Die Botschaft ist: Klar sind
wir im Wettbewerb. Aber erstens ist schon die
Nominierung eine Auszeichnung. Und zweitens
schätzen wir uns und unsere Arbeit gegenseitig –
bei aller Konkurrenz.
Deutscher Filmpreis 2010
Herrmann: Und das ist ja auch eines der wichtigen Merkmale und ein Sinn der Akademie,
dass sich die Kreativen des Films – bei aller
künstlerischen Kontroverse – als eine Gruppe
verstehen. Das soll die Show auch erzählen.
Gallenberger: Wir wissen das von allen Treffen
bei der Deutschen Filmakademie. Das Thema
ist immer wieder: Wir haben uns besser kennen
gelernt, wir haben uns schätzen gelernt. Wir
kennen und schätzen die Arbeit der Kollegen.
Dieser Erfahrung wollen wir Rechnung tragen.
Herrmann: Aber dabei wollen wir natürlich
auch den Gästen, die nicht in der Akademie
sind oder sein können, Lust auf die Filme machen. Und ganz besonders auch dem Fernsehpublikum. Es ist eine Promotionveranstaltung
für den deutschen Film.
?? Was sind denn die Elemente, mit denen Promotion betrieben werden kann? Es wird ja
keine Trailershow geben.
Herrmann: Letztlich wird viel von der Wahl bewegend vor. Unterhaltsam und lustig kann
etwas wirklich dann nur sein, wenn das ernste
der Personen auf der Bühne abhängen.
Gegenüber auch stimmt.
Gallenberger: Aber die Show soll eben die Elemente des Kinos selber beinhalten. Das heißt,
sie soll lustig sein und
glamourös und auch bewegend. Und wenn ich
daran denke, was bewegend sein kann, dann
ganz sicher die Verleihung des Ehrenpreises
an
Bernd
Eichinger,
weil er deutsche Filmgeschichte geschrieben
und das deutsche Filmschaffen geprägt hat wie
kein anderer. Außerdem
werden wir heuer die
Erinnerung an die verstorbenen Kollegen mit
Live-Musik
begleiten.
Das stelle ich mir auch
Foto: © Florian Liedel
17
EHRENPREIS FÜR BERND EICHINGER
Wenn es nach Bernd Eichingers Vater gegangen
wäre, hätte er eine Arzt-Praxis auf dem Land
irgendwo in Bayern eröffnet. Es ging bei Bernd
Eichinger nicht nach dem Vater. Natürlich nicht.
Es geht eigentlich nie nach den anderen. Auch
deshalb verbrachte er wohl seine Schulzeit zum
großen Teil im Internat – wo er nach eigenem
Bekunden eher unauffällig war. Oder – wie er
selbst und selbstbewusst sagt: „Zum Rebellieren war ich viel zu schlau. Wenn ich weiß, dass
die anderen am längeren Hebel sitzen, rebelliere ich nicht, das macht keinen Sinn. Dann warte ich, bis meine Chance kommt.“
Seine Chance kam mit der Gründung der Hochschule für Fernsehen und Film in München.
„Ich hatte das große Glück, dass zu jener Zeit die
Münchner Filmhochschule gegründet wurde.
Ich bewarb mich und wurde genommen. Wenn
ich ehrlich bin, wusste ich nicht, ob die Filmhochschule wirklich etwas für mich war, bis
ich dort meine Bestimmung gefunden habe.
Ich war nie der Typ, der mit einer Super8-Kamera in der Hand herumgelaufen ist.
Fotografieren, das schon, ich habe viel gemalt,
18
viel gelesen und geschrieben. Schreiben, ja, das
war immer mein Ding.“
Bernd! Ohne dich wäre ich nicht beim
(Beide Zitate aus „Die Zeit“ Nr.4/2005)
Film. Ich habe dir verdammt viel zu verSchreiben ist sein Ding geblieben. Regie führen
danken. Deine Sturheit, mit der du die
und Filme produzieren, Filmstoffe finden, sich
Projekte durchsetzst, sucht seines Gleivon ihnen anspringen und infizieren zu laschen. Und dein Riecher auch. Du weißt,
sen. Das sind seine Dinge geworden. Dinge, mit
was läuft. Eigentlich etwas, das, wie du
denen er die letzten dreißig Jahre das Kino in
mir selber gesagt hast, niemand weiß.
Deutschland wesentlich mitgeprägt hat. Nicht
Du weißt es. Deine Filme sind immer groß.
selten über die Bande internationaler (Ko-)ProDeine Filme sind immer fürs Publikum.
duktionen – vom NAMEN DER ROSE über den
Und dann, verdammt, schlägst du mich
BÄR, DAS GEISTERHAUS bis zu FRÄULEIN
noch in meinem Metier, dem DrehbuchSMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE. In einigen dieschreiben. Du bist ein echter Filmfreak
ser Jahre hat er das Geschehen im deutschen
und die ehrlichste Haut, die ich kenne.
Kino wirtschaftlich und inhaltlich geradezu beMach bitte weiter so. Ich freue mich auf
stimmt. Nicht selten ging ein gestiegener deutjeden Film von dir!
scher Marktanteil fast allein auf sein Konto
und das seiner Constantin Film, die ihm so viel
Natja Brunckhorst, Autorin und
verdankt, dass er ihr verbunden blieb, ohne ihr
Schauspielerin
ausgeliefert zu sein.
Ins Bewusstsein der Branche und der Öffentlichkeit kam Bernd Eichinger mit einer wahren und war ein Erfolg. Der Regisseur Uli Edel ging
Geschichte: WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO danach nach Amerika. Bernd Eichinger hat dort
war 1981 ein Wagnis, für viele eine Zumutung – ein Haus, ein Büro. Er arbeitet in Hollywood
Deutscher Filmpreis 2010
Als „Der Spiegel“ ihn unlängst ausführlich porträtierte und ihm dabei sehr viel Persönliches
entlockte, brach das Unverständnis über diesen Widerspruch regelrecht aus ihm heraus:
„Sagen Sie mir, wie kommt dieses Bild von
mir zustande, das viele Leute von mir haben?
Warum ist da immer so eine Vibration in der
Luft? Ich nehme nicht hin, dass man mir die
Integrität abspricht. Nicht integer ist jemand,
dem man nicht vertrauen kann, weil er käuflich ist, sich bestechen lässt. Der ein Thema an
sich reißt, um es auszuschlachten, sensationslüstern, ohne Tiefe. Den Vorwurf lasse ich mir
nicht gefallen!“
Er sagt, er sei empfindlich, wenn jemand den
Respekt vermissen lässt, wenn ihm jemand an
die Würde geht. Er bevorzugt diesen Begriff
gegenüber dem Begriff Ehre. So kann der Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises ihn in seinem
Verständnis zum Würdenträger des deutschen
Films machen. Über diesen Begriff wiederum
würde Bernd Eichinger eher laut lachen. Das
macht er übrigens gerne. Und auch das ehrt ihn.
Foto: © Jim Rakete
und mit Hollywood. Aber er ist immer einer
Produzent des deutschen Kinos geblieben. Und
Uli Edel hat er nach fünfundzwanzig Jahren
wieder dorthin zurückgeholt, von wo er selbst
nicht wegging.
Bernd Eichinger ist ein bodenständiger Kosmopolit. Und damit ein Einheimischer des Kinos.
Denn das spricht eine internationale Sprache,
die dann am besten verstanden wird, wenn man
ihre Herkunft hört. Bernd Eichinger hat Filme
für die Filmgeschichte gemacht und Filme für
den Augenblick. Nicht zuletzt an dieser Spannung sind seine Filme als Eichinger-Filme zu
erkennen.
Die Liste der Regisseure, Produzenten, Autoren,
Schauspieler (inklusive und ganz besonders der
Schauspielerinnen), die es nicht abwarten können, Bernd Eichinger zu ehren, weil sie ihm so
viel verdanken, ist so lang, dass wir nicht einmal anfangen wollen, sie hier zu erstellen. Aber
Bernd Eichingers Beliebtheit, die so berechtigt
ist wie tatsächlich, steht in einem merkwürdigen Widerspruch zu seinem Image, an dem er
nicht bewusst arbeitet.
19
1970 begann das Filmleben für Bernd Eichinger
an der Hochschule für Fernsehen und Film in
München. Er studierte dort bis 1973 und beendete das Studium mit dem Abschlussfilm CANOSSA.
Der Gang nach Canossa blieb ihm während des
nun folgenden langen Filmweges nicht immer
erspart.
1974 gründete er seine eigene Filmproduktion, die Solaris Film. Er produzierte hauptsächlich Autorenfilme, unter anderem von Wim
Wenders, Alexander Kluge, H.J. Syberberg,
Roland Klick oder Edgar Reitz und er verhalf so
dem Neuen Deutschen Film zu Ansehen.
Seinen nächsten Schritt in die deutsche Filmgeschichte machte er, indem er nach dem Zusammenbruch der Constantin Film Anteile kaufte
und so als geschäftsführender Gesellschafter die
Neue Constantin Film übernahm. Dort entstanden Filme wie DIE UNENDLICHE GESCHICHTE,
DER NAME DER ROSE oder DAS GEISTERHAUS.
Immer auf der Suche nach neuen Talenten,
Geschichten, Wagnissen ist Bernd Eichinger
eine Person, ohne die der deutsche Film kaum
20
vorstellbar ist, und dessen Werdegang er maßgeblich mitgestaltet hat. Von CHRISTIANE F.,
DER BEWEGTE MANN bis zu DER UNTERGANG
oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX. Bernd
Eichinger glaubt an das Kino. An die Magie
des Kinos.
Sein Bewerbungsfilm an der Hochschule hatte übrigens den Titel DIE SONNE SCHIEN, DA
SIE KEINE ANDERE WAHL HATTE, AUF NICHTS
ANDERES.
Die Sonne scheint auch heute, da können Sturm
und Unwetter, die von Zeit zu Zeit auftreten,
nichts dran ändern, auf Bernd Eichinger. Auf
seine Lust, auf seine Liebe und auf seine Leidenschaft für das deutsche Kino.
Er hat vielen von uns Wege ermöglicht, auf denen wir ebenfalls von den Sonnenstrahlen gewärmt wurden, dafür sind wir ihm dankbar
und hoffen, ihn noch lange an unserer Seite zu
haben.
Lieber Bernie: Auf dem Felde der Ehre
bist du glorreicher, unschlagbarer Sieger!
Und das Beste kommt noch: Mit dieser
Auszeichnung hast Du Dich qualifiziert
für das strenge Auswahlverfahren zum
Erwerb des Dackel-Verdienst-Ordens am
goldenen Riemen, verliehen vom Kölner
Teckel-Club Kalk 1881 e.V. Wenn Du DAS
noch schaffst, bist Du endgültig unsterblich. Meine Stimme ist Dir sicher!!! Ich verneige mich und gratuliere!
Dein Tom
Tom Gerhardt, Komödiant und Autor
Iris Berben im Namen der Ehrenpreisjury
Deutscher Filmpreis 2010
Die Nominierungen zum DEUTSCHEN FILMPREIS 2010
Programmfüllende Spielfilme
ALLE ANDEREN Janine Jackowski,
Dirk Engelhardt,
Maren Ade –
Komplizen Film –
Regie: Maren Ade
DIE FREMDE
Feo Aladag,
Züli Aladag – Independent
Artists Filmproduktion –
Regie: Feo Aladag
SOUL KITCHEN
Fatih Akin,
Klaus Maeck –
corazón international –
Regie: Fatih Akin
STURM
Britta Knöller,
Hans-Christian Schmid –
23|5 Filmproduktion –
Regie:
Hans-Christian Schmid
DAS WEISSE BAND
WÜSTENBLUME
Stefan Arndt –
X Filme Creative Pool,
wega Filmproduktionsgesellschaft,
Les Films du Losange,
Lucky Red –
Regie: Michael Haneke
Peter Herrmann –
Desert Flower Filmproductions –
Regie: Sherry Hormann
Programmfüllende Dokumentarfilme
DIE FRAU MIT DEN Thomas Tielsch –
5 ELEFANTEN
Filmtank – Regie:
Vadim Jendreyko
DAS HERZ VON JENIN Ernst Ludwig Ganzert,
Ulli Pfau –
EIKON Südwest –
Regie: Marcus Vetter,
Leon Geller
Programmfüllende Kinderfilme
LIPPELS TRAUM
Ulrich Limmer –
collina filmproduktion –
Regie: Lars Büchel
VORSTADTKROKODILELena Olbrich,
Christian Becker –
Westside Filmproduktion
mit Rat Pack Filmpro
duktion und Constantin
Film Produktion –
Regie: Christian Ditter
21
Bestes Drehbuch
Feo Aladag DIE FREMDE
Michael Haneke
DAS WEISSE BAND
Wolfgang Kohlhaase WHISKY MIT WODKA
Bernd Lange, STURM
Hans-Christian Schmid
Beste Regie
Maren AdeALLE ANDEREN
Feo Aladag
DIE FREMDE
Michael Haneke
DAS WEISSE BAND
Hans-Christian Schmid STURM
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle
Corinna Harfouch
THIS IS LOVE
Sibel Kekilli
DIE FREMDE
Susanne Lothar
DAS WEISSE BAND
Birgit MinichmayrALLE ANDEREN
22
Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle
Fabian Hinrichs
SCHWERKRAFT
Henry HübchenWHISKY MIT WODKA
Burghart Klaußner
DAS WEISSE BAND
Devid Striesow
SO GLÜCKLICH WAR
ICH NOCH NIE
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle
Maria Victoria Dragus DAS WEISSE BAND
Hannah Herzsprung
VISION – AUS DEM
LEBEN DER
HILDEGARD VON
BINGEN
Jördis Triebel
DIE PÄPSTIN
Nadja Uhl
MÄNNERHERZEN
Beste darstellerische Leistung –
männliche Nebenrolle
Rainer Bock
DAS WEISSE BAND
Justus von Dohnányi MÄNNERHERZEN
Ulrich Noethen
HENRI 4
Settar Tanriögen
DIE FREMDE
Beste Kamera/Bildgestaltung
Christian Berger
DAS WEISSE BAND
Hagen Bogdanski
HILDE
Jana Marsik
LIPPELS TRAUM
Reinhold Vorschneider DER RÄUBER
Bester Schnitt
Andrew Bird
Andrea Mertens
Andreas Radtke
Hansjörg Weißbrich
Monika Willi
SOUL KITCHEN
DIE FREMDE
DIE TÜR
STURM
DAS WEISSE BAND
Deutscher Filmpreis 2010
Bestes Szenenbild
Thomas Freudenthal
HILDE
Christoph Kanter
DAS WEISSE BAND
Bernd Lepel
DIE PÄPSTIN
Matthias MüsseWICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
Bestes Kostümbild
Lucie Bates
Moidele Bickel
Esther Walz
Ursula Welter
HILDE
DAS WEISSE BAND
DIE PÄPSTIN
VISION – AUS DEM
LEBEN DER
HILDEGARD VON
BINGEN
Bestes Maskenbild
Wolfgang Böge, HILDE
Heiko Schmidt
Georg KorpásWICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
Waldemar Pokromski, DAS WEISSE BAND
Anette Keiser
Gerhard Zeiss
HENRI 4
Beste Filmmusik
Ali N. Askin
SALAMI ALEIKUM
The Notwist
STURM
Fabian Römer
DIE TÜR
Ralf WengenmayrWICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
Beste Tongestaltung
Michael Kranz, WICKIE UND DIE
Ben Rosenkind, STARKEN MÄNNER
Mario Hubert,
Chrissi Rebay
Jörg Krieger, DIE TÜR
Richard Borowski,
Kai Storck
Guillaume Sciama, DAS WEISSE BAND
Jean-Pierre Laforce
Roland Winke, DIE PÄPSTIN
Stefan Busch,
Michael Kranz
ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH FILMEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)
23
Alle Anderen
Und sie liebt ihn doch!
Wenn
Gitti
(Birgit
Minichmayr, Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle)
zum Ende des Films zu
ihrem Freund (Lars Eidinger) sagt: „Ich liebe
dich nicht mehr“, dann
meint sie es nicht wirklich ernst. Jedenfalls
weiß sie noch nicht, ob
sie es ernst meint. Auf
alle Fälle ist irgendwas
anders als zu Beginn des Urlaubs: Sie schaut ihn
anders an, sie hört ihm anders zu, sie stellt sich
andere Fragen. Und vielleicht verlässt sie ihn
jetzt tatsächlich. Aber wahrscheinlich erst später. Irgendwann.
Urlaub ist für jede Beziehung eine harte Bewährungsprobe. Wenn man den ersten Einpack-,
Losfahr-, Nichts-Vergessen-Stress hinter sich
hat, beginnt – am Urlaubsziel angekommen –
erst einmal das infantile Paar-Geplänkel – und
alles ist noch schön. Aber bald geht der Ärger
los. Zum Beispiel, wenn man auf der ersten gemeinsamen Bergwanderung ist und merkt, wie
unterschiedlich groß der Kräftehaushalt ist.
Oder wenn frau findet, dass zu einem Urlaub
auch ein bisschen Romantik und schöne Worte
gehören, die Mann nicht so parat hat. Aber spätestens, wenn zufällige oder alte Bekanntschaften Einladungen zum Essen oder Bootfahren
aussprechen. Dann ist man schon mittendrin –
in der Krise.
