Sustainable Investments for Conservation Neue Potenziale für die
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Sustainable Investments for Conservation Neue Potenziale für die
pwc Manfred-Hermsen-Stiftung Sustainable Investments for Conservation Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Eine Studie im Auftrag des WWF Deutschland Executive Summary Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Vorwort Vorwort Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird insbesondere seit dem Erdgipfel von Rio 1992 als eine globale Aufgabe angesehen, der sich alle Nationen verpflichtet fühlen sollten. Die weltweiten Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt haben seitdem zwar zugenommen, trotzdem schreitet die Naturzerstörung besonders in den Entwicklungsländern weiter voran. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) existierten im Jahr 2000 weltweit etwa 30.000 Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von rund 13,25 Millionen Quadratkilometern. Angesichts knapper Staatshaushalte haben die Regierungen vieler Entwicklungsländer in der Regel andere Prioritäten vor dem Naturschutz. Viele Nationalparks und andere Schutzgebiete werden daher völlig unzureichend unterhalten und gesichert. Darüber hinaus hat die Zerstörung dort das größte Ausmaß erreicht, wo natürliche Ressourcen wie Wälder oder Wildbestände durch die lokale Bevölkerung zum eigenen Lebensunterhalt dringend benötigt werden. Eine nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen wird allzu oft durch kurzfristiges Gewinnstreben, Armut und Übernutzung verhindert. Ausgangshypothese der vorliegenden Studie ist es, dass eine im Einklang mit den Zielen des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD) nachhaltig gestaltete Nutzung der Natur an vielen Standorten eine wettbewerbsfähige Alternative zu Natur zerstörenden Formen der Landnutzung, wie dem Raubbau an Tropenwäldern, Überweidung oder landwirtschaftlichen Monokulturen ist. Dieser Gedanke ist nicht neu. Die Studie geht aber weiter, indem sie die Frage stellt: Ist es möglich, Naturschutz mit privatwirtschaftlichen Investitionen zu verbinden, so dass sich daraus eine zufriedenstellende Rendite des eingesetzten Kapitals ergibt? Das ist eine ungewöhnliche Fragestellung, denn Naturschutz wird fast immer mit staatlichen Akteuren oder Nichtregierungsorganisationen verbunden. Den WWF Deutschland interessiert diese Fragestellung vor dem Hintergrund, neue Möglichkeiten und Instrumente für die langfristige Finanzierung von Naturschutzvorhaben in ausgewählten Ökoregionen zu finden. Die von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG WPG erarbeitete Studie ist die erste und bislang einzige Darstellung weltweit, die mit Hilfe von Fallbeispielen die Möglichkeiten einer Verbindung von ökologischen Finanzprodukten und internationaler Naturschutzfinanzierung analysiert und ein passendes Unternehmensmodell vorschlägt. Die Studie soll dazu beitragen, Investoren und Multiplikatoren für privatwirtschaftliche Unternehmungen im Naturschutz zu gewinnen. Mein Dank geht vor allem an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die ManfredHermsen-Stiftung, die diese Untersuchung finanziell großzügig unterstützt haben. Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Dr. Christian Ruck, MdB, als Ideengeber und Herrn Dr. Fritz Brickwedde, ohne deren großes persönliches Engagement diese Studie nicht zustande gekommen wäre. Weiterer Dank gilt Herrn Dr. Wolf Krug und Herrn Prof. Dr. Dieter Gramlich, die wertvolle fachliche Beratung beisteuerten. Frau Kristina Jahn und Herr Frank Hartling haben das Vorhaben auf Seiten von PricewaterhouseCoopers effizient und mit großer fachlicher Übersicht geleitet. Markus Radday, Referent Tropenwald, WWF Deutschland 1 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Danksagung Danksagung Wir danken für die fachliche Unterstützung: Dr. Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück Stephan Brückner, Geschäftsführer der NamibRand Safaris Ltd., Windhuk, Namibia Dr. Paschen von Flotow, Geschäftsführender Vorsitzender des Vorstands des Sustainable Business Institute an der European Business School Ralf Köther, Geschäftsführer und Mitinhaber der Schrader Umweltmanagement AG, Rellingen Wilfried Pabst, Savé Valley Conservancy, Zimbabwe Hans Pfister, Lapa Rios, S.A., Puerto Jimenez, Costa Rica Dr. Theodor Scheidegger, Precious Woods Holding AG, Zug, Schweiz Dr. Reinhard Stock, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück Faik Yargucu, Geschäftsführender Gesellschafter Panda Finanz Service GmbH, Frankfurt am Main 2 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................................. 1 Danksagung .......................................................................................................................... 2 Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................. 3 Abbildungsverzeichnis ..........................................................................................................5 Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. 6 Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... 7 1 Einleitung .....................................................................................................................10 2 Marktsituation für nachhaltige Investitionen in Deutschland........................................ 13 3 Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte..................................................... 15 3.1 Naturtourismus .................................................................................................... 15 3.2 Nachhaltige Forstwirtschaft ................................................................................. 17 3.3 Wirtschaftliche Tragfähigkeit................................................................................ 19 3.4 Ertragspotenzial von CO2-Emissionsrechten ...................................................... 20 4 Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF ............... 22 4.1 Kriterien für natur- und sozialverträglichen Tourismus........................................ 22 4.2 Kriterien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ............................................ 25 5 Länderrisiken für Investoren ........................................................................................ 29 5.1 Namibia................................................................................................................ 29 5.2 Costa Rica ........................................................................................................... 30 5.3 Brasilien ............................................................................................................... 30 5.4 Malaysia............................................................................................................... 31 6 Chancen und Risiken................................................................................................... 32 6.1 Naturtourismus .................................................................................................... 32 6.2 Nachhaltige Forstwirtschaft ................................................................................. 34 7 Wesentliche Erfolgsfaktoren ........................................................................................ 36 7.1 Naturtourismus .................................................................................................... 36 7.2 Nachhaltige Forstwirtschaft ................................................................................. 40 8 Möglichkeiten der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung ......................................... 44 9 Fazit ............................................................................................................................. 46 10 Quellenverzeichnis ..................................................................................................... 47 3 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung 4 Inhaltsverzeichnis 11 Bildnachweis ............................................................................................................... 56 12 Ansprechpartner ......................................................................................................... 57 13 Impressum .................................................................................................................. 58 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Tierwelt bei Lapa Rios ......................................................................................... 10 Abb. 2 NamibRand Naturreservat ................................................................................... 11 Abb. 3 Geographische Lage der Referenzprojekte......................................................... 12 Abb. 4 Nachhaltige Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum. ............................... 13 Abb. 5 Wolwedans – Dünenhaus.................................................................................... 15 Abb. 6 Naturtourismus in Lapa Rios ............................................................................... 16 Abb. 7 Intakter Wald von Precious Woods vier Jahre nach der Ernte............................ 17 Abb. 8 Nachgewachsener Wald der Plantage Schrader ................................................ 18 Abb. 9 Baum im Wald von Precious Woods ................................................................... 21 Abb. 10 Wolwedans .......................................................................................................... 22 Abb. 11 Landschaft bei Lapa Rios .................................................................................... 23 Abb. 12 Tent Platform – Wolwedans Dune Camp ............................................................ 24 Abb. 13 Typische Nutzung des Amazonas-Waldes heute: Rodung für Sojaanbau (angrenzende Felder zu Precious Woods)........................................ 25 Abb. 14 Wald mit blühendem Ipé bei Precious Woods, vier Jahre nach der Ernte .................................................................................................................... 26 Abb. 15 Mitarbeiterin von Precious Woods....................................................................... 27 Abb. 16 Sorgfältiges Vor-Rücken des Stammes mit der Seilwinde in Precious Woods.................................................................................................................. 28 Abb. 17 Aktivitäten im NamibRand Naturreservat ............................................................ 32 Abb. 18 Oryx bei Wolwedans............................................................................................ 33 Abb. 19 Rundstäbeproduktion bei Precious Woods ......................................................... 34 Abb. 20 Vermessung der Bäume zur Ermittlung der Wachstumsraten bei Precious Woods................................................................................................... 35 Abb. 21 Landschaft bei Wolwedans.................................................................................. 36 Abb. 22 Wolwedans, Diner................................................................................................ 38 Abb. 23 Dienstleistungsteam in Lapa Rios ....................................................................... 39 Abb. 24 Neuanpflanzung der Plantagen bei Schrader...................................................... 41 Abb. 25 FSC-Seminar bei Precious Woods...................................................................... 42 Abb. 26 Gesellschaftsrechtliche Struktur für „Sustainable Investments“. ......................... 44 5 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis 6 Tab. 1 Wertentwicklung in Deutschland erhältlicher nachhaltiger Investmentfonds im Vergleich zum Dax. ............................................................. 14 Tab. 2 Zusammenfassende Darstellung der geplanten Projektrenditen. ....................... 19 Tab. 3 Kapazität und Fläche der Tourismusreferenzprojekte......................................... 36 Tab. 4 Standortspezifische Unterschiede der Referenzprojekte. ................................... 37 Tab. 5 Auslastung und Tagesraten der Referenzprojekte.............................................. 38 Tab. 6 Unterschiede der Tourismusprojekte hinsichtlich der operativen Profitabilität. ......................................................................................................... 39 Tab. 7 Vergleichende Darstellung der standortspezifischen Charakteristika der Forstprojekte........................................................................................................ 40 Tab. 8 Vergleichende Übersicht zur geplanten Profitabilität der forstwirtschaftlichen Projekte. .............................................................................. 