8 - Metal Mirror
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8 - Metal Mirror
EDITORIAL I MEHR ALS ALLTÄGLICH nterviews gehören zum Tagesgeschäft. Wieviele Inter- views ich als Herausgeber eines Musikmagazins und jahrelanger freier Mitarbeiter einer deutschen Tageszeitung in meinem Leben gemacht habe, kann ich nicht mehr zählen, doch die Interviews, die man mit Bands macht, die einen schon vor Jour- Rock‘n‘Roll-Brüder: Dorian und Benne rocken die Krefelder „Rockbar“ nalisten-Zeiten begleitet haben, sind rar gesät. Diesen Impressum Monat war es mal wieder soweit. Die Black Metaller Gorgoroth zählen mit zu meinen großen Favoriten seit ich diesem Genre verfallen bin. Umso erfreuter bin ich darüber, dass ich euch diesen Monat eine besondere Titelstory bieten kann. Ich telefonierte mit King und mit Infernus, die beiden Repräsentanten der jeweiligen Parteien im (beendeten?) Streit um die Rechte am Namen Gorgoroth, und biete euch auf acht Seiten einen einzigartigen Rückblick auf diesen spektakulären Fall. Ansonsten hoffe ich, dass ihr die zweite Flash- und 25. METAL MIRROR-Ausgabe, die vollgepackt ist mit Interviews mit Nocturno Culto, Primal Fear, Black Messiah, Debauchery und etlichen weiteren Topacts, genießen könnt. Grund zur Freude gibt es außerdem, denn die Festivalsaison steht vor der Tür. Im großen Vorberichts-Special zeigen wir euch, wo ihr den Sommer metallisch genießen könnt. Für uns startet der Spaß bereits beim RockHard-Festival. Wir sehen uns dort! Dorian Gorr (Chefredakteur und Herausgeber) Seite 2 Metal Mirror Dorian Gorr • Hubertusstraße 187 • 47798 Krefeld Tel.: 02151 6452260 • E-Mail: contact@metal-mirror.de • Web: www.metal-mirror.de Chefredakteur und Herausgeber Dorian Gorr (dorian@metal-mirror.de) (v.i.S.d.P.) Redaktion Jennifer Bombeck (jenny@metal-mirror.de) (Stellv.) David Dankert (david@metal-mirror.de) Robin Meyer (robin@metal-mirror.de) Elvis Dolff (elvis@metal-mirror.de) Miriam Görge (miri@metal-mirror.de) Benjamin Gorr (benne@metal-mirror.de) Freie Mitarbeiter Michael Haal (michael@metal-mirror.de) Marcel Reefmann (marcel@metal-mirror.de) Bastian Gorr (bastian@metal-mirror.de) Jonathan Geschwill (jonathan@metal-mirror.de) Heiko Lüker (heiko@metal-mirror.de) Carolin Teubert (caro@metal-mirror.de) News news@metal-mirror.de Werben im Metal Mirror Sie haben Interesse daran, im Metal Mirror zu werben? Bitte erkundigen Sie sich nach unseren Konditionen. Als Ansprechpartnerin steht Jennifer Bombeck zur Verfügung. © 2009 Metal Mirror (Ausnahmen gekennzeichnet) INHALTSVERZEICHNIS METAL MIRROR #25 2 Editorial 3 Inhaltsverzeichnis 4 Neuerscheinungen 5 Schreibers Stimme 6 Smalltalk 8 Nachgefragt (Martin van Drunen) ......................................................................... 9 Grantig 10 Titelstory: Gorgoroth & God Seed 18 Chris Laney 19 Shakra 20 Black Messiah 22 Fluisterwoud / Tardy Brothers 23 Waldgeflüster 24 Debauchery 26 Amoral 27 Misery Speaks 28 Primal Fear 30 Sarke 31 Sarke / 69 Chambers 32 Devil‘s Whorehouse 33 Razor Of Occam 34 Nasty Idols 35 Malefice 36 Unanimated 37 Blood Tsunami 38 Festivalvorberichts-Special ......................................................................... 46 Bild der Ausgabe (Sodom) 48 Street Survivors ......................................................................... 51 Kreuzfeuer 52 Album des Monats (Sarke) 54 CD-Reviews im Visier 57 Reviews ......................................................................... 76 Metal Night XX 77 Ektomorf & Debauchery 78 Chris Witchhunter Memorial Concert 80 Shakra / Gojira 81 Coming Up Next STATISTIK 114 CD-Reviews 5 Live-Berichte 24 Interviews 82 Seiten 13 Autoren .... ein Magazin! Seite 3 I Promo-CDs - die Geißel Aller Rezensenten m Zuge dieser Ausgabe habe ich mich dazu entschlossen, zum ersten Mal eine Kolumne zu schreiben. Da stellte sich zunächst natürlich die Frage, auf welches Thema sich die geistigen Ergüsse beziehen sollen, mit denen ich unsere Leser belästige. Nach einigem Grübeln habe ich mich dann dazu entschlossen, es mir einfach zu machen und mich über etwas auszulassen, das in mir das ungesunde Verlangen weckt, die dafür Verantwortlichen mit einer Wurzelkanalbehandlung ohne Betäubung zu quälen. Schließlich ist es einfach, sich in etwas hineinzusteigern, das einen aufregt, wodurch die Worte nur so aus der persönlichen Quelle von Feindseligkeiten heraussprudeln. Die Konsequenz des Ganzen ist das Thema Promo-CDs. Was so schlimm an manchen Promo-CDs ist? Diese Frage stellt sich definitiv nur Leuten, die keine Redakteure bei einem Musikmagazin sind. Zum Glück ist es nicht bei allen so, aber eine Menge der Alben, die ein Rezensent bekommt, sind bedauerlicherweise verschandelte Versionen der Werke, in welche die Künstler eine Menge Arbeit gesteckt haben. Da gibt es zum Beispiel die widerliche Angewohnheit von einigen Labels, die Songs in bis zu 99 Tracks aufzuteilen. Das erschwert es natürlich sehr, sich zurechtzufinden, außerdem kann dieses Verfahren die Musik ungenießbar machen, wenn man aus irgendeinem Grund nicht in der Lage ist, die CD lückenlos wiederzugeben. Noch viel perverser ist es allerdings, wenn sich der nichts ahnende Schreiberling plötzlich alle paar Minuten eine Stimme von wegen „You are listening to a new promotional CD, which is property of...“ (ja danke, das wusste ich noch nicht) oder einen verstörenden Piepton (unfassbar, oder?) anhören muss. Unter derartigen Umständen ist es doch gar nicht mehr möglich, dass das betreffende Album seine Wirkung ungehindert entfalten und somit angemessen bewertet werden kann. Man gibt einem Literaturkritiker doch auch kein Buch in die Hand, bei dem manche Textausschnitte durch einen fetten Balken mit der Aufschrift „Promo“ unleserlich gemacht wurden oder auf jeder zweiten Seite ein neues Kapitel anfängt, obwohl es im Original nicht so ist. Lustig finde ich darüber hinaus den Versuch, den Leuten weiß machen zu wollen, das Kopieren der CD auf die Festplatte eines Computers würde zur Beschädigung des Geräts führen. Nichts als dreiste Lügen, aber immer noch besser, als nur einen Audio-Stream über die Website des Labels zur Verfügung zu haben. Nachts wache ich manchmal schweißgebadet auf, wenn ich wieder einen Alptraum davon hatte, dass das in Zukunft der Standard sein könnte. Die Aufmachung der Promos ist im Übrigen meistens ebenfalls alles andere als schön. Teilweise handelt es sich einfach um Rohlinge in Papierhüllen und nach Texten sucht man so gut wie immer, es sei denn man bekommt zur Abwechslung mal die Verkaufsversion, vergebens. Aber ist ja egal, die spielen vor allem im Metal doch sowieso keine Rolle... nicht. Was der Käse überhaupt soll, ist für mich übrigens mehr als schleierhaft. Meiner Ansicht nach werden diese Schandtaten aus zweierlei Gründen ausgeübt: Erstens um Geld zu sparen und zweitens, um gegen Piraterie vorzugehen. Wo ich Punkt Eins noch halbwegs nachvollziehen kann, ist Nummer Zwei doch völlig utopisch und sinnlos. Die Musik ist doch de facto immer schon lange Zeit (manchmal Monate) bevor wir die Promos erhalten, im Netz verfügbar. „This CD cannot be sold and must be returned on demand.“ lautet eine der typischen Belehrungen auf so einem billigen Pappding. Hört ihr das Geräusch vor euren Fenstern? Es ist mein schallendes Gelächter. Den Scheiß will doch eh keiner haben. Seite 4 Rauft sich bei manch einer Promo-CD die Haare: Robin Meyer Ihr erreicht Robin unter robin@metal-mirror.de Deine Meinung zählt Sind Pieptöne oder das Aufsplitten in 99 Tracks gerechtfertigte Maßnahme, um gegen Piraterie vorzugehen? Glaubt ihr, dass diese Methoden Wirkung zeigen? Schreibt uns eure Meinung an: leserbriefe@metal-mirror.de NEUERSCHEINUNGEN - AUF EINEM BLICK A Alestorm - Black Sails At Midnight (29.05.2009) Alice In Chains - noch unbekannt (Sommer 2009) Amorphis - noch unbekannt (29.05.2009) Anaal Nathrakh - In The Constellation Of The Black Widow (Juni 2009) Anathema - Horizons (Herbst 2009) Anthrax - Worship Music (22.05.2009) Arkona - Goi, Rode, Goi (Juni 2009) Avantasia - noch unbekannt (Winter 2009) B Caliban - Say Hello To Tragedy (Sommer 2009) Cathedral - noch unbekannt (31.07.2009) Cauldron - Chained In The Night (02.05.2009) Crowbar - noch unbekannt (Sommer 2009) Dark Funeral - noch unbekannt (22.05.2009) Darkness Dynamite - The Fury Astonishing Of Mankind (07.06.2009) Dimmu Borgir - noch unbekannt (Herbst 2009) Down - noch unbekannt (Sommer 2009) E P R Riverside - Anno Domoni High Definition (Mai 2009) S F Flotsam & Jetsam - The Cold (Sommer 2009) Fu Manchu - noch unbekannt (Juni 2009) Geist - Galeere (08.05.2009) God Seed - noch unbekannt (Herbst 2009) Gorgoroth - Quantos Possunt ad Satanitatem Trahunt (Oktober) Gotthard - noch unbekannt (04.09.2009) Graveworm - noch unbekannt (29.06.2009) Illdisposed - noch unbekannt (26.08.2009) Immortal - noch unbekannt (Oktober 2009) Iron Maiden - noch unbekannt (Sommer 2010) Neaera - noch unbekannt (22.05.2009) Necrophobic - noch unbekannt (29.05.2009) Nifelheim - noch unbekannt (Herbst 2009) Nightrage - noch unbekannt (20.06.2009) Nile - noch unbekannt (Sommer 2009) Paradise Lost - noch unbekannt (Sommer 2009) Primal Fear - 16.6 (15.05.2009) Ellis - Catharsis (22.05.2009) Endstille - Verführer (08.05.2009) Ensiferum - noch unbekannt (11.09.2009) Enthroned - noch unbekannt (08. 05.2009) Epica - noch unbekannt (Herbst 2009) Equilibrium - noch unbekannt (Herbst 2009) Exodus - noch unbekannt (Herbst 2009) I Lay Down Rotten - Katharsis...Or The Principle Of Death’ (08.05.2009) Leaves‘ Eyes - noch unbekannt (Mai 2009) Lunatica - noch unbekannt (Frühjahr 2009) N D Hackneyed - noch unbekannt (17.07.2009) Hardcore Superstar - noch unbekannt (Sommer 2009) Heathen - noch unbekannt (24.07.2009) Hypocrisy - noch unbekannt (Herbst 2009) L Manegarm - Nattväsen (Herbst 2009) Marduk - noch unbekannt (25.09.2009) Megadeth - noch unbekannt (Sommer 2009) Melechesh - noch unbekannt (24.07.2009) Morbid Angel - noch unbekannt (Frühjahr 2009) Municipal Waste - noch unbekannt (05.06.2009) Mustasch - noch unbekannt (18.09.2009) Mystic Prophecy - noch unbekannt (22.05.2009) C H Killswitch Engage - noch unbekannt (19.06.2009) Kiss - noch unbekannt (Herbst 2009) Korpiklaani - Karkelo (26. 06.2009) Krypteria - noch unbekannt (Sommer 2009) M Behemoth - noch unbekannt (Herbst 2009) Belphegor - noch unbekannt (Herbst 2009) Blood Red Throne - Souls Of Damnation (17.05.2009) Borknagar - noch unbekannt (Sommer 2009) G K Secrets Of The Moon - Privilegivm (September 2009) Shining - Shining VI / Klagopsalmer (Sommer 2009) Skew Siskin - noch unbekannt (Juni 2009) Soilwork - noch unbekannt (Herbst 2009) Sons Of Seasons - Gods Of Vermin (30.04.2009) Stream Of Passion - Flame Within (30.04.2009) Stratovarius - Polaris (15.05.2009) Stryper - Murder by Pride (Sommer 2009) Suffocation - Blood Oath (25.05.2009) Sunn O))) - Monoliths & Dimensions (18.05.2009) T Theatre Of Tragedy - noch unbekannt (Sommer 2009) Threat Signal - noch unbekannt (Sommer 2009) Trail Of Tears - Bloodstained Endurance (29.05.2009) Tyr - By The Light Of The Northern Star (29.05.2009) U U.D.O. - noch unbekannt (August 2009) V Vader - Necropolis (September 2009) Vomitory - noch unbekannt (Sommer 2009) J Jaded Heart - noch unbekannt (Sommer 2009) Jorn - Spirit Black (Juni 2009) Seite 5 SMALLTALK STILL A FAN Musiker stellen Ihre Lieblingsband vor MORGAN STEINMEYER HAKANSSON (MARDUK, DEVIL‘S WHOREHOUSE) Was war das erste Album, das du von Samhain besaßt? „November-Coming-Fire“. Und welches ist dein Lieblingsalbum? Das Debüt „Initium“. Hast du auch einen Lieblingssong von Samhain? Das ist der Song „Black Dream“ von ihrem Debüt. Morgan, vor welcher Band möchtest du dich verneigen? Vor Samhain. Sie waren eine einzigartige Band, die eigentlich immer übersehen wurden und nie die verdiente Anerkennung erhielten. Glenn Danzig formte die Band 1983, kurz nachdem er die Misfits aufgelöst hatte und ihr Debütalbum präsentiert einzigartig dunkle Musik. Wie bist du das erste Mal mit Samhain in Kontakt gekommen? Ich sah in einem Plattenladen das Cover von „NovemberComing-Fire“, das zweite Album von Samhain, und dachte nur: „Wow, das ist düster und bestimmt total fieser Death Metal.“ Da lag ich falsch und ich war sehr verwundert, als sich die Musik als dunkler Horror-Rock entpuppte. Allerdings weckte die Band mein Interesse, da sie diese dunkle Atmosphäre umgab. Inwiefern hat dich der Kontakt mit Samhain musikalisch beeinflusst? Marduk klingen natürlich keineswegs nach Samhain, auch wenn wir uns mal an einem Cover von ihnen versucht haben. Aber die Dunkelheit, die diese Band umgibt, und die viel intensiver ist als bei all den regulären Metal-Bands hat mich durchaus beeinflusst und inspiriert. Hattest du einmal die Chance, Samhain live zu sehen? Nein, die Band löste sich ja 1987 wieder auf und sie haben nie in Europa gespielt. Hast du die Band oder zumindest ein Mitglied einmal persönlich kennen gelernt? Ich traf Glenn einige Male. Das erste Mal war im Jahr 2001. Mittlerweile schreiben wir uns ein oder zwei Mal pro Monat gegenseitig eine Mail. Er ist ein großartiger Kerl. Ihm war stets egal, was andere Leute von ihm denken, er blieb immer sich selbst und seinen Ideen loyal und genau das macht einen richtigen Musiker aus und verdient Respekt. Welcher Musiker der Band beeindruckt dich besonders? Die Frage habe ich wohl mit der vorherigen Antwort abgedeckt. SCHNELLSCHUSS SYKELIG (DEN SAAKALDTE) Gorgoroth oder 1349? Die beiden Bands sind total verschieden. Du hast einerseits die pure Traurigkeit, gefüllt mit Stolz und auf der anderen Seite die geballte Kraft und rohe Gewalt. Ich mag beide Bands, wenn auch aus total unterschiedlichen Gründen. Ein Abend zuhause auf der Couch oder in der örtlichen Kneipe? Ich wähle den gemütlichen Abend auf der Couch. Wenn du mir diese Frage vor zehn Jahren gestellt hättest, wäre die Antwort aber definitiv anders ausgefallen. Hole In The Sky oder das Inferno Festival? Auf dem Hole In The Sky-Festival war ich noch nie. Aber ich mag Bergen... Pessimismus oder Realismus? Es gibt keinen Pessimismus, nur Realismus existiert. Ugh! Seite 6 SMALLTALK: ROAD MEMORIES | MUSIKER-PLAYLIST ROAD MEMORIES Geschichten über Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll Toschie, Fronter von AUDREY HORNE, wurde 2008 beim Uka-Festival von seinen Kollegen mächtig verarscht. In Road Memories erinnert er sich an einen verschwundenen Fernseher. S TOSCHIE (AUDREY HORNE) obald wir auf Tour sind, passieren viele verrückte Dinge. Ich erinnere mich daran, dass wir in Trondheim auf dem Uka-Festival spielten. Nach unserem Auftritt gingen wir für eine Aftershow-Party zum Hotel und betranken uns. Ich wachte irgendwann am nächsten Morgen auf, weil jemand laut gegen meine Tür klopfte. Vor der Tür stand einer der Leute vom Hotel, der mich anbrüllte, ich hätte letzte Nacht einen Fernseher aus dem Fenster geschmissen. Ich war total verdutzt und bestritt das natürlich. Der Hoteltyp zeigte nur auf die Stelle, wo gestern noch mein Fernseher gestanden hatte und ich war wirklich verwirrt, denn der Fernseher war verschwunden. Ich blieb dabei: „Ich habe keinen Fernseher aus dem Fenster geschmissen“, brüllte ich nur, doch der Kerl sagte auch, dass es sogar Zeugen dafür geben würde und wie dumm das von mir gewesen sei und das jemand hätte verletzt werden können. Ich stand nur daneben und kam mir richtig dumm vor, denn ich konnte mich echt nicht erinnern und musste ein Bußgeld für den Fernseher zahlen. Erst viel später stellte sich heraus, dass es Ice Dale war, der den Fernseher aus dem Fenster schmiss. Er hatte den ganzen Abend mit Kjetil, unserem Drummer, auf deren Zimmer getrunken und der hatte die ganze Zeit nur gelabert, dass er bestimmt gleich einen Fernseher aus dem Fenster schmeißen würde. Irgendwann stand Ice Dale einfach auf, packte den Fernseher und schmiss ihn aus dem dritten Stock. Ihm ging das Gelaber auf die Nerven und er wollte lieber Taten sehen. Als das Teil unten zerplatzte, fiel ihm ein, dass das bestimmt jemand bemerken würde, also klaute er unserem Keyboarder, der sich mit mir ein Zimmer teilte, den Schlüssel, schlich sich rein und stahl meinen Fernseher. Anschließend sagte er den Hotelleuten, dass ich meinen Fernseher aus dem Fenster geschmissen hätte. Es ist schon nett, was eigene Bandkollegen alles mit einem abziehen. Aber Ice Dale gab mir meine Kohle zurück und ich kann diesem Kerl ja eh nie lange böse sein. Auf Tour passieren wirklich viele komische Sachen. Ich weiß auch noch, dass ich einmal zum Fenster lief, weil ich draußen Schreie hörte. Als ich hinausblickte, sah ich Ice Dale und Thomas, unseren zweiten Gitarristen, wie sie die Straße entlang sprinteten, verfolgt von 30 Bodybuildern, die sie verprügeln wollten, weil Thomas sich während einer Aftershow-Party im Bus von den Bodybuildern einen Joint angezündet hatte. Das war echt skurril, aber sie konnten ihnen knapp entkommen. Wir spielen Ende Mai beim RockHard-Festival. Also bitte: Falls einer von euch Thomas sieht, wie er sich einen Joint anzündet, bitte verprügelt ihn nicht gleich... vielen Dank! Seite 7 Musiker-Playlist Nocturno Culto (DARKTHRONE, SARKE) 1. ED RUSH & OPTICAL - Wormhole 2. WARDRUNA - Gap Var Ginnunga 3. ACCEPT - Accept 4. DARK ANGEL - Darkness Descends 5. METAL CHURCH - Metal Church ......................................................................... Morgan Steinmeyer Hakansson (MARDUK, DEVILS WHOREHOUSE) 1. BATHORY - Under The Sign... 2. JETHRO TULL - Songs From The Woods 3. MORBID ANGEL - Altars Of Madness 4. BRIGHTER DEATH NOW - diverse Songs 5. Zusammenstellung mit Wagner-Stücken ......................................................................... Zagan (BLACK MESSIAH) 1. KING DIAMOND - Abigail 2. SLAYER - South Of Heaven 3. VENOM - Welcome To Hell 4. BATHORY - Hammerheart 5. MENHIR - Hildebrandslied ......................................................................... Martin (MISERY SPEAKS) 1. ENTOMBED - Wolverine Blues 2. DIO - Holy Diver 3. FAITH NO MORE - King For A Day... 4. MOTÖRHEAD - 1916 5. FORBIDDEN - Green ......................................................................... Toschie (AUDREY HORNE) 1. POISON THE WELL - Versions 2. STEVE EARLE - Just An American Boy 3. THE BRONX - The Bronx (2008) 4. TNT - My Religion 5. BUCKCHERRY - Black Butterfly ......................................................................... Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) 1. DISTURBED - The Sickness 2. JUDAS PRIEST - Painkiller 3. QUEENSRYCHE - Operation: Mindcrime 4. NIGHTWISH - Dark Passion Play 5. GAMMA RAY - Land Of The Free Pt. II ......................................................................... MARTIN VAN DRUNEN (ASPHYX, HAIL OF BULLETS) M artin, welchen Musikerkollegen schätzt du am meisten? Lemmy, Cronos, Chris von Autopsy und Jazzi von Messiah. Gab es eine bestimmte Platte, die dich dazu inspirierte, ein Musikinstrument zu erlernen? Den größten Einfluss auf mein Leben hatte „Welcome To Hell“ von Venom, aber ob das jetzt tatsächlich dazu geführt hat, dass ich Musiker wurde, weiß ich nicht. Wie und wann bist du zum Metal gekommen? Venom haben damals meinen Einstieg in den brutalen Metal geebnet. Und natürlich waren Kiss ein großer Einfluss. Schon mit acht oder neun habe ich mir eine Holzgitarre gebastelt und zu Kiss Playback gespielt. Übst du neben dem Musikerdasein einen weiteren Beruf aus? Ich bin derzeit zum Glück erstmals nur Musiker. Mit den zwei Bands verdiene ich in etwa das, was ein Hartz4-Empfänger hat, aber egal, hauptsache ich bin ein freier Mann. Ich kann die Miete bezahlen, essen und trinken, was will man mehr? Was hälst du von Religion? Überhaupt nichts. Wie Karl Marx schon sagte: Opium fürs Volk. Es betäubt. Welche Erinnerungen hast du an deine Schulzeit? Ich war in der Schule der Einzige mit langen Haaren und musste mich jeden Tag durchkämpfen. Aber ich stand einfach für das, was ich war. Da bin ich stolz drauf, aber es war sehr schwer. Es hat mir allerdings dabei geholfen zu werden, was ich heute bin. Und ich hoffe auch, dass andere den Mut haben durchzuziehen, was sie sind. Wenn du dir die Haare lang wachsen lassen willst, dann lass sie wachsen! Man muss zu dem eigenen Leben stehen. Wo verbringst du am liebsten deine Zeit? Auf der Bühne. Außerdem wohnen meine Freundin und ich weit auseinander, wenn man dann mal die Möglichkeit hat, zusammen auf der Couch zu liegen und einen Film zu schauen, ist das auch super. Wo machst du am liebsten Urlaub? Irgendwo wo Sonne ist. Ich hasse die Kälte! Ich würde nie irgendwo Urlaub machen, wo es kalt ist. Italien ist sehr schön, Spanien und Thailand auch. Was sind deine Alltime Top 5 Alben? 1. Venom - Welcome To Hell 2. Dark Angel - Darkness Descends 3. Possessed - Seven Churches 4. Messiah - Extreme Cold Weather 5. Slaughter - Strappado Welchen Film kannst du dir immer wieder anschauen? Stalingrad, Das Boot und Der Untergang. Momentan ist es Der Untergang. Je öfter man den Film schaut, umso mehr kommt der Bunker in die eigene Wohnung. Gibt es etwas, dass dich am Musikerdasein nervt? Nein, eigentlich nicht. Ich habe das Glück, dass ich von der Musik leben kann. Was ist das seltsamste Gerücht, das du je über dich gehört hast? Dass ich tot bin. Wir waren auf Tour und Entombed haben meine damalige Frau angerufen und ihr Beileid ausgesprochen für meinen Tod. Und sie war total geschockt und hat gefragt, was denn passiert sei: „Überdosis Heroin“ hatten sie gehört, dabei habe ich nie Heroin genommen, nur einmal zum Probieren. Aber die haben das in Schweden irgendwo gehört. Was war das beste Konzert, das du je besucht hast? 1983, Venom und Metallica. Und welches eigene Konzert hast du als das beste in Erinnerung? Das PartySan mit Asphyx. Gänsehaut pur. Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten Bühnenauftritt? Ich war vollkommen nervös. Ich hatte erst einen Monat Bass gespielt und musste singen und Bass spielen. Im Laufe des Gigs habe ich irgendwann nur noch ein E auf dem Bass gespielt und dabei gesungen. Was hälst du von Tätowierungen? Ich habe nur ein kleines, sehr altes TatSeite 8 Das Profil Name Martin van Drunen Geburtsdatum 1966 Wohnhaft in Holland 1986 mitbegründete Martin Pestilence 1990 stieg er bei Asphyx ein Nach einem Split wurde die Band kürzlich wiederbelebt. Außerdem ist Martin Sänger bei Hail Of Bullets. too. Momentan ist es leider zu teuer, aber wenn es gut gestochen ist und einen Sinn hat, dann finde ich Tattoos sehr geil. Ich habe auch schon öfter gesehen, dass Leute sich unser Logo tätowiert haben, das ist immer etwas besonderes für mich und verdient meinen Respekt. Wodurch wird eine Frau oder ein Mann für dich attraktiv? Ich mag Frauen, die was im Kopf haben. Klar, der Körper soll auch toll sein, aber dumme Frauen gehen gar nicht. Ich steh auf faszinierende Gesichter, nicht auf Modeltypen. Eine Frau darf nicht zu dünn sein. Wo siehst du dich heute in zehn Jahren? Hoffentlich läuft es dann so wie jetzt. Ich will so weiter machen, geile Songs schreiben, eine geile Zeit mit den Leuten haben. www.myspace.com/officialasphyx www.hailofbullets.com INTERVIEW ~ GRANTIG Der frische Szene-Wind Bei GRANTIG kann man guten Gewissens von einem Senkrechtstart sprechen. Direkt mit der ersten Demo konnte die süddeutsche Band bei einem großen Label unterkommen. Mittlerweile steht mit „Medizin“ das zweite Album an, auf dem die Band abermals ausschließlich deutsche Texte verarbeitet. Interview: Dorian Gorr | Foto: Grantig A lex, kaum eine Band schafft es heutzutage direkt mit der ersten Demo bei einem Label unterzukommen. Euch ist das geglückt und mittlerweile bringt ihr euer zweites Album heraus. Setzt es einen unter Druck, wenn man bereits so früh Erfolg hat? Ja, in gewisser Weise schon. Aber wir sind dankbar, dass wir überhaupt ein weiteres Album über das Label veröffentlichen dürfen. Der Druck ist natürlich da, weil es ja noch nicht gesagt ist, ob es dann ein drittes Album geben wird. Wir versuchen nur, uns von dem Druck nicht unterkriegen zu lassen. Warum ist nicht gewiss, ob es ein drittes Album geben wird? Das hängt von den Absatzzahlen ab. Das Debüt hat sich glücklicherweise ganz anständig verkauft, so dass das Label ein weiteres Album mit uns machen wollte, aber das kann natürlich auch in die andere Richtung laufen... Und was dann? Würdet ihr euch in solch einem Fall auflösen? Nein, das auf keinen Fall, aber die Zusammenarbeit mit einem großen Label wie Drakkar wäre dadurch natürlich erschwert. Wahrscheinlich würden wir uns in solch einem Fall ein kleineres Independent-Label suchen. Aber eigentlich möchte ich da gar nicht drüber nachdenken. Ihr seid eine der wenigen Bands, die ausschließlich deutsche Texte verwendet. Was ist da eure Intention? Es war schon unser Anliegen, dass wir etwas anderes machen wollten. Also dachten wir damals darüber nach, wie wir uns von der Masse abheben könnten. Deutsche Texte zu verwenden, war eine naheliegende Idee, denn wir wollten eine Symbiose aus Text und Musik schaffen. Die Texte sollten ebenso in den Vordergrund gerückt werden und daher lag es nahe, alles in unserer Muttersprache zu singen. Denkst du, dass das für euch von Vorteil ist? Es ist mit Sicherheit ein großer Vorteil für uns, kann aber auch ein Nachteil sein. Es spricht sich schneller herum und das Interesse ist größer, aber es gibt auch viele Leute, die sich sofort gegen Metal mit deutschen Texten sperren. Laut eurem Label ist es euer Wunsch, einen frischen Wind in die Szenelandschaft zu bringen. Findest du, dass die deutsche Metal-Szene angestaubt ist? Wir wollen uns schon abheben, allerdings würde ich nicht behaupten, dass die deutsche Szene langweilig geworden ist oder generell nichts zu bieten hat. Ich höre derzeit erst wieder viel Ton Steine Scherben, Die Toten Hosen und Heaven Shall Burn. In beinahe jedem Review, den man zu euch finden kann, fällt irgendwo der Name Pantera als Vergleich. Ehrt oder nervt dich dieser Vergleich? Beides. Wir fühlen uns dadurch natürlich total geehrt, aber es stört mittlerweile auch etwas. Wir wollen einen komplett eigenständigen Stil haben und sind auf „Medizin“ noch weiter vom Pantera-Groove unseres Debüts abgewichen. Deswegen finde ich, dass uns dieser Vergleich eigentlich nicht gerecht wird, weil es immer so ein bisschen klingt, als wären wir eine Pantera-Kopie. Andererseits sind Pantera in meinen Augen die großartigste Metal-Band aller Zeit und aus eigenen Stücken hätte ich mich nie getraut, mich mit ihnen zu vergleichen. www.grantig.com Seite 9 Der Kampf um m den Namen TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED Hier noch als gemeinsame Bandmitglieder abgelichtet (v.l.n.r.): Gaahl, Infernus und King zu Zeiten von „Twilight Of The Idols (In Conspiracy With Satan)“ Der größte Namensstreit in der Geschichte des Black der charismatische Sänger und der Bassist, der die Metals hat scheinbar ein Ende gefunden. Nach einein- beiden vergangenen Gorgoroth-Alben komplett im halb Jahren voller Hin und Her hat ein norwegisches Alleingang schrieb, unter dem Banner GOD SEED Gericht entschieden, dass sich King und Gaahl die neu formiert. Alben von beiden Bands stehen an und Rechte an dem Namen GORGOROTH zu Unrecht noch scheint das letzte Wort nicht gesprochen zu sein. sicherten und diese weiterhin bei dem einzigen Grün- METAL MIRROR telefonierte mit God Seed-Bassist dungsmitglied Infernus verbleiben. Das Argument, King und mit Gorgoroth-Chef Infernus, um euch in dass Infernus seit mehreren Jahren künstlerisch nichts unserer großen Titelstory einen gewaltigen Rückblick mehr zu Gorgoroth beigesteuert hätte, half King und auf die vergangenen Ereignisse zu liefern - und das Gaahl bei deren Argumentation wenig. Indes haben aus der Sicht beider Parteien. DISKOGRAPHIE Seite 12 TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED Text: Dorian Gorr Fotos: Dorian Gorr/ Gorgoroth / Indie Recordings / Regain Records / God Seed E s verging kaum ein Monat, indem es nicht irgendwelche Neuigkeiten gab, die über den wohl populärsten Namensstreit in der Geschichte des Black Metals berichteten. Wagen wir einen Rückblick: Es war im Oktober 2007, als Sänger Gaahl und Bassist King ein Treffen mit Bandgründer und -gitarrist Infernus arrangierten, in welchem sie ihm mitteilten, dass sie die Band ohne das einzig verbliebene Gründungsmitglied der 1992 gegründeten Black Metal-Band fortführen wollen würden und sich bereits die Namensrechte gesichert hätten. „Ich erinnere mich noch sehr deutlich an jeden einzelnen Moment dieser Unterhaltung“, blickt Infernus heute zurück. „Mein erster Vorschlag war, dass wir unverzüglich Anwälte einschalten sollten, die sich um alles kümmern würden, denn es gab Verträge zu erfüllen, die vor allem das Live-Spielen betrafen. Was King und Gaahl allerdings taten, war dass sie die Aktivitäten auf ein Maximum anschraubten und mittels einer großen Tour der ganzen Welt weiß machen wollten, dass sie jetzt Gorgoroth seien.“ Und lange Zeit wurde tatsächlich von Gorgoroth gesprochen, wenn King und Gaahl gemeint wurden. Unter anderem trat die Band sogar im Rahmen einer großen Headliner-Show beim Wacken Open Air auf. Von Infernus hörte man in dieser Zeit kaum etwas. Doch wer dachte, dass sich der eigenwillige Gitarrist geschlagen geben würde, sah sich getäuscht. „Ich kenne mich ein bisschen mit dem norwegischen Gesetz aus und brauchte knappe dreißig Sekunden, um zu erkennen, dass sie mit ihrem Standpunkt auf verlorenem Posten standen. Ich hielt mich nur im Gegensatz zu ihnen von den Medien fern und kümmerte mich um die Dinge, die wichtig waren, nämlich die rechtlichen Formalitäten mit so wenig Zeitverlust wie möglich zu klären und meine komponierten Songs aufzunehmen. Das einzige was ich mich stets frage ist, wie sie tatsächlich jemals glauben konnten, dass sie den Namen so einfach für sich beanspruchen und sichern könnten“, so Infernus. Hauptangriffspunkt von King und Gaahl war gewesen, dass Infernus in fast zehn Jahren keinen Finger für die Band gerührt hätte und nichts zum Songwriting beigetragen habe. Die vergangenen beiden Gorgoroth-Platten „Twilight Of The Idols“ und „Ad Majorem Sathanas Gloriam“ wurden ausschließlich von King komponiert. Den Vorwurf leugnet Infernus nicht. „Ich habe stets Songs komponiert, doch bin ich jemand, der mehr Wert auf Qualität statt auf Quantität legt. Ich schrieb Songs, war aber nicht wirklich zufrieden mit ihnen, also war es für mich nur natürlich, auch anderen eine Chance zu geben, ihre Arbeit über den Namen Gorgoroth zu verbreiten. Sie hätten glücklich und dankbar für diese Chance sein sollen. Wenn man darüber nachdenkt, ist es absolut absurd. Es war bei Gorgoroth stets so, dass ich nicht notwendigerweise der einzige Songwriter war. Bereits früher teilte ich mir viel der Arbeit mit anderen Bandmitgliedern, für mich zählt nur, dass das musikalische Endergebnis stimmt. Mir kommt es bei diesem Vorwurf so vor, dass sich die beiden selbst zu wichtig nehmen und wenn sie tatsächlich ein Problem mit mir gehabt hätten, dann hätten sie die Band einfach verlassen können“, lautet Infernus‘ Meinung. „Außerdem ist dieser Vorwurf nicht haltbar. Bereits 2006 schrieb ich die ersten Songs für das kommende Gorgoroth-Album „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“. Sie wussten, dass ich mir die Arbeit für das Album mit King teilen wollte.“ Bereits seit Jahren sei es jedoch im Gorgoroth-Lager nicht mehr rund gelaufen. „Mir war seit Jahren klar, dass es nicht ewig in dieser Konstellation weitergehen würde, es war nur eine Frage der Zeit. Ich hatte oft in Erwägung gezogen, die beiden aus den Diensten Gorgoroths zu entlassen, mich dann aber immer dazu durchgerungen, mit ihnen weiterzuarbeiten. Ich verhielt mich professionell, auch wenn wir seit Jahren keine Freunde mehr waren. Wir haben trotzdem immer miteinander arbeiten können und das wollte ich noch eine Weile länger fortführen.“ Auch King bestätigt, dass er keine Möglichkeit mehr sah, die Luft zwischen beiden Parteien zu bereinigen und in dieser Konstellation weiterzumachen. „Es ging einfach nicht. Dafür gab es zu viele Interessenskonflikte. Ich habe nichts gegen ihn persönlich, aber es funktionierte nicht mehr gemeinsam. Er kreierte nichts mehr“, so King. Opfer oder Täter? Die breite Fanbasis, die Gorgoroth sich in all den Jahren aufgebaut hat, schien meist eher Partei für Infernus zu ergreifen. So gab es unzählige Vereinigungen aus allen Ländern, die sich stets mit dem Banner „We support Infernus!“ schmückten, eine Tatsache, die für King nicht überraschend ist. „Die Leute unterstützen eher jemanden, der sich im ersten Moment leichter als das Opfer darstellen lässt. Infernus hat fast zehn Jahre lang nichts für die Band gemacht und wenn er etwas machte, dann war das gegen meinen und Gaahls Interessen. Er kreierte keine Songs, tauchte bei Proben nicht auf, weswegen wir manche Songs partout nicht live spielen konnten, er benahm sich grundlos unhöflich gegenüber Crew-Mitgliedern und irgendwann ist dann genug und es ist Teil der natürlichen Dynamik innerhalb einer Band, dass so eine Person irgendwann nicht länger Teil der Gemeinschaft sein kann. Natürlich hat er Gorgoroth gegründet, aber er war an dem Fortbestand der Band nicht mehr beteiligt. Wir haben Jahre in diese Band investiert und dafür gesorgt, dass sie heute da steht, wo sie ist. Wir waren an 90 Prozent aller Shows, die Gorgoroth jemals gespielt haben, beteiligt. Einen Großteil meines Lebens habe ich dafür verwendet, um Gorgoroth zu entwickeln“, stellt King klar. Seite 13 TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED Recht, Mitte April stellte schließlich auch ein norwegisches Gericht fest, dass eine Band sich nicht die Namensrechte sichern könne, sofern der Gründer kein Interesse habe, aus eigenen Stücken auszusteigen. Die scheinbare Konsequenz: Von nun an ist Infernus einziger Inhaber des Namens Gorgoroth, während sich King und Gaahl unter dem Banner God Seed neu formieren. „Wir hatten bereits beim „Ad Majorem Sathanas Gloriam“-Album darüber nachgedacht, dass Album von Gorgoroth loszulösen und es als eigenständiges Werk unter dem Namen God Seed zu veröffentlichen. Auf dem Album befindet sich ein gleichnamiger Song und er repräsentiert klar, worum es uns geht. Im Black Metal reden immer alle von Satan und dem Bösen. Aber so etwas ist mir zu kindisch. Es geht darum, den Willen zu haben, dass man wachsen möchte, um die göttlichen Aspekte im Menschen zu erwecken und den Stolz zu haben, dieses Wesen zu sein, das den Willen hat, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen“, erklärt King die Bedeutung des neuen Bandnamens. Dennoch traf der Name nicht auf ungebrochene Zustimmung. Was sich bereits auf Myspace andeutete, wird von King bestätigt. „Das Feedback ist in der Tat gemixt, das war uns allerdings auch klar. Der Name führt zu vielen Diskussionen und geistig Schwache sind verwundert, weil wir das Wort „God“ im Namen auftauchen lassen. Diese Leute vergessen dabei oder verstehen zumindest nicht, dass wir dabei keinesfalls auf den christlichen Gott verweisen. Das Wort repräsentiert sehr viel mehr.“ An der Arbeitsweise ändere sich durch den neuen Namen jedoch nichts. Gaahl und er hätten seit zehn Jahren als Duo gearbeitet und so würde es auch weiterhin laufen. Während King die komplette Musik schreibt, kümmert sich Gaahl um die vokalistischen Arrangements und die Texte. Alte Freunde und neue Gesichter Dennoch könne er Infernus‘ Sicht der Dinge nachvollziehen. „Es ist nicht so, dass es irgendwann einmal seine Band alleine gewesen sei. Es waren immer andere Musiker mit dabei, aber trotzdem verstehe ich seine Sichtweise. Ich verstehe ihn sehr viel besser als die vielen Leute, die ihn nun umgeben und ihre Kommentare dazu abgeben. Für diese Leute gibt es nur richtig oder falsch, aber die Wahrheit liegt in diesem Fall irgendwo zwischen den Extremen“, ist sich der Bassist sicher. Infernus freute sich stattdessen über seine massiven Gefolgschaften. „Das war nichts, was ich beabsichtigt oder angestachelt hätte, aber es war schön zu sehen, dass es so viele Leute auf der ganzen Welt gibt, welche die Band unterstützen, sei es unser Label oder die Leute in den verschiedenen Myspace-Gruppen bis hin zu befreundeten Bands.