Im Dreiländereck verbinden sich einsame Straßen

Transcription

Im Dreiländereck verbinden sich einsame Straßen
MITTELITALIEN
Im Dreiländereck
verbinden sich einsame Straßen,
Radregion. Doch sie fordert Kondition und
Toskana, Umbrien und Marken
quirlige Renaissance-Städte und köstliche Trattorien zu einer exzellenten
Schaltarbeit, denn am Oberlauf des Tiber geht es stetig auf und ab
MITTELITALIEN
Z
TE X T U N D F OTO S : K L AU S T Ö DT- R Ü B E L
weiundvierzig-einundzwanzig, das ist kühn für die 17
Prozent von Monterchi nach Citerna empor, auch für
einen ehemaligen „campione“. Das Schaltwerk knarzt, als
Franco Chioccioli die Kette vergeblich auf ein größeres
Ritzel befördern will, und auch wir haben unsere liebe
Müh’, trotz eines 26er-Rettungsrings. Der Anstieg ist nur
etwa einen Kilometer lang, aber er hat es in sich, und er ist
nicht der einzige seiner Art während unserer „Grenzerfahrung“ im Dreiländereck Toskana, Umbrien und den Marken. Franco, mit dem wir im Val Tiberina unterwegs sind,
gehört zur Toskana-Fraktion im Radsport, wie seine ehemaligen Teamgefährten Cipollini oder Bartoli. „Die Toskana ist eine wunderbare Landschaft“, schwärmt er, „voller
Kulturzeugnisse der europäischen Geschichte.“ Dazu eine
Traumgegend zum Radfahren. Aber anstrengend. Das sollten wir rasch feststellen im ewigen Auf und Ab der Hügellandschaft. Franco war 1991 auf dem Höhepunkt seiner
Karriere, als er den Giro gewann. Seine scharf geschnittenen Gesichtszüge erinnerten die Fans an Fausto Coppi,
und sie nannten ihn „Coppino“, den kleinen Coppi. Noch
heute fährt er das Pinarello aus seiner Profizeit. Damals arbeitete er für „del Tongo“, eines der erfolgreichsten Teams
im Radsport. „Wir waren so erfolgreich, dass ganz Italien
die Marke kannte“, sagt er. Aber weil die Italiener „del Tongo“ für eine Rennradmarke hielten, stieg der Sponsor, ein
Hersteller von Küchenmöbeln in Arezzo, aus.
ROMANTISCHE RENAISSANCE-STÄDTE
Die hübsche Provinzhauptstadt Arezzo, Station des Giro
2003, ist für unsere Touren der westlichste Punkt. Sie war
im Imperium Romanum nach Rom und Capua die dritt-
182
T O U R 4/2003
wichtigste Stadt. Auch in der Renaissance spielte Arezzo
eine hervorragende Rolle. Wer unter den Arkaden der
Piazza Grande seinen Cappuccino schlürft, das Geburtshaus Petrarcas besichtigt, die Fresken von Piero della Francesca bewundert oder die Blendarkaden in der weltberühmten Fassade der Kirche Santa Maria, fühlt sich ins
15. bis 16. Jahrhundert zurückversetzt. Oder er denkt an
Szenen aus Roberto Benignis Film „Das Leben ist schön“,
die hier auf der Piazza gedreht wurden. Arezzo, die Goldstadt, wo jährlich etwa 130 Tonnen des Edelmetalls verarbeitet werden, liegt am Ostrand der Toskana, am Rande des
Chianti. Ihr Zentrum, die Gegend um Florenz, Pisa und Siena, gehört zu den meistbesuchten Regionen Europas, und
besonders zu Ferienzeiten tragen manche Orte schwer an
der Konsequenz, einst ein Geheimtipp gewesen zu sein.