43 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AA Auswärtiges Amt Abs. Absatz A/R Afforestation / Reforestation Project ((Wieder-) Aufforstungsprojekt) AG Aktiengesellschaft AHK Deutsche Außenhandelskammer AktG Aktiengesetz ANC African National Congress AO Abgabenordnung AstG Außensteuergesetz AvdB A. van den Berg B. V. Nieuwerbrug, Niederlande BBC British Broadcast Company BFN Bundesamt für Naturschutz BGB Bürgerliches Gesetzbuch BIP Brutto-Inlands-Produkt BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMZ Bundesministerium für wirtschaftl. Zusammenarbeit und Entwicklung bspw. beispielsweise B.V. Besloten Vennootschap (vergleichbar mit GmbH) bzw. beziehungsweise CBD Convention on Biological Diversity CDM Clean Development Mechanism CERs Certified Emission Reductions CITES Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Flora and Fauna COMESA Common Market for Eastern and Southern Africa CSA Canadian Standards Association CUT Central Unica dos Trabalhadores DBA Doppelbesteuerungsabkommen DB Research Deutsche Bank Research DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungshilfegesellschaft EBITDA Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization EBT Earnings Before Taxes EIU Economist Intelligence Unit EStG Einkommenssteuergesetz ET Emission Trading 7 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung 8 Abkürzungsverzeichnis e. V. eingetragener Verein EU Europäische Union EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft FAO Food and Agricultural Organisation FDI Foreign Direct Investment FSC Forest Stewardship Council FTAA Free Trade Area of the Americas GATT General Agreement on Tariffs and Trade GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GewStG Gewerbesteuergesetz HDI Human Development Index HGB Handelsgesetzbuch IBAMA Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis IIF Institute of International Finance IMF International Monetary Fund ISO International Standards Organization ITTA International Tropical Timber Association IUCN The World Conversation Union i.V.m. in Verbindung mit IWF Internationaler Währungsfonds JI Joint Implementation K (Aufnahme-) Kapazität k. A. keine Angaben KStG Körperschaftssteuergesetz KG Kommanditgesellschaft Lisboa Lisboa Madeira Ltda. Ltd. Limited (Corporation) lCER long term CER (siehe CER) MERCOSUL Mercado Común del Sul Ml Längenmeter Monte Verde Monte Verde Madeiras Ltda. MWel. Installierte elektrische Leistung in Megawatt MST Movimento Sem Terra N$ Namibian Dollar OECD Organisation for Economic Cooperation and Development PEFC Pan European Forest Certification Plc Public limited company Pty Proprietary Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abkürzungsverzeichnis Precious Woods Precious Woods Holding AG Precious Woods Pará Precious Woods do Pará S. A. rd. rund S. A. Sociedad Anonyma SAFRI Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft SARS Severe Acute Respiratory Syndrom s.b. sonstige(r) betriebliche(r) SDI Spatial Development Initiative SFI Sustainable Forestry Initiative SFM Malaysia Schrader Forest Management Sdn. Bhd., Malaysia SIZ Status Investitions-Zertifikat SU AG Schrader Umweltmanagement AG, Rellingen SU Malaysia Schrader Umweltmanagement Malaysia GmbH & Co. KG, Rellingen SWAPO South West Africa Peoples' Organisation tCER temporary CER (siehe CER) TRAFFIC Trade Records Analysis of Fauna and Flora in Commerce UMNO United Malay National Organisation UNCTAD United Nations Conference on Trade and Development UNDP United Nations Development Programme UNECE United Nations Economic Commission for Europe UNFCCC United Nations Framework Convention on Climate Change UNO United Nations Organization WTTC World Travel and Tourism Council WWF World Wide Fund for Nature z.B. zum Beispiel 9 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Einleitung 1 Einleitung Die fortschreitende Zerstörung der Natur und der Verlust der biologischen Vielfalt haben dramatische Ausmaße angenommen. Ökosysteme von globaler Bedeutung werden vernichtet, Tropenwälder abgeholzt und eine zunehmende Anzahl wilder Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Bisherige Maßnahmen zum Schutz der Natur wie die Ausweisung von Schutzgebieten haben sich als nicht ausreichend erwiesen, der fortschreitenden Naturzerstörung Einhalt zu gebieten. Zum Einen ist die Fläche der bisher unter Schutz gestellten Naturgebiete viel zu klein, um die biologische Vielfalt langfristig zu erhalten, zum Anderen fehlen vielen Ländern die finanziellen Mittel und institutionellen Kapazitäten, um ihre Schutzgebiete zu erhalten. Viele Entwicklungsländer haben aufgrund von Armut und hohem Bevölkerungswachstum oft keine andere Wahl, als auch ihre wertvollen natürlichen Lebensräume wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen. Im scheinbaren Zielkonflikt zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung hat der Naturschutz dann meist das Nachsehen. Zerstörung der Artenvielfalt Wo es nicht gelingt, Natur bewahrende Landnutzungsformen ökonomisch attraktiv zu gestalten, muss der natürliche Lebensraum oft landwirtschaftlichen Monokulturen weichen. Die Konsequenz ist in vielen Fällen die dauerhafte Zerstörung der Artenvielfalt. Mit diesem Schritt geht dann meist auch die Möglichkeit einer ökologisch verträglichen Nutzung des Gebiets für kommende Generationen verloren. Abb. 1 Tierwelt bei Lapa Rios Gefragt sind daher Alternativen. Raubbau, Brandrodung und Monokulturen können nur dort verhindert werden, wo beispielsweise verantwortlicher Tourismus oder naturnahe Waldbewirtschaftung eine konkurrenzfähige Form der Landnutzung darstellen und so den dort lebenden Menschen eine alternative Lebensgrundlage bieten. Innovative Lösungsansätze zur langfristigen Finanzierung von Schutzgebieten Vor diesem Hintergrund und im Sinne des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung1 sind innovative Lösungsansätze zur langfristigen Finanzierung von Schutzgebieten und zum verbesserten Management wichtiger Naturressourcen notwendiger denn je. Viele Experten verweisen hier auf das große Potenzial eines privatwirtschaftlichen Engagements. 1 The World Commission on Environment and Development: Our Common Future, Oxford 1987. Der auch als „BrundtlandReport“ bekannte Bericht definiert nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ Dabei sollen Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit in Einklang gebracht werden. 10 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 2 Einleitung NamibRand Naturreservat Die vorliegende Studie untersucht renditeorientierte Projekte zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Die vorliegende Studie untersucht, inwieweit Projekte zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, die vorher von einer Umweltschutzorganisation bestimmt worden sind, in einer wirtschaftlich profitablen Art und Weise umgesetzt werden können, damit das hierfür erforderliche Kapital von privaten Investoren eingeworben werden kann (so genannte „Sustainable Investments“). Das Ergebnis ist ein innovatives Unternehmenskonzept zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, welches weltweit in privatwirtschaftlich geleitete und renditeorientierte Naturschutzprojekte investiert. Interessante Investitionsmöglichkeit ? Ausgangspunkt ist dabei die Hypothese, dass sich eine ganze Reihe von Projekten zum Schutz der Natur wirtschaftlich rechnen – also eine Rendite abwerfen – und daher eine interessante Investitionsmöglichkeit darstellen. Gemeint sind vor allem Naturschutzprojekte, in denen durch eine nachhaltig gestaltete und streng kontrollierte Nutzung einzelner Naturressourcen eine langfristige Absicherung wertvoller Naturräume und damit der Schutz der biologischen Vielfalt gewährleistet werden kann. „Schutz durch nachhaltige Nutzung“ Der Ansatz „Schutz durch nachhaltige Nutzung“ ist auch ausdrückliches Ziel der UNKonvention über biologische Vielfalt und wird von allen großen internationalen Naturschutzorganisationen als sinnvolle und notwendige Ergänzung zu den auf Bewahrung ausgerichteten Schutzkonzepten angesehen. Weltbank, OECD und WWF haben fünf naturnahe Nutzungsformen für Land außerhalb von Schutzgebieten identifiziert, die sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus ökologischen und sozialen Gesichtspunkten dafür in Frage kommen: Natur- und Ökotourismus, Naturwald- und Plantagenbewirtschaftung nach ökologischen Kriterien, Aufforstungsvorhaben mit dem Ziel der Gewinnung von CO2-Reduktionszertifikaten im Rahmen des „Clean Development Mechanism“ (Kyoto-Protokoll), nachhaltige Wildtiernutzung und ökologische Landwirtschaft. Ziel der Studie Im Rahmen dieser Studie stehen die folgenden Fragen im Vordergrund: ● ● ● ● Wie stellt sich die Markt- und Wettbewerbssituation für nachhaltige Investitionen dar? Wie können Projekte, die den Naturschutz fördern, rentabel gestaltet werden, und welche wesentlichen Faktoren müssen dafür erfüllt sein? Welche politischen, rechtlichen und makroökonomischen Chancen und Risiken sind bei derartigen Auslandsinvestitionen zu beachten und welche Maßnahmen können getroffen werden, um diesen zu begegnen? Wie kann ein Unternehmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt gesellschafts- und steuerrechtlich strukturiert werden? 11 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Vier Referenzprojekte in Costa Rica, Namibia, Brasilien und Malaysia Einleitung Zur Beurteilung der wirtschaftlich tragfähigen Durchführbarkeit von Projekten, die den Naturschutz fördern, werden vier Referenzprojekte in Costa Rica, Namibia, Brasilien und Malaysia in den Bereichen sanfter Naturtourismus und ökologische Forstwirtschaft untersucht. Tourismus Forstwirtschaft Forstwirtschaft Tourismus Abb. 3 Geographische Lage der Referenzprojekte. 2 Alle vier Projekte verfolgen sowohl ökologische als auch ökonomische Zielsetzungen. Die Finanzierung der Projekte erfolgte ausschließlich durch private Investoren. Andere Finanzierungsquellen wie Spenden, Entwicklungshilfe oder staatliche Zuschüsse wurden in keinem der untersuchten Projekte in Anspruch genommen. Ökologische Zielsetzungen im Einklang mit den Zielen des CBD Die ökologischen Zielsetzungen der untersuchten Projekte entsprechen nach der Beurteilung des WWF den Kriterien der Nachhaltigkeit im Einklang mit den Zielen des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (CBD).3 Der Beitrag der Projekte zum Schutz oder zur Regeneration der von ihnen genutzten Flächen sowie zur Verbesserung der sozialen Situation der regionalen Bevölkerung wurde im Rahmen dieser Studie durch den WWF bestätigt. Neben der Untersuchung der Wirtschaftlichkeit werden die betrachteten Referenzprojekte hinsichtlich der in den jeweiligen Ländern herrschenden makroökonomischen, politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht. Ergebnis ist eine Einschätzung der mit einem Investment in diesen Regionen verbundenen Risiken. Abschließend erfolgt eine Darstellung der möglichen gesellschafts- und steuerrechtlichen Ausgestaltung einer derartigen Unternehmung. 2 Quelle: PwC Die CBD ist ein auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung 1992 ausgehandeltes Vertragswerk, das inzwischen von 187 Staaten sowie der EU unterzeichnet wurde. Dabei verpflichteten sich die unterzeichnenden Staaten die Artenvielfalt (Biodiversität) sowohl in ihren eigenen Ländern zu schützen, als auch geeignete Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Biodiversität in Entwicklungsländern zu unterstützen. Biodiversität oder biologische Vielfalt umfasst dabei die genetische Vielfalt (innerhalb einzelner Arten), die Artenvielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme. Bei der Finanzierung der Umsetzung der Biodiversitäts-Konvention wird den entwickelten Ländern eine besondere Verantwortung zugeschrieben. Vgl. auch das Kapitel "Kriterien für einen natur- und sozialverträglichen Tourismus". 3 12 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Marktsituation für nachhaltige Investitionen in Deutschland 2 Marktsituation für nachhaltige Investitionen in Deutschland Volumen nachhaltiger Publikumsfonds liegt bei rund 9,2 Mrd. Euro Nachhaltige Investmentfonds konnten in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnen: Seit 2002 hat sich das Volumen der im deutschsprachigen Raum zugelassenen nachhaltigen Publikumsfonds mehr als verdreifacht und liegt heute bei rund 9,2 Mrd. Euro.4 Im gleichen Zeitraum wuchs die Zahl der nachhaltigen Publikumsfonds von 80 auf mehr als 120 bis Ende Januar 2006.5 Mehr als ein Drittel dieser Fonds stammen von ausländischen Anbietern.6 Insgesamt existieren in Europa fast 400 ökologisch, ethisch und sozial orientierte Publikumsfonds mit einem Volumen von rund € 25 Milliarden.7 10 9,2 Fondsvolumen (Mrd. Euro) 9 8 7 6 5,3 5 4,2 4 3 2,5 2 1 0 2002 Abb. 4 2003 2004 Nachhaltige Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum. 2005 8 Anteil am Gesamtmarkt 1 % (Nischensegment) Trotz dieser Steigerung halten nachhaltige Publikumsfonds in Deutschland nach aktuellen Schätzungen heute nur einen Anteil am Publikumsfondsmarkt von rund 1 % und sind somit nach wie vor ein Nischensegment.9 Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern, in denen der Anteil der Nachhaltigkeitsfonds bereits größer ist, verdeutlicht mögliches Wachstumspotenzial in Deutschland: In Belgien beträgt der Anteil bereits 2 %, in den Niederlanden, Großbritannien und in der Schweiz 1,5 %.10 Insgesamt wird der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen in Europa derzeit auf rund 500 Milliarden Euro geschätzt.11 Fünf nachhaltige Dachfonds Insgesamt ist im Bereich der nachhaltigen Finanzprodukte ein deutliches Wachstum zu verzeichnen, sowohl hinsichtlich der Quantität als auch hinsichtlich des Angebotsspektrums. Spezialisierte Rating Agenturen liefern nicht-monetäre Analysen, Marktindizes wie der FTSE4Good12 beleuchten sowohl die monetären als auch die nichtmonetären Faktoren, und Nichtregierungsorganisationen analysieren Unternehmen hinsichtlich ihres Engagements. 92 % der europäischen Fondsmanager glauben, dass sich ihr Engagement im Bereich des nachhaltigen Investments in Zukunft vergrößern 4 Handelsblatt (03.08.2005): „Nachhaltige Investmentfonds verzeichnen Zuflüsse“, S. 28. Ebd. 6 Das Wachstum des Volumens ergibt sich dabei aus drei Komponenten: Zulassung neuer Fonds im deutschsprachigen Raum, die bereits Volumen mitbringen, Performance (also Wertzuwachs der Fonds) und Nettozuflüsse. 7 Handelsblatt (28.03.2006): „Markt für Nachhaltigkeitsfonds wächst“. In den USA werden bereits 153 Mrd. US$ in 230 so genannte „Socially Responsible Investment Funds“ investiert, was einem Marktanteil von 2,3 % entspricht (Bauer, R./ Koedijk, K. / Otten, R.: „International Evidence on Ethical Mutual Fund Performance and Investment“, Stylek LIFE Working Paper No. 0259, University of Maastricht 2002). 8 Quelle: Sustainable Business Institute. 9 Bergius (2006): „Der Markt rollt an“. 10 Handelsblatt (04.02.2005): „Markt für Nachhaltigkeitsfonds boomt“. 11 Tagesspiegel (23.12.2005): „Gut angelegt - In Deutschland ist ethisches Investment noch immer ein kleiner Markt - allerdings mit hohen Renditen“, S. 17, Nr. 19054 und Handelsblatt (04.05.2005): „Nachhaltigkeit bringt gute Rendite“. 