Hallo, wie geht`s?
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Hallo, wie geht`s?
ERSTER: DER PLATZ MIT DER SCHÖNSTEN AUSSICHT. Wer einmal ganz oben war, weiß: Die Zielflagge als Erster zu sehen, bedeutet die Strecke auswendig zu kennen und auch bei 290 km/h nicht die Nerven zu verlieren. Man handelt instinktiv und verlässt sich ganz auf Wagen und Reifen. Und wer in der DTM fährt, hat auch allen Grund dazu. Denn Dunlop rüstet die DTM exklusiv mit Reifen aus. Rennreifen, seit Jahren im Motorsport getestet und weiter entwickelt. Immer mit derselben Überzeugung: Jeder Rekord kann gebrochen werden. DER BESTE PLATZ IST IMMER GANZ VORNE www.dunlop.de Vorwort des Autors Helden vergisst man nicht … as macht eigentlich der Böhringer, der alte Greger oder der Linge? Solche Fragen, gestellt von Fans und Freunden, geisterten immer wieder durch die Gegend. Antworten wusste meist niemand, es sei denn, man machte sich gezielt ans Recherchieren. Aus dieser Ratlosigkeit heraus entstand vor gut vier Jahren die Idee, eine Serie über die Befindlichkeit unserer Rennsporthelden, Manager und Macher der 60er-, 70erund 80er-Jahre dauerhaft zu platzieren. Mit kurzen, knackigen Texten und Fotos von damals und heute. ei den Kollegen von «MOTORSPORT aktuell» habe ich für die Idee auf Anhieb viel Begeisterung vorgefunden – und schon war die Serie «Hallo, wie geht’s?» geboren. Seit Januar 2000 sind exakt 182 Folgen erschienen, in den beiden ersten Jahren begleitet von Bilstein, danach bis heute von Partner und Präsenter Dunlop. Der Hanauer Reifenhersteller passt mit seiner über 100-jährigen Motorsporttradition sowieso bestens zu unseren Serienhelden, von denen viele ihre Siege und Meistertitel auf Dunlops schwarzem Gold erzielt haben. Bereits seit letztem Jahr können übrigens alle «Hallo, wie geht’s?»-Folgen auch im Internet über die Homepage www.dunlop.de aufgerufen und heruntergeladen werden. ie unverändert gute Resonanz hat dafür gesorgt, dass die Serie bei den Fans fast schon Kultstatus hat und dank Dunlop und MSa nun ins fünfte Jahr durchstarten kann. Dunlop und MSa präsentieren überdies hiermit auch die vierte Auflage des beliebten Sonderdrucks mit allen bisher erschienenen 182 Einzelbeiträgen. W B D rotz zeitraubender Kleinarbeit beim Recherchieren der Wohnorte und Telefonnummern sowie bei der Beschaffung alter und neuer Fotos ist der Spassfaktor für mich als Autor unverändert gross. Wenn man die meisten Karrieren derer selbst miterlebt hat, die man jetzt zu ihrer Befindlichkeit ausfragt, ist schon allein das Gespräch ein Erlebnis. Vergleichbar mit einer kurzen Reise in eine Rennsportzeit, die sicher nicht die schlechteste war. Der Motorsport hat mit und von den Helden von damals gut gelebt, verdammt gut sogar. Deshalb haben sie es auch nicht verdient, in Vergessenheit zu geraten. o ist diese Serie für mich im Laufe der Zeit auch zu einer Art Verpflichtung geworden, die Erinnerung an jene wach zu halten, die uns seinerzeit viel Freude auf und neben der Rennpiste bereitet haben. Zusammen mit unseren Partnern Dunlop und der Messe Essen wurde deshalb auch das jährliche «Klassentreffen» initiiert, zu dem alle vorgestellten ehemaligen PS-Fürsten am zweiten Samstag der Motorshow nun schon zum vierten Mal nach Essen kommen. Der Zuspruch ist ernorm, die Wiedersehensfreude gross. Vor allem bei denen, die sich 30 Jahre und länger aus den Augen verloren hatten. Allgemeiner Tenor: «Eine wunderbare Gelegenheit, wenigstens einmal im Jahr alte Freunde zu treffen. Und weitaus besser, als sich immer nur aus traurigem Anlass auf diversen Friedhöfen über den Weg zu laufen.» ans, Freaks und Freunden von «Hallo, wie geht’s?» wünsche ich auch mit der vorliegenden 4. Auflage des Nostalgie-Booklets viel Spass. Rainer Braun T S F 3 Inhaltsverzeichnis MSa-Jahrgang 2002 MSa-Jahrgang 2003 Behrmann, Klaus: Höhen und Tiefen 98 Beule-Mühren, Marion: Madame Courage 99 Braun, Hans: Karriere im Käfer 100 Bross, Helmut: Der Vau-Fighter 101 Cassani, Manfred: Schrott und Siege 102 Danco, Fritz: Der alte Fritz 103 Dauer, Jochen: Power mit Dauer 104 Dongus, Lothar: Der Fitness-Freak 105 Engeman, Liane: Der blonde Engel 106 Eppelein, Heinz: Der BMW-Pionier 107 Eymann, Dr. Dieter: Zurück ins Leben 108 Fischhaber, Toni: Tölzer Triumphator 109 Fuchs, Heinz: Der Formel-Fuchs 110 Hähn, Helmut: Ein Leben für Alfa 111 Hardt, Dieter: Der Öl-Baron 112 Hegels, Dieter: Der stille Meister 113 Hero, Manfred: Manfred the Hero 114 Huhn, Robert F.: Sieg für die Airline 115 Klapproth, Günther: Der Perfektionist 116 König, Kurt: Fränkisches Fahrtier 117 Kremer, Erwin: Doppel-Jubiläum 118 Leinenweber, Fritz: Porsche-Jünger 119 Lins, Rudi: Der Gipfelstürmer 120 Loos, Georg: Der Porsche-König 121 Maas, Alfred: Chef-Zeitnehmer 122 Mantzel, Wolf Dieter: Der Totgesagte 123 Maring, Ernst: Pilot und Erbauer 124 Mertel, Rainer: Der Ring-Kämpfer 125 Mezger, Hans: Der Powermann 126 Müller sr., Siegfried: Gentleman Driver 127 Müller, Fritz: Der Mann mit Hut 128 Ortner, Johann: Der Abarth-Bändiger 129 Reisenbichler, Lili: Lili und die Machos130 Schimpf, Eckhard: Herr der Moneten 131 Schmarje, Christian: Der Mini-Mann 132 Schneider, Gerhard: Frust statt Lust 133 Stenzel, Reinhard: Jubel & Tragödien 134 Stockmar, Jürgen: Quattro-Künstler 135 van Lennep, Gijs: Hollands Bester 136 v. Brauchitsch, Manfred †: Silberpfeil-Idol 137 Waldhier, Franz: Der schöne Franz 138 Walter, Heini: Schweizer Legende 139 Waxenberger, Erich: Super-Stratege 140 Weisheidinger, Johann: Untergrund-Mann 141 Wendlinger sr., Karl: Ein Idol aus Tirol 142 Wilcke, Wolfgang: Löwe von Zolder 143 Akersloot, Han: Spass und Spiele 144 Becker, Heinz: Der Cup-Spezialist 145 Besier, Günther: Ein flinker Kater 146 Blank, Arthur: Mister Powerslide 147 Braungart, Martin: Der Vordenker 148 Christmann, Werner: Der Terminator 149 Damler, Dieter: Das ZDF-Urgestein 150 Eggenberger, Ruedi: Titel-Architekt 151 Faltz, Rüdiger: Racer mit Herz 152 Flohr, Wolfgang P.: Grosser Zampano 153 Frère, Paul: Leben voller Autos 154 Furtmayr, Ernst: Der Alleskönner 155 Gäb, Hans Wilhelm: Der Sportmanager 156 Gartmann, Dieter: Der Capri-Drifter 157 Glotzbach, Dieter: Dunlops Frontmann 158 Haider, Sepp: Der Driftkönig 159 Hetzer, Heidi: Berlins PS-Lady 160 Heuser, Charlotte: Treue Toyota-Seele 161 Kling, Alfred: Der DKW-Schwabe 162 Koch, Gerhard: Flotter Spediteur 163 König, Willy: Der Überflieger 164 Konrad, Anton: Der Vau-Mann 165 Linzen, Peter: Rallye-Botschafter 166 Lotterschmid, Kurt: Der Dickschädel 167 Lyding, Wilhelm: Macher & Mentor 168 Noell, Alfred: Alis 7. Sinn 170 Oebels, Hubert: Trips-Weggefährte 171 Pauli, Peter: Ring-Zeitnehmer 172 Piedade, Domingos: Multi-Manager 173 Pon, Ben: Der Weinkönig 174 Rosche, Paul: Der Nocken-Paule 175 Ruch, Gerd: Mustang-Reiter 176 Schoppe, Urban: Das Kraftpaket 177 Schornstein, Dieter: Der Markentreue 178 Seegers, Heinz: Der scharfe Hund 179 Singer, Norbert: Porsche forever 180 Steckkönig, Günter: Flotter Ingenieur 181 Steinmetz, Klaus: Der Italien-Fan 182 Stureson, Per: Stiller Schwede 183 Teves, Thomas: Kekes Teamkollege 184 von Bayern, Poldi: Prinz Vollgas 185 von Gundlach, Horst: Mr. Unverwüstlich 186 v. Hohenzollern, Ferfried: Prinz Vollgas II 187 v. Kahlen, Sigismund: Der Sportpolitiker188 Wallrabenstein, Günther: Bananenbieger 189 Werner, Michael: Das ewige Talent 190 Behrmann, Klaus (MSa 41/2002) 98 Höhen und Tiefen laus Behrmann kann als einer der früK hen Mercedes-Botschafter im Tourenwagensport gelten. Zwischen 1960 und 1971 wuchtete der Automobilkaufmann aus Norderstedt vor den Toren Hamburgs seine 220 SE, 300 SE und 300 SEL über die damals reichlich vorhandenen Flugplätze und Rallyepfade. Professionelle technische Vorbereitung, eine ausgeprägte Liebe zum Detail und seine fahrerischen Möglichkeiten liessen Behrmann eine Ausnahmeposition bei den Privatiers einnehmen. Technik-Transfer durch Mercedes-Mann Erich Waxenberger und den jungen Hans Werner Aufrecht sorgte auch dafür, dass Behrmann im 6,3-Liter-SEL schliesslich alles in Grund und Boden fuhr. Zuletzt donnerte der Autohausbesitzer sogar mit 7,2 Liter Hubraum und annähernd 400 PS durch die Gegend. Nur zwei Punkte fehlten ihm 1966 zum Gewinn der Rundstrecken-Meisterschaft, und bei den 6 Stunden von Paul Ricard 1971, einem EM-Lauf, wurde er zusammen mit Jean-Pierre Jabouille und José Dolhem Gesamtvierter. Der Gesamtsieg bei der Sachs-Baltic-Rallye 1965 und drei norddeutsche Meistertitel runden die Bilanz ab. Der Tod seiner Mutter und die daraus resultierenden geschäftlichen Verpflichtungen bewogen ihn Ende 1971, den Rennsport aufzugeben. Aus dem Hobby-Rennfahrer ist inzwischen ein Multi-Geschäftsmann geworden. Neben dem Mercedes-Autohaus zählen ein Hotel, mehrere Restaurants und ein Reiterhof zu seinem kleinen Imperium. Als Hobby leistet er sich eine Entenzucht mit ca. 50 verschiedenen Entenund Gänse-Arten. Mit Hilfe seiner Kinder Axel (43), Anette (40) und Anja (35) kümmert sich Behrmann (68) um alles selber, «sonst würd’s in meinem Leben ja langweilig». Dieses hatte für ihn und seine Frau Christel, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist, nicht nur Erfolg und Wohlstand parat: Um zwei Krebserkrankungen «mit Lebensmut und eisernem Willen» zu besiegen, musste er insgesamt acht Operationen über sich ergehen lassen. Und kaum war das geschafft, war seine Frau mit einer komplizierten Lungen-Operation an der Reihe. «Wir denken positiv und lassen uns nicht unterkriegen», lautet die Devise der beiden. Seinen 300 SEL im furchterregenden Look von ’71 hegt und pflegt er noch immer – trotz traumhafter Kaufofferten aus aller Welt. «Dieses Auto ist unverkäuflich», tut Behrmann kund. «Es erinnert mich jeden Tag aufs Neue an die schönsten Jahre meiner Rennsportzeit.» Gegner besiegt: Behrmann 1971 Krebs besiegt: Behrmann heute Optischer Leckerbissen: Behrmanns 300 SEL 7,2 V8 in Paul Ricard 1971 Beule-Mühren, Marion (MSa 48/2002) Madame Courage arion Beule hatte schon als 14-Jährige M im Kart gelernt, sich gegen die MachoMänner durchzusetzen. Dass die Herren 99 mit schneller weiblicher Konkurrenz nicht immer galant umspringen, gehört mit zu den ältesten Erkenntnissen des Rennsports. Mit Kampfstärke und guten Resultaten brachte es die Schwester der Kart-Spitzenfahrer Achim und Rainer «Zorro» Beule bis zum Junioren-WM-Kader der Nationalmannschaft. Dass sie ausgerechnet bei der Kart-Weltmeisterschaft 1980, wo sie nach zweitbester Trainingszeit aus der ersten Startreihe ins Rennen ging, von «irgendeinem wildgewordenen Kerl» an der ersten Ecke abgeschossen wurde, gehört zu den eher leidvollen Erfahrung aus dieser Zeit. Umso reizvoller schien ihr die Herausforderung, ab 1983 im Ford Fiesta Ladies Cup «mal nur gegen Frauen anzutreten». Die Damen-Rennserie befand sich gerade im zweiten Jahr, als die couragierte KartPilotin die Fronten wechselte. Besonders gesittet ging’s allerdings auch hier nicht zu, denn die Akteurinnen droschen mit identischen Fiesta XR 2 Sport gnadenlos aufeinander ein. Obwohl die Werbefachfrau aus Hagen fast immer in der Spitzengruppe zu finden war, schaffte sie den Titelgewinn erst drei Jahre später. Lang- streckenpokal und Formel Opel waren die nächsten Stationen, bevor Marion Beule gleichermassen Motivation und Fahrspass abhanden kamen. Deshalb zog sie 1991 den Schlussstrich unter die Rennerei und heiratete wenig später mit dem Wegberger Automobilkaufmann Konrad Mühren jenen Mann, den ihr der bekannte Fussball-Manager Norbert Pflippen sieben Jahre zuvor beim Ladies-Cup-Lauf in Zolder erstmals vorgestellt hatte. Heute lebt die inzwischen 38 Jahre alte Ex-Rennfahrerin mit ihrem Ehegatten (der sein Autohaus verkauft hat und stattdessen Motor-Yachten vertreibt) unverändert in Wegberg bei Mönchengladbach und hat nahezu jeden Kontakt zum Rennsport verloren. Selbst die Fernsehübertragungen von der Formel 1 und der DTM schaut sie sich nur sehr unregelmässig an. Dafür engagiert sie sich im gemeinsamen Bootsgeschäft, pflegt mit Begeisterung den Garten und kümmert sich um Schäferhund «Farus». Seit ein paar Monaten hat sie mit regelmässigem Jogging angefangen, «weil man was für die Gesundheit tun muss, um mobil und fit zu bleiben». Und irgendwann, wenn es die Zeit erlaubt, würde sich Marion gerne der modernen Malerei widmen. «So richtig mit Farbe und Leinwand und vielen Klecksen.» Karriere mit Ford: Marion Beule 1983 Haushalt und Hund: Marion Beule 2002 Frauenpower im Ladys-Cup: Marion Beule 1983 als eine von 20 Fiesta-Damen Braun, Hans (MSa 06/2002) 100 Karriere im Käfer ans Braun war der wohl spektakulärste H VW-Käfer-Pilot der 60er-Jahre. Unverwechselbar seine ausserirdischen Drifts, leicht verwechselbar hingegen sein Name. Denn zu dieser Zeit tobten übrigens noch drei weitere, ziemlich erfolgreich rennende Brauns mit dem Vornamen Hans über die Rennstrecken: Einer aus Nürnberg im Mercedes 220 SE, einer aus Wiesbaden im Alfa Romeo Giulia TI und einer aus Rüsselsheim im Glas 600. Keiner allerdings fuhr so brutal quer wie der «Käfer-Braun» aus Lüftelberg bei Bonn. Der Design-Ingenieur mit beruflichen Stationen bei Ford, Porsche und bis zu seiner Pensionierung bei BMW bürstete mit seinem VW 1200 Standard und später mit dem Oettinger-VW-Okrasa 1500 auf der Rundstrecke, bei Bergrennen und Rallyes ganze Legionen prominenter Zeitgenossen ab und holte sich 1960 den ONS-Pokal für Ausweisfahrer. Als absolutes Highlight seiner Karriere gelten die beiden Gesamtsiege bei der Rallye Hanseat, wo er 1962 beispielsweise das Top-Trio Rudi Golderer (Mercedes 220 SE), Bernhard Grab (Ford 17 M) und Günter Wallrabenstein (Porsche 1600 S) mit seinem 30-PS-Käfer auf die Plätze verwies. Auch am Steuer anderer Marken gehörte der Alleskönner immer zu den Besten. So erkämpfte er sich 1963 im NSU-Prinz bei der Tourenwagen-EM den Rang des Klassenprimus bis 600 ccm, gehörte im Ford 12 M zusammen mit Jochen Neerpasch und dem amerikanischen Haudegen Bob Bondurand zur Kölner Werksmannschaft und steuerte für den Nürburgring-Rennstall von Willi Martini oft und erfolgreich einen 700er-BMW. Heute lebt Hans Braun zusammen mit seiner Frau, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, als umtriebiger Pensionär abwechselnd in München und auf der Kanareninsel Lanzarote, pflegt sein Hobby Astronomie, baut alle Ferrari-F1-Rennwagen ab Baujahr 1953 als 1:24-Modelle detailgenau nach und beteiligt sich seit 25 Jahren mit sehr viel Engagement und Begeisterung an historischen Veranstaltungen. Dafür stehen dem inzwischen 66Jährigen gleich vier kostbare Sportgeräte zur Verfügung: ein Porsche Coupé, ein Porsche Roadster, ein Stanguellini-Formel-Junior sowie eine Einzylinder-Moto Guzzi Falcone. Formel-1- und DTM-Übertragungen sind für den Ferrari- und Porsche-Fan absolutes Fernseh-Pflichtprogramm, ansonsten geniesst er das milde Klima der kanarischen Inseln und «freut sich über jeden Tag, den ich gesund erlebe». Wilder Drifter: Hans Braun 1963 Stiller Geniesser: Braun heute Winker (Kreis) statt Blinker: Brauns gefürchteter Käfer 1960 in Action Bross, Helmut (MSa 37/2002) Der Vau-Fighter elmut Bross und die wunderbar wilde H Formel-V-Zeit. Obwohl er mehr als 30 Rennjahre erlebt hat und auch mit neu- 101 zeitlichen Formel- und Sportwagen reichlich Erfolg einfuhr, landet das Gespräch immer wieder dort, wo alles anfing. «Die Formel V war das Grösste, wir haben zu viert im Einzelzimmer gepennt, Kameradschaft und Spass waren alles. Dein Konkurrent war damals noch dein Freund, heute ist er dein Feind. Der Verfall dieser Werte ist erschreckend.» Bross wuchs Ende der 60er-Jahre mit der verrücktesten Renn-Clique aller Zeiten auf, seine Gegner hiessen Marko, Pankl, Schurti, Luyendyk, Trint & Co. Drei Titelgewinne in der Formel V 1300 und eine Meisterschaft in der 1,6-l-Super V machten ihn zu einem der erfolgreichsten Vertreter seiner Zunft. Jener «Komet», der ihm 1972 den Super-V-Titel bescherte, war übrigens eine Porsche-Konstruktion, die Weissacher Renningenieure für ihre Kumpels Günther Steckkönig und Eberhard Braun gebaut und mit Drehstab- statt Spiralfederung versehen hatten. «Es gab nur zwei Exemplare», erinnert sich Bross, «das Ding war ein echter Hammer.» Mehrfach trat der Formel-V-Frontmann auch mit einer Europa-Auswahl bei den berüchtigten Vergleichskämpfen gegen die US-Boys in Daytona und Sebring an und kehrte einmal als Dritter und einmal als Fünfter zurück. Wundersamer Weise überstand Bross anders als manche Kollegen die V-Ära ohne grösseren Unfall, dafür erwischte es ihn 1980 im Chevron-Formel 2 auf der Nordschleife gewaltig. «Wegen eines Felgenbruchs flog ich 400 Meter weit. Das Auto war platt, mir ist fast nichts passiert.» Lange startete der Veteran noch in der Interserie (einmal Meister, viermal Vize), bevor er seine aktive Laufbahn vor drei Jahren ausklingen liess und seinen Rennautobestand verkaufte. Noch hält der Herrenberger regelmässig Kontakt mit Schwaben-Spezi Roland Asch, ansonsten sitzt der 63-Jährige oft auf dem Rennrad und kämpft gegen die Pfunde. Vor allem findet er jetzt die Zeit, sich seiner Familie (Lebensgefährtin Petra, zwei Söhne, 14 und 11, eine Tochter, 7) zu widmen. Nebenbei kümmert sich der Ex-Speditionskaufmann und -Ölgrosshändler um seine Vertriebsfirma für sportliches Autozubehör. Bis aufs Übergewicht fühlt sich Helmut Bross gesund und fit. Und er arbeitet «konsequent und gezielt» an der Realisierung eines lang gehegten Traums: «In ein paar Jahren will ich auf den Kanaren leben – bis zum Abwinken.» Racing und Spass: Bross 1969 Rennrad und Kids: Bross heute Super-V-Nationencup Sebring 1971: Helmut Bross neben Polesitter Scott Cassani, Manfred (MSa 19/2002) 102 Schrott und Siege anfred Cassani, Motorsport-Fan und M Markisen-Hersteller aus München, leistete sich zwischen 1978 und 1980 den Luxus eines eigenen Rennstalls. Mit Toppiloten wie Manfred Winkelhock, Axel Plankenhorn, Hans Stuck, Manfred Schurti oder Christian Danner traten CassaniAutos in der Formel-2-EM, der BMW-M1Procar-Serie und der Deutschen Rennsport-Trophäe (DRT) an. Der Teamchef selbst, aus eigener aktiver Zeit als HobbyRennfahrer mit einigen Formel-V- und F3Erfolgen gesegnet, erlebte oft genug ein Wechselbad der Gefühle. Mal produzierten Stuck und Winkelhock beim Procar-Rennen in Monaco Totalschäden, mal standen seine Piloten als Sieger auf dem Podium. Christian Danner, der als Talent-Import aus dem R5-Pokal bei Cassani 1980 sein erstes Profi-Jahr mit dem M1 in der DRT erlebte, ist voll des Lobes: «Der Cassani hat sein letztes Hemd verkauft, um das Auto schneller und seine Fahrer glücklich zu machen. Ohne ihn hätte es den Rennfahrer Danner nie gegeben.» Die grössten Erfolge feierte das Team mit Platz 3 beim Formel-2-EM-Lauf auf der Nürburgring-Nordschleife durch Winkelhock, dem Gewinn der Procar-Privatfahrerwertung durch Stuck sowie des DRT-Vizetitels durch Danner. Zum Nürburgring hat- te Cassani ohnehin eine besondere Beziehung – resultierend aus einer vier Jahre andauernden Liaison mit der Chefin des bekannten Hotels und Restaurants «Pistenklause». Während dieser Zeit verlegte der Verliebte sogar seinen Wohnsitz nach Nürburg – für einen Verfechter bayerischer Lebensart vermutlich die Höchststrafe. Zumindest die Übernachtungsfrage war für das Team bei Eifel-Starts sinnvoll und kostensparend geklärt … Seit 20 Jahren lebt Cassani (56) wieder in München, ist seit 1986 bei Ehefrau Diana in festen Händen und produziert nach wie vor Markisen. Besonders stolz ist er auf seine Söhne Max (12) und Moritz (14). Der Jüngere ist auch daran schuld, dass das Lager der gefürchteten Rennfahrer-Väter Verstärkung bekommen hat. Denn Max gibt in der Bambini-Kart-Meisterschaft ordentlich Gas und gilt dort als eine Art Shooting-Star. «Der Junge hat wirklich Talent», vermeldet der Herr Papa als Manager und Mechaniker in Personalunion, «deshalb möchte ich aus ihm einen guten Rennfahrer machen.» Danner zweifelt nicht daran, dass das Vorhaben gelingt: «Wenn der Bub wirklich gut ist und der Alte noch den gleichen Ehrgeiz wie früher hat, wird’s dem Junior an nix fehlen. Nur fahren muss er halt selbst.» Cassani: Da gab’s wohl Schrott … Stolzer Renn-Papa: Cassani heute Procar-Schlacht 1979 in Hockenheim: Stuck im Cassani-M1 im Dreck Danco, Fritz (MSa 05/2002) Der alte Fritz Danco war in seiner mehr als 40Ffunkritz jährigen Reporterzeit beim Südwest(früher SWF, heute SWR) «der Mann 103 für den Motorsport». Mit Elan, Begeisterung und seiner unverwechselbar festen Stimme brachte der Radio- und TV-Journalist weit über 1000 Renn-Beiträge auf den Sender. Auch die ARD klinkte sich oft ein in seine Reportagen vom Nürburgring, von den Flugplatzrennen Trier und MainzFinthen, der Hunsrück-Rallye oder aus Hockenheim. Die Rennsportereignisse im Bundesland Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Randgebieten waren Dancos Jagdrevier, der Nürburgring seine zweite Heimat. Wenn der grossgewachsene Mainzer atemlos, mit gehetztem Blick und schnellen Schrittes über den Rennplatz eilte, im Vorbeiflitzen ungeduldig Statements abfragte oder in der Pressestelle hektisch Informationen einsammelte, war jedem klar, was die Stunde geschlagen hatte – der Sendetermin rückte gnadenlos näher. «Fast immer wurde uns die Zeit zu knapp», erinnert sich der altgediente Reporter. «Es musste viel improvisiert werden, und die Beiträge wurden oft erst auf den letzten Drücker überspielt.» Inoffiziell schon seit 1996, endgültig aber erst seit 1998 ist der heute 70-jäh- rige frühere Chefreporter des Mainzer SWRLandesstudios in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Es gab wirklich nichts, was der stämmige Mann nicht übertragen hätte: Formel-1-WM, Formel 2-EM, Deutsche Rennsport-Meisterschaft, Sportwagen-WM, DTM, Rallyes, Bergrennen. Auch ausserhalb seiner Paradedisziplin Motorsport meldet sich Fritz Danco in Funk und Fernsehen regelmässig zu Wort. Ob Bundesliga-Spiele des 1. FC Kaiserslautern, regionale Grossereignisse oder der Rosenmontagsumzug – der stämmige Mann aus Mainz galt im Sender als strapazierfähige Allzweckwaffe. «Es gibt eigentlich nichts, was ich nicht gemacht habe», blickt der Ruheständler zufrieden zurück, «aber die Rennerei hat mich immer besonders in ihren Bann gezogen.» Triumph und Tragik von Jochen Rindt, Rolf Stommelen und Stefan Bellof sind dem gestandenen Reporter besonders tief unter die Haut gegangen. Wenn Fritz Danco und seine Frau Brigitte, die seit 38 Jahren unerschütterlich an seiner Seite steht, zur Abwechslung mal nicht gerade auf Reisen sind oder mit dem Luxusliner «MS Akona» in der Karibik kreuzen, sitzt der «alte Fritz» zu Hause vor dem Fernseher und guckt Formel 1. «Denn das», lässt er wissen, «fasziniert mich immer noch.» Reporter mit Herz: Danco 1970 Reisen statt rasten: Danco heute Infos von der Basis: Fritz Danco mit Jochen Mass 1990 am Nürburgring Dauer, Jochen (MSa 09/2002) 104 Power mit Dauer ochen Dauer war schon immer BerufsJstrammem optimist. Ein Beisser, der auch bei Gegenwind nie aufgab. Mit den abenteuerlichsten Finanzkonstruktionen zog er seine chronisch unterfinanzierten F3- und F2-Projekte durch, dito die Tourenwagenzeit im BMW und im Zakspeed-FordCapri Turbo sowie den Wechsel in die Sportwagenszene mit der Übernahme des Porsche-962-Bestands von John Fitzpatrick. Die Porsche-Starts markierten «die schönste und erfolgreichste Zeit meiner 30-jährigen Rennlaufbahn». Die endete 1990 nach mehr als 500 Starts und rund 100 Siegen. Danach blieb Dauer als Teamchef und Geschäftsmann im Gespräch. So inszenierte er 1991 den Start der Grossfamilien Andretti und Unser auf seinen Autos bei den 24 Stunden in Daytona. Der Geniestreich wuchs sich freilich zum finanziellen Desaster aus. Wegen des Golfkriegs sprangen ihm fast alle USSponsoren kurz vorm Start ab und rissen ein Loch von fast zehn Millionen Dollar in die Rennkasse. Dauer wäre nicht Dauer, hätte er sich nicht auch aus dieser bedrohlichen Situation befreit. Schon bald überraschte er Freund und Feind mit einem neuen Coup: Seit 1992 lässt er in seiner Firma «Dauer Sportwagen GmbH» den von ihm heissge- liebten Porsche 962 als GT-Auto mit Strassenzulassung bauen. Sein «Dauer 962 Le Mans» in GT-Ausführung siegte 1994 nicht nur an der Sarthe, sondern wurde fortan auch für Ölscheichs und Königshäuser zum Objekt der Begierde. Elf der edlen Stücke zu je 900 000 Euro sind weltweit verkauft, allein drei hat der Sultan von Brunei. Der steinreiche Herrscher des Golfstaats übertrug dem Nürnberger Autobauer auch gleich den technischen Service des royalen Fuhrparks mit mehr als 3000 Luxuskarossen. Während die Rennkarriere des heute 50jährigen Junggesellen seit 12 Jahren Vergangenheit ist, sieht der Tausendsassa geschäftlich noch viele Optionen. «Ein neues Grossprojekt steckt schon in der Pipeline, das wird ein Riesenknaller.» Abseits des Geschäfts mit den schnellen Autos hat Jochen Dauer ein neues Hobby entdeckt. Mit seinen vier Riesenschnauzern («alles Deckrüden») räumt er bei Hundeausstellungen gross ab. «Aber nicht in der Provinz, sondern auf EM- und WM-Niveau», stellt Dauer klar. Unter die Rennerei hat er einen Schlusspunkt gesetzt – sogar auf den Besuch seines Heimrennens auf dem Norisring verzichtet er standhaft. «Was ich sehen will, sehe ich im Fernsehen.» Dauer 1979: Wilde F3-Jahre Heute: Wenn der Sultan ruft … «Meine schönste Zeit»: Jochen Dauer 1988 im geliebten Porsche 962 Dongus, Lothar (MSa 38/2002) Der Fitness-Freak othar Dongus kann es in Sachen Fitness lZeitgenosse und Kondition noch mit manch jüngerem locker aufnehmen. Immerhin 105 wird der Stuttgarter demnächst 72. Was der Ex-Leiter der Porsche-Sportfahrerschule und Organisator zahlreicher PorscheSportevents (Golf, Tennis, Rad) abspult, würde dem einen oder anderen aktuellen Rennprofi zur Ehre gereichen. So sitzt er täglich auf dem Rennrad oder dem Mountainbike und spult so «mehrere 1000 Kilometer im Jahr» ab. Sollte es dennoch ein paar Stunden Leerlauf geben, wird schnell eine Runde Golf (Handicap 12) eingelegt. Das Tennisspielen musste er allerdings nach einer Meniskus-OP ebenso reduzieren wie das Skifahren. So konsequent, wie der Schwabe sein Idealgewicht von 70 Kilogramm pflegt, war er auch als Motorsportler. Ob Rallye, Berg- oder Rundstrecke – im Porsche 356 war Dongus immer ein Siegkandidat. Vor allem der legendäre Porsche Super 90 trug ihn von Erfolg zu Erfolg. S90-Privatiers rückten Mitte der 60er in Kompaniestärke an und sorgten vor allem auf den zahlreichen Flugplatzkursen für MarkenpokalFeeling. Die Gegner von damals hiessen Dieter Glemser, Günther Schwarz oder Hans Wernle. Gelegentliche Ausflüge in die Formel V bescherten ihm 1965 den vielbeach- teten Triumph im chaotischen Regenrennen auf der Stuttgarter Solitude und weitere Topresultate im badewannenähnlichen «Beach-Car» aus «Huschkes FormelV-Wanderzirkus». Schliesslich beendete er 1969 seine aktive Zeit mit dem 2,4-Liter-911er, um sich den beruflichen Aufgaben bei Porsche zu widmen. So zählte Dongus 1985 zur Gründer- und Organisations-Truppe des 944Turbo-Cup, aus dem schliesslich der Carrera-Cup hervorging. Trotz offiziellem Ruhestand war der leidenschaftliche Sportfreak bis vor ein paar Jahren mit einem Porsche-Beratervertrag ausgestattet. Seit er in Naples/Florida wohnt und nur noch im Sommer nach Deutschland kommt, sieht er die alten Porsche-Kumpels selten. Wenn er aber im Lande ist, zieht’s ihn zum Porsche-Carrera-Cup nach Hockenheim oder an den Nürburgring. Dort wird er stets mit grossem Hallo und den Worten «Was siehst du unverschämt gut aus» begrüsst. Wie lautet das Erfolgsrezept des überzeugten Junggesellen für so viel Fitness, Elan und Gesundheit im fortgeschrittenen Alter? Dongus: «Ausgewogene Ernährung, immer in Bewegung bleiben, positive Lebenseinstellung und von allem nicht zu viel und nicht zu wenig.» Strahlender Sieger: Dongus 1965 Fit in Florida: Dongus mit 72 Gewohntes Bild: Dongus führt die S90-Meute 1965 in Mainz-Finthen an Engeman, Liane (MSa 39/2002) 106 Der blonde Engel iane Engeman erschien der rennenden Lblonder Männerwelt nur auf den ersten Blick als Engel. Wer es auf der Piste mit ihr zu tun bekam, wurde rasch mit der Realität konfrontiert. Die Holländerin fackelte nicht lange, gab höllisch Gas und pflegte eine unnachgiebige Infight-Strategie. So galt sie in den acht Jahren ihrer Karriere (1966–1974) neben Christine Beckers als das Beste, was die Niederlande an VollgasLadys jemals zu bieten hatten. Vor allem auf ihren Lieblingsstrecken Zandvoort und Spa-Francorchamps setzte Liane im Alfa GTA, Capri RS, Ford Escort RS und AbarthSpider Sternstunden. Zuvor hatte sie schon die MonopostoKlassen Formel Vau, Formel Ford und Formel 3 mit Bravour gemeistert. So hielt sie in Thruxton sechs Monate lang den Formel-Ford-Rundenrekord, bevor ihn ein gewisser Brasilianer namens Emerson Fittipaldi unterbot. Am wohlsten aber fühlte sie sich im Tourenwagen. Im goldfarbenen Kent-Capri RS etwa kämpfte die hübsche Blondine mit Kalibern wie Stuck, Fritzinger und Joisten und holte sich 1972 im Premiererennen der DRM auf der Nordschleife hinter den drei Stars einen sensationellen vierten Platz. Von Alfa Romeo bekam sie einen Werksvertrag für die Tourenwagen-Europameisterschaft. Hochzeit, Schwangerschaft und die Geburt der Zwillinge setzten der Rennerei ein Ende. Inzwischen ist Liane Engeman (55) wieder Single und hat ihren Wohnsitz von niederländischen Haarlem ins spanische Marbella verlegt. Dort hilft sie den Kindern bei der täglichen Bewältigung des kaufmännischen Parts. Michael (28) ist Betreiber einer Grossraum-Disco (Fassungsvermögen: 1500 Gäste), Eline nennt ein Boulevard-Café ihr Eigen. «Wir haben rund um die Uhr zu tun», vermeldet die Ex-Rennfahrerin. «Für Jet-Set und Faulenzen bleibt kaum Zeit.» Sogar ihr geliebtes Golfen musste sie aufgeben, nachdem ihre Schulter bei einem Autounfall arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit fühlt sie sich topfit. Mit den Weggefährten aus alten Renntagen hat sie keinen Kontakt mehr, nur Ex-Ford-Teammanager Frans Lubin trifft sie gelegentlich. Aber im Fernsehen schaut sie sich von der Formel 1 bis zur DTM regelmässig die ganze Bandbreite des aktuellen Rennsports an. Am meisten fasziniert sie die Formel 1. Sobald die Kids die Hilfe der Mutter in Marbella nicht mehr unbedingt brauchen, möchte Liane das Versäumte nachholen: «Viele Reisen unternehmen und meine Lieblings-Grands-Prix besuchen.» 