Alles das führt uns Regisseurin und Produzentin Maren Ade (Beste Regie, Bester Spielfilm)
in ihrem Film ALLE ANDEREN schmerzhaft
realistisch in einem wunderbaren Sommerauf-Sardinien-Licht vor Augen. Das Leben von
Gitti und Chris ist psychologisch, sprachlich
und gestisch so präzise beobachtet, dass man
sich selbst schnell als Teil dieser Szenerie erlebt. Maren Ade studierte von 1998 bis 2004
an der Münchner Hochschule für Fernsehen und
Film (HFF) Produktion- und Medienwirtschaft
sowie Film- und Fernsehregie. Ihr erster Kurzfilm EBENE 9 (2000) hatte seine Premiere auf den
Internationalen Hofer Filmtagen und lief danach
auf vielen anderen Festivals. Im gleichen Jahr
gründete sie mit ihrer Studienkollegin Janine
Jackowski (Bester Spielfilm) die Produktionsfirma Komplizenfilm, zu der 2006 Dirk Engelhardt
(Bester Spielfilm) als weiterer Produzent hinzukam. Ades Abschlussfilm an der HFF über eine
Bester Spielfilm –
Janine Jackowski
– DIE SCHLAFKRANK HEIT (2010)
–ALLE ANDEREN
(2009)
– HOTEL VERY
WELCOME (2007)
– DER WALD VOR
LAUTER BÄUMEN
(2003)
Foto: © Gunnar Hämmerle
24
DEUTSCHER Filmpreis
Deutscher
FILMPREIS 2010
2008
junge Lehrerin (DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN, 2003) lief auf vielen internationalen Filmfestivals und war ebenfalls für den DEUTSCHEN
FILMPREIS nominiert.
Wenn Maren Ade von den Verbiegungen und
Kompromissen erzählt, die die Liebe von einem
fordert, dann ist es vor allem das berührende
Spiel ihrer beiden großartigen Hauptdarsteller
Birgit Minichmayr und Lars Eidinger, die aus
einer kleinen Liebesgeschichte ein großes Kinoerlebnis machen. Man hat das Gefühl, dass die
beiden in ihren Szenen sehr viel improvisiert haben, so überzeugend lebensnah kommt es beim
Zuschauer an. Birgit Minichmayr empfindet das
als großes Kompliment. Es war nämlich genau
das Gegenteil: Es stand alles im Drehbuch.
Birgit Minichmayr kann beides: Viel reden und
wunderbar schweigen, mal amüsiert, mal vorwurfsvoll. Mit ihrer rauchigen Stimme gibt
sie als Gitti hier den Ton an. Ihrer Filmnichte bringt sie bei, Emotionen laut rauszubrüllen, auch wenn sie von Hass geschürt sind.
Bester Spielfilm –
Dirk Engelhardt
Bester Spielfilm / Beste
Regie – Maren Ade
–ALLE ANDEREN
(2009)
– OCEANUL MARE
(2009)
– DU BRUIT DANS LA
TÊTE (2008)
– HOTEL VERY WEL COME (2007 – ASSO CIATE PRODUCER)
– DIE SCHLAFKRANK HEIT (2010)
–ALLE ANDEREN
(2009)
– HOTEL VERY
WELCOME (2007)
– DER WALD VOR
LAUTER BÄUMEN
(2003)
Foto: © Gerald von Foris
Und ihrem Freund erklärt sie immer wieder
schmollend, dass „Ich liebe dich“ eine Antwort
braucht. Und die ist ganz klar: „Ich liebe dich
auch“. Gitti lässt sich da nicht mit einem Kuss
abspeisen. Aber wenn Chris ihr eine großartige,
gnadenlos peinliche Tanznummer vorführt, um
sich vor dem Ausgehen zu drücken, dann sitzt
Gitti amüsiert, mit verschränkten Armen auf
dem Sofa – und ist sprachlos.
Beste weibliche
Hauptrolle –
Birgit Minichmayr
– DAS WEISSE BAND
(2009)
–ALLE ANDEREN
(2009)
– DER KNOCHEN MANN (2009)
– HANAMI – KIRSCH BLÜTEN (2008)
Foto: © Manfred Klimek
25
DIE FREMDE
Der Auslöser war ihre
Arbeit für Amnesty
International, wie die
bisher vor allem als
Schauspielerin
und
Drehbuchautorin arbeitende Feo Aladag
(Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch, Beste
Regie) in Interviews
zu
ihrem
ersten
abendfüllenden Film
DIE FREMDE erzählt.
Als Amnesty vor sechs
Jahren bei Feo Aladag anfragte, ob sie für die
Kampagne „Gewalt gegen Frauen“ einige Spots
entwickeln und inszenieren würde, hat sie
sich sehr gefreut und war auch ein bisschen
stolz, dass man sie dafür ausgeguckt hat, obwohl sie bisher noch nicht selbst gedreht hatte.
In diesem Zusammenhang ist auch der kurze
Werbefilm POLIZEI entstanden, bei dessen
Recherchearbeit sich die Bilder und Berichte
wie kleine Widerhaken in Aladags Kopf festsetzten, als hätten sie zu dem Zeitpunkt schon
gewusst, dass sie bald wieder abgerufen und
als Grundlage für das Drehbuch DIE FREMDE
dienen würden. Zu der Zeit begannen sich auch
in den Medien die Berichte über Ehrenmorde
zu häufen, die Feo Aladag in ihre Recherchen
mit einbezog. Sie ist in Frauenhäuser gegangen
und hat viel mit Journalistinnen gesprochen,
die zu dem Thema berichtet und geschrieben
haben. Sie hat Betroffene und Sozialarbeiter
aufgesucht, die mit ihren Erzählungen Szenen
in ihr hervorgerufen haben, die sie dann später
auch für den Film verwenden konnte. All das
ist mit in ihr Drehbuch eingeflossen, und das
merkt man dem Buch auch an. Hier gibt es kein
Gut und Böse, hier gibt es kein Schwarz und
Weiß. Es ist eine Geschichte, bei der niemand
moralisch verurteilt wird, sondern bei der die
Zwänge, in denen sich die Figuren bewegen,
sichtbar und erfahrbar werden. Und die damit
verbundene Tragik wird emotional nachvollziehbar. Aladags Intention war es, Empathie
zu schaffen, jenseits von medialen Vorurteilen
und religiösen Verurteilungen. Für sie war es
das Schönste zu sehen, wie in der Regiearbeit
alles zu ihrer Gesamtvision zusammenfließt:
Das, was sie sich vorher auf dem Papier ausgedacht hat, das, was die einzelnen Schauspieler
einbringen, und natürlich die gesamte Arbeit
Bester Spielfilm /
Bestes Drehbuch /
Beste Regie –
Feo Aladag – DIE FREMDE (2008)
Foto: © Brigitte Dummer / Internationale Filmfestspiele Berlin
27
der verschiedenen Gewerke. Konsequent hat
sie mit ihrem Mann Züli Aladag (Bester Spielfilm) zusammen den Film dann auch noch
produziert, so dass die ganze künstlerische
Kontrolle bei Aladag lag. Züli Aladag feierte
2002 sein Kinodebut mit ELEFANTENHERZ,
danach folgten hauptsächlich Fernsehproduktionen für verschiedene Serien. 2006 gewann
sein viel diskutiertes Integrationsdrama WUT
etliche Preise. Ihre gemeinsame Firma Independent Artists Filmproduktion gründeten die
beiden 2005 – und sind nun mit ihrer ersten
Produktion für den DEUTSCHEN FILMPREIS
nominiert.
DIE FREMDE erzählt von der leidenschaftlichen jungen Türkin Umay (Sibel Kekilli, Beste
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle), die zwischen den traditionell verankerten
Ansprüchen ihrer Familie und dem emanzi-
28
pierten Leben in Berlin zerrieben wird. Sie
verlässt ihren Mann und seine Familie in der
Türkei, nimmt ihren gemeinsamen Sohn mit
nach Berlin zu ihren Eltern und ihren Brüdern.
Sie will wieder bei ihnen leben, zu Hause, wie
sie es nennt. Am Ende wird sie ihren Ausbruch
in die Freiheit teuer bezahlen, wie alle in der
Familie, die sinnlos zum Opfer werden. Sibel
Kekilli spielt diese junge Mutter als eine energische Frau, die mit ihrem Kopf durch die Wand
will und gleichzeitig ist sie still, zurückgenommen, liebevoll. Man möchte sie umarmen und
beschützen. Wenn sie rebellisch wird, dann
funkelt es aus ihren leicht zusammengekniffenen Augen, und sie schiebt ihr Kinn etwas nach
vorn. Und wenn sie glücklich ist, dann strahlen ihre weiten Augen, ein Lächeln liegt in
ihrem Gesicht, alles ist ganz weich und offen.
Dann ist sie die schönste Frau der Welt. Am
eindrucksvollsten sind Umays Begegnungen
mit ihrem Vater (Settar Tanriögen, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle).
Wie der Vater kämpft, die „Schande“ von seiner
Familie fernzuhalten, und versucht, die Liebe
zu seiner Tochter im Inneren einzuschließen.
Das ist Verzweiflung, Trauer, Wut auf der einen
Seite und auf der anderen Verankerung, Ergebenheit, Verlorensein und Starrsinn, um den
Erwartungen der traditionellen türkischen
Gesellschaft an das Familienoberhaupt gerecht
Bester Spielfilm –
Züli Aladag
– DIE FREMDE (2008)
Deutscher Filmpreis 2010
zu werden. Die Zerrissenheit seiner Figur
macht Settar Tanriögen in jeder Szene auf seinem Gesicht lesbar.
Zu Beginn des Films bekommt man die Ahnung
von einem grausamen Ende. Jedenfalls glaubt
man das zu wissen, wenn man die ersten zwei
Minuten des Films gesehen hat. Dann gibt es
einen Schnitt und die Geschichte springt zurück und entwickelt sich bis hin zu jenem Höhepunkt, der uns zu Beginn des Films diese
grausame Ahnung gab. Dann löst sich diese
Ahnung auf und es dauert nur noch wenige
Sekunden bis man weiß, dass das wirkliche
Ende noch viel grausamer ist, als man es sich
vorstellen konnte. Dass diese Filmklammer so
funktioniert, dass der Zuschauer zwar zu wissen glaubt, dass es ein schreckliches Ende geben wird, aber noch nicht genau weiß, was passiert, ist vor allem eine Leistung der Cutterin
Andrea Mertens (Bester Schnitt). Es gibt viele,
dem Zuschauer auffallende Schnitte, die die
Zuspitzung der Dramatik mit dem Vergehen der
Beste weibliche
Hauptrolle –
Sibel Kekilli
Beste männliche
Nebenrolle –
Settar Tanriögen
– DIE FREMDE (2008)
– PLAYGROUND (2008)
–WINTERREISE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2003)
– DIE FREMDE (2008)
– TAKVA - GOTTES FURCHT (2006)
– YAZI TURA - KOPF
ODER ZAHL (2004)
– EŞKIYA - DER
BANDIT (1996)
Zeit deutlich machen. Oft unterstützt der Schnitt
die Erzählung aus der Perspektive Umays und
lässt ihr Innenleben präsenter werden. Andrea
Mertens ist seit 1996 als Cutterin tätig und hat
für zahlreiche Kinofilme wie KAI RABE GEGEN
DIE VATIKANKILLER (R: Thomas Jahn, 1998)
oder Christian Züberts LAMMBOCK (2001)
den Schnitt übernommen. 2008 erhielt sie den
Deutschen Fernsehpreis für ihre Arbeit an DAS
JÜNGSTE GERICHT von Urs Egger.
Bester Schnitt –
Andrea Mertens
– SCHLAFLOS (2008)
– DAS JÜNGSTE
GERICHT (2007)
– TRUE NORTH (2006)
– LAMMBOCK (2000)
Foto: © Gerhard Kassner
29
HENRI 4
„Was für ein tapferes Gesicht“, sagt der
legendäre
Hellseher
Nostradamus zu Beginn des Films über
den kleinen protestantischen Prinzen aus
der südfranzösischen
Provinz Navarra, die
dem katholisch beherrschten
Königshaus in Paris schon
lange ein Dorn im Auge
ist. Der Höhepunkt der
Glaubenskriege Ende des 16. Jahrhunderts, die
ja eigentlich Konfessionskriege waren und of-
30
fenbar doch viel mehr – nämlich der Kampf um
freiheitliches Denken, Handeln und Regieren –
war das große Thema der späten Romane von
Heinrich Mann, die sich mit dem Leben eben
dieses kleinen Prinzen beschäftigten. Denn die
Geschichte dieses Prinzen war eine Geschichte,
die erzählte und vielleicht auch erklärte, was
europäische Zivilisation ausmacht: der Konflikt
zwischen Humanismus und Barbarei.
Für die Berliner Produzentin Regina Ziegler ist
dieser Stoff schon seit ihrer Schulzeit ein Faszinosum, seine Verfilmung ein Lebenstraum,
den sie mit einer aufwändig finanzierten, aufwändig besetzten und von Regisseur Jo Baier
ebenso inszenierten deutsch-französischen
Ko-Produktion verwirklichte.
Der französische Schauspieler Julien Boisselier spielt den Hugenotten, der es tatsächlich
auf den Thron von Frankreich bringt. Seine
deutschen Kollegen Joachim Król und Andreas Schmidt sind die treuen Vasallen Agrippa
und Du Bartas, während die Antagonisten der
Titelfigur gleich eine ganze Familie bilden. Angeführt und angestachelt von Hannelore Hoger
als despotische Königin Katharina von Medici, die eine Horde missratener Kinder zur Welt
gebracht hat, die einen ganzen Katalog von
Extravaganzen repräsentieren. Da ist die promiskuitive Tochter Margot (Armelle Deutsch),
durch deren Heirat mit dem Prinzen sich Katharina die Befriedung der Protestanten verspricht. Da ist der schwule Masochist D´Anjou
Deutscher Filmpreis 2010
(hingebungsvoll: Devid Striesow), der eigentlich
König werden will. Da ist sein kleiner Bruder
D´Alencon (Adam Markievicz), den eine chronische Krankheit zur kompletten Untätigkeit verdammt hat. Und da ist schließlich der älteste
Bruder Karl IX, den alle für komplett verrückt
halten – und der gegenüber dem Prinzen behauptet, keine andere Wahl zu haben, als dies
zu spielen.
Ganz so ging es seinem Darsteller Ulrich
Noethen (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) übrigens nicht, „denn ich war
zunächst irritiert über die Rolle, weil König
Karl IX Mitte zwanzig ist und ich bin mehr als
doppelt so alt. Aber schließlich habe ich mich
überzeugen lassen“, sagt Noethen in einem
Interview. Diese Überzeugung legte er in sein
Spiel, das genau diese von der Figur beschriebene Spannung erzählt. Ein mimischer ParforceRitt zwischen Wahnsinn und Kalkül, zwischen
echtem Leid und geheuchelter Empörung – und
schließlich zwischen Leben und Tod.
Wenn Noethen als Karl in der furchtbaren
Bartholomäus-Nacht buchstäblich Blut und
Wasser schwitzt, ist das nur eine der Herausforderungen für den Maskenbildner Gerhard
Zeiss (Bestes Maskenbild), der eben solche liebt,
Beste männliche
Nebenrolle –
Ulrich Noethen
– EIN FLIEHENDES
PFERD (2006)
– DAS WAHRE LEBEN
(2005)
– DAS SAMS (2001)
– COMEDIAN
HARMONISTS (1997)
weil ihm historische Masken und Frisuren besonders liegen. Der ausgebildete Friseur und
begnadete Perückenbauer, der sein Handwerk
als Maskenbildner am Staatstheater in Wiesbaden gelernt hat, verfällt aber nie den Reizen,
einfach nur in der Vergangenheit zu schwelgen.
Er arbeitet eher nüchtern, um dann nicht nur
Akzente zu setzen, sondern diesen auch noch
eine Nachhaltigkeit zu geben. Man achte nur
einmal auf Devid Striesows Kopf.
Bestes Maskenbild –
Gerhard Zeiss
– HARDCOVER (2007)
– DAS WUNDER VON
BERN (2002)
– BOAT TRIP (2001)
– ISLAND ON
BIRDSTREET (1997)
Foto: © Joachim Gern
31
HILDE
„Dass Hildegard Knef
eine Heroine der deutschen Kulturgeschichte wurde, machte ihr
Leben, äußerlich betrachtet, zu
einem
Erfolg. Dass dieses
Leben wichtigere Dinge
verfolgte als den Erfolg, machte es reich“,
hat Roger Willemsen
einmal über die Frau
geschrieben, deren Leben natürlich auch
danach rief, sie eines Tages zu einer Heroine eines deutschen Kinofilms werden zu lassen. Kai
Wessel hat diesen Film gedreht und sich – nach
einem Drehbuch von Maria von Heland – dabei
auf die ersten vierzig Jahre eines knapp achtzig
Jahre währenden Lebens beschränkt. Er erzählt
von ihren Anfängen am Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu ihrem legendären Konzert in der
32
Berliner Philharmonie, das eigentlich 1968 stattfand, im Film aber auf den Todestag des deutschamerikanischen Produzenten Erich Pommer am
8. Mai 1966 gelegt wird.
Der Film erzählt also von ihrer Entdeckung
durch Joseph Goebbels und ihrer ersten Liebe zu dem linientreuen Tobis-Produktionschef
Ewald von Demandowsky, von ihren Auftritten
im Schlosspark-Theater, ihrer Hochzeit mit dem
deutschstämmigen US-Filmoffizier Kurt Hirsch.
Er erzählt von ihren ersten, frustrierenden Jahren in Hollywood, vom bigotten Skandal um ihren harmlosen Nacktauftritt in Willi Forsts DIE
SÜNDERIN, von ihrer Broadway-Karriere und
ihrer rettenden Begegnung mit dem britischen
Schauspieler David Cameron, der ihr außergewöhnliches Talent als Texterin und Sängerin
entdeckt und fördert. HILDE, die von Heike Makatsch mit Energie und Esprit gespielt und interpretiert wird, ist also auch eine Heroine der
Zeitgeschichte. Eine Wanderin zwischen den
Trümmern von Berlin und den von den feindli-
chen Bombern wegen Eigenbedarfs verschonten
Villen von Zehlendorf, zwischen den Einheitsbungalows der Hollywoodschen Mittelschicht
und der Neun-Zimmer-Villa in Dahlem, zwischen
dem damaligen Nobel-Hotel Kempinski und einem schottischen Blindenheim Ende der fünfziger Jahre. Mit anderen Worten: HILDE, der Film,
ist auch ein Eldorado für Szenenbildner.