“ Und nicht nur die Myspace-User und Co. gaben Infernus Anders sieht die Sache hingegen bei Gorgoroth aus. Infernus scharte neue Mitglieder um sich, die aber keinen Einfluss auf das Songwriting hatten. Neben Infernus, der eine der Gitarren bedient, wird Frank Watkins von Obituary den Bass zupfen und Tomas Asklund von Dissection die Trommeln verprügeln. Außerdem holte Infernus zwei ehemalige Mitglieder zurück in die Band. An der zweiten Gitarre steht Tormentor, der bereits von 1996 bis 2002 Gitarrist bei Gorgoroth war, und für den Gesang konnte Infernus den ehemaligen Sänger Pest verpflichten, den man auf den Alben „Antichrist“ und „Under The Sign Of Hell“ hören konnte. „Ich kenne all diese Jungs schon sehr lange. Deswegen standen sie ganz oben auf meiner Liste. Sie alle sind tolle Personen und Musiker, es war also eine leichte Entscheidung für mich, sie anzurufen. Direkt Ende Oktober, kurz nachdem der Streit um den Namen entbrannte, meldete ich mich bei ihnen. Mit den beiden ex-Mitgliedern habe ich all die Jahre Kontakt gehabt. Tormentor ist seit Jahren mein bester Freund und Pest und ich haben auch stets Kontakt gehalten, auch wenn er mittlerweile in den USA lebt und dort eine Familie hat. Natürlich gab es damals Gründe, warum er die Band verlassen musste, aber zwischen uns gab es nie böses Blut. Er ist ein toller Sänger und hatte Interesse wieder bei Gorgoroth mitzumachen. also war eine Zusammenarbeit nur natürlich“, erklärt Infernus. Alte Glanztaten oder neue Ufer? Die Frage, die sich wohl jeder Gorgoroth-Fan stellt, ist jene, wie Gorgoroth anno 2009 klingen werden, wenn erstmals seit Jahren Infernus alleiniger Komponist aller Songs sein wird. Wird es ein Schritt zurück zu alten Glanztaten sein oder wird Infernus neue Ufer erklimmen? Der Chef gibt sich geheimnisvoll. Seite 14 TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED „Es wird sehr heavy sein und richtig böse klingen. Natürlich werden die Songs klassischer sein und den Kern dieses Genres erkunden. Mehr will ich dazu aber nicht sagen. Es ist schwer, die Musik jemandem zu beschreiben, der nicht so tief an ihrer Entstehung beteiligt war“, so Infernus, der aber noch zu verstehen gibt, dass die gesamte Namensaffäre keinerlei Einfluss auf die Texte gehabt hätte. Diese wären nach wie vor rein satanischen Ursprungs, da der Satanismus seine größte kreative Antriebskraft sei. Erscheinen wird das Album, das sieben oder acht Songs enthalten soll und von Schlagzeuger Tomas Asklund co-produziert wurde, im Oktober des Jahres unter dem Titel „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“. Derweil ist sehr viel klarer und zumindest grob ersichtlich, wonach das nächste Album, welches King für God Seed komponiert hat, klingen wird, denn hierfür sollten die beiden vergangenen Alben, die er komplett im Alleingang schrieb, einen repräsentativen Vorgeschmack bieten können. „Das Album wurde schon vor über einem Jahr aufgenommen und derzeit warte ich eigentlich nur auf Gaahls Gesangsparts. Dass die Songs noch in einem Kapitel unter dem Namen Gorgoroth geschrieben wurden, spielt keine Rolle, denn beim Komponieren denke ich nie an einen Bandnamen, sondern lediglich daran, dass ich meine eigenen Fähigkeiten verbessere.“ Ein genauer Releasetermin steht für das Album, das bisher noch unbetitelt ist, noch nicht fest. Dieser sei abhängig von der Geschwindigkeit, mit der Gaahl, den King als grenzenlosen Perfektionisten mit einer unbändigen Liebe für die kleinsten Details beschreibt, voran kommt. Grob angepeilt sei eine Veröffentlichung im November oder Dezember 2009. Erscheinen wird das Album weiterhin über ein neues Label. Regain Records, das jahrelange Label von Gorgoroth, hatte nach dem Ausbruch des Rechtsstreits unverzüglich Infernus‘ Partei ergriffen und ließ verkünden, dass man lediglich mit Infernus‘ Gorgoroth-Version weiterarbeiten würde. Doch King und Gaahl fanden schnell eine neue Labelheimat bei dem Szenefrischling Indie Recordings, dessen Gründer schon früher bei Tuba Records mit King zusammenarbeiteten und ihren Sitz in Norwegen haben, was laut King einen kommunikativen Vorteil bedeuten würde. Musikalischer Respekt bleibt erhalten Ende des Jahres dürfen sich Gorgoroth-Fans also auf die Doppelpackung freuen, denn wenn alles klappt, werden zu dem Zeitpunkt beide Alben in den Startlöchern stehen, eine Tatsache, derer sich auch King und Infernus bewusst sind, die trotz aller Streitigkeiten einen gegenseitigen Grundrespekt füreinander > Ich war von den beiden niemals abhängig und werde das auch zukünftig nie sein. Es wird nie wieder eine Zusammenarbeit zwischen mir und King sowie Gaahl geben. Nie wieder! < Infernus (Gitarrist und Chef von Gorgoroth, oben rechts im Bild) nicht gänzlich verloren zu haben scheinen. „Mich freut letztlich, dass wir den Wolf in Infernus wecken konnten und er wieder dabei ist Musik zu erschaffen. Er hat in früheren Jahren etliche Male bewiesen, dass er ein exzellenter Songwriter ist, wenn er sich auf seine Sache konzentriert. Ich werde mir sein neues Album natürlich anhören und bin sehr gespannt, wie es klingen wird. Einige der besten Songs im Black Metal-Genre gehen auf sein Konto, also bin ich natürlich gespannt, wie sich seine ersten Songs nach all den Jahren anhören werden“, gibt King entwaffnend ehrlich zu. Und auch Infernus sieht keinen Grund darin, sich das God Seed-Album nicht zu Gemüte zu führen. „Lass es mich so sagen: Selbst nach allem was passiert ist, gibt es einen Grund, warum ich sie damals als Musiker auswählte und mit ihnen zusammenarbeiten wollte. Auch wenn wir keine Freunde mehr sind und sie mir etwas antun wollten, was ich ihnen niemals vergeben kann, werden sie dadurch nicht zu schlechten Musikern. Auf musikalischer Ebene respektiere ich sie. Ich hoffe, dass sie ein Album veröffentlichen werden, dass ich mir gerne anhören werde“, so Infernus. Seite 15 TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED ischen Festival spielen können, aber da steht leider noch nichts fest“, bedauert Infernus. Spannend dürfte angesichts der Tourpläne durchaus sein, wie der endgültige Split sich auf die Setlisten beider Parteien auswirken wird. Zwar spielten King und Gaahl bereits auf ihrer Tour unter dem Namen Gorgoroth hauptsächlich Songs der vergangenen beiden Alben, doch fanden sich stets ein paar Bandklassiker wie „Revelation Of Doom“ oder „Profetens Apenbaring“ wieder, die aus Zeiten stammen, als weder King noch Gaahl Teil von Gorgoroth waren. „Es kann keine legalen Probleme geben, wenn wir Infernus‘ Songs spielen, rein theoretisch können wir auch ein reines Iron Maiden-Set spielen, aber wir werden auf unserer Tour nur Songs berücksichtigen, die wir auch selbst kreiert haben“, stellt King kurz und knapp klar und verweist damit auf die Alben „Twilight Of The Idols“ und „Ad Majorem Sathanas Gloriam“. Infernus gibt sich auch hier geheimnisvoll, lässt aber durchaus durchschimmern, dass er sich bei seinen Live-Shows auf frühere Werke konzentrieren wird. „Die Setlist wird erst offenbart, wenn wir die Songs spielen“, wehrt der Gorgoroth-Chef jeden Versuch ab, ihm weitere Details zu entlocken. „Aber ich kann natürlich versichern, dass ich keine Songs spielen werde, die der ehemalige Gorgoroth-Bassist geschrieben hat. Die beiden vergangenen Alben werden bei der Wahl meiner Songs nur eine sehr geringe Priorität genießen“, > Es ist noch nicht vorbei. Wir werden den Fall weiter prüfen lassen und uns unter Umständen auf eine höhere Instanz begeben. Das letzte Urteil ist noch nicht gesprochen < King (Bassist und Songschreiber von God Seed, oben links im Bild) Und auch sonst scheint erstaunlich wenig Hass zwischen beiden Parteien zu existieren, es gebe lediglich keine Verbindung mehr zwischen ihnen, bestätigen sowohl King als auch Infernus unabhängig voneinander. „Ich lebe in der gleichen, kleinen Stadt wie King. Natürlich passiert es da schon einmal, dass man zum Supermarkt geht und ihn dort antrifft. Aber das ist dann keine seltsame Atmosphäre. Er ist mir auf einem persönlichen Level einfach nur egal. Keine Ahnung was in ihm in solchen Momenten vorgeht, aber ich habe nichts worüber ich mit ihm sprechen möchte“, erzählt Infernus. King sieht die Sache ganz ähnlich. „Natürlich sehe ich ihn von Zeit zu Zeit in der Stadt. Ich habe persönlich nichts gegen ihn, aber es gibt einfach nichts, worüber ich mit ihm reden wollen würde. Vor vielen Jahren hätte ich ihn als meinen Freund bezeichnet, aber diese Freundschaft gab es schon eine ganze Weile nicht mehr. Wenn wir vorm Richter stehen oder uns über die rechtlichen Sachen unterhalten müssen, dann klappt das aber problemlos. Wir sind erwachsen, aber sonst gibt es keinen Kontakt“, schildert King. Auch dass beide Bands für das „Unholy Fest“ in Tschechien gebucht wurden und dort vielleicht sogar am selben Tag auftreten werden, scheint angesichts dessen kein Problem zu sein, auch wenn Infernus dieses Thema unkommentiert lassen möchte. Der Split der Setlisten schürt Infernus die Hoffnungen aller Fans von früheren Gorgoroth-Werken. Nie wieder eine Zusammenarbeit Ist damit das letzte Wort in einem langen Streit gesprochen? Infernus ist sich ziemlich sicher. „Ich bin der alleinige Inhaber an den Rechten am Namen Gorgoroth. In diesem Leben wird der Name nur mit dem meinen verbunden sein. Das ist eine endgültige Entscheidung. Infernus ist Gorgoroth!“ Doch King sieht die Sache anders. „Es ist noch nicht vorbei. Es ist ein sehr komplizierter Fall, denn wir haben diese Band über zehn Jahre lang vorangetrieben. Es geht mir dabei nicht um kommerzielle Aspekte, sondern nur darum, dass er für etwas steht, in das wir sehr viel Zeit und viel Leidenschaft investiert haben. Wir werden den Fall weiter prüfen lassen und uns unter Umständen auf eine höhere Instanz begeben. Das letzte Urteil ist noch nicht gesprochen und es gibt auf jeden Fall noch einige Fragen zu klären“, behauptet King. Dass sich die Sache irgendwann zwischen den beiden Parteien ohne Richter und Gesetze ausräumen lässt oder sich die beiden Parteien versöhnen werden, scheint derweil sehr unwahrscheinlich zu sein, glaubt man Infernus‘ Abschlussworten: „Wenn man mit einer Freundin Schluss macht, dann hat das meist einen Grund. Es gibt in unserem Fall Gründe nicht mehr länger zusammenzuarbeiten. Ich war von den beiden niemals abhängig und werde das auch zukünftig nie sein. Es wird nie wieder eine Zusammenarbeit zwischen mir und King sowie Gaahl geben. Nie wieder!“ www.gorgoroth.info www.myspace.com/godseedband Sobald die Alben von beiden Bands veröffentlicht sind und auch schon im Vorfeld werden sowohl God Seed als auch Gorgoroth versuchen, Tourneen auf die Beine zu stellen. Doch leider sei zu diesem Zeitpunkt noch nichts in trockenen Tüchern. „Wir haben Kontakt zu verschiedenen Bookern und hoffen, dass wir diesen Sommer noch auf dem ein oder anderen europäSeite 16 TITELSTORY - GORGOROTH | GOD SEED Infernus (großes Bild) und seine neue Gorgoroth-Crew (v.o.n.u.): Tomas Asklund (Schlagzeuug), Tormentor (Gitarre), Frank Watkins (Bass) und Pest (Gesang) Seite 17 INTERVIEW ~ CHRIS LANEY Die Solo-Feuertaufe CHRIS LANEY ist nicht nur Produzent (unter anderem für Candlemass), sondern auch ein begabter Musiker. Nachdem der immer gut gelaunte Glatzkopf kürzlich Randy Piper‘s Animal verließ, war die Zeit nun reif für ein Soloalbum. Für dieses musste Chris die ein oder andere Hürde überwinden. Text: Jenny Bombeck | Foto: Valtteri Hirvonen C hris Laney hat im Metalgeschäft überall seine Finger im Spiel. Er ist nicht nur ein erfolgreicher Musiker, sondern arbeitet auch als Produzent. Zudem besitzt der gute Mann eine Menge Charme. Kein Wunder, dass jeder gerne mit Chris zusammen arbeitet, sei es im Studio oder im Proberaum. Obwohl es noch relativ früh am Tag ist, ertönt eine äußerst sympathische und gut gelaunte Stimme am anderen Ende der Leitung. Und Herr Laney hat auch allen Grund, um gut drauf zu sein, denn mittlerweile steht sein erstes Soloalbum mit dem schlichten Titel „Pure“ in den Läden. Da stellt sich natürlich die Frage, ob man stolz sei, dass der eigene Name auf dem Titel stehe und kein Bandname. Schließlich war Chris vorher bei Bands wie Randy Piper‘s Animal tätig. „Es ist ein total cooles Gefühl. Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, mein eigenes Soloprojekt zu starten. Ich habe es tief in mir drinnen gespürt, auch wenn ich eigentlich ein Bandmensch bin. Es ist teilweise auch ein komisches Gefühl, denn jetzt werden mir alle Fragen von den Journalisten gestellt. Man kann sich nicht mehr verstecken“, lacht der Strahlemann in den Hörer. Auch wenn sein Name auf dem Booklet steht, so steht hinter Chris Laney eine ganze Band aus Mitgliedern, die von dem Mastermind persönlich ausgesucht wurden. „Wir alle kommen, bis auf Bruce Kulick, aus derselben Stadt und natürlich bin ich mit jedem befreundet. Wir freuen uns darauf, auf Tour zu gehen, denn bisher konnten wir leider nur auf unserer Releaseparty spielen. Ich bin es halt gewohnt, in einer Band zu spielen und es macht mir viel Spaß. Viele Musiker können die Musik nur bereichern“, stellt Chris fest. Musik aus einer einzigen Feder sei für Chris so gar nichts. Er liebe gerade die Zusammenarbeit mit anderen jungen Musikern, denn dabei kämen Ideen zustande, mit denen man nie gerechnet habe. Doch warum war gerade jetzt die Zeit und die Welt reif für ein Soloalbum? Chris findet schnell eine Antwort: „Einer der ausschlaggebenden Punkte war, dass ich momentan in keiner anderen Band aktiv bin. Ich denke auch, dass man jetzt an einem Soloalbum von mir interessiert ist. Vorher hatte ich dieses Gefühl nicht.“ Der Besitzer eines eigenen Gitarrenmodells war zuvor unter anderem bei Randy Piper‘s Animal tätig. Aufgrund von Familie und Job hatte Chris leider keine Zeit, um mit der Band dauerhaft auf Tour zu gehen. Doch die Wege der Musiker hätten sich im freundschaftlichen Sinn getrennt. Und Chris hat genügend andere musikalische Felder, wo er sich austoben kann. Stillstand gäbe es bei ihm nicht. Haupthürde: Lead-Gesang Auch wenn der Musiker recht selbstbewusst herüberkommt, gab es dennoch eine musikalische Hürde, die es zu überwinden galt. Herr Laney war bisher stets lediglich für die Backing Vocals zuständig und mit „Pure“ gibt er nun sein Debüt als LeadSänger. „Es war eine Herausforderung für mich, den Gesang zu übernehmen. Ich persönlich genieße meine Stimme nicht allzu sehr. Ich bin eine ideale Besetzung für Background-Vocals, aber im Vordergrund zu stehen, war ich bisher nicht gewohnt. Es ist mein Trademark, dass ich bei Alben, die ich aufnehme, die Background-Vocals übernehme, aber die Position des LeadSängers habe ich bisher gehasst“, gibt der Vollprofi zu. Das Risiko hat sich jedoch gelohnt, denn auch seine Gesangsstimme kann überzeugen. Bleibt nur zu sagen, dass Chris die musikalische Solo-Feuertaufe überstanden zu haben scheint. www.chrislaney.com Seite 18 INTERVIEW ~ SHAKRA Den Gipfel in Sicht Die drittgrößte Rock-Band aus der Schweiz hat sich nur ein begrenztes Maß an „großen Bands“ zulasse. mittlerweile an die Vergleiche mit Gotthard und Krokus gewöhnt. SHAKRA-Sänger Mark Fox ist mit dem Stand der Band sehr zufrieden. Text: Dorian Gorr | Foto: AFM D er Titel ist durchaus symbolisch zu verstehen: „Everest“, so der Name des siebten Shakra-Albums, ist eine Anlehnung an den Mount Everest. „Wir suchten natürlich in erster Linie etwas, was sich die Leute gut merken können und was gut klingt. Aber die symbolische Bedeutung ist natürlich vorhanden. Jeder Mensch hat seinen eigenen Everest, den er bezwingen muss oder es zumindest versuchen sollte. Und letztlich passt dieser Titel auch zu Shakra, denn wir sind mittlerweile auch schon eine ganze Weile unterwegs und versuchen stets weiter nach oben zu klettern“, gibt Sänger und Bandsprachrohr Mark Fox zu Protokoll. Und wo stehen Shakra derzeit bei ihrer ganz persönlichen Bergbezwingung? Mark weiß es selbst nicht so genau. Er spüre lediglich, dass sich die Band auf einem guten Weg befinde. Und dass das der Realität entspricht, zeigte die Band bereits mit ihrem Vorgängeralbum „Infected“ (2007), das die Schweizer Charts stürmte und sich dort den siebten Platz sichern konnte. „Ich denke schon, dass wir auch mit „Everest“ die Charts entern können“, so Mark selbstbewusst. In der Schweiz gäbe es durchaus viele Metal- und Rock-Bands, allerdings sei das Land so klein, dass es „Da das Land so klein ist, kann man sich durchaus schnell einen Namen machen, aber danach musst du konstant am Ball bleiben. Die Leute kaufen ja nicht unbegrenzt viele CDs, in einem großen Land wie Deutschland verteilt sich so etwas natürlich besser, aber das ist in der Schweiz nicht so“, erklärt Mark. Bisher hat das „Am Ball bleiben“ aber ganz gut funktioniert. Nach wie vor feiert die fünfköpfige Band dort ihre größten Erfolge, während es im Ausland vereinzelnd noch sehr zäh läuft. „In Deutschland haben wir ebenfalls einen guten Stand und sind immer wieder hier unterwegs, aber in Frankreich interessiert sich beispielsweise niemand für uns. Da scheint die Szene für solche Musik einfach zu klein zu sein“, mutmaßt der Sänger. Mit Gotthard aufgewachsen Der ewige Fluch, der Shakra anhängt, ist der, dass die Band auf Grund ihres Genres und ihrer Herkunft in beinahe jeder Kritik mit wahlweise Gotthard oder Krokus, den beiden größten Schweizer Rock-Bands, verglichen werden. Mark nimmt die Sache jedoch locker. „Man gewöhnt sich daran und eigentlich finde ich das ganz okay. Ich bin mit Gotthard aufgewachsen und von daher ehrt mich das, wenn solche Vergleiche gezogen werden. Ich bin nur froh, dass die Presse hierzulande einen dritten Platz eingeführt zu haben scheint. Mittlerweile werden wir oft bei den Aufzählungen der Schweizer Rock-Bands direkt auf Platz drei genannt und das macht mich stolz.“ Und auch das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Band dem Gipfel ihres Everests immer näher zu kommen scheint. www.shakra.ch Seite 19 INTERVIEW ~ BLACK MESSIAH PAGANE SÖLDNERSCHWEINE tensong auch wie ein Schlachtensong klingt. Außerdem war es Mit „The First War Of The World“ meldet sich die etwas schwieriger, den textlichen Inhalt griffig herüberzubrindeutsche Viking-Front BLACK MESSIAH zurück. Teufelsgeiger, Sänger, Gitarrist und Texter Zagan gibt einen Einblick in das erste Konzeptalbum der Band. Z agan, „The First War Of The World“ ist das erste Konzeptalbum von Black Messiah. Wann fiel die Entscheidung, sich in dieses Territorium vorzuwagen? Diese Idee hatte ich schon länger. Es hat mich unheimlich interessiert, mal ein Konzeptalbum zu machen, eine einzige, große Geschichte zu erzählen und die zu vertonen. Schon bevor wir damals „Of Myths And Legends“ aufnahmen hatte ich mit diesem Gedanken gespielt. Wir haben das als Herausforderung gesehen und gemerkt, wieviel Spaß das macht. Als ich die Idee damals vorschlug, waren alle sofort dafür. gen. Auch darf die typische Songstruktur nicht verlorengehen. Es bringt ja nichts, wenn man einen Text runterleiert. Wichtig war uns, dass man die Unterteilung in Strophen und Chorus beibehält, um auch einen Wiedererkennungswert zu besitzen. Hat sich durch das Konzeptalbum eure Arbeitsweise geändert oder lastet der Großteil der Arbeit, sprich Songwriting und Lyrics, nach wie vor auf deinen Schultern? Wir arbeiten eigentlich wie immer. Klar, die Lyrics stammen alle aus meiner Feder und auch viele Ideen und Parts sind von mir, allerdings arbeitet immer die gesamte Band an Songs und jeder kann einbringen, was immer er mag - so lange es zum Kontext passt und den anderen gefällt. Black Messiah ist keine Diktatur, wir leben von den unterschiedlichen Musikgeschmäckern der Mitglieder und profitieren dadurch. Kannst du das Konzept von „The First War Of The World“ einmal kurz zusammenfassen? Rückblickend betrachtet: Ist die Erstellung eines KonzeptalGöttervater Odin reitet eines Tages über die Welt, um sie in bums schwieriger oder einfacher? Augenschein zu nehmen. Dabei entdeckt er den bis dahin nicht Definitiv schwieriger. Bei einem „normalen“ Album kannst bekannten Stamm der Vanen. Odin erkennt eine gewisse Gefahr du Songs schreiben wie du gerade möchtest. Die Stücke müs- und warnt seine Leute vor dem „neuen“ Göttergeschlecht. Eines sen nicht zwangsweise miteinander harmonieren. Bei einem Tages kommt die Riesin Gullveig nach Valhalla und bringt durch Konzeptalbum ist es wichtig, die jeweilige Stimmung zu tref- eine List die Goldgier unter die Asen. Als die Asen das erkenfen. Man ist etwas eingeschränkter in der Musik, da die Story nen, wollen sie die Riesin verbrennen, schaffen es aber nicht. bereits steht. Man muss genau darauf achten, dass ein Schlach- Daraufhin flieht Gullveig nach Vanheim und bittet die Vanen mit Seite 20 INTERVIEW ~ BLACK MESSIAH einer Lügengeschichte um Hilfe. Diese lassen sich überreden und marschieren mit ihren Armeen nach Asgaard, um die Asen anzugreifen. Ein Krieg entbrennt und viele Asen und Vanen finden den Tod. Am Ende sehen beide Parteien ein, dass sie dabei sind die Welt zu zerstören und einigen sich auf einen Waffenstillstand. Gullveig stirbt während der Kämpfe. Das Konzept wird musikalisch auf epische Weise umgesetzt. Die orchestralen, atmosphärischen Parts haben an Gewicht gewonnen. War das für das Konzept obligatorisch? Ja, das war wichtig. Eine Story dieses Ausmaßes verdient einen epischen Sound. Wir haben die Musik eher wie einen Soundtrack gesehen, der die Geschichte untermalt. Da kommt man an orchestralen und atmosphärischen Parts nicht vorbei. Sie verhelfen einem ungemein, die richtige Stimmung auszudrücken. Diese Parts werten das Album unheimlich auf. Es wird authentisch. Wer war für das Artwork verantwortlich, das in beinahe Manowar-trächtiger Manier eine barbusige, vollbrüstige Frau zeigt, und inwiefern greift es das Konzept auf? Michael Müller war der Cover-Artist bei dieser Veröffentlichung. Wir fanden die Idee sehr gut, weil sie genau ausdrückt worum es geht. Gullveig war eine sehr gut aussehende Riesin. Warum soll sie keine schönen Möpse gehabt haben? Mir gefällt das. Das Cover zeigt Gullveig während der Schlacht gegen Odin und seine Brüder Wile und We. Warum sie nackt ist? Gute Frage. Vielleicht hat ihr jemand ihren Wams mit einem Schwert vom Körper geschnitten. So macht das Kämpfen doch gleich etwas mehr Spaß, oder nicht? Nein, mal im Ernst. Es passt einfach. Klar gibt es Leute, die das wieder kitschig finden, aber das interessiert uns nicht. Wir machen die Dinge, die uns gefallen. Mit Manowar hat das nichts zu tun. Mit „Söldnerschwein“ habt ihr die für euch mittlerweile fast Ihr wertet das Konzept zusätzlich durch ein Einsatz des schon obligatorische Partyhymne dabei. Inwiefern benötigst Sprechers Tom Zahner auf. Wieso fiel eure Wahl auf ihn? du diesen Ausgleich zu den „seriöseren“ Texten über die Ich wollte einen Erzähler dabei haben, um auch hier ein wenig Nordische Mythologie? diesen epischen Touch zu verstärken. Wenn man eine gute StimParty machen gehört für uns dazu. Also wird es auch immer me bekommt, kann das vieles erleichtern. Als ich einen Freund mal so eine Nummer von uns geben. Und den Leuten scheint es anrief und ihm erzählte wofür ich einen Sprecher brauche, gab ja auch zu gefallen. Es kann nicht schaden, beides im Programm der mir eine Internetadresse mit Samples mehrerer Akteure. Als zu haben, ernsthafte Themen und auch etwas Humor und Parich über Toms Stimme stolperte, wusste ich sofort, dass ich den tylaune. Das macht die Konzerte abwechslungsreich. Und das haben will. Ich hatte direkt das Gefühl, dass er der richtige ist. Paganer auch gerne feiern, sieht man im Publikum ganz deutIch rief ihn an und er sagte zu. Er ist ein toller Kerl, sehr nett lich, wenn wir einen dieser Songs spielen. und professionell. Wir machen bestimmt nochmal was mit ihm. www.black-messiah.de Seite 21 INTERVIEW ~ FLUISTERWOUD | TARDY BROTHERS N achtraaf ist ein Black Metaller wie er im Bilderbuche steht: Wortkarg, schroff und uninteressiert, ob die gegebenen Informationen dem Fragenden ausreichen. Fest steht jedoch: Als die fünf Mitglieder mit den Aufnahmen an „Laat Alle Hoop Varen“ begannen, stand nicht fest, dass es sich um das letzte Album der Band handeln wird. „Die Entscheidung wurde an einem Punkt getroffen, an dem es kein Zurück mehr gab. Wir hatten das Album aufgenommen, spielten ein paar Wochen später in Österreich und die Dinge waren außer Kontrolle. Chaos und Unordnung waren schon immer die Pfade, die wir beschritten haben. Wir sind fünf willensstarke Personen. Wenn man uns in einen Proberaum oder Van sperrt, kann das einen kreativen Schub auslösen, es steigert aber auch den Ekel, den man füreinander empfindet.“ Ihre Zeit sei gekommen, ist sich Nachtraaf sicher. Einen Abschiedsgig würde es deswegen auch nicht geben, dennoch werden die meisten Mitglieder musikalisch aktiv bleiben. „Bassist Trol hat sich von der Musik verabschiedet, er beschäftigt sich derzeit lieber mit Trinken. Sänger Sagelinge versenkt noch immer Müll, trinkt, nimmt Drogen, befasst sich mit schwarzer Magie und seiner Band Galgeras. Schlagzeuger Mysteriis trommelt bei Weltbrand und hat eine eigene Rock-Band. Gitarrist Eklipse spielt bei der okkulten Black Metal-Band Verbus Verus“, fasst Nachtraaf, der bei Urfaust trommelt, den zukünftigen Verbleib der Mitglieder zusammen. Neues Fluisterwoud-Material würde es aber definitiv nicht geben. Das sei laut Nachtraaf so sicher wie der dritte Weltkrieg. www.fluisterwoud.nl Chaos, Unordnung & das Ende Mit „Laat Alle Hoop Varen“ verabschiedet sich die holländische Black Metal-Band FLUISTERWOUD. Der wortkarge Gitarrist Nachtraaf spricht von Chaos und Kontrolllosigkeit. Text: Dorian Gorr | Foto: Ván Brüderliche Begeisterung Die TARDY BROTHERS, beide bei Obituary aktiv, erkunden auf ihrem gemeinsamen Album Pfade außerhalb des abgesteckten Death Metal-Rahmens. Text: Michael Haal & Dorian Gorr | Foto: Tardy Brothers D ie Befürchtung, die manch einen Obituary-Fan vielleicht beschleichen dürfte, dass sich der Fokus der Death Metal-Brüder bald ändern könnte, wenn Donald Tardy voller Entzückung vom Songwriting für das Tardy Brothers-Album „Bloodline“ berichtet, verweist die eine Hälfte der Brüder ins Reich der Illusion. „Unser Fokus ist und bleibt Obituary“, lautet die klare Ansage Fans der Death Metal-Legende können also aufatmen. Dennoch: Die Begeisterung ist zu spüren. Mit seinem Bruder ein Album aufzunehmen, dass sich nicht an die eng gesteckten Grenzen von Obituary halten müsse, habe er sehr genossen. „Wir wollten das schon sehr lange machen. Ich spiele jetzt seit vielen Jahren auch Gitarre und liebe es, Songs zu schreiben. Wir besitzen mittlerweile ein eigenes Studio und hatten dadurch die Möglichkeit, meine Ideen aufzunehmen. Es ist nicht nur Death Metal, sondern auch stark von altem Thrash und neuem Metal beeinflusst“, erklärt der Obituary-Drummer. Wiedersehen mit alten Bekannten Alle Songs wurden von den beiden Brüdern geschrieben, doch hört man auf dem Album auch einige Gäste, die Obituary-Fans kennen werden. So steuerte Ralph Santolla, früher bei Deicide und Death aktiv, heute der neue Gitarrist bei Obituary, einige Solos bei und auch Jerry Tidwell, der 1985 erster Obituary-Gitarrist war, als die Band sich noch Executioner nannte, kommt zum Einsatz. Weitere Gastmusiker sind Jon Li, ein Schüler Ralph Santollas, und Scott Johnson, ein langjähriger Freund der Band. Welche Gäste man auf dem nächsten Album hören wird, will Donald noch nicht verraten, doch fest steht, dass die Tardy Brothers ein weiteres Scheibchen veröffentlichen werden. „Wir hatten so viel Spaß beim Aufnehmen und Schreiben, dass wir bereits jetzt die nächsten Schritte diskutieren. Es ist cool, einen neuen Stil zu erkunden und mir fallen durchgehend neue Ideen ein. Auf dem nächsten Album werde ich auch wieder super Gastmusiker präsentieren“, verspricht Donald. www.tardybrothers.com Seite 22 INTERVIEW ~ WALDGEFLÜSTER wirkliche Tiefe zu erreichen. Die Musik beinhaltet ja schon seit Jahrzehnten satanische Texte. Natürlich gibt es immer wieder Bands, die es schaffen, absolut ergreifende Lyrik zu schreiben. Aber es existieren eben auch noch viele andere negative Gefühle, die durch Musik ausgedrückt werden wollen. Und so entwickelt jeder seine eigenen Vorlieben und seinen persönlichen Schreibstil. Ich denke, dass sich die Black Metal-Szene in den letzten Jahren diesbezüglich geöffnet hat. Einige Bands haben vorgemacht, dass man auch mit anderen Themen neben Satan tiefgehende, emotionale und dunkle Musik schaffen kann. Und das schlägt sich nun wohl in dieser breitgefächerten Auswahl an Themen nieder. Hoffnungsvolle Melancholie WALDGEFLÜSTER ist der Name des Soloprojekts von Winterherz. Mit „Herbstklagen“ veröffentlicht der Einzelgänger melancholischen Black Metal, der von seiner Naturverbundenheit geprägt ist. Interview: Dorian Gorr | Foto: Waldgeflüster W interherz, der Bandname und einzelne Songtitel lassen auf eine starke Naturverbundenheit deinerseits schließen. Wie drückt sich diese außerhalb der Musik aus? Zum einen versuche ich so oft wie möglich hinaus in die Natur zu kommen. Leider gelingt mir dies viel zu selten. Aber diesen Sommer planen mein Bruder und ich eine Trekking-Reise in Norwegen, auf der wir uns vollkommen von der Hektik der Welt abschotten wollen, um uns auf uns selbst und die Schönheit und Kraft der Natur besinnen zu können. Auf der anderen Seite versuche ich natürlich einigermaßen umweltbewusst zu leben, ab und zu das Auto stehen zu lassen und meinen Müll nicht überall wahllos zu hinterlassen. Inwiefern beeinflusst die Natur dein musikalisches Schaffen? Die Natur liefert mir Inspiration. Viele Ideen zu einzelnen Stücken entstehen nur durch besonders schöne Anblicke. Zum Beispiel fiel mir die Textzeile „Herbst befiel das Land“ auf einer Fahrt von St. Pölten nach Rosenheim in der Höhe von Salzburg ein. Es ging langsam auf die Abenddämmerung zu und auf einmal erstrahlten die waldbedeckten Berge in einem wunderschönen goldenen Schimmer. Diese Aussicht inspirierte mich zu dem Lied. So läuft es oftmals ab. Oftmals finden bei deinen Titeln die Jahreszeiten Erwähnung. Einzig und alleine der Frühling wird in keinem Songtitel erwähnt. Hat das einen Grund? Eigentlich dachte ich, dass dies offensichtlich wäre: „Herbstklagen“ ist eine abgeschwächte Form von Konzeptalbum, welches meine Gefühle und Gedanken in einer herbstgewandten Lyrik beschreibt. Um dieses Konzept noch etwas abzurunden, wusste ich schon ziemlich zu Beginn der Schreibarbeiten, dass ich ein Intro und ein Outro haben wollte. Das Intro sollte hierbei den Abschluss des Sommers und seinen Übergang in den Herbst markieren. Sozusagen ein letztes Aufblitzen der wärmenden Sonnenstrahlen, bevor einen der Herbst in die Abgründe seiner düsteren Stimmungen zieht. Am Ende des Herbstes weisen die ersten Schneeflocken den Weg in den Winter. Dieser „Erste Schnee“ fällt in der Abenddämmerung, das Stück baut eine sehr melancholische und traurige Stimmung auf, die keine Hoffnung zulässt. Aber ich wollte nicht nur die negativen Aspekte hervorheben, denn auch Melancholie kann hoffnungsvoll und schön sein. Dies wollte ich mit „Wintermorgen“ ausdrücken. Dieses Lied beschreibt das Gefühl des morgendlichen Sonnenlichts, das sich auf den weißen, schneebedeckten Feldern bricht, die Hoffnung und die Schönheit solcher Momente. Der Frühling hätte somit in diesem Konzept keinen Platz gehabt. Was aber nicht bedeutet, dass ich den Frühling niemals in meine Musik aufnehmen werde. Nur auf „Herbstklagen“ hatte ich keine Verwendung dafür. www.waldgefluester-blackmetal.de.vu Textlich und auch musikalisch wirken einige Parts durchaus melancholisch, beispielsweise der Song „Von Einsamkeit...“. Spielt Melancholie in deinen Texten eine große Rolle? Ja, sie spielt eine große Rolle bei Waldgeflüster. Jeder Text beinhaltet eine gewisse Melancholie, auch wenn sich diese manchmal in einer Form von hoffnungsvoller Melancholie äußert. Ich versuche bei Waldgeflüster immer meine innersten Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten und diese äußern sich hauptsächlich in tief empfundener Melancholie. Die Entwicklung zeigt eindeutig einen Trend hin zu solchen Texten. Viele Bands entfernen sich zunehmend von den satanisch angehauchten Lyrics. Worin siehst du diese Entwicklung begründet? Ich denke, dass die satanischen Lyrics zu einem großen Teil ausgereizt wurden und dass es schwierig ist, mit ihnen noch Seite 23 INTERVIEW ~ DEBAUCHERY Death Metal-Porno DEBAUCHERY sind zurück. Die blutigen Death Text: Dorian Gorr | Fotos: AFM Metal-Rock‘n‘Roller hauen mit „Rockers And War“ E in Jahr ist es her, da veröffentlichten Debauchery „Continue To Kill“, in dessen Folge es zu einer ungewöhnlichen Akihr vorerst letztes Album heraus und zeigen gleich- tion kam. Nachdem das Feedback jahrelang zwiegespalten war, eine Gruppe der Hörerschaft wollte mehr brutalen Death Metal, zeitig viel nackte Haut. Während es auf dem Album die andere mehr Rock‘n‘Roll, beschloss Bandchef Thomas Gurrath, dass er die Entscheidung, in welche Richtung Debauchery gleichermaßen Death Metal wie Rock‘n‘Roll gibt, hat zukünftig gehen werden, in die Hände der Fans legen wird. Die Lösung: Ein Online-Voting, bei welchem die Besucher der offiThomas auch noch ein Porno-Video gedreht. ziellen Debauchery-Webseite ihre Meinung kund tun konnten. Seite 24 INTERVIEW ~ DEBAUCHERY „Die Beteiligung war zufriedenstellend. Wir hatten mehr als tausend Teilnehmer. Ich selbst würde ja nie bei so etwas mitmachen, aber den Leuten hat es scheinbar gefallen“, schmunzelt Thomas. Das Ergebnis: Mehr als 50 Prozent aller Debauchery-Fans wollten einen Mix aus Death Metal und Rock‘n‘Roll. „Als ich das las, dachte ich mir nur, dass das doch genau das ist, was ich seit jeher mache, also nahm ich mir vor, den Schnitt zwischen diesen beiden Einflüssen noch radikaler zu vollziehen“, so Thomas. Und in der Tat hat „Rockers And War“ zwei Gesichter. Während der ersten Hälfte wird heftig geprügelt, manch ein Song erinnert mit seinen ausgiebigen Keyboard-Einlagen gar an Dimmu Borgir und „Savage Mortician“ dürfte zu den härtesten Songs gehören, die Debauchery jemals aufgenommen haben. Den krassen Kontrast dazu bilden Songs wie „3 Riff Hit“, die mehr als jemals zuvor an Airbourne, AC/DC, und Konsorten erinnern und mit Death Metal kaum noch etwas am Hut haben. „Ich hatte einfach Bock darauf, dass so durchzuziehen. Die beiden Teile des Albums sollten sich stärker als jemals zuvor unterscheiden. Die Rock-Songs sollten mehr Rock‘n‘Roll denn je sein und mit Songs wie „Savage Mortician“ wollte ich an die Grenzen des Geprügels stoßen. Dass dabei die Keyboards stärker zum Einsatz gekommen sind, entsprang ebenfalls einer Laune. Bisher kamen sie in diesem Umfang immer erst beim letzten Track eines Albums zum Einsatz, aber ich fragte mich, warum ich mit diesem speziellen Scheiß immer bis zum Schluss warten sollte“, erklärt Thomas. Einnahmequelle, die ich mit Debauchery habe und zum Musik machen braucht man Geld, das ich nicht investieren kann, damit jemand sich um das Merchandise kümmert.“ Zum vorläufigen Abschied gibt es jedoch noch einen Leckerbissen. Videos sind im Metal-Bereich ja keinesfalls unüblich, doch was Debauchery zu ihrem Song „Death Metal Warmachine“ veröffentlichen, stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Statt einem regulären Musikvideo veröffentlicht die Band einen Hardcore-Lesben-Porno. Thomas grinst, als er an Eins sollten Debauchery damit definitiv hinter sich gelassen die Dreharbeiten zurückdenkt. haben, nämlich die in der Vergangenheit ewig aufgetretenen „Ich liebe Pornos“, lautet die simple Erklärung auf die Frage Vorwürfe, dass die Band ein Six Feet Under-Klon sei, doch Tho- nach der Hintergrundidee. „Das Label war damit einverstanden, mas winkt ab. auch wenn es letztlich ein Schuss in den Ofen ist, denn wir kön„In den Rezensionen habe ich das auch schon wieder gelesen. nen das Video auf keine CD packen, weil wir das Album sonst Texte wie „alles stumpf, klingt wie immer und stark nach Six mit einer „Ab 18“-Beschränkung herausbringen müssten. Also Feet Under“. Wer so einen Blödsinn schreibt, kann die Platte wird es das Video nur noch inoffiziell über irgendwelche Downdefinitiv nicht gehört haben“, macht Thomas seinem Ärger Luft. load-Seiten im Internet geben“, so Thomas. Geärgert hat sich der kahlköpfige Sänger, der kürzlich sein LehrDoch rentiert sich solch ein Unterfangen, wenn man das Video amts-Studium abschloss, genug. Vor allem das ganze Drumhe- letztlich nicht wirklich als Werbeträger verwenden kann? Imrum, das mit sich kommen würde, wenn man eine Band leite, merhin kostet solch ein Video auch ein entsprechendes Sümmgehe ihm zunehmend auf die Nerven. Nun zieht er seine Kon- chen. sequenzen. „Nichts von alldem hier rentiert sich“, beweist Thomas Gal„Nach „Rockers And War“ liegen Debauchery vorerst auf Eis. genhumor. „Aber man hat halt Bock drauf und deswegen zieht Ich mache nächstes Jahr Konzert- und auch Albenpause“, lässt man es durch. Gestern haben wir in Ostrave in Tschechien vor Thomas die Katze aus dem Sack, relativiert aber sofort: „De- 50 Leuten gespielt und dafür sind wir 1000 Kilometer gefahren. bauchery sind nicht aufgelöst, da wird bestimmt nochmal etwas So viel zum Thema, was sich rentiert“, lacht Thomas. folgen. Das hat nichts mit der Musik zu tun, es geht mir nur um Eine Karriere als Pornoproduzent visiert er jedoch nicht an. diesen ganzen Business-Scheiß. Ein neues Album aufzunehmen, „Wenn man mit einem Porno etwas reißen könnte, dann hätist wunderbar und macht viel Spaß. Aber leider kümmert man te ich schon längst einen gedreht und veröffentlicht. Aber das sich als Musiker zu 90 Prozent nicht um die Musik, sondern bringt ja in Zeiten des Internets nichts mehr. Noch ein Projekt, um all den anderen Mist. Man muss Auftritte buchen, Anfragen wo ich durchgehend meine Kohle reininvestieren kann, brauche beantworten, neue Musiker suchen und durchgehend rennt man ich nicht. Da reicht mir meine Musik.