12 FTSE 5 13 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Marktsituation für nachhaltige Investitionen in Deutschland wird.13 Seit kurzem existieren im deutschsprachigen Raum sogar fünf nachhaltige Dachfonds.14 Anbieter von staatlich zertifizierten Altersvorsorgeverträgen, Direktversicherungen und betrieblichen Pensionsfonds Impulse für nachhaltige Investitionen gehen in Deutschland auch vom Gesetzgeber aus. Dieser hat die Anbieter von staatlich zertifizierten Altersvorsorgeverträgen, Direktversicherungen und betrieblichen Pensionsfonds dazu verpflichtet, darüber zu berichten, inwieweit sie in ihren Anlageentscheidungen ethische, soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen (§ 1, Artikel 1 (9) AltZertG). Dadurch können auch Privatanleger diese Kriterien in ihre Entscheidungen mit einbeziehen.15 Entwicklung des deutschen Börsenbarometers Dax übertroffen Die Renditechancen von Nachhaltigkeitsfonds werden in der Literatur uneinheitlich beurteilt.16 Für die Jahre 2004 und 2005 ergibt sich ein positives Bild hinsichtlich der Performance von Nachhaltigkeitsfonds im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2004 haben ethisch und ökologisch ausgerichtete Fonds durchschnittlich 6,7 % an Wert gewonnen und die Entwicklung des deutschen Börsenbarometers Dax, der um durchschnittlich 5,9 % stieg, damit übertroffen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2005 fiel dieser Vorsprung sogar noch deutlicher aus: 19,8 % Wertsteigerung im Nachhaltigkeitssegment gegenüber rund 17,5 % beim Dax.17 Wertentwicklung in % 01.01.2004 – 31.12.2004 01.01.2005 – 30.09.2005 Nachhaltige Investmentfonds insgesamt 6,7 19,8 Dax 5,9 17,5 Tab. 1 Wertentwicklung in Deutschland erhältlicher nachhaltiger Investmentfonds im Vergleich zum Dax. 18 Ein großer Teil dieser Wertsteigerung ist auf Fonds, die in erneuerbare Energien investieren, zurückzuführen. Am besten schnitt in den ersten drei Quartalen der Fonds New Power P der Gesellschaft Adig Investment, Frankfurt am Main, ab – er schaffte eine Wertsteigerung von mehr als 60 %. Mindeststandards Handlungsbedarf besteht derzeit insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung klarer, allgemein anerkannter Mindeststandards, die ein Nachhaltigkeitsfonds zu erfüllen hat. Die Portfoliozusammensetzung steht dabei oft im Spannungsfeld zwischen den Erfordernissen eines Massenproduktes (Liquiditätserfordernis) auf der einen Seite und dem Glaubwürdigkeitsanspruch auf der anderen Seite. 13 Tagesspiegel (23.12.2005): „Gut angelegt - In Deutschland ist ethisches Investment noch immer ein kleiner Markt - allerdings mit hohen Renditen“. 14 Bergius (2006): „Der Markt rollt an“. 15 Süddeutsche Zeitung (28.11.2005): „Schub für nachhaltige Investments - Berichtspflicht für ethisch-ökologische Geldanlagen bei Betriebsrenten“, S. 25 . 16 Eine Untersuchung der Aktienrendite in den Jahren 1996 bis 2001 durch das ZEW ergab, dass Anleger, die Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investitionen berücksichtigen, im Vergleich zum Gesamtmarkt keine Einbußen hinnehmen mussten (Vgl. Schröder (2003): „Socially Responsible Investments in Germany, Switzerland and the United States – An Analysis of Investment Funds and Indices”, ZEW Discussion Paper No. 03-10). Auf der anderen Seite ergab eine Studie der schweizerischen Privatbank Pictet & Cie, Privatbankiers mit Sitz in Genf für den Zeitraum 1998 bis Juni 2003, dass besonders umweltbewusst und sozial agierende europäische Unternehmen in ihrer Aktienkursentwicklung regelmäßig hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben (zit. n. FAZ (20.11.2003): „Nachhaltigkeitsfonds sind in ihrer Marktnische gefangen“). 17 Tagesspiegel (23.12.2005): „Gut angelegt - In Deutschland ist ethisches Investment noch immer ein kleiner Markt - allerdings mit hohen Renditen“, S. 17, Nr. 19054 sowie Handelsblatt (4.02. 2005): „Markt für Nachhaltigkeitsfonds boomt“. 18 Quelle: Sustainable Business Institute (SBI), Handelsblatt, FAZ.NET 14 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte 3 Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte 3.1 Naturtourismus Für die Untersuchung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Nutzungsform „Naturtourismus“ wurde jeweils ein Projekt in Namibia und Costa Rica betrachtet: ● ● NamibRand Safaris (Pty) Ltd., Windhuk, Namibia, kurz „Wolwedans“ und Lapa Rios S.A., Puerto Jiménez, Costa Rica, kurz „Lapa Rios“. Abb. 5 Wolwedans – Dünenhaus Wolwedans: größtes privates Naturschutzgebiet im südlichen Afrika In „Wolwedans“ werden auf der Basis eines Konzessionsvertrages innerhalb des NamibRand Naturreservates in Namibia auf rund 36.000 ha Land exklusive Tourismusunterkünfte betrieben. Das Reservat ist aus dem Zusammenschluss von neun Landbesitzern – darunter auch die Betreiber von Wolwedans – entstanden und bildet heute mit insgesamt rund 185.000 ha Land das größte private Naturschutzgebiet im südlichen Afrika. Im Westen teilt das Reservat eine gemeinsame Grenze mit dem benachbarten Namib-Naukluft Park und dem Sossusvlei Gebiet. Im Osten bilden die Numbibberge eine natürliche Grenze. Die landschaftliche Besonderheit entsteht durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wüstenlandschaften. Ausläufer der roten, grasbewachsenen Dünen des in der Nähe gelegenen Sossusvlei ziehen sich quer durch das Reservat. Beitrag zur Wiederherstellung der ursprünglichen Wildnis Die Betreiber von Wolwedans haben sich dazu verpflichtet, bei ihrer Geschäftstätigkeit den Code of Conduct des Naturreservates zu befolgen, der z.B. die maximale Anzahl der Betten innerhalb des Naturreservates beschränkt, und leisten mit Hilfe von Konzessionszahlungen an das Naturreservat einen Beitrag zur Wiederherstellung der ursprünglichen Wildnis. Um die Bewegungsfreiheit der Tiere zu gewährleisten, wurden die von den Farmern errichteten Zäune im Reservat entfernt und circa 500 km der existierenden Wege geschlossen. Ranger wachen über das Wohl von Fauna und Flora. 15 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 6 Lapa Rios: Erhaltung des tropischen Primärwaldes und des Wildbestandes Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte Naturtourismus in Lapa Rios Lapa Rios ist ein privates Naturschutzgebiet und liegt 20 km südlich von Puerto Jiménez am Playa Carbonera im Südwesten Costa Ricas. Es dient als vorgelagerte Schutzzone für den nahe gelegenen Corcovado Nationalpark. In dem insgesamt 1.000 Hektar großen Regenwaldgebiet befinden sich 16 kleine, aus nachwachsenden Rohstoffen erbaute und teilweise mit Solarenergie versorgte Lodges. Um den Ressourcenverbrauch zu minimieren, betreibt Lapa Rios das erste Glas- und Plastikrecyclingsystem der Region und vermeidet den Einsatz von Einwegbehältern. Die Anlage ist bewusst in ihrer Kapazität begrenzt. Mit Hilfe von Parkwächtern wird die Erhaltung des tropischen Primärwaldes und des Wildbestandes sichergestellt. In einem Informations- und Forschungszentrum und im Rahmen von geführten Touren sollen Touristen und Einheimische über den Schutz des Regenwaldes aufgeklärt werden. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen für die lokale Bevölkerung unterstützt das Unternehmen soziale Projekte in der Region wie zum Beispiel den Bau einer Schule, und bietet so langfristige Alternativen zur Abholzung des Regenwaldes. 16 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte 3.2 Nachhaltige Forstwirtschaft Im Bereich der nachhaltigen Forstwirtschaft wurden ein Naturwaldbewirtschaftungsprojekt in Brasilien sowie ein Plantagenbewirtschaftungsprojekt in Malaysia auf ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit hin untersucht: ● ● Precious Woods do Pará S.A., Belém, Brasilien, kurz „Precious Woods Pará“ und Schrader Forest Management Sdn. Bhd., Petaling Jaya; Selangor D.E., Malaysia, kurz „Schrader Forest Management“. Abb. 7 Intakter Wald von Precious Woods vier Jahre nach der Ernte Das Referenzprojekt für die Naturwaldbewirtschaftung in Brasilien wird von einer Precious Woods Pará: Naturwaldbewirtschaftung in Gesellschaft betrieben, deren Ziel die Förderung einer nachhaltigen Forstwirtschaft in Lateinamerika ist. Precious Woods Pará zielt darauf ab, die bestehende Nachfrage nach Brasilien Tropenhölzern mit zertifizierten Tropenholzprodukten zu befriedigen und dadurch aus Raubbau hervorgegangene Produkte zu ersetzen. Für diesen Zweck wurden zum Zeitpunkt der Untersuchung in der Provinz Pará 76.000 ha im Besitzrecht genutzte Tropenwaldflächen nach Vorgaben der nachhaltigen Forstwirtschaft bewirtschaftet. Die Ausdehnung der Waldflächen auf eine Gesamtfläche von insgesamt 180.000 ha oder mehr ist geplant. Der Naturwald wird nach den Richtlinien des Forest Stewardship Council (FSC) bewirtschaftet, die eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes nach ambitionierten Umwelt- und Sozialstandards sicherstellen. 17 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 8 Schrader Forest Management: nachhaltige Plantagenbewirtschaftung in Malaysia 18 Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte Nachgewachsener Wald der Plantage Schrader Als Referenzprojekt für die nachhaltige Plantagenbewirtschaftung diente ein forstwirtschaftliches Projekt einer deutschen Aktiengesellschaft in Malaysia. Auf einer für 60 Jahre gepachteten Fläche von insgesamt rund 5.000 ha soll eine Mischwaldplantage entstehen und nach FSC Standards bewirtschaftet werden. Nach Beendigung des Projektes soll die Plantage als intakter Tropenmischwald an die Regierung Malaysias übergeben werden. Die betrachtete Objektgesellschaft „Schrader Forest Management“ ist ein 100 %iges Tochterunternehmen der deutschen Fondsgesellschaft Schrader Umweltmanagement Malaysia GmbH & Co. KG, Rellingen. Anleger können sich durch eine Einlage von Kommanditkapital an der Objektgesellschaft beteiligen. Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte 3.3 Wirtschaftliche Tragfähigkeit Projektrenditen vor Steuern zwischen 10 % und 25 % Für alle vier in der vorliegenden Studie betrachteten Projektkonzeptionen zeigte unsere Analyse auf der Datenbasis von 2003 die Möglichkeit einer langfristigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Bei einem Investitionsvolumen von insgesamt 18 Millionen Euro und einer genutzten Fläche von insgesamt 222.000 ha ergaben sich für das untersuchte Projektportfolio bei einem Betrachtungszeitraum von 50 Jahren vereinfachend berechnete Projektrenditen vor Steuern zwischen 10 % und 25 %. Die Beurteilung der Rentabilität der Projekte erfolgte anhand der von der jeweiligen Geschäftsführung im Jahr 2003 vorgelegten Daten – insbesondere der Jahresabschlüsse, Controllingunterlagen und Planungsrechnungen – sowie anhand von Interviews mit der Geschäftsführung, externen Markteinschätzungen und Prognosen. Dabei wurden im Wesentlichen die Planungen der Unternehmen als ansetzbar unterstellt. Die vorliegende Fassung wurde Anfang 2006 um vertrauliche Daten gekürzt, überarbeitet und aktualisiert. Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit Die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit verlief für die vier Projekte unterschiedlich. Das Plantagenbewirtschaftungsprojekt in Malaysia konnte die Planzahlen weitgehend erreichen, und die beiden touristischen Projekte haben ihre damaligen Planzahlen inzwischen sogar deutlich übertroffen, so dass auch von einer höheren Projektrendite ausgegangen werden kann. Im Gegensatz dazu haben sich die Rahmenbedingungen für nachhaltige Naturwaldbewirtschaftung in Brasilien in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert: Precious Woods Pará erlitt im Jahr 2005 aufgrund einer fehlenden Erntebewilligung, die erst mit einer achtmonatigen Verzögerung erteilt wurde, einen Umsatzeinbruch von 44 %. Die oben angegebene Projektrendite für das Projekt in Brasilien erscheint daher langfristig nur dann erreichbar, wenn sich die politischen und währungspolitischen Rahmenbedingungen in Brasilien wieder verbessern. Dies würde bedeuten, dass die Erntebewilligung durch die brasilianische Umweltbehörde in Zukunft problemlos erteilt wird und der Wert des brasilianischen Reals auf das Vorjahresniveau sinkt. Laut Auskunft der Geschäftsleitung hat das brasilianische Parlament im Februar 2006 ein neues Waldbearbeitungsgesetz verabschiedet, welches die Situation für die nachhaltige Forstwirtschaft in Brasilien verbessern soll. Das Investitionsvolumen, die durch die Landnutzung geschützte Flächengröße und die aus der Geschäftstätigkeit resultierende langfristige Projektrendite vor Steuern stellen sich auf der Datenbasis von 2003 für die untersuchten Nutzungskonzepte wie folgt dar:19 Tourismus Investitionsvolumen Namibia Costa Rica Mio. Euro 1,05 1,9 Genutzte Fläche ha 35.759 1.000 Projektrendite vor Steuern % Forstwirtschaft Investitionsvolumen 10 % Naturwaldbewirtschaftung Brasilien 25 % Plantagenbewirtschaftung Malaysia Mio. Euro 11,5 3,5 Genutzte Fläche ha 180.000 5.000 Projektrendite vor Steuern % 13 % 20 % Gesamtportfolio Investitionsvolumen insgesamt Mio. Euro 18 Genutzte Fläche insgesamt ha 222.000 Durchschnittliche Projektrendite vor Steuern % 15 % Tab. 2 Zusammenfassende Darstellung der geplanten Projektrenditen. 20 19 In allen vier Projekten wurde eine 100% Eigenkapitalquote unterstellt. Es wurde jeweils die Internal Rate of Return auf Basis der tatsächlichen Anfangsinvestition und der für die Projektdauer von 50 Jahren erwarteten Vorsteuerergebnisse ermittelt. Auf die bei Auslandsinvestitionen ebenfalls mit einzubeziehenden Länderrisikoprämien wird im folgenden Kapitel „Länderrisiken für Investoren“ noch gesondert eingegangen. 