Thomas Freudenthal (Bestes Szenenbild) ist
zwar kein ausgewiesener Spezialist für historische Stoffe. Die meisten seiner Kinoprojekte, die
er seit Mitte der neunziger Jahre betreut, waren
im Hier und Jetzt angesiedelt. Doch die Freude
daran, Räume für Kinogeschichten zu erfinden,
zu definieren, zu inszenieren, ohne sie der Erzählung überzustülpen, wird bei seiner Arbeit immer sichtbar. Egal, ob es um die düsteren Winkel
und verzweifelt gestalteten Oasen im Elend geht
wie in Nico Hofmanns SOLO FÜR KLARINETTE
oder um die Parodie auf ein germanisches Dorf
in SIEGFRIED mit Tom Gerhardt. In HILDE
kommt Freudenthal zum einen der handwerk-
Deutscher Filmpreis 2010
lichen Notwendigkeit nach, die Ruinen der zerbombten Stadt und Kriegsschauplätze authentisch nachzuerzählen. Spannender wird es aber
für ihn und die Zuschauer jedoch, wenn er über
die unterschiedlichsten Innenräume – wie das
Restaurant im Kempinski oder das Wohnzimmer
von Hildes Villa (wo er der Versuchung widersteht, auch noch alle ihre dort eigentlich versammelten Haustiere auflaufen zu lassen) – den
Zeitgeist ebenso sichtbar macht wie die Haltung
der Figur zu dieser Zeit, also auch ihr Innenleben. Wenn Hildegard Knef wirklich bei sich ist,
oder vermeintlich mit sich allein, lässt das Szenenbild ihr auffällig viel Raum. Damit ist viel
über einen Charakter erzählt.
Wenn die Orte und Schauplätze eines Films die
Protagonisten desselben sowohl schützen, beschreiben als auch in Gefahr bringen können,
gelten Kostüm und Maske als gleichwertige
Partner, denen dieselben Effekte gelingen können. Lucie Bates (Bestes Kostümbild), die am
Theater als Bühnen- und Kostümbildnerin an-
gefangen hat, gehört seit Jahren zu den meist
beschäftigten und äußerst vielseitigen KostümDesignerinnen des deutschen Kinos. Ihre selbstverständliche Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen Regisseuren wie Rainer Kaufmann,
Vadim Glowna, Rudolf Thome und Dani Levy, für
dessen Tragikomödie ALLES AUF ZUCKER! sie
2005 den Deutschen Filmpreis gewann, macht
dies deutlich. Bei HILDE hat sie sich nicht ausgetobt, auch wenn der Stoff es durchaus angeboten hat. Aber allein der Blick darauf, wie sie
Beste Kamera –
Hagen Bogdanski
– CASE 39 (2009)
– YOUNG VICTORIA
(2009)
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2006)
– DIE UNBERÜHR BARE (2000)
die Hauptfigur sowohl be- als auch entkleidet,
macht ihre Entschiedenheit klar. Hilde ist nicht
vordergründig glamourös. Ihre öffentliche Garderobe ist von schlichter Eleganz. Und privat ist
sie nicht selten nur unvollständig, nachlässig
bekleidet. Ein Zeichen von Offenheit und Verletzlichkeit zugleich.
Wolfgang Böge und Heiko Schmidt (Bestes Maskenbild) hatten noch eine zusätzliche Herausforderung zu bewältigen. Die Figur der Hilde
wird durchgehend von Heike Makatsch gespielt,
Bestes Szenenbild –
Thomas
Freudenthal
– HILDE (2008)
– EFFI BRIEST (2007)
– BELLA MARTHA
(2001)
– SOLO FÜR
KLARINETTE (1997)
33
die ihr das Gesicht einer Neunzehnjährigen
ebenso leiht wie das einer Dreiundvierzigjährigen. Spielen kann das Heike Makatsch souverän und glaubwürdig. Dieses Talent muss die
Maske unterstützen – ohne Übertreibung, ohne
Mummenschanz. Die erfahrenen Maskenbildner
Böge (DER TOTMACHER, ROSSINI, STRAIJK)
und Schmidt (L´AMOUR, L´ARGENT, L´AMOUR,
ALTER UND SCHÖNHEIT, DIE GRÄFIN) wussten
um Hildegard Knefs stets auffälliges Make-up.
Aber sie stellen es nicht zur Schau. Sie machen
34
die Maske zur Maskerade, wo die Knef selbst es
als solche benutzt hat. Und sie benutzen sie als
Koloration der Figuren, wo diese in ihrer Zeit als
Figuren derselben erkennbar sein sollen.
Hagen Bogdanski (Beste Kamera / Bildgestaltung) schaut ihnen dabei zu. Der renommierte
Kameramann, der als Assistent bei Jürgen Jürges, Gernot Roll und Xaver Schwarzenberger angefangen hat und für die nachhaltig wirkenden
Bilderwelten eines Oskar Roehler verantwortlich war, hat bereits Mitte der neunziger Jahre
mit dem Regisseur Kai Wessel zusammengearbeitet. In HILDE hat er sowohl seiner Vorliebe
als auch seinem Talent für exquisite Kinobilder sowie seiner Neigung zu ungewöhnlichen,
durch Irritation zum Verstehen führenden Einstellungen frönen können. Er lässt den Film gut
aussehen. Und erzeugt dabei trotzdem und absichtlich nicht immer ein gutes Gefühl für den
Zuschauer.
Bestes Kostümbild –
Lucie Bates
Bestes Maskenbild –
Wolfgang Böge
Bestes Maskenbild –
Heiko Schmidt
– EFFI BRIEST (2007)
– EIN FLIEHENDES
PFERD (2007)
– LIEBESLEBEN (2007)
–ALLES AUF ZUCKER!
(2005)
– STRAJK (2005)
– TAKING SIDES (2000)
– ROSSINI (1996)
– DER TOTMACHER
(1995)
– ZANAN-E-BEDUN E-MARDAN (2009)
– THE COUNTESS (2008)
–WAS NÜTZT DIE
LIEBE IN GEDANKEN
(2004)
– GROSSE MÄDCHEN
WEINEN NICHT (2001)
Deutscher Filmpreis 2010
MÄNNERHERZEN
Ihre Wege kreuzen sich
zufällig an einem Ort,
an dem sich Menschen
entweder schämen oder
wichtig machen. In der
Fitnessbude kommen
Stärken und Schwächen
von Menschen ganz
schnell und im wahrsten Sinne der Worte
auf den Punkt. Aber
Frauen lernt man als
verklemmter Gewerbeaufsichtsbeamter dort
nicht kennen. Und Schlager werden auch nicht
gesungen. Aber die MÄNNERHERZEN in Simon
Verhoevens gleichnamigem Ensemblefilm schlagen nach zwei Stunden an der Kraftstation oder
auf dem Ergo-Bike auf jeden Fall etwas höher.
Susanne Feldberg, gespielt von Nadja Uhl (Beste
darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle)
hat keine Zeit, ins Studio zu gehen. Sie arbeitet
immer lange im Supermarkt für Tiernahrung und
kümmert sich um ihren Sohn, der schon im Kindergarten Liebeskummer hat.
Nadja Uhl, geboren in Stralsund, ausgebildet in
Leipzig, erfolgreich am Theater in Potsdam und
im Kino spätestens seit SOMMER VORM BALKON,
eine Ikone des modernen Berlin, spielt Susanne
als starke, lebenskluge Frau. Sie tröstet ihren
Kleinen, hält sich den Vater vom Hals, der als
U-Bahn Fahrer an einem Unfalltrauma leidet
und nicht zu beherrschen ist. Und sie weiß mit
den ungeschickten Flirtversuchen des Hamster
haltenden Kunden Günther sensibel umzugehen.
Mit anderen Worten: Bei Nadja Uhl sind gleich
drei Männerherzen gut versorgt.
Foto: © Joachim Gern
Zum Glück lernt sie nicht auch noch Bruce Berger
kennen. Der will nämlich durch seine kitschigen Schlager bewirken, was Susanne mit einem
Lächeln schafft – die Welt zu retten. Justus von
Dohnányi (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) gibt in der Rolle von der Tragödie eines lächerlichen Mannes dem Affen richtig
Zucker. Er spielt einen Schlagerstar, dessen Leben
eine Lüge ist, so hemmungslos am Limit, dass er
– und hier kommt das Können zur Kunst – in jeder
Sekunde erschreckend glaubwürdig ist.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Nadja Uhl
Beste männliche
Nebenrolle –
Justus von Dohnányi
– MOGADISCHU
(2008 / TV)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
– SOMMER VORM
BALKON (2005)
– DIE ZWILLINGE (2002)
–
–
–
–
JUD SÜSS (2010)
MÄNNERHERZEN
(2009)
BIS ZUM ELLENBOGEN (2007)
DAS EXPERIMENT
(2001)
Foto: © Christian Schoppe
35
DIE PÄPSTIN
Die Vorgeschichte zu
dieser Produktion ist
hinlänglich
bekannt.
Die aufwändige Adaption des Weltbestsellers DIE PÄPSTIN aus
der Feder von Donna
Cross, die eigentlich
Literaturwissenschaftlerin ist und Sachbücher und Ratgeber geschrieben hat, wurde
unter der Regie von
Sönke Wortmann erfolgreich realisiert und ins Kino gebracht. Es ist
die Geschichte einer ganz eigenen Emanzipation. Also ist es auch die Geschichte einer Unterdrückung. Im tiefsten Mittelalter entdeckt die
Tochter eines Dorfpfarrers ihre geisteswissenschaftlichen, theologischen und sprachlichen
Interessen und Begabungen, deren Entwicklung
der strenge Vater natürlich nicht zulassen, geschweige denn fördern will. Unterstützt von
dem fremden Gelehrten Aeskulapius und über
36
viele steinige und spannende Umwege gelangt
Johanna, die sich natürlich in der männlich dominierten Welt der katholischen Erziehungsinstrumente Johannes nennen und als junger Mann
ausgeben muss, bis nach Rom, wo sie dem Papst
nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre rettet. Schließlich wird sie seine Nachfolgerin. Aber
ihr Glück hätte vielleicht etwas ganz anderes
sein können.
Im ersten Kapitel dieses Films spielt die Beziehung Johannas zu ihrer Mutter eine entscheidende Rolle. Die Frauen der Familie müssen
gegen den gewalttätigen Vater zusammenhalten,
der den vermeintlich allgegenwärtigen Teufel
in Frauengestalt mit Fäusten oder einer Rute
bekämpfen zu müssen meint. Johannas Mutter
Gudrun ist eine noch nicht bekehrte Heidin, die
ihrer Tochter zum Trost auch gerne mal Geschichten von Thor und Odin erzählt. Jördis
Triebel (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) spielt diese archaische Figur in
wenigen intensiven Szenen – die buchstäblich
von der Wiege bis zur Bahre, von der Geburt eines bis über den Tod eines anderen Kindes hi-
nausreichen – mit einer nachhaltig wirkenden
Mischung aus Kraft und Liebe, die sich in wenigen Blicken und Gesten auszudrücken vermag.
Und selbst wenn ihr Mund einmal die Tochter zu
verraten scheint, haben ihre Augen gleichzeitig
Versöhnung und Rettung angeboten und bekommen. Jördis Triebel, die die Schauspielkunst an
der Ernst-Busch-Schule in Berlin lernte und einige Jahre in Bremen, später in Zürich und Köln
Theater spielte, gehört seit ihrem Auftritt in
Sven Taddickens Tragikomödie EMMAS GLÜCK
zu den interessantesten Kinoschauspielerinnen der jüngsten Zeit. Sie ist robust und sanft
zugleich, stark, aber nicht furchteinflössend.
Sie ist kein Opfer, auch wenn sie oft einstecken
muss. So auch in der PÄPSTIN.
Für Jördis Triebels Kostüm musste sich die erfahrene Szenen- und Kostümbildnerin Esther
Walz (Bestes Kostümbild) vielleicht am wenigsten ins Zeug legen. Aber die Bandbreite vom einfachsten Wollgewand in einem verarmten Dorf
am Rande der Zivilisation bis zu den pompösen
Kaiser- und Bischofsroben im prunkvollen Rom
lässt genügend Herausforderungen für das Ge-
Deutscher Filmpreis 2010
werk aufblitzen. Die in Paris lebende Designerin, die in New York auch Schmuckdesign gelernt hat, verfügt über ein außergewöhnliches
Spektrum bei der Wahl ihrer Filme. Zu ihren
frühen Arbeiten gehören die grotesken Kostüme in Dominik Grafs Frühwerk DREI GEGEN
DREI aus der Mitte der achtziger Jahre. Sie hat
die Alltagsmode in Beziehungskomödien und
TV-Krimis verwendet und die schreiend künstlichen und unvergesslichen Outfits des Personals
von Oskar Roehlers LULU & JIMI entworfen.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Jördis Triebel
– DIE PÄPSTIN (2008)
– KDD - KRIMINAL DAUERDIENST
(2006 / TV)
– EINE GUTE MUTTER
(2006 / TV)
– EMMAS GLÜCK
(2006)
Für DIE PÄPSTIN dürfte sich die Kostümbildnerin, die auch immer wieder Szenenbilder entworfen hat, unter anderem empfohlen haben, weil sie
bereits für Jean-Jacques Annauds IM NAMEN
DER ROSE ins Kloster gegangen war. Wie sie im
Vatikan die Figuren – ihre Demut, ihren Hochmut und, im Falle des Kaisers Lothar, ihren
Übermut – über die Gestaltung und Farbgebung
ihrer Gewänder erzählt, ist beeindruckend.
Natürlich hat der Filmarchitekt Bernd Lepel
(Bestes Szenenbild) sein Rom nicht an einem
Tag erbaut. Aber das Wichtigste war nicht Rom
selbst, sondern die Räume in Rom. Das Schlafzimmer des Papstes zum Beispiel, das selbst
schon wie ein eigener Palast wirkt. Ansonsten
hatte Bernd Lepel, der wie viele seiner Kollegen am Theater angefangen hat und nun seit
über dreißig Jahren bei einigen der größten und
erfolgreichsten deutschen Kinofilme (von der
BLECHTROMMEL bis zum UNTERGANG) das
Set Design entwarf, die gleiche Herausforderung wie seine Kollegen in Kostüm und Maske:
Bestes Szenenbild –
Bernd Lepel
Bestes Kostümbild –
Esther Walz
– DIE PÄPSTIN (2009)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX
(2008)
– DER UNTERGANG
(2004)
– DER ZEMENT GARTEN (1993)
– ELEMENTAR TEILCHEN (2005)
– RESIDENT EVIL
(2001)
– POLA X (1998)
– JENSEITS DER
WOLKEN (1994)
Foto: © Mathias Bothor
37
Die Reibung zwischen der Schlichtheit des kargen, schmutzigen, armen Landlebens und dem
Pomp des Vatikans buchstäblich an Orten und
Stellen spürbar zu machen.
Kein Mensch weiß, wie das Mittelalter geklungen hat. Aber es war mit Sicherheit nicht leise
in einer Zeit, in der beispielsweise die Wände
Ohren hatten, weil sie zu Hütten gehörten und
viel zu dünn waren. Oder sie waren dick, weil sie
zu einem Palast gehörten und erzeugten somit
Hall und Echos. Andererseits muss der Klang
38
des Mittelalters auch ein sehr natürlicher gewesen sein. Künstliche Nebengeräusche, akustische Ablenkung oder elektronische Dauerberieselung dürften nicht stattgefunden haben. Die
Tongestalter Roland Winke, Stefan Busch und
Michael Kranz (Beste Tongestaltung) konnten
und mussten deshalb in ihrer Arbeit starke Akzente setzen. Die permanente Bedrohung der Titelfigur, die ja nicht nur Angst haben muss, dass
ihre körperliche und intellektuelle Maskerade
einfach auffliegen könnte, sondern sich dabei
auch ständig in Lebensgefahr befindet, hat auf
der Tonspur eine physisch spürbare Präsenz.
Andererseits muss zum Beispiel das Beseitigen
von mit Tinte geschriebenen Buchstaben von der
Seite eines geliebten Buches so leise klingen, wie
es klingen muss, und dennoch auch akustisch
wie eine Gewalttat anmuten. Authentizität ist
hier nicht nur nicht möglich, sie ist auch nicht
erwünscht.
Beste Tongestaltung –
Roland Winke
Beste Tongestaltung –
Stefan Busch
Beste Tongestaltung –
Michael Kranz
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX
(2008)
– DAS PARFUM (2006)
– SOPHIE SCHOLL
(2005)
– DER UNTERGANG
(2004)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX
(2008)
– KEINOHRHASEN
(2007)
– DER UNTERGANG
(2004)
– SCHLAFES BRUDER
(1995)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX
(2009)
– DAS PARFUM (2006)
– MORTAL TRANSFER
(2000)
– DAS GEISTERHAUS
(1993)
Deutscher Filmpreis 2010
DER RÄUBER
„Man kann sich entscheiden, daran glaube
ich. Und wenn man es
nicht tut, dann heißt
das was.“ Mit diesen
Worten setzt Erika
(Franziska Weisz) ihren
Freund Johann (Andreas Lust) vor die Tür,
als sie erfährt, dass
er wiederholt Banken
ausgeraubt hat. Regisseur Benjamin Heisenberg inszenierte seinen
zweiten Spielfilm DER RÄUBER so, dass der Zuschauer das Gefühl hat, seine Hauptfigur Johann
kann nichts entscheiden: Er tut, was er tun muss.
Animalisch getrieben, geht er jeden Tag mehrere
Kilometer laufen und überfällt beinahe genauso
selbstverständlich verschiedene Geldinstitute.
Wieder zu Hause protokolliert er zufrieden seine
Pulsschlag-Kurve und legt das Geld routiniert in
eine Tüte unter das Bett. Das Geld scheint ihn
nicht zu interessieren, ihm geht es nur um den
Endorphin-Kick.