1970: Der hübsche Schein trügt Dame von Welt: Engeman heute Heimspiel in Zandvoort: Liane 1973 im rechtsgelenkten Ford Escort RS Eppelein, Heinz (MSa 11/2002) Der BMW-Pionier einz Eppelein darf als gutes Stück H BMW-Sporthistorie gelten. Mit Alex von Falkenhausen und Paul Rosche ge- 107 hörte der Diplomingenieur zu den Männern der ersten Sportstunde in München. Multitalent Eppelein, Motor- und ChassisKonstrukteur, Leiter des Fahrwerksversuchs und Rennfahrer in Personalunion, pilotierte den legendären BMW 700 in der Berg-DM zu einem fürs Unternehmen damals enorm wichtigen Titelgewinn. Zehn Läufe, zehn Siege und zehn Mal Klassenbestzeit lautete die Bilanz. Etwa zur gleichen Zeit gab der leidenschaftliche Motorsportler den Anstoss für die Schaffung eines BMW-Sportpokals, der die erfolgreichsten Piloten der WeissBlauen jeweils am Saisonende mit Sachund Geldpreisen bedachte. Erster Gewinner war übrigens 1963 Dieter Quester – und den Sportpokal gibt es immer noch. Quester übrigens auch … Nachdem Eppelein 1964 mit dem 1800 TI nochmals Deutscher Vizemeister am Berg wurde, löste er ein Versprechen ein, das er seiner Freundin Edith gegeben hatte: «Ich habe ihr gesagt, dass ich sofort aufhöre, wenn wir heiraten.» Beides geschah vor 37 Jahren. Gerne blickt der 73-jährige Pensionär auf seine 34 BMW-Jahre zurück. Nicht nur der Sport (so gewann er mit Hubert Hahne im 2000 TI das 12-h-Rennen auf dem Nürburgring) hat ihn fasziniert, sondern vor allem die Technik. So absolvierte er bei Tests für den Fahrwerksversuch binnen drei Jahren rund 100 000 Nordschleifen-Kilometer. Seine grosse Liebe galt aber dem Berg. Dort mochte er den Schauinsland mit seinen 178 Kurven besonders. «Die ultimative Herausforderung für jeden Bergpiloten, der was auf sich hielt.» Heute betrachtet Eppelein das rennsportliche Treiben meist vor dem Fernseher daheim in Neufahrn bei München und verfolgt die Husarenritte seines alten Arbeitgebers in der Formel 1. Gerne würde sich der BMW-Pionier auch noch vor Ort im Fahrerlager umsehen, «aber dazu müsste mich schon einer einladen. Den Karten mag ich wirklich nicht mehr nachrennen.» Vielleicht hat bei BMW da ja mal jemand eine Idee … Ansonsten geniessen die Eppeleins das Leben, sind oft wochenlang mit ihrer Motoryacht im Mittelmeer unterwegs und freuen sich über die zwei Enkelkinder ihrer Tochter, die als Staatsanwältin arbeitet. Und der 33-jährige Sohn ist als Diplomingenieur in der BMW-Fahrwerkskonstruktion bereits in die Fussstapfen des Herrn Papa getreten. Damals: Unschlagbar am Berg Heute: Spass auf dem Wasser Zehn Läufe, zehn Siege: Berg-König Eppelein 1963 im Werks-BMW 700 Eymann, Dr. Dieter (MSa 24/2002) 108 Zurück ins Leben r. Dieter Eymann war einer der vielseiD tigsten Hobby-Rennfahrer der 60erund 70er-Jahre. Bei Bergrennen eine sichere Bank, eine makellose RundstreckenBilanz und obendrein blitzsaubere RallyeAuftritte (u. a. 12 Monte-Starts und Dritter der Rallye-DM). Unvergessen seine wilden Ritte in einem der optisch schönsten Buckel-Volvo der damaligen Zeit, eindrucksvoll auch die Auftritte im 4,7-LiterMustang, den der Zahnarzt aus Pirmasens von Jacky Ickx übernommen hatte. Als er die Rennerei nach knapp 20 Jahren «mit reichlich Siegen und besten Erinnerungen» beendete, nahm er die nächste Herausforderung an. Ab 1980 verschrieb er sich der Sportfliegerei, wurde Deutscher Motorflugmeister und sah «die halbe Welt aus luftiger und faszinierender Perspektive». Nimmt man seine Rennfahrer-Jahre, die Zeit als Sportflieger und dazu die Motorrad-Exkursionen, dürfte Dieter Eymann der sportlichste und schnellste Dentist der Pfalz gewesen sein. Dass er dieses Prädikat nicht mehr vollumfänglich für sich in Anspruch nehmen kann, liegt an gesundheitlichen Schicksalsschlägen, die den heute fast 67Jährigen in rascher Folge trafen. 1994 erlitt er binnen einer Woche vier schwere Schlaganfälle, kurz darauf mussten ihm in einer hochkomplizierten Herzoperation vier Bypässe gelegt werden. Mit reichlich Glück, guten Ärzten, eisernem Willen und dem Rückhalt durch seine zweite Frau Irene überlebte er den gesundheitlichen Supergau. Halbseitig gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt, schaffte er über viele schlimme Monate in Rehabilitations-Zentren den beschwerlichen Weg zurück in ein einigermassen normales Leben. Heute steht und bewegt er sich auf seinen eigenen Füssen, treibt Sport, spielt trotz Restlähmung Golf und geht halbtags in seine Praxis, wo ihm ein Kollege assistierend zur Seite steht. Sogar seinen heissgeliebten 400-PSPontiac Firebird mit 5,7-Liter-Chevy-AluMotor bewegt er wieder selbst, allerdings geht’s nur noch mit Automatic. «Nicht übel für jemand, der medizinisch gesehen eigentlich seit acht Jahren tot sein müsste», sagt Eymann stolz, «aber mit der Fliegerei und dem Motorrad fahren ist es leider vorbei.» Kontakt zum Rennsportgeschehen hält er über alte Kumpels wie Helle Bein oder Peter Linzen, am TV sind Formel 1 und NASCAR angesagt. «Mein Leben könnte schlimmer aussehen», sagt er fast dankbar, «ich geniesse jeden Tag, an dem ich mich frei bewegen kann.» Siegesserien: Eymann 1965 Rückkehr ins Leben: Eymann heute Wunderschöner Buckel-Volvo 544: Eymann beim Wasgau-Bergrennen ’64 Fischhaber, Toni (MSa 40/2002) Tölzer Triumphator oni Fischhaber hat es in 28 Rennjahren Tbayerischen (1959–87) zu einem der erfolgreichsten Motorsportler gebracht. Sechs 109 Berg-Europameisterschaften, einen deutschen Berg-Titel und gut 200 Einzelsiege hat der kleine, zerbrechlich wirkende Mann aus Bad Tölz mit allen möglichen Tourenwagen, GT-Autos und Sportwagen errungen. Dabei fiel sein erster Antritt 1959 am Wallberg völlig frustrierend aus: Otto Sensburg, legendärer Rennleiter und Sportchef des ADAC Südbayern, liess den damals 18Jährigen wegen seines jugendlichen Alters und der schmächtigen Statur erst gar nicht zum Start zu. Dass es ausgerechnet Sensburg war, der dem «kleinen Buben» in der Folge für seine Siege auf nahezu allen bayerischen Bergpisten jahrelang Siegerkränze umhängen musste, entbehrt nicht einer gewissen Komik. BMW 700, Alfa Zagato, Lotus-BMW, Abarth und die gesamte Porsche-Palette bis zum 8-Zylinder-Berg-Spider markierten Fischhabers glanzvolle Jahre am Berg und auf der Rundstrecke. Im Porsche-Werksteam wurde er Teamkollege von Gerhard Mitter, bei Abarth kämpfte er an der Seite von Hans Herrmann. Fischhaber erledigte alle Jobs mit Ruhe und Routine, machte wenig kaputt und sah fast immer das Ziel. Die wohl schönsten Rennen und atemberaubendsten Duelle lieferte er sich aber Anfang der 60er als Privatier mit seinem Münchner Dauerrivalen und Freund Ernst Furtmayr. Was die zwei in ihren Alfa Zagato auf deutschen und österreichischen Flugplätzen aufführten, war oft so aufregend, dass gelegentlich die Begleiterinnen am Streckenrand in Ohnmacht fielen. Mit 48 beendete Fischhaber seine Laufbahn. Mit 62 sieht er fast ebenso jugendlich und spitzbübisch aus wie früher. Seit 1993 zum zweitenmal verheiratet, drei erwachsene Töchter, drei Enkel. Statt auf der Piste gibt er rund um Bad Tölz geschäftlich Vollgas: Zwölf Mietobjekte mit mehr als 60 Mietparteien, zwei Geschäftshäuser und acht verpachtete Gastronomie-Betriebe halten ihn auf Trab. Alte Kontakte gibt es nur noch zu Eckhard Schimpf und Mario Ketterer, sonst ist Rennsport Nebensache. Dafür spielt er Eishockey im Seniorenteam, war 14 Jahre Vorsitzender des EC Bad Tölz und steht seit acht Jahren in gleicher Funktion an der Spitze des örtlichen Konkurrenzklubs. Einmal im Monat trifft sich der gesamte Fischhaber-Clan in Kompaniestärke zum Essen. «Die Grossfamilie zusammenzuhalten und Gesundheit für alle, ist mein grösster Wunsch für die Zukunft», sagt der Familienmensch. Grosse Rennen: Fischhaber 1965 Gute Geschäfte: Fischhaber 2002 Erster Titel: Im BMW 700 wurde Fischhaber 1962 Deutscher Bergmeister Fuchs, Heinz (MSa 21/2002) 110 Der Formel-Fuchs einz Fuchs und seine Formel-V-Autos H zählten zwischen 1965 und 1975 zum Bild jeder Rennstrecke. Vor allem in der Anfangszeit der grossen deutschen V-Bewegung hatten die Monoposti des schwäbischen Rennwagenbauers ihre besten Auftritte. Zwar regierte auch mal das Chaos, und manch mutiger Fuchs-Pilot verzweifelte gelegentlich an der Technik des eigenwilligen Konstrukteurs. Aber trotzdem hatten die schlanken und formschönen Renner im Streit mit den Kaimann-, Olympic- und Austro-V-Werksteams die Nase oft genug vorne. Alles in allem rund 100 Siege erreichten Fuchs-Piloten in aller Welt. Helmut Bross, Werner und Roland Müller, der Belgier Willy Braillard und der Österreicher Lothar Schörg gehörten zum engeren Kader. Zu seinem Lieblingspiloten hatte der Chef Werner Müller erhoben: «Er war mein erster und bester Fahrer.» Rund 120 Formel V 1300 und 50 Super V wurden bei Fuchs in Rutesheim bei Leonberg gebaut, dazu jede Menge Kits. Als der V-Boom Ende der 70er-Jahre nachliess und auch VW Interesse und Engagement zurückschraubte, beendete Heinz Fuchs das Kapitel ziemlich frustriert. Danach arbeitete er in der Präzisionsteilefertigung verstärkt mit der Porsche-Renn- abteilung zusammen. Zusätzlich eröffnete er mit dem Slogan «Fuchs Powerbikes – Kompetenz auch auf zwei Rädern» neue Perspektiven durch Konstruktion und Bau hochwertiger Fahrräder mit handgeschweisstem Alurahmen. Noch heute baut Fuchs, mittlerweile 68 und Pensionär, für alte Freunde und gute Kunden «das eine oder andere Rad nach deren speziellen Vorstellungen». Mit seinen Piloten aus der Formel-V-Zeit hat er kaum noch Kontakt, über den aktuellen Rennsport informiert er sich am TV. Manchmal setzt er sich auch in Hockenheim auf die Tribüne oder wandert unerkannt durchs Fahrerlager. Technik fasziniert ihn noch immer, er gilt als ausgewiesener Porscheund Oldtimer-Fan, liebt seinen 930 Turbo über alles. Gesundheitlich geht’s ihm «bis auf das übliche Zwicken in meiner Altersklasse ganz ordentlich». Vor kurzem hat ihn die ältere der zwei Töchter (33, 30) erstmals zum Opa gemacht – er selbst ist nach 25jähriger Ehe seit 1987 geschieden. Als nächstes Ziel hat sich Fuchs die Restaurierung einiger seiner alten Formel V vorgenommen. Grosse Wünsche hat er nicht mehr: «Wenn ich meine Autos und Fahrräder um mich habe, geht’s mir gut. Mehr brauch’ ich nicht.» Kreativer Zeichner: Fuchs 1966 Technik-Liebhaber: Fuchs heute Eigenwillig: Vollverkleideter Fuchs-Super V (Nr. 56) 1972 in Hockenheim Hähn, Helmut (MSa 31/2002) Ein Leben für Alfa elmut Hähn ist mit fast 71 Jahren nicht H nur Deutschlands ältester aktiver AlfaHändler, sondern auch Ziehvater dreier 111 grosser Renntalente. In den Alfa-Tourenwagen des Mannheimers starteten Gerd Schüler und Jochen Mass ihre Karrieren, später stiess auch Harald Ertl (starb ’81 bei einem Flugzeugabsturz) zur Hähn-Truppe. Alle drei gehörten zur jener wilden Mannheimer Clique der 60er-Jahre, die das Bergrennen Eberbach sowie alle HockenheimEvents ihres örtlichen Motorsportclubs MHSTC quasi vor der Haustür zu ihrem alljährlichen Happening machten. Mit den Hähn-Giulia Super TI und GTA driftete Schüler regelmässig zu Klassensiegen, betreut von Mechaniker Mass. Der wiederum nervte seinen Chef so lange, bis er endlich selbst ans Lenkrad durfte und fortan Schrott und Siege in buntem Wechsel ablieferte. Noch heute bekommt Hähn glänzende Augen: «Der Schüler fuhr rund und abgeklärt, der Mass wild und risikoreich, der Ertl wie ein Wahnsinniger. Mit den Drei habe ich die schönste Zeit im Rennsport erlebt.» Auf rund 120 Einzelsiege kann der Teamchef zurückblicken, dazu einen Berg-Titel (Schüler auf der Giulia TI) und eine Vizemeisterschaft (Reinhard Stenzel/Alfa GTA). Oft und gerne zwängte sich der Chef auch selbst in die Cockpits seiner Autos, aber als Tuner und Techniker war er eindeutig besser. Es geht ihm gut, er ist gesund, werkelt nach wie vor «von 8 bis 8 im Geschäft», in dem er seit 1958 Alfa Romeo verkauft und repariert. Noch immer unterzieht der 70-Jährige jedes Auto nach erfolgter Reparatur persönlich einer Probefahrt. Ehefrau Ilse, seit 50 Jahren an seiner Seite, erledigt die Buchhaltung, Tochter Elke (34) hilft ebenfalls mit. «Ohne meine beiden Mädels», stellt Hähn klar, «hätte ich das nicht so lange durchgehalten.» Die zwei Enkel (16, 11) sollen später mal das Geschäft übernehmen. Urlaub und Krankheiten bezeichnet das Mannheimer Original als Fremdwort, seine Hobbys bestehen aus drei A – «Alfa, Autos, Arbeit». In diesem Jahr schlendert der alte Herr wieder verstärkt durchs Fahrerlager: Er hat sich überreden lassen, nach langer Rennpause ein Auto im neuen Alfa-Romeo-147Diesel-Cup einzusetzen. «Aber das ist nicht mehr meine Welt», stellt Helmut Hähn fest. «Das ist mir alles zu ernst, zu hektisch und zu unpersönlich geworden.» Einzig das grosse Alfa-Gästezelt lässt ihn strahlen: «Hier triffst du alte Freunde und kriegst auch noch was Gescheites zu essen und zu trinken.» Autos und Arbeit: Hähn 1968 Autos und Arbeit: Hähn heute Heimspiel in Hockenheim: Harald Ert 1971 im Hähn-Alfa Romeo GTAM Hardt, Dieter (MSa 27/2002) 112 Der Öl-Baron ieter Hardt war allein wegen seiner D stattlichen Körpergrösse von knapp zwei Metern kaum zu übersehen. Und wer auf die begehrten Sponsorgelder des ÖlMultis Castrol scharf war, bekam es automatisch mit dem PR-Direktor des Unternehmens zu tun. Hardt erinnert sich gerne der Zeit, als die grosszügig ausgestatteten Renndienstbusse der führenden Mineralöl-Firmen wie Aral, elf, BP, Veedol, Caltex oder Shell die Fahrerlager wie eine Wagenburg einrahmten. Hardts Kundschaft der 70er- und 80erJahre gehörte zu den Top-Adressen der Branche – die Zakspeed-Escort in der Rennsport-Meisterschaft, die BMW-CSLCoupés im Europa-Championat oder das Team Toyota Europe in der Rallye-WM. Volkswagen Motorsport war ein weiterer, langjähriger Castrol-Partner: Formel Super VW, Golf-GTI-Rallyeprogramm und alle VWMarkenpokale präsentierten sich mit dem Logo des Unternehmens. Als Hardt 1988 in die Vorstandsetage der Burmah Oil Holding (zu der auch Castrol und Veedol gehörten) aufrückte und mit der Neuausrichtung der Konzern-Strategien betraut wurde, bedeutete dies zwangsläufig den beruflichen Schlussstrich unter das Kapitel Motorsport. «Trotzdem bin ich ein Fan geblieben, weil ich dort nur Positives erlebt habe.» Zwar blieb Castrol, wenn auch eingeschränkt, weiter im Sport präsent, aber mit Hardts Abgang endete eine Ära. Mit einem Festabend in der SemperOper zu Dresden wurde der lebensfrohe Hamburger vor sechs Jahren mit 65 von seinem Arbeitgeber in den Ruhestand verabschiedet. Zeitgleich heiratete er «nach 23-jähriger Probezeit» seine Lebensgefährtin Jutta. Inzwischen 71, erfreut sich Hardt nicht nur bester Gesundheit, sondern brilliert mit erstaunlichen Bestleistungen in der Leichtathletik-Seniorenklasse «M70». So unterbot er kürzlich mit 11,83 Meter den elf Jahre alten HamburgRekord im Kugelstossen, machte zum 28. Mal das Goldene Sportabzeichen, läuft die 3000 Meter noch immer in 15 Minuten und die 100 Meter in 14,2 sec. Überdies engagiert sich der Musik- und Literatur-Liebhaber im Naturschutz leidenschaftlich für die Erhaltung von Störchen und Kranichen. Mit dem Motorsport verbindet er heute neben dem Fernsehgerät vor allem die Freundschaft zum ehemaligen Zakspeed-Chef Erich Zakowski. Nur zu gerne erinnert sich Hardt an gemeinsame Escort-Jahre: «Das war für mich menschlich und sportlich gesehen die schönste Zeit.» Ein echter Rennfreak: Hardt ’82 Fit und fesch: Dieter Hardt heute Farben des Erfolgs: Hans Heyers Zakspeed-Escort aus dem Jahre 1976 Hegels, Dieter (MSa 32/2002) Der stille Meister ieter Hegels zählte zu den eher Stillen, D Unauffälligen. Nach drei Motorradsport-Jahren stieg der Rheinländer 1966 113 um und trat als Privatier erst im VW Käfer, dann mit einem Simca und schliesslich vorzugsweise mit selbstpräparierten BMWTourenwagen an. Und als die Rivalen im Rundstrecken-Pokal 1970 langsam begriffen, dass der Kfz-Meister aus Ratingen mit dem Alpina-BMW auf Titelkurs fuhr, war’s zu spät. Hegels sicherte sich als Nachfolger Dieter Glemsers mit der höchsten Punktzahl in der 1600er-Klasse den Titel, ohne dass die gelackmeierten Werkspiloten anderer Hubraumklassen beim Finale in Hockenheim hätten kontern können. «Für mich eine tiefe Genugtuung», erinnert sich der BMW-Mann, «weil mich keiner so richtig auf der Rechnung hatte.» Nach dem Triumph stand der BMW-Privatfahrer auch in den Oberligen Rennsport-Meisterschaft und Tourenwagen-EM seinen Mann, erreichte achtbare Resultate und brachte so manchen Star in Verlegenheit. Weil seine BMW-Werkstatt mit angeschlossenem Tuning-Betrieb ihm immer weniger Zeit für die Rennerei liess, beendete Hegels 1984 schweren Herzens seine Laufbahn. Ironie des Schicksals: Seinen bislang einzigen bösen Unfall hatte der 62-Jähri- ge nicht auf der Rennstrecke, sondern fast vor der Haustür. Im Februar 2002 krachte er «ohne Vorwarnung auf Blitzeis» mit einem BMW 318 breitseits gegen einen Baum. «Ich konnte mich nicht rühren, war eingeklemmt und musste aus dem Auto rausgeschnitten werden.» Per Hubschrauber wurde er in die Klinik geflogen, wo man neben bösen Prellungen zwei gebrochene Rückenwirbel diagnostizierte. Fast zwei Monate lag er im Spital, es folgten eine langwierige Rehabilitation und immer wieder Arztbesuche. Die Tuning-Werkstatt, als Einmann-Betrieb voll auf ihn fixiert, musste während der Rekonvaleszenz schliessen. «Das waren bittere Wochen, sowohl vom Heilungsverlauf her wie auch finanziell.» Dabei hatte er Glück – der Horrorcrash hätte viel übler ausgehen können. Aber schon schmiedet er wieder benzingeschwängerte Pläne. So möchte Hegels, seit 37 Jahren mit Marlies verheiratet und kinderlos, einen 70er-Chevy Camaro für den Einsatz im historischen Sport aufbauen. Auch für den aktuellen Rennsport interessiert er sich unverändert, am Fernseher gibt er sich «das volle Programm von Formel 1 über NASCAR, V8STAR und DTM». Und wenn noch Zeit bleibt, frönt er seinem Hobby als Sportschütze. In stiller Freude: Hegels 1970 Glück im Unglück: Hegels 2002 Der Meister-Privatier: Hegels 1970 auf Siegesfahrt um die Nordschleife Hero, Manfred (MSa 33/2002) 114 Manfred the Hero anfred Hero war zumindest für seine M saarländischen Fans in dem Moment ein echter Hero, als ihm 1982 bei der zu DM und EM zählenden «Saarland-Rallye» ein Sieg über den grossen Walter Röhrl im Lancia 037 gelang. Diesen Triumph über den Topstar kostete der Porsche-Pilot aus wie kaum einen anderen und bezeichnet ihn noch heute «als das Grösste meiner Karriere». Fast 20 Jahre lang donnerte der KfzMeister aus Schmelz als Privatier über Deutschlands Rallyepfade, schrammte zweimal knapp am Gewinn des DM-Titels vorbei und erkämpfte sich bei der «Monte» sogar die Position des besten deutschen Teilnehmers. Mit Porsche 911, Opel Manta 400, Lancia Delta Integrale und BMW M3 sowie den Co-Piloten Klaus Hopfe, Dietmar Müller und Guido Horsch erlebte Hero zwischen 1967 und 1990 nahezu alle Höhen und Tiefen. Zu den Highlights gehörte der oben beschriebene Sieg über Röhrl, zu den Tiefen zählten drei Totalschäden (zwei Porsche, ein Manta) und die verlorene Meisterschaft 1981. Als Tabellenführer kam er zum Finale nach Straubing, wo ein Getriebeschaden alle Titelhoffnungen zerschlug. Aufgehört hat er schliesslich, weil die Kluft zwischen Privat- und Werksfahrer im- mer grösser wurde. «Wenn mir Leute wie Winfried Matter nicht geholfen hätten, wäre viel früher Ende gewesen.» Stattdessen kümmerte er sich verstärkt um seine Porsche-Werkstatt und die Betreuung der Rallyekunden. Inzwischen hat der 53-Jährige mit grossem Erfolg ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen. Am Ufer der Moselgemeinden Minheim und Klüsserath betreibt er zwei Wohnmobil-Parks mit insgesamt 470 Stellplätzen. Beide Areale sind vom ADAC bereits mehrfach ausgezeichnet worden und liegen im Einzugsbereich einiger Sonderprüfungen, die beim WM-Lauf im August gefahren werden. «Das wird ein Riesenfest», schwelgt Hero in Vorfreude auf den deutschen Rallye-Gipfel. «Wir werden keine Minute versäumen.» Wir – das sind seine Frau Anny, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, und sein 30-jähriger Sohn Marco, der als Rechtsanwalt arbeitet. Zweimal pro Jahr gönnen sich Vater und Sohn eine gemeinsame Reise: Im Wohnmobil geht’s zur Rallye Monte Carlo und zur Tour de France. Denn das Rennrad ist Heros zweite grosse Passion. Spätestens mit 60 soll beruflich Schluss sein, «dann machen wir eine Europatour im Wohnmobil – und hinten drauf natürlich das Rennrad». Knapp am Titel vorbei: Hero 1981 WM-Lauf-Vorfreude: Hero heute Echtes Prachtstück: Manfred Heros 3,3-Liter-Turbo-Porsche anno 1983 Huhn, Robert F. (MSa 42/2002) Sieg für die Airline obert F. Huhn gelang vor gut 40 JahR ren, worum ihn heute jeder Teamchef beneiden würde: Der Hobbypilot konnte 115 die Deutsche Lufthansa als Sponsor begeistern. Der Hotelkaufmann aus Oberwinter bei Bonn, selbst im Flugunternehmen als Manager tätig und für Aufbau und Perfektion des Bord-Service zuständig, konnte im Juli 1961 voller Stolz die «Scuderia Lufthansa» samt Bewerberlizenz als eingetragenen Verein präsentieren. «Ein hartes Stück Überzeugungsarbeit», erinnert sich der erfolgreiche Porsche-Pilot und Geschäftsführer der Scuderia. «Das Top-Management stand der Idee zunächst sehr skeptisch gegenüber.» Dank der Siege von Huhn, Hans Werle, Hans Dieter Dechent und Günther Schwarz avancierte die Lufthansa-Truppe bald zur erfolgreichsten deutschen Privatrenngemeinschaft der 60er-Jahre. Dazu kamen Gastfahrer vom Schlage eines Reinhold Joest, Udo Schütz oder Rolf Stommelen. Die Kranich-Männer bevorzugten durchweg Porsche – vom Super 90 über den legendären Carrera 1,6 bis zum 906 und 910 war alles dabei, was die Stuttgarter so im Angebot hatten. Huhn hatte seine besten Jahre im Porsche 914/6 und 356er-Carrera. Für den «persönlich wertvollsten Sieg» beim GT- Rennen im Rahmen des Deutschland-GP 1963 auf der Nordschleife hängte ihm sogar der grosse Juan Manuel Fangio den Kranz um den Hals. 1972 wurde das Kapitel «Scuderia Lufthansa» geschlossen, da sich die meisten Gründungs- und Stammfahrer vom aktiven Sport zurückzogen. 62 Siege, 84 zweite und 50 dritte Plätze aus 280 Starts hatten die Lufthansa-Piloten bis dahin erreicht. Mit Gattin Inge, mit der er seit 45 Jahren verheiratet ist, lebt Huhn als Ruheständler in seiner Heimatstadt Oberwinter. Langeweile ist für den jugendlich wirkenden 70-Jährigen ein Fremdwort. Die Pflege seiner Oldtimer, Gartenarbeit, Wanderungen durchs Siebengebirge und Reisen halten ihn auf Trab. Die beiden Töchter (41, 40) arbeiten als Stewardessen – natürlich bei der Lufthansa. Sein Sohn (39) ist bei DaimlerChrysler ins Smart-Programm eingebunden. Seinen geliebten Nürburgring, auf dem er in 25 Jahren rund 60 000 km abgespult hat, besucht er nach wie vor gerne, wenngleich der aktuelle Rennsport hauptsächlich vorm TV-Gerät stattfindet. Mit seinen Mannheimer Ex-Weggefährten Werle und Dorner pflegt er regelmässig Kontakt. Gesundheitlich geht’s ihm prima. «Dafür muss man in meinem Alter dankbar sein.» Respektabler Raser: Huhn 1967 Rüstiger Rentner: Huhn 2002 Im Dienste des Kranichs: Huhn im 914/6 beim 1000-km-Rennen 1970 Klapproth, Günther (MSa 07/2002) 116 Der Perfektionist ünther Klapproth hatte einen guten G Grund, als Copilot dem heissen RallyeSitz adieu zu sagen: «14 Jahre und 168 Rallyes ohne Unfall waren genug – man muss es ja nicht übertreiben.» Der Hannoveraner war bei vielen Rallyestars der ruhende Pol im Cockpit, galt als geradezu pedantischer Perfektionist in Vorbereitung und Handling der Fahrtunterlagen. Mit sicherer Ansage dirigierte er seine Chauffeure zu rund 70 Goldmedaillen, 18 Gesamt- und 32 Klassensiegen. Besonders gerne und lange fuhr er an der Seite von Herbert «Ernie» Kleint. Die beiden wurden in den 60er-Jahren vor allem im Ford-Werksteam zur festen Grösse. Unvergessen sind die Monte-Starts im schwachbrüstigen Taunus 12M, die Marathon-Fahrt London–Sydney im biederen Ford 20M RS oder der Gesamtsieg bei der Tour d’Europe 1970. Umso betroffener war Klapproth, als sein Freund und Weggefährte 1989 beim Absturz seines Privatflugzeugs ums Leben kam. Um diese Zeit war Kleints Ex-Co schon fast 15 Jahre Rennsekretär des ADAC Niedersachsen und wachte dort als ChefAdministrator über die Durchführung der hauseigenen Motorsport-Events mit dem traditionsreichen Flugplatzrennen Wunstorf als Saisonhighlight. «Trotz ständiger Sicherheitsdebatten und Anfeindungen durch Naturschutzverbände, hatten wir vor allem während der grossen DTM-Ära eine wunderbare Zeit», resümiert Klapproth. Als sich 1998 in Wunstorf nach der 34. Auflage letztmals die Zielflagge senkte, fiel auch dem altgedienten ADAC-Mann der Abschied schwer. «Wunstorf wird es leider nie mehr geben, das war einfach nicht mehr bezahlbar.» Seit Juli 2001 ist Klapproth Rentner. Sein Lebensmittelpunkt sind jetzt die Familie sowie «Tessa». Mit dem Rauhaardackel, der jüngst die Begleithundprüfung bestanden hat, unternimmt er Streifzüge durch die Umgebung. Herr und Tier sind schliesslich auf Materialsuche für ein heimatkundliches Buch. Titel: «Gedenksteine im Deister» (bewaldeter Höhenzug westlich von Hannover). Trotzdem kommt der Motorsport nicht zu kurz; die Rallye-WM und die Formel 1 sind TV-mässig die Favoriten. Dazu gibt’s pro Jahr zwei bis drei DTM-Besuche und den Grand Prix in Hockenheim. Verblüffend die Aussage des 65-Jährigen zum Thema Gesundheit: «Ich habe noch nie eine Arztpraxis von innen gesehen, habe keinen Hausarzt und fühle mich noch immer gesund und fit.» Der Traum einer jeden Krankenkasse… Siege mit Kleint: Klapproth 1969 Spass mit Hund: Klapproth heute Dream-Team: Klapproth (l.) und Kleint im Ford 12M bei der Monte 1966 König, Kurt (MSa 08/2002) Fränkisches Fahrtier urt König zählte in den 20 Jahren seiner K Rennkarriere zu den originellsten Erscheinungen der Szene. Als klassischer 117 Privatfahrer präsentierte sich der schwergewichtige Riese mit dem schütteren Haupthaar stets locker und lustig. Sein Markenzeichen war die glimmende Zigarette, auf der Piste gab er sich unnachgiebig, schnell und kampfstark. «Ein Fahrtier der besonderen Sorte», so porträtierte ihn früher mal ein Kollege. Nach ersten Erfolgen am Berg und einigen Jahren im VW-Golf-Cup setzte sich der Lange aus dem fränkischen Schwabach vornehmlich mit BMW-Tourenwagen in Szene. Schon in der alten DRM machte er im selbst präparierten M1 den Stucks, Questers und Henzlers das Leben schwer. In der DTM der 80er-Jahre zählte er zum unverzichtbaren Inventar der Privatiers, drosch meist sponsorlose 635 CSi-Coupé und M3 durchs Feld, sammelte bei 111 Starts knapp 500 DTM-Punkte und schloss 1986 inmitten aller Werkspiloten als Gesamt-Dritter ab. Neben dem Prädikat des besten Zweiliter-Fahrers in der Tourenwagen-EM 1978 und dem Vizetitel in der RennsportTrophäe 1981 freute sich König vor allem 1982 über den M1-Klassensieg beim 1000km-Rennen auf dem Nürburgring. Da seine Hausmarke BMW das DTM-Engagement 1992 stoppte, verabschiedete sich König aus dem Rennsport. Dafür kniete er sich gemeinsam mit Bruder Uwe in die Führung des BMW-Autohauses mit rund 50 Mitarbeitern. Das Sportgeschehen in aller Welt hat er aber nie aus den Augen verloren. Im Fernsehen wird «alles verschlungen, was an Racing über den Bildschirm geht». Bis zu drei F1-GP pro Saison gönnt er sich ebenso wie den jährlichen Pflichtbesuch am Norisring, «um alte Freunde zu treffen». Auch bei der Top-10-Rennserie ist er neuerdings häufiger präsent, um nach seinem Schützling Daniel la Rosa (16) zu sehen. Der Nachwuchsmann steigt von der Formel König in die Formel VW auf und wird von dem Ex-DTM-Piloten gefördert. «Mit dem Jungen möchte ich erreichen, was mir selbst versagt blieb – einen Meistertitel.» Auch aus dem Privatleben meldet der heute 48-Jährige nur Erfreuliches: «Seit acht Jahren bin ich verheiratet, meine Familie mit den zwei Kids (4 und 5) ist mein grösstes Glück.» Hin und wieder gönnt er sich eine Auszeit mit Powerboot-Fahren vor Mallorca, fühlt sich ansonsten «sehr gesund, aber mit 110 kg leicht übergewichtig». Und die Zigarette schmeckt ihm noch immer … Treuer BMW-Kunde: König 1989 Spass im Powerboat: König heute Schrecken der sogenannten Superstars: Kurt König 1984 im BMW M1 Kremer, Erwin (MSa 15/2002) 118 Doppel-Jubiläum Kremer kann sich 2002 gleich auf Eim rwin zwei Geburtstage freuen – er selbst wird Juni 65, und sein berühmter Rennstall feiert im Oktober 40-jähriges Bestehen. «Leider sind wir ja in Deutschland fast in Vergessenheit geraten», bedauert er mit dem selben Dackelblick, mit dem er schon vor 30 Jahren die Gesprächspartner fixierte, wenn’s ums Geld ging. Und schiebt trotzig hinterher, dass «es uns noch gibt». Allerdings ist im Gegensatz zu den Glanzzeiten des Kölner Teams vieles nicht mehr so, wie’s mal war. Bruder Manfred (62), als Techniker und Tüftler eine der tragenden Säulen der Kremer-Erfolgsstory, hat sich 1998 in den Ruhestand verabschiedet und lebt nun in Spanien. Und statt der Traditionsmarke Porsche rennt seit drei Jahren ein Lola B98-Roush unter Kremer-Flagge – «Trotzreaktion gegenüber gewissen Porsche-Entscheidungen». Dabei haben die Kremer-Brothers mit Porsche 35 Jahre lang gut gelebt und eine sensationelle Erfolgsbilanz hingelegt: Porsche-Cup-Rekordsieger (11 Mal), je vier Europa- und Interserie-Titel, Deutsche Rennsportmeisterschaft, Erfolge bei den 24-Stunden-Klassikern in Le Mans, Daytona und Spa. Dazu 30 Le-Mans-Teilnahmen in Folge (1970 bis 1999). Mehr als 300 Fahrer aus aller Welt sassen bis heute in den Cockpits der Kremer-Rennwagen. Aber es gab auch traurige Momente – Manfred Winkelhock (Mosport 1985) und Jo Gartner (Le Mans 1986) starben in den Porsche 962 aus Köln, Kris Nissen wäre 1988 in Fuji beinahe verbrannt. Erwin Kremer, selbst zehn Jahre lang mit dem 911er erfolgreich und 1971 sogar Porsche-Cup-Gewinner, ärgerte das Porsche-Werksteam oft genug mit revolutionären Eigenentwicklungen. Dazu gehörte auch der 935 K3, mit dem Klaus Ludwig 1979 in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft alles in Grund und Boden fuhr. Unvergessen sind die Pisten- und Wortgefechte der 70er-Jahre mit dem konkurrierenden Kölner Porsche-Stall von Georg Loos. Man jagte sich die Fahrer ab, Beschimpfungen, üble Nachrede und Gerichtstermine garnierten die wilden Jahre, über die Kremer sagt: «Eine harte, aber schöne Zeit. Manchmal wünsche ich mir, die Uhr zurückdrehen zu können.» Demnächst denkt auch der alte Fahrensmann daran, kürzer zu treten und das Leben zu geniessen. Mit Gattin Christine (40 Jahre verheiratet, kinderlos) erholt er sich immer öfter auf der Kanareninsel Fuerteventura. «Wir haben dort ein Häuschen, das auch mal unser Altersruhesitz werden soll.» Tolles Haardesign: Kremer 1969 «Es gibt uns noch»: Kremer heute Siegesserie mit Eigenentwicklung: 1979/80 räumte der 935 K3 alles ab Leinenweber, Fritz (MSa 20/2002) Der Porsche-Jünger ritz Leinenweber war 15 Jahre lang eiFRennsport. ner der treuesten Porsche-Kunden im So erzielte er seine rund 90 Sie- 119 ge ausschliesslich mit Stuttgarter Prachtexemplaren wie 356 B und 911, Spyder RSK und Abarth-Carrera, 904 GTS, Carrera 906 und Carrera 910. Wo immer der Herrenfahrer aus dem pfälzischen Pirmasens zwischen 1956 und 1970 antrat, hatten die Gegner nichts zu lachen. Siege waren die Norm, zweite Plätze ein Grund zum Lamentieren und dritte eine mittlere Katastrophe. Die Gegner hiessen Rolf Stommelen, Reinhold Joest, Ben Pon oder Joakim Bonnier; wunderbare Flugplatzkurse wie Trier, Pferdsfeld, Erbenheim oder Innsbruck sahen Leinenweber-Festspiele. In seinen Anfangsjahren musste er manchmal unter Pseudonym antreten, weil die Wolfsburger VW-Manager ihm den Entzug der VW-Vertretung androhten, falls er sich weiter am Rennsport beteiligt. Einen seiner wertvollsten Erfolge erzielte der Pfälzer 1961 im Abarth-Carrera beim GTLauf im Rahmen des F1-GP auf der Nordschleife: Sieg und Rundenrekord, dazu Pokal und Kranz aus der Hand von Prof. Ferry Porsche. «Das war ein Riesenerlebnis», schwärmt Leinenweber. «Davon zehrt man ein ganzes Rennfahrerleben.» Obwohl er seine Einsätze immer häufiger an den Berg verlagerte, blieben die Auftritte im geliebten Paris-Montlhéry jährliches Pflichtprogramm. Allein hier feierte der Porsche-Pilot 15 Siege. 