20 Quelle: PwC 19 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte 3.4 Ertragspotenzial von CO2-Emissionsrechten Für die Betreiber von forstwirtschaftlichen Projekten ergibt sich zusätzliches Ertragspotenzial aus dem Verkauf von CO2-Emissionsrechten. Kyoto-Protokoll Um der fortschreitenden Klimaerwärmung zu begegnen, hat sich der Großteil der Industrieländer in dem 2005 in Kraft getretenen Kyoto-Protokoll zu einer Begrenzung oder Reduzierung ihrer klimaschädlichen Treibhausgasemissionen, wie zum Beispiel Kohlendioxid (CO2), verpflichtet. Emissionsminderungen können dabei entweder durch Maßnahmen im eigenen Land oder durch Treibhausgaseinsparungen in anderen Ländern realisiert werden. Im Rahmen des so genannten „Clean Development Mechanism“21 (CDM) finanzieren Investoren aus Industrieländern Projekte in Entwicklungsländern, die dort zu einer Minderung der Treibhausgasemissionen führen und gleichzeitig zur nachhaltigen Entwicklung des Gastlandes beitragen. Für die erreichte Emissionsminderung werden dem Investor frei handelbare „Certified Emission Reductions“ (CERs) ausgegeben, die auf die Verpflichtungen des Investors angerechnet oder weiter verkauft werden können. Forstwirtschaftliche „Senkenprojekte“ Zur Generierung von derartigen CO2-Emissionsrechten kommen neben dem Einsatz von klimafreundlichen Technologien und Brennstoffen unter anderem auch so genannte „Senkenprojekte“ in Frage. Senken entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff und binden ihn zumindest für einen gewissen Zeitraum. Dazu gehören zum Beispiel Wälder, Ozeane und Böden. Mögliche Senkenprojekte umfassen insbesondere auch forstwirtschaftliche Projekte. Die Anrechenbarkeit von Emissionsreduktionen aus Forstprojekten im Rahmen des KyotoProtokolls unterliegt allerdings verschiedenen Restriktionen: Da der Zuwachs von Biomasse (und damit die Bindung von Kohlenstoff als die Basis für die Zuteilung von Emissionsrechten) durch Entwaldung rückgängig gemacht werden kann22, ist die Gültigkeit von Emissionsberechtigungen aus Aufforstungsprojekten zeitlich auf die jeweilige Laufzeit des Forstprojektes befristet. Dabei tragen die Käufer der Emissionsrechte das Risiko, sich zukünftig mit neuen Emissionsrechten als Ersatz eindecken zu müssen. Zudem ist die Menge der insgesamt anrechenbaren Senkenprojekte beschränkt.23 Und schließlich erteilen einige europäische Länder – darunter Deutschland – bisher noch keine Zustimmung zur Durchführung von CDMSenkenprojekten („Investor's Country Approval“). Über die Voraussetzungen und das Verfahren zur Zustimmung zur Durchführung von Senkenprojekten wird derzeit noch diskutiert. 21 Ein weiteres Instrument ist die „Joint Implementation (JI)“ - industrialisierte Länder können Projekte zur Reduzierung von Treibhausgasen in anderen Industrieländern durchführen und sich diese Investitionen zwischen 2008 und 2012 auf eigene Reduktionsziele anrechnen lassen. 22 Diese Problematik bezeichnet das so genannte „Permanenzrisiko.“ 23 Die Anrechenbarkeit ist auf jährlich 1% der Treibhausgas-Emissionen der Industrieländer („Annex I Länder“) im Basisjahr beschränkt. 20 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 9 Wirtschaftliche Tragfähigkeit nachhaltiger Projekte Baum im Wald von Precious Woods Das Ertragspotenzial von Emissionsrechten aus forstwirtschaftlichen Projekten basiert auf der Menge der generierten Emissionsrechte sowie auf den für diese zu erzielenden Marktpreisen. Dabei gehen aktuelle Studien von einer CO2-Reduktion von insgesamt rund 300 bis 500 t CO2 pro ha über einen Zeitraum von rund 20 Jahren aus.24 Der erzielbare Preis für Zertifikate aus Aufforstungsprojekten liegt aufgrund der Befristung und anderer Faktoren wahrscheinlich unterhalb der regulären Emissionsrechte im Rahmen des Clean Development Mechanism des Kyoto Protokolls. Aktuell werden Emissionsrechte aus Aufforstungsprojekten zu Preisen zwischen zwei und fünf € /t Kohlendioxid-Äquivalent25 angeboten. Ertragspotenzial von insgesamt rund 600 bis 2.500 €/ha über einen Zeitraum von rund 20 Jahren Auf der Basis dieser Preisannahmen und der beispielhaft angegebenen Mengen an Emissionsreduktionen ergibt sich ein Ertragspotenzial von insgesamt rund 600 bis 2.500 €/ha über einen Zeitraum von rund 20 Jahren. Precious Woods registrierte im März 2006 221.700 t verifizierter C02-Reduktionen aus der Wiederaufforstung von 4.638 ha Weideland in Costa Rica an der Chicago Climate Exchange26 und hat den Handel mit diesen Anrechten bereits aufgenommen. Das Unternehmen erwartet, dass die Einnahmen aus diesen Emissionsreduktionsprojekten zukünftig einen wesentlichen Umsatzbeitrag leisten werden. 24 UNFCCC (2006): „Reforestation of severely degraded landmass in Khammam District of Andhra Pradesh, India under ITC Social Forestry Project”. 25 Vgl. www.carbonfinance.org/docs/CarbonMarketStudy2005.pdf, S. 29.zum Preis von CERs. (Forward-) Preise zu Forstwirtschaftlichen CDM Projekten sind zu finden unter: www.chicagoclimateexchange.com, sowie www.co2e.com/formsLogin.asp?/trading/boards.asp?Board_type=Forward. 26 Dies entspricht einer Menge von rund 48 t CO2 / ha. Über den gesamten Planungszeitraum werden noch weitere Emissionsrechte generiert. 21 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF 4 Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF 4.1 Kriterien für natur- und sozialverträglichen Tourismus Die in der Studie untersuchten Projektbeispiele „Wolwedans“ (Namibia) und „Lapa Rios“ (Costa Rica) sind Tourismusunternehmen, deren Geschäftskonzepte einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Region und dem sozialen Umfeld vorsehen. Sie handeln entsprechend der im Folgenden dargestellten Kriterien für natur- und sozialverträglichen Tourismus oder unternehmen Anstrengungen, diesen Kriterien zu entsprechen. Abb. 10 Wolwedans Belastung der Atmosphäre durch Treibhausgase Jede Art von Tourismus, die auf die Erfahrung von Natur und Landschaft abzielt, ist zugleich ein Eingriff in die natürlichen Abläufe von ökologischen Systemen. Im Zeitalter der Globalisierung werden darüber hinaus auch die Auswirkungen von Fernreisen „globaler“. Hierzu zählt vor allem die Belastung der Atmosphäre durch Treibhausgase. Der Fernreisende muss sie in Kauf nehmen, will er seinen Naturgenuss auf Landschaften und Arten ausdehnen, die es in seiner Heimat nicht gibt. Dieses Dilemma ist bislang ungelöst. Konzepte, die mit Hilfe von kohlenstoffspeichernden Aufforstungen oder CO2Einsparungen an anderer Stelle ein CO2-neutrales Reisen versprechen, sind noch unausgereift. Immenses Potenzial für den lokalen Naturschutz Trotz dieses Dilemmas bietet der Naturtourismus, sofern er nach bestimmten Prinzipien gestaltet wird, ein immenses Potenzial für den lokalen Naturschutz, wenn die „Inwertsetzung“ von Natur gleichzeitig zu ihrer Erhaltung beiträgt. Dies zählt um so mehr für Regionen, in denen Natur bislang als Wirtschaftsgut unter dem Aspekt der ungehemmten Aneignung zu niedrigen Preisen gesehen wird, wie durch die zerstörerische Forstwirtschaft in Ländern der Tropen. Ein Konzept des nachhaltigen Tourismus, das sich auf alle Regionen weltweit anwenden ließe, gibt es nicht. Gleichwohl lassen sich Prinzipien aufstellen, die zur Beurteilung der Nachhaltigkeit bestimmter Tourismusprojekte dienen. Solche Prinzipien lassen sich zum Beispiel aus den Erfordernissen des Übereinkommens zur Biologischen Vielfalt ableiten. Die Ziele dieser Konvention bilden drei Säulen, die gleichermaßen Schutz, Nutzung und Entwicklung beinhalten: ● ● ● 22 die biologische Vielfalt soll erhalten werden; die Bestandteile der biologischen Vielfalt sollen nachhaltig genutzt werden; die Vorteile, die sich aus der Nutzung ergeben, sollen gerecht verteilt werden. Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 11 Übereinkommen zur Biologischen Vielfalt Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF Landschaft bei Lapa Rios Das Prinzip der Nachhaltigkeit erfordert somit nicht nur den Fortbestand der biologischen Grundlagen, sondern basiert gleichermaßen auf ökonomischer Stabilität und sozialer Ausgewogenheit. Nach Auffassung des WWF gibt es derzeit keine Art von Tourismus, die alle Kategorien gleichermaßen erfüllt und damit als wirklich nachhaltig bezeichnet werden könnte. Vorherrschend bleibt hierbei das Problem der Emission von Treibhausgasen. Es wäre daher besser, von verantwortlichem Tourismus zu sprechen. Ein solcher kann aus Naturschutzsicht befürwortet werden, wenn er die Umwelt des Reiseziels erhält oder sogar verbessert und den lokalen Wirtschaftskreisläufen zusätzlichen Nutzen verschafft. Angesichts des Massentourismus, wie er bislang weltweit vorherrscht, erfüllen diese Bedingungen derzeit nur wenige Unternehmen. Nach welchen Prinzipien könnte nun eine Form des verantwortlichen Tourismus beurteilt werden? Für den WWF stehen hierbei die folgenden fünf Prinzipien im Vordergrund: 1. Tourismus sollte Teil einer nachhaltigen Entwicklungsstrategie und -planung sein Vor allem in Entwicklungsländern sollte sich Tourismus als Teil einer vorausschauenden ländlichen Entwicklung verstehen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass Tourismus zugunsten anderer Erwerbs- und Nutzungsformen (wie Land- und Forstwirtschaft) zurücksteht, wenn diese für eine nachhaltige Entwicklung der Region bessere Perspektiven bieten. Tourismus sollte sich überregional in Normen einbinden, die entweder als internationale Regelungswerke (wie CITES) oder nationale Gesetzgebungen wirken. Er darf nicht gegen nationale Gesetze verstoßen und muss sich in die bestehenden regionalen Planungen und Vorgaben der Raumordnung und Landnutzung integrieren. Geplante Tourismusprojekte bedingen Vorprüfungen nach Art einer Umweltverträglichkeitsprüfung und bestehende Tourismusprojekte müssen nach dem Verursacherprinzip eventuelle Schäden und Beeinträchtigungen der Umwelt ausgleichen (polluter pays principle). Bei der Entwicklung regionaler und lokaler Tourismusaktivitäten ist das Vorsorge-Prinzip (precautionary principle) zu beachten. Tourismus muss die Grenzen gesellschaftlicher Akzeptanz berücksichtigen. Dies gilt besonders dann, wenn soziale und kulturelle Veränderungen durch ihn selbst hervorgerufen werden, die zu ernsthaften Konflikten führen könnten. 2. Die Nutzung natürlicher Ressourcen durch Tourismus sollte nachhaltig erfolgen Tourismus bedingt fast immer eine Konzentration von Menschen, die zu einem Mehrverbrauch an Wasser, Brennstoffen und Lebensmitteln führt. Bei bestimmten Aktivitäten, wie der Jagd und der Fischerei, ist die Aneignung und der Konsum von Arten aus der Wildbahn sogar touristisches Ziel. Neben der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der natürlichen Ressourcen, inklusive der Fauna und Flora im Reisegebiet gilt der Grundsatz, dass die Tragfähigkeit der Region bei der Entnahme und 23 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF dem Verbrauch dieser Ressourcen nicht überschritten werden darf. Dies gilt nach dem Vorsorgeprinzip auch vorausschauend, wenn mit zukünftigen Steigerungen des Besucheraufkommens gerechnet werden muss. Untersuchungen zum Mehrverbrauch an Wasser, Brennstoffen, Baumaterialien etc. sind mit wissenschaftlich begründbaren Methoden im Vorfeld von Tourismusaktivitäten durchzuführen. Jagd und Fischerei dürfen nur nach festgelegten Managementplänen durchgeführt werden. 3. Verschmutzung und Verbrauch sollten so weit wie möglich minimiert werden Zu den Verschmutzungen zählen in erster Linie Müll, Abwässer und Lärm. Problematisch ist auch der Mehrverbrauch an fossilen Brennstoffen, besonders durch wachsenden Verkehr. Ein verantwortungsvoller Tourismus bedingt die Verwendung effizienter Technologie zur Energieeinsparung und -erzeugung (Kollektoren, Solaranlagen, Windkraft). 4. Tourismus sollte die kulturellen Werte der lokalen Bevölkerung respektieren und sie am Nutzen der Unternehmung angemessen beteiligen Lokalen Gemeinden sollte in angemessener Weise ein Mitspracherecht an der Planung touristischer Aktivitäten gegeben werden, und die lokale Wirtschaft sollte von den Investitionen profitieren. Das Personal sollte so weit wie möglich aus der einheimischen Bevölkerung rekrutiert werden. Hierzu zählt auch die Ausbildung vor Ort, wenn nicht genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Die Einbindung der baulichen Infrastruktur sollte sich in der Ausgestaltung harmonisch in die umgebende Landschaft einfügen. Von besonderer Bedeutung ist die Beachtung traditioneller Landnutzungsrechte, die oftmals als Gewohnheitsrecht lokal verankert sind, aber keine Berücksichtigung in der nationalen Gesetzgebung finden. Die Nutzung in diesen Gebieten kann nur mit Zustimmung der lokalen Gemeinden erfolgen. Hierbei ist auf eine ausreichende Partizipation aller gesellschaftlich relevanten Akteure zu achten. 5. Tourismus sollte informativ sein und den Respekt vor der einheimischen Kultur und Natur fördern Tourismus kann nur so verantwortungsvoll sein wie das Verhalten der Touristen selbst. Dies bedingt ein Mindestmaß an Information über Kultur und Gesellschaft des Gastlandes und die umgebende Natur. Der Respekt vor der Kultur und den Traditionen der lokalen Bevölkerung ist für ein verantwortungsvolles Verhalten der Touristen unabdingbar. Tourismus sollte dies auch durch persönliche Begegnungen in angemessener Weise fördern. Das Wissen über Arten und Lebensräume fördert ein der Umgebung angemessenes Verhalten. Außerdem sind Touristen Multiplikatoren, die nach ihrer Rückkehr einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Einstellung zu Gunsten (oder zu Ungunsten) des Reiseziels haben. Abb. 12 24 Tent Platform – Wolwedans Dune Camp Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF 4.2 Kriterien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung Die Nutzungsform „Waldbewirtschaftung“ wird an zwei Projektbeispielen verdeutlicht: Sowohl „Schrader Forest Management“ als auch „Precious Woods“ orientieren sich an den Nachhaltigkeitskriterien des Forest Stewardship Council. So ist der Naturwaldbetrieb von Precious Woods im Bundesstaat Pará (Brasilien) bereits nach diesen Kriterien zertifiziert. Die Plantagenflächen der Firma Schrader Umweltmanagement AG in WestMalaysia werden für eine solche Zertifizierung vorbereitet. Das waldbauliche Konzept von Schrader Forest Management sieht darüber hinaus eine kontinuierliche Überführung der Plantagen in einen Mischwald vor. Beide Geschäftsmodelle erfüllen aus naturschutzfachlicher Sicht die Anforderungen an eine umwelt- und sozialverträgliche Bewirtschaftung des Waldes. Abb. 13 Typische Nutzung des Amazonas-Waldes heute: Rodung für Sojaanbau (angrenzende Felder zu Precious Woods) Waldzertifizierung Etwa vor 200 Jahren wurde mit dem Konzept der forstlichen Nachhaltigkeit ein wirtschaftlicher Ansatz begründet, nach dem Wälder dauerhaft, d.h. auch von zukünftigen Generationen, genutzt werden sollen. Allerdings beschränkte sich der Begriff der Nachhaltigkeit lange nur auf die Erzielung eines stetigen Holzzuwachses und der Abschöpfung seiner Erträge. Mit der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 erfuhr er eine Erweiterung in sozialer und ökologischer Hinsicht, die seitdem die Diskussionen um eine „weise“ Nutzung von Wäldern bestimmt. Der Schutz der tropischen Wälder stand dabei stets im Vordergrund. Aus der Erkenntnis heraus, dass weder ein Tropenholzboykott noch der Anspruch, einen Großteil der verbleibenden Tropenwälder unter Schutz zu stellen, realistisch sind, begann man auf internationaler Ebene das Konzept der Waldzertifizierung zu entwickeln. Kriterien und Beurteilungsverfahren Die Waldzertifizierung ist ein Instrument, das im Wesentlichen zwei Prozesse miteinander verbindet. Sie legt zum Einen die Ziele einer nachhaltigen Waldwirtschaft in Form von allgemein gültigen Kriterien fest, aus denen sich wiederum abprüfbare Vorgaben für die Waldbewirtschaftung formulieren lassen. Zum Anderen bestimmt die Waldzertifizierung das Beurteilungsverfahren, das prüft, ob und wie die Einhaltung dieser sozialen, ökologischen und ökonomischen Vorgaben durch den Waldnutzer erfolgt. Mit der Vergabe eines Zertifikats erhält der Waldnutzer die Bescheinigung, dass sein Management diesen Ansprüchen gerecht wird. Ein Qualitätszeichen (Label) wird dem Produkt dann erteilt, wenn auch geprüft und nachgewiesen werden kann, dass die zertifizierte Ware die so genannte Handelskette (chain of custody) sauber durchläuft. Die Vermengung mit nicht zertifizierter Ware kann unter Umständen erlaubt sein, darf aber nur unter genau festgelegten Bedingungen stattfinden. Das Label ist vor allem für den Endverbraucher der sofort erkennbare Nachweis der nachhaltigen Erzeugung. 