Seit Lola in Gestalt Franka Potentes ist niemand
mehr so gerannt im Kino! Der Unterschied ist:
Lola musste rennen, weil sie nur 20 Minuten Zeit
hatte; Johann muss laufen, weil er nicht anders
kann. Für Kameramann Reinhold Vorschneider
(Beste Kamera/Bildgestaltung) war die Figur
des besessenen Marathonmannes Johann eine
besondere Herausforderung. Ihm mit einer Kamera immer das richtige Tempo zu geben, seine
Schnelligkeit erfahrbar zu machen, so dass der
Zuschauer beinahe selbst außer Atem gerät, das
sah Vorschneider als seine Aufgabe an. Eine
Steadycam macht es möglich mitzuhalten, wenn
Johann im Park joggt. Und eine gehetzte Handkamera begleitet den Räuber, wenn er durch
Kneipen, Keller, Treppenhäuser, über Höfe und
Mauern auf der Flucht vor der Polizei ist. Man
sieht, wie sich die Kamera für die Bewegung
begeistert, und fliegt mit ihr in Parallelfahrten
durch die Bäume ohne anzustoßen. Was für ein
Parcour! Vorschneiders Bilder sind kalt und
schön. Durch sein Gefühl für Raum und Licht
unterstreicht er das Gefühl von Einsamkeit und
Verlorenheit.
Vorschneider hat übrigens in gleich drei herausragenden Filmen der diesjährigen Berlinale die
Kamera geführt: DER RÄUBER; ORLY (Regie:
Angela Schanelec) und IM SCHATTEN (Regie:
Thomas Arslan). Ein Blick auf die stilistische
Differenz etwa zwischen DER RÄUBER und
ORLY macht noch einmal die Bandbreite der
kinematografischen Begabung des Kameramannes deutlich.
Beste Kamera –
Reinhold
Vorschneider
– DER RÄUBER (2010)
– MADONNEN (2006)
– DER ARME
VERSCHWENDER
(2004)
– MARSEILLE (2003)
Foto: © Thomas Hedrich
39
„Das Erste Fernsehen,
mit dem ich groß geworden bin.“
Volker Herres
Wir wünschen gute Unterhaltung
beim Deutschen Filmpreis 2010.
DasErste.de
SALAMI ALEIKUM
Im Ganzen klingt es
skurril:
Ein
softer
Metzgersohn aus Köln
mit iranischen Wurzeln (Navid Akhavan)
trifft im verschlafenen
ostdeutschen Dörfchen
Oberniederwalde auf
die Ex-Kugelstoßerin
Ana (Anna Böger) und
findet mit ihr die große Liebe. Im Detail ist
es noch verrückter: Der
Metzgersohn Mohsen
Taheri kann kein Blut sehen, und wenn er Beruhigung braucht, strickt er zur Entspannung am
Schal seines Lebens. Und Ana, die als Leistungssportlerin in der DDR gedopt wurde, ist größer
und massiver von Gestalt als Mohsen. Entsprechend arbeitet sie als Automechanikerin.
Regisseur Ali Samadi Ahadi präsentiert dem
Zuschauer eine Komödie als farbenfrohes und
verspieltes persisches Märchen, in dem verschiedene Kulturen mit ihren Geschichten, ihren
Eigenheiten und ihren Wunschvorstellungen
aufeinanderprallen. In der ostdeutschen Provinz beäugte man nach dem Fall der Mauer
erstmal alles Neue und Fremde mit Argwohn.
Und so braucht auch Mohsen ein paar Sympathie auslösende Lügen, um Anas Vater (Wolfgang
Stumph) zu einem Satz wie: „Gefühle wie Freude,
Liebe und Trauer und so sind doch bei uns allen
gleich“ zu bewegen. Alle Familienmitglieder sind
auf der Suche nach ihrer verloren gegangenen
Heimat und jeder versucht mit viel Phantasie
und Einfallsreichtum, sich eine neue zu erschaffen. Dieses Religionen und Grenzen überwindende Land der Phantasie, das hier in knallbunten animierten Zeichnungen in verschiedenen Traumblasen der Filmfiguren visualisiert
wird, inspirierte den vielseitigen Komponisten
Ali N. Askin (Beste Filmmusik) zu einem Score,
der verschiedene Einflüsse der Weltmusik aufgreift und hervorragend mit dem Seelenleben der
Figuren korrespondiert. Als sich z.B. die beiden
Väter des jungen Paares bei einer Flasche Schnaps
ihre jeweiligen Landes-Uniformen vorführen,
bläst der Soundtrack der Szene buchstäblich
und mit ironischer Intonation den Marsch.
Und wenn sich Mohsen seine Zukunft mit Ana
vorstellt, mutet es an wie eine Szene aus einem
Bollywood-Film mit der entsprechenden Musik
zu einer indischen Tanzformation.
Askin arbeitete hier bereits zum dritten Mal mit
der Produktionsfirma Dreamer Joint Venture
zusammen (LOST CHILDREN, 2006 und LEROY,
2008), die ihm erneut die Gelegenheit bot, die
Story des Films mit seinem originellen Musikkonzept zu verweben. Hier öffnet sie den Raum
zur Phantasie und das Herz des Zuschauers.
Beste Filmmusik –
Ali N. Askin
–AYLA (2010)
– SALAMI ALEIKUM
(2009)
– LEROY (2007)
– LOST CHILDREN
(2005)
Foto: © Uwe Stratmann
41
SCHWERKRAFT
Er ist so ein Typ, der
sich erstmal die Getränkekarte
kommen
lässt, wenn er in einer Kneipe am Tresen
sitzt und was bestellen möchte. Und da,
wo alle Bier trinken,
bestellt er das „Blaue
Wunder“ – irgendein
giftig ausschauendes
Mixgetränk.
Dieser Typ ist Frederik
Feinermann
(Fabian
Hinrichs, Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle), ein feiner Mann, Bankangestellter, akkurat mit Anzug und Krawatte,
in seiner Wohnung ist alles zwanghaft sortiert: Die Hemden auf den Kleiderbügeln im
Schrank – eins wie das andere, die Küchenmesser
an der entsprechenden Vorrichtung an der Wand –
nach der Größe ausgerichtet, und das Bettzeug
sorgfältig auf Kante gelegt. Bei seinem Versuch,
normal zu leben, verschafft sich Feinermann
eine berechenbare Umwelt, aber sein irrlichtender Blick verrät das Unberechenbare. Als sich
ein bankrotter Bankkunde vor seinen Augen erschießt, kündigt er innerlich, hebt alle Schranken auf und gibt seiner Sehnsucht nach einem
ganz anderen, intensiven Leben freien Lauf.
Regisseur Maximilian Erlenwein hat die Wandlung des sich selbst kontrollierenden Bankangestellten zum lebenswütigen Anarchisten
für Fabian Hinrichs geschrieben. Seit der Zusammenarbeit zu seinem Kurzfilm BLACKOUT
(Berlinale, Perspektive Deutsches Kino 2005)
stand für Erlenwein fest, dass er noch einmal
einen Film mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle machen wollte. Damals haben sie zusammen
in einer WG in Berlin-Prenzlauer Berg gewohnt,
wo Erlenwein die Spannbreite der nebeneinander liegenden Gefühlsregungen in Hinrichs
Gesicht optimal studieren und als Inspiration für die Rolle nutzen konnte. Wenn Hinrichs
als Feinermann sich die Unterlippe wegbeißt,
dass nur noch ein Strich zu sehen ist, möchte man seine Gedanken lesen können. Er bleibt
rätselhaft.
Hinrichs ist groß, jedenfalls nicht klein, dünn,
sein Körper ist voller Spannung, er wirkt kontrolliert in seinen Bewegungen und hat trotzdem
noch etwas sehr Kindliches. Die Berliner „taz“
fand, dass er mit Strickmütze und Rucksack aussieht „wie ein Schuljunge nach einem grotesken
Wachstumsschub“. Diese Eigenheiten gepaart
mit dem schauspielerischen Potenzial, das Hinrichs auch regelmäßig auf der Theaterbühne
unter Beweis stellt, prädestinieren ihn für den
Feinermann.
Beste männliche
Hauptrolle –
Fabian Hinrichs
– 66/67 (2009)
– BELLA BLOCK
„BLACKOUT“
(2006 / TV)
– SOPHIE SCHOLL
(2005)
– SCHUSSANGST
(2003)
Foto: © Thomas Leidig
42
Deutscher Filmpreis 2010
SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE
In die Boutique stolzierend, mit seinem
grünen
Pullöverchen
über die Schultern gebunden, sieht er aus
wie der gutgelaunte
Gewinner-Typ. Irrtum.
Später weiß man, es
ist eines seiner vielen
Spielchen. Er wollte
reich, lässig und generös aussehen, um ganz
souverän mit seiner
ungedeckten
Kreditkarte einkaufen zu können.
Devid Striesow (Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle) spielt in Alexander
Adolphs Film SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH
NIE den Hochstapler Frank Knöpfel, der eine
„neue Geschäftsidee“ entwickelt hat. So nennt er
es jedenfalls, als er der hübschen Kundin Tanja
(Nadja Uhl) in der Boutique die Scheu nehmen
will, sein Geschenk anzunehmen, ihr diesen
wahnsinnig schönen (und wahnsinnig teuren)
Mantel zu kaufen, den sie gerade anprobiert.
Knöpfel hat einfach zu viel Phantasie, die ihn
in den verschiedensten Rollen kreativ werden
lässt, immer auf Abruf, spontan überzeugend. So
macht er sich mit seinen Geschichten das Leben
schön und sichert damit auch seine Existenz. Als
Knöpfel in seinem Job bei „Blitzputz“ bei einem
Anwalt das erste Mal putzen geht, sagt dieser zu
ihm: „Sie haben so ein ganz altmodisches, offenes,
feines Gesicht. Großartig.“ Ja, großartig. Devid
Striesow gibt seinen und damit Knöpfels Rollen
die verschiedensten Gesichter, jedes eine Visitenkarte. Es ist ein betroffenes und schuldbewusstes Gesicht, wenn er seinen Bruder im Krankenhaus besucht; ein ehrgeiziges und überzeugendes, wenn er den Anlageberater mimt; bei Tanja,
die ihn als einzige durchschaut, hat er jedes Mal
ein anderes – und am Ende hat er das selige
Gesicht zu dem Satz: „So glücklich war ich noch
nie!“
Welches von all den Gesichtern zu Frank Knöpfel gehört, kann der Zuschauer in wenigen Szenen erahnen. Einmal fragt die Frau seines Bruders, warum er so oft in den Spiegel schaut.
Natürlich ist er eitel und testet die Wirkung seiner Spielchen. Aber vielleicht sucht er einfach
nur sich selbst.
Devid Striesow gab 2000 unter der Regie von
Rainer Kaufmann in KALT IST DER ABENDHAUCH sein Kinodebüt. Seitdem hat er in unzähligen Fernseh- und Kinofilmen mitgespielt, 2007
erhielt er den Deutschen Filmpreis für seine
Rolle als SS-Offizier Friedrich Herzog in Stefan
Ruzowitzkys Oscar-Gewinner DIE FÄLSCHER.
Beste männliche
Hauptrolle –
Devid Striesow
– DREI (AT) (2009)
– YELLA (2006)
– DIE FÄLSCHER
(2006)
– LICHTER (2003)
Foto: © Max Trebus
43
SOUL KITCHEN
Super Tausch: Kitchen
gegen
Kittchen! Der Deal ist,
wenn Zinos (Adam
Bousdoukos) das Papier
seines Bruders Illias
(Moritz Bleibtreu) unterschreibt, dass er in
der Küche seines Restaurants Soul Kitchen
arbeitet, wird Illias
zum Freigänger und
kann jeden Tag raus
aus dem Kittchen, solange die Kitchen geöffnet ist. Selbstverständlich will Illias gar nicht arbeiten, er braucht nur
die Unterschrift – und bekommt sie auch.
Fatih Akin (Bester Spielfilm) wollte mit SOUL
KITCHEN einen Film über das Feeling in seiner Heimatstadt Hamburg drehen, die so inszeniert in keinem Reiseführer der Stadt
zu finden ist. Das Restaurant Soul Kitchen
legte Akin ins Arbeiterviertel Hamburg-
44
Wilhelmsburg, ein Bezirk, der ihn ein bisschen an
Ottensen (wo er lebt) erinnert, wie es vor zwanzig Jahren noch war: ohne schicke Cafés, ohne
die hohen Mieten, ohne das, was Stadtsoziologen
als Gentrifizierung bezeichnen. Tatsächlich ist
das Soul Kitchen von Adam Bousdoukos’ griechischem Restaurant in Hamburg-Altona inspiriert,
das sein Freund aus Jugendtagen und Hauptdarsteller in seinem Film noch bis vor zwei Jahren
besessen und geführt hat. Neun Jahre lang waren Fatih Akin und seine Freunde Stammkunden in diesem Restaurant, das Treffpunkt eines
ganz gemischten Publikums war. Viele Musiker,
Künstler, Arbeiter und Studenten kamen hier
zum Essen, Bier trinken und reden.
SOUL KITCHEN ist eine Produktion der Firma
corazón international, die Fatih Akin 2004 mit
seinen Kollegen Andreas Thiel und Klaus Maeck
(Bester Spielfilm) gründete, um zukünftig eigene
Projekte und die talentierter Autoren und Regisseure möglichst unabhängig realisieren zu können. Bei GEGEN DIE WAND, für den Fatih Akin
2004 den Goldenen Bären, den Deutschen und
den Europäischen Filmpreis gewann, war corazón schon Co-Produzent an der Seite von Wüste
Film. Freund und Firmenpartner Andreas Thiel
ist leider am 23.9.2006 in Istanbul verstorben,
kurz vor Ende der Dreharbeiten zu AUF DER
ANDEREN SEITE (R: Fatih Akin). Seitdem produzieren Fatih Akin und Klaus Maeck, der früher
u.a. Manager der Einstürzenden Neubauten war,
zu zweit die Filme, die ihnen am Herzen liegen.
In einem Interview zu SOUL KITCHEN sagte
Akin, dass das sein schwierigster Film überhaupt war: „Beim ersten Entwurf 2003 dachten
wir noch, da machen wir mal einen Film zwischen Tür und Angel, drehen in 14 Tagen auf Video, nur kein Stress, es sollte fließen wie Wasser
über Steine. Aber bis zu acht Hauptdarsteller
im Bild verlangen sehr viel Konzentration und
Zeit. In Spitzenzeiten hielten sich in dem großen
Restaurant 250 Leute auf und nicht in ein, zwei
Szenen, sondern fast täglich.“
Und Komödien zu drehen, ist auch schwierig.
Komödie kann nicht jeder. Fatih Akin kann es!
Zum ersten Mal seit seiner Studentenzeit hat
Deutscher Filmpreis 2010
Akin eine Komödie gedreht – und kommt damit
beim Publikum und der Presse sehr gut an. Zur
Weltpremiere beim Filmfestival in Venedig letztes Jahr erhielt SOUL KITCHEN den Spezialpreis
der Jury.
Wenn am Ende eines Fatih-Akin-Films der Abspann läuft, kann man sicher sein, dass sein
Name auftaucht: Andrew Bird (Bester Schnitt).
Der Brite, Wohnsitz in Hamburg, hat bisher alle
Spielfilme von Fatih Akin geschnitten und arbeitete mit Juli Delpy (DIE GRÄFIN) ebenso zu-
Foto: © Achim Kröpsch
sammen wie mit dem globetrottenden Dokumentarfilmer Uli Gaulke (COMRADES IN DREAMS).
Sein Handwerk lernte Bird als Schnittassistent
und sammelte anschließend erste Erfahrungen
bei Low Budget-Projekten. Mitte der Neunziger
machte Produzent Ralph Schwingel (Wüste Film)
ihn mit Fatih Akin bekannt, als der einen Cutter für seinen ersten Kurzspielfilm SENSIN – DU
BIST ES! (1995) suchte. Seitdem wissen die beiden, was sie aneinander haben, vor allem, wenn
es um das richtige Timing geht. Ob eine Komödie
funktioniert, hängt natürlich von vielen Faktoren ab, aber vor allem vom Schnitt. Oft kann man
beim Drehen am Set noch gar nicht beurteilen,
ob der Lacher an der richtigen Stelle sitzt. Szenen, die am Set lustig sind, bei denen alle gelacht haben, können – im Film falsch platziert
– zum Rohrkrepierer werden. Doch da muss man
sich bei Andrew Bird keine Sorgen machen: Hier
passt alles, wackelt und hat Luft zum Lachen!
Bester Spielfilm –
Fatih Akin
Bester Spielfilm –
Klaus Maeck
Bester Schnitt –
Andrew Bird
– SOUL KITCHEN
(2009)
–AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
– CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– SOUL KITCHEN
(2009)
–AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
– CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– SHE, A CHINESE
(2009)
– THE COUNTESS
(2008)
– COMRADES IN
DREAMS (2006)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
Foto: © Achim Kröpsch
Foto: © FFHSH/Mano Schröer
45
STURM
Es beginnt idyllisch.
Also trügerisch. Auch
wenn noch niemand
den Regisseur HansChristian Schmid auf
ein Genre festlegen
konnte, so wusste man
von seinem ersten auf
europäischer
Ebene
aufwändig produzierten Film, dass er Genreelemente
enthalten
musste. Das hat schon
das Thema verlangt. Ein
Film über eine Staatsanwältin am Kriegsverbrechertribunal in Den Haag: Das ist ein Polit-Thriller. Oder ein Court-Room-Drama. Oder beides.
Oder, weil es auch ein Film von Hans-Christian
Schmid ist, beides und eine menschliche Tragödie mit einem Hoffnungsschimmer.
Also ein trügerischer Beginn. An einem spanischen Urlaubsstrand spielt eine scheinbar ganz
normale Familie. Doch aus der amüsierten Beobachterperspektive des Publikums wird bald der
unerbittliche Blick der internationalen Fahndung.
46
Schon am nächsten Morgen wird der Vater im
vermeintlich gemütlichen Urlaubsbett überwältigt und verhaftet. Er wird eines schweren
Kriegsverbrechens im Bosnien-Krieg angeklagt.
Und hat von diesem Moment an ein anderes Gesicht. Nicht nur – und vor allem nicht nur –, weil
sein Bart abrasiert wurde.
Und noch etwas ist trügerisch. Nämlich die juristische Ausgangssituation. Für die Staatsanwältin (großartig gespielt von Kerry Fox) sieht der
Fall anfangs noch nach Routine aus. Die Fakten
sind recherchiert – und die Aussage eines Kronzeugen wird die gerechte Verurteilung beschleunigen. Doch der Kronzeuge sagt eine Wahrheit,
die er nicht belegen kann. Er zerstört dadurch
den Prozess anstatt ihn nach vorne zu bringen.