“ der Kohle hinterher. Die meiste Zeit investiere ich in unseren Und das, obwohl Debauchery damit erst einmal eine offizielle Merchandise-Shop. Ich würde ja jemanden einstellen, der sich Pause antreten. darum kümmert, aber das ist mehr oder weniger die einzige www.debauchery.de Seite 25 Mindestens ein Jahr Pause INTERVIEW ~ AMORAL HassMails erwartet Mit „Show Your Colors“ bewegen sich AMORAL denken davor, Fans zu verlieren? weg vom Death Metal ihrer vorherigen Scheiben und präsentieren einen neuen Sänger, der die Scheibe stark nach Power Metal klingen lässt. Gitarrist Ben Varon spricht von einem natürlichen Wandel. Interview: Jenny Bombeck | Foto: Valtteri Hirvonen H ey Ben, ich war sehr überrascht, als ich euer neues Album „Show Your Colors“ gehört habe. Wie es scheint, seid ihr dem Death Metal untreu geworden und bevorzugt von nun an Power Metal-Klänge. Wie kam es dazu? Wir sehen unsere jetzige Musik gar nicht als Power Metal an und glauben auch nicht, dass die früheren Alben Death Metal waren. Für uns war diese musikalische Entwicklung ganz natürlich und gar kein so großer Schritt. Die Vocals sind natürlich nicht mehr dieselben. Als unser Sänger Niko uns verlassen hat, waren wir uns einig, dass wir dieses Mal einen melodischen Sänger in unseren Reihen haben wollen. Die Musik entsteht aus unseren Gefühlen und das neue Album ist das Endresultat. Wer weiß wie die nächste Scheibe klingen wird. Hatte euer neuer Sänger Ari Koivunen Einfluss auf die Kursänderung? Wir fühlten uns in unserem Songwriting sicherer, als wir wussten, dass wir einen Sänger gefunden haben, der unseren Vorstellungen entspricht. Die meisten Songs waren aber schon fertig, als Ari unserer Band beigetreten ist. Glaubst du, es ist ein Nachteil für Amoral, dass ihr eure musikalische Ausrichtung geändert habt. Hattet ihr keine Be- Natürlich werden wir etliche alte Fans mit unserem neuen Album verlieren. Aber was soll man da machen? Wir können nicht für immer Technical Death Metal-Platten schreiben, nur weil es eine Gruppe an Fans gibt, die dieses Genre lieben. Eine Band muss sich auch weiterentwickeln dürfen und die Musik spielen, nach der ihr im Moment ist. Es gibt auch alte Fans, die uns gesagt haben, dass das neue Album unser Bestes sei. Wie sind denn bisher die Reaktionen allgemein ausgefallen? Du kannst dir ja vorstellen, dass wir einen riesigen Haufen an Hassmails bekommen haben. Zudem haben viele wirklich sehr schlecht über uns geredet, seitdem wir bekannt gegeben haben, dass wir einen neuen Sänger haben. Wir haben damit schon im Vorfeld gerechnet und uns darauf eingestellt. Und es gibt glücklicherweise auch Fans, die uns weiterhin unterstützen. Den Leuten steht es zu, uns zu mögen oder auch nicht. Worum geht es textlich auf „Show Your Colors“? Unterscheiden sich auch die Lyrics von denen der vorherigen Platten? Dieses Mal habe ich alle Texte geschrieben. Sie sind sehr persönlich ausgefallen. Ich habe auch einige Albträume in den Songs verarbeitet und bin insgesamt sehr stolz auf meine Texte, denn der Grad an intimen Lyrics macht die Musik recht kraftvoll. Welche Message steht hinter dem Titel des Albums? Ist es eine Art Herausforderung? Wenn man das so interpretieren möchte, dann ist das so. Eigentlich hat der Titel die gleiche Aussage wie unsere alten Songs „D-Drop-Bop“ und „Decrowning“. Nämlich die, dass die Invasion und die Weltherrschaft des Amoral-Schädels nicht mehr gestoppt werden kann. www.amoralweb.com Seite 26 INTERVIEW ~ MISERY SPEAKS Rockige Kurskorrektur Auf „Disciples Of Doom“ präsentieren die deutschen Melo-Deather MISERY SPEAKS einen neuen Sänger. Durch diesen sei es möglich geworden, dass das neue Album rockig ausgefallen sei, so Basser Martin. Text: Jenny Bombeck | Foto: Misery Speaks M isery Speaks sind ein fleißiges Trüppchen. Ihr Album „Catalogue Of Carnage“ ist noch nicht mal kalt, da steht schon der Nachfolger „Disciples Of Doom“ auf der Matte und wartet darauf, mit einer soundtechnischen Kursänderung die Fans zu überraschen. Drei Alben in drei Jahren ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Bassist Martin findet, dass das regelmäßige Veröffentlichen von Platten einige Vorteile mit sich bringt. „Misery Speaks ist eine kreative Band. Außerdem ist es auch recht hilfreich, Platten zu veröffentlichen, die keinen großen Zeitabstand voneinander haben: Man kommt in die Zeitschriften und Leute klicken deine Homepage an. Man bleibt als Band einfach im Gespräch“, erklärt der Basser. Im Gespräch bleibt man auch, wenn man am Sound bastelt und neue musikalische Richtungen für sich entdeckt. Der Frischling „Disciples Of Doom“ ist ein gutes Beispiel dafür, denn die Mannen um den neuen Sänger Przemek haben ihre Vorliebe für groovige, rockige Riffs entdeckt: Purer schwedischer MeloDeath gehört nun der Vergangenheit an. „Wir wollten unseren Sound rockiger gestalten. Wir haben ihn quasi veramerikanisiert, wenn man das so ausdrücken möchte. Aber ich kann nicht sagen, dass dies ein bewusster Prozess war. Es war vielmehr ein schleichender Übergang, der schon bei den Arbeiten zum letzten Album begann. Mit unserer neuen Platte haben wir eine gesunde Mischung aus melodischen und rockigen Parts“, meint Martin. Bierchen statt Frauen Passend zum neuen Sound ging es dieses Mal auch in ein neues Studio. Die Münsteraner hat es nach Schweden verschlagen, wo sie gemeinsam mit Jonas Kjellergen am Sound gebastelt haben. Laut Martin habe dieser ihre Vorstellungen perfekt umgesetzt, so dass der Studioaufenthalt sehr angenehm war. „Wir hatten eine gute Zeit in Schweden, denn wir konnten die Arbeit auch mit ein wenig Urlaub verbinden. Es war aber ein wenig beklemmend, dass man abends überhaupt keine Geräusche draußen hörte. Als Stadtmensch ist man das nicht gewohnt. Wir waren außerdem sehr produktiv, denn wir haben uns stark auf die Arbeit und abends auf ein paar Bierchen konzentriert. Es gab ja dort keine Frauen, die uns hätten ablenken können“, lacht Martin ins Telefon. Neben neuem Sound und Studio kann die Band auch einen neuen Sänger verzeichnen. „Wir kannten Przemek schon etwas länger und als Klaus uns verließ, war die Wahl schnell getroffen. Wir glauben auch, dass mit Klaus unser neues Album nicht möglich gewesen wäre. Die alten Sachen waren ihm wie auf den Leib geschnitten. Die vielen neuen Facetten im Gesang sind aber eher etwas für unseren neuen Sänger. Die Musik und sein Gesang harmonieren perfekt miteinander“. Wer sich live von den vielen Neuerungen überzeugen möchte, der muss sich noch ein wenig gedulden, denn eine Tour ist bisher noch nicht in trockenen Tüchern. www.miseryspeaks.com Seite 27 INTERVIEW ~ PRIMAL FEAR Das Power Auch der Ausstieg eines Gitarristen konnte PRIMAL Monate vor seinem offiziellen Ausstieg ließ er uns wissen, dass FEAR nicht aus der Bahn werfen. Die Power Metal-Truppe veröffentlicht mit „16.6: Before The Devil Knows You‘re Dead“ ihr nunmehr achtes Album und präsentiert sich auf diesem noch vielseitiger als jemals zuvor. Sänger Ralf Scheepers erklärt wieso... Text: Dorian Gorr | Fotos: Frontiers M er wahrscheinlich aussteigen würde. Das war sehr fair von ihm, weswegen wir uns nur im Guten mit ihm getrennt haben. Da wir Magnus von „New Religion“ schon kannten, und wussten, was für ein cooler und überaus talentierter Kerl er ist, war er unsere erste Wahl und sagte sofort zu, als wir ihn fragten“, fasst Sänger Ralf Scheepers das Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen im Hause Primal Fear zusammen. Ob es an ihm liegt, dass das neue Primal Fear-Album „16.6: Before The Devil Knows You‘re Dead“ das facettenreichste in der Geschichte der deutschen Power Metal-Speerspitze geworden ist, darüber lässt sich wohl spekulieren. „Es war von Anfang an klar, dass wir noch vielseitiger werden wollen. Wir haben in manchen Songs modernere Einflüsse verwendet, beispielsweise im Mittelteil von „Soar“, aber es ging uns auch darum, noch stärkere Atmosphäre zu erzeugen. Und mit Magnus konnten wir so Sachen wie das orientalische Gitarrenspiel am Anfang von „Black Rain“ realisieren“, freut sich Ralf. ärz 2008: Gitarrist Stefan Leibing verlässt Primal Fear. Der Grund: Das Leben auf Tour überfordert ihn mittlerweile und er möchte sich von nun an mehr Zeit für seine Familie nehmen können. Was andere Bands wochenlang aus der Bahn werfen würde, ist bei Primal Fear bereits einen Tag später schon wieder im Lot: Die Band verkündet direkt am nächsten Morgen, das von nun an der Schwede Magnus Karlsson in die Saiten greifen wird. Und Magnus ist beileibe kein unbekanntes Gesicht in Die Arbeiten an dem mittlerweile achten Primal Fear-Album Primal Fear-Kreisen. Bereits für den Vorgänger hatte der Mann begannen im Frühjahr 2008, der Großteil der Songs sei jedoch mit dem rot-blonden Haar ein Solo eingespielt. im September und Oktober geschrieben worden, als Bassist „Matt hatte durch seine Tätigkeit für diverse andere Bands Matt Sinner und Gitarrist Hendrik „Henny“ Wolter den Bandnschon länger einen Kontakt zu Magnus, der sich damals als rie- euling Magnus in Schweden besuchten, um dort gemeinsam Idesengroßer Primal Fear-Fan outete. Dass wir Magnus so schnell en in einem Studio festzuhalten. Ralf bekam anschließend - der als neuen Gitarristen bestätigen konnten, lag daran, dass sich die modernen Internet-Technik sei Dank - die Ideen als Playbacks Situation schon länger abgezeichnet hatte. Stefan hatte immer zugeschickt und konnte die bisherigen Ansätze kommentieren wieder betont, dass ihm das alles zu viel wird und bereits einige und die Gesangslinien einstudieren. Seite 28 Keine abgesteckten Bereiche INTERVIEW ~ PRIMAL FEAR r Metal-Kollektiv „Bei Primal Fear gibt es keine ganz klar abgesteckten Arbeitsbreiche. Auch ich habe Ideen für Riffs und jeder ist in jeden Prozess involviert. Der Vorteil dieser Band ist, dass sie nur aus Songwritern besteht, deswegen haben wir jedes Mal so viel Material zusammen“, so Ralf. Selbst die Texte unterliegen nicht der alleinigen Feder des Sängers, sondern werden von allen Bandmitgliedern geschrieben, kommentiert und ergänzt. Dass die Bandmitglieder nicht nah beieinander wohnen und regelmäßiges Proben de facto nicht möglich ist, stört Ralf eigentlich nicht. „Mit der heutigen Technik sind solche Probleme ja schnell gelöst. Wir alle schicken uns regelmäßig die wav-Files hin und her und arbeiteten in ProTools. Da es aber nicht ausschließlich so laufen sollte, sind Matt und Henny ja damals nach Schweden zu Magnus geflogen, um auch Sachen im direkten Miteinander zu entwickeln. Wir legen schon Wert darauf, dass dieser BandSpirit nicht verloren geht“, erklärt Ralf. Apropos Video: Für den Titeltrack des neuen Albums hat die Band ein Musikvideo aufgenommen, das es ab dem 8. Mai auch auf diversen Online-Plattformen zu bewundern geben wird und für den die Band einen 24-stündigen Drehtag hinnahm. „Die Musiksender spielen heutzutage ja leider so gut wie keine Metal-Clips, dennoch denke ich, dass sich Musikvideos für Bands lohnen, denn es gibt genügend Alternativen“, ist sich Ralf sicher. 24-Stunden-Tage sind Routine Das Internet habe der Musik nicht nur geschadet, lautet weiterhin Ralfs Meinung, der in allen neuen Entwicklungen einen Vor- und Nachteil sieht und entsprechend auf die heutige Download-Kultur zu sprechen kommt. „Die Downloads nehmen den Musikern natürlich vereinzelnd die Existenzgrundlage. Der Musiker und das Label stecken Geld und Arbeitszeit in die Musik, die jemand anderes dann umsonst für sich beansprucht. Das ist definitiv nicht in Ordnung. Andererseits ist es eine verdammt gute Werbung und sorgt dafür, dass Konzerte und Festivals viel besser besucht sind“, so Ralf. Um den Fans die Wartezeit auf „16.6: Before The Devil Knows Er selbst hätte nichts dagegen, wenn er ausschließlich von PriYou‘re Dead“ zu verkürzen, stellte die Band in regelmäßigen mal Fear leben könne, denn derzeit sei er das einzige Mitglied Abständen Videos online, die sie in Studio und Co. zeigten. bei Primal Fear, das nebenher noch als Projektingenieur in der „Die Reaktionen auf diese Videoclips waren toll. Es ist ein Automobilindustrie arbeiten müsse. geeignetes Medium, um Vorfreude zu generieren. youTube ist „Es ist nicht immer einfach, Job und Band nebeneinander zu heute eine riesige Plattform und ich denke, dass das ein tolles haben. Oft hat man 24-Stunden-Tage, aber um nur von der Band Angebot für Fans ist. Sie können von Anfang an dabei sein, den leben zu können, müsste ich durchgehend auf Tour sein. Und Entstehungsprozess des Albums begleiten, Backstage-Szenen was habe ich von Geld, wenn ich dafür die ersten Schuljahre sehen und Vorab-Statements hören. Mich als Fan würde so et- meines Sohnes verpasse“, fragt der Familienvater rhetorisch. was interessieren“, ist sich Ralf sicher. primalfear.rocks.de Seite 29 Appetithäppchen per youTube INTERVIEW ~ SARKE Betrunkene Priester sind Rock‘n‘Roll Darkthrone-Sänger Nocturno Culto tobt sich nun auch an anderer Front aus: Er ist Teil von SARKE, der Band des gleichnamigen Songwriters, die sich vom Nebenprojekt zur richtigen Band mauserten. Interview: Dorian Gorr | Foto: Sarke N octurno, trotz deiner Beschäftigung bei Darkthrone hast du die Zeit gefunden, ein Album mit Sarke aufzunehmen. Wie fanden du und Sarke, der Kopf hinter der Musik dieses Projekts, zusammen? Ich kenne Thomas bereits seit zwanzig Jahren, hatte aber in den vergangenen fünfzehn Jahren kaum Kontakt, bis er mich vor einem Jahr im Frühling anrief und fragte, ob ich nicht Lust hätte, Vocals für Sarke, die er damals noch als Nebenprojekt deklarierte, beizusteuern. Ich habe keine Ahnung, warum er im ersten Moment dabei an mich dachte, aber ich hoffe, dass es daran liegt, dass er meine Stimme mag. Mittlerweile ist Sarke übrigens weniger ein Projekt, sondern eher eine richtige Band. Wenn Sarke eine richtige Band ist, habt ihr dann auch weitere Musiker am Start? Ja, haben wir. Auf dem ersten Album hört man noch ausschließlich Sarke. Er hat alle Instrumente eingespielt, aber wir haben momentan ein Live-Line-Up, bestehend aus Cyrus von Susperia an der Gitarre, Asgeir Mickelson am Schlagzeug und Anders Hunstad an den Keyboards. Und all diese Jungs wird man auch auf dem nächsten Sarke-Album hören können. Standen die Songs bereits, als du zu Sarke stießt oder hattest du noch einen Einfluss auf diese? Nein, ich hatte da gar keinen Einfluss, aber das wollte ich auch nicht. Sarke hatte alles im Kopf und steckte voller Ideen, es war sehr cool zu wissen, dass er sein Ding durchzieht. Wie konnte er dich davon überzeugen, bei Sarke mitzumachen? Traf das Gehörte deinen musikalischen Geschmack? Das ist nicht der Grund, warum ich mitmachte. Ich sagte zu bevor ich irgendwas gehört hatte. Ich kaufte also quasi die Katze im Sack. Sarke war nur einmal im Sommer bei mir hier draußen und spielte ein paar Riffs auf einer Akustikgitarre. Aber ich vertraute ihm, denn er ist ein großartiger Musiker. Das erste Mal hörte ich die Songs erst, als ich die Vocals aufnahm. Das Feld der Einflüsse, die wir auf „Vorunah“ hören, ist weit gesteckt. Definitiv sind auch Black Metal-Einflüsse zu hören, aber würdest du Sarke als Black Metal-Band bezeichnen? Nein, würde ich eigentlich nicht, auch wenn die Einflüsse vorhanden sind. Wir selbst sagen gerne, dass wir in einer Rock‘n‘Roll-Band spielen. Die Musik ist gar nicht mal so weit von dem, was Darkthrone heutzutage machen, entfernt. Glaubst du, dass Darkthrone einen Einfluss auf Sarkes Songwriting hatten? Ich weiß, dass er ein Fan von Darkthrone ist, also ist das durchaus eine Möglichkeit, aber ich glaube, dass die Einflüsse zu weit gestreut sind, als dass man sagen könnte, dass es da einen direkten Einfluss gab. Sarkes Musik ist wirklich sehr eigen, hat einen einzigartigen Vibe und ein cooles Feeling. Für mich war es erfrischend, einmal so etwas neues zu probieren. Seite 30 INTERVIEW ~ SARKE | 69 CHAMBERS Du singst alle Texte, auch wenn Sarke sie schrieb. War das irgendwie ein komisches Gefühl für dich? Nein, bei Darkthrone ist es ja auch oft so. Mir ist nur immer wichtig, dass ich die Texte kennenlerne, dass ich ihre Bedeutung erschließe und in die Tiefe gehe. Sarkes Texte sind echt cool. Sie haben Atmosphäre, sind dunkel, aber teilweise auch humoristisch und locker. Es macht beispielsweise Spaß, einen Song über einen betrunkenen Priester zu singen. Sarke werden auch live auftreten, unter anderem auf dem diesjährigen Wacken Open Air. Ist das eine willkommene Gelegenheit für dich, das Live-Spielen zu erkunden? Ja, definitiv. Ich will partout nicht mit Darkthrone live spielen, das steht nach wie vor nicht zur Debatte. Darkthrone sind ein Lebensprojekt, das aber eine reine Studioband bleiben soll. Natürlich wurden uns dafür schon viel Geld und die größten Bühnen der Welt angeboten, aber das interessiert uns einfach nicht. Generell habe ich aber gar nichts gegen das Live-Spielen, lediglich etwas gegen Auftritte mit Darkthrone. Schön an einem Live-Auftritt ist, dass du direkt im Zentrum der Musik stehst. Es ist ein sehr intensives Erlebnis und man erhält sofort Feedback auf die eigene Musik. Wirst du nervös vor den Auftritten sein, weil du relativ ungeübt in dem Bereich bist? Ich habe da natürlich nicht so viel Erfahrung wie die anderen in der Band, aber nervös bin ich keineswegs. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und werde in einer guten Stimmung sein. Die vergangenen beiden Wochenenden haben wir als Band geprobt und das läuft echt sehr lässig. Besteht denn auch die Möglichkeit, dass Sarke auf Tour gehen werden? Das haben wir bereits diskutiert, aber wir sind nicht übermäßig gierig darauf, eine Tour zu spielen. Wir sind keine junge Band im klassischen Sinne, die jetzt jede Chance mitnehmen muss. Wir machen mit Sarke nur das, worauf wir Lust haben. Bestehen bereits konkrete Pläne für ein weiteres Album? Wir haben bereits viele Riffs zusammen und vier Texte stehen ebenfalls. Wir werden das Album Ende 2009 oder Anfang 2010 aufnehmen. Das klingt, als hättest du derzeit viel Arbeit. Darkthrone sind stets sehr aktiv, nun bist du bei Sarke mit von der Partie und vor zwei Jahren hast du außerdem einen eigenen Film veröffentlicht. Wieviel Freizeit hast du noch? Es hält sich in Grenzen. Dieses Wochenende werde ich wieder zwei neue Darkthrone-Songs aufnehmen, damit haben wir dann schon wieder sechs neue Songs für ein weiteres Album zusammen. Es passiert immer viel in meinem Leben und teilweise muss ich auch noch einem regulären Job nachgehen. Und natürlich darf ich auf keinen Fall das Angeln vernachlässigen. Wird es denn mehr Filme von dir geben? Als der Film veröffentlicht wurde, stand für mich eigentlich fest, dass ich einen zweiten Film machen würde, der storylastiger sein würde. Aber nach den Arbeiten an dem ersten Film war ich so erschöpft, dass ich nicht weiter darüber nachdachte. Das Nacheditieren des Films war die pure Hölle. Es war unglaublich viel Arbeit, ich war wirklich froh, als das endlich geschafft war. Dennoch ist ein nächster Film stets in meinem Hinterkopf, denn eine interessante Erfahrung war es auf jeden Fall. www.myspace.com/sarkeofficial Doppelte Frauenpower 69 CHAMBERS aus der Schweiz entwickelten sich vom Hobby zur vollwertigen Alternative Metal-Band. Fronterin Nina hat ihr Ziel stets im Visier... Text: Marcel Reefmann | Foto: 69 Chambers 6 9 Chambers ist eine dreiköpfige Alternative Metal-Band aus der Schweiz, die seit nunmehr acht Jahren existiert. Frontfrau Nina erklärt, wie eins zum anderen kam und welche Einflüsse zum Sound der aktuellen Platte führten. Sie ist die einzige, die aus der ursprünglichen Formation der Band übrig blieb, denn anfangs verstand man die Band noch als reines Hobby. „Als ich beschloss, intensiver an der Musik zu arbeiten und ein Album aufzunehmen, fiel die Band auseinander“, so Nina. Ihr Ziel weiterhin fest vor Augen, änderte sie das Line-Up der Band einige Male, bis sie schließlich fündig wurde: „Mit Maddy Madarasz habe ich die perfekte Besetzung für den Bass gefunden. Und mit Diego Rapacchietti konnten wir einen Profi-Drummer für uns gewinnen, der einfach unglaublich spielt“, lobt die Frontfrau. Die beiden stehen jetzt zusammen mit Nina auf der Bühne, auf das aktuelle Album nahmen sie jedoch keinen Einfluss. Der Sound des Albums wird von Nina als durchweg vielseitig beschrieben, man versuche sich üblichen Genres zu entziehen, indem man eine eigene Mischung aus Death Metal, Grunge, Gothic und Pop kreiert. Nina schlussfolgert daraus: „Man trifft bei uns auf harte Riffs, rohe Sounds, brutales Drumming und melodiösen Gesang. Die Songs sind technisch nicht besonders anspruchsvoll, sondern leben vielmehr von düsteren, melancholischen Atmosphären und Abwechslungsreichtum.“ Weiterhin stellt sie fest, dass „War On The Inside“ das Produkt der Musik ist, die ihr selbst gut gefällt. Geprägt wurde Nina vor allem von der Grunge-Ära. Später sei dann auch mehr Metal eingeflossen. Dabei betont sie jedoch, dass sie immer wieder Singer-Songwriter- oder auch Popmusik höre, was man dem Gesang durchaus anmerkt. Live soll es jedoch härter als auf dem Album zu Werke gehen. Erstaunte Blicke gäbe es durchaus bei den Konzerten, diese würden wohl darin wurzeln, dass man bei zwei Frauen an der Front nicht mit so viel Power rechne. „Unsere Sounds sind sehr wuchtig und brutal, wobei die Songs immer wieder ruhigere Passagen beinhalten. Es ist mir wichtig, dass wir die Stücke originalgetreu spielen können, aber auch Spielraum für Überraschungen lassen“, fasst Nina zusammen. Ob man auch in Deutschland überrascht wird, steht noch nicht fest, für den Herbst sei jedoch eine kleine Tour in Planung. www.myspace.com/69chambers Seite 31 INTERVIEW ~ DEVILS WHOREHOUSE Doch beim reinen Cover-Spaß blieb es nicht lange, eigene Songs wollten geschrieben werden. „Ich liebe die Musik von Samhain, aber ich wollte lyrisch noch düsterer zu Werke schreiten und rock-orientierte HorrorMusik erschaffen. Dafür musste ich selbst Songs schreiben“, blickt Morgan heute zurück. Gesagt, getan. Doch bevor Devil‘s Whorehouse sich durchsetzen konnten, genossen Marduk schon wieder volle Priorität und das Rock-Projekt des Schwarzmetallers lag auf Eis. „Wir hatten damals alle unglaublich viel um die Ohren und schafften es maximal zwei Mal im Jahr, uns zu treffen und Songs zu spielen. Also beschlossen wir, dass wir die Band vorerst auf Eis legen würden.“ Erst jetzt fand Morgan erneut die Energie, um sich Devil‘s Whorehouse in einem zweiten Anlauf zu widmen, auch wenn Gründer B-War mittlerweile nicht mehr mit von der Partie ist. „Er lebt mittlerweile ein ganz anderes Leben und ist ja auch schon eine Weile kein Mitglied mehr von Marduk. Er ist nach Amerika gezogen, hat dort ein Haus und ein Kind, da blieb nicht viel Platz für die Band“, erklärt der Mann, der so schnell spricht wie ein Maschinengewehr. Die Konsequenz: Morgan übernimmt ab sofort den Bass und suchte sich für die Band einen neuen Gitarristen. Und trotz dieser Umstellung, hat die Band es tatsächlich geschafft, erst eine EP und nun das Full-Length-Album „Blood & Ashes“ zu veröffentlichen, auf dem man dunkle Horror-Rock-Musik hören kann. „Mir ist total egal, wie die Leute meine Musik nennen. Es ist dunkle Rock-Musik. Nennt es Death Horror Rock, es könnte mir nicht egaler sein“, gibt der Bandchef zu Protokoll, der auch gleich abwehren möchte, dass er mit diesem Projekt einem derzeitigen Trend folgen würde. Und dennoch: Es ist auffällig, wie viele Black Metaller sich mittlerweile auch als Rock-Musiker verstehen. Bestes Beispiel ist Dimmu Borgirs Shagrath, der Gitarrist bei der Rock-Band Teuflischer Rock‘n‘Roll Nach einer Auszeit hat Marduk-Boss Morgan Steinmeyer Håkansson wieder Zeit für seine Rock-Band DEVIL‘S WHOREHOUSE gefunden, die mit „Blood & Ashes“ ihr zweites Album veröffentlichen. Text: Dorian Gorr | Foto: Devil‘s Whorehouse N Chrome Division und damit nur die Spitze des Eisbergs ist. „Ich denke nie darüber nach, was irgendjemand anderes macht. Vielleicht ist Rock bei Black Metallern derzeit tatsächlich schwer angesagt, weil sie alle zu ihren Wurzeln zurückfinden und entdecken, wo die ursprüngliche musikalische Dunkelheit herkommt. Ich weiß es nicht“, so Morgan, der privat auf Jethro Tull, Rainbow und Black Sabbath steht. Dass er Teil von Marduk ist, sieht er weiterhin nicht als notwendigen Werbevorteil an. „Ich glaube und hoffe, dass die Leute so etwas nicht interessiert, sondern sie die Musik nur für das hören, was sie ist. Wie das Label uns vermarktet, ist mir egal, ich will nur Musik machen können. Übrigens ist das Songschreiben für mich bei Devil‘s Whorehouse gar nicht so anders. Vor allem die Lyrics sind bei beiden Bands gleichermaßen dunkel, haben satanische Züge und bedienen sich des Symbolismus‘, beispielsweise dem von Werwölfen“, erklärt Morgan abschließend. www.devilswhorehouse.com eun Jahre ist es her, als Morgan Steinmeyer Håkansson etwas Freizeit übrig hatte. Hauptberuflich als Chefdenker und Songwriter der schwarzmetallischen Speerspitze Marduk aktiv, suchte Morgan zu dem Zeitpunkt eine andere musikalische Baustelle an der er sich austoben konnte. Also gründete er kurzerhand mit B-War, der damals auch bei Marduk aktiv war, die Coverband Devil‘s Whorehouse, die sich vornehmlich Samhain- und vereinzelnd auch Misfits-Stücke vorknüpfte, um diese im Proberaum zum Besten zu geben. Seite 32 INTERVIEW ~ RAZOR OF OCCAM Qualität statt Quantität RAZOR OF OCCAM ließen lange auf sich warten. Der Deströyer666-Seitenableger präsentiert nun aber endlich das Debüt „Homage To Martyrs“. Gitarrist Ian „Shrapnel“ erklärt die vielen Verzögerungen. Interview: David Dankert | Foto: M.D.M. I an, Razor Of Occam gibt es bereits seit über zehn Jahren. Warum hat es so lange gedauert, bis endlich ein FullLength-Album veröffentlicht werden konnte? Das hat verschiedene Gründe. Ursprünglich war die Band in Australien stationiert. Matt (Sänger und Gitarrist - dd) und ein anderer Verrückter namens Brad nahmen die Demo gemeinsam auf, bevor Matt Australien verließ, um in Europa zu arbeiten, Metal zu spielen und Party zu machen. Er lebte eine Weile in Paris, aber auch in Belgien. Erst als er in England landete, wurde aus Razor Of Occam eine wirkliche Band, die regelmäßig proben konnte. Außerdem gestaltete sich die Suche nach Musikern als schwierig und auch dadurch wurde alles verzögert. Ihr habt 2003 die „Pillars Of Creation“-EP veröffentlicht und spieltet im Anschluss daran einige Live-Gigs. Warum kam nicht direkt danach ein weiterer Release? Musik sollte kreiert werden, wenn sie kreiert wird. Es geht um Qualität, nicht um Quantität. Natürlich war das viel Wartezeit zwischen der EP und dem Album, aber das juckt mich eigentlich gar nicht. Matt schreibt all die Musik und er ist sehr wählerisch, was die Sache natürlich verlangsamt. Allerdings sollte es so sein. Lieber haben wir weniger Platten, die dafür mächtig in den Arsch treten, als eine Menge an nichtssagenden Alben. Außerdem darf man nicht vergessen, dass wir alle Teil anderer Bands sind, um die wir uns ebenfalls kümmern müssen. Das Album wurde in den Necromorbus Studios aufgenommen. Warum habt ihr ein schwedisches Studio gewählt? Wir kennen Necro seit ein paar Jahren und er macht einen wahnsinnig guten Job. Ich liebe den Sound, den er für alle bisherigen Sachen geschaffen hat. Außerdem ist so ein dreiwöchiger Studioaufenthalt stressig, da ist es von Vorteil, wenn man coole Jungs um sich herum hat. Soundtechnisch gibt es einige Parallelen zwischen Razor Of Occam und Deströyer666, deiner und Matts anderen Band. Wo siehst du Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Der Unterschied ist, dass Deströyer666 vermutlich dynamischer sind, mehr im Mid-Tempo und epischer agieren. Razor Of Occam sind eher aggressiver Black Thrash. Der Sound beider Bands ist recht unterschiedlich, aber natürlich werden die Leute stets beide miteinander vergleichen. Aber vermutlich ist das auch ein Grund, warum ich keine Songs für Razor Of Occam schreibe, weil es sonst stärker nach Deströyer666 klingen würde. Soweit ich weiß, lebt ihr alle in England, obwohl Deströyer666 in den Niederlanden proben, stimmt das? Und wie schwierig ist es da alles unter einen Hut zu bekommen? Wir müssen sehr viel im Voraus planen. Alles muss Monate im Vorfeld gebucht werden, damit wir keine Konflikte haben. Deströyer666 proben derzeit in Deutschland, in Zarathustras Proberaum, den sie uns freundlicherweise mitbenutzen lassen. Besteht die Chance, dass Razor Of Occam mit dem neuen Album im Rücken mehr live spielen werden? Wir planen derzeit einige Shows, vermutlich werden wir auf dem SummerBreeze und in Norwegen spielen. Auch ein Gig in London mit Nocturnal Graves steht an. www.myspace.com/razoroccam Seite 33 INTERVIEW ~ NASTY IDOLS Erwachsen werden? Nein, danke! Die NASTY IDOLS, Schwedens große Glam-Band Wie fühlt es sich denn nach so vielen Jahren an, wenn man Anfang der Neunziger, sind zurück und Bassist Dick Qwarfort kündigt an, dass sich nichts geändert hat: Noch immer geht es um Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll. Interview: Benjamin Gorr | Foto: Metal Heaven H ey Dick, euer neues Album trägt den Titel „Boys Town“. Wann und wieso kam dieser Titel zustande? Wir hatten zuerst einen anderen Titel für das Album, hatten allerdings das Gefühl, dass sich der Name „Boys Town“ enorm gut anfühlt. Es ist ein kurzer, cooler Titel, den man sich leicht merken kann. „Boys Town“ steht für einen fiktiven Rock‘n‘RollOrt indem jeder seine Fantasien ausleben kann. Es ist das Niemandsland für Sleaze-Rocker, die niemals erwachsen werden. Eure Musik wirkt stark von Achtziger-Glam-Bands wie Mötley Crüe inspiriert. Würdet ihr diese als eure Hauptinspirationsquelle benennen? Vereinzelnd schon, aber unsere wirklichen Einflüsse waren immer die frühen Kiss, The Sweet, Alice Cooper und die Sex Pistols. Das ist das Zeug, das wir uns in unserer Jugend reingezogen haben. Wir waren Punks, die anfingen, Glam zu spielen. Euer Erscheinungsbild ist das typische Glam-Klischee. Würdest du sagen, dass diese Erscheinungsweise notwendig ist, wenn man diese Art von Musik spielt? Nein, das nicht. Letztlich geht es doch nur um die Musik. Wir sind mit diesem Look aufgewachsen und er ist an uns haften geblieben, so müssen die Nasty Idols nun einmal aussehen. sich als Erwachsener die Nägel lackiert und Haare toupiert? Haha, ist dir das mit den Nägeln aufgefallen, ja? Für mich ist das einfach total normal und ich würde das nicht ändern wollen. Es ist schlimm, dass es noch immer Leute gibt, die sich dadurch angegriffen fühlen, wenn wir uns die Nägel lackieren und das obwohl man in diesem Zeitalter mehr Toleranz erwarten dürfte. Selbst meinen eigenen Vater stört es, er sagt mir dauernd, ich solle endlich erwachsen werden. 1995 habt ihr eine Auszeit genommen, die immerhin für elf Jahre anhielt. Was waren damals die Gründe dafür und was waren nun die Gründe, um die Nasty Idols wiederzubeleben? Wir haben uns damals getrennt, weil eigentlich jeder von uns das Interesse an der Band verloren hatte. Das wird wohl auch mit dieser Grunge-Welle zu tun gehabt haben. Irgendwann rief Andy (Pierce, Sänger - bg) mich an und fragte, ob ich Bock hätte, beim SwedenRock-Festival zu spielen. Die Nasty Idols wurden von der Öffentlichkeit als Wunschband gewählt und ich dachte mir, dass es großartig wäre, also ging es wieder los. In den früheren Tagen habt ihr mal ein Statement abgegeben, dass es euch in erster Linie darum geht, Frauen flachzulegen, Alkohol zu saufen und wilden Rock‘n‘Roll zu spielen. Lebt ihr noch immer diesen Lifestyle oder hat sich das in den vergangenen Jahren geändert? Nein, eigentlich nicht. Das ist immer noch das, wofür die Nasty Idols stehen. Wir werden all diese Zeiten wieder aufleben lassen, auch wenn wir uns am nächsten Morgen noch schlechter als früher fühlen werden, aber das sind wir unserem Namen schuldig. Nach der Tour werde ich vermutlich eine Entziehungskur machen müssen. www.nastyidols.com Seite 34 INTERVIEW ~ MALEFICE Metal ist Metal... In Großbritannien wächst man automatisch mit Motörhead und Iron Maiden auf? Keinesfalls. Die Jungs von MALEFICE kamen zuerst mit Limp Bizkit in Berührung. Dass sie heute trotzdem ordentlich thrashen, beweisen sie mit ihren energiegeladenen Live-Shows. Interview: Elvis Dolff | Foto: DVision Images D ie Mutter aller Fragen: Wie seid ihr zu eurem Namen gekommen? In Deutschland gibt es ein Brettspiel, das Malefiz heißt, aber ich glaube nicht, dass ihr das kennt, oder? Soweit ich weiß, besitzt keiner von uns das Spiel Malefiz. Die Geschichte, wie unser Bandname zustande kam, ist längst nicht so mystisch und magisch wie du vielleicht glaubst. Der Bruder unseres Drummers war mit Dale und Craig im Kino und sie diskutierten Bandnamen und er kam auf Malefice. Als wir die genaue Bedeutung nachschlugen und „eine böse Tat“ zu lesen war, blieben wir dabei. Der Name passt perfekt! Eure neue Scheibe „Dawn Of Reprisal“ verbindet viele verschiedene Musikrichtungen. Was sind eure Haupteinflüsse und welche Bands hasst ihr? Wir haben viele Einflüsse, wollen uns aber nicht zu sehr von bestimmten anderen Bands beeinflussen lassen, weil wir nicht wie jemand anders klingen wollen. Natürlich können wir Bands wie Metallica, Slayer und Pantera dafür danken, uns zum Metal gebracht zu haben, aber wir wollen Musik schreiben, die wie Malefice klingt und nicht wie eine andere Band. Hassen tun wir niemanden und das ist schon eine harte Frage. Wir sind aber manchmal echt nicht einverstanden, wie manche Bands agieren. Was haltet ihr insgesamt von der ganzen Musikkategorisierung? Neue Namen für die kleinsten Unterschiede im Stil verschiedener Bands gibt es ja mittlerweile andauernd. Ich denke, es geht zu weit. Wir sind an einem Punkt, wo wir Reviews von uns lesen, wo Leute uns nicht „verstehen“, weil sie uns nicht einem bestimmten Genre zuordnen können. Wann hat so etwas jemals einen Unterschied gemacht? Metal ist Metal... lassen wir es doch dabei. Die britische Heavy Metal-Szene ist sehr stark geprägt von Legenden wie Motörhead oder Judas Priest. Wie seid ihr aufgewachsen? Habt ihr bestimmte „musikalische Sünden“ zu bekennen? Als wir aufwuchsen und mit Metal in Kontakt kamen, war NU-Metal der Stil der Stunde. Wir sind Teil der NU-Metal-Generation, weshalb wir Bands wie Limp Bizkit lieben. Als wir dann größer wurden, fingen wir an zurück zu blicken und nach etwas anderem, eventuell etwas kantigerem zu schauen. So fanden wir Bands wie Motörhead oder Iron Maiden. Der gute Ruf eurer Live-Shows eilt euch voraus. Ich bin dennoch recht unsicher, ob ich mir eine eurer Shows anschauen würde, wenn ihr in der Gegend spielen würdet. Was würdet ihr mir oder einem anderen Metalhead sagen, damit er zu eurer Show kommt? Was würde ich verpassen? Also, zuallererst: Nicht zu kommen, ist dein erster Fehler! Jede unserer Shows ist voller Spaß, Härte und Lautstärke. Wir haben jede Menge Energie, katapultieren uns auf die Bühne und bringen die Menge zum Kochen. Wir nehmen uns nicht zu ernst und spielen unsere Musik, weil wir sie mögen. Für uns ist das ein großartige Art, uns auszudrücken und Dampf abzulassen. Bei Musik geht es um Unterhaltung und wir wollen, dass Leute unsere Shows verlassen mit dem Eindruck, dass wir 110 Prozent gegeben haben. Und das jeden Abend! www.malefice.co.uk Seite 35 INTERVIEW ~ UNANIMATED Der Feuersturm kommt Vierzehn Jahre haben UNANIMATED auf sich warten lassen. Nach der Live-Reunion steht nun ein neues Album an. „Eins nach dem anderen“, lautet dabei das Prinzip, das Sänger Micke Jansson vertritt. Interview: David Dankert | Foto: Unanimated M icke, nach eurer Live Reunion auf dem letztjährigen Party San habt ihr jetzt eine neue Platte am Start und ich muss wirklich sagen, dass „In The Light Of Darkness“ genau da weitermacht, wo ihr damals mit „Ancient God Of Evil“ aufgehört habt. War es für euch wichtig, dass der Sound nicht zu modern klingt? Wir wollten auf jeden Fall einen ehrlichen und brutalen Sound, also eben nicht den Sound wie auf der „Ancient God Of Evil“, um es einmal so zu sagen. Es war wichtig für uns, dass wir einen Sound kreieren, der natürlich und ehrlich die Musik wiedergibt. Wie kam diese Reunion denn überhaupt zu Stande? Eigentlich war die Idee zu einer Reunion niemals aus unseren Köpfen verschwunden. Wir sprachen kurz nach dem Split schon darüber, behielten es aber für uns. Leider ließen andere Angelegenheiten, wie das Touren mit anderen Bands oder Haftstrafen, eine Reunion für lange vierzehn Jahre nicht zu, aber jetzt konnten wir es endlich in die richtige Richtung lenken. Wir sind zurück! „In The Light Of Darkness“ ist vor allem durch die dichte Atmosphäre und die Lead Gitarren ein typisches Unanimated-Album geworden. War die dichte Atmosphäre ein angestrebtes Ziel von euch beim Songwriting oder ergibt sich so etwas einfach von selbst? Das ist einfach unbewusst entstanden. Wir setzen uns nicht zusammen und versuchen zwanghaft einen „Hit“ zu schreiben. Wir denken nicht groß darüber nach, was andere Leute von der Musik halten. Das Wichtigste ist, dass wir es genießen. Nach eurem Gig auf dem PartySan Open Air hatte ich persönlich einen etwas zwiespältigen Eindruck von eurer LivePerformance. Klar, beim ersten Gig nach so vielen Jahren kann durchaus mal etwas schief gehen, aber die Band selbst schien nicht ganz zufrieden mit dem Auftritt. Lag das nur an den technischen Problemen? Ja, leider hatten wir einige technische Probleme mit dem Sound auf der Bühne. Aber trotz der Probleme waren wir im Nachhinein zufrieden mit dem Gig, da die Publikumsreaktionen gut waren. Wir waren wirklich überwältigt und genossen jede Sekunde, die wir auf der Bühne standen. Habt ihr irgendwelche besonderen Erinnerungen, wenn ihr an das Festival zurückdenkt? Da es unser erster Besuch auf dem PartySan war, waren wir natürlich allesamt sehr aufgeregt. Das Festival ist gut organisiert und die Show war ein verdammter Killer! Wir haben natürlich das deutsche Bier genossen. Ich glaube, irgendjemand von uns hat auch eine Hoteltür zerstört, sorry dafür Jarne! Wie sehen eure weiteren Pläne mit Unanimated aus? Plant ihr eine Tour oder haltet ihr euch diesbezüglich weiterhin zurück? Wir gehen immer eins nach dem anderen an. Erst stand das PartySan auf dem Plan, jetzt unser neues Album. Wir planen auch eine Release-Party zum neuen Album, was dann kommt, wird sich zeigen. Eins ist jedoch sicher, es wird nicht weitere vierzehn Jahre dauern, bis Unanimated zurück sein werden. The Firestorm is coming! www.myspace.com/unanimated08 Seite 36 INTERVIEW ~ BLOOD TSUNAMI Nordischer Bay-Area-Thrash Bereits mit