25 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 14 Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF Wald mit blühendem Ipé bei Precious Woods, vier Jahre nach der Ernte Höhere Preise und Zugang zu neuen Märkten möglich Hier wird auch die wirtschaftliche Dimension der forstlichen Zertifizierung deutlich. Für den Waldbesitzer sind mit dem Zertifizierungsprozess zunächst Kosten verbunden. Eine Zertifizierung bzw. ein Label, das wirtschaftlich nicht tragbar ist (bspw. aufgrund zu hoher Anforderungen), wäre auf dem Erzeugermarkt ohne Chance. Die wirtschaftlichen Vorteile der forstlichen Zertifizierung werden inzwischen allgemein anerkannt. Ist sie glaubwürdig und transparent, so können für zertifizierte Produkte im Allgemeinen höhere Preise verlangt werden. Für Massenprodukte wie Zellstoff oder Sperrholz gilt dies jedoch nur bedingt. Die betriebswirtschaftlichen Vorteile der Zertifizierung liegen allerdings nicht allein in den höheren Preisen. Von Interesse für Erzeuger, Verarbeiter und Händler ist auch der Zugang zu neuen Märkten oder ein besserer Schutz gegen Marktbeschränkungen. Mittelfristig wird sich auch eine Imageverbesserung der Forst- und Holzwirtschaft bei verschiedenen Interessengruppen auszahlen. Langfristig ist die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes auch der grundlegende ökonomische Überlebensfaktor, der in vielen Ländern allerdings durch kontraproduktive Anreize wie extrem kurzfristige Nutzungsverträge (Konzessionswesen) ausgehebelt wird. Forest Stewardship Council (FSC) Derzeit wächst weltweit die Anzahl der Zertifizierungssysteme. Dies führt selbst beim gut informierten Verbraucher zur Verwirrung. Für den WWF und andere maßgebliche Umweltorganisationen bietet der 1993 gegründete Forest Stewardship Council (FSC) das zurzeit beste System in ökologischer und sozialer Hinsicht. Der FSC ist zudem das einzige System, das international einheitliche Vorgaben in Form von so genannten Standards formuliert, die sich direkt auf der betrieblichen Ebene nachprüfen lassen. Andere Systeme unterliegen entweder regionalen Beschränkungen, beinhalten keine Vor-Ort-Prüfung oder arbeiten mit prozessorientierten Kriterien, die vom Betrieb zuvor selbst festgelegt wurden. Das FSC-Siegel garantiert die Einhaltung von ambitionierten Umwelt- und Sozialstandards weltweit, so z. B. die Abkehr von großflächigen Kahlschlägen, den Erhalt naturnaher und besonders schützenswerter Wälder und die Achtung der Rechte indigener Völker. Die Grundlage solcher Standards bilden die vom FSC in Form einer internationalen Rahmenrichtlinie festgelegten zehn Prinzipien und 56 Kriterien. Auf Länderebene entwickeln nationale FSC Arbeitsgruppen Standards auf der Grundlage dieser Prinzipien. Hierbei findet eine Anpassung und Präzisierung der FSC Standards an die wirtschaftlichen, sozialen und naturräumlichen Gegebenheiten des jeweiligen Landes statt. Die internationalen Standards werden hierbei durch zahlreiche Kriterien und Indikatoren ergänzt. 26 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF Für einen ersten Überblick werden im Folgenden die internationalen FSC-Prinzipien (ohne Kriterien) aufgelistet. Prinzip 1: Einhaltung der Gesetze und FSC Prinzipien Die Waldbewirtschaftung soll alle relevanten Gesetze des Landes sowie internationale Verträge und Abkommen, welche das Land unterzeichnet hat, respektieren und die Prinzipien und Kriterien des FSC erfüllen. Prinzip 2: Besitzansprüche, Landnutzungsrechte und Verantwortlichkeiten Langfristige Besitzansprüche und Nutzungsrechte an Land- und Forstressourcen sollen klar definiert, dokumentiert und rechtlich verankert sein. Prinzip 3: Rechte indigener Völker Die gesetzlichen und gewohnheitsmäßigen Rechte der indigenen Gruppen hinsichtlich Besitz, Nutzung und Bewirtschaftung von Land, Territorien und Ressourcen sind anzuerkennen und zu respektieren. Abb. 15 Mitarbeiterin von Precious Woods Prinzip 4: Beziehungen zur lokalen Bevölkerung und Arbeitnehmerrechte Die Waldbewirtschaftung soll das soziale und ökonomische Wohlergehen der im Wald Beschäftigten und der lokalen Bevölkerung langfristig erhalten oder vergrößern. Prinzip 5: Nutzen aus dem Walde Die Waldbewirtschaftung fördert die effiziente Nutzung der vielfältigen Produkte und Leistungen des Waldes, so dass sie langfristig wirtschaftlich tragbar wird und eine breite Palette von ökologischen und sozialen Vorteilen gewährleisten kann. Prinzip 6: Auswirkungen auf die Umwelt Die Waldbewirtschaftung soll die biologische Vielfalt und die damit verbundenen Werte, die Wasserressourcen, die Böden sowie einzigartige und empfindliche Ökosysteme und Landschaften erhalten und dadurch die ökologischen Funktionen und die Unversehrtheit des Waldes gewährleisten. Prinzip 7: Bewirtschaftungsplan Ein für die Betriebsgröße und die Bewirtschaftungsintensität des Forstbetriebes angemessenes Planungswerk ist zu erstellen, anzuwenden und zu aktualisieren. Es beschreibt deutlich die langfristigen Bewirtschaftungsziele und die Mittel zu deren Verwirklichung. 27 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Beurteilung der Nachhaltigkeit der untersuchten Projekte durch den WWF Prinzip 8: Kontrolle und Bewertung Eine der Betriebsstruktur angemessene Dokumentation und Bewertung soll den Waldzustand, die Erträge der geernteten Waldprodukte, die Handels- und Verwertungskette, die Bewirtschaftungsmaßnahmen sowie deren soziale und ökologische Auswirkungen feststellen. Prinzip 9: Erhaltung von Wäldern mit hohem Schutzwert Bewirtschaftungsmaßnahmen in Wäldern mit hohem Schutzwert sollen deren Merkmale erhalten oder vermehren. Entscheidungen, die diese Wälder betreffen, sollen immer im Sinne einer vorbeugenden Herangehensweise getroffen werden. Abb. 16 Sorgfältiges Vor-Rücken des Stammes mit der Seilwinde in Precious Woods Prinzip 10: Plantagen Plantagen sind in Übereinstimmung mit den oben genannten Prinzipien 1-9 zu bewirtschaften. Wenn Plantagen auch eine Reihe sozialer und ökonomischer Vorteile liefern und dazu beitragen können, den globalen Bedarf an Forstprodukten zu befriedigen, sollen sie die Bewirtschaftung von Naturwäldern ergänzen, den Druck auf diese reduzieren und ihre Wiederherstellung und Erhaltung fördern. 28 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Länderrisiken für Investoren 5 Länderrisiken für Investoren Zusätzlich zu der betriebswirtschaftlichen Analyse und der Beurteilung der vier Projekte in Hinblick auf ihren Beitrag zum Schutz der Natur werden nachfolgend die mit einer Investition in die jeweiligen Länder verbundenen Investitionsrisiken untersucht. Die Analyse der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den untersuchten Ländern offenbarte große Unterschiede hinsichtlich der Risiken für Investoren.27 PwC Country Risk Model ermittelt Risikoprämien für das jeweilige Land Investitionen in diesen Ländern, wie auch in allen anderen Schwellenländern, sollten mit einem entsprechenden Risikoaufschlag kalkuliert werden. Die Höhe dieser Risikoprämie lässt sich näherungsweise ermitteln. Das PwC Country Risk Model ermöglicht eine solche Schätzung. Hierfür wird der Renditeabstand einer US-Dollar denominierten Anleihe des entsprechenden Schwellenlandes zu einer „risikofreien“ US-Staatsanleihe ermittelt. Die per Regressionsanalyse über einen längeren Zeitraum berechnete Differenz in der Rendite der beiden Anleihen gibt Aufschluss über das Ausfallrisiko der SchwellenlandAnleihe. Dieses Ausfallrisiko entspricht dem „Länderrisiko“ für Anleihen. Für Länder, in denen es keine Anleihen gibt, werden hilfsweise Ratings verwandt, die dann in Risikoprämien umgewandelt werden.28 Die Risiken für Direktinvestitionen im Land selbst sind jedoch deutlich höher als die Ausfallrisiken für Anleihen auf dem Weltmarkt. Daher stellen die folgenden Werte des PwC Country Risk Models die absolute Untergrenze einer angemessenen Risikoprämie dar. Je nach Art, Ort und Laufzeit der Investition kann das tatsächliche Länderrisiko unterschiedlich stark hiervon abweichen. 5.1 Namibia Relativ günstiges Investitionsklima, aber Risiko für ausländische Investoren durch Landreform Die Analyse der politischen Rahmenbedingungen in Namibia ergab ein relativ günstiges Ondangwa • Investitionsklima. Die wirtschaftlichen Aussichten Rundu • Namibias sind grundsätzlich positiv29. Im Grootfontfeit • regionalen Vergleich ist Namibia weiterhin eines der stabilsten und wirtschaftlich erfolgreicheren Namibia Gobabis Länder des afrikanischen Kontinents. Namibia BWA • • profitiert dabei vor allem von seiner strategisch Walvis Bay • Windhoek günstigen Lage als Nachbarland Südafrikas, dem Rehoboth • wirtschaftlichen Zentrum der Region. Auch die * Wolwedans politischen Rahmenbedingungen sind Keetmanshoop grundsätzlich günstig. Positiv zu bewerten ist die • Lüderitz • politische Stabilität im Land und das relativ große ZFA Maß politischer Freiheit. Gradmesser der Investorenfreundlichkeit der Regierung ist weiterhin die Zusammenarbeit mit dem IWF und dessen Bewertung der Wirtschaftspolitik. Die fortgesetzte Unterstützung des IWF ist daher ein wichtiges positives Signal für Investoren. Grundsätzlich gelten für ausländische Investoren die gleichen Vorschriften wie für in Namibia ansässige. Farmland darf von ausländischen Investoren jedoch nur bei Vorliegen einer Sondergenehmigung erworben werden. Ein – wenn auch begrenztes – Risiko für ausländische Investoren stellt die Landreform dar. Daher sollten Investitionen in den von der Landreform betroffenen Branchen, wie beispielsweise der Tourismusbranche, sorgfältig analysiert und mit einem entsprechenden Risikoaufschlag kalkuliert werden. Das oben beschriebene PwC Country Risk Model ermittelt für Namibia eine Risikoprämie von 1,6 %. Auf Grund der politischen Situation im Land kann dieser Wert für eine Direktinvestition deutlich höher ausfallen. Daher ist dieser Wert als Untergrenze einer angemessenen Risikoprämie anzusehen. AGO ZMB Katima Mulilo • 27 Die Aussagen und Analysen in diesem Kapitel beziehen sich im Allgemeinen auf Daten und Informationen, wie sie im Dezember 2005 vorlagen. Aktuelle Entwicklungen können die Situation vor Ort verändert haben, ohne dass wir hiervon Kenntnis bekommen haben. 28 Stehen keine Anleihedaten zur Verfügung, so kann eine vergleichbare Methodik auch mit Sovereign Credit Ratings angewandt werden. Die Ergebnisse sind vergleichbar. Vgl. : PricewaterhouseCoopers Economics (2005): „The PwC Country Risk Model“. 29 IMF (2006): „Namibia: Article IV Consultation with Namibia“. 