Als er sich umbringt, dreht sich der Wind – gegen die Staatsanwältin, die nun erst beginnt, den
Fall wirklich und bedingungslos aufzuklären. In
der Schwester des toten Zeugen sucht sie die Verbündete, die der Bruder sein wollte – und findet
sie schließlich auch in ihr. Dass jetzt die Zwänge
EU-eigener Außen- und Integrationspolitik neue
Hürden bauen, macht die Geschichte nicht weniger spannend.
In diesem im Leben oft nicht vermittelbaren,
im Kino umso aufregenderen Geflecht von Fakten, Gefühlen, Konditionen und Imponderabilien verschafften sich Hans-Christian Schmid
und Bernd Lange (Bestes Drehbuch) erst einmal
in jahrelangen Recherchen einen Überblick, um
diesen dann nicht nur bis Drehschluss zu behalten, sondern auch noch mit der raffinierten
Kombination der beschriebenen Elemente dramaturgisch zuzuspitzen. Die Geschichte zweier
Frauen – nämlich der sowohl moralisch als auch
vom Ehrgeiz getriebenen Staatsanwältin und
der Zeugin, die zwischen ihrem neuen, endlich
friedlichen Leben und der schmerzlichen Erinnerung an das ungesühnte Verbrechen gegen die
Menschlichkeit hin- und hergerissen ist – haben
sie zu einem Kinofilm geformt, der spannend
und aufwühlend zugleich ist. Zu einem Film, der
mindestens so viele Fragen aufwirft wie er beantwortet, aber dabei nie seinen Fokus verliert:
„Die Reisen nach Den Haag und Bosnien und
die Gespräche und Eindrücke nützten uns, um
unsere Geschichte auf ihre Wahrhaftigkeit zu
prüfen. Stimmt unsere Vorstellung mit der Realität überein? Bezieht sich unser Drehbuch auf
Deutscher Filmpreis 2010
wirkliches Leben? Dadurch kann man im fertigen Film gar nicht explizit zwischen Fiktion und
Realität unterscheiden, denn wir versuchen nur
so etwas wie eine verdichtete Realität herzustellen“, beschreibt der Autor Bernd Lange, mit dem
Schmid schon für das Buch zu REQUIEM zum
Deutschen Filmpreis nominiert war, den
Weg dorthin.
Was schon auf dem Papier gelungen war, hat
Hans-Christian Schmid (Beste Regie) als Regisseur auf einer auch für ihn handwerklich neuen
Ebene umgesetzt. Als Spezialist für das Einzigartige im Provinziellen war er natürlich in den
weit wirkenden, aber eng begrenzten Ebenen der
europäischen Bürokratie bei seinem Thema in
multinationaler Anmutung angekommen. Aber
die eigentlich merkwürdigen Orte – wie zum
Beispiel Gerichtssäle von der Dimension einer
Lokalredaktion – und eine außergewöhnliche
Mischung an Schauspielern aus aller Damen
und Herren Länder, stellten für den Regisseur
neue, aber äußerst reizvolle Herausforderungen
dar. „Es war uns wichtig, dass sich die Internationalität des Tribunals auch in der Besetzung
widerspiegelt“, macht Schmid klar. „Beim Dre-
hen versuche ich in erster Linie darauf zu achten, dass man den Figuren das, was sie tun und
sagen, glaubt. Die ganze Arbeit der letzten Monate verdichtet sich in dem Augenblick, in dem
eine Szene tatsächlich gedreht wird. So wach
und aufmerksam, wie alle Beteiligten in diesem
konzentrierten Moment sind, so gut wird später
auch das Ergebnis sein.“
Zu diesem Ergebnis trägt der Schnittmeister
Hansjörg Weißbrich (Bester Schnitt) seit
NACH FÜNF IM URWALD ununterbrochen bei.
Weißbrich, der genau seit dieser Zeit als freier
Cutter auch stets für Marco Kreuzpaintner und
Florian Gallenberger, aber auch für Vivian Naefe
und Leander Haußmann gearbeitet hat, saß bislang bei jedem Film von Hans-Christian Schmid
am Schneidetisch und ist nicht unmaßgeblich daran beteiligt, dass sich Schmids Filme durch einen
sanften, aber zwingenden Rhythmus auszeichnen.
Weißbrich schneidet nicht spektakulär, sondern
präzise und besonnen. Für eine Geschichte mit
vielen emotionalen Informationen genau richtig.
Bester Spielfilm –
Britta Knöller
Bester Spielfilm /
Bestes Drehbuch /
Beste Regie –
Hans-Christian
Schmid
– LA LISIÈRE (2010)
– DIE WUNDERSAME
WELT DER WASCH KRAFT (2009)
– STURM (2009)
–AM ENDE KOMMEN
TOURISTEN (2007)
Foto: © Gerald von Foris
– STURM (2009)
– REQUIEM (2006)
– LICHTER (2003)
– 23 (1999)
Foto: © Gerald von Foris
47
Genau dieser Ästhetik und Arbeitsweise zollen
die Mitglieder der ungewöhnlichen Independent-Band The Notwist (Beste Filmmusik) ihren
musikalischen Tribut. Micha und Markus Acher
sowie Martin Gretschmann, die Soundtüftler aus
der bayerischen Provinz, lieferten zu STURM sicherlich einen der sparsamsten Soundtracks des
Filmjahrgangs ab. Mit minimalistisch instrumentierten und produzierten Klanginstallationen mischen sie sich nur ein, wenn es dramaturgisch notwendig ist. Aber das mit Nachhaltigkeit.
Hans-Christian Schmid und Britta Knöller (Bester Spielfilm) gründeten vor fünf Jahren in Berlin
die Produktionsfirma 23|5 Film, für die zunächst
das Exorzismus-Drama REQUIEM entstand.
Danach produzierten Knöller und Schmid den
in Cannes gezeigten zweiten Spielfilm des jungen Berliner Regisseurs Robert Thalheim AM
ENDE KOMMEN TOURISTEN. Noch vor der europäischen Co-Produktion STURM, bei der 23|5
vor allem mit den dänischen Dogma-Erfindern
von Trust Films zusammenarbeiteten und die
Bestes Drehbuch –
Bernd Lange
Bester Schnitt –
Hansjörg
Weissbrich
– STURM (2009)
–AM ENDE KOMMEN
TOURISTEN (2007)
– RABENBRÜDER
(2006)
– REQUIEM (2004)
Foto: © Sibylle Baier
48
das bislang umfangreichste Projekt der Firma
darstellt, kehrte Schmid noch einmal zu seinen
Anfängen als Dokumentarfilmer zurück und begleitete in dem Film DIE WUNDERBARE WELT
DER WASCHKRAFT nur vermeintlich ein paar
Bettlaken von Berlin in die polnische Provinz. Im
Mittelpunkt auch dieser Geschichte standen –
wie immer bei ihm – die Menschen.
Beste Filmmusik –
The Notwist
– STURM (2009)
– LICHTER (2003)
–ABSOLUTE
GIGANTEN (1998)
– JOHN RABE (2008)
– KRABAT (2008)
– REQUIEM (2006)
– LICHTER (2003)
Foto: © Marco Nagel
Foto: © Jon Bergman
Deutscher Filmpreis 2010
THIS IS LOVE
„Realität ist eine Illusion, hervorgerufen
durch
den
Mangel
an Alkohol.“ Maggie
(Corinna
Harfouch,
Beste darstellerische
Leistung – weibliche
Hauptrolle) kennt sich
damit gut aus. Seit
ihr Mann vor 16 Jahren verschwunden ist,
flüchtet sie sich gern
in die eigene Welt des
Alkohols, um der stupiden, oft einsamen Realität zu entgehen. Tagsüber
in ihrem Job muss sie funktionieren, zum Feierabend trifft sie einen austauschbaren Liebhaber,
betrinkt sich mit ihm und lässt sich gehen. Jeden
morgen denkt sie dann: „Abends is’ schön, aber
früh is’ scheiße.“ Maggie ist Kommissarin und
braucht dafür einen klaren Verstand. So trennt
sie das Tages- von ihrem Nacht-Leben relativ erfolgreich – bis ihr eines Tages Chris (Jens
Albinus) im Verhör gegenübersitzt. Er ist eines
Mordes verdächtig – und pflegte eine undurchschaubare Beziehung zu einem vietnamesischen
Kind. Maggie spürt eine tiefere Verbindung zu
dem Verdächtigen, deren Ursprung sie nicht klar
bestimmen kann. Vielleicht ist es die Liebe zu
einem Menschen, der nicht mehr da ist, dessen
Verlust nur ein brennendes Gefühl in der Brust
hinterlassen hat. Diese Ahnung gibt Maggie die
Kraft, erstmals von ihrer Leidensgeschichte zu
erzählen, und Chris damit aufzuschließen, auch
sein Geheimnis preiszugeben.
Corinna Harfouch spielt diese alkoholabhängige
Frau mit einer sichtbaren Freude an dem kurzen Moment, der alle Schranken fallen lässt und
ihrem Übermut genug Raum gibt. Sie rempelt
gegen Türrahmen und Regale, kichert und ist
laut. Aber sie fühlt sich wacher und lebendiger –
wie auf einem Boot, das eine kurze Reise unternimmt. Und wenn es nicht die belebende
Wirkung des Alkohols ist, der Maggies Körper
außer Kontrolle bringt, dann sind es die Entzugserscheinungen danach: der Entzug der
Droge, der Entzug von Liebe und die vollständige Abwesenheit von Hoffnung. Dann kneift sie
die Augen zusammen und zuckt in ihren Bewegungen, alle Geschmeidigkeit ist dahin. Corinna
Harfouch ist exzellent in beiden Zuständen.
Beste weibliche
Hauptrolle –
Corinna Harfouch
– THIS IS LOVE (2009)
– GIULIAS VER SCHWINDEN (2009)
–WHISKY MIT
WODKA (2009)
– FREI NACH PLAN
(2009)
Foto: © Dirk Dunkelberg
49
Ausgezeichnet in der Kategorie: Stil & Mode.
DIE TÜR
Ein lakonischer Titel für eine vielschichtige Story. Regisseur Anno Saul
nennt seinen Film ein
Mystery-Drama.
Ein
ungewöhnliches Genre
für einen deutschen
Film. Jedoch ein schönes Genre, um eine
Geschichte, in der es
um die Bewältigung
einer großen Schuld
geht, spannend zu erzählen. „Aber“, sagt Saul in einem Gespräch
mit epd-Film, „Genrefilme sind schon schwierig
in Deutschland. Man muss weit zurückgehen,
um zehn erfolgreiche deutsche Genrefilme zu
finden.“ Man muss aber auch weit zurückgehen, um einen deutschen Genrefilm zu finden,
der das Genre und seine Gesetze so ernst und
wichtig nimmt wie dieser Film, der auf einem
Roman von Akif Pirinçci („Die Damalstür“)
basiert, also seinerseits wieder aus einer
Kunstform kommt, in der man in diesem Land
noch nie Schwierigkeiten mit Genres hatte.
Saul – und sein Drehbuchautor Jan Berger –
erzählen die Geschichte eines Malers (Mads
Mikkelsen) mit großbürgerlicher Kleinfamilie,
der seine Tochter durch einen Unfall verliert,
den er hätte verhindern können, wenn er nicht
zu lange und zu intensiv bei der Nachbarin
(Heike Makatsch) geblieben wäre.
Die Tochter ist in seiner Abwesenheit im Swimmingpool ertrunken. Der Mann hat den Tod
seines Kindes nicht verhindern können, weil er
seine Frau (Jessica Schwarz) betrogen hat. Aus
dieser Schuld bietet der Film nur den Weg über
eine Tür, die zum Übergang zwischen Wirklichkeit, Wunsch und Selbsttäuschung führt.
Der Film spielt auf all diesen Ebenen.
Aber Genre funktioniert nicht nur über die
richtige Mischung inhaltlicher Elemente. Genre braucht die handwerklich-künstlerische Unterstützung im Bild, im Rhythmus, im Ton und
gerne, ja sehr gerne auch in der Musik.
Anno Saul hat mit der Kamerafrau Bella Halben
zusammengearbeitet, die ihm mehr Bewegungsmöglichkeiten angeboten hat als im
Genre üblich. Fast die Hälfte des Films ist
mit Handkamera gedreht und lässt uns den
Protagonisten in Bewegung erleben. Das gab
dem Schnittmeister Andreas Radtke (Bester
Schnitt) die Gelegenheit, seinerseits wieder
strenger in der Genreregel zu bleiben. Denn
Sprünge aus den Bewegungen und extreme
Perspektivwechsel steigern die Spannung.
Der Film ist nicht schnell im Schnitt. Aber äußerst überraschend. Andreas Radtke, der seit
knapp zehn Jahren als Filmeditor arbeitet und
dabei eine auffällige Affinität zu eher unkonventionellen Filmen und Filmemachern an den
Tag legt (NARREN, SCHWARZE SCHAFE, 1. MAI)
hat sich mit dem Schnitt von DIE TÜR zusammen mit Berger und Saul auf ein neues Terrain
begeben, in dem er sich offenbar nicht nur herausgefordert, sondern auch wohl gefühlt hat.
Der Filmkomponist Fabian Römer (Beste Filmmusik) ist mit 37 Jahren schon ein echter
51
Routinier für Soundtracks im Kino wie im
Fernsehen. Wobei er sich bei Letzterem auf das
Lieblingskind der öffentlich-rechtlichen Fiction spezialisiert hat, den Kriminalfilm. Römer,
der in Zürich geboren und als Musiker ausgebildet worden ist (Hauptinstrument: Violine),
ist ein vielseitiger Komponist, der Konventionen genauso gut bedienen wie durchbrechen
kann. Was gut gemachten TV-Formaten wie dem
„Tatort“ oder „Der Kriminalist“ recht ist, muss
einem waghalsigen Kinofilm wie DIE TÜR nicht
billig sein. Regisseur Anno Saul hatte auch fürs
Fernsehen schon mit Fabian Römer gearbeitet
(für die Reihe „Der Kommissar und das Meer“),
aber für das Mystery-Drama wollten sie etwas
Neues ausprobieren. „Spannung ist auch durch
Nicht-Musik herstellbar“, hat Fabian Römer
einmal in einem Radio-Interview gesagt und
beschreibt damit zwar nicht sein Credo, aber
eine Methode der musikaischen Begleitung einer filmischen Erzählung. Musik kann auch
mal genau da aufhören oder aussetzen, wo es
spannend ist. In DIE TÜR geht beides. Klänge
zur Spannung. Und Spannung ohne Klänge. Auf
jeden Fall ist Römers Filmmusik hier besonders
wirkungsvoll, weil sie anders klingt als erwartet oder gewohnt. Der Komponist hat ein Stück
moderner E-Musik für ein Orchester geschrieben, das auch kontrapunktisch zur Dramatik
des Films eingesetzt wird, und entsprechende
technische Elemente verwendet, zum Beispiel
das Schlagen der Violinsaiten mit dem Holz
des Bogens, über dessen Effekt Römer in einer
Bester Schnitt –
Andreas Radtke
Beste Filmmusik –
Fabian Römer
Beste Tongestaltung –
Jörg Krieger
– DIE TÜR (2009)
– FINNISCHER TANGO
(2007)
– SCHWARZE SCHAFE
(2005) (Montage
zusammen mit Sarah
Clara Weber)
– EINE ANDERE
LIGA (2004)
– INSOUPÇONNABLE
(2010)
– DIE TÜR (2009)
– LES FRAGMENTS
D`ANTONIN (2006)
– KATZE IM SACK
(2004)
– HIER KOMMT LOLA!
(2009)
– DIE TÜR (2008)
– ROBERT ZIMMER MANN WUNDERT
SICH ÜBER DIE
LIEBE (2007)
– GEGEN DIE WAND
(2003)
Foto: © Petra Schramböhmer
52
Deutscher Filmpreis 2010
Rezension seiner Musik so zitiert wird: „In den
Suspense-Momenten erinnert dies an Ameisen,
die dem Zuschauer den Rücken emporkrabbeln, kann aber in Kombination mit einem der
Hauptthemen auch sehr zart sein.“ Für diese
Musik hat Fabian Römer unlängst bereits den
Preis der Deutschen Filmkritik erhalten.
Für die Ton- und Mischmeister Richard
Borowski, Jörg Krieger und Kai Storck (Beste
Tongestaltung) muss es auch spannend gewesen sein, einem Film den richtigen Sound zu
geben, der auch in ihrem Gebiet Neues oder
zumindest Ungewöhnliches (oder besser Ungewohntes) verlangt. Und ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Bild-, Schnitt- und
Musikabteilung sind sie nicht der Versuchung
des rein Konventionellen erlegen. Sie trimmen
die Geschichte nicht vordergründig auf Spannung, sondern folgen und begleiten ihn auf der
Suche nach dem Erlebnis von emotionaler Tiefe
und psychologischer Dysfunktion.
Beste Tongestaltung –
Richard Borowski
Beste Tongestaltung –
Kai Storck
– DIE TÜR (2009)
– SOUL KITCHEN (2009)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
– STAMMHEIM (1986)
– 12 METER OHNE
KOPF (2009)
– DAS FREMDE IN
MIR (2008)
– EMMAS GLÜCK
(2006)
– GOLDENE ZEITEN
(2005)
Foto: © Michael Bahlo
53
VISION – AUS DEM LEBEN DER HILDEGARD VON BINGEN
Hildegard von Bingen
gehörte zu den faszinierendsten Frauenfiguren
des Mittelalters. Sie
war Äbtissin, Seherin
und Heilkundige. Beim
Papst setzte sie die Akzeptanz ihrer Visionen
als göttliche Gnade
durch und gründete ein
eigenes Frauenkloster.