Doch die Toskana hat auch anderes, weniger bekanntes zu
bieten. Uns locken die alten, abgelegenen Dörfer rund um
das Val Tiberina, in denen man noch nicht von Parkleitsystemen empfangen wird. Citerna, Ausgangspunkt unserer
Touren, gehört zu jenen Orten, die sich dem hektischem
Treiben entziehen konnten. Das antike „Civitas Sobaria“
liegt bereits in Umbrien, nur einen Steinwurf jenseits der
Toskana. Der Ort thront in luftiger Höhe über dem Tibertal, wie es sich für eine Etruskergründung gehört. Egal aus
welcher Richtung man von einer Ausfahrt zurückkommt:
Der Puls schnellt in den kurzen Rampen noch einmal kräftig in die Höhe. Citernas Häuserzeilen mit den Kirchen
San Francesco und San Michele Arcangelo drängen sich
auf einem schmalen Bergrücken, geschützt von einer Befestigungsmauer. Von der Ostflanke fällt der Blick auf die
Höhenzüge des Apennin. Von der gegenüberliegenden
Mauer schaut man über die sanften Hügel der Toskana, die
im Westen nach und nach verflachen. Kirchen, Kapellen
Rollen und Klettern im Tibertal: Vorbei an Tabak- und
Maisfeldern in der Ebene südlich von Anghiari (unten)
lässt es sich noch entspannt fahren (links). Bei den
Anstiegen hinauf nach Caprese motiviert Franco
Chiocciolis Gesellschaft (rechts im Bild rechts)
in Kehren allmählich
nach Chiusi della Verna emporwindet.
Auf Küche folgt
Kultur: Wer hinter
Chiusi links abbiegt,
fährt auf makellos asphaltierter Straße
hinauf zum Franziskanerkloster La Verna in etwa 1.100 Meter
Höhe, inmitten eines
Buchenwaldes. „Frieden findet man nur in
den Wäldern“, hat
Michelangelo gesagt.
In diesem Wald eher weniger!, denkt sich der Radfahrer
und inhaliert grimmig die Auspuffgase der Reisebusse, denen am Parkplatz fromme Menschen entsteigen, um rüstigen Schrittes zum Ziel ihrer Wallfahrt zu gelangen. In der
Abgeschiedenheit des Casentino errichtete Franziskus von
Assisi um 1216 ein Kirchlein. Im Laufe der Zeit entwickelte sich La Verna zu einem mächtigen Kloster, das heute ins
Pflichtprogramm von Pilgern aus aller Welt gehört.
GENÜSSLICHE ABFAHRTEN
und Kunstwerke, wohin wir kommen. Die berühmtesten
Söhne der Region sind Piero della Francesca aus Sansepolcro, der bedeutendste Maler der Frührenaissance, der
Heilige Franziskus von Assisi, der Dichter Francesco Petrarca, der Baumeister und Maler Giorgio Vasari und
Michelangelo.
BESINNLICHE BERGZIELE
„Aber Rennradfahrer laufen nicht in jede Kirche“, beobachtet Reiseleiterin Romana Tordi. Die Mittdreißigerin
organisiert auch Rennrad-Wochen zusammen mit Franco
Chioccioli. Dennoch gehören Sehenswürdigkeiten wie das
Geburtshaus von Michelangelo mit in ihr Programm.
Mehr als zehn Prozent Steigung sind zu bewältigen auf
dem gepflasterten, steilen Weg hinauf zum Geburtshaus
des Künstlers in Caprese. Michelangelo erblickte das Licht
der Welt inmitten der Einsamkeit des Etruskischen Apennins. Sein Geburtshaus oberhalb des Ortes ist aus grauem,
grob behauenem Fels. Die Betreiber des kleinen Museums
überschütten den Gast mit Informationen aus dem Leben
und Werk des Künstlers – doch wenn der staunende Besucher fragt, wie lange Michelangelo in Caprese gelebt hat,
lautet die verblüffende Antwort: „Wenige Tage nach seiner
Geburt.“ Genau genommen hat er diesem Ort also gar
nichts hinterlassen. Wir werfen noch einen Blick auf die
zeitgenössischen Skulpturen im Garten und gehen zum
Essen in die „Buca di Michelangelo“ – ein Tipp von Romana Tordi. Hier wird festlich getafelt: Bruschetta, Crostini
mit Wildschweinpastete, hausgemachte Tagliatelle ai
Funghi Porcini (Steinpilze), Tortellini al Tartufo (Trüffel).