29 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Länderrisiken für Investoren 5.2 Costa Rica Weitgehend günstiges Investitionsklima Die Analyse der politischen Rahmenbedingungen Costa Ricas ergab ebenfalls ein weitgehend günstiges Investitionsklima. Costa Rica ist die • Liberia älteste Demokratie Lateinamerikas, in der über Nicoya Jahre wirtschaftlicher Aufschwung von Costa Rica Puerto • Limón • Alajuela herausragenden sozialen Verbesserungen Puntarenas • • San José • begleitet wurde. In jüngerer Vergangenheit wirkten sich aber die nur langsam • • San Isidro voranschreitenden Reformen im öffentlichen Puerto PAN Quepos Sektor sowie Verzögerungen bei der Entwicklung Golfito des Finanzsektors auf die wirtschaftliche Lage • Lapa Rios des Landes negativ aus. Dadurch sind in jüngster * Zeit die kurz- und mittelfristigen makroökonomischen Risiken gestiegen. Besonders der Vertrauensverlust der Landeswährung bei der Bevölkerung wird von vielen Beobachtern als Problem angesehen.30 Sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Zukunftsprognosen deuten jedoch darauf hin, dass sich dieser negative Trend nicht fortsetzen wird. Es handelt sich bei Costa Rica um eine kleine, aber offene und freie Marktwirtschaft, die bestrebt ist, sich auch in Zukunft sowohl den amerikanischen als auch den EU-Märkten weiter zu öffnen. Sowohl die Sicherheitslage des Landes als auch das günstige Investitionsklima führten dazu, dass die Tourismusbranche, insbesondere der Naturtourismus, floriert. Inzwischen ist dieser Wirtschaftszweig der wichtigste Devisenbringer des Landes. Die Rechtsprechung garantiert Ausländern das uneingeschränkte Recht auf Erwerb von Grund und Boden sowie die uneingeschränkte Verfügbarkeit über Güter, Kapital und Gewinne. Für deutsche Investoren besteht außerdem ein Investitionsschutzabkommen. Ein potenzielles Risiko stellt das Gebrauchsrecht bei brachliegendem Land dar. Investitionen in Costa Rica sollten mit einer Risikoprämie von mindestens 1,7 % kalkuliert werden. NIC 5.3 Brasilien Einer der attraktivsten Wachstumsmärkte Brasilien ist durch die Demokratisierung, den Erfolg des wirtschaftlichen SUR COL Stabilisierungsprogramms „Plano Real“ und die zunehmende Integration des Landes in die • Belém • Manaus Weltwirtschaft zu einem der attraktivsten Fortaleza • * Precious WoodsRecife • Wachstumsmärkte geworden. Der Zeitpunkt für • Porto Velho Brazil ausländische Investitionen ist relativ günstig. Die PER wirtschaftspolitische Ausrichtung hat nach den Salvador • • Brasília Krisen der vergangenen Jahre das Vertrauen BOL Goiânia • internationaler Investoren wieder hergestellt.31 • Belo Horizonte Dennoch bleiben Risiken. Die makroökonomische PRY São Paulo • • Rio de Janeiro CHL • Curitiba Situation ist weiterhin abhängig von Wechselkursrisiken, und über den • Porto Alegre ARG wirtschaftspolitischen Kurs gibt es noch keinen Konsens in der brasilianischen Gesellschaft. Zwischen Brasilien und Deutschland wurde 1995 ein Investitionsschutzabkommen unterzeichnet, das am 30. April 1998 in Kraft getreten ist. Ausländer können in Brasilien ohne wesentliche Einschränkungen Firmen bzw. regionale Niederlassungen gründen oder sich an brasilianischen Unternehmen beteiligen.32 Die brasilianischen Gesetze garantieren die Gleichbehandlung ausländischer und inländischer Investoren. Ein mögliches Investitionsrisiko stellen die nach wie vor ungelösten Landnutzungskonflikte dar. VEN 30 GUY GUF IIF (2005): „Costa Rica Report“. EIU (2006): „Brazil Country Outlook“. 32 Hierbei können sowohl Minderheits- als auch Mehrheitsbeteiligungen erworben werden. 31 30 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Länderrisiken für Investoren Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die insbesondere die Provinz Pará betreffen, kann in Brasilien Grund und Boden erworben werden. Die Gesetze zur Land- und Waldnutzung in der Provinz Pará befinden sich derzeit in Überarbeitung. Investitionen in Brasilien sollten mit einer Risikoprämie von mindestens 4,7 % kalkuliert werden. 5.4 Malaysia Investitionsrisiken sind moderat; Wachstumsaussichten gut Islamisierung der Gesellschaft und Korruption trüben das Bild Malaysia hat nach der asiatischen Währungskrise seine Position als THA Kota • „Tigerstaat“ behauptet. Wenngleich Baharu Kundat Kuala • Terengganu die außergewöhnlich hohen BIPTaiping • • Kuching Miri Wachstumsraten der Vorkrisenzeit Malaysia • Lumut • • Schrader * inzwischen der Vergangenheit •• Kuala Lumpur • Bontulu Klang Melaka • Sibu angehören, so ist die in den • Kuching Johor Bahru • • kommenden Jahren zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung dennoch IDN IDN dynamisch und viel versprechend.33 Die Investitionsrisiken sind moderat, sollten aber sorgfältig untersucht werden. Denn abhängig von der Branche und der Art der Investition können die Konditionen im Land stark abweichen. Auch werden die bestehenden Regeln für ausländische Investitionen unter Umständen genau dann angepasst, wenn ausländische Unternehmen in ihrem Markt eine führende Marktstellung einnehmen und die einheimische Konkurrenz an Boden verliert. Die politischen und makroökonomischen Risiken sind dennoch begrenzt. Die Amtsübergabe des seit den 80er Jahren die Geschicke des Landes bestimmenden Premierministers Mahathir an seinen Nachfolger ist gelungen. Die Regierungspartei UMNO sitzt fester im Sattel denn je. Wenngleich dies angesichts der islamistisch dominierten Opposition eine gute Nachricht für Investoren ist, so ist das Fehlen einer pluralistischen politischen Landschaft dennoch langfristig bedenklich. Malaysia kommt auf dem Weg zu einer pluralistischen Demokratie nur sehr langsam voran. Die größten Risiken bergen die ethnischen Spannungen im Land, islamistische Tendenzen und die Korruption. Für Investoren bietet Malaysia mit den genannten Einschränkungen dennoch ein günstiges Umfeld. Seit 1963 ist ein Investitionsschutzabkommen zwischen Deutschland und Malaysia in Kraft. Diese positiven Rahmenbedingungen spiegeln sich auch in der sehr geringen Risikoprämie für Investitionen in Malaysia wider. Das PwC Country Risk Model ermittelt einen Wert von lediglich 0,3 % als Risikoprämie für eine Investition im Land. VNM PHL Insgesamt ergab sich damit für die betrachteten Länder ein positives Bild hinsichtlich der mit einem Investment in dieses Länderportfolio verbundenen Chancen und Risiken. Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland Generell existiert die Möglichkeit, Investitionen in Entwicklungs-, Schwellen- und Reformländer durch Investitionsgarantien der Bundesrepublik Deutschland gegen politische Risiken abzusichern. 33 EIU (2006): „Malaysia Risk - Risk Overview“. 31 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Chancen und Risiken 6 Chancen und Risiken 6.1 Naturtourismus Chancen: Tourismus einer der bedeutendsten und dynamischsten globalen Wirtschaftszweige Chancen ergeben sich für die Projekte im Bereich Naturtourismus aus dem von der WTO erwarteten langfristigen Wachstum der Tourismusbranche: Weltweit beschäftigt diese (direkt und indirekt) mit rund 221 Millionen Menschen rund 8 % aller Arbeitnehmer. Zwischen 2003 und 2004 wuchs die Zahl der Ankünfte weltweit um fast 11 % auf die Rekordanzahl von 763 Millionen. Für die nächsten 10 Jahre prognostiziert der World Travel and Tourism Council ein jährliches Wachstum der Wirtschaftstätigkeit im Tourismusbereich (direkt und indirekt) von durchschnittlich 4,6 %.34 Prognosen zufolge werden die Regionen Ostasien/Pazifik, Südasien, der Mittlere Osten und Afrika das größte Wachstum verzeichnen.35 Abb. 17 Aktivitäten im NamibRand Naturreservat Naturtourismus mit zunehmend größerer Bedeutung Der Naturtourismus erlangt durch seine stetig wachsende Nachfrage eine zunehmend größere Bedeutung innerhalb der Tourismusbranche. Ein gestiegenes Umweltbewusstsein sowie ein wachsendes Interesse der Reisenden an der Natur haben zu dieser Entwicklung beigetragen. So ist z. B. für 78 % der Deutschen, die nach den US-Amerikanern weltweit den wichtigsten Entsendemarkt bilden, das Erleben von Natur ein wichtiges oder sehr wichtiges Urlaubsmotiv; 41 % von ihnen besuchen während ihres Urlaubs Naturattraktionen.36 Der Anteil des Naturtourismus am Welttourismus wird mit 4,4 Millionen Ankünften auf rund 6 % geschätzt37. Er ist mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 10 % bis 15 % das am schnellsten wachsende Segment des internationalen Tourismusmarktes. Entwicklungsländer als wichtige Zielgebiete des Naturtourismus Insbesondere Entwicklungsländer haben sich als wichtige Zielgebiete des Naturtourismus etabliert. Während 1950 die 15 wichtigsten touristischen Zielgebiete, die alle in WestEuropa und Nord-Amerika lagen, noch 97 % der weltweiten Ankünfte ausmachten, ist ihr Anteil heute auf 62 % zugunsten von Entwicklungsländern und Schwellenländern gefallen.38 Im Jahr 2002 hatten Entwicklungsländer mit knapp 132 Millionen touristischen 34 WTTC (2005): „The 2005 Travel and Tourism Economic Research”, S. 14. Ebd.. F.U.R (2001): „Reiseanalyse 2001“ sowie World Tourism Organization (2002): „Tourism Highlights 2002“. 37 Ebd., bezogen auf das Jahr 2004. 38 WTTC (2002): „Industry as a partner for sustainable development”. 35 36 32 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Chancen und Risiken Ankünften und rund € 75 Mrd. erzielten Brutto-Deviseneinnahmen jeweils etwa einen Anteil von 19 % am Welttourismusmarkt.39 Risiken: Sicherheitslage, Krankheiten, Landreform Mögliche Risiken leiten sich aus einer Verschlechterung der Sicherheitslage in der jeweiligen Region durch Terroranschläge, ethnische Spannungen oder Kriege sowie dem Auftreten von Krankheiten wie zum Beispiel SARS und der Vogelgrippe ab. Ein weiteres Risiko für ausländische Investoren stellen Bestrebungen zur Landreform (wie im Falle von Namibia) oder das „Gebrauchsrecht“ von brachliegendem Land (wie im Falle von Costa Rica) dar. Insofern kommt der Analyse der möglichen politischen Risiken eine große Bedeutung zu. Abb. 18 39 Oryx bei Wolwedans World Tourism Organization (2003): „Tourism Highlights”. 33 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Chancen und Risiken 6.2 Nachhaltige Forstwirtschaft Chancen: Nachfrageüberhang für zertifizierte Tropenhölzer Chancen in der nachhaltigen Forstwirtschaft ergeben sich vor allem aus dem erwarteten Nachfrageüberhang für zertifizierte Tropenhölzer. Laut Schätzungen der FAO wird der Bedarf an industriellem Rundholz im Jahr 2010 im Vergleich zum Jahr 1996 um rund 25 % gestiegen sein. Nach Angaben der UNECE und FAO werden Marktpreisprämien für FSCzertifizierte, gesägte Harthölzer zwischen 12 % und 20 % erzielt. Dabei wird erwartet, dass sich diese Marktpreisprämien im Bereich hochwertiger Tropenhölzer auf längere Zeit halten werden, da in diesem Marktsegment die Nachfrage das Angebot nachhaltig übersteigt. Umfangreiches Portfolio an zu erntenden Holzsorten Ferner ergibt sich im Bereich der Naturwaldbewirtschaftung ein umfangreiches Portfolio an zu erntenden Holzsorten. Im Absatzbereich besteht daher die Chance, durch eine Verlagerung von Mengen zu Produkten mit höheren Deckungsbeiträgen zu höheren Erträgen zu gelangen. Abb. 19 Risiken: politische Rahmenbedingungen und illegaler Einschlag 34 Rundstäbeproduktion bei Precious Woods Risiken ergeben sich, ähnlich wie beim Naturtourismus, vor allem aus den politischen Rahmenbedingungen im Land. Wie das Beispiel von Precious Woods Pará zeigt, stellen der illegale Einschlag und damit verbundene zukünftige Umsatzverluste ein erhebliches Risiko für die nachhaltige Forstwirtschaft dar. Andererseits ist gerade der Schutz des Naturwaldes Ziel des Projektes. Dieser Gefahr kann daher nicht durch eine Verlagerung des Standortes, sondern lediglich durch eine mit Kosten verbundene Überwachung begegnet werden. Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 20 Chancen und Risiken Vermessung der Bäume zur Ermittlung der Wachstumsraten bei Precious Woods Identifikation aller Landnutzungsrechte vor dem Erwerb Zu den Risiken beim Erwerb von Waldflächen gehört ferner, dass möglicherweise nicht alle Landnutzungsrechte vor dem Erwerb identifiziert werden können und somit im Nachhinein Ansprüche geltend gemacht werden. Das Beispiel Precious Woods zeigt außerdem, dass sich auch aus Korruption und Veränderungen in den administrativen Strukturen im Land, die mit einer verzögerten Erteilung von Behördenbestätigungen verbunden sein können, Risiken ergeben. Insbesondere FSC-zertifizierte Unternehmen, die sich strikt an die Gesetze und Vorschriften im Land halten, sind von diesen Verzögerungen stark betroffen. Chancen und Risiken aus Wechselkursschwankungen Sowohl Chancen als auch Risiken ergeben sich aus Wechselkursschwankungen. Werden die Exportverkäufe in US Dollar abgewickelt, während die Personalkosten in Lokalwährung vergütet werden, beeinflusst jeglicher Anstieg des Wechselkurses der Lokalwährung gegenüber dem US Dollar die erzielbare Bruttomarge negativ, ein Wertverlust beeinflusst die Bruttomarge positiv. Planung der Wachstumsrate Weitere Chancen und Risiken ergeben sich aus der Planung der Wachstumsrate. Die angestrebte Ernteintensität setzt eine natürliche Wachstumsrate in gleicher Höhe voraus. Ob diese Rate unter- oder überschritten wird, kann nur im Nachhinein durch die Erfahrung des Betriebes überprüft werden und beinhaltet sowohl das Risiko einer nachhaltig geringeren Ausbringungsmenge als auch die Chance einer höheren Ausbringungsmenge. 35 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wesentliche Erfolgsfaktoren 7 Wesentliche Erfolgsfaktoren Auf der Basis der untersuchten Referenzprojekte konnten Erfolgsfaktoren identifiziert werden, die für eine erfolgreiche Umsetzung weiterer Projekte maßgeblich erscheinen. 7.1 Naturtourismus Im Folgenden werden zunächst die maßgeblichen Erfolgsfaktoren für touristisch orientierte Konzepte dargestellt. Abb. 21 Landschaft bei Wolwedans Attraktivität und Erreichbarkeit des Zielgebietes Als wesentlicher Faktor konnte dabei zunächst die Attraktivität des Zielgebietes identifiziert werden. Die touristische Anziehungskraft eines Standortes kann durch das Vorhandensein touristisch interessanter Ökosysteme (wie Wälder und Korallenriffe in dem untersuchten Projekt in Costa Rica) oder Landschaftsformen (wie Gebirge und Wüsten im untersuchten Projekt in Namibia), aber auch durch die Möglichkeit zur Ausübung bestimmter Aktivitäten (z. B. Wandern, Tierbeobachtung, Tauchen) gewährleistet sein. Eine wesentliche Rolle spielt aber auch die Erreichbarkeit des Zielgebietes aus den Hauptentsendegebieten und eine entsprechend günstige Lage hinsichtlich der Zeitzonen (d.h. möglichst wenig Zeitumstellung) sowie gute klimatische Bedingungen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Sicherheit der Touristen und die politische Stabilität der Region. Des Weiteren wirkt sich eine vorhandene medizinische Grundversorgung positiv aus. Mindestgröße Ferner konnte die Einhaltung einer Mindestgröße der touristisch genutzten Flächen als Erfolgsfaktor identifiziert werden. Konzepte, die auf die Anziehungskraft des vorhandenen Ökosystems abstellen und die eine hohe Dichte an natürlichen Attraktionen aufweisen, bedingen dabei einen geringeren Flächenbedarf als Angebote, welche auf dem Erleben bestimmter Landschaftsbilder basieren (15 ha Regenwald gegenüber 1.100 ha Wüste pro Gast). Wolwedans Lapa Rios Genutzte Fläche (ha) 36.000 Gästekapazität (Betten) Verfügbare Fläche je Gast (ha) Tab. 3 40 36 Kapazität und Fläche der Tourismusreferenzprojekte. Seit 2005 insgesamt 36. 