Margarethe von Trotta
hat
Hildegard
von
Bingen mit dieser aufwändigen Inszenierung erstmals ein filmisches
Denkmal gesetzt. Barbara Sukowa ist Hildegard
von Bingen, Hannah Herzsprung (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) spielt
die Novizin Richardis. Als Richardis im Alter von
16 Jahren ins Kloster kommt, hat sie mit ihrer
lebendigen Offenheit zunächst ein wenig mit
dem Schweigegebot zu kämpfen. Mönch Volmar
(Heino Ferch) kommentiert: „So einen kleinen
Dämon können wir hier sicher gut gebrauchen.“
Hannah Herzsprung als liebevolle und doch ei54
genwillige Schülerin tut diesem Klosterleben gut.
Für die Leute vom Szenen- und Kostümbild ist
jeder historische Stoff eine besondere Herausforderung. Zumal, wenn die Geschichte im 12. Jahrhundert spielt. Als Überlieferungen und Zeugnisse dieser Zeit können nur wenige Schriften und
Gemälde dienen. Die Kostümbildnerin Ursula
Welter (Bestes Kostümbild) und ihre jahrelange
Assistentin Esther Amuser haben im Vorfeld lange recherchiert und sich viele Bilder angeschaut.
Ursula Welter gilt als eine Expertin für historiBeste weibliche
Nebenrolle –
Hannah Herzsprung
– VISION – AUS DEM
LEBEN DER HILDE GARD VON BINGEN
(2009)
– LILA, LILA (2009)
– 4 MINUTEN (2006)
– DAS WAHRE LEBEN
(2005)
sche Kostüme und wusste genau, was sie hier
tat. Nonnen sind, von hinten und von der Seite
angesehen, kaum unterscheidbar. Jedes Gewand
ist gleich, der Rest Individualität bleibt nur in
den Augen und im Gesicht zu lesen. Auch das war
eine Herausforderung. Nur wenn die Geschichte
die Klostermauern verlässt, konnte die Kostümbildnerin mit bunten Gewändern, schönen Hüten,
Schmuck und Handschuhen farbliche Akzente
setzen. Leider verstarb Ursula Welter vor drei
Monaten, am 29. Januar 2010, viel zu früh.
Bestes Kostümbild –
Ursula Welter (†)
– VISION – AUS DEM
LEBEN DER HILDE GARD VON BINGEN
(2009)
– DER RÄUBER
HOTZENPLOTZ (2005)
– DAS WUNDER VON
BERN (2002)
– DIE FLAMBIERTE
FRAU (1982)
Foto: © Mathias Bothor
Deutscher Filmpreis 2010
DAS WEISSE BAND
Der Regisseur und Autor Michael Haneke
(Beste Regie, Bestes
Drehbuch) hat sich
bekanntlich schon immer für menschliche
Abgründe, für die Untiefen der Psyche, ihre
Auswirkung auf die
Gesellschaft und umgekehrt
interessiert.
Seine Filme wurden
gern – und manchmal
ein wenig vordergründig – als kalt, kopflastig und gefühlsarm charakterisiert. Wobei nicht selten die Themen, die
Protagonisten oder ihre im Film erzählten Taten
mit den Vorlieben und Eigenschaften des Filmemachers selbst allzu leichtfertig identifiziert
oder gar verwechselt wurden. Keine Frage: Die
Filme von Michael Haneke, des in Deutschland
geborenen Österreichers, der auch und besonders in der französischen Kinematografie zu
Hause ist, sind streng, sie sind beobachtend und
analytisch, sie verlangen dem Publikum mehr ab
als den Wunsch zur Zerstreuung, aber sie können
all das, weil Haneke selbst die Mittel des Kinos
im mehrfachen Wortsinn beherrscht und sie mitunter auf eigenwillige Weise anwendet. Aber das
bedeutet nicht, dass seine Filme sich vom Kino
entfernen. Sie machen es reicher. Und sie lassen
eben neben den Gedanken und den Irritationen
doch Gefühle zu.
Wie anders wäre es zu erklären, dass man zum
Beispiel in den Szenen, in denen der zu Beginn
des Films verletzte Arzt nach seiner Rückkehr
aus dem Sanatorium seine Haus- und Liebesdienerin behandelt wie ein Stück Vieh, beim
Zuschauer solche Sympathien, Antipathien, Wut
oder gar verzweifeltes Lachen evozieren. Haneke
hat diesen Unmenschen mit Rainer Bock (Beste
darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)
besetzt, was besagte Wirkung ebenso verstärkt
wie die Besetzung der Haushälterin (die auch
die Nachbarin ist) mit Susanne Lothar (Beste
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle).
Bock ist das Böse nicht ins Gesicht geschrieben.
Bester Spielfilm –
Stefan Arndt
Beste Regie /
Bestes Drehbuch –
Michael Haneke
– CACHÉ (2004)
– DIE KLAVIER SPIELERIN
(2000/2001)
– CODE INCONNU
(1999/2000)
– FUNNY GAMES
(1997)
Foto: © Jim Rakete
Foto: © Brigitte Lacombe
55
Bocks Figur eröffnet den Film als Opfer – und
wirkt anfangs genau so, wie man sich einen vertrauenswürdigen Arzt auf dem Lande vorstellt.
Während Susanne Lothar äußerlich wie ein Opfer wirkt, als solches ganz offensichtlich auch
von dem Arzt missverstanden wird und sich
als starke Frau und Mutter erweist – und ein
Geheimnis behält.
DAS WEISSE BAND kommt daher wie eine Kriminalgeschichte. In einem kleinen, protestantischen Dorf irgendwo in Norddeutschland kurz
Foto: © Elfie Semotan
56
vor Beginn des Ersten Weltkrieges mehren sich
geheimnisvolle Greueltaten vor allem an Kindern. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Die Dorfbewohner verdächtigen die üblichen Verdächtigen – und der junge Dorflehrer nähert sich der
möglichen Wahrheit deutlich, aber unbewusst.
Im Mittelpunkt steht die Familie des Dorfpfarrers, gespielt von Burghart Klaußner (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle),
der seine Familie führt wie der Teufel die armen Seelen – streng, selbstgefällig, herzlos,
Beste weibliche
Hauptrolle –
Susanne Lothar
Beste männliche
Hauptrolle –
Burghart KlauSSner
– DAS SCHLOSS
(KAFKA) (1997)
– FUNNY GAMES
(1997)
– ENGELCHEN (1996)
– EISENHANS (1983)
– DER MANN VON
DER BOTSCHAFT
(2006)
– REQUIEM (2006)
– DIE FETTEN JAHRE
SIND VORBEI (2004)
– KINDERSPIELE
(1992)
Foto: © Getty Images / Andreas Rentz
grausam. Klaußner macht nicht nur den Filmkindern Angst. Er spielt die für diese Zeit und
diese Schicht so typische und verhängnisvolle
Mischung aus Bigotterie und Brutalität präzise,
leise und mit einer irritierenden Tragik. Auf den
ersten Blick scheinen sich die Kinder zu fügen.
Vor allem die älteste Tochter, gespielt von Maria
Victoria Dragus (Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle), verhält sich, als könne
sie kein Wässerchen trüben. Und doch ist sie es,
die aus der Kriminalgeschichte „eine deutsche
Beste weibliche
Nebenrolle –
Maria Victoria
Dragus
– DANCE ACADEMY
(2009 / TV)
– DAS WEISSE BAND
(2008)
– SOKU LEIPZIG
(2007 / TV)
– DU BIST NICHT
ALLEIN (2006)
Foto: © Anette Daugardt
Deutscher Filmpreis 2010
Kindergeschichte“ macht – und umgekehrt. Die
heute Fünfzehnjährige wurde vor zwei Jahren
bei einem aufwändigen Kindercasting entdeckt,
möchte eigentlich Tänzerin werden und war
schon in verschiedenen TV- und Kinoproduktionen zu sehen. Ihre enigmatische Mimik wird
natürlich durch die filmische Welt, die Michael
Haneke hat erschaffen lassen, sehr stark unterstützt. Alle Kinder in dieser Geschichte, die so
nachhaltig von deren Zukunft erzählt, indem sie
deren Gegenwart auseinandernimmt, hinterlas-
sen einen ungeheuren und ungeheuer starken
Eindruck. Das ist die einmalige Verbindung von
schauspielerischer Begabung, inszenatorischer
Genauigkeit und einem Masken- und Kostümbild-Konzept, das klar ist, zurückhaltend und
auf den Punkt. Anette Keiser und Waldemar
Pokromski (Bestes Maskenbild) haben hier mit
der theatererfahrenen Kostümbildnerin Moidele
Bickel (Bestes Kostümbild) hervorragend zusammengearbeitet. Keiser und Pokromski (Letzterer
übrigens seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren
Beste männliche
Nebenrolle –
Rainer Bock
– UNKNOWN WHITE
MALE (2010)
– VICTOR KAUFMANN
(2009)
– IM SCHATTEN (2009)
– DAS WEISSE BAND
(2008)
Foto: © Thomas Dashuber
Foto: © WEGA Film Wien
auch als Experte für sehr spezielle Masken im
deutschen und internationalen Kinogeschäft unterwegs) geben den Figuren und ihren Gesichtern
in den Schwarz-Weiß-Bildern von Kameramann
Christian Berger (Beste Kamera / Bildgestaltung)
eine schmutzige Unschuld, die eben auch das Gegenteil sein kann. Moidele Bickel, die viel an der
Berliner Schaubühne gearbeitet hat und 1994
für das Kostümbild des Patrice-Chereau-Films
LA REINE MARGOT für einen Oscar nominiert
war, macht aus dem naturgemäß kargen Angebot
Beste Kamera –
Christian Berger
Bester Schnitt –
Monika Willi
– CACHÉ (2005)
– LA PIANISTE (2001)
– HANNA MONSTER,
LIEBLING (1988/1989)
– RAFFL (1983/1984)
– WORKINGMAN´S
DEATH (2004)
– DIE KLAVIER SPIELERIN (2001)
– NORDRAND (NORT
HERN SKIRTS) (1999)
– SUZIE WASHINGTON
(1997)
Foto: © Stefan Olah
57
von Kostümen zu dieser Zeit an diesem Ort einfach das Beste. Strenge und Nachlässigkeit, Dekadenz und pure Armut kleiden die Figuren wie
sie sind.
Diese Kargheit, die ja sowohl etwas mit der
Landschaft, in der der Film spielt, als auch mit
dem Geist, den er erzählt, zu tun hat, gibt natürlich auch das Kriterium für die Arbeit von
Christoph Kanter (Bestes Szenenbild) vor. Der
Wiener Filmarchitekt arbeitet seit Anfang der
achtziger Jahre als Set-Designer für Kino und TV
Beste Tongestaltung –
Guillaume Sciama
– DIE KLAVIER SPIELERIN (2001)
– CAMILLE CLAUDEL
(1989)
– DIE BARTHOLO MÄUSNACHT (1994)
– INDOCHINE (1992)
in ganz Europa und hat die Arbeit von Michael
Haneke in eigentlich jeder Phase begleitet. Für
DAS WEISSE BAND erschuf er Orte und Räume,
in denen eine Bedrohung für Leiber und Seelen
buchstäblich zu Hause war. Ob in der Kirche
oder der Küche, ob im Arbeitszimmer oder im
Musiksalon.
All dies hat sein Landsmann, der Kameramann
Christian Berger, in seinen großartigen SchwarzWeiß-Bildern nicht nur abgebildet, sondern erzählt und spürbar gemacht. Berger, der wie
Kanter zum festen Team Hanekes gehört, aktiver
Professor an der Filmakademie Wien sowie auch
Produzent und Autor ist, dem es als Kameramann wichtig ist, alles selbst zu gestalten und
beim Drehen „mit den Schauspielern zu atmen“,
hat die Entscheidung seines Regisseurs, den
Film in Schwarz und Weiß zu denken (gedreht
wurde ja auf Farbmaterial), von Anfang an verstanden: „Es ist einfach eine größere Abstraktion. Der Zuschauer muss mehr im Kopf fertigstellen.“ Ihn dabei zu unterstützen, anzuregen und
Beste Tongestaltung –
Jean-Pierre
Laforce
Bestes Szenenbild –
Christoph Kanter
– SHADOW OF THE
SWORD (2004)
– ERBSEN AUF
HALB 6 (2003)
– DIE KLAVIER SPIELERIN (2000)
– FUNNY GAMES
(1997)
– DIE KLASSE (2008)
– FUNNY GAMES U.S.
(2007)
– POLA X (1999)
– DAS LEBEN IST EIN
CHANSON (1997)
Foto: © Alexander Fischerkoesen
58
Deutscher Filmpreis 2010
dem Film den Rhythmus zu geben, der den Kopf
und auch das Herz berührt, war die Aufgabe der
Schnittmeisterin Monika Willi (Bester Schnitt).
Auch für Willi, die auch öfter mit Michael
Glawogger zusammengearbeitet hat, ist das
nicht die erste Kooperation mit Haneke. Das Verständnis für die Welt des Regisseurs als Wille
und Vorstellung ist auch im Schnitt spürbar.
DAS WEISSE BAND kündigt das kommende Getöse in Europa und dem Rest der Welt in der
ersten Hälfte des Jahrhunderts an – und ist
dabei doch ein stiller Film. Für den Klang der
Stille vor den Schüssen und die Kakophonie in
der Scheinidylle waren Guillaume Sciama und
Jean-Pierre Laforce (Beste Tongestaltung) zuständig. Mit Sorgfalt – und in aller Ruhe.
Für den Produzenten Stefan Arndt (Bester
Spielfilm), der bereits für die US-Version von
FUNNY GAMES mit Haneke gearbeitet hatte, war diese Produktion eine besondere Erfahrung. Nicht wegen der vielen Preise, die
der Film international bereits errungen hat.
Bestes Kostüm –
Moidele Bickel
Beste Maske –
Waldemar
Pokromski
– DAS WEISSE BAND
(2008)
– DIE BARTHOLO MÄUSNACHT (1994)
– DIE MARQUISE VON
O... (1976)
Foto: © RUTHWALZ
– DAS WEISSE BAND
(2008)
– KATYN (2007)
– DER PIANIST (2002)
– FUNNY GAMES
(1997)
Arndt berichtet voller Enthusiasmus von der
Zusammenarbeit mit seinen österreichischen
(Veit Heiduschka) und französischen Partnern
(Margaret Menegoz). Er habe hier gemeinsames
Filmemachen in Europa mit gegenseitigem Respekt und auf Augenhöhe erleben dürfen, sagt
Arndt, der eine außergewöhnlich starke deutsche
Beteiligung für dieses Projekt gestemmt hat –
finanziell und kreativ.
Beste Maske –
Anette Keiser
– DIE PERLMUTTER FARBE (2008)
– BAADER MEINHOF
KOMPLEX (2007)
–ANONYMA (2007)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE (2003)
Foto: © Josef Fischnaller
59
WHISKY MIT WODKA
Das Drehbuch zu diesem Film hat die Wirklichkeit geschrieben.
Aber erstens ist das
fast immer so, und
zweitens trifft es auf
die Drehbücher von
Wolfgang Kohlhaase
(Bestes Drehbuch) besonders zu. Das liegt
vor allem daran, dass
es kaum ein Autor so
gut versteht, aus der
Wirklichkeit Kunst zu
machen. Seine unerreichten Dialoge klingen,
als seien sie dem Volk direkt aus dem Mund
geraubt, und können doch nur so klingen, weil
der Autor Kohlhaase ihnen seinen ganz eigenen
Sound verpasst hat.
Die Geschichte von WHISKY MIT WODKA hat sich
natürlich auch nicht so zugetragen, wie Andreas
Dresen sie in seiner Satire über den Jahrmarkt
der Eitelkeiten und Kränkungen erzählt, aber
Wolfgang Kohlhaase kennt eine solche aus der
Historie der DEFA. Ende der fünfziger Jahre
musste der große Regisseur Kurt Maetzig tatsächlich einmal dieselbe Maßnahme ergreifen
wie sein von Sylvester Groth gespielter Kollege beim Film im Film an der Ostsee: Weil der
Hauptdarsteller seine Trinkgewohnheiten nicht
unter Kontrolle hatte, wurde der Film doppelt
gedreht – mit einem weniger bekannten Ersatz,
der zwar immer auch vor der Kamera stehen
musste, aber womöglich am Ende nie auf der
Leinwand zu sehen sein wird. Eine demütigende
Situation für beide Schauspieler übrigens.
Wie der Star mit dieser Demütigung umgeht,
zeigt Henry Hübchen (Beste darstellerische
Leistung – männliche Hauptrolle) als Otto
Kullberg in einer Paraderolle. Der Schauspieler,
der wie kaum ein Zweiter für das von Persönlichkeiten geprägte Theater des VolksbühnenHelden Frank Castorf steht und gleichzeitig seit
den siebziger Jahren sowohl im DEFA-Kino als
auch im deutschen Film nach der Wende seine unverkennbaren Spuren hinterlassen hat,
scheint all diese Erfahrungen in die Rolle des
eitlen und begabten Säufers zu legen. Er lässt
niemanden im Team zu kurz kommen – vom ProBestes Drehbuch –
Wolfgang
Kohlhaase
– SOMMER VORM
BALKON (2005)
– DER AUFENTHALT
(1982)
– SOLO SUNNY (1980)
– ICH WAR
NEUNZEHN (1968)
Foto: © Inge Zimmermann
60
Deutscher Filmpreis 2010
duzenten über den Regisseur bis zu den Hauptund Nebendarstellerinnen – und hat am Ende
selbst am meisten davon. Und er hält sich den
Konkurrenten vom Leib, indem er ihn besonders
heftig umarmt. Er spielt den Besoffenen, wenn er
nüchtern ist – und steht wie eine Eins bei über
zwei Promille. Henry Hübchen hat Übung mit der
Rolle des Stehaufmännchens. Für ALLES AUF
ZUCKER! von Dani Levy gab es dafür eine LOLA.
In WHISKY MIT WODKA ist es fast noch schwerer, die Würde zu wahren. Hübchen schafft das.
Beste männliche
Hauptrolle –
Henry Hübchen
– LILA, LILA (2009)
–ALLES AUF ZUCKER!
(2005)
– SONNENALLEE
(1998)
– JACOB DER LÜGNER
(1975)
Dabei stehen ihm die besagten Sätze von
Wolfgang Kohlhaase kollegial zur Seite.