Zum Nachtisch gibt’s Cantucci, kleine Mandelkekse, die
man in süßen Vin Santo tunkt. Wir sind froh, dass nach dem
Essen die Straße zuerst einmal abwärts führt, bevor sie sich
Das Val Tiberina, das obere Tibertal, an dessen Rand Caprese und La Verna liegen, bildet den östlichen Zipfel der
Toskana. Der Tiber entspringt am Monte Fumaiolo (1.407
Meter), fließt zunächst nach Süden durch ein enges Tal mit
bewaldeten, steilen Hängen. „Wer sich Richtung Tiberquelle oberhalb von Balze aufmacht, den erwartet ein anspruchsvolles Revier“, sagt Romana Tordi. Ohne Unterlass
geht es auf und ab. Wer dem Tiber ins Tal folgt, hat es leichter. Ab Valsavignone gehört die Straße den Radfahrern fast
allein. Autos bevorzugen die parallel verlaufende Superstrada E45 Richtung Rom oder Adria. In Pieve Santo Stefano weitet sich das Tal. Man rollt entspannt dahin, erreicht
das Ufer des Lago di Montedoglio, zu dem der Tiber gestaut wird. Es folgen Gemüsefelder mit Mais und Kartoffeln, Olivenhaine und Obstplantagen. Die Felder und
Straßen verlaufen in langen Geraden. Am frühen Morgen
fährt man gelegentlich im Windschatten PS-starker Traktoren, deren mannshohe Reifen Ackerboden auf den
Asphalt werfen. Die nächste Stadt, Sansepolcro, ist das
wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des toskanischen
Teils des Val Tiberina. Etwa 15 Kilometer weiter südlich
liegt das bedeutend größere, hübsche Città di Castello – es
gehört aber bereits zu Umbrien.
EINSAME DÖRFER
Die abgelegene Welt der Höhenzüge
östlich des Val Tiberina besteht aus
dunklen Buchenwäldern, Steineichen und einem Mosaik grüner,
durch Hecken getrennter Weiden.
Zwischen kahlen Kuppen schneiden sich um so tiefere Falten in die
Landschaft, je weiter man in den
T O U R 4/2003
183
Abseits der Touristenströme:
In den verschlafenen Orten des
Apennin wie Gubbio (oben) muss
sich der Radtourist die Straße
nur gelegentlich mit Autos wie
dem „Cinquecento“ teilen.
Rechts: 17-Prozent-Rampe von
Monterchi nach Citerna
Apennin vordringt. Die Straßen winden sich in engen Kurven steil hinauf bis auf den 1.525 Meter hohen Monte
Nerone. Von hier schweift der Blick über die Landschaft
der Marken, über der meist ein zarter Dunstschleier
schwebt. Hier und da liegen einsame, oft verlassene Gehöfte. Die wenigen Dörfer verströmen nur selten den Postkartencharme, den man aus der Toskana oder Umbrien kennt.
In Lamoli, nördlich der Bocca Trabaria, deutet ein auf die
Dorfstraße gepinselter grün-weiß-roter Strich auf eine
Sprintwertung hin. Im Frühjahr spurten hier die Profis,
wenn sie im Rahmen von Tirreno-Adriatico von einem
Meer ans andere hetzen.
Vor dem einzigen Café stehen Tische und Stühle auf
der Terrasse, die eigentlich der erweiterte Bürgersteig ist.
Der Bergwind zupft an den mürben Wachsdecken, Rost
macht sich breit am Rohr des Gestühls, wo die Plastikbeschichtung blättert. Hinter spaltweit aufgesperrten
Fensterläden blicken neugierige Augen auf die Fremden.
Entdeckung der Langsamkeit? Hier scheint sie zu Hause,
seit Jahrhunderten. Ein „Cinquecento“ tuckert vorüber,
wenig später ein alter Mann auf einer Vespa. In Apecchio,
weiter südlich jenseits der Bocca Serriola, kündigt ein über
die Straße gespanntes Transparent für das Wochenende einen Trüffelmarkt an. Wir betreten die Bar an der Abzweigung nach Pietralunga. Vier Männer spielen Karten, die
Kaffeemaschine zischt. Der Englisch sprechende Kellner
scheint froh über die Abwechslung, die unser Auftauchen
bringt und lädt uns zum „caffè“ ein. „Kommen viele Touristen?“, fragen wir ihn. Nein, es sei wenig los im Ort. Ob er
schon mal auf dem Monte Nerone war?, wollen wir wissen.
Er schüttelt den Kopf. Dabei ist der höchste Berg der Gegend keine 25 Kilometer entfernt.