1972, exakt an seinem 40. Geburtstag, hängte Fritz Leinenweber den Helm an den Nagel. Offiziell ist der mittlerweile 70-jährige Ingenieur schon seit fünf Jahren Rentner, das Autohaus (15 Jahre VW, danach noch weitere 15 Jahre Renault) ist längst verkauft. Die zwei Söhne (46, 40) haben solide Existenzen (Rechtsanwaltskanzlei, Automobilhandel). Trotzdem sitzt er weiter unverdrossen in seinem Pirmasenser Kfz-Sachverständigen-Büro, das Schadens- und Schätzgutachten für Versicherungen erstellt. Gutes Essen, ein ordentlicher Tropfen Pfälzer Wein und Wanderungen durchs heimatliche Gelände stehen heute für Leinenweber im Vordergrund. Zwar plagen ihn Arthrose, Bandscheiben- und WirbelsäulenProbleme, aber deshalb mag er weder auf Bewegung verzichten noch wehklagen: «Wenn ich morgens aufwache und es zwickt nicht an einer neuen Stelle, bin ich schon zufrieden.» Neuerdings lässt auch das Gehör nach, was bei seiner Gattin Marion, mit der er seit 47 Jahren verheiratet ist, den Verdacht nährt, «dass er nur noch hört, was er hören will …». Porsche-Star: Leinenweber 1962 Manchmal zwickt’s: Fritz L. heute Lieblingsstrecke: Leinenweber-Sieg 1969 in Montlhéry auf Porsche 910 Lins, Rudi (MSa 43/2002) 120 Der Gipfelstürmer udi Lins war für die kleine MotorsportR nation Österreich in seinen besten Jahren ein Aushängeschild wie Helmut Marko, Dieter Quester oder Jo Gartner. Teils als Privat-, teils als Werksfahrer sammelte er zwischen 1965 und 1971 mit allen erdenklichen Porsche-Typen speziell am Berg Erfolge. Im legendären Carrera 6 driftete der Vorarlberger 1967 zum Berg-EMTitel, im Carrera 10 wurde er ein Jahr später im selben Championat Vizemeister. Gleich viermal in Folge sicherte sich der stets still und bescheiden auftretende Porsche-Sportler die österreichische Staatsmeisterschaft. Dabei war Lins nicht nur am Berg schnell: Auch in Le Mans, bei der Targa Florio und anderen Langstrecken-Klassikern der Sportwagen-WM zählte der Kfz-Meister aus Bludenz mit Partnern wie Marko, Gerard Larrousse, Vic Elford oder Dick Attwood zu den Besten. Die Porsche-Renngeneräle Huschke von Hanstein (für Stuttgart) und Ferdinand Piëch (für Porsche Austria) schätzten vor allem die Ruhe und Zuverlässigkeit des Österreichers. Mit einem letzten Start in seinem Lieblings-Porsche, dem 910, verabschiedete sich Rudi Lins beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1971 vom aktiven Sport. Um sich gleich der nächsten Herausforde- rung zu stellen: Zusammen mit Freund und Landsmann Gerhard Plattner und vorzugsweise in Porsche- und VW-Automobilen brach er zu immer neuen Extrem-Weltrekordfahrten auf. Ob Weltumrundung, Sahara-Durchquerung oder Polarkreis-Rundreise – am Ende blieben nur wenige Länder, die von den Abenteurern nicht durchquert wurden. Gattin Christine, zwei Söhne (32, 22), zwei Töchter (31, 28) und die 65 Mitarbeiter der beiden Lins-Autohäuser in Bludenz und Schruns (Porsche, VW, Audi, Seat) freuen sich jetzt über die permanente Anwesenheit des Chefs, der das Tagesgeschäft zusammen mit seinem jüngeren Bruder Fritz erledigt. Rennverläufe und Ergebnisse des aktuellen Sportgeschehens verfolgt der Hobby-Golfer (Handicap 28) in den Printmedien und, wenn noch Zeit bleibt, als TV-Zuschauer. Persönlich hat er sich seit seinem Rücktritt an keiner Rennstrecke mehr sehen lassen, «weil mir dazu einfach die Zeit fehlt». Auch die alten Weggefährten sieht er kaum noch, bestenfalls trifft er den einen oder anderen zufällig beim Skilaufen. Geschäftlich geht es Lins bestens, auch gesundheitlich kann er nicht klagen. Nur die Haare sind ihm im Laufe der Zeit ein wenig abhanden gekommen. Siege gefeiert: Rudi Lins 1969 Haare gelassen: Rudi Lins heute Mit jedem Porsche schnell: Lins 1970 im Werks-908 am Nürburgring Loos, Georg (MSa 10/2002) Der Porsche-König eorg Loos und sein Porsche-Rennstall G sorgten immer für Gesprächsstoff. Sei es durch sportlichen Erfolg, Dauerzoff mit 121 dem Kölner Lokalrivalen Kremer oder feuchtfröhliche Feste nach gewonnenen Rennschlachten. Gierig zückten Journalisten ihre Notizblöcke, um die neusten LoosStorys ins Blatt zu heben. Am Steuer von Ferrari-, Porsche- und McLaren-Sportwagen sammelte der Immobilien-Kaufmann von 1967 bis 1973 zunächst selbst Erfolge, ehe er sein eigenes Team «Gelo Racing» gründete und bis zu drei Porsche 935 Turbo einsetzte. DRM, Le Mans und Sportwagen-WM waren seine Spielplätze, zu denen er nicht selten mit dem eigenen Heli einschwebte. Auf dem Fahrermarkt bediente er sich nur vom Feinsten; Topstars wie Rolf Stommelen, Toine Hezemans, Klaus Ludwig, Derek Bell und John Fitzpatrick gewannen mit seinen Autos bis auf Le Mans fast alle wichtigen Rennen. So beendete die LoosTruppe als einziges Privatteam der Welt drei Mal das 1000-km-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife als Gesamtsieger. Und Stommelen sicherte Loos in einem hochdramatischen Finale gegen KremerMann Bob Wollek 1977 den Titel in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft. Zum Showdown der verfeindeten Kölner Teams pilgerten trotz strömenden Regens 30 000 Fans an die Betonschleife des Rings. Die Loos-Piloten verdienten gutes Geld, mussten sich aber dem Diktat des Teamchefs bedingungslos unterwerfen. So ging keiner ins Training, bevor der Boss nicht persönlich vor Ort das Kommando übernahm. Und die Teilnahme an der abendlichen Siegesfeier war sowieso Pflicht. Wer nicht parierte, flog raus. Ab Mitte der 80er-Jahre wurde es sportlich still um die schillernde Figur Georg Loos. Dafür machten wilde Gerüchte über finanzielle Probleme die Runde. Erst vor zwei Jahren prangte auf der Titelseite des «Kölner Express» die Schlagzeile «Porsche-König auf der Flucht». Loos, inzwischen 58 Jahre alt und Privatier mit Wohnsitzen in Deutschland und der Schweiz, mag über solche Latrinenparolen nur müde lächeln. «Alles kompletter Unsinn, ich kann in Köln oder sonst wo auf der Welt unbehelligt mein Bier trinken.» Der Kontakt zum Rennsport ist abgerissen, nur mit seinem alten Kölner Kumpel Rüdiger «Meck» Hagen trifft er sich noch regelmässig. Von der Lebensqualität im Alter hat Loos klare Vorstellungen: «Ein Platz an der Sonne, faulenzen, Blick aufs Meer, und im Hafen-Bistro mit den Einheimischen gemütlich beim Rotwein sitzen.» Ein Chef mit Macken: Loos 1978 Sonne und Meer: Loos heute Nürburgring 1977: Tim Schenken im Loos-935 auf dem Weg zum Sieg Maas, Alfred (MSa 16/2002) 122 Chef-Zeitnehmer lfred Maas und seine engagierte TrupA pe von der Frankfurter «Sport Zeitmess GmbH» haben im deutschen Motorsport zweifellos einen Wendepunkt markiert. Mitte der 70er-Jahre etablierten sie die vollelektronische Zeitnahme. Zur Freude von Veranstaltern, Fahrern, Boxencrews und Journalisten hatte das stundenlange Warten auf hand- oder maschinengeschriebene Renn- und Trainingsresultate ein Ende. Riesige Mengen an Durchlaufdaten auf meterlangen Listen, manuelle Rechenverfahren und mühsames Herausfiltern der Rundenzeiten durch Subtrahieren der Differenzwerte aus jeweils zwei Durchlaufzeiten ersetzten Computer, Bildschirme und blitzschnelle Ausdrucke. Einer, der damals schon zur Maas-Mannschaft gehörte, ist der heutige DTM-Zeitnahmechef Alex Tischer. «Bevor die Computer bei uns Einzug hielten, haben wir oft bis in die Nacht hinein gerechnet. Es war die Hölle.» Während Maas nach 27 Zeitnehmer-Jahren dem Motorsport aus privaten Gründen 1987 adieu sagte, erlebte Tischer in der Folge die rasante Entwicklung der elektronischen Zeitmess-Systeme hautnah. Vor allem das Kölner Unternehmen WIGE Media AG profilierte sich mit immer perfekterer Technik als internationaler Marktfüh- rer. Längst gelten die WIGE-Spezialprogramme nicht nur an den Rennstrecken, sondern auch bei anderen Sport-Events weltweit als Massstab. Zeitnahme-Pionier Maas, zwischendurch auch als Gastronom tätig, ist heute 67 Jahre alt und lebt als Rentner-Single in Frankfurt. Zwei gescheiterte Ehen mit insgesamt acht Kindern und eine Bypass-Operation am offenen Herzen haben sein Leben nicht leichter gemacht. Mit viel Begeisterung hat er sich der Öl- und Aquarell-Malerei zugewandt. «Das Malen ist so ruhig und friedlich, daraus schöpfe ich Kraft und Zufriedenheit.» Rund 25 Bilder hat er verkauft, viele aber auch einfach verschenkt. Obwohl er seit 15 Jahren keine Rennstrecke mehr betreten hat, sind Interesse und Kontakt zum Motorsport immer noch da. Via Fernsehen und Telefonate mit seinem Bruder Helmut, der beim ADAC München als Betreuer der Ressorts Automobilsport und Kart wirkt, informiert er sich über den aktuellen Stand der Dinge. Demnächst plant Alfred Maas das hektische Frankfurt zu verlassen: «Ich will mir einen ruhigen Platz fürs Alter suchen und ein letztes Mal in diesem Leben umziehen. Vielleicht nach Münster, wo ich geboren und aufgewachsen bin.» Jung-Zeitnehmer: Maas 1962 Hobby-Maler: Alfred Maas heute Bitte ein Pils: Alfred Maas 1989 als Gastwirt in seiner Frankfurter Kneipe Mantzel, Wolf Dieter (MSa 14/2002) Der Totgesagte olf Dieter Mantzel galt in den 60ern W am Steuer infernalisch schneller DKWF11 und F12 als klassischer Albtraum aller 123 Tourenwagenpiloten. Vorzugsweise die Herrschaften in den grossen Hubraumklassen sahen des Öfteren nicht so gut aus, wenn Mantzel im selbstgetunten 100-PSDKW doppelt und dreifach so starke Jaguar, Mercedes und Alfa in Verlegenheit brachte. Nase und Ohr des Betrachters am Pistenrand wurden derweil arg strapaziert, denn der Dreizylinder-Zweitaktmotor stank und lärmte bestialisch. An die 100 Siege gelangen dem stillen Kfz-Meister am Berg und auf der Rundstrecke. Titelgewinne waren für ihn zweitrangig: «Ich bin immer da gestartet, wo ordentlich Konkurrenz war und ich die Grossen so richtig ärgern konnte.» Den Bergparcours von Eberbach und die Nordschleife erhob er zu seinen LieblingsRennstrecken. Als Mantzel sich jedoch bei einem Ausflug in die Formel 3 mit seinem Lola-DKW auf der Nürburgring-Südschleife überschlug und der Monoposto kopfüber auf einen Baumstumpf krachte, war Schluss mit Lustig. Der Unfall war so horrormässig, dass kurz darauf via Radio der Tod des Rennfahrers aus dem badischen Oftersheim vermeldet wurde. «Daher staunte meine Familie nicht schlecht, als ich am Abend in der Tür stand», schmunzelt er noch heute. «Die dachten, ein Geist sei erschienen. Wäre ich jedoch vor dem Aufprall nicht aus dem Cockpit geflogen und ziemlich weich gelandet, hätte ich keine Chance gehabt.» Im späteren Berufsleben machte sich Mantzel zusammen mit Partner Helmut Kissling einen Namen als Opel-Tuner. Ab 1983 gingen beide getrennte Wege; Mantzel konzentrierte sich in Oberhausen aufs Strassentuning, während Kissling im Rennsport blieb. Bis vor sechs Jahren trat der Ex-DKW-Supermann mit seinem kreischenden Zweitakter noch gelegentlich bei historischen Rennen an, heute erlebt er als interessierter Betrachter Formel 1, DTM und DTC vor dem Fernseher und simuliert das eine oder andere Rennen auf der Playstation. Seit ein HWS-Syndrom den 61-Jährigen zur Aufgabe des intensiv betriebenen Radsports zwang, ist er oft zu Fuss mit seinem Schäferhund unterwegs. Überhaupt sind Hunde eins seiner grossen Hobbys, dazu natürlich die Familie. Ehefrau Irmi ist seit 30 Jahren an seiner Seite. Mantzels Fazit: «Dafür, dass man mich schon mal für tot erklärt hat, geht’s mir ganz gut. Ich hoffe, das bleibt auch noch lange so.» Mantzel 1964: Nichts als Siege Heute: Totgesagte leben länger Der Albtraum der «Grossen»: Mantzels unschlagbarer DKW F12 von 1964 Maring, Ernst (MSa 29/2002) 124 Pilot und Erbauer rnst Maring gilt als erster offizieller TiEDeutschen telträger in der jüngeren Geschichte der Formel-3-Meisterschaft. Mit seiner Eigenkonstruktion Maco (Ma für Maring, co für Construction) mit ToyotaMotor errang der Braunschweiger ’75 als 39-Jähriger (!) das Championat durch regelmässige Zielankünfte. Seine MacoRennwagen machten überall eine gute Figur – neben der F3 auch in der Formel Super VW und sogar in der Formel 2. Insgesamt 23 Chassis baute und verkaufte Maring zwischen 1969 und 1982. Prominente Piloten wie Marc Surer, Arie Luyendyk oder Giorgio Francia zählten zu seinen Kunden. Neben seiner Lieblingskategorie Formel 3 trat der Chef natürlich auch als Chauffeur in den Disziplinen Formel 2 und Super VW an. So sammelten die Maco-Rennwagen am Berg und auf der Rundstrecke viel Erfolg und Anerkennung. «Marc Surer hat mir sogar ein Dankschreiben geschickt», erzählt Maring stolz. Für die deutsche Fangemeinde ist der Mann ein echtes Urgestein aus der Frühzeit der F3, die damals noch mit einem Saisonetat von rund 75 000 Euro zu bewältigen war. «Ernst hat grundsolide Autos gebaut und mit wenig Aufwand viel erreicht», weiss sein Titelnachfolger Bertram Schäfer. «Ausserdem war er ein fairer und angenehmer Zeitgenosse.» Da dem kühlen Rechner aber mit der Zeit alles zu teuer wurde, beendete er 1982 seine Rennfahrer- und Konstrukteurs-Laufbahn. Heute ist Maring 66 Jahre alt und führt zusammen mit Ehefrau Marion noch immer seinen Neuwagen- und Reparaturbetrieb. Mit Alfa Romeo arbeitet er unverändert zusammen, von Jaguar hat er sich letztes Jahr verabschiedet. «Allerdings», gibt er zu, «würde ich das Autohaus gerne verkaufen, wenn sich ein ernsthafter Interessent findet.» Denn in absehbarer Zeit möchte er sich aus der Hektik des Tagesgeschäfts zurückziehen und in erster Linie drei Dinge tun: «Endlich mal Urlaub machen, viel reisen und einige Formel-1Rennen besuchen.» Mit Joggen und Wandern hält er sich fit, eine Bandscheiben-Operation vor vier Jahren hat er gut überstanden und fühlt sich auch ansonsten gesund und munter. Mit der «Braunschweiger PS-Fraktion» Kurt Ahrens und Eckhard Schimpf erörtert er noch regelmässig die aktuelle Lage im Rennsport. Dazu versäumt er keine Formel3-Übertragung im DSF. Sein Urteil über seine Nachfolger: «Spannende Rennen, tolle Fahrer, technisch hochwertige Autos – aber alles viel zu teuer.» F3-Titel mit 39: Maring 1975 F3-Fan mit 66: Maring heute Hier fährt der Chef: Maring im Maco-Toyota auf dem Weg zum F3-Titel Mertel, Rainer (MSa 04/2002) Der Ring-Kämpfer ainer Mertel gerät ins Schwärmen, wenn R man ihn auf seine Zeit als Direktor des Nürburgrings (1984–1994) anspricht. 125 «Obwohl ich erst nie in die Eifel wollte, habe ich hier die besten zehn Jahre meines Lebens verbracht. Ich möchte keine Minute missen.» Der Ex-Chef der Eifelrennstrecke, unter dessen Aufsicht als Ministerialrat des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums in Mainz der Umbau in einen hochmodernen Grand-Prix-Kurs ablief, hat noch immer Blickkontakt auf die Höhenzüge seiner alten Wirkungsstätte. Im Kurort Bad Neuenahr, am Fusse der Eifel, leitet Mertel als Vorstand der «AG Bad Neuenahr» den Kur-, Gesundheitsund Bäderbetrieb. In seinen Verantwortungsbereich fallen auch die Ahr-Thermen, das Steigenberger-Kurhotel und kulturelle Einrichtungen wie Theater und Fachklinik. Seinen Vertrag am Ring hat er auf eigenen Wunsch nicht mehr verlängert, Nachfolger wurde Dr. Walter Kafitz. «Ich habe die Rennstrecke auch in schwierigem Fahrwasser am Leben erhalten», blickt Mertel zurück, «und bei meinem Abschied ein gesundes Unternehmen übergeben.» Die Tatsache, dass der Eifelkurs vor allem durch die dauerhafte Präsenz der Formel 1 heute besser denn je dasteht, ringt ihm Respekt und Freude ab. «Wenn es dem Ring gut geht, wenn er blüht und gedeiht, dann ist das ein Segen für die Region und den deutschen Motorsport. Alles andere wäre ein einfach nur schade.» Dass es Mertel in seiner Amtsperiode nicht geglückt ist, die Formel 1 nach den beiden ersten Gastspielen 1984 und 1985 dauerhaft auf dem neuen Ring zu halten, hatte «ausschliesslich kaufmännische Gründe. Im Interesse unserer Werbepartner blieb mir keine andere Wahl. Bernie Ecclestone hat Forderungen gestellt, auf die ich mich damals beim besten Willen nicht einlassen konnte.» Noch heute hat er Kontakt zu seiner alten Ring-Crew, schaut sich alle wichtigen Rennsport-Events im TV an. Aber privat gibt es andere Schwerpunkte – Lesen, Kunst und Kultur bestimmen die Freizeit des Mannes, der einmal Deutschlands traditionsreichste Rennstrecke dirigiert hat. Sogar ein kleines Kunstmuseum mit Bildern und Grafiken nennt er sein Eigen. Der 56-Jährige lebt in Bad Breisig, ist seit 33 Jahren verheiratet und fühlt sich «gesundheitlich und jobmässig» pudelwohl. Ein Ziel hat Mertel sich für die nächsten Jahre gesetzt: «Ich will den Laden aufmöbeln und Bad Neuenahr zum führenden Kurbadort Deutschlands machen. Dafür werde ich arbeiten und kämpfen.» Der King am Ring: Mertel 1986 Kurbad-Chef: Rainer Mertel 2001 Schöne Zeit in der Eifel: Mertel mit Lauda und Ex-BMW-Sportchef Flohr Mezger, Hans (MSa 13/2002) 126 Der Power-Mann ans Mezger ist genau der Richtige für H Folge 100 von «Hallo, wie geht’s?». Rekordverdächtig ist er sowieso: Von 1962 bis 1993 hat der einstige Motoren-Konstrukteur für Porsche alle Renntriebwerke erdacht, entwickelt und mit seinem Team gebaut. Vom ersten 2-Liter-Aggregat im Elfer über den kernigen 8-Zylinder im 907 und 908, vom 12-Zylinder-1100-PS-TurboUngetüm im 917er-CanAm über den unverwüstlichen 6-Zylinder-Turbo im 956/962, von der 700 PS-Indy-Maschine bis zum TAG-Turbo-F1-Kraftpaket. Mezgers Motoren brachten Porsche in diesem Zeitraum fünf Marken- und TeamWM-Titel, fünf Fahrer-Weltmeisterschaften, 43 Siege in WM-Läufen, sechs Le Mans-Siege, vier IMSA-Titel und 52 IMSAEinzelerfolge. Phasenweise zeichnete der Diplom-Ingenieur sogar für die Entwicklung der Chassis verantwortlich. Jede seiner Kreationen war gut genug für mindestens einen Titelgewinn. Der grösste Geniestreich gelang ihm mit dem für TAG und McLaren gebauten Porsche-F1-Turbo-Motor, der im ersten vollen Jahr (1984) 12 von 16 Grands Prix gewann, mit Niki Lauda (1984) und Alain Prost (’85/ ’86) drei Weltmeisterschaften und 25 GPSiege einfuhr. Damit wurde Mezger endgültig zur Legende. Überhäuft mit interna- tionalen Auszeichnungen wie «Trofeo Colin Chapman», «Casco d’Oro» oder «Fürst Metternich Preis», trat er 1993 von der Rennsport-Bühne ab. Als persönlich wertvollste Erfolge nennt Mezger die Premierensiege des 917ers 1970 in Le Mans und des TAG-F1-Motors ’84 in Rio. Als grösste Enttäuschung empfand er die unrühmliche F1-Partnerschaft 1991 mit Arrows. «Das hatte dieser wundervolle Motor nicht verdient.» Gesund, munter und bester Dinge verbringt Mezger in Freiberg bei Ludwigsburg seine Tage als Pensionär, pflegt neben dem Familienleben (seit 44 Jahren verheiratet, eine Tochter, 42, ein Sohn, 38) vor allem seine Hobbys Musik und Malerei. Von Kollegen wird der inzwischen 72 Jahre alte Experte gerne mal telefonisch oder auch schriftlich um Rat gefragt, ausserdem erreichen ihn regelmässig Einladungen als Referent für Fachseminare. Der Motorsport hat ihn nicht losgelassen, «die Faszination ist noch immer da». So versäumt er keinen Grand Prix am Fernseher, wo er sich bevorzugt auch über Wintersport und Leichtathletik informiert. Und gerne würde er mal ein Buch schreiben. Titel: «Motorenentwicklung im Rennsport». Diesem Mann wird’s mit Sicherheit niemals langweilig. Titel und Triebwerke: Mezger ’70 Musik und Malerei: Mezger heute Mezgers Meisterstück: Der 1,5-l-V6 Turbo von 1984 im Lauda-McLaren Müller, Siegfried sr. (MSa 49/2002) Gentlemen-Driver Müller kam über den Motorrad-GeSzuriggi ländesport in den frühen 60er-Jahren Rallye und auf die Rundstrecke. Nach 127 Lehrjahren im Mini Cooper, im Alfa GTA und im Capri RS wechselte der Geschäftsmann aus Hagen ins Lager der BMW-Privatfahrer und wählte als vorrangiges Einsatzgebiet die Tourenwagen-EM. Dort präsentierte er sich am Steuer eines Alpina CSL Coupé mit allen Merkmalen eines klassischen Herrenfahrers. Was nichts anderes hiess als Spass sowie Geselligkeit – und Siege nicht um jeden Preis. Der schlaue Rheinländer holte sich Alain Peltier ins Auto und errang mit dem belgischen Profi 1975 den EM-Titel und dazu den BMW-Sportpokal. 1981, als Sohn Siggi jr. längst erfolgreicher Nachwuchsrennfahrer war, beendete Müller sr. seine aktive Zeit. Allerdings nicht, ohne sein letztes Rennen, einen EMLauf in Zolder, zusammen mit den Junior zu fahren. «Leider», klagt der Senior, «hat mein talentierter Herr Nachwuchsrennfahrer den Escort RS kurz vor Schluss rausgefeuert.» Als persönliche Highlights bleiben neben dem EM-Titel drei Brünn-Siege und 110 Einzelerfolge in bester Erinnerung. Dass Sohn Siggi 1980 ebenfalls Tourenwagen-Europameister wurde und heute vielbeschäftigter Rennstallbesitzer (F3, F3000) ist, sei nur am Rande erwähnt. Seit 1987 lebt der mittlerweile 71Jährige «ohne motorsportlichen Rückfall» in Kressbronn am Bodensee im Ruhestand. Seine Firmenanteile an einem Unternehmen für Elektrotechnik hat Müller verkauft, «um wirklich nur noch Privatmann zu sein.» Aber ganz ohne Challenge geht es bei ihm doch nicht – Hochseefischen heisst sein neues Hobby. Der bislang grösste Fang war ein «Blue Marlin», den er nach 90-minütigem Kampf ins Boot zog. Auf dem Bodensee wirft er überdies dreimal pro Woche die Angel nach Barschen aus. Und schliesslich muss er auch noch seine Forellenzucht (drei Teiche mit je 5000 Jungfischen) pflegen. «Langeweile ist für mich ein Fremdwort», vermeldet der umtriebige Pensionär, «und im Winter ist Skilaufen angesagt, die Alpen sind ja gleich nebenan.» Über die Geschehnisse im aktuellen Rennsport hält ihn sein Sohn auf dem Laufenden. Der konnte erst kürzlich berichten, dass nun auch die dritte MüllerGeneration auf der Piste rumtobt. Der 19jährige Siggi Müller jr. jr., bisher in der JvO-Kart-Serie unterwegs, absolvierte Anfang September sein Debütrennen in der Formel König. «Schneller Sohn, schneller Enkel – da freut sich jeder Renn-Opa», schmunzelt der alte Müller am Bodensee. Grosse Siege: Siggi Müller 1975 Dicke Fische: Siggi Müller 2002 Im BMW CSL Coupé zum EM-Titel: Müller/Peltier 1975 auf dem Nürburgring Müller, Fritz (MSa 44/2002) 128 Der Mann mit Hut Müller und sein unübersehbares Fhut.ritz Markenzeichen, der schwarze CowboyOhne war Müller nicht Müller, zumindest nicht an der Rennstrecke. Ursprünglich als Schutz vor Kopfgrippe gedacht, wenn er mit verschwitzten Haaren aus seinem BMW oder Porsche kletterte, gehörte die Texaner-Kopfbedeckung seit 1977 zu seinem Outfit. Als das gute Stück bei einer wilden Party nach einem AvusRennen zu Bruch ging, schenkte ihm ein rennbegeisterter Ami gleich Ersatz. Der Hut ist noch immer da, auch sieben Jahre nach dem letzten Rennen zaubert ihn der Weissbierbrauer aus Pfaffenhofen mit schnellem Griff hervor. In seinen 21 aktiven Jahren (1974– 1995) war Müller ein stets froh gelaunter Hobby-Pilot, der im BMW 635 CSi Coupé zum Stammpersonal der DTM gehörte. Die ganz grosse Nummer gelang ihm allerdings im Langstreckensport: Beim 24-h-Klassiker auf dem Nürburgring schaffte er zusammen mit Herbert Hechler im Porsche Carrera den bislang einzigen Hattrick – drei Gesamtsiege hintereinander (1977–79). Einen vierten legte er 1981 im Döring/ Gartmann-Ford Capri nach. Zwar zogen im Laufe der Jahre der Belgier Marc Duez und Peter Zakowski mit ebenfalls je vier Siegen gleich, aber der Hattrick gelang nicht. Falls Zakowski allerdings auch 2003 wieder gewinnt, wäre der Rekord geknackt. Heute kümmert sich der 61-jährige Müller nur noch um Gattin Tanja, die 17jährige Tochter und den 15-jährigen Sohn sowie das Geschäft. Das Weissbier bei «Müllerbräu» wird nach alter bayerischer Tradition gebraut, mit 40 Mitarbeitern schafft der 1775 gegründete Familienbetrieb einen Ausstoss von gut 20 000 Litern täglich. Müllers Weissbierkundschaft findet sich hauptsächlich im regionalen Bereich und in Italien. Nach den Vorstellungen des Firmenoberhaupts soll sein Sohnemann irgendwann das Unternehmen führen, «sofern er sich dafür überhaupt interessiert – momentan allerdings tobt er voll Begeisterung mit unseren Autos durch den Hof.» Die Rennerei verfolgt Fritz Müller noch immer gerne am Fernseher, vor allem DTM, Formel 1 und NASCAR lässt er sich nicht entgehen. Überdies pflegt er regelmässig Kontakt mit der Münchner Renn-Clique. Und einmal pro Jahr erscheint er persönlich vor Ort, mal am Noris-, mal am Nürburgring. Dann aber nie ohne Hut. Sonst würde ihn ja auch keiner erkennen. Zumal er letztes Jahr mit dem Rauchen aufgehört und danach punkto Körpergewicht ganz ordentlich zugelegt hat. 1981: Müller mit Markenzeichen 2002: So sieht er ohne Hut aus Hoch das Bein: Müllers CSi-Coupé 1987 beim DTM-Lauf Mainz-Finthen Ortner, Johann (MSa 52/2002) Der Abarth-Bändiger ohann Ortner hat als Rennfahrer ein Jschichte Stück österreichischer Motorsportgemitgeschrieben. Mit dem Steyr- 129 Puch-Pistenfloh 650 TR eilte er ab 1958 bei Rallyes und Rennen von Sieg zu Sieg, danach gewann er als Werkspilot mit den Sportwagen des exzentrischen Wieners Carlo Abarth zwei Europa-Bergtitel und vier österreichische Staatsmeisterschaften. Der gross gewachsene, strapazierfähige Kfz-Meister aus Villach war wohl auch der einzige Rennfahrer, der mit Abarth acht Jahre lang offenbar problemlos zurechtkam. Viel länger als jeder andere Kollege ertrug er Abarths Wutanfälle, wenn ein Streckenrekord knapp verfehlt wurde oder einer der roten Renner als Schrotthaufen neben der Piste endete. Und Ortner brachte seinen Chef oft genug in Rage: Mal feuerte er sein feuerrotes Spielmobil in den Wald, mal rollte er zu spät zum Start und vergab damit einen schon sicher geglaubten Sieg. Sowieso waren grundsätzlich die Fahrer schuld, wenn Abarth-Werksautos nicht gewannen. «Und damit hatte der Alte», so Ortners späte Einsicht, «eigentlich sogar meist recht.» Anderseits sparte der strenge Teamchef, der auch an der Rennstrecke nur im piekfeinen Outfit, hellen Schweinslederhandschuhen und mit exakt gescheitel- tem Haupthaar auftrat, auch nicht mit Lob. Etwa dann, wenn Ortner bei einer Veranstaltung gleich mit drei verschiedenen Abarths in drei Kategorien antrat und auch dreimal siegte. «Disziplin und Erfolg waren bei ihm alles», erinnert sich sein treuester Angestellter. «Abarth liebte zuerst seine Autos, dann sich selbst und danach seine Fahrer. Trotzdem habe ich viel bei ihm gelernt.» Als Abarth seinen Turiner Rennstall 1971 auflöste, beendet auch Ortner mit 36 Jahren seine Karriere und eröffnete in Villach eine Alfa-Romeo-Vertretung. Seit 1995 lebt der 67-Jährige Pensionär in Pörtschach am Wörthersee. Ehefrau Irmtraud führt noch das Autohaus in Villach, der 27-jährige Sohn leitet eine zweite Ortner-Firma, die Sportboote vertreibt. Das aktuelle Rennsportgeschehen interessiert den ehemaligen Abarth-Star nur noch am Rande, selbst die Wegbegleiter aus alten Renntagen hat er aus den Augen verloren. Stattdessen pflegt er neue Hobbys: Motorbootfahren und Fliegen. Nur mit dem Tennispielen klappt’s nicht mehr so richtig, weil der Meniskus Ärger macht. In Ortners Hinterkopf gibt es noch einen Traum, den er sich in naher Zukunft gerne erfüllen möchte: «Ein Winterquartier in der Karibik oder auf den Bahamas wäre erstrebenswert. Wir arbeiten dran.» Furchtloser Abarth-Pilot: Ortner 1967 Nur Fliegen ist schöner: Ortner 2002 Wilde Jahre: Ortner im Abarth-Prototyp 1968 beim 500-km-Rennen Nürburgring Reisenbichler, Lili (MSa 18/2002) 130 Lili und die Machos ili Reisenbichler galt im Rennsport der LSelbstvertrauen 70er-Jahre als Frontfrau. Mit Mut und trat die geborene Slowenin von 1974 bis 1987 in fast allen Tourenwagen-Kategorien an. Die Dame mit dem rollenden R, der rauchig-verruchten Stimme und dem gewinnenden Lächeln liess sich weder von abschätzigen Männerblicken noch fiskalischen Rückschlägen beirren. Ihrem Gatten, einem MercedesIngenieur, gab sie wegen des Rennsports den Laufpass, Löcher im Rennbudget besserte sie mit allerlei lukrativen Nebenjobs auf, und mit ihrem entwaffnenden Lächeln knackte sie so manche Sponsorenkasse. Und das alles schaffte die Wormserin ohne Luder-Liga, ohne Bett-Episoden. «Obwohl es genügend Offerten gab, habe ich meinen Sport stets mit weisser Weste betrieben.» Im NSU TT, Audi 50 und der Ford-Palette vom 1,3- bis zum 2-Liter-Escort fuhr sie auf der Rundstrecke und am Berg, in der DRT, DRM und in der EM. Krönung waren die Einsätze im BMW M1 und im Zakspeed-Turbo-Capri sowie ein FordWerksvertrag. Besonders stolz ist die gelernte Fotografin auf ihren Klassensieg 1981 beim 1000-km-Rennen auf der NürburgringNordschleife, wo sie sich mit Dieter Selzer einen Escort 2000 RS teilte. Ungern erin- nert sich Lili hingegen an den sechsfachen Überschlag 1979 in Zandvoort: Im Kampf um Platz 2 drängte sie ein Konkurrent auf den letzten Metern brutal ins Gras, worauf ihr Audi 50 aufstieg und kopfüber durchs Ziel polterte. «Damals gab es viele Machos», lächelt sie. «Die haben nur schwer verdaut, dass ich auch mal besser war als sie.» Ganz abgesehen davon, dass die schnelle Lady auch PR-mässig die Nase oft genug weit vorne hatte. Seit 1986 lebt die 53-Jährige als Single («bin aber noch zu haben, wenn der Richtige kommt») in Kirchheim vor den Toren Münchens, besitzt eine eigene Immobilien-Firma, eine Film- und Video-Produktion und ist nebenbei auch Vorstandsmitglied der «Münchner Motor Presse». Sie spricht sechs Sprachen, schreibt und fotografiert für Lifestyle-Magazine und hat sogar noch genügend Zeit für ihre Hobbys Golf (Handicap 23), Tennis, Motorradfahren und Skilaufen. Als nächstes würde sie ganz gerne ihren Pilotenschein für Sportflugzeuge machen, «weil ich unheimlich gerne fliege». Ansonsten weiss die überzeugte MSaLeserin nur Erfreuliches zu berichten: «Mir geht’s richtig gut, ich geniesse das Leben in vollen Zügen, bin total happy und rundum zufrieden.» Schnelle