dem Vorgänger „Thrash Metal“ konnten die norwegischen Thrasher BLOOD TSUNAMI auf sich aufmerksam machen. Jetzt legt die Band nach. Schlagzeuger Bård „Faust“ Eithun hat das Wort... Interview: David Dankert | Foto: Blood Tsunami F aust, zwei Jahre nach eurem Debüt habt ihr euer neues Album „Grand Feast For Vultures“ am Start. Was hat sich in den zwei Jahren getan? Hauptsächlich haben wir am neuen Material gearbeitet, ein paar Gigs gezockt und Bier getrunken. Das Songwriting hat ganz schön viel Zeit in Anspruch genommen, obwohl wir direkt nach den Aufnahmen von unserem Debüt damit anfingen. Wie waren die Reaktionen auf euer Debüt und welchen Einfluss hatte dies auf das Songwriting für das neue Album? Die Reaktionen waren toll und die Platte verkaufte sich auch überraschend gut. Trotzdem haben wir auch aus dem Debüt gelernt und hatten eine ganz andere Vorstellung von dem, was wir jetzt machen wollten, als wir ins Studio gingen. All das Feedback beeinflusste meiner Meinung nach trotzdem nicht großartig das neue Album. Die Songs sind das Ergebnis von Petes Songwriting in den letzten zwei Jahren. Drei Songs auf der neuen Platte sind überdurchschnittlich lang geraten, was in meinen Augen nicht besonders typisch für Thrash Metal ist. Bist du selbst auch eher ein Fan von längeren Songs oder waren die Reaktionen auf „Godbeater“, dem langen Track des Debüts, so gut, dass ihr euch entschieden habt, noch mehr in diese Richtung zu gehen? Ja und ja, haha! Die Reaktionen auf „Godbeater“ waren tat- sächlich verdammt gut und beinahe jeder Review hob diesen Track hervor. Schau dir Metallica an, die haben selbst seit langer Zeit verschiedene erfolgreiche Instrumentals geschrieben. Pete steht tierisch auf NWOBHM und Iron Maiden und ich denke, dass diese Einflüsse die längeren Songs so entstehen ließen. Für mich persönlich passt das einfach gut zu Blood Tsunami, obwohl wir auch simpleren „auf die Fresse“-Thrash hätten schreiben können. Ich find diese langen, teilweise instrumentalen Stücke sehr cool. Manche wird es vielleicht stören, aber hey, so ist es nun mal und so werden wir es auch beibehalten. Besonders bei diesen längeren Songs, wie „Personal Exorcism“, kommen einige Bay Area-Riffs zum Vorschein. Würdest du Bay Area-Thrash als einen eurer Haupteinflüsse bezeichnen? Naja, ich bin halt „nur ein Drummer“, aber ja, Pete lässt sich auch gern durch die ganzen Bay Area-Bands inspirieren. Das grenzt uns wahrscheinlich auch ein bisschen von den anderen norwegischen Thrash-Bands ab, welche ja meist vom deutschen Black Thrash beeinflusst wurden. Inwieweit könnt ihr einen Vorteil aus dem Bekanntheitsgrad von dir und Pete, der MTVs „Headbanger‘s Ball“ in Norwegen moderiert, ziehen? Ehrlich gesagt machte meine Freundschaft zu Samoth und meine langjährigen Kontakte zu Candlelight Records es schon etwas einfacher, einen Deal zu kriegen. Allerdings muss die Band jetzt auch auf eigenen Füßen stehen und zeigen, was in ihr steckt, denn Candlelight nimmt ja nicht eine Band unter Vertrag, nur um mir einen netten Gefallen zu tun. Candlelight muss genau wie jede andere Plattenfirma schwarze Zahlen schreiben, weswegen auch nur Bands unter Vertrag genommen werden, die genug Platten verkaufen. www.bloodtsunami.com Seite 37 Der FEstivalsommer kann beginnen! Die Festivalsaison 2009 - die wichtigsten Festivals auf einem Blick - D ie schönste Zeit des Jahres rückt an: Wie jedes Jahr geht es ab Mai in der Bundesrepublik rund. Zwar ist mittlerweile bereits der Festivalbesuch auch im Oktober (oder sogar noch später) möglich, doch liegt die Hauptsaison für OpenAirs in den Monaten Mai bis August. In diesen vier Monaten gibt es eigentlich kein Wochenende, an dem nicht irgendwo in Deutschland die Landschaft bebt, weil Horden von Metallern in ein Dorf einfallen und laute Musik mittels einer Sommerbrise von der großen Bühne auf den angrenzenden Camping-Platz getragen wird. Niemand kann bestreiten: Die Festivals boomen. Das Wacken Open Air, der Szenegigant unter den Festivals, konnte bereits Ende 2008 melden, dass es keine Karten mehr für das Kultfestival im Norden zu kaufen gebe und immer mehr Festivals schießen in den unterschiedlichsten Städten aus dem Boden. Es scheint so, als ob mittlerweile jedes kleine Kuhkaff vom Festivalfieber gepackt wurde und sein eigenes Wacken auf die Beine stellen will. So löblich dieses Unterfangen ist, ein Problem bringt es mit sich: Bei so viel Konkurrenz ist es nicht einfach, sich für ein Festival zu entscheiden, denn Überschneidungen sind an der Tagesordnung. Außerdem bietet nicht jedes Festival die gleiche Qualität oder ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis. Damit ihr euch besser entscheiden könnt, auf welchen Festivals ihr eure Leber quält, den Nacken abschraubt und die Haare wedeln lasst, haben wir erneut unser großes Festivalvorberichts-Special parat. Auf den folgenden Seiten findet ihr einen Überblick über die wichtigsten Festivals der deutschen Szenelandschaft, aufgelistet mit Kartenpreisen, einem Ausschnitt des bisherigen Billings und natürlich der Webseiten-Adresse, damit ihr euch bei Interesse weitere Infos einholen könnt. Wir hoffen, dass euch hiermit gedient ist und ihr einen Überblick bekommt, der euch die Orientierung in dem Meer an Festivals erleichtert. Team Metal Mirror wird in diesem Sommer natürlich auch wieder auf etlichen Festivals vertreten sein, beginnend mit dem RockHard-Festival Ende Mai. Haltet also Ausschau nach dem Mirror-Banner! Ich hoffe, wir werden erneut etliche von euch bei hoffentlich gutem Wetter, erfrischendem Bier und knusprigen Grillfleisch begrüßen! Dorian Gorr DIE FESTIVALSAISON Die große Wacken-Invasion WACKEN ROCKS SEASIDE / SOUTH Wann: 21. bis 23. Mai Wo: Aurich / Rieden-Kreuth Preis: 69 Euro (für alle drei Tage) Camping: zzgl. 11 Euro Bands: Edguy, Suidakra, Alestorm, In Extremo, Girlschool, Holy Moses, Stratovarius, JBO, Axxis uvm. www.wackenrocks.com Wacken überrollt ganz Deutschland. Die Veranstalter des wohl bekanntesten Metal-Festivals der Welt geben sich mit ihrer Vormachtstellung im Norden der Republik nicht zufrieden und starten ihren Feldzug durch die Republik. Dabei hat man sich neben der eintägigen Berlin-Show zwei weitere Locations geschnappt. Die beiden ebenfalls dreitägigen Versionen des Festivals finden in Aurich und Rieden-Kreuth statt. An drei Tagen kriegen die Metalheads hier einen Vorgeschmack auf das bevorstehende Event geboten. Interessanterweise unterscheidet sich das Band-Angebot bei den beiden parallel stattfindenden Shows nur minimal. Als Headliner haben sich Edguy ange- kündigt, doch auch der Rest des Billings liest sich wie ein bunter Querschnitt durch die Welt der harten Musik. Die Girlschool-Ladies predigen ihren Hard Rock, Suidakra entführen mit folkigen Klängen und Holy Moses werden mit aller Gewalt thrashen. Mit dabei sind auch die reformierten Stratovarius, die sich von Gründungsmitglied Timo Tolkki getrennt haben und nun unter Beweis stellen wollen, dass sie es auch ohne den Gitarristen drauf haben. Für jede Menge Spaß sind hingegen JBO zuständig. Doch die „Rosa Armee“ wird nicht die einzige Band mit ordentlich Spaß in den Backen sein. Auch die Piraten-Metaller Alestorm haben ihren Besuch angekündigt. LEGACY FEST Wann: 21. bis 23. Mai Wo: Dessau, Flugplatz Preis: 65 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Arch Enemy, Behemoth, Belphegor, Desaster, Eisregen, Endstille, Ensiferum, Equilibrium, Kataklysm, Kreator, Satyricon, Sodom uvm. www.legacyfest.de Bereits zum siebten Mal bietet in Stavenhagen „Arsch Cholio“ Klänge unterschiedlichster Hard‘n‘Heavy-Coleur. ARSCH CHOLIO Wann: 21. bis 24. Mai Wo: Stavenhagen, Truckstoparena Preis: 30 Euro (für alle Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Manos, Lay Down Rotten, Diarrhoea, Persophone, Ultrawurscht uvm. www.arschcholio.de Legacy feiert Geburtstag Zehn Jahre Legacy-Magazin münden im Mai in einer großen Jubiläumsfeier. Das deutsche Underground-Magazin hat alles eingeladen, was in der harten Musik Rang und Namen hat und kann somit auf ein Billing verweisen, das jedem Extrem-Metaller das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Ob die Black-Thrasher Desaster, die makaberen Eisregen, die bitterbösen Endstille, die majestätischen Satyricon oder die altehrwürdigen Thrash-Recken Sodom und Kreator: sie alle werden den Dessauer Flugplatz zerlegen. Die Festung wird gerockt! Die ehrwürdige Festung in Bitterfeld erwartet auch 2009 etliche Headbanger, die sich dem glorreichen UndergroundGeprügel hingeben. Dabei hat das dies- FESTUNG OPEN AIR Wann: 30. bis 31. Mai Wo: Bitterfeld Preis: 32 Euro (für beide Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Aura Noir, Absu, Enthroned, Deströyer 666, Bömbers, Zemial, Forgotten Tomb, Dead To This World uvm. http://www.festung.pibox.de/www/ joomla/index.php jährige Billing einige Perlen im Gepäck, die man hierzulande nicht allzu oft auf den Bühnen sieht. Allem voran die METAL MIRROR-Kreuzfeuersieger Absu und Dead To This World werden mit schwarzer Härte zeigen, wo es lang geht. Ebenfalls ein Hingucker: Die Bömbers, Abbaths Motörhead-Coverband. Seite 39 Der Szenetitan veranstaltet auch eine eintägige Show in Berlin. WACKEN ROCKS BERLIN Wann: 30. Mai Wo: Berlin, Zitadelle Preis: 35 Euro Camping: Bands: D-A-D, Der W., Heaven Shall Burn und Volbeat www.wackenrocks.com DIE FESTIVALSAISON Heavy Metal im Amphitheater ROCK HARD FESTIVAL Wann: 29. bis 31. Mai Wo: Gelsenkirchen, Amphitheater Preis: 64,90 Euro (für alle drei Tage) Camping: zzgl. 13,75 Euro Bands: Saxon, Children Of Bodom, Opeth, Sacred Reich, Jon Oliva‘s Pain, Prong, Forbidden, Angel Witch, Bullet, Heathen, Hail Of Bullets, UFO uvm. www.rockhardfestival.de Mittlerweile ist das Rock Hard Festival aus der deutschen Szenelandschaft nicht mehr wegzudenken. In den vergangenen Jahren bewies das Team um Chef Götz Kühnemund stets ein äußerst geschicktes Händchen was die Bandauswahl anbelangte und auch dieses Jahr finden sich etliche Perlen im Line-Up, das in erster Linie Fans von Old-School-Klängen in Begeisterungsstürme versetzen wird. Vor allem Klassiker wie Sacred Reich, Forbidden, Angel Witch oder Heathen werden den Kuttenträgern einheizen. Doch auch die etwas jüngere Fraktion wird mit einer Band wie Children Of Bodom bedient, während sich die Melancholiker über den Headliner-Auftritt von Opeth am ersten Abend freuen. Für alle Fans altehrwürdiger Klänge sind außerdem Saxon vor Ort. Die NWOBHMLegende verspricht ein spezielles OldSchool-Set. Ebenfalls legendär sind UFO, die den ein oder anderen ergrauten Banger auf eine Zeitreise in die Jugend mitnehmen werden. Außerdem schaut „Mountain King“ Jon Oliva höchstpersönlich vorbei. Das Schwergewicht der früheren Savatage wird wohl nicht nur Songs seiner Band Jon Oliva‘s Pain, sondern auch einige Savatage-Klassiker zum Besten geben. Erwähnenswert: Das Gelsenkirchener Amphitheater bietet perfekten Sound, Sicht und Atmosphäre. Maximum Brutalität! Grind galore und eine neue Location bietet das sechste Grindabalooza. Erfreut euch an jeder Menge Geprügel! GRINDABALOOZA Wann: 5. bis 6. Juni Wo: Teuschtenthal, Motocross-Strecke Preis: keine Informationen Camping: kostenfrei Bands: Defloration. Fleshless, Master, Ultrawurscht, Gut, Profanation uvm. www.grindabalooza.de Zum siebten Mal wird im Vogtland chronisch gemosht. Der Metalclub lädt zum genreübergreifenden Festival ein. CHRONICAL MOSHERS Wann: 12. bis 13. Juni Wo: Hauptmannsgrün, Mühlteich Preis: keine Informationen Camping: keine Informationen Bands: Grave Digger, Dew-Scented, Orlog, Defloration, Commander uvm. www.chronical-moshers.de Europas brutalstes Festival steuert mit voller Kraft auf eine weitere Ausgabe zu. Die Outdoor-Version des Death Feast kann in diesem Jahr ein noch schmackhafteres Line-Up auffahren als jemals zuvor. Genretitanen wie Asphyx oder die Grindgötter Napalm Death werden die Besucher mit hohen bpm-Zahlen durch das Wochenende prügeln und von Bands aus aller Welt unterstützt. Unter anderem stehen noch Evocation (Schweden), Misery Index (USA), Haemorrhage (Spanien) und God Dethroned (Holland) in den Startlöchern. Metal gegen den Rassismus - das alleine ist lobenswert. Doch das eintägige Open-Air ist obendrein noch kostenfrei. RAGE AGAINST RACISM Wann: 13. Juni Wo: Duisburg, JZ Mühle Preis: umsonst Camping: nicht möglich Bands: Brainstorm, The Sorrow, Motorjesus, Synasthasia, Ravage und mehr. www.rageagainstracism.de Seite 40 DEATH FEAST Wann: 11. bis 13. Juni Wo: Hünxe, Schwarze Heide Preis: 43,50 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Asphyx, Evocation, God Dethroned, Haemorrhage, Misery Index, Napalm Death, Purgatory, The Black Dahlia Murder, Macabre uvm. www.deathfeast.de Das vierte Queens Of Metal wird erneut die verschiedenen Geschmäcker bedienen, von hart bis zart ist alles dabei. QUEENS OF METAL Wann: 18. bis 20. Juni Wo: Kleinwenkheim Preis: 30 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Jon Oliva‘s Pain, Illdisposed, Misery Index, Tankard, Neaera uvm. www.queens-of-metal.com DIE FESTIVALSAISON Protzen wird erneut vom Geprügel verschlungen. Angeführt von Hail Of Bullets gibt es Extrem-Metal auf die Ohren. PROTZEN OPEN AIR Wann: 19. bis 21. Juni Wo: Protzen Preis: 26 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Hail Of Bullets, Inhume, Lay Down Rotten, Soul Demise uvm. www.protzen-open-air.com Das sympathische Underground-Feeling mit Perlen wie Debauchery gibt es beim Break The Ground. BREAK THE GROUND Wann: 26. bis 27. Juni Wo: Ahnsbreck Preis: 19,90 Euro (für beide Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Debauchery, Reckless Tide, Cripper, Rocketchief, Dysborn uvm. www.break-the-ground.de Nach fünf Jahren etabliert sich das Suffering Life Festival zunehmend, so dass man Größen wie Vader auffahren kann. SUFFERING LIFE FESTIVAL Wann: 26. bis 28. Juni Wo: Wachenroth Preis: 27 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Destruction, Vader, Endstille, Hatesphere, Hackneyed, AOK uvm. www.sufferinglifefestival.com Balingen bangt wieder! BANG YOUR HEAD Wann: 26. bis 27. Juni Wo: Balingen, Messegelände Preis: 64,90 Euro (für alle drei Tage) Camping: zzgl. 13,75 Euro Bands: Blind Guardian, W.A.S.P., U.D.O., Y&T, Sodom, Exodus, Hardcore Superstar, Primordial, Voivod, Alestorm, Ross The Boss, Tesla uvm. www.bang-your-head.de Kontrastreicher Landschaftspark Modern trifft Klassik: Beim Devilside Festival, das in der außergewöhnlichen Umgebung des Duisburger Landschaftsparks stattfindet, treffen alte Recken wie Motörhead und die Thrash-Veteranen Ganze dreizehn Jahre hat es schon auf dem Buckel, das Bang Your Head-Festival und auch 2009 sind die Macher des Urgesteins darauf bedacht, sich weiterhin zu verbessern. Mit Umbauarbeiten an dem Messegelände haben sich den Veranstaltern neue Möglichkeiten eröffnet. Diese versprechen nun überdachten Wetterschutz, einen Biergarten und natürlich eine Metalbörse. Doch auch auf den Bühnen wird die Stimmung toben. Niemand geringeres als die vielleicht erfolgreichste deutsche Metal-Band, Blind Guardian, sind als Headliner des Festivals angekündigt. Und die Krefelder sind nicht der einzige Hingucker. Auch Bands wie W.A.S.P., U.D.O., DEVIL SIDE FESTIVAL Wann: 28. Juni Wo: Duisburg, Landschaftspark Preis: 39 Euro Camping: nicht möglich Bands: Motörhead, Misfits, Soulfly, Anthrax, Millencolin, Bloodhound Gang, The Bones, Discipline, CroMags, Hammered und weitere www.devilside.de Anthrax, die das Festival übrigens stimmungsvoll eröffnen werden, auf modernere Bands wie die Bloodhound Gang oder die Skate-Punks Millencolin - ein Kontrast, der den Tag sicher nicht langweilig werden lässt und Fans aus den verschiedensten Genres anziehen wird, um in beeindruckender Kulisse abzurocken. Seite 41 Y&T und Ross The Boss, der ehemalige Manowar-Gitarrist, werden Klassikfans die Tränen in die Augen treiben. Ebenfalls bedient werden die Thrash-Fans beim Bang Your Head. Mit Sodom und Exodus konnte man zwei Urgesteine des Achtziger-Thrashs verpflichten, die Balingen ordentlich einheizen werden. Gegen so viel klassische Power wirken die genialen Primordial schon fast wie Billing-Außenseiter, doch lässt sich wohl annehmen, dass Alan „Nemtheanga“ Averill diese Herausforderung liebend gerne annimmt. Interessant ist auch die Warmup-Show am Tag vor Festivalbeginn, bei der unter anderem Kreator und Jon Oliva‘s Pain spielen. In der Nähe von Berlin findet das schwärzeste Festival der Republik statt. UNDER THE BLACK SUN Wann: 3. bis 4. Juli Wo: Helenenau/Bernau Preis: 30 Euro (für beide Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Urfaust, Darkspace, Elite, Lifelover, Paragon Belial, Lugubre uvm. www.myspace.com/ undertheblacksunfestival DIE FESTIVALSAISON Extreme Mixtur und Klassiker WITH FULL FORCE Wann: 3. bis 5. Juli Wo: Roitzschjora, Flugplatz Preis: 79,90 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Motörhead, Hatebreed, Soulfly, Amon Amarth, Dimmu Borgir, Carcass, Sepultura, Suicidal Tendencies, Asphyx, God Seed, Pestilence uvm. www.withfullforce.de Das With Full Force zählt zu den Urgesteinen der deutschen Festivallandschaft. Auch im sechzehnten Jahr setzen die Veranstalter auf einen Mix aus Core- und Metal-Musik und laden natürlich etliche Genreklassiker ein. Unter anderem stehen Motörhead, Amon Amarth und Dimmu Borgir bereit. Ordentlich was auf die Ohren kriegen die Metalheads außerdem bei der obligatorischen „Knüppelnacht“, bei der sich die Extrem-Metal-Acts die Klinke reichen und alles wegblasten, was zur späten Uhrzeit noch auf den Beinen ist. Metallica geben sich die Ehre und laden mit den Toten Hosen und weiteren Gästen an den Hockheim-Ring ein. SONISPHERE FESTIVAL Wann: 4. Juli Wo: Hockenheim, Hockenheim-Ring Preis: ab 68 Euro Camping: zzgl. 15 Euro Bands: Metallica, Die Toten Hosen, In Extremo, Lamb Of God und weitere. www.sonispherefestival.com/de ROCK HARZ Wann: 9. bis 11. Juli Wo: Ballenstedt, Flugplatz Preis: 55 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: W.A.S.P., Tankard, A.O.K., Arch Enemy, Grave Digger, Moonspell, Korpiklaani, Suidakra, Dark Tranquillity, Schandmaul, J.B.O. uvm. www.rockharz.com Motörhead rocken den Bach. Das elfte Rock Am Bach-Festival wird von Lemmys Recken angeführt. ROCK AM BACH Wann: 10. bis 11. Juli Wo: Merzig, Zeltpalast Preis: 49 Euro (für beide Tage) Camping: zzgl. 9 Euro Bands: Motörhead, Dropkick Murphys, Sepultura, Caliban, Ignite und weitere. www.rab-festival.de DONG OPEN AIR Wann: 17. bis 18. Juli Wo: Neukirchen-Vluyn Preis: 28,50 Euro (bereits ausverkauft) Camping: im Preis enthalten Bands: Amorphis, Rage, Dornenreich, Skyclad, Dew-Scented, Sheephead, Hatred, Cheeno, Kingdom Of Salvation, Sycronomica, Elexorien und weitere www.dongopenair.de klimmen. Auf dem Gipfel gibt es erneut günstige Bierpreise, eine tolle Atmosphäre und natürlich jede Menge Metal. Für das diesjährige Festival haben sich unter anderem Rage und Amorphis als Headliner angekündigt. Außerdem werden sich Dornenreich im Metal-LineUp präsentieren und schwarze Härte regieren lassen.. Pößnecks Motocross-Strecke verwandelt sich in eine Metal-Landschaft mit diversen Underground-Perlen. HELLS PLEASURE FESTIVAL Wann: 17. bis 18. Juli Wo: Pößneck, Motocross-Strecke Preis: 29 Euro (für beide Tage) Camping: zzgl. 3 Euro Bands: Absu, Pentagram, Portrait, Razor Of Occam, The Devil‘s Blood uvm. www.hellspleasure.de Die Speerspitze im Harz Versteckt unter der Oberfläche hat sich das Rock Harz Open Air in den vergangenen Jahren zum Geheimtipp in Szenekreisen gemausert, doch diesem Ruf könnte das Festival problemlos entwachsen. Mit Hochkarätern wie W.A.S.P., die eine spezielle HeadlinerShow versprechen, den Schweden Arch Enemy und Dark Tranquillity, den düsteren Moonspell oder den Recken Grave Digger hat man einige Speerspitzen des Heavy Metals im Billing. Für jede Menge Lacher und Trinklaune werden außerdem J.B.O. sorgen. Der Berg ruft Kultliebhaber Eines der vielleicht kultigsten Festivals ruft erneut die Headbanger NordrheinWestfalens (und Umgebung), damit diese die Halde Norddeutschland, vielen besser als der Dongberg bekannt, er- Seite 42 DIE FESTIVALSAISON Außer Manowar glänzt nicht viel MAGIC CIRCLE FESTIVAL Wann: 18. Juli Wo: Loreley Preis: 75 Euro Camping: im Preis enthalten Bands: Manowar, Holy Hell, Metalforce, Crystal Viper, Wizard, Ulytau, Van Canto, Domain, Heat Seeker, Die Sklaven, Age Of Evil und weitere www.magiccirclefestival.de Zum zwölften Mal wird in der Nähe von Hamburg die wohl größte Metal-Gartenparty der Welt veranstaltet. HEADBANGERS OPEN AIR Wann: 23. bis 25. Juli Wo: Brande-Hörnerkirchen Preis: 40 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Angel Witch, Bullet, Helstar, Manilla Road, Metal Inquisitor uvm. www.headbangers-open-air.de Zum zweiten Mal lädt das Festival mit dem Ebermaskottchen ein, um Viking, Black und Death Metal abzufeiern. BOARSTREAM OPEN AIR Wann: 25. Juli Wo: Eberbach, Inselwiese Preis: 17 Euro Camping: im Preis enthalten Bands: Graveworm, Grailknights, Obscurity, Finterforst, Kromlek und weitere www.boarstream.de Manowar veranstalten erneut ihr eigenes Festival. Zwar scheint aus den Ankündigungen, dass die Band ihr neues Album am Stück präsentieren würde, nichts geworden zu sein und weiterhin findet das Festival nur noch an einem Tag statt, dafür bietet das Magic Circle Festival in diesem Jahr eine einzigartige Location. Das Vorprogramm fällt jedoch mager aus: Ob die ewigen Begleiter Holy Hell, die umbenannten Metalforce, die A-Capella-Band Van Canto oder die hierzulande gänzlich unbekannten Crystal Viper, außer Manowar glänzt da nicht viel. In Hessen findet das achte Ragnarock Open Air statt. An drei Tagen gibt es hier Riffs auf die Ohren. RAGNAROCK OPEN AIR Wann: 16. bis 18. Juli Wo: Wohratal-Langendorf Preis: 25 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Legion Of The Damned, Tankard, Cripper, Dragonsfire und weitere. www.roa-festival.de Geburtstag der Festivalpioniere Eigentlich bedarf es beim Wacken Open Air keiner weiteren Vorstellung. Das Wacken kann sich als Szenevorreiter bezeichnen und sich auf die Fahnen schreiben, den Weg für die Fülle an weiteren Festivals geebnet zu haben. Mittlerweile wird das Wacken zwanzig Jahre alt, ist LEA-Preisträger und war bereits Ende 2008 restlos ausverkauft. Die bisherigen Bestätigungen versprechen ein buntes Treiben auf dem Festivalgelände, denn auch dieses Jahr werden die unterschiedlichsten Geschmäcker bedient. Dabei gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. So sind Gamma Ray, Motörhead oder Saxon, alle drei jahrelange Stammgäste, auch in diesem Jahr vor Ort, um die Ohren der klassischen Metal-Fans zu beschallen. Und auch die jüngsten Aufsteiger, wie Volbeat oder Airbourne, haben ihren festen Platz im Billing gefunden. Das Extrem-Futter darf bei dem Festival der Superlative nicht fehlen. Napalm Death, Endstille und Kampfar stehen unter anderem bereit, um heftigere Klänge regieren zu lassen, angeführt von den Thrash MeSeite 43 tal-Recken Testament. Die Bands mögen das wichtigste Kaufargument sein, doch auch 2009 wird es etliche Metalheads in den Norden ziehen, die in erster Linie wegen dem Wacken-Feeling kommen, denn abseits der Bühne wird einiges geboten. Ob Riesen-Metal-Markt, Stripshows, der gigantische Biergarten, die nächtlichen Metalparties im Zelt oder die Besichtigungstour durch den gemütlichen Ort in Wacken wird es einem als Metaller so schnell nicht langweilig. See you there - rain or shine! WACKEN OPEN AIR Wann: 30. Juli bis 1. August Wo: Wacken Preis: bereits ausverkauft Camping: Bands: Heaven & Hell, Motörhead, HammerFall, Amon Amarth, Saxon, Testament, Turisas, UFO, Volbeat, In Flames, Axel Rudi Pell, Airbourne, GWAR, Borknagar, Machine Head, Sarke, Tristania, Napalm Death, Korpiklaani, Cathedral, Einherjer uvm www.wacken.com DIE FESTIVALSAISON Das Mekka für Extrem-Metal-Fans PARTYSAN OPEN AIR Wann: 6. bis 8. August Wo: Bad Berka Preis: 48,80 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Satyricon, Six Feet Under, Dark Funeral, Moonsorrow, Misery Index, Unleashed, Thyrfing, Marduk, Shining, Paganizer, Brutal Truth, Sadus uvm. www.party-san.de Bad Berka ist mittlerweile ein Mekka für alle Fans extremer Klänge. Wem es auf den meisten anderen Festivals musikalisch zu soft zugeht, der findet auf dem PartySan vermutlich das richtige Futter für die Ohren. Das Festival in Thüringen hat auch dieses Jahr unzählige ExtremActs aus aller Herren Länder versammelt, die beinahe ausschließlich Rang und Namen haben. Angefangen bei den beiden Headlinern Six Feet Under und Satyricon über immer hervorragende Acts wie die Schwarzheimer Marduk und Dark Funeral, bis hin zu Wikinger- beziehungsweise Heiden-Bands der Marke Thyrfing und Moonsorrow - dieses Jahr kommen vor allem die Fans angeschwärzter Musik nicht zu kurz. Ein weiterer Leckerbissen für Black Metaller wird wohl der Auftritt der skandalträchtigen Shining sein. Deren Frontprovokateur Niklas Kvarforth wird weiterhin als Sänger von Den Saakaldte zu sehen und hören sein. Doch bei all der Schwärze brauchen auch die beinharten Death Metaller nicht verzagen. Misery Index, Paganizer oder die Schweden-Death-Urväter Unleashed sind ebenfalls ein Garant für jede Menge Action. Weiterhin werden euch Brutal Truth, Sadus und Psycroptic den Nacken brechen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter in diesem Jahr mitspielt und der Einstieg in den Abschluss der Festivalsaison gelungen ausfällt. Alles was angesagt ist Und mit aller Gewalt nähert sich die Festivalsaison dem unvermeidlichen Ende allerdings werden zum Ende noch einmal große Geschütze aufgefahren. Mit seiner zwölften Auflage hat sich das Summer Breeze wohl auf das Podest der deutschen Festivallandschaft gehoben. Mittlerweile gehört das Event, das dieses Jahr zum vierten Mal in Dinkelsbühl stattfindet, mit zur Speerspitze und Aushängeschild der hiesigen Szene. Das Geheimnis: Das Summer Breeze hat ein Händchen dafür, die Bands zu holen, die derzeit schwer angesagt sind. Seien es die schwedischen Rockstars von den Backyard Babies, die in ihrer Heimat gar Platz eins der Albencharts ergattern konnten, die Thrash- Magische Atmosphäre Die Loreley wird erneut ein Zentrum für den Heavy Metal. Nicht nur das Magic Circle Festival findet sich 2009 in der magischen Atmosphäre des Rheinfelsens ein, auch das Rock Area Festival Recken Kreator, die an vorderster Front dafür sorgen, dass Thrash Metal wieder so angesagt wie schon lange nicht mehr zu sein scheint, oder die Viking Death Metaller Amon Amarth, deren Frontbart Johann Hegg mittlerweile zu einem Symbol für eine stimmungsvolle, animalische Show voll von wehenden Propeller-Matten avanciert ist. Weiterhin ist sich das Summer Breeze nicht zu schade, auch leicht elektronische und mittelalterliche Klänge aus den Bühnenlautsprechern schallen zu lassen, auch wenn dieses Jahr der Anteil relativ begrenzt zu sein scheint. Dennoch werden beispielsweise die Deathstars für einen Mix aus Metal und Elektronik sorgen. ROCK AREA FESTIVAL Wann: 20. bis 22. August Wo: Loreley Preis: 59 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Amon Amarth, HammerFall, Kreator, Belphegor, Endstille, Maroon, Sabaton, Onslaught, Bolt Thrower, Eluveitie, Heaven Shall Burn, AOK uvm. www.rockarea-festival.com verspricht ein einzigartiges, dreitägiges Festival bei dem sich etliche große Namen die Klinke reichen. Mit Amon Amarth, HammerFall und Kreator hat man drei Top-Acts in den eigenen Reihen, die eine tolle Stimmung garantieren und von Spitzenbands wie Endstille, Bolt Thrower, Belphegor oder Onslaught verstärkt werden. Seite44 SUMMER BREEZE Wann: 13. bis 15. August Wo: Dinkelsbühl Preis: 70 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Amon Amarth, Backyard Babies, Kreator, Entombed, Grave, Legion Of The Damned, Obscura, Moonspell, Opeth, The Haunted, Suffocation uvm. www.summer-breeze.de Das gemütliche Underground-Festival in Neuborn geht unter der Führung von Pro-Pain in eine weitere Runde. NEUBORN OPEN AIR FESTIVAL Wann: 21. bis 22. August Wo: Wörrstadt, Sportplatz am Neuborn Preis: 17 Euro (für beide Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Pro-Pain, End Of Green, Holy Moses, Disbelief, Contradiction uvm. www.noaf.de DIE FESTIVALSAISON N icht nur die deutsche Festivallandschaft hat eine Fülle an Angeboten parat, auch im restlichen Europa geben sich Headbanger aus den unterschiedlichsten Ländern den harten Klängen hin und feiern die internationalen Top-Acts ab - warum also die Festivalsaison nicht auch einmal im Ausland verbringen? Auf dieser Seite möchten wir euch einen kleinen Überblick über die internationale Festivallandschaft geben und stellen euch acht Festivals aus anderen europäischen Ländern vor. Das Sweden Rock Festival fährt auch 2009 so viele Legenden auf, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. SWEDEN ROCK Wann: 3. bis 6. Juni Wo: Sölvesborg Preis: circa 190 Euro (für alle Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Heaven & Hell, Twisted Sister, HammerFall, Motörhead, ZZ Top uvm. www.swedenrock.com Es braut sich etwas zusammen in Frankreich: Das Hellfest hat gute Chancen internationaler Spitzenreiter zu werden. HELLFEST Wann: 19. bis 21. Juni Wo: Clisson Preis: keine Angabe Camping: keine Angabe Bands: Manowar, God Seed, Entombed, Mötley Crüe, Kataklysm uvm. www.hellfest.fr Das größte finnische Metal-Festival triumphiert dieses Jahr mit viel Düsterheit und den auferstandenen Immortal. TUSKA FESTIVAL Wann: 26. bis 28. Juni Wo: Tuska Preis: ab 85,50 Euro (für alle Tage) Camping: keine Angabe Bands: Immortal, Ensiferum, Volbeat, My Dying Bride, Jon Oliva‘s Pain uvm. www.tuska-festival.fi Das dienstälteste italienische Metal-Festival beweist wieder Klassik-Power mit Blind Guardian und Edguy. GODS OF METAL Wann: 27. bis 28. Juni Wo: Monza, Stadio Brianteo Preis: 75 Euro (für beide Tage) Camping: keine Angabe Bands: Slipknot, Mötley Crüe, Dream Theater, Blind Guardian, Edguy uvm. www.godsofmetal.it In Belgien zeigt sich eines der größten Metal-Festivals der Welt von der moderneren Seite. GRASPOP METAL MEETING Wann: 26. bis 28. Juni Wo: Dessel Preis: 135 Euro (für alle Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Mötley Crüe, Slipknot, Korn, Soulfly, Exodus, Blind Guardian uvm. www.graspop.be Im slowenischen Paradies gibt es nicht nur jede Menge Topacts, sondern auch eine atemberaubende Location. METALCAMP Wann: 2. bis 8. Juli Wo: in der Nähe von Tolmin Preis: 124 Euro (für alle Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Nightwish, Dimmu Borgir, Satyricon, Sodom, Kreator, Down, uvm. www.metalcamp.com Das österreichische Kult-Open-Air bietet auch 2009 viel Underground- und Headliner-Action. KALTENBACH OPEN AIR Wann: 16. bis 18. Juli Wo: Spital am Semmering Preis: 52 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Amon Amarth, Dark Fortress, Thyrfing, Absu, Dying Fetus uvm. www.kaltenbach-openair.at Seite 45 In England feiert die brutalere Variante von Woodstock eine weitere Ausgabe mit vielen internationalen Top-Bands. BLOODSTOCK OPEN AIR Wann: 14. bis 16. August Wo: Wörrstadt, Sportplatz am Neuborn Preis: circa 110 Euro (für alle drei Tage) Camping: im Preis enthalten Bands: Europe, Carcass, Arch Enemy, Blind Guardian, Enslaved, Saxon uvm. www.bloodstock.uk.com BILD DER AUSGABE - TOM ANGELRIPPER (SODOM) Seite 47 STREET SURVIVORS - DIE UNDERGROUND-SEITE IM METAL MIRROR DER UNDERGROUND-TIPP Schlangenkult Die Achtziger kommen zurück: IRON KOBRA sind Die angesprochene Demo ist erst kürzlich erschienen und präsentiert einen Sound, der sehr stark an die Achtziger er- Teil einer Welle neuer Bands, die den Spirit des Kult- innert. War das beabsichtigt? Metal-Jahrzehnts wieder auferstehen lassen. Bassist Don Viper spricht über Bruce Lee und den Schlangenkult. Interview: Dorian Gorr | Foto: Iron Kobra D on Viper, jedes Mitglied von Iron Kobra trägt ein Pseudonym. Wie kam es zu diesen Namen und warum verwendet ihr sie? Die Idee entstand, als wir einen alten Action-Kracher gesehen haben, indem zwei Leute namens Viper und Snake vorkamen. Da dachten wir uns, dass solche Pseudonyme für eine Band irgendwie cool und absurd wären und so überlegte sich jeder seine Schlange plus den entsprechenden Tite, so dass die Band jetzt aus Sir Serpent an Gitarre und Gesang, Lord Python an Gitarre und Gesang sowie Commander Conda am Schlagzeug und natürlich mir, Don Viper, am Bass besteht. In den Metal-Archives wird unter „lyrical themes“ Bruce Lee angegeben, was durchaus für Verwunderung sorgt. Inwiefern bindet ihr den Martial-Arts-Meister in eure Texte ein? Einer unserer Songs, „Fists Of Fury“, ist eine Hommage an Bruce Lee. Wir grüßen ihn außerdem in unserer Demo mit einer „Dedication“. Das ist eine Anlehnung an die Stryper-Platte „To Hell With The Devil“, die sie Jesus gewidmet haben. Das fanden wir geil-cheesy und so wurde Bruce Lee unser Messias. Wir alle lieben Eastern-Filme. Wir wollten schon einen Sound nutzen, der nicht so modern klingt. Und was liegt da näher, als den Sound der Achtziger, also die Zeit unserer musikalischen Helden, zu nehmen? Von welchen musikalischen Helden sprechen wir da? Eine gute Frage, da bringt jeder seine eigenen Favoriten mit ins Spiel. Wir verehren aber vor allem die alten Manowar, Thor, Brocas Helm und Tank, um nur einige zu nennen. Die Liste unserer bewussten und unbewussten Einflüsse ist aber endlos lang. Man kann derzeit durchaus von einer Welle sprechen. Es kommen wieder mehr klassisch angehauchte AchtzigerBands, die allesamt in zugepatchten Kutten auf der Bühne stehen, auf. Worin siehst du diese Entwicklung begründet? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Vor allem weiß ich nicht, wie dieser Trend ungefähr zeitgleich in ganz Deutschland wieder ausbrach. Wir treffen junge Kutten aus der Pfalz, dem Ruhrpott, dem Norden, dem Osten... woher das kommt? Vielleicht hat meine Generation einfach wieder Hunger auf den Achtziger-Spirit bekommen. Ob das jedoch nur ein kurzlebiger Trend ist, der bald wieder verebbt, oder ob diese Entwicklung noch weitere Kreise zieht, finde ich schwer vorauszusehen. Merkt ihr diesen Trend auch bei euren Live-Shows? Ist vor euren Bühnen viel los? Auf jeden Fall! Ich möchte hier exemplarisch das Raging Death Date nennen, auf dem nur junge Bands mit diesem „Oldschool“-Spirit spielten. Die Leute sind total drauf eingestiegen und waren zu 100 Prozent dabei. Vor solchen Menschen macht das Spielen dann auch richtig viel Spaß. www.myspace.com/cultofthesnake Seite 49 STREET SURVIVORS - DIE UNDERGROUND-SEITE IM METAL MIRROR Interview: Benjamin Gorr | Foto: Belfry Welchem Stil würdet ihr Belfry zuordnen? Es ist sicherlich schwierig, uns einem bestimmten Genre zuzuordnen. Generell beschreiben wir uns als „Black Thrashed Power Metal“. Jeder von uns bringt die unterschiedlichsten Einflüsse in die Band, von Iron Maiden über In Flames bis hin zu Dissection oder Sodom. Abseits vom Metal spielt sogar Reggae, Ska oder Punk mit rein. Insofern war es anfangs schwierig, alle unter einen Hut zu kriegen. Aber es macht Spaß, so vielseitig und nicht in Schubladen schiebbar zu sein, weil man so auch mehr Möglichkeiten hat, sich musikalisch auszuleben. Wolltet ihr von Anfang an einen so abgefahrenen Stil machen? Jeder von uns hat seine Vorstellungen, welche Musik er machen will und bringt sich gleichermaßen ein. Daher kommt auch schon einmal etwas genreuntypisches heraus, das wir dann versuchen zu verarbeiten. „A Winter‘s Tale“ würde ich als „Standardnummer“ bezeichnen, wenn auch nicht Standard-Power Metal, während „Lost“ oder „The Warriors Way“ verschiedene Stilelemente in sich vereinigen. Zu Beginn wollten wir einfach Heavy Metal spielen, mit den typischen Riffs und den obligatorischen Balladen. Aber irgendetwas hat uns da immer gefehlt. Das war dann der Punkt, wo wir angefangen haben, hier und da Blastbeats mit Gekreische einzubauen und dann feststellten, dass das eigentlich ganz gut zusammen passt. Stand es von Anfang an fest, eine Frau am Gesang zu haben? Wir hatten schon immer eine Sängerin. Auch bevor Vivien zu uns stieß, stand daher schon fest, dass es wieder eine Frau wird. Zudem hat sich unser Stil so in unseren Köpfen eingenistet, dass wir uns den weiblichen Gesang nicht mehr wegdenken könnten. Mit dem Namen Belfry verbindet man auch die Konzertreihe „Abyss Arise“. Wie kam es dazu und wer von Belfry ist an der Organisation beteiligt? Wir hatten 2005 die Idee ein eigenes Festival zu veranstalten, um Düsseldorf metallisch wieder zu beleben. So entstand zunächst einmalig das „Blockseminar Metallmusik“. Zusammen mit zwei Freunden der Band, die uns bei unserer Feuertaufe bereits unterstützten, planten wir dann mit dem „Abyss Arise!“ eine regelmäßige Konzertreihe. Aktuell sind von der Band noch Micha, Jens und ich an der Organisation beteiligt. Vivien und Martin greifen uns bei Bedarf am Abend selbst noch unter die Arme. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und die Reihe kommt ganz gut an, was man an den Stammgästen und den für den Underground hohen Besucherzahlen sehen kann. www.belfry-metal.de Seite 50 Interview: Benjamin Gorr | Foto: Risen From Ashes Auf eurer mySpace-Seite gebt ihr an, dass eure musikalischen Hintergründe und Einflüsse ziemlich verschieden sind. Wie kam es dazu, eine gemeinsame Band zu gründen, wenn die Einflüsse so auseinander gehen? Angefangen haben wir wegen dem Spaß an der Musik. Der harte Kern der Band kennt sich schon seit Kindertagen und da lag es nahe, zusammen was auf die Beine zu stellen, was übrigens damals noch nichts mit Metal zu tun hatte. Im Laufe der Zeit hat dann jeder von uns seinen Musikgeschmack weiterentwickelt, was aber nicht dazu geführt hat, dass wir auch unterschiedliche Musik machen wollten. Der Vorteil ist, dass jeder immer verschiedene Ideen beim Songwriting mit einbringt und wir dadurch ein breites Spektrum an Einflüssen mit einfließen lassen können. Würdest du euren Metalcore-Stil als die Schnittmenge aus euren Einflüssen bezeichnen? Ja, das kann man so sagen. Zwar bevorzugt jeder von uns verschiedene Bands und Musikgenres, aber im Endeffekt kommen wir fast immer auf denselben Nenner, wenn es um die eigene Musik geht, wobei ich denke, dass wir unseren eigenen Stil nicht festgelegt haben, sondern auch da immer weiter gucken, wie man Songs abwechslungsreicher und besser gestalten kann. Da hilft es, wenn man mal über den Tellerrand guckt. Darf man nach der ersten Demo schon bald eine längere Scheibe von euch erwarten? Ja, definitiv. Wir haben jetzt erstmal einen Raum zum Proben gefunden und sammeln schon fleißig Ideen für neue Songs. Im Sommer wollen wir dann ein paar alte und neue Songs aufnehmen und unsere erste EP heraushauen. www.risen-from-ashes.de KREUZFEUER KREUZFEUER SARKE Vorunah LAZARUS A.D. The Onslaught QUEENSRYCHE American Soldier SHAKRA Everest DEBAUCHERY Rockers And War DRONE Juggernaut BRUTAL TRUTH Evolution Through Revolution LEGENDE 1: Unerträglich 2: Mies 3: Schlecht 4: Unnötig 5: Unspektakulär 6: Akzeptabel 7: Gut 8: Sehr gut 9: Herausragend 10: Meilenstein 6,43 6,29 5,71 5,57 5,43 4,86 4,14 Dorian Gorr 8 Jenny Bombeck 7 6 7 7 5 4 7 6 8 7 4 6 2 REVIEW-INDEX 69 CHAMBERS, ACID DRINKERS, AFGRUND, AGATHODAIMON, AKREA, ALKONOST, AMESOEURS, AMORAL, ANTIGAMA, ARKONA, ASSAULTER, AXIS POWERS, BAI BANG, BELIEVER, BLACK SUN AEON, BLISS OF FLESH, BLOODBOUND, BLOOD TSUNAMI, BRAVE, BREWTALITY, BRUTAL TRUTH, BURIAL HORDES, BURIED INSIDE, CALLISTO, CATAPLEXY, CELESTY, CHRIS LANEY, CONSPIRACY, COVERED CALL, CROWN THE LOST, DARKNESS BY OATH, DEAD EYED SLEEPER, DEBAUCHERY, DESPISE & CONQUER, DEREK SHERINIAN, DEVIL‘S WHOREHOUSE, DISBELIEF, DRAGONSFIRE, DRONE, FIRST CHILD, FLESHGOD APOCALYPSE, FLUISTERWOUD, FUNEBRARUM, GRANTIG, HACRIDE, HARDLINE, HATRED, HAVOK, ICON IN ME, IMPELLITTERI, INEVITABLE END, IRRBLOSS, KINGFISHER SKY, KTU, LAZARUS A.D., LEGENDA AUREA, LION‘S SHARE, LONG DISTANCE CALLING, MALEFICE, MANUFACTURER‘S PRIDE, MASTERSTROKE, MELY, MEMORY GARDEN, MINISTRY, MISERY SPEAKS, MUMAKIL, MY DYING BRIDE, NACHTGESCHREI, NACHTMYSTIUM, NAGELFAR, NASTY IDOLS, NORDAFROST, OSI, PAGANIZER, PAIN OF SALVATION, PATHOSRAY, PRIMAL FEAR, PRONG, QUEENSRYCHE, RAZOR OF OCCAM, RIBSPREADER, ROB ROCK, SAGA, SAINT DEAMON, SARKE, SAXORIOR, SEAR BLISS, SEAWOLVES, SEMLAH, SHAKRA, STRAIGHT FRANK, SUBMISSION, SUNSTORM, TARDY BROTHERS, TESTAMENT, THE BAKERTON GROUP, THE NUMBERS TWELVE LOOKS LIKE YOU, THE TROPHY, THE SOULS, THIRTEENTH SIGN, THUNDER, TORTURE KILLER, TROLLFEST, ULCERATE, UNANIMATED, UNDERNEATH THE GUN, VANMAKT, WALDGEFLÜSTER, WALLACHIA, WARPATH, WHITE SKULL, WINTERBORN, WITCHMASTER, WOLFCHANT Seite 51 Benjamin Gorr Elvis Dolff 5 3 4 2 6 3 3 7 7 5 8 8 8 8 David Dankert 5 6 5 4 2 3 6 Miriam Görge 6 6 7 6 5 6 3 Robin Meyer 4 4 5 5 6 6 8 KUGELSICHER: DAS KILLER-ALBUM - SARKE Rock‘n‘Roll-Feeling im Überschuss SARKE Vorunah 8 Songs (37:29) / erschienen am 24.4. (Indie Recordings) E igentlich ist es so einfach: Die simplen Sachen kommen oft am besten an. Wer braucht das technisch versierteste Hochgeschwindigkeits-Picking, wenn dabei kein Rock‘n‘Roll-Feeling aufkommt? Und Rock‘n‘Roll-Feeling gibt es bei Sarke im Überschuss. Auch wenn diese Band taufrisch ist und erst 2008 geboren wurde, vereinen sich hier zwei Kräfte, die etliche Jahre auf dem Buckel haben und viel Erfahrung sammeln konnten. Zentrum der Band ist ihr Namensgeber. Sarke, der im bürgerlichen Leben Thomas Berglie heißt, trommelt bei Khold und Tulus und half unter anderem schon als Drummer bei Old Man‘s Child aus. Da ihm dieses Dasein scheinbar zu eindimensional wurde, versucht sich der Herr nun an anderen Instrumenten. Auf „Vorunah“, dem Debüt dieses Projekts, das langsam AUF EINEM BLICK SARKE LINE-UP Nocturno Culto (Vocals), Sarke (Guitar, Bass, Drums) Live-Members: Cyrus (Guitar), Asgeir Mickelson (Drums), Anders Hunstad (Keyboard) GEGRÜNDET 2008 HERKUNFT Norwegen DISKOGRAPHIE Vorunah (2009) INTERNET www.myspace.com/sarkeofficial aber sicher Bandzüge annimmt, stammen alle Songs aus der Feder von Sarke, der die Nummern nicht nur komponierte, sondern auch komplett alleine einspielte und die Texte schrieb. Nur den Gesang hat sich Thomas „Sarke“ Berglie scheinbar nicht selbst zugetraut, weswegen er einen bekanntes Gesicht an Bord holte: Niemand anderes als DarkthroneLegende Nocturno Culto veredelt diesen rockigen Hassbatzen mit seiner rotzigen Attitüde und seinem lässigen Fuck-OffGesangsstil. Manch einer (und da geben mir die Redaktionskommentare auf der nächsten Seite Recht) mag den Gesang von Nocturno als gelangweilt interpretieren, ich empfinde ihn als höchst passend für die Musik. Diese hat zwar durchaus einige Black Metal-Einflüsse in petto, allerdings ist „Vorunah“ letztlich eine wilde Hybridform aus den unterschiedlichsten Stilen, unter denen Black Metal einen fast schon geringen Stellenwert einnimmt. Thrashige Riffs, einen rumpeligen Siebziger-Jahre-Rock-Sound im Rücken, vereinzelnd Grabesstimmung durch die melancholischen Pianoparts und dann wieder durch ein groovendes Riffbrett angetrieben, das die Füße Seite 52 mitwippen lässt, so sieht ein Trip durch das Sarke-Debüt aus. Allgemein ist eine doomige, lethargische Schwere zu verspüren, die durch einzelne Zeitlupenriffs und Hintergrund-Synthies verstärkt wird und durch die sich „Vorunah“ zum perfekten Soundtrack für den gruseligen Friedhofsbesuch eignet. Songs wie „The Drunken Priest“, das melancholische „13 Candles“ oder die Black‘n‘RollNummer „Primitive Killing“ hinterlassen bei mir Hunger nach mehr. Zwar gibt es noch einzelne Baustellen, an denen Sarke bis zum zweiten Debüt arbeiten darf, beispielsweise darf er gern noch etwas mehr Schnelligkeit einbauen, doch „Vorunah“ sollte vor allem den Fans neuerer Darkthrone-Alben gefallen. 8 / 10 (Dorian Gorr) ALBUM DES MONATS - BANDNAME REDAKTIONSSTIMMEN Sarkes Album erinnert mich teilweise an Darkthrone. Kein Wunder, denn auch hier ist Nocturno Culto am Werke. Das Album weist immer wieder Songs auf, die Gänsehaut beim Hörer verursachen können. Düster und teilweise doomig rumpelt hier Song für Song aus den Boxen. Gerade der doch recht primitive Sound verleiht dem Album seinen Charme und Songs wie „13 Candles“ und der Titeltrack können wahrlich entzücken. 7 / 10 (Jenny Bombeck) Sarke steigen wunderbar in die Metal-Welt ein. Unterstützt durch den Gesang von Darkthrone-Legende Nocturno Culto erinnern die Songs auch teilweise stark an die neuen Darkthrone. Man stelle sich stark verzerrte Rock’n’Roll-Riffs, groovige Drums und Nocturnos Reibeisenstimme vor. Im Gegensatz zu Darkthrone klingen diese Songs aber weniger trashig, sondern ausgereifter, wenn auch teilweise zu langsam. 7 / 10 (Benjamin Gorr) Sarke stehen zurecht auf dem Thron im Mai. Schwarzer Thrash, der zugleich das typisch rau-rotzige und dreckige der Sparte verkörpert, aber auch modern klingt und Atmosphäre erlaubt. Titeltrack und Opener verkörpern schon zu Beginn die zwei Extreme, mal sehr groovegeladen, mal voll des doomigen Ambientes. Nur zu empfehlen für die prügelnden Sturmtruppen der dunklen Seite der Musikhörermacht. 8 / 10 (Elvs Dolff) Diesen minimalistischen Black‘n‘Roll gibt es heutzutage ja scheinbar an jeder Tankstelle und irgendwie ist es immer das Gleiche. Gut, Sarke machen Gebrauch von Keyboardeinsätzen und spielen zwischendurch auch mal etwas anderes als einen Riff nach Schema F, die Musik wird dadurch aber irgendwie nicht weniger eindimensional. Der Sänger klingt des Weiteren als sei er von sich selbst gelangweilt. Mein Fall ist es nicht. 4 / 10 (Robin Meyer) Mittlerweise sagt mir das Album etwas mehr zu als noch vor ein paar Tagen, aber im Großen und Ganzen bleibt es dabei, dass diese Black Metal-Variante nicht mein Metier ist und ich in den meisten Fällen nur mit ordentlich Symphonie mein Glück finden kann. Allerdings kann ich nachvollziehen, dass die Scheibe Album des Monats geworden ist, ganz fremd ist mir der Geschmack der Kollegen ja mittlerweile nicht mehr. 6 / 10 (Miriam Görge) Naja, naja. Von Sarke hatte ich wirklich mehr erwartet. Zwar machen die punkigen Riffs und das dazu passende Drumming im ersten Moment ordentlich Laune, allerdings klingt Nocturno Culto schon bei den ersten Worten so kraft- und emotionslos wie noch nie zuvor. Auch musikalisch gesehen fackeln Sarke nicht das ganz große Kino ab, von daher warte ich lieber auf die neue Darkthrone-Platte und erhoffe mir da mehr von. 5 / 10 (David Dankert) Seite 53 TEAM-PLAYLIST DORIAN GORR 1. Slo Burn - Amusing The Amazing 2. Krypt - Preludes To Death 3. Primal Fear - 16.6: Before The Devil Knows... JENNY BOMBECK 1. Prong - Power Of The Damn MiXXer 2. Manufacturer‘s Pride - Sound Of God‘s Absence 3. Slade - Best-Of BENJAMIN GORR 1. W.A.S.P. - W.A.S.P. 2. Kiss - Psycho Circus 3. Nasty Idols - Boys Town ELVIS DOLFF 1. Sarke - Vorunah 2. Satyricon - Now, Diabolical 3. Overkill - Relix IV DAVID DANKERT 1. Tribulation - The Horror 2. Repugnant - Epitome Of Darkness 3. Unanimated - In The Light Of Darkness MIRIAM GÖRGE 1. Iced Earth - Something Wicked This Way Comes 2. Stormlord - At The Gates Of Utopia 3. Poisonblack - A Dead Heavy Day ROBIN MEYER 1. Have A Nice Life - Deathconsciousness 2. Simon & Garfunkel - Sounds Of Silence 3. Brutal Truth - Evolution Through Revolution MICHAEL HAAL 1. Axis Powers - Marching Towards Destruction 2. Disbelief - Protected Hell 3. Candlemass - Death Magic Doom MARCEL REEFMANN 1. Kilians - Kilians 2. Metallica - St. Anger 3. Tool - Lateralus BASTIAN GORR 1. Volbeat - Rock The Rebel/Metal The Devil 2. Turisas - The Varangian Way 3. Gamma Ray - New World Order HEIKO LÜKER 1. Amen Ra - Mass IIII 2. Defeater - Travels 3. Trap Them - Seizures In Barren Praise JONATHAN GESCHWILL 1. The Butterfly Effect - Final Conversation Of Kings 2. Celesty - Vendetta 3. Archive - Controlling Crowds CAROLIN TEUBERT 1. Slartibartfass - Nebelheim 2. Finsterforst - ...zum Tode hin 3. Gorgoroth - True Norwegian Black Metal CD-REVIEWS - IM VISIER Thrash Metal Progressive Metal LAZARUS A.D. The Onslaught QUEENSRYCHE American Soldier 10 Songs (43:12) / erschienen am 3.3. (Metal Blade) 12 Songs (60:31) / erschienen am 27.3. (Rhino|Warner) Der Lazarus-Effekt: in der Geschichte als die Auferstehung von Toten bekannt oder das „Wiederauftauchen bereits ausgestorben geglaubter Tierarten“. Ob man Lazarus A.D. als die Neuerfinder des Thrash Metals bezeichnen kann, bleibt dahin gestellt. In jedem Fall kann man dieser selbstbewussten Namensgebung beim Hören der Platte nur zustimmen: Sie ist ein groovendes (See-)Monster aus den Tiefen des Me(er)tallischen Ozeans mit (sirenenhaft-)hypnotischen Melodien, die prompt das Musikufer schwemmen und sich in jede (Ohr-) Muschel einbrennen. Als Modern Metal, Neo-Thrash oder gar New Wave Of irgendwas möchte man das gar nicht bezeichnen. Das wäre auch viel zu nah am besagten LazarusEffekt, denn ein neues Genre erfinden die Jungs nicht. Riesiges Talent und Potenzial mit druckvollem und rockenden Thrash sorgen nicht nur für akustische Arschtritte, sondern auch für Kicks, die Raum für mehr machen. Mein Anspieltipp ist ganz forsch das ganze Album oder zumindest die ersten drei Songs. Denn da merkt man schon, ob man das Lazarussische Gewitter weiter über sich herdonnern lassen möchte oder ob man eher das Eisfach einer weiteren Flasche Wodka beraubt und sich der dröhnenden Akustik eines Bratschensolos ergibt. Genug der Metaphorik: diese Scheibe ist geil, solide und groovt wie Sau. Richtig neu ist das Ganze zwar nicht, aber alle Thrashaholics, die nicht nur die ganz alten Old-School-Schepperdosen mögen, werden ihren Narren dran fressen: Rockgarantie! 8 / 10 (Elvis Dolff) Die Prog-Meister Queensryche scheinen sich mit ihrem neuen Album „American Soldier“ als wahre Patrioten zu entpuppen. Ob dem wirklich so ist, das bleibt bis dato ungeklärt, jedoch haben die Mannen ein episches Konzeptalbum geschaffen, das die Konsequenzen des Krieges aus der Perspektive der Soldaten beschreibt. Dies geschieht nicht nur durch die selbst geschriebenen Texte, sondern auch durch aufgenommene Orginalzitate wirklicher Soldaten, die ihre erlebten Geschichten und Gefühle wiedergeben. Schon allein für dieses ungewöhnliche Konzept gibt es einen fetten Pluspunkt von mir. Aber auch musikalisch ist „American Soldier“ ein Album, das voll mit Emotionen gespickt ist und einfach eine Gänsehaut beim Hörer verursacht. Der Opener „Sliver“ läutet das ungewöhnliche Konzept mit den Worten „Welcome To The Show“ ein. Wahrscheinlich soll das die Einberufung eines Soldaten widerspiegeln, der an diesem grausamen Geschehen nun teilnehmen darf. Weiter geht es mit „Unafraid“, der durch die aufgenommenen Zitate eine außergewöhnliche Stimmung erzeugen kann. Als Hörer lauscht man andächtig der erzählten Geschichte, wobei man sagen muss, dass die Musik bei diesem Track fast völlig in den Hintergrund tritt. Diese scheint nur noch zur Untermalung zu dienen. Insgesamt wurde hier ein sehr feinfühliges Album geschaffen, das lediglich ein wenig Härte vermissen lässt. Man muss schon Zeit mitbringen, damit sich das Album, am besten unter Kopfhörern, entfalten kann. 8 / 10 (Jenny Bombeck) REDAKTIONSSTIMMEN REDAKTIONSSTIMMEN Metal Blade präsentiert mit Lazarus A.D. eine durchaus coole Thrash-Band, welche vor allem durch gute Vocals und viele Breaks ihre Daseinsberechtigung hat. Auch die Riffs treten gut in die Eier, wobei die Drums für meinen Geschmack schon wieder ein Tick zu fett produziert sind. Trotzdem dürfte „The Onslaught“ jedem modern orientierten Thrasher durchaus gefallen. 6 / 10 (David Dankert) Die Band ist in etwa so alt wie ich, trotzdem hielt ich es bisher nicht für nötig, mich mehr als sporadisch mit ihnen auseinander zu setzen. Daran wird auch „American Soldier“ nichts ändern, ein zwar wirklich solides, gutes Album, auf die Dauer allerdings zu progressiv, um mich langfristig unterhalten zu können. Und bei aller Liebe, „Home Again“ geht gar nicht, auch wenn’s sicher gut gemeint war. Das ist selbst mir zu kitschig! 7 / 10 (Miriam Görge) Lazarus A. D. liegen musikalisch irgendwo zwischen Testament und Death Angel mit einer gehörigen Portion Groove. Vor allem für ein Debüt ist „The Onslaught“ überaus gelungen und wird manch ein ThrasherHerz erfreuen. Einziges Problem ist, dass die Scheibe nach einigen Durchläufen etwas monoton wird, da trotz toller Vocals die richtigen Hits fehlen. 7 / 10 (Benjamin Gorr) Ich wünschte, ich könnte der Scheibe mehr Punkte geben. Das Konzept, das hinter „American Soldier“ steht und dessen Umsetzung, die mehr ist als das übliche „Wir schreiben viele Texte über ein Thema“, verdienen Anerkennung. Doch so toll Idee und Umsetzung sind, mit der Musik werde ich nicht immer warm, vor allem weil diese Stadion-Stimme auf Dauer langweilt. Queensryche-Fans werden die Scheibe vermutlich lieben. 6 / 10 (Dorian Gorr) Seite 54 CD-REVIEWS - IM VISIER Hard Rock Death Metal / Hard Rock SHAKRA Everest DEBAUCHERY Rockers And War 12 Songs (51:29) / erschienen am 17.4. (AFM) 11 Songs (45:26) / erschienen am 3.4. (AFM) Auf ihren überzeugenden Vorgänger „Infected“ lassen Shakra aus der Schweiz ein weiteres gutes Album folgen, das erneut viel Individualität und Wiedererkennungswert bietet. Die tragendste Rolle in der Musik von Shakra hat definitiv Sänger Mark Fox inne, ohne dessen einzigartige, charakteristische Stimme dieses Album wohl nur halb so gut ausgefallen wäre. Und die Band weiß diese Karte auszuspielen, so dass die Stimme meist gekonnt in den Vordergrund gespielt wird, was dazu führt, dass die Riffs teilweise komplett in den Hintergrund rücken. Vor allem der Anfang des Albums überrollt einen wie eine Bombe mit dem Anspieltipp „Ashes To Ashes“, auf den mit „Love & Pain“ direkt der zweitbeste Song des Albums folgt. Überzeugen können diese Nummern vor allem durch ihre sehr guten Refrains. Ansonsten bieten Shakra das klassische, bewährte Rock-Programm: Einige Hits haben sie in petto, schieben aber auch den ein oder anderen Lückenfüller dazwischen und versuchen sich natürlich auch an den softeren Rock-Stücken, die den Eindruck hinterlässt, dass Shakra möglichst oft ein Piano einbringen wollen. Drei Balladen auf einem Album sind einfach zu viel. Schlecht sind diese ruhigen Songs nicht, allerdings absorbieren sie das Tempo und die Power der restlichen Tracks, weswegen man nach den anfänglichen zwei Hits kurzfristig das Gefühl bekommen könnte, dass Shakra all ihr Pulver direkt zu Anfang verschossen haben. Letztlich stimmt das aber nicht. 8 / 10 (Benjamin Gorr) Jede Band verändert sich beziehungsweise entwickelt sich weiter, so auch Debauchery. Wer die früheren Platten kennt, weiß, dass diese Quasi-Ein-Mann-Band schon lange nicht mehr so klingt wie in alten Tagen, als Songs wie „I Will Rape And Murder“ angesagt waren. Auf „Rockers And War“ geht die Band allerdings noch einen Schritt weiter. Der signifikanteste Unterschied ist das Keyboard, das einem schon sehr früh auf der Platte in die Ohren schallt. Zwar fand das Tasteninstrument in der Vergangenheit stets einen Platz auf jeder Debauchery-CD, doch tobte sich Thomas meist vornehm beim letzten Song aus und präsentiert dieses Mal beinahe schon präsente Keyboard-Sounds á la Dimmu Borgir. An diesen neuartigen Effekt muss man sich erst einmal gewöhnen, beim ersten Hören stört das Keyboard sogar noch. Diese Antipathie weicht jedoch mit zunehmendem Hören und verwandelt sich in eine Sympathie, die sich wohl in dem witzigen Kontrast begründet sieht, den die Synthies mit dem Knüppel-Death und Warhammer-Texten der ersten Hälfte der Scheibe eingeht. Die zweite Hälfte sieht anders aus. Es wurde abgestimmt und die Stimmen hielten sich die Wage, weswegen wir nun auf der ersten Hälfte Death Metal und auf der zweiten Hälfte Hard Rock hören. Interessanterweise wirken beide Teile absolut authentisch und bieten einige Hits. Anspieltipps sind eindeutig „There Is Only War“ mit seinem geilen Intro, der Prügelsong „Savage Mortician“ sowie „3 Riff Hit“, eine Ode an alle guten Rock-Bands. 8 / 10 (Benjamin Gorr) REDAKTIONSSTIMMEN REDAKTIONSSTIMMEN Mal wieder bringen die Schweizer ein Album heraus, das mit vielen eingängigen Melodien aufwarten kann. „Everest“ ist ein Album auf hohem Niveau und gewinnt wieder einmal an Charme durch die einzigartige Stimme des Sängers. Leider fehlen die ganz großen Ausreißer nach oben, so wie es auf „Infected“ der Song „Vertigo“ war. Songs wie „Anybody Out There“ überzeugen jedoch mühelos. 7 / 10 (Jenny Bombeck) Irgendwie schade, dass ich nicht nur die erste Hälfte, also die Death Metal-Songs, des neuen Outputs von Debauchery bewerten kann. Die können nämlich wirklich was und plätten einen mit ungeahnter Kreativität, hoher Eigenständigkeit sowie einem bösartigen Sound. Mit „3 Riff Hit“ wendet sich dann jedoch das Blatt und in den letzten 18 Minuten gibt es einen AC/DCKlon mit merkwürdigen Vocals auf die Ohren. Machste nix. 6 / 10 (Robin Meyer) Die vielleicht größte Schweizer Rockband der nächsten Generation legt mit „Everest“ nach. Und erneut ist es in erster Linie die Stimme von Sänger Mark Fox, die den achten Release der Truppe aus der Masse an Veröffentlichungen hervorstechen lassen. Mit ihm haben Shakra einen echten Goldgriff getan. Dennoch gefiel mir der Vorgänger „Infected“ und sein Hit „Vertigo“ noch ein Eckchen besser als „Everest“ 7 / 10 (Dorian Gorr) Der Titel deutet es bereits an: Es herrscht Krieg und gleichzeitig wird gerockt. Debauchery bedienen mit ihrem „Splitalbum“ beide Fanlager. Songs wie „Savage Mortician“ überzeugen durch brutalen Death Metal, während eine Nummer wie „3 Riff Hit“ mehr nach AC/DC als nach Death Metal klingt. Wie auch immer man das bezeichnen möchte: „Rockers And War“ ist lässig, wäre aber ohne Keyboards noch geiler ausgefallen. 7 / 10 (Dorian Gorr) Seite 55 CD-REVIEWS - IM VISIER Neo Thrash Metal Grindcore DRONE Juggernaut BRUTAL TRUTH Evolution Through Revolution 10 Songs (43:11) / erschienen am 27.3. (Wacken|SPV) Dass der Stil der Gewinner des Wacken-Metal-Battles 2006 vielerorts als Modern Thrash Metal beschrieben wird, hat die Cellener Jungs nicht davor bewahrt, dass ihr Zweitling „Juggernaut“ mir gar nicht mal so schlecht gefällt. Und das, obwohl das Quartett teilweise ordentlichen Krach fabriziert. Der trotz aller Härte vorhandene Hang zu Melodien, die in kaum einem Refrain fehlen, verfrachten Drone in meinen Dunstkreis. Noch ein paar mehr Songs wie „Motör-Heavy Piss-Take“ (was auch immer die Band uns damit sagen will), bei dem der Spagat zwischen thrashigen Parts und eingängigen Hooks wohl am größten ist, und hier hätte noch viel mehr gehen können. Jedoch würde das ein Großteil der Hörer wohl anders sehen, und so ist es alles in allem gut, dass der Vierer sein Harmoniebedürfnis nie die Überhand gewinnen lässt und einem der ein oder andere Chorus deswegen gerne auch mal ganz böse entgegengebrüllt wird. So muss das eben sein. Was sich die Jungs dann allerdings bei „No Pattern“ gedacht haben, weiß ich nicht so genau. Während der Refrain ein weiteres mal herausragend daherkommt, bekommt man den Rest in Windeseile vorgerappt, was ich nicht wirklich ansprechend finde. Aber hoffen wir mal, dass diese Nummer nicht ganz so ernst gemeint war und das Quartett zukünftig weiter in seinen eigenen Gefilden bleibt, denn wenn sogar ich die wider allen Regeln gut finde, müssen die Jungs zwar nicht alles, aber immerhin eine ganze Menge richtig gemacht haben. 6 / 10 (Miriam Görge) 20 Songs (41:17) / erschienen am 20.4. (Relapse|Rough Trade) Sie sind zurück! Nach zehn Jahren haben sich die Grindcore-Pioniere Brutal Truth ein Herz gefasst und die Band wieder ins Leben gerufen. Das Resultat ist ihr mittlerweile siebtes Studioalbum, welches sich wirklich hören lassen kann. „Evolution Through Revolution“ ist chaotisch, energisch, brutal, abgefahren und geht direkt in Fleisch und Blut über. Angesichts des neuen Gitarristen Erik Burke, der in seinem Spiel für eine experimentelle Note sorgt, klingen Brutal Truth natürlich etwas anders, ansonsten könnte man aber meinen, die vier New Yorker hätten sich niemals getrennt. Von Altersschwäche gibt es nämlich keine Spur und es wird immer noch auf 180 mit rotzig-angepisster Attitüde alles weggegrindet, was nicht doppelt und dreifach am Boden festgenagelt wurde. Etwas Groove und Melodie sorgen hierbei für einen überraschend hohen Wiedererkennungswert. Im Stil von „Collateral Damage“ ist wieder ein sehr kurzes Stück mit sieben Sekunden Spielzeit vertreten („Branded“) und man hat sich außerdem entschlossen, den Song „Bob Dylan Wrote Propaganda Songs“ der Punk-Band Minutemen zu covern. Die Texte befassen sich wie gewohnt mit gesellschaftskritischen und politischen Themen, wobei natürlich kein Blatt vor den Mund genommen wird. Evolution? Ja, eine Weiterentwicklung ist zu sehen. Revolution? Nicht wirklich, es handelt sich immer noch um traditionellen Grindcore, der dafür aber Ärsche tritt. Ein letztes Lob geht an den fantastischen Sound. 8 / 10 (Robin Meyer) REDAKTIONSSTIMMEN REDAKTIONSSTIMMEN Ich will „Juggernaut“ nicht zu sehr loben, denn selbst die Sechser-Wertung haben Drone nur knapp von mir bekommen. Im Grunde handelt es sich nämlich um ziemlich ordinären Thrash Metal der neuen Schule, welcher sich von Zeit zu Zeit traut, etwas ausgefallenes in die Speisekarte aufzunehmen, was allerdings nicht immer reibungslos gelingt und nur stellenweise mitreißt. 6 / 10 (Robin Meyer) Leider gehen Brutal Truth mit „Evolution Through Revolution“ keinen Schritt zurück. Stattdessen präsentieren die Amis sehr hektischen Grindcore, wobei die Betonung deutlich auf Grind liegen sollte. Für Fans der Band ist das sicherlich nicht verkehrt, wer allerdings hauptsächlich auf die „Extreme Conditions…“ stand, sollte erstmal in die neue Platte reinhören, bevor er hier blind zuschlägt. 6 / 10 (David Dankert) Drone erhielten seit ihrem Gewinn des Metal Battles ungeahnten Zuspruch. Wenig verwunderlich, bedient man doch alle gängigen Klischees, die moderner Thrash Metal heutzutage zu erfüllen hat. Das können die Jungs auch ganz gut, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass das irgendwen überraschen, geschweige denn umhauen wird. Ich finde das Album weitgehend schlichtweg langweilig. 5 / 10 (Dorian Gorr) Keine Struktur, ziellose Schreie und dazu noch kleine Ansätze von Aussage. Jetzt werden einige vielleicht sagen: „Ja klar, so ist Grindcore halt“, andere werden hier wieder den avantgardistisch-progressivsten Ansatz der Neuzeit entdecken, Musik zu machen. Ich denke man sollte einfach mal diesen strukturlosen Mist beim Namen nennen und nicht um jeden Willen hochloben. 3 / 10 (Elvis Dolff) Seite 56 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Alternative Metal Grindcore 69 CHAMBERS War On The Inside AFGRUND Vid Helvetets Grindar 13 Songs (55:38) / erschienen am 24.4. (Silverwolf|SPV) 15 Songs (27:20) / erschienen am 20.3. (Candlelight|Willowtip|Soulfood) Eine Frontfrau ist in der Alternative Metal Ecke ja eher selten anzutreffen und neben dem Gitarre spielen beherrscht Nina Treml auch noch das komplette Spektrum von Singen bis Shouten, wobei klarer Gesang meist im Vordergrund steht. Die Grundlage der Songs besteht größtenteils aus Riffs und Refrains, die locker ins Ohr gehen, sowie einer Rhythmusabteilung, die passend zwischen schleppend und antreibend variiert. Bestes Beispiel dafür ist „On The Inside“. An manchen Stellen mangelt es zwar noch am letzten Funken, der noch nicht ganz zum Ohrwurm überspringen will, aber alles in allem liefern die drei Schweizer mit „War On The Inside“ ein rundes Debüt ab, auf dem sich locker aufbauen und mehr erwarten lässt. 7 / 10 (Marcel Reefmann) Crossover Thrash Metal ACID DRINKERS Verses Of Steel 11 Songs (51:52) / erschienen am 17.4. (Regain) Die Acid Drinkers fallen in die Kategorie Musik, die man schlichtweg als „komisch“ betiteln muss. Immer wenn ich denke, dass ich mich an die thrashigen Riffs, das dunkle Gebrüll und den manchmal freakigen Sound gewöhnt habe, taucht ein weiteres Element in der Soundkulisse auf und treibt mich in den Wahnsinn. Meistens sind das irgendwelche Gesangspassagen, die weder nach Thrash noch nach Death klingen, sondern irgendwo zwischen Düster-Vocals, Thrash-Geschrei und Melodie liegen. Dadurch ist zwar Überraschung garantiert, doch habe ich wenig von einem bunten Überraschungsei, wenn mich kaum eine der Überraschungen aus den Latschen hauen kann. Was ich am verrücktesten finde ist, dass dieser experimentelle CrossoverSound total unausgereift wirkt und dabei hat diese polnische Band bereits 23 Jahre auf dem Buckel und „Verses Of Steel“ ist immerhin Album Nummer dreizehn. Tut mir leid, aber die Erfahrung hört man den Acid Drinkers nicht an. Songs, die ich mir nochmal anhören werde, vermisse ich hier. 5 / 10 (Dorian Gorr) Von der ersten halben Minuten dieses Albums sollte man sich nicht auf die falsche Fährte locken lassen. Klingt das Intro des ersten Songs noch so, als würde gemächlicher Schwedentod im Mid-Tempo folgen, offenbaren einem Afgrund bereits wenige Augenblicke später ihre wahre Identität und lassen ein explosives Grind-Brett vom Stapel, dass vor allem durch die hektischen Drum-Einlagen und das hohe Gekeife atmet. Problematisch ist lediglich, dass sich die ersten vierzehn Songs anhören wie ein geballtes Grindmassaker bei dem Ruhepausen oder Variationen nur spärlich vorhanden sind. Erst mit ihrem Abschlusstrack „Loneslavar Sla Tillbakar“ streuen die Schweden ein wenig Abwechslung in die Prügelorgie, die vorher meist nur durch Samples oder kurze Breakdowns angedeutet, aber nie ausgeführt wurde. Etwas mehr von diesem letzten Song hätte dem Album durchaus gut getan. 6 / 10 (Dorian Gorr) Dark Metal AGATHODAIMON Phoenix 14 Songs (72:28) / erschienen am 20.3. (Massacre) Fünf Jahre hat es gedauert bis die deutschen Dark Metaller ihr neues Album „Phoenix“ in den Händen halten konnten. In dieser Zeit hat sich das Bandkarussel so einige Male gedreht und man muss leider sagen, dass sich ihr Frischling nicht gerade so prachtvoll wie ein Phönix aus der Asche erhebt. Die Band versucht besonders durch elektronische Spielereien in SamaelManier zu überzeugen. Der Gesang zeigt sich dabei von seiner vielfältigen Seite: Gekreische, Growls und cleaner Gesang geben sich die Klinke in die Hand. Gerade dieses Konzept erfreut sich heutzutage einer so hohen Beliebtheit wie nie zuvor. Wer es aber gerne mal härter mag, der wird hier leider oft leer ausgehen. Der Hörer sollte sich auf verspielte Melodien einstellen und wenn man eine Vorliebe für diese hat, wird man auch nicht enttäuscht. 6 / 10 (Jenny Bombeck) Melodic Death Metal Pagan Metal AKREA Lebenslinie ALKONOST Put‘ Neprojdennyj 11 Songs (49:32) / erschienen am 24.4. (Drakkar|Sony) 7 Songs (54:51) / erschienen am 24.4. (Vic|PHD) Die Band ist zwar taufrisch, aber ihr melodiöser Todesmetall schmeckt beziehungsweise klingt nach altem Schuh. Die Bayern wagen sich an die deutsche Sprache und konnten immerhin aussagekräftige Texte verfassen, wofür es zwar Pluspunkte gibt, die aber bei der Kategorie „musikalische Vertonung“ wieder abgezogen werden, denn „Lebenslinie“ ist von allem etwas und doch nichts Bissfestes. Hier und da schimmert ein wenig Equilibrium und Konsorten durch, aber eine eigene, individuellere Abwandlung wäre da wünschenswert gewesen. 5 / 10 (Jenny Bombeck) Seite 57 Hierzulande kriegt man nicht allzu viel davon mit, aber der Pagan Metal ist in Russland mittlerweile richtig angesagt. Alkonost beackern die Felder heidnischer Musik immerhin schon seit 1995. Deren Album Nummer sieben präsentiert abermals atmosphärischen, sehr melodischen Pagan Metal, der meist von dem Gesangsduett aus Keif-Vocals und weiblichem Divenorgan besteht. Auch mit dem Pianoeinsatz an manchen Stellen durchbrechen Alkonost bereits die Monotonie, dennoch fehlt hier angesichts der massiven Konkurrenz etliches an Eigenständigkeit. Fans von Nomans Land sollten aber definitiv hereinhören. 6 / 10 (Dorian Gorr) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Wave Metal Power Metal AMESOEURS Amesoeurs AMORAL Show Your Colors 11 Songs (58:23) / erschienen am 27.3. (code666) 13 Songs (55:38) / erscheint am 22.5. (Spinefarm|Soulfood) Wenn sich die Franzosen Amesoeurs nicht zeitgleich mit diesem Debüt aufgelöst hätten, täte es mir leid, dass die Scheibe bei mir gelandet ist und so vermutlich ihre Genialität verkannt wird. Ich befinde „Amesoeurs“ für relativ grauenvoll. Als reine Instrumental- oder Blackplatte könnten wir noch Freunde werden, aber in der Gesamtheit lässt mich der Mix aus Black, New Wave und Post Punk kalt und meine Gefühle schwanken zwischen Langeweile und Unbehagen. Speziell der teils psychedelische Damengesang bei den Rockelementen hat die Anmut einer Lautsprecheransage auf einem Bahnhof. 4 / 10 (Miriam Görge) Bereits das Intro „Random Words“ machte mich stutzig. Seit wann haben Amoral eine solch seichte Note? „Aber gleich kommt der Break und das Geprügel geht los!“ Falsch gedacht. Amoral, die einstigen Todesmetaller, gibt es nicht mehr. „Show Your Colors“ entpuppt sich als Power Metal-Album mit einem jung klingenden Sänger. Zwar können die Finnen immer noch einige härtere Saiten anschlagen, aber dennoch fehlt dem neuen Sound das i-Tüpfelchen, um sich in die vorderste Reihe des riesigen Pools an Power Metal-Veröffentlichungen kämpfen zu können. „Sec N‘Satan“ bewegt sich in die richtige Richtung, davon bräuchte es mehr Songs 6 / 10 (Jenny Bombeck) Grindcore Pagan Metal / Gothic Metal Black Thrash Metal ANTIGAMA Warning ARKONA / NARGATHROND Live...For The Glory / Inevitability ASSAULTER Salvation Like Destruction 16 Songs (35:00) / erschienen am 9.3. (Relapse|Rough Trade) 25 Songs (115:33) / erschienen am 1.2. (Vic|PHD) 7 Songs (39:58) / erschienen am 20.3. (Pulverised|Soulfood) Um mal Bezug auf den Albumtitel zu nehmen, spreche ich vorweg eine Warnung aus: Das hier ist nichts für Leute, die ein Problem mit sperriger Musik haben. Das Gemisch aus Grind- und Mathcore klingt extrem schräg und hart, als wenn man einen Ziegelstein in die Fresse bekommt. Eigentlich ist es sogar eine ganze Mauer und durch Mauern kommt man bekanntlich nicht so leicht hindurch. Musikalisch gesehen ist eine gewisse Klasse zwar vorhanden, die Tracks zu genießen fällt aber auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich leicht, woran auch coole Spielereien wie Free Jazz-Einlagen oder der Keyboard-Teppich am Ende des Silberlings nicht viel ändern. Auf jeden Fall das Richtige, wenn man es sich schwer machen will. 6 / 10 (Robin Meyer) Bald wieder erhältlich ist das 2005 veröffenlichte Live-Album „Jizn‘ vo slavu“ von Arkona, als eine Split-CD mit Nargathrond, dem Nebenprojekt der Sängerin. Das Konzert wurde in super Qualität aufgenommen. Vor allem die ersten vier Songs animieren zum Mittanzen. Doch die Ansagen sind meistens störend, da sie hierzulande ein Großteil nicht verstehen wird und sie zudem zu lang sind. Die Stimme von Masha „Scream“ ist jedoch bewundernswert. Sie verleiht der Band und ihrer Musik das gewisse Etwas. Die CD ist für alle ArkonaFans ein Muss. Weniger interessant ist dagegen die Bonus-CD. Nargathrond ist nichts weiter als eine Gothic-Band mit einer guten Stimme am Mikro musikalisch aber eher langweilig. 7 / 10 (Carolin Teubert) Old School Black Thrash aus Australien, das klingt von vorne herein nach einer geballten Packung Tradition und ist immer noch eine gewisse Qualitätsgarantie. Zwar halten Assaulter meinen vorherigen Erwartungen nicht vollkommen Stand, trotzdem liefert das Duo ein starkes Debüt ab, was durch altbackenen Sound und ein gewisses Flair durchweg überzeugen kann. Klar, Assaulter erfinden nicht einmal ansatzweise das Rad des Black Thrash Metals neu, trotzdem gibt es für Fans des Genres nichts auszusetzen. 7 / 10 (David Dankert) Death Metal AXIS POWERS Marching Towards Destruction 9 Songs (34:50) / erscheint am 22.5. (Pulverised|Soulfood) Mit „Marching Towards Destruction“ von Axis Powers haben Pulverised Records ein weiteres, feines Stück Death Metal an Land gezogen. Zwar strotzt die zweite Platte der Suicidal Winds-Leute nicht vor frischen Ideen und Abwechslung, dafür kann die Scheibe aber mit einem absolut passenden Sound, Charme und Glaubwürdigkeit durchweg überzeugen. Schlechte Songs sucht man trotz scheinbar altbekannter Klänge vergebens, weswegen Fans von Bands wie Autopsy, Possessed oder aber auch Dismember definitiv mal zwei Ohren riskieren sollten. Viel falsch machen kann man mit Axis Powers‘ neuer Platte auf jeden Fall nicht! 7 / 10 (David Dankert) Seite 58 Melodic Rock BAI BANG Are You Ready 10 Songs (33:51) / erschienen am 24.4. (Metal Heaven) Bai Bang nehmen den geneigten Fan von melodischem Rock und AOR mit auf eine Zeitreise in die Achtziger. Damals hätte diese Truppe mit „Are You Ready“ die Stadien gefüllt, denn Bai Bang wählen einen geschickten Mittelweg zwischen kantigem Riffing, melodischen Soli, Mitsing-Refrains und auch die obligatorische Quotenballade (kitschig: „Only The Best Die Young“) fehlt während der guten halben Stunde nicht. Dennoch wird die Scheibe dieser Schweden ausschließlich den Szeneanhängern auf die Einkaufsliste kommen. Für eine übergreifende Relevanz fehlt es noch an Hits und Eigenständigkeit. 6 / 10 (Dorian Gorr) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Progressive Thrash Metal Doom Metal Black Death Metal BELIEVER Gabriel BLACK SUN AEON Darkness Walks Beside Me BLISS OF FLESH Emaciated Deity 13 Songs (60:46) / erschienen am 9.4. (Metal Blade) 9 Songs (43:56) / erschienen am 27.3 (Cyclone Empire) 9 Songs (39:22) / erschienen am 20.2. (Twilight) 16 Jahre ist es her, dass diese Band ihr letztes Album veröffentlicht hat, nun aber kommen die technischen Thrasher wieder aus der Versenkung hervor und bieten mit „Gabriel“ eine ganze Stunde Material, das für Menschen, denen es nach aggressiv-progressivem Metal gelüstet, ein gefundenes Fressen darstellt. Dabei klingt die Musik jedoch nicht die ganze Zeit nach komplexem Maschinengewehrfeuer, sondern wartet auch mit groovigen Riffs und kürzeren Jazz- sowie AmbientPassagen auf. Abgedrehte Solos, Keyboardeinlagen, gesprochene Samples und elektronische Hintergrundelemente machen das Soundbild schließlich komplett und schaffen eine Atmosphäre, die nach düsterem Sci-Fi klingt. Zwar kein Meilenstein, aber solide und unterhaltsam. 7 / 10 (Robin Meyer) Der Beginn dieses Albums ist bereits bezeichnend. Es erklingt ein theatralisches Piano-Intro, das wenig später vom Keyboard unterlegt wird. Dann zählt der Drummer ein und schon überrollt einen die Walze aus Doom Metal-Riffs sowie einer stanzenden Schlagzeugarbeit, unterstützt von tiefen Growls, die hier und da zu cleanem Gesang werden. Schließlich setzt ein ruhiger Gitarren-Part ein, bevor es wieder heftig zur Sache geht. So sehen die ersten beiden Tracks aus und so bleibt es im Grunde auch bei den restlichen sieben. Das klingt zunächst etwas negativ, ist aber nicht unbedingt so gemeint. Es handelt sich dabei um eine altbekannte Rezeptur, die von Black Sun Aeon ordentlich umgesetzt wird und dunkel vor sich hin brodelt. Sechs Punkte scheinen mir sogar zu wenig, für die Sieben reicht es allerdings auch nicht ganz. Wer ein feuriger Anhänger von Bands wie Swallow The Sun ist, sollte sich die CD anhören. 