Die Dörfer des Apennin versuchen, sich eine Identität
zu schaffen, die Touristen anlockt; jene Menschen, die gewöhnlich nur Augen haben für die Uffizien, den Ponte
Vecchio, die Geschlechtertürme von San Gimignano und
Ohren für Namen und Jahreszahlen. Sechs Millionen
184
T O U R 4/2003
Menschen kommen jährlich in die Toskana – wie viele davon nach Badia Tedalda? Das 756 Meter hoch gelegene
Dorf wirbt mit seiner klaren Luft und dem weiten Himmel
über der Alpe della Luna. „Hier berühren die Sterne den
Mond“, soll Piero della Francesca gesagt haben. „Wo geht
es zu Da Domenico“, fragen wir den Wirt im Restaurant am
Ortsrand. „Der hat heute geschlossen“, antwortet er. Es ist
Mittagszeit und er weist mit einer schwungvollen Geste
auf einen freien Tisch. Schwindler! „Da Domenico“ war
natürlich geöffnet, denn wir hatten reserviert. Im 16 Kilometer östlich gelegenen Sestino besteht das Ereignis der
Woche aus einem Flohmarkt. Drei, vier Tapetentische am
Straßenrand, darauf Gläser, vergilbte Postkarten, alte Videokassetten, Fernrohre, russische Fotoapparate, zwei
Leicas aus Wehrmachtsbeständen: das Angebot zweier Polen, die auf Italienisch nur die Zahlen beherrschen. Was für
ein Kontrast angesichts der Schaufenster voller Gucci, Prada und Armani, den Souvenirläden in den Hochburgen des
Tourismus, wo für die Fremden Kaufen und Schauen meist
eins ist. Keine aufdringliche Geschäftigkeit, keine Warteschlangen vor
Kunstwerken, niemand mit Digitalkameras im Anschlag. Stundenlang
radelt man durch die Berglandschaft und hat nie das Gefühl,
etwas Inszeniertes zu erleben.
Abgekoppelt vom Programm
der Sehenswürdigkeiten stellt
man fest: Urlaub geht auch so.
INFOS & ROUTEN
ZUR ORIENTIERUNG
Am Oberlauf des Tiber, der am Monte Fumaiolo (1.407 m) entspringt, stoßen vier
Provinzen aneinander: Emilia Romagna im
Norden, im Osten die Marken, im Süden
Umbrien und im Westen die Toskana. Der
kleine Ort Citerna (3.100 Einwohner) liegt
im nördlichsten Zipfel Umbriens, direkt an
der Grenze zur Toskana, auf einem Buckel
482 Meter hoch über dem Tibertal. Bis an
die Adriaküste (Rimini, Pesaro) sind es etwa 100 Kilometer, ebenso nach Florenz.
Der nächste größere Ort ist Arezzo (90.000
Einwohner), zirka 30 Kilometer westlich in
der Toskana gelegen. Nach Perugia im Süden und an den Lago Trasimeno sind es
knapp 60 Kilometer. Das Gebiet um Citerna
hat Mittelgebirgscharakter. Der Etruskische Apennin erreicht hier Höhen um oder
knapp über 1.500 Meter (Alpe della Luna,
Pratomagno, Monte Nerone).
REISEZEIT
Mai/Juni und September/Oktober sind
Monate mit angenehmen Temperaturen zum Radfahren. Es
ist weniger heiß als im Hochsommer, es gibt weniger Touristen und
entsprechend weniger Autos auf den
Straßen. In den Hochlagen des Apennin kann es frisch werden. Ein Windschutz gehört zur Grundausstattung.
TOURENCHARAKTERISTIK
Rund um das Val Tiberina geht es
ständig auf und ab, bisweilen mit
Anstiegen von mehr als 15 Prozent.
Das erfordert ordentliche Kondition
und gute Beine – und dazu am besten ein
Rad mit Dreifach-Kettenblatt oder einem
27er-Ritzel. Die meisten Straßen sind gut
asphaltiert. Im Apennin gibt es auf abgelegeneren Straßen auch kurze Passagen in
schlechtem Zustand (Schlaglöcher,
Frostaufbrüche, Schwemmsand nach Regenfällen). Vorsicht bei spontanen Trips:
Manchmal verwandeln sich Landstraßen in
staubige Feldwege. Die Italiener nennen
solche Überraschungen „strada bianca“.
Bei trockenem Wetter ist deren Belag jedoch so festgefahren, dass man auch mit
dem Rennrad gut vorankommt. 23er Drahtreifen machen dann mehr Sinn als schmale
Schlauchreifen. Durch die Ebenen von Tiber und Chiana führen stark frequentierte
Hauptverkehrswege. Radfahrer können
auf Nebenstraßen ausweichen, die „strade
provinciali“, die ohne nennenswerte Steigungen oft geradeaus verlaufen. Im Tibertal nutzen die meisten Autofahrer die
mautfreie „Super Strada“ E 45. Die anderen, gut ausgebauten Straßen sind fast autofrei, besonders Richtung Osten. Ausnahme: Die SS 73 zwischen Arezzo
und Sansepolcro, wo die „Super
Strada“ noch im Bau ist.