41 1.000 40 64 1.100 15 32 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wesentliche Erfolgsfaktoren Zusammenschluss mehrerer Flächen zu einem privaten Naturschutzgebiet Positive Größeneffekte können zum Beispiel durch die Anbindung an andere, ebenfalls nachhaltig genutzte Flächen und den Zusammenschluss mehrerer Flächen zu einem privaten Naturschutzgebiet erzielt werden (größerer Lebensraum für den Wildbestand, verbesserte Außenwirksamkeit). Neben dem spezifischen Landpreis und den Investitionen in die Gebäude bestimmt die Größe des zu erwerbenden Landes außerdem die zu erbringende Anfangsinvestition. Langfristige Sicherung der notwendigen Landnutzungsrechte Für den Erfolg eines Tourismusprojektes ist ferner die langfristige Sicherung der notwendigen Landnutzungsrechte maßgeblich. Die damit zusammenhängende strategische Entscheidung zwischen dem Erwerb des Landes oder den Erwerb entsprechender Nutzungsrechte ist vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen vor Ort einerseits und den für die Anfangsinvestition zur Verfügung stehenden Mitteln und den Kapitalkosten der Investoren andererseits zu treffen. Befindet sich das Land in Staatsbesitz, kann sich eine Verknüpfung der Höhe der Pacht mit den Umsätzen des Projekts als vorteilhaft erweisen, wenn dadurch das Interesse des Staates am Gelingen des Projektes erhöht wird. Exklusivität des Zutritts- und Nutzungsrechtes Abhängig von dem beabsichtigten Nutzungskonzept kann die Exklusivität des Zutritts- und Nutzungsrechtes für den wirtschaftlichen Erfolg des Geschäftskonzeptes notwendig sein, um die touristische Attraktivität und den beabsichtigten Naturschutzeffekt sicherzustellen. Die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen müssen eine entsprechende Vertragsgestaltung ermöglichen und die daraus resultierenden Ansprüche durchsetzbar machen. Wenn dies nicht oder nur bedingt gewährleistet ist, sind die benötigten Rechte nur durch den Erwerb des Landes sicherzustellen. Die standortspezifischen Unterschiede der untersuchten Projektkonzeptionen sind im Folgenden zusammengefasst dargestellt: Wolwedans Lapa Rios Touristisches Nutzungskonzept Erlebnis eines weitläufigen Landschaftsbildes Erlebnis des Ökosystems Regenwald Fläche große bewirtschaftete Fläche, kaum Renaturierung kleine bewirtschaftete Fläche, keine Renaturierung Lage, Infrastruktur Infrastrukturanbindung über Straßennetz (ca. 5-6 Std. Fahrzeit vom internationalen Flughafen), Landemöglichkeit für Kleinflugzeuge gegeben (Shuttleservice), sehr gute Erreichbarkeit für südafrikanische Kunden; sonst relativ großer Anreiseaufwand Gute Infrastrukturanbindung (Flughafennähe), kurze Anreisedauer für nordamerikanische Kunden, geringer Anreiseaufwand Flächennutzungsrecht Flächennutzung erfolgt über Konzessionszahlungen an externe (aber gesellschaftsrechtlich verbundene) Unternehmen Flächennutzung durch Erwerb Investitionsvolumen im Verhältnis zur Fläche geringes Investitionsvolumen im Verhältnis zur Fläche hohes Investitionsvolumen Tab. 4 41 42 Standortspezifische Unterschiede der Referenzprojekte. 42 Quelle: PwC Quelle: PwC 37 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Nachhaltige operative Profitabilität Wesentliche Erfolgsfaktoren Die untersuchten Projekte unterscheiden sich in ihrer Betriebsphase hinsichtlich ihrer nachhaltigen operativen Profitabilität. Die wesentlichen Einflussfaktoren sind dabei die mögliche Maximalkapazität, die durchschnittliche Auslastung, die durchschnittlich durchgesetzten Tagesraten sowie die zusätzlichen Umsätze pro Gast (Speisen und Getränke, Führungen, Touren und Transfers). Wolwedans Lapa Rios Durchschnittliche Auslastung (nachhaltig) Durchschnittliche Tagesrate (nachhaltig) Tab. 5 Auslastung und Tagesraten der Referenzprojekte. Abb. 22 Wolwedans, Diner 56 % 70 % 165 Euro 200 Euro 43 Erbringung qualitativ hochwertiger touristischer Leistungen Einen positiven Einfluss auf die erzielbaren Tagesraten hat dabei eine strategische Ausrichtung auf die Erbringung qualitativ hochwertiger touristischer Leistungen, wie beispielsweise geführte Touren. Die damit verbundene Personalintensität ist in Ländern mit geringen Personal- und Lebenshaltungskosten mit verhältnismäßig geringem Aufwand verbunden. Auch die Platzierung eines Markennamens – wie zum Beispiel im Falle von Wolwedans gelungen – hat einen positiven Einfluss. Und schlussendlich kann durch eine Begrenzung der maximalen Bettenzahl im Reservat nicht nur der Naturschutz, sondern auch der exklusive Charakter der Unterkünfte sichergestellt werden. Mindestkapazität der Unterkünfte Auf der Kostenseite ergeben sich außerdem Skaleneffekte aus der Erreichung einer Mindestkapazität der Unterkünfte. Zusätzliches Renditepotenzial ergibt sich außerdem aus einer möglichst kurzen Anlaufphase und einem Verzicht auf den Landerwerb sowie aus einem relativ hohen Anteil variabler Vergütungsbestandteile bei den Personalkosten, um unterjährige, klimatisch bedingte Auslastungsschwankungen auszugleichen. 43 38 Quelle: PwC Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 23 Wesentliche Erfolgsfaktoren Dienstleistungsteam in Lapa Rios Zusätzliche Dienstleistungen Das Beispiel Lapa Rios weist darauf hin, dass die Profitabilität reiner Tourismuskonzepte durch zusätzliche Dienstleistungen und die damit verbundenen Erträge gesteigert werden können. Know-how aus der Tourismus- und Hotelleriebranche Schlussendlich wird der Erfolg der Tourismusprojekte auch durch die Fähigkeit des Managements beeinflusst, die Anforderungen der Zielmärkte zu erkennen und den Geschäftsbetrieb dementsprechend auszurichten und zu führen. Die Überwachung der operativen Leistungserbringung erfordert darüber hinaus ein möglichst hohes Maß an Know-how aus der Tourismus- und Hotelleriebranche. Die Unterschiede bezüglich der operativen Charakteristika sind in der folgenden Tabelle dargestellt: Wolwedans Lapa Rios Strategische Ausrichtung Qualitativ hochwertiges und hochpreisiges touristisches Angebot Qualitativ hochwertiges und hochpreisiges touristisches Angebot Anlaufphase längere Anlaufphase (7 Jahre) mit schrittweisem Aufbau der Kapazität kurze Anlaufphase durch zügige Umsetzung der geplanten Investitionen und schnelles Erreichen der benötigten Kapazität und Auslastung bei angestrebtem Preisniveau Profitabilität des operativen Geschäftes geringere Tagesraten und Auslastungsquoten, geringere Erträge aus zusätzlichen Angeboten, entwickeltes Marketingkonzept hohe Tagesraten und Auslastungsquoten, hohe Erträge aus zusätzlichen Angeboten, Hotellerieexpertise des Managements Projektrendite 10 % 25 % Tab. 6 44 44 Unterschiede der Tourismusprojekte hinsichtlich der operativen Profitabilität. Quelle PwC 39 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wesentliche Erfolgsfaktoren 7.2 Nachhaltige Forstwirtschaft Bei den Nutzungskonzepten Naturwaldbewirtschaftung und forstwirtschaftliche Plantagenbewirtschaftung kommt – wie bei den touristisch orientierten Konzepten auch – der Auswahl des Standortes eine wesentliche strategische Bedeutung zu. Unabhängig von der unterschiedlichen Nutzung sind bei der Auswahl der Flächen folgende Faktoren zu berücksichtigen: Faktoren zur Auswahl der Flächen ● ● ● ● natürliche Gegebenheiten, wie klimatische Bedingungen und Bodenqualität und geringe Wahrscheinlichkeit von Schadensfällen durch Waldbrände oder Stürme als Einflussfaktor für Erntemenge und -qualität, vorhandene Infrastruktur und die Anbindung der Waldfläche an die weiterverarbeitende Industrie bzw. die internationalen Absatzmärkte sowie die Nähe zu Arbeitskräften, langfristige Rechtssicherheit in Hinblick auf den Landerwerb oder den Erwerb von Landnutzungsrechten (wie bereits für die Tourismuskonzepte erläutert), politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Zielregion in Hinblick auf die Stabilität der Region sowie Akzeptanz der lokalen Bevölkerung für die forstwirtschaftliche Nutzung des Zielgebietes. Die standortspezifischen Unterschiede der forstwirtschaftlichen Projekte sind in der nachfolgenden Tabelle zusammenfassend dargestellt: Forstwirtschaftliches Nutzungskonzept Precious Woods Pará Schrader Forest Management Nachhaltige Naturwaldbewirtschaftung nach den Standards des FSC Nachhaltige Plantagenbewirtschaftung nach den Standards des FSC zur Generierung eines Tropenmischwaldes sowie Weiterverarbeitung der geernteten Hölzer zu Schnittholz und Kleinteilen Naturwaldbewirtschaftung und Anbau von Medizinalpflanzen Kernkompetenz Einschätzung des Waldbestandes Ausarbeitung des Bewirtschaftungsplans Ernte im Naturwald (low impact logging) Einschätzung der zur Aufforstung zur Verfügung stehenden Fläche Auswahl, Zusammenstellung, Anordnung und Pflege der Pflanzen Ernte des Plantagenbestandes Lage, Infrastruktur Naturwaldfläche im brasilianischen Bundesstaat Pará Gute klimatische Bedingungen, hohe Qualität der Stämme Entfernung der Ernteregion zur Weiterverarbeitung rd. 350 km bestehende Akazienmonokulturen, Neuanpflanzungen zwischen 2001 und 2004, Naturwaldflächen im malaysischen Bundesstaat Selangor (50 km nordwestlich von Kuala Lumpur) Flächengüte inhomogen, gute klimatische Bedingungen Gute Infrastrukturanbindung zur Weiterverarbeitung und zu einem Exporthafen Fläche in ha Besitzrechte an 76.000 ha Naturwald 3.800 ha Plantagenflächen Nutzung weiterer Waldflächen geplant 1.200 ha Naturwald Erntemenge m / Jahr 132.000 (Output bezogen: 95.000) 61.800 spez. Erntemenge 3 m /ha im Jahr Naturwald: 3 3 22 m /ha / 30 a = 0,73 m / ha*a (Output bezogen) Plantage: nachhaltig 15 m /ha*a Flächennutzungsrecht schrittweiser Erwerb von Besitzrechten oder Konzessionen nach Klärung von evtl. bestehenden Nutzungsrechten Dritter Landpacht mit 60 Jahren Laufzeit, fester Pachtanteil wächst von T€ 7 auf T€ 25, variabler Anteil beträgt 4 % des Umsatzes 3 Tab. 7 Naturwaldbewirtschaftung: größere Fläche nötig Naturwald: 4 m /ha*a Vergleichende Darstellung der standortspezifischen Charakteristika der Forstprojekte. 45 Da sich ein tropischer Naturwald zumeist durch eine große Artenvielfalt und einen heterogenen Bestand vermarktungsfähiger Hölzer auszeichnet, ist für die 45 40 3 3 Quelle: PwC Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wesentliche Erfolgsfaktoren Naturwaldbewirtschaftung im Vergleich zur Plantagenbewirtschaftung bei vergleichbaren Erntemengen eine um ein Vielfaches größere Fläche notwendig. Abb. 24 Neuanpflanzung der Plantagen bei Schrader Wertschöpfungstiefe in Abhängigkeit vom Absatzmarkt anpassen, Anbindung an einen Exporthafen Ferner ist die Wertschöpfungstiefe in Abhängigkeit vom Absatzmarkt anzupassen. Je größer die Wertschöpfungstiefe in der Produktion, desto flexibler kann auf Markt- und Marktpreisveränderungen reagiert werden, indem das Produktsortiment an die aktuelle Nachfragesituation angepasst wird. Für die Stabilität des Vertriebskonzeptes erweist sich ferner eine gesellschaftliche Anbindung zum Hauptabnehmer als strategischer Vorteil. Durch eine gute Anbindung der Ernteflächen an einen Exporthafen mit international tätigen Reedereien kann eine höhere Anzahl von Absatzmärkten bedient werden. Forstwirtschaftliches Know-how Als vorteilhaft erweist sich außerdem die Tatsache, dass die Initiatoren der Vorhaben in beiden Fällen auf vorhandene forstwirtschaftliche Kompetenz in Bezug auf die Auswahl der Fläche und die Bewirtschaftung bis hin zur Ernte zurückgreifen konnten. Dieses Wissen wurde entweder durch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und die Bewirtschaftung von Referenzflächen oder durch vorangegangene Vorhaben erworben. Ferner konnte in vorangegangenen (Referenz-) Projekten bereits eine Vertrauensbasis bei den zuständigen Behörden und Zertifizierungsstellen aufgebaut werden. Die Rentabilität der untersuchten forstwirtschaftlichen Projekte wird im Wesentlichen von der Höhe der notwendigen Anfangsinvestition, der Länge der Anlaufphase und der nachhaltigen Profitabilität des operativen Geschäfts beeinflusst. Länge der Anlaufphase Die Länge der Anlaufphase unterscheidet sich bei den beiden betrachteten forstwirtschaftlichen Nutzungskonzepten deutlich. Da im Falle der Naturwaldbewirtschaftung eine bereits natürlich bewaldete Fläche erworben wird, kann schon ab dem ersten Betriebsjahr mit der Ernte begonnen werden. Bei forstwirtschaftlichen Plantagenprojekten beträgt der Zeitraum zwischen Pflanzung und erster Ernte mehrere Jahre. Die Länge der Wachstumsphase der Pflanzungen ist von den natürlichen Wachstumsbedingungen, den zum Einsatz kommenden Baumarten und den abzusetzenden Produkten abhängig. 41 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Abb. 25 Wesentliche Erfolgsfaktoren FSC-Seminar bei Precious Woods Zertifizierung durch den FSC Ferner unterscheiden sich die beiden Projektkonzeptionen in ihrer Betriebsphase hinsichtlich ihrer nachhaltigen operativen Profitabilität. Dabei sind die erzielbaren Marktpreise und die mit der Ernte und Weiterverarbeitung zusammenhängenden Kosten ausschlaggebend. Auf den zu erzielenden Marktpreis wirkt sich eine Zertifizierung durch den FSC positiv aus. Die Erntekosten sind im Plantagenprojekt aufgrund des dichteren Baumbestandes und der vorhandenen Infrastruktur niedriger. Nicht monetäre Ziele, wie der Schutz besonders wertvoller, bestehender Naturwaldflächen Als zusammenfassende Kennzahl wurde die Projektrendite ermittelt. Diese weist für das Plantagenbewirtschaftungskonzept die höhere Rendite im Bereich der Forstwirtschaft aus. Neben der Rendite können bei der Auswahl der Projekte aber auch nicht-monetäre Ziele, wie der Schutz besonders wertvoller, bestehender Naturwaldflächen, angeführt werden. Hinsichtlich der dargestellten Projektkonzeptionen ist zum Beispiel in diesem Falle eine Entscheidung zwischen Aufforstung und Bestandsschutz zu treffen. Zeitliche Struktur der Zahlungsströme Die Projekte weisen ferner eine unterschiedliche zeitliche Struktur der Zahlungsströme auf. Während das Naturwaldprojekt durch den Erwerb der Waldflächen eine hohe Anfangsinvestition mit frühen Rückflüssen bedingt, erstreckt sich die Investition in ein Plantagenprojekt über die gesamte Pflanzungsphase; Rückflüsse werden hauptsächlich erst nach der Wachstumsphase generiert. Risikostruktur Schließlich sind die Projektkonzeptionen auch von einer unterschiedlichen Risikostruktur gekennzeichnet. Innerhalb des betrachteten Plantagenprojektes liegt ein Hauptrisiko im prognostizierten Wachstum der Pflanzungen und der zukünftigen Preisentwicklung der entsprechenden Hölzer. Bei der Naturwaldbewirtschaftung kann hingegen kurzfristig mit der Vermarktung der geernteten Hölzer begonnen werden. 