6 / 10 (Robin Meyer) Heavy Metal BLOODBOUND Tabula Rasa 10 Songs (40:50) / erschienen am 24.4. (Blistering|Edel) Wer bisher nichts von Bloodbound gehört hat, sollte das spätestens jetzt mit dem Release der dritten LP ändern. Mit „Tabula Rasa“ ist den Schweden zwar noch (!) kein Meisterwerk gelungen, jedoch scheinen sich die Power Metaller genau auf dem Weg dorthin zu befinden. Schon jetzt bedienen sie nahezu jeden Herzenswunsch des geneigten Fans, seien es mitreißende Mitsingrefrains, druckvolle Saiten-Passagen oder auch die allseits beliebte Quotenballade. Das Album gefällt gleich ab dem ersten Durchlauf, und noch besser, tut dies auch noch nach dem x-ten. Hier spürt man sofort, dass Profis am Werk sind, allen voran Sänger Urban Breed (unter anderem Tad Morose), der nach einer Pause wieder zurück ans Mikro gefunden hat und dessen Leistung keine Fragen offen lässt. Besonders die Halbballade „Night Touches You“ ist dank Breed wunderschön geraten, Schmalz hin oder her. Was gibt es also zu beanstanden? Zum einen hätten die Songs in ihrer Struktur hier und da noch etwas diffiziler ausfallen können und zum anderen fehlt noch der ganz große Ohrwurm zum wohlverdienten Ruhm. 8 / 10 (Miriam Görge) Thrash Metal BLOOD TSUNAMI Grand Feast For Vultures 7 Songs (51:19) / erschienen am 27.4. (Candlelight) Nur zwei Jahre nach dem durchaus überzeugenden Blood Tsunami-Debüt sind die Norweger mit „Grand Feast For Vultures“ zurück und präsentieren sich noch facettenreicher als auf dem Debüt. Sofort fallen neben dem typisch aggressiven Thrash melodische Riffs auf, die auch locker eine schwedische Death Metal-Band hätte verwenden können. Trotz der kleinen Neuerungen, die sich wirklich gut ins Gesamtbild einfügen, hat „Grand Feast For Vultures“ einige Schwächen. Gerade die sehr langen Songs beinhalten das ein oder andere nicht ganz so überzeugende Riff und die Vocals von Pete Evil nerven auf Dauer. Somit bleibt unter dem Strich ein nettes Thrash-Album, was vor allem durch bessere Vocals und ein paar Kürzungen weitaus mehr hätte überzeugen können. 6 / 10 (David Dankert) Seite 59 Auf diesen Moment werden die Jungs dieser französischen Band lange gewartet haben. Zehn Jahre nach der Gründung prügelt endlich ein vollwertiges Debüt aus den Boxen. Und das Warten hat sich gelohnt, denn der angeschwärzte Todesmetall, den die Band auffährt und den vereinzelnde Psycho-Clean-Parts zieren, hat mehr drauf als nur die bloße Geschwindigkeit zu zelebrieren. Trotz Blastbeat-Geholze und vielen dunklen Grunts ist der Einfluss des Black Metals unverkennbar. Vor allem die hohen, fast schon okkulten Keif-Attacken, die sich in ein fieses Duett begeben, trotzen hier jedem Plagiatsvorwurf und machen Bliss Of Flesh zu einem Neuling, der Substanz hat. Der große Genre-Wegweiser ist „Emaciated Deity“ natürlich nicht, aber ein astreiner Grundstein auf alle Fälle. 7 / 10 (Dorian Gorr) Progressive Epic Rock BRAVE Lost In Retrospect 14 Songs (69:25) / erschienen am 20.2. (Femme Metal) Mit „Lost In Retrospect“ präsentieren die Amerikaner Brave (vormals Arise From Thorns) einen Querschnitt durch ihr zehnjähriges Schaffen im Bereich des progressiven Rocks mit Gothic-Einschlag, es handelt sich also um eine Art Best-Of. Weder der eine, noch der andere Bandname war mir bisher ein Begriff. Die Songs sind fast chronologisch von neu nach alt geordnet, es spricht also durchaus für die Band und deren positiven Entwicklungsprozess, dass die Scheibe gegen Ende an Qualität verliert und nicht umgekehrt. Vor allem Sängerin Michelle hat ordentlich gelernt und weiß heute ihre sanfte Stimme ohne Wackler einzusetzen. Das aktuelle Material wirkt ausgereifter, härter, eingängiger und besonders der stete Einsatz einer Violine prägt die Klangfarbe, die trotz zunehmender Kraft häufig noch sehr melancholisch anmutet. Zum Kennenlernen der Band ist das ganz nett, mehr ist die Kompilation allerdings nicht. 6 / 10 (Miriam Görge) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Black Metal Sludge BURIAL HORDES Devotion To Unholy Creed BURIED INSIDE Spoils Of Failure 8 Songs (36:27) / erscheint am 22.5. (Pulverised|Soulfood) 8 Songs (53:28) / erschienen am 9.3. (Relapse|Rough Trade) „Devotion To Unholy Creed“ ist ein wahrer Hassbatzen geworden. Man stelle sich Hochgeschwindigkeits-Schwarzmetall vor, der mit einem hallenden Sound, einer authentisch-kratzigen wie auch druckvollen Produktion verfeinert wird und einem mit seinem rohen Gitarren-Sound den Kopf wegpustet. Hinzu kommen die überaus brachialen Vocals, die mit Hall und Dopplung manchmal fast schon an eine schwärzere Variante von Deicide erinnern und geile Songs wie „Infernal Necromancer“ oder „Splendid Destruction“ veredeln. Keine Frage: Wer es hart, schnell, brutal und richtig schön dreckig liebt, der kommt an diesen Griechen eigentlich nicht vorbei, auch wenn manche Songs (beispielsweise der Titeltrack) ziemlich stark nach Darkthrone klingen. 8 / 10 (Dorian Gorr) Post-Metal CALLISTO Providence 10 Songs (68:24) / erschienen am 27.3. (Fullsteam|PIAS) Meine persönliche Überraschung des Monats stammt aus Finnland und ist das dritte Album der sechsköpfigen Formation Callisto. Man muss schon sagen, dass die Musiker hier etwas geschaffen haben, das sich nur schwer mit anderen Werken vergleichen lässt. Die Instrumentierung ist extrem geschickt sowie vielfältig, wirkt nicht zu überladen und pendelt zwischen lockerem Post-Rock und gewaltigen Doom Metal-Höhepunkten hin und her. Auch die Vocals wechseln zwischen Gesang und Growls, wobei ersteres etwas ausladender ist, als man es von dieser Stilrichtung gewohnt sein mag. Das kann zunächst ein wenig unpassend wirken, entpuppt sich aber beim tieferen Eintauchen in „Providence“ als der Atmosphäre, die manchmal bedrückend und manchmal verträumt durch den Raum driftet, sowie dem Facettenreichtum dienlich. Mit einer Spielzeit von über einer Stunde hat man sich darüber hinaus nicht lumpen lassen, es existieren jedoch keine überflüssigen Momente, weswegen dem Hörer so schnell nicht langweilig werden sollte, insofern er etwas mit derartiger Musik anfangen kann. 8 / 10 (Robin Meyer) Die fünf Kanadier Buried Inside müssen für dieses Werk etwa vier Jahre lang mit dem falschen Fuß aufgestanden sein, „Spoils Of Failure“ ist nämlich durch und durch beseelt von einer epischen Wut und lässt kaum andere Emotionen durchschimmern. Dreckige, heftige Gitarrenwände inklusive zurückhaltender Melodien und ambitioniertem Geschrei ziehen sich durch das stark konsistente Album hindurch, welches im Prinzip auch ein einziger Track hätte sein können. Das Album ist schön, aber nicht perfekt. Zwar wird recht elegant mit dem Wechsel zwischen laut und leise gearbeitet, das scheinbare Hauptziel, dramatische Spannungsbögen zu erzeugen, wird jedoch nur teilweise erreicht. Wer beispielsweise Neurosis mag, dem könnte das hier gefallen. 7 / 10 (Robin Meyer) Black Metal CATAPLEXY Lunar Eclipse, Chaos To The Ruin 9 Songs (45:54) / erschienen am 9.1. (Twilight) Man mag es kaum für möglich halten, aber selbst in Japan hat sich Anfang der Neunziger ein Black Metal-Underground gebildet, der auch Cataplexy zu Tage brachte. Doch erst jetzt, bald zwanzig Jahre nach Gründung und vielen Demo-Tapes, kommt mit „Lunar Eclipse, Chaos To The Ruin“ das erste „richtige“ Album heraus, auf dem sich diese Japaner unglaublich schwarz und hasserfüllt präsentieren. In Hochgeschwindigkeit und unter Zuhilfenahme einer sehr rauen Produktion werden Blastbeats aus den Boxen geprügelt, dissonante Riffs in die Ohren gefeuert und einem durch das Organ Koshiro Matsuos das Fürchten gelehrt. Für Fans von „truem“ Black Metal sollten Cataplexy also durchaus interessant sein. Vor allem die Vocals sind sehr überzeugend. Musikalisch fehlt leider noch die Eigenständigkeit und Variantenvielfalt. 6 / 10 (Dorian Gorr) Power Metal Hard Rock CELESTY Vendetta CHRIS LANEY Pure 12 Songs (63:30) / erschienen am 17.4. (Spinefarm|Soulfood) 12 Songs (44:36) / erschienen am 27.3. (Metal Heaven) Wer auf kitschig-bombastischen Power Metal der Marke Rhapsody steht, der sollte auch bei Celestys neuer Scheibe unbekümmert zuschlagen. Die Finnen verstehen ihr Handwerk und liefern eine Scheibe ab, die mit Fantasie und epischer Instrumenten-Handhabung bis zum Bersten vollgespickt ist. Auf elf Tracks toben sich die Nordmänner musikalisch aus und wirken eher wie rassige Italiener, die vor Emotionen fast überquellen, denn schon die Titel á la „Euphoric Dream“ oder „Dark Emotions“ geben die musikalische Marschrichtung an. Verspieltes Gitarrenriffing, satte Keyboards und eine Stimme, die es schafft auch in den hohen Tönen zu überzeugen, machen „Vendetta“ zu einem verträumten, guten Album. 7 / 10 (Jenny Bombeck) Seite 60 Rasantes, locker-flockiges Gute-LauneRiffing wird von einer angenehm warm klingenden und dennoch rockigen Stimme begleitet, verfeinert durch zwölf eingängige Refrains, die durch Mark und Bein gehen und die Sommer-Grill-Saison gebührend eröffnen. Bei solch einem Szenario wäre Chris Laneys Solodebüt gut aufgehoben. „Pure“ konzentriert sich auf die wesentlichen Elemente des Melodic Rocks und dieses Konzept scheint aufzugehen, denn Songs wie „Situation“ und „Pissed At What Ya Missed“ kann man sich nicht entziehen. Auch wenn die ganz großen Überraschungen auf sich warten lassen, hat Mr. Sunshine es geschafft, ein rockiges Sommeralbum zu gestalten, das auf keiner Grillparty fehlen sollte. 7 / 10 (Jenny Bombeck) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Black Metal AOR CONSPIRACY Concordat COVERED CALL Money Never Sleeps 8 Songs (42:59) / erscheint am 22.5. (Pulverised|Soulfood) 10 Songs (42:00) / erschienen am 27.3. (Blistering|Edel) Carpathian Wolf nennt sich der Herr, der für die Musik von Conspiracy aus Holland verantwortlich ist. Und selten war ich mir so sicher: In einer Bandkollaboration hätte der Herr aus diesen durchweg überzeugenden Ansätzen mehr herausholen können. Der Sound ist in Ordnung, die melodischen Intermezzi sorgen für Abwechslung und die dumpfen Vocals geben dem ganzen die richtige Stimmung. Was an „Concordat“ jedoch stört, dass sind die teilweise endlos wirkenden Songs, die oftmals ab der Hälfte kaum noch etwas zu bieten haben und belanglos vor sich hin dümpeln. Bestes Beispiel ist „Limited To 666“, der in der ersten Hälfte kurz, knackig und geil groovig ausfällt, gegen Ende aber enorm abflacht. Das ist leider repräsentativ für das Album. 6 / 10 (Dorian Gorr) Die Schweden Covered Call sind mit ihrem Erstling heiße Anwärter auf einen Preis für das hässlichste Cover-Artwork. Zum Glück spiegelt sich dieses Scheusal nicht in der Musik wieder und so ist der erste Überraschungseffekt schon mal geglückt, denn eine waschechte und nicht mal schlechte Rockplatte hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Aber so richtig schief gehen kann es eigentlich auch nicht, wenn man sich für die Vocals einen Thomas Vikström ans Mikro holt, der unter anderem schon bei Candlemass und Stormwind stationiert war. Ein so ausdrucksstarker Sänger holt selbst aus einer extrem langweiligen Ballade noch alles Mögliche heraus und zeichnet sich dafür verantwortlich, dass „Money Never Sleeps“ trotz mangelnder Eigenständigkeit und beschränktem Ideenreichtum eine nette AOR-Scheibe geworden ist, die sich durch ihre eingängigen Hooks hervorragend zum Nebenbeihören und Mitschunkeln eignet. Das Album tut keinem weh und ist für eine breite Masse tauglich, ohne jedoch wirkliches Hitpotenzial zu entwickeln. Wer sich von der Hülle nicht abschrecken lässt, ein Ohr riskiert und dazu noch im besten Fall auf Journey und Konsorten steht, dürfte hier zumindest kurzzeitig Zerstreuung finden und sich pudelwohl fühlen 6 / 10 (Miriam Görge) Thrash Metal Progressive Death Metal CROWN THE LOST Blind Faith Loyalty DEAD EYED SLEEPER Through The Forests Of Nonentities 10 Songs (54:34) / erschienen am 17.4. (Cruz Del Sur|Alive) 9 Songs (xx:xx) / erscheint am 15.5. (Supreme Chaos Records|Soulfood) Das zweite Album dieser US-Amerikaner erfüllt keineswegs die Erwartungen, die ich an ein Thrash Metal-Album habe. Auf der Pro-Seite stehen zwar viele melodische Gitarrenparts und gekonnte Soli, doch weniger zufrieden bin ich mit dem Gesang auf „Blind Faith Loyalty“. Frontsänger Chris Renaldi kann sich offensichtlich nicht entscheiden, welche Stimme er benutzen möchte. Kurzzeitige Power Metal-Vocals á la Hammerfall wechseln abrupt in rohes Shouting, das aber viel zu kraftlos ist. Ebenfalls negativ fällt auf, dass die Gesangsmelodien eigentlich durchweg gleich sind. Die Riffs bleiben zwar konstant gut und zeugen von einigem Potenzial, dennoch wird „Blind Faith Loyalty“ vermutlich nicht vielen Thrash Metallern in die Sammlung kommen. 5 / 10 (Bastian Gorr) Melodic Death Metal DARKNESS BY OATH Fear Yourself 10 Songs (40:59) / erschienen am 27.3. (Cyclone Empire) Eine talentierte spanische Melo-Death-Combo kommt uns mit Darkness By Oath auf den (Platten)Teller. Viele Parallelen, besonders zu At The Gates, aber auch zu Amon Amarth oder In Flames sind zu erkennen. Doch gehen die Jungs mit einer solchen Power vor, dass man ihnen das nicht zum Vorwurf machen kann. Fiese, grelle und dunkle Vocals, groovende Melodic-Parts und der Wille zur Originalität sind zu erkennen und zu hören. Ganz selten gibt es mal Durchhänger oder Schnulzengeträller, wie bei anderen „Melancholic“ Death Metal-Vertretern, die oft mehr kopieren als erschaffen. Mir gefallen auf „Fear Yourself“ besonders der Opener und „I Escape From”. Leider ist in diesem Genre Wiedererkennungswert selten, was auch hier zutrifft. Dennoch haben wir ein kraftvolles und solides Gesamtwerk, das gerade so aus dem Einheitsbrei hervorsticht, eventuell ja weil es mich an gute. alte und rohere Zeiten des Genres erinnert. 7 / 10 (Elvis Dolff) Seite 61 Musikalisch hat diese relativ frische Death Metal-Band einiges auf dem Kasten. Nicht nur, dass die Vocals zwischen richtig tief und hoch keifend variieren können und der Drummer Blastbeats aus dem Handgelenk schüttelt, nein, die Truppe stellt außerdem unter Beweis, dass sie klassisch komponieren können und verfeineren ihren Death Metal nicht nur mit den mittlerweile öfter vorfindbaren, progressiven Wirr-Warr-Riffs und QuasiJazz-Einlagen, sondern auch an wenigen Stellen mit klassischen Instrumenten, die meist einen interessanten Kontrast darstellen und das generell atmosphärisch anmutende Death Metal-Album weiter vom Rest des Szenebreis abheben. Ob Dead Eyed Sleeper damit „definitiv das nächste große Death Metal-Ding“ (so das Label) sind, mag ich zu dem Zeitpunkt nicht beurteilen, aber eines hat die Band ihrer Konkurrenz voraus: Vielfalt und Charakter. Dennoch ist es manchmal schwer, sich durch die Arrangements zu wuseln, das haben auf diesem Sektor Obscura jüngst noch überzeugender und songdienlicher geschafft - ohne dabei an musikalischer Finesse einzubüßen. 7 / 10 (Dorian Gorr) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Progressive Metal Black Horror Punk DEREK SHERINIAN Molecular Heinosity DEVIL‘S WHOREHOUSE Blood & Ashes 9 Songs (39:43) / erscheint am 20.3. (InsideOut|SPV) 12 Songs (39:48) / erscheint am 22.5. (Regain|Soulfood) Der Name Derek Sherinian sollte eigentlich jedem ein Begriff sein. Unter anderem bearbeitete der Herr schon die Keyboards von Dream Theater und Alice Cooper. Kaum verwunderlich also, dass die Solowerke des Herrn experimentelle Keyboard-Sounds in den Fokus nehmen. „Molecular Heinosity“ ist ein richtiger Synthesizer-Trip geworden, bei dem zu mal mehr, mal weniger überzeugenden Riffs und Soli ein Keyboard-Klanginferno geboten wird. Der Clou: Die Scheibe ist (bis auf eine Ausnahme) instrumentell gehalten. Statt Worten sprechen hier Synthesizer und das in einer Variantenvielfalt, wie sie nur ein Großmeister zum Leben erwecken kann. Dennoch ist ein derartig progressives Brett ein zweischneidiges Schwert. Aus musikalischer Sicht ist es faszinierend, aber dennoch geht hier vereinzelnd das Format „Song“ zu sehr flöten. 7 / 10 (Dorian Gorr) Power Metal DRAGONSFIRE Visions Of Fire 9 Songs (45:36) / erschienen am 5.12. (Pure Steel) Auf „Visions Of Fire“ präsentieren Dragonsfire eine Mischung aus Heavy Metal und Rock’n’Roll, die sich irgendwo zwischen Manowar und Motörhead positioniert. Die Instrumentalisten verstehen ihr Handwerk und über allem thront die raue Stimme von Thassilo Herbert, die sich in den Ohren festzusetzen weiß. Trotzdem will der Funke nicht überspringen. Grund dafür ist der Versuch der Band, aus jedem Song alles herauszuholen. Allerdings wird das nicht erreicht, wenn man den Chorus zum x-ten Mal wiederholt („Burning For Metal“). So kommt eher Langeweile auf anstatt Lust mitzugrölen. Ansätze wie der Anfang von „Shine On“ haben zwar einen gewissen Charme, aber alles in allem ist die Umsetzung der Ideen noch nicht ausgefeilt genug, was die Platte etwas belanglos wirken lässt. 5 / 10 (Jonathan Geschwill) Hauptberuflich tobt sich Morgan Steinmeyer Håkansson bei der Black Metal-Speerspitze Marduk aus, doch mit Devil‘s Whorehouse gibt sich der Schwede nun den düsteren Rock-Klängen hin. „Blood & Ashes“ präsentiert einen schaurigen Mix aus Punk, Rock und Horror-Lyrics, die von einer dumpfen Produktion leben. Die-Hard-Fans von Marduk wird beim Hören der Platte ein kalter Schauer über den Rücken laufen, denn vor allem die Vocals laufen während mancher Songs („Speak The Name Of The Dead“) fast schon Gefahr, in den Gothic-Bereich abzudriften. Wer sich einmal mit der Stimme angefreundet hat, der kann dieses okkulte Stück Rock‘n‘Roll jedoch genießen. Richtige Überflieger fehlen zwar auf dem Scheibchen, doch Songs wie „Werewolf“ verdeutlichen hier das vorhandene Potenzial, auch wenn sich zwischendurch der ein oder andere Rohrkrepierer eingeschlichen hat. 6 / 10 (Dorian Gorr) Death Metal DISBELIEF Protected Hell 12 Songs (47:59) / erschienen am 17.4. (Massacre) Die hessische Kapelle Disbelief gibt es nun auch schon eine ganze Weile. Bei „Protected Hell“, dem achten Album der Band, handelt es sich im Grunde um düsteren, leicht melodischen Death Metal mit einem gewissen Core-Anteil. Der Gesang sowie das Gegrunze von Karsten Jäger stechen dabei positiv heraus. Das einzig übrig gebliebene Gründungsmitglied vermag es sogar, durch das vereinzelt auftretende Flüstern und die gesprochenen Texte gekonnt Emotionen zu vermitteln. Etwas erzwungen hingegen wirken die soften Abschnitte der Songs, welche die groovigen, harten Riffs hier und da kurz unterbrechen, um etwas mehr Dynamik und Spannung zu erzeugen, was allerdings nicht reibungslos gelingt. Auch das schlichte Instrumental „Trauma“ scheint eher unnötig und pseudokünstlerisch. „Protected Hell“ ist insgesamt nicht schlecht und hat wie so viele andere Tonträger seine definitiven Stärken und Schwächen, sticht dabei jedoch nur leicht aus der Masse hervor. Für Interessierte spreche ich an dieser Stelle den Anspieltipp „Hell Goes On“ aus. 6 / 10 (Robin Meyer) Rock FIRST CHILD Queen Of Hearts 16 Songs (64:57) / erschienen am 30.4. (Twilight) First Child gehen ihr neues Album „Queen Of Hearts“ extrem lässig an. Sängerin Cat trägt ihre Lyrics mit viel Charme und Charakter vor, so dass diese einen langanhaltenden Eindruck hinterlassen können. Das Album besticht besonders durch Songs wie den Titeltrack und „Rock This Town“. Auch wenn die Vokalistin ihren eigenen Stil hat, so wünscht man sich doch das ein oder andere Mal, dass sie aus ihrem Gesangsschema herausbricht, um den Songs noch eine weitere Portion Feuer unterm Hintern zu verleihen. 16 Tracks sind nicht gerade wenig, weshalb ein paar neue Akzente wünschenswert gewesen wären, denn nach der Hälfte des Albums tritt eine kleine Müdigkeit auf und man kann sich so manchen Gähner nicht mehr verkneifen. 6 / 10 (Jenny Bombeck) Seite 62 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Brutal Death Metal Black Thrash Metal FLESHGOD APOCALYPSE Oracles FLUISTERWOUD Laat Alle Hoop Varen 10 Songs (37:40) / erscheint am 22.5. (Candlelight|Willowtip|Soulfood) 7 Songs (27:22) / erschienen am 27.3. (Ván) Sehen wir der Tatsache ins Auge: Brutale Death Metal-Bands gibt es wie Sand am Meer. Lediglich mit hohen bpm-Zahlen und fiesen Growls kann man heutzutage niemanden mehr überzeugen, schockieren oder zumindest ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich lenken. Neue Ideen müssen her und hier kommen Fleshgod Apocalypse ins Spiel. Diese Band prügelt nicht nur überaus brutal auf die Hörnerven, würzt diesen Blasteintopf zusätzlich mit geilen Soli und einer krassen Bass-Stimme, sondern bindet in regelmäßigen Abständen klassische Musik mit ein. Und damit meine ich nicht, dass irgendwo im Hintergrund ein Keyboard dümpelt, nein, komplette In- und Outros von Songs fahren ein geballtes Klassik-Ensemble auf, bevor es mit aller Wucht weitergeht. Mission gelungen: Rezensent ist interessiert. Derartig innovativ muss man sein. 7 / 10 (Dorian Gorr) Fluisterwoud verabschieden sich. Mit rumpeligem Sound, teils groovigen Riffs, einer hasserfüllten Stimme und dem Beweis, dass auch niederländische Texte böse klingen können, erfreuen Fluisterwoud auf diesem letzten Opus die Ohren. Vor allem die ersten beiden Songs verbreiten eine rohe Black Metal-Stimmung und erinnern teils stark an Darkthrone während deren „True Norwegian Black Metal“Phase. Leider werden die Songs nach hinten raus unspektakulärer und wirken zunehmend wie Fließbandware. Der Geist und Charakter, den ein Song wie der Titeltrack noch versprühte, gehen hier verloren. Und während man sich noch durch mittelprächtig bis standardisierte Schwarzbatzen hört, ist die Platte auch schon vorbei. Mit weniger als einer halben Stunde Spielzeit fällt dieser Abschied sehr kurz aus. Zwar wirkt das Album dadurch angenehm kompakt, aber hätten es in dieser halben Stunde durchaus mehr Kracher sein dürfen. Dass sie diese schreiben konnten, veranschaulichen Fluisterwoud nämlich mehrfach. 7 / 10 (Dorian Gorr) Death Metal FUNEBRARUM The Sleep Of Morbid Dreams 7 Songs (39:45) / erschienen am 17.4. (Cyclone Empire|Soulfood) Schon im Jahr 2001 konnten Funebrarum mit „Beneath The Columns Of Abandoned Gods“ ein ordentliches US-Death Metal-Brett vorweisen. Jetzt, nach acht Jahren und einer Split, legen die Amis endlich mit „The Sleep Of Morbid Dreams“ eine Scheibe nach, die erneut wenig Wünsche offen lässt. Mid-Tempo US Death Metal der alten Schule regiert noch immer in einem guten, aber zum Glück nicht überproduzierten Soundgewand im Hause Funebrarum. Dabei fallen vor allen Dingen Songs wie „Grave Reaper“ auf, die durch die auffällige Tempi-Variation zu gefallen wissen und für ordentlich Abwechslung und Schwung sorgen.Weniger abwechslungsreich beziehungsweise erfrischend wirken hingegen die recht monoton vor sich hingrunzenden Vocals. Zwar sind diese bei weitem nicht penetrant, dennoch hätten sie deutlich mehr Pep vertragen können. Vielmehr gibt es dennoch nicht an Funebrarums zweiter Platte auszusetzen, weswegen Death Metaller ruhig mal zwei Ohren riskieren sollten. 7 / 10 (David Dankert) Sludge Metal Progressive Doom Metal Melodic Rock GRANTIG Medizin HACRIDE Lazarus HARDLINE Leaving The End Open 12 Songs (43:05) / erschienen am 30.4. (Drakkar|Sony) 7 Songs (59:21) / erschienen am 24.4. (Listenable|Soulfood) 11 Songs (51:33) / erschienen am 17.4. (Frontiers) Grantig genießen den Exotenbonus: Musikalisch ist es so gut wie nicht möglich die Truppe einzuordnen, hinzu kommt, dass diese junge Band ausschließlich deutsche Texte in den Songs verarbeitet, die sich vornehmlich mit Sozialkritik oder depressiven Gedanken befassen. So gut die Texte sind, so durchwachsen ist jedoch die Musik. Der Mix aus Doom, Thrash, Rock, Sludge und New Metal mag zwar interessant sein, doch ist ziemlich schnell bei jedem Durchlauf der Moment erreicht, wo mir die Stimme auf die Nerven geht und auch das heiße Riffing nichts mehr herausholen kann. Aber das mag Geschmackssache sein... 6 / 10 (Dorian Gorr) Hacride aus Frankreich sind in deutschen Landen nicht sehr bekannt. Das Label vergleicht die Band mit Größen wie Meshuggah und Neurosis und mutig ist es definitiv, wenn man ein Album direkt mit einem 15-Minüter beginnt. Die restlichen Songs bewegen sich ebenfalls im 7-Minuten-Bereich und sind recht progressiv aufgebaut. Allerdings höre ich keine der genannten Bands wirklich heraus. Das ganze ist eher im Bereich des düsteren Metals der härteren Sorte anzusiedeln. Klanglich und auch vom Songwriting müsste die Band noch an Kleinigkeiten feilen, um wirklich zu den großen dazuzugehören. Bisher ist es solide. 6 / 10 (Heiko Lüker) Seite 63 Schon bevor Johnny Gioeli Axel Rudi Pells Melodik-Häppchen veredelte, sang der gebürtige Italiener bei Hardline. Zu dieser Truppe (und damit auch zu seinem Bruder) hat er nun parallel zu seiner Beschäftigung bei Axel Rudi Pell zurückgefunden und zeigt erneut, was er stimmlich alles zu bieten hat. Klar ist da natürlich, dass Hardline einige Balladen auf dem Programmzettel haben, denn in kaum einer anderen Situation verdeutlicht sich das stimmliche Potenzial Johnnys so deutlich, wie in den richtig schmalzigen Momenten, die es auch auf „Leaving The End Open“ gibt. Schade ist nur, dass die Band oft nicht mutig erscheint, um einfach mal nach vorne zu preschen. 6 / 10 (Dorian Gorr) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Thrash Metal Death Metal Modern Thrash Metal HATRED Madhouse Symphonies HAVOK Rebuilding Sodom ICON IN ME Human Museum 13 Songs (54:48) / erschienen am 21.10. (Twilight) 11 Songs (35:39) / erschienen am 12.12. (Heavy Horses) 11 Songs (46:42) / erschienen am 24.4. (Massacre) Unglaublich rockenden Thrash Metal verpacken die Bayern Hatred unter dem treffenden Namen „Madhouse Symphonies“, der mich direkt an das dem Ulk verfallenen Anthrax-Video zu deren Irrenhaus-Hymne erinnert. Und auch der Name des zweiten Songs („Caught In The Pit“) lässt die Anthrax-Glocke bei mir bimmeln. Doch musikalisch fährt man gewissenhaft andere Pfade: Groovender Thrash mit Headbang- und Abgehgarantie, der von klassischen Oldschool-Speed-Metal-Vocals verfeinert wird, steht hier auf dem Programm. Für jeden passionierten Thrasher sollte diese Platte einen potenziellen Nackenbrecher darstellen. 9 / 10 (Elvis Dolff) Mit „Rebuilding Sodom“ veröffentlichen die Ulmer Havok nach einer selbstbetitelten EP nun ihr Debüt. Eröffnet wird die CD mit einem kurzen Instrumentalintro und geht nahtlos über in den Titeltrack des Albums. Schon hier zeigen sich die Trademarks: abwechslungsreicher Gesang, technisches Riffing, solide Doublebass-Arbeit und kurze, melodische Soli. Auch im weiteren Verlauf zeigen Havok einen guten Sinn fürs Songwriting und melodische Momente. Hier und da blitzt ein wenig Misery Index durch. Ein vielversprechendes Debüt und sicherlich nur der Anfang für eine aufstrebende Death Metal Band aus deutschen Landen. 7 / 10 (Michael Haal) Beim ersten Durchgang beging ich den Fehler und hörte die Scheibe deutlich zu leise. Die Mischung aus Death und Thrash Metal dieser Jungs aus Russland zündet jedoch erst bei oberen Dezibelzahlen - dann aber ordentlich. Richtig fett groovende Riffs sind genauso vertreten wie hämmernde Doublebass-Passagen, dazu noch ein „catchy“ Refrain und man hat einen perfekten Track zum Moshen. Bei so viel Power geht der Bass leider etwas unter, markante Momente sind eher selten. Frei nach diesem Rezept liefert die Band auf „Human Museum“ elf Songs, die dank gekonnter Breaks und Tempiwechsel nicht langweilig werden. Vor allem für ein Debüt sehr gelungen! 8 / 10 (Marcel Reefmann) Heavy Metal Technical Death Metal IMPELLITTERI Wicked Maiden INEVITABLE END The Severed Inception 10 Songs (43:12) / erschienen am 24.4. (Metal Heaven) 10 Songs (33:23) / erschienen am 23.3. (Relapse|Rough Trade) Impellitteris neue Scheibe ist durchschnittlich, und das trotz Beteiligung von Urgestein Rob Rock. Technisch sitzt hier eigentlich alles, dennoch tendiert der Hitfaktor der Songs auf „Wicked Maiden“ gen Null. Alle zehn Songs fokussieren in erster Linie den durchaus überzeugenden Gesang, der aber letztlich auch nur die halbe Miete ist. Und mit tollen Riffs kann diese Band leider nicht auffahren. Riff um Riff streicht an einem vorbei und lässt Langeweile aufkommen, so dass weder die Vocals noch das halbherzige Piano den Spieß umdrehen. 5 / 10 (Benjamin Gorr) Technischer Death Metal im Stile von Origin oder Beneath The Massacre ist momentan schwer angesagt. Mit Inevitable End schickt Relapse Records nun eine Band aus Europa, genauer gesagt aus Schweden, ins Rennen. An sich stimmt bei der Platte alles. Man hört anspruchsvollen, technisch einwandfreien und sauber und druckvoll produzierten Death Metal amerikanischer Prägung. Nur leider bleibt die Eigenständigkeit bei allen positiven Aspekten auf der Strecke. Schade, aber hier hat man sich zu nah an den Vorbildern orientiert. 6 / 10 (Heiko Lüker) Black Metal Gothic Metal IRRBLOSS Bloodline KINGFISHER SKY Hallway Of Dreams 9 Songs (49:42) / erschienen am 6.2. (Twilight) 11 Songs (45:48) / erschienen am 24.4. (Suburban|Soulfood) Die Geschichte der Schweden Irrbloss ist schnell erzählt: 2004 gegründet, bringt diese junge Band heuer ihr Debüt auf den Markt. Doch für einen wirklichen Fußabdruck in der heutigen Szene wird diese Scheibe namens „Bloodline“ keinesfalls reichen. Schlecht ist hier zwar eigentlich gar nichts, Blastbeats, schnelles Riffing, Keif-Vocals, alles passt prima, nur gibt es keinen Grund, sich „Bloodline“ zuzulegen, wenn man irgendeine andere, x-beliebige Black Metal-Platte im Regal stehen hat. Variationen findet man bis auf bei „Midwinters Eve“ eigentlich überhaupt nicht. Eine absolut unnötige Platte. 4 / 10 (Dorian Gorr) Eine niederländische, femalefronted Gothic MetalBand, deren Gründer früher bei Within Tempation musiziert hat, schürt gewisse Erwartungen. Und schnell wird klar, dass man nicht völlig daneben liegt, wenn man Parallelen zwischen Kingfisher Sky und den berühmten Kollegen zieht. Doch beinahe ebenso fix hört man, dass hier absolut keine Kopisten am Werke sind. Zwar bietet „Hallway Of Dreams“ ähnlichen Gothic Metal und Sängerin Judith hat ein ähnliches Timbre wie Shannon, doch da hören die offensichtlichen Analogien auch schon auf. Die Holländer setzen bei ihrem Debüt neben Altbekanntem verstärkt auch auf folkloristische Elemente, geben ihren Kompositionen einen gehörig progressiven Einschlag und verzichten zudem auf allzu episches Tamtam. Von den härteren Parts der Kollegen und auch vom Ohrwurmpotenzial hätte sich das Sextett jedoch durchaus inspirieren lassen dürfen, denn so richtig aus der Reserve vermögen einen die Songs selten zu locken. Trotzdem recht schön anzuhören. 6 / 10 (Miriam Görge) Seite 64 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Progressive Rock Symphonic Power Metal Melodic Metal KTU Quiver LEGENDA AUREA Ellipsis LION‘S SHARE Dark Hours 11 Songs (45:32) / erschienen am 13.3. (Westpark) 11 Songs (63:12) / erschienen am 6.3. (Twilight) Mit einer außergewöhnlichen Kombination von Instrumenten, bestehend aus Akkordeon, Percussions sowie einer Warr Guitar, sorgt das Trio von KTU, bei dem zwei Ex-Mitglieder von King Crimson mitwirken, auf dieser CD für eine neuartige Auslegung des Prog Rock-Genres. Während das Akkordeon sozusagen für jeden Song das Thema vorgibt und dabei teilweise in die Gefilde der World Music eindringt, ist der Rest der auditiven Kulisse dafür verantwortlich, das Ganze möglichst vielschichtig zu komplettieren. Der Großteil der Musik ist eher seicht ausgefallen, Abwechslung wird dennoch groß geschrieben. Ein gelungenes Album, das sich durch frische Ideen auszeichnet. 7 / 10 (Robin Meyer) Legenda Aurea versetzen mich zurück in die Zeiten, wo ich meinen Einstieg in die Metal-Welt fand, unter anderem über Edenbridge. Während ich die heute gar nicht mehr so gerne höre, gefällt die Schweizer Mischung aus dezenten Progparts und Symphonic Metal trotz der Parallelen auf Anhieb. Die Band stellt mit den ersten Takten klar, dass sie sich trotz Hang zum epischen nicht scheut, ordentlich auf die Pauke und in die Saiten zu hauen. Die gefahrene Härte kontrastiert gut mit der klaren Stimme von Sängerin Simone, die zwar einer Sabine Edelsbacher relativ ähnlich ist, jedoch viel angenehmer klingt und den teils zu verschachtelten Songs Leben einhaucht. 7 / 10 (Miriam Görge) 11 Songs (44:03) / erschienen am 27.3. (Blistering|Edel) Post-Rock LONG DISTANCE CALLING Avoid The Light 6 Songs (54:52) / erschienen am 24.4. (Superball|SPV) Nach dem viel gelobten Debüt „Satellite Bay“ legen die Jungs von Long Distance Calling mit „Avoid The Light“ nach. Am Fundament der Musik hat sich zum Glück nichts geändert, es handelt sich immer noch um hervorragenden instrumentalen Rock mit einer dichten Stimmung, der sich aus verschiedenen Genres die Rosinen herauspickt. Der stilistische Unterschied zur ersten Veröffentlichung ist dezent und besteht hauptsächlich darin, dass die Stücke noch etwas verspielter und rhythmischer ausgefallen sind, wobei sie immer noch einen recht eingängigen Charakter haben. Mit dem melancholischen „The Nearing Grave“ gibt es wie gehabt auch wieder einen Song mit Gesang, welcher dieses Mal von Jonas Renkse (Katatonia) übernommen wurde. „Avoid The Light“ klingt insgesamt wie eine entspannte Autofahrt während eines Sonnenuntergangs, bei der man die vorbeiziehende Landschaft genießen kann. Ich denke nicht, dass irgendjemand, der das erste Album mochte, von diesem Werk enttäuscht sein wird. 8 / 10 (Robin Meyer) Atmospheric Death Metal MANUFACTURER‘S PRIDE Sound Of God‘s Absence 12 Songs (47:18) / erschienen am 27.4. (Off|Firebox) Atmosphärische Keyboardklänge, eine Stimme, die sich in den Gefilden des harten Death Metals und zudem für die abwechslungsreichen cleanen Vocals zuständig ist, kreieren den einmalig gelungenen Sound von Manufacturer‘s Pride. „Maggot Infested“ kommt zu Beginn dröhnend und aggressiv daher, um dann mit cleanen Vocals einen interessanten musikalischen Gegensatz zu schaffen, eine Untermalung, die den Songs eine eigene Stimmung zu verschaffen mag. Das Spiel mit eiskalter Härte und Atmosphäre macht „Sound Of God‘s Absence“ zu einem spannenden Hörvergnügen. Tracks wie „Murder Mandate“ können die Vielfalt dieser Scheibe unterstreichen: Extrem groovend und mit fast Volbeat-mäßigen Vocals überzeugt dieser auf ganzer Linie. 9 / 10 (Jenny Bombeck) Seite 65 Die Schaffenskrise im schwedischen Hause Lion‘s Share scheint endgültig überstanden, auch das Line-Up scheint momentan einigermaßen fix zu sein. Auf seinem nunmehr sechsten Album gibt das Trio ordentlich Gas und versucht nach wie vor sich im Melodic Metal-Bereich zu etablieren. Ob das mit „Dark Hours“ gelingen wird? Ich wage keine Vorhersage, denn mir persönlich ist die Scheibe einfach zu vorhersehbar und austauschbar. Die omnipräsente Gitarrenlast, mit der zu Werke gegangen wird, ist zwar kaum störend und macht irgendwie Laune, jedoch vergessen die Schweden darüber hinaus an manchen Stellen die Kraft nach vorn, mit der die LP noch hoffnungsvoll startet. Die UpTempo-Nummern stehen der Band definitiv am besten zu Gesicht und hätten konsequenter umgesetzt werden können. Die Hooklines haben größtenteils zwar Mitsingcharakter, aber kaum einer der Songs hat wirklichen Wiedererkennungswert, trotz der markant kratzigen Stimme. 6 / 10 (Miriam Görge) Melodic Death Thrash Metal MALEFICE Dawn Of Reprisal 10 Songs (42:03) / erschienen am 27.2. (Metal Blade) „Moderner Thrash Metal“ klingt meist schrecklich. Thrash Metal muss entweder Old-School sein oder eben gar nicht. Die Briten Malefice in eine der beiden Schubladen zu packen, ist aber unmöglich, da sie viel mehr verpacken: Ansätze von rotzig-thrashigem Melodic Death oder technisch hochwertigem Metalcore sind beide zu spüren. „Dawn Of Reprisal“ bietet vieles: einen wütenden Groove-Stampfer wie „When Embers Ignite“ oder ein teils sehr träumerisches „End Of Days“, welches an schrecklichste Metalcore-Auswüchse erinnert. Unterm Strich bleiben jedoch die ein oder anderen Glanzpunkte, welche die Band zumindest kurzfristig im Gedächtnis verankern. Potenzial und Power sind da, jetzt muss nur noch die richtige Nische gefunden werden. 5 / 10 (Elvis Dolff) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Power Metal Dark Metal Industrial Metal MASTERSTROKE As Days Grow Darker MELY Portrait Of A Porcelain Doll MINISTRY Adios...Puta Madres 11 Songs (43:03) / erscheint am 15.5. (Dynamic Arts|Soulfood) 9 Songs (41:30) / erschienen am 20.3. (Silverwolf|SPV) 13 Songs (61:41) / erschienen am 31.3. (AFM) Masterstroke zeigen mit ihrem dritten Album „As Days Grow Darker“ facettenreichen Power Metal. Bereits beim ersten Hören fiel mir die unglaublich kraftvolle Stimme von Fronter Niko Rauhala auf. Gepaart mit entsprechend druckvollen Riffs entwickelt sich aus diesem Mix ein vielseitiges Album, auch wenn die Ballade „Another Step Back“ unter dem kraftvollen Organ des Fronters eher leidet als dass sie davon profitiert. Dennoch bleibt unterm Strich ein sehr überzeugendes Album, das von hartem Riffing und der Gesangsleistung geprägt ist. Ein weiteres Mal wird hier bewiesen, dass der Norden auch die Heimat des Power Metals ist. 7 / 10 (Bastian Gorr) Zerbrechlich wie Porzellan, so wirkt die Musik von Mely, die sich mit den neun Songs auf „Portrait Of A Porcelain Doll“ einen Namen in der deutschen Dark- und Gothic-Szene verschaffen wollen. Und Personen mit einem nie enden wollenden Durst nach Melancholie und Traurigkeit können gerne zugreifen. Die Melodien sind zwar nicht unbedingt herzerwärmend aber mit „Hell Low“ hat man beispielsweise einen guten Song parat. Was mich ein wenig stört, dass ist diese klebrige Traurigkeit der Scheibe. Mely wälzen sich teilweise so sehr in Melancholie, dass es weder authentisch noch songdienlich wirkt. 