Kohlhaase, der nun seit weit über fünfzig Jahren Drehbücher und dabei immer auch ein
bisschen Filmgeschichte schreibt (von Konrad
Wolfs ICH WAR NEUNZEHN oder SOLO SUNNY
über Frank Beyers DER AUFENTHALT bis zu
Andreas Dresens SOMMER VORM BALKON),
konnte natürlich ebenso aus dem Vollen schöpfen wie die der Hauptdarsteller. Er kennt die
psychischen Sollbruchstellen eines Filmteams,
hat die Diskussionen zwischen Produktion und
Regie im Ohr und somit im Hirn – und weiß
ganz genau, wo Schauspieler und KameraAssistenten plötzlich zu Konkurrenten werden.
Obwohl er das eher aus seiner Arbeit als Regisseur (INGE, APRIL UND MAI) kennt. Als Autor
ist er nicht oft am Set, weil „Autoren, die am
Drehort auftauchen, von einem Teil der Veranstaltung oft als störend empfunden werden“,
wie er dem „Spiegel“ einmal verriet. Hauptsache, sie schreiben Sätze wie diesen: „Ich hab
mich damals auf dem Klo gebildet. Leider konnte ich nicht so viel scheißen, wie ich hätte lesen
sollen“, lässt Kohlhaase Hübchens Figur sagen.
Foto: © Thomas Leidig/Roba Press
61
WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER
Eigentlich ist das alles
ganz einfach: Michael
Bully Herbig denkt daran, was ihm gefällt
oder in seiner Kindheit
besonders gut gefallen
hat. Dann denkt er daran, was anderen daran heute noch gefallen
könnte. Dann denkt er
daran, was er besonders gut kann. Und
dann setzt er das, was
er besonders gut kann,
besonders gut mit Liebe und Witz um. Daraus
wurden bisher immer Filme, die besonders gut
gemacht waren, besonders gut aussahen, besonders gut ankamen und besonders beliebt
waren: WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER
ist dafür wieder ein besonders gutes Beispiel.
Und noch einfacher das Prinzip: Never change
a winning team! Für die reale Adaption einer
liebevoll, aber ziemlich einfach animierten Zeichentrickserie aus den 70er Jahren, in der ein
Held im Mittelpunkt stand, der Angst vor Wölfen und Piraten hatte, aber immer eine gute Idee
(hier wehte der Zeitgeist mit Windstärke 13),
arbeitete er wieder mit den Leuten zusammen,
die schon seine ersten Erfolge zum Glänzen,
zum Klingen und zum Swingen gebracht hatten.
Nur der Production Designer Matthias Müsse
(Bestes Szenenbild) war neu. Allerdings hatte
der Filmarchiekt, der als bevorzugte Arbeitsbereiche „Historisches, Skurriles und Mysteriöses“ angibt, auch schon das Schloss gebaut,
durch das Bully dereinst als Gespenst Hui Buh
toben durfte. Um sich für den Bau des Wikingerdorfes Flake inspirieren zu lassen, ging er allerdings nicht ins Völkerkundemuseum, sondern
schaute genau auf die alten Zeichentrickfilme.
Und gebaut wurde auch nicht an norwegischen
Fjorden. Und auch nicht in der mitunter noch
unberührten wilden Natur Schottlands oder
Irlands, wo man sich zunächst von Filmen wie
BRAVEHEART hingezogen fühlte. Gebaut wurde am Ende vor der Haustür, am Walchensee in
Oberbayern. Schließlich hatte hier bereits vor
fünfzig Jahren Kirk Douglas ein Wikingerboot
für Hollywood gesteuert.
Bestes Szenenbild –
Matthias Müsse
– WICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
(2009)
– HUI BUH (2006)
– NAPOLA (2004)
– DAS JESUSVIDEO
(2002 / TV)
63
Georg Korpás (Bestes Maskenbild) hatte schon
vor Jahren Apahachi die Perücke gemacht und
Winnetouch (vermutlich) die Fingernägel. Die
Masken für Halvars verrückte Truppe kamen
natürlich auch vom Storyboard der Serie – und
schafften den Wiedererkennungseffekt derselben bei kindlichen Fans schon im Kinotrailer.
Da zu den Lieblingsaufgaben des Münchner
Maskenbildners mit der Vorliebe für selbstgebaute Special Effects nach eigenen Angaben un-
64
ter anderem „Narben, Messerstiche, Hautkrankheiten, Mutationen oder besonders schöne oder
hässliche, vergilbte Zähne oder Zahnfehlstellungen“ gehören, mussten die Frisuren, Bäuche
und Gesichter der Kinder und Männer aus Flake
und rund um den schrecklichen Sven ja geraten.
Der Filmemacher Bully Herbig und sein Filmkomponist Ralf Wengenmayr (Beste Filmmusik) passen und arbeiten auch deshalb so gut
zusammen, weil sie mindestens eine künst-
lerische Gemeinsamkeit haben – sie machen
aus Adaptionen immer etwas Eigenes, etwas
Originäres. Natürlich gab es auch für WICKIE
bereits die Schlüsselmelodien aus der Serie.
Aber Ralf Wengenmayr – der vor seiner Zusammenarbeit mit Bully auch als Barpianist gearbeitet und Musiken für Arztserien im TV ebenso
schrieb wie für die Augsburger Puppenkiste –
hat sie souverän neu arrangiert und benutzt.
So wird aus dem etwas zurückgebliebenen
Bestes Maskenbild –
Georg Korpás
Beste Filmmusik –
Ralf Wengenmayr
Beste Tongestaltung –
Michael Kranz
– KRABAT (2008)
– HUI BUH (2006)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE-Periode 1
(2004)
– SUNSHINE - EIN
HAUCH VON
SONNENSCHEIN
(1999)
– WICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
(2009)
– LISSI UND DER
WILDE KAISER (2007)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE-Periode 1
(2004)
– DER SCHUH DES
MANITU (2001)
– DER UNTERGANG
(2004)
– SMILLA`S SENSE OF
SNOW (1997)
– FARAWAY, SO CLOSE
(1993)
– HOMO FABER (1989)
Deutscher Filmpreis 2010
Titellied (damals gesungen von den Vorgängern
der Bläck Fööss) plötzlich im Remix ein mitreißender Surf-Song, während die Score-Musik genau die richtige Mischung aus konventioneller
Abenteuer-Dramatik und dramaturgischer Ironie bietet, die den ganzen Film ausmacht.
Und bekanntlich macht auch der Ton die Musik
eines Films. Bei Bully Herbig, dem Liebhaber
filmischer Details, überraschender Effekte, dem
Perfektionisten technischer Möglichkeiten im
Dienste guter Unterhaltung, gilt das besonders.
Seine künstlerischen Dienstleister auf diesem
Gebiet, die Sound-Designer, Mischtonmeister
und Tontechniker Michael Kranz, Chrissi Rebay,
Mario Hubert und Ben Rosenkind (Beste Tongestaltung) haben auch in der Welt der heulenden
Wölfe, krachenden Balken, klirrenden Schwerter, blubbernden Dialoge und brummenden
Schädel wieder ganze Arbeit geleistet.
Beste Tongestaltung –
Ben Rosenkind
Beste Tongestaltung –
Mario Hubert
Beste Tongestaltung –
Chrissi Rebay
– HIER KOMMT LOLA
(2010)
– SWANSONG:STORY
OF OCCI BYRNE
(2009)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
– LISSI UND DER WIL DE KAISER (2007)
– THEMBA (2010)
– VORSTADT KROKODILE (2009)
– JOHN RABE (2009)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE-Periode 1
(2004)
– WICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
(2009)
– JOHN RABE (2009)
– HUI BUH (2006)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE-Periode 1
(2004)
65
WÜSTENBLUME
Mit über einer Million
Kinobesuchern zählte
WÜSTENBLUME
zu den erfolgreichsten deutschen Filmen
2009. Der Film beruht
auf dem gleichnamigen autobiografischen
Roman
von
Waris
Dirie, die in der Wüste Somalias aufwuchs,
dann mit 13 Jahren
vor einer Zwangsheirat
in
die
Hauptstadt
Mogadischu floh, von dort nach London weiterreiste und da einige Jahre später von einem Starfotografen entdeckt wurde. Auf dem
Höhepunkt ihrer Model-Karriere erzählt sie in
einem Interview von der grausamen Tradition
der Frauenbeschneidung in ihrer Heimat, unter
deren Folgen sie heute noch leidet.
Waris Dirie ist eine Frau, deren Weiblichkeit weggeschnitten und die nun zu einer Ikone der Modewelt wurde. Ihre Autobiografie erschien 1999 in
Deutschland und wurde sehr schnell zu einem
66
Bestseller. Zunächst hatte Elton John mit seiner
Firma Rocket Pictures die Rechte zur Verfilmung
des Stoffes erworben, scheiterte aber an den
Vorstellungen Diries, und so wurden die Rechte wieder frei. Als Produzent Peter Herrmann
(Bester Spielfilm) davon hörte, machte er sich
auf nach London, um Waris Dirie zu treffen
und zu erkunden, inwieweit sie bereit sei, die
Filmrechte ihrer sehr intimen Lebensgeschichte erneut zu vergeben. Er konnte sie überzeugen, nach neun Monaten Gesprächen und
Planungen unterzeichneten sie einen Vertrag.
Schnell war klar, dass Peter Herrmann Sherry
Hormann als Drehbuchautorin und Regisseurin für diesen Film wollte. Er gründete 2005
die Desert Flower Filmproduktion, suchte sich
viele geeignete Partner und Gleichgesinnte, u.a.
Benjamin Herrmann (Majestic Filmproduktion)
und Danny Krausz (Dor Film), zur Finanzierung
des umfangreichen Projekts. Im März 2008
konnten die Dreharbeiten am Horn von Afrika
beginnen – mit Liya Kebede und Sally Hawkins
in den Hauptrollen.
Es gibt ein altes somalisches Sprichwort, das
heißt: „Das letzte Kamel in einer Karawane
geht so schnell wie das erste.“ Waris Diries
verwendet dieses in einer Rede vor der UN, um
zu sagen: „Was immer auch dem Letzten von
uns geschieht, wirkt sich auf uns alle aus.“
Es ist ein Aufruf, sich weltweit zu engagieren.
Peter Herrmanns Unbeirrbarkeit und das Engagement aller Beteiligten haben es möglich gemacht, das Thema der weiblichen Genitialverstümmelung als emotional anrührenden, fiktionalen Stoff einem breiten Publikum zugänglich
zu machen.
Bester Spielfilm –
Peter Herrmann
– NIRGENDWO IN
AFRIKA (2001)
– EINE HAND VOLL
GRAS (1999)
– FETTE WELT (1997)
– DER TOTMACHER
(1995)
Foto: © Walter Wehner
Deutscher Filmpreis 2010
www.volkswagen.de
Erobert „Männerherzen“ und „Alle Anderen“ im „Sturm“. Der Passat CC.
Volkswagen, offizieller Partner des Deutschen Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.
LIPPELS TRAUM
Im Grunde genommen
sind alle Filme des Regisseurs Lars Büchel
Geschichten aus Tausendundeiner
Nacht.
Sie sind märchenhaft,
phantasievoll, irgendwie abenteuerlich und
machen die Realität
erträglich, weil sie sich
in der richtigen Position neben diese stellen.
Insofern war es gar keine Überraschung, dass
der Produzent Ulrich Limmer (Bester Kinderfilm)
für die Verfilmung von LIPPELS TRAUM auf den
Mann verfiel, dessen Personal in den bisherigen
Filmen deutlich älter war.
Die Geschichte von Lippel, dem vom vielbeschäftigten Vater allein erzogenen Sohn, der gegen seine Kinderfrau kämpft, indem er sich in die fantastische Welt der berühmten arabischen Märchen
begibt, ist nicht die erste Adaption eines Buches
von Paul Maar. Der Bamberger Kinderbuchautor lieferte bereits die Vorlagen zu den ersten,
68
äußerst erfolgreichen Kinderfilmen, die Ulrich
Limmer mit seiner Firma Collina Film produzierte, nämlich DAS SAMS (Regie: Ben Verbong). Ulrich
Limmer, der nicht nur Produzent, sondern auch
ein erfolgreicher Drehbuchautor ist, gründete die
Collina Film, deren alleiniger Gesellschafter er ist,
im Jahr 2002 und hat sich bisher mit einer selbstbewussten Mischung aus TV- und Kinofilmen und
einem ausgewiesenen Faible für die intelligente
Adaption populärer Kinderstoffe (DER RÄUBER
HOTZENPLOTZ, HERR BELLO) behauptet.
Foto: © Bernd Spauke
Lippels Träume verfrachten den scheuen, phantasiebegabten Jungen von der beschaulichen
Altstadt Passaus in die abenteuergeladene Hitze
einer mittelalterlichen Wüstenfestung. Das sind
nicht nur sehr verschiedene Lebens-, sondern
auch Lichtverhältnisse. Radikale Motivwechsel.
Für die Kamerafrau Jana Marsik (Beste Bildgestaltung), Absolventin der Filmhochschule Babelsberg, eine spannende Herausforderung, die
sie nutzte, um ihr Publikum auch auf eine visuelle
Reise durch die Zeiten zu nehmen.
Bester Kinderfilm –
Ulrich Limmer
Beste Kamera –
Jana Marsik
– DIE FRISEUSE (2009)
– FRECHE MÄDCHEN
(2007)
– DAS SAMS (2000)
– SCHTONK! (1991)
– LIPPELS TRAUM
(2009)
– SAME SAME BUT
DIFFERENT (2009)
– ROBERT ZIMMER MANN WUNDERT
SICH ÜBER DIE
LIEBE (2008)
– HÄNDE WEG VON
MISSISSIPPI (2007)
Foto: © Gunnar Fuss
Deutscher Filmpreis 2010
VORSTADTKROKODILE
Der gelernte Maurer
und Hauer Max von
der Grün, der in den
sechziger und siebziger
Jahren zu den Ikonen
der
bundesrepublikanischen
Arbeiterliteratur gehörte, hat
1976 ein Kinderbuch
geschrieben, das noch
heute zu den Klassikern seines Genres gehört und wegen seiner
klugen Mischung aus
Abenteuergeschichte und Milieustudie eine beliebte Schullektüre (falls es so etwas überhaupt
geben kann) geblieben ist. Über dreißig Jahre
später entdeckten die Produzenten Lena Olbrich
und Christian Becker (Bester Kinderfilm) die
VORSTADTKROKODILE neu und versetzten die
Geschichte einer Jugendbande in der sozial angespannten Welt des Ruhrpotts in die heutige
Zeit. Immer noch stehen eine lebensgefährliche
Mutprobe und das sozusagen mit kriminalistischen Mitteln gelöste Problem der Integrati-
on eines behinderten Jungen im Mittelpunkt.
Mit Hilfe des Regisseurs Christian Ditter
(FRANZÖSISCH FÜR ANFÄNGER) und des Autors Neil Ennever schufen Olbrich und Becker
ein zeitgemäßes und cooles Kinoabenteuer mit
Kultpotenzial, dessen Fortsetzung bereits jetzt
in den Kinos läuft.
Christian Becker, ein Absolvent der Hochschule
für Fernsehen und Film in München, begann bereits an der Hochschule seine Zusammenarbeit
mit dem Regisseur Peter Thorwarth, für den er
mit seinem damaligen Partner Thomas Häberle
1998 den Kultfilm BANG BOOM BANG produzierte. Mit seiner 2001 gegründeten Firma Rat
Pack entwickelte und produzierte der umtriebige Fan origineller Fernsehunterhaltung und
gut gemachter Kino-Kost so unterschiedliche
Stoffe wie DIE WELLE oder den Kinderfilm-Hit
WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER. Seine
langjährige Dramaturgin und Producerin Lena
Olbrich, eine gelernte Kommunikationswissenschaftlerin, arbeitete für die VORSTADTKROKODILE erstmals als Ausführende Produzentin für
einen Kinofilm. Ein guter Einstand.
Bester Kinderfilm –
Lena Olbrich
– VORSTADT KROKODILE 2 (2010)
– VORSTADT
KROKODILE (2009)
Bester Kinderfilm –
Christian Becker
–WICKIE UND DIE
STARKEN MÄNNER
(2009)
– DIE WELLE (2008)
– HUI BUH (2006)
– BANG BOOM BANG
(1999)
69
DIE FRAU MIT DEN 5 ELEFANTEN
Auch wenn gerade
dieser Film gar nicht
ohne Worte auskommen kann – seien es die
O-Töne der Titelfigur oder die Off-Töne
des Regisseurs –, sein
heimliches Motto klingt
anders, und er hat es
sich aus dem Mund
seiner
Protagonistin
geholt: „Ich finde es
schön, wenn man etwas Wortloses sagen
kann. Dann braucht man es nicht zu übersetzen.“
Die das sagt, ist Übersetzerin. Vielleicht die
bedeutendste Übersetzerin russischer Literatur ins Deutsche. Sie heißt Swetlana Geier,
ist mittlerweile 86 Jahre alt – und die fünf
Elefanten sind die großen Romane von Fjodor
M. Dostojewskij, dem wichtigsten russischen
Erzähler, der ziemlich genau hundert Jahre vor
Swetlana geboren wurde.
70
Der Filmemacher Vadim Jendreyko ist an der Arbeit dieser Frau interessiert. Aber er erzählt von
ihrer Arbeit, indem er über sie selbst erzählt, sie
erzählen lässt und ihr Leben und ihre Lebensweise darstellt. Und er lässt sich für alle diese
Elemente Zeit. Es gibt tatsächlich viele, auffällig und angenehm viele Passagen, in denen der
Film „etwas Wortloses“ sagt. Das ist spannend
und berührend. Zugfahrten, Blickwechsel, Küchenarbeiten, Momente der Nachdenklichkeit,
Momente der Trauer, Momente der leisen Freude.
Und es gibt zum Beispiel eine Szene, in der all
diese Elemente zusammenzukommen scheinen.
Swetlana Geier bügelt. Sie ordnet die Fasern,
stellt einen logischen Zusammenhang zwischen
Text und Textil her – und ist plötzlich bei sich
selbst und ihrer Arbeit zugleich.