42 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Wesentliche Erfolgsfaktoren Die wesentlichen Einflussfaktoren auf die operative Profitabilität der forstwirtschaftlichen Projekte sind in der nachfolgenden Tabelle zusammenfassend dargestellt: Investition in Baumbestand Precious Woods Pará Schrader Forest Management Kauf von bestehenden Waldflächen Übernahme Beteiligung (Kompensation von Aufforstungskosten vor 2004) in Höhe von 2 Mio. Euro rd. 7,2 Mio. Euro Investition in Planzungen 2,4 Mio. Euro für Planzungen nach 2004 Weitere Investition Sägewerk und Kleinteilefertigung Kauf von Erntemaschinen Infrastruktur in Form von Straßen, Wegen und Flusshafenanlagen Platzierungskosten (Kosten für Neuanpflanzungen nach 2004 im Aufwand enthalten) Unterkünfte für die Waldarbeiter einschließlich Landebahn für Kleinflugzeuge Gesamtes Investitionsvolumen 11,5 Mio. Euro 6,8 Mio. Euro (nach Anrechnung reinvestierter Erträge 3,5 Mio. Euro) Anlaufphase positives Betriebsergebnis ab dem 2. Betriebsjahr positives Betriebsergebnis ab dem 9. Betriebsjahr FSC-Zertifizierung ab dem 2. Betriebsjahr Nachhaltiges Ernteniveau im 19. Betriebsjahr erreicht. Finanzierung der Neuanpflanzungen durch die Rodung der bestehenden Monokultur Nachhaltiges Ernteniveau im 24. Betriebsjahr erreicht Umsatz pro Jahr nach Erreichen der angestrebten Erntemenge 6,76 Mio. Euro Absatzpreise Rundholz: 25 Euro/m 3 Akazien: 19,5 Euro/m3 3 Schnittholz lokal: 42 Euro/m Schnittholz f. Export: 341 Euro/m Kleinteile: 531 Euro/m 3 Plantagenholz: 17,5 bis 200 3 Euro/m Durchschnittlich: 98 Euro/m 3 Rammpfähle: 161 Euro/m Profitabilität des operativen Geschäfts nach Ablauf der Wachstumsphase 6,47 Mio. Euro nachhaltige Profitabilität von rd. 25 % bis 35 % wird ab dem 2. Betriebsjahr erreicht große Unterschiede zwischen Aufwuchs und Erntephase Einflussfaktoren sind: Wesentliche Einflussfaktoren sind: geringere spezifische Erntemenge 3 Erntekosten: 20 Euro/m (auf Rundholz bezogen inkl. Transport zum Rundholzlager) Zeitliches Auseinanderfallen der Aufwendungen und Erträge Höhere spez. Erntemenge Erntekosten: 21 Euro/m Tab. 8 3 3 Vergleichende Übersicht zur geplanten Profitabilität der forstwirtschaftlichen Projekte. 3 46 Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde ein Vorschlag für eine Unternehmensstruktur erarbeitet, der unter Berücksichtigung der aktuellen Markt- und Wettbewerbssituation für nachhaltige Investitionen in Deutschland die weltweite Umsetzung derartiger Projekte durch privatwirtschaftliche Investitionen ermöglicht. 46 Quelle: PwC 43 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Möglichkeiten der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung 8 Möglichkeiten der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung Die vorliegende Untersuchung ergab, dass es für den WWF Deutschland oder eine andere Naturschutzorganisation als Initiator oder auch als Investor sinnvoll sein kann, von ihm ausgewählte Projekte zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in einer wirtschaftlich profitablen Art und Weise umzusetzen, und das hierfür erforderliche Kapital von privaten Investoren einzuwerben (sogenannte „Sustainable Investments“). Emission Vorzugsaktien Dotierung Gründet Stiftung Holding AG Hält Stimmrecht Kontrolliert Aufsichtsrat Rating 1 Rating 2 Erwirbt Land? • Gründet Tochtergesellschaften Verpachtet? • Vergibt Franchising • Schafft Anreizeffekte + Sozial-ökologisch konform + Vertrauensbildend + Steuerwirksam - Eher inflexibel - Aufwand - Gewinnerzielung? Sustainable Investments Abb. 26 Zentrales gesellschaftsrechtliches Element Gesellschaftsrechtliche Struktur für „Sustainable Investments“. 47 Zentrales gesellschaftsrechtliches Element für die Durchführung solcher Investitionen kann eine deutsche Aktiengesellschaft sein (Holding AG). Die Kontrolle über die Holding AG kann durch eine von der Naturschutzorganisation errichtete Stiftung und/oder die Naturschutzorganisation selbst als Aktionär sichergestellt werden. Zudem kann die Naturschutzorganisation die Holding über den Aufsichtsrat überwachen. Die Holding führt die Projekte nicht selbst durch. Dies wird über einzelne operative Tochtergesellschaften in den jeweiligen Ländern erfolgen. Die Holding finanziert die einzelnen Projekte der Tochtergesellschaften über Eigen- und Fremdkapital. Die Aufnahme von Investoren erfolgt auf Ebene der Holdinggesellschaft zum Beispiel durch die Ausgabe von Vorzugsaktien oder möglicherweise anderen Beteiligungsformen (z.B. Wandelanleihe, Mezzanine Kapital etc.). Bei Bedarf sollte es möglich sein, dass Investoren sich direkt an einzelnen Projektgesellschaften beteiligen. Über die Einflussnahme auf die Holding AG durch die Stiftung bzw. die Naturschutzorganisation selbst ist sichergestellt, dass die ökologischen Prinzipien in der Holding und den einzelnen Tochtergesellschaften dauerhaft gewährleistet werden. Die Investitionsbereitschaft von privaten Investoren beruht – neben der nachweislich positiven Unternehmensdarstellung über eine Kooperation mit einer Naturschutzorganisation – im Wesentlichen auf der Erwartung eines positiven „return of investment“ in Form eines Veräußerungsgewinns oder durch laufende Dividenden oder Zinserträge. Diese Erwartungen können über die vorgesehene Struktur erfüllt werden. Steuerliche Sicht Aus steuerlicher Sicht ist auf Ebene der Stiftung zunächst zu prüfen, ob diese als gemeinnützige Stiftung oder als wirtschaftliche Stiftung ausgestaltet werden soll. Soweit Ersteres der Fall ist, ist im Rahmen der Investition abzustimmen, ob die Beteiligung an der 47 44 Quelle: Gramlich, Dieter / Arbeitsgruppe Sustainable Investments / PwC Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Möglichkeiten der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung Holding AG als so genannter „wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb“ ausgestaltet wird. Dies ist bei einer tatsächlichen Einflussnahme der Stiftung auf die laufende Geschäftsführung der Holding AG der Fall. Aktiengesellschaft oder Kommanditgesellschaft Auf Ebene der Holdinggesellschaft ergeben sich unterschiedliche Besteuerungsfolgen, je nachdem ob diese als Aktiengesellschaft oder als Kommanditgesellschaft ausgestaltet ist. Aufgrund des geplanten Auslandsbezuges über einzelne ausländische Tochter- oder Beteiligungsunternehmen wird empfohlen, die Holding als Aktiengesellschaft auszugestalten. Dies ist insofern vorteilhaft, als die Aktiengesellschaft regelmäßig den Schutz von Doppelbesteuerungsabkommen genießt. Zudem sind Dividendenerträge und Veräußerungsgewinne im Regelfall zu 95 % steuerbefreit.48 Die steuerliche Geltendmachung von Anlaufverlusten kann zwar nicht über Direktbeteiligungen, jedoch über zusätzliche anderweitige Gestaltungen erreicht werden. Veräußerbarkeit einer Beteiligung Von erheblicher Bedeutung und damit auch vorteilhaft für die Aktiengesellschaft wird die Frage der Veräußerbarkeit einer Beteiligung seitens der Investoren sein. Auch insofern ist die Veräußerung von Aktien für die Investoren regelmäßig steuerlich vorteilhaft. Unabhängig von den steuerlichen Fragen sollte die Gesamtkonstruktion bereits von Anfang an den Investoren Ausstiegsmöglichkeiten innerhalb eines mittelfristigen Investitionszeitplans (5 bis 10 Jahre) ermöglichen. Zusammengefasst stellen sich die wesentlichen gesellschafts- und steuerrechtlichen Gestaltungsparameter für die Naturschutzorganisation und die Investoren in Bezug auf die zu schaffende Struktur nach unserer Auffassung wie folgt dar: ● ● ● ● ● Umfassendes Länder- und Projektportfolio anerkannt handhabbare Gesellschaftsform, ausgewogenes Verhältnis zwischen der fortlaufenden Durchsetzung der ökologischen Prinzipien der Naturschutzorganisation und den Mitentscheidungsbefugnissen der Investoren, Ausstiegsmöglichkeiten für (einzelne) Investoren nach Erreichen einzelner Investitionsziele, Möglichkeit der Mitnahme steuerlicher Anreize (z. B. Erzielung von steuerfreien Veräußerungsgewinnen bzw. steuerliche Geltendmachung von Anlaufverlusten bei den Investoren), Erhalt von öffentlichen Fördermitteln für die Kofinanzierung einzelner Projekte. Zur Minimierung der projekt- und landesspezifischen Risiken wird ein umfassendes Länder- und Projektportfolio empfohlen. Der privatwirtschaftliche Ansatz und die Renditeerwartung ermöglichen zudem eine Finanzierung durch die Kapitalmärkte. Vor dem Hintergrund des stark wachsenden Marktes für „ethische“ oder „grüne“ Finanzprodukte (Sustainable Investments) ist die zu erwartende Nachfrage nach Kapitalanlagen im Bereich des internationalen Naturschutzes als überdurchschnittlich einzuschätzen. 48 Stand Juni 2004 nach deutscher Gesetzgebung, vgl. § 8 b KStG. 45 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Fazit 9 Fazit Zusammengefasst zeigen die im Rahmen der vorliegenden Studie betrachteten Unternehmen und das dargestellte gesellschafts- und steuerrechtliche Konzept, dass privatwirtschaftlich organisierte und finanzierte, sich selbst tragende Projekte einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Natur und zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten können. Da sich die untersuchten Projekte finanziell selbst tragen und grundsätzlich ohne den Einsatz von öffentlichen Mitteln oder Spenden auskommen, können die dadurch frei werdenden finanziellen Ressourcen für den gezielten Schutz besonders gefährdeter Gebiete eingesetzt werden, in denen eine nachhaltige Nutzung nur schwer möglich ist. Alternativ sind aber auch Programme zur Anschub- oder Kofinanzierung derartiger „Sustainable Investments“ denkbar, um das Interesse der Privatwirtschaft zu fördern und verstärkte Investitionsanreize zu bieten. "Sustainable Investments" stellen dadurch eine sehr aussichtsreiche Handlungsmöglichkeit zur Durchführung von ökologisch sinnvollen Maßnahmen dar. 46 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Quellenverzeichnis 10 Quellenverzeichnis 1 Monographien und Fachartikel AHK (Deutsche Außenhandelskammer) „Investitionsvorteile in Costa Rica“, 2002 Aretino, Barbara/Holland, Paula/Peterson, Deborah/Schuele, Michael „Creating Markets for Biodiversity: A Case Study of Earth Sanctuaries Ltd.“, Productivity Commission Staff Research Paper, Canberra, September 2001 Auswärtiges Amt „Costa Rica auf einen Blick“, 2005 Auswärtiges Amt „Costa Rica, Außenpolitik“, 2005 Auswärtiges Amt „Sicherheitshinweise Malaysia“, Juni 2005 Auswärtiges Amt „Costa Rica, Außenpolitik“, 2003 Barnes, Jon I. „Economic Aspects of Tourism in National Parks and Game Reserves: The Case of Botswana“, CSERGE Working Paper GEC 92-21, 1992 Bauer, Rob /Koedijk, Kees/Otten, Rogér „International Evidence on Ethical Mutual Fund Performance and Investment Style“, in: LIFE Working Paper No. 02.59, University of Maastricht, 2002 Bergius, Susanne „Der Markt rollt an“, in: Sparkasse - Managermagazin für die Sparkassen-Finanzgruppe, April 2006 BFN (Bundesamt für Naturschutz) „Biodiversität und Tourismuskonflikte und Lösungsansätze an den Küsten der Weltmeere. 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Kristina Jahn Tel.: +49 (30) 26 36-13 82 E-Mail: kristina.jahn@de.pwc.com Arbeitsgruppe Sustainable Investments Valuation & Strategy Dipl.-Kfm. Frank Hartling Tel.: +49 (30) 26 36-11 06 E-Mail: frank.hartling@de.pwc.com Dipl.-WIng. Clemens Carnap Tel.: +49 (30) 26 36-11 29 E-Mail: clemens.carnap@de.pwc.com Gesellschaftsrecht RA, Stb Daniel Kast Tel.: +49 (30) 26 36-11 29 E-Mail: daniel.kast@de.pwc.com StB Frank Egbers Tel.: +49 (30) 26 36-54 47 E-Mail: frank.egbers@de.pwc.com PwC Economics Dipl.-Kaufm. Manfred Bruer Tel.: +49 (40) 8834 9502 E-Mail: manfred.bruer@de.pwc.com Dr. Christian Ruck Deutscher Bundestag Im Reichstag 11011 Berlin Tel.: +49 (30) 22 77-9031 E-Mail: christian.ruck@bundestag.de Dr. Wolf Krug Hanns Seidel Foundation United Insurance Towers, Westlands Roads, PO Box 39777, 00623 Nairobi Kenia E-Mail: wolf.krug@swala.de Prof. Dr. habil Dieter Gramlich Leiter Studiengang Bank Berufsakademie Heidenheim Wilhelmstrasse 10, Postfach 1130 89501 Heidenheim E-Mail: gramlich@ba-heidenheim.de Dipl.-Pol. Axel Brugger Tel.: +49 (40) 88 34-95 35 E-Mail: axel.brugger@de.pwc.com Dipl.-R.Wis. Tina Rosenbaum Tel.: +49 (40) 8834-9503 E-Mail: tina.rosenbaum@de.pwc.com 57 Sustainable Investments for Conservation - Neue Potenziale für die internationale Naturschutzfinanzierung Impressum 13 Impressum Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt am Main. PricewaterhouseCoopers ist weltweit eines der führenden Netzwerke von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und kann auf die Ressourcen von insgesamt 130.000 Mitarbeitern in 148 Ländern zugreifen. In Deutschland erwirtschaften rund 8.000 Mitarbeiter in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory) an 28 Standorten einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Seit vielen Jahren prüfen und beraten wir führende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen jeder Größe. Stark ausgebaut wurde der Geschäftsbereich „Mittelstand“, der mittelständische Unternehmen mit einem dichten Kontaktnetzwerk direkt vor Ort betreut. Auch Unternehmen der öffentlichen Hand, Verbände, kommunale Träger und andere Organisationen vertrauen unserem Wissen und unserer Erfahrung. Aus gutem Grund: 384 Partner und rund 5.700 weitere Fachkräfte verfügen über umfassende Branchenkenntnisse in allen wichtigen Industrien. Für die Arbeit dieser Experten gelten nicht nur in fachlicher Hinsicht die höchsten Qualitätsmaßstäbe. Integrität, Unabhängigkeit und Objektivität sind Teil der Unternehmensphilosophie. Deshalb wird strikt darauf geachtet, Mandanten nur jene Leistungen aus einer Hand anzubieten, die nach den gesetzlichen Vorschriften – vor allem den spezifischen Regelungen für den amerikanischen Kapitalmarkt – erlaubt sind. Modernste Prüfungs-, Beratungs- und Bewertungsansätze unterstützen die Unternehmen dabei, den hohen Anforderungen im Wettbewerb gerecht zu werden. © Mai 2006 PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International Limited. 58 pwc www.pwc.com/de