6 / 10 (Dorian Gorr) Noch ist es nicht still um die aufgelöste Industrial-Legende. Ministry veröffentlichen mit „Adios... Puta Madres“ ein Live-Album, das Mitschnitte ihrer letzten Tour enthält. Das Ergebnis ist durchaus amtlich, präsentiert es unter anderem mit „No W“, „Waiting“ und „Let‘s Go“ doch fette Bandhits, die uns Ministry vermissen lassen werden. Allerdings weiß jeder, der Al Jourgensens Crew einmal live hat agieren sehen, dass hier einiges vom Band kommt und mit den vielen Samples nie die volle Live-Atmosphäre erreicht wird. Das gilt auch für diese Live-Scheibe. Wer darüber hinweg sehen kann, erhält eine coole Platte mit der man nicht viel falsch machen kann. 7 / 10 (Dorian Gorr) Melodic Death Metal Death Doom Metal MISERY SPEAKS Disciples Of Doom MY DYING BRIDE For Lies I Sire 10 Songs (49:09) / erschienen am 24.4. (Drakkar|Sony) 9 Songs (59:54) / erschienen am 27.3. (Peaceville) Das Misery Speaks-Bandkarussel hat sich gedreht und ein neuer Mann am Mikro ist zu verzeichnen. Durch diesen Wechsel scheinen auch die Mannen angespornt gewesen zu sein, einen Kurswechsel in Sachen Sound einzulegen. „Disciples Of Doom“ hat nichts mehr mit rein schwedischem Melodic Death Metal zu tun. Die Band hat diesen nämlich mit einer großen Portion groovenden Rock verfeinert. Dies macht das Album sehr zugänglich und man wird wahrscheinlich noch den ein oder anderen Fan hinzugewinnen können, denn Songs wie „Burning Path“ haben Ohrwurmcharakter, ohne dass dabei Härte verloren geht. Der Titeltrack hingegen bewegt sich musikalisch gesehen schwerhebig in den Gefilden des Dooms. Dieser Mut sollte belohnt werden, denn ein Misery Speaks-Album war noch nie so abwechslungsreich wie dieses. 8 / 10 (Jenny Bombeck) Tja, liebe My Dying Bride-Fans, was soll ich groß zum neusten Output der Depri-Briten sagen? Ehrlich gesagt zieht dieses Album leider total gelangweilt an einem vorbei, ohne auch nur einmal groß Emotionen hervorzurufen. My Dying Bride wirken auf ihrer neusten Veröffentlichung zu routiniert, zu eingespielt und veröffentlichen somit leider eher Songs, die in der 19-jährigen Bandgeschichte mindestens schon einmal da waren. Dabei machen Aaron Stainthorpe und Co. eigentlich nichts anders als bisher: Depri-Doom mit den klagenden Vocals und viel Keyboards kriecht wehmütig aus den Boxen, doch wirkt das einfach viel zu monoton, wiederholend und einschläfernd, als dass My Dying Bride im Jahr 2009 noch groß etwas reißen könnten. Spannend wird es eigentlich nur dann, wenn die Briten etwas schwerere Riffs auspacken und auch der Drummer andeutet, es könnte doch wieder etwas mehr in Richtung „The Dreadful Hours“ gehen. Leider bleibt es jedoch bei blanken Andeutungen. „For Lies I Sire“ schwappt die meiste Zeit unspektakulär an einem vorbei. 5 / 10 (David Dankert) Grindcore MUMAKIL Behold The Failure 27 Songs (34:55) / erschienen am 6.4. (Relapse|Rough Trade) Denkt man an die Schweiz, dann denkt man an Berge mit grünen Wiesen, stundenlanges Käsefondue und die allgemeine Lässigkeit in diesem Alpenland. Legt man allerdings das zweite Album der Band Mumakil in den CD-Player, ist es vorbei mit der Idylle. Auf „Beyond The Failure“ brennt die Band, bestehend unter anderem aus ehemaligen Mitgliedern von Knut und Nostromo, ein Feuerwerk ab, das aktuellen Bands wie Misery Index und Rotten Sound alle Ehre macht. Die Jungs machen so ziemlich alles richtig und spielen technischen, aber gleichzeitig auch brutalen Grindcore, der schön klar und fett aus den Boxen kommt. Meist schnell unterwegs werden auch einige groovig-rockende Parts eingestreut, so dass keine Langeweile aufkommt. Insgesamt eine gute Scheibe aus dem Hause Relapse, die mir viel Spaß macht. 8 / 10 (Heiko Lüker) Seite 66 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Mittelalter Metal Progressive Black Metal Hard Rock NACHTGESCHREI Am Rande der Welt NACHTMYSTIUM Worldfall NASTY IDOLS Boys Town 11 Songs (46:32) / erschienen am 20.3. (Massacre) 5 Songs (26:14) / erschienen am 16.3. (Candlelight) Wenn man sich Mittelalterrock auf die Flagge schreibt, kommen zwangsweise Vergleiche zu In Extremo, Subway To Sally oder Schandmaul. Trotz dieser zahlreich vorhanden Konkurrenz gelingt es den Frankfurtern Nachtgeschrei spielend leicht zu punkten, denn ihre Musik wirkt zum einen authentisch und zum anderen absolut bühnentauglich, was mir bei sehr traditionellen Gruppen manchmal fehlt. Außerdem versucht „Am Rande der Welt“ nicht einen radiotauglichen Dudelsack-Hit nach dem anderen abzuliefern. Und auch die puristischen (wohlgemerkt heiß geliebten Schandmaul-)Balladen findet man hier kaum. Doch auch ohne die wirklich ganz leisen Momente wissen die Hessen Gefühle zu transportieren und diese mit der Tanzbarkeit ihrer Stücke zu vereinen. Mit der zeitgemäßen, unaufdringlichen und doch kraftvollen Scheibe wird man sofort warm. Für Sänger Hottis Stimme brauchte ich zwar ein paar Durchläufe mehr, aber mit der Zeit lernt man sie zu schätzen. Während Songs wie „Fernweh“ spürt man was er singt, ohne auf den Text achten zu müssen. 7 / 10 (Miriam Görge) Ein Jahr nach dem genialen „Assassins“Album legen Nachtmystium mit einem Appetithäppchen für den kleinen Hunger nach. Die Fünf-Track-EP „Worldfall“ präsentiert auf 26 Minuten den ureigenen Mix der Amis, der sich irgendwo zwischen progressiv, psychedelisch und schwarzmetallisch ansiedelt. Mit „Depravitiy“ und „Worldfall“ hat man zwei faszinierende Neuschöpfungen dabei, die von drei ebenfalls starken, klischeelosen Cover-Versionen angereichert werden. Ob die EP dadurch zum Pflichtkauf befördert wird, ist zweifelhaft, doch wer Nachtmystium mag, kommt an der Atmosphäre von „Worldfall“ nicht vorbei. 8 / 10 (Dorian Gorr) 12 Songs (47:03) / erschienen am 27.3. (Metal Heaven) Black Metal NORDAFROST Back To The Shores Of Grey 9 Songs (47:22) / erschienen 2008 (Heavy Horses) Nordafrost sind zurück. Bereits im vergangenen Jahr erschien mit „Back To The Shores Of Grey“ das nächste Album der Truppe um Fronter Svartis. Und erneut trifft der klirrend kalte Black Metal bei mir auf Zuneigung, denn die Dortmunder prügeln sich wunderbar grimmig durch ihre neun Songs und erinnern gitarrentechnisch während vieler Momente an die mächtigen Immortal, auch wenn man den Großmeistern in Sachen Atmosphäre noch hinterherhinkt. Mein Favorit der Platte ist „In Destitution You‘ll Freeze“, allerdings erreicht auch dieser noch nicht ganz das Hitpotenzial, das frühere Songs wie „Autumn‘s Armageddon“ oder „Defence“ vorweisen konnten. Wer auf klirrenden Black Metal steht, macht mit Nordafrost aber auch hier nichts falsch. 7 / 10 (Dorian Gorr) Wer denkt, die Epoche Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll sei vorbei und aufregende Bands wie Mötley Crüe seien Geschichte, der hat noch nicht von der Auferstehung der Nasty Idols gehört. Die schwedischen Glam-Rocker (inklusive Schminke und tupierten Haaren) klingen mit ihrem neuen Album „Boys Town“ stark nach den Achtzigern, wo diese Truppe auch ihre Wurzeln hat. Zwar lässt sich ein gewisser Fortschritt erkennen, doch wirkliche stilistische Änderungen gibt es nicht. Nach wie vor jagen die Nasty Idols jedem musikalischen und textlichen Klischee hinterher und überzeugen damit problemlos. 8 / 10 (Benjamin Gorr) Progressive Metal OSI Blood 9 Songs (47:35) / erschienen am 24.4. (InsideOut|SPV) Jim Matheos von Fates Warning und Kevin Moore, der früher Keyboard bei Dream Theater spielte, sind die beiden kreativen Köpfe hinter dem Projekt OSI. Trotz der großen Namen sollte man allerdings keine allzu hohen Erwartungen an diese Veröffentlichung stellen. Die meiste Zeit über handelt es sich nämlich um eine Ansammlung von Riffs und Schlagzeugrhythmen, die sich mit dem Wörtchen „Standard“ erschöpfend beschreiben lassen und von langweilig-monotonem Gesang begleitet werden. Da reißen auch die etwas kitschigen Elektro-Klänge nicht mehr viel, die irgendwie neben der restlichen Musik herlaufen. Umso überraschender ist es dann aber, wenn urplötzlich einer dieser speziellen, innovativen Momente aus den Boxen schallt. Ein Positivbeispiel dafür ist „Stockholm“ mit Gastsänger Åkerfeldt.. 5 / 10 (Robin Meyer) Death Metal Paganizer Scandinavian Warmachine 16 Songs (55:47) / erschienen am 17.4. (Cyclone Empire|Soulfood) Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, da wüteten Paganizer mit dem frisch erschienenden „Carnage Junkie“ durch meine Stereo-Anlage. Mit „Scandinavian Warmachine“ haben Rogga & Co. ein neues Eisen am Start und man muss den Jungs respektvoll anerkennen, dass keinerlei Qualitätsnachlass im Material zu erkennen ist. Schon der Opener macht nach wenigen Sekunden deutlich, dass Paganizer auch im neuen Jahr keine Kompromisse eingehen und für nichts als Death Metal der alten Schule stehen. Gerade Songs wie der Titeltrack zeigen deutlich die Stärken von Paganizer, nämlich knackige, flotte Death MetalSongs zu schreiben ohne groß auf den Spannungsbogen zu drücken. Wer Paganizer nach „Carnage Junkie“ noch nicht angetestet hat, sollte es spätestens jetzt tun, denn die Jungs stehen jetzt auch live in den Startlöchern und zocken auf dem kommenden PartySan Open Air. 8 / 10 (David Dankert) Seite 67 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Progressive Power Metal Power Metal PATHOSRAY Sunless Skies PRIMAL FEAR 16.6: Before The Devil Know You‘re Dead 10 Songs (51:00) / erscheint am 22.5. (Frontiers) 13 Songs (60:48) / erscheint am 22.5. (Frontiers) Für mehr als gut befinde ich progressive Scheiben recht selten, ähnliches gilt für mein latent gespaltenes Verhältnis zu italienischen Bands. Für die Italiener Pathosray ist es mit ihrem Zweitling also nicht unbedingt leicht, bei mir zu punkten. Doch allen Hindernissen zum Trotz kann ich „Sunless Skies“ das Prädikat „sehr gut“ verpassen. Das Quintett bietet eine packende Mischung aus kraftvollem, wechselnden Tempo, mitreißenden Hooks sowie symphonischen Arrangements und würzt diese im richtigen Maß mit progressiven Spielereien, die nie die Oberhand gewinnen oder zu stören anfangen. Alles wirkt durchdacht und hat seine Daseinsberechtigung, die eher hohen Vocals sind stimmig und angemessen ohne je einen wunden Nerv zu treffen. Erfrischend professionell spielen die Jungs auf und lassen keinen Zweifel daran, dass das Genre um ein Aushängeschild reicher ist. 8 / 10 (Miriam Görge) Solch einen Kracher hätte ich von Primal Fear gar nicht mehr erwartet. Empfand ich in der Vergangenheit etliche Werke der deutschen Power Metal-Legende als zu eindimensional, belehren mich die fünf Jungs auf „16.6: Before The Devil Knows You‘re Dead“ eines Besseren und reizen ihre Vielseitigkeit aus. Primal Fear haben einfach alles eingetütet: Die wahnsinnig schnellen Double-Bass-Nummern („Riding The Eagle“), bei denen Randy Black zeigen darf, was er hinter der Schießbude drauf hat, Mid-Tempo-HeadbangerHymnen (Partygarantie: „Killbound“) und zwischenzeitlich die melodische Vollbedienung („5.0/Torn“). Und ganz egal welche Facette Primal Fear sich auf diesem Album vorknüpfen: Sie meistern jede Hürde mit Leichtigkeit. Vor allem Ralf Scheepers beeindruckt mich mit seiner charakterstarken Stimme mehr denn je, denn auf diesem Album zeigt er beeindruckend wie nie zuvor, dass er nicht zwangsweise die hohen Töne bis in die extremsten Lagen ausreizen muss, um die verdiente Anerkennung zu erhalten, seine Stimme funktioniert auch in allen anderen Momenten. Bleibt nur die Frage, wie Primal Fear dieses Multi-Kulti-Album noch toppen wollen... 9 / 10 (Dorian Gorr) Industrial Metal Black Thrash Metal Death Metal PRONG Power Of The Damn MiXXer RAZOR OF OCCAM Homage To Martyrs RIBSPREADER Opus Ribcage 13 Songs (58:57) / erscheint am 8.5. (AFM) 8 Songs (33:40) / erschienen am 16.3. (Metal Blade) 11 Songs (33:37) / erschienen am 2.3. (Vic|PHD) Wer ein Liebhaber der elektronischen Klänge ist, der wird nicht an dieser USBand vorbeikommen. „Power Of The Damn Mixxer“ ist ein abgedrehter Silberling, der durch technische Frickeleien, Melodien und teilweise noch freakigeren Gesang zu gefallen weiß. Trotz des vorhandenen Grades an Verrücktheit, ist die Platte nicht zu abgespacet, so dass sie nicht nur einmal zum Bestaunen im Player landet, sondern auch songdienliches Material bietet. Songs á la „Pure Ether“ rasen in die Hörmuschel und schließlich ins Gehirn, um die Zonen anzuregen, die für die Tanzmuskeln verantwortlich sind. Das Fazit ist: Prong gehen weiterhin ihren eigenen Weg und nehmen keine Rücksicht auf Verluste, denn im Hause des Industrial Metals regieren die elektronischen Regler. Die Instrumente wirken stark in den Hintergrund gedrängt und so ist Prongs neuestes Werk nur wirklich etwas für die wahren Fans dieses Genres. Alle anderen sollten lieber die Finger von dieser Scheibe lassen. Für mich bleibt es aber ein heißes Teil. 8 / 10 (Jenny Bombeck) Spätestens mit der „Pillars Of Creation“-EP hatten sich Razor Of Occam im Underground einen Namen gemacht. Umso verwunderlicher, dass das Debüt-Album weitere sechs Jahre auf sich warten ließ. Doch eins kann ich vorweg nehmen: Das Warten hat sich gelohnt! In bester Deströyer666-Manier (die Hauptband des Razor Of Occam-Gitarristen und des -Sängers) servieren die Wahl-Briten uns einen Black-Thrash-Leckerbissen, der vor allen Dingen durch tolle Leads und aggressive Vocals zu überzeugen weiß. Ob Razor Of Occam oder die neue Deströyer666 endgültig die Nase vorne hat, bleibt noch abzuwarten, Fakt ist jedoch, dass Razor Of Occam ordentlich vorgelegt haben und „Homage To Martyrs“ mit Sicherheit auf jedem Black ThrashEinkaufszettel stehen sollte. 8 / 10 (David Dankert) Seite 68 Old School Death Metal. Punkt. Ok, so einfach darf man es sich nicht machen, aber im Prinzip weiß jeder, der die letzten Bloodbath- und Hail Of Bullets-Scheiben gehört hat, was ihn bei Ribspreader erwartet. Dan Swanö wurde durch ExPaganizer- / Another Hell-Leadgitarrist Andreas „Dea“ Karlsson ersetzt, bleibt aber im Sound, in den Riffs, in Soundeffekten und in der Gesangsnote von Roger „Rogga“ Johansson stehts präsent. Leider nicht immer so überzeugend wie das Original, dafür aber mit einer ordentlichen Produktion versehen, grooven sich die Schweden durch zehn meist im Mid-Tempo angesiedelte SchwedentodNummern. Wer auf die genannten Bands und alte Veteranen wie Entombed und Dismember steht, kann hier bedenkenlos zugreifen, aber herausragende Highlights sucht man auf „Opus Ribcage“ leider vergeblich. Erwähnenswert ist allerdings das Ramones-Cover von „Blitzkrieg Bop“. Da hat man schon ein breites Grinsen im Gesicht und denkt auch gerne mal an die Ten Masked Men. 7 / 10 (Michael Haal) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Melodic Metal Rock Power Metal ROB ROCK The Voice Of Melodic Metal SAGA The Human Condition Saint Deamon Pandeamonium 11 Songs (59:02) / erscheint am 22.5. (AFM) 9 Songs (47:10) / erschienen am 27.3. (InsideOut|SPV) 10 Songs (38:57) / erscheint am 22.5. (Frontiers) Live-Alben sind eine kleine Wissenschaft für sich, denn manche Musiker vergessen oft, dass diese nicht zu glatt poliert sein dürfen. Man muss die Stimmung, die auf und vor der Bühne herrscht, spüren können. Das scheint auch Melodic Metaller Rob Rock verstanden zu haben, denn glücklicherweise wurde die Atmosphäre wunderbar auf CD gepresst. Man hört das Publikum grölen und applaudieren und auch Rob Rocks Ansagen setzen dem Live-Feeling das i-Tüpfelchen auf. Die Tracklist ist glücklicherweise ausgewogen und präsentiert etwas aus den unterschiedlichen Schaffensspektren Rob Rocks. Es gibt GuteLaune-Nummern, druckvolle Songs und natürlich die obligatorischen, seichten Halbballaden. Für Rob Rock-Fans ist das ein interessanter Leckerbissen! 7 / 10 (Jenny Bombeck) Die alten Haudegen dürfen noch einmal ran. Die Kanadier, die vor allem Anfang der Achtziger enorme Erfolge feierten, haben mittlerweile einen neuen Sänger mit an Bord, der die Feuertaufe aber weitgehend gut übersteht und überzeugen kann, zumal dessen Einstieg nicht zu Lasten der Musik ging, die noch immer zeitgleich eingängig und sperrig ist. Vertrackte Keyboard-Arrangements treffen auf Ohrwurm-Melodien und Riffs, die den kompletten Gesang zu überdecken scheinen. Schwierig ist dabei nur, dass das gesamte Album zu inkonsistent daherkommt. Man hätte meinen können, dass Saga mit neuem Fronter hungriger klingen, aber unterm Strich ist „The Human Condition“ eher technisch versierter Standard als überragend. 6 / 10 (Dorian Gorr) Allzu viel schief gehen kann eigentlich nicht, wenn erstens eine Band aus recht erfahrenen Musikern besteht und zweitens Menschen wie Roy Z und Jens Bogren ihre Finger in der Produktion haben. So überrascht der Zweitling aus dem schwedisch-norwegischem Hause Saint Deamon kaum mit seiner hohen technischen Qualität, nichts anderes hat man erwartet. Das Quartett präsentiert Power Metal auf überdurchschnittlichem Niveau. Der entscheidende Funke vermag trotzdem nicht überzuspringen, denn das Songwriting ist gut, aber wenig mitreißend. Die Stücke sind relativ eingängig und variieren gut im Tempo, ja die Jungs geben stellenweise ordentlich Gas, so richtig vom Hocker reißt aber keines, einzig „Oceans Of Glory“ deutet zukünftiges Hitpotenzial vernehmlich an. Ein dickes Plus der etwas kurz geratenen LP ist Sänger Jan Thore Grefstad, ich frage mich langsam echt, wo die ganzen überragenden Stimmen kultiviert werden. 7 / 10 (Miriam Görge) Pagan Black Metal Viking Metal Doom Metal SAXORIOR Völkerschlacht SEAWOLVES Dragonships Set Sail SEMLAH Semlah 10 Songs (46:18) / erschienen am 11.1. (Battlegod|Twilight) 7 Songs (32:16) / erschienen am 24.2. (Heavy Horses) 11 Songs (59:27) / erschienen am 27.3. (Cyclone Empire) Pünktlich zum 15-jährigen Bandjubiläum liefern Saxorior ihr mittlerweile siebtes Album „Völkerschlacht“ ab. Unter dem neuen Thema hat die Qualität glücklicherweise nicht gelitten. Nach einem kurzem Intro wird mit dem Titeltrack und „Executioner“ gleich ordentlich losgelegt. Vor allem die Gitarrenparts stechen heraus. Die auf der neuen Platte stets vorhandenen Black Metal-Einflüsse werden vor allem durch den Gesang hervorgehoben („Brave Helpers In Need“) In der Mitte des Albums fehlt jedoch eine gewisse Würze, da einige Songs zu lang scheinen. Nichtsdestotrotz haben die Dresdner mit „Völkerschlacht“ eine CD geschaffen, die für alle Liebhaber einer guten Mischung aus Viking und Black Metal zu empfehlen ist. Es ist fraglich, warum Saxorior derzeit noch so unbekannt scheinen. Musikalisch liegen sie weit über ihrem Bekanntheitsgrad. Mit „Völkerschlacht“ sollte dieser eigentlich ansteigen. 8 / 10 (Carolin Teubert) Mit nordmännischen Klängen aus der Schweiz debütieren die Seawolves in der schon stark besetzten Szene. Nach einem spannungsvollen Intro wird direkt in typischer Amon Amarth-Manier und mit treibend-groovigen Beats losgerockt. Geigen unterstützen den Gesamteindruck und ersetzen die sonst oft verwandten Keyboards. So entsteht eine erfrischende Kombination aus typischen FolkdudelKlängen und saftig-rockendem Wikingersound. Einzig der zeitweilige, cleane Gesang klingt etwas unmelodiös und ist fehl am Platze. Der Sound könnte außerdem oft besser sein und auch die kurze Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde könnte bei einem Debüt gerne übertroffen werden. Als Anspieltipp seien der Titeltrack und „Bringers Of War“ genannt. Prinzipiell gefällt mir das Gehörte, aber hier fehlt Eigenständigkeit. Jedes Mal, wenn nicht die Geigen zu hören sind, habe ich das Gefühl, eine Amon Amarth-B-Seite zu hören. Schade. 5 / 10 (Elvis Dolff) Semlah haben gleichermaßen die schweren wie melodischen Riffs für sich gepachtet. Die Schweden gehen weniger zäh, sondern eher kraftvoll zu Werke. Statt Zeitlupenriffs gibt es gemächliches Drumming und eine gewisse Black Sabbath-Note. Über allem thront Sänger Joleni, der es versteht, sein Organ in Sekundenschnelle von Null auf Hundert zu schrauben, stimmlich auszubrechen und Töne lang zu halten. Keine Frage, singen kann dieser Mann. Leider ist seine Stimme während mancher Songs so dermaßen prägnant, dass es fast schon lästig wird. Bei einem ordentlichen Doom-Brett, das mit leichter Power Metal-Breitseite und einer geballten Riffkante daherkommt, möchte ich auch einfach mal die Gitarren genießen und mich in dem groovigen Beat verlieren. Diesen Wunsch verwehrt mir Joleni jedoch an vielen Stellen. Dennoch lässt sich wohl nicht leugnen, dass der Herr das charakteristischste Merkmal der Band ist. 7 / 10 (Dorian Gorr) Seite 69 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Rock Thrash Metal Melodic Rock STRAIGHT FRANK And We Walked By With A Bag Full Of Money SUBMISSION Code Of Conspiracy SUNSTORM House Of Dreams 11 Songs (52:07) / erschienen am 24.4. (Blistering|Edel) 11 Songs (49:11) / erschienen am 17.4. (Frontiers) 11 Songs (38:27) / erscheint Anfang Mai (Bodog|Sound Pollution) Mit harten Klängen haben Straight Frank nicht viel am Hut, aber umso chilliger ist ihr neues Album, das durch den höchst angenehmen Gesang und die recht verspielten Gitarrenklänge überzeugen kann. Kopfhörer auf die Lauscher, ab auf das Bett und bei eingängigen Tracks á la „Bullet“ und „Break Up The Band“ mal so richtig entspannen. Schade ist lediglich, dass ein so richtiges Highlight auf dem Album fehlt. Die Songs wirken ein wenig zu glatt poliert, so dass sie sich nicht nachhaltig im Hirn festsetzen können. 6 / 10 (Jenny Bombeck) Submission kommen aus Dänemark und werden wohl desöfteren die eine oder andere Scheibe von The Haunted gehört haben. Machine Head und - gerade bei den clean-gesungenen Passagen - Soilwork scheinen in Bandkreisen auch sehr beliebt zu sein. Der Hörer bekommt hier richtig gut gespielten, modernen Thrash Metal mit abwechslungsreichen Arrangements um die Ohren geprügelt. Das Ganze klingt dank Jacob Hansen, der hinter den Reglern saß, ordentlich druckvoll und differenziert. Technisch ist das soweit einwandfrei, jetzt müssen sich Submission nur noch emanzipieren. 7 / 10 (Heiko Lüker) Death Metal TARDY BROTHERS Bloodline 9 Songs (38:26) / erschienen am 20.3. (Candlelight) Schon lange planten die beiden Brüder Donald und John Tardy ein Album, auf dem sie nicht, wie in ihrer Hauptband Obituary, völlig im Death Metal festgenagelt sein würden und so überrascht es nicht, dass „Bloodline“ mit einem entspanntem und rockigen Songwriting daher kommt. Zusätzlich holte man sich vier Gastgitarristen an Bord, die durch ihre Soli den Songs ebenfalls noch einmal einen eigenen Stempel aufdrücken und so das Gesamtwerk „Bloodline“ noch ein wenig spannender machen. Die Gästeliste setzt sich aus ehemaligen (Jerry Tidwell von Executioner) und aktuellen (Ralph Santolla von Obituary) Weggefährten sowie zwei befreundeten Musikern zusammen. Insgesamt ein schönes Stück Metal, frei von den durch Obituary gesteckten Grenzen. 7 / 10 (Michael Haal) Thrash Metal TESTAMENT Live At Eindhoven 87 10 Songs (45:41) / erschienen am 14.4. (Prosthetic) Braucht da jemand Geld? Naja, den Testament-Fans dürfte es egal sein, denn „Live At Eindhoven“ entführt die ThrashManiacs zurück ins Jahr 1987 zu einem durchaus ansprechenden Gig der Truppe um Paradiesvogel Chuck Billy. Songs wie „Burnt Offerings“, „Apocalyptic City“ oder natürlich der ewige Killer „Over The Wall“ bilden auch hier das Rückgrat einer Show, die uns in rumpeligem, aber hörbaren Achtziger-Sound hinterlassen wurde. Den Vorteil, den dieser doch eher altmodische Sound mit sich bringt: Die Platte wirkt keinesfalls glattpoliert, sondern verprüht originale Festival-Sound-Atmosphäre, eine Tatsache, die sich unter Umständen aber auch als Nachteil auslegen lässt. Eher schade ist, dass das Live-Album mit einer Spielzeit von einer guten Dreiviertelstunde recht kurz ausgefallen ist. Dennoch: Wer auf OldSchool-Sound und Testament steht, wird hier seine Freude haben. 7 / 10 (Dorian Gorr) Seite 70 Es ist erstaunlich, wie sich die Zeiten ändern. In den Achtzigern hätten Sunstorm mit „House Of Dreams“ vermutlich riesige Hallen gefüllt und wären zum Soundtrack für so manchen Bierzelt-Abend geworden und heute lockt melodischer Rock, wie ihn die Band um Ausnahmesänger Joe Lynn Turner zelebriert, kaum noch Leute in die Locations. Dabei kann man Sunstorm nicht viel vorwerfen. Lediglich die Tatsache, dass sie sich etwas zu offensichtlich an das AOR-Handbuch halten, lässt sich der Truppe ankreiden. Da gibt es schmalzige Refrains, melodische Soli und die obligatorische PianoBallade, die aber eher gezwungen als ehrlich herüber kommt. Doch letztlich ändert das nicht viel an der Tatsache, dass „House Of Dreams“ jede Menge anständige Musik enthält. Vor allem die Synthesizer-Arbeit und natürlich Turners Vocals beeindrucken auf diesem Album. Doch wenn Sunstorm noch weiter nach oben stürmen wollen, müssen sie die AORKetten sprengen und mutiger werden. 7 / 10 (Dorian Gorr) Instrumental Rock THE BAKERTON GROUP El Rojo 10 Songs (47:15) / erschienen am 17.4. (Weathermaker|Soulfood) Bei der Bakerton Group handelt es sich um einen Sidekick von Clutch, der mit „El Rojo“ ein Blues-Instrumental-Rock Album präsentiert, das bis auf ein wirklich hübsches Cover nicht glänzen kann. Man wartet bei jedem Track darauf, dass etwas passiert, eine Art Spannungbogen kann vielleicht gerade einmal „Bien Clásico“ aufweisen. Wirklich Fahrt nimmt das Album höchstens beim Opener auf – und das für nicht einmal zwei Minuten. Danach geht es mehr als gemächlich zur Sache, trauriger Gipfel der Platte ist „Work‘em“, das auf sieben Minuten quälend langsam dahin plätschert. An sich wirkt das Album lustlos dahin gejammt und die Pentatonik wird derart unkreativ rauf und runter gedudelt, das einem nach spätestens drei Songs das Interesse am Hören vergeht. Für Blues-Fanatiker mag das vielleicht ein Probehören wert sein, für alle anderen eher nicht, es sei denn zum Einschlafen oder im Fahrstuhl. 2 / 10 (Marcel Reefmann) CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Post-Hardcore Rock Melodic Rock THE NUMBER TWELVE LOOKS LIKE YOU Worse Than Alone THE SOULS The Grand Confusion THE TROPHY The Gift Of Life 10 Songs (41:28) / erschienen am 3.4. (Spinefarm|Soulfood) 11 Songs (44:03) / erschienen am 17.4. (Frontiers) 10 Songs (45:45) / erschienen am 10.4. (Eyeball|Cargo) Gleich zwei Sänger hat diese Post-Hardcore-Band am Start und erinnert damit vom Line-Up an Mushroomhead. Und ähnlich beginnt das Album auch: Laut, chaotisch und es fällt zunächst schwer, sich in dem Durcheinander zurecht zu finden. Ist das geschafft, werden die Songs auf einmal ruhiger, aus dem Shouten wird klarer Gesang, Distortion und Doublebass werden ebenfalls zurückgefahren, vereinzelnd sind sogar Ausritte in Jazz-Gefilde vorhanden. Letztlich ein sehr experimentierfreudiges Album, das aber nicht wie aus einem Guss klingt. 6 / 10 (Marcel Reefmann) Lässig, das trifft es wohl am ehesten. The Souls atmen mit ihrem gesamten Körper den Rock‘n‘Roll-Spirit und tragen mal flott rockend und mal in psychedelischer Black Sabbath-Manier ihre Botschaften in die Welt. Dabei geht es mal gefühlvoll, mal hypnotisch und mal sehr direkt zu, dennoch wird ein gewisser roter Faden, der sich durch die schrillen Soli, das Mitwipp-Potenzial und eine gewisse ZZ Top-Attitüde ausdrückt, nie aus den Augen gelassen. „The Grand Confusion“ ist das beste Beispiel dafür, dass man RockMusik nicht neu erfinden braucht, um zu begeistern. Lässiger Rock‘n‘Roll eben... 8 / 10 (Dorian Gorr) Hier haben wir wieder eine Band, die reichlich Weichspüler benutzt, um ihre rockigen E-Gitarren und Drums schön kuschelig und soft zu waschen. Das Endresultat kann sich zwar sehen lassen, aber mit „The Gift Of Life“ werden The Trophy sicherlich keinen Blumenkübel gewinnen können. Die Songs sind zu glatt poliert und auf Mainstream getrimmt. Bloß keine Ecken und Kanten zu zeigen, scheint hier die Devise zu lauten und gerade diese nimmt Songs wie „When The Nightmares Wake Me Up“ den eigenen Charme. Wer es nicht nur melodisch, sondern auch rockend mag, wird mit The Trophy nicht viel anfangen können. 5 / 10 (Jenny Bombeck) Melodic Thrash Metal Hard Rock THIRTEENTH SIGN Oracles Of Armageddon THUNDER The EP Sessions 2007-2008 9 Songs (50:07) / erschienen am 1.10. (Battlegod) 16 Songs (73:13) / erscheint am 22.5. (Metal Heaven) Ein zumindest teilweise interessantes Debüt im melodischen Death Metal-Bereich bieten dieser Tage Thirteenth Sign. Mit fast schon schwarzmetallischen Vocals donnert man oft sehr thrashig durch die Ohren. Ein Song wie „In The Wake Of Mourning“ überzeugt durchweg. Wo es an anderer Stelle auf diesem Machwerk fehlt, thrasht dieser Song alle Zweifel vom Bügelbrett. Denn das ist von Nöten. Schräge Heavy-Power-Vocals zersetzen den breiigen Rest und verlieren sich in unrühmlicher Melodiösität. Viele interessante Ansätze und gutes Talent vermixt in einem schwierigen Gelee. Debütantenfehler erlaubt, weiter so! 6 / 10 (Elvis Dolff) Thunder verabschieden sich. Nach zwanzig Jahren streichen die Briten die Segel. „The EP Sessions 2007-2008“ vereint Songs, die in den genannten Jahren aufgenommen wurden und ursprünglich auf drei EPs erschienen. Zusammengefasst ergibt das einen netten Abschiedsgruß, der Fans von klassischem Rock begeistern dürfte. Vor allem Sänger Danny Bowes hat ein Organ, das bemerkenswert ist und über die gesamte Spielzeit hin überzeugt. Dass der gute Mann es auch live drauf hat, zeigen die diversen Live-Versionen, die hier ebenfalls enthalten sind. Eigentlich schade, dass diese Truppe das Handtuch wirft. 7 / 10 (Dorian Gorr) Death Metal Folk Metal TORTURE KILLER Sewers TROLLFEST Villanden 8 Songs (29:08) / erschienen am 27.3. (Dynamic Arts|Soulfood) 11 Songs (37:16) / erschienen am 9.1. (Twilight) Nachdem Chris Barnes schon Anfang 2008 bei Torture Killer Im Boom der Folk Metal-Szene wird jede die Segel gestrichen hatte, holten die Finnen nun ihren alten Band mit der Silbe „Troll“ direkt unbeSänger Juri Sallinen wieder zurück und präsentieren auf ihrem sehen abgestempelt und entsorgt. Diese mittlerweile dritten Longplayer auch weiterhin (US-) Death Jungs sind jedoch etwas mehr wert und um Längen bekloppMetal mit deutlichem Six Feet Under-Einschlag. „Sewers“ bie- ter, in musikalischer wie in trunken-vokalistischer Hinsicht, als tet eingängiges Riffing, tiefe Growls und einen unwidersteh- die meisten Bands. Den Humppa-Säufer-Spirit, der von Finntlichen Groove, der sich durch das ganze Album zieht. Einen roll in den Metal transportiert wurde und von Eläkeläiset wie Höhepunkt setzt „I Bathe In Their Blood“, absolut mitreißend eh und je hochgehalten wird, reizen Trollfest noch weiter aus. sägt sich der Song ins Hirn und wird noch abgerundet durch Mit Titeln wie „Wo bin ich jetz aufgewacht?“ oder dem „Jegeinen schleppenden, intensiven Mittelteil. Mit einer Spielzeit ermeister“ ist die Marschroute recht klar: es geht ums Saufen von einer knappen halben Stunde setzt man leider kein Aus- und Spaß. Und letzteren hat man auf jeden Fall, wenn man in rufezeichen, dafür gibt es aber auch so gut wie keine Ausfäl- der richtigen Stimmung ist. Zudem ist das ganze auch qualitativ le. Wirklich stark wird die Scheibe aber immer dann, wenn die gut. Gespickt mit Black Metal und treibenden Polkabeats, sind ausgetretenen Pfade verlassen werden. Trollfest sympathisch bis ins Mark. Es lebe die Teufelsente! 7 / 10 (Michael Haal) 8 / 10 (Elvis Dolff) Seite 71 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Death Metal Death Metal ULCERATE Everything Is Fire UNANIMATED In The Light Of Darkness (The Covenant Of Death) 11 Songs (38:27) / erscheint am 22.5. (Candlelight|Willowtip|Soulfood) 10 Songs (45:44) / erscheint am 22.5. (Regain|Soulfood) Ulcerate entladen auf „Everything Is Fire“ eine riesige Ladung Wut. Mit einem beinahe konstant durchgezogenen Double-Bass-Teppich prügelt es einen förmlich in die Knie, während düstere Grunts regieren. Doch Ulcerate haben mehr drauf als das blanke Geknüppel. Etliche Passagen werden durch psychedelisches Gefrickel aufgewertet und gegen Ende der Scheibe fährt man fast schon eine düstere Doom-Stimmung auf, bevor es rasant und mit vielen Breaks in Richtung Ziellinie geht. Härtetechnisch ist das beeindruckend, für den Langspielfaktor ist dadurch aber noch nicht gesorgt. 6 / 10 (Dorian Gorr) Null Atmosphäre, Plastik-Sound, moderne Songstrukturen und eine Ähnlichkeit zur oberpeinlichen Dissection Reunion…all das hat auf keinen Fall und zum Glück rein gar nichts mit Unanimateds Comeback-Album „In The Light Of Darkness“ zu tun. Leute, Unanimated übertreffen mit diesem Album alle Erwartungen und hauen ein Album heraus, das alles in Sachen melodischem Black-Death der letzten Jahre links liegen lässt - und das ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Sound, der einfach nur von vorne bis hinten perfekt für diese Art Musik zu sein scheint, Vocals, die wie auf Glanztaten wie „Ancient God Of Evil“ klingen und über alles erhabene Songkompositionen mit Melodiebögen und Atmosphäre satt, sodass es jedem Unanimated-Fan die Tränen in die Augen treiben sollte. Dieses Album ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Reunion-Album klingen sollte: die alten Stärken fortgeführt, noch durchdachtere und verbesserte Songstrukturen sowie endlose Nostalgie-Stimmung machen „In The Light Of Darkness“ von vorne bis hinten zu einem der besten Alben in diesem Genre. Absoluter Pflichtkauf! 9 / 10 (David Dankert) Deathcore Diverse UNDERNEATH THE GUN Forfeit Misfortunes VARIOUS ARTISTS Crobar Vol. 1 10 Songs (32:35) / erschienen am 27.3. (Ferret|Hellfest|Universal) 28 Songs (117:40) / erscheint am 15.5. (Union Square Music) Rasantes Riffing, das durch etliche Breakdowns unterbrochen wird, um ein gewissen Grad an Groove zu integrieren, hinzu kommt ein Sänger, der sich die Seele aus dem Leib schreit und das auf einem derart aggressiven Niveau, das einem Hören und Sehen vergeht. Das alles hört sich ja ganz nett an, doch wird einem schnell bewusst, dass Underneath The Gun nicht die erste Band ist, die mit einem solchen musikalischen Konzept auffährt. „Forfeit Misfortunes“ ist leider kein Pionier in Sachen Deathcore. Schade, ist auch, dass keine neue Ideen der Amis zum Vorschein zu kommen scheinen. Man setzt hier auf das altbewährte Rezept und wärmt DeathcoreAttitüden auf, die nicht mehr als bloße, lauwarme Suppe ergeben. Teilweise bemerkt man gar nicht den Übergang zum nächsten Song, da alles irgendwie verschwommen scheint („Cutting Ties“ und „Reflection Of The Commonwealth“ beispielsweise). Dem Hörer wird dabei auch leider keine Pause gegönnt. Streng nach Schema F rumpeln und grunzen sich Underneath The Gun durch das gesamte Album - ohne eigenen Kreativitäts-Anteil. 3 / 10 (Jenny Bombeck) In London steht sie, die Crobar. Der Club hat sich zur obligatorischen Haltestelle für Metal- und Rock-Musiker, die in London spielen, etabliert und alle loben sie die Atmosphäre des Ladens in höchsten Tönen. Um einen Vorgeschmack zu liefern, bringen die Clubbesitzer nun einen Sampler heraus, auf dem ausgewählte Rock- und MetalStücke sind, die man beim Feierabend-Bierchen in der Crobar zu hören bekommt. Und die Liste liest sich einwandfrei: Testament, Carcass und Exodus markieren mit ihren Songs die härtere Schlagseite, doch auch chillige Rock-Klassiker wie Lynyrd Skynyrd oder ZZ Top finden sich unter den 28 Songs wieder. Ebenfalls bemerkenswert ist der Stoner-Einschlag, den diese Kompilation hat. Kyuss, Orange Goblin und Corrosion Of Conformity sorgen mit ihrem schweren Sound automatisch für eine trockene Kehle und jede Menge Bierdurst. Kurzum: Mit dieser Zusammenstellung macht eigentlich kein Metal- und Rock-Fan irgendetwas falsch, denn hier folgt Hit auf Hit. Einziger Kritikpunkt ist: Jeder Liebhaber harter Musik, der dieser nicht erst seit gestern frönt, wird mehr als die Hälfte der Songs ohnehin im Plattenregal stehen haben. Undergroundige Perlen gibt es hier nämlich so gut wie nicht zu entdecken. Spaß macht das Durchhören des Hit-Potpourris trotzdem. 8 / 10 (Dorian Gorr) Black Metal VANMAKT Ad Luciferi Regnum 9 Songs (49:49) / erscheint am 22.5. (Pulverised|Soulfood) Bereits der Vorgänger stieß bei mir nicht auf übermäßige Begeisterung und alle Hoffnung, dass Vanmakts zweites Album anders ausfallen wird, werden bereits nach dem ersten Durchlauf zerschlagen. Das Problem ist nicht die Instrumentenfähigkeit, die Produktion oder die Stimme, sondern schlichtweg die Monotonie. Vollgas ist im Black Metal eine feine Sache, aber wie kann man derart monoton (fast) durchgehend nach vorne prügeln und das auch noch mit hochgradig synthetischen Drums unterlegen? Das macht zwei Songs Laune, die restlichen sieben Songs gähne ich vor meiner Anlage. Erster Ansatz zur Verbesserung: Besorgt euch einen menschlichen Schlagzeuger. 4 / 10 (Dorian Gorr) Seite 72 CD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Black Metal Symphonic Black Death Metal WALDGEFLÜSTER Herbstklagen WALLACHIA Ceremony Of Ascension 9 Songs (60:20) / erschienen am 27.2. (Black Blood|Soulfood) 8 Songs (35:38) / erschienen am 17.4. (Twilight) Winterherz, so nennt sich der Herr hinter diesem Soloprojekt, hatte auf seinem Debüt offensichtlich kein Interesse daran, dem Satan zu huldigen, sondern nimmt die Natur in den Fokus. Da werden Sonnenuntergänge beschrieben, sich über den ersten Schnee gefreut und durch stürmische Herbsttage gewandert. Was so zahm klingt, wurde aber glücklicherweise in ein amtliches Schwarzmetall-Gewand gehüllt, das vor allem durch hypnotische Riffs und teils zweistimmigen Gesang eine entsprechend atmosphärische Klangcollage aufbauen möchte. Weitgehend gelingt das dem Herrn Winterherz auch ganz gut, allerdings packt mich das Album an manchen Stellen einfach nicht genug. Vor allem die sperrigen Songlängen sorgen meist keinesfalls für mehr Atmosphäre, sondern dafür, dass ich mich manchmal in diesem ansonsten faszinierenden Wald verirre. 7 / 10 (Dorian Gorr) Symphonischer Extrem-Metal aus Norwegen ist keinesfalls etwas Neues, dennoch schaffen Wallachia es, sich auf ihrem Zweitwerk zu behaupten. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Band flink von Genre zu Genre springt und sich dabei nicht einordnen lässt. Vereinzelnd klingen die Songs nach Dimmu Borgir, dann werden einem thrashige Bay-Area-Riffs kredenzt und auf einmal grunzt Mastermind Lars Stavdal wie ein Eber, bevor es auf einmal einen Ausbruch in eine melodische Atmosphäre mit vielen Synthesizern gibt. Keine Frage, Stavdal weiß, wie er seine Hörer verwirrt. Und das ist gut, denn auch wenn ein bisschen der rote Faden fehlt, bietet „Ceremony Of Ascension“ etliche Stunden der Erkundung und weckt Interesse beim Durchhören. 7 / 10 (Dorian Gorr) Power Metal Progressive Power Metal WHITE SKULL Forever Fight WINTERBORN Farewell To Saints 12 Songs (53:15) / erschienen am 27.3. (Massacre) 8 Songs (29:08) / erschienen am 27.3. (Dynamic Arts|Soulfood) Der neueste Streich der Italiener bietet Power Metal wie er im Buche steht, angereichert mit einer ordentlichen Portion Keyboard-Orchester. Klischeehafte Lyrics, in denen es um Kampf und Rache geht, werden schön in schnellere Nummern eingearbeitet, die sich mit Mid-TempoStampfern abwechseln und mit „Soundicca’s Speech“ hat sogar eine Power-Ballade ihren Weg auf das Album gefunden. White Skull machen nichts falsch, beschreiten allerdings auch keine neuen Wege und schaffen es deswegen nicht, sich ganz aus dem riesigen Power Metal-Mittelfeld zu katapultieren. Songs wie „Attle and Bleda“, „Etzel“ und „Visions“ wissen trotzdem zu gefallen und mit gut einer Stunde Spielzeit kann man eigentlich nichts falsch machen. Power Metaller dürfen also mal antesten. 6 / 10 (Jonathan Geschwill) Es ist nicht zwingend selbstverständlich, dass das zweite Album besser wird als das Debüt, aber Winterborn haben an allen Eigenschaften ihres Erstlings gefeilt und somit ist „Farewell To Saints“ eine Ecke düsterer und progressiver („Last Man Standing“) aber zeitgleich auch eingängiger („Black Rain“) geworden. Mich erinnert die Band stellenweise an Circus Maximus oder Pagan’s Mind („Emptiness Inside“). „Farewell To Saints“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album mit schönen Instrumentalpassagen - bei denen wohl Liquid Tension Experiment Inspiration waren („Nightfall Symphony“). An einigen Stellen hat man zwar das Gefühl, dass man einiges schon mal irgendwo gehört hat, aber daran lässt sich vermutlich auf den nächsten Alben auch noch feilen. Eine Empfehlung für alle Prog-Liebhaber sind diese Norweger zweifelsfrei. 8 / 10 (Jonathan Geschwill) Black Thrash Metal Viking Metal WITCHMASTER Trucizna WOLFCHANT Determined Damnation 9 Songs (32:25) / erschienen am 10.4. (Agonia) 14 Songs (61:03) / erschienen am 24.4. (Massacre) Witchmaster aus Polen sind trotz ihrer Ende April veröffentlichten Wolfchant ihr drittes Studioalbum 13-jährigen Bandgeschichte hierzulande „Determined Damnation“. Gleich zu Beginn merkt man, dass ein fast gänzlich unbeschriebenes Blatt. die Band sich seit dem Vorgänger um einges weiterentwickelt Ob sich dies mit „Trucizna“ ändern hat. Musikalisch wirkt der neue Silberling wesentlich durchwird, ist die Frage. Im Prinzip kommt das rohe Soundgewand dachter. Zudem sollte man auch nicht unerwähnt lassen, dass mit dem sehr schnellen Black Thrash ordentlich daher, aller- die Band Uwe Lulis von Rebellion als Gastmusiker mit dabei dings fehlt auch das letzte Quäntchen Überzeugung. Wirklich hat. Das könnte auch der Grund sein, warum mehr Power in vom Hocker hauen einen die recht hektisch wirkenden und an den Songs enthalten ist. Ein Favorit meinerseits ist „Until The alte Aura Noir erinnernden Songs nicht, vor allen Dingen die End“, der vor allem durch die Power Metal-Einflüsse hervorgeblasteten Black Metal-Passagen wirken eher monoton und sticht. Auch der Titeltrack ist ein Genuss. Einziger Kritikpunkt langweilend, ebenso die uneigenständigen Vocals. Anhand die- an dem neuen Album ist, dass die Songs planlos aneinander geser Fakten lässt sich wohl prophezeihen, dass auf Witchmaster reiht scheinen und ein bisschen die Albenstruktur fehlt. Doch vermutlich kein bahnbrechender Erfolg zukommen wird. das ändert nichts an dem guten Gesamtwerk der Heiden-Truppe. 5 / 10 (David Dankert) 8 / 10 (Carolin Teubert) Seite 73 DVD-REVIEWS - AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN Progressive Metal Rock PAIN OF SALVATION On The Two Deaths Of SAGA Contact - Live In Munich (ca. 263:00) / erschienen am 27.2. (InsideOut|SPV) (ca. 136:00) / erschienen am 27.2. (InsideOut|SPV) Wer Pain Of Salvation kennt, der weiß, wie liebevoll sie ihre Digipacks und CDs aufmachen und wie viel tiefgründigen Humor sie immer wieder beweisen, vor allem live. Wer dies noch nicht weiß, wird spätestens mit dem Erwerb dieser Doppel-DVD völlig abtauchen können in das, was diese Band ausmacht. Von außen betrachtet sieht das Ganze zunächst aus wie eine DVD zu einer Fernsehserie. Aber im Inneren findet man als Season 1 deklariert eine Dokumentation und als Season 2 ein komplettes Live-Konzert, aufgezeichnet im Amsterdamer „Paradiso“. Die Dokumentation zeigt die Band bei der Vorbereitung auf die „Scarsick“-Tour und man erfährt sehr viele private Dinge über die Band, Familienmitglieder und Fanclubs. Zudem gibt es noch massig Extras und Easter-Eggs, wie die „FBI Warning“ und der Ritt zur Hölle, sollte man versuchen, deutsche Untertitel zu wählen. Das Live-Konzert überzeugt sowohl im Bild als auch im hier zuschaltbaren 5.1-Sound. Geboten wird nicht nur Material von „Scarsick“, auch die bisher erschienenen Werke kommen nicht zu knapp, so dass für Fans aus jeder Phase der Bandentwicklung etwas dabei ist. Während sich Daniel Gildenlöw gleich beim Opener „Scarsick“ fast beim Bangen den Hals abschraubt, überzeugen die übrigen Bandmitglieder in erster Linie durch erstaunliche Stimmgewalt, die immer wieder Gänsehautmomente erzeugen. Ob im schwermütigen „Ashes“ oder in der Partykracher-Parodie „Disco Queen“, die Band weiß zu fesseln und hat das Publikum eindeutig im Griff. Ein Höhepunkt ist sicherlich das „Hallelujah“. Für Fans und solche die es werden wollen, ein absoluter Pflichtkauf! 10 / 10 (Michael Haal) Die kanadischen Urgesteine Saga lassen Altrocker-Herzen höher schlagen und zwar mit ihrer neuen DVD „Contact - Live In Munich“. Wenn es auch eher Musik für die meisten Väter der heutigen Metal-Generation ist, zeigen diese älteren Herren nochmal, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Die Hauptshow auf der DVD wurde im Jahr 2007 aufgenommen und zwar war diese Show das Abschiedskonzert für Originalsänger und Gründungsmitglied Michael Sadler. Der besagte Hauptteil besteht aus 23 Songs, die sich kreuz und quer aus der Diskographie der Band rekrutieren, angereichert von klassischen Show-Elementen wie ein Drum- oder Piano-Solo. Vor allem das Piano-Solo ist interessant. Pianist Jim Gilmor holt wirklich einiges aus seinem Keyboard raus und wechselnd fließend in die KeyboardBallade „Scratching The Surface“. Mit einer Spielzeit von zwei Stunden und sechzehn Minuten mag die DVD vielleicht etwas zu lang für Leute sein, die sich bisher nur oberflächlich mit Saga beschäftigt haben, doch für Hardliner dürfte das gebotene Programm umso interessanter sein. Negativ fällt jedoch die Action auf der Bühne auf. Hier fehlen angesichts der Tatsache, dass man es mit einem visuellen Medium zu tun hat, eindeutig die Hingucker. Das Bühnenbild ist ziemlich unspektakulär, das Stageacting kaum vorhanden und selbst das Publikum hört man kaum heraus, so dass nur schwer richtiges Live-Feeling aufkommt. Als Bonus gibt es auf der zweiten DVD neben dem üblichen Schnickschnack, wie einer Bildergalerie, einen Trip mit Saga durch ihre Heimatstadt Toronto sowie einen Mitschnitt eines Akustik-Auftritts. Für Saga-Fans interessant. 6 / 10 (Benjamin Gorr) DEMO-TERRAIN Thrash Metal Melodic Death Thrash Metal Thrash Metal BREWTALITY Thrashed DESPISE & CONQUER Promo WARPATH Damnation 9 Songs (48:25) / erschienen am 21.2. 3 Songs (12:18) / erschienen am 31.3. 8 Songs (39:17) / erschienen im März 2009 Die bayrischen Thrasher der Band, die in ihrem Namen die klischeehaften Essenzen des Metals (Alk und Härte) kombiniert, vergöttern die Thrash Metal-Ikonen der Achtziger. In hörbarer Ikonentreue donnert man hier durch schon oft befahrene Bay Area-Gewässer, verliert dabei aber nicht eine leicht rotzige Rock-Attitüde, welche besonders die rauen Vocals von Tobias Markl verursachen. Musikalisch groovt das ganz nett daher mit mal mehr („Die By The Lord“) und mal weniger („Domination“) Fahrt. Leider ist das ganze oft noch holprig und scheppert durch die Ohrmuschel. Die Vocals sind wenig abwechslungsreich und groß was Neues gibt es nicht. 4 / 10 (Elvis Dolff) Diese Promo geht den klassischen Weg. Statt den Hörer mit einer Unmenge an Songs zu überrumpeln, haben Despise & Conquer aus Herten sich nur drei ihrer Songs herausgepickt und halten das Scheibchen entsprechend überschaubar. Und die Musik ist interessant, (noch) nicht wirklich gut, aber interessant und das ist meist der erste Schritt, den eine Band braucht, um Gehör zu finden. Der thrashige Death Metal, der vor allem die Stimme von Sänger Udo in den Vordergrund hievt, wird mit etlichen Keyboardmelodien unterstützt, so dass es schwer fällt, die Band mit einer namhaften Truppe zu vergleichen. Kurzum: Hier kann man drauf aufbauen. Weiter so! 6 / 10 (Dorian Gorr) Eine Band, die vom Terrorizer Magazin zur „besten Band, die nicht unter Vertrag steht“ gewählt wird, erregt Aufmerksamkeit. Und in der Tat können diese Thrasher mit ihrer lässigen Old-School-Attitüde punkten. Vor allem die knackigen Riffs und der coole Drum-Sound machen viel Spaß. Einzig die Vocals sind es, die an wenigen Stellen noch etwas einbrechen und nicht ganz mit dem Potenzial der restlichen Grundpfeiler mithalten können. Dennoch: „Damnation“ ist eine hervorragende Demo, die nicht zu Unrecht positive Kritiken erhält. Es sollte also nicht mehr allzu lange dauern, bis Warpath unter Vertrag stehen. Thrash Metal-Fans: Merkt euch diesen Namen! 7 / 10 (Dorian Gorr) Seite 74 CD-REVIEWS - NEU AUFGELEGT Doom Metal Black Metal Melodic Black Metal MEMORY GARDEN Tides NAGELFAR Hünengrab im Herbst SEAR BLISS Glory And Perdition 11 Songs (59:30) / erschienen am 13.2. (Vic|PHD) 8 Songs (59:20) / erschienen am 27.3. (Ván) 10 Songs (38:18) / erschienen am 20.2. (Vic|PHD) Mit „Tides“ legen die schwedischen Doom Metaller Memory Garden ihr bereits dreizehn Jahre altes und schon lange vergriffenes Debüt erneut über Vic Records auf. Vergleicht man dieses Debüt nun mit dem letzten Release von Memory Garden, „Carnage Carnival“, fallen sofort zwei Sachen auf. Zum einen ist der Sound für ein Debüt einer bis heute immer noch so unbekannten Band erstaunlich gut, zum anderen sind die damaligen Songs bei weitem noch nicht so überzeugend wie die der letzteren Machwerke. Zwar sind alle elf Songs durchaus hörbar, plätschern jedoch auch mehr oder weniger unspektakulär an einem vorbei. Wirklich negativ fällt hierbei zwar gar nichts auf, allerdings ist „Tides“ größtenteils so highlightarm, dass man nicht nur einmal gegen das Einschlafen kämpft. Da können auch die drei unspektakulären Bonus-Songs nicht mehr viel retten, dieser Re-Release verschwindet recht schnell wieder in der Versenkung aus der er hervor gekramt und neu aufgelegt wurde. 5 / 10 (David Dankert) Ich habe ja noch immer die leise Hoffnung, dass es eines Tages ein neues Album von Nagelfar geben wird, doch ist auch die Neuauflage von deren Debüt „Hünengrab im Herbst“ ein willkommener Anlass, um sich mal wieder mit dieser Pioniermacht der deutschen Black Metal-Szene zu befassen. Im Gegensatz zu späteren Releases wirkt das Debüt, das original im Jahr 1997 erschienen ist, noch holpriger, weniger durchdacht, dafür aber auch impulsiver. Vor allem ein Song wie „Seelenland“ generiert eine schmerzhaft-melancholische Stimmung, während „Bildnis der Apokalypse“ die schnelle, brachialere Seite Nagelfars zum Ausdruck bringt. Mit „Fressen der Raben“ gibt es außerdem noch einen Bonus-Track zu hören, der auf der originalen Version nicht enthalten ist und der durch seine rohe Produktion und den krassen Gesang überzeugt. Wer also bisher noch nicht das Vergnügen hatte, sich mit Nagelfar auseinanderzusetzen, der kann diesen Re-Release als Anlass nehmen und erkennen, wie wegweisend die Band für den deutschen Black Metal war. 8 / 10 (Dorian Gorr) Glaubt man Vic Records, so ist Sear Bliss‘ 2004er Werk „Glory And Perdition“ hierzulande kaum zu erstehen, doch das soll sich mit dem Re-Release dieser Scheibe nun ändern. Sear Bliss zählen wohl unangefochten zu der kleinen Spitze an Metal-Bands, die sich über die Landesgrenzen von Ungarn hinaus einen Namen bei Fans düsterer Schwarzmetall-Klänge machen konnten. Und „Glory And Perdition“ ist für die positive Reputation mitverantwortlich, denn auf diesem Album präsentiert sich die Band um András Nagy von ihrer besten Seite. Statt monoton Blastbeats hageln zu lassen, werden kosmisch angehauchte Synthesizer eingebettet, melodische Riffs gespielt und dann doch wieder die volle Breitseite geboten. Beeindruckend ist dabei, wie vielseitig Nagy das Keyboard einzusetzen vermag und die unterschiedlichsten Klänge aus dem Tasteninstrument zaubert, um so eine beeindruckend mystische Klangkulisse zu schaffen, wie sie hierzulande kaum eine Band erschaffen kann. Ein Sahnehäubchen ist außerdem der Gastauftritt von Attila Csihar. 8 / 10 (Dorian Gorr) Rock Black Metal Black Metal DANKO JONES Sleep Is The Enemy KRYPT Preludes To Death SHINING IV - The Eerie Cold 11 Songs (33:54) / erschienen 2006 9 Songs (50:24) / erschienen 2008 6 Songs (40:46) / erschienen 2005 Die ersten Sonnenstrahlen kommen hervor und das ist genau die richtige Zeit, auch wieder ein Danko Jones-Album auszukramen, um es beim Grillen oder im Auto zu hören. „Sleep Is The Enemy“ klingt eindeutig nach dem eigenwilligen Rocker und wartet zwar ohne Überraschungen auf, aber dafür mit viel guter Laune und geilen Riffs. Höhepunkt des Albums ist eindeutig „First Date“. Da bekommt man gleich selber Lust, eine Lady auszuführen, aber auch die restlichen Tracks wie „Baby Hates Me“ blasen jeden Anflug von Depression weg. Herr Jones hat zwar ein kurzweiliges Album geschaffen, das aber immer wieder seinen Weg in den Player finden wird. 7 / 10 (Jenny Bombeck) Ich trauere Tsjuder noch immer nach. Doch mittlerweile gibt es immerhin Ersatz. Krypt sind die Tsjuder-Nachfolgeband in der Blondschopf Nag nun sein Unwesen treibt. Und tatsächlich, die Songs auf diesem Debüt hätten so auch allesamt auf einen Tsjuder-Release gepasst und überzeugen eigentlich auf gleiche Weise wie Tsjuder es immer konnten, nämlich mit rohem, unverfälschten Black Metal, frei von allen anderen Einflüssen. Dass dieser engstirnige Mix auf Dauer den Hörer nicht langweilt, schaffen nur wenige Bands. Tsjuder und Krypt gehören jedoch zweifellos dazu. Songs wie „Death Satan Black Metal“ oder „Hells Grim Tyrant“ zeigen das. Klasse Album! 9 / 10 (Dorian Gorr) Künstler haben (meist) einen an der Waffel, so auch Niklas Kvarforth, der zweifellos im Fokus bei Shining steht. Und den Menschen Kvarforth mag und sollte man kritisch sehen, musikalisch sind Shining jedoch auch auf ihrem vierten Album über jeden Zweifel erhaben. Kaum eine Band vermag es, so eine düstere Stimmung, so viel Depression, Selbsthass und rohe Gewalt zum Ausdruck zu bringen, wie diese Schweden. Vor allem das Spiel mit Piano-Parts, gefolgt von Black Metal-Riffs und der einzigartigen Stimme Kvarforths, ist ein Erlebnis. Und wenn dann noch gesprochene Samples (unter anderem Christian Bale) zum Einsatz kommen, ist die Gänsehaut perfekt. 8 / 10 (Dorian Gorr) MAL WIEDER REINGEHÖRT Seite 75 LIVE - METAL NIGHT NEUSS METAL NIGHT XX (EVIL ONE + GODS WILL BE DONE + DEPREDATION + THROUGH THE ASHES + RISEN FROM ASHES + DRAGONSFIRE + DESPISE & CONQUER + SUBURB OF HELL + INFERNÄL DEATH) 20. und 21. März - Neuss, Haus der Jugend Text & Fotos: Dorian Gorr I n Neuss wird ein kleines Jubiläum gefeiert: Schon zum zwanzigsten Mal haben die beiden Organisatoren Andi Funke und Esther Maciolek alle Mühen auf sich genommen, um der Neusser Jugend (und auch den erwachsenen Metalheads) ein weiteres kleines Metal-Underground-Spektakel zu servieren. Und anlässlich der Jubiläumsausgabe findet die Metal Night sogar zweitägig statt. Den ersten Tag eröffnen DESPISE & CONQUER, die einen überraschenden Mix aus Death und Thrash Metal, garniert mit Keyboard-Spielereien, präsentieren und damit immerhin ein interessiertes Hinhören ernten, auch wenn die Vocals von Sänger Udo ruhig noch etwas druckvoller aus den Boxen knallen dürften. Weiter geht es mit RISEN FROM ASHES. Die MetalcoreBand kann mit ihrem modernen Sound vor allem die Jugendlichen in der ersten Reihe begeistern, die sich den Klängen der Truppe hingeben und dabei außer Acht lassen, dass das Stageacting so gut wie kein Charisma aufweist. Statt modern bieten DEPREDATION ihren selbstbetitelten Ruhrpottmetal, der sich bei genauerem Hinhören als Thrash Metal älterer Schule entpuppt. Und endlich gibt es auch mal ein wenig Action auf der Bühne zu sehen. Vor allem Gitarrist Benjamin, der auch bei der Kult-Truppe Witchtower im Dienst steht, schmeißt sich in coole Posen und hämmert die Riffs aus seiner Axt. Lediglich Sänger Kai dürfte an manchen Ecken etwas überzeugender und weniger schief herüberkommen, vor allem während der Cover-Version von Testaments „Alone In The Dark“. Wahrlich viel Feuer im Arsch haben schließlich GODS WILL BE DONE, die den ersten Tag mit ihrem Thrash inklusive minimalem Core-Einschlag abschließen. Vor allem Sänger Gulle fegt wie ein Wirbelwind über die Bretter, schleudert den ersten Reihen (unbeabsichtigt) seine langen Dreadlocks ins Gesicht und veredelt zeitgleich Songs wie „Strength Beyond Strength“. Tag zwei beginnt mit einer kleinen Enttäuschung: Die eigentlich geplanten Thyrgrim mussten ihren Auftritt absagen. Der Vorteil: Das Feld wird direkt zu Anfang den Black-Thrashern INFERNÄL DEATH überlassen, die mit geballter AchtzigerKraft ein rohes, kantiges Brett in das Haus der Jugend schleu- Der würdige Abschluss: Evil One dern und den Metalcore-Fans das Fürchten lehren. Dafür eignen sich Songs wie „Satanic Metal Attakk“ hervorragend und auch den coolen „Necroblasphemer“ haben die Jungs mit im Gepäck. Als Ersatz für Thyrgrim konnte man kurzfristig die Jungspunde SUBURB OF HELL verpflichten, die zwar einen modern-angesagten Mix präsentieren, dabei aber beinahe jede Ruhrpott-Metal: Depredation Eigenständigkeit vermissen lassen - trotz Karate-Moves auf der Bühne. DRAGONSFIRE machen es andersrum, hier gibt es keine Karate-Moves, dafür Eigenständigkeit: definitiv die bessere Geballte Achtziger-Kraft: Infernäl Death Wahl. Die Power Metaller beweisen problemlos, dass Power Metal aus dem Underground weder angestaubt noch kopiert klingen muss. Bei dem Bandhit „The Warrior“ kocht die Stimmung gar so über, dass die Band noch spontan Iron Maidens „The Trooper“ nachschiebt. Coole Sache! THROUGH THE ASHES präsentieren daraufhin einen wenig eingängigen Mix aus Death und Thrash Metal mit moderner Schlagseite. Songs wie „The End Of Evolution“ sind zwar weitgehend akzeptabel, doch den großen Innovationspreis gewinnt die Band damit nicht, auch wenn sich Fronter Axel die Lungenflügel kaputt schreit. Für den angemessenen Abschied sorgen schließlich EVIL ONE, die extra aus Frankreich angereist sind, um in OldSchool-Jeanswesten klassischen Thrash Metal darzubieten. Und der Band merkt man ihre Freude auf der Bühne an. Waghalsige Posen bieten ordentlich was fürs Auge, während einem die Riffwand und Songs vom neuen Album „Evil Never Dies“ vor die Stirn gekloppt wird. Zwischendurch darf sogar Infernäl DeathGitarrist Necromaniac mit ins Mikro brüllen und als kleinen Leckerbissen werden noch Accept gecovert. Ein würdiger Abschluss also. Bleibt nur zu hoffen, dass die Organisatoren noch Lust und Energie für weitere zwanzig Metal Nights haben. Die nächste Metal Night findet am 20. Juni statt. Seite 76 LIVE - EKTOMORF Lassen ihre Musik sprechen: Ektomorf EKTOMORF (+ DEBAUCHERY + DRONE + AGGRESSIVE FEAR) 13. April - Essen, Turock Text: Dorian Gorr & Benjamin Gorr | Fotos: Dorian Gorr A weile auch wieder selbst zur Gitarre und schmeißt sich gemeinsam mit dem Session-Gitarristen in die coolsten Rock‘n‘RollPosen. Und Rock‘n‘Roll ist definitiv angesagt. Spätestens Songs wie „3 Riff Hit“ machen klar, dass es sich bei Debauchery um mehr als um eine Death Metal-Band handelt - und dem Essener Publikum gefällt es, so dass „Torture Pit“ und „Blood For The Blood God“ noch einmal richtig abgefeiert werden, unter anderem mit einer Wall Of Death. EKTOMORF nutzen den angestiegenen Hitzepegel und laden gemeinsam zum Hüpfen ein. Bandleader Zoltán Farkas ist zwar stimmlich keineswegs in Topform, doch wird dieser Umstand gekonnt durch den groovigen Sound kaschiert. Übermäßige Ansagen gibt es auch gar nicht, Ektomorf lassen lieber die Musik sprechen. Ob „Rat War“, „Nothing Left“ oder „What Doesn‘t Kill Me“, die Songs kommen allesamt hervorragend an und sorgen dafür, dass man die Erschütterung der auf und ab hüpfenden Metaller vermutlich noch draußen vor dem Turock spüren kann. Für zusätzlichen Zunder sorgt außerdem der BandHit „Outcast“, bevor sich Ektomorf verabschieden. GGRESSIVE FEAR heißt das Trüppchen, das an diesem Abend als Anheizer fungiert. Und in der Tat ist es den Jungs und ihrer Mischung aus Thrash, Death und Hardcore vergönnt, ein paar Pommesgabeln zu ernten. Die große Begeisterung bleibt jedoch noch aus. Diese bricht jedoch bereits während der ersten Klänge von DRONE aus. Die Metal Battle-Gewinner um Sänger und Gitarrist Mutz verkaufen ihren Neo Thrash Metal mit so viel Elan und Körpereinsatz, dass es eine Freude ist, der Truppe zuzuschauen. Zwischendurch klettert Mutz auf Boxen, springt im Spagatsprung wieder auf die gemütliche Turock-Bühne, während sich seine Axt-Kollegen und auch Schlagwerker Felix dem Kollektiv-Propeller hingeben. So viel Energie springt natürlich problemlos auf das Essener Publikum über, das sich an Songs wie „Boneless“, „Motör-Heavy Piss-Take“ und „Piss Drunk“ erfreut. Im ersten Moment scheinen DEBAUCHERY da weniger warm empfangen zu werden, denn auf die lässige, Motörheadaffine Begrüßung, die der blutüberströmte Bandboss vom Stapel lässt, reagieren noch die wenigsten. Allerdings dauert es keine zwei Songs, ehe das Turock aufgetaut ist und den Groove der Band abfeiert. Dabei konzentrieren sich Debauchery vornehmlich auf neueres Material, was unter anderem dazu führt, dass man auch wieder mehr Brutal Death Metal der Marke „Savage Mortician“ auf die Ohren bekommt. Der Keyboard-SampleEinsatz hält sich dankenswerterweise relativ im Hintergrund, so dass Groove und Todesmetall regieren. Thomas greift mittlerSeite 77 Blutüberströmter Rock‘n‘Roll: Debauchery LIVE - CHRIS WITCHHUNTER MEMORIAL CONCERT Riffs, während Martin sich seine Lungenflügel wund schreit und sich voller Freude ein breites Grinsen nicht verkneifen kann. Die anschließenden PARADOX legen eifrig nach und versorgen die Anwesenden mit 40 Minuten Speed-Thrash mit leichtem Power Metal-Einschlag. Musikalisch sind Songs wie „Infected“ oder „Pray To The Godz Of Wrath“ nicht verkehrt, doch am faszinierendsten an der Show ist es definitiv, Charly Steinhauer und Kai Pasemann beim Abgehen zuzuschauen. Wie zwei Verrückte hüpfen die beiden Gitarreros über die Bühne und ziehen Grimassen. Anschließend stehen Eure Erben auf der Bühne, allerdings unter dem Namem DARKNESS, wie sich die Vorgängerband nannte. Und entsprechend hat man auch das Set modifiziert und spielt diverse Achtziger-Thrash-Songs, wie „Death Squad“, die einem die geballte Old-School-Keule vor den Latz knallen. Lediglich der fiepsige Gitarren-Sound nervt auf Dauer etwas. Und auch bei den folgenden ASSASSIN ist der Sound alles andere als optimal. Die Vocals des wütend in die Runde blickenden Robert schallen leider viel zu leise aus den Boxen. Für die Position am Bass hat man übrigens (zumindest für diesen Abend) Erazor-Basser Fredi anheuern können, dessen kopfloser Bass für einige Hingucker sorgt. Dann geht es langsam in die Vollen. Mit dem lässigen ReggaeIntro melden sich HOLY MOSES zu Wort. Frontröhre Sabina Classen lässt zwischen ihren wutentbrannten Schreien ein paar warme Worte in Richtung Himmel erklingen, wo die Kuttenträgerin ihren Kumpel Chris Witchhunter jetzt vermutet und ist sich sicher, dass Chris sich gerade den Arsch abfreuen würde, dass so viele Old-School-Thrasher zusammengefunden haben. Als Gast kommt unterdessen Axel Rudi Pell-Mitglied Ferdy auf die Bühne, um gemeinsam mit Holy Moses zu rocken und Chris so TriDer finale Adrenalinkick: Sodom but zu zollen. Außerdem lässt „die Classen“ weiterhin verlauten, dass sich die Wacken-Organisatoren bei ihr per SMS gemeldet CHRIS WITCHHUNTER MEMORIAL CONCERT hätten und ebenfalls eine Spende tätigen würden, wofür es na(SODOM + TANKARD + DESTRUCTION + ARTILLERY türlich regen Applaus und den ein oder anderen „Witchhunter“+ HOLY MOSES + ASSASSIN + DARKNESS + PARADOX Chor in der Turbinenhalle gibt. Bei all dem Drumherum soll+ THE PROTECTORS + WORTMORD + BLACKFIRE) te jedoch nicht vergessen werden, dass hier nicht nur was fürs Herz, sondern auch für den Nacken geboten wird, denn Holy 11. April - Oberhausen, Turbinenhalle Moses packen die geballte Thrash-Keule aus. „Nothing For My Mum“, „Master Of Disaster“ und „End Of Time“ sorgen unter Text & Fotos: Dorian Gorr anderem für viel Action vor der Bühne. Ähnlich viel Wärme und Bezug zum Event bringen ARTILs war der 8. September, den Thrash-Fans wohl als schwarzen LERY nicht mit. Die Dänen waren ursprünglich nur als Ersatz Tag der Musikgeschichte in Erinnerung behalten werden. für Destruction vorgesehen, als diese einige Monate vorher An diesem Tag starb ex-Sodom-Schlagzeuger Chris „Witchhun- auf Grund einer Flyer-Lappalie ihren Auftritt abgesagt hatten. ter“ Dudek. Um Chris noch einmal Tribut zu zollen und zeit- Dennoch wollten die Veranstalter die wiedervereinigte, größte gleich Geld für Chris‘ Mutter zu sammeln, findet sich an diesem dänische Thrash-Band nicht wieder vom Billing streichen, als wunderschönen Samstag so ziemlich alles zusammen, was im Schmier es sich anders überThrash Metal Rang und Namen hat. legte. Und musikalisch haAls BLACKFIRE, die Band von ex-Sodom-Gitarrist Frank ben die Jungs nichts verlernt. Blackfire, auf der Bühne stehen, um als erste einen metallischen „Khomaniac“ und „Terror Gruß an Chris zu schicken, verwenden noch viele den Vorplatz Squad“ zünden nach wie vor der Turbinenhalle, um sich an mitgebrachtem Bier zu erfreuen. und auch die neuen Songs Gleiches gilt für WORTMORD. Die frisch gegründeten „10.000 Devils“ und „When Thrasher feiern auf dem Memorial Concert ihre Live-Premiere Death Comes“ machen deutund schlagen sich den Umständen entsprechend sehr passabel, lich, dass Artillery hier nicht auch wenn der Sound etwas matschig herüberkommt. fehl am Platze sind. Einzig Unter diesem Problem leiden auch THE PROTECTORS. die Optik lässt etwas zu wünDie (teils) schwedische Neuauflage von Protector, mit Martin schen übrig. Vor allem die Missy am Gesang, zaubert aber dennoch mit Songs wie „Go- beiden Stützer-Brüder stehen lem“, „Holy Inquisition“ oder „Kain And Abel“ ein Lächeln auf wie angewurzelt auf den Bretdie Gesichter der mittlerweile zahlreicher vorhandenen Anwe- tern und ziehen ein Gesicht, senden. Vor allem die flotten Double-Bass-Teppiche kommen als würden sie gerade eine Rocken mit Herz: Holy Moses überaus tight und harmonieren perfekt mit den Old-School- Darmspiegelung bekommen. Seite 78 E LIVE - CHRIS WITCHHUNTER MEMORIAL CONCERT Hatte Tränen in den Augen: Schmier von Destruction 140 Kilogramm geballte Erotik: Tankard Anschließend wird es herzergreifend. Tom Angelripper, MitNach so viel Action könnte man fast schon befürchten, dass veranstalter des Konzerts, kommt auf die Bühne und kündigt die Thrasher nicht mehr fit für den Hauptact sind, doch die Turan, dass Chris‘ Familie gerne ein paar Worte an die Anwesen- binenhallen-Besucher beweisen Kondition, so dass SODOM auf den richten möchte. Bruder, Schwester und Mutter Witchhunter gut gefüllte Reihen blicken können, als sie um kurz nach Mitstellen sich anschließend auf die Bühne und werden von einem ternacht die Bühne für neunzig Minuten Thrash Metal betreten. „Witchhunter, Witchhunter“-Chor überrollt. Mama Witchhunter Mit „Napalm In The Morning“ entzünden die Ruhrpott-Veterabedankt sich höflich, dass die Metal-Fans ihren Sohn heute so nen gleich das Feuer im Publikum, das vor allem in den ersten feiern würden und Chris‘ Schwester betont, dass Mama Witch- Reihen kollektiv auszurasten scheint und die Bandklassiker der hunter ihren Sohn stets in seiner Musikleidenschaft unterstützt Marke „Obsessed By Cruelty“ und „Sodomized“ abfeiert. Ob habe, wofür es natürlich noch einmal extra viel Applaus gibt. es tatsächlich notwendig ist, dass zwischendurch noch einmal Danach ist die Stimmung so aufgeheizt, dass DESTRUC- Witchhunters Bruder die Bühne betritt und eine eher peinliche TION nur gewinnen können. Daran, dass Schmier auf Grund Ansage tätigt (O-Ton: „Chris hat für Sodom gelebt!“), bevor er scheinbarer Ego-Probleme das Event noch Monate vorher sau- mit seiner Schwester einen schiefstimmigen „Witchhunter“sen lassen wollte, scheint in dem Moment niemand zu denken. Chor anstiftet, sei einmal dahin gestellt. Die Stimmung sinkt daStattdessen wird das Thrash-Urgestein gnadenlos abgefei- durch nur kurzfristig und kann mit „Witching Metal“ und „Agent ert. Nachdem der Hüne und seine Gesellen mit dem frischen Orange“ problemlos wieder aufpoliert werden. Zwischendurch „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“ eröffnen, zerschlagen Destruction aber werden noch die ehemaligen Sodom-Mitglieder Andy Brings jeden Gedanken daran, dass sie ihre Klassiker vernachlässigen und Frank Blackfire auf die Bühne geholt, Schlager-Metal in würden. Das Metzger-Doppelpack „The Butcher Strikes Back“ Form von „Aber bitte mit Sahne“ geboten und als besonderen und „Mad Butcher“ steht ebenso auf dem thrashigen Speiseplan Hingucker The Battalions Tore auf die Bretter gebeten, um als wie „Life Without Sense“, „Nailed To The Cross“, das textsicher Sänger das Motörhead-Cover „Iron Fist“ zum Besten zu geben. von der gesamten Turbinenhalle mitgebrüllt wird, und natürlich Die Stimmung könnte kaum besser sein, allerdings beweist das das obligatorische Finale in Form von „Total Desaster“. Weiter- Finale in Form von „Ausgebombt“, nach dem Sodom erstmals hin erarbeitet sich Schmier Sympathien zurück mit seinen leicht die Bühne verlassen, sowie „Remember The Fallen“ und natürpathosgetränkten Ansagen und der Bekundung, dass er mit den lich „Bombenhagel“, das Sodom die Show noch einmal mit eiTränen zu kämpfen hatte, als Chris‘ Mutter derart warmherzig nem besonderen Adrenalinkick beenden. begrüßt wurde. Ende gut, alles gut. Es ist 1.35 Uhr, als ein ereignisreicher Tag sein Ende nimmt Doch Ende ist in Oberhausen noch lange nicht. Vorher gibt es und die kaputtgethrashten Massen an die frische Luft strömen noch „140 Kilogramm geballte Erotik“, wie sich TANKARD- (das war ab 20 Uhr nicht mehr möglich, zumindest nicht, wenn Sänger Gerre selbst vorstellt. Es wäre in man wieder hinein wollte - Grund: unbeChris‘ Sinne gewesen, dass die Anwesenden kannt). Manche haben Zelte aufgeschlagen SODOM-SETLIST heute alle ihren Spaß haben, ist sich der beund übernachten auf dem steinigen, unebeleibte Lockenkopf und Anti-Weight-Watcher Napalm In The Morning nen Boden vor der Halle, andere legen sich weiterhin sicher. Und für jede Menge Spaß, Outbreak Of Evil einfach irgendwo in ihr Auto und einzelne aber auch thrashige Nackenaction sorgen The Saw Is The Law Thrasher haben sich derartig viele Lampen Tankard problemlos. Ob „Zombie Attack“, Sodomized ausgeschossen, dass sie einfach auf der Trep„Slippin‘ From Reality“, „Chemical InvaCity Of God pe zur Halle liegen bleiben. Sie alle können sion“, „666 Packs“ oder „Octane Warriors“ Obsessed By Cruelty zufrieden sein, denn sie haben Thrash-Gevon der jüngsten Platte - die Turbinenhalle Agent Orange schichte erlebt und abgefeiert. Ob es noch tobt. Und auch Gerre bewegt seinen BierWitching Metal einmal ein Thrash-Event mit einem entsprebauch eilig über die Bühne und wirkt trotzIron Fist (Motörhead-Cover) chendem Line-Up geben wird, ist unklar, dem nur sehr vereinzelnd außer Atem. Und One Step Over The Line auch wenn Tom Angelripper andeutete, dass genug Kraft, um für die ganze Halle „FreiWachturm man daraus ja eigentlich ein regelmäßiges bier“ zu fordern oder die Zuschauer mit auf Blasphemer Event machen könnte. Man wird sehen, im eine Reise nach „Beermuda“ zu nehmen, hat Aber bitte mit Sahne Namen der Authentizität und Aufrichtigkeit der Spaßmacher immer übrig. Das Ende des Ausgebombt sei nur die Hoffnung gewahrt, dass sich das Auftritts markiert schließlich der obligatori---------------------------------einmalige Benefizkonzert nicht in ein komsche Partysong „(Empty) Tankard“, der für Remember The Fallen merzielles Ausschlachten unter dem Banner jede Menge Hüpferei vor der Bühne sorgt. Bombenhagel des Tributs an einen toten Musiker verwanGroßartig! delt. Seite 79 LIVE - GOJIRA | SHAKRA GOJIRA 16. April - Köln, Underground Text & Foto: David Dankert N achdem Gojira in Frankreich ohnehin seit einiger Zeit mit Lorbeeren überschüttet werden und sie auch auf der letzten In Flames-Tour durchweg gute Kritiken bekamen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Franzosen auf eine eigene kleine Headliner-Tour durch Deutschland begeben würden. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Kölner Underground doch gut gefüllt ist, als GOJIRA die Bühne gegen 21 Uhr betreten. Mit dem Ausgehen der Lichter und dem Beginn des Konzerts steigt auch sofort die Stimmung schlagartig, so dass die Band eigentlich leichtes Spiel hat und umgehend punktet. Dass der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben „From Mars To Sirius“ und „The Way Of All Flesh“ liegt, gefällt dem Publikum ebenso offensichtlich wie die imposant und genau richtig eingesetzten Projektionen auf der Leinwand im Hintergrund. Auch die Lightshow ergänzt ideal Songs wie „Flying Wales“, „Art Of Dying“ oder „Blackbone“ und so ernten Gojira von Song zu Song immer dickeren Applaus, ehe sie nach knapp einer Stunde das erste Mal Setzen ihre Projektionen perfekt ein: Gojira die Bühne verlassen. Doch das Kölner Underground lässt sich nicht lange bitten und brüllt die Deather für eine weitere halbe Stunde zurück auf die Bühne, ehe Gojira das Set endgültig mit dem stark abgefeierten „Vacuity“ abschließen und sich eine verschwitzte, zufriedene Meute auf den Heimweg macht. SHAKRA (+ POLUTION + INFINITE HORIZON) 19. April - Essen, Zeche Carl Text: Dorian Gorr & Benjamin Gorr | Fotos: Dorian Gorr I m ersten Moment wirkt die Zeche Carl arg leer. Zumindest als INFINITE HORIZON sich noch auf der Bühne tummeln, geht kaum etwas vor selbiger. Dabei sind die progressiven Power Metaller gar nicht mal so verkehrt in ihrer Rolle als Anheizer. Songs wie „The Reaper“ sind weitgehend okay, lediglich an ihrer Bühnenausstrahlung sollte die Truppe schleunigst arbeiten, denn wie soll man erwarten, dass vor der Bühne Action aufkommt, wenn die Musiker selbst wie angewurzelt herumstehen und auf ihre Instrumente starren? POLUTION scheinen da mehr Erfahrung zu haben, auch wenn die Band aussehenstechnisch eher an die brave Schwiegermutter-Liebling-Studenten-WG von nebenan erinnert. Rockstars sehen optisch jedenfalls anders aus. Doch was die Truppe von der Optik her nicht bringen kann, holen sie problemlos mit der Musik wieder rein. Puren Rock‘n‘Roll, veredelt durch eine rockig-rotzige und doch nicht zu trashige Reibeisenstimme sind der ideale Aufwärmer und räumen die Gehörgänge angenehm auf. Neben eigenen Killern wie „Same Shit, Different Day“ gibt es auch noch das Cover des Klassikers „R.A.M.O.N.E.S.“ auf die Ohren, bevor die Band mit ihrem ganz eigenen Mix aus Rose Tattoo, Lynyrd Skynyrd und Motörhead weitermacht. Im Auge behalten! Dennoch sind es schließlich SHAKRA, die hier abräumen. Die Schweizer geben von Sekunde eins an Vollgas und haben Essen problemlos im Griff. Hingucker ist dabei Mark Fox mit seinem recht tuckigen Stageacting. Doch stimmlich hinterlässt der mit Kajal geschminkte Sänger einen super Eindruck und setzt Songs wie „Inferno“, „Chains Of Temptation“ oder „Now Or Never“ perfekt um. Auch an neues Material vom vor zwei Tagen erschienenen Album „Everest“ wagt sich die Band heran und zaubert unter anderem „Ashes To Ashes“, „Love & Tuckiger Hingucker: Mark Fox von Shakra Pain“ und „Insanity“ aus dem Hut, die überraschenderweise gut ankommen, was wohl für die Songs spricht, denn nur die wenigsten werden bereits zwei Tage nach dem Release das Album bereits im Plattenschrank stehen haben. Nervig sind nur die kleineren Verstärkerprobleme, die immer mal wieder für ein Fiepen und ähnliche Querelen sorgen, aber abgesehen von diesen Bagatellen bieten Shakra eineinhalb Stunden feinsten Hard Rock. Seite 80