ANREISE
Mit dem Auto über den Brenner
nach Verona und via Bologna bis
nach Cesena. Von dort weiter nach
Süden auf der E 45 bis zur Ausfahrt
Sansepolcro. Fahrtdauer München–Sansepolcro: zirka acht
Stunden. Oder Sie fahren über Basel und Mailand auf der E35 via Bologna nach Cesena. In der Schweiz
besteht auf Autobahnen Vignettenpflicht.
Ebenfalls mautpflichtig sind Autobahnen
in Österreich und Italien. Bahnfahrer gelangen über Florenz nach Arezzo. Von dort
geht es per Bus weiter nach Sansepolcro
und Citerna.
UNTERKUNFT
Die Toskana lebt vom Fremdenverkehr. Entsprechend groß ist das Angebot an Unterkünften. Schilder mit der Aufschrift „Agriturismo“ weisen auf ländliche, komfortabel ausgestattete Ferienwohnungen und
Ferienhäuser hin.
TOUR-Tipp 1: Franco Chioccioli,
La Greppia, I-52026 Pian di Sco,
Tel./Fax: 0039/055/960679, Internet:
www.montemassiagriturismo.com
Chioccioli (sprich: Kiotscholi), der Gewinner des Giro d’Italia 1991, vermietet Appartements in seinem Bauernhof (aus dem
Jahr 1714), den er zum noblen Ferienhaus
restaurierte. Das Gebäude am Westhang
des Pratomagno, nordwestlich von Arezzo,
liegt auf einer Terrasse inmitten von Olivenhainen und bietet einen schönen Blick auf
die Landschaft des Chianti.
TOUR-Tipp 2: Hotel Sobaria,
Via della Pineta, I-06010 Citerna,
Tel. 0039/075/8592118,
T O U R 4/2003
185
MITTELITALIEN
Fax. 0039/075/8593410,
Internet: www.hotelsobaria.com
Doppelzimmer mit Halbpension kosten zirka 55 Euro pro Person, Zimmer mit Terrasse
5 Euro Zuschlag. Das Drei-Sterne-Haus ist
auf Radfahrer und deren Hunger eingerichtet, bietet Fitnessraum, Billard, Tischtennis
und Swimmingpool.
ESSEN UND TRINKEN
Die toskanische Küche ist ländlich und bodenständig. Landestypische Gerichte wie
Trüffel, Wildschwein, Steak vom ChianinaRind oder hausgemachte Pasta gibt es in
ausgezeichneter Qualität im Restaurant Il
Sottobosco. Hier treffen sich alljährlich im
Oktober und November die besten Köche
der Gegend zum Wettstreit um das raffinierteste Trüffel-Menü. Wegbeschreibung:
Im Norden von Sansepolcro geht es auf die
S 258 Richtung Badia Tedalda. In Svolta del
Podere, zirka sechs Kilometer nach dem
Passo Viamaggio, liegt das Restaurant
links der Straße an der Abzweigung nach
Pratieghi. „Direkt am Trainingsparcours
von Pantani“, sagt der Wirt (Route 2). Ein
komplettes Menü kostet inklusive Tischwein etwa 26 Euro. Tel. 0039/0575/714240
Der Speisesaal im Restaurant Buca di Michelangelo in Caprese Michelangelo ist ein
Zimmer mit Aussicht auf die sanfte Hügellandschaft. Die Hausherrin kocht an einer
gewaltigen Herdplatte, bereitet frisch zu,
was draußen in der Umgebung wächst.
Das umfangreiche Mahl verlangt Zeit und
Muße (Route 1).Buca di Michelangelo, Via
Roma 51, Caprese Michelangelo, Tel.
0039/0575/793921.
Städtisches Flair mit Blick auf die Piazza
Grande in Arezzo bietet das Ristorante
Logge Vasari (Route 4). Die Gäste sitzen in
gediegener Atmosphäre unter Arkaden.
Der Chef vermittelt das Gefühl, für jeden
ganz persönlich zu kochen. Es gibt eine
große Auswahl regionaler Spezialitäten,
die man sich individuell zusammenstellen
kann. Das hat seinen Preis. A la Carte sollte
man mit mindestens 40 Euro pro Person
rechnen. Tel. 0030/0575/295894
Tipp: Olivenöl, kalt gepresst aus erster
Pressung, ist eine der Grundlagen der
186
T O U R 4/2003
toskanischen Küche. Erhältlich beim Rennradfan Francesco Bartolomei,Tel.
0039/0575/789244, in der Ölmühle „Ravagni“ (seit 1421) nahe Anghiari (Route 2) sowie bei Franco Chioccioli.
FAHRRADSERVICE
Sansepolcro: DSS Tecnocicli, Viale A.Diaz
9, Tel. 0039/0575/740753. Sitz des Fahrradclubs.
Arezzo: Cicli Pasquini, Via Einstein 85,
Tel. 0039/0575/380672. Im Einkaufszentrum Pratacci.
Tacconi-Sport, Viale Amendola, Tel.
0039/0575/380306. Im Einkaufszentrum
Setteponti. Ehemals Sponsor einer gleichnamigen italienischen Profi-Equipe. Die
Mechaniker sind sehr hilfsbereit, einer
spricht gut Englisch.
RAD-EVENTS
Informationen bei Dott. Vittorio Beoni,
dem Leiter der Kulturabteilung in Arezzo.
Er ist ebenfalls zuständig für den Sport
und vermittelt Kontakte zu Rennradclubs.
Tel. 0039/0575/377295, Fax 0039/0575/
377276, E-Mail: sport@comune.arezzo.it
Der Giro d’Italia wird am 18. und 19. Mai in
Arezzo zu Gast sein. Von Castiglion Fiorentino kommend, wird das Peloton über den
Foce di Scopetone in die Stadt fahren. Ziel
ist auf dem Viale Giotto (Route 4). Am
nächsten Tag geht es dann von Arezzo nach
Montecatini (160 Kilometer).
INFORMATIONEN
In Deutschland: ENIT (Staatliches Italienisches Fremdenverkehrsamt), Goethestr.
20, 80336 München, Tel. 089/531317, Infos
im Internet: www.enit.it; hier findet man
die Regionen (Toskana, Umbrien, Marken)
und Provinzen Italiens mit Links zu den
Homepages vieler Gemeinden – meist auf
Italienisch.
Romana Tordi arbeitet als Fremdenführerin
und organisiert Gruppenreisen für Rennradfahrer. Sie spricht Deutsch und informiert gern über das Val Tiberina. Tel./Fax:
09431/62675, Handy: 0171/6927450,
E-Mail: romana.tordi@web.de
Vor Ort: Giovanni Ramaccioni führt Wander- und Radtouren für das Unternehmen
„Circolo degli Esploratori“ in Sansepolcro.
Er spricht sehr gut Englisch, gibt Infos über
Straßenzustand und anderes. Tel. 0039/
0575/750000, Internet: www.thecircle.it
LITERATUR UND KARTEN
Bildatlas: „Mittelitalien, Marken, Umbrien, Abruzzen“. 112 Seiten, die Sehnsucht
wecken. Hb-Verlags- und Vertriebsgeselschaft 2000, 8,50 Euro, ISBN 3616061113;
Franz Wanner: „Toskana, Umbrien und
Marken selbst entdecken“. Ausführliche
Infos zu Kunst, Kultur, Gastronomie und
Landschaft. Regenbogen-Verlag 2001,
25 Euro. 799 S., ISBN 385862523X;
Thomas Mayr: „Rennradfahren in der Toskana“. Für alle, die unsere Routenvorschläge durch Touren in der Toskana erweitern
möchten. 18 ausgewählte Touren mit
Straßen- und Tourenkarte 1:300.000. Delius Klasing – Edition Moby Dick, 94 S.,
14,90 Euro, ISBN 3-8959-177-3
Karte: Michelin Nr. 430, Italien Mitte
1:400.000, 7,05 Euro, ISBN 2-06-700430-1
DIE ROUTEN
KUNST UND GLAUBE
1
100 Kilometer, 1.600 Höhenmeter, max.
zehn Prozent Steigung
Citerna – Fighille – San Leo – Anghiari –
Ponte del Pierro – San Cristoforo – Caprese
Michelangelo – Chiusi da Verna – La Verna –
Passo dello Spino – Pieve Santo Stefano –
Sansepolcro – Gricignano – Citerna
„Wallfahrt“ nach La Verna: Citerna nach
Osten verlassen. Am Friedhof vorbei in die
Tiber-Ebene und über Fighille und San Leo
nach Anghiari. Dort Richtung Arezzo, am
höchsten Punkt oberhalb des Ortes rechts
Richtung Ponte del Pierro. Nach einer
Brücke stramm bergan, an einer Gabelung
rechts nach Ponte del Pierro. Hinab nach
Manzi. Links halten und bergan nach Caprese Michelangelo. Hinauf ins historische
Zentrum; zum Geburtshaus des Künstlers.