Lady: Reisenbichler 1981 Elegante Lady: Reisenbichler heute Karriere-Highlight: Reisenbichler 1982 im 700-PS-Zakspeed-Capri Turbo Schimpf, Eckhard (MSa 26/2002) Herr der Moneten ckhard Schimpf war für jeden RennfahEpartner. rer ein besonders begehrter GesprächsDer Braunschweiger Journalist, 131 Cousin von Jägermeister-Chef Günther Mast, platzierte 30 Jahre lang die Sponsorgelder des Kräuterlikör-Herstellers aus Wolfenbüttel bei siegfähigen Piloten und Rennställen. «Da brauchte man schon ein bisschen Durchblick», erinnert sich Schimpf an zähe Verhandlungen, «sonst wurde man gnadenlos über den Tisch gezogen. Täglich hing die Rennprominenz am Telefon, und alle wollten Kohle.» Hilfreich im Umgang mit der trickreichen Klientel war für Schimpf auch, dass er als Hobby-Pilot mit Porsche und BMW über 20 Jahre bei Rennen und Rallyes flott und erfolgreich unterwegs war. Kaum ein Sponsor-Repräsentant war so dicht am Geschehen wie der Jägermeister-Mann, dessen Taktik stets lautete: «Je länger du wartest, desto preiswerter kannst du am Ende abschliessen.» So trieb er seine Verhandlungspartner zwar regelmässig zur Verzweiflung, bekam aber seine Wunschkandidaten oft genug für die Hälfte der anfangs aufgerufenen Summe. Schriftzug, Hirschgeweih und die Jägermeister-Hausfarbe Orange prangten auf Hans-Joachim Stucks March-Formel-1und Formel-2-Rennwagen ebenso wie auf Niki Laudas Alpina-BMW. Dazu kamen die Kremer-Porsche 935 von Rolf Stommelen, John Fitzpatrick und Bob Wollek, der C100Ford von Klaus Ludwig, der BMW 320 von Markus Höttinger, das BMW-Coupé von Harald Grohs oder der Brun-Porsche 956 von Stefan Bellof. Alles in allem rund 120 Fahrer und Teams. Das vorerst letzte Jägermeister-Engagement gab es 2000 im ersten Jahr der neuen DTM mit Eric Helary im Opel. Schimpf: «Seither machen wir Pause und beobachten den Markt. Eine Rückkehr will ich nicht ausschliessen.» Obwohl er im Juli 64 wird, ist der Ruhestand kein Thema. Als stellvertretender Chefredakteur der «Braunschweiger Zeitung» (der er seit 1958 angehört) schreibt er politische sowie regionale Leitartikel und hat sich auch als Buchautor einen Namen gemacht. Zehn Titel sind bisher erschienen, darunter der Bestseller «Klinter Kater» (ein Braunschweig-Sachbuch mit mehr als 100 000 verkauften Exemplaren). Seit 39 Jahren ist er mit seiner Jugendliebe Heidi verheiratet, Sohn Oliver (38) arbeitete sich beim Helmhersteller Schuberth bis zum Entwicklungschef empor. Für die Zukunft wünscht sich «Ecki» mehr Zeit für die Bücher, die er noch schreiben möchte. «Denn auch Bücher können Freunde fürs Leben sein.» «Alle wollten Kohle»: Schimpf ’74 Politik und Bücher: Schimpf heute Glanzvolle Jägermeister-Jahre: Stucks March 1974 beim Deutschland-GP Schmarje, Christian (MSa 23/2002) 132 Der Mini-Mann hristian Schmarje hat keine guten ErinC1968, nerungen an jenen September-Sonntag an dem in Hockenheim die Titelentscheidung im Deutschen RundstreckenChampionat anstand. Mit seinem Mini Cooper S hatte der Hamburger bis dahin in der sonst von Alfa GTA Junior und NSU TT beherrschten 1,3-Liter-Klasse nur Siege erzielt. Eine Etage höher, bei den 1600ern, war der Berliner Herbert Schultze im Alfa GTA ebenfalls ungeschlagen. So lagen beide vor dem Finale punktgleich an der Tabellenspitze, andere Titelkandidaten gab es nicht mehr. Dass dem Mini-Mann die Meisterparty verhagelt wurde, lag am Auftauchen einer ganzen Armada von Werks-Alfa. Die wundersame Vermehrung hatte der damalige Alfa-Deutschland-Chef de Bona arrangiert. Ziel der Aktion: Schmarje sollte bei den 1300ern von einem Alfa besiegt werden, damit Schultze mit einem weiteren Erfolg bei den 1600ern den dritten Titel in Folge einfährt. Dem untadeligen Sportsmann aus Berlin, der 1971 tödlich verunglückte, war das Szenario damals übrigens eher peinlich. Das Motodrom glich einem Hexenkessel, als der Mini brutal in die Zange genommen wurde und dabei zwei Alfa aufs Dach purzelten. Trotzdem verlor Schmarje sowohl Endlauf als auch Titel an die Alfa-Konkurrenz. «Es war so ziemlich das Deprimierendste, was ich in zehn Jahren Rennsport erlebt habe.» Später sah man Schmarje noch in einem 2-Liter-Escort BDA im Clinch mit Stuck, Mass, Ertl & Co., bevor er 1972 aufhörte. «Meine Schwester war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen», begründet der stille Norddeutsche. «Ich habe das als Wink des Schicksals verstanden und einen radikalen Schlussstrich gezogen.» Er übersiedelte auf die Insel Sylt, baute sich im 1200-Seelen-Örtchen Morsum ein Häuschen und möchte hier auch den Rest seines Lebens verbringen. Tochter Clarissa (27) erinnert den heute 62-Jährigen an eine kurze Ehe-Episode, die er rasch wieder beendete, «weil ich mich eingeengt fühlte». Bis 1990 war Schmarje Mitinhaber des Kampener Szene-Lokals «Pony». Dort regelte er das Kaufmännische, verschwand aber regelmässig, wenn abends die ersten Gäste anrückten, «weil ich den PromiRummel nicht mochte». Stattdessen verbrachte er die Zeit mit seinen Hobbys Golf (Handicap 11), Aquarell-Malerei und dem alten Jaguar MK 2. «Mir geht’s prächtig, ich bin kerngesund und fühle mich als Rentner-Single unverschämt gut.» Dauersieger: Schmarje 1968 Rentner-Single: Schmarje heute Kleines Auto, grosse Siege: Schmarje im fast unschlagbaren Mini Cooper S Schneider, Gerhard (MSa 36/2002) Frust statt Lust erhard Schneider überlegt keine SekunG de, um auf die Frage zu antworten, mit welchen seiner vielen Top-Piloten er die 133 schönste Zeit im Rennsport verbracht hat: «Markus Höttinger und Hans-Georg Bürger. Das waren richtig gute Jungs, für mich fast wie Söhne.» Beide verunglückten 1980 innerhalb von drei Monaten in der Formel 2 tödlich. Beide fuhren im GS-Sport-Rennstall des Freiburger Geschäftsmanns BMW320-Tourenwagen in der DRM sowie BMW M1 in der Procar-Serie. Das GS-Team galt von 1970 bis 1981 als feste Grösse im deutschen Rennsport. Tourenwagenstars wie Dieter Basche, Hans Stuck, Albrecht Krebs oder Jörg Obermoser siegten mit Schneiders BMW 2002 und 320. Hans Heyer führte das GS-Lancia-Projekt auf Anhieb zum DRM-Titelgewinn. Stuck und Nelson Piquet gewannen mit einem GS-BMW-M1-Prototyp 1981 das 1000Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Solide Sponsoren wie BASF, Fruit of the Loom, Warsteiner oder Jägermeister sorgten für eine gesunde wirtschaftliche Basis des Rennstalls. Dennoch musste das Team verkauft werden, als Schneiders Imperium (BMW-Autohaus mit Tuningbetrieb, Autovermietung, Winnebago-Wohnmobile, Sportartikelvertrieb) Anfang der 80er-Jahre in finanziel- le Schieflage geriet. Der heute 66-Jährige stand vor einem Scherbenhaufen und tauchte frustriert in die Türkei ab. Selbst engste Wegbegleiter wie der Freiburger Rennfahrer Mario Ketterer wussten jahrelang nicht, wo sich der ehemalige Rennstallbesitzer und Vorstand des Fussballclubs FC Freiburg aufhielt. Inzwischen ist Schneider wieder in seiner Heimatstadt gelandet, lebt dort still und zurückgezogen als Pensionär mit seiner zweiten Frau Serife und Tochter Jasmin (16). Es geht ihm «den Umständen entsprechend gut, nur der Blutdruck ist ein bisschen hoch». Selbstkritisch steht er zu Fehlern. Aber er stellt auch klar: «Ich war zu gutgläubig für das Haifischbecken Rennsport, man hat mich zuletzt schamlos ausgenutzt.» So ist er tief enttäuscht von seinen ExPiloten: «Einige haben sich sehr schlecht benommen, als es zu Ende ging. Was ich da erlebt habe, war ernüchternd.» Die weit über 100 Siege seiner Autos sind für ihn ebenso passé wie der Rennsport an sich. Bestenfalls sieht er sich mal F1 oder DTM im TV an. «Das Thema ist erledigt, ich habe einen hohen Preis bezahlt und weiss jetzt, was ich mit dem Rest meines Lebens anzufangen habe. Alles, was mit Autos zu tun hat, gehört sicher nicht dazu.» Siege am Laufmeter: Schneider 1971 Lebt zurückgezogen: Schneider 2002 «Er war für mich wie ein Sohn»: Schneider 1980 mit Hans-Georg Bürger Stenzel, Reinhard (MSa 22/2002) 134 Jubel & Tragödien einhard Stenzel zählte zu den PorscheR Piloten, die in den 60er- und 70er-Jahren die Szene aufmischten. Kaum ein Bergoder Flugplatzrennen, das der Münchner Hoteliersohn nicht zumindest als Klassensieger verliess. Zwischendrin gab’s ein mehrjähriges Engagement als Werkspilot für Alfa Romeo Deutschland. Die GTA wurden von AutoDelta angeliefert und vom Mannheimer Alfa-Händler Helmut Hähn betreut. Zu den Highlights aus den AlfaJahren zählt der Gesamtsieg mit Partner Herbert Schultze im GTA 1300 beim verregneten 300-km-Rennen 1971 auf der Nürburgring-Nordschleife. Als Schultze vier Monate später beim GP Tourenwagen tödlich verunglückte, stoppte Alfa Deutschland die Werkseinsätze. Mit dem Beginn der DRM-Ära erschien der stets fröhliche Bayer im eigenen Carrera und brachte die Werksteams von Ford und BMW öfter ins Grübeln. Sein sensationeller Gesamtsieg beim DRM-Finale ’73 öffnete die Tür zum Reutlinger Porsche-Profiteam «Max Moritz». Dort blieb er bis zum Laufbahnende 1977 und sicherte sich mit 241 Meisterschaftspunkten, 427 Führungskilometern und 147 Führungsrunden Platz 15 der ewigen DRM-Bestenliste. An die 200 Siege hat Stenzel in 18 Jahren zusammengefahren, «aber zum Schluss wollte ich nicht mehr, weil Stress und Druck zu gross wurden». Auf der Liste der Negativ-Erinnerungen steht neben dem Tod Schultzes ein dreiwöchiger Klinik-Aufenthalt in Freiburg, nachdem er den Elfer am Schauinsland mit dem Dach voraus an einen Baum gefeuert hatte. Geschäftlich kämpfte sich der jetzt 61Jährige genauso konsequent vor wie im Motorsport. Das Hotel in München ist seit 1980 verkauft, dafür stieg er in den Immobilien-Markt ein und erzielt heute mit seinem Vermögensverwaltungs- und Bauträger-Unternehmen «Stewoh» glänzende Bilanzen. Einmal im Jahr geht’s an den Norisring, ansonsten finden Formel 1, NASCAR und DTM vor dem Fernsehbildschirm statt. Zum Freizeitprogramm gehören Golf (Handicap 11), Mountainbike und Rennrad plus viermal pro Woche Fitnessstudio. «Mit 73 kg habe ich fast noch mein altes Kampfgewicht», erzählt er stolz, «und meine Frau ist auch noch dieselbe.» Mit Peggy ist er seit 1968 verheiratet, die Söhne (33, 31) unterstützen ihn in der Firma. Trotz zweier Bandscheiben-Operationen ist Stenzel mit sich und der Welt zufrieden: «Ich hab’ eine gesunde Familie und ein schönes Häuschen am Englischen Garten. Mehr brauch’ ich wirklich nicht.» 1973: Rennfahrer Stenzel (32) 2002: Kaufmann Stenzel (61) Schrieb im Carrera DRM-Geschichte: Reinhard Stenzel 1976 in Diepholz Stockmar, Jürgen (MSa 1–3/2002) Quattro-Künstler Stockmar kann diebische Freude Jalteürgen nicht verhehlen, wenn die Rede auf die DTM kommt. Dem einstigen Leiter der 135 Technischen Entwicklung bei Audi fällt da auf Anhieb der V8 quattro ein. «Erst haben uns alle wegen des bulligen Autos ausgelacht», schmunzelt der leidenschaftliche Techniker. «Aber als Stuck dann 1990 im ersten Anlauf den DTM-Titel geholt hat, war das ein ganz persönlicher Triumph.» Auch als Allrad-Fan Stockmar ab 1994 bei Opel das Vorstandsressort Technische Entwicklung übernahm und damit in Rüsselsheim die Motorsportrichtung vorgab, trieb er unbeirrt die Renneinsätze des Sorgenkinds Calibra voran. Erneut musste er so manchen Spott über sich ergehen lassen. Der Gewinn des ITCTitels 1996 durch Manuel Reuter bestätigte ihn abermals in seiner Überzeugung, «dass man mit dem Allrad-Konzept letztlich nur gewinnen konnte». Der findige Diplom-Ingenieur setzte seine Ideen und Visionen stets konsequent um. So verpasste er als junger Versuchsingenieur des Neusser Vergaser-Unternehmens Solex Ende der 60er-Jahre dem Koepchen-BMW 2002 von Hans-Joachim Stuck eine revolutionäre Vergasertechnik, die den 18Jährigen prompt zum Dauersieger machte. Nächster Geniestreich war der Bau eines eigenen Sportwagens. Die Stockmar-Kreation «REX» verfügte über einen 2-LiterFord-Cosworth-Motor und erreichte mit Harald Ertl immerhin zwei Siege. Gelegentlich griff der Renn-Freak auch mal selbst ins Lenkrad, so etwa beim berühmtberüchtigten «Akademischen» in Hockenheim. Aktenkundig wurde er dort vor allem durch eine Punktlandung im 700-PS-IMSAAudi auf der Leitschiene … Mittlerweile klappt die Rennerei des heute knapp 60-Jährigen, der auch als Entwicklungsvorstand bei Steyr-DaimlerPuch und Chefredakteur der Kölner «Auto Zeitung» wirkte, wesentlich besser. In der Ferrari-Challenge und in der GTP-Serie gelangen ihm in Spa und Mugello zwei Siege. «Darauf bin ich richtig stolz. Endlich habe ich Zeit, Rennautos ohne Stress zu bewegen.» Stockmar lebt mit seiner Familie in Ingolstadt, unter der Woche schätzt man seine Dienste im Vorstand des Zulieferers «Magna International» in Oberwaltersdorf bei Wien. Nach wie vor verfolgt er vor dem TVBildschirm die wichtigsten Rennevents. Seine persönliche Hitliste: «Die Formel 1 gefällt mir am besten, die DTM ist gut, aber die Schneider-Mercedes-Dominanz ziemlich deprimierend. Und aus der urigen V8STAR kann was wirklich Gutes werden.» Fan und Freak: Stockmar 1973 Karriere-Mann: Stockmar heute Techniker mit Visionen: 1972 baute Stockmar seinen eigenen Sportwagen van Lennep, Gijs (MSa 45/2002) 136 Hollands Bester ijs van Lennep brach ’66 wie ein DonG nerschlag ins Rennsport-Oberhaus ein. Als Frischimport aus der 50-PS-Formel V setzte ihn Förderer und Freund Ben Pon in einen seiner 250-PS-Carrera 6. Das schmächtige Bürschlein aus Bloemendaal bei Zandvoort lernte rasch – so rasch, dass er schon nach ein paar Monaten Österreichs Nationalidol Jochen Rindt auf dessen Heimterrain in Wien-Aspern nach mitreissendem Zweikampf niederrang, mit gleichen Waffen notabene. Das war sein Durchbruch, der schnellste Holländer aller Zeiten hatte vor nichts und niemand mehr Respekt. Bis ihn 1967 in Spa der einzige Highspeed-Crash ereilte: Als sich die Heckverkleidung löste, hob der Carrera 6 ab. «Mein Glück war», erinnert sich van Lennep, «dass es damals noch keine Gurte gab und ich beim ersten Aufprall aus dem Cockpit ins Gelände geflogen bin. Jo Siffert fand mich, ohne Hose, ohne Schuhe. Das Wrack lag 200 Meter weiter.» Ein Handbruch und schwere Prellungen erzwangen zwei Monate Pause, bevor sich der Shooting-Star in alter Form zurückmeldete. Nach weiteren Siegeszügen (auch in Formel 5000 und F3) stiess er zum Porsche-Werksteam, siegte 1971 mit Helmut Marko im 917er in Le Mans und beendete mit einem zweiten LM-Sieg (im 936 mit Ickx) 1976 seine Traumkarriere. Der ’71erSiegerschnitt (5335,313 km, 222,304 km/h) bleibt wegen diverser Kursumbauten wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Sogar acht Starts in der Formel 1 und zwei WM-Punkte waren ihm vergönnt. «Ohne Ben Pon», gibt van Lennep zu, «hätte es mich als Rennfahrer wohl nie gegeben. Denn ich hatte nichts ausser meinem Talent.» Aufgehört hat er, «weil ich im Leben noch was anderes tun und den rechtzeitigen Absprung nicht verpassen wollte. Der zweite Le-Mans-Sieg war der richtige Zeitpunkt.» Beruflich und privat geht’s dem 60-Jährigen heute prächtig, in Holland leitet er das Fahrsicherheitstraining für Audi und Porsche. Zuvor war er ins Fahrer-Coaching des Citroën- und Golf-GTI-Cups involviert. «Durch meine Nachwuchsarbeit in Holland habe ich rund 200 Jungs im Rennsport etabliert», sagt er stolz. Seit 25 Jahren ist der Kleinwild-Jäger und Hobby-Golfer (Handicap 12,6) mit Jenny verheiratet, Kinder gibt es keine. Beide leben in Blaricum in der Provinz Utrecht und sind wunschlos glücklich. «Fast», ergänzt van Lennep, «ich würde gern noch besser Golf spielen und mal die historische Rallye Monte Carlo fahren.» A star was born: van Lennep 1966 Noch immer Idol: van Lennep 2002 Rekordfahrt in Le Mans 1971: Der Porsche 917 von Marko/van Lennep von Brauchitsch, Manfred † 2003 (MSa 17/2002) Das Silberpfeil-Idol anfred von Brauchitsch, im August M 1905 in Hamburg geboren, ist einer der wenigen noch lebenden deutschen 137 Vorkriegsrennfahrer. Nur gut zehn Jahre dauerte seine wilde, mit Höhen und Tiefen durchsetzte Zeit unter Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer, bevor der Kriegsausbruch 1939 seine Karriere und alle Mercedes-Renneinsätze beendete. Bis dahin hatte der ungestüme von Brauchitsch erst als Mercedes-Privatier, schon bald aber als -Werkspilot 14 GP-Siege eingefahren und 45 Mal auf dem Podest gestanden. Überhaupt ist der Begriff «Silberpfeil» und die oft zitierte Geschichte, wie es dazu kam, eng mit seinem Namen verbunden. Denn er war es, der 1934 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring mit dem ersten Sieg des nicht mehr weissen, sondern aus Gewichtsgründen bis aufs silbergraue Blech vom Lack befreiten W25-GP-Renners (3,3-Liter-V8-Kompressor, 315 PS) die Legende vom Silberpfeil begründete. Wohl deshalb pflegen die Stuttgarter den Kontakt zu dem alten Herrn mit besonders viel Hingabe. So fehlte er bis vor zwei Jahren kaum bei einer Motorsport-Schlussfeier des Unternehmens und war oft Gast bei Historic-Events. Das Reisen allerdings fällt ihm zunehmend schwerer, nur selten verlässt der fast 97-Jährige sein Haus in Gräfenwarth bei Schleiz. Nach drei schweren Operationen wacht seine Frau Liselotte streng darüber, dass sich ihr Liebster nicht zu viel zumutet. So lässt die Chefin im Hause von Brauchitsch heute kaum noch jemand an das einstige Rennidol ran, «weil er keinen Rummel und keine Interviews mehr braucht und in Ruhe leben soll». Trotzdem lässt es sich der Mann, der vom SSKL und W25 über den W125 bis hin zum W154 in fast allen Vorkriegs-Mercedes-Grand-Prix-Autos gesiegt hat, nicht nehmen, auch die moderne Formel 1 vor dem Fernsehgerät zu verfolgen. Neben dem Abschneiden der modernen Silberpfeile von McLaren-Mercedes interessiert sich von Brauchitsch noch immer fürs regionale Tagesgeschehen, politische Strömungen und Weltereignisse. «Er ist da voll auf der Höhe», weiss Daimler-Museumschef Gerrit von Pein, der als einer der wenigen Privilegierten noch regelmässig Kontakt zu ihm hat. Sein letztes Rennen fuhr von Brauchitsch übrigens in Belgrad und ist noch heute sauer, dass er durch «eigene Dummheit» nur Zweiter hinter dem Italiener Tazio Nuvolari im Auto Union wurde. An jenem 3. September 1939 nahm das Unheil des 2. Weltkriegs seinen Lauf … Ungestüm: Von Brauchitsch 1936 Heute: Mit 96 voll auf der Höhe Sein letztes Rennen: Von Brauchitsch im 12-Zylinder-W154 mit 500 PS Waldhier, Franz (MSa 25/2002) 138 Der schöne Franz Waldhier verband schon immer gerFAlsranz ne das Angenehme mit dem Nützlichen. er 1974 von seinem damaligen Arbeitgeber Audi zu einem fünfjährigen Griechenland-Aufenthalt abkommandiert wurde, nutzte er die Gelegenheit zur Fortsetzung einer erfolgreichen Rennlaufbahn. Mit seinem Audi 50 rasierte er die griechischen Sportsfreunde am Berg nach Belieben. Zuvor hatte Waldhier im NSU-TTS schon hierzulande ordentlich abgeräumt. Klassengegner wie Willi Bergmeister, Joe Weber oder Thomas Ammerschläger mussten oft grimmig miterleben, wie ihnen der «schöne Franz» die Siege vor der Nase wegschnappte. Seine Erfolgsserie gipfelte 1971 im Gewinn der Berg-DM in der Kategorie Spezial-Tourenwagen. Überdies holte er sich im selben Jahr den NSU-Sportpokal. Zwar fühlte er sich auf Bergstrecken wie Rossfeld, Schauinsland oder Eberbach am wohlsten, was ihn aber nicht davon abhielt, den TTS auch auf der Nordschleife fliegen zu lassen. So sprengten er und Sigi Spiess 1972 beim 6-h-EM-Lauf bei den 1300ern die Werksteams von Autodelta (Alfa) und Trivellato (Fiat). Die Underdogs belegten als beste Privatiers neben Klassenrang 3 einen vielbeachteten zehnten Platz im Gesamtklassement. Ab 1980 fand Waldhier in der Münchner BMW-Zentrale beruflich eine neue und endgültige Heimat. Als Vertriebsleiter für das M1-Geschäft, im Marketing, in der Motorsport-Kommunikation und sogar als kurzzeitiger Interims-Einsatzleiter der BMW-Streitmacht des DTM-Jahres 1989 hat er auch im Sport-Management Duftmarken hinterlassen. Offiziell lebt der leidenschaftliche Golfer, Ski- und Mountainbike-Fahrer seit April letzten Jahres in Olching bei München schon im Ruhestand, «aber mit 63», so Waldhier, «kannst du doch den Tag nicht nur mit Faulenzen verbringen». Also steht er BMW weiter als Freier Mitarbeiter zur Verfügung und begleitet Händler- und Formel-1-Events als Moderator des VIP-Programms. Nebenbei kümmert er sich noch um seinen langjährigen Schützling Alexander «Sandy» Grau. Dass Waldhier, seit 1965 mit seiner Frau Jutta verheiratet, auch im fortgeschrittenen Alter topfit ist, belegt die Tatsache, dass er noch vor einigen Jahren alle Pflichtdisziplinen fürs DLV-Sportabzeichen erfüllt hat. Besonders stolz ist er, wenn sich die Leute beim Alter in die freundliche Richtung verschätzen. «Alles unter 60 ist ein Kompliment, das ich immer gerne annehme.» Am Berg gefürchtet: Waldhier ’72 Flotter Sechziger: Waldhier 2002 Galafahrt am Ring: Waldhier/Spiess mischten 1972 im NSU die Alfa auf Walter, Heini (MSa 46/2002) Schweizer Legende eini Walter erreichte in den 20 Jahren H seiner Rennfahrerzeit in diversen Sportwagen zwischen 1947 und 1967 so 139 viele Siege und absolvierte so viele Starts, dass er irgendwann mal aufgehört hat zu zählen. Das übernahm sein Freund und Fan Remo Bader umso genauer mit dem Buch «Heini Walter – eine Schweizer Rennfahrerlegende». Nach Anfängen mit Bugatti und BMW begleitete die Marke Porsche den gelernten Fahrrad- und Motorrad-Mechaniker aus Aesch bei Basel ab 1955 fast durchgängig, nur kurz ging er später noch mal fremd mit Ferrari. Gleichermassen schnell in allen Disziplinen, liebte er den Kampf am und gegen den Berg mehr als jedes Rundstreckenrennen. So brachten ihm seine Siege am Rossfeld, Gaisberg, Mont Ventoux, Schauinsland, Timmelsjoch oder in Sestriere gleich drei Europa-Championate und fünfmal in Folge den Titel des Schweizer Sportwagenmeisters ein. Die herausragenden Autos beim Einsammeln der Titel waren dabei die Porsche-Typen RS, RSK und 904 GTS. Geradezu «diebische Freude» empfand der SportwagenHero 1959 ob der Tatsache, dass er als Schweizer den Titel «Int. Deutscher Rennsportmeister» errang. Seine Gegner waren immerhin so schwere Kaliber wie Edgar Barth, Gerhard Mitter, Hans Herrmann oder Wolfgang Graf Berghe von Trips. Sogar der Traum von einem Formel-1Einsatz erfüllte sich für den eidgenössischen Tausendsassa: Im 4-Zylinder-Porsche der Scuderia Filipinetti qualifizierte sich Walter beim Grossen Preis von Deutschland 1962 für die vierte Startreihe neben den Ferrari-Piloten Baghetti und Phil Hill und erreichte im strömenden Regen einen achtbaren 14. Platz. Sein letztes Rennen fuhr der Schweizer Rekordmeister im Oktober 1967 beim Nationenpreis in Hockenheim im Porsche 910 – Platz 2 war sein Abschied von der Rennsportbühne. Fortan kümmerte sich Walter vor allem um sein Restaurant in seinem Heimatort Aesch. Der 75-Jährige ist bis heute überzeugter Junggeselle, freut sich über jeden Kontakt mit seinen ehemaligen Kollegen und besucht gerne mal den einen oder anderen Oldtimer-Event. Vor dem Fernsehgerät verfolgt er regelmässig die Sportwagenrennen der American Le Mans Series und die DTM-Läufe. Eine Darmoperation vor 12 Jahren hat er gut überstanden, fühlt sich längst wieder gesund und fit. «Viel Bewegung, häufige Spaziergänge und wenig Alkohol», lautete sein ganz persönliches Rezept für ein langes Leben. Schnelles Leben: Walter 1961 Normales Leben: Walter heute Sein Lieblingsberg: Heini Walter 1961 im Porsche RSK am Schauinsland Waxenberger, Erich (MSa 28/2002) 140 Der Super-Stratege rich Waxenberger eilte ein Ruf wie DonEMercedes nerhall voraus. Als Einsatzleiter von in den Rallye-WM-Jahren 1978 bis 1980 gelangen ihm mit Stars wie Hannu Mikkola oder Björn Waldegaard Erfolge, vor denen sich die versammelte PS-Zunft ehrfurchtsvoll verneigte. Der gebürtige Bayer, seit 1954 als Versuchsingenieur bei Mercedes in Diensten, dirigierte seine schweren 450 SLC wie ein Feldherr und packte am Servicepoint auch selbst mit an, wenn Not am Auto war. Seine Truppe führte er «mit Kompetenz und Menschlichkeit», sagt Ex-Weltmeister Waldegaard, seine Rallye-Autos waren rollende Mess- und Versuchslabore. «Wir haben damals alles probiert, was technisch machbar war», schwärmt Waxenberger, «sogar die Premiere der Telemetrie mit Helikopter-Relaisstation ist uns bei der Safari-Rallye gelungen.» Die knüppelharte Bandama-Rallye (Elfenbeinküste) beendeten seine 450 SLC auf den Plätzen 1 bis 4, obwohl ihm hausintern ein Startverzicht nahe gelegt wurde, weil man im afrikanischen Busch keine Siegchance für die V8-Coupés sah. Aber gerade solche Herausforderungen machten ihn erst richtig heiss. «An diesem Mann», schrieb Herbert Völker 1980, «ist ein Ferrari-Rennleiter verloren gegangen.» Konstrukteur, Techniker und Rennfahrer mit jeder Faser seiner kräftigen Statur, zwängte sich Rundstrecken-Fan Waxenberger gern auch mal selbst ins Cockpit, obwohl ihm das offiziell untersagt war. 1968 wuchtete er beim 6-Stunden-Rennen von Macau einen rechtsgesteuerten 300 SEL 6.3 des Mercedes-Importeurs von Hongkong zum Sieg, nachdem der einheimische Chauffeur kurzfristig ersetzt werden musste. Auf dem Höhepunkt der Rallye-Erfolgsserie beschloss Mercedes Ende der Saison 1980 aus Kapazitätsgründen das Ende aller Sportaktivitäten. Waxenberger ging als Abteilungsleiter «Vorentwicklung und Versuch» 16 Jahre später mit 65 in den Ruhestand. Seitdem pendelt der begeisterte Skiläufer und Segler mit seiner Frau Ute, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist und zwei Zwillingstöchter sowie fünf Enkel hat, zwischen dem schwäbischen Heimatort Neuhausen (Frühjahr), Segelschiff auf dem Bodensee (Sommer) und Winterquartier in Klosters-Davos. Den Motorsport verfolgt der heute 71-Jährige noch immer sehr genau: «Nie hätte ich geglaubt, dass sich Mercedes so für den Sport öffnen und mit Niederlagen so locker umgehen würde. Wenn wir mal verloren haben, gab’s im Vorstand gleich eine Krisensitzung.» 1980: Rallyechef und Rennfahrer 2002: Hobbysegler im Ruhestand Bandama-Rallye: Wenns sein musste, packte Waxenberger selbst mit an Weisheidinger, Johann (MSa 35/2002) Untergrund-Mann Weisheidinger gehörte zu den Jamohann urigsten Typen, die in den 70er-Jahren Berg und auf der Rundstrecke erstklas- 141 sige Unterhaltung boten. Der gebürtige Österreicher, von Freunden nur «Wastl» genannt, gilt als einer der frühen Vorkämpfer in Sachen Opel-Motorsport. Obwohl er bis 1971 bei Opel in der Fahrzeug-Konstruktion arbeitete und noch immer in Rüsselsheim wohnt, blieb er stets ein lupenreiner Privatfahrer. Seine Darbietungen fielen in eine Zeit, in der sich Opel mit offiziellen Motorsporteinsätzen noch ziemlich schwer tat. Die Rüsselsheimer SportClique lebte ihre Begeisterung damals mehr im Untergrund aus. Umso bemerkenswerter, wie «Wastl» mit den schweren Limousinen Commodore 2.8 GSE und Monza-Coupé seine ganz persönlichen Grenzbereiche der Fahrphysik zelebrierte und 1976 sogar Deutscher Rundstreckenmeister wurde. Sein Kumpel Dietmar Hackner, Opel-Versuchsingenieur und Partner bei den Langstreckenrennen, sorgte dafür, dass so manches Ersatzteil auf unkompliziertem Weg in die Renn-Coupés gelangte. Auch der heutige Formel-3-Präsident Helmut «Helle» Bein, damals OpelSportbeauftragter mit Mini-Etat, zählte zu Wastls Sympathisanten und öffnete so manch inoffizielle Tür. Notgedrungen arbeitete Weisheidinger mit Minimal-Aufwand. 25 000 Euro pro Saison mussten reichen. Herrlich seine Erinnerungen an die 24 Stunden von SpaFrancorchamps 1979: «Da sind der Hackner und ich mit einer Kiste Ersatzteile hingefahren und haben den Monza mal eben auf Gesamtrang 3 geprügelt.» Und dann wettert er gleich noch über die Zustände im Rennsport heute: «Schlimm, dass man nur noch mit Rechtsanwalt, Therapeut und Manager im Schlepptau fahren kann.» Wastl W. pur – er hat schon immer laut gesagt, was andere nur leise dachten. Der 57-Jährige, seit 27 Jahren mit Renate verheiratet, eine Tochter (23), ein Sohn (17), ist leitender Kfz-Sachverständiger bei der Allianz. Seit Ende seiner sportlichen Laufbahn 1985 hat er keine Rennstrecke mehr besucht, konsumiert aber alles vor dem Fernsehbildschirm. Seine persönliche Hitliste: Motorrad-WM («bin ein absoluter Rossi-Fan»), Formel 1, DTC, V8STAR, DTM. Grosses Hobby sind vier historische Motorräder (Kawasaki Z 900, 250er-BMW, zwei 250er-Adler) und ein 30 Jahre alter Opel GT 1900. Wenn dann noch Zeit bleibt, begleitet er die Tochter zu Reitturnieren. «Dass ich mal mit dem Pferdeanhänger durch die Gegend gondeln würde, hätte ich auch nie gedacht.» 1976: Opel-Fan Weisheidinger 2002: Rossi-Fan Weisheidinger Herrliche Zeiten: Wastls Commodore GSE 1976 vor Karl Mauers Escort Wendlinger, Karl sr. (MSa 47/2002) 142 Ein Idol aus Tirol arl Wendlinger war in den 60er- und K 70er-Jahren im österreichischen Tourenwagensport eine sichere Bank. So etwa eine gute Mischung aus Hans Heyer und Dieter Glemser – trickreich, schnell, stark im Nahkampf und abonniert auf Meistertitel. Mehr als 100 Mal stand der Kfz-Meister aus Kufstein unterm Lorbeerkranz und räumte im Steyr-Puch 650 TR, Abarth 1000 TC und Alfa GTA vier ÖM-Titel ab. Auch den internationalen Vergleich brauchte der populäre Tiroler nicht zu scheuen. Wenn er bei den TourenwagenEM-Läufen in Monza, Brünn oder Spa im selbst präparierten GTA die Alfa-Werksclique aus Milano aufmischte, guckten selbst hartgesottene Typen wie Andrea de Adamich, Theodore Zeccoli oder Ignazio Giunti am Ende recht konsterniert. Sogar der spätere Formel-1-Superstar Gerhard Berger musste in besten Alfasud-Cup-Tagen erkennen, dass Landsmann Wendlinger ein verdammt harter Brocken war. Auch bei den Ausflügen in die Formel Super V rang das Allround-Talent seinen Gegnern Respekt ab. Drei Jahre tobte er mit Kurt Bergmanns Kaimann-Truppe über Europas Rennstrecken. Noch heute bescheinigt Konkurrent Manfred Trint: «Er war verdammt schnell, obwohl sein Kaimann damals gegen unsere ATS-Lola kaum Chancen hatte.» Wendlinger selbst erinnert sich vor allem gerne an die Flugplatzrennen Innsbruck, Klagenfurt, Aspern und Tulln: «Das war die absolut schönste Zeit mit dem meisten Spass und der besten Atmosphäre.» Als Sohnemann Karl 1984 als 16-Jähriger mit Kartfahren begann, beendete der Vater seine aktive Karriere und kümmerte sich fortan um die Betreuung seines hoffnungsvollen Juniors, der anfangs mit Begeisterung in Gerhard Bergers abgelegten Rennoveralls antrat. Die väterliche Begleitung endete nach der Formel-Ford- und Formel-3-Zeit. Dr. Helmut Marko übernahm das Management, der Senior konnte sich wieder vorrangig um sein Autohaus (Alfa, Peugeot) kümmern. Weil Karli jr. kein Interesse an der Übernahme des väterlichen Autohandels zeigt, soll das Geschäft verkauft oder verpachtet werden. Denn für 2004 strebt der heute knapp 60-Jährige Wendlinger den Ruhestand an, um zusammen mit seiner Frau Waltraud vor allem viele Reisen zu unternehmen und seine Hobbys Ski- und Radfahren zu pflegen. Dafür, dass die Verbindung zur Rennerei nicht abreisst, sorgen neben dem Junior auch die Herren Berger und Stuck, die im Tiroler Umfeld zu Hause sind. Siegabonnement: Wendlinger ’70 Heute rast der Sohn: Wendlinger Umtriebe im Alfasud: Wendlinger (vorne) balgt sich mit Berger und Co. Wilcke, Wolfgang (MSa 34/2002) Löwe von Zolder olfgang Wilcke und seine Zolder-ParaW deveranstaltung «Bergischer Löwe» – stets ein geschichtsträchtiges Ereignis im 143 deutschen Motorsport. 