Dass der Film auch ein Roadmovie ist, das von
einer historischen und sehr persönlichen Reise berichtet, ist vielleicht gar nicht so wichtig,
aber gut für das Verständnis einer Frau, die die
Ukraine erst nach der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges verlassen hatte –
und aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse zunächst in Dortmund und dann in Freiburg Fuß
fassen konnte. Der von Thomas Tielsch (Bester
Dokumentarfilm) und seinem Schweizer Partner
Hercli Bundi produzierte Film begleitet Swetlana
Geier auf dem Weg zum Grab ihrer Mutter, das sie
seit über sechzig Jahren nicht besucht hat. Und
das Publikum begleitet eine faszinierende alte
Frau, für deren Weisheit und Güte diese beiden
schönen Wörter hätten erfunden werden müssen,
wenn es sie nicht schon gäbe.
Bester Dokumentarfilm –
Thomas Tielsch
– DER PFAD DES
KRIEGERS (2007)
– DAS MOSQUITO PROBLEM UND
ANDERE GESCHICH TEN (2007)
– YES I AM! (2006)
– DIE FINSTERNIS
(2005)
Deutscher Filmpreis 2010
DAS HERZ VON JENIN
Im November 2005 wird
der 12-jährige Palästinenser-Junge Ahmed
Khatib im israelisch
besetzten Jenin von Kugeln israelischer Soldaten getroffen. Im Krankenhaus von Haifi können die Ärzte nur noch
seinen Hirntod feststellen. Um anderen Kindern helfen zu können,
entscheidet
Ahmeds
Vater Ismael Khatib,
die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu
spenden. Es ist die Friedensvision eines Palästinensers, die fünf israelischen Kindern das Leben
rettet und bewusst macht, dass es nicht darum
gehen kann, ob das Organ spendende Kind jüdischen, islamischen oder christlichen Glaubens
ist. Es geht allein um Lebensrettung.
Auf dem Berlinale Talent Campus 2006 stellte
der junge israelische Regisseur Leon Geller diese
Geschichte vor und lernte dort die Produktions-
firma EIKON kennen, die sich sehr für das Projekt
interessierte. Dann stellte EIKON einen Kontakt
zu dem deutschen Regisseur Marcus Vetter her,
den das Thema und die Zusammenarbeit mit einem israelischen Regisseur sehr reizten. 2007,
wieder während der Berlinale, trafen sich Geller
und Vetter erstmals, um über die gemeinsame
Arbeit zu sprechen. Schnell einigten sich beide
auf den Fokus des Films: Eine Reise von Ismael
Khatib zu den Kindern zu begleiten, die mit den
gespendeten Organen leben dürfen.
Für die beiden Produzenten Ernst Ludwig
Ganzert und Ulli Pfau (Bester Dokumentarfilm)
passte das inhaltliche und künstlerische Konzept
der Regisseure gut zur Philosophie ihrer Firma
EIKON, einer gemeinnützigen Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft, deren größter Gesellschafter die Evangelische Kirche in Deutschland ist. EIKON versteht sich als Vermittlerin der
christlichen Botschaft, als Stimme der Schwachen, als Fenster nach Osteuropa und in die Dritte Welt. In diesem Jahr feiern sie übrigens ihr
50-jähriges Bestehen.
Bester Dokumentarfilm –
Ernst Ludwig
Ganzert
– DER VERLORENE
VATER (2009)
– SO GLÜCKLICH WAR
ICH NOCH NIE (2009)
– DAS HERZ VON
JENIN (2008)
– UNTER DEM EIS
(2005)
Bester Dokumentarfilm –
Ulli Pfau
– JOHANNES CALVIN REFORMATOR UND
REIZFIGUR (2009 / TV)
– DAS REICHSORCHES TER (2007)
– SEE WHAT HAPPENS
(2001 / TV)
– BLUE NOTE A STORY OF MODERN
JAZZ (1996 / TV)
71
done by WE DO
Nominated in 3 Categories:
Style, Style, Style.
Hôtel Concorde Berlin
Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin
Tel: +49 (0)30 800 999 0
concordeberlin@concorde-hotels.com
concorde-hotels.com/concordeberlin
Unseren Gästen des Deutschen Filmpreises wünschen wir eine angenehme, wenn auch vielleicht
zu kurze Nachtruhe. Viel Spaß bei der Verleihung und herzlichen Glückwunsch allen Preisträgern.
Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin!
Das Catering-Konzert – live beim Deutschen Filmpreis 2010
Essen beim Filmpreis ist Essen wie beim Film.
Für das leibliche Wohl im Rahmen der Verleihung
des Deutschen Filmpreises 2010 sorgen
diesmal diejenigen, die sonst gerne und gut für
das leibliche Wohl beim Drehen der Filme sorgen.
Acht in Berlin ansässige und aktive Cateringfirmen und Restaurants haben sich spontan ent-
schlossen, für die Gäste der LOLA 2010 zu kochen.
Für diese konzertierte Aktion steigen sie aus ihren
Catering-Wagen oder verlassen die angestammten Herde, um gemeinsam am Ort der Verleihung
kulinarisch kreativ zu werden. Ein Beispiel, das
Schule machen und ein Modell für die Zukunft der
Filmpreis-Buffets werden könnte.
Wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern ganz herzlich bedanken, freuen uns
auf ungewöhnliche Kombinationen und auf das
nächste Jahr.
73
Fördermitglieder
ARRI Arnold & Richter
Cine Technik GmbH & Co.
Betriebs KG
die film gmbh
HKR Hollmann Knappe Reimert
drei d medien service GmbH
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH
Just Publicity GmbH
e27 gbr
Kinowelt GmbH
CineMedia Film AG
CineStar-Gruppe CMS
Cinema Management
Service GmbH
Entertainment Value
Associates GmbH
Estée Lauder Companies
GmbH
Kodak GmbH
Entertainment Imaging
maz & movie GmbH
Falcom Media GmbH
Concorde Filmverleih
GmbH
Okapi GmbH
Filmpark Babelsberg
GmbH
Constantin Film AG
PKF Fasselt Schlage
Partnerschaft
FPS Fritze Wicke Seelig
DFG Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft
74
Rialto Film GmbH
Highlight
Communications AG
Deutscher Filmpreis 2010
Saxonia Media
Filmproduktion GmbH
Senator Film Produktion
GmbH
Walt Disney Studios Moti- zial beitragen, fühlen sich der Filmakademie
on Pictures Germany GmbH sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder
Warner Bros.
Entertainment GmbH
SKW Schwarz
Rechtsanwälte
X Verleih AG
Studio Babelsberg
GmbH
Die Deutsche Filmakademie hat ein klares Ziel:
die Kreativen des deutschen Kinos unter einem
Dach zu vereinen. Das bringt nicht nur Bewegung in die Kommunikation untereinander, es
schafft auch eine größere Wirkung nach außen.
Thinking Networks AG
In dieser Konstellation können die Kreativen
ihre Interessen besser austauschen und vertreUniversal Pictures Inter- ten – und sie können dem Publikum noch einmal
national Germany GmbH anders nahekommen. Seit 2005 entscheiden die
Mitglieder der Deutschen Filmakademie auch
über die Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES,
Universum Film GmbH
der vom BKM gestiftet wird.
Viele Macher, die zur Entstehung eines deutschen
Films ihr handwerkliches und kreatives PotenStudio Hamburg GmbH
und unterstützen die gemeinsame Arbeit
auch materiell. In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber mit ebenso viel Engagement,
sorgt auch der größere Kreis der Freunde der
Deutschen Filmakademie dafür, dass die
Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt.
Aber aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Akademie nicht so aktiv sein, wie sie
ist. Durch die jährlichen Zuwendungen der
Fördermitglieder kann die Akademie lebendig
arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Aussenwirkung verstärken.
Freunde und Fördermitglieder werden in das
aktive Leben der Filmakademie mit einbezogen.
Sie können ausgewählte Veranstaltungen wie
die LOLA Sichtungen und LOLA Visionen besuchen, erhalten den exklusiven Akademie-Newsletter EXTRABLATT, werden in Publikationen
genannt und nehmen immer wieder gerne an
internen Treffen der Akademie-Mitglieder teil.
75
Freundeskreis
Freunde und Fördermitglieder tun das, was
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der
Deutschen Filmakademie und leisten damit
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen
großen Freundschaftsdienst.
Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally
Ahrweiler Agentin | Franziska Aigner-Kuhn
Casting-Director | Delia Albrecht SchauspielerAgentin | Georg Alexander Journalist | Katrin Anders Agentin | Christian Angermayer Unternehmer | Elke Apelt Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone Bachofner Junior Publicist |
Rolf Bähr Ex FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin
für Schauspieler | Frank Barner Steuerberater,
Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel
Casting Director | Caroline Beil Schauspielerin |
Astride Bergauer Agentin | Ute Bergien Agentin |
Evi Bischof Agentin | Mathias Bothor Fotograf |
Oliver Boy Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin Brandner Agentin | Frank Brauner Rechtsanwalt | Alice Brauner Produzentin |
Wolfgang Brehm Filmanwalt | Bettina Breitling
Leitung Lizenzen, Filmrechte | Wolf Dietrich Brü76
cker Redakteur | Gero Brugmann Rechtsanwalt |
Stephan Bürgi Agent / Schauspieler | Christoph
Caesar PR-Agent | Bernd Capitain Schauspieler | Christina Capitain Schauspielerin | Xavier
Chotard Marketingberater | Margit Chuchra Produzentin | Daniel Tobias Czeckay Rechtsanwalt |
Martin Danner | Cathy de Haan Dramaturgin,
Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf
Dobberstein Rechtsanwalt | Marion Döring Geschäftsführerin | Alexander van Dülmen CEO ACompany Consulting & Licensing AG | Michael
Düwel Geschäftsführer | Pete Dwojak Schauspieler | Frank Eickmeier Rechtsanwalt/Filmrecht |
Dorothea Eickmeier Autorin | Jürgen Elbers
Schauspielcoach | Katharina Elias TV-Redakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter | Jürgen
Fabritius | Lutz Fassbender CEO i2i Musikverlag | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin |
Dirk Fehrecke Agent für Film, TV und Theater |
Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |
Milena Fessmann Musicsupervisor | Nicole Fischer Casting Director | Philipp Fleischmann
Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke
Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/
TV-Consultant | Silke Fuhrmann Geschäftsfüh-
rerin | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion und
Kofinanzierung | Gero Gandert Filmhistoriker |
Christina Gattys Agentin | Georg Georgi Schauspielagent | Reinhard Gerharz Rechtsanwalt |
Anna Gerloff Schauspielerin | Max Gertsch
Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler |
Maren Gilzer Schauspielerin | Gerhard Groß
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin
für Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent | Britta Hansen Produzent | Birgit Hass
Geschäftsführerin | Sabine Hemstedt Schauspielerin | Marlis Heppeler Agentin | Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair & Make Up Artist |
Alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard
Hoestermann Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Mechthild Holter Inhaber/
Geschäftsführerin Players | Nicole Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin FFHSH |
Ilona Hüttersen Presseagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |
Christine Kabisch Regisseurin | Till KapostyBliss Werbegrafiker | Anja Karmanski Schauspielerin | Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus
Keil Direktor Erich Pommer Institut | Uschi Keil
Deutscher Filmpreis 2010
Agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches
Management | Nicole Kellerhals Dramaturgin |
Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Georg
Kloster Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf |
Michael Konstabel Archivrechercheur | Heide
Kortwich Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe | Hildburg
Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur |
Karin Kruse Manager/Agent | Adrian Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani Agentin |
Renate Landkammer Agentin | Claudia Lehmann
TV-Produzentin | Thomas Letocha Autor | Silvana
Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie Linder
PR-Berater | Claudia Loewe GF DFA Produktion
GmbH | Yutah Lorenz Schauspielerin und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars Meier
Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent | Henner Merle Rechtsanwalt | Susanne Mertins Geschäftsführerin | Günther Mertins Kinobetreiber |
Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | Kristin
Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge
Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina
Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,
Produzent | Fabian Mittermüller | Marketa Modra Agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt |
Petra Maria Müller Medienboard Berlin-Brandenburg | Katrin Näher Agentin | Azizeh Nami
PR-Agentin | Sigrid Narjes Agentin | Michaela
Niemeyer | Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Christoph Ott Verleiher | Volker Otte
Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik
Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Sabine Peters Pädagogin | Gabriele Pfennigsdorf
FilmFernsehFonds Bayern | Michal Pokorny Produzent | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut
Prinzler Filmhistoriker | Katja Proxauf Agentin |
Inga Pudenz Manager/Agentur | Wiebke Reed
Agentin | Josef Reidinger Leiter der Postproduktion | Susanne Reinker Autorin | Mario Rempp
Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek PR
Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin
der Villa Kult OHG | Renate Rose European Film
Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja
Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann | Christian Schertz Rechtsanwalt | Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) | Antje
Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Michael Schmid-Ospach Filmstiftung
NRW | Marie-Luise Schmidt Agentin | Josephine
Schmidt Schauspielerin | Steffen Schmidt-Hug
Rechtsanwalt | Sonja Schmitt Delphi Filmverleih |
Lutz Schmökel Agent | Norbert Schnell Agent |
Marc Schötteldreier Casting Director | Peter
Schulze PR-Manager | Sibylle Seidel-Gieth Agentin | Christian Senger Schauspieler | Sebastian
Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla Skoglund
(Schauspieler)agentin | Inka Stelljes Agentin für
Schauspieler | Volker Störzel Agent Theater, Film
und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht | Conny Suhr PRAgentin | Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin | Sonya Tuchmann Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin | Burkhard Voiges Geschäftsführer |
Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film |
Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |
Christiane Waldbauer Schauspieleragentin |
Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas
Weymar Telepool München | Albert Wiederspiel
Filmfestleiter | Rafaela Wilde Rechtsanwältin |
Harald Will Agent für Film Fernsehen & Theater |
Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäftsführerin
77
DAS TEAM
VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER
Der DEUTSCHE FILMPREIS ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert
von der DFA Produktion GmbH.
Deutsche Filmakademie e.V.
Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz
Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus
Geschäftsführung: Alfred Holighaus,
Christiane Teichgräber
Team: Katja Hevemeyer, Karina Pasternak,
Stephan Pless, Susann Pocha, Tanja Riehn,
Stefanie Röders
PRODUZENTIN
Claudia Loewe
AUTOREN
Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck
PRODUCERIN
Marion Gaedicke
REGIE
Utz Weber
PRODUKTIONSLEITUNG
MBTV Produktions GMBH
Matthias Börner, Carsten Lehmann
REGIEASISTENZ
Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSKOORDINATION
Dorothee Hufschmidt
KOORDINATION ZUSPIELER
Heike Hütt
BKM/Filmreferat K35
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz
PRODUKTIONSASSISTENZ
Friederike Fröhner
MODERATION
Barbara Schöneberger
AUFNAHMELEITUNG
Martin Hoffmann, Alex Braun, Julia Haupt
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann
GÄSTEMANAGEMENT
Sigrun Hauer GmbH
78
REDAKTION
Claudia Voelker, Andrea Poulios
ZUSPIELER
Arnd von Rabenau
BÜHNENBILD
Hassler Entertainment Architecture
KOSTÜMBILD
Heike Stemmler Collection
MASKE
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)
Estée Lauder
Deutscher Filmpreis 2010
IMPRESSUM
LICHTSETZENDER KAMERAMANN
Didi Garsoffky
TITELMUSIK
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner
EINSPIELUNG TITELMUSIK
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von
Sir Simon Rattle
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA
Tobias Kremer Big Band
PR
Just Publicity
Regine Baschny, Anja Oster, Sandra Bellin
BETREUUNG PARTNER/DRUCKERZEUGNISSE
Verena Herfurth
DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET
e27 Berlin, www.e27.com
RECHTSBERATUNG
Dr. Frank Brauner
Prof. Dr. Mathias Schwarz
NOTAR
Hellmut Sieglerschmidt
SENDEPARTNER
Das Erste
Rundfunk Berlin Brandenburg rbb
Redaktion: Rosemarie Wintgen, Katrin Mandel
Herstellungsleitung: Torsten Klein
Produktionsleitung: Jörgen Radach
LOLA PARTY
Fast Forward Communications GmbH
Daniel Kloß, Katja Riemann
AUF DEM WEG ZUR LOLA
Deutsche Filmakademie e.V.
Projektkoordination: Gisela Liesenfeld
(DFA Produktion GmbH)
HERAUSGEBER
Deutsche Filmakademie e.V.
Köthener Straße 44
10963 Berlin
Alfred Holighaus (V.i.S.d.P),
Christiane Teichgräber
CHEFREDAKTION UND TEXTE
Alfred Holighaus
TEXTE
Linda Söffker
PRODUKTION
Verena Herfurth
LAYOUT/GESTALTUNG
e27 Berlin, Robert Neumann
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
„DEUTSCHE FILMAKADEMIE / DEUTSCHER
FILMPREIS 2010“
79
Wir danken von Herzen allen treuen Freunden und Unterstützern des
deutschen FilmPREISES 2010
medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH
Den beteiligten Produzenten für die Bereitstellung des Filmmaterials und die fortwährende Kooperationsbereitschaft,
den Paten für ihr individuelles und großartiges
Engagement für die nominierten Kollegen,
allen Vorständen für ihr unermüdliches
Engagement,
den Akademiemitgliedern für ihre Kreativität
und ihren Einsatz in der Deutschen
Filmakademie und für den Deutschen Film,
Unser ganz persönlicher Dank gilt:
Iris Berben und Bruno Ganz, Thomas Kufus,
Senta Berger und Günter Rohrbach, Stefan Arndt,
den Kinobesitzern, Verleihern und beteiligten
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger,
Filmschaffenden, die aktiv AUF DEM WEG ZUR Tania Miglietti und Max Höhn,
LOLA dabei waren und die LOLA VISIONEN und Mathias Bothor
das LOLA FESTIVAL geprägt haben. Besonders Heiner Heller
allen Mitstreitern aus Bad Freienwalde,
Maik Uwe Hinkel
und unserem wunderbaren Team für die beständige Motivation und Leidenschaft.
DEUTSCHER FILMPREIS 2010
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