Bergab durchs Ortszentrum, an
Kreuzung (Carabinieri) rechts, weiter bergab nach Norden. Nach der
Abfahrt windet sich die Straße fast
zehn Kilometer nach Chiusi hinauf,
an den steilsten Stellen steigt sie
zehn Prozent. Der HauptstraßeS
208 rechts folgen Richtung La Verna.
Die breite Straße zum Kloster zweigt
wenig später links ab und führt drei
Kilometer sanft bergan. Nach einem
Klosterbesuch zurück auf die S208,
dann links abwärts. Es folgt der Anstieg
zum Spino-Pass, danach die Abfahrt nach
Pieve Santo Stefano auf breiter Straße. In
Santo Stefano an der Hauptstraße rechts
Richtung Perugia. Niemals den blauen
Schildern „Sansepolcro“ folgen – sie
führen auf die autobahnähnliche Superstrada. Vorbei am Stausee des Tiber nach
Sansepolcro. Den Ort auf viel befahrener
Straße Richtung Arezzo verlassen und
nach etwa drei Kilometern dem Wegweiser
„Gricignano“ nach links folgen. Durch die
Felder des Val Tiberina zeigen Schilder den
Weg nach Pistrino und Citerna.
WÄLDER UND WEIDEN
130 Kilometer, 2500 Höhenmeter,
max. 14 Prozent
2
Citerna – Pistrino – San Giustino –
Bocca Trabaria – Borgo Pace – Sestino –
Colcellalto – Borgo Presale – Badia Tedalda – Passo de Viamaggio – Pieve Santo
Stefano – Albiano – Anghiari – Citerna
Rund um die Alpe della Luna: Citerna nach
Osten verlassen, am Friedhof vorbei hinunter in die Ebene. Rechts nach Pistrino, dort
die Tiber-Ebene queren nach San Giustino.
Auf der Umgehungsstraße den Ort Richtung Urbino umfahren. Der Anstieg zum
Trabaria-Pass (1.049 m) beginnt. Schöne
Aussichten übers Tibertal. Es folgt die
leichte Abfahrt über Lamoli nach Borgo Pace. Dort links in den Ort fahren und der
schmalen Straße Richtung Sestino folgen.
Nach der Abfahrt vom Passo della Spugna
(751 m) gleicht die Straße auf vier Kilometern einem besseren Feldweg. Danach
führt Asphalt hinunter nach Sestino. Links
abbiegen Richtung Badia Tedalda. Nach
kurzem Anstieg folgt eine weitere Abfahrt,
bevor die SP49 mit 10 bis 14 Prozent Steigung hinauf zur Passhöhe (900 m) führt.
Kurvenreiche Abfahrt hinunter nach Ponte
Presale (540 m), dann links halten. Über eine Brücke hinauf nach Badia Tedalda (756
m). Dort der S258 zum Passo di Viamaggio
(983 m) folgen. Wer will, kürzt hier ab, rollt
T O U R 4/2003
187
20 Kilometer nach Sansepolcro hinunter. Oder man
folgt kurz der Passstraße zur
13 Kilometer langen Abfahrt
nach Pieve Santo Stefano.
An der Hauptstraße links abbiegen und nach etwa 2,5 Kilometern rechts unter der
Autobahnbrücke hindurch
dem Wegweiser „Anghiari“
folgen. Über eine Brücke am
Lago di Montedoglio wird die
SP47 erreicht. Dort links
Richtung Arezzo. Am Ortseingang von Anghiari rechts
bergan. An höchster Stelle
dem Schild „Monterchi“
nach links folgen. An der S73
für wenige hundert Meter
rechts halten, links in die
Straße nach Fighille einbiegen. Am ersten Wegweiser
rechts hinauf nach Citerna.
GIPFEL UND PÄSSE
CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN
MITTELITALIEN
3
120 Kilometer, 1.450 Höhenmeter, max. 17 Prozent; Mit
Monte Nerone: 160 Kilometer und 2.200
Höhenmeter
Citerna – Pistrino – Selci – Città di Castello,
Richtg. Fano – Bocca Serriola – Apecchio –
Pietralunga – Carpini – Montone – Promano – Città di Castello – Lerchi – Citerna
Aus Umbriens Norden in die Marken: Citerna in Richtung Friedhof verlassen. In der
Ebene rechts nach Pistrino, von dort über
die Tiber-Brücke nach Selci. Auf der S3
über Riosecco nach Città di Castello. Richtung Fano/Pesaro auf der S257 zur Passhöhe Bocca Serriola (730 m). Die Straße
steigt gleichmäßig mit drei bis fünf Prozent. Abfahrt nach Apecchio. Kurze Variante: Im Ort dem Schild rechts nach Pietralunga folgen. Die schmale, bis zu 17 Prozent steile Straße führt ständig auf und ab,
erreicht 860 Meter Höhe, bevor es hinab
geht nach Pietralunga. Lange Variante: Auf
der S257 weiter nach Piobbico. Hinter dem
Ort dem Schild „Monte Nerone“ folgen. Bis
zum Gipfel (1.525 m) sind mehr als 1.100
Höhenmetern zu überwinden – durchschnittlich 5, maximal 11 Prozent Steigung.
Dann abwärts über Serravalle di Carda
nach Pianello, weiter über eine kleine
Passhöhe nach Pietralunga. Hier treffen
beiden Varianten wieder zusammen. Die
Straße führt stetig abwärts über Carpini
nach Montone, das über dem Tibertal
thront. Hinauf in den Ort auf die Piazza di
Fortebraccio (Café und Restaurant). Am
Ortsausgang rechts Richtung Montecastelli. Im Labyrinth der Anschlussstelle für
die Superstrada E45 der Beschilderung
„Promano“ folgen. Von dort 13 Kilometer
auf gerader, welliger und verkehrsreicher
Landstraße bis Città di Castello. Hier den
Schildern der S221 „Arezzo“ und „Lerchi“
folgen. An einer Kreuzung rechts den beschilderten Anstieg nach Citerna nehmen.
ARKARDEN UND PALÄSTE
135 Kilometer, 1.850 Höhenmeter,
max. 13 Prozent
4
Citerna – Monterchi – Monte Sta. Maria
Tiberina – San Secondo – Trestina – Morra
– Castiglion Fiorentino – Palazzo del Pero –
Foce di Scopetone – Arezzo – Chiassa –
Valico di Scheggia – Anghiari – Citerna
188
T O U R 4/2003
Zu Arezzos Piazza Grande: Citerna nach
Osten verlassen. Hinab an die S221, rechts
nach Monterchi. Links abbiegen Richtung
Monte Sta. Maria Tiberina. Bei Lippiano beginnt ein serpentinenreiches Auf und Ab.
In Monte Sta. Maria Tiberina sind 500
Höhenmeter bewältigt. Hinab nach San
Secondo, rechts Richtung Trestina, dort an
der Tiberbrücke nochmals rechts und sofort wieder rechts Richtung Morra. Die
Straße folgt dem Tiber-Zufluss Nestore,
steigt kaum merklich an. 17-Kilometer-Abkürzung bei Ansina: Rechts nach Sta. Maria
Rassinata. Auf den 18 Kilometern nach Palazzo del Pero klettert die Straße auf zirka
600 Meter Höhe, mit Steigungen bis 17 Prozent. Es folgt die Abfahrt durch Olivenhaine
hinunter ins Val di Chiana. Den Ort Richtung Passo di Foce (578 m) verlassen. In
Palazzo del Pero links Richtung Arezzo. Vier
Kilometer der stark befahrenen S73 folgen,
dann rechts begauf zum Foce di Scopetone
(526 m). Bergab bis ins historische Zentrum von Arezzo. Genug Zeit für Besichtigungen einplanen! An der Kathedrale vorbei auf der Via Buonconte in nördliche
Richtung nach Chiassa. Recht abbiegen
zum Valico di Scheggia (575 m). Nach Passagen von mehr als 12 Prozent geht es abwärts, bevor die Straße erneut mit mehr als
zehn Prozent hinauf nach Anghiari steigt.
Im Ort auf der Kuppe rechts Richtung Monterchi. Dann zurück wie bei Tour 2.