25 Mal dirigierte der Solinger seit 1969 im Stil eines Kolonialherrn den alljährlichen Saisonstart der DRM und DTM auf dem Traditionskurs nahe Hasselt. Alle hatten Respekt vor ihm – die trägen belgischen Funktionäre genauso wie die Piloten. Berühmt-berüchtigt seine Fahrerbesprechungen: Wenn der «Löwe von Zolder» die Vollgas-Gemeinde in gefährlicher Stimmlage mit seinen Durchführungs- und Sonderbestimmungen konfrontierte, waren Einsicht und Wohlverhalten empfehlenswert. Wer dennoch aufbegehrte oder gar eine Diskussion um Sachfragen anzuzetteln wagte, wurde vom Ober-Löwen in der Regel barsch abgebürstet und gab für den Rest des Wochenendes garantiert Ruhe. Lange blieb der Saisonstart in Zolder eine Festung im deutschen Rennkalender. Als ’95 aber erstmals kein DTM- und F3Prädikat an den «Motorsportverband Bergischer Löwe im AvD» vergeben wurde, bekam das Traditionsrennen einen Knacks. Überdies musste Wilcke die Rennleiterfunktion aus gesundheitlichen Gründen 1996 an seine Tochter abgeben, die ihrem Vater bis dahin als Stellvertreterin zur Seite gestanden hatte. Im April 2002 startete Dr. phil. Karin Wilcke, im Hauptberuf Literatur-Dozentin an der Uni Düsseldorf, die 33. Auflage des «Bergischen Löwen». Vor spärlicher Kulisse fuhren BeneluxRennserien und Youngtimer-Trophy. Die Zukunft der Veranstaltung, die in ihren besten Zeiten bis zu 80 000 Zuschauer sah, ist mangels wirtschaftlicher und sportlicher Perspektiven eher ungewiss. Der fast 73-jährige Wilcke, selbst viele Jahre aktiver Rallyefahrer und 1981 Gewinner des ONS-Senioren-Cups, lebt heute als Pensionär in seiner Heimatstadt Solingen. Die letzten Jahre waren von Schicksalsschlägen geprägt: Erst starb seine Frau Charlotte, mit der er seit 1957 verheiratet war. Dann trafen ihn ein Herzinfarkt und zwei Schlaganfälle. «Aber das wirft mich nicht um», trotzt der Ober-Löwe. «So schnell lässt sich ein Wilcke nicht aus dem Verkehr ziehen.» Die beiden Töchter, ausser Karin (44) noch Gabriele (43), sehen den Unternehmungsgeist des angeschlagenen Familienoberhaupts mit Sorge und mahnen eindringlich zu ruhigerer Gangart. «Aber eigentlich», so Karin resignierend, «ist es wie all die Jahre in Zolder – er duldet keinen Widerspruch.» Autoritätsperson: Wilcke 1977 Herz macht Sorgen: Wilcke heute Immer Flagge zeigen: Zolder-Rennleiter Wilcke 1979 in typischer Pose Akersloot, Han (MSa 31/2003) 144 Spass und Spiele an Akersloot nahm das RennfahrerleH ben so wie es gerade kam: Siege nicht um jeden Preis, Spass auf jeden Fall. Im Verbund mit Ford-Weggefährte Ernst Berg und Manager Frans Lubin funktionierte der vierfache holländische TourenwagenChampion (1970 im Alfa GTA, 71/72/73 in Ford Escort und Capri RS) jedes Fahrerlager in eine «Spass- und Spiele-Arena» um. Während sich die erfolgsbesessene Konkurrenz mit Fitness abmühte und früh zu Bett ging, liess es die holländische SpassFraktion erst richtig krachen. Im Nobelclub «Jimmy’z» in Monaco galten sie als die wildesten und besten Tänzer, keine Disco war vor ihnen sicher. «Wir hatten eine wunderbare Zeit», erinnert sich der fröhliche Blondschopf. «Vor allem die Rennen mit Ford waren ein Traum.» Trotz aller Blödeleien stand Akersloot jedoch immer seinen Mann, wenns auf der Piste ernst wurde. In der Tourenwagen-EM der 70er-Jahre teilte er sich das Cockpit bisweilen mit Top-Partnern wie John Fitzpatrick, Tom Walkinshaw oder Gerry Birrell. Werkseinsätze mit Teamchefs wie Carlo Chiti (Alfa) oder Jochen Neerpasch und Mike Kranefuss (Ford) genoss er ebenso wie die Starts im holländischen FramiTeam. Für das Ende seiner Laufbahn sorgten 1975 die Hochzeit mit Corinna sowie das Angebot, Marketing- und Sportdirektor von Renault Holland zu werden. Zwölf Jahre blieb er bei Renault, erlebte die verrückten R5-Pokal-Jahre, freute sich über eine starke Holland-Equipe im Europacup und dirigierte Jan Lammers trickreich zu zwei Titelgewinnen. Und gelegentlich durfte er auch noch seinen alten Kumpel Berg, inzwischen auch im R5Cup gelandet, nach dessen nächtlichen Eskapaden bei der monegassischen Polizei auslösen. Einem siebenjährigen Intermezzo bei Lancia folgte der Ruf von Alfa Romeo Holland, wo er seit 1993 als Verkaufsdirektor amtiert. Mehr als Rennsport interessieren den mittlerweile 58-Jährigen aus Aerdenhout vor den Toren Zandvoorts heute vor allem Golf (Handicap 15) und Fussball («ich bin ein grosser Fan von Ajax Amsterdam»). Sein 19-jähriger Sohn ist auf dem Weg zum Golf-Profi, während die beiden Töchter (25, 22) Medizin und Jura studieren. Gelegentlich fährt der ehemalige Tourenwagen-Star noch historische Rallyes mit seinem 58er-Alfa Spider oder ist Instruktor bei Fahrerlehrgängen für Alfa-Kunden. Für die Zukunft hat sich Akersloot vorgenommen, «möglichst viele junge Leute zum Golfsport zu bringen und sie als Promoter zu unterstützen». Siege mit Ford: Akersloot 1971 Spass mit Golf: Akersloot heute Auf Titelkurs: Akersloot im rechtsgesteuerten Escort 1972 in Zandvoort Becker, Heinz (MSa 43/2003) Der Cup-Spezialist einz Becker genoss als Renault-CupH Frontrunner das Privileg des grössten Schlitzohrs im Feld. Ob nationaler R5-Po- 145 kal, R5-Turbo-, Alpine-V6- oder R21-Turbo-Europacup – der Hagener brachte in den 80er-Jahren Gegner und Kommissare gleichermassen ins Grübeln. Dabei beteuert der Schlaufuchs, «dass ich nie wegen eines faulen Autos disqualifiziert worden bin». Unvergessen bleibt für die deutsche Renault-Cup-Führung der Becker-Auftritt des Jahres 1983, als er zum Entsetzen der völlig genervten Chefetage ein Rennen nach dem anderen gewann. «Obwohl wir das Auto mehrmals in alle Einzelteile zerlegt haben», so Technikchef Weishaupt, «fand sich absolut nichts. Ich hätte echt gerne gewusst, wie er uns geleimt hat.» Becker, der die peniblen Kontrollen zumeist grinsend verfolgte, kommt aus einem Umfeld, dem Cleverness und Einfallsreichtum keineswegs fremd sind: Viele Jahre Kartsport, Nationalmannschaft mit Hans Heyer, viermal Europameister, an die 70 Siege. Trotz der beiden deutschen R5Titel 1982/83 fand er den meisten Spass im Europacup. «Da ging’s richtig rund», schwärmt der Monaco-Sieger 1988. «Anders als im deutschen Cup war da fast jedes Auto faul. Die Schlimmsten waren übrigens Heyer, Schütz und Strycek.» 1991 gönnte sich Hobby-Pilot Becker noch eine DTM-Saison im eigenen Ford Mustang, allerdings geriet das Projekt zum technischen Fiasko. «Das war Frust pur, ich kam kaum zum Fahren, weil der Motor nur rumkotzte. Wir sind da wohl zu blauäugig rangegangen.» Mit 45 beendete der Unternehmer («Märkische Transportbeton GmbH», fünf Betonwerke, 50 Silo-LKW, Meierling Anhängerbau, Kartbahn Hagen, weitere Firmen-Beteiligungen) seine Pisten-Präsenz. Zehn Jahre später tritt Becker kürzer, zumal verengte Herzkranzgefässe und Bluthochdruck nach Auszeiten verlangen. So legen er und Frau Ilse öfter mal Kurzurlaube im Haus an der Ostsee ein. Sohn Michael (29) ist in den Betrieb eingestiegen, nachdem die eigene Rennkarriere (Kart, Formel König, F3, DTC) nicht nach Wunsch verlief. Tochter Nicole (34) ist Hausfrau und Mutter, die den Eltern bereits ein Enkelkind (3) bescherte. In MSa und am TV informiert sich der Ex-Meister regelmässig über das aktuelle Renngeschehen, aber bis auf die alten Weggefährten Rolf Rummel und Hans Heyer gibt es kaum Szene-Kontakte. Zukunftspläne? «Gesund bleiben und den Betrieb irgendwann in gutem Zustand an meinen Nachfolger übergeben.» Harter R5-Fighter: Becker 1981 Multiunternehmer: Becker heute Auch Überflieger stolpern mal: Dreifacher Becker-Salto 1982 in Zolder Besier, Günther (MSa 07/2003) 146 Ein flinker Kater ünther Besier gehört zu jener legendäG ren Wiesbadener Rennfahrer-Clique, die dem Motorsport speziell in den 50er- und 60er-Jahren durch Engagement und Erfolge auch in der hessischen Landeshauptstadt zu gesellschaftlicher Akzeptanz verhalf: Zusammen mit schillernden Typen wie Peter Lindner, Egon Vomfell, Leopold von Zedlitz, Horst Wilhelm oder Hans Wehner beteiligte sich der Rennfan am Aufbau der beiden grossen Wiesbadener AvD-Clubs «HMSC» und «WAC», die sich mit ihren Flugplatzrennen in Mainz-Finthen, Pferdsfeld und Erbenheim, dem Taunus-Bergrennen Lorch oder der Rallye Wiesbaden einen guten Namen machten. Wegen eines deftigen Abflugs am Nürburgring und daraus resultierender EndlosDiskussion mit der Familie startete Besier bald nur noch unter dem Pseudonym «Hans Kater». Dies geschah allerdings auch mit Rücksicht auf seinen Unternehmer-Status (mehrere Foto-Fachgeschäfte in Wiesbaden und Mainz). Seinen ersten Sieg errang Besier 1956 im BMW 502 V8 am Berg, danach folgten seine wildesten Jahre im BMW 700. Kaum weniger gesittet trieb es der fröhliche Hesse vorzugsweise am Steuer von diversen Leichtbau-Carreras und 911 aus dem Hause Porsche. Fast wäre er als GT-Dauersie- ger mit dem 911 gar Rundstrecken-Champion geworden – nur Udo Schütz im Carrera 6 vereitelte beim Finallauf 1966 den Titelgewinn. Sein letztes Rennen bestritt Besier ein Jahr später im 911 S mit Sepp Greger als Partner in Sebring. Danach hatte der Aufbau seines innovativen FarbbildProjekts «Meisterfoto» mit eigenen Grosslaboren Vorrang. Nach einer komplizierten Herzoperation mit fünf Bypässen musste Besier ab 1992 vieles ruhiger angehen lassen. Bei dieser Gelegenheit aktivierte der passionierte Hochwild-Jäger seine Liebe zum Automobilsport erneut und ist seit Jahren regelmässiger Teilnehmer bei grossen Oldtimer-Events. Mit seinen beiden Schmuckstücken, einem Mercedes 300 SL und einem Porsche Speedster, erscheint der heute 68-Jährige besonders gerne bei der Mille Miglia und der Alpenfahrt. Seit vier Jahren lebt der Jagdkumpel von Ex-Dunlop-Rennchef Gerhard Weber im Ruhestand, die Fotogeschäfte hat Sohn Michael (37) übernommen. Der zwei Jahre ältere Stefan ist Fotograf in den USA, die 18-jährige Tochter steht vor dem Abitur. Einen persönlichen Traum möchte Besier in naher Zukunft realisieren: «Ein Start bei der historischen Carrera Panamericana in Mexiko – das wäre das Allergrösste.» Elan und Erfolge: Besier 1961 Jagd und Oldtimer: Besier 2003 Ehrenrunde nach dem Sieg: Der heisse Kater 1966 im 911 am Norisring Blank, Arthur (MSa 33/2003) Mister Powerslide rthur Blank hat dem Motorsport, speA ziell in der Schweiz, zwischen 1959 und 1976 so einiges gegeben: Siege als Pilot 147 aller möglichen Touren-, GT- und Sportwagen, wilde Ritte im Lotus-Cortina, drei Meistertitel, eine eigene Creation des VWKäfers (Blank RS). Und vor allem den MSa-Vorläufer Powerslide. Der Monatstitel galt für damalige Verhältnisse als Premium-Magazin: Hochglanzformat, faszinierende Fotos, tolle Storys, Top-Autoren. Das erste Heft kam Anfang 1963 unter der Regie von Blank als Verleger und Finanzier in Personalunion. Mitstreiter der ersten Stunde waren Rico Steinemann (Chefredakteur) und René Schöni (Grafik und Karikaturen). Die Powerslide-Macher installierten die Redaktion in Blanks Privatwohnung in der Züricher Florastrasse 45. «Dort hatten wir ständig Besuch von allen möglichen Formel-1-Piloten», erinnert sich der Ex-Verleger. «Jack Brabham und John Surtees waren oft da, Jo Siffert fast jede Woche.» Dieter Stappert und Fritz Reust verstärkten im Laufe der Jahre das Redaktionsteam. 1967 wechselte Powerslide den Besitzer, Blank verkaufte für 100 000 Franken an den Marx-Verlag Zürich – der Erlös entsprach in etwa der Höhe des Schuldenstands. Acht Jahre später wurde aus Po- werslide die Motorsportbibel MOTORSPORT aktuell. Heute lebt Arthur Blank, der in seiner aktiven Zeit exakt 32 verschiedene Rennautos höchst erfolgreich bewegt hat, im «Teil-Ruhestand» in Feldmeilen bei Zürich. Im Oktober wird der Ex-Rennfahrer und Powerslide-Erfinder 70. Der Vater eines 34jährigen Sohnes, seit 1974 in zweiter Ehe verheiratet mit Eliane, fühlt sich «absolut fit und gesund». Immer häufiger zieht es ihn an den Zürichsee, um die Freizeit zu verbringen. Am Ufer steht sein Wochenendhäuschen, auf dem Wasser ankert seine kleine Yacht. Aus seinem Messebau-Unternehmen möchte sich Arthur Blank langsam zurückziehen, «um mehr Zeit fürs Faulenzen und Schiffchenfahren zu haben». Vom Motorsport kommt er aber trotzdem nicht los: Regelmässig gönnt er sich den Monaco-GP mit Freunden live vor Ort, DTM und Tourenwagen-EM verfolgt er im Fernsehen, und bei diversen Sportfahrerlehrgängen wirkt er nach wie vor als Instruktor mit. Apropos DTM: Gerne würde er auf seinem Lieblingskurs, dem Nürburgring, noch mal ein Rennen von der Box aus erleben – «am liebsten bei Abt, weil ich mit dem Senior früher wüste Kämpfe ausgefochten habe». Also dann, bis bald am Ring. Cortina-Star Arthur Blank 1965 DTM-Fan Arthur Blank heute Wilder Bursche: Arthur Blank 1965 im Lotus Cortina in Wien-Aspern Braungart, Martin (MSa 12/2003) 148 Der Vordenker artin Braungart galt eigentlich immer M als Branchen-Primus – ob als Student, als Rallye-Copilot, als Ingenieur bei Ford, als Konstrukteur bei BMW oder als Technischer Leiter beim Felgenhersteller BBS. «Martin denkt, Dieter lenkt» – unter diesem Motto hatten Dieter Glemser und sein Kumpel zwischen 1961 und 1965 eine tolle Rallyezeit bei Mercedes. Parallel dazu absolvierte Braungart ein technisches Studium an der Uni Stuttgart. «Die Mischung aus Studieren, Rallyefahren und Geld verdienen war damals wie ein Sechser im Lotto», erinnert sich Braungart. Als Jochen Neerpasch die Ford-Rennabteilung 1969 neu strukturierte, folgte der Techniker ebenso wie Freund Glemser dem Ruf nach Köln. Beide bestritten im Ford 26 M RS nochmals den Marathon London–Sydney, bevor Braungarts grosse Zeit als Fahrzeug-Ingenieur begann. So brachte er dem Escort TwinCam (laut Gerd Schüler «am Berg zunächst unfahrbar») Manieren bei, stellte den legendären Capri RS auf die Räder und wurde zusammen mit Kollege Thomas Ammerschläger zum technischen Fixpunkt der Kölner Rennaktivitäten. Jenes Bild veränderte sich allerdings schlagartig, als Neerpasch, Braungart und Toppilot Hans Stuck 1972 im Dreierpack zu BMW überliefen. In München vollbrachte der schwäbische Vordenker sogleich neue Glanztaten: Er perfektionierte das CSL Leichtbau-Coupé (das dann prompt die Capri in der Tourenwagen-EM schlug), konstruierte den M1-Sportwagen und verlieh dem Procar-M1 die Rennreife. Nach sieben BMW-Jahren lockte eine neue Herausforderung beim renommierten Felgenhersteller BBS in Schiltach: Braungart trat als Gesellschafter und Technischer Vorstand in die Geschäftsführung ein. Inzwischen ist er dort fast 25 Jahre an Bord, betreut aktuell die Ressorts Motorsport, Engineering und Lizenznehmer. Der 61-Jährige gibt am Schreibtisch noch immer Vollgas («von 8 bis 8 ohne Mittagspause, nur ein Becher Joghurt») und will erst dann in den Ruhestand gehen, wenn ihm der Spass am Job abhanden kommt. Neben dem Rennsport fasziniert ihn heute die Fliegerei. Oft klemmt er sich selbst ans Steuer einer Cessna 340, ansonsten bleibt kaum Zeit für weitere Hobbys. Das will der Familienvater (seit 35 Jahren verheiratet mit Inge, ein Sohn, 29, eine Tochter, 21) aber nachholen, wenn mal die Zeit des Ruhestands gekommen ist. Dann stehen neben Fliegen noch Bootstouren auf dem Bodensee, Skilaufen und die Pflege seines M1-Oldtimers auf Braungarts Freizeit-Programm. Studium & Rennerei: Braungart ’64 Felgen & Fliegen: Braungart heute Akropolis ’65: Glemser/Braungart (250 SL) fahren bei König Konstantin vor Christmann, Werner (MSa 47/2003) Der Terminator erner Christmann hatte zwar kein W Geld, aber die Gabe, verdammt schnell Autofahren zu können. Deshalb betrat er 149 zwischen 1968 und 1973 meist dann die Rennsportbühne, wenns eng wurde. Entweder brauchte man im Team einen, der mal richtig Gas gab. Oder der zahlende Stammfahrer musste pausieren, da die fällige Rate nicht eingegangen war. Das war dann die Stunde des hageren, grossgewachsenen Tischlers aus Lippstadt. Weder Tod noch Teufel fürchtend, klemmte sich der Kamikaze-Pilot wild entschlossen hinters Lenkrad und erledigte den Job im Stile eines Terminators. Die Fans hatten an den Umtrieben des Westfalen zwar ihren Spass, aber die Begeisterung der Teamchefs (u.a. Steinmetz, Gerstmann, Zakspeed) hielt sich mitunter in Grenzen. Denn neben Siegen fabrizierte Christmann nur allzu häufig auch Schrott. So flog er mit dem vollgetankten GerstmannCapri in Spa über die Leitschiene, das Auto ging in Flammen auf und brannte völlig aus. Auch Opel-Tuner Steinmetz kann von verbogenen GT 1900, Ascona und Commodore berichten. Andererseits gelang es ihm aber auch, an einem Tag gleich zweimal aufs Podium zu fahren. Als Christmann sich Anfang der 70erJahre, kurz vor einem Vertragsabschluss mit Zakspeed stehend, auf eine «verhängnisvolle Affäre» mit der damaligen Ehefrau des Teampatrons einliess, war der Skandal perfekt. «Ich werde dafür sorgen», liess ein empörter Erich Zakowski verlauten, «dass der Kerl nie mehr in einem siegfähigen Rennauto sitzt.» Tatsächlich war dieses Ereignis der Anfang vom schleichenden Ende der Karriere Christmanns, «denn Erichs Einfluss war nun mal gewaltig». Nach elf Jahren trennten sich beide wieder, seitdem lebt der heute 64-Jährige allein in Lippstadt, treibt viel Sport und hat noch immer sein altes Kampfgewicht von 60 kg. Wirtschaftlich geht’s ihm dagegen nicht so gut, nachdem sein Autohandel 1986 Konkurs anmelden musste. «Aber ich komme über die Runden und will nicht klagen, Hauptsache, man ist gesund.» Seit 28 Jahren freut sich Christmann jeden Dienstag auf die neue MSa-Ausgabe, und vorm TV gibt er sich zusätzlich die volle Renn-Dröhnung («täglich bis zum Abwinken»). Deshalb wäre es für den Mann, der bei 85 Starts in elf verschiedenen Autos 34 Siege erreichte, auch ein Traum, irgendwann alle DTM- und F1-Rennen im Wochenturnus mit dem Wohnmobil abzufahren. «Wenn ich das noch hinkriege, bin ich glücklich und zufrieden.» Wilde Auftritte: Christmann 1972 Ruhiges Leben: Christmann heute Da tobte Steinmetz: Christmanns zerlegter GT 1900 am Nürburgring 1972 Damler, Dieter (MSa 50/2003) 150 Das ZDF-Urgestein ieter Damler hat 33 Jahre lang beim D ZDF die Themen Rennsport und Auto auf den Bildschirm gebracht. Als Mann der ersten TV-Stunde des Mainzer Senders gehörte der Autofan zur legendären Gründermannschaft der ZDF-Sportredaktion, die damals scherzhalber «Tele-Sibirsk» hiess, weil die Sportsendungen zunächst aus armseligen Baracken im Taunusstädtchen Eschborn abgesetzt werden mussten. Damler, Karl Senne und Rainer Günzler galten beim Sender als die Motorsportexperten, deren Beiträge aus F1, F2, Sportwagenund Rallye-WM das ZDF-Sportprogramm bereicherten. Dabei liess Damler seine Kameraleute mit Vorliebe hinter die Kulissen blicken und formte aus den Erkenntnissen oft preisgekrönte Filme (u.a. die weltbeste Sport-Dokumentation 1973). Als besonders eindrucksvoll sind seine Filmberichte von der Rallye Monte Carlo in bester Erinnerung. Auch die ZDF-Paradesendungen Sport Reportage, Sportspiegel, und Tele-Motor wurden durch seine Beiträge aus der Welt des Autos geprägt. Dass ausgerechnet seine Lieblingssendung Tele-Motor, die er lange im Wechsel mit Senne moderierte, 1996 dem Rotstift zum Opfer fiel, hat Damler nur schwer verkraftet. Als auch noch ein Herzinfarkt dazu kam, nahm er beide Negativereignisse zum Anlass, sich mit 63 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden. Der leidenschaftliche Filmemacher zog sich zusammen mit Ehefrau Karla (ein Sohn, 28) auf seine Lieblingsinsel Mallorca zurück, wo er schon seit seiner Studentenzeit stolzer Besitzer einer Finca bei Capdepera ist. «Damals haben die Grundstücke dort fast nichts gekostet», freut sich der TV-Mann über sein frühes Schnäppchen. Die Ferieninsel ist Damler im Laufe der Zeit so ans Herz gewachsen, dass er einen Ratgeber für Mallorca-Residenten und -Neubürger geschrieben hat («Mallorca – Ihre zweite Heimat», ISBN 3613504308, 256 Seiten, 22 Euro). Das Werk ist im März erschienen und enthält nützliche Tipps, u.a. zu den Themen Land & Leute, gesetzliche Zuzugsbestimmungen und Kauf von Grundstücken und Immobilien. Der mittlerweile 70-Jährige braust trotz angeschlagener Gesundheit (Diabetes, drei Herzinfarke) mit seiner 1000er-BMW noch immer gerne zu Erkundungsfahrten über die Insel. Und nur ein paar Kilometer entfernt wohnt sein alter ZDF-Kollege Senne. Obwohl er seit 1987 nie mehr an einer Rennstrecke war, würde Damler gerne noch mal die schönsten Drehorte, Hotels und Restaurants der früheren Jahre besuchen. «Wäre schön, wenn ich das hinbekäme.» ZDF-Pionier: Dieter Damler 1963 Autor und Geniesser: Damler 2003 Damler in seinem Element: ZDF-Übertragung 1965 aus Hockenheim Eggenberger, Ruedi (MSa 28/2003) Der Titel-Architekt uedi Eggenberger darf man getrost zu R den erfolgreichsten Teamchefs Europas zählen. Was dem stillen Schweizer vor al- 151 lem mit den Marken BMW, Volvo und Ford gelang, ist bemerkenswert: Mit allen drei Herstellern erreichte er in den 70er- und 80er-Jahren wenigstens einen Tourenwagen-EM-Titel, mit BMW sogar drei und mit Ford zusätzlich einen WM-Titel. Schon bevor der Mann aus Lyss 1977 auf die Seite der Teameigner wechselte, war er als Rennfahrer erfolgreich. So gelangen ihm in einer Saison 32 Siege bei 35 Starts, und mit einem Renault R8-Gordini schaffte er es bis zum Vizemeister. Die blitzsauber vorbereiteten Eggenberger-BMW wurden schon im ersten Jahr zum Schrecken der Konkurrenz. Lieblingspilot des strengen Teamchefs, für den nur Leistung zählte, war anfangs Helmut Kelleners. «Der hat uns zu BMW-Zeiten richtig weitergebracht.» Später, als Eggenberger mit Ford zusammenarbeitete, lagen zunächst Klaus Ludwig und später Klaus Niedzwiedz in der Gunst des Chefs ganz vorn. Die Jahre mit Ford (1986–1989) betrachtet der Schweizer als «die schönste Zeit überhaupt», der Sierra 500 RS avancierte zu seinem absoluten Lieblingsauto. Allerdings bereitete ihm ein anderes Kölner Produkt auch die ärgsten Kopfschmerzen: «Der STW-Mondeo hat uns an den Rand der Verzweiflung gebracht, das war einfach nur noch grauenvoll.» Weil er als Teamchef keine Perspektiven mehr sah, beendete er mit Ablauf der Saison 1995 sein Engagement im Rennsport und baute sich in der Folge mit einem Mitsubishi-Autohaus eine neue Existenz auf. Seit diesem Jahr wurde der 14-Mann-Betrieb in Lyss um die Marke Alfa Romeo erweitert. Eggenberger Racing ist aufgelöst, die Räume sind an das Formel-RenaultTeam von Andreas Jenzer vermietet. Auch sein Privatleben hat Eggenberger, der jetzt in Magglingen bei Biel wohnt, neu geordnet. So trennte sich der heute 64-Jährige von seiner zweiten Frau Rosi und heiratete die Kamerunerin Christelle (35), mit der er eine gemeinsame Tochter (4) hat. Sohn Thomas (37), kurzzeitig Formel-FordPilot ohne greifbaren Erfolg, stammt noch aus erster Ehe. Zur Rennstrecke kommt der Ex-Teamchef nur noch selten, dafür guckt er im Fernsehen regelmässig Formel 1 und DTM. «Das grosse Kribbeln», meint Eggenberger, «ist aber nicht mehr da.» Derzeit ist der Titel-Architekt restlos glücklich und zufrieden, spielt neuerdings Golf und joggt, so oft es geht. «Schliesslich hab’ ich eine junge Frau», schmunzelt er. «Da sollte ich schon fit bleiben …» WM mit Ford: Eggenberger 1987 Heute: «Das Kribbeln ist weg» Eggenbergers WM-Quartett 1987: Soper, Ludwig, Niedzwiedz, Dieudonné Faltz, Rüdiger (MSa 21/2003) 152 Racer mit Herz üdiger Faltz schwärmt noch immer vom R denkwürdigen DRM-Jahr 1977. In der kleinen Division bis 2 Liter herrschte damals Kriegszustand: Die wilden BMW-Junioren Surer, Cheever und Manfred Winkelhock (†) gegen die Ford-Routiniers Heyer/Hahne – und mittendrin der orangene Faltz-Alpina-BMW 320 mit dem jungen Raufbold Harald Grohs. Die Essener Allianz wirbelte das BMW- und Ford-Staraufgebot kräftig durcheinander und sorgte für so manche Sensation. «Unser Wagen war nicht schlechter als die Werksautos», rekapituliert Teamchef Faltz voller Stolz, «und Harald hat mit seinem spektakulären Fahrstil sowieso alle erschreckt.» In der Tat fuhr Grohs den Superstars ständig in die Parade, nachdem er zuvor im Faltz-CSL-Coupé wüste Umtriebe im Porsche- und Capri-Feld veranstaltet hatte. Die wildsaumässigen Auftritte seines Lieblingspiloten kamen den Chef freilich teuer zu stehen: «Harald war der erste, der nichts fürs Fahren zahlen musste – dafür lieferte er Schrott wie kein anderer …» Für Faltz, Fahrzeug-Ingenieur und Inhaber einer BMW-Alpina-Niederlassung in Essen, war Rennsport immer eine Herzensangelegenheit. Der erfolgreiche Ex-Rennfahrer (u.a. Siege beim 24-h-Rennen) präsentierte ab 1968 sein eigenes Team. Klangvolle Namen, darunter der unvergessene Hans-Peter Joisten (†), bescherten dem Rennstall reichlich Siege und sogar einen EM-Titel. Zugunsten seines Autohaus-Neubaus beendete Faltz Ende 1978 das Kapitel Rennsport. Bis vor drei Jahren war er BMWund Alpina-Händler. «Leider fiel der Betrieb dann der Verschlankung des Händlernetzes zum Opfer, wobei ich mir bei der Vertragsauflösung mehr Stil und Kultur gewünscht hätte», blickt der Essener enttäuscht zurück. Notgedrungen beschäftigt sich der 61Jährige jetzt mit der Vermittlung von Fahrzeugen aller Art sowie Immobilien. «Ich gehöre zu denen, die weder mit dem Rennsport noch mit sonst was reich geworden sind.» Seine erste Ehe zerbrach am Motorsport, seit 1996 ist er zum zweiten Mal verheiratet. Fast alle alten Rennsport-Verbindungen sind gekappt, lediglich mit Grohs und Wige-Chef Peter Geishecker gibt es gelegentlich noch Kontakt. Zwar informiert sich Faltz immer noch gerne via Fernseher über Formel 1 und DTM, «aber das Thema ist für mich grundsätzlich erledigt, Rückfallgefahr besteht nicht mehr». Ersatzweise kommen dafür nun verstärkt seine Hobbys Golf, Cross-Trainer, Skifahren und Schwimmen zum Zuge. Goldene BMW-Jahre: Faltz 1968 Rückfall ausgeschlossen: Faltz ’03 Wilde Ritte: Harald Grohs im Faltz-BMW 320 1977 auf der Nordschleife Flohr, Wolfgang Peter (MSa 34/2003) Grosser Zampano olfgang Peter Flohr zählte als BMWW und Opel-Sportchef sowie ZakspeedGeschäftsführer zu den trickreichsten Ma- 153 chern der Rennszene. Und er polarisierte wie kaum ein anderer: Für die einen war er der grosse Zampano, für die anderen ein durchtriebener Blender. Fest steht, dass BMW unter seiner Regie mit dem CSi-Coupé und dem M3 jede Menge Lorbeeren einfuhr und Opel mit dem Calibra 1996 den bislang einzigen DTM/ITC-Titel gewann. Und fest steht auch, dass Flohr mit strategischdiplomatischem Geschick im Verbund mit kernigen Verbal-Auftritten so manchen Amtskollegen glatt an die Wand spielte. Da konnte es schon mal passieren, dass eine Runde gestandener Sportkommissare vor seinen Argumenten kapitulierte – wie bei den 24 Stunden Spa 1986 nach einem Fehltritt seines Piloten Altfrid Heger. «Unser Auto war eigentlich schon disqualifiziert», erinnert sich der Essener. «Aber der Flohr hat uns wieder rausgepaukt und den schon verloren geglaubten Sieg gerettet.» Nach der nicht ganz freiwilligen Trennung von BMW kam eine gewisse Hektik in Flohrs Berufsleben: In rascher Folge wechselten Engagements bei AvD, Fiat, Zakspeed und Opel. Die letzte Station war der Vorsitz der Geschäftsführung im Speditionsbetrieb seines Kumpels Gerhard Berger. «Im Grunde war ich BMW-Mann mit ganzem Herzen», sagt Flohr, der 1954 als junger Maschinenschlosser zu den WeissBlauen kam. In München legte er als Manager eine Traumkarriere hin, in dessen Verlauf ihm der Gesamtvertrieb USA, der weltweite Kundendienst und schliesslich 1985 die Leitung der damaligen Motorsport GmbH anvertraut wurden. «Ich hatte 34 grandiose BMW-Jahre», zieht Flohr Bilanz. «So was ist nur noch sehr schwer zu toppen.» Beruf und Rennsport sind Vergangenheit, der fast 66-Jährige lebt jetzt als Pensionär wechselweise in München, Österreich und Spanien. Gesundheitlich geht’s ihm nach einer Herzoperation (ausgelöst durch einen verschleppten Infarkt in der Opel-Zeit) wieder ganz gut. Deshalb steht jetzt die Lebensqualität im Vordergrund: Viel Sport, Golf und Fischen. Die beiden Töchter orientieren sich beruflich auch schon in Richtung Auto – Patricia (22) arbeitet bei der Hamburger Rennsportagentur «Speedpool» als Medienkauffrau, Stefanie (20) ist Automobil-Kauffrau. Zwar gibt es noch viele Kontakte zu alten Weggefährten, aber persönliche Rennbesuche verkneift sich Flohr: «Ohne Aufgabe fühlst du dich im Fahrerlager wie Falschgeld.» Weggefährten: Berger und Flohr 1985 Der Ruheständler: Flohr heute Gewiefter Stratege: Flohr mit Heger, Linder, Danner und Vogt 1987 in Spa Frère, Paul (MSa 09/2003) 154 Leben voller Autos Frère scheint unverwüstlich, durch Pnochaul nichts und niemanden einzubremsen, immer genialer Autofahrer, scharfer Analytiker, kompetenter Journalist und erfolgreicher Buchautor. 86 Jahre ist der Mann gerade geworden, der nach wie vor jenen überschäumenden Spass am Autofahren hat und vermittelt, der ihn schon in seinen Rennfahrerjahren zu einem der Schnellsten und Besten seiner Zunft gemacht hat. Es gibt fast nichts, was der belgische Tausendsassa nicht im Renntempo bewegt oder getestet hätte. In Le Mans startete er so lange, bis er nach zwei zweiten Plätzen 1960 mit Landsmann Olivier Gendebien im Ferrari 250 TR endlich gewann. In der Formel 1 gab er nicht eher Ruhe, bis er 1956 bei seinem Heim-GP in Spa mit Platz 2 im Ferrari endlich seinen ersten und einzigen Podiumsplatz erreichte. GT-Autos, Touren- und Sportwagen – nichts und niemand war vor ihm sicher, kaum ein Siegerpodest, auf dem er nicht schon mal gestanden hätte. Der Übergang vom Rennfahrer zum Motorjournalisten blieb fliessend, oft tat er beides zusammen. Noch vor seiner Hausstrecke in Spa nennt er den Nürburgring als Lieblingskurs, obwohl er hier 1956 im Wippermann einen Jaguar zertrümmerte und 1963 im Fiat 2300 S nach langer Füh- rung in der letzten Runde mit lächerlichen 2,2 sec ein 12-Stunden-Rennen gegen den Lindner/Nöcker-Jaguar MK II verlor. Le Mans fasziniert Paul Frère noch immer. Das von ihm und den Kollegen Moity und Teissedre seit 1978 herausgegebene Jahrbuch über den Klassiker gilt bei Fans als Dauer-Bestseller. Nach wie vor erscheint der 86-Jährige persönlich am Ort seines grössten Triumphs, besucht die 24 Stunden von Spa und geht von seiner Wohnung in Monaco zu Fuss zum Grand Prix. Er bleibt auf Ballhöhe mit der Rennszene, testet weiter schnelle Autos und ist ständiger Mitarbeiter mehrerer Fachzeitschriften. Seine Autobiographie «My life full of cars» ist nur einer von mehr als 20 Buchtiteln, die Frère auch als Autor berühmt gemacht haben. In Monaco zittert Gattin Susanne (samt drei Töchtern, fünf Enkeln und zwei Urenkeln) nahezu täglich um ihren wilden Paul. «Mit dem 911er lassen sie mich ja noch fahren», vermeldet er leicht genervt, «aber die 600er-BMW haben sie konfisziert.» Aus gutem Grund, denn bei einem Sturz brach er sich vor zwei Jahren das Knie. Wunschlos glücklich? Nicht ganz: «Ich möchte wenigstens noch einmal mit einem richtigen Rennauto auf der Rennstrecke rumtoben.» Der Mann ist einfach sensationell. Belgischer Tausendsassa: Frère ’59 Lässt’s noch heute krachen: Frère Elf Starts, elf WM-Punkte: Frère ’55 im Ferrari auf seiner Hausbahn Spa Furtmayr, Ernst (MSa 13/2003) Der Alleskönner Furtmayr konnte man jedes Auto in Egaltrnst die Hand geben – er gewann immer. Das für seine Zeit als Abarth- und Alfa- 155 Werkspilot genauso wie für die gemeinsamen BMW-Jahre mit seinen Freunden Josef und Herbert Schnitzer. Souverän und besonnen erledigte der Chef eines Unternehmens für Schweisstechnik seine Aufgaben an der Rennstrecke. Ab 1959 mischte er mit allen erdenklichen Alfa-Typen die Szene auf. Titel am Berg und auf der Rundstrecke waren die logische Konsequenz. Mitte der 60er-Jahre holte ihn Carlo Abarth ins Werksteam, wo er ebenfalls Siege einfuhr. Dabei hatte es der Münchner nicht leicht: Erst bescherte ihm Alfa-Kollege Toni Fischhaber ein faszinierendes Dauerduell, dann folgte die Auseinandersetzung mit Abarth-Stars wie Toine Hezemans, Johannes Ortner, Erich Bitter oder Kurt Ahrens. Und schliesslich der nervige Imagekrieg mit Sepp Greger um die Nummer 1 in München. Diesen Status beanspruchte Bergkönig Greger wie selbstverständlich. «Fremde Götter», ätzt Furtmayr, «duldete der Sepp neben sich nicht.» Als schönste Zeit seiner Karriere bezeichnet Furtmayr die Jahre bei Schnitzer. Dreimal in Folge holte er mit den Autos der Freilassinger BMW-Tüftler die BergEuropameisterschaft für Tourenwagen. Von Motorengenie Josef Schnitzer (verunglückte 1979 auf der Autobahn tödlich) hatte Furtmayr eine besonders hohe Meinung: «Der konnte zwei Minuten vor dem Start die Haube aufreissen und die Vergaserbestückung ändern. Und er lag mit seinen Blitzideen immer richtig.» Nach 13 Jahren beendete Ernst Furtmayr 1972 seine Laufbahn, um sich mit aller Kraft dem Ausbau seiner Firma zu widmen. 20 Jahre später wurde er rückfällig und kehrte mit 55 noch mal zum Langstreckenpokal an den Nürburgring zurück. «Einfach so zum Spass», ergänzt er. Heute ist Furtmayr 64, kerngesund und noch immer topfit. Bis zu 250 km strampelt er pro Wochenende auf seinem Rennrad. Seine Firma läuft prima, er selbst hat allerdings einen schweren Schicksalsschlag wegstecken müssen: Seine zweite Frau starb im vorletzten Jahr an Krebs. «Jetzt bin ich halt wieder Single», sagt er traurig. «Das ist zwar nicht sehr schön, aber da muss ich durch.» Seine beiden Töchter (37, 33), der Sohn (35) und die vier Enkel haben ihm über die schlimmen Monate hinweggeholfen. «Jetzt geht’s wieder, ich häng’ mich in meine Firma rein und finde hier neue Motivation. Rumhängen und Nichtstun sind für mich noch längst kein Thema.» Alfa und Abarth: Furtmayr 1968 Fitness und Firma: Furtmayr heute Abarth-Demo 1967 am Nürburgring: Furtmayr, Ahrens, Hezemans, Bitter Gäb, Hans Wilhelm (MSa 16/2003) 156 Der Sportmanager ans Wilhelm Gäb war und ist für den H deutschen Sport ein Glücksfall. Für den Sport im Allgemeinen, für das Tischtennis im Besonderen, für den Motorsport im Speziellen. Schon früh erlag der engagierte Sportjournalist, mehrfache deutsche Tischtennis-Meister und -Nationalspieler der Faszination des Automobilrennsports. Als Reporter für «Welt», «Sport-Illustrierte» und «Düsseldorfer Mittag» besuchte er fast alle grossen Rennen und zog mit Freund und BMW-Tuner Hans-Peter Koepchen von Piste zu Piste. Ende 1968 gründete er mit ein paar Gleichgesinnten in Köln die «Deutsche Auto Zeitung» und war erster Chefredakteur des Wochenblatts mit grossem Motorsportteil. Ob später als Vorstand bei Ford, in gleicher Funktion bei Opel oder als Vizepräsident von GM Europe – Rennsport war immer ein Thema. So rettete Gäb mit dem Calibra-Marschbefehl Ende ’93 den Fortbestand der alten DTM – und besiegelte drei Jahre darauf deren Ende. In Absprache mit Alfa zog der GM-Manager den Stecker, «da die Kosten aus dem Ruder liefen und die Werke durch Ecclestone nur zur Kasse gebeten wurden. Die Bühne war nicht mehr nach unseren Vorstellungen nutzbar.» Für Gäb galt stets die Devise: «Makelloser Sportauftritt, gesundes Kosten-Nut- zen-Verhältnis, Akzeptanz beim Publikum.» In diesem Sinne hat der Düsseldorfer das Opel-Sportsponsoring in Tennis, Fussball, Schwimmen und Tischtennis perfektioniert. Im Nationalen Olympischen Komitee stieg er bis ins Präsidium auf und galt sogar als Nachfolger von NOK-Chef Willi Daume. Doch die Manager-Karriere des stetigen Kämpfers für Fairness im Sport (Leitsatz: «Lerne mit Anstand zu verlieren und in Bescheidenheit zu gewinnen») war plötzlich nebensächlich, als er wegen einer schweren Lebererkrankung dem Tod ins Auge sah. Nur eine Organtransplantation rettete 1994 in letzter Minute sein Leben. Heute geht es dem Träger des Bundesverdienstkreuzes wieder gut, seit ein paar Jahren ist der jetzt 67-Jährige selbstständiger Unternehmensberater (u.a. für DaimlerChrysler), gehört zum Verwaltungsbeirat des FC Bayern München, ist Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsche Sporthilfe und Ehrenpräsident des Deutschen Tischtennis Bundes (DTB). Seinen «Halbruhestand» geniesst er mit Ehefrau Hella (seit 41 Jahren verheiratet, ein Sohn, 37, eine Tochter, 35, drei Enkelkinder) im Taunusstädtchen Eppstein. Und seine Meinung zur neuen DTM? «Ich sehe gute Ansätze, aber vieles wirkt noch zu künstlich.» Journalist mit Visionen: Gäb 1969 Manager mit Idealen: Gäb heute Rennexperten unter sich: Gäb, Braun, Gerhard Mitter, Karl von Wendt ’67 Gartmann, Dieter (MSa 17/2003) Der Capri-Drifter ieter Gartmann und sein Capri 3.0 S geD hörten von 1978 bis 1984 zum Besten, was der Serien-Tourenwagensport zu bie- 157 ten hatte. Mit seinem Team- und Markenkollegen Helmut Döring ergab das eine fast unbezwingbare Konstellation. Die «CapriZwillinge» von Ford-Tuner Helmut Eichberg lieferten sich wilde Duelle und gewannen ihre Rennen fast nach Belieben. Dabei verkörperte der wohlgenährte, fast gemütlich wirkende Gartmann mit dem weissen Haupthaar noch nicht mal den Typus des durchtrainierten Sportsmanns. Doch hinterm Lenkrad wurde er zum gnadenlosen Fighter, zirkelte wüste Drifts auf die Piste und gab sich, wenn überhaupt, bestenfalls seinem Teamkollegen geschlagen. «Wenn unsere Rennen gestartet wurden, brannte die Luft», blickt der Osnabrücker fast wehmütig zurück. «Wir haben uns bekämpft bis aufs Blut und waren trotzdem dicke Freunde – so was gibt’s doch heute gar nicht mehr.» Das Capri-Duo feierte auch als Team oft genug Erfolge und holte sich 1981 den Gesamtsieg bei den 24 Stunden am Nürburgring. Mit demselben Gruppe-1-Capri gewann Gartmann ein Jahr später unter tatkräftiger Mithilfe der «Ford-Kläuse» Ludwig und Niedzwiedz zum zweiten Mal. Den fast per- fekten dritten Sieg vereitelte 1984 ein technischer Defekt. Nachts blieb der Capri mit stattlichen acht Runden Vorsprung einfach stehen. Als der wackere CapriMann 1987 den Helm «aus Alters- und Konditionsgründen» an den berühmten Nagel hängte, hatte er bei rund 250 Starts die stolze Bilanz von 130 Siegen erreicht. So oft es geht, besucht der 64-Jährige noch immer gerne die Schauplätze des aktuellen Rennsports. Den Rest verfolgt er im TV, «da gebe ich mir das volle Programm von der Formel 1 über die DTM bis zur DTC». Trotz seines schon fortgeschrittenen Alters möchte der ehemals selbstständige Installateur-Meister noch längst nicht ans Rentnerdasein denken. Mit viel Engagement leitet er in der Reha-Klinik seines Heimatorts Bad Iburg den Bereich Haustechnik. Mit Ehefrau Helga freut er sich auf den ersten Enkel, den die 32-jährige Tochter demnächst zur Welt bringt. Der Sohn (25) hat zwar schon erfolgreich KartLuft geschnuppert, eine Rennkarriere aber nicht weiterverfolgt. Dafür hat der Herr Papa noch einen grossen Traum: «Ein stressfreies SeniorenTeam im Langstrecken-Pokal, am liebsten mit meinen alten Freunden Döring und Niedzwiedz. Da würde sich so mancher Jung-Rennfahrer noch wundern.» 1979: So lachen Sieger 2003: Comeback am Ring? Dreamteam: Die Capri-Zwillinge Gartmann (l.) und Döring 1983 (Norisring) Glotzbach, Dieter (MSa 18/2003) 158 Dunlops Frontmann ieter Glotzbach war 40 Jahre lang DunD lop-Reifentechniker mit Leib und Seele. Im Motorsport erlebte der Hesse an der Seite von Renndienstchef Gerhard Weber ein Highlight nach dem anderen: Die Formel-2-Zeit mit BMW, die Siegeszüge des Porsche-Werksteams, die Anfangsjahre der DRM mit Ford, BMW und privaten PorscheTeams sowie das Debüt des Porsche 959 bei der Rallye Paris–Dakar. In diese Zeit fielen Hunderte von Siegen, kaum ein Jahr ohne Titelgewinn – und jede Menge Spass obendrein. Und wenn sich nach dem Training zwei Männer auf ihre Rennräder schwangen, dann handelte es sich mit einiger Sicherheit um Glotzbach und seinen ebenso rennradverrückten Kumpel Rolf Stommelen. Die durchschnittliche «Jahresstrampelleistung» des Dunlop-Reifenexperten lag damals so bei 5000 km, heute sind es sogar deutlich mehr, «weil ich jetzt als Vorruheständler genügend Zeit dafür habe». Glotzbach ohne Rad – undenkbar. Schlimm genug, dass er mit zwei gebrochenen Lendenwirbeln drei Monate pausieren musste, weil er einen Tag nach seinem 58. Geburtstag auf dem Dach seines Hauses rumkletterte und prompt runterfiel. Von den unzähligen Einsätzen an der Rennfront mochte Glotzbach den Norisring «wegen der einzigartigen Atmosphäre» besonders gerne. Mit den Top-Piloten Stuck, Bellof, Stommelen, Schurti und Wollek verband ihn eine enge Freundschaft. «Ein Jammer», so der Hanauer, «dass drei von diesen wirklich guten Typen nicht mehr leben.» Zusammen mit Frau Heike (seit 42 Jahren verheiratet, ein Sohn, 41, eine Tochter, 39, drei Enkelkinder) lebt der Sportfreak in Maintal bei Hanau und inszeniert ständig neue Aktivitäten. So war er erst kürzlich mit seinem Sohn für vier Wochen in der algerischen Wüste, um mit einem Offroader die ehemaligen Sonderprüfungen der Paris–Dakar abzufahren. Rennsport war für Glotzbach mehr als nur Job: «Ich habe das mit Leib und Seele gemacht und keine Minute bereut.» So gibt’s noch immer enge Kontakte mit den Ex-DunlopKollegen Weber und Knospe, auch TV-mässig zieht er sich das ganze Programm von F1 über DTM bis Paris–Dakar rein. Damit nicht genug: Eben hat der 61Jährige die Rennlizenz neu gemacht, weil er mit dem Porsche 904 GTS eines Freundes Oldtimer-Events fahren möchte. «Das Auto muss bewegt werden», versucht er dem Besitzer klar zu machen. «Vom Rumstehen in der Garage wird es ja nicht besser.» Wetten, er kriegt den Mann rum? Beruf und Berufung: Glotzbach ’70 Unruheständler: Glotzbach heute BMW-IMSA-Projekt 1974: Dieter Glotzbach mit Neerpasch und Braungart Haider, Sepp (MSa 22/2003) Der Driftkönig epp Haider hat den Rallyesport immer Sempfunden. als «gelebte und erlebte Fahrfreude» Und so präsentierte sich der 159 Österreicher bei den WM-, EM- und DMLäufen auch seinem Publikum: Wilde Drifts, Pistengaudi ohne Ende. Ob im Käfer, Kadett, Audi, Escort oder Peugeot – die Show war stets perfekt. Trotz der atemberaubenden Ritte fühlten sich die Copiloten an Haiders Seite immer sicher. Dies galt für Jörg Pattermann genauso wie für die Herren Hinterleitner, Wendel oder Geistdörfer. Dass sein Freund Ferdi Hinterleitner, mit dem er 1989 für Opel den DMTitel und zuvor sogar einen WM-Lauf in Neuseeland gewann, ausgerechnet als Fussgänger in Wien tödlich verunglückte, hat ihn tief schockiert. Erst Christian Geistdörfer gelang es, Haider aus dem psychologischen Tief herauszuholen und neu zu motivieren. Die beiden kehrten alsbald auf die Siegerstrasse zurück. Der Hotelier aus Saalbach brachte die unmöglichsten Sachen fertig. So prügelte er bei seiner Rundstrecken-Premiere 1986 in Wunstorf einen 190er-Mercedes zur Verblüffung altgedienter DTM-Profis an die Spitze des Feldes. «So quer hab’ ich noch nie ein DTM-Auto um die Ecken fliegen sehen», gab Rover-Pilot Kurt Thiim damals konsterniert zu Protokoll. Der Däne war es auch, der die Haider-Show mit einem unbeabsichtigten Nahkampf-Rempler vorzeitig stoppte. Gegen Ende seiner Karriere animierte Haider 1997 Peugeot zu einem Engagement in Österreich und wurde mit dem 306 Kit-Car prompt erneut Meister. Obwohl er seit 1999 nicht mehr angetreten ist, schliesst er eine Rückkehr auf die Schotterpiste nicht aus: «Kann jederzeit passieren – am liebsten mit einem Hecktriebler. Damit kann man so schön quer fahren.» Gleichzeitig aber fände er es «sehr beunruhigend, wenn meine Söhne Rallyes fahren wollten». Die vier Buben (22, 14, 6, 4) schenkten ihm drei verschiedene Damen, von denen der Spassvogel «momentan aber keine heiraten» will. Der 49-jährige lebt jetzt in Zell am See, das Hotel in Saalbach führt sein jüngerer Bruder Wolfgang. Seit sechs Jahren arbeitet er als Instruktor im «Audi Driving Experience Team». Regelmässig trifft er noch die alten Opel-Spezis Röhrl, Kleint und Berger, ansonsten spielt er Golf (Handicap 4), läuft Ski, radelt auf seinem Mountainbike oder geht Surfen. Eines will der Haider Sepp unbedingt noch loswerden: «Ich bin sehr traurig über den Niedergang des Rallyesports in Österreich und Deutschland. Wirklich schade.» Frontmann bei Opel: Haider 1989 Fahrlehrer bei Audi: Haider 2003 Die Lust am Querfahren: Haider/Hinterleitner 1989 im Opel Kadett GSi Hetzer, Heidi (MSa 24/2003) 160 Berlins PS-Lady eidi Hetzer – ein Name, der zugleich H Programm ist: «Seit 40 Jahren hetze ich durch die Welt», meldet die Berliner Powerfrau, «und ich bin glücklich dabei.» Ihre Liebe ist der Rallyesport, den sie fast drei Jahrzehnte vorzugsweise mit der ganzen Opel-Palette der 60er-, 70er- und 80er-Jahre (Kadett, Ascona, Manta, Omega, Calibra) höchst erfolgreich betrieben hat. Neun Starts bei der Tour d’Europe, jede Menge nationale und internationale Rallyes, hin und wieder auch mal ein Rennen – wie etwa jenes auf der Avus mit einem V8-Opel-Diplomat-Vorführwagen aus dem väterlichen Autosalon. Dabei ist die UrBerliner Kodderschnauze und Chefin eines der grössten Opel/GM-Autohäuser nie um Titel und Pokale gefahren und hasste Damenwertungen wie die Pest. Sie hat in ihrem Sport so ziemlich alles erreicht und viel erlebt: Tolle Erfolge, schmerzliche Niederlagen, heftigste Crashs. Eine zertrümmerte Kniescheibe erinnert sie noch heute an die übelsten Einschläge – Frontalknall in der Türkei, 80Meter-Sturz in einen guatemaltekischen Abgrund, Überschlag in Spanien. Die gelernte Kfz-Mechanikerin war nie zimperlich, immer hart im Nehmen und schraubt noch heute mit Begeisterung selbst an ihren Oldtimern. Davon hat sie jede Menge: 23 wertvolle Einzelstücke vom Opel-Doktorwagen (1909) über den Hispano Suiza (1921) bis zur 57er-Chevy Corvette. «Ohne meine Autos», sagt die Frau mit Benzin im Blut, «fühle ich mich amputiert.» Auch beruflich gibt Heidi Hetzer mächtig Gas. Pro Jahr verkaufen ihre Berliner Filialen rund 1200 Neuwagen (Opel, Chevrolet, Cadillac) und 1000 Gebrauchte. 130 Mitarbeiter stehen stramm, wenn die quirlige Madame Vollgas (Motto: «Geht nicht gibt’s nicht») nach dem Rechten sieht. Trotz des zeitraubenden Jobs findet sie noch Platz für ihre Hobbys: OldtimerEvents, Tauchen, Skilaufen. «Ich würde gerne noch viele mehr verrückte Sachen machen, wenn ich nur Zeit dazu hätte.» Ihrem Mann, einem Amerikaner, gab sie nach 24-jähriger Ehe 1990 genervt den Laufpass, «weil er nur Golf spielen und nicht im Geschäft mithelfen wollte». Umso engagierter zeigt sich Tochter Marla (34) im Betrieb, während Sohn Dyllen (31) Techniker mit Leib und Seele ist. Am 20. Juni feiert Heidi Hetzer ihren 66. Geburtstag, aber ein Ende der Hetzjagd ist nicht abzusehen. Schon reifen neue Pläne: «Ich will die Carrera Panamericana bestreiten und mit dem Auto nach Peking fahren sowie einmal die Welt umrunden. Und zwar in dieser Reihenfolge.» 1975: Spass bei Rallyes Heute: Spass mit Oldtimern Grosse Sprünge: Hetzer mit Kadett GS/E in der Rallye-EM der 70er-Jahre Heuser, Charlotte (MSa 39/2003) Treue Toyota-Seele Heuser gehört zu den rekordC30 harlotte verdächtigen Rallye-Copilotinnen. Fast Jahre lang nahm sie auf dem heissen 161 Sitz Platz, startete erst an der Seite ihres Gatten, später bevorzugt mit Oda Denker, Heidi Hetzer oder Heide Utz bei DM-, EMund WM-Läufen, bei der Tour d’Europe und in der südafrikanischen Meisterschaft. Als 1975 ihre Ehe zerbrach, zog sie von Wiesbaden nach Köln und fand bei Toyota Deutschland eine neue berufliche Heimat. Das damals noch junge Unternehmen wurde für das Organisationstalent Charlotte Heuser zur grossen Herausforderung. Als Frau der ersten Stunde half sie Pressechef Adolf Hüngsberg, dessen Assistentin Jutta Sein und PR-Dame Marion Bell (heutige Ehefrau von TTE-Boss Ove Andersson) beim Aufbau der hauseigenen Sportabteilung, hob den Starlet-Cup als ersten Markenpokal im Rallyesport mit aus der Taufe und betreute Toyotas zunächst bescheidene Aktivitäten in der Rallye-DM. Wenn mal ein Copilot fehlte, sprang sie freudig ein, und wenn keiner fürs Serviceauto da war, übernahm sie auch diesen Job. Der Sport lief bei ihr allerdings nur nebenbei als «Berufshobby». Ihre eigentliche Tagesarbeit bestand in der Verwaltung von Toyotas Testwagen-Fuhrpark. Der umfasste in guten Zeiten bis zu 140 Autos. Als die flotte Charlotte nach 25 Toyota-Jahren 1990 in den Vorruhestand ging, verloren die «Kölschen Japaner» eine ihrer treuesten Mitarbeiterinnen. «Sie war Toyotas gute Seele», erinnert sich MSaRallye-Experte Rolf F. Nieborg. «Immer ansprechbar, immer hilfsbereit und niemals übellaunig.» Heute lebt Charlotte Heuser (67) als Single in Frechen bei Köln. Ihren Ruhestand nutzt sie zu zahlreichen Sportaktivitäten, darunter Mountainbiking, Segeln, Schwimmen und Wandern. Die Mutter von zwei Söhnen (48, 43) und einer Tochter (44) ist fest davon überzeugt, «dass Bewegung gerade im Alter wichtiger ist als alles andere». Übrigens freut sie sich auch noch über sieben Enkelkinder im Alter zwischen 1 und 18 Jahren. Ihren geliebten Motorsport hat sie keineswegs aus den Augen verloren. Als Copilotin von Heidi Hetzer startet sie noch oft bei historischen Rallyes, und einmal im Monat trifft sie sich zum Stammtisch mit der alten Kölner Rallye-Zunft. Damit es ihr nicht langweilig wird, plant sie als nächstes eine Reise nach Südamerika und Australien. Und dann ist da noch was: «Ich träume davon, mit einem Boot um die Welt zu segeln. Wenn ich das auch noch hinkriege, bin ich glücklich.» Frühe Toyota-Jahre: Heuser 1976 Sportlicher Single: Heuser heute Jenseits von Afrika: Denker/Heuser 1970 bei einer Rallye in Südafrika Kling, Alfred (MSa 27/2003) 162 Der DKW-Schwabe lfred Kling aus dem schwäbischen A Schömberg zählte zum Kreis der grossen Tourenwagen-Akteure der 50erund 60er-Jahre. Der Kfz-Meister und Hotelier gehörte zur berühmten «PforzheimConnection», die mit Kurt Geiss, Fred Katz und Roger Schweickert vor allem bei den diversen Bergrennen kräftig abräumte. Kling, der seine Rennwurzeln im Motorradsport hatte, galt mit seinen selbst vorbereiteten DKW F11, F12 und 1000 S als versiertester und schnellster Mann innerhalb des Pforzheimer Quartetts. Zwei Bergund ein Rallye-Titel sowie weit über 100 Siege dokumentieren seine Extraklasse. Bis auf ein kurzes Gastspiel im Mercedes-Werksteam vertraute Kling hauptsächlich auf die Ingolstädter Marke DKW. «Meine selbst gemachten Motoren», stellt der Zweitaktspezialist klar, «waren oftmals schneller als die vom Werk.» Der ehemalige Porsche-Rennleiter Peter Falk, seit den 50er-Jahren einer von Klings engsten Freunden, hatte seinerzeit mitgeholfen, dem Klingschen DKW Beine zu machen: «Der Alfred war ein ebenso guter Techniker wie Rennfahrer», erinnert sich Falk. «Wir sind oft als Team bei Rallyes angetreten.» Der Porsche-Mann macht auch keinen Hehl daraus, «dass ich dem Alfred Kling beruflich sehr viel zu verdanken habe». Der Stuttgarter Eberhard Mahle als einer der Spitzenpiloten aus der Kling-Ära spart ebenfalls nicht mit Lob: «Er war immer ein strammer Konkurrent im Titelkampf, vor allem aber ein gemütlicher und überaus fairer Zeitgenosse, der niemals auf die Idee gekommen wäre, gegen einen Konkurrenten zu protestieren.» Der einstige DKW-Star Alfred Kling ist mittlerweile beinahe 78 Jahre alt und lebt unverändert in seinem Heimatdorf Schömberg. Gegenwärtig erholt er sich noch von den Folgen eines vor zwei Jahren erlittenen Schlaganfalls. Seine Gemahlin Lotte, die seit 50 Jahren unerschütterlich an seiner Seite ist, sowie die ältere der beiden Kling-Töchter führen das 60-Betten-Familienhotel «Krone». Der Genesungsprozess des Hausherrn macht so gute Fortschritte, dass er schon wieder im Hotel mithelfen und seinem grossen Steckenpferd, der Kleinwild-Jagd im Gemeinderevier, nachgehen kann. Auch den traditionellen «Stuttgarter Motorsportstammtisch» steuert er nach wie vor gerne an, um seine alten Weggefährten zu treffen. Besonders stolz ist der Altmeister auf seine sportiven Töchter Karin und Susanne, die als Damenteam schon so manchen Rallyepokal mit nach Hause gebracht haben. Karriere im DKW: Kling 1967 Hotelier und Jäger: Kling heute Eingespieltes Duo: Kling (r.) und Falk im DKW 1000 S vor der Monte 1959 Koch, Gerhard (MSa 15/2003) Flotter Spediteur erhard Koch ist einer der klassischen G Vertreter jener Porsche-Carrera-Clique, die in den 60er-Jahren die Siege im GT- 163 Sport unter sich aufteilte. Im wilden Carrera-Club um Herbert Linge, Paul-Ernst Strähle, Ben Pon, Udo Schütz oder Gijs van Lennep fühlte sich der Juniorchef einer Neusser Grossspedition so richtig wohl. Jeder schlug jeden, man focht hochdramatische Kämpfe untereinander und gegen die Ferrari 250 GTO und Abarth 2000 aus. Dabei hat speziell die Zeit mit dem eleganten, lang gestreckten Abarth-Carrera ihren Platz in der Historie des Grand-Tourismo-Sports. Der baumlange Koch hatte stets seine liebe Not, seine 1,94 Meter im Cockpit des ultraflachen Abarth-Carrera zusammenzufalten. Was ihn nicht daran hinderte, 1962 den Titel im deutschen GTRundstrecken-Championat einzufahren. Weil der coole Rheinländer als sichere Bank für Siege galt, holte ihn Porsche für vier Jahre ins Werksteam, wo er Bekanntschaft machte mit dem 904 GTS, dem Carrera 6 und dem offenen 908. Als wertvollsten Erfolg bezeichnet er den zusammen mit Toni Fischhaber im 904 GTS erkämpften zweiten Platz in Le Mans. Am Ende seiner 11-jährigen Erfolgslaufbahn standen für Koch rund 150 Siege aus 450 Rennen zu Buche. Der Abschied von der Rennerei ergab sich notgedrungen, als sein Vater plötzlich starb: «Ich musste die Verantwortung für die Spedition und 500 Lkw übernehmen – da kann man sich nicht mehr unbelastet in ein Rennauto setzen.» Mit Frau Marie-Luise, die er 1962 am Tag seines Titelgewinns auf der Solitude kennen lernte, lebt der 67-Jährige heute in Remscheid. Die Tochter (33) ist Tierärztin, der Sohn (31) Unternehmensberater. Die Spedition hat Koch vor zehn Jahren verkauft, nachdem eine Krebserkrankung andere Prioritäten erzwang. Trotz acht Operationen und unsäglicher Leidenszeit über viele Jahre hat er die Krankheit mit eisernem Willen und Disziplin besiegt. Die permanente Angst vor einem Rückfall verdrängt er jeden Tag aufs Neue. «Mir geht’s wieder gut, ich geniesse mein zweites Leben und pflege mein Hobby.» Das ist die Hochwild-Jagd im eigenen Revier bei Bitburg sowie der sonntägliche Jägerstammtisch. Alle zwei Jahre gönnt er sich einen Ausflug zur Grosswildjagd nach Afrika. Leerlauf gibt es für ihn aber auch zwischen den Jagdausflügen nicht: «Seit meine Frau von ihrem Vater zwei VW-Betriebe, ein Audi- und ein Skoda-Zentrum in Remscheid übernommen hat, helfe ich ein bisschen mit. Denn nur Faulenzen ist auch nicht mein Ding.» Die Gegner besiegt: Koch 1966 Den Krebs besiegt: Koch heute Goldene 60er-Jahre: Gerhard Koch im Porsche 908 auf dem Norisring König, Willy (MSa 37/2003) 164 Der Überflieger illy König liess die Herzen deutscher W Ferrari-Fans in den 60er-Jahren höher schlagen. Nachdem der Münchner Verlagskaufmann zuvor schon mit einem Borgward Isabella TS Berge und Flugplätze unsicher gemacht hatte, gab es im Ferrari 250 GT kein Halten mehr: Im bildschönen Berlinetta-Coupé stürmte der Bayer derart flott über die Bergkurse, dass der Konkurrenz nur noch Resignation blieb. Selbst der legendäre Berg-Papst Sepp Greger und sein fast unschlagbarer Porsche Carrera wurden vom Lokalrivalen gnadenlos verblasen – und das ausgerechnet auf Gregers Hausstrecke am Gaisberg. Dort verpasste ihm König satte zehn Sekunden. Krönung des Rekordjahres 1962 war für den Mann im silbergrauen Ferrari der Gewinn des deutschen GT-Bergtitels. Nach vielen weiteren erfolgreichen Auftritten zog er sich 1968 vom aktiven Sport zurück, um sich seinen Geschäften zu widmen. Fast 20 Jahre später kam es zum Rücktritt vom Rücktritt. Mit beinahe 50 Jahren klemmte sich der inzwischen etablierte Autoveredler und -Tuner wieder hinters Lenkrad, um sich mit schweren Kalibern wie etwa Porsche 962, Porsche 935 Turbo oder BMW M1 auszutoben. Nach neuer Siegesserie folgte im Oktober 1990 der Schock: Bei einer Testfahrt auf dem alten Österreichring bekam sein Porsche 935 K3 am Sprunghügel vor der Rindt-Kurve Unterluft. Das 800-PS-Geschoss stieg mit gut 250 km/h auf, rasierte im Vorbeiflug in acht Metern Höhe ein TV-Stahlgerüst ab und überschlug sich dann mehrmals. «Wäre nicht zufällig ein Arzt vor Ort gewesen, hätte ich den grausamen Crash nicht überlebt.» Eine Notoperation an Ort und Stelle rettete ihn, an die zehn weitere Eingriffe folgten im Laufe der Jahre. Noch heute leidet König an den Spätfolgen seiner Brüche und Verletzungen, darunter ein Bauchvenenriss und eine perforierte Lunge durch eingedrungene Rippen. «Aber es geht mir wieder ganz gut», vermeldet der mittlerweile 65-Jährige. Zusammen mit seiner Frau Rosi (seit 1966 an seiner Seite) und den Söhnen Walter (36) und Oliver (32) teilt er sich die Führung des Verlags- und Tuning-Betriebs. Von der Rennerei hat König nun endgültig genug, aber PS-starke Sportwagen bleiben dennoch seine heimliche Liebe. Das gilt übrigens auch für seine Heimat Bayern: «Ich bin fest verwurzelter Münchner mit Leib und Seele. Hier möchte ich den Rest meines hoffentlich noch langen Lebens verbringen. Bayern ist viel schöner als Malta oder Mallorca.» So spricht eben ein wahrer Patriot. Ferrari-Fan: Willy König 1962 Bayern-Fan: Willy König heute Da verzweifelte sogar Greger: König ’68 im Ferrari 275 am Schauinsland Konrad, Anton (MSa 06/2003) Der Vau-Mann nton Konrad geht bei jenen, die ihn A nicht näher kennen, rein optisch leicht als Finanzbeamter oder Buchhalter durch. 165 Doch dieser Eindruck trügt gewaltig. Der Mann hat dem internationalen Motorsport mit der Rennwagenklasse «Formel V» eine Art Massenbewegung beschert. Als Generalsekretär des in München stationierten und von Volkswagen gestützten Verbandes «Formel V Europa» lenkte der gelernte Journalist die VW-Monopostoklasse mit strammem Management in ebenso geordnetes wie professionelles Fahrwasser. Zwischen 1968 und 1972 machte er aus der FV 1300 einen weltweiten Markenartikel und bereitete parallel dazu die Vermarktung und Einführung der Formel Super V 1600 vor. «Das war eine irre Zeit», schwärmt Konrad mit glänzenden Augen, «der Umgang mit den jungen Wilden wie Rosberg, Marko, Lauda oder Pankl war faszinierend und aufregend zugleich. Mit denen habe ich so irre Sachen erlebt – das glaubt mir heute kein Mensch mehr.» Zwischendurch zwängte sich der Macher und Manager selbst ins FV-Cockpit, startete sogar mal neben Lauda in Hockenheim aus der ersten Reihe und galt als kompetenter Racer. Das änderte sich auch nicht, als ihn VW 1972 nach Wolfsburg berief, um erst die Lei- tung der Motorpresse und später die Konzern-Kommunikation zu übernehmen. Highlight seiner rennsportlichen Ausflüge war 1976 der Gewinn des Europatitels für Serien-Tourenwagen gemeinsam mit AudiIngenieur Hans Nowak in einem Audi 80 GT. Heute lebt der inzwischen 65-jährige Konrad, seit 37 Jahren verheiratet mit Ehefrau Bettina (zwei Töchter, zwei Enkel), als selbstständiger Industrie-PR-Berater in Hamburg. Einer seiner wichtigsten und besten Kunden ist ZF-Sachs. Der Job für den Stossdämpfer- und Kupplungs-Spezialisten hat die Verbindung zur Rennszene wieder vertieft. Mit wachem Geist und scharfem Blick beobachtet und analysiert er das aktuelle Geschehen. So ist ihm auch nicht entgangen, «dass die neue Formel VW zwar technisch top ist, aber Rennverläufe und Atmosphäre nur ein müder Abklatsch der 70er-Jahre sind». Wann immer er zum Ring kommt, gönnt er sich im Leihwagen eine flotte Nordschleifen-Runde, «weil das einfach sein muss». Genauso wie seine Hobbys Golf (Handicap 24), Fahrrad fahren und Joggen. Deshalb fühlt er sich auch topfit und denkt vorerst nicht ans Aufhören: «Solange ich in 50 Minuten um die Alster joggen kann, kann ich auch guten Gewissens noch arbeiten.» PR-Macher bei VW: Konrad 1972 Berater bei Sachs: Konrad heute Flotter Formel-V-Racer: Konrad 1969 im Austro V 1300 in Hockenheim Linzen, Peter (MSa 20/2003) 166 Rallye-Botschafter Linzen wies 15 Jahre lang seinen Pdeneter Piloten als professioneller Beifahrer rechten Weg auf Europas Rallyepfaden. Mit fester Stimme dirigierte der stämmige Autoverkäufer (Porsche und Mercedes-Lkw) Topleute wie Gerd Raschig, Walter Schewe oder Reinhard Hainbach routiniert und trickreich auf Erfolgskurs. Ob BMW, Irmscher-Opel, Porsche 911 oder Ford Escort RS – wo Linzen drin sass, waren Sieg- und Titelchancen meist intakt. Als Höhepunkte seiner Copiloten-Karriere gelten der Gewinn der Deutschen Rallye-Meisterschaft ’78 mit Hainbach und der Gesamtsieg bei der Hunsrück-Rallye ebenfalls mit Hainbach über einen Grossteil der damaligen Weltelite. Und natürlich die sensationelle Vorstellung bei der RACRallye mit Schewe im Porsche 911. Allerdings gab’s auch einen Tiefpunkt: «Wenn du in zehn DM-Läufen zehn Mal mit Technik-Defekt ausfällst», erinnert sich Linzen an eine Katastrophensaison mit Gerd Raschig im 6er-BMW, «ist das wirklich nicht mehr zum Lachen.» Dabei waren es gerade der Spass, die gute Laune und die kernigen Sprüche, mit denen Linzen seine Mitbewerber oft genug verunsicherte. «Das gehörte bei ihm zur psychologischen Kriegsführung», wissen einstige Gegner, denen die derben Auftrit- te des Osnabrückers noch gut im Gedächtnis sind. Mit der stolzen Bilanz von rund 100 Siegen aus etwa 400 Starts beendete Linzen 1978 seine aktive Laufbahn. «Die Luft war einfach raus, neue Herausforderungen haben gefehlt.» Die gab es alsbald bei der ONS (heute DMSB): Linzen wurde als Fahrervertreter in die Sportkommission berufen, reiste noch bis 1998 als Rallye-Observer und Sportkommissar zu DM-, EM- und WM-Läufen und führte den deutschen Rallyesport auch durch schwierige Zeiten. «Vor allem die Zusammenarbeit mit dem damaligen ONS-Geschäftsführer Siggi von Kahlen war ebenso angenehm wie konstruktiv.» Mittlerweile ist Linzen 58 Jahre alt, lebt mit Ehefrau Margret und den Kindern (ein 16-jähriger Sohn, eine 11-jährige Tochter) als Vorruheständler in seiner Heimatstadt Osnabrück. Gesundheitlich ist bis auf eine Diabetes fast alles im grünen Bereich. Geblieben ist natürlich die Liebe zum Rallyesport. So geht’s noch immer einmal pro Jahr zur Monte, die restlichen WM- und DM-Rallyes verfolgt er im Fernsehen. «Schade nur, dass man so wenig Kontakt mit den alten Weggefährten hat», beklagt Linzen. Wir empfehlen den Besuch des nächsten «Klassentreffens» am 6. Dezember in Essen. Trickreicher Copilot: Linzen 1977 Noch immer Rallye-Fan: Linzen ’03 Über Stock und Stein: Das Erfolgsduo Hainbach/Linzen 1977 im Escort RS Lotterschmid, Kurt (MSa 35/2003) Der Dickschädel urt Lotterschmid ist ein PrachtexempK lar aus der Abteilung «bayerischer Dickschädel». Hatte sich im Kopf des ehrgei- 167 zigen Kfz-Meisters und Konstrukteurs aus Kolbermoor bei Rosenheim eine Idee festgesetzt, zog er sie auch gnadenlos durch. Das war schon so, als er in der Formel-VBlütezeit Ende der 60er-Jahre als Nobody gegen vermeintlich unschlagbare Superstars antrat – und gewann. Weder am Berg noch auf Rundstrecke konnten die Etablierten vor ihm sicher sein. Das blieb auch so, als er später mit der LOTEC-BMW-Eigenkonstruktion Sportwagenrennen bestritt und zwei Interserie-Titel einfuhr. Einer seiner wichtigsten Förderer und Sponsoren war der heutige ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk (HERTO-Schuhe). Sogar in der Topliga Rennsportmeisterschaft setzte sich Lotterschmid als Gewinner der Subwertung «Gruppe C Junior» durch. Seine DRM-Auftritte nutzte der Gerechtigkeitsfanatiker auch dazu, gegenüber einem namhaften Porsche-Team seine Vorstellung von der Einhaltung geltender Reglements durchzusetzen. «Ich lass’ mich von denen nicht verarschen», polterte der Bayer damals und zog das Protestverfahren über sämtliche Instanzen durch. Das beklagte Porsche-Team wurde schliesslich neben einer Geldstrafe von 10 000 Mark zu einer Sperre verdonnert. Noch 20 Jahre später erinnert sich Lotterschmid mit Schaudern: «Ich wurde anonym mit Mord bedroht und habe monatelang nur mit dem Revolver unterm Kopfkissen geschlafen.» Solche Ängste muss der 62-Jährige längst nicht mehr ausstehen. Seine LOTEC GmbH hat sich als Spezial-Unternehmen für Karosserieumbauten und Sonderkonstruktionen einen Namen gemacht. Unter der weltweiten Kundschaft befindet sich auch Scheich Al Maktoum in Dubai, dem LOTEC einen 5,6-Liter-Mercedes V8 mit zwei Turbos und 850 PS lieferte. Das ehrgeizigste LOTEC-Projekt aber ist der «Sirius». Eckdaten des Mittelmotor-Sportwagens: Knapp 1000 PS, 6-Liter-V12-Doppelturbo, 400 km/h, ca. 850 000 Euro. Geplant ist eine Kleinserie von fünf Autos. «Ich gebe erst Ruhe, wenn der Sirius rollt und seine Kundschaft gefunden hat.» Damit haben sich wohl auch Frau Renate (seit 1985 an seiner Seite), die zwei Töchter (16, 11) und der Sohn (18) abgefunden. Im Alter von 60 Jahren hat Lotterschmid übrigens das Kartfahren entdeckt, mit einem Schaltkart macht er Inund Outdoor-Bahnen unsicher. Das Kartfieber grassiert sogar im Urlaub: «Wohnwagen am Gardasee, Kart nebenan.» Kampf ums Recht: Lotterschmid ’82 Kampf um Kunden: Lotterschmid ’03 Titel bei den «Kleinen»: Lotterschmids Lotec-C-Junior in der DRM 1982 Lyding, Wilhelm (MSa 41/2003) 168 Macher & Mentor ilhelm Lyding muss zum kleinen Kreis W jener Männer gezählt werden, die im deutschen Motorsport wirklich grosse Dinge bewegt haben. So gelangen dem früheren ADAC-Sportchef, ONS-Präsidenten und FIA-Vize Projekte wie etwa die Realisierung der ONS-Formel-3-Nachwuchsförderung (mit Michael Schumacher, Jörg Müller und Heinz-Harald Frentzen), die Etablierung des Supertourenwagen-Cups (STW) oder die Rückkehr der Formel 1 zum Nürburgring. Kontakt zur Basis und Praxisnähe bestimmten das Handeln des ADAC-Mannes, der in seiner Jugendzeit als Motorrad- und Automobilsportler selbst jahrelang aktiv und erfolgreich war. Immerhin reichte es zum Klassensieg bei der Rallye Monte Carlo und zu achtbaren Resultaten bei anderen Rallyes und Rennen. 1997 hat Lyding, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und dem Bayerischen Verdienstorden, alle Ämter aus Altersgründen niedergelegt. «Man muss auch loslassen und Platz für Jüngere machen können», begründet der heute fast 75-Jährige. Aber auch als Pensionär beschäftigt sich Lyding noch hobbymässig mit seinem Lieblingsthema Nachwuchsförderung. So gelang es ihm, die «ADAC Stiftung Sport» als finanziell gut ausgestattetes neues Instrument für die Förderung von talentierten Motorrad- und Automobilsportlern erfolgreich auf den Weg zu bringen. Zusammen mit Ehefrau Irmelin (die beiden sind seit beinahe 50 Jahren verheiratet und haben drei Töchter, 47, 46, 38) lebt Lyding gesund und putzmunter in Puchheim bei München. Sein Verlagsbüro hat er verkauft. An Langeweile oder gar Vereinsamung leidet der einstmals mächtigste Mann des deutschen Motorsports jetzt aber keineswegs. So erscheint er hin und wieder persönlich an den Rennpisten, «um mich über den Leistungsstand des deutschen Nachwuchses zu informieren». Zusätzlich gönnt er sich pro Jahr mindestens einen Formel-1-GP und einen DTMLauf live vor Ort. Der grosse Rest findet zu Hause vorm Fernsehgerät statt, darunter regelmässig die Rallye- und Motorrad-WM. Und wenn ihm dann noch immer freie Zeit bleibt, kümmert er sich um seine selbstgezogenen Bonsai-Bäumchen oder schreibt an weiteren Kapiteln für sein geplantes Buch (Arbeitstitel: «Die Geschichte des deutschen Motorsports nach dem 2. Weltkrieg»). Lydings grösster Wunsch für die Zukunft: «Dass möglichst bald ein neuer Schumacher oder Waldmann aus der ADAC-Sport-Stiftung hervorgehen möge.» Aktiver und Förderer: Lyding 1960 Bonsaipflanzer: Lyding heute Praxistest: Lyding im Opel Commodore bei der Rallye Monte Carlo 1976 Motorsport im ADAC Für Rennprofis eine gute Tradition Seit Generationen vertrauen Rennprofis dem ADAC. Und sind damit am Ring immer sehr gut gefahren. www.adac.de/motorsport e-mail: motorsport@adac.de Noell, Alfred (MSa 04/2003) 170 Alis 7. Sinn lfred Noell war und ist auch mit fast 70 A noch Filmemacher aus Leidenschaft. Schon in den frühen 60er-Jahren brach er als Chef der TV-Produktionsfirma «Cine Relation» im Januar regelmässig zur Rallye Monte Carlo auf, um als Kameramann und Reporter in Personalunion von den Glanztaten der Herren Aaltonen, Hopkirk, Carlsson & Co. zu berichten. Bei seinen «Drehs» suchte er stets das maximal Machbare. So liess sich «Ali», wie ihn seine Freunde noch heute nennen, öfter auf der Motorhaube eines Begleitautos festzurren, um besonders eindrucksvolle Drifts einzufangen. Hunderte von Beiträgen über die Monte, die Safari und andere Motorsport-Grossereignisse hat der Kölner im Laufe der Jahre bei seinem Haussender WDR und den ARD-Paradesendungen Tagesschau und Sportschau platziert. Parallel zu seinen leidenschaftlichen Sport-Reportagen entwickelte der umtriebige TV-Mann den Dauerbrenner «Der 7. Sinn». Die ARD-Sendereihe mit nützlichen Tipps für den Verkehrsalltag ist seit 1966 bundesweit mehr als 1400 Mal ausgestrahlt worden. Seit 36 Jahren läuft Folge für Folge mit dem gleichen Team: Alfred Noell als Regisseur und Autor, Egon Hoegen als die Stimme aus dem Off. Weitere TV-Formate (unter anderem auch im ZDF) mit Schwerpunkt Verkehrssicherheit kamen im Laufe der Jahre hinzu. Honoriert wurden die Produktionen des Rheinländers mit über 50 Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, acht Christophorus-Preise und die Graf-Berghe-von-TripsMedaille. Heute residiert Alfred Noell mit seinem Unternehmen «Cine Relation» und Lebensgefährtin Angela Recino (die zugleich auch als CR-Geschäftsführerin agiert) in Bergisch Gladbach. «Ein berufliches Ende», vermeldet der kerngesunde FastSiebziger, «ist für mich nicht absehbar.» Will heissen: Weiter 7. Sinn, weiter soziales Engagement für den von ihm gegründeten Verein HVK (Hilfe für das verkehrsgeschädigte Kind), weiter Beiträge über Oldtimer-Events. Ohnehin zählt die historische Szene zu seinen Hobbys; ein Fiat Dino Coupé und ein Mercedes 280 SL wollen in Schuss gehalten und bewegt werden. Noch heute pflegt er freundschaftliche Kontakte zu Hans Herrmann, Rauno Aaltonen und den alten Kölner Ford-Seilschaften. Für den Fall, dass es doch mal eine Art Ruhestand geben sollte, schwebt ihm Konkretes vor: «Eine Weinplantage in Südafrika oder den USA mit Anbau eines guten Tropfens – am besten weiss und trocken.» Rallye-Freak: Ali Noell anno 1970 Noell heute: Für den 7. Sinn geehrt Noell-Weggefährte und -Freund: Rauno Aaltonen 1971 am Col de Turini Oebels, Hubert (MSa 45/2003) Trips-Weggefährte ubert Oebels hat ein ebenso aufregenH des wie vielseitiges Motorsportleben hinter sich. Der heute 80-Jährige aus Dü- 171 ren erlebte die 50er- und 60er-Jahre als erfolgreicher Rennfahrer (Porsche, Borgward, Volvo, BMW), kurbelte als erster Importeur das Geschäft mit Rennkarts in Nordrhein-Westfalen an, war einer der engsten Wegbegleiter von Wolfgang Graf Berghe von Trips, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der berühmten «Scuderia Colonia» und leitete 22 Jahre lang den Valvoline-Renndienst. Diesen Job erledigte der rüstige Rennsport-Freak bis zu seinem 75. Lebensjahr, bevor er sich endgültig in den Ruhestand verabschiedete. Als ehemaliger Präsident und Ehrenpräsident des von seinem Freund Trips initiierten SC-Colonia-Rennfahrerclubs pflegt er noch immer den Mythos des Renngrafen in Gestalt des Rennsport-Museums «Villa Trips» auf Burg Hemmersbach in Kerpen-Horrem. Oebels gilt als einer der Letzten, mit denen Trips noch kurz vor dem verhängnisvollen Grossen Preis von Italien in Monza am 10. September 1961 gesprochen hat. Bei der Kollision mit Jim Clark in der Startrunde kamen neben dem WM-Leader 13 Zuschauer ums Leben. Aus den gemeinsamen Jahren besitzt der TripsFreund neben zahlreichen Fotos auch noch mehr als 3000 Meter Super-8-Filmmaterial, das von Experten als besonders wertvoll und exklusiv eingeschätzt wird. Durch sein Engagement bei Valvoline wurde der stets froh gelaunte Rheinländer speziell im Breitensport zu einer festen Grösse und zum kompetenten Ansprechpartner im Fahrerlager. «Vor allem die Formel-Ford-Zeit mit den vielen jungen Talenten der 80er-Jahre gehören zu meinen schönsten Erinnerungen», schwärmt der ehemalige Valvoline-Mann. «Aber auch mit meiner übrigen Kundschaft hatte ich viel Freude und Spass.» Deshalb macht er sich auch heute noch hin und auf zum Nürburgring oder nach Zolder, um Rennluft zu schnuppern und mit alten Weggefährten zu plaudern. Überdies startet Oebels öfter mal bei Oldtimer-Rallyes im Porsche Speedster seines Freundes Eberhard Hess. Nach wie vor lebt «Hubsi» mit seiner Frau Irmgard (eine Tochter, 37, ein Enkel, 6) in seiner Heimatstadt Düren und will dort uralt werden. An diesem Vorhaben sollen ihn auch eine Herzoperation mit drei Bypässen sowie ein Herzschrittmacher nicht hindern. «Ich habe das neueste US-Modell, besonders gross und besonders stark. Und ausserdem: Mein Grossvater wurde 106, meine Grossmutter 102, meine Mutter 100.» Des Grafen Begleiter: Oebels 1960 Wird hoffentlich auch 100: Oebels Früheres Oebels-Reich im Fahrerlager: Servicebus und Sieger-Oldtimer Pauli, Peter (MSa 14/2003) 172 Ring-Zeitnehmer Pauli arbeitete stets nach dem Pwedereter Grundsatz: «Ein guter Zeitnehmer sieht Freund noch Feind, sondern nur Startnummer und Zeit.» Dieses Motto absoluter Neutralität und Unbestechlichkeit begleitete ihn 50 Jahre lang bei mehr als 1000 Einsätzen. 1948 trat er erstmals als Aushilfsrechner im Zeitnahmeteam des Dieburger Dreiecksrennens an, 1998 beim historischen 750-Meilen-Rennen auf dem Nürburgring hatte er den letzten Einsatz. Speziell die Eifelrennstrecke vor den Toren seiner Heimatstadt Bonn hatte es ihm angetan, hier absolvierte er die meisten Einsätze, hier wurde er vorrangig für den ADAC Nordrhein zum unverzichtbaren Partner. Pauli hat die zuerst schleppende, dann fast stürmische Entwicklung der Zeiterfassung im Rennsport in jeder Phase miterlebt – von der simplen Stoppuhr bis zur computergesteuerten Zeitmessung via Transponder. Als Elektronik und Computer in der Zeiterfassung noch Fremdwörter waren, tat sich Pauli bereits mit innovativen Ideen als Spezialist für das Errechnen von Durchschnittsgeschwindigkeiten hervor. Als Berühmtheit gilt sein ein Meter langer Rechenschieber, mit Hilfe dessen er die Stundenmittel der Rundenzeiten bis auf eine Stelle hinter dem Komma ermittelte. Und das Nachkontrollieren von Hand liess er sich selbst in den Jahren mit modernstem Equipment nie nehmen («Elektronik ist gut, Kontrolle noch besser»). Wo andere Kollegen reklamierenden Teamchefs barsch die Tür wiesen, nahm sich Pauli Zeit und Ruhe, um der Beschwerde nachzugehen. «Denn auch Computer», realisierte er völlig frei von Arroganz und Selbstherrlichkeit, «werden von Menschen gefüttert – und die machen gelegentlich Fehler.» Im Dezember feierte Peter Pauli seinen 80. Geburtstag. Zusammen mit seiner Frau Hannelore (45 Jahre verheiratet, keine Kinder) lebt der ehemalige Ring-Zeitnehmer in einer gemütlichen Penthouse-Wohnung am Bonner Markt mit Blick auf das historische Rathaus und das tägliche Treiben der örtlichen Obst- und Gemüsehändler. Frische Ware und günstige Angebote erspäht er von seinem Balkon aus. «Ich hab’s hier wirklich gut und geniesse mein Zuhause in vollen Zügen.» Auf grössere Reisen muss er allerdings inzwischen verzichten, weil ihm eine alte Kriegsverletzung und Knochenprobleme zu schaffen machen. Trotzdem ist er mit sich und der Welt zufrieden: «Jeden Tag ein bisschen frische Luft schnappen, gut essen gehen und gelegentlich Skat spielen – was will man mehr.» Zeitnehmer am Ring: Pauli 1975 Pensionär in Bonn: Pauli heute Ein bissl Spass muss sein: Paulis «blinde» Zeitnehmertruppe ’87 am Ring Piedade, Domingos (MSa 52/2003) Multi-Manager omingos Piedade betreute zwischen D 1970 und 1990 hochkarätige Rennprofis, vorzugsweise aus Südamerika. Stars 173 wie Emerson Fittipaldi oder Ayrton Senna gehörten zu den Klienten des smarten Portugiesen, der in Köln residierte und als Fan von Rolf Stommelen 1965 zur Rennerei kam. Geschick und Sachverstand zeichneten seine Arbeit aus. Bald machten sich auch europäische Piloten und Teams wie Walter Röhrl, Willi Kauhsen, Hans Heyer, Reinhold Joest, Pedro Lamy oder Michele Alboreto die Qualitäten und Verbindungen des Super-Managers zunutze. Piedade, der sechs Sprachen plus Kölsch fliessend spricht und als Endzwanziger aussah wie ein Zwillingsbruder des früheren saudischen Ölministers Scheich Ahmed Jamani, denkt besonders gerne an die unbeschwerten Kölner Jahre zurück. «Mit Fittipaldi, Stommelen und Co. gab es Spass ohne Ende. Was wir da alles aufgeführt haben, glaubt uns heute sowieso kein Mensch mehr.» Obwohl er mit dem Management seiner Piloten und Teams eigentlich schon restlos ausgelastet war, schaffte es MultiTalent Domingos auch noch, für den portugiesischen TV-Sender RTP regelmässig die Formel 1 zu kommentieren. Gegen Ende der 80er-Jahre ergab sich durch Heyer ein Kontakt zu AMG. «Ich kam als Kunde zu Hans Werner Aufrecht und ging als Angestellter.» Der AMG-Chef engagierte den graduierten WirtschaftsIngenieur für die Ressorts Marketing und Verkauf. Piedade, im Auftritt stets adrett und weltmännisch, passte zur Edelmarke AMG wie die Faust aufs Auge. Und als sich 1999 die Umwandlung von AMG in eine hundertprozentige Mercedes-Tochter vollzog, wurde Piedade zu einem von drei Geschäftsführern berufen. Der Job forderte allerdings seinen Preis – für den geliebten Rennsport blieb immer weniger Zeit. Trotzdem hat er noch zwei grosse Ziele: «Ich möchte die DTM und die Rallye-WM nach Portugal zurückbringen.» Wer den Mann kennt, weiss, dass es ihm damit ernst ist. Seit 1988 ist Piedade in zweiter Ehe mit der portugiesischen TV-Moderatorin und Psychologin Ana-Paula verheiratet. Sie schenkte ihm zwei Söhne (14, 12). Die Söhne aus erster Ehe haben sich bereits zu erfolgreichen Managern hochgearbeitet: Marc (32), zur Zeit der alten DTM LogistikChef im Team Joest, führt zusammen mit einem Partner eine Entertainment-Agentur in Lissabon, Guido (29) ist Assistent im F1-Team von BAR-Chef David Richards. Weitere Piedades sind schon unterwegs – demnächst erwartet «Opa Domingos» die Ankunft der Enkel Nr. 3 und 4. Portugiese in Köln: Piedade 1973 Direktor bei AMG: Piedade heute Kurz vor der Tragödie in Imola: Ayrton Senna und Piedade im Frühjahr 1994 Pon, Ben (MSa 01-03/2003) 174 Der Weinkönig en Pon, korrekter Vorname BernardusB Marinus, war schon zu seiner grossen Zeit als Porsche-Sportwagen- und -GT-Pilot zwischen 1959 und 1969 ein Genussmensch. Dass aus seiner Vorliebe für gutes Essen und feine Weine einmal eines der grössten Weingüter Kaliforniens mit angeschlossenem First-Class-Hotelbetrieb und mehrfach preisgekröntem FeinschmeckerRestaurant werden würde, konnte damals freilich niemand ahnen. Zumal der niederländische VW- und Porsche-Generalimporteur aus Amersfoort eigentlich nur für den Rennsport zu leben schien. Seine Welt waren die Cockpits von Porsche 911, Abarth-Carrera, Carrera 6, 904 GTS und Carrera 10, in denen er von Sieg zu Sieg driftete. Der Begründer des «Dutch Racing Teams», Förderer Gijs van Lenneps und vieler anderer niederländischer Jungtalente, fuhr wild und quer, hielt nichts von Fitness, ass und trank, was ihm gerade schmeckte. Und trotzdem präsentierte sich der kleine, wohlgenährte und lebensfrohe Mann stets in Topform. Wenn es bei ihm freilich mal krachte, dann gleich richtig. So überschlug er sich bei seinem ersten und einzigen Formel-1Einsatz 1962 in Zandvoort im Porsche der Ecurie Maarsbergen nach nur zwei Runden und verwandelte nebenbei, wie sich Pon grinsend erinnert, «auch ein paar 904 GTS und Carrera 10 zu Totalschäden». Als sein Vater starb und der Junior den VW- und Porsche-Betrieb übernehmen musste, besann er sich seiner Verantwortung und beendete 1969 seine Rennfahrer-Karriere. Der heute 66-Jährige hat sein Leben längst neu geordnet, das Auto-Geschäft verkauft und sich im kalifornischen Carmel Valley einen persönlichen Traum erfüllt. Sein Hotel «Bernadus Lodge» (57 Zimmer und Suiten, Preise von 245 bis 1800 Dollar pro Nacht) gehört zu den besten und teuersten Adressen der Westküste, das integrierte «Marinus Restaurant» ist mehrfach preisgekrönt, und sein Weingut «Bernardus Winery and Vineyard» produziert pro Jahr rund 600 000 Flaschen Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Noir. Trotzdem hat Pon auch noch Zeit zum Golfen (Handicap 5) oder für die Grosswildjagd in Afrika. Zwar versäumt der bekennende Nürburgring-Fan noch heute kein F1-Rennen am TV, aber bis auf seinen alten Freund van Lennep gibt es kaum noch Kontakte zu den ehemaligen Porsche-Weggefährten. Ben Pon ist seit 40 Jahren verheiratet, die Ehe blieb aber kinderlos. Der Edel-Gastronom sieht’s pragmatisch: «Keine Kinder, kein Ärger.» Porsche und Partys: Ben Pon 1965 Wein und Wohlstand: Pon 2003 Solitude 1965: Die Porsche-904-Meute mit Pon, Schütz und Stommelen Rosche, Paul (MSa 32/2003) Der Nocken-Paule Rosche war als oberster BMW-MoPihnaul torenmann eine Art Galionsfigur – ohne ging bei den Weiss-Blauen nichts. Der 175 gemütlich wirkende Mann mit ausgeprägter Vorliebe für Weissbier und bayerische Lebensart gilt als Architekt des gesamten BMW-Motorsports und als Personifizierung des Münchner F1-Engagements. Jede seiner Kreationen wurde zum Hit – egal ob im 700er oder in den 2-Liter-Tourenwagen, im legendären CSL Coupé, M1 oder M3, im F2-March oder im F1-Brabham. Aber nicht alles, was «Nocken-Paule» und seine ihm treu ergebenen Männer konstruierten und initiierten, hatte offiziellen Segen der Vorstandsetage. So mussten neue Projekte oft genug auf eigene Faust vorangetrieben werden, die Untergrundarbeit wurde sogar zur einer Art Rosche-Spezialität: «Wir wurden so oft dazu gezwungen, dass wir im Laufe der Zeit eine gewisse Routine entwickelt haben», erinnert sich der PS-Guru grinsend vor allem an die 70er- und frühen 80er-Jahre. Die Situation besserte sich erst, als er in BMW-Marketing-Mann Karl-Heinz Kalbfell einen dauerhaften Verbündeten fand. Unermüdlich schoben sie neue Ideen an, so auch den erfolgreichen neuen F1-V10Motor. Ende 1999 wurde Rosche in den Ruhestand verabschiedet. Als absolute High- lights seiner fast 40 BMW-Jahre gelten der Formel-1-WM-Titel 1983 mit dem bärenstarken Turbo, der 2-Liter-4-Zylinder-F2Motor (129 Rennsiege, 6 EM-Titel) und der 6-Liter-V12-Sauger mit zwei Le Mans-Erfolgen (1995, ’99). Rosche, inzwischen 69, ist BMW nach wie vor als Berater verbunden und flüchtet mit Vorliebe in seine «Dienstvilla», wenn Gattin Hildegard (fast 40 Jahre verheiratet; Tochter Susanne, 32, arbeitet bei BMW im Marketing), ihn zur Haus- und Gartenarbeit verpflichten will. Oder er schiebt wichtige Oldtimer-Events vor, wie Mille Miglia, Silvretta- oder Ennstal-Classic. Natürlich verfolgt er alle F1-GP und freut sich über jeden Sieg der BMW-Truppe. Vor Ort ist er selten, «weil man sich da ohne Job so komisch vorkommt». Da fühlt er sich im Biergarten bei Weissbier und Brotzeit viel wohler. Auch gesundheitlich geht’s ihm gut – «bis auf das übliche Alterszwicken». Wer mehr über «Nocken-Paule» wissen möchte, kann sich auf eine demnächst in der Buchreihe «BMW Portraits» erscheinende Biographie freuen. Das Werk erscheint unter dem Titel «Ein genialer Motoreningenieur – Geschichten zur Geschichte», 160 Seiten, 29,90 Euro, Autor: Kalli Hufstadt, Herausgeber: BMW Mobile Tradition. BMW-Erfolgsgarant: Rosche 1982 Flucht vor Hausarbeit: Rosche ’03 Einer von Rosches grössten Würfen: Weltmeister-Turbo 1983 mit Piquet Ruch, Gerd (MSa 19/2003) 176 Mustang-Reiter erd Ruch und sein feuerspeiender Ford G Mustang – für Fans und Freaks waren sie eines der grossen Highlights der alten DTM. Und die gelegentlichen Auftritte von Bruder Jürgen in einem zweiten Mustang verstärkten den Sympathie-Effekt noch zusätzlich. Gerd, von der Statur her genauso bullig wie sein 550-PS-Bolide, avancierte trotz aller Superstars zum Publikumsliebling, weil er als Underdog eine tolle Show lieferte. Genau dieses SympathieElement, meinen eingefleischte Edelfans, würde auch der neuen DTM ganz gut tun. Der Mustang-Reiter bestätigt das: «Noch immer kriege ich jede Menge Fanpost, die Leute wollen, dass ich zurückkomme.» Diesbezüglich macht er keine Hoffnung: «Ich hatte eine unvergesslich schöne DTMZeit, dabei soll’s bleiben.» Jede Zielankunft seiner 89 Starts mit dem US-Exoten wurde damals lautstark bejubelt. Und als er 1995 seine letzte Saison in einem AMG-Mercedes bestritt, waren die Fans teilweise richtig sauer und bezichtigten ihn des Verrats an der MustangDTM-Tradition. Zum Thema Nordschleife gesteht der gewiss nicht zimperliche Berliner übrigens offen: «Nach dem ersten Lauf hatte ich nur noch nackte Angst. Um nicht zum zweiten Durchgang antreten zu müssen, habe ich einen Defekt vorge- täuscht. Der Mustang war dort absolut unfahrbar.» 101 Starts, vier Punkte und jede Menge tolle Erinnerungen – Ruchs persönliche Bilanz aus acht DTM-Jahren. Mit dem Gewinn der BPR-Trophy im Porsche 911 GT2 zog der Berliner Ende 1996 unter das Kapitel Rennsport einen Schlussstrich. Seine neuen Hobbys sind die Fliegerei und Golf. So oft wie möglich geht der 49-jährige Lockenkopf mit seiner Cessna 210 in die Luft. «Solange ich mir das leisten kann, werde ich die genialen Ausblicke geniessen», schwärmt Ruch, dessen Heizungsbau-Betrieb ebenso unter der Rezession leidet wie andere Unternehmen. «Gerade bei uns in Berlin ist die Geschäftslage nicht berauschend, Aufträge werden zögerlich vergeben, alle wollen sparen.» Nur selten lässt er sich an den Rennstrecken sehen, versäumt aber keine DTMÜbertragung im Fernsehen. Sein Eindruck von der neuen DTM: «Am Anfang war’s echt ätzend, aber langsam wird’s besser.» Gelegentlich telefoniert er noch mit seinem DEKRA-Kumpel Sigi Berner, ansonsten gibt es keine Kontakte mehr zur alten DTMTruppe. Lebensmittelpunkte sind für Gerd mehr denn je seine Lebensgefährtin Petra, seine 19-jährige Tochter und sein Flugzeug. «Ich vermisse nichts, bin gesund, und mir geht’s gut.» Publikumsliebling: Gerd Ruch 1993 Nur Fliegen ist schöner: Ruch heute Wenn er kam, wackelte die Bude: Gerd Ruch 1993 in seinem V8-Mustang Schoppe, Urban (MSa 46/2003) Das Kraftpaket rban Schoppe – ein Kerl wie ein Baum, U strotzend vor Kraft, topfit wie ein Leistungssportler und unverschämt gesund. 177 Man schätzt ihn auf höchstens 55, tatsächlich ist er 62. Fitness und Sport sind für ihn unverzichtbare Lebensinhalte. Harald Grohs kann ein Lied davon singen, was es heisst, mit Schoppe Sport zu treiben. «Als ich Harald in den 70er-Jahren kennen lernte», erinnert sich das Kraftpaket, «hatte das Bürschchen konditionell nichts drauf. Wir haben dann gemeinsam ein hartes Programm durchgezogen.» Und Grohs, der anfangs oft kraftlos aus dem BMWCockpit torkelte, ist dem Fitnessfreak noch heute dankbar. «Der hat mich ganz schön rangenommen, aber ohne seine Schleiferei wäre ich als Rennprofi wahrscheinlich gescheitert. Das war verdammt hart, aber was fürs Leben.» Urban Schoppe ist nicht nur stolz auf seinen Schützling Grohs, sondern auch darauf, zu den frühen Mitbegründern der Essener Motorsportkultur gehört zu haben. Zusammen mit Gleichgesinnten wie Rüdiger Faltz, Otto Lux, Friedhelm Slowik, Dieter Fröhlich, Fritz Striewisch oder Horst und Ursula von Gundlach verschaffte er zu Beginn der 60er-Jahre dem Rallye- und Rennsport in der Messestadt Akzeptanz und Medieninteresse. Bei den Lehrgängen der Scuderia Hanseat lernte Schoppe alles über Kurventechnik und Ideallinie – sein Instruktor war damals der rennfahrende ZDF-Mann Rainer Günzler. Schon bald steuerte der Essener im Porsche S90 seinen ersten Titelgewinn an – den «ONS Pokal für GT-Wagen 1962», eine Kombination aus Rallyes, Slaloms und Rennen. Mit Carrera 2, 911 und BMW 1800 TI folgten weitere siegreiche Jahre. Aber auch die schmerzhafte Seite lernte der Erfolgsverwöhnte kennen: Bei einem Mega-Unfall auf der Nordschleife, ausgelöst durch Radverlust, erlitt er einen Schädelbasisbruch und verlor linksseitig das Gehör. «Aber das Ohr», feixt Schoppe, «ist noch da.» Heute fordert der Karosseriebau- und Lackierbetrieb des Junggesellen (dreimal verheiratet, keine Kinder) mit 16 Mitarbeitern alle Kraft und Konzentration. Die knappe Freizeit ist für sportliche Aktivitäten reserviert: Golf (Handicap 13), verschärftes Skilaufen, Rennrad, Joggen, Fitnessstudio. Auch der Kontakt mit der Essener Rennclique funktioniert noch prächtig. Und wenn sein Freund Wolfgang Schöller im Vorfeld der Motorshow Hilfe braucht, ist Schoppe zur Stelle und unterzieht die Fun-Cars einer Schnell-Restaurierung, die in verrostetem oder beschädigtem Zustand angeliefert wurden. Porsche und Pokale: Schoppe 1965 Firma und Fitness: Schoppe heute Flugplatz Achum 1965: Schoppe (Abarth Carrera) in Linges Windschatten Schornstein, Dieter (MSa 29/2003) 178 Der Markentreue ieter Schornstein gehörte zu den SpätD startern im Rennsport. Erst mit 35 begann der Aachener im Porsche Carrera die ersten Erfolge einzufahren. Seine bevorzugten Spielplätze waren die SportwagenWM sowie die Deutsche Rennsportmeisterschaft (DRM). In den zehn Jahren seiner Privatfahrerlaufbahn blieb er dabei stets seiner Lieblingsmarke Porsche treu – dem Carrera folgten der 935 Turbo in allen Variationen und der 956. «Ausser Porsche», versichert er stolz, «habe ich nie ein anderes Rennauto angerührt.» Als Partner und Sponsor für sein Team konnte er die Aachener VEGLA-Glaswerke begeistern. Während er selber sich immer als Amateur verstand, waren Vollprofis als Verstärkung stets willkommen. Gastpiloten wie Walter Röhrl, Harald Grohs oder Volkert Merl sorgten gemeinsam mit dem Chef für bemerkenswerte Erfolge. Als Highlight in der Geschichte des «VEGLA-Team Schornstein» gilt der DRM-Titel ’82 durch Bob Wollek im Porsche 936. Mit Reinhold Joest, auf dessen technischen Beistand Schornstein oft und gerne setzte, teilte er sich in der Langstrecken-WM 1983 das Cockpit eines 956. Insgesamt sieben Mal startete Schornstein in Le Mans – die Anreise dorthin dauerte übrigens mal ganze fünf Tage, weil er und Freund Wollek die Strecke ab Aachen zusammen auf Rennrädern zurücklegten. «Aber nur one way, zurück war uns das Auto dann doch lieber.» Mammuttouren auf dem Rennrad unternimmt der inzwischen 63-Jährige zwar noch immer («jedes Jahr im Sommer einmal mit Freunden von Aachen nach Tirol und zurück»), aber ansonsten geniesst er zusammen mit Lebensgefährtin Helga seit zwei Jahren die Vorzüge eines sorgenfreien Rentnerlebens. Im Winter Skifahren in Österreich, im Frühjahr und Herbst Faulenzen auf Mallorca, im Sommer Natur pur auf dem Landsitz in Niederforsbach bei Aachen. Auf dem grosszügigen Grundstück tummeln sich Gänse, Hühner, Schafe, Ziegen und sonstiges Kleingetier. Die Leitung seines Betriebs für Metallbau-Konstruktionstechnik hat er 2001 an seinen 33-jährigen Sohn übergeben: «Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet und nie richtig Urlaub gemacht. Es war einfach an der Zeit, mehr Wert auf Lebensqualität zu legen.» Dabei achtet er weiterhin auf Fitness und Gesundheit, ist ständig in Bewegung, spielt Fussball bei den Senioren von Alemania Aachen und neuerdings auch noch Golf. Stolz vermeldet er: «Mein Kampfgewicht beträgt immer noch 69 Kilo – wie zu besten Porsche-Zeiten.» Flotter Radler: Schornstein 1979 Flotter Rentner: Schornstein heute DRM Hockenheim 1982: Schornstein im farbenfrohen Joest-Porsche 935 Seegers, Heinz (MSa 10/2003) Der scharfe Hund einz Seegers sorgte 40 Jahre lang als H Technischer Kommissar bei Rallyes und Rennen für die buchstabengetreue Einhal- 179 tung der Regelwerke – und nicht selten auch für Wirbel und Endlos-Diskussionen. Vor allem die Rallye-Zunft bekam regelmässig Bauchweh, wenn der ehemalige Marine-Offizier die Technische Abnahme leitete. Da blieben auch schon mal Autos einfach stehen, weil man sich über Detailfragen nicht einig werden konnte. Der kleine Mann (Markenzeichen: stramme Haltung, militanter Auftritt) liess sich auch von grossen Namen nicht einschüchtern. Dabei biss er sich gerne an Kleinigkeiten fest und trieb die Betroffenen mitunter bis an den Rand der Verzweiflung. Galten bei den Rallyes vorzugsweise Art und Anbringung von Zusatzlampen als sein Lieblingsthema, fahndete er bei Rundstreckenrennen mit Vorliebe nach strittigen Distanzscheiben und sonstigen Grauzonen. Gelegentlich gipfelte der Zorn auf den gestrengen Diplom-Ingenieur gar in wüsten Drohungen. «Wenn ich Sie mal auf der Strasse finde», liess ihn etwa die wütende Frau eines Wettbewerbers wissen, «dann überfahre ich Sie, ohne mit der Wimper zu zucken.» Aber das hielt den Hüter korrekter Technik keineswegs davon ab, seinen strengen Kurs unverdrossen beizubehalten. «Der Mann war schon ein scharfer Hund und trieb uns oft bis zum Wahnsinn», erinnert sich Rallye-Profi Peter Linzen an hochdramatische Abnahme-Szenen, «aber er lag meistens richtig. Wer pampig wurde, hatte ganz schlechte Karten. Mit Diplomatie und Höflichkeit kam man mit ihm noch am besten zurecht.» Der mittlerweile fast 78-Jährige erfreut sich bester Gesundheit, treibt regelmässig Sport und geht oft zum Segeln. Mit Ehefrau Gisela (40 Jahre verheiratet, der 38jährige Sohn hat eine eigene Zahnklinik) lebt Seegers in Hannover. Offiziell als Pensionär, tatsächlich jedoch noch genauso umtriebig wie eh und je. Gleich nach seiner Pensionierung 1990 eröffnete er ein Ingenieurbüro, wurde Industrie-Berater, half dem ADAC als TK der Formel-BMW-Junior und überwachte kürzlich die Volkswagen-Weltrekordfahrten mit dem W12. Zudem kümmert er sich um die Ausbildung junger TK-Anwärter nach dem Motto: «Je gewissenhafter die Abnahme vor der Veranstaltung, desto weniger Proteste und Ärger gibt es danach.» Sollte es im Leben des Heinz Seegers wirklich mal ein bisschen ruhiger zugehen, träumt er von einer Kreuzfahrt rund um die Welt. Aber das kann noch dauern … 1956: Ingenieur mit Inbrunst 2003: Pensionär mit Power Da zitterten die Schlawiner: Seegers 1967 bei der «Harz-Winter-Fahrt» Singer, Norbert (MSa 23/2003) 180 Porsche forever orbert Singer ist einer der letzten MoN hikaner aus Porsches Rennsport-Glanzzeiten der 70er-, 80er- und 90er-Jahre. Seine alten Weggefährten Helmut Bott und Huschke von Hanstein leben nicht mehr, Peter Falk, Hans Mezger und andere sind schon pensioniert. Und auch der Renningenieur mit Halbbrille als Markenzeichen wird Ende nächsten Jahres mit 65 in den Ruhestand gehen. Im beruflichen Leben des engagierten Diplomingenieurs gab es nichts anderes als Porsche, Porsche und nochmals Porsche. Er hat alle 16 Le-Mans-Siege der Stuttgarter miterlebt – den ersten 1970 mit dem 917 genauso wie den letzten 1998 mit dem GT1. Als «schönstes Erlebnis überhaupt» gilt für ihn der grandiose Dreifachsieg des nagelneuen 956 gleich beim ersten LeMans-Antritt 1982. Der 956 und das Nachfolgemodell 962 gehörten ebenso zu seinen Lieblingsautos wie der 2-Liter-«BabyPorsche 935» von ’77. Als grösste Enttäuschung nennt er das werkseigene IndyProjekt, das letztlich politischen Querelen im eigenen Haus zum Opfer fiel. Von den zahlreichen Werkspiloten beeindruckten ihn besonders die unvergessenen Bob Wollek und Stefan Bellof. «Bob war ein zäher Arbeiter am Auto, Stefan ein begnadetes Fahrtalent vom anderen Stern. Ihr Tod hat bei uns allen tiefe Wunden hinterlassen.» Seit Porsche keinen Werkssport mehr betreibt, findet man Singer nur noch an der Rennstrecke, wenn private PorscheTeams ihn anfordern. Dort sind sein Rat, sein Wissen und seine strategischen Tricks nach wie vor gefragt – vor allem in Le Mans. Offiziell ist er bei Porsche noch immer «Leiter für Werkssport und Einsätze». Obwohl er notgedrungen die meiste Zeit im Büro verbringt, bleibt er immer auf Ballhöhe mit dem aktuellen Rennsportgeschehen. So sind Formel 1, ALMS und FIA-GTSerie für ihn an den Wochenenden Pflichtsendungen im TV. Und wenn er mal persönlich an der Piste aufkreuzt, gibt’s meist ein fröhliches Wiedersehen mit Freunden aus früheren Jahren. «Die kommen dann aus allen Ecken und sagen Hallo.» Zusammen mit seiner Familie (bestehend aus Gattin Doris, Sohn Andy, 22, und Tochter Conny, 18) lebt Singer in Vaihingen. Gesundheitlich bewegt er sich «bis auf ein Zwicken im Kreuz» auf der Sonnenseite. Zu seinen Hobbys Fotografie, Filmen und Garten soll nach der Pensionierung ein weiteres kommen: «Dann will ich mein Rennarchiv mit mehreren tausend Fotos sichten und ordnen.» Da wäre wohl jeder echte Porsche-Fan gerne dabei. Le-Mans-Experte: Singer 1973 Der Ruhestand naht: Singer 2003 Die Väter des Erfolgs: Bischof, Singer, Bott und Falk 1983 in Le Mans Steckkönig, Günter (MSa 44/2003) Flotter Ingenieur ünter Steckkönig verstand die Welt G nicht mehr, als ihn sein damaliger Boss Ferdinand Piëch nach einem gewonnenen 181 Rennen anknurrte: «Gute Rennfahrer kann ich überall kaufen, gute Techniker nicht. Sie sollten sich mehr um ihren Job kümmern.» Tatsächlich sah es der Porsche-Chef nie gerne, wenn seine Ingenieure nebenbei Rennen fuhren. «Das betraf mich genauso wie Herbert Linge», erinnert sich der Fahrwerks-Entwickler aus der Weissacher Rennabteilung. «Statt Gratulationen gab’s regelmässig was auf den Deckel.» Dabei machte Steckkönig aus der Not eine Tugend und fuhr immer dann bei anderen mit, wenn’s nichts kostete. Eigene Mittel hatte der ebenso schnelle wie talentierte Renningenieur nicht anzubieten – seine Mitgift war sein technisches Wissen. So gab es kaum ein Porsche-Modell, das der Schwabe nicht im Renntempo bewegt hätte – und wenn es nur auf der Teststrecke in Weissach war. Zwischen 1963 und 1988 startete er bei nahezu allen Klassikern: Le Mans, Daytona, Sebring, Targa Florio. Sein Lieblingsauto war der Porsche 908/3. Die erfolgreiche Karriere endete erst, als ohne Geld selbst bei den Kundenteams nichts mehr ging. Noch dicker kam’s ’92, als es Porsche wirtschaftlich nicht gut ging. Zusammen mit 70 Kollegen musste sich Steckkönig nach 35 Porsche-Jahren notgedrungen in den Vorruhestand verabschieden. «Das war der traurigste Moment in meinem PorscheLeben, als wir zum letzten Mal durch das Werkstor in Weissach gingen.» Die freie Zeit wurde rasch mit neuen Aktivitäten belegt. Er fand Gefallen am Segelfliegen (Ultraleicht-Motorsegler), intensivierte sein Fitnessprogramm (Rennrad, Mountainbike) und frönte seiner Leidenschaft für Jazz, in dem er alle erreichbaren Konzerte besucht. Ausserdem ist er noch immer ein gefragter Instruktor bei Fahrsicherheitslehrgängen, wo er sein Wissen als Fahrer und Techniker an die Porsche-Kunden weitergibt. Wie sein Ex-Mitstreiter Norbert Singer lebt Steckkönig mit Ehefrau Ellen (seit 1965 verheiratet, zwei Töchter, 35, 31) in Vaihingen/Enz. Der mittlerweile 67-Jährige ist nach wie vor Racing-Fan, schaut gerne Formel 1 und DTM im Fernsehen und hält regen Kontakt mit alten Wegbegleitern wie Herbert Linge, Roland Asch, PaulErnst Strähle oder Dunlop-Renndienstmann Gerd Knospe. Stolz berichtet Steckkönig von seinem neuesten Hobby: «Statt Powerslide mit dem Auto mach’ ich jetzt Powerwalking mit meiner Frau. Das ist auch Competition und hält obendrein fit.» Haar ja, Bart nein: Steckkönig ’73 Bart ja, Haar nein: Steckkönig ’03 84-h-Ring-Marathon 1970: Porsche-914-Dreifachsieg mit Steckkönig (2) Steinmetz, Klaus (MSa 30/2003) 182 Der Italien-Fan laus A. Steinmetz kann auf eine bewegK te Motorsportkarriere zurückblicken. Der gelernte Diplomingenieur erlebte die 60er-Jahre bei Abarth und BMW als Pilot, Rennleiter und Technikchef in Personalunion. An die 100 Siege in Sport- und Tourenwagen fuhr Steinmetz am Berg und auf der Rundstrecke zusammen. Den Tourenwagen-EM-Titel verpasste er im 1000erAbarth nur, weil er sich an die Stallregie zugunsten von Giancarlo Baghetti hielt. Dann wurde Opel für ihn zum Dreh- und Angelpunkt, das Unternehmen «Steinmetz Opel Tuning» zum Mekka für Kadett-, Ascona-, Commodore- und GT-1900-Fans. Auch auf der Piste verschaffte sich der Opel-Tuner mit eigenem Rennstall Akzeptanz. Das jähe Ende für den Tuningbetrieb kam im Gefolge der Benzinkrise von 1973: Viele Tuning-Unternehmen gerieten damals ins Trudeln, darunter auch Steinmetz. Erst 1993 wurde der Name SteinmetzOpel von der Aachener Kohl-Gruppe wiederbelebt, allerdings ohne den Gründervater, der sich Mitte der 70er neu orientiert hatte. Die wichtigsten Stationen: Eröffnung eines Ingenieurbüros für Industrieanlagen, Sportdirektor bei Alfa Romeo Deutschland und Leiter der Alfasud-Cups, DMV-Sportpräsident, Mitglied der ONSSportkommission, FIA-Delegierter für Rennstrecken- und Fahrzeugsicherheit. Die DTM bot ihm als ITR-Vize und Alfa-Koordinator zwischen 1993 und 1996 die letzte sportliche Bühne. Heute lebt der Italien-Fan, der fliessend Italienisch und Englisch sowie ordentlich Französisch spricht, in Bietigheim bei Stuttgart und ist Vorsitzender der «Interessengemeinschaft Fördertechnik AG». «Eigentlich wollte ich mit 65 Schluss machen, aber das ist mir leider nicht gelungen», sagt der geschiedene Familienvater (zweimal je 20 Jahre verheiratet, zwei Söhne, 42/40, zwei Töchter, 26/17). Bis auf ein Augenleiden (das ihn schon seit Abarth-Zeiten begleitet) und die eingeschränkte Beweglichkeit der linken Hand (die ihm bei einem Verkehrsunfall 1993 halb abgerissen und wieder angenäht wurde) geht es dem jetzt 68-Jährigen gesundheitlich «ganz ordentlich». Was motorsportlich interessiert, sieht er sich im TV an. F1 und V8STAR hat er zu Pflichtsendungen erhoben, der neuen DTM stand er lange skeptisch gegenüber: «Aber seit dem Wahnsinnsrennen letztes Jahr am A1-Ring habe ich meine DTM-Einstellung in den positiven Bereich verschoben.» Für die Zeit seines Ruhestands hofft er, «das Meer mal vor mir zu sehen, und wenns irgendwie geht, in Italien». Abarths Multitalent: Steinmetz ’65 «Wahl-Italiener»: Steinmetz 2003 Flugplatz Ulm 1967: Steinmetz im legendären BMW-«Monti»-Sportwagen Stureson, Per (MSa 08/2003) Stiller Schwede Stureson gehörte zu den prägenden PstiegerFiguren der frühen DTM-Jahre. 1985 der Inhaber eines Malerbetriebs mit 183 einem Volvo 240 Turbo des IPS Teams in die deutsche Parade-Rennserie ein und gewann auf Anhieb den Titel. Teamchef war jener Ingmar Persson, der in der aktuellen DTM für Mercedes drei CLK einsetzt. Der still und unauffällig agierende Schwede chauffierte den schweren Volvo souverän durch die Saison. Zwar machten ihm seine härtesten Konkurrenten – Olaf Manthey im Rover V8 und Harald Grohs im BMW 635 CSi – das Leben nach Kräften schwer, aber letztlich setzten sich Turbo-Power und schwedische Nervenstärke durch. Die beiden folgenden Volvo-Jahre brachten dann nur noch die DTM-Ränge 4 und 6, «was für mich eine Riesenenttäuschung war, denn als Titelverteidiger hätte ich einfach besser sein müssen». Der Frust wurde noch gesteigert durch eine verkorkste Mercedes-Saison, die Stureson zum Anlass nahm, seine Rennkarriere 1988 nach insgesamt 16 Jahren zu beenden. In den DTM-Bestenlisten verewigte sich der schwedische Schweiger mit 350 Punkten, 209 Führungskilometern, zwei Siegen und vier Poles. Sohnemann Johan, mit 10 Jahren schon Kart-Meister, sorgte dafür, dass der Vater eine neue Aufgabe an der Rennstrecke bekam. Als Betreuer und Berater seines Juniors erlebte der Ex-Champion, wie Johan zum Frontrunner in der Formel BMW und der Deutschen Formel-3-Meisterschaft wurde. Für dieses Jahr nimmt Stureson jr., inzwischen 29, mit Seat das schwedische Tourenwagen-Championat ins Visier. Und der Herr Papa, Vorsitzender der schwedischen Malermeister-Innung, kann es auch noch nicht so richtig lassen. «Nur so zum Spass» startet er gelegentlich mit einem Renault-Spider oder einem Porsche 968 bei diversen Langstreckenrennen im Heimatland. Im März wird Per Stureson 55, ist seit 33 Jahren verheiratet mit Anita und hat neben Johan noch eine 27-jährige Tochter, die ihren Sport vorzugsweise auf dem Rücken der Pferde ausübt. Über Satellit sieht er sich zu Hause jedes DTM-Rennen an, dazu natürlich die Formel 1 und ein paar andere PS-Leckerbissen. Mit seinen früheren DTM-Weggefährten Ingmar Persson und Roland Asch hat er noch heute regelmässig Kontakt. Schon jetzt freut er sich auf das nächste «Hallo wie geht’s»-Klassentreffen am 6. Dezember anlässlich der Motorshow Essen, «weil das die einzige Möglichkeit ist, viele alte Freunde wieder zu sehen». Schneller Amateur: Stureson 1979 Noch heute ein DTM-Fan: Stureson Schweden-Hammer: Per Stureson im Volvo 240 Turbo 1986 auf der Avus Teves, Thomas (MSa 49/2003) 184 Kekes Teamkollege homas Teves lässt keinen Zweifel daran, Tmeisten was ihm in seinen zehn Rennjahren den Spass gebracht hat: Die Saison 1975 mit Keke Rosberg und Poldi von Bayern in der Formel Super VW. Im Team des Sylter Boutiquen-Königs Uwe Jürdens («Uwe’s Mode Racing») genossen die drei Kumpels in jenem Jahr nicht nur die ProfiUnterstützung des Kaimann-Chefs Kurt Bergmann, sondern liessen es auf und neben der Piste auch richtig krachen. «Keke war noch der Vernünftigste von uns», erinnert sich Teves feixend. «Poldi und ich waren mehr für den Blödsinn zuständig.» Die Rollenverteilung führte zwangsläufig dazu, dass Teamleader Rosberg meistens siegte und auch den Titel des deutschen Super-VW-Meisters einfuhr. Der Enkel des Gründers der TevesFirmengruppe (u.a. Ate Bremsen, 1968 verkauft an ITT, jetzt Continental-Teves) hatte seine Laufbahn als Hobby-Rennfahrer zusammen mit Prinz Poldi 1965 im Mini-Cooper-Team von Don Wooding begonnen. Weil der schnauzbärtige Hesse ziemlich flott unterwegs war, durfte er als damals jüngster Lizenzfahrer Deutschlands mit 18 Jahren schon einen WerksBMW bei der Rallye Monte Carlo steuern. Aber seine Liebe gehörte eindeutig den Flugplatzrennen, wo er in Minis, Alfas und Porsches wüste Drifts zelebrierte. Eindeutig gehörte die Frohnatur zur Kategorie der Spass-Piloten. Als aber der erste Familienzuwachs kam, war Schluss mit Racing – mit Ablauf des Super-VW-Jahrs 1975 beendete Teves seine motorsportlichen Exzesse. Die wilde Zeit im Rennauto ist genauso Vergangenheit wie die häufigen Wohnungswechsel. Nach Bad Homburg, Sylt, Hamburg und München hat der mittlerweile 56-jährige Diplom-Ingenieur zusammen mit seiner Frau Karin im Taunusstädtchen Friedrichsdorf seine endgültige Heimat gefunden. Die drei erwachsenen Kinder (zwei Söhne, 27/25, eine Tochter, 21) stecken noch im Studium. Golfen und Radfahren sind zwar die neuen Hobbys des Familienvorstands, aber der Motorsport ist noch immer ein Thema. So verbindet ihn mit Poldi und Keke nach wie vor eine enge Freundschaft, man sieht sich regelmässig. Und wenn er mal die DTM besucht, steuert er zielstrebig das Rosberg-Motorhome an. Die Karriere von Kekes Sohn Nico fasziniert ihn. «Der Bursche ist so gut wie sein alter Herr damals», glaubt Teves, «genau das gleiche Kaliber.» Dass es nicht mehr so locker und lustig wie vor 30 Jahren zugeht, hat auch Kekes alter Gefährte erkannt. «Gerade deshalb sind wir froh, diese wunderbare Zeit erlebt zu haben.» Fahrer: Teves 1975 im Kaimann Fan: Teves 2003 bei der DTM Frühliches Super-VW-Trio: Die Kaimann-Asse Teves, Rosberg und Poldi 1975 von Bayern, Leopold Prinz (MSa 26/2003) «Prinz Vollgas» eopold Prinz von Bayern, von den RennLnannt, Kumpanen kurz und respektlos Poldi gehat sein schnelles Hobby immerhin 185 35 Jahre lang ziemlich konsequent und erfolgreich betrieben. Die Begeisterung der königlichen Familie hielt sich zwar in Grenzen, aber der Vollgas-Prinz zog sein Ding durch. Nach wilden Jahren im Mini Cooper S in den 60er- und der Formel Super VW in den 70er-Jahren fand Poldi seine dauerhafte Heimat als Profi bei BMW. Als er sich mit 55 anlässlich des STWLaufs im Oktober 1998 am Nürburgring als Rennfahrer verabschiedete, hatte er rund 25 BMW-Jahre in allen möglichen Rennserien auf dem Buckel. Für die Weiss-Blauen fuhr er alles, was wichtig war und gute PR brachte: DRM mit dem Gruppe-5-320, DRT mit dem M1, DTM mit dem M3, japanische und deutsche STW mit dem 320i. Dramatische Zwischenfälle gab es kaum – nur zweimal hat’s ihn arg gebeutelt. Beim Bergrennen Zotzenbach flog er samt Mini Cooper «in den ersten Stock eines Apfelbaums». Und 1994 bei den 24 Stunden am Nürburgring überholte er des Nachts, in Führung liegend, Jockel Winkelhocks BMW im freien Flug über dessen Dach und riss dem Schwaben dabei sogar die Scheibenwischer ab. Poldis M3 war platt, der Chauffeur verletzt im Adenauer Spital. «Aber am schlimmsten war», jammert er, «dass es mir beim Anprall meine goldene Rolex vom Arm gerissen hat und das teure Teil nie mehr aufgetaucht ist.» Was das bayerische Blaublut sonst noch so alles erlebt und angestellt hat, ist in seinem Bestseller «Ein Prinz erzählt» nachzulesen. Am Samstag, den 21. Juni, feiert Prinz Poldi seinen 60. Geburtstag. Seitdem Schluss ist mit der professionellen Rennerei, sehen ihn seine Gemahlin Uschi (die er 1977 geheiratet hat), seine beiden Söhne Manuel (30) und Constantin (16) sowie die Töchter Pilar (25) und Felipa (22) auch öfter mal zu Hause in Berg am Starnberger See. Fad wird’s ihm trotzdem nie: Für BMW ist Poldi als Botschafter unterwegs, in gleicher Mission repräsentiert er die Deutsche Bank und Löwenbräu. Zu ein paar Oldtimer-Events reicht die Zeit auch noch, darunter die Mille Miglia als jährliches Pflichtprogramm (diesmal im BMW 328 mit Carl Gustav von Schweden als Co). Im Übrigen dürfte sein jüngster Spross dafür sorgen, dass der Rennsport im Hause des Bayern-Prinzen ein Thema bleibt: «Der Constantin», erzählt Poldi stolz , «ist sehr talentiert und lässt es im Kart richtig krachen. Ich hoffe, er wird auch mal BMWWerkspilot.» Au weia: Poldi ’73 im Hippie-Look «Ein Prinz erzählt»: Poldi 2003 Das erklärte Lieblingsauto seiner Königlichen Hoheit: Poldi 1982 im M1 von Gundlach, Horst (MSa 11/2003) 186 Mr. Unverwüstlich orst von Gundlach, engagierter RennH und Rallyefahrer aus Essen und zwischen 1953 und 1965 neunmal Sieger der Rallye Wiesbaden, hat auf seine Art deutsche Rennsport-Historie geschrieben. Der erfolgreiche Mercedes-300-SL-Pilot bescherte dem Zeitschriftenmarkt ab März 1961 mit dem Titel «Automobilsport» das erste Fachblatt in Deutschland. Zusammen mit seiner ebenfalls rallyefahrenden Ehefrau Ursula stand der adelige Sportsmann der Monatspublikation als Finanzier, Verleger, Herausgeber, Anzeigenakquisiteur und Chefredakteur in Personalunion vor. Mitstreiter der ersten Stunde waren überdies der Essener HobbyRennfahrer Friedhelm Slowik und ein begeisterter Jung-Journalist. Der Verkaufspreis betrug eine Mark, Umfang und Anzeigenaufkommen waren dünn, Papier- und Fotoqualität dürftig. Egal: Deutschland hatte seine Fachzeitschrift. Obwohl das Blatt von der Fangemeinde gierig verschlungen wurde, standen die Erträge von Anfang an in krassem Missverhältnis zu den Kosten. Trotzdem hielt Initiator von Gundlach solange tapfer durch, bis der Titel 1967 vom DoblerVerlag übernommen und mit dem Fachblatt «Rallye und Racing» verschmolzen wurde. In voller Schärfe entbrannte nun auch die Kiosk-Schlacht mit dem MOTORSPORT-aktuell-Vorläufer «Powerslide» um die Gunst der Leser. Die Trennung von «seinem Blatt» war für den Essener Pionier zwar schmerzhaft, aber viel schlimmer hatte ihn zuvor der Unfalltod seiner Frau getroffen. Trotzdem blieb er dem Sport als gefragter Instruktor und Referent treu. Der Nürburgring wurde für ihn zur zweiten Heimat – hier feierte er seinen 80. Geburtstag, und hier wird der unverwüstliche Rennsportfan in ein paar Wochen auch den 90. begehen. Neben vielfältigen Engagements rund um den Rennsport arbeitete von Gundlach bis zu seiner Pensionierung vor 15 Jahren als Automobilkaufmann im Essener VWund Audi-Zentrum Schultz. Bis vor kurzem hat er sogar noch für seinen alten Arbeitgeber Autos überführt und ausgeliefert – quasi als Beschäftigungstherapie. Der rüstige Rentner lebt seit dem Tod seiner Frau alleine. Nachdem sich eine neue Herzdame kurz nach der Hochzeit als stramme Lesbierin outete, schmiss er sie raus und beschloss, sein Leben fortan ohne weiblichen Beistand zu verbringen. Jetzt hat von Gundlach nur zwei Wünsche: «Gesund bleiben und möglichst viele ‹Hallo, wie geht’s?Klassentreffen› erleben.» Presse-Pionier: von Gundlach ’62 Erstes Fachblatt: Automobilsport Freut sich auf möglichst viele «Klassentreffen»: Horst von Gundlach (90) von Hohenzollern, Ferfried Prinz (MSa 48/2003) Prinz Vollgas II erfried Prinz von Hohenzollern, von Fnannt, seinen Freunden kurzerhand «Pfaff» gewar neben Leopold Prinz «Poldi» 187 von Bayern der zweite Vertreter des deutschen Hochadels im Rennsport. Wie Poldi begann auch Blaublutkollege Ferfried Mitte der 60er-Jahre mit seinen Umtrieben am Steuer von vorzugsweise BMW- und Porsche-Rennautos. Überhaupt haben die zwei Vollgas-Prinzen diverse Gemeinsamkeiten: Zum Beispiel das gleiche Geburtshaus in Umkirch bei Freiburg, eine gute Portion Fahrtalent, der ausgeprägte Hang zum Blödeln und eine ziemlich lockere Einstellung zu ihrem Sport. Wenn so ein Spassvogel dann auch noch mit einem Urviech wie dem Österreicher Gerold Pankl eine Fahrerpaarung im Werks-Alpina BMW 2002 bildet, kann der Teamchef eigentlich nur noch resignieren und dem Unheil freien Lauf lassen. Genau das hat AlpinaChef Bovensiepen damals gemacht. Und siehe da – die Spasstruppe gewann 1971 die zweite Auflage der 24 Stunden am Nürburgring. «Was doch ein ziemlich klarer Beweis dafür ist», so der schnelle Prinz, «dass hochgradiger Blödsinn den Erfolg nicht unbedingt ausschliesst.» Und davon hat der Hohenzollern-Spross in seiner relativ kurzen Laufbahn erstaunlich viel eingefahren, insgesamt rund 50 Siege. Am wohlsten fühlte er sich auf Flugplätzen und in Hockenheim, wo er auch den grössten Teil seiner Siege erkämpfte. Zugunsten von Studium und Beruf verabschiedete sich der Münchner 1972 für immer aus der Rennsport-Szene. Seit 13 Jahren lebt der gelernte Jurist in Berlin. Dort hat er 1999 zum dritten Mal geheiratet (seine erste Frau Angela lief zu Schauspieler-Freund Fritz Wepper über) und sich im Event-Marketing eine neue berufliche Existenz geschaffen. Seine vier erwachsenen Kinder (drei Töchter, ein Sohn) haben ihn schon zum zweifachen Grossvater gemacht. Seine Frau Maja (32) hält ihn ordentlich auf Trab und lässt den Prinzen vergessen, dass er im Frühjahr 2004 schon 61 wird. Trotz neuer Hobbys (Golfen und Kochen) ist die Rennerei nach wie vor ein Thema, wenn auch nur noch vor dem Fernseher. Dort nimmt der Hausherr immer Platz, wenn Formel 1 und NASCAR zur Aufführung kommen. «Leider», bedauert er, «gibt es kaum noch Kontakt zu den Rennkumpanen von früher.» Deshalb kann er es auch kaum abwarten, wenn sich die alte Garde am 6. Dezember zum Dunlop-MSa-Happening in Essen trifft. «Ich werde da sein», verspricht der Prinz, «und wenn ich auf allen vieren dorthin kriechen muss.» Racing & Fun: von Hohenzollern 1971 Kochen & Golf: von Hohenzollern 2003 Triumph bei den 24 h Nürburgring: Hohenzollern/Pankl 1971 im Alpina-BMW von Kahlen, Sigismund (MSa 36/2003) 188 Der Sportpolitiker igismund von Kahlen prägte 34 Jahre Sschen lang als Lenker und Denker den deutAutomobilsport. In die Amtszeit des ehemaligen Geschäftsführers der Frankfurter ONS/DMSB-Zentrale fielen Aufbau und Realisierung so erfolgreicher Projekte wie Deutsche Rennsport-Meisterschaft (DRM), Olympia-Rallye, Formel-3-DM, RettungsStaffel, ONS-Nachwuchsförderung, DTM oder die Modernisierung der angestaubten Meisterehrung. Seit vier Jahren lebt der 67-Jährige im Ruhestand und verfolgt das nationale Renngeschehen aus seinem Heimatstädtchen Auringen bei Wiesbaden via Fernseher und Printmedien. Dabei ist ihm der klare Blick für die Realitäten als Pensionär keineswegs abhanden gekommen. «Meinen Nachfolger beim DMSB beneide ich derzeit nicht unbedingt», gesteht von Kahlen. «Der Motorsport befindet sich mal wieder in schwierigem Fahrwasser. Bis auf die DTM kränkeln fast alle deutschen Rennserien.» Die Gründe für den Teilnehmer- und Zuschauerschwund sieht der frühere Sportpolitiker in der desolaten Wirtschaftslage, in Sparzwängen bei Industrie, Sponsoren und zahlendem Publikum und daraus resultierender Geldnot der Veranstalter. «Ein gefährlicher Teufelskreis, der uns wohl noch lange zu schaffen machen wird.» Der CDU-Mann hat während des Ruhestands seine kommunalpolitischen Ambitionen wieder reaktiviert. Als CDU-Vorsitzender und ehemaliger Bürgermeister von Auringen steht er jetzt seinem Sohn Alexander (29) mit Rat und Tat zur Seite. Denn der Junior ist seit zwei Jahren ebenfalls Ortsvorsteher der 3000-Seelen-Gemeinde. Ehefrau Gerti, die ihren Sigismund 1970 als ONS-Sekretärin schätzen und lieben lernte, wechselte nach der Hochzeit sinnvollerweise den Arbeitgeber und ist seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert Geschäftsstellenleiterin bei der Polizeigewerkschaft GdP. Sorgen macht nur die Gesundheit des Familienoberhaupts, der sich, kaum pensioniert, einer Bypass-Operation an der Halsschlagader und kurz darauf einer hochdramatischen Not-Operation (perforierte Aorta in der Bauchhöhle) unterziehen musste. «Das war ziemlich knapp, um ein Haar hätte mich der Sensenmann geschnappt.» Inzwischen blickt von Kahlen mit neuem Mut in die Zukunft. Traurig stimmt ihn indes die Tatsache, dass sich aus der DMSBZentrale seit Jahren keiner mehr meldet. Und Einladungen zur alljährlichen Meisterehrung erreichen ihn auch nicht mehr – ein wahrlich schwaches Bild. Sportpolitiker: von Kahlen 1966 CDU-Politiker: von Kahlen 2002 Kontakt zur Basis: von Kahlen (2.v.l.) 1966 mit Weber, Schütz, Glemser Wallrabenstein, Günther (MSa 05/2003) Der Bananenbieger ünther Wallrabenstein kann mit Recht G behaupten, die schönsten und unbeschwertesten Jahre des Rallyesports mit- 189 erlebt zu haben. Zusammen mit seinen CoPiloten Exner, Stock, Herborn und Säckel erschreckte der Limburger Geschäftsmann Deutschlands und Europas Rallye-Elite zwischen 1960 und 1970 vorzugsweise in Porsche Carrera und 911ern. Zwischendurch gab es auch Abstecher ins BMWWerksteam und zu Oettinger-VW. Die Ausbeute dieser zehn Jahre konnte sich sehen lassen: Deutscher GT-Meister 1962, Mitropa-Cup-Champion. Monte-Carlo-Klassensieger im VW-Käfer, dreimal Gesamtsieger der Semperit-Rallye und zweimal Gewinner der berüchtigten österreichischen Alpenfahrt. Obwohl Wallrabenstein vom damaligen BMW-Sportchef Helmut Bein sogar ins Rallye-Werksteam berufen wurde und dort auch seine Karriere beendete, galt seine grosse Liebe stets der Marke Porsche. So holte er sich den grössten Teil der rund 100 Siege am Steuer seiner insgesamt fünf 911 und drei Carrera. Über ein ärgerliches Missgeschick lamentiert der Hesse allerdings noch heute: Bei der Rallye Genf zerlegte er auf der Mont-Blanc-Prüfung den bildschönen 904 GTS, mit dem Böhringer/ Wütherich bei der denkwürdigen Rallye Monte Carlo 1965 im Tiefschnee sensationell auf den zweiten Rang gefahren waren. Auch Berg- und Flugplatzrennen nahm der «Bananenbieger» (so sein Branchenspitzname) mit Begeisterung und Erfolg in Angriff. Besonders wohl fühlte sich der Chef eines der grössten Bananen-ReifereiBetriebes Deutschlands auf der Nürburgring-Nordschleife. «Das ist was für richtige Männer, nix für Weicheier.» Inzwischen hat sich Familienmensch Wallrabenstein, seit über 40 Jahren verheiratet, zwei erwachsene Töchter, zwei Enkelkinder, längst der Fliegerei verschrieben. Regelmässig geht er mit seiner grüngelb lackierten «Beach Bonanza» in die Luft. Und von Ruhestand noch keine Spur – noch immer leitet der heute 70-Jährige gemeinsam mit seinem Bruder die Geschäfte (pro Woche reifen in seinem Betrieb bis zu 300 Tonnen grün angelieferte Bananen aus Mittel- und Südamerika). Kontakt zum Rennsportgeschehen hält er über die Giessener Rallye-Clique und den ehemaligen Dunlop-Renndienstchef Gerhard Weber. Neben der Fliegerei ist die Börse übrigens sein zweites grosses Hobby. Beinahe triumphierend stellt der alte Schlaufuchs klar: «Mein Aktiendepot hab’ ich noch rechtzeitig geleert, bevor die grosse Talfahrt begann.» 1967: Erfolg in Rallyes und Rennen 2003: Erfolg in Bananen und Börse Porsche über alles: Wallrabenstein (r.) 1963 mit dem 1600er-Carrera Werner, Michael (MSa 40/2003) 190 Das ewige Talent ichael Werner hat nie seine EnttäuM schung darüber verheimlicht, dass er im Rallyesport gerne weiter vorgekommen wäre. Sein Pech war, dass bei Ford Köln stets mit schmalem Budget und kaum siegfähigen Autos operiert wurde. Sein Glück, dass es unter den Sportchefs Mike Kranefuss und Lothar Pinske in den 70er- und 80er-Jahren überhaupt Rallyeprogramme gab. Anfangs diente Werner als Copilot, danach prügelte er 13 Jahre als «ewiges Talent» fast die ganze Ford-Palette über Stock und Stein. «Nur der Transit blieb mir erspart», merkt er sarkastisch an. Seine Copiloten mussten nervenstarke Typen sein, schon allein wegen der zahlreichen Landungen im Abseits. «Aber ich habe weniger Autos platt gemacht als Ari Vatanen», stellt Werner klar. Vier Beifahrer wiesen ihm den Weg, darunter Arwed Fischer, der unvergessene Egon Meurer und Rechtsanwalt Matthias Feltz. Letzterer erzählt noch heute respektvoll von Werners akrobatischen Künsten mit dem schwergewichtigen Taunus 3.0 S, auf dessen Dach mal aus Jux ein Taxischild prangte. «Mein Gemütszustand schwankte meistens zwischen Entsetzen und Gottesfurcht», so Feltz. «Gelegentlich war ich mir nicht sicher, ob ich meine Kanzlei noch mal lebend sehen würde.» Immerhin gelangen dem Duo mit dem unhandlichen Schlachtschiff verschiedene Gruppen- und Klassensiege. Seine grössten Erfolge feierte Werner mit den EscortTypen RS2000, RSi und RS Turbo, dazu erreichte er die Vizemeisterschaft in der Rallye-Trophäe und Platz 3 in der DM. Im Jahre 1989 beendet der Kaufmannssohn aus dem oberpfälzischen Kemnath seine Rallye-Laufbahn, nachdem sein Vater plötzlich starb und Werner nun die elterliche Druckerei übernehmen musste. Heute kümmert sich der 49-Jährige «als Impressario um alles» in dem kleinen Familienbetrieb, den er komplett umgekrempelt und modernisiert hat. Die knappe Freizeit verbringt er mit seiner Lebensgefährtin Susanne und gelegentlichen Konzertund Theaterbesuchen. Aus Zeitmangel kann er sich pro Saison nur ein bis zwei Rallyes persönlich vor Ort ansehen, für den grossen Rest müssen der Fernseher und MOTORSPORT aktuell herhalten. Ein Gehfehler als Spätfolge eines dreifachen Überschlags im Taunus 3.0 S bei der Rallye Vorderpfalz 1981 erinnert ihn dauerhaft an seine wilden Rallye-Jahre. Aber Michael Werner hadert nicht: «Es gibt nichts zu bereuen, ich habe Ford viel zu verdanken und meine Möglichkeiten genutzt, so gut es eben ging.» Immer voller Einsatz: Werner 1981 Drucken statt Driften: Werner ’03 «Zwischen Entsetzen und Gottesfurcht»: Werner/Feltz ’81 im Taunus 3